Warum ist es wichtig dass es Wölfe gibt?

Rehe sind schön anzusehen, wie der Wolf auch, nur eben anders schön. Das, was zu viele Rehe hinterlassen, ist nur leider gar nicht schön. Die Regel ist einfach: Zu viele Rehe machen den Wald kaputt, weil der Wald nicht für so viele Rehe gemacht ist. Im Grunde würde der Wolf dafür sorgen, dass Rehe (und anderes Wild) nicht in ihrem Bestand explodieren. Trotz seiner Rückkehr sind wir davon allerdings weit entfernt. Also muss der Mensch eingreifen und das Wildvorkommen dezimieren. Ob Mutter Natur beim Thema Ökosystem professionelle Jägerinnen und Jäger mitbedacht hat? Möglich, aber unwahrscheinlich. Auf jeden Fall kommt der Wolf wie gerufen, wenn man sich die Zahlen der geschossenen Rehe in den vergangenen zwei Jahrzehnten ansieht. Anders gesagt: Obwohl die Zahl der Wölfe in Deutschland steigt, steigt auch die Zahl der geschossenen Rehe pro Jahr. Zur Jahrtausendwende waren es noch 1,07 Millionen Rehe, inzwischen sind es 1,26 Millionen. Frisst sich der Wolf also an Nutztieren satt, statt auf die Jagd zu gehen? Auch das ist unwahrscheinlich, denn um den natürlichen Effekt auf seine Umwelt zu haben, sind einfach noch viel zu wenige Wolfsrudel unterwegs. Und selbst wenn es so wäre, ist auch hier die Ursache beim Menschen zu suchen, nicht beim Tier. "Der Wolf nimmt das, was er am leichtesten erwischen kann", sagt Katharina Weinberg. Ist ja auch irgendwie verständlich. Also: Herdenschutz, und zwar so, dass Angreifer hungrig von dannen ziehen müssen und das Futter im Walde suchen.

Warum ist es wichtig dass es Wölfe gibt?

Klar dürfen Rehe mal knabbern. Wenn es aber zu viele sind, schadet das dem Wald. Bildrechte: imago/blickwinkel

Wölfe sind hochanpassungsfähig. So wie Pumpak, der 2017 in Sachsen Schlagzeilen gemacht hat. Durch Fütterung in seiner Heimat Polen hatte das Tier ganz offensichtlich eine Vorliebe für Zuckerbäckerei entwickelt, was man ihm wohl auch ansehen konnte. Das eigentümliche Verhalten, ohne Scheu vorm Menschen Kuchen von der Türschwelle zu stibitzen, hatte den Freistaat Sachsen dazu veranlasst, ihn als Problemwolf zum Abschuss freizugeben. Pumpak entwickelte plötzlich ganz offensichtlich nicht nur ein Interesse an menschlicher Nahrung, sondern auch an der menschlichen Presselandschaft. Zumindest hat er sich wohl aus dem Staub gemacht, als es gefährlich wurde – die Boulevardpresse witzelte damals, das Tier könne lesen. Pumpak war zu dem Zeitpunkt kein echter Problemwolf und irgendwie war er es doch. Denn er war ein Sinnbild für eine tiefgreifende Störung des Ökosystems. Und das ist ein Problem.

Distanz wahren statt kuscheln

Katharina Weinberg ist keine Wolfskuschlerin, wie sie sagt. Fasziniert? Ja, klar. Vor vielen Jahren fing alles ganz klassisch an, mit einem Buch, erinnert sie sich. Und dann wollte sie eben mehr erfahren. Katharina Weinberg ist auch keine, die von vornherein sagt, dass Menschen nicht auf Tierhaltung angewiesen sind. Im Gegenteil: Sie weiß, wie traumatisierend der Verlust für Nutztierhaltende sein kann. "Wenn wir Wölfe haben, die sich etwas angewöhnt haben, was wir selbst mit ordentlichem, gut gemachtem Herdenschutz nicht unter Kontrolle kriegen - also es werden permanent Zäune überwunden oder der Kollege schafft es, sich überall durchzubuddeln - dann muss man im Zweifel auch einen Abschuss vornehmen." Klare Worte von Katharina Weinberg. Ganz klar aber auch: keine Sippenhaft. Man könne nicht ein ganzes Rudel dafür verantwortlich machen, dass sich eines der Tiere abnormal verhält, durch Zutun des Menschen wohlgemerkt. Katharina Weinberg erinnert sich aber auch an einen Fall in Dänemark, wo Wölfe bestimmte Fähigkeiten bereits früh gelernt und sie ohne Abschuss mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Nachkommen übertragen hätten. "Ich bin keine Verfechterin von 'Jeder Wolf um jeden Preis'", erklärt Weinberg. "Wenn so etwas ist, darf man auch im Artenschutz eine Abschussgenehmigung aussprechen." Auch dem Ökosystem zuliebe.

Warum ist es wichtig dass es Wölfe gibt?

Sieht aus wie ferne Wildnis, ist aber Sachsen. Bildrechte: imago images/alimdi

Das profitiert noch an einer anderen Stelle vom Wolf. Nein, profitieren ist das falsche Wort, in einem System, wo viele Puzzleteile ein großes Ganzes ergeben. Besser: Im Ökosystem hat der Wolf noch an einer anderen Stelle seinen festen Platz. Wie bereits erwähnt frisst er Aas, also das Fleisch verendeter Tiere. Damit rechnet Mutter Natur, also zumindest der Waldboden. Denn wenn er das nicht tut, befinden sich sehr viele Nährstoffe an einem Ort, es entsteht ein Nährstoffüberhang und das Ökosystem kommt wieder mal ein bisschen aus dem Gleichgewicht.

Die Fleischliebe nützt auch Pflanzenfressern

Aber auch andersrum wird der Schuh draus. Dazu lohnt ein Blick nach Übersee, in den US-amerikanischen Yellowstone-Nationalpark. Der dient auch als großangelegtes Wolfslabor. In der sogenannten Northern Range sind fünf Wolfsrudel mit 33 Tieren mit Satellitensendern ausgerüstet. Die Rolle der Tiere im Ökosystem lässt sich somit live mitverfolgen. Forschende aus der Schweiz haben jetzt zusammen mit amerikanischen Kollegen von Wölfen gerissene Huftierleichen untersucht, beziehungsweise den Boden unter den Kadavern. Dort fand sich eine hohe Konzentration sonst seltener Nährstoffe. Und da kommt er in Schwung, der Kreislauf: Der Wuchs besonders nährstoffreicher Pflanzen wird gefördert. Und das wiederum ist attraktiv für Pflanzenfresser (welche möglicherweise wiederum eine Nahrungsquelle für den Wolf sein können. Und der wiederum, na … Sie wissen schon....).

Warum ist es wichtig dass es Wölfe gibt?

Herumtollen mit Wölfen? Bei diesen zahmen Exemplaren in einem Tierpark in Norwegen geht das. Ansonsten sind Mensch und Wolf aber dafür gemacht, Abstand zu halten. Bildrechte: imago/blickwinkel

Thomas Horat, der Filmemacher aus Schwyz, wird etwas nachdenklich, das ist auch am Telefon deutlich zu merken. Dann, wenn es irgendwie an die eigene Substanz geht. Denn auch wir Menschen sind – in unserem zeitgenössischen Dasein mehr oder weniger – Teil des natürlichen Ökosystems (und nehmen dort gleichzeitig auch noch die bequemste Position ein). Also ganz nüchtern gefragt: Wo bringt der Wolf uns Menschen etwas? Da kann man weit ausholen, schließlich profitieren wir von intakten Wäldern, einer intakten Natur sowieso. Thomas Horat wird etwas stutzig und verweist auf eine direkte Begegnung auf Sicht mit dem Wolf. Vielleicht nicht am Kuchenbuffet wie Pumpak, aber im Wald. Schon was Besonderes, klar. Dann lenkt der Regisseur ein: Der Wolf bringt dem Menschen so direkt nichts. Sondern: "Der Mensch sollte schauen, dass alle Platz haben. Denn wir vereinnahmen relativ Platz für uns."

Warum ist der Wolf wichtig für den Wald?

Der Wolf (Canis lupus) ist rezent das größte Raubtier aus der Familie der Hunde (Canidae). Wölfe leben meist in Rudeln, bei denen es sich um Familienverbände handelt. Hauptbeute sind in den meisten Regionen mittelgroße bis große Huftiere.

Warum brauchen wir Wölfe in Deutschland?

Der Wolf wird helfen, Rehe und Hirsche entscheidend zu dezimieren. Das bedeutet: Wölfe fressen zum Vorteil der Natur. Der Wolf findet in Deutschland gute Lebensbedingungen. Besonders geeignet sind der Alpenraum und die Mittelgebirge.

Sollen Wölfe in Deutschland leben?

Aus Naturschutzsicht ein großer Erfolg: In Deutschland leben wieder freilebende Wölfe! Nachdem sie bei uns rund 150 Jahre lang ausgerottet waren, wurden im Jahr 2000 die ersten Wolfswelpen in Freiheit geboren – auf einem Truppenübungsplatz in der sächsischen Oberlausitz.

Wie stirbt ein Wolf?

Häufig handelte es sich dabei um Welpen oder Jährlinge. 373 Wölfe starben durch Verkehrseinwirkung, 53 wurden illegal getötet, 4 legal im Rahmen des Managements, 39 Wölfe starben eines natürlichen Todes und bei 28 Totfunden war die Ursache unklar. (Quelle: Abfrage der DBBW-Datenbank am 24.09.2019 um 15:05 Uhr).