Wieviel kann ein pferd tragen tabelle

Noriker wie auch andere Kaltblüter gelten oft als „Gewichtsträger“. Das diese Aussage nicht grundsätzlich stimmt und weitere Faktoren eine Rolle spielen, haben wir bereits in einem anderen Artikel erörtert.

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. hat im Jahre 2019 ein Merkblatt zur Beurteilung der Gewichtsbelastung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten herausgegeben. Dieses und die verschiedenen Methoden zur Berechnung der Gewichtsbelastung haben wir uns näher angeschaut und als Beispiel einige Pferde aus unserem Stall verglichen.

Download Merkblatt TVT

Widerristhöhe Pferd

Diese Methode hat den Vorteil, dass sie auch anwendbar ist, ohne dass das Gewicht des Pferdes bekannt ist. Auf kleinere Pferde bzw. Ponys ist die pauschale Addition des Faktors „30“ jedoch nur bedingt übertragbar.

Ergebnisse Noriker:

• Horst Schaunitz: 98 kg
• Elmau Vulkan: 95 kg
• Vroni: 98 kg
• Falco Vulkan: 89 kg
• Leo Vulkan: 98 kg
• Lisa: 95 kg
• Wanda: 92 kg
• Luis Vulkan: 90 kg
• Raya: 95 kg
• Rio: 101 kg

andere Kaltblüter:

• Vinzi (Südd. Kaltblut): 90 kg
• Tom (Belgisches KB): 98 kg

andere Pferderassen:

• Logan (Konik): 70 kg
• Freya (Konik): 68 kg
• Diego (Andalusier): 95 kg
• Helena (Shetty): 32 kg

Mir persönlich würde eine Beurteilung rein über das Stockmaß des Pferdes nicht reichen. Denn das bezieht weder das Fundament noch Trainingszustand mit ein. Als Groborientierung kann man es aber durchaus mit berücksichtigen.

Röhrbeinbelastungsindex

Einen besseren Eindruck von der tatsächlichen Tragfähigkeit eines Pferdes erhält man, wenn man die Breite der Lendenpartie, sowie den Umfang des Röhrbeines betrachtet. So bietet der sogenannte „Röhrbeinbelastungsindex“  eine Methode zur Einschätzung der Stabilität des Fundaments. Je höher der Wert, desto belastbarer das Pferd beim Tragen von Gewicht.

Ergebnisse Noriker:

• Horst Schaunitz: 3,7
• Elmau Vulkan: 4,1
• Vroni: 3,9
• Falco Vulkan: 4
• Leo Vulkan: 3,7
• Lisa: 3,6
• Wanda: 3,3
• Luis Vulkan: 3,7
• Raya: 4
• Rio: 3,2

andere Kaltblüter:

• Vinzi (Südd. Kaltblut): 3,6
• Tom (Belgisches KB): 4,6

andere Pferderassen:

• Logan (Konik): 5,3
• Freya (Konik): 5,2
• Diego (Andalusier): 4,3
• Helena (Shetty): 10

Wie man an der Formel und den Ergebnissen sehen kann, ist ein hohes Gewicht des Pferdes nicht automatisch ein Garant für die Tragfähigkeit von Gewichten. Insbesondere wenn die Beine im Verhältnis nicht kräftig genug sind. Ein schweres Kaltblut kann also nicht grundsätzlich höheres Gewicht tragen als ein Warmblut. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass insbesondere Kaltblüter eher zum Ziehen von Laste gezüchtet wurden. Im Vergleich zum Belgischen Kaltblut ist der RB- Umfang von Norikern auch wesentlich geringer sowie die Größe der Hufe. 

Die 15% Regel

Die üblichste Maßnahme zu Ermittlung der Gewichtsbelastung von Pferden ist in der Reiterwelt die „15% Regel“ bzw. der prozentuale Anteil des Reitergewichts im Verhältnis zum Körpergewicht des Pferdes. Da die Tragfähigkeit eines Pferdes jedoch von sehr vielen Faktoren beeinflusst wird, das Körpergewicht des Pferdes dabei aber nur eine untergeordnete Rolle spielt, kann dieser Ansatz allenfalls eine sehr grobe Orientierung bieten.

Es gab bereits diverse Studien, die die prozentuale Gewichtsbelastung für Reitpferde ermitteln sollten. Egal welche Art der Untersuchung, so ist bei allen klar geworden, dass ab 20% Belastung schon bei leichter Arbeit und korrektem Reiten die Belastungen für das Pferd enorm sind. Oft wird auch vergessen, das Gewicht des Sattel noch mit einzubeziehen.

Es wurde in den Untersuchungen jedoch ebenfalls festgestellt, dass weniger die Gewichtsbelastung im Verhältnis zum Körpergewicht des Pferdes entscheidend für die Tragfähigkeit des Pferdes war, sondern vielmehr die Breite der Lende und der Umfang des Röhrbeins. Je breiter die Lende und je größer der Röhrenumfang im Verhältnis zum Körpergewicht des Pferdes, desto geringer die Muskelschäden mit höherer Gewichtsbelastung. Das erklärt, warum Ponys in Relation zu ihrer Körpermasse tendenziell mehr Gewicht tragen können.

Wenn wir uns die Ergebnisse der Pferde aus unserem Stall anschauen, so war unser bisheriges Gewichtslimit von 100 kg für ausgebildete und trainierte Noriker wohl absolut richtig. 

Fazit

Das Thema Reitergewicht und Pferd ist sensibel. Die meisten Pferdebesitzer möchten nur das Beste für ihr Pferd. Übergewicht ist für Menschen immer ein unangenehmes Thema und endet oft im Streit. Bei der rationalen Betrachtung wie viel man seinem Pferd zumuten kann, gehört es aber dazu auch sich selbst zu betrachten. Dabei müssen auch sehr große Menschen aufpassen, da diese auch ohne übergewichtig zu sein ggfs. schon zu schwer sein können. Natürlich spielt das Reiterkönnen und der Trainingszustand des Pferdes ebenfalls eine große Rolle. Eine gewisse Grenze sollte dennoch nicht überschritten werden. Dem Tier zuliebe. Als Reiter verlangen wir von unseren Pferden eine gewisse Fitness, die wir auch selbst erbringen sollten. Das ist Fairness in einer Partnerschaft. 

Der Mythos vom schweren Pferd als Gewichtsträger sollte aber auf jeden Fall enden. Die verschiedenen Betrachtungen zeigen auch deutlich, dass insbesondere übergewichtige Pferde auf keinen Fall auch für schwere Reiter geeignet sind. Auch wenn das Bild von Pferd und Reiter ggfs. harmonischer scheint. Fundament, Ausbildungsstand, Fitness, Größe und Gewicht sollten insgesamt zusammen passen. Dafür macht es Sinn alle drei Berechnungsmethoden zur Gewichtsbelastung gleichzeitig zur Grundlage zu machen.