Warum gibt es keine starken Staubsauger mehr?

Die EU will den Stromfressern im Haushalt den Stecker ziehen. Den Anfang machen am Montag Staubsauger mit mehr als 1600 Watt. Heißt weniger Watt auch weniger sauber? BILD klärt die wichtigsten Fragen zum Thema.

Kann ich jetzt keine starken Staubsauger mehr kaufen?

Doch, können Sie, zumindest für einige Zeit! Die neue EU-Regelung verbietet den Herstellern, ab dem 1.9. Staubsauger auf den Markt zu bringen, die mehr als 1600 Watt haben.

Alle Geräte, die bis Ende August in den Handel gebracht wurden, dürfen weiter verkauft werden.

Wie viel Strom verbraucht ein Handy-Netzteil, das in der Steckdose steckt, aber an das kein Telefon angeschlossen ist? Weniger als 1 Euro! Oder der alte Gefrierschrank im Keller? Rund 65 Euro! Oft ist keine Bedienungsanleitung zur Hand oder der Stromverbrauch ist nicht angegeben. Die Verbraucherzentralen bieten bundesweit „Energiechecks“ an. Ein Energieberater kommt zu Ihnen nach Hause, analysiert den Stromverbrauch und hilft, ihn zu senken. Kosten: 10 Euro für 1 Stunde Basis-Check. Termine gibt es unter Tel. 0800/809 80 24 00. Oder: Sie messen selbst. Strom-Messgeräte können Sie bei den Verbraucherzentralen ausleihen (Pfand: 10 bis 20 Euro).

Was sagt die Watt-Zahl überhaupt aus?

Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (DENA): „Die Wattzahl beziffert die elektrische Leistung eines Motors – die Leistung, die er erbringen kann, vergleichbar mit der PS-Zahl eines Autos. Die Wattzahl sagt aber nichts über den Nutzen eines Gerätes aus.“

Wird meine Wohnung mit einem 1600-Watt-Staubsauger auch sauber?

Ja! Die Gleichung hohe Wattzahl gleich hohe Reinigungsleistung ist falsch. Denn neben der Wattzahl hängt die Reinigungsleistung bei Staubsaugern u. a. von diesen Faktoren ab:

► Beschaffenheit der Düsen,

► Luftführung im Gerät,

► Filterung des Staubes,

► Effizienz des Motors.

Die Fantasie der Beamten in Brüssel scheint keine Grenzen zu kennen, wenn es um EU-Vorschriften geht. Kuriose Beispiele: Die Europäische Bananen-Verordnung legt seit 1995 fest, dass eine Banane mindestens 14 cm lang und 27 mm dick sein muss. Die Krümmung ist übrigens egal.

Die EU hat Mindestgewicht und -größe für alle Apfel-Sorten festgelegt. Unter 90 g bzw. 60 mm Durchmesser geht gar nichts!

Vor 25 Jahren wurde die „Gurken-Verordnung“ erlassen: Gurken dürfen nur eine maximale Krümmung von 10 mm auf 10 cm haben. Die Regelung wurde 2009 zwar aufgehoben, wird aber bis heute befolgt.

Im Jahr 2009 knipste die EU den 100-Watt-Glühbirnen das Licht aus, danach schaffte sie 75- und 60-Watt-Birnen ab.​

Laut EU müssen seit März 2000 alle Bundesländer ein Landesseilbahngesetz haben – auch, wenn es im jeweiligen Land keine Seilbahn gibt!

Mit der Beimischung von 10 % Bio-Sprit ins Benzin sollten die EU-Energieziele eingehalten und CO2 gespart werden. Dass viele Autos die Öko-Plörre nicht vertragen – egal!

Ab 2019 sollen neue Mittelklasse-Pkw nur noch maximal 68 (bisher 74) Dezibel laut sein. Aber Sportwagen dürfen weiter mit bis zu 74 Dezibel brummen.

Die technologische Entwicklung macht heute Geräte möglich, die deutlich weniger Watt haben als alte Sauger, dabei aber besser sind.

So bringt Philips z. B. im September einen beutellosen Sauger mit 650 Watt auf den Markt, der besser reinigen soll als ein herkömmliches Gerät mit 2400 Watt.

So verbraucht man im Jahr statt 33 Euro rund 10 Euro bei einer Stunde Nutzung/Woche.

Und was gilt für andere Haushaltsgeräte?

► Föhne (1800-Watt-Gerät verbraucht bei 10 Min. täglicher Nutzung ca. 28 Euro/Jahr): Ein Gerät mit geringerer Wattzahl bedeutet, dass man länger föhnen muss – wenn das Gerät ansonsten gleich konstruiert ist. Auch Haartrockner lassen sich aber effizienter gestalten, z. B. durch bessere Heizspiralen, eine andere Anordnung der Spiralen.

Neue EU-Richtlinien Test: Wie schnell trocknen Föhne in Zukunft die Haare?

Warum gibt es keine starken Staubsauger mehr?

Quelle: Bild.tv 27.08.2014

02:05

► Küchenmaschinen (1200-Watt-Gerät bei zweistündiger Nutzung/Woche kostet ca. 32 Euro/Jahr): Auch hier gilt: Viel Watt bedeutet nicht gleich gute Ergebnisse, etwa beim Teig-kneten. Entscheidend ist z. B. das Rührwerk. Je schlechter das ist, desto mehr Watt-Leistung braucht eine Maschine.

► Mikrowelle (800 Watt-Gerät kostet bei 5 Min. täglicher Nutzung ca. 6,24 Euro/Jahr): Auch hier kommt es auf die Effizienz der Geräte an, nicht auf die Wattzahl. Wichtig ist, wie z. B. das Strahlungsfeld angeordnet ist. Mit Drehteller braucht das Gerät zudem weniger Energie als ohne.

Was kann ich durch moderne Geräte sparen?

DENA-Chef Stephan Kohler: „Wer eine ca. zehn Jahre alte Haushaltsausstattung hat, kann mit modernen Geräten rund 35 % Energie einsparen – bei gleichem Komfort. Bei einem Stromverbrauch von durchschnittlich 1000 Euro im Haushalt pro Jahr wäre das eine Ersparnis von 350 Euro.“

Warum gibt es keine Staubsauger mit 2000 Watt?

Was ist das Ziel der EU-Ökodesign-Verordnung? Staubsauger sollen künftig weniger Strom verbrauchen und trotzdem gut funktionieren. Die Ökodesign-Verordnung begrenzt die Leistungsaufnahme eines Saugers auf höchstens 1 600 Watt und den Standard-Jahresverbrauch auf maximal 62 Kilowattstunden pro Jahr.

Warum haben Staubsauger weniger Watt als früher?

Die EU-Regelung zur Drosselung der Staubsaugerleistung hat die Leistungsaufnahme dann begrenzt. Seit September 2014 dürfen es laut Verordnung (EU) Nr. 666/2013 nicht mehr als 1.600 Watt sein, seit 2017 sogar nur noch maximal 900 Watt. Seitdem haben viele neue Staubsauger 800–900 Watt und liegen damit an der Obergrenze.

Sind Staubsauger mit mehr Watt besser?

Wer einen neuen Staubsauger kaufen will, kann nun die Herstellerangaben zur Leistung des Gerätes, also die Wattzahl, als Vergleichsmaßstab heranziehen. Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Wattzahl, desto geringer ist der Stromverbrauch.

Wie viel Saugleistung sollte ein Staubsauger haben?

Eine gute Saugkraft erreicht ihr mit 250 bis 400 air watt, mit 1.300 bis 2.200 mm/H20 oder mit 13 bis 22 kPa. Die Maßeinheit Kilopascal sollte dabei die geläufigste sein. Ich jedenfalls kenne sie vom Wetterbericht. Das Thema Lärm spielt ebenfalls eine Rolle, denn die Geräte können ganz schön laut sein.