Wie lang stand die berliner mauer

Gesamtlänge der Grenze zu West-Berlin:155 kmInnerstädtische Grenze zwischen Ost- und West-Berlin:43 kmGrenze zwischen West-Berlin und der DDR („Außenring“):112 kmGrenzübergänge zwischen Ost- und West-Berlin (Straße/Schiene):8Grenzübergänge zwischen der DDR und West-Berlin (Straße/Schiene):6Beobachtungstürme:302Bunker:20Hundelaufanlagen:259Kraftfahrzeug-Sperrgräben:105,5 kmKontakt- bzw. Signalzäune:127,5 kmKolonnenweg:124,3 km

(Stand 31.07.1989, Lapp/Ritter, Die Grenze, 1997)

Rund 2,7 Mio. Menschen hatten zwischen 1949 und 1961 die DDR und Ost-Berlin verlassen: ein Flüchtlingsstrom, der etwa zur Hälfte aus jungen Leuten unter 25 Jahren bestand und die SED-Führung vor immer größere Schwierigkeiten stellte. Täglich passierten rund eine halbe Million Menschen in beide Richtungen die Sektorengrenzen in Berlin und konnten so die Lebensbedingungen vergleichen. Allein 1960 gingen etwa 200.000 Menschen dauerhaft in den Westen. Die DDR stand kurz vor dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenbruch.

Noch am 15. Juni 1961 erklärte der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht, niemand habe die Absicht eine Mauer zu errichten. Am 12. August 1961 gab der Ministerrat der DDR bekannt: “Zur Unterbindung der feindlichen Tätigkeit der revanchistischen und militaristischen Kräfte Westdeutschlands und West-Berlins wird eine solche Kontrolle an der Grenze der Deutschen Demokratischen Republik einschließlich der Grenze zu den Westsektoren von Groß-Berlin eingeführt, wie sie an den Grenzen jedes souveränen Staates üblich ist.” Dass sich diese Maßnahme in erster Linie gegen die eigene Bevölkerung richtete, der in Zukunft der Grenzübertritt untersagt war, erwähnte der Ministerrat nicht.

In den frühen Morgenstunden des 13. August 1961 wurden an der Grenze des sowjetischen Sektors zu West-Berlin provisorische Absperrungen errichtet und an den Verbindungsstraßen das Pflaster aufgerissen. Einheiten der Volkspolizei, der Transportpolizei sowie der sogenannten Betriebskampfgruppen unterbanden jeglichen Verkehr an der Sektorengrenze. Wohl nicht ohne Hintersinn hatte die SED-Führung einen Ferien-Sonntag im Hochsommer für ihre Aktion ausgewählt.

In den nächsten Tagen und Wochen wurden die Stacheldrahtverhaue an der Grenze zu West-Berlin von Ost-Berliner Bauarbeitern unter scharfer Bewachung durch DDR-Grenzposten mit einer Mauer aus Betonplatten und Hohlblocksteinen ersetzt. Wohnhäusern, wie z.B. in der Bernauer Straße, in der die Gehwege zum Bezirk Wedding (West-Berlin), die südliche Häuserzeile aber zum Bezirk Mitte (Ost-Berlin) gehörten, wurden in die Grenzbefestigung einbezogen: Kurzerhand ließ die DDR-Regierung Hauseingänge und Erdgeschoss-Fenster zumauern. Die Bewohner konnten ihre Wohnungen nur noch von der Hofseite betreten, die in Ost-Berlin lag. Bereits im Jahr 1961 kam es zu zahlreichen Zwangsräumungen – nicht nur in der Bernauer Straße, sondern auch in anderen Grenzbereichen.

Durch den Mauerbau wurden von einem Tag auf den anderen Straßen, Plätze und Wohnquartiere geteilt und der Nahverkehr unterbrochen. Am Abend des 13. August sagte der Regierende Bürgermeister Willy Brandt vor dem Abgeordnetenhaus: “(…) Der Senat von Berlin erhebt vor aller Welt Anklage gegen die widerrechtlichen und unmenschlichen Maßnahmen der Spalter Deutschlands, der Bedrücker Ost-Berlins und der Bedroher West-Berlins (…)”.

Am 25. Oktober 1961 standen sich amerikanische und sowjetische Panzer am “Ausländerübergang” Friedrichstraße (CheckpointCharlie) gegenüber: DDR-Grenzposten hatten zuvor versucht, Repräsentanten der Westalliierten bei Einfahrt in den sowjetischen Sektor zu kontrollieren. Dieses Vorgehen verstieß in den Augen der Amerikaner gegen das alliierte Recht auf ungehinderte Bewegungsfreiheit in der ganzen Stadt. 16 Stunden standen sich so, nur wenige Meter voneinander entfernt, die beiden Atommächte direkt gegenüber. Für die Zeitgenossen ein Moment allerhöchster Kriegsgefahr. Einen Tag später erfolgt auf beiden Seiten der Rückzug. Durch eine diplomatische Initiative von US-Präsident Kennedy hatte der sowjetische Staats- und Parteichef Chruschtschow für diesmal den Vier-Mächte Status von ganz Berlin bestätigt.

In der Folgezeit wurden die Sperranlagen weiter aus- und umgebaut und das Kontrollsystem an der Grenze perfektioniert. Die innerstädtische Mauer, die Ost- von West-Berlin trennte, hatte eine Länge von 43,1 Kilometern. Der Teil der Sperranlagen, der die übrige DDR an der Grenze zu West-Berlin abriegelte, war 111,9 Kilometer lang. Weit über 100.000 Bürger der DDR versuchten zwischen 1961 und 1988 über die innerdeutsche Grenze oder über die Berliner Mauer zu fliehen. Weit mehr als 600 Menschen wurden von Grenzsoldaten der DDR erschossen oder starben bei Fluchtversuchen; allein an der Berliner Mauer gab es zwischen 1961 und 1989 mindestens 140 Tote.

Die Berliner Mauer ging in die Geschichte ein als Symbol des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands. Gebaut wurde sie 1961, um den Flüchtlingsstrom vom Osten in den Westen zu stoppen.

Von Natalie Muntermann

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Deutsch-deutsche Grenze

Seit 1952 hatte die Führung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ihr Staatsgebiet zum Westen hin abgeriegelt. Die innerdeutsche Grenze hatte eine mehrere Kilometer breite Sperrzone und reichte mit fast 1400 Kilometern von Bayern bis an die Ostsee. Sie teilte Siedlungen und Landschaften, zerschnitt Straßen und Eisenbahnlinien, sie prägte das Leben von Millionen Menschen.

Für den Verkehr zwischen der Bundesrepublik und der DDR und Berlin waren nur noch sechs Eisenbahnübergänge und fünf Straßen- beziehungsweise Autobahnübergänge offen. In und um Berlin wurden 200 Straßen gesperrt, die Telefonverbindungen in den Westteil der Stadt wurden gekappt.

Aus der unmittelbaren Nähe der innerdeutschen Grenze wurden viele Bewohner zwangsumgesiedelt. Berlin wurde zum Schlupfloch für Flüchtlinge. Mit dem Bau der Mauer wurde es gestopft.

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Die Mauer veränderte für Jahrzehnte das Bild Berlins

13. August 1961: Der Mauerbau beginnt

Noch im Juni 1961 erklärte Walter Ulbricht öffentlich: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Dabei dachte der Chef der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) längst daran, Ostberlin vom Westen der Stadt abzuschotten. Die Zustimmung aus Moskau kam allerdings erst Anfang August.

In der Nacht vom 12. zum 13. August versperrten Volkspolizei, Betriebskampfgruppen und Nationale Volksarmee (NVA) die durch Berlin verlaufende Sektorengrenze mit Stacheldrahtverhauen und Steinwällen.

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Bau der Mauer in der DDR (am 13.08.1961)

WDR ZeitZeichen. 13.08.2021. 14:49 Min.. Verfügbar bis 14.08.2099. WDR 5.


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In den folgenden Tagen und Monaten entstand zwischen Ost- und West-Berlin eine 46 Kilometer lange Mauer und schließlich rund um West-Berlin befestigte Grenzanlagen auf einer Strecke von insgesamt gut 155 Kilometern. Die Bevölkerung konnte nun nicht mehr aus einem Teil der Stadt in den anderen gelangen.

Zögern im Westen, Jubel im Osten

Die Berliner waren fassungslos; die internationalen Reaktionen eher verhalten. Die Westmächte protestierten kaum, ihr freier Zugang nach West-Berlin war nicht gefährdet.

General Lucius D. Clay, der US-Sonderbotschafter in der Stadt, ließ einige Wochen später, im Oktober 1961, Panzer auffahren. Er wollte wissen, ob man es nur noch mit dem Ulbricht-Regime oder nach wie vor mit Moskau zu tun hatte. Als auf der anderen Seite sowjetische Panzer heranrollten, war die Sache klar.

Die politische Führung der DDR feierte den Bau der Mauer – in der Sprache der SED-Propaganda "antifaschistischer Schutzwall" – als "Sieg des sozialistischen Lagers über den westlichen Imperialismus". Im Wesentlichen ging es der DDR-Führung darum, den Flüchtlingsstrom zu stoppen, denn bis zum Mauerbau hatte die DDR jedes Jahr Hunderttausende ihrer Bürger an den Westen verloren.

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Der Potsdamer Platz kurz nach dem Mauerbau

Fluchtversuche und Todesschüsse

Die Betonmauern, Gräben, Laufanlagen für abgerichtete Wachhunde, Wachtürme und Schützenstellungen machten die Staatsgrenze fast unüberwindlich. Mindestens 235 Menschen kamen bei dem Versuch, in den Westen zu gelangen, ums Leben. Viele versuchten dennoch ihr Glück, oft mit spektakulären Mauerfluchten.

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    Wie der Berliner Mauer über die Jahrzehnte weiter ausgebaut wurde | mehr

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9. November 1989: Öffnung der Mauer

Die erhoffte politische und wirtschaftliche Stabilität, die die DDR-Führung unter anderem mit der Abriegelung der Grenzen erreichen wollte, führte tatsächlich zu einer Steigerung des Lebensstandards. Doch der "real existierende Sozialismus", wie die SED-Führung ihre Gesellschaftsordnung nannte, erwies sich letztlich als nicht überlebensfähig. Ende der 1980er-Jahre brach das System der DDR zusammen.

In Moskau war Michail Gorbatschow an die Macht gekommen und versuchte, Staat und Regierungsapparat zu modernisieren. Unter den Schlagworten "Glasnost" (zu Deutsch "Offenheit", "Transparenz") und "Perestroika" (zu Deutsch "Umbau", "Umgestaltung") reformierte er die Sowjetunion. Dies hatte auch Auswirkungen auf die anderen sozialistischen Staaten in Mittel- und Osteuropa.

Die DDR-Führung verlor den Rückhalt der Sowjetunion. In allen großen Städten protestierten die Menschen für ihre Freiheit. Eine Fluchtwelle über Ungarn und die Tschechoslowakei spitzte die Lage zu.

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Die Mauer ist gefallen

Am 18. Oktober 1989 setzte das SED-Zentralkomitee den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ab. Dennoch kam die Grenzöffnung am Abend des 9. November 1989 für alle überraschend. Die Mauer fiel. Die Wende war nicht mehr aufzuhalten. An jenem Abend stürmten Tausende die Grenzübergänge und feierten das "Wunder von Berlin". Knapp ein Jahr später wurde Deutschland am 3. Oktober 1990 wiedervereinigt.

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Die DDR öffnet ihre Grenzen (am 09.11.1989)

WDR ZeitZeichen. 09.11.2019. 14:18 Min.. Verfügbar bis 06.11.2099. WDR 5.


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Heute sind die Spuren der Mauer aus der Landschaft und dem Berliner Stadtbild weitgehend verschwunden. In Berlin selbst sind nur noch 1,5 Kilometer Mauerreste zu finden, der Rest wurde in alle Welt verkauft. Pflastersteine am Brandenburger Tor erinnern an den früheren Verlauf der Mauer.