Der Brechreiz hört nicht auf. Soll man den Notarzt rufen? Trinken? Medikamente nehmen? Oder leiden und abwarten?
Man erbricht seit Stunden, kennt die Ursache (noch) nicht, der Magen ist leer, man selbst geschwächt, und dennoch hört der Brechreiz nicht auf. Soll man den Notarzt rufen, oder ist das übertrieben? Soll man Flüssigkeit zuführen oder einen Tag lang nichts zu sich nehmen? Willkommen bei DER STANDARDSie entscheiden darüber, wie Sie unsere Inhalte nutzen wollen. Ihr Gerät erlaubt uns derzeit leider nicht, die entsprechenden Optionen anzuzeigen. Bitte deaktivieren Sie sämtliche Hard- und Software-Komponenten, die in der Lage sind Teile unserer Website zu blockieren. Z.B. Browser-AddOns wie Adblocker oder auch netzwerktechnische Filter. Sie haben ein PUR-Abo? Erbrechen und die vorangehende Übelkeit entstehen auf vielen verschiedenen Ebenen im menschlichen Körper. Die Bauchorgane, das Gehirn oder Stoffwechselvorgänge sind besonders häufig an der Ursache der Symptomatik beteiligt. Für die akute Behandlung finden Sie verschiedene Medikamente, die Erbrechen stoppen können. Eine magenschonende Ernährung hilft Ihrem Körper, sich rasch wieder zu erholen. In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Erbrechen ist eine Schutzfunktion des Körpers Ein flaues Gefühl der Übelkeit geht dem Erbrechen für gewöhnlich voraus. Ist der Reflex erst ausgelöst, hat der Betroffene keine Möglichkeit mehr, das Erbrechen aufzuhalten. Der Körper schützt sich selbst und versucht auf diese Weise Giftstoffe loszuwerden. Brechzentrum leitet Vorgang des Erbrechens Der Regelkreis des Erbrechens wird vom Brechzentrum im Gehirnstamm koordiniert. Gibt dieses das Signal an den Körper sich zu übergeben, löst das vegetative Nervensystem Symptome wie Schwindel, Schweißausbrüche, Blässe und verstärkten Speichelfluss aus. Das Brechzentrum regelt das Zusammenspiel der Muskeln des Darms, der Magenmuskulatur, des Zwerchfells und der Speiseröhre, die mit starkem Druck den Mageninhalt nach draußen befördern. Um eine lebensbedrohliche Einatmung (Aspiration) von Erbrochenem zu verhindern, wird die Atmung kurz angehalten und die Luftröhre sowie der Nasenrachenraum verschließen sich. Ursachen für ErbrechenErbrechen kann von zahlreichen physischen oder psychischen Ursachen ausgelöst werden, zum einen durch bestimmte Erkrankungen:
Zum anderen durch bestimmte Situationen oder Umstände:
Azetonämisches Erbrechen - besonders häufig bei KindernEine Sonderform der Symptomatik ist das azetonämische Erbrechen. Es handelt sich hierbei um eine verstärkte Reaktion des Stoffwechsels auf Infekte und Erbrechen. Dieser gerät durch anhaltendes Erbrechen in eine Art Notfallmodus, in dem er Ketonkörper produziert. Diese Substanz regt das Erbrechen weiter an und so gerät der Organismus in einen Teufelskreis, der nur durch ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffzufuhr unterbrochen werden kann. Viel Trinken und das Lutschen von Traubenzucker kann helfen. Mehrfaches Erbrechen ist typischTypisch für diese Sonderform sind mehrere aufeinander folgende und plötzliche Brechanfälle ohne, dass eine ursächliche Erkrankung zugrunde liegt. Besonders häufig sind Kleinkinder betroffen, jedoch auch bei Kindern im Schulalter kann azetonämisches Erbrechen auftreten. Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit ReisekrankheitViele Menschen kämpfen im Auto, Flugzeug, einem Zug oder auf einem Schiff mit Reisekrankheit, von Medizinern auch Kinetose genannt. Besonders beim Rückwärtsfahren wird es den Betroffenen häufig übel. Der kalte Schweiß bricht aus, der Puls beschleunigt sich, es setzt Übelkeit ein und im schlimmsten Fall müssen sich Menschen auch übergeben. Unterschiedliche Bewegungsreize als AuslöserDie unangenehme Reaktion wird durch das paradoxe Zusammenspiel von widersprüchlichen Bewegungsreizen im Gehirn hervorgerufen. Die Augen erkennen unterwegs zum Beispiel die Bewegung aus dem Autofenster, das Gleichgewichtsorgan registriert allerdings nur den still im Auto sitzenden Körper. Im Hirnstamm laufen alle Informationsstränge zusammen und reizen bei anfälligen Menschen das Brechzentrum. Abhilfe schaffen hier zum Beispiel Akupressurarmbänder, Präparate die Ingwer enthalten oder der Wirkstoff Dimenhydrinat. Ernährung bei ErbrechenErbrechen ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Es zeigt an, dass der Magen-Darm-Trakt akut entlastet werden muss. Nahrungsaufnahme zunächst stoppenDaher sollte zunächst eine Pause bei der Nahrungsaufnahme eingelegt werden. Legen sich das Erbrechen und die Übelkeit von alleine oder durch eine medikamentöse Behandlung, kann langsam mit dem Kostaufbau angefangen werden. Der Magen sollte möglichst nicht gleich wieder irritiert werden. Diese Nahrungsmittel sind bei Erbrechen geeignetAchten Sie auf eine fettarme Schonkost und nehmen Sie kleine Mahlzeiten ein. Kalte Speisen riechen deutlich schwächer als heiße Gerichte und reizen das Brechzentrum im Gehirn weniger stark. Bevorzugen Sie bei Erbrechen:
Essen Sie nur, wenn Sie sich dazu bereit fühlen. Sie vertragen Mahlzeiten in Gesellschaft und positiver Atmosphäre deutlich besser. Kauen Sie gründlich und essen Sie langsam. Räumen Sie Essenreste direkt nach der Mahlzeit ab. Getränke bei ErbrechenTrinken ist ein wichtiges Thema bei Erbrechen, da Ihr Flüssigkeitshaushalt schnell aus dem Gleichgewicht gerät. Besonders bei kleinen Kinder und älteren Leuten ist hier Vorsicht geboten. Nehmen Sie Getränke zunächst nur schluckweise zu sich. Bei Kleinkindern reicht zu Beginn eines akuten Erbrechens ein Teelöffel Flüssigkeit alle fünf Minuten, um sie vor dem Austrocknen zu bewahren. Geeignete Getränke sind:
Diese Nahrungsmittel und Getränke sollten Sie bei Erbrechen vermeidenÜbelkeit ist ein stark subjektives Gefühl und Ihr Körper signalisiert Ihnen mit diesem Gefühl, welche Lebensmittel Sie gerade nicht vertragen. Achten Sie darauf und essen Sie nichts, wogegen Sie im Moment eine Abneigung haben:
Vorsicht vor ElektrolytverlustDie Elektrolyte Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Chlorid und Phosphor sind für viele wichtige körperliche Funktionen auf der Ebene der Zellen verantwortlich. Geraten sie durch anhaltendes Erbrechen aus dem Gleichgewicht, drohen lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen oder eine Gehirnschwellung. Besonders Kinder & ältere Menschen sind gefährdet Bei Babys und Kleinkindern, aber auch bei älteren Menschen ist ein kritischer Flüssigkeitsverlust rasch erreicht. Eine frühzeitige Vorstellung beim Arzt ermöglicht eine Bestimmung der Elektrolytwerte im Blut. So kann ein adäquater Ausgleich der Elektrolyte durch die passende Infusion erfolgen. Mangelerscheinungen bei ErbrechenTritt Erbrechen häufiger auf, verliert der Körper auf diese Weise eine erhebliche Menge an Vitaminen und Mineralstoffen. Ein typisches Beispiel ist der Kaliummangel im Rahmen einer Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Auch die Spiegel von Vitamin B12, Eisen und Magnesium sinken rasch. Es folgen Blutarmut und Muskelkrämpfe. Folgeerkrankungen von ErbrechenErbricht ein Mensch übermäßig, verliert er Flüssigkeit und Magensäure, was zu einem Ungleichgewicht des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes im Körper führen kann. Es folgen eventuell:
Regelmäßiges Erbrechen belastet die Speiseröhre und kann zu einer Schleimhautreizung führen. In extremen Fällen ruft die Dauerbelastung einen Einriss in der unteren Speiseröhre hervor. Bei häufigem Erbrechen kann die Magensäure auf ihrem Weg durch die Mundhöhle den Zahnschmelz angreifen. Erbrechen behandelnErbrechen ist eine Reinigungs- und Schutzfunktion des Körpers. Zunächst sollten Sie das Erbrechen daher nicht aufhalten, sondern Ihren Körper nur mit einer Teepause und Ruhe unterstützen. Zäpfchen auch für Erwachsene gut gegen ErbrechenBeruhigt sich der Magen nicht von alleine oder liegt dem Erbrechen keine infektiöse Ursache zugrunde, stehen Ihnen verschiedene Medikamente und Hausmittel zur Verfügung. Bei Erbrechen sind Zäpfchen nicht nur für Kinder eine gute Wahl. Medikamente die Sie schlucken müssen, kommen eventuell schneller wieder heraus als sie wirken können. Der Darm nimmt den Wirkstoff rasch und sicher auf, wenn Sie keinen begleitenden Durchfall haben. Medikamente gegen Erbrechen und ÜbelkeitFolgende Wirkstoffe und Präparate sind bei Erbrechen geeignet: DimenhydrinatDer Wirkstoff entfaltet als Antihistaminikum seine Wirkung gegen Erbrechen und wirkt zusätzlich beruhigend. Dimenhydrinat eignet sich auch gut als Vorbeugung und Behandlung der Reisekrankheit. Sie finden in der Apotheke Zäpfchen, Retardkapseln, (Kau)Dragees und Sirup in unterschiedlichen Dosierungen. Folgende Präparate enthalten den Wirkstoff Dimenhydrinat: Erwachsene können bei Bedarf bis zu 3 x täglich 150 Milligramm einnehmen. Für Kinder und schwangere Frauen wird die Dosis individuell angepasst. Die genaue Dosierung entnehmen Sie dem jeweiligen Beipackzettel. Nebenwirkungen sind hauptsächlich in Form von starker Müdigkeit zu erwarten. Selten treten Hautausschlag und Blasenentleerungsstörungen auf. Alle rezeptfreien Medikamente mit Dimenhydrinat ansehen. MetoclopramidMetoclopramid unterdrückt den Brechreiz im Gehirn und stimuliert die Darmbewegungen. Das Medikament steht in Form von Tabletten, Tropfen, Kapseln und Zäpfchen zur Verfügung, ist jedoch rezeptpflichtig. Mögliche Nebenwirkungen sind Durchfall und Störungen des zentralen Nervensystems. Für Kinder unter zwei Jahren ist der Wirkstoff nicht zugelassen. Weitere Informationen erteilt Ihnen Ihr Arzt. DomperidonDomperidon wirkt ähnlich wie Metoclopramid. Tropfen und Tabletten sind ebenfalls nur auf Rezept Ihres Arztes erhältlich. Als Nebenwirkungen sind Störungen des zentralen Nervensystems bekannt. Starke Wirkstoffe wie Ondansetron und andere Serotoninantagonisten kommen im klinischen Umfeld, nach ärztlicher Verordnung, zum Einsatz. Präparate bei Erbrechen in der SchwangerschaftSpezielle Präparate wie Nausema wirken zum Beispiel auf natürliche Weise gegen Erbrechen in der Schwangerschaft und enthalten die Vitamine B1, B6 und B12. Homöopathische Mittel und Hausmittel gegen Erbrechen und ÜbelkeitVor der Anwendung homöopathischer Mittel empfiehlt sich die Beratung durch einen Homöopathen oder Heilpraktiker. Homöopathische MittelIn der Homöopathie gibt es zahlreiche Mittel gegen Erbrechen. Nux vomica und Ipecacuanha sind zwei Empfehlungen. HausmittelFolgende Hausmittel können bei Erbrechen Linderung schaffen:
Autorin: Jessica Kilonzo Jessica Kilonzo, Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, sammelte Berufserfahrung in Frankfurt am Main, bevor sie mit ihrer Familie nach Tansania zog. Jetzt lebt und arbeitet sie am Kilimanjaro, dem höchsten Berg Afrikas. Online schreibt Jessica Kilonzo für verschiedene Gesundheitsportale, wie zum Beispiel den Allergie-Blog von Allergo Natur. QuellenHerold G et al.: Innere Medizin, Köln, Gerd Herold 2014 Schönau et al., Pädiatrie integrativ, Urban & Fischer, München 2005 Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und stellen keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments dar. Stand: 23.03.2022 Wie lange darf sich ein Kind übergeben?Klagt das Kind anhaltend über Übelkeit und muss sich auch nach sechs Stunden weiter erbrechen, so sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Säuglingen empfiehlt es sich, nicht so lange zu warten, sondern sich bereits nach ein bis zwei Stunden auf den Weg zum Kinderarzt zu machen.
Was tun wenn das Erbrechen nicht aufhört?Die Bauchorgane, das Gehirn oder Stoffwechselvorgänge sind besonders häufig an der Ursache der Symptomatik beteiligt. Für die akute Behandlung finden Sie verschiedene Medikamente, die Erbrechen stoppen können. Eine magenschonende Ernährung hilft Ihrem Körper, sich rasch wieder zu erholen.
Wann wird Erbrechen bei Kindern gefährlich?ein Kind auch nach sechs Stunden immer wieder erbricht. zusätzlich Fieber und/oder Durchfall auftreten. das Kind starke Bauchschmerzen hat. das Kind apathisch ist.
Was beruhigt den Magen nach Erbrechen bei Kindern?Reisschleim, in kleinen Portionen, mehrmals am Tag anbieten. Den Schleim nur mit Wasser (niemals Milch) kochen und leicht salzen, nicht zuckern. Eine pürierte Banane liefert viele verlorene Mineralien und ist besonders empfehlenswert, um die Kalium-Speicher wieder aufzufüllen.
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