Während in der Umgangssprache eine „doppelte Verneinung“ die Aussage verstärken soll (z.B. "nicht unerheblich" = also wichtig), bewirkt sie in der Zeugnissprache eine Abwertung. „Doppelte Verneinungen“ führen also nicht zu einer positiven Bewertung. Show
Zum Beispiel:
….dann war dein Verhalten aber offensichtlich auch nicht lobenswert, sonst hätten man es erwähnt. 2. WidersprücheWenn zum Beispiel „Dankes- oder Zukunftswünschen“ fehlen, kann das Arbeitszeugnis trotz einer guten Bewertung deiner Leistung unglaubwürdig erscheinen. Heißt, wenn zum Beispiel am Ende erwähnt wird:
…dann ist das ein positives Zeichen für ein gutes Arbeitsverhältnis. Ist der Wunsch nicht enthalten, ist das eher ein Indiz dafür, dass dein Arbeitsverhältnis wohl nicht so gut war. Hierauf gehe ich später näher ein… und die dritte Technik. 3. Selbstverständlichkeiten bzw. Ausweich-TechnikWenn Selbstverständliches oder Unwichtiges sehr betont wird, fehlte es meistens an anderer Stelle. Du musst also nicht nur darauf achten, WIE deine Leistung beurteilt werden, sondern vor allem WELCHE Leistung drinstehen. Je mehr unwichtige Tätigkeiten auftauchen, desto schlechter das Zeugnis – auch wenn es gut klingt. Zum Beispiel, wenn du als Grafikerin gesagt bekommst:
… dann hast deinen Job nicht nur mies gemacht, sondern auch ohne Kreativität. 4. Reihenfolge:Wenn es zum Beispiel heißt:
Klingt erstmal nicht schlecht, aber weil der Vorgesetzte hierarchisch an erster Stelle stehen sollte, ist das de facto ein Geheimcode für: „Er hatte Probleme mit Autoritäten.“ 5. Beredtes Schweigen“ bzw. LeerstellentechnikHierbei wird auf eine zu erwartende Aussage verzichtet. Zum Beispiel:
Hier fehlen die Vorgesetzten, gegenüber denen das Verhalten also wohl weniger gut war. Oder aber es fehlt an Hinweisen zu deinem Fachwissen, was wiederum auf mangelhafte Kenntnisse schließen lässt. Wer kann schon was mit „Ehrlichkeit“ anfangen. 6. Passive Formulierungen bzw. PassivierungstechnikPassiver Satzbau kann auf die Unselbstständigkeit des Mitarbeiters hindeuten. Jeder Arbeitgeber erwartet von seinen Mitarbeitern ja eine gewisse Eigeninitiative. Wenn nun aber keine aktiven, sondern ausschließlich passive Formulierungen im Zeugnis stehen, bedeutet das, dass du nur auf Anweisung gehandelt hast und ansonsten halt passiv und faul warst. Zum Beispiel:
Du merkst, auch wenn das alles sachlich richtig ist, hört sich das nicht sehr engagiert an. Heißt, aktive Formulierungen zeigen Eigeninitiative, passive Formulierungen dagegen eher Faulheit. Hier ein Beispiel:
Und jetzt nochmal zum Mitschreiben:
Ist dir etwas aufgefallen? Achte immer auf das Wort „stets“ und die Verwendung von Superlativen, also „äußerster“ oder „vollsten“ – diese Indizien sprechen immer für ein sehr gute Bewertung. 1. LeistungsbeurteilungVerschlüsselte Formulierungen: „Er war bei Kunden schnell beliebt.“ ➠ Heißt: Du hast zu viele und zu schnelle Zugeständnisse gemacht. „Sie machte sich mit großem Elan an die ihr übertragenen Aufgaben.“ ➠ Heißt: Du hast die Aufgaben gemacht, aber super chaotisch! „Sie setzte sich im Rahmen ihrer Fähigkeiten ein.“ ➠ Heißt: Du warst offensichtlich komplett unfähig. „Durch ihre Pünktlichkeit war sie ein gutes Beispiel.“ ➠ Heißt: Gute Pünktlichkeit, aber mehr war offensichtlich nicht drin. „Er verstand es, alle Aufgaben erfolgreich zu delegieren.“ ➠ Heißt: Du warst nicht nur faul, sondern hast die Arbeit gekonnt auf Kollegen abgewälzt. „Er zeigte für seine Arbeit Verständnis und Interesse.“ ➠ Heißt: Interesse ja, aber gearbeitet hast du auf jeden Fall nicht. „Sie erledigte alle Aufgaben pflichtbewusst und ordnungsgemäß.“ ➠ Heißt: Du hast nur die Aufgaben gemacht, die man dir gesagt hat – aber ohne Eigeninitiative. „Er hat unseren Erwartungen im Wesentlichen entsprochen.“ ➠ Heißt: Deine Leistungen war schlichtweg mangelhaft. „Er verfügte über Fachwissen und ein gesundes Selbstvertrauen.“ ➠ Heißt: Mangelhaftes Fachwissen hast du mit deiner großen Klappe ausgeglichen. „Sie hat alle Aufgaben zu ihrem und im Interesse der Firma gelöst.“ ➠ Heißt: Du hast gestohlen oder bist durch ein schweres Vergehen aufgefallen. „Er trat sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens engagiert für die Interessen der Kollegen ein.“ ➠ Heißt: Du warst im Betriebsrat tätig oder hast dich gewerkschaftlich engagiert. Wahnsinn oder? Selbst „Tabus“ werden mit diesen Zeugniscodes verschlüsselt. Und jetzt das codierte Notensystem in Bezug auf deine Leistung: Sehr gut:
Gut:
Ausreichend:
Mangelhaft:
Ungenügend:
Autsch, die letzten Formulierungen taten schon beim Zuhören weh. Wie steht es aber um dein Verhalten? 2. VerhaltensbeurteilungZunächst die verschlüsselte FORMULIERUNGEN. Hierfür erwähnt man oftmals, deinen Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen. „Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets zuvorkommend, freundlich und korrekt“ ➠ Heißt: Du warst in jeder Hinsicht eine angenehme Arbeitskraft „Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets freundlich und korrekt“ ➠ Heißt: Du warst eine freundliche und korrekte Arbeitskraft „Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie korrekt“ ➠ Heißt: Du warst korrekt, aber nicht beliebt „Das Verhalten war ohne Tadel“ ➠ Heißt: Nun ja, man freut sich das du weg bist. „Durch seine Geselligkeit trug er zur Verbesserung des Betriebsklimas bei“ ➠ Heißt: Du hast oft getrunken oder warst der Klassenclown. Und was bedeutet das in Hinblick auf das verschlüsselte NOTENSYSTEM?
Es gibt noch einige Zwischensätze, die dir vielleicht unwichtig erscheinen, aber dennoch eine heftige Botschaft in sich tragen. Achte unbedingt auf folgende Sätze: 3. Sonstige Bewertung„Sie war tüchtig und stets in der Lage, ihre Meinung zu vertreten“ ➠ Heißt: Du kannst keinerlei Kritik einstecken. „Wir wünschen ihm alles Gute und Gesundheit“ ➠ Heißt: Du hast mehr Krankmeldungen als erledigte Arbeit abgegeben. Apropos Schlussformulierungen. Es gibt viele wissenschaftliche Studien zu Arbeitszeugnissen, bei denen festgestellt wurde, dass während eines Bewerbungsverfahren insbesondere der Schlussabsatz gelesen wird. 4. SchlussformulierungenSchlusssätze verstärken einen positiven Gesamteindruck – können aber auch ein riesengroßes ABER verursachen und das Vorherige ironisch verzerren. Sie sind freiwillig und per se nicht durch das Gesetz vorgeschrieben. Ein überzeugender Schlussabsatz im Arbeitszeugnis enthält idealerweise diese drei wichtigen Elemente:
Auch hier kommt es wieder auf die Feinheiten an. Zum Beispiel beim Kündigungsgrund: "Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir außerordentlich bedauern." ➠ Heißt: Du warst eine Top-Arbeitskraft. "Er verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir sehr bedauern"➠ Heißt: Man hätte dich gerne behalten "Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch" ➠ Heißt: Du hinterlässt keine größere Lücke "Er verlässt uns in gegenseitigem Einvernehmen" ➠ Heißt: Du wurdest gekündigt bzw. man ist dankbar, dass du gehst Wenn jedoch Bedauern oder Dankes- sowie Zukunftswünsche nicht enthalten sind, sagt das nichts Gutes über deine Arbeitsweise aus. Achte deshalb darauf, dass man dir im Arbeitszeugnis nicht bloß "für den weiteren Lebensweg", sondern "für den weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin Erfolg" wünscht. Wird die Ergänzung "Beruf" weggelassen, deutet das auf eine erfolglose Arbeit hin. Das wird vor allem dann negativ interpretiert, wenn noch zusätzliche Fehler hinzukommen. Deshalb musst du auch hier auf die Reihenfolge achten. Wird an erster Stelle die berufliche Zukunft und erst danach die private genannt, ist die Reihenfolge korrekt. Wenn dagegen erst oder sogar ausschließlich auf die private Zukunft hingewiesen wird – du legst offensichtlich mehr Wert auf ein ausgefülltes Privatleben und "glänzt" am Arbeitsplatz eher mit durchschnittlichen Leistungen. Kurz gesagt, auch Bewertungen von Dankes- und Zukunftswünsche reichen von „sehr gut“ bis „mangelhaft“.
Letzter TippFür Unternehmen ist das Schreiben eines Arbeitszeugnisses mit viel Arbeit verbunden – und eigentlich eine Arbeit “die sich auch nicht mehr lohnt”, weil du das Unternehmen ja verlässt. Deshalb kann es passieren, du das glorreiche Angebot bekommst, dein Zeugnis einfach selbst zu schreiben... Ist das erlaubt? JAEIN! Das Gesetz sieht zwar einen Anspruch des Mitarbeiters gegenüber dem Unternehmen vor. Aber der Arbeitgeber kann nicht einfach einen unterschriftsreifen Zeugnisentwurf von dir verlangen. Umgekehrt ist der Arbeitgeber aber auch nicht verpflichtet, deinem Zeugnisentwurf zu folgen oder sich überhaupt detailliert damit auseinanderzusetzen. Solltest du dennoch in Bedrängnis geraten, dann…
Eigentlich bietet dir das Schreiben deines eigenen Arbeitszeugnisses auch ungeahnte Vorteile. Immerhin beschäftigst du dich noch mal mit all deine Tätigkeiten, Stärken und Schwächen und bist so gewappnet für deine nächsten Jobinterviews. Was bedeutet alles Gute im Arbeitszeugnis?In einem guten Zeugnis dankt der ehemalige Arbeitgeber für die geleistete Arbeit, bedauert das Ausscheiden und wünscht für die Zukunft alles Gute. Auch hier sollten sich gute Bewertungen anschließen, wenn das Arbeitszeugnis gut ist und sehr gute, wenn das Arbeitszeugnis sehr gut ist.
Welche Wörter sollten in einem Arbeitszeugnis nicht stehen?Achten Sie auf inhaltliche Widersprüche und Floskeln, die negativ ausgelegt werden könnten. Doppelte Verneinungen, einschränkende Aussagen, doppeldeutige Sätze – so gut sie auch klingen – können abwertend sein und sollten nicht in Ihrem Zeugnis stehen. „Stets“, „immer“ und „äußerst“ wirken dagegen in der Regel positiv.
Welche Wörter sind gut im Arbeitszeugnis?Arbeitszeugnis Formulierungen: Diese Noten stecken dahinter. Note 1: „stets zur vollsten Zufriedenheit“. Note 2: „zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit“. Note 3: „zur vollen Zufriedenheit“. Note 4: „zur Zufriedenheit“. Note 5: „im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“. Note 6: „hat sich bemüht“. Wie formuliere ich ein sehr gutes Arbeitszeugnis?Arbeitszeugnis Formulierungen: Sehr gut. „Er/Sie erledigte seine/ihre Aufgaben stets selbstständig mit äusserster Sorgfalt und Genauigkeit. ... . „Er/Sie erzielte herausragende Arbeitsergebnisse und zeigte außergewöhnliches Engagement. ... . „Er/Sie hat den Erwartungen in jeder Hinsicht und allerbester Weise entsprochen.. |