Wie lange kann man eine offene Rechnung einfordern?

Unser Sohn hat von 2016 bis 2019 eine Zusatzausbildung gemacht. Nun haben wir nach mehreren Jahren Rechnungen für damals abgegebene Unterrichtsmaterialien von mehreren hundert Franken erhalten. Müssen wir nach so langer Zeit die Rechnungen noch bezahlen? Welche Verjährungsfristen gelten?

Wie lange kann man eine offene Rechnung einfordern?

Hugo Berchtold.

Forderungen und Ansprüche aus den verschiedensten Vertragsverhältnissen können nach Ablauf der Verjährungsfrist nicht mehr durchgesetzt werden. Allgemein besteht in der Schweiz eine Verjährungsfrist von zehn Jahren für sämtliche Forderungen aus Verträgen, soweit im Gesetz nichts anderes vorgesehen ist. Es gelten also verschiedene Verjährungsfristen für Rechnungen. Was Ihren Fall betrifft: Die Verjährungsfrist beträgt zehn Jahre, Sie müssen die Rechnung also bezahlen.

Bereits nach zwei Jahren verjähren Forderungen, die aufgrund eines Versicherungsvertrages entstanden sind. Auch bereits nach zwei Jahren verjähren in der Regel die Ansprüche beim Kauf von Haushaltsgeräten. Garantiezertifikate sind bis zum darauf festgehaltenen Datum gültig. Schadenersatzansprüche aus Produktehaftung sowie Schadenersatzansprüche aus Haftpflicht verjähren nach drei Jahren.

Fünf Jahre

Für Arzt- und Anwaltshonorare, Rechnungen des Hand­werkers sowie periodisch wiederkehrende Rechnungen für Mietzinse, Telefon, Elektrizität und Wasser ist die Verjährung auf fünf Jahre festgesetzt. Auch ausstehende Lohn- und Pensionsguthaben können nach Ablauf von fünf Jahren nicht mehr eingefordert werden. Bei Darlehen, gewissen Honorarforderungen, bei Schadenersatz aus Vertragsverletzungen und in der Regel auch für Steuerschulden sind zehn Jahre bis zum Eintritt der Verjährung abzuwarten. Verlustscheine verjähren nach zwanzig Jahren.

Bevor eine Schuld verjährt, muss der Schuldner im Streitfall beweisen können, dass er die Leistung oder Zahlung erbracht hat. Es empfiehlt sich daher, Krankenkassenbelege, Handwerker-, Telefon-, Elektrizitäts- und Wasserrechnungen sowie Bankauszüge mindestens entsprechend der unterschiedlichen Verjährungsfristen aufzubewahren. Zu beachten ist auch, dass verschiedene Belege (Lohnausweis, Spesenbelege u. a. auch für die Steuererklärung benötigt werden und daher während zehn Jahren aufbewahrt werden sollten.

Wichtige Dokumente

Unbegrenzt aufbewahrt werden sollten Dokumente zur Pensionskasse, Rechnungen für Anschaffungen, die bei einem Schadensfall der Hausratversicherung relevant sein können, sowie Unterlagen zu Erbschaften und Schenkungen. Auch Belege über den Kontostand zum Zeitpunkt der Heirat sollten unbegrenzt aufbewahrt werden.

Für Einzelfirmen und Personengesellschaften besteht seit 2013 eine Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren für Geschäftsbücher, Buchungsbelege und unter Umständen Revisionsberichte. Zudem gibt es eine zehnjährige Aufbewahrungsfrist für Personalakten, Unterlagen der Sozialversicherungen und Lohnausweise. Diese Frist gilt zudem auch für Arbeitszeugnisse und Referenzauskünfte.

*Hugo Berchtold, Ratgeber-Redaktion CH Media.

Verjährte Rechnungen und Forderungen.

Beim Gang zum Briefkasten warten in vielen Fällen Rechnungen – von der GEZ-Gebühr über die Stromrechnung bis hin zu Handwerkerrechnungen kann alles dabei sein. Doch was ist, wenn eine längst vergessene Rechnung viel zu spät – im schlimmsten Fall sogar erst Jahre später – im Briefkasten landet?

Inhalte zu Verjährung von Rechnungen & Forderungen

Genauso schlimm kann aber auch der umgekehrte Fall sein: Wenn beispielsweise ein Handwerker ordnungsgemäß seine Arbeit verrichtet hat, der Schuldner aber nicht innerhalb der festgelegten Frist zahlt. Ich habe mit Rechtsanwalt Brian Scheuch, Partner der Kanzlei Heidrich Rechtsanwälte in Hannover gesprochen, der mir erklärt hat, wann Rechnungen bzw. Forderungen eigentlich verjähren.

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Beispiel

Du hast im April 2019 Handwerker zur Renovierung deiner Wohnung engagiert. Die Rechnung erhältst du im Juni 2019. Die Verjährungsfrist beginnt demnach mit Abschluss des Jahres 2019 – also am 31.12.2019. Die Verjährung tritt dann drei Jahre später – also mit Ablauf des 31.12.2022 ein.

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Du lässt dich bei einer Bank im September 2018 beraten, bekommst eine Beteiligung an einem geschlossenen Fonds vermittelt und erhältst einen Prospekt über den Fonds. Leider verlierst du durch die Investition nach fünf Jahren viel Geld und verlangst daher Schadenersatz wegen fehlerhafter Beratung. Zwar ist in dem Fall dein Anspruch im Jahr 2018 entstanden, allerdings ist nicht sicher, wann du davon erfahren hast, dass die Beratung falsch war. Bei Kapitalanlagefällen entscheiden die Gerichte unterschiedlich. Nach der Rechtsprechung ist für den Beginn der Verjährung nicht ausschließlich entscheidend, wann das Prospekt übergeben wurde.

Die Verjährungsfrist kann also bei Kapitalanlagefällen nicht eindeutig festgestellt werden. Häufig verschiebt sich die Verjährung von Forderungen zu Gunsten des Schuldners nach hinten, jedoch handelt es sich hierbei um Einzelfallentscheidungen. Außerdem gibt es eine maximale Frist für die Verjährung: Der Gesetzgeber hat eine Grenze von dreißig Jahren festgelegt.

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Unser Partneranwalt

Rechtsanwalt Brian Scheuch ist Partner der Kanzlei Heidrich Rechtsanwälte. Daneben ist er als Autor für die Zeitschrift c’t, Heise Online und dem ITRB tätig. Rechtsanwalt Brian Scheuch beschäftigt sich insbesondere mit den Themen Urheberrecht, Datenschutz und E-Commerce. Seine Kanzlei vertritt Mandanten in allen Belangen rund um die Themen IT-Recht, Urheberrecht, Datenschutz, Internetrecht, E-Commerce, Softwarerecht und Markenrecht.

Brian Scheuch

Brian Scheuch

Kanzlei Heidrich Rechtsanwälte

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Firmenrechtsschutz“

Wann ist eine offene Rechnung verjährt?

Rechnungen haben eine Verjährungsfrist von 3 Jahren, und die Frist beginnt jeweils mit Ablauf des Kalenderjahrs, in dem die Rechnung gestellt wurde. Eine Rechnung vom 16.09.2018 würde zum Beispiel mit Ablauf des 31.12.2021 verjähren.

Wie lange rückwirkend darf man eine Rechnung stellen?

Wie lange kann eine Rechnung rückwirkend gestellt werden? Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Es gibt keine Verjährung, wenn Sie eine Rechnung rückwirkend stellen möchten. Sie können also immer rückwirkend eine Rechnung schreiben – egal, wie lange die Erbringung der Leistung bzw. die Lieferung des Produkts her ist.

Wie lange kann eine Forderung geltend gemacht werden?

Offene Forderungen verjähren in der Regel nach drei Jahren. Die regelmäßige Verjährungsfrist beginnt immer mit dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und Du davon (theoretisch) auch wusstest. Deshalb ist der 31. Dezember der Stichtag.

Kann man nach 2 Jahren noch eine Rechnung stellen?

Rechnung nach 2 Jahren erhalten: Das müssen Sie wissen Solange die Forderung noch nicht verjährt ist, sind Sie automatisch verpflichtet, diese zu bezahlen. Verjährt ist eine Rechnung erst nach dem Ablauf des dritten Kalenderjahres, in welchem die Rechnung entstanden ist.