Wer gegen tiere grausam ist kann kein guter mensch sein

Vor ein paar Tagen hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden: Das Töten (aka Schreddern oder Vergasen) männlicher Küken (45 Millionen jedes Jahr allein in Deutschland) ist nicht okay, kann aber erstmal so weiter gehen. Es ging kein Aufschrei durchs Land, vielleicht ein kurzes Seufzen. Ein Küken ist eben kein Hund, ein Schwein keine Katze, ein Rind kein Zirkuselefant. Was wir mit Tieren machen lassen, um sie zu essen usw., ist ein Wahnsinn und ein Skandal — kaum jemand, der dem nicht zustimmen würde. Trotzdem findet das Thema in der breiten Öffentlichkeit nur selten statt. Es gibt unzählige Essays und Kommentare zu allem, was uns und die Welt zur Zeit betrifft, doch die Auseinandersetzung mit dem Leid industriell gehaltener Tiere und unserem Anteil daran wird weitestgehend den Aktivisten überlassen, deren Aktionen dann in den Meldungsspalten versendet werden. Hier gepiqd der ausführlichste und ausgewogenste Text, den ich zum Thema finden konnte. Er stammt von dem Journalisten und Autoren Matthew Scully, der auch mal als Redenschreiber für George W. Bush gearbeitet hat. Was Scully in seinem äußerst sachlichen Essay ausklammert, ist der Einfluss der industriellen Tierhaltung aufs Klima. Scully konzentriert sich ganz auf den moralischen Aspekt, den man letztlich auch mit diesem Schopenhauer-Zitat zusammenfassen kann: "Mitleid mit Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, dass man zuversichtlich behaupten darf: wer gegen Tiere grausam ist, kann kein guter Mensch sein.“ Es nervt, ich weiß, aber weggucken gilt nicht.

„Was für ein grobes Tier ist der Mensch! Alles // was die Natur gutes tut entstellt er, // sie macht eine Sache einfach und rein // und er mit seinen Händen wandelt sie um.“

—  Giorgio Baffo 1694 - 1768

aus Poesie, Seite 186, Übersetzung: Nino Barbieri
Original venez.: "Gran bestia che xe l’omo! Lu defforma // tutto quel che de ben fa la natura, // ella una cossa fa semplice, e pura, // e lu colle so man el la trasforma."