Was gibt es noch ausser Raclette und Fondue?

Raclette ist nicht die Krone der kulinarischen Schöpfung – wenn man von der Originalversion mit Schweizer Käserad mal absieht. Egal, die Pfännchen-Sause mit Perlzwiebeln, sauren Gurken und dem Streit, ob Dosen-Ananas unter der Käsedecke der Gipfel der Ekligkeit oder ein heimlicher Hochgenuss ist, muss sein, spätestens am Ende eines jeden Jahres.

Wer sich nach Raclettegeräten umsieht, stellt allerdings schnell fest, dass es auf dem Markt diverse Alternativen gibt, und zwar nicht nur Fondue. Da tauchen plötzlich unter der Rubrik „Funcooking“ urige Tatarenhüte auf, asiatische Tom Yangs und fettsparende Teppanyakis, römische Pizzadome und sogar „Wokletten“. Die Versprechungen reichen von unendlichem Partyspaß bis zu fernöstlicher Lagerfeuerromantik am heimischen Esstisch. Mal probieren!

Mini-Wok-Set

Jeder gart für sich allein. In vier Pfännchen kann gleichzeitig asiatisch gewokt werden. Ein großer Topf Reis steht parat, viele würzige Soßen, Pilze, Gemüse, Cashews, Hühnchen und Rindfleisch in kleinen Schüsseln warten dazu auf dem Tisch. Es geht darum, selbst zu garen, in vielen kleinen Portionen. Das Gespräch dreht sich bald um gelungene und weniger passende Kombinationen und um die ideale Zubereitungszeit der rohen Komponenten. Die Woks werden heißer als vermutet, mit etwas Geduld entsteht ein richtiger Brutzelfaktor. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Es schmeckt und macht Spaß. Wer Freude am gemeinsamen Tisch-Kochen hat, kommt mit den Mini-Woks auf seine Kosten. Mit den typischen Asia-Soßen kann man auch Fehlkombinationen stets in einen recht leckeren Würzkontext verfrachten.

Paradedisziplin: Asia-Mix! Die Hitze reicht zum Dünsten und Braten, den Kick geben Würzsoßen.

Schweinerei: Mäßige Kleckerei, die Woks reinigt die Spülmaschine.

Anschaffung: z. B. von Tristar oder Suntec ab 39 Euro, bei Media Markt und Saturn.

Tom Yang

Geschmacksexplosion im Hotpot. Ein Party-Tischgerät ganz ohne Käse? Für das man keine Silberzwiebeln braucht und andere kulinarisch zweifelhafte und dennoch geliebte Schweinereien? Die Skepsis weicht mit dem ersten Löffelchen Brühe: eine Geschmacksexplosion aus lange schmurgelnden Gewürzen, aromatischem Gemüse und dem reingesickerten Saft der marinierten Meeresfrüchte. Zugegeben: Mit dem Geschmack der Brühe steht und fällt der Spaß mit dem Tom Yang, der an asiatische Hotpots angelehnt ist. Aber wie auch immer: Der Tom Yang macht es einem sehr leicht, leckeres Essen mitten auf dem Tisch zuzubereiten. In die auf dem Herd vorbereitete und ins Gerät gefüllte Gemüsebrühe – die schmeckt hervorragend mit Anis, Zimt, Nelken, Chili und Ingwer – werden Zuckerschoten, Pak Choi etc. knackig gegart. Für die endgültige Superwürze sorgt dann der Sud der Fischstücke und Garnelen, die auf dem Barbecue in der Mitte kross braten. Gut, dass der Tom Yang ohne Käse auskommt. So bleibt das Koma aus – und man kann noch viel mehr essen.

Paradedisziplin: Grillgut wie Fisch, Fleisch, Halloumi und vor allem die aromatische Suppe mit Gemüse- und Glasnudeleinlage.

Schweinerei: Kaum. Es spritzt nur sehr wenig, Schale und Grillfläche lassen sich gut reinigen.

Anschaffung: 179 Euro bei Tomyang.

Pizzadom

Fast wie beim Italiener. Treffen sich sechs hungrige Pizzabäcker zu einem gemeinsamen Abend. Einer bringt Wein mit, der Rest gute Laune. Der Hefeteig (kein spezielles Rezept) ist schnell fertig: Die kleinen Pizzaböden einfach mit der mitgelieferten Form oder einem Glas ausstechen. Der Pizzadom lässt sich unkompliziert auf dem Tisch aufstellen. Er besteht aus einem Unterbau und einer Ton-Kuppel, zwei Heizspiralen erzeugen von oben und unten Wärme. Ein kleines Problem: sechs Leute, vier Pizzaschieber. Kriegen wir hin, wir wechseln uns ab. Beim Belag geht, was schmeckt. Die Minipizzen backen etwa fünf bis sieben Minuten. Ein übereifriger Bäcker, der zu hoch gestapelt hat, wird bestraft: Der flüssige Käse läuft über den Pizzarand auf das Backblech. Wer später schrubben muss, ist damit klar.

Paradedisziplin: Kann nur Pizza – die dafür aber mit allen möglichen Belägen.

Schweinerei: Die Minifladen ordentlich im Mehl wälzen – sonst backt der klebrige Teig am Schieber fest und man muss ordentlich kratzen und knibbeln.

Anschaffung: Den Original-Pizzadom gibt es mit drei, vier oder sechs Öffnungen ab 79,90 Euro zum Beispiel über www.pizzadom.de.

Teppanyaki

Ein Stück Japan für zu Hause. Zunächst ist das Teil nur eine Stahlplatte. Daher auch der Name, „Teppan“, das heißt auf Japanisch eben dies. Wer mal in einem Teppanyaki-Restaurant rund um die riesige Bratplatte gesessen hat, an der artistische Köche spektakuläre Speisen zubereiten, hat Zweifel, ob das auch zu Hause gelingt. Wenn das große, sehr solide Gerät dann aber erstmal auf dem Tisch steht und erste Thunfischstücke darauf kross brutzeln, stellt sich raus: Ums große Spektakel geht es gar nicht, sondern darum, dass mit dem Teppanyaki jeder gut kochen kann. Marinierter Tofu wird minutenschnell knusprig, Fleisch und Fisch gelingen präzise, Gemüse schmurgelt unter der Dünstglocke und bleibt knackig. Es ist ein schnelles Kochen – hat das Gerät Höchsttemperatur, muss man am Ball bleiben. Durch zwei verstellbare Hitzezonen kann man sich aber immer wieder Ruhe gönnen.

Paradedisziplin: Auf den Punkt gebratenes Grillgut, knackiges Gemüse. Das kann unter der Glocke auch gedünstet werden.

Schweinerei: Nichts spritzt, die Reinigung der Fläche geht leicht – und sogar ohne Spüli. Die Platte bekommt schnell Gebrauchsspuren.

Anschaffung: z. B. von Solis ab 279 Euro bei Ingarden.

Tatarenhut

Vertikal grillen, und dann Bouillon. Die erste Frage, die sich der Runde rund um den Tisch stellt: Was hat es noch mal mit den Tataren auf sich? Und warum haben die solche Hüte? Nun, ob sich die Angehörigen des muslimischen Turkvolks tatsächlich so wie wir abends um den elektrischen Grillkegel mit integrierten Käsepfännchen versammeln, sei jetzt mal dahingestellt. Der Legende nach sind Vorfahren des Teils – gestülpt übers Lagerfeuer – jedenfalls tief verwurzelt in der Esskultur rund um die Wolga. Wir sitzen nun um die moderne Variante des Geräts. Das besteht aus einer Raclette-Etage, einer Bouillon-Krempe und dem mit Widerhaken versehenen Hut. An den pinnen wir dünn geschnittenes Fleisch, Gemüse und Fisch, sobald das Teil vorgeheizt ist. Es zischt und brutzelt, das Fleisch wird quasi vertikal scharf angebraten. Auch das Gemüse, das bald leckere Grillaromen entwickelt. Der Fisch wiederum stellt uns vor Probleme – er ist schlicht zu instabil für die hängende Position und zerfällt. Allerdings macht das nichts: Er landet in der Bouillon, die mit Brokkoli und Zwiebeln in der Krempe köchelt. Das ist der Sinn der Sache: Der Bratensaft des vertikalen Grillguts soll die Suppe aromatisieren. Da wir das Fleisch vorher nicht mariniert haben, fällt das Ganze sehr pur aus. Von der Knoblauchorgie, in der die Gambas gebadet haben, profitiert wiederum der ganze Rest.

Paradedisziplin: Dünngeschnittenes Fleisch und würzige Bouillon.

Schweinerei: Während des Betriebs spritzt hier nichts. Die Widerhaken können den ein oder anderen Spülschwamm stressen. Durch die Beschichtung wird aber alles leicht sauber, auch die Pfännchen.

Anschaffung: etwa von TTM ab 199,95 Euro über www.raclette.de.

Warum kein Raclette?

Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt aktuell nicht nur vor dem Coronavirus, sondern auch vor bestimmten Festtagsgerichten. So gebe es einen Zusammenhang zwischen einer ansteckenden Durchfallerkrankung und Fleischfondue sowie Raclette, schreiben RKI-Wissenschaftler im Fachmagazin "Scientific Reports".

Was ist besser Fondue oder Raclett?

Zeitlich bietet ein Raclette einen Vorteil. Das Garen in den Pfännchen geht schneller, zumal die einzelnen Mahlzeiten größer sind. Beim Fondue können Sie nur immer einzelne Fleischstückchen ins Fett halten, wodurch sich die Dauer der Mahlzeit deutlich verlängert. Fondues empfehlen wir Ihnen beispielsweise zu Silvester.

Warum warnt RKI vor Raclette?

RKI: Rohes Fleisch und offene Lebensmittel als Gefahrenherde In einer neuen Studie des RKI vom November 2021 wurde nämlich ein direkter Zusammenhang von dem Auftreten einer Durchfallerkrankung mit dem vorherigen Verzehr von Raclette oder Fondue festgestellt.