Zwei doktortitel im gleichen fach

Ein als "Dr. phil." promovierter Apotheker hat keinen Anspruch auf die Zulassung zu einem weiteren Promotionsverfahren, um den Titel "Dr. rer. nat." zu erwerben. Dies entschieden die Koblenzer Richter in einem am Montag bekannt gewordenen Urteil.

Der Apotheker könne nicht als Doktorand zugelassen werden, so das Verwaltungsgericht (VG). Nach der einschlägigen Promotionsordnung besitze derjenige die erforderliche Vorbildung zum Erwerb des akademischen Grades Dr. rer. nat., der ein wissenschaftliches Studium in näher bezeichneten Fächern mit der Diplom-, Magister- oder Masterprüfung oder durch die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien oder für Sekundarstufe II oder eine Masterprüfung an einer Fachhochschule in der Regel mindestens mit der Note "gut" abgeschlossen hat. Darüber hinaus lege diese Ordnung fest, dass der Vorsitzende des Promotionsausschusses auch andere Studiengänge und Prüfungen als gleichwertig anerkennen kann (Urt. v. 10.01.2012, Az. 7 K 491/11.KO).

Der klagende Apotheker hatte sein Pharmaziestudium mit Staatsexamen abgeschlossen. Dieser Studienabschluss ist laut Begründung der Richter in der Promotionsordnung nicht aufgeführt, so dass ohne eine Gleichwertigkeits-Anerkennung derzeit der erforderliche Vorbildungsnachweis fehle. Einen solchen Nachweis habe der Mann nicht eingeholt. Schon die Zulassungsvoraussetzungen nach der Promotionsordnung lägen deshalb nicht vor.

Im selben Fach muss keine weitere Promotion erfolgen

Der Apotheker hatte nach erfolgreichem Studium der Pharmazie bereits im Jahr 2000 an der Universität Koblenz-Landau entsprechend der damaligen Promotionsordnung mit einer Arbeit im Fach Biologie zum Doktor der Philosophie promoviert. 2007 habilitierte er im Fach Chemie und führt seitdem auch den Titel eines Privatdozenten.

Im April 2010 beantragte er die Zulassung zum Promotionsverfahren am Fachbereich 3 (Mathematik/Naturwissenschaften) an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, zur Erlangung des akademischen Grades eines "Dr. der Naturwissenschaften" (Dr. rer. nat.).

Der Promotionsausschuss hatte sich gegen die Zulassung des Apothekers zur Promotion ausgesprochen, da es gegen alle akademischen Gepflogenheiten sei, einer bereits habilitierten Person im selben Fach nochmals eine Promotion zu ermöglichen. Daraufhin ließ ihn die Universität Koblenz-Landau nicht zur erneuten Promotion zu. Nach erfolglosem Widerspruchsverfahren erhob der Apotheker Klage, die aber abgewiesen wurde.

tko/LTO-Redaktion

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Zitiervorschlag

VG Koblenz: Promovierter Apotheker darf keinen weiteren Doktor machen . In: Legal Tribune Online, 31.01.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/5448/ (abgerufen am: 19.09.2022 )

Infos zum Zitiervorschlag

Wofür steht der Doktortitel und wer trägt ihn?

Die Annahme, dass hinter der Anrede “Herr Doktor” oder “Frau Doktor” immer ein Mediziner oder ein Jurist steckt, gilt schon lange nicht mehr. Der Doktortitel ist ein akademischer Grad, der belegt, dass sein Träger einen originellen Beitrag zur Wissenschaft geleistet hat. Und dies ist theoretisch in jeder wissenschaftlichen Disziplin möglich. Dementsprechend breit ist auch das Angebot an Doktortiteln, die von deutschen Universitäten verliehen werden. 

Klassiker unter den Doktortiteln ist der Dr. med., der Doktorgrad der Medizin. Nach wie vor werden die meisten Doktortitel in diesem Fachbereich erworben. Knapp 6.300 medizinische Dissertationen gab es 2015 bis 2017 pro Jahr, wie eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts zeigte. Zum Vergleich: Bei der zweitstärksten Promotionsdisziplin, der Biologie, waren es nur rund 2.500 Promotionen jährlich.

Setzt man die Zahl der Promotionen in Relation zu den Master-Absolventen eines Fachs, zeigt sich allerdings, dass Doktortitel unter Medizinern nicht so verbreitet sind wie vielfach angenommen. Es sind vor allem Naturwissenschaftler, die in Deutschland promovieren, allen voran Biologen. Unter ihnen scheint der Doktorgrad mehr oder weniger zum guten Ton zu gehören: Die Promotionsquote in der Biologie liegt bei mehr als 86 Prozent, wie das CHE ermittelte. Aber auch in der Chemie promovieren beinahe acht von zehn Absolventen mit Master oder gleichwertigem Abschluss. Zum Vergleich: Unter den Juristen – neben Medizinern oft als typische Träger eines Doktortitels wahrgenommen – liegt die Promotionsquote nur bei 13 Prozent. Dass der Dr. jur. so verbreitet erscheint, dürfte in erster Linie an der insgesamt sehr hohen Zahl an Jura-Absolventen liegen.


Promotionsquoten im Überblick

In welchen Fächern besonders häufig promoviert wird und wo der Doktortitel eher die Ausnahme ist:

Angesichts des anhaltenden Trends zur Promotion ist es wenig erstaunlich, dass es inzwischen eine Vielzahl verschiedener Doktortitel gibt.

Übersicht der wichtigsten Doktorgrade

Früher waren Doktortitel eine relativ eindeutige Angelegenheit: Mediziner werden Dr. med., Juristen Dr. jur. oder Dr. iur. Wer seine Doktorarbeit erfolgreich in einem naturwissenschaftlichen Fach verfasst hat, trägt den Titel Dr. rer. nat. und promovierte Geisteswissenschaftler sind Dr. phil. So übersichtlich ist es längst nicht mehr. An den Dr. können heute etliche Kürzel angehängt werden, von Dr. agr. (agriculturae = Agrarwissenschaft) bis Dr. troph. (trophologiae = Ernährungswissenschaft). 

Weitere Doktortitel

Außerdem gibt es einige Doktortitel, die nicht direkt Bezug auf die fachliche Ausrichtung nehmen

Qual der Wahl: Dr. phil. oder Ph.D.?

An zunehmend mehr Hochschulen wird statt dem althergebrachten Doktortitel auch der Titel Ph.D. (alternative Schreibweise: PhD) vergeben. Der international gebräuchliche höchste akademische Grad steht für Philosophical Doctorate, kann aber nicht eins zu eins mit dem deutschen Dr. phil. gleichgesetzt werden.

Dennoch können die Titel als gleichwertig betrachtet werden. Die Dauer des Promotionsstudiums unterscheidet sich kaum. Ein Ph.D.-Studium ist allerdings grundsätzlich ein Forschungsdoktorat, was für deutschen Doktortitel keine zwingende Voraussetzung ist. Gemeinhin gilt der Ph.D. als verschulter als klassische Promotionsstudiengänge. Das brachte dem Ph.D. in Deutschland lange Zeit den Ruf ein, leichter zu erreichen zu sein als der Dr. phil. Inzwischen gilt dies als überholt. Letztendlich hängt die Ausgestaltung von Ph.D.-Programmen allerdings vom jeweiligen Land ab. 

Während das klassische deutsche Promotionsstudium in der Regel eng an den Doktorvater oder die Doktormutter und den jeweiligen Lehrstuhl gebunden ist, hat der Ph.D. meist einen stärkeren Projektbezug. Ph.D.-Studenten arbeiten meist mit mehreren Professoren an einem Projekt.

Pauschal lässt sich also nicht sagen, dass ein Titel besser oder höherwertiger ist als der andere. Es handelt sich vielmehr um einen Unterschied in der Ausgestaltung des Weges zum Titel. Wer eine internationale Karriere anstrebt, ist möglicherweise mit dem Ph.D. besser beraten. Allerdings genießt auch der deutsche Dr. phil. im Ausland grundsätzlich ein hohes Ansehen. Zudem existieren zahlreiche Äquivalenzabkommen zur gegenseitigen Anerkennung von Doktorgraden.

Theorie und Praxis: Dr. rer. medic. vs. Dr. med.

Selbst unter Medizinern ist die Sache nicht immer eindeutig. Denn neben dem Dr. med. gibt es auch noch den Dr. rer. med. oder medic., den Dr. sc. hum. und den Dr. nat. med., um nur einige zu nennen. Dahinter verbergen sich unter anderem Doktoren der naturwissenschaftlichen Medizin, der Medizinwissenschaften, der theoretischen Medizin, der Medizintechnologie, der Biomedizin.

Sie alle haben zwar über ein medizinisch relevantes Thema promoviert, aber kein medizinisches Studium und kein Physikum absolviert. Dementsprechend dürfen sie auch keine Patienten behandeln. Häufig stammen die Theoretiker unter den Medizinern aus naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Chemie, Biologie oder Physik. Aber auch Absolventen aus Bereichen wie Psychologie, Statistik oder Jura können nach erfolgreicher Promotion über ein für die Medizin relevantes Thema den Titel eines Doktors der theoretischen Medizin tragen.


Wie viele Menschen haben zwei Doktortitel?

Laut dem Mikrozensus hatten im Jahr 2019 insgesamt 862.000 Deutsche einen Doktortitel inne. Das entspricht einem Anteil von 1,2 Prozent der Bevölkerung. ... In welchen Fachbereichen ist die Promotionsquote in Deutschland besonders hoch?.

Was bedeuten zwei Doktortitel?

Dres. Die Abkürzung für den Plural doctores, wird verwendet, um mehrere Doktoren gleichzeitig zu nennen, beispielsweise Wir freuen uns, Dres. Schmidt und Meier begrüßen zu dürfen.

Welches ist der schwerste Doktortitel?

Praktisch unangefochten stehen die Rechtswissenschaften (Jura) an der Spitze der inoffiziellen Charts der schwierigsten Studiengänge.

Was ist der leichteste Doktortitel?

Generell gilt der Dr. med. ja als am "einfachsten", weil man nebenbei zum Medizinstudium promovieren kann -wobei das bestimmt auch nicht ohne ist - und je nach Arbeit auch sehr schnell fertig wird.