Ein mann unter verdacht wer ist der mörder

Ein mann unter verdacht wer ist der mörder

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Eine Frau verschwindet spurlos, ihr Mann wird verdächtigt, sie umgebracht zu haben. Doch eine Leiche taucht nie auf: eine spannende Story für einen Fernseh-Thriller.

Üblicherweise geschieht zu Beginn eines TV-Krimis ein Mord, dann beginnt die Suche nach dem Täter. Doch es geht auch anders: Im ZDF-Thriller „Ein Mann unter Verdacht“ taucht im ganzen Film keine Leiche auf. Zu sehen ist er am Montag (20.15 Uhr).

Ein Mann läuft allein durch einen Wald, während eine blonde Frau vor Gericht einen Prozess gewinnt. Am warmen Spätsommerabend dieses Tages treffen sich die beiden im Haus des Mannes: Es gehört dem Architekten Thomas Altmann (Mark Waschke), die Frau ist die Anwältin Lavinia Bertok (Petra Schmidt-Schaller). Gemeinsam mit Freunden feiern sie den 40. Geburtstag von Thomas' Frau Anja (Deborah Kaufmann), doch die Party endet mit einem Streit der beiden Eheleute.

Zwei Tage später ist Anja spurlos verschwunden, und sofort nimmt Kommissar Andreas Roth (Peter Kurth) die Ermittlungen auf - den Verdacht der Entführung oder gar des Mordes erhebt Anjas Vater (Hanns Zischler). Er nimmt kurzerhand seinen Enkel Anton (Aljosha Lange) zu sich. Anjas Wagen wird verlassen am Flughafen gefunden, in der Küche ist Blut von ihr, und Thomas' Wagen wird beschlagnahmt - er war kurz zuvor innen gründlich gereinigt worden.

Der Regisseur Thomas Stuber („Herbert“) und der Autor Stefan Kolditz („Der letzte Kronzeuge“) haben die fesselnde und wendungsreiche Geschichte fantasievoll in Szene gesetzt - man weiß als Zuschauer bis kurz vor Schluss überhaupt nicht, wer welche Ziele verfolgt, wer hier gegen wen ist. Selbst die Rolle der Kripobeamten ist zwielichtig: Sie scheinen mit Anjas Vater unter einer Decke zu stecken. Sie verhören Altmann allein im Wald und erzählen ihre Variante der Geschichte, in der er der Mörder in einem nahezu perfekten Verbrechens ist.

Es könnten aber auch die beiden Frauen, also Anja und Lavinia, alles inszeniert haben. Selbst Lavinia, die Thomas Altmann als befreundete Anwältin zur Seite steht, spielt also eine zwielichtige Rolle. Die meisten Szenen sind in düsteren Tönen gehalten, die Musik (Bert Wrede) ist nie aufdringlich, die Kulissen sind kühl - vor allem das Haus der Familie Altmann wirkt sehr kalt.

Mark Waschke (44), der im Dezember wieder im Berliner „Tatort“ ermittelt, spielt den Verdächtigen als einen Getriebenen, der immer weniger zu begreifen scheint, was mit ihm geschieht - bis er vor den Augen seiner Angestellten verhaftet wird. Wie verkraftet er das Verschwinden seiner Frau? „Das verrät er niemandem. Er versucht zu überleben“, sagte der Schauspieler.

Spannend ist es auf jeden Fall. Gab es nun einen Mord? Eine Leiche wird nicht gefunden, Zeugen gibt es keine, nur vage Spuren - liegt also ein perfektes Verbrechen vor? Die ständige Ungewissheit nagt nicht nur an der Hauptfigur, die Mark Waschke glaubhaft darstellt. Im Grunde müsste er ständig explodieren, gibt sich aber als beherrschter Unschuldsengel. Petra Schmidt-Schaller überzeugt als kalte Frau, die - nicht nur in diesem Indizienprozess - der Suche nach Gerechtigkeit verpflichtet ist und scheinbar keine Emotionen hat.

Ob die ganze Geschichte rund um das Thema Vertrauen - bis hin zum fast ausgehandelten Haft-Deal zwischen Anwältin und Staatsanwalt an der Bar - glaubhaft ist, sei dahingestellt. Im Schlussbild steht still der Wald und schweiget.

Wie sie da stehen, mit ihren Milieugesichtern und den grobschlächtigen, tätowierten Körpern unter den Kutten, einer neben dem anderen auf der Anklagebank, fällt das Urteil des Betrachters eindeutig aus. Schuldig. Der Richter aber entscheidet anders. Die Angeklagten werden in allen Punkten freigesprochen. Nicht schuldig der gemeinschaftlichen Vergewaltigung und Erdrosselung zweier Frauen auf der Toilette einer Raststätte. Verteidigerin Lavinia Bertok (Petra Schmidt-Schaller) ist zufrieden. Aufmunterndes Zwinkern des Rockerbosses.

Diese Frau versteht ihr Handwerk wie er seins. Vor dem Gerichtssaal stellt sie sich den Fragen der Reporter. Schuld? „Muss dem Verteidiger egal sein“. Moral? Es gäbe keinen Widerspruch zwischen Moral und Gesetz. Der spektakuläre Freispruch ist in „Ein Mann unter Verdacht“ der Auftakt zu einem genretypisch gestrickten Thriller, der erst kurz vor Schluss seine systemimmanenten Spielregeln verrät - und den Betrachter entgegen aller bis dahin sorgsam aufgebauten Komplizenschaft mit einem plumpen Angriff auf seine Kombinationsfähigkeit für dumm verkauft.

Klassische „Suspense“-Dramaturgie

Bis dahin scheint der Film (Buch Stefan Kolditz, Regie Thomas Stuber) das Spiel mit Gewissheiten und Verunsicherungen im Sinne klassischer „Suspense“-Dramaturgie zu entwerfen. Anja Altmann (Deborah Kaufmann) wird erst vier Tage nach ihrer rauschenden Geburtstagsparty von ihrem Mann Thomas (Mark Waschke) vermisst gemeldet. Ein paar Tage Auszeit habe sie immer mal wieder gebraucht, er das im Sinne ihrer offenen Ehe toleriert. Zur Aufnahme der Anzeige erscheint die Kripo, bei der der Fall schon aktenkundig ist. Anjas Vater (Hanns Zischler), vermögender Immobilienmagnat mit bekannter Abneigung gegen den Schwiegersohn, bezichtigt diesen des Mordes und nimmt den Enkel Anton (Aljosha Lange) kurzerhand mit. Im Verlauf der Rekonstruktion des Partyabends verwickelt Thomas sich anscheinend in Widersprüche.

Stetig sich verändernde Rückblenden (Kamera Moritz Schultheiß) variieren die Erinnerung des Mannes, der sich in der Falle eines Komplotts wiederfindet. Will die verschwundene Ehefrau - eine Leiche wird nicht gefunden - ein neues Leben beginnen, steckt der Schwiegervater hinter allem oder gar Anwältin Lavinia, die an jenem Abend unverhofft zu Besuch kam und mit Anja offen geknutscht hat? Vor fünfzehn Jahren waren Thomas, Anja und Lavinia in scheinbar glücklicher Dreisamkeit erotisch verbunden. Seit der Hochzeit hat die Anwältin den Kontakt vermieden und nie wieder einen Mann angeschaut, sagt sie, nachdem sie Thomas’ Verteidigung übernommen und mit ihm das Bett geteilt hat. Mangelndes Vertrauen sei ihr Problem. Berufskrankheit einer erfolgreichen Karrierefrau.

Während der verbissene Polizist Roth (Peter Kurth) mit der besonnenen Kollegin Simon (Annika Kuhl) Indizien gegen Thomas zusammenträgt, mäandert die Spannung der Geschichte mal hierhin, mal dorthin. Immer erschöpfter joggt der Hauptverdächtige durch den Wald, von der Kamera verfolgt wie von der unerbittlichen Justiz. Im unwirtlichen Bungalow mit rauhem Sichtbeton und Küche mit blitzenden Messern dient der Flügel nur als Abstellplatz für Familienfotos, die Idyllisches vorgaukeln. Das Haus ist auch nicht anheimelnder als die Zelle, die Thomas in U-Haft bezieht. Die Bildgestaltung ist mithin wenig subtil. Wer rettet den zu Unrecht Verdächtigen?

Die engelsgleich schauende neue ZDF-Allzweckwaffe Petra Schmidt-Schaller spielt in „Ein Mann unter Verdacht“ die Rolle, auf die sie seit einiger Zeit abonniert ist. Eine blitzgescheite Karrieristin mit berufsbedingter Nähe zum Verbrechen, deren Gewissen sich in entscheidender Situation zu Wort meldet. Das haben wir nun etliche Male so ähnlich gesehen. Mark Waschke verleiht seiner Figur des Mannes im grell ausgeleuchteten Zwielicht des Verdachts die entsprechende Statur. Man könnte den Film denn auch abhaken, wenn er nicht kurz vor Schluss, mit einer einzigen Frage, die zur Unzeit kommt, sein bisschen Raffinesse so untergräbt, dass der Zuschauer sich nur noch an den Kopf greift. Um zu einem einigermaßen plausiblen Abschluss zu kommen, müssen Zusatzerklärungen aus dem Nichts gegriffen werden.

Analog ärgerlich wäre eine Matheaufgabe, in der die Variablen „x“ und „y“ zu ermitteln sind und am Ende auf dem Lösungsblatt steht, dass es aber die ganze Zeit um „z“ ging. Null Punkte wegen Täuschungsversuchs.

Fernsehtrailer : „Ein Mann unter Verdacht“

Video: ZDF