Was machen die Kinder von Joschka Fischer

Deutschland Joschka Fischer wird 70

„Was bringt es, sich zu fragen, was habe ich geleistet?“

Veröffentlicht am 31.03.2018 | Lesedauer: 2 Minuten

Joschka Fischer Joschka Fischer

Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer

Quelle: dpa

Vor seinem 70. Geburtstag spricht Ex-Außenminister Joschka Fischer über Vergänglichkeit und Sentimentalität. Zu viel über Vergangenes nachgrübeln wolle er nicht, doch vorauszuschauen sei „mit 70 ja auch so eine Sache“.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 12. April verspürt der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) keine Sentimentalität. „Das war mein Leben, so ein Leben wollte ich führen“, sagte Fischer der „Süddeutschen Zeitung“ vom Samstag. „Was bringt es, sich zu fragen, was habe ich geleistet? Sie können eh nichts mehr daran ändern. Und vorauszuschauen ist mit 70 ja auch so eine Sache.“

Was er allerdings nicht vergessen werde, sei sein 50. Geburtstag. Da habe er „in einer sentimentalen Stunde“ plötzlich zum ersten Mal einen Strich am Horizont gesehen. „Dieser Strich war der eigene endliche Lebenshorizont. Das hat mich nicht sentimental gemacht, aber noch ein bisschen nachdenklicher als sonst.“ Mit 60 sei er dann „an den Gedanken gewöhnter“ gewesen.

Auf die Frage, ob er froh über seine Art des Ausstiegs aus der ersten Reihe der Politik im Jahr 2005 sei, sagte Fischer: „Froh ist der falsche Begriff. Ich wollte es so – und es ist gelungen.“ Außerdem gelte: „Wenn du einmal in der Alpharolle warst, dann gibt es kein Zurück in die zweite Reihe mehr, dann musst du ganz gehen.“ Nichts sei „so schlimm wie Alte, die, wie in einem neuguineischen Ahnenhaus die Toten, ständig von oben auf die Jungen herunterschauen.“

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Joschka Fischer im Interview

Entzugserscheinungen habe er nach seinem Ausstieg aus der Politik keine gespürt, sagte Fischer, der von 1998 bis 2005 Bundesaußenminister war. Er hatte „eher ein allgemeines Problem, das viele Rentner haben“. „Dass du dir die Frage stellst, was fängst du mit dir an. Und wenn dich die Frau fragt, warum sitzt du hier schon morgens rum, dann wird es Zeit, dass du dir etwas anderes suchst.“

Fischer ist seit 2005 mit der Filmproduzentin Minu Barati verheiratet, es ist seine fünfte Ehe. Auf die Frage, warum er so oft geheiratet habe, sagte er: „Das ist vielleicht der katholisch-romantische Anteil in mir. Egal, das war ich, das hat zu mir gepasst.“

Es war in den Ferien auf Kreta, vor 22 Jahren, meine Kinder waren noch klein und ich stand, wie ich es gerne tue, sehr früh auf – und schrieb in der Urlaubsfrühe ein Buch zu Ende, an dem mir damals sehr gelegen war. Das war 1999. Es war eine erste Bilanz nach dem ersten Jahr der rot-grünen Regierung im Bund, unter Kanzler Gerhard Schröder und seinem Vizekanzler, dem Außenminister Joschka Fischer. Meine Bilanz war sehr gemischt und in der Mischung war viel Enttäuschung. Zur Frage, wie grün die Grünen noch sind, schrieb ich damals die Kapitelüberschrift: „Regieren essen Seele auf.“ Und ich zitierte einen Satz, den Kurt Tucholsky über die Sozialdemokraten der Weimarer Republik gesagt haben soll: „Sie dachten, sie wären an der Macht; aber sie waren nur in der Regierung.“

In diesem Buch „Rot-Grün. Eine erste Bilanz“ habe ich noch einmal geblättert, als ich mir jetzt Gedanken zum Ukraine-Krieg gemacht habe und dazu, warum die Grünen ihre pazifistischen Wurzeln so radikal abgeschnitten haben. Warum sind die Grünen heute die stärksten Befürworter der Lieferung von deutschen Kriegswaffen? Warum wird in dieser Partei über das Für und Wider kaum diskutiert? Es ist der Philosoph Jürgen Habermas (SZ Plus), nicht eine Gruppierung der Grünen, der über eine „kriegstreiberische Rhetorik“ klagt. Es ist der eher konservative Politikwissenschaftler Peter Graf Kielmannsegg, der angesichts der atomaroen Risiken über die Ungewissheit eines Dilemmas schreibt, „das äußerste Vorsicht und Zurückhaltung gebietet“. Von dieser Vorsicht und Zurückhaltung ist bei den Grünen wenig zu spüren. Ihr Umweltpolitiker Anton Hofreiter, ein ehemaliger Pazifist, rasselt so lustvoll die Typenbezeichnungen von zu liefernden Panzern und Raketen herunter, dass ihm ein alter General in der Talkshow entgegenhält, er wolle sich von einem Kriegsdienstverweigerer wie Hofreiter nicht sagen lassen, wie man einen Krieg führt.

„Die grüne Seele verraten“

Die Grünen streiten nicht mehr über das, was Antje Vollmer, die frühere grüne Bundestags-Vizepräsidentin, die „Friedensfrage“ nennt. Vollmer sagt im Gespräch mit der SZ (SZ Plus), sie erkenne ihre grüne Partei hier fast nicht wieder: „Damit wird für mich die grüne Seele verraten. Ohne die pazifistischen Wurzeln wären wir nie in den Bundestag gekommen.“  Nur „in der Ökologiefrage“ sei die Partei noch in der Spur.

Ich habe mich daher daran erinnert, wie die Grünen damals, 1999, in der ersten rot-grünen Regierung, konzentriert und erbittert über die deutsche Beteiligung am Nato-Krieg in Jugoslawien-Krieg diskutiert haben – stellvertretend für die ganze deutsche Gesellschaft. Damals wurde, so sagten es damals die Kritiker der deutschen Kriegsbeteiligung, aus dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ ein neues, anderes Motto: „Frieden schaffen mit aller Gewalt“.  Ist das auch das Motto der Grünen heute? Stellt euch vor, es ist Krieg – und die Friedensbewegung ist nicht mehr da: Der Kalauer wurde schon damals, 1999, erzählt; aber damals war die Friedensbewegung, damals war der Pazifismus noch am Leben; und er stritt mit Schröder und mit Fischer, laut, bisweilen sehr laut, vorlaut und kreischend. Heute, zu Zeiten von Scholz und Habeck, herrscht Ruhe; aus den Reihen der Grünen gibt es keine Kritik mehr.

Joschka Fischers Kinder: Sie sind viele!

Warum ist das so? Antje Vollmer sagt zur jungen Generation der Grünen, die stark vertreten im Bundestag sitzt: Ihr seid alle Joschka Fischers Kinder! Das ist nun nicht per se ehrenrührig. Man fragt sich freilich, wo denn die politischen Kinder der Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner von einst, wo die politischen Kinder von Christian Ströbele und Antje Vollmer eigentlich sind? Gibt es sie nicht – und wenn ja, warum nicht? Oder gibt es sie – aber nicht mehr in der grünen Partei, weil die sich von der heute ohnehin randständigen Friedensbewegung komplett abgenabelt hat?

Wie viel Kinder hat Joschka Fischer?

Aus zweiter Ehe mit Inge Fischer, geb. Peusquens, stammen sein Sohn David (* 1979) und seine Tochter Lara (* 1983). Seit 2006 lebt Joschka Fischer in Berlin-Grunewald.

Wo wohnt Joschka Fischer heute?

Baden-WürttembergJoschka Fischer / Bisherige Wohnortenull

Wie alt ist Joschka Fischer heute?

74 Jahre (12. April 1948)Joschka Fischer / Alternull

Was ist Joschka Fischer von Beruf?

PolitikerJoschka Fischer / Berufnull