Wie viel Steuern zahle ich wenn ich in der Schweiz arbeite und in Deutschland wohne?

Wie viel Steuern zahle ich wenn ich in der Schweiz arbeite und in Deutschland wohne?

Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und in Deutschland wohnen, können die hohen Schweizer Gehälter mit den niedrigen Lebenshaltungskosten in Deutschland kombinieren. Doch für Grenzgänger gibt es zahlreiche Dinge zu beachten. In diesem Artikel finden Sie alle wichtigen Informationen (inklusive Vor- und Nachteilen gegenüber einer vollständigen Auswanderung in die Schweiz):

INHALTSVERZEICHNIS

  1. Gehaltsvergleich Schweiz vs. Deutschland
  2. Wohnen in der Schweiz vs. Deutschland
  3. Lebenshaltungskosten in der Schweiz vs. Deutschland
  4. Wo zahlen Grenzgänger Steuern
    1. Ausnahme: Die 60-Tage-Regelung
  5. Krankenversicherung
  6. Grenzgängerbewilligung
  7. Bankkonto in der Schweiz

Gehaltsvergleich Schweiz vs. Deutschland

Wer in der Schweiz arbeitet, hat deutliche finanzielle Vorteile. Der Durchschnittslohn liegt bei beachtlichen 6.100 Schweizer Franken monatlich und damit deutlich über dem deutschen Lohnniveau. Das sind momentan (Stand Januar 2015) umgerechnet 5.700 Euro. Vor einem Monat waren es noch 600 Euro weniger, nämlich nur 5.100 Euro. Die Schweizer Zentralbank hat zum 15.01.15 die Bindung des Frankens an den Euro aufgehoben und danach ist der Eurokurs eingebrochen. Grenzgänger, die am Monatsende das Gehalt auf ein deutsches Konto überweisen, haben auf einen Schlag eine 15-prozentige Gehaltserhöhung erhalten! Wie sich der Kurs angesichts der Eurokrise entwickelt, bleibt aber abzuwarten.

In Deutschland erhalten Arbeitnehmer im Vergleich dazu im Durchschnitt nur magere 3.400 Euro monatlich. Da die Löhne aber je nach Branche, Region und Tätigkeit stark abweichen können, habe ich hier noch einen detaillierten Gehaltsvergleich verfasst, der auch auf einzelne Branchen und Regionen eingeht.

Wie viel Steuern zahle ich wenn ich in der Schweiz arbeite und in Deutschland wohne?

Sofern man als Deutscher (bzw. EU-Bürger) eine unbefristete Arbeitsstelle in der Schweiz gefunden hat, erhält man eine Aufenthaltsbewilligung/Niederlassungsrecht und darf sich eine Wohnung in der Schweiz suchen. Allerdings sind die Mietkosten in der Schweiz sehr hoch. Für eine 110 m2 Wohnung in Basel bezahlt man beispielsweise mindestens 2.000 bis 2500 Franken. Außerdem gestaltet sich die Wohnungssuche häufig als sehr schwierig. Aufgrund der starken Zuwanderung in den letzten Jahren gibt es kaum noch Leerstand in den Städten. Hinzu kommt eine wachsende Ablehnung gegenüber den vielen deutschen Einwanderern.

Eine interessante Alternative ist daher, weiterhin in Deutschland zu wohnen und täglich als Grenzgänger in die Schweiz zu pendeln. Dies ist vor allem interessant für Pendler, die in Grenznähe leben. Beliebte Regionen sind beispielsweise die Bodenseeregion rund um Konstanz, oder der Südwesten bei Lörrach. Von Lörrach aus sind es nur 9 km ins benachbarte Basel. Ebenfalls eine Option ist die schöne Studentenstadt Freiburg. Von Freiburg aus erreicht man mit dem ICE in knapp 45 Minuten Basel und die Züge fahren tagsüber beinahe im Halbstundentakt! Wer nichts gegen die tägliche Pendelei einzuwenden hat, kann als Grenzgänger beim Thema Miete eine Menge Geld sparen.

Lebenshaltungskosten in der Schweiz vs. Deutschland

Wie bereits angesprochen, liegen die Lebenshaltungskosten in der Schweiz deutlich höher als in Deutschland. Dies betrifft neben der Miete auch das Thema Lebensmittel. In der Schweiz ist mit Aufschlägen von 20-30% zu rechnen. Wer in der Schweiz in Grenznähe wohnt, kann aber zum Einkaufen einfach nach Deutschland fahren. An den Wochenenden strömen immer mehr Schweizer in deutsche Grenzstädte (Schweizer kaufen Konstanz leer). Schweizer Bürger erhalten beim Einkauf in Deutschland zudem die Mehrwertsteuer zurück.

Wie viel Steuern zahle ich wenn ich in der Schweiz arbeite und in Deutschland wohne?
Stand: Lebensmittelpreise Mai 2015

Wo zahlen Grenzgänger die Steuern?

Steuern müssen primär in dem Land gezahlt werden, in dem man wohnt. Grenzgänger sind also in Deutschland steuerpflichtig. Der Arbeitgeber in der Schweiz behält allerdings 4,5% vom Bruttolohn als Quellensteuer ein (Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz). Der Rest des Lohnes muss in Deutschland versteuert werden. Die bereits gezahlte Quellensteuer kann in Deutschland aber angerechnet werden. Für den reibungslosen Ablauf muss man sich vorab beim hiesigen Finanzamt als Grenzgänger anmelden, dann wird eine Ansässigkeitsbescheinigung (GRE-1) ausgestellt, welche beim Arbeitgeber in der Schweiz eingereicht werden muss. In Deutschland kommt es dann zu vierteljährlichen Vorauszahlungen für die Einkommensteuer. (10. März/Juni/September/Dezember). Die täglichen Kosten durch die Pendelei, kann man in Deutschland als Werbungskosten geltend machen (Pendlerpauschale). Da der Schweizer aber durchschnittlich nur 12% an Steuern zahlt, ist die Auswanderung aus Steuersicht in den meisten Fällen günstiger.

Ausnahme: Die 60-Tage-Regelung

Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz enthält eine interessante Klausel: “Kehrt diese Person nicht jeweils nach Arbeitsende an ihren Wohnort zurück, entfällt die Grenzgängereigenschaft nur dann, wenn die Person bei einer Beschäftigung während des gesamten Kalenderjahres an mehr als 60 Kalendertagen aufgrund der Arbeitsausübung nicht an ihren Wohnsitz zurückkehrt.” Diese Ausnahmeregel besagt, dass bei Grenzgängern die aus beruflichen Gründen an mehr als 60 Tagen jährlich nicht am Wohnsitz in Deutschland übernachten, der gesamte Lohn in der Schweiz versteuert wird. Dies ist für den Arbeitnehmer natürlich von großem Vorteil, da die Steuersätze in der Schweiz sehr viel niedriger als in Deutschland sind.

Wer mehr zum komplexen Thema der Besteuerung erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch “Die Besteuerung von Grenzgängern in die Schweiz”:

Krankenversicherung

In der Schweiz gibt es für alle Arbeitnehmer eine Versicherungspflicht. Ein Arbeitgeberanteil wie in Deutschland gibt es bei der Schweizer Krankenversicherung allerdings nicht, so dass der Arbeitnehmer die kompletten Kosten selbst tragen muss. Hinsichtlich der Krankenversicherung gibt es allerdings Ausnahmen für Grenzgänger. Grenzgänger haben eine dreimonate Wahlfrist (genannt Optionsrecht) und können einem Schweizer Krankenversicherer beitreten, oder weiterhin in Deutschland (freiwillig gesetzlich oder privat) versichert bleiben.

Grenzgängerbewilligung für die Schweiz

Wer als Grenzgänger in der Schweiz arbeitet, benötigt eine Grenzgängerbewilligung (den Ausweis G). Diese Bewilligung wird vom Schweizer Arbeitgeber beantragt. Den Ausweis G erhalten Personen mit Deutscher/EU-Staatsbürgerschaft die ihren Wohnsitz in Deutschland haben und für ein Unternehmen in der Schweiz arbeiten. Für den Antrag werden die folgenden Unterlagen benötigt:

  • Wohnsitzbescheinigung aus Deutschland
  • Arbeitsvertrag
  • Passfoto
  • Kopie Personalausweis/Reisepass (auf Nachfrage)

Konto in der Schweiz

Für den Gehaltseingang benötigen Grenzgänger ein Bankkonto in der Schweiz und meist noch eins in Deutschland (um Miete, Versicherungen und Sonstiges zu bezahlen). Aufgrund der Komplexität habe ich zwei eigenständige Artikel rund um die Themen Schweiz-Konto für Grenzgänger sowie die anschließende Überweisung auf das Konto in Deutschland verfasst.

Fazit

Wer viel verdient, für den lohnt sich schon allein aus Steuergründen ein kompletter Umzug in die Schweiz. Wer allerdings familiär an Süddeutschland gebunden ist, für den ist auch ein Dasein als Grenzgänger eine durchaus interessante und finanziell attraktive Alternative.

Wie viel Steuern zahle ich wenn ich in der Schweiz arbeite und in Deutschland wohne?

Rainer Hellstern

Wer schreibt denn hier? Mein Name ist Rainer und ich bin Gründer und Autor des Auswandern Handbuchs. Seit 2008 verfasse ich hier im Blog Beiträge rund um die Themenfelder Arbeiten, Leben und Rente im Ausland. Du findest hier Informationsmaterial zu über 50 Auswanderungzielen weltweit!

Wie viel Steuern muss man zahlen wenn man in der Schweiz arbeitet und in Deutschland lebt?

Als Grenzgänger zahlen Sie Ihre Steuern in Deutschland. In der Schweiz wird jedoch ein Pauschalbetrag in Höhe von 4,5% des Bruttolohns als Quellensteuer einbehalten. Dieser Pauschalbetrag wird dann bei der Ermittlung der in Deutschland zu zahlenden Steuern angerechnet.

Wo zahlt man Steuern Wenn man in der Schweiz arbeitet und in Deutschland wohnt?

Einkommensteuer an den deutschen Fiskus Wer regelmäßig in der Schweiz arbeitet und in Deutschland lebt, zahlt die Einkommensteuer also an das deutsche Finanzamt.

Was muss ich beachten wenn ich in der Schweiz arbeite und in Deutschland wohne?

Statt einer Aufenthaltsbewilligung, den sogenannten L- oder B-Ausweisen, benötigen Grenzgänger einen G-Ausweis. Dieser wird ausschließlich an Personen aus EU-/EFTA-Staaten ausgehändigt, die in ebendiesen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, leben und in der Schweiz arbeiten.

Wie viel Steuern muss ich in Deutschland als Grenzgänger zahlen?

Grenzgänger werden im Ansässigkeitsstaat besteuert und führen im Beschäftigungsstaat 4,5 % Quellensteuer ab, die jedoch auf die Steuer im Ansässigkeitsstaat angerechnet werden.