News – Chronik – Hintergründe – AnalysenEuromaidain in Kiew. Wikipedia, Evgeny Feldman, CC BY-SA 3.0 Show
Die Ukraine ist nach Russland der flächenmäßig größte Staat Europas, in dem 44 Millionen Menschen leben. Seit der Unabhängigkeitserklärung im Dezember 1991 steht die Präsidialrepublik vor den größten Herausforderungen ihrer jüngeren Geschichte. Die Entwicklung in der Ukraine erregte bereits in den vergangenen Jahren international Besorgnis und führte zu einem Tiefpunkt der russisch-westlichen Beziehungen. Im Frühjahr 2021 ist der 2013/2014 begonnene Konflikt um die Ukraine wieder aufgeflammt. Russland hatte an der Grenze zur Ukraine mit einem massiven Truppenaufmarsch begonnen. Bis Februar 2022 hatte Russland sukzessive rund 150.000 Soldaten und militärisches Gerät an den Grenzen rund um die Ukraine zusammengezogen. 30.000 russische Soldaten wurden in Belarus stationiert. Mittlerweile sind diese Einheiten nahezu vollständig in die Ukraine eingerückt. Mit der Anerkennung der Separatistengebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten und der Militäroffensive in der Ukraine hat Präsident Wladimir Putin die diplomatischen Bemühungen abgebrochen und einen Angriffskrieg auf das Land gestartet. Seit Wochen hatten die Ukraine und der Westen befürchtet, Russland könnte eine Invasion planen und in das Nachbarland einmarschieren. Russland bestritt ein solches Vorhaben stets und forderte von der NATO und den USA Sicherheitsgarantien, eine Verringerung der Militärpräsenz an der NATO-Ostflanke und vor allem einen Stopp der NATO-Osterweiterung. Russlands Präsident Wladimir Putin wirft dem westlichen Bündnis schon seit Jahren vor, sich immer weiter in Richtung Russland auszudehnen. Nun forderte er von der NATO schriftliche Garantien, künftig keine weiteren osteuropäischen Staaten wie die Ukraine oder Georgien in die NATO aufzunehmen. Und Putin ging noch einen Schritt weiter in seinen Forderungen: Was die geografische Reichweite der NATO anbelangt, solle diese wieder auf den Stand von 1997 zurückgeführt werden. Damit wäre eine Stationierung von NATO-Einheiten auf dem Gebiet des früheren Warschauer Paktes, des ehemaligen Jugoslawiens, der baltischen Staaten, der Visegrad-Staaten sowie in Rumänien und Bulgarien ausgeschlossen. Die USA und die NATO wiesen diese Forderungen als in weiten Teilen unannehmbar zurück. Russlands Anliegen gilt indes nicht nur der Ausweitung des sicherheitspolitischen Einflusses in Osteuropa. Putin möchte Russland wieder als Großmacht etablieren, auf Augenhöhe mit den USA und China beziehungsweise in Partnerschaft mit China gegen den Westen. Nach seinen Vorstellungen sollen die Kräfteverhältnisse neu sortiert werden, wobei Russland in diesem neuen Gefüge wieder eine große Rolle spielen soll. Historisch betrachtet möchte Putin wieder ein international einflussreiches Staatsgebilde aus Russland, Belarus und der Ukraine formen, in Anlehnung an das ehemalige Gebiet der „Kiewer Rus“. Um diese Wiederzusammenführung zu erreichen, um sein russisches Imperium wiederherzustellen, zu erweitern und zu sichern, ist ihm offensichtlich jedes Mittel recht. Putin gehe es in seinem Kampf auch weniger um neue Gebietsansprüche an sich. Vielmehr kämpfe er gegen ein Erstarken der Demokratie in der Ukraine, gegen die freiheitlich-demokratische Werteordnung des Westens insgesamt, die in Gestalt der Ukraine aus Sicht Russlands eine Gefahr für das autoritäre Regime in Moskau darstelle. „Er befindet sich im Krieg mit uns. Er sieht die Ukraine als auch einen Stellvertreterkrieg an zwischen dem Westen und Russland", so Markus Kaim von der „Stiftung Wissenschaft und Politik“. Über Wochen waren die diplomatischen Bemühungen des Westens auf Hochtouren gelaufen. In einem Verhandlungsmarathon hatten Staatschefs vieler Länder versucht, eine weitere Eskalation und einen neuerlichen Ausbruch eines Krieges zu verhindern. Die westliche Staatengemeinschaft hatte Russland mehrfach vor einer Verletzung der Grenzen gewarnt und drohte harten Sanktionen an. Zur Lösung des verfahrenen Konflikts hatten Deutschland und Frankreich Hoffnung in das sogenannte „Normandie-Format“ gesetzt, das Verhandlungen der vier Staaten Russland, Ukraine, Frankreich und Deutschland vorsieht. Auch die Staatschefs Russlands und der Ukraine hatten zunächst Bereitschaft gezeigt, die Umsetzung der Vereinbarungen des Minsker Abkommens im Rahmen des Normandie-Formats erneut anzugehen. Allerdings befänden sich die Bemühungen nach einer Vielzahl an Gesprächen in einer „Sackgasse”, konstatierte Russlands Präsident Putin. Nachdem die Kämpfe im Donbass wieder aufgeflammt waren, hat Putin die selbsternannten „Volksrepubliken” Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten anerkannt und Freundschaftsverträge mit ihnen geschlossen. Zum vermeintlichen Schutz der aus seiner Sicht bedrohten russischen Staatsbürger startete Putin am 24. Februar 2022 einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. In seiner Rede kurz vor dem Einmarsch rechtfertigte Putin den Angriff damit, jene Menschen zu verteidigen, die vom Kiewer Regime misshandelt und ermordet würden. Die russische Armee werde sich um eine „Entnazifizierung“ der ukrainischen Gebiete bemühen und gegen den „Genozid”, gegen den Völkermord an Russen ankämpfen. Die Weltgemeinschaft ist entsetzt angesichts des Angriffskriegs auf ein souveränes Land, verurteilt das Vorgehen Putins und die eklatante Verletzung des Völkerrechts aufs Schärfste und hat harte Sanktionen gegen Russland beschlossen. Was die Reichweite des aktuellen Konflikts anbelangt, reicht diese weit über die Problematik um die Ukraine hinaus. Es gehe im aktuellen Konflikt zwar vordergründig um die Ukraine, aber letztlich gehe es um die Neuordnung Europas, wenn nicht sogar der Welt. Ansätze der seit 1990 gesetzten europäischen Sicherheits- und Friedensordnung würden seitens der russischen Regierung wieder grundsätzlich in Frage gestellt, so Markus Kaim. Dies zeigt den Ernst der Lage. Ein Krieg in der Ukraine könnte unter Umständen auch eine Ausweitung auf NATO-Staaten zur Folge haben. Eine direkte militärische Unterstützung für die Ukraine seitens der NATO gilt unterdessen weiter als ausgeschlossen. Da die Ukraine kein Mitglied des NATO-Bündnisses ist, kann sie auch nicht nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrags Beistand beantragen. Allerdings beliefert der Westen die Ukraine mit immer mehr Waffen. Darüber hinaus darf aber auch die Gefahr nicht außer Acht gelassen werden, dass die NATO auch ohne ein direktes militärisches Eingreifen in den Krieg hineingezogen werden könnte. Mit ihren die Ukraine unterstützenden Maßnahmen könnte die NATO früher oder später zur Kriegspartei werden. Dies wäre eine gefährliche Entwicklung, wenn man die jüngste Rede Putins in Erinnerung ruft, in der er deutlich gewarnt hat: „Wer auch immer versucht, uns zu behindern, geschweige denn eine Bedrohung für unser Land und unser Volk zu schaffen, muss wissen, dass die Antwort Russlands sofort erfolgen und zu Konsequenzen führen wird, die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben. ” Aufgrund dessen sind die NATO und die USA etwa auch nicht auf die Forderungen der Ukraine nach einer Flugverbotszone über der Ukraine eingegangen und wägen die Art der Waffenlieferungen gut ab.
Vor über einem halben Jahr, am 24. Februar 2022, begann die russische Invasion in der Ukraine. Zehntausende Tote und Verletzte auf beiden Seiten, unermessliche Zerstörungen, Massaker an der Zivilbevölkerung, Verschleppungen, Vergewaltigungen und Diebstähle sind die Bilanz der „militärischen Spezialoperation”, wie der Krieg in Russland offiziell genannt wird. Ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht. Bereits Ende Februar wurde deutlich, dass die Ukraine nicht zusammenbrechen würde. Kiew hielt den Angriffen stand und der Vormarsch der russischen Truppen konnte mit Hilfe westlicher Waffensysteme zusehends aufgehalten oder entscheidend verlangsamt werden. Nachdem Russland die Belagerung von Kiew aufgegeben hatte, konzentrierte es seine Streitkräfte auf die Einnahme des gesamten Donbass im Südosten der Ukraine, und damit auf rund 20 Prozent des ukrainischen Territoriums, die Krim eingeschlossen. Mariupol wurde fast vollständig zerstört und die Ukraine verlor endgültig die Kontrolle über ihre Küste am Asowschen Meer. Aktuell verzeichnet die ukrainische Armee im Osten und im Süden des Landes Geländegewinne. Mit den Scheinreferenden über den Beitritt von vier besetzten ukrainischen Regionen (Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk), der anschließenden Annexion der Gebiete zur Russischen Föderation, der Teilmobilmachung und schweren russischen Luftangriffen eskaliert Putin die Lage. Solange er von seinen Positionen nicht abrückt, gibt es keine Basis für Friedensverhandlungen. Der europäische Westen, der sich in den Jahren zuvor sehenden Auges in die energiewirtschaftliche Abhängigkeit von Russland begeben hatte, bekommt die Auswirkungen der „Zeitenwende“ ebenfalls empfindlich zu spüren. Im kommenden Winter könnte es kalte Wohnungen in Deutschland und Europa geben, die Inflation steigt weltweit auf Rekordwerte. Andererseits ist der Westen einig wie wohl selten zuvor. Schweden und Finnland treten der NATO bei, die Ukraine wird mit schweren Waffen und Finanzhilfen unterstützt, die Sanktionen gegen Russland wirken. Ein Drittel der 41 Millionen Einwohner der Ukraine sind auf der Flucht, um sich vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen. Mehr als 6,6 Millionen Flüchtlinge sind nach UNO-Angaben gegenwärtig über Europa verteilt, davon 1 Million in Deutschland. Dieser Krieg wird nicht nur mit Panzern, Bomben, Raketen und Kampfflugzeugen geführt. Er wird auch an der Wirtschafts- und Informationsfront unter Ausnutzung aller
Möglichkeiten geführt. Hinweis: Informationen über den Kriegsverlauf, Beschüsse und Todesfälle beruhen teils auf Angaben der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien, die in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden können. Unser Lagebericht erscheint derzeit im Wochenrhythmus. 14. Oktober 2022 NATO – Verteidigung der Ukraine und Europas soll ausgebaut werdenTreffen der NATO-Verteidigungsminister Wenn Ukraine der NATO beitritt – Kreml droht erneut mit Drittem Weltkrieg Lücken in der Luftverteidigung – NATO baut Schutzschirm für Europa aus Mögliche Nuklear-Eskalation – NATO plant für den Ernstfall Weitere Informationen rund in unserem Dossier: Die NATO: Mitglieder – Erweiterung – Aufrüstung – Gipfeltreffen Erneut landesweite AngriffeAngriffe auf zivile Ziele – Russlands neue
Front Landesweite Angriffe – Einschläge in Kiew und
anderen Städten „Der einzige Ausweg: Keine Angst zu haben“ Weitere BeiträgeUN-Vollversammlung verurteilt Annexionen Russlands in der Ukraine AKW Saporischschja wieder am Netz 7. Oktober 2022 Atomare DrohungBiden warnt vor Atom-Armageddon Putin und die Atomwaffen – „Die Drohungen haben eine neue Qualität" So würde die NATO auf A-Bombe reagieren Warum Putin keine Atomwaffen einsetzt Russland unter DruckBritische Geheimdienste: Russland steht vor strategischem Dilemma Russische Armee unter Druck Kreml meldet 200.000 eingezogene Reservisten Wird es für Putin gefährlich? Putin in Russland unter Druck: Diese Männer werden als mögliche Nachfolger gehandelt Weitere Geschehnisse und BerichteEuropa setzt Zeichen gegen Putin – Gründung einer neuen europäischen Gemeinschaft Was ist die
„Europäische Politische Gemeinschaft”? Russischer Raketenangriff auf Wohnblock in Saporischja EU-Parlament spricht sich für Panzerlieferungen aus Verschleppungen aus der Ukraine nach Russland 30. September 2022 Nach Scheinreferenden – Russische Annexion ukrainischer GebieteRusslands Präsident Putin plant in einer großen Zeremonie die Annexion der vier im Osten und Süden der Ukraine besetzten Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja zu verkünden. Bereits in der Nacht zuvor hatte Putin die beiden letztgenannten Gebiete für unabhängig erklärt. Damit sollen die Regionen an Russland angebunden werden. International werden weder die Referenden noch die Annexion der besetzten Gebiete anerkannt. Putin will Annexion bei „Zeremonie“ offiziell machen Was passiert nach der Annexion der ukrainischen Gebiete? Selenskyj beruft nationalen Sicherheitsrat ein Nach Teilmobilmachung in Russland – Zehntausende Russen fliehenAufgrund der Teilmobilmachung kommt es zu größeren Fluchtbewegungen aus Russland. Über 100.000 Menschen sollen bereits nach Kasachstan geflohen sein, ebenso eine große Anzahl nach Georgien. Russland hat aufgrund dessen die Ausreise nun erschwert und filtert an der Grenze zu Kasachstan und Georgien wehrpflichtige Männer heraus. Auch in Richtung Europa, insbesondere in die baltischen Staaten, versuchten die vor allem jungen russischen Männer zu entfliehen, doch sowohl Finnland und Lettland als auch Polen, Tschechien und die Slowakei stehen der Aufnahme russischer Deserteure ablehnend gegenüber. Und auch viele weitere Länder in Europa verschärfen den Umgang mit russischen Kriegsflüchtlingen. Angst vor der Einberufung: Russen fliehen vor der Teilmobilmachung Fast 100.000 Russen nach Kasachstan ausgereist Tausende Russen fliehen nach Finnland Lettland ruft Ausnahmezustand in Grenzregion aus Wohin die Russen desertieren Lecks an Nord-Stream-PipelinesVier Lecks an Nord-Stream-Pipelines: Was wir wissen – und was nicht Putin spricht von „internationalem Terrorismus“ Wie könnte ein Angriff abgelaufen sein? Ukrainische Gegenoffensive schreitet voranKarte zum aktuellen Frontverlauf – Schlacht um Lyman Kreml-Truppen droht Einkesselung in Lyman Ukrainische Stadt Lyman kurz vor der Rückeroberung 23. September 2022 Putin verkündet Teilmobilmachung und spricht weitere Drohungen ausWelche Konsequenzen folgen
aus Russlands Teilmobilmachung? Teilmobilmachung mit Fragezeichen Putins Rede zur Teilmobilisierung im Wortlaut Mehr als 1.400 Festnahmen bei Protesten gegen Teilmobilisierung Nach Teilmobilmachung: Russen setzen sich ins Ausland ab Asyl für russische Kriegsdienstverweigerer? Großbritannien sieht Probleme bei Teilmobilisierung Russische Scheinreferenden in okkupierten RegionenScheinreferenden in besetzten Gebieten haben begonnen Selenskyj reagiert gelassen auf Referenden Scheinreferenden ohne „juristischen Bestand“ Weitere Geschehnisse und BerichteEU bereitet neue Sanktionen gegen Russland vor Russischer Außenminister Lawrow verlässt UN-Sicherheitsrat direkt nach Rede Ukraine wirft Russland nach Gefangenenaustausch „brutale” Folter vor Russische Pop-Diva kritisiert Kreml 21. September 2022 Russische Teilmobilmachung – Was bedeutet das? 16. September 2022 Was in der vergangenen Woche geschah ... Ukrainische Gegenoffensive im Norden – Wendepunkt im Krieg?Nach gut 200 Tagen Krieg scheint eine Wende im Krieg möglich. Die ukrainische Armee rückt im Norden vor, russische Einheiten haben sich offenbar fluchtartig aus der Region Charkiw zurückgezogen. In nur wenigen Tagen ist es den ukrainischen Streitkräften gelungen, eine Fläche von rund 6.000 Quadratkilometern zurückerobern. Militärexperten sprechen von einem gelungenen Ablenkungsmanöver. Wochenlang hat die Ukraine eine Großoffensive im südlichen Cherson angekündigt, dadurch auch russische Einheiten gebunden, um schließlich überraschend eine Offensive im Norden zu starten. Sind dies bereits Anzeichen für eine Wende im Krieg? Die US-Regierung sieht jedenfalls angesichts der militärischen Erfolge der Ukraine eine neue Dynamik im Krieg mit Russland. „Ich denke, was Sie sehen, ist sicherlich eine Verschiebung, ein Momentum der ukrainischen Streitkräfte“, insbesondere im Norden, sagt der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. „Die Großoffensive ist da“ Noch kein Wendepunkt im Krieg Befreite Gebiete nahe Isjum - Hunderte Gräber und Folterräume Wie wird Russland reagieren?Nach den erfolgreichen Gegenangriffen der Ukraine und der Rückeroberung bereits besetzter Gebiete stellt sich die Frage, wie Russland darauf reagieren wird. Welche Optionen sind denkbar? Die Anordnung einer Generalmobilmachung, der Einsatz taktischer Nuklearwaffen, das Eingehen auf Kompromisse und Verhandlungen samt Zugeständnissen an die Ukraine? Russlands Präsident Putin steckt laut dem Russland-Experten Gerhard Mangott in einem Dilemma. Väter und Söhne Russlands über eine Mobilmachung in den Krieg zu schicken, könnte die Stimmung im Land kippen lassen. Dies wird Putin möglichst vermeiden wollen. Ein Einsatz taktischer Nuklearwaffen würde Russland auch noch von seinen bisherigen Partnern wie China und Indien isolieren. Und der Ukraine die bereits besetzten Gebiete wieder zu überlassen, käme einer großen militärischen Niederlage und einem Gesichtsverlust gleich – und wäre zugleich auch ein politisches Risiko für Präsident Putin selbst, so Mangott. Kreml hält Generalmobilmachung für nicht notwendig „Es ist schlimm, Brüder": Russlands Rechte für „Totalen Krieg" Dann könnte Putin Nuklearwaffen einsetzen ... „Eine Niederlage kann
Putin sich nicht leisten“ Lage am Atomkraftwerk SaporischschjaIn dem von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja entspannt sich die Lage derweil etwas. Nachdem alle Reaktoren zunächst abgeschaltet werden mussten, wurde das AKW vorübergegend an zwei Reservestromleitungen angeschlossen. Mittlerweile hängt das AKW wieder am Stromnetz, die Hauptleitung konnte repariert werden. Die externe Energiezufuhr stellt auch die Reaktorkühlung sicher. Trotzdem bleibe die Lage am größten Kernkraftwerk Europas mitten im Kampfgebiet prekär, warnte IAEA-Chef Rafael Grossi, weiterhin käme es im Gebiet zu Kampfhandlungen. „Eine nukleare Schutz- und Sicherheitszone ist dringend erforderlich“, mahnte er. Er habe darüber die ersten Konsultationen mit allen Beteiligten geführt. Ferner hat die IAEA Russland aufgefordert, seine Truppen vom umkämpften Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine zurückzuziehen. AKW Saporischschja hängt wieder am Stromnetz(17.9.) IAEA verlangt russischen Rückzug(15.9.) AKW Saporischschja wird mit zweiter Reserveleitung von außen versorgt(13.9.) „In den sichersten Zustand" – Betreiber fährt AKW Saporischschja ganz herunter(12.9.) Nuklearexperte hält zweites Tschernobyl für „höchst unwahrscheinlich" Gegenwind in Russland gegen Präsident PutinImmer mehr Politiker stellen sich gegen Putin Forderung nach Anklage wegen Hochverrats und Amtenthebung: „Putin ist eine Gefahr für Russland" Aktuelles Ziel der Ukraine: Die gesamten Gebiete zurückerobern„Russland kann besiegt werden” Konzept für Nachkriegsordnung: Ukraine will internationale Sicherheitsgarantien 9. September 2022 Was in der vergangenen Woche geschah ... Die Lage an der FrontUkraine rückt im Osten und Süden weiter vor Wie weit ist die ukrainische Gegenoffensive in Cherson? Ukraine erobert laut Selenskyj 1.000 Quadratkilometer Ukraine bekennt sich zu Angriffen auf der Krim Die Lage am AKW SaporischjaIAEA zeigt sich über Situation am Atomkraftwerk besorgt(06.09.) Notabschaltung von letztem noch arbeitenden Reaktor am AKW Saporischja(5.09.) Doch keine dauerhafte Präsenz der IAEA am AKW Saporischja? (04.09.) AKW hängt nur noch an Reserveleitung(03.09.) Weitere Geschehnisse und BerichteUSA
kündigen neue Milliardenhilfen an UN besorgt über Verschleppungen aus der Ukraine Ukrainischer
Ministerpräsident auf Deutschlandbesuch Scholz lehnt offenbar ukrainische Bitte um mehr schwere Waffen ab Russland nimmt mit Energieexporten mehr Geld ein, als es für Krieg ausgibt Putin droht mit
Ende des Getreideabkommens 2. September 2022 Was in der vergangenen Woche geschah ... Ukraine meldet Start der Gegenoffensive im SüdenGegenschläge um Cherson: Wie läuft Phase 1 der ukrainischen Offensive? Ukraine will „Schlachtfeld von hinten austrocknen” Lage am Atomkraftwerk SaporischjaIAEA möchte dauerhafte Beobachtermission Lage auf der Halbinsel KrimWarum die Krim ins Zentrum des Ukraine-Krieges rückt Unruhestiftung oder Strategie? Was hinter den Krim-Angriffen stecken könnte Konflikt mit MoldauRussland droht Moldau mit militärischen Maßnahmen WeitereInformationen über den aktuellen Transnistrien-Konflikt. Ukraine Krieg 2022 - Zeitleiste | Grafik: Andrea KampmannIn unserer ausführlichen Chronologie halten wir die Ereignisse der Jahre 2014 – 2022 detailliert fest. Ukraine - Donbass. Lizenz: by-nc-nd/3.0/de mr-kartographie, GothaLizenz, Bundeszentrale für politische Bildung 2017Ende November 2013 kam es in der Ukraine zu Massenprotesten. Die ukrainische Regierung hatte am 21. November 2013 ein geplantes Assoziierungsabkommen mit der EU gestoppt und damit das Land in eine tiefe Krise gestürzt. Der Westen des Landes wünscht sich eine stärkere Anbindung der Ukraine an Europa, Präsident Viktor Janukowitsch jedoch suchte die Annäherung an Russland. Dieser Entscheidung folgten monatelange Proteste gegen den Kurs der Staatsführung von Präsident Janukowitsch und Ministerpräsident Mykola Asarow auf dem Maidan-Platz in Kiew. Die Protestaktionen weiteten sich über das ganze Land aus. Die Menschen forderten die Wiedereinführung der Verfassung von 2004, vorgezogene Parlaments- und Präsidentenwahlen, eine unabhängige Justiz und die Bekämpfung der Korruption. Präsident Janukowitsch erklärt sich schließlich zu Neuwahlen bereit. Dennoch enthob das Parlament Janukowitsch seines Amtes und stellte eine Übergangsregierung auf. Damit hatten die eigentlichen Probleme erst angefangen. Im Osten der Ukraine und besonders auf der Halbinsel Krim entzündete sich ein neuer Konflikt. Sewastopol auf der Krim ist der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte. Russischsprachige Einheiten - Moskau sprach von „einheimischen Selbstverteidigungskräften” - ohne Hoheitsabzeichen kontrollierten nach und nach die gesamte Halbinsel, vor allem aber die Militäranlagen. Russische Kriegsschiffe hatten das Mittelmeer verlassen und verstärkten die Flotte im Schwarzen Meer. Damit verletzte Russland den Stationierungsvertrag über die Schwarzmeerflotte, der ein Maximum an Soldaten und Material sowie beschränkte Bewegungsfreiheit vorsieht. Agitations-Plakat für das DPR-Unabhängigkeits-Referendum am 11. Mai 2014 in Donezk. Foto: Flickr by Karl-Ludwig Poggemann. CC BY 2.0. Am 16. März 2014 hatten sich die mehrheitlich russischsprachigen Bürgerinnen und Bürger der Krim in einem umstrittenen Referendum entschieden, sich Russland anzuschließen. Kreml Chef Wladimir Putin machte auch gleich Nägel mit Köpfen und schaffte die rechtliche Voraussetzung, die Halbinsel in die Russische Föderation aufzunehmen. Damit wurde ein Teil der Ukraine abgespalten. Der Westen verurteilte Russlands Annexion der Krim als völkerrechtswidrig. Im Osten der Ukraine gibt es seither gewalttätige Ausschreitungen zwischen dem westlich-orientierten und dem prorussischen Bevölkerungsanteil. Prorussische Separatisten und ukrainische Militärs bekämpfen sich. Brandherde sind die Städte Lugansk, Odessa, Charkow und Slawjansk. Ein weiterer Höhepunkt der Abspaltungsentwicklung im Land: Pro-russische Separatisten initiierten am 11. Mai 2014 in Donezk und Lugansk ein Referendum für die Abspaltung von der Ukraine. Die diplomatischen Bemühungen zur Beilegung der Krise liefen auf Hochtouren. Alle Gespräche der EU-Vertreter mit Präsident Putin brachten bislang aber keine Ergebnisse. Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden in die Ukraine entsandt. Mit der Präsidentschaftswahl am 25. Mai 2014 und ihrem eindeutigen Gewinner Petro Poroschenko hofften die Ukrainer und die internationale Gemeinschaft auf Entspannung. Die Hoffnung auf Entspannung trügte. Nach dem Abschuss einer Passagiermaschine - Flug MH17 - von Malaysia Airlines und 298 Todesopfern am 17. Juli 2014 hat die Ukraine-Krise eine neue Dimension erreicht und weltweites Entsetzen ausgelöst. Ein internationales Untersuchungsteam macht zwei Jahre später Russland für die Katastrophe verantwortlich.
Eine russische Buk-Rakete aus einem von Rebellen gehaltenen Dorf hätte die Maschine abgeschossen. Der Kreml dagegen beschuldigt die Ukraine. Neuen russische Radardaten zufolge sei das Flugzeug nicht vom Gebiet der prorussischen Separatisten aus beschossen worden. Die internationalen Ermittler haben vier Jahre nach dem Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine die Waffe einer russischen Militärbrigade zugeordnet. Die von den Niederlanden geleitete Untersuchungskommission ist zu dem Schluss
gekommen, dass die Rakete des Flugabwehrsystems vom Typ Buk von der 53. Flugabwehrbrigade im russischen Kursk stammte. Zahlreiche Fotos, Videos und Zeugenaussagen würden das belegen. Russland weist bislang alle Vorwürfe zurück und macht die Ukraine verantwortlich. Kein Luftabwehrsystem habe jemals die ukrainische Grenze überquert. Bei den Parlamentswahlen im Oktober 2014 erzielten die pro-europäischen Parteien einen überwältigenden Sieg. Die prorussischen Separatisten, die eine Unabhängigkeit von der Ukraine anstreben, lehnten die Wahl jedoch ab. Sie hatten daraufhin am 2. November 2014 ihre eigenenRepublikchef- und Parlamentswahlenin den „Volksrepubliken” Donezk und Lugansk durchgeführt. Erwartungsgemäß wurden die RebellenführerIgor Plotnizki (Lugansk) und Alexander Sachartschenko (Donezk) zum Sieger der Ostukraine-Wahl erklärt. Zur Wahl standen nur prorussische Gegenkandidaten. In die Volksräte zogen die von Plotznizki und Sachartschenko geführten Bewegungen mehrheitlich ein. Oppositionparteien traten keine an. In der Hoffnung auf eine Befriedung der Situation wurde im Herbst 2014 von Kiew und den prorussischen Separatisten eine „Vereinbarung von Minsk" ausgehandelt, welche eine Waffenruhe vorsah. Die Feuerpause war allerdings brüchig, die Regierung in Kiew und die Separatisten im Osten der Ukraine berichteten laufend von Verletzungen der Waffenruhe. Schon im Januar 2015 spitzte sich die Lage wieder zu. Ukrainische Regierungstruppen starteten einen Großangriff auf den umkämpften Flughafen der Stadt Donezk, die Separatisten starteten ihrerseits eine Offensive. Auch mit dem neuen Abkommen Minsk II, auch Minsker Abkommen genannt, das im Februar 2015 aufgesetzt wurde, konnte keine nachhaltige Waffenruhe im Donbass erzielt werden. Viele Fragen im Ukraine-Konflikt bleiben seither ungeklärt. Die eigentlich geltende Waffenruhe wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von beiden Seiten verletzt, auch wenn die Kampfhandlungen zeitweise abnahmen. Auf Seiten der ukrainischen Truppen und prorussischen Separatisten kamen nach UN-Angaben bislang (Stand 2021) mehr als 13.000 Menschen ums Leben. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sind über 800.000 Menschen auf der Flucht. Es gibt Berichte von Haft, Folter und Repressionen. Ein großer Teil der Infrastruktur um Donezk, Lugansk und Gorlowka wurde zerstört, Strom und Trinkwasser gibt es nur stark eingeschränkt. Im März 2021 sind die Auseinandersetzungen im Donbass wieder aufgeflammt. Angesichts der erneuten Eskalation der Lage hat Russland ein großes Truppenaufgebot mit rund 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine und auf der annektierten Halbinsel Krim zusammen gezogen. Jüngst kam in Belarus – zum Zwecke eines gemeinsamen Militärmanövers wie beide Führungen verlautbarten - ein Aufgebot von weiteren 30.000 Soldaten sowie militärisches Gerät hinzu. Die Ukraine und der Westen befürchten, Russland könnte eine Invasion planenund im umkämpften Gebiet im Dombass einmarschieren. Russland bestreitet ein solches Vorhaben und fordert von der NATO und den USA Sicherheitsgarantien, vor allem einen Stopp der NATO-Osterweiterung. Nach Wochen diplomatischer Bemühungen sind die Verhandlungen gescheitert. Russland hat am 24. Februar einen Angriffskrieg auf die Ukaine gestartet mit dem Ziel, das ganze Land unter seine Kontrolle zu bringen. Eine zusammenfassende Darstellung des Konflikts um die Ukraine bietet die Bundeszentrale für politische Bildung in einem Konfliktporträt aus dem Jahr 2020: Konfliktporträt „Ukraine” In der Hoffnung auf eine Befriedung der Situation wurde im Herbst 2014 von Kiew und den prorussischen Separatisten eine „Vereinbarung von Minsk” ausgehandelt, die eine Waffenruhe vorsah. Die Feuerpause war allerdings brüchig. Die Regierung in Kiew und die Separatisten im Osten der Ukraine berichteten laufend von Verletzungen der Waffenruhe. Vertreter der Separatisten, der russischen Regierung und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wollten in Minsk mit den Vertretern Kiews über weitere Schritte zum Frieden verhandeln. Da die Vereinbarungen von Minsk nicht umgesetzt wurden, haben sich die Konfliktparteien im Februar 2015 auf eine erneute Waffenruhe im Donbass geeinigt und bei einem Treffen in Minsk die Vereinbarung Minsk II, auch Minsker Abkommen genannt,ausgehandelt. Es baut auf den ersten Minsker Vereinbarungen vom September 2014 auf. Das Abkommen wurde von
Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten François Hollande, dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko sowie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erzielt. Minsk II ist ein 13 Punkte umfassendes Abkommen, das die heftigen Kämpfe im Osten der Ukraine durch politische Prozesse beenden – und langfristig für Frieden sorgen – sollte. Unter anderem sollten die schweren Waffen abgezogen und eine entmilitarisierten Pufferzone eingerichtet
werden. In den folgenden Jahren kam es jedoch beiderseits immer wieder zur Verletzungen der Waffenruhe. Auch die Vereinbarungen des Abkommens wurden nur bedingt umgesetzt. Laut Minsker Abkommmen sollte neben einer Waffenruhe der Abzug schwerer Waffen aus einer Pufferzone sowie der Rückzug aller ausländischen Kämpfer, Söldner und Waffen unter Aufsicht der OSZE erfolgen, was beide Konfliktparteien nicht umgesetzt haben. Was die politische Zukunft des Donez-Beckens anbelangt, hatte das Minsker Abkommen verlangt, die Ukraine solle ihre Verfassung reformieren und allen Regionen mehr Selbstständigkeit zugestehen. Das Donez-Becken solle zwar Teil der Ukraine bleiben, aber mit einem Sonderstatus. Die Verhandlungsführer der Donezker „Volksrepublik" hatten angeprangert, dass in dieser Hinsicht keine Umsetzung erfolgt sei. Mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der 2019 sein Amt antrat, kamen neue Hoffnungen auf, dass sich doch wieder etwas im festgefahren Minsker Friedensprozess bewegen könnte. Selenskyj erklärte gleich nach seinem Wahlsieg: „Wir werden den Minsker Prozess fortsetzen und ihn neu starten. Und alles dafür tun, dass die Waffenruhe eingehalten wird.“ Allerdings wurde die Aussicht auf Frieden immer wieder durch ein erneutes Aufflammen der Auseinandersetzungen getrübt. Im aktuellen Konflkt 2021/22 setzten die Konfliktparteien anfangs erneut auf die Einhaltung des Minsker Abkommens. Sowohl der russische Präsident Putin als auch der ukrainische Staatschek Selenskyj hatten sich in Verhandlungen mit dem französischen Präsidenten Macron zunächst bereit erklärt, sich an die Umsetzung der Vereinbarungen des Minsker Abkommens zu machen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in Absprache mit US-Präsident Joe Biden immer wieder an die Konfliktparteien appelliert, das Abkommens einzuhalten. Mit der Anerkennung der selbsternannten und international nicht anerkannten „Volksrepubliken” Donezk und Luhansk hat Russlands Präsident Putin am 21. Februar 2022 jedoch neue Tatsachen geschaffen und endgültig mit den Vereinbarungen des Minsker Abkommens gebrochen. Der anschließend begonnene Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine setzte dem Friedensprozess ein Ende. Die Vereinbarungen des Minsker Abkommens von 12. Februar 2015 im Wortlaut (englisch) Eine zusammengefasste Darstellung der 13 Punkte auf Deutsch Es steht viel auf dem Spiel, denn Europa und Russland sind eng miteinander verflochten. Russland ist neben den USA und China der drittwichtigste Handelspartner der EU. Rund zwei Drittel des Warenaustauschs Russlands mit Europa entfielen auf russische Lieferungen nach Europa, vor allem von Rohöl, Ölprodukten, Gas und Kohle. Auch das Handelsvolumen zwischen Russland und Deutschland ist beträchtlich. Deutschland liefert Maschinen, Anlagen und Chemieprodukte nach Russland. Eine Aussetzung oder Einschränkung von Lieferungen trifft die Wirtschaft auf beiden Seiten entsprechend. Längerfristig hat Russland auch Alternativen. China und Indien stehen bereit, Ausfälle zumindest teilweise zu kompensieren. Der Westen wiederum wird nun versuchen, sich von Russland künftig unabhängiger zu machen und auf andere Quellen und Partner zu setzen. Bereits im Zuge des Konflikts 2013/14 hatten die Europäische Union und die USA Sanktionen in Form von Einreiseverboten und Kontensperrungen gegen russische und ukrainische Politiker verhängt. Weitere wirtschaftliche Einschränkungen für Russland im Bankensektor folgten. Aufgrund der fortwährenden Auseinandersetzungen wurden die Sanktionen schließlich bis 2021 verlängert. Auch zu Beginn des sich erneut zuspitzenden Konflikts um die Ukraine 2021/22 ging es zunächst noch um die auch in der Vergangenheit üblicherweise verhängten wirtschaftlichen Sanktionen, welche in erster Linie Staatsunternehmen und Oligarchen treffen sollen, um Kontensperrungen und Einreiseverbote. Mit der zunehmenden Eskalation verschärften sich die Sanktionsdrohungen deutlich. Seitens der USA hatte US Präsident Joe Biden Putin für den Fall einer Invasion mit Sanktionen gedroht, „wie er sie noch nie gesehen hat". Ein kompletter Ausschluss etwa aus dem internationalen Finanztransaktionssystem Swift gilt dabei als besonders schmerzhaft für Russland, würde aber zwangsläufig auch Unternehmen in Europa und den USA schaden (mögliche Folgen eines Swift-Ausschlusses). Indessen wurde ein teilweiser Ausschluss beschlossen, indem wichtige russische Banken aus dem Zahlungsverkehr ausgeschlossen wurden. Politisch heftig umstritten im Zusammenhang mit möglichen Sanktionen war ferner die noch nicht in Betrieb genommene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, welche Erdgas aus Russland direkt nach Deutschland liefern sollte. Geht die Pipeline nicht in Betrieb, wird dies auch Deutschland erheblich treffen, über die Hälfte seiner Erdgasimporte hat Deutschland in den vergangenen Jahren aus Russland bezogen. Während der Energiewende wird Deutschland noch für einige Zeit weiter auf ausreichend Erdgaslieferungen angewiesen sein (wie abhängig ist Deutschland von russsischem Erdgas?) Die Sanktionen auf den von Russland begonnenen Krieg in der Ukraine haben inzwischen eine neue Dimension erreicht. Sowohl die USA als auch die EU und einige weitere Länder wie Großbritannien, Kanada, Australien und Japan haben beispiellos harten Sanktionen verhängt bzw. sind dabei, diese sukzessive zu verschärfen. Die neuen Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland zeigen bereits Wirkung. So hatte etwa der Rubel in der Nacht der Einführung der neuen Sanktionen massiv an Wert verloren und war auf ein Rekordtief gefallen, stieg dann nach Maßnahmen der russischen Zentralbank wieder. Was bedeutet das für Banken, Konzerne, Investoren - und sind noch schärfere Maßnahmen denkbar? Ein Überblick der Tagesschau. Seit Start der Sanktionen Mitte März ist das russische Bruttoinlandsprodukt laut einem Forscherteam der US-Universität Yale stark zurückgegangen. Die russische Zentralbank rechnet für 2022 mit einem Minus der eigenen Wirtschaftsleistung von 6 Prozent. Krieg und Sanktionen haben laut Analyse mehr als 1.000 globale Unternehmen aus Russland vertrieben, die rund 40 Prozent des BIP ausmachten und 12 Prozent der Arbeitnehmer (5 Millionen) stellten. Ein Teil der Geschäfte wurde von russischen Unternehmen fortgeführt. In einigen Sektoren der russischen Wirtschaft, wie etwa der Luftfahrt oder der Autoindustrie, geht aktuell fast gar nichts mehr. Der Maschinenpark der russischen Industrie, der größtenteils importiert ist, kann in vielen Unternehmen nicht mehr erneuert werden und verschleißt nach und nach. Eine halbe Million Menschen haben bereits das Land verlassen, viele von ihnen hoch qualifizierte Fachkräfte. Präsident Putin hat Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf bestimmte Branchen und Regionen eingeräumt. Unternehmen, die auf Zulieferungen aus Europa angewiesen seien, hätten zu kämpfen, sagte Putin beim Wirtschaftsforum Anfang September in Wladiwostok. Deutschland Europäische Union Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten haben bei einem Sondergipfel des Europäischen Rats ein umfangreichen Sanktionspaket gegen Russlands beschlossen:
Sanktionen gegen Putin und Lawrow Verschärftes Sanktionspaket gegen Russland und Belarus Einen Überblick über die von der EU verhängten Sanktionen bietet eine von der Europäischen Union veröffentlichte Zeitleiste. Auch die Schweiz setzt die Sanktionspakete der EU um, obwohl sie selbst kein Teil der EU ist, und in der Vergangenheit wiederholt ihre Neutralität betont hatte. USA Auch die USA verhängt harte Finanzsanktionen: Die russische Regierung werde durch umfassende Sanktionen gegen öffentliche Schuldtitel des Landes von „westlicher Finanzierung abgeschnitten”. Verhängt würden demnach Sanktionen gegen große russische Banken, gegen den Handel mit russischen Staatsanleihen und gegen Unterstützer Putins und deren Familien. Die USA plant darüber hinaus noch härtere Strafmaßnahmen. Im Falle weiterer Eskalationen sei „keine russische Finanzinstitution sicher”. US Präsident Biden kündigte zudem an, die USA und ihre Verbündeten würden Russland den Status als „meistbegünstigte Nation“ entziehen. Durch diesen Schritt werden Zollerhöhungen und weitere Handelsbeschränkungen ermöglicht. Darüber hinaus wurde ein Importverbot für bestimmte russische Güter beschlossen. Wirtschaftssanktionen der US-Administration zielen zudem darauf ab, Russland den Zugang zu westlichen Technologien zu verwehren. USA verhängen Importstopp für russiches Öl Eineschränkung der Handelsbeziehungen zu Russland US Sanktionen gegen russische Firmen und Personen Gemeinsame Sanktionen: G7-Staaten schließen sich Finanzsanktionen der EU und USA an SWIFT-Ausschluss russischer Banken Unternehmen weltweit brechen Geschäftsverbindungen mit Russland ab EU, USA und Kanada sperren Luftraum für russische Flugzeuge Weltsport isoliert Russland Mit der Invasion der russischen Armee in die Ukraine haben sich unzählige Menschen auf den Weg gemacht, um den Gefahren zu entfliehen. Der Ukraine-Krieg hat die größte Fluchtbewegung seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Gang gesetzt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR spricht von einem „Exodus”. Dieser Umfang sei in diesem Jahrhundert ohne Beispiel. Vor allem Frauen und Mütter mit ihren Kindern sind geflohen. Männern im Alter zwischen 18 - 60 Jahren ist es verboten, die Ukraine zu verlassen, sie sollen vor Ort gemeinsam mit den Militärs das Land verteidigen. Bereits nach wenigen Tagen des Krieges waren über eine Million Menschen in den Nachbarländern der Ukraine angekommen. Insgesamt sollen bislang über 10 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine in Nachbarländer geflüchtet sein, die meisten von ihnen nach Polen.4,5 Millionen von ihnen sind mittlerweile wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Hinzu kommen rund 7 Millionen Binnenflüchtlinge (Stand Anfang September). Der Migrationsforscher Gerald Knaus hat bereits zu Anfang des Krieges vermutet, dass weit mehr als zehn Millionen Menschen aus der Ukraine flüchten werden. „Putins Krieg in Tschetschenien hat dazu geführt, dass ein Viertel der Tschetschenen vertrieben worden sind. Darauf müssen wir uns einstellen”, so Knaus Wie viele Flüchtlinge haben bislang die Ukraine verlassen?Wohin fliehen die Menschen? In welchen Ländern sind die Geflüchteten bislang angekommen? In welcher Anzahl? Der Mediendienst Integration bietet Zahlen und Fakten: Flüchtlinge aus der Ukraine Die UNO-Flüchtlingshilfe bietet ebenfalls aktuelle Zahlen und Informationen über die Situation von Flüchtlingen aus der Ukraine: Live Ticker Wie ist die rechtliche Situation von Geflüchteten aus der Ukraine?In Deutschland sind bisher über eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine registriert worden. Da es keine regelmäßigen Kontrollen zu EU-Nachbarländern wie Polen mit direkten Grenzen zur Ukraine gebe, sei es aber gut möglich, dass letztendlich mehr Menschen Deutschland erreicht hätten, so das Bundesinnenministerium. Andererseits wiederum sei ein Teil der Flüchtlinge bereits wieder in die Ukraine zurückgekehrt oder in andere EU-Länder weitergereist. Eine verlässliche Prognose über die zu erwartetende Zahl an Kriegsflüchtlingen sei angesichts der noch immer unübersichtlichen Lage in der Ukraine derzeit nicht möglich. Bei den bisher in Deutschland Eingetroffenen handele es sich hauptsächlich um Frauen und Kinder, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Der ganz überwiegende Teil habe die ukrainische Staatsbürgerschaft. Die Flüchtlinge brauchen bei Vorlage eines biometrischen Reisepasses kein Visum. Angesichts des hohen Schutzbedarfs wird die sogenannte „Massenzustrom-Richtlinie“ der EU angewandt, die Geflüchteten aus der Ukraine einen Schutzstatus zuerkennt, ohne dass ein Asylverfahren durchgeführt wird. Sie sieht vor, dass Betroffene bis zu drei Jahre im Land bleiben können. Als Reaktion auf die Massenflucht aus dem ehemaligen Jugoslawien hatte die EU diese 2001 erlassen, um einen vorübergehenden Schutz ohne Einzelfallprüfung von bis zu drei Jahren zu gewährleisten, ohne ein langwieriges Asylverfahren. Bei einem EU-Ratstreffen in Brüssel haben die europäischen Innenministerinnen und Innenminister eine historische Einigung erzielt und sich auf eine rasche und vereinfachte Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine in allen EU-Staaten verständigt. Allerdings scheint bei der Vertelung der Geflüchteten auf die EU-Länder keine Einigkeit zu herrschen. Der deutsche Europa-Politiker Manfred Weber hat sich zur Verteilung der Flüchtlinge aus der Ukraine für eine Quotenregel in Europa ausgesprochen. Er sei frustriert, weil Europa hier bisher keine Solidarität hinbekommen habe. „Wir müssen nicht immer auf den Langsamsten warten”, sagte Weber in Bezug auf Ungarn, das eine Quotenregel bisher ablehnte. Forderungen nach einem verpflichtenden Schlüssel zur Verteilung von Geflüchteten aus der Ukraine über die einzelnen EU-Staaten hat die EU-Kommission nun jedoch eine Absage erteilt und eine Quotenregelung abgelehnt. Die Menschen, die unter der Richtlinie für einen Massenzustrom Vertriebener Schutz suchten, sollten sich frei in der EU bewegen dürfen. Man werde nicht entscheiden, wo sie sich niederlassen sollten. Die EU-Innenminister haben sich Ende März auf einen Zehn-Punkte-Plan verständigt, um die Geflüchteten zu verteilen und Aufnahmeländern finanziell zu helfen. Über eine jüngst von der EU-Kommission eingerichtete Solidaritätsplattform soll die Verteilung der Schutzsuchenden organisiert werden. Wie wird den ukrainischen Kriegsflüchtenden in Deutschland geholfen?Bund, Bundesländer, Städte und Kommunen haben Vorkehrungenfür die Aufnahme von Flüchtlingen getroffen. Für die Geflüchteten aus der Ukraine stehen der Bundesregierung zufolge zunächst insgesamt 200.000 private und öffentliche Unterkünfte in Deutschland zur Verfügung. In vielen Erstaufnahmestellen ist inzwischen die Kapazitätsgrenze erreicht. In der aktuellen Lage müssen wieder zusätzliche Flüchtlingsunterkünfte und kurzfristig Notunterkünfte geschaffen werden. Über die digitale Plattform bzw. App „Germany4Ukraine“ erhalten Geflüchtete Hilfe bei der Suche nach Unterkunft und medizinischer Versorgung, so das Innenministerium. Der Bund setzte zunächst noch nicht auf einen Verteilerschlüssel, seit Mitte März erfolgt die Verteilung der Geflüchteten auf die einzelnen Bundesländer nun doch über den sogenannten Königsteiner Schlüssel. Da bisher vor allem die Metropolen stark vom Flüchtlingszuzug betroffen sind, werde alles getan, um die Menschen gerecht zu verteilen. Anfang April haben sich Bund und Länder über eine neue Verteilung der Kosten für die Unterbringung und Versorgung von Ukraine-Flüchtlingen verständigt.Die Bundesländer hatten sich beklagt, den Großteil der Kosten alleine stämmen zu müssen. Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sollen ab dem 1. Juni in Deutschland Grundsicherung beziehen können und damit die gleichen Leistungen wie etwa Hartz-IV-Empfänger erhalten. Ferner werde der Bund zwei Milliarden Euro für Kommunen zur Verfügung zu stellen, um die Kosten für Unterkunft, Lebenshaltungskosten sowie Kinderbetreuung und Beschulung mitzufinanzieren. Die künftig zuständigen Grundsicherungssysteme werden somit zu einem großen Teil vom Bund finanziert (SWR). Bundesinnenministerium: Fragen und Antworten zur Einreise aus der Ukraine Wer privat Menschen aus der Ukraine eine Unterkunft anbieten möchte, kann sein Angebot auf speziellen Webseiten melden. Über folgende Portale können Hilfsbereite Ferienwohnungen oder Zimmer zur Verfügung stellen: „Unterkunft Ukraine” „Host4Ukraine” Die neue Jobbörse möchte ferner Geflüchtete aus der Ukraine mit interessierten Unternehmen vernetzen. Bis zu drei Jahre dürfen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der EU arbeiten: Job Aid Ukraine Die Bundesregierung bereitet sich außerdem darauf vor, Kriegsverletzte aus der Ukraine zu versorgen. Die Betroffenen sollen auf Krankenhäuser im gesamten Bundesgebiet verteilt werden. „Zu den Verwundeten des Krieges kommen noch diejenigen, die ihre medizinische Versorgung verlieren”, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Dazu zählten Krebspatienten oder Dialyse-Patienten. „Weil wir mit sehr vielen Fällen rechnen, werden wir die Menschen auf die Bundesländer verteilen. Das wäre sinnvoll nach demselben Kleeblatt-Prinzip, mit dem wir auch Covid-Patienten versorgt haben”, so der Minister. Wie werden die Maßnahmen in Baden-Württemberg koordiniert?Das Ministerium der Justiz und für Migration hat einen Stab „Flüchtende aus der Ukraine“ eingerichtet, der die Koordinierung der Maßnahmen übernimmt. Eine Internetseite informiert über aufnahme-, leistungs- und aufenthaltsrechtlichen Fragen rund um die Ukraine. Angesichts der insgesamt dynamischen Situation werden diese Seite und die enthaltenden Informationen immer wieder aktualisiert, ein FAQ infromiert gibt Antworten zu den wichtigsten Fragen: Informationsseite zur Ukraine des Ministeriums der Justiz und Migration Informationsseite zur Ukraine-Krise des Staatsministeriums Wie kann man für die Ukraine spenden?Geldspenden können von Hilfsorganisationen, Einrichtungen und Unternehmen flexibler und effizienter eingesetzt werden. Sachgüter sollten nur gespendet werden, wenn Betroffene und seriöse Organisationen gezielt um sie bitten. Etwaige Sammelstellen der örtlichen Wohlfahrtsverbände (DRK, Caritas etc.) nehmen nach Aufruf Sachspenden wie Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung, Decken oder Spielzeug entgegen. Aber auch an lokale Sammlungen vor allem von Ukraine-Initiativen kann man sich richten. Einen Ratgeber, wie man sinnvoll spenden kann, samt einer Liste mit seriösen Spendenorganisationen, bietet das DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen): Spendeninfo „Nothilfe Ukraine" Das UN-Nothilfebüro Ocha teilte mit, die Vereinten Nationen bräuchten insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe im Ukraine-Krieg. Die Vereinten Nationen schätzen, dass zwölf Millionen Menschen innerhalb der Ukraine Hilfe und Schutz benötigen werden, während mehr als vier Millionen ukrainische Flüchtlinge in den kommenden Monaten in Nachbarländern versorgt werden könnten.Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat der Ukraine mindestens 500 Millionen Euro an humanitärer Hilfe in Aussicht gestellt. Die Mittel aus dem EU-Haushalt sollten sowohl im Land selbst als auch für die Flüchtlinge eingesetzt werden, sagte von der Leyen bei der Sondersitzung des Europaparlaments. Ukraine Demonstration in München 2014. Wikimedia, blu-news.org, CC BY-SA 2.0Bundesweit gehen Hunderttausende Menschen in vielen Städten auf die Straßen, um ihre Solidarität mit der Ukraine, ihr Forderung nach Frieden und einem Stopp des Krieges Ausdruck zu verleihen. Auch europaweit und in vielen Städten der Welt zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Fridays for Future Bewegung hat sich ebenfalls angeschlossen und führt weltweit Proteste gegen den Ukraine-Krieg durch. Exhumierte Leichen aus Massengrab in Butscha | Wikipedia | National Police of Ukraine | CC-BY 4.0 Bereits seit 2014 ist mit dem aggressiven Vorgehens Russlands gegen die Ukraine und der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim von Völkerrechtsverbrechen die Rede. Mit dem im Februar 2022 begonnenen Angriffskrieg Russlands und den verübten Gewalttaten gegenüber der ukrainischen Bevölkerung hat das Ausmaß eine neue Dimension erreicht. Spätestens angesichts der Bilder aus Butscha und anderen Orten sind schwere Völkerrechtsverbrechen nicht mehr von der Hand zu weisen sein. In nur wenigen Wochen hat der Krieg nach Schätzungen Zehntausende Todesopfer gefordert, darunter auch viele Tausend Opfer unter der Zivilbevölkerung. Es ist davon auszugehen, dass umfassende Untersuchungen am Ende ergeben werden, dass Russland beziehungsweise die Verantwortlichen und Ausführenden der Kriegshandlungen, eine ganze Reihe an Tatbeständen zu verantworten haben werden: von Kriegsverbrechen über Verbrechen gegen die Menschlichkeit, mutmaßlich Völkermord sowie auch das Verbrechen der Aggression. Da der internationalen Strafverfolgung Grenzen gesetzt sind, wenn es um Staaten geht, die sich wie Russland jeglichen Rechenschaftsmechanismen entziehen, müssen die ermittelnden Behörden kooperieren und einen langen Atem haben, wenn es gelingen soll, Präsident Wladimir Putin und seine Unterstützer eines Tages strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Um auch eine Handhabe gegen das Verbrechen der Aggression zu haben, wäre es notwendig, ein Sondertribunal einzurichten, ähnlich dem Kriegsverbrechertribunal in Jugoslawien oder dem Nürnberger Tribunal in Folge des Zweiten Weltkriegs. Eine Kooperation zwischen dem Internationalen Strafgerichtshof, der europäischen Justizbehörde Eurojust und einer „Gemeinsamen Ermittlungsgruppe“, der sich bereits einige Staaten angeschlossen haben, stellt einen vielversprechenden Ansatz dar, mit geballter Kraft der Gerichtsbarkeit zum Sieg zu verhelfen. Die Einrichtung eines Sondertribunals könnte unter Leitung der führenden Menschenrechtsorganisation Europas, dem Europarat, erfolgen. Wenn es nach Irland geht, das derzeit den Vorsitz innehat, nach Möglichkeit noch in diesem Jahr. In der Ukraine selbst sind in derzeit rund 15.000 Fällen Ermittlungen angelaufen. Erste Prozesse gegen russische Soldaten haben bereits zu deren Verurteilungen geführt. Dies gilt als ein wichtiges Signal zu einem frühen Zeitpunkt, dass Verbrechen nicht ungestraft bleiben. Eine ausführliche Darstellung über die aktuellen Ermittlungen auf nationaler und internationaler Ebene finden Sie unter: Kriegsverbrechen in der Ukraine und ihre Strafverfolgung Nach den Protesten auf dem Maidan-Platz 2013, der Absetzung der Regierung von Viktor Janukowitsch und der Abspaltung der Halbinsel Krim kommt es zu anhalten Unruhen in der Ostukraine an. Separatisten fordern mehr Eigenständigkeit der Ukraine bis hin zu einem Anschluss an Russland und haben diverse Orte gewaltsam unter ihre Kontrolle gebracht. In Donezk und Lugansk haben die Menschen bei einem umstrittenen Referendum für die Abspaltung von der Ukraine abgestimmt. Bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2014 wählen die Ukrainer Petro Poroschenko mit einer Mehrheit von 55 Prozent zum neuen Präsidenten. Poroschenko wollte mit Russland in Dialog treten, als langfristiges Ziel sieht er die Ukraine aber in der EU. Im September 2014 tritt mit dem Minsker Friedensabkommen erstmals eine Waffenruhe in Kraft, die allerdings schon bald brüchig wird. Bei der Parlamentswahl in der Ukraine im Oktober 2014 haben die prowestlichen Parteien klar gesiegt. Nach den umstrittenen Wahlen in den abtrünnigen Regionen der Ostukraine im November 2014 verkünden die Separatisten ihren Sieg, anerkannt wird er nur von Russland. Im Dezember 2014 tritt erneut ein Waffenstillstand in Kraft, der von beiden Seiten nicht eingehalten wird. Im 2. Minsker Abkommen haben sich die Konfliktparteien im Februar 2015 abermals auf eine Waffenruhe im Donbass geeinigt. In den folgenden Jahren kommt es jedoch immer wieder zu Gefechten zwischen den von Russland unterstützten Rebellen und proeuropäisch orientierten ukrainischen Kräften. Insgesamt gibt es über 13.000 Todesopfer und Hunderttausende Flüchtlinge. Die Lebensbedingungen der Einwohner in den ostukrainischen Großstädten Lugansk und Donezk haben sich dramatisch verschlechtert. Bei der Präsidentschaftswahl 2019 stimmen die Ukrainer in einer abschließenden Stichwahl für den Rechtswissenschaftler, Schauspieler und Komiker Wolodymyr Selenskyj. Er löst Petro Poroschenko damit von seinem Amt ab und gilt vielen als Hoffnungsträger für eine Erneuerung der ukrainischen Politik. Insgesamt betrachtet droht der Ukraine die Spaltung. Der Gegensatz zwischen dem westlich-orientierten und dem pro-russischen Bevölkerungsteil und damit zwischen West und Ost ist wieder zum Politikum geworden. Seit dem Frühjahr 2021 kommt es zu einer massiven Aufrüstung russischer Truppen entlang der ukrainischen Grenze, um die 100.000 Soldaten sollen mittlerweile dort stationiert sein. Ende 2021 spitzt sich die Lage weiter zu. Mittlerweile hat Russland ein Truppenaufkommen von rund 150.000 rund um die Ukraine postiert. 30.000 Soldaten befinden sich im benachbarten Belarus zur Duchführung eines gemeinsamen Militärmanövers. Die westliche Staatengemeinschaft warnt Russland eindringlich vor einer Verletzung der Grenzen und ruft zur Deeskalation auf. Die diplomtischen Bemühungen laufen wochenlang auf Hochtouren, führen jedoch letztendlich zu keinem Erfolg. Russlands Präsident Putin erkennt Ende Februar 2022 die selbsternannten „Volksrepubliken” Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an, schließt mit ihnen einen „Freundschaftsvertrag" und startet eine großangelegte Militäroffensive in der Ukraine, um die angebliche Bedrohung der russischen Staatsbürger abzuwenden und die Ukraine zu „entmilitarisieren", wie Putin sagt. Er fordert die ukrainische Bevölkerung auf, die Waffen niederzulegen. Die internationale Staatengemeinschaft ist entsetzt. Der Angriffskrieg auf Land stellt eine eklatante Verletzung des Völkerrechts und der Souveränität eines Staates dar. Da die Ukraine kein Mitglied der NATO ist, tritt auch kein NATO-Bündnisfall ein, der die NATO-Staaten dazu verpflichtet hätte, der Ukraine aktiv militärisch beizustehen. Dennoch bittet die ukrainische Regierung andere Staaten um Verteidigungshilfe. Die USA und einige weitere NATO-Länder unterstützen die Ukraine mit der Lieferungen von Waffen und weiterem militärischem Gerät. Ferner werden die NATO-Truppen in den Ländern der östlichen NATO-Außengrenze verstärkt. Die USA, die EU und viele weitere Länder verhängen harte Sanktionsmaßnahmen gegen Russland, sprechen der Ukraine ihre Solidarität aus und bieten dem Land milliardenschwere finanzielle Unterstützung. Nach Wochen diplomatischer Bemühungen sind die Verhandlungen gescheitert. Russland hat am 24. Februar einen Angriffskrieg auf die Ukaine gestartet mit dem Ziel, das ganze Land unter seine Kontrolle zu bringen. Eine zusammenfassende Darstellung des Konflikts um die Ukraine bietet die Bundeszentrale für politische Bildung in einem Konfliktporträt aus dem Jahr 2020: Konfliktporträt „Ukraine” Weitere Analysen finden Sie auch auf der Seite „Krieg in Europa” auf unserem Europa-Portal: Analysen – Ursachen und Hintergründe Analysen – Folgen Mit Verhandlungen den Krieg in der Ukraine lösen Standpunkt: Neutralität als Option Standpunkt: Nur Gegenmachtbildung zähmt revisionistische Mächte Wenn Putin verliert ... – Was sind die Ziele in Bezug auf den Krieg in der Ukraine? „Es wird zu einem langandauernden Abnutzungskrieg kommen“ Warum Kiew von „dritter Kriegsphase" spricht Russland gehen Material und Soldaten aus „Phoenix Ghost” - Wunder-Drohne für Ukraine? Ex-Generäle zu russischer Offensive im Osten: Situation für Ukraine aussichtslos Kultur der Gewalt: „Die russische Armee ist ein Gefängnis” „Der Krieg wird noch länger dauern” Russischer Insider warnt vor „Sieg um jeden
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Letzte Aktualisierung: Oktober 2022, Internetredaktion LpB BW Wer ist am Ukraine Konflikt beteiligt?Der Konflikt begann Ende Februar 2014 mit der russischen Besetzung der unter ukrainischer Hoheit stehenden Schwarzmeer-Halbinsel Krim; dies erfolgte unter Einsatz russischer Streitkräfte ohne Hoheitszeichen („Grüne Männchen“).
Wer hält alles zu Russland?Hierzu zählen derzeit Russland, Kasachstan, Weißrussland, Armenien und Kirgisistan.
Wie viele tote Russen in Ukraine Konflikt 2022?Der Russland-Ukraine Krieg hat laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) bis zum 10. Oktober 2022 mindestens 6.221 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, darunter mindestens 396 Kinder.
Warum hilft die NATO nicht der Ukraine?" Im sogenannten Bündnisfall müssen also alle NATO -Mitglieder gemeinsam das angegriffene Land verteidigen – einschließlich Waffengewalt, wenn erforderlich. Und die Ukraine ist kein Mitglied des Bündnisses. Sie muss also von der NATO deshalb rein rechtlich auch nicht verteidigt werden.
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