Was tun wenn der partner wegen kleinigkeiten gleich laut wird

Hinter wütenden Attacken steht meist der verzweifelte Wunsch nach Nähe. Paartherapeut Oskar Holzberg kennt einen Ausweg.

Gregor hält es nicht mehr aus. Wortlos verlässt er die Wohnung. Ins Treppenhaus brüllt ihm Lea nach, dass er gar nicht wiederkommen brauche, wenn er jetzt gehe. Gregor flieht, er weiß das. Aber er weiß sich nicht anders zu helfen. Immer wieder flippt Lea bei der kleinsten Kleinigkeit aus. Immer wieder die gleichen Vorwürfe: Er stelle sich immer auf die Seite ihrer Tochter, nie würde er sie verstehen, nie sei er da, wenn sie ihn brauche. An ihr hänge das ganze Familienleben, um nichts kümmere er sich, sie sei ihm doch völlig gleichgültig. Und dann weint sie. Manchmal kann er sie beruhigen. Aber meistens gehen sie stillschweigend über diese "Ausraster", wie Gregor Leas Verhalten nennt, hinweg.

Was sind die Gründe für Ausraster?

Er liebt Lea. Aber er fragt sich, ob er mit einer so unkontrolliert aggressiven Frau wie Lea weiter leben will. Vielleicht hat sie sich beruhigt, wenn er zurückkommt. Aber für wie lange?

Szenen einer Ehe, in denen die Konflikte durch die Decke gehen. Irgendwann wird die Persönlichkeit des anderen in Frage gestellt. Aber das Problem sind nicht Charakter-Eigenschaften. Es sind die Rollen und Positionen, die im Zusammensein entstanden sind. Es ist schwer für Partner, die Dynamik zu verstehen, die zwischen ihnen abläuft, das Verhaltensmuster zu erkennen, das sie gefangen hält. Wir wissen zwar, dass die Beziehung das ist, was zwischen uns abläuft, aber wir tun uns schwer damit anzuerkennen, welche enorme Macht eingefahrene Muster über uns haben.

Ein Partner wird zum Angreifer ...

In Paaren wird ein Partner immer mehr zum Angreifer, hier ist das Lea, und der andere zieht sich immer stärker zurück, wie Gregor. Das Muster entsteht, weil ein Partner eher versucht, allein mit den Kränkungen zurechtzukommen, während der andere aktiv versucht, seinen Partner für sein Anliegen zu erreichen. Das geht nicht gut zusammen. Und so fordert Lea immer vehementer, während Gregor genau dann versucht, die Situation dadurch zu beruhigen, dass er sich entfernt und die Dinge mit sich selbst regelt. Weil er ja fürchtet, dass es zwischen ihnen kracht, wird er immer vorsichtiger, irgendetwas anzusprechen. Was Lea dann so erlebt, dass er sich noch mehr aus der Beziehung zurückzieht. Und wogegen sie noch wütender protestiert, indem sie ihn kritisiert. Dadurch fühlt er sich noch ungeliebter, vergräbt sich noch mehr in sich selbst. Der Konflikt steigert sich mehr und mehr.

... und fühlt sich irgendwann wie ein Gegner an

Was tun wenn der partner wegen kleinigkeiten gleich laut wird

Oskar Holzberg ist 60 Jahre, Psychologe und seit 30 Jahren verheiratet. Seit mehr als 20 Jahren berät er Paare und kennt die typischen Konflikte.

Deutsche Paare sind nicht sehr streitfreudig. In vielen Beziehungen wird lieber geschwiegen als ausdiskutiert. Dabei ist ein ordentlicher Zoff ab und zu sogar sehr wichtig!

Quelle: N24

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Heftige Auseinandersetzungen gibt es fast in jeder Partnerschaft. Streit ist ja auch nichts Schlimmes – er sollte aber nicht verletzen. Doch wie geht das? Sieben Fehler, die Paare vermeiden können.

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An Feiertagen, Ferien und Co. soll es zu Hause harmonisch zugehen. Aber was passiert? Es wird mehr gestritten denn je. Wenn Paare sich dann vor den Augen der Kinder oder Eltern in die Haare kriegen, kann das für alle Anwesenden sehr unangenehm werden. Dabei ist Streit an sich nichts Schlimmes – allerdings sollten sich dabei beide Parteien an die Regeln des Fair Play und der gewaltfreien Kommunikation halten. Die sieben Todsünden rund ums Streiten:

Todsünde Nummer eins: Bloß nicht streiten wollen

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Kein Streit ist auch keine Lösung. Probleme nur unter den Teppich zu kehren, geht auf Dauer nicht gut. Streit ist generell nichts Schlechtes, erklärt der Paartherapeut David Wilchfort aus München. Schlecht ist er nur, wenn es bloß darum geht, wer recht hat oder schuld ist. Paare bräuchten eine konstruktive Streitkultur, ergänzt der Paarberater Ferdinand Krieg aus Berlin.

Der Grundsatz sollte dabei lauten: Wir können über alles reden. „Viele haben das nie gelernt.“ Gerade Männer sagten oft: „Das brauchen wir nicht. Läuft doch“, sagt er. „Das klingt erst mal cool.“ Aber wenn es dann einmal richtig Streit gibt, wissen solche Paare nicht damit umzugehen. Dann kracht es hinterher nur umso lauter.

Todsünde Nummer zwei: Gewinnen wollen

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Wenn es gut läuft, heißt es bei einem Streit nicht: Ich will gewinnen. Sondern: Wir wollen gewinnen. Dann findet sich am Ende eher eine Lösung für das Problem, mit der beide gut leben können, erklärt Wilchfort.

Er veranschaulicht das so: Beide Partner sind mit einem Seil verbunden. Wenn einer den Spielraum zu sehr ausreizt, spürt der andere, wie sich das Seil in seiner Hand spannt. Und reflexartig zieht er daran. Dasselbe spürt und tut der andere. Schon entwickelt sich ein handfestes Tauziehen. „Und keiner hat das Gefühl, er habe angefangen.“

Und dann? Der Klügere gibt nach? Nein, sagt Wilchfort. „Es muss heißen: Die Klügeren geben gleichzeitig nach.“ Denn erst wenn beide aufeinander zugehen, löst sich die Spannung im Seil.

Todsünde Nummer drei: Aus der Mücke einen Elefanten machen

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Es ist der Klassiker: der Streit um eine offene Zahnpastatube oder die liegen gelassenen Socken. Warum dabei aus der Mücke so schnell ein Elefant wird? Dahinter stecken eben ganz andere und viel größere Dinge, erklärt Wilchfort. Es ist der Gedanke: Der andere respektiert meine Wünsche nicht. So wird die Socke zum persönlichen Affront, ergänzt Krieg.

Das sind zwar Kleinigkeiten – aber es läppert sich nun mal. Und hinzu kommt der Gedanke, etwas im Beziehungsalltag immer wieder erdulden zu müssen. „Es ist ja nicht die eine Socke, die der andere liegen lässt. Man sieht dann vor sich gleich die 1000 Socken, die der andere in den nächsten Jahren liegen lassen wird“, erklärt Wilchfort.

Mit so einem Sockenberg vor dem geistigen Auge wird der Streit über eine Socke schnell zur Grundsatzdebatte. In so einem Fall kann es helfen, einmal eine Woche lang genau Buch zu führen. Dann sieht man, wie oft der andere seine Socken eben nicht liegen lässt.

Todsünde Nummer vier: Pauschale Vorwürfe

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„Immer lässt du deine Sachen herumliegen“ oder „Nie gehst du einkaufen“ – solche Verallgemeinerungen gehören ebenfalls zu den unfairen Mitteln im Streitgespräch. „Das sind Killersätze“, sagt Krieg. Denn Pauschalvorwürfe lassen dem anderen keinen Spielraum übrig. Besser sei es, ein positives Beispiel zu nennen. Etwa so: „Früher hast du jeden Abend den Müll heruntergebracht.“

Der Partner sollte außerdem erklären, warum ihm das wichtig ist. Zum Beispiel so: „Ich möchte ein schönes Zuhause mit dir haben.“ Damit betont er, dass es um etwas Gemeinsames geht. Und nicht darum, dass der eine dem anderen bloß etwas vorschreiben will.

Schlecht wirkt eine Formulierung wie: „Man macht die Zahnpasta eben zu.“ Das drängt den anderen in die Rolle eines unmündigen Kindes. Dann kann er eigentlich nur noch sagen: „Ja, Mama.“

Todsünde Nummer fünf: Du-Botschaften

Ob etwas verletzend wirkt oder nicht, hängt auch davon ab, wie man etwas sagt. Eine Du-Botschaft wie „Du bist so ein schlampiger Typ“ klingt schon von der Formulierung her aggressiv. Denn so wird eine sachliche Kritik zum persönlichen Angriff, erklärt Krieg.

Besser sind Ich-Botschaften wie diese: „Ich fühle mich unwohl, wenn das Wohnzimmer unordentlich ist.“ Es reicht aber nicht, bloß die Satzstellung zu ändern und die Stoßrichtung beizubehalten. „Wenn der eine sagt: „Ich finde, das ist saublöd, was du da machst“, komme das auch nicht besser an, erklärt Wilchfort.

Todsünde Nummer sechs: Vor anderen eine Szene machen

Die Eltern sind zu Besuch? Die Freunde sind zum Essen da? Beste Bedingungen dafür, dass ein Streit so richtig peinlich wird. Denn wenn ein Partner dem anderen dann eine Szene macht, stellt er ihn bloß vor den Gästen, erklärt Krieg. „Das ist ein Klassiker von dem, was man tunlichst sein lassen sollte.“

Gerade die Festtage sind wie gemacht dafür: Stress, Pflichttermine und eine Prise verordnete Harmonie – fertig ist das perfekte Streitrezept. Wenn sich dann ein Streit anbahnt, gibt es laut Krieg zwei Wege, die Situation zu retten. Entweder man sagt ganz offen: „Wir beide haben jetzt ein Hühnchen zu rupfen und gehen mal nach nebenan. Wir sind gleich wieder da.“ Oder man nimmt den anderen zur Seite und macht im Stillen aus: Wir haben noch ein Hühnchen zu rupfen, aber das machen wir morgen.

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Paare können auch ein Codewort ausmachen, um sich unauffällig darüber verständigen zu können. Der Vorteil: Der andere hat nicht das Gefühl, dass sein Ärger einfach übergangen oder unter den Teppich gekehrt wird. „Man gibt das Signal: Ich achte dich mit deiner Gegenposition. Und ich will dich hören. So eine Botschaft entschärft ungemein“, sagt Krieg.

Todsünde Nummer sieben: Laut werden

Wenn es laut wird, macht das die Verständigung nicht gerade leichter. Denn mit sachlichen Argumenten ist es dann meist vorbei. „Wer schreit, hat Unrecht“, heißt ein Sprichwort.

Warum wird es dann im Streit so oft laut? Weil Paare dabei schnell in eine Streitspirale geraten, erklärt Krieg. Jeder zückt seine Waffen, und der Kampf steigert sich immer mehr. Die Palette der Waffen reicht dabei vom eisigen Schweigen über Schimpfwörter bis hin zum Türenschlagen und Schreien. Nach einer Weile hat sich der Streit so weit hochgeschaukelt, dass keiner mehr einen Ausweg aus der Spirale weiß.

Gut sei dann eine Streitpause, rät die Psychologin Felicitas Heyne. „Dann sagt man: Pass auf, ich glaube, wir können gerade nicht mehr vernünftig miteinander reden. Wir treffen uns in 20 Minuten wieder und sprechen dann in normaler Lautstärke weiter.“

Wird es öfter laut, können Paare ein Signal für eine Streitpause vereinbaren: Dazu eigne sich eine Klingel wie von der Hotelrezeption. Auch ein Ortswechsel hilft – Krieg empfiehlt dazu einen gemeinsamen Spaziergang.

Gewaltfreie Kommunikation

Richtig Streiten lässt sich lernen. Hilfreiche Ansätze bietet die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Ziel ist es eine kommunikative Verbindung mit anderen zu schaffen. Dabei steht empathisches Aufeinandereingehen im Mittelpunkt. Die Anliegen und Empfindungen aller Beteiligten werden gleichwertig berücksichtigt und einbezogen,ebenso ihre Bedürfnisse und Beweggründe.  Dadurch wird ein partnerschaftliches Miteinander geschaffen, das frei von ungleichen Dominanzverhätnissen, Schuld,Scham und Strafe ist. Neben einschlägiger Literatur bieten auch Kurse und Workshops Hilfestellung zum Erlernen einer positiven Streitkultur.

Dieser Artikel wurde erstmals am 03.12.2014 veröffentlicht.

Dating im Internet – ein Selbstversuch

Sieben Millionen Deutsche sind im Internet auf der Suche nach einem Partner fürs Leben - einer von Ihnen war der freie Journalist Milosz Matuschek.

Warum streitet man sich wegen Kleinigkeiten?

Normale Konflikte eskalieren regelmäßig wegen Kleinigkeiten – oder aber die Angst vor Eskalation führt zur Streitvermeidung. In einem guten Streit über wichtige Themen lernt man sich besser kennen, man lernt etwas über die Grenzen des anderen und setzt selbst welche.

Was tun wenn man sich wegen jeder Kleinigkeit streitet?

Der klassische Rat ist meist, Ich-Botschaften statt Du-Botschaften zu formulieren. Aber prinzipiell ist es egal, ob man sagt „Du kommst schon wieder zu spät“ oder „Ich ärgere mich, wenn du zu spät kommst“. Viel wichtiger ist, auch beim Streiten noch respektvoll miteinander umzugehen.

Warum hört mir mein Partner nicht zu?

„Mein Partner hört mir nicht zu – liebt er mich nicht genug? “ Diese Schlussfolgerung treffen viele Betroffene voreilig. Doch nicht immer liegt es daran, nicht genug wertgeschätzt zu werden. Möglicherweise haben Sie beide im Laufe Ihrer gemeinsam Zeit auch einfach nur ein negatives Kommunikationsverhalten entwickelt.

Was tun wenn Partner immer meckert?

Partner meckert an allem rum. Was tun? Wenn der Partner nur noch nörgelt, sollten Sie zügig die Reißleine ziehen – denn ständiges Nörgeln zerstört jede Beziehung. Die große Herausforderung an Sie ist, sich nicht von den Nörgeleien und der dahinterstehenden Kritik angegriffen zu fühlen.