See other formatsMünchen, 1. Januar 1942 : . 47. Jahrgang / Nummer 1 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Franklin Roosevelt (Karl Arnold) Gestützt auf das Vertrauen seiner besten Wähler war er ausersehen, sein Volk und Europa in einen Weltkrieg zu stürzen! Franklin Roosevelt: Appogglato sulla fiducla del suol migliorl elettorl, egli era predesiincto a preclpitare Il suo popolo e l’Europa In una guerra mondlale! In Charkow (fon! Bich! Im Felde) Der Holunderstrauch Von Walter Foitzick Eigentlich gehörte er in eine Legende oder In ein erbauliches Buch, so ein tapferer, braver Holunder- strauch ist er. Vorläufig steht er aber noch In kei- ner Legende, sondern er steht auf der Wiese, über die ich täglich gehe, und die andere viel- leicht gehössig einen Bauplatz nennen. Da steht er in einer Ecke, dort wo die Böschung zur Straße ist, Kein schlechter Platz für einen Holunderstrauch. Silvefterabend Von Ratatöshr Morgen alfo fängt ein neues Jahr zu exiftieren an. Ob ein Lächeln man, ein fcheues, frag’ ich mich, riskieren kann? Oder muß man ernft verbleiben und die Stirn in Falten ziehn, wenn die Götter kegelfcheiben? - Ach, fo viel »fteht noch dahin! Ob wir lächeln oder greinen, trägt es was zum Ganzen beit Eher möcht’ ich da fchon meinen, daß cs höchft belanglos fei, Ich weiß auch, wie er dahingekommen ist. Fällt man nömlich ein Lot von dem Haltedraht der Straßenbahnleitungen herunter, so trifft man ge- nau auf meinen Holunderstrauch. Von dort oben hat auch eine Drossel zwar kein Lot.gefällt, aber sie ließ etwas anderes fallen. Die Drossel hatte Glück mit ihrer aufbauenden Tätigkeit, denn nach den Gesetzen vom freien Fall fiel es zwischen die Brennesseln, die dort wuchern, als ob eine land- wirtschaftliche Behörde sie betreute. So verlebte der junge Holunderstrauch seine ersten Kinder- Jahre friedlich im Verborgenen. Doch das dauerte nicht lange. Ich bemerkte ihn, als er über die Brennesseln hin- ausspitzte. Ich war aber nicht der einzige, dem er auffiel, sondern ein ganzes Fähnlein der HJ. be- merkte ihn auch. Bei Buben herrscht eine starke Nachfrage nach so röhrenförmigem Holz, und ein Holunderstrauch ist nicht viel für ein ganzes Fähn- lein. Bäume in Griechenland haben manches durch Ziegentraß auszustehen, auf meiner Wiese gibt es zwar keine Ziegen, aber Buben in Fülle, Der Ho- lunderstrauch wurde unter den Händen der Buben das Muster eines knorrigen und zerwutzelten Holunders, soviel Pfeifenröhrl mußte er hergeben. Aber er hielt durch, und seit einigen Jahren ge- lingt es Ihm sogar, zu blühen und Früchte hervor- zubringen. Das hätte er nicht tun sollen, denn nun kamen Leute und schnitten ihm die Blütenteller ab, um daraus Hollerküchel zu backen, und aus den Beeren machten sie Kompott, weil es so gut für die Verdauung Ist, Das ahnte natürlich der Holunderstrauch nicht, denn solche Büsche denken weder an Kompott noch an Hollerküchel, sondern Immerzu an die Nachkommenschaft. Wenn es noch die Drosseln gewesen wären, die haben ja Ver- ständnis für so etwas, aber von den Hollerkücheln 2 und dem andern Nachtisch kam nichts mehr an die Böschung, am Straßenrand zurück. Jetzt ist der Holunderstrauch schon seine zwei Meter hoch, Ich glaube, er hat's geschafft. Schön ist er wirklich nicht, aber strupplg und charakter voll, wie jemand, der im Straßengraben aufwächst und trotzdem blüht. Wenn er nicht auf dieser Wiese stünde, sondern in der erbaulichen Legende, würde es ungefähr von ihm heißen: „Sehet den Holunderstrauch, er er- leidet viel Ungemach und die städtische Gärten- verwaltung achtet seiner nicht, aber er kämpfi sich dennoch zum Licht und wird knorrig.” Im übrigen wird ihm das alles nichts helfen, wenn hier mal gebaut wird. Zahnweh und Liebe Von K. J. Deter Ich hatte ein Bonbon im Munde Und brach mir einen Zahn. Ein Trost kühlt‘ meine Wunde: Sie war mir zärtlich zugelan! Ich warf den Zahn in alle Winde, Und das Bonbon natürlich auch, Aus dem Laub der grünen Linde Fiel ein Blatt auf meinen Bauch. Die Liebe konnt’ sich nicht entfalten — Ein jeder weiß, was Zahnschmerz heißt! Ich sah mich bald bei einem Arzte halten, Dort hing ein Schild: „Zur Zeit verreist“. Der Lehrling und sein Meister (0. Gulbransson) „Stell_dich nicht so saudumm an! Nimm dir ein Beispiel an Roosevelt, der kann einen Brand entfachen!“ L’apprendista ed il suo maestro: '‘Non far quella figuraccia da scemo! Prendi l'esempio da Roosevelt: egli sa atlizzar bene un Incendio!,, Churchills Silvesterkatzenjammer „Goddam, wie ist mir mein Lügen- und Illusionspunsch schlecht bekommen!!* Churchill dopo la sbornia di San Silvestro: “Goddam! ... Come m'ha fatto male il ponce delle menzogne e delle Illusionil,, DIE RUMÄNISCHE PRINZESSIN Christian sitzt am Schreibtisch und arbeitet. Ihm ist nicht rosig zumute, Die Worte hüpfen nur so auf das Papier. Seine Leser lieben seine Art, die Dinge zu betrachten. Deshalb hat er Erfolg. Mit seinen Büchern bestimmt — mit Angela ist das eine andere Sache. Christian legt den Halter auf die Zinnschale. Er erhebt sich und geht im Zimmer auf und ab. Das Telefon schrillt, „Ferngespräch aus Wien.” Christian lauscht erregt. Durch das Rauschen der Leitung dringt Angelas weiche Stimme: „Hallol” „Angela, daß du anrufst —" Christian versucht, ruhig und beherrscht zu sprechen. Sein Herz schlägt heftig. „Warum schreibst du nicht, Christian? Bist du krank?" „Wie man’s nimmt.” „So geheimnisvolll — Was fehlt dir denn?" „Dul” „Komm doch herl“ Sie lacht leise „Und meine Arbeit?” = — — Ist dir wichtiger als Ich.” „Es gibt auch Züge von Wien nach hier!" „Es gibt auch andere Männer!” „Natürlich. — Was hast du übrigens an?" „Nichts, du ekliger Kerl. Dabei wartet der gute Teddy schon im Rauchzimmer — wir wollen ins Sacher.” „Ach so, der — Dann viel Vergnügen!” „Warte doch — Ich muß dir doch noch die Haupt- sache sagen: Nächste Woche komme ich zu dir.” „Wie oft soll ich das noch glauben?“ „Ich komme bestimmt — ganz bestimmt.” „Also bis dann.” Christian legt den Hörer auf die Gabel, bleibt eine ganze Welle regungslos stehen. Hat er sich endlich richtig verhalten? Kühl genug? — Also Teddy ist ihr neuer Flirt. Ach, Angela — unbe- techenbare, süße, schreckliche Angelal Verwöhnt, unbeherrscht, hart und weich — ganz nach Laune, Also sie kommt. Christians Gesicht entspannt sich. Es klingelt. — Christian drückt auf den Knopf und öffnet, Sein Freund Jürgen nimmt gerade forsch die letzten Treppenstufen. „Störe Ich, Christian?” „Im Gegenteil — du kommst gerade richtig. Ubri- gens wird Ille auch gleich da sein. Du welßt doch — Angelas Freundin.” „Aha.“ Jürgen pfeift vor sich hin. „Angela Ist unsicher geworden, Ille soll spionieren!” „Meinst du wirklich?” „Natürlich. Du, Christian, ich habe eine großartige Idee!” Jürgen bläst nachdenklich ein paar Ringe vor sich hin. „Die Squaw Angela schickt also Ihre Späherin vor, Stellt diese fest, daß der weiße Büffel einsam in seinem Wigwam haust, dann ist alles in Ordnung. Aber der weiße Büffel wird nicht einsam sein. Eine wunderschöne fremde Squaw wird bei ihm wellen, die dem welßen Büffel den Kopf verdreht...” Es klingelt an der Wohnungstür. „Das ist Ille.” Christian erhebt sich, geht zur Tür. „Hole sie herauf, Christian, und wundere dich nachher über nichts! Laß mich nur machen!” Christian geht zum Fahrstuhl, Inzwischen nimmt Jürgen das Telefon, wählt seine Wohnung. Fräu- lein Albertine meldet sich. „Fräulein Albertine, legen Sie doch, bitte, den Hörer auf den Schreibtisch. In zehn Minuten hängen Sie dann wieder ein. Ich brauche das für meinen neuen Film.” Fräulein Albertine tut es. Uber Jürgen Bargens Einfälle wundert sie sich aus Prinzip seit langem nicht mehr. Inzwischen hört Jürgen Illes Stimme in der Diele. Er beginnt eifrig zu telefonieren, obwohl er keinen Partner hat. Christian und Ille hören ihn durch die geöffnete Tür. „Prinzessin, Sie können mir wirklich glauben. VON ARNE LYN Christian Ist bestimmt nicht zu Haus,” (Pause) „Nein. — Morgen? Das ist möglich. Doch, diese Woche hat Christian noch Zeit. Nein, nächste Woche ist er sehr beschäftigt,” (Pause) „Wenn Sie mich wirklich dabeihaben wollen, Prin- zessin, gern. Ich will es Christian sagen. Aber -- Ich bin leicht mißtrauisch, schöne Frauen haben nie schöne Freundinnen.” (Pause) „Haha — bei Ihnen in Rumänien ist das anders? Ausgezeichnet! Also dann bestimmt!” — „Ah, Sie sind da?!” Jürgen schauspielert vollendet ehrliche Überraschung, als er sich jetzt Ille und Christian zuwendet. Christlan macht ein verständ- nislos fragendes Gesicht und deutet auf das Telefon. „Dein Verleger wollte dich sprechen. Ich habe Feldpoftkarte Ih habe soeben 3 bir at aut ir for mon Tnslel ref nt ud zwar man üst ja Kein anne Shlicher- mit Biiher and Manclalk ang Ziücken Das war din so filminanter Jar, Aass ih davon Singen And Hagen müs. Beim nächstes Inlanb da Sacke ich Div ach se lin N er Bu: wicht eissgeffchst,Aast 0 fabelhaft ii Aa ten Dh une Jhrafe Ralttet gchigk. Desk werinn DR 05 Lobst- And es ist nichtgeheiichelk. Daum wirst Di mierzig Minäten gefreichett, Nün winse Di ‚Überempfisdliche ‚Zarte wohl meine das schreibt mar dach wicht per Kante, Ih aber sage: warf dem wicht wir sind doch schlieglich verckelicht. Heist freilich Kasın de Din min eine Köghaud Kintiberfiuken won fünsen Riplan, Wilhelm Hanmond-Nonden Ihn abgewimmelt”, Jügt Jürgen mit eiserner Stirn. Iile setzt sich, greift nach ihrem Puderdöschen und beobachtet die beiden scharf. „Welcher Verleger denn?“ fragt Christian ver- ständnislos. „Na, der neue. Übrigens ein netter Kerl. Er hat uns eingeladen. Mich will er mit einer Schrift- stellerin bekanntmachen, die nicht nur gut schreibt, sondern auch sehr gut aussehen soll, Sie stammt aus Rumänien.” Christian sagt gar nichts. Er legt eine Platte auf. „Hast du übrigens rumänische Platten bekommen, Christian? Der Verleger fragte eben danach.” Christian versteht das Ganze immer noch nicht. Aber es beginnt bei ihm zu dämmern, „Nein“, sagt er über Illes Schultern mit fragenden Augen. „Sie sind noch nicht angekommen.” Ille beobachtet schweigend welter, „Verstehen Sie eigentlich, daß Christian so dumm ist?‘ fragt Jürgen Ille unschuldig. Jürgen kann viel Alkohol vertragen, aber jetzt spricht er so, als sei er vom Wein gelockert. „Er hat Ihnen doch be- stimmt von seiner rumänischen Eroberung erzählt?” „Sie meinen den Verleger?” fragt Ille spöttisch. 5 „Ach, Verleger — eine Prinzessin ist sie und Christian merkt angeblich nicht, daß sie in Ihn verliebt ist,” „Kein Wort hat er mir gesagt.” Ille betrachtet Christian forschend. Der hat einen roten Kopf. Jürgens Frechheit verschlägt Ihm die Sprache. „Ist sie schön?” fragt Ille. Sie sieht Christian an. Er gefällt Ihr ausnehmend gut. Im Grunde gönnt sie ihn Angela gar nicht. Dieser Angela, die sich vor Männern nicht reiten kann und sich für keinen entscheidet, Sie wird es Ihr sofort sagen, das mit der rumänischen Prinzessin, „Wunderbar schön!" Jürgen ist die Ehrfurcht in Person. Er glaubt nun beinahe schon selbst an die Existenz dieser Prinzessin. „Eigentlich wollten wir beide neulich gar nicht auf den Empfang gehen”, fährt er fort. „Zunächst war es ja auch langweilig, aber als die Prinzessin dann aufblen- dete, wurde sogar Christian lebhaft. Er hat dann am nächsten Tag Besuch gemacht, — Ich dart seitdem die Telefongespräche annehmen.” „Du sollst nicht so viel Unsinn reden, Alter. Glau- ben Sie kein Wort, Illel sagt nun Christian, Noch am selben Abend schilderte Ille am Telefon die Prinzessin aus Rumänien in den buntesten Farben. Ihre Beschreibung gewann durch die Vorstellung von Angelas zormniger Überraschung ungemein an Prägnanz. Das Gespräch wurde teuer. Vierundzwanzig Stunden später klingelt es an Christians Haustür. Jürgen, der wieder bei seinem Freunde ist, nimmt das Sprachrohr. „Hallol” „ch bin es.” Jürgen erkennt diese Stimme sofort, obgleich sie sonst viel weicher klingt. „Sie ist dal” ruft er ins Arbeitszimmer. Christian eilt zum Fahrstuhl, und als er mit Angela zurückkommt, erkennt Jürgen sofort, daß er die Mine richtig gelegt hat. Angela ist geladen. Mit hastiger Bewegung nimmt Jürgen gerade in dem Augenblick, in dem ‘Angela das Zimmer betritt, eine bereitgehaltene Fotografie vom Schreibtisch Bevor er das Bild — die Aufnahme einer sehr gut aussehenden, aber noch unbekannten Schauspie- lerin — in die Tasche stecken kann, hat es Angela schon In der Hand. „Wer ist denn das?” „Ach, eine Bekannte, eine Schauspielerin.” Jürgen sagt die Wahrheit, was Angela sofort veranlaßt, eine Lüge zu vermuten. „Ach, deshalb lag das Bild wohl auch auf Chri- stians Schreibtisch?“ Jürgen zuckt scheinbar ver- legen die Achseln, Inzwischen macht sich Christian am Rauchtisch zu schaffen, Angelas Finger trommeln nervös auf der Schrelbtischplatte. Jürgen verabschiedet sich schnell, er müsse ins Ateller, „Christian, was ist mit der Rumänin?” Die Tür hat sich kaum hinter Jürgen geschlossen, da kommt schon die Frage von Angela, „Was hast du nur mit Rumänien? — Übrigens habe ich dich doch erst nächste Woche erwartet.” Christian schiebt fürsorglich das Polster für Angela zurecht und reicht Ihr ein Glas. Peng. Das Glas geht in Scherben. Was dann schluchzt und tobt, ist eine Angela, die Christian noch nicht kennt. Es Ist schön, sie zu trösten — und es ist schön, von ihm getröstet zu werden. Für Angela und Christian wird diese Stunde ent- scheidend. Am Abend sitzen beide mit Jürgen und Ille zu- sammen. „Hast du schon die Platte aus Rumänien gehört?" fragt Ille boshaft. „Ach, die ist abgespielt‘, antwortet Angela schnell „Christian kann sicher eine neue bestellen“, meint Jürgen. D „Untersteh’ dich!” sagt Angela und lächelt, Komödie (R. Krlosch) „Beeil dich — Eduard kann jeden Augenblick läuten!“ — „Na, dann sollst du mal jemanden sehen, der voll holder Verwirrung im reizenden Neglig& angetroffen wird!" Commedia: "Fa presto! Edoardo puö suonare da un momento all'altro!,, — "Ebb, allora potrai vedere il soave, Ineffabile smarrimento di una che viene sorpresa in un vezzoso neglig&!,, Roosevelts Knallbonbons „Verdammt, jetzt habe ich mir die Finger verbrannt! Das scheint japanisches Fabrikat zu sein: es geht los, ehe man’s will!“ I confetti fulminanti di Roosevelt: “Maledizione! Ora mi sono bruciato le dita. Pare un prodotto giapponese; scoppia prima che si voglia!,, 7 = - 1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3.Gegen schädliche Haarparasiten oh S kt hat Tradition! BURGEFF & CO. AG -HOCHHEIM/MAIN Älteste Rheinische Sektkellerei SCHLANGE AM BUSEN VON JO HANNS ROSLER „Bis! du glücklich, Kitty?“ — „Unsagbar glücklich, Johannes!” „Wunschlos glücklich?” — Kitty zögerte „Wunschlos? Nein, Johannes.” — „Wo fehli es?” „Sag, Johannes, warum bist du eigentlich nie eifersüchtig?" „Habe ich denn Grund, Kitty?” Kitty schmiegte sich in seinen Arm „Wie könnte ich dich je betrügen! Du bist für mich der schönste, beste, liebste, gescheiteste Mann der Welt! Trotzdem möchte ich dich gern ein- mal eifersüchtig sehen — so richtig eifersüchtig mit fliegenden Pulsen und knirschenden Zähnen, mit geballten Fäusten und hochrotem Kopf, schreiend, tobend, haarausraufend, ein hormtoller Othello — sag, Johannes, kannst du das gar nicht?" Johannes lachte sorglos: „Nein, diese Gabe blieb mit, Gott sei Dank, versagt.” Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er eislaufen. Kitty ging zu einer Agentur, „Sie machen alles?” fragte sie. „Jede Kommission, Madame.” „Dann verschaffen Sie meinem Mann einen Beweis, daß ich Ihn betrügel“ Der Agent schüttelte den Kopt. „Das geht wider den Geschäftsgebrauch, Madamel Ich will Ihnen mit Freuden einen Beweis verschaffen, daß er Sie betrügt — aber Sie als unsere Kundin bei ihm denunzieren, verzeihen Sie, Madame, diesen Auftrag müssen wir als unmoralisch ablehnen.” Kitty eilte zu ihrer Schneiderin. Dort ließ sie schon zehn Jahre arbeiten. „Meine liebe Frau Wobberschalek”, begann sie sogleich, „ich komme heute mit einer kleinen Bitte — wollen Sie mir einen großen Gefallen erweisen?” „Gern, gnädige Frau.” „Telefonieren Sie doch bitte mit meinem Mann und lassen Sie durch- blicken, daß Ich ihn betrüge.” „Betrügen Sie Ihn, gnädige Frau?” „Ja“, log Kitty kurzentschlossen. Die Schnelderin führte Kitty schnell in ein kleines Kabinett. „Dann danken Sie Ihrem Herrgott, daß es Ihr Gatte noch nicht gemerkt hat”, flüsterte sie und tätschelte der Kundin vergnügt die Hand, „genießen Sie still und heimlich, was Ihnen der liebe Gott beschieden! "Aber wie können Sie mir zumuten, daß Ich eine so gute Kundin wie Sie Ihrem so zahlungskräftigen Gatten denunziere? Im Gegenteil, wenn Sie einmal eine Ausrede brauchen sollten, wo Sie waren — auf mich können Sie sich jederzeit blind verlassen.” Als Kitty enttäuscht auf der Straßenbahn heimfuhr, griff ihr ein Dieb in die Tasche. Kitty faßte fest seine Hand und zischte: „Folgen Sie mirl’ „es waren doch nur ehrliche Absichten, Junge Fraul“ Kitty zog ihn in eine Tornische, „Ich könnte Sie der Polizei übergeben. Aber ich biete Ihnen eine Chance, Wenn Sie zu meinem Mann gehen und ihm erzählen, daß Ich ihn betrüge, lasse Ich Sie frei und schenke Ihnen außerdem die Handtasche.” Der Dieb wich empört einen Schritt zurück. „Mit mir nicht, junge Fraul” sagte er beleidigt, „Ich ein feiger Denunzlant? Ich bin zwar schon tief gesunken — sehr tief — aber so tief noch nicht! Ich bin ein ehrlicher Taschendieb, aber nie ein Denunziantl Nein, lieber sitze ich meine vier Wochen bei Vater Philipp ab, ehe Ich mich zu so etwas hergebel" Kitty sah noch eine letzte Möglichkeit. In der Eintrachtstraße wohnte eine erbitterte Feindin. Meta Gäre hieß sie und sann nur darüber nach, wie sie Kitty eines auswischen konnte. Zu ihr lenkte Klity die Schritte. „Ich betrüge meinen Mann”, sagte sie, „jetzt haben Sie die Möglichkeit, Ihre Rache in vollen Zügen zu befriedigen. Hier ist die Anschrift meines Liebhabers, wir treffen uns seit Wochen jeden Samstag nachts auf dem Hauptbahnhof — gehen Sie hin zu meinem Mann und verraten Sie es Ihm! Die erbitterte Feindin maß Kitty von oben bis unten. „Ich kann Sie zwar nicht ausstehen”, rief sie, „aber zu so einer Gemein- heit gebe Ich mich doch nicht her! Aber daß Sie mir so eine Nieder- trächtigkeit überhaupt zutrauen, dafür werden Sie mir büßen!” Da gab es Kitty auf. Traurig ging sie heim. Als sie an der Wohnung ihrer besten Freundin vorüberkam, dachte sie daran, einen Sprung zu Ihr hinauf zu machen und ihr ihr Leid zu klagen, daß es auf der Welt so gar keine Möglichkeit gab, den geliebten Johannes eifersüchtig zu machen und daß sich kein Mensch fände, der ihm einen Floh ins Ohr setze. Aber noch auf der Treppe fiel ihr ein anderer Gedanke ein. „Liebste Hildegard”, gestand sie aufgeregt, „Ich habe meinen Mann be- trogen — ich verrate es keinem Menschen, nur Dir — Du hast ja meinen Johannes nie leiden mögen — bei Dir weiß ich mein Geheimnis sicher aufgehoben!” „Ich schweige wie ein Grab, Kitty!” „Ich weiß es, Hildegard. Darum will ich Dir auch alles anvertrauen, wie es kam, wo ich ihn kennen lernte, wie wir glücklich sind — aber trotzdem, wenn Du auch meine beste, meine allerbeste Freundin bist, schwöre mir zuvor, daß niemand etwas erfährt, vor ällem mein Mann nicht!” Und die beste Freundin schwor: „Ich werde doch meine beste Freundin nicht verraten!” Und so kam Kitty doch noch zur Erfüllung ihres Wunsches, Johannes eifersüchtig zu erleben: man halte ihrem Gatten alles hinterbracht. Nicht die gemietete Seele war es gewesen — nicht die Schneiderin — kein Verbrecher, der damit einen Vorteil errang — auch nicht die erbittertste Feindin, die damit ihre Rache befriedigt hätte — nein, verklatscht und ver- lästert hatte sie nur ein Mensch auf der Welt: die beste Freundin. das Entforfen einer e Weinbr. heute mehr denm En une nicht vermeiden, daß man auf eine flafche Dujardin ehvas länger. warten muß. Doch iff man mal ander Reihe fo z a ea daß fich das un Hr Dasein, weini- ch es jedem ® . vorm. Gebr.Melcher ift der alte geblieben | m „IN er f me Wenn auch weniger - jedenfalls gut rauchen! geschmackliches Krawatten die wenigen herauszufinden, an Musterung und Farbgebung gerecht >|] einen unbedingt zuverlässigen Maßstab für alle Krawatten- käufer: Wählen Sie © FMT weißt Ihnen den Weg zur wirkt eganten Krawatte, die der Mode mit geschmack- alle Erfordern licher Hochkultur vereinigt. Die rei wahl verschiedenartigster Muster klassi = ||| scher und moderner Richtung erlaubt es, in jedem Falle auch persönliche Wünsche zufriedenzustellen. IV N. erkennt man ei Mit Worten ist diese Frage kaum zu bean erspitzengefühl dazu, KRONEN-KRAWATTEN-FABRIK Fb MF üble BERLIN C2 BESUCH UM Die Schreibmaschine klappert durch die Nacht Vergangenheit steigt auf, wird gegenwärtig Und sitzt bei mir am Tisch, zur Macht erwacht, Statt lendenlahm und siech und silberbärtig. Wer hätte gestern das von iht gedacht? So Jung, und doch schon mit dem Leben Tertig? Vergangenheit, du Fundament der Sphinz, Blick auf, es neigen sich die Sterne rings! Allmählich wächst ein Jiebernder Roman. Die Schreibmaschine schlägt die Zeit in Splitter, Und zu dem Lanıl, das es mlı angetan, Führt mich der Heimweg, bis mein Herz durchs Gitter Der alten Gärten glüht: Auf lichter Bahn prieilt sein Glanz das Meer von Duft und Flilter saugt mich ein, die jubelnde Gewalt. Bin ich denn wieder siebzehn Jahre alt? MITTERNACHT | von HERBERT FRITSCHE Die Schreibmaschine klappert. Hell hinein Kloplt plötzlich an die Tüı dein Ring, der blanke Ich weiß, wer kommt, und rule dich herein, Verwundert, daß mein schweifender Gedanke Um diese Stunde, da die Käuze schein, So schnell zurückschlüpft aus dem Traumgeranke. Es glänzt des Schaffens schönste Einsamkeit Nicht heller als ein Tee des Nachts zu zweit. Natürlich lese ich di alles vor, Was meine Schreibmaschine eingefangen, Was mich umschwirrte, bis ich es beschwor, Bis alte Stimmen aus dem Dunkel drangen, Bis ein vertrauter, brausend lauter Chor Aus tausend Kehlen, die vom Damals sangen Mir diesen Text diktieten. Er wird jetzt Anstatt Gebäck zum Tee dir vorgesetat. Jedoch ins Lesen weht ein Hauch hinein: Auch wir sind eines Tages alte Leute. Dann wird so lern uns wie ein Sternbild sein, Was uns In unster Jugend einst erfreute, Gewiß fällt manches uns noch. manchmal ein, Und ganz bestimmt auch diese Stunde heute Ich finde das erschreckend sonderbar. Bir: ich denn schon ein Greis in weißem Haar? Die Käuse weınen leise durch die Nacht, Die Schreibmaschine hat für heute Ruhe, Du wirst von mir noch bis zur Tür gebracht, Dann schlappen leise meine. Lammfellschuhe Zurück ins Zimmer, wo ich still und sacht Den Tag versenke in der großen Truhe. Da drinnen gibt es weder Ich noch Du. Ein dunkler Fremdling klappt den Deckel zu, himke f ber und zeigen sich in ihren kleinen Schwächen vor dem Rasier- spiegel, Es ist noch nichts erfunden worden, um die tägliche Rasur zu einem solchen Genuß zu machen, dal man sich aus reiner Freude rasiert. Rasieren ist und bleibt eine Pflicht, deren Erfüllung man sich aber «0 bequem wie möglich machen sollte. 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Mit guiem Gewissen kann Ich iedem dieses einzigartige Werk welter mpfehlen Radebeull, Margot Hanning, Radebeul | den 29. Avril 1941 Lossingstraße 7 Koin Auswondigiornen von Vokabeln Ich finde Ihr Nousystam insofern un übertrefflich, als das Auswendiglornen man braucht weder auswendig zu lar nen, noch Vokabeln und grammatische Regeln pauken, noch Irgendwelche Vorkenntnisse oder eine besondere Be- jobung zu besitzen. Mön Ilosl, und das elosono prägt sich spleland leicht von Vokabeln und grammatischen Re geln ganz ausgeschaltet ist, denn der lonrstof prägt sich In seinem Aufbau ganz von selbst dem Gedächtnis ein der behandelte Stoft wird in Inter assonter Welse gohracht und kann rest sin. Meine itallanischen Freunde waren !os im praktischen Leben verwendet überrascht über meine schnellen Er werden "olge, besonders über die quio Aus: St. Pölten. 15 Jan 1940, Adalb. Redl sprache. Auch bin Ich In dar lage, Ita- Josafstr. 57. Hauptschuldirektor I. R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Yom ersten Augenblick an tılt! Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahı als eine Sammlung tofer Vokabeln antgegen, sonder: so, wlo sie wirklich und täg lich In tebondigoı Rede und Gegenıede gesprochen und gebrauch! wird. Jedes mochanlsche Auswendigiernen fällt fort, denn oine wortverwandt neugestaltote Wochselwirkıng zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut Dios vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewlrkt dad Ihnen der Sprachstofl ohne mechanlschos Auswendiglemen zuflioßt. Gleich einer interessanten Lektüre, die unterhält, anrmgt und erfieut, geht die Aneignung dar Umgangssprache kurzwailig vor sich, Keine Vorkanntalsse sind nötig, Volks schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anwelsung ohne Hindernis vor sich geht Fine ganz einfache Schlüsseltechnik bafähigt Sie leicht und von Anlang an, unsere Toxte zu losen, zu sprechen und zu schreiben Durch Jede Buchhandlung zu beziehen / Die Einführungsbroschlro übor Dr. Holl's Sprachen-Neusystem erhalten Sie auf Anforderung gratls . Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 KÜRFERUMFAN Haarwasser Wolten Sie 4 enn wirklich diek sein? Nicht dochtt Das Übermaß an Ganz eigener Feit Ist hi nd ungesund, un hungern und n ist nicht ” jedermanns Sache Nehmen Sie smal tägl. 2 Tablette \OBESAN Silo wei bald Bleschlank u. Adel sein werden und ohne Schaden für Ihre Tabletten tgl. Die ganze Kur RM. 8.25. Bald werde: und oken. 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Heiligenstaedt) Kühle Tage „Warum stehst du denn so lange hier an der Heizung rum, Franziska?“ „Weil ich dir nicht gern die kalte Schulter zeigen möchte, Lothar!“ Giornate fresche: “Perch® mal, Francesca, stal sl a lungo qui attorno al calorifero?,, “Perch® non vorrel palesarti la mia freddezza, Lotario!,, 13 LIEBER SIMPLICISSIMUS Ich ging in Wien ins Dianabad. Beim Badewärter entlieh ich mir eine Schwimmhose, Er betrachtete meinen stattlichen Umfang und brummte: „Was für a Halsweit'n hat denn Ihna Bauch?” J.H.R. Die Vorhänge eines Studentenheims waren In der Wäscherei; am zweiten Tag, als das Haus keine Vorhänge hatte, kam eine Botschaft vom benach- barten Mädchenpensionat: „Wollen Sie sich keine Vorhänge besorgen? Wir haben kein Interesse an einem Anatomiekurs.” Die Antwort lautete: „Der Kurs ist freiwillig.“ Premiere eines dichterischen Jambenstückes, Nach dem zweiten Akt war ein Zuhörer im Par- kett plötzlich verschwunden, nur noch seine Klei- der hingen auf seinem Platze. Die Langeweile hatte ihn verzehrt. H.Sch „Na, lieber Junge”, sagte der Besucher, „wenn r deine Mutter einen großen und einen kleinen Apfel gibt, und du einen davon deinem Bruder geben sollst, welchen gibst du dann her?” „Meinen Sie meinen kleinen oder meinen großen Bruder?” x MEIN FREUND JOHANNES Johannes war sonst gar nicht so. Zum Beispiel hatte ef selbst schon mit 15 Jahren angefangen, ein Tagebuch zu schreiben, und hob die vielen Hefte, die er mittlerweile gefüllt hatte, sorgfältig auf. Er hing überhaupt sehr an Erinnerungen Nun war seine Mutter zu Besuch bei ihm und spielte mit seinem Jüngsten. Der war noch nicht ganz ein Jahr alt, Sie hatte dem Kleinen Papier und Bleistift gegeben und ließ ihn nach Herzens- lust kritzeln. Als Schlafenszeit war, kam Frau Jo- hanna, um das Kind ins Bett zu bringen und auf- zuräumen, Sie sammelte das bekritzelte Papier ein und wollte es in den Ofen werfen. Entsetzt wehrte die Großmutter ab. „So was darf man doch nicht fortwerfen! Das muß man aufbewahren. Als Erinnerungsstücke und Zei- chen für eine sich bildende Vorstellungs- und Urteillskraftl” Frau Johanna war gutmütig und gehorchte. Bald hörte man sie von nebenan leise schelten. „Du kleiner Balg, eben habe ich dich hingelegt, und schon hast du dich wieder schmutzig gemacht. Nun kann ich mich wieder hinstellen und Windeln waschen.” „Nicht waschen. Gib’s der Mutter. Sie kann es auf- bewahren. Zur Erinnerung und als Zeichen für eine beginnende, übrigens sehr treffsichere Urteils- kraft”, sagte Johannes. J. Bieger = zu reinigenden und kühlenden Umschlägen bei kleinen Ver- letzungen, Schwellungen, Ent- zündungen, Prellungen, Insck- tenstidien usw, zum Gurgeln bei Heiserkeit und Erkältung zum Mundspülen bei leicht blutendem Zahnfleisch Verlangen Sie den Original-Beutel zu RM -.25. Sie können sich mühe- los auch mit gewöhnlichen Lei- tungswasser eine geruchlose, klar haltbare Lösung nach Art der essig- sauren Tonerde bereiten. „Curta & Co. 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Heute - wo es „Sebalds Heartinktur” vorübergehend nicht so reichlich gibt - fällt es uns deshelb nicht so schwer noch etwas sparsamer damit zu sein. „Sebald‘ hat von jeher gesagt: Wenige Tropfen genügen! - dieserRat gilt heute mehr denn je. SEBALDS HAARTINKTUR MEMPHIS 4 Pi MIILIDIE SORUNE Sie hält, was ihr Name ver- spricht, sie ist wirklich mild! RW LDE SORTE us sind gui und ein besonderer Genuß von A-2Z Il SORTESPi NIL6 Pi zur des TINKTUR y Hühnerangen, Hornhaut, Schwielen! | Sie auf die Schutzmarke Alles Sie werden viel Freude an den geglückien Reparaturen haben, doch achten Der Wunsch jeder Frau ‚Seidige lange WimpsrnundAugenbrauen machen ed. Gesicht interessant. Mit Lillon-Win ‚parat erreichen Sie nach kurzem Ge ‚Erfolge. RM 3.— und 2,—, Bei bildung Erwerbung |auch um die Ausen: zur Auslöschung der Falten, 3 x eutirkend RM 327 und 3—, Hant- ährt und strafit die Haut und regt Alles-Kitt! culbauender Tätigkeit an. 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Januar 1948 i 47 Jahrgang / Nummer I ‚0 .. SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Der amerikanische Neptun beim Rapport (Erien Schilling) EETETTTIE TY ES] „Raus mit dir, du Lügner! Unser lieber Knox hat doch festgestellt, daß du nur leicht verwundet bist!“ Il Nettuno americano a rapporto: “Via di qua, mentitore! II nostro caro Knox ha invece constatato che tu sei soltanto leggermente ferltol., Das Erlebnis Der junge Mann saß in der Straßenbahn und las. Er las in einem Buch über Dichtkunst, und da er- fuhr er, daß zum großen Kunstwerk das große Er- lebnis gehöre, das Erlebnis, das einen bis ins Mark erregt und von dort aus wieder als lautere Poesie zu Tage tritt. Der junge Mann überlegte sich, wie man wohl zu so einem Erlebnis kommen könne. Er sah die Reihe der ihm Gegenübersitzen- den entlang und prüfte sie, ob in ihnen oder mit Ihhen wohl das große Erlebnis herbeizuführen sei. Da war ein dicklicher, ehemals blonder Herr mit Brille, der die Erschütterungen längere Zeit hinter sich haben mußte. Da waren viele Frauen mit Markttaschen, die sich in kühnster Phantasie für lebenswendende Abenteuer nicht eigneten. Da waren Überhaupt lauter Menschen, in denen das Dämonische und Dramatische nicht sonderlich heimisch zu sein schien. Der junge Mann las welter und versetzte das große Erlebnis in ferne Länder. Er war zwischen den Zeilen grad in der Gegend von Kamtschatka angelangt, als sich ihm gegenüber ein durchaus unauffälliger und schlich- ter Mann erhob, wie sich einer erhebt, der an der nächsten Haltestelle aussteigen will. Er stieg ober keineswegs aus, sondern sagte ziemlich laut und deutlich: „Zivilkontrolle, bitte die Fahrscheine vorzeigen.” Im Wagen war wohl keiner, dem nicht der Schrek- ken In die Glieder fuhr. Sitzt da einer in unserer Mitte, angetan wie andere Menschen auch mit Wintermantel, Hut und Schnupfen und ist doch ein mächtiger Beamter, einer, dem gegeben ist, über Recht und Unrecht zu entscheiden, einer, der ein Buch ziehen kann, in das er Name und Wohnung und Geschlecht und Ehe und Kinderzahl einträgt, was Im günstigsten Falle mit einer Geldbuße ab- Der letzte Schub zugelten ist, aber im großen Buche des Beamten bleibt es für alle Zeiten stehen, und selbst vor Gottes Richterthron wird man auf solche Ein- tragungen gelegentlich zurückgreifen. Ja, wenn einer eine Mütze hat und einen Rock, Kind am Fenfter Von Dr. Omiglaß Die Afte find fo kraus und kahl, man blickt durch fie hindurch Ins Tal, hinüber bis zum Hügelrand. Und alles ift fo unbekannt, und alles ift fo fremd und meit. Die Acker dehnen fich fo breit... Und das Kind fchaut. Die Krähe hockt gedankenfchwer. Zıvei Häher flattern hin und her; man fieht die blauen Federn kaum. Die Elfter ftreicht von Baum zu Baum. Aber der Specht treibt's Kunterbunt und ftößt den Schnabel in den Grund... Und das Kind fchaut. Jetst, aus dem Holzftoß, fchleßt und blitt das Wiefel, filberweiß, und flitst durchs mwelke Laub und mandelt auf, flist weiter bis zum Maulmurfshauf und mandelt wieder auf und fcharrt. Durch Wolken, fahl, die Sonne ftarrt... Und das Kind fchaut. L’ultimo tiro (R. Kriesch) auf denen Grad und Befugnis In silbernen Litzen aufgetragen ist, da weiß jeder, daß er von dort her Strenge und Gesetzeskontrolle zu erwarten hat, aber wenn ein ganz gewöhnlicher Mensch sich plötzlich erhebt und In Ihm alle Macht und Gerechtigkeit verkörpert ist, da packt jeden der Schauer des Gewaltigen und nicht nur die Schwarzfahrer erzittern, denn sie hielten ihn für Ihresgleichen. Auch der junge Mann erschauerte, obwohl er einen vollgültigen Fahrschein sein eigen nannte. Er hatte bel seiner Beschäftigung mit literarischen Dingen gelernt, daß sich Zeus, der oberste der Götter, in mannigfaltiger Gestalt den schul- digen und unschuldigen Sterblichen nahte und Gunst und Ungunst verteilte, Aber nie hatte er gelesen, daß Zeus in Gestalt eines harmlosen Straßenbahnfahrgastes unter die Sterblichen ge- stiegen sel, um die Reinheit Ihres Herzens und die Gültigkeit ihres irdischen Fahrscheins zu über- prüfen. Wie gebannt saßen alle da, als sie sich plötzlich ihrem ewigen Kontrolleur Aug In Aug gegenüber sahen, und ihre Hände kramten noch nervöser als sonst bei solchen amtlichen Über- prüfungen in Handtäschchen, Geldbörsen, Mantel- taschen und an all den Orten, wo sich Fahr- scheine sicher zu verstecken suchen, Noch lange nachdem der unheimliche Fahrgast den Wagen verlassen hatte, lag es wie ein Bann über der Fahrgemeinschaft, und mancher mag be- schlossen haben, nie wieder oder doch längere Zeit nicht mehr schwarz zu fahren. Der junge Mann aber überlegte, ob das Erlebnis aufrüttelnd genug gewesen, ob es geeignet sel, Furcht und Mitleid zu erregen, so daß einer darob ein Dichter werden könnte, Der junge Mann war geneigt, diese’ Frage zu bejahen, obwohl dieser Fall in den Büchern über Dichtkunst nicht aus- drücklich vorgesehen war. Foltzick (Magon) Der Verschnupfte R. Krlesch) „Ich kann dich heute doch nicht ins Theater begleiten, Luise, mein Geniese stört ja alle Leute!“ — „Aber nein, das ist ja eine ganz laute Oper heute Abend!“ L’intasato: "Oggl, Luisa, non posso mica accompagnarli a fealro; col mlei starnyfi disturbo tuttil,, — “Ma che! Stasera giä c' & un’ opera strepitosissima!,, 1? Vor dem USA.-Laden (Wiineim Scnun) Davanti alla bottega degli USA.: "Ah maledizione! Chiuso per chlamata sotto le armi!,, Der ausgerutschte Teufel Fr. Bllex) II diavolo rimasto a bocca asciutta 21 DER ROTE SKIHANDSCHUH Bevor ich abreiste, rief ich Renate noch einmal an. „Du willst also nicht mitkommen?” fragte ich. „Nein“, antwortete sie, „es bleibt bei meinem Entschluß,” „Dann auf Wiedersehen!” rief ich zurück. „Auf Wiedersehen und viel Schnee und Sonne”, sagte Renate und legte den Hörer auf die Gabel, Enttäuscht nahm ich Rucksack und Skler und ging fort, Im stillen hatte Ich noch immer gehofft, daß sich Renate anders besinnen würde. Es schneite. Unaufhörlich wirbelten die weißen Flocken aus dem düsteren, niederen Himmel. Das Abteil in das ich stieg, war leer. Ruhig und mit gleichmäßi- ger Geschwindigkeit fuhr der elektrische D-Zug dahin. Ich saß am Fenster und sah hinaus. Ver- schneite Wälder, weiße Acker und Wiesen, kleine Dörfer, Häuser, Straßen flogen am Fenster vorbei, Ein kleiner Schmerz bohrte in meinem Innern, Ich hatte es noch nicht verwunden, daß Renate nicht mit mir ins Gebirge fuhr. Es begann früh zu dämmern. Blau senkten sich die Schatten in das lichtlose Weiß. Plötzlich sah ich Renate wieder vor mir. Jenen Tag, an dem ich sie zum erstenmal sah. Es war ein heller, klarer Tag, anfang September. Silbern glänzte der Tau an den Gräsern. Purpurrot rankte sich der wilde Wein an der weißen Wand des Hauses em- por. Sie saß auf der Terrasse. Kupfern schimmerte ihr rötliches Haar in der Morgensonne. Süß und schwer hauchten die sterbenden Rosen ihren letz- ten Duft aus. Es war ganz still im Garten und im Haus. Sie saß in einem gelben Korbsessel und las in einem Buch. Ich hatte mit ihrem Vater eine Unterredung gehabt und mich beim Hinausgehen in der Tür geirrt. Langsam blickte sie von ihrem Buch auf. Ihr Blick aus ihren fast meergrünen Augen verwirrte mich, Befangen stammelte ich eine Ent- schuldigung. Sie lächelte ermunternd und zeigte mit der Hand auf einen Sessel. „Nehmen Sie doch ein wenig Platz”, sagte sie dazu, Ich nahm Platz. Sie erzählte von dem Buch, das sie gerade las. Ich kannte es. Wir sprachen lange darüber. Ein Rausch kam über mich. Ich hatte noch nie mit einem Mädchen so anregend sprechen können. Wie im Traum ging ich am Mittag nach Hause, Ich spürte noch immer den Druck ihrer schmalen, zarten Hand, den Duft ihres Haares, Ihrer bezaubernden Nähe. An das alles erinnerte ich mich wieder. Auch an jene Nacht, in der ich sie zum erstenmal küßte. Ein sanftes Zittern lief durch ihren schmalen Kör- per. Heiß glühte ihr Gesicht. Ihre Lippen waren weich und feucht. Mit einem leisen, unterdrückten Seufzer legte sie ihre weichen runden Arme um mich. Hell glitzerten die Sterne am dunklen blau- samtenen Himmel, Fahlgrün lag das Mondlicht zwi- schen den Stämmen, Sacht glitt dann und wann ein welkes Blatt zur Erde. Leise ging der Nacht- wind in den hohen Wipfeln. Ich suchte mich damit abzufinden, daß Renate nicht mitgefahren war, und malte mir in Gedan- ken die Abfahrten von den Schneehängen aus, durch rieselnden Pulverschnee, allein, in sausen- der Fahrt, riesige Staubfahnen hinter mir aufwir- beind. Doch immer wieder mischte sich in meine Gedanken die Erinnerung an Renate. Besonders jene Bergfahrt zu zweien. Unten im Tal schmolz der Schnee unter den warmen Strahlen der Früh- lingssonne. Von den Dächern der Häuser tropfte es. In den Bergwäldern roch es nach Sonne und Klen. Der Föhn brauste durch sie. Krokus und Schneeglöckchen blühten, Renate schulterte wie ich die Skier. Sie trug einen dunkelgrünen Ski- anzug. Sie lächelte und sah mich froh an. Bleich und kalt stand der Mond in der Nacht vor dem Fenster der Skihütte. Weiß und stumm ragten die Gipfel im bläulich-fahlen Schein des Vollmondes auf. Leise knisterten die Holzscheite im Ofen. Wir waren fröhlich und machten Pläne für die Zukunft. Daran dachte ich auch an den Abenden während ich oben In der Skihütte saß und mir roten Punsch braute und trank, Auch damals hatten wir roten Punsch getrunken. Beglückt tranken wir uns zu, zärtliche Worte flüsternd. Doch jetzt war Renate anders. Ich wußte auch warum. Es war wegen eines anderen Mannes. Sie sagte es mir selbst. Es war an einem kalten Novembertag. Es hatte zu tegnen aufgehört, Blau brach der abendliche Him- VON KARL ANDREAS FRENZ mel durch das graue zerrissene Gewölk. Blutrot sank im Westen die Sonne. Die nasse Straße glänzte im rötlichen Widerschein. Feine Regen- tropfen perlten an den kahlen schwarzen Zwei- gen der Bäume und Sträucher, Lasche, braune Blätter klebten am Boden. Wir gingen lange stumm nebeneinander, Plötzlich wandte sie mir das Gesicht zu. Dann sagte sie es. In ihre meer- grünen Augen kam ein seltsamer Glanz. Schweig- sam ging ich neben ihr weiter. Sie fühlte meine Unruhe, „Ich werde dich vergessen müssen, Re- nate“, sagte ich nach einer Weile, Sie blieb stehen und sah mich fragend an. „Wes- halb?" „Der andere”, gab ich bitter zurück. Sie lächelte sanft. „Ach, es ist nichts Ernstes!“ Eine innere Spannung bestand seit jenem Tage zwischen uns. Wir fanden nicht mehr zueinander. Wir sprachen aneinander vorbei. Wir verstanden uns nicht mehr. Eine Kluft trennte uns. Die Wochen in den Bergen waren, obgleich ich allein war, rascher vergangen, als ich glaubte. Von der Bergsonne gebräunt stieg ich in dem kleinen Gebirgsort in den Zug. Droben in der Einsamkeit der Berge war ich mit mir ins Reine gekommen. Ich hatte Renate die letzten Tage zum erstenmal etwas vergessen. Ich fuhr den ganzen Tag. Die Aprilsonne schimmerte mit mil- dem Glanz. Goldgrün glänzten die Tannen und Fichten. Dotterblumen leuchteten gelb an den Bachufern. Gelb blühte der Huflattich neben dem Bahngleise an den Wiesenrainen und Waldrän- dern. Weiß, mit lichtem zartem Grün hoben sich die Birken aus dem erdigen Braun. Blau spiegelte sich der Himmel im Wasser. Kleine, weiße Früh- lingswolken schwebten hoch im seidigen Blau. Ich dachte immer wieder an ein Gesicht, das mir im Gebirge einige Male begegnet war. Zuerst un- ten im Tal, vor dem Bahnhof, am andern Tag beim Aufstieg, dann oben bei der Skihütte. Mit einigen Männern, flüchtigen Bergbekannischaften, war sie an der Skihütte vorbeigefähren. Ich stand vor der Tür. Sie erkannte mich wieder. Ihr weinroter MAR Ein Jüngling Iustwandelte abends mit einem Mäd- chen im herzoglichen Park, Während sie so dahin- gingen, fing hoch im Baum eine Amsel zu kon- zertieren an. Amseln verstehen so süß zu flöten, daß es In die Herzen der Menschen wie eine Lie- besbotschaft dringt. Der Jüngling blieb denn auch nach einigen Schrit- ten stehen und sagte mit ebenfalls viel Schmelz zu dem Mädchen: „Ich liebe Sie!” Er hatte das noch zu jedem Mädchen gesagt, mit dem er abends im herzoglichen Park lustwandelte. Die untergehende Sonne übergoß dabei sein Gesicht blutrot, daß es aussah, als hätte er das noch zu keiner gesagt. Um den Mund des Mädchens zuckte es voll seeli- scher Erregung, es schien im Innersten zu erbe- ben, Die tiefere Ursache dieses Zuckens aber lag in einem zu kleinen Schuh, der auf der großen Zehe der Schönen unter Schmerzen ein Hühner- auge gebar. Es, das Mädchen, sprach ziemlich schnippisch: „Jetzt brauchen Sie nur noch zu sagen, daß Sie für mich sterben würden.” Der Jüngling, dem nichts ferner lag, nickte tod- ernst, Sein Mienenspiel war bewundernswert, „Womöglich auf der Stelle”, spottete die Un- gläubige. Der Jüngling — welch ein Schauspieler! — nickte noch todernster. Junge, Junge, dachte ‘das Mädchen, mich wirst du nicht auf den Arm nehmen, denn es war ein sehr kesses Geschöpf, laut jedoch sagte es: „Ach, lassen Sie sich doch nicht auslachen. Sie wissen ganz genau, daß mit einem toten Mann nichts anzufangen ist, mancher genügt nicht einmal ein lebender, wozu die Komödie?” „Ich würde für Sie dürchs Feuer gehen”, sprach der junge Mann mit schlichter Größe, im näch- sten Augenblick jedoch schrie er schmerzvoll 22 Skianzug war voll Schnee. Sie verweilte einen Augenblick und winkte herüber. Ich winkte zu- rück und sah ihr nach, bis sie hinter dem weißen Hügel verschwunden war, Ich sah sie nicht mehr. Ich bedauerte es, Der Zug hielt nach einiger Zeit In einer Stadt. Ich mußte umsteigen. Ich nahm Rucksack und Skier und stieg aus, Sie ging auf einmal vor mir. Groß und schlank, mit einem leichten, fast tänzeri- schen Gang. „Da seh ich Sie also wieder”, redete ich sie an. Sie drehte sich erstaunt um und sah mich an, Sie lächelte, Ich sah, daß sie sich über die Begeg- nung freute. „Fahren Sie auch mit diesem Zug?” fragte sie. Sie zeigte dazu auf den auf dem Nebengleise stehenden Zug. „Nein, ich habe eine Stunde Auf- enthalt“, erwiderte ich. „Schade, sagte sie in bedauerndem Ton, „ich muß einsteigen. Es geht gleich weiter.” „Ich werde Ihnen schreiben”, sagte ich. „Geben Sie mir Ihre Adresse.” Ein Leuchten kam in ihre hellen, klaren Augen. „Germl’” Ich zog ein Notizbuch aus der Tasche und schrieb ihre Adresse auf. Sie stieg in das Kupee und ließ das Fenster herunter, „Auf Wiedersehn!” rief ich, als sich der Zug in Bewegung setzte, Sie zog rasch Ihren linken roten Skihandschuh herunter und warf ihn mir aus dem fahrenden Zug zu, „Als Pfand, damit Sie nicht vergessen zu schrel- ben”, rief sie, Ihr blondes Haar wehte Im Wind. Zu Hause wartete Renate an der Sperre, Sie war ganz anders, als an den Tagen, bevor ich ab- reiste, Sie fragte, weshalb Ich Ihr nicht mehr als eine Karte geschrieben habe. „Das weißt du Ja selbst”, entgegnete Ich. „Ja, ich hätte anders zu dir sein sollen”, sagte sie leise, mit müder Stimme. Ich ging stumm neben Ihr weiter. Ich hörte kaum mehr, was sie noch sagte, Ich fühlte nur noch den toten Handschuh von Ursula in der Tasche. KEN auf, denn er hatte sich die Zigarette verkehrt in den Mund gesteckt. „Sie wären also jedes Opfers für mich fähig?” drängte sich das Mädchen enger an ihn. „Fordern Sie von mir was Sie wollen!” „Wenn Ich sagen würde, lassen Sie sich wie ein Ritterdes Mittelalters fürmich ein Ohr abschneiden?” „Beide“, rief der Jüngling begeistert, das Ange- bot aus freien Stücken verdoppelnd. Dabei griff er sich unwillkürlich an die Ohrläppchen. „Aber das Ist doch blühender Unsinn”, lachte das Mädchen. „Nein“, hakte es sich in seinen Arm ein, „wenn Sie mir wirklich einen greifbaren Be- weis Ihrer Zuneigung geben wollen, dann über- lassen Sie mir einfach Ihre Fleischkarte, ich habe nämlich meine verloren. Na, so welt reicht Ihre Liebe wohl nicht, wie?" Der Jüngling knickte, während die Sonne Jäh hin- untersank, etwas zusammen, griff nichtsdesto- weniger in die Tasche, zog sein Markenheft her- vor und reichte dem Mädchen seine Fleischkarte. Worauf es sich beglückt mit ihm auf einer Bank niederließ, allwo es Ihm um den Hals fiel. Es war eine stille, verschwiegene Bank, was bei ihrer Frequenz sehr am Platze war. — Diese Geschichte hat sich Wort für Wort und Zug um Zug so zugetragen, wie sie hier erzählt wurde. Es wäre höchstens noch nachzutragen, daß von des Jünglings Fleischkarte bereits sämtliche Mar- ken abgetrennt waren. Aber das merkte das Mäd- chen erst, als es mit ihm in einem Nachtlokal saß und der Kellner die Fleischmarken für zwei servlerte Wurstbrote elnforderte. Zum Glück fand sich in der Tasche des Mädchens die vermeintlich verlorene Fleischkarte wieder, so daß der Jüngling auch noch das halbe Wurstbrot des Mädchens verzehren konnte. Er ließ es sich trefflich munden, Heinz Scharpf Die Sirene (0, Gulbransson) „Aber Ellinor, bitte knirsche nicht so mit den Zähnen, wenn du die Nachrichten vom Kriegsschauplatz hörst; das ganze Haus läuft schon wieder in den Keller!“ La sirenal ‘Ma, Eleonora, non digrignare I denti cosi, quando sentl le notizie del teatro della guerra! Tutti di casa corrono giä dinuovo in cantina!,, 23 $rei und offen lachen erhalten. Blendax Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein können nur Menfhen, die gepflegte, weiße Zähne haben. Regelmäfiige Zahnpflege - mor= gens undabends- mit Blendax, dervorzüglichen und preiswerten Zahnpafla, it ein bewährtes Mittel, um die Zähne gefund und weiß zu er Zeitgeschmack in der Krawatten. mode will berücksichtigt werden. wenn der persönliche Eindruck, nicht Schaden erleiden soll. Über den ständigen W wattenstils halten Sie sich am besten dadurch a, den, daß Sie sich ab und zu die neuesten Modelle der em - Kronen Krawatten vorlegen lassen. Diese sind immer auf der Höhe. bringen das Modernste an Musterungen und, freie und besondere Krawatte besitzt Denn all MARKE „was durch die KRONEN: Ag BERLIN C2 26 Ihr Bäume meiner Kindheit Von Hellmut Draws=Tychlen Ihr Bäume meiner Kindheit raufcht noch immeı Im Garten meiner Mutter, lang vergangen, Im Garten meiner Schnfucht, unvergänglich, Im Garten meiner Träume, irdifch abgeholzt. Vier Kirfchen und drei Efchen ... Nie kann ich fie vergeffen! Die Sauerkirfchen hingen früchtefehwer Im Juni, wenn die roten Rofen Im Morgentau mie Feuerbälle platten. Die Efchen ragten hoch und rank, Weltfrohen Armen gleich, zum Äther, Die jubelnd nur umfangen wollten. Bunt reihten Tanne, Flieder, Ahorn fich zum Kreife Zypreffe und Holunder und Kaftanie, Auch eine mächtige Linde ftand, Ein Turm Ddreihundertjährig, Den zu befteigen wir als Knaben Wohl große Wolluft fpüren mochten; Doch nie gelang cs uns, denn zu vermunfchen Und unantaftbar ftand der Turm, Bis Ihn die Art traf, ihn die Säge kürzte Und feine mächtige Wurzel die Vermefung fraß Doch lebft du fort in der Erinnerung, Mein Ahornbaum, in deffen breitem Wipfel Ich manchen Sommertag verbrachte, Verborgen für des Alltags Späheraugen, Den Vögeln fichtbar, meinen Freunden nur, Die traulich fich auf meine Schultern hockten Und gute Gaben aus den Tafchen pickten, Von meiner Mutter mir zurecht gelegt. Ich werde einmal nicht mehr fein und in der Erde Zu letitem Schlaf Die langen Glieder ftrecken; Doch die Gedanken, die dann wiederkehren Bei irdifchem Zerfall in meine ewige Ruhe, Euch und nur euch werden fie gelten Jetst To wie einft und in Aonen noch, Ihr Bäume, ihr aus meiner Kindheit Garten! IEINZIDZESRENFATGHHIET VON BELA REVESZ Die drei alten Fräulein hatten einen kleinen Hund. Alle Liebe, die sich in den welken Herzen der drei Schwestern erhalten hatte, galt Boby, dem sundlichen kleinen Hund mit seinen großen Ohren, der mit ihnen zu- sammenlebte, Spaziergänge machte, an ihrem Tische aß und mit den alten Mädchen in einem Zimmer schlief. Boby war ein gehorsamer, Immer fröh- licher Hund, der sanft und ein wenig träge auf dem schmalen Schoß der Fräulein saß, bei kaltem Wetter voll Stolz seln gesticktes Röckchen trug und an den Sommerabenden frledfertig vor den spitzen Schuhen der Mädchen einherstolzierte Nur manchmal zuckte er bei solchen Gelegen- heiten erschrocken zusammen und zerıte an der Leine, wenn sich irgend wo ein anderer Hund zeigte Dann schloßen die drei Schwestern sich zu einem schützenden Kreis zusammen, starrten den sie umlungernden Hund mit finsteren Blicken an und nahmen Boby dann auf den Arm Der kleine Hund zitterte ein wenig an cer eingesunkenen Brust der Mäd- chen, streckte aus dem Gitter der mageren Aıme aufgeregt einen flehen- den Kopf hervor, wobei aus dem Weiß seiner Augen schwarzes Feuer flammte, und bestaunte den auf der anderen Straßenseite umherstreunen- den Artgenossen. Doch schon huschten die drei Mädchen mit ihm davon. Ganz wie sie war auch Boby ein Mädchen, und die drei alten Damen achteten eisern darauf, jede lauernde Gefahr von ihm fernzuhalten. Ihr herbes, prüdes Innere, ihr von heftiger Sehnsucht und demütigender Haßlichkeit zermartertes Gehirn wachte voll Ekel darüber, daß der Zu- sammenhalt der Familie durch keinerlei Unordnung gestört wurde. Aber Boby war ein vollblütiger kleiner Rassehund, und wenn er auch mit Ge- nuß die üppige Nahrung verschlang und glücklich in einem warmen Bett- chen schlummerte, so räkelte er sich doch in Mondnächten, wenn das Licht seine Silberschleier durch das Zimmer wob, unruhig auf seinem weichen Kissen und wimmerte in der tiefen Stille kläglich auf. Dann er- hoben sich im Mondschein aus drei kühlen Betten eckig drei alte Fräu- lein, umscharten Bobys Lager, streichelten den kleinen Gefährten, deckten ihn fester zu und laumelten schläfrig seufzend zurück in ihre Betten Gelehrte Leute behaupten, ein Hund pflege zu träumen, wenn ihn der Mond bescheint, und wer vermöchte ganz nachzufühlen, worüber In mond- hellen Nächten eine kleine Hündin im Kreis dreier schlummernder alter Mädchen stöhnen mag? Bobys Melancholie schlug plötzlich in flinke Lustigkeit um; er sprang kläffend aus seiner trägen Schwerfälligkeit heraus, wälzte sich mit aus- gelassenen Purzelbäumen übeı die Teppiche, trieb sich mit den strahlen- den alten Mädchen herum, spreizte die sehnigen festen Beinchen, schüt- telte heftig den hochgeworfenen Kopf, kläffte, schnaubte, krümmte den glänzenden Rücken und verschlang gierig den Inhalt eines Schüsselchens. Die weitbekannte Qualität der Austria- Zigaretten ist auf eine mehr als 150- jährige Erfahrung in der Auswahl und der Mischung reiner, feiner Orientiabake begründet. Von der großzügigen Ein- kaufsorganisation im Orient beginnend | bis zum technisch hochentwickelten Maschinenpark im Werk, dienen alle Kräfte der Erhaltung hoher Qualität. | ; . re / ade | sind gut und ein besonderer Genuß von Ä-2Z | Ne ‚EinBegriff für MILDE SORTE 4 PL. MEMPHIS 4 Pf. NIL6 Pf photographifche Wertarbeit Fein Ohne mechanisches Wörterbüffeln . 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Ich finde Ihr Neusystem Insoten un Lernen ist gaı nicht das richtige Wort, übertrefflich, als das Auswendiglerner man braucht weder auswendig zu ler: von Vokabeln und grammatischen Re nen, noch Vokabeln und grammalische geln ganz ausgeschaltet ist, denn der Regeln pauken, noch Itgendwelche Lehtstoff prägl sich In seinem Aufbau Vorkenntnisse oder eine besondere Be- ganz von selbsi dem Gedächtnis ein gabung zu besitzen Man liest, und das Der behandelte Stofl wird in Inter Gelesene prägt sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann test win Meine Itallenischen Freunde waren tos Im praktischen leben verwendet überrascht über meine schnellen Er: werden 'olge, besonders über die qguie Aus St. Pölten, 15 Jan 1940 Adalb Redı sprache Auch bin Ich In der lage, Ita losafstr 57 Hauptschuldirektor I R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom eısten Augenblick an tritt Ihnen hieı die fremde Sprache nicht mahı als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen. sunderr: so, wie sıe wlıklich und täg lich In Iebendigo: Rede und Gegentede gesprochen und gebrauch! wlıd Jedes Sektkundige nehmen keinen Strohhalm oder Sektquirl zu mochanische Auswendiglernen {ällt fort, denn eine wortverwand) neugestalleie 2 SER RT Wochselwirking zwischen Fremd und Muttersprache veranker! das Sprachgut „Kupferberg Gold/ dessen rein-natürliche Kohlensäure im Dies vollzieht sich nach einem nauatligen Plan von Wiederholung, deı bewlrki e daß Ihnen des Sprachstofl ohne mectanisches Auswendiglernen zulileßt Gleich Weine gebunden ist und daher stets gut bekömmlich wirkt. einer interessanten Lektüre, die unterhält, anıng! und eıtieut, geht die Anelgnung = der Umgangssprache kurzwallig vor sich Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks schulblidung genüg vollauf, weli die Durchnahme gemäß unserer Anwelsung ohne Hindernis vor sich geht Fine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anfang an. unsere Texie zu lesen, zu sprechen und zu schreiben Durch jedo Buchhandlung zu beziehen / Die Einführungabroschüre über Dr. Holl's Sprachon-Nousystem erhalten Sie auf Anforderung gratis x JE. ULE. Laüncje Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 r SEKTKELLEREI CHR. ADT, KUPFERBERG & MAINZ: GEGR 1850 25 Beglückt betrachteten ihn die alten Mädchen und meinten: „Wie schön rund er wird!” Boby wurde in der Tat rundlicher. Sein heiteres Umherspringen wurde ein wenig schwerfällig. Er ermüdete rasch in seinem ausgelassenen Herum- tollen, wurde träge, schlief viel, lag — ein dicker Knäuel — auf seinem weichen Polster, und kam an einem geheimnisvollen Abend nicht einmal hervor zum Fressen. Die drei Fräulein beugten sich zu ihm hinunter und lockten ihn: „Boby, komm Liebling... 1” Boby war schwermütig; das Schwarz seiner Au- gen überschattete das Weiß; sein Blick flackerte in wildem Feuer. Die drei Mädchen erschraken und waren besorgt. Die Dämmerung glitt mit ihren Geheimnissen hinüber in die Nacht, und ihre Au- gen, ihre Seelen wachten um den auf seinem La- ger sich windenden, stöhnenden Hund, Bobys Dickleibigkeit schwellte seinen Bauch, verbreitete sich über seine Weichen. Plötzlich befiel ein Krampf den zuckenden Leib. Boby legte den klu- gen Kopf auf die Vorderpfoten und staunte aus geweiteten Augen die gütigen alten Mädchen an. Bobys gespannter Leib zuckte hoch und fiel zu- rück. Mit einem langanhaltenden wimmernden Stöhnen bohrte er den Kopf in die Kissen, und während sein Körper schmerzgekrümmt von +1114 Aania. Rochneng - Eimzeltandal- Mlunguert Magr-1874.1eisrigci8.l Buche auch über wichti Selten Leinenbar Fledermaus Rasierklingenfabrik CARLKLEINERTZ Solingen-Merscheid Feine Wäsche nach Maß 1} b Cl. Röhrer, Dresden-A 20 General-Wever Straße 17| iges Kassettenwerk im Taschen von hervorragend. |DieKrankheiten undhre Behandlung | darüber uchreibt der bedeutende Facharzt für |innere Krankheiten Dr. med. 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Die Frau war ein äußerst lieber Kerl, auch an ihrem Gatten war nichts auszusetzen, doch zeigte er sich für einen Mann in den Flit- terwochen nicht sehr galant. Er ließ seiner Frau ruhig den schweren Rucksack schleppen, während er selbst nur einen ganz leichten trug. Aber das war bei ihm alpines Prinzip. Suum cuique, sagte er, jeder trage das Seinel Was aber tat unser Martin? Er nahm der Jungen Frau entgegen jedem erzieherischen Prinzip den Rucksack mit Gewalt ab und trug ihn über Stock & Veeciele NINEI) Pelabon hat den Borteil, nicht einfad) mr den Schmerz ju bee täuben, fondern oft auch beilen | Urfache zu befämpfen, Indem € zegulierend auf den Cefäße tonus und die Vlutjirhulation einmirtt. Darauf beruben feine aıten Erfolge bei Kopfihmer« 1, rbetmaklien und plchtle fen" Nietawerden,fonfe bei Yabufhmerzen, Werwenden Lie Dieladon aud bei far fen Scmerien farlım — meift genügt (ion eine Stapfel, Wadtung 72 Pig. In Avotbeten. 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Ganz im Gegen- teil. Ein Paar derbe Männerstiefel, eine grobe Bauernjoppe, eine wollene Herrenunterhose, eine Tabakspfeife, ein Rasierzeug, was eben in einem Rucksack zu stecken pflegt, aus dem ein Mann auf Bergtouren zu schöpfen pflegt. Blitzartig ging Martin ein Licht auf, Da hatte er durch eine ganze Woche lang den schweren Rucksack des Herrn Gemahls geschleppt, mit Wissen dessen Junger Frau natürlich. Am andern Tag wanderte er allein weiter, er wollte nicht länger den Packesel spielen. Doch noch einmal lief ihm das Ehepaar über den Weg. Es stieg in Begleitung eines Jungen Man- nes eine steile Halde hinan. Der junge Mann trug sichtlich schwer an Frau Ernas Rucksack. Das alpine Prinzip bewährte sich wirklich glänzend. H.Sch. Behuie ware hrliches Pro- nlon ud Rolbane Zlafcen Gm Apotheken u. 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Heiigenstaedt) 7 2 „Starr doch nicht gleich so auffällig rüber ..... außerdem starrst du nach dem falschen Tisch . Ammaestramento: ‘Non fissare tosto gli occhi sl forte lä oltre!... E pol... . li fissi sul tavolo falso! .. ... 29 LIEBER SIMPLICISSIMUS Ich war in einer hochvornehmen Gesellschaft eingeladen. Lauter Superintendenten. Man kann dies oft nicht vermeiden. Schon auf dem Hinweg rutschte ich aut dem Glatteis aus, Ich erzählte davon bei meinem Kommen. „Haben Sie sich wehgetan, Herr Rösler?” „Nee — ich bin nur auf meine vier Buchstaben gefallen, gnädige Frau.‘ Die Hausfrau verstummte. Der Hausherr lachte fünf Buchstaben?” Die Hausfrau, eine Hamburgerin, ärgerlich: „Daß du auch noch darüber sprechen mußt, Karli Herr Rösler wird eben ch als einen Buchstaben rechnen!” 7.H.R „Wieso vier? Es sind doch Der witzeschreiber Z. ist nicht gut auf seine Zeit zu sprechen, Heute hielt er wiader eine sei- ner Brandreden. „Die heutige Generation hat keine Ehrfurcht vor dem Alter!” rief er. — Meinte Peter Franke: „Wieso? Hat eine Schrittleitung dir wieder deine Witze zurückgeschickt?” 3.H.R. * MEIN FREUND JOHANNES Es war im Jull. „Ach, nun geht der Sommer schon wieder seinem Ende zu”, bedauerte ich. „Wenn der Juli nur erst mal rum wärel” sagte Johannes. „Das soll nun einer verstehen! Seit Anfang des Jahres sehnst du dich schon nach dem August. Weihnachtsabend ging das schon los”, bemerkte seine Frau. „Du bist doch sonst gar nicht so für die Hitze. Hast du dir für den August etwas Besonderes vor- genommen”, fragte ich, „Das eigentlich nicht, Aber ich glaube, daß es ein sehr anregender Monat für mich sein wird”, sagte Johannes. „Kannst du das schon vorher fühlen, Johannes?” lächelte ich, während seine Frau in die Küche ging, eine Kleinigkeit zu holen. Johannes antwortete nicht. Er zog mich zu seinem Schreibtisch. Dann griff er zu dem \sandkalender, der über demselben hing Wir hatten Juli, Das Blatt für diesen Monat zeigte ein wogendes Ähren- feld. Johannes lüftete es. Der August erschien und mit ihm das Bild eines wirklich ungewöhnlich schö- nen, ungewöhnlich leicht bekleideten Mädchens. „Ich habe den Kalender zu Weihnachten bekom- men, Es ist wohl anzunehmen, daß wir dich im August häufig als unsern Gast begrüßen dürfen?” sagte Johannes. Er hat sich nicht getäuscht, J, Bieger Wan UM einen 7 Sentila-Gürlel? Well er sobort sıraller wod schlanker macht und vor allem durch selbstläfige Massage wörende Fetimengen obbauen hillt Dis Bauch wird also mitEr d bringt alle deutschen Sender. 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Ob hell oder dunkel, aromatisch-zart oder lieber derb- kräftig, immer finden Sie das Richtige, wenn es nur Raulino ist. Hergestellt in den Werken BAMBERG - KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT Vurtag und Druck: Kanrı & Hiıih Kommanditgesellschaft, München, Sondlinger Straße 80 (Faınıut 1296). ätlelanschtift: München 2 BZ, Bılaffach Vorantwortl. Schriflleiter- Walter Foltzick, München. Verantworti. Anzeigenleiter: Gustav Scheeter, Münche.. — Der Simpliclssimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschäfie und Postanstalten entgegen. Bezugspreise: Einzelnummer 30 Pig; Abonne.nant im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 gültig ab 15. Okt. 1941, — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beiliegt. - Nachdruck vrrboten. — Poslscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. 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Der Geburtstagskuß oe BR ERBE und an die Geschichte mit dem Zaren Nikolaus darfst du niemals mehr denken, Georg, sonst werde ich ernstlich böse!“ wer Il bacio del genetliaco: "..... e alla storia dello zar Niccolö non devl pensarci plö, altrimenti m'arrabblo sul serlol,, 32 München, 14. Januar ' 14. 1942 Br 47, Jahrgang / Nummer 3 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT MÜNCHEN | Plutokratisch-bolschewistischer Treuschwur (Karl Arnold) Chor der drei: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern... ..!“ — Jeder für sich: „Solange ich in Not bin und Gefahr!" Giuramento bolscevico-plutocratico di fedeltä: Coro dei tre: "Un sol popolo di fratelli no sarem...!„—Ognuno fra se: “Finche in bisogno e pericolo io sarö...!, Der Sängerkrieg — La tenzone dei cantori (Lv. Horväth) Kurzer Lichtblick / Von Ratatöskr Nur eine Viertelftunde kam die Sonne auf Befuch und floß als dicker, gelber Rahm mir über Tifch und Buch. Der Rahnı war füß, der Gram zerfprang. Strachs hob fich das Niveau. Und eine Viertelftunde lang war ich von Herzen froh. Die Möwen Manchmal steht an einem Schiff vorne oder hinten dran „Möwe”. So heißt das Schiff, und es ist ein vergnügter Name und er zeugt von stolzer Un- abhängigkeit und Sturm und Drang in die Ferne. Auch in Gedichten gibt es solche Möwen, und es sind stolze Vögel. Ich kenne auch Möwen, richtige Möwen, die fliegen um die Brücke am Fluß herum. Sie sind nicht so arg stolz, sie lassen sich füttern, und fressen einem aus der Hand. Man macht das so: Man wirft von der Brücke einen Brocken in die Luft, und dann kommen die Möwen in sehr elegantem Fluge herbei und schnappen das Fres- sen beim Fliegen. Sie schnappen es einander weg, und die Brocken, die hinuntejfallen, die werden von andern Möwen gefressen, die unten in aller Bequemlichkeit im Wasser warten und den Dreh schon raus haben. Das sind wahrschein- lich pensionierte Möwen oder ältere oder schlauere junge Möwen. Die machen uns keinen Spaß, sondern nur diejenigen, die sich die Bissen gegenseitig abjagen. Es ist hübsch anzusehen, wenn jemand dem andern etwas so geschickt wegfrißt. Doch eine fchwarze Wolkenbank zermalmte fonder Scham, Indem fie auf die Sonne fank, den Frohfinn famt dem Rahm. Mir bleibt als karges Surrogat des Sofakiffens Kloß, der die vergilbte Infchrift hat: »Ein Viertelftündchen bloßl« Früher haben manchmal große Herren auf dem Marktplatz einen Ochsen braten lassen oder ein Weinfaß angezapft und Freiwein oder Freiochse verschenkt. Sie sahen dann vom hohen Altan zu, wie sich die da unten um Wein und Ochse prü- gelten. Das war gewiß komisch anzusehen, wer möchte das bezweifeln? Das Vergnügen kann man sich mit ein paar Stücken alten Brotes ver- schaffen, nur machan es die Möwen eleganter als die Lümmel auf dem Markte es machten. Viel- leicht fluchen die Möwen auch, wenn ihnen ein Happen auskommt, aber das versteht man nicht, sondern man hört nur den poetischen Möwen- schrel. Womöglich rufen sie so etwas wie: „Da- mischer Uhu, kannst nicht geschickter schmeißen.“ Es kann auch sein, daß die Möwen noch nicht so weit In der Intelligenz fortgeschritten sind, daß sie so etwas Kompliziertes denken können, und dann heißt es vielleicht nur „Saustall” oder noch etwas Einfacheres und Darberes. Man kennt sich ja mit den Möwen so wenig aus. Neulich kam ich gegen Abend an den Fluß und wollte mich wieder an der eleganten Fresserei ergötzen. Aber dafür war In Möwenkreisen kein Interesse. Ich konnte noch so günstig werfen, keine Möwe kam, und selbst die alten Kenner 34 unten im Wasser waren verschwunden. Dagegen flogen Hunderte von Möwen im eleganten Ge- schwaderfluge einher, teilten sich und vereinigten sich wieder. Sie hielten tadellose Ordnung und Richtung, und alles klappte vorzüglich. Selbst mein Feldwebel hätte nichts daran aussetzen können, und, wenn ein Fliegergeneral:.dagewesen wäre, hätte Ihm das Herz ImLeibe lachen müssen. Es war aber kein Fliegergeneral da, sondern neben mir stand eine Dame, die sagte, das müsse so etwas ähnliches sain wie ein Hochzeitsflug. Ich wagte nicht zu widersprechen, denn ich wußte nicht, wieviel die Dame von massenhaften Hochzeitsreisen versteht. Plötzlich ging der ganze Möwenschwarm aufs Wasser nieder, die Tiere steckten die Köpfe zusammen und krächzten. Da sprachen sie wohl über Möwenpolitik, Foitzick Frontpsalm Von Herbert Lestiboudois Ic habe didı oft, oh Erde, geküftt — Und hatte die Scinauze voll Sand! Nun weiß ich, wie teuer dem Ilerzen du bist, Auch draußen im Niemandsland, Und war dieV isage verdreckt und verscdilammt, Die Brocken am Leibe nur Felzen — — Dodh besser, als wäre das Leben verdammt, Im Himmel zur Ruh sicdı zu setzen! So ward meine Liebe denn flammend entfadıt Zu dir auf grundlosen Wegen, Und wer sie verhöhnt, der Narr, und verlacht, Der hat nie hier vorne gelegen! Aussichten {R- Kriesch) „Die telefoniert jetzt scho’s dritte Mal!“ — „Ja, und i war so a Depp und hab ihr a Fuchzgerl in fünf Zehnerl g’wechselt!“ Prospettive: “E gid adesso la terza yolta ch’ella telefona!,, — "Eh sl; ed io ero tanto grullo da cambiarle un cinquantino In einque palanchinel,, 35 Der USA.-Mars (Erich Schilling) „Pures Gold, Darling!“ — „In dieser Uniform kann dir nichts passieren!“ Il Marte Statunitense: “Oro puro, darling!,, — “In questa uniforme non ti puö capitar nullal,, 36 Der Fremde und die Freiheitsstatue (0. Gulbransson) Orer wrenaamiton 47 „Denkmäler errichtet man doch nur Toten! Wann ist die Dame gestorben?“ Il forestiere e la statua della “Libertä,,: “I monumenti s’ innalzano in realtä soltanto ai morti! Quando & morta questa madama?,, DER ZITATENHEINRICH Am Stadttheater in ©. gibt es einen Schauspieler, der mit den Klassikern aufwuchs, mit ihnen lebte und mit ihnen grau wurde. Einundfünfzig Spielzei- ten. Das gesamte klassische Repertolre 'rauf und "runter, Alle Rollen: Vom jugendlichen Helden bis zum Heldenvater. Spricht man ihn an, so gibt er ein Zitat zurück; fragt man ihn, so antwortet er mit einem Dichterwort aus seinem unerschöpf- lichen Zitatenschatz. Darum heißt er der Zitaten- heinrich. „Guten Morgen”, begrüßt ihn ein junger Schau- spieler, „Sie sehen aber heute nicht gut aus. Sind Sie krank?" Zitatenheinrich entgegnet Ihm: „Bürg‘ du für dich und deinen eignen Leib!” Ein andermal fragt ihn eine Schauspielerin: „Sag mal, Heinrich, der Neue, der Jetzt gekommen ist, was Ist das eigentlich für ein Schauspieler?” 37 Zitatenheinrich mit geringschätziger Miene: „Wie Ihn der Wanderer findet auf den Bergen.” Nach einer anstrengenden, langwierigen Probe entläßt der Regisseur seine Schauspieler: „Ich danke Ihnen meine Damen und Herren, Aber ich bitte euch, lest nochmal die alte Rolle durch.“ Da steckt Zitatenheinrich noch einmal seinen Kopf hinter der Seitenkulisse hervor und sagt: „Eher siehst du die Loire zurückfließen!” R. A. Stemmle DER TRÄUMER MICHAEL VON HANS BRANDIN Der Mann Ist von Natur aus ein Phantast und Träumer — so lange, bis die Frau erscheint, die ihn um dieser Eigenschaften willen liebt und den- noch nun nichts Eiligeres zu tun hat, als sie ihm schleunigst abzugewöhnen und einen „ganzen Mann“ aus ihm zu machen, Auf dem besten Wege dorthin befindet sich mein Freund Michael, seit er das Steuer seines Lebensschiffleins in die schönen schmalen Hände Yolandas gelegt hat. — Wie sie ihn aber gewann, Ihn, den Träumer sondergleichen, das soll hier in aller Kürze be- richtet werden, Welch anheimelnder Duft wogte doch an jenem Jahre zurückliegenden Abend durch die Biblio- thek unseres gemelnsamen Bekannten, des Herm Thönnesen, bei dem wir zu Gaste waren, ein Duft, zusammengebraut aus Bratäpfeln, die in der Röhre des mächtigen weißen Kachelofens brützelten, aus dem Rauch von Zigaretten, den vier köst- lichen Parfüms der vier anwesenden Damen, dem angestaubten Pergament alter Follanten und dem tiefroten Bordeaux, der warm im Kerzenschein schimmerte, Die kleine silberne Schreibtischuhr wies auf zwei — was Wunder, daß wir zu solch vorgerückter Stunde von Träumen sprachen. An- fangs selbstverständlich streng wissenschaftlich, bald aber versuchte ein jeder die bunten Bilder, die ihm Im Schlaf umgaukelten, wiederzugeben und bemerkte voll Schrecken, wie blaß und farb- los sie hierbei wurden, wie sie zerrannen. Der einzige, dem es gelang, darzustellen, was er schlafend erblickt hatte, war mein Freund Michael. „Als Kind einmal‘, so begann er versonnen, „hab ich Bilder jener westdeutschen Stadt gesehen, deren Namen schon, ich weiß nicht weshalb, stets eine so anziehende und unheimliche Vorstellung in mir erweckte, Als Ich die ruhliche Stadt zum ersten Male auch im Traum erblickte — ich mag damals 15 Jahre alt gewesen sein — erschien sie mir unvergleichlich schön. Ich entsinne mich eines schmalen Gäßchens mit spitzgiebeligen al- ten Häusern aus dunkelgebeiztem Fachwerk. Alt- modische Gaskandelaber beleuchteten die alten verhutzelten Fronten. Ausdrucksreich, gleich den Zügen eines menschlichen Angesichts erschienen sie und ihre schönen Portale, ihre harmonischen Fensterreihen, ihre edlen Abmessungen, ihre Tür- beschläge aus frisch geputztem Messing, ihre zierlichen Scheibengardinen, ihre würdigen Num- mern- und Namensschilder — all das sprach von arbeitsreichen Jahrhunderten, von Entbehrungen, die sich allmählich zu Wohlstand wandelten, zu einem Wohlstand aber, der Verpflichtung ward zu neuer Arbeit — zum Segen der folgenden Geschlechter. Solch ein Sträßchen war es, von dem ich geträumt. Vom hohen Turm des nahen söndsteinroten Münsters hallte der Glocken- schlag der Mitternachtsstunde herüber, wehte mit dumpfem Brausen über die schweigenden, schwarzen Firste und Kamine. Pfeifend fuhr ein kalter Windstoß um die Ecke, Da stand urplötzlich eine Frau vor mir. Wie soll ich sie gleich beschreiben? — So un- wirklich erschien sie mir hier in dieser verschla- fenen kleinen Gasse, wie eben nur eine Traum- gestalt es zu seln vermag. Korallenrot leuchtefen ihre Lippen. Sie trug einen schneeig schimmern- den Pelz aus Eisbär-Fell, ein glockiger Mantel war es, mit einer großen, angeschnittenen Ka- puze, die mit stahlblauer Seide gefüttert war und ihr Antlitz lieblich umrahmte. Ich habe so etwas in Wirklichkeit nie gesehen, aber glaubt mir, es wär ganz ungewöhnlich kleidsam! Hauch- dünne Seide schimmerte honigfarben um ihre anmutigen Fesseln. Ihre kleinen Füße wurden von winzigen, schwarzen lLackschuhen umschlossen. Behutsam schritt sie damit über das bucklige Kopfsteinpflaster. Der sanfte Klang ihrer Schritte klimperte munter durch die Nacht. — Von ihrem Antlitz aber, von ihrem Lächeln, ihren Augen, von all dem Einmaligen und Unvergeßlichen ihrer Er- schelnung kann ich euch nichts erzählen, nur das eine: Es war die schönste Frau, der ich je begeg- net bin, ich werde sie nie vergessen, niemals!” Yolanda, die dicht am Kachelofen neben der Stehlampe saß, lächelte — ich kann mich dessen deutlich entsinnen. Welch eigentümlich sanfter, gütiger Glanz lag doch in ihren schönen, großen Augen — — Mein Freund Michael aber, der Träu- mer, schaute blicklos ins Leere, er schien keinen von uns zu gewähren, bis wir ihm schließlich la- chend zutranken: „Auf das Wohl der schönen Eisbärln, Prost!” Ein paar Wochen später kam er noch einmal kurz auf diesen Traum zu sprechen, erwähnte den Na- men jener Stadt und sagte, daß er seit Jahren öfter dort weile und gern den Mitternachtsschlag traumverloren in jenem Gäßchen erwarte. In vierzehn Tagen beispielsweise müsse er wieder dorthin. Und so geschah es: Zwei Wochen später kam er am Abend dort an, In der kleinen Kneipe nahe dem Bahnhof kannte man ihn schon. Dort trank er gemächlich ein Glas Glühwein, denn draußen blies der Wind eisig vom Strom herauf, Dann schlenderte er versonnen jenem Gäßchen zu. Da stand — er traute seinen Augen nicht — Im trü- ben Schein der Gaslaternen die Frau seines Trau- mes. — Wie Schnee glänzte ihr Eisbär-Fell. Ko- rallenrot leuchteten Ihre Lippen. Wie Honig schim- merten Ihre Seidenstrümpfe. Behutsam setzte sie die schwarzen Lackschuhe auf die groben Katzenköpfe. Fassungslos starrte Michael sein Traumbild an — — D. Hegenbarth) 38 Ach, nun endlich sah er ihr Antlitz wieder. Doch wie er nun vor Ihr stand, hilflos wie ein Knabe, da lächelte sie ihm zu und ihre großen, dunk- len Augen waren sanft und gütig, wie die einer Fee. Er stammelte wie ein Schuljunge, der seine Lek- tion urplötzlich vergessen hat: „Schön, daß Sie endlich da sind — ich habe von Ihnen geträumt, oft — nein, eigentlich immerzu — —" — „Ich weiß”, entgegnete sie, — Da erst erkannte er sie — Yolanda —, da erst wurde er gewahr, wie oft er sein Traumbild betrachtet hatte und darüber die Anmut verkannt, die Ihm leiblich gegenüber gesessen. Und er küßte entzückt die Spitzen Ihrer schmalen Hände. Als wir im Frühjahr auf das Wohl des jungen Paares anstießen, da sagte Yolanda: „Den Vor- stellungen eines Phantasten zu entsprechen — einen Träumer zum Ehemann zu gewinnen — drei Nächte hintereinander in einer zugigen Gasse vergeblich zu warten bis es Mitternacht schlägt — und trotzdem noch In der vierten zu lächeln, das alles war das Schwierigste nicht!’ Aber inner- halb weniger Wochen einen Pelzmantel — aus- gerechnet aus Eisbär-Felll — mit angeschnittener Kapuze, — stahlblau gefüttert — zu erhalten — das soll mir mal eine Frau nachmachen! — Selbst dann, wenn er schließlich bloß aus Polarfuchs ist” fügte sie behutsam hinzu. „Aber du hast doch immer gesagt — —” meinte Michael. „Ach Liebster, natürlich ist es Eisbär, jedenfalls dein Traum-Eisbärl“ Yolanda ist eine entzückende Frau, auch wenn sie bestimmt weiß, was sie will, was sie sagt und was sie tut. Dramatische Pädagogik Der Staatsschauspieler Willi Mertens kommt mit- tags müde von der Probe heim, Seine Frau emp- fängt ihn an der Tür: „Gut, daß du kommst. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Unser Junge hat etwas getan, Etwas so — so Furchtbares. Du mußt gleich mit Ihm reden und ihm klarmachen, was er verbrochen hat, Vielleicht begreift er es noch nicht. Aber du mußt es versuchen, Eindringlich.” „Was hat er verbrochen?” „Das muß er dir selber sagen. Nur um eins bitte ich dich, WII, lach‘ nicht.“ Der Vater geht ins Kinderzimmer: „Komm her, mein Junge. Was hast du ausgefressen?” „Ach, weiter gar nix”, sagt der vierjährige Bub. „Ich hab’ bloß 'n Regenwurm durch die Registrier- kasse gedreht.” „Was hast du?” „Bloß 'n Regenwurm durch die Registrierkasse gedreht.” Auf dem Balkontisch steht ein Kaufmannsladen und darin eine kleine Registrierkasse mit Kurbel. Ein Spielzeug. Der Vater lacht nicht. Er sammelt sich, und dann beginnt er mit echtklingenden Tö- nen, die ihm geläufig sind, und mit einem furcht- bar umdüsterten Gesicht: „Das hast du getan? Das hat mein Junge getan? — Ja, was hab’ ich denn für ein Kind? Du hast einen Regenwurm durch... durch...“ Da muß er sich zum Fenster wenden und auf die Lippen beißen, aber er bringt den Satz noch fertig: w.. durch die Registrierkasse gedreht?” Der Bub schaut auf. So hat er den Vater noch nie sprechen hören, Dieses Pathos bedeutet was, Er schluckt, „Das hast du getan? Antworte mir?” Der Bub nickt. Tränen schießen ihm in die Augen. ‚Also es wird ihm klar — denkt der Vater und hebt die Stimme noch mehr: „Ja, weißt du denn, daß jetzt ein Papa Regenwurm und eine Mama Regen- wurm herumkriechen und ihren kleinen Regen- wurm suchen. So wie Mama und ich dich suchen würden, wenn du nicht mehr da wärst. Und nun finden sie ihn nicht, — well du ihn durch die ... den kleinen Regenwurm.” Er spricht wirklich sehr eindrucksvoll, „Und nun suchen Papa Regenwurm und Mama Regenwurm immerzu. Und weinen! Du, die weinen in ihrem Jammer.' Da sieht der Junge den Vater tränenüberströmt an, schluchzt herzzerbrechend und sagt: „Dann ... dann dreh ich die beiden auch noch durch.” R. A. Stemmle SOLDATEN IM OSTEN (E. Thöny) Kein Tag vergeht, keine Stunde verweht, Ganz Deutschland atmet nach Osten aus Daß nicht unser Atem bei euch steht: In die Steppe voll Frost und ohne Haus Aus der Mutter Herzen, des Vaters Brust Und hüllt euch mit Wünschen und Träumen ein: Rauscht's dunkel zu euch und unbewußt. Nie seid ihr verlassen, nie kämpft ihr allein. Soldaten im Osten in Eis und Nacht, Begraben im Schnee, im Hagel der Schlacht: Kein Tag verglüht, keine Nacht verweht, Daß nicht eure Heimat bei euch steht. J.M. Wehner. 39 BEIM KARTOFFELSCHÄLEN VON WILHELM HAMMOND-NORDEN Wer mittags auf Wache zieht, der muß vormittags Kartoffel schälen. Das ist in unserer Kompanie unumstößliche Regel. Das Kartoffelschälen ist eine ebenso notwendige wie langweilige Beschäfti- gung. Darum kamen wir neulich auf den Gedan- ken, daß jeder Kartoffelschäler bei der Arbeit eine Geschichte aus seinem Berufsleben erzählen sollte. Einige von uns zlerten und genierten sich freilich, schließlich aber waren doch drei Kame- raden bereit: ein Steinmetz, ein Musiker und ein Schuhverkäufer. Als erster begann: Der Steinmetz Er entschuldigte sich gleich zu Beginn: er wisse nicht, ob uns das, was er vorzubringen habe, auch Interessieren würde. Wir ermunterten. ihn, immer- hin anzufangen. „Also“, sagte der Steinmetz, „ich war mal bei einem Grabsteinhändler beschäftigt, und dieser Händler war ein sehr gewissenhafter Mann. Er hatte in seinem Geschäft eine Art Tagebuch an- gelegt, und in dies Tagebuch mußte jeder Ge- schäftsvorfall eingetragen werden, auch wenn er noch so unbedeutend war. Wenn der Poller ein- mal eine solche Eintragung vergaß, dann wurde der Chef fuchsteufelswild. Nun hatten wir eine Kundin, Frau Mahlmann hieß sie, sie war ungefähr 90 Jahre alt. Vor einigen Jahren schon hatte sie, ihren baldigen Tod er- wartend, bei uns einen Grabstein für sich selbst gekauft, aber sie lebte dann doch noch viele Jahre munter weiter. Hin und wieder kam sie zu uns und betrachtete ihren Stein. Gewöhnlich be- trat sie das Kontor mit den Worten: ‚Ich wollte nichts Besonderes, ich wollte nur sagen, daß Ich noch lebel‘ Als sie nun wieder einmal erschienen 1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 2.Gegen Schuppen und Haarausfall 3. Gegen schädliche Haarparasiten war, hatte der Meister gerade wieder Krach ge- habt mit dem Polier wegen einer fehlenden Tage- bucheintragung. Der Polier beschloß, nun in Zu- kunft ganz kleinlich zu sein, und so trug er Ins Tagebuch ein: 20. Oktober, nachm. 14 Uhr 30. Frau Mahlmann war hier. Teilt mit, daß sie noch lebt. Unser Chef, der nun nicht genau wußte, ob sein Polier ihn verkohlen wollte, oder ob seine Er- ziehung überreife Früchte getragen habe, sagte nichts und grinste nur.“ Der Musiker, ein langer und hagerer Mensch, der außerordent- lich gewählt, aber ebenso schnell sprach (er sprach zuweilen zwei Worte auf einmal vor lau- ter Hast, wir pflegten zu sagen: er spricht mit Frühzündung)... der Musiker also meinte, der Steinmetz habe eine so hübsch pointierte Ge- schichte vorgetragen, daß er sich kaum noch ge- traue, nun selne kleine Begebenheit zum besten zu geben. Auch hier bedurfte es einiger Ermun- terungen, ehe der Musiker begann: „Wir hatten in unserer Kapelle einmal einen Kla- tinettlsten, der, wenn er ein Solo blies, so kerzen- grade und so unbeweglich dastand wie ein Wachtposien Eines Abends gaben wir ein Konzert, und zu die- sem Zweck waren die Tische des Publikums ganz nah an die Rampe herangerückt. Als der Kla- tinettist sein Solo spielte, stand er wieder wie aus Stein gemeißelt. Während seines Spieles sammelte sich am unteren Ende. seines Instru- ments ein Tropfen. Ihr braucht darüber nicht zu lachen, das ist ein rein physikalischer Vorgang. Der Tropfen wuchs und wuchs, ward zu schwer und fiel, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, zu Boden, Das heißt, er fiel nicht zu Boden, son. dern ein ungezogener Zufall wollte, daß er In ein halb mit Wein gefülltes Glas fiel, das vor einer jungen und nicht unfreundlich anzuschauen- den Dame stand. Die Dame, die dem Spiel des Klarinettisten lauschte und ihren Blick sozusagen nach Innen gerichtet hatte, bemerkte die Flüssig- keitsvermehrung nicht. Nach einiger Zeit war es so weit, daß sich ein zweiter Tropfen bildete und endlich vom Instru- ment löste, und da — wie gesagt — der Künstler während seiner Darbietung nicht ruckte und nicht muckte, so wird es niemanden verwundern, dad abermals ein wenig Wasser In den Wein dor schönen Zuhörerin floß. Und so geschah es, kurz vorm Schlußakkord, ein drittes Mal, Das Solo war zu Ende, der Beifall setzte ein, Ich eber, der ich alles beobachtet hatte, kämpfte In mir einen schweren Kampf: mußte ich nicht eigentlich der Dame mitteilen, was geschehen wer? Oder würde ich mit solcher Handlung meine Befugnisse überschreiten? Während diese Gedan- ken in mir miteinander stritten, nahm die Dame das Glas, mir war sogar, als ob sie den Klarinetti- sten dabei freundlich anschaute, und trank es aus. Ich hatte freilich ein bißchen ein schlechtes Ge- wissen, das aber im Laufe des Abends baruhigt wurde; denn Ich sah zufällig, daß die junge Dame den Klarinettisten in einer halbdunklen Ecke küßte, Spöter erzählte uns der Künstler, er habe sich mit jener Dame verlobt. Die Spucke war also sozusagen In der Familie geblieben.” DerSchuhverkäufer legte gleich, und ohne Einleitung, drauf los: „Einmal kam ein Kunde zu mir, dem es ein Schuh ganz besonders angetan hatte, Ich hatte diesen Schuh aber nur eine Nummer kleiner auf Lager als der Kunde eigentlich benötigte. Ich versuchte, ihn zu einem anderen Schuh zu überreden. Aber er wollte nicht. Er wollte gerade diesen Schuh ichtbares guten Geschmacks und e Ihrer Kultur ist Ihre Krawatte. Der Anzug kann noch 0 gediegen und modisch sein, — durch die Krawatte erst verraten Sie, ob Sie Sinn für Farben und harmonische Muster besitzen, Tragen $ deshalb nur, solche Krawatten, mit denen Sie Ehre einlegen können. rawallen ditren: zum (RIehMISCKTelKiEn, (una zum Sekmmka rd Herrn ge aflen wird. Ständig wird die abwechslungs reiche Kronen-Kollektion ırch ne ntwürfe be reichert, um Ihnen die Auswahl zu erleichtern. Heute wohl selten ä aber gut! ATIKAH „, . Speachen cut NEUE Act! nm Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Speachen-Neüsystem Schnellmethode zum Selbststudium für Englisch - Feonzäsisch - Nabienisch toson Sio hier, was unsere Kunden schreiben: Das Oeteseneprägtsichsplalendielchtein lienlsche, Zollungen zu lesen und Bılete Dr, Hell’s Schnetikurs Italienisch Obeı- ZU schreiben Ich habe os selbst nich! tritt bei wellem all meine Erwartun tür möglich gehalten, daß man In so jon Ich habe eine kleine Dorlschule kurzer Zeil eine fremde Sprache leınan osucht und halte keinen Schimmer: kann Mit guiem Gewlssan kann ich von Fremdsprachen. Erst nachdem Ich Tademı dieses einzigartige Work weiter mich mit aineı 1allenischen Familie sohr gui angelteundet halte, kam In Radebeuli Margot Henning. Radebeul ı, mir der Wunsch auf, auch die Italie den 29 Aorlı 1941 tosslagstraße 7 nische Sprache zu bohestschen. Ich habe nicht Immer togelm&big guleım, Kein Auswondigieinen von Vokabeln sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Nausystam Insofern un Loinen Ist gai nicht das richtige Wort, Übertiofflich, als das Auswendiglernen man braucht weder auswendig zu ler: von Vokabein und gıammatischen Re- non. noch Vokabeln und grammallscho goin ganz ausgeschollet Ist, denn dar Rogein pauken, noch lgendwolche Lehrstoft prägt sich in seinem Aufbau Vorkenntnisse ode: eIno besondere Bo- janz von selbsı dam Gedächtnis ein gebung zu bositzon Mon llosı, und das Dar, behandelte Sion wird In Inter. elosono prägt sich spielend leicht ossanler Walse gohracht und kann test uin "Meine taflenischen Freunde waren 108 Im praklischen Leben verwende! überrascht Uber meine schnellen Er- werden "olge, besonders über dio qulo Aus- St. Pölten, 15 Jan 1940 Adalb. Red sprache Auch bin Ich In der Lage, Ita tasalstr 57 Hauptschuldirektor I. R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an till Ihnen hier die Itemde Sprache nicht meh als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen. sonderr. so. wie sie wlıklich und täg lich In lebendige: Rede und Geganıade gesprochen und gebrauch! wlıd Jede: mechanische Auswendigiemen fälll fort, denn aine wortverwand! nougestaltate Wechselwirkung zwischen Fremd und Mullersprache verankei das Sprachgut Dies vollzieht sich nach einem neusitigen Plan von Wiederholung, der bawlıkt, daß Ihnen, der Sprachstofl ohne mectanisches Auswendigleinen zufileßt. Gleich einer Interessanten Lektüre, die unterhält. anıagt und erlıaut, geht die Anelgnung dor Umgangssprache kurzweillg vor sich Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks schulblidung genüg! vollaul. well die Dutchnahme gemäß unserer Anwelsung ohne Hindernis vor sich geht Fine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anlang an. untere Texte zu lesen. zu sprechen und zu schreiben 16 Buchhandlung zu boslehen ı Die Einführungsbroschüre über Sprachen-Nousystem ei 0 Sie auf Anforderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille ; München 15, Schwanthalerstr. 99 WEINBRANDMARKEN AUS DER WEINBRENNEREI G:F'DEYLE A-G-STUTTGART „Nur durch den Einzelhandel erhältlich” haben, deı gefiel ihm so gut. Nun, ich begann, ihm. den Schuh über den Fuß zu zwingen. Es ging aber nicht. ‚Einen Augenblick‘, sagte der Herr, ‚bringen Sie mit mal ein Messer.‘ — ‚Ein Messer?‘ sagte ich. ‚Ja, ja’, sagte der Herr. Gut, ich brachte ein Mes- ser. Der Herr ergriff es und schnitt sich ein Stück von der Hacke ab...” „Halt, halt, halt”, tiefen wir und sahen von unse- ren Kartoffeln auf. „Märchen wollen wir hier nicht hören!” „Ich erzähle euch kein Märchen”, sagte der ehe- malige Schuhverkäufer lächelnd. „Ich erzähle die reine Wahrheit, Der Mann war nämlich früher mal von der Straßenbahn überfahren worden und hatte an Stelle des rechten Fußes eine Prothese, Aber sonderbar und grausig war es trotzdem, wie er das Messer nahm und ein Stück von seiner Hacke abschnitt, das könnt ihr mir glauben...” MEIN FREUND JOHANNES Es wurde schon erwähnt, daß man bei Johannes in seiner Kindheit und frühen Jugend den Trieb nach Reinlichkeit hin und wieder stark vermißte. So wurde er auch einmal wieder mit geradezu furchterregend schmutzigen Händen von seinem Vater dabei angetroffen, wie er sich in der Küche eine solide Scheibe Brot zurechtmachte und ver- zehrte. „Johannes’‘, sagte der Vater, „erstens sollst du nicht außerhalb der tegelmäßigen Mahlzeiten essen und zweitens nicht mit derartig dreckigen Händen, Beides Ist ungesund und beides gehört sich nicht.” „Ach, Vater”, entschuldigte sich Johannes, „Ich habe eben zwei Stunden im Gatten gearbeitet Das macht schmutzig und hungrig.” Der Vater meinte ja allerdings, daß der Hunger wohl nicht so groß gewesen wäre, daß man sich nicht vor seiner Befriedigung noch hätte die Hände waschen können, aber er sagte es nicht, weil er so freudig überrascht war, daß Johannes seine Abneigung gegen die Gartenarbeit so erfolgreich überwunden hatte. Er schwieg also gerührt und ging hinaus, um das Geleistete zu bewundern. Er fand den Garten unberührt, Kein Beet war um- gegraben, das Unkraut wucherte noch immer lustig allerorts. Enttäuscht und tief betrübt darüber, sel- nen Sohn bei einer so frechen und plumpen Lüge ertappt zu haben, tief er Johannes. Der kam artig herbei und fragte höflich nach des Vaters Wünschen, „Johannes“, sprach dieser ernst, „Ich kann Im. Gar- ten keine Spur deiner Tätigkeit entdecken, Du gabst an, zwei Stunden dort gearbeitet zu haben. Würdest du mir vielleicht erzählen, was du ge- arbeitet hast?” „Mathematik, Vater“, sagte Johannes. .Bieger SS N BADE FICHTENSEKT Sral siher © Jahren anne Fahre rrdd Zahl bien, are (ads usätre blcht und bewahrt m Ipeskadm ud Doryırım 1m haben WERLEMANM A CHE AEBLIM mo SS ESS S ” SIT — II S a EI Der Wunsch jeder Frau Soidige lange WimpernundAugenbrauenmachen I; ed. Gesicht Interessant. Mit Lillon- Wimpern-Prä- München 2 nn Pet erreichen ie ach kurzem Geruch choc = Erlolge. RM 3,— und 2.—. 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Aus dem Fenster des Wohn- zimmers drang lautes Gelächter. „Was ist denn da los?” — „Der Meister liest den Kindern seine neuesten Witze vor.” „Sind sie denn so lustig?” — Der Nachbar flüsterte: „Das weniger — aber wenn sie sich nicht vor Lachen biegen, müssen sie zur Strafe eine Stunde früher ins Bett.” I.H.R. Jeden Abend saß Anton beim Viermännerskat. Die junge Frau weinte sich daheim die schönen Augen trüb. Einsam wachte sie Nacht für Nacht Endlich hielt sie es nicht länger aus. „Anton! Liebster Anton!” schluchzte sie, „warum läßt du mich Immer so allein? Du wirst es noch so weit bringen — paß aufl — eines Tages suche ich mir einen Freund für meine einsamen Stun- den — Anton drohte: „Aber Ja keinen aus unserer Skatpartiel” )J.H.R, * MEIN FREUND JOHANNES Peter wollte heiraten. Die Aussteuer an Wäsche und Möbeln würde die Frau mit in die Ehe bringen. Für ihn galt es noch, Bilder, Vasen und ähnliches anzuschaffen. Wir soll- ten ihm dabei helfen. Es war nicht immer ganz ein- fach, das zu bekommen, was er zu haben wünschte „Ihr müßt nämlich wissen, daß meine Frau so für Symmetrie schwärmt, Sie will deshalb immer von allen Dingen’gleich zwei haben. Ein ‚Pendant', wie sie das nennt”, erklärte er uns. Wir kauften also zwei gleiche Vasen, zwei gleiche Lampen und so welter. Auch bei den Bildern sollte es so sein Peter bestand darauf, „Ich will meine Frau nicht enttäuschen“, be- harrte er. „Hoffentlich wirst du das auf die Dauer durchhal- ten können”, sorgte sich Johannes, „Warum wohl nicht?” meinte Peter leichtfertig. „Kannst du für Zwillinge garantieren?” fragte Johannes. * Jemand wollte Johannes aufziehen. „Johannes, was haben Sie für große Füße. Gibt es denn dafür überhaupt Schuhe?” „Doch doch, die gibts schon”, sagte Johannes gutmütig. „So, die gibt es also. Aber wenn Sie die mal putzen wollen, dann brauchen Sie doch bestimmt eine Bürste in Übergröße”, witzelte der andre weiter. „Aber lieber Freund, Sie brauchen doch auch keine extragroße Zahnbürste”, sagte Johannes. _ zu reinigenden und kühlenden Umschlägen bei kleinen Ver- letzungen, Schwellungen, Ent- zündungen, Prellungen, Insek- tenslichen usw, zum Gurgeln bei Heiserkeit und Erkältung zum Mundspülen bei leicht blutendem Zahnfleisch Verlangen Sie den Original-Beutel zu RM -,25. Sie können sich mühe- los auch mit gewöhnlichem Lei- tungswasser eine geruchlose, klar haltbare Lösung nach Art der essig- sauren Tonerde bereiten. ‚Darum soll man bei der Rachktisvorbeugung durch Vitamin D den K: hilcmals vergewen. Aus der, Mappe der Tropenwerke, Köln-Mülbeim tat Oesicte a. Körperhare 3 ann een | A roetin durch fin welcbekas Au Aerztlich erprobt und eldnuend Yopnlachet, {m Eingasg vilet Dankschreiben zufriedener Kund rück, Preis RM. 1,901 4. Orl Sarslall, Laboratorium Wagner, Köls Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! MACHOLL MUNCHEN Eisgekühlt einHochuenuß = ——— | Gut hören, richtig verstehen! Dieser Wunsch wird Schwerhörigen erfülll durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe auszeichnet. Verkqufsstellen überall imReich Prospekı $S kostenlos durch DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT BERLIN-REINICKENDORF-OST ulelertermin z. Zi. in ca. 2 bis 3 Monaten v [:FoJ8fe]71-9.7 0X; RAC-COGRAE die neuzeitlicheHabke in der Kosmelik ist be- kannt für Erzeugnisse, I welche eärzlich wuksam? und geschmacklich hervorragend sind, Verlag und Diucki Kanır & Hirib Kommandligesellschaft, München, Sondlinger Straße 80 (Feiniut 1196) Arleianschrilt: München 2 BZ, Brleltach Verantworti Schuflieiter- Welter Foltzick, München. Vorantworti. Anzeigonleiter: Gustav Scheeror, Münche.i. — Der Simpllcissimus erscheint wöchentlich einmal Bestellungen nonmen alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschäfie Und Postanstälten enigegen. Bezugspielse: Einzelnummer 30 Pfı \ ; Abonne,nant im Monat RM. 1 %0.— Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 gültig ab 15 Okt. 1941, — Unve-langte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beiliegt. - Nachdruck vstbolen. — Postscheckkonto München 5920 Erfüllungsort München. Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe em Ss LLıl GETAN REOESRTTET München Residenzstraße 3, an der Haupiposi Telefon 24305 [ Aus eigener Erzeugung SE: I Bäuerlicher Hausrat (SR I [N = | 2 heilt Alles-Kitt! | Achten Sie aber beim Kauf auf diese Schutzmarke und verlangen Sie ausdrücklich Alles-Kitt! IS 18/Kedühre) RASIERAPPARAT Bringt NY eine 2172 Hühnerangen, 1%. Lehre f Hornhaut, / N Verletzen Luterellfdn MILD-WORZIO- VON RONER QUALITÄT Schwielen! ä Ri: BER SCHRAG : TINKTUR Weg damit! 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Bachgefchäften erbältl, | Wann mn anlen aso enen! a I IT | Werner, Feundi & Co., Lebalz © 1, Be. 42/48 u Der altbewährte „Husten zuverlässige, gute bit Fenehoma Haarausfall kann verhin- dert = schwacher, sich lichtender Haarwuchs kann wieder zu neuem Leben erweckt werden, K d PR EHE TECK m tes Rräftigunge- un) . a era mittel Bet necode bedingter Schmäche der Soldatıenvon (Becosonini nen Sp lanye hoffe nad dem Kotalaoert,, 1870 und 1914 Mineralfatge fen) Jlalıheca 20cm 225 Pf. In Apotheken u. Raucherbuch Nr. 213 gratlı von | NER Schutzmarke | VAUEN Nürnberg S Schrift v. Dr. Behre& Co, brik, älteste beutiche Bruy&re-Pfeifen-Fabrik een Ihr Haar I; ist ein neuartiges, nach beson- derem Verfahren hergestelltes Haartonikum von ERZEUGNISSE 2 ne universeller und ungewöhnlich inten= siver Wirkung. Mit Auxol behandeltes Haar RM wächst stark und elastisch nach. Es hat Glanz und 19.0.3 Fülle und ist schmiegsam und leicht frisierbar, In zeitgemäß beschränktem Umfang erhältlich. F. WOLFF & SOHN « KARLSRUHE 47 F Setst gar fo hart der Winter ein, Wird lang nicht feine Dauer fein, Doch ift er oftmals voller Tüch’ Und kehrt mit ganzer Macht zurück, Verfchneit den Weg dir und das Haus, Gehft du im dünnen Röckchen aus. 48 Winter Nimm, Liebchen, Dich vor Ihm In acht, Schau, mas die kluge Droffel macht, Ob dich fie drauß’ am Fenfter hockt. - Erft wenn ihr Kehlchen leife lockt, Ift auch die gute Zeit nicht weit, Wo froh man fingt und liebt und freit. Wilhelm Schulz Wilhelm Schulz) München, 21. Januar 1942 © 47, Jahrgang / Nummer 4 3 "a SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Der Commis voyageur (wiihelm Schulz) „Können Sie mir aus Ihrer Mustermappe außer Europa noch etwas anbieten, Mr. Eden?“ Il commesso viaggiatore: "Ms. Eden, oltre l'Europa, non potete offrirmi qualcosa altro del vostro campionario?,, BEEIRSEITSUFG Freunde meinen, wenn sie mich so von der Reise erzählen hören, daß das alles eben nur mir pas- sieren könne. Aber das ist ein Irrtum. Was mir passiert, kann Ihnen nämlich genau so unterlau- fen. Drum erzähle Ich Ihnen die Geschichte mei- nes Fluges von Spanien nach Portugal, Vier Wochen waren notwendig, um alles In Ord- nung zu haben: Die Papiere, das Einreisevisum, die Banküberweisung und den Flugplatz. Vier Wo- chen Laufen und Telephonieren und Formulare- ausfüllen. Sogar der Schneider wurde mit der Gelegenheit noch rechtzeitig mit dem Mantel fer- tig. Endlich alle Aufregungen hinter mir, vermochte ich es kaum zu fassen, daß am letzten Tage vor der Abreise rein gar nichts mehr zu regeln war. Ich hatte mich so daran gewöhnt, daß Ich gar nicht mehr wußte, wie ich die Zeit totschlagen sollte, ohne sie auf irgendeinem Amt zu verbringen. So kam ich auf die Idee, einem lieben Freunde einen tegelrechten Abschiedsbesuch zu machen. Dieser war über so viel plötzliches Feingefühl direkt ge- rührt: Wir trinken, wir rauchen, natürlich plaudern wir von Portugal, Es beginnt schon zu dämmern, als plötzlich, so ganz nebenbei, das Wörtchen Aus- reisevisum fällt. Nichts anderes als dieses Wört- chen. Donner und Dorial Du lieber Gott! Auf die- ses Ausreisevisum habe ich total vergessen. Und ich hätte es mindestens vierundzwanzig Stunden vorher beantragen müssen! Schon sitze Ich Im Taxi, auf der Fahrt zur Polizei. „Ausreisevisum?“, wiederholt der Beamte. „Ihren Paß bitte, füllen Sie diesen Fragebogen aus, eine Photographie, Stempelmarke. Und kommen Sie morgen abend wieder...“ „Morgen abendl“, falle ich ihm ins Wort, „morgen abend muß Ich längst In Lissabon sein! Mein Flugzeug geht doch mofgen früh. Entschuldigen Sie vielmals, aber Sie müssen eine Ausnahme machen. Ich habe auf das Ausreisevisum total vergessen!” Der Beamte ist mit einem Päckchen Reisepässe beschäftigt. Er schüttelt stumm den Kopf. Nichts zu machen... ® Ich fange von vorne an und weil auch das auf ihn keinen Eindruck ‚macht, wiederhole ich's zum dritten Male und nun schon im Telegrammsiil: „Morgen früh Flugzeug Lissabon — Ausreisevisum vergessen — Platz bezahlt — vierzehn Tage war- ten...” Er zaudert, sieht auf die Uhr, Er wankt. „Gut, / VON WILHELM LUKAS KRISTL wenn Sie in einer halben Stunde eine besondere Empfehlung Ihres Konsulats erbringen und die andern Formalitäten erfüllen, vielleicht ist es noch möglich. Vielleicht.” Ich kehre um. Ganz langsam. Eine halbe Stunde... weit ist es bis zum Konsulat und ob da jetzt Nächtlicher Spuk Von Ratatöskr Ich hör’ es nachts rumoren im Speicher über mir und fpitse beide Ohren: Ein Menfch? Ein Geift? Ein Tier? Vielleicht an ausgefiebten - 0 Jammer und o Graus! -, an alten Manufkripten nagt hungrig eine Maus... Ich fage mir beklommen: Was find wir? Schall und Rauch! - Mög’s ihr denn wohl bekommen und den Papieren auch! überhaupt Jemand anzutreffen ist? Hoffnungslose Hetzerei. Aber dann gehen meine Beine schneller. Schließlich laufen sie die Korridore entlang und springen die Treppen hinunter zum Ausgang. Das Konsulat ist offen. Während die Empfehlung geschrieben wird, jagt meine Feder über den Fragebogen. Der Taxichauffeur kauft im Laden Zusammenstoß Es geht doch allerlei vor in der Weltgeschichte, Staaten verblassen, Armeen werden geschlagen, Flotten vernichtet, Völker werden verlegt, Könige weichen, und alles das geschieht nicht so ganz leise, denn dabei wird geschossen, und Explosi- ves zur Entzündung gebracht. Man sollte meinen, die jetzt Lebenden sind anspruchsvoll geworden, was Sensationen und Detonationen anbetrifft, ver- wöhnt durch derartige Spitzenleistungen des Ge- schehens. Nun, wir sind nicht verwöhnt, wir sind doch recht hübsch bescheiden geblieben. Lassen Sie bei- spielsweise mal eine Autodroschke mit einem Handkarren zusammenstoßen, Sie werden Ihr Publikum finden, Ihr dankbares Publikum, das mit erstaunten, fast hätte ich gesagt mit leuchtenden Kinderaugen, Anteil nimmt am Vorgefallenen, um es diskret auszudrücken. Gestern sah Ich, wie eine Straßenbahn in einen Lastwagen hineingefahren war, Hineingefahren war, bitte sehr, nicht hineinfuhr. Auch ich strömte herbei. Wir bewunderten einen etwas zerstörten Lastwagen und eine leicht angebeulte Straßen- bahn. Ein Lastauto und einen Straßenbahnwagen kann man täglich sehen, aber wenn man einen Wagen der öffentlichen Straßenbahn mit dem Vor- derteil in dem Lastwagen drinnsitzen sieht, das ist schon was. Da kann keiner von sich sagen, daß er das täglich sieht. Selbst Herren mit eiligen Aktentaschen blieben stehen und schüttelten den Kopf, womit sie andeuteten, daß sowas nicht sein darf und daß es ohne ihr ausdrückliches Einver- ständnis geschehen sel, Aber wenn gar — ach meine disziplinlerte Füll- feder sträubt sich fast, es hinzuschreiben, also wenn gar ein Wagen der Polizei in einen last- wagen hineinfährt...! So, jetzt ist's ’raus. Beruhi- gen Sie sich, es ist nichts Wesentliches passiert. Nicht wahr, das finden Sie auch interessant, und in diesem Augenblick ist Ihnen der Lieferwagen näher als ein englisches Schlachtschiff. Die Leute ‚ringsherum lächelten, als sie es sahen, obwohl es gar nicht lächerlich ist, wenn hart im Raume stoßen sich die Dinge. Dem gab auch ein Herr Ausdruck, der da sagte: „Sowas kann natür- lich der Polizei auch mal passieren.” Ein anderer nickte zustimmend und erwiderte: „Selbstver- ständlich, selbstverständlich, aber es macht einem halt doch ein bißchen Freude”, oder hat der wo- möglich Schadenfreude gesagt? Der Mann trug übrigens auch eine Aktentasche und sah aus, als ob er eilig Wichtiges zu tun hätte und die Obrig- keit In keiner Weise zu fürchten brauchte. Foitzick 50 eine Stempelmarke, die Photographie relße Ich von einem Ausweis herunter. Zwelunddreißig Minuten später stehe Ich wieder in der Polizei, vor dem gleichen Schreibtisch. Jedoch hinter diesem Schreibtisch hat mittler- weile ein anderer Beamter Platz genommen. Be- amter Nummer zwel, Er weiß nichts von mir, ich nichts von ihm, Er weiß nur, daß vierundzwanzig Stunden Wartefrist Vorschrift sind. Zögernd be- faßt er sich mit meinem Fall, während ich auf Ihn einrede: „Morgen früh Flugzeug Lissabon — Aus- teisevisum vergessen...“ Und endlich versteht er sich zu der erlösenden Handbewegung. Er nimmt meinen Paß, Ja er greift zum Stempel, Jedoch der Chef zum Unterschreiben ist nicht da, Sein Zimmer ist leer. Weggegangen? Das wohl nicht, der Mantel sei ja noch im Zimmer. Nun, solange der Mantel da ist, tröste ich mich, bist du nicht verloren. Ich folge der Einladung und lasse mich auf einen Stuhl nieder, Aber alsbald ertappe ich mich wieder beim Auf- und Abgehen. Ganz Portugal steht und fällt ja mit diesem Mantell Schreibtischschubladen knarzen, Deckel stülpen sich über Schreibmaschinen, Schlüssel klirren leise, ein Beamter nach dem andern empfiehlt sich. Auch der Betreuer meines Passes beginnt seinen Tisch abzuräumen, nachdem er abermals ‚vergeb- lich Nachschau gehalten hat. Der andere bleibt unsichtbar, der Paß bleibt ohne Unterschrift. Was ich befürchte, trifft ein, ich muß ohne Paß nach Hause. Ich kann lediglich die Zusicherung mitnehmen, daß ich den Paß morgen bestimmt bekäme, bestimmt um "/9 Uhr vormittags. Punkt */s? Uhr stehe ich wieder im Paßbüro, vor dem Schreibtisch. Weder Beamter Nummer eins noch Beamter Nummer zwei Ist zu entdecken. An Ihrer Stelle empfängt mich ein Beamter Nummer drei. Erstaunt hört er sich meine Geschichte an: „Ausreisevisum vergessen — in zwei Stunden Ab- flug Lissabon — Paß nicht unterschrieben...” Er ist nicht im Bilde. Er kann mir nur das eine sage: „Vor zehn Uhr wird auf keinen Fall eine Unter- schrift erteilt.“ Dabei bleibt es, Stellen Sie sich nunmehr meine Lage vor: Da stehe Ich mit Mantel, Koffer und Flugkarte und habe keinen Paß. Und wer garantiert mir, daß der Chef gestern keine Uberstunden gemacht hat und heute nicht später kommt, daß er nicht vorher zum Zahnplombieren geht, von keinem Präsidenten gerufen wird, daß ihn kein Herzschlag trifft? Täglich kommt irgend jemand unter ein Auto oder unter die Straßen- bahn. Warum soll nicht heute er an der Reihe sein? In einer Stehkneipe stärke ich mich mit einem Schnaps. Beim Bezahlen muß ich eine weitere Entdeckung machen, Ich finde in der linken obe- ten Westentasche noch Geld und man darf kein Geld über die Grenze.nehmen! Sechsunddreißig Peseten sind es und ich weiß nicht, was Ich mit ihnen machen soll. Glückliche Menschen, die kein Geld in der Tasche haben! Nie hätte Ich gedacht, daß es so schwer sel, Geld los zu werden. Bisher hatte ich immer den gegenteiligen Eindruck. Ich irre von Schau- fenster zu Schaufenster, von einer Straße In die andere. Sechsundreißig Peseten! Zu einem Hut reicht es nicht, für eine Zahnbürste Ist es zu viel, mit Grammophonplatten Ist schwer zu reisen, An- drerseits kann ich doch das Geld nicht einfach in irgendeinen Briefkasten werfen. In meiner Ver- zweillung kaufe ich Socken, die mir ganz und gar nicht gefallen, stopfe sie in die Taschen und kehre zurück zum Paßbüro. Es ist Zeit, Sie werden jetzt vielleicht erwarten, daß mich wieder ein anderer Beamter empfing. Aber nein, es war noch Beamter Nummer drei, Er überreichte mir den Paß gestempelt und unterschrieben. Ich drückte im Geiste die ganze Polizei ans Herz. Und eilte davon. e Dann saß ich im Flugzeug, Ich kam mir vor wie ein Rekonvaleszent, noch matt zwar, noch geschwächt, aber schon wieder lebensbejahend, Wie zur Ent- schädigung strahlte der Himmel herrlich blau und hoch oben Jagten fröhlich weiße Wolken dahin. Eine Maschine nach der andern stieg auf. Ich drückte mich in den Ledersessel und genoß das Wetter, das Warten und den bevorstehenden Start. Mochte es kommen wie es wollte. Ich saß. Es kam leider so, wie es wollte. Aber auch das kann Ihnen genau so passieren wie mir. Ich bin nämlich trotz und alledem nicht nach Lissabon ge- kommen. Statt in Portugal bin ich wieder in meiner Pension gelandet; denn ausgerechnet an diesem Tage war das Wetter über Portugal zu stürmisch. Mars schreibt an Roosevelt (0. Gulbransson) \ un SI „... und haben wir es Ihren eifrigen Bemühungen zu verdanken, daß sich unser Geschäft aus kleinen Anfängen zur Weltfirma entwickelt hat!“ ocar Alwıs Marte scrive a Roosevelt: “... e noi lo dobblamo alle Vostre zelanti premure se il nostro negozio, da meschini Inizi, s’® innalzato a Ditta mondlale!,, 51 Amerikanische Berichterstatter (€. Thöny) „Wir hätten doch lieber Filmreporter bleiben sollen — da war einem ein happy end sicher!“ Corrispondente di guerra americano: Sarebbe stato pur meglio che fossimo rimasti reporter di film, ch& cosi s'avrebbe avuto di certo un happy end!,, 52 Quartier im Osten (Fr. Bllok) Quartiere nell’est (R. Krlesch) Sprache der Musik „Muß ich denn immer, wenn ich zu Hause bin, dies Gewimmer hören?“ „Du sollst wissen, wie es in meinem Innern aussieht, Edgar !* Il linguaggio della musica: “E devo dunque ogni volta che sono a casa sentire questo plagnisteo?,, — “Edgar, devi pur sapere clö che s’agita entro l’anima mial,, 54 Himmlische Jahresbilanz DEEERSESERZASRESTATMIREN MEASNEN Jeden Tag studierte Edmondo den Anzeigenteil des „Mittagboten“, dessen Vermittlung, was Liebe und Ehe betraf, die Konkurrenz keines anderen Blattes zu fürchten brauchte, So mancher Freund Edmondos hatte dem „Mittagboten’ eine nette Bekanntschaft zu danken. Nur Edmondo hatte bis- her kein Glück gehabt. Allerdings war er ein Mann großer Sparsamkeit, die man fast, ohne Ihn ungerecht zu beurteilen, als Geiz ansehen konnte. Solche Männer haben es bei den Mädchen schwer. Aber auch für sie kommt der Tag, da ihr gedul- diges Warten belohnt wird. Auch für Edmondo kam ein sonniger, lachender Mittag, als er las: ..Ich bin Jung und, wie selbst meine besten Freundinnen zugeben, hübsch und begehrenswert... Unbedingt aber muß der Mann sparsam sein, dem Ich das Dasein verschönen möchte ,..” Edmondos Gesicht verklärte sich; er sah strahlend und beglückt aus, Endlich hatte er Aussicht, die Frau zu finden, die zu ihm paßtel Zwei, drei Briefe wurden gewechselt; dann hatte man die erste persönliche Aussprache, „Es ist nämlich nicht nö- tig, daß wir das Briefporto verschleudern!” hatte Angelina geschrieben. Edmondo war begeistert; denn Angelina war tatsächlich ein sehr schönes Mädchen, wenn auch Ihr Kleid die Mode des dem vergangenen Jahre vorhergegangenen Jah- tes zeigte Angelina sagte gleichsam zur Ent- schuldigung: „Ich mache da die Torheit der jungen Mäd- chen nicht mit! Jedes Jahr ein neues Kleid? Nein, ich bin meinem Gelde kein Todfeind!” Edmondo lächelte und nickte. „Wollen wir ins Kino gehen?” schlug er vor; denn ein Kinobesuch gehörte immerhin zum Billigsten Angelina sah Ihn entsetzt an. „Was denken Sie nur? Sparen wiı etwa deshalb VON JOSEF ROBERT HARRER das Briefporto, um das Geld jetzt hinauszuwerfen?”“ Gut, sie gingen spazieren. Die Sonne brannte, auch die aufblühende Liebe machte heiß. Ed- mondo war durstig geworden. Er fragte: „Wie wäre es mit einem Gläschen Wein, Bier oder Limonade?” „Aber, aber! Ich dachte, Sie seien ein sparsameı „.Ja, es wurde ein billiger Brautstand; war Ed- mondo sparsam, so schien Angelina im Sparen bis hart an oder über den Rand des Geizes zu gehen. Nur mit Küssen, die nichts kosten, war sie nicht sparsam; denn das wußte sie: irgendwie mußte man den Geliebten fesseln. Und Küsse waren vor- derhand die besten Fessein. Mann! Wir werden im Park ein Glas Wasser trin- ken. Dort rauscht ein Brunnen!” Ein halbes Jahr später waren sie verheiratet, Drei Tage später sagte Angelina: „Die Schlafzimmereinrichtung, die mir die Groß- eltern hinterlassen haben, gefällt mir nicht! Wir wollen uns eine neue anschaffen!” Und wieder drei Tage später‘ „Ich habe eine nette Schneiderin gefunden. Sie wird mir meine Garderobe modernisieren. Ich habe schon ein paar Kleider und — —" Edmondos Gesicht wurde länger ... Wieder drei Tage später: „Ach, Edmondo, jetzt, da wir schon so lange ver- heiratet sind, müssen wir sorgen, daß wir durch die Zweisamkeit unserer Abende nicht gegen die Liebe abgestumpft werden! Ich schlage vor, daß wir heute abends die Oper besuchen. Bitte, be- sorge gute Karten, vordere Parkettsitze, damit die Leute auch mein neues Abendkleid bewun- dern!” «..Einen Monat später sagte Edmondo seufzend: „Angelina, ich dachte, daß du einen sparsamen Mann gesucht hast! Ich habe jetzt in wenigen Wochen mehr Ausgaben gehabt als in den letz- ten zehn Jahren!“ Angelina lächelte. „Und? Was willst du damit sagen? Deshalb habe ich auch einen sparsamen Mann gesucht! In deı Ehe muß doch wenigstens einer sparsam sein, nicht wahr? Und da ich es auf die Dauer nicht sein kann, wer sollte es dann sein, wenn nicht du?” AN DEN SCHLAF Von Karl Julius Deter Komm, o Schlaf, meide nicht meine Augen, meine Seele; weil ich sonst ein Schaf dir aus der Kette, die ich zähle, stehle. Und das Schaf, also listig dir entrissen, leg‘ ich, Schlaf, unter meinen Kopf als Kissen. Das weiche Fell, das weiche Haar mischt mit der Liebsten Haut und Haar sich im Traume. Ich schlafe selig. Wunderbar. Du aber suchst, schlaflos, das Schaf im Raume. CE @lcher Knoten padt zu Ihrem Gesicht? Diese Frage mussen‘Sie sich einmal stellen, denn von ihrer Beantwor- tung sollte eigentlich Ihr Krawatteneinkauf abhängen. In der Regel kann man sagen, daß zum rundlichen, breiten Gesichtsschnitt besser ein fülliger Knoten steht, während der hagere, schmale Typ lieber einen dünnen Knoten bevor- zugen sollte, Nicht jede Krawatte läßt sich aber zu einem dünnen, nicht ‚jede zu einem dicken Knoten binden. Entscheidend hierfür sind „4 die feinere oder gröbere Webart und die Schwere des Stoffes. m Kar vonen Krawatten tragen dem Rechnung. Eine erstaunliche Vielfalt von Mustern, Tönungen und Stoffarten macht es Ihnen zum reizvollen Vergnügen, die Ihrem ‚Gesichtentsprechende Krawatteauszusuchen. KRONEN KKONEN-KRAWATTES-FABRIK 775 M.JUbke K.G., BERLIN C2 Aebeitsfroh kann nur der gefunde Menfc fein. Befund ift aber nur, wer auch gefunde Zähne hat. Darum ift es auch, für die Erhaltung der Arbeitskraft fo wertvoll, die Zähne regelmäßig - morgens und abends - mit Blendax, der vorzügliden und preiswerten Zahnpafta, zu pflegen. Blendax Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 56 SEIT GENERATIONEN DURCH STIL UND QUALITÄT WELTBEKANNT IE ws GENEVER GIN UND BITTERS VON WELTRUF I Bols-Erzeugnisse sind in zeitgemäß beschränktem Umfange, jedoch in unveränderter Qualität, ausschließlich im Einzelhandel erhältlich. | | | | | » 7 eG\ IMDEIMIPIENIS Die Standardzigarette der | Österreichischen Tabakregie MEMPHIS Ar | ua ee | sind gut und ein besonderer Genuß von A-Z Ne MILDE SORTE 4 Pi. IIL SORTE 5 Pi. NIL 6 Pf Wk wind Sekt cIekdhu? WM Bitte stellen Sie die Flasche „Kupferberg Gold” in den leeren Sektkühler. Dann fül- len Sie diesen mit kleinen Eisstückchen, gießen Wasser zu und streuen etwas Salz darauf. Auf diese Weise wird „Kupferberg Gold”rasch und wirksam gekühlt. % a % £ rscnen KUPFERBERG GOLD « Ducgie Luüngfiife » 57 EIN SANG AUF KUNIGUNDE [| von anton schnack Wie dünkt euch Kunigunde? Icı kenne sie als mollig-runde, als luftgebräunte, kerngesunde, als kurzberockle, kopftuchbunte, Sie hackl und gräbl im Freien in fränkischen Gärtnereien und gieft, mas sproßt und sprießt: Kohl und Laudh, der Zwiebel grünlichen Schlauch, Salate in langer Parade, role Rüben, gelbe Rüben, lie Spargeln mit den schnellen Schüben, Meerrettich braun ckt, der würzig zum safligen Rindfleisch schmeckt, und Kraut, Kopf an Kopf, köstliche Fracht für den Küchentopf, geschmort und durchbohrt von schmwei- nernen Rippen, ein Fest für die Lippen. doppelschräg, überhöht, DRP. Weit über eine Million Apparate schon verkauft. Rasiertsanft,leicht, angenehm. Des Werktags scwingt, mozu sie lrällert und singt, Kunigunde Hace, Haue und Spaten Dodh sonntags hängt sie dicilgedrän bereit und fleiscigmarm am herrischen Arın des Flaksoldaten. In der heiteren Gegend um Bamberg am Main, in den Dörfern, umkränzt von einem Zmweischgenbaumhain, trifft man den Namen häufig, zumeist ist die Abkürzung geläufig. Kuni ist dunkelhuarig, lustig, eine Kleinigkeit fahrig, mittelgrof, kurzbeinig, gesetzt, das Mundwerk mwird gerne gemelzt, sie hat schlagferligen Multermwilz, in verscdmilzten Augen den Gefall- suchtsblitz, Kuni [U NEERSEZSEIBSNINENICTE Tinte der funkelt hell und entzündet sidı schnell. An ihrem Hause sind die Läden grün, Geranienslöce bläh’n, Wein klettert empor und eine bledierne Glocke scheppert am Tor. In alten komischen Ritterstücken ist sie mein ganzes Entzücken. Sie steht auf windigem Söller neben Kartaunen und Böller und winkt einem Ritter zu Pferd — dem prächtigen grobschlächligen Kunibert Und ein Wetter- und Bauernsprudı im alten Kalenderbuch verkündet am 5, März, menn der Winter flicht nordmärts: „An Kunigund, wird's warm von unf'.“ ERZEUGNISSE vonRM.a35an x UHU-AI inallen Fachgeschäften Ihr Name hat elwas Summendes (bei alten Kunigunden sogar elmwas Brummendes), hallt wie Edio des Waldes, enthält Gewittriges, Wolkengeballtes. Kunigunde, ein alldeulsches Wort, rauscıt auf wie dumpfer Harfen- akkord; und bedeufet, wenn man ihn spruchroissenschaftlich abhäutet Fräulein aus edler Sippe. Bedeufet stolzes Gebaren und hodı- mülig geschürzle Lippe. Er erinnert an eine Majestät, an hohen Dom und Prunkgerät, an Glockengedröhn und frommen Psaller - er erinnert an Bambergs Mittelalter, Die schwarze Portuglesin ruft man „Cynegundes”, Vom Kampf und Sieg uns. herrlich. Wehrmacht bericht, diesa vom OKW.und Hch. Hoftmann horausgogeb, Erinnerungs bücher Slog In Polen . Kampf um Norwo Hitlor Im Wo: Siog über Allo 4 Bände zus. RM. 17,10, auch einzeln p. 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Ich finde Ihr Neusystam Insofem un Lornen Ist ga1 nicht das tlchlige Woıt, übertiefllich, als das Auswendigiemen man brauch! weder auswendig zu le: von Vokabeln und gıammatischen Re non, noch Vokabeln und grammällsche Hein ganz ausgescnöltet, It, denn do! Rogein pauken, noch Irgendweiche Lohistoll prägt sich in seinem Aufbau Vorkenntnisse odoı eine besondere Be janz von selbst dem Gedächtnis ein gaDung zu boslizen Man Heut, und behandelte Stofl wird In Inter ‚olesone prägl sich spleland ‚ntor Weise gehracht und kann 1051 win. Mein Itällenischen Freunde waren 'os Im @ı hen leben verwender Üborröscht über meine schnellen Ei: warden tolge, besonders über die quie Aus St Pölten, 15. Jan 1940 Adalb. Redı, präche Auch bin Ich In dar lage Ita loselstı 5 Hauptschuldirektor I. R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom aısten Augenblick an tiltt Ihnen hier die fremde Sprache nicht manı als oino Sammtung toter Vokabeln entgegen, sundein so. wie sıe wlıklich und 189 ieh in tebondigaı Rode und Genaniede gesniochen und gebraucht, wird Jedas mechanische Auswendiglenen tälll fort, denn eine worlvorwand! nougestali Wochselwikung zwischen Fremd und Muttersprache verankern das Sprachgut Dies volllaht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung. dei bawlıki daß Ihnen der Sprachstoft ohne mechanisches Auswendigieinen zufließt Gleich einer interessanten Lektüre, die unterhält. anrng! und eilout, geht die Aneignung de: Umgangssprache kurzwailig vor sich Keine Vorkenntalsse sind nötig, Volks schuiblidung genügt vollauf. well die Durchnahme gemäß unseres Anwolsung Abne Hindernis vor sich gehl fine ganz einfache Schlüsseltechnik betänig! 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Non ammanettargli per ora il braccio destro, affinch& egli possa sottoscrivere la Carta della libertä delle Nazioni!,, schl mie sie ist: elmas Katziges, Kugliges, Rundes! „Cunigonda“ der italienische Lieb- haber, lehnend vielleidit am Kandelaber, füstert, Während Monsieur Henry in Lyon „Cynögonda” nasal und sinnlid Nüstert. ‚Aber im „bayrisch-fränkischen”, im gemütlich zänkischen Bauerrt- und Handwerkerdialekt mird Kunl und Kundl geneckt — oh wie das schmalzl und kratzt und schmeckt und schleckt! Idı hatte als Siebzehnjähriger, liebes- entbrannt ein fränkisches Mädchen gekannt, Kunigunde genannt. Und ich, der aus Liebesunruhe kaum schlief, 60 schrieb an sie einen Brief: „Ilerrlichste Kunigunde, süß sind die Küsse von Deinem Munde!“ Jeden Nachmittag punkt vier holte sie für den durstigen Vater Bier beim schnauzigen Wirt. Und ich folgte ihr herzverwirrt. Und beneidete brennend den Krug, den sie bedächtig nach Hause trug, an die Brüstlein knospend und fest fürsorglich gepreft. Er mar in der Farbe blaurauchig, gemütooll, behäbig, rundbaudıig, so mie nach Jahren Kunigunde wurde mit einem Schlüsselbund am Schürzen- gurle. Parallele (K. Heiligenstaedt) „Treu mag er ja sein, aber er ist doch reichlich dumm!“ — „Sprichst du jetzt noch von meinem Hund oder schon wieder von deinem Ferdinand?“ Paralleli: "Puö esser che sia fedele; ma & anche un grande imbecille!,, *Parli adesso ancora del mio cane oppure dinuovo del tuo Ferdinando?,, 61 LIEBER SIMPLICISSIMUS {0 Nückel) 2 n Goiat Bobby hatte sich einen Anzug bauen lassen. Nach einem halben Jahr kam der Schneider. „Ich bringe Ihnen heute die quittierte Rechnung, Herr Graf —" Graf Bobby, angenehm überrascht: „Was Sie nicht sagen? Wer hat sie denn für mich bezahlt?” Rudi erzählte: „Meine Tochter hat sich mit einem Il. Staatsanwalt verlobt.” Graf Bobby, verwundert: „Ich habe gar nicht ge- wußt, daß sie schon einmal mit einem Staats- anwalt verlobt war.“ Giat Bobby hatte Gäste. Man trank Gumpolds- kirchner. Ich fragte: „Graf Bobby, warum schenken Sie dem Kernmayer nichts ein?” Bobby winkte ab: „Hat ja eh keinen Zweck — er tiinkt es ja immer sofort wieder aus” I.H.R * Gespräche mit Lilly Als mir der Himmel noch voller Geigen hing, In den ersten Wochen meiner Bekanntschaft mit Lilly also, zogen wir hinaus in die verschneiten Berge und verbrachten die winterlichen Feiertage in einem Sporthotel. „Fein“, sagte Lilly, als wir eines Tages im Speise- saal saßen und der Ober eine Reihe verlocken- der Gerichte aufzählte, „heute gibt's wirklich allerhand Gutes... Was wirst du denn nehmen, Hanskarl?“ „Lillichen“, antwortete Ich, „mir macht die Wahl keine Qual, Übrigens weißt du ja, was mir das Liebste ist!" — Da beugte Lilly das blonde Köpf- chen dicht an mein Ohr und flüsterte vorwurfsvoll verschämt: „Na geh, Schatz, essen mußt du doch auch etwas!” x „Du wirst schon recht haben”, sagte Lilly, als wir eines Tages ins Plaudern gekommen waren, „du wirst schon recht haben damit, daß Blüten- duft und Farbenpracht Bienen und Insekten an- lockt; und das mit dem Blütenstaub und der Fort- pflanzung verstehe ich auch —" „Vergiß das Hochzeitskleid unserer Singvögel nicht, Lilly”, sagte ich, erfreut über ihre Aufmerk- samkeit. „Aus all dem kann man lernen, Schau, wenn zum Beispiel ein Maler das Augenmerk des Beschauers auf eine bestimmte Stelle seines Bil- des lenken will, läßt er dorthin einen Sonnen- strahl fallen oder recht bunte Farben aufglühen.” „Ja“, antwortete Lilly nachdenklich, „und so wer- den unsere Sinne auf das Schöne hingelenkt.., „Du', fuhr sie aus ihrem Grübeln auf, „dann sollte es aber wirklich nicht erlaubt sein, daß sich so eine fette Person, wie die eine Ist, die dort drü- ben sitzt und immer so unverschämt mit dir zu kokettieren versucht, so eine große Brillantbrosche an ihren dicken Busen stecktl” H.K.Breslauer BADE FICHTENSEKT Hrn aber Ihrem Ad Fahre nd Thin. nd ad piichne bcaht amd hemeheh An Broskekn ind Doryarcn zu haben, acıt Im moss Nicht eine Treibhauspflanze, sondern der gesunde, harmonfsche Körper Ist das Ziel einer geregelten Vitamin- und Mineralverorgung, ‚Aus der Mappe der Troponwerke, Köln-Mülheim 44-9153 © INFABRIK SOLINGEN [| Punkrar-rasıerK unse Schicken Sie den | Simplicissimus wenn Sie | ihn gelesen haben an die Front! 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RI 4.15% | Buchversand Gulenberg Dresden-U 379 Emil Rudolph. ve Verontwortl, Schrif alle Buchhandlungen gültig ab 15. Okt. 1941. ntgegen. B nut Jurückgesandt, wenn Porio Straße 80 (Fernruf 1296). Br f, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellung: 30 Pfg.; Abonnement im Monat RM. sat. — Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5720. Erfüllungsort tanschrift: Müncl n 2 BZ, Brioffach. 1.20. —Anzelgenpreise nach Prei Züße erhißt, überangeftrengt, brennend? Da hilft alfen, bie vlel gehen und fleben müffen, rafdı Gfafit- Zufpuder, (Er trodnet, befeitigt übermäpige Ghweihabfonderung, verhüfet Dlafen, Brennen, Wundlaufen. Hervorragend für Draffage! Für die fonflige Fußpflege: Gfofit-Zußbad, «Ereme u. »«Tinchur.) Streu-Dofe 75 Pfa. Nahfüllbeutel 50 Pfg. In &potheten, Drogerien u. Fadgefcäften erhättich. Klagen u) tan Danererfoge chis essen können he von Manendru, Völlenelühl, Magen» fOntersen. fauren Muffofen, Sodbrennen, Vrehnelaung, SKtollern. 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Verzeichnisse durch Buchhandlung Gu wi zegründet 1874 Loipzig C 1 Straße 22, Postscheck Leipzig 1027 = at Of liegt es nur an der Verdauung... „„wenn das Essen nicht schmeckt onst nicht gelte Ver- und wohl fühlt. Eine g, die: Voraussetzung Wohlbefinden. Da ist as richtige Mittel: 1 bis 2 von den wohlschmecken- den Laxin-Fruchibo: besten vor dem Schlafe: — führen nicht nur ab, sie re geln die Verdauung. Laxin wirkt mild, aber immer zuver- lässig. Auch Kinder nchmen es gern, Dosen zu RM 1.— und RM 1.35, Aasxin regelt die Verdauung $ Sedern tragen Die LY- Hodypragung. Heinte&:Blanckertz Berlin 63 1 K0OSMOS-GMB = N { ypehschen.. FE iginal Lganellen üllenle en D>RERSD N Meesmacher und Sssimisten lassen sıch schnell mil dem Tuhalt einer Flasche Schtt kunrioren einer guten ‚versteht sich, omer Deinhard Kabineh. Andernfalls Ledione man sich der Flasche selbst. Deinhad Kabinett Beiderseitiges Anpassen ist notwendig (.The Times“) (Karl Arnold) „... und alle Leute soll'n es sehn, wenn wir bei der Laterne stehn .. .!" Necössita conformarsi reciprocamente (“Times,,): “. ... e ognuno bene ci discerna quando stiam presso la lanterna . . .!., 64 * ont und Heimat SLnr Guinkamrs „EIN KLEINER DANK FÜR EUER GROSSES OPFER!“ Fronte e patria: “Un modesto segno di grazie pel vostro grande sacrificio!,, Heut geht mir wieder alles quer. Da hol’ ich mir ein Kermmwort her und Äuß’re es - zunächft noch leis: Kreuzieis! Ein Lumpenkerl befchummelt mich. Ein andrer läßt mich fchnöd im Stich. Ein Dritter gängelt mich aufs Eis... Kreuzweis! Wo ich vertraue, fauf’ ich rein. Wohin ich fchaue, eitel Schein, ftatt Großvertrieb nur Kleinverfchleiß - Kreuzweist! Kreuzwels! - jawohl. Mir wird's zu dumm. Ich dreh’ mich auf dem Abfats um und brülle, brülle (Gott verzeih’s): Kreuzmweie!! Ratatöshr Das Weinfräulein Hinter dem Ladentisch steht das Fräulein, das den Wein verkauft, oder besser gesagt, verkaufen sollte oder verkaufen möchte, Es steht noch nicht lange da, denn bis vor kurzer Zeit stand in der kleinen Weinhandlung ein Herr mit Spitzbart. Der Herr steht jetzt an der Ostfront und dort verkauft er keinen Wein, sondern macht etwas anderes, was in großen Zügen später in der Zeitung steht. Ich habe das dem Herm vorher niemals ange- sehen, wenn er mit Sachkenntnis sagte: „Probie- ren Sie mal den Saarwein, er wird Ihnen sicher zusagen.” Und er sagte mir zu, Wie kann man auch von einem Manne annehmen, daß er einmal an’der Ostfront stehen wird, den man immer nur hinter dem Ladentisch gesehen hat. Das Infante- tiesturmabzeichen hat er auch schon, wie das hübsche Weinfräuleln mir mitteilte. Das Weinfräulein ist voller Süßigkelt und Milde. Wenn das Weinfräulein zu trinken wäre, würde der Herr mit dem Spitzbart es mir empfohlen haben: „Es ist kein großer Wein, aber fruchtig; probieren Sie es mal, es wird Ihnen zusagen.” Aber der Herr mit dem Spitzbart ist momentan an der Ostfront und schiert sich einen Dreck um Fruchtiges und Süßigkelt und Milde, MEIN FREUN Wenn Johannes auch am Rande der Stadt wohnte, so war sein Haus doch mit allen sanitären Einrich- tungen versehen. Dazu gehörte auch die Wasser- spülung in einem Raum, in dem er gerne sinnend länger als unbedingt nötig zu verweilen pflegte. So modern aber, daß sie direkt an die Druck- leitung angeschlossen gewesen wäre, war sie wieder nicht. Das Wasser sammelte sich in einem Kasten, der hoch unter der Decke angebracht war. Dafür, daß dieser Kasten nicht überlief, sorgte ein Schwimmer, der das Zulaufventil schloß, wenn nach Meinung des Konstrukteurs genug Wasser ein- geströmt war. Über das „genug” kann man verschiedener Mei- nung sein. Johannes Jedenfalls war anderer, als der Konstrukteur. Er fand, das Quantum sei zu klein bemessen, um die von ihm verlangten Dienste wirklich ausreichend zu besorgen. Er setzte Frau Johanna mehrfach von seinem Standpunkt in Kennt- nis. Anfänglich hielt sie eine Stellungnahme nicht für notwendig. Aber als sie schließlich merkte, wie wichtig Ihm die Sache war, meinte sie: „Ich könnte ja mal einen Klempner kommen las- sen, damit er das In Ordnung bringt.” Das Fräulein hat es nicht leicht, nein, gar nicht leicht, denn es muß zu den Kunden sagen, daß die leeren Flaschen, die sie mitbringen, nicht „uns“ gehören. Wenn aber die Flaschen „uns” ge- hören, sagt es Ihnen, daß das Tageskontingent bereits ausverkauft ist. Nun, das kann man so und so sagen. Das Fräulein sagt es so, daß man ihr Mitleid spürt, uns so etwas sagen zu müssen. Ja, sie ist voller Süßigkeit und Milde und würde einem wie Balsam über die Zunge gleiten. Es ist eine sanfte Trauer In ihrer Stimme, durch- webt mit Silberstreifen am Horizont, Es Ist ge- radezu eine Lust, von ihr sich sagen zu lassen, daß sie keinen Wein hat, Es überkommt einem so etwas Männliches, das da auffordert, so einem milden blonden Fräulein helfen zu wollen, so einem Fräulein, das auf der weiten, weiten Welt keinen Wein hat. Ich gehe oft In den kleinen Laden, weil Ich mich schon daran gewöhnt habe, immer wieder zu hören, das Tageskontingent sel schon ausverkauft, Ich werde es bald nicht mehr missen können, ich bin ein Gewohnheitstier. Wenn es aber noch lange so weiter geht, werde ich mir Irgendwo eine Flasche Wein besorgen und sie dem Wein- fräulein bringen. Ich kann ein mildes, süffiges Fräulein nicht lange traurig sehen. Foitzick DIJIOHANNES inen Klempner? Das lohnt nicht. Das mache Ich Ibst. Da braucht man Ja nur den Schwimmer zu verblegen”, sagte Johannes. Frau Johanna’ war es zufrieden. Sie wunderte sich ein wenig, warum er es dann nicht schon lange getan hatte, anstatt nur Immer zu brummen, aber schließlich kannte sie ihn ja lange genug, um zu verstehen, daß er wohl auf eine Aufforderung und auf Bewunderung nach vollbrachtem Werk gewar- tet hatte, Johannes ging also an die Arbeit. Er holte eine Leiter herbei, erklomm sie, faßte den Arm des Schwimmers und bog. Das Material war solide und widerspenstig. Es schien der Meinung des Kon- strukteurs zu sein. Johannes bog stärker. Der Arm des Schwimmers ließ sich nicht in seiner Haltung beitren, aber das Zulaufventil zeigte gewisse Nol- gung zur Verständigung. Es gab einem erneuten Ruck nach und brach. Das Wasser stürzte nunmehr ungehindert In den Kasten. Zum Glück fand sich ein Hahn, mit dem es zu bändigen war. Das Ventil aber war hinüber. „Jetzt lohnt es sich jedenfalls, einen Klempner kommen zu lassen’, sagte Johannes. ). Bleger tFr. Bilek) Ischias Sciatica 6% Wallstreet GERIOUS INVESTOR „Die Sowjets sollen wieder sehr große Verluste haben!“ — „Immerhin, wer für unser Kapital fällt, kann nicht mehr gegen den Kapitalismus kämpfen!“ Wallstreet: “Si dice che i Sovieti abbiano ayuto dinuovo gravissime perdite!,, “Sig pure, Chi cade pel nostro capitale, non puö piü combattere contro il capitalismo!,, 67 Kulturaustausch (t. Inony) gt Ta > TEE ETEITERRFEESTRIEH DEZE ET TUREETTEENTET, ’ FOR @ 77 a Der Erzbischof von Canterbury hält in Sowjetrußland Missionswochen ab Scambio culturale: L’arcivescovo di Canterbury tiene nella Russia dei Sovieti le settimane di missione Der Vorsitzende der Gottlosenliga übt in Massenversammlungen der High-Church bolschewistische Haßchoräle ein Il Presidente della “Lega degli atel,, ammaestra le masse adunate nella High-Church nel corali d’odio del bolscevichl 68 Die Woll- und Pelzsammlung (Erich Schilling) „Die Heimat hat 67 Millionen Wintersachen geschickt. Das wärmt uns Leib und Glieder und das wärmt uns das Herz!“ La raccolta di lana e pellicce: “La patria ha mandato 67 milioni d’oggetti d'inverno. Questi ci riscaldano corpo e membra e ci ravvivano Il cuorel,, 69 Hieronymus Bosch bei der Arbeit Gerolamo Bosch intento al lavoro (0. Nücken) DER KERSCHHAGGL ERZÄHLT VOM BOLSCHEWIK Der Kerschhaggl hockt beim Bärenwirt in der Stuben. Wer Ihn sehen will, kann ihn sehen. Sauber Ist er, der Kerschhaggl, das muß ihm Jeder lassen, weil es überhaupt In der ganzen Gegend keinen Menschen gibt, der so auf einen Gebirgsjäger geschaffen war, wie der Kersch- haggl, grad gewachsen und fest, stark wie ein Lörchbaum und allwegs frischauf, wie es bei einem Holzknecht sein muß. So hockt er jetzt hinter dem runden, lärchenen Tisch beim Bärenwirt, als wär er allweil schon dort gesessen, und ist doch mittlerweil das ganze Europa auskommen, hat gegen den Pollacken ge- kämpft, gegen den Franzosen und den Serben, und jetzt gar gegen den Bolschewik, Die alten Bauern um den Tisch hocken da und warten. Es ist noch keiner nit Ins Dorf kommen von Rußland her. Der Kerschhaggl Ist der erste. Also kann ein jeder einmal hören, wie es Ist mit dem Bolschewik. „Schlen Ischt dös”, hebt der lange, dürre Vi- natzer an und deutet dem Kerschhaggl auf die silbernen Börtel hin am Kragen, „und nobel, bal der Mensch als gewöhnlicher Soldat ausm Kogl- wald ausziacht in den Krieg und nach einer Well hockt er mit silbernen Börteln hinterm Tisch als Oberjager!” „Nobel“, nickt der alte, weißbartige Grill, „I hab no Stern ghabt bei de Kaiserjager, aber die sil- bernen Börtln sein nobler!” VON KARL SPRINGENSCHMID „Und dös da, Grill”, sagt der Vinatzer wieder, „dös was er da im Knopfloch hat, dös sell Bandl, dös Ischt das Eiserne Kreuz zweiter Klassel” „Nobel”, meint der Grill-bloß und die Bauern all: „Nobell” „Und dös da, Grill, siachst”, setzt der Vinatzer fort, „was er auf der untern Brustselten tragt, dös ischt das Eiserne Kreuz erschter Klassel” „Sakra, sakra, nobell“ sagt der Grill und alle staunen: „Erschter Klasse, nobell” „Und dös ander nebenbei?” fragt der Schneider, der krumpe, „dös mitm G’wehr drauf?” „Dös kenn | selber nit”, sagt der Vinatzer und stößt den Kerschhaggl mit dem Ellbogen in die Seiten: „Was ischt nacher dös da, Kerschhaggl?” Der Kerschhaggl schaut an seiner Brust herunter. „Dös ischt das Infanterie-Sturmabzeichen!” sagt er. Sakra, da sieht man es wieder einmal, was der Kerschhaggl für einer ist! Dreimal muß einer mit der blanken Waffen auf den Bolschewisten los, daß er so ein Zeichen kriegt, wie es der Kersch- haggl an seiner Brust tragt, das Sturmabzeichen. Er tragt es nit anders wie einer den Gemsbart tragt auf dem Hut oder die krumpen Federn, als fat das so dazu gehören. „Also, Kerschhaggl”, sagt der alte Förster und schenkt ihm den Weln ins Glasl, den roten, „also hiez erzähl. Wia es ischt im Krlag und so?” Die alten Mander rund um den Tisch trinken ihm zu und warten. Gar der Bärenwirt selber, der 70 sonst nit der Feinste Ist, ruckt heimlich seinen Stuhl zum Tisch her. „Stad sein, Leut, der Kersch- haggl erzählt vom Bolschewikl" Jetzt wird es ruhig auch am andern Tisch. Man hört, wie der Franz, der Hausknecht, draußen In der Kuchl fragt: „Was erzählt er, der Kersch- haggl? Vom Bolschewik?" ‚G’schwind Franz”, deutete der Wirt. Da ruckt auch der Franz noch zum Tisch her. „Servus, Kerschhaggl“, reicht er ihm die Hand hin, die grobe, „| hab schun g’hört. Du erzählst uns vom Bolschewikl" Der Kerschhaggl nickt bloß: „Ja, i derzähl vom Bolschewikl"” Der Förster hat gar eine Karte mitgebracht, Er schiebt jetzt die Weingläser auf die Seiten und breitet die Karten aus. Da sieht man wieder, wie groß das Europa Ist, und daß der Bolschewik das größere Trumm davon hat, „Gehabt hat“, sagt der Schneider ‘und redet hochdeutsch vor Aufregung, „gehabt hat!” „Mhm“, meint der Kerschhaggl mit einem Blick auf die Karten und langt dabei um sein Glasl und tut einen festen Schluck von dem Roten. Ver- steht sich, wenn einer erzählen muß, was er neun Wochen lang mit dem Bolschewik erlebt hat, da braucht er schon was für einen guten Anfang. „So, Kerschhaggl, hiez derzähl”, sagt der Förster, „mier sein beinandi” Der Kerschhaggl schaut die Mander an, wie sie {R. Krlesch) „Na, Doktor, ist Ihnen das Herz schon in die Hose gefallen ?“ „Nee — aber der Schnee unters Hemd!“ Rinfrescata: ‘Evvia, Dottore, Vi & diggiä caduto Il cuore nelle brache?,, — “Eh no, ma la neve entro la camicia!,, 71 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3.Gegen schädliche Haarparasiten Ts » Ein Begriff für photographifche Wertarbeit | \ 72 da um den Tisch hocken, der Vinatzer, der Förster, der Grill, der Schnel- der, alle, und wie sie warten und loosen. „Alsdann, Mander, der Bolschewikl” fangt der Kerschhaggl an. Die Mander schauen ihm haarscharf auf das Maul, wie er das sagt, daß sie kein Wörtl nit verhören. Der Kerschhaggl, nach seiner Ansprach, muß ein wenig verschnaufen. Er greift wieder um sein Glasl und tut einen Schluck. Dann wischt er die längste Weil mit der Hand hinter drein und denkt nach. Versteht sich, neun Wochen ist eine lange Zeit. Eine ganze Welt kann in neun Wochen untergehn und wieder auftauchen. Da muß man einem schon Zeit lassen zum Nachdenken. Alle am Tisch warten geduldig. Jetzt nimmt der Kerschhaggl wieder einen festen Anlauf und sagt fest und bestimmt: „Ja, der Bolschewikl”' Und tut einen tiefen Schnaufer. „So ist es”, nicken die andern. Den Bolschewik, den muß man kennen. Der Kerschhaggl, der kennt ihn wohl, aus eigener Bekanntschaft, das kann man wohl sagen. Eine Weile ist es andächtig still um den Tisch, „Wia ischt er nacher, der Bolschewik?“ fragt der Förster ungeduldig. Aber da fallt ihm der Bärenwirt ins Wort: „Was bringst ihn denn allwell draus mit deiner Fragerei, wann er grad mitten im besten Erzählen Ischt?” Wahr ist es, so einen, der soviel erlebt hat, den muß man grad erzählen lassen. Wie es kommt, so kommt es. Der Kerschhaggl nickt dem Wirt zu als Dank, daß er Ihm geholfen hat; denn treiben laßt sich so einer, wie der Kerschhaggl, nit, das versteht sich. So einer erzählt, wie es ihm paßt und nit grad, wenn.einer eine dumme Frag’ tut, Nach einer Zeit, wie alles wieder ruhlg Ist, sammelt sich der Kerschhaggl, um seine Erzählung fortzusetzen, Seine Augen werdan mit einemmal ganz finster und starren gradaus, Die Stirn legt er In Falten. Dann haut er die Faust in den Tisch und schreit: „Der verdammte Bolschawikl” Durch die ganze Stuben hört man das Wort, das Haus, das ganze Dorf kann es hören, was der Kerschhaggl schreit. Eine Weile liegt die Faust auf dem Tisch und alle rundum schauen darauf hin, als hätten sie mitnand den Bolschewik erschlagen. Dann wischt sich der Kerschhaggi den Schweiß von der Stirn. Er Ist das Erzählen nit ge- wohnt. So kann man wohl verstehen, daß er dabei ins Schwitzen ge- kommen ist. „Verdammter Bolschewikl” schreit jetzt der Schneider, der immer seine Zeit braucht, bis er was begreift. „Halts Maul, du’, fahrt Ihn der Bärenwirt an, „wer derzählt denn vom Bolschewik, du oder der Kerschhaggl?" „Deı Kerschhaggl, versteht sich“, stottert der Schneider ganz erschrocken. Den Kerschhaggl bringt das nit draus. Aber es Ist schon recht, daß der Bärenwirt nit jeden einfach dreinreden laßt. Was versteht denn auch ein Schneider vom Bolschewik? Es wird Zeit, daß er seine Red’ auf den Schluß bringt. Erst greift er noch um das Glasl, dann schnauft er wieder tief auf und sagt laut über den ganzen Tisch: „Der Bolschewik muß nieder!” „So ischt es”, stimmen die Bauern bei rundum. „Nieder muß er!” sagt der Schneider hochdeutsch, „Halts Maul, du“, schreit der Wirt dagegen, „muaßt ihm denn allweil dreinreden, Schneider!” Aber der Kerschhaggl fallt ihm in den Arm: „Laß ihn lei, i bin schun fertig!“ „Dös ischt was anders”, nickt der Wirt, „wann du schun fertig 'bischtl” Der Franz geht auch wieder an seine Arbeit, „' dank dir halt, Kerschhaggl“, sagt er, „schlen war es, was du vom Bolschewik erzählt haschtl‘ Ja, schön war es, und noch übers Jahr reden sie alle im Dorf davon, wie der Kerschhaggl selbigsmal vom Bolschewiken erzählt hat. Mann in der Stadt Von K.M. Schiller Mein Geficht ift Papier in Falten gerorden, mein Haar dürres, verblichenes Gras, mein Mund ein Gefäß mit vielen vertrocdineten Worten, hart wie Glas. Meine Augen find fpröde Kugeln und drehen fchmerzend fich unterm Lid mit Häufern, Die ftehen, mit Menfchen, die schen, mit Rauch, der zieht. Mein Ohr ift mit einer Schicht von Gelärme Dicht überdeckt, und mein Schritt ift kein Schritt: dumpf Durch der Straßen träge Gedärme gleite ich mit. Zumeilen entdech’ ich verflogene Flocken von Wolken am Himmel vor leuchtendem Tor. Da fch’ ich die Wälder, da hör’ ich die Glocken der Heimat, die Ich verlor. abgespannt oder schlecht gelaunt sind, dann wec Sie Ihre Krawatte. Binden Sie sich eine farbenfreudign, fröhlich gemusterte Krawatte um — schon wird sich Ihre Stimmung wesentlich bessern. Aus dieser 4 icht heraus sollten Sie nur solche Krawatten in Ihrer Sammlung dulden, die anregend auf Sie wirken. Die I 48230) 13, Ein seltener Genuß! ee | ir ATIKAH ;, KRO! «KRAWATTE! ABRIK | Fri MTUbke x.6 | BERLIN C ner, die Löwen dressieren könnten, verlieren of das hmaß ihrer Stimmung vor dem Rasiorspiegel. Daher gehört e» zur rechten Lebenskunst, sich die Rasur möglichst angenehm zu machen. Ein gutes Rezept hierfür ist der PERI-VIERTAKT der Rasur © PERI.Rasier-Creme: ergiebig in der Schaumbildung - gründlich in der Erweichung des Barthaares bis zum Wurzelschaft. © PERI.Rasier-Klinge: extra dünn und extra scharf. © PERI- Balsam: befreit gründlich die Hautporen von Seifenresten und wirkt erfrischend und vorbeugend gegen Entzündungen und Rötungen. © PERI-Hamamelis-Creme: für die Ernährung und pfleg- liche Nachbehandlung der Haut. Einige PERI-Erzeugnisse können heute nicht mehr in jeder gewünschten Menge hergestellt werden. Bleiben Sie trotzdem Perianer - und halten Sie einer alten Freundschaft die Treue. DR» KORTHAUS FRANKFURT A+M HAMMER-BRENNEREI- SCHURGER u.CO »HEILBRONN-N r3 LIEBER SIMPLICISSIMUS 5 (0. Nückei) Fatme Kleopatra, die Dame mit der Riesen- schlange, ließ sich ihre Berliner Wohnung neu einrichten. Der Innenarchitekt suchte nervös in allen Taschen. „Was suchen Sie denn?” „Meinen Zollstock zum Ausmessen der Räumel” Der Briefträger ist gut Freund mit seinem ganzen Bezirk, er kennt alle, und alle kennen ihn. „Viel Krankheit ist ım Ort“, sagt er, „fast in jedem Haus liegt jemand mit Katarrı zu Bett.“ „Da kann ich Ihnen aushelfen.” „Haben Sie einen Zollstab?” „Nein. Aber nehmen Sie doch meine Riesen- schlange. Die ist genau drei Meter lang.” * Bobby und Rudi weilen an einem See. Gelegentlich einer Dampferpartie meint Rudi zu Bobby: „Sieh nur, das viele Wasserl” Worauf Bobby nachdenklich erwidert: „Und dabei sieht man nur das oberstel” OR Tante Jo betreibt Helratsvermittlung. Sie faßt alles sehr nüchtern auf, Ihre Nichte hilft ihr bei Büroarbeiten. Dabei lernt sle einen Jungen Mann kennen, der sich an das Institut gewandt hatte, um eine geeignete Le- bensgefährtin zu finden, und verlobt sich mit ihm J.H.R. FH. Beruf!“ iteegrite Einfache Geschäfte N VELTBEF 74 „Haben Sie da nıcht Angst vor der An- steckung ? Sie haben doch einen schweren nach einiger Zeit. Sie teilt Tante Jo das mit. Die, empört: „Aber du kannst doch nicht einfach das Material aus dem Geschäft für dich ver- brauchen?!” H.O.B, x* Herr Mackedanz will die Xdorfer Nachrichten, die er zwanzig Jahre lang abonniert hatte, ab- bestellen, um zum Xdorfer Anzeiger zu wech- seln. Der Anzeiger, so meint Herr Mackedanz, sei reichhaltiger und überhaupt ein viel besseres Blatt. Frau Mackedanz aber denkt anders. Sie hat sich an die Nachrichten gewöhnt, sie will den Nach- richten treu bleiben. Herr Mackedanz sagt: „Du liest ja in der Zeitung sowieso nur die Todes- anzeigen!” „Das ist nicht wahr”, erwidert Frau Mackedanz entrüstet. „Ich lese auch die Geburtsanzeigen!” W.H.-N. „Oh, ich habe immer Wybert bei mir. ‚Sie sollten auch Wybert im Hause haben, gerade in dieser Jahreszeit, denn Wybert beugt vor!“ ERZEUGNISS hen UHU-Spezial-Füllhalter-Tinte von RM.o35an x UHU -Alleskleber von RM.0,20 an in allen Fachırcschäften ANGE ODER Di Ds ? Darüber kann man nicht streiten, das ist Geschmackssache, genau so wie die Tabaksart. seit zwei Jahrhunderten entwickelt und gepflegt, bringt für jeden Geschmack das Richtige. Aus vielen Sorten wählen Sie nur wie Sie es gewohnt sind und ganz gleich, ob Sie nun eine kurze oder eine lange Pfeife bevorzugen. Hauptsache es ist Raulino drin. Hergestellt in den Werken BAMBERG : KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT Traurig? . = weil es „Sebalds Haartinktur”‘ vorübergehend nicht so reichlich gibt und weil Sie sparsam damit umgehen müssen? Seien Sie ehrlich: Sind Sie früher nicht oft etwos verschwen- derisch damitgewesen?Wirhabenvonjehergesagt:Wenige Tropfen genügen! - dieser Rat gilt heute mehr denn je, SEBALDS HAARTINKTUR Bronchien und Luftröhre [steuerfreie Rückstellung erhöhte Abschreibungen, jelgen durch Huftenreia, Berfhleimung oder Atem- efchwerden an, daß eimas miht In Drbiumg dft Luftröhrentatareh, Hartnädige Bronditio, draniihe Verfhleimung, auälender Huften und Afthma wer- . Kolkulı n den felt Sahten mit Ds. Bociber-Zabletten, aud) in yrikatloas- 4 und‘ = Han#elshe: alten füllen, erfolgreich betämpft. Dies beftätigen triebe ‚RM, die vielen vorliegenden, oft geradeau begeifterten Dantichreiben von Verbraudern, Dr, Bortber-Tablet- ten find ein unfdädlihes, fräuterhaltiges Gpeyial. mittel, Enthält 7 erprobte Wictfioffe, Start Ichleim. Iöfend und auswurffördernd, Verubigt und kräftigt das anneneiffene Brondlengemebe, Bablreitpe fieilt- Tiche A ‚neilconungen bantbarer Patienten! In Apothe» ten AM. 1,91, u. 8,24. 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Der Junge Herr, kaum dreißig- Jährig, hatte das Gut ganz unvorbereltet über- nommen. Er war kein Herrenmensch wie sein Vater, sondern ähnelte vielmehr dem berühmten altrussischen Gutsbesitzer Oblomow, der lieber sein Gut zugrunde gehen ließ, ehe er vom Diwan aufgestanden wäre, Es Ist eln Naturgesetz, daß der Schwächere dem Stärkeren zur Nahrung dient, ebenso wie auch das Umgekehrte ein Naturgesetz ist, daß der Kleine sich vom Großen nährt. Die Triebkraft ist im ersteren Falle die Gewalt, im zweiten die List. Ob man nun Herrn von Opoltschenski als einen Großen oder einen Kleinen ansieht, jedenfalls fand sich einer, der dem Gesetz gern gehorchte. Dies war der Verwalter, Herr Bitrofski. Er hatte schon unter dem alten Herrn einiges für sich ge- tan, Beim Holz, beim Getreide, beim Vieh, bei Reparaturen und Arbeiten jeglicher Art ließ sich ein kleiner Profit für den Verwalter erübrigen, den der alte Herr innerhalb der landesüblichen Grenzen großmütig duldete, Unter dem jungen Herrn kam das goldene Zeit- alter für den Verwalter. Er streckte wie ein Polyp seine langen Arme in alle Winkel des vielver- zweigten Gutsbetriebes und saugte sich dort fest. Der Herr hatte sein gutes Essen, er konnte jagen, fischen und ‘kleine Reisen machen. Er hatte auch ein kleines Bankkonto, das langsam wuchs. Viel schneller freilich vergrößerte sich das des Herrn Verwalters, Seine lange genährte Hoff- nung, selbst einmal Gutsherr zu werden, be- gann immer freundlicher zu lächeln, wie ein zu- nehmender Mond. In zehn Jahren etwa hoffte er das Ziel seiner stillen geduldigen Arbeit zu er- reichen. 5 Wenn auch der Verwalter kein großer Mann war, so war er doch einer, der gut lebte, also einer, von dem auch ein anderer leben konnte. Dieser andere war der Gärtner Filipek, ein kleiner, un- bedeutender Mann, der im Sommer meist barfuß ging und neun Kinder hatte. Er betreute nur die Gemüse- und Obstgärten des Gutsherrn und des Verwalters. Aber mit zunehmender Großzügigkeit der Verwaltung schuf sich Herr Filipek in diesem beschränkten Bezirk sein eigenes kleines Reich. Er nahm den Zehent von Obst, Kraut und Kohl, ohne zu fragen. Die Kinder brachten ihm die Eier, welche die Verwaltershennen außerhalb der Ne- ster legten. Aus den Schweineställen und der Geflügelzucht des Verwalters ließ sich manchmal zwanglos ein Ferkel oder ein Hühnchen In das Gebiet des Gärtners verpflanzen. Herr Filipek hatte bald seinen eigenen Viehstand und sogar eine Kuh. Er gedieh vortrefflich. Der Zaunkönig, der herbeischlüpfte, um sich auf den Adler Filipek zu setzen, war Herr Bonifatius Mager. Er stand im Dorfe in besonderem An- sehen, weil das Gerücht umging, daß er vor Jahren einmal die erste Klasse eines Gymnasiums besucht habe. Noch mehr aber wurde er be- wundert wegen seines Namens Bonifatius, da weit und breit kein Mensch anders hieß als Karl, Josef oder Franz. Aber von der Ehre kann man nicht leben. Herr Mager wohnte sehr dürftig, allerdings umsonst, bei einer uralten Bäuerin, von der er so viel zehrte, als eben ging. Herr Mager sagte immer: „Von ‚wem soll der Mensch leben? Von den Reichen kann er nicht leben, denn die lassen sich nichts nehmen. Also muß er von den Armen leben.“ Ein klein wenig verdiente er da- durch, daß er den Bauern Schfiftstücke aufsetzte und ihnen in ihren Rechtshändeln beistand. Doch die Leute waren arm und zahlten meist nur in Kartoffeln. Bonifatius Mager strebte aber nach einem besse- ren Leben. Das war nur Im Schatten eines Größe- ren zu erreichen. Als solchen erwählte er den Gärtner Filipek. Dieser lag beständig im Streit mit seiner Frau, die er, vielleicht nicht ohne Grund, der Untreue beschuldigte, Ungefähr alle Vierteljahre kam es zu heftigen Szenen, die meist damit endeten, daß Herr und Frau Filipek be- schlossen, endlich einmal auselnanderzugehen. Da tauchte immer der geschmeidige Schatten des Herrn Mager auf. Er bot den Streitenden seine guten Dienste an und erweckte in ihnen Grauen vor den hohen Kosten einer Ehescheidung. Er wußte allerlei Ränke und Schliche und behauptete, er könne es machen, daß die Gerichtskosten zu Lasten der Krankenkasse gingen. So hielt er das Ehepaar Filipek längere Zeit geschickt in Schwebe und siedelte sich auf jeden Fall für ein paar Wochen im Gärtnerhause an. Er entwarf Verträge und be- deckte große Papierbogen mit krausen Schrift- zeichen. Die Eheleute lauschten ihm erst getrennt, dann gemeinsam, schließlich kamen sie wieder ins Reden und versöhnten sich. Herr Mager zeigte sich ein wenig gekränkt, weil er umsonst bemüht worden war. Aber dann ließ er sich durch Speck, Fett, Eier und Gemüse abfinden, nicht zu ver- gessen auch einen kleinen Geldbetrag, von dem er stets einen Teil in die Sparkasse trug. Es war nur ein kleines Geschäft, aber es nährte seinen Mann. Wo einer leben kann, können auch zwei leben. 76 So dachte Anastasia, die „Zigeunerin”, wie sie von der ganzen Gegend genannt wurde. Da sich nie jemand ernstlich um sie bekümmert hatte, war sie In unsäglicher Armut aufgewachsen. Sie wohnte bald da, bald dort und nährte sich fast wie ein Tier von gelegentlicher Beute, Für das bäuerliche oder bürgerliche Leben schien sie sich durchaus nicht zu eignen. Sie war ein schönes Mädchen, wild und seltsam, schwarz und braun, und wenn sie auch In Lumpen ging, war sie doch immer mit glänzendem Schmuck behängt, den sie wie eine Elster von Irgendwoher herbeitrug. Sie war überdies sehr schlau und nach Vorteil lüstern. So kam sie zu Herm Mager. Es war ihr nicht schwer gefallen, die schwächste Stelle Herrn Magers zu erspähen. Dies war seine Vorliebe für hübsche Weiber, obwohl er selbst äußerst wenig anziehend war. Seine Nase sah aus wie eine große Gaärtenerdbeere Inmitten einer Mondlandschaft. Die kleinen Augen schie- nen alles zu sehen, die abstehenden Ohren alles zu hören, und der große, gierige Mund schien fähig, alles zu essen, Anastasia ließ sich dadurch nicht abschrecken. Sie kam mit freundlichem Lächeln täglich In das unfreundliche Gelaß, das Herr Mager bewohnte, und spielte dort mit königlichem Anstand die Herrin. Herr Mager mußte sie bedienen, für sie kochen und Ihr die Strümpfe, die sie nur sonntags trug, flicken. Sie hatte stets allerlei Launen und Wünsche. Er erfüllte sie auch, ungeachtet seines Geizes,. Nur das Sparkassenbuch hielt er hart- näckig vor Ihr versteckt, Nun wäre es naheliegend, nach einem Wesen Ausschau zu halten, das die Reihe noch weiter fortsetzt. Vielleicht ließe sich mit der Lupe ein noch kleineres Wesen finden, noch winziger, noch ärmer, ein Kind, ein Bettler, ein Landstreicher, der sich an Anastasia klammerte, Aber merkwürdiger- weise erfolgte nun keine Fortsetzung mehr nach unten, sondern die Entwicklung schlug plötzlich die entgegengesetzte Richtung ein. Das kam so: Der einzige, der auf diesem Gute auf seine eige- nen Kosten lebte, war Herr von Opolischenskl. Aber auch er hatte unbewußt das Bedürfnis nach vorteilhafter Abhängigkeit. Er begann mit dem Gedanken an eine Heirat zu spielen. Der Verwalter Bitrofski bemerkte das mit Bestür- zung und traf sofort seine Gegenmaßnahmen. Er beschloß, dem alternden Junggesellen ein wenig Zerstreuung zuzuführen. Dazu schien Ihm Anastasia besonders geeignet. Sie war hübsch und lebhaft, von keinerlei Bedenken beschwert und wußte allerlei Mittel gegen Krankheiten. Sie kam also in das Herrschaftshaus und betätigte sich als Wirtschafterin und Krankenpflegerin. Sie war un- gemein cheiden und unterwürfig, erheiterte die Seele des Herrn durch drollige Einfälle und sorgte für seinen Leib durch immer neue Mix- Verführung (K. Neiligenstasc) „Ach, lassen wir das Kino schießen, Robert. Ich habe noch zwei Fleischmarken über!“ Seduzione: ‘Ah, Roberto, lasciamo andare Il cinema. Ho ancora due tagliandi di carne d’avanzo!,, 77 turen, Umschläge und Pflaster. Herr von Opol- tschenski war genügend abgelenkt und dachte nicht mehr an die Heirat. Der Verwalter war zu- frieden. Aber Anastasia war ein zweischneldiges Werk- zeug. Sie hatte in ihrer Schlauheit manches von den Methoden des Verwalters abgeguckt. Sie besaß sogar auch schon ein Bankkonto, nur ganz klein vorläufig, als Samenkorm sozusagen. Aber als Herr von Opoltschenski starb, zeigte sich, daß sie noch weit besser für ihre Zukunft ge- sorgt hatte. Im Testament war das ganze Gut und Vermögen Anastasia vermacht. Sie mochte wohl guisherrliches Blut in den Adern haben, denn sie übernahm das Regiment mit unglaublicher Selbstverständiichkeit und Energie. Gänzlich frei von jeder Dankbarkeit entließ sie den Verwalter Bitrofski sofort und verwaltete ihre Angelegenheiten selbst. Jnd nun begann das, was ein Musiker, der das Leben als eine kunstvolle Fuge betrachtet, die Umkehrung des Themas nennen würde, Anastasia, die früher unten gawesen war, stand nun oben, und an sie reihten sich jetzt alle übrigen. Zu- nächst erschien Herr Mager, entschlossen und bereit, auf Kosten Anastasias zu leben, Sie ver- wendete ihn zwar nicht als Verwalter, aber sie bediente sich seiner als einer Art verlängerter Nase, die den Gutsbereich nach Mißbräuchen durchschnüffsite. Er richtete sich häuslich ein und hatte bald eine kleine Wirtschaft mit Feld, Ge- flügel und Garten. Um die Zwiste des Ehepaares Fillpek kümmerte er sich natürlich nicht mehr. Hingegen begann Filipek, sich um Herr Mager zu kümmern. Er leistete ihm vielerlei kleine Dienste, bestellte Feld und Garten, anfangs un- eigennützig, später schon mehr eigennützig. Je fetter Herr Mager wurde, desto behäbiger wurde auch das Ehepaar Filipak. Und zum Schluß fand sich auch noch der ehe- malige Verwalter Bitrofski ein. Sein Bankkonto hatte zur Erwerbung eines Gutes noch nicht aus- gereicht. Er hatte es durch Bö:senspekulationen gewaltsam vergrößern wollen und dabei alles verloren. Da ging er auf das alte Gut, zum Gärt- ner Filipek, und sagte einfach: „Da bin ich.” Er saugte sich sofort fest, jätete Unkraut, sammelte Fallobst und machte sich mit Kohl und Kraut zu schaffen, Im nächsten Jahre hatte er schon zwei Schweine und einen kleinen Gemüseladen im Dorf, wo er auch Ansichtskarten und Zigaretten- hülsen verkaufte. Und schon tauchte aus der Menge der namenlosen kleinen Leute einer auf, der in seinem Innern erwog, wie er ein bißchen dort ernten könne, wo Harr Bitrofski gesät hatte. So ist das Leben, Nämlich das menschliche Leben. Ansonsten ist es in der Natur gebräuchlich, daß entweder der Große den Kleinen oder der Kleine den Großen verzehrt. Nur der Mensch vermag bei- des. Deshalb Ist er auch die Krone der Schöpfung Für-das eldpostpäckchen backen wir S mir 30g Butterohne£i und doch gut: Man rüpet die Butter (Margarine) geihmeidig. gibt 1 Ehlöffel vom dem Juder hinzu, dann rührt man bie geriebenen Möhren, den Reit des Juders und die Brmwürze darunter. Das mit „Badin* gemifhte und gefiebte Mehl wird abmedhfeind mit der Mitd) untergerührt. Man vermendet nur 30 2 Butter (Margarine), 125 g Juder, 125g geriebene rohe Mähren, RS 1 Päddien Dr, Detter Danlilinyuder, 7 ln Zlalchchen De. Deiter Bad-Uroma Zitrone, eiwos Saly, 250 g Deljenmehl, fo viel Milch, bat) der Teig fchwer (reifiend) vom Cöffel [ält, Ian fült den Teig Im eine gefettete, mit Paplerfutter eusgelegte Aaftenform. Badzeit; Eva 60 Minuten bei [Amacher Mttelhipe. Damit der Auchen länger ftich Het, Marylan Ein feststehender Beg: erfolgreicher Kosmetik 95 (9 gefidene Teeäfe) De. Detter „Batın“, (IB man des Papier nad dem Baden darum. eva 5 Eh!BFel entraßmte Zrifcmild. Bebätgemiet: Eima Stäg. „Welt- Detektiv" Ikunftel, Detektei Preiss, Borliu W 4, ren 5, Fornrut 245255 u. 245258, das zuvorl. Institut für Ermittlungen — Beobachtungen uskünie | : Herkunit Gesundheit, LIINLELEN Prospekt kostenlos auf Anfrage. Chem. Fabrik. 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BewährtepharmazeutischePrä- parate werden heute vom Haus- arzt des Sohnes ebenso erfolg- reich verwandt, wie schon einst vomHausarzt desVaters.Zudie- sen Mitteln gehören Sanatogen, Formamint und Kalzan, die bei Generationen immer wieder ihre Probe bestanden haben. Johann A. Wülfing Berlin SW 68 ms nährt und strafit die Haut und regt| __ tie zu eigenes aufbanender Tätigkeit an. Das| [Gesicht gesundet zu blütenreiner. fri ugendzarter Schönheit au — und 3. gen Sio sofort Ihre St rohe odergekochte Früchte mit oder ohne Zucker in Zubindegläsern und »gefäßen Beutet 20 Pro BERTEEIER TERN DISNEETPERDTTER Verlag und Druck Vorantworti. Schriftlelter: Waller Fultzick, Müncıen. Veiantwortl. Anzelgenlaltor: Gu allo Buchhandlungen, Zeitingsgschäfte und Postanstalten entgegen. Bezugsproi 1941. — Unvarlangte Einsendungen werden nur zutückgesandt, wer gültig ab 15. Okt Knor & Hiıth Kommanditge: jo 80 (Femruf 1296). Brlofanschrift: München 2 BZ, Brleffach. 2,8chearer, Münchan. — Der Simpilcisslmus, erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen Einzelnummer 30 Pfg.; Abonnement Im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Prolsliste Nr. 7 Porto beiliegt.— Nachdruck verboten. 2° boslichackkonto München 5920. tüllungsort München Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe ‚Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat München, Residenzstraßle 3, an der Hauptpost, Telefon 24305 Nun wird ja end- lich dasabstehende LederamBügelder Handtasche, in der Geldbörse geklebt und alles andere kommt auch in Ordnung. Vom Kampf und Sieg uns, herrlich, Wehrmacht boricht. diese vomOKW,und Hch.Holtmann herausgogob. Erinnorungs- bücher: INDRA=KIRSCH MACHOLL MUNCHEN Eisgekühlt einHochgenuß Wasto: Siog über Frankreich Alle 4 Bände zus. RM, 17,10, auch einzeln p. 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Wirkung Kossack d: Ältere, Düsseldorf Der ewige Emigrant wtıneim Schu) „Sagen Sie mal, Herr Professor, wie sind eigentlich die Lebensbedingungen auf dem Mars?“ L’eterno emigrante: "Ma ditemi, Professore: quali sono in realtä le condizioni di vita sul mondo di Marte?,, 80 München, 4. Februar 1942 \ 47. Jahrgang / Nummer 6 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Sumner Welles in Rio a. Inany) EZ % N „Und mit diesem Material, meine Herren, werde ich Ihnen die Richtigkeit meiner Ausführungen beweisen!” Sumner Welles in Rio: “E con questo materlale, signori, Vi dimostrerö la verliä delle mie asserzlonil.. Ukrainische Bauernstube 0os. Oberborger Im Felde) Gefiederte Sänger / von walter Foitzick Jetzt haben wir auch einen Kanarienvogel, wir konnten uns nicht länger mehr ohne einen be- helfen. Eigentlich haben wir zwei Vögel, denn jar erste ging nicht recht, und so haben wir einen zweiten gekauft. Man soll sich halt auch beim Einkauf von Kanarlenvögeln nicht auf billige Ware oinlassen, man kaufe immer gleich was Besseres, Einem Altersgenoffen zum Geburtstag Du kamft am gleichen Tag wie ich zur Welt. Wir haben dies und das Problem entpellt beziehungsmelfe haben eingefehen: befagte Welt it rund und muß fich drehen. So drehten wir uns denn mit ihr herum, Jahrein, jahraus, und ärgerten uns krumm und ftritten trotdem jeweils für das »Rechte« örelhundertfünfundfechzig Tag’ und Nächte. Jet hängt’s nur noch an einem dünnen Haar, ° dann treten wir ins neue Lebensjahr ... Wenn wir bloß nicht zum Schluß entfett trompeten: > Gott, in was find wir hineingetreten! Ratatöshr es kommt auf die Dauer doch billiger. Der Kauf von Kanarienvögeln ist Vertrauenssache, wie der Kauf von Herrenpelzen, Tizians und Radioapparaten. Man kaufe nur beim Fachmann. Wir haben beim Fachmann gekauft, und zwar erst den billigen, der gab nicht Laut, Was nützt mir der gelbste Kanarlenvogel, wenn er vollkommen leise ist? Deshalb haben wir darnach einen lauten gekauft, bedeutend teuerer, einen Luxuskanarien- vogel, sage ich Ihnen. Der benahm sich zuerst auch ganz still und ich hoffte schon, er würde so bleiben. Aber der Vogel wußte, was er seinem Preis schuldig war, und hub deshalb nach einer Woche an zu schmettern. Man gewöhnt sich auch daran, genau wie ans Radio, nach ein paar Tagen hört man’s nicht mehr. Ich würde es dem billigen Vogel gar nicht an- sehen, daß er nicht singt, aber er tut es bestimmt nicht, Er gibt nur so kleine Töne von sich wie Hühner, wenn sie sich um die Mittagszeit vor dem geöffneten Zimmerfenster einer Sommerfrischen- wohnung unterhalten. Ich habe das Geräusch gern, man kann dabei an Elerlegen denken und an Spiegeleier und an Sandtorte mit viel Eiern und Salzburger Nockerl. Aber wer denkt heute noch an Salzburger Nockerl, So ein billiger Vogel ist das. Der Luxuskanari singt sehr heftig, ich will nicht gerade sagen, daß er den Preisunterschled singt, aber er bemüht sich nach Kräften. Ich habe früher gedacht, daß solche Vögel aus schierer Lebens- freude singen. Ich bin belehrt. Man soll sie in kleine dunkle Käfige tun, dann singen sie. Na Ja, die Hunde tun das auch, bei ihnen nennt man's jaulen. Sollte etwa mein Luxuskanari aus ähn- lichen Motiven singen? Bei Hunden spielt es übrigens in der Preislage keine Rolle. Bei Opern- söngern ist es, soviel ich weiß, noch nicht aus- probiert worden, ob sie in engen, schlecht be- 82 leuchteten Räumen williger anschlagen. Man sollte mal Versuche mit ihnen machen, In der Ernährung sind meine Kanarienvögel recht heikel. Wären es erziehungsbedürftige Kinder, würde Ich zu ihnen sagen: „Ihr sollt nicht immer so Im Essen herumstochern!” und „Alles, was auf dem Teller ist, ist gut.” Bei meinen Kanaris käm’ ich damit schön an, Die haben die Zeit noch nicht begriffen. Na, die werden staunen, wenn sie mal zum Militär kommen. DER FILMENTWURF Ich habe einmal die Dramaturgie einer Filmgesell- schaft geleitet. Von ungefähr fünfhundert ange- botenen Filmstoffen, die nicht verfilmt wurden, hab’ ich mir einen aufgehoben: „Sehr geehrte Filmfirmal Wir möchten Ihnen folgendes währe Thema für einen Ihrer nächsten Filme anbieten, und zwar händelt es sich um ein Lustspial, Unser ... Verein möchte am 14. Juli d. J. sonntags seinen fälligen Ausflug wie immer jedes Jahr. Ziel war: Schmöck- witz, Seddinsee. Also wir guten Mutes los mit viel Humor wie immer, Im Seddinsee sahen wir auf einmal fünf Frauen baden. Was Werner Heinze ist, unser Mitglied, Immer zu Spaß aufgelegt, sprechendes Gesicht wie Rühmann, ruft nun: ‚Hallo, Ihr Tümpelkröten. Sollen wir mitbaden?' Da rufen die zurück, weil sie es nicht für möglich gehalten haben: ‚Bitte sehr, meine Herren.‘ Und wir tatsächlich raus aus den Kleidern und rein, ohne Badehose. Na, das Gekreisch hätten Sie hören sollen. Wir hoffen, Ihnen mit Vorliegendem ein Filmlustspiel gegeben zu haben und würden es begrüßen, wenn wir es in Kürze auf der Lein- wand begrüßen könnten. Schade, daß Sie nicht mit dabei waren, denn dann würden Sie es be- stimmt machen. Unterschriften.” R.A Stemmie Das australische Känguruh (0. Gulbransson) OLAF Aviannanssan Yu „Der Kerl saugt mich noch ganz aus, ich werde ihn doch herauswerfen müssen!“ Il canguro austrialiano: "Questo figuro mi succhia proprio tufto; dovrö pure buttarlo fuori!,, 83 Roosevelts Hauskonzert (wliheim Schulz) „Selbstverständlich steht es jedem der beiden Herren frei, zu spielen wie er will — aber natürlich nur nach meinen Noten!“ Concerto In caso di Roosevelt: “Baninteso ognuno del dus slgnorl & libero di suonare come vuole, ma naturalmente soltanto dietro le mie notal,. 84 Teilgeständnisse aus London (erich Schilling: „Sie stottern? Ausgezeichnet! Sie kommen für uns als Rundfunksprecher in Frage. Sie können die Schi ffsverluste bekanntgeben !" Confessioni parziali da Londra: "Ah Vol balbettate? Benissimo! Cosl siete adaro a far da dicitore per nol nella radio; potete trasmettere le perdite navalil. MEIN FREUND JOHANNES Wir waren zu Besuch bei Johannes, saßen fried- lich in seinem Arbeitszimmer und unterhielten uns Über dieses und jenes. Im Nebenzimmer ertönte plötzlich lebhaftes Säuglingsgeschrei. Mit bewun- dernswerter Ausdauer und Energie brüllte das Kind in voller Lautstärke. Johannes ließ sich davon nicht im mindesten stören, aber Martin wurde sichtlich Immer nervöser und platzte schließlich heraus: „Herrgott, Johannes, warum brüllt es denn so furchtbar? Das Ist Ja nicht auszuhalten!” „Es wird Durst haben”, sagte Johannes ruhig. „Das ist doch wirklich kein ausreichender Grund und deutet auf einen Mangel in der Erziehung. Stell’ dir nur mal vor, ich wollte Immer derart tierische Laute ausstoßen, wenn ich Durst habel“ schimpfte Martin. „Wenn du es bel Bierdurst tätest, würden wir dich dann allerdings wohl dauernd schreien hören”, 85 spottete ich. „Aber schließlich kannst-du doch von einem unvernünftigen Säugling nicht verlangen, daß er sich so beherrscht, wie du, der du doch immerhin ein halbwegs vernunftbegabter, erwach- sener Mensch bist. Das ist doch immerhin ein Unterschied.” „Ja, der Unterschied ist gewaltig. Der unvernünf- tige Säugling brüllt, um anzuzeigen, daß er Durst hat. Der vernünftige Martin aber brüllt, wenn er sei nen Durst gelöscht hat”, sagte Johannes. ).Bieger (Toni Bich! Im Felde) eCnaanow Mmri Ein herrenloser Hund / von aastian manıer Gestern, als Ich schwer atmend mein Fahrrad den stellen Weg vom Tal zur Höhe hinan schob, gerade klarte der Him, auf und blaue Inseln blühten hinter grauen Herbstwolken, fiel die Woche von mir ab. Die kurze, hastige Fünfeinhalbtagewoche mit dem Lärm des Tages und der Nacht. Ich schaute von der halben Anhöhe über das Tal zu dem jenseitigen Walde, in dem unser Lager lag; das Lager des Krieges, wo wir alle Dienst taten, auf unsere Weise, ein Leben führten in Baracken und zwischen Bäumen. Ich atmete tief die Herbstluft ein, die von der Höhe herab wehte, von weit oben, und schaute in das Tal, wo der Bergfluß rauschte, mlichiggrau, und die winzigen Dörfer mit den spitzen Türmen Ihrer Kiıchen lagen, weit ein Land des Friedens inmitten vergehender Wiesen, brauner Äcker und keimender Saatfelder. Da beschloß Ich langsam heimzufahren. Nicht wie sonst, von einer Unruhe getrieben, den Sonntag möglichst zu nutzen zu anderem Leben. Ich hatte mit einem Male Zeit. Oben auf dem Hang sah Ich einen Hund, Er lugte und windete Ins Tal, Er zögerte auf drei Läufen vor der weit sich dehnenden Welt und hatte die hängenden Ohren nach hinten gelegt. Sein Stummel- schwanz stand waagerecht ab. Ein Zittern gelsterte über seine Flanken. Als er mich plötzlich sah, sprang er erschrocken zur Seite und blaffte kurz. Dann sah er wieder über das weite Tal und noch größer schien seine Unsicherheit zu werden. Er senkte den Kopf und eine große Hundetraurig- keit legte sich kraus Über seine dunklen Augen. Ich sah es deutlich. Nun hatte ich die Höhe erstiegen und der Weg führte fast eben über das Hochplateau. Ich hätte auf das Rad steigen und davonfahren können, aber es machte mir Spaß, noch ein Stück zu gehen. Zwar würde dann meine Frau zu Hause mit dem Kaffee auf mich warten müssen, doch es war zu schön, so ein wenig zu gehen, langsam, das Rad an der Hand. Ich sah In den Himmel und zu den blauen Inseln. Da spürte ich einen schnuppernden Stoß an meinem Stiefel. Lautlos schlich der Hund neben mir her und er ıoch und betastete meine Stiefel mit glänzender Nase, Ich lockte ihn kurz, mit einem Zungenlaut, die Luft zwischen den Zähnen einziehend. Da sprang er an mir hoch und sein Stummelschwanz wedelte wild. Ich sah, es war ein noch junger Hund, nahezu ausgewachsen, aber noch mit dem plötzlichen Vertrauen erfahrungsloser Jugend. Ich kannte seine Rasse nicht. Er sah aus wie ein Alrdale-Terrier von Drittelgröße. Sein Gesicht war klug und mutig und offen. Vor Freude über meine Annäherung rannte er unvermittelt davon, quer feldeln und weit voraus. Da stieg ich auf das Rad und wollte heim. Mein Heimweg ist über dreißig Kilometer weit und ich habe zwei Stunden » Fahrt. An manchen Stellen, auch auf der Hochebene, muß ich das Rad 86 schieben, denn auch dort ist der Weg nicht ganz eben. Ich berühre im ganzen sechs Dörfer und einige Weiler. Sonst geht dor Weg fast nur durch Felder und kleinen Bauernwald. Und auf diesem Wog lief der Hund stets vor mir her. Er hatte plötzlich den Entschluß gefaßt, mein Gefährte zu sein. Es war eine wahre Freude, seinen jungen Körper sich strecken zu sehen, wenn er vor mir bergab den Feldweg entlang rannte und an Jeder Kreu- zung lauernd wartete, wohin die Reise nun gehe. Eine halbe Stunde lachte ich vor mich hin. Dann kam die Sorge. Wohin gehörte denn mein Hund? Er war doch Jung. Am Ende fand er nicht mehr heim. Ich stieg vom.Rad und lockte Ihn. Er kam, und sein Atem ging schnell von der Jagd. Ich streichelte ihn, drehte ihn In die Richtung und gab ihm einen kameradschaftlichen Schups, rief ihm zu: „Los, marsch, nach Hausel” Er sah mich ratlos an und zögerte, Ich hob einen Stein von der Erde und warf nach ihm. Mit großartigem Un- vorständnis sah er den Stein vor seiner Nase aufspringen. Er wich nicht von der Stelle. Ich schrie und drohte. Ich sah über Ihn weg. Ich radelte fort, als gäbe es keinen Hund. Aber es gab ihn doch, er lief freudig wieder vor mir her, Siebzehn Kilometer lief er so mit durch die Dörfer und Felder und den Bauernwald. Ich versuchte alles, ihn loszuwerden. Fuhr ein Stück zurück, aber dann lief er dicht hinter meinem Rad. Er hatte längst begriffen, was Ich von ihm wollte. Ich hatte nämlich vor, ihn mit heimzunehmen und suchte bereits nach einem Namen für meinen herrenlosen Hund. Ich wollte ihn Oktober nennen, nach dem Monat, wo oben am Himmel die blauen Inseln waren. Oder Samstag, Robinson nannte ja seinen Gefährten auch Freitag, weil os Samstag war, als er mir zuliof, und Samstag der Tag meiner wöchentlichen Heimkehr war, Und ich malte mir aus, was meine Frau sagen würde, wenn ich kam und ihr einen Hund mitbrachte, zum Geschenk. Es lag etwas tröstlich Beruhigendes darin, sie während der langen Wochen des dunklen Winters zu Hause zu wissen, den atmenden Hund zu Ihren Füßen, beide im rötlichen Schein der gedämpften Lampe. Es hatte auch Schwierigkeiten. Wir wohnten nicht allein im Hause. Wir hatten nur den ersten Stock und meine Frau mußie dann mit dem Hund Jeden Abend nach unten gehen. Und er sah nicht so aus, als begnüge er sich mit einem kurzen Gang an knapper Leine, So einfach war es nicht Und dann ging der Weg wieder bergab. Die Hochebene hatten wir über- quert, unten lag der große See. In der Ferne blinkte der Turm meines Dorfes. Da kam ich auf den Gedanken, die Sache zu entschelden, Ich legte mich vorüber und trat die Pedale und raste den Borg hinab. Mein Hund raste neben mir her. Manchmal sah er mit angstweiten Augen zu mir herauf. Sein Rücken bekam einen kleinen Buckel, so strengte er sich an. Ich drängte ihn zur Seite, or sprang über den Graben und rannte durch das kurze Herbstgras. Aber er hielt Schritt, Unten lag ein Dorf an einem anderen Fluß. Kinder spielten auf der Straße. Ich bremsto stark, um nicht hineinzufahren In das unverständige, Junge Leben. Mein Hund blieb ein wenig zurück. Er war ganz außer Atem, Als er bei den Kindern war, legte er sich platt auf die Straße und lechzte nach Luft. Die Kinder streichelten Ihn. Ich bin vom Rade gestiegen und habe ihm ein Stück Zucker, das Ich, eine Kostbarkeit, für den Kaflee in der Kantine bestimmt hatte, vor die Nase gelegt. Er fraß es gelangweilt auf und wedelte die Kinder an. Ich ver- suchte ihn wieder zu locken. Die Kinder sahen es und machten sich einen $paß daraus, meinen Hund zu sich zu rufen. Ihren Stimmen sprang er nach, sprang an einem schmutzigen Mädchen hoch, schnupperte ihre Schürze (Fr. Bilok) ‚Die/Schachpartie [R. Krlosch) „Ich finde es so langweilig, einfach Dame gegen Dame zu tauschen!" „Siehst du, Edith, das sage ich Werner auch immer!“ Partita a scacchi: ““Trovo tanto noioso scambiar semplicemente dama con dama !,, — “Vedi, Edith; anch’ io lo dico sempre a Werner!,, ‚ab, stieß seine glänzende Nase in ihr Kleid, rannte vor Freude einen Bogen über den Kirchplatz und sah mich nicht mehr an. Ich stieg auf mein Rad und fuhr heim. Nun sitze ich da, am Sonntagmorgen. Regen peitscht gegen das Fenster. Ein Hahn kräht kurz und hell. Der Platz neben dem warmen Ofen ist leer; das war der Platz, wo mein Hund liegen sollte, wenn er die letzte Probe überstanden hätte, die rasende Abfahrt vom Berg. Aber nun frage ich zweifelnd, warum ich es ihm auferlegte, dieses Rennen um Leben und Tod. Nur darum, weil Ich bisher nirgendwo bleiben wollte und stolz war auf mein ungebundenes Leben, auf eine Wohnung irgendwo in einem ersten oder 87 dritten möblierten Stock. Weil ich nicht den Mut fand zu sagen: Hier bleibe ich für alle Zeit, Aus Jugend bangıe mir vor dem Bau eines Hauses und der Verpflichtung seßhaft zu sein und beständig. Und nun sitze Ich hier und sorge mich um den jungen, herrenlosen Hund, draußen im Regen. Wäre ich bisher nicht feige gewesen, könnte er jetzt bei mir sein, DEIREERFAZEHEIFE VON FELIX TIMMERMANS Das Feiern des flämischen Karnevals war damals gerada voll im Schwung, als Jo Dulm mit einem Schubkarren, auf dem nasse Wäsche 'lag, von der Bleiche auf dem Nachhauseweg war. Auf dem Weg begegneten ihr Hunderte von Fastnachts- masken, die alle In farbigen und spaßigen Ge: wändern steckten und alle eine Larve vors Ge- sicht gebunden hatten. Viele trugen Masken aus Stoff mit zwei kleinen Augenschlitzen und einem Stoffschleier vor dem Mund. Doch die meisten trugen grell gefärbte Masken aus Pappe, die in üppigen Karikaturen Fratzen darstellten mit gro- Ben Mäulern und Wurstnasen, oder Gesichter von schreienden Kindern, von Negern, Chinesen, alten Weibern und allem, was es an Häßlichem gibt. Von überallher erscholl Gesang, Musik und Lärm, man tanzte nach Blechkapellen und Harmonikas. Man stürmte In die Wirtsstuben hinein und wieder heraus Fuhr auf Karren und in offenen Kutschen und warf Münzen und Süßigkeiten unter die Menge, und das Lärmen der quäkenden Dudel- sackpfeifen, Rasseln, Kinderklappern, Harmonikas und Drehorgeln nebst dem Gedröhn und Getöse gaben einem das Gefühl, als hätte man den Kopf in einen Schalltrichter gesteckt, aus dem laut tausend Grammophone schmetteiten. Jo Duim hatte In ihren Jungen Jahren dies alles auch mitgemacht. Jetzt lag das hinter ihr. Sie lachte aber noch gerne über den Schabernack, die Witze und das Treiben der Maskierten, Nur etwas konnte sie nicht ausstehen, nämlich das Ausspotten der Nichtmaskierten durch die Belarv- ten, Sie fürchtete Masken zu begegnen, die sie umscharten und ihr den Lebenswandel ihrer Eltern, der leider nicht allzu tugendhaft gewesen war, vorhalten würden. Jo Dulm war stark wie ein Pferd; sie konnte einen Sack Kartoffeln auf ihrem Rücken tragen, als wärs ein Beutelchen voll Pflaumen. Sie war eine Frau mit derben Fäusten und ungebrochenem Willen. Jedoch hatte sie eine angeborene Angst vor den Masken, allein schon wegen des Vorwurfs gegen ihre Eltern. Sie ging eilends nach Hause, um dort In Muße mit ihrer Freundin Philomene Donckers Karten spielen zu können, als plötzlich hinter der Kirche hervor eine Maske in schwarzem Domino, eine Papplarve vor dem Gesicht und mit einer von Geschwüren fun kelnden Kartoffelnase, auf sie zugelaufen kam Sofort begann die Maske mit gemacht schriller Stimme Jo zu beschimpfen mit allem, was es an Unflat gab: daß ihre Mutter mit einem anderen Mann davongelaufen sel, und ihr Vater im Ge fängnis sitze. Andere Leute gesellten sich dazu und lachten aus vollem Halse über die verletzen den und gut gelernten Worte. Jo Duim sank das Herz. Sie erblaßte bis in die Lippen. Plötzlich jedoch raffte sie sich auf, riß ein paar noch nasse Hemden von dem Karren und schlug sie dem Maskengesicht aus Pappe um die Ohren, so daß dieses wie ein Pudding zusammen sackte. Im Nu war die Maske — es war eine Frau — verschwunden. Jo fuhr, noch am ganzen Körper zitternd, gereizt heim und konnte vor Entrüstung keinen Bissen hinunterwürgen. Als sie die Wäsche im Speicher auf Drähten aufgehängt hatte, beeilte sie sich, Philomene Donckers den Vorfall zu erzählen Diese war sichtlich ergriffen und tröstete Jo mit den Worten, daß jene Maske die Schmähung nicht ungestraft mit ins Grab nehmen würde. Das hatte auf Jo die Wirkung einer Wunden heilen den Salbe. Ach, die gute Philomene, so fromm in ihrem Herzen und so schlicht in ihren Sitten, hatte doch immer derlei tröstliche Worte für ihre Freundin übrig! Dann spielten. sie Karten. Zwi- schen zwei Runden mußte Jo immer wieder dar- auf zurückkommen, und Philomene versprach Ihr, sie werde auskundschaften, wer die Natter ge- wesen seln konnte. „Jo“, sagte sie, „ich habe einen Plan, diese Schlange ausfindig zu machen Laß mich nur machen. Ehe zwei Wochen um sind, werde ich es wissen.” Jo ging freudig heim, in süßer Erwartung der Rache. Am folgenden Morgen ging sie mit Philo- mene zur Kirche, um ein kleines Kreuz zu holen, denn es war Aschermittwoch. Jo war noch kaum wieder in ihrem Haus, da kamen schon die Nach- barn, um ihr mitzuteilen, Philomene sei tot zu- sammengebrochen! Augenblicklich eilte Jo zu ihrer Freundin, weinte und rang die Hände. Sie hatte ihre beste Freundin, ihre Zuflucht und ihren Trost verloren. Nach vielem Jammern faßte sie sich, versorgte ihre tote Freundin und machte sie für den Sarg fertig. Da lag nun Philomene auf ihrem weißen Kissen, nachtschwarz das kleine Kreuz auf ihrer weißen glatten Stirn. „Damit geht Philomene leichter ein in den Himmel”, dachte Jo, Philomene hielt einen geweihten Palmzweig und einen Rosenkranz in Händen. Ihr kleines spitzes Gesicht, das sonst glatt war und hellhäutig, sah jetzt gelb aus und matt wie eine Winterbirme, “nd ihre scharfgeschnittene Nase war noch schmalrückiger geworden. Jo Duim saß neben ihr, um zu wachen und zu beten, und gedachte Ihrer Freundin, wie sie gestern und noch heute Morgen so lebendig ge- wesen. Sie dachte an ihr heiteres Gemüt, an ihre Gesprächigkeit und milde Freundschaft. Jo weinte still in sich hinein und betete für den Heimgang ihrer Seele. Am nächsten Morgen kam der Schreiner mit dem Sarg aus gehobeltem Holz. Jo half Philomene hineinlegen. „Ach, ihr Kopf liegt so hart”, seufzte sie. „Soll ich nicht etwas Weiches darunter legen?” „Was geht das mich anl“ brummte der Schreiner. „Tot Ist tot, und Ich hab's eilig, ich muß noch zum Schellfischessen.” Er setzte den Deckel auf den Sarg. Jo ging nach unten und fragte den etwas beschränkten Bruder Philomenes, ob er nichts da habe, um es seiner Schwester unters Haupt zu legen. „Such oben Im Schrank”, schluchzte der Bursche. Jo ging wieder nach oben und suchte In dem Schrank. Aus einer Hutschachtel holte sie eine Strickjacke und brach bei Jem, was sie dann weiter fand, fast zusammen: In der Hutschachtel lag die Maske mit der von Geschwüren leuchten- den, zerdrückten Nasel Jo verwünschte die Tote. „Was gibt's?" fragte der Schreiner verwundert. Da kam ihr ein Gedanke, ein schrecklicher Ge- danke an Rache. „Hol ein Glas Wasser oder ich sterbe.” Der Schreiner liet nach unten, und Jo IN a, Lassen Sie sich deshalb beim Einkauf von der Kronen- Marke leiten, die eine vielgestaltige Krawatten- KRONEN-KRAWATTEN- FABRIK FEN Ze ist der einzige belebende Farbfleck am Anzug. Nur soll sie durch Eleganz und gewählte, Musterung angenehm auffallen und für ihren Träger gutes Zeugnis ablegen. Krawatten, die durch ihre Musterung und aus- gesucht harmonische Farbgebung Ins Auge fallen, sind die Kollektion kennzeichnet, die ständig durch ge- schmackvolle Neuschöpfungen bereichert wird, 'oll die Krawatte auffallen? Jawohl, denn sie o u) p) 88 ab a Er YUnfere Rinder wachfen gefünder auf durch die Zahnpflege, die wir ihnen angedeihen laflen. Regel: mäfiiges Zähneputen, mindeftens morgens und abends, mit Blendax, der vorzüglihen und preiswerten Zahnpafta, follte von früher Jugend an Gewohnheit fein. Blendax Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein . Speochen cut NEUE Ar! me Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Speachen-Heusystem Schnellmethode zum Selbststudium für & tisch - Fi ösisch - Italienisch Das Golosene prägt sich splolend leicht ein lienische Zeitungen zu lesen und Briefe Dr. Heil's Schnellkurs Itallenisch Über-- ZU schreiben. Ich habe es selb icht Arliit bei weltem all mol tun. für möglich gehalten, daß man in so : A g ne klomnn® permehurs kurzer Zeit eine Itamde Sprache lomen Sie hält, was ihr Name ver besucht und hatte keinen Schimmer kann. Mit gulom Gewissen kann Ich spricht, sie ist wirklich mildl von Fremdsprachen. Erst nachdem ich Jedem dieses einzigartige'Werk welter- ich mit einer liallenischen Familie empfohlen Ban a angeireundet halle, kam in Radebeull, Margot Honning, Radebeul], mir der Wunsch auf, auch die Italle- den 29. April 1941 Lesaingstraße 7. nische Sprache zu beherrschen. Ich habe nicht Immor togolmaßig gelernt, Kein Auswendiglemnen von Vokabeln sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Nousystem Insofern un- Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, überttefflich, als das Auswendiglomen man braucht weder auswondig zu ler- von Vokabein und grammatlschen Ra- IV nen, noch Vokabeln und grammallsche gein ganz ausgeschaltet ist, denn dar | Rogeln pauken, noch lIrgendwelche Lehrstoff prägt sich In seinem Aufbau | N Vorkenntnisso oder eine besondere Be- ganz von selbst dem Gedächtnis ein. MILDE SORTE jabung zu besitzen. Man liest, und dos Der behandelte Stoff wird In Inter- &elosono“ prägt sich splolond leicht essanter Welse gehracht und kann test. wa ein. Meine itallenischen Freunde waren im praktischen Leben verwendet überrascht Uber meine schnellen Er- werden "olge, besonders über die gute Aus- St.Pölten, 15.Jan 1940. ‚Adalb. Redl, sprache, Auch bin Ich In dor Lage, Ita- Josefstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom orsten Augenblick an trlit Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern s0, wie sie wirklich und täg- lich In lebendiger Rede und Gegenıede gesprochen und gebraucht wird. Jedes mochanische Auswendiglernen fällt fort, denn eine wortverwandt neugestaltole > Wachselwirkung zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut = Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, s . daß Ihnen der Sprachstoff ohne mechanisches Auswendiglernen zufließt. Gleich 772 einer Intoressanton Lektüre, die unterhält, anregt und ertiout, geht die Aneignung ef HER der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- _—n schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäi ‚oror Anwelsung . * öfne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Si0 sind gui und ein besonderer Genuß von A-2 lelcht und von Anfang an, unsere Toxte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Durch jede be hen / Die Einführungsbroschüre über m erhalten Sie auf Anforderung gratis MEMPHIS 4PL I SORTESPi NIL6PI Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 mon Trösten Sie sich, Herr Schmitz ... Das gibt es, daß Cinzano aus- verkauft ist. Das gibt es sogar recht häufig, denn die Nach- frage ist so stark, daß selbst eine größere Einfuhr nicht mehr mitkommt. Aber, trösten Sie sich, auch Ihr Händler wird wieder neu beliefert und auch Sie werden wieder mal eine Flasche erwischen. Und da ist es denn gut, daß auch eine angebrochene Flasche Cinzano nicht auf einmal ausgetrunken zu werden braucht, Cinzano ist auch in geöffneter Flasche un- beschränkt haltbar. Also, immer langsam und mit Bedacht, wie es sich für einen edlen Wein gehört. Dann reicht eine Fla- sche eine ganze Weile. Und — bitte kühl servieren — so schmeckt Cinzano am besten. AUS DER WEINBRENNEREI G:F'DEYLE A:G-STUTTGART „Nur durch den Einzelhandel erhältlich“ 89 holte die Maske, #finete den Sargdeckel und legte sie Philomene aufs Gesicht, Dann schloß sie den Sarg wieder, „Sie hat als Heuchlerin ge: lebt, also soll sie auch als solche ins Grab!” Der Schreiner kam mit dem Glas Wasser zurück. „Mir ist schon besser“, sagte Jo. „Da bin ich aber froh”, meinte er, „denn der gute Schellfisch war- tet nicht.” Und er schlug mit großer Eile die Nägel in den Sarg. {Berechtigte Übertragung von H. B. Wagenseil,) Kleine Fische Letzten Sonntag wollte ich Urlaub haben, Wie gesagt: Wollte! -- Na ja, kleine Fischel Was hätte ich gemacht, wenn man ihn mir be- willigt hätte? Ich war doch finanziell vollkommen unterernährt Sehen Sie Jetzt sind wir beim Geld Das sind schon größere Fischel Geht aber keinen etwas anl Wenn wir Geld hät- ten, machten wir, als hätten wir keins, damit uns die anderen nicht belästigen. Da wir aber keins haben, tun wir so, als ob und sagen: Kleine Fischel Heute bekam ich Geld. Innerlich sprang ich Re- kordhöhen! Die Kameraden: „Bruno, Mensch! Da können wir ja toll ausgehen!” ich, geringschätzig: „Kleine Fischel” Aus ging ich aber trotzdem! Neben mir stand ein Aquarium. Inhalt? Kleine Fischel Ja, dachte ich mir, wie schön hat es doch so ein Fischl Hat sein Aquarium. Braucht keine Miete zu zah- len. Die Verpflegungsfrage ist auch geregelt. Kleiderkarte Ist hinfällig Raucherkarte auch! Wenn er mal baden will, braucht er nicht in der Stadt herumzulaufen, eine Badeanstalt zu suchen und dann noch zwanzig Pfennig zu zahlen. Nach Ur- laub sehnt er sich nicht, da er doch keine Luft- veränderung vertragen kann Ach, Schwamm drüberl CM aRHRTE UHU-Spezial-Füllhalter‘Tinte von RM.o35an x UHU -Alleskleber von RM.o20 an ENEHSSETCHTECHLNE ERZEUGNISSE Steuerfrele Rückstellungen, erhöhte Der Erlolg im praktische Anfecl beschelde . Nous Ric! eingewinnes für ca werbl. Branchen mit Sätzen di RM 1. mit Buchungsschlüss beispiel . . MURATTIU Privat” durch alle Bui Verlag P. A. Schm| Mannheim K Postscheck! IDIE STAMNI-CIGARETTE Sy. Sedern tragmı DIE 90 und Steuerersparnis Ro- Dr. Wöschler Ludwigshafen 7357 LY-Hodıpragung. - TEA Berlin „Fräulein! Bringen Sie mit doch bitte ein paar Zigaretten!” „Leider sind keine dal” (Wer jetzt „Kleine Fische” denkt, verdient keine Raucherkartel) Plötzlich fiel mir auf, daß das Mädel gar nich! unflott war „Sie haben doch morgen geschlossen”, ich sie an, „Wo treffen wir uns dann?” „Tut mir leid. Morgen habe ich verschiedenes zu erledigen!” „Das sind doch kleine Fische! Die Arbeit können Sie auch in der nächsten Woche hinter sich bringen, wenn ich nicht mehr hier bin! Ich verpflichte mich auch, mich extra zu rasleren. Solch einen Verehrer finden Sie bestimmt nicht alle Tagel” „Phhl Kleine Fischel” Da gab ich auf, nahm Papier und schrieb mein Leid an die Zeitung. Dort landet es im Papierkorb. Warum? Kleine Fischel sprach Bruno Baldauf Das Ende Ihrer Magenbeschwerden von 24 iendrud, «brennen, «Ihmerzen, fate rem Wufltoken Sodbrennen Stollern, Blüs gen utm,, dur Welettinung der Urfachen jerbeisuführen, tt das Bel der neuen Be» andlungsart mit Thylial: Pillen Töulial if Deftmmt, den Magenläurenehalt u normalifieren. der Bildung |bädlider ärumaslänren entgenenzutreten ı. Nennungen der Manen-Schleimbaut au verbiten, Darı Itear die Grflärung für bie ralben unb grund“ auereriolge des holial-Veriabrens. Schactel mtr 40 Pillen NW. 1. Erhältlich in den Apotbefen; mo nicht. dan ojen-Apor tete, Silinden, Role eienlir. 6, — Werlangen ie e Huf larunasihr N T/T7RTONenlos nub, un, verdindlie Garl Bühler. Konftans. Irei von Natron und Maanefia ios E] von der fa & geschlafen - gut gelaunt! 9 So sollten Sie erwachen, mit Frohsinn und mit Lachen! 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Denn Isolina, die Tochter des Majordomo, war für uns alle eine gute Fee, der wir dankbar zu sein hatten. $ie lachte und tanzte mit uns, sie tanzte auch allein für uns. Sie verband Wunden. Sie schlich- tete Streitigkeiten. Sie tauchte Immer dann auf, wenn etwas Unangenehmes passieren wollte und wischte mit Augenblitzen, Lächeln und schmalen braunen Händen Wut und Feindschaft weg. Ab und zu, aber nicht allzu oft, half sie mit einem Kuß nach. Es war nicht einer unter uns, der Isolina nicht gern hatte, Aber sie verstand es, sich die Zu- dringlichen vom Halse zu halten, ohne daß Ihr deshalb jemand böse sein konnte. Nach langen Überlegungen und Beratungen einig- ten wir uns darauf, daß es am Geburtstage Iso- linas etwas Besonderes zu essen geben sollte für das Mädchen und auch für uns. Nein, wir kamen auf kelnen besseren Gedanken, es war wie ver- hext. Bertram, der damals unser Koch wär, übernahm es, ein Gericht auf den Tisch zu stellen, das man auf unserer Schaffarm noch nicht kannte, und das köstlich schmeckte. Er verriet uns nicht, was er plante, Wir erfuhren nur, daß er täglich im Ge- heimen an der Zusammenstellung der Speise ar- beitete, die er am Geburtstage Isolinas als Glanz- punkt des Abends servieren wollte, Der Tag kam, Wir hatten uns fein gemacht. Jeder hielt sein Päckchen In der Hand. Jeder knisterte mit dem Papier. Und wenn man fragte: „Laß doch mal sehen, was du für Isolina hastl”, dann knurrte Jeder, hielt sein Geschenk noch fester und machte böse Augen. Am Abend erschien Isolina mit Ihrem Vater, dem Majordomo Lorenzo, bei uns im Kochhause. Sie lachte laut auf, als sie unsere feierlichen Ge- sichter sah, klatschte In die Hände und sah rel- zend aus. Der Capataz Bernardo hielt eine kleine Ansprache. Er redete die Sache von der guten Fee herunter, vom Engel zwischen uns Teufeln, von der bekann- ten Rose in der Mitte der Dornen. Zuletzt war er von selnen Sprüchen so gerührt, daß er zu schluch- zen begann. Ja, Bernardo war wirklich ein guter Redner, der es sogar verstand, sich selber durch Worte weich zu machen. Auch Isolinas Augen schlmmerten feucht. Aber sie lächelte dabel, wiegte sich ein wenig In den Hüften, ging auf den Bernardo zu, legte Ihre Arme um seinen Nacken, 209 seinen Kopf h VON KONRAD SEIFFERI unter und gab ihm einen flüchtigen Kuß, Auf die Stirn, Bernardo grunzte, Einige der Männer drängten sich vor, zu Isolina hin. Und Ramon sagte zu mir: „Ich hätte viel besser gesprochen als Bernardo! Glaubst du’s nicht?” Wir übergaben nun dem Mädchen die Ge- schenke, drückten Ihr dabel das Händchen, flü- sterten ein paar Worte und waren froh, daß Iso- lina sich über Jede Kleinigkeit herzhaft freute, immer wieder in die Hände klatschte, von einem Fuß auf den andern hüpfte und uns mit ihren großen, gefährlichen Kinderaugen ansah. Da kam Bertram aus dem Küchenverschlag In den Raum. Er schrie: „Achtungl” Und alles sah zu ihm hin. Er trug eine Riesenschüssel, eine Art Platte vor sich her. Ein ungeheurer Berg lag auf dieser Platte. Nein, es war nicht genau zu er- kennen, was er da angeschleppt brachte. Ramon stieß mich an: „Es Ist ein Plumpudding, wahrhaftig! Ich habe solch Zeug schon mal ge- gessen. Entsetzlich, sage ich dir! Nicht zu ge- nießen! Keine Kraft drini Na, etwas Besseres hätte sich der Bertram schon ausdenken können!“ Auch ich war der Meinung, daß dies ein Plum- pudding war. Und es war wirklich einer. Komisch, dachte ich, auf welch ausgefallene Gedanken ein ausgewachsener Mensch kommen kann! Ein Plum- pudding zu Isolinas Geburtstag! Bertram hatte den langen Eßtisch erreicht. In des- sen Mitte stellte er die Platte mit dem braun- grauen Zeug. Wir sahen uns an. Wir sahen zu Bertram hin und zu seinem Werk. Wir machten enttäuschte Gesichter. Isolina aber lächelte. Wir traten dichter an den Tisch und an Bertram heran. Der zog eine reichlich große Cafaflasche hervor, begoß den Plumpudding mit Alkohol und zün- dete Ihn an. Die Flamme schlug bis zur Decke des Kochhauses hoch, und uns allen wurde reich- lich warm dabel. Einge lachten. Andere machten Witze. Nein, es war keiner zufrieden mit Bertram. Der schien sehr stolz auf sein Werk zu sein. Er wandte kein Auge von der Flamme, die ja recht schön war. Aber was war das nun schon: ein Plumpudding, der mit Alkohol begossen und an- gezündet wurdel Wir hätten mehr davon gehabt, wenn wir den Schnaps ausgetrunken hätten! Nun aber geschah etwas, womit Bertram wohl nicht gerechnet hatte: der Plumpudding fing an zu knacken und zu knistern. Er brannte, nicht nur der Alkohol auf ihm, Er bekam Risse und Sprünge. Er fing an, sehr unangenehm zu rlechen. Und wir begannen zu schimpfen. Isolina ab: klatschte in die Hände und freute sich. Bertram tat nun in seiner Verdutzthelt etwas, was meiner Meinung nach ganz falsch war. Er hatte wohl vor, den Plumpudding, wenn er gebrannt hatte, mit Puderzucker zu bestäuben. Die Streu- büchse mit dem Zucker hatte er auf den Tisch gestellt, neben die noch mehr als zur Hälfte ge- füllte große Cafaflasche. Er griff nach der Büchse, Und das war das Falsche. Sehnfucht / von Hans Leip Wenn Ich mwiederkehre und Du mich nicht vergißt till ich Dich liebhaben und bei dir fein tie nie zuvor. Im ftillen Zimmer an deinem Ohr till Ich mich nlederlegen und dir Gutes fagen. Und Ichlafe lo ein und {preche welter Im Schlaf mie hier, doch zu dir und nicht mehr Ins Leere. Und nach vielen Tagen, wenn mir fatt find von unfern Gaben und gemeinlamen Wegen, bedenken mill ich dann immer, mie Das Getrenntlein IN. 92 Denn er bekam nicht die Büchse mit dem Zucker in die Finger, sondern die Büchse mit dem Blltz- lichtpulver, das ich in Bahia Blanca besorgt hatte. Ich wollte an diesem Abend im Koch- hause ein paar Aufnahmen machen. Von Isolina vor allem. Also: Bertram schüttete das Biltzlichtpulver und nicht den Puderzucker auf den Plumpudding, der wohl noch an einer Stelle brannte. Was nun geschah, können Sie sich denken. Denn Sie haben Ja solch eine Blitzlichtaufnahme auch schon mal über sich ergehen lassen. Es war nicht wenig Pulver in der Büchse. Die hochschießende Flamme war so grell und so un- geheuer, sie kam allen so unarwartet, daß Jeder zurückfuhr, sich die Hände vors Gesicht hielt, taumelte, hinfiel oder In Deckung ging. Es wurde im Nu höllenheiß im Kochhause. Schon vorher war es Ja da nicht kalt gewesen. Die Blltzlichtflamme aber war nicht einmal das Schlimmste, Das Schlimmste war, daß der zurückschreckende und arg angesengte Bertram die Cafaflasche um- rd, ehe er rücklings auf dem Boden landete, Der Schnaps, der nun zum zweltenmal Über Plumpudding floß, entzündete sich, die Flasche zersprang klirrend, Im nächsten Augenblick stand die Rückwand des Kochhauses, an der allerhand Gerümpel lag, In hellen Flammen. Die brennende Cana floß In einem Bächlein dorthin. Es gab ein paar dumpfe Knalle, ich weiß nicht, woher sie kamen, Sie erschütter- ten das ganze Gebäude. Einige von uns retteten sich durch die Fenster ins Fr es war eine recht ellige Flucht, das können Sie glauben! Bertram machte den Ver- such, durch die Tür nach außen zu gelangen, er konnte nur noch kriechen. Andere Männer schos- sen an ihm vorbei oder über ihn hinweg. Isolina hatte rote Wangen bekommen. Sie wußte wohl nicht recht, was sie tun sollte. Ehe Ihr Vater bei ihr war, faßte ich sie um die Hüften, hob sie hoch, hielt sie fest und sprang mit Ihr Ins Freie, Ein paar andere Männer, darunter vor allem Ra- mon, wollten sich auch auf das Mädchen stürzen, Aber ich war eben doch schneller, Ramon gab mir einen Stoß zwischen die Rippen, was Ich für sehr unsauber hlelt. Weil ich diesen Stoß bekommen hatte, stolperte Ich an der Tür über Bertram und mußte dabel Isollna loslassen. Aber da waren wir auch schon im Freien, Das Ganze geschah In wenigen Se- kunden. Das Feuer wurde schnell gelöscht. Ach, es hatte nicht viel zu bedeuten. Wir waren an andere Flammen gewöhnt. Das Eigenartigste an diesem Abend aber war, daß außer Bertram, nicht einen unter den Männern gab, der nicht begeistert war von dieser Festvorstellung. Auch Ramon war entzückt und sagte zu mir; „So etwas Schönes haben wir schon lange nicht gehabtl Fabelhaft hat das der Ber tram organislertl” Organisiert! dachte Ich. Ein Zwischenfall war dem andern gefolgti Ein Unglück hatte das andere abgelöstl Und so etwas sollte Organisation sein! Und Isolina? Das Mädchen war noch begei: als die Männer. Und was tat sie in ihrer B geisterung? Sie küßte den Bertram, den Urhel des Meisterstücks, das eigentlich nur ein lächer- licher Plumpudding hätte sein sollen. , der ich Isolina gerettet hatte, war wütend über das Benehmen des Mädchens. Denn Bertram war ein verhältnismäßig Junger Bursche mit einem verteufelt netten Gesicht. Aber Ramon beruhlgte mich: „Was willst du? Niemand wäre auf die Ideen Bertrams gekommen! Er ist ein fabelhafter Kerll Man muß ihn Ja lieb haben!” Ich dachte anders darüber, was Sie sicher ver- stehen werden. Aber Sie können es glauben; mit Isollna war von diesem Abend an jeder begel- stert von Bertram. Ach, er war ein schlechter, ein ganz gewöhnlicher Koch! Nicht einmal einen Plumpudding konnte er auf den Tisch bringen! Und von Organisation verstand er überhaupt nichts! IK. neiligensiaedt) Der blaue Fleck er. Pr „Das war wohl die Stelle, als er mir erklärte, wie er den Steuerknüppel zurückgerissen hat!" Lividura: “Fu certo nel punto ch’egli mi spiegava come aveva strappato Indietro la leva di comando!.. 93 LIEBER SIMPLICISSIMUS | kn I (0. Nückel} Hingler kam mit einem Geschäftsfreund heim Hingler klingelte und hob dann die Hände. Der Geschäftsfreund staunte: „Nanu, warum machen Sie denn Hände hoch?“ Seufzte Hingler; „Es ist schon besser, Sie tun es auch! Denn wo mein Fritzchen ein Luftgewehr bekommen hat, kann man nie wissen, was er tut, wenn er an die Tür kommtl” P.B * Das Kind redete immer noch nicht. An seinem fünften Geburtstag umstanden Eltern und Ver- wandte sein Sesselchen und versuchten wieder einmal mit allen Kunstgriffen, es dazu zu bringen, Da räusperte sich das Kind und sagte: „Liebe Eltern und Verwandtal Zur Feier meines Geburtstages rede ich heute zum erstenmal. Ich habe es immer nur geübt, wenn ich allein war, um euch diese freudige Überraschung bereiten zu können.” Eltern und Verwandte strahlten. * Der von dem Reisenden mitgebrachte Hund, dessen Fell mangels Sauberkeit nicht gerade zum Streicheln einlud, rieb sich an den Beinen der H.O.B, Nerve® erhöhen dio Schallens- kraft und Lebensireude Die gemohnte tägliche Nahrung wird den Nerven ‚alcht Immer genügend N ta liefern, In diesen Fällen bewährt sich gut Lambostin-Leeithin Bol narvöger Unruhe, Neuraigie, Unlust und nar«' vösen Erschöglungen bringt Lamdestin-Lecithin oft. schnelle Besserung. 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Hafde Yinderung bringt oft Wielabon, daS fi aud) bei rbeumatijdhen sımd alchtif Keimen fomergen, bewährt wenden Cie e8 ai ten Schmerzen {parfarı, genügt (dom eine Vatung 72 TÜCKMAR WELTRUF ebenfalls schäbigen Mitreisenden, Die, ärgerlich: „Nehmen Sie doch Ihren Hund da weg! Von dem bekommt man ja womöglich Flöhel” Der Besitzer: „Wenn nur der Hund von keine erwischtl” Die Dame, empört: „Unverschämtheitl Menschen- flöhe gehen nie an Hunde.” H.O.B. * Auf dem Rummelplatz. In einer Bude tritt ein Schlangenmensch auf. Zwei Jungens sehen sich die Sache an. Nach einer Weile sagt der eine zum andern: „Du, Paule, der Mann könnte bei unsa Jart'nverwaltung als Rejenwurm jeh’n, nich?” x Sch, Ihnen Hammer saß im Eisenbahnabteil. Hammer zückte seine Zigarrentasche, Sein Nebenmann deutete stumm auf das Schild: Nichtraucher. Murrte Hammer ärgerlich: „Was soll das? Halten Sie mich vielleicht für einen Analphabeten?” P.B Vom Kampf und Sieg uns. herrlich. Wehrmacht boricht. diese vomOKW.und Heh.Hoffmann horausgegeb, Erinnerungs- büche BADE Er FICHTENSEKT Fach aber 0 ohren sind Jalierrd Ehen ed (ch ea hre belech amd bemne rk 2 An Apesk ah nd Drogen va haben, WARLEMANK ACH BLRLIM MON Lezithin-Silber ‚u. Augenbrauen verleihen [dem Gesicht den Ausdruck vollendeter Schönheit. Mit |„SCHEUFEN’S WIMPER- BALSAM“ erreichen Sie - inkl.Nachnahme, I | Pen» 1 © bi «. RM. 2.10 © 12 Packungen . RM. 3:50 = Fordern Sie kostenlose [Broschüre über Hasrentfer« | ne, Spezial Harträul- -- essenz, Hautpflege, Luxut« art, Mitesser, Sommeisproisen usw, uw. LEO SCHEUFEN. Laboratorium KÖLN-LINDENTHAI 14 Rschemer Straße 66 Wunderfam Hautkrem Zahnpolitur m forlegepen Yabıne el Mar Haarwasser I Hasfelt 6. In Mpoiheln: Ganz eigener Art u, Wirkung SOLINGEN Kossack d, Ältere, Düsseldorl Verlag und Druck: Kaorr & Hlılh Kommandiige: Walter Fultzick, Münc.en. Veiantwortl. alle Buchhandlungen, Zeitungsgaschäfte und Posianstalten entgegen. Bozugspre Verantwortl. Schriftleitar Ischaft, München, Sondiinger Str: Anzeigenlelter: Gus {Fornruf 1296). Bılefanschrift; München 2 BZ, Brlelfach. v Schoorer. München. — Dor Simplicissimus erscheint wöchentlich Einzeinummer 30 Pig.; Abonnement Im Monat RM. inmal. Bestellungen nohmen —Anzelgenpreise nach Proisliste Nr. 7 gültig ab 15. Okt. 1941. — Unvarlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beillegt. — Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. sempieX "hilft die, echte Tehnwefelissung” Mm mit Alles-Kitt Dieser wunderbare Alles-Kitt bringt Ordaung in jedes Haus und hält was er verspricht] WISSENSCHAFTLICH UND HYGIENISCH ERPROBT Rosoalomil BERGMANNS FESTE ZAHNPASTA NZ day nd sch, en 2 7 0) Ö a 2 iganMen überlegen 90 JAHRE AHABERGMANN WALDHEIM (SACHSEN) IB KOSMOS-GEMBEH DRESDE un a f DEIN FREUND DiKrankheiten und Ihre Behandlung‘ darüber schreibt der bedeutende Focharzt für u. Helfer ist „DER VOLKSWART" innere Krankheiten Dr.med. Franck In seinen Buche „Die Medizin im Dienste der Familie". Glänzende Anerkennungen Probe frei durch Der Verfasser klärt darin den Lalon über alla BURG -VERLAG, PRAG X11/519 5 ki Fenenomait Kräftigung der Nerven ‚Gr. Zlafche ca. 20 g 135 Pi verschafft Ein gutes Rröftigunge- und Aul mittel bei meroös bebi {NBecosanin I (Natr.giyc. liche Wickftoffe nach be jalatoeıl, Name gesch! Miseralielg sie. "ala 1a Flasche etwa 200 ccı in Apotheken u. Drogerien zäh. Rust Sarift v. Dr. Behre@ barmay, Jabrik, Bremen 13 Krankheiten, die nötigen Hilftmaß'nahmen und such über wichtige Ernährungsfragon auf. 544 | Seiten Leinenband RM. 10.30 frei Nachn., auf | Wunsch gegen Zahlung von RM 3,50 monatl. Werner, Freundt & Co., Leipzig ©1, Bez, 42/48 Briefmarken- Hondlung Walter Behrens Brounlchweig Vorziüghiche Arten % | durchatetsgleichbleibende Härtegrade, geringe Ab- \ nützung, hohe Bruchfestig- I keit und leichtes Gleiten. 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La fucilazione & preferibile al linciaggio!,, Der Stammtisch „Was ham denn die da für a intressants G’spräch ?‘— „I woaß net, vo’ sowas halt i mi! grundsätzli' fern und überhaupts kenn i den Witz scho’ !" La tavola riservata: ‘Che colloqulo Interessante avranno mal quelli ld}, Die Herbeirufung Von Walter Foltzick In dem Restaurant Ist es so laut oder so leise, wie es eben In einem Restaurant ist, wenn so un- gefähr hundert Menschen nicht überlaut ind ziemlich laut nervös sind, weil di oder jenes ‚oder beides schon auf der Speisekarte gestrichen Ist. Da ertönt über Ihnen plötzlich die Stimme des Jüngsten Gerichts in der zeitgemäßen Ab- wondlung des Lautsprechers: „Herr Neumann wird am Telefon verlangt.” Sie meinen vielleicht, das könnte allen, die sich vom ersten Schreck erholt haben oder nicht Neu- mann heißen, gleichgültig sein. Nein, von diesem Augenblick ab ist Herr Neumann in die Sphäre des öffentlichen Inte: 'en. Wie sieht ein Neumann aus, der an den Apparat gerufen wird, mitten aus Suppe mit Einlage, aus Feld- küchengericht oder aus einer Speise, die den un- erklärlichen Namen Burgunderbraten trägt? Nun, Neumann sieht meistens nicht anders aus als er heißt, aber es Interessiert doch, das festgestellt zu haben. Meistens aber haben die Leute bei telefonischer Herbeirufung sehr komische Namen. Uber solche lautsprecherisch geschmetterte Namen läßt sich leicht Witze machen. Doch lassen Sie das, ehe Sie sichs versehen, sitzt der Herr oder die Dame an Ihrem Tisch oder gleich nebenan, und dann ist es für Sie peinlich, wenn Sie sich sehr laut darüber gefreut haben, daß ein Herr Hauptschrift- lelter Friedhofblick gerufen wird. Es ist natürlich für einen nicht angenehm, wenn die Leute von Ihm denken, er heiße Friedhofblick, obwohl er ganz anders heißt. Aber man kann doch nicht persönlich durchs Lokal brüllen: „Hier liegt ein Mißverständnis vor, ich heiße nämlich nur so ähn- Iich.“ Nein, das. geht nicht. Nur Leute mit ganz eindeutig klingendem Namen sollten sich an den Apparat rufen lassen. Neumann hat schon seine Vorteile. Wie feierlich jedoch wird es im Raum, wenn es heißt: „Herr Direktor Dr. Pfister wird aus Mühl- helm an der Ruhr am Apparat verlangt. Dann fliegt der Engel des Wirtschaftslebens durch den Raum und schließt mit imponierendem Flügel- schlag die spottbereiten Münder. So leise wird es, daß man eine Aktie könnte fallen hören. Wie schön ist es, wenn der Herr, der sich zum Telefon bemüht, unseren Vorstellungen von einem Direktor aus Mühlheim an der Ruhr entspricht, Wird aber womöglich ein Graf Werdenfels ans Telefon gerufen, dann scheint es, als ob niemals eine Republik bestanden hätte. Gottfried von Boulllon kann nicht beachte! gezogen sein, als der von kleine Sprechze) Sehen Sie sich einmal den Pagen an, der in einer Hotelhalle einen General- Bei minus 85 Grad Von Ratatöskr Herr Schulze, Witbold von Beruf, verfank in Kümmernis bis über beide Ohren auf feiner autonomen Spötterbank: Ihm waren die Polnten eingefroren. »Was mach’ Ich nun?« fo fragte er beftürzt. »Wenn Ich’s verfuch’, fie wieder aufzutauen, lauf’ Ich Gefahr, Die Stärke, Die da würzt, in füßlich faden Zucker umzubauen, ganz ähnlich, rie's bei den Kartoffeln geht. Und Zucker It ja Gift für Die Poängten, wie jeder melß, Der mas davon verfteht... Mit mir iN's aus - Ich werde obfoletl« Wer eift Herrn Schulze los, den Hartbedrängten? 98 "Non so; per princlplo me ne sto lontano e pol loconosco glä la burlal,, ° dlrektor an den Apparat ruft, es Ist der gleiche Pa der Gotitfred von Bouillon an die gefähr- dete Bastion vor Jerusalem holte. Beide überläuft der Schauer des Weltgeschehens. BEI KAP HORN „Mal“, sagt Käpt'n Bruns, ols die Landratten am Tisch keine Ruhe gaben und darauf bestanden, daß Ihnen das Garn immer dicker gesponnen wurde, „mal, wie Ich noch als Erster auf'r ‚Adel- held Lüders’ fuhr, da hatten wir denn dscha bei Kap Horn 'na Brise, wo es gar keine Nummer für gibt. Sturm ha ümmer, das wissen sogar die Landratten, die Salzwasser bloß vom Gur- geln kennen, un deshalb gehen die da auch nich hin. Damalen abers konnte man da dscha woll reln- weg das Schuddern bei kriegen. Topp un Klüver- baum waren ratzekahl weg, Fock un Besan wären über Bord, von’r Deckslast war keine Faser un kein Span mehr da, un wir krichten so viel Wasser über, daß wir manchmal nich wußten, ob wir noch auf ’r ‚Adelheid Lüders’ oder all viel weiter unten waren. Der Himmel, der war so gnäterschwarz, un die Bülgen, wo die Landratien ‚Wellen’ zu sagen, die waren so grob, daß wir nich hätten ausmachen können, ob es Tag oder Nacht im Raum, da hätte en Wallisch mit seine ganze Familje en Wettschwimmen machen können. Der Alte konnte nich mal mehr fluchen. ‚Carsten‘, sagte er un wollte mir seinen Buddel geben, was en ganz ernstes Zeichen war — un wie daß er grade ‚Carsten' gesagt hat, kömmt See über, un wle ich wieder so Jichtens kann, sitz ich tern anner Reling, un der jer Is all 'ne halbe Meile achteraus, un der inpost geworden. No, un da—" „— da sind Sie alle erttunken”, sagte eine bos- hafte Stimme am unteren Ende des Tisches. Käpt'n Bruns stopfte gelassen mit den breiten Daumen die Asche In selnar Pfalfe fest. „Ich nich”, sagte er. „Ich hatt 'r genug von. Ich bün ausgestiegen un mit 'r Eisenbahn weiter- gefahren.’ Karl Lerbs Der gefangene Amerikaner (E. Thöny) „Ich werde das verdammte Rekrutierungsbüro wegen Betrug verklagen. Man hat mir eine amüsante Weltreise versprochen!“ il prigioniero americano: *Sporgerd querela per truffa contro |’ *Ufficlo Arruolamentl,. A me fu promesso un divertente giro del mondol,, oo (Erich Schilling) Uncle Sams Zweifrontenkrieg „Damned, wenn ich mein Hemd vorne herunterziehe, ist es hinten zu kurz — ziehe ich es hinten herunter, reicht es vorne nicht!“ Guerra su due fronti di Uncle Sam: "Damned! Se mi tiro gib la camicia davanti, essa mi & troppo corta di dietro... e se la tiro giü di dietro, non mi basta piö davanti!,, 100 Große Welt {R, Krlosch) „Ist mein Partner schon fertiggeschminkt, Herr Müller?“ — „Noch nicht, gnädige Frau, der ‚Hochstapler von Rio‘ schlürft gerade noch ein Täßchen Malzkaffee!“ Il gran mondo: “Signor Müller, ha glä finito il mio compagno d’imbellettarsi?, — "Non ancora, signora; Il *cavalier d’industria di Rio, sta appunto sorseggiando una tazzina di caffe d’orzo!,, DER PROMINENTE Der Schweizer Dichter Konrad Ferdinand Meyer kam zu einer Zeit, In der sein Ruhm schon weit- hin leuchtete, nach Bremen und versuchte, in Hillmanns Hotel abzusteigen. Der Portier warf einen flüchtigen Blick auf den Koffer und auf das Namensschild und sagte: „Leider alles besetzt, Herr Meyer.” — Darauf räusperte sich der Dichter und rief: „Ich bin der Schriftsteller Konrad Ferdinand Meyer und möchte hoffen, daß sich für ihn doch noch ein bescheidenes Bett findet.” Der Portier — nachdem er einen Augenblick er- schrocken dageständen hatte — machte eine tiefe Verbeugung, kürz darauf war wirklich ein Zimmer frei, und seitdem wurde Konrad Ferdinand vom Personal mit einer — so schien es ihm — fast übertriebenen Ehrerbietung behandelt. Als er sich einige Tage später verabschiedete und dem Portier ein Trinkgeld in die Hand drückte, 101 das in angemessenem Verhältnis zu all dieser Ehrerbletung stand, sagte er: „Sie waren so über- aus freundlich zu mir, daß ich fast vermute: Sie kennen einige meiner Bücher?“ Darauf machte der Portier einen Bückling, der alles bisher Dagewesene übertraf und antwortete: „Alle, Herr Meyer. Seit drei Jahren schon be- findet sich im Lesezimmer des Hotels eine voll- ständige Ausgabe Ihres Konversationslexikons." Hans Riebau DER HERZIGE LÖWE VON LOBITO Als ich damals auf derRundreise um Afrika mitmel- ner Freundin Franzi in Lobito ankam, sahen wir im Schatten eines Ladeschuppens sogleich einen Lö- wen. Er war höchstens etliche Wochen alt, und ein Pollzist bot ihn an der Leine zum Verkaufe an. Dieser Löwe besaß die Größe eines aus- gewachsenen Angorakaters, spielte mit der gro- Ben Zehe seines Herrn und verriet noch nicht, daß er einmal das Sinnbild für Tapferkeit werden sollte. „Das wär’ ein passendes Reiseandenken aus dem schwarzen Erdtell ief Franzi in die Tropen- glut und begann ihn wie ein Plüschsofa zu str: cheln. Ich verstand den leisen Wink und blätte: In meinem Wörterbuch, was „Löwe” und „Preis“ auf portugiesisch heißt, Der Polizist verlangte mit einem Schokoladelächeln — umgerechnet fünfzig Mark. „Das finde Ich wahnsinnig billig, direkt geschenktl” lispelte meine Freundin und hob ihn auch schon auf den Arm. Sie sprach diese Worte mit einer Selbstverständlichkelt, als ob sie Im Einkauf von Löwen jahrelange Erfahrungen hätte. Dann stöhnte sle noch eine Welle: „Oh, wie herzigl So was Herziges....!” Diese Klagelaute taten mir im Her- zen weh, Ich griff in meine Brieftasche und zählte dem Polizisten das schöne Geld in den Trope: helm. Und der Löwe war somit gekauft... Franzi Interessierte sich nicht mehr für die Hafen- stadt Lobito, nicht mehr für die Herrlichkeit des Landes Angola, Sie packte das Tier wie ein Wurst- paket und eilte damit aufs Schiff. Dort wurde sie mit dem Löwen zur erhofften Sensation. Vom Ka- pitän bis zum Klingeljungen wurde er gestrei- chelt, im Arm gewiegt und auf den Schoß gesetzt. Franzi bezog all diese Hantlerungen Irgendwie auch auf sich und vibrierte vor Freude wie Pudding. Auf dem Promenadedeck stellten Damen älteren Jahrgangs das Sticken von Englein auf Sofakissen ein und knüpften dem Tier seidene Halsbänder. Es dauerte mehtere Tage, bis sich vom ge- wohnten Schoßhündchen auf die Löwenart um- stellen konnten, sie verlangten gewohnhelts- mäßig Pfötchengeben, Männchenmachen und „Wie spricht der Hund?” Dieser Sohn der Wüste, der vielleicht noch vor einer Woche an den Ufern des Okawango mit dem Schweif seiner Mutter spielte, erlebte Jetzt, daß Gefangenschaft lediglich aus freundlichen Ansprachen, Wursthäuten, Lawendelduft und Kü- chenabfällen besteht. ‚Als wir ums Kap der Guten Hoffnung schaukelten, hatte der Junge Löwe noch keinen passenden Namen. Er hörte nur auf den Zuruf „Oh wie her- zig“, der von früh bis nachts in ie Ohren klang. An der Ostküste, pfeilgerade überm Aequator, taufte ihn Franzi mit dem Soewasser des Indischen Ozeans auf diesen Namen. Der Löwe machte dieser Benennung alle Ehre. Bis zum Suez hatte er drei Abendkleider mit Triangel vı sehen, im Kabinengang sechs Paar Damenschuhe zerbissen, acht Tangoplatten zerkratzt, unzählige Florstrümpfe untragbar geritzt und aus der Küche zahlreiche Wiener Schnitzel geklaut. An einem der letzten Tage der Heimreise, in der Straße von Messina, da der letzte Dunst der Tropen verflogen war und das Denken wieder anfing, da kam mir plötzlich zum Bewußtsein: „Franzi, hast du dir schon überlegt, daß dein ‚Oh- wieherzig’ auch älter wird?“ „Älter werden, das heißt Ja nur — anders wer- den! Und was für mich paßt, das gilt auch für Löwen!” hauchte Franzi, „Stimmt! Aber er wird ja auch von Tag zu Tag — größer! Was fängst du in einem Mietshaus mit einem ausgewachsenen Raubtier an?” „Er ist doch so herzigl Und dann wohne ich hübsch möbliert, und meine Hausfrau hat für alles Wilde sehr viel Verständnis. Ich wohne Ja auch fünf Jahre bei Ihr.. „Ja, und die Hausinwohner? Wenn sie erfahren, daß Wand an Wand — —?" „Meine Hausfrau ist verschwiegen!” — — Nacht war's, als Franzi mit dem ‚Ohwieherzig’ In der Schillerstraße ankam. Die Hausfrau hielt den Löwen im ersten Augenblick zum Glück für einen VON ERNST HOFERICHTER Jungen Bernhardiner und rief aus: „... und Hunde- steuer müssen Sie auch bezahlen!” Sie hatte zwar bisher als Untermieter schon Medizinstudenten, Jazzmusiker und Junge Dramatiker gehabt, aber für eigentliche Raubtiere fehlte ihr trotzdem der klare Blick. Ohwieherzig fühlte sich bald heimisch. Der Uber- gang von Afrika zur Schillerstraße war für ihn nur ein Katzensprung. Zwischen Angola und einem hübsch möblierten Zimmer lag keine allzu große Kluft, Auch hier war ihm gehupft wie gesprungen, und am dritten Tage fehlten bereits die Sofa- quasten, Dante in Gips stand nicht mehr auf dem Schreibtisch und die imitierte Stechpalme fiel einer tropischen Anwandlung zum Opfer. Erst am folgenden Tage entdeckte er als Spielzeug das Eisbärenfell... Der Hausfrau schwante Arges: „Wenn das ein Bernhardiner werden soll, dann freß ich Putz- lappen...!” Franzi klopfte Ihr besänftigend auf die Schulter und sprach gelassen: „Frau Anzens- rt, ängstigen Sie sich nicht — es wird ein m Löw. Am Nachtkästchen fand die Hausfrau den ersten Halt, sonst wär’ sie rücklings In den Spiegel- schrank gefallen. „Um Gottes willen! Ein Lö—öw‘ „Ja, mit dem Sie spazierengehen und Einkäufe machen können!“ Frau Anzensberger sah sich mit dem Raubtler durch die Schillerstraße wandeln. Zur Linken und zur Rechten blieben die Leute stehen. Sie hörte die Stimmen der Passanten: „Ja, aber da haben Sie etwas Exotisches! Einen Lö—öwen?“ Und das Bild des Schreckens verwandelte sich In Ihr zu einem Triumphzug. Sie spürte auf ihrem Rücken bereits die Blicke der Bewunderung. Schon am folgenden Tage nahm sie den Ohwie- herzig zur Milchfrau, zur Böckerin und an den Gemüsestand mit. Der Löwe lief an der Leine wie in Dackel neben ihr her. Vor den Kaufläden sam- melten sich Gruppen und warteten darauf, bis die Frau mit dem Raubtier aus der Türe trat. Jede Minute wurde zu einer Vorstellung, und Frau Anzensberger quittierte Jeweils mit einem L&- wie ein erfolgreicher Dirigent beim Applaus auf seine Musiker hinweist. Aber der Löwe wuchs, der Löwe schwoll. Man sah Ihn bereits wie das sprichwörtliche Gras wachsen. Aus dem Kinde wurde von Tag zu Tag ein Knabe. Zusehends erwachte In ihm die Wüste und der Lausbub, Er spielte mit den hervor- stehenden Unterröcken der Dienstmädchen, Der Meckerer 008. Gelt) „Da sieht man's wieder, wie die Zeitung schwindelt, da. steht, daß i mein Geburtstag in voller geistiger Frische feiere — daß i net lachll“ 102 schnappte nach Handtaschen und fauchte nach Vorübergehenden, den Greis und die Jungfrau nicht verschonend. Eines Morgens nahm Frau Anzensberger den Ohwieherzig in einen Metzgerladen mit. Augen- blicklich ziiterte seine Nase In wildem Beben. Er riß sich von der Leine los, sprang über den Ladentisch auf das rohe Mastochsenflelsch zu, rl ein Filetstück herab, griff eine Kalbshaxe an, um bei Niere und Leber noch nicht beruhigt zu werden. Die Metzgersfrau flüchtete in den Eisschrank, mit der Kosse unterm Arm. Panikartig stürzte die anwesende Kundschaft aus dem Laden. Frau An- zensberger schrie aus Leibeskräften: „Ohwieher- zigl Da kommst du herl Ob du herkommst? Kommst du her...?” Ohwieherzig näherte sich aber erst, nachdem er in einer Ecke des Ladens ein safliges Lendenstück verspelst hatte. Es verging kaum eine Stunde, da wußte die ganze Nachbarschaft schon von der Gefährlichkelt des Raubtieres Ohwieherzig. Die Franzi erbleichte, als sie davon erfuhr. Im Mlets- haus wagten sich die Inwohner nur mehr mit Schürhaken, Eisenstangen und Schreckpistolen vor die Tür. Gasmesser, Kaminkehrer und Geldbrief- träger welgerten sich, die Wohnung der Frau Anzensberger zu betreten. Ohwioherzig wurde zum Sprichwort und Schrecken, von der Keller- troppe bis zum Dachboden hinauf, Es half nichts, daß gleichzeitig mit dem herzigen Tier eine seltsame Wandlung vor sich ging. In Stunden des Alleinselns entdeckte der Jugend- liche Löwe überm Büfett eine Figur aus Alabaster, die bisher seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Diese Plastik stellte ein nacktes Mädchen dar, das unentwegt eine Fruchtschale auf dem Kopfe trug. In dieser Schale verwahrte die Franzi Ihre Druckknöpfe, Pralinen, Haamadeln, Kopfwehpulver und Büstenhalter, Damit das Alabastermädchen von dieser Last nicht müde werden konnte, war sie an eines Brunnens Rand angelehnt, und in diesem Brunnen war versteckt ein Spielwerk ein- gebaut. Im Rücken der Dame war der Schlüssel zum Aufziehen angebracht. Den Ohwieherzig be- schäftigte aber scheinbar nur die Schönheit der Frau, und er spielte mit ihr so lange, bis sie über das Büfett herab krachend zu Boden fiel... Und jetzt ereignete sich das Unfaßliche. Durch den Fall kam das Spielwerk in Bewegung, die aufgezogene Feder schnurrte ab und aus dem Bıunnen ertönte die Melodie „O Susanna, wle Ist das Leben doch so schön...i” Geschnurr und Lied aber mußten auf die unverdorbene Tierseele des Ohwieherzig eine schockartige Wirkung aus- geübt haben. Denn blitzartig ließ er von seinem Opfer ab, belästigte die nackte Damo nobst ihrem Brunnen nicht weiter und verkroch sich mit eingezogenem Schwanz hinter das Kanapee. Als Franzi nach Hause kam, blieb er Ihr unsicht- bar. Kein Zuruf half. Ohwieherzig hatte sich ılef in das Dschungel der Kanapeematratze vorkro- chen und kein Beefsteak tartar vermochte ihn eus seinem Versteck herauszulocken. Und seit dieser Stunde war das Tier wie verwandelt. Trau- rig lag er am Fensterbreit In der Sonne, und selbst die fetteste Fleischifiege vermochte nicht seine Melancholle zu vorscheuchen. Trat man ins Zimmer, so zuckte er ängstlich zusammen und verkroch sich wiederum In der Matratze. „Was fehlt unserem Ohwieherzig? Hat er Heim- weh nach Lobito oder drückt ihn ein seellsches Leid? Ist er gemütskrank und will er der Welt entsagen?” fragte die Franzi die Hausfrau — und umgekehrt. Diese Angst und Traurigkeit war ver- dächtig. Auch ich machte mir über den so gänz- lich veränderten Löwen trübe Gedanken. Welches seelische Trauma mag ihm widerfahren sein? „Woher dieser plötzliche Kontaktwechsel mit der Umwelt und den Mitmenschen? Hat er zu wenig Gemeinschaftspsychologie im Leibe, um den An- schluß ans Leben wieder zu finden? Leidet er an Fleischverglftung oder an Introversion? Gibt es nicht auch Psychotherapeuten für Tiere im all- gemeinen und Löwen Im besonderen? Fachärzte für psychisch notleidende Bestien?“ Wir dachten hin, wir dachten her. Ohwieherzig Soziale Unterschiede in den Demokratien (Karl Amold) „Den Kindern in Moskau soll es nicht so gut gehen, die haben dort nicht die großen Luxushotels wie wir in London!“ Differenze sociali nelle democrazie: “Pare che al ragazzi a Mosca non la vada tanto bene; lä non hanno I grand alberghi di lusso come II abblamo nol qui a Londral,, 103 wurde indes mit jedem Tage seelisch elender Da kam mir der Hausmeister, der unten im Par- terre wohnte, in den Sinn. Dar war ein vielge- reister Mann, kannte Tirol und Vorarlberg, besaß selbst schon Laubfrösche, weiße Mäuse und Feuersalamander. Er schien mir also im Umgang mit Tieren eine Art von Knigge zu sein. Diesen Mann holten wir herbel, damit dem Löwen ge- holfen werde. Er besah sich das Tier vom Kopt bis zum Schwanz und runzelte die Stirne: „Seine Menschenfurcht gefällt mir nicht. Er braucht eben- bürtige Gesellschaft Machen Sie aus der Not eine Tugend und schenken Sie das Tier dem Zoologischen Garten ...!" „Aber glauben Sie nicht, daß sich dieser Löwe auch vor Löwen fürchtet?” „Er braucht auf jeden Fall Milieuwechsel, denn es muß ihm Schreckliches geschehen sein...!” sprach der Mann, ohne es zu wissen, daß Ohwie. herzig seit dem Unglück mit der nackten Ala- basterfrau zu kränkeln begann. An einem schönen blauen Montag fuhren Ohwie- herzig, Franzi und ich in einer Droschke dem Zoo entgegen, Frau Anzensberger weinfe zum Ab- schied dem Löwen wahre Krokodilstränen nach. Der Direktor empfing uns freundlich und brachte eigenhändig den Ohwleherzig ins Raubtierhaus mitten in eine Löwenfamilie. Er zeigte auch vor den größten Bestien keine Furcht. Nur vor den Blicken der Menschen wich er ängstlich aus. Wir besuchten ihn täglich. Eines Nachmittags führte eine Lehrerin ihre Klasse vor dem Käfig des Ohwieherzig vorüber! „Seht, Kinder, das ist ein gar böses und wildes Raub- tier. Und weil es überall Furcht und Schrecken verbreitet, deshalb muß es hinter Gittern einge sperrt werden..." Allmählich besserte sich das Leiden des Ohwie- herzig. Er nahm mit innerer Anteilnahme die täg- lichen Mahlzeiten ein, und bald war ihm wieder — gehupft wie gesprungen Wir fragten den Di. tektor Über die ferneren Aussichten der Heilung. „Ta, er wird schon wieder! Aber ich glaube nicht, daß er so weit genesen wird, daß Sie ihn wieder unter Menschen bringen können“, sprach der Zoologe aus Erfahrung. 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3. Gegen schädliche Haarparasiten RUASURGZEIBERRZSEOER Richard war ein starker Raucher. Sechzig Zigaretten waren seine Tagesration. Drei Tage vor der Einführung der Raucherkarto traf ich ihn, Er schien In großer Eile, „Wohin des Weges?", fragte ich ihn, „Von Blumengeschäft zu Blumengeschäft “ „Warum?“ „Ich brauche drei rosarote Nelken.” „Für deine Frau?” „Nein. Für Ida.” „Nanu? Seit wann hast du eine Ida?” „Ich habe keine Ida! Ida hat einen Zeitungs stand.” „Und Ida hat heute Geburtstag?” „Nein. Aber die letzte Nummer der Illustrierten hat sie. Und die Illustrierte ist in der ganzen Stadt ausverkauft. Wenn ich ihr nun Nelken bringe, dann gibt sie mir die Illustrierte, Viel- leicht‘ „Warum willst lesen?” „Ich? Ich will sie ja gar nicht lesen. Fräulein Anna liest den Romanl” „Wer Ist denn nun wieder Fräulein Anna?“ Richard erklärte es mir. „Fräulein Anna ist Verkäuferin In einem Parfüm- geschäft”, sagte er, „Ich brauche eine bestimmte Hautkreme, eine Marke, die es heute nicht mehı gibt. Wenn ich Anna jetzt die Illustrierte ver- schaffe, die sie nirgends mehr bekommt, dann gibt sie mir die Hautkreme, die ich nirgends meht bekomme. Vielleicht!” Ich betrachtete aufmerksam sein Gesicht. „Du glaubst, daß bei dir Hautkreme noch etwas nützt, Richard?” Er winkte ärgerlich ab, „Wer redet denn von mir? Die Hautkreme isı du unbedingt diese Nummer doch für Ilse!” „Zum Teufell Wer ist denn nun wieder Ilse?” „Wenn ich Ilse die Hautkreme bringe, verschafft sie mir für die heutige Abendvorstellung Kino. karten.” Ich atmete erlöst auf. „Ach sol” sagte ich, endlich verstehend, „du 104 G E N / VON JO HANNS ROSLER willst unbedingt heute abend ins Kino? Siehst du, das sehe ich ein. Welchen Film siehst du dir an?” „Gar keinen.” „Aber —" „Ich brauche die Karten für Otto‘ „Otto, wer ist Otto?“ „Der Bräutigam von Eva.“ „Und Eva?”, schrie ich gereizt. „Die Nichte von Frau Schneck.” „Und Frau Schneck?", brüllte ich. Da ging ein seliges Lächeln über Richards Gesicht. „Frau Schneck hat eine Zigarettentrafik!” Mir ging nochmals ein Seifensieder auf. „Ahal Jetzt verstehe ich! Du bekommst für die Kinokarten Zigaretten.“ Richard starrte mich an wie einen Aussätzigen. „Für wen hältst du mich? Glaubst du, ich treibe Schleichhandel? Zigaretten im Schleichhandelll Du scheinst auf dem Mond zu leben!” Ich brummte erbost: „Jetzt verstehe ich Überhaupt nichts mehr! Ich be- greife einfach nicht, warum du dir erst die Füße abläufst, rosarote Nelken zu finden, für die Nel- ken eine Illustrierte zu bekommen, die Illustrierte gegen Hautkreme eintauschst, die Hautkreme für Kinokarten hergibst und dann noch nicht einmal selber ins Kino gehst, sondern sie einem wild- fremden Mädchen zur Belustigung mit dem eige- nen Bräutigam schenkst?” Richard lächelte listig: „Eva wohnt bel der Tante, die die Trafik hat“, sägte er, „wenn nun Eva abends ausgeht, dann ist doch die Tante allein, die die Trafik hat. Und wenn die Tante allein ist, die die Trafik hat, dann fürchtet sich doch die Tante, die die Trafik hat. Und dann komme ich und leiste Ihr Gesellschaft und wir spielen zusammen Schwarzer Peter, ich und die Tante, die die Trafik hat! Und dann lasse ich immer die Tante gewinnen, immer gewinnen lasse ich die Tante, die die Trafik hatl Und wenn sie genug gewonnen hat, dann ist sie gerührt und bedauert mich und schenkt mir zum Trost eine Schachtel Zigaretten. — Vielleicht! — Vielleicht!” EinBegriff für photographifcheWertarbeit ae = ier Gesichtspunkte sollten beim Krawattenkauf Beach- Webart, Bindbarkeit. Wenn Sie sich tung finden 57 Musterung, Färbu ONE k AR s h leisten, dann h die Gewähr für elegante, klassisch Hr ö = I m Musterungen, die dem verwöhntesten Auge gefallen, P) 7 RS ra Gr) IT ERRL XL 4 vH RE EL für geschmackvollste Farbgebung, für leichte f Bindbarkeit (die Kronen-Krawatte ist dehnbar, 5 inen dicken oder dünnen Knoten bevorzugen: die reichhaltige ständig durch neue Modelle er Kronen-Kollektion enthält Stoffe und Webarten für jede Knotenform. Wenn auch weniger - jedenfalls gut rauchen! ATIKAH I in den testen aaa "KRONEN-KRAWATTEN-FABHIK Fi MM Fühhe BERLIN CE ı ZAIT noch nen Augenblick! Aquapvit Ehe Sie „Kupferberg Gold“ eingießen, wischen Sie bitte die Mündung der Flasche mit einer Serviette so sauber ab, daß keine Korkteilchen mitkommen R Dann wird der köstliche Sekt rein und klar in den aus Flensburg, em == KUPFERBERG GOLD DISS + Dizgieesauncjetofe x 105 LIEBER SIMPLICISSIMUS => 10. Nückel) Bobby hat ein Rendezvous. Ein Rendezvous mit der platinblonden Pipsi. Um zehn Uhr, hat sie zu ihm gesagt, erwartet sie ihn im Cal& Mozart. Um ein Uhr geht Bobby tiefbetrübt über den Graben und sagt, als ihm Pipsi entgegenkommt, voll des tiefsten Vorwurfes: is jetzt hab Ich auf Sie gewartet, Fräulein Pipsil” „Wijegerl“, ruft Pipsi lachend, „daß mir so was hat passieren können! Ich bin im Caf& Fenster- gucker gesessen, da hab ich in der Geschwindig- keit die Kaffeehäuser verwechseltl” „Siehgst es“, sagt Bobby und lacht ebenfalls, „da Rast es! Ich hab mir's eh gleich denkt! Wie ich um halb zehn beim Fenstergucker vorübergangen bin, hab ich Sie dort sitzen g’seh'n!” H.K.B. * Unsere 83jährige Tante Pauline, die nie viel vom Telefon wissen wollte, saß kürzlich in unserem Wohnzimmer, als ich an ein befreundetes Ehepaar mit Namen Schultze ein Glückwunschtelegramm zur Taufe ihres Jungen telefonisch aufgab. Nachdem ich den Namen Schultze wie folgt buch- stabiert hatte: Siegfried, Cäsar, Heinrich, Ulrich, Ludwig, Theodor, Zacharias, Emil, und die Durch- gabe des Textes beendet war, fragte unsere würdige Tante plötzlich verwundert: „Sag mal, soll der Junge all die Namen haben?“ * „Wir haben gestern abend im Rundfunk Verdis Requiem gehört.” „Wie lange dauerte die Sendung?” Kitty sagte: „Ich habe so sechs bis sieben Paar Strümpfe dabei gestopft.” I.H.R. * Einheimischer (angesichts des Bergpanoramas) zu einem Fremden: „Nun, wenn Sie unbedingt alle Namen wissen wollen... Also von links nach rechts das Boschhorn, das Nashorn, das Wald- horn, der Nebelspalter, der Kleine und der Große Stumpen, der Krückstock, die Gallen- und Nierensteine, und ganz hinten, im Welschen, der Monte Risotto, der Piz Ravioli und der Mor- tadella.” H.B. W. !Augenbrauen machen ‚Gesicht Interessant. Mit Lillon- Wimmpern-Prä-.| parat erreichen Sie nach kt ‚Erfolge. RM ans Fr > N arce © kräusel.Essenz. 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So ein richtiges chilenisches Gunnerablatt Ist ein Regendach von seltener Größe, Zu umhüllen meine hagere Blöße, Wenn die Hausfrau mich geärgert hat. Diese Hausfrau Hela Hagen Ist ein Monstrum, nicht zu sagen Und sogar nicht zu beschreiben. Warum wollt ich auch mich nicht beweiben? Also nehm ich mein Gunnerablatt, Hüll mich unsichtbar dahinter, Daß es Schild und Wehr mir sei Vor Frau Helas Wutgeschrei. Und ich wickele dann die Alte In der Ränder breite Falte, Trage sie zum Kohlenbecken, Räuchere sie am Kupferstecken; Lade drauf zum Festtagschmaus Alle Freunde in mein Haus. Aber sie ist zäh wie Leder — Das merkt nach dem ersten Bissen jeder. Mumienfleisch schmeckt fast noch zarter. Seine eigene Hausfrau zu verspeisen, bleibt aparter. So ein richtiges chilenisches Gunnerablatt Haut mir tolle Träume aus dem Hinterhalt. Hellmut Draws-Tychsen 108 DIVE RIESSEIETLIIGEE VON TITO COLLIANDER — HELSINGFORS Buchhalter Robert Bott hatte sich früher nicht für Theater, Oper, Ballett oder etwas Ähnliches interessiert, da er friedlich und zurückgezogen lebte — aber nun plötzlich, gegen Ende des Winters, war er vom Ballett hin- gerissen. Er versäumte keine einzige Vorstellung, und immer wieder sah er das gleiche Programm. Am nächsten Tag kam er mit einem verträumten Ausdruck ins Kontor und lächelte vor sich hin. Und wenn man ihn fragte, woher dieses plötzliche Interesse käine, gab er flugs zur Antwort: „Oh, das ist eine edle Kunst. Wissen Sie nicht, daß die Tenzkunst die älteste aller Kunstarten ist?” Aber natürlich war allen die Sache klar: Robert Bott war verliebt. Er hatte sich in ein Ballettmädel vergafft, eine andere Erklärung gab es nicht. Diese Vermutung stützte sich auch darauf, daß er ungefähr gleichzeitig begann, eine gewisse Sorgfalt auf seine äußere Person zu legen, die fıüher ziemlich Junggesellenmäßig gewesen war. Er hatte natürlich kein Geld, in der ersten Reihe oder Loge zu sitzen, aber es gibt ja Operngläser zu leihen. Da saß er hoch oben auf dem Olymp und reckte den Hals mit dem Glas vor den Augen und lächelte glücklich, Aber während der anderen Vorführungen des Programms, wenn das Ballett nicht auftrat, blickte er träumend hinauf zu den vergoldeten Engel- chen an der Decke. Daraus konnte man schließen, daß er in eine der kleinen Tänzerinnen verliebt war, So war es auch wirklich. Sie war eine der vielen Spitzentänzerinnen im Ballett, keine der großen Ballerinen, deren Namen im Programm erwähnt wurden. Und schüchtern wie er war, hatte er viele qualvolle Stunden, bevor er ihren Namen erfuhr. Er wußte nicht, wie er vorgehen sollte, um ihn auszukundschaften, aber schließlich beschloß er, einen der Theater- diener zu fragen. Aber auch das war nicht leicht — alle Mädchen hatten Ja die gleiche luftige Kleidung an. Er zeigte und erklärte, stammelte, flüsterte und errötete und erfuhr schließ- lich, was er wissen wollte. „Sie meinen sicherlich Fräulein Monte”, sagte der Theaterdiener. „Dolores Monte heißt sie.” „Oh, Dolores Montel” Dolores Montel Welch Name — welch entzückender Namel Er holte tief Atem, Aber das paßte zu Ihr: ein so liebliches Wesen mußte einen so romantischen, schön klingenden Namen haben. Dolores Monte — er flüsterte ihn wohl hundertmal, bevor er abends in seiner Junggesellenhöhle einschlief. Und nun begann er seine Ausgaben einzuschränken. Ja, er begann seine kleinen Ersparnisse anzugreifen. Er kam dahinter, daß Blumen und Schoko- ladepralinen teuer waren — aber das hinderte ihn nicht. Es war Frühling — das Schmelzwasser rieselte in den Rinnen, das Gras leuchtete grün im Sonnenschein, und nichts war zu schön für ein Junges weibliches Wesen mit einem so herrlichen Namen. Während der Bürozeit konnte man ihn dabei überraschen, wenn er etwas auf ein hastig verstecktes Stückchen Papier schrieb — er machte Gedichte. Und eines Tages schaffte er sich eine neue, frühjahrsmäßige Krawatte an. Da hatte er nämlich eine Ant- wort von ihr zu bekommen, einen „Herzlichen Dank” und ein halbes Versprechen zu einer Zusammenkunft. Er befand sich in einem glücklichen Taumel, aber er hatte auch all seinen Mut zusammengenommen, und nun wagte er sie in aller Demut zu fragen, ob es ihr am nächsten Sonntag zu einer bestimmten Stunde passen würde, mit Ihm zu essen. In einem Re- staurant vor der Stadt, im Schoß der Natur? Er würde sie erwarten und sie brauche nur am Eingang nach ihm zu fragen. Dies war das dreisteste Vorgehen, von dem er Jemals geträumt hatte, und wie im Fieber wartete er auf Antwort. Sie kam bereits am nächsten Tag, und es war ein dankbares und freudiges Ja. Er bereute beinahe seinen Vorschlag, so qualvoll war die Spannung an den beiden dazwischenliegenden Tagen. Und als die Stunde da war, saß er am gedeckten und blumengeschmückten Tisch und trocknete sich unaufhörlich die Stirn, obgleich es gar nicht besonders warm war. Ein um die andere Minute zog er seine Uhr hervor, aber dennoch war er über- zeugt, daß sie eine halbe Stunde zu spät kommen würde. Das machten Frauen Ja immer so —. Aber er Irrte sich. Pünktlich um zwei Uhr kam eine junge Dame an seinen Tisch, und er sprang von seinem Stuhl auf. Aber er war völlig verwirrt. Das war ja gar nicht das Mädchen, das er immer als Brennpunkt des Opernglases gehabt hattel Er erkannte sie wieder, sie war auch vom Ballett, aber es war nicht sie. „Sind Sie —", stammelte er, „sind — Sie Fräulein Monte?” „Ja“, sagte das Junge Mädchen, „ich danke Ihnen vielmals für alle Ihre Geschenke, ich bin das wirklich nicht gewohnt. Und eigentlich heiße ich nicht Dolores Monte, das Ist nur mein Künstlername — Mama und Papa wollen nicht, daß ich unter meinem eigenen Namen auftrete — eigentlich heiße ich Inge Karlsson.” Sie war gesund und lebensfroh, nicht so hold- sellg und spröde, wie das Mädchen, in das er sich verliebt hatte. Aber er konnte ja nicht sagen, daß es ein Irrtum sei. Er konnte ja nicht alle seine Huldigungsgedichte zurücknehmen, die Blumen und Schokoladepralinen! Er war ganz betroffen, ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, und er brachte kein Wort heraus. Aber das Mädchen ließ sich nicht beeinflussen, sie setzte sich und plauderte munter weiter: „Und wissen Sie, eigentlich denke ich mit dem Ballett Schluß zu machen, ich habe es nur zur Gymnastik getan, und ich habe auch nicht besonders Lust dazu, und außerdem wollen meine Eltern nicht, daß ich Ballettänzerin werde — das ist ein gräßlicher Beruf — so anstrengend, können Sie mir glauben. Ich gehe jetzt in die Haushaltungsschule, das gefällt mir besser. Das ist außerdem etwas Reelles. Eigentlich muß man eine besondere Be- gabung haben, um Tänzerin zu sein, und ich begreife auch nicht, was (K. Heiligenstaedt) „Nu jeh ick an mein’ Lieblingstisch, wo immer jemeckert wird . „Na, ick jloobe dem Dicken wurde det Stammjericht oock nich an der Wieje jesungen!“ Al buffe: *Ora vado alla mia tavola preferita, ove non si fa che brontolare... .!,, “Eh credo bene che quel pancione non si sia certo aspettato una si primitiva pietanza!,. 109 Sie an mir selien — und meine Eltern auch nicht. Aber Sie verstehen wohl nichts vom Tanz und Ballett?” Nein, das mußte er ja zugeben. „Das haben wir uns gedacht“, fuhr das Mädchen fort. „Sie haben sich wohl gelrrt und eine andere gemeint? Denn ich falle ja nicht auf.“ „a — ja, so ist es.” Er errötete stark, „das heißt...“ Sie lachte. „Und nun sind Sie sicherlich furchtbar enttäuscht, und ich heiße nicht mal Dolores Monte, sondern nur Inge Karlsson. Aber ich werde Sie mit dem Mädchen bekannt machen, das Sie meinen, wenn Sie es wollen. „Nein nein, keineswegs.” Er sah sie an und sah, daß sie ganz hübsch war. „Ich glaube, es Ist gut so”, sagte er. „Naja” lachte sie, „wollen wir nicht essen? So nett haben Sie hier decken lassen und so fein. Es ist schade, daß ich nicht das Mädchen bin, das Sie haben wollen.” Er sah sie wieder an und fühlte sich plötzlich Rheuma, Gicht, Ischias, Glieder- und Gelenkschmerzen, Hexenschuß, Grippe und Erkältungskrankhei- ten, Nerven- und Kopfschmerzen. 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(Übersetzung aus dem Schwedischen —Interpreß) MEIN FREUND JOHANNES Johannes beschäftigte sich viel mit seinem Gar- ten. Er mußte also doch wohl allerhand gärtne- rische Erfahrungen gesammelt haben. Deshalb ging Ich zu ihm, um mir Rat zu holen. on, u zu verhüten und die Leistungslähigkeit wichtigen Schutzstoffi bindung mit den v ion ergeben d Minero! Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! di on Tabl. Eusovit „Johannes, Ich habe doch meinen Rasen umge- graben und neu Gras ausgesät. Aber es will nicht recht dicht und gleichmäßig wachsen, Was soll ich tun?" „Grabe noch einmal um und säe Blumen”, sagte Johannes. „Aber ich möchte an jener Stelle doch einen Grasplatz haben“, widersprach Ich. „Das wird es dann schon werden”, sagte Johannes. * Johannes saß an seinem Schreibtisch und grübelte. Als plötzlich das Telefon schrilite und ihn aus seinen Gedanken riß, nahm er leicht verärgert den Hörer ab und meldete sich: „Halloh, hier Johannes. Wer ist da?” „Martin“, kam es zurück, „Aber sag mal, was hast du für eine fremde Stimme? Hast du gestern etwa ein wenig zu viel getrunken?” „Nein. Aber sonderbar, auch deine Stimme klingt so fremd. Hast du gestern etwa nicht getrunken?” sagte Johannes, J. Bieger eh ter YurEl | Il R, Ein feststehender Begriff erfolgreicher Kosmetik Wunderfam Hautkrem Zahnpolitur Hagarwasser Ganz eigener Art u, Wirkung t für Krankheiten, m Ermödungsge! Iztheit. Eusovit dient zur 'ordern Sie kosten lührlichen Broschüre, ‚darf'* von Hormo- 'W 544, Kochsir. 18 Breslauer Brennerej S jr ILL Schiedewan die neuzeitlichefatke in der Kosmelik ist be- kannt für Erzeugnisse, @&I welche euren winken und geschmacklich hervorragend sind, wu I 2a & LÄESSEREIBSNINEITEE ENNSECHRERLHE EN rlag und Druck: Knorr & Hirth Kommandiig. Verantwontl. Schrif Walter Foltzick, München. alle Buchhandlungen, Zeltungsgeschäfte ünd Postanat, gültig ab 15. Okt. 19dt, — Unverlangie Simsendungen ıntwortl, entgegen. (den mut zurückgesand erugsprelse: Einzelnummer 30 Pig.; tevonRM.o35an x UHU -Alleskleber von RM.0,20 an on Perle beillegl.— Nachdruck verboten. — mis Horman- Zusotn, die Einlggesohle von überzeugender Wirkung! | Einfach » billig und gesünder! Bonn as Insrtechgerchatn, Drogen Sankt ms M.1.20.— Anzeigenpreis Ischeckkonte München BAD, Qi GER ker ein Problem heute selbstverständlich Hotten es unsere Großmütter besser alswir? Die Antwort können Siein den glücklichen Gesichtern unserer Eis- läuferinnen lesen, die In kurzen Röck- hen anmutig Über die glatte Fläche gleiten. — Die Frau von Heule wäre ‚nicht bereit, ihr Leben gegen das ver zörtelte Dasein der Frauen um die Jahrhundertwende einzutauschen.Sie kennt den Wert einer vernünftigen Gesundheitspflege und der freienBe- wegung bei Sport und Spiel. — Sie möchte vor allem die neuzei Comelia-Hygiene nicht entbehren,die ihr on allen Togen Sicherheit und Frische u, zuverlässigen Schutz bietet, I Ag MILD-WORZIG- VON BOHER QUALITÄT BETTTSIELSERLEITILTIGE [Bücher können Krätte raffen, Schläue (wo sie fehl) Eye “ Bücher für reife Menschen ‚beschaffen, mit vergeistetem Vergnügen fühlt man:| 9 wie sich Balken biegen, So zu hohen Zweckt ä < Die Frau EM NFEN von Dr, Paull, 46 Abbi 'Der Mann iı.ns50..0.1Mas0 Das Liebesieben des Menschen von Hertwig, 496 Sei RM 750 Zeichen « Geschlecht - Liebe - Ehe 72.47) von Prof, Schulz, kart, RM 2.40, geb. 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Il secolo americano: “Io, Roosevelt, ‘darö al mondo la mia impronta !,, 112 München, 18. Februar 1942 47. Jahrgang ; Nummer 8 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Kleiner Mann, was nun? (Erich Schliling) „Verdammt, führe jetzt ich den Krieg, oder führt er mich?!“ E che far ora, omicciattolo?: “Maledizione! Son io che tengo In pugno la guerra o & la guerra che tiene In pugno mell,, Der Schutzengel (0. Nücket) ll LIEBE GÄSTE VON WALTER FOITZICK Auf dieses ganze Gebiet bin ich erst durch die Frau Konsul aufmerksam gemacht worden, aber im Laufe der Zeit habe ich ihr recht geben müs- sen. Die Frau Konsul hatte ein gastfreies Haus, ein sehr gastfreies Haus. Ach, was verkehrten da alles für feine Leute, sehr feine Leute, sehr gebildete Leute, sehr berühmte Leute, Gerade deshalb ist es verwunderlich, daß die nette, freundliche Dame so herb über Gäste dachte, nicht nur über ihre eigenen Gäste, sondern über Gäste überhaupt. Die nette, liebe, alte Dame sagte nämlich: „Gäste sind Ferkel,” Das ist ein hartes Urteil über Gäste, und man sollte es eigentlich bei einer so gastfreien Dame gar nicht vermuten. Oder vielleicht gerade des- halb? Nun, sie hatte zwar nicht die Erfahrungen gemacht, die die antike Penelope mit den Gästen ihres inzwischen auf einer berühmten Irrfahrt be- findlichen Gemahls, des bekannten Dulders Odys- seus, machte. Weder im Wohnzimmer der Frau Konsul, noch in der Bibliothek, noch im Speisesaal wurde mit Flitzbogen geschossen, und die Herren von den Gesandtschaften und die Kunstprofesso- ren und die Wirtschaftsführer randallerten In Ihrer Villa keineswegs so herum wie die griechischen Helden, die dadurch Penelopes Herz und Hand und alles, was damit zusammenhängt, gewinnen wollten, Und doch fand die Frau Konsul jedesmal, daß ihre Wohnung nach so einem Empfang in einem tollen Zustand war. Aber wie Ist denn das möglich bei so gebildeten Leuten, die nicht ein- mal als Freier auftraten, sondern nur ein paar gemütliche Stunden im konsularischen Hause ver- lebten? Oh, die Frau Konsul konnte viel für ihre These aufführen. Da Ist zum Beispiel ihr Ausspruch: „In L’angelo custode alles, was oben offen ist, werfen Gäste ihre Zigar- ren- und Zigarettenasche.” Man kann überall Aschenbecher aufstellen, es hilft nichts, einer oder der andere schnippt doch seine Asche in die Chinavase oder die Bronzeschale aus Pompeji oder in das Krüglein, das die große Marmorfigur der wasserschöpfenden Nymphe in der Hand hält. Wenn Sie Gäste erwarten, decken Sie alles, was oben offen ist, zul Nein, zudecken genügt nicht, schrauben Sie es zu, versiegeln Sie es, andern- falls ist am nächsten Tage Asche drin. Gäste sind so, namentlich, wenn sie sich sehr gut unterhalten; dann übersehen sie so leicht die Aschenbecher, und kein gebildeter Mensch will doch in einem so gepflegten Hause die Asche auf die Erde werfen! Ja, und dann gibt es noch. ein herrliches Ver- steckspiel, das mit den Mokkatäßchen. Sie wissen, die Mokkatäßchen, aus denen man in angeregter Unterhaltung stehend trinkt und die man dann irgendwo hinstellt, Ha, wie erfindungsreich sind Gäste im Aufspüren von Verstecken, an denen man die kleinen Mokkatäßchen verbergen kann. Großgewachsene Herren stellen sie gerne auf Schränke. Auch in dem Spalt über alten Bänden in den Gestellen der Bibliothek ist ein beliebtes Plätzchen, und ganz Findige bringen ihr Täßchen im Flügel, dort wo die tiefen Töne sind, reizvoll unter, Man erkennt das später an der Klangfarbe, wenn ein berühmter Komponist an den Flügel ge- beten wird, Einmal war so eine Tasse mitsamt dem silbernen Löffelchen verschwunden. Man kann doch nicht annehmen, daß so feine Leute silberne Löffel ... Nein, natürlich nicht, und so fand sich auch nach Monaten das Verschwundene unter einer schweren Dantebüste, deren Hohlraum dar- übergestülpt war. Jaja, Gäste sind im Abstellen von Mokkatäßchen voller Einfälle. Ich habe einen Haushalt gekannt, in dem wurde nach Abenden, an denen guie Freunde zu Besuch waren und sich vorzüglich unterhalten hatten, immer so eine Art Osterelersuchen nach Mokka- tassen, Schnapsgläsern und Aschenschalen veran- staltet, und die Kinder freuten sich schon darauf. Im Spiel der Lüfte / Von Ratatöskr Was ift? Hat fich der Wind gedreht und bläft er jest von Welten? Die Nafe fchnuppert luftgebläht, das Herz beginnt zu feften. Vor allem auch in Anbetracht der Koks» und Kohlenkoften ... Da fchlägt er wieder, kaum gedacht, bösmillig um nach Often. 114 Auf Aolus ift kein Verlaß und feine luftigen Scharen. Er läßt fie blindlings aus dem Faß ganz nach Belieben fahren. Und mie wir Menfchen fchon fo find (es bleibt uns ja nichts über): wir drehn den Mantel nach dem Wind und graunzen höchftens drüber, „Zu einem Anzug bekommt man nur noch eine Hose — wenn ich nur wüßte, wie man einen Anzug bekommt!“ Nel “Paese d’ ogni ben di Dio,,: ““Ormal con un vestito non sl puö avere che un paio di calzoni .. . Se sapessi adesso come trovar fuori un vestitol,, 115 (Wilhelm Schulz) „Tonnage, Tonnage, Tonnage, Tonnage „Nimm doch die defekte Platte raus, Lob, die sagt ja immer das gleiche!“ „Die ist nicht kaputt; das ist eine Rede Churchills, die er in Washington gehalten hat!“ “Tonnellaggio, tonnellaggio, tonnellaggio, tonnellaggio . “Ma togli via, Bob, Il disco quasto, ch& giä dice sempre la stessa cosa!,, — "Non & guasto; ma & un discorso, tenuto da Churchill a Washington!,. 116 (€. Thöny) BIIGROSS/E LIEBTE VON ROLF FLUGEL Daß die Welt auf Krücken geht — wer wollte das ernsthaft bestreiten, Daß sie durch den Kosmos humpelt wie kaum ein anderer Stern, daß vor den Getilden der Seligen sich Stacheldrähte un- erbittlich spannen, gegen die keineswegs immer seelische Drahtscheren gewachsen sind — wer könnte dem widersprechen! — Niemand, mit einer Ausnahme. Das Ist Oswald, Seine Gründe sind nur ein Grund, und dieser wiederum ist schwarz und langgliedrig. Unter den stolzen Triusmphbögen der schmalen Brauen sind die Schächte der Augen. Auf ihrem Grund ruht die Liebe wie ein Silber- spiegel, Sie sind tief wie Brunnen, und wer un- ten steht, sieht die Sterne in Ihrer Pracht am hellen Tag, Da hört einer nichts mehr vom Rum- peln der Welt. Oswald sagt, sie sei weich wie ein Moospolster und verfüge über eine Schwing- achse. Ich lasse ihn jetzt viel allein; manches, was er so bemerkt, ist ärgerlich. Auch ich und die anderen haben unsere Frauen, Auch wir weben Tag und Nacht am Mantel der Liebe. Nur haben wir schon die eine Weisheit gewonnen, nie mit Ihm fertig zu werden. Weil wir das wissen, setzen wir ge- legentlich aus. Auch entdecken wir mitunter neue Muster. Oswald kennt nur das eine, Es ähnelt (es Ist schwer zu sagen) etwas einer unter klarstem oberbayerischen Himmel exotisch erblühten Or- chidee, heißt Lilli und ist ohne Webfehler, Ihre Stimme klingt nach dunklen Glocken. Ihr Mund hat etwas von der zärtlichen Harmonie einer Vogelschwinge. „Wer ihn küßt, versinkt taumelnd in purpurne Finsternisse”, sagte Oswald. „Liebe erhebt doch den Menschen”, warf ich ein. Doch blieb er dabei, zu versinken, In unseren Spott mischt sich aber — geben wir es zu in einem kurzen, heftigen Anfall der Ehrlichkeit — etwas Neid, Oswald hat sich in diesen Wochen seltsam verwandelt, Wie der Efeu um die Marmorsäule rankte er sich empor zum Dichterischen. Lilli ist ein Vulkan, zu dem er mit glühenden Sohlen emporschreitet. Noch der Schmerz sei Wollust. Das hat er mir erst vor kurzem gesagt. Ich sehe ihn deshalb immer weniger. Trotzdem weiß ich jetzt alles und auch das Letzte. Noch ist es mir, als söße Oswald, seiner Rede nicht sicher, die dennoch bald wie ein Feuerball im Zimmer schwebte, mir gegenüber. „Du mußt wissen”, so stieß er heraus, „daß ich Lilli noch nicht erzählt habe, daß ich auch am Sonntag dann und wann im Dienst bin. Nun sitze ich gestern am Schreibtisch, die Arbeit ist in der Hauptsache getan. Da schreibe ich einen Brief an sie. Briefe, finde ich, sind so was Wunderbares. Sie bleiben bestehen, sie machen das nicht mit, das ewig schnurrende oder stampfende Uhrwerk der Zelt, das Flüchtende, Eilende. Hier sah Oswald meine zuckenden, vor Ungeduld und auch spöttisch zuckenden Schultern. Er machte Augen wie ein Molch, der aus der dämmerig-grünen Tiefe -des Wassers an die Oberfläche stößt, die in der Weißglut der Sonne blendet. Dann fuhr er fort zu erzählen, Er war etwas seiner Erregung Herr geworden und sprach ein feierliches Adagio. „Da sitze ich nun und schreibe diesen Brief. Jenseits des Ganges schlägt eine Tür zu, Dann wölbt sich erneut die Stille zu dunklen Hallen. Mit einem leisen Knistern steigt und fällt das Wasser in den Röhren der Heizung. Ich schreibe: ‚Es ist ganz einsam hier. Du weißt noch gar nicht, daß ich zu den Sonntagsarbeitern gehöre. Ich habe es Dir noch nicht erzählt. Wenn Du bei mir bist, fällt mir immer etwas anderes ein, ein Orgelton, oder eine Arabeske, das Mädchengesicht, das Bartholomeo Veneto malte. Ganz still ist es In dem großen Haus. Jetzt — denke ich mir — läutet das Telefon. Und dann muß Deine Stimme da sein, Lilli. Sie tönt wie schwarzer Samt. Du sagst, und es rauschen alle Brunnen der Nacht: ‚Ich freue mich so — Ich mußte Dich anrufen — — —" So welt war Oswald in seiner Erzählung gekom- men. Dann stockte er. Fast schien sein Gesicht noch blasser zu werden, von einer fast durch- sichtigen Feierlichkeit, Seine Hand, eine stark modellierte, schmale, nervöse Hand strich unruhig über die Polster der Stuhllehne, immer und immer wieder. „Was meinst du, was passiert ist?" — „Ach“, sagte ich und war ganz gleichmütig, „das Telefon hat wirklich geläutet — — —“ Nun aber warf er sich heftig In meinen Satz, und die Worte überstürzten sich von neuem: „Und es war Lilli, die gar nicht wissen konnte, daß ich an diesem Tag da war, und Ihre ersten Worte waren: ‚Ich freue mich so — Ich mußte dich anrufen!’ Dann lag er lang in seinen Stuhl zurückgelehnt. Noch sehe ich ihn sitzen. Der Schmerz des höch- sten Glückes wölbte seine Lippen. Seine Haare hingen wirr über die hohe Stirn und ich vertrieb die lärmenden Spatzen vom Fensterbreti. Jetzt wären Reiher am Platz gewesen, edie Geschöpfe oder auch ein Marabu, ein Weiser. Oder eine Wolke, die im Vorübersegeln, indem sie Luft ein- und auspumpt, Choräle spielte. Aber es sind Spatzen gewesen; was kümmern sich die äußeren Umstände um den Augenblick einer fast sakralen Weihe, die die menschliche Brust zu zersprengen droht! Oswald schritt dann hinweg, der zum Opfer des eigenen Lebens entschlossene Priester einer klassischen Tragödie. Es ist nicht mehr viel gesprochen worden damals. Auch mir ist das Servus im Hals steckengeblieben wie ein Schiff im einfrierenden Strom. Dabei hatte Lilli das mit Oswalds Sonntagsarbelt von uns erfahren. Bis heute haben wir Ihm nichts davon erzählt. Wir bringen es nicht übers Herz. Die Freude, einmal an der Erzeugung einer wohl- riechenden Blase aus dem Sumpf des Alltags mitgewirkt zu haben, machte uns edelmütig. Der Oswald, sagen wir nur, wenn wir uns treffen, und nicken wie die Götterväter mit dem Kopf. Os- wald ist inzwischen drauf und dran gewesen, das Ganze in literarische Substanz zu gießen, Er schrieb eine Geschichte „Die große Liebe”. Dort versuchte er sein Erlebnis mit dem Brief und dem Anruf zu schildern. Er ließ mehrere Durchschläge anfertigen und schickte sie an Zeitschriften. Heute ist das letzte Manuskript mit einem Begleitschrei- ben der Schriftleitung zurückgekommen. Oswald ist selig. Die Arbeit könne leider nicht gedruckt werden, so hieß es, die Pointe sei zu unglaub- würdig, zu erdichtet. Oswald ist heute bei mir gewesen. Er hüpfte zuerst fröhlich wie eine junge Krähe aufs Sofa, „Kannst du dir vorstellen, was dieser Brief für mich bedeutet? Er ist die metaphysische Erhöhung meiner Liebe! Was sie schlecht erfunden glauben, ist meine Wahrheit! Diese Ablehnung hebt Lilli ins Transzendentale. Sie beginnt, von geheimnis- vollen Strömen gespeist, zu fluoreszieren wie eine Neon-Röhre.” — „Wie wer?” sagte Ich Jetzt doch leicht entsetzt. Aber Oswald hört mich nicht, Er lächelt wie ein Verrückter, Es wird in Aeonen nie mehr einen so glückstrahlenden un- gedruckten Dichter geben. Das ideale Ehepaar / von Heinz scharpt In einem Eisenbahnabteil saßen ein Herr und eine Dame, Sie, eine junge schöne Frau, der Mann Ihr gegenüber dick und mit einer spiegelnden Glatze behaftet. Ab und zu wechselten sie einige Worte miteinander, dann sahen sie gelangweilt zum Fenster hinaus oder lasen in ihrer Reiselektüre. Es konnte sich also um ein Ehepaar handeln, Plötzlich warf die Dame einen Blick nach der Tür und fuhr zusammen. Von draußen blickte ein Herr herein und musterte sie. „Um Gottes willen”, sagte die Frau und sah krampfhaft in ihr Buch, „der Himmel beschütze uns vor diesem Menschen, Der fade Kerl ist nicht mehr loszubringen, ich lernte ihn im vergangenen Sommer in Kitzbühel kennen.” Der Dicke sah kurz auf und vertiefte sich dann wieder in seine Zeitung. Der draußen putzte sich seine Brille. Und dann hatte er eindeutig die Dame im Abteil erkannt, Er öffnete die Tür und steckte den Kopf herein, „Ja, gnädige Frau, sind Sie es denn wirklich?” trat er ein, „nein, diese Überraschung. Meine Frau ist auch im Zug. Sie erinnern sich doch meiner Emilie? Darf ich einen Augenblick bei Ihnen Platz nehmen?” Und schon Nächtliches Erlebnis Von Eugen Roth Ein Mensch, der nachts schon ziemlich spät An ein verworfnes Weib gerät, Das schmelzend Bubi zu ihm sagt Und ihn mit vielen Wünschen plagt, Fühlt zwar als Mann sich süß belästigt, Jedoch im Grund bleibt er gefestigt Und läßt, bedenkend die Gebühren, Zur Ungebühr sich nicht verführen. Doch zugleich sparsam und voll Feuer Bucht er das dann als Abenteuer. 117 saß er neben der schönen Frau, die dreinsah, als hätten sich drei Tage Regenwetter neben ihr niedergelassen. „Ach“, fuhr der Herr unbekümmert fort, „wir haben so oft von Ihnen gesprochen, meine Emilie und ich, und von Ihrem Herın Gemahl —" Die Dame klappte nervös ihr Buch zu, der Dicke spitzte die Ohren. „Wissen Sie, man nannte Sie Im ganzen Hotel nur ‚Das Ideale Ehepaar‘, alles nahm teil an ihrem Jungen Glück. Sie boten die schönste belle alli- öänce zweier Menschen.” Die Dame schlug verzweifelt die Augen zur Decke auf, während die des Mannes etwas Base- dowisches bekamen. Er seh aus wie ein Nuß- knacker, der sich anschickte, jetzt und jetzt zuzu- beißen. Der redselige Herr aber ließ sich in seiner Mit- tellsamkeit nicht stören, er sprudelte fort wie ein Wasserfall, ohne zu ahnen, wie sehr Ihn die schöne Frau ins Pfefferland wünschte. „So, so” ließ sich plötzlich der Dicke grollend vernehmen, „so also war das in Kitzbühel, jetzt kommt es an den Tag.” „Wie bitte?" sagte der Herr und sah fragend den Dicken an, von dem er nicht angenommen hatte, daß er zur Dame gehörte. „Jawohl“, verschlang ihn der Nußknacker, „darf Ich fragen, sah der Mann, von dem Sie da spra- chen, vielleicht so aus wie ich?” „Keine Spur”, meinte der Herr erstaunt, „wieso?" „Nun“, fauchte der Glatzköpfige, „diese Dame, von deren Liebesglück im vergangenen Sommer Sie so schwärmten, trägt nämlich meinen Namen, müssen Sie wissen.“ Die Dame sank lautlos in die Kissen zurück. Der Herr erblaßte. Mit dem Blick eines abgestoche- nen Kalbes erhob er sich und stotterte: „Dann muß ich mich doch verkannt haben, gnädige Frau. meine unglückselige Kurzsichtigkeit —" und drau- Ben war er. Einen Augenblick herrschte Stille Im Abteil. Dann sagte der Dicke trocken: „So, den albernen Patron wären wir los.” „Samt seiner Emilie”, prustete die schöne Frau heraus, „aber was werden die beiden nun von mir denken, lieber Onkel?” Sein Hund (R. Kriesch) „Rufen Sie doch lieber Ihren Hund zurück, statt daß Sie so blöd schauen!“ — „Also Lumpi, komm her — es langt jetzt!“ II cane di lui: “Ma chiamate indietro il vostro cane, invece che guardar con quegli occhi da scemo .. .!„. — “Ebbene Lumpi, vieni qua MEIN FREUND JOHANNES Frau Johanna beklagte sich bitter darüber, daß ihre Küche dringend einmal wieder angestrichen werden müßte. „Schau nur, wie die Wände aussehen, Johannes”, tief sie. — „Wen stört denn das schon?” sagte Johannes ungerührt. „Dich vielleicht nicht. Das mag schon sein, Aber wenn nun mal Besuch kommt. Was soll der denken? Der muß doch glauben, daß wir in unserer ‘Wohnung überhaupt nichts machen oder machen lassen”, wollte Frau Johanna ihn überzeugen. E Johannes war kein Unmensch. An einem Sonntag machte er sich an die Arbeit. Die Decke und drei 118 „..ora basta cosi!,, Wände strich er an. Die vierte Wand ließ er im alten Zustand. Frau Johanna kam, sein Werk zu beschauen, „Johannes“, klagte sie, „warum hast du denn die eine Wand nicht mitgemalt?” „Damit es dem Besuch auch Jedenfalls auffällt, daß wir in unserer Wohnung etwas machten oder machen ließen”, sagte Johannes. 9. Bieger Roosevelts Spielzeug (0. Gulbransson) OLar AuLpmrnsson Kr „Mit diesen Püppchen spielt es sich ausgezeichnet — und dann passen sie auch so gut zu meinen Eseln.. .!* Giocattoli di Roosevelt: *'Con questi pupazzi si gioca a meraviglia ... e poi s'accordano si bene coi mie asini....!, 119 ZAVUESIKSESR ZUR NTGHTzE E / vonmans ranoın Das „Du“ zwischen uns ist wie ein Hohn, Es waı überhaupt ein Fehler, mit ihr hierher zu gehen — lieber hätte Ich doch einmal auf eine Minute meine gute Erziehung vergessen und statt Adel- heid zu grüßen, einfach wegschauen sollen. Ein interessierter Blick in das Fenster des ersten besten Geschäftes — ein Bäcker war es, vor dem wir uns zufällig begegneten — und alles wäre vorüber gewesen, Häite ich doch lieber die herz haften, dunklen Kommißbrote, die knusprig-frischen Semmelchen, die zitronengelben Creme-Schnitten gemustert, statt mit gezwungenem Lächeln meinen Hut zu ziehen. Nun aber ist es zu spätl — Ich dachte, sie würde meinen Gruß höflich und kühl erwidern. — Nein, ehrlich gesagt, ich dachte an gar nichts, als ich Adelheid vor einer halben Stunde zum erstenmal seit vielen, langen Jahren wiedersah, ich erkannte sie und grüßte sie, ohne zu überlegen, das war nichts anderes, als eine ganz selbstverständliche Reaktion. Statt aber huldvoll das Haupt zu neigen, eilte sie auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte munter: „Wie schauts, Ben — nett, daß ich dich mal endlich wieder sehel" Sicherlich habe ich ein sehr hilfloses Gesicht da bei gemacht, Sie lächelte — ihre Lippen waren rot wie ein Sonnenuntergang, der süße, vertraute Duft, der mich wie stets an gebrannte Mandeln erinnerte, hüllte sie ein. Ich haßte sie in diesem Augenblick nicht minder als sieben Jahre zuvor, da sie von mir ging, herzlos und ohne Zaudern. Sagen Sie selbst, hat der Herr das holde Ge schlecht nicht im Zorn erschaffen, daß die Frauen uns stets entgegenkommen, wenn wir sie Über. wunden haben, und daß sie uns fliehen, solange wir ihnen angehören wollen? „Komm, Ben, wir werden rasch eine Tasse Tee mit- einander trinken. Darf Ich dich einladen? Ich schulde dir ohnehin noch eine verlorene Wettel” — „Welche?” — „Na hör mal, das weißt du nicht mehr? — Daß der Abstand zwischen den Fixster- nen und den Planeten, nein, daß ein Komet In acht Millionen Lichtjahren — ach, ich weiß es auch nicht mehr so genau, aber jedenfalls hast du da mals gewonnen.” „Ich kann mich nicht entsinnenl" — „Doch!” — „Wirklich nicht, da mußt du mich schon mit einem anderen verwechseln.” — „Pfui, wollen wir schon wieder streiten?” — So sind wir hierher gelangt. — Wie fremd sie mir schon ist, das freut mich am allermeisten. Auch wenn sie so daherredet, als sei nie ein hartes Wort zwischen uns gefallen Wie man so falsch sein kann. „Und was treibst du nun immer so?” „Danke — viel Arbeit — nette Freunde — Ich kann nicht klagen. Im Sommer viel gesegelt, wlı haben zu dritt ein Kielboot im San-See, im Winter lese ich viel, spiele mit Wichert Schach — du ent. sinnst dich doch noch an Wichert?” — „Freilich.“ — „Voriges Jahr war ich drei Wochen in den Vertretungsmeife Von Robert Gehrke Frau Felke hat acht Hühner, aber keinen Hahn. Ihr Mann rollt Güter bei der Bahn. Sie fagte eines Tags, indes fie nähte: Wie fchön es wär, wenn in der Früh ein Hähnchen krähte. Das fiel mir eines Nachts Im Bett nun wieder ein. Sie tat mir leid. Noch ift es Zeit! So bin ich früh zu ihrem Häuschen und habe hell gekräht! Es war noch gar nicht fpät. Tauern zum Skilaufen, heuer möcht’ ich gern in die Silvretta, hoffentlich klappt es.” — „Und was macht das Herz?” — „Wieso Interessiert dich das?” — „Immer noch die abscheuliche Art, Ben, mit Gegenfragen zu antworten!” — Sie spielt mit der Kuchengabel, wie gut ich das kenne, ach — — Wenn sie bloß ahnte, wie pein- lich mir dies ganze Beisammensein ist. Hat sie denn gar kein Gefühl dafür? — Drei Monate lang habe ich mich vor ihr gedemütigt, habe ich sie bestürmt, beschworen, angefleht, nicht von mir zu gehen. Sie hat mich verlassen — ich glaubte da- mals, ich könnte es nicht überleben. Was will sie heute noch von mir? Nun lastet das Schweigen drückend auf uns. Wie unter einer Glasglocke sitzen wir hier, ganz wie von fern her dringen die Geräusche der Außen- welt auf uns ein, Das Klappern von Tellern, der Ruf „Herr Ober, zahlen, bittel”, das Summen des Ven- tilators. Und ich sehe sie wieder vor mir, wie sie auf den Omnibus sprang — 7 Jahre Ist es her — „Nein, ich kann nicht, nun sel schon endlich ver- nünftig und quäl’ mich nicht länger” — ihre dunk- len Haare flatterten im Zugwind. Dann fuhr ich nach Hause — es regnete sacht — der Oktober. ging zur Neige, Der Oberkellner bringt den Tee, Er stellt die bei- den Kännchen behutsam zwischen uns, es ist, als bemerke auch er jene gläserne Glocke, unter der wir sitzen, und als wolle er sie nicht zerschlagen. Was mag er sich wohl denken, er, der hier tagaus, tagein mit der Liebe Glück und Weh geschäftlich in so enge Berührung kommt? „Bitte sehr‘ sagt er und rückt die silberne Zucker- dose zurecht, die mitten auf dem Tischchen steht. Jawohl, es Ist ein feines Lokal, in das Adelheid mich geführt hat, Das Vertrauen in die gesitteten Gäste geht sogar so weit, daß man nicht fürchtet, sie könnten aus purer Gier Kaffee und Tee un- mäßig versüßen. Gleichzeitig gießen wir beide uns ein. Der Tee schimmert dunkel wie Bernstein, er duftet so wür- zig, daß man ihm nicht widerstehen kann. Und da /as Bewußtzein, korrekt und geschmackvoll angezogen zu sein, erzeugt das Gefühl der Überlegenheit in alen Situationen des Lebens. Die Mitmenschen urteilen zunächst oft nur nach Äußerlichkeiten: ein Blick auf die Krawatte Kultur eingeschätzt. Ein sicherer Maßstab beim Einkauf für die Eleganz einer Krawatte ist die Kronen-Marke. Denn mit einer =? weil sie den höchsten Ansprüchen an form- vollendete Musterung und harmonische aäht, egant und einmalig wir ein Modell, weil von Jedem Master wer wenige Krawatten bergmtelt werden. ABRIK Fi MFibke BERLIN C2 | KNOREN- KRAWATTEN Ex KRONEN 120 GUSTAV LOHSE BERLIN SAbuk feiner Parfümerien Krei und offen lachen “ Eönnen nur Menfchen, die gepflegte, weiße Bähne haben, Regelmäßige Zahnpflege - mor= gens undabends- mit Blendax, dervorzüglichen und preiswerten Zahnpafta, ift ein bewährtes Mittel, um die Zähne gefund und weiß zu erhalten, Blendax Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein Bei uns zu Hause - ist „Sebalds Haartinktur‘ immer sparsam verwendet worden. Heute -wo es „Sebalds Hoartinktur‘‘ vorübergehend nicht so reichlich gibt - fällt es uns deshalb nicht so schwer noch etwas sparsamer damit zu sein. „Sebald” hat von jeher gesagt: Wenige Tropfen genügen! -dieserRatgilt heute mehr denn je. SEBALDS HAARTINKTUR Die Meisterzigarette der Österreichischen Tabakregie sind gut und ein besonderer Genuß von A-Z Nee MILDE SORTE4 PL MEMPHIS 4 PL II. SORTE 5 Pi BOLS LIKÖRE GENEVER GIN UND BITTERS S P \.\ i Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern lüßt ihn langsam und in kleinen Schlucken über die Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß. ereignet sich das Unheil — oder wird es mein zukünftiges Glück werden? — ach, was wissen wir schon — — „Du nimmst ‚Ja noch immer keinen Zucker", sage ich und greife nach der Zuckerdose. Doch habe ich die Worte kaum ausgesprochen, da durchzuckt mich jäh die Erinnerung. So war es, ja genau so war es doch damals — — Und da sagt Adelheid auch bereits lächelnd: „Da wären wir also wieder so weit, Ben —" Ich habe sie bei Freunden kennengelernt, auf dem Heimweg erlangte ich ihre Telefonnummer, wenige Tage später trafen wir uns in einer klei- nen Konditorei. Wie entzückend sie aussahl Sie trug ein weites, schwarzes Kleid mit breitem, wel- Bem Einsatz, ich entsinne mich dessen noch deut- lich, obgleich ich ansonsten für derlei Dinge wenig Gedächtnis besitze. Dazu eine Malachit- kette und eine breite, silberne Armspange, Wir bestellten Tee. „Sie nehmen ja keinen Zucker”, sagte ich und griff nach der Zuckerdose. „Sie fangen ja frühzeitig an, mich mit anderen Frauen zu verwechseln“, sagte sie. — „Wieso?" — „Weil ich Zucker nehme.” — Dies Mißgeschick hat Adelheid mir sieben Jahre lang nicht verziehen, Es half auch nichts, daß ich ihr hundertfach bewies, daß Männer im allgemei- nen Zucker zum Tee nehmen, Frauen aber nicht (ja, wir veranstalteten deshalb sogar Rundfragen in unserem Bekanntenkreis, die meine Behaup- tung glänzend rechtfertigten). „Trotzdem hättest du fragen können: Nehmen Sie Zucker?”, das war ihr ständiges Argument, und: „Du hast mich eben doch mit einer anderen Frau verwechselt, gleich am ersten Tag, gib es doch schon endlich zu.” — Sieben Jahre sind verstrichen und ich habe offen- sichtlich nichts hinzugelernt. Ist es noch nötig zu erwähnen, daß mein unbere- chenbares Herz Adelheid wieder gehört, seit sie sagte: „Da wären wir also wieder so weit, Benl ...” ERFOLG „Aufruhr Im Damenstift” war im Josephstädter Theater in Wien unter der Regie von Rudi Stein- böck ein sehr großer Erfolg, Jeden Abend war er im Theater und kontrollierte die Vorstellung und paßte auf, daß keine der vielen Schauspiele- rinnen — es ist ein Stück mit sehr viel Rollen, aber nur weiblichen Rollen — also da paßte er tagtäglich auf, daß keine aus der Reihe tanzte. Vergeblich versuchten wir ihn Ins gegenüber- liegende Caf& zu locken. „Geht’s voraus. | komm nach Schluß.” „Na hör, beim Verbeugen brauchst doch nicht auch noch da zu sein,” „Grad dal Was glaubt’s, wenn i net scharf auf- pass’, wieviel Schauspielerinnen sich da von an- deren Theatern hinzuschleichen, um sich bei dem Applaus mit verbeugen zu können?” R. A. Stemmle NIUKSUhKe) [IV NVKel\| ZWEISCHNEIDER SZ FÜR DEN STÄRKSTEN BART Die praktische Erfindung mit 2 verschladenen Schneiden für Vor- und Nachrasur Jode Klinge enthält: Normalschnelde Nr.1 1.dleVorrasur B _ Ga Wenn unsere Werbewagen einmal wieder durch die großdeutschen Gauefahren,danngibtesauchwieder Kienzle-Uhren in reicher Auswahl im Fachgeschäft — genau so schön und zuverlässig — der Name Kienzle auf dem Zifferblatt bürgt dafür. Freuen wir uns auf die spätere Erfüllung unserer Wünsche! AMIREN Honischlilfschneide "s.&cs Nachrasur Tastkerbo Nr, 3 (D.R.P.) zur mühel. Unterscheidung beider Schnelden 6. 9% 13% Mulcuto-Werk, Solingen Bozugsquellen-Nachwels Wunderfam | Hautkrem Zahnpo Lal-T-1477-ErTT0 Ganz eigener Art u. Wirkung ur Kossack d. Altere, Düsseldorf IDIE STANMDM-CIGABEITE 122 gelaunt! AD So sollten Sie erwachen, mit Frehsian und miı durch OHROPAX-Geräuschschützer Weiche, Formbare Kugeln zum Abschließen des Gehörgangen Schachtel mil 6 Paar RM 1.40 Apotheker Max Neawer. Potsdam 79 | Magen wieder ganz in Ordnung Mogendrud «brennen, alümenen; fauresyuule open. Sodbrennen, Kollern, Vlähungen ulm, nit nur befhwictigen, fondern an der Wut» gel fafien. befeitiaen und möglihit das wolle Woblbeiinden wieder berftellen: dazu find Thylial: Pillen frei von Natron und Manuela da, Tholtol bat die Aufaabe, für normalen Sänrsaebalt au forgen faurcbildende Härum en au verbiten und Die Alaaenmand vor Schädigungen au bewabren. Daran liegt es. dak Tbnltal folde raiben und arindlichen Dauereriolge au verzeichnen bat. — Scagtel mir 40, Sıllen m 1.92. Grbä tt im den a ı dann Noien-Apotbele, gingen, Moiente, 8, Berlannen Sie Die Aufflärmmasihriit T oftenlos und me verbindilh von der Hiema Garl Bhbler. Konftana Kleine Ursachen — große Wirkungen Die meisten Zahnkrankheiten beginnen mit einem winzigen Loch im Zahn. Es kann nur durch fachmännische Behandlung beseitigt werden. Wird dies versäumt, so sind Zahnschmerzen, Zahnausfall, Magen- und Darmbeschwerden, Nieren-, Herzmuskelentzündungen und Rheuma häufige Folgen, die die Leistungsfähigkeit vermindern. Richtige Zahnpflege erhält die Zähne gesund, kaukräftig und schön und dient der Gesunderhaltung des Körpers. weist den Weg zur richtigen Zahnpflege Verlangen Sie kostenlos von der Chlorodont-Fobrik, Dresden N&, die Schrift „Gesundheit ist kein Zufall ERZEUGNISSE gute Gründe, die Astra und mäßig zu rau- chen und nicht zu stapeln. Beim Lagern leiden Aroma und Astra MIT UND OHNE MUNDSTUCK langsam Frische. KYRIAZI Füße erhißt, überangeftrengt,) brennend? Da hilft alfen, bie viel gehen und tehen müffen,) rofch Gfafit- FZufpuder. (Er trodnet, befeitigt übermäßige Gaweißabionberung, verhütet Dlafen, Brennen, Wunbdlaufen. Seroorragend) für Maffage! Für die fonflige Fußpflege :| S Gfafil-Fufbad, .Ereme u. «Tinchur.| SireusDofe 75 Pfg. Nadjfüllbeutel SO Pfg. In !potpeten, Drogerien v. Fochgefäöiten erhälitic. 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Das ist also das vielbesun- gene Wien, die Stadt der Lieder, die Stadt der Gemütlichkeit, Er läßt die Glasscheibe hinunter und blickt hinaus, Viel ist nicht zu sehen, langsam sinken die Schneeflocken auf die von vorweihnachtlichen Tannenwäldchen erfüllten Straßen. Und da klingen auch schon Worte in der melodischen Wiener Mundart an die erfreut aufhorchenden norddeutschen Ohren des Gefreiten Schüdde- kopp. Aufrüttelnde, frohstimmende Worte. Ein Mann mit weißer Schürze geht den Zug entlang und schreit: „Heiße Wirschtel, Zigaahn, Obst, Scho- kkolade — heiße Wirschtel, Zigaahn, Obst, Scho-kkoladel” Es klingt dem Gefreiten Schüddekopp wie einschmeichelnde Wiener Walzermusik. — „Sie — hedal” ruft er, „ein Paar heiße Würstchen!” Der Mann bleibt stehen. „Ui jegerll” sagt er, „da wern S’ bei mir ka Glick net ham. Heiße Wirschtel san scho lang ausgangen!” „So?" sagt der Gefreite und wundert sich, „dscha, dann geben Sie mir eine Zigarre!” „Zigaahn gibts nur für Stammkunden!” „Nanul” sagt der Gefreite und wundert sich noch mehr, „Also dann etwas Obst!” „Oba, Heah”, sagt der Wiener, „wo wollns denn jetzt an Obst hernehmen? An Obst gibts nur im Somma, und mir stengan knapp vor Weihnachten!” „Dunnerlüttchen!” sagt Schüddekopp und seine norddeutsche Gründlichkeit ist irritiert. „Also dann geben Sie mir wenigstens etwas Schokoladel” „Schokolade is kane net dal” „Ja, aber Sie haben doch auf dem Breit eine Menge Bonbonnieren liegen?“ „Dös san nur Schaupackungen!” „Ja, zum Teufel, Mann! Warum rufen Sie denn dann alle diese Dinge aus, wenn Sie gar nichts davon haben?!” „Schaun S’, Heah”, sagt da der andere urgemütlich, „zu was soll I mi an- strengen und an neichen Text lernen?” DER TAPEZIERTE DICHTER VON KURT GUNTHER VON FISCHER Mein Freund Waldemar Wespenbauch ist ein Dichter. Nicht etwa so ein Schreibmaschinendemolierer, der Kriminalromane von fünf Toten aufwärts und unverkäufliche Kurzgeschichten schreibt, nein, ein Lyriker, ein Wortmagier, ein Sprachschöpfer, kurz ein richtiggehen- der Dichter mit Samtmasche, Nackenhaaren und so. Naturgemäß spre- chen seine ätherischen Geisteskinder nur zu einem kleinen Kreis, da unverständlicherweise noch immer ein Großteil der Bevölkerung eine Portion Sauerkraut mit warmen Würstchen dem „Hymnus an die Morgen- röte" von Waldemar Wespenbauch vorzieht, Aber das muß anders werden, Die Kunst muß ins Volk getragen werden, sagt mein Freund, und danach handelt er auch. Wie zum Beispiel am letzten Dienstag. Dies war der Tag, an dem er seine erste Vorlesung vor einem auserwählten Publi- kum hielt. Also am letzten Dienstag besuchte ich ihn in seiner neutapezierten Woh- nung. Er hatte selbst die Farbenzusammenstellung getroffen: Gelb mit Rosa. Man bedenke: Gelb mit Rosal Es war grauenhaft. Es sah aus wie Eieromelette mit Schinken. Sonnenstäubchen auf Mädchenwangen, sagte Waldemar Wespenbauch und war sehr begeistert, was er auch den Hand- werkern mitteilte. Ihrer waren drei, Ein Meister, ein Geselle und ein Lehrling. Der Meister hatte einen Bauch und keine Haare, der Geselle hatte Haare und keinen Bauch und der-Lehrling hatte eine schwarze Nase. „Wahrhaft erhebendl” sagte Waldemar Wespenbauch. „Scheen!“ sagte der Meister, denn er hieß Zapletal und stammte aus dem schönen Böhmerlande. „IsJaklarl” sagte der Geselle. Der Lehrling sagte nichts. Mein Freund, der Dichter, strahlte, „Sollte ich sie nicht...” flüsterte er mir fragend zu, „sollte ich sie nicht für heute abend einladen?” Und schon wandte er sich zu den dreien: „Ich lese heute abend im ‚Criterion' aus eigenen Werken. Hier sind drei Karten, ich erwarte Sie bestimmt!” „Scheen!” sagte der Meister. „Isjaklarl” sagte der Geselle. Der Lehrling sagte wieder nichts, aber er war sichtlich bewegt. Abends acht Uhr im lichterstrahlenden ‚Criterion‘. Vor einem erlesenen Publikum begann mein Freund Waldemar Wespenbauch mit seiner be- rühmten Ode „Das Leben”: „Tauch‘ In des Lebens betörende Fluten... In diesem Augenblick trat eine kleine Unterbrechung ein, denn etwas verspätet kamen bei der Tür der Meister Zapletal, der Geselle und der Lehrling herein. Ihre Sitze befanden sich in der Mitte der zweiten Reihe, und bis sie an der dicken Dame, die an der Ecke saß, vorbeigekommen waren, vergingen etwa fünf Minuten. Der Dichter begann von vorne: „Tauch’ in des Lebens betörende Fluuuten ...” Er machte eine kunstvolle Zäsur. Der Saal lauschte mäuschenstill. „Scheen!” sagte der Meister Zapletal in diesem Augenblick, weil er offen- bar meinte, das Gedicht sei gerade zu Ende. „Isjaklarl“ sagte der Geselle bestätigend. Man kann nicht behaupten, daß Ihre Stimmen leise gewesen wären. „Bitte?” fragte der Vortragende vom Podium herab. Er war etwas verwirrt und fingerte an seiner Brille. „Ach so, ja — nichts!" Und er begann von neuem: „Tauch’ in des Lebens betörende Fluuuten. In diesem Augenblick senkte der Lehrling seine Hand In die Tasche und holte eine Tüte mit Bonbons hervor. Das Publikum machte „Ts! Ts! Ts!" und „Schschschttl”, aber das war un- gerecht vom Publikum, denn schließlich kann doch der Lehrling nichts dafür, wenn die Bonbonfabrikanten ihre Ware In ein Papier einpacken, das stärker raschelt und knistert, als eine Kompanie Soldaten im herbst- lichen Laubwald. Jedenfalls wurde Waldemar Wespenbauch neuerdings daran gehindert, in des Lebens betörende Fluten einzutauchen. Ich weiß wirklich nicht, woran es lag, aber der Abend wurde kein Erfolg. Die herrlichsten Gedichte meines Freundes kamen irgendwie nicht richtig zur Geltung. Eventuell mag auch die knusperige Käsesemmel etwas störend gewirkt haben, die der Meister Zapletal anschließend an die Ode „Das Leben” hervorholte — jedenfalls war es ein Fiasko. Trotzdem war mein Freund nicht verstimmt und nahm nichts übel. Bis Samstag. Da erhielt er vom Tapezierermeister folgende Rechnung: Ein Zimmer tapeziert . . u RM 25.— 3 Stunden im Criterion gesessen, Nachttarif und Überstundenzuschlag nebst Fahrtspesen für drei Mann) es 5 RM 30.— RM 55.— 124 Der Zimmerherr {K. Helligenstaedt) „Dreimal hat er jetzt schon reingeschaut — und dabei hat er doch gar keine Küchenbenützung .. .!* L’inquilino: “Gid tre volte ha sbirciato adesso qua dentro; e sl che non ha Il diritto d’uso della cucina .. .!.. 125 LIEBER SIMPLICISSIMUS (0, Nückel) Kurt Möbius wollte verreisen. In der vierten Woche der Zuteilung. Kurt Möblus rief daher seine Frau. „Helene! Meine Brotkartel” „Sofort, Kurt!” Helene eilte in die Küche, Helene suchte und suchte. Endlich fand sie die Brotkarte. Sie lag unter der Butter. Und sah auch so aus, Voller Fettflecken. Über und über, „Hier Ist die Karte, Kurt!” „Ich wollte goch nur die Brotkarte.” „Das ist sie doch!” „Das hier?” „a. Kurt betrachtete das glänzende Prachtstück und sagte: „Das ist schon mehr eine Butterbrotkartel” I.H.R * Auf dem Gute hatte man beschlossen, selbstver ständlich die Skier dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen. Nur eine Fahrt wollte man noch zum Abschiede von den lieben Brettern unternehmen. Am Morgen des zweiten Weihnachtstages gab der junge Eleve dem französischen Kriegsgefan- genen die letzten Anweisungen für die wenige Arbeit des Tages; dann schloß er seine Aus- führungen stolz mit dem Satze: „Maintenant je vais chler avec les filles du chef.” Den entsetzten Blick des Franzosen sah er nicht mehr. * Bobby entschließt sich, einen Graphologen aufzu- suchen, irrt sich aber und landet im Vorzimmer des bekannten Phrenologen Professor Schädelnaht, Tags darauf triftt er seinen Freund Rudi. „Na“, sagt Rudi, „wie war's, Bobby, was hat er denn g’sagt, der Graphologe?“ „Hörst, Rudi”, meint Bobby, „das war wirklich g’spassig! Ich hab gar nix schreiben müssen.. Aber recht gründlich ist er g’wesen! An mein Kopf hat er umeinanderdruckt, abg'messen hat er ‘'n, dann hat er wieder druckt, dann hat er langmächtig nachdenkt und endlich hat er g’sagt: Sie Ärmsterl... Und dann hat er mir fünf Mark in die Hand druckt und hat g’sagt, daß I nimmer kommen brauch!" H.K.B erhöhen die Schaffens. kraft und Lebensfreude Die gewohnte tägliche Nahrung wird den Narvan ‚nicht Immer genügend Nährstoffe liefern. In diesen Fällen bewährt sich gut Lambostin-Lecithin raucht rvensubstanzen. Nr. 814 Packung mit 150 Dragdes RM. 3.25 jekömmmlich., beruhlgandes Abendgetränk Lambrechts NERVENTEE das vorzüg!. bewährte Hausmittel, Bestell-Nr. 815 Packung fürca. drei Wochen ausreichend RM 1.60 Und zur Stärkung des Allgemeinbefindens die wohl- schmeckando Vitaminnahrung A-D BIOTAMIN Der Inhalt einer bequemen Taschenpackung mit 16 Täfelchen vereinigen in sich Iamine von Lebertran und frischen Zitronen, eingebettet in Traubenzucker. 213 Taschenpackung « » » . 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Leinen Ist gar nicht das richtige Wort, man brauch! woder auswendig zu ler nen, noch Vokabeln und grammatlsche Koin Auswondiglernen von Vokabeln Ich finde Ihr Nousystem insofern un- übertrofflich, als das Auswondiglernen von Vokabein und grammatischen Ro- geln ganz ausgeschaltet ist, denn dor Regeln pauken, noch irgendwelche Lehrstofl prägt sich In seinam Aufbau Vorkenntnisse oder eine besondere Be- ganz von selbst dem Gedächtnis ein. gabung zu besitzen. Mon liest, und dos Der behandelte Stoft wird in Inter- Gelesona prägt sich spielend leicht assanler Walse gehracht und kann tast- ein. Moine itollenischan Freunde waren los im praktischen Leben verwendet üborrascht über molne schnellen Er- werden 'olge, besondars Über die quio Aus- St. Pölten, 15. Jan 1940. Adalb. Redl, sprache. Auch bin ich In der Lage, Ila- Josefsir. 57 Houptschuldirektor 1. R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahı als eine Sammlung totor Vokabeln entgegen, sonder. so, wie sie wirklich und tig lich In lebendiger Rede und Geganrede gesprochen und gebraucht wlıd. Jodus machanlscho Auswendigiernen füllt fort, denn eine wortverwandt neugestälteie Wochselwitkung zwischen Fremd und Muttersprache vorankerl das Sprachgut Dies vollzioht sich nach einem nauartigen Plan von Wiederholung, der bewlıkt, daß Ihnen der Sprachstofl ohne moachanischos Auswendiglemen zufließt. Gleich einer Interessanten Loklüre, dio unterhält, anrmgt und erfieut, geht die Anolgnung dar Umgangssprache kurzwailig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nätig, Volks schulblldung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anweisung o'n» Hindemis vor sich gaht. 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Vorto (Man SM 4.15 ‚diesen Folgen eines gestörten Nervensystems leidet: ‚Allgemeiner Nervenschwäche, nervösen Erschöp- fungszuständen, Reizbarkeit und Schlaflosigkeit, nervösen Magen-, Darm- und Herzbeschwerden. Dann Ist es Zeit für eine Neurosecretin-Kur zur Kräfigung der geschwächten Nerven. Die Neurosecretin-Kur wirkt durch die im Neurosecretin geschaffene Verbin- ‚dung von Leci mit körpereigenen Mineralstoffen) und den für die Nerven so wichtigen B-Vitaminen (vor allem dem antineurilischen Vitamin B.). Sie hat sich bestens bewährt auch bei Beschwerden | durch Aderverkalkung, erhöhten Blutdruck und In) ‚den Wechseljahren. 50 Dragees RM 359, 100 Dragees RM 6,74 In allen) TÜCKMAR WELTRUF SOLINGEN Sie sind wieder auf Draht .... Se Kur m Lezithin-Silber machen. Bei Nervosität, Überan- strengung bestens bewährt. Eine Nervennahrung1.Ranges. Packung 250 Stck. RM. 4.- inkl.Nachnahme. Werner Hefelbarih, Drogen, Merseburg a. 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Bilok) DIE HELFENDE HAND VON WALTER FOITZICK Längst ist das Trinkgeld abgeschafft, seit Jahren schon. Du findest auf deiner Rechnung einen klei- nen Betrag von Prozenten hinzuaddiert, der dich von der Gabe von Trinkgeldern und den andern von der Schmach, etwas anzunehmen, befreit. Ich glaube, so hieß es damals, und es war auch von Menschenwürde die Rede und von dem Lohn, den jede Arbeit erfordert. Damit also war das Trink- geld abgeschafft, Schluß! So ganz einfach ist die Sache aber doch nicht. Die Menschenwürde ist gerettet, keiner kann ge- zwungen werden, ein Trinkgeld anzunehmen, aber es Ist nicht ganz so einfach, jemand zu zwingen, nichts zu geben. Ich muß da von mir reden. Da war z, B. jemand in meinem Zimmer, und well er gerade einen Ham- mer bei sich hatte, bat ich ihn, einen Nagel ein- zuschlagen. Er schlug ihn ein, er machte vier Schläge, vier gute, geschickte Schläge. Ich selbst hätte zwölf bis siebzehn schlechte Schläge ge- tan, und der Nagel wäre krumm gewesen, Der Mann war ein Fachmann im Nageln. Nun wäre es meine Pflicht gewesen, zu fragen: „Was bin ich schuldig?” Da der Mann ganz bestimmt voller Menschenwürde gewesen Ist, hätte er die Sache durchkalkulleren müssen nach Zeit, Materialver- brauch, Amortisation und Regieunkosten. Ich gestehe offen, Ich vergaß In dem Augenblick die Menschenwürde und gab ihm ein Trinkgeld. Er dachte im Moment wahrscheinlich auch was anderes und nahm'’s. Vielleicht wäre es richtiger gewesen, ich hätte ihm für seine Hilfe das ‚Du’ ‘angeboten oder ihm vorgeschlagen, falls er mal ein kleines Feullleton brauchte, sich an mich zu wenden, aber, Hand aufs Herz, mir fiel das nicht ein, sondern ich gedankenloser Bursche gab ihm ein Trinkgeld. Und neulich: Da war ich in einem Hotel, da wurde alles auf eine Rechnung geschrieben, und es war viel addiert und die ganze Sache sah aus wie die Bilanz eines größeren Industrieunternehmens mit Soll und Haben und Dividenden, obwohl Ich nur eine Nacht dort geschlafen habe. Es stimmte gewiß alles und ich zahlte. Neben mir stand mein Koffer, und wie ich mich gerade bücken wollte, ihn aufzuheben, da bückte sich neben mir einer und gab mir den Koffer in die Hand. Da wurde ich wieder rückfällig, ich stellte meinen Koffer hin, knöpfte Mantel und Jacke auf, fand mein Geld und gab in die helfende Hand. Auch der Mann, der mir beim Einsteigen In den Zug da- durch hinderlich war, daß er mir meinen Koffer aus der Hand nahm und mir zwischen die Beine schob, erhielt eine Kleinigkeit, denn ich kann mir nicht denken, daß er es nur aus Bosheit getan hat. Ach, es ist so schwer, keine Trinkgelder zu geben. Leerer Garten Von GeorgBritting Abgeerntet steht der Garten Und die Blumenpracht versank dahin. Vergeblich ist's, aufirgendwas zu warten. VorWochenschonsahman dieVögelziehn. Die Vögel flogen in ein ander Land. Du nimm aus deinem Schrank ein rotes Band Und gib’s dem Wind, der soll's von dannen treiben! Am Rosenstrauch mag es wohl hängenbleiben Und eine Schleife in die Lüfte schreiben. American Bar (Karl Amold) „Nicht traurig sein, Dickerchen, versaufen wir deine letzten Stützpunkte!* Bar americano: “Non rattristarti, no, pancione mio! Tracanniamo giö le tue ultime basi d’appoggio!,, 131 Kuriergepäck in Tanger (Wlinelm Schulz) „England verspricht uns ein besseres Leben, sein Secret Service schickt uns den Tod!“ Bagaglio di corriere in Tangeri: “Mentre I'Inghilterra ci promette una vita migliore, Il suo Secret Service ci manda la morte!,, 132 DREI PIONIERE TINFEINEM ZELT Es waren schwere Tage gewesen damals in den Wäldern um den Iimensee. Drei Wochen stand das Regiment im Kampf. Nun aber waren die Schwaben vorne und das Regiment, so hieß es, ging in Ruhe. Die Wolken hingen tief über den Wäldern. Der Regen rauschte nieder. Die Jäger nach dem lan- gen, mühsamen Marsche waren hundemüde. Der Pionier Hotter, der Minenhotter, schlief, wie er stand, an einen Baum gelehnt, während die an- dern beiden das Zelt aufstellten. Der Hotter konnte ruhlg schlafen; denn Minen gab es hier keine mehr. Es hieß in der Kompanie, daß er die Minen „schmecken“ könnte. Lang genug war seine Pfundsnase dafür; denn wo niemand etwas sah und niemand auch nur etwas ahnte, riß er plötzlich die andern zurück, kroch vor und grub, als hätte er sie selber in den Boden gezaubert, die schönste Mine aus der Erde. Aber es lag ihm das nicht bloß in der Nase, auch in den Fingern. Finger, sagten sie in der Kompanie, hatte er so feine und geschickte wie eine Hebamme, Nie- mand hätte ihm, dem groben Holzknecht aus dem Otztal, einen so zarten Umgang zugetraut, aber was er bei den Minen brauchte, hatte er wohl daheim bei den Weibsleuten gelernt. Da war der Gefreite Knapp mehr für das Grobe. Sprengen war für ihn das Höchste. Wenn nicht irgend etwas in die Luft zu sprengen war, galt das für ihn nicht als ein richtiger Krieg. Brücken, Bunker, Häuser, Bäume, Verhaue, Fische aus dem Wasser, Steine aus der Erde, einerleil „In die Luft damit!” das war sein Leibspruch. Jetzt aller- dings kniete er bloß auf dem Waldboden wie ein gewöhnlicher Soldat und spannte die Zeltbahn so fest, daß es den dritten, den Federspiel, beinahe über den Pfosten hinauswarf in die Luft. „Nit so gach“, schrie der kleine, runde Feder- spiel und versuchte mühsam das Gleichgewicht zu halten und die Zeltbahn nach der andern Seite zu spannen. Der Federspiel war im Gegensatz zu den ändern beiden ein Universalpionier, bei allem dabel, für alles zu gebrauchen, aber am besten für sich selber. Darum hielt er viel auf gutes Essen und ein solid gebautes Zelt. Er zog noch den Graben rundum und legte die Rasen- stücke sauber über den unteren Rand des Zeltes. „Hö, Hotter“, riß dann der Knapp den langen Hotter vom Baum weg, „das Hotel ischt fertig, Hotel ‚zum grünen Pionierl' Zentral geheizt von uns selber und mit fließendem kalten Wasser, wenn's so weiter regnet wlia Jetzt!” Der Hotter, ohne richtig aufzuwachen, taumelte in das Zelt hinein, zog seine langen Stelzen, die wie ein Stativ verstellbar waren, ein Stück welt ein und nun legten sich die drei zu jener kunst- vollen Figur zusammen, die sie in langen Zelt- nächten genau erprobt hatten. Der kleine Feder- spiel schloff so hinten Ins Zelt hinein, daß der Knapp seine breite Rückseite vorbauen konnte und der Hotter sich lang um ihn herumbrachte. Brust und Rippen des einen waren schon so auf Rücken und Hinterteil des andern eingerichtet, daß der dritte mit Armen und Beinen wunder- bar zurechtkam. Es sah aus, als wäre das, was da Im Zelt lag, ein einziges Wesen, so genau paßte alles ineinander. Der Regen rauschte auf das Zelt hernieder und gab die rechte Musik. Wie sie dort lagen, so schliefen sie ein, Der Hotter begann sogleich zäh und ausdauernd das nächtliche Holz zu sägen. Sein tiefer, abgründiger Baß gehörte zu einem Pionierschlaf dazu. » Da aber stieß plötzlich jemand mit den Nagel- schuhen gegen das Zelt, trat dem Federspiel ins Kreuz und eine Stimme war da, — nicht zu ver- kennen! — die Stimme von ihm selber, dem Spieß: „Hö, ihr da, ihr baut die Latrin!” Sie hatten es alle drei gehört; denn so tief der Schlaf eines Pioniers sein mag, tiefer als das tiefste Sprengloch und geballter als jede ge- VON KARL SPRINGENSCHMID ballte Ladung, und so laut daneben Blitz und Donner, Bomben und Granaten, die ganze himm- lische und irdische Artillerie losgehen mag, der Pionier schläft seinen Schlaf; denn es geht ihn ja nichts an, was da schießt. Wie aber etwas geschieht, das ihn selber angeht, und Ist es noch so heimlich und still, bloß jemand, der zum Es- sen pfeilt, oder der Hauptmann, der etwas sagt, oder der Spieß, der etwas schreit, da ist der Pionier alsogleich wach und Ist bei der Sache. So geschah es auch, daß sie alle drel sehr wohl hörten, was der Spieß befohlen hatte. Klar, die Kompanie brauchte hier im Walde eine recht- schaffene Latrin, „Hascht g’hört, Knapp”, rüttelte der Federspiel den andern an seiner Seite auf, „die Latrin soll- ten mier graben!" „Ischt guet”, sagte der Knapp, schon wieder halb im Schlaf und rührte sich nicht. Erst nach einer langen Pause richtete er sich auf, als hätte er jetzt erst begriffen, um was es ging, und faßte den dritten fest an der Schulter. „Hö, du, Hotter, hörst nit? Die Latrin sollten mier graben.” „Die Latrin‘, murmelte der Hotler in sein Schnar- chen hinein, ohne aufzuwachen, Erst nach einer guten Weile riß er sich plötzlich zusammen, schlug die Augen auf, griff über den Von der Raucherkarte Von Ratatöskr © meine Freunde, Ihr laßt belämmert Die Köpfe hängen, Ihr lamentiert vom öllofen Docht eurer einft fo glühenden Lebensfunzel, well der Staat euch den Tabak rationiert hatt Well’s auch da jet nur noch nach Punkten geht? Weil das diesbezügliche Ladenfräuleln (mir wollen fie Tabatiere nennen) euch ohne Ausnahme (ohne Ausnahme!) in einer langmächtigen Lifte verbucht hat? Aber Ich biet’ euch ein Krümelchen Troft, minziges Krümelchen freilich bloß - Immer hin: hört ihn, rappelt euch auf und lächelt. Alto: Ich ließ mir Die Lifte zeigen. Wer figuriert da als Nummer Eins? Wer ift am früheften aufgeftanden? Wer marfchlert wie ein Held an der Tetet Ift's etwa Gottfried, der Kettenraucher, oder der Meifter im Ringblafen Schmitt oder - oder -? - | Gott bewahrel Ein ftelnaltes Mutterl von weit über achtzig, die - auf Ehrenwort - felbft totalabftinent int (höchftens daß fie grad fo ein klein biffel fchnupfi). Aber fie hat ein halb’ Dutsend Enkel, und die ftehen weit Draußen im Feld... Müßte man Ihr nicht honoris causa eine Doppelte, nein, eine fechsfache Männerkarte verleih'n - ftatt der halben?... 133 Knapp hinüber nach dem Federspiel, erwischte ihn bei den Haaren, und sagte dumpf: „Federspiel, hö, was Ischt mit der Latrin?” Aber der Federspiel war schon brunntief im Schlaf und der Knapp auch. Unaufhörlich ging der Regen nieder. Draußen auf der Rollbahn ratterten die Panzer, die Sturm- geschütze brausten vor, die Infanterie sang im Marschieren, der Krieg ging weiter. Nur in dem kleinen Zelt die Pioniere schliefen, als ginge es mit ihrem Schlaf bis an das Ende aller Zeit. Auf einmal aber gab sich der kleine Federspiel einen Ruck. Er wußte selber nicht wieso und weshalb, aber plötzlich war er wach und sagte laut und klar zu sich selber: „Die Latrin”. Er drehte den Kopf herum und schaute über die zwei anderen, wie sie da, ineinandergelegt, der Hotter mit seinen eckigen Gliedmaßen, wie der Kasperl im Spielzeug, der Knapp, breit, das halbe Zelt füllend, schliefen und schnarchten, daß die Zeltbahn schier mit jedem Atemzug auf und niederging. Der gute Federspiel wurde bei diesem Anblick von Mitleid ergriffen. „Ischt Ja wahr, ös armen Häuter”, sagte er nachdenklich, „der Schlaf ischt das Schönste, was der Pionier hat.” Und damit richtete er sich auf, hob sorgsam den linken Fuß hoch, zog ihn über den Knapp hinüber, stellte ihn zwischen den Hotter hinein, stand auf und schloff hinaus in den Tag, Rundum im grünen Wald schnarchten die Zelte. Der Federspiel nahm Krampen, Beil und Schau- fel und ging um die schlafende Kompanie herum dem Rand des Waldes zu. Dort fand er bald eine geeignete Stelle und fing an die Latrine zu gra- ben, drei Meter In die Länge, einen halben tief, einen halben breit, und zimmerte dann noch einen kräftigen Sitzbalken zurecht wie es sich gehörte, Dann kroch er wieder über die beiden drüber und legte sich auf seinen Platz zurück. „Ischt Ja erscht guet schlafen“, sagte er zu sich selber, „wann man sein Sach brav tan hat!“ Also legte er den Kopf wieder in die Armbeuge und schlief hinüber in jene andere Welt, wo es keinen Sta- cheldraht und keine Minen und keine geballten Ladungen gibt und auch der Pionier nichts ist als ein seliger Liebhaber, Draußen auf der Rollbahn ging der Krieg weiter, die Geschütze donnerten los, die Infanterie sang ein Lied, von Monika und so, aber drinnen In dem kleinen Zelt war der tiefste Friede, Plötzlich aber richtete sich der lange Hotter auf und schaute herum. Es war da irgend etwas, das Ihn nicht schlafen ließ. Er überlegte eine Weile und griff sich den gestrigen Tag entlang. Aber da war alles, was er fand, In Ordnung. Die sie- ben Minen hatte er alle gesammelt und ge- sprengt und dem Hauptmann das freigelegte Minenfeld In die Karte eingezeichnet, dann waren sie marschiert und marschiert und schließlich in den Wald gekommen, wo es hieß, die Kompanie hätte nun Ruhe und es stünde dafür, ein Zelt zu bauen, dann hatten sie sich hingelegt, dann — jetzt hatte er’si „Die Latrin! Himmelseiten, die Latrin!” Zu dritt wären sie ja schnell damit fertig gewe- sen. Aber, wenn er so die andern beiden ansah, den dürren Federspiel im Eck, und den dicken Knapp daneben, wie sie da, selig wie die En- gel, in den Tag hineinschliefen, da faßte ihn das Erbarmen. „Die armen Häuter“, dachte er und stand auf, nahm Schaufel, Beil und Krampen und ging hinunter an den Fluß und grub die Latrin, drei Meter lang, einen halben tief, einen halben breit und den Sitzbalken darüber. Dann schloff er wieder auf seinen Platz, legte sich rundum und beeilte sich, daß er die zwei ande- ren noch einholen konnte, denn im Schlafen waren sie schnell. Soweit war alles klar; denn beim dritten, beim dicken Knapp war die Ursache, die ihn auftrieb, nicht das Gewissen eines braven Pioniers, son- dern durchaus natürlich. Als er begriffen hatte, was Ihn auftrieb, fiel ihm auch schon die Latrin ein. Er schaute die beiden andern an seiner Seite an und murmelte dumpf: „Os Häuter, ös! also hat die Kompanie noch keine Latrin!” Eine Weile überlegte er, schüttelte heftig den Kopf, Dann aber, als es ihm keine Ruhe ließ, kroch er aus dem Zelt, schritt durch den Wald und grub in dem dichten Erlengebüsch, das etwas abseits von der Kompanie lag, die Latrin. Der Spieß sollte nicht sagen können, daß sie, die drei, nicht eine saubere Latrin gebaut hätten. Also zimmerte er nicht bloß einen bequemen Sitzbalken, er nagelte auch noch ein Geländer daran, zum Anlehnen! — An diesem Morgen, als es nach zwanzig Stunden Schlaf Essenfassen hieß — der einzige Ruf, der alle in den Zelten wie mit einem Schlag auf die Beine brachte —, geschah etwas, das die siebente Kompanie Im ganzen Krieg noch nie erlebt hatte: Der Spieß stand da und lachte freundlich wie die Morgensonne. Und als die drei grünen Pioniere daherkamen, der kleine, windige Federspiel mit dem wilden blonden Schopf voran, dahinter der breite Knapp, breit für drei Pioniere allein, und dann hinten- nach der baumlange Hotter, schon wieder halb Im Dienst, mit dem scharfen, stechenden Blick in den Augen, mit dem er die Minen suchte, da mußten sie sich alle drei vor dem Spieß aufstel- len: „Eine einzige Latrin hab i ang’schafft“”, rief der Spieß vergnügt, „und drei habt ihr uns gra- ben! Das reicht” Die Jäger rundum lachten hell in den Wald hin- ein, Die drei Pioniere aber verstanden noch nicht recht, was eigentlich der Spieß meinte. „Du?“ fragte der Federspiel den Knapp. ‚Ja Il" sagte der Knapp. „Und i aal” der Hotter. Seit dieser Begebenheit heißt es in der sieben- ten Kompanie, wenn einer seltab einen Gang zu ua hat und die anderen fragen ihn: „Wo gehst in?” „I geh zu die drei Pioniere” Der Anlaß (0. Hermann) „Ich glaube, wenn ihr Frauen irgendwo was glänzen seht, dann fällt euch gleich ein, euch zu pudern!" — „Ganz richtig, Eduard, deine Frisur zum Beispiel kostet mich sehr viel Puder!“ I molivo: "Credo che a Voi donne, oppena vedete brillare, ove che sio, qualcosa, salti subito in mente d’incipriarvitu, “Hal raglone, Edoardo! Per esempio l’acconciatura della fua testa costa a me moltissima cipria!,. Die Weissagung / von werner Rietig Ich bin beileibe nicht abergläubisch. Nein, das bin ich wirklich nicht. Aber als ich neulich mor- gens nach schwerem Alpdrücken in Schweiß ge- badet erwachte, hatte ich gleich das dunkle Ge- fühl, daß mir an jenem Tage etwas sehr Un- angenehmes zustoßen würde. Und als ich dann ganz gegen Wille und Gewohnheit mit dem lin- ken Bein zuerst aus dem Bette stieg, beim Ra- sieren den Raslerspiegel zerbrochen vorfand und als ich am Frühstückstlsch die Salzdose zu Boden riß, da machte ich mich gleich auf das Schlimmste gefaßt. Das versetzte mich in eine begreifliche Erregung. Und als ich die Schuhe zuschnürte, riß Ich in der Nervosität, in die ich mich hineingesteigert hatte, den Senkel entzwei. Bekanntlich kommt ein Un- glück selten allein, beziehungsweise werfen die großen Ereignisse ihre Schatten voraus. Kurzum, mir platzte bei dieser Gelegenheit auch der Ho- senknopf vom hinteren Hosenbande, Und das ausgerechnet in einem Augenblick, wo ich in größter Eile war, 5 „Amalie, Amaliel“ rief ich meine Frau herbel. „Schau dir mal meinen Hosenknopf dahinten an” Aber Amalie konnte dort beim besten Willen kei- nen Hosenknopf entdecken. Bis ihr allmählich die Erkenntnis kam, daß der Knopf wohl abgerissen sei. Sie antwortete: „Ach so, hm-hm, ich werde einen Patentknopf ho- len. Den drücken wir ein, dann ist der Schaden sofort behoben.“ Ich aber muckte auf und höhnte: „Patentknopf, hahl Solch ein Junggesellen-Patenthosenknopf, was? Dazu Ist unsereiner nun seit Jahren verhei- ratet, um wie ein Junggeselle mit Patentknöpfen herumzulaufen. Nee, meine Liebe, mit der Luder- wirtschaft fangen wir erst gar’ nicht an." „Nun dann nähen wir ihn eben mit Nadel und Zwirn an, den alten, garstigen Hosenknopf“, flö- tete meine Frau daraufhin im Ton, als hätte sie Wölfchen, unseren jüngsten Stammhalter von anderthalb Jahren, vor sich und nicht mich, einen ausgewachsenen Familienvater. Sie zog sich ins Nebenzimmer zurück, um dort nach Nadel und Zwirn zu suchen. Endlich nach einer kleinen Ewigkeit kehrte sie zurück — be- walfnet mit einer langen Stopfnadel. „Wohin wohl die Nöhnadeln gekommen sind”, meinte sie. „Ich hatte gestern einen ganzen Brief davon auf dem Nähtisch liegen und nun sind sie weg. Wenn sie Wölfchen nur nicht verschluckt hat.” „Wer weiß, vielleicht hat der Junge Hunger ge- habt”, entgegnete ich unbedacht. „Du solltest dich schämen, Felix, derartige gefühl- lose Witze über dein eigen Fleisch und Blut zu machen”, rügte sie mich streng, um auf einmal weinerlich zu werden: „Ach, ich habe ja gleich das Gefühl gehabt, daß in unserem Haus etwas ganz Entsetzliches geschehen wird.“ „Du auch? Wieso?” fragte ich unsicher. „Fräulein Achmüller, du kennst sie doch...” Und ob ich sie kenne, das Fräulein Achmüller — jene angealterte Dame mit Stielbrille, Dackel und schwarzem Kater, die es sich nicht nehmen läßt, allen Frauen der Nachbarschaft gern und unent- geltlich gut gemeinte Ratschläge aus der Fülle ihres ereignislosen Lebens zu erteilen. „Nun ja, Fräulein Achmüller hat mir kürzlich Prophezeit, daß der 13. dieses Monats — also 134 heute — ein gefahrvoller Tag für mich ist, an dem ich mich sehr in acht nehmen muß.“ Wie gesagt, ich bin nicht abergläubisch und bin auch sonst ein ungläubiger Thomas. Für mich ist die Astrologie eine ebensolche Zigeunerkunst wie das Kartenschlagen und das Handlesen. „Ach was, Unsinn, Quatsch, Ist Ja alles BlödsinnIl!" „Nein, Felix, nein. Sprich nicht so. Du wirst schen, daß ich recht behalte, Etwas ganz Entsetzliches wird geschehen.“ In der Tat geschah dann auch im selben Augen- blick etwas ganz Entsetzliches, In der Hitze des Streites, In den wir uns hinein- geredet hatten, stach meine Frau, die unterdes- sen mit dem Annöhen des Knopfes beschäftigt war, mir die Spitze der Nadel in jenen Körper- teil, der durch Götz von Berlichingen klassisch geworden ist. „Au aul” jaulte ich in jähem Schmerz, Meine Frau hielt inne und starrte mich fassungs- los an. Dann begriff sie, was sie angerichtet hatte, und ein befreites Lächeln huschte Über ihr Ge- sicht. „Ach so, das war es also, jenes geheimnisvolle entsetzliche Etwas, das uns bevorstand. Gott sel Dank, nun ist es überstanden.” Ich aber vergaß für einen Augenblick meine guie Kinderstube und fluchte: „Heiligeskreuzmillione: himmeldonnerwetterschockschwerenot nochma! Dann schlüpfte ich rasch in Rock und Mantel, warf krachend die Wohnungstür ins Schloß und eilte ins Büro, — Meine Frau ist nach wie vor überzeugt, daß es in den Sternen geschrieben stand. Und ich, der es auf eine so fühlbare Weise zu spüren bekam, muß gestehen, daß ich seitdem einen höllischen Respekt vor Weissagungen und dem besagten Fräulein Achmüller hege. Graphologie „Also der Schrift nach muß das ein sehr feinfühlender Mensch sein, Fräul'n Poldi!“ „Geh, was Sie sag'n, Frau Wurzinger — und ich hab’ immer g’meint, er wär bloß fad!“ Grafologia: "Dunque, signorina Leopoldina, secondo la sua scrittura egli dev'essere un vomo di finissimo sentire!,,— "Ah, cosa mi dite mai, signora Wurzinger!... Ed io invece pensavo ch’egli non fosse altro che insipido!,, 135 (R. Krlosch) GUSTAV LOHSE BERLIN SAbrik feiner Parfümerien TRILYSIN | Beioguher Bas bulım | 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3.Gegen schädliche Haarparasiten 136 Aufbruch / Von Günther Goercke-Pflüger Das Quartier, das eine Zeitlang unsre Welt und ein wenig Heimat dargestellt, liegt verödet nun im Morgengrauen. Wie gewöhnlich bellen auch zu dieser Stunde nicht besonders rassereine Hunde, während wir das Marschgepäck verstauen. Drüben auf der Weide wundern sich die Kühe ob der fremden Störung in der Frühe und die Pferde schütteln ihre Mähnen —. Nur ganz hinten, an verschwieg'nem Ort, die Fliegen, die dortselbst von nun an nichts mehr kriegen, sie allein vergießen bitt're Tränen. Das Sicherheitsschloß / von erix stockmarr Als wir in unsere neue Wohnung einzogen, meldeten sich eine Reihe von Problemen, die gelöst werden sollten. Unter anderem war ein neues Schloß an der Korridortür notwendig, denn das alte war kaputt und sah aus, als ob es vom Dreißigjährigen Krieg herstammte. Ich war der Meinung, daß wir das beste und sicherste Schloß kaufen sollten, weil es doch sehr not- wendig ist, daß die Tür gut abgeschlossen Ist. Meine Frau aber, die sehr sparsam Ist, meinte, wir könnten ein ganz gewöhnliches Schloß kaufen und dann den Rest des Geldes anders benutzen. „Aber Lotte’, sagte ich, „was denkst du eigentlich?” Und dann erzählte ich ihr eine Geschichte über eine alte Dame, die ein billiges Schloß an der Tür hatte, und als sie eines Tages nach Hause kam, war — „ja weißt du, was passiert war, Lotte?“ — „Nein.“ — „Die Tür war weg — die ganze Tür war weg; irgendeiner, der wahrscheinlich Türen sammelte, hatte das Schloß geöffnet und war ganz einfach mit der Tür weggelaufen.” Diese Geschichte machte einen tiefen Eindruck auf meine Frau, und ich telefonierte sofort an ein Eisenwarengeschäft und bestellte ein gutes, sicheres Schloß, Eine halbe Stunde später kam ein Mann, ein dicker, rot- backiger Kerl, mit einer großen Tasche in der Hand, von der Art wie sie die Hebammen zu benutzen pflegen. Er war aber keine Hebamme, sondern Mechaniker. Von seiner Tasche holte er verschiedenes Werkzeug und ein Schloß heraus: „Dies ist das beste und sicherste Schloß in der Welt”, sagte er, „es ist etwas ganz Neues und Geniales”, und dann erklärte er mir die Geheimnisse des wunderbaren Schlosses. An der Rückseite saß ein kleiner Zapfen, und wenn man im Korridor stand und die Tür geschlossen hatte, konnte man diesen Zapfen ein halbes Mal nach links drehen — „knick” sagte es —, und dann konnte kein Mensch in der Welt die Tür von außen öffnen; keiner, auch nicht der Teufel selbst, konnte in die Wohnung, hinein- kommen. Aber auch eine andere kleine Genialität war an diesem Schlosse. Wenn man draußen vor derTür stand, konnte man, nach dem Abschließen der Tür, den Schlüssel nach rechts drehen, und wenn man einen kleinen „Knack” hörte, war sie so sicher geschlossen, daß es unmöglich war, das Schloß zu öffnen; auch nicht, wenn man die Fensterscheibe In der Tür eindrückte und die Hand hinelnsteckte, konnte man hineinkommen. Diese Vorrichtung hatte man konstruiert, flüsterte der Mechaniker mir ins Ohr, damit der Hausherr, wenn er ab und zu ausgehen wollte, seine Frau hinter Schloß und Riegel einsperren konnte, denn wenn man dieses „Knack” machte, konnte der, der in der Wohnung saß, nicht herauskommen, und keiner konnte zu ihm kommen. „Das ist doch immer eine Beruhigung‘, sagte der Mechaniker und plinkte mit dem einen Auge. Als er dieses wundervolle Schloß eingesetzt hatte, zeigte er mir in der Praxis, wie die verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen wirkten, und ich bezahlte ihm 25 Kronen, was Ich nicht zuviel für solch eine geniale Erfin- dung fand. Außer diesem fabelhaften Schloß saß an der Tür auch noch ein anderes, ein ganz gewöhnliches Schloß, und dann auch noch eine Sicher- heitskette und eine große Eisenplatte vor dem Fenster. Unsere Küchentür war auch mit mehreren Mechanismen geschlossen, und außerdem stand ein riesiger Eichenschrank, so schwer wie ein Elefant, vor der Tür. Bei uns konnte also keiner eindringen. Als der Mechaniker weggegangen war, sagte Ich zu meiner Frau, daß ich zum Bäcker gehen wollte, um ein paar Kuchen zu kaufen, da wir diese praktische neue Erwerbung bei einer warmen Tasse Malzkaffee feiern wollten. Ich nahm meinen Mantel und verließ, munter pfeifend, unser kleines Nest (2 Zimmer en suite). Eine Viertelstunde später war ich wieder zurück und steckte den Schlüssel in das wunderbare Schloß. Aber was glauben Sie? Ich konnte das Schloß nicht aufmachen! Noch einmal versuchte ich, aber wieder ohne Resultat. Dann rief ich durch den Briefkasten meiner Frau zu: „Lotte, mach mal schnell auf, ich kann nicht hineinkommen." In meiner Nervosität steckte ich den Schlüssel noch einmal ins Schloß und drehte hin und her. So nervös war ich, daß ich ganz vergessen hatte, daß man den Schlüssel nicht nach rechts drehen durfte, denn dann kann man ja nicht aus der Wohnung herauskommen, Lotte rüttelte an der Tür, konnte sie aber nicht aufmachen. Dann rief sie durch den Briefkasten: „Ich ver- suche den kleinen Zapfen zu drehen, Erik, vielleicht geht es dann besser.” „Um Gottes willen“, rief ich und klopfte an die Glasscheibe, „mach das nicht, Lotte, dann kommt kein Teufel mehr hinein!” — „Knick, sagte es, und Lotte hatte schon den Zapfen gedreht. — „Kannst du jetzt hineln- kommen?” fragte sie. Ich setzte mich auf die Treppe hin: „Nein, jetzt N fer erste Blick bleibt oft an der Krawatte haften. Sie ist die Stelle am Anzug, die seine Eintönigkeit durch ein interessantes Muster und lebhı re Farb- töne wohltuend unterbricht. Wegen dieser wichtigen Rolle als Schmuck und Blick fang gebührt der Auswahl der Krawatte besondere Aufmerksamkeit Wenn Sie aus einer Vielfalt von geschmackvollen, stets neuartigen Mustern eine ganz Ihrem Stil entsprechende Krawatte au suchen wollen, halten Sie sich an die Kronen-Marke. 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Erst nachdem Ich ledem dieses einzigartige Werk welter mich mit einer liollenischen Familie empfehlen sohr gut ongelreundat hatte, kam in Radebeul], Margot Henning, Radebeul, mir der Wunsch auf, auch die Italle. den 29. April 1941 Lessingstraße 7. nische Sprache zu bahertschen. Ich habe nicht Immer regelmäßig golormt, Kein Auswendigiernen von Vokabeln sogar manchmal lagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Neusystom Insofom un Lomen It gar nicht das tichtige Wort, übertreftlich, als das Auswendigiemnen mon braucht weder auswendig zu ler: von Vokabeln und grammalischen Re nen, noch Vokabeln und grammalische geln ganz ausgeschaltet ist, denn der Regeln pauken, noch Itgendweiche Lehrstoff prägt sich In seinem Aufbau Vorkenntnisse oder eine besondere Bo- ganz von selbst dem Gedächtnis ein gabung zu besitzen. Man liest, und das Der behandelte Sioft wird In Inter- Golesone prägt sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann rest ein. Meine Itallenischen Freunde waren os im praktischen Leben verwendet überrascht über meine schnellen Er- werden. 'olge, bosonders über die gute Aus- St. Pölten, 15. Jan. 1940, Adalb. Rdl, sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ila- Josatstr. 37 Hauptschuldirektor 1. R + Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahr als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sio wirklich und täg- lich In lebendiger Rede und Gegentode gesprochen und gebrauch! wird. Jedes mechanische Auswondiglernen fällt fort, denn oine wortverwandt neugestaltote Wechselwirkung zwischen Fremd und Mutlersprache verankert das Sprachgut Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bawltkt, daß Ihnen der Sprachstoff ohne moechanisches Auswendiglernen zufließt. Gleich einer interessanten Lektüre, die unterhält, anregt und erfreut, goht die Aneignung dor Umgangssprache kurzweilig vor sich. 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Hanewacker ars mild” Tab denn er K, schmeckt gut und wird „rauchlos ı auch Sie Ihrem die kleine Freude und m ab und zu eine Hanewacke onder komme ich nie wieder hinein, und du kommst nicht mehr heraus, Lotte.” — „Aber was machen wir nun, Erik?” fragte sie mit ängstlicher Stimme, „Tja, was machen wir?“ antwortete ich, „Ich muß den Mechaniker holen, sonst sehen wir uns nie wieder, und dann müssen wir uns scheiden lassen, denn eine Frau, die ich nie sehe, das ist doch „..” Wir küßten uns durch den Briefkasten, worauf ich schnell die Treppe herunterlief Ich nahm ein Auto, um so schnell wie möglich den Mechaniker zu holen. Der Mechaniker stellte seine Tasche hin und ver- suchte mit dem Schlüssel die Tür zu öffnen. Aber vergebens, Auch er konnte sie nicht öffnen: „Sie haben irgend etwas verkehrt gemacht”, sagte er und sah mich böse an — „Wir haben alles Mög- liche versucht”, antwortete ich und trocknete den Schweiß von meiner Stimm, „nach rechts und links haben wir gedreht, und ‚Knick’ und ‚Knack’ hat es gemacht, und...” — „Ach so, das hätten Sie nicht machen sollen. Jeızt ist das Schloß über- geschnappt, das ist das Schlimmste, was passieren konnte, denn jetzt kann keiner in der Wält es aufmachen.” — „Aber, mein lieber Mann, Ich muß doch zu meiner Frau hinein, ich kann sie dech nicht vor Hunger sterben lassen! Dann müssen wir die Fensterscheibe eindrücken.” — „Das hat keinen Zweck”, sagte der Mechaniker, „das habe ich Ihnen doch schon erklärt, wenn es ‚Knack' gemacht hat, kommt kein Teufel mehr in die Woh- nung hinein, und wenn es ‚Knick‘ gemacht hat, kommt kein Teufel wieder heraus, Wir müssen durch die Küchentür hineinkommen.” „Um Gottes willen“, rief ich, „dann müssen wir zuerst die Tür sprengen und die Hinterwand von einem zentnerschweren Eichenschrank eindrücken, und wenn wir endlich im Schrank sind, können wir nicht herauskommen, denn wir haben den Schlüssel dazu verloren.” — „Ja, dann ist nichts anderes zu tun, als die Tür einzuschlagen.” Wir stemmten den Rücken gegen die Tür und stießen mit allen Kräften dagegen. Das half aber gar nichts. Dann nahmen wir Anlauf, warfen uns beide auf einmal gegen die Tür. Dreimal wieder- holten wir das, und das dritte Mal zerschmetterte die Tür, und wir fielen, mit dem Kopf zuerst, inden Korridor. Glas- und Holzstücke flogen um uns her- um, und ich bekam eine große Beule an der Stirn, während der Mechaniker sich ein blaues Auge holte. Das Schloß war aber ganz unbeschädigt, denn dieses Wunder von einem Schloß kann über- haupt nicht kaputigehen. Natürlich mußten wir die Tür und die Fenster- scheibe erstatten und auch ein anderes Schloß kaufen. Die Tür konnten wir erst am nächsten Tag bekommen, und ich mußte deshalb die ganze Nacht sitzen und Wache halten, während meine Frau im Bett lag und schlief. Das neue Schloß war ein ganz gewöhnliches Schloß und kostete nur 10 Kronen. Die Tür aber kostete 50 Kronen und die Fensterscheibe 10 Kronen. Das waren insgesamt 95 Kronen. Dafür hatten wir aber auch ein Sicher- heltsschloß gehabt. Wenigstens eine Stunde langl mit 50988ttund 1& Honig, Zuder und Sett werden zerlalfen und In eine Schüflel gegeben. Wenn die Mafie falt ertaltet If, rührt man nacheinander das €i, dle Gemürse, bas Waller und #4, des mit „Badin“ gemifdhten © und gefiebten Mehls hinzu. Den Reit des Wehls [dhüttet man auf ein Badbreit (Tilhplatte), gibt © darauf den Telgbrei, bededt ihm mit Mehl und verfnetet Ihn zu einem glatten Teig. Sollte der Teig Telo: 2508 Kunlikonig, 100 € Fuder, 50 g Butter Margarine), 1 €, 1 geltt. Tel. gemahlener Zimt, 2 Uropfen Dr. Oetter Bad-Aroma Bittermandel, 5 Tropfen Dr. Oetter Kucengewüry-flroma, 1 Eh. Waller, 500 g Weizenmehl, 12 8 (4 geltt. Tel.) Dr. Octter „Badin“, Zum Beftreihen; Etwas entrahmte Srifchmild. fieben, gibt men noch etwas Mehl hinzu. Man madıt Daumendide Rollen daraus, [dmeidet fie In sleihmähige Stüde, formt Diele zu gut firfdigroben Kugeln und drüdt jie etwas platt, Sie werden auf der Oberfläche mit Mildh beitzichen, In Hagelsuder.gedrüdt*) und auf ein gefetietes Badbledh gelegt, *) Stattdellen fann man audı die Pflafterfteine Jofort nadı dem Baden mit einem didflälfigen Gub aus 125 g oellebtem Duberzuder und 2-3 Ghlöffel heifem Waller beitreihen. Audı beide Derzierungsarten je sur Hälfte mitten jehe nett. Badyelt; Etwa 10 Minuten bei Marker Gibe, (Unter Umftänden bie Kihe während des Badens Ihwäder einftellen !) 3um Beitreuen; Gtwas Hogelyuder, Gebädoewiht; Etna 825 €. Ariserangsäbeher: Sag in Palen. un um Kamagu Ein feststehender Begriff erfolgreicher Kosmetik 1 Frankreich 4,80 4Blnde RM 11.10. en Innen "— Im übrigen ein schützenden Wund- pfiaster darauf, dessen weiches Mulhmsen md dem Brandwunden hedenden Wiamut geträckt ut ao. 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Dr. Behre @do, h il We Freude macht und Wars sche barmaz- Aabrik, H ) horm- Fake a ala Max Horbat,Markenhr,Hamburg36/513 | i (4 IMAz Ankauf von Sammlungen DINERSICHIRESIKIISEGE ESS TEIHNMEME GROTESKE VON FERNÄNDEZ FLOREZ Wenn Sie in vorgerückter Nachtstunde schreibend in der Stille Ihres Arbeitszimmers saßen, haben Sie dann nicht schon einmal das Gefühl gehabt, es schaue Ihnen jemand zu? Wirklichkeitsmen- schen wollen es mit Nervenschwäche erklären, während andere von einer übersinnlichen Welt sprechen. Doch gibt es Augenblicke, in denen wir solche Erscheinungen deutlich wahrnehmen. Die einen sehen dann Lichtpünktchen, die ande- ren Vögel oder formlose Schatten, Bei mir sind es stets Katzen. Ganz -plötzlich treten sie aus der Wand heraus, flitzen zwischen meinen Bei- nen hindurch und sind auch schon, sowie ich scharf hinblicke, wieder verschwunden. Ich mag Katzen gerne und freue mich an dem leichten zierlichen Gang meiner nächtlichen Be- sucher. Einmal Jedoch mußte Ich schreckliche Qualen durch sie erdulden. Allerdings handelte es sich dabei um wirkliche, sehr lebendige Katzen... Guitano, mein Diener, meldete mir eines Tages, unsere Katze habe sechs Junge geworfen. „Das ist zuviel“, bemerkte Ich. — „Gewiß ist das zu- viel“, bestätigte er. „Übrigens wollte ich, ich könnte eben das von unserer Kuh vermelden. Wie ist doch alles schlecht im Leben eingerich- tetl Was sollen wir nun mit den kleinen Unge- heuern anfangen?” — „Ich habe keine Ahnung.” — „Man muß sie töten.” — „Ach, die armen Vie- cher!“ — „Mir tun sie ja auch leid”, meinte Gui- tano, wobei er selne buschigen Augenbrauen run- zelte. „Ich bringe es gar nicht übers Herz, sie umzubringen.” Eineinhalb Monate verstrichen. Da beklagte sich Guitano: „Wie soll ich mich nur von der Brut be- freien? Die sechs Katzen fressen mehr als zwei erwachsene Menschen, und laufen mir außerdem andauernd unter den Füßen hindurch, Ich wollte sie verschenken, aber niemand will sie haben. Wo anders ertränkt man sie im Wasser. Aber hier gibt es ja nicht einmal einen Weiher, der tief ge- nug wäre..." Mir kam ein guter Einfall: „Trag sie in den Wald und setze sie dort aus!” Bereitwillig ‚machte er sich am folgenden Mor- gen auf den Weg, die sechs Kätzchen wohlver- packt am Arm tragend. Er wanderte meilenweit, nahm sie aus seinem Korb heraus und jagte sie durch Händeklatschen in die Flucht. Mit steil er- hobenen Schwänzen stoben sie nach allen Rich- tungen auseinander. Erleichtert ging er federnden Schrittes heimzu. Da schien es ihm plötzlich, als hörte er hinter sich ein leises Rascheln. „Ob sie mir nachlaufen?“ dachte er, wagte aber nicht sich umzublicken. Völlig außer Atem, vom raschen Lau- fen in Schweiß gebadet, kam er daheim an. Im gleichen Augenblick tauchte vor ihm im Nelken- beet eines der Kätzchen auf; dann noch eines; und endlich alle sechs. Guitano trug in den nächsten Tagen mir gegen- über ein recht wortkarges, abweisendes Wesen zur Schau. Eines Morgens beobachtete ich ihn, wie er dicht am Gartenzaun eine Grube aushob. Er blickte mich düster an. „Heute soll es gesche- hen!” Nach dem Abendessen kam er in mein Zimmer, blieb eine Weile mit verkniffenen Lip- pen stehen und rleb sich nervös die Hände, als wolle er etwas Häßliches von ihnen abstreifen. „Es ist geschehen!” stieß er endlich totenbleich hervor. Und obwohl er zu lächeln versuchte, merkte ich, wie bewegt er war. Im Glauben, er wolle mir aus einem Mitteilungsbedürfnis her- aus, wie es alle Verbrecher nach begangener Tat fühlen, von dem Mord an den Kätzchen er- zählen, beeilte ich mich ihm befehlend zuzurufen: „Ich will nichts davon hören!” Hängenden Kop- fes schlich er davon. Als ich am nächsten Tag meinen üblichen Spa- ziergang durch den Garten machte, war es mir, als vernähme ich ein leises Miauen. Ich lauschte. ‚Einbildung, weiter nichts!‘ beruhigte ich mich und setzte meinen Bummel fort. Ahnungslos näherte ich mich der Stelle am Zaun, wo die aufgewühlte Erde verriet, daß dort die sechs Leichen ver- scharrt waren, Wieder war deutlich das Miauen zu hören. Wie besessen rannte ich davon, um Guitano zu holen, der, den Kopf in den Händen vergraben, in der Küche hockte und mich mit ent- stellter Miene anblickte. „Guitano, beim Zaun unter der Erde miaut eine Katzel” Er lächelte das verzerrte Lächeln eines Irrsinni- gen. „Das ist nicht eine Katze, Sefior, es sind sechs! Alle sechs miauen. Ich höre es genau.” Vor Grauen geschüttelt, fragte ich mit heiserer Stimme: „Was hast du mit ihnen angestellt, Gui- tano?” Dumpf, in abgehackten Sätzen, erzählte er, wie er, um seine Henkersarbeit abzukürzen, einfach den ganzen Korb in die Grube gestürzt und diese rasch mit Erde zugeschaufelt hätte. „War der Korb geschlossen?” forschte ich. „Natürlich, sonst wären sie Ja herausgesprungen!” „Also... leben sie noch im Korb?" „Sie leben noch im Korb, Seforl" Mit vor Ent- setzen geweiteten Augen starrten wir uns an und schlugen dann schuldbewußt unsere Blicke nieder. Vierundzwanzig Stunden später war das Miauen der Bedauernswerten noch immer zu hören, Es genügte, daß ich Guitanos Gestalt sah, wie sie geduckt Im Haus umherschlich, damit ich Bescheid wußte. „Noch immer?” fragte ich. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, blieb er stehen und sah mich durchdringend an: „Senior, hören Sie es denn nicht? Gibt es auf der ganzen Welt ein Geräusch, welches das Gewimmer der Ätmsten übertönen könnte? Jetzt miauen nurnoch fünf. Im ganzen Haus gibt es keinen Winkel, wo man es nicht hört; es verfolgt mich, wenn ich mich noch so weit vom Garten entferne.” „Du sagst, es selen nur fünf?” „Ja, es sind nur noch fünfl” „Und die... anderen?” Er trat dicht an mich heran, die Augen quollen Ihm fast aus dem Kopf, als er mir zuflüsterte: „Die anderen haben die eine aufgefressen, Herr! Bestimmtl“ „Du meine Gütel“. Ich zitterte wie im Fieber. Viel- leicht hatten seine Worte mich beeindruckt, denn von dem Augenblick an vernahm ich, wo Ich auch sein mochte, das Miauen der fünf Kätzchen. Ich sah im Geist, wie sie sich in dem engen Korb herumbalgten, mit gesträubtem Fell und mit im Dunkel phosphoreszierenden Augen; wie sie ver- suchten, der durch die Spalten hereinrieselnden Erde zu entgehen. Vier Tage später miauten sie noch. Guitano war so abgemagert, daß ihm die Sandalen von den Füßen schlotterten. „Zwei sind noch übrig”, stöhnte er. „Achtundvierzig Stunden müssen wir diese Qual noch ertragen!” Und am Tag darauf: „Noch Ist eins dal Morgen... wird alles zu Ende sein!” Kaum war die Sonne aufgegangen, da stürzten wir schon In den Garten. Noch immer wimmerte kläglich ein Kätzchen; leise klang es herauf. Am folgenden Tag desgleichen; und ebenso am näch- sten; so die ganze Woche hindurch. Aller Logik zum Trotz wurde das Miauen von Tag zu Tag stärker. Es war nicht mehr das gedämpfte Miauen eines jungen Kätzchens. Es war das Fauchen einer in Wut geratenen Katze, das in den langgezoge- nen Lustschrei überging, mit dem im Frühling beim Mondenschein der Kater die Kätzin überzeugen will, es sel an der Zeit, seine Liebe zu erhören, Unser Entsetzen nahm zu. Eines Nachmittags sagte ich zu dem melancholischen Skelett an meiner Seite: „Gultano, ich begreife nicht, wie dieses unglückliche Wesen noch leben kann; es ist doch nun bald einen Monat begraben, Selbst wenn es noch Luft hätte... es hat nichts zu fressen!” „Es lebt von seinem Schwanz, Sefor.” „Von seinem Schwanz?“ „Sie wissen doch, daß der Schwanz einer Katze immer wieder nachwächst, hauptsächlich wenn sie noch so Jung ist wie diese hier, So frißt sie täglich ein wenig, und täglich wächst er wieder nach.” R „Aber das ist ja Wahnsinn, Gultanol” „Ach, Sefor, wovon sonst soll sie leben?” „Guitano, wir müssen einen Entschluß fassen. Das muß aufhören!” „Ja, aber... wie?” „Wir müssen die Erde dort ganz feststampfen.” Er strich sich mit der Hand über die Stirm und sagte: „Gut, wir machen ein Endel” Wir gingen hinaus in den Garten. Aus dem Schuppen holten wir einen schweren Schlaghammer und begaben uns zu dem schrecklichen, uns nur zu gut bekann- ten Ort. Zögernd blieb ich stehen, Eine furcht- bare Angst, etwas Übernatürliches könnte ge- schehen, würgte mich. „Los!” befahl ich dann. Der schwere Schmiedehammer sauste mit dump- fer Wucht nieder auf die Erde. Irren Blickes und verzerrten Gesichts rammte Guitano die Erde fest und rief dabei verzweifelt; „Vergib... armes Opfer... unglücklicher Märtyrer... vergib mirl... Ich töte dich zu deinem Bestenl,... Mein Herr befahl mir, es zu tun!” Das Ergebnis war, daß die Katze nur noch wüten- der und hartnäckiger miaute als zuvor, „Senior, sagte Guitano, der nur noch ein Schatten war, „ich möchte mich von Ihnen verabschieden.” Ich senkte den Kopf. „Ich begreife dich, mein treuer Gultano, Diese Folter ist unerträglich.” „Wenn Sie das Miauen meinen,.. jetzt miauen ja wieder alle sechs... so kann ich Ihnen nur sagen, daß sie in einer halben Stunde soviel miauen können wie sie wollen: ich werde es nicht mehr hören!” „Willst du fort von hier?“ „Ich werde mich töten, Herr. Ich kann nicht mehr! Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie etwas dagegen haben, wenn ich mich bei dem Kastanienbaum am Eingang aufhänge?” „Mein guter Gultano”, gab ich gerührt zur Ant- KAMERADEN i Von Herbert Lestiboudois Nacht — und die Sterne wandern Lautlos zum kommenden Tag — — Weißt du noch’—? Damals in Flandern, Als ich ganz vorn mit dir lag —? So nalı schon dem Tod — und die Fernen Des Lebens so lockend nodı —? Auch damals allein mit den Sternen —! Die Erde nach Maiblumen roch. So lagen wir Stunde um Stunde, Die Leiber gepreßt tief ins Kraut... Da schlug es dir jählings die Wunde — Dein Mund aber gab keinen Laut. 140 Erst als die Sterne verglühten — Schon tagte es — sah idı dein Blut Inmitten viel taufrischer Blüten — — — Und dennoch ward alles noch gut. Und dennodıi siegte dein Leben Über die ewige Nadıt —! Dein Herz, Kamerad, hält nun neben Dem meinen wieder die Wacht. Und Sterne wandern -und wandern, Die Front steht in Flammen und Raudı — — Weißt du noch —? Damals in Flandern —? Du meißt es. Und schweigst, Und ich auch. Indizien (K. Helligenstaedt) „Warum glaubst du, daß Oskar was angestellt hat?“ — „Er preist plötzlich meine menschlichen Qualitäten so furchtbar, und früher hat er mir immer so nette Sachen über meine Figur gesagt!“ Indizi: “Perch& credi tu che Oscar abbia commesso qualcosa?,, — "Perche& tutto d'un tratto esalta terribilmente le mie qualitä umane, mentre prima egli diceva sempre cose tanto grazlose sulla mia figura!,, 141 wort, „wähle dir, welchen Baum du willst; meinet- wegen sogar den Pfirsichbaum, obgleich ich es, wie du ja weißt, ungern sehe, wenn seine Zweige beschädigt werden. Aber einen Vorschlag möchte ich dir vorher noch machen a „Es ist doch alles vergebens ... „Einen letzten Kampf wollen wir noch zusammen bestehen. „Nein, leben Sie wohl, Herr! ... So gut Sie ver- mögen ...” Er ging. „Guitano!” schrie ich ihm nach, „ein letzter Trumpf bleibt uns noch: warum sie nicht ausgraben?” Er zögerte. Da zerrie ich ihn mit und drückte ihm einen Spaten In die Hand. Wir gruben und gru- ben ... Was für fürchterliche Ungeheuer würden uns gleich entgegenspringen? ... Dann stieß der Spaten auf den Korb, der ganz zerfallen und ver- fault war ... Noch ein Spatenstich — da kam das kleine Häuflein Katzen zum Vorschein, fast ganz zu Staub zerfallen. Sie wären alle tot, verwest und — stumm. (Aus dem Spanischen von H, B. Wagenseil,) LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückel) Bobby ist zu einer Abendgesellschaft eingeladen. Da hat er das Mißgeschick, daß er seiner Nach- barin ein Glas Rotwein auf ihr neues Seidenkleid schüttet. Betroffen meint sie: „Das Ist aber ein schöner Schaden!” — Worauf Bobby sich beeilt, sie zuvorkommend zu beruhigen: „O, wirklich nicht der Rede wert, gnädige Frau, ich trinke ohnehin Rotwein nicht gern!” FH. * Grat Bobby und Rudi sind auf Ferien auf dem Lande. Eines Tages frifft Rudi seinen Freund Bobby vor einer Schar Gänse an, die er tiefsinnig be- trachtet. Fragt Rudi: „Was denkst du denn nach?” „Ach“, erwidert Bobby, „ich überlege nur, was die Gänse eigentlich für eine Haut bekommen, wenn... sie friert” FH. Rudi blättert nervös im Telephonbuch. „Was suchst denn, Rudi?” fragt Bobby, der ihm die längste Zeit zugeschaut hat. „Die Telephonnummer meines Schneiders.” „Wie heißt er denn?” „Harzer!“ Denkt Bobby eine Welle nach, dann sagt er: „Rudi, vielleicht findst ihn unter Limburger!’ H.K.B. in allen Fachgeschäften Spfeven erhöhen die Schaffens- kraft und Lebensfreude ERZEUGNISSE | ie gene tee Kar wir du ren elcht Immer genügend Kährstoffe liefern. In diesen Fallen bewährt sich gut Be Lambostin-Lecithin v Bei nerwöser Unruhe, Neuralgle, Un! ind nar- vösen Erschöpfungen bringt Lambastin-Lecithin ot | schnelle Besserung, Dia gute Nervonnahrung Lam- bostin-Lecithin ist der nalürl., unschädliche Aufbau für verbrauchte Nervensubstanzen, Bestall-Nr, 614 Packung mit 160 Dragdes RM. 3.25 | Dazu ats bekömmlich,, baruhigendes Abendgetränk. 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E. Schuster Nürnberg, Gabelsbergorstr. 62. An- und Verk. (Erich Schliling) Die neuen deutschen Versenkungsziffern Mr. Roosevelt läßt sich von seiner Frau jeden Morgen sein optimistisches Lächeln wieder anmassieren. Le nuove cifre tedesche d’affondamento: Ogni mattina Mr.Roosevelt si fa rinnovare dalla consorte mediante massaggi Il suo ottimistico sorriso. München, 4. März 1942 » 47. Jahrgang / Nummer 10 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Eduard der Einkreiser und Väterchen Nikolaus (Karl Amald) „Für England ist der Bolschewismus keine Gefahr, Niki, wir sind mit den Russen geschäftlich immer gut ausgekommen!* „Ja früher, Edi, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, daß die Russen seit 1918 andere Geschäftsmethoden haben!“ Eduardo l’accerchiatore e babbo Nicola: “Sai, Niki, per |’Inghilterra Il bolscevismo non & un pericolo; col Russi nol abbiamo fatto sempre buoni affari!,,— “Prima si, Edi; ma io so per esperienza che i Russi, a partire dal 1918, adottano altri metodi d’affarl!,. (. Hogenbarth) Veraltete Sensationen Manches verschwindet mit der Zeit; das werden Sie auch schon gemerkt haben. Sie denken dabei vielleicht an geräucherte Gänsebrust oder Hum- mermayonnaise, Ich denke auch manchmal dran, mein Gott, jeder hat so seine schönen Erinnerun- gen. Aber im Augenblick denke ich an anderes Verschwundenes. Können Sie sich noch an Aussichtstürme erinnern? Aussichtstürme sind verschwunden, das heißt, Türme, die nur wegen der Aussicht da waren, Türme, deren einziger Zweck es war, daß man sich von oben besah, was man sonst nur von unten sehen konnte, Aussichtstürme standen an Ausflugsorten. Sie waren aus Stein oder aus Eisen oder aus Holz, und ihre Besteigung kostete zwischen zehn bis dreißig Pfennigen. Während des Aufstieges zählte man die Stufen und kon- trollierie, ob das Reisehandbuch ihre Anzahl richtig angegeben hatte. Schon das war sein Geld wert, denn es ist immer schön, festzustel- len, ob etwas Gedrucktes der Wahrheit ent- spricht, Man war Ja so bescheiden damals in Hin- sicht auf Fehler, die man in Gedrucktem zu fin- den hoffte. Doch das war nur eine Nebenerscheinung, die Hauptsache blieb immer die Aussicht, der herr- liche Rundblick, und, daß man auf die andern herunterblicken konnte, auf die andern, die ganz klein wirkten. Ich finde, so etwas ist mit zwanzig Pfennigen nicht zu hoch bezahlt, Noch etwas war an so einem Aussichtsturm herrlich. Man konnte sich die Gegend durch farbige Gläser an- sehen. Man sah sie nicht nur In natürlichen Far- ben, man sah sie blau und grün und rot und gelb. So konnte, wer es wollte, alles in Rosa sehen, die Menschen und die Städte, die fernen Kirch- türme und die ganze Umwelt. Mir hat das damals sehr gut gefallen, es hat eigentlich allen sehr gut gefallen, und ich sehe gar nicht ein, warum die Sache mit den farbigen Gläsern abgekommen ist. So schön ist die Wirklichkeit auch nicht im- mer, daß sie nicht einige Retuschen vertragen könnte. Ins gleiche Gebiet wie die Aussichtstürme ge- hören die Echos. Als Ich klein war, gab es Echos in Hülle und Fülle. Ich meine nicht so private Echos an einem Waldrand oder einer Hausmauer, nein, richtige offizielle Echos mit einem Stern im Reiseführer. Daß es offizielle Echos waren, merkte man daran, daß ein Mann mit einem Böller oder einer Trompete dastand. Den Böller ließ er gegen geringe Zahlung donnern und auf der Trompete blies er. Man muß bedenken, daß es sich dabei nicht um ein einzelnes Echo handelte, sondern um Serien von sieben bis dreizehn Echos. Ob- wohl man nur für einen Schuß bezahlt hatte, konnte man es dreizehnmal knallen hören, und auch den Refrain des Trompetensolos hörte man dreizehnmal. Manche aber warteten nicht so lange und sprachen dazwischen, und da gingen die letzten Echos verloren. Der Mann hatte seine liebe Not aufzupassen, daß keiner, der nicht be- zahlt hatte, das Echo auch mit anhörte. Diese öffentlichen Echos waren sehr beliebt, und ich verstehe nicht, warum sie abgekommen sind, es handelt sich bei ihnen doch ganz gewiß nicht um Mangelware, Foltzick Das Büchergeftell Von Ratatöskr Zuoberft auf dem Bord, da ftehen die Fotos jener Koryphäen, die einftmals fich Die Zeit vertrieben, Indem fie hübfche Bücher fchrieben, als welche, unterhalb von ihnen, vorliegend jett als Raumfchmuck dienen. Von Zelt zu Zeit paffiert es wohl, daß Ich mir eins herunterhol’, zum Beifpiel einen Band mit Briefen, um mich in felben zu vertiefen. Doch, wie gefagt, nur ab und zu. Meift laß’ ich ihnen Ihre Ruh’. Einmal im Monat kommt Sabine mit Staubtuch oder Saugmafchine und ftört den Frieden Diefer Welt, indem fie alles anders ftellt, morauf fie dem Gemach entgleitet und kühn zu neuen Taten fchreitet. Ich felber, mit beforgter Hand, fchaft’ alsdann in dem Bücherftand die Ordnung wiederum, Die alte, weil ich auf fo was fehr viel halte: Storm neben Smift, Tot neben Lebend - mein Gufto It da ausfchlaggebend, Die Koryphäen auf dem Bord verlieren, Gott fel Dank, kein Wort. Es ift fürmahr ein rechter Segen, daß Fotos nicht zu fchimpfen pflegen. 146 Sturm an der Wasserkante Die See ging sturmgepeltscht und schwer. Am Strand trafen wir den Hausherrn unseres Som- merlogis, den alten Fischer Brathering, Urahn und Stammvater einer ganzen Dynastie tüchtiger See- leute. Wie alle Menschen von der Wasserkante war er von Jugend auf schweigsam und das hatte sich auch In den slebzig Jahren seines Lebens nicht geändert. Gleichmütig schaute er In das Toben der aufgeregten Elemente, kaute, spie in den Sand und strich sich gelassen den elsgrauen Bart, Die See ging schwer und sturmgepeltscht. „Guter Wind heute zum Segeln, was, Vater Brat- hering?” versuchten wir ein Gespräch anzuknüp- len. Der Alte warf einen prüfenden Blick über die Kimm, spie In den Sand und kaute: „Das scha kein Wind, das scha Stuam!” Das hieß so viel wie: heute bekommt mich kein Teufel aufs Wasser, Kaum, daß er sich einmal bei völliger Flaute verleiten ließ, seinen schwarz ge- teerten Kahn zu besteigen, um ein paar Flundern zu fangen. Verdenken konnte mans ihm ja auch nicht. Denn zu seiner eigenen Verwunderung rls- sen sich die Leute darum, in den kleinen sticki- gen dumpfen Stuben seines Hofes, malerisch ge- borgen hinter Dünen, Stranddorn und Weiden- gestrüpp, in den Sommerferien zu hausen. Aber kenn sich einer in der Welt aus. Ihm sollte es gleichgültig sein, er hatte sein Auskommen mit den Badegästen, wenn sie nur nicht so viel reden und fragen wollten. Die See ging sturmgepeltscht und schwer. Inzwischen aber hatten seine wasserhellen See- mannsaugen eine Nußschale von einem Boot ent- deckt, das dicht unter Land mit gerefftem Segel auf den Schaumköpfen der Wogen tanzte und jeden Augenblick umzuschlagen drohte. Darinnen saßen flotte Sportler in Badeanzügen, des Ken- terns gewärtig, das den Hauptspaß ihrer harm- losen Badebelustigung bilden sollte. In Vater Bratherings Mienen begann es zu arbei- ten, d. h. der Priem wurde von Backbord nach Stuerbord verfrachtet, sein Gesicht verfinsterte sich und verriet tiefe Mißbilligung dieses frevel- haften Ubermutes, den die Jugend da mit der christlichen Seefahrt trieb. Von solchem Greuel wandte er sich ab, stapfte durch den Sand seiner Behausung zu und sprach die lapidaren Worte: „Das scha kein Sägeln, das scha Gottversuchen!” Wolfgang Vogler Churchill-Münchhausen erzählt: (Erich Schliting) „Und als ich auf meinem Löwen glorreich aus dem Tor von Singapur ritt, schlug das Tor etwas zu früh zu und riss das Hinterteil meines Löwen ab! Ich aber gab die Sporen und galoppierte auf dem Vorderteil meinesLöwen davon, als ob nichts passiert wäre!" Churchill-Münchhausen racconta: “...e mentre stavo per uscir gloriosamente dalla porta di Singapore a cavallo del mio leone, essa sbatt& troppo In fretta e strappö via Il deretano al mio leone! Ma io diedi di sprone e, assiso sulla sua parte anterlore, galoppal via di lä, come se nulla fosse accaduto!,, MEIN FREUND JOHANNES Wir waren in eine etwas schwärmerische Gesell- schaft geraten. Man saß oder lag vielmehr in weichen Stühlen und lauschte einem, der aufgesprungen war und eine gewaltige Ansprache hielt. Seine Haare hingen ihm wild in die Stirn, sein Schlips saß schief, Er fühlte sich offensichtlich vom göttlichen Funken des Genies erfüllt. „Wohin treibt diese Welt?” so rief er. „In Nacht und Dunkel. Und nur wir mit unserer Kunst werden sie erhellen können. Unsere Werke und Taten sind es, die als Lichtpunkte In der allgemeinen Finsternis erstrahlen und den Suchenden den Weg welsen werden.” Da stieß Johannes mich an. „Erinnere mich doch bitte morgen daran, daß ich mir eine Taschenlampe kaufe”, flüsterte er. J. Bieger * Johannes war sehr stolz. Seine Finanzlage hatte sich soweit gebessert, daß er zum ersten Male Geld auf die Sparkasse bringen konnte. Fünfzig Mark In fünf neuen und schönen Zehnmark-Schei- 147 nen. Die Freude aber war nicht von allzulanger Dauer. Eine Anschaffung, die dringend notwendig wurde, zwang ihn dazu, sein Geld wieder abzu- holen. Er bekam es auch, Fünfzig Mark in einem Schein. Trotzdem war er nachher nicht gut zu sprechen auf die Sparkasse. Ich fragte ihn nach dem Grunde. „Ach. Die halten da keine Ordnung. Fünf Zehner habe ich hingebracht, einen Fünfziger bekam ich wieder. Ich möchte nur mal wissen, mit wessen Geld sie meines verwechselt haben”, sagte Johannes, Im Kanal (€. Thöny) m EEE DD ern e _— _— m eg „Ist das dort drüben wirklich die ‚Gneisenau‘, die Schwerbeschädigte, Zerschmetterte, Torpedierte?“ „Ja, Captain, anscheinend wirkt Radio London doch nicht immer tödlich!“ Nel Canale della Manica: “Quella di lä... & proprio la tanto avarlata, silurata, distrutta Gnelsenau ...?,, “Sl, capltano; ma, a quanto pare, la radio Londra non Infligge sempre colpi mortali!,, 148 Das kitzlige Cello (Fr. Bllok) II violoncello insofferente di solletico 149 Die Großmütige (R. Krlesch) „Also ich darf wieder den ganzen Abend neben dieser langweiligen Marianne sitzen, die noch nicht mal 'n bißchen hübsch ist, und werde nicht wissen, was ich reden soll!“— „Aber Klaus —flirte doch einfach mit ihr!“ La generosa: “Dunque mi & dato di sedermi dinuovo per tutta la sera accanto a questa nolosa di Marianna che non ha un'ombra di leggiadria e con la quale non so di che discorrere!,, — "Ma Nicola, falle pure senz’altro la corte!,, BEIM SKAT Der Obergefreite Merkemal war auf seine „alten Tage“ unter die Skatspieler gegangen. ‘Er spielte gern und oft und lange. Er spielte in jeder freien Minute. Heute spielte er sogar, als der Ruf „Es- sen holen” durch unser russisches Quartier hallte. Er bat mich, für ihn das Essen mitzubringen. Aber als ich das gefüllte Eßgeschirr neben ihn stellte, beachtete er es garnicht. Hugo sagte zu Merke- mal und seinen beiden Mitspielern: „Wollt ihr denn garnicht essen?” — „Ist ja noch viel zu heißl”" erwiderte Merkemal und kündete einen Grand aus der Hand an. Dem Hand-Grand folgte verabredungsgemäß eine „Schiebe-Ramsch” — und eine „Bock’-Runde, und als die beiden Runden herum waren, splelten sie immer noch weiter. Da ermahnte ich die drei: „Kinder, ihr vergeßt vor lauter Spielleidenschaft Ja sogar das Essen!” — „Na, wenn schon“, meinte Merkemal, „Aus Irgend- 150 einem Grunde vergißt man Ja stets im Leben das Essen. Als ich 15 Jahre alt war, vergaß ich das Essen über Karl May, als Ich 25 war, wegen der Liebe. Jetzt mit 35 vergesse Ich das Essen wegen des Skatsplels, mit 45 werde ich es vielleicht wegen meiner Geschäfte vergessen und mit 55..." Da unterbrach Hugo den allzu pathetischen Fluß der Rede mit der ziemlich prosaischen Ergän- zung: „Und mit 55 wegen der schlechten Zähne,“ Wilhelm Hammond-Norden DER. LETZTE PLATZ VON EFFI HORN Tante Hermine schien ihrem Großneffen Paul die älteste Frau zu sein, die es überhaupt gab. Sie lebte damals, als sie alle zwei Monate an einem Sonntag besucht werden mußte und damit als leichte Plage in Pauls zehnjähriges Leben trat, in einem Alt-Fräuleinstift, das ein Stück außerhalb der Stadt in einem großen, ziemlich dunklen Park lag und umgeben war von der Stille weltabge- wandter und leise sich neigender Leben. Pauls Vater, der als Junger Offizier viele Jahre fern der alten Heimatstadt gelebt hat, brachte dieser älte- sten Schwester seines Vaters eine gewisse ge- rührte Neigung entgegen, gemischt aus Kindhelts- erinnerungen und erwachsener Beschützerfreude, eine Zuneigung, die zu einem geradezu verklär- ten Entzücken wurde, wenn das alte Fräulein ihn streng zu erziehen suchte, als sei er noch der kleine Bub von einst. Pauls Mutter wiederum er- ledigte diese Besuche mit jener höflichen Ge- nauigkeit, mit der sie alle Wünsche und Anord- nungen ihres Mannes zu erfüllen pflegte, auch wenn sie ihr nicht eben genehm kamen oder gar Ihren eigenen Vorsätzen im Augenblick zuwider- liefen. So blieb nur Paul, der eine wahrhaft leidenschaft- liche Abwehr gegen diese Ihn so sehr langwei- lenden Ausflüge ins Fräuleinstift an den Tag legte. Damit rannte er Jedoch vergeblich an gegen den Wall elterlicher Bestimmtheit, die Jede Diskussion über Mitkommen oder Daheimbleiben, über Auf- gabenmachen oder Freundebesuchen ganz einfach ausschloß und zuletzt ihren ebenso sichtbaren wie zwingenden Ausdruck fand im sorgsamen Anlegen des blauer Matrosenanzugs mit dem weißen Kragen. Im Stift roch es stets ein bißchen nach Vanille und getrockneten Apfelschalen, denn Vanilleplätz- chen prangten allsonntäglich in schön verschnör- kelten Schüsselchen auf all den Stuben, und Apfel- schalen pflegten die alten Damen In ihre auch im Sommer meist leise rauchenden Ofen zu legen, In der oft geäußerten übereinstimmenden Mel- nung, das röche so gut. Ging Paul mit seinen Eltern den langen Gang entlang zu Tante Her- mines Zimmer, so steckte beim Aufklingen Ihrer hallenden Schritte unweigerlich deren Freundin, Fräulein Raimunde von Wieseck, ihren Kopf aus der Tür, murmelte wie überrascht „Oh, Pardon — Ich habe die Herrschaften nicht kommen hören‘, und trippelte ein paar Minuten später so oft und so eilig den Gang hinauf und hinunter, bis drin- nen das etwas geschwächte Ohr der Tante die Schritte Ihrer Freundin auffing und man sie bat, doch hereinzukommen. Dann saßen alle um den alten ovalen Tisch, der immer ein bißchen in Gefahr war, vom Wackeln ins Kippen zu geraten, aßen Vanilleplätzchen und Torte, die „der Besuch’ mitgebracht hatte und unterhielten sich mehr höflich als spannend. Wenn Paul seinen Tee getrunken hatte, durfte er in sel- ner Ecke verschwinden, einem Winkel zwischen Ofen und hohem Ohrenbackenstuhl, wo er auf dem Boden hockte und einen Band Brehms Tleı- leben — Immer den gleichen — anschaute, Das Gespräch der Großen drang dann als glelch- . mäßlges Summen an sein Ohr. Er kannte all die Ge- schichten, die Tante Hermines angenehm weiche Stimme immer wieder erzählte und die sich meist um L&onie — oh, diese Leonie — und deren Toch- ter Hadwig drehten. Leonie, die Frau eines anderen Neffen, war der unerschöpfliche Quell des Ärgers und der Bered- samkeit für Tante Hermine, und mit der Geschick- lichkeit eines Examenskandidaten, der nur ein einziges Thema wirklich vorbereitet hat, gab sie jedem Gespräch in einem unbewachten Augen- blick einen leichten Stoß, daß es die Richtung auf L&onie zunahm und damit beinahe ausschließ- lich In ihren Besitz überging. Das glückte Ihr jeweils am besten beim Gespräch über die silberne Teekanne. Tante Hermine be- saß eine recht feine alte Biedermelarkanne, aus der sie einen Ihres Herzens wegen, wie sie sagte, recht dünn gehaltenen Tee eingoß. Bei jeder Tasse aber, die sie ausschenkte, entschuldigte sie sich des allzu bescheidenen Porzellans wegen und seufzte, wie viel schöner jene silberne Tee- kanne gewesen, deren sie leider verlustig ge- gangen sel, Das Fräulein Raimunde von Wieseck nickte dann auch sofort eifrig mit dem alten, von einem weißen Zopfnestchen gekrönten Haupt und sagte mit un- gewohnter Energie: „O Ja, o Ja — Sie kennen die Geschichte, Herr Hauptmann, die unsere liebe Hermine um die sliberne Teekanne gebracht hat?” Und nie gelang es dem Hauptmann durch ein beschwichtigendes „Jawohl — Ich weiß, eine dumme Sache” der Wiederholung dieser trotz häufiger Darstellung recht dunklen Geschichte zu entgehen. So auch an jenem Sonntag, dessen Paul sich auch später noch mit einer besonderen Deutlichkeit er- innerte, — vielleicht weil er zum ersten Male eine kleine Ahnung von den Sorgen des Erwachsen- seins verspürte, vielleicht aber auch nur, weil nach Jahren die Eindrücke dieses Nachmittags noch- mals seinem Empfinden nahegebracht wurden durch neues Erleben. „Du weißt ja, Erich”, hatte nämlich trotz des Va- ters Abwehr das alte Fräulein sofort elfrig begon- nen und auch die Mutter durch ein aufmuntern- des Nicken zur Aufmerksamkeit ermahnt, „du weißt ja, daß ich seinerzeit viel, viel Stanniol ge- spart habe, um mir dafür eine wunderbare sil- berne Teekanne einzutauschen. Und L&onie, die Frau deines lieben Vetters Oskar, meines Neffen, hat versprochen, den Umtausch zu besorgen — aber nie, nie habe Ich die Kanne bekommen. Ich weiß nicht mehr, sollte es zu wenig Stanniol gewesen sein oder nicht die richtige Qualität oder sollte die Sache ganz aufgehört haben — L&onie wußte ja immer so viele Ausreden, von denen alle oder keine wahr sein konnte. Aber so war sie. Immer glaubte sie, unserer Familie etwas Gutes getan zu haben, weil sie ihre Mitgift her- einbrachte. Und dann — was war? Nichts — nichts Ist ihr geblieben. — Gott, ich sehe sie noch, wie sie mit ihrer Tochter Hadwig die Ma- ximillanstraße hinunterging, Hadwig trug einen Klemmer und hatte einen dicken Zopf, der ge- tade so rotblond war, wie ihr Fuchspelz. Man sagte, sie sei apart. Na, das sagte man damals immer, wenn ein Mädchen nicht hübsch war, nicht wahr, Raimunde?" — Hler nickte das Fräulein von Die Gefangene Wieseck eifrig. „Aber die Männer drehten sich nach Hadwig um, natürlich, Sie kokettierte ja auch mit den Offizieren, daß jede andere Mutter es verboten hätte. Einmal hat sie sogar mit einem Erzherzog geflirtet. Nun ja, sie hat ja dann doch den Zollrat geheiratet. Und die Teekanne, meine silberne, die mag dann wohl zu ihrer Aus- stattung gekommen sein.” „Aber, aber, Tante Hermine”, suchte Pauls Vater einzulenken, denn er hatte sowohl die Frau sel- nes Vetters wie deren Tochter Hadwig stets gern leiden mögen. „Es kann doch auch alles wirklich irgendein Irrtum gewesen sein — und denk doch, nun Ist L&onie doch schon so lange tot — sicher bald zehn Jahre.” „Elt Jahre und acht Monate“, sagte Tante Her- mine streng und genau. „Ich weiß das, well sie seinerzeit In unserem Famillengrab beigesetzt wurde, wo sie gar nicht hingehörte. Auch so ein Übergriff von dieser Löonie. Aber Oskar tat ihr ja in allem den Willen.” „Sie war doch schließlich seine Frau“, sagte Pauls Mutter. „Das war sie“, erwiderte das alte Fräulein uner- bittlich. „Aber In unserem Grab haben Jetzt nur noch zwel Platz — und diese beiden Plätze ge- hören Oskar und dir, Erich, als den letzten männ- lichen Familienmitgliedern. Unsereins kann dann schauen, wo es hinkommt.” „Nun, nun”, sagte der Hauptmann lächelnd, „da- mit hat es doch schließlich auch noch Zeit" — und dann erzählte Tante Hermine wieder von Leonie, die ihr ganzes Geld verspekuliert hätte, und deren Tochter auch Ihn, den Hauptmann, einst am Bändel gehabt hätte, und der sie die Unruhe, die sie In die Familie gebracht, nie ver- zeihen könne. „Nie”, sagte Tante Hermine, „auch im Grabe nicht. Und ich fände selber keine Ruhe, wenn ich neben Ihr liegen müßte.” Auf dem Heimweg damals hörte Paul, wie der Vater zur Mutter etwas von der merkwürdigen Unversöhnlichkeit alter Leute sprach und meinte, für L&onie lege er heute noch die Hand ins Feuer. Gar, was die lächerliche Teekanne anlange, „Und für Ihre Tochter Hadwig?” fragte dann die Mutter in einem völlig ungewohnten Ton, zwar scherzend, aber doch voll einer merkwürdigen Inneren Spannung. en, „Ich glaube, auch für sie“, antwortete der Vater herzlich. „Aber so gut, siehst du, Paula, so gut, wie du vielleicht meinst, kenne Ich sie Ja nun wieder nicht.” Und über der Mutter Gesicht ging ein freundliches, beinahe glückliches Lächeln, das sogar Paul auffiel, der seine Mutter meist ernst und selten strahlend sah. In den nächsten Jahren änderte sich kaum etwas in Pauls Beziehungen zu dem alten Fräulein, das ihm übrigens auch nicht mehr älter zu werden (Hch. Klay) La prigioniero schien. Er betrachtete sie jedesmal mit einer ge- sammelten, noch ganz kindlichen Neugier, eben weil sie ihm so uralt vorkam und er dies Altern ganz genau sehen wollte. Aber sie blieb wie sie war, die vielen Fältchen ihres Gesichtes waren nicht mehr zu zählen, ihre Haut schien von Leder, und es war, als dränge nichts mehr durch sie hin durch. Sie hatte für Frohes und für Trauriges nuı noch das gleiche, ein wenig erschrockene Kopf. schütteln, Auch als Pauls Vater in Frankreich fiel und dort im Heldenfriedhof eines kleinen, viel umkämpften Ortes sein Grab fand, weinte sie nicht, obgleich sie zeitlebens sehr an ihm ge hangen hatte „Der gute Erich, der liebe Bub”, sagte sie nur, „er hat immer so geın Halma ge spielt”. Denn so sehr gingen in ihrem Kopf die Bilder oft durcheinander, daß sie Ihn wieder als Kind sah Ein paar Jahre später starb des Hauptmanns Vet ter, Löonies Mann, und wurde im alten Familien grab beerdigt. Selbstverständlich sah man das alte Fräulein Hermine nicht auf dem Friedhof, und niemand erwartete von ihr, daß sie den welten Weg noch angetreten hätte. Umso mehr erstaunte Paul darum, als am nächsten Tag ein schwaches Klingeln an der Flurglocke ertönte und schwer ötmend, auf einen Stock gestützt und zitternd, Tante Hermine vor der Tür stand „Tante“, sagte er fassungslos“, willst du zu uns?” Aber da kam sie schon über die Schwelle, schaute sich in der ihr unbekannten Wohnung um und fragte: „Wo Ist dein Zimmer? Deine Mutter brau- chen wir gar nicht zu stören.” Paul nahm ihren Arm und führte sie In sein Zim- mer. Drinnen schnitt sie ihm gleich jede Frage ab, als hätte sie von der Anstrengung der Fahrt nicht mehr genug Atem zu langem Reden übrig behalten. „Paul, ich habe eine große Bitte an dich”, sagte sie hastig. „Du mußt mir den letzten Platz ab- treten.” = ‘oran erkennt man ein Mit Worten ist diese Frage kaum zu beantworten geschmackliches Fingerspitzengefühl dazu, unter den zahlreichen guten Krawatten die wenigen herauszufinden. die den höchsten Ansprücher an Musterung und Farbgebung gerecht werden. Es gibt jedoch einen unbedingt zuverlässigen Maßstab für alle Krawatten: käufer: Wählen Sie ronen Krawatten Die KRONEN-MARKE FMT weißt Ihnen den Weg zur wirklich eleganten Krawatte, die alle Erfordernisse der Mode mit geschmack: licher Hochkultur vereinigt.Die reiche Aus- wahl verschiedenartigster Muster klassi- cher und moderner Richtung erlaubt es, in jedem Falle auch persönliche Wünsche zufriedenzustellen. KRON elegante Krawatte? Ex gehört vi Muster nar wenige Krawatten hergestellt werden. Fri MFiDeE Paul verstand sie nicht. „Welchen letzten Platz, Tante?“ Sie stieß ungeduldig ihren Stock auf den Boden „In unserem Grab natürlich. Er steht dir zu, nach. dem er eigentlich deinem lieben Papa gehört hätte, Aber ich denke, du wirst doch einmal! Der Befuc Von Eugen Roth Ein Menfch kocht Tee und richtet Kuchen, Ein holdes Weib wird ihn befuchen - Der Kenner weiß, mas das bedeutet! - Ha, fie ift da: cs hat geläutet. Doch mwehl Hereintritt, fonngebräunt Und kreuzfidel ein alter Freund, Macht fich’s gemütlich und begrüßt, Daß Tee ihm den Empfang verfüßt; Und gar, daß noch ein Mädchen käm’, Ift ihm zu hören angenehm Und Anlaß zu recht rohen Witsen. Der arme Menfch beginnt zu fchroiten Und finnt, wie er den Gaft vertreibt, Der gar nichts merkt und eifern bleibt. Es fchellt - Die Holde fchwebt herein: »Oh«, haucht fie, »mwir find nicht allein?i« Doch heiter teilt der Freund fich mit, Daß er cs reizend find’ zu dritt. Der Menfch, zu retten noch, was bräutlich, Wird aus Verzweiflung endlich deutlich. Der Freund geht ftolz und hinterläßt Nur einen trüben Stimmungereft: Die Jungfrau ift zu Zärtlichkeiten Für diesmal nicht mehr zu verleiten. KRAWATTEN BRIK BERLIN C2 152 selber eine Familie haben und bei den Dainen bleiben wollen, und ich habe nicht mehr lange Zeit, "mich umzutun — und jetzt wäre die Ge- legenheit doch gerade so günstig”. „Wieso günstig?“ fragte Paul, dem dies Ganze verwirrend und ein wenig gespenstisch vorkam, denn es war ein besonders heller und freund- licher Tag, an dem so gar nichts den Gedanken ans Sterben und das dafür nötige Platzbelegen naherückte. Tante Hermine beugte ihre dünne Altfrauen- gestalt vor und flüsterte fast geheimnisvoll: „Os- kar ist doch nun tot — er käme zwischen mich und L&onie. Denk doch, ich könnte in unser Grab — und müßte nicht neben ihr liegen, verstehst du, was das bedeutet?” „Nicht ganz, Tante, aber selbstverständlich tu ich alles, was du gern möchtest.” „Dank dir, dank dir schön, lieber Paul — glaub mir, dein guter Papa hätte es auch getan”, sagte das alte Fräulein aufatmend und hatte es dann eilig fortzukommen. Sie blieb kaum eine halbe Stunde mehr und Paul führte sie vorsichtig hin- unter zu einem Wagen, der auf sie wartete und in dem mit den aufgeregten und unruhlgen Augen eines Mäusleins das Fräulein von Wies- eck saß. „Nun?” sagte das Fräulein, und als Tante Hermine nickte, seufzte es wie befreit und zufrieden. Seltsamerweise starb sechs Tage spöter Tante Hermine, ganz plötzlich und ohne Krankheit, wie man einschläft in diesen hohen Jahren, wo man nicht krank Ist, sondern nur zu müde zum Wieder- aufwachen. Und Paul, der die Tote fein und zier- lich, mit einem fast glatten Gesicht in ihrem Sarg liegen sah, wollte es scheinen, als lächle sie glücklich und in leisem Triumph. So, als hätte sie im Leben Löonie - oh, diese Löonie — besiegt und ihr einen Tort angetan da- durch, daß sie nun mit ihr in einem Grab ruhte und doch nicht neben ihr lag. Ungeyfeegt! . So weit dürfen Sie es mit Ihrem Haar nicht kommen lassen. Gewiß - es gibt „Sebalds Hoartinktur” vorübergehend nicht so reichlich wie früher und man muß sparsam damit umgehen. Aber wir haben von jeher gesogt: Wenige Tropfen genügen! - und dieserRat gilt heute mehr denne. SEBALDS HAARTINKTUR Rose nönentwat Die Menschen bringen ordentlicherweise keine Zähne mit auf die Welt So sagt Philipp Pfaff in seinem in Fachkreisen bekannten Buch*) und berichtet weiter, „daß es doch nicht an Beyspielen solcher Kinder fehlet, welche mit einer ganzen Reihe Zahne oder doch mit einigen Zähnen gebohren worden. So erzählet Plinius, dal Marcus Curtius, welcher im Jahre der Welt 3660 römischer Konsul R, Keinen ngjf vordem SG /pnngbrunnen! gewesen, alle Zähne mit auf die Welt gebracht habe, und dieserhalb Dentatus genennet worden.“ 3-Ahtundtang von den Zähnen des menuhliben Körpern wnd deren Arnheim. Berkın 13 3 Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein „Kupferberg Gold” ist temperamentvoll und sprudelnd wie | Ihre Laune nach seinem Genuß. Kühlen Sie die Flasche \ ‚sorgfältig und halten Sie die Gläser zum Einschenken bereit. | Dann wird nichts von dem köstlichen Naß verloren gehen. Tohnpasta 3 KUPFERBERG GOLD ERERI ©; KU en BOLS LIKÖRE GENEVER GIN UND BITTERS ware MIEIMIPENES Die Standardzigarette der Österreichischen Tabakregie | Fl sind gut und ein besonderer Genuß von A-Z —— Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern läßt ihn langsam und in kleinen Schlucken über die MILDE SORTE 4 Pi II. SORTESPL NIL6 Pi Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß. | LIEBER SIMPLICISSIMUS (9. Nückel) Ich liebe für meinen Garten Hornspäne Sie sind ein herrlicher Stickstoffdünger. Für das kommende Frühjahr hatte ich mir ein Pfund erstanden. Ich stellte die Tüte in den Schrank. Der März kam Ins Land. Ich suchte die Tüte. „Kittyl Kityl" „Johannes?“ „Wo Ist denn die weiße Tüte?” „Die im Schrank stand?” „Ja Kitty sah mich verwundert an. „Aber Johannes! Daraus trinken wir doch schon die längste Zeit Jeden Morgen Tee.” I.H.R Stilmöbel Wer hätte das gedacht: plötzlich ist wieder antik die große Mode geworden! Jeder, der es sich nur halbweg» zu leisten vermag, stellt sich Marla- theresienkommoden und Danziger Barockschränke auf. Auch unsere Nachbarin warf sich auf Stll- möbel. Biedermeier war ihr nicht echt genug, es Mein Relblilm aus. der wellallerten Jolochemischen Fabrik, mußte Barock sein. — Zuerst erstand sie beim Antiquitätenhändler vier grüngepolsterte Barock- stühle, die sie für eın Sündengeld aus Wien heim- brachte Aber die Polsterung war gut erhalten und der grüne Damast hatte es ihr angetan, Eines Tages traf ich meine Nachbarin auf der Treppe. „Sie können von mir auch zwei alte Barocksessel haben, Frau Doktor”, sagte Ich. „Wenn Sie Lust haben, sehen Sie sich einmal meine beiden Sessel an.” Sie hatte Lust. Sie kam zu mir. Betrachtete die beiden Stücke Dann winkte sie verächtlich ab. „Das sind niemals echte Stühlel”, sagte sie und fügte spöttisch hinzu: „Rote Bespannungl” „Die Stühle sind wirklich echt, gnädige Fraul” Sie sah mich mitleldig an. „Aber Herr Rösler! Ich bitte Siel Barock Ist doch grünl” I.H.R. w 0008 Korken drauf und Schluß für heute! Ganz recht, gnädige Frau! Denn Cinzano ist durch die enorm gestiegene Nachfrage knapp geworden. Selbst eine Einfuhr erheblich größere Dann reicht Weile. die Flasche ganze Und bitte — kommt da nicht mehr'mit. Und wenn man denn von Zeit zu Zeit eine Flasche erwischt, ist das gar kein Grund, sie auf einen Ruck auszutrinken. Cinzano ist auch in geöffneter Flasche unbegrenzt halt- bar. Also, immer langsam und bedächtig, wie es sich für einen edlen Wein gehört. auch kühl vieren - so schmeckt Cinzano am besten. eine ser- 154 gute Gründe, die Astra langsam und mäßig zu rau- chen und nicht zu stapeln. Beim Lagern leiden Aroma und Frische. KYRIAZI Astra MIT UND OHNE MUNDSTUCK Richtig, gebrauchen - nicht nur Von unten aufrollen! Wenn man PERI- will, stets nur an dem untersten Teil der Tube drücken — niemals in der Dadurch wird ein trocknen des kostbaren Inhalts vermieden, Für spar- samen Verbrauch di den und desinfizierenden PERI-Eucalyptus-Zahncreme ist sofortiges Sc DR. KORTHAUS > FRANKFURT A.M Briefmarken- Handlung Walter Behrens Braunfchweig EL El] Marbofufrr koffonfeee Ankauf „Sammlungen N r OR: liegt es nu, an der Verdauung... ».. wenn man nachts nicht schlafen kann und am Tage ab- gespannt und schlechter Laune ist, Die Voraussetzung für un- ser Wohlbefinden ist eine gere- gelte Verdauung. Da ist Laxin das richtige Mittel: 1—2 von den wohlschmeckenden Laxin- b m besten vor :ngehen — führen nicht nur ab, sie regeln die Verdauung. Laxin wirkt mild, aber immer zuverlässig, Auch Kinder nehmen es gern. Dosen zu RM 1.— und RM 1.85. Aasin regelt die Verdauung SW. | MURATTE Prival verbrauchen! Eucalyptus-Zahnereme entnehmen Mitte — und dann sofort aufrollen! n Aufplatzen der Tube und Aus- | er schonend reinigenden, erfrischen- hließen der Tube ebenso wichtig. ZAHNCREME DIE STAMDM-CIGARETTE Lange seidige Wimpern und Augenbrauen machın eo Ge Nehe "schen, anziehend und interean ‚Schon nach kurzem Gebrauch des Tana- Balsam wachsen Wimpern und Brauen auffallend 'ans und ticht upd bekommen dunkelsexligen Glanz. Fachtnännisch her. vorragend hegutachtet. Pegeisterie An- erkennungen, vom Notar beslaubigt Preis mit W'mpernbürsichen RM. 2,10 Nachadlene vor von Manoa-Cesellschaft. Bielefeld 45 'Schicken Sie den Simplicissimus, wenn Sie ihn gelesen haben, an die Front! TABLETTEN hervorragend bewährt bei Erkältungs: Krankheiten Rheuma-Gicht | Inu hf Neuralgien ERZEUGNISS eh, E Menschenhandel (Erich Schilling) „175 Millionen Pfund! Mr. Tschiangkaischek, das ist ein Rekord in Kanonenfutterpreisen! Wir Briten sind es gewohnt, unsere Hilfsvölker ganz bedeutend billiger zu bekommen!“ Traffico umano: *175 milloni di sterline?! ... Ma, Mr. Tschlangkalschek, questo & un record In prezzi di carne da cannone! Nol Inglesi siamo abituati ad accaparrare I nostri popoli ausiliari a prezzi notevolissimamente plü bassi!,, BEIDEN RIFKABYLEN VON W.L. KRISTL Tetuan ist eine bedeutende Stadt in Marokko, mit Christen, Juden und vor allem mit Arabern, die da in langen, malerischen Nachthemden einher- wandeln und deren Frauen so viele Handtücher ums Gesicht wickeln, daß man meint, sie hätten alle Zahnweh und geschwollene Backen, In fried- licheren Zeiten wimmelt es in Tetuan nur so von Touristen. Aber die kommen gar nicht dazu, sich die Stadt anzuschauen, well sie nie mit dem Pho- tographleren fertig werden. Ich wollte jedoch Ins Innere des Landes vor- stoßen, ich wollte das echte, wilde Marokko er- leben. Daher konnte ich mich selbst mit Tetuan nicht begnügen. Welchen Weg schlägt man heut- zutage ein, wenn man kühn ins Unbekannte vor- dringen will? Man geht aufs Reisebüro und stu- diert den Fahrplan. Das tat auch ich. Es lohnte sich. Ich entdeckte auf der Karte eine Autobus- linie schnurstraks durch das Rifgebirge, genau durch die Jagdgründe jener Rifkabylen, deren 156 Name doch seit jeher nach Pulverdampf rlecht. Jene guten Europäer, sagte Ich mir, die da Afrika an der Küste anknabbern, die bekommen niemals eine Ahnung vom eigentlichen Lande. Afrika be- ginnt günstigstenfalls hier — und ich deutete mit dem Zeigefinger auf den Namen einer Autobus- haltestelle, der sich sehr fremd las und worüber man mir hinsichtlich der Eingeborenen weder im Büro noch im Hotel nähere Aufschlüsse erteilen konnte. Also war ich durchaus richtig. Der Autobus, vollbepackt mit Fahrgästen verschie- denster Hautfarbe, ratterte wenige Stunden nach Jungverheiratet „Mit dir geh ich nicht so schnell wieder in ein Kabarett, Horst, dir muß man ja sogar die anständigen Pointen erklären!“ Sposi novelli: “Con te, Horst, non ritorno pid sl presto In un cabaret; a fe bisogna splegare persino le arguzie plü decenti!,, 157 Mitternacht los. Aus dem heftigen Schlingern und Schnauben und weil meine maurische Nachbarin zur Linken Ihr letztes Abendmahl in Raten wieder von sich gab, schloß ich, daß sich unser Wagen in vielen Kurven höher und höher ins Gebirge hinaufarbeitete. Durchs Fenster war beim besten Willen nichts zu sehen. Zuerst umgab uns stock- finstere, regnerische Nacht, Später hüllte uns dich- ter Nebel ein. Zuguterletzt begann es zu schneien Man schrieb den ersten Mai in Afrika. Nach sechs Stunden Fahrt war ich am Ziel. Von einer Ortschaft war nichts zu bemerken, nicht ein- mal eine Tankstelle ließ auf eine solche schlie- ßen. Wir schienen wirklich In tiefer Wildnis zu sein. Man lud mich an einem einsamen Hause ab, um mich meinem weiteren Schicksal zu überlas- sen. Wenn ich wolle, bedeutete mir der Chauffeur, so könnte ich am nächsten Tag um die gleiche Stunde wieder weiterfahren. Da käme der nächste Autobus vorbei. Ich blieb zurück. Da mich einesteils das afrika- nische Schneegestöber, andernteils der Morast tingsherum davon abhielt, allsogleich nach Rif- kabylen zu fahnden, befaßte ich mich zunächst mit dem einsamen Gebäude. Ich witterte ein Wirtshaus. Und ich witterte rich- tig. Aber welch ein Wirtshaus! Ein Kellner im Smoking empfing mich. In Gesellschaft modern- ster Ledermöbel nahm ich das Frühstück ein. Ein Mädchen mit weißer Spitzenschürze geleitete den Gast aufs Zimmer. Es war ein Zimmer mit fließen- dem Wasser, mit zahllosen Klingelleitungen, mit fünferlei Beleuchtungseffekten, mit Spiegelschrank, französischem Bett und Mahagonischreibtisch. Was Ich auf vielen Reisen in Europa entbehrt hatte, hier in Afrika fand Ich das alles Es fehlte zum vollkommenen Glück nur noch die Dampf- heizung. Die vermißte ich freilich, Sich vom Hause entfernen, das war nur bei dem Risiko möglich, daß einem die Schuhe Im Morast stecken blieben. Sich innerhalb des Hauses der Muße zu widmen, setzte hinwiederum eine Polarausrüstung voraus. So blieb als einzige Lösung nur das Bett. Am glei- chen Vormittag noch legie ich mich nieder, ich schlief bis zum Mittagessen, Dann stand ich auf, a8 gut und reichlich und zog mich abermals dort- hin zurück, woher ich gekommen war. Nur ungern trennte ich mich abends von meinem Lager. Nach- dem ich mir im eisgekühlten Speisesaal einige Bewegung verschafft hatte, suchte ich umso freu- diger wieder meine Liegestatt auf, um selig In den nächsten Morgen hinüberzuschlummern. Als ich erwachte, war es Zeit, sich anzukleiden, Kaffee zu trinken und die Rechnung zu bezahlen. Worauf ich meinen pünktlich vorfahrtenden Autobus bestieg. Ich kann ehrlich versichern, daß ich von der Hei- mat der Rifkabylen nur die allerbesten Eindrücke mitbrachte. Lange hatte ich nicht mehr so aus- giebig geschlafen und so wunderbar gegessen wie in ihrer Heimat. Und einmal habe ich sogar einen von ihnen vom Fenster aus erspäht, Er stand an der Türe und klopfte sich den Schnee von seinem weiten Burnus. Es war der Hausdiener. nur Alles-Kitt nehmen, wenn schon kleben! Dieser farblose Universal-Klebstofl bietet tausenderlei Anwendungsmöglichkeiten und schafft Nutzen wie Freude im Gebrauch! (Kampfuusieg dazu: Raucherbuch N??l3gratis. Bruytrepfeifenfabrik VAUEN Nürnbg. Beziehen Sie sich bei Anfragen auf den Simplicissimus! | Da hilft alfen, bie vlel gehen und eben möffen, rafch Gfafit- Zußpuder. Er trodnet, befeitigt übermäßige Gchmeißabfonderung, verhütet I Dlafen, Drennen, Wundlaufen. Hervorragend für DMaffage! Für. die fonflige Fußpflege > Gfafit-Zußbad, «Creme u, «Tinctur. 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Bläbungen veriolat au werden —: mer das fennt. hollte Ichlen- utaft auch Irel von Natron Thyfial: Pillen u Yannera tennenleruen, Thnlial ıf nicht mur genen die Beihwerden Iondern vor allem auch dasu be» Atimmt, dem anacariifenen Nberreuten Magen mönlicft wieder aum Normalauftand zu ver: helfen. — Das ıft es, weshalb Thulinf tovicl Beabtuna und Anerfennung finder, 8 ver, Brent ie, Schachtel mir 40 Slien RU. 1.58. Erbätttih In den Apotbefen; wo nicht dann Noten»Apoihefe Minden, Nolenftrahe 0, — Berlangen Sie die Aufllärunasierift T 777 tohenlos unverbinelih von der Bitua Cart Aünler Konftan. LIKÖRE ENZIAN WEINBRAND MACHOLL -Erzeugnisse tragen künftig denNamen «MONACHIA Verlag und Druck Knoi & Hirth Kommanditge; Iischaft, München, Sendling. "0 (Femmuf 1296) Briefonschrift München ? 82. Brieftach Verantwortl. Scnnitlieiter: Walter Fol ziee München. Verantwortl Anzeigenleiter. Gustay Schearer, München - Dar Simpilciss'mus erscheint wöchentlich einmal Bestellungen nohmen alle Buchhandlungen, , Zeitungsgeschälte und Pastanstaiten entgeg: gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur Bezugsprelse Einzeinummei $0 Pig, Abonnement im Monat RM. 1.2. jckgesandt, wenn Porto beillegt. — Nachdruck verboten — Postscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. —Anzeigenproise nach Prolsliste Nr 7 Verteauenswürdige SENT: pharmazeutische < KHEDIVE > Peänarate ZIUITEN. sind keine Modeartikel. Sie sind nicht aus irgendwelchen Zeitströmungen heraus ent- standen. Langjährige Forscherarbeit bildet die Grund- lage für ihre Herstellung. Ihre tägliche An- wendung durch Jahrzehnte ist eine Prüfung von einzigartiger Gründlichkeit und zugleich der Beweis für ihre bleibende Anerkennung und Wertschätzung. 3 SANATOGEN FORMAMINT KALZAN Bauer & Cie. »« Johann A. Wülfing Berlin SW 68 Fe 177 lee ul) Ö, ar iginal -Liganchlen berl. 2 7100 int m auch Br Husteny ‚Oramiker bi tencnom ? &r. Jlafche ca 2305 1: N wünn ig (Otemiker Kı €in zu 2 ern Kor Ar mittel bei nerode behingter Shıma r ’ ThBocosanini (Nat lycph.plany- Ra PreteÄrents eroBe Klek liche Wirkftofte nad) dem’ Ivert, 4 1 Pro ne wer s. u Mineralfalgeuim.) Alaichern 2) ccm . Gasundheitspfiege, N | #5 Di, In Apotheken u. 0 Barlin-Wilmarsdart 1 Drogerien erhälil. Aufkl. Orig 100 Dragnes 4,50 RM Inkootı Schrift o Dr. Bchre@ do, may Aabeik, Bücherkauf EIN RIESE AN LEISTUNG! Bermen 1 bequem zu Hause ee 4 Seidige lange W : ; BEER Ri N Kiminal | Lezithin-Silber ‚KLINGEN KLEIN IMPREISE — Br Frauen- machen. Bei Nervosität, Überan- BUNEUFENS Wire Abenteuer- strengung besten: bewähr,. Eine 'BALSAM“ erreichen Sie Heitere Romane Nervennahrung1.Ranges, Packung Be 1 had Ch und andere b REN 250 Sıck. 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Name geschützt unter Nr. 32681 Zu haben In allen Apotheken Herst.: Otto Stumpf A.-G., Leipzig vor kleineren u. größeren Kreisen 15 Lohrbriefe (Kurzform) „Praie Rofe »nd Verhandiunrskunst“ RM 5.80 (Nachn. + 0.30) Loiß, Düsseldorf 4, Lichtstraße 56 Postscheckkonto Köln 48431, Kossack d. Altere, Düsseldorf Unter uns (Wilhelm Schulz) „Heiliger Lenin, ich will ja nicht behaupten, daß wir Bolschewisten klug sind, aber es ist doch ein wahres Glück, daß die Engländer so dumm sind!“ Fra noi: ‘O San Lenin, lo non voglio glä sostenere che nol bolscevichi siamo della gente assennata; ma In ogni caso & una gran fortuna per nol che gl'Inglesi siano tanto cretini!,, 160 München, 11. März 1942 P om 47. Jahrgang | Nummer 11 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Die bestrafte Erdkugel vr EEE „Ich werde die Ursache unserer Rückschläge untersuchen und die Schuldigen züchtigen!* Il mappamondo punito: "Indagherö la causa dei nostri rovesci e punirö i colpevoli! Die Fischküche - La cucina dei pesci NE Sn DAS WÜRMCHEN Der Herr Doktor saß an seinem Schreibtisch und las in einem Buch, wobei er rauchte. Oder er rauchte, wobei er ein Buch las, denn das Buch hatte er markenfrel durch Beziehungen bekommen. Es war ein interessantes Buch, es handelte von der Ge- schichte und Entwicklung einer großen Stadt, wie sie aus einem Fischerdörfchen entstanden war und wie sich dort immer mehr Menschen ansie- delten und wie schließlich die Stadt nur so von Maschinen und Verkehr dröhnte, im hellen Lichter- glanz erstrahlte und ein Stapelplatz aller Waren der ganzen Welt wurde. Bis zu dieser Stelle war der Herr Doktor gerade gekommen, da mußte er ein wenig nachsinnen und schnippte dabei die Zigarettenasche in die Schale. Er bemerkte, wie sich darin etwas bewegte, Er war als National- ökonom nicht daran gewöhnt, daß sich In seinem Aschenbecher etwas bewegte, deshalb sah er ge- nau hin und erblickte ein kleines Tierchen, so ein Würmchen von’ drei Millimeter Länge mit sechs Beinchen und einem schwarzen Kopf, das dort sehr geschäftig zwischen den Aschenresten her- umlief, Was geht einem Volkswirtschaftler ein Würmchen an, namentlich, wenn er von so einer lebendigen Stadt liest? Manchmal kümmert man sich aber um “ ISSSUSSÄRL N =G RER Dinge, die einem nichts angehen, zumal es nicht verboten ist. Da sah nun der Herr Doktor, daß sich das Würm- chen anscheinend in der Asche nicht wohl fühlte und heraus wollte. Es versuchte zum Rand der Porzellanschale emporzuklettern, aber immer wie- der kam es an eine Stelle, die so steil und glatt war, daß man abrutschen mußte. Das Würm- chen stürzte jedesmal in den Aschenschotter zu- rück, denn es hatte keine Anleitung zum Klettern im Porzellan. ‚Wenn der Herr Doktor kein Nationalökonom ge- wesen wäre, sondern ein Professor für Philoso- phie, dann wäre ihm gewiß etwas Großartiges eingefallen mit dem Vergleich: So auch der Mensch... Er aber glaubte, Würmchen Würmchen sein zu lassen und las weiter. Doch er mußte immer wieder in den Aschenbecher schauen, um zu sehen, was das Tier jetzt tat. Das Würmchen war kein intelektuelles Würmchen, es machte immer wieder denselben vergeblichen Versuch. Das ärgerte den Doktor, denn er hätte ihm einen glänzenden Aufstieg gewünscht, und dann hätte er ungestört weiterarbeiten können. Es wäre nun möglich gewesen, dem aufstrebenden Wurm ein Streichholz als Leiter hinzuhalten, und es womög- lich zu dem welkenden Primelstock am Fenster zu tragen. Der Herr Doktor fand, das ginge denn doch zu weit. Andererseits hätte er das Tier ein- 162 (Fr. Bliok) Se # SS RS fach mit der brennenden Zigarette zerqueischen können. So eine Herrennatur war er nun auch nicht. Der Herr Doktor wählte den Mittelweg, er nahm die Aschenschale und schüttete den ganzen Inhalt in die Wasserspülung. Dann konnte er un- gestört weiterlesen bis zu der Stelle, wo in der glänzenden Stadt die sechzigtausendste Lokomo- tive produziert wurde, Foltzick Der Schwätger Da kommt ein Kerl dahergehatfcht - ich kenn’ ihn nun fchon lange -, der Stund’ um Stunde tratfcht und quatfcht. Es wird mir angft und bange. Ihm rinnt der Rede Dauerbrei aus unerfchöpftem Borne. Und hofft man, daß co fertig fel, fängt’s wieder an von vorne, Gibt's hier kein Vormundfchaftsgericht? Zum Heulen ift’s, zum Graulen! Entmündigen genügt ja nicht, man müßte ihn entmaulen! Ratatöshr Stalin, der neue Indianerhäuptling (Wilhelm Schulz) . Bu N „Sie haben mir mit Skalp und Marterpfahl wertvolle Anregungen gegeben. Ich hoffe, daß alle meine roten Brüder mit mir zufrieden sein werden!“ Stalin, nuovo capotribö degli Indiani: “Col pericranio e col palo del martirio Voi m’avete dato dei preziosi Incitamenti. Spero che tutti i miei fratelli pellirosse saranno ben contenti di me!,, 163 Verbrauchersorgen (Karl Arnold) } „Schmecka tuats greisli, aba meine anderthalb Zigarett'n, die mia zuastenga im Tag, die wern g’raucht und wenns mi z’reißt!“ Apprensioni di consumatori: "Ha un sopore orribile; ma pure la mia sigarelta e mezza che mi spetta al giorno, io me la fumerö, a costo di creparel,, 164 DER BENGALISCHE BRONZEDRACHEN VON TITO COLLIANDER-HELSINGFORS Jeden.Morgen auf dem Wege ins Büro ging er an einem Antiquitätengeschäft vorbei. Jeden Nachmittag, wenn die Arbeit getan war, ging er den gleichen Weg. Und jedesmal blieb er stehen und schaute In das große Schaufenster: Anti- quitäten — das war seine Leidenschaft. Aber dieser Laden war nicht von der Art, die er aufsuchte, Er war für Ihn zu fein, er führte nur ausgesuchte, kostbare Waren, deren Preise seine Mittel weit überstiegen. Er mußte sich mit billi- gen kleinen Kruken und Kannen und Flaschen be- gnügen, die er zu Hause In einer langsam wach- senden Reihe auf die Regale stellte. Auch sie erforderten Opfer, aber gleichzeitig bescherten sie dem Sammler Zufriedenheit und Freude, Liebe- voll staubte er sie selbst ab, und niemand außer Ihm durfte sie berühren, Aber ein Sammler ist niemals restlos zufrieden und seine Ansprüche haben eine unselige Nei- gung zu wachsen. Und sie wuchsen ohne Rück- sicht darauf, ob seine Einkünfte stiegen oder nicht, So ging es auch ihm, einem kleinen Be- amten im Stastsbetriebe. Ein wundervoller bengalischer Bronzedrache zwang Ihn, Jeden Tag vor dem Schaufenster des feinen Antiquitätengeschäftes stehen zu bleiben. Der Drache streckte Ihm einen gräßlich geöffneten Schlund entgegen und die emaillierten Augen schlenen ihn zu hypnotisieren — und diese Ab- sicht war ihm gelungen. Er war hypnotislert, voll- kommen gefangengenommen von diesem pracht- vollen Drachen, Es vergingen einige Tage, bis er sich In das Ge- schäft wagte, um sich nach dem Preis zu er- kundigen. Es war, wie er vermutet hatte: phan- tastisch für seine Verhältnisse, schwindelerregend und unerschwinglich. Selbst wenn es ihm glückte, den Preis um die Hälfte zu drücken, war es un- möglich für Ihn. Das schon hätte das Gehalt mehrerer Monate verschlungen. Er beschloß also, nicht mehr an den Drachen zu denken, ihn nicht zu sehen, nichts mehr mit ihm zu tun zu haben. Es gab ja andere, erschwing- lichere Gegenstände für seine Leidenschaft. Er gab seinem Verstand recht, und das nächste Mal, als er an dem Laden vorüberging, beschleu- nigte er seine Schritte und blickte starr gerade- aus, ohne nach dem Drachen zu schielen. Aber der Drache blickte ihn mit seinen Emailleaugen an; sie hatten einen Brand in Ihm entfacht, den er nicht meistern konnte. Mechanisch führte er seine Arbeit aus, pflichttreu und ordentlich wie immer, aber zu Hause war er einigermaßen gelstesabwesend. Seine Frau unter- brach sich mitten In einem Satz und fragte: „Hörst du eigentlich, was ich sage?” „Ja, ja, meine Liebe, gewiß”, antwortete er dann. Aber tatsächlich hatte er nicht zugehört. Irgend- wie starrten die Augen des Drachen Ihn an, und er sah in sein greuliches Maul. Er versäumte, den Staub von seinen Kruken und Flaschen und Kannen zu wischen. Sie hatten plötzlich für Ihn an Wert verloren; er stellte sich vor, wie sich der bengalische Drache hier aus- nehmen und alles überschatten würde. Er wußte, daß das alles verrückt war, aber er konnte nichts daran ändern, Er sah ein, daß sein Zustand beinahe krankhaft war, aber er konnte sich nicht davon befreien. Sein Körper hatte ein ungestilltes Verlangen in sich, ein Hunger- und nervöses Gefühl. Und seine Gedanken begannen Wege zu gehen, die man nicht verantworten konnte. Wenn män..., er hatte ja Ersparnisse, nicht groß, aber doch etwas. Er hatte ja einige Wertpapiere, die man verkaufen konnte. Wenn man... Er stand vor dem Schaufenster, starrte den Drachen an und sah plötzlich sein eigenes, durchsichtiges Spiegelbild vor dessen dunklem Rachen. Ja, er ließ sich Ja von Ihm aufschlucken, er war wahn- sinnig, verrückt! Verrückt, ja, verrückt. Die kleinen Ersparnisse waren doch für den Krankheitsfall vor- gesehen, für seiner Frau und sein eigenes Alter, das sich unwiderruflich näherte. Man wußte ja niemals, wie bald man in Not geriet — und die Wertpaplere waren für seine Tochter bestimmt, die sich bald verheiraten wollte. Es war gut für ein Junges Paar, wenn ein kleiner Reservefond vorhanden war... Aber alles zusammen würde der Drachen verschlucken! Er wandte sich brüsk vom Fenster ab — nein, nun mußte es genug sein! Punkt und Schluß und keine schwachsinnigen Phantasien mehr. Er war ja ein anständiger Mensch! Gott sei Dankl Aber schon, als er In seinem Arbeltsstuhl saß, be- gannen die Wogen, die dem Drachen entström- ten, ihn in einen Schwindel zu wiegen. Er schrieb Ziffern auf ein Stück Papler, er rechnete. Wenn er ein Darlehen aufnehmen würde? Fünf Prozent und die Amortisation — wieviel mochte das im Jahr sein? Er war beschömt, als er das Resultat sah — was würde dann für Steuern überbleiben. Nichts. Er knüllte das Papier zusammen und warf es in den Papierkorb, aber gleichzeitig streichel- ten seine Augen, seine Hände, sein ganzes We- sen das fein ziselierte Äußere des Drachens. Er sah jede Linie und Form, jede Einzelheit von ihm, und er sah sich selbst sorgfältig den Staub von ihm abwischen in seinem eigenen Haus. Ob es denn kein Mittel gab, von dieser verzeh- renden Leidenschaft, die ihn so plagte, befreit zu werden? Ja, es gab ein Mittel, aber auch nur ein einziges, das wußte er. Und das Mittel war, alle Bedenken beiseite werfen und den Drachen zu kaufen! Es war verantwortungslos, es war ver- rückt, wahnsinnig, unverantwortlich — mag sein! Aber er mußte ein Mittel gegen seine Krankheit finden. Und es sollte noch heute geschehen! Gerade heute sollte es geschehen. Er wollte direkt vom Büro in den Laden gehen und sagen: „Stellen Sie mir den Drachen zurück. Heute sind die Banken schon geschlossen, aber morg komme ich und hole ihn und bezahle gleichzeitig.” Dann würde er Ruhe haben. Und schließlich war das Geld ja nicht weggeworfen: der Drache würde zwar bei ihm sein, aber er behielt seinen Wert. Damit beschwichtigte er sein Gewissen, als er seinen Beschluß gefaßt hatte, und nun konnte nichts mehr ihn aufhalten. USA.-,,‚Kultur“ DS In IR N Sofort, nachdem die Arbeit beendet war, eilte er zu dem Laden. Er warf noch einen hastigen Blick in das Fenster und — blieb stehen. Alles versank vor ihm: der Drache war fort. Wie betäubt, mit pochenden Schläfen, machte er die Tür auf. „Der Drache”, stieß er hervor, „der Drache — — „Der Herr wünscht?” verbeugte sich der dienst- willige Antiquar, „Welcher Drache?” „Der — der bengalische. Der — im Fenster stand!” „Ach der. Der ist gerade heute verkauft, vor ein paar Stunden. Aber wir haben andere, orienta- lische Drachen, wenn ich sie Ihnen zeigen darf —” „Andere, er stieß es hervor, er war ganz bleich, „anderel” Er rannte hinaus, er vergaß die Tür hinter sich zu schließen. Er konnte eine ganze Weile nichts sehen. Er mußte sich auf eine kleine Bank in einer kleinen Anlage am Weg setzen. Mit zitternden Händen zündete er sich eine Zigarre an, Aber während er dort saß, besann er sich lang- sam wieder. Er sah sich um, gleichsam erwachend. Der Drache — der bengalische Drache mit den hypnotisierenden Emailleaugen und dem alles verschlingenden Rachen — er war fort, Unwider- ruflich fort. Aber drolligerweise war er auch aus seinem Innern verschwunden, Er rief ihn nicht mehr länger. Er war unerreichbar für ihn wie ein Museumsstück, Es gab Ihn nicht mehr für ihn — er war frell Er merkte das, während er saß und sich mit einem beinahe neugierigen Blick umguckte — es war, als entdecke er seine Umwelt aufs Neue. So lange war sie von dem unseligen Drachen ver- hüllt gewesen. Aber plötzlich, wie mit einem Ruck, übersah er ganz, was geschehen war; er war befreit. Er war aus der Betäubung erwacht, die ihn beherrscht hatte und seine Ersparmisse, seine Wertpapiere hatte er behalten. Er konnte mit ruhigem Gewissen glücklich seine Frau um- fassen, und seine Tochter würde ihn dankbar für die Hochzeitsgabe küssen. — Oh, der verfluchte Drachen! Er stand erleichtert auf, als habe die ziselierte Bronze wie ein Gewicht auf ihn gedrückt, das er auf der Bank zurückgelassen hatte, (Berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen von Lucie Mülbe — Interpreß.) 1C. Sturtzkopf) „Wenn wir schon wenig Benzin haben, die Kosmetik muß uns bleiben !" “Cultura,, degli USA.: “Glacch® abblamo poca benzina, bisogna che ci resti almeno la cosmetica!,, 165 Der chinesische Rikscha-Kuli un a Fe Ziw — — (€. Thöny) „Endlich ein Fachmann an der Deichsel! Ihm muß es direkt ein Vergnügen sein, mich aus dem Dreck zu ziehen!“ II Rikscha-Kuli chinese: “Finalmente' uno del mestiere al timone! Per lui dev’ essere proprio un gran piacere Il trarmi fuori dal lordume!,, 166 Man nehme... (K. Heiligenstadt) „.. Wirklich aufregend ist doch nur ein Kochbuch!“ Si prenda... ‘...ah, soltanto un Manuale Culinario puö davvero portare all’ esasperazione!,, 167 Damenfrisiersalon Figdor Vier Telefongespräche „———Hallo? Ja? Wer? Wie? Was? — — Fıl- sieren? Aber meine Dame! Wo denken Sie hin? Völlig aussichtslos! Unter acht Wochen kann ich keine Dauerwellen mehr annehmen! — — Nein, ich kann Sie auch nicht vormerken, telefonisch kann ich überhaupt keine Bestellungen entgegen- nehmen — — bitte? — nein, herzukommen hat auch keinen Zweck, wenn Sie nicht angemeldet sind! — Was Sie machen sollen? Warten, warten — jawohl, warten! Und immer wieder einmal an- fragen, vielleicht treffen Sie es glücklich und es hat gerade jemand abgesagıl Bitte? Was sind Sie? Stammkundin sind Sie? Na und? Was wollen Sie damit sagen? — — Sie scheinen noch immer nicht zu wissen, daß Krieg ist! — Aber nein, gnä- dige Frau, Ich bin Ihnen gar nicht gram, wenn Sie zu einem anderen Friseur gehen — — be- daure, Sie sind hiermit bereits aus der Kunden- liste gestrichen, bereits gestrichen — Mahlzeit!" w——— Wer hier ist? Sie sind wohl unter die falsche Dusche geraten! Rufen an und fragen, wer hier Ist! Hier ist die Feuerwehr! Wer ist denn dort? — Ahal Das Hotel Bristoll Warum nicht gleich so? Hier ist der Damensalon Figdor. — — Ob ich was? Jemanden zum Frisieren ins Hotel hinüberschicken? Sie scheinen immer noch nicht gemerkt zu haben, daß Krieg ist, Herr! — Sagen Sie. Ihren Hotelgästen, wenn sie eiwas vom Fri- seur brauchen, sollen sie sich gnädigst selber zum Friseur bemühen! Die Zeiten sind gottseidank vorbei, wo unsereiner — vielleicht gar noch beim Regen — Über die Straße ins Haus gegangen ist! — Bitte? Aber das ist mir doch ganz egal, ganz gottliebschulze ist mir das, was auf meinem teu- ten Schild in Ihrer Hotelhalle steht! Wegen mir können Sie das Schild getrost abnehmen! Jawohl, abnehmen! Auf Hotelkundschaft bin ich nicht mehr neugierig! Sie brauchen gar nicht mehr an- zurufen — schade um den Groschen! — — Was?? Bravol Sehen Sie, auf den Augenblick habe ich gewartet, wo das stinkfeine Hotel Bristol sich auch einmal des Götzzitates bedient! Was glau- ben Sie wohl, wie oft ich das heute zu hören kriegel Habe die Ehrel Meine Empfehlung!“... „= —— Frisiersalon Figdor! Was wollen Sie? Sich beschweren? — — Sie haben bestellt und sind nicht darangekommen? Für wann hatten Sie denn bestellt? Für elf Uhr? Und wann waren Sie da? Elf Uhr drei? — Ahal Da haben wir es jal Be- stellen und immer nur bestellen und dann nicht kommen und dann nicht pünktlich sein! Die alte Geschichtel — — Wie? — Was heißt hier nur drei Minuten! Soll ich vielleicht wegen den drei Mi- nuten mein ganzes Personal auf Urlaub in die Berge schicken? Wenn Ich schon so zuvorkom Rezept für Frühlingsdichter! Von Felix Pelter Dort hängt der Bufen der Natur, Da blüht ein Weidenkätschen, Dazu etiwas von grüner Flur Und dann das kleine Schätschen. Man fcheue nicht Die Frühlingeluft, Das Bienchen und Gevatter Star, Darein ein wenig Blütenduft, Der immer nötig war. Den Eros nehm’ in kleinen Mengen Mehr fchelmifch als erregend, Jedoch von Schnfucht ein’ge Längen, Das Ganze fanft beivegend. Und nun hinein den Lyrikfeim, Dann fchlage man Die Maffe, Bio aus dem Dichtertopf der Reim Sie füß in Verfe faffe. Mein Rolllilm ADOX aus dor wellablerlen Jolochemischen Fabrik und sei 168 mend bin und im Kriege überhaupt eine Vor- merkung annehme — zum Zug müssen Sie ja auch pünktlich kommen, warum dann nicht beim Fri- seur? — — Das brauchen Sie mir gar nicht immer wieder erklären, daß Sie seit zehn Jahren Jeden Freitag zum Kopfwaschen und Wasserwellen und Maniküren zu mir kommen! Das weiß ich alleine, früher haben eben wir auf Sie gewartet, jetzt müssen Sie warten. Also gut, ich will noch ein- mal eine Ausmahme machen, kommen Sie rüber und warten Sie! Ob Sie aber heute noch daran- kommen, kann ich Ihnen nicht sagen! Das nützt Ihnen nichts? Na, hören Sie mall Sie scheinen immer noch nicht zu wissen, daß Krieg Istl — Bitte? Irgendwo einschieben? Weil Sie Besuch bekommen? Meine liebe Frau, was geht mich denn Ihr Besuch aus Mannheim an! Fahren Sie doch nach Mannheim! Vielleicht können Sie sich dort frisieren lassen! — Mahlzeit!” — — — w—=——)Ja? Hallo! Wer ist denn dort? — — Oh, Frau Kaiser! Habe die Ehre, Frau Kaiser! Wie geht's? Wie steht’s? — — Was haben Sie denn für einen Wunsch? Ob Sie es gerade günstig treffen? — Günstig ist gar kein Ausdruck, meine liebe Frau Kaiser, Sie kom:nen &ußerst günstig, mein ganzer Salon steht zu Ihrer Verfügung! Kommen Sie nur herüber, wann es Ihnen paßtl Sie werden sofort bedienti Was soll es denn heute sein? Kopfwaschen? Dauerwellen? Dl- schampon? Eine kleine Friktion? Ich habe für Sie noch ein herrliches Kopfwasser aufgehoben! Ja- wohl, Fräulein Lilli zur Gesichtsmassage — jawohl, Fräulein Eva zur Maniküre — jawohl, Herm Karl zur Wasserwelle und Haarglanz! — Bitte? Aber das macht doch nichts, daß Sie sich nicht vorher angemeldet haben! Ich bitte Siel Bei Ihnen kommt das doch gar nicht in Frage! Wie geht es denn daheim? Was macht der Herr Gemahl? Sind die Kinderchen gesund? — Also gut, ich warte — jawohl, Sie brauchen nur zu kommen — wenn Sio da sind, sind Sie da — ich werde sofort die Ka- bine zwei für Sie freimachen, Frau Fleischer- meister Kaiser — jawohl, Frau Fleischermeister Kaiser — Kabine zwei —— —" Jo Hanns Rösler gt anno-tobako berühmt ist Raulino-Tabak, denn unser Bamberger Stammhaus besteht schon über zwei Jahrhunderte zweihundert Jahren wissen Raucher jeder Geschmacksrichtung unseren Tabak zu schützen. RAULINO@TABAK gibt es seit jeher für jeden Geschmack, wählen Sie daher nur wie immer Ihre Lieblingsart! Hergestellt iu den Werken BAMBERG : KÖLN - ST.JOACHIMSTHAL » LITZMANNSTADT vdlen. Fehr Baal ee wenn gt 1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3.Gegen schädliche Haarparasiten Ein seltener Genuß! ATIKAH et x) ae inneren! Aachahmung verboten, denn Deinhard-Kabinett ist nur beschränkt diofer bar. Demand Kabınc Sprachen out MEUE Ant! Ohne mechanisches Wörterbüffeln | De. Heil's Speachen-Heusystem Schnellmethode zum Selbststudium für Englisch - Feaunösisch - Nabienisch Losen Sio hier, was unsera Kunden schreiben: Das Gelesene prägtaich spiolond leicht oln Dr. Heil's Schnelikurs Italienisch über- tritt bei weitem meine Erwartun- gen. Ich habe eine kleine Dorfschul besucht und hatte keinen Schimmer lienische Zeitungen zu lesen und Briefe zu schreiben. Ich habe es selbst nicht für möglich gehalten, daß man. in so kurzer Zeit eine tremde Sprache lernen kann. Mit gulom Gewissen kann ich von Fremdsprachen. Erst nachdem ich mich mit einer liallenischen Familie sehr gut angefreundet halle, kam in mir der Wunsch auf, auch die llalio- nische Sprache zu beherrschen. Ich habe nicht Immer regelmäßig gelernt, sogar manchmal tagelang ausgesetzt. lernen ist gar nicht das richtige Wort, man brauch! weder auswendig zu ler- non, ‚noch Vokabeln Und grammatische [ Regeln pauken, noch Irgendwalche Vorkenntnisse oder eine besondere Be- El jedem dieses einzigartige Werk woltor- ompfehlen Rodobeul |, Margot Hanning, Radebeul, ‚den 29. April 1941 Lessingstraße 7. Koln Auswendiglörmnen von Vokabeln Ich finde Ihr Nausystem Insofern un- überlteiflich, als das Auswondigiernen von Vokabeln und grammalischen Ro- gein ganz ausgeschaltet ist, denn der lehrstoft prägt sich In seinem Aufbau ganz von solbst dem Godächinis ein. | gebung zu besitzen. Man liest, und das Dar bohandelte Stofl wird in Inter“ ‚elesone prägl sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann rost- in. Meine itellenischen Freunde waren los im praklischen Leben verwendet überrascht Über meine schnellen Er- worden, tolge, besonders Über die quie Aus- SI. Pölten, 15. Jan. 1940, ‚Adalb. Redl, sprache. Auch bin Ich In der Lage, ita- Josefstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht: mehr als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wlıklich und täg- lich In lebendiger Rede und Gogenrode gesprochen und gebrauch! wird. Jede mochanlscho Auswendiglernen fBllt fort, denn eine wortverwänd! neugostaltete Wechselwirkung zwischen, Fremd und Mullersprache varankoıt das Sprachaut. Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewlikt, daß Ihnen der Sprachstofl ohne mechanisches Auswendigiernen zufließt, Gleich einer Iniorossanten Lektüre, die unterhält, anragt und erlıeut, geht die Aneignung der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- schulbildung genügi vollauf, weil die Durchnahme gemäß unserer Anweisung ohne Hindernis vor sich goht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Durch Jede Buchhandlung zu br n / Die Einführungsbroschüre Ub« Dr. Heil’s Sprachen-Neusystem erhalten Sio auf Anforderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 169 LIEBER SIMPLICISSIMUS Frau Mertens erzählt von ihren Kindern, denen der Tee immer zu wenig süß ist. „Und dabei be- kommt jedes drei Stückchen Zucker und eine kleine Zitronenscheibe”, seufzt sie. „Aha“, sagt ihr Besuch „und da werfen sie erst Wer seine Die ganze Familie freut s den Zucker In die Tasse und dann drücken sie die Zitrone aus. Falsch, ganz falsch, liebe Frau Mertens. Bei mir zu Hause muß jedes erst in die Zitrone beißen und dann ist ihnen die Tasse Tee mit einem Stückchen Zucker süß genug.” Unsere Tante Ida kam vom Zahnarzt. Fünf Minuten später telefonierte der Zahnarzt an. „Verzeihen Sie, gnädige Frau”, sagte er betrübt, „würden Sie einmal bitte in Ihrem Munde nach- sehen — ich glaube, ich habe darin einen klei- nen Bohrer liegen gelassen — —“ Der bekannte Filmschauspieler Rudolf Carl, der gegenwärtig bei Willi Schaeffers im Kabarett der Komiker gastiert, bekam eines Abends in seiner Garderobe den Besuch eines Kollegen aus seiner alten Karlsbader Bühnenzeit. Und wie Schauspieler schon sind, die es auf der Bühne nicht weiter gebracht haben, sie neiden Frau liebt ist nett zu ihr und bringt heim den Alles-Kitt icdı an den vollendeten Reparaturen des leer Alles-Kitt! Ehemaliges | Dolen | Danzig h. 6.50 | a, 550 - 0 0 ıd Porto, nur per Nachnahme, Preisliste gratis Ankauf von Sammlungen. Markenhaus Alfred Rurth, Colditz Nr. 108 1. Sa Schuh- u. Lederfochgeichöhe, Rudolf Carl seinen ehrlichen Erfolg und wissen wahre Schauergeschichten über ihn zu erzählen. „Ich glaubte, ich traue meinen Augen nicht”, er- zählte der Kollege, „auf seinem Schminkmantel hat er groß sein Monogramm R C, auf der Brief- tasche, auf der Zigarettendose — überallRC —, aber nicht nur das, sogar am Thermometer in sel- ner Garderobe steht unten in großen Buchstaben RC——" Ich kam mit Kitty nach Salzburg. Wir hatten uns vor Jahren dort kennengelernt. Und als wir jetzt durch den Mirabellgarten schritten, seufzte Kitty plötzlich auf. „Siehst du diese Bank, Johannes?” „Ich sehe sie, Kittyl“ „Auf ihr haben wir uns ewige Liebe und Treue geschworen!” — Ich nickte: „Wer hätte damals gedacht, daß wir uns heiraten würden!” die neuzeillicheMabke in der Kosmelik ist be- kannt für Erzeugnisse, welche wörhrlich wirks und geschmacklich hervorragend sind. innte preisgekrönte große Kleinbü- ie aut Fragen aus allen Gebieten des Wissens, der, Weitertldung, Gesundheitspiege, jeim, Familie, Unterhaltung, Geselligkeit usw. in leichtverständlicher Form Auskunft gibt? SIKKOPED Jede Nummer mur 20 Rpf. ichnisse durch Buchhandlung @: 1, serründet 1874, Leipzig € Straße 22, Postscheck Leipzig 1027 Drogerion, Sanitön Fußpfleger führen „Si — dos Poor für RM erw. am Gut hören, richtig verstehen! 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Ich er- reichte es, mir die Finger an den Haken blutig zu kratzen. Sonst ging nur noch eine gestickte Decke drauf — solche Haken gehen ja nicht so leicht wieder los, wenn sie sich erst einmal festgehakt haben! — aber an gestickten Deckchen hatten wir ohnehin zu viell ni Am Sonntagmorgen machte meine Frau zwei Früh- stückspäckchen zurecht und wir fuhren mit un- soren Rädern los. Als wir uns allmählich der Bucht näherten, begann mir das Wasser im Mund zusammenzulaufen. „Ih, wie ich mich auf all die herrlichen Dorsche freuel“ rief ich aus. „Morgen wollen wir gekoch- ten Dorsch essen — mit Kopf und Leben und allem Drum und Dran. Und am Dienstag braten wir einen — mit Zitrone dazu. Mittwoch essen wir Ragout — das ist mein Leibgericht. Es tut nichts, wenn wir auch noch was für Donnerstag haben — du kannst ja Dorschauflauf machen oder Dorsch In Mayonnaise — ah — und Salat — und Dorsch- Suppe...” „Meinst du wirklich, daß wir sie alle allein essen können?“ fragte meine Frau, „sie halten sich doch nicht..." „Dann schenken wir deiner Schwester und dei- nem Schwager welche. Und Hansens im zweiten Stock — und Olsens nebenan — sie sollen auch mal sehen, was wir nicht alles können! Und dem Vize...” „Und wir könnten Ja auch Tante Anastasia ein- laden..." . „Glbt es dies Jahr viel Dorsch?“ fragte ich den alten Bootsbauer, während er mir die Riemen hinreichte. „Na —”, sagte er, „ab und zu kommt einem Ja mal einer vor die Nase.” Ich holte mit den Riemen aus, daß mir der Schweiß auf der Stirn perlte. „Puh“, sagte ich schließlich und zog die Riemen ein, „jetzt mag es genug sein!” Ich holte mein Taschenmesser hervor und steckte es auf der Ducht fest, um die Dorsche schnell- stens schlachten zu können, wenn wir sie ein- holten. „Jetzt tu nur genau dasselbe wie Ichl“ sagte ich dann und ließ die Angelleine ab. Mit einem schnellen Griff packte ich die Angel und schleuderte sie fort. Rrrischl sagte meine Jacke; die Angel hatte Ihr einen langen RIß beigebracht. „Du hättest Ja auch nicht deinen guten Rock an- zuziehen brauchen!” sagte meine Frau. Endlich war die Angel im Wasser, und wir fin- gen an, ruckwelse zu ziehen. Jedesmal, wenn wir die Leine hochzerrten, folgte ihr ein kleines Brausebad von Wassertropfen, das unsere Sachen und Schuhe erfrischte. Als wir eine halbe Stunde gearbeitet hatten, sagte meine Frau: „Ich meinte, du sagtest, da wären Dorsche?” „Hm“, sagte ich und sog an meinem Finger, deren Haut die Leine geschunden hatte. „Da sind sicher Dorsche in rauhen Mengen — sie beißen nur nicht immer an, wenn man es gerade möchte.” Es verging wieder eine halbe Stunde. „Hoh, was ist das? Da hat einer angebissen! Der rütteltl” „Es ist wohl ein alter Stiefel”, sagte meine Frau. „Hast du jemals gesehen, daß ein Stiefel zappelt?“ Ich zog mit allen Kräften. Plötzlich wurde die INRAUHEN MENGEN VON AAGE V. HOVMAND Leine so verdächtig leicht, und die Angel kam hoch — leer! „Der ist abgesprungen — das Biest!” rief ich enttäuscht. „Aber — der war vielleicht groß!” „Die Fische, die man nicht bekommt, sind immer am größten”, sagte meine Frau. Daran denkend, daß Geduld zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen eines Fischers gehört, arbeitete ich angestrengt weiter. Nach einer Stunde hatte ich wieder etwas an der Leine. Diesmal war es sehr schwer, denn ob- wohl Ich kräftig an der Schnur zog, so daß das Boot sich welterbewegte, war die Angel nicht heraufzuholen, Das war mehr, als die Leine aus- halten konnte — sie riß, und ich landete auf dem Schoß meiner Frau. „Dorsch?” sagte sie, „Nein, leider nicht!” seufzte Ich. „Der muß irgend- wo auf dem Grund festgehangen haben. Meine gute Angell” Jetzt würde meine Frau alle Dorsche bekom- men und ich war zu der kümmerlichen Rolle eines Zuschauers hinabgesunken. Es verging eine wei- tere Stunde. Meine Frau arbeitete noch immer — mit langen, zähen Zügen. Zwei Augenpaare folg- ten den Bewegungen der Leinen auf dem Wasser wie gebannt. Da — plötzlich wurde sie unruhig. „Da ist etwas!” rief meine Frau und holte ein. Ich spürte zu meiner Schande den kleinen gelben ‚Wurm des Neides an meinem Gemüt nagen. Wenn er nur abspringen wolltel flüsterte der Wurm. Aber der Dorsch riß sich nicht los. Ganz unten In dem grünen Wasser sahen wir den Schimmer sei- nes weißen Bauches. Mit einem schnellen Ruck hob meine Frau ihn über Bord, und der Bursche landete mit einem Klatsch zappelnd zwischen meinen Füßen. Ich ergriff das Messer und ver- setzte ihm einen gebührenden Schnitt in den Nacken. Obwohl der Dorsch nicht so überwältigend groß war — ich schätzte ihn auf ein Kilo, meine Frau auf ein halbes — so hatte er uns doch den Mund wässerig gemacht (ebenso wie meine Hosen- beine), und wir wechselten uns Jetzt im Angeln 2 DER GEGE VON STRY ZU Fräulein Kunigunde Batzer war nicht nur ein sehr tugendsames, sondern auch ein schon ein wenig ältliches Mädchen. Sie beschränkte sich Jedoch nicht nur darauf, selbst ein tugendhaftes Leben zu führen, sondern sie wachte eifersüchtig auch dar- über, daß ihre Mitmenschen nicht allzu leicht vom rechten Weg abkamen. Seit zwei Wochen wohnte sie im Hotel „Drei Mohren”, „Lieber Hotr Direktor!" sagte sie eines Tages vorwurfsvoll. „Leider sehe ich mich gezwungen, Ihr Haus zu verlassen.” „Sind Sie mit etwas unzufrieden? Ist die Verpfle- gung nicht reichlich und gut genug, oder Ihr Zim- mer nicht in Ordnung?” „Nichts von all dem!” erwiderte Fräulein Kuni- gunde bestimmt. „Ich würde sogar sehr gerne noch hler bleiben, wenn nicht ein Mann im Hause wäre, der sich dem Trunk ergibt.” UNDANK Ein Mensch, aus reiner Nächstenliebe Fragt nicht lang, was ihm selber bliebe, Er gibt, obwohl er auch kaum satt, Oft gern das Letzte, was er hat. Jedoch der Dank für solche Gabent: „Wie viel muß der gehamstert haben!” EugenRoth. 172 ab. Aber jeglicher Erfolg hat seine Grenze, und unser Dorsch erhielt keine Gesellschaft mehr — außer unserer eigenen. Nachdem wir noch zwei Stunden vergebens ge- angelt hatten, waren wir müde und fingen an zu essen. Als wir gegessen hatten, fielen einige Re- gentropfen auf meinen Scheitel, und ich suchte nach meinem Hut. Aber der Hut war weg; der mußte bei den Bemühungen über Bord gegangen sein. Es begann nun heftig zu regnen. Wir kamen völ- lig durchnäßt noch eben vor Dunkelwerden nach Haus. Und das war sehr gut, denn unsere Rad- laternen waren uns inzwischen gestohlen worden! „Kein Fisch schmeckt so gut wie die, die man selber gefangen hat“, sagte ich, als wir am näch- sten Tage, erkältet und mit wollenen Tüchern um den Hals, vor unserem gebratenen Dorsch saßen. „Und stell dir vor, dann haben wir ihn noch oben- drein umsonst bekommen!” „Umsonst?’ sagte meine Frau. „Nun ja — natürlich müssen wir die eine Krone fünfzig abrechnen für das Boot.” „Und zwei Haken zu 4 Kr., Leinen 1.30, das sind 6.80 — und eine zerrissene Jacke 50 Kr, einen verlorenen Hut 22 Kr, das sind 78.860 — dazu kommt noch das Reinigen und Bügeln unserer Sachen — macht 15 Kr, meine verdorbenen Schuhe 14,50, eine Stickereidecke zerrissen: 8 Kr., zwei Dynamolaternen gestohlen: 36 Kr. — macht zusammen 152.30 Kr. Dazu Arztrechnung: 10 Kr., Hustensaft 2.75 — macht alles zusammen 165.05 Kr. — wenn ich nicht noch etwas vergessen habel Gehabt haben wir 400 Gramm Dorsch — dann kannst du dir den Preis Ja selber ausrechnen!” „Laß mal sehen — das sind... äh — 412 Kronen für das Kilo! Ich kann aber auch wirklich nicht ver- stehen, daß wir nicht mehr bekommen haben! Leute, die etwas davon verstehen, sagen, daß Dorsch in rauhen Mengen da wäre.” „Ja“, schloß meine Frau, „und du bist einer von ihnen. Leider!” NBEWEIS EULENBURG Der Direktor erschrak. „Hier im Hause? Ein Gast? Doch kein Angestellter?” „Dort drüben steht erl” verkündete Kunigunde Batzer anklagend und wies auf Toni, den Haus- diener. Der Direktor winkte Toni herbel: „Ich höre so- eben, du trinkst?" Toni schüttelte entrüstet den Kopf. „Wer behaup- tet das?” „Ichl” hob Fräulein Kunigunde ein wenig den spitzen Zeigefinger. „Hat er sich ungehörig gegen Sie benommen? Sie beleidigt, belästigt?” forschte der Direktor welter, „Ich weiß nichts davon!” warf Toni gutmütig ein. „Sein Verhalten mir gegenüber war einwandfrei”, bestätigte Fräulein Kunigunde. „Mußten Sie dann aus anderen Gründen Anstoß nehmen?” fuhr der Direktor in seiner Unter- suchung fort, „War sein Gang zu schwankend, konnte er überhaupt nicht mehr gehen? Lärmte er? Schrie er? Sang er, oder pfiff er zu laut? Oder beobachteten Sie ihn zufällig, wie er ge- rade übermäßig trank?” Fräulein Kunigunde schüttelte verneinend den Kopf. . Toni lächelte mit unschuldiger Miene. Der Direktor war ratlos. „Aber Sie müssen doch, sehr verehrtes Fräulein, wenn Sie eine Behaup- tung aufstellen — — —" „Einen Bewels dafür haben!” vollendete Toni mit Entrüstung diesen Satz. „Den habe Ich natürlich”, rlef Fräulein Kunigunde aus, als hätte sie nur auf dieses Stichwort ge- wartet. „Wie Sie wissen, gehe ich täglich auf der Homöopathie iR. Ktlesch) „Aber wenn du so viel mit Willi zusammen bist, wird Egon doch bloß noch eifersüchtiger!“ „Wieso denn, wo ich ihn doch extra in kleinen Dosen dran gewöhne?“ Omeopatia: '"Ma se bazzichi tanto con Guglielmo, non diverrä Egone sempre piü geloso!,, — “E come mal, se lo a bella posta cerco di abituarvelo a piccole dosl?,, 173 Bahnhofstraße spazieren. Und was sehe ich da? Was muß ich da, jedesmal, als ich an der be- kannten Weinspelunke ‚Weißer Kakadu’ vorbei- gehe, davor sehen — an der Hauswand angelehnt sehen? Ein Fahrrad, das ein Firmenschild des Ho- tels ‚Drei Mohren’ trägt. Ein Fahrrad, das, so viel ich weiß, nur Sie, Herr Toni, benutzen! So, und was sagen Sie jetzt?” Zunächst schwiegen beide: Direktor und Haus- diener. Dann fragte der Direktor mißbilligend: „Ist es wahr, was Fräulein Batzer sagt? Lehnt dein Fahr- rad wirklich so oft vor dem ‚Weißen Kakadu'?” „Schon möglich!” meinte Toni. „Aber das muß Ja nicht heißen, daß ich selbst auch immer im ‚Weißen Kakadu' bin, Nicht "weit entfernt davon befinden sich doch der Bahnhof und das Postamt; ich könnte doch auch dort sein, so oft mein Rad vor dem ‚Weißen Kakadu’ steht, Fräulein Kunigunde lachte schrill. „Machen Sie sich nicht lächerlich, Wenn Ihr Rad vor dem ‚Weißen Kakadu’ steht, so Ist das ein Beweis dafür, daß Sie im Lokal sind. Ein voll- „ kommen klarer Beweis, hören Sie?!" Toni schüttelte den Kopf. „Nein! Nein!” Schüttelte immer wieder den Kopf, as ist noch lange kein Beweis!” „Ich komme darauf zurück. Wir sprechen noch über die Sachel” entschuldigte sich der Direktor, {roh darüber, gerade in diesem Augenblick einen neuen Gast begrüßen zu müssen. Aber es wurde niemals wieder über diese An- gelegenheit gesprochen. Und das lag daran: Als Fräulein Kunigunde Batzer am nächsten Mor- gen ihre vor der Tür stehenden Schuhe ins Zim- mer holen wollte, sah sie, zunächst nur verwun- dert, ein Paar Männerstiefel neben ihren Schuhen stehen. Sie klingelte dem Zimmermädchen. „Was bedeutet das? Wem gehören diese Stiefel?” „Sie stehen schon seit gestern abend neben Ihren Schuhen”, erklärte das Zimmermädchen überaus freundlich lächelnd. „Sie sehen so aus, als würden sie dem Hausdiener Toni gehören, Sicher hat er sie nur aus Versehen hierher ge- stellt!” Und weil Fräulein Kunigunde Batzer abends im- mer schon sehr früh schlafen ging, ihr Zimmer am Anfang des Korridors lag, so daß sicher alle Hotelgäste beim Vorübergehen die schweren Männerstiefel neben ihren kleinen leichten stehen gesehen hatten, wurde sie in diesem Augenblick flammend rot und warf, In Erinnerung an die gestrige Auseinandersetzung mit Toni, dem Haus- diener, ihre Türe empört und ziemlich heftig ins Schloß ‚Der Wunsch jeder Frau) lange WimpernundAugenbrauen machen 16. kn uerenant Ma ie Winpero Pr ‚oarat erreichen Sie nach kurzem Gebrauch schöne’ ifelge, RM 3 und 2, Bei Faltenkildung auch um die Augen: zur löschung dei , ‚Aka-Creme gutwirkend RM 5.— und 3. nährt und strafft die Haut nahräaft und Jiönn Hi naher Dre Benmarapresa sasder und appatitich braune Flecke mit Lil jprossen-A RM Ben und Zur. 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Maiski und seine Marionetten {Erich Schilling) ai „Man muß nur richtig an den Fäden ziehen, dann tanzen meine Puppen!“ Maiski e le sue marionette: “Non occorre altro che tirar bene I fili e allora i miel pupazzl ballano!,, 176 München, 18, März 1942 . 47. Jahrgang / Nummer 12 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Indische Artilleristen HUN haImSEhWETN.., „Unsere Freiheit macht Fortschritte, unsere Väter hat man noch vor die Kanonen gebunden, wir dürfen schon dahinter stehen!“ Artiglieri indiani: “La nostra libertä fa progressi. | nostri padri sono stati legati davanti al cannone, mentre a noi & giä lecito di starcene di dietro!,, Tauwetter Tempo di sgelo )| N li h "N | ul N Un SPITZENDEKOR Ich war mit Dora in der Waffensammlung. Wir waren dorthin gegangen, weil die Kunstsammlung geschlossen und well draußen Tauwetter war, In der Waffensammlung war kein Tauwetter, hier war es trocken. Deshalb ging ich mit Dora in diese Sammlung, obwohl sie für alte Waffen kein besonderes Interesse hatte. Wir besahen uns all die Dinge, die Menschengeist ersonnen hatte, um die Politik mit anderen Mitteln fortzusetzen und um den Gegner zur Annahme eines gerechten Friedens zu veranlassen, damit die Enkel es ein- mal besser haben sollten. Und die Enkel hatten es tatsächlich immer besser, denn die Waffen ver- vollkommneten sich dauernd, und im Laufe der Zeit brauchte man nicht mehr mit Zweihändern zuzuschlagen und mit Hellebarden zu stechen. Man konnte mit richtigen Kanonen schießen, um sich seiner Haut zu wehren. Daß dies vorteilhaf- ter war und wirksamer, mußte auch der Laie ein- sehen. Ich erklärte es Dora, und sie gab vor, es auch zu begreifen. Ich sagte ihr dabei auch, daß os früher nicht möglich gewesen sei, ein anderes Land zu überreden, ein Stück abzutreten, sondern daß man immer zu den Waffen gegriffen habe, um den Platz an der Sonne zu erobern. Meinen lichtvollen Ausführungen schenkte Dora weniger Aufmerksamkeit als dem Dekorativen. „Sehr vornehm“, sagte sie und wies auf eine alte Kanone. Die Kanone war tatsächlich ein Meister- stück der Bildhauerkunst. Vorne lief sie In ein I \ (Hch, Kloy) offenes Löwenmaul aus, ich meine nicht das Blümchen, sondern das wilde Tier. Aus dem Löwenrachen hatten die Kugeln Gelegenheit, dem Feind näherzutreten, und hinten war alles mit Reliefs geschmückt, mit Portraiiköpfen und Wap- pen und sinnvollen Sprüchen. Man hätte leicht denken können, das sei eine Kanone für die Vitrine oder eine Repräsentationskanone ge‘ sen. Aber es war tatsächlich eine richtige Kanone zum Schleßen und sie diente in ihrer Zeit durch- aus für die auswärtige Politik und vielleicht sogar für die innere, Für Uniformen hatte Dora großes Interesse. Man verstehe mich recht, nicht nur für die Füllung, sondern für die Umhüllung. Sie bewunderte fach- männisch die Applikationsarbeit auf dem Waffen- rock eines Feldwebels des 18. Jahrhunderts und sagte, es sel eine wertvolle Anregung für sie. Ganz begeistert war sie von einem Stabsoffizier aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ich sagte ihr, er habe eine für seinen Landesvater wichtige Schlacht gewonnen. Sie Jedoch fand es überaus kleidsam, daß er über den blanken Panzer ein Krögelchen aus Spitzen trug. Brüsseler Spitzen zieren doch ungemein. Sie war entzückt über die modische Zusammenstellung von blankem Stahl und feiner Handarbeit. „Warum hat man das heute nicht mehr?” fragte sie mit Bedauern. Da erklärte ich ihr, man müßte, um eine entspre- chende kleidsame Wirkung hervorzurufen, den Panzerkampfwagen Häkeldeckchen applizieren, und das sei nicht dankbar im Tragen, Foitzick 178 Schneefchmelze Man ift nicht grad ein Winterhaffer zwar fchmerzt ein eingefror'nes Clo); wird aber Eis und Schnee zu Waffer, ift man Doch eigentlich ganz froh. Nur fchafft es manchenorts Beklemmung, wenn diefes Waffer dann bei Nacht als fogenannte Überfchwemmung unliebfam fich bemerkbar macht. In Kellerräumen beifpielemeife befremdet feine Gegenwart und bringt den Gleichmut aus dem Gleife, Man tut fich fowiefo fchon hart. Erhebt drum flehend eure Hände, daß fich der Wechfel im Gebiet der P, T. Aggregatzuftände nicht allzu überftürzt vollzicht. Ratatöshr FORMALITÄTEN VON HEINZ SCHARPF „Kinder“, pflegte Tante Auguste zu sagen, „schimpft mir nicht auf den Bürokratismus In den Ämtern und spottet nicht über behördliche Formalitäten, sie sehen zwar manchmal aus, als wären sie un- wichtig, aber sie sind es durchaus nicht. Ich kann euch da eine Geschichte aus meinem Leben er- zählen — und sie wurde nicht müde, diese Ge- schichte aus Ihrem leben immer wieder jeder- mann mitzutellen. Es war In einem italienischen Kurort, da ging Tantchen eines Tages auf das Postamt, um Karten- grüße on ihre Lieben zu Papier zu bringen, in Poesie und Prosa, Vorher war sie in einem Schuh- geschäft gewesen, wo sie sich ein Paar Schuhe gekauft hatte, die sie zu Hause billiger hätte haben können. Schon auf dem Weg zur Post merkte sie, daß ihr ein Junger Mann folgte. Er trug ein Spitzbärtchen und eine Samtjoppe, wahrscheinlich ein Künst- ler, Tantchen schwärmte für jede Art von Künst- lern. Ihre Pulse schlugen schneller, als der Mann ihr unentwegt auf den Fersen folgte. Sieh da, wenn einer eine Reise tut,., Während sie im Postamt ihre Karten schrieb, legte sie das Paket mit den Schuhen in das Nebenfach des Schreibpultes. Ihr Verfolger stand erst ab- wartend hinter ihr, dann aber faßte er Mut und machte sich In ihrer Nähe zu schaffen. Er war offensichtlich darauf erpicht, ihre Bekanntschaft zu machen. Als Tantchen mit Ihren Kartengrüßen fertig war und aufsah, war der Junge Mann samt dem Paket verschwunden. Sie sah ihn gerade noch, wie er hurtig durch die Drehtüre enteilte. Sofort schlug sie Lörm und eilte ihm nach, ‚aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Empört lief sie zur Po- lizel. Da saß ein Junger Polizeileutnant, schön wie Apoll und noch um einiges schmucker, und nahm sich sofort lebhaft ihrer an. „Bevor ich den Tatbestand zu Protokoll bringe”, sagte er liebenswürdig, „müssen Sie erst einige Formalitäten erfüllen. Ihr Name, bitte? Ihr Alter, bitte? Ihr Wohnsitz, bitte?“ Name und Wohnsitz gab Tantchen währheits- Churchills Stern {Erich Schilling) n... und das alles wird einmal in Rauch aufgehen!“ La stella di Churchill: “... e tutto questo finirä un glorno in fumo!,, getreu bekannt, aber beim Alter unterlief Ihr ein kleiner Fehler, Sie war schon jenseits der Dreißig, doch der Leutnant machte ihr so feurige Augen, ‚daß sie ihm nur fünfundzwanzig Jahre eingestehen konnte. Dann kam das gestohlene Paket an die Reihe, „Damenschuhe?“ fragte der Leutnant. Damenschuhe.” „Schwarze oder braune?” „Braune.” „Nummer?“ Wieder zögerte Tantchen, denn sie lebte auf etwas großem Fuß. Nummer vierzig. „Achtund- dreißig”, gab sie schließlich zu und saß dabei wie auf Kohlen. Hierauf mußte sie den Dieb beschreiben. Sie be- schrieb ihn so haargenau, mit seinem Spltzbärt- chen und der Samtjoppe, daß sein Steckbrief 179 sofort in Druck hätte gehen können. Dann war sie entlassen. Sie warf dem Polizeibeamten noch einen schwärmerischen Blick zu, den dieser lä- chelnd quittierte — und damit war die Geschichte zu Ende. „Aber”, schloß sie Tantchen immer mit derselben Selbstanklage, „es rächte sich doch, daß ich mich über die Formalitäten so leichtsinnig hin- wegsetzte. Die Folgen blieben nicht aus. Die Po- lizei hat den Täter richtig nicht erwischt.” Litwinows Appell (0. Gulbransson) „Neue Fronten, Herr Roosevelt, neue Fronten! Auf ä Niederlage mehr oder weniger kann es so reichen Leuten doch nicht ankommen!“ Appello di Litwinow: “Nuovi fronti, signor Roosevelt, nuovi fronti! Per gente si ricca una sconfitta plü o meno non Importa nulla!,, 180 DIE MUNDHARMONIKA I! von WALTER BEMMER Meine Mundharmonika ist mein Orchester, bin auf ihr Solist und Dirigent und seit frühster Jugend schon in bester Freundschaft zugetan dem kleinen Instrument. Ist viel leichter als z.B. ein Klavier, darum trag ich sie auch stets bei mir, spiele Lieder, Tänze, Paraphrasen, ja, auch nachts fang ich noch an zu blasen. DIE .SERSICHER „Ist der Herr Gemahl zu Hause, gnädige Frau?” fragte ein Herr von sehr vertrauenswürdigem Äußeren. Er trug eine Aktentasche in der Hand. „Ja, bitte treten Sie ein“, erwiderte Frau Lochner geschmelchelt. Sie hörte diese Anrede gern, weil sie eigentlich keine gnädige Frau war, son- dern es erst zu werden hoffte. Einstweilen führte sie bloß Herm Suckfellner die Wirtschaft. Sie schob sich rasch einen Stuhl zur Türe, legte das Ohr an das Schlüsselloch und hörte folgendes: „Gestatten, daß Ich mich als Vertreter der Ver- sicherungsgesellschaft ‚Moribundia’ vorstelle. Mein Name ist Zögermayer. Ich habe durch einen Zufall von Herrn Regierungsrat Hinterbichler ge- hört, daß Sie ein leidenschaftlicher Fischer sind. Das war mir gleich sympathisch. Denn auch ich kenne nichts Schöneres als die Fischerei. Und Sie haben hier ein ganz ausgezeichnetes Wasser. Ich habe mirs heute vormittag angesehen. Wirklich großartig. Nur gesund muß man halt bleiben, um diesen schönen Sport recht lang ausüben zu können.” Der Besucher erspähte einen leisen Funken von Besorgnis im Auge seines Opfers, er rückte näher, seufzte tief und fuhr fort: „Ja, Herr Suckfellner, wenn ich wüßte, daß Sie und ich ewig leben, würde ich Ihnen und mir selbst nicht raten, sich versichern zu lassen. Da würden alle Versiche- rungsgesellschaften zusperren und ich als Ver- treter würde mich einfach aufhängen.” „Das könnten Sie ganz beruhigt versuchen, wenn Sie gewiß wüßten, daß Sie ewig leben werden”, erwiderte boshaft Herr Suckfellner, sich Innerlich verhärtend. Äußerlich lächelte er. Der Gegner lachte herzlich: „Das nenne ich Hu- mor. Und Humor ist eine Gottesgabe, ein Zeichen von Gesundheit. Aber... aber... wer weiß... manchmal sitzt im rotbackigsten Apfel schon der Wurm und frißt und nagt und bohrt Tag und Nacht, unersättlich, und eines Tages — bums — fällt der Apfel ab.” Das Lächeln auf dem Gesicht Herrn Suckfellners verschwand. Ebenso auf dem der Frau Lochner. Sie preßte das Ohr noch fester an das Schlüssel- loch. „Und, Herr Suckfellner, Hand aufs Herz, Sie sind noch kein alter Mann, aber wie viele von Ihren Altersgenossen leben noch? Wie oft passiert nur eine Kleinigkeit, ein Nichts, ein reiner Schmarrn — und der Mensch ist weg, wie von der Erde weggeblasen. Heute im Zeitalter des Verkehrs und der Motoren hängt das menschliche Leben eigentlich nur an einem Faden, der sich zu einem Spinnwebfaden verhält wie dieser zum Tragseileiner Seilschwebebahn, Und sehen Sie, man braucht ja nicht einmal überfahren oder vom Lift zerquetscht zu werden. Da war zum Beispiel neulich ein Fall — es war sogar ein guter Freund von mir — der ist einfach spazieren gegangen wie alle anderen Leute. Er schaut sich gerade in einem Geschäft eine Krawatte an und denkt: Die gefällt mir. Die kauf ich mir. In diesem Augenblick läßt gleich neben dem Randstein ein junger Bursche das Motorrad angehn. Der Mann erschrickt, fällt um und ist tot, Und was war, was glauben Sie? Ein ganz kleiner Tumor im Gehirn, von dem er nichts gewußt hat. Ader geplatzt, weg war er. Und, Herr Suckfellner, wer von uns kann schwö- ren, ob er nicht auch so etwas im Kopf hat? Einer Oft sitz ich des Abends in der Kühle vorm (Quartier und spiele blauen Dunst, dieses weckt im Stall — gleich rechts— Gefühle und ein dicker Schmeinskopf Antwort grunzt. "s ist ein weiter Weg noch, wie ich seh, bis zu Orpheus und Eurydike, jener rührte Baum und Strauch und Stein, aber ich dagegen nur ein Schwein. VON BRUNO WOLFGANG haut vielleicht beim Kartenspiel auf den Tisch — und das Malheur Ist fertig.” Er schlug erläuternd auf den Tisch. Es dröhnte und hinter einem Schrank rutschte irgend etwas schärrend herab. Herr Suckfellner zuckte zusam- men und griff unwillkürlich nach seinem Kopf. Der Vertreter sah, daß seine Saat Wurzel zu schlagen begann. Er setzte sich hüpfend im Sessel zurecht, wie ein Reiter im Sattel, bevor er zur Attacke an- setzt. Dann fuhr er mit erhobener Stimme fort: „Aber das ist noch gar nichts. Erst vorgestern hat sich ein pensionierter Bahnbeamter, Herr Schleinz, bloß ein langes Haar aus dem Nasenloch aus- gezupft. Am nächsten Tag war er lot. Zu blöd, so was, nicht? Blutvergiftung. Nichts mehr zu machen.” Erschrocken ließ Herr Suckfellner die Hand sin- ken. Er hatte eben mit einem Härchen und viel- leicht unbewußt auch mit seinem Leben gesplelt. Herr Zögermayer nahm dies mit Befriedigung zur Kenntnis. Und wie eine Köchin, die feststellt, daß der Braten gar ist, setzte er noch zum letztenmal die Gabel an. „Und deshalb ist die Versicherung eine wahre Wohltat. In dem ersten Fall ist die schöne Ver- sicherungssumme der kranken Frau des Verstorbe- nen sehr zustatten gekommen. Im zweiten Fall, wo der Mann elf lebendige Kinder hatte, wäre ohne Versicherung die ganze Familie einfach ver- loren gewesen. Deshalb möchte ich mir erlauben, Herr Suckfellner, Ihnen nahezulegen, von den un- schätzbaren Vorteilen, die Ihnen unser Institut bletet— ich würde Ihnen als Sportgenossen einen ‚ermäßigten Tarif berechnen —, ehestens Gebrauch zu machen.” Der Redner schwieg und lehnte sich im Bewußt- sein des Sieges zurück. Aber Herr Suckfellner war alt und zäh und wurde nicht so leicht weich. Er schoß gleich sein stärkstes Geschütz ab: „Ich habe kein Interesse daran. Ich habe keine Kinder...” „Aber die Frau Gemahlin...“ „Ist nicht meine Frau, sondern meine Wirtschaf- terin.” „Oh pardon”, flüsterte Herr Zögermayer taktvoll. „Und ich denke nicht daran zu heiraten”, rief Herr Suckfellher, zum Gegenangriff übergehend. Landstreicherisch Rosen trägt der Rosenstock, Du einen roten Unterrock, Der Nußbaum grüne Nuß. Ein jeder ist, wie er sein muß. So gib mir einen langen Kuß: Vielleicht, schon bald, uns zum Verdruß, Ein Kind schläft in der Wiege. Das Kind kann nichts dafür. Was seufzte laut die Stiege Zu deiner Kammertür? Georg Britting 181 Die Harmonika hilft mir die Zeit vertreiben, klingt so lieblich und so zart im Ohr, kann nicht immer an die Liebste schreiben, spiel ihr dann ein zärtlich Ständchen vor. Springt einmal ein Ton, geht er entzioei, kümmert mich das nicht, 's ist einerlei, und mwenn alle platzen, pfeif ich noch lange nicht auf meinem letzten Loch. UNG Der Vertreter räumte die Position, die offenbar nicht zu halten war, und begann die Vorteile der Versicherung auf den Erlebensfall und einer ge- mischten Versicherung zu schildern, Aber Herr Suckfellner bockte weiter. Es wollte ihm durchaus nicht einleuchten, daß er etwas bezahlen solle, was er nicht selbst genießen konnte. Als Herr Zögermayer sich erhob und die Aktentasche er- griff, konnte er Herr Suckfellner bloß versichern, daß es ihn sehr gefreut habe, was überdies nicht der Wahrheit entsprach. Draußen schob Frau Lochner blitzschnell den Stuhl zurück und bestäubte rasch das ein wenig ge- rötete Ohr mit Puder. Sie fuhr auch schnell aus den Hausschuhen in die taubengrauen Halb- schuhe. Denn ihr kleiner Fuß war Immer beachtet und gelobt worden. Allerdings schon selt gerau- mer Zeit. Sie war stark über die Vierzig, hatte aber unbedingt auf das Beiwort „rüstig”, „riegel- sam’ oder „gut erhalten” Anspruch, welch letz- teres der Mensch mit Burgruinen teilt, Im Ernst, sie war nicht gar so übel. Herr Zögermayer stellte das mit einem prüfenden Blick fest, Er blieb auch taktvoll bei der Anrede „Gnödige Frau” und sie ließ ihn ebenso taktvoll bei dem Glauben, daß sie ihm seine Unwissenheit glaube. „Ist es Ihnen gelungen?” fragte sie mit freund- lichem Lächeln. „Nein, gnädige Frau, aber — vielleicht gelingt es Ihnen, einer so feschen und liebenswürdigen ‚Gattin kann man doch nichts abschlagen. Und die Vorteile sind ja außer Zweifel. Bedenken Sie nur, gnädige Frau, daß Sie im Falle eines hoffentlich nicht eintretenden, aber immerhin möglichen Ab- lebens des Herm Gemahls nur die halbe Pen- sion bekommen. Und das menschliche Leben hängt Ja nur an einem dünnen Faden, gegen den ein Spinnfaden die reine Wäscheleine ist. Da haben wir neulich einen Fall gehabt, da ist eine Dame vor einem Motorrad erschrocken. Nicht nie- dergestoßen worden, bloß erschrocken. Und weg war sie. Kleiner Tumor im Gehirn. Ader geplatzt, Schluß. Und dasselbe kann einem Mann und jedem von uns passieren. Kein Mensch kann wissen, was er in sich hat. Sogar an einem Haar ist neulich eine fesche Frau gestorben, das sie sich am Kinn ausgezupft hat“ (Frau Lochner errötete ein wenig). „Deswegen möchte ich halt doch raten, daß der Herr Gemahl sich versichern läßt. Bieten Sie Ihren Einfluß auf, gnädige Frau, Sie werden es nicht be- treuen. Wenn Sie übrigens eine selbständige Ver- sicherung eingehen wollen, würde ich Ihnen einen besonderen Ausnahmetarif ...” „Ich werde sehen. Bitte, kommen Sie in einem Monat wieder.” Herr Zögermayer küßte ihr die Hand und empfahl sich. Frau Lochner zog sich in ihr Zimmer zurück und dachte nach. Ihre Absicht, Herm Suckfellner zu heiraten, stand schon seit Jahren fest. Sie hatte auch nie an der Erreichung ihres Zieles gezwei- felt. Aber sie hatte die Erfüllung immer in weiter Ferne gesehen. Sie wollte Herm Suckfellner zu diesem Zwecke reifen lassen wie einen rotbak- kigen Apfel, der ihr dann von selbst in den Schoß fiele. Ihre Taktik war die der langsamen Zermür- bung. Nun hatten aber Herrn Zögermayers Worte von der Hinfäligkeit alles Irdischen ihr die Ge- fährlichkeit dieser Taktik enthüllt. Die Gefahr Totale Mondfinsternis - Eclissi totale di luna A © H CoSER konnte nur durch rasches Handeln gebannt wer- den Es war unbedingt geboten, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Es galt nun die beste Methode zu finden. Den Versuch, Herrn Suckfellner durch Liebreiz zu um- garnen, ließ sie in weiser Erkenntnis des Tatsäch- lichen außer Betracht. Herr Sückfellner war viel zu unromantisch, viel zu sehr Egoist und Gewohn- heltsmensch, als daß von sentimentalen Gefüh- len irgendeine Wirkung bei ihm zu erwarten ge- wesen wäre. Für materielle Vorteile hingegen war er sehr empfänglich. Um sein Mißtrauen nicht zu wecken, mußte ein anderer die Vorteile der Ehe schildern. Sie mußte es verstehen, mit fremden Zungen zu reden. Der richtige Mann war Herr Zögermayor. Er war allein imstande, das Trommel- feuer zu reden, das Herm Suckfellner erschüttern sollte. Als Herr Zögermayer pünktlich nach einem Monat wiederkam, hatte er noch vor seinem Eintreten bei Herrn Suckfellner eine kleine Unterredung mit Frau Lochner. Sie verstanden sich ausgezeichnet. Frau Lochner übernahm es, die Versicherungs- angelegenheit zu fördern, während Herr Zöger- mayer seine Kraft in den Dienst des Eheprojek- tes stellte, Er fand Herrn Suckfellner bereits einigermaßen verändert vor. Zunächst hatte er einen gewal- tigen Tumor im Gehirn, der ihm größte Schonung auferlegte. Ferner wachte er ängstlich über jedes Haar auf seinem Kopfe. Und auch im Bereiche der Leber, der Milz und der Nieren, hatte er verschie- dene Krankheiten, von denen ihm in der Zwi- schenzeit jemand erzählt haben mußte. Unter die- sen Umständen vermied es Herr Zögermayer, von Unglücksfällen und Krankheiten zu sprechen, Er begann vielmehr von Junggesellen und ihren Ge- wohnheiten. „Und doch, Herr Suckfellner”, rief er voll Innig- keit aus, „gibt es etwas Schöneres als eine glück- liche und vernünftige Ehe? Ich sage es Jedem ausdrücklich, ich möchte nicht mehr als Jung- geselle leben. Nicht um alles in der Welt. Ver- zeihung, ich rede nur von mir, Aber das Bewußt- sein, daß jemand da ist, der einen auch in Krank- heit und Not nicht verläßt, der einen weder vor- lassen will noch kann, das, Herr Suckfeliner, ist nicht mit Gold zu bezahlen. Diese Sicherheit und Beruhigung kann einem, Herr Suckfellner, nur die Ehe bieten. Ich persönlich bin Ja vollkommen überzeugt, daß Frau Lochner Sie nie im Stich las- sen wird. Sie hängt an Ihnen mit einer Hin- gebung — wirklich rührend. Aber der Teufel schläft nicht. Wir haben da gerade einen Fall ge- habt, da ist einem Musikprofessor seine lang- jährige Wirtschafterin weggegangen. Geheiratet hat sie. Mit vierundsechzig Jahren. Jawohl. Der Professor war verzweifelt. Er ist auch bald dar- auf gestorben. Es gibt nichts Schöneres als einen auf Vertrauen gegründeten und materiell ge- sicherten Hausstand Wegen der Versicherung will ich Ihnen nicht zureden. Ich habe meinen Erfolg bereits in der Tasche, hähä. Frau Lochner hat sich bel mir auf fünftausend Mark versichern lassen, die im Falle ihres hoffentlich fernen, aber immer- hin möglichen Ablebens ihrem eventuellen Gatten zugute kommen. Aber, um auf den Zweck meines Besuches zu kommen, ich wollte Ihnen, hochverehrter Herr Suckfeliner, zur Erwägung anheimstellen, ob Sie sich nicht wenigstens gegen Brandschaden ver- sichern lassen wollen. Ich würde Ihnen ausnahms- weise den Tarif für Verheiratete berechnen. Da es bei Verheirateten laut Statistik bedeutend seltener brennt, sind auch die Prämien entspre- chend niedriger. Das gleiche gilt übrigens auch 182 (Fr. Bllok) SEES für die Lebensversicherung, da Ehemänner laut unseren Tabellen ein um 5,7 Prozent längeres Leben haben als Junggesellon. Bedenken Sie, wie leicht heutzutage ein Brand entstehen kann. Ich will Sie nicht beunruhigen, aber gerade jetzt glaube Ich einen leichten Brandgeruch zu spüren.” Herr Suckfellner zog Luft durch die Nase, In der Tat, es brandelte. Auch Frau Lochner beim Schlüsselloch bemerkte es. Beide ahnten nicht, daß bloß Herr Zögermayer vor seinem Eintreten heimlich aus einer kleinen Spritze ein wenig „Brandolin” in die Luft gespritzt hatte. Es war das neueste Patent zur Erzeugung günstiger Stimmung. Aber auch das genügte noch nicht, Herr Suckfellner schwankte bereits, aber er fiel nicht. Frau Lochner flüsterte im Vorzimmer: „Kom- men Sie In zwei Monaten.” Herr Zögermayer ließ noch einen dritten Monat verstreichen. Dann läutete er wieder an. Ermachte sich nur wenig Hoffnung. Denn noch niemand hatte seiner Beredsamkeit einen solchen Wider- stand entgegengesetzt. Eine Hausgehilfin öffnete und führte ihn In ein neu eingerichtetes Zimmer. Frau Suckfellner, geborene Lochner, trat ein, ließ den Besucher Platz nehmen und sagte; „Gut, daß Sie gekommen sind, Herr Zögermayer. Mein Mann“ — hier schaltete sie ein kleines Lä- cheln ein — „möchte sich versichern lassen. Auf Ab- und Erleben, gegen Brandschaden, Unfall, Einbruch... Hast du vielleicht noch Wünsche, lie- ber Alois?“ rief sie ins Nebenzimmer hinüber. „Nein, liebste Pauline, ich überlasse das ganz dir’, tönte eine unterwürfige Stimme zurück. Herr Zögermayer begann bewundernd die nötigen Formulare auszufüllen. „„Eine Versicherung gegen den Ehestand hätte ich gebraucht. Aber die gibt es nicht”, dachte Herr Suckfellner. Doch er wagte es nicht zusagen. Die Vollschlanke eh {R. Kriesch) „Wenn du mir doch die blaue Bluse leihen wolltest, Thilde, du weißt, die hat Eduard immer so sehr an dir gefallen!“ — „Ja, ja — aber die Packung allein macht's nicht!“ La snella: "Oh, Tilde, se tu volessi prestarmi la blusa azzurra, colla quale piacevi sempre tanto ad Edoardo!,, — “Si, si — ma |’ imballagglo solo non basta!,, MEIN FREUND JOHANNES Ein Feigling war Johannes bestimmt nicht. Aber wie wir jetzt auf dem Bootssteg standen, warf er doch erst einen bedenklichen Blick auf das vom Sturm aufgewühlte Wasser und dann einen zwei- ten, noch bedenklicheren auf mein kleines Segel- boot, Zugegeben, das Wetter hätte sogar einen alten Seemann mit Sorgen erfüllt, und das Boot sah nicht so unbedingt vertrauenerweckend aus, aber er hätte sich ja auf meine Tüchtigkeit ver- lassen können. Statt dessen wandte er sich dem Lande zu und sagte nur: „Ich möchte nämlich verbrannt werden.” „Du willst nicht mit?“ fragte ich. „Willst du denn etwa wirklich los?” staunte er. „Aber sicher doch”, beteuerte ich. 183 Da sah er mich lange und gerührt an. „Dann also auf Wiedersehen in einer ‚andern Welt“, sagte er weich, machte einige Schritte landwärts, zögerte und blieb endlich stehen, „Möchtest du noch etwas, Johannes?” fragte Ich. „Hast du Geld bei dir?” wollte er wissen. „Ja“, gab ich zur Antwort, ohne den Sinn seiner Frage begriffen zu haben. „Leih es mir“, sagte Johannes, DAS OHR Aus dem Italienischen von Helma Flessa Eine Dame hatte das Mißgeschick gehabt, durch einen Unfall das linke Ohr einzubüßen. Sie inse- tierte in der Zeitung, daß sie ein Ohr zu kaufen wünsche. Schon am nächsten Morgen herrschte vor ihrer Haustüre ein wüstes Getümmel, das sich trotz der rasch zugreifenden Hand des Hilfspolizisten nicht zu einer glatten Schlange ordnen wollte. Der Erste, der sich den Zutritt erkämpfte, war ein Mann, der sich fürs Leben gerne ein Fahrrad gekauft hätte, aber das Geld dazu nicht besaß. „Gnädige Frau”, sagte er, „ich biete Ihnen mein Ohr an. Es ist tadellos erhalten, garantiert wasch- echt und von bester Qualität.” „Nur leider nicht meine Nummer“, sagte die Dame, der erst In diesem Moment das Verständ- nis dafür aufging, daß es auch in diesem Artikel Nüancen gibt. „Es Ist Ja fast noch einmal so groß wie das meine. Ich fürchte, es würde stören.’ „Vorurteill Die Symmetrie hat sich längst über- lebt. — Haben Sie nicht sonst Bedarf? Eine Nase? Einen Fuß?” „Danke, damit bin Ich versehen.” Der Mann wagte einen letzten, verzweifelten Vor- stoß, „Ich hätte am Rücken so ein schönes Mut. termal. Es ließe sich ganz bequem an jeder be- liebigen Stelle anbringen...” „Auch damit bin ich eingedeckt. — In diesem Punkt soll man nicht übertreiben.” Der Mann ging traurig weg. Er hätte so gerne ein Fahrrad gehabt! — Als nächster kam ein kleiner Angestellter, der die Miete nicht zahlen konnte und vom Haushern bös bedrängt wurde. „Ich bringe Ihnen das Ohr.” „Bedaure, es Ist nicht mein Typ.” „Nicht Ihr Typ? Erlauben Sie, es ist ein ganz voi- zügliches Ohr, Sogar mit dem absoluten Gehör — ich spiele nämlich Mandoline. Es kommt auch aus einem anständigen Haus...“ Ihrer Kultur ist Ihre Krawatte, Der Anzug kann noch so gedie modisch sein, — durch die Krawatte erst verraten Sie, ob Sie Sinn für Farben und harmonische Muster besitzen. Tragen Sie deshalb nur solche Krawatten, mit denen Sie Ehre einigen können, ‚gehören zum Geschmackvollsten, was zum Schmucke des Herrn geschaffen. wird. Ständig wird die abwechslungs reiche Kronen-Kollektion durch neue Entwürfe be- reichert, um Ihnen die Auswahl zu erleichtern. ‚Kronen. Krawatten erkeunt man beim Kauf ia Fien feinıten Herrenmadegrschälien an der ringe fehhten Kronen-Marke. Sie sind volisastiarh, hand fi „Ich zweifle nicht. Aber sehen Sie, aus Ihrem Ohr wachsen rötliche Härchen heraus und das kann ich gar nicht leiden, Ich habe eine wahre Idiosynkrasie dagegen.” „Ach, wenn es sonst nichts ist — jeder Friseur macht sie Ihnen In einem Wuppdich weg.” „Ich will aber kein Ohr mit Locken.” Der Angestellte schlich betrübt von dannen und zerbrach sich auf dem Heimweg den Kopf, wo- von er die Miete zahlen sollte. — Darauf kam eine Dame. Ein nettes, rosiges Ding. „Hier Ist das Ohr”, sagte sie selbstsicher und schob eine dicke blonde Haarwelle beiseite, um das Angebot durch den Augenschein zu unler- stützen. „Nicht übel.” „Wie? Nicht übel? Es ist ein ganz reizendes Ohr. Das Entzücken meiner sämtlichen Verlobten.” „Aber es ist durchstochen, und Ich trage keine Ohrringe.” „Ach, mit ein bißchen Mastix...” „Immerhin, es hat ein Loch. — Was verlangen Sie denn?” „20000 Lire.” „Sie sind ja wahnsinnig!" „Gnödige Frau, die Seltenheit entscheidet den Wert. Ja, wenn ich 30 oder 40 Ohren hätte...” „Ich gebe höchstens 5000 Lire. — Was Ist denn auch an so einem Ohr? Das bißchen Knorpel und das winzige Läppchen — wirklich kaum der Rede wert. Zudem haben Sie ja noch eines! — Sagen wir 10.000. „Ausgeschlossen. Ich habe feste Preise.” „Schade. Dann muß Ich also wo anders schauen. „Da werden Sie einen schönen Schund kriegen.” „Lassen Sie wirklich gar nicht handeln?“ „Ich kann wirklich nicht.” „Nun, dann in Gottes Namen 20000.” Der Handel wurde ruchbar. Die Dame, die ihr Ohr verkauft hatte, erhielt eine Vorladung wegen Schwarzschlachtung und wurde wegen unkonzes- sionierter Fleischabgabe zu einer Geldstrafe ver- urteilt, die den Erlös aus dem hübschen Ohr weit überstieg (Aus „Il Travaso delle Idee”) ® Zapfenftreich im Often Die Kerze flackert. Ich fchreib einen Brief. Der lange Hannes fchläft fchon tief. Drei Kameraden drefchen Skat, und der Gefreite Bünger hat fein Hemd in der Hand und fucht gelchwinde, ob er wohl wieder Läufe finde. Der Rundfunk, batteriegefpeift, im Lied die Schönheit der Liebe preift. Es ift ganz ftill und faft gemütlich, fogar die Skatleute bleiben ganz friedlich. Da tönt das Lied »Lili=Marleen«. Das heißt für uns: ins Stroh zu schn. Einft, in der Kindheit, da hat uns Jungen die Mutter wohl abends ein Lied gelungen. Jet aber werden wir Nacht für Nacht von Lale Anderfen ins Bett gebracht. »...da fteht eine Laterne ...« - Schluß. Ich ende den Brief mit Gruß und Kuß. »... es kann drei Tage koften ...« - Trapp, die Skatfpieler rechnen auch fchon ab. »... Wie gerne möcht ich mit dir gehn... .« Der lange Hannes fchläft fo fchön. »... wenn fich die fpäten Nebel drehn .. .« Auch Bünger foll jest fchlafen gehn. Doch findet er juft noch eine Laus, und drückt ihr - hnacke! - das Lebenslicht aus. Nun legt er fich und freut fich fehr: »Die Laus, die peinigt mich nicht mehrt« Da liegt die ganze Stube lang, verklungen ift der Wachtgelang. Und jeder Soldat, beim Schlafengehn, denkt jet an feine LilisMarleen. Wilhelm Hammond=Norden @ 184 Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein en Tainenrwa Zahnpulver nach Tabernaemontanus In alten Zeiten gab es zahlreiche, umständliche und oft nicht gerade appetitliche Rezepte für die Selbstanfertigung von Zahnpflegemitteln. So lautet eine Vorschrif von Tabernaemontanus, der von 1530-15% lebte”) n Zahnpulver macht m: Tag im Wasser gelegen, wickle darnach stosse zu Pulver, reibe die Zähne darı iimme die dürre Wurzel von Pappeln, so ein in nass Papier, lass unter der Asche braten, so säubert’s samt dem Zahnfleisch.“ also: Heute haben wir es leichter, wir nehmen einfach ein gutes Zahnpflegemittel wie Blendax. die vorzügliche und preiswerte Zahnpasta. 1 Tatra Mentoren Da. 4 1IR Reitsport > —— h (ah Eher ein Problem heute selbstverständlich Sicherlich war es kein reines Ver- gnügen, in so unzwackmößiger r R | Kleidung auf Ainkem Roß über Stock und Stein zu jagen. Für die moderne Frou sind Sport und Kör- peıpflege die natürlichen Grund- lagen zur ErhaltungihrerGesund- heit und Schönheit. Proktische, spontliche Kleidun; unentbehrlich, neuzeitliche Comelio - Hygiene, die ihr Sicherheit und Frische on allen Togen erhält und zuver- lässigen Schutz bietet. Lamelia die zuverlässige Reformbinde Frris Bogen Seit der Zeit der Türkenkriege fhätzen Raucher feinen Orientrabak. Einer mehr als 150jährigen Erfahrung in der Auswahl und Mifchung edier Tabake, verdanken die AustriasErzeugnilfe ihre hohe Qualität. NIL DRITTE SORTE ana LIKÖRE GENEVER GIN UND BITTERS Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern läßt ihn langsam und in kleinen Schlucken über die Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß. 185 3NMk-ünd eine große Überralchüng erwartet ihn! Während „Er“ im Felde ist, hat 1 sie niemals vergessen, das bisher N von ihm gespielte % Los der AN Ei N Deutschen Reichslotterie regel- a 0. mäßig zu erneuern. Jetzt haben die 3,.,— RM, die das Los je Klasse kostet, den erschnten Gewinn ge- bracht. Kaum kann sie es erwarten, bis auch „Er erfährt, daß sich nun alle Zukunftshoffnungen erfüllen werden. Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen mehr als 100 Millionen RM ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 3 Gewinne von je 500000. RM und 5 Prämien von je 500000,— RM. Die Gewinne sind einkommensteuerfrei. % Los kostet nur 3.— RM je Klasse und kann im günstigsten Falle 100000.— RM gewinnen. Er- neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neues! Wenden Sie sich an eine Staatliche Lotterie-Einnahmel Größte Gewinne im günstigsten Fall ($ 2, III der amtlichen Spielbedingungen) 3 Millionen RM - 2 Millionen RM auf cin Doppellos auf ein ganzes Los 3 zu 500000.— RM 3 zu 300000.— RM - 3 zu 200000.— RM iu gi Zichungsbeginn der ı. Klasse am 17. April 1942 7. Deutsche Reichslotterie auf ein dreifaches Los 1 Million RM DIE GESCHICHTE VOM PRIEM soll Käpt'n Bruns auf seine eigene Weise erzählen: „Mal, da’wollt ich denn dscha von Burg nach Vegesack hin, well daß ich da was wollte. No, ich nehm denn dscha Kurs an’ı Lesum längs, un das klarte so langsam auf, un ich machte ganz orntliche Fahrt vorm Wind. Die Butterblumens, die blühten, und das Wasser, das blänkerte, un der Schlickschiper, der mit’r ‚Lesmona' den Fluß rauf- nudelte, der ärgerte sich reineweg zu schannen, weil daß ich ihm was zurief un er nich an Land konnte, um mir zu vertageln. Mal, da spaddelte da so 'ne lüttsche glatte Deern ins Wasser rum, abers als ich was zu Ihr sagte, dukte sie unner, un ich konnte sogar von achiern sehen, daß sie rot wurde, Kuck an, denk ich, du kannst es dscha ümmer noch, Carsten; un wie ich das so denk, spuck ich meinen Priem aus, weil daß 'r das Beste von weg war. Nu hat das mit so'n Priem seine Wissenschaft, hat das. Für Unsereinen is er das, was das Ol für die Maschine is. Mit'n ausgelutschten Priem kann man ümmer noch Fahrt machen; abers ohne Priem, da geht es denn dscha nich lange, well daß 'n sich heiß läuft. Solange wie der Geschmack noch, vor- hielt, ging es dscha; abers wie der auch alle war, da mußte ich mitten aus’r Fahrt stoppen, Ich fummel in meine linke Westentasche; Ich fummel in meine rechte Westentasche; ich fummel In alle meine Taschen, sogar achtern außenbords. Nix. Kein Priem. Der ganze Petum optimum ratzekahl alle. Tschä, da stand ich nu un konnte nich welter un sagte was zu mir, aber das kann ich nich wiederzuholen, es is.mich zu schanierlich. Carsten, sagte ich zuletzt gegen mir, so geht das nich. Du kannst hier nich stehenbleiben, bis hier Einer mit'n frischen Priem aufkreuzt; da kannst du dscha Moos bei ansetzen. Bis Vegesack hin hast du noch ’ne dreividdel Meile; das schaffst du nich ohne Priem; abeıs bis zu der Stelle, wo du ihm ausgespuckt hast, is es höchstens 'ne halbe Meile, Dreh bei, Carsten, un kehr um un such ihm. Wenn du ihm denn nich finnst, denn schmeißt du Anker aus und signalisierst SOS. No — was soll ich sagen: Ich fand ihm. Ich war aus 'r Puste un hatte allen Wasserballast ausge- schwitzt; abers ich fand ihm. Er war Gottseidank neben das von 'r Kuh gefallen, un als ich ihm so'n büschen an meine Achterbespannung abge- wischt hatte, konnt ich ihm ganz gut wieder achter die Kusen verstaun. No, un denn gab er dscha noch so viel her, daß Ich mit halbe Fahrt nach Vegesack hinkam un en Proverdjantladen anlaufen konnte. In Seenot, da zeigt sich dscha ümmer eers, was in Einen insteckt. Karl Lerbs Mein Rolli aus de wellallerlen Jolochemischen Fabrik NINE 0... drei gute Gründe, die Astra langsam und mäßig zu rau- chen und nicht zu stapeln. Beim Lagern leiden Aroma und Frische. KYRIAZI A| Astra MIT UND OHNE MUNDSTUCK Füße erbiht, Anspruchslose kommen audı ohne Alles-Kitt durdis Leben! Wer wirklici hohe Ansprücean eine Klebungstellekauftidiesen Kitt und achtet auf den Namen! überangeftrengf, | möffen, rafdı Cfafi kefaiigt brennend? Da bift alen, die wel geben und fichen ufpuber, &r trecfnet, ötscihabfenderung, | Herberragenb für Maffage! Für ‚De fonflige Sukpfleg fafu-Juhbed, -Steme und »Tinftur Streu Deje 75PI. Radfünbeutel 50 Pf. 4 ie ganzc h raft- UF Tr a Aralb uf sich Pr IE besche 97 CH: fe Wihr: sich mid eisen Aufgeschoben - nieht aufgehoben - (Fer ENTE NEE BEER IR. Jetzt müssen wir so manchen unserer Kaufwünsche zurückstellen. Kienzle-Uhren z.B. sind heute nicht mehr in der gewohnten 7 > 8, 2 reichen Auswahl zu haben. Freuen wir uns deshalb der später ga DA ae en u wieder kommenden Zeit der Erfüllung unserer Wünsche, Kienzle-Uhren bleiben was sie immer waren: von ersten Fach- Oigarchten TE Jleiche freu 2 kräflten hergestellte zuverlässige und geschmackvolle Zeitmesser »} Juabesı sere je! 42 Einer der bekonnten Kienzie-Werbewogen Sie sind wieder auf Draht ... zes, „. Lezithin-Silber machen. Bei Nervosität, Überan- strengung bestens bewährt. Eine Nervennahrung1.Ranges. Packung Hautkrem I1 250 Stck. RM. &.- inkl. Nachnahme, || Weıner Heeikartb, Drogen, Merseberg a. $. Zahnpolitur | Haarwasser |Der verratene Sozialismus Ganz eigener |von K. 1. Albrecht. 10 Jahre als hoher 5 N Staatsbeamter In der Sowjetunion Art u. Wirkung DET AR 4 Binde Au 17,10. : Be dan & %.0: Mit 110 Abb. kart. 652 Selten RM 4.80. eS r OR N x ” En de TEA See 7 Buchhandig, Triltsch. Disseicn-x so morung auf dem Erdball von Hermann | ILANSENG SOUNGEN E,,0r, Halbl., 243 Solten RM 4. Belde —— — —— | Bücher RM3.80zuzügl.Versandk. 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Bella war schön wle ein Engel, gut wie zwei und lieb wie drel En: Die Irdischen Tugenden waren In ihr haufenweise ver- treten; aber sie hatte eine schlechte Eigenschaft, einen großen Fehler, und das hielt allem die Waage: sie liebte mich nicht! Mit einem Wort: ich war unglücklich in sie verliebt. Da beschloß ich, mir das Leben zu nehmen. Dem Beschluß folgte nun allerdings nicht sofort die Tat, sondern die Überlegung, auf welche Art und Weise ich die- sem Schattendasein Lebwohl sagen sollte. Folgendes schien mir die schönste Lösung: in einer sturmgepeitschten, finsteren Nacht mich von einem Felsenriff Ins tosende Meer hinabzustürzen. Aber das Meer liegt recht welt von hier entfernt, und es ist fraglich, ob es — das Meer nämlich — bis Ich hinkomme, noch tost... Ich hätte Jahrelang sparen müssen, bis ich mir das zu meinem Selbst- mord nötige Geld ersparen konnte, und ich wäre zu- dem noch der Gefahr ausgesetzt gewesen, ernüch- tert zu sein, bis das Geld beisammen war, Dann wäre die ganze Sparsamkeit für die Katz’ gewesen! Ich mußte mir etwas anderes ausdenken. Strick, Gift oder Revolver — alles ließ ich mir durch den Kopf gehen, aber ebenso rasch verwarf ich diese Gedanken auch wieder. Was sollte Ich machen? Bella oder der Tod? Ja, aber welche Todesart?... Da schlug eines Tages wie ein Blitz neben mir das Plakat eines Wanderzirkusses ein, welches ankündigte: „500 Pengö Belohnung demjenigen, der sich mit der Gräfin Santa Lucia, der bekannten nascente dt. v. Horvath) Entwurf einer Deckengemäldes für das Sommerschloß eines mittleren Malerlürıten. Die Einrichtung besteht aus glat polierter knorriger Eiche mit neidgelben Dauerbeaügen. Tierbändigerin, hinein in den Löwenkäfig wagt.” Ich war gerettet — ich war verloren: hier war der gewünschte Tod, Ich würde den Löwenkäfig betreten! Angenommen, die Bestien zerrissen mich: dann hatten die Löwen meinen Selbstmord begangen, und ich hatte mein Ziel erreicht. Mit großem Aufsehen wie ein niederstürzender Ko- met würde ich verscheiden, und die Weltpresse würde mir einen Nachruf widmen... Angenom- men aber, die Bestlen zerrissen mich nicht? Was geschah dann? Ich bekam meine 500 Pengö, fuhr sofort ans Meer, stellte mich auf den Felsen und warf mich In die tosende Flut, Ich stellte mich dem Zirkusdirektor vor und er- klärte ihm, ich sei bereit, zu den Löwen hinein- zugehen. „Haben Sie Kinder?” fragte er. — „Nel — „Sicherlich aber sind Sie die einzige Stütze Ihrer alten Mutter?” — „Nein, mein Bruder ist ihre ein- zige Stütze. Ich bin Stütze bei mir selbst.” — „Haben Sie niemanden die Ehe versprochen?” — a, aber die betreffende Dame legt keinen Wert auf Versprechen.” — „Haben Sie Schulden?” — „Leider! Aber meine Gläubiger haben längst alle Hoffnung aufgegeben, je wieder zu ihrem Gelde zu kommen.“ — „Mit einem Worte, Sie haben auf Erden keinerlei Verpflichtungen?” — „Ich kann stolz behaupten: nein.” — „Erwarten Sie irgendeine Erbschaft?” — „Falls die ganze Menschheit aussterben sollte, dann ja.” — „Sind Sie katholisch?” — „Ja. — „Gut, dann beichten Sie, lassen Sie sich die Sterbesakramente geben und seien Sie um acht Uhr abends hier.” Ich muß gestehen, das Verhör des Direktors er- füllte mich mit bösen Ahnungen, Sollte tatsächlich meine letzte Stunde geschlagen haben? Ach was, ich hatte nun mal beschlossen zu sterben. Es gab kein Zurück mehr. Am Nachmittag suchte ich Bella auf. Sie aß gerade gebrannte Mandeln. Ich sagte ihr, das sei schädlich für die Zähne. (Das war die 188 £ Überleitung zu den Löwen.) Als sie hörte, was om Abend geschehen würe rbleichte sie und schob die gebrannten Mandeln weg. Ach, wie wohl tat das meinem wunden Herzen! „Warum machst du solche Dummheiten?” fragte sie mit süßer Stimme. — „Ich will sterben.” — „Unsinn, tu das nicht.“ — „Unter einer Bedingung stehe ich davon ab... du kennst sie..." Sie wurde rot und ging aus dem Zimmer. Sie kam auch nicht mehr zurück. Ich aß die gebrannten Mandeln auf und ging dann... Es war 8 Uhr abends, Der Zirkus voll besetzt. Bella und ihr Vater saßen in der ersten Reihe. Die Löwen brüllten, ich zitterte. Hätten doch Ile- ber sie gezittert und ich rüllt! Gräfin Santa Lucia (die weder Santa noch Lucia, noch weniger eine Gräfin war, dafür aber in üppigem Maße sommersprossig und wohlbeleibt) drückte mir einen mächtigen Knüppel in die Hand und sagte: „Falls der Löwe sich auf Sie stürzen sollte, dann geben Sie ihm eins über die Nase.” „Haben Sie vielen Dank für Ihre freundliche Be- lehrung”, erwiderte ich leise, während ich fühlte, wie mein Gesicht sich verfärbte, Wir wollten eben den Käfig betreten, als der Zirkusdirektor der Gräfin nachrief; „Hast du auch die Tinte nicht vergessen?” — „Ich habe alles In der Tasche”, gab Lucia zur Antwort. Sie nahm mich bei derHand und zog mich hinein. Lebwohl, meine Liebe! Die Bestien brüllten, ich schloß die Augen! „Verzichten Sie auf die 500 Pengö oder ich lasse Sie zerreißen”, flüsterte mir eine unangenehme Stimme Ins Ohr. Es war die Gräfin. „Aber, Gnö- digste ...” — „Nun?“ fragte sie und stampfte mit ‚dem Fuß. Ein schreckliches Brüllen folgte auf das Aufstampfen. Ich fühlte den heißen Atem der Be- stien. Das Leben Ist Ja doch so schönl Sollte ich wirklich nie mehr den Gesang der Vögel und das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln ver- Sein Traum NR (K. Heillgenstaodt) „Fritz, du hast heute Nacht dreimal, gerufen ‚Anna‘!“ — „Ach du lieber Gott, Grete, das war nur die Kellnerin vom ‚Franziskaner‘, bei der ich früher immer Schinken mit Ei bestellt habe!“ Il suo sogno: “Fritz, stanotte hal chiamato tre volte: Anna!,, — “Ah, Dio mio, Margherita, non era che la cameriera al ‘Franziskaner,, dalla quale prima m’ ordinavo sempre prosciutto con vovol,, 189 nehmen?... „Ich unterschreibel” sagte ich. Die Gräfin enınahm ihrer Tasche ein Blatt Papier, Fedeı und Tinte. Legte alles auf ein Tischchen. Und ich unterschrieb. Es war mein Verzicht auf die 500 Pengö, Im nächsten Augenblick klirrte die Tür und wir waren draußen... Das Publikum brüllte Beifall. Man trug mich auf den Schultern umher. Dann erwischte mich Bellas Vater. „Meine Tochter ist ohnmächtig geworden. Soeben ist sie wieder zu sich gekommen. Beglei- ten Sie mich rasch zu ihr.” Bella empfing mich mit einem bezaubernden Lö- cheln. „Du schlechter Mensch, wie hast du mich erschrecktl" „O Bella, kann ich jetzt hoffen?” rief ich und kniete vor ihr nieder. „Ja, flüsterte sie und fiel mir um den Hals. Mein Herz pochte heftig. Die Löwen brüllten. Ich war überglücklich. (Aus dem Ungarischen von H. B. Wagenseil) LIEBER SIMPLICISSIMUS (9. Nückei) In einer schwäbischen Stadt war ein Lastwagen beschäftigt, rückwärts in eine enge Hofeinfahrt einzufahren. Der Beifahrer, ein französischer Kriegs- gefangener, bemühte sich heftig, in schwäbisch- französischem Wechselgeschrei den Wagen vor NACHRAS NormalschneldeN, Konischliltschneid ‚orbe Nr. 3 tscheldung OR liegt es nur an der Verdauung... ».. wenn die Kinder viel wei- nen und nicht recht gedeihen wollen, Vorausscızung für das Wohlbefinden der Kleinen ist eine geregelte Verdauung. Da ist Laxin das richtige Mittel: Gerade Kinder nehmen die | wohlschmeckenden Fruchtbon- bons gerne. 1 bis 2 Stück vor dem Schlafengehen führen nicht nur ab, sie regeln die Ver- daung. Laxin wirkt mild, aber immer zuverlissig. Dosen zu RMI.— und RM 1.35. Aaxin ‚regelt die Verdauung Un „Preis Rede und Verhandli RM 5.80 (Nachn. + MULCUTO FIN Kel\| ZWEISCHNEIDER VORRASUR Pet STARKSTEN BART Die praktische Erfindung mit 2 verschledenen Schneiden für Vor- und Nachrasur Jede Klinge enthäl 1.dleVorr Nachrasur Mulcuto-Werk, Solingen Bezugsquollen-Nachwels vor kleineren u. größeren Kreisen 15 Lohrbriete (Kurzform) Loiß, Düsseldorf 4, Lichtstraße 56 Postscheckkonto Köln 48431. ENKUU-Tip 1 „Tintenkuli” Ai Kl Tinte] Nur mit geeigneter Tinte konn Ihnen Ihr „Tintenkuli” lange Jahre hindurch reine Schreibreude bereiten. Dia „Kuli-Tinte”istleinflüssigund s0 zusammengesetzt, wie es Ihr „Tintenkuli“ verlangt. ER VIRTERLULD u Nr. 2 fü saubere „EMWEKA" Wellenfänger dem Einrennen der Hauswand zu bewahren, Das hörte sich so an: „Allezl, allez!, no e bißl&, no e bißlell, allezl, no e bißl&l, eh bien!, "Haaalıl, Halllt!. — Mon dieu, mon dieull” — Aber da krachte der Wagen schon an die Hauswand... * Uka, die Fünfjährige, begrüßt stürmisch und zärt- lich ihren Vati, der auf Urlaub gekommen ist, Nach einer Weile aber meint sie: „Vati, wenn ich mal heirate, dann darf mein Mann aber nicht so nach Zigaretten riechen. Der soll nach Braten riechen — am liebsten nach Schweinebraten!” %* Bobby und sein Freund Rudi spazierten in der freien Natur. Plötzlich ertönte ein fernes Motoren- geräusch. „Ein Flugzeug”, blieb Bobby stehen „Eine Dreschmaschine”, sagte Rudi. „Wo fliegt sie?" suchte Bobby den Horizont ab. eh Ne, Arbeitsbuch im Taschen- i format von hervorragenden Fachleuten |" a 5. Handelsvertreter ainenschredee, -igpes dei A die Abwı Körpers a werden, um Krankhel- zu verhüten u; ' TC a ie Lolstonostählgkait zu erhalten, Von aus- an jedes Netzgerät in einer Minute anbringhar. 4 Über 10000 im Gebrauch. Prospekt. Irei Max Wunderlich Köin 45 dahı man von Kopficmerzen, Sal [ümergen, zheumatigen oder is Hlhen Bekhmerden plöylid) üibere fallen wird. &3er Delabon zur Hand bat, fan diefe oft unerträglidhen Schmerzen tafd) lindern, bevor ber Arat zur Stelle ift, Delabon wirtt ipler u jentral (dmergbefreiend, aber der gute Erfolg. Berwend,@ie Mieiabon ud bei Barten Ehmerten ine N ineif gt Merle et. #a ia a Heike m Briefmarken- KLEIN IM PREIS? 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Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zuiückgesandt, wenn Porto bei 1. Nachdruck verbol en — Poslscheckkonto München 5920 Erfüllungsort München DER ERFINDER DER ZAHNPASTA ADOLF HEINRICH AUGUST BERGMANN Um die Zahnpasta gegen Nachahmungen zu schützen, kam sie unter dem Namen Bergmanns feste Zahn- pasta ROSODONT in den Handel und bewährt sich seither als wissenschaftlich und hygienisch erprob- tes hochwertiges Mittel für die tägliche Zahnpflege. A.H.A.BERGMANN, WALDHEIM (SACHSEN) Das Ende Ihrer 2 DeutfäheReichslofteie Ueber 100 RillionenR-Mark Magenbeschwerden EEsE=2= von Yapendrud, brsnnen, ihmerzen. fatte Als Prämie, wie als Gewinn rem Yulltohen Sodbrennen Stollen, Blä- 3 3 ungen ifo. 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Die Neurosecretin-Kur wirkt } durch die im Neuroseeretin geschallene Verbin- erhöhen die Schaffens- = und denke de Nerven 35 wehloen B-Vtamınen kraft und Lebensfreude ee KA 1 SD (ro alem dem antineuntischen Vamin 8.) Bestens Die gewohnte tägliche Nahrung wird den Nerven en OHR, 00. RM 1.500 bewährt bei Beschwerden durch erhöhten Blutdruck Richt Immer genögens Nanrıt Binzeikandels-, "Großkandels- u. und Aderverkalkung In dienen Fallen bewährt ach gut Ale Buchungsechifisset > Bilanz. 50 Drooces RM 550. 00 Orwoees RM 674 in alen l Verlangen Sie gerade dos- bo Avoth - |. deispiei . SH “RM 0.80) Bekap. halb stets LYRA-ORLOW R Lam stin-Lecithin Wera alla yihckkanälr use oon Bleistiftel jel nervöser Unruhe, Neuralgie, Unlust und ner- = vösen Erschöpfungen bringt Lembostin-Lecithin ot Vering P- A. Schmitt-Dr. Wöschlor schnell Beiserug. 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Ich bin gar nicht böse darüber, denn wenn sie im Frühjahr ange- kommen wäre, so hätte Ich jetzt keine Weinkiste mehr, Es Ist nämlich eine gefüllte Weinkiste, mit Flaschen gefüllt, und in den Flaschen Ist franzö- sischer Landwein, laut Rechnung. Manchmal träume Ich von der Kiste, und meine Freunde Iräumen auch von Ihr. Meine Freunde sind Träumer, aber die Wirklichkeit ist ihnen noch lieber. Die Kiste steht im Keller. Bisweilen sitze Ich auf der Kiste. Das geschieht immer, wenn Fliegeralarm ist. Dann bin ich dom französischen Landweln sehr nahe, es trennen mich höchstens 5 cm von ihm. Wir sitzen zu mehreren’ auf der Kiste, aber die anderen wissen nicht, was sie unter sich haben, und das Ist gut so. Vielleicht Ist es bekömmlich für französischen Landweln, wenn man gelegent- lich auf ihm sitzt. Alter Cherry soll immer besser werden, wenn or mehrmals über den Ozean trans- portiert wird und den Äquator kreuzt. Wer kennt die Bedürfnisse und Eigenheiten französischen Landweins? Vielleicht kommt er zu herrlicher Reife, wenn er besessen wird. Weine können sehr kaprizlös sein. Einmal räumte Ich wieder von diesem welschen Wein, und da kam mir der gute Gedanke, daß die Lamento Ich armer alter Harfenift! Und bin ich erft geftorben, ob mich da Irgendiver vermißt? Es gibt fo viel Theorben! $o viele han mir’s nachgemacht, tie ich Die Saiten fchlage. Die ftehn jest emfig auf der Wacht und dienen Ihrem Tage. Und drängeln vor und heimfen ein und tun, als ob fie's wären ... Nur zu! Es muß ja wohl fo feln. Soll ich mich viel drum fcheren? Trieb Ich’ nicht ähnlich je und je ie all die Jungen heuer? - Ach, wenn ich's recht bei Licht befeb', dann Ift’s Die alte Leier! Ratatöohr „Schaug, Waldi, wie schön dees Hunderl springt... .!" La pozzanghera: “Guarda, Waldi, come salta bene questo cagnolino....!,, Kiste womöglich verwechselt worden und daß gar kein Wein drin sel, Vielleicht ist Mineralwasser drin. Na, und vom Mineralwasser nahm ich ohne weiteres an, daß es nicht gut sei, wenn man auf Ihm immer brütend säße. Man mußte sich also doch des armen Mineralwassers erbarmen, da- mit es nicht umkäme und verderbe. Ich sagte das zu Köte, aber sie hat kein Herz für Mineralwasser und meinte, wenn die Kiste erst einmal angebrochen sei, dann ginge es ihr wie einem angebrochenen Hundertmarkschein. Dem geht es nicht lange gut. Mich aber dauerte das Mineralwasser, und so nahm ich eines Tages Hammer und Stemmeisen und Zange, und erbrach die Kiste. Ich hatte un- recht, es war Wein, französischer Landwein. Aber wer welß, ob solche Weine Fliegeralarm mögen, er konnte ja verdorben sein, man mußte Ihn probieren. „Nagle die Kiste gut wieder zu“, hatte mir Käte gesagt, und ich nagelte gut, Ich hatte wieder un- recht, der Wein war vorzüglich, Ich kann jetzt aus eigener Erfahrung empfehlen, man setze sich ge- legentlich ein Stündchen auf Kisten mit französi- schem Landwein, Die geringe Mühe wird sich lohnen, der Wein baut sich herrlich auf und die Blume wird voller. Oft gehe ich nun in den Keller und arbeite mit Hammer und Zange und Stemmeisen, und jedes- mal nagle ich die Kiste wieder ordentlich zu. Mir gelingt’s jetzt schon in zwanzig Minuten, Das sind so kleine Unbequemlichkeiten mit einer guten Weinkiste, Foltzick DER SCHATTEN VON HEINZ SCHARPF Ein Wüstenfuchs sah bei Sonnenaufgang seinen langen Schatten und geriet darüber in Ekstase. „Da sieht man's, was ich für ein Kerl bin”, staunte er, „Ich werde mit zum Frühstück eine Giraffe einverleiben.” Und wie ein Löwe, der majestä- tisch zur Lagune schreitet, trottete er dahin. Von Zeit zu Zeit blickte er zurück, er konnte sich an dem mächtigen Schatten seiner Rute nicht satt sehen. Aber so tasch wollte ihm keine Giraffe vor die Zähne kommen. Er mußte ein ordentliches Stück laufen, bis er eine erblickte. Das Tier war ein möchtiger Bulle. Der Fuchs ging auf ihn los wie Blücher. Doch gerade als er zum Sprung ansetzen wollte, sah er wieder seinen eigenen Schatten, der mittlerweile um ein Bedeutendes kürzer ge- worden war, und er stutzte, „Hm, hm“, hielt er im Sprung inne, „eigentlich muß es ja nicht gerade eine Giraffe sein, ich kann mich auch an eine Antilope heranmachen. ‚Antilopenfleisch Ist ohnehin schmackhafter.” Und wieder setzte er sich In Trab. Diesmal brauchte er nicht lange zu laufen. In Bälde erspähte er eine Antilopenherde, „Ich werde mir die größte aussuchen und sie mit Haut und Haar verschlingen”, reckte sich der Fuchs mächtig auf, seine Schnurrbarthaare standen mar- tlallsch zu Berge. In diesem Augenblick sahen die Tiere, wie sich sein Schatten auf dem Sand be- wegte und sie nahmen Reißaus. Der Fuchs mußte sich mächtig strecken, um sle nicht aus dem Auge zu verlieren. Schließlich beruhigte sich die Herde wieder und er konnte unbemerkt in ihre Nähe gelangen. Geifernd hing ihm die Zunge aus dem 194 Maul. Puh, er legte sich vorerst ein bißchen nle- der, so mitten im Schnaufen wollte er nicht eine ganze Antilope hinabschlingen. Unterdessen stieg die Sonne weiter am Horizont, Als der Fuchs sich erhob, um eine Antilope aufs Korn zu nehmen, war sein Schatten wiederum kür- zer geworden. „Hm, hm“, überlegte er, „ich möchte mich an einer Antilope nicht übernehmen. Ich werde mir lieber ein Warzenschwein zu Gemüte führen. Warzenschweine sind um diese Zeit ganz beson- dere Leckerbissen, das ist bekannt.” Also machte er sich auf die Jagd nach einem Warzenschwein. Jedoch die Schweine erwiesen sich als sehr un- freundlich, sie grunzten Ihn böse an und zeigten Ihre blanken Zähne. „Oho”, richtete sich der Fuchs auf, „oho, Ich werde euch schon zeigen, wer ich bin, seht nur einmal meinen Schatten an”, und er wandte drohend seinen Kopf, Da sah er, daß sein Schat- ten wieder kleiner geworden war. „Hm, hm”, verzog der Fuchs die Schnauze, „wahr- haftig, mir ist plötzlich der Appetit vergangen, meln Magen Ist nicht ganz in Ordnung, da dürfte ein Warzenschwein eine zu fette Kost sein“, und er trollte sich. Am Mittag, als die Sonne im Zenith stand, mußte der Fuchs feststellen, daß er überhaupt keinen Schatten mehr warf. Melancholisch setzte er sich auf seine Hinterläufe und sagte kleinlaut: „Ich glaube, eine Maus wäre das Richtige für mich.” Aber die Mäuse schliefen um diese Zeit, Da sprang ‚der Fuchs Jaulend empor und schnappte nach einer Fliege. Der Vorteil der Musik (Erich Schilling) „Verstehst du das Stück?“ — „Aber erlaube mal, das ist doch eine Oper, da braucht der Kenner nichts zu verstehen.“ MEIN FREUND JOHANNES Wir trafen auf einem Abendspaziergang einen Jungen Mann aus unserem Bekanntenkreis, der einsam und gedrückt einherwandelte. Freundlich sprach Johannes Ihn an: „Nun, lieber Freund, so alleine? Wollen Sie un- gestört einem schönen Gedanken nachgrübeln?” „Ach nein“, wehrte der Jüngling ab, „daß, ich nicht in Gesellschaft bin, Ist rein zufällig.” „Na, das paßt ja gut, Begleiten Sie uns. Wir wollen noch ein Gläschen Wein trinken gehn“, forderte Johannes ihn freundlich auf. „Vielen Dank. Begleiten will ich Sie gerne. Aber den Wein möchte ich mir versagen“, nahm der andre an. „Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie doch 195 bisher immer ein warmer Verehrer eines guten Tropfens?"“ wunderte sich Johannes. „Bisher! Aber Jetzt bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß das Trinken und Rauchen der Gesundheit abträglich ist und habe es deshalb eingestellt, erklärte der Junge Mann, „Ja ja, das alte Lied. Als ich so alt war, wie Sie jetzt, da hatte Ich auch oft kein Geld”, sagte Johannes versonnen. J. Bieger England von Stalins Gnaden (Paris 3./4. März 1942) (Karl Amold) „Bravo, Churchill! L’Inghilterra alla merc& di Stalin (Parigi 3/4 marzo 1942): ‘Bravo, Churchill!,, 196 Atelierbesuch Il - Visita di studio Il (0. Nückel) TINTEN: Bei Albrecht Dürer DIE NEUE METHODE Von Eva Mörcke Der Herzenswunsch der Witwe Bram war es, ihre Tochter Margareta mit dem Großkaufmann Justus Ehn zu verheiraten. Ehn war ein dicklicher, kurz- atmiger Herr im gesetzten Alter, den Margareta um nichts in der Welt ausstehen konnte, Zudem galt ihre heimliche Zuneigung einem jungen Manne namens Axel Tengström. Axel Tengström war Margareta nicht minder zu- getan. Aber er war ein schüchterner Jüngling und verstand es nicht, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Immer glaubte er, daß Margareta ge- rade ihm gegenüber kühl und abweisend sei, und quälte sich mit dem Gedanken, daß sie einen anderen ihm vorziehen könnte. Das machte ihn noch schüchterner, und endlich wandte er sich an einen Freund um Rat. „Du bist viel zu ernst“, erklärte der. „Lachen, richtig lachen mußt du und immer fröhlich sein! Das gefällt den Mädchen. Damit wirst du auch Margareta für dich gewinnen!" Wahrhaftig, eine‘ Lebensweisheit, die In der Tat nicht ohne war und Erfolg versprach. Unverzüglich ging Axel daran, sich aufs Lachen und Fröhlich- sein zu verlegen. Er übte sich fleißig darin, und als er die Zeit für gekommen hielt, beschloß er, diese Methode Margareta gegenüber in Anwen- dung zu bringen, Also stättete er eines Sonntagnachmittags den Damen Bram einen Besuch ab. Aber er hatte das Gefühl, recht ungelegen zu kommen. Denn Mar- gareta hatte Besuch — Herr Justus Ehn saß im Salon und schlürfte einen Grog. Doch ehe die freundliche Hausgehilfin auch Ihn dahin führen konnte, sah Axel sich unschlüssig um, denn seine alte Unsicherheit befiel ihn wieder. Da erblickte er Margareta allein im Garten, die sich angelegentlich mit den Blumen beschäftigte. Sofort fiel Axel seine Meihode wieder ein. Er stimmte ein heiteres Lachen an, ließ das gänzlich verdutzte Mädchen mit seinem Mantel in der Hand stehen und stürmte in den Garten. Jedoch Margareta schien schlechter Laune zu sein, sie schaute kaum auf. Axel ließ sich aber nicht abschrecken. Er stimmte wieder ein fröh- liches Lachen an. Margareta blickte ihn erstaunt und fragend an. Doch Axel ließ sich nicht stören und lachte weiter. „Hast du übrigens schon den neuesten Witz ge- hört?" fragte er ausgelassen. Margareta kehrte ihm den Rücken zu. „Ach, das Interessiert mich nicht! Wenn du Witze zum be- sten geben willst, so setze dich zu Justus in den Salon und unterhalte dich mit ihm. Vielleicht geht er dann bald.” Also ging Axel in den Salon. „Hallol” grüßte er und lachte. Justus Ehn maß Ihn mit verächtlichem Blick und murmelte etwas Unverständliches. Dabei fiel Ihm die Zigarre aus dem Munde. Er schnappte mit beiden Händen danach, um sie aufzufangen, ver- brannte sich aber die Finger. Axel lachte, daß es durch das Haus schallte. „Seien Sie endlich still!” knurrte Ehn. Axel erwiderte: „A propos, da fällt mir ein! Ken- nen Sie schon den Witz...” „Interessiert mich nicht, will ich nicht hören!“ „Aber der Witz ist gut.” Ehn vollführte eine verzweifelte Gebärde und hielt sich die Ohren zu. Dabei stieß er das Grog- glas um. Axel lachte erneut laut und schallend, Das brachte Ehn in Harnisch. Wutentbrannt ergriff eı das Glas und warf es nach Axel, Der wich ge- schickt aus, so daß das Glas eine kostbare Kri- ställschale traf, die klirrend in tausend Scherben zersprang. — Axel lachte in einem fort, Ehn packte das Familienalbum und schleuderte es seinem Gegner mit voller Wucht entgegen. Aber 197 Da Alberto Dürer das Album traf statt Axel die Standuhr, die mit lautem Getöse umfiel, Da erschien Frau Bram in der Tür. „Was um Him- mels willen geht hier vor?“ rief sie entsetzt. Und als sie die Scherben des Grogglases erblickte, wandte sich ihr ganzer Zorn dem unglückseligen Justus Ehn zu. „Aha, Herr Ehn, hier sitzen und sich voll trinken! Daß Sie sich nicht schämen, mir die Wohnungseinrich- tung zu demolieren! Und solch einem Manne sollich mein einzigesKind anvertrauen? Nie und nimmer!" „Aber gnädige Frau...“, versuchte Ehn sich zu techtfertigen. „Hinaus, sage ich, hinaus! Und lassen Sie sich nicht wieder sehen!” Ehn zog ab in Schimpf und Schande. Axel aber mußte Bericht erstatten. Und er löste auch diese Aufgabe. Zuletzt war Frau Bram in Ihrem Glauben bestärkt, daß Ehn unter dem Einfluß des Alkohols gestanden hatte, „Sie sind ein ruhlger, Junger Mann, Herr Teng- ström”, erklärte sie, als er geendet hatte. „Sie gefallen mir,” „Mir auch!” mischte sich hier Margareta ein, Frau Bram nickte wohlwollend. „Daran tust du recht.” Freundlich lächelte sie Axel zu. Margareta aber führte ihn hinaus in den Garten, „Sage mal, wieso hast dy dich plötzlich so ver- ändert?” fragte sie und blinzelte ihm schel- misch zu. Axel erzählte nun von der Methode, nach der vorzugehen ihn der Freund geraten hatte, „Hm, ja, das Ganze nimmt sich reichlich verrückt aus“, meinte Margareta darauf lächelnd, „Wie gesagt, du gefällst mir. Doch wehe dir, falls es dich gelüsten sollte, noch einmal solche Späße zu treiben! Dann sollst du mich erst richtig ken- nenlernen! Nun aber küsse mich endlich, du Dummpapp! Oder kannst du überhaupt bloß lachen?" (Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig) F (Fr. Bllok) Der Dritte {R. Krlosch) „Hübsches Mädchen, das da immer 'rüberschaut. Wenn ich nur wüßte, wen sie meint, dich oder mich?“ — „Ich glaube den Kuchen!“ U terzo: “Bella quella ragazza che guarda sempre qui! Se sapessi almeno se Intende te o me?,, — “lo credo che Intenda Il dolcel,, 199 SITIMMEN-AUS DIFIMESTEZNESIEHTHIES VON KURT GROOS Petersen sträubten sich die Haare, als er atemlos auf dem Flensburger Bahnhof ankam und erfuhr, daß der Zug nach Aarhus schon vor zwei Minu- ten ausgelaufen war. Diese Verspätung konnte ihn 3000 Kronen kosten, die er gegen etwas zu hohe Zinsen ausgeliehen hatte. Christiansen ver- läßt morgen vormittag Dänemark, um sich für ein halbes Jahr zu seinem Bruder nach Schweden zu begeben — in der Frühe des kommenden Tages bestand die letzte Möglichkeit, den Schuldschein über das Darlehen zu präsentieren. Wer wußte, was In einem halben Jahr alles passierte, Schwe- den lag weit vom Schuß, Vollkommen gebrochen verließ Petersen den Bahnsteig und begab sich in einen nahegelegenen Imbißraum. In der Gaststube fand er zu seinem Ärger nur einen einzigen freien Platz an einem kleinen Ecktisch, an dem zwei Männer in Leder- jacken saßen, die die Mützen aufbehielten. Pe- tersens Verdruß wich aber sofort leutseliger An- teilnahme, als er den Gesprächsbrocken selner Nachbarn entnahm, daß diese gegen Mitternacht noch mit einem Wagen nach Aarhus fuhren. Pe- torsen stellte sich dan Tischgenossen' artig vor, erzählte von seinem Mißgeschick und bat die Herren recht höflich, Ihn gegen entsprechende Unkostenvergütung mit auf die Reise zu nehmen, damit er dem sprungbereiten Christiansen den Schuldschein präsentieren konnte. Die Männer sahen sich an; der Vorschlag schien ihnen zu gefallen. Nur machten beide etwas be- denkliche Gesichter, und der Jüngere, der Fahrer des Wagens, meinte, daß dem Herrn erstens wohl die Art des Gefährtes und zweitens vor allem dessen Fracht nicht zusagen werde Die Art des Geführtes sei Ihm ganz gleichgültig, erwiderte Petersen, es könne der vorsiniflutlichste Ford der Erde sein und die Fracht seinetwegen aus faulen, ausgelaufenen Eiern oder verdorbe- nen Fischen bestehen, Hauptsache, daß er mor- gen in Aarhus sei Es sei kein vorsintflutliches Gefährt, betonte der Jüngere, es sel sogar ein prächtiger, ganz neuer Acht-Zylinder, karosseriemäßig, aber leider ein Leichentransportauto, das einen leeren Sarg nach Aarhus schaffen müsse. Wenn es dam He:rnnichis ausmache, könne er es sich gern auf dem Sarg, ein guter, eichener mit schönen bronzenen Be- schlägen sei es, bequem machen. Petersen erschrak bis in die Haarspitzen, behielt äußerlich aber die Fassung, denn 3000 Kronen sind kein Pappenstiel. Er warf sich in die Brust und erklärte, daß er Tod und Teufel nicht fürchte und mitfahre. £s schien Petersen richtig, sich vor der unge- wöhnlichen Fahrt möglichst viel Mut zu machen, er ließ eine Runde Punsch nach der anderen auf- fahren, wobei es ihn beruhigte, daß seine Fähr- leute so ganz von dieser Welt waren. Zwischen- durch erkundigte er sich wiederholt, ob der Sarg auch bestimmt nicht gefüllt sei Unheimlich aber wurde es ihm wieder, als er und IM GRABEN Über dem Graben liegt ein Zweig. Sage mir doch, du vergilbtes Blatt, ob meine Stunde geschlagen hat. Nein, sage nichts — ach schweig. Trifft die Granate den oberen Rand, liegen wir alle begraben im Sand, Zweig, Blatt und ich, wir drei. Nie war ich der Erde so nahe gewesen, ich hatte nur immer in Büchern gelesen, daß ich ein Teil von ihr sei. Karl Ranst seine Begleiter die Gaststätte verließen und sich in der stockfinsteren Nacht zu dem langgestreck- ten, feierlich-schwarzen Gefährt begaben, das mit Nickelbeschlägen und beiderseits aufbronzier- ten Palmzweigen versehen war. Die Begleiter drängten jetzt zur Eile, mit tuhiger Sachlichkeit öffnete der Fahrer die rückseitige Wagentüre und ließ eine Taschenlampe aufblinken, in deren Licht- kegel der große Eichensarg stand, dor Petersen öls Sitzgelegenheit zugewiesen wurde. Der Bei- fahrer meinte, der Herr könne bei aulkommender Müdigkeit auch gern das Innere des Sarges als Lagerstatt benutzen, Petersen Üüberrann ein Frö- steln. Dann wurden die Türen energisch zuge- klappt und der Fahrgast saß in schwärzester Fin- sternis. Er hörte den Motor anspringen und spürte an einem torkelnden Schweben, daß es gen Aar- hus ging. In den Kurven glitt Petersen, der vorher noch nie auf einem Sarg rittlings nach Norden gefahren war, wiederholt von seinem Sitz; das hierbei un- vermeidbare Poltern klang wie Grollen aus ferner Geisterwelt. Aber der Mensch gewöhnt sich auch in die selt- samsten Situationen ein — nach halbstündiger Fahrt wurde das Grauen in Petersen, der anfangs am ganzen Leib zitterte, Immer mehr durch das Frohlocken verdrängt, näher zu seinen 3000 Kro- nen mit dem nicht ganz zulässigen Zinstuß zu kommen, Er überlegte sogar schon, wie er die Abenteuer dieser Fahrt daheim am Stamm- tisch ausschmücken konnte Nach einer weite- ten halben Stunde pfiff er Melodien aus dem „Zigeunerbaron” und pochte wie eine Art Sa- tanskerl auf den Sargdeckel, um sich selbst mal zu zeigen, was er doch für ein schneidiger Bursche sei. Plötzlich aber erstarrte das Blut in Peiersens Adern zu Eis, seine Augen quollen vor Angst hervor, die kaltfeuchten Hände preßte er in namenlosem Schreck vor die Augen, auch wollte er schreien, doch kein Ton kam über die trockenen, bebenden Lippen. Oder narrte ihn nur die eigene überreizte Phantasie? Nein, n da war es wieder, ganz deutlich — eine Stimme wie aus feuchten Grö- bern, fernher kommend und doch auch drosselnd Morgens vor Geschäftsbeginn und noch dazu bei Regenmetter ist die Fahrt in der Elektrischen keine reine Freude. zillen « , Wenn doch die Vordertür zubliebe, es zieht ja abscheulich, na und die Ba- füngt schon an zu husten. ı Herr Freundlicı ist zu mohlerzogen, um eine Dame stehen zu lassen. Aber seine Laune ist düster; er ist empfindlich und Die Dame biet 5 Dankbarkeit ihre Wybert an. Wybert als Schuß vor Ansteckung und Erkältung. A ee Aein Relllilm aus dor wellallerlen Jolochemischen Fabrik. NEL ALZRNLEZE 200 SMank-ünd eine große Überrafchüng j erwanier ihn! Während „Er“ im Felde ist, hat sie niemals vergessen, das bisher von ihm gespielte Y Los der Deutschen Reichslotterie regel- mäßig zu erneuern. Jetzt haben die 3.— RM, die das Los je Klasse kostet, den ersehnten Gewinn ge- bracht, Kaum kann sie es erwarten, bis auch „Er“ erfährt, daß sich nun alle Zukunftshoffnungen erfüllen werden, Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten | und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen mehr als 100 Millionen RM ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 3 Gewinne von je 500000.— RM und 3 Prämien von je 500000.— RM. Die Gewinne sind einkommensteuerfrei. Y Los kostet nur 3.— RM je Klasse und kann im günstigsten Falle 100000.— RM gewinnen. Er- neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neues! 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GUSTAV LOHSE BERLIN KUPFERBERG GOLD Fabuk feiner Parfümerien x De eine Launcjelb x 201 im engen Raum wohnend, die unheimlichste, grauenvoliste Stimme, die Petersen je gehört. „Mich treibt’s zurück, ich muß nun meine Rache nehmen!” ertönte die Grabesstimme. „Einen suche ich, der eben noch nicht wußte, wie nahe ich ihm bin. Spürst du den kalten Hauch von dem Gewand, das unsichtbar mich hüllt? O, du ent- gehst mir nicht, ich fühle dich, ich ahne, daß auch du mich fühlst...” Petersens Angst vor dem Grauenhaften, Unfaß- baren steigerte sich fast bis zum Wahnsinn, in seiner Verzweiflung riß er alle Kraft zusammen, sprang von dem Sargdeckel hoch, warf sich ge- gen die Tür des Wagens, zerrte an der Verscha- lung und brach stöhnend, schweißgebadet zusam- men — die Tür war eisern verschlossen, wahr- scheinlich durch einen vom Fahrer zu betätigen- den Mechanismus. Bebend, mehr tot als lebendig, kauerte Petersen in einer Ecke, er duckie sich zusammen zu einem Nichts, als wieder die unheimliche Stimme aus Grabestiefe erklang: „Noch weißt du nicht, wie ich mich rächen werde, doch diese Schauer, die mein Geist aus Grabestiefen dir, Verruchter, bringt, sie werden größer sein als alle Qual, die Menschenhirm bisher ersann....” Für einige Minuten wurde die Stimme des un- heimlichen Geistes übertönt, der Wagen fuhr mit lautem Gepolter über eine lange Brücke; Peter- sen kroch schlotternd an dem Sarg vorbei zur Vorderwand des Wagens und hieb mit dem Rest seiner Kräfte wie ein Verzweifelter gegen die Wand, die ihn von den Fahrern im Vordersitz trennte — aber auch das war vergebliches Mühen, zudem arbeitete der Motor ziemlich laut. Wirre Gedanken durchjagten den Schädel des im fahrenden Sargverließ Gefangenen, einmal wollte er ein Streichholz aufflammen lassen, verwarf die- sen Plan aber sofort, da er den fürchterlichen Geist dann womöglich noch sehen konnte; schon bei dem Gedanken an ein Gestaltwerden der unheimlichen Stimme begann er von neuem wie Espenlaub zu zittern. Nun schien der Geist sogar persönlich zu wer- den: „Der Mammon war's, der dich verfolgte, der dich nicht schlafen ließ und Wege führte, die dich in meine Arme trieben...” Die Anklage der ungeheuerlichen Stimme, im engen Raume sich drohend wölbend, erhob sich immer bedrängender — nach einiger Zeit kam noch ein zweiter Geist hinzu. In grauenhaften Zwiegesprächen berieten die beiden Jenseitigen, was sie mit ihrem Opfer machen sollten, sich hier- bei in den unheimlichsten Andeutungen ergehend; Petersen kauerte wieder wie ein hilfloses Bündel in der äußersten Ecke des Wagens, manchmal wie im Fieber zusammenfahrend. Plötzlich hielt das Leichenauto mit einem scharfen Ruck, die Tür wurde aufgerissen und der Chauffeur schrie laut und in guter Laune „Aarhus, Aarhusl Alles aussteigen!” Dann ertönte ein Gongschlag aus der Richtung desFührersitzes, danach eine sympathische Stimme: „Wir sendeten das Hörspiel ‚Stimmen aus dem Jenseits‘! Als nächste Sendung ‚Freut Euch des Lebens’l” SIR @lcher Knoten paßt zu Ihrem Gesicht? Diese Frage müssen Sie sich einmal stellen, denn von tung sollte eigentlich Ihr Krawatteneinkauf abhängen. In der Regel kann man sagen, daß zum rundlichen, breiten Gesichtsschnitt besser ein fülliger Knoten steht, während der hagere, schmale Typ lieber einen dünnen Knoten bevor- zugen sollte, Nicht jede Krawatte läßt sich aber zu einem dünnen, nicht hierfür sind 4 jede zu einem dicken Knoten binden. Entscheide: die feinere oder gröbere Webart und die Schwere des Stoffes tragen dem Rechnung. Eine erstaunliche Vielfalt von Mustern, Tönungen und Stoffarten macht es Ihnen zum reizvollen Vergnügen, die Ihrem Gesichtentsprechende Krawatteauszusuchen, ihrer Beantwor- GEmEeEE KRO Kronen-Krawatten erkennt man beim Kauf in dem feimıten Herrenmode- Iernchäften under eingenabtea Kronen- I) arke. Sie sind volllantisch, hand- Penah eeoäbt, eingant und einmalig wie ein Modell, wei von jedem Master war wenige Krawatten hergmiallt werden. „, BERLIN C2 1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3.Gegen schädliche Haarparasiten Fkema on Loy Zwei Jahrhunderte liegen dazwischen, in denen wir un- entwegt Erfahrungen für unsere Tabake gesammelt haben. DamalswieheutegehörtzurgutenPfeifeein RAULINO@TABAK Denn er bringt stets die gewünschte Mischung: fein-aromatisch oder kernig-herb, hell oder dunkel und in der gewohnten Schnittart. Auch für Sie ist das genau Richtige dabei! Hergosiellt in den Werken BAMBERG - KÖLN - ST. 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A-0-BE, Essen 103, Schließt. 327 Suchen Sie? einen wirklich verläßlichen Klebstoff?? Dann kaufen Sie den berühmten Alles- Kitt, denn was mit ihm geklebt, hält dauernd! 203 RIRTEINZBITEZEIREILEREIGG In Huasquino arbeiteten wir, der Ramon und ich, in einer Käserei. Wir hatten alles, was wir brauch- ten, verdienten gut, bekamen Sachen zu essen, die wir seit langem nicht einmal gesehen hatten, und die Mädchen waren lieb zu uns, Der Kösereibesitzer hieß Ringli, seine Tochter Teresa. Ramon und Teresa waren so gut wie ver- lobt. Ramon hätte der Nachfolger des Herrn Ringli werden können. Wenn er die Teresa ge- heiratet hätte. Nein, er tat es nicht. Ich will das schon gleich am Anfang sagen. Ramon wollte weg von Huasquino, Ich erschrak, als er mir das sagte. Wir hatten uns so schön ein- gelebt. „Warum denn nur?” fragte ich. „Sitzen wir hier nicht sehr gut? Hast du es In der letzten Zeit auch nur vorübergehend so elegant gehabt? Ist es denn nötig, daß wir Immer auf der Straße liegen? Schon wieder Attorante sein? Ist das dein Ernst?" Ich stellte noch viele Fragen. Ich trieb den Ra- mon gehörig in die Ecke. Das können Sie glau- ben, lieber Herr! Aber es hatte keinen Zweck. Ramon sprach von der Freiheit. Er machte groß- artige Armbewegungen, wölbte die Brust mäch- tig vor, rß die Augen auf, schloß sie zärtlich, pflückte sich mit den Fingerspitzen einen Kuß von den Lippen und hauchte: „Freiheitl” Nun dürfen Sie nicht glauben, ich sei nicht für die Freiheit. Ich kenne und schätze sie. Aber Ramons Freiheltsdrang kam mir in Huasquino doch etwas ungelegen. Wir hatten viel Freiheit gehabt, ehe wir nach Huasquino gekommen waren, viel- leicht etwas zu viel. Und wir waren recht ab- gerissen gewesen, Herr Ringli, Teresa und ein anderes Mädchen hatten dafür gesorgt, daß wir jetzt wieder menschlich aussahen. Ich muß ja zugeben: hätten wir uns noch länger In Huasquino aufgehalten, dann wären wir viel- leicht zu ehrbaren Bürgern geworden, wohl- beleibt und mit glatten Köpfen. Wir hätten Jede Nacht gut geschlafen, So eine Käserei hat es in sich, Sie können das glaubeg! Also: wir verließen Huasquino, die Käserei, Herrn Ringli, die Teresa und das andere Mädchen. Heimlich zogen wir ab. In der Nacht. Ungesehen. Ungehört. Ach, es war wirklich nicht schön von uns. Ich schämte mich ein wenig, wahrhaftig! Ramon aber sang und pfiff laut, als wir durch die Nacht davonritten. Und als dann vor uns die Sonne aufging, groß, rot, als sie durch die Schwaden des violetten Dunstes stieg und über der Unendlichkeit der Pampa hing, da fand auch Ich, daß wir nichts Besseres hatten tun können, Theaterprobe (Crolssant) „‚Wohlan, so stirb, du Heuchlert* „Apropos, Herr Kollege, wollen wir nicht lieber Komiker werden? Komiker leben länger als Schau- spieler, habe ich gelesen!“ . VON KONRAD SEIFFERT als alles hinter uns zu lassen, ohne uns noch ein einziges Mal umzusehen. In Matancillas kannte Ramon ein Mädchen, das Luisa hieß und das ein Engel sein sollte. Ich wußte selt langem: es gab viele Orte, in denen Ramon ein Mädchen kannte, Oder auch zwel, Oder noch mehr. Wir hatten schon eine ganze Reihe dieser Mädchen besucht. Und wir waren fast immer reingefallen dabei. An diese Reinfälle dachte ich. Und ich sagte: „Du willst doch nicht etwa nach Matancillas reiten? Ramon sah mich groß an: „Selbstverständlich rei- ten wir erst einmal nach Matanclilas! In Matan- cillas wird es sehr schön werden, Und nachher, nun, wir werden sehen! Wir brauchen uns ja nicht gleich wieder auf längere Zeit festzusetzen, wie in dieser — dieser Käserei. Fandest du nicht zu- letzt die Luft dort unerträglich? Ewig dieser säuerliche Geruch!” Ich mußte Ramon recht geben. Der Geruch in der Kä- serei war wirklich etwas säuerlich gewesen. Hier, In der Freiheit, war die Luft besser, wahrhaftig! Huasquino ist von Matancillas gut fünfundzwanzig Leguas entfernt, Wir legten die Strecke sehr ge- mächlich zurück. Nein, wir hatten keine Eile, nach Matancillas und zur Luisa Ramons zu kommen. Sechs Jahre hatte Lulsa auf Ramon gewartet. Es kam nun wirklich nicht darauf an, ob sie noch zwei oder drei Tage länger wartete, Ich muß sagen, daß mir Matanclllas nicht gefiel, Huasquino hatte besser ausgesehen. Es war viel Sonne in Matancillas und viel Staub, rotbrauner Staub, den der ewig wehende Wind über die schattenlose Plaza jagte. Die größte Enttäuschung aber war das Mädchen Luisa für mich. Für Ramon auch. So etwas von Schlankheit können Sie sich kaum vorstellen, lie- ber Herr! Ich bin auch für die schlanke Linie. Aber man soll die Sache nicht übertreiben. Luisa übertrieb. Vielleicht wußte sie das nicht. Ramon sah sich Luisa nachdenklich, sehr nach- denklich an. Und zu mir sagte er: „Sie hat sich verändert, die Luisal Das hätte ich nicht gedacht!” Und ich höhnte: „Ein Engel, der am Verhungern ist!" Nein, das mit dem Verhungern stimmte nicht. Wir lebten gut bei Luisa in Matancillas. Sie hatte ihre Eltern beerbt, sie war die Besitzerin des einzigen Hotels in Matancillas. Und nun war sie dabei, den Ramon zum Hotelbesitzer zu machen. Erst eine Käserel. Nun ein Hotel. Aber Ramon griff auch Jetzt nicht zu. Er dachte an die Freiheit. Ich auch. Luisa aber bot alles auf, uns das Leben In Matancillas und in ihrem Hotel so angenehm wie möglich zu machen. Es halte keinen Zweck. Sie ahnen es schon, lieber Herr: wir verließen Matancillas und die Luisa. Heimlich zogen wir ab. In der Nacht, Ungesehen. Ungehört. Und ich fand, daß wir richtig handelten. Nein, ich schämte mich nicht ein wenig, wahrhaftig nicht! Wir ritten nach San Miguel, In die Freiheit. „Weißt du”, sagte Ramon, „in San Miguel kenne ich ein Mädchen. Flavia heißt sie, und sie ist — — —" "= — — ein Engel!” rief ich. „Alle sind Engell Aber die Freiheit ist mehr wert als das, was dir so ein Engel vor die Füße legt, wie?” ‚Ja, die Freiheltl” flüsterte Ramon verzückt, Und dann kamen wir nach San Miguel. San Mi- guel war eine nette Stadt. Das Mädchen Flavia \wohnte nicht mehr dort, wo Ramon es seinerzeit kennengelernt und geliebt hatte. Flavia hatte sich inzwischen verheiratet. So etwas ist störend, Ra- mon störte diese Tatsache auch wirklich ein we- nig. Aber als er festgestellt hatte, wo Flavia lebte, gingen wir hin. Es war Abend, Der Abend war schön. Nein, Staub gab es nicht in San Miguel, Es hatte geregnet. Wasserlachen standen auf der Plaza und auch anderswo. Die Luft war gut, gar nicht säuerlich, es roch nach Freiheit. Flavia wohnte außerhalb des Ortes. Es war eine Viertelstunde bis zum Haus zu laufen. Es war ein angenehmer Weg, etwas lehmig zwar, das kam vom Regen. Ein paarmal mußten wir über Pfützen springen. Ramon schwärmte von Flavia. „Sie ist verhelratetl” sagte ich nur dazu, „Hof- fentlich geht die Sache gutl” Ach, sie ging sehr schlecht! Was ja vorauszusehen war. Wir kamen bei dem Hause an. Auf der Veranda 204 saß, lag in einem Streckstuhl ein Herr, ein’mäch- tiger Mann. Sicher der Gatte Flaviasl dachte ich. Ramon dachte das auch, Wir zogen es vor, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Wir gingen um das Haus herum. Es war schon dunkel geworden inzwischen, Es standen auch Büsche da. Der Herr sah uns nicht. Wir gelangten auf den Hof. Wir gingen durch eine Hintertür. Das heißt: wir wollten hindurchgehen. Da wurde sie geöffnet. Die Tür, Und eine Dame stand vor uns, eine Frau, ein Koloß, eine Riesendame vom Rummelplatz. Ach, was war die dünne Luisa in Matancillas dagegen! „Flavial“ flüsterte Ramon entsetzt und wich ein wenig zurück. Ich konnte das nicht tun, denn es war nicht mehr Platz da. Aber ich zog artig mei- nen Hut, grüßte die Dame und dachte: auch sie scheint sich in der letzten Zeit etwas verändert zu haben, hier werden wir nicht sehr alt werden, es wird weitergeritten in die Freiheit — — — Weiterdenken konnte Ich nicht, Denn nun kreischte die Dame auf, sie fauchte wie eine Jaguarmutier, der man ihr Junges nehmen will, drückte mich brüsk zur Seite, schoß, wuchtete, wälzte sich auf Ramon zu, hieb auf Ihn ein, schrie: „Hilfe, Hilfe! Hierher, Tomasl Hier ist der Lump, der Ramon!” Ich war etwas überrascht, Sie können das glau- ben, lieber Herr! Es gelang mir, an Flavia vorbei- zukommen. Ich erreichte Ramon, riß ihn mit, wir liefen auf den Hof. Hinter uns schrillten die Schreie der Wütenden. Der Herr, der auf der Veranda gelegen hatte, war auch da. Er pfilf gellend. Hunde kamen von allen Seiten herzu. Und der Hof war sehr groß. Es lagen da aller- hand Dinge umher, die wir in der Dunkelheit nicht mehr erkennen konnten, Wir stolperten, fio- len in Wasserlachen, wateten durch Jauche und zähen Schlamm, hasteten welter, verfolgt, ge- hetzt, zerbissen von Hunden, die schlimm, sehr schlimm waren. Erst kurz vor San Miguel kamen wir etwas zu uns. Die Hunde waren zurückgeblieben. Wir humpol- ten. „Weshalb benahm sich denn diese Flavia so eigenartig?” fragte ich den Ramon. „Verstehst du das! „Ja, stöhnte Ramon. „Ich verstehe es. Wir waren damals so gut wie verlobt. Und wir hatten uns sehr liebI" „Aber die Freiheit, die war dir dann doch lieber, wie?" Ramon antwortete nicht. Er spuckte den Lehm Der Phantaft Ein Menfch, ein Traumland=Wolkenwandrer Wär gern fchier jeden Tag ein andrer: Was er zuletit gehört, gefehn, Das möcht er können und verftehn. So geht er aus dem Schaufpielhaus Als Hamlet oder Fauft heraus, Um morgen grad fo drauf zu brennen Zu fiegen im Sechstagerennen. Dann wieder wär! der Fabeldünftler Gern Zauber» oder Geigenkünftler Um neuerdings an Bormweltmeiftern Und Ringern fchwer fich zu begeiftern. Die Nordwand wird erkämpft vom Eiger - Der Menfch fühlt fich als Erftbefteiger, Und mwär doch lieber taufendtönig Vom Volk umjauchzt als Schütenkönig. Doch nie denkt diefer Möchtegerne Daran, daß er dergleichen lerne, Weil ja bekanntlich auf der Welt Ein Meifter nicht vom Himmel fällt. Er träumt nur von den Künften allen Und will gar nicht vom Himmel fallen! Eugen Roth Die Fessel (K. Hoiligenstaedt) „Den Büstenhalter werd’ ich lieber weglassen — der Film soll ja so furchtbar lustig sein ...!“ Impacci: »E meglio che non mi metta il reggipetto — il Film deve pur esser d’ una sfrenatissima allegria....!,, 205 aus, der ihm bei der Flucht vor Flavia in den Mund gekommen war. Ich tat das auch. Und dann versuchten wir, uns gegenseitig etwas menschlich zu machen, „Warum sind wir denn überhaupt zu dieser Fla- via gegangen?” wollte ich wissen. „Es mußte dir doch klar sein, da ie dich nicht mit offenen Ar- men empfangen würdel” „Nichts ist klar, gar nichts! Bei den Frauen Ist nie etwas klarl Das kannst du dir endlich einmal mer- ken. Es hätte auch anders, ganz anders kommen können! Wir hätten uns hier vielleicht zur Ruhe gesetzl” Darauf fragte ich nichts mehr. Zur Ruhe ‚setzen! Der Ramon! dachte ich nur, Und es schien mir jetzt, als sei die Luft in der Käserei des Herrn Ringli nicht allzu säuerlich gewesen, nein, wahr- haftig nicht! In der gleichen Nacht noch verließen wir San Miguel, Wir ritten. Um uns war die Freiheit. Aber wir dachten dabei doch immer wieder an Huas- quino und die Käserei. #915 Anna RASIERKEINGENTABRI sinn ı , Mäfhgknährk | Leidchwachen ultunken ‚sehr bewährt Bezugsauellen-Nachweis durch NAERA-GESELLSCHAFT für diätet Getränke mbH Kriminal- Frauen- Abenteuer- spannende 11cm Erfolg wurden 9 Ärzt Metho: 3,75 Jump am komegun 3,75 ‚80 AM 1710. auch warels 4. Mache Buchtaneiz. TFÜNRSCH Disseor-x 50 Verlag und Druck Knorr & Hirth Kommanditgesellschaft, München, Sendling: Foltzick, München. Verantworti. Anz Vorantwortl, Schrittiei alfagBuchhandlungen, gültlo ab 15. er salr Walter tingsgeschäfte Und Postanstalten entg Unuarlanata Kinmmednnae mar 14 Bücherkauf bequem zu Hause Heitere Romane und andere Verzeichnis kostenlos! Carl Milde, Abt. Buchvertriob zig C 1, Königstraße 21/23 Größer werden ,:; (auch Erwachsene) 9, 10, und elden. bearbeit. „Auftrieb”- RM 2.85. Ausführlic ıpekt dlikret und kostenlos Fa. Linthout, Krummhübel Riesengebirge, Fach 9/83 LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückel) Ein Hamburger Arzt erzählte aus seiner Praxis: „Bekanntlich sind jetzt in Hamburg zahlreiche Ausländer in den verschiedensten Betrieben be- schäftigt. Auch viele Dänen und Holländer sind in Hamburg vertreten, die dort ihren Lebensunter- halt finden. Kommt da nun jüngst ein etwa dreißig Jahre zäh- lender Holländer in meine Sprechstunde und klagt in mangelhaftem Deutsch über Herzbe- schwerden. ‚Nun, machen Sie mal geschwind hintereinander fünfzehn Kniebeugen!' sage ich zu dem Patienten. Der macht ein etwas erstauntes Gesicht; trifft aber keine Anstalten, meine Anordnung auszu- führen. Dagegen klappt er mit gewisser Regel- mäßigkeit seine Augenlider auf und zu ‚Nun, wird's bald, junger Mann? Ich habe nicht lange Zeit! Also nochmal: fünfzehn Kniebeugen! Nun mal fix!" Der Holländer macht noch immer keine Knie- beugen; dagegen klappt er jetzt mit vermehrter Geschwindigkeit die Augenlider auf und zu. Jetzt werde ich ungeduldig und sage: ‚Wenn Sie meine Anordnung nicht befolgen, kann Ich Sie auch nicht untersuchen!“ Da sagt der Patient etwas verwirrt: ‚O, Herr Doktor, Sie haben zu mick doch gesagt, fuffzehn Kniepoogen Ick soll machen!” H.R. Mutti spare Butter u. Fett — Nur 36 Pfg. kosten = all | Kunsthonigpulver zum Fattar- ) B. Reichelt, Breslau 5, Schliepfach 36450 find gute Zufätze fürs Bad fehr zu empfehlen. Yicht jeder Eann den Sichtenweld auffuchen. Ein Bed mit Sichtenfeht- Tabletten = im weldgrünen Badewaffer - mit dem würzigen Duft der Sich: ten, fchafft jene Atmofpbäre, die fo wohltuend aufdieTTervenein: wirft. Sichtenfeft-Baderabletten Merk fprudelnd Zähne durch reichliche Kalk« und Vitamin-Zufuhr gesund kann, ‚Aus der Mappe der Troponwerke, Köbn-Mi mit edlen Sichtenfäften bochwertig führen gute Drogerien und Apor thefen feit über einem Jahrzehnt. w ’ zu Der Wunsch ‚jeder Frau ange! mperaund Augenbrauen machen ed. Gesicht Interessant. 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E.Lambrecht & Co., Frankfurta.M, Er. nn | Postfach 244/BA 2.24 nulr beschränkt Bufarbur, isdoch in iwerüundaren Qualität! 207 Oeltransport (Wilhelm Schulz) „Wenn der Sturm noch stärker wird, werden wir Oel ins Meer gießen müssen!“ „Wart ab, Jimmy, vielleicht nehmen uns die Deutschen diese Arbeit ab!“ Trasporto d’ olio: ‘Se la bufera infurierä ancor plü, dovremo versare olio in mare!,, — 'Aspetta un po', Jimmi, ch& forse i Tedeschi ci liberano da questa fatica!,. 208 Onch . April 19% 47. Jahrgang / Nummer 14 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS Der Unbekannte von Riom (E, MMony) „Die Frage bleibt, wer hat mich in den Tod gehetzt?!“ U ignoto di Riom: “Resta pur sempre a sapere chl mi abbla alzzato alla morte?l,. HERR P.M. AUS NÜRNBERG Allmählich komme ich zu der Überzeugung, daß ich einer der ähnlichsten Menschen bin, denn immer wieder passiert mir so was. Erst vorhin kam ein Herr auf mich zu, schwang seinen Hut und drückte sofort sein Erstaunen darüber aus, mich hier zu treffen und warum ich denn nicht mehr in Nürnberg sei. Ich erkannte den Herm auch nicht und war deshalb froh, daß er die Sache mit Nürnberg erwähnt hatte, denn das gab wenigstens einen Berührungspunkt für die Zufpruch Reiß’ felber dich zufamm! und baue nicht auf andre. Das hilfe dir aus dem Schlamm. sonft nichts. - Steh auf und wandre! »Wie du bloß wieder bift - man hat mir's doch verfprochen!« +... Ach, was unfruchtbar ift, kommt nimmer in die Wochen. Harmlofen Angefichts wirft du vergeblich paffen. Verlaffe Dich auf nichts, dann bift du nicht verlaffen! Ratatöohr VON WALTER FOITZICK Unterhaltung. Ich konnte ihm leider nicht mittel- len, warum ich nicht mehr in Nürnberg war, denn dort war ich nur einmal einen Tag vor zwölf Jahren. Bruderhand ruhte noch immer in Bruderhand als er mich nun erstaunt fragte, ob ich denn nicht Paul Möller aus Nürnberg sei. O wie herrlich ist es, wenn man mal eine Frage mit einem glatten Nein beantworten kann. Ich bat den Herrn sehr um Entschuldigung, daß ich nicht Paul Möller sei. „Aber das Ist doch gar nicht möglich, Sie sind doch Paul Möller.’ Manchmal kämen halt auch unmögliche Dinge vor, erklärte ich ihm, und ein solcher Fall scheine hier vorzuliegen. O wie bat er mich nun um Entschuldigung, daß er mich für Paul Möller gehalten habe. Er tat dies so mit Nachdruck und so von Herzen, daß ich annehmen mußte, es sei doch recht peinlich für Paul Möller gehalten zu werden, denn sonst könne man sich deswegen nicht so dringlich ent- schuldigen. Möller tat mir direkt leid. Wenn ich mal hören sollte, es habe sich jemand Immer wieder ent- schuldigt, einen andern für Foltzick gehalten zu haben, ich würde mich doch schämen. Ich mußte etwas für Möller tun. Als nun mein Unbekannter sagt: „Von der Seite sind Sie es tatsächlich”, brach ich eine Lanze für ihn, und sagte: „Wer ein echter Paul Möller aus Nürnberg Ist, der Ist es nicht nur von der Seite, sondern auch von hinten und von vorne”. Über das Thema war unter uns wirklich nicht viel mehr zu plaudern. Wir hatten ja so wenig gemeinsame Interessen, wenigstens soweit in einer halben Minute festgestellt werden konnte. Es Ist nicht leicht, aus einer solchen Situation von einander loszukommen, deshalb verneigten wir uns kurz und waren wieder zwei fremde Herren, die sich höchstens gegenseitig auf den Fuß ge- treten hatten. Wenn dies aber Herr Möller aus Nürnberg liest, wisse er, daß ich Ihn nicht schlecht vertreten habe, und falls ihn mal jemand für Foitzick hält, ist das keine große Schande, Ich bin nämlich auch noch nicht vorbestraft, Viele fallen... Viele fallen Wie frühe Blätter vom Baum - Und blühten doch kaum! Wer zählt die Namen von allen, Die nicht mehr find? Auf blanken Feldern reitet der Abendiwind, Und Hifthörner fchallen - - Hörft du den Klang, den gellenden, wilden? Hört du den Aufprall von Schwertern und Schilden? Viele fallen! Viele find dämmernde Schatten Im Abendrot - Und morgen fchon tot. Herbert Leftiboudoio (im Felde) (Fr. Bllok) Der Streit der Gliederpuppen - Zuffa di burattini 210 Das Geheimnis {Erich Schilling) Klein Winston und der Knabe Josef flüstern sich die Nachkriegsgrenzen ins Öhrchen. Il segreto: Il plccolo Winston e Peppino si bisbigliano nell" orecchiuccio i confini del dopoguerra. LEBENDGEWICHT Kommt der Finanzinspektor zum Bauern, das Schlachtgewicht zu revidieren. Schön: 250 Pfund. Alles stimmt. Richtig ausgefüllt. Richtig unter- schrieben. Kein Stempel fehlt, „S0", sagt er dann, „haben Sie das geschlachtete Schwein mal da, kann ich es mal sehen?” „Gewiß doch... hier.” „So”, sagt der Finanzinspektor, „so..," und’ be- trachtet nachdenklich die gewaltigen Schinken des geschlachtet aufgehängten Schweines und m». Mensch!" fährt er plötzlich auf, „...sagen Sie mal..., was stand denn da, stand da nicht was von 250 Pfund?” — „Gewiß doch... hier.” „Na, hören Sie mal, den Bengel da nehm ich Ihnen unbesehen ab mit 500 Pfundl! Wer hat das Schwein gewogen?” „Steht Ja da... da... die Unterschrift.” x Richtig: Wieger so und so. „Den muß ich mir mal kaufen“, sagt der Finanzinspektor, „Also das Schwein hier rührt sich nicht von der Stelllel Be- schlagnahmt! Verstanden?!” Und damit ging er zu dem amtlichen Wieger. „| wo, das Schwein ist richtig gewogen“, gab der an, „was ich wiege, das stimmt, Das Schwein hab ich richtig lebend auf der Waage gehabt und das Gewicht stimmt.” 211 Was nun? Zurück zum Bauern. Alle beide. Sie kommen an den Stall. Der Wieger klopft an die Stalltür. Heraus kommt ein schlanker, wendiger, hochbeiniger Schnauzerl und Pfotler: ein rassisch edles Schweinetler, das grunzend den Wieger begrüßt und mit dem geringellen Schwänzchen wedelt. Auch der Bauer kommt hinzu. „Ist er das?” ‚ragt der Finanzinspektor.” — „ sagt der Wieger, „so einen hab’ ich gewogen, ob’s der ist, weiß ich Ja nicht.” 30”, sagt der Bauer, „dat is doch dat Woog- swien, der steht so schön still auf der Waage; slacht hebt wi natürlich 'n annern.” E.Bartels Der Londoner Alchimist wine Schulz) „Man nehme zehn Divisionen, füge eine gehörige Portion Luftwaffe hinzu, schüttle gut ... Damned, wo habe ich jetzt das Fläschchen mit dem Offensivgeist?“ L’alchimista londinese: “Si prendano dieci divisioni, vi sl agglunga una porzione di arma aerea, si scuota Il tutto ben bene ... Maledizione! Dove mai tengo ora |" ampolluccia collo spirito d’ offensiva?,, 212 Der Ballon über den Gipfeln - Il pallone sopra le vette IK. Rössing) ACHTUNG — IHR HUT! „Bitte, der Herr, Platz zu nehmen, Rasieren? Haar- schneiden? Beides — Bitte sehr, großartigl” „O, Verzeihung — bitte, der Herr dort — bel der Türe — Ist es auch Ihr Hut, den Sie genommen haben? Nein — also, da können Sie sehen! Jaja — hahal © bitte, bittel Habe die Ehre, guten Tagl“ „Ja — da Ist Ihnen also erspart geblieben, mein Herr, daß Ihnen der Hut vertauscht wurde — dies- mall Bitte, bitte, nichts zu danken! Ich passe näm- lich immer auf die Hüte auf. Es kann sehr merk- würdige Fölgen haben, wenn einem so der Hut vertauscht wird. Wollen der Herr vielleicht hören, wie es mir ergangen Ist? Ja, also — geniert Sie das Messer? Nein — sehr gutl Ja, es war also eines Abends In einem Blumengeschäft. Ich war hineingegangen, um — in aller Bescheldenhelt natürlich — ein paar Blumen zu kaufen, Ich stand bei einem kleinen Pult und überlegte, was ich auf die Karte schreiben sollte. Ich hatte den Hut ab- gelegt, denn es Ist, als ob sich die Gedanken dann freier bewegen. Schließlich entschled ich mich zu schreiben — wünschen der Herr scharf einspritzen oder ein warmes Handtuch? — scharf einspritzen, bitte sehr! — Ich schrieb — na, darauf kommen wir noch zurück. Als ich gehen wollte, bemerkte ich, daß mein Hut vertauscht worden war. Nun hätte ich mir das nicht welter zu Herzen genommen, wenn Ich einen ebensoguten oder gar einen besseren dabei bekommen hätte. Aber davon war gar nicht die Redel Der Mann, der meinen Hut genommen hatte, war verschwunden. Aber In seinem Hut standen die Merkbuchstaben M. M., und die Verkäuferin konnte glücklicherwelse seinen Namen und Adresse an- geben. Es mußte der Dropskocher Morten Mor- tensen gewesen sein, der bei seinen Eltern wohnte, bei dem pensionierten Obertierwärter Mortensen und Gattin, Hopfenmarkt 18. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit mei- nem guten Hut begab ich mich auf den Weg zum Hopfenmarkt. Allerdings hatte ich — In aller Be- scheidenheit — erwartet, nett und höflich emp- fangen zu werden, denn ich trete selber auch immer nett und höflich auf, aber ich muß sagen, der Empfang, den mir die Famille Mortensen be- teitete, übertraf meine kühnsten Erwartungen bei weitem! Die Wohnung war wie zu einem Fest ge- schmückt, und drinnen stand die ganze Familie froh und erwartungsvoll in ihrem besten Staat und empfing mich mit: ‚O, schönen guten Tag und willkommen’, und ‚wie haben wir uns schon ge- freut, Sie zu sehen!‘ Ich war ganz benommen und ehe es mir gelang, hervorzustammeln — wünschen der Herr Schere oder Maschine im Nacken? — Schere, bitte sehr! — ehe ich mein Anliegen hervorstammeln konnte, hatten sie mich hereingezogen und mir geholfen abzulegen — nicht bloß den Hut, sondern auch Mantel, Halstuch und Galoschen. ‚Kommen Sie doch weiter‘, hieß es, und eine nette, ältere Dame, die wohl Frau penslonierte Obertierwärterin Mor- tensen sein mußte, rief aus: ‚Und Blumen haben Sie auch mitgebracht — ach, wie aufmerksam!‘ und ehe Ich protestieren konnte, hatte sie die Blumen genommen und in eine Vase gesteckt. Ehe ich Zeit fand, mehr zu sagen, war ich im besten Stuhl in der Stube plaziert, mit einem Glas Port- wein in der Hand, und rund um mich stand die ganze Familie Mortensen und stieß mit mir an und sagte: ‚Prosit' und ‚Willkommen!‘ ich fühlte mich ganz flau bei all diesen Huldigungen und dachte, daß Ich Jetzt doch zusehen müsse, meine Ange- legenheit mit dem Hut zu erledigen. Da ging die Tür auf, und ein junges Mädchen kam herein. ‚Liebste Adele‘, rief Frau Mortensen, ‚sieh nur, wer gekommen Istl‘ Adele sah verwundert auf mich. ‚Aber Adele!‘ rief jetzt der pensionierte Obertier- wärter aus. ‚Wie kannst du nur so dastehen und 2913 gaffen? Warum gehst du nicht zu ihm hin und gibst ihm einen Kuß?‘ Ich muß gestehen, daß ich ein wenig überrascht war, und begann hervorzustam- meln: ‚Ich fürchte, hier liegt ein Mißver...‘, wurde aber von Adele übertäubt, die mit allen Zeichen des Entsetzens rief: ‚Aber Vaterl‘, worauf sie die Hände vors Gesicht schlug und hinausschoß. ‚Armes Kind’, sagte die Frau, ‚Sie ist nur verlegen, weil hier so viele versammelt sind. Wenn die beiden ein bißchen unter vier Augen miteinander reden können, wird schon alles in Ordnung gehen.‘ Sie sah mich flehend an: ‚Ach, würden Sie nicht viel- leicht — gehen Sie doch zu ihr hinaus und bringen Sie sie zur Vernunft.‘ Ich stand etwas ratlos da. Aber Ich kann nicht nein sagen, wenn man mich so nett bittet. Ich dachte an den Portwein und die freundliche Aufnahme — und beschloß, daß — wenn Ich etwas tun konnte, diesen lieben Menschen Freude zu machen — Ich es ver- suchen wollte. Ich ging zu Adele In die Küche hinaus. Sie saß auf der Kohlenkiste und weinte. Ich ging zu Ihr hin und sagte tröstend — wünschen Sie das Haar gewaschen? Bitte sehr — Ich sagte zu Ihr: ‚Machen Sie sich nur nichts daraus. Sagen Sie, was los ist! Kann Ich Ihnen nicht helfen?‘ Da er- zählte sie mir schluchzend, daß sie seit einiger Zelt einen Herrn kannte und er war so nett und lieb, und nun hätte heute die Verlobung erklärt werden und die Eltern hätten ihn kennenlernen sollen, und sie habe sich so gefreut. Und Jetzt sel er völlig verändert und habe die Verbindung plötzlich aufgehoben. Sie weinte wieder und sagte, sie sel so unglücklich, weil sie sich nicht getraue, es den Eltern zu erzählen, wie es zugegangen sel. Mutter würde weinen und Vater, der von choleri- schem Temperament sel, toben — und dann... die ganze Familie, die erschienen war. Ich konnte der Verzweiflung des armen "Mädchens nicht widerstehen. Ich dachte — wünschen der Herr Die Verpackung TEE, r an jammern (R. Kriosch), iR & „Er sagt, meine Haut sei wundervoll, aber daran, daß man gelegentlich was drüberziehen muß, daran denkt er nicht!“ Camuffamento: "Egli dice che la mia pelle & meravigliosamente bella;ma che all’ occorrenza essa abbisogni d’abbigliamento, non ci pensa nemmeno!,, eine Friktion und Brillantine? Sehr wohl —, ob ich nicht die Situation für sie retten könnte und faßte den edelmütigen Beschluß, im Schoße der Familie zu verweilen und die Rolle des Treulosen zu spielen — nur für diesen Abend. Dann könnte ja Adele den Eltern später immer noch erzählen, daß es auseinandergegangen sei. Die arme Adele trocknete ihre Augen, und wir faßten einander bei der Hand und gingen in die Stube. Das gefiel der Familie. In diesem Augenblick kam Dropskocher Morten Mortensen nach Hause. Ich sah, wie er meinen guten Hut im Vorzimmer auf den Haken hängte, worauf er mit einem großen Blumenstrauß — aus meinem Blumenladen! — ins Zimmer trat. Er hieß mich als seinen neuen Schwager willkommen. Ich vertrug mich großartig mit der ganzen Gesell- schaft. Aber als ich endlich ging, blieb es Adele und mir nicht erspart, uns angesichts der ganzen Familie einen schallenden Kuß zu geben, und ich 214 mußte versprechen, bald wiederzukommen. Ich nahm meinen eigenen Hut, und als ich die Treppe hinunterging, dachte ich, daß es doch ein sehr netter Abend und die Blumen wert gewesen war. Ist der Scheltel so recht? Oder vielleicht eine Idee höher? So? Wie meinen der Herr? — ob die Geschichte gut ausging? Jal Sie endete nöm- lich damit, daß ich Adele heiratete. Da können der Herr sehen, wozu es führen kann, wenn einem der Hut vertauscht wird.” ‚Aage v. Hovmand Ba fe) Arme aye Bäckerei N „| sag’s wie 's is, ob's wirklich a so is, kann i net sag’n!“ Notiziario da Cianciafruscole: “lo ti dico come la &; se veramente poi la sia cosi, io nol sol,, 215 = weil es „Sebalds Hoartinktur”” vorübergehend nicht so reichlich gibt und weil Sie sparsam damit umgehen müssen? Seien Sie ehrlich: Sind Sie früher nicht oft etwas verschwen- derischdamitgewesen? Wirhabenvonjehergesagt:Wenige Tropfen genügen! - dieser Rat gilt heute mehr denn je. GEBALDS HAARTINKTUR KÜRENTHAL Er solle sich was schämen! So sagt der Major in dem Buch von Hopstein-Rütters „Wächter an der Pforte“*) zu dem Bäckerssohn Philipp bei der Musterung. Denn der Arzt stellte fest, daß der Philipp wegen seiner schlechten Zähne vorerst nicht militärdienstfähig war. Der Vater tobte, er sagte, er würde ihn enterben, wenn er nicht zum Kommiß, käme. Zahnpflege ist eben von Jugend an notwendig, wenn die Zähne erhalten bleiben sollen. Als vorzügliche und preiswerte Zahnpflege ist Blendax-Zahnpasta weit und breit bekannt. 19 Mlleraihe Verlagshundiung, Plunegg ver München 1941. Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 216 DIE SCHNECKE HYPPOTENSIA VON ARNOLD KROLL Es war einmal eine Schnecke. Hyppotensia hieß sie. Ein schöner Name. Trotzdem aber war sie sehr unglücklich, so unglücklich wie eine Schnecke eben sein kann, denn sie hatte einen kleinen Körperfehler. Wenn ein Mensch solch einen Fehler hat, fällt es gar nicht weiter auf; denn die Menschen haben von Natur ein höchst ungleiches Aussehen, daß keiner auf die O- oder X-Beine des anderen besonders achtet und sich niemand darum kümmert, ob der andere dick oder dünn bel Leibe ist. Jedenfalls dürfte es keinem Menschen einfallen, deswegen verächt- lich auf seinen Nächsten herabzublicken. Ganz anders aber ist es damit in dem Reich der Schnecken bestellt. Eine Schnecke soll in einer bestimmten Art aussehen, und ihre Gliedmaßen müssen genaues Ausmaß haben. Das schön geformte Schneckenhaus, das jede Schnecke als ihren schönsten Zierat mit größtem Stolz auf dem Rücken trägt, war be’! Hyppotensia zu klein geraten, Das sah seht komisch aus, und sie war daher der Gegenstand des Gelächters und des Spoties aller wohlgeratenen Schnecken. Der ganze Stolz der Schnecken ist, wie gesagt, der hohe Wohnungs- standard, über den sie verfügen. Daß sie ein eigenes Haus besitzen, erhebt sie, sozial gesehen, über alle Würmer, Käfer, Lurche, Frösche und dergleichen Lebewesen, die überall dort ihre Zuflucht nehmen müssen, wo ihnen die Natur einen Unterschlupf gewährt — Sorgen, die ein wohl- situlerter Schneckenhausbesitzer nicht kennt. = Es kann daher kaum verwundern, daß Hyppotensia von Ihresgleichen nicht für voll angesehen wurde. Man ließ sie allein ihres Weges ziehen. Jede Schnecke, die auf ihren guten Ruf etwas gab, tat, als existierte Hyppotensia gar nicht. Und die bösen Käfer zwickten und zwackten das arme Wesen, wo sie es erwischten, denn es konnte sich ja nie zur Gänze in sein Haus zurückziehen. Auch die Frösche pflegten Hyppo- tensla zu verspotten, so oft sie an ihr vorbeihüpften. Am schlimmsten aber war es im Winter. Usch, wie sie da fror. Eines Frühlings, Hyppotensia war 30 Jahre alt geworden (was in den Lehrbüchern der Zoologie über das Leben der Schnecken geschrieben steht, darum — verehrter Leser — sollst du dich nicht kümmern!), ging sie auf die Wanderschaft. Sie wollte fort — weit, weit weg von all den gehässigen Plagewesen — auf Nimmerwiedersehen. Sie kroch und kroch. Tag ein, Tag aus. Durch fremde Wälder und Felder, einem unbekannten Schicksal entgegen. Da, als sie eines Morgens aus erschöpftem Schlaf erwachte, sah sie sich auf einmal von fremden Schnecken umgeben. Zu Ihrer großen Var- wunderung wurde Hyppotensia von ihnen mit zuvorkommender Höflich- keit behandelt, ja man wetteiferte geradezu, ihr den Hof zu machen. Die fremden Schnecken baten sie, Gast ihres Stammes zu sein, und empfingen sie daheim mit hohen Ehren. Eine kurze Zeit verstrich, da heiratete Hyppotensia den schönsten und reichsten Sohn des Stammes. Es gab ein prunkvolles Hochzeitsfest, Wieso die früher so geschmähte Hyppotensla plötzlich zu solch hohen Ehren kam? Sind die gesellschaftlichen und sozialen Anschauungen, die die Schnecken hegen, bei ihren Stämmen so verschieden? Nein, durch- aus nicht. Die fremden Schnecken glaubten nämlich, daß Hyppotensia eine sehr reiche Schnecke war. Eine vermögende Ausländerin quasi, die in der Heimat viele Häuser besaß, und die sich nun mit ihrem Wochenend- häuschen auf Reisen befand. (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) VERWANDLUNG DES BUDDHA VON HERBERT FRITSCHE In abendlichen Apfelsinenfarben glüht das All. Auf meinem Arbeltstisch der kleine Buddha aus Metall Wird von dem Abschiedsglanz des Tages einmal noch verklärt, Doch dann erstarkt die Nacht, die viele Stunden währt. Die biauen Dämmerschatten wandeln zauberhaft und stumm Das Lächeln auf dem Antlitz Buddhas in ein Grinsen um, Und statt des weisen Inderprinzen sieht mich flackernd an Der Kinderschreck und Faschingsspuk, der gelbe Butzemann. So kain er possenhaft verzerrt zu uns ins Abendland, Als man die erste Buddha-Spur lim fernen Osten fand — Ein gelber Götze, grell und zappelnd wie ein Harlekin, Vor dessen Namen schon entsetzt die Gassenkinder fliehn. Erlöster Lächler, der du allen Wahn der Welt erkennst, Auch wenn du jetzt im Dämmerdunkel als ein Schreckgespenst Zu mir hinüberstarrst, du bleibst mir dennoch wohlvertraut, Weil auch der Butzemann in seiner Art die Welt durchschaut: Der Mummenschanz, das Spiegelspiel — er sieht es und er lacht. Der weisen Eule gleicht sein Sinn, die große Augen macht Und mit dem Schnabel knackt und mit den Flügeln weht. Bist du es, Eulenspiegel, dessen Bildnis vor mir steht? Ist deiner Schellenkappe Klang, du Schalk im Abendland, Den fernen Tempelglocken aus dem Osten so verwandt? Seid ihr, der Weise und der Narr, von gleichem Blut und Geist, Ihr beiden, die ihr uns den Weg aus Wahn und Wirrnis weist? Wenn morgen junges Licht empor zur alten Erde steigt, Hockt Buddha wieder auf dem Tisch. Um seine Lippen schweigt Das meisterliche Lächeln dessen, der sich wandeln kann: „Erkennst du Eulenspiegel noch, erkennst du Butzemann?” Für cin gutes Zeugnis hat Mutti dem Jungen 3.— RM geschenkt und ihm erlaubt, sich dafür Y Los in der Deutschen Reichslotterie zu kaufen. Nun ist 'aus dem Los ein großer Gewinn geworden — ein Sparbuch mit einer fünfstelligen Zahl! Jetzt wird Fritz seinen schnlichsten Wunsch, studieren zu können, erfüllen können. Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen mehr als 100 Millionen RM, ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 3 Gewinne von je 500000.— RM und 3 Prämien von je 500000.— RM. Die Gewinne sind einkommensteuerfrei, Y, Los kostet nur 3.— RM je Klasse und kann im günstigsten Falle 100000.— RM gewinnen. Er- neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neues! Wenden Sie sich an eine Staatliche Lotterie-Einnahmel Größte Gewinne im günstigsten Fall ($ 2, III der amtlichen Spielbedingungen) 3 Millionen RM * 2 Millionen RM auf ein dreifaches Los auf ein Doppellos 1 Million RM auf ein ganzes Los 3 zu 500000.— RM 3 zu 300000.— RM + 3 zu 200000.— RM Bu Ziehungsbeginn der 1. Klasse am 17. April 1942 7. Deutsche Reichslotterie | Wien Beivedere, Södperual ennen Sie den Einfluß, den Ihre Krawatte auf’ Ihre Stimmung hat? Probieren Sie es einmal selbst aus. Wenn Sie abgespannt oder schlecht gelaunt sind, dann wechseln Sie Ihre Krawatte. Binden ‚Sie sich eine farbenfreudige, fröhlich gemusterte Krawatte um — unzähligen, tich nie wiederholenden Muster der 4 —Zronen= gestatten Ihnen, don feinsten Wandlunger Ihrer Stimmung Rechnung zu tragen Frib MTübke x.6. BERLIN C2 EN-KRAWATTEN-FABRIK 217 Die Zeit, inder ein genialer Formensinn die Meister« werke des Barock entstehen ließ, brachte auch den Sinn für das Behagliche zur Reife, Guter Tabak, fein ge- mischt, war scıon immer Mittler der Behaglichkeit, Seit mehr als 150 Jahren sinddeshalb auch die Erzeug- nisse der Österreichischen Tabakregie überall bekannt, Gabe MERL MEMPHIS MILDE SORTE NIL DRIFTE SORTE Bere ySE J Cinzano im Weinkühlere Herr Schmitz hat vollkommen « recht. Wena:man eine Flasche 7: Cinzano erwischt - und das ist nicht jeden Tag der Fall, denn worden, daß selbst eine größere | = die Nachfrage ist so stark ge- Einfuhr nicht mehr mitkommt - dann sollte man den Genuß so richtig auskosten. Und Cinzano schmeckt nun mal gut gekühlt am besten. Aber das soll nun natürlich noch kein Grund sein, um im Übermaß der Freude die Flasche auf einen Ruck auszutrinken. Denn Cinzano ist auch in geöffneter Flasche unbegrenzt haltbar. Also, immer langsam und bedächtig, wie es sich für einen edlen Wein gehört. Dann reicht die Flasche auch eine ganze Weile. Und nochmals - bitte kühl servieren - s0 schmeckt Cinzano am besten, DAS BEREUTE URTEIL VON HANS WEINDL Amtsrichter Meyer saß eine viertel, eine halbe Stunde In tiefes Grübeln versunken in seinem Büro Von Zeit zu Zeit schüttelte er mißbilligend den Kopf Vor acht Tagen halte er den alten Scheckhahn bauer verurteilt, wegen fortgesetzter Übertretung des Körgesetzes zu 200 Mark Geldstrafe. Dieses Urteil quälte ihn Ein ehemaliger Knecht des Bauern hatte die An- zeige erstattet —: Der Scheckhahnbauer hat zwei Bullen. Er nimmt jetzt immer den rotgefleckten für die Kühe. Der Rotgelleckte ist nicht angekört. Den Weißen nimmt er nicht. „Es ist nicht wahr, Herr Amtsrichterl” beteuerte Scheckhahn in der Hauptverhandlung. „Warum sollte ich, wenn ich doch zwei Bullen habe, mit dem roten decken, warum sollte ich grad mit dem roten decken und mich mit ihm strafbar machen Aber der Knecht beschwor seine Aussage als vor- geblicher Augenzeuge Da verurteilte Meyer den Angeklagten. Aber das Urteil verfolgte den Amtsrichter Er er- hob sich jetzt von seinem Grübeln und begab sich über den Gang ins Zimmer des Amtsanwalıs. „Das Urteil.gegen den Scheckhahn, Herr Kollege,“ sagte er sinnend, „das läßt mir noch immer keine Ruhe,“ „Aber Herr Amtsgerichtsrat”, lächelte der Amis- anwalt, offenbar über die gar zu große Gewissen- haftigkeit des Berufsgenossen etwas belustigt. „Der Schluß war doch zwingend”, fuhr der Amts- richter, immer nachdenklich, unbeirrt fort. „Warum sollte der Mann mit dem Roten decken und sich mit ihm strafbar machen, wenn er den andern hat...?” „Der Schluß hat etwas'für sich, Herr Amtsgerichts- tat, und vielleicht hätte ich meinen Antrag auf Verurteilung fallen lassen müssen, Aber Sie wissen, meines Amtes ist es, eine Anklage solange als nur irgend möglich aufrecht zu halten.” „Sie haben recht, Herr Kollege, ich allein trage Feind. Zwar ist Scheckhahn, das weiß ich wohl, ein alter Sündenfuchs, hat allerlei Vorstrafen, aber das beweist nicht, daß er auch diesmal straffällig war, und entschuldigt mich keinesfalls. Der Schluß war zwingend und der Knecht ist sein Feind. Es tut mir leid, das. Urteil” „Nun”, lächelte der Amtsanwalt, „Scheckhahn hat ja sofort Berufung eingelegt —” ‚Hat er?? und natürlich mit der Begründung —" „Mit der Begründung, warum er sich mit dem Roten strafbar gemacht haben sollte, wenn er doch den Weißen hat. Er beklagt sich sehr über das Urteil.’ „Verstehe ich! und wie stellt sich das Landgericht?” fragte der Amtsrichter lebhaft. „Die Aussage des Knechts hat sich wirklich als falsch erwiesen.” „Wahrhaftigl! Na, dann wird der alte Scheckhahn wenigstens bestimmt freigesprochen." „Das glaube ich nicht. Das Landgericht meint, Ihr Urteil sei auf jeden Fall richtig.” „Wieso?" Das habe Ich doch gar nicht nötig!” Der Amtsrichter überlegte betroffen. die Schuld. Ich als Richter, Ich hätte trotz Ihrem „Tja, es hat sich nämlich herausgestellt, daß auch Antrag freisprechen müssen. Der Knecht ist sein der Weiße nicht angekört ist...” Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Speachen-Heüsystem Schnellmethode zum Selbststudium für Englisch - Französisch - Italierisch tesen Sie hieı was unsere Kunden schreiben Das Gelercene prägt sich spielend leicht win Dt. Heil’'s Schnelikurs Mallenisch über besucht und halle keinen Schimmer a Aare nische Sprache zu beharıschen Dach me esse EEE man biäuch! weder auswendig zu ler gute Grunde SE Re ‘ Regeln pauken, noch Irgendweiche lehrstoft prägt sich In seinem Aufbau Vorkenntnisse oder eine besondere Be janz von „elbst dem Gedächtnis ein gebung zu besitzen Man liest, und das ot behandelte Stofl wird in Inter ‚elesene prägt sich spielend leicht sanier Welte gohracht und kann 1031 die Astra langsam Im praktischen leben“ vorwande) und mäßig zu rau- meine schnellen er. werden 2 "olge, besonders Uber die quie Aus. St Pölten, 15 Jan 1940 chen und nicht zu sprache Auch bin Ich In der Lage. Ita losefstr 57 stapeln. Beim Lagern leiden Aroma und Frische. tienlsche Zeitungen zu lesen und Briefe zu schreiben Ich habe es selbst nicht tür möglich gehalten, daß man In so kurzer Zeiı eine tromda Sprache leınen karn Mit guiem Gewissen kann Ich iedem dieses einzigartige Werk welter ompfohlen Radebeull Margot Hannin. den 29 Aorli 1941 {! Radeveul | Ingstrae 7 Kein Auswondigiernen von Vokabeln ich finde Ihr Nausysiem Insofern un übertrefflich. als das Auswendiglarmen von Vokabeln und grammalischen Ro geln ganz ausgeschaltet Ist, denn der ‚Adalb, Redı, Hauptschufdiroktor I. R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: vom eisten Augenblick an till Ihnen hier die fiemde Sprache nicht mehr als eine Sammtung toler Vokabeln entgegen, sonderr: so, wie si6 wlıklich und 189 lich in lebendiga: gesprochen und gebrauch! wid Jedes mochanlsche Ausı tt, denn eine worlverwand! naugostaltate Wechselwirkung zwischen Fremd und Multeiptäche verankerl das Sprachgut Dies vollzieht sich nach einem neuaitigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 433 Ihnen der Sprachstoll ohne mechanisches Auswendiglemen zufließt. Gleich einer Interessanten Lektüi und erfieut, geht die Aneignung KYRIAZI der Umgengssprache kur: eo Vorkenntnisse sind nötig, Volks schulblidung genügt vollaut, 5 die Durchnahme gemäß unserer Anwelsung ohne Hindernis vor sich geht Fine ganz einfache Schlüsseltechnik bafänigt Sie leicht und von Anfang an, unsere Texte zu losen, zu sprechen und zu schreiben Durch jede Buchhandlung zu beziehen ‚ Die Einführungsbroschlre üb Dr. H Sprachen-Nousystem erhalten Sio auf Anforderung gratis MIT UND OHNE MUNDSTUCK Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 218 je ganzc raft- gehört der! fronA. ID a mul sich Verb Jecssrd- Desher der: 4 Fiber uni _geistesse (Dagesa sedeil eisızuerichdess ccf, ED) FH Seisres1 Oigarslten Sie gleiche freu »> haben serie je! GUSTAV LOHSE BERLIN FAbuR feiner Parfumerien 7 DEUTSCHE REICHSPOST & POSTSPARKASSENDIENST LIKÖRE GENEVER GIN UND BITTERS “ [1 Geld für $ie, wenn Sie ein Postsparbuch haben. Überall in Großdeutschland N können Sie Ihre Spargelder einzahlen; jedes Postamt, jede Poststelle, | | selbst der Landzusteller zahlt Ihnen die gewünschten Beträge aus. | Verlangen Sie noch heute beim nächsten Postamt ein Postsparbuch! — Sie legen damit Ihr Geld sicher an und schützen es vor Verlust. Es trägt Ihnen Zinsen und ist dabei jederzeit schnell und leicht verfügbar. Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern läßt ihn langsam und in kleinen Schlucken über die Zunge ri . Das erhöht verlä “ Posksbaren ut bauen )ı7. Jedes Postame aile:gem Auskunft] unge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß 219 Vorschußsorgen in USA. (Brinkmann) „... und wenn du In Berlin bist, Eddie, sel vorsichtig! Die Zeitungen schreiben, daß dort die Revolution ausgebrochen Ist!" Apprensioni anticlpate negli "USA.,: *...e quando sel a Berlino, Eddie, si cauto! I giornall scrivono che 18 & scopplata la rivoluzionet,, KAMPF UM ÖL VON ROLF FLUGEL Die Straße führt auf einen runden Platz, auf dem zwei Denkmäler lässig herumstehen. Ihre Be- wegung ist schon lange zur Pose erstarrt und erinnert etwas in ihrer Üüberstürzten, ruckartigen Fesselung an einen gefrorenen Wasserfall. Von der unfernen Isar gellen die Jammerschreie der Möven. Als Architekten haben die beiden stel- nernen Männer direkt mit der Kunst etwas zu tun. Diese hängt auch um die Ecke in einem Laden. Gestehen wir es ein, daß sie sich in schlechter Gesellschaft befindet, Es ist ein Tändlerladen, in dem augenblicklich ausländische Romane mit Feldstecherfutteralen eine seltsame Symbiose eingegangen sind. Morgen Ist es wieder etwas anders; einmal war es eine Schar hölzerner Raben mit einer verfehlten Nußknacker- konstruktion. Immer aber breitet dort die „Kunst” Ihre Gefilde aus: Penetrante Wiesen und das blau geschlagene Auge eines ovalen Sees, Sonnen- untergänge In ihrem schwelgerischen gelb-roten Farbentumult direkt aus dem Indischen Ozean geschöpft, „Ilabe” Almhäuserl mit der Leni In der Hos’n beim Buttern. Dem flotten Jagersbursch im Vordergrund scheint vor der Fülle des Gebotenen ein Jodler auszukommen; aber es bleibt beim stummen und doch so beredten Schwenken des Hutes. „Sehgns”, sagt eine Frau und aus Ihrer Markt- tasche schweißt deutlich eine schlecht verschlos- sene Milchflasche, „sehgns de Berg — des is was anders als d’ Ruffinistraßl” Sie erwartet keine Antwort. Es Ist auch mehr ein Monolog ohne nennenswertes Publikum. Von den Dachrinnen lenzt es. Die Lieblingstiere der Venus haben ihre nichtstuerische, gurrende Geschäftigkeit vor die Mansardenfenster verlegt. Sie nisten im Falten- wurf der Denkmäler und dieses praktische Ver- hältnis zur Kunst gibt ihnen Anspruch und Be- deutung. Die Frau, schon im Abgehen, bleibt neuerdings gefesselt stehen: „So a Himmi — na so a Himmi — a Sommahimmil — Wennst länger hischaugst — glei kamst ins Schwitzen aal” — „Da hams recht‘, erwidert ein Mann, der seine Hosen zusammen- gebunden hat, als wär er ein Radfahrer. „Entweda # Saukoitn oder a Bluatshitz — a Maß kennts net, des Glima, des verrecktel” — „Aaah — I red do vo der Kunstl” Wie die Fliege Im Rahm liegt die Geringschätzung In dieser Antwort und die Frau weist hin zur Fensterscheibe, wo die Bilder über Hausrattrümmern lang hingehängt eine höhere Sphäi ine geistige sozusagen, verkörpern. Es ist Jetzt etwas Stille. Einmal tropft die Zeit dünn- flüssig von der Dachrinne. „Echt Ol — des müaßt ma wissen”, beginnt die Frau Jetzt neuerdings zögernd und schon halb besiegt und jeder spürt, wie sie sich langsam festbeißt an dem ungerahmten Alpenglühen. „Echt Ol wenn des waarl” — Nun scheint des Radfahrers Stichwort gekommen zu sein und es ist als würde er mit voller Kraft die Pedale treten. Inzwischen Ist noch eine andere Frau stehen geblieben, so eine Gschupfte. Der gilt's zuvorzukommen. Schon spurtet er ein wenig atemlos in die letzte Runde: „Echt Ol — natürll Is des echt DI — des Is Hand- arbeit von obn bis untn, Sie braucha ja bloß ..."— „So", wirft die Interessentin dazwischen und ihr Mäzenatentum gerät in Wallung wie Knödelwasser. „S0" — es ist ein stimmlich sehr hoch angesetztes So und ein o, was schon mehr in ein a übergeht, — „So, san Sie vielleicht a Maler?” — „Na — „Nacha hoitns Eahna Beppn!” — Der Radfahrer ist gekränkt, mit Recht, wie wir gerne zugeben und verschwindet in der zweiten Linie jener kleinen Volksmenge, die In pointillistischer Manier In- zwischen das Schaufenster belagert. Hart prallen dort die Meinungen aufeinander, denn auch die Kunstdruckexperten haben Ihr Fähnlein entfaltet. Eine Unwissende, die mit ruckartigen Bewegungen und uneingedenk Ihrer Junonischen Formenpracht von hinten her einzudringen versucht und fragt, was es hier denn „ohne‘' gäbe, wird schnell vom Gischt einer gemeinsamen Verachtung hinweg- gespült. Deßungeachtet glühen in alter Unschuld die Alpen weiter. „Was is denn da los?” ruft laut ein rüstiger Blerholer über die Straße herüber, der unter dem Rudel einen Bekannten entdeckt hat. „Ob des echt DI is!” — Dieser Ruf zieht die Straße auf und nieder, weht wie dünner, blauer Kaminrauch über die Dächer, wischt über den Futterplatz der pickenden, erschrocken auffahren- den Taubenschar, braust um die Ecke und erweckt, so könnte es scheinen, auf den steinernen Lippen der beiden Denkmäler ein leichtes, schmunzeindes Kräuseln. Aus einem Nagelgeschäft kommt die Verkäuferin heraus und während ihre Linke ver- sonnen mit Schrauben und Muttern spielt, gibt sie sich mit molchartig erweiterten Augen der Kunst- betrachtung hin. Die Frau aber, die den Streit entfesselt hat, Ist schon längere Zelt nicht mehr unter den Schaulustigen. Sie hat Inzwischen in dem Gemüseladen gegenüber rote Rüben einge- kauft und es kann gut sein, daß es heute beim Essen zu einer Art Nachglühen kommen mag, wenn die dunkelroten Scheiben im Teller liegen wie vor mancherlei Unbill schwermütig gewordene Sonnen. So mündet der Kunststreit In die verschledensten Bahnen des Alltags. Was zur Spitze sich erhob, beginnt flacher zu werden. Auf den Wogenkäm- men der Meinungen haben die Prinzipien ihren Ritt eingestellt, Ja genau betrachtet, beginnt der Sturm wie eine schlecht bezahlte Musikkapelle sein Blasen einzustellen, wie aus der Bemerkung zweier sich entfernender Männer: „Zwoa Regens- burger In Essig und Ol san a nix Schlechts” un- schwer hervorgeht. DIE EIGENE SCHOLLE VON Q. ELFELDT Ich wohne jetzt ‚inmitten der Natur" — Schr weit entfernt von Großstadtlärm und -ruß! Dafür fährt unser einz’ger Autobus Auch alle halbe Stunde nurl Bezaubernd wirkt die landschaftliche Ruhe — Still träumt der Park mit seinen kleinen Seen. Doch sind — wenn's regnet — lehmbeschmierte Schuhe In keinem Falle angenehm! Frühmorgens scheinen Nebelschwaden auf den Ackern Sich zu phantastischen Gebilden zu verrenken. Es ist schr schön, wenn man im eignen Garten Sich seinen Kohl und die Radieschen baut; Und wenn im Herbst dann die Verwandten warten 4uj das Gemüse, das noch nicht geklaut! Sie trinken schrecklich gern den schönen Wein, Den ich mir selbst gemacht und abgezogen! Und war ich früher viel und gern allein — Zur Zeit sind sie mir alle sehr gewogen! Sie naschen von dem Eingemachten, Sie lieben Obst und Früchte sehr! Wenn aber dannimNachbarstalldieZiegenewigmeckern, Und könnte ich ein Schwein noch schlachten, Dann ist an Schlaf — bei Gott — nicht mehr zu denken! Im Winter glitzert Reif auf allen Bäumen, Die dann im Frühling voller Blüten prangen, Und die im Sommer einem Herbst entgegenträumen Mit buntem Laub und Früchten schwer behangen. 220 Dann wird mein Haus bestimmt nicht leerl Jedoch ich will mich nicht beklagen! Der Krieg wird mal zu Ende sein; — Dann bin ich wie in Vorkriegstagen Ganz sicher wieder bald alleinti! Alles in Ordnung Eu en un | ; Hi Bi „Du brauchst doch bloß die Augen aufzumachen, in der Butterdose ist der Kunsthonig, die Marmelade ist in dem Honigglas und wo Schuhkrem dran steht, ist auch Schuhkrem drin!“ Tutto in ordine: “Non hal che da aprire gli occhi: nel barattolo del burro c' & il miele artificiale; Ia marmellata trovası nel vaso del miele e dove leggi ‘Crema da scarpe,, lä ci sta proprio la "Crema da scarpe,!,, 221 trinken, dich nlederlı 1 l ! Wenn Eberefchen LIEBER SIMPLICISSIMUS Sun voran sr gibts nichts Boseront” N „Geh“, Jammert Bobby, „laß mich aus damit! Wenn ich transpirie, dann muß ich so schrecklich 10. Nückel) schwitzen!” HK.B. Um die Katen heult der Oftiwind. Knick und Bruch durchftöbert Seine wilde Meute. Mit den nackten Äften Greifen noch die Erlen Nach der müden Sonne. Auch die Eberefchen, Die den alten Landweg fäumen, Steh’'n entblättert - Aber an den bloßen Zweigen hängen Leuchtend noch die leiten Beeren J) Rudi erzählt seinem Freund Graf Bobby: „Hast Du schon gehört —, im Garten der Neben- Yilla von mir hat man ein prählstorisches Skelett gefunden!?” Staunt Bobby: „Was Du nicht sagstlll — Hat man schon jemand in Verdacht?” FH Gotreiter Hagenberger hatte eine Braut in dor Heimat. Beate hieß sie und hatte einen Fleischer: laden. Gestern, nach der Postverleilung, kam Kamerad Hagenberger bitterböse in den Bunker. „Ich pfeif auf die Liebel”, schimpfte er, „da hat Wie gefror'ne Tropfen Bobby sitzt zähneklappernd beim warmen Ofen. man nun eine Braut mit einem Fleischerladen und Roten Blutes. „Bobby, sagt Lixl, der ihn besuchen kommt, „war- Was schickt sie?“ um liegst denn nicht im Belt? Ich hab dir doch „Eine Wurst?" Heinz Friedrich Kameche gesagt, du sollst einen halben Liter Glühwein „Eben nicht! Ein Buch!“ %.H.R ‚Bervoragendbewälhrl bei Rheuma-6Gicht | heodergekocht v Früchte mit oder Neutalalen ohne Zucker a Rn R rkällungs- en deihnenie Krankheiten % Diälet Hünchenerlalsgetränk“ | EEE OR liegt es nur Mnöfhgkmährk si ®) an der Verdauung... Leischwachenußtunken = .. wenn man immer abgespannt sehr bewährt und müde ist, Voraussetzung für unser Wohlbefinden und für Bezugsauellen-Nachweis durch frisches, gesundes Ausschen ist NAERA-GESELLSCHAFT | ) kür diötetGetränkembh Fl eine geregelte Verdauung. Da München 285 z ist Laxin das richtige Mittel: SE. 1-2 von den wohlschmecken- x zuuatasnsene den Laxin- Pruchtbonbons— am tn rat lage das besten vor dem Schlafengchen muss nicht sein! Hero.Hoorwas. — führen nicht nur ab, sie rc- Kae pension se hen, geln die Verdauung. La bildung u.erhält Ihr volles Haar! n wirkt mild, aber immer zuver- lässig. Auch Kinder nehmen cs gern. Dosen zu RM 1.— u, 1,35, ELEFANT- S . Sa Re | 2=0=-0% MÜNCHEN 1571 KLINGEN ‚Aßuckdeschel Sonnenstr.7, aREETE a POSTSCHECK 38950 KLEIN IM PREIS} f EIN RIESE AN LEISTUNG! regelt die Verdauung Seidige lange Wimpern Pa Wunderfam IE durchstetsgleichbleibende e Härtegrade, geringe Ab- Ser Bon MET hr. h “ keit und leichtes A]vallendeter Schönheit. MR Husten i MEUFEN’S WIMPER- Si f ae a eHTNG Ba BaLSAu” ureichen Si Hautkrem EunanonSNE ! 1% Bl u. £ m ie eistiftol i f Sn m = Zahnpolitur x y 5 4 it ” : ; 2 Haarwasser iin ala) Alalarea2öcen a ee Ganz eigener Drogerien erhal. Aufkt. Spez Sarıft ». Dr. Behre@do, Et Petshee Lam, Art u, Wirkung Vbermay Jabıık, \parfams, Mitesser, Sommersprossen . ar Bremen 13 LEO SCHEUFEN. Bu |KÖLN-LINDENTHAL 14, Bas -ORLOW-Blelatifiabri Mit Alles-Kitt pfeifen | esensie auch Sie darauf, |Mündner Neuefte & 1 Nachrichten | | | München-Augsburger | MM Tin Abendzeitung GESCHICHTEI Süddeulfihe Fur ALLE vonH.Schiling, 768 Seiten, | Sonntogspoft || 0 eanzseitige Bilder, 263 teils farbige Karten. 08 id N Die packende neue Weltgeschichte, die in Immer wieder erleben Sielhre Freude an den || Mündıner. ||, ghöt. Hal. Gecheekaustuug e 44-9159) ü i -K l K. WALTER THOMAS, Inh. Jul. Brandts, geglücktın Reparaturen, die Alles-Kitt schaflt! |Jllufteierte Preffe | X- WALTER THOMAS, Inh. Jul Brands | 5 oa wenn mal was zerbricht! Verlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgesollschalt, München, Sendlingsr Straße 89 (T ınrui 1296). Brlotanschruft: München 2 BZ, Brieffach Votantwortl. Schriftleiter: Walter Foltzick, München, Verantworti. Anzeigenlolter: Gustav Scheerer, München. — Dei Simpilsiisimus erscheint wöchentlich einmal. Bostollungen nohmen alle Buchhandlungen, Zeit ıngsgeschälts und Postanstalten entgegen. Bezugspralse: Einzelnummer % Pig, Abonnemert In Monat RM 1.20. - Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 gültig ab 15. Okt. 1941. - Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgasandt, wenn Porto beiliegt. — Nachdruck verbelu.— Postscheck«onto München 5920, Erfüllungsort München. an » UHU-Alleskleber vonRM.o20 an in allen Fachgeschäften Tauentzienstraße 5, Fernruf 2 u. 245258, das z 5 ? W in EEE ieder ganz ‚in Ordnun Auskünfte 3.25, Herkunil ftopen, Sodbrennen, Kollern, Blähungen ulm. | Vorleben, Vermögen, Gesundhelt, | Ausicaftel, Detktel Prien, Berlin W 4 nicht nur befhiwictigen, fonbern an der Wure toben: gel fallen. 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Leipzig | nennt fhon eine Hepfelt Pad In Apot Mr | Vertrieb: Otto: 223 Cripps an Indien (9. Gulbransson) war Avrlsranssen 4 „Nur Mut, alter Elefant, England wird dich groß und mächtig machen!“ Cripps nelle Indie: “Orsü coragglo, vecchio elefante! L' Inghilterra ti farä grande e potente!,, 224 München, 8. April 1942 : 47. Jahrgang / Nummer 13 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Cripps beim Mangobaumwunder 0 (Eich Schilling) „Hier habe ich ein Körnchen echt englischer Versprechungen gepflanzt, darüber die ‚Times‘ gebreitet, und nun werdet ihr den Baum der indischen Freiheit herrlich emporsprießen sehen!“ Cripps presso I’ albero miracoloso di mango: „Ho plantato qui un granellino di genulne promesse Inglesi; vi ho disteso sopra I "Times, ed ora voi vedrete sbocciar magnificamente fuorl |’ albero della libertä Indianal,. DIETERBMASISE EINE BREMISCHE ANEKDOTE VON KARL LERBS „Mit so historischen Sachen”, sagte der alte Meinefeld, „da hat das dscha so seine Bewandtnis mit. Ich weiß nich, ob Sie da was von ab verstehn; aber da gibt es dscha leute für, die da ihr Lebtage in rum klamüsern. Un da is dscha auch was an. Wenn 'n denn so 'n alten Pott Inner Hand. hat, un wenn ’n denn so bedenkt, daß da am Enne all unser Ururgroßvadder aus getrunken hat, ohne daß er von Unsereinen was von wußte, denn läuft Einen da dscha so 'n büschen snaaksch den Puckel tunner, Bloß — man kann 'r denn dscha auch mal böse bei vorbeihaun, Ich hatt all ümmer gedacht, daß unner unserm alten Hause inner Kom- turstraße,, wo wir Meinefelds nu all so viele hunnert Dschahre unser Geschäft in haben, daß da am Enne so allerhand Historisches unner liegen müßte. Nu bün ich so angelegt, daß das Denken mir nich ge- nug is; Ich will 'r denn auch was von wissen. No, ich krieg da denn also so 'n paar Leute bei, un die fingen im Keller an zu buddeln, ümmer tiefer un noch ümmer tiefer, un denn krichten sie denn dscha auch so allerhand Scherbenwerks un Krümelkram zu Tage, was da so im alten Dünensand in steckte, un was wohl früher mal was gewesen war. Im Museum, da haben sie da Zettels an gemacht. Einen guten Tag aber stießen wir auf was, wo wir nix aus machen konn- ten. Das war, als wenn da früher mal so was wie en Block innen Sand eingelassen wär, so ungefähr en Kubikmeter groß. Ich roch 'r an; das toch nach nix. Ich probiert 'r von; das schmeckte nach nix. Es war ziemlich fest und sah braun aus, un wenn 'n da was von abschnitt, denn krümelte es. No, das war denn dscha wohl so 'n paar tausend Dschahre alt, un ich schickte da 'ne Probe von zur chemischen Unnersuchung: Ob das wohl was Historisches wär, wo ich was über meine Vorfahren durch erfahren könnte? No, ich krichte denn dscha auch gleich Antwort; Dscha, es wäre was Historisches, un das mit dem Alter, das könnte denn dscha wohl auch stimmen. Daß es keinen Geruch un keinen Geschmack hätte, das käme davon, weil es so alt wär; gehabt hätte es das zu seiner Zeit. Uber meine Vorfahren könnt Ich da nix durch erfahren, was ich nich all von selber wüßte. Was es wär, das wollten sie mir lieber nich schreiben, aber ich könnte dscha mal herkommen, denn wollten sie es mir wohl sagen. Ich bün 'r nich hingegangen. I Dschases. Prosti” Der erste Amselschlag (C- Sturtzkopt) Cor „Ach, Liebe! ... und dann legt det Aas ooch noch Eier!“ 1} primo canto dello stornell DER WARTERAUM VON WALTER FOITZICK ‘Ah, amore! ...E pol questa carogna depone anche le uovalı, der in der Amisstube saß, grad unter den beiden Schildern „Nicht auf den Boden spucken”, und „Sammelt Obstkerne”, Dabei kommt mir eine Idee, wie man Warte- Von meinem Vater habe Ich das Wort zum ersten- mal gehört: „Dreiviertel seines Lebens wartet der Soldat vergebens.” Mein Vater war selbst Soldat, also muß er es gewußt haben. Wäre er Zivilist gewesen, hätte er seinen Ausspruch sicher nicht nur aufs Militär bezogen. Ich nehme an, mein Vater hat zum Beispiel nicht um Kartoffel oder Hummermayonnaise angestanden, oder sich sonst viel in Wartezimmern aufgehalten. Ist ja auch klar, Soldaten warten im allgemeinen nicht im Wartezimmer, sie warten, wenn ich recht berich- tet bin, auf den Vorgesetzten oder auf den Sleg. Sowas tut man nicht in Wartezimmern, Die Zivilisten, die haben’s natürlich viel angeneh- mer, die können im Vorzimmer auf Ihren Vor- gesetzten warten, oder im Wartezimmer auf ihren Lieblingszahnarzt, oder auf einer Bank im Korri- dor Ihrer Lieblingsbehörde auf den dort amtie- renden Lieblingsbeamten. Wissen Sie, ‚warum ich auf dieses weltferne Thema komme? Nun, ich sitze nämlich gerade in einem Wartezimmer und tue das, wozu diese Zim- mer so vorzüglich geeignet sind, ich warte. Ich warte ein halbes Stündchen, ein Stündchen, eine Stunde und jetzt wird es schon die zweite Stunde. Da kommen einem leicht Aussprüche seiner Ur- oder Auerahnen Ins Gedächtnis, Ha, was haben wir, ich meine mich und dich un- wirscher Leser, schon zusammengewartet. Schöne Stunden, lange Stunden, In denen wir alte Zeit- schriften lasen, die uns einen Dreck angingen, In denen wir unser Gegenüber anstarrten, bis wir es so genau kannten, daß wir's nie wieder ver- gessen sollten. So habe ich vor Jahren einen Mann auf einer Bank auswendig gelernt, und dieser Herr ist mir so geläufig, daß, wenn ich ihn dereinst nur mit Flügelchen bekleidet im Jenseits treffe, ich sofort wissen werde, das ist der Mann, räume und Wartestunden praktisch gestalten könne. Man stelle Tischchen auf, Schreibtisch- chen, und davor je einen Stuhl. Man kann sie in langen Reihen aufstellen. An die Wand aber hönge man eine Tafel: „Denke an deine Brief- schulden’ und „Hast du denn gar keinen Frage- bogen auszufüllen?” Ha, welche Lust wird es sein, hier Briefe zu schreiben. Fragebögen können einem gar nicht lang genug werden. Wie im Sturzflug werden einem im Warteraum die Stunden vergehen. KASSENSTURZ Angeregt Durch eine Taffe Kaffee, wie er früher war, prüft’ ich meine Geifteshaffe: Wieviel hab’ ich noch in bar? Die Erwägung fchien nicht müßig. Ich erfuhr's ja oft genug: manchmal ift, mas fcheinbar flüffig, nichts als purer Selbftbetrug. 226 So beim Alkohol. Da zeigt fich's ewident. Doch immerhin mehr zum Pofitiven neigt fich’s, wie mir fcheint, beim Coffein. Leider merkt’ ich bald mit Grollen, daß auch hier die Grofchen frrachs zıvar ein bißchen flinker rollen, aber ohne Wertzumachs. Ratatöshr „opieglein, Spieglein an der Wand — wer ist der größte Feldherr im Land?“ (E. Thöny) „Mac Arthur, Ihr seid der größte hier, aber Wavell über allen Bergen läuft noch schneller als Ihr!“ © specchio chiaro, specchio veritiero, chi & In paese il pib grande condottiero?,, "Qui il piö grande siete Voi, Mac Arthur, di certo; ma nella corsa Wavell & di Voi pib esperto!" 227 Ans Goldene Kalb (0. Gulbranson) One Auiopansıson Han " Vergib uns, großer Geist, daß wir Engländer jetzt auch Kupfer und Zinn verehren!“ Al vitello d’ oro: “Perdonacl. o eccelso spirito, se adesso nol Inglesi veneriamo anche il rame e lo stagno!.. 228 DIE SCERAFSCHUR Esquillador, Schafscherer, auf einer Farm in Pata- gonien zu sein, ist kein besonderer Genuß, das können Sie glauben, lieber Herr! Aber die Arbeit wird ganz gut bezahlt. Ich hätte gern weniger Geld verdient. Aber Ramon wollte durchaus Schafe scheren. Also ritt ich mit ihm zur Schaffarm „Tres Amigos”, Nein, ich hatte noch nie in meinem Leben ein Schaf geschoren. Aber so etwas will ja nicht viel heißen. Man lernt allerhand, wenn man will und muß, wahrhaftig! Der Patron fragte mich, ob ich schon mal eine Schur mitgemacht hätte, Und ich sagte, selbst- verständlich, in der letzten Saison sei ich Esquil- lador gewesen. Allerdings, setzte ich vorsichts- halber hinzu, nur aushilfsweise. Man soll so etwas nicht hinzusetzen. Es Ist überflüssig. Entweder kann man Schafe scheren oder man kann es nicht. Das meinte der Patron auch. Aber da er jeden Mann brauchte, der sich ihm anbot, nahm er nicht nur den Ramon, sondern auch mich. Als Esquillador. Wenn Sie, lieber Herr, schon einmal Schafe ge- schert haben, dann wissen Sie, was das für eine Arbeit Ist. +Besonders für einen Neuling. Aber Ramon redete mir gut zu: „Wir haben doch schon ganz andere Sachen gemacht! Und ich werde an deiner Seite sitzen. Dann wird es schon gehen!” Ach, es ging nicht. Es ging sehr schlecht. Wir arbeiteten in Akkord, selbstverständlich. Die Schafe wurden in einen langen Schuppen ge- trieben. Der hatte in der Mitte einen schmalen Gang. Rechts und links von diesem Gang waren die Boxen der Esquilladores, eine an der andern. Gitter trennten sie von dem Gang. Die Schafe liefen an den Gittern vorbei, und jeder Scherer zog sich eins in seine Box. Dann begann er es zu bearbeiten. Ramon saß nebenan. Erzeigte mir, wie man ein Tier schnell und ohne Anstrengung zu sich heranzog, wie man es sich zwischen die Knie klemmte, wie und wo man am vorteilhaftesten mit dem Scheren begann. Er machte mich auch darauf aufmerksam, daß es unzweckmäßig war, sich die alten Böcke zu angeln. Denn diese Böcke, lieber Herr, die haben es in sich, Sie können es glauben! Sie sind störrisch, haben die Sache, die ihnen unbehaglich Ist, schon verschiedene Male mitgemacht, wehren sich ener- gisch, setzen dem Scherer gehörig zu und sind eben bockig auf jede nur denkbare Art, Das erste Schaf, das ich in die Finger und dann zwischen die Knie bekam, war solch ein alter Bock. Ach, das war ein schlechter Anfang. Ich mühte mich mächtig ab. Der Schweiß lief mir übers Gesicht, Die Schöre klapperte und quietschte. Und ich bekam die Wolle nicht ab. Ramon sagte: „Das liegt an der Schere, Nimm eine anderel” Ich nahm eine andere. Es lag nicht on der Schere. Es lag an mir, Es Ist da so ein Kniff bei der Sache. Den hatte ich nicht heraus. Ich bekam ihn nie heraus, obwohl ich doch schon eine ganze Menge anderer Kniffe herausbekommen hatte. Als ich mit meinem Bock endlich fertig war, hatte Ramon bereits fünf Schafe geschoren. Und wie geschoren! Glatt, eben, gleichmäßig, bis auf die Haut, Ich sah es. Und ich sah, wie mein Bock davonsprang in den Gang. Mit verwüstetem Fell, mit Fransen, Stufen, Galerien, Furchen, Rainen, er sah entsetzlich aus. Am liebsten hätte ich ihn mir noch einmal zurückgeholt. Aber das ging nicht. Und da hatte ich schon das zweite Schaf zwischen den Knien. Das war zwar kein alter Bock, aber es setzte mir nicht weniger zu als jener. Ramon lachte. Ich schor. Nein, ich leistete nicht viel. Und wenn ich einem Schaf mehr als die Wolle herunterschnitt, wenn Ich in die Haut kam, wenn mir das Schafblut über Schere und Finger lief, dann zuckte Ich zu- sammen. Und die Sache wurde nur noch schlimmer. Ich schnitt viele Schafe blutig, vielleicht alle, Ich VON KONRAD SEIFFERT weiß das nicht so genau. Es schwamm mir vor den Augen. Ich dampfte. Ich hielt jedes Schaf krampfhaft mit den Knien lest. Was ganz falsch ist. Leicht, sanft, milde muß der Druck der Schen- kel sein. Aber machen Sie das mal, lieber Herr! Und scheren Sie dabei. Sind Sie Reiter? Ich bin es. Aber ein Pferd reiten mit sanftem und dabei doch festem Schenkeldruck ist eine lächerliche Kleinig- keit gegenüber dem Scheren eines Schafs, das Sie zwischen Knien und Schenkeln haben, Sie können es glauben! Am Abend hatte ich noch nicht zwei Pesos ver- dient, Fünfzig Cents wurden mir fürs Essen abge- zogen. Ramon aber war auf zwölf Pesos gekom- men, ein schönes Stück Geldi Und wie sah Ich aus! Ich zitterte am ganzen Kör- per. Es zuckte In meiner rechten Hand. Ich spürte die Schere federn, ein entsetzliches Gefühll Von den Blasen und Wunden will ich nicht weiter teden, man bekommt sie ja auch bei andern Arbeiten. Meine Hose und mein Hemd waren zerrissen. Ich hatte mir die Spitze des Zeigefingers der linken Hand abgeschnitten. Meine Augen waren ent- zündet. Mein Rücken schmerzte schauderhaft. Ich wankte, als ich aufstand und die Box verließ. Und ich hatte das Gefühl, als ob Ich von Jedem Esquil- lador über die Schulter angesehen wurde. Ramon machte mir Mut. Er war bereit, mich durch- zuschleppen und mir die Hälfte seines Akkord- lohns abzugeben, wenn ich mich nicht besserte. Es ist immer tröstlich, solch einen Freund zu haben. Aber es war ja nicht das Geld. Es war die Bla- mage, und es war die Einsicht, daß ich nie, nie- mals ein ordentlicher Esquillador werden würde, die drückte mich arg zu Boden. Am Morgen ging die Arbeit weiter. Die gleiche Arbeit. Eine teuflische Arbeit. Ich fluchte inner- lich, Ich sah auf Ramon. Ich hörte seine ermun- ternden Zurufe, seine guten Ratschläge. Ich ver- unzierte ein Schaf nach dem ändern. Ich merkte, daß die Esquilladores, die in der Nähe saßen, aufmerksam geworden waren auf mich. Und das, lieber Herr, war das Schlimmste, Sie brauchen nicht zu denken, daß die Männer, die sich zur Zeit der Schur auf einer Schaffarm in Patagonien zusammenfinden, lauter Engel sind. Mir kamen sie alle wie Teufel vor, wie lachende, grinsende, höhnende Teufel. Und der Scher- WARTEN in den Tagen, da man warten muß, wird die Diele hörend, und die Tür lauert überwach. Aber das Geschick kauert verhüllt auf lautlosem Grund. Was nicht alles wollte man sagen in jedem Augenblick, der unerfüllt zögernd verstreicht. Zärtliches schleicht uns unfaßbar nach, und Kuß um Kuß streift betörend den einsamen Mund. Hans Leip 229 schuppen wurde mir zur Hölle. Schon am zweiten Tage. Die Arbeit dauerte einige Wochen. Die Esquilladores riefen mir allerhand zu. Ach, das waren keine Schmeicheleien, Sie können es glauben! Und sie sorgten dafür, daß gerade vor dem Gitter meiner Box die gefährlichsten Böcke landeten. Ich weiß nicht, wie sie das anstellten. Aber an diesem zweiten Tage schor ich fast nur Böcke. Und was für Böckel Wenn Ramon nicht an meiner Selte gewesen wäre, dann wärs noch schlimmer geworden. Er half mir, sosgut er das konnte, riß das Gitter hoch, wenn ich so einen Bock erledigt hatte, stieß mir ein Schaf zwischen die Knie, ehe der nächste Bock heran war, lachte, machte Witze, zeigte mir Immer wieder, wie man mit der Schere um den Schafhals herumging. Das war mit das Schwierigste, Ach, ich begriff es nicht, Es war zum Heulen. Am Abend hatte Ich vierzig Cents mehr verdient als am ersten Tage. Trotz der vielen Böcke, Und so ging es dann weiter. Unter den beleldi- genden Zurufen der Esquilladores, die von meiner Arbeit entzückt waren. Ja, Ich stand im Mittel- punkt. Und wohl noch bei keiner Schafschur auf „Tres Amigos” hatte es so viel Heiterkeit, so viel Gelächter, so viele Scherzworte gegeben. Ich war sehr wütend, Aber ich sagte nichts, ich schor. Und Sie, lieber Herr, hätten wohl auch nicht viel gesagt, Man gewöhnt sich das Sprechen überhaupt ab, wenn man ein Schaf schert, Sie können es glauben! Eigentlich hätte ich mich mit einigen der Esqull- ladores schlagen müssen. Denn sie hatten mich beleidigt. Aber am Abend war ich so erledigt, daß ich nur noch wenig sah und hörte. Ich erreichte es nach etwa einer Woche, doch ein Viertel von dem zu verdienen, was Ramon mit Leichtigkeit verdiente. „Mehr kannst du nicht erwarten”, sagte Ramon, „für den Anfang Ist das ganz schön!” Nein, es war nicht schön. Es war zu wenig Geld für diese Arbeit. Aber das Geld war nicht die Hauptsache, ich sagte es schon. Die Hauptsache war die Einsicht, daß ich nie ein ordentlicher Esquillador werden würde. Nun werden Sie der Meinung sein, ich hätte doch eine andere Arbeit tun können, auf solch einer Schaffarm gebe es doch auch andere Arbeiten. Ja, das stimmte. Es gab andere Arbeiten. Aber Ich bileb beim Scheren. Der Patron kam und sagte, Ich könne beim Bad helfen, Ich tat es nicht. Ich blieb Esquillador. Das Bad ist ja auch keine feine Sache. Da werden die Schafe an das Ende des Ganges getrieben. Dort ist ein gemauerter Schacht, der mit Wasser und irgendwelchen Arseniksachen gefüllt Ist. Die Schafe werden in diese Brühe gestoßen, ein paar- mal untergetaucht und kommen dann wieder auf festes Land und auf die Beine. Manche auch nicht mehr. Ich hatte mir das alles angesehen, Es gefiel mir nicht. Und wenn ich mit dem Scheren aufgehört und beim Bad angefangen hätte, dann wäre das doch so etwas wie Feigheit gewesen, Oder etwa nicht? Nein, Ich blieb Esquillador. Aus Trotz. Zur Freude aller andern Esquilladores. Schließlich wunderten sie sich über meine Zähigkeit, Und dann flauten auch ihre spitzen Reden etwas ab. Am Ende der Schafschur halte ich sogar ein paar Freunde unter ihnen. Wir tranken herzhaft ein paar Tage lang. Mein so mühsam verdlentes Geld war dann weg. Aber ich hatte Ja den Ramon! „Wir werden‘, sagte er zu mir, als wir „Tres Ami- gos” verließen, „wir werden in der nächsten Sai- son etwas anderes tun als Schafe scheren. Oder hast du Lust, dich doch zu einem richtigen Esquil- lador auszubilden?” Ich hatte keine Lust. Ich war nie wieder Esquil- lador. Vielleicht war das falsch. Denn glauben Sie nicht, daß es gut Ist, wenn man es versteht. ein Schaf ordentlich zu scheren? (R. Kılasch) s so 'nem zarten Pflänzchen dann so 'n dicker Krautkopf wird.“ — „Na, das kann dir auch passieren, daß du die Figur verlierst!“ Erbaggi: “Pare incredibile che da una pianticella si delicata cresca pol fuori una testa di cavolo sl grossa!,, "Evvia! Puö toccare anche a te di perdere la figural,, WEISSE MÄUSE Weiße Mäuse zu besitzen, ist natürlich Geschmack- sache. Frau Schraufsteiter beispielsweise erlaßte tiefer Abscheu, als sie kürzlich ihre Wohnung ver- lassen wollte und auf dem Fußabstreifer eine Papp- schachtel vorfand, die sich bei näherer Prüfung als Behausung von drei niedlichen weißen Mäusen erwies. Der erste Schritt führte sie zur Nachbarin und allmählich versammelte sich die gesamte Hausgemeinschaft um die Pappschachtel mit den drei Mäusen. Die Mutmaßungen nach dem „Wo- her“ der seltsamen Gabe schossen üppig ins Kraut, aber niemand konnte eine halbwegs glaub- würdige Antwort auf die Frage nach der Herkunft der lebensfrohen Nager finden. Die Hausmeisterin entschied schließlich in ihrem praktischen Sinn: „A wos, a paar Lausbuabn wern s’ halt herglegt ham, de Buamastückeln kenna ma doch... und jetzt tean ma s’ dersäufal” Dagegen war nun nichts einzuwenden und damit wäre die Geschichte zu Ende, wenn Frau Schrauf- stetter am nächsten Tag nicht von ihrer Milchfrau mit der Frage begrüßt worden wäre: „Ham s’ jetzt scho alle?” 230 „Was alle?“ fragte die Schraufstetterin zurück. „No, de fuffzg weißen Mäus, wo eahna de Buam durch 'n Briafkastenschlitz In d’ Wohnung eini- lass'n ham!" Es kostete die verdutzte Schraufstetterin eln gutes Stück Überzeugungskraft, den wahren Sachverhalt darzustellen, den die Milchfrau mit innerer Ab- lehnung anhörte. a Als Frau Schraufstetter die Ladentüre hinter sich zugezogen hatte, schaute Ihr die Milchfrau eine Weile mißbilligend nach und sagte kopfschüttelnd: „Wia ma’ nur a so ausgschamt lüagn kol" Karl Spengler Trasformazioni Wandlungen (Karl Amold) INIANS | / Ein rückständiger Kunstgelehrter befindet sich ... während das fortgeschrittene Bürgerheim als immer noch im Kampf gegen van Gogh... Wandschmuck van Gogh’s Sonnenblumen zieren. Un retrogrado cultore d’ arte & ancor ... mentre "Girasoli di van Gogh ornano sempre in lofta contro van Gogh... la parete del moderno Asilo Civico. 7 tar "| 5 VEN en AL ur a N NN Re lin, LAN VER RAN Nat) 7 DEREN ZZ EISEN LANA Ein alter Expressionist geht in sich und legt seinen letzten Lorbeer einem frühen Romantiker aufs Grab. Un vecchio espressionista rientra in se e depone il suo ultimo ramoscello d’ alloro sulla tomba del romantico d’ un tempo. 231 DIE GÖTTLICHE FISTEL Der Bauer Giuseppe staunte, als er den Abbate Hyronimo mit einer geschwollenen Backe durch die sonnenerhitzten Felder der Stadt zuwandeln sah. Nicht genug damit trug der Abbate auch noch einen schwarzen Lappen über der Schwel- lung, der durch ein Band, rund um das einfältige Gesicht, gehalten wurde. Dem Bauern kamen Zweifel an Gott, der seinen liebsten Söhnen dicke Backen schickte, gleich wie den armen Bauern auch. Das wollte ihm nicht In den Kopf, Er trat entschlossen auf Abbate Hyronimo zu, der ihn lässig und mit leeren Augen grüßte, „Hochwürden haben eine dicke Backe?” fragte er ohne Umschweife. Hochwürden machte ein etwas schmerzliches Ge- sicht. „Oh, man trägt es“, sagte er. „Wie kommt es, daß Hochwürden eine dicke Backe haben?” forschte Giuseppe welter. „es wird eine Fistel sein, mein Sohn”, seufzte Hyronimo gelangwellt. „Oh, eine Fistell Schickt der Herrgott seinen lieb- sten Söhnen auf der Erde auch Fisteln?” Hyronimos Augen wurden lebhafter. „Gewiß', segte er bekehrend, „aber es sind göttliche Fisteln. Denn alles, was wir tragen müssen, kommt von Gott.” „Und sie tun genau so weh als unsere Fisteln?" Giuseppe wollte alles genau wissen. Er hätte unter der Vorstellung gelitten, wenn die Fisteln der Bauern denen der Geistlichkeit gleichgestellt ge- wesen wären. Denn er war gläubig. „Sie schmerzen anders als die Euren — es sind göttliche Schmerzen, mein lieber Giuseppe”, ant- wortete der Abbate gedehnt. „Das muß schön sein, die möchte ich auch leiden“, meinte der Bauer, „Es tut sich”, dachte Hyıonimo und er verbiß VON FELIX PELTZER einen wütenden Stich in seinem Zahnfleisch. „Ge- wiß ist das schön“, sagte er laut, „wir leiden in Gott, und das gibt uns Kraft.” Die Fistel bohrte, und Hyronimo wäre geıne weitergegangen. „Ja”, meinte aber Giuseppe und drehte seinen Hut in den Händen, „dann freut Ihr Euch, solche Schmerzen tragen zu dürfen?” „Gewiß, mein Sohn.“ Hyronimo fuhr mit seiner Hand an die Backe und legte sie sanft in die fleischige Handfläche. P „Und Gott nimmt die Fistel wieder, wenn er Dich genug geprüft hat — oder mußt Du auch zum Zahnarzt?’ Der Abbate schwankte zwischen Gott und dem Zahnarzt. Da er aber zum Zahnarzt bestellt war, ergriff er die Gelegenheit, um dem lästigen Fra- ger entweichen zu können. „Mich schickt Gott zum Zahnarzt, und ich soll um '/s4 Uhr dort sein. Siehst Du, nun muß ich mich beeilen, um noch pünktlich zu ihm zu kommen.” Er beschleunigte SEPP, DER SOLDATENHUND VON OLF WEDDY-POENICKE (im Felde) Er hat uns, glauben wir, oft Glück gebracht Und manchen schweren grauen Tag verschönt. Er hatte elf Gefechte mitgemacht Und wurde von uns allen schr verwöhnt, Es war in einem Dörlchen an der Maas, Wo wir ihn Janden, hungrig und zerzaust — IWie er leicht klagend auf den Trümmern saß, Dem Flüchtling gleich, dem es vorm Kriege graust. Er war nicht hübsch. Und auch nicht rasserein. Er fraß sogar mitunter etwas aus. Und doch: Denn er war treu wir konnten ihm nicht böse sein! Und war bei uns zu Haus, Er z0g mit uns durch Regen, Staub und Dreck. Er'war dabei, als uns der Feind empfing. Er lag mit uns starr-stumm auf einem Fleck, Als der Granatenhagel niederging. warnte uns durch heiseres Gebell, Als nachts der Russe aus der Flanke kam, Das war ein Hund! Wir kraulten ihm das Fell, Und selbst der Koch war ihm jetzt nicht mehr gram, Ach, Ja, der Koch! Sepp Naschte nämlich gern Und manche Wurst verschwand, man weiß nicht, wie... Der Koch, erbost, schrie schnaubenil nach Sepps ern, Doch „Herr“ war halt die ganze Kompaniel Es war vor Moskau. Frost und erster Schnee, Da Janden wir ihn tot im Schützenloch. Wir sahn uns schweigend an. Es tat uns weh. Du fehlst uns allen, S pp! Sogar dem Koch! Er würde heute still und friedlich sein, Selbst, wenn du seine größten Würste nähmst, Er lüde dich wohl selber dazu ein — Wie alle, Sepp, wenn du nur wiederkämstl Ra ze ede Aal aber werktätige, braucht eine rationelle und sinngemäße Hautpflege, damit sie sich auch spannkräftig und reizvoll erhält. Unsere Kaloderma- Kosmetik-Präparate werden denn auch nach wie vor hergestellt und geliefert — w 13063 ganz besonders die berufs- und äußerlich frisch, wenn auch in itgemäß beschränktem Umfange. Ein Begriff für photographifche Wertarbeit Sie sind aber von so konzentrierter Wirksamkeit, daß auch geringste Mengen volle Wirkung erzielen. Ver- wenden Sie sie daher sparsam. Sie werden dann auch mit kleinen Mengen erstaunlich lange auskommen, ohne daß Ihre Hautpflege dabei zu kurz kommt, KALOD » EIN NEUER WEG ZU BEUER SCHÖNHEIT IHR, 232 Speachen cut NEUE f ur: Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. 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Meine Itallanischen Freunde waren 'os Im oräklischen leben verwende! überrascht über molne schnellen Er worden folge, bosonders Über die gute Aus. St. Pölten, 15. Jan 1940, Adalb. Redı, Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Planı Vom eısten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehı als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wliklich und täg lich In ebandioo; Rede und Gonanrade gespochen und gebraucht wird Jeden mochanlscho Auswondiglernen fäll fort, denn eine wortverwandt neugestaltete Wachsolwiikung zwischen Fiomd und Muttersprache varankaı das Sprachgut Olos vollzieht sich nach einem neuaitigen Plan von Wiederholung, der bawlık! d68 Ihnen der Sprachstofl ohne mechanisches Auswendiglernen zufiloft Gleich einer interessanten Loktüre, die unterhält, anıagt und ertteut, geht die Aneignung aeı ‚Umgenassprache kurzwallig, vor sich Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anwolsung : ohne Hindernis vor sich gohl. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befänig! Sie 2 & ATIKAH teicht und von Anfang an, unsere Toxie zu losen, zu sprechen und zu schreiben Durch jede Buchhandlung zu beziehen , Dio Einführungsbroschüre über Or. Holl’'s Sprachen-Nousystom erhalten Silo auf Anforderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille ; München 15, Schwanthalerstr. 99 Heute wohl selten - aber gut! SMankhaben 3wei Menfchen glücRlien gemant! „Sie“ hatte ihn überredet, Y Los in der Deutschen Reichslotterie zu spielen. „Nur 3.— RM je Klasse — und dafür die Gewinnmöglich- keiten!“ meinte sie immer. Und nun hat sie wieder einmal recht behalten. 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Deutsche Reichslotterie 233 seine Schritte, aber Giuseppe ließ sich nicht ab- schütteln „Sagt Dir das Gott nachts im Traum, und kennt er alle Zahnärzte der Stadt?" „Gewiß, mein. Sohn, gewiß". Es klopfte bedenk- lich in der Fistel, und des Abbate’s Augen wurden feucht vor Schmerz „Auch den Doktor Ottolini?” „Auch den.“ „Aber da gehst Du wohl nicht hin?" „Nein, ich gehe zum Doktor Achilli, „Hat den Gott für seine liebsten Söhne bestimmt?" „Gewiß, mein Sohn, gewiß! Hyronimo langweilte der Bauer, aber eingedenk der Macht der Kirche und ihrer ewigen Freundlichkeit wollte er nicht unhöflich sein „Bohrt Euch der Bohrern?" „Gewiß, mein Sohn.” Giuseppe war hartnäckig, Doktor Achilli mit goldenen „Wenn nun der Zahn- arzt eine göttliche Fistel öffnet und er gebietet dem göttlichen Schmerz Einhalt, dann nimmt Euch aber doch der Doktor Achilli und nicht Gott Euern Schmerz?" „Er tut es auf Gottes Geheißl” „Und sicher ohne alle Schmerzen?” Giuseppes Augen leuchteten gläubig Hyronimo dachte an die harte Hand des Doktors und an den billigen Preis. Sie lasen Achilli jeden Monat eine Messe, und er plombierte ihnen dafür die Zähne um 50 Prozent billiger. Die andern Zahnärzte hatten dieses Angebot abgelehnt und kamen deshalb als göttliche Bohrer nicht in Frage. „Kennst Du mich nicht zum Doktor Achillı mit- nehmen, wenn ich mal Zahnschmerzen habe? Ich setze mich dann sofoıt nach Dir auf den Stuhl Vielleicht merkt das der liebe Gott nicht, und der Doktor Achilll bohrt bei mir auch noch schmerzlos?” Hyronimo fuhr hoch. Dieser Giuseppe wollte Gott beschwindeln? Hall Er reckte sich, so gut er essenten ist daher unmöglich Chlorodont - verknappt? Alle Artikel des täglichen Bedarfes sind verknappt, auch Chloro- dont. Das ist natärlich. Die steigende Erkenntnis der Wichtigkeit richtiger Zahnpflege bewirkt erhöhte Nachfrage. Andererseits bringt die Bewirtschaftung der Rohstoffe und der Mangel an Arbeits- kräjten gewisse Einschränkungen. Die Belieferung aller Inter- Chlorodont wird aber noch in so großen Mengen hergestellt, daß alle bisherigen Chlorodont- Freunde es in ihrem Stammgeschäjt zeitweilig erhalten werden. konnte, auf, und rief: „Giuseppe, Du versündigst Dich an Gott. Was uns Gott gibt, gibt er noch lange nicht Dir, und er wird den Schwindel sehen, den Du mit ihm trelbst und siehe” — seine Stimme donnerte — „er wird den Bohrer des Dr. Achilli auf Deinen Nerv stoßen lassen, und Dir wird sich die Hölle des Schmerzes auftun, und Du wirst schreien wie am Spieße. Ich aber sage Dir, hebe Dich weg von mir, denn Du willst mich versuchen! Gehe hin und tue Buße und zahle einen doppelten Opferpfennig. Vielleicht hat Golt ein Einsehen und nimmt Dich wieder gnädig in sein Herze auf!” Hyronimo eilte in beschwingten Schritten, aber verzerrt von Schmerzen, fort, froh, dem lästigen Frager entronnen zu sein. Giuseppe aber sank in seine Knie und bekreuzigte sich. Dann ging er nach Hause, fastete einen ganzen langen Tag, beichtete und gab dem Opfer- stock das Doppelte von dem, was er sonst gab. a E l ERZEUGNISSE UHU-Spezial-Füllhalter-Tinte von RM.o35an x UHU -Alleskleber vonRM.020 an inallen Fachgeschäften seit über 200 J es für jede Geschmacksrichtung, dufti, Früher gehörte zur wahren Tabak-Weisheit ein „welsches“ Mäntelchen. Das ist lange vorbei. Verlungen Sie nur gutdeutsch Ihren Raulino. RAULIND@)TABAK ahren in Auswahl und Behandlung verfeinert, gibt leicht bis kernig-würzig, hell bis dunkel. Das für Sie Richtige ist immer dabei. Hergestellt in den Werken BAMBERG + KÖLN » ST. JOACHIMSTHAL - LITZMANNSTADT Wein Rolblilm ADOX aus dor welldllerlen Jodochemirchen Fabrik, Sr Schlenspner, 234 Pla 07% ß. | | Wien Beivedere, Südporual feviel Krawatten soll der Herr be- Ä sitzen? 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Si spartisce di buon grado con altre donne un vomo che ha le lunel,, 237 LI E B E R S| M P LI (G | S S | M U S zugeben ist — vielleicht ist es dieser hier!” setzte eine wahre Völkerwanderung ein. Da stand Meint Rudi kopfschüttelnd: plötzlich W. auf einem Parkettsessel, gleich einem „Aber Bobby, siehst du denn nicht, das ist doch sturmerprobten Kapitän auf der Kommandobrücke, gar kein Dackel, das ist doch ein Pudell” und donnerte mit mahnend erhobener Hand: (0. Nücken Erwidert Bobby: „Hast du eine Ahnung, wie schlau „Halt — Frauen und Kinder zuerstl" Fr. so ein Dackel ist, der — — verstellt sich doch nurl” FH Re Matz klagt: „Scnlimm, daß ich so arm bin. Warum Frühlingsmweh haben andere so viel Geld und ich nicht?" Mutz tröstet Ihn: „Geld macht doch auch nicht Das Weh in meiner Bruft glücklich. Ich kenne Leute, die haben zwanzig will nicht wie Winter weichen. Millionen und leben gar nicht glücklich mitein- D ” ander. Und dann kenne ich wieder ein anderes Dart ich's Dir, Lenz, vergleichen Ehepaar. Die haben bloß zwei Millionen und in feiner Todesluftt leben dabei so glücklich und zufrieden!" H.S. Wie blühft du hell vor Leid, Grat Bobby geht mit seinem Freund Rudi spa- Herr W., gefürchtet wegen seiner scharfen Zunge, wie fehnft du Dich zu fterben, zieren. Plötzlich deutet er mit der Hand: wohnte einst der Uraufführung eines Stückes bei, Frühling, und mußt doch erben „Rudi, schau dir dort den Hund an! Heute habe das mit Pauken und Trompeten durchfiel. Schon ach die Unfterblichheir ich gerade in der Zeitung gelesen, daß einDackel am Schlusse des ersten Aktes verließen Dutzende i . sich verlaufen hat und gegen hohe Belohnung ab- von Besuchern das Theater, und nach dem zweiten Richard von Schaukal Bronchien .|F AN und Luftröhre zeigen duch Huflenretz, Berfhleimung oder Atcm- geiwerden au dos Hi aigt a oRung k wuftröhrentatareh, bartnddige Bronditls, chranifce Hühneraugen Verfglelmung, quälender Hufen und Althma mer- oder Hornhaut? den felt Jahren mit Dr. Boeiher-Tableiten, aud In A alten fällen. erfolareid betämpft. Dies betätigen Sie pinseln Sohüko ouf dle vielen vorliegenden. oft aeradezu beneifterten die Hühneraugen oder Dantiriben. von Berbraudern. ‚Dr. Beetber-Labiet schmerzende £ zen find ein unfchäbliches, fräuterhaltiges Epealal- PS Zonen On mittel, Enthält 7 erprobte Wickftoffe, Start (dlel Nauen. MEAN (öfend und auswurflördernd, Beruhige und Lräft Sie das wenige To das angegrifiene DVrondiengewebe. 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Fi ind zwischen Zarenkrone und Sowjetstern von H.2. v. Winterfold Kart., 115 Seiten RM. 2.50. Ich war Stalins Gefangener von | YIKTERKOLO R. Krawtschenko. Kart., 108 5. RM. 2.20. } M. 13.50 KEER 2 . Versandk. Nachn. Werner, Freund! & Co., Leipzig C.1, Bez. 4 © (Femuf 1296). Bılefanschrift: München 2 BZ, Brieffach. wauber und appeiltich von Ih Reichelt's Kunsthonigpulver Iuel /hrerzögl. zum Flelle, 'en jobtı 3 Stück (Tür 6 chein oder Brieimarke B. Reichelt, Breslau 5, Schliepladı 36450 MT MITLER Dr wurTEM zaln 4. Nachn Buchhandig. TrÜltSch Disseisort-k 50 Vorlag und Druck: Knorr Yarantworti. Schuftieiter. Walter Foltzizk, München. Varantworti. Anzaigenlaiter: Gu: fay Scheerer, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen Hirtb Kommanditge: München, Sondlinger Stral alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschäfte und Posianstallen entgegen. Bezugsprelse: Einzolnum: 30 Pfg.; Abonna: im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beiliegt. ii Rchen { —Nachdıuck verboten. — Postscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. trm.aiteK) Gedudl, Geduld, auch das Aommt vedder. 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Den müßt Ihr nach den Bomben abwerfen, wenn Euch wieder mal ein ‚Versehen‘ unterlaufen sollte!“ Churchill fa le condoglianze: „Non dimenticate la ghirlanda! Potete gettarla glö dopo le bombe, nel caso che vi toccasse di nuovo una qualche 'svista,l,, 240 MUNENEN, In. APFN ITAE 47. Jahrgang / Nummer 16 53U Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Wer hilft Australien? (Wilhelm Schulz) „Ich trete Ihnen gerne die Behandlung ab, lieber Kollege Roosevelt, Sie haben nicht so weit zum Patienten wie ich!“ Chi soccorre I’ Australia?: “lo ne cedo volentieri a cura a Vol, mio caro collega Roosevelt, a Vol, che non slete sl lontano dal paziente come lo sono lol., Spuk im Frühlingswald BE Sehen Sie die Leute dort am Nebentisch, drei Herren und eine Dame? Es ist nichts Besonderes an Ihnen, sie essen Ihr Abendbrot genau wie wir, trinken ein Glas Wein dazu und unterhalten sich. Bitte, sehen Sie genauer hin! Sieht’s nicht aus, als ob die drei mit dem einen Herm böse sind? Nun Ja, sie sind’s auch sozusagen, obwohl er ihnen nichts getan hat: Das heißt, er hat Ihnen doch etwas getan, er saß nämlich zuerst an dem Tischchen für vier Personen und sie mußten sich zu dem fremden Herm heransetzen, well nichts anderes frei war. Die drel werden siegen, nach einiger Zeit wird Im Kreislauf Ein Menfch, erft zwanzig Jahre alt, Beurteilt Greife ziemlich kalt Und hält fie für verkalkte Deppen, Die zwechlos fich Durchs Dafein fchleppen. Der Menfch, der junge, wird nicht jünger: Nun, mas wuchs denn auf feinem Dünger? Auch er fieht, daß trot Sturm und Drang, Was er erftrebt, zumeift mißlang, Daß, auf der Welt als Menfch und Chrift Zu leben, nicht ganz einfach ift, Hingegen leicht, an Herrn mit Titeln Und Würden fchnöd herumzukritteln. Der Menfch, nunmehr bedeutend älter, Beurteilt jetst die Jugend kälter, Vergeffend früheres Sich=Erdreiften: »Die Roter follen erft was leiften!« Den Menfchen hält für morfch und dumm Die neue Jugend wiederum. Wenn fie das lang genug getan, Geht alles frifch von vorne an. Eugen Roth Spiriti nel bosco della primavera INLICHKEITEN VON WALTER FOITZICK der einzelne Herr zahlen und gehen, wenn es ihn auch noch so sehr Interessiert, was die drei miteinander reden. Man kann nämlich nicht Immer- fort ein uninteressiertes Gesicht machen. Dazu ist der Herr nämlich verpflichtet, das befiehlt die gute Sitte, Die drei können sich den besten und neuesten Witz erzählen, der fremde Herr darf nicht lächeln, er darf beileibe nicht fragen, wenn er die Pointe nicht verstanden hat: „Gestatten Sie mal, wie war die Sache?” Nein, er muß durch die drei hindurchsehen, als ob sie Luft seien. Er muß tun, als ob er von Kind- heit an an unhellbarer Taubheit litte, die ihm nicht ermöglicht, auch nur dem einfachsten Ge- spräch der Tischnachbarn folgen zu können. Es gibt verschiedene Methoden, seine Uninter- essiertheit zu zeigen. Man kann immer wieder in der Speisekarte lesen, als wolle man sich ganz genau vergewissern, ob das Stammgericht aus Sauerkraut bestehe und man es nicht mit einer, großen Portion Westfäler Schinken verwechselt habe, Damit kann man schon einige Zeit zubrin- gen. Gut Ist es auch, das Notizbuch hervorzu- ziehen und etwas Wichtiges‘ hineinzuschreiben. Das zeugt von Abgewandtheit und Konzentration. Man braucht ja nur mit Stirmrunzeln einzutragen: „Heute ist Donnerstag”. Obwohl das wiederum die andern nicht bemerken dürfen, werden sie doch glauben, man habe ganz wichtige geschäftliche Transaktionen zu Papier gebracht. Wissen Sie, was das Peinlichste ist, was jetzt passieren kann? Es tut nicht weh, es schadet nichts, es Ist auch nicht unehrenhaft, es ist nur durchaus peinlich. Das geschieht so: ein Bekann- ter der drei tritt an den Tisch, begrüßt sie herz- lich und ehe sie sich’s versehen, hat er auch dem fremden Herrn, von dem er annahm, er gehöre dazu, die Hand geschüttelt und seinen Namen genannt. Auch der fremde Herr kann die Be- grüßung nicht rechtzeitig abwehren, er kann doch nicht sagen: „Ich bin nur ein Paria an diesem Tisch”. Ich habe noch nie jemand gesehen, der dieser 242 Situation ganz gewachsen gewesen Ist. Dem frem- den Herrn bleibt nichts anderes übrig, als sich Jetzt schleunigst zu entfernen. Es kann nur noch peinlicher werden. Der brave Rhabarber Schamvoll errötend, ein pusiges Knäuelchen, ift der Rhabarber ans Licht gefchloffen: „Eh bien - alfo da wären wir wieder! Atfch - und die Wühlmaus, die hat nun das Nachfehnt« Drüben am Hag blüht fchon golden Eranthio. Leberblümchen wuchern im Bufcherk. Krokus reimt fich auf Hokuspokus, und der Seldelbart tut, man er kann. »Jett heißt's: rühr’ dich! Ins Breite gegangen! Stengel getrieben! Blätter gebildet! Daß unfer Freund und Iiebierter Gönner, daß der auf Vitamine verfeffene homo sapiens (männlich mie weiblich), der uns fo huldvoll mit Kuhmift bedeckt hat, während der Winter fein Unmefen trieb, daß der Gute fo bald wie nur möglich ernte und auf feine Koften komme! Zwar: es mird fchon noch Monate währen, bis mir fo mweit find. Aber wir fchaffen’s, ivenn uns der Himmel und nötigenfalls Gnaden der Menfch mit der Gießkanne mwäffert. Nämlich fo find wir: denken an Ihn bloß, nicht an uns - was liegt denn an uno? Bleibt nur der Strunk, wir find’s fchon zufrieden. Strunk heißt unfre unfterbliche Seele. Stengel und Blatt find vergängliche Zutat, die wir freudig zum Opfer bringen, treu dem erhabenen Motto: Ich Dien’t« Ratatöshr Frühlingssonne {R. Kriesch) „Ich komm mir vor, wie 'n Schmetterling, der die Hülle sprengt!“ „Zieh aber doch bitte den Vorhang zu, bevor du ganz ausschlüpfst!“ Sole di primavera: "Mi pare d’ essere una specie di libellula che spezza I’ involucro!,, — "Ma, prima di guizzar fuori tutta, ti prego di tirar giü la tendina!,, MEIN FREUND JOHANNES Wir drei waren am Wochenende mit unseren Faltbooten los. Jeder mit einem Mädchen an Bord. Die hatte Martin irgendwo aufgegabelt und uns wärmstens empfohlen. Sie schwatzten furcht- bar viel, benahmen sich ziemlich albern und waren auch sonst in keiner Weise besonders an- ziehend. Als wir unsern Lagerplatz erreicht und die Zelte aufgebaut hatten, ergaben sich Schwierigkelten. Es waren zwei Zelte. Eins für vier, eins für zwei Personen. Notfalls konnte man natürlich auch in dem kleineren drei Mann verstauen, aber Martin tat, als sei das unmöglich. Ja”, sagte er mit einem Lächeln, das wohl nach Filmstar aussehen sollte, „dann kann ja einer von uns Männern als Beschützer mit in dem Damenzelt 243 schlafen. Wollen wir uns darum schlagen oder wollen wir auslosen?" Johannes blickte auf seine schmalen Fäuste, blickte auf Martin, der immerhin 1.90 groß und entsprechend breit ist, blickte auf mich, der ich auch nicht gerade schmächtig bin, schaute end- lich zu den mickrigen Mädchen hinüber und nickte. „Schlagen wir uns darum”, sagte er. Der Neptun von Malta „Dieses monotone Bombardieren macht einem auf die Dauer entsetzliche Kopfschmerzen!“ Il Nettuno di Malta: “Questo monotono bombardamento coll'andar del tempo ci provoca dei terribili dolori di capo!,, 244 Die beiden Gespenster trafen sich Just am Kreuzweg, In der pechschwarzen Finsternis des von Sturm und Regen geschüttelten Waldes ver- breiteten sie eine grünliche Helle. Eines der bei- den war lang und dünn und streifte mit den ein- gesunkenen Schultern die nässeschweren Zweige der Bäume, das andere erreichte kaum die Höhe des niederen Unterholzes. Als sie aufeinander- stießen, fuhr das kleinere der beiden Phantome erschrocken zusammen, „Ein Gespenst!” schrie es geängstigt und lief zit- ternd davon. Aber gleich kehrte es wieder um und sagte beschämt: „Entschuldigen Sie... ich bin es noch nicht ge- wöhnt ..." „O, bitte“, sagte das andere, — „Sie spuken wohl noch nicht lange?" „Mein erster Ausgang.” „Freilich, da ist man noch etwas unbeholfen.” Der Wind heulte bange auf und raste angstvoll vorüber. Die Bäume krümmten sich schaudernd und versuchten, ihre Wurzeln aus dem Erdreich zu lösen, um ebenfalls zu fliehen. „Habe ich vielleicht das Vergnügen mit einem älteren Kollegen?” fragte das kleine Gespenst schüchtern. „Mindestens hundert Jahre Praxis. — Sind Sie diesem Wald zugeteilt?" „Nein, Ich kam durch Zufall,” „Da können Sie von Glück sagen. Der Dienst Im Wald ist scheußlich. Ich spuke viel lieber in der Stadt. — Dienen Sie etwa beim Wilden Heer?” „Wie können Sie denken! Ich habe ja nicht ein- mal das Militärmaß — kaum 1,20..— Mein heutiger Ausgang gilt lediglich der Regelung einer Privat- Ich will meine Witwe er „Ihre Witwe?" „Jawohl, und den Herrn, der wahrschelnlich bel ihr Ist.” „Hollal” „Wenn Sie auch In die Stadt gehen, kann Ich Ihnen meine Geschichte erzählen.” Die beiden Gespenster schwebten einträchtig Ihres Wegs, unbekümmert um das Grauen der schlotternden Bäume. „Ich hieß im Leben Ricardo Monleön”, begann der Kleine seine Erzählung. „Un- ser Stammbaum Ist bis zum XI. Jahr- hundert nachweisbar, und das er- füllte uns alle mit berechtigtem Stolz. Wir waren stets redlich be- ‚nüht gewesen, unserenNamen fort- zupflanzen, und dieses Bestreben sah sich auch Immer von Erfolg gekrönt, Als ich in das gesetzte Alter vorrückte, hielt Ich es für an der Zeit, auch meinerseits meine Mission zu erfüllen. Ich vermählte mich und zwar aus Liebe. Ich war in meine Frau toll verschossen. Mariänne zählte erst slebzehn Lenze und prangte in der ganzen Holdseligkeit ihrer Jugend, Nur eines fehlte...” Das kleine Gespenst wedelte traurig mit seinen phosphoreszierenden Ärmchen und seufzte tief: „....sie liebte mich nicht. Von dem Tage an, an dem ich zum erstenmal den Verdacht ihrer Untreue schöpfte, litt ich wahre Höllenqualen. Ich ließ mir jedoch nichts merken und wartete. Eines Abends über- raschte ich sie mit ihrem Galan. Die Gewißheit meiner Schmach ließ mich zu Eis erstarren, und erst der Schreckensschrel der beiden Übeltäter brachte mich Die Halsspezialisten Gli specialisti della gola DER -SPUK VON W. FERNÄNDEZ FLÖREZ wieder zur Besinnung. Der Liebhaber floh in Un- terhosen über den Balkon. Ich schoß — er stürzte zu Boden. Ich schoß wieder und Mariannens Schwa- nensbrust färbte sich mit hellem Rot. Dann — ich hatte ja alles verloren, Liebe, Ehre... dann setzte ich die Waffe an die eigene Schläfe — und am nächsten Tage begruben sie mich auf dem Waldfriedhof.” „Und das Paar?“ „Sie leben noch. Der Liebhaber war aus purem Schrecken hingefallen und Marlanne nach vier Wochen wieder heil. Sie lieben sich, sind glück- lich und machen sich wahrscheinlich über mich lustig, der ich dumm genug war, ihnen den Weg zu ebnen. — Sie werden einsehen, daß Ich das nicht dulden kann. Als Selbstmörder habe ich das Recht zu spuken. Ich machte also meine Eingabe und — hier bin ich. Nun werden wir Ja sehen, wer zuletzt lacht. Mein Rachedurst kennt keine Grenzen, O, ich werde mich an ihre Fersen hef- ten, sie Tag und Nacht durch meine Nähe fol- tern, mich zwischen jede Liebkosung drängen, sie einfach zum Wahnsinn treiben. Ich habe mir alles ausgedacht, Es gruselt mir selber, wenn ich da- ran denke." Das kleine Gespenst schwieg. Von weitem sah man die Lichter der Stadt und schwach tönte das Gebimmel der Straßenbahnen und das Hupen der Autos herüber. „Und Sie?" fragte der Kleine, „was haben Sie vor?" „Ich? Nichts.” „Was taten Sie im Leben?“ „Ich hungerte, fror, litt und war einsam. Ich starb früh. — Ich war ein Dichter.” — Als sich die beiden Gespenster in der darauffol- genden Nacht wieder am Kreuzweg trafen, hatte sich derWind gelegt und derRegen rieselte leise. Diesmal wandten sich die beiden Gestalten so- fort der Stadt zu, „Haben Sie nun Ihre Frau gesehen?” fragte der Lange. — „Ja. Beide schwiegen, Schließlich sagte der Kleine: „Ich kam ungelegen. Sie und ihr Geliebter lehn- ten am Balkon und betrachteten den Himmel. ‚Siehst du‘, sagte meine ungetreue Gattin und deutete mit nalver Selbstverstöndlichkeit auf den 245 Mars, ‚das ist der Stern meiner Liebe.’ Der Ga- lan besah sich den Planeten mit zärtlicher Neu- gierde. Dann durchforschten seine Blicke den leuchtenden Schwarm der Gestime. ‚Und jener dort, der vor Leidenschaft zu beben scheint und funkelnde Strahlengarben schleudert, das ist meiner.‘ Ich blickte dem Finger nach. Er deutete auf den Sirius, — Haben Sie den Sirius schon einmal in der Nähe gesehen?” Das lange Gespenst nickte. „Der Gedanke, daß sich dieser Jammerlappen mit dem gigantischen Brand einer chaotischen Welt zu vergleichen wagt und meine Witwe be- hauptet, ihre alberne Verllebtheit gliche einem Planeten, schien mir so drollig, daß ich mich zur Wand kehrte und eine Viertelstunde lachte... Sie werden verstehen, daß Ich in dieser Verfas- sung nicht spuken konnte. Ich hätte die ganze Fachschaft blamiert.” — In der nächsten Nacht war das kleine Gespenst weniger bedrückt. „Nun, sind Sie gerächt?” Der Kleine fuhr aus seinen Gedanken auf und sagte kleinlaut; „Noch nicht, Es hat sich wleder nicht recht machen lassen.” „Wieder nicht?” „Sie saßen auf der Couch und küßten sich, Zu meinen Lebzeiten hätte mich dieser Anblick tob- süchtig gemacht. Jetzt fand Ich Ihn einfach gro- tesk. Stellen Sie sich vor, die beiden spitzten possierlich den Mund, preßten ihre Lippen platt aufelnander, um sie dann — ich habe genau auf- gepaßt — mit einem leisen Schnalzer wieder zu lockern. Und das machte die beiden so glück- lichl Ulkig, nicht wahr?” „Gewiß.” „Wenn Ich mir vorstelle, daß mir das seinerzelt auch Spaß gemacht hat! Am liebsten hätte Ich wahrhaftig laut gegähnt. Sie sehen, ich war wie- der nicht ganz in Form. Ich werde eine bessere 'heit abwarten müssen. Meinen Sie nicht „Sehr richtig.” — „Haben Sie denn heute Ihre Witwe getroffen?” fragte das lange Gespenst In der nächsten Nacht. „Jawohl”, sagte der Kleine und schlenkerte ver- genügt mit seinen entmaterlalisier- ten Beinchen, denn er hatte den Kollegen am Kreuzweg auf einem Baumstamm sitzend erwartet, „Und was taten sie diesmal?” "Sie... sie... nun ja... sie lleb- ten sich.” „Ohl” „Skandalös, gewiß, aberurkomisch. Ich habe Tränen gelacht. Auf Ehre. In diesem Augenblick konnte ich natürlich erst recht nicht spu- ken. Es war zu drollig. Ich habe gelacht wie noch nie, — Was sich doch die Menschen solcher Lap- f pallen wegen martern! — Ich glaube, ich gehe jetzt überhaupt nicht mehr hin. Heute sehe ich die Menschen und Ihre Angele- genhelten aus einer anderen Per- spektive ,..” Das kleine Gespenst hielt mit dem Schlenkern seiner Beinchen inne und verfiel in Nachdenken. Dann legte es dem Langen die Hand auf die durchsichtige Schul- ter und sagte tiefsinnig: „Freund, ich glaube, ich war ein großer Esel, als Ich die beiden töten wollte...” (Aus dem Spanischen von Helma Flessa) di. Bllex) EN Der frühe Schluß (0. Homann) „Du bist aber hübsch spät heimgekommen heut' nacht, Leni! „Das kommt nur, weil die letzte Straßenbahn so früh geht, Mutter!‘ - La chiusa mattutina: "Ma stanotte, Leni, sei rincasata abbastanza tardi!,, “Ciö viene, mamma, solo perch& |’ ultimo tram parte cosi di buon' ora!,, Die Knochen des Schlangenmenschen Von Josef Robert Harrer Seit Riccardo beim Zirkus „Excelsior als Schlan- genmensch arbeitete, hatte sein Auftreten nir- gends solchen Erfolg, wie in den Malaienstaaten.. Die Zuschauer konnten sich an seinen Körperver- renkungen nicht genug sehen, Immer wieder mußte er Zugaben gewähren. Eines Abends, da der Zirkus wieder von begei- storten Zuschauern der kleinen Stadt erfüllt war, stand Riccardo eine Viertelstunde vor seiner Nummer mit einem Pollzeioflizier beisammen, den er in der portugiesischen Kolonie kenengelernt hatte, und plauderte mit ihm. „Und wie gefallen Ihnen die geschnitzten Elfen- beinfiguren, die ich Ihnen heute geschickt habe?” fragte der Offizier. Riccardo, der nebenbei ein eifriger Sammler von Kunstschätzen war, sagte: „Herrlich! Ich danke Ihnen! Ich habe die Figuren schon im Koffer verpackt. Mein Boy wird ihn dann In mein Hotelzimmer tragen!” In diesem Augenblick näherte sich ein Malaie, der bereits mehrmals um die beiden herum- geschlichen war, und stellte an Riccardo ver- legen eine Frage. Da ihn Riccardo nicht ver- stand, machte der Polizeioffizier den Dolmetsch: „Er will von Ihnen wissen, wie es komme, daß Sie sich so abbiegen und den Körper so unglaublich verrenkon können!” Riccardo lächelte. „Sagen Sie ihm, daß ich all diese Kunststücke seit meiner Jugend geübt habe. Und das tägliche Training hält mich in Form. Der Offizier sprach nun auf den Malaien ein, der den Mund aufriß und ungläubig den Kopf schüt- telte. Immer wieder machte er Einwürfe, Aber der ‚Offizier sprach mit so ernster Miene und so be- stimmt weiter, daß der Malale Riccardo anstarrte, wieder den Kopf schüttelte und sich schließlich entfernte. „Mir scheint, daß der Malaie nicht glauben will, was ich ihm durch Sie sagen ließl” meinte Riccardo. „Ach“, erwiderte lachend der Offizier, „ich habe ihm etwas ganz anderes gesagt. Wenn ich ihm 246 FERNAUFKLÄRUNG Von Martin Trübe Was nur der Vollmond hat? Er lacht so rund und satt auf unsre Erdenflur herab, wie immer schon; es ist der reine Hohn und schon beinahe stur, Ob man hier Kriege führt, es läßt ihn unberührt — was wir auch machen. Er wird noch unbeliebt, wenn sich das nicht bald gibt mit seinem Lachen. Er ist halt unbewohnt, der gute, alte Mond; da ist es zu verstehn. Wenn er Bewohner hätte, dann würde ihm — ich wette — das Lachen schon vergehn. Ihre Antwort übersetzt hätte, 'wäre Ihr Nimbus so- fort geschwunden! Ich sagte ihm also, daß Sie vor Beginn Ihrer Nummer In der Garderobe Ihre Knochen aus dem Leibe nehmen. Diese ge- ben Sie dann in einen Koffer, den Ihr Boy ins Hotel trägt. Nach der Vorstellung bringt der Boy den Koffer in Ihre Garderobe zurück und Sie stecken die Knochen wieder in Ihren Körper.” „Ja, da kann ich freilich verstehen, daß er das nicht glauben will!” sagte Riccardo. „O, das mit den Knochen glaubt er schon! Nur meint er, es sel nicht notwendig, die Knochen Ins Hotel zu tragen, um sie nach einer knappen halben Stunde wieder in den Zirkus zurückzubrin- gen. Man könne sie doch in der Garderobe las- sen. Ich erwiderte ihm, das würde ihm und sei- nesgleichen so passen! Da könnte er ja dem größten Artisten aller Zeiten die Knochen aus der Garderobe stehlen, während dieser vor dem Pu- blikum seine einzigartigen Kunststücke zeige. Übrigens habe er die Möglichkeit, sich selbst davon zu überzeugen. Gleich nach Beginn der Schlangenmenschen-Nummer worde er sehen, daß der Boy den Koffer mit den Knochen ins Hotel trägt. Da Sie den Koffer mit den geschniizten Fi- guren schon vorbereitet haben, können Sie den Boy tatsächlich mit dem Koffer fortschicken. Der Malale wird Augen machen! Und er wird alles seinen Freunden erzählen und diese werden es weitertragen. Man wird Sie mit noch mehr Be- wunderung ansehen, glauben Sie mir!” Riccardo lächelte: „Meinetwegen! Ich werde den Boy mit dem Koffer ins Hotel schicken.” Da es Zeit für seine Nummer geworden war, be- gab sich Riccardo in die Garderobe. Er unter- richtete seinen Boy mit wenigen Worten, was er zu tun habe. Dieser grinste über das ganze Ge- sicht. Als Riccardo die Garderobe verlassen hatte, trat der Boy, den Koffer mit den ge- schnitzten Figuren auffällig tragend, aus dem Zir- kus. Schon nach wenigen Schritten hatte ihn der Malale eingeholt. „Was trägst du da?" fragte er. Der Boy, der die Sprache notdürftig vorstand, sagte: „Knochen.” „Was für Knochen?” „Die Knochen meines Herrn, des weltberühmten Schlangenmenschen Riccardo.” „Ich glaube es nicht! Ihr lügt allel” „Wenn ich dir sagel” erwiderte der Boy mit ern- stem Gesicht. Wettrennen mit der Zeit (Erich Schilling) „Der Flügelmann hat schrecklich lange Beine, wir können mit ihm nicht Schritt halten!“ Gara di corsa col Tempo: ""Quel pteropode ha le gambe orribilmente Iunghe; nol non possiamo corrergli appressol,, „Laß mich heben“, bat der Malaie, „Versuche es!" „Leicht, viel zu leicht”, sagte der Malale. „Ich wette um zehn Dollar, daß in dem Koffer nicht die Knochen Riccardos sindi” Zehn Dollarl Das war für den Boy eine wunder- bare Summe. Zehn Dollar auf einmall Er kämpfte keinen langen Kampf. „Gut, ich wette! Aber vorher muß ich dir ge- stehen, daß mein Herr keine gewöhnlichen Kno- chen hat so wie du und ich, Er hat göttliche Knochen... Ach, Ich darf sie dir nicht zeigen! Ich würde damit eine Sünde begehen.“ „Ausreden! Faule, schlechte Ausreden! Zwanzig Dollar gilt die Wettel Nun?” Da war es um den Boy und um die plötzlich auf- tauchenden Gewissensbisse geschehen. Er nickte und öffnete den Koffer, Als der Malaie die aus Elfenbein geschnitzten Figuren erblickte, begann er zu zittern, 247 „Tatsächlichl” stieß er hervor. „Göttliche Kno- chen! In Riccardo wohnen die Götter! Und ich habe gezweifelt!..." ... Von nun an hatte Riccardo noch größeren Erfolg, so daß der Zirkus „Excelsior seinen Auf- enthalt in der kleinen Stadt um drei Wochen ver- längern mußte. Und am begeistertsten applaudierte Abend für Abend der Malale, den alle seine Freunde beneideten, weil er die Knochen Ric- cardos gesehen hatte. DIER-GEEIEIE BTE HUND Erzählt von Hans Bethge Ein reicher Türke mit Namen Abdul Murza besaß einen Hund, den er über alles liebte. Das schöne Tier verdiente diese Liebe, denn es mühte sich um seinen Hertn in treuer Ergebenheit, wich nicht von seiner Seite, schlief des Nachts vor seinem Lager und weckte den Gebieter, sobald sich nur die mindeste Gefahr zu nahen schien. Das Unglück wollte es, daß dieser Hund eines Tages plötzlich starb. Abdul Murza war untröst- lich und bestattete den treuen Gesellen voll tiefer Trauer in seinem Garten. Er lud einige Freunde ein, ein stilles Totenmahl wurde gehalten, und während der schlichten Feier erging sich Abdul in den zörtlichsten Lobpreisungen auf den verstorbenen Liebling. Die Leute In der Stadt er- fuhren den Vorgang und meldeten ihn dem Kadi, Sie klagten Abdul an, er habe seinen Hund nach MEIN FREUND JOHANNES Wir drei wollten unsere Ferien an der See ver- bringen. Johannes und ich konnten uns ein paar Tage eher frei machen, als Martin. Wir fuhren deshalb schon voraus, um einen netten Ort zu suchen. Martin sollte uns dann folgen, wenn wir etwas Geeignetes gefunden hatten. Wir fanden auch tatsächlich bald etwas, was ganz unseren Wünschen entsprach, und Johannes machte sich daran, Martin einen Brief, der ein wahres Loblied und köstliches Stimmungsgemälde wurde, zu schreiben. Als er mir diesen zu lesen gab, stellte ich zu mel- ner Verwunderung fest, daß er jede namentliche Anrede vermieden hatte, und daß auch seine Unterschrift fehlte. Ich machte ihn darauf aufmerksam. „Ich weiß", sagte Johannes. „Wir wollen es so lassen. Dann kann Martin den Brief später durch An- und Unterschrift ergänzen und an eine seiner Freundinnen schicken.” 3. Bieger elcher Mann bat nicht den Wunseb, auch durch seine äußere Erscheinung auf seine Umgebung Eindruck und in einem kleinen oder großen Kreis seinen Einfluß geltend zu machen. Der Krawatte kommt es zu, die persönliche Gepflegtheit des gut angezogenen Mannes zu vollenden. Schenken Sie also der Krawatte Ihre ganze Aufmerksamkeit, Wählen Sie die zu Ihnen am besten passende, schlicht kann io sein oder farbenfroh, aber eine Krawatte, der man es auf den ersten Blick ansich NEN tind jede für a8 sie nicht jeder trägt. rawalten Muster und Material, dieSie in dem Bewußt., sein tragen können, die richtige Wahl getroffen zu haben. nähen KRONEN-MARKE FIT. Sm sind voll Nastisch.handgenäht slegant und eiamalig wie ein Modell, von jodem Huster nur wenige ONEN-KRAWATTEN-KABRIE Fr MFible BERLIN CE den geheiligten Regeln der Religion bestattet und habe auf diese Weise Mohammed und die Lehren des Islam verspottet. Abdul Murza wurde vor den Kadi geladen. „Elenderl‘ sagte dieser, „wes hast du getan! Du hast gefrevelt vor Allah und den Menschen, du hast in übermütiger Weise einen Hund begraben, als ob er ein Mensch oder gar eine Gottheit wäre, du hast Ärgernis erregt bei allen Gläubigen unserer Stadt, man klagt dich an, daß du zu jener geheimen und verruchten Sekte gehörst, welche die Hunde anbetet. Verteidige dich!” „Weiser Richter”, erwiderte Abdul Murza ge- lassen, „all der Frevel, den mir diese Leute vor- werfen, ist unwahr. Gewiß, ich habe einen treuen Hund begraben, natürlich ohne alle Zeremonien, und ich klage aufrichtig um den treuen Gefähr- ten, der diesen Schmerz verdient, Er gehörte zu meinem besten Besitz, es war kein Tadel an ihm, warum soll ich ihm also nicht ein Grab in meinem Garten bereiten und ihn lieben über seinen Tod hinaus? Ihr wißt nicht, welch ein edles und kluges Tier es war.” „Ich welts alles.” „Alles? So wißt Ihr auch, daß mein braver Hund ein Testament hinterlassen hat? Es ist ein wahr- haft rührendes Testament, in dem er an so man- chen gedacht hat, der sich kaum um ihn küm- merte, als er noch voll Frohsinn und Ungestüm über die Felder jagte. Auch für Euch hat er ein Legat von fünfhundert Piastern ausgesetzt, und ich habe mir erlaubt, Euch die Summe hier in diesem Säckel mitzubringen. Verwendet sie nach Eurem Gefallen im Angedenken an die vorbild- lichen Tugenden meines einstigen Gefährten.” „Seht an”, meinte der Richter gefühlvoll, indem er nach dem Säckel griff, „Euer Hund muß in der Tat ein selten herrliches Tier gewesen sein, und ich verspreche Euch, ihm eine freundliche Erinne- rung zu bewahren. Ich erkenne wohl, daß man Euch in schändlicher Weise verleumdet hat. Geht Yinde Tely! fe Ba, Ihren an STE are lrmnmedepechinen na dr ge zit atten hergestellt werden. 248 iR ea zumen abet un fon dt ln Da hin, Abdul Murza, Ihr habt alle Vorwürfe gegen Euch in überzeugender Weise zu Fall zu bringen gewußt. Niemand soll es wagen, noch ein schlech- tes Wort über Euch zu sprechen, er müßte denn Verlangen danach haben, in die düstersten Ver- ließe unseres Kerkers geworfen zu werden.” Der eingemachte Frühling (Toni Bicht Im Felde) 1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 2. Gegen Schuppen und Haarausfall 3. Gegen schädliche Haarparasiten nÜnenTmas Kraft der Zähne „Das können Sie genau so gut. muskeln ebenfalls.“ an der Pforte“*) zu seiner Begleiterin beim Anblick einer jungen Zigeunerin, die Den Druck von zwei Zentnern leisten Ihre Kau- So sagt der Doktor in dem Buch von Hopstein-Rütters „Wächter einen Beweis von der Stärke ihrer Zähne zeigte, Natärlich ist eine solche Leistung nur für ein gesundes Gebiß möglich. gesunde Zähne aber sind auf die Dauer nur durch sorgsame Zahnpflege zu erhalten, wie Man sollte man sie mit Blendax, der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta ausübt. sie regelmäßig zweimal am Tage, morgens und abends, benutzen, um die Zähne gründlich damit zu reinigen. 17 Mllershe Verbaghandlung. Plsergz vor München, 1w0l N 8lendex Nase Blendax Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein | Wien, Belvedere Die Zeit des Barock mit ihrer ausgeprägten Freude am Genuß der Dinge, die das Leben bie- tet, brachte auch das Tabakrauchen in die Mode. Das Modische verging, doch seit mehr als 150 Jahren sind die Erzeugnisse der Österreichischen Tabakregie in der ganzen Raucherwelt begehrt. MEMPHIS MILDE SORTE | | aufbemafren? „Kupferberg Gold” | besondere Gelegenheiten \r hält sich im kühlen, trok- kenen Raum grenzt, wenn Sie die Fla- schenlliegendaufbewahren, sodaß der Flaschenkork immer mit dem Sekt in Berührung bleibt. Weyer Ein kleiner Vorrat an für fast unbe- KUPFERBERG GOLD DisgiacLinefäfe ‚WA 3MorRha4 er fein GWcR gemnamt! Er konnte sein Glück gar nicht fassen: das Y; Los, das er für nur 3.—RM je Asie in der Deutschen Reichslotterie spielte, hat einen großen Gewinn gebracht! Wie gut, daß er seinem Los treu blieb und es regelmäßig erneuerte, trotzdem so manche Zichung ergebnislos vorüberging. Nun hat sich seine Aus- dauer belohnt — nun kann er alle Zukunftsträume verwirklichen! 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Feierlich versprochen. Uhr schlägt: „Boml” Ein Viertel nach zehn. Draußen lacht die Sonne. Evas Herz hüpft. Malt sich im Geiste Eintreffen des sehnlichst Er- warteten aus Wird mit ihm im Zimmer herum- tanzen, ihn mit seligen Augen ansehen, am Nach- mittag mit ihm bummeln. Eva geht nervös auf und ab. Es klingelt. Eva stürzt zur Tür. Der Postbote. Mit einer albernen Ansichtskarte, Bekommt empört Evas Rückansicht zu sehen. Eva stellt das Radio ein. „Vor der Kaserne, vor dem großen Tor...” Eva stellt das Radio ab. Geht ans Fenster, sieht die Straße hinab, Nichts von ihm zu sehen. Drau- den lacht die Sonne. Es klingelt. Eva stürzt zur Tür, Der Gasmann. Eva würde ihm am liebsten den Hahn aufdrehen. „Bom, bom, bom, bom!” Elf Uhr. Eva raucht zwei Punkte ihrer Raucherkarte. Innere Spannung wächst. Es klingelt. Fremder Herr steht draußen: „Wohnt hier ein Fräulein Vogel?” — „Jal Vierter Stock Heißt Fink.” Bumsl Zeit kriecht, Stundenzeiger schleicht. Sekunden verrinnen wie im Zahnarztwartezimmer. Und noch immer will er nicht erscheinen. Wie, wenn ihm etwas zugestoßen wäre unterwegs? Eva wagt es nicht auszudenken. Und draußen lacht die Sonne. Eva schneuzt sich. Möchte am liebsten weinen. Schämt sich vor sich selbst. Ist doch kein kleines Kind mehr. Fängt an zu trällern. Lalalalal Hund auf der Straße heult dazwischen. Unschönes Duett. Es klingelt, Er ist's — Ist es nicht! Zeitung! Eva versucht zu lesen. Kurzgeschichte, 100 Jahre alt. Witze. 1000 Jahre alt! Eva wirft Zeitung wog und legt sich auf die Couch. Strampelt mit den Beinen. Sehenswert! Eva springt auf, eilt wieder ans Fenster. sich welt hinaus. Sieht aus wie Selbstmord. „Bim, bam, bom, bum, bem!” Mittagsglocken!... Aus!... Kommt nicht mehr. Trotz heiligen Ver- sprechens. Man darf keinem Mann glauben. Was nun? Teetrinken und abwarten? Kein Tee im Haus, keine Geduld mehr zu warten. Was dann? Tun wie alle Evastöchter? Einfach nach einem anderen aus- sehen? Ohl Es klingelt. Endlich! Evas Herz steht still, Ist er’s wirklich? Er ist's! Ja, jal Kein Traum! Eva weiß sich vor Freude nicht zu fassen, Reißt ihn an sich, Den neuen Frühjahrshut, Draußen lacht die Sonne. Leser tu’ desgleichen. Beugt Ic ganze Vehört 22 + Pr. (Dagesanteil einzurnidAcn A Be), art SeksLest Eigarslten IL Dale ode fe! front. Deshalb unufl sich De Sleismat- bescheiden. u ihr wii L4eisLerH2 sf 250 Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern ihn langsam und in kleinen Schlucken über die Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß, BOLS VER_GEN UND BITTERS äßt Bei um zu Hause - ist „Sebalds Haartinktur”‘ immer sparsam verwendet worden. Heute - wo es „Sebalds Haartinktur” vorübergehend nicht so reichlich gibt - fällt es uns deshalb nicht so schwer noch etwas sparsamer damit zu sein. „Sebald” hat von jeher gesagt: Wenige Tropfen genügen! -dieserRat gilt heute mehr dennje, SEBALDS HAARTINKTUR gute Gründe, die Astra langsam und mäßig zu rau- chen und nicht zu stapeln. Beim Lagern leiden Aroma und Rheuma-Gicht Neuralgien 54 Erkältungs- ud aio Abwahrkron RN Krankheiten Körpers gestärkt werden, um Krankhel- ton zu verhüten und istungstähigkeit zu erhal bei Anfäl Ntlosigkeit, ‚norvöser Uot Erhaltung und Förderung der Gi sowie der körperlichen und Spannkraft, 100 Tabl, E in durchsteisgleichbleibendo Härtegrade, geringe nützung. hohe Bruchfestig- keit und leichtes Gleiten. Verlangen Sie gerade dos- - halb stets LYRA-ORLOW / Bleistifto) Gut hören, richtig verstehen! Dieser Wunsch wird Schwerhörigen erfüllt durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe auszeichnet. Verkaufsstellen überall im Reich Prospekt S kostenlos durch DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT BERLIN-REINICKENDORF-OST Liefertermin z. Zi. In ca. 5 bis 7 Monaten und mit Alles-Kitt zu kleben! Dieser farblose Garantie-Klebstofl bietet tausenderlei Anwendungsmöglidikeiten u. schafft Nutzen wie Freude im Gebrauch! 251 Frische. OR liegt es nur an der Verdauung... „wenn das Essen nicht schmeckt und man sich auch sonst nicht wohl fühlt. Eine geregelte Ver- dauung ist die Voraussetzung für unser Wohlbefinden. Da ist Laxin das richtige Mintel: 1 bis 2 von den wohlschmecken- den Laxin-Fruchtbonbons —am besten vor dem Schlafengehen — führen nicht nur ab, sie re- geln die Verdauung. Laxin wirkt mild, aber immer zuver- lässig. Auch Kinder nchmen es gern. Dosen zu RM 1.— und RM 1.35. daxin regelt die Verdauung Die indische Mission des Stafford Cripps La missione indiana di Stafford Cripps (Karl Amold) Die Hilfsbereite (K. Helligenstaedt) „Schau, wie nett ich zu dir bin, ich übernehme sogar die Verdunklung ...!“ La servizievole: ““Guarda un po’ quanto sono gentile con te! Ti faccio perfino |" oscuramento....!,. 253 LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückei) Zwei Frauen gerieten auf der Straße aneinander. „Ihr Hund hat meinem Buben die ganze Hose zer- rissen”, rief die eine empört, „und das in einer Zeit, wo man keine Kleider bekommt.” „Ihr Bub hat meinen Hund geneck! verteidigte sich die andere, „und da hat mein Burschi eben zugebissen, hätt’ er damit vielleicht warten sollen bis nach dem Kıleg?” Sch. Beim Brunnhofbauern kam ein Herr vorüber. Einer von den vielen Herren, die beim Brunnhof täglich vorüberkommen. „Na, Bauer”, sagte der Herr, „Euer Bub fängt ja schon an zu sprechen.” „Freili”, feixte der Bauer, „der sagt schon zu Jedem: Mir ham kein G’räucherts.” Sch. „Du, Bobby", sagt Lixl eines Tages zu Bobby, „Ich hab mir Radium-Schuheinlagen gekauft! Also so etwas Großartiges, das kannst du dir nicht vor- stellen! Eine Wohltat ist das! Du mußt dir auch ein Paar anschaffen!” „Was d’ net sagst‘, staunt Bobby. „Na und sag mir einmal — hört man damit besser als mit einem Kopfhörer?” H.K.B. „Mein Gott, wie war es denn im letzten Welt- krieg?” sagte Rudi zu Bobby. „Einnal war ich bei dem Grafen Hardegg eingeladen, da hatten wir noch eine einzige Zigarre, an der wir zu zweien geraucht haben.” Staunt Bobby: „Ach, von beiden Seiten?” H.Sch. Vor vielen Jahren benötigte eine Dorffeuerwehr ganz dringend eine neue Spritze. Der Ortsvor- steher erließ einen Aufruf, um die Dorfbewohner zur Geldsammlung aufzufordern. Aber die Spenden gingen nur sehr mäßig ein. Da nahm die Feuerwehr die Sache selbst in die Hand. Sie ließ Rundschreiben drucken und sandte diese an alle Bauern des Ortes. Die Rundschreiben hatten folgenden Wortlaut: „Wir brauchen dringend eine neue Spritze und erwarten auch von Ihnen eine Spende. Sollte wider Erwarten die Summe zur Anschaffung der Spritze nicht reichen, sehen wir uns leider ge- zwungen, ein Konzert zu geben!” F.S. An kommenden Dingen freuen, - Wünsche nach einer schönen zuverlässigen Kienzle-Uhr sind heute nicht so leicht erfüllbar. Fügen wir uns in das Unabänderliche im Interesse höherer Ziele. Die Freude wird dann um so größer sein, wenn Kienzle-Uhren später wieder in reicher Auswahl im Fachgeschäft zu haben sind. In der gleichen überlieferten Qualität, wie sie der Name Kienzle auf dem Zifferblatt schon immer verbürgt find gute Zufäge fürs Bad fehr zu empfehlen. Licht feder Bann den Sichtenwald auffuchen. Lin Bad mit Sichtenfekt+ Tabletten - im weldgrünen Badeweffer - mit dem würsigen Duft der Sich« ten, fhafft jene Atmofpbire, die fo wohltuend aufdie Xlervenein, wirkt. 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Wenn man Flimschauspieler Ist, bekommt man da- für bezahlt, Dann schreibt man unten schräg etwas hin, was den Namen bedeutet, und wer dieses Bild geschenkt bekommt, soll sich freuen. Junge Menschen nageln sich solche Bilder übers Bett, weil sie da besser schlafen. Hochgestellte Per- sonen widmen Ihre Photos Leuten, die es ver- dienen, Diese Leute stellen diese Photographien dann auf den Schreibtisch, wo auch die Bilder der Enkelkinder stehen, weil sie dann besser arbeiten. Wir andern müssen uns auch manchmal photo- graphieren lassen. Wir bekommen aber nichts da- für bezahlt, und niemand kann besser arbeiten oder besser schlafen, wenn wir auf seinem Schreib- tisch stehen. Wir kommen auch gar nicht auf einen Schreibtisch, wir kommen in eine Karto- thek, mindestens in doppelter Ausführung, weil die Behörde es braucht, um besser zu arbeiten. Um dieses zu erreichen geht man zu einem Paß- photographen. Der weiß genau, wo die Behörde der Schuh oder das Bildnis drückt, und er kennt sich aus, ob wir mit Hut oder ohne Hut, mit Man- tel oder ohne Mantel photographiert werden wollen und ob man uns von vorne oder von der Seite zu sehen wünscht. Der Paßphotograph behandelt uns bereits streng und gerecht; hier Ist schon so eine Art Vorhof zum Amtszimmer, Die meisten Menschen sind mit der Photographie, die sie für einen Paß, einen Führerschein ‘oder eine Kennkarte gebrauchen, nicht zufrieden. Sie sagen, sie sähen darauf aus wie ein Einmietdieb, wie ein Hochstapler oder ein noch schärfer zu Bestrafender. Ich muß da den Paßphotographen verteldigen. Nein, der ist nicht schuld daran, der Paßphotograph lügt nicht. Die Schuld liegt an einem selber. „Das bist du’, sagen indische Philo- sophen, oder „so siehste aus“, sagen berlinische Philosophen. Für eine Paßphotographle braucht man keine ele- gante Stellung einzunehmen, denn die Behörde interessiert sich nur für den Oberleib mit be- sonderer Berücksichtigung des Kopfes. Deshalb befiehlt einen auch der Paßphotograph auf einen Drehstuhl und kommandiert: „Sitzen Sie geradel“, Als ich das erstemal In meinem Leben photogra- phiert wurde, sagte der Photograph, es werde gleich ein Vögelchen vorne aus dem Apparat herauskommen. Das war Schwindel. Der Paßphoto- graph macht keinen Schwindel. Er zeigt mit dem Finger an die leere Wand der Zelle und befiehlt uns, hierhin zu sehen und dorthin und, wenn's nicht gleich klappt, dreht. er an dem Drehstuhl, denn der Mann hat keine überflüssige Zelt. 258 Zum Abschluß verlangt er: „Lachen Sie mall”. Mein Gott, wem ist da zum Lachen, wenn er so vor seinem ewigen Photographen steht? Woran soll man auch In der Eile denken? Und warum auch lachen? Die Lage, in der man später einen Aus- weis mit Bild vorzeigt, Ist meistens gar nicht zum Lachen, und, Ich glaube, man würde ähnlicher, wenn der Photograph sagte; „So, nun denken Sie mal an Ihre Steuererklärung." Wandlungen Wie gut tat Doch ein warmer Blick! Wir haben’s dann und wann erfahren, zumal in unfern jungen Jahren, und priefen dankbar Das Gefchich. Ob Lieb’ ihn oder Güte wart, ob nur geheimes Einverftändnie: man nahm Ihn froh beglückt zur Kenntnis. Er Deckte den Gemütsbedarf. Heut muchert Dich des Alterne Moos, Da hebt und labt uns fchon ein Blinkern, ein ftilleverfchmistes Augenzioinkern ... Gott Ja, man wird recht anfpruchslos! Ratatöshr Eine Kunst- und Antiquitäten-Auktion „Starke Nachfrage und kein Angebot!“ — „Ganz klar, sind ja nun alle Speicher entrümpelt!* Un’ asta d’arte e di antichitä: “Forte richiesta e nessuna offerta!,, — "Eh si capisce; tutte le soffitte sono ormal sgombre di anticaglie!,, 259 Vansittard ruft zum Kampf Vansittard alza il grido di battaglia (€. Thöny) „Wer bleibt daheim, wenn es gegen die Nazis und Deutschland geht?!“ — „Wir alle folgen dir!“ “Chi rimmarrä a casa, quando si andrä contro I Nazi e la Germania? !,, — “Tutti ti seguiremo!,, „Ausgezeichnet, meine Freunde, aber jetzt muß ich zum Essen gehen!“ “Benissimo, amici miel; ma adesso devo andare a mangiarel,, 260 Heldenehrung in USA. (Erich Schilling) „In die Soße hätte ein Lorbeerblatt gehört! — „Es war keines mehr zu haben, Jonny, der ganze Lorbeer ist für Mac Arthur beschlagnahmt!“ Onore agli Eroi negli USA.: poteva trovar plö; tutto |" alloro & stato sequestrato per Mac Arthur!‘ Der Unentbehrliche Von Jenö Wallesz Der Arzt hatte ihn für sechs Wochen auf Urlaub geschickt, doch verließ er bereits in der fünften Woche das Sanatorium und kehrte nach Hause zurück. Er hatte keine Ruhe und fürchtete, seine Bürstenfabrik würde zugrunde gehen, wenn er nicht da war. Als der Arzt Ihm geraten hatte, sich in ein Sanatorium zu begeben, hatte er entsetzt ausgerufen: „Sechs Wochen lang soll ich alles im Stich lassen? Das wäre ja mein Ruin! Kein Stein bliebe auf dem andern, und ich könnte wieder von vorne anfangen.” Aber der Arzt redete ihm so lange zu, bis er doch reiste. Als er zurückkam, stellte er den ganzen Betrieb auf den Kopf und untersuchte jeden Winkel. Aber er fand nichts auszusetzen. Er prüfte die Geschäftsbücher. Alles war in bester Ordnung. Die Kasse stimmte, die Zahl der Bestellungen war gestiegen, die Fabrik wies einen größeren Gewinn auf als im vorher- gegangenen Monat, Je weiter er schnüffelte, um so düsterer und verstimmter wurde er. Während der ganzen Reise hatte er sich auf den Höllen- krach vorbereitet, den er zu Hause schlagen 261 "Nella salsa ci voleva una foglia d’ alloro!,, — “Non se ne wollte. Aber jetzt erwiesen sich alle seine Be- strebungen als vergeblich. Schließlich blieben ihm als einzige Hoffnung die Haushaltungsbücher. Er verlangte die Ausgaben-Aufstellung seiner Frau, addierte, subtrahierte, multiplizierte und dividierte. Er suchte tagelang nach einem Irrtum, um aufbegehren zu können, mußte aber verzwei- felt erkennen, daß seine Frau nicht einmal das Geld ausgegeben hatte, das er Ihr zu Hause ge- lassen. In seiner ohnmächtigen Wut fegte er die Rechnungen vom Tisch und beschloß, nie wieder in Urlaub zu gehen. (Aus dem Ungarischen von H. B. W.) UNERWÜNSCHTE GÄSTE Meine lieben Kinder sind von einer erstaunlichen, ja, beneidenswerten Lebenslüst erfüllt, Doch die Lebhaftigkeit, die sie dabei entfalten, pflegt sich immer dann zur Unerträglichkeit zu steigern, wenn Ihr Vater schreiben will. Darum packte Ich meine Siebensachen und fuhr aufs Land hinaus, um ein- mal fern von Weib und Kind in idyllischer Stille schaffen zu können. In dem entlegenen Gasthaus, In dem Ich abstieg, wurde ich von dem Kellner freudig empfangen und mit ausgesuchter Höflichkeit bedient. Bis dann der Augenblick kam, da er mir das Frem- denbuch reichte und ich mich mit Namen, Wohn- sitz und Berufsbezeichnung darin eintrug. Da voll- zog sich plötzlich eine auffallende Veränderung in seinem Benehmen, und er druckste: „Hm, ja, da muß ich erst einmal die Wiriin fragen, ob wir überhaupt ein Zimmer frei haben.” Der Kellner ging, und nach einer Viertelstunde kehrte er zurück mit der Erklärung, daß Ich ein Zimmer haben könne, wenn Ich mich mit einem kleineren begnügen würde. In Anbetracht der einsamen Gegend, in die ich mich begeben hatte, und der schon vorgerückten Stunde blieb mir keine andere Wahl, als anzunehmen. Und als bald darauf die Wirtin — das Fräulein Frederiksen — sich zeigte, verwickelte ich sie in ein Gespräch und verlieh meiner Verwunderung Ausdruck über die sonderbare Behandlung, die mir zuteil ge- worden. „Tja, mein Herr“, antwortete sie, „Sie dürfen es mir nicht Übelnehmen, aber ich habe für Dichter und Schriftsteller nicht viel übrig.” Und sogleich begann sie zu berichten von den schlechten Erfahrungen, die sie mit den Musen- söhnen In ihrem Haus gemacht hatte. Der erste, der seinen Einzug bei ihr hielt, war ein Professor mit seiner Frau. Ein stattlicher, alter Herr mit langem weißen Haupt- und Barthaar. Eine an sich etwas schwieiige und quängelige Natur, klagte er in einem fort über die vielen Krankheiten, von denen er seit Jahrzehnten heim- gesucht wurde. Doch würde trotzdem alles in schönster Harmonie verlaufen sein, wenn nicht eines Tages der König gekommen wäre, Der Kö- nig hatte sich nämlich zu Weihnachten In dem benachbarten Städichen auf eines seiner Schlös- ser zurückgezogen und lud eines Tages alle Ho- noratioren in der weiteren Umgebung zu sich zu einem Mittagessen ein. Der Professor jedoch war nicht darunter. Wieso und warum das Professoren- ehepaar übergangen worden war, das vermochte Fräulein Frederiksen sich nicht zu erklären, doch nahm die Relzbarkeit/des Professors von Stund an überhand. Das Stubenmädchen putzte die Schuhe nicht mehr blank genug, brachte angeb- lich das Schreibzeug in Unordnung und rumorte des Morgens zu viel. Dem Kellner gab der Pro- fessor zu verstehen, daß er sich, bevor er die Suppe serviere, die Fingernägel zu säubern habe. Der Wirtin erklärte er, daß er die Wurst- gerichte nicht mit der Pelle zubereitet haben wolle, und fragte sie in Bezug auf ihren kleinen Neffen, ob dieser nicht wisse, daß gut erzogene Kinder im Beisein von Erwachsenen keine Apfel essen. Kurzum, der alte Herr war erstaunlich er- finderisch in seinen Nörgeleien. Der Kellner schimpfte, die Wirtin stöhnte, und das Stuben- mädchen weinte. Zum Glück wurde der Professor schließlich mit allem so unzufrieden, daß er kün- digte und abreiste, Nach ihm zog ein jungverheirateter Schriftsteller ausländischer Herkunft ein. Er schrieb für die illu- VON SOYA strierten Zeitschriften Novellen und Kurzgeschich- ten, die nach dem Urteil Fräulein Frederiksens — sie hatte einige nach seiner Abreise gelesen — nur von Unmoral und Hotelbetrug in Monte Carlo handelten. Er und seine Junge Frau wohn- ten bei ihr drei Wochen lang, ohne zu bezahlen. Sie erklärten, daß sie auf eine Erbschaft warteten, die schon längst hätte eintreffen müssen und deren Eintreffen sich nur der Saumseligkeit des Rechtsanwaltes wegen verzögert habe. Eines Tages fuhr der Schriftsteller zu seinem An- walt in die Stadt. Tags darauf rief er seine Frau telephonisch an, teilte ihr mit, daß sie beide abends zu einer Hochzeitsgesellschaft eingeladen seien und daß sie daher sofort nachkommen müsse, Da die Junge Frau aber nicht ein Or Barvermögen bei sich hatte, wandte sie sich an Fräulein Fre- deriksen, und diese lieh ihr. gutmütigerweise einen Zehnkronenschein. Zum Pfande, daß sie wiederkäme, ließ die junge Frau einen Koffer zu- rück. Aber weder sie noch ihr Mann kamen je- mals wieder. Und als man daraufhin den Koffer öffnete, enthielt dieser nichts weiter als ein paar zerlesene alte Zeitschriften, die der Herr Schrift- steller offenbar sehr eingehend studiert hatte, Obwohl Fräulein Frederiksen die erlittene geld- liche Einbuße sehr zu Herzen ging, erlebte sie jedoch einen viel schlimmeren moralischen Schock, als sie später erfuhr, daß das vermeintliche Wenn der D=Zug aus Der Halle ift Von Wilhelm Pleyer Wenn der D»Zug aus der Halle in, Fragrt du dich, ob du vielleicht geträumt, Und es fingt dir - voller Hinterlift - Alles auf, was du beftimmt verläumt. «+. Hätt Ich nirgendandershin gefchaut, Hätt ihr Blick mich länger noch entzücht. Ihre Hände fühlten (0 vertraut - Hätt Ich fle doch länger noch gedrückt! Und Im ‘Durchgang waren wir allein, Ach, zum erftenmal in unferm Leben! Warum flel es mir nicht früher ein: Rafch mal fragen und gleich Antwort geben! - Und am Blumenftande lag's doch nah, Eine dunkle Rofe ihr zu reichen. Freilich maren auch noch Vellchen da - Schüchternheit braucht eben auch ihr Zeichen! War, die Schläfe nur an fie zu lehnen, Nicht Ichon lang und lang von mir geträumt? Sellg träumen wir, was wir erfehnen, Schmerzlich träumen mir, was wir verfäumt. Hätt ich doch... o wär ich... mürd ich wieder... Fern vermweht ein Fähnlein dunklen Rauche, Mit dem Arme finkt das Sacktuch nieder Aus den Höhen hymnifchen Gebrauchs, Und der Menfch fteht kläglich auf dem Steige. - Drum bedenke, was man oft vergißt: Einmal it das Leben felbft zur Neige - Wie ein D=Zug aus der Halle ift. 262 Junge Ehepaar gar nicht verheiratet gewesen war. Auch der nächste Schriftsteller, den Fräulein Fre- deriksen beherbergte, ein Junger Dramatiker, ver- schwand eines schönen Tages unter Hinterlassung erheblicher Zechschulden. Auf meinen Einwand, wieso sie ihm denn die Polizei nicht sofort nach- geschickt habe, entgegnete Fräulein Frederiksen: „Ach, das brachte Ich nicht über mich. Er war Ja solch ein lieber, netter Mensch! Immer wieder faßte er mich um die Taille, drückte mich und sagte: ‚liebstes Fräulein Frederiksen, seit meine Mutter tot Ist, hat mir noch niemand solch ein fabelhaftes Essen vorgesetzt wie Siel’” Nummer vier war ein Schriftsteller mittlerer Jahre mit einer sonderbar ausgeprägten Physiognomie und einem erheblichen Verbrauch an Bier und Schnaps. Fräulein Frederiksen hatte sich einige seiner Bücher angeschafft. Sie enthielten neben den zartesten Liebesidyllen die schaurigsten Schilderungen von Mord und Totschlag. Immar- hin schien er ein Pensionär zu sein, der vorneh- mer und zuverlässiger als seine Kollegen war. Bis er eines Tages ein größeres Honorar über- wiesen bekam. Im Nu Irank er sich sternhagel- voll und torkelte in die Gästestube hinein, wo Fräulein Frederiksen mit zwei neuangekommenen Gästen saß: einem Direktorsehepaar, das jeden Sommer kam und zu den zahlungsfähigsten Gästen des Hauses gehörte. Die Direktorsfrau war Jung und schön, und als der Schriftsteller ihrer ansich- tig wurde, ging er auf sie zu und machte Ihr in auffälllger Weise den Hof. Als daraufhin der Ehemann dazwischentrat, erhielt er von dem Nebenbuhler einen solchen Puff, daß er in einem Bogen in die Ecke flog und auf eine Zierpalme zu sitzen kam, die er umknickte. Aber auch die Direktorsfrau schien wenig erbaut zu sein und sträubte sich mit Händen und Füßen gegen die unerwünschte Verehrung, die Ihr dargebracht wurde, Woraufhin sich verständlicherweise ein plötzlicher Umschwung in den Gefühlen des stür- mischen Liebhabers vollzog. Er zog Ihr den Hut ins Gesicht und belegte sie mit unpassenden Ausdrücken. Der allgemeine Lärm, der entstand, riet elnen Chauffeur und den Hausknecht herbei, und im Verein mit dem Direktor wurde der Schriftsteller an die Irische Luft gesetzt, wo er sich zuletzt noch damit vergnügte, mit der Faust die Fensterscheiben einzuschlagen. Die Hinterlassenschaft, an der Fräulein Frederik- sen sich für Zeche, Zierpalme und Fensterscheiben schadlos halten konnte, bestand aus einer alten Unterhose, Im übrigen war sie sich nicht schlüs- sig, inwiefern sie überhaupt Schadensersatz- ansprüche geltend machen könne, denn schließ- lich war sie es doch, die dem Gast die Tür ge- wiesen hatte, Das Schmerzlichste aber war, daß der Direktor und seine Frau augenblicklich ab- reisten und niemals wiederkamen. Schließlich beehrte Fräulein Frederiksen noch ein junger Lyriker mit seinem Besuch. Aber er war nur einen Tag dort. Denn dann verhaftete Ihn die Polizei wegen Diebstahls, Zechbetrugs, Verstoßes gegen die guten Sitten usw. — — — Postskriptum: Ich habe nun längst das Gasthaus verlassen und bin zu meinen lebensfrohen Ab- kömmlingen nach Hause zurückgekehrt. Sollten diese Zeilen Fräulein Frederiksen zu Gesicht kom- men, so wird sie, vermute ich, am Eingang ihres Hauses ein Plakat anbringen lassen: „Dichter und Schriftsteller hier unerwünscht!” Und dabei wird sie denken: Schlimm waren sie alle, Der Schlimmste von allen aber war der letzte. (Aus dem Dänischen von Werner Rietig) Kleine Auseinandersetzung iR {R. Krlesch) em „Du siehst wohl nach, was unter ‚Kavalier‘ im Lexikon steht, Theodor?“ „Nein, mein Täubchen, ich suche nach ‚Krampfhenne‘!“ Lieve disputa: “Senza dubbio, Teodoro, cerchi nel lessico I’ ascoso senso di ‘Cavaliere,?,, “No, colombina mia, ma quello di ‘millantatrice,!,, 263 | GUSTAV LOHSE BERLIN JAbzik feiner Parfümerien 1 ‘er Sinn für das Schöne und Gepflegte drückt sich beim modernen Herrn auch in der Art aus, wie er sich anzieht. Wer auf andere Menschen, tei es eine Frau, sei es ein Vorgesetzter oder ein Geschäftsfreund, einen sympathischen Eindruck machen will, ‚achtet deshalb vor allem auf eine formachöne, aparte Krawatte, da sie den Blick zuerst anzieht. Mit einer der kostbaren 4 VONEN läßt sich am einfachsten beweisen, daß man Ge- schmack und sicheres Gefühl für elegante 4 Musterung und edio Farbgebung besitzt. A ARKE F} hasdgrnakt,eingantundenmal Imdem Master war wenige Kra KRONEN-KRAWATTEN-FABRIK Ta M File senun [-} 264 ZEmTE IF ANKDER TUR VON JO HANNS ROSLER Otto kommt aus dem Büro nach Hause. Otto Ist vergnügt und guter Dinge. Schon sieht er sein kleines Haus Im Garten liegen Schon schimmert die braune Tür durch das Grün. Da entdeckt Otto einen weißen Zetiel an der Tür Otto stutzt und liest: „Wie wir in Erfahrung gebracht haben, versteuerten Sie Im letzten Jahr achthundert Mark Einkommen zu wenig. Sie werden hiermit ersucht, den hinterzogenen Steuerbetrag innerhalb einer Woche an unserer Kasse zu erlegen. Wegen versuchter Steuerhinterziehung wurde gegen Sie eine Geldstrafe von fünfhundert Mark erkannt. Der Beauftragte des Finanz- amtes.” Otto denkt, ihn laust der Affe, „So muß es kommen, wenn der Mensch an nichts glaubt!” jammert er, „jahrelang habe ich brav und bleder meine Bücher geführt und meine Steuern gezahlt. Dann haben mir gute Freunde zur doppelten Buchfüh- tung geraten. Da habe ich nun auch doppelte Buchführung gemacht, eine für mich una eine für die Steuer. Jetzt haben wir den Salatl Wie gewonnen, so zerronnen| Aber da kennt ihr Otto ’n schlacht! Ich mache sofort pater peccavi, bringe meine Bücher in Ordnung und beichte. Denn wenn sie mich noch einmal erwischen, schließen sie mir noch am Ende meinen Laden!” Olto eilt, so schnell ihn die Füße tragen, in seln Geschäft zurück. Otto holt die geheimen Aufzeichnungen aus der Gardinenstange heraus und trägt Posten für Posten sorgfältig nach. Otto schreibt eine neue Steuererklärung. Tausend Mark muß Otto jetzt mehr versteuern, aber Otto muß deswegen noch lange keine Not leiden und kann mit ruhigem Gewissen schlafen. Und ehe Otto heimgeht, wirft er die neue Steuer- erklärung in den Brielkasten. Und es Ist nicht die Steuererklärung füı dieses Jahr allein, die der Umschlag an das Finanzamt enthält, es ist ein welteres Schreiben darin, in dem Otto bekennt: „In der vorjährigen Steuererklärung habe ‚ich mich geitrt, ich habe achthundert Mark mehr verdient. Otto.” Denn, denkt Otto, wer da viel bekennt, dom wird viel verziehen. Als Otto heimkommt und er schon wieder sein kleines Haus im Grünen und die braune Tür in der weißen Mauer sieht, hört er Stimmen. Es Ist seine Frau und die liebe Nachbarin. Und Otto kommt gerade zurecht, um zu hören, wie die Nachbarin mit lauter Stimme fragt: „Haben Sie mir die Stecknadeln aus der Stadt mitgebracht, Frau Hofer? Sie waren leider nicht dahelm, als ich heute vormittag herüberkam, um Ihnen die Nadelmuster zu bringen. Da habe Ich die drei Nadeln in die Tür gesteckt und — damit Sie sie gleich finden — einen Zettel daran befestigt, den ich Im Papierkorb meines Mannes fand.” Die Notlüge os Gels) „Ist das die Linie 62° — „Neint!" Bugia di necessitä: “E questa la linea 62,, — "Noll, Reitsport Vo es ein Problem heute selbstverständlich Sicherlich war es kein reines Ver- gnügen, in so unzweckmäßiger Kleidung auf finkem Roß über Stock und Stein zu jagen. Für die moderne Frau sind Sport undKör- | perpflege die notürlichen Grund- | lagen zur ErhaltungihrerGesund- heit und Schönheit. Praktische, sportliche Kleidung ist ihr dabei unentbehrlich, ebenso wie die neuzeitliche Comelio - Hygiene, die ihr Sicherheit und Frische on allen Togen erhält und zuver- lässigen Schutz bietet. WIERERT, EinBegriff für photographifcheWertarbeit ı 265 Ein seltener Genuß! ATIKAH nem Ponzer — in hohe Temperaturen - is# ein. durststillen- Tabak willkommen! Hanewacker „Besonders mild” ist. der rechte Tabak, denn er schmeckt gut und wird „rauchlos’’ | Machen auch Sie Ihrem die kleine Freude und schicken Sie ihm ab und zu eine Dose Hanewacker „Besonders mild!” LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückel) Bobby ruft seinen Freund Rudi an. „Du, Rudi, Ich bin augenblicklich In Geldverlegenheit. Bitte, leihe mir tausend Mark. Ich werde morgen mittag bei dir vorbeikommen und sie mir abholen.” Am andern Tag herrscht ein Hundewetter, es schüttet wie aus Kübeln. Trotzdem erscheint Bobby bei Rudi. „Aber, Bobby“, ruft Rudi entsetzt, „bei diesem Wetter kommst du?” „Ja“, wischt sich Bobby den Regen aus dem Ge- sicht, „wenn ich es nicht so bombensicher ver- sprochen hätte, wäre ich auch nicht gekommen.” Bobby hat einen Aushilfsdiener aufgenommen. „Heute abend”, unterrichtet Ihn der Graf, „werde ich noch bis in die Nacht hinein arbeiten, Sollte ich etwas brauchen, so klingle ich Ihnen. Halten Sie sich parat für den Fall, daß ich Ihrer bedarf.” „Und um welche Zeit darf ich dann schlafen gehen?“ fragt der Diener. „Hm“, denkt Bobby nach, „eine bestimmte Zeit läßt sich da nicht festsetzen. Das kommt darauf an, wie lange ich arbeite. Aber wir wollen es so machen: Sobald ich nicht mehr klingle, mag das für Sie das Zeichen sein, daß auch Sie zu Bett gehen können.” Der kleine Hiasl spielte mit dem Hauskater. Kam der Herr Pfarrer des’ Weges und sagte: „Büabl, del Katz Ist aber mager, die fangt wohl keine Mäus?” „Mäus grad gnua”, meinte der Hlasl, „aber die Mäus san halt aa mager.” Am Stammtisch wendet sich Huber zu Müller und sagt: „Herr Müller, Sie sitzen Ja auf meinem Hutl” Erwidert dieser: „Aber, Herr Huber, Sie wollen... doch nicht schon gehen?" FH. Frau Wamsler traf Frau Birnstingel. Sie sprachen von ihren Männern. „Meiner“, sagte Frau Wamsler, „war so dick, daß es Fetiflecken an der Wand gegeben hat, wenn er sich anlehnte. Und jeizt hat er so abgenom- men, daß er mir mit dem Rücken die ganze Wand verkratzt.” „Also wieder eine Nachtfahrt bei dem scheußlichen Wetter! Nur gut, daß ich meine ı... fees is denn das! Ich habe sie mahrhaftig nicht, so ein Pech „Darf ich fragen, was fehlt?” ‚on olner entschok Wir Mensch aind t also dan Büchlein „Weg zum Du“ der Eha- anb. 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Das Modische verging, doch seit mehr als 150 Jahren sind die Erzeugnisse der Österreichischen Tabakregie in der ganzen Raucherwelt begehrr. oder nervöse Beschwerden? | Menschen, die von algemeiner Netvenichwäche. | ‚nervösen Erschöpfu inden, Reizbarkeit und | losiukeit, nervösen Magen-, Darm- und Herz- | den geauält werden. kennen nicht einmal en und entspannenden Stunden des | yensystem verlangt osecsetin-Kur! Die Neurosecretin-Kur wirkt durch die im Neurosecretin geschallene Verbin- - ‚dung von Lecithin mit körpereige Yineralstollen | und den für die Nerven so wichtigen B-Vitaminen (vor allem dem antipeurkischen Vamin B.). Se hat sich bestens bewährt auch bei Beschwerden durch | ‚Aderverkalkung und erhöhten.Blutdruck. I 50 Dragees RM 3.50, 100 Dragees RM 6.74 In allen Apotheken. >. MEMPHIS MILDE SORTE bei AstlunauBronchilis Breitereutz Asthma-Tubverum Einnehmen Wirkt anfallbeneitigend - lösend - beruhigend - guter Nachtschlaf. Best begutachtet » lang)ähr. erprobt » bagelst. 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Reichelt, Breslau 5, Schlieklach 36450 ein BR a | 267 DIERSGBIEEHIVOIGIEE Herr Wernecker hielt vor der Tabaktrafik in Hin- terpetzluckau, schob den Musterkoffer unter den Sitz, klappte den Wagenschlag zu und holte sich eine Virginierzigarre, die er nach dem Essen zu rauchen gedachte, Er wählte sich eine tadellos gebaute, dunkelbraune und verwährte sie sorg- fältig in der Brusttasche. Draußen sah er einen kleinen Mann, der mit kummervollem Gesicht die Nummern der letzten Lottoziehung betrachtete, Der kleine Mann trug einen großen, grauen Schlapphut, unter dem sein etwas gelbliches Ge- sicht scheu hervorlugte, wie ein ängstlicher Vo- gel aus dem Gesträuch. Er sah überaus nach- denklich aus. Das ganze Gesicht schien Falten In die Gegend der Nasenwurzel zu entsenden, der Mund war zu einem schmalen Strich zusammen- gezogen und In seiner.ganzen Haltung lag ein Ausdruck von äußerster Anspruchlosigkeit und Ergebung. Ein kleines graues Spitzbärtchen krab- belte um sein Kinn, die Augen waren zu ganz dünnen Schlitzen zusammengepreßt, aber dahinter schien irgend etwas wie List zu glimmen, welche die einzige Waffe der Schwachen ist. Wernecker, groß, kräftig und voll Leben, fühlte sich von der Erscheinung des Kleinen angezogen. Ihm war, als müßte er ihn kennen. Immer deut- licher wurde diese Empfindung, und plötzlich blitzte die Gewißheit auf. Er rief: „Beigel, bist du es?” „Ja“, erwiderte der kleine Mann trocken, „und du bist der Wernecker."” „Ja freilich, welch ein Zufall. Seit der vierten Realschulklasse haben wir uns nicht gesehen. Was hat dich denn in dieses verdammte Nest — entschuldigst schon — verschlagen?” „Mein Pech”, sagte der andere ruhlg und sach- lich. Wernecker schüttelte ihm die Hand. „Nein, so was. Du hast doch hoffentlich Zeit für mich? Oder willst du in der Lotterie setzen?” Ein sonderbares Grinsen kroch über das Gesicht Beigels. „Ich in der Lotterie setzen? Was fällt dir ein? Weißt du nicht mehr, was für ein Pechvogel ich bin?" „Ja, ich erinnere mich. Du warst doch derjenige, der immer erwischt wurde, der als einziger ge- prüft wurde, wenn keiner vorbereitet war. Du bist ja auch in der vierten Klasse durchgefallen, weil Professor Hannak, der dich doch aufsteigen lassen wollte, plötzlich starb.” „Ja, das bedrückt mich heute noch schwer.” „Wieso? Du bist doch nicht schuld daran?” „Sag das nicht. Mein Pech ist so kolossal, daß es auch eine Gefahr für die Mitwelt bildet, Es ist natürlich seit der Schulzeit noch größer gewor- den, es ist mit mir gewachsen und heute, da ich schon ein alter Mann bin, ist es wie mein Schat- ten in der Abendsonne, unzertrennlich von mir und viel größer als ich selbst.” „Na, du bist mir aber ein schöner Pessimist ge- worden. Das Ist natürlich alles nur Einbildung. Schau mich an. Ich vertraue auf mein Glück, ich fordere es geradezu heraus, ich zwinge es, mir gefällig zu sein. Und siehst du, ich erreiche wirk- lich, was Ich will. Man darf nicht nachgeben, sich nicht unterkriegen lassen. Wenn Ich mir schon etwas einrede, so doch lieber etwas Gutes als etwas Böses.” „es handelt sich da nicht ums Einreden. Jeder Mensch kommt auf die Welt, wie er eben Ist, und so bleibt er. Es gibt Menschen mit Glück und solche mit Pech. Natürlich gibt es auch gemischte, die Glück und Pech haben, und solche, die keines von beiden haben. Die sind vielleicht die aller- ärmsten. Ich bin einer mit Pech allein. Da hilft gar nichts.” „Und fühlst du dich nicht sehr unglücklich?" „Nein. Man kann so und so leben. Wenn man es einmal weiß und nicht gegen den Strom ankämpft, dann treibt man auch so durch das Leben dahin und das Schicksal läßt einen sogar alt werden. Nur aus Bosheit.‘ VON BRUNO WOLFGANG Wernecker blickte den Freund mißtrauisch an. Diese Philosophie klang denn doch etwas sonder- bar. Beigel fuhr fort: „Es Ist oft ganz Interessant. Nur hat man eine all- zugroße Verantwortung. Du glaubst gar nicht, wie verschwenderisch das Schicksal ist und wie gleich- gültig Ihm alle unsere Wertmaßstäbe sind. Wenn ihm daran liegt, daß ich einen Schnupfen be- komme, läßt es ruhig vierzig Tage regnen und vernichtet die Ernte eines ganzen Jahres.” Jetzt begann Wernecker ernstlich an der Zurech- nungsfähigkeit Beigels zu zweifeln. Das war schon fast Verfolgungswahn. Oder war es doch nur die Verschrobenheit eines harmlosen Sonderlings? Vielleicht war es möglich, ihn zur Vernunft zu bringen. „Ich lade dich ein, mit mir zu Mittag zu essen. Ich werde dir beweisen, daß du Unrecht hast, Ich setze mein Glück gegen dein Pech, und du wirst sehen, daß ich gewinne. Vielleicht war es kein Zufall, daß wir uns gerade hier trafen.” „Es gibt keinen Zufall”, murmelte Beigel sorgen- voll. „Ach was, komm, wir steigen ein, wir fahren zum Schaller.” „Nein, Ich bitte dich, nicht zum Schaller. Der ist ein anständiger Mensch und ich möchte ihm keinen Schaden bringen. Fahren wir lieber zum Pinagler. Der ist ein ekelhafter Kerl, grob, geldgierig und unaufrichtig. Bei dem macht es mir nichts aus, wenn sein Wirtshaus plötzlich einstürzt,” g Wernecker schüttelte den Kopf, und sie stiegen ein. Wernecker gab Gas. Der Motor grunzte leise und starb ab. „Zu dumm. Jetzt muß ich noch einmal aussteigen.’” Wernecker begann draußen zu drehen wie ein Werkelmann, aber der Motor bockte und war nicht 0. Hogenbarth) in Gang zu bringen. Beigel lächelte wissend. Dann sagte er kurz: „Wart einen Augenblick. Wirst gleich sehn..." Er stieg aus und rief ziemlich laut, etwas nach oben gewendet: „Servus, Wernecker, ich geh zu Fuß.” Im selben Augenblick sprang der Motor an. Wernecker stieg ein, Beigel schlüpfte rasch nach und sie fuhren ab, „Jetzt haben wir es angeschmiert”, flüsterte Bei- gel vergnügt, „Wen?“ — „Das Schicksal.” „Aber das ist denn doch zu dumm!” rief Wern- ecker schon ein wenig gereizt. „Das gibt es doch nicht... Ohal" Im Eifer war er auf die falsche Straßenseite ge- raten und wäre beinahe mit einem entgegenkom- menden Wagen zusammengestoßen. Ein Schutz- mann stand plötzlich da und verlangte drei Mark Strafe. „Der alte Wachmann Hofer hätte dich mit einem kleinen Verweis durchgelassen. Das ist aber der Neue, Heute früh hat er seinen Dienst angetreten. Wäre ich aber nicht mit dir gefahren, hätte er ihn erst morgen angetreten.” „Unsinn. Alles Zufall” schrie Wernecker ärgerlich, und fuhr bei dem Gasthause vor. „Meine Verehrung!” sagte der Wirt Pinagler. Bei- gel lächelte ein wenig diabolisch. Während sie drin auf das Essen warteten, forderte Wernecker Beigel auf, einstweilen seine Vergan- genheit zu erzählen. Beigel schilderte zunächst, wie er den Beruf eines Kanarienvogelzüchters auf- geben mußte, weil ihm die armen Tiere leid taten. Es war nämlich plötzlich eine bisher noch unbe- kannte Seuche unter den Kanarienvögeln auf- getreten. Dann hatte er einen kleinen Weingarten erworben, was eine ungeahnte Reblauskatastro- phe im Weinland hervorrief, Seine Versuche als einfacher Landwirt scheiterten daran, daß zum erstenmal in Mitteleuropa Heuschrecken auftauch- ten und die ganze Ernte vernichteten. „Einen Augenblick", sagte er nach kurzem Nach- denken, „ich möchte doch meiner Quartierfrau telefonieren, daß ich heute später komme.” Er stand auf, ging einige Schritte, kehrte aber sofort wieder zurück und setzte sich nieder. „Warum gehst du nicht telefonieren?” fragte Wern- ecker erstaunt, „hast du es dir überlegt?" „Nein“, erwiderte Beigel listig zwinkernd. „Das ist nur ein Trick, In dem Augenblicke, da ich die Absicht äußere, zu telefonieren, wird nämlich der Apparat sofort besetzt. Siehst du?” In der Tat hatte sich bereits ein allein sitzendes Mädchen er- hoben und betrat die Telefonzelle im Vorraum. „Sie hätte natürlich nie telefoniert“, fuhr Beigel mit Über- zeugung fort, „wenn ichnicht selbst den Wunsch aus- gesprochen hätte.‘ Und ganz leise setzte er hinzu: „Ich will aber in Wirklichkeit erst eine halbe Stunde später telefonieren. Jetzt habe ich es wie- der drangekriegt. Um aber weiter zu erzählen: Da Ich niemandem schaden wollte, beschloß ich, von dem kleinen Kapital, das ich von meinen Eltern geerbt hatte, zu leben. Oh, wie ich diesen Ent- schluß bereue. Kaum hatte Ich das Geld in die Sparkasse gelegt, als schon die Krone ins Rut- schen kam. Schnell nahm ich das Geld heraus. Aber es war berelts zu spät. Die Valuta warschon zerstört. Ich kaufte rasch ein paar Aktien. Dadurch kam der ganze Aktienmarkt ins Wanken. Sogar große Papiere, die ich gar nicht besaß, wurden mitgerissen. Die Wirtschaftskrise begann. Ich besaß nun nichts mehr und wurde Beamter. Sofort wurden die Gehälter wesentlich gekürzt und die Abzüge erhöht, Der Abbau begann. Selbst- verständlich war ich einer der ersten, die hinaus- flogen. Nun schrieb ich einen Roman und sandte Ihn an die ‚Neue Unterhaltungswelt‘, Er kam zu- rück mit dem Vermerk ‚Nicht zustellbar, Empfänger verweigert Annahme wegen Liquidation‘. Drei Ver- leger, bei denen ich, wenn ich so sagen darf, IK. Heillgenstaedt) Die Weitblickende „Schau, diese Schlüpfer hab ich auf halbe Punkte gekriegt, weil sie ein paar Webfehler haben!“ — „Aber Inge, die sieht man doch!“ La lungimirante: "Vedi, queste mutandine le ho avute per metä punti, perch@ hanno un qualche difetto di tessitura!,, — “Ma, Inge, lo si vede pure!,, 269 meln Glück versuchte, brachen über Nacht zusam- men. Ich dramatisierte den Stoff und sandte das Manuskript an mehrere Bühnen. Und nun begann jenes unerhörte Bühnensterben, das dir ja be- kannt ist. Ich hätte die ganze Literatur-ausrotten können. Vielleicht zu ihrem Hell.” Er ist total verrückt, der Ärmste, dachte Wernecker, wie soll man ihm diese närrischen Ideen aus- reden? Vielleicht wird ihm das Essen wieder ein wenig Optimismus einflößen. „Wo bleibt denn überhaupt das Essen?” rlef er ungeduldig. Der Wirt kam mit verstörtem Gesicht und stam- melte Entschuldigungen. Etwas ganz Unerhörtes war passiert, Durch den Kamin war plötzlich wie der leibhaftige Teufel ein lederner Sack hernieder- gefahren, mitten in den brodelnden Kochtopf. Er wurde sofort herausgefischt und das bißchen Ruß aus dem Kamin hätte sich schon verrühren las- sen, Aber gleich darauf folgte ein Papiersäckchen, dessen Inhalt zu beschreiben der Wirt für unziem- lich ansah, Und was war in dem Beutel? Bılefe, Und woher kamen die Briefe? Von einem Flug- zeug, das einen Postbeutel verloren hatte. Und das andere kam auch von dem Flugzeug. Mein Gott. Menschen sind wlı alle... Das Essen... lei- der... Aber etwas Gekröse wäre noch dagewe- sen, wenn es nicht eine vor kaum einer Viertel- stunde zugelaufene Katze verschleppt und ver- zehrt hätte, Zum erstenmal sah Wernecker ein strahlendes Lä- cheln auf dem Gesicht Beigels aufziehen. „Merkst du was?” sagte er nicht ohne Stolz. „Und Ich will dir noch verraten, daß ich gestern zum ersten Male einen Brief mit der Luftpost aufgegeben habe. Ich bin glücklich, daß der Flieger nicht abgestürzt ist Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.” Wernecker begann es vor diesem umgekehrten Polykrates zu grausen. Er wandte sich zum Gehen und sagte: „Lieber Beigel, ich muß heute leider schon weiterfahren. Aber ich komme nächste Woche wieder hier durch und dann reden wir weiter über deine Einbildungen. Leb wohl. Auf Wiedersehen.” Er wollte Beigel die Hand reichen. Aber dieser sprach mit seiner früheren Trocken- heit: „Lieber nicht, Wernecker, sonst wachst dir morgen der Nagel ein oder sonst was.“ Wernecker fuhr los. Unterwegs wollte er die Vir- ginier anrauchen. Aber sie hatte nicht die ge- tingste Luft. Seit Jahren war ihm das nicht vor- gekommen, Kurze Zeit später hatte er einen Pneu- matikdefekt. Mit Mühe erreichte er die nächste Ortschaft. Während der Reparatur las er eine Zei- tung und erfuhr, daß der Benzinpreis seit gestern gestiegen sei. Daß ihm irgendwo der Musterkoffer gestohlen worden war, bemerkte er erst abends im Hotel, Als er in der nächsten Woche wieder eine Rund- reise begann, ließ er Hinterpetzluckau ungefähr zwanzig Kilometer links liegen. Er hoffte, daß diese Entfernung von Freund Beigel fürs erste ge- nüge, Er hielt Ihn nach wie vor für verrückt. Aber es gibt vielleicht doch Dinge, welche... Sicher ist sicher. n Die gewaltig gesteigerte Nachfrage nach allen -&r3eugnissen hat zeitweise eine merkbane KRrrapphıeit zur Folge. Ich GiHle die Haiüsfrauen, mumer min ihren Laglichern nimmt stets Oetker! 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Okt. 1941. — Unverlargte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beilleg (Fornrut 1296). Brletanschrift: „München. — Der Simplicii 30 Pfg.; Abonnement im Moı Nachdtuck verboten. München 2 BZ, Brleftach. arscheint wöchentlich eInmal. Bestellungen nehmen RM. 1 nzeigenpralse nach Pralsliste Nr. 7 Pontöcheckkonio München 5920. Erfüllungsort München. Dütet AlünchenerUalzgelränk Rräfkigt nährk. ; Beidchwachen uktanken ‚sehr bewährt 7 Bezugsauellen-Nachweis durch ? NAERA-GESELLSCHAFT für diätet Getränke mb. H München 2BS VON RM180 doppelschräg, überhöht, DRP. Neuer glasklarer und farbiger Beireien Sie sich von Hühneraugen und Hornhaut! Werkstoff. Praktisch bruchfest. Rasiertsanft,leicht,angenehm. Malen lösen sii auch das zäh Hühnerauge undd hör -} Hornhaut Versuchen Sie esgleich heute. Sie erhalten Sa hüko für 65 Rpf in Ihrer ‚Apotheke oder Drogerie SAHÜKO hilftt Nur durch Fachgeschäfte zu beziehen! RUD. 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Zweig Oberschule für Mädchen Gymnasium Mittelschulbildung Selbstunterrichts-Lehrwerk zur Vorbereitung auf Abschluß- prüfung on einer Mittelschule Kaufmännische Bildung Lehrwerke zur Aneignung des Lehrstoffes an Wirtschaftsoberschule Hähsıe Handelsschule Zwgiährige Hondelsschule Keöhmenn tündlungsgehilfe Handiängngehilfen-Prüfung Name On, Straße v. Nr. ineiden und im Umschlag als Erbitte unverbindlich Ansichtssendung von dem unterstrichenen Selbstunterrichts-Lehrgang: Technik Fremdsprachen Englisch Italienisch Französisch Spanisch Latein Griechisch Werke für Angehörige v. Wehrmacht, 44, RAD Abschlußprüfung I ‚Abschlußprüfung | Ausbildung für Beamte für den einfochen, mittleren und gehobenen Dient Musiktheorie Konservotorium Gesang Technik Maschinentechniker Moschineningenieur Werkmeister Beiriebsingenieur Probe-Nr. d. „Rustin-Nachrichten”, Fachzeitichr, f. Fernunterricht (m, Erfolgsbericht.), gratis! Baruf u. Alterı ebervonRM.020 an "Drucksache (Porto 3.) einsenden Gutschein! An dos Rustinsche Lehrinstitut für Selbstunterricht, Potsdam-Ru 13 Betriebskaufmann im Maschinenbau u. a. Technischer Kaufmann Techniker für das Kroftfahrwesen Elektrotechniker Funkingenieur Techniker im Flugzeugbau Ingenieur im Flugzeugbau Werkmeister der fein- mechanischen Technik Techniker der Feinmechanik Chemotechniker Installationstechniker ‚ohrgänge zum Selbstunterricht und zur Vorbereitung a. d, Meister- prüfung (Beruf angeben) In St. Nazaire (Wilhelm Schulz) „Wanderer, kommst du nach London, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie es Maiski befahl! In Saint-Nazaire: “O tu, viandante, se val a Londra, annuncla colä che c! hal visto glacere qui, come ordinava Maiski!,, 272 BIPUSHWN, SIDE ET 4 47, Jahrgang / Nummer 18 PLG | Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Kurssturz in USA. (E. Thöny) e- 709 „So eine Gemeinheit, hat mir doch dieser schäbige Kerl statt eines Cent Ostasienpapiere in den Hut geworfen!“ Caduta di valori negli USA.: ‘Che mascalzonata m'ha fatto questo spilorcione! In luogo d'un ‘cent, m’ha buttato nel cappello dei titoli dell" Asia Orientale!,, Der enttäuschte Centaur (Fr. Bllek) „Ich sehe ein, wir passen nicht zusammen — Sie kann man ja auseinandernehmen, mein Fräulein! Il centauro deluso: "Lo riconosco; non andiamo bene insieme — essa & smontabile!,, Herzklopfen bei Leipzig Von Walter Foitzick Ich muß es endlich einmal bekennen, mir wird dann leichter werden und Ich werde wieder nach Leipzig fahren können. Bis jetzt habe ich mich nämlich nicht mehr hingetraut, nach Leipzig. ‚Also heraus damit! Ich habe nämlich, ich habe in Leipzig mal meinen Kaffee nicht bezahlt. Sie mögen es glauben oder nicht, ich hab's wirklich vergessen, Ich bin aufgestanden wie ein gelern- ter Zechpreller, habe Hut und Mantel, meinen Hut und meinen Mantel genommen und habe mit ruhi- ger Miene das Caf& verlassen. Ich schwöre Ihnen, wenn ich’s gewollt hätte, ich hätte nicht ruhig bleiben können. Ich bin dem Kellner bis zum heu- tigen Tage noch Immer dreißig Pfennige und das Trinkgeld schuldig. Ich hatte mir vorgenommen, ihm das Geld zu schicken, dem Kellner, der im Jahre 1925 am zwei- ten Fenster links vom Eingang am 27. September bediente. Die Post hätte das Cafe schon heraus- bekommen. Es lag an der Ecke einer Straße und eines Platzes, und wenn ich mich recht entsinne, stand auf dem Platze einer aus Bronze und ritt in „eine ruhmvolle Vergangenheit hinein. Demnach kann es kein Dichter gewesen sein, denn es Ist nicht üblich, Dichter als Kavalleristen darzustellen. Ach, ich habe es Immer verschlampt, dem Kellner diese dreißig Pfennige zuzüglich Trinkgeld zu schicken, aus purem Leichtsinn. Nun, das Geld wird er verschmerzt haben, aber man tut so etwas nicht, und der Kellner weiß noch Immer nicht, daß ich es aus Versehen getan habe. Wenn Ich Kell- ner wäre, ich würde von meinen Gästen immer nur das Schlechteste denken, z. B. von mir, denn mir ist da noch ein gewisser Umstand bekannt. Deshalb habe ich nie nach Leipzig fahren können, und, wenn der Zug München—Berlin auf dem Leipziger Bahnhof etwas länger hielt, hat mir immer das Herz geklopft, und ich habe gedacht, jetzt suchen sie einen, der seinen Kaffee nicht bezahlt hat. Dazu habe ich versucht, ein gleich- gültiges Gesicht zu machen, aber ich habe immer gefühlt, ich sähe doch aus, wie einer, der seinen Kaffee nicht bezahlt hat. Ich hätte mich bestimmt erkannt, denn ich weiß, wie so einer aussieht, Hätte der Kellner nicht in Leipzig in mein Abteil steigen können und sagen: „Da sind Sie Ja, her- aus mit der Zechel”? Ich war immer froh, wenn Leipzig hinter mir lag, denn daß der Mann seine Vaterstadi je verlassen hat, nahm ich nicht an. Er sprach so ausgespro- chen den wohlklingenden und einschmeichelnden Dialekt seiner Heimat, und solche Leute sind sehr bodenständig. Ja, was soll ich noch Gutes von Ihm sagen, ich kenne ihn Ja so wenig. Ich bin so froh, daß ich hier Endlich mein Ver- gehen aussprechen kann, denn, wenn er mich 274 jetzt erwischt, kann ich immer sagen: „Sie sehen Herr, ich hab ein gutes Gewissen, sonst hätte ich das nicht hingeschrieben”. Niemals allerdings darf er dieses erfahren: ich merkte nämlich später, daß Ich gar kein Geld bei mir hatte. So was kann man einem nicht glauben. Sie werden mein Herzklopfen bei Leipzig ver- stehen. Arreftanten Eine Biene am Fenfter fummt, fummt, verftummt, fummt wieder und brummt. Draußen ift Sonne, find Blüten am Strauch. Innen qualmt der Zigarrenrauch. Hör’ fie fo orgeln und feh’ ihr zu... Aber dann ftört fie die Seelenruh’, Alfo das Fenfter auf... peu A peu...» ‚Gleich erficht fie den Spalt - adjöhl »Leben Sie wohl und ferneres Glück!« - Unfereine bleibt in dem Qualm zurück, teils überkommen und hergebracht, teils von uns felber zurechtgemacht. Unfereins hockt wie die Schnecke Im Haus. Niemand läßt uns zum Fenfter hinaus. Ratatöskr Hotel in Florida (Wilhelm Schulz) „Das Zimmer kostet fünfzig Dollar inklusive guter Aussicht auf U-Boot-Angriffe!“ Albergo in Florida: La stanza costa cinquanta dollari, compresa la buona vista sugli attacchi dei sommergiblli!,, 275 Die drei Fechtbrüder Jeder will von jedem! N ire accattoni: L' uno mendica dall' altro! 276 Mädchenbildnis „So, die Hauptsache hätt’ ich jetzt!“ „Schön — den Kopf kannst du ja morgen machen!“ {R. Kriesch) Ritratto di ragazza: “Ecco... la cosa principale ormal |’ avrei!,, — "Bene! — La testa puoi giä farla domanil!,, Die Antwort Der Frühling ist da, die Sonne scheint, Blumen duften, und Sofie, das Kindermädchen, sitzt im Stadtpark auf der Bank. Die Gnädige wandelt durch die Wege. Die Gnä- dige hält ein Lorgnon vor die Augen und hält Ausschau nach Sofie, dem Mädchen, und Bubi, dem Kind. Endlich sieht sie das Mädchen. Aber neben Ihr — Zeter und Mordio! — sitzt nicht etwa Bubi, das Kind, sondern Meyer, der Gefreite. Die Gnädige gerät in einen heftigen Zorn. „Soflel" 277 ruft sie, „schämen Sie sich nicht? Mit einem Sol- daten sitzen Sie hier auf der Bank?! Und wo ist das Kind?” Sofie erwacht aus den Träumen der Liebe und kehrt zurück in die rauhe Wirklichkeit. „Aber Frau Melchers”, sagt sie, „ich kenn’ ihn doch man erst fünf Monatel” rie DAS SPEZIALGESCHÄFT Eine hübsche Dame von knapp zwanzig Jahren betritt ein im elegantesten Viertel der Metropole gelegenes Geschäft. „Führen Sie noch Ehemänner nach Maß?” Der beflissen herbeigeeilte Abteilungsleiter reibt sich verlegen die Hände, „Nach Maß nicht mehr, aber in fertigen Modellen haben wir eine reiche Auswahl. Dort an der Stange...” „Einen Moment, bitte. Meine Freundin wartet draußen, sie will mich beraten.” — Das junge Mädchen kommt in Begleitung einer Dame von etwa 30 Jahren zurück. „Hast du schon gewählt, Herzchen?” „Wie kannst du denken, daß ich ohne deinen Beistand...” Der Abteilungsleiter mustert verstohlen die zweite Dame und sagt diskret: „Verzeihung, gnädige Frau, ich glaube, wir hatten auch schon die Ehre...” „Das dürfte eine Verwechslung sein”, lehnt die Dame fast beleidigt ab, „ich habe meinen Mann aus der Via Veneto bezogen.” „Entschuldigen Sie den Irrtum. — Hat das gnädige Fräulein vielleicht im Schaufenster etwas Passen- des gesehen?” „Leider nein.” „Dann würde ich in erster Linie zu dem großen schlanken Typ ‚Graue Schläfen’ raten.” „Um’s Himmels willen, nur den nicht!” fährt die Freundin erregt dazwischen und fügt mit gespiel- ter Gleichgültigkeit hinzu: „Den hat nämlich meine Kusine genommen — eine Katastrophel” „Und doch Ist er unsere gangbarste Marke.” „Im Schaufenster macht er sich auch nicht schlecht, aber zuhause versagt er vollständig. Er bekommt sofort einen Bauch und eine Glatze. Ich kenne den Typ! — Meine Freundin möchte etwas Soli- deres.” „Das ist natürlich entsprechend teurer.” „Zeigen Sie immerhin.” Der Abteilungsleiter bringt einen netten sympa- thischen Gatten zu 160 Liren, „Ist er strapazierbar?” „Von enormer Lebensdauer. Auf diesem Geblet führen wir nur Erstklassiges.” „Ich weiß nicht recht — ich bin so unschlüssig.” „Vielleicht wollen Sie ihn beim Tageslicht be- sehen?” Aus dem Italienischen von Helma Flessa „Nicht nötig. — Könnte ich nicht doch den gleichen Mann wie meine Freundin bekommen?" „Du bist verrückt! Habe ich dir nicht erzählt...” „Doch — aber schließlich..." „Kindchen, den Mann der Freundin sieht man immer nur im Frack, — Zeigen Sie ihr doch lieber jenen dort... Nein, ich meine den rechts...” „Ausgezeichnet! Man sieht, die Dame ist Ken- nerin. Dieser Typ stellt zwar nicht ganz soviel Nachtgang Von Hermann Sendelbach Lenk in der alleingelaffnen Nacht, ° Treuer Kindmond, meinen fpäten Schritt! Lange hatt’ ich deiner kaum gedacht, Grelles Licht ging vorlaut immer mit, Prahlte kindifch, Daß es dauernd fel Und viel ftärker als die Finfternis. An der Wahrheit lebte ich vorbei, War in Nacht der Nacht nicht mehr gewiß. Doch nun ift fie wieder da und groß Und ihr Anfpruch maltet unvermirkt. Hold entfchmwebft nun du dem Dunklen Schoß, Von den Sternen freundlich eingezirkt. Deiner Weifung mill ich dankbar fein. Aber nächftens bift auch du verdeckt Und kein Stern leiht mir den kleinen Schein. Werd ich dann verloren und erfchreckt Hilflos tappen mit gepreßter Bruft? - Nein, dem dumpf entiwöhnten Blick erwacht Neuer Lichtfinn fchon, Urjägerluft: Ich erobre die entdeckte Nacht. vor, aber seine inneren Qualitäten ...” „Ist er zärtlich?” „UÜberströmend! Er muß natürlich richtig behandelt werden.” „Seien Sie außer Sorge! — Aber vielleicht ist er ein rechter Wüstling?” „Wie können Sie denken!” protestiert der Ver- käufer gekränkt, „wir sind doch eine gediegene Firma, Freilich” — er seufzt bekümmert — „Mann bleibt Mann. „Da haben wir's schon.” „Sie dürfen mich nicht mißverstehen — auf die Natur haben wir leider keinen Einfluß. Wenn Sie etwas zur Eifersucht neigen — wir führen auch einen ausgesprochen verläßlichen Typ, natürlich erheblich teurer.” „Ist er schick?” „Entscheiden Sie selbst.” „Rasiert er sich jeden Tag?” „Jeden Tag nicht, aber häufig.” „Verdient er gut?” „Er hat eine gesicherte Stellung.” „Ist er eifersüchtig?” „Nicht die Spur.” „Das möchte ich eigentlich auch wieder nicht... Gibt es nicht ein Mittelding zwischen Othello und Waschlappen?” „Gnädigste, auf solche Differenzierungen können wir uns nicht einmal bel Maßarbeit einlassen.” Pause. „Was meinst du?” „Ich finde ihn reizend, Jedenfalls viel besser als den meinen.” „Dann nehme ich ihn.” „Sie haben gut gewählt”, lobt der Verkäufer und will den Gatten einpacken. „Halt! die Hauptsache...‘ Und mit leiser Stimme am Ohr des Verkäufers, „wie Ist er zuhause?” „Primal — Sie haben ja den Garantieschein.” „Nur auf ein Jahr. Aber nachher?” „Oh, dieser Typ ist zäh, der hält gut dreimal so lange.” „Und dann?” „Dann... ja dann, mein verehrtes Fräulein, wir handeln doch mit Ehemännern und nicht mit Kurio- sitäten! — Den Zettel an die Kasse, bitte. — Die Dame bezahlt 315 Lire, Ich empfehle mich den Damen!” (Aus „Il Travaso delle Idee“) (Magon) „Ich finde mich auf beiden Bildern nicht ähnlich!“ — „Seifroh, Reinhold, noch ähnlicher wäre eine Beleidigung!" “Trovo che nessuno dei due ritratti m’ ossomiglia!,, — "Siane pago! Una maggior somiglianza sarebbe un’ offesal,, 278 Tinte gegen Papier Ein 1 r z A ZIEAIEFZAN GE 2 N \I7 mungen ) ® / 97 NZ 'Y Inchiostro contro carta: L'inchiostro ha la sua gioia pazza, quando di carta c’ & gran bazza!,, 279 DER ABEND Groteske von Kurt Groos Die Gräfin hatte uns zu einem Abend eingeladen. Im Salon der Gastgeberin waren bei meiner An- kunft der Fürst von Stochmaringen nebst Gemah- lin, die Damen Hohenspann-Zuckfall, ein Klavier- virtuose namens Gangelging, der unter dem Pseu- donym Müller komponierte, der Filmschauspieler Jan Uwe Mikrosme und der Sachbearbeiter an- wesend. Der Sachbearbeiter stellte mich den anderen Herr- schaften vor, wobei mich peinlich berührte, daß der Fürst bei der Begrüßung vier Finger der Rech- ten zurückklemmte; hierdurch bekam man den Eindruck, einem Einfingrigen die Hand zu reichen. Die Fürstin dagegen war eine leutselige Dame, sie sah mich auf bestimmte Weise an, deutete auf den Gatten und tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Schläfe; später erzählte sie, der Fürst ver- bringe einen großen Teil des Jahres in einem Nervensanatorium, Die Gräfin, die Gastgeberln, bestrickend wie im- mer, leitete das Festessen mit einer klebrigen Masse in kleinen Schälchen ein, eine Masse, die nach Honig roch und nach Leim schmeckte, an- schließend reichte ein einäugiger Mestize eine Art Skorpion in süßlicher Hummersoße, eine bis- her unbekannte Krebsart, wie ich annahm. Der folgende Gang bestand aus einer durch einen Fleischwolf gedrehten Masse, teils Fisch, teils Fleisch, teils Mehl mit viel Rosinen und kleinge- hackten Selleriewürfeln und alles ungar; natürlich konnte es auch etwas ganz anderes sein. Die Gräfin, taktvoll-sicher die feinen Fäden der Unterhaltung haltend, erkundigte sich, ob auch Arsenesser unter uns seien — Ich verneinte er. schreckt, die Anderen schwiegen. „Honny solt. sagte die Gräfin und zitierte die nächste Platte. Die dann goreichte Speise war zu lockeren, zin- noberroten und innen hohlen Türmchen aufge- schichtet, geschmacklich vermittelten diese kleinen Pagoden die Illusion von in Salmiakgeist getauch- ten Brotkrümelchen mit Kalkbeigabe als Bindung. Dazu wurde eine lederartig riechende Beize in silbernen Kännchen verabreicht. GUSTAV LOHSE BERLIN Sübrik feiner Parfümerien Ich muß sagen, daß ich tapfer mitaß und wirklich gespannt war, als die Gräfin bemerkte, daß nun ein uns allen fremder Gaumenkitzel komme, sie sel gespannt, wie er uns wohl munde. Als man das Gericht auftrug, wandelte sich meine leicht deprimierte Stimmung schlagartig; es schmeckte mir prächtig und ich griff, wie mir schien, öfter zu als erwünscht. Es handelte sich um das gleiche Gericht, das ich jeden Samstag in meiner Stammkneipe esse. Die anderen Gäste zierten sich außerordentlich, man schüttelte verwundert die Köpfe, stocherte verlegen auf den Tellern herum und sah mit er- staunten Augen die Gastgeberin an, die zum forschen Zulangen ermunterte. Nach dem Essen gratulierte man der Hausherrin zu den guten Einfällen, die letzte, fremde Speise sei besonders excellent gewesen. Auch ich bedankte mich gebührend, möchte aber heute wie damals darauf schwören, daß alle Teil- nehmer des Abends das letzte Gericht doch als Sauerkraut mit Eisbein erkannt hatten. Der Schaukelstuhl Von Herbert Lestiboudois (im Felde) Ich lieg’ im Stuhl, der mit mir schaukelt, Wie eine Diva hingegossen, Von. Träumereien hold umgaukelt — Nur, wer nicht drinsitzt, blickt verdrossen. Es ist ein Stück, mit dem zu prunken Sensationell ist hier im Osten — Oh, schönes Glück, so hingesunken Den Neid der andern auszukosten! Und jene, die auf Bänken hocken Und finster Kreuzworträtsel 1, Mit sanftem Hohn zur Wut zu locken — Und dann beseligt einzudösen! vorlegen, wi eine bestimmt ist. 280 KRONEN-KRAWATTEN-PABRIK Fi MFibheE verun ca MEIN FREUND JOHANNES Es war am späten Nachmittag, Johannes hatte ausnahmsweise einmal Einkäufe in der Stadt ge- macht und strebte nun mit schnellen Schritten der Bahn zu, die ihn aus dem verhaßten Trubel wieder In seinen stillen Vorort bringen sollte, Vor seinem inneren Auge erschien lockend das Bild seines gemütlichen Zimmers mit der gelieb- ten Schreibtischecke, Ja, dort wollte er nachher friedlich arbeiten oder ungestört mit seiner Frau im Wohnzimmer bei einer Tasse Kaffee seine schrecklichen Erlebnisse im Menschengewühl durchsprechen. Diese köstliche Vorstellung ließ Ihn seine Schritte noch beschleunigen, Da schlüg ihm plötzlich jemand auf die Schulter. Er wandte sich um und erblickte Martin, der ihn harmlos fröhlich anlachte, „Na, alter Junge, du machst aber Beinel Ich habe laufen müssen, um dich einzuholen. Das hat mir Durst gemacht. Komm mit, mein Freund, hier um die Ecke ist eine nette Klause, deren Wirt weiß, was ein gutes Weinchen ist, und was der Martin gerne trinkt.” Martin brachte diese Worte wirklich so nett und voll warmer Freundlichkeit heraus, daß Johannes nicht einfach kurz ablehnen mochte. Aber die Sehnsucht nach seinem Heim war doch so groß, daß er versuchte, ihm seinen Plan auszureden. „Das ist ein netter Gedanke, Martin”, sagte er. „Aber es ist schon spät, und deine Frau wartet sicher sehnsüchtig auf dich. Da hast du es doch bestimmt eilig, heimzukommen, wie Ich übrigens auch, Laß uns also lieber gehen. Wir können uns Ja bald einmal wieder treffen.” „Ach, Johannes, mir eilt es wirklich nicht so. Was soll ich alleine zu Hause, Meine Frau Ist Ja heute den Nachmittag und Abend bei deiner Frau. Aber wenn du es eilig hast, müssen wir natürlich wei- ter, Schade, ich hätte gerne ein Gläschen mit dir gekippt”, bedauerte Martin und ging los In Rich- tung Bahnhof. „Deine Frau ist bei meiner Frau? Ach so. — Na, Martin, ich will dir keinen Korb geben. Gehen wir in deine Klause und trinken wir ein paar Gläschen”, sagte Johannes. Jürgen Bieger ie höchsten geschmacklichen Ansprüche in bezug auf die Kleidlung müssen bei all den Herren erfüllt sein, die im Beruf oder in der Ge- sellschaft mit Menschen zusammenkommen, die ein Auge dafür haben. Wie gut, daD man’ sich wenigstens auf dem Gebiet der Krawatte keine allzu großen Sorgen um die Auswahl eines in jeder Hinsicht korrekten und geschmacklich einwandfreien Stückes zu machen braucht. Man läßt sich einfach eine Kollektion der neuesten TONEN walten t die zunagende und hat die abso- lute Gewähr, mit das Vollkommenste zu tragen, was an modernen Krawatten erzeugt werden kann. Die unzähligen, ständig durch neue ergänzten Muster ermöglichen harmonische Anpassung der Krawatte an den Anzug, für den sie KRONEN MARKE Kronen: Krawatten erkennt man belın Kauf FI den feinsten Herrenmodegmchäften ua der eingenähten KRONEX-MARKE FNT. Siesind vol. elastisch, handgenäht, elegant und einmalig wie ein Model, (wei von jedem Master mar wenige Krawatten bergestelt wurden. Speochen op NEUE Art! Ohne mechanisches Wörterbüffeln . Heil's Speachen-Neüsystem Schnellmethode zum Selbststudium für Englisch - Feannösisch - Italienisch Lesen Sie hier, was unse! Das Golosene prägtsich splotond leicht ein Dr, Hell's Schnelikurs Itallenlsch übar- tritt bel weitem all meine Erwartun- gen. Ich habe eine kleine Dorfschule besucht und hatte keinen Schimmer von Fremdsprachen. Erst nachdem Ich mich mit einer liallenischen Familie sohr gut angefreundet hatte, kam in mir der Wunsch auf, duch die lalle- nische Sprache zu "beherrschen, Ich habe nicht Immer regelmäßig golemnt, sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, man braucht weder auswendig zu lor- Kunden schreiben: lionische Zeitungen zu losen und Briefe zu schreiben. Ich habe os selbst nicht für möglich gehalten, daß man In so kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen kann. Mit guiem Gewissen kann Ich jodom dieses einzigartige Werk welter- empfohlen Rodebeull, Margot Hanning, Radebeul, den 29. April 1941 Lossingstraße 7. Kein Auswondiglernen von Vokabeln Ich finde Ihr Neusysiem Insoforn un- Übertrefilich, ols das Auswendigiernen von Vokabeln und grammatischen Ro- denn der SCHRAG halten! Wenn Sie „Kupferberg Gold” ein- gießen, lassen Sie bitte den Sekt langsam an der Wand des schräg gehaltenen Kelches hinabfließen. Richten Sie dabei das Glas allmählich auf. So sichern Sie am besten, daß das köstliche Naß nicht überschäumt, - nen, noch Vokabeln und grammatische Rogein pauken, noch Irgendwolche Vorkenntnisse oder eine besondere Bo- jabung zu bosltzen. Man liest, und das ‚olosone prägt sich spielend leicht gein ganz ausgeschaltet ist, lohrstoft prägt sich In seinem Aufbau ganz von selbst dem Gedächtnis ein. Dor behandelte Stoff wird In Inter- ossanter Wolse gohracht und kann rost- oln. Moine italienischen Freunde waren los Im praktischen Leben verwendet überrascht Über meine schnellen Er- werden folge, besonders Über die gute Aus- St. Pölten. 15. Jan 1940, Adalb. Redl, sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- Josofstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr a} olno Sammlung toter Vokabeln entgegen, sonder so, wie sie wirklich und td; lich In labendiger Rode und Gegenredo gesprochen und gebraucht wird. Je mechanlscho Auswondiglernen fällt fort, denn eine wortverwandt nougostaltete Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert dos Sprachgut. Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, daß Ihnen dor Sprachstoff ohne mochanisches Auswendiglemen zuflioßt. Gleich einor Intorossanten Loktüre, die unterhält, anragt und erfieut, geht die Anelgnung dor Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unsorer Anweisung ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sio leicht und von Anfang an, unsere Texte zu losen, zu sprechen und zu schr Durch Jode Buchhandlung zu bozlohen / Die Einlührungsbroschüre üb: Dr. Holl's Sprachen-Nousystom erhalten Sie auf Anforderung gi Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 KUPFERBERG GOLD x Digit Luncfeie % Auch unter der Wasserleitung geht's! | Daß Cinzano kühl gereicht am besten schmeckt, weiß jeder Kenner. Wenn Sie aber kein Eis im Hause haben, brauchen Sie ja nun deshalb Ihrenkost- “ baren Cinzano nicht stehen zu lassen -— auch die Wasserleitung tut es. Die Hauptsache ist, daß Cinzano nicht zimmerwarm gereicht wird. Das wäre schade, denn Cinzano Ist nun mal heutzutage durch die enorm gesteigerte Nachfrage knapp. Da ist es dann gut, daß eine angebrochene Flasche nicht auf einmal ausgetrunken zu werden braucht — Cinzano ist auch in geöffneter Flasche un- begrenzt haltbar. und bedächtig, wie es sich für einen edlen Wein gehört, Und nochmals — bitte kühl servieren— so schmeckt Cinzano am besten. EINZANO IN UNVERÄNDERTER GÜTE Also, immer langsam 281 Wien, Schönbrunn Das Große, Erhabene und das Kleine, Auss erlesene haben eines gemeinsam: Sie erwecken Freude und Bewunderung. So ist es oft audı mit den großen und kleinen Freuden des Lebens. Dem Raucher bietet zum Beispiel eine gute Zigarette immer wieder besonderen Genuß. NIL DRITTE SORTE MEMPHIS MILDE SORTE LIEBER SIMPLICISSIMUS Kiuy stand mit mir vor der Modistin Fenster. Kitty seufzte wie In alten Tagen. „Geliebter Johannes!” „Was soll es denn sein, Kitty?” „Sag, Johannes, welcher Hut gefällt dir am besten?” Als Bobby einmal auf dem Lande weilte, besuchte er auch eine große Bauernwirtschaft und ließ sich interessiert alles erklären. — „Und dieses Kücken”, erklärt der Landwirt, „kommt aus einer Brut- maschine!” — Wendet sich Bobby an seinen ihn begleitenden Freund Rudi und meint begeistert: „Großartig! Und dabei sieht es genau so aus, wie eines, das... aus dem Ei gekrochen ist!“ F.H. Graf Bobby lernte einen Herrn kennen. Der Herr stellte sich vor: „Gestatten — Watzmann!” Graf Bobby horchte auf: „Watzmann? Watzmann? Sagen Sie, kennen wir uns nicht aus Berchtesgaden?” ].H.R. Bobby besucht seine langjährige Sommerfrische. Er läßt sich auf der Postveranda nieder und unter- hält sich leutselig mit dem Wirt. Da latscht eine alte Frau vorüber. „Das ist die Mooshamer Kathrein”, sagt der Wirt. schon vor zwei Jahren gezeigt. Ist sie noch immer die älteste?” P ansting! ist ein geborener Phlegmatiker Fährt er neulich mit Wisgrill nach Salzburg. Wie jener In Linz beim Wagenfenster hinaussieht, be- grüßt ihn jemand am Bahnsteig: „Guten Tag, Herr Aubrunner! Wie geht es denn?" „Danke der Nachfrage”, entgegnet Panstingl, „ganz gutl” „Was machen die Geschäfte?” „Man muß zufrieden sein!” „Frau Gemahlin und Kinderchen alle wohlauf?“ „Unberufen!” Da pfeift es und der Zug setzt sich in Bewegung, Fragt Wisgrill: „Wie kannst Du Dich denn mit einem wildfremden Menschen einlassen —, Du heißt doch gar nicht Aubrunner, hast weder Weib noch Kind’ Erwidert Panstingl:; Ich entschled schnell: „Der, den du auf hast, Kitty!” „Weiß schon, weiß schon”, nickt Bobby, „die älteste Einwohnerin des Ortes, die haben Sie mir „Deshalb soll ich mich vielleicht wegen der paar IHR. Minuten... in einen Streit einlassen?” F.H. Vertraüenswürdige uhisel Präparate sind keine Modeartikel. Sie sind nicht aus irgendwelchen Zeitströmungen heraus ent- standen. Langjährige Forscherarbeit bildet die Grund- lage für ihre Herstellung. Ihre tägliche An- wendung durch Jahrzehnte ist eine Prüfung von einzigartiger Gründlichkeit und zugleich der Beweis für ihre bleibende Anerkennung und Wertschätzung. SANATOGEN FORMAMINT. KALZAN Bauer & Cie. « Johann A. Wülfing Berlin SW 68 RUNDFUNKGERÄTE SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN FABRIKATION UND VERTRIEB VALVO RADIOROHREN GMBH » BERLIN W&2 Fabriken in Aachen, Berlin, Hamburg, Wien ier:das ist ED Sie sehen: die Liebe zur guten Pfeife Tabak hat sich bei uns treu erhalten. Ebenso treu ist auch die große Schar der Raulino-Anhänger. RAULINO@TABAK gab es seit jeher jür jeden Geschmack. Ob Krull-, Grob- oder Feinschnitt mit Orient- oder Überseecharakter, leicht oder kräftig, die Wahl ist nicht schwer: wählen Sie wie gewohnt, aber Raulino! "Hergestellt in den Werken BAMBERG » KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT 282 anzc raft- Fehört er 1 front. Del iu. EINES LP SE Bes Je. 0 CH: GEWINNER Dos MM-Preisgericht hat seinen Spruch gefällt und nachstehenden Einsendern die ersten 15 Preise zuerkonnt. Wilhelm Schlingmenn, Detmeld, Behnhefstraße 3 Paul Schubert, Brlin, Töbingerstroße 7 Erich Körner, Berlin, Königin-Eiscberh-Stroße 62 Rube, Berlin, z. Zt, de (egard Geiger, Stuttgart, Linzs dt, Magdeburg, insheim, Adelf-Mitler-Platz 82 tzenstein, Mönchen, x. 21. im Felde Kl ch IIIAT LLCAHFLEITE Aogaste Sewunuhaid, Homın, Cldenhalorwng 199 10. Preis Adolf Welland, Dortmund, Kıeuzstraße 62 - . - | 11. Preis Lina Zaraka, Gere, Wilbelm-Fric-Platz 5 (Pages dee. zinzurichdern 12. Preis Robert Fürer, Giengen, Hirschstraße 7° B% 2 13.Preis Hauptmann Dr. von Papen, Dresden, z. 2. im Felde Linda Oehier, Oberschlamo, Adll-Hitlar-Strade 49 1 Feldwebel Werner Schmidigen, z.Zt. im Felde Die 15 Preisträger wurden ebenso wie die weiteren 485 Gewinner bereits unmittelbor benachrichtigt. Allen MM-Freunden, die nicht mit einem Preis bedacht werden konnten, sogen wir an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für Ihre freundliche Mitarbeit, Yon Anfragen jeglicher Art bitten wir höflichst Abstond zu,nehmen Matheus Müller SEKTKELLEREI ELTVILLE AM RHEIN cf, zoirD a2 serszes Oigarelten die zleiche rere Jchaberı sore je? GESCHICHTE FÜR ALLE von H.Schilling, 768 Seiten, zseitige Bilder, 263 teils farbige Karten. Das Ende Ihrer Magenbeschwerden Bat hea Zn jedes Haus gehört, Halbl,, Geschenkausstattg. 7 o, Nur RM 26.—, monatlich RM 5.20 von Wagendrud, +brennen, »Ichmerzen. füe - rem MWuftohen Sodbrennen, Stollern. Blä- K. WALTER THOMAS, In. Ju Brand, ungen wo. dich Beleitinung der Urfachen pi ), Hindenbungstr. So sollten Sie erwachen, mlı Frohsinn und mi berbeiaufübren, At das Stel der wenen Be- u . Lachen! Sorgen Sie nur tür ungestörten Schlas bandlunasart mit Sat. I frel von Natron Thylial: Pillen u. 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Aure- lio war am Rio Bermejo gewesen, er kannte den Fluß genau, er wußte, wo sich ein Riesenlager von Edelreihern befand. Jetzt mußten wir hin, jetzt, wenn wir nicht zu spät kommen sollten. Und nun die Heirat! Sie warf alle unsere Pläne über den Haufen. Sie brachte uns um Hunderte, um Tausende von Pesos. Und um ein Abenteuer. Denn dieser Ritt zum Rio Bermejo und das Sam- meln der Reiherfedern war eine abenteuerliche Sache, wahrhaftig! „Wir müssen etwas gegen die Heiratsabsichten Aurelios unternehmen”, sagte Ramon, „er kann heiraten, wen und wann er will. Aber jetzt darf er das nicht tun! Und es ist ungezogen von Ihm, uns so aus dem Hinterhalt zu überfallen. Kein Wort hat er uns gesagt!" Auch ich war dafür, daß aus der Heirat Aurelios jetzt nichts werden dürfe, Und als er aus San Ignacio zurückkam, nahmen wir uns den Burschen vor. Wir klärten ihn auf. Wir sagten ihm, die Marce- lina, die er heiraten wolle, sei überhaupt keine Frau für ihn, sie sel eine ganz durchtriebene Per- son. Und das war sie auch, Sie können es glau- ben, lieber Herr! Wir machten den Aurelio ziemlich weich, ie Ist das denn überhaupt so schnell gekommen?“ fragte „Ich ihn, als er schon reichlich mürbe war. „Man hat ja gar nichts von der Sache gehört! Und nun willst du den Ehemann spielen und uns sitzen lassen? Das Ist toll” Aurelio wand und drehte sich: „Ja, wie ist es ge- kommen! Ich weiß es selber nicht so richtig! Es kam sehr schnell. Ihr wißt ja, wie die Frauen sind. Erst Ist gar nichts. Aber dann lachen sie dich an, dann wiegen sie sich in den Hüften, legen den Kopf schief, dann lachen sie wieder, und dann hängen sie dir am Halse. Du kannst da gar nicht viel tun. Ja, so ist das eben!” „Und die Reiherfedern?” fragte Ich, „Die Reiherfedern! Am Sonntag ist Hochzeit. Mar- celina hat ihre Familie schon eingeladen. Sie hat eine große Familie. Es soll eine Riesenhochzeit werden. Und ihr beide sollt auch Gäste sein. Wir haben schon — — —" „Ganz gleich, was ihr schon habt!” erklärte ich dem Aurelio. „Aus dieser Heirat, aus dieser Hoch- zeit wird nichts! Glaubst du, wir verzichten auf die Reiherfedern, nur well du dein Vergnügen im Kopf hast? An unsere Abmachungen hast du wohl überhaupt nicht mehr gedacht, wie?" „Doch“, behauptete Aurelio, „doch, ich habe schon daran gedacht. Aber was willst du tun, wenn dich ein Mädchen wie die Marcelina — —" „Rede keinen Unsinn. Und sei froh, wenn wir dich vor deinem Unglück bewahren. Jawohl, es Ist ein Unglück für dich, wenn du die Marcelina heiratest. Und überhaupt: woher willst du denn das Geld für die Hochzeit nehmen? So eine Sache kostet doch eine Menge Geld. Und du hast doch keins!” „Ich hatte geglaubt, ihr würdet mir ein wenig unter die Arme greifen!” Hier lachten wir beide laut auf, Ramon und ich. „Einem Verbrecher helfen wir nicht, du mußt dich erst wieder ehrlich machen”, sagte ich, „laß das mit der Heirat. Reite mit uns zum Rio Ber- mejo. Nachher kannst du heiraten. Wenn du dann noch Lust dazu hast!" „Aber die Marcelinal” meinte Aurelio sorgenvoll „Laß’ uns nur machen!” entschied Ramon. „Mit der Marcelina werden wir fertig!. Wir reiten mor- gen nach San Ignacio. Du bleibst hier und be- reitest alles für den Ritt zum Rio Bermejo vor. Wenn wir zurückkommen aus San Ignacio, brechen wir sofort aufl” Aurelio wollte noch Einwendungen machen. Aber wir hörten uns nichts mehr an. Der Bursche war weich genug. Es galt jetzt nur noch, das Mäd- chen herzhaft zu bearbeiten. Und das taten wir dann am andern Tage in San Ignacio. Wir kannten die Marcelina, sehr gut kannten wir sie. Es gab noch mehr Männer in der Gegend, die Marcelina kannten. Der Aurelio schien das nicht zu wissen. Das Mädchen war hübsch, ich muß das sagen. Aber sie war'keine Frau für Aurello. Auch für Sie wöre Marcelina keine Frau gewesen, lieber Herr, wirklich nicht! „Marcelina’, sagte Ramon zu dem Mädchen, „der Aurello schickt uns. Er hat da eine Sache zu er- ledigen mit der Polizei, eine üble Sache. Sie wird fünfhundert Pesos kosten. Ja, damit kann man sie wohl aus der Welt schaffen. Wir haben ihm zwei- hundert Pesos geliehen, mehr konnten wir nicht auftreiben. Und du sollst die restlichen dreihun- dert Pesos geben, meint Aurelio — — —" „Ich? Ich soll ihm Geld geben?” fuhr uns Marce- lina an. „Er ist wohl nicht richtig im Kopfl Wie Lebenslügen Von Eugen Roth Ein Menfch wird fchon als Kind erzogen Und, Dementfprechend, angelogen. Er hört die wunderlichften Dinge, , Wie, daß der Storch die Kinder bringe, Das Chriftkind Gaben fchenk’ zur Feier, Der Ofterhafe lege Eier. Nun, er durchfchaut nach ein paar Jährchen, Daß all das nur ein Ammenmärchen. Doch andre, weniger fromme Lügen Glaubt bis zum Tod er mit Vergnügen. 284 kommt er bloß darauf? Dreihundert Pesos! Ich würde sie nicht hergeben, auch wenn ich sie hätte. Und ich habe das Geld nicht!” „Schadel Schlimm, sehr schlimm für Aurello!” sagte Ramon. „Was machen wir da nur?” „Warum kommt 'der Aurelio denn nicht selber zu mir?“ wollte Marcelina wissen. „Er kann nicht kommen. Er sitzt fest. Polizei, weißt du, die Polizei — — —" „Er sitzt fest? Die Polizei?" „Ja, man hat ihn verhaftet. Aber die Sache wäre nicht allzu schlimm, wenn wir das Geld hätten. Ach, wir wollen nicht darüber reden. Vielleicht erzählt er dir später einmal alles selberl" „Am Sonntag soll Hochzeit sein! Es ist schon alles vorbereitet. Und da läßt sich der Aurello verhaften! Was wird nun, wenn er das Geld nicht aufbringt?” „er muß es aufbringen! Und dann wird er ver- schwinden für einige Zeit. Aus der Hochzeit wird sowieso nichts werden!” Marcelina wurde jetzt sehr zornig. Sie schrie und taste. Sie raufte sich das Haar. Ich muß sagen, daß sie in ihrer Wut sehr gut aussah, wahrhaftig! Aber ich hätte sie trotzdem nicht zur Frau haben mögen. Wir machten betrübte Gesichter, der Ramon und ich, sahen zu, wie Marcelina tobte, drehten ver- legen unsere Hüte in den Händen, und Ramon sagte: „Was tun wir bloß? Dem Aurelio muß doch geholfen werden!” „Ich helfe ihm nicht!’ schrie Marcelina. „Ich nicht! Mich so zu blamieren! Es ist kaum zu glauben! Was tue ich nun? Danach wird nicht gefragt, wie?” Wir sagten, die Sache sei natürlich auch für Mar- celina betrüblich, so kurz vor der Hochzeit diese Geschichte, diese Verhaftung. Aber der Aurelio sei ja schon Immer sehr unvorsichtig gewesen. Marcelina war, das sahen wir deutlich, fertig mit Aurelio. Für sie gab es nur noch eine Frage: was tue ich, um der Blamage zu entgehen? Für sie gab es nur ein Problem: wie komme ich zu einem Mann, der mich am Sonntag heiratet? Darüber dachte sie nach, und sie wurde unheim- lich still und ruhig, während wir noch immer von Aurelio und von seinem Pach erzählten und davon sprachen, daß wir dreihundert Pesos für ihn brauchten. Die ganze Unterhaltung zwischen Marcelina und uns fand auf der Plaza von San Ignacio statt, die leer, kahl, groß und viereckig war wie jede Plaza, Wir liefen mit dem Mädchen hin und her. Es hörte uns niemand zu, Beobachtet? Ja, beobachtet wurden wir natürlich von den Häusern aus. Aber das störte uns nicht. Ein Herr kam dicht an uns vorbei. Wir kannten” ihn nicht, Er sah etwas blöde aus und hatte vorstehende Zähne im Oberkiefer. Er grüßte das Mädchen sehr’nett, schon von weitem. Marcelina lachte ihm zu. Sie war plötzlich ganz verändert, Sie wiegte sich in den Hüften, sie hielt den Kopf schief, sie lachte wieder. Und dann rief sie: „Ah, Don Policarpol So uner- wartet in San Ignaciol” Der Herr kam zu uns, wir machten unsere Verbeu- gung, und Marcelina sagte: „Die Herren wollen mich durchaus verheiraten. Was meinen Sie dazu, Don Policarpo?” Nun, der Caballero war entsetzt. Und es stellte sich heraus, daß er hinter der Marcelina her- gewesen war, ehe Aurelio Helratsabsichten ge- habt hatte. „Aber ich habe es mir überlegt”, lächelte Marcelina, „ich werde überhaupt nicht heiraten!“ Don Policarpo war wirklich etwas blöd. Denn was er jetzt sagte, das war eine regelrechte Wer- bung. Ja, auf der Plaza von San Ignacio bewarb er sich In aller Form um Marcelinas Hand. Wir atmeten auf. Das tat wohl auch Marcelina. Sie verabschiedete uns mit einem gnädigen Kopfnicken. Wir ver- beugten uns sehr tief, sehr höflich vor Ihr und vor Don Policarpo, gingen zum Hotel und sahen, daß Marcelina und der Herr auf der Plaza hin und her schritten. Wir waren überzeugt davon, daß die la, die Der Fingerzeig (K. Heiligenstaodt) „Natürlich trage ich Kränze nicht gerne aus, die pieken immer, aber man wird wenigstens von den älteren Herren nicht angequatscht!* La lezioncina: ""Naturalmente, io non porto volentierl ghirlande, perch& pungono sempre; ma almeno non ci sentiamo dir sciocchezze dal signori attempatil,, 285 beiden einig wurden miteinander, daß am Sonn- tag schon Hochzeit gefeiert wurde, daß Marcelina sich vor ihrer Familie nicht zu blamieren brauchte. Sie können es glauben, lieber Herr: w'r hatten es eilig, wegzukommen von San Ignacio, Der Aurelio empfing uns mit Ungeduld. „Nun, was habt ihr ausgerichtet? Wie hat sie alles aufgenommen?” „Gut hat sie es aufgenommen!” sagte Ramon. „Sie feiert am Sonntag Hochzeit, Mit einem Don Policarpo. Sie ist froh, daß sie dich los Ist!” „Maria santissimal‘ stöhnte Aurelio auf, und er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „So eine Teufelin!” „Sei froh, daß wir dich von Ihr befreit haben!” sagte ich, „Du weißt gar nicht, wie dankbar du uns zu sein hast!” Wir, der Ramon und ich, waren überzeugt davon: wir hatten den Aurelio vor einem großen Unglück bewahrt. Und auch Sie, lieber Herr, werden zu- geben müssen, daß es schlecht für den Burschen gewesen wäre, wenn er dieses Mädchen gehei- ratet hätte. x Am nächsten Tage ritten wir zum Rio Bermejo und in ein Abenteuer, aus dem wir mit leeren Händen, ohne Reiherfedern zurückkamen. N > E < II S S S SS S S mend, d nigend ERTLLLLLLLLATLTLTTERERLLLLATRTRTEPUTRARALRTRERLARREL Rücksteli | hölte a r mit «Amt EB ern ch” ' mm Kopffihtnerzen vernrfadyen hä fig Verftimmung, Welybartelt und Suederneklen jenbeit Ind beeinträchtigen Die Arbeitse Treude, Hafche Underung bringt oft Wielapon, da8 (iD au bel rbenmatifcen umd wdhtifhen Velhmwerden forole genen Yabn fömerjen_bemäßrt hat. Were wenden le cd aud) bei ftar» ten Schmerzen (parfant, meift genügt [on eine Stapfell Vaung 73 Pfa- In Apoteten, brikatlon wrlebe Pinanzamtlich mit Berechnungssch| sie der Prüfer anwe praktische Anfechtun bescheide .... Neue Richisäize de. Reingewinnes für werbl. Branchen mit tsaufschlags Einzelhandels. Händelsvortreier - K mit Tuchungsschiil IP Posıscheckk.: Ludwig Haorausfall- Schuppen muss nicht sein! Hero.) ser u.Nährcrem: ftigt Ihren Haarwuchs,beseitigt Schuppen- bildung u.erhält Ihr volles Haar! 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Es hatte große, seelenvolle Augen, zarte, weiße Hände, aber das schönste an ihm war sein aller- liebster, zuckersüßer Mund. Wenn er offen stand, ließ er die prächtigsten Zähne sehen, wenn er geschlossen war — doch das war er nie. Um dieses Mundes willen verbrachte der Mann schlaflose Nächte. Männer, die schlaflose Nächte verbringen, werden mit der Zeit schwach, worauf sie sich ermannen. Also führte der Mann das Mädchen als seine Frau heim. Wie nun der Mann am ersten Tag in seiner Ehe aufwachte, sah er verliebt sein Weibchen an und fand, daß der Vergötterten Mund die Größe einer gespaltenen Nuß hatte. Er ahnte nicht, welche Nuß ihm dieses Nüßchen einmal zu knacken geben würde, Vorderhand konnte er sich nicht satt daran küssen. Oh, mein Nüßchen, noch ein Küßchen! Und so fort, die Flitterwochen hindurch. Nach den Honigmonden entdeckte der Mann plötzlich, daß seine Frau einen Mund hatte, so groB wie ein Fünfmarkstück. Nur hörte sich leshalb so gut rei- und erfrischend DDDDN 2 gen Abschreibungen, ichen " prak- ‚etlio- lüsseln. wie RM. Di it 2 vi ng d. Steuer- ı RM d— nd 200 ge- Sätzen .RMI Oft liegt es nur an der Verdauung... «.. wenn die Kinder ihren Eltern Sorge machen. Eine geregelte VerdauungistdieVoraussctzung für das Gedeihen der Kleinen. Da ist Laxin das richtige Mittel: nerade Kinder nehmen die wohl- pienrahmen ‚el, Rilanz- Schlafengehen führen nicht nur ab, sie regeln die Verdauung, Laxin wirkt mild, aber immer zuverlässig. Dosen zu RM 1.— und RM 1,35. shaten 7357 335 ‚nd Aufbaue ter Schwäche axin regelt die Verdauung potheken u. Werner, Freundi & Co. inditgesollschaft, München, Sendlinger Stı tl. Anzeigenleiter: Gustav Sche er, 7 FÜR DEN ARKSTEN BART praktische Erfindung schledenen Schneiden für Vor- und Nachrasur »ode Klinge enthält: Normalschnelde Nr.11.dleVorrasur Hohlschlifischneid fastkorbe Nr. 3 (D.R.P. 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Der Freund des Hauses versicherte es ihr zu jeder Stunde. Drauf ließ sich die Frau scheiden und heiratete den Hausfreund. Als dieser am ersten Tage in seiner Ehe aufwachte, sah er verliebt sein Weibchen an und fand, daß es einen Mund von der Größe eines Nüßchens hatte. Nach den Flitterwochen jedoch entdeckte er, daß seiner Gattin Mund die Größe eines Fünfmark- stückes hatte. Und so fort, Siehe oben. Dabei hatte die Frau noch immer denselben kleinen zuckersüßen Mund wie einst. Der Spiegel des Hauses versicherte es ihr zu Jeder Stunde. Heinz Scharpf ERZEUGNISSE Füllhalter-Tinte von RM.o35an x UHU -Alleskleber von RM.o20 an inallen Fachgeschäften MULCUTO nn ln IN“ [o) & nl dem Gesicht den Ausdruck } Fi vollendeter Schönheit, MAR s $ wi n nge Wimpern © „SCHEUFEN Al I Broschüre über Haarentfere | BE nung. Spezial-Haarkrausel- | - ‚essenz, Hautpflege, Luxus« Parfums, Mitesser, Sommersprossen usw. usw. EO SCHEUFEN. Laboratorium |DENTHAL 14. 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Dieses Bahn- abteil kann man in jedem einschlägigen Kopf- bahnhof erhalten, wenn man früh genug vor Ab- gang des Zuges ankommt, sagen wir mal, so zwei bis ein Stündchen, falls man Glück hat. Mehr braucht man wirklich nicht. In dieses Abteil steigt man ein und setzt sich auf einen Fensterplatz. Es kann sich nur um Minuten handeln, dann kommt ein anderer und setzt sich auf den zweiten Fensterplatz. Die beiden sind noch keine Gegner, sie gehören zur gleichen Partel, sie stören sich zum min- desten nicht, Da sitzen sie und hoffen. Was hoffen denn die beiden? Ach, sie hoffen, daß sie diese Nacht allein im Abteil bleiben werden, um sich auf ihrer Bank ausstrecken zu können. Die Hoffnung wird zu Schanden werden, denn es erscheint ein dritter. Nun hoffen die beiden, daß dieser sich auf den Eckplatz der Bank des andern setzen möge. Einer muß dabei verlieren, denn einem wird die Möglichkeit bestimmt genommen, sich auszustrecken. Aber der braucht sich nicht lange ärgern, denn schon hat der vierte Mann den letzten Eckplatz besetzt. Nun dauert es etwas länger, bis wieder Jemand kommt, aber im Gang vor dem Abteil ist leb- hafter Verkehr all derer, die einen Eckplatz suchen. Mit dem ganzen Hochmut der besitzen- den oder sitzenden Klasse sehen die Eckplätzler diesem Treiben zu, „Hätten halt auch früher kom- men sollen!” In dieser Zeit steigt einer oder der andere aus, um sich zwei bis ein Stündchen auf dem Bahn- steig zu ergehen, nicht ohne vorher seinen Platz sorgfältig zu belegen. Dazu nimmt man einen An Heinrich Nichts für ungut, mein lieber Heinrich, aber du bift zu fanft, viel zu fanft, viel zu nachgiebig, zu fuggeftibel, läßt dich breitichlagen, läßt dich düpieren, läßt dich herumkriegen, alles dir aufladen ... Und dann blinzelft du, hilflos lächelnd, hilflos und dümmlich. Teuerfter, du mußt auch nein fagen lernen, nein - nein - refolut nein! Oder noch beffer, Heinrich, noch wirkfamer: lern’ jenen köftlichen, vielzitierten, eindringlichsfchlichten, Rlaffifchen Kernfpruch, den man in Bayern, füdlich der Donau, gerne gebraucht, um dem Männergelpräch fugs eine andere Wendung zu geben. Oh, was ift's für ein Zauberwort! Lern’s, o Heinrich, mach! dir’s zu eigen, leg’ es zuoberft in deinen Sprachfchat, leibe dir’s, feele dir’s ein, und du ftehft, eben noch wachlig, mit markigen Knochen plöslich feft auf der wankenden Erdel Ratatöohr 290 darnladı m AR Daniele Chodowiecki in casa propria kleinen Koffer, einen Hut oder einen Mantel. Es muß schon ein etwas größerer Gegenstand sein, Ein Bleistift, eine Briefmarke oder eine Zeitung genügen wohl nicht als Besitzanzeige. Das hat sich so herausgebildet und ich glaube es Ist nirgends bahnpolizeilich festgelegt. Es ist altes Eisenbahnbrauchtum, das nicht etwa von Trachten- vereinen gepflegt wird, wildes Brauchtum. Deshalb kann es auch geschehen, daß plötzlich einer kommt, den Hut oder das Täschchen bei- seite schiebt und sich auf den belegten Platz setzt, Ha, wie gespannt sind die andern im Abteil jetzt auf das, was passieren wird. Ja, es passiert auch was. Der erste Sitzer steigt wieder ein und ist erstaunt. Mit dem Erstauntsein ist aber nichts ge- tan, er sagt deshalb: „Blite sehr, der Platz ist be- legt”. Und nun gibt es immer wieder sehr starke Naturen, die bleiben seelenruhig sitzen und sagen: „Belegen gibt es nicht”. Ach, was sind das für willensstarke Menschen! Inzwischen sind selbst- verständlich alle übrigen Plätze auch schon be- setzt und der Krach, der jetzt entsteht, spielt sich vor vollem Haus bzw. vollem Abteil ab, Wer die besten Nerven hat, gewinnt. Es ist. für Unbe- telligte sehr interessant, Männer brüllen, der Schaffner wird gerufen, Frauen sagen nicht zur Sache Gehöriges, Koffer kommen ins Rutschen, Kinder wollen auf den Abort. Der Schaffner ver- sucht zu vermitteln. Aber wie kann einer zwi- schen einem Sitzplatz und zwei Gesäßen ver- mitteln? Niemals ist es einwandfrei herausgekom- men, ob man seinen Platz belegen darf und wie groß der Belag sein muß. Um Gottes willen, viel- leicht handelt es sich hier um absolute Höf- lichkeitl Das Orakel (Eten: sehling) „Herr Admiral, Sie müssen mir doch sagen können, wieviel Transporter wir noch zur Verfügung haben!“ „Tja, Mr. Churchill, genau kann ich das erst sagen, wenn ich ‚Germany calling‘ gehört habe!“ L’ oracolo: ““Signor generale, Voi dovefe pur essere in grado di dirmi quante navi da trasporto abbiamo ancora a nostra disposizione!,, “Eh, Mr. Churchill... io Ve lo posso dire esatfamente solo dopo aver sentito "Germany calling... Ein anderer Ausspruch stammt von einem glück- B R A U ar Ik, E U 7: E Den einen soll eine Braut aus der Dresdner Gegend getan haben. Auf die Frage, ob sie unter den lichen Bräutigam aus Schmargendorf bei Berlin, Liedern des Landesgesangbuches eins besonders der nach vollzogener Trauung tiefgerührt erklärte gern hätte, das ihr die Freundinnen zur Hochzeit „lIck danke Ihnen ooch, Herr Pastor, for die trost- singen könnten, erwiderte sie treuherzig: „Ach ja, reichen Wortel" Horı Pfarrer: Aus tiefer Not schrei Ich zu Dir! FF Nach der Trauung pflegte der ehemalige Berliner Hofprediger K. bei einem guten Tropfen gern ein paar drollige Aussprüche aus seiner „Praxis" zu erzählen 291 Salon Maiski (Wilhelm Schulz) „Probieren Sie doch mal dieses aparte Käppchen, Miß Britannia, das habe ich extra für Sie mitgebracht!“ Salotto Maiski: ‘Provate pure Miss Britannia, questo berrettino a parte; I’ ho portato appositamente per Voi!,, 292 Das letzte Wort - L’ ultima parola (0. Herrmann) „Siehst du, der ganze Streit kam nur daher, daß du nicht einsehen kannst, wenn du Unrecht hast, Grete!‘ „Na, da bin ich froh, daß du endlich zugibst, ich hätte recht gehabt, Emil!" “"Vedi, Margherita, tulto I’ alterco & sorto solo perch& tu non puoi vedere quando hal torto!,, “Ebbene, Emilio, allora sono contenta che tu finalmente ammetta che lo avrel avuto raglone!,, KENNER VON GAUGUIN VON BJINTSE BLINXMA In den Auktionsräumen von Delahire herrschte lebhafter Betrieb. Der Auktionator rieb sich die Hände; unter den Anwesenden hatte er viele Kunstkenner beobachtet, die Ihn bisher keines Besuches gewürdigt hatten. Er hatte aber auch das Glück gehabt, diesmal zwei Meisterwerke, einen Delacroix und einen Gauguin, in seine Versteigerung aufnehmen zu können. War das der erste Schritt zur Berühmt. heit, die er sich von seinem Kunstsaal geträumt hatte? Würden nun auch andere ihm den Verkauf wertvoller Werke anvertrauen? Liebenswürdig verbeugte er sich vor Mijnheer d’Alencourt, dem bekannten Sammler, der jetzt auch zum ersten Male das Bestehen der Galerie Delahire be- merkt hatte und der nun — wie er hoffte — auch welterhin zu den festen Kunden gehören würde... * Die Stimmung während des Aufrufs der ersten fünfzig Nummern war flau, wie immer. Wenn er mit einem niedrigen Preis einsetzte, geschah es hin und wieder, daß geboten wurde, aber sobald einer seiner Gehilfen durch Gegenangebot den Preis zu steigern versuchte, zuckte der ursprüng- liche Käufer die Achsel und schwieg. Nein, gut war der Handel augenblicklich nicht. Aber dann trug ein Diener den Gauguin herein und sofort wuchs allerseits die Aufmerksamkeit. Delahire wurde warm vor innerer Rührung; die Spannung wurde allmählich fast greifbar. Er mußte sich räuspern, bevor er die wohlerwogenen und sich selbst beinah endlos wiederholten Worte herausbringen konnte; „Und hier, meine Herren, haben wir Nr. 51 des Katalogs: einen besonders schönen Gauguin. Ein Exemplar aus seiner tahi- tischen Zeit, das nach dem Heimatland des Malers zurückgewandert ist. Deutlich signiert — P. Gau- guin — in der Ecke links unten. Es ist..." „Ich protestierel” klang es plötzlich aus dem Pub- likum heraus, „das Bild ist gefälscht!" Es wurde lebhaft. Man drehte den Kopf, um zu sehen, wer da so entschleden zu behaupten wagte, der Gauguin sei nicht echt, Delahire reckte sich und nahm die Brille ab, um besser in die Ferne sehen zu können; nun erkannte er deutlich den kleinen Mann, der immer während der Be- sichtigungstage herumirrte. Ein ihm wohlbekann- ter, obwohl unbedeutender Maler, der ihm dann seine Dienste als Makler anzubieten pflegte. Er mochte schon etwas verstehen von drittrangigen Bildern, aber ein Kunstkenner war er bestimmt nicht. Delahire setzte sich wieder, beschloß, den Vorfall als einen Lausbubenstreich zu betrachten und achtlos welterzugehen. Er schlug mit dem Ham- mer und versuchte das Geschwirr zu Übertönen. Es gelang ihm aber nicht. Um Vernet, den prote- 293 stierenden Maler-Makler, hatte sich ein kleiner Kreis gebildet und man debattierte lebhaft, Delahire wechselte einige Worte mit dem neben ihm sitzenden Beamten, der dann aufstand und rief: „Worauf begründen Sie Ihre Behauptung, Mijnheer Vernet? Es dürfte Ihnen doch bekannt sein, daß hier keine Werke zur Auktion gebracht werden, die nicht vorher gründlich geprüft sind Und weshalb, darf ich fragen, haben Sie sich nicht eher an uns gewandt?” „Prüfung”, erklärte Vernet, „ist Gefühlssache. Ich sage ganz Intultiv, daß dieser Gauguin gefälscht ist, Künstlerisch nachgeahmt, sicher, und mit einer melsterhaft nachgebildeten Unterschrift. Aber nachgebildet! Verstehen Sie! Daß ich mich nicht eher an Sie wandte, findet seinen Grund darin, daß ich vorher noch nicht anwesend warl” „Sie haben also das Bild gar nicht eingehend be- trachtet und wagen es, Ihren Zweifel an der Echt- heit auf eine Entfernung von mindestens zehn Metern auszusprechen?” „Sie Irren sich, Mijnheer. Ich zweifle gar nicht, ich behaupte sogar, daß das Bild gefälscht Ist. Wenn nötig, werde ich es Ihnen beweisen!” „Das ist auch unbedingt notwendig“, mischte sich nun wutschnaubend Delahire In die Unterhaltung. „Ich versichere, daß Sie mir diesen Schaden er- setzen müssen. Ich werde Klage gegen Sie ein- reichen!” „Tun Sie das, Mijnheer”, antwortete Vernet ruhig. „Ich weiß, was ich sagel” Ärgerlich mußte nun Delahire das Meisterwerk, von dem er seinen Aufstieg erwartet hatte, zurückziehen, bis die Identität — an der er nicht zweifelte — bestätigt worden sei. Auf den Delacroix wagte jetzt keiner mehr ein Gebot. Die meisten Käufer entfernten sich, als der wichtigste Anziehungspunkt der Auktion ver- schwunden war, denn für den restlichen Teil war, wie immer, wenig Interesse. * Monsieur d’Alencourt unterhlelt sich mit Vernet, erbat seine Karte und steckte sie sorgfältig In die Brieftasche, Auch andere näherten sich dem Experten und baten Ihn, Ihre Sammlung zu besich- tigen und sein Urteil über einige zweifelhafte Fälle abzugeben. Einzelne begleiteten ihn sogar nach Hause und da erst konnte sein Freund Bert allein mit ihm reden. „Bist du wahnsinnig geworden”, sagte er, „oder bereust du deine Tat? Ich weiß nicht mehr, was ich davon halten soll. Du brauchst Geld und kommst schließlich sogar dazu, deinen wertvollen Gauguin zur Auktion zu geben. Delahire soll nicht wissen, daß du der Eigentümer bist, und mich beauftragst du, als Mittelsmann aufzutreten. Dein Bild kommt tatsächlich zur Auktion, es Ist großes Interesse da, man will bieten und ich bin schon darauf vorbereitet, den Preis in die Höhe zu trei- ben, und bevor ein einziger Preis genannt wor- den ist, machst du die ganze Sache kaputt durch deine alberne Behauptung, das Bild sei gefälscht, Was soll das bedeuten?” „Ich bin erstens gar nicht wahnsinnig, mein lieber Bert, und zweitens bedaure ich nichts. Mein bis- heriges Leben ist mir nur über: als Makler bekam ich keine Aufträge und mit meinen eigenen Wer- ken ist nichts zu machen; die meisten Menschen kaufen ja nur alte Meister. Ich mußte also etwas anderes tun und jetzt werde ich mich als Expert niederlassen. Ungefähr fünf Kunden habe ich schon.” „Aber mein Lieber, verstehst du denn nicht, daß du mit diesem Gauguin hereinfallen wirst? Wenn nachher klar wird, daß du Unrecht hattest! Dela- hire wird keine Rücksicht auf dich nehmen!" „Aber das braucht er auch nicht, ich hatte ja recht, Das Bild ist tatsächlich gefälschtl” „Und wie meinst du das beweisen zu können?" „Weil ich es doch selbst gemalt habe, mein Besterl” (Berechtigte Übertragung aus dem Niederländischen von M. D. — !nterpreß.) Die Gewissenhafte (K. Holligenstaedt) „Wo ist denn das Toilettepapier, das ich extra eingepackt habe, Erika?“ „Eingeschlossen — du hast doch ausdrücklich gesagt, ich sollte alle Papiere in den Safe geben!“ La coscienziosa: “Federica, dov’ & la carta igienica che ho impaccato a parte?,, — "Mesa sotto chiave. Tu hal pure espressamente detto che dovevo mettere tutte le carte nel ‘safe, !,, 294 Anruf aus Amerika (0. Gulbransson) „Welches Rezept wollen Sie? — Nein, Sie täuschen sich, damals hat’es sich um die Verwandlung von Wasser in Wein gehandelt, und nicht in Benzin. Falsch verbunden!“ Chiamata dall’ America: ‘Che ricetta volete?... No! Vol V’ingannate; allora si trattava di convertire I" acqua in vino e non in benzina. Collegamento errato!,, 295 fr Sinn für das Schöne und Gepflegte drückt sich beim modernen Herrn auch in der Art aus, wie er sich anzieht. Wer auf andere Menschen, sei es eine Frau, sei es ein Vorgesetzter oder ein Geschäftsfreund, einen sympathischen Eindruck machen will, achtet deshalb vor allem auf eine formschöne, aparte Krawatte, läßt sich am einfachsten beweisen, daß man Ge- wchmack und sicheres Gefühl für elegante Musterung und edle Farbgebung besitzt. ngant und eumalig ir ein Madell, weil ven. venige Kranattra burgenteli werden, KRONEN-KRAWATTEN [2277 © Siungemi5se Mauoplege veaucht die Frau besonders, wenn ihre Haut - in Wirtschaft und Betrieb — ungewohnter Beanspruchung ausgesetzt ist. Sie soll sich auch äußerlich frisch, spannkräftig und reiz- voll erhalten. Unsere Kaloderma-Kosmetik-Präparate werden denn auch nach wie vor hergestellt und gelie- fert - wenn auch in zeitgemäß beschränk- tem Umfange. Sie sind aber von so konzentrierter Wirksamkeit, daß auch geringste Mengen volle Wirkung erzielen. Verwenden Sie sie daher sparsam. Sie werden dann auch mit kleinen Mengen erstaunlich lange aus- kommen,ohne daß Ihre Hautpflege dabei zu kurzkommt. EIN NEUER WEG ZU NEUER SCHÖNHEIT LÖWE UNTER LÖWEN VON KNUD V, CHRISTENSEN Axel Petersen — seines Zeichens Maurer — gehörte zu denen, die ihren Beruf verfehlt haben. Ein strenger, unverständiger Vater hatte ihn in die Maurerlehre gesteckt, obwohl der Knabe wenig Sinn und Neigung für dieses an sich gesunde und muntere Handwerk bezeugte, Immerhin wurde Petersen im Laufe der Jahre ein tüchtiger Maurergeselle. Nur hatte er eine große Schwäche: immer wenn die Häuser, an denen er arbeitete, eine gewisse Höhe erreichten, wurde er von plötzlichen Angstzuständen befallen. Schon im ersten Stockwerk begann er sich unsicher in den Knien zu fühlen. Im zweiten Stock wurde es noch schlimmer, und über das dritte Stockwerk hinaus zu arbeiten, war Peter- sen einfach nicht zu bewegen, weder durch gütliches Zureden noch durch die unnachsichtigen Maßnahmen des, wie gesagt, strengen Vaters. Nun, so lange die Zeiten gut und die Arbeitskräfte rar waren, fanden sich die Herren Baumeister mit Axel Petersens Schwäche ab. Aber als dann einmal ein gewisser Stillstand Im Baugewerbe einsetzte und damit gute Fachkräfte frei wurden, da waren sie sich auf einmal allesamt dar- über einig, daß sie für einen Maurer, wie Petersen es war, nicht länger Verwendung hatten. Also sah Axel sich gezwungen, sich nach einer önderen Arbeit umzusehen. Und da er in seiner Heimatstadt keine pas- sende Tätigkeit zu finden meinte, begab er sich auf’ die Wanderschaft. Aber auswärts eine dauernde Beschäftigung zu erhalten, erwies sich als schwieriger, als er es sich gedacht, und er sah sich genötigt, sich vor derhand mit mehr oder minder gut entlohnten Gelegenheitsarbeiten zu begnügen. Eines schönen Tages kam er nach Pillerei, einer kleinen Hafenstadt. Sein Portemonnaie war leer und der Magen knurrte. Sein Sinnen war darum weniger auf die Sehenswürdigkeiten des idyllisch gelegenen Städtchens gerichtet als auf eine Gelegenheit, möglichst rasch ein wenig Geld zu verdienen. Da entdeckte Axel plötzlich einen Wanderzirkus. Auf einer großen Wiese hatte die Zirkusmenagerie Rumpelmeier sich niedergelassen und gab in ihrer Freiluftarena vor einem aufmerksam zuschauenden Publikum ihre Darbietungen zum besten. Petersen trat näher. Herr Direktor Rumpelmeier persönlich führte die große Freiheitsdressur, bestehend aus einem halben Dutzend mageren Gäulen, vor. Danach trat eine Akrobatengruppe auf, die die Zuschauer- schar durch allerlei tolle und komische Kunststücke zum Lachen reizte. Damit war Schluß der Vorstellung. Da schoß Petersen plötzlich ein kühner, ja tollkühner Gedanke durch den Kopf: er wollte sein Heil als Artist versuchen. Schnurstracks trat eı an den Direktor heran und fragte ihn, ob er in seinem Zirkusunternehmen nicht Verwendung für ihn hätte, Mit einem kritischen Blick aus seinen Tintenfischaugen musterte Rumpelmeier den jungen Mann. Dann schneuzte er sich mit dem Trompetengetute eines Elefanten und meinte: „Besonders brauchbar scheinen Sie ja nicht zu sein. Aber reden wir in meinem Büro darüber. Kommen Sie.” Sie begaben sich in den Wohn- und Schlafwagen des Direktorehepaares, der zugleich das Büro vorstellte, „Hören Sie“, begann der Direktor, „ich will Sie engagieren. Sie bekom- men pro Tag 5 Kronen und haben welter nichts zu tun, als sich in ein Löwenfell einnähen zu lassen und sich während der Vorstellung und bei der Tierschau als waschechter Löwe zu gebärden. Momentan Ist es nöm- lich ein bißchen schlecht bestellt um meine Raubtiermenagerie. Sie brauchen gar keine Angst dabei zu haben, das Ganze ist für Sie völlig risikolos ” Der Gedanke, mit einem lebendigen Löwen den Käfig teilen zu müssen, wird vermutlich auch dem tapfersten Menschen wenig verlockend er- scheinen. Schon wollte Petersen das hochherzige Angebot dankend ab- lehnen, da begann ihm erneut der Magen zu knurren und unter dem Druck des Hungers nahm Petersen das Engagement an. Als erstes bekam er zu essen. Alsdann wurde er in ein Löwenfell ge- steckt, das zugenäht wurde, und schließlich führte man Ihn durch einen langen, vergitterten Gang, der die Zelte miteinander verband und in den Raubtierkäfig mündete. Schon wollte Petersen es sich bequem machen und sich am Boden ausstrecken, als seine Augen, die sich all- mählich an das herrschende Halbdunkel gewöhnt hatten, am anderen Ende des geräumigen Käfigs einen riesigen Löwen erblickte. Die Bestie starrte ihm mitten ins Gesicht, öffnete den Rachen und schien zum Sprunge anzusetzen. Petersen zitterte unter seiner Löwenhaut wie Espenlaub, und kalter Schweiß trat ihm aus allen Poren. Er hielt sein letztes Stündlein für ge- kommen, und all die großen und kleinen Sünden seines, ach, so Jungen Lebens kamen ihm noch einmal in den Sinn. Er stöhnte laut. Doch da richtete sich der Löwe auf seinen Hinterpranken auf, verbeugte sich und sagte mit leiser Stimme: „Gestatten Sie, main Name ist Fre- derikson, ich hoffe, wir werden gut zusammen arbeiten!” (Übertragung aus dem Schwedischen von Werner Rietig) Wenn auch weniger - jedenfalls gut rauchen! ATIKAH GUSTAV LOHSE BERLIN Fabuk feiner Parfümerien Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Shenchen-Heüsystem Schnellmethode zum Selbststudium für Englisch - Feounösisch - Nabienisch Losen Sie hier, was unsere Kunden schreiben Das Gol ne prägtsich splolond lolcht ein lienische Zeitungen zu losen und Briefe Dr. Heil’s Schnellkurs ltallenisch über- Zu schreiben. Ich habe os selbst nicht trlitt boi woltom all meine Erwartun. für möglich gehalten, daß man in so N ee all meine Eau kurzer Zeit one fremde Sprache larnen bosucht und hatte keinen Schimmer kann. MiI gutem Gewissen kann Ich von Fremdsprachen. Erst nachdem ich Jedem diesas einzigartige Werk welter- mich mit einer Italienischen Familie empfehlen sehr gut angelreundet hatte, kam in Radebeull, Margot Henning, Radebeul, mir der Wunsch auf, auch die Italie- den 29. April 1941 Lossingstraße 7. lsche Sprache zu beherrschen. _ Ich habe nicht Immer regeimadig gülern, Kein Auswendiglernen von Vokabeln sogar manchmal tagelang susgesett, Ich finde Ihr Neusystem Insofern un- Lomen Ist gar nicht das tichtige Wort, übertreitlich. als dos Auswendiglemen man braucl woder auswendig Zu ler: von Vokabeln und grammatlchen Re- Nan, noch Vokabeln und grammallsche deln ganz ausgeschaltet st, dem der Regeln pauken, noch figengweiche: LehrisN prägtesich In seiner Aufbau Vorkenntnisse oder oino besondere Be: ganz von"sefbst dam Gedächtnis ein. gabung zu besitzen. Mon liest, und das Der behandelte Stoft wird in Inter Ebtosono prägt sich spielond Teich! ossanter Weise gohrachi'und kann test: ein. Meine Tiaflenischen Freunde waren los Im prakilschen Leben verwendet überrascht über meine schnellen Er werden folge, besonders über die guie Aus- St. Pölten, 15. Jan. 1940 ‚Adalb, Redl, sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- Josotstr. 57, Hauptschuldirektor I. R. Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als aino Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und täg lich In lebendiger Rode und Gegenrede gesprochen und gebraucht wird. Jedes mochanlsche Auswendiglornen fällt fort, denn eine wortverwandt neugestaltete Wechselwirkung zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut. Dies vollzieht sIch nach einom neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, doß Ihnen der Sprachstolf ohne mechanisches Auswendiglernen zufließt. Gleich einer intorossanten Loktüre, die unterhält, anregt und erfeut, geht die Aneignung der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- schulbildung genüg! vollauf, well die Durchnahme -gem&ß unserer Anweisung ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anfang an, unsore Texie zu lesen, zu sprechen und zu schreiben ‚do Buchhandlung zu beziehen / Die Einführungsbroschüre über AG. DRESDEN Dr. Holl's Sprachen-Nousystem erhalten $io auf Anforderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 JETZT BERATEN LASSEN, IM FRIEDEN KAUFEN 297 LIEBER SIMPLICISSIMUS 0. Nückei) „Bobby“, sagt Lixl überrascht, als er den Freund nach längerer Zeit auf der Straße trifft, „wohin so eilig? Man sleht dich Ja gar nicht mehr! Wo steckst du denn immer?” „Zu Haus bin ich! Immer zu Haus!” murmelt Bobby, der es eilig hat, aber Lix| läßt nicht locker. „Halt aus, Bobby, jetzt sag mir, was du zu Hause treibst?" „Ja, schau, Lixl, das ist wegen der Pipsi. Bobby, UHU-Spezial-Füllhalter:Tinte von RM..35an x UHU -Alleskleber vonRM.o.20 an EEE inallent hat sie unlängst zu mir gesagt, Bobby, du bist ja ein ganz ein netter Kerl, aber was die Liebe an- belangt, so verstehst du gar nichts davon!” „Na und?“ wundert sich Lixl. „Und weil ich mir so was nicht sagen laß“, er- klärt Bobby, „hab ich mir das Buch ‚Die Lieb- haberkünste‘ gekauft — und jetzt photographier’ ich den ganzen Tag, mach Laubsägearbeiten, Lino- leumschnitte und Brandmalereien und weiß ich was noch alles! Du, die Pipsi wird schauen, wenn ich in ein paar Wochen alles kannl” H.K.B * „Lixl“, sagt Bobby eines Tages bekümmert, „denk dir nur, Lixl, die Tant Euphemia Ist aufs Land g’fah- ren und ich soll derweil auf ihre Goldfischerin achtgeben. Kannst mir vielleicht sagen, mit was man die Viecherln fütterh tut?” „Das ist doch ganz einfach, Bobby, gib ihnen halt jeden Tag ein paar Ameiseneierl” „Ah, ja, Ameiseneier, das hat die Tant auch g'sagtl‘“ erinnert sich Bobby, „aber ich weiß net, ob sie's lieber hart oder kernweich kocht haben wollen?” H.K.B. Dr. Paull, 220 S ‚Der Mann ii rüsco so. 'Ehe- und Geschlechtsieb von Prot. Ribbing, kart. RM 1,80, geb. RM |Gesundes Geschlechtsieben vor der, von Prof. Ribbing, kart. RM 1.50, geb, RM Postfach 5 |Buchversand Hermes, Rin,-Charlottenburg ] Die Vergeßlichen Von Eugen Roth Ein Menfch, der fich von Gott und Welt Mit einem andern unterhält, Muß dabei leider bald erlahmen: Vergeffen hat er alle Namen! »Wer war's denn gleich, Sie wilfen doch... Der Dinge, naja, wie hieß er noch, Der damals, gegen Oftern sing’s, In Ding’s gewefen mit dem Ding’o!« Der andre, um im Bild zu fcheinen, Spricht mild: »Ich weiß fchon, wen Sie meinent« Jedoch, nach längerem Hin und Her, Schn beide ein, es geht nicht mehr. Der Dings in Dingsda mit dem Dings, Zum Rätfel wird er bald der Sphine Und zwingt die zwei fonft gar nicht dummen, Befchämt und traurig zu verftummen. Lange seidige Wimpern und Augenbrauen machen jedes Ge- sicht schön, anziebend und Interessant. Schon nach kurzem Gebrauch des Tana- Balsam wachsen Wimpern und Brauen auffallend lang und dicht und bekommen Aunkelseidigen Glanz. 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Durch feine anerkannten Qua- Iitäten entroickelte es fich zur größ- ten deutfchen Weinbrennerei. Unfer Namenszug und das Schlüffel- wappen find die Merkmale für gu- ten Weinbrand, den wir aber erft nach dem Kriege wieder unbe- fchränkt liefern können. Wirn. Schönbrunn Das Große, Erhabene und das Kleine, Aus= erlesene haben eines gemeinsam: Sie erwecken Freude und Bewunderung. So ist es oft auch mit den großen und kleinen Freuden des Lebens. Dem Raucher bietet zum Beispiel eine gute Zigarette immer wieder besonderen Genuß. immer ein Zeichen | fürphotographifche Wertarbeit | SCHRAGSCHNITT Verletzen find gute Zufärze fürs Bad fehr 4 zu empfehlen. 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Meist dauert es eine Zeit- ang, bis er weiß, was jeder Knoten bedeutet. Einmal trafen wir uns, wie vereinbart war. Wir plauderten. Als Ferdinand im Laufe des Gesprä- ches sein Taschentuch zur Hand nahm, ließ er den begonnenen Satz unvollendet und rief: „Gut, daß ich mich erinnerel Ich wollte dich bitten, mir Jas Buch zu leihen, von dem wir letztens sprachen!” Ich gab Ferdinand das Buch. Er löste einen Kno- ten, so daß nur noch zwei blieben. Dann aber schüttelte er den Kopf, er band den Knoten wie- der und löste dafür einen anderen. Mir war das unverständlich und ich meinte, es sei doch gleich- gültig, welchen Knoten er als erledigt löse. „Nein“, erwiderte Ferdinand, „auch da muß Ord- nung sein! Der mittlere der drei Knoten betraf das Buch. Nun da ich das Buch habe, muß ich auch den mittleren Knoten lösen, nicht den rechten, nicht den linken!” Auch in Dingen der Liebe braucht Ferdinand die Knoten. Einmal hatte er ein Mädchen kennen- gelemt. Nach seinem ersten Rendezvous mit Luise fragte ich ihn, ob das Mädchen tatsächlich so gut zu küssen verstehe, wie es ihr schöner Mund verspreche. Ferdinand starrte mich an. „Ach”, sagte er leise, „ich muß dir gestehen, daß ich Luise nicht um einen Kuß gebeten habe, ob- wohl ich es mir vorgenommen hattel” Ich lachte und meinte scherzend: „Du hättest dir eben einen Knoten ins Taschentuch machen sollen!” „Das tat ich! Aber stell dir nur mein Pech voıl Ich wollte zum ersten Rendezvous besonders nett erscheinen und zog knapp vorher den neuen Anzug arı. Das Taschentuch mit dem Kußknoten blieb so in der Tasche der Hose, die ich nicht anhatte... Und dabei hatte ich mir einen ganz Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe ver Erzeugung |vertlöffenden Ertolg. — [Schützt vor Enttäuschung. REIS mit Wimpern- ungen „ RM. 3,50 Fordern Sie kostenlose 4 Beonchüre über Haarenttere Pi} er mung. Speziaj-Haarkräusel. ‚essenz, Hautpflege, Luxut- besonders großen Knoten gemacht, einen Doppel- knoten, damit ich ja nur nicht auf den zu erbit- tenden Kuß vergessen solltel” So lächerlich diese Beispiele sein mögen, es kann auch beinahe tragisch werden. Es war zu Beginn meiner Bekanntschaft mit Ferdinand. Ich machte mich über seine Knotenmanie lustig und fragte, was er im Sommer änfange, da man naturgemäß das Taschentuch viel weniger zur Hand nehme als in den anderen Jahreszeiten. Da Ferdinand über meine Scherze böse war, gab er keine Ant- wort. Als ich ihn dann im Sommer, es war ein glühend heißer Julitag, traf, hatte er einen Stock- schnupfen. Ich riet ihm sofort, eines der schnell wirkenden Medikamente gegen den Schnupfen zu nehmen. Er wehrte ab. „Nein, nur das nicht! Ich bin froh, daß Ich ver- schnupft bin! Denn, was begänne ich ohne Schnup- fen? Da würde Ich Ja das Taschentuch nicht be- nützen und nie meine Erinnerungsknoten be- merken!” Und nun habe ich Ferdinand sogar Im Verdacht, daß er sich im Sommer absichtlich erkältet, um nur ja nicht seinen Schnupfen los zu werden, partums, Mitesser, Sommersprossen usw. usw. LEO SCHEUFEN. Laboratorium KÖLN-LINDENTHAL 14, Bachemer Straße €6| Bäuerlicher Hausrat ‚München, Residenzstraße 3, an der Hauptpost, Telefon 24305 Das. | Warenzeichen u ENZ derFabrik chem.pharm. Pröparate HOALBERT WEBER MAGDEBURG-W. Be/forter SIr.23 A ade dr gem dur hai Eu mn Rad A end Mulkianen) dar Gi Wondı ‚Bücher können Krätte raflen, Schläue (wo sie Jet) beschaffen. mit vergeistetem Vergnügen fühlt manı wie sich Balken biegen. 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Bazugspreise: Einzelnu Pig; Abonnement Im Monat RM. 120, Anzetenkeet) aültig ab 15 Okt 1941. — Unverlarate Einsendungen werden nur zurückgasandt, wenn Porto beillegt — Nac ci Bestellungen nen roise nach Preisliste Nr 7 hdıuc«k verboten. — Posircheckkonto München 5920. Erfüllungsort M KÜHENTHAL Im fernen Osten hat man seit Jahrtausenden großen Wert auf gründliche Zahnpflege gelegt; schon bei Tschang-Ki (östl. Han-Dynastie, 25-221 n. Zw.) spielt die Rücksichtnahme auf die Zahne bei der Gesundheitspflege eine beachtenswerte Rolle. So berichtet Karl Sud- hoff in seinem grundlegenden Buch „Geschichte der Zahnheilkunde“.’) Auch heute noch wird in den ostasiatischen Ländern eine sorgsame Zahnpflege ge- übt: man bedient sich dazu ausgefaserter Stöckchen, die aus besonderem Holz her- gestellt werden. In Europa ist das einfacher, dort gibt es fast überall die vorzügliche und’ preiswerte Blendax-Zahnpasta. 9 Verlag Johann Amhrunius Hark. Leipig 1920 45% | MILD-WORLEIO- VON BOBER ODALITAT Rose Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein EEE -— J Sake Fe .-. N |, Never Me BET TZT Lin Feind dis erhöhen die Schaffens- Zahnpolitur „Tintenkuli” kraft und Lebensfreude HaltenSie die Tintanfl R ie gewohnte tägliche Nahrung wird den Nerven 12 1-7-1477- Fr YY0 ausderSielhren „Tintenkuli machen Gesicht und Auftreren 74 | oicht immer genügend Nährstoffe lafe füllen, guiv ii | In dinsen Fälen bewährt eich gut Ganz eigener Se ee sympathischer. Nach dem mod. 7 s „A-O-BE“-Verfahren =‘ Lambostin-L q Wi „Tintenkuli” sch ats Ba wevleer Doc Bez ecithin, Bam a LA TE | :2llos und hal langer können Sie ohne fremde Hilfe I Besonders geeignet ür den diese Korrektur in tünt Minuten ie hr ie „, g Tin i” ist „Kuli-Tini ie HT „Tintenkoli” Ist „Kull-Tinde“] vollkommen unauffällig an sich selbst vornehmen! Prospekte kostenlos von Fa. 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Jahrgang / Nummer 20 ’ 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Der Zweifrontenkrieg ist da (Erich Schilling) „Auf meiner Seite droht die größere Gefahr!‘ — „Auf meiner auch!* La guerra sui due fronti ormai c’ &: "I! magglor perlcolo minacela dalla mla parte!" — “E dalla mia purel,, Der Flug des Ikarus - Il volo d' Icaro IK. Rössing) Parabel von den Bazillen Von Eugen Heltal Es lebte einmal ein junger Mann, der schon als Kind gegen Blattern geimpft worden war. Später- hin gegen Diphterle, Als der Knabe heranwuchs, wurde auch die Lehre von den Bazillen immer mehr ausgebaut und erforscht, Die fürsorglichen Eltern ließen das Kind auch gegen Lungenschwind- sucht und in der Folge gegen Krebs impfen, Der Jüngling lebte glücklich und gesund. Alsbald entdeckte ein ungarischer Arzt den Bazillus der Trunksucht, Der junge Mann, der auf seinen Ge- sundheitszustand überaus bedacht war, ließ sich ohne Zögern auch gegen Trunksucht Impfen. Mitt- lerweile war ein französischer Gelehrter dahinter gekommen, daß auch die Seekrankheit durch Ba- zillen hervorgerufen wurde. Obwohl der junge Mensch nicht die geringste Lust zu einer Reise übers Meer verspürte, ließ er sich dennoch schleu- nigst auch gegen die Seekrankheit impfen. Eben- so tat er das gegen Pest, Cholera, Malaria, Ty- phus, Kopfschmerzen, Sodbrennen, Hexenschuß und Zahnschmerzen. Und da es schon in einem hinging, auch gegen Blinddarmentzündung, Augen- schmerzen, Herzklopfen, Ohrensausen, Schnupfen, Fettleibigkeit, Magersucht, Luftröhrenkatarrh, Kehl- kopfschwindsucht, Hühneraugen und Nagelge- schwüre, Die Ärzte entdeckten jedesmal immer wieder neue Bazillen. Und der Junge Mann, der sorgfältig auf sein leibliches Wohl bedacht war, hielt mit der Wissenschaft gleichen Schritt. Da- durch war er auch alsbald gegen Erkältung, Grippe, Gicht, Rheuma, Nervosität, Blutarmut und Kind- bettfieber geimpft. Nun glaubte er schon gegen alles geimpft zu sein. Welch ein Irrtum! Er war noch ungeimpft gegen Schwindel und Ohnmachtsanfälle, Blutver- glftung und eine Menge anderer Krankheiten. Der Junge Mann holte aber auch diese Versäumnisse alsbald nach. An dem allseltig gelmpften Jungen Menschen stellten sich Jedoch als üble Folge der verschie- denen Impfstoffe die ersten Anzeichen von Gei- stesgestörtheit ein. Die Ärzte konstatierten bel dem Bedauernswerten eine Gehirnerwelchung. Zum Glück entdeckte fast zur selben Zeit ein deutscher Arzt den Bazillus der Gehirnerweichung. Der junge Mann war gerettet. Er wurde auch gegen Gehirmnerweichung geimpft. Er verließ ge- heilt die Anstalt. Als er auf die Straße trat, rief er beglückt aus: „Jetzt kann mir nichts mehr etwas anhaben!“ In diesem Augenblick fiel Ihm ein Ziegelstein auf den Kopf. Der junge Mann war sofort tot. Gegen Ziegelsteine war er nicht geimpft gewesen. (Berechtigte Übersetzung aus dem Ungarischen) 306 Seitenfprünge Gradaus gehn nach hohen Zielen, tmeder linke= noch rechtsmwärts fehlelen, jederzeit und überall, märe eigentlich mein Fall. Leider bin ich fo befchaffen, daß mir was vom Vetter Affen in den Gliedern hängen blieb. Und das ift mir gar nicht lieb. Schleterhafte Kräfte zwingen mich oft plößlich, abzufpringen. - »Halt, das ift ein Seitenpfadl« mahnt’s mich ... Ei? So? Nun erft grad! Mancher pflegt fich drum zu äußern: »Dies führt nicht zu guten Häufern! Bracht’ er je der Tugend Keim von fo einem Ausflug heimt« Nur ein paar fcharmante Leute finden meine Reifebeute dann und mann nach ihrem Sinn. Und das tröftet immerhin. Ratatöohr Ein Narr am Ruder (E. Thöny) „Nur keine Angst, Britannia, ich kann zwar auch nicht schwimmen, aber ich werde das Schiff schon schaukeln!* Un pazzo al timone: ‘'Nessuna paura, Britannia! E vero che anch io non so nuotare, ma pure terrö ben la barca in bilico!,, 307 Anglikanische Bischöfe (Karl Arnold) „Fluch allen Deutschen! Gottes Segen unseren lieben Brüdern in der schönen Sowjet-Union!“ Vescovi anglicani: ""Maledizione a tutti I Tedeschi Dio benedica I nostri cari fratelli nella bella Unione Sovietical,, 308 Die Hochzeitskutsche - La carrozza nuziale (Fr. Bliek) Barker hatte ein Pferd nötig Von Konrad Seiffert Die Schaffarm ‚Tres Quebrachos‘, auf der wir uns aufhlelten, der Ramon und Ich, war eine Aktien- gesellschaft, eine G.m.b.H. oder so etwas Ähn- liches, ich weiß das nicht genau. Ihr Besitzer war Sefior Valbuena. Der lebte meistens in der Haupt- stadt und ließ sich nur ab und zu mal sehen. Er war übrigens bloß eine Art von Strohmann. Der wirkliche Eigentümer von ‚Tres Quebrachos’ hieß Barker. Und der war In Gottes eigenem Land zu Haus. Der Mann, mit dem wir zu rechnen hat- ten, und der mit uns rechnete, war Don Ricardo, der Majordomo, ein Mensch, mit dem man aus- kommen konnte. Nun aber war Mister Barker erschienen. Er war in einem riesigen Auto von der Hauptstadt aus zu uns heruntergekommen und hatte seine Toch- ter mitgebracht. Seine See- und Autoreise sollte wohl gleichzeitig eine Art Vergnügungsfahrt sein. Das Mädchen hieß Daisy. Und Daisy heißt Gänse- blümchen. Sie wissen das sicher, lieber Herr! Das Gänseblümchen hatte viele Sommersprossen, sah aber sonst recht nelt aus, Es zeigte uns oft und gern seine langen Beine und lackierte sich jedesmal, wenn es auftauchte, seine Lippen. Aber ich will sonst nichts weiter von diesem Mädchen Daisy erzählen. Denn dies hier ist eine Männer- geschichte, Mister Barker war ein reicher Mann, das können Sie glauben, Er machte nicht nur in Schafwolle, sondern auch noch in Salpeter, Zinn, Kupfer und wasweißich. Wir aber hatten wenig Geld. Don Ricardo schleppte uns so mit durch, zahlen konnte er uns nichts, Denn die Schafschur und damit unser Verdienst kam erst noch, Der Ramon halte sein letztes Geld im Splel ver- loren. Er war ganz abgebrannt. Und das ist ein Zustand, in dem ein Mann zuweilen auf nicht all- tägliche, auf gewagte Gedanken kommt. Der Ramon kam auf solche Gedanken. Er ging am Morgen bei dem Eintreffen Barkers zu dem und sagte: „HörenSie, Sefior, Ich habe ein Pferd zu verkaufen, ein nettes, liebes Tier. Und ich glaube, daß Sie ein Pferd nötlg haben. Kaufen Sie es, wir werden schnell einig werden!” Barker sah sich den Ramon von oben bis unten an: „Ein Pferd? Ich? Mann, Sie haben wohl zu viel getrunken! Hier wird ja überhaupt viel ge- trunken. Hier wird mehr getrunken als gearbeltetl Ein Pferd? Nein, ich habe kein Pferd nötig!" Aber Ramon sagte: „Wie können Sie das wissen! Sie sind Ja erst kurze Zeit hier. Warten Sie noch ein paar Tage, und Sie werden sehen, daß Sie dringend ein Pferd brauchen, Vielleicht sogar zweil” Doch Barker wollte nichts vom Pferdehandel wissen. Er drehte dem Ramon den Rücken. Am nächsten Morgen stand sein wunderbares Auto auf Latschen. Er wollte mit dem Gänseblüm- chen und mit Don Ricardo eine Besichtigungsfahrt machen. Aber nun hatte er keine Luft In den Schläuchen. Er fluchte mächtig. Auch bel uns wurde geflucht, sehr saftig sogar, das köni Sie glauben, lieber Herr! Aber was dieser reiche Mann aus Gottes eigenem Land für Flüche wußte, das war aben- teuerlich. Das Gäönseblümchen stand dabel und lackierte sich die Lippen. Barker forderte uns auf, Luft in die Schläuche selnes Wagens zu pumpen. Es war nicht einer unter uns, der das tat. Nein, sagten wir alle, dazu seien wir nicht auf ‚Tres Quebrachos‘, und wir ver- stünden von dieser Arbeit auch nichts. Niemand liebte den Mister Barker. Und jeder zeigte ihm, Vaß er Ihn nicht liebte. Ramon fing nun wieder von seinem Pferd an zu erzählen. „Kaufen Sie es, Herr, sagte er zu Bar- ker, „Sie haben ein Pferd nötigl” Aber Barker fluchte nur und pumpte Luft in die Schläuche seines Wagens. Er schwitzte dabei, Wir sahen zu. Am gleichen Tage noch erfuhren wir von Don Ricardo, daß Mister Barker wirklich kein Pferd brauchen konnte, denn er hatte noch nie auf dem Rücken eines solchen Tiers gesessen. Ramon aber sagte: „Er hat dringend ein Pferd nötig!" Am andern Morgen waren die Scheiben der bei- den großen Scheinwerfer von Barkers Auto zer- schlagen. Barker tobte wie ein Besessener als er den Schaden sah. Und er verlangte von Don Ricardo, er solle alle Leute sofort entlassen, denn sie steckten alle unter einer Decke, das sei eine Sauwirtschaft, hier müsse energisch durchgegriffen und aufgeräumt werden. Don Ricardo lehnte unsere Entlassung ab. Er sel roh, meinte er, daß er uns habe, die Schafschur 309 stehe bevor, da brauche er jede Hand. Und je eher, Je schneller er die Wolle verfrachten könne, desto besser sei das für ‚Tres Quebrachos’ und für den Geldbeutel Mister Barkers. Ramon kam. Er wollte wieder von seinem Pferd zu erzählen anfangen, Aber Barker ließ ihn nicht zu Wort kommen; „Zum Teufel mit Ihnen und mit Ihrem Gaull Ich brauche kein Pferd!” Achselzuckend verschwand Ramon, Ich sagte zu ihm: „Warum willst du ihm denn so hartnäckig ein Pferd verkaufen? Du siehst doch, daß er einen Wagen hatl” „Er hat einen Wagen, das stimmt“, sagte Ramon, „aber ich habe kein Geld. Und du hast auch kein Geld. Was meinst du: wenn dir jemand hundert Pesos auf die Hand legt, würdest du sie nehmen?” „Hundert Pesos! Du bist verrückt! Dein zweites Pferd, das du verkaufen willst, ist keine drei Pesos wert!” „Ich weiß es. Aber drel Pesos sind wenig Geld. Hundert kann der Caballero doch mit Leichtigkeit zahlen!” Ich lachte laut und sagte: „Du glaubst doch nicht Im Ernst, daß du die Schindmähre überhaupt ver- kaufen kannsıl" Barkers Auto stand auf einem Zementviereck. Ein Dach? Nein, ein Dach war nicht darüber. An der einen Seite dieses Vierecks war ein Schuppen, an der andern lehnten ein paar Wellblechtafeln. Es wuchs allerhand Gestrüpp und Gras in der Nähe der auf dem Erdboden liegenden Zement- platte. Das meiste davon war dürr, abgestorben und zundertrocken, An dem Morgen, an dem Barker mit seinem Wagen ‚Tres Quebrachos‘ verlassen ‘wollte — denn er hatte gesehen, was es für Ihn auf seinem Eigen- tum zu sehen gab — an diesem Morgen also stellte er fest, daß kurz zuvor der Benzintank ge- öffnet worden war. Die Zementplatte, die in der Mitte, unter dem Wagen, eine Vertiefung hatte, war von Benzin Überschwemmt, Barker bekam einen Tobsuchtsanfall, während das Gönseblümchen wieder mit den Lippen beschäf- tigt war. Don Ricardo war die Sache unangenehm. Er wäre froh gewesen, wenn uns Barker endlich verlassen hätte. Nun gab es noch eine Verzöge- rung. Während der Mann aus Gottes eigenem Land Benzin von seinem Reservevorrat In denTank goß, erschien Ramon und schaute zu. Barker sah wütend zu Ihm hin. Ramon zog eine Zigarette hervor und Streichhölzer. Er zündete sich die Zigareite an und warf das brennende Streichholz in das dürre Gras, dicht an den Rand der benzinüberschwemm- ten Zementplatte. Das Gras brannte. Mit einem Wutschrei hieb Barker seine Benzin- kanne hin, fuhr auf den kleinen Brand los und trampelte darauf herum. Es gelang ihm, das Feuer- chen zu löschen. Und in diesem Augenblick erkannte er haargenau, daß er dringend ein Pferd braucı Denn er hatte ‚Tres Quebrachos‘ ja noch nicht verlassen, nicht In der Hauptstadt. ın Ramon und sagte: „Was 'e soll der Gaul kosten?” „Hundert Pesos!” meinte Ramon seelenruhlg. „Es ist zwar kein erstklassiges Pferd, aber hundert Pesos sind ja auch nicht viel Geldi” „Hundert Pesosi“ staunte Barker, „Sie scheinen nicht zu wissen, wie billig Pferde sindi” „Ach, Sehor”, sagte Ramon, „wenn man dringend ein Pferd braucht, dann zahlt man mehr als hun- dert Pesos! Und Sie brauchen doch dringend —" Hier griff Barker den Ramon unter den Arm und zog ihn dreißig, vierzig Schritte zur Seite. Denn nun waren mehrere Männer in die Nähe ge- kommen, die sich die Abfahrt eines so schönen Wagens nicht entgehen lassen wollten, Ich war auch dabei. Wir sahen, daßBarker hastig aufRamon einredete, daß Ramon den Kopf schüttelte, daß die beiden nicht recht einig wurden. Aber dann zog Barker doch seine Brieftasche und zählte dem Ramon Geld auf die offene Hand. Und Ramon machte eine Verbeugung. Alles andere verlief programmgemäß. Der Wagen fuhr ab. Mit Barker und seiner Tochter Daisy. Aber ohne Ramons Pferd. Barker sah nicht hin zu uns. Nur das Gänseblümchen lachte uns mit ihren frischlackierten Lippen an. Als ich mit Ramon alleln war, fragte Ich Ihn: „Er hat dir also das Pferd abgekauft? Was hat er bezahlt? Doch nicht etwa hundert Pesos?” Sehnsucht (R. Krlesch) „Mein Gott, Grete, wie langsam die Zeit vergeht!“ — „Bis zu unserer Hochzeit, Arthur?‘ — „Nein, bis zum Abendessen!“ Nostalgia: „Er hat bezahlt, was ich verlangt habe, hundert Pesos, selbstverständlich, Er hatte doch ein Pferd dringend nötig. Das hat er eingesehen. Aber er hat es nicht mitgenommen. Ich kann es noch ein- mal verkaufen, für drei Pesos. Glaubst du, daß ich drei Pesos dafür bekomme?” Ich glaube es nicht, Der Ramon kramte die Geld- scheine aus seiner Hosentasche, Er zählte mir hundert Pesos auf die Hand. Hundert hatte er außerdem noch. Ich sah ihn groß an. Und er sagte: „Ja, grinse nicht! Das ist für dich. Ich habe dem Caballero doch zwei Pferde ver- kauft, eins von mir, eins von dir. Für jedes habe ich hundert Pesos bekommen. Zähle nach, es stimmtl" „Aber“, stammelte ich, „du weißt doch, daß. ich überhaupt kein Pferd habel Du weißt doch, daß ich mir erst ein neues kaufen will, von Guillermo, seit voriger Woche — — —" „Rede nicht so viell Ich habe den Mister Barker 310 Dio mio, Margherita, come il tempo passa lentamente!,, — *Fino alle nostre nozze, Arturo?,, — "Eh no, fino alla cenal,, im letzten Augenblick davon überzeugt, daß er nicht ein, nein, daß er zwei Pferde dringend nötig hatte, Er hat es eingesehen. Und du kannst mir glauben: in seiner Not kauft ein Mann auch Pferde, die es gar nicht gibt, Zweihundert Pesos! Der Caballero ist noch sehr billig davongekom- men!” Davon war auch ich überzeugt, als ich mein Geld nachzählte. Und Sie, lieber Herr, sind wohl der gleichen Meinung. In Churchills Kinderzimmer (0. Gulbransson) IE S sn Se Kr % 2 MA ZZ ? a) er | KEIIDDSE „Sei nicht ungeduldig, Amerikaner, wir spielen wieder mit dem Sowjetbärli Verteilung der Welt!“ Nello stanzino d’ infanzia di Churchill: “Non essere Impaziente, americano! Noi glochiamo dinuovo coll’ orsacchiofto sovietico la spartizione del mondo!,, 311 DER DIREKTOR Er trägt einen grauen Anzug mit weißer Weste und weißer Krawatte. In der linken Westentasche befindet sich eine flache, goldene Uhr, in der rechten ein goldener Drehbleistift. Uhr und Blei: stift sind durch eine feingliedrige Goldgirlande über das mittlere Westenknopfloch hin mit- einander verbunden. In der Krawatte steckt eine Perlennadel. Der Direktor erwartet mich zur Besprechung im Hotel-Vestibül. Er macht eine Andeutung, sich aus dem Polstersessel zu erheben. Ich bitte ihn Platz zu behalten. Wir sind an Jahren welt auseinander. Auch in der Sache sind wir es, um die es sich handelt, Ich gebe dem Alter die schuldige Ehre und be: gnüge mich mit dem Stuhl zur Linken des Direk- tors. Ich sitze auf diese Weise unbequem erhöht und muß auf den Direktor heruntersprechen. Ich sage, daß ich mich freue, seine persönliche Be kanntschaft zu machen; persönlich würde sich wohl alles leichter regeln lassen als schriftlich. Der Direktor sagt nichts dergleichen. Er läßt mich reden. Seine Hände ruhen auf den Sessellehnen. Die Finger sind nach innen gebogen und schwarz behaart. Auch seine Augenbrauen sind schwarz und buschig, starr und buschig Ist auch das er- graute Haupthaar. Er wird sich so leicht kein Haar krümmen lassen, denke ich mir. Ich entwickle die Angelegenheit, wie Ich sie sehe. Der Direktor schweigt. Das Schweigen ist eine furchtbare Waffe, ich weiß es wohl, Ich sollte ebenfalls schweigsamer sein und mich mit meinen Gründen nicht so schnell hervorwagen. Aber das muß man gelernt haben. In meiner Welt spricht man frei heraus, was man denkt; man lacht gerne und stimmt bei, wenn ein Scherz fällt. Der Direktor verzieht keine Miene. Ich verschleße meine Gründe und meine Scherze umsonst und stelle meine Bemühungen endlich ein. „Ich habe da noch einmal die Papiere mit- gebracht”, beginnt mein Vertragspartner lang- sam, „die Sache liegt so”. Sie liegt so, als hätte ie höchsten geschmacklichen Ansprüche in bezug. uf die Kleidung müssen bei all den Herren erfüllt sein, die im Beruf oder in der Ge- sellschaft mit Menschen zusammenkommen, die ein Auge dafür haben. Wie gut, daß man sich wenigstens auf dem Gebiet der Krawatte keins allzu großen Sorgen um die Auswahl eines in jeder Hinsicht korrekten und geschmacklich einwandfreien Stückes zu machen braucht. Man läßt sich einfach eins Kollektion der neuesten vorlegen, wählt die zusagende und hat die abso- Iute Gewähr, mit das Vollkommenste zu tragen, was an modernen Krawatten erzeugt. werden kann. Dis unzähligen, ständig durch neue ergänaten Muster ermöglichen eine harmonische Anpassung der Krawatte an den Anzug, für den sie bestimmt ist, ich lauter Dinge vorgebracht, die die Sache gar nicht berühren. Der Direktor kommt auf meine Darstellungen mit keinem Wort zurück. Während ich den und jenen Punkt offengelassen hatte, um freiwillig anzuaeuten, daß ich hier zu Zu- geständnissen bereit wäre, räumt mir der Direk- torauch nicht das geringste Entgegenkommen ein Das wurmt mich. „Das Leben”, sage ich gereizt, „beruht auf einer gewissen Gegenseitigkeit. Wie wäre die menschliche Gemeinschaft denkbar, wenn man die verschiedenen Lebensanschauungen und Ideale nicht gegenseitig achten und einander angleichen wollte? Leben und leben lassen — —. Sollten wir uns nicht auf einer mittleren Linie einigen können?” „Lieber Freund” erwidert der Direktor — seine Backenmuskeln straffen sich und ich weiß, daß ich jetzt weniger denn je auf Freundschafts- beweise rechnen kann — „hier handelt es sich nicht um Ideale, hier handelt es sich um reale Werte.” „Eben. Sie sind mir an realen Werten so weit überlegen; wenn Ich auf meine Ansprüche zur Hälfte verzichte, wieviel leichter muß Ihnen das fallen; Ist es nicht so?” Der Direktor schweigt. Er hat das Verzichten auf reale Werte nicht gelernt und will es auch nicht lernen; deshalb hat er es Ja in Werten dahin ge- bracht, wohin Ich es nie bringen werde, „Um zum Ende zu kommen” breche ich ungeduldig sein Schweigen, „will ich dann also die ge- samten Lasten tragen. Die werden mich auch nicht umbringen; mir geht es schließlich um die Sache. Geben Sie den Vertrag; ich unterschreibe.” Es ist das erstemal, daß der Direktor lächelt. Ich dagegen habe das Bedürfnis zu tauchen und biete formhalber auch dem Herrn Direktor meine Zigarrentäsche an. Er wird unter diesen Um- ständen wohl ablehnen. © nein, er bedient sich gerne und wählerisch aus meinem geringen Vorrat. „Wollen wir nicht noch einen Schoppen Bier mit- einander trinken?” fragt er leutselig. „Ober, zwei Bier.” Mir ist nicht nach Bier, ich möchte es aber nicht abschlagen. Der Direktor ist jetzt recht aufgeräumt (Fr. Bllok), Frühjahrsmüdigkeit Stanchezza primaverile und kann auf einmal fließend aus seinem Leben erzählen. Man muß Respekt haben vor einem solchen Aufstieg, das muß ich schon sagen und es leuchtet aus der Erzählung auch hervor, daß der Direktor keineswegs ohne Humor Ist. Ich habe ihm doch ein wenig Unrecht getan, denke ich mir. Wir trinken aus und stellen fest, daß wir nun alles besprochen hätten, „Ober zahlen“, ruft der Direktor, „ich habe ein Bier“, - Soso, ein Bier. Ich zahle also das meine selbst. Und während ich das Trinkgeld großzügig ab- runde, läßt sich der Direktor genau herausgeben, hält die Münzen sorgsam prüfend vor die Augen und läßt sie dann in die Tasche gleiten. Ich bin überzeugt, daß er noch Generaldirektor wird. Ernst Heimeran Bitte: Kronen. Krawatten erkrunt man beim Kasl (5 den Anmte an der eingenähten KRONEN-MARKE FAT. Sienind vol- wlastich, hascgraäkt,rirgast und necaalg wie eis Model, weil von jedem Muster nur wenige Krawatten bergestelt werden. Beherzigen Sie heute, da unsere biologischen Houtpflegemittel nur beschränkt lieferbar sind, mehr als früher unseren Rat ı Sorgfältigund hauchdünn auftragen! Nicht die Menge, die Güte ist entscheidend für die von Ihnen so geschätte Wirkung der Eukutol= Präparate. nnonzn.eaawarran. rannte TÜSACÄDEOR nanuin ca 312 Radfahren Cr Aber ein Problem heute selbstverständlich Die Frau von heute, die sportgestählt und leichtbekleidet auf flinkem Rod dahineilt, hat für ihre zarte Schwester im »Sportkostüme« der Jahrhundert- wende nur ein mitleidiges Lächeln übrig. — Sie weiß, doß zweckmäßige Kleidung, vernünftige Körperpflege und freie, unbehinderte Bewegung bei Arbeit undSportdieGrundlage fürihre Gesundheit, Schönheit und Leistungs- fähigkeit sind. — Deshalb ist ihr auch die neuzeitliche Comelia - Hygiene selbstverständlich geworden, die ihr Sicherheit und Frische an allen Tagen gibt und zuverlässigen Schutz bietet. die zuverlässige Reformbinde Wien, Schönbrunn IT Das Große, Erhabene und das Kleine, Aus» erlesene haben eines gemeinsam; Sie erwecken Freude und Bewunderung. So ist es oft audı mit den großen und kleinen Freuden des Lebens. Dem Raucher bietet zum Beispiel eine gute Zigarette immer wieder besonderen Genuß. HayE Speachen of MEUE Art Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Speachen-Neüsystem Schnellmethode zum Selbststudium fü € tisch - F ösisch - Italienisch losen Sie hier, was unsere Kunden schreiben: ‚prägtsichspiolend leichtein lionlsche Zeitungen zu ine Dorfschule und hatte keinen Schimmer von Fremdsprachen, Erst nachdem Ich mich mit einar Italienischen Familie sehr gul angefreundet halte, kam in mir der Wunsch auf, auch die Italle- nische Sprache zu beherrschen. Ich habe nicht Immer, regeimäßlg gelernt, sogar manchmal tagelang aus toren Int "gar nicht "das tichtige Wort, man brauch! weder auswendig zu 1 noch Vokabeln und grammatis pauken, noch Irgendwei Vorkenntnisse oder elne bosondere Be- jabung zu besitzen. Man liest, und das ‚olasone prägt sich ein. Meine Itallenischen Freunde waren überrascht übor meine schnellen Er- folge, bosonders Über die gute Aus- sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- spielond leicht Ich hab halt ir mas Spra gu! wissen kann Ich Indem dio einzigertige Work welter: 1) Radebeull, Margot Hanning, Radebeul, ‚den 29. April 1941 Lessingstraße 7. Kein Auswendiglernen von Vokabeln Ich finde Ihr übertrettlich, von Vokabein und grammalis pgin ‚ganz ausgeschaltet, ist, dann, der ohrstoff prägt s m Aufbau essanter Welse gehracht und kann test- los im praktischen Leben verwendet werden. St. Pölten, 15. Jan. 1940. Ib. Redl, Tosafstt. 57, Hauptschulälrektort, R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenbilck an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahr als eine Sammlung toler Vokabein entgegen, sondern s0, wie sie wirklich und 1ko- lich in lebendiger Redı Siner ‚Interessanten, Lektüre, die un jesprochen und gebrauch! wird. I ionn eine wortverwandi neugestalli ;prachgut, bewirkt hält, anragt und ni Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorl schulbildung genügt vollauf, weil die Durchnahi elsung 9 ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben Durch jede Buchhandlung zu beziehen / Die Einführungsbroschüre Über H t Anton rachen-Nousystem halten Sie ing gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 ! Aler-Duvollat nicht hamster DeimhadKatineit 313 LIEBER SIMPLICISSIMUS | 10. Nücken Bobby begibt sich mit einem Fläschchen in die Apotheke, um eine Tinktur zu kaufen. „Wieviel wünschen Sie davon?“ fragt der Apo- theker. „Dieses Fläschchen voll”, sagt Bobby, „es kann aber auch etwas mehr sein.” N „Gestern habe ich ein reizendes Mädel kennen- gelernt.” — „So, wo denn?” — „Auf dem Tritt- brett der Elektrischen.” Eine Anzeige: Wellensittich entflogen. Gegen Be- lohnung abzugeben, Neuhauser Straße 25. (Nicht eßbar.) pf In der Nähe eines kleinen Dorfes im Bayrischen Wald wurde ein Lager für gefangene Bolschewi- sten errichtet. Dr. Weinzierl, der Betriebsarzt eines großen Sägewerkes, in dem diese beschäftigt werden sollten, betrachtete nachdenklich die ver- wahrlosten und zum Teil recht finster dreinschau- enden Burschen. Dann beschloß er, für seine Per- son einige Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, Er beantragte zunächst auf der Gendarmerlestation des Dorfes einen Waffenschein und erhielt dort folgende vorläufige Bescheinigung ausgestellt: „Herr Dr. Weinzierl ist berechtigt, zur Ausübung seiner ärztlichen Tätigkeit eine Pistole bei sich zu führen. Die Ortspolizei.” H. 3.6. Das Melffer Von Eugen Roth Ein Menfch, der oft Darunter litt, Daß fchlecht fein Tafchenmeffer fchnitt, Gab Diefes, wenn auch erft nach reifer Entfchließung, einem Scherenfchleifer. Doch der, ein Meifter, fchliff das Meffer Nicht fo nur, daß es nun fchnitt beffer - Es war von Grund an gräßlich fcharf, Weit über menfehlichen Bedarf. Bisher war es ihm unentbehrlich: Jetst aber fchien’s ihm zu gefährlich, So daß, trot bittern Herzensrvehs, Er künftig lebte ohne co. ? Angenehm schäumend, deshalb ES 3 ) 3 In der Wirkung sind beide gleich: BE so gut reinigend und erfrischend 3 ET geht mancherlei im Laufe der Jahre, aber vieles ist mühelos und haltbar wieder instand gesetzt mit Hilfe des wasserfesten, farblosen Spezialleims DER ALLESKLEBER ns wie helles: Schon zur Zeit des Alten Fritz war eine mit Raulino-Tabak gestopfte Pfeife etwas ganz Besonderes. Und so ist esbis heute geblieben. RAULINO@TABAK rint es in soviel Arten, daß jedem Raucher sein gewohnter Genuß geboten wird. Ob hell oder dunkel. aromatisch-zart oder lieber derb- krartig, immer finden Sie das Richtige, wenn es nur Raulino ist. Hergestellt in den Werken BAMBERG - KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL - LITZMANNSTADT 314 FARBLOS e WASSERFEST .sJ ses SEess E E Ferse SEcEE Es 2 E53 E EEE LESE RUNDFUNKGERAÄTE SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN FABRIKATION UND VERTRIEB VALVO RADIOROHREN GMBH » BERLINW&@ Fobriken in Aachen, Berlin, Hamburg, Wien HAMMER-BRENNEREI- SCHURGERu.CO - HEILBRONN-N e Dirndl-, Trachten-, Baden-eineLusz Dekorations-, ; E Bezugs-Stoffe ä i (rennen | bei AstumauBronchilis B a u e r I 1 € h e r H a u 5 r a t dafı man von Kopfkbinerzen, Yabne Asthma:Tubvekın Einnehmen Idimergen, ebeimatlichen oder (ice chen, ? fdden Wejchwerden pLOLIA) ibere München, Residenzstraße 3, an der Hauptpost, Telefon 24305 en bat, fan Diefe olt unerträglkhen 3 1 Schicken Sie den Simplleissimus, wenn Sie Ihn gelesen haben, an die Front! y der nut @rfolg, = Welabon auch bei tasten Schimergen | Iparfam, ‚meif, genügt (ben eine | Stapel, Yta. #2 Dig. In Hpoifeten. pfeifenfabrik VAUEN Nürnbg. für die ze dir a Tance page y Fußschweiß kömplen müßten! Freunde des Fußachweiß. zermört Sırumpl A N und Schuh. E rklichen ai Alles-Kit: Schutz hiergegen bietet + | Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu SIKKOPED die Einlegeschle von überzen kung! ı einer honigdicken Masse vermiengt gibt zum Behell ein e2 vorzügl. Dichtungsmittel für defekte Kodhtöpfe usw Y c a Fe nssuatas-oosrram na Zk.nün beschränkt Ki-erbar, jedoch u Unvariin Spiegelblankes Parkett Von Knut Oving Falls Sie einmal mit Frau lundgren zusammen- treffen sollten — sie ist eine moralisch stark be- tonte Dame — dann werden Sie von ihr gewiß eine wenig schmeichelhafte Geschichte über mich zu hören bekommen. Sie wird Ihnen erzählen, daß ich schon am hell- lichten Tage «betrunken umherlaufe, die Haus- angestellten aller vornehmen Familien auf das gröblichste belästige und intimen Umgang mit Frauenzimmern zweifelhaften Rufes pflege. So be- hauptet Frau Lundgren. Aber lassen Sie mich nun berichten, wie es sich in Wirklichkeit verhält. Ich besuchte Frau Lundgren In ihrer Villa, um ihr im Auftrage meiner Frau ein Strickmuster für wollene Schals für die Negerkinder in Afrika zu überbringen. „Bitte: schön, diesen Weg”, empfing mich Agathe, die Hausgehilfin Lundgrens, ein Fräulein älteren Jahrganges, und führte mich in den Salon. „Verbindlichsten Dank“, verneigte ich mich höf- lich und — bums, da lag Ich schon. Lundgrens haben einen schönen Salon. Groß und geräumig wie eine Eisbahn, Ist ersauch so glatt wie eine solche. Jeder Zoll des Fußbodens be- steht aus Parkett, sorgfältig gepflegtem, splegel- blankem Parkett, In dem spärlich gebettet einige fellen und handgewebten n. Eine mit diesen Bodenverhältnissen vertraute Per- son dürfte sich, sofern sie nüchtern Ist und ge- nagelte Schuhe trägt, nach wochenlanger Übung mit einiger Sicherheit darauf bewegen können. Für einen Anfänger aber Ist es ein hoffnungs- loses Beginnen. Auf allen Vieren kroch Ich zu einem der Teppiche hin und richtete mich vorsichtig auf. Doch kaum war ich in die Höhe gekommen, da rutschte mir der Teppich unter den Füßen fort und fuhr mit mir durch den Raum wle ein Rennauto, dessen Brems- bänder versagen, Dabel stieß Ich Agathe mit dem Kopf vor die Brust, so daß auch sie lang hinfiel. Ich landete schließlich am anderen Ende des Salons bei einer Bronzestatue, die die Venus von Milo In natürlicher Größe darstellte. Ich wäre Ihr In die Arme gesunken, wenn sie welche gehabt hätte, so aber hing Ich'mich Ihr um den Hals und sah mich nach Agathe um. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung“, stammelte Ich, Sie erhob sich mit Würde, um plötzlich einen wil- den Derwischtanz zu vollführen. „O, bitte, keine Ursache, das Parkett ist ein bißchen zu glat sagte sie, als sie endlich zum Stillstand g kommen war, um Im nächsten Augenblick sich er- neut um die dlgene Achse zu drehen und mit dem Kopf welt vorgestreckt durch einen grünen Vorhang von der Bildfläche zu verschwinden. Meine Lage war recht unerfreulich. Da hing Ich nun hilflos dem Fräulein Venus mit beiden Armen um den Hals. Ich unternahm einen verzweifelten Versuch, mich von Ihr loszure! 1. Aber erneut kam Ich dabei ins Wanken, stieß den Rauchtisch um, jonglierte mit einer kostbaren Kristallvase und landete schließlich erneut bel der Venus. Da erschien Herr Lundgren. Er blinzelte mehrmals, als wollte er sich Überzeugen, daß er mit offenen Augen und nicht im Schlafe ging. „Aber mein Herr, was soll meine Frau dazu sagen?“, erelferte er sich. „Ich bin ja auch kein Kind von Traurigkeit, aber das hier geht ent- schieden zu weit. Ihr Benehmen Ist unanständig!” Er schritt auf mich zu. Doch da glitt auch er auf dem glatten Fußboden aus und rutschte zu einem Sofa hin, in das er sich fallen ließ. „Nun ja, Ich verstehe Ihre Lage”, keuchte er. „Aber warum hängen Sie sich ausgerechnet an das Weibsbild?" Er schob mir einen Sessel hin. Ich trat einen Schritt darauf zu, doch schleuderte mich die Wucht des schweren Gegenstandes an meinen Aus gangspunkt — den einzig festen, den os für mich gab — zurück. Als Frau Lundgren den Salon betrat, hielt Ich die nackte Bronzegöttin noch immer fest umhalst. Die Hausherrin maß mich mit Scharfrichterblick. „Verschwinden Sie, Herr! Verlassen Sie auf der Stelle mein ehrbares Haus, Sie sittenloser Menschl" tief sie Im Tone höchster Entrüstung. Sie riß alle Türen auf, Ich ließ mich auf den Hosenboden nieder und rutschte schnell und ge- räuschvoll durch den Salon, die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus. — Ich hätte später einmal zu Lundgrens gehen und alles erklären sollen. Doch das tat ich dummer- weise nicht. Sollten Sie nun, verehrter Leser, der Frau Lund- gren einmal begegnen, dann bestreiten Sie, bitte, alles, was sie sagt, und erzählen Sie ihr, wie es in Wirklichkeit war. Doch ich befürchte, Sie wird Ihnen trotzdem nicht glauben. (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig.) Berg- und Talfahrt Auf Helgoland hatte man an einem Tag alles ge- sehen, gegessen und getrunken: Den weißen Strand, die rote Kant, das grüne Land, Theo Ban- gert, den ältesten Einwohner mit dem meistfoto- grafiertesten Bart, das Museum, das Aquarium, den Fahrstuhl, den gefüllten Hummer und den Eiergrog. Und am nächsten Tag machte darum jeder die Rundfahrt um die bröckliche Kulisse herum, bestaunt Mönch und Nonne, den Lummen- felsen und zahlt dafür 2 Mark 50. So einst auch wir. Zunächst wunderten wir uns, daß so wenig an der Rundfahrt mit dem Motorboot teilnahmen. Sechs- undzwanzig Personen hatten laut hafenpolizei- licher Vorschrift Platz, im Boot aber saßen nur drei: Ich, Willi Groschenbügel, und noch eine ältere Dame, die sehr streng dreinschaute, und der Stüermann natürlich. Als wir aus dem kleinen, geschützten Hafen her- aus waren und um die Ostecke bogen, wurde es uns klar, warum wir nur so wenig Passagiere waren. Es wehte ein heftiger Wind, die Wellen- berge gingen hoch, und das Boot tanzte auf und nieder. Uns wurde etwas mulmig zu Mute. Be- sonders Willi Groschenbügel wurde es mulmig zu Mute, Mir eigentlich nicht so sehr, wenn ich dran zurückdenke. Und die strenge, | Dame hielt t, sah noch strenger aus und bı eine ganz weiße Nase. Da glaubte uns der StUermann aufmuntern zumüssen: „T]8, da fühlt man sich zurückversetzt In die kleinste Kindheit. Wie in die Wiege. Immer auf und ab.” Eine Welle spritzte der alten Dame In den Schoß, da sagte der Stüermann: „Und auch genau so naßl” Ich lachte, und Willi Groschenbügel lachte auch ein biöchen, aber die strenge Dame wurde Jetzt ganz streng, und sie sagte zornig zu dem Schiffer: „Lassen Sie diese albernen Witze, und bleiben Sie In den Tälern!” R. A. Stemmle Der sichere Platz - Il posto sicuro Der Feldmohn Von Hans Leip Wir gingen übers Feld, ich hab dich lieb, da war die ganze Welt von Blumen bunt. Der rote Mohn, Marie Marei, der blühte schon schön wie dein Mund. Wir zogen in das Feld, ich hab dich lieb, da war die ganze Welt von Blut so rot. Der rote Mohn, Marie Marei, der blühte schon schön wie der Tod. Wir kamen aus dem Feld, ich hab dich lieb, da kam ich in die Welt zu dir zurück. Der rote Mohn, Marie Marei, der blühte schon schön wie das Glück. Marie Marei, sag gute Nacht, das, was dich traurig macht, ist bald vorbei. IR. Kılascn) „Tu nicht so wild, Emil, du triffst ihn ja doch nicht!" "Non Infuriar sl tanto Emilio! Glä non arrivi a colpirlol,, 316 Das Problem (X. Holligenstaedt) „Was soll ich nur noch ausziehen, damit er sich dafür interessiert, was ich anziehen soll!“ Il problema: ‘Cosa mal devo ancora tormi di dosso, affinche egli s’ interessi di cid che devo Indossare!,, 317 Kürzestgeschichten Von der Kurzgeschichte zur Kürzestgeschichte ist bloß ein Schritt. Ihn zu tun, erfordert nicht nur die augenblickliche Papierknappheit, sondern auch der Umstand, daß Immer mehr Kurzgeschichten- leser noch vorErreichung der Pointe einzuschlafen pflegen. Man glaube nun ja nicht, daß bei der Kürzest- geschichte die Geschichte zu kurz kommt, ihr Kern wird nur kunstgerecht herausgeschält und ohne überflüssige Zutaten serviert, Nehmen wir zum Beispiel die amüsante Erzählung her: „Der vielgeliebte Kardinal“, In welcher Re- ligion, Erotik, höfische Sitte und weibliches Raf- finement sich zu einem farbigen Bild vereinen. Das alles läßt sich In der Kürzestgeschichte in einem Satz einfangen, der da lautet: „Mon dieu, Herr Kardinal”, gurrte die schöne Gräfin, „nehmen Sie die Hand von meinem Knie.“ Die kriminallstische Skizze: „Der Gentleman-Mör- Der neue Inspektor ist nicht mehr der Jüngste. Er muf? immer aus dem über- ‚hitten Büroindiekalte Güterhallehinaus. ® Das schönste Geschenk ” für Heimat und Front sind meine neuen Buchserien, teils künstlerisch laiert, mit mehrfare Bisen Shıyumschlign, Veansen Maseetanini in, Ne Sie kou Verseichnis der salart Lelerberen Back oa Verunibochhandng Karl stuttgart 67 duft &r. Zlafhe ca. 20 In erhil " Eontkach 870 Die andern mundern sich über seine schlechte Laune: er selbst wundert sich über seine häufigen Erkältungen. ph.pflanı os und unverbindlich ein. m Ile) ee et, Des Salı » Dr. Behre@do, Babrik, en der“, in der die plutokratische Welt des Kapitalis- mus und die proletarische der Unterwelt auf- einanderprallen, findet ihre prägnante Fassung in der Kürzestgeschichte: „Bobby, sprang mit hungrigem Magen und mit einem Messer in der Hand auf den Bankier zu, schnitt ihm den Weg, das Wort, den Hals und sich selbst damit die Karriere eines Gentleman ab.“ Die sportliche Kurzgeschichte: „Gib Gas, Inge”, die die Liebe als Sport dem Leser wie mit der Zeitlupe vor Augen führt, schreit direkt nach den lapidaren Zellen der Kürzestgeschichte: „Ingeborgs schnittiger Sechszylinder näherte sich im 100-Kilometer-Tempo dem Strafrichter, der noch rascher Feuer fing als Ingeborgs erster Mann, der seine Pfeile an einem Benzintank ausklopfte.” Die spannende Episode: „Der Torrero”, mit dem Untertitel; „Der Tod in der Arena”, wirkt in der Kürzestgeschichte noch packender: „Ein Stierkämpfer ... zwei Stiere. Ein Stierkämpfer ... ein Stier Ein Stier . immer Wybert mit, Bi Husteny BuEBEruN: Rriftigungs- "und a3 Rulfone nerobs bedingter Schwäche find gute Zufäge füre Bad fehr zu empfehlen. Vcht jeder Bann den Sichtenweld auffuchen. Ein Bed mir Sichtenfeht- Tabletten {m weldgrünen Badewafler - mit dem würzigen Duft der Sic» ten, fchefft jene Atmofpbäre, die \pothehen Al Auf. ‚Verlangen Sie gerade dos- halb an -ORLOW vertg und Diuck: fo wohltuend aufdie Vierven ein wirkt. Sichtenfeft-Badetabletten tech fprudelnd mit edlen Sichtenfäften Bellen @ie die ® bochwertig führen gute Drogerien und Apo- tbefen feit über einem Jahrzehnt, © _ Steuerfrele n erbte Abscl HEIRAT »suchende kostenlose Aus- kunft. Vermittlungen allerorts. HERMANN LEUTHER, Köln 3432. Holenenstraße 14 prakı, . Die steuer le Buchhandig. od, F. A. Schmitt-Dr. Wöschler Postscheck! Knot & Hıth Kommanditgesellschaft, München, Sondlingor Straße 80 (Fornıut 1292). Brlotenschrift: Verantworti. Schriftleitar: Walter Foltzick, München. Verantworfi Anzeigenleller: Gustav Sch Die Frau Inspektor wundert sich über den Riesenstof? von Taschentüchern. Aber bald weiß? sie Rat und gibt ihm jetst . Pinanzamilich mit Nere io der Prüfer wichtigste: ‚komme Rensstoue uw) gr Taschenausgabe . , Einzelhandels-, Groß! 2 Handelsverti ei a Duchungsschlüss Zu der sechs Seiten langen Seelenmalerei: „Ver- wehte Herzen“ benötigt die Kürzestgeschichte bloß vier Zeilen: „Sie saßen In der Hotelhalle — ihre Blicke trafen sich, Sie gingen zusammen an den Strand — ihre Lippen trafen sich. Sie felerten Verlobung — Ihre Seelen trafen sich. Sie heirateten — Ihre Rechtsanwälte trafen sich,” Die etwas frivole Kurzgeschichte: „Jimmy und das Mädchen", in der „unbekümmerte” amerikanische Jugend landesüblich auf das Glück lossteuert, präsentiert sich kürzestgeschichtlich einfach klas- sisch: „Oh, Jimmy, nicht hier parken! Kürzer geht es allerdings nimmer, Heinz Scharpf Wenn es jet zieht, so zieht er seine Wybert-Schachtel heraus! Wybert gegen Husten, Heiserkeit und Katarrh. ade ienuett, 1. dgeren jenauı ng un Dasu, „Die Kun Aulase 1941 5a Bantiezi Feen Rasierklingenfabrik Ne CARLKLEINERTZ. Singer Merschei| Vunsch monatl. RM 5.20. K-WALTER TROMAS, Jo, Bunen, ‚Leipzig € 1/46, Hindenbury a: im ii Feine Wäsche nach Maß an» €1. Röhrer, Dresden-A 20 l General-Wever Straße 17 Sie sind wieder auf Draht Se m Lezithin-Silber machen. Bei Nervosität, Überan- strengung bestens bewährt. Eine Nervennahrung1.Ranges. Packung 250 Sick. RM. 4. inkl.Nachnahme. Weiner Hebelbarih, Drogen, Merseburg Lohn. Umsai :obeim K Ludwigshafen 7357] München 2 82, Bılelfach t, München. — Det Slinplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestallungen nehmen alle Buchhandlungen, Zei.ung"goschäfte ünd Postanstalten enigegen. 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Konitana, r de ge der Deu Die großartige lebensvolle D Vergangenheit ist das im Au! Akademie von Univ.-Prof. Dr. A, bindung mit: ersten Geschichtsforschern der Ge wart herausgegebene „Handbuch der deutschen Ge- schichte", Es lohnt sich, das Werk kennenzulernen und zu besitzen! Verlangen Sie eine Ansichtssendung Nr.17i (auch Feldpost) von: Artibus et literis, Gesell Geistes- und Naturwissenschaflen, Babelsberg rstellung de Gut hören, richtig verstehen! Dieser Wunsch wird.Schwerhörigen erfülll durch ‚den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe auszeichne. Verkaufsstellen überall im Reich rospekı $ kostenlos durch EUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT ERLIN-REINICKENDORF-OST Liefertermin x. Z1. in ca. 5 bis 7 Monaten pP D B Versorgung mit Kalk kann Erregungen des Aut der Mappe de Eine ruhige Hand ist ein Zeichen für gute Nerven. 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Max Wunderlieh Nein as Der Pfuscher (Wilhelm Schulz) „Ich weiß nicht, warum die Lampe so schlecht brennt, vielleicht fehlt das Petroleum!“ Il guastamestieri: “Non so perch la lampada arda sl male; forse vl manca Il petrolio!,, 320 „Nur nicht schwach werden, mein Lieber! Wir müssen uns gegenseitig stützen, wenn einer fällt, fallen wir beide!“ La protetta di Roosevelt: "No, non vacillare, cara mia! Dobbiamo appoggiarcl a vicenda; se uno cade, cadiamo tutti e duel,, DIE TAUBEN VON WALTER FOITZICK Ich bin erst durch Bekannte auf sie aufmerksam geworden. Die sagen immer, wenn sie in mein Zimmer treten: „Ah, da hast du ja Tauben!” Ich hab sie aber gar nicht. Sie sind da. Sie laufen auf dem Blechbelag vor meinem Fenster hin und her, und, wenn es mehr sind und wenn sie aufgeregt sind, klingt es, als ob sie steppen. Aufgeregt werden sie Immer, wenn was zu fressen da Ist. Es erregt sie dann, daß der andere auch was zu fressen kriegt. Die Biester haben nicht die klein- ste Vorstellung vom Gemeinnutz. Meine Bekannten fragen mich immer, ob Ich die Tauben füttere, und dabei lächeln sie. Da ist nichts zu lächeln. Jawohl, manchmal füttere Ich die Tauben, nur so, um zu sehen, wie sie ein- ander die Bissen nicht gönnen. Das Experiment gelingt Immer. Niemals sah ich eine Taube zu- rücktreten, um einer anderen den fetten Bissen zu Überlassen. Auch keine Spur von Organisation haben sie. Sie könnten doch schlangeslizen vor meinem Fenster, damit jede ihren Anteil be- kommt, Aber nein, das tun sie nicht. Ich habe auch gemerkt, daß sie sich nicht restlos vergessen, wenn Ich ihnen Brosamen hinstreue. Sie passen nämlich ganz genau auf, daß Ich Ihnen nicht zu nahe komme. Sie müssen ein instinkt- mäßiges Gefühl für ihre Schmackhaftigkeit haben. Ich kann mich auch an diese erinnern. Die erste Taube, deren ich mich entsinne, war ein ge- kochtes Täubchen, das unser Mädchen auf dem ILLUSIONISMUS (fr. Bilek) »\Wo’s riecht, da ftinkt'si« - Montaigne hat fchonrecht. Auf fchlichte Seelen wirkt das mie gefchmiert. Verfteht mich wohl: beim menfchlichen Gefchlecht. Denn Rofen, Veilchen, Bratwurft und Refeden darf man in diefer Hinficht nicht bereden. Bloß grad des Menfchen Duft ift oft folo. Drum greift er (fie) fo gern nach einem Eau, teils de Cologne teils aus andern Plätsen, um fich in befferen Geruch zu feten. Was wird nicht alles ugs affoziiert! Ach ja, fo find wir halt, Die meiften wohnen am liebften doch Im Reich der Illufionen. Da gibt es nur Odöre, Gott Tel Dank, und keinen hintergründigen Geftank. Vermwundert muß man, feinen Filzhut lupfen vor einem folchen lebenslangen Schnupfen. Ratatöohr 322 Küchentisch zubereitete. Den Geschmack des Brustfleisches werde ich nie vergessen. Ist es eine Schande, wenn mir der Geschmack der Taubenbrüste manchmal einfällt, wenn ich die Tauben vor meinem Fenster sehe? Mein Gott, es gibt halt so Gedankenverbindungen, aber des- wegen füttere Ich sle nicht. Es heißt, die Tauben sollen niemand gehören. Das ist natürlich Unsinn, denn es gibt nichts auf der Welt, was nicht irgendwem gehött. Sie fallen ganz bestimmt unter einen Paragraphen und unter eine Strafbestim- mung. Das wäre Ja noch schöner, wenn ausgerech- net die Tauben vor meinem Fenster vogelfrei wären, Nein, darauf falle ich nicht herein. Es ist schon sonderbar genug, daß es wilde Tauben sind, wo doch rings herum alles Asphalt ist, und der Verkehr geregelt und man rechts gehen muß, hier mitten In der Stadt, Mit dem selben Recht könnten eines Tages Rehe oder Wild- schweine vor meinem Fenster auf dem Asphalt äsen oder sonst was in der Jägersprache tun. Doch nur die Tauben haben sich von der Natur emanzipiert und tun so, als ob sie städtisch wären und der Kommunalverwaltung unterstünden. Gemeinhin sind Tauben der Venus heilig und andererselts sind sie das Symbol für Sanfımut und Milde. Muß eine andere Sorte Tauben sein als die vor meinem Fenster, denn die haben nur Interesse für Nahrungsaufnahme. Von Venus und Sanftmut keine Spur. Und was den Geschmack anbetrifft, so werde ich es aus dem Grund schon nie erfahren, weil sie so scheu sind. MEIN FREUND JOHANNES Wir besuchten Johannes. Er empfing uns freundlich wie immer, und bald saßen wir gemütlich um den Rauchtisch herum und erzählten von alten Zeiten. Als nach einiger Zeit einmal eine kleine Ge- sprächspause entstand, wurde Johannes unruhig. „Es ist ja auch zu dumm”, sagte er, „nun besucht Ihr mich so nett, und Ich habe nichts, es euch an- zubieten. Keine Zigaretten, nichts zu essen, kein Flöschchen! — oder wartet mall —" Er verließ das Zimmer und kam bald mit einer großen Tintenflasche zurück, „Da, füllt einmal eure Füllfederhalterl‘ sagte er. * Es war nicht so, daß wir Peters Frau geradezu ablehnten. Aber ihre etwas krampfhaften Be- mühungen, sich dem anzupassen, was sie für das Niveau und die Eigenart unseres Kreises hlelt, In den sie Ja durch ihre Ehe mit Peter eingeführt worden war, gingen uns manchmal auf die Ner- ven. Hätte sie sich still und bescheiden dazu- gesetzt, wenn wir unsere Gespräche führten, oder hätte sich natürlich gegel Ihre Eigenart gegen oder neben die unsere gestellt, wäre bo- stimmt das beste Verhältnis zwischen Ihr und uns ganz von selber zustande gekommen. So blieb immer elne gewisse Kluft bestehen, die sie fühlte und die sie immer unsicherer machte, sie aber leider nicht zur Vernunft bekehrte, sondern sie Ihre krampfhaften Anstrengungen verdoppeln ließ. Vielleicht glaubte sle, dadurch eine Bresche in die unsichtbare Mauer schlagen zu können, daß sie den Versuch machte, das ‚Sie‘, mit dem wir sie immer noch anredeten, in ein ‚Du' zu ver- wandeln. Jedenfalls sagte sie eines Abends: „Es klingt doch eigentlich sonderbar, daß Sie zu meinem Mann immer ‚Du‘, zu mir aber ‚Sie' sagen. Läßt sich das nicht gleichschalten?“ — „gleichschalten“ sagte sie; sie hielt das wohl für geistreicher als „ändern” —. Johannes schaute sie nachdenklich an. „Es wird uns anfangs Ja gewiß etwas schwer fallen. Aber wenn Sie es wünschen und auch Peter damit einverstanden ist — na ja, dann kön- nen wir ihn ja wieder mit ‚Sie' anreden“, sagte . Bieger Maiböcke (Karl Arnold) „Dös hat si’ der Ferdi aa net denkt, daß er uns an Leichentrunk ohne a Starkbier hinterlaßt!* Birre di maggio: “ll povero Fernando non si sarebbe certo sognato che nel suo funebre addio avesse a mancarci la sorsata di birra fortel,, 323 Georgs Leidensgenosse „Er hat die Sprache verloren, Majestät!“ — „Sehr schlimm, aber trösten Sie sich mit mir, ich habe auch nichts zu sagen!“ Compagni di sventura di Giorgio: “Maestä, egli ha perduto la fayellal,, “Malissimo! Ma confortatevi con me; anch’ io non ho nulla da direl,, 324 DIE GESANDTIN VON BRUNO WOLFGANG Die Gesandtin war schuld. Zweifellos. Da drüben wohnte sie ganz allein und unnahbar in ihrer so- genannten Villa mit den stets geschlossenen Fensterläden im Erdgeschoß und den niemals ge- öffneten Vorhängen im ersten Stockwerk, gleich hochmütig herabgelassenen Augenlidern, Und drunten eine dichte, stachlige Hecke rings um den kleinen Vorgarten und als letzte Abwehr gegen die Straße ein engmaschiges Gitter- geflecht, Und an dem Gitter stand den ganzen Tag der kleine weiße Hund und bellte, Die Gesandtin war schuld. Sie tat nicht das ge- ringste, um den Hund eines Besseren zu belehren. Herr Wranitzky war wütend. Endlich hatte er eine tuhige Wohnung gefunden, die ihm paßte, stille, schweigsame Menschen, im Hause kein Klavier, kein nachbarliches Lautsprechergeplärr. Kein Gasthaus in der Nähe, keine Kegelbahn, keine Werkstatt mit Geklopf und Gehämmer. Hier hätte er sich, wenn er von seinem Dienst In der Buch- handlung heimkam, ruhig seiner eigentlichen Be- rufung hingeben können. Herr Wranitzky war nämlich Erfinder. Er hatte schon allerlei erfunden: einen Hemdkragen, der den Kehlkopf nicht ein- schnürt, eine Vorrichtung, welche das Einlegen der Kohleblätter bei der Schreibmaschine be- sorgt, eine Zwetschgenentkernungsmaschine, einen Schwammerlputzapparat und die fünf- tausendzweihunderteinundsiebzigste unfehlbare Fleckseife. Jetzt war er mit seiner größten Erfindung be- schäftigt, dem lärm- und gestanklosen Verbren- nungsmotor. Zahllose Papierbogen waren schon mit Zeichnungen und Formeln bedeckt. Er hätte beinahe schon den Bau des Modells beginnen können, Es fehlte nur noch eines: vollkommene Ruhe, wie sie das Gehim des Schaffenden braucht. Und da hatte ihm das Schicksal drüben jenen Hund an das Gitter gestellt, dessen kläf- fende Kinderstimme ihn zur Verzweiflung brachte und Jeden Gedanken schon im Keime ertötete. Den ganzen Tag stand dieser Teufel in Pintscher- gestalt dort und steckte seine kleine schwarze Nase in die Luft. Er bellte, wenn ein Fußgänger vorüberging, er bellte auf Autos, Motorräder, Fuhrwerke und Schiebekarren, auf Vögel, Bienen, Wespen und Heuschrecken. Am ärgsten aber trieb er es, wenn ein Hund vorbeikam, Da ruhte er nicht eher, als bis der Hund die Ohren spitzte und im Galopp herüber kam. Und nun entspann sich am Gitter ein neckisches Hörspiel. Beide Hunde rannten bellend und hopsend das Gitter entlang, auf und ab, dreißig- bis vierzigmal. Bis endlich der andere Hund genug hatte, das Bein hob und abschob. Der Pintscher bellte ihm noch lange nach. Und manchmal gelang es ihm auch, die Pause bis zum nächsten Hund durchzukläffen. Herr Wranitzky litt unsäglich. Er haßte den Hund Ingrimmig und beschloß, einmal die Gesandten- witwe auf der Straße zur Rede zu stellen. Aber sie blieb unsichtbar. Sie thronte oben in ihren Appartements, lag vermutlich auf ihrem persi- schen Diwon, auf Leopardenfellen und las durch ein französisches Lorgnon ein englisches Buch. Sie bekümmerte sich nicht Im geringsten um ihre Mitwelt und ließ sich durch nichts in ihrer aristo- kratischen Ruhe stören. Herr Wranitzky aber be- schloß, sie dennoch zu stören. Er setzte sich hin und schrieb: „Sehr geehrte gnädige Frau! Es scheint Ihrer wer- ten Aufmerksamkeit entgangen zu sein, daß Ihr hochgeschötzter Hund die ganze Nachbarschaft durch sein unaufhörliches Gebell beim Gitter be- lästigt. Ich erlaube mir daher in aller Höflichkelt auf diesen Tatbestand hinzuweisen und gebe mich als geistiger Arbeiter, der ein Recht auf Ruhe hat, der Hoffnung hin, daß Sie diesen Übel- stand so bald als möglich abstellen werden. Da- durch werden Sie nicht nur dem Hund, sondern auch Ihnen selbst (hier schwankte er längere Zeit, ob er nicht ‚sich selbst" schreiben solle) die Sympathien weiter Kreise erwerben. Mit vollkommener Hochachtung. ergebenst August Wranitzky.” Er las den Brief noch mindestens zehnmal durch und er gefiel ihm so gut, daß er fast bedauerte, ihn absenden zu müssen. Er zweifelte nicht, daß er durch diesen Diplomatenstil Eindruck auf die Gesandtin machen werde. Er gab den Brief zur Post und wartete, Er wartete Jedoch umsonst. Es kam keine Ant- wort und der Hund bellte weiter. Mit jedem Tage wuchs der innerliche Groll Herm Wranitzkys und er schrieb noch einmal: „Euer Wohlgeboren! Da meine Note vom 27. die- ses Ihrerseits keine Berücksichtigung gefunden hat, sehe Ich mich zu meinem mehr als großen Bedauern genötigt, zu welteren Maßnahmen zu schreiten, Ich habe alles geprüft und erwogen und beschlossen: I. Falls binnen drei Tagen meine gerechten und maßvollen Forderungen vom 27. ds. nicht erfüllt sind, werde ich zunächst die Hilfe der Behörden in Anspruch nehmen, Wenn dies zu keinem Er- folge führt, was ich annehme, weil unsere Ge- setze in diesem Punkt noch beträchtliche Lücken aufweisen, werde ich N. zur Selbsthilfe schreiten, Ich werde also zu- nächst Ihrem p. t. Hund gleichfalls Unannehmlich- keiten bereiten. Als solche sind vorgesehen: A. Bewerfung desselben mit Steinen, um ihm den Aufenthalt beim Gitter zu verlelden. Falls dies nichts nützt, B. Gesundheitliche Schädigungen desselben durch Anspritzen mit a) Niespulver, b) Atzkall, c) Salzsäure, Wenn auch dies keinen Erfolg zei- tigt, erfolgt die Vertilgung des Hundes in ver läßlicher Weise. A. Wranitzky.” Herr Wranitzky wartete und beschäftigte sich in- dessen mit der Erfindung eines geräuschlosen Fernhundevernichtungsapparates. Die Frist ver- strich. Es änderte sich nicht das geringste. Herr Wranitzky schäumte auf In gerechtem Zorn. Jetzt galt es zu handeln. Er sammelte Steine von der Größe einer Kinderfaust und suchte sie im Vor- beigehen unter furchterregenden Gebärden auf die Nase des Pintschers zu werfen. Es gelang ihm zwar nicht, diese zu treffen, dafür aber durch- bohrten die Steine die Tasche des Überziehers und baumelten unten im Futter, schwer zu er- reichen. Der Überzieher war der erste Verwun- dete dieses Kampfes. Nun mußten schon schärfere Waffen heran. Herr Wranitzky kaufte ein Kilogramm Niespulver und füllte davon eine alte Perolinspritze. Aber es zeigte sich, daß diese Waffengattung nicht so leicht zu handhaben war. Sei es, daß ‘Herr Wra- nitzky den Gebrauch nicht kannte oder daß er besonders empfindlich war, jedenfalls war er selbst der erste, der bei diesem Angriff niesen mußte. Der Pintscher zog sich nur ein wenig zu- rück und kläffte aus sicherer Entfernung weiter. Nun blieb nur noch die Chemie. Aber ätzende Substanzen waren nicht so leicht zu beschaffen und schufen die Möglichkeit eines Zusammen- stoßes mit der bisher noch neutralen Großmacht, der Polizel, Herr Wranitzky beschloß, vorerst den Feind see- isch zu zermürben. Er schrieb der Gesandtin t&g- lich einen Brief, in dem er das Verhängnis lang- \ GUTER RAT Ein Menfch, der liebestoll, verzücht, An feine Bruft ein Mädchen drückt, Spürt jäh ein Knittern und ein Knarren: Hat denkt er, das find die Zigarren! Und fein Gefühl entfernt fich weit Von Liebe und von Zärtlichkeit. Der Menfch mag Nietfches Rat verfemen, Zu Frau'n die Peitfche mitzunehmen: Hingegen wird ihm ficher paffen Der Rat, Zigarrn daheim zu laffen! Eugen Roth 325 sam heranschleichen ließ. Immer nur wenige Worte: „Das Arsenik ist gekauft, Die Wurst liegt bereit“ u. dgl. Schließlich sandte er noch ein Telegramm um Mitternacht: „Die Würfel sind ge- fallen, stop Vae Victis’’ (was vom Telegraphen- amt in W. Wiktiss amerikanisiert wurde), Alles erfolglos. Diese Frau mußte von einer ge- radezu unmenschlichen Härte und Grausamkeit sein. Ihr Hochmut kannte anscheinend keine Grenzen. Auf einen groben Klotz gehört ein gro- ber Keil. Er entschloß sich nun, persönlich zu ihr zu gehen und ihr Worte ins Gesicht zu schleu- dern, die sie ins Innerste treffen und sie von ihrer angemaßten Höhe ins Nichts herabschleu- dern sollten. Langsam stieg er die Treppe hinan. Der Hund tanzte bellend um seine Waden, ohne Jedoch zu beißen. Wahrscheinlich war ihm der Stoff der Hose nicht fein genug. Er klopfte an eine etwas abgeschabte Tür. Im Halbdunkel fand er den Glockenzug und läutete, Eine kleine Glocke bim- melte, dann regte sich lange nichts. Er läutete nochmals und nach einer weiteren Pause näher- ten sich innen tastende Schritte. Ein Schlüssel wurde umständlich umgedreht, die Tür ging lang- sam und vorsichtig auf und eine alte Frau fragte: „Bitte, wer ist da?" „Ich“, sagte Herr Wranitzky wahrheitsgemäß. „Ich möchte die gnädige Frau sprechen.” Die Alte begann heftig zu zittern, sagte „Bitte” und ging voraus In ein kleines ärmliches Zimmer, In dessen linker Ecke ein niedriger eiserner Ofen stand. Die Einrichtung war überaus bescheiden, es roch nach uralten Parfüms und wurmstichigem Holz. An der Wand hing als einziger Schmuck das Brustbild eines stattlichen Mannes mit vielen Orden, ein Porträt von unverkennbarem künstle- rischem Wert, Die alte Frau setzte sich auf einen uralten Diwan, und an der einfachen und natür- lichen Handbewegung, mit der sie ihn einlud, Platz zu nehmen, erkannte er, daß er die Frau des Hauses vor sich habe. „Mein Name ist Wranitzky”, stieß er noch rasch hervor, ehe er sich endgültig niedersetzte. Die alte Dame saß ihm gegenüber mit leicht geneig- tem Kopf, die runzligen Hände im Schoß überein- andergelegt, mit erstaunlicher Selbstbeherrschung die gesellschaftliche Haltung bewahrend. Nur die Hände preßten sich kaum merklich zusammen und die Lippen zitterten ein wenig. Klein, hilflos und gebrechlich saß sie vor dem Besucher. Der Hund stand neben Ihr und blickte unverwandt zu ihr hinauf. Er bellte nicht. Hie und da legte er ganz leise seine kleine, weiße Pfote auf den Saum Ihres verschlissenen Kleides. Das war die verhaßte Gesandtin. Sie saß regungs- los da und wartete, was Herr Wranitzky zu sagen habe. Aber dieser konnte sich auf seine pracht- vollen starken Worte durchaus nicht besinnen. Er war äußerst verlegen und errötete. Dann lächelte er gezwungen, beugte sich nieder und streichelte ‚den Hund. „Ein liebes Hündchen”, sagte er und räusperte sich, erschrocken über seine eigene rauhe Stimme, als fürchtete er, hier Fledermäuse aufzuscheuchen. „Ich muß Sie um Entschuldigung bitten, daß mein Hund Sie belästigt‘, sprach sie leise, „es Ist mir sehr peinlich und ich habe mich gleich nach Ihrem ersten Briefe bemüht, Ihrem Wunsche zu entsprechen. Ich versuchte, den Hund im Zimmer oder in der Küche zu behalten. Aber es war mir nicht möglich. Er stand ununterbrochen bei der Türe und sah mich traurig an. Wenn man mit einem Tier ständig so lange zusammenlebt wie Ich, wird man mit dem Seelenleben des Tieres vertraut. Er konnte diese Veränderung nicht be- greifen. Er war verwirrt, traurig, beinahe krank. Er konnte nicht verstehen, daß gerade ich ihm seine einzige Freude nahm, Ich bin zu schwach, um mit ihm spazieren zu gehen. Was sollte Ich tun? Ich dachte sogar daran, Ihn wegzugeben. ‚Aber Ich hatte nicht die Kraft dazu. Er hängt sehr an mir. Und Ich habe nichts mehr als diesen Hund. Ich konnte mich nicht von ihm trennen. Sie müs- sen verzeihen...“ „O bitte“, murmelte Herr Wranitzky noch ver- legener. Sie schwieg. Beide blickten auf den Hund, der erwartungsvoll bei der Türe stand. Endlich sagte Herr Wranitzky: „Wenn Sie, Gnö- digste, mir wenigstens eine Zeile geschrieben hätten, als Antwort... als Erklärung...” „Das wollte ich ja tun. Aber das Schreiben fällt mir schwer. Und nach Ihrem zweiten Brief hatte ich nicht mehr den Mut. Ich hatte Angst vor Churchills Morgengymnastik (Erich Schilling) „Wer hätte gedacht, daß ich einmal diese tiefen Rumpfbeugen machen müßte, um meine Figur zu behalten!“ Ginnastica mattutina di Churchill: “Chi mai avrebbe pensato che io un giorno, per mantenere la mia figura, avrel dovuto fare queste profonde flessioni di torsol,, Ihnen, entsetzliche Angst. Ich habe seither keine Nacht mehr geschlafen. Ich stellte mir Sie vor als einen Mann mit ungeheuren Fäusten und wildem Blick. Ach, Gott sei Dank... Gott sei Dankl... Verzeihen Sie, ich kann Ihnen nichts anbieten. Vielleicht eine von den Zigarren meines Man- nes. Ich erinnere mich, daß er eine gute Sorte rauchte ...” Sie trippelte eilig zu der Kommode und brachte ein vergilbtes Kistchen, in dem einige halb entblätterte Henry Clay mit rot und goldenen Ringen lagen. Nachdem Herr Wranitzky sich, wie es in der Gesellschaft des anclen regime gebräuchlich gewesen war, entsprechend ge- sträubt hatte, nahm er die Zigarre und erhob sich. Denn der Hund wurde schon ungeduldig. Es wurde taktvoll vermieden, die Hundefrage nochmals zu berühren. Er verließ das Haus. 326 Der Hund tänzelte freudig bellend vor ihm her. Herr Wranitzky begrub das Kriegsbeil und be- gann eine Wohnung in pinscherfreier Gegend zu suchen. Manchmal, wenn er sich seines Feld- zuges gegen die Gesandtin erinnerte, dachte er, daß mancher Streit im kleinen wie im großen vermieden werden könnte, wenn jeder sich be- mühen würde, den Feind kennanzulernon und seine Not zu verstehn. (R. Krlesch) „Für das Wetter sind Sie aber 'n bißchen leicht gekleidet, was?“ „Ich habe mich ja auch nicht fürs Wetter, sondern für wen andern angezogen!“ Presa e distacco di contatto: “Ma per questo tempo Vi siete vestita un pochino leggera; non & vero?,, — “lo perö non mi sono mica vestita pel tempo, ma per qualcun altro!,, 327 Vinzent und die rote Marie Von Bastian Müller Der Morgen kroch In den dicksten Nebel. Vinzent kramte im Geräteschuppen, holte die Axt aus der Ecke der scharfen Werkzeuge und ging damit zum Schleifstein. Sein Fuß trat die Pedale und der Stein drehte sich schwer Im öltriefenden Holz. Mit kreischendem Ratschsch sprühten die Funken des Stahls, schillernd wie ein Regen- bogen. Als Vinzent auf den Hof trat, schnupperte or In die breiige Luft. Er schulterte die Axt und schritt durch den Garten hinaus auf die Felder. Es war noch sehr früh, Der Weg durch die Felder führte in Winkeln zum Deich. Vinzent stapfte ihn hinauf und sprang auf der anderen Seite in ein paar Sätzen hinab. Dort marschierte er über die kahlen Wiesen und ach- tete auf die Bäume, die im trüben Grau vorüber- schwammen. Er mußte noch über eine Senke, um auf seine Wiese zu kommen und dann stand er vor der großen Pappel. Vinzent lehnte die Axt an den mannsdicken Stamm und brachte zuerst seine Pfeife in Brand. Dann lehnte auch er mit dem Rücken gegen den Baum und döste vor sich hin In das Grau. Er denkt an die rote Marie Gestern abend war sie beim Heuschober, aber Ihre Kälte hatte Ihn frieren lassen wie einen Jungen Hund. Dabei brannten ihre roten Haare gleich einem Mohnfeld und die grünen Augen lockten wie sommerlicher Teich. Die blauen Rauchwolken trieben davon. Vinzent schüttelte den Kopf: diese rote Mariel Das hat alles keinen Zweck. Er nahm'die Axt und schlug wütend In den Stamm. Der wuchs drohend in sei- ner Schwärze hinauf In das tiefhängende Nichts des Nebels, Mit der ganzen Kraft seiner fünfund- zwanzig Jahre schwang Vinzent die Axt. Die blanke Schneide knirschte in das weiche Holz der Pappel, die Späne flogen meterweit fort. Wie gefroren hallten die Schläge in den raumlosen Nebel, bangg! bangg! Der Deich war nicht mehr zu sehen, gar nichts; nur vom nahen Fluß heulten immer ein Zeichen für photographifche Wertarbeit | die Sirenen der Schlepper, die eilige Fracht nach Holland hatten. Vinzent wurde es heiß. Er ließ die Axt sinken und zog den blauen Wollsweater über den Kopf, und das Hemd. Fröstelnd überzog es die vom Winter gebleichte Haut. Der Nebel perlte sich auf dem warmen Köıper zu winzigen Tropfen. Nun hieß es weiterarbeiten. Die Pappe! stöhnte unter den Axtschlägen. Leise raunte sie ihr Sterbegebet. Jedesmal, wenn Vin- zent die Schneide aus der Immer tiefer werden- den Kerbe ruckte, dachte er einen tröstenden Gedanken: „Du bist alt, schwarze Pappel. Deine Rinde platzte morsch Im trockenen Frost. Du würdest nur noch die Spitzen deiner Zweige mit Grün schmücken können.’ Und aus der Krone fielen Tropfen von den schwankenden Ästen. Mit Tränen ergab sich der DER „STROH"-WITWER Schon eine kleine Ewigkeit hat er ein Strohquartier. Da liegt er nun so lang wie breit in dienstlicher Bescheidenheit als weiland Musketier. Er witwert sich, so gut es geht, - durch’s Tag- und Nachtverhau und sehnt sich, was man ja versteht, mal dis- und auch mal indiskret nach seiner eignen Frau. Geht ihm was gegen seinen Strich — es liegt ihm nichts am Jammern, im Notfall wird er hoffentlich statt nur an einen Strohhalm sich direkt an tausend klammern. Walter Bemmer (im Felde) ROSE Zahnpflege im Mittelalter Die deutschen Frauen haben schon im frühen Mittelalter ihre Zähne sorgfältig ge- pflegt, wie Karl Sudhoff in seiner Geschichte der Zahnheilkunde”) nachweist. Er sagt, daß man damals „Zähne weißer als Milch“ schön fand, daß der Minnesänger „rötes mundes gruoz, mit wizen zenen harte wol bezinnet“ preist und der große Wolfram von Eschenbach im Parzival (130, 11-13) als Kenner also schildert: Von sn&wizem beine Nähe bi einander kleine Sus stuonden ir die liechten zenc. Die Frauen pflegten damals ihre Zähne mit Spülen und durch Abreiben mit Lei- nenläppchen oder Salbeiblättern. Heute würden wir ein solches Verfahren allerdings ‚ebenso umständlich wie unvollkommen finden - wir bedienen uns lieber eines neu- zeitlichen Zahnpflegemittels wie Blendax. der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta 17 Vortag Jabana Ambesai Barih. Leipung N. Baum det Kraft des jungen Mannes. Vom Fluß her roch es nach Überschwemmung, Kalmus und aufgewühltem Wasser. „Es ist schön, einen Baum zu fällen“, dachte Vin- zent, „Man spürt dabei die Stärke seiner Arme.” Aber sofort dachte er: „Und warum werde ich so hilflos, wenn die rote Marie abends am Heu- schober vor mir steht? Warum werden die Hände In den Hosentaschen schlaff, und warum schaue ich weg, wenn sich ihre Lippen zu dem verhexten Lächeln kräuseln?” Die Pappel mußte unter die- sen Gedanken schneller sterben. Aber dann wieder sank die Axt mitten aus dem Schwung ktaftlos zur Erde: „Wie soll ich das nur machen, mit der roten Marie?” - „Schlag’ zul“ raunte die Krone oben aus dem Nebel. Hilflos stand die Pappel da, mit ihrem tief angeschlagenen Stamm. Vinzents schwitzenden Rücken überliet eine Gänsehaut. „Den Teufel auch”, brummte er vor sich hin. Frierend, als stünde er vor der roten Marie, schwang er wieder die Axt. Durch den Stamm lief ein erstes Zittern. Unter dem aufkommenden Wind rauschten die Äste aus dem Nebel immer höhnender, es knarrte bis In den Stamm. Böse mit sich, und vor allem mit der höhnenden Pappel, schwang Vinzent die Axı, daß die Schläge wieder in den grauen Mor- gen hallten, Und mit einemmal kam klar und lachend das Dudeln einer Klarinette daher, eine Ziehhärmonika schmiegte sich an das Locken des Blöäsers. ‚Straßenmusikanten spielten drüben im Dorf. Der Nebel trug jeden Ton auf Samtpolstern über den Deich herbei. Die Axt tanzte Im Takt eines Ländlers. Durch den Stamm ging ein Knistern, ein Brechen von Fasern, Noch ein, zwei Schläge, mit einem Seufzer neigte sich der Baum, krachend zersplit- tern die Äste, dumpf fällt der schwere Stamm auf die fahle Wiese. Da liegt die Pappel über schwarzen Maulwurfshügeln mit gebrochenen Ar- men, und der Stamm zitterte noch vom Fall. Oben war eine helle Lücke Im Nebel. Aufatmend stand Vinzent da. Die Musikanten spielten übermütig und der Wind zeıfetzt die grauen Schwaden. Nachdenklich begann Vinzent die Äste vom Stamm zu schlagen. Der Baum waı Tahnp dc Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein er Sinn für das Schöne und Gepflegte drückt sich beim modernen Herrn auch in der Art aus, wie er sich anzieht. Wer AM auf andere Menschen, sei es eine Frau, sei es ein Vorgeseizter oder in Gesch freund, einen sympathischen Eindruck machen wil, achtet deshalb vor allem auf eine formschöne, aparte Krawatte, da sie den Blick zuerst anzieht, Mit einer der kostbaren vonen Rbawatten en, laßt sich am einfachsten beweisen, daß man Ge- schmack und sicheres Gefühl für elegante Musterung und edlo Farbgebung besitzt. feinsten Hlen ® KRONEN-NARKK handgraäht elegant und einmalk war ein Jeden Muster nur weaige Kramaltin bergentelt werden, III „Kupferberg Gold” ist FEINHERB, d.h. nicht süß, aber auch nicht betont herb. Ein Sekt also, der zu allen Gelegenheiten gut mundet und zu den meisten Speisen vorzüglich paßt. Als ausgesprochen herber Herrensekt wird „Kupferberg Riesling“ besonders geschätzt. ' KUPFERBERG GOLD Wien, Schönbrunn Speachen of NEUE Art! Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Speachen-Heusystem Schnellmethode zum Selbststudium für € fi k-F ösisch - I fi N l losen Sie hier, was unsere Kunden schreiben: Das Golosene prägt sich spielend leicht ein Dr. Heil's Schnelikurs Italienisch übar- trifft bei weitem all meine Erwartun- gen. Ich habe eine kleine Dorfschule besucht und hatte keinen Schimmar von Fremdsprachen, Erst nachdem ich mich mit einer Itallenischen Famlile sehr gut angefreundet hatte, kam in mir der Wunsch auf, auch die italie- nische Sprache zu beherrschen. Ich Nlenische Zeltungen zu lesen und Briefe zu schreiben. Ich habe es selbst nicht für möglich gehalten, daß man in a0 kurzor Zeit eine fremde Sprache lernen kann. Mit gutem Gewissen kann Ich jedom dieses einzigartige Werk weiter- empfehlen Radebeull. Margot Henning, Radabeull, den 29. April 1941 Lessingstraßo 7. habe nicht Immer regelmäßig gelernt, sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, man braucht weder auswendig zu Kein Auswondiglernen von Vokaboln Ich finde Ihr Neusystom Insofern un- Übertreiflich, als das Auswendiglernen von Vokabeln und grammatischen Ro- Das Große, Erhabene und das Kleine, Aus- erlesene haben eines gemeinsam: Sie erwecken Freude und Bewunderung. So ist es oft audı mit den großen und kleinen Freuden des Lebens. Dem Raucher bieter zum Beispiel eine gure Zigarette immer wieder besonderen Genuß. Rave] MEMPHIS MILDE SORTE gein ganz ausgeschaltet Ist, denn der tehrstoff prägt sich in seinem Aufbau janz von selbst dem Godächtnis ein. behandelte Stofl wird In Inter essanter Weise gebracht und kann rest- los im praktischen leben verwendet worden. St. Pölten, 15. Jan. 1940. ‚Adalb, Redl, Josefstr. 57, Hauptschuldirektor I. R. nen. noch Vokaboin und. grammatische Regeln pauken, noch Irgendwelci Vorkenntnisse oder eine besondere Bo- gebung zu besitzen. Man liest, und das lesene prägt sich splolend leicht ein. Meine italienischen Frounde waren überrascht Über meine schnellen Er- tolge, besonders über die gute Aus- sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ila- Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick on triit Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und 18g- lich In lebendiger Rede und Gegentede gesprochen und gobrauch! wird. Jedes mechanische Auswendiglernen fällt fort, denn eine worlverwandt neugestältote ung zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut, Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, daß. Ihnen der Sprachstofl ohne mechanisches Auswendiglomen zufließt. Gleich einer Inferossanten Lektüre, die unterhält, anıagt und ertieut, goht die Anelgnung dor Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenninisso sind nötig, Volks- schulblidung genügt wollauf, weil die Durchnahme gemäß unserer Anweisung ohne Hindernis vor sich geht, Fine ganz einfsche Schlüsseltechnik batählgt Sie leicht und von Anfang an, unsere Texie zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Durch jede Buchhandlung zu bezichen / Die Einführungsbroschüre Über Dr. Heil's Sprachen-Nousystem erhalten Sie auf Anlorderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 stumm geworden, mit dem Abfallen der Äste sackte er noch etwas tlefer. Sehnsüchtig horchte Vinzent der Musik aus dem Dorf nach: „Nein, mit den Händen In den Hosentaschen geht es nicht," Der Stamm lag kahl und tot. Durch den zerrisse- nen Nebel flackerte der blaue Himmel. Aus dem Dunst wuchs der Deich und darauf eine Gestalt. „He, Morgen!", lachte es herüber. „Ich hörte dich fällen.” Da hinten stand die rote Marie, ein weißes Kopftuch um ihre brennenden Haare, lauerte sie vom Deich herunter. „Du“, rief Vinzent, „heute Abend?” Seine Augen glänzten in einer bangen Hoffnung. Ja, sie nickte. Sie sprang den Deich hinunter, war fort, zurück zum Dorf. Prüfend tastete Vinzents Daumen über die Schneide der Axt, drüben stand noch eine dürre Pappel tot im klaren Tag. „Am Abend, rote Mariel” Wie blau der Himmel nach dem Nebelmorgen Ist. Das war Jasgulkas Geschoß Von R. A. Stemmle loseph Sieber hat über dem linken Auge eine Narbe. Die stammt aus der Anfängerzeit seiner Bühnenlaufbahn, als man Blitze noch mit Kolopho- niumpulver herstellte, indem man es in einen Lampenzylinder tat und es durch eine Kerzen- flamme pustete. Bei Sturmwind rieb man zer- knülltes Packpapier an der Mauerwand, Regen wären Schrotkörner In einem Drahtsieb, und einen nie versagenden Schuß stellte man mit einer langen Holzlatte her, auf deren unteres Ende man trat und deren oberes Ende man dann losschnellen ließ, damit sie laut auf den Boden knallen konnte. Man gab damals Vorstellungen in kleinen Orten. „Abstecher” nannte man das. Das Stück hieß „Defraudanten”. Joseph Sieber hatte sich im letz- ten Akt zu erschießen. Der Hert Direktor — Regisseur, Kassierer” und Garderobler In einer Person — instrulerte den thesterunkundigen Hausdiener des Schützen- hauses, der den fehlenden Inspizienten ersetzen sollte: „Also passen Sie auf. Der Herr Sieber ist ein Verbrecher. Im letzten Akt welß er nicht mehr aus noch ein. An der Hoteltür klopft die Krimi- nalpolizel: ‚Aufmachen! Ferdinand Raymond, Sie sind verhaftetl! Der Herr Sieber heißt nämlich Ferdinand Raymond. Und dann tritt er hier ans Fenster heran, sieht: vierter Stock zu hoch, drum nimmt er den Revolver, setzt ihn an die Schläfe und drückt ab. Und da müssen Sie jetzt aufpas- sen. Wenn der Schuß nicht losgehen sollte, was manchmal passiert, nehmen Sie die Holzlatte. Haben Sie mich verstanden?” „Jawohl”, sagte der Hausknecht, der Karel ge- rufen wurde und mit dem Vatersnamen Jasgulka hieß, und packte die Holzlatte fester. — Joseph Sieber brauchte nach dem Fallen des Vorhangs noch lange Zeit, um wieder zu sich selbst zu kommen. Züverlässi Helfer der Menschheit sind pharmazeutische Präparate, dieschon seit Jahrzehnten zur Erhaltung der Ge- sundheit unschätzbare Dienste leisten. Sie schützen vor manchem Ungemach und erleichtern das Leben zahlloser Menschen 23 Suhsäht: ae lahrel in allen Teilen der Welt. rung im Präzisionscamera wahren die Zeiss Ikon guten Ruf ihres Hauses. 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Oderdergen) Der Wahnsinnige Von Tito Colliander-Helsingfors Liebe Lieselottel Du kannst dir nicht denken, wie Hermann mich heute erschreckt hat. Plötz- lich, beim Morgenkaffee, legte er die Zeitung vor sich auf den Tisch, und als Ich aufsah, well Ich annahm, daß er noch Kaffee haben wollte, stutzte Ich, so war ich erschrocken. Hermann, mein lieber Hermann, rollte gräßlich mit den Augen, sein Gesicht war völlig entstellt. Er knirschte mit den Zähnen, so daß es mir In den Ohren schmerzte — und dann stieß er einen Fluch aus: „Carambal" Ich fürchtete mich sehr. „Hermann, Hermann — was Ist los? Was hast du? Bist du krank?” „Nein“, riet er mit abgrundtiefer Stimme, „nein, im Gegenteil. Aber Ich bin gefährlich.” ö Entsetzen überkam mich, so daß mir das Herz stillstand. Ich glaubte, Her- mann sei wahnsinnig geworden. Und im selben Augenblick sprang Hermann auf, ergriff einen Stuhl und begann ihn auf einem Finger und einem Bein zu balanzieren — oh, es war gräßlich. Er hüpfte und drehte sich und sprang hin und her und sah so unheimlich aus, wie du dir gar nicht vorstellen kannst. Und dann ließ er den Stuhl los — ich glaubte, er würde zu Boden fallen und schrie bereits — aber er ergriff ihn in der Luft, schwang Ihn herum, stellte Ihn auf den Fußboden und machte einen großen Satz über Ihn. Kannst Du Dir so etwas vorstellen? „Hermann, Lieber, was Ist mit dir, was Ist los?” Aber er antwortete nicht. Er stellte sich In Positur wle ein spanischer Torero mit herausgedrückter "Brust, rollte wieder mit den Augen, starte mich starr an und sagte: „Hal“ Und dann folgte ein unmenschliches Theaterlache! ha—ha, klang es, und wieder: ha—ha—ha. Ich war dem Weinen nahe, aber gleichzeitig starr vor Entsetzen. Was war In ihn gefahren? Was sollte ich tun? Versetz Dich in meine Lage. Aber Hermann nahm keine Notiz von mir, obgleich ich sicher bleich wie ein Bettlaken war. Denk Dir, Hermann, der immer so gut und rücksichtsvoll gegen mich war, so ruhig und friedlich und liebevoll. Er kann ja manchmal froh und ausgelassen sein, aber niemals habe ich ihn in diesem gräß- lichen Zustand gesehen. Und das am Morgen, vollkommen nüchtern. Ich konnte wirklich nur glauben, daß er plötzlich wahnsinnig geworden sel. Er kam mir mit starrem Blick ganz nahe und flüsterte: „Hal“ Und dann: „Nimm dich in acht, dul” Ich bekam keinen Ton heraus, das wirst Du wohl verstehen. Meine Glieder wären wie von Eis. Aber er fragte mit drohendem, tiefem Baß: „Wie alt bin ich? Antwortel” — „Herrgott”, Jammerte ich. „Das weißt du döch! Du ha—ha—ha—ha—ha— DER SAMURAI Von Jose-Maria de Heredia Die kleine Laute streifend mit zerstreuter Hand Späht durch des Bambus fein geflochtne Latten Sie, die den Sieger kommen sieht, den Gatten, Den ihre Sehnsucht sich erträumt aus fernem Land. Er ist's. Die Schwerter seitlich. Hoch des Fächers Rand. "Die rote Waffenschnur, die Scharlachtroddel schatten Die dunkle Rüstung ab. Und von den Schulterplatten Blitzt hell der Tokugawa reiches Wappenband. Der schöne Kriegsmann ist von Schild und Wehr umflimmert, Von Erz und Seide, dran ein Schmuck von Lack erschimmert — Ein riesenhaftes schwarz- und goldverbrämtes Krustentier. Nun hat er sie erschaut. — Er eilt zu ihr. Die Sonne blinkt. Ein Lächeln scheint um seinen Bart zu schweben. Die beiden goldnen Fühler auf dem Helm erbeben. Deutsch v. Gerhart Haug bist kürzlich achtunddreißig geworden.” — „Ja”, rief er. „Ja. Siehst du. Achtunddreißig Jahr!” Und dann knirschte er wieder mit den Zähnen. Aber nun war Ich sicher, daß er mit einem Schlag den Verstand verloren hatte, und ich dachte: wenn er mich nur nicht umbringt. Das tat er dann auch nicht, Im Gegenteil, er stellte sich vor mich, steckte die Daumen in die Armlöcher der Weste, lachte infernalisch und gemein, und sagte: „Haha! Heute abend werde ich Rosita Serrano zum Souper einladen — hahahal — und dann fliehe ich mit ihr nach Argentinien. Was meinst du? Carambal” Und er schnippte mit den Fingern und machte einige tolle Sprünge mit gespreizten Beinen. Da konnte Ich es nicht länger aushalten — Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte. „Hermann, Hermann“, schluchzte ich. „Was habe ich getan, daß du mich "verlassen willst? Liebst du mich nicht mehr? O—0—0—0—." Das half. Und wie das half. Augenblicklich verwandelte er sich, er warf sich über mich mit Küssen und Liebkosungen, umfaßte mich und drückte mich an sich. „Ach mein liebes, kleines Mädchen”, schmeichelte er. „Mein gellebter kleiner Schatz — habe ich dich erschreckt? Ich wußte Ja nicht, daß Ich dich so gräßlich erschreckte, sei nicht böse — ich werde nicht mit Rosita Serrano fliehen! Aber siehst du, In der Zeltung steht, daß ein Mann ins gefährliche Alter kommt, wenn er sich den Vierzigern nähert. Dann gerät er aus dem Gleichgewicht, sein Wesen wechselt ganz plötzlich, er wird rücksichtslos und lebenshungtig und in diesem Alter pflegt er mit seiner Gellebten zu fliehen. Jaja, das steht in der Zeitung, und ich wollte dir nur ungefähr demonstrieren, wie das zugehen konnte, versteht du. Ich wollte dir zeigen, wie es Ist, im gefährlichen Alter zu selı Er hob mich empor und schüttelte mich und küßte die Tränen von meinen Augen weg, aber plötzlich tanzte er mit mir herum, so daß ich ganz wirr im Kopf wurde, hob mich wieder hoch und rief: „Ja, Ich liebe dich, ich liebe dich. Denn jetzt bin ich im gefährlichen Alter.” Und Du kannst Dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war. Wir hatten bei- nahe eine ganze Stunde für uns, ehe er sich an seine Arbeit machte. (Berechtigte Übertragung aus dem Schwedischen, Interpress.) Kleine Angestellten-Philosophie Tagtäglich wanderst Du sorgenbeschwert Mit allen andern im gleichen Trott Von daheim zur Arbeit und umgekehrt; Und denkst bei Dir selber: Du lieber Gott, — Wann wird dies alles mal anders werden? Wann kommt das Glück, — wenn’s auch noch so klein? — Ich will ja bestimmt nicht den Himmel auf Erden, — Aber manches könnte doch anders seinlI! G. Elfeldt 332 Ausgewachsen IK. Holligonstaodt) „Ich bin im letzten Jahr gute fünf Zentimeter gewachsen!“ — „Aha, und nun sind dir alle Kleider zu kurz?“ — „Nein, aber die Hemden!“ Cresciuta: “In quest’ ultimo anno sono crescluta di ben cinque centimetril,, — “Ah ah! Ed ora tuiti gli abiti ti sono troppo corti?,, — “No, ma le camicie!" 333 LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückel) Wien, ein Kino unweit vom kleinen Caf& in Hernals. Die Heldin des Films hat sich in das tobende Meer gestürzt, aus, Sagt hinter mir ein hübsches Fräulein zur Freundin: „Geh, Poldi, wann i g’wußt hätt, daß dös so a traurig’s Heppi-end hat, war I gar net einigangen.” R. K. KampfunaSieg unserer herrlichen Wehrmachtschildern diese vom OKW. und Heinrich Hoffmann herausgegebenen Erinnerungsbücher Sieg in Polen ...... Kampf um Norwegen . Hitler im Westen. . .. Sieg über Frankreich. . Alle 4 Bände zusammen RM, 17.10, auch einzeln, durch Nachnahme Buchhandig. TFÜÜRSCH Dissetsort-x 50 Staatsbeamter zuzügl. Vi Empfohlt don Simplielssimus ‚Der verratene Sozialismus obse Schuibankdrücke, von K. 1. Albrecht, 10 Jahre als hohar| Arc, Tank In der Sowjetunlon.| ur, Mit 110 Abb. kart. 652 Selten RM 4.80. Die jüdische Weltpest. Judandam- 3 merung auf dem Erdball von Hermann) un Essor. Halbleinen, 243 Selten RM 4.—. — Finnland zwischen Zarenkrone und Sowjetstern von H.). v. Winterfold Kart., 115 Selten RM. 2.50. ich war Stalins Gefangener von R. Krawtschenko. Kart., 108 5. RM. 2.20. 4 Werke RM. 15.50 |Werner, Freund & Co. Leipzig C.1, Bez. o/ug Lan Postscheckamt Wien 50634 Rudi erzählt: „Während meines Aufenthaltes im Salzkammergut hat es leider Immer geregnet, die ganzen drei Wochen.” „Und das hast du ausgehalten?” wundert sich Bobby, „da wär’ ich gleich am ersten Tag wieder abgereist.“ %* Herr Zeiserl hatte auf Anraten des Arztes das Biertrinken aufgegeben. „Nun, Herr Zeiserl”, wird er gefragt, „fühlen Sie sich wohl dabei?” „Wohl?" sah Herr Zeiserl etwas melancholisch drein, „das will ich grad net sagen, aber g’sund.” * In einer Gesellschaft, der auch Graf Bobby bei- wohnte, kam man unter anderem auch auf Jugend- erinnerungen zu sprechen. Meinte einer der Anwesenden: „Ich bin in Graz geboren und in Wien zur Schule gegangen!” Staunt Bobby teilnahmsvoll: „Da hatten Sie aber einen weiten Schulweg!” FH. Blankoplast klebt eisern. Darum ist es gut, Immer eine Rolle Blankoplast im Hause zu haben, |Lerne zu Hause ohne Ablenkung! » Ui ht uch Eilschrift und Maschinenschreiben. | Aufklärungsschrift 3&6 ko £ Oesterr. Notgeld von 1918-1920 1000 versch. Scheine RM 10.— Karl Jaksch, Birkfeld, Hauptplatz 3 (Stelormark) Vorauszahlungen nebst Porto mit Alubronze oder Gips oder Kreile zu gt gibt zum Behelf el für defekte Kodtöpfe usw Di Wäsche , une Kurzschrift |Kleidungsstücke nicht mit Tinta . Feder bekritzeln, sond, m 4. Monogrammı od. m.d. voll. Namon sauber stempeln Prospekt kostenlos auf Anfrage. Chem. Fabrik Beitroka, Berlin-Charlottenbg.2F,Grolmanst.3 Größer werden ‚ti (auch Erwachsene) 9, 10, und 11cm Erfolg wurden 9 Methode RM 2,85. Ausführlich spekt diskrei und kostenlos Fa. Linthout, Krummhübel Riesengebirge, Foch 9/83 Der alte Wurzinger ist ein Wiener Original. Seit Jahren ist er Stammgast in einem kleinen Cafe. Er hat seinen bestimmten Platz in einer bestimm- ten Ecke, wo er täglich zur bestimmten Stunde seinen Schwarzen trinkt und im übrigen nicht ge- stört sein möchte. Sobald er das Lokal betritt, stellt ihm der Ober seine Schale hin, bringt ihm die Mittagszeitung und behelligt ihn nicht weiter. Das geht so Tag für Tag, schon seit Jahren. Plötzlich bleibt der alte Wurzinger aus. Gleich drei Tage hintereinander. Und da sich ein Wiener Ober als ein Vater seiner Gäste fühlt, erkundigt er sich nach ihm und erfährt, daß seine Frau ge- storben ist. Am fünften Tag ist Herr Wurzinger wieder da, pünktlich wie immer. Nun hält es der Ober für seine Pflicht, etwas zu sagen, er tritt auf den treuen Stammgast zu und meint bedauernd: „Herr Wurzinger, ihre verehrte Frau Gemahlin ist gestorben —" Da unterbricht ihn der alte Wiener unwirsch mit der jede weitere Rede abschneidenden Be- merkung: „I woaß schol” -pf. für die Freunde des Alles-Kit erhöhen die Schalfens- kraft und Lebensfreude Die gewohnte tägliche Nahrung wird den Nerven Immer genügend Nährstoffe lefarn, In diesen Fällen bewährt sich gut Lambostin:Lecithin Bei nervöser Unruhe, Neuralgie, Unlust und ner- vösen Erschöpfungen bringt Lamdostin-Lecithin oft schnelle Besserung. Die gute Nervennahrung Lam- bostin-Lecithin ist der natürl., unschädliche Aufbau für verbrauchte Nervensubstanzen. Nr. 814 Packung mit 150 Dragdes RM, 3.25 ) Dazu ats bekömmiich., beruhigendes Abendgetränk, Lambrechts NERVENTEE das vorzögı, bewährte Hausmittel. 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Bilok) Das Holzstückchen Man hat gewisse Dinge, von denen man nicht weiß, woher sie kommen. Sie sind da, weil sie immer da waren, und deshalb wirft man sle nicht fort. Bel mir liegt auf dem Schreibtisch ein Holz- stückchen als Briefbeschwerer. Es Ist sehr un- geeignet als Briefbeschwerer, denn es ist zu leicht dazu, Es Ist kein gewöhnliches Stück Holz, denn es steht mit schwarzer Farbe darauf ge- schrieben; „Nizza 1885”. Das Holz hat die Form einer Wurstscheibe, einer schräggeschnittenen Wurstschelbe, wie die Fräuleins im Wurstladen sie schneiden, wenn sie sa; ‚Darf es sonst noch etwas sein”, Es wäre eine ganz respektable Wurstschelbe und man müßte dafür schon drei Fleischmarken geben, aber im Jahre 1884 war die Fleischmarke noch nicht erfunden und natürlich auch keine Holzmarke, und deshalb hat derjenige, der diese Holzscheibe ‘damals gekauft hat, sie bestimmt markenfrel erhalten. Es war auch keine „Rückware”, sondern es war ganz offiziell ein Andenken an Nizza 1886. Erst hab ich es für ein Stückchen Olbaum gehalten, eine Ollvenölbaum- scheibe, aber das Ist sie nicht, es ist wohl ein Nadelholz und das Stückchen würde kaum dazu genügen, heutzutage einen Hemdkıagen daraus zu machen. Es ist ganz wertlos. Ich habe nachgesehen, was Im Jahre 1886 pas- siert ist. £. In diesem Jahre wurden zwar die Bonapartes aus Frankreich vertrieben und 1885 hat es einen Militärputsch In Sofia gegeben, auch mach- ten die Maoris auf Neuseeland ihren letzten Auf- stand, das Skatspiel wurde neu geordnet, bei Würzburg gab es ein Eisenbahnunglück, Benz ließ seinen ersten Benzinwagen laufen, Schloß Neu- schwanstein wurde vollendet und im Hafen von Neuyork der Freiheit eine Statue errichtet, alles ganz schön und gut, aber mit Nizza hat es nichts zu tun, in Nizza ist meines Wissens in diesem Jahre nichts passiert. Ich habe mein Holzschelbchen genauer besehen und dabei habe ich seine Jahresringe bemerkt. Ich habe gezählt, hundertdreizehn Jahre hat es auf dem Buckel und dabei hat es nur zehn Zenti- meter Durchmesser, natürlich an der schmalen Stelle, well es das Baumfräulein aber schräg ge- schnitten hat, Ist es achtzehn Zentimeter lang. Nun habe ich angefangen zu rechnen. Als das Bäumchen gesäht wurde, zählte man das Jahr 1773. Das war grad das Jahr, In dem Goethe den Götz von Berlichingen schrieb und damit der feineren Ausdruckswelse so viel diente, Sonst hat es meines Wissens in dem Jahre nichts be- sonderes gegeben, und die letzte Hexe mußte noch ein Jahr warten, bis sie In Deutschland ver- brannt wurde. Bis zum Jahre 1793 ging es nach Aussage der Jahresringe meinem Bäumchen be- sonders gut, Das waren glückliche Jugendjahre, ober als Ludwig XVI. um einen Kopf verkürzt wurde, kamen auch magerne Zelten für mein Bäumchen aus dem ancien rögime. In der Litera- turgeschichte nennt man so etwas Lehr- und Wan- derjahre. So zwischen den Jahren 1833 bis 44 wird sein Leben, wie die Jahrestinge erzählen, noch kümmerlicher, Vielleicht hatte es Angst, daß es zuBiedermeiermöbel verarbeitet werden könnte. Von da ab ging es wieder aufwärts, ein sonniger Lebensabend für einen Baum! Bis, Ja, bis zum Jahre 1886 einer kam und sagte: „Ich hab eine großartige Idee, den Baum sägen wir In Schei- ben und verkaufen Ihn an Vergnügungsreisende im Aufschnitt, ein prima Geschäft”, So kam das Holz auf meinen Schreibtisch. Na, und so ein Holzscheibchen das noch Friedrich den Großen erlebt hat, und das schon von sich reden machte, ehe noch eine Zeile von Napoleon in den Zeitungen stand, das kann man doch nicht einfach in den Ofen werfen, um damit eine Tasse Ersotzkaffee aufzuwärmen. Foitzick 338 urn. Teebefuch Ich faß im Garten und trank meinen Tee. Aus Ceylon? Aus China? Aus Indien? - Nee! Er war aus getrockneten Apfelfchalen zufammengefügt und kleingemablen. Und der »Zucher« war weder aus Rohr noch aus Rüben, er war aus der Apotheke verfchrieben. ‚Aber, ganz offen und ehrlich gefagt, hat mich das alles nicht weiter geplagt. Es gibt ein Gefet;, ein äußerft korrektes: man muß, und diefem zufolge fchmecht eo. Da kam auf einmal in zierlihem Bogen ein Zitronenfalter dahergeflogen, und meil er das Rüchlein erfreulich fand, fest" er fich auf den Taffenrand, ließ die blaßgelben Flügel wippen, rüffelte und begann zu nippen. »Meinetwegen - wenn's Ihnen behagt«, hab’ ich als höflicher Herr gefagt. »Aber mie wär’ eo, mein lieber Sohn, mit einer Art Kompenfation? Wie wär” es, wenn Sie vom SäuerlichWonnigen Ihres Wefens, ich mein’ vom Zitronigen, mir etwas abzutreten geruhten? Das würde dem an und für fich ja ganz guten Labegetränke zum Vorteil gereichen . ..« Leider ließ er fich nicht ermeichen, fondern entfchrebte - und wär’ doch auch ohne die von mir erbet'ne Zitrone immerhin noch ein Falter geblieben... - Ich hab’ ihn aufs Konto »Alo ob« überfchrieben. Ratatöchr Im Gedränge —— BE 2. an a a nme {R. Kılesch) „Herrlich, wie der Ball im Tor saß!“ — „So — ich dachte schon, er säße mir im Nacken!“ Nella calca: "Che magnifico colpo di palla nella portal,, — “Ah sl... a me anzi & sembrato di sentirmelo nella nuca!,, 339 Bei Tschiangkaischek en Br EERTEETTTETTTERETETCH TE STETTEN „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sagen die Engländer, Herr Generall“ — „Aber leider keine Burmastraße!“ Presso Tschiangkaischek: "Dove c' ® una volontä, signor generale, c' & anche una via — dicono gl’ Inglesi!,, — "Ma purtroppo non una via Burma!,, 340 Die Versuchung - La tentazione (0. Herrmann) „Also wenn ihr Männer aus der ersten Verliebtheit raus seid, bringt ihr nicht das kleinste neue Kompliment mehr zustande!" — „Was soll ich denn über die ollen Beene noch viel Neues sagen, Olga?‘ ""Dunque Vol uomini, smorzala la prima ebbrezza, non siele plö in grado di are Il piö piccolo nuovo complimento!,, — "Ma, Olga, cosa posso mai dire ancora di nuovo sopra le non piü altraenti gambe},, Der kluge Herr Ober Von Erik Stockmarr In dem kleinen Restaurant auf Montmartre, wo ich jeden Tag mein Mittagessen einnahm, waren zwei Kellner. Es waren ältere Leute, ungefähr 60 Jahre alt, und beide waren Ihr ganzes Leben in diesem Restaurant angestellt gewesen. Zwi- schen diesen zwei Kellnern war ein merkwürdi- ger Unterschied; der eine, Jean, war ein lusti- ger Bursche, Immer freundlich und bei guter Laune, der andere aber, Paul, war ein lang- welllger Kerl und ein Faulenzer, der sich ungern und nur langsam bewegte. Wegen seines Stumpf- sinnes hatte er den Spitznamen „die Winter- fliege“ bekommen, denn er ähnelte vollständig einer alten, schläfrigen Winterfliege. Nur selten tedete er mit den Gästen, wenn er aber den Mund öffnete, war es nur, um sich zu beklagen: „Ach ja“, sagte er, „Kellner zu sein ist ein Hundeleben, niemals hat man einen Augenblick Ruhe: ‚Herr Ober, wieviel Uhr ist es?‘ ‚Herr Ober, geben Sie mir bitte eine Zeitung!’ ‚Herr Ober, ich möchte einen anderen Teller haben!’ ‚Und wann bekomme ich meinen Kaffee, Herr Ober? 341 Beeilen Sie sich doch, Mensch, ich kann nicht den ganzen Tag hier sitzen. Ja, so ist es, man läuft herum wie ein Rennpferd, und die Beine werden kürzer und kürzer, so daß man zuletzt einem armen Dachshund ähnelt.” Ich war sehr erstaunt darüber, daß der andere, Jean, immer in guter Laune war, und oft dachte ich darüber nach, was wohl eigentlich die Ur- sache zu seiner Munterheit war. Eines Tages entdeckte ich ganz zufällig sein Ge- heimnis, An einem schönen Sommermorgen wachte ich um 6 Uhr auf und beschloß aufzustehen, um an dem herrlichen Sommermorgen ein bißchen spazieren zu gehen, Als ich auf die Straße her- unterkam, ging ich zuerst in ein kleines Cafe, um meinen Morgenkaffee zu trinken. Als ich dort saß und wartete, entdeckte ich plötz- lich den Kellner Jean. Er saß in einer Ecke mit Sonnenland Mütterlich tränkt die Sonne, Die bimmlifche Amme, den Berg. Gen Mittag flutet die Ebene, Ein grüngoldener See, Darinnen die blühenden Apfelbäume Wie große Wafferrofen fchrimmen. Seligen Infeln gleich Liegen die alten Höfe, Über den atmenden Dächern Aus Binfen und Stroh Staut fich Die ‚Bläue. Frühlingstrunken badet die Lerche, Eine Handvoll fingenden Lebens... Heinz Friedrich Kamecke einer Zeitung und trank eine Tasse Kaffee. Merk- würdig, dachte Ich, daß er nicht sein Frühstück zu Hause zusammen mit seiner Frau genießt. Doch plötzlich verstand ich, daß er seine Gründe hatte, hier in einem Caf& zu sitzen. Er saß so recht be- haglich in dem Sofa, als ob die ganze Welt ihm gehörte, und Immer rief er ungeduldig dem Kell- ner zu: „Hetr Ober, wieviel Uhr ist es? — Herr Ober, bringen Sie mir eine Zeitung; aber schnell, machen Sie, daß Sie fort kommen!” Und so fuhr er fort, immer hatte er irgend einen Wunsch, den der arme Kellner erfüllen mußte: „Geben Sie mir noch ein paar Stückchen Zucker, Herr Ober! Und einen Kuchen muß ich auch noch haben! Und ein Glas Wasser! Aber schnell, Herr ‚Ober, schnell, schnell” Der Kellner lief hin und her, und doch war immer etwas, was fehlte, Als die Uhr halb acht schlug, stand Jean vom Tisch auf und bezahlte; um acht Uhr mußte er ja in seinem Restaurant sein. Munter pfeifend verließ er das Lokal. Als er weggegangen war, tief Ich den Kellner, um zu bezahlen: „Das war aber ein beschwerlicher Gast”, sagte ich. „Ach ja”, antwortete der Kellner und seufzte tief, „er kommt jeden Morgen hierher und immer werde ich ausgescholten. Bald muß Ich ihm Zei- tungen bringen, bald Zucker, Sahne, Wasser, Zigar- ren usw. Glauben Sie mir, das ist ein Hunde- leben hier.“ Seit dem Tag verstand ich, warum Jean immer so munter war. Jeden Morgen holte er sich hier die Kraft für die tägliche mühsame Arbeit. Wenn man den ganzen Tag kommandlert wird, hilft es, ab und zu Befehle erlassen zu können, das bringt einen In gute Laune. Ich erzählte dem Kellner, wer der Gast war, und jetzt geht der Mann Jeden Nachmittag, wenn er mit seiner Arbeit im Cafe fertig ist, in das Restaurant, wo Jean serviert. Dort sitzt er und gibt seine Befehle: „Herr Ober, bringen Sie mir ein Glas Wasser! Aber schnell, Herr Ober, Herr Oberlilli Herr Oberlllll” JONSSONS NEUER FLAGGENMAST Ein großes Fest stand den Bewohnern des Rödje- tales in Schweden bevor. Sven Jonsson, einer der Bauern des Tales, feierte morgen sein fünf- zigstes Wiegenfest. Heute aber wollte er aus Anlaß dieses Jubeltages auf seinem Hofe einen neuen Fahnenmast setzen. Einen hohen, fein gestrichenen Mast mit einer schönen bunten Glaskugel an der Spitze, auf dem zur Feier des Tages die Landesfahne gehißt wer- den sollte, In früher Morgenstunde schon hatten sich die Nachbarn eingefunden, um mit Hand anzulegen. Da trat Jonsson mit einer großen Branntwein- llasche aus dem Hause, „Heh, Mönnerl” rief er. „Bevor wir mit der Arbelt beginnen, laßt uns erst einmal einen trinken! Das stärkt die Glieder und macht Humor.“ Damit reichte er die Flasche herum, Solchermaßen gestärkt, ging man ans Werk. Der Mast wurde angehoben, Stützen und Seile be- festigt, und mit kräftigem „Hauu-ruck! Hauu-ruck!” begannen die Männer zu ziehen. Schon strebte die Spitze fast senkrecht empor, als plötzlich ein klirrendes Geräusch ertönte. Au verflixt, da hatte man die Bescherung! Die Fahnen- stange war mit ihrem oberen Ende gegen die Drähte der Lichtleitung des Hauses gestoßen. Aber alles Schimpfen und Fluchen nützte nichts. Die Stange mußte wieder herab, und man mußte versuchen, von der anderen Seite her vorzu- gehen. Also ließen die Männer den Mast wieder zu Boden gleiten und drehten ihn um seine Löngsachse in die entgegengesetzte Richtung. Das war eine anstrengende Tätigkeit, die einer besonderen Stärkung bedurfte. Abermals kreiste die Branntweinflasche. Und sie schien In der Tat Wunder zu wirken, Denn als man nun ein zweites Mal daran ging, den Mast in die Höhe zu richten, da geschah es mit einer. verblülfenden Goschwindigkeit. Stolz ragte alsbald die Spitze gen Himmel und rasch wurde der Mast am Boden verankert. Dann Die Raufbolde - ı rissaivoli VON JOHAN LOREN legten sich die Männer zu wohlverdienter Rast ins Gras. Gute Arbeit ist guten Lohnes wert und erheischt Anerkennung. Jonsson ging ins Haus, um eine zweite Flasche zu holen. Als er wieder ins Freie trat, sah_er zu seinem Erstaunen die Männer von einer lebhaften Er- regung befallen. Sie sprachen aufgeregt auf. einander ein und fuchtelten mit den Armen durch die Luft. Dabei standen sie um die Fahnenstange herum und starrten an Ihr hinauf. Und hin und wieder glitten ihre Blicke hinab zu der Kugel, die einer von ihnen in den Händen hielt. Es war jene bunte Glaskugel, die der Fahnenstange zur besonderen Zierde dienen sollte. Jonsson stieg das Blut zu Kopfe, er glaubte, der Schlag müsse ihn treffen. Was aber blieb weiter übrig, als den Mast noch einmal zu senken? Welches denn auch, nachdem man erst der neuen Flasche gehörig zugesprochen, viel leichter und flotter vor sich ging, als man er- wartet hatte — mit beängstigendem Krachen schlug das Holz am Boden auf. Schnell wurde die Glaskugel auf die Spitze ge- setzt. „Hauu-ruck! Hauu-ruckl” Und schon nach wenigen Minuten stand die schlanke Stange wieder aufrecht da. Erneut gab man sich der Ruhe hin, Diesmal brauchte sich Jonsson nicht persönlich zu be- mühen, die Flasche herumzureichen; gern nahmen ihm die andern jetzt die Arbeit ab. Als nun der Fahnenmast endlich so stand, wie er stehen sollte, meinte einer der Männer: „Und Jetzt sollten wir auch die Fahne hissen, damit wir sehen, wie sich das Ganze ausnimmt.” Also holte Jonsson das blau-gelbe Fahnentuch herbei. Die Männer nahmen unterdessen feierliche Aufstellung. . Da geschah etwas ganz Unerwartetes. Jonsson, der sonst so ruhige und gesetzte, stamplte plötz- lich wie ein bockiges Kind mit beiden Füßen auf und fluchte dabei mit lästerlichen Worten, wie sie ihm noch nie über die Lippen gekommen waren. Stolz und majestätisch ragte die Fahnenstange gen Himmel, Neben ihr am Boden aber lag aus- gestreckt wie ein riesenlanger Regenwurm — die Fahnenschnur. Bald Jedoch beruhigten sich die Gemüter wieder. „Dann müssen wir eben noch einmal von vorn änfangen”, erklärte der dicke Nilsson, und die andern nickten zustimmend, Sie tranken den Rest der Flasche schnell noch aus, dann spuckten sie noch einmal in die Hände und lösten die Verankerung des Mastes. Langsam neigte die Fohnenstange das Haupt, um plötzlich — welß der Kuckuck warum! — eine rasende Geschwindigkelt zu entwickeln und mit dumpfem Krach am Boden aufzuschlagen. Wie ein zerknicktes Streichholz lag der schwere Mast nun geborsten da, und die schöne bunte Glaskugel war In zahllosen Scherben über den Hof zerspritzt. Es würde Sitte und Anstand verletzen, das wieder- zugeben, was die Männer bei dieser Gelegenheit einander zurlefen. r Es dauerte eine ganz Weile, bis sie sich von dem ausgestandenen Schrecken erholt hatten und im- stande waren, die Trümmer fortzuräumen. Danach ober waren sie am Ende ihrer Kräfte. Ob von den ausgestandenen Anstrengungen odar dem reich- lich genossenen Alkohol, wer weiß? Jedenfalls mußte Jonsson’s Stallbursche die Pferde vor den Leiterwagen spannen, und auf diese Weise wur- den die Männer nach Hause geschafft, Indessen lag Jonsson: längst zu Bette und schnarchte den Ereignissen des kommenden Tages entgegen. Als aber die Festteilnehmer sich am Morgen auf dem Hofe einfanden, da wehte ihnen vom Garten her, an einem langen Stock aufgehißt, aus dem Gipfel des größten Birmenbaumes das gelbe Kreuz auf blauem Grund entgegen. (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) (ch. Kay) Metropolitan-Ersatz (0, Gulbransson) "np mund Sj) wnAanssen Ki „Wozu hat man eigentlich früher bei einer Wagner-Oper 50 Dollar für den Platz bezahlt? — Meine Musik versteht jeder und sie ist bedeutend billiger!“ In sostituzione del *Metropolitan,: “Perch® mai si pagavano prima 50 dollari per un posto ad un’Opera di Wagner?!... La mia musica ognuno la comprende ed il prezzo & notevolmente piü basso!,, 343 0. Hogenbarth) Lebhafte Unterhaltung Von Eugen Roth Ein Menfch, von Redeflut umbrandet, Hätt feine Weisheit gern gelandet, Ein feines Wort, mit Wit gewürzt... Jedoch, die Unterhaltung fürzt Dahin und treibt, famt feinem Wort Ihn mild ins Uferlofe fort. Er fchreitz »Darf ich dazu bemerken ...« Doch fchon mit neuen Sturmmwindftärken Wird vom Gefpräch, das brauft und fprudelt, Gemaltfam er hinmeggetrudelt. Er fchnappt nach Luft und möchte fprechen, Doch immer neue Sturzfeen brechen Auf ihn herein, er muß ertrinken, Kann bloß noch mit den Händen winken Und macht zuletst nur noch den matten Verfuch, zu keuchen: »Sie geftatten .. .« F \ IN Schiffbrüchig, an fein Wort geklammert, - ya Ba Der Menfch jet endlich einen jammert, wg, =—4 Fi . u D) Der ihn aus des Gefpräches Gifcht IE I PR Im letsten Augenblicke fifcht, Geriffermaßen packt beim Kragen: „Oh Gott — jetzt wird er schon wieder zudringlich! — Ich habs ja gleich »Sie wollten, glaub’ ich, auch mas fagen!!« gewußt, daß man so 'n Fabelvieh nicht zum Reiten benutzen soll!‘ Jedoch der Menfch kann nur noch lallen - Vor Schreck ift ihm fein Wort entfallen. Das Sturmgefpräch hat ausgerittert: Der Menfch fchweigt witlos und verbittert ... “Oh Dio mio, ecco che costul torna a seccarmi!...L'ho deito io subito che non si puö servirsi d'un tal grifone per cavalcare!,, Darüber kann man nicht streiten, das ist Geschmackssache, genau so wie die Tabaksart. seit zwei Jahrhunderten entwickelt und gepflegt, bringt für jeden Geschmack das Richtige. Aus vielen Sorten wählen Sie nur wie Sie es gewohnt sind und ganz gleich, ob Sie nun eine kurze oder eine lange Pfeife bevorzugen. Hauptsache.es ist Raulino drin. Hergestellt In den Werken BAMBERG - KÖLN - ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT 344 Wien, Schönbrunn io höchsten geschmacklichen Ansprüche in bezug auf die Kleidung müssen bei all den Herren erfüllt sein, die im Beruf oder in der Ge- sellschaft mit Menschen zusammenkominen, die ein Auge dafür haben. Wie gut, daß man sich wenigstens auf dem Gebiet der Krawatte keine allzu großen Sorgen um die Auswahl eines in jeder Hinsicht korrekten, und geschmacklich einwandfreien Stückes zu machen braucht Man läßt sich einfach eine Kollektion der neuesten vonen Srawallen vorlegen, wählt die zusagende und hat die abso- lute Gewähr, mit das Vollkommenste zu tragen, was an modernen Krawatten erzeugt werden kann. Die unzähligen, ständig durch neue ergänzten Muster ermöglichen eine harmonische Anpassung der Krawatte an den Anzug, für den sie, bestimrnt ist, Zu allen Zeiten bot die Harmonie des Zweckes und der Form ungetrübte Freude. Was gut ist wird begehrt. Ein solcher Satz gilt natürlich auch für gute Zigaretten. Austria-Erzeugnisse werden in einer Qualität hergestellt, zu der eine mehr als 150jährige Tradition verpflichtet. elastisch, bagenäbt,egant und namalg wie in Modell, von jedem Master nur werägt Kruwatten hergmelt werden, es _ wgarcllen MEMPHIS MILDE SORTE NIL DRITTE SORTE Speachen of NEUE Art! Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Speachen-Neüsystem Schnellmethode zum Selbststudium für Englisch - Französisch - Italienisch Lesen Sie hier, was unsere Kunden schreiben: Das Oelosenoprägtsichspiolondleichteln Ilenlsche Zeitungen zu losen und Briefe Dr. Heil's Schnolikurs Ntallenisch Uber- Zu schreiben Ich habe os selbst nicht trifft bei weitem all meine Erwartun. für SEEN gehalten, daß man In so gen. Ich habe eine kleine Dorfschule kurzer Zoit eine fremde Sprache lornen besucht und hatte keinen Schimmer kann. Mil gutem Gowissen kann ich von Fremdsprachen. Erst nachdem ich jedem diesas einzigartige Werk walter- mich mit einer llalienlschen Familie emplehlen sehr gut angefreundet halte, kam in Radebeull, Margot Henning, Radebeul, mir der Wunsch auf, auch die Italle- den 29. April 1941 Lossingstraße 7. ha nich! Immer, tegoimabta" ge Kein Auswendiglernen von Vokabeln sogar manchmal tagelang ausge: Ich finde Ihr Nousystem Insofern un- Lernen Ist gar nicht übortretflich, als das Auswandiglornen man braucht weder von Vokabeln und grammatischen Ro- gein ganz ausgeschaltet Ist, denn der Regeln pauken, noch ltgendweiche Lehrstoff prägt sich In seinom Aufbau Vorkenntnisse oder elne besondere Bo- ganz von salbsi dem Gedächtnis ein. Stoft wird In Inter jehracht und kann rest- gabung zu’besitzen. Man liest, und das Der bahandel eioene prägt sich spielend leicht ossanter Welse ni Meine Itallenischen Freunde waren los im praktischen Leben verwendet überrascht Über meine schnellen Er- werden "olge, besonders Über die gute Aus- St. Pölten, 15. Jan. 1940. ‚Adalb. Rodl, sprache. Auch bin ich In der lage, Ita- Joselstr. 57. Hauptschuldirektor I. R Das ist die neue Art mit dem neuaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die Iremde Sprache nicht mehr als ine Sammlung Toter Yokabein anigegen, sonder so, wie sie wirklich und 10 lich In lebendiger Rodo und Gegenredo gesprochen und gebrauch! wird, Jod mechanische Auswondiglornen fällt fort, denn eine wortverwandt neugestältete Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert das Sprachgut Dies vollzieht sich nach einom neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, daß Ihnen der Sprachstofl ohne mechanisches Auswendiglernen zufließt, Gleich Siner Intoressanten Lektüre, die unterhält, antegt und ortısut, geht die Aneignung der Umgangssprache kurzweilig vor sich, Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks schulbildung genügt vollauf, well die Durchnahme gomäß unterer Anwelsung ohne Hindernis vor sich geht. 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Manchmal ist sie weiblich und dann wieder männlich!” „Ganz recht hast, das ist's!" sagt Bobby nach- denklich. „Akkurat dasselbe hab ich g’meint... Du, Lixl, ich glaub, das wird bei ihr daher kommen, daß die eine Hälfte ihrer Vorfahren Frauen und die andere Hälfte Männer g’wesen sind!” H.K.B. Die Freunde Hein und Fietje lehnen über die Hafenmauer. Es gießt vom Himmel wie mit Mol- len, ein eisiger Wind pfeift. — Fietje: „Du, Hein, stell’ di vür, bei diset Wedder op Seel” — Hein: „Djö, un denn kein Schippl“ — Fietje: „Djä, un denn entweiigte Stiebelnli” P-G. * mm kommt frühmorgens ins Büro, läßt sich ächzend an seinem Schreibtisch nieder, stützt den Kopf und seufzt: „Ihr ahnt ja gar nicht, was ich für einen Katzenjammer habe!” „Angeberl sagen alle verächtlich wie aus einem Munde. B. * Bobby ist an Grippe erkrankt und läßt den Arzt rufen. Dieser legt ihm das Fieberthermometer ein und meint dann: „Leichtes Fieber, 38,2 Gradi” Fragt Bobby: „Im Schatten, Herr Doktor?” F.H TIARCARRACARRARCACCLARCARCARLALCLALLLLALLALLACCAALAALLLAALRCAALLCLLLALLLLLLLLLALLALLR und immer wieder Toussaınt- zim Spnachtnlenen! Ich bin begeiflerter Anhänger Ihrer Spraclehrwerfe und fiu | gang Ihres weder Mittel no Reit, andere Spradwerte au ftudieren, mußte aber erfennen, Daß ich es nur nad) Ihrer, Methode au vollendeten Spragwiffen und »Lönnen bringen hinfihtlih der dh „lernte nad dem tan, dof. Doubet, Buchhalter und ‚Korrefp., zura. Coldat (19, 6. 41). Im Hovember 1939 faufte Id) mir bie große Ausgabe der ita- Kieiifhen Gprade. Ehen nad verbättnismäßtg kurzer eit meines Etublums übernahm Ic) das Ber- dolmeifen, dei. SingsTenenbeiten unferer Itallenifchen Arbeiter. Id war hoder[rcut, als id bemerkte, dafı id) fowohl tadellos verftchen als aud (Kom fliehend. (prehen fonnte, Das war mit matürlih | ein ftatter Anfporn, und id fanın Ihnen nur meine Bewunderung über die Teicht fahbare und fehe intereffante Act Ihrer Methode ausfpreden. Wilma Dornauer, Nuchalterin, Innsbrud. Etam ferfeld 1 (10. 2 49) ring 40 (11. 7, 41) au ein unwiderftehlides 3 Lehrmethode n | Pant auszufpreden, © es tlingen mag, Shnen m Eindenfte, 9 (21. 1 Langenfcheidt 94 habe den fpanifchen Lehr. Zouffalnt.Zangen. dierte nad) Ihren Originalaus, heidt durchgearbeitet. IH kann gaben Katein, Bolnite, Aufl, | nur (aven, Daß (6 mie feine ein nad) dem Alelnen Touffalnt-kan. | fahere und fdnelere Methode jälet li un enfheidt Aihehifh. Ih fbeute | denten ann. Die turzelahte Däälet Uünchenertalsgetnänk Grammatit it ein Mellterwert Berftändlihtelt, Zouffaint-Langen(deidt aud b zeito Enalifc) mit beftem Erfolg. Hans Börger, RAöln-Deup, Boten. Vor längerer Zeit babe Id mir Ihren Aleinen Touffaint-Langen. fcheidt für die (paniide Eptade efauft. Obwohl id nod in den Snfängen flede, ift es mir gerade» nis, Ihnen für biefe einsigartige wärmften o feltfam aber Id lagen, dab Ihre Briefe für ih eine [pannende Leltüre bes deuten. Darıit will Id aber nicht fagen, daß das Lernen Epielerei fel. Hier teifft vol und gana das Wort zu: „Ohne Gleiß fein Breis“. Hottf. Helnrid, an“ Roffen, 42 2 Rköfhgt nährk: beidehnachenuktunken ‚sehr bewährt jezugsauellen-Nachweis durch J$AERA-GESELLSCHAFT für diätet GetränkembH München 2B5 Rleinen 2 Vedürf- | Bücher können Kräfte rffen, Schläue (wo sie fh beschaffen, mit vergeistetem Vergnügen fühlt man:| wie sich Balken biegen. 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Also, immer langsam und mit Bedacht, wie es sich für einen edlen Wein gehört. Dann reicht eine Fla- sche eine ganze Weile. Und — bitte kühl servieren — so schmeckt Cinzano am besten. EINZANO IN UNVERÄNDERTER GÜTE 7 ATEMÜBUNGEN Hör’ mal, Cen, dieses Mal halte ich es mit dem Trinken, Nein, nein, sei nicht so entsetzt! Es ist nicht deine Schuld. Ich weiß, daß auch dir der Wein schmeckt, Aber damlı hat's eigentlich nichts zu tun. Es ist nur, weil ich der Sache überdrüssig bin. Wie, du willst wissen; wessen ich überdrüssig bin? Aber es ist erklärlich. Ich habe das Leben satt, ich habe es über, dauernd gedemütigt und zur Seite geschoben zu werden und zu nichts fähig zu sein, Das Ist es, was mir nicht mehr paßt. Erscheint dir das zu wenig? Ach, übrigens tu mir einen Ge- fallen! Hör’ mal zul Sieh mich mal an, hier auf meinen Körper schau mall Gut, jetzt atme ich. Beobachte mich genaul Ich atme noch einmal. Aber zieh doch nicht so ein dummes Gesicht! Paß auf und sage mir die Wahrheit, Atme ich richtig? Merkst du irgendeinen Fehler? Meinst du, daß ich genau so atme wie du, wie der Kellner dort, wie der Win? Kurz, wie jeder gute ehrliche Mensch? Ach, jal Also war es nur eine Verleumdung, eine Aufschneiderei, irgend etwas... } O, entschuldige, Cen, du weißt Ja nicht, was mir passiert ist. Aber ich will es dir gleich erzählen. Du kennst die Familie Solle nicht. Aber das macht nichts. Tatsache ist, daß ich gestern zum Kaffee eingeladen war. Weißt du, wie man den Kaffee- ersatz nennt? Er heißt — — aber lassen wir das, es ist nicht wichtig. Ich war also bei der Familie Solle und mit mir waren noch andere eingeladen, auch eine alte Dame mit einem langen Namen — ein Name, ich kann mich einfach nicht mehr darauf besinnen. Du weißt doch, daß ich für Namen ein schwaches Gedächtnis habe. Jedenfalls scheint es mir, als wenn der Name auf „mann” geendigt hätte. Aber auch dessen bin ich nicht ganz sicher. Aber hör’ mal, Cen, kann man vielleicht erfahren, was heute abend mit dir los ist? Du sitzt so still mit gerunzelter Stirn da? Du sagst nur immer ja oder nein. Sag mir die Wahrheit, Cen! Bist du vielleicht verliebt? Wie so ein Hähnchen? Tut dir das Herz weh, ‚du Ärmster? Aber geh, du Dummkopf, laß sie laufen! Hör’ mir zul Also, die Dame mit dem Namen auf „mann“ wäre mir ziemlich sympathisch gewesen, wenn sie nicht plötzlich die Anwandlung gehabt hätte, ihre Nase In Sachen zu stecken, die sie nichts angehen, So war das. Sie saß mir beinahe gegenüber. Und auf einmal merke ich, daß sie ständig in meine Richtung sleht. Sofort mache Ich mir Sorgen. Ich denke: ‚Habe ich irgend etwas verbrochen? Habe ich einen Fleck auf dem Oberhemd? Habe ich vielleicht Irgendeine Vorschrift der Etikette ver- letzt?‘ Ich betrachte aufmerksam meinen Anzug und meine Haltung; aber es gelingt mir nicht, den Grund dieser kritischen Beobachtung zu finden. Schließlich, als Ich gerade ein Stückchen Torte in den Mund schieben wollte, spricht die Dame die folgenden bedeutsamen Worte zu mir: „Ent- schuldigen Sie, Herr Barnabini, aber Sie atmen sehr schlecht. Ihre Art zu atmen Ist vollkommen verkehrt.” Ich war wie verdonnert und riß die Augen weit auf, Das Stückchen Torte blieb mir im Halse stecken. Ohne das Unpassende einer ‚solchen Kritik zu begreifen, fuhr die Dame fort, meinen Körper zu prüfen und wiederholte: „Ja, es Ist so. Sie müssen die Art ihrer Atmung radikal ändern.” Ich sah mir die alte Dame genau an, In der Hoff- nung, daß es sich um einen Scherz handelte; aber leider mußte ich feststellen, daß ihre Redeweise nichts Scherzhaftes an sich hatte, Und als ich um mich blickte, merkte ich, daß auch In den Gesich- tern der andern derselbe Ernst herrschte. Und nun, lieber Cen, fühlte ich mich plötzlich von einer großen Verbitterung erfaßt, Vielleicht würde ein anderer an meiner Stelle gelacht und die Angelegenheit von der komi- VON BERTO PEROTTI schen Seite aufgefaßt haben, Das könnte ich mir vorstellen. Aber für mich war es alles andere als komisch. Du weißt, Cen, daß es mir trotz des besten Willens nicht immer geglückt ist, gut abzu- schneiden. In dem Buche meines Schicksals muß geschrieben, stehen, daß, was ich auch immer tue — auch die einfachste Handlung — niemals ohne irgendeinen Fehler abgeht. Ich bin eben ein Pechvogel. Aber was macht das? Man muß halt Geduld haben. Und du weißt, daß ich bis heute Geduld genug hatte. Setz den Fall, daß ich eine photographische Auf- nahme ausprobiere. Du kannst sicher sein, daß irgendetwas dabei schief geht. „Aber wie? Macht man so Photographien? Sie taugen wirklich zu nichts.” Und ich bin bereit zu antworten: „Aber sicher, Sie haben recht. Ich bin zu nichts nütze. Aber was wollen Sie? Ich bin nun mal so. — Radfahren habe ich nicht gelernt, weilich schwind- lig werde. Und nun kommt einer und sagt: „Na, hören Sie mal, In Ihrem Alter nicht mal radfahren zu können! Wie kann man nur so ungeschickt sein!” Und ich antworte sofort: „Wie, wußten Sie nicht, daß ich ein Tolpatsch bin? Tölpisch bin ich geboren, tölpisch habe ich gelebt und tölpisch werde ich sterben.” — Ein Kurzschluß soll repa- riert werden, und ich schwitze darüber schon eine Stunde, aber ohne Erfolg. Und einer kommt dazu und sagt: „Aber für so eine Kleinigkeit braucht man wirklich nicht den Geist eines Goethe zu besitzen“, Und ich: „Ja, bei allen Teufeln, hat man Ihnen denn nicht gesagt, daß ich ein Dumm- kopf bin? Ich bin immer dumm gewesen, so lange schon die Welt besteht.” Du welßt wohl, Cen, daß ich mich immer in Ge- duld geübt habe. Aber auch die längste Geduld reißt einmal. Ich kann alles ertragen, den Ge- danken, nicht photographieren zu können, tölpisch und nicht praktisch zu sein, aber daß Ich nicht mal atmen kann, zum Donnerwetter, darauf war ich nicht vorbereitet. (Hanna Nagel) Ich fühle Lust, mich zu empören, aber ich wagte es nicht aus Rücksicht gegen die Haus- frau. Aber ich konnte nicht umhin, in etwas Pikiertem Ton zu bemerken: „Nun atme ich schon täglich, seit 40 Jahren, vom Morgen bis zum Abend, vom Abend bis zum Morgen, ohne die geringste "Unterbrechung, und Sie wollen behaupten, daß ich noch nicht atmen kann? Nein, nein, liebe, gnädige Frau, das ist einfach unmöglichl” Und die. Dame gab mit der Miene einer Priesterin mir zur Ant- wort: „Sehen Sie wohl, mein Herr, Sie haben eine furchtbare Art zu atmen. Sie müssen die Flanken weiter ausdehnen und weniger die Brust, So geht das nicht.” Ich schwöre dir, daß ich In diesem Augenblick losgelegt hätte, und wer weiß was passiert wäre, wenn nicht Frau Solle zur rechten Zeit dazuge- kommen wäre. Auch sie betrachtete meinen armen Körper und bemerkte: „Sie wundern sich sicher über die Worte dieser Dame, weil Sie nicht wissen, welchen Beruf sie ausübt. Unsere liebe Freundin ist Spezlalistin für Atemtechnik. Außerdem heilt sie Stottern und andere Aus- sprachefehler. Sie erteilt auch Atemunterricht.” Hier unterbrach Fräulein Solle ihre Mutter und sagte zu ihrer Freundin: „Los, machen Sie uns das Vergnügen und zeigen Sie uns die Atem- übungen!” Höre, Cen, ich versichere dir, zur Familie Solle gehe ich um keinen Preis der Welt mehr, Sie haben mich zu sehr hineingelegt. Anscheinend waren alle verrückt geworden, und ich auch. Wir standen auf, und die alte Dame fing an, Be- fehle und Erläuterungen zu ‚geben, Von Zelt zu Zeit betastote sie den Leib oder Rumpf von irgendeiner Person mit der Hand. Mir gab sie einen Schlag auf den Leib und meinte: „Muskel heraus! Wo ist der Muskel?” Ehe sie fertig war, : „Nun vollkommene Entspannung der Und alle mußten die Arme baumeln lassen, als wären sie tot; und die Dame fuhr fort: „Schlaffer, viel schlaffer! Die Gesichtsnerven nicht vergessen! Auch der Kopf muß herab- hängen!” Und darauf ließen alle den Kopf baumeln, Ich wette, Cen, daß, wenn du in diesem Augen- blick eingetreten wärest, sofort gedacht hättest, in_einem Irrenhaus zu sein. Aber das, was mich so wütend macht, ist, daß Ich so stumpfsinnig war, mich da hinzupflanzen und den Blöden zu markieren; daß ich mich. leiten, betasten und prüfen ließ von der altenDame, ohne jede Wider- rede. Und dann, weißt du, was sie noch wagte? Das hat sie gesagt: „Mir tut es wirklich leid, aber um die höchste Entspannung der Nerven zu erreichen, muß aus dem Gesicht Jeder Ausdruck verschwin- den, man muß blöde aussehen!” Und denke dir, was diese Schlange von Fräulein Solle ihrer Mutter ins Ohr flüsterte, weil sie glaubte, daß ich es nicht hörte, „Herr Barnabini gibt sich wenig Mühe, die höchste Entspannung zu erreichen. Der ist immer entspannt. Hast du verstanden? Das bedeutet, daß Ich Immer blöde aussehe. 0, mein lieber Cen, das sind Demütigungen! Und wenn Ich bedenke, daß ich soviel darauf halte, In der Gesellschaft eine gute Figur abzugeben. Ach was, von der Gesellschaft habe ich genug. Nun gib mir Wein und Schluß damit! Was meinst du, Cen? Ooooo, Cen? Was machst du? Du bist eingeschlafen? Du machst ja ganz «kleine Augen! Hör’ zul Ich gehe jetzt, weil meine Frau mich erwartet. Morgen verreise ich, ich gehe auf's Land. Ich werde dir eine Karte schicken. Aber ich rate dir, mir auch zu antwor- ten und mir zu sagen, wie es dir geht. Hast du verstanden? Ich rate es dirl Schreibe mir alles, was du erlebst. Grüße mir die Freunde. Und wenn du einen Rausch hast, denke ein wenig an mich! (Aus dem Italienischen von Ch. Opitz) Der Anruf (K. Helligenstaodt) „Und was sage ich, wenn seine Frau am Apparat ist?“ „Ganz einfach die Wahrheit: falsch verbunden!“ La chiamata: “E che dico io se viene sua moglie all’ apparecchio?,, — "Null’ altro che la pura veritä: *Collegamento errato!,,, 349 DIE EINLADUNG „Kommen Sie morgen zu einer Tasse Tee zu mit", sagte die schöne Frau, Also eine Einladung zu einer Plauderstunde unter einem roten oder gelben Lampenschirm, bei leise brodelndem Samowar, Wer nun ist ein guter Plauderer? Einer, der das Blaue vom Himmel herunterschwatzt? Nein, einer, der mit einem originellen Thema aufzuwarten ver- steht. Dazu gehört weiter nichts als ein bißchen schön- geistige Vorbereitung. Das Konversationslexikon im Haus erspart das eigene Wissen. Was war in meinem Fall näherliegend, als bei einer Tasse Tee über Tee zu plaudern? Also tat ich rasch einen Blick in die einschlägige Literatur dieses Göttergetränks und kam dabel zu folgender Blütenlese: Ist es nicht merkwürdig, daß der chinesische Tee aus Indien kommt? Und daß gelbe Rosen Teerosen heißen? Daß die japanische Tee-Reklame aus lauter klei- nen Gedichten besteht? Daß man entgegen allen Regeln Teeernte mit drei e schreibt? Daß der Großteil des Aromas weder von den Teeblättern noch -blüten stammt, sondern vom Dunst der Kamele, die den Tee wochenlang durch die Wüste tragen? Daß man in England im 20. Jahrhundert darauf verfiel, grünen Tee zu rauchen, was auch nicht viel besser schmeckte, als manche Tabaksorte von heute? Daß der Tee im 16. Jahrhundert nach Deutschland kam und als exotische Kostbarkeit gehandelt wurde, das Pfund zu 150 Mark? Daß man die Menschen einteilen kann in solche, die „beten und arbeiten“, und solche, die „ab- warten und Tee trinken"? Daß ein chinesisches Teehaus eine streng vor- geschriebene Einrichtung hat, die von Grund auf verändert wird, wenn man eiwa eine Vase mit einer Blume von rechts nach links stellt? Daß man in Bayern einen, der gern Tee trinkt, einen Teegernseher nennt? Das alles wollte ich am Abend unter dem roten oder gelben Lampenschirm der schönen Frau er- zählen, wie aus dem Stegreif hingeworfen. Aber als es dann so weit war, erstarb mir der Plauderton auf der Zunge. O, wie hatte ich mich im Thema vergriffen! Nicht über Tee, über Pfefier hätte ich im Konversationslexikon nachsohen müssen. Denn ich bekam unter einem grünen Lampen- schirm Pfefferminztee vorgesetzt. Heinz Scharpf Ein heller Kopf nimmt stets Oetker Prıs Backen in Kriegszeiten erfordert besonders guf erprobte Rezepte.Verlangen Sie die zeitgemäßerns Jefkor-Backrezepte! | Nocheins: Bitte kaufen SieDrDetker Backpulver, Badinnicht über Ihren jedesmaligen Bedarf, damit alle etwvas bekommen können. S Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat München, Residenzstraße 3, an der Hauptpost, Telefon 24305 Dr. August Oetke 4 München 38/152 Schließfach 1 S% Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe r Bielefeld Für jeden etwas zur Zeit wieder am Lager | Einige bemerkenswerte Bücher, die sofort geliefert werden können } Wir beginnen das Wunschkonzert für die Wehrmacht. Ein Freudenspender mit vielen Künstlerbildern RO Der Feldzug mit der anderen Wale. Ein Buch, zu lesen wie der spannendste Kriminal-Roman in seinen Heiligen. Mit satyrischen Zeichnungen von H.G. Strick A RM 3,85 RM 345 RM 345 Schöpf ippenstift u. Glossen in Reinkultur. 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Spiekermann, Berlin-Pankow Nr. 539.A Bitte senden Sie mir ganz umsonst und un verbindlich 8000 Worte Auskunft mit den län zenden Urteilen von Pi m und Schüleral Beutei a0 Pia ifach 223 Ruf: >-Dortmund, P 34752 351 (Erich Schilling) „Vielleicht werde ich auf diese Weise bei den Sowjets so populär wie Stalin bei uns!“ Egli va colla moda: “Forse in tal modo io diverrö popolare presso I Sovieti come Stalin’presso noll,, 352 München, 3. Juni 1942 f 47. Jahrgang / Nummer 23 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Neues von der Krim (Erich Schilling) „Es scheint warm zu werden, es läuft mir kalt über den Rücken!“ Novitä dalla Crimea: ‘Pare che venga caldo... ea me vengono I brividi nella schiena!*' Die Drachenbraut . La sposa del drago sw | UI Con N h \ Ns RR se WEN NN RR RS on m s (Fr. Bllek) 2 DIESREERIO.RTTEFEER Es ist allgemein bekannt, daß man vor jemand, der eine Uniform anhat, Respekt haben muß, oder daß man ihn zu fürchten hat, Wer eine Uni- form trägt, kann dem anderen was sagen, z. B.: „Hinten anstellen” oder „Die Fahrkarten vor- Nattern und Nesseln Die Brennesseln wachsen am liebsten Neben der Kirchenwand, Als ob das fromme Gemäuer Heilige ihre Schand, Wie Feuer müssen sie brennen. Barfüßige müssen sie meiden Und die mit nackter Hand. So nahe dich ihnen mit Schuhen! Die ohne Schuhe rennen, Spüren ihren Brand. Und willst du dich ausruhen, So bleibe ihnen fern. Sie leiden darunter, und tuen Dir weh doch mit ihrem Stern. Die züngelnden Nattern aber, e Die heißen sich ihre Gevattern Und haben die brennenden gern. Die kleinen Ungeheuer Schützt ihr Ledergewand. Sie wohnen in dem Feuer Wie im gelobten Land. GEORG BRITTING zeigen“ oder „Rechts gehen”. Er kann ihn auch noch viel härter anlassen, das kommt auf die Art der Uniform an und auf das, was an bestimmten Stellen der Uniform angebracht ist. Es ist eigent- lich ratsam, über so etwas gar nicht zu reden. Ich wollte auch nur über den Portier reden, Der hat auch eine Uniform, damit man vor Ihm Re- spekt hat und damit man sofort weiß: Aha, das ist der Portier. Die Uniform denkt sich wohl der Chef eines Unternehmens aus und er legt in sie all seine Vorstellung von Repräsentation und Macht und Glanz hinein. Deshalb sind die Portiers von Zirkussen, von Theatern und Kinos die präch- tigsten, weil deren Chefs die lebhafteste Phan- tasle und die gewaltigste Vorstellung von Macht und Glanz haben. Aus diesem Grunde möchte ich auch so einen Portier nicht Torwart oder Tor- hüter nennen, denn das wäre eine zu simple Be- zeichnung für einen Mann in so reicher Packung. So ein Portier hat eigentlich keine bestimmte Macht, aber da er strotzend in seinem Anzug Ist, denkt man: Na, vielleicht kann er einem doch etwas antun und man grüßt mit Ehrfurcht und wagt ihm kein kleines Trinkgeld anzubieten. Ich tät mich hart, wenn ich einen Portier zu ent- werfen hätte, namentlich einen Sommerporiier, denn zu einem Vollportier gehört meiner Mei- nung nach ein sehr langer und großzügiger Man- tel. Ich kann mir deshalb auch keinen richtigen Portier In den Tropen vorstellen. Denken Sie sich so einen Mann mit kurzen Höschen und Polo- hemd. Unmöglich! Wo soll er denn die goldenen Schnallen und Streifen anbringen? Zum Portier gehört eine stattliche Figur, ja sogar eine gewisse Leibesfülle. Deshalb frühstückt er auch in normalen Zeiten des öfteren und hinter einer Säule — wo Portiers sind, sind auch mei- stens Säulen — steht gewöhnlich ein Glas Bier. Daraus trinkt er, wenn es der Chef nicht sieht und wenn niemand da ist, von dem er ein Trink- geld zu erwarten hat. Das ist der Prachtportier, die große Ausgabe mit Goldschnitt und gestanzten Initialen. Ganz anders ist der Mann, der am Eingang einer offiziellen Stelle Wache sitzt. Seine Würde be- 354 darf nicht des prunkenden Glanzes, er hat dafür ein Fensterchen, einen Schalter. Wo ein Schalter ist, da ist die wahre Macht, und wo Macht ist, da muß man ein Formular ausfüllen, ein schlichtes, strenges Formular ohne Goldschnitt. Foitzick Der Kalbskopf Ein Mensch, was Gutes ihn erwarte, Studiert er auf der Speisenkarte. Halb aus Verseh’n, aus Neugier halb, Bestellt er einen Kopf vom Kalb Und hofft nun froh, daß er entdecke, Wie ausgezeichnet ihm der schmecke. Kaum aber kriegt er’'n zu Gesicht, Weiß er sofort, das mag ich nicht. Es grinst ihn an, durchaus nicht edel Der nackte, wüst gespaltne Schädel, Mit Augenhöhle und Gebiß, Als wollt’ er sagen: „Mensch, nun iß!“ Dem Menschen aber wird indessen Durchaus, als hätt er schon gegessen, ° Und flüchtend vor des Anblicks Qualen Ruft er erbleichend: „Fräulein, zahlen!“ Die Maid, die ihm den Kopf gebracht, Spricht mild: „Ich hab mir’sgleich gedacht!“ Und streicht das Geld ein, tief bedauernd. Ein andrer Mensch, die Flucht erlauernd, Die ihm ein hoher Glücksfall ist, Setzt sich ganz fröhlich hin und frißt, Unappetitlich, aber mit Nur um so größerm Appetit... EUGEN ROTH Rekord im Eismeer (©, Gulbransson) oLar Avcaman san Kai „Großartig, wie diese Amerikaner tauchen können, sie kommen gar nicht mehr herauf!“ Record nel Mare glaciale: ""Grandiosi questi Americani! Come sanno tuffarsi ... e non venire piö a galla!,, 355 Sobald der Frühling kommt daher, Muß oft ich stille lauschen, Als hörte ich am Mühlenwehr Wie einst das Wasser rauschen. FRÜHLING Und an dem Bache seh ich nah Die kleinen grünen Weiden, Ach, könnte ich noch einmal da Mir eine Flöte schneiden! 356 (Wilhelm Schulz) Was mich an Freuden noch zur Zeit Das Alter läßt erleben, Für diese junge Seligkeit Würd’ ich es gerne geben. WILHELM SCHULZ Das Konversationsstück 0. Hogenbarth) „Siehst du, so amüsant kann ein häuslicher Krach sein!“ — „Kunststück, wenn ein anderer den Dialog geschrieben hat!‘ Commedia di conversazion. Der umstrittene Sitzplatz Kürzlich mußte ich in dringender Angelegenheit nach Rom. Ich begab mich also zum Bahnhof, zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges, Ob ich einen Sitzplatz fand? Wahrhaftig, Ich fand noch einen. Ob ich ihn belegte? Natürlich, was hätte ich sonst tun sollen... Und um die Warte- zeit zu verkürzen, nickte ich ein wenig ein, Ich duselte, wie man zu sagen pflegt. Was sich nun fünf Minuten vor Abfahrt des Zuges abspielte, das — meine Herrschaften! — hätte ich mir nie träumen lassen. Plötzlich wurde die Tür des Abteils mit aller Gewalt aufgerissen, und eine Stimme schnarrte: „Sind diese Beine frei?" Der Reisende, dem die Stimme gehörte, schaute mich starr an. Ein Mißverständnis war ausge- schlossen, Er meinte mich. „Welche Beine?“ fragte Ich trotzdem, so trocken wie möglich. „Ihre Beinel” „Sicher, die sind frei", sagte Ich. Der Herr warf eine Zeitung auf meine Knie und drängte sich, nach allen Seiten Stöße austeilend, auf den Gang zurück. „Gepäckträger!” schrie er aus dem Fenster. „Her mit meinen Koffern!“ Inzwischen platzte, wie aus der Pistole geschos- sen, ein anderer Reisender in das Abteil. Dieser zweite Herr gab keinen Laut von sich. Er fragte nicht, ob noch Platz frei sei, Er nahm einfach die Zeltung von meinen Knien und ließ sich bequem nieder. Donnerwetterl Und ein Donnerwetter brach tatsächlich aus, als der rechtmäßige Be- sitzer der Zeitung mit seinen Koffern zurückkam. „Diese Beine sind besetzt!” schrie er mit aufge- regter Stimme. „Ich hatte eine Zeitung darauf gelegt.“ „Zeitungen“, so gab der zweite Reisende (ein ekelhafter Kerl, schien mir) schlagfertig zurück, „Zeitungen genügen bekanntlich nicht, um einen Platz zu belegen. Dazu ist ein Hut notwendig, oder sonst ein Kleidungsstück.” „Ich trage keinen Hut, und Sie stehen jetzt so- fort aufl” „Das wollen wir doch einmal sehen!” „Rindviehl" „Hornochsel” Andere Leute mischten sich ein, Der Kontroll- beamte erschien auf der Bildfläche, Die Erkennungsmarke Ich bin eine ftarke Erkennungsmarke. Man macht es mir nicht leicht, im Leben hab’ ich noch nichts erreicht. Hätten Sie denn Luft immer zu fchau'n auf eine Männerbruf? Ob, würden mich doch Frauen tragen, nie und nimmer wollt’ ich klagen. Herrgott, wär" das fchön, könnt ich nur ein einziges Mal einen weiblichen Bufen feh’n. Doch jest ift Krieg, ich meckere nicht, ich tu auf Männerbrüften meine Pflicht und warte bis zum Sieg. Vielleicht tragen dann Frauen Erkennungsmarken, ich gehöre dann nicht mehr zu den Starken und zu meiner Schande geftehe ich ein, von nun ab merde ich eine fchrache Erkennungsmarke fein. Hubert Sombrorofky (im Felde) 357 'Vedi come puö esser divertente una scenata in famiglia!,, — "II bello si & che il djalogo I" ha scrillo un altro!,. „Dieser Herr da hat mir die Beine wegge- schnappt!” wetterte der Besitzer der Zeitung. „Muß der gute Zähne haben“, versuchte der Kontrollbeamte zu scherzen. „Herrgott, ich meine doch etwas anderes. Ich meine doch die Beine des anderen Herrn dal" Und dabel zeigte der Besitzer der Zeitung auf mich, „Und was geht der Sie an?” „Himmel, wollen Sie denn nicht verstehen”, schrie der andere mit überkippender Stimme, „daß ich die Beine dieses Herrn als Sitzplatz meine... Be- fehlen Sie sofort dem gemeinen Usurpator, den Platz zu räumen.” „Und ich bleibe sitzen!” Ein Vulkan schien diesmal auszubrechen, als plötz- lich des Kontrollbeamte den Besitzer der Zeitung beiseite zog und ihm ein paar Worte ins Ohr flüsterte. Ich sah, wie sich dessen Wut wie durch Zauberwort legte, „Richtig“, sagte er, „daran hatte ich nicht ge- dacht.” Und er verstaute gelassen seine Koffer im Ge- päcknetz und setzte sich dann seinerseits auf die Knie des unsympathischen Reisenden, der ihm den Platz weggeschnappt hatte. Der wurde grün Im Gesicht vor Ärger und Wut, wagte aber nichts zu sagen. Ich lachte mir ins Fäustchen... Während der gan- zen Reise tat ich nichts anderes, als schadenfroh das grüne Gesicht dieses ekelhaften Kerls ge- nießen, der nun gezwungen war, das ganze Ge- wicht des Besitzers der Zeitung auf seinen Knien auszuhalten, ...und bei Orte, eine knappe halbe Stunde vor der Ankunft in Rom, ‚wurde auch ich grün im Ge- sicht, ich, der die ganze Zeit über beide auf den Knien gehalten hatte. Denn Jetzt erst wurde mir eigentlich klar, wem die Beine gehörten. Brancacci (Aus dem Italienischen übersetzt von I, T.) Gymnastik {R. Krlosch) „Nur weiter raus mit den Schulterblättern und den Schwerpunkt höher schieben, Luise!“ „Ach nee, ich hab genug — meinetwegen knallt der Schwerpunkt auf den Bettvorleger!“ Ginnastica: *Ancor piü fuori le scapole, Luisa, e spinger ancor piö su Il centro di gravitäl,, "Ah che; lo ne ho abbastanza! Per me, Il centro di gravitä strapiomba sulla pedana del letto!,, 358 KLEINE DAME - GROSSE DAME Erich war übersiedelt; seine neue Wohnung lag in einem anderen Stadtteil, in dem er nun wie in einer fremden Stadt auf Entdeckungsreisen aus- ging. Täglich führte ihn sein Weg durch eine Parkanlage; dort fiel ihm ein schönes Mädchen auf, das fast jeden Tag auf einer Bank zu sitzen pflegte und meist in einem Buche las. Neben ihr saß ein kleines aufgewecktes Mädchen von etwa sieben, acht Jahren. Bald blinzelte Erich der Kleinen zu, die stets das Händchen hob und Erich freundlich zuwinkte. Dann wandte sie sich an die große Begleiterin, die vom Buche aufblickte und lächelnd nickte. Erich trieb das Spiel eine Woche lang; ihm gefiel es und dem kleinen Mädchen machte es Spaß. Kinder haben es immer gerne, wenn sie von großen Leuten beachtet werden. Erich, der in die- ser Zeit ohne ein geliebtes weibliches Wesen lebte, hatte natürlich die Absicht, auf dem Um- wege über die kleine Dame die große Dame kennenzulernen. Millionen Männer vor ihm hatten schon diesen Weg eingeschlagen, warum sollte er origineller sein, da dieser Weg hundertprozentigen Erfolg versprach? Die schöne Unbekannte hatte seine Grüße, die er ihr über die Kleine hinweg zuge- nickt hatte, bereits mehrmals erwidert, Nun mußte ihm die Kleine weiterhelfen. Eines Tages blieb also Erich stehen und sagte: „Weil du so artig neben dem Fräulein sitzest und lächelst, wenn ich dich grüße, sollst du belohnt werden, du braves Kindl” Er reichte mit diesen Worten dem Kinde eine Tüte Bonbons. „Danke, mein Herr!” erwiderte das Mädchen mit altkluger Stimme, „Ich esse keine Bonbons, Darf ich sie Hilde geben?“ „Natürlich darfst du, liebes Kindl’ Rationelle Kleingärtnerei VON JOSEF ROBERT HARRER „Hilde ist nämlich auch ein braves Kind!” sagte das Mädchen. „Ein merkwürdiges Kind!’ meinte Erich mit einem Blick auf Hilde. „Noch nie sind mir Kinder unter- ANNY Ich weiß es noch, wie du Zeitungen trugft und auf dem Rücken den dicken Zopf, und wie Du, als ich dich einmal beim Kopf packte und küßte ein dutsendmal, lachend nach meinen Händen fchlugft ... Drei Jahre Ipäter beim Karneval, da haft du nicht mehr nach mir gefchlagen, da lagft Du tanzend in meinem Arm und ließeft dir heimliche Dinge fagen. Du rochft fo gut und warft weich und warm... Und jetst bift du alt und ich noch viel älter, und wir find wieder in einem Saal, nur deine Hände, die wurden nicht kälter, fie ftreicheln genau fo mie dazumal, als du noch nach Wind und Refeda gerochen. Und wenn ich zu meinen zerbrochenen Knochen fchändlich fluche nach Landsknechtsart, bift du es, Die Worte der Liebe flüftert, jetst im Kleid der Barmherzigkeit. Wir reiften hinüber in berbftliche Zeit, wir find nicht verliebt mehr, wir find verfchwiltert. Willibald Omanfen (im Felde) gekommen, die nicht nach Bonbons gegriifen hätten wie, wie —" „Wie wir es selbst als Kinder getan haben, nicht wahr?‘ meinte lächelnd Hilde. Erich trat näher. Er mußte die Bekanntschaft ausbauen. „Würden Sie erlauben, daß ich Sie in Ihrer Lek- türe ein wenig störe? Darf ich ein paar Minuten neben Ihnen Platz nehmen?” „O bittel” sagte die Kleine und rückte beiseite, „Naseweiser Fratz!” dachte Erich, laut aber sagte er: „Da werden wir wohl Fräulein Hilde selbst fragen müssen!” „Nicht nötig! Hilde tut ‚alles, was ich will” er- widerte die Kleine. Hilde nickte errötend, während Erich die Altklug- heit des kleinen Mädchens unangenehm empfand Aber er strich mit gezwungenem lächeln der Kleinen über die Haare und sagte mit wohl- wollendem Ernst: „Denk jetzt einmal nach, ob Kinder immer so viel reden dürfen! Schau nur, wie sich die große Dame schämt, well du so vorlaut bist!” Aber da kam Erich schön an. Die Kleine rief ent- rüstet: „Und dennoch tut Hilde Immer, was ich will! Nicht wahr, Hilde?” Das war Erich zu viel. Er rief, indem er sich er- Innerte, wie streng seine Eltern gegen vorlautes Wesen vorgegangen waren: „Dir gehört einmal tüchtig der Popo verhauen!” „Waaas? Mir gehört der —? Hast du gehört, Hilde?” „Aber reg dich doch nicht auf, Mamal Ich bitte dich!” sagte Hilde, Erich stärrte die beiden an. Da sagte Hilde: „Ich verstehe Ihr Erstaunen, mein Herr! Das kleine Mädchen ist nämlich die berühmte Liliputanerin, die im Excelsiorvariet& auftritt. Und ich bin Ihre Tochter!” (H. Lehmann) „Schlagen Se keenen Krach, anmutiger Jüngling, wir machen mit Ihnen bloß die Jegend urbar!‘* Piccolo giardinaggio razionale: "Non fate tanto baccano, leggiadro giovincello! Con Voi noi vogliamo soltanto dissodare I dintorni!,, 359 DER BADEAUSFLUG VON ERIK NEROLD Nilsson und Jonsson, zwei Bürger aus Stockholm, beschlossen einen Badeausflug in die Schären zu machen, die ihre Heimatstadt so malerisch umgeben, „Ich kenne da eine friedliche, einsame Insel, wo- hin nicht so viele Leute kommen”, erklärte Nilsson. „Ein herrlicher Flecken Erde! Nur Wald steht da und ein paar zerfallene Fischerhütten.” Also wanderten sie am Sonntagmorgen froh- gemut zum Hafen und bestiegen eines der klei- nen Dampfboote. Nach zwei Stunden munterer Fahrt langten sie an der Insel an und gingen an Land. Vorher aber erkundigten sie sich genau nach den Abgangszeiten für die Rückfahrt, well sie beide nun mal eben ordentliche und vorsich- tige Naturen waren. Das Eiland lag In der Tat ganz idyllisch. Nilsson und Jonsson sahen sich befriedigt um und mach- ten sich sogleich auf die Suche nach einer ge- eigneten Badestelle, Die aber war gar nicht so leicht zu finden. Überall war das Wasser mit Tang bestanden, und vorsichtig, wie sie beide ein- mal waren, wagten sie es nicht, sich auf solch einen unsicheren Grund hinauszubegeben. Nachdem sie in dieser Weise eine ganze Weile vergeblich umhergesucht, beschlossen sie, den Hügel in der Mitte der Insel zu ersteigen, um von dort Ausschau zu halten. Und sie schienen Glück dabei zu haben. Jenseits des Hügels erstreckte sich eine kleine Bucht, aus der ihnen das Wasser reln und klar entgegen blitzte Unverzüglich steuerten sie darauf zu und langten nach halbstündiger Wanderung dort an. Hoch er- freut warf Jonsson die Kleider ab und lief ans Wasser Aber kaum hatte er einen Fuß hinein- gesetzt, als er plötzlich in lebhafte Anklagen ge- gen Nilsson ausbrach. „Ach, daß Ich auf dich gehört habel In was für eine trostlose Gegend hast du uns geführt!” EEE Beansppricchditag der Na x fordert sorgfältige und sinngemäße Hautpflege, damit die in Wirtschaft und Betrieb tätige Frau sich auch Ei äußerlich fri Kaloderma-Kosmetik-P wie vor hergestellt und geliefert - wenn auch in zeitgemä aber von so konzentrierter Wirksamkeit, daß auch geringste Men den Sie sie daher sparsam. Sie werden dann auch mit kleinen Mengen erstaunlich lange auskommen. ohne daß Ihre- Hautpflege dabei zu kurz kommt KALOD EIN NEUE! NEUER S h,spannkräftig und reizvoll erhält. U parate werden denn auch nach beschränktem Umfange. Sie sind en volle Wirkung erz Es erwies sich nämlich, daß die scheinbare Klar heit des Wassers darauf beruhte, daß es voller Quallen war, deren Berührung bekanntlich ein er- hebliches Brennen auf der menschlichen Haut verursacht. Also packten sie zusammen und begaben sich er neut auf die Suche. Bald kamen sie zu einer Stelle, wo der Grund des Wassers feinen, wel, Ben Sand zeigte. Hier mußte es gut sein! Wieder entkleideten sie sich voll froher Erwartung des köstlichen Bades und wateten hinaus. Doch das Wasser war seicht und reichte ihnen knapp bis an die Waden. Plötzlich aber sank Nilsson bis über die Knie ein. Der feine Sandboden hatte unmittelbar aufgehört und der Grund bestand ringsum aus lauter Schlamm und Morast. Was blieb den beiden anders übrig, als sich abermals anzuziehen und zum vierten Male auf Entdeckung auszugehen? Schließlich erreichten sie den entlegensten Zip. fel der Insel. Hier waren die Fluten klar und rein und auch der Grund war hart und fest wie Stein Und das Wasser war bereits am Ufer ein paar Fuß tief. Endlich alsol Freudig sprang Nilsson hinein. Kaum aber war er auf die Füße zu stehen gekommen, als er plötzlich laute Schmerzensrufe ausstieß. Er verlor scheinbar gänzlich die Fassung. Warum nur? Hastig hob er den einen Fuß, ohne dafür den anderen aufzusetzen. Natürlich verlor e: das Gleichgewicht und setzte sich blitzschnell hin. Stand Jedoch schon im nächsten Augenblick wie der auf den Beinen, führte verzweifelte Sprünge aus und schnitt Grimassen. Jonsson, der vom Strand aus verwundert dem sonderbaren Gebaren des Freundes zusah. glaubte endlich, Nilsson sei von einem Krampf befallen. Und ohne sich nun weiter zu besinnen, sprang er ihm nach. Aber kaum war Jonsson Ins Wasser gelangt, als er sich In derselben Weise aufzuführen begann. getroffen zu haben. sere Verwen- DC 360 > (lcher Mann hat nicht den Wunsch, aucıı durch seine äußere Erscheinung auf seine Umgebung Eindruck und In einem kleinen oder großen Kreis seinen Einfluß geltend zu machen. Der Krawatte kommt es zu, die persönliche Gepflegtheit des gut angezogenen Mannes zu vollenden Schenken Sie also der Krawatte Ihre ganze Aufmerksamkeit Wählen Sie die zu Ihnen am besten passende, schlicht kann ie sein oder farbenfroh, aber eine Krawatte, der man es auf den ersten Blick ansicht, daß sie nicht jeder trägt ronen Krawatten sind jede für sich seltene Kostbarkeiten in Muster und Material, 'dieSie in dem Bewußt., sein tragen können, die richtige Wahl Schon setzte er sich blitzschnell nieder, wie eben der Freund Um sich gewissermaßen Trost zu bieten, reichten die Männer sich gegenseitig die Hände. Jonsson versuchte, sich vom Boden zu erheben, indem or sich mit beiden Armen auf Nilssons Schultern stützte, während dieser das gleiche Experiment an Jonsson erprobte, Es sah wahrhaftig nicht an- ders aus als führten die beiden einen neuen, exotischen Tanz auf, wobei sie In einer fremd- artigen, unartikulierten Sprache laut aufeinander einredeten, Da verbreitete sich plötzlich über Jonssons Ge- sicht ein Schein glückseliger Zufriedenheit. Es war ihm gelungen, sich mit seinen Füßen auf Nilssons Füße zu stellen, und er verspürte dabel das Gefühl einer nie gekannten Behaglichkeit. Hingegen schien Nilsson sich dabei noch weni- ger wohl zu fühlen. Bereit, zum Mörder an dem Freund zu werden, fiel er über ihn her — mit dem Ergebnis, daß sie beide umstürzten. Und — o Wunderl Sie wußten nun endlich beide, was mit dem Grund unter ihnen los warl Über und übeı war der Boden mit scharfen Muscheln und Schneckengehäusen bedeckt! Und — o wei- teres Wunder! Sie besannen sich auf einmal dar- auf, daß sie ja schwimmen konnten! An Land gekommen, begannen sie einander in der herabsetzendsten Art anzureden. Vernünf- tigerweise sahen sie jedoch sehr bald ein, daß das wenig Sinn hatte und ebensowenig nützte. So söhnten sie sich wieder aus. Die Lust zu weiterer Suche nach einem Badeplatz war ihnen nun aber gründlich vergangen. Deshalb packten sie erst einmal ihre Butterbrote aus. Und legten sich dann zu einem Schläfchen im Grünen nieder. In herrlicher Stille, eine Wegstunde ent- fernt vom Bootssteg. Sie schliefen fest und traumlos nach den ausge- standenen Strapazen, Gegen Abend erst wachten sie auf. Wachten auf durch ein dumpfes Tuten, das aus der Ferne zu ihnen herüberdrang. Die Sirene des Dampfbootes, das seine letzte Fahrt zur Stadt angetreten hattel (Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig) KRONEN MARKE FMT, Kronen- Krawatten erkennt man beim Kauf ‚den Irinsten Ierrenmodegesehäften am der eig mihten KRONEN-MARKE FIT. Sie sind vol indgenäht elegant und einmalig wie ein Model, wei van jodem Maitar nay wenige Krawatten bergrstellt wenden. "FABRIK FibM Fb ee BERLIN CA Zahnbürsten, die auf Bäumen wachsen In ihrem vorzüglichen Buch „Wächter un der Pforte“*) sagen Hopstein-Rütters: Die indischen Eingeborenen, vornehmlich jener Bezirke, deren Zahnschönheit klas- sisch ist, reinigen ihr Gebiß mit einer „Datuna“, einem Akazienstäbchen, das sie vom Baum herunterschneiden, ein wenig aufriffeln und nach Gebrauch wegwerfen. Sehr schön und gut = aber für uns weder durchführbar, noch ideal. Wir putzen uns einfach jeden Morgen und Abend die Zühne mit Blendax. der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta. 13 Müllers Verlagihandbung. Plan vo München. Inch Tohmposte En Blendax Wien, Schönbrunn Zu allen Zeiten bot die Harmonie des Zweckes und der Form ungetrübre Freude. Was gut ist wird begehrt, Ein solcher Satz gilt natürlich audh für gute Zigaretten. Austria=Erzeugnisse werden in einer Qualität hergestellt, zu der eine mehr als 150 jährige Tradition verpflichtet, / garden NIL DRITTE SORTE MEMPHIS MILDE SORTE immer ein Zeichen für photographifche Wertarbeit 361 HAMMER-BRENNEREI- SCHÜRGER v.CO + HEILBRONN-N LIEBER SIMPLICISSIMUS =!“ reine die Farbe — hellgrau oder dunkel-. SOMMEREINSAMKEIT blau?” 0. nücken) „Ja — Sie haben ja bloß einen hier — einen En Seas Hderiverlassen steht: hellgrauen, Herr Graf.” n 7 d A „Ah — dann ist es in Ordnung — also besten die Epheuwand; Dank!” erwidert Bobby und hängt ein. ein Falter, der vorüberweht Gleich fragt Rudi: „Warum fragst du extra nach im Sönnenbrand; der Farbe, Bobby? Du mußt doch wissen, wel- cher es Ist.“ Goldregen, der am Zweig verblaßt „Eben nicht!” entgegnet Bobby empört, „ich kann doch nicht fragen, ‚Ist da das Pfandhaus schlaff niederhangt; Grat Bobby unterhält: sich gerade mit seinem Oder die Bügelanstalt?‘” W.B. die Rose, die, verwelkte Last, Freund Rudi, Plötzlich läutet das Telephon. Bobby * ins Leere langt: geht an den Apparat. e ei A „Hallo — hier Graf Bobbyl” Mucki und Bobby stehen vor dem Schaufenster verträumtes Grün, verhaltnes Leid, „Ja — Herr Graf — Sie können heute Ihren An- eines Musikallengeschäftes. Nach einer Weile verschwiegner Klang: zug wieder abholen.” x .. aoal Bobby: „Du Mucki, schau da er Die Bor du meine Sommereinsamkeit Aha — mein Anzug — um wieviel Uhr denn?” türe zum Bettelstudenten. Für Klavier. Vier- x ein Le lang! "Um 3 Uhr am besten, Herr Graf." händig! Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, ben lang „Noch eine Frage bitie — welcher ist es denn? wie das ein normaler Mensch fertig bringt.” Richard von Schaukal "Lerne zu Hause Gesundheit ist kein Zufall Kurzschrift ‚ohne Schulbankdrücken, ohne Ablenkung! Nie versäumen Sie den Unterricht! Auch Eilschrift und Maschinenschreiben. Aufklärungsschrift 336 kostenlos durch 0) \ Lange seidige Wimpern und Augenbrauen machen jedes Ge- ht schön, anziehend und interessant hon nach kurzem Gebrauch des Tana- san wachsen Wimpern und Brauen Ya ar ” \ auflallend lang und dicht und bekommen. \ dunkelseidigen Glanz. Fachmännisch her- Tausende haben während des Krieges diesen Film ge- schen und die Broschüre gleichen Namens gelesen. Sie hat ihnen gezeigt, wie wertvoll und wichtig die Zähne und ihre richtige Pflege für Gesundheit und Aufbau des ganzen Körpers sind. 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Jahr- hunderts Kurfürst August von | Sachsen, der das Kunsthandwerk der Instrumentenmacher förderte. Die alten Meister vererbten ihr 1fO4d-N TI4-ONIM-OLOHA4 X sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Neusystem Insofern un- ; ä ü Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, Überttefllich, als das Auswendiglermen Können weiteren Generationen, man braucht weder auswendig zu le: von Vokabein und grammalischen A so nen, noch, Vokabeln und prammallsche Bein ganz ausgeschaltol, Ist, denn der ıß Dresden zur Pflegestätte | feinmechanischer Spi gen wurde, Die Männer, die heute in den Werken der Zeiss Ikon schaffen, sind sich dieser ver- pflichtenden Tradition bewußt. ZEISSIKONAG. DRESDEN EZEISS LIKon Regeln pauken, noch irgendwelche Lehrstofl prägt sich In seinem Aufbau Vorkenntnisse oder eIno besondere Be- ganz von selbst dom Gedächtnis ein. gebung zu besitzen. Man liest, und das Der behandelte Staft, wird in Intor- olosene prägt sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann test- ein. Meine ltallonischen Freunde waren los im praktischen Leben verwendel überrascht Über molne schnellen Er- werden. folge, besonders über die gute Aı St. Pölten, 15. Jan. 1940. Adalb, Rodl, spracho, Auch bin Ich In der Lage, Ita Josefstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. Das ist die neue Art mit dem neuaufgebauten Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr alt eine Sammlung toter Vokabaln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und täg- lich In lebendiger Rede und Gegenrede gesprochen und gebraucht wird. Jedes mechanische Auswondiglemen fällt 1ort, denn ein worlverwandi nougestaltote Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert das Sprachgut. Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, daß Ihnen der Sprachstoff ohne mechanisches Auswendiglernen zuflleßt. Gleich siner ntoressanton Loklüte, dio unterhält, anragt und ortıeut, geht dio Aneignung der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks. schulbildung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anweisung na Hindernis vor sich geht, Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Durch jede Buchhandlung zu beziehen / Die Einführungsbroschüre Uber Dr. Heil's Sprachen-Neusystem erhalten Sio auf Anforderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 r NER RP: PHOTO-KINO-FILM-PROJEKTION WIIT-ONIM-OLOHd x BEIREZGEENSIFEIBITGE „Du brauchst eine Frau”, sagte mein Freund. Ich murmelte düster: „Der Arzt ist aber für Land- luft. Mein Freund blieb skeptisch und schüttelte den Kopf. „Dein ganzes Leiden Ist nichts als Hypo- chondrie. Du lebst zu einsam, arbeitest wie ein Roß, beschäftigst dich mit blödsinnigen Proble- men... Das Welb ist die einzige Wonne, die uns die Götter beschieden.” Ein Kranker kann sich nicht wehren. „Du meinst also, ich soll heiraten?” „Wer redet vom Heiraten?” „a... was soll Ich denn sonst tun?” „Du nimmst dir eine Freundin. Verstehst du? Die kannst du auch gleich mit aufs Land nehmen.” Ich senkte bedrückt das Haupt. „Das kompliziert die Sache furchtbar. Wo soll Ich denn gleich eine Freundin hernehmen? Bedenke doch die Vor- arbeiten! Ich muß sie suchen, anschmachten, Ständchen bringen, Liebesbriefe schreiben, die Augen verdrehen... Nein, solchen Anstrengun- gen bin ich augenblicklich nicht gewachsen, — Aber vielleicht durchs Arbeitsamt?“ „Du bist verrückt! — Kennst du denn gar keine?” Ich dachte angestrengt nach. „Da wäre die Sa- bine, ein ausgezeichnetes Mädchen, sehr ord- nungsliebend, sehr gediegen. Nachmittags sitzt sie immer am Fenster und stopft Socken... ich weiß nur nicht, ob sie ihre Eltern lassen werden.” „Ist sie dick? — „Stattlich.” „Groß?" — „Wie ein Eichbaum.” „Nichts für dich. Du brauchst ein kleines Queck- silber... ein prickelndes Getöse... ein Zitter- gras mit einem Glöckchen. Wenn Ich nur wüßte, wo die famose Zara... Nun ja, wir werden ja sehen. Wenn ich sie finde, kannst du dich selig preisen, Erwarte mich morgen im Caf& Excelsior.” Am nächsten Tag saß Ich im Excelsior und sog an meinem Cocktall. In diesem Augenblick kam mein Freund mit der famosen Zara... Ich lächelte sie an und zwinkerte mit dem linken Auge. Ich habe wenig Verkehr mit Damen, aber diesmal, glaube ich, habe Ich meine Sache gut gemacht. Die famose Zara war ein Figürchen wie aus Por- zellan, schlank bis zur Durchsichtigkeit und zier- lich wie ein Spazierstock. Als wir In die Bar gin- gen, mußte der Ventilator abgestellt werden, sonst hätte sie Überhaupt nicht festen Fuß fassen können. „Ich habe schon mit ihr gesprochen”, raunte mir mein Freund zu. „Sie ist einverstanden. Du gibst Ihr monatlich fünfhundert Peseten. Geschenkt, sage Ich dir, geradezu geschenkt. ». geradezu geschenkt!“ wiederholte ich be- nommen. „Genau vierzig Kilo! Neueste Konzeption! Fliegen- gewlichtl” „O Gott, o Gott!“ stotterte Ich verstört. Dann bestellten wir eine Flasche Sekt, — ‚Am ersten Tag unseres Vertragsverhältnisses pas- sierte nichts Bemerkenswertes, Ich hatte mir auf dem Bahnhof eine Nummer des „ABC“ gekauft und noch vor der Zug aus der Halle fuhr, dreimal von Anfang bis zum Ende durchgelesen. Offen gestanden wußte ich nicht recht, was ich mit dem Zittergras an meiner Seite anfangen sollte. „Du gibst mir natürlich einen Kosenamen”, sagte das prickelnde Getöse, als wir uns im Wagen- abteil eingerichtet hatten. — „Klarl“ Ich blickte unsicher von meiner Zeitung auf, „Aber welchen?” „Aber welchen?” — „Oh, es wird mir schon etwas einfallen”, behauptete Ich kühn, Wir dachten darüber nach bis zum Abend. Dann meinte ich schüchtern, wir sollten uns beim Schreibnamen nennen, das sei originell und prak- tisch. Aber dieser Vorschlag wurde als abwegig verworfen. Nach langem Grübeln kam die famose Zara zu einem Entschluß: „Du nennst mich Schnucki und ich heiße dich Schnackl.“ Dabei kniff sie mich neckisch ins Kinn. „Wundervolll” murmelte ich überwältigt. „Daß mir das nicht gleich eingefallen ist!” Ich lachte laut und schielte auf die Titelseite des „ABC, |} wo von einem Erdbeben auf den Fudschi-Inseln die Rede war. Zara setzte sich etwas schmollend auf meine Knie und sagte schmeichelnd: „Gibst VON W. FERNÄNDEZ FLÖREZ du mir ein Eiei?” Und ich gab ihr resigniert ein Elel. — Die Nacht brach an. Wir stützten uns in meinem Landhäuschen mit dem Ellenbogen auf das Fen- sterbrett. Der Kopf meiner Freundin ruhte an mei- ner Schulter. Die Bäume hoben sich schwarz vom Abendhimmel ab und der Wind tändelte zaghaft mit den Blättern. Ich hing meinen Gedanken nach. Da sagte Zara: „Gibt es hier Nachtigallen?” — „Ja.“ „Warum singen sie dann nicht?” — „Ich weiß es nicht.“ „Kann man sie essen?” — „Ich glaube nicht,” „Wie tun sie denn?” — „Sie... — zum Teufel wie tun sie gleich— „Das läßt sich nicht erklären.” „Ach, so ein bißchen wirst du doch..." — „Pl... ripipi . . pillli „. .” „Das gibt es doch gar nicht! Versuchs noch ein- mal oder ich bin dir böse.” Ich pfiff also einfach „Das Heidegrab“ und Zara schien zufrieden. Sie hing sich an meinen Hals und flüsterte: „Kaufst du mir ein Gartenkleid?"” Und als ich nickte, sagte sie zwitschernd: „Krieg ich ein Eiei?” Nachts entschlummerte sie mit dem Köpfchen auf meinem linken Arm. „Durchaus normal“, sagte ich mir, „So hat mans bei Liebenden.” Ich starrte zur Decke und über- ließ mich meinen Gedanken. „Kaufst du mir...“ tönte es hauchzart von Zaras Rosenlippen. Dann schlief sie ein. Jeder Mann wird verstehen, daß ich sie in diesem Augenblick nicht um tau- (Fr. Bilox) 364 send Peseten geweckt hätte. Ich seufzte und blickte wieder zur Decke. Da geschah etwas Merkwürdiges, Zaras Kopf wurde schwerer. Als ich ihn auf meinen Arm hatte sinken lassen, war er mir gewichtlos er- schienen, jetzt schätzte ich: „Alles in allem — immerhin ein Kilo.” Aber schon nach zehn Minuten waren es fünf Kilo. Ich überlegte: Man hat festgestellt, daß der weibliche Kopf leichter ist als der männliche. Warum wiegt dann Zaras Kopf einen ganzen Zentner? „Ich bin ein Rohling“, sagte ich mir. „Noch nie habe ich gelesen, daß sich ein Liebhaber In die- ser Situation beschwert hätte. Ich muß mich dar- an gewöhnen.” Aber die Qual wuchs, „Wenn ich sie erschlüge —!” dachte ich. Da — plötzlich wich der Druck ‚und Ich wußte, daß mir ein Arm fehlte. „Weg! murmelte ich entsetzt. Ich betippte ihn vorsichtig mit dem Finger — kalt und gefühllos. Der Arm einer Leiche. — „Gott im Himmell’ Auf einmal kribbelte In meiner linken Hand eine Miriade von Ameisen... Nach wenigen Sekunden öber waren es Nadelspitzen, die sich langsam in die Hand bohrten, dann die Muskeln anspießten, bis mein Arm wie ein riesiges Nadelkissen starte. Ich stöhnte laut. „Zaral Ich bitte dich! Ich kann nicht mehr!” Sie bewegte sich und eine Million glühender Spitzen hieben sich in mein Fleisch. „Zaral Weib!" Sie wendete sich um... Ahl Endlich! Der andere Arm faßte seinen Bruder liebevoll unter, hob Ihn auf, redete ihm gut zu und bog Ihn behutsam hin und her, Ich konnte nur mehr röcheln. Wenn das die Wonne ist, die uns die Götter be- schieden... An einem der nächsten Tage sagte Zara: „Gehen wir in die Stadı?' Ständig versicherte sie mir, daß sie sich ohne ein neues Kleid und einen Schäferhut mit langen Seidenbändern nicht in der Natur sehen lassen könne. „Gut”, sagte Ich, „gehen wir in die Stadı.” Zara klatschte in die Händchen und schritt zur Kriegsbemalung: Wimpern schwarz, Nägel weiß, Lippen rot, Lider blau. Dann gingen wir, An der Seite einer Frau wie Zara durch ein spanisches Landstädtchen zu schlendern, Ist eine Heldentat, Die Geschäftsleute stürzten aus Ihren Läden und die Frauen riefen erschrocken: „Jesus, Maria und Josefl” Zuerst folgte uns ein Jüngling, dann zwei, dann zehn und schließlich alle. Und als Zaras Parfümwoge bis in die Räume des Herrenkasinos vordrang, stemmten sich die älte- sten Jahrgänge aus Ihren Klubsesseln hoch und wankten, gierig schnuppernd, hinter uns her. Im Restaurant grüßte mich der Zollkontrolleur Diaz, mit dem ich oberflächlich befreundet bin, zeremoniös vom Nebentisch, Die Farbenorgie auf Zaras Antlitz schien ihn Im Innersten aufzuwüh- len. Mit hochgezogenen Brauen strich er sich rast- los die Weste glatt und als der Kellner das be- stellte Essen vor ihn hinstellte, schlug er einen Krach von unerhörter Resonanz. Ich mopste mich zum Sterben, und zum hundert- fünfzigsten Male las ich das Erdbeben auf den Fudschi-Inseln, Als sich Zara nach dem Essen zurückzog, um Ihre Polychromie zu überholen, gratulierte mir Diaz neiderfüllt zu meinem Glück, Da kam mir eine Idee. „Ich könnte sie Ihnen abtreten, sozusagen ze- dieren”, sagte ich, Er verstummte vor Bewegung. „Sie ist geradezu geschenkt!” versicherte ich ihm. „Hören Sie”, sagte er verlegen und drehte ner- vös am Knopf seines Gehrocks. „Ist sie nicht ein bißchen dünn?” „Dünn?” rief Ich entrüstet. „Neueste Konzeption! Fliegengewicht!” Er errötete beschämt. „Sie haben recht — man verbauert.” Der schönste Moment meines Lebens aber war, als ich am Abend zu meiner Geliebten sagen konnte: „Mein ‚Fräulein, Sie sind zediert.” (Aus dem Spanischen von Helma Flessa) Die neue Frisur ( Helloaaiaed) L # x h Hi „Ich finde es ganz hübsch, die Haare so über die Ohren zurück — aber ob es nicht zu nackt aussieht...” La nuova acconciatura: ‘Trovo che I capegli, cosl indietro sopra gli orecchi, stanno benissimo... ma che non dia poi nell' occhio il troppo nudo.. .?,, 365 Der schlaue Wastl Von Stry zu Eulenburg Der Greinerwirt von Oberhaubendorf benötigte für sein Gasthaus mit Fremdenherberge einen neuen Hausdiener, in Oberhaubendorf kurz „Hausl” genannt. Da alle für diesen Posten in Frage kommenden Arbeitskräfte bereits anderweitig ein- gesetzt waren, blieb dem Greinerwirt nichts an- deres übrig, als sich in der weiteren Umgebung von Oberhaubendorf nach dem geeigneten Mann umzusehen. Der alte Wastl Grasschneider aus Hintergruben- hausen war gerade im Gastzimmer, „Mel ältesteı Bua, der Wastl, könnt leicht die Stell über- nehmen‘, meinte er. „Er is groß, kräftig und gar net dumm!” „Gar net dumm?“ wiederholte der Greinerwirt ein wenig zweifelnd, da ihm der alte Wastl als alles andere als eine Leuchte des Geistes be- „Is schon wahr, der Wastl is sogar a ganz Schlauer!” wiederholte der alte Grasschneider und schlug bekräftigend mit der Faust auf den Tisch. „Guatl” sagte der Greinerwirt beschwichtigend. „ Schickst 'n halt a mal, dein Wastl, wolln's pro- biern mit ihm!“ So war also die Einstellung des Wastl abgemacht und er trat dann auch zum vereinbarten Zeitpunkt seine Stelle als Hausdiener an. Und schon am ersten Tag sollte der Junge Wasrtt Gelegenheit haben, seine besondere Schlauheit unter Beweis zu stellen. Der Greinerwirt hatte einige Briefe, die zur Post gebracht werden sollten. „Sie sind no net frankieıt”, sagte er zum Wastl. „Kaufst also zuerst Briefmarken, klebst auf Jeden Brief a Markn und wirfst sie dann in den Kasten.” Und noch mit dem besonderen Hinweis, daß es auf Jeden Fall unzulässig sei, unfrankierte Briefe in den Kasten zu stecken, schickte er den Wasıl zur Post. Es waren kaum zehn Minuten vergangen, als der vollster Zufriedenheit lag in seine.n Gesicht, als hätte er eine besonders schwierige Aufgabe glücklich gelöst. „Na, und — —“, fragte der Greinerwirt, „hast Du alles richtig erledigt?" „Guat is alles gangal” erkiärte der Wastl stolz und legte dabei dem Greinerwirt fast trlumphle- tend das Geldstück wieder hin, das ihm dieser zum Kauf der Briefmarken mitgegeben hatte. „Des is ja no das ganze Geld!” staunte der Greinerwirt. „Mit was hast Du denn die Briet- marken zahlı?“ In diesem Augenblick schaute der Wastl voll überlegener Schlauheit auf den Greinerwirt. So listig blinzelten dabei seine Augen, daß der Greinerwirt sofort an die Worte von Wastls Vater über seinen schlauen Sohn denken mußte. Und schon erklärte der Wasıl stolz lächelnd: „Verstehst, Greinerwirt, | hab's Geld gar not braucht, weil i nämlich die Brief grad in dem Augenblick in den Kastn gworfen hab, wo der Postbeamte weggschaut, wo’s überhaupt nie- kannt war. Wastl vom Postamt Bücher für reife Menschen Der Mann } 5! 220 Seien kart. RM3.60, geb. RM4.50 Ehe- und Geschlechtsieben ‚von Prot. Ribbing, kart. RM 1.80, geb. RM 2.50 Gesundes Geschlechtsieben vor derEhe von Prof, Ribbing, kart, RM 1.50, geb. RM 2.20, Buchversand Hermes, Bin.-Charlottenburg 1 Postfach 5 1 Zur find gute Zufätze fürs Bad fehr zu empfehlen. Vlicht jeder Bann den Sichtenweald auffuchen. Ein Bad mit Sichtenfeht: Tabletten - im weldgrünen Badewafier - mit dem würsigen Duft der Sich ten, fchafft jene Atmofpbäre, die fo wohltuend aufdie Vlervenein» wirkt. Sichtenfeßt-Badetabletren fkor fprudelnd mit edlen Sichtenfäften bochwertig führen gute Drogerien und Apo theken feit über einem Jahrzehnt. ng oder Wo | uesensieaucheie | Münchner Neuefte Nadheichten Süddeutfche Sonntagspoft Mündner lufteierte Preffe PYRSrHETT mm B iefmarken des Deutschen Relches und des ‚Auslandes sowie Geldscholne und Münzen aller Art und aller Länder kauft und verkauft E, SCHUSTER Nürnberg, Gabelsbergerstraße 62 MULCUTO SCHRAGSCHNITT zurückkam. Der Ausdruck mand g’sehn hat!" Düitet Mlünchener.lalsgelränk Rhifkgknähr | Leidchwachen uktanken sehr bewährt: Bezugsauellen-Nachweis durch 7 NAERA-GESELLSCHAFT für diätet Getränke mbH München 285 Wunderfam Verletzen unmöglich DRR 90330 GE QUALITÄT Betreien Sie sich von Hühneraugen und Hornhaut! ” Pinseln Sie Sahü- ko.aufdie schmer- zenden Horn- hautstellen und Hühneraugen. Noch wenigen Malen lösen sich auch dos zäheste Hühnerauge unddie härteste Hornhaut VersuchenSieesgleich heute. 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So vermeiden Sie den unerwünschten Tintennebel, Kaufmann / Handlungsgehilfe | Handlungsg: Prüfung v. a, Fremdsprachen Englisch / Französisch | Latein / en) / Spanisch / Griechisch. Werke f, Angehörige v. Wehr- macht, 5 Äuschlubpröfung N oder II [7 ientechniker | Ma- I Werkmeister | ‚eur Technischer Kauf- steht, wenn die Ti die Körperwörme vordunsiet Hautkrem Zahnpolitur Haarwasser ° Ganz eigener München 38/152 3 Art u, Wirkung ‚Schließfach 1 und Steuerersparnis Steuerfrele Rückstellungen, Re- serven, erhöh klagen, mit sämtlichen pral anermitllungsmetho- Kossack d. Altere, Düsseldorf „Welt-Detektiv Auskunftal, Detektel Preiss, Berlin W 4, nn 5, Fornruf 245253 rege] | ttlungen — Beobachtungen mit Berechnungsschlüss ach Aber Privat, sie der Prüfer anwendet RM I.— Auskünfte: Een 3. Der Erfolg im Steuerprozell ana Feätise bezgl Herkunit praktische Anfechtung d. Steu bescheide RM B— j. Neue Richisälze des Noh- und Reingewinnes für ca, 20 R&- werbl. Branchen mit Sätzen des Einkaufsaufschlags_, „ » RM 1.0 Umantzstoner- Ersparnis Kurzkommentar IM 8. 3. Die wichtigsten Steuertarife (Einkommen-, Loha-. Verm gensstoner. Gewerbe a Resamme) stouer we brikatlons- triebe 8. Zwischenbllanztechn| ventur, ohneBuchabschlü ung ‚erßie private Ermilflangepranie Anerkonnungen! ındels- u. Einzelbandels-, G: ” Handelsvorireier- Konienrahmen, u. Helter ist „DER VOLKSWART" hungsschlüssel. Bilanz- Glänzende Anerkennungen |} Probe frei durch BURG -VERLAG, PRAG X11/519 S Tiefbau, im Vermessungsws Flugzeugbau | Chamotech! Name: -. Verlag P. A. Schm) Mannheim K Postscheckk.: Ludwigshafen 7357 oOnS* ie Rlangt aa Beruf u. Alter on Ort, Str. u. Nr. TIRTENKOLD Ra L Verlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditg: Walter Foltzick, München. Verantwortl. Anzelgenie! tungsgeschäfte und Postanstalten entgegen. Bezug Unvorlangto Einsondungen warden nur zurückgosandt, wenn Porto beil 80 (Fornrut 129). Briefanschrift: München 2 BZ, Brieffach. t, München. — Da: Siraplicissimes erscheint wöchentlich einmal, Bestellungen nehmen Pig.; Abonnemen! im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920, Erlüllungsort München. ‚ölle Buchhandlungen, gültig ab 15. Okt, 1941. song ll BEWEIST WAS LEISTUNG HEISST FABRIKATION UND VERTRIEB VALVD RADIOROHREN GMBH » BERLIN W& FABRIKEN IN AACHEN, BERLIN, HAMBURG, WIEN Beherzigen Sie heute, da unsere biologischen Hautpflegemittel nur beschränkt lieferbar sind, mehr als früher unseren Rot- Sorgfältigund hauchdünn auftragen! Nicht die Menge, die Güte ist entscheidend für die von Ihnen so geschätzte Wirkung der Eukutol= Präparate whuto? igndam mil dem Bachel Kansich, zu Iheam Die Free au Jellhabler bleibt ungetrübt, wenn er niemals seinen Dienst verweigert. Füllen Sie ihn deshalb ständig mit der bewähr- ten, leicht fließenden, farbstarken Vi HUHN Aochemischt Fabrik 367 tE. Thöny) Training „Worauf führen Sie es zurück, daß es Ihnen gelang, als Erster die indische Grenze zu erreichen?“ — „Ich habe in Dünkirchen, in Norwegen und auf Kreta gelernt!“ Allenamento: 'E da che deducete Voi di riuscire a raggiungere per primo Il confine Indiano ...2,, — "L'ho appreso a Dünkirchen, In Norvegia e Creta!,, 368 München, 10, Juni 1942 47. Jahrgang / Nummer 24 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN BLAf Avinenntfon Das Vertrauensvotum NIS IIIIS II „Meine Herren, ich bin vollkommen mit Ihnen einig und mit Ihren Leistungen überaus zufrieden!“ Il voto di fiducia: *Signorl miel, sono pienamente d’ accordo con Voi ed oltremodo contento di tutto ciö che fate Voil,, SS Phantasie bei Regenwetter — Fantasia con tempo piovoso (Fr. Bilok), ES SINKT - ES SINKT Wie das bei Damen ist, weiß ich nicht, bei Män- nern kenne ich’s. Die Sache Ist so: Sie haben In der Frühe ihre ‚Strümpfe angezogen, das heißt, diese Strümpfe, die bis unters Knie gehen, nicht so kleine Söckchen, die noch nicht ganz erwach- sen sind und vom Arm des Sockenhalters hoch- Zuverlficht Pankraz, Servaz und Bonifaz find heuer gnädig geblieben. Nur ein harmlofes Donnermetterchen hat'o mir über das Hausdach getrieben. Bald war's vorüber und wieder licht, nachdem es tüchtig gegoffen. Grünfutter, tu du jetst Deine Pflicht und muchere unverdroffen! Das kommt der lieben Kuh zugut. Sie it ja bekanntlich die Brüche, auf welcher die ftrikte Behebung beruht der Fett“ oder Butterlüche. Umfummen nun gar noch mit Fleiß und Verftand die Bienen, was blühet und fprießet, hei, Freunde, dann winkt das gelobte Land, mo Milch uns und Honig fließet. . Ratatöchr gezerrt werden wie Kinder vom Arm ihrer spa- zierengehenden Mutter. Also wohlgemerkt, um lange handelt es sich, die den vornehmeren Ruf genießen. Sie gehen aus. Auf einmal spüren Sie Ihrer Beine eine gewisse Entspannung. lenken Sie gar nichts, dann denken Sie: „Es wird doch nicht...“ Ich sage Ihnen, es wird immer. Es dreht sich um den Gummi, der sich am oberen Rand Ihrer Strümpfe befindet, befinden sollte. Er hat selne Spannkraft, seine Zugkraft verloren. Nun rutscht dar Strumpf. Ich weiß, Sie werden zuerst versuchen, Ihn durch die ganz nebenbei im Gehen. Nutzt gar nichts. Sie 'n versuchen, nicht an den Strumpf zu den- ken. Bei Zahnschmerzen mag das bisweilen helfen, bei rutschenden Strümpfen nie, Sie treten In einen Hausflur, ordnen an sich herum, haben eine drittel Minute lang das Gefühl wiedergewonnener Sicherheit. Fünf Schritte, und Sie merken, er sinkt, er sinkt, ersinkt unter pari. Die Natur hat das Bein sehr günstig für Strümpfe mit oberem Gummirand gestaltet, sie hat ihm zu diesem Zweck die Wade verliehen. Wenn aber einmal der Gummirand den Äquator der Wade unterschritten hat, dann gibt es kein Halten mehr. Ich weiß, Sie werden Ihren Gang verlangsamen, Sie werden vorsichtig auf- treten, um durch Muskelspannung den Gummi nicht zu reizen, Sie werden wie auf Watte gehen. Vergebliche Mühel Der Strumpf will herunter, er hat einen Hang nach unten, er will sich im Staub und in der Gosse wälzen.- Wehe dem Unglücklichen, wenn er os etwa nicht 370 merkt, Ein Mann, dem der Strumpf unten aus der Hose hängt, Ist zu Erfolgen nicht geeignet, er mag Leinwandliebling, Attach& einer Botschaft, laut- singender Tenor, Mitglied elı Reglerung oder Besitzer einer Geflügelfarm sein. Am Gummi hängt doch alles, ach wir Armen! Foitzick LIEBER SIMPLICISSIMUS In Oberwörth — vor einigen Jahren — ging ein Bauernknecht am Sonntagvormittag ein bißchen ins Wirtshaus, saß allein an einem Tisch, trank eine Halbe Bier und besah sich die Leute. Weil auf dem Tisch ein Körbchen mit gelben Semmeln stand, langte er sich eine und aß sie, langte sich dann noch eine und aß nach und nach das ganze Körbchen leer. Die Kellnerin füllte es gewohn- heitsmäßig nach. Wie der Josef das Körbchen „wieder so schön voll sah, langte er wieder hin und nach einer Viertelstunde war es neuerdings leer. Die Kellnerin, welche glaubte, sie bilde sich’s nur ein, daß sie da schon nachgefüllt habe, stellte ein frisches Körbchen auf. Auch zu ihm griff Josef noch dreimal hin. Als es ans Zahlen ging, waren es fünfzehn Sem- meln. „Sepp", meinte die Kellnerin lachend, „da- für hött’st auch was z’Essen kriegt.“ Worauf der Knecht verwundert fragte: „Wieso? — Mich hat Ja net g’hungert.” Hans Weindl Am Karibischen Meer ZZ (Erich Schilling) „Den Fisch kann ich Ihnen sehr empfehlen, Sir, er ist frisch gefangen!“ „Oh nö, der schmeckt jetzt immer so nach Tankeröll“ Nel Mare Caraibico: ‘Sir, questo pesce & raccomandabilissimo; & stato preso di fresco!,, — “Oh no, ch& adesso puzza glä sempre di petrolio!,, MEIN FREUND JOHANNES Johannes schrieb Postanwelsungen aus. Eine Be- schäftigung, die die Stimmung im allgemeinen nicht gerade hebt. Aber er war eigentlich ganz friedlich dabei, Sogar als die Kirchensteuer dran kam, „Johannes“, fragte Ich, „warum sparst du dir die eigentlich nicht? Du hörst dir Ja doch nie eine Predigt an.” „Aber Ich richte mich jeden Morgen nach der Kirchenuhr”, sagte Johannes. * Johannes schätzte es sonst nicht, die Wände sei- ner Zimmer mit Bildern zu schmücken, oder die Schränke mit Büsten und ähnlichen Kunstgegen- ständen zu beschweren. Eine Ausnahme machte eine entzückend schöne, sehr wertvolle Porzellan- 371 figur. Sie stand auf seinem Schreibtisch und er liebte sie sehr. Als er eines Tages nach Hause kam, erzählte ihm Frau Johanna weinend, daß ihr das Unglück ge- schehen sei, diese Figur beim Abstauben zu zer- brechen. Einen Augenblick schwieg Johannes erschüttert. Dann atmete er tief auf und sagte: „Gott sel Dank. Dann sind wir ja endlich die Angst los, sie könnte kaputt gehen.” 1. Bieger Ruhmersatz (€. höny) „Diese Feder vom gallischen Hahn aus Algier schmückt ja recht gut, aber ein deutscher Adlerflaum wäre mir lieber!“ Surrogato di gloria: *Questa penna del Gallo gallico d’ Algeri sta a meraviglia; ma una penna dell’ Aquila tedesca mi piacerebbe di plül,, 372 Von Angesicht zu Angesicht Faccia a faccia „O wie der Anblick des Meeres einen stärkt!“ — „Dann mußt du dich aber umdrehen, Marianne, sonst wirst du an der falschen Stelle stärker!“ (0. Hermann) Oh come ci fa forti la vista del mare!,, — "Ma alloro, Marianna, deyi pur voltarti, altrimenti diverrai piö forte nel punto falso!,, DAS REISEBABY VON ACHILLE CAMPANILE Susanna, Marlo und Tonio gelangten kurz vor Ab- gang des stark besetzten Zuges am Bahnhof an. Zum Glück fanden sie ein noch leeres Abteil, in welchem jeder einen Platz bekam. Während Tonio seinen unmöglichen Melonenhut im Gepäcknetz zu verstauen suchte, seufzte Mario: „Hoffen wir, daß wir hier allein bleiben!” In diesem Augen- blick erscholl vom Bahnsteig her der wunderliche Ruf: „Reisebabys! Reisebabysl" „Reisebabys?” fragte Mario mit erstauntem Aus- druck und lehnte sich neugierig zum Fenster hin- aus. Er erblickte auf dem Bahnsteig eines jener fahrbaren Gestelle, wie sie längs der abfahren- den Züge im Pendelverkehr hin und her geführt werden. Eine dicke, heiter gelaunte, in ländliche Tracht gekleidete Person schob strahlenden Ge- sichts ein solches Gestell vor sich her, an dem etwa ein Dutzend Babys herunterbaumelten. Sie waren sämtlich kunstgerecht in frisch duftende Windeln gewickelt und hatten alle einen nied- lichen Schnuller zwischen den zartrosigen Lippen. „Was geschieht denn mit diesen Babys?" er- kundigte sich Mario. Die Kinderfrau erklärte es ihm: „Wir führen sie für diejenigen Reisenden, welche gerne im Abteil allein bleiben möchten. Sie brauchen nur eines zu mieten und es recht sichtbar auf einen Platz zu setzen. Die anderen Reisenden, die nachsehen, ob noch ein Platz frei Ist, bemerken dann das Baby und ergreifen schleu- nigst die Flucht. Am Schluß der Reise werden dann die Babys an Ort und Stelle liegen ge- lassen, denn die Gesellschaft sorgt dafür, daß sie wieder eingesammelt werden.” „Geben Sie eines her!” sagte Mario. Er bezahlte fünf Lire, hob durch das Fenster ein bezaubern- des Geschöpf ins Abteil und beeilte sich, es gut sichtbar auf den Platz neben sich zu setzen, da- mit keine anderen Reisenden mehr hereinkämen. „Was für ein reizendes Kind!” rief ein Reisender, der in diesem Augenblick an dem Abteil vorbei- gehen wollte. Er kam herein und nahm neben Mario Platz. „Ich würde Ihnen raten, lieber nicht hier zu bleiben”, sagte dieser. „Mein Kleines ist schrecklich unruhig.” „Gerade deswegen bin ich Ja hereingekommen”, sagte der Neuankömmling. „Ich liebe nämlich Kinder über alles.” Er war ein auffallend eleganter Junger Mann, kahlköpfig, mit vorspringender kräftiger Nase, gelblicher Gesichtsfarbe, Hornbrille, kurz, eine wenig sympathische Erscheinung. Man hätte ihn für den Kammerdiener eines Kardinals halten können, wenn ein Kardinal in der Nähe ge- wesen wäre. Er war aber ganz allein. Trotz- dem verhlelt er sich äußerst zurückhaltend, so, als befände er sich in Begleitung einer un- sichtbaren Persönlichkeit. Er saß steif aufgerichtet da, als hätte er einen Besenstiel verschluckt, die Hände hatte er streng ausgerichtet auf dem Schoß liegen, nach Art der Memnonsäulen, und es hatte 373 den Anschein, als vollbrächten seine Hände eine schwere Aufgabe und nicht, als ruhten sie. Seine Beine waren eng aneinander gepreßt. „Gehört das Kind Ihnen?” fragte er Mario und deutete dabei auf das Reisebaby, ‚Ja, bis Padua”, gab Mario zur Antwort, und er- klärte dann den wahren Sachverhalt, Der andere lächelte ihm mit einem Zwinkern der Augen zu und meinte dann: „Ich bin im Bilde. Eine Zeitlang habe Ich selber dieser Gesellschaft solche Babys geliefert.“ „Das muß eine amüsante Beschäftigung sein“, be- merkte Susanna. „Und obl” entgegnete der elegante junge Mann. „Ich leugne es nicht — aber, ich muß gestehen, zu viel Mühe und zu wenig Verdienst! Obwohl ich sehr fleißig war, konnte Ich nicht mehr als 14, höchstens aber 15 solcher Bälge im Monat ab- liefern. Und überdies bin ich verlobt, und die Eltern meiner Braut wollten lieber, daß ich mich einer anderen Tätigkeit zuwende.” „Aber woher haben Sie alle diese Kinder ge- nommen?” fragte Tonio, während er seinen Me- lonenhut wieder im Gepäcknetz unterbrachte, well er ihm Infolge einer Kurve auf den Kopf ge- fallen war. Der andere sah ihn tief erstaunt an. „Aber was fällt Ihnen ein”, sagte er, „Glauben Sie in Ihrem Alter denn immer noch, daß die Kinder vom Himmel herunterfallen?!” Tonio errötete bis in die Haarwurzeln, Er hatte jetzt begriffen, worin die amüsante, anstrengende Beschäftigung des eleganten Jungen Mannes be- stand, (Aus dem Italienischen von H. B. W.) Vor der Kabine {R. Kriesch) „Ah, jetzt kommt der unsympathische junge Mann von gestern wieder!“ — „Dann nimm doch rasch deinen Schlüssel und zieh dich an!“ — „Nee, jetzt will ich erst mal sehen, wie zudringlich der heute ist!" Davanti alla capanna: “Ah, ecco che viene di nuovo quell' antipatico di giovanotto d’ ieril,, — "E allora prendi sublto la tua chlave e vestitil,, — “Oh no, anzl voglio proprio vedere a che punto glungerä oggl la sua sfacclatagginel,, 374 In Starokonstantinow ÄNN N z und die Augen der schönen Frau lockten: Dos. Oberberge) „Dann —" „Dann Jaromir stockte der Atem und sein Herz machte einen tollen Hüpfer, „Dann werden wir sehen, Jaromirl" „Frau Eugenie ...” flüsterte er verzückt, „Ich darf also wirklich hoffen.” „Vielleicht! Sie haben mir schon so manchen Be- wels Ihrer Ergebenhelt gegeben, daß Ich glaube, mich auf Sie verlassen zu können... Sie wissen, daß ich verreise.” „Leider“, seufzte Jaromir. „Wie gerne wäre Ich mit Jhnen gefahren.” „Sie müssen hier bleiben, Jaromir. Mein Mann bleibt Ja auch hier — und Sie werden ihn wäh- tend meiner Abwesenheit beobachten!” „Oh“, nickte Jaromir verstehend, „oh, ich ver- Un um NE Sa U stehe... Ich werde hinter Ihm her sein wie sein \\ EIS Schatten!” „Gerade das dürfen Sie nicht!” Frau Eugenle schüttelte das eigenwillige Köpfchen, „das würde alles verderben. Tagsüber Ist er sowieso beschäf- tigt — nur die Abende sind lang. Und Ich kenne diese Strohwitwerabendel Sie werden ihn also Jeden Abend unter einem nichtigen Vorwand so gegen elf Uhr zu Hause anklingeln, dann wissen wir alle: „Wundervolll“ rief Jaromir begeistert, „das Ist eine blendende Idee! Frau Eugenie, auf mich kön- nen Sie sich verlassen... Uns zwel wird er nicht betrügen! Uns nichtl” Als Frau Eugenie vier Wochen später zurückkam, wurde Jaromir abgebaut. So endgültig abgebaut, daß Frau Eugenie nicht einmal auf seinen Gruß dankte, wenn er ihr auf der Straße entgegenkam, und als eine Ihrer Freundinnen erstaunt nach der Ursache dieser unerklärlichen Entfremdung fragte, sagte sie entrüstet: „Ach, dieser Dummkopfl Ich habe ihn Ja nie für ein großes Kirchenlicht gehalten, was er aber während meiner Abwesenheit onstellte —“ „Ja — was denn?” „Denk nur, ich bat Ihn, meinen Mann im Auge zu behalten; jeden Abend gegen elf Uhr unsere Wohnung anzuklingeln —" „Ich verstehe — Strohwitwerkontrollel” „Jawohl, aber hör nurl‘‘ Frau Eugenie war vor Ärger außer sich, „Als ich zurückkam, teilte er mir freudestrahlend mit, daß mein Mann keinen Abend außer Haus verbracht hätte... ‚Sehr gut, Jaromir, sagte ich, das freut mich. Sie haben sich also wirklich die Mühe genom- men und jeden Abend bei uns angerufen?... JAROMIRS LETZTE CHANGE ST vers nano ya besser! Um kein Mißtrauen zu erwecken, habe VON HANS KARL BRESLAUER Ich Ihrem Herrn Gemahl gesagt, wie zärtlich „Jaromir, lieber Jaromir", sagte Frau Eugenie eines Tages verführerisch lächelnd, „jetzt Ist der große Augenblick gekommen, wo Sie mir Ihre Ergeben- heit beweisen können!” Und Jaromir, der für Frau Eugenie schwärmte, der ihr Theaterkarten besorgte, wenn die Vorstellung noch so ausverkauft war, mit dem Gatten end- lose Schachpartien spielte, wenn die schöne Frau ungestört sein wollte, und In der tlefsten Tiefe seines Herzens nur den einen Wunsch hegte, Frau Eugenie einmal mehr zu sein‘als das Mädchen für alles, antwortete strahlend: „Frau Eugenie, soll ich für Sie durch’s Feuer gehen?” „Und glauben Sie, daß mir damit gedient wäre, lieber Jaromir?” Frau Eugenie legte Jaromir das rosige Paisch- händchen auf die Schulter: „Nein, nein, os Ist eine heikle, sehr heikle Auf- gabe. besorgt Sie um seine Gesun: it sind, und Jaromir fühlte plötzlich eine Erregung, die sein Ihn gebeten, mich selbst jeden Abend anzu- Herz ganz gewaltig schlagen ließ, klingeln und mir zu sagen, ob er schon zu „Und wenn Ich sie zu Ihrer Zufriedenheit aus- Hause sel — und das hat er wirklich pünktlich führe — dann —” er konnte nicht weltersprechen, getan.'” Tage im Frühling Was dieser Frühling wohl bringt? Knaben, Ist nicht schwer zu sagen: die sich wie Wilde betragen, Manche Amsel, die singt. mit fliegenden Mähnen durchs Wiesenland jagen, Drosseln, die schlagen. und die kein Mensch mehr zur Sittsamkeit zwina! Blumen, die stolz ihren Schmetterling tragen, der selig die blinkenden Flügelchen schwingt. Verliebte, die jubeln. Verliebte, die klagen. Ein Gedicht, das gelingt. KIM. Schiller 375. Von Wilhelm Hammond-Norden (im Felde) ı Als bei uns die Wollsachenspende ankam — der Spieß sortierte die Sachen selber —, da war dazwischen, wie wundersam, ein Mädchenpullover, ein quittengelber. | DER GEEBEFRUNE Ein Mädchenpullover im Männerquartier, das ist wie im Winter ein Schmetterling .. . Der Spieß rief laut: „Meine Herrn, bitte hier! Der wärmt bestimmt! Wer braucht das Ding?“ Die meisten zogen die Nase kraus, drum habe ich den Pullover genommen. Es sah ja ein bißchen ulkig aus, doch ich bin damit gut durch den Winter gekommen. Und wenn ich des nachts auf Wache gemußt, da dachte ich manchmal: so ist es halt, dort, wo sich jetzt wölbt meine Männerbrust, hat einstmals ein lieblicher Busen gewallt. Der schlimme Winter ist nun vorbei, jetzt zieht der Lenz wieder sanftre Register. Der Pull, so gelb wie das Dotter vom Ei, GUSTAV LO HS IE IB IE RILIN ruht auf dem Grunde von meinem Tornister, Jäbzik feiner Parfümerien Sie aber, die noch vor ein, zwei Jahren den Pull trug, ihr dank ich mit heiterem Sinn. Wie heißt sie? Wo ist sie? Nie werd ich’s erfahren, drum schick ich den Dank ins Irgendwohin! 005. Gols) elcher Mann hat nicht den Wunsch, auch ‚dugch seine Außere Erscheinung auf seine Umgebung Eindruck und in einem kleinen Der Kavalier Il Cavaliere oder großen Kreis seinen Einfluß geltend zu machen. Der Krawatte kommt es zu, die pereönliche Gepflegtheit des gut angezogenen Mannes zu vollenden, Schenken Sie also der Krawatte Ihre ganze Aufmerksamkeit. Wählen Sie die zu Ihnen am besten passende, schlicht kann ale sein. oder farbenfroh, aber eine Krawatte, der man es auf den ersten Bli daß sio nicht jeder trägt, sind jede für sich seltene Kostbarkeiten in Muster und Material, dieSie in dem Bewußt-, sein tragen können, die richtige Wahl getroffen zu haben, madegmchälten an der singe "MARKE FAT. So und vol. „I muß schon sagen, Marie — für das, daß du nur 2945 Jahre St algant und einmalig wien Mae, r Wäre in Mau unge Kiamiunbergnisienin | jünger bist, wie die Mumie, hast dich noch prima g’halten!“ » ONEN-KRAWATTER-FABRIK Fb M File BERLIN C2 376 "Devo pur dire, Maria — considerato che tu sel 2945 anni soltanto pi giovane della mummia, tultavia fi sei conservata meravigliosamente !,, Wien, Schönbrunn Das Luftbad — ae ein Problem heute selbstverständlich Die Zeit liegt gar nicht so weit zurück, ols noch Mut dazu gehörte, in solch „freier Kostümierung an versteckter Stelle ein Luflbod zu nehmen.— Wit können diese prüde Anschauung nicht mehr verstehen. Heute bewegt sich die Frou sicher und ungezwungen auch in leichtester Sportkleidung. Licht, Luf und Sonne stählen ihren Körper, deı bei entsprechender Pflege niemals onstößig wirkt. Körperpflege ober ist ihr selbstverständlich geworden, sonders die neuzeitliche Camelia Hygiene, die ihr Sicherheit und Frische on n Tagen erhält und zuver lässigen Schutz bietet. Zu allen Zeiten bot die Harmonie des Zweckes und der Form ungerrübre Freude. Was gut ist wird begehrt. Ein solcher Satz gilt natürlich auch für gute Zigaretten. Austria-Erzeugnisse werden in einer Qualität hergestellt, zu der eine mehr als 150jährige Tradition verpflichtet. astige Reformbinde en MEMPHIS MILDE SORTE | NIL DRITTE SORTE Speochen cut M@UE Art! Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil’s Speachen-Neüsystem Schnellmethode zum Selbststudium füs Englisch - Französisch - Italienisch losen Sie hier, wat unsere Kunden schreiben: Das Gelaseneprägtaich splolond leicht din Dr. Heil's Schnellkurs Itallenisch über tritt bei weltem all meine Erwartun- gen. Ich höbe elı kleine Dortschule besucht und hatte keinen Schimmer von Fremdsprachen, Eıst nachdem |, mich mit einer itallenischen Famili sohr gul angelteundet hatte, kam mir der Wunsch auf, auch die Itallı nische Sprache zu beherrschen. Ich habe nicht Immor regelmäßig gelemt, sogar manchmal tagalang ausgesetzt, lomen ist gaı nicht das richtige Wort, man braucht weder auswendig zu ler lionische Zeitungen zu losen und Briefe zu schrolben. Ich habe os selbst nicht für möglich gehalten, da man In so kurzer Zeit eine Iremdo Sprache leinen kann. Mit gutom Gewissen kann Ich Jedem dieses einzigartige Work welter. empfehlen Rodabeull, Margot Henning, Radebeul |, don 29, Aprlı 1941 Lossingstrade 7. Kein Auswendigiormen von Vokabeln Ich finde Ihr Neusystam Insofern un- übertraftlich, als des Auswendiglernen von Vokabeln und grammalischen Ro- non, noch Vokabeln und grammatische Regeln pauken, noch Igendwelche Vorkenntnisse odeı eine basondera Be gebung zu besitzen. Man lost, und das ‚elosone prägt sich spielend leicht ein. Molne itallanischen Froundo waren überrascht über meine schnellen Er- !olge, besonders Über die gute Aus sprache. Auch bin ich In der Lage, Ita- gein ganz ausgeschaltet Ist, denn der (ehrstoff prägt sich in solnem Aufbau ganz von solbst dem Gedächtnis ein. Der behandelte Stoft wird in Inter ossanter Waise gebracht und kann tast- los im praktischen leben verwendet worden. St. Pölten, 15. Jan. 1940. Josotstr, 57. ‚Adalb. Redl, Haupischuldirektor I. R. Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: Vom arsten Augenblick an tritt Ihnen hier die fromde Sprache nicht mahr als eine ‚Sammlung Tolor Vokabeln onigegen, sonderr. so, wie sie wirklich und 139: lich In lebendige: Rede und Gegantede gesprochen und gebraucht wird. Jed mechanische Auswendiglornen füllt fort, denn eine wortverwandt neugestalt Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert das Sprachgut, Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, daß Ihnen der Sprachsioff ohne mechänisches Auswendiglermen zufließt. Gleich einor interessanten Leklüre, die unterhält, anregt und ertıaut, geht die Aneignung der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- schulblldung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anweisung ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie leicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. 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Gerade als Brechtl im besten Zuge ist über den „Saustall”, die „rück- sichtslose Gesellschaft” usw. zu fluchen, erscheint der Anstaltsschreiber an der Türe und fährt den — Geisteskranken an: „Passe Se doch besser auf auf den Kerle und bringe Se ehn jeizt amol rein, daß ma fertig weral“ — I. N. Knulz geht durch einen Wald. Springt ein Räuber aus dem Gebüsch und ruft: „Geld oder Leben!?” Knulz zieht zitternd die Brieftasche und will ihm 50 Mark geben. — Meint der Räuber: „Aber In der Brieftasche sind ja 100 Mark!” — Stöhnt Knulz: „Aber ich bin doch vor Schreck ...halbtotl“ F.H. Den Kindern diefer Welt »Dereinft« - fo lehrt der Herr Paftor - »mwird über uns, die Sünderfchar, Gericht gehalten!« - - Offenbar liegt hier ein grober Irrtum vor. Der Jüngfte Tag ift heute fchon, mar geftern und wird morgen fein; all unfer Jammer birgt Verzeihn und jede Untat Ihren Lohn. Am Jüngften Tage, lieber Chrift, bleibt Gottes Richterthron verhüllt, weil jede Buße fchon erfüllt und nichts mehr zu vergeben ft, Harry Frommelt mird trocken. Bilanz und Steuerersparnis Rückstellungen. Re- = Das schönste Geschenk für Heimat und Front Pi mit Berechnungsschlüsseln. wie] ———— üfer anwendet RM im Stouerprozeß Anfechtung 4.8 ien, teils mehrfar- lieferbaren . Novo Richisätze des B \ Reingewiones für ea 200 we mir Sätzen des Ein ausgeprügten SitzNelsch fehlt dem Vitamin C. Es durchwandert unseren Körper rasch und wird nicht gestapelt. Man muß daber ständig den glichen Bedarf ersetzen. Aw der Mappe der Troponwerke, Köln-Milim beispiel Kan 'b alle Buchhandl; Schicken Sie den Simplicissimus, wenn) Sie ihn gelesen haben an die Front!) 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Auf einem hinkenden Plüschsessel, der gleich- falls zum Verkauf hingestellt war, saß Herr Anzens- berger und sah tagein tagaus mit dem gleichen Mißmut in den Rinnstein. Daß dieses Gesicht lächeln oder gar hellauf lachen konnte, das war kaum vorstellbar. Sein Blick schreckte eher ab als daß er zum Kaufen einlud. Böswillige behaupte- ten, daß sich dahinter nur ein raffinierter Dreh verberge, wonach das Preiswerte nicht nötig habe sich freundlich anzubieten. Aus dem Hintergrund des Ladens roch jach Küche, Eine Glastüre trennte den Wohnraum vom Handel. Zuwellen drangen auch einige laute Worte bis auf die Straße hinaus. In der Wohnküche lebte Frau Anzensberger — immer auf dem Sprung Ins Geschäft einzugreifen. Da der Mann von früh bis nachts nur wenige Worte von sich gab, sprach die Frau mit sich selbst. w.+.Wann jetzt die Frau Kommerzienrat dö zwel Bledermeierrahmen abholt? Und wenn an der Kuckucksuhr die Zeiger net abbrochen wären, könnt’ma drei Mark mehr verlanga...| — Ob der feine Herr heut wieder vorbeigeht...? Was der bel uns z’suacha hat, ..?" Seit ein paar Tagen kam Jeden Nachmittag gegen fünf Uhr ein älterer Mann an der Altwarenhand- lung von Josef Anzensberger vorüber, blieb einige Augenblicke stehen, sah In die Auslage und ging wortlos wieder welter. Hinter einem Maßkrug mit der Aufschrift „Gruß aus Schliersee” stand halb verdeckt in gleicher Größe eine Stelnfigur. Der Kopf fehlte und Herr Anzensberger hielt den Klotz für eine Kreuzung zwischen Marterl oder Modell für einen Grab- stein. Er lag In einer Kiste als Nachlaß auf einem Dachboden zwischen Christbaumschmuck, Alt- papier und Rehgeweihen. Heute kam nahezu pünktlich der ältere Herr wieder, drückte das Gesicht bis an das Auslag- fenster. Herr Anzensberger sah mit absichtlicher Interesselosigkeit auf die Spitze eines Kirchturms. „Erlaub'n Sie mal...| Was kost't denn diese Stein- figur ohne Kopf " fragte der Herr. Anzensberger, der diese Frage für heute nicht erwartet hatte, schob eine Pause des Schwel- gens ein. Er hatte nämlich schon den Preis von zehn Mark auf der Zunge Illegen, schluckte Ihn aber, mißtraulsch geworden, wieder hinunter, Um Zeit für eine neue Wertung zu finden, beant- wortete er die Frage des Käufers wieder mit einer Frage: „Der da? Ja, was darf der kosten —?” „38, dann sag'n wir halt — dreißig MarkI” Der Herr trat in das Innere des Ladens und zog zu näherer Besichtigung den Klotz vorsichtig an dem Maßkrug vorbei. „Dreißig Mark...? Da nehm ich ihn —” sprach der Käufer tonlos, zahlte und verpäckte die Figur in seiner Aktentasche. Nach Minuten noch saß Anzensberger mit dem Gelde in der Hand, durch den Stein wie ver- steinert da. Frau Anzensberger hatte durch den Türspalt den Handel mitangehört. Sie lispelte mit verhaltener Stimme aus der Furcht heraus, der Käufer könnte unerwartet wieder zurückkehren: „Bist denn du verrückt? Dreißig Mark für diesen Schund...! Für den Kitsch... 1” „Jetzt is’ es schon gescheh’n...! Wenn a Käufer nix versteht, dann is das seine Sach'...” er- widerte Anzensberger kleinlaut, Aber auch Ihn beunruhigte die Angst — der Mann könnte wieder zurückkommen, einen Krach schlagen, einen Skan- dal machen und — — — in der Brust von Frau Anzensberger kämpften zwei Gefühle gegeneinander. Auch sie bedrückte 380 der maßlose Preis. Aber dieser Druck wurde zelt- weilig wieder aufgehoben durch die Tatsache, daß diese Figur ohne Kopf endlich aus dem Laden verschwunden war. Absichtlich hatte sie den Maß- , krug davor aufgestellt, um das Mannsbild nicht mehr zu sehen. Der Kopf, der Ihm fehlte, wurde in Gedanken erst recht von Ihr ergänzt. Aber was sie ihm aufsetzte, das ließ die Wirklichkeit immer wieder herunterfallen, Und es war ein leises Grauen, das diese drückende Hinrichtung in ihrem nalven Gemüte auslöste, Daß die Figur dazu die rechte Hand erhob — als wollte sie sagen: Fürchte dich nicht! — Das lockte geradezu die Furcht herbei. Tage, Wochen und Monate vergingen. Und weder der Käufer — noch die Figur ohne Kopf kam wieder. Durch eine Haselnuß aber kam die Geschichte wieder Ins Rollen. Frau Anzensberger biß eines Abends mit dem hinteren Stockzahn so unglück- lich darauf, bis er knirschte und eine Zement- plombe herausfiel. Schon am anderen Morgen saß sie im Wartezimmer eines Zahnarztes, mit der herausgefallenen Plombe in der Geldbörse. Wartenderweise besah sie sich das aufgehängte Panorama ‚von Konstantinopel, in dem die Fen- ster der Moscheen mit Perlmutter eingelegt waren. Dazu blätterte Frau Anzensberger In den auf- liegenden Zeltschriften herum. Da — sie traute zuerst ihren Augen, dann Ihrem Gedächtnis kaum — da war das Manderl ohne Kopf abgebildet, Obgleich er nirgends behaart war, stimmte die Abbildung doch haargenau mit jener Steinfigur überein, die sie vor mehreren Monaten für dreißig Mark verkauft hatten. Da Frau Anzensberger ihre Brille nicht dabei hatte, riß sie verstohlen das Blatt aus dem Heft und ließ es in ihrer Hand- tasche verschwinden, Sie spürte kaum mehr die Böhrmaschine dos Zahnarztes — so war sie von diesem ahnungs- vollen Zufall erfüllt. Wie ein Sturmwind wehte sie nach Hause... Herr Anzensbergers Hand zitterte, als er das abgerissene Blatt in den Fingern hielt. Durch ein Vergrößerungsglas, mit dem sie sonst die Ritzen der Bilderrahmen nach Wanzen untersuchten, lasen sie zweistimmig den Text unter dem Bilde: „Aus dem Kunsthandel „..Chinesischer Buddha... aus der Tang-Dynastle (618 bis 907) ... Höhe 21 cm ... erzielte auf der letzten Auktion einen Preis von 3000 Mark... — Herr und Frau Anzensberger standen wie vor einem offenen Grabe. Er stellte auf eine Welle das Schnaufen ein und sie weinte vor Wut. w..Um dreiß’g Markel hab’n wir...” schluchzte die Frou. w.. Und grad das Hundertfache is er —” stöhnte der Mann. Dann saßen sie wieder stumm und betrübt neben- einander, „Noch eine Mark mehr” das fühlten sie beide — und ein Schlaganfall stände sozusagen vor der Türe. Ungeheures ging In diesen Minuten zwischen den beiden hin und her. Wie ein Blitzstrahl der Be- kehrung wetterleuchtete es durch ihr Gemüt, So sitzen Menschen da, die plötzlich erleiden muß- ten, daß sie bisher — falsch gelebt hatten. Dor jähe Sprung von dreißig bis dreitausend verhielt sich wie der Äquator zum Nordpol, wie das Dios- seits zum Jenseits... w..da sitzt ma weg'n ein'm Rodelschlitten, weg'n einem Nachtkastel tagelang da, um a paar Markel zu verdiena— dann is a Kripperlfigur oder a Mar- terl plötzlich — a Buddha und kost't —" „Dabei hat er net amal an Kopf g’habt! Wenn or erst —“ riß Frau Anzensberger neue Wunden des Handels auf, Er sah dumpf zu Boden und sie ins Himmelsblau, ob nicht von oben oder unten ein Zeichen käme, das diesen Unsinn mit einem Sinn erleuchte. Aber es kam nur eine Stille, in die eine altdeut- sche Wanduhr ihr Ticken träufelte. Und das war, als würden Baldriantropfen in aufgewühlte Kam- mern des Herzens fallen. Kurz vor Felerabend, schon die Hand am Rolladen, sprach Herr Anzensberger in das abgründige Schweigen sein großes Wort: „I stell’ mi um... 1” Dann griff er aus dem verstaubten Konversations- lexikon den Band „Barbarossa bis Buxtehude” hervor, schlich damit in das Hinterzimmer, las dar- aus den Abschnitt „Buddha — Buddhismus”, ließ sich durch „Siehe auch Chinal” In die Mystik des Die Erfahrene (K. Heiligenstaedt) „Und du mußt immer ganz großes Vertrauen zu mir haben, Carla!“ „Ach siehst du, Otto, jetzt fängst du schon wieder an!“ L’ esperta: 'E devi aver sempre gran fiducla In me, Carla!,, — "Ma vedi, Ottone, che adesso ricominci!,, 381 Tao einführen, sprang durch einen Nebensatz nach Japan hinüber und hatte bis kurz vor Mitter- nacht die geistige Kluft zwischen Oberbayern und Ostasien überbrückt — — Der Morgen des folgenden Tages zeigte bereits seine Verwandlung. Eine Frau erschien an der Ladentüre; „Herr Anzensberger, | hätt! a Roß- haarmatratzen, a Paar Bergstiefel und a Holz- kirchner Bauerntruhe zu verkaufen... |” „Hab kein Interesse...!” drehte ihr Anzensberger den Rücken, netzte zwischen den Lippen seinen Bleistift und formulierte das Inserat „Ostasiatische Kunst zu kaufen gesucht!" — — — Und wer nach kaum einem Jahr an der Tändlerei des Hertn Anzensberger vorüberging, der mußte alle seine Sinne in östliche Richtung umstellen Uber der Türe stand zu lesen: „Götter-, Geister- und Dämonenhandlung: Zum billigen Buddha.” Aus der Türe zog eine Wolke aus Duft von Räucher- kerzen. Gongschläge, Bambusflöten und Gebets- trommeln ertönten in Probelauten. Und wo einst Almhäuserl, Küchenwaagen, Klystierspritzen und Bierwörmer aufgestellt waren, da thronten jetzt Buddhas, In Holz, Bronze und Stein. Hier lächelte ein Bodhisattva, dort spielte ein Kuan-Jin die Laute, darüber beschützte aus einem Lackschrein heraus Gott Jizo.die Reisenden, darunter schwankte ein taolstischer Loan zwischen Jang und Jin. Inzwischen hatte sich auch Frau Anzensberger auf die östliche Erdhälfte eingestellt: „...da hätt ma noch einen preiswerten Gautamo mit der Devise: Geh an der Welt vorüber — es ist nichts!" Gleichzeitig erklärte in einer anderen Ecke des Ladens Herr Anzensberger einem Kunden die vier edlen Wahrheiten und den achtfachen edien Pfad, auf siamesische Kunstseide handgestickt, für zwölf Mark fünfzig „Oder darf es etwas Besseres sein? Hier — die- ser Dickbauchbuddha, auf dem Wege zum Nir- wana, Ist vorne als Aschenschale, rückwärts als Zigarrenabschneider zu benützen... Oder dort: dieser’Gott scheint pfeilgerade aus dem Nirwana zu kommen... Er hat's erreicht, der Vollendetel Ihn umwebt spürbar ein kalter Hauch aus dem Nichts — als Brieischwerer besonders geeig- net...!” wurde wiederum Frau Anzensberger in hochdeutsch hörbar, Nach Ladenschluß setzten sich Herr und Frau An- zensberger zusammen, machten Kassa und rech- neten nach, was sie jeweils an den Göttern, Gei- stern und Dämonen verdient hatten. „Am Buddha der Entsagung hab’n wir fünfz’g Pro- zent Reingewinn...1” „Aber noch besser geht der Gott des langen Le- bens... davon hab i allein vier Stück verkauft...” „Ah, dö aus 'm dreizehnten Jahrhundert..? Da darf ma gleich wieder a paar Dutzend nachbe- stellen..!'* lachte Frau Anzensberger selig vor sich hin und der Mann schmunzelte vergnügt dazu. Was die Bodhisattvas und Buddhas durch ihren Mythos hindurch an irdischer Sinnlichkeit über- wanden, das wurde den Anzensbergerischen wie- der zurückgegeben. Während der Mann draußen im Laden den Gautamo als Asketen verkaufte, wandte die Frau In ihrer Bratpfanne die Schweinskottelets um. Der Soßengeruch aus dem Hinterzimmer vermischte sich mit dem Duft der Räucherkerzen zu einer dualistischen Wolke, In der Irdisches in Himmlisches überging — ohne sich gegenseitig aufzuheben, So ging es fort seit Tag und Jahr. Der kleine La- den „Zum billigen Buddha“ sprach sich allmäh- lich herum und jeder, der Bedarf an Grüßen aus dem Nirwana hatte, deckte sich bei Anzensber- ger in Göttern ein Denn so ein Buddha in seiner Ruhe" wirkte nie aufdringlich, störte nicht und paßte zu allen feierlichen Gelegenheiten, sei es als Geschenk, sei es als Dekoration für ein Schau- fenster. Als der Lohnschlächter Zametsrieder sein fünfundzwanzigjähiiges Berufsjubiläum feierte, erhielt er seinen Buddha. Und da der Schwein- metzger Ignaz Loichinger das fünfzigjährige Be- stehen seines Geschäftes festlich beging, war in seiner Auslage die Zahl „50" mit Knackwürsten garniert — und darüber lächelte ein Buddha, Als gestandener Mann kaufte sich der Anzens- berger eines Tages ein kleines Haus am Tegern- see. Vom Speicherkram bis zum Erhabenen im Nirwana war es ein weiter und schwerer Weg. Und jeden Samstagabend fuhren die Zwei hin- aus, um sich zwischen oberbayerischem Mobiliar von der Götterwelt des Ostens auszuruhen. Alles war hier bäuerlich erdhaft und farbig sinn- lich. Nur gegenüber dem Herrgottswinkel hing unter Glas das ausgerissene Zeitungsblatt „Buddha ohne Kopf”, Seine. Geschichte verkündete bis zur Ofenbank die Weisheit, daß im tiefsten Pech bereits wieder das höchste Glück enthalten ist. Und zu dieser stummen Lehre erhob das Bild durch Tag und Nacht, wie ehedem, die rechte Hand. Der Sinn dieser Mudra aber war: „Fürchte dich nicht” — — 50 Jahre Dr. Oetker Backpulver TANZ unrric wit 198 O1lDern, Ele Iran beaucm un II icer zu Haufe Die mebernen „tn, alle Schritts und Befelifchaftstäuge, cn guten alten Balier Uintöberum), ol ander, Wenset, wi Ar renden und ers Dasıı „Die Kunfl a dern ee £ nterbalten", die Ele befadlät, Na überall belicht zu machen. Sefeten @ie 1947 „Der, Nette, rebene || die 2uuftage DIL randte Ränge, 308 AM 3.85 cinfäl. Yorto (Mach. TI 4.152 Buchversand Gutenberg Dresden-U 379 Emil Rudolph. ı Baia aa €&s muß nicht immeov ein ganzes Backpulver sein! Air viele Gebücke ist /2Backpulver oder weniger vorgeschrieben. Verlangen Sie Nr Üeror-Rezepte bei)hrem Kaufmann oder direkt von®r: August Oetker, Bielefeld. „EMWEKAH Wellenfänger alle deutsches „ antennenlos }, Ir. Diese drahtlose N "| |Antenne ist von jed. Laien iner Minute anbringbar. (Über 10000 im Gebrauch. Prospekt. re Max Wunderlich m Köln 45 RAUCHER! 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Verlangen Sie eine AnsichtssendungNr.171 (auch Feldpost) von: Artibus et literis, Gesellschaft für ‚Geistes- und Naturwissenschaften, Babelsberg frimm, , 383 ür.harten Bart F U Triepol SfrimmFriepel? Kautabak NORDHAUSEN AM HARZ Wir bitien unsere Freunde um ıparsamsten Verbrauch, damit wir möglichst alle versorgen können Versiegte Quellen (wilhelm Schulz) „Verdammt, wie soll ich denn weiterfahren, wenn ich die’ beiden nicht mehr anzapfen kann!“ Fonti inaridite: ‘“Maledizione! Come mal potrö tirare innanzl, senza poter spillare piö nulla da ambedue?,, 384 Onchen. 17 Juni 1942 47. Jahrgang ; Nummer 25 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN (Wiineim Schuiz) „Bis jetzt bin ich für dich durchs Feuer gegangen, jetzt probier 's du einmal!“ La tigre indiana: ‘Fin’ adesso Io andal attraverso Il fuoco per te; ora provalo tu una buona volta!,, Atelierbesuch IV - Visita di studio IV Van Gogh malt den Irrenhausgarten von Arles (0. Nückot) Van Gogh dipinge il giardino del manicomio di Arles DIE MARCHENDAMEN Ich bleibe Immer vor diesen Schaufenstern stehen. Hinter den Fenstern ist das Märchen, das Märchen von den feinen Damen. Es ist nämlich ein Damen- modengeschäft, Es ist ein so feines Geschäft, daß man’gar nicht merkt, was für ein Geschäft es ist. Gemilfenskonflikte Die Schnecke, die mir den Salat befchlich in Hunger Nöten, fie hat das gleiche Lebensrecht wie Ich. «.. Darf Ich fie töten? Sie fchätst mie ich das junge, zarte Blatt. Ift ihr Ergeten dem meinigen, nur weil es mein Ift, glatt hintanzufeten? Was ift denn ihr und was Ift mein Bereich, o Gott, hienieden? Sind mir vor dir nicht alle, alle gleich, ununterfchleden? Das grenzt ja fchon an Metaphyfik, -traun, mit uns zwei beiden... Drum wert’ ich fie dem Nachbarn übern Zaun. Mag der entfcheident Ratatöchr Man könnte es auch für einen Blumenladen halten, denn in jedem Schaufenster ist nur. eine Dame, “ sber mehrere Blumenvasen stehen herum. O wie herrlich sind diese Damen angezogen, nein an- ‚gekleidet! Da knisterts und rauschts von Stoffen, deren Namen nur die Verkäuferinnen kennen, von Spitzen und Tülls und Brokaten, aber Ich will mich nicht in die kostbaren Namen verwickeln. Die Damen sind die frisiertesten Damen, die man sehen kann und sehr hochmütig sind sie. Aber natürlich, wenn man so festlich gekleidet ist, kann man nur so abweisende Gesichter und Frisuren ° machen. Ach, es sind auch so feine Räume, in denen die Damen stehen, kühle Räume, aber sicher gut durchwärmt. Immer steht ein Louis- seize-Sofachen da oder ein Louis-seize-Tischchen, und da liegt immer etwas drauf, was die Dame anscheinend vergessen hat anzuziehen, aber nur ganz Weniges, etwas Gefälteltes, etwas Gekräu- seltes. Die Vasen mit den Blumen stehen auf der Erde. Bei so feinen Damen stehen vermutlich Blumen immer auf der Erde. Aus manchen Vasen quellen auch Stöffchen, Stöffchen, wie sie nur aus so feinen Vasen quellen können. Was machen die Schaufensterdamen hier, was geht hier vor? Ich habe es mir lange überlegt. Jetzt glaube ich es zu wissen. Hier ist „Empfang”. Wissen Sie: „Anschließend fand ein Empfang statt.” Ja, das Ist es, ein märchenhafter Empfang. Wenn einer das richtige Wort fände, er könnte den ganzen Zauber lösen und das Märchen zum Zerplatzen bringen. Wenn da z.B. einer herein- käme und riefe: „Kommen S’, meine Damen, jetzt 386 wäre eine Leberknödelsuppe recht”, ich glaube, es würde alles zusammenstürzen, die Frisuren, die Rüschen und die Gesichter und die knisternde Seide bei einem so saftigen Wort wie Leber- knödel. Foltzick MEIN FREUND JOHANNES Johannes und Ich saßen in einem Lokal. Das Go- spräch kam auf eine in der Ferne weilende Freun- din, und wir beschlossen, ihr eine Karte zu schrei- ben. Das heißt, wir beschlossen es nicht nur, sondern wir taten es auch, Die Karte wurde wunderschön. Wir waren äußerst zufrieden mit ihr. Dementsprechend wollten wir sie auch abschicken. Aber wir halten beide keine Briefmarke. Johannes rief den Kellner, der sich offensichtlich in sehr mäßiger Laune befand und “ deshalb nur zögernd und mit brummtgem Gesicht herbeikam. — Johannes fragte ihn mit seiner freundlichsten Stimme: „Haben Sie vielleicht eine Briefmarke für uns?” „Bedaure nein“, knurrte der Ober. „Das Bedauern Ist ganz auf unserer Seite. Aber vielleicht können Sie uns eine besorgen?” fragte Johannes und fügte leutselig hinzu: „Wir haben nämlich eine Karte an ein wirklich sehr nettes Mädchen geschrieben und möchten sie gerne ab- schicken.” « Der Ober zeigte wenig Verständnis für unsere Ge- fühle, trollte aber immerhin zur Theke und kam nach geraumer Zeit mit der gewünschten Marke zurück, die er uns mehr hinwarf als reichte. Wäre sie zerbrechlich gewesen, sie wäre bestimmt zerklirrt. Johannes schüttelte leise den Kopf, nahm die Held Stalin (Erich Schilling) „Was bedeuten schon meine Niederlagen an der deutschen Front gegen den glänzenden Sieg über meine geliebte Britannia!“ L’eroe Stalin: “Che sono mal le mie sconfitte al fronte tedesco, in paragone della splendida vittoria sulla mia amata Britannia?,, Marke und klebte sie auf die Karte. Dann blickte er mich nachdenklich an und sagte: „Wenn das Mädchen wüßte, was wir über uns ergehen lassen mußten, um ihr diesen Gruß zu schicken!" „Sie würde ihn doppelt anerkennen und werten”, vollendete ich. „Wir sollten es ihr schreiben“, sann Johannes. „Es Ist kein Platz mehr auf der Karte”, gab ich zu bedenken. „Wir könnten eine zweite schreiben”, schlug Jo- hannes vor. „Und woher nehmen wir die Marke?” fragte Ich. „Die müssen wir beim Kellner bestellen“, sagte Johannes. „Willst du das wirklich wagen?” zweifelte ich. „Diesmal bist du ja wohl dran“, betonte Johannes „Nein, ich wage es nicht. Er ist so böse”, sagte Ich. „Feiglingl brummte Johannes. „Wagst du es denn?” fragte Ich. „Nein“, gab Johannes zu, „Also selber Feigling! Aber was machen wir denn da? Soviel Sorgen um eine Sechspfennigsmarke”, klagte ich. „Bestell sie schon”, drängte Johannes. 387 „Bestell du sie schon“, drängte ich, Johannes zögerte nachdenklich. Dann ging ein Leuchten über sein Gesicht. „Teilen wir. Jeder bestellt eine Dreipfennigmarke. Ich will meine sogar freiwillig zuerst bestellen”, sagte Johannes. Ich war so verblüfft, daß ich nicht länger wider- sprach. Man kann sich denken, mit welchem Ge sicht der Kellner Johannes seine Marke brachte Aber was er sagte, als Ich dann die meine be stellte, das kann man sich nicht denken. Dazu is! man zu gut erzogen. ].Bieger Der bewährte Dreh „Siehst du, Luise, eigentlich bin ich doch mein ganzes Leben lang furchtbar einsam gewesen!“ — „Ach du Armer — und dabei hat man dich nie allein gesehen!“ Il vecchio metodo: “Vedi, Lulsa, in realtä in vita mia sono stato sempre orribilmente solo!,, "Ah poverino! Eppure non 1’ hanno mai visto scompagndto!,, 388 (KR meiigenstaadt) An der Kinokasse (Magon) „Schau’n wir den Film an oder nehmen wir 'ne Loge?" Alla cassa del cinema: “Guardiamo II film © prendiamo un palchetto},. DIE HÖHERE ORDNUNG VON ROLF FLUGEL Wie zerrissene Tanzgewänder fliehender Geister hängen draußen die Föhnwolken. Vom Kellerfen- ster aus ist der Himmel noch höher. Leere Fla- schen stehen in einem Winkel, vertrocknete Geranienstöcke In einem Blumenkistl, auf einem Hocker träumt sinnend eine mit einem Totenkopf gezierte Flasche vor sich hin, In ein großes zin- nernes Waschschaff geschmlegt ruht im Dunkeln die Kühle, auf einer Stellage verstaubt der Jahr- gang 1905 des Kränzchens, Alles ist da — nur der Impfschein fehlt. „Was machst du denn im Keller?” — „Ich suche den Impfschein.“ — Zwei klappernde Holzschuhe trappen Über die Treppe, es erscheinen zwei nackte Beine, ein um die Knie wippendes schwar- zes Röckchen, eine Hand mit dem Ring meines Vaters und eine dumpfe, an den Kellerwänden vibrierende Stimme: „Lächerlich!” — Es Ist der frohe Samstag Nachmittag. „Am Samstag Nach- mittag mußt du den Impfschein suchen — du hast zu wenig Ordnung in deinem Leben — — — vielleicht ist er in der China-Vase — bei unseren Wertsachen!” — „Da hab ich auch schon nach- geschaut.” Resigniert baumeln die Hände. — „Dann Ist er im Keller erst recht nicht!“ — Da sind Stöße alter Zeitungen, ein Korb mit Tannen- zapfen, eine ihr Netz hurtig schaukelnde Spinne, ein Skistock und der Koffer für die Grammophon- platten. „Er könnte aber hier sein — gut auch noch”, und als ich mich aufrichte, fliegt mit einem Krach die Radfahrpumpe auf die gipserne Nofre- tete. „Gott sei Dank!” — „Wieso, sie Ist Ja gar nicht hin,“ — Dann steigen wir hinauf in das atmende Licht, um eine Hoffnung ärmer. Ein ge- impfter Mensch ohne Impfschein ist wie ein unge- impfter Mensch. Die Gartenstühle ächzen unter dem Gewicht der Gedankenschwere. Das Kind bringt Löwenzahnblüten, so daß die Hände von der weißen Milch zu kleben beginnen. Was hat dieser Star in der Wiese für einen sonderbaren ruckartigen Gang! — „Im Leitzordner — — —” Außerdem sitze ich auf was, Es ist ein Schach- terl in der hinteren Hosentasche. „Im Leitzord- ner — — —" Das soll ein Kaffee sein, du meine Güte, anschaun und dabei weit weggehen. Das ist alles. Die weißen Blüten wirbeln vom Strauch. Wie lange hat er jetzt geblüht? Oh, vergäng- liche Schönheit! Natürlich Ist das Schachterl Jetzt kaputt. „Im Leitzordner — — — hör doch einmal, im Leitzordner — — — Ein mildes Lächeln, aus der Weisheit der 'Resignation geboren, verklärt meine Züge. „Im Leitzordner, Im Leitzordner, wie du dir das vorstellst. So glatt ist das Leben nie.” — „Immerhin könnte man einmal nachschauen.” Das ist halt der praktische Sinn der Frauen. Das Röckchen wippt um die nackten Knie. Eigentlich seh ich das immer noch gern. „Erstaunlich, für- wahr!” Kaum hab ich das vor mich hingeflüstert, 389 beginne ich mich auch schon darüber zu ärgern. „Ilse“, rufe ich, „Ilse, hast du schon einmal für- wahr gesagt?” — „Oft“, schreit sie aus dem Zim- mer heraus, „oft schon — ich hab den Impfschein fürwahrl!” Und da kommt sie angeflattert wie die bunten breiten Fahnen des Sommers, vollhüftig, rundarmig. Der Leitzordner wird geöffnet und da ist auch der Impfschein und schlägt seine zart- blauen Augen auf. Wie einfach ist die Welt. Auch in einem Ordner kann, so verblüffend es zunächst erscheint, Ordnung sein. Unter | liegt der Schein. „Wo sollte er auch sonst liegen”, plappert, als wir bei Franziska sind, Ilse tags darauf und sie steht da wie eine bronzene Viktoria, die Insig- nien des Sieges in schmalen, funkelnden Augen- schlitzen. „Ach”, sage ich, „laß das doch!” Von einem Leitzordner, überlege ich, ist nicht weit zum Gummikragen und zum Stehpult und Fran- ziska ist eine Künstlerin. Seitdem Ich In Künstler- kreisen verkehre, habe Ich es überhaupt etwas mit der bacchantischen Unordnung. Mein Schei- tel liegt nicht mehr so glatt und zu Ilse sage ich so beiläufig, sie habe eine Mitschwester und soll sich vorsehen. Das mit dem Leitzordner paßt mir gar nicht. Er hängt wie ein Zentnergewicht auf meiner freiheitsdurstigen Seele, er hebt, finde ich, meine mühsam errungene Schlamperel, das gewisse Etwas bürgerlicher Unsolldität mit sel- ner mechanischen Akkuratesse wieder auf. Es Ist schon schlimm genug, einen Leitzordner zu ha- ben. Aber in ihm mit elnem Griff das Richtige zu finden, ist hoffnungslos. Darum rufe Ich jetzt „Laß das dochl"” „Aber warum”, wirft Franziska dazwischen, „war- um denn, Leitzordner sind was Herrliches — ich habe selbst einen!” Einmal bin Ich In Ihrem Ate- lier gewesen zu einem Fest. Da mußte man zu Grammophonmusik auf dem Boden sitzen. Einige Mädchen lagen ebenfalls da und der Staub fin- gerdick auf dem Ofenrohr, Kerzen waren auf Fla- schen gesteckt. Luftschlangen hielten an einem blinden Spiegel überrascht im Kräuseln ein. Es wurde zweistimmig gesungen, dreistimmig, wenn man den sommersprossigen Schweden dazu rech- net, der unbekümmert im eigenen Melodienteich in Moll und Dur herumangelte — und einmal wäre die Lust, die große Lust schon noch aus- gebrochen, wenn nicht vorher die letzte Tram- bahn dem blaßgrünen Keimling der Orgie sturm- windartig den Garaus gemacht hätte. Von vielen Gläsern Bowle bei rt, zogen wir in die Nacht hinaus wie glühende Kometen, die „für 20 Pfen- nig Geradeaus” schauten, daß sie noch recht- zeitig heimkamen — zu Ilse oder sonstwohln. Franziskas Kopf aber lärmte noch fratzenhaft und höhnisch hinter einer selbst gemachten Chinesen- larve vom schwarzen Fenster herunter. Und jetzt dieser Leitzordner! „Einen Leitzordner", stöhne ich, „einen Leitzordner hast du” und es schien, als wollte ein mystisches Schwert mir das Welt- bild aus griechischem Marmor und Schwabinger knarzendem Treppenhaus zertrümmern. „Laß sehen“, sage ich gebrochen zu Franziska, die jetzt mit der Mappe kommt. „Praktisch, mußt du wissen”, zwitschert sie. „Ich habe, weils gleich ist, die Liebhaber gleich mit eingeordnet.” — „Was“, ruft jetzt Ilse entsetzt, „die Liebesbriefe hast du im Leitzordner!“ Franziska aber schämt sich nicht und beginnt zu blättern, Unter K ist ein schöner Packen mit Rellefbuchstaben und grüner Tinte. Unter G sind die Gasrechnungen. Unter V, was ist denn unter V? Viktor — — — Verleger — — — Faltermayr. „Faltermayr — hör mal — Ist das der Faltermayr mit den Ansteck- krawatten? Der mit der Brille und der sanften Stimme?” — „Ja“, sagt Franziska, „ das Ist der Faltermayr.“ — „Da ist es mit deiner Ordnung nicht weit her — was hat der Faltermayr unter V zu suchen?” Franziska lächelt — wie die Nornen gelächelt haben mögen, wenn ihnen Antwort wurde vom Schicksal aus einer raunenden, dun- keln, rätselvollen anderen Welt. — „Doch“, sag! sie dann und nimmt ein Knie vors andere, „der Faltermayr gehört unter V. So wie der war, so mit den welchen Fingern und den zarten Seelen- abdrücken, mit seinem — — (jetzt sucht sie nach einem besonderen Wort) — Plasma gehört der unter VI" - Die höhere Liebesordnung einer Künstlerin schließt noch um klirrende Aktendeckel ein ma- gisches Band. Die Mathematik löst sich In Dä- monie auf und das Alphabet wird plötzlich auch von den Jenseitigen verstanden. Ich weiß schon, warum es mir bei Künstlers so gut gefällt DIE FAHRT ÜBER DEN BODENSEE Gerade als die Freunde im Begriff waren, die Haustür aufzuschließen, die zu Berts Atelier führte, brach neben ihnen der raunzende Lärm raufender Hunde los. Ein kleiner, erbitterter Foxterrier hatte sich wütend ins dicke Fell eines riesigen Bern- hardiners verbissen, der ihn vergeblich mit der Riesenpfote abzustreifen suchte und auch nicht darauf achtete, daß seine Herrin ihn an der Leine wegzog und zerrte. Bert bückte sich und riß am Halsband den klei- nenHund zurück, der wütend nach ihm schnappte, indes der Bernhardiner beinahe traurig aus rot- umränderten, guten Augen auf den kleinen Kampf- hahn schaute, ehe er, den mächtigen Kopf ge- senkt, in schwerem Trab welterlief, Der Terrier hatte eine Bürste weißen, starren Haares auf dem Rücken und seine Kiefer klappten noch ein paar- mal vor Erregung, dann ging er plötzlich in schein- barer Gleichgültigkeit um seine Herrin herum und setzte sich erbittert und trotzig gerade hin- ter ihre Absätze, Die aber, eine junge und sehr hübsche Frau, lachte Bert an und sagte: „Ich danke Ihnen vielmals, Sie haben unsern unge- zogenen Strolchi wahrscheinlich vor einer schlim- men Erfahrung bewahrt!” Dabei gab sie ihm die Hand und Hans Krüger, der Freund, sah mit Er- staunen, wie Bert diese Hand an die Lippen zog und dabei jenes schmale, ein wenig blasse Ge- sicht hatte, das Hans an ihm kannte, wenn er von irgendwelchen Gedanken bewegt und ergriffen war. Weiter geschah nichts. Die junge Frau ging weiter, wobei Strolchi, der Terrier, die Führung zu übernehmen schien. „Das war Katrin“, sagte Bert, nachdem er mit Hans schweigend die vielen Treppen zum Ate- lier hinaufgestiogen war und beide sich gegen- übersaßen. Hans war erstaunt und fragte schnell: „Aber sie kannte dich doch nicht — oder wie?” „Ach, sie kannte mich wohl”, sagte Bert, „aber so ist sie: sie weiß meinen Namen nicht und will ihn nicht wissen, denn sie will mich auch nicht kennen.” „Und du?” „Ich — Ja Ich bin, glaube ich, auf eine freund- liche Art in sie verliebt, obgleich ich nichts wei- ter von ihr weiß, als daß sie Katrin heißt. Ich bin in sie verliebt seit jener Fahrt über den Boden- see, von der Ich dir nie erzählte, so daß du meinen Andeutungen nach wahrscheinlich glau- ben mußtest, es gäbe eine Katrin in meinem Le- ben, die mehr sei, als nur so etwas wie eine Begegnung...” „Siehst du” — er fuhr fort, ohne daß Hans ihn darum gebeten hatte, aber dessen Aufmerksam- keit war er sicher — „das ist nun ein paar Jahre her, daß ich rasch nach Zürich fahren mußte wegen einer Ausstellung. Auf den Feldern des Allgäus lag noch etwas Schnee, der sah aus wie alte Schlagsahne, so eingesunken, gelblich und traurig. Über dem Bodensee aber war Sonne und das allein schon machte mich beglückt und auf- geschlossen, Als ich In Lindau auf den Dampfer lief — es geht da zuerst langsam mit den ver- schledenen Kontrollen, darum hat mans dann stets eilig — sah ich Katrin. Sie stand neben einem dicken, unangenehmen Mann, der viel redete und mir besonders unsympathisch war, weil er dicke, wabblige Hände hatte und am Zeigefinger der Rechten einen Ring trug. Hans, du weißt, es ist so etwas wie ein Steckenpferd von mir, diese falsche Zweiteilung der Hand zu verabscheuen, die alles Übergewicht von der Zartheit auf die Plumpheit zu schieben scheint durch eine Verlegung des organischen Gleich- gewichtes! Katrin aber sah aus wie ein schönes Bild. Sie trug ein grünes Kleid und einen kleinen grünen Hut, dazu einen Mantel aus grauem Pelz. Ich VON EFFI HORN sah sie an und im gleichen Augenblick liefen ihre flinken, hellen Augen über den Weg meines Blickes und gingen ein Stück mit den meinen, gleichsam Arm in Arm...” „Bert, deine Bilder...” Hans stöhnte ein wenig, aber Bert wischte diese leise Auflehnung mit einer Handbewegung weg und sprach weiter. „Eine zeitlang war ein ewiges Hasten und Laufen und Anrumpeln im schmalen Schiffsgang. Das Ge- päck wurde zu einem Haufen getürmt, die Men- schen verteilten sich in den verschiedenen Ab- teilungen des Decks und der Eßräume, Ich saß im Vorderschiff an einem kleinen Tisch und ver- trieb mir die Zeit, indem ich frühstückte. Ach was, ich frühstückte Ja gar nicht. Ich tat nur so — vor mir, vor den Kellnern, vor Katrin, die am Nebentisch mit dem Dicken saß und Kaffee trank. Ich konnte kein Wort ihrer Unterhaltung hören, nur wenn die Frau lachte, mußte ich jedesmal hin- schauen, so hell klang es. Der Kerl, wahrschein- lich ihr Mann, lächelte dann jedesmal höflich, mit und schien geschmeichelt, sie erheitert zu haben. Katrins Augen trafen oft auf die meinen. ‚Laß doch den ekelhaften Kerl‘, funkte ich ihr hin- über und — wahrhaftig, Hans, du glaubst es nicht, in den ihren stand ganz deutlich ‚Aber gern, mir ist er Ja selber zum Kotzen.‘ Oder vielleicht drückten sich ihre Augen feiner aus, jedenfalls dechiffrierte ich eben ihren Blick so In meine Sprache. Draußen stießen Möven dicht neben dem Schiff aufs Wasser, draußen zog ein Dampfer vorüber, draußen kreisten spielerisch tiefgrüne Wellen, auf die der Wind wie mit einem Schneeschläger kleine Schaumkronen blies. Eine ältliche Schwei- zerin am Nebentisch deutete ihren Mitreisenden das Panorama des Ufers, das silbern und in wun- dervoller Klarheit aufstieg, und ich habe noch Zeitgenöffifche Entwicklung Von Eugen Roth Ein Menfch fit da und fchreibt vergnügt, Sein Fleiß it groß und das genügt. Doch bald hat er fich angefchafft Die erfte Schreibmafchinenhraft; Das langt nach kurzer Zeit nicht mehr, Es müffen noch zwei andre her, Desgleichen wer fürs Telefon Auch wird ein Diener nötig fchon, Ein Laufburfch und, es währt nicht lang, Ein Fräulein eigens für Empfang. Dazu kommt noch ein Hauptbuchhalter Somie ein Magazinvermalter, Doch reichen nun, man fah’s voraus, Die Tippmamfellen nicht mehr aus. Bei Angeftellten folcher Zahl Braucht's einen Chef fürs Perfonal; Der mwiedrum, foll er wirkfam fein, Stellt eine Schretärin ein. Die Arbeit it im Grunde zwar Die gleiche, die fie immer war, Doch ftilgerecht fie zu bewältigen Muß man die Kraft verhundertfältigen. Der Menfch, der folgerichtig handelt, Wird zur Behörde fo verwandelt. 390 ihre zufriedene Stimme im Ohr, wie sie sagte: ‚Das dort isch d’r Säntisl” Ich wußte und weiß heute noch nicht, ob ers war oder nicht, mir wars offengestanden gleich. Aber ihre Stimme deckte das letzte zu, was ich von Katrins Stimme bisher hatte hören können, und das verübelte ich ihr auf unfreundliche Weise. Immerhin blieben uns die Augen und manchmal war es so, als ob Katrins Augen mich auslachten. Stell dir beispielsweise vor, ich starrte ganz deutlich — fast kamen mir Tränen vor lauter Ausdruckswillen — den schwierigen Satz: ‚Wo fährst du hin — wo können wir uns ungestört sprechen?’ und sie blinzelte, ach nein, sie lachte geradezu: ‚Aber, bitte, jetzt — ich bin doch ganz ungeniert und allein!" als ob der Dicke nicht Hinderungsgrund genug gewesen wäre, Mit einmal aber hörte das Spiel auf. Ich hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, als nähme sie es nicht ernst, als sel es ihr gerade recht, die Fahrt zu kürzen und mich und den Dicken — ja, ja, sie stellte mich irgendwie auf eine Linie mit ihm und das machte mich wütend — gleicher- maßen zu ärgern. Da aber riß der lose Faden unseres Einverständnisses und sie vergaß mich. Ich war Ihr nicht mehr, als die Möven und die Wellen und die alte Frau mit dem Säntis! Ein Flugzeug spaltete knatternd das Blau des Himmels, tauchte bald in Wolken, bald wieder ins Freie und das nahm Katrin gefangen. Sie schien diese stählern schimmernde Maschine dort oben mit dem Entzücken ganzer Erfülltheit zu be- trachten — für sie versank alles ringsum. Ja, sie schob die Glaswand des breiten Fensters zurück und beugte sich hinaus, um dem Flug droben mit den Augen besser folgen zu können, und wie sie ihre Hand ein wenig hinaushlelt In den küh- len Luftstrom der Fahrt, spielerisch und leicht, fast als liebkose sie diesen Wind, da war es wie ein frohes, glückliches Winken hinauf in die Wolken, in denen das schöne Flugzeug nun rasch unseren Augen entschwand. Eine halbe Stunde später waren wir in Ror- schach und es war mir nicht gelungen, auch nur die Spur eines Einverständnisses in ihrem Ge- sicht wiederzufinden. So war ich ärgerlich, wie ein passionierter Fußballspieler, dessen Mann- schaft verloren hat, und ging verstimmt, ohne mich umzuschauen zum Zug. Und vielleicht wars Zufall, vielleicht aber hatte ich trotz meiner Ab- kehr doch noch einen Zipfel des grünen Kleides verschwinden sehen — jedenfalls saß Ich mit ein- mal wieder ihr gegenüber und nahm es auf mich, daß sie durch mich hindurchsah wie durch eine schlechtgeputzte Fensterscheibe. Der Dicke saß noch neben ihr, aber er war still geworden. Anscheinend halte er seinen Unter- haltungsstoff völlig auf dem Dampfer verausgabt. Aber ich gönnte ihr nun den langweiligen Kerl, da sie doch sichtlich für mich und meine Gaben kein Verständnis aufzubringen vermochte, Nur sie ihm gönnen — das konnte ich nicht und so paßte ich mit einer beinahe quälenden Genauig- keit auf, ob er sich etwa Vertraulichkeiten er- laube, vielleicht der Frau Gemahlin Hand, an der ein feiner, mattgoldener Reif schimmerte, mit seiner dicken, die einen breiten, glänzenden Ehe- ting neben dem schweren Zeigefingerstein trug, berühre — aber er tat nichts. Er hielt es nicht für nötig, so schiens, sich um dies bezaubernde Geschöpf noch weiter zu bemühen. Es war ja schließlich seine Frau. In mir erwachte ein kleiner Sankt Georg, der sich berufen fühlte, die Jungfrau aus den Klauen des Drachens zu befreien. Aber die Jungfrau wollte gar nicht und der Drache stellte sich nicht zum Kampf, ganz und gar nicht. Er schien durch- aus friedfertig und jeder Feindseligkeit abhold. Ein paar Stunden später fuhren wir in Zürich ein. Ich hätte es fast übersehen, ich war so versun- ken in das Rätsel dieser Frau und ihrer Ehe.” Bert schwieg und fuhr gedankenlos mit der Fuß- spitze dem Muster des Teppichs nach, Bis Hans ihn fragte: „Und du hast des Rätsels Lösung ge- funden?“ „Ach, sie wurde mir geradezu auf den Tisch ge- legt. Noch stand Katrin am Fenster des langsam fahrenden Zuges, da winkte sie schon und rief mit einer sehr hellen, schwingenden Stimme hin- aus: ‚Rudi — hallo, Rudil‘ Draußen kam ein Mann ans Fenster, der mir auf den ersten Blick gefiel, Ein netter Kerl schien er zuerst und dann noch mehr: Klares, nicht mehr junges aber unverwüstliches Gesicht, scharfe, dunkle, saubere Augen, hellbraune Haare, die wie eine Kappe gegen das besonders braune Gesicht standen, ‚Ich bin schon längst da, Katrin‘, rief er vergnügt, ‚Ihr seid ja geschlichen!' und dann holte er ihr Köfferchen heraus und sie sprang mit einem gro- Ben Schritt Über die drei Stufen des Wagens ge- radewegs in seine Arme, die sie auffingen. Da sah ich, daß er den schmalen goldenen Reif trug, der zu dem ihren paßte, und ich nannte mich einen Esel, daß ich diese bezaubernde und in ihrer strahlenden Frische so schöne Frau mit dem Dicken verheiratet hatte, der nun ‚auch langsam aus dem Wagen kam und dem Mann die Hand gab. Er sah mit einmal gar nicht mehr so un- angenehm, sondern ganz guimütig aus. Ich hörte, wie der Mann ihm dankte, daß er ner Frau die Reise über den See verkürzt habe — ein höflicher, nicht wichtiger und auch nicht sonderlich tiefgehender Dank — und wie der Dicke die beiden einlud, ihn zu besuchen In sel- nem Haus am Zürchersee. Der Mann, der Rudi hieß, lehnte das jedoch ab, Sie flögen Ja morgen wieder zurück und er habe doch nur seiner Frau die Freude machen wollen, ihr bei seinem fünfhundertsten Flug auf dieser Strecke einmal die Stadt zu zeigen, Und da nun der letzte Flug- platz im letzten Augenblick besetzt gewesen sei, hätte die Arme ja nun die eine Strecke mit der Bahn fahren müssen. ‚Ja, aber wir haben dich gesehen auf dem Bo- densee‘, sagte die ‚Arme' darauf und sah ihn strahlend an, ‚schön bist du geflogen!’ Da sah ich erst, daß der Mann den Dienstanzug der deutschen Verkehrspiloten trug und es fiel mir ein, daß ich sein Gesicht in Irgendeiner Illustrier- ten schon einmal als das eines der besten und tüchtigsten Flugkapitäne der Lufthansa gesehen hatte, ‘Ich schaute nochmals zu Katrin hin und jetzt, nachdem sie, wie sie wohl wußte, auch mir die Sachlage geklärt hatte, verstanden sich unsere Augen wieder, Ich nämlich funkte ganz klein- mütig ‚Bitte, nicht böse sein!‘ und sie lachte zu- rück: ‚Geschenkt — r hab’ ich nicht einen fel- nen Mann?‘ Und weil ich das zugeben mußte, hatte ich ein schlechtes Gewissen, denn siehst du, so sind wir nun einmal: immer hin- und herge- rissen zwischen den Polen unseres Erlebens und doch aus dieser Spannung von Liebe und Haß, Zuneigung und Ablehnung, Freude und Schmerz, alles Erlebnis und seine Werte schöpfend...” „Und was ist nun das letzte Ergebnis dieser Fahrt über den Bodensee für dich?” wollte Hans noch wissen. „Erstens ein zärtliches Gefühl für diese Frau als ein kleiner Quell der Freude, der sich mir nicht verschließen kann, weil ich. ihn ja nicht in den steinernen Brunnen des Besitzes gefaßt habe — die Liebe also zum Unerreichbaren und damit die innere Beschwingtheit, die aus der Uberwin- dung leisen Schmerzes kommt... und dann...” Bert ließ den nachdenklichen Ton seiner Worte einen Augenblick verklingen und fügte vergnügt hinzu: „Und dann zum zweiten, daß ich heute einem frechen kleinen Foxterrier einen Teil sei- nes Lebens gerettet habe, denn der gute Bern- härdiner zog doch schon höchst ungemütlich die Lefzen hoch — oder findest du etwa nicht?" Kampf der Garnituren . wer ist die Schönste im ganzen Lande?“ (Fr. Bilak) Lotta di guarnizioni “chi & la piö bella In tufto Il paesel,, 391 Die Hinrichtung Von Kurt Groos Gegen Mitternacht weckten mich Trommelschläge. In den ersten Sekunden des Erwachens vergaß Ich meine fürchterliche Lage und versuchte mich aufzurichten, sank aber sofort wieder zurück Die Nacht verschlang den Trommelwirbel, von unten klangen nur noch die Geräusche der schweren Stiefel der Wache herauf. Wenn ich vor sichig den Kopf etwas zur Seite neigte, sah Ich links in der Höhe das kleine, mit dicken Eisen stäben vergitteite Fenster, es ging wie ein Stol- len nach außen, denn die Wände deı engen Turmzelle mochten gut zwei Meter dick sein Manchmal blieb unten der Posten stehen; meine Sinne waren nach dem kurzen Schlaf im grauen- vollen Wiedererkennen meiner Lage so geschärft, daß ich genau tühlte, was meinen Wächter vor- önlaßte seinen monotonen Rundgang zu unler- brechen. einmal biß er ein Stück Kautabak ab, ein anderes Mal zog eı einen Brief oder ein Bild aus der Tasche, wieder einmal brachte er on seinem Karabineı etwas in Ordnung Kurz vor Anbıuch der Dämmerung wurde der Posten abgelöst, es zog jetzt eine Doppel- wache auf, ein durchaus sinnlos erscheinendes Beginnen, denn ich wäre zu schwach gewesen, mich nur ein Dutzend Schritte aus eigener Kraft fortzubewegen, von der vielfach gesicherten Stahltür in dem meterdicken Gewölbe ganz zu schweigen. Als die Dämmerung stärker durchkam — es mochte gegen die fünfte Morgenstunde sein — begann man im Innenhof der Zitadelle zu sägen; Bep- pos Vermutung traf also zu: Man hatte den morschen Queibalken an der Gulllotine entfernt una begann jetzt, ihn durch einen neuen zu ersetzen. Mein Gesuch, mir eine Kugel zu gewähren, war also abgelehnt worden. Nach Abschluß der Säge- tei verfiel ich in die unangenehme Angewohn- heit, die Sekunden bis zur Exekution laut zu zählen, obgleich dadurch an der Sachlage als solcher nichts geändert wurde, Ich kam bis 87, als die schwere Stahltüre aufgedreht wurde und man mich holte. Seltsamerweise ging es aber noch nicht zur Guillotine, sondern man führte mich in ein vor de: Zitadelle wartendes Auto, das im schärfsten Tempo durch die Nacht fuhr und schließlich vor der schloßartigen Villa des Präsidenten hielt; meine Peiniger waren während der Fahrt um einige Grade höflicher geworden. Als sie mich aus dem Wagen holten und In das Haus des Prä- sidenten bugslerten, schärften sie mir vor seiner Tür unter allerhand Drohungen ein, den Mäch- tigen unbedingt mit „Exzellenz” anzureden; ich nahm mir sofort vor, ihn mit „alter Junge“ zu titulleren Ich sah ihn fest und trotzig an und verweigerte lede Aussage. Der Präsident runzelte die Stirne, nahm meine Akte zur Hand und blätterte darin herum. „Noch 16 Minuten“, murmelte er, „Sie sollten sich etwas stärker konzentrieren!” Dann — seine Launen- haftigkeit war ja bekannt — warf er das Akten- stück gegen die Wand und befahl mit wutver- zerrter Stimme, mich abzuführen und die Exekution zur festgesetzten Zeit zu vollziehen. Nun will ich mich kurz fassen: Es klappte alles wie am Schnürchen, um 6.01 Uhr schlug man mir den Kopf ab. Nachdem man mich enthauptet hatte, wartete Ich voller Spannung der Dinge, die da kommen soll- ten, jedoch nicht kamen; jeglicher Applaus blieb aus, „Ihr Stück Ist nichts wert‘, sagte der Intendant zehn Minuten später, „Ihr Ehrgeiz, die Hauptrolle darin selbst zu spielen, hat ihm noch den Rest gegeben!” Traurig, völlig gebrochen, nahm ich meinen Kopf unter den Arm, trottete nach Hause und rettete aus dem ganzen Zusammenbruch noch diese kleine Geschichte, die man mir ebenfalls ver- zeihen möge. (= — An jedem Morgen mit den Fingerspitzen die Kopfhaut kräftig massieren, und zwar immer ı von der Seite nach der Kopfmitte, so daß || Sie deutlich die Verschiebung der Kopfhaut | spüren. Diese Kopfmassage wirkterfrischend | und belebend. Sie ist außerdem nützlich für | Ihr Haar, weil sie der Neigung der Kopfs | haut zu übermäßiger Spannung vorbeugt. Beherzigen Sie unsere Ratschläge heute mehr | als früher, bis wir das biologische Haartonikum | | Trilysin wieder wie gewohnt für Ihre tägliche | | Haarpflege zur Verfügung stellen können. | | Inilys in | URLAUB Nach langer Zeit feit Kriegsbeginn tret ich in das möblierte Gemach, in dem ich immerhin ein Jahr domizilierte. Da fteht, weiß Gott, noch alles fo und angeftaubt - wie früher - das Bett mit Kiffen und Plumeau, der Schrank mit Überzieher. Mein weicher Filzhut lacht mich an aus eigenmächt'gen Kniffen, das Nachtgefchirr aus Porzellan ftrablt wiederfehnsergriffen. Die Vale ohne Blumen drin winkt von der Kaffeedeche, der Regenfchirm, ganz ohne Sinn, gähnt in der linken Eche. Das Lämpchen - fünfundzwanzig Watt - hängt immer noch fo lofe, vom regen Nachtgebrauche matt, in feiner Anftechdofe. Der Wandkalender blieb bewußt nach halb verbrauchtem Leben am fechsundzwanzigften Auguft von Neununddrelßig kleben. ‚Ja, ja, eo fteht noch alles fo tie fonft in meinem Zimmer, es fteht fogar feit ultimo die Miete aus - wie Immer. Walter Bemmer immer ein Zeichen für photographifche Wertarbeit nose Brotkugeln gegen Zahnschmerzen Johann Peter Hebel erzählt in seinem „Schatzkästlein“*) die Geschichte mit den zwei Tagedieben, von denen der eine im Wirtshaus einer fremden Stadt heftige Zahnschmerzen mimte, wogegen ihm sein Kumpan als angeblicher „Doktor Schnauzius Rapunzius von Trafalgar“ Pillen verabreichte. Darauf verschwanden die Schmerzen sofort und vollkommen. Die Spießgesellen machten dann mit den „Wunderpillen“, die sie aus Brot gedreht hatten, ein großes Geschäft. Das war teures Brot für die Hereingefallenen. Und zugleich das Gegenteil einer vernünftigen Zahnpflege, wie man sie heute mit Blendax, der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta. erreicht“ 13 Mehdingern Ingrmduihrihen Verlag. Baslin. Wirksam gegen, Ansatz von Zahnstein Ohne mechanisches Wörterbüffeln De. Heil's Suenchen-Neüsystem Schnellmethode zum Selbststudium füe Englisch - Französisch - Italienisch Loson Sie hier, was unsere Kunden schreiben: ‚no prägtalch spiolond loicht oin Heil's Schnellkurs Italienisch über- trifft bei weitem all meine Erwartun- gon. Ich habe eine kleine Dorlschule besucht und halte keinen Schimmer von Fremdsprachen. Erst nachdem Ich mich mit einer italienischen Familie sehr gul angefreundet halte, kam in mir der Wunsch auf, auch die Italle- nische Sprache zu "beherrschen. Ich lionische Zeitungen zu losen und Briefe zu schreiben. Ich habe os selbst nicht tür möglich gehalten, daß man In s0 kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen kann. Mit guiom Gewissen kann ich jodom dieses einzigartige Work welter- empfehlen Radebeul, Margot Hanning, Radebeul, den 29. April 1941 Lessingsiraße 7. habe nicht Immer regelmäßig gelernt, sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Lernen ist gar nicht das richtige Wort, man braucht weder auswendig zu (le Kein Auswondiglornen von Vokabeln Ich finde Ihr Neusystam Insofern un- übertrefflich, als das Auswendigiernen von Vokabeln und grammallschen Ro- non, noch Vokabeln und grammalisc joln ganz ausgeschaltet Ist, denn dar Rogeln pauken, noch Irgendwelc ‚ohrstoft prägt sich In seinem Aufbau Vorkonninisso oder eine besondere Be- ganz von salbıt dam Godächtnls, ain, gebung zu besitzen. Man Ilost, und des Dar behandelte Stoll, wird In Inter: ‚oloseno prägt sich spielend leicht ossanter Welse gebracht und kann rest- ein, Meine itallenischen Freunde waren los im praktischen leben verwendet überrascht über meine schnellen Er- warden folge, besonders über die gute Aus- St. Pölten, 18. Jan. 1940. Adalb. Redl, sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- Josetsir, 57. Hauptschuldiraktor I. R Das ist die neue Art mit dem nevaufgebaufen Plan: Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als eino Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und 14 lich In lebendiger Rede und Gegenrede gesprochen und gebrauch! wird. Jed mochanischo Auswondig) Aonn oine wortverwandt neugestaltete Wechselwitkung zwische: Muttersprache verankert das Sprachgut # vollzieht sich nach einem neuartigen Plon von’ Wiederholung, der bewlrkt, daß Ihnen der Sprachstoll ohne mechanisches Auswendiglornen zutließt. Gleich Siner Interessanten Lektüre, die unterhält, anragt und ortıaut, geht die, Aneignung der Umgangssprache kurzweillg vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks: schulbildung genügt vollauf, well die Durchnahme gem&ß unserer Anweisung ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befänigt Sie teicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben Durch jode Buchhandlung zu beziehen / Die Einführungsbroschüre über Dr. Holl's Sprachon-Nousystom erhalten Sie auf Anforderung gratis Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 | a GUSTAV LOHSE BERLIN Tabak feiner Parfümerien Speochen aut NEUE A! = | Wien, die Stärte schöner Künste, war audı die Stadt, in der vor mehr als 150 Jahren die Österreichische Tabakregie in der Kunst der Tabakmischungen Leistungen vollbradhte, die bis heute ein Begriff für Qualität geblieben sind. NIL DRITTE SORTE LIEBER SIMPLICISSIMUS (9. Nückel) ER IBdH Bobby sitzt im Kaffeehaus, liest Zeitung und hat plötzlich das Bedürfnis, dorthin zu gehen, wo in den Gaststätten eine freundliche Frau an’ der Türe sitzt. Als er ein Weilchen später das stille Ortchen wieder verläßt, sieht er sich suchend um und drückt einer vorbeikommenden Frau zehn Pfennig in die Hand. „Sie haben sich geitrt”, sagt die Frau, „ich bin die Besitzerin dieses Kaffeehauses.” „Ah sol” meint Bobby. „Aber geirtt hab Ich mich deswegen doch net. Ich hab im Hotel Bristol auch noch niemals mehr geben als zehn Pfennig!“ H.K.B. * Ein Junger ungarischer Konsulatsbeamter, der aus USA. zurückgekommen war, erzählte uns sein erstes amerikanisches Abenteuer: Auf dem Wege, der von New York nach Boston führt, hielt er mit seinem Auto an einer Biegung, von der aus man einen herrlichen Rundblick genießen konnte. Da kam ein elegantes Automobil des Wegs und hielt an, um Hilfe anzubieten. „Reifen geplatzt?“ fragte der Fahrer. „Nein“, erwiderte der Junge Konsulatsbeamte. „Benzin ausgegangen?” „Nein.“ „Motordefekt?” „Auch nicht. Alles in Ordnung.“ „Aber, zum Teufel, warum bleiben Sie denn dann hier stehen?“ „Um die Landschaft zu bewundern.” Der Führer des eleganten Autos schaltete grö- Bere Geschwindigkeit ein, und zehn Minuten darauf verständigte er die nächste Polizeistation, daß ungefähr 32 Meilen von Boston entfernt ein Geistesgestörter im Auto auf der Landstraße unterwegs sei. H.B.W. * Rübe wird im einsamen Wald durch den Ruf aufgehalten: „Geld oder Leben!” Sagt Rübe: „Tut mir leid, aber dort hinten auf dem Weg wurde mir bereits von einem anderen Manne alles weggenommen!” Tobt der Andere; „Sie Idiot, denn nicht um Hilfe gerufen?” warum haben Sie Der altbewährte zuverlässige, guie Kamerad der Soldasen von 1870 und 1914 Schutzma emt TRöbon Wer seine Muskeln kräftig gebrauchen will, kann seine Leistungen durch erhöhte Kalkzufuhr steigern. Aus der Mappe der Troponwerke, Köla-Mülhelm ar [uenatzwaren] VAUEN Nürnberg$S älteste deutsche Bruyere-Pfeiten-Fabrik MULCUTO SCH 1 IT Verletzen unmt Benen Iu DRR 490330 GANZMETALL MUL n WERK SOLINGEN KampfunaSieg unserer herrlichen Wehrmacht schildern ‚diese vom OKW und Heinrich Hollmann herausgegebenen Erinnerungsbücher Sieg in Polen 3.75 Kampf um Norwegen . 3.75 Hitler im Westen... . 4.80 Sieg über Frankreich. . 4.80 Alle 4 Bände zusammen RM. 17.10, auch einzeln. durch Nachnahme Buchhandig, TrültSch püsseisrt-k 50 Lerne zu Hause Kurzschrift ‚ohne Schulbankdrücken, ohne Ablenkung! den Unterricht! Maschinenschreiben. Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kıeide zu einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behell ein worzögl. Dictungmittel für defekte Koctöpfe uw. 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Wie wunderschön malte sich Barbara In ihren Ge- danken die Zärtlichkelten der Liebe aus, fanden die Bilder ihrer sehnsüchtigen Träume doch keine Minderung durch Bekanntschaft mit Männern oder Beispiele verliebter Liebesleute. Denn einsam lebte Barbara mit ihren achtzehn Jahren auf einem Berghof, zwischen Almen und Matten, zwischen Rindern und Hühnern. Und als die Sehnsucht eines Tages allzugroß wurde, nahm Barbara aus der mit Eiern gefüllten Schwinge, die man am nächsten Morgen zu Tal tragen wollte, ein Ei heraus und schrieb In zier- 396 lichen Buchstaben und mit feiner Schrift auf die weiße Schale: „Barbara ist sehr Jung und sehr hübsch und sehr einsam. Und wenn einer käme und mich In seine Arme nähme —" Darunter schrieb Barbara genau, wo sie wohne und wie sie hieß, und hoffte, daß das Ei an den rechten Mann käme, Wie es oft der glückliche Zufall Im menschlichen Churchill porträtiert Guibsonsson) „Ein Künstler muß Phantasie haben. In meinen Augen sind Sie immer noch eine sehr stattliche Erscheinung, Miß Britannia!“ Churchill dipinge il ritratto: “Un artista deve avere fantasla. Vol, Miß Britannia, dinanzi al miel occhi siete ancor sempre una vistosa figural,. 397 Leben will, das Ei kam in die richtigen Hände. weiteren Junggesellendaseins höchst überdrüssig Flakftellung am Kornfeld Ein Mann in den besten Jahren ging auf denMarkt, fühlte, briet er sich nur zwei Eier und schrieb sich ein Nachtmahl einzukaufen. Und da Spiegel- nach deren Genuß an Barbara einen Brief. eier se!ten mißglücken und allen Untaten der „liebe Barbara”, schrieb er ihr, „ich fand Ihr Ei An einem Kornfeld liegen wir. männlichen Kochkunst Trotz bieten, denn In die und Ihre Heiratswünsche, als Ich mir heute auf Der, Rosgen/reift, E Pfanne geschlagene Eier werden immer Spiege- dem Markt drei frische Tageseier kaufte. Ihre Wie fchön, wenn eine Ähre mir eier, man mag sie drehen und wenden, wie man Worte sprechen zu meinem Herzen. Wollen wir Die Wange ftreift! will — kurz gesagt, aus diesem praktischen Grunde uns heiraten? Ich komme gern, Sie zu holen. Bitte, kaufte sich der Mann in den besten Jahren drei ‚schreiben Sie mir baldI Auch wegen der besten Dann meine ich: Es ift dein Haar, frische Eier und unter ihnen befand sich Barbaras Zugverbindung. Bis dahin herzlichst Marius Esper, Das mich berührt, sehnsüchtiger Ruf in die große Welt. aus Mainz stammend.” Der Wahrscheinlichkeit nach nun hätte jetzt der Barbara antwortete sogleich, Herr in den besten Jahren dio Eier einfach in die Aber ihre Antwort fiel nicht so aus, wie es sich Pfanne schlagen müssen, denn Männer gehen mit Esper erhofft hatte den zartesten Dingen oft höchst gıob um und „Lieber Marius“, schrieb Barbara, „leider kam Ihr denken nur an ihren Gebrauch. Dem war aber Brief zu spät. Ich habe mich, nachdem ich viele Das Heimat Wir gehn durchs Feld, ein Menfchenpaar, fpürt. Wer weiß, wohin noch unfer Zug In Stellung fährt! hier nicht so. Dor Herr in den besten Jahren ent- Wochen vergeblich auf eine Antwort wartete, Doch dies zu mitten, If genug: deckte die Worte Barbaras und da sie ihm ge- genau gestern vor zwei Jahren verheiratet — —" Die Liebe währt. fielen und er sich auch höchst einsam und des Jo Hanns Rösler Das schönste Geschenk für Heimat und Front sind meine neuen Buchserien, teils künstlerisch illustriert, bigen Schugumschlägen. Sie kostenlos und unverbi Verzeichnis der sofort lielerbaren Bücher von Versandbuchhandiung Karl P. Geuter, Stuttgart 67 Postfach 870 (ind gute Zufäte fürs Bad fehr zu empfehlen. Vice jeder Kann den Sichtemweld auffucen. Ein Bad mit Sichtenfekt» Tabletten - im waldgrünen Yadeweffer - mit dem würzigen Duft der Sid» ten, fcbafft jene Armofpbäre, die Je fo wohltuend aufdie Nerveneim wicht. 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Briofanschrift: München 2 BZ, Brioffach. Vorantwortl. Schrittleiter: Walter Foltzick, München. Verantworti. Anzeigenlelter: Gustav Schoerer alle Buchhandlungen, Zeitungsgaschäfte und Postanstalten entgegen. Bezugspro gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beilieg München. — Da: Siraplieissimis erscheint wöchentlich einmal, Bostollungen nohmen ; Einzelnummer 30 Pfg.; Abonnoment im Monat RM. 1.20.— Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 .— Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. Kata) I 1 Ein Soldat ohne Tabak ist kaum B Hodermer Amor: & denkbar! Auch Feine Lüite tun das nicht! Hanewacker den rauchlosen Tabak schätzt der Soldat, denn er hilft über | N Ba manche Anstrengung hinweg. 3 Senden Sie deshalb Ihrem Sol- U daten das nächste Mal auch eine Dose Hanewacker „Besonders mild“ — er wird sich freuen! mefopf gehört nicht in den Mill, Händler, welcher ie sammelt und zur Neu- machen viel Freude und bereiten wenig Mühe, nimmt man den stets gebrauchs- fertigen farblosen und wasserfesten Spezialleim in der Tube zu Hilfe X. DER ALLESKLEBER DWWDEIBO. De Th j 399 (iR Kriesch) ne BE; a „Jetzt schau'n Sie nur her, Frau Gerstner, eine Puderdose im Bett eines Fabrikdirektors!“ — „Nein, was’ die Herrn heutzutage eitel sind!“ L’oggetto trovato: ‘“Guardi guardi, signora Gerstner, una scatola di cipria nel letto d’ un direttore di fabbrica!,, — “Ah... come sono vanitosi I signori d’ oggldi!,, 400 Mönchen, £4. Jun IV R 47. Jahrgang / Nummer 26 30 Pfennig SimPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Der REVIisor_ Bin nucanansron vw „Mr. Roosevelt, Ihre Bücher sind nicht in Ordnung: Ihre Abgänge stimmen nicht mit meinen Zugängen überein!* Il revisore: “Mr. Roosevelt, I vostri librl non sono In ordine; le vostre uscite non s’ accordano colle mie entratet,, Der Fesselballon - ıı pallone frenato (K. Rössing) k A. ke Ari N Eh) Bas u Die Aufgehobene Von Walter Foitzick Bel uns sind Jetzt einige Haltestellen der Straßen- bahn ausgefallen, aus Ersparnisgründen, d, h. man will die Haltestellen nicht ersparen, sondern irgend etwas anderes, na, es wird schon seinen Sinn haben. : Um es recht zu verstehen: Die Stellen, die Halte- stellen, sind noch da, man erkennt sie sogar ganz deutlich, aber gehalten wird nicht. Wenn man das so hinschreibt, klingt's ganz natür- lich und einfach, wenn man aber an solch einer Haltestelle steht, ist es geradezu unheimlich, Hat nicht hier die Straßenbahn immer gehalten, schon als man Kind war? Vielleicht hat sie seit Jahr- tausenden hier gehalten, vielleicht war hier schon in der Bronzezeit eine Haltestelle, wo man mit dem Bronzeschwert winkte, wenn der Bronzewagen kam und der Schaffner mit der Bronzeglocke läutete. So ähnlich kommt's einem vor. Und da ist plötzlich eine Bestimmung da, daß von gestern ab hier nicht mehr gehal- ten wird. Haben Sie schon mal an so einer aufgehobenen Haltestelle gestanden und gewartet? Und haben Sie dann gesehen, nein, bis ins Mark gespürt, wie der Wagen vorbeisauste? Da packt einen die Nichtigkeit der Dinge, der Wandel im Weltgeschehen, und der Mensch kommt ‘sich klein vor, um nicht zu sagen, bla- miert. Niemand hört es, wenn er flucht oder etwa Unvorschriftsmäßiges sagt, denn die Stra- Benbahn rast vorbei, als ob hier nie eine Halte- stelle gewesen wäre, nie eine so herzige Be- darfshaltestelle, Das ist, wie wenn einem eine gute Fee alle Schätze der. Welt zeigt und plötz- lich den Deckel zuklappt und sagt: „Die Vertei- lung Ist geschlossen.” So fühlt man sich, wenn man an einer aufgehobe- nen Haltestelle wartet. Ganz anders ist das Gefühl, falls man in der Stra- Benbahn drin sitzt und an der Aufgehobenen vor- überfährt. Da packt einen die Erhabenheit des Menschen, dem es mit einem Federstrich gelingt, eine uralte Stelle für nichtig zu erklären. Wie aber muß es erst dem Mann an der Kurbel auf der vorderen Plattform, der über Halten und Fahren gebietet, vorkommen? Ha, das muß ein Höhepunkt seines Daseins, ein Gipfel im Trambahnerleben sein, wenn er so an der Stelle, die ihm jahrelang die Hand an die Bremse zwang, schlankweg vorbeirast. Hier eine Haltestelle? Daß ich nicht lache! Längst auf- gehoben! - Er gibt Strom, noch mehr Strom, stolz fährt er vor- bei. Nein, hier braucht er als freier Mensch und städtischerBeamter nicht zu halten, FreieBahn der Straßenbahn! Für solche Augenblicke möchte ich wieder Fahrer auf der vorderen Plattform sein wie damals, als es mir in der Kindheit erstrebenswertestes Ziel des Lebens war. Aber ich bin auch das nicht geworden, ich habe es nur bis zum Fahrgast gebracht und in diesem Falle sogar nur zu einem, der versehentlich an einer aufgehobenen Haltestelle steht und noch dazu im Regen. F 402 wi, ee Mr Lebenslauf eines Flafchenkorks Wie fchön ift’s doch, ein Kork zu fein auf einer Flafche Mofeliein, die, kellerdämmerungumfchummert, auf ihrem Schragen liegt und fchlummert. Man wird vom Rebenfaft befpült, als deffen Torwart man fich fühlt, und zieht daraus falt notgedrungen erotoide Folgerungen, die man indeffen vor der Welt verbirgt und für fich felbft behält. Vor Liebehens Kammer fteht man Wache. Diskretion ift Ehrenfache ... Und dann kommt fo ein Menfchenmicht und fchleppt Die Flafche roh ans Licht, ftellt fiesauf Eis, bio daß fie kühl, und holt nun ohne Mitgefühl den Pfropfenzieher aus der Schale, rotiert die fäblerne Spirale dem armen Korken hinterwärts und durch und durch bie tief ins Herz und reißt ihn aus dem Liebeswahn mie einen hohlen Backenzahn ... Uff ja - wie hat das weh getanl... Dem Menfchen nicht - im Gegenteile: er füllt fein Glas mit großer Eile; die Zunge lechzt, Die Nafe mwittert.... Der Kork ift tot und ftark zerknittert. Ratatöchr Der verliebte Tintenfisch° (Fr. Bilek) RD i IE AÜN BUN INN \\ \ It N N \ N NUN Hl ill I) I ! So null ULEB U je Mana Il calamaro innamorato 403 Der Fachmann (Wilhelm Schulz) „Er wird immer schäbiger! Nur gut, daß ich im Zurechtfrisieren ein Meister bin!“ Lo specialista: “E sempre piö arruffato! Meno male che io sono un vero maestro nell’arte del riacconciare!,, 404 Inspiration 6 Ispirazione 0. Hegenbarth) „Sodbrennen hab’ ich, die Leut’ am Tisch ärgern mich, regnen tut's — ich glaub’, ich werd’ heute noch ein Liebesgedicht machen!" “Io ho la pirosl, la gente qui al tavolo m’ Irrita I nervi, fuorl plovs . Oggi, eredo, fard una poesia d’ amorel,, DIESHERREICHE -LANDLUFT VON TITO COLLIANDER Am ersten Tage, den sie auf dem Lande ver- brachten, waren sie voller Entzücken, „Welche Ruhel“ riefen sie, „hör mal die Vögel singen! Atme mal tief, oh wie herrlichi Welcher Friedel” Und sie sagten: „Hier können wir uns endlich uns und unseren Kindern widmen, Hier haben wir Ruhe vor der Jagd und Hast der Stadt und all dem beschwerlichen gesellschaftlichen Leben. Wie schön, wie schön!” Aber schon am nächsten Tage, als die Kinder zu Bett gebracht waren und Jeder mit einem Buch In der Glasveranda saß, sagte sie; „Wenn Pulle diesen Frieden genießen könnte.” Und schon begannen sie von Pulle zu sprechen. „Er braucht das”, sagten sie, „er muß etwas frische Luft atmen, er muß allen Wirtshausrauch aus seinen Lungen blasen. Welch Leben führt er in der Stadt. Das ist gräßlich. Nein, er muß un- bedingt einige Tage zu uns herauskommen.” Sie schrieben sofort einen Brief an Pulle, und da Pulle beinahe immer blank war, legten sie einige Scheine In den Umschlag. Das war Reisegeld, aber gleichzeitig konnte Pulle ja einige Flaschen mitbringen... Das war ja natürlich, da er aus der Stadt kam, — Pulle kam. Sein Entzücken hatte keine Grenzen. Er umhalste alle der Reihe nach. Welche herr- liche Luftl Welche wunderbare Stillel Wie schön das land doch warl Und die Reise mit dem Schiff, was war die nicht wert! Das Meer, die Schären, die Möven! Und er hatte einen Freund auf dem Schiff getroffen, und sie hatten es groß- artig gehabt — und darum müßten sie es ent- schuldigen, wenn er so, so — etwas müde sel, aber sehr zufrieden, sehr hungrig. Grog macht Appetit — Pulle sagte Appötit, dies war eine seiner vielen, liebenswerten Eigenheiten. Und obgleich man erst zwei Tage auf dem Lande war, war es sehr angenehm, Neuigkeiten aus der Stadt zu hören. Pulle konnte berichten und man brauchte nicht Jedes Wort einzeln aus ihm her- auszupressen. Nein doch. Das war gerade seine große Begabung, zu erzählen und alles auszu- packen was er wußte, und es war lustig, ihm zuzuhören. „Und wißt ihr, wen Ich getroffen habe?” rief er, „die scharmanteste aller scharmanten Damen, Merital” — „Merita? Was sagst du? Und —?" ”Jawohli Merita. Während ich auf das Schiff wartete, ging ich natürlich in Kapellet spazieren 405 und sieh da, dort saß sie, ein einsames Mädchen im Blaubeerwald. Weiß Pikee natürlich, mit ge- stickten Blumen auf dekorativen Plätzen. Schick, sage ich euch! Ich gab ihr natürlich zu verstehen, welche Ehre mir durch euch widerfahren sei und daß ich einer Einladung zu folgen gedächte. Heißa — da wurde sie lebendig, Sie wollte so- fort mit mir kommen, auf der Stelle, aber plötz- lich erinnerte sie sich an eine fatale Geschichte — könnt ihr euch denken, was? Sie saß da und wartete auf ihren Bräutigam!” „Ihren Bräutigam? Was sagst du, sie ist verlobt?” „Mit Ring am Finger und Liebe im Herzen — Jal Und natürlich konnte sie ihm nicht davonlaufen. Aber -— und so welter —” „Das ist klar,‘ daß sie herkommen kann! bedingt! Und wer ist der Bräutigam?” „Hört und staunt! Keiner mehr oder weniger und niemand anders als Kruppsen!” „Kruppsen! Kruppsen?! Ach nein, der muß Ja her- kommen! Wie herrlich die es hier in Gottes freier Natur haben können. Wir genießen die Stille und den Frieden hier wie närrischl” „Ja, das ist etwas anderes als In der Stadt.“ "Wir schreiben sofort, Wenn Kruppsen sein Gram- mophon mitbringt, dann —* „Habt ihr kein Radio?“ „Nein, weißt du, Pulle, Radio bringt solche Un- ruhe ins Haus!” „Ja gewiß, ja natürlich.“ Pulle wuchs erst zu voller Größe, als die schar- mante Merita und Kruppsen kamen. Sie hatten das Grammophon mit und einen Rucksack. Im Ruck- sack lagen manche schönen Flaschen, eingebet- tet in einen Schwimmanzug und ein Mückennetz. Merita und ihr Bräutigam schöumten über vor Dankbarkeit und Glück, einige Tage auf dem Lande zubringen zu dürfen, Diese frische Luft, Der Gesang der Vögel, die herrliche Stille und Ruhe! Nein, wie würde das schön werden! Die Verlobung wurde (zum vierzehntenmal für Merita, achtundzwanzigstenmal für Kruppsen) noch am gleichen Abend auf der Glasveranda ge- feiert. Die Kinder waren ins Zimmer im oberen Stockwerk gebracht, das weit fort lag — so wur- den sie nicht gestört. Denn Kruppsen konnte sin- gen, er sang Überlrdisch schön und außerdem konnte er auch fast alles imitieren. Er konnte ein Blasorchesternachahmen und eine Jazzband, eine hungrige Kuh und eine anfahrende Lokomotive — Darum war Kruppsen auch In welten Kreisen bellebt, Das Fest war außerordentlich geglückt. Die frische Luft, die llebliche Stllle auf dem Lande gibt Kraft esundhelt — darum wurde sie auch sehr ausgedehnt. Pulle war in bester Laune, Kruppsen imitierte und sang vollkommen allein — wie immer — und Merita sparte nicht mit ihrem an- geborenen oder anerzogenen Charme gegenüber den entzückten Wirten, Ja, das Fest zog sich in die Länge... man kann, ohne nennenswert zu übertreiben, sagen, daß es eine ganze Woche dauerte. Sicherlich benutzte Merita Inzwischen einmal ihren Badeanzug (denn er war neu), und an den Vormittagen lag man manchmal auf Liege- stühlen außerhalb der Glasveranda und trank Sodawasser, während das Grammophon spielte, aber im großen gesehen, hielt das Fest eine ganze Woche an. Es ist selbstverständlich, daß man es so lange nicht aushalten kann, wenn keine Verstärkungen eintreffen. Fracke und Kille segel- ten mit ihrem Kutter vorbei, und gerade als se absegelten, kam Pedermann mit Frau auf Besuch. Sie hatten eine kleine Villa In der Nähe gemietet, die Landluft war so schön... Man konnte sich besser einander und den Kindern widmen. Und als die Kinder am Morgen des zehnten Tages erwachten, hörte sie Kruppsens schon etwas hel- sere Stimme aus der Glasveranda, Zuerst sang er etwas, was klang wie: „Oh, wie leuchtet das Gra-has grün...“ und dann ahmte er einen Kanarlenvogel nach, der langsam eingeräuchert wurde. Obwohl man merkte, daß er etwas müde war, machte er es sehr anschaulich, „Glaubst du, daß Papa heute das Rindenboot macht, das er uns letzten Sommer versprochen hat?“ fragte der Jüngere Junge den älteren, Und der Erfahrenere antwortete: „Da sieht man mal wieder, wie klein und dumm du bist.” Dann kam die „Tante“ und nahm die Jungen aus dem Bett. Un- Berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen — Interpreß. Andersson repariert sein Dach Von Johan Loren Auf dom Dache von Anderssons Einfamilienhaus hatten sich ein paar Ziegel gelöst, Und da es zu regnen drohte, beschloß Andersson, den Schaden augenblicklich zu beheben. Also ging er ins Haus, stieg auf den Dachboden und hinaus aufs Dach. Frau Andersson war eine ordentliche Frau. Und da es zu regnen drohte, sah sie nach allen Fen- stern, stieg hinaus auf den Boden, und weil sie die eiserne Dachluke offenstehen sah, verschloß sie dieselbe und setzte vorsorglich den Riegel davor, Dann begab sie sich ins Erdgeschoß zurück. Und es begann zu regnen. Andersson wurde es bald ungemütlich und er eilte, auf dem Wege, den er gekommen, ins Haus zurückzukehren. Doch als er die Dachluke öffnen wollte, fand er sie verschlossen. Eine Entdeckung, die ihm einen nicht gelinden Schrecken einjagte. Denn mittler- weile verstärkte sich der Regen zum Wolke: bruch, und aus der Ferne zog ein Gewitter herauf. Andersson ahnte ılchtig, wer die Luke verschlos- sen hattel Und so begann er dagegen zu klopfen und zu hämmern, damit seine Frau ihn hören und aus der unangenehmen Lage befreien sollte. ‚Aber Frau Andersson, die glaubte, ihr Mann sei zur Post gegangen, sah und hörte nichts. Und als plötzlich ein greller Blitz aufzuckte und lang dahinrollender Donner das Nahen des Gewitters ‚ankündigte, da flüchtete sie rasch in das an- grenzende Schlafzimmer, wo sie sich unter die Bettdecke verkroch, Unterdessen rüttelte Andersson verzweifelt an der Luke und schrie sich die Kehle heiser. Wie sonderbar, daß Emma ihn gar nicht hörtel Viel- leicht würde sie ihn eher bemerken, wenn er zu ihr durch den Schornstein sprach? Also steckte er den Kopf tief in.den Schornstein und rief nach ihr mit lauter Stimme, Im gleichen Augenblick steckte Frau Andersson den Kopf unter der Beitdecke hervor, um zu sehen, ob das Gewitter schon vorüber wäre. Und als sie nun plötzlich ein Rumoren im Kamin vernahm und eine dumpfe Grabesstimme „Emmal Emmal” rufen hörte, vermischt mit unfrommen Segenswünschen, da glaubte sie in ihrer gewitter- erregten Gem tassung, der Tag des jüng- sten Gerichtes sei hereingebrochen. Das jüngste Gericht, von dem es in der Bibel heißt, daß es dereinst seinen Einzug mit Blitz und Donner und Steinhagel halten wird. Ängstlich starrte sie den Kamin an und sprach leise jene Stelle aus dem Johannis Evangelium vor sich hin: „An jenem Tag wird die Luft voller Rauch sein.“ Und als sie sich gleich darauf noch einmal bei ihrem Namen rufen hörte, da er- widerte sie gefaßt: „Ja, Herr, deine Dienerin hört dich!” Mit Stolz dachte sie: So man mich rufet, gehöre ich zu den hundertvierzigtausend Aus- erwählten. Andersson gab es auf, „Sie wird nicht daheim sein!” so sagte er sich endlich. Aber sobald Regen und Gewitter sich gelegt haben würden, würde sie wohl recht bald nach Hause zurück- kehren. Es verging eine halbe Stunde, es verging eine ganze, doch Frau Andersson zeigte sich nicht. Da wurde es Andersson zu bunt. Erneut faßte er einen Entschluß, Er würde versuchen, durch den Schornstein ins Haus zu gelangen! Inzwischen hatten Regen und Gewitter schlied- lich aufgehört und damit war der Tag des jüng- sten Gerichtes noch einmal an Frau Andersson vorübergegangen. Und so begann sie ‚sich der Hausarbeit wieder zuzuwenden. Es erschreckt sie auch Jetzt gar nicht mehr, als es Im Schornstein verstärkt zu rumoren begann. Sie setzte das Kaffeewasser auf und ging daran, ein Feuer im Kamin zu schüren... Der Weg durch den Schornstein war weit schwie- riger, als Andersson sich gedacht hatte. Der Kamin war eng und der Ruß heftete sich an die nassen Kleider. Doch ungeachtet dieser Widerwärtig- keiten hatte er bereits einen Teil des Weges zu- rückgelegt, als ihm plötzlich von unten her ein 406 It v. Horvath) Ta dicker Qualm entgegenschlug. Der trieb ihm die Tränen in die Augen und drohte ihn zu ersticken. Also machte er schleunigst wieder kehrt. Mit letzter Kraft langte er oben an, wo er eine Welle erschöpft nach Atem rang und sich den Ruß aus Augen, Mund und Nase wischte, Es war bereits dunkel geworden, und er verspürte wenig Lust, die Nacht auf dem Dache zuzubringen. Also schickte Andersson sich an, das schräge Dach vorsichtig bis zur Dachrinne hinunterzu- gleiten. Frau Andersson war unterdessen das Holz knapp geworden und sie lief in den Schuppen hinüber. Sie trat ins Freie — da vernahm sie ein verdäch- tiges Geräusch, Sie sah hinauf zum Dach — und erblickte dort eine dunkle Männergestalt. Ein Ein- brecherl schoß es ihr durch den Kopf, Geistesgegenwärtig ergriff sie die Feuerspritze und richtete den kräftigen Strahl gegen den Mann auf dem Dache. Der versuchte verzweifelt, wieder In die Höhe zu klettern, was ihm jedoch mißlang, und als er den Mund zum Reden auftun wollte, da fuhr ihm der Wasserstrahl mitten Ins Gesicht. Da verließen den Mann Mut und seine Kraft, Er rutschte ab. Frau Andersson sprang hinzu und fing ihn im Fluge auf. Was die Wucht des Falles wesentlich linderte, so daß er keinen Schaden erlitt. Doch stürzten sie beide dabei um und der ver- meintliche Einbrecher fiel auf den Bauch. Frau Andersson aber war schnell wieder hoch, kniete auf seinem Rücken, und ehe er sich versah, steckte sie ihm einen Knebel, aus ihrer Schürze gedreht, in den Mund. Der Mann versuchte sich zu erheben, aber er sarık zurück, er war sichtlich zu schwach. So war es für Frau Andersson ein leichtes, ihn mit der griffbereiten aufgehängten Wöscheleine an Händen und Füßen zu binden. Nun schleifte sie, innerlich frohlockend, den Ge- fesselten in den Stall, Und schloß ihn zur Vor- sicht auch noch ein, Eine Minute später schrillte auf der Polizeistation das Telephon: „Hilfe! Einbrecher! Anderssons Ein- familienhausl Bitte, kommen Sie sofort!” Und wieder eine Minute später rasselte und tutete das Überfallkommando durch die Nacht. Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig Die Ausnahme (K. Helliaenstaodt) #+.. und dabei sagt Mutti immer, Schwarz macht schlank!“ L’eccezione: ... e dire che mia mamma afferma sempre che il nero fa slanclate!,, 407 ENGEL IM D-ZUG ıch kenne Angelo auch heute noch nicht, Nicht einmal seinen wirklichen Namen. Doch paßt kein änderer auf ihn, so rasch, wie mit dieser ein- fällı. Denn das Wunder soll von den Engeln kommen. Angelo. Angelo mit den nervigen Händen; mit den ewig burschenhaften Zügen; Angelo der Schlanke, Schmale mit dem vielversprechenden Hinterkopf, den man so gern für die eigenen Nachkommen gestohlen hätte. Angelo, der un- nahbar Blasse, von dem die alte Dame flüsternd äußerte, er sehe aus wie ein Hungerkünstler. Angelo tat zunächst etwas durchaus Gewöhn- liches. Er bestieg den Zug wie wir alle, Ein kleiner Koffer war sein Begleiter und ein instrumenten- ähnlicher Gegenstand, der so unscheinbar war, daß wir ihn kaum als solchen würdigten. Er lugte wie Jeder neue (ungern gesehene) Gast ins Abteil, in dem die Unruhe vor der Abfahrt schwang, er stellte die durchaus gewöhnliche Frage „Ist noch ein Platz frei?” und nahm den Platz auf wenig zustimmendes Kopfnicken ein. Fortan war er der Ruhigste, Friedfertigste und Beschäftigungsloseste von uns allen. Schweigsam saß er da, zwei helle lange Hände auf die Knie gelegt; er saß gerade und korrekt und bot nicht einmal den ärgerlichen Anstoß, daß man beim Hinausgehen über seine unnötigerweise über- geschlagenen Beine stolpern mußte, Denn seine Beine standen fein säuberlich nebeneinander; wie's sich in einem anständigen Abteil gehört. Er rauchte nicht. Er aß keine Brote aus aufdring- lich knisterndem Papier, Er sah hinaus und ver- folgte das gleichförmige Auf- und Ab-Spiel der Telegraphendrähte. Dafür wurde der Betätigungsdrang von den an- deren Abteilbewohnern um so heftiger an sich gerissen. Besonders das Ehepaar am Fenster konnte sich In seinem wollüstigen Drang nach Abwechs- lung nicht genug tun. „Bitte, Alfons”, sagte die alte Dame und hob die Spitze ihres Fußes ihrem Ehemann vors Gesicht, „bitte, schnüre mir die Schuhe ein wenig auf. Sie drücken unerträglich.” Alfons schnürte geduldig die Schuhe auf. Bald darauf verlangte Alfons’ -Gattin zu essen. Vor unseren Augen — leider nur vor unseren Augen — entblößte sich ein goldgelb gebackener Sand- kuchen. Auch Angelo, der Beschäftigungslose, zählte rasch zu Ihren Angestellten. Er wurde ge- beten, die Tür um einen Spalt zu öffnen, während Alfons zu gleicher Zeit angewiesen wurde, an den Lüftungsfenstern zu fingern, da es sonst un- erträglichen Zug verursachen könne, Der auf- treibende Anblick des Sandkuchens hatte Indessen in dem Reisenden mir gegenüber unwidersteh- liches Bedürfnis erweckt. Er zog mit sicherem Griff aus den Tiefen seiner Aktentasche drei be- trächtliche Pakete, und aß mit fröhlichem Appetit gegen den goldgelben Sandkuchen an. Die einsame junge Dame neben mir hingegen beschäftigte ihren Geist, Sie war so aufdringlich vertieft In die ersten Seiten eines nagelneuen Buches, daß man fürchten konnte, sie würde Ihr Reiseziel vereifern. Ab und an hob sich Ihr Blick aus der Vertiefung, glitt abschätzend und wie aus welter Ferne gehobener Geistigkeit an uns allen vorüber, höngte sich für einen Augenblick In die Landschaft, um sich erneut In den kühlen Druck des nagelneuen Buches zu versenken, Was mich angeht, so war Ich eigentlich nicht vor- handen. Ich wör das weiße unsichtbare Mäus- chen mit aufmerksam gespltzten Ohren, das Jeder gern sein will. Der Mäuschenposten ist ein hüb- scher Posten. Und ich war beglückt, ihn inne zu haben. Nun pfiff's von vorne her ein paarmal heraus- fordernd, der hell dahinbrausende Zug verlang- samte bedenklich seine Fahrt, und dann standen wir — mitten auf der Strecke. Das Ehepaar ließ vom goldgelben Kuchen ab. Das Knistern des Butterbrotpaplers verstummte. Der einsamen Dame Sphärenblick veräußerlichte sich Jäh. Angelo traf Anstalten, sich für seine Umgebung zu Inter- assieren. Wir mochten es anscheinend alle nicht, wenn die Pferde aufhörten zu traben. Da der Sandkuchen In jähe Vergessenheit ge- raten war, begann die alte Dame in der unheim- lich-befangenen Stille die Oberschicht des Ab- VON RENATE LIENAU teils zu mustern; nach Sekunden hatte sie den instrumentenähnlichen Gegenstand im Gepäck- netz entdeckt. Freundlich streiften ihre Augen den darunter sitzenden Angelo, und da sie un- umstritten die Abteilälteste war, so schickte sie sich gleich einer Abgesandten an, ein gnädig Wort an ihn zu richten: „Sie spielen?” Angelo nickte. Das Fragen machte ihn ein wenig befangen. Und Angelos Befangenheit — ich muß schon sagen: sie war reizend. „Ach — spielen Sie — wirklich?!” fragte die alte Dame noch einmal; und man gewann sie lieb durch diesen Blick, in dem tausend selige Er- innerungen jugendlichen Ehrgeizes herumschwärm- ten. Denn ihre Frage war Ausruf, Entzücken, Auf- forderung und Bitte zugleich. Doch der Bitte darin — nein, es konnte sich Ihr eigentlich nie- mand entziehen. Und siehe — auch Angelo tat es nicht, Ich war mit einmal vorhanden, neugierig, was nun geschehen würde, Der jungen Dame er- fahrungsgetränkter Blick griff Angelo aufmunternd an. Er erhob sich. Und sein Erheben glich wieder einer Frage in unsere Runde. Wir aber waren einig — einig — einig. Angelo würde spielen. Und nun sahen wir alle dem kleinen schlanken Menschen zu, der mit vorsichtigen Händen den Instrumentenähnlichen Gegenstand aus den Höhen des Gepäckneizes herabhob und den Kasten behutsam öffnete. Er hob daraus eine kleine feine zierliche Gitarre. „a — was soll ich denn —?” fragte er ratlos und doch mit einem Ubermaß an Glück In der Stimme. Aber niemand wollte ihm so recht genau ant- worten, Dafür rückte der Reisende mit dem Butter- » brotpapler ehrfurchtsvoll zur Seite. Die alte Dame beugte sich entzückt vor, Die Junge Dame, das nagelneue Buch auf den Knien, sah ihn traum- umfangen an. Er aber — Angelo — hob ein paar Akkorde aus seiner Gitarre, und aus den Akkorden wurden leise, klarschwingende Töne, und aus den Tönen NOCH MEH VON STRY ZU Man unterhielt sich darüber, daß mutige Männer mehr Erfolg bei den Frauen haben als Feiglinge. „Ich will nicht widersprechen”, sagte Georg Dil- ler in Gegenwart seiner überaus hübschen und Jungen Frau, der er gleichzeitig zulächelte, „nur möchte ich noch hinzufügen, daß manchmal mehr als Mut dazu gehört, um bei einer Frau Erfolg zu haben, und dies besonders dann, wenn mehrere mutige Männer gleichzeitig um die Gunst einer Frau bemüht sind.” Und ohne sich lange bitten zu lassen, begann Georg Diller zu erzählen. „Es war an der Küste Dalmatiens, In einem be- kannten Badeort und in einem Sommer, der so schön und heiß war, wie schon lange Zeit kein Sommer mehr. Ein Junges Mädchen, nennen wir es Beate, verbrachte dort Ihre Ferien, aber nicht allein, sondern in Begleitung ihrer überaus wach- samen Tante. Ein kleiner Kreis junger, vergnügter Leute hatte sich um Beate gebildet und unter ihnen waren es gleich vier Männer, die Beate sozusagen bedingungslos Ihr Herz zu Füßen leg- ten. Bedingungslos, das heißt, in ihren Absichten so welt gingen, daß jeder von ihnen auf der Stelle bereit gewesen wäre, Beate zur Frau zu nehmen, wenn Beate ihm Ihr Jawort gegeben hätte. Aber Beate selbst wußte nicht einmal, wem von den vier Bewerbern sie den Vorzug geben sollte. Alle vier Männer gefielen ihr gleich gut, was ihr Äußeres betraf, und da Jeder bemüht war, sich auch In seinem Inneren Wesen nur von der besten Seite zu zeigen, konnte sie gegen keinen auch nur den geringsten Einwand finden. Auf diese Weise war Beates Urlaubszeit schon beinahe zu 408 eine Melodie, zu der seine Stimme sich erhob wie eine sphärenhafte Begleitung. Angelo sang. Nein, er war kein Virtuos, er war überglücklich verliebt in das schmale braune Holz, in das eine feine Hand zarte Rosen aus Holz geschnitzt und Bünde aus silbernem Wider- schein und Saiten aus hellem Grau gelegt hatte. Draußen aber in der sommerglühenden, sonnen- überglänzten Ebene strahlten die Farben auf, im Himmel und auf der Erde, und sie wurden präch- tiger mit jedem Ton, um den Angelo seine Gitarre bat, Dann war's zu Ende. Wie fürchteten wir's, dies Ende. Unser Beglücktsein, unsere Furcht verlang- ten noch mehr von ihm zu hören. Gleichgültig, daß nun der Zug wieder anfuhr, denn Angelo spielte — denn Angelo sang. Da — häßlich graues Dunkel Im Abteil, Ehe wir's uns bewußt waren, stand der Zug — unbarm- herzig. Angelo sah aufgescheucht aus seinen Tönen um sich: Sein Ziel, Der letzte Ton brach ab. Mit einer schnellen nervösen Behutsamkeit schmiegte er die kleine Gitarre in ihren Kasten, tiß seinen Koffer aus dem Gepäcknetz, warf den Mantel um und stürzte hinaus. Ohne Wort, ohne Gruß. Wir blieben zurück, Ein grauer Bahnhof mit jenem Geruch von Dampf und kühler Erde hatte Angelo aufgefrossen. Eine lächerliche Hast Jagte uns alle gleichzeitig zum Fenster. Kein Angelo — nur ein Ton seines alten Instruments hing noch wie ein Rest von ihm im bahnhofüberdunkelten Abteil. Die alte Dame schnäuzte sich aufdringlich. Die Junge Dame zerpreßte das nagelneue Buch unter den Fingern. Der Reisende konnte sich nicht ein- mal mehr mit Butterbroten auffüllen. Er hatte keine mehr. Ich wurde wieder zum weißen Mäuschen. Wir sahen aus wie gewaltsam verpustete Puste- blumen. Ja — so Ist das mit Engeln. Sie kommen auf einen einzigen Augenblick, Sie gehen und man darf sie nicht halten. Aber wer weiß — viel- leicht wären sie nicht so schön, wenn man sie länger betrachtete. E RSALSEMLUNT EULENBURG Ende gegangen, ohne daß eine Entscheidung ge- fallen war oder sich auch nur anbahnte, was vor allem Beates Tante mit äußerster Unruhe erfüllte, „Morgen, wenn, wir unseren Ausflug. nach Italien machen, muß einfach endlich Klarheit herrschen!” verkündete sie Ihrer Nichte und begann sogleich zu überlegen, auf welche Welse, und sei es mit besonderen Mitteln, je Entscheidung herbei- geführt werden könnte. Und dann geschah es, am Morgen des nächsten Tages: Beate, ihre Tante und die vier Freunde befanden sich bereits auf dem kleinen Schiff, das sie über den Golf an’ die gegenüberliegende Küste brin- gen sollte und warteten auf die Abfahrt. Es gab einen erregenden Gesprächsstoff, den vor allem die vier Männer unter sich in aller Ausführlich- keit behandelten: Am Abend des vergangenen Tages war ein an der Küste Badender von einem Haifisch angegriffen und verletzt worden, Man denke sich: ein Haifisch in diesen Gewässern, wo noch niemals zuvor auch nur ein ähnlich ge- fährlicher Raubfisch gesehen worden warl Aber die Tatsache war durch einwandfreie Zeugenaus- sagen erwiesen, und die Badeverwaltung hatte sofort bis zur Beseltigung der schweren Gefahr ein allgemeines Badeverbot erlassen. ‚Ich habe eine Ideel’ flüsterte Beates Tante plötzlich und zog ihre Nichte auf die Sei ‚Die Gelegenheit ist günstig: Wir werden deine Ver- ehrer sofort auf die Probe stellen, werden er- forschen, wer von ihnen dich am meisten liebt, dich mehr als sein eigenes Leben liebt!’ ‚Mehr als sein Leben? Was hast du vor, Tante?’ fragte Beate erschrocken. 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Ich werde darauf schreien, über deine Unachtsamkeit, in der dir der Ring angeblich vom Finger geglitten Ist, klagen, und so die Aufmerksamkeit der vier Jun- gen Männer auf den Vorfall lenken, Derjenige nun von ihnen, der ohne zu zögern über Bord springen wird, um nach dem Ring zu tauchen, ungeachtet der Gefahr durch den gräßlichen Hoi- fisch, dieser Mann soll denn der Erwählte sein, soll nicht nur dein Jawort, sondern auch meine Zustimmung erhalten!” Auf die Klagerufe dor Tante kamen die vior jun- gen Mönner wie in einem Wettlauf horbel- gestürmt, Und ohne auch nur eine einzige Sekunde zu zögern, ohne auch nur Im mindesten auf die Ge- fahr durch den Raubfisch zu achten, sprang nicht nur elner, sondern stürzten sich gleich drei der Jungen Münner über Bord, in das Meer, um aus dem Wasser, das an dieser Stelle nicht sehr tief war, Beatos kostbaren Ring zu bergen. Nur ein einziger der vier Jungen Männer blieb stehen, vollkommen ruhig und gelassen, dachte auch nicht Im entferntesten daran, ins Wasser zu springen. Und dioser vierte der Jungen Männer war es dann”, schloß Georg Diller nach einer kurzen Pause seinen Beilcht, „der das Mädchen Beate zur Frau bekam.” Seine Zuhörer brausten förmlich auf in Worten der Enttäuschung. „Wir verstehen das nicht! Es Ist doch eine Ungerechtigkeitl Warum hat gerade der, dor ihn am wenigsten verdient hat, den Sieg über die anderen, die Mutigen, davongetragen?” „Ob dieser Vierte, wollen wir ihn ruhig den Sieger nennen, nicht ebenso mutig wie die drei anderen Jungen Männer war, wissen Sie ja nicht”, antwortete Georg Diller bereitwilligst. „Vielleicht konnte or seinen Mut nur nicht zeigen, ja, sicher, mußte er sogar darauf verzichten, ihn zu zeigen, weil er nämlich klüger, oder besser gesagt, geistesgogenwärtiger war, als die drei anderen, die Ins Meer sprangen. Sagte ich Ihnen nicht sparen hei der Postsparkasse. Täglich worden es mehr. Man erkennt die vielen Vorteile, die gerado das Postsparen bietet. Einfach und bequem ‚len Orten Großdeutschlands die Postsparkasso aur Verfügung. steht an DEUTSCHE & REICHSPOST Lambostin:Lecithin | = Bei sarıiar eingang, daß manchmal mehr Mut dazu gehört, um bei einer Frau Erfolg zu haben? Also lassen Sie sich deshalb kurz die Lage darstellen, wie sio war, nachdem die drei Männer nach dem ver- lorenen Ring getaucht waren und einer von ihnen ihn auch wirklich gefunden hatte: Das Schiff, auf dem sich Beate, ihre Tante und der ‚Sieger‘ be- fanden, begann abzufahren, Es war ein von einer staatlichen Gesellschaft betiiebenes Passagier- schiff, das, ohne sich um Leute kümmern zu kön- nen, die freiwillig Ins Wasser sprangen, seinen Fahrplan auf die Minute genau einzuhalten ge- wohnt war, Und dieser Umstand, diese an und für sich gar nicht einmal bemerkenswerte Tatsache war es auch, die der vierte junge Mann bedacht hatte und die ihm, da er nun eine ganze Reise lang ohne Rivalen mit Beate allein war, den Sieg einbrachte. Abgesehen davon, spielte sich auch noch, was die Zustimmung der Tante be- traf, eine recht komische Szeno ab. Vielleicht hätten die drei ins Wasser Gesprungenen bel äußerster Eile das im Abfahren begriffene Schilt noch erreichen können. Aber so, wie sie waren, triefend vor Nässe, kein oinziges trockenes Fleck- chen am ganzen Körper mehr? Diese unglück- selige Sachlage mochte vor allem Beate An- gesichts der drei zum Auswinden nassen, in- zwischen wieder an den Strand gekommenen, nebeneinanderstehenden Gestalten auf eine recht schmerzlich verwirrende Weise zum Bewußlisein gekommen sein, denn sie fing plötzlich zu weinen an und fragte vollkommen ratlos ihre Tante: ‚Und wen soll ich jetzt zum Mann nehmen?’ Auch die Tante mochte im Innersten vor so viel Unansehnlichkeit, wie ein Mann sie bietet, der mit allen Kleidern am Leib triefend und frierend vor Nässe ous dem Wasser steigt, erschrocken sein. ‚Du weißt nicht, wen du nehmen sollst? — Hier, den Trockenen natürlich!’ Ja, das sagte sie, die gute Tante, Und wies dabei zomig auf mich. „So war es doch, nicht wahr, Beate?“ wandte sich Georg Diller, der diese Geschichte erzählte, lächelnd nun zum zweitenmel dirckt seiner jun- ‚gen, hübschen Frau zu. & Briefmarken- sammter, verlangt kontenlor die # EineWerbe schrift, die Freude macht und Werte schaft Max Horbat,Markenhu.Hemburg6/513 Ankaul von Sammlungen „HANSA-POS' er Varıhe, rt Vahıst und nur- 102 mbar act ef ir verbraucht Nervensabetänzen. 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Ich bin der Schuldige und de; mit bastal" In einer Gesellschaft, der Graf Bobby beiwohnte, kam man unter anderem auch auf die Tiere zu sprechen und Bobby brüstete sich, daß er Tiere riesig gern habe, Fragt ihn ein Gast: „Auch jene des Waldes?” „Und ob, und obI” beeilt sich Bobby zu ver- sichern, „es geht doch nichts über einen saftigen Rehbraton!" H. Der Diener meldet Bobby: „Herr Graf, ein Harı wünscht Sie zu sprechen!” „Sagen Sie ihm doch, ich wäre nicht zu Hausel” „Das habe ich bereits getan, aber er läßt sich nicht abweisen!” Meint Bobby: „Johann, mit Ihnen ist wirklich nichts anzufangen! Jetzt kann ich hinausgehen und es ihm selbst sagen!” H. Ein Reiter ohne Pierd in das Yiamin D ohne wine Mineralien. Darum soll man bei der Rachlilee wocbengung derch Visa D den Kalk nlemal: vergenen, ‚Ans der Mappe dir Torpowwerkr, Kobr-Molhrim Wirktanfallbeseitigend Best begutachtet Jana rat ER raeugen Sie sich von der Wirkung. KampfunaSieg 2 unserer herrlichen Wehrmechtschiidern diene vem ORW.und Heinrich Hoffmann Erinnerungibücher 150 JAHRE TRADITION VERPFLICHTEN AuslRıa ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE Alle Bände zuiommen FM. 17.10 auch einrein durch Nachnahme \ Bschhanetg, TPÜNRSCH Disseert-x sc Gummiwaren Wweltruf 410 a.Zr nür beschränkk Uerdar, jedoch in inreründarter Qualität! Der Anreiz (R. Krlasch) „Kein Mensch schaut heute mehr nach hübschen Beinen!“ — „Ja, ja, Kalbshaxen sollte man haben!“ L’ incentivo: “Oggid nessuno guarda piö le belle gambe!,, — "Eh giä giä, bisognerebbe avere dei polpacci di vitella!,, 411 Die schöne Gegend - La bella contrada er — >> = {R. v. Hoerschelmann) SEI EL SI ne LEN EEE „Wohnen In diesem lieblichen Dörfchen gute Menschen?" — „Sehr gute, aber Eier krieg’ns trotzdem keine!‘ “Abita della buona gente In questo grazioso paesello?,, — "Buonissima; ma qul tuftavia non acchiapperal un solo uovol, HERRN CURTIUS’ ENTDECKUNG Wäre ich Mediziner, würde Ich sagen: Herr Cur- tius leide an hypertrophierter Differenzierungs- manie. Herr Curtlus nämlich entdeckt unentwegt, daß die Menschheit gewisse Werte in Bausch und Bogen mit einem Worte abtut, statt sie zu Hunderten von feinen ‚Zwischenwerten abzu- stufen. So entdeckt er beispielsweise neue Far- ben, neue Gerüche, neue Geschmackswerte und da er augenblicklich Che: diert, erwarte ich bestimmt, daß sein Name dereinst In der duft- schöpfenden Welt, vielleicht gar aber in der Nahrungsmittelindustrie einen guten Klang haben wird. Ach bliebe der Schuster doch bel seinen Leisten — vielmehr Herr Curtius bel der organischen Chemiel Statt dessen aber rief er mich gestern Abend an: „Kommen Sie auf eine Stunde zu mir, Ja? Ich muß mit Ihnen über eine neue Entdeckung reden.” — „Aber lieber Curtius“, entgegnete ich, „Sie wissen doch, daß ich von Chemie nichts, rein gar nichts verstehe — wäre es denn nicht besser, wenn Sie einen Kollegen?—" — „Ausge- schlossen! — Ich habe Sie Ja auch nicht als Ex- perten, vielmehr als den einzigen meiner Be- kannten gewählt, der vorurteilslos einer neuen Sache gegenüber stehen wird. Bitte machen Sie mir die Freude und kommen Sie. Ich erwarte Sie In einer Stunde,” Vorurteilsfrei zu sein habe Ich immer als ein Kom- pliment aufgefaßt, dem ich leider sehr zugäng- lich bin. Voll gespannter Erwartung also begrüßte ich Herrn Curtius — bedächtig führte er mich in sein Arbeitszimmer und bot mir zunächst einen Cock- tail an, dessen Zusammensetzung Ich erraten mußte. Nun, auf solcherlei versteh ich mich hin- länglich, und schmunzeind meinte der Entdecker, ich habe diese Prüfung wahrhaft summa cum laude bestanden. „Jedoch zur Sache’ fuhr er fort — „es handelt sich — Sie werden lachen — nämlich um Beine, VON HANS BRANDIN genauer gesagt um Mädchenbeine.” Ich muß wohl ein wenig verdutzt ausgeschaut haben, denn er hüstelte gezwungen. „Ja, Ja mein Lieber, nun müssen Sie zugeben, daß Sie nicht nur vorurteilslos, sondern auf diesem Gebiet auch Sachverständiger sind —” Er holte aus dem untersten Fach seines mäch- tigen Schreibtisches umständlich eine Mappe her- vor und begann zu dozieren: „las ich da doch vor einigen Wochen solch einen gemeinhin nutz- losen modernen Gesellschaftsroman, darin war von drei Jungen Mädchen die Rede, die schlecht- hin einfach als ‚blond‘, ‚brünett‘ und ‚schwarz‘ bezeichnet waren. Solch oberflächlich: trach- tungsweise mißfiel mir, können Sie das verstehen? Und da kam mir urplötzlich die Idee: Es geht nicht länger an, daß solch seichte Charakteri- sierungen nach Haarfarben, die sich in letzter Zeit immer mehr eingebürgert haben, weiter be- stehen bleiben. Hat denn die Frau kein anderes Merkmal, das uns Männer als charakteristisch an- spricht, als nur die — zudem stark modisch be- dingte — Haarfarbe? Eingehendes Studium der Fachliteratur in der Staatsbibliothek zeigte: Wie tausendfach vorgenommene Rundfragen namhaf- ter amerikanischer Zeitungen aufweisen, betrach- ten 71,4 Prozent aller Männer zuerst die Beine und dann das Gesicht einer Frau, Was also liegt näher, als daß in Wirklichkeit das männliche Unterscheidungsvermögen in der Struktur des weiblichen Beines weit ausgebildeter ist, als die mangelnde Begriffsdefinition dies vermuten läßt?“ Ich seufzte auf. Herr Curtius aber bemerkte dies nicht, denn er öffnete soeben umständlich die Mappe — es war, als begehe er eine sakrale Handlung. „Hier sehen Sie — von mir gezeich- net — von vorn, von der Seite und von hinten die 34 Grundtypen des weiblichen Beines, besser gesagt des weiblichen Wadenmuskels.“ — Ich blät- terte mit Vergnügen in den hübschen Zeichnungen. „Sie sollen darin nicht blättern”, sagte Herr Cur- 412 tlus streng. „Hören Sie zu: Die Schwierigkeit lag darin, nach welchem Gesetz die Benennung er- folgen sollte, In Anlehnung an die großen Mei- ster der bildenden Kunst — etwa: Das Tizian- Bein, das Praxiteles-Bein, die Boucher-Wade, das Holbein-Knie — oder aber unter Hinweis auf nationale Eigenheiten — etwa das deutsche, fran- zösische, Italienische Bein — oder unter Ver- gleich charakteristischer Formen — das Flaschen- Bein, das Lanzeit-Bein, das Komma-Bein? — Nun, zunächst einmal betrachten Sie in aller Ruhe die Zeichnungen und beachten Sie die wesentlichen Merkmale; die Art der Definition wollen wir dann später wählen, vielleicht bei einem Spaziergang?” Wir gingen eine Stunde spazieren, ich versprach sodann am nächsten Abend wiederzukommen, vielleicht würde Ich einen brauchbaren Vorschlag mitbringen — sodann verabschledeten wir uns. — Todmüde sank ich in's Bett. Vor meinen geschlos- senen Augen wirbelten lange, verlockende Mäd- chenbelne. Da läutete das Telefon. Unwirsch nahm ich den Hörer auf. „Bitte?” „Hier Ist Curtius” — ganz gebrochen klang seine Stimme. „Denken Sie sich, was passiert ist — wir haben doch die Zeichnungen offen liegen gelassen — ich habe in der Eile ausnahmsweise vergessen sie noch einzuschließen — meine Frau — wie ich nach Hause komme, waren alle ver- brannt. — Sie war sehr zormnig — sie sagte, so etwas sei ihr noch nicht vorgekommen — was mir denn einfiele, in meinen Jahren — ob ich wahnsinnig geworden sei — wie ich ihr denn vorkäme. Meine Zeichnungen —” Seine Stimme ‚verriet, daß er dem Weinen nahe war. „Meine rein wissenschaftlichen Zeichnungen, die Arbeit langer Wochen, die Mühe durchwachter Nächte — meine Idee — alles vernichtet — —” Ich kondolierte. Er war untröstlich. Und wirklich: wieder einmal ist durch weiblichen Unverstand die Menschheit um eine segensreiche Entdeckung gebracht worden! — In letzter Minute 0. U. £ngeinard) „Wie dumm, jetzt platzt der Strumpf und ich muß doch noch ausprobieren, ob ich Eduard besser mit süßem Lächeln oder einem bittern Zug um den Mund empfange!“ Nell’ ultimo momento: “Che fatalitä che la calza si smagli proprio adesso che devo provare se sia meglio accogliere Edoardo con un dolce sorriso o con un gesto d’ amarezzal,, 413 DIE STUDENTENWOHNUNG Herr Werner war nie im Leben auf das gekom- men, was man einen grünen Zweig nennt. Er hatte in seiner Jugend viele Jahre als verbummelter Student aus der Tasche seines Vaters gelebt. Als dies einmal ein Ende hatte, nährte er sich von gelegentlichen, kümmerlich bezahlten Arbeiten. Dann fand er endlich eine feste Stellung, in der er gerade noch dasLeben hatte, wie ein Schwim- mer, von dem eben noch die Nasenspitze aus dem Wasser herausragt. In dieser Stellung blieb er und wurde alt, wobei er jedoch manche Ge- wohnheiten der Studentenzeit beibehielt, Er pflegte zum Beispiel jeden Monat in der letzten Woche seine Uhr ins Leihhaus zu tragen und dann am Ersten des nächsten Monats wieder auszulösen, Er tat dies geradezu gern. Es war ihm eine Art Erinnerung an die gute alte Zeit, womit aber keineswegs ein Vorwurf gegen die neue Zeit ausgesprochen sein sollte, Denn auch neue Zeiten können gut sein. Nur merkt man es meist erst dann, wenn sie schon wieder vorüber sind. Diesmal aber holte er die Uhr schon einige Tage vor dem Ersten aus dem Leihhaus. Der letzte alte Onkel, den ernoch hatte, ein wohlhabender Fabri- kant, hatte ihn auf der Durchreise besucht und ihm beim Abschied zehn Mark in die Hand ge- drückt. Hierauf hatte Herr Werner sofort seine Uhr geholt und acht Mark neunzig, einschließlich Zinsen, bezahlt. Es waren ihm also eine Mark und zehn Pfennig geblieben. In einer Anwandlung von Leichtsinn beschloß er, diesen ganzen Betrag für ein fürstliches Abendessen auszugeben. Sol- cher Luxus war sonst nicht seine Gewohnheit. Aber es war nun einmal ein Glückstag, und die- sen wollte er in würdiger Weise beschließen. Er empfand wieder einen Hauch des alten studen- tischen Leichtsinnes, wie einst, als der Vater noch lebte und halb brummend halb lächelnd die Rech- nung doch Immer wieder ausglich. Es dämmerte schon. Er ging durch die Straßen und betrachtete Menschen, Häuser und Läden, wie er sie vor vielen Jahren betrachtet hatte, als er zum erstenmal in die Großstadt gekommen war. Halb unbewußt schlug er eine bestimmte Richtung ein, durchwanderte viele enge Gassen der inneren Stadt und stand plötzlich im geräu- migen Hofe eines großen alten Gebäudes. Es war der Neustädter-Hof, wo er In den ersten Jahren der Studienzeit gewohnt hatte. Da, unter dem fla- chen Torbogen, führte die breite Treppe hinauf in den dritten Stock. Dort waren die Fenster der großen Wohnung, die einst die Generalin Weeren- berg bewohnt hatte, eine alte, vornehme Dame, die ihn nur aus Gefälligkeit als Mieter in ihr Haus aufgenommen und mit liebevoller Güte be- treut hatte, Sie war nun schon lange tot. Wer mochte nun In den geräumigen Zimmern hausen? Wen beherbergte das alte, freundliche Studenten- kabinett, dessen Fenster In den jenseitigen Hof hinüber sah? Dort hatte eroft in das heimliche Le- ben des alten Hauses heruntergespäht und einmal im Frühling hatte ihm eine Unbekannte aus dem vierten Stockwerk einen kleinen Maiglöckchen- strauß ins offene Fenster geworfen. Eine unwiderstehliche Sehnsucht erfaßte ihn, seine alte Studentenwohnung wiederzusehen, und kurz entschlossen stieg er die Treppe hinan. Es war noch dieselbe Türe, nur nicht mehr so blank und glänzend. Auf einem Messingschild stand: Mathias Spring. Er läutete an, Vorerst war nichts zu hören. Dann nur ganz leise, vorsichtige Schritte, und wieder nichts. Er läutete nochmals. Beim Guck- loch spähte ein Auge durch einen schmalen Spalt und ‚eine Kinderstimme sagte: „Nix, 's war eh grad einer da.” „Nein, ich brauche nichts. Ich möchte nur etwas fragen.” Das Kind entfernte sich eilig trippelnd und er hörte es aufgeregt flüstern: „Vater, er will was fragen!” „Frag ihn, was er fragen will,” „Was wollen Sie denn fragen, he?” „Ich möchte nur, etwas aus der Vergangenheit... eine Auskunft... eine kleine Gefälligkeit... aber, Kleine, könnte nicht doch dein Vater einen Au- genblick kommen?” Abermals leise Besprechung. Dann meldete die Botin: „Sie sollen ein bissel warten. Er kommt VON BRUNO WOLFGANG gleich. Er muß sich erst die Hosen anziehen." „Ja, danke, ich warte schon.” Es dauerte ziemlich lange, Dann erschien erst beim Guckloch ein großes Auge und eine heisere Stimme fragte: „Sind Sie von der Steuer?” — „Nein.“ „Vom Bezirksgericht?” — „Nein.“ „Vom Arbeitsamt?” — „Nein. „Von der Hausverwaltung?” — „Nein.” Jetzt erst schien vom Berg des Mißtrauens das erste Sandkorn abzurleseln, eine Sicherheitskette rasselte, ein Schlüssel drehte sich kreischend, die Tür ging auf, Drin stand ein etwa vierzigjähriger Mann in einem alten, abgetragenen Anzug, der ihm viel zu groß war, Im Gesicht wucherten Bartstoppeln, die schon mindestens drei Wochen wuchsen, und über die Glatze liefen einige von der linken Seite im Anleihewege entnommene Haare. Herr Werner erklärte ihm in einigen Worten den Zweck seines Besuches, daß er nur das Kabinett, in dem er als Student gewohnt habe, sehen möchte, wenn es möglich sei.” Herr Spring hörte Ihm aufmerksam zu, dann sagte er gedehnt: „Ja, ja, möglich ist das schon... aber... oder ist der Herr vielleicht von einer Versicherung? Das wär wirklich schad um die Zeit.” Der Besucher versicherte, daß von einer Versiche- rung keine Rede sel. Das schien Herrn Spring wieder um einiges zu beruhigen. Das Vorzimmer war kaum zu erkennen. Ein großes Schaff mit trü- bem Wasser stand beim Fenster, zerbrocheneKin- derspielsachen lagen auf dem Boden herum und die Tür in den einstigen Salon war durch einen schadhaften Kleider- schrank verstellt. Die zur Küche führende Tür stand ein wenig offen und durch den Spalt guckten aufmerksam vier Kindergesichter, über- einander, wie die vier Bremer Stadtmusikanten. „Also das Kabinett möch- ten Sie sehen? Na ja, bitte sehr. Das kann man schon machen”, sagte Herr Spring und öffnete die Tür. „Ohal” fuhr er fort, dann rief er: „Paula, nimm das Zeug da weg!” Hastig kam ein langes, mageres Mäd- chenherbeigestürzt,stieg auf einen Stuhl und riß die Wäsche herunter, die im Kabinett auf kreuz und ‚quer gespannten Schnüren hing. Erst jetzt bemerkte Herr Werner, daß In der Ecke des Ka- binetts, wo einst das Bett gestanden war, ein ungewöhnlich großer, uralter Mann im Schlaf- rock saß und schlief. Herr Spring trug offen- bar seinen Anzug. „Das ist unser Onkel Franz“, sagte er mit sichtlichem Stolz. „Er Ist schon 89 Jahre alt und 35 Jahre in Pension. Die Pension ist ja nicht groß und nach Rechten sollte er das Doppelte von dem kriegen, was er kriegt. Aber wenn wir den On- kel Franz nicht hätten, könnten wir alle mitein- ander nicht leben. Drum schaun wir so auf ihn, daß er’s gut hat. Früher, so lang er noch etwas 414 Ein Glücksfall - Un caso fortunato gesagt hat, hat er immer gesagt: ‚Ich will hun- dert Jahre alt werden. Wenn sie mir schon so wenig zahlen, sollen sie wenigstens lang zahlen.‘ Werner hörte kaum zu. Eine seltsame Rührung hatte ihn erfaßt und er sah durch den ärmlichen Hausrat dieses Raumes hindurch die alte sau- bere und gediegene Einrichtung, die das Stu- dentenheim einst so gemütlich gemacht hatte. Er fragte: „Haben Sie die Wohnung gleich nach der Gene- ralin Weerenberg übernommen?" „Was für eine Generalin? Vor mir, das heißt, vor dem Onkel Franz war der Schneidermeister Neto- pil hier. Der ist auch schon vor ein paar Jahren gestorben.” „Da ist wohl nichts mehr von den alten Möbeln - der Generalin vorhanden? Oder irgend ein An- denken?“ Jetzt glaubte Herr Spring den wirklichen Zweck des Besuches zu verstehen. „Sind Sie vielleicht von irgend einer Sammlung? Für die Wohltätig- keit oder für irgend einen Juxbasar? Aber wir haben gar nichts mehr. Ich bitte Sie, bei den heutigen Zeiten braucht jeder sein Glumpert selber.” „Ach nein, ich wollte nur meine alte Wohnung wiedersehen. Sie glauben nicht, wie teuer mir diese Erinnerungen sind. Ist nicht vielleicht auf dem Boden noch etwas zurückgeblieben?” (6. Brinkmann) „Denken Sie sich, lieber Meister, ich habe einen Rahmen gekriegt! — Malen Sie mir doch dazu ein passendes Bild...“ “Pensate un po’, caro maestro; ho pure ayuto una cornice! — Ebbene, dipingetemi un quadro che le convenga bene... Ein Aufleuchten des Verständnisses ging über das Antlitz des Herm Spring, „Ah; der Herr Ist vom Luftschutz, nicht wahr? Oh, da Ist bei uns alles in Ordnung. Die Kinder sind schon einexer- ziert wie die Rekruten. Passen Sie aufl Paula, Elly, Franzl, Poldi! Antreten! Ubung Nr. 2. Brand- bombe! Passen Sie aufl Passen Sie gut aufl Eins, zwei, Bum, Krach — Bombe durchs Dach — Hand- schuh auf die Hand — Schaufel, Kübel, Sand — Maske am Kopp — Laufschritt, Galopp! Das Ist Elfäffer Taverne Die Maid, die abends mir den Weinkrug reicht, Die morgens mich ins Bad geleitet, Die mittags mir das Mahl bereitet Und meine Lippen findet fanft und leicht, Sie ift ein Kind des Elfaß, herb und heiter, Mit breiter Bruft und blondem Haar. Sie gab mir ihre Hand, es war, Wie wenn Frau Nike fegnet ihren Streiter. Wie grantig wehrte ich den Segen ihr! Doch alles half nichts, da der Lenz mich lochte Und ihr Gefpräch, das niemals ftochte, Bald kam fie in der Nacht zu mir, Vom Münfter klang die zwölfte Stunde, Den Sichelmond ein Giebel ritt. Ein himbeerrotes Lippenpaar fich fpitt Und nähert fündig=füß fich meinem Munde, Um mir des Elfaß Erde darzubringen. Ich möcht die Fenfter Öffnen, möchte fingen Von diefer alten fchönen Stadt, Die Leib und Seele mir verzaubert hat, Hellmut DramwssTychfen von mir! So merkt man sich das Zeug besser. He, was sagen Sie?" Er schleuderte einen alten Schuh auf den Boden. Die Kinder schossen eine Weile geschäftig durch- einander wie eine Affenherde. Dann trugen sie mit gut gespielter Vorsicht die Bombe in die Mistkiste. „Nun?“ sagte der Vater stolz. „Fein gehts. Uns können alle Bomben den Buckel herunterrutschen.” „Verzeihen Sie, ich bin nicht vom Luftschutz, Ich wollte nur...” „Jetzt weiß ich schon. Sie wollen das Kabinett mieten. Um 25 Mark können Sie ’s haben. Den Onkel schieben wir schon ins Kammerl. He, Kin- der, antauchen!” „Halt! Nein, ich wollte nur die alten Zeiten...” „Also 20 Mark ohne Beleuchtung...” „Verzeihen Sie, nein, Ich...” „Oder wenn Sie nur als Bettgeher wollen, bitte sehr, Zehn Mark. Dann lassen wir den Onkel her- innen. Oder eine Mark fünfzig fallweise. Aber daß Ich nicht in irgend etwas hineinkomm, wenn der Herr vielleicht falsches Geld macht oder noch ärgeres.” „Was fällt Ihnen ein? Begreifen Sie nicht, daß es den Menschen im Alter zu den Stätten seiner Ju- gend hinzieht?” Nein, das konnte Herr Spring durchaus nicht be- greifen. Jetzt begann er den sonderbaren Be- sucher für einen ausgemachten Dummkopf zu hal- ten. Dummköpfe müssen gerupft werden. Das ist eine alte Lebensregel. „Je, dann zahlen Sie halt wenigstens eine Mark für die Besichtigung.” Darauf war Her: Werner nicht gefaßt, aber er fühlte, daß er hier der Schwächere sei. Er zahlte und entfernte sich mit einigen höflichen Dankes- worten, Noch auf der Stiege überholte ihn Paula, die zum Gemischtwarenhändler lief, um eine Flasche Bier und sonst noch etwas Gutes zu kau- fen. Die Nachtmahlsträumo Herım Werners aber zerrannen in nichts. Da er noch zehn Pfennig besaß, ging er wenig- stens zum nächsten Maronimann um vier Stück Alleskleber in allen Fachgeschäften ab RM.0.20 Wie viele fängfı vergeliene Nryneivadungen fommen da mandhmaf wieder zum Worihein. Weiler ald man weiß, ift oft fr den Rranfbeitsfalt nelorat, Rum aber Tünftig erNi bie angebrodienen Badungen aufe braudıc, bevor eine neue getauft wird! Denn heute müflen Heilmittel zeitlos verwertet werben, au Wenn alle Died ernftlich bebenten, bekommt Icder @llyhos- calin; ber e4 braucht, Carl Bühler, Konstanz, Fabrik der pharm. Präpa- -_ tate' Silphoscaltn und Thyliat, Maroni. Dieser überflog ihn einen Augenblick mit seinem erfahrenen Verkäuferauge und er- kannte sofort, daß er hier einen Menschen vor sich habe, den man landesüblich „Wurzen‘ nennt. Er nahm also unter vielen freundlichen Worten zwei wurmige Maroni, die er für geeignete Kundschaft vorbereitet hatte, und mischte sie zu den beiden anderen. So hatte auch er einen kleinen Vorteil auf Ko sten des Idealisten, Herr Werner, und entsprach damit der allgemeinen Weltordnung, die nur dem Tüchtigen freie Bahn läßt. BRIEFE Ein Menfch hat Briefe und zwar fieben An fieben Mädchen grad gefchrieben. Er macht fie fertig, klebt fie zu, Trägt fie zur Poft voll Seelenruh, Hebt fie fchon an den Kaftenfchlit: Da trifft es jäh ihn, wie ein Blit, Ob er am End nicht fchroffes Nein Und füß erflehtes Stelldichein Den falfchen Mädchen zugeteilt? Der Menfch, verwirrt, nach Haufe eilt, Daß er die Briefe nochmals prüfe - Mein Gott, was das für Unheil fchüfe... Voll Angft reißt er Die Briefe auf - Und fchnauft aus Herzenstiefe auf: Sie find in Ordnung! Glückerfüllt Und forgfam er fie neu umhüllt Und trägt, frei von Getiffenslaften Sie wieder zu dem Reichspoftkaften. Wir müffen um die Wirkung bangen, Denn diesmal ift es fchief gegangen! Eugen Roth pfahlt pllelssimus Noch vorrätig! Sofort hestellen! Jedermann kann seine |MACHOLL erzeucnisse BÄMONACHI2 MÜNCHEN WEINBRAND -LIKÖRE-ENZIAN: „EMWEKA: bringt alle deutschen Wir beginnen das Wunschkonzert 3.85 Der Feldzug m. d. anderen Wafle 3.85 Rom In seinen Heill 3.45 Die der Schöpfung 30 Mit Lippenstift und Lippengift 3.60 ‚Fseise einschl. 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Non rlesco plü a cavar fuorl un tono della mia bella antica marcia "Dominio mondiale,! Credo che la mia cornamusa sia ormal porosa!,, (erien Schilling) Mönchen, 1. Juli 1942 47. Jahrgang / Nummer 27 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Anglo-Sowjet-Abkommen „Die Hölle selbst hat ihre Rechte? Patto anglo-sovietico: „‚Anche |’ Inferno ha diritfl propri? Das find’ ich gut, da ließe sich ein Pakt Sarebbe bene, ch£ allora si potrebbe certo Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen?" stipulare un buon patto con Vol, signorl?,, (Goethe, Faust I. Teil) (Goethe, Faust, Parte 1.) Der Gärtner - Il giardiniere {R. Krlosch) 2 EIN MANN SIEHT SICH VON HINTEN Es mag Mönner geben, die ganz entzückt sind von dem, was sie sahen, wenn sie sich im Spiegel betrachten. Wir andern haben uns allmählich daran gewöhnt, daß os kein Willy Fritsch Ist, was da aus dem Glase uns anstarrt und so mißver- gnügt das betrachtet, was nach altem Überein- kommen als Ebenbild Gottes gilt. In dieser Hin- sicht sollte man eigentlich anspruchsvoller sein. ‚Wenn man sich so täglich im Spiegel sieht, sagen wir mal morgens beim Rasieren, stumpft man allerdings allmählich ab, und es wäre ja auch nicht zu ertragen, jeden Morgen aufs neue zu er- schrecken. Aber es kommt ein Tag, da steht man in der Kabine seines Schneiders. In dieser Kabine sind allerlei Spiegel angebracht, in denen man nicht nur seine eigene Fassade in Lebensgröße, sondern auch die linke Seite und die rechte Seite und womöglich auch die Rückfront betrachten kann, Daran denkt man nicht, wenn man zu seinem Schneider geht. Während nun der Schneider den einen Ärmel, den er geräde angenäht hat, mit einem Schnitt, der mir immer durch Mark und Bein geht, vom Rumpfe haut, sieht man plötzlich jemand im Hintergrunde stehen, der einem den Rücken zukehrt. Zuerst achtet man des fremden Mannes gar nicht besonders, bis man auf einmal erkennt, daß dieser FremdlingBewegungen macht, die den unsern genau entsprechen. Nun Ist es leider nicht mehr schwer, zu der Erkenntnis zu Verlor'ne Liebesmüh' In fich verlunken fist am Rain ein Greis und grübelt über eine ernfte Sache, bei der auch er fich nicht zu helfen weiß tie jener einft zu Leipzig auf dem Dache, »Was war des Lebens Sinn und Inhaltt« - So befragt er fich und prüft's von vorn und hinten und kann doch more geometrico beim beften Willen keine Löfung finden. Des Dafeins Zirkel zu errechnen gilt's, ihn handfam ins Quadrat zu übertragen ... Das Herz drückt fie ihm ab mitfamt der Milz, die Quadratur des Greifes - fozufagen. Ratatöshr VON WALTER FOITZICK kommen, daß der fremde Mann mit einem selbst identisch ist. Kann sein, daß Willy Fritsch, um nur ein Beispiel zu nennen, mit seiner Rückseite zufrieden ist, aber ich muß es schon sagen, Ich muß es milde aus- drücken, unsereins ist es nicht. Ha, das bist du, denkt man. Sehr merkwürdige Figur! Man hatte sich den da doch eigentlich anders vorgestellt von hinten. Na, und wie der Kopf ihm auf dem Nacken sitzt! Imposänt ist das nicht. Übrigens Kopf, ist das nicht eine helle Stelle, nicht wahr, Sie verstehen schon? Von vorne sieht man sie eigentlich gar nicht. Man hatte sich so was Ähn- liches zwar schon gedacht, aber wer denkt immer an hinten, wenn er gewohnt ist, sich nur von vorne zu sehen. Die andern allerdings, die sehen einen auch von hinten, oft von hinten. — Da Irren ist menschlich Bei Generaldirektor Mikkelsen in der prunkvollen Kopenhagener Vorort-Villa ist Gesellschaft, die sich mehr durch Glücksgüter als durch die Gunst der Musen auszeichnet. Unter den Gästen ist auch der bekannte Kopenhagener Theaterdirek- tor Thorwald K., der gerade von den Erlebnissen seiner Truppe bei einer Tournee durch die dö- nische Provinz erzählt: „Die Dummen werden wirklich nicht ‚alle... In Nyborg spielten wir ‚Die Räuber. Als ich nach Schluß der Vorstellung die Kasse mit dem lokalen Kassierer abrechne, sagt dieser zu mir: ‚Dann waren 2 Freibillets für den Dichter..." — ‚Dichter, — welchen Dichter?‘ — ‚Vor Beginn kam ein Herr und sagte, er heiße Goethe, sei der Dichter des Stückes und wolle 2 Freikarten haben...” Schallendes Gelächter, das die Dame des Hauses mit der Bemerkung krönt: „Glänzend — wußte der gute Mann wirklich nicht, daß Goethe schon ein paar Jahrhunderte tot Ist...?” Leise lächelnd fährt der Theaterdirektor fort: „Ja, das Komischste an der Sache Ist ja eigentlich, daß das Stück nicht von Goethe, sondern von Schiller ist...“ Erneutes Gelächter, — wenn auch etwas gezwun- gener. Und die Tochter des Hauses, stolz, ihren Umgang mit Künstlerkreisen dokumentieren zu können, platzt heraus: „Na, der Schiller wird sich totlachen, wenn er das hört..." (Aus dem Dänischen — Interpress) 418 wird einem manches klar, und man begreift die vielen Mißerfolge, die man im Leben gehabt hat. Man hätte viel öfter mit dem Rücken gegen die Wand stehen sollen! Vielleicht beschließt mäncher in dieser Situatlon sogar, solches von jetzt ab zu tun. Es sollte überhaupt viel mehr Wände auf der Welt geben, gegen die man sich mit dem Rücken stellen könnte, Waren es nicht die alten Rittersleut oder die alten Griechen, die die Wunden im Rücken so scheuten? Man faßt sich mit der Hand an den Hinterkopf, dort wo es hell wird. Tatsächlich, man Ist os, wie der Spiegel zeigt. Also so sieht es aus, wenn man über die Straße geht und hinter einem, nun sagen wir mal Zarah Leander kommt. Ach, man wird recht bescheiden, wenn man so vor seines Schneiders Spiegel steht. Falls jetzt der Schneider fragt, ob er die Jacke noch zwei Zentimeter länger oder kürzer machen soll, möchte man ihm eigentlich antworten: „Lie- ber Meister, zwei Zentimeter werden den Kohl auch nicht fett machen.” Aber man muß sein Ge- sicht wahren, beziehungsweise seine Hinterseite, und deshalb fordert man ganz kategorisch, das Jackeit soll zwei Zentimeter länger oder kürzer werden. Es ist vielleicht doch ganz gut, wenn man jetzt nicht so oft zum Schneider kommt; bis zum näch- ston Mal hat man's dann wieder vergessen, wie man wirklich aussieht, Seh’ ich den Abend geh’n Sch" ich den Abend sch'n Am Hügel dort In brandrotem Schuh - Fällt hinter ihm Mit Silberklingen Das Himmelstor dann zu. Het, wie die Grillen fingen Vor meinen Knien im Gras! Es seht der Abend fort An einen fremden Ort, Ob doft die Grillen auch fingen, Wenn die Burfchen am Kornfeld fteh'n Und die Mädchen umfchlingen Und dem fcheidenden Tag ‚Auf die blutrote Ferfe fch'n? Frit Knöller Roosevelts Meisterplan „Gackern kann er wundervoll, nur schade, daß es wieder ein Windei ist, was er gelegt hat!“ Piano da maestro di Roosevelt: “Egli sa fare coccod& a meraviglia; peccato perö che non deponga di nuovo che un uovo d’ arial,, 419 Onkel Sam sorgt für die Seinen (Wilhelm Schulz) „Nur ruhig, Kinderchen! Die Teller sind schon da, nächstes Jahr bekommt ihr auch was zu essen!“ Lo zio Sam proyvede ai suoi: „Zitti, bambinelli, zitti! Eccovi giä I piatti; I" anno prossimo avrete anche qualcosa da manglare!,, 420 BADEFLIRT Skizze vonC.E. Helk Kurt Sellnitz war Schriftsteller. Er lieferte Beiträge für eine Reihe von Zeitungen und Zeitschriften, aber in der Hauptsache schrieb er sehr witzige kleine Hörspiele, die alle Sender gern brachten. Seine Arbeiten brachten ihm ein ständig steigen- des Einkommen, das ihm wohl erlaubt hätte zu heiraten, aber trotzdem war er immer noch Jung- geselle. ‚Nicht, daß er etwa nichts für die Welb- lichkeit übrig gehabt hätte. Im Gegenteil. Er knüpfte gern und leicht Bekanntschaften an, aber über einen kleinen Flirt hinaus waren diese noch nie gediehen. Die Rechte war eben noch nicht gekommen. Im August pflegte Sellnitz meistens ein paar Wo- chen an der See zuzubringen, Er tat das auch in diesem Jahre und lernte eine ganze Anzahl net- ter Junger Mädchen kennen, mit denen erschwamm, am Strande lag, tanzte und ein wenig flirtete, ohne daß sein Herz irgendwie stärker in Mit- leidenschaft gezogen worden wäre. Da, wenige Tage vor seiner Abreise — eine wich- tige geschäftliche Besprechung rief ihn dringend nach Berlin — traf er sie! — Zwei Tage mit ihr genügten, daß er sich über alle Maßen verliebte, Dabei wußte keiner der beiden des andern Na- men, Ja, Sellnitz wußte nicht einmal, in welchem der vielen Hotels sie abgestiegen war. Aber mor- gen mußte er abfahren, morgen würde er sich Ihr bekannt machen, morgen würde er sich er klären. Aber wer nicht kam am andern Morgen, war sle. Vergebens suchte Sellnitz den ganzen Strand, die Promenade ab; vergebens hielt er in sämtlichen Hotels Umschau; sie war einfach nicht aufzufin- den. Vielleicht Irgendeine Erkrankung, die sie zwang, das Bett zu hüten, Daß sie ohne ein Wort des Abschieds abgereist wäre, mochte er nicht annehmen. Aber dafür mußte er jetzt abfahren, ohne sie noch einmal gesehen oder gesprochen zu haben, Je, ohne nur ihren Namen zu wissen. Er haßte es, aber die Angelegenheit in Berlin war von äußer- ster Wichtigkeit ‘und unaufschiebbar. Nun, die Sache war In ein oder zwei Tagen zu erledigen und dann würde er eben einfach zurückkommen. Wie es aber so geht, dauerte es fünf Tage, ehe er wieder zurückkam, und dann war und blieb sie verschwunden. Anscheinend war sie in der Zwischenzeit abgereist. Er war höchst unglücklich und zerbrach sich den Kopf nach Mitteln und Wegen, sie ausfindig zu machen, Endlich glaubte er etwas gefunden zu haben. Er setzte sich hin, nahm allen seinen Grips zusammen und verfaßte ein wirklich witzi- ges und entzückendes kleines Hörspiel, dem er diese ganze Angelegenheit zugrunde legte. Ohne den Badeort direkt zu nennen, war doch so viel von ihm gesagt, daß jeder, der einmal dort ge- wesen, ihn — wenigstens seiner Meinung nach — unbedingt erkennen mußte, und zum Schluß hatte er. sehr geschickt seinen Namen und seine An- schrift in das Spiel hineingebracht. Sie mußte sich und -Ihn in dem kleinen Spiel erkennen, und konnte sich nun, wenn sie wollte, mit ihm in Ver- bindung setzen. Es machte ihm keine Schwierigkeit, das Hörspiel unterzubringen; mit großer Spannung sah er dem Tag seiner ersten Aufführung entgegen und mit noch größerer dem Briefboten am übernächsten Tage, dem frühesten Zeitpunkt, an dem vielleicht schon Nachricht von ihr da sein konnte. Er stand am Fenster um die Zeit, wo der Brief- bote zu kommen pflegte, sah ihn die Straße her- unterkommen und erwartete ihn an der Tür. Sein Herz schlug aufgeregt. Ja, der Mann hatte etwas für Ihn: Er händigte Ihm vierunddreißig Briefe aus. Alle, wie sich nachher ergab, von jungen Mädchen, die ihr Sommererlebnis im Seebade in seinem Hörspiel wieder erkannt hatten. Das apportierte Fräulein (Fr. Bllox) 421 La signorina apportata RATTENJAGD AUF HOHER SEE Zehn Jahre nach meiner ersten Fahrt mit dem „Seewoll“ feierte ich ein Wiedersehen mit Rio de Janeiro und plötzlich fand ich mich damit zurückversetzt in jene bewegte Zeit, als ich mit Kapitän Andersens „Seewolf” die Ozeane durch- fürchte... Damals, vor zehn Jahren, hatten wir in Kopen- hagen eine für Rio bestimmte Sorte eines scheußlichen Käses an Bord genommen. Kapitän Andersen tobte und fluchte In einemfort über die Ladung; er behauptete, sein stolzer „See- wolf“ würde diese stinkende Zumutung nicht überleben und mit Mann und Maus untergehen. Zwischendurch brachte er rührselige Geschichten von den großen Zeiten seines Schiffes, als es noch Opium, Sprengstoff für eine mexikanische Revolution, führende Mitglieder eines Eunuchen- kongresses, tote Malaien und falsche Goldbarren an Bord hatte. Während der ganzen Fahrt blieb die See ruhig und ohne jede Tücke, Schwankend und torkelnd bewegte sich lediglich Kapitän Andersen, der ununterbrochen schärfsten Branntwein trank, denn er fürchtete sich vor der Nüchternheit wie ein kleines Kind vor dem schwarzen Mann. Neben der Trunksucht besaß Kapitän Andersen noch einen Rattenkomplex. Jede freie Minute mußten wir zwischen dem stin- kenden Käse herumkriechen, um nach Ratten zu suchen. Leider brachten diese Jagden aber keine Abwechslung In die Eintönigkeit der Fahrt — der Käse schien nicht nur für die menschliche Ernäh- rung ungeeignet; nicht eine ein- zige Ratte ließ sich blicken. Da- bei fehlten uns Ratten damals mehr als alles andere, denn für jedes erlegte Exemplar zahlte Andersen eine halbe Krone in Form eines Getränkegut- schelnes.. Während der letzten Woche der Überfahrt — die Langeweile auf der mit Käse gefüllten Arche war durch nichts mehr zu überbieten — berief unsSteffens, der neben- her so eine Art Kantine führte, zu einer Beratung in seine ewig halbdunkle Giftbüude. Unter ge- heimnisvollem Getue nahm er uns alle möglichen Ehrenwörter ab und erklärte, daß auf dieser Fahrt noch alle Mann an Alkohol- mangel eingehen würden, wenn nicht bald etwas Entscheidendes geschehe. Wir waren natürlich gleicher Meinung. Triumphierenden Blickes zog Stef- fens jetzt eine kleine Blechkiste unter seiner Theke hervor, lüftete den Deckel ein wenig und er- klärte, der Inhalt dieser primiti- ven Schatulle sei für uns von ungeheurem Wert, Neugierig lug- ten wir durch den Spalt, und un- sere Herzen schlugen höher, als wir in dem Behälter eine ausge- wachsene Ratte rumoren sahen. Ohlsen, der kühle Rechner, faßte sich als erster, spuckte verächt- lich aus und meinte, was wir bei so vielen durstigen Seelen mit einer einzigen Ratte im Bonwert von einer halben Krone anfangen sollten, während Tödtleff, der früher Geschäfte mit einem Deck- hengst gemacht halte, sich er- kundigte, ob die Ratte trächtig sel, Steffens meinte überlegen lä- chelnd, wir sollten ihm die ganze Regie getrost überlassen. Er be- stimmte Johnson, die Ratte so- fort ins Jenseits zu befördern und dem Alten vorzuzeigen, Als John- son dem Kapitän'den entseelten L' inventore Der Erfinder VON KURT GROOS Nager auf den Tisch klatschte, war unser Alter ganz außer sich, er schrie und tobte und sah im Geiste schon die ganze Käseladung zerfressen und vernichtet. Er schmiß Johnson den Bon über die halbe Krone hin; anschließend riet er die Mannschaft zusammen. Wir mußten uns unter der Brücke aufstellen, von der der Alte eine flammende Rede hielt, In star- ken Worten ermahnte er uns, die Rattenjagd bis zur Vertilgung der letzten Bestie (diesen Aus- druck gebrauchte er wörtlich) fortzusetzen, hier- bei in der Rechten wild und aufmunternd den Block mit den Böns schwenkend. Gleich nach der Rede des Kapitäns kam der Akt, den wir vorausgesehen und befürchtet hatten. Der für derartige Vertrauensposten abgerichtete Steffens wurde bestimmt, den Kadaver über Bord zu werfen, um Jede Möglichkeit eines Doppel- inkassos von vornherein auszuschließen. Steffens führt das Kommando gewissenhaft aus -— uns allen ging ein Stich durchs Herz, als die Ratte in den Wellen des Ozeans verschwand, Nach diesem Akt trafen wir uns wieder bei Stef- fens. Steffens betrat die Gifibude etwas später, trug eine mokante Siegermiene zur Schau, griff in die rechte Hosentasche und holte — wir stan- den mit offenem Mund da — die eben in den „... und als Abfallprodukt erhalten wir grünliche Kristalle, die stark nach Gänsebraten riechen!“ — „Vielleicht ließe sich daraus ein Herrenparfüm herstellen?" e come prodotto d* immondezze noi ricaviamo dei cristalli verdastri che mandano un forte odore d'arrosto d'oca!,, — "Forse se ne potrebbe trarre un profumo per signori?,, 422 Ozean verfrachtete, noch triefende Ratte hervor. Mit verschmitztem Gesicht erzählte er, daß er vor Ausführung des Kommandos um den Schwanz des Nagers einen starken, langen Zwirnsfaden gebunden hatte, deren Ende seine Linke festhielt, so daß er die Ratte schnell an Bord ziehen konnte, sobald der Alte den Rücken drehte — ein Kunststück, das er noch oft zu wiederholen versprach, Während wir genießerisch einen von Steffens auf die kommenden Ereignisse kreditierten Brannt- wein schlürften, trockneten wir die Ratte auf der Heizung, damit der Kapitän nicht mißtrauisch werde, denn der Alte erkannte nur fangfrische, möglichst noch warme Ratten an. Bis Mitternacht kassierten wir 21'/z Kronen. Lei- der litt unsere Ratte etwas durch das häufige Aufklatschen im ewigen Ozean und durch die notwendige Trocknerei auf der Heizung; das Fell war nicht mehr ganz so schön. " Am kommenden Tag setzten wir das Spiel for — der Alte tobte jetzt auf einmal, weil wir keine Jungen Ratten fingen, und wir erzählten ihm, daß die Jugend sich In den Ritzen zwischen den Käse- stapeln verborgen halte. Nachmittags rief der Kapitän die Mannschaft wie- der unter der Brücke zusammen. Er hielt eine neue Rede und erklärte, daß je- dem von uns in Rio zwanzig Pro- zent Heueraufschlag ausgezahlt würden, falls das Schiff bis dahin vollkommen rattenfrei sei. Vom kaufmännischen Standpunktschlen ihm das wohl günstiger als die Auszahlung der Einzelhonorare, denn nach seiner Ansicht konn- ten ja schließlich noch Tausende von Ratten an Bord sein. In Rio sollte dann einer der ersten Kam- merjäger Brasiliens die Kontrolle durchführen — fand er den „See- wolf“ rattenfrei, mußte der Alte zwar tief in die Taschen greifen, doch war ihm die gerettete La- dung das gut und gerne wert. Am übernächsten Tag legten wir in Rio an. Zu Kapitän Andersens größter Überraschung fand der berühmte Kammerjäger nicht einen Ratten- schwanz ‚an Bord. Anstandslos zahlte der Alte das Aufgeld und mit viel Hallo und in prächtiger Stimmung trollten wir uns von Bord, Die zwanzig Prozent Aufgeld ver- taten wir noch in gleicher Nacht in teilweise recht leichtgeschürz- ter Gesellschaft. Erst gegen Mor- gengrauen wurden wir alle etwas melancholisch, denn die Damen und das Geld waren zerstoben, ‚auch hatten wir brummende Schä- del; trotzdem war es eine herr- liche Nacht gewesen, Als wir etwas torkelnd in das blendende Licht des Morgens tra- ten, machte Steffens den Vor- schlag, auf den Zuckerhut zu fah- ren; alle waren einverstanden. Steffens trug noch immer die Blechkiste mit der toten Ratte bei sich, und wir beschlossen, der Ratte, unserer Wohltäterin, ein schönes Begräbnis an einem der paradiesischsten Flecken der Erde mit hinreißender Aussicht auf das ewige Meer zu bereiten. Ja, wir waren damals doch an- ständige, etwas weiche Kerle, Erst am nächsten Tag trafen wir wieder auf den wie wild toben- den Kapitän Andersen, durch den wir erfuhren, daß die ganze Käse- ladung während der Überfahrt von Maden aufgefressen worden war. (Magon) Heißer Sommertag {R. Kriesch) „Ach, Eduard, ich komm mir vor wie Eva im Paradies!“ „Ich muß sagen, ich hätt’ auch nichts gegen 'nen saftigen Apfel!“ Cocente giorno d’ estate: ‘Ah, Edoardo, a me pare d’esser Eva nel Paradiso!,, “Anch’ io devo dirti che non sarei affatto alieno da una succosa mela!,, 423 Erinnerung an eine südliche Reise Ricordanze d’ un vlagglo nel sud ERLAUSCHTES Die Sonne bleibt heut leider hinter Wolken. Weshalb sie das wohl grade heute tut? Du sollst nicht immer in der Nase polken! Jetzt trägt sie alltags schon den neuen Hut. Ich bitte dich, erzähl’ mir keine Märchen. Das ist das einzige Kleid von dir, das wirklich sitzt. Soll ich denn nun nicht mit zu Tante Clärchen? Wenn du so rennst, ist es kein Wunder, daß du schwitzt. Ich will von der Geschichte nichts mehr hören. Das hab ich dir schon zwanzigmal gesagt. Ihr sollt den Vater nicht beim Schlafen stören. Du hältst dein Maul, wer hat denn dich gefragt? Wenn ich so dumm wär, tät ich mich erschießen. Das hätte ich wahrhaftig auch allein gekonnt. Du brauchst den Schreibtisch wegen mir nicht zu verschließen. Kuck bloß mal, wie das Huhn sich in der Sonne sonnt. Warum grad ich, die soll doch selber laufen! Ich ging an deiner Stelle einfach nicht mehr hin. Ich denke gar nicht dran, das Bild zu kaufen. Jetzt hör schon auf, das hat doch wirklich keinen Sinn! PAULA SACK . Hermann) ERZIEHUNG VON JEND WALLESZ Nach seiner Rückkehr von der Hochzeltsreise aß das Junge Paar an diesem Tag zum erstenmal im eigenen Heim zu Mittag. Die Junge Frau hatte selbst die Küche besorgt, selbst alles eingekauft und den Tisch gedeckt. Jetzt brachte sie das Essen herein. Auch die Mutter der jungen Frau war zugegen, um ihrer Tochter mit guten Ratschlägen beizustehen. Während die Hausfrau die Suppe einschenkte, stand der Ehemann plötzlich auf und ging hinaus. Seine Frau rief ihm nach: „Wohin gehst du?” „Ich hole nur das Salzfaß.” Gleich darauf kam er damit zurück. Kaum hatte er aber die Türe hinter sich zugemacht, da fiel ihm der Salzstreuer aus der Hand und zerbrach auf dem Fußboden in Stücke, Die Junge Frau und die Schwieger- mutter blickten einander betroffen an, und auch der junge Mann machte ein düsteres Gesicht. Dann begann er seine Suppe zu löffeln. Jetzt wurde das Fleisch auf den Tisch gestellt. Der Ehemann stand wieder auf und ging hinaus. Seine Frau rief ihm ärgerlich nach: „Wohin gehst du denn jetzt wieder?” „Ich hole nur Wasser.” Er kam mit einem Krug Wasser und drei Gläsern aus der Küche zurück. Noch unter der Tür aber glitt ihm der Krug von dem Tablett herunter und zerbrach in tausend Stücke. Zwei mark- erschütternde Schreie, dann herrschten Grabesstille und Niedergeschlagenheit, Bei der Nachspeise stand der Ehemann zum drittenmal vom Tisch auf, aber seine Frau hielt ihn zurück: „Ich dulde nicht, daß du schon wieder hinaus- gehst. Was fehlt denn diesmal?” „Die Zahnstocher.” „Ich werde sie schon selber holen.” „Aber, liebes Kind, ich kann doch nicht zulassen, daß du deshalb aufstehst.“ Die Junge Frau tätschelte zärtlich die Hand ihres Mannes: „Wie lieb du bistl... Ich will aber die Zahnstocher doch lieber selber holen, sonst zerbrichst du mir am Ende noch das ganze Geschirr!” Während die Junge Frau draußen in der Küche den Behälter mit den Zahn- stochern suchte, sagte die Mutter gerührt zu ihrem Schwiegersohn: „Ich hätte niemals gedacht, daß du so zärtlich zu Elisabeth sein würdest.” „Ja, Mama, die Zärtlichkeit ist die beste Erziehungsmethode; denn hätte Ich heute das Salzfaß und den Wasserkrug nicht absichtlich zerbrochen, dann könnte Ich deine Tochter mein ganzes Leben lang bedienen. Und das wäre zu anstrengend.” (Aus dem Ungarischen von H. B. W.) 424 Daten ne Barmen ung anr No a füllung weitergibt, adurch werden - BED Once Terctfeund Arie gespart: Us immer ein Zeichen "ET fürphotogrophifche SG Wertorbeit Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe s i Ru Giessen rraraeeg 2. lter-Tinte Bäuerlicher Hausrat & A „nüllhalt äften ab RM.0,35 München an der Haupfposs, Residenzstraße 3, Tetefon 24305 Hersteller des bekannten Spezial Klebstolfes: URU:Der All + “ N AUS REICHER ÜBERLIEFERUNG DIE REIFE LEISTUNG QUSTRIı® ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE Nicht eine Treibhausptanze, sondem Ba, gesunde, harmonische Körper ist das Ziel einer |Lerne zu Hause -“ |Kurzschrift ‚obne Schulbankdrücken, ohne Ablenkung! — ———] Nie. verslumen Sie den Unterricht! Ceidchwadhen uftanken — A Auch Eilschrilt und Maschinenschreiben. |/ ‚sehr bewährt Aulklärungsschrift 356 kostenlos durch, |# 74 Bezugsauellen-Nachweis durch | Gut hör en, | | NAERA-GESELLSCHAFT INORE: richtig verstehen! fr ie Ging mäh + Argm Schul München 2B5 7 Dieser Wunsch wird Schwerhörigen _ erfüllt durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ | tottige, löcherige Haut beseltlgt „Mit. der sich durch klarste Sprachwiedergabe ossorjäger"' und macht den Telnt zart auszeichnet, Verkaufsstellen überall im Reich zus Se Selt 40 Jahren bewährt, Prospekı S kostenlos durch [Diese unsichtbare Watfe zur sicheren Mit, En extra stark .. DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT Kelbeiverleidigung schüizt Sie vorGe-\, cn jahr! Ein richtiger . und dar) Ch. BERLIN-REINICKENDORF-OST stärkste Bader Is wehrlost Lernen) eregelten Vitamin- und Mineralversorgung- Ans der Mappe der Tropoaurerke, Kile- Rhöftigt nährk. 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Ein Bad mit Sichtenfekt: Tabletten - im weldgeünen Badewaffer - mit dem würzigen Duft der Sidy» ten, febafft fene Atmofpbäre, die fo wohltuend aufdie Verpen ein wirft, Sichtenfeßr-Baderabletten > AAronen Gamwallen Für Jhre Gesundheit ist dos Beste gerade gut genug, ... DREI f — i Ö riols (2. m SPREOR ni 2 far? fprudelnd Die Vorzüge des Materie Bell || KENNZEICHEN DES desinfieiert Mungo GUTE ei een Slhtenfäften fall bei der Herstellung erwarben || GUTEN GESCHMACKS | GRUNDE bochmertig und erholten der neuzeitlihen - VOLLELASTISCH, HANDGEMÄHT. Comelia-Hygiene das Vertrauen Is ch..nAl von Millionen Frauen im In- und Ausland, mn —— die Astra longsam und mäßig au rauchen und sorgsam mit ihr umz | Frische führen gute Drogerien und Apo- tbefen feit über einem Jchrzehnt. 0 vice QUALITÄT erspart Verband 50 Pig. in Apolheken, Drogerien Auch gröhere Flaschen erhältlich MERZ & Co. Chem, Fabrik, Frankfurt-M KRONEN-KKAWATTEN- FABRIK Fi MFNEE BERLINca “ KrRIazı 4fstra wit UND Onmt munastuce 425 INPEEUFGFEZBEUERET Chicha Ist ganz gut. Cana ist noch besser. Jawohl, beides kann man trinken. Die eine Sache kommt vom Mais her, die andere vom Zuckerrohr. Es gibt Dinge, die besser sind als Chicha und Cana, bestimmt. Aber meistens hat man sie nicht. Ich muß zugeben, daß wir fast immer Cafia hat- ten. Chicha war auch da. Wir liebten das Zeug nicht besonders, nein, es ist eben doch "nicht jedem Gaumen zuträglich, Sie können es glauben. Zuweilen geschieht es, daß der Mensch ein Ge- lüst hat auf Dinge, die ganz welt entfernt von ihm sind, an die er nicht heran kann, die er für Geld und gute Worte nicht erhält. Handelt es sich dabei um Getränke, dann kann es vorkom- men, daß so ein Mensch recht niedergeschlagen wird, daß sich seln Gemüt verdüstert, daß nicht viel mit ihm anzufangen Ist, Man sollte alles aufbieten, um einen Menschen vor solch einem Zustand zu bewahren. Oft aber kann man das nicht, Oft kann man ihm wirklich nichts weiter geben als Cafia oder gar nur Chicha. Das Ist betrüblich, Wir hatten während der einen Regenzeit nur Cana, Und die Stimmung war entsprechend. Wir lungerten herum, waren gereizt, dachten an das, was wir nicht hatten, Und das schien uns köst- licher zu sein als der saftigste Asado, der uns reichlich zur Verfügung stand, Ab und zu war der Händler Jacopo, ein gerisse- ner Levantiner, zu uns gekommen und hatte uns Getränke in schlanken, runden, kantigen, gedrun- genen und auch anders geformten Flaschen ge- bracht. Für viel Geld. Aber jetzt kam Jacopo nicht. Jetzt, während der Regenzeit, saß er sicher irgendwo fest. Dafür aber kam Ramon aus der Hauptstadt zu- rück. Und wir rechneten stark damit, daß sein Erscheinen unsere Stimmung heben würde. Denn — das war ja klar — er mußte viele Flaschen mitbringen. Den Auftrag dazu hatte er. Also: Ramon kam. Er brachte allerhand mit, aber nicht eine Flasche, die er auf den Tisch stellte. Die Enttäuschung war groß. Und ich sagte zu Ihm: „Wie kannst du es wagen, mit leeren Hän- den zu kommen! Du weißt doch, wie es bei uns aussiehil’ Ramon lachte: „Pass’ auf, was ich dir sage: wir werden den Jungs etwas geben, was ihren Le- bensmut mächtig hebt. Und wir werden reich da- bei, Ich sehe nicht ein, daß so einem Jacopo alles Geld in die Taschen fließen soll! Wir wer- den hier einen Laden aufmachen, einen Handel beginnen und uns die Dankbarkeit aller Caballe- ros sichern!” „Willst du mit trinkbaren Flüssigkeiten handeln?” fragte ich mißtrauisch. „Warum hast du denn da nichts mitgebracht?” „Ich habe etwas viel Besseres mitgebracht! Ein Rezept habe ich mitgebracht aus der Hauptstadt! Und ein paar Kleinigkeiten, die wir brauchen, um die Mischungen herzustellen!” „Mischungen?” „Jal Mischungen! Hast du noch nichts davon ge- hört, daß die besten Sachen zustande kommen, wenn man Verschiedenes zusammenmischt?” Doch, davon hatte ich gehört. Aber ich hatte noch immer kein rechtes Zutrauen zu Ramons Projekt. Es kam mir doch etwas zu phantastisch vor. Ein paar Flaschen mit bunten Etiketten, mit farbigem oder auch farblosem Inhalt wären mir lieber gewesen. Noch am Abend des Tages, an dem Ramon zu- rückgekommen war, begannen wir mit der Ver- wirklichung seiner Pläne. Wir machten aus dem kleinen Lehmrancho, den wir beide bewohnten, einen Laden, einen Salon. Der sei, meinte Ra- mon, das Wichtigste, Ich konnte das nicht ein- sehen. Aber ich half tapfer mit. Am andern Tage packte Ramon endlich seine Koffer und Kisten aus, die er mitgebracht hatte. Es erschienen da silberglänzende Mischbecher, gläserne Gefäße aller Formen und Größen, Päck- chen, Schachteln und auch Flaschen. Ramon war mächtig stolz auf all den Kram und duldete es nicht, daß ich eine Kostprobe aus der einen oder anderen Flasche nahm. Er gab mir den Auftrag, Cafa und Chicha in gro- VON KONRAD SEIFFERT Ben Mengen heranzuschaffen. Ich tat es. Und ich wunderte mich darüber. Denn diese Getränke waren gar nichts Sonderbares. Sie hingen uns zum Halse heraus, ich sagte es wohl schon. Und dann kamen wir zum Mischen. Ich weiß nicht, lieber Herr, ob Sie schon einmal Cafa und Chicha zusammengegossen und getrunken haben. Nein? Tun Sie’s nicht. Es ist nicht zu empfehlen. Es entsteht da ein Getränk, das nichts, garnichts wert ist. Es ist schade um ihre Arbeit. Ramon aber goß Cafia und Chicha zusammen. Ich sah ihm zu. Ich lächelte verächtlich, Und dann tat er ein paar Pulver in die Mischung, Pfeffer war dabei und verschiedenes andere, Er zog die Augenbrauen hoch, machte ein ernstes, ein wür- diges Gesicht, tat aus drei oder vier Flaschen noch je ein paar Tropfen in die Mischung, schüt- telte alles heftig und mit Ausdauer durchein- ander, goß die Flüssigkeit in ein Glas und sagte feierlich: „Trinke, und du wirst ein neuer Mensch werden!” Ich trank. Ich wurde kein neuer Mensch. Die Augen tränten mir. Es dröhnte In meinem Kopf, Meine Hände zitterten,. Ich fing an zu schwitzen. Meine Kehle war eine einzige Wunde. Ich schnappte nach Luft. In meinen Ohren knallte es entsetzlich. Ich sank auf eine Kiste. Ramon stand dabei und sah sich meinen Zusammenbruch zu- frieden mit an. „Was, zum Teufel”, stöhnte ich endlich, „ist das SOMMERGLUÜCK Von Marla Daut Mit einem Gänschen geh ich heut fpazieren im frühen Morgentau. Wie ift es nett, mit Ihr fo zu flanieren durch Wiefen, Flur und Au! Sie ift fo jung, faft wie der junge Tag - Sie liebt mich fo - mas das noch werden mag? Ein Spielzeug ift fie, wie man fich's nur träumt, fie it fo rund, fo zärtlich weich befläumt. Genug! - Wir fteigen froh durchs frifche Gras; ich atme tief und fchau, fie finst fich was. Woher hat fie die liebe Melodie? Mir ift fo wohl, mir ift fo gut wie nie. Und all’, was ich ihr zeige, ift ihr neu: das blühende Rifpengras, das erfte Fuder Heu. Sie ftapft fo gläubig neben mir einher als wär ich Weißgottiwas und Weißgottiver .. . - Gemwiß, man fühlt fich angenehm erhöht und ftaunt, tie fo ein Gänschen das verfteht. * Es ift wohl doch fchon der Inftinkt der Raffe beim Federvich - ıwie bei der Menfchenklaffe. Bedenke drum in beiden Fällen, Hans: aus jungen Gänschen mwächft heraus die Gans! Im erftern Fall entfteht der Gänfebraten - im zweiten ift nur dringendft abzuraten! 426 für ein Gift? Bist du wahnsinnig geworden?” Ramon lachte: „Na, mein Lieber, ist das das Rich- tige? Oder etwa nicht?“ Dabel nahm er das Glas — es war ein großes Glas — und goß sich den Rest der Flüssigkeit in die Kehle, Und zu meiner Freude ging es ihm genau so, wie es mir ge- gangen war. Wir saßen beide nebeneinander auf der Kiste, Als Ramon zu sich gekommen war, röchelte er: „Es ist noch nicht die richtige Mischung. Ich muß da doch etwas falsch gemacht haben. Der Mu- latte in der Hauptstadt, von dem ich das Rezept habe, hat mir etwas zu trinken gegeben, das einen neuen Menschen aus mir gemacht hatte, einen völlig neuen Menschen! Ich muß welter probieren!” Ramon mischte bis zum Abend hin. Ich half ihm dabei. Ich trank die Mischungen, Ramon trank auch. Aber neue Menschen wurden wir dabei nicht. Am Abend konnten wir uns nicht mehr auf den Beinen halten. Wir sahen grünlich aus im Gesicht, Sprechen konnten wir nicht mehr. Ein großer Teil unserer Cafia- und Chichavorräte war verbraucht. Am nächsten Morgen arbeitete Ramon welter. Und wahrhaftig, lieber Herr, er kam dahinter! Er fand die Mischung heraus, zu der ihm in der Hauptstadt ein Mulatte das Rezept verkauft hatte, Ein Mulattel Wir stellten fest: es konnte kein Zweifel sein, wir hatten das Getränk, das einen neuen Menschen schuf. Es sah gelb bis rot aus mit grauen und grünen Flecken auf der Oberfläche. Und ich muß sagen, daß ich mich wirklich wie neugeboren fühlte, als Ich das erste Glas hinterkippte, Das Zeug brannte mir in der Kehle, wie alle Mi- schungen vorher. Es trieb mir das Wasser in die Augen. Es hob mir den Magen ganz hoch. Es war, als sause mir ein zentnerschwerer Hammer auf den Schädel. Ich ging in die Knie und mußte mir einen Halt suchen mit beiden Händen. Ich konnte gar nicht schnell genug das leere Glas hinstellen. Aber danach, danach, lieber Herr, kam die Neu- geburt. Ein Gefühl von Kraft, ein Strom neuen Lebens rann mir durch die Adern. Das Herz wurde mir weit, die Brust leicht. Ich sprang wie ein Junges Zicklein. Wir hatten bis zum Mittag hin viel probiert, der Ramon und ich. So etwas strengt an, Und wir hielten es für richtig, daß wir uns! von unserer Arbeit erst einmal ausruhten und mit der Eröff- nung des Ladens bis zum Abend warteten. Am Abend begann der Ausschank. Ramon nannte sein Getränk schlicht „Capillo”. Ja, so hieß der Mulatte in der Hauptstadt, der ihm das Rezept verkauft hatte. Ich hätte gern einen andern Na- men gewählt, einen längeren und schwierigeren. Denn ich dachte an die Arbeit, die hinter uns lag. Aber Ramon meinte, Schlichtheit sei immer zu empfehlen, und die Jungs müßten Gelegenheit haben, den Namen auch dann noch auszuspre- chen, wenn sie schon neugeboren seien. Sie kamen alle, sobald sie hörten, daß unser Laden geöffnet war. Sie kauften, probierten, tran- ken. Sie bekamen Wasser in die Augen. Ihr Ma- gen hob sich ganz hoch. Ich sah, wie der Ham- mer auf Ihre Schödel niedersauste. Sie gingen in die Knie. Sie suchten mit beiden Händen nach einem Halt. Sie konnten nicht schnell genug das leere Glas los werden. Und manche gingen in Trümmer. Manche Gläser. Danach kam dann die Neugeburt. Und Ich muß sagen, lieber Herr, daß das Leben In der Mitte so vieler neugeborener Männer nicht ganz ein- fach war. Denn sie sprangen nicht nur wie die Zicklein durchs Gelände, nein, sie rissen uns auch das Dach unseres Ranchos herunter. Die Schei- ben konnten sie uns nicht einschlagen, Es war nur ein Fenster da, und das hatte keine Schelbe mehr. Wir verdienten gut bei dem Geschäft. Die Bur- schen warfen das Geld nur so hin. Sie fragten nicht nach dem Preis des Getränks, das wir Ihnen vorsetzten. Und auf größere Geldscheine gaben wir nichts heraus. Wozu denn auch? Bis gegen Mitternacht war ein lebhafter Betrieb Britannien-USA.-UdSSR.-Allianz nn ie “ N {Erich Schiiling) „Wir wollen uns ja nur immer dick und voll fressen, dann sind wir ganz friedliche Tiere!“ Alleanza Britannia-USA.—UdSSR.: ““Noi altri glä non vogliamo che divorarci vicendevolmente a crepapancia, per poi essere animali pacificissimi!,, vor und in unserm Laden, Und am andern Mor- gen ging das Geschäft weiter. Vier Tage ging es. Am Nachmittag des denkwürdigen vierten Tages standen nur noch zwei Mauern unseres Hauses. Alles andere lag in Trümmern. Das hing eben mit der Neugeburt zusammen. Ramon sagte: „Es macht nichts. Wir haben Geld. Wir werden ein Hotel bauen!“ Ramon und ein Hotell Aber nun trat etwas ein, woran wir hätten denken müssen, woran wir aber nicht gedacht hatten: Ramons Vorräte aus der Hauptstadt gingen zu Ende. Uns blieb nichts weiter übrig, als Cana und Chicha zu mischen und Pfeffer, viel Pfeffer in das Getränk zu tun. Aber Sie glauben es vielleicht nicht, lieber Herr: so ein Bursche, der unsern Zaubertrank gekostet hatte, merkte den Schwindel, Es erhob sich ein großes Geschrel. Wir sagten ehrlich, ja, der Stoff sei zu Ende, die Caballeros möchten sich ein paar Tage gedulden, wir würden aus der Haupt- stadt alles heranschaffen, was wir zu der Mi- schung brauchten. 427 Sie hörten nicht auf uns, schrien „Schlebungl“ und wollten immer wieder neu geboren werden. Wir aber, der Ramon und ich, wir waren keine Hexer. Und well wir das nicht waren, rissen sie die bei- den stehenden Wände unseres Hauses auch noch um, zerschlugen uns den ganzen Läden, ließen nichts heil, zündeten an, was brennen konnte. Ach, es war nur ein klägliches Feuerchen. Aber daß all unser Geld elend mitverbrannte, das war nicht schön. Nein, lieber Herr, keinen Peso hatten wir retten können! Aussichtslose Diskussion - Discussione Inestricabile (Key) „Werter Herr, das können Sie sich doch an Ihren vier Krallen abzählen!" "Preglato signore, Vol potete contarlo sulle vostre quaftro granfiel,, SEGELREGATTA VON KNUT OVING Das Segeln ist ein herrlicher Sport. Im letzten Sommer mietete ich also ein Segelboot. „Eine ausgezeichnete Jollel” versicherte mir der Bootsverleiher. Was Ich anfangs auch glaubte. Bis ich entdeckte, daß „Nea” leck war und sich schwer segeln und steuern ließ. Aber als der große Bootsfreund, der Ich bin, gewann ich „Nea” trotzdem sehr lieb, und ihre schlechten Eigen- schaften blieben ein Geheimnis zwischen uns. Schließlich spricht man ja auch nicht gern dar- Über, daß man sich anschwindeln ließ. Meine Freunde, die Brüder Jönsson, beide Jung- gesellen, hatten sich ebenfalls ein Boot zugelegt. Eines von jener Bauart, die man hierzulande „Badewanne” nennt, Mit ganz flachem Boden, sind diese Boote vorn spitz und hinten rund, doch, wird Ihnen ein Segel aufgesetzt, sehen sie ganz gewandt und ordentlich aus. Eines Tages forderten Jönssons mich auf, am nächsten Sonntag mit meiner „Nea” gegen sie und ihre „Dora“ zu einer Wettfahrt anzutreten. Um kein Spielverderber zu sein, nahm ich die Heraus- forderung an. Ich stiftete sogar als Ehrenpreis eine Silbervase, die ich eigentlich meiner Frau als Geburtstagsgeschenk zugedacht hatte. Der Sonntag kam — ein Tag mit Sonnenschein und lauen Winden. Pünktlich erschienen die Ge- brüder Jönsson mit Ihrer „Dora“ am Startplatz. Sie hatten die Badewanne voll mit jungen Mädchen beladen, ich dagegen brachte nur zwei Kamera- den aus dem Turnverein mit. Ich protestierte hef- tig gegen die ungleiche Belastung der Boote. Schließlich erklärten sich Jönssons bereit, etwas von Ihrem zaı Ballast abzulassen, worauf nun Jedes Boot eine Besatzung von fünf Personen hatte. Der Start vollzog sich ohne nennenswerte Zwi- schenfälle. Sobald das Startzeichen gegeben war, das In dem Geklingel einer alten Weckeruhr be- stand, glitt die Überlastete „Dora” langsam voran. Nicht minder schwer beladen folgte ihr „Nea”, , die sich zu meinem Ärger viel langsamer fortzu- bewegen schlen, als die verpönte Badewanne. Das Hin- und Herkreuzen auf das in der Ferne winkende Ziel begann. Als die Boote nun aber Ins offene Fahrwasser hinausgerieten, steigerte unsere „Nea” auf einmal ihre Geschwindigkeit und strebte wie ein stolzer Schwan dahin. Näher und näher kamen wir unseren Gegnern, deren überlegenes Grinsen auf einmal starr und starrer wurde und schileßlich ganz erstarb. Bald lagen die Boote auf gleicher Höhe. Sie näherten sich in bedrohlicher Weise einander. Rasch holte ich das „Taschenbuch für den Sonn- tagssegler” hervor und las aufgeregt unter dem Stichwort „Kollision“ nach, Ich versuchte es nun — wie In dem Buche vor- geschlagen war — mit einer Steuerbordsgier, um backbordseits an der gegnerischen Jolle vorbei- zukommen. Unglücklicherweise saß eines der Mädchen auf dem Steuerknlppel — ein anderer Platz war In dem überfüllten Boot nicht vorhanden — und drei Sekunden später war der Zusammenstoß ein vollendi 'aktum. Geistesgegenwärtig warf der Jüngere der beiden Jönssons den Proviantsack, der an Bord geführt wurde, dazwischen. So wurde der Zusammenstoß ‚der beiden Boote gemildert. Nicht aber der unserel Es entbrannte hin- und herüber ein lebhai Seeröubergefecht aus, Als die Boote sich nach einigen bewegten Mi- nuten wieder trennten, war es Jönssons gelun- gen, sich unser Steuer anzuelgnen. Wir aber, die wir entschlossen waren, den Kampf um Preis siegreich zu bı wußten uns zu fon. Wir setzten einfach eine Ruderkelle als Ste aus! Schon hatten wir einen klaren Vorsprung von anderthalb Bootslängen herausgeholt. Bloß hundert Meter trennten uns nun noch vom Ziel, das aus einem Holzpfosten bestand, der unweit des Ufers eingerammt und auf dem der Sieges- preis aufgestellt war. Es galt also, als Erster dort anzulegen und die Silbervase sich anzueignen. Diese an sich etwas merkwürdige Art der Preis- vertellung war ein Vorschlag der Herren Jöns- son. Zu spät entdeckte Ich, was für ein Schaber- nack dahintersteckte. Das Wasser war nämlich an jener Stelle so seicht, daß es eine Unmöglichkeit war, mit der „Nea” dorthin vorzudringen, Die Badewanne „Dora“ schien dagegen für dieses Fahrwasser wie geschaffen zu sein. Fünfzig Meter vor dem Ziel lief unsere „Nea” auf dem morastigen Grund auf, Geräuschlos glitt einer meiner Bootskameraden über Bord und versuchte heimlich, durch Schieben nachzuhelfen, ‚Aber schon waren Jönssons heran und bald lag ihre „Dora” zwischen uns und dem heißumkämpften Ziel. Da faßte Ich einen ebenso verzweifelten wie kühnen Entschluß. Ich sprang Über Bord, um das Ziel teils schwimmend, tells watend zu erreichen. Angespornt durch die begeisterten Zurufe mei- ner Bootsgefährten, strebte ich unter der Losung: alles für den Segelsport und die Silbervasel — ungeachtet des Morastes darauflos, Bald lag ich wieder auf gleicher Höhe mit denGeg- nern und passierte trotz Ihrer lebhaften Bemühun- gen, mich durch Bootshaken und Ruderkellen dar- on zu hindern, die Längsseite ihres Bootes. Greifbar nahe lag das Ziel vor mir, als plötzlich der ältere der Brüder Jönsson, von wildem Ehr- geiz gepackt, mit weitem Hechtsprung gleichfalls ins Wasser sprang und mir nachstrebte. Wir erreichten das Ziel zu gleicher Zeit. Und es entspann sich ein wildes Handgemenge, in des- sen Verlauf die Siegestrophäe Silber- vi mit lautem Plumps Ins Wasser fiel. Wer die Vase endgültig bekommt, wann und auf welche Weise sie herausgefischt werden soll, das steht noch nicht fest. Belde Bootsmannschaften haben Protest eingelegt. Ich gebe die Hoflnung aber nicht auf, daß meine Frau die Silbervase doch noch bekommt! Denn für sie war sie ja ursprünglich bestimmt. (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 0 Sauer) „Jetzt hab'n S' doch recht g’habt, daß as Wetta schö’ bleibt, Frau Huber!" — „Ja, mel’ Mann sagt aa Immer: ‚Schö' bist net, Apollonia, aber auf dein Rheimathismus kann ma' si’ verlass'n!'"* "Adesso, signora Huber, avete avuto pur raglone, che il tempo resta bello „Eh sl; mio marito dice sempre: "Bella non sei, Apollonia; ma sul tuo reumatismo si pud cerlo aver fidanzal,,, 428 Der Krankenbesuch (K. Halligenstoudt) „Ich wollte grad aufstehen, Fritz, ich fühl’ mich schon wieder ganz gesund!“ „Wie schade, Cläre, nichts kleidet dich so gut wie ein Kopfkissen!“ Visita all’ ammalata: „Volevo proprio alzarmi ora, Fritz, ch@ mi sento giä completamente ristabilita!,, “Oh che peccato, Clara! Null’ altro ti sta si bene che un guancialel,, 429 TAGEBUCH EINES HÄHNCHENS An einem Sommertag Jeden Morgen, jeden Morgen muß ich um die- selbe Stunde aufstehen — und singen. Singen, singen, singen. Nie, daß ich einmal ausspannen kann, nicht einmal sonntags. Und ich würde so gern einmal ausschlafen, bis Mittag — oder we- nigstens bis um zehn... Stimmt schon — hinterher habe Ich Ja nichts zu tun: ich könnte den ganzen Tag schlafen — — aber ich bin so nervös! Wenn Ich einmal wach bin, kann ich nicht mehr schlafen. Und außerdem ist immer so ein fürchterlicher Lärm um mich: Kinder mit Reifen und Kreiseln, trappelnde Pferde und grunzende Schweine und gackernde Hennen, alte Weiber, die den ganzen Tag nichts tun als gackern Ein Hundedaseinl.,, Zweiter Sommertag Es sind auch junge Hennen da, neckische, kleine Dinger! Ich glaube, sie bewundern mich. Die alten sagen zwar Immer, ich sel ein eingebllde- ter Gockel — aber die jungen bewundern mich. Oh, die weibliche Jugendl.. Es Ist nicht wahr, daß ich mir etwas einbilde. Und wenn Ich es täte — was wäre schon dabei? Ich bin der einzige Hahn des ganzen Hühnerhofs! Ich könnte es mir leisten. Mein Vorgänger war viel eingeblldeter als ich. Und doch nicht halb so fesch, Ich habe schöne, in vielen Farben schillernde Federn — — seine waren nur grau. Einen schmutzig-grauen Anzug trug er — tagaus, tagein. Ich — ich sehe aus, als ob immer Sonn- 109 seil Dritter Tag Heute ist eine Junge Dame angekommen, viel- leicht zur Kur. Sie Ist ganz anders als die anderen: ein herrliches rotes Hütchen trägt sie, und ein dunkelbraunes Kostüm dazu — und die anderen sind alle eifersüchtig. Ja, die Frauen! Die Neue ist’oin wenig schüchtern, aber das steht ihr gut Eine Alte hat sie gleich zur Begrüßung mit dem Schnabel beaibeltet Empörendl Es gibt nichts Häßlicheres als alte Weiber. Vierter Tag Die Neue sieht mich immer so traurig an.. Fünfter Tag Immer noch... Sechster Tag Heute habe Ich sie angesprochen. Sie antwortete nicht — aber errötete bis zu Ihrem kleinen roten Hütchen. Vielleicht ist sie In mich verliebt. Viel- leicht Siebente: Tag Ich habe sie noch einmal angesprochen. Aber sie antwortete ausweichend, Erst sprach sie vom Wetter, dann fragte sie mich, ob es wohl Zer- ZEISS IKONTAG.D PHOTO:KRINO-FILM-PROJERTION-FILM- PHOTO Die Zeiss Ikon Cameras wahren den guten Ruf ihres Hauses auch in Zeiten einer gesperrten Liefermöglichkeit. Ihre hohen Leistungen halten das Bewuft sein für ihren Wert und den Wunsch nach ihrem späteren Besitz lebendig. RESDEN- ED M-PROJERTION-FILM:PHOTOX VON PETER REIMANN streuung hier gebe. Hm, das Ist nun mal so, wenn man verliebt Ist und gern stundenlang mit dem Geliebten sprechen möchte, aber nicht weiß, was man sagen soll, Die anderen sind wahnsin- nig eifersüchtig! Die Ottllie (das ist die kleine Weiße) hat mir sogar eine Szene gemacht! Die Neue stand in einiger Entfernung und schaute ostentativ wo anders hin. Sie ist gebildet. Achter Tag Wenn ich doch nur einen Spiegel finden könnte! Neunter Tag Heute haben wir uns von Kunst, vor allem von der malerischen Gestaltung von Ostereiern, un- terhalten, Fast den ganzen Tag. Das Essen ver- gaßen wir ganz darüber! Wir kommen uns Inner- lich kolossal schnell näher! Morgen stehe ich früher auf als sonst und singe ihr eine Arle aus dem Troubadour. Ganz allein für sie! Elfter Tag Gestern war ein schwarzer Tag für mich. Beim hohen € bin Ich steckengeblieben! Dieses blöde Weibervolk lachte natürlich den ganzen Tag darüberl... Und die Neue schämte sich offenbar für mich. Sie sah mich den ganzen Tag nicht an. Heute früh schlich ich mich leise zu ihr und hackte sie sanft in den Hals. Beinahe wäre sie ohnmäch- tig geworden! Dann fiel sie mir in die Arme. In einer dunklen Ecke küßten wir uns zum ersten- mal. Sie ist so jung und knusprig... Hm... Zwölfter Tag Wir sind glücklich. Die anderen kümmern sich überhaupt nicht mehr um uns. Sie sehen, es ist zu spät. Wir lieben uns. Sie sagte: „Du sollst der Vater meines ersten Ei's sein..." Dreizehnter Tag Sie haben einen anderen Hahn gebracht, Er Ist größer als ich, aber nur ein ganz kleines Stück- chen. Wir haben gleich unsere Kräfte gemessen. Ich hinke ziemlich, auch habe Ich gar keine Schwanzfedern mehr, Und mein Kamm ist ganz blau und geschwollen... Aber ihn habe Ich erst zugerichtet! Der läuft herum wie ein Invalide mit ‚den vielen Federn, die er verloren hatl... Die Neue — meine Braut — sieht mich gar nicht an heute. Sie gönnt mir Ruhe nach dem Kampf. Sie gibt sich mit dem anderen ab — er tut ihr scheinbar leid Nun ja, es ist der Frau zu eigen, daß sie Barmherzigkeit übt... Fünfzehnter Tag Die Treulosel Die Weiber sind doch alle gleichl.. Achtzehnter Tag Ich will gar nicht mehr leben. Wenn Ich ein ver- giftetes Korn finde, verübe ich Selbstmord. DUMHERIRGBLTES Neunzehnter Tag Der Bauer hat mich angeschaut und gesagt: „Der gibt ein gutes Brathähnchen ab.” Was ist das — ein Brathähnchen? Großer Gott, was Ist das?.. Sie sind alle so nett zu mir, als ob sie Mitleid hätten, Allein der Neue und die Treulose drücken sich irgendwo in einer Ecke herum und beachten mich nicht, Na, ich werde es ihnen beweisen! Ich werde mutig, männlich in den Tod gehen... Zwanzigster Tag * Frühlingsgewitter Die dürftigen Kastanienblüten erglänzen im flüchtigen Licht, wie's ängstlich vorm üppig verfrühten Gewitter das Düster durchbricht. Die zärtlichen Zweige der leichten Stämme verschweben im Grau der regenschleiererweichten, warm atmenden Himmelsau. Zu Füßen der bräutlich verträumten Bäume brütet es grün, als müßten dem schlummerversäumten Rasen Smaragden entsprühn. RICHARD VON SCHAUKAL * MEIN FREUND JOHANNES Martin waı krank. So kräftig und robust er sich sonst immer zeigte, bei der kleinsten Erkältung schon glaubte er, es gehe auf Leben und Tod So lag er auch Jetzt Im Bett und klagte uns, die wir Ihn besuchten, seln Leid. „Und die Sonne scheint so herrlich”, Jjammerte er. „Es wäre doch wirklich hart, wenn ich bei so schönem Wetter vonhinnen gehen müßte,” „Mach dir man keine Sorgen, Martin“, sagte Jo- hannes, „das Barometer fällt schon wieder.” 2. Bieger heilt Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alubronze oderGipsoder Kreide zu einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein vorzügl. Ditongemittel für defekte Kodtöpfe uw. LIEBER SIMPLICISSIMUS (0 Nuckelj An der X-Straße arbeiten französische Kriegs- gefangene neben einigen einheimischen Werk- tätigen. Es ist sehr heiß und alle haben nur Hemd und blaue Arbeltshosen an. Die Gefangenen legen ein „Arbeitstempo“ an den Tag, nicht zum Zu- schauen, so gemütlich machen sie sich's. — Der etwas stark belelbte Privatier Wallmoser kommt auf einen Spaziergang an der Arbeitsstelle vor- bei, betrachtet eine Weile sinnend den Betrieb und kommt Immer mehr ins Kopfschütteln, je länger er zusehen muß. Als nun gar so ein exo- tisch aussehender, schwarzgelockter und brauner Bursche eine Flasche Bier, die er am Randstein hinterstellt hatte, aufnimmt und zum Trinken an- setzt, kann sich Wallmoser nicht enthalten, zu brummeln: „A Viecherei, wie sich’s die Herren Brissonniee guat gehn lassen”, und dann den „Bris- sonniee” direkt anzumurren: „Ha? Nix trawalje, musje? Ha?” Der Bursche setzt mit einem verwun- derten Seitenblick auf Wallmoser die Flasche vom Munde ab und sagt: „Schleich dil Wampater Uhul” — Die Straßenbahn hält. An der Haltestelle verab- schieden sich, um einzusteigen, drel Damen von etwa einem halben Dutzend Bekannten, können vor lauter: „Also schönen Gruß...” und „Gell, dann am Montag...” usw. nicht fertig werden und hören kaum auf das ungeduldige Läuten des Trambahnführers, der endlich herausplaizt: „Kruzi- türken, wollts Jatzt einsteig'n oder netl Herrgott- sakrament nochamall” Etwas pikiert und In nervö- ser Hast straucheln die drei in den Wagen, als er im Wegfahren Ist. Die sehr Junge Schaffnerin, sehr höflich: „So, wohin bitte?” Die eine der Damen zum Trambahnführer: „Sie, nehmen Sie sich ein Beispiel an der Schaffnerin, Sie...“ Darauf der Trambahnführer: „Ja, wissen S’, die hat gestern erscht ogfangt und kennt sich no net aus mil'm Publikum. Müassen S’ scho entschuldigen, die lernt’s scho no.” I.N | ® z Sikkopedii ul Steinbrück & Drucks en steintäcl Fall und gesund] 2 Das schönste Geschenk für Heimat und Front ;e neuen Buchserien, el ter, Stuttgart 87 " Postfach 870 KUPFERBERG GOLD Diegure Leäncjeitfe Bitte beim EINGIESSEN | das Glas SCHRAG halten! UNSER FÜHRER Seine Heimat, Programm seine Jugend und Reden h. im Zentral-Verlan d. NSDAP Mein Kamp Sevhofer: Mit dem Führer unterwegs Ad, Hitler Hoffmann Der Führer_vor dem ersten Reichstag Großdeutschlands Dan Volksbuch vum Hitler Hitlers Wollen Das Reich Das Pron Schott, Sinsarth Himstedt Aus Adolf Führe‘reden auf dem Parteı- tae 1935 und 114 Dig Rese des Führers am abe 10 rot, Reich Kampt bin zu Shirenhelsn nicht leiden Bestell-Nr. A.H. Inigesamnt 16 Bände und Schriften mit 2094 Seiten und zahlreichen Rüldern RM. 42. auch in Mönatsraten von RM. 6.—. En Rate bei Lieferung. 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Helter isı „DER VOLKSWART: Glänzende Anerkennungen Probe trei durch BURG «VERLAG, PRAG X11/519 5 Verlag und Druck Knor & Hirth Kommanditgesellschaft, München, Sendlingor Straße 80 (Farmıul 1796). Briefanschrift München ? BZ, Brieffach Yerantwontt. Schiittioitor: Walter Foltzick, München. Verantwortl, Anzelgenloiter: Gustay Scheerer, Münıhan. — d» Siupliclssims ursche'11 wöchentlich einmal Beriollungen nohman all, Suchhandlungen, „Zeitungsgoschäfte ünd Postonitalton entgegen Bezuasproise,; Einzeinummer 30 PIg; Abonnamanl Im MonalaM 1 20. Anzolgenpreise nach PraisiitaN: 7 gültig ab 15 Okt. = Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgasandi. wenn Porto beiliog! — Nachüruet verboren?- Portcheekkone Minkur Sr Ertullungsoit München (&. Inony) Wendung in USA. den wir vor einem Jahr hineingeworfen haben!“ Jimmy hat den Kaffee wiedergefunden Großartig, 0) Svolta negli USA.: “Oh che bellezza! Jimmy ha ritrovato Il caff@ che nol avevamo gettato giü un anno fal,, 432 Mönchen, 8. Juli 1942 47. Jahrgang / Nummer 28 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Östlich von Marsa Matruh (€. Thöny) u = ler PEDER: „Mir tut nur der arme Churchill leid, es ist doch sicherlich keine Kleinigkeit, unsere Niederlage wieder in einen Sieg umzudrehen!® Ad est di Marsa Matruh: *Mi displace soltanto per quel poveracclo di Churchill. Non & certo una bagattella voltare di nuovo la nostra sconfitta In una vittorla Atelierbesuch V - visita di studio V James Ensor begegnet seinem alten Modell (0. Nückel), Die Kunst, Kartenkünstler zu kurieren Der Spezialist In Kartenkunststücken, der sich nach einer Partie Tarock listigerweise des Kartenspiels bemächtigt hat: „Haben Sie schon einmal Kartenkunststücke ge- sehen? Ich werde Ihnen mal ein hübsches zei- gen, Nehmen Sie sich eine Karte, und ich werde Ihnen dann sagen, was für eine Sie genommen haben.” „Irgendeine?” „Ist es gleich, welche Farbe?" a „Und von welcher Sorte?” „Ja, Ja. Nehmen Sie doch endlich eine.” „So, warten Sie mal; ich nehme das — Pik-ABl" Das Bubenneft In eines alten Birnenbaums Gezweige War unfer grünverftecktes Sommerneft. Oft faßen wir noch bei des Tages Neige, Umfirrt von dem Gezirpe und Gegeige, ‚Genoffen unfre Jugend wie ein Felt. Im Laube hing der Sonne Goldgeflimmer Und tropfte nieder in der Freunde Haar. ‚Am moos’gen Stamme fpielte fchön der Schimmer, Ein kleiner Vogel fang und fang noch immer, Weil. auch fein Herz erfüllt von Jubel war. Im Dörferumhreis friedefames Klingen Der Heimrufglocken durch den Abend drang. Ein kühler Wind fchien nächtgen Gruß zu bringen. Dem Bubenneft entwehte helles Singen, Indes die hohe Krone leife fchwang. Hermann Sendelbach „Nein. Ich meine doch daß Sie eine Karte aus dem Spiel nehmen sollen.“ „Ach so, aus dem Spiel herausnehmen! Jetzt ver- stehe ich. Geben Sie mir die Karten. Schon gut, Ich habe eine.” „Haben Sie eine gezogen?” „)8, Herz drei. Wußten Sie es?” „Nein, Sie dürfen es mir doch nicht sagen. Sie verderben Ja alles. Jetzt, versuchen Sie es noch einmal. Nehmen Sie eine Karte heraus.” „Schön, ‚Ich habe eine.“ „Stecken Sie sie wieder Ins Spiel,zurück. Danke. (Mischen, mischen, mischen, abheben — trium- Phierend:) Das Ist sie, nicht wahr?“ „Ich weiß es nicht, Ich habe nicht aufgepaßt.” „Nein, nein, Sie müssen sie sich ansehen und merken.” „Ich soll also die Vorderseite ansehen?” „8, natürlich! So — jetzt nehmen Sie eine Karte.” „Schön, ich habe eine, Jetzt weiter!” (Mischen, mischen, mischen, abheben.) „Sagen Sie mal, haben Sie sie etwa nicht wieder rein- gesteckt?” „Aber nein, ich habe sie behalten.” „Hören Sie jetzt mal zu: Sie — nehmen — eine Karte — nur eine — sehen — sie — sich an — dann legen Sie sie zurück — verstanden?” „Vollkommen. Nur verstehe ich nicht, wie Sie so etwas Überhaupt fertig kriegen. Sie müssen un- geheuer geschickt sein.“ (Mischen, mischen, mischen, abheben.) „Da haben wir sie. Das ist Ihre Karte, nicht wahr?” „Nein, das ist nicht meine Karte.” (Eine glatte Lüge, aber der Himmel wird sie dir verzeihen.) „Nicht die Karte?! Einen Augenblick mal. Warten Sie — aber sehen Sie zu, daß Sie es diesmal richtig machen. Mir gelingt dieses verdammte Kunststück sonst jedesmal. Ich habe es meiner Mutter, meinem Vater und Jedem gezeigt, der zu 434 James Ensor incontra il suo vecchio modello uns kommt. Jetzt nehmen Sie eine Karte, (Mi- schen, mischen, abheben — auflegen.) Das Ist Ihre Karte.“ „Nein, es tut mir leid, Das ist nicht meine Karte. Wollen Sie es aber nicht noch einmal versuchen? Bitte. Vielleicht sind Sie ein bißchen aufgeregt — ich fürchte, Ich habe mich etwas dumm angestellt. Sie müssen nach Hause? Ach, wie schade. Esmuß ein ganz famoses, kleines Kunststück sein. Gute Nachtl” Hans B. Wagensell Wegelagerer Herren gibt es und auch Damen, die mit Fangnet oder Hamen an der Straßenkreuzung ftehn und dafelbft nach Beute fpähn. Auch In Vorortsbahnhofshallen find fie mir fchon aufgefallen, wo fie, um fich anzufchmier'n, einen Klebftoff fezernier'n. Masgft du noch fo fchlau dich minden, einen Seitenpfad zu finden, fchließlich zappelft du doch ftets in dem ausgelpannten Net. Und nun regnet’s ohn’ Ermüden Klatfch und hagelt Platitüden, bis du facht zu Brei zerläufft und in felbigem erfäufft. Denn - weiß Gott, es it zum Flennen - hohler Kopf und Schweigenkönnen find einander allemal umgekehrt proportional. Oft hat uns das fchon verdroffen. Darum: Mut und durchgeftoßen! Schneidet, prügelt, fchlachtet fie kraft Deo horror vacuil Ratatöchr Kavalier von gestern ‚(Karl Amold) „Entschuldigen Sie, bitte, ist dieser Stuhl noch frei?“ „Dös seng’ S’ do’, da brauchn $’ do’ net extra höflich sei’! Cavaliere d'ieri: "Scusate! ... Prego! ...E libera questa sedia?,, — “Eh, non lo vedete? ... A che tanti' complimenti exira?,, MEIN FREUND JOHANNES Johannes sollte Vater werden. Schon viele Tage war er recht ängstlich und nervös gewesen, aber nun, als er seine Frau In der Klinik abgeliefert hatte, war es wohl ganz schlimm. Jedenfalls fürch- tete er sich davor, alleine zu sein und kam, ob- wohl es tiefe Nacht war, zu mir. Bleich und un- ruhig lief er im Zimmer auf und ab. „Wenn nur alles gut geht“, stöhnte er. „Ich habe der Schwester gesagt, daß sie gleich hier anrufen soll, Warum tut sie es denn nur nicht?" „Leber Johannes, das geht nicht immer so schnell mit einer Geburt“, redete Ich ihm zu. „Nun sei mal ganz friedlich. Deine Frau ist doch so ein gesunder Kerl. Da wird bestimmt alles klar gehen.“ Da schrillte das Telefon. Johannes riß den Hörer hoch und sprudelte gleich los: „Frau und Kind gesund? — Wieviel wiegt es? — Wann kann ich kommen? — Danke schön!” Dann hängte er an und ließ sich mit einem er- lösten Seufzer in einen Lehnstuhl fallen. Ich gratu- lierte ihm herzlich. „Junge oder Mädchen, Johannes?" „Weiß ich nicht,” „Aber das ist doch das wichtigste. Das möchte 485 man doch gerne wissen!‘ rief Ich. „Danach muß man doch fragen!” „Ach so, Ja. — Natürlich. — Aber ich denke doch, daß man das mit der Zeit auch schon selber mer- ken wird”, sagte Johannes, „Ach ja, Kinder haben es doch besser als wir Er- wachsenen”, sagte Johannes ernst, „So mit dreißig Jahren muß man doch auf vieles verzichten lernen. Manches, was Kinder haben, hat man dann mel- stens nicht mehr.“ „Woran denkst du zum Beispiel, Johannes?” fragte ich, — „An Großeltern“, sagte Johannes. Jürgen Bleger W.C. der Unglücksbote (ken Schilling) „Goddam, da ist er ja schon wieder, der Klabautermann!“ W.C. quale messo di sciagura: “Goddam! Eccolo lä di nuovo l'Infausto folletto!,, 436 Der Zauberer - L’ammaliatore (K. Rössing) DER WILLKOMMENE GAST VON TITO COLLIANDER Nie bin Ich so überschwenglich willkommen ge- heißen worden, wie damals, als ich zu der klei- nen Landstelle meines Vetters Rudolf kam. Da war zunächst Rudde selbst, groß und kräftig und breitschultrig, dann unser gemeinsamer Freund Fridde, ein zäher, kleiner Sportsmann, und ein Forstmeister, der als Ludde vorgestellt wurde — wir duzten uns sofort. Sie klopften mir auf die Schulter, rleben sich die Hände und lachten und glucksten vor Vergnügen. Welch glücklicher Stern führt dich hierher? Wie kommst du auf eine so glänzende Idee? WIll- kommen, willkommen, willkommen! Sie sprangen mit beiden Füßen gleichzeitig und ließen mich keinen Augenblick allein, und wäh- rend der hastig aufgedeckten Willkommensmahl- zeit bedienten sie mich, als wenn ich ein Fürst vom Brahmaputra gewesen wäre, Ich wunderte mich über diese unerhörte Dienst- willigkeit und über die Begeisterung, die meine Ankunft anscheinend erweckt hatte, hatte hin und wieder ein schwaches Gefühl, als ob Irgend etwas dahinter stecken müßte. Und Tatsachel Kaum hatte ich mir nach der Mahlzeit den Mund abgewischt, als Rudde seinen Blick in meinen versenkte und mit dem Ilebenswürdigsten Lächeln fragte: „Du splelst doch Brldge?” Dre| Paar Augen waren auf mich gerichtet, ge- spannt, flehentlich, gleichzeitig drohend, als woll- ten sie sagen: Gott gnade dir, wenn du dich welgerst, es geht dir schlecht, mein Freundl Aber Ich antwortete wahrheitsgemäß: „Natürlich habe Ich Bridge gespielt — vor ungefähr zwan- zig Jahren. Und da schien es mir ziemlich lang- wellig. Aber vielleicht kann ich mich an die Spielregeln erinnern, wenn es darauf ankommt. riefen sie alle und einstimmig. Drei Finger wiesen auf mich. u bist unser vierter Manni“ Ich war verurteilt, Plötzlich begriff Ich alles. Ich glaube, ich erbleichte. „Aber — aber”, stam- melte ich. „Ich habe selt Jahr und Tag keine Karte in der Hand gehabt — ich mache unaus- gesetzt Fehler...” „Ach das macht nichts. Du wirst es schon ler- nen, Komm, komm" Sie schlugen mir auf die Schultern, sie schoben mich mit sanfter, aber entschlossener Gewalt in einen Seitenraum, der als Bibliothek eingerich- tet war. Dort stand ein Tisch und um den Tisch vier Stühle, und ich begriff, daß aller Wider- stand umsonst sein würde. Ruddes Hand lag auf meiner einen Schulter, Luddes auf der anderen, und allein von der Schwere sank Ich auf einen Stuhl nieder, den Fridde mir hingestellt hatte. Und dann ging es los. Drei Herz, vier Kreuz, 437 pass... Die Sonne brannte durch die Fenster und verlieh dem dichten Rauchschleier Farbe. „Pass... fünf Karo...“ „Was denn nun? Warum spielst du Pik aus... das ist ja idiotisch?i” Ich erschrak und fuhr zusammen: „Ich sagte Ja, daß ich’s nicht kann...” „Aber das weiß doch ein Kindi Wenn Ich einmal Karo so...” „Stilll Der Stich war also unser...” Die Sonne brannte, die Luft war schwül, „Ohhhh”, gröhlte plötzlich Ludde, „Ohhhhh. Wo hast du deine Augen! Ist dein Gehirn vernagelt? Der König Ist Ja schon längst ausgespielt — und du bedienstl” „Still jetzt”, beruhigte ihn Rudde. „Wer gibt?“ Meine Augenlider fielen zu — es gibt nichts, was ich langweiliger finde als Kartensplelen. Vier Pik... Pass, pass... Eine Fliege surrte hart- näckig gegen die Fensterscheiben. „Nein“, sagte Ich. „Jetzt mag ich nicht mehr. Wol- len wir nicht lieber hinausgehen?” Ludde, Rudde, Fridde, alle starrten mich über ihre Karten an. „Was denn nun? Bist du verrückt? Wir haben ja kaum angefangen! Was soll man draußen?” „Aber ich bin müde“, erwiderte ich, „Und ich bin nicht hierher aufs Land gekommen, um In einem dumpfen Raum zu sitzen und Karten zu spielen!“ Da legte sich Rudde über den Tisch, sah mir tief in die Augen und sagte: „Du kannst doch wohl nicht ein so schlechter Kamerad sein? Wir haben hier gesessen und vom vierten Mann geträumt — und du willst uns verlassen? Das kann Ich nicht glauben,” „Naja, naja, ich werde es versuchen...” Draußen in der Halle schlug eine Uhr heiser den Stundenschlag. Vorher hatte ich sie schon drel schlagen gehört, nun schlug sie vier. Drei Pik, vier Kreuz, vier ohne... Pass. Die Zelt verging, die Luft war dick von Tabakrauch. Die Uhr draußen in der Halle schlug fünf. „Aber jetzt muß Ich gehen... Ihr könnt mich nicht daran hindern.” Drei Augenpaare sahen mich böse an. „Warum denn? Kann man nicht einmal In Frieden spielen?” „Ich kann versteht... „Ach so, naja. Bitte! Jetzt, dachte Ich, Jetzt kommt eine Gelegenhelt zu fliehen! Und die werde ich benutzen. Aber es kam anders. Gleichzeitig mit mir standen auch Rudde, Fridde und Ludde auf, sie öffneten mir bereitwillig die Tür, sie zeigten mir den Weg, flankierten mich von allen Selten. „Das ist nicht nötlı versuchte Ich mich aus der Schlinge zu ziehen, „Ich finde schon selbst. Bo- müht euch nichti’ „Oh, das macht nichts, das macht nichts.” Die gemeinen Heuchlerl Sie grienten und lach- ten so unschuldvoll wie möglich. Und als ich aus dem einsamen kleinen Kabinett herauskam, er- warteten sie mich und geleiteten mich auf die gleiche infernalische Weise zurück zum Spieltisch. Wieder vergingen die Minuten wie Stunden. Vier Kreuz, pass. Pass. Pass... Ichlitt. Die Abend- mahlzeit wurde hastig gegessen, mein Gehirn arbeitete eifrig, um eine Möglichkeit zur Flucht zu finden, aber Rudde saß an meiner einen Seite, Ludde an der anderen, und Friddes auf- merksame Augen ließen mich keinen Augenblick aus. Als wir zum Spieltisch zurückkehrten, merkte ich, daß Rudde verstohlen den Schlüssel im Schloß umdrehte und in die Tasche steckte. Sie mußten es mir angesehen haben, daß Ich zu einer verzwelfelten Handlung fähig war. Pass fünf Karo... Da stand Ich plötzlich auf. Draußen war es dunkel. „Hier ist es stickig”, sagte ich, „Und rauchig. Entschuldigt, aber mir ist übel, Können wir nicht das Fenster etwas öffnen?” „Das Fenster öffnen? Verdammter Schlapp- schwanz. Na, meinetwegen! Aber es geht welter!” Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, daß meine List so gut gelingen würde. Sie konnten nicht blinzeln, bevor es getan war: ein Handgriff, ein tiefer Sturz in die Dunkelheit, und Ich landete in einem Beet mit stacheligen Rosenbüschen! Aber mir war alles gleichgültig. — Im Nu war Ich auf den Beinen und rannte. Ich rannte und rannte, ich rannte zum Bahnhof, aber hinter mir glaubte Ich Flüche und Schritte und Stimmen zu hören, die schrlen: „Vier Kreuz, fünf Pikl Passi Passl Passi" (Aus dem Schwedischen — !Interpreß) es nicht ändern, Ich muß hinaus. Ihr „DAS MÜSSEN SIE SCHREIBEN!“ VON WOLFGANG FEDERAU Mit einem etwas erstaunten und befremdeten Gesichtsausdruck hob Lessen den Kopf. Er hatte allerdings auch allen Grund, überrascht und so- gar ein wenig verwirrt zu sein, denn schließlich gehört es nicht zu den alltäglichen Begeben- heiten, daß einem in der Straßenbahn, während man die Abendzeitung durchfliegt, von der Hand eines Unbekannten, Wildfremden eben diese Zei- tung sozusagen unter der Nase fortgezogen wird. Aber dann sah lessen, daß es gar kein Unbe- kannter war, der ihm gegenüber Platz genommen hatte, Es war — Lessen mußte einen Augenblick scharf nachdenken — ja, natürlich, es war Was- muthl Er hatte ihn lange nicht gesehen, wohl schon ein gutes halbes Jahr nicht, oder gar noch länger. Sie wohnten in demselben kleinen Villenvorort, und sle hatten sich bei irgendeiner Gelegenheit kennengelernt, die längst dem Er- Innerungsvermögen Lessens entschwunden war. Lessens Gesicht verlor das Kühle und Abwei- sende. Die beiden wechselten ein paar freund- liche und nichtssagende Worte, gleich schien das Gespräch wieder einschlafen zu wollen. „Lesen Sie ruhig weiter, bitte”, sagte Wasmuth höflich. „Ich wollte Sie nicht stören, vorhin, bei Ihrer Lektüre. Ich wollte mich nur bemerkbar machen, und ich fand keinen anderen, zweck- mäßigeren Weg, Ihre Aufmerksamkeit von der Zeitung ab und auf mich zuzulenken.” „Ich freue mich, Sie einmal wieder begrüßen zu können“, dankte Lessen mit einem verbindlichen Lächeln. Und dann nahm er wieder die Zeitung vor, in der Gewißheit, daß alles gesagt sei, was bel solcher Begegnung üblicherweise gesagt zu werden pflegt. n Wasmuth hatte ihn nun zwar selbst aufgefordert, die unterbrochene Lektüre fortzusetzen, aber er hatte anscheinend nicht erwartet, daß der an- dere von dieser Aufforderung auch Gebrauch machen würde. „Verzeihen Sie bitte, Herr Lessen”, meinte er — und man konnte es seiner Stimme anmerken, daß er ein bißchen verletzt war — „aber... Sie schreiben doch Geschichten, nicht wahr?“ „8, gewiß doch“, nickte Lessen ergeben, „das ist ja mein Beruf, nicht wahr? Und es ist die Auf- gabe des Schriftstellers, Geschichten oder gar Bücher zu schreiben, genau so, wie es zum Bei- spiel die Aufgabe eines Versicherungsvertreters Ist, neue Mitglieder für sein Unternehmen einzufangen.” Aber er hatte seinen Satz noch nicht beendet, als ihn schreckhaft der Gedanke überfiel, Herr Wasmuth könne vielleicht selbst Versicherungs- vertreter sein. Aber Wasmuth lachte meckernd, und es war demnach sicher, daß er einem andern sicher auch sehr ehrenwerten Beruf nachging. Dennoch wurde das Gesicht von Herm Wasmuth plötzlich ernst, todernst. Mit durchbohrenden Blicken schaute er Lessen an. „Es war ein besonderer Grund”, sagte er, „der mich veranlaßte, mir bestätigen zu lassen, daß Sie Schriftsteller sind. Also Ich habe da etwas für Sie, eine wahre Geschichte aus meinem Bekann- tenkreise, sie hat sich in einer andern Stadt be- geben, aber eben, wie gesagt, wirklich begeb« Ein wundervoller, ein ausgezeichneter und außeı ordentlicher Stoff. Das müssen Sie schreiben, Herr Lessen. Die Erzählung nimmt Ihnen dann jede Zeitschrift oder Tageszeitung mit Kußhand ab, und ich verlange nicht einmal Prozente von Ihrem Honorar. Ich bin eben ein Menschen- freund.” — Er meckerte zum zweitenmal. „Eine merkwürdige Lache hat der Mann an sich“, dachte Lessen. Und er spürte wieder jenes merk- würdige, unangenehme Gefühl im Magen, das ihn immer überkam, wenn jemand ihm den Stoff für eine Geschichte zutragen wollte. — Aber auch (N. Lohmann) „Na, Huberin, was hamm’ Se sich denn so gedacht, wie ich angekomm' bin? Ulkige Nudel oder so was, wie?" — „Naa, :naa, Fräulein, i hab ma bloß denkt: länger wie drei Woch'n kann s’ ja gar net bleib'n!"* Ebbe’, Sora Teresa, cosa avete mal pensato quando sono capitafa qui? .. , Un bel tipo di pazzerella, newvero?,, "Ah no no, signorina. Costel giä — ho pensolo — non puö mica restare qui piü di fre seftimane!,, 438 Lessen war ein Menschenfreund. „Ich bin außer- ordentlich gespannt”, sagte er mit einer leichten Verbeugung. „Und im voraus auch eben so dank- bar -—— wir armen Schriftsteller müssen ja sehen, wo wir's herholen, gelt? Alles kann man sich schließlich doch nicht ausdenken.” „eben — das dachte Ich mir so”, entgegnete Wasmuth und setzte sich bequem in seiner Fen- sterecke zurecht, „Also... es geht um ein Jun- ges Mädel, aus meinem Bekanntenkreis, wie ich schon sagte. Hübsch, frisch, gut zu leiden. Man konnte nicht ahnen, was in ihr alles vorging. Sie ist die Tochter recht gut situierter Eltern, müs- sen Sie wissen, Vater Kaufmann, na und so. Plötzlich, ohne sichtbaren Grund, Ist sie es satt, weiter zu Hause zu bleiben, wo sie doch geliebt und beinahe verwöhnt wird, Sie nimmt all ihr Geld, so ein paar hundert Mark, und wird sich ja selbständig machen. Sie hat sich das ganz ein- fach gedacht, sie zieht In ein Hotel und gibt ein paar Anzeigen auf, aber bald stellt es sich her- aus, daß alles ganz anders Ist, als sie es sich ausgemalt hat, Sie hat auf keinem Gebiet eine abgeschlossene Ausbildung genossen, sie kann nichts Besonderes, sie hat die Schule durch- gemacht und in die Handelsschule gerade erst mal reingerochen — also, es ist da nicht viel zu erben. Einmal will’s irgendeine Firma trotzdem mit ihr versuchen, aber da ergibt es sich, daß sie kein Arbeitsbuch hat, und es Ist wieder Essig. Und Ihr Geld schmilzt hin wie Butter an der Sonne. Da zieht sie aus dem anständigen Hotel In ein Fremdenheim dritten oder fünften Grades, und als sie auch dort das Zimmer nicht mehr bezahlen kann, bringt sie ihre beiden Kof- fern mit ihrer Habe zur Bahn, zur Gepäckaufbe- waährungsstelle, und irrt ziemlich verzagt in der Stadt herum. In dieser Stimmung stößt sie, in einem Park, auf einen netten, sympathischen jun- gen Mann, der sich mit Ihr bekannt macht, Liebe auf den ersten Blick und so... Sie erzählt dem Jüngling ihr Schicksal, er verspricht, sie bel sel- nen Eltern unterzubringen, schwatzt ihr die Ge- päckscheine ab und verschwindet mit den beiden Koffern auf Nimmerwiedersehen. Nicht einmal seinen Namen hat er ihr verraten. Das Mädchen, jetzt restlos an der Welt und der Menschheit verzweifelnd, das Mädchen also. „Kehrt auf mancherlei Umwegen reumütig in den behüteten Frieden ihres Elternhauses zurück", er- gänzte Lessen mit einem kleinen, stillen Lächeln; „Woher wissen Sie das?“ wunderte sich Was- muth, und seine Augen wurden groß und) rund vor Überraschung. „Ich dachte es mir”, erklärte Lessen trocken. „Schließlich — wozu ist-man Schriftsteller, nicht wahr?” „Ja, ja”, nickte Herr Wasmuth. „Es war auch wirklich so. Aber, sagen Sie selbst: ist das nicht eine großartige Geschichte? Die müssen Sie schreiben.” Lessen kritzelte ein paar Zeilen in sein Taschen- buch. „Ist schon geschehen” meinte er. „Wenn Ich sie Ihnen vorlesen darf?" „Bitte“, sagte Herr Wasmuth neugierig und un- gläubig. Und Lessen las: „Es war einmal ein schöner bunter Vogel, der wohnte in einem goldenen Bauer, und er wurde von allen Menschen verwöhnt und bekam täglich alle Leckerbissen, die er sich nur wünschen mochte, Aber der Vogel wünschte sich mehr und anderes. Er sehnte sich nach der Freiheit, und als man einmal die Köfigtür aufgelassen hatte, aus Versehen, flog er davon und in den Garten, Doch hier ging es Ihm sehr schlecht, Er war nicht gewöhnt, sich sein Futter selbst zu besorgen, und er litt schrecklichen Hunger. Eine Nacht und einen Tag und noch eine Nacht blieb er stand- haft. Am Morgen des zweiten Tages aber hlelt er es nicht länger aus.., er flog zurück In seinen goldenen Käfig und wurde freudig begrüßt und wieder schön gefüttert und verwöhnt. Und die Freiheit, die hatte seitdem alle Lockung für ihn verloren.” „Aus?” fragte Herr Wasmuth ungläubig. „Aus“ bestätigte Lessen. „Aber das ist doch nicht meine Geschichte.” „Doch“, sagte Lessen ernsthaft. „Es ist wirklich Ihre Geschichte. Nur kürzer. Eine Kurzgeschichte also — die braucht man heute am meisten, bei der Papierknappheit. Übrigens ist sie nicht einmal neu,” Er sprang auf, drückte flüchtig die Hand des Vi dutzten und stieg, mit einem Seufzer der Erleich- terung, aus der eben haltenden Straßenbahn, Feuchte Begrüßung (0. Gulbransson) oral swronansfam Mr „Wein dich aus, Winston, meine Frau hat mir vorsorglich einen Gummieinsatz ans Hemd genäht!“ Umido saluto: ““Da' pure sfogo al tuo pianto, Winston. Mia moglie, per precauzione, mi ha giä cucito un davanti di gomma nella camicia.,, 439 EI EIRERSINEIBIENIDBIEIRISEGARTEEIN VE RS U@IEE Herr Binder hatte noch niemals In seinem langen Leben Gelegenheit gehabt, etwas anzubauen. Im Gegenteil, er selbst war vor vielen Jahren einmal abgebaut worden und hatte seither sein Leben in verschiedenen Berufen gefristet, die zwar frei, aber wenig nahrhaft waren. Teils des- halb, teils wegen der allgemeinen Weltlage seit 25 Jahren erschien es Ihm als eine der nützlich- sten menschlichen Tätigkeiten, eßbare Dinge her- vorzubringen, was Ja auch tatsächlich eine der wenigen Wahrheiten ist, die wirklich wahr sind. Der Grabeland-Gedanke senkte sich schon am ersten Tage wie eine Bohne In sein aufgelocker- tes und durch vielerlei Belehrung gedüngtes Herz. Wenn man etwas braucht, erinnert man sich gern alter, vergessener Bekannter. Und so fiel ihm sogleich Tante Mathilde ein, die am Rande des Wiener Waldes ein kleines Gärtchen besaß, von dem sie aber schon seit Jahren kei- nen Gebrauch mehr machte. Nein, das sollte nicht brach liegen. Er rechnete sich sofort aus; wenn ich nur je 100 Bohnen und Erbsen und je 25 Zwie- bein und Tomaten ernte, habe ich die Eßbar- keiten dieser Welt immerhin um einiges ver- mehrt. Wenn 80 Millionen Volksgenossen das gleiche tun — halt, nehmen wir nur 50 Millionen wegen der Säuglinge und der ganz alten Greise usw. —, wenn also 50 Millionen so viel leisten wie ich, dann gibt es 5000 Millionen Bohnen und Erbsen und 1250 Millionen Zwiebeln und Toma- ten mehr in der Welt. Rechnen wir noch ein Drittel Schwund infolge Schlechtwetter, Hagel- schlag, Insektenfraß, Organisation und anderer ungünstiger Umstände, so bleiben immer noch rund 3000 Millionen Bohnen und Erbsen und 800 Millionen Zwiebeln und Tomaten! Voll Begeiste- rung schrieb, Herr Binder der Tante einen flam- menden Brief, schilderte ihr die Notwendigkeit und Nützlichkeit der Sache In den prächtigsten Farben und schloß mit einem feurigen „Grab- Heil” Die Tante, welche Briefe stets von hinten zu lesen pflegte, erschrak zunächst ein wenig, da sie In dem Schrei- ben ein Offert einer Leichen- bestattungsunternehmung ver mutete. Aber dann lächelte sie angenehm überrascht und gab Herrn Binder bezüglich des Gar- tens „plein pouvoir” (sie war schon sehr alt und liebte es, fran- zösische Brocken einzustreuen). Nun ging Herr Binder sogleich mit Schwung an die Sache. Zu- nächst besichtigte er mit Feld- herrnblick das ihm fortan unter- tänige Stück Erde. Die Sache er- schien ihm leicht, Der Mensch ist ein bewegliches Wesen und — wie bereits Wilhelm Busch fest- gestellt hat — durchtrieben und gescheit. Der Boden hingegen Ist reines Objekt. Er hat keine Glied- maßen, keinen Kopf, keine Seele (oder vielleicht doch?), er kann sich nicht wehren und muß dem Menschen gehorchen als seinem Herrn. Mit jemandem, der nichts reden kann, ist immer gut zu arbeiten. Herr Binder verteilte also zunächst Im Geiste Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und Tomaten über das Grundstück. In der einen Ecke bemerkte er einen herrlich blühenden Kirschbaum, von Son- VON BRUNO WOLFGANG Kräutern und Brennesseln bedeckt, welch letztere in bewegten Zeiten von den Menschen innerlich als Spinat, äußerlich als Kleider genossen wer- den. Dieses Dschungel in wohlabgezirkelte, fruchtbare Beete zu-verwandeln, schien zweifellos ein Ziel, des Schweißes der Edien wert. Wenn etwas ge- raten soll, braucht man Geräte. Herr Binder fuhr also unverzüglich zu Puchers Nachfolger, Eisen- und sonstige Handlung. Er verlangte eine Stich- schaufel, einen eisernen Rechen, ein Häundl und eine Gießkanne. Das gesamte Personal lächelte so breit, daß die Ohren fast in den Mundwinkeln verschwanden. Dann holten sie den Chef und dieser erklärte, daß möglicherweise ‚noch eine Stichschaufel da sei. Sie war auch tatsächlich irgendwo weit hinten und wurde vom Personal mit Interesse herbeigebracht. „Na, und der Stiel?” fragte Herr Binder mit sichtlicher Sachkenntnis. Stiele gab es aber wirklich und wahrhaftig nicht. Vielleicht kommen welche in drei bis vier Wo- chen. Es wäre aber gut, bei der Anlieferung gleich da zu sein, weshalb es sich empfehle, zwei bis dreimal im Tage nachzufragen. Mög- licherweise kämen bis dahin auch Häundin und Rechen. Herr Binder nahm also die Stichschaufel und überlegte, ob überhaupt ein Stiel nötig sei. Er hatte immer eine Neigung zu Erfindungen gehabt und sann sogleich über eine Vereinfachung nach. Der Mensch verfügt in seinen Beinen über zwei Stiele, die den Vorteil haben, nichts zu kosten und immer zur Hand zu sein. Man könnte die Stichschaufel unmittelbar am Fuße befestigen und unter Verwendung des persönlichen Ge- wichtes mit Schwung In die Erde bohren. Er kon- strulerte sich eine Art Skibindung, die er Bindı Bindung zu nennen beschloß, und machte einen Versuch. Mit einem kühnen Sprung gelang es ihm, in den Erdboden einzudringen, Aber heraus ging es leider nicht ebensogut. Er zerrte hin und Der Ausritt - La cavalcata her und verlor dabei das Gleichgewicht. Er fiel vornüber und mit dem Gesicht genau in die Brennesseln. Er beschloß, also doch lieber auf den Stiel zu warten. Unterdessen besuchte er verschiedene Buchhandlungen, bis es ihm ge- lang, ein Lehrbuch des Gemüsebaues um 27 Mark 35 Pfennig zu erwerben. Er versenkte sich eifrig in das theoretische Studium, wobei ihm sofort auffiel, daß das Buch nichts über den Anbau von Grieß und Graupen enthielt, Er schrieb einen Brief an den Verfasser, daß er diese Lücke in dem sonst vortrefllichen Buche schmerzlich empfinde, und erhielt nach einigen Tagen die Antwort, der Verfasser empfehle ihm, Makkaroninudeln und Sem- melknödel anzubauen, am besten aber Schwam- merln, von denen die häufigste Sorte, die so- genannten „narrischen“, Herrn Binder zweifellos bekannt sein müßten. Täglich fuhr Herr Binder dreimal zu Pucher und fragte nach den Stielen. „Das Frühjahr läuft mir Ja davon”, klagte er, Das Personal zuckte be- dauernd die Achseln. Inzwischen widmete Herr Binder seine Energie der Beschaffung von Saat- gut, Nach längeren Bemühungen bekam er Erbsen und Bohnen, und sogar a) Buschbohnen, b) Stan- genbohnen, ferner bekam er fast wie durch eln Wunder eine Handvoll Steckzwiebel und ein aus- sichtsreiches Versprechen auf Tomatenpflänzchen nach den Eismännern. Dann bekam er endlich die Stiele und alle Geräte, ausgenommen die Gleß- kanne. Und als er alles beisammen hatte, bekam er noch — kostenlos und ohne Bestellung— einen Hexenschuß. Das verzögerte den Beginn seiner Tätigkeit noch eine Welle. Inzwischen war der Mal gekommen, der sonst als Wonnemonat gilt, Die Bäume blühten schon zu Ende, die Anrainer hatten alle schon kleine grüne Spitzen in ihren Beeten, während bei Herrn Bin- der alles noch wüst und leer war wie vor dem ersten Schöpfungstage. Nur die Brennesseln ge- diehen vortrefflich. Jetzt aber war Herr Binder ge- rüstet, Er stach darauf los wie ein rasender Roland, wandte die Erdschollen um und beutelte sie wütend aus. Das freigewordene Gras warf er In eine Ecke als Grundstock für einen künftigen Haufen Kompost. Dann stocherte er noch wild in der Erde her- _um, schleuderte Regenwürmer ins Sonnenlicht und schlug aller- lei Gezücht in die Flucht, das er bisher noch nie gesehen hatte. Dann machte er Schluß, denn der Rücken schmerzte Ihn so, daß er längere Zeit krumm gehen mußte und den früheren Hexenschuß als ein wesentlich kleineres Übel zu- rückwünschte, Endlich aber kam doch der Tag, da das land gerodet zu Füßen Herrn Binders lag und ihn er- wartungsvoll anzusehen schien. „Na, Herr Binder, was tan mir Jetzt?" Im Lehrbuch stand, und alle Wissenden bestätigten es, daß gedüngt werden müsse. Jetzt erfuhr Herr Binder, daß Mist eine kostbare Sache sei. So viel Mist dem Menschen angedreht wird, wenn er etwas Gutes ein- kaufen will — wenn er wirklich (€. Sturtzkopf) Mist haben möchte, kriegt er nenschein beglänzt und von Bie- nen durchsummt. Der Rest war mit prächtigem hochstämmigen keinen. Herr Binder hatte gehofft, in diesem Punkte für seinen klei- nen Garten die Autarkie einfüh- Gras, verschledenen fleischigen ten zu können und als Selbstver- Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIEN Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 Finffee Euitpold die bekannt gute Gaftftätte Mündens Täglic; nadjmittags und abends erfthlaffige Fonjerte Sehenswerte Aäume Mit Hellmitteln foll man Immer fvarkam fein — und heute ert recht. Alfo nicht mehr nehmen und nicht OfLEE , als e8 die Koricheilt verlangt Bor allem aber: Wirfiid) nur dann, wenn ed unbedingt not tut, Das gilt and für Wenn alle bled ernftlich bedenfen, bekommt jeber@llphod« ealin, ber ed braucht, Carl Bühler, Konstanz, Fabrik der pharm, Präpa- rate Silphoscalin und Thylial. der Stunde ist auch für uns, recht sorgsam mit unseren Uhrenumaugehen, weil Wünschenach Erastz heute schwer erfüllı werden können, Ihre gute Kienale-Uhr wird es Ihnen lohnen. VOLLELASTISCH HANDGENAUT UND ELEGANT Künstler, Musiker und Artisten verwend,seit Jahren meine Künstler- Foto-Marken, gumm.u.perforiert,Lassen a. Sie sich diese entzück. aufBriefen.Geschäftskart. usw. 100 St.kost.RM.6.75 Eine ruhige Hand is ein Zeichen für gure Nervens Eine aueichende Versorgung mit.Kalk kann Erret gungen des Nervensystens verhindern. 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Doch die Kenner sagten ihm lächelnd, daß der Mensch, so sehr er im übrigen die Krone der Schöpfung sei, in diesem Punkte (manche mein- ten sogar, auch in vielen anderen Punkten) jedem Ochsen nachstehe, Doch Herr Bindar verzagte nicht. Es fiel ihm auf, daß jetzt wieder mehr Pferdemist in den Straßen herumliege besonders bei Stei- gungen, wo die schlauen Pferde sich die Last eı- leichtern. Bei Nacht, wenn die Verdunklung ein- setzte, schlich er mit einem alten Kohlensack durch die Gassen und leistete so Nützliches a) im Kampf gegen den Verderb, b) auf dem Gebiete der Straßenreinigung. Auch hier regte sich sein Erlindertalent, und er erwog die Konstruktion einer Art hinteren Maulkorbs für Pferde, der den Pferdemist aufnimmt, so daß er allabendlich ge- sammelt und zentral bewirtschaftet werden kann. Viel Zeit verbrachte er mit der Entfernung der überaus zahlreichen Steine, die in unerschöpf- lichen Mengen dem Erdboden. immer neu entstie- gen. Als er so weit wär, den Rechen anzusetzen, um die Erde fein zu zerkrümeln, so daß sie wie geriebener Lebkuchen aussieht, entdeckte er, daß sich die Erde bösartigerweise zu lehmigen Knö. deln geballt hatte, gegen die mit dem Rechen nichts auszurichten war, Er nahm die Knödel ein- zeln vor, versuchte sie zu zertreten und bearbel- tete sie mit einem Stemmeisen und dem Taschen- messer. Doch er gab dies bald auf. Es war nicht nur zu mühsam, sondern es schien auch hoffnungs- los. Auch diese Knollen schienen förmlich nach- zuwachsen und die Entknödelung des ganzen Gar- tens hätte vermutlich zwei Jahre gebraucht. Er schaffte also alles Unteilbare beiseite und zer- sıörte den Rest am Boden, so daß endlich Ge- bilde vorhanden waren, die Beeten wenigstens halbwegs ähnlich sahen. In seinem Innern wuchs der Respekt vor der Landwirtschaft ganz ge- waltig. Jetzt kam die Aussaat. Zunächst zog er die vor- geschriebenen Schnüre, und zwar mehrmals, weil sie ihm immer an den Schuhen hängen blieben und abrissen. Dann maß er mit dem Zollstab die welchen ie sammelt und zur Neu weilergibt. Dadurch werden wert- Doll: Bro un und Arbeilskröfte gespart: erforderlichen Entfernungen und bohrte mit dem Mittelfinger entsprechende Löcher in die Reihen. Ärgerlicherweise rieselte immer feinkörniges Material in die Löcher und füllte sie wieder aus. Er arbeitete nun mit einer Röhre aus starkem Pappendeckel, ungefähr nach dem Prinzip der Caissonarbeit. Es war langwierig und äußerst mühevoll. Aber‘ nach einigen Tagen halte er wenigstens die sämtlichen Steckzwiebeln in den Boden versenkt. Der Rücken tat ihm entsetzlich weh, Er konnte fast gar nicht mehr aufrecht gehen und hatte das Gefühl, daß er sich allmählich zu einem vierbeinigen Lebewesen zurückbilde. Auch empfand er innerlich eine Umstellung seiner Welt- enschauung. Denn die Welt sieht tatsächlich ganz anders aus, wenn man den größten Teil des Tages das Gesäß anstatt des Kopfes oben hat. Das Gefühl stärkerer Naturverbundenheit gab ihm jedoch immer wieder neue Kraft. Mit Befriedi- gung sah er zahlreiche Tauben, Symbole des Frie- dens, heranflattern, Sie nahmen auf den Bäumen der Umgebung Platz und betrachteten mit Inter- esse seine Arbeit. Zum Dank streute er ihnen einige Erbsen hin, die sie ohne Scheu aufpickten In den nächsten Tagen gelang es Ihm auch, die Bohnen und Erbsen in den Boden zu versenken. Nachdem noch alles begossen war, hoffte er aus dem Gröbsten heraus zu sein. Aber eines Mor- gens bemerkte er zu seinem Schrecken, daß die Steckzwiebel aus ihren Löchern wieder heraus- gekrochen waren und frei herumlagen. Es sah aus wie die Auferstehung des Fleisches oder wenig- stens der Zwiebel am jüngsten Tage. Nochmals zwängte er sie mit einiger Gewalt in die Erde zurück, Und nun war das Werk vollendet. Daß die Tauben während seiner Abwesenheit alle Erbsen herausgeholt hatten, bemerkte er nicht. Aber dem, der einst die Tauben verspeisen wird, werden auch diese Erbsen zugute kommen. Die Bohnen wachsen von selbst, und wenn die Zwiebel ein- mal seßhaft geworden sind, werden sie einst durch ihre Größe und ihren Duft Herz und Magen erfreuen. Nur der Anfang ist schwer. Das Ende ist — wenigstens beim Essen — immer leicht. En leeren Gemelopf gehört nicht in de Hält, Aondern. mih dem Deckel zumick zu Yhrem Pille LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nücken Ein Alt-Berliner Opernregisseur, der den Titel Direktor führte, wurde sehr häufig von einem kleinen, etwa zehnjährigen Knaben gegrüßt, Ge- wöhnlich fanden diese Begrüßungen in der Nähe des Königlichen Opernhauses statt. Jedesmal zog der Kleine, wenn er des Regisseurs ansichtig wurde, seine Mütze, verbeugte sich und sprach: „Guten Tag, hochgeehrter Herr Direktorl” Eines Tages begegnete der Bühnengewaltige wieder einmal Unter den Linden, in der Nähe des Zeughauses, dem höflichen Jungen, blieb stehen und fragte Ihn: „Na, mein Söhnchen, nun möchte ich doch mal wissen, wer Du eigentlich bist? ...Ich wollte dich schon lange mal danach fragen!” Da erwiderte der Kleine: „Aber, Herr Direktor, mich kenn’ Se nich?? — Ick bin doch der kleene Alle aus der Zauber tlötel” H. R. Badeschönheiten gerieten sich in die Dauer- wellen. Klarissa zischte: „Du mit deinen Dutzendbekanntschaften!” „Ich muß doch sehr bitten! Mich hat gestern ein Baron zum Abendessen ins Kasino eingeladen!” „Wer das glaubtl” „Bitte — frag doch den Mixer! Er hat die. Ta- batiere dem Baron weggenommen, weil er seine Zeche nicht zahlen konnte.” J.H.R. immer ein Zeichen für photogrophifche Wertarbeit Alleskleber in allen Fachgeschäften ab RM.0,20 | [TILTILARLLRALRLRARLLLL LIE N Für harion Bari Eine dünne Schicht Aaliklore -Zahnpasta reicht aus, die Zähne gut zu pflegen. Also nicht unbekümmert viel nehmen. Immer denken: Die Hälfte genügt auch! Kaas IE ZN KONSTEETGEZSLITANTEITIEREITEERTTT 442 Das Diktat „Mein Gott, so bleiben Sie doch nicht bei jedem Fremdwort hängen, Fräulein Weinmann!“ „Aber ich habe doch elf Jahre bei einem Sprachreiniger gearbeitet, Herr Doktor!“ Il dettato: “Dio mio, signorina Weinmann, non inciampatevi cosi ad ogni parola straniera!,, — "Ma signor dottore, io ho lavorato per ben undici anni con un puristal,, 443 Die kleine Hiftorie von der Prinzeffin Hopfi-Mau Von Hans Weindl 7 Zeichnungen Fr. Bilek Wie einft Prinzeffin Hopfi-Mau, Die füße, von Makarukau Luftwandelte in ihrem Park Und zu Ihr trat Herr Kallakark, Des Vaters Felöherr und ein Ritter, Da war ihr, was gefchah, fehr bitter, Sie fchritt mit ihm des Weges welter Und plauderte gar züchtig=heiter Und wie fie bei dem weißen Flieder Die Bank fah, ließ fie drauf fich nieder Und fiel im felben Augenblick - Die Bank war fchadhaft - aufs Genich, So daß vor dem entzückt Verblüfften Sich plötlich ihre Röckchen lüften Und fie vor ihm ließ blank erftrahlen, Was nur beftimmt für den Gemablen... Dem Felöherren lacht das Herz, er denkt, Das hat das Schichfal hold gelenkt. Er weiß nicht, tie der füße Spaß Nur Tarnung für des Schichfals Haß. Denn Die Prinzeffin, glutbegoffen, Flieht in die Burg, fie hält umfchloffen Der Fürftin Knie und fordert wild, Daß man die Augen, die das Bild In fich gefaßt von jenen Dingen Befchle, ihr fofort zu bringen. Der Vater=Fürft, wie er begreift, Worauf die Tochter fich verfteift, Da fpricht er: »Deine Keufchheit acht Ich, Noch heute den Verruchten fchlacht ich Und feine Augen follt du haben, Mit eigner Hand fie zu begraben Im unterften Gemwölbehellerl« Und bald auf einem goldnen Teller Reicht man der füßen Furie dar Ein blankes Augenäpfelpaar. Sie nimmt fie auf mit fpitem Finger, Betrachtet lang die kalten Dinger - Jedoch ein Zufall, bös wie oft, Verrät es völlig unverhofft, Daß dieles Augenäpfelpaar Nicht das des Feldherrn Kalla war. Ein Rehbock vielmehr war fein Träger, Den geftern erft erlegt ein Jäger. Aus Hopfis Herzen der Betrug Des Zornes helle Flamme fchlug. Sie klagt’s dem Fürften fehr empört. »Mein Kind«, Ipricht diefer leicht verftört, »Ich weiß es fchon, ein Irrtum mar’s Von diefem Tölpel Allipare, Den ich gefandt nach Kallas Augen, Die dir allein zur Sühne taugen Und ihm der Henker hingelegt. Er aber, diefer Tölpel trägt Die andern weg, die fich Ranöder Beifeite tat als Fifchfangköder. Hier find die rechten, fieh und nimm Und ftille, Tochter, deinen Grimmi« So fpricht er, doch ein Zweifel leicht Noch immer Hopfis Herz umfchleicht. Sie nimmt die Augen, läßt verftohlen Den alten Sindbad zu fich holen, Der einft ein großer Jäger war. Er nun betrachtet lang das Paar, Dann fpricht er: »Herrin, Traum der Freier, Die Augen find vom Lämmergeier.« Da raft fie hin zum Königshaus, Jetst ift’s wohl mit dem Felöherrn aus! Sie klagt den Fürften heftig an, Weil das Verfprochne nicht getan Und furchtbar wie die Rachegöttin Schreit die Betrogne: »Vater, töt ihn, 444 Wenn du nicht mwillft, daß felbft ich fterbe Und dir verwailt dein Königserbe ...l« Des Fürften Antlit; färbt fich dunkel, Er blickt um fich mit Wutgefunkel Und fällt jest ins Makaruplatt - Wie gerne, wenn er Ärger hat -: »Jetst langt’s, mach Schlußl« fo fpricht er barfch »Glaubft du, weg’n deim faudummen Arfch - Was fehlt ihm denn, dem Heiligtum? - Bring Ich mein beften Felöherrn um ...Il« Das Sonnenbad \K. Holligenstaodt) „Und mit dem winzigen Abendblättchen bekleidet fühlst du dich sicher, Gertrud? „Ich kann doch nichts dafür, daß die Morgenzeitung heute ausgeblieben ist!“ Il bagno di sole: “E ti sentl sicura, Geltrude, vestita soltanto con questo minuscolo foglietto della sera?,, — “E che ci posso far lo se Il giornale del mattino oggi non & uscito2,, 445 Tittmoning (R. v. Hoerschelmann) EIN BLAUES AUGE VON ERIK STOCKMARR Leider Ist es mir nie gelungen, den Herm wieder zu treffen, der mir in meiner Jugend ein malerl- sches blaues Auge steckte und meinen Kopf so malträtlerte, daß er ungefähr so groß wie ein Fuß- ball wurde. Das hat mich oft geärgert, denn ich wollte diesem liebenswürdigen Mann gerne mei- nen herzlichsten Dank für seine Freundlichkeit aussprechen. Es war so nett von ihm, und ich habe oft mit Freude und Dankbarkeit an dieses Erleb- nis — das mir eine nützliche Lehre wurde — zu- rückgedacht. Ich erinnere mich noch ganz genau daran. Es geschah in meiner grünsten Jugend. In einer schönen Sommernacht war es. Mit ein paar Kame- taden zusammen hatte Ich den ganzen Abend ge- bummelt und war jetzt auf dem Wege nach Hause, Mutterseelenallein schlenderte Ich durch die Stadt, ein bißchen hin und her schwankend, denn meine Beine wollten nicht so recht gehor- chen. Berauscht war ich nicht, aber selig, so rich- tig herrlich selig und lustig. Mit halb geschlos- senen Augen wanderte Ich durch die menschen- leeren Straßen, sah nichts und hörte nichts und wußte eigentlich nicht, ob ich spazierte, oder ob Ich zu Hause In meinem Bett lag. Mehrmals rannte ich den Kopf gegen einen Laternenpfahl, und dann wurde es mir klar, daß ich nicht zu Hause Im Bette lag, denn an meinem Bett stehen keine Laternenpfähle und haben auch nie dort gestan- den. Es kommt auch keln Laternenpfahl dorthin, weshalb sollte ich überhaupt solch ein Ding am Bett haben? Wenn ich schlafe, brauche ich ja kein Licht. Ab und zu öffnete ich das eine Auge halb, um mich zu orientieren, und suchte den Venusstern ‚am Himmel, denn ich wußte, daß ich in der Nähe von der Venus wohnte, jedenfalls in derselben Richtung. Ich habe die Damen nämlich. Immer gerne gehabt. Während ich so wanderte, erblickte Ich plötzlich vorne das undeutliche Bild eines Mannes, der einen hohen Hut auf dem Kopfe hatte. Es ist Ihnen sicher bekannt, lieber Leser, daß einen in solch einen seligen Zustand oft eine merkwürdige Frechheit ergreifen kann, und man sich ohne weiteres In alle möglichen Ange- - legenheiten mischt, die einen gar nichts angeheı So erging es auch mir. Was geht es mich Fr} daß ein mir ganz fremder Herr mit einem hohen Hut in der Nacht promenlert? Gar nichts! Ich ging aber zu dem Mann hin, stellte mich vor ihm auf und verspertte ihm den Weg: „Einen Moment“, sagte Ich und sah Ihn ernsthaft an. Er blieb ruhig stehen und schaute mich an. Ich zeigt» auf seinen Hut: „Mein guter Mann”, sagte Ich, „wissen Sie nicht, daß es strengstens verboten Ist, mit einem hohen Hut in der Dämmerung herumzulaufen?” Ich erinnere mich nicht, was er antwortete, aber jedenfalls erklärte ich ihm, was in der Polizei- verordnung Über Männer, die hohe Hüte in der Dämmerung tragen, ‚zu lesen ist, Nächtliche Störung - Disturbo notturno „Hören Sie mal zu, mein braver Mann”, sagte ich, „das kann ja so nicht weiter gehen. Sie sind ein Übertreter des Gesetzes und es ist meine Pflicht, Sie zu strafen. Wollen Sie bitte Ihren Hut abnehmen, dann werde ich Ihnen einen klei- nen Kursus Im Faustkampf geben, das wird sehr vorteilhaft für Sie sein mit ein paar schönen, warmen Ohrfeigen.” Ich vermute, daß der betreffende Herr auch einen Vogel hatte, denn er lächelte mich freundlich an und nickte zustimmend: „Das verstehe ich sehr gut”, sagte er, indem er seinen Rock abnahm und den Hut auf die Erde legte. Ich will den Leser darauf aufmerksam machen, daß Ich damals Überhaupt nicht die geringste Kenntnis vom Boxen hatte, ich wußte genau so viel darüber wie ein Schaf, Übrigens war Ich nur ein kleiner, schwacher Kerl, der einer Mücke sehr ähnlich war, während der Mann dagegen so groß wie ein Dom und so stark wie ein Bär war, so daß mein kecker Vorschlag sehr leichtsinnig war. Ich war aber, wie gesagt, frech wie ein Fleischer- hund; Ich zog also meine Jacke aus und stellte mich mit geballten Fäusten in dramatischer Stel- lung hin, um meinen Gegner In Angst zu ver- setzen. Auch er stellte sich in Positur, und wir sprangen nun wie ein paar Wahnsinnige um ein- ander herum, Indem wir uns mit haßerfüllten Mie- nen anschauten und ein furchibares Gebrüll aus- stießen. Plötzlich machte Ich einen Sprung in die Luft und führte einen Schlag nach der Nase mei- nes Gegners, doch ohne Ihn zu treffen. Dieser schlug schnurstracks zurück, aber mit demselben Erfolg. Es war mir klar, daß dieser herumspringende Dom genau so wenig Kenntnis der edlen Boxer- kunst besaß, wie Ich, und diese Entdeckung ver- größerte natürlich meinen Mut erst richtig und gab mir Lust ihm zu zeigen, wie fabelhaft Ich diese Kunst meisterte. Wie ein Waldteyfel hüpfte Ich um ihn herum und machte die merkwürdig- sten Sprünge in der Luft, während ich ihm gleich- zeitig Ins Gesicht zischte. Einige Minuten setzten wir unseren dramatischen Kampf fort, ohne daß einer von uns einen Volltreffer beim Gegner lan- dete, nur die Luft trafen wir mit unseren Volltreffern. In der Nähe des Kampfplatzes stand In einer Haustür ein Junger Mann, der als einziger Zu- schauer unserem gewaltigen und spannenden Kampf beiwohnte. Das war für mich eine große Inspiration, denn es stärkt den Mut und die Kräfte des Gladiators, wenn er ein Publikum hat, wenn es auch nur ein einziger Mensch ist, Die ganze Zeit hatte er da gestanden und zugeschaut, aber plötzlich nahm er die Zigarette aus dem 0. Hogenbarth) „Edgar, du schnarchst schon wieder fürchterlich!" — „Quatsch — du hast nur die Lokomotive gehört, von der ich grad’ geträumt habe! "Ma, Edgar, russi di nuovo spaventosamente "Ah sciocchezze! Hal sentito solo la locomeliva, della quale stavo sognando proprio ademo!“ 446 Mund und schlenderte langsam und ruhig zu der Arena hin. Er stellte sich mir gegenüber und lächelte. Stolz und tapfer stand ich da und war- tete auf den Augenblick, wo er den Siegeskranz auf meine Stirn setzte. Er kam aber in einer ganz anderen Absicht, Plötzlich nahm er mich beim Kragen, und schneller als eine Katze mit dem Auge blinken kann, versetzte er mir mit seiner Faust einen gewaltigen Gonggong-Schlag Ins Ge- sicht, Das letzte, an was ich mich erinnere, ist eine Unmenge von Sternen, Engeln und Teufeln, die vor meinen Augen tanzten. Als ich erwachte, waren der junge Mann und auch mein Gegner spurlos verschwunden, nur sein hoher Hut, der ganz flach geworden war, lag am Boden als stummer Zeuge des tiesigen Kampfes. Wie ich nach Hause kam, weiß ich nicht, nur er- innere ich mich deutlich, wie furchtbar ich am nächsten Morgen aussah, Mein armer Kopf war dick und aufgeschwollen, ungefähr doppelt so groß wie vorher, und außerdem hatte Ich ein blaues Auge bekommen, das so blau wie das Mittelmeer war; aber nicht so schön. Vorsichtig fühlte ich an das Auge, gab einen kleinen Schrei von mir und ging wieder ins Bett. Nach und nach erinnerte ich mich des ganzen Erlebnisses, das dieses blaue Auge und den schmerzhaften Kopf verursacht hatte. Es wurde mir klar, daß Ich natür- lich einen ganz blödsinnigen und dummen Ein- druck gemacht haben muß, während ich dem Manne mit dem hohen Hut einen Kursus in der edien Boxkunst gab, und der junge Mann war vermutlich von meiner Wichtigkeit und Dummheit so irritiert worden, daß er beschloß, mir eine wirkliche Lektion Im Faustkampf zu geben. Das war eine ausgezeichnete Idee, finde ich, denn ich habe dadurch viel gelernt, und jedenfalls gebe ich nicht mehr öffentliche Vorführungen in der Boxkunst, Zwei ganze Tage mußte ich noch das Bett hüten, da ich mitmeinem dicken Kopfenicht ausgehen konnte. Ich erklärte meiner Hauswirtin, daß ich im Zim- mer gefallen wäre und das Auge auf dem Tep pich schlimm geschlagen hätte, Eine ganze Woche konnte ich nur flüssige Nahrungsmittel einnehmen, Suppe und Bananen, und meine Wirtin mußte mich vorsichtig mit einem Löffel füttern. Furchibar war es — aber lehrreich! 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Sinpliclseimes wrsche'st wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen Andlungen, Zeitungsgoschälte ünd Postanstalten entgegen Bozugsptelsa: Einzoinummer 50 Pig.; Abonnement im Monal RM. 1.20. — Anzeig 10% enprelse nach Prelslista Nr. ? 1. — Unverlängte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beillegt. — Nachdruck verbo:an. — Posischeckkonto München 5920. Erlüllungsori München Amerikanische Rechnung (wIhelm Schutz) „Sie bauen ja nur den zehnten Teil von dem. was im Programm vorgesehen war!“ “ „Absichtlich, wir haben nämlich festgestellt, daß nur jedes zehnte Schiff ankommt! Calcolo americano: “Ma Vol non costrulte che la decima parte di quanto era stato previsto nel programma.,, — "Sl, a bella 'posta. Abblamo constatato che su diecl navi ne arrlva una sola.,, 448 München, 15. Jull 1942 a 47. Jahrgang / Nummer 29 3O Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Auf der Suche nach der zweiten Front (Karl Amold) „Mal sehen, wo die Wünschelrute ausschlägt, dort könnten wir vielleicht angreifen!“ Alla ricerca di un secondo fronte: ‘"Vediamo un po’ in che punto viene attratta la bacchetta magica lä forse potremmo attaccare! Blick auf Charkow - Vista su Charkow ei CHAR Am —— Damtiig wor Say Kaprunnve 1 Ämenie Gespräch über Landwirtschaft Ich treffenur noch Fachleute, Fachleute in Land- wirtschaft, Sehr merkwürdig, die Kenntnisse auf lesem Gebiet scheinen ungeheuer weit ver- breitet zu sein. Ich komme mir immer wie ein neugeborenes Kind unter diesen Kennen vor. Sie sehen zum Abteilfenster Ihres Zuges heraus und sagen, auf das Grüne, das da unten vorbei- flitzt, deutend: „Die Zuckerrüben gedeihen vor- züglich.“ Ich erwidere dann, weil ich Fachleuten niemals widerspreche: „Ja, wirklich, ganz uner- wartet gut.“ Manchmal sagen die Leute auch: „Alles hin!" Ich kann zwar keinen Unterschied finden, aber Ich werde den Teufel tun und an- derer Meinung sein. Infolgedessen sage ich: „Ja, es ist ein Jammer.” Später stellt sich dann heraus, daß der eine Die Gottesgabe Mir fehle, meinft du, jener Seelenfriede, der doch das Höchfte bier auf Erden fel. Statt Harmonie feh’ ich nur Unterfchiede, ftatt Nächftenliebe nur Kasbalgerei. Ich folle mich doch mehr zufammennehmen. Nicht alles fei fo fchlimm, wie Ich es fah. Zum Gleichmut, rätft du, foll ich mich bequemen, zum milden laisser faire et cetera. Du tuft dir leicht. Dir fenkten halt die Mulen ab ovo fchon den ruhefamen Geift, die Gottesgabe »Phlegma« in den Bufen, die du fo warm als Seelenfrieden preift. Ratatöskr Rübenkenner ein Bauunternehmer war und der andere ein Kohlenhändler. Ach, Ich benelde die Leute um Ihre Nährständigkeit, es wächst ihnen sozusagen ein Kornfeld auf der flachen Hand. Im Kohlenhandel und im Bauunternehmen gibts längst nicht so viele Kenner und keiner traut sich da ein Urteil abzugeben. Es ist üblich, fast möchte ich sagen, es gehört zum guten Ton, an einem Kornfeld vorüberzugehen und zu sagen: „Das Getreide steht sehr gut.‘ Ach wie weit bin ich von der Abgabe eines so sicheren Urteils entfernt, ich kann bis ins ein- zelne unterscheiden, ob mir ein Brot oder ein Brötchen schmeckt, aber in Sachen Korn versage ich, und ich vermag durch noch so langes Hin- schauen nicht festzustellen, wieviel Brötchen man mit Hilfe der Landwirtschaft und des Nahrungs- mittelsgewerbes unter Hinzunahme der Lebens- mittelkartenverteilungsstelle daraus wird herstel- len können. Natürlich unterdrücke ich meine Un- kenntnis und ich rede so kräftig mit, wie die anderen auch, denn man will doch nicht der ein- zige Laie in einer Welt von Fachleuten sein. Man gebe natürlich nur Spitzenleistungen von sich, teils Rekordernten, teils Mißernten. Man braucht sich ja nicht auf die Äcker in der nächsten Um- gebung zu beschränken. Man lasse Weizenfelder in Mittelspanien besonders früh reif werden und techne mit einer späteren Ernte In Osteuropa. Mit bedenklicher Miene kann feststellen, daß einem aus bester Quelle mitgeteilt worden sel, die Malta-Kartoffeln hätten durch saison- bedingte Umstände diesmal sehr gelitten. Gut macht sich auch und zeugt von Weitblick, wenn man den Sojabohnen in Mandschukuo einige Be- merkungen widmet. Man vergesse nicht di Tabakernte in Mazedonien. In Weinbaugebieten lasse man entweder alles erfrieren, oder ver künde, daß der strenge Frost den Reben gar- nichts geschadet habe. Das sind natürlich nur einige ganz kurze Hin- weise, Es gibt tausend Möglichkeii sich am Gespräch über Landwirtschaft zu beteiligen. Man beginne mit den einfachsten Übungen und be- trachte einmal nachdenklich eine Herde der 450 (Toni Bichl Im Foldo) lobens- und preiswerten Gänse im Dorfanger, wie sie dort ihrer Vollendung entgegengehen. Dabei wird einem schon irgend etwas Passendes einfallen. Foitzick Eine bremische Anekdote Der alte Konsul Wefing hielt sich auf seinem patrizischen Sommersitz an der Lesum ein betag- tes Ehepaar, Tölke und Aline Köhnsen, das selt Jahrzehnten still und bescheiden Hausverwalter- dienste tat. Konsul Wefing, Großkaufmann, Wit- wer und kennerisch behaglicher Lebensgenießer, wär den wackeren Leuten freigebig gewogen und pflegte ihnen besonders zu Weihnachten einen wohlbesetzten Gabentisch aufbauen zu lassen; eine Geberfreude, die er sich als Besitzer einer Lebensmittelgroßhandlung ohne Überirie- bene Belastung gönnen konnte, Den verzehrbaren Gaben aber war jedesmal ein ansehnlicher Geld- betrag beigefügt, der dem Ehepaar Köhnsens die et) eines besonderen Wunsches ermöglichen sollte. Einmal nun, als Konsul Wefing bei strahlendem Frostwetter seinen Landsitz ausnahmswelse auch im Winter besuchte, wandelte Ihn die Neugier an, einen Blick in das Wunschleben des Ehepaares Köhnsen zu tun. „No, Mudder Köhnsen“, fragte er, als die alte Frau ihm den meisterhaft komponierten Grog auf den Tisch stellte, „was machen Sie denn nu eink- lich so mit dem Gelde, das Sie ümmer von mir zu Weihnachten kriegen?” „Och, Herr Konsul”, versetzte Mudder Köhnsen leicht verschämt, „da haben wir was ganz Be- sonneres mit vor. Das bringen wir dscha tschedes Dschahr nach’r Sparkasse hin, bis daß es denn mal genug is.” „2o", sagte Konsul Wefing. „Kuck an. Un was is das Besonnere, das Sie damit vorhaben?” „Kein Luxus un so, Herr Konsul”, versicherte Mud- der Köhnsen. „Da lassen wir uns 'ne kleine Ge- legenheit von bauen; die haben wir all so lange nötig.“ Karl Lerbs Ritchies Ende | % Aa NN» ) \RRN | RN „Solange ich meiner englischen Bulldogge einen so schönen Generalsknochen g 99 vorwerfen kann, vergreift sie sich nicht an mir!“ La fine di Ritche: “Fintantoch& posso geftare in bocca al mio dogo un osso si squisito di generale, esso non azzanna me!,, 451 Andenken an Ägypten (E. Thöny) „Wollen Herr General sich nicht vor der Abreise mit der Sphinx fotografieren lassen?“ „All right, aber bitte Momentaufnahme, wir haben keine Zeit!“ Ricordo dell’ Egitto: ‘Non volete, signor Generale, prima della partenza farVi fotografare colla Sfinge?,, — “All right! Ma prego, solo un’ Istantanea; non abbiamo tempo da perdere!,, 452 Die Nebensache - Cosa secondaria IM ) (0. Herrmann) „Ich kann eben nur mit Anton glücklich sein !"* „Was haste schon davon, wenn du glücklich bist?‘* “Eh Insomma, io non posso esser felice che con Antonio!,, — "Ma cosa hai quando sei felice?,, ERINNERUN G AN ILLEN VON JOSEF ROBERT HARRER Das war vor Jahren in Budapest. Es geht nichts über die Gastfreundschaft der Ungarn. Mein Gastgeber Keschaj Johann Überbot sich Tag für Tag in Freundlichkeiten, so daß ich kaum mehr einen Wunsch zu denken wagte; denn Johann er- riet ihn bestimmt, Und dann nützte kein Wehren. Johann sagte einfach: „Lieber Freund aus Wien, was sagst du? Du wirst mich doch nicht zum Un- glücklichsten auf der Welt machen wollen? Ich Ruf aus der Wildnis Endlose Wälder sind um uns seit Tagen — Fern bist du, Welt, mit deinen schön’ren Bildern! Nach unsrer Seele darf nun niemand uns mehr fragen — Verdreckt sind wir, und unsre Bärle, die verwildern. Und dodı! — es blieb das Ilerz, wie es gewesen, Schlug audı die Wildnis es in Dorn und Hecken — Und könntest Du zu dieser Stunde durin lesen, Nichts Arges, Liebste, würde Deine Augen schrecken. Nur große Schnsucht käme Dir entgegen, Und wenn Du lauschtest, würd‘ Dein Name klingen — — Doch ungehört auf tiefverschlungnen Wäldermwegen Stirbt jedes Lied, noch che es die Lippen singen. So ziehen wir, Soldaten ohne Lieder’ — Wohin wir gehen, mag der Himmel wissen?! Ich weiß nur eines: einmal kehr' ich zu Dir wieder Und voill von Deinem Mund ein neues Leben küssen! Herbert Lestibowdois (im Felde) könnte mich nie mehr freuen, wenn du mit einem unerfüllten Wunsch nach Wien zurückfahren müß- test! Und ich will mich noch oft freuen!" Johanns junge Frau Illen war die schönste Un- garin, die je halb Budapest verrückt gemacht hatte, Und immer durfte ich um sie sein, Einmal waren wir eine kleine Gesellschaft; wir unter- nahmen einen Badeausflug, Jeder bemühte sich, der berückenden Illen den Hof zu machen. Aber Johann machte diesem Kampf ein rasches Ende. „Nichts da”, sagte er, „Illen ist für unseren Wie- ner Freund dal Und zwar für die ganze Zeit, da er bei uns ist, also auch für heutel Wer sich nicht danach hält, dem schließe ich ein Loch in den Bauch!" Es war ein wunderbarer Nachmittag. Ich war stolz, ich bemühte mich, die paar Brocken Un- garlsch, die ich kannte, In nette Komplimente für Illen umzubiegen. Die schöne Frau amlsierte sich köstlich. In ihrem reizenden Deutsch, das nur so von Fehlern wimmelte, was sage ich, das mit Fehlern so hold verziert war wie ein echter Wiener Gugelhupf mit Rosinen, gab sie Antwor- ten. Kurz, während die anderen Männer Blicke auf mich schossen, die, hätten sie mich durch- bohren können, ein Haarsieb aus mir gemacht hätten, erlebte Ich meinen schönsten Sommertag. Ach, wißt Ihr, was es heißt, mit einer herrlichen Frau allein im Boot zu fahren und mit dieser Frau ein kleines Wetischwimmen zu veranstalten? Wißt ihr auch, daß ein Sonnenbad eine traum- hafte Angelegenheit sein kann, wenn man eine schöne Frau neben sich hat, die das Bestreben hat, am ganzen Körper gleichmäßig abzubrennen? Auch dieser Nachmittag nahm ein Ende. Und weil ich zum Schluß tieftraurig wurde, gab mir Illen einen Kuß, daß mir war, als sei die eben gesun- kene Sonne wieder aufgegangen. Dieser Kuß war mein einziger Kuß in Ungarn und — — und noch oft denke ich an ihn und an den herrlichen Sommernachmittag zurück. Alles steht in meiner Erinnerung, wie etwa ein Bildersammler seinem Rubens einen Ehren- platz gibt, ...Heute traf ich in Wien zufällig einen gemein- ‚samen Bekannten aus Budapest. Wir plauderten, Da fragte ich: „Wie geht es dem lieben Kescha] Johann und seiner schönen Frau Illen? Ich habe schon län- ger nichts mehr von den beiden gehört!” „Keschaj Johann? Ach, der Ist ja die lebende Eifersucht! Er war ja immer schon eifersüchtig, aber was er jetzt treibt, das —" „Eifersüchtig?” unterbrach ich ihn. „Unmöglich! Als ich vor Jahren bei ihm zu Besuch war, da drängte er mir Illen sozusagen aufl” „Ich erinnere mich!“ erwiderte lächelnd der Budapester. „Und weißt du auch, warum er das tat? Wir fragten ihn damals, als du mit Illen allein im Boot warst und so weiter, warum er das zu- ließ. Er meinte: ‚Aber welche Frage! Ich habe meinen Wiener Freund ja nur deshalb eingeladen, damit ich, was Illen betrifft, einmal ruhig sein kann! Er ist ja den Frauen gegenüber ein zur dritten Potenz erhobener Hasenfußl Dem ver- traue ich Illen an, und wenn sie beide in einem Zimmer übernachten müssen!‘ Was wir dich da- mals ausgelacht haben! Aber du hast nichts be- merkt, du hast nur —" „Nun ist in meiner Erinnerung wieder ein Ehren- platz frei. Es geht mir Jetzt wie dem Bildersamm- ler, der von einem Fachmann erfahren mußte, daß sein so liebevoll gehüteter Rubens ge- fälscht Ist. Soll ich mich rächen? Soll ich Illen auf einer offenen Karte schreiben, daß Ich noch immer an jenen Kuß denke? Lieber nicht, sonst kommt der Keschaj Johann und schießt mir ein Loch in den Bauch! Und so wunderbar war Illens Kuß denn doch nicht gewesen! {Hch, Kloy) Mißhandlung der Deutschen in Brasilien INNE PR TE 20 2 (Erich Schilling) Roosevelt verteilt den in Nordafrika ersparten Siegeslorbeer an seine brasilia- nischen Helden für ihren glänzenden Sieg über die deutschen Zivilgefangenen. Maltrattamento dei tedeschi nel Brasile: Roosevelt distribuisce l’alloro, risparmiato nell’ Africa del nord, al suol eroi brasiliani per la loro splendida vittoria su prigionieri civili tedeschi. MEIN FREUND JOHANNES Martin kam recht verwirtt zu Johannes, Wir wußten, daß er schon seit einiger Zeit um die Gunst eines Mädchens warb, das Ihn ständig ge- schickt darüber im unklaren ließ, wiewelt er hof- fen dürfte. „Ist sie noch nicht hier? Sie wollte auch kommen”, sagte er. „Sie kann mich doch nicht schon wieder versetzen!” Aber sie kam nicht, Martins Verzweiflung wuchs. Es war uns nicht möglich, ihn zu beruhigen. „Wenn sie nun nicht gleich kommt, werde ich verrückt", stieß er hervor. Gerade da pfiff draußen unser Freund Peter. Ich er- hob mich, öffnete ihm und brachte ihn mit ins Zim- mer. Freundlich begrüßte er Johannes und wollte sich dann auch Martin zuwenden. „Störe ihn nicht”, wehrte Johannes ab, „er wird grade verrückt.” Johannes war in seinem Arbeitszimmer. Frau Jo- hanna war in der Küche. Das Wetter war wun- dervoll. Dadurch angeregt sang Frau Johanna voller Be- geisterung das Lied von dem klarblauen Himmel. Johannes hörte es. Er hatte es gerne, wenn sie sang. Im allgemeinen. Aber heute störte es ihn etwas. Und als sie mit dem Lied bei der Frage an- gekommen war ‚Und mit all meiner Freude, was fang ich nur an?” ging er hinüber zu ihr. „Wenn dir sonst nichts einfallen sollte, an meinem Mantel fehlt ein Knopf”, sagte er. 454 Wir fuhren Faltboot, Das Wetter war recht rauh, Hin und wieder griff der Strom mit nasser Hand in das Boot. In der Ferne zog ein Gewitter auf. „Es dürfte sich emp- fehlen, das Land aufzusuchen”, warnte ich, Johannes lachte übermütig. „Das hat noch eine Weile Zeit”, sagte er. Aber dann ging es ziemlich plötzlich, Die .Bö über- fiel uns mit solcher Wucht, daß wir ihr nicht mehr ausweichen konnten. Das Boot schlug voll und sackte ab, Als ich auftauchte, war von Johannes noch nichts zu sehen. Endlich aber erschien auch sein Schopf über dem quirlenden Wasser. „Na ja, du sollst deinen Willen haben. Der Gescheitere gibt nach“, rief er, „suchen wir also das Land auf.” 3. Bieger Kurt erwachte davon, daß der Lastwagen nicht mehr fuhr. Er lag direkt unter der Plane, halb ein- geklemmt zwischen Säcken, und zitterte vor Kälte. Dann leuchtete ihn eine Taschenlampe an, und eine tiefe Stimme sagte: „Steig’ mal runter. Du kannst uns ein bißchen helfen. Wir haben 'ne Panne.” Sie hielten mitten auf der freien Landstraße, nir- gends war ein Licht zu sehen. Der kalte, nasse Novemberwind jagte in Stößen über das weite Land, er wirbelte unablässig die dürren Blätter auf. Im grellen Licht der Scheinwerfer sah Kurt sie dahintanzen, zu Boden fallen und schon wel- terfliegen, dünne Blötichen wie von maltem Gold, Da, wo er stand, im Dunkel, am Anhänger, täschelten sie nur. Die tiefe Stimme rief: „Na, komm schon! Du kannst ein bißchen Luft pumpen. Das wird dich warm machen!” Die beiden Männer standen vorn beim Motor. Kurt ging unschlüssig auf sie zu. Er mißtraute ihnen. Aber er war zu verfroren, um jetzt mitten in der Nacht einen Fluchtversuch zu machen, Sie hatten bestimmt keine Panne, sie standen bloß da und warteten auf ihn. Der große Schwarze in der Lederjacke, mit der tiefen Stimme, fragte: „Wo biste denn auf meinen Lastzug geklettert?" „Bei der Tankstelle in Oranienburg.” „Und wo willste denn hin?” „In die Gegend von Schwerin. Ich sah,’ daß Ihr Lasızug aus Schwerin Ist." „Warum fährste da nicht mit der Bahn? Mit der Bahn ist's wärmer!” „Ich hab’ kein Geld. Sie haben mir in Berlin all meine Sachen und mein Geld geklaut.” „Sol sagte der schwarze Chauffeur bloß, Seine knochige Faust schnellte vor und traf Kurt direkt am Auge, Er wankte und sah feurige Funken sprühen, „Und da denkst du verdammter Berliner Lumich", schrie der Schwarze, „du kannst gratis auf meinem Lastzug fahren?! Wärte, du Schwein!” Zum zweitenmal schnellte die Faust vor und traf Kurt Brasch direkt unterm Kinn. Mit einem kleinen Aufschrei stürzte er hinten über und blieb liegen. „Ohl“ rief der kleine Beifahrer schnell. „Der hat für 'ne Weile genug!” sagte der Schwarze zufrieden, „Der fährt nicht so leicht wieder auf meinem Lastzug mit! Seit mir so ein Schwein mal zum Dank die ganzen Säcke auf- geschnitten hat, riech’ ich die Brüder auf fünf- hundert Meter gegen den Windl“ „Daß du das gefühlt hast, Oskar, daß da einer auf dem Anhänger lag?” sagte der kleine Bei- fahrer schmeichlerisch. „Immer! Einen Berliner Lumich immer Können nur Unfug machen und 'nen anständigen Chauffeur abknallen. — Zieh‘ ihn in den Graben, Ernst, daß er nicht überfahren wird. Ich will keine Schere- reien haben wegen 'nem Berliner Lumich. Und bei'm ‚nächsten Tanken paßte besser aufl” — Kurt Brasch richtete sich mühsam auf. Sein Auge schmerzte sehr, er fühlte eine große Beule an der Braue, und sein Kinnbacken war wie aus- gerenkt, Er konnte den Mund kaum bewegen. Langsam schlich er an der Seite der Landstraße welter, Er zitterte in seinem nassen Anzug vor Kälte, und ihm war sehr übel. Manchmal über- holten ihn Autos oder kamen ihm entgegen. Er versteckte sich vor ihnen hinter Bäumen; so wie er aussah, würde ihn doch keiner mitnehmen. Die Beule an seiner Braue schwoll noch immer, das Auge war nun ganz geschlossen. Als er eine lange Zeit so gegangen war, kam er in ein Dorf. Nirgendwo brannte mehr Licht. Aber es gelang Ihm nicht, sich In eine Scheune zu schleichen. Sobald er auf einen Hof wollte, fin- gen die Hunde an zu lärmen. Schließlich war das ganze Dorf ein einziges wütendes Hundegebell. DERMMALER VON HANS FALLADA Er machte, daß er herauskam. Dann war er wie- der allein auf der endlosen Landstraße mit dem kalten nassen Novemberwind. Er war noch nicht weit gegangen, als er zu sei- ner Linken ein Licht sah. Er kletterte durch den Chausseegraben und ging auf das Licht zu. Ihm war jetzt alles egal. Er kam durch einen kleinen Garten und sah durch das Fenster in die er- leuchtete Stube. Ein Mann wie aus einem alten Bilde, ein Mann mit langen weißen Haaren, einem weißen Schnurr- und Spitzbart saß an einem dunklen Tisch. Eine lange weiße Hand lag um den Stiel eines schön geschliffenen Glases mit Rotwein. Es sah aus, als sei es warm in dem Zimmer. Kurt Brasch klopfte gegen die Scheibe. Der Mann sah auf. Kurt begegnete dem leeren Blick von zwei großen dunklen Augen. Dann stand der Mann auf und ging aus der Stube. Eine Tür nach dem Garten öffnete sich, eine höf- liche Stimme sagte: „Wollen Sie bitte hier her- einkommen!” Der Mann ging Brasch voran. Er trug ein dunkles Samtjackett. „Hier herein, bitte.” Kur stand in der Stube, In die er eben gesehen hatte. Es war schön warm in ihr. „Setzen Sie sich, bitte“, sagte der Mann, und als er sei- nen Gast mit dem leeren dunklen Blick betrach- tet hatte: „Oh, Sie haben sich geprügelt!” „Ich bin verprügelt worden”, sagte Kurt Brasch grimmig. „Von einem Chauffeur, auf dessen Last- zug ich mich versteckt hatte.” „Er hat Ihnen ordentlich was versetzt!” kicherte - der spitzbärtige Alte. „Warum hatten Sie sich denn versteckt? Wollten Sie klauen?” „Ich dachte, ich könnte umsonst nach Hause fah- ren. Ich habe kein Geld.“ „So ein Schwein von einem Chauffeur!” sagte der Mann mit heiterer Gelassenheit. „Wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, drehen Sie ein Messer in seinem Leibe herum, verstanden?” „Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, bin ich Frühlingsgedanken Die Bäume blühen im Überfluß. Verfprechen Genuß, verfprechen Verdruß. Genuß? Geriß; wir alle verzehren Gern Apfel, Birnen und Stachelbeeren. (Wobet ich alfo nachtragen muß: Auch die Büfche blühen im Überfluß.) Verdruß? Um all dfefe Obfte zu kriegen, Muß man ftets auf der Lauer liegen. Denn auch die Knaben der Straße verzehren Gern Apfel, Birnen und Stachelbeeren. (Von diefen Knaben ift leider zu Tagen, daß fie zum Teil meinen Namen tragen.) Nun will man das Obft ja nicht nur befchützen, Sondern das fo bewahrte auch nüsen. $o muß man klettern, fich recken, fich bücken, Kriechen und fchleppen.Kurzum: man mußpflücken. (Wogegen befonders die Stachelbeeren Vermittels ihrer Stacheln fich wehren.) Im Folgenden wird Tag und Nacht Nur eingekocht und eingemacht. Ob nun der Mond, ob die Sonne fcheint, Birnen gefchält und Kirfchen entfteint. (Erftaunlich ift, wieviel die Knaben Grad dann für die Schule zu tuen haben.) Doch endlich ift das Werk gefchafft. Kompott, Marmelade, Gelee und Saft In Gläfern und Flafchen im Überfluß, Verfprechen und bringen großen Genuß. (Ach, ging's doch, auch Liebe und folche Sachen In Überfluß=Zeiten einzumachen!) Jürgen Bieger 455 hoffentlich etwas besser in Form, und dann wird er was erleben!“ antwortete Kurt Brasch, etwas überrascht über den Blutdurst des Patriarchen. „Ein Messer! Nur ein Messer!” sagte der lächelnd. „Möchten Sie vielleicht ein Glas Wein trinken?" „Gere." Der Alte ging an einen Glasschrank, nahm ein großes Weinglas heraus und stellte es gefüllt vor ihn hin, „Danke“, sagte Kurt. „Möchten Sie vielleicht auch etwas essen?” „Sehr gerne, Ich habe einen mächtigen Hunger, offen gestanden.” „Warten Sie einen Augenblick.” Der Mann ging aus der Stube. Kurt Brasch trank seinen Wein in kleinen Schlucken. Ihm wurde schön warm, Es saß sich gut bei diesem ulkigen Greis, „Meine Frau macht Ihnen sofort Essen. Sie ken- nen Sie —?" Der Mann schenkte ihm langsam das Rotweinglas voll und sah ihn dabei an. „Aber nein!” „Überlegen Siel Sie nach!” „Es ist mir so, als hätte Ich den Namen schon gehört.” D „Natürlich kennen Sie siel Ich habe Sie mehr als ein dutzendmal gemalt. Sie werde ich vielleicht auch malen!" „Aber nicht so, wie ich Jetzt aussehe?" „Gerade, wie Sie jetzt aussehen! Rembrandt hat seinen Bruder mit einem Goldhelm gemalt. Sie werde ich mit einer Narrenkappe malen!” „Eine Narrenkappe würde im Augenblick wirklich das Richtige für mich sein“, sagte Kurt Brasch trübe. Einen Augenblick betrachtete ihn der Maler schweigend mit seinem leeren, dunklen Blick. Dann beugte er sich über den Tisch und flüsterte geheimnisvoll: „Sie haben sicher schon gemerkt, daß ich verrückt bin?“ „O nein!’ sagte Kurt Brasch erschrocken. „Sagen Sie doch das nicht! Sie sind bestimmt nicht ver- rücktl" „Ich. bin Peter Paul Rubens”, sprach der alte Mann mit Nachdruck. „Haben Sie schon von mir gehört?" „Rubens —? Das war ein Maler, nicht wahr?" „Ich bin ein Maler, und ich bin Rubens! — In welchem Jahr leben wir?” „1930. ‚Ja, und Rubens hat im siebzehnten Jahrhundert gelebt. Und ich bin Rubens. Also muß ich doch verrückt sein, nicht wahr? Alle sagen es.” „Sind Sie ganz sicher, daß Sie Rubens sind?” „Ganz sicher! Übrigens werden Sie gleich meine zweite Frau Helene Fourment sehen. Ich habe sie so oft gemalt, Sie erkennen sie sofort, Manchmal“, sagte er grübelnd, „ist hier auch meine erste Frau, Isabella Brant. Aber das stört mich, denn ich erinnere mich genau, daß ich sie 1626 in Antwerpen begraben habe.” „Macht es Ihnen Kummer, daß Sie verrückt sind?“ „Nein, gar nicht. Es geht mir sehr gut dabei. Nur wenn ich an meiner Verrücktheit zweifele, geht es mir schlecht, — Helene, ich habe eben un- serm Gast von dir erzählt.” Eine große blonde, noch Junge Frau in einem weißen Kleid war eingetreten, Sie nickte dem Gast kurz zu und stellte ein Tablett mit Broten vor ihn hin. „Erkennen Sie sie wieder?” fragte der Maler ge- spannt. Die Frau warf Kurt einen schnellen Blick zu. „Natürlich!” sagte Kurt Brasch. „Sehen Siel" rief der Maler triumphierend, „Und da soll ich nicht verrückt sein! Ich habe Helene 1630 geheiratet, und heute stehen Sie vor Ihr. Natürlich bin ich verrückti“ „Selbstverständlich bist du es, Peler Paul”, sagte Helene Fourment —? Denken die Frau sanft. „Der Herr „Natürlich“, sagte Kurt Brasch. „Wahrscheinlich träume ich auch nur”, sagte der alte Mann, „Ich bin eingeschlafen und träume euch, Ich träume diese Stunde und die Gläser auf dem Tisch. (Gieß‘ ihm Wein ein Helene. Er iBt tüchtig, nicht wahr? Er hat wirklich Hunger.) Manchmal bin ich nahe daran, aufzuwachen, der Traum wird so dünn. Dann merke ich, wie ein anderer Mensch in mir wach wird, der ich nicht sein will. Der andere zu sein, macht Schmerzen...” „Nein, nein“, sagte die Frau eilig. „Du bist Peter Paul Rubens, der große niederländische Maler, jeder weiß dasl” . „Natürlich bin ich Rubens”, sagte der alte Mann fest. „Ich werde ihn malen, Unser Gast ist über- fallen worden, du siehst, wie er zugerichtet ist, Ich will ihn mit einer bunten Nartenkappe auf dem Kopf malen. Wartet, ich hole gleich mein Malgerät...” Die Frau sah dem jungen Menschen mit einem halben Lächeln zu. „Er ist ganz harmlos”, sagte sie. „Sie dürfen ihn nur nicht auslachen.” „Natürlich nicht. Ist er schon lange so?” „Ein paar Jahre, ich weiß nicht genau. Ich pflege ihn nur, verstehen Sie, Ich bin nicht seine Frau.” „Wissen Sie, wie er so geworden Ist?” „Et hatte, ein großes Malergeschäft, ein Stuben- malergeschäft, verstehen Sie? Er war ein sehr wohlhabender Mann, er hat noch Geld, Er hei- ratete seine Jugendliebe, aber nach einer Zeit merkte er, daß sie ihn betrog, Er ließ sich von Ihr scheiden, und später heiratete er wieder. In einer kleinen Stadt kommt alles gleich heraus, auch die zweite Frau betrog Ihn. Damals fing er an, so komische Bilder zu malen, ganz wie die Kinder sie machen. Später heiratete er ein drit- tes Mal, aber auch mit der dritten Frau hatte or kein Glück. Er war das Gespött der ganzen Stadt. Ich verstehe es eigentlich nicht, warum gerade er jedesmal betrogen wurde. Er ist ein freundlicher, gebildeter Mann, Ich pflege Ihn gern." „Das verstehe ich. Er hat eben kein Glück ge- habt. Manche haben nie Glück.” „Oh, sagen Sie das nicht! Jetzt ist er ganz glück- lich — so lange er Peter Paul Rubens Ist.” „Und wenn er das nicht ist? Er ist doch nicht immer Rubens?" „Nein. Dann bekommt er Schlafmittel, bis er ruhig aufwacht und seinen Traum welterträumt.” „Dies ist ein närrisches Leben, finden Sie nicht?” ‚Jö, es ist ein Leben, in dem nur die Narren glücklich sein können. Die Narren und die Ver- liebten, die anderen Narren.” Und wieder sah sie ihn rasch an, Er stand schnell auf, warf seine Arme um sie und küßte sie, „Dul Dul” sagte er atemlos, Der alte Mann trat ein. Er setzte Ihm eine bunte Kappe mit klingelnden Schellen auf den Kopf. Er stellte einen kleinen Tuschkasten, wie ihn Schulkinder haben, auf den Tisch, Er legte einen Zeichenblock vor sich. „Gieß' ihm noch einmal Wein ein! Sein Gesicht soll Farbe haben! Es soll bunter sein‘als die Narrenkappel” Die Frau bog sich über ihn beim Einschenken. Mit einer Hand umfaßte sie seinen Arm, zwi- schen den Zähnen flüsterte sie: „Dul“, und Ihre Zungenspitze bewegte sich schnell zwischen den Lippen. Der Maler warf den Pinsel hin, er hob den Kopf. „Was habt ihr geredet vorhin?“ fragte er scharf. „Was habt ihr geredet, als ich fort war?” „Aber nichts”, sagte die Frau rasch. „Er hat ge- sagt, er könnte immer noch mehr essen, und Ich habe ihm gesagt, es sei kein Brot mehr da, Ich müsse erst morgen früh frisches holen.” „Du lügst!” schrie der Maler. „Ich sehe es dir anl Ihr habt mich. betrogen! Ich rieche es. Ihr habt euch geküßt!” „Nein, nein”, rief Kurt Brasch und stand auf. „Wie möchte sie mich küssen? Sehen Sie doch, wie ich aussehel” „Es Ist ihnen egal, wie einer aussieht!” rief der Alte. „Wenn sie nur betrügen können. Ich bin glaubt es auch.” Ausflügler von Anno dazumal Gitanti dei vecchi tempi immer betrogen worden, jetzt weiß Ich es wie- der! Sie kommen In mein Haus, Sie trinken mel- nen Wein, Sie essen mein Brot, und in der ersten Stunde verführen Sie meine Fraul Das Messer — ich habe Ihnen gesagt, ich werde das Messer in Ihrem Leib umdrehen, dort, das Messer auf dem Tisch will ich haben!” Die junge Frau hielt ihn in ihren starken Armen. „Gehen Siel” rief sie. „Gehen Sie fort aus die- sem Hausel Ich bekomme ihn nicht eher ruhig.” Und zu dem Alten, der aus Ihren Armen freizu- kommen suchte: „Er geht schon, er ist nur ein böser Traum, Peter Paul, Gleich wirst du auf- wachen. Du bist der große Maler Rubens...” Kurt ‚Brasch trat aus dem Haus. Es war noch im- mer Nacht, der Novemberwind wehte kalt und feucht über die weite Ebene, Er schauderte. Er schlich an das Fenster. Sie saßen sich gegen- über am Tisch, der Maler hatte seinen Pinsel wieder zur Hand genommen und rührte eine 456 (A. Kubin) AN IN rn Die Frau warf einen raschen Blick zum Fenster und schüttelte abwei- send den Kopf. Die Lippen waren fest zusam- mengekniffen. Brasch kletterte durch den Chausseegraben wie- der auf die Straße. Einen Augenblick stand er Farbe im Tuschkasten an. und sah auf das Licht zurück. Dann machte er sich wieder auf seinen Weg. In der Kälte fing das geschlossene Auge stärker zu schmerzen an. Er ging eine Weile, dann erinnerte ihn das Klin- geln auf selnem Kopf, daß er immer noch die Narrenkappe trug. Er riß sie unwillig herunter und warf sie in den Graben. Aber nach ein paar Schritten machte er wieder kehrt und suchte die Kappe im dunklen Graben mit den Händen. Als er sie gefunden hatte, stopfte er sie in seine Tasche, Er richtete sich auf und sah zurück, Von dem Licht war nichts mehr zu sehen. Er setzte sich in Marsch, Ihn fror sehr, Sein Vorteil Abens... „Siehst du Erna, die Theater sind ausverkauft, die Lokale besetzt, Toiletten und Schmuck is nich, jetzt sag selber, wie soll ich mich für dich ruinieren !“ Vantaggio per lui: “Vedi, Erna; nei teatri non c’& pi un posto libero, i locali sono pieni zeppi, non ci sono piü ne tolette n& gioielli...Ora dimmi tu: Come pofrei io rovinarmi perie?,, 457 (R. Krleach) Nächtlicher Spuk - Spettri nofturni HEN N (Fr. Bilek) SS Das ordentliche Lenchen Von Fritz Sänger Lenchen Staubtot war nicht etwa ein kleines, niedliches, Junges Mädchen, sondern damals schon eine Dame mittlerer Größe und dazu Jungfrau von 46 Jahren, die eigentlich nur an ihrer Über- tüchtigkeit litt; ob man an so etwas leiden kann? Oh ja, darunter litten sogar andere mit, ohne daß sie deswegen Mitleid mit ihr hatten. $o die Putzfrau Lode, die wirklich für tüchtig galt, denn wenn sie drei Stunden an Lenchens Schlaf- zimmer gekehrt und gefummelt hatte, so kam Lenchen am Sonntag früh auf den Gedanken, eine Nachschau zu halten und holte noch einmal eine Schaufel Staub aus dem gereinigten Zimmer heraus. Wie sie das machte? Ja, das war eben der Lenchenwitz und wenn es nicht anders aus- glebig war, holte sie es aus den Matratzen heraus. Ja ja, das hatte sie geerbt und welter ausgebaut. Mit 24 Jahren hatte sie einmal einen richtigen Bräutigam, Ein tüchtiger Mensch, Meister in einer Gewehrfabrik und wirklich immer bei der Sache. Jedesmal wenn er zu ihr kam, machte sie ihn auf irgend etwas aufmerksam: die nicht ganz blan- ken Schuhe, die schiefsitzende Krawatte, die nicht vollständig zugeknöpften Knöpfe am Mantel, oder den verkehrt sitzenden Hut; der saß nämlich ab- solut unmöglich, wenn die Schleife rechts war. Er gewöhnte sich daran und wenn es auch jedes- mal so ein kleiner Klaps auf das Herz war, er fand sich damit ab. Einmal aber kam er gerast und leuchtete wie die Sterne aus dem Morgenland: „— Lenchen — Lenchen — oh Gott, Lenchen, gestern hab ich den Abschluß gemacht auf unser Haus, nächste Woche fangen sie an zu bauen!” Sie machte ein finsteres Gesicht und sagte ernst 458 und traurig: „Jetzt hast du wieder den Hut ver- kehrt aufl” Da prallte er zurück, drehte sich langsam um und ward von Lenchen nicht mehr gesehen. Und sie beschloß ein für allemal, daß alle Män- ner der Welt nicht ordentlich genug wären und blieb ledig. Aber was ich eigentlich erzählen wollte, sie hatte sich dann einen kleinen Laden erworben und ge- führt, bis sie mit 79 Jahren sanft entschlief. Mit einem Staubtuch in der Hand hatte sie der Schlag getroffen. Das ging noch an, aber bei ihrem Be- gräbnis ereignete sich das Ungeheuerliche: Sie lag auf dem Totenbett, angetan zur letzten Reise und sollte eben In den Sarg gelegt werden. Da begannen auf einmal ihre Lippen zu zittern und sie — sprach, wirklich deutlich sprach sle: „Mit einem Staubtuch den Sarg auswischen, bittel” Mit zitternden Händen tat dies die Totenfrau und dann riet man den Arzt, der mit absoluter Sicherheit feststellte, daß sie wirklich tot war. Dann erst wurde sie in den sauber entstaubten Sarg gelegt. Wer dies liest: BAUER &CIE N ® = soll sofort denken: SANATOGEN FORMAMINT KALZAN machen Gesicht und Auftreien sympathischer, Nach dem mod „A-O-BE“-Verfahren können Sie ohne Iremde Hilte diese Korrektur In tünt Minuten vollkommen unauffällig an sich selbst vornehmen Prospekie kosienlos von fa A-0-BE, Essen 110, Schließl. 327 Wunderfam a -7772777:7,17 Zahnpolitur Haarwasser Ganz eigener Art u. Wirkung rs ° 6 & jur$ find mute Zufäne fürs Bad fehr zu empfehlen. Wicht feder ann den Sicbtenwald auffuchen. Ein Bad mit Sichtenfekt+ Tabletten = im waldgeünen Badewafler = mit dem würzigen Duft der Sid» ten, (cbafft jene Armofpbäre, die fowohltuend aufdie Ylerveneim wirkt. Sichtenfeft-Bcderabletten ftarf fprudelnd mit edlen Sichtenfäften bocdwertig führen gute Drogerien und Apo tbeken feit über einem Jabrzebnt . immer ein Zeichen für photogrophifche Wertorbeit Durchlöcherte Kochtöpte iu mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu heilt Alles-Kitt icken Masse vermengt gibt zum Behelf ein Fr - DAS nnd QUALITÄT 1% ne ie Aammelk und zur Neuss Füllung weitergibt. Dadunch werden wert- volle Rchsoffe und Arbeikkröfte gespart _ Mocar | [MACHOLLerzeuanıss: TRAGEN KÜNFTIG DEN NAMEN Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bäuerlicher Hausrat GUSTAV LO IS er LESEN Sie auch die Nadeidhten Mündner Süddeutfche Sonntagspoft Bezugs-Stoffe Aus eigener Erzeugung Münchner Neuefte lufteierte Preffe 150 JAHRE TRADITION VERPFLICHTEN GusIRı® ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE N r Er 3.26. när beschränkk Uferbar, jedoch ir ünveränderler Qualität" ng RR sie auch angebrochen unbesch: bar ist, reicht die Flasche — bei be+ dächtigem Genuß — eine ganze Weile. br rim: riepel? Kautabak NORDHAUSEN AM HARZ, Wir bitten unsere Freunde um sparsamsten Ver« brauch, damit wir möglichst alle versorgen können, Gelikan bewährt £ % | GÜNTHER WAGNER :GEGR.1858 KASSENPRÜFUNG Hannibal Alexander Brummer, Polizeimeister der Stadt Lundberg, saß in seinem Büro und sto- cherte ärgerlich in den Zähnen herum. Er hatte mit einem friedlichen‘ Nachmittag ge- rechnet, und da war dieser Bürochef Andersen vom Justizministerlum gekommen, um zu revi- dieren, Verflucht ärgerlich, daß der Bürochef just in der Woche kommen mußte, wo Hansen Ferien hattel Sein Stellvertreter Hansen pflegte nämlich alle unangenehmen Sachen auf sich zu nehmen — nun hatte der Polizeimeister selbst die ganze Last. Er hatte dem Bürochef Bücher und Kasse über- geben und ihn draußen im Abfertigungsraum untergebracht; so mochte er sich selbst damit abfinden, Der Polizeimelster In Lundberg begann in ein paar umlaufende Akten zu gucken, die er sonst hatte liegen lassen wollen, bis Hansen wieder da war; aber jetzt war der Nachmittag Ja doch verpfuscht, und er konnte ebensogut etwas er- ledigen. Als der Polizeimeister dann In den Abfertigungs- Am ersten Urlaubstag „Des is ja die reinste Sauna, Zenzi!"* VON AAGE V. HOVMAND raum hinaustrat, war der Bürochef weg. Es wun- derte den Polizeimeister ein wenig, daß der Gast so ohne etwas zu sagen gegangen war; aber er beruhigte sich damit, daß er wohl Ins Hotel gegangen sel, und er setzte sich wieder an die Arbeit Es verstrich eine Stunde, und es verstrichen zwei — der Bürochef kam nicht zurück. Da bekam der Polizeimeister einen Verdacht, den er jedoch sofort als unglaubwürdig verwarf. Lediglich um sich von der Lächerlichkeit des Gedankens zu überzeugen, begann er die Bücher-und die Kasse zu untersuchen. Alles Papiergeld fehlte! Nur das Kleingeld war dal Der Polizeimeister hatte die Empfindung, daß sich der Stuhl mit ihm drehte. Er versuchte seine Ge- danken zu sammeln, Da waren gute 1800 Kronen in der Kasse gewesen. Er kannte den Bürochef Andersen vom Justizministerium nicht. Es war ein anderer, der die vorigen Male zur Kassenprüfung gekommen war, aber ein Personalwechsel war Ja keineswegs unwahrscheinlich. Der Mann hatte os, Oberbarger) — „So nennts ihr des drauss'n, jetzt mir sagen allerweil no Dreck!" Nel primo giorno di permesso: "Ma questo, Zenzl, & davvero un puro ‘Sauna, !,, "Ah cosl lo chiamate voialtri lä fuori; nol Invece lo chiamiamo ancor sempre *lordume,!,, . 460 einen äußerst zuverlässigen Eindruck gemacht; es war nichts in seinem Aussehen oder Auftreten, was den Verdacht erwecken könnte, daß er nicht Bürochef im Justizministerlum war, Man pflegte doch nicht gleich elne Legitimation zu verlangen! Das war doch das frechste...! Der Polizeimeister wollte beim Hotel anrufen... beim Justiz ministerium ... Nein! Um alles In der Welt, das nicht! Er würde zum Gespött für das ganze Land, vielleicht sogar verabschiedet werden! Polizeimeister Brummer war für den Rest des Tages äußerst wortkarg. Wenn sich keine Lösung fand, mußte er morgen die 1800 Kronen In die Kasse legen! Nachts träumte er von Kassen- revisionen, Als er am nächsten Tage gerade im Garten Kaf- fee trinken wollte, kam das Hausmädchen und meldete den Bürochef Andersen vom. Justiz- ministerium! „Da soll doch,...!” entrüstete sich der Polizei- meister und stürzte hinein. Belehrt durch seine teuer erkaufte Erfahrung, ver- langte der Polizelmelster, daß der Bürochef sich legitimieren sollte, Dieser schien anscheinend etwas verwundert darüber, daß es in Lundberg so formell zuging; aber er fand es natürlich ganz in Ordnung so. Er zog ein Polizeischild aus der Tasche und fügte hinzu, daß der Polizeimeister ja beim Justizministerlum anrufen könnte, wenn er eine weitere Bestätigung wünschte. „Sie haben wohl unangenehme Erfahrungen gemacht?” lächelte er. „Bewaährel" versicherte der Polizelmeister, „Sie dürfen nicht mißverstehen... es war nur der Ordnung wegen...!” Er versicherte, daß seine Frau sich freuen würde, des Bürochefs Bekannt- schaft zu machen, und nahm Ihn mit in den Gar- ten hinaus, wo er überredet wurde, eine Tasse Kaffee mizutrinken, bevor er das Geschäftliche begann. Der Polizelmeister eilte ins Büro und schickte das Hausmädchen sofort zur Sparkasse mit seinem Privatsparbuch, um 1800 Kronen abzuheben. Das war so ungefähr alles, was daraufstand,, Als der Fehlbetrag abgedeckt, der Kaffee aus- getrunken und des Polizeimeisters Garten be- wundert war, begann die Revision. Etwas später ging Brummer Ins vordere Büro, Bürochef Andersen war weg. Seine Mappe und sein Zeug waren auch weg. Das Geld war weg. In der Kasse lag ein mit Bleistift geschriebener Zettel: „Verzeihung, daß wir den Spaß wieder- holen mußten — aber 1800 Kronen waren reich- lich wenig!” Der alte Polizeidiener Larsen wunderte sich hin- terdrein Über das unerklärliche Verschwinden seines Polizeischildes vom Fensterbreit in der Vorstube, Der Apotheker wunderte sich darüber, daß sein guter Freund, der Polizeimeister, Ihn um eine Bürgschaft für 1800 Kronen zwecks „unvorher- gesehener Ausgaben“ bat. D Bürochef Andersen vom Justizministerium und sein Assistent wunderten sich, als sie einige Tage später zur Kassenprüfung kamen, über die uner- klärlich unfreundliche Art und Weise, mit der sie vom Polizeimeister in Lundberg empfangen wur- den: sobald er ihr Anliegen gehört hatte, fuhr er hoch, als ob es sich um ein Paar Raubmörder drehte, und ließ sie in Arrest setzen, bis Ihre Verhältnisse gründlich untersucht wären! Die Herren wären kaum ihrem Schicksal entgangen, wenn nicht der Stellvertreter Hansen darüber zugekommen wäre. Er erkannte In dem Assisten- ten einen alten Studienkameraden wieder und konnte für die Echtheit der Herren einstehen. Das Mündchen (K. Heillgenstaedt) i Y „Ich muß mich eilen, ich bin heute abend zum Essen eingeladen!“ „Dann mal’ dir aber nich so 'nen großen Mund, sonst erschrecken die Leute!“ La boccuccia: ‘Devo affrettarmi, ch& stasera sono invitata a cena!,, — ‘"Allora non pingerti una tale boccaccia, ch& spaventeresti la gentel,, 461 DER RAUCH VON REVELLER EINE GROTESKE VON JO HANNS ROSLER Washington. Weißes Haus, Beratungssaal, Der Präsident von Amerika, Der Bürgermeister von Reveller. Mehrere Onkel und Tanten Sam. Der Präsident spricht: „Warum schließt sich Ihre Stadt so völlig ab, Bürgermeister? Warum kann kein Amerikaner mit der amerikanischen Stadt Reveller ein Geschäft machen?” Der Bürgermeister, ein Mordskerl: „Präsident! Wir Reveller bleiben gern unter uns Revellern.” „Schlechte Erfahrungen gesammelt?’ „Mehr als genug!” „Trotzdem — ich verlange —' „Sie bitten, Präsidenti” „Also gut — Ich mache den Vorschlag: die Stadt Reveller soll einem Geschäftsmann aus Newyork irgendein geschäftliches Angebot machen, damit die Beschwerden aufhören.” „Einverstanden, Präsident!” „Wann erfolgt das Angebot?" „Sofort, Präsident!” „Wie lautet das Angebot?” „Wieviel zahlen Sie für den Rauch von Reveller?” „Ein dummer Scherz!” „Keineswegs.” „Sie bieten den Rauch Ihrer Stadt an?” „Jawohl, Herr Präsident.” „Es wird sich kein Käufer finden, Bürgermeister!” Der Bürgermeister, ein Mordskerl: „Das wäre schade! Aber ich halte das Angebot aufrecht.” Fünf Tage später. Vor dem Rathaus in Reveller. Ein fremder Herr steht vor dem Bürgermeister, „Ich habe von Ihrem Angebot erfahren, Bürger- meister.” „Welches Angebot?” „Ich kaufe den Rauch von Reveller.” „Sie kauten den Rauch unserer Stadı?" „Ihr Angebot interessiert mich.” „Was bieten Sie?” „Ich biete für den Rauch von Reveller zehn- tausend Dollar.” „Sie schickt der Präsident?” „Ich habe bereits den Vertrag mit ihm unter- zeichnet.” Der Bürgermeister erhob sich, „Dann betrachten Sie sich von Stund an als Be- sitzer des Rauches von Reveller — er gehört Ihnen!” Der Besitzer des Rauches von Reveller verließ das Rathaus. Er überquerte einen Platz. Vor der Bäckerei Clinch machte er halt. BAUERNGARTEN Rote Flämmchen lecken Um die Bohnenstangen, Tief in Blattverstecken Schlafen Gurkenschlangen. Zaunüber schlagen Stachlige Beerenäste; Ohne zu fragen Naschen da Himmelsgäste. In der Mitte Leuchtet das Röslein rot Wie eine Bitte Um Liebe und Liebestod! GEORG SCHWARZ „Sie sind der Bäcker Clinch?” „Clinch aus Revelle;l” „Ihr Schornstein raucht!” „Haben Sie etwas dagegen?" „Sehr viel! Wie können Sie sich unterstehen —" „Herrlt" „Clinch aus Reveller! Wie können Sie sich unter- stehen, den Rauch einfach in die Luft gehen zu lassen? Der Rauch von Reveller ist mein Eigentum. Ich habe ihn gekauft. Hier ist mein Vertrag. Ich ersuche Sie, ab heute den Rauch einzufangen und mir aufzubewahren.” „Das Ist Wahnsinn!” „Nein, Ein Geschäft,” „Was soll ich tun?“ „Kaufen Sie mir den Rauch Ihrer Bäckerel ab. Tausend Dollar im Jahr.” „Ein Wahnsinnspreis!” „Der Umbau Ihrer Bäckerei und des Schornsteins dürfte noch teurer kommen. Sie haben eine Be- denkzeit von zehn Minuten, Nach dieser Frist er- scheine ich mit dem Bürgermeister von Reveller und lasse die Feuer unter Ihren Kesseln und Ofen löschen, um zu verhindern, daß mein Rauch ver- loren geht.” Fünf Minuten später war der Vertrag perfekt. Der Besitzer des Rauches von Reveller erhielt tausend Dollar und gewährte der Bäckerei freien Rauch durch den Schornstein. Dann ging er von Fabrik zu Fabrik, vom Wirt zum Schmied, von Haushalt zu Haushalt und schloß überall seinen kleinen Vertrag. Und da Reveller eine gute In- dustrie, ein fröhliches Handwerk und vielköpfige, vielessende Familien besaß, pries man an allen Tischen am Abend des glorreichen Tages den Bürgermeister von Reveller für seine einmalige Idee, In Washington den Rauch von Reveller zum Kauf anzubieten, Inzwischen saß im Weißen Haus in Washington der Präsident zwischen Onkel und Tanten Sam. Man sprach von Reveller. „Sie werden sehen, Präsident, der Newyorker wird zurückkehren und den Vertrag anfechten!” „Er ist ein alter Geschäftemacherl” „Trotzdem, Präsident!” In diesem Augenblick meldete der Diener: |Lerne zu Hause TRaeON N ; Wolle - Seide Modeneuheiten ‚Kurzschrift „ohne Ablenkung! | Nie versäumen Sie den Unterricht] Auch Eilschrift und Maschinenschre Aufklärungsschrift 366 reinigt \y Bolstermöbel Ri; > | das führende Haus für Qualltätsstoffe Wie mit einär Sicherheitstär is uner Körper eescn Infcktionen verschlowen, wenn ihm genügend. Yiisin A,C und Kalk zur Verfügung scht. MÜNCHEN WIEN I Löwengrube 23 COKO-WERK K.Q. Bauernmarkt 5-7 METZ 'Schönheitsfehler rossen, g t „Mit: und macht den Telnt'zart.| Seit 40 Jahren bewährt.) | Alu der Mögpe der Tropomwerkc, Kol Mällehne Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! w so08 Am W erktag Keinen Florio Marsalı treter der ji — ein Spitzenver jausendealten Wein- baukultur Siziliens. Vollmundig, Der altbewährte zuverlässige, gute Kamerad würzig und gebaltvoll will er an- dächtig und in kleinen, prü- Am Festtag einen un fenden Zügen genossen werden. FLORIO MARSALA Vino Dı sıcıLia der Soldaıen von 1870 und 1914 Schutzmarke VAUEN Nürnberg S älteste deutliche Bruytre-Pfeiten-Fabrik SCHRAGSCHNITT 462 „Der Besitzer des Rauches von Reveller bittet, vorgelassen zu werden!” „Der Präsident ist bereit, ihn zu empfangen.” „Mein Präsident —" „Bevor Sie sprechen‘, unterbrach ihn der Präsi- dent, „möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß der Vertrag unterschrieben, gestempelt und techtsgültig ist. Es hätte also gar keinen Zweck, zu versuchen, den Vertrag rückgängig zu machen.” Der Besitzer des Rauches von Reveller lächelte liebenswürdig: „Hier ir der Präsident! Ich habe keineswegs die Absicht, vom Vertrag zurückzutreten. Im Gegenteill Ich komme wegen eines neuen Ver- trages.” „Eines neuen Vertrages?” Der Geschäftemacher beugte sich zum Präsi- denten: „Sagen Sie, Präsident, unter uns — was kostet der Rauch von ganz Amerika?" LIEBER SIMPLICISSIMUS a 10 Nückon Hanna Haarig hatte Ihr Hinterstübchen an einen jungen Musiker vermietet. Am Fünfzehnten des Monats erschien sie zornbebend. „Wer hält das aus?! Fünfzehn Tage üben Sie von früh bis spät den Einzugsmarsch — jetzt üben Sie mal schnell den Auszugsmarsch — Sie sind zum Ersten gekündigti” I.H.R. Bobby trifft seinen Freund Felix. „Servus, Lixl”, sagt er, „wo bist denn gewesen?“ „In der Buchhandlung.“ „Na geh, in der Buchhandlung warst? Was hast dir denn Schönes kauft? „Na, eine Kleinigkeit halt”, sagt Lixl, „ein hollän- disch-griechisches Wörterbuch für meinen Neffen.” „Was d’ net sagst!” staunt Bobby, „Holländisch haben die alten Griechen auch schon können?" H.K.B. * Ich kaufte mir ein Buch. Es war ein sogenannter spannender Roman. Bei der dritten Seite schlief ich ein. Kitty fragte am Morgen: „Soll ich das Buch in das Bücherbord stellen, Jo- hannes,” Ich winkte ab: „Nein Herzchen! In die Hausapotheke.” I.H.R. <|PHOTO-KINO-FILM-PROJ Tradition und Präzision finden ihre Verkörperung in den Erzeugnissen der ZEISS IKON AG. DRESDEN ;KTION I)NIM-OLOHd )/Im Krieg ist Sparen Deine Pflicht — } Auch bei „Sonnal" „x vergiß es nicht! ».. DREI GUTE GRUNDE — Für a Gesundheit ist das Beste gerode gut genug. Die Vorzüge des Materiols (Zeil: stofl-Flaum) und peinlichste Sorg- tolt bei der Herstellung erwarben und erhalten der neuzeitlichen Comelio.Hygiene das Vertrauen von Millionen Frauen im In- und Auslond, INZEICHEN DES IGUTEN 6 VOLLELASTISCH. MANDGENÄNT, KRONEN-KAAWATTEN-FADRIE Frib MFibheE i \ L _ Das Warenzeichen der Fabrik chem.pharm. ‚Präparate HOALBERT WEBER MAGDEBUR Belforter S1r.23 (KampfuaSieg unserer herrlichen Wehrmacht schildern diese vom OKW. und Heinrich Hoffmann herausgegebenen Erinnerungsbücher: Sieg in Polen ... 3.75 Kampf um Norwegen . 3.75 Hitler im Westen . 4.80 Sieg Über Frankreich. . 4.80 Alle & Bände zusammen RM. 17.10, auch einzeln. durch Nachnahme Buchhancig, TFÜÜRSCH Disseisrt-k 50 ;SCHMACKS KLEGAnT NERLINcH “ ‚die Astro longsom und mäßig zu rouchen und |\sorgsom mit ihr umzugehen, domit Aroma und Frische nicht leiden “Reiva wir UMB Omns munDstuck Düäitet.Uünchenerlalsgetrünk Rköftgk nährk Ceidchwachen ultanken ‚sehr bewährt Bezugsauellen-Nachweis durch NAERA-GESELLSCHAFT ‚für diätet Getränke mb.H München 2B5 ® Das schönste Geschenk ” für Heimat und Front sind meine neuen Buchserien, teils "künstlerisch illustriert, mit mehrlar- bigen Schugumschlägen. 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IM SOMMER Und singen dann nicht mehr so laut Die Vögel von den Zweigen, So hörst du unterwegs im Gras Dafür die Grillen geigen. 464 (Wilhelm Schulz) Und sind es bunte Blumen nicht, Die geben dir ein Wunder, Allüberall, im weiten Land, Weiß blühet der Hollunder! WILHELM SCHULZ München, 22. Juli 1942 i 47. Jahrgang / Nummer 30 30 Ems SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Nach Sewastopol (Erich Schilling „Sein Gebiß wird immer schlechter, jetzt hat er den schönen Eckzahn auch noch verloren!“ Dopo Sebastopoli: ‘La sua dentatura peggiora sempre piü; adesso ha perduto anche Il bel dente canino!,, METAMORPHOSE bie AN Orpheus, ach, er gilt nichts mehr. Orpheus, ach, Ift alt geworden. Often, Süden, Werten, Norden - niemand, niemand hört mehr her. Dur verfagt und Moll verfagt. Was er fingt, gilt als Geheule und erzeugt nur Langeimeile. Orpheus ift nicht mehr gefragt. (Fr. Bilok) Ach jaja, das Publikum! - Aber Er weicht nicht vom Plate, ftülpt ein M fich auf die Glage und geht nun ale Morpheus um. Ratatöskhr DAS KLEINE GASTHAUSSPIEL Felix erhob sich vom Schreibtisch mit den Wor- ten: „So, jetzt wollen wir Essen gehen!” Ich konnte mich nicht enthalten, ihn zu fragen, ob er wahnsinnig sei, jetzt um halb ein Uhr mittags zu erwarten, noch etwas Eßbares zu bekommen. Felix lächelte: „Das wäre ja noch schöner. Komm!’ — „Ist es weit von hier?“ Felix sagte; „Unsinn, ich werde mir doch mit so etwas keine Unbequemlichkeiten machen.” Wir gingen. Wir gingen bis zur nächsten Straßenecke, kehrten dort um und gingen wieder zu Felixens Wohnung hinauf, « Die Tür war angelehnt. Das Hausmädchen Wa- leska kam uns entgegen und sagte überaus freundlich; „Wollen die Herren die Liebens- würdigkeit haben, hier abzulegen, aber es bı steht kein Garderobezwang, Garderobe ist frei Ich wollte mein Erstaunen äußern, aber Felix unterbrach mich schnell: „Maul halten, ich spiele heute Gasthaus von gestern.” Das Mädchen öff- nete die Tür zum Speisezimmer: „Alle Plätze sind frei, keiner belegt.“ „Schön, nehmen wir hier den Tisch Nr. 1”, sagte Felix und ging auf seinen Eßtisch zu. Waleska brachte eine Speisekarte. „Ist wohl schon alles gestrichen“, fragte Felix. „O nein, mein Herr, bei uns ist nie etwas ge- strichen, bei uns können Sie den ganzen Tag bis ein Uhr nachts warme und kalte Speisen erhal- ten. Wir freuen uns, Sie jederzeit zufriedenstellen zu können. Heute würde ich Ihnen das Menü ‚empfehlen, oder wollen die Herren a lä Carte speisen: Ausgezeichneten Truthahn, Lachsforel- len, Beefstesk mit Sauce bö&arnaise, Schinken in Brotteig.' Felix lehnte ab: „Nein, wir haben heute keinen Appetit auf solche Delikatessen, wir möchten mal Hausmannskost, geben Sie uns ’s Menü.” Waleska notierte: „Zwei Menü für Tisch Nr, 1.” „Jetzt werde ich dir noch etwas ganz Zauber- haftes zeigen”, sagte Felix, Er rief laut: „Oberl” Und nun geschah allerdings etwas ganz Unge- wöhnliches. Niemand rief „Sofort, bitte” und lief dann weg, niemand sagte „Der Kollege kommt gleich” und keineswegs geschah nichts, sondern Waleska war schon wieder da und sagte: „Die Herren wünschen?“ Felix forderte die Weinkarte, Das Mädchen brachte eine Art Prachtband, deu- tete mit dem Bleistift hinein und sagte: „Die Marke würde ich Ihnen gänz besonders empfeh- len“, aber Felix schlug die Weinkarte zu und 466 meinte: „Nein, ich hab mir's anders überlegt, bringen Sie uns eine Flasche Karlssprudel.” Wir aßen und tranken, „Ist es nicht wie im Mär- chen”, riaf Felix strahlend, „meine Erfindung, mache ich Jeden Monat einmal, es erfrischt un- gemein.” Er machte mich noch besonders darauf aufmerksam, daß niemand hinter unseren Stühlen stand und auf unseren Platz wartete. „Was sagst du dazu? Nicht wahr, das sind Sensationen.” Das. Mädchen kam und räumte ab, Sie fragte, ob die Herren vielleicht nicht noch einen französischen Kognak oder eine Tasse Mokka wünschten, Felix sah mich fragend an, doch ehe ich antworten konnte, schlug er vor, Kaffee und Kognak heute ausnahmsweise im Klub zu nehmen. Dann rief er programmgemäß: „Ober, zahlen!” Waleska no- tiere und rechnete, Felix nickte zufrieden und zahlte alles in allem zwei Mark fünfzehn Pfennig. Auch ich fand das preiswert, Als wir die Treppe herunterstiegen, meinte Felix: „Schön ist's schon, aber anstrengend, denn damit das Mädel diese Rolle spielt, muß ich ihr alle vierzehn Tage ein Opernbilleit besorgen. Da stehe ich dann die ganze Nacht an und man ist ja schließlich nicht mehr der Jüngste.” Foitzick Er zieht alle Register (E. Thöny) „Von den höchsten Jubeltönen langsam bis zu den tiefsten Jammertönen über- gehend und wieder zurück, das gibt eine stimmungsvolle Propagandamusik !* Egli tira tutti i registri: “Col passare dagli alti toni di giubilo, giü lentamente fino ai pib bassi toni di lamento e poi di nuovo di ritorno ...si oftiene un’ accordatissima musica di propagandal,, 467 Der Narkotiseur (Wilhelm Schulz] BE „Man muß den guten Onkel Sam ständig im Dämmerzustand halten; denn wenn er erwacht, könnte er merken, wo es ihm fehlt!“ Il narcotizzatore: "Bisogna tenere Il buon zio Sam costantemente in un vago stato crepuscolare; che se si desta, potrebbe accorgersi del male che hal, 468 K.P. MÜLLER — MOLKEREIWEG7 Ich habe da einen merkwürdigen Mann kennen- gelernt und Ihn meiner Sammlung einverleibt. Müller heißt er, K. P. Müller, und wohnt Molkerei- weg 7. Als er sich mir das erstemal vorstellte, fiel es mir sofort auf, daß er, als er seinen Namen nannte, zugleich auch seine Wohnung — Molkereiweg 7 — hinzufügte, Nun ist Müller ja ein ganz all- gemeiner Name, und es gibt viele Leute, die K. P. oder H. L. Müller und dergleichen heißen. Hingegen Ist Molkereiweg wohl eine seltenere Bezeichnung für eine Straße. Und bringt man nun beides — Müller und Molkereiweg — mitein- ander in Beziehung, so ergibt sich die erstaun- liche Tatsache, daß es in der ganzen Welt nur einen einzigen K. P. Müller, Molkereiweg 7, gibt. Besagter Müller ist auf einmal ebenso rar ge- worden wie ein Mann von uraltem Adel oder wie jemand, der sich beispielsweise Ivenhoof — mit v und zwei oo — nennt. Lange grübelte ich neulich darüber nach, wo und bei welcher Gelegenheit ich den Namen meines neuen Freundes K. P. Müller vor unserer persön- lichen Bekanntschaft schon einmal gehört oder gelesen hatte, Und da ich dabei zu keinem Er- gebnis kam, bestieg ich rasch entschlossen den Der Heuchler - L' ipocrita er \ | I VON PAUL WESTERGAARD Autobus und fuhr zu ihm hinaus, um ihn selbst zu befragen. Als Müller den Anlaß meines Besuches vernahm, lächelte er sichtlich geehrt und bat mich, näher zu treten und Platz zu nehmen. „Lieber Freund“, erklärte er, „Sie sind nicht der erste, der mich danach fragt. Es schmeichelt mir, daß es Immer mehr Leute gibt, die über meinen Namen stutzen, obwohl er ganz allgemein ist. Müller gibt es bekanntlich viele, aber K.P. Müller, Molkerelweg’7, gibt es nur einen — der bin ich.“ Er trat an das Vertiko heran, holte ein dickes Album hervor und schlug es auf. Es enthielt Aus- schnitte zahlloser kleiner Anzeigen, die Müller Im Laufe der Jahre in den verschiedenen Zeitungen hatte erscheinen lassen. Ich las: ‚Für die mir zu meinem 50. Geburtstage so zahl- reich zugegangenen Glückwünsche sage ich mei- nen besten Dank K. P. Müller, Molkereiweg 7." Auf einer anderen Anzeige stand zu lesen: ‚Für die anläßlich meiner silbernen Hochzeit be- wiesenen Aufmerksamkelten möchte ich allen Gratulanten herzlichst danken K. P. Müller, Molker weg 7.' (A. Pichel) „Kunst ist erfüllter Traum, hat Müller neulich jesagt. Und da kooft er sich dus Stilleben mit den ollen Appeln!“* DI recente Müller diceva che' Arte & sogno appagato, Ed ora egli si compra la nalura morta colle mele scadentil,, 469 Eine dritte Annonce: ‚Aus Anlaß meines 25jährigen Geschäftsjubiläums danke ich allen denen, die dazu beitrugen, mir diesen Tag zu dem schönsten meines Lebens zu gestalten, auf das verbindlichste K. P. Müller, Molkereiweg 7." Und eine vierte Anzeige: ‚Für die herzliche Antellnahme beim Hinscheiden meiner lieben Schwiegermutter danke ich allen herzlich; insbesondere den Stammtischfreunden des Gesangsvereines ‚Hallotria‘ K. P. Müller, Molkereiweg 7." In diesem Sinne ging es weiter. Hunderte von derartigen Danksagungsannoncen — auf das ver- blüffendste varliert — hatte Müller im Laufe der Zeit erscheinen lassen. „Tja“, meinte er und strich sich dabel den Bart, „eine an sich kostspielige Angelegenheit, sich und seinen Namen auf diese Weise berühmt zu machen. Aber es lohnt sich, wie Sie sehen. Sie kommen zu mir und fragen mich, wieso und wo- her Sie meinen Namen früher schon einmal ge- hört oder gelesen haben. Und sehen Sie: das Ist die Macht der Reklamel” Einzig berechtigte Übertragung aus dem Dänischen von Werner Rietig. * SOMMERABEND Schmwüler trüber Himmel hinterm Grün das, vom Abendwinde kaum bemegt, feine Schatten mir ins Zimmer legt: Sommerfonne, ferne, im Verglühn. Ach Ich felbft auf diefem felben Plat; melke fehnend, während rings die Welt mwandelnd nie aus ihrer Wende fällt, fteten Wege gewiß im Gegenfat. Ich, der Geift, allein weiß nicht, wohin ich gelange, noch woher Ich bin. Richard von Schaukal * DAS VERLORENE ICH Als der alte Sengstake und sein Freund Klaus Cohrs im Ratskeller der tlefdringenden und sozu- sagen erschöpfenden Betrachtung von Welt und Menschen obgelegen hatten, segelten sie lang- sam und mit großem Tiefgang vor einer sachten Brise über den nächtlichen Domshof. Hier kreuzte im mondlichen Dämmer ein Mann Ihren Kurs. Der älte Sengstake nahm Ihn nicht zur Kenntnis; Klaus Cohrs aber blieb stehen, wie von dem sprich- wörtlichen Donner gerührt. „Heinerich”, sagte er mit versetztem Atem, „der Mann, der da eben ging, sah dscha ganz genau so aus wie du.” Es dauerte eine Welle, bis das Gewicht der Mit- teilung sich In die Seele des alten Sengstake ge- senkt hatte; dann aber versetzte sie Ihn in den Zustand furchtbaren Zwelfels. „Klaus“, sagte er, „lauf achter ihm her un kuck ihn dir genau an. Am Enne bün ich es dschal” K. Lerbs Lilienthals erster Flug - Il primo volo di Lilienthal Die falsche Verbindung VON JOSEF ROBERT HARRER Aus dem endlosen Blau sahen funkelnd die Sterne hernieder. Luigi stand am Fenster, er atmete die reine Abendluft, er fühlte eine ungewisse Sehn- sucht nach einem zufälligen Abenteuer. Da klin- gelte das Telefon. „Wer ist dort?“ fragte ein Wunder von einer Frauenstimme, Die Stimme streichelte Luigi wie ein lauer Wind, wie der Duft vieler Blüten. „Hier ist Luigi Fesso!” sagte er, „Oh, verzeihen Sie! Falsch verbunden!” erwiderte die bezaubernde Frauenstimme. Kaum den Bruch- teil eines Augenblickes überlegte Luigi. „Hallo, mein Fräulein!” sagte er. „Bitte, nicht ab- brechen!” Die Frauenstimme war von einem feinen Lächeln verschleiert, „Warum nicht, mein Herr? Es tut mir leid, daß ich Sie störtel” „Sie störten mich nicht! Ich bin über die herr- liche falsche Verbindung glücklich. Ja, der Zu- fall ist der gütigste der Götter! Ihre Stimme ist ein unverdientes Geschenk, Der Abend ist so schön, so bezaubernd! Und dazu Ihre schöne Stimme, durch herrlichen Zufall vom seelenlosen Draht an mein Ohr geleitet! Sie hören doch noch zu?” „Sie schmeicheln, mein Herr! Aber nun muß ich doch —' „Nein, bleiben Sie noch! Ich möchte von Ihrer Schönheit schwärmen!” „Aber nicht zu sehr! Vielleicht bin ich alt? Viel- leicht —" „Nein, nein, ausgeschlossen! Bei dieser wunder- baren Stimme! Und dann noch etwas! Wir sind falsch verbunden! Das heißt, Sie haben die Wahl- scheibe falsch bedient! Wenn Sie eine alte Frau wären, würden Sie sich zum Telefonieren Zeit lassen, Sie würden ganz bestimmt die richtige Nummer eingestellt haben. Daß Sie aber mit Ihren schlanken Fingern die falschen Ziffern wählten, beweist, daß Sie jung, rassig, temperamentvoll sind. Vielleicht wollten Sie einen Herrn anrufen, der lange nichts von sich hat hören lassen, Sie waren also etwas nervös und so —" Irgendwo lächelte wieder die Frauenstimme; wie auf goldenen Flügeln eilte dieses Lächeln zu Luigl. Und die Stimme sagte: „Schwärmer, oh, Sie Schwärmerl... Nun, wenn ich wirklich jung und hübsch wäre und wenn Ich aus meiner Einsamkeit heraus einen Freund an- rufen wollte?... Weil draußen ein so wunder- barer Abendhimmel ist und eine zauberhafte Luft und —" Luigi, glücklich, mit leuchtenden Augen: „Herrlich, wie in einem Trauml... Sehen Sie auch den leuchtenden Stern, hoch oben am Himmel? Soll ich Ihnen sagen, wie dieser Stern von heute an heißt? Er heißt jetzt: Stern des glücklichen Zufalls!... Und der Stern gibt mir Mut! Ich bitte Sie, lassen Sie mich das herrliche Wesen kennen- lernen! Ja? In einer Viertelstunde? Bittel Vor der Königlichen Oper!... Doch, Sie werden mich so- fort erkennen! Es gibt in ganz Rom heute Abend keinen Menschen, der so glückliche Augen wie ich hatl Und wie darf ich Sie begrüßen?” „Ich heiße Ninal Und ich trage eine rote Mützel“ ... Als Nina auf dem Wege zur Oper war, lächelte sie glücklich. Und sie dankte im Geiste ihrer Freundin Marietta, die ihr die Telefonnummer Luigis gegeben hatte, alsNina sie in ihrer launen- haften Einsamkeit angerufen und gefragt hatte: „Ach, beste Marletta, ich bin so grenzenlos ver- lassen! Weißt du keinen netten Freund für mich?” 470 (K. Rössing) ZWECK Es sprach der Zweck: Mir geht es gut, Bin allen gern erbötig, Ein alter Mann, ein junges Blut, Ob Bettelrock, ob Fürstenhut, Ein jeder hat mich nötig. Bedenkt nur dies: Jedwedes Ding Muß seinen Zweck beweisen, Ob Mammutbaum, ob Pfifferling, Nichts ist zu riesig, zu gering, Es muß den Zweck umkreisen. Für Mensch und Sache, groß ob klein, Bin ich sinngebend nütze, Man braucht mich grob, gemischt und fein, Es will halt gar nichts zwecklos sein, Was ich zweckdienlich stütze. Der Schnöde nennt mich einen Dreck, Nimmt mir das alle Rechte? Seht, er verfolgt doch einen Zweck, Zwecks dessen er als eitler Geck Den Zweck entbehren möchte. Noch einmal drum: Mir geht es gut, Bin überall zu fassen, Ein jeder zollt mir den Tribut, Und einen Zweck hat selbst die Wut Der Toren, die mich hassen. HEINZ STEGUWEIT Ihre Sorgen {R. Kriesch) „Jetzt sind es schon sechs Jahre her, seit wir hier zum erstenmal unser Eis gegessen haben!“ — „Ja, da sieht man, wie alt man wird!“ Le loro apprensioni: ‘Adesso son giä sei anni da quando prendevamo qui per la prima volta Il nostro gelato!,, — “*Ah sl; si vede come s’invecchial,, 471 DAS HANDTÄSCHCHEN VON FRIEDRICH WALLISCH Es gibt auch weibliche Grünhörner, aber mit denen nimmt man’s nicht so genau, Schließlich hat für unsereinen, dem die Stürme aller sieben Meere seit dem fünfzehnten Lebensjahr um die Nase geblasen haben, ein nettes Frauenzimmer so viel Erfreuliches an sich, daß man von Rosen- lippen nicht gerade tiefgründige Lebensweisheit zu hören verlangt, Das ist doch so, nicht? Man muß wissen, daß ich gute dreizehn Jahre auf einer Farm bei Trengpur gesessen bin, in Assam, zehn Tagereisen von Kalkutta und von der See. Am Meer hält’s unsereiner noch aus, selbst wenn man noch so lange keinen Weißen zu Gesicht bekommt. Aber in Trengpur, da kam ich mir wirklich vor wie ein Fisch auf dem Trok- kenen. Das ist nun aber auch wieder nicht ganz richtig gesagt. Denn gerade die Regenzeit war das Greulichste. Ich saß In meinem armseligen Bungalow gefangen und vernahm vierundzwanzig Stunden am Tage nichts als das einschläfernde Herabrieseln des Wassers. Es Ist das reinste Wun- der, wenn man dabei nicht verrückt wird, Ich verwaltete eine Teeplantage, die ungefähr L,2 di Rn an MITTE BIER ? als Bücherstand am Seinekai Banchetto di libri al quai della Senna dieselbe Ausdehnung hatte wie ein Großherzog- tum im alten Deutschland. Mein Chef verbrachte die zwölf Monate des Jahres zwischen Kalkutta, London und der Riviera, Ich verdiente gut, aber manchmal dachte ich, mein Konto würde nur noch für meine Erben Wert haben. Denn Ich zweifelte stark daran, daß ich noch einmal lebend aus Assam fortkommen würde. Als ich schon fast zehn Jahre dort verbracht hatte, erschien eines Tages eine kleine Karawane mit einem Professor, der sich mit Völkerkunde oder dergleichen befaßte. Ein Mann voll Eigenart und Schrullen, aber ein guter Kerl, Die merk- würdigste und schönste seiner Schrullen war die, daß er mit seiner Tochter reiste. Sie hieß Dorls, war blutjung und bildhübsch und, von ihres Va- ters Weisheit gottlob ganz und gar nicht an- gekränkelt. Sie hatte schon ein gutes Stück von der Welt gesehen. Aber ich glaube, eine Tigerjagd im Pandschab oder ein Aufstand an der Grenze von Kaschmir war für sie nicht erregender als ein Kinobesuch in Hamburg oder Amsterdam. (Hanna Nagel) 472 Was mich betrifft, so kann ich versichern, daß Ich mich in Doris auch dann verliebt hätte, wenn wir uns im Grunewald oder im Hydepark begegnet wären und nicht im wildesten Hinterindien, wo ich seit Jahren kein weißes Mädel zu Gesicht bekommen hatte. Eines Abends — die Zikaden zirpten laut und beharrlich, im Dorfe unten sangen die Weiber schwermütig und eintönig, die Sterne hingen wie helle Goldlampen über unseren Köpfen — eines Abends faßte ich Doris um den Leib und zog sie sanft an mich, „Bleiben Sie für immer bei mir“ flüsterte ich ihr ins Ohr. Darauf gab sie zur Antwort: „Als ich ein Kind war, nahm ich mir fest vor, nur einen Löwenjäger zu heiraten.” „Das ist schrecklich”, sagte Ich. „Weshalb? Sind Sie feig, Ralf?” „Nein, Doris. Aber es gibt hier keine Löwen.” „Was gibt es denn hier?" „Für mich gibt es jetzt nur Siel” versuchte Ich abzulenken, Aber Doris ließ nicht locker. „Wir sprachen von wilden Tieren.” „Die Zoologie ist nicht mein Fach. Ich war See- mann und pflanze jetzt Tee, wie Sie wissen. Aber es gibt hier Gibbons, das sind Affen, ferner Wildziegen, Wildschafe und Buckelrinder.” „Ist das alles?“ fragte sie enttäuscht, „Es soll hier auch Tiger gegeben haben”, ge- stand ich zögernd. „Ich habe gottlob, ich wollte sagen, leider noch keinen gesehen. Schlangen gibt es hier genug. Aber die sind mir nicht sym- pathisch.” „Ich schwärme für Schlangen!” rief Doris. „Papa hat mir Im vorigen Jahr Schuhe aus Kobrahaut machen lassen. Sie waren eine Sensation.” „Ach, an einer Kobra Ist doch nicht so viel dran!“ trumpfte Ich auf, „Da ist die Sissusviper ein anderer Kerl. Sie schillert smaragdgrün, hat einen breiten roten Streifen am Rücken und dazu kleine, sternförmige gelbe Punkte. Die Sissus- viper Ist als das schönste Reptil der Erde an- erkannt.” „Haben Sie schon einmal eine solche Viper er- legt, Ralf?" „Ich? Nein! Ich sah sie aber manchmal von wel- tem. Ich habe Ihnen davon nur erzählt, damit Sie sich eine Vorstellung machen können, wie schön und Interessant es Ist, hier zu leben.” Doris überlegte, „Ich möchte gern ein Handtäsch- chen aus der Haut einer Sissusviper haben.” Ich griff mir an die Stirn. „Was fällt Ihnen ein, Doris? Die Sissusviper ist die gefährlichste Schlange ganz Indiens. Die Eingeborenen laufen wie die Hasen, wenn sie eine sehen.” „Ausgezeichnetl” rlef sie und warf mir dabei einen Blick zu, der mir fast die Vernunft nahm. Aber da kam eben der Professor, und ich mußte ein gleichgültiges Gespräch beginnen. Einige Tage später reiste der Gelehrte mit seiner Tochter ab. Sie zogen welter ins Bergland von Cachar. „Vergessen Sie nicht mein Handtäschchen aus der Haut der Sissusviperl” sagte Doris leise beim Abschied. „In sechs Monaten kommen wir auf dem Rückweg wieder hier durch.” Ich kann nicht schildern, In welchem Zustand Ich damals zurückgeblieben bin. Ich hatte kei- nen anderen Gedanken als Doris, ich lebte wie in ständigem Fieber, Und da entschloß ich mich zum Äußersten. Als der Professor mit Doris nach sechs Monaten wlederkam, überreichte Ich ihr die Tasche aus der Haut der Sissusviper, smaragdgrün mit einem breiten roten Streifen und kleinen, sternförmigen gelben Punkten. Es war das schönste Damen- handtäschchen der Welt, Davon bin Ich über- zeugt. Doris schwelgte In Entzücken. Als wir gehelratet hatten, blieben wir noch drei Jahre In Assam, drei herriiche Jahre. Dann kehr- ten wir mit unserem kleinen Jungen nach Deutsch- land zurück, Ich hatte die Sache mit der Sissusviper nicht zu bereuen. Denn Doris bekam die Rechnung nie zu sehen. Ich meine, die Rechnung der Firma Brudermann und Sohn in Offenbach am Main, über eine Damenhandtasche, gefärbt nach Vorschrift, Preis zweiunddreißig Reichsmark zuzüglich Porto und Verpackung. heilt Alles-Kitt AUS REICHER ÜBERLIEFERUNG DIE REIFE LEISTUNG Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein | Derktene Draht: Lebensfreude Verfersseier SE QuslRıa ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE ‚che ‚Kupferben ] bei Asthumau Bronchitis Breittereutz Asthma:Tuboerın Einnehmen Wirkt anfallbeseitigend - lösend - beruhigend - guter Nachtschlaf. begutachtet - lanpjähr, erprobt - begelst. Anerkennungen. Ihe aufgedreht) Jedermann kann seine UPF GOLD wrekuiae | KUBFERBERG COL entwickeln und erhalten und damit großen Lobenserfolg sichern durch Körperertüchtigung Ze vetetängt vernlicne räneipadunnen Tome da mandymal wieder zum Borichein. Weller ald man tue Im eigenen Heim ! it oft für den Stranfbeitafall gelornt. nachderseit über 3S[ahren Rum aber tünftig erft Die angebrachenen Badungen auf- chüfe schreibe man an Her „Tempelhof 23K Rumeypl mitgutem Erfolg alsSelbst- \ brauchen, bevor eine neue nefauft wird! unterricht angewandten { 4 Denn heute mällen Heilmittel reitlos verwertet werben, „ Strongfort-Methode | | N GE See ; Silphoscalin=Tabletten- Verlag für Strongtort-) Wenn alle dies ernfttich bebenten, betommt jeder @Ilphod- ealin, der es braucht, Carl Bühler, Konstanz. Fabrik der pharm. Präpa- rate‘ Silphoscalin und Thylial, BONSA-WERK SOLINGEN strengung bestens bewährt. Eine jenundwelterersählen! || Korken drauf nnd < Nervennohrung1.Ranges. Packung al Schluß für heute! 250 Sick. RM. 4. Inkl.Nachnahme. Ganz recht, gnädige Frau! ‚Werner Hedelbarth, Drogen, Merseburg 2. $. Denn Cinzano ist durch die enorm gestiegene Nachfrage 14 te u. Ausziehtusche I In allen Apotheken u.Drogerien Ich helfe Ihnen weiter. 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Bei der Verdunklung war es unmöglich, eine Auto- nummer auf ein paar Meter Entfernung zu er- kennen. Carlsen war, ganz ruhig, als er in den Hof seines Hauses einfuhr und das Auto in die Garage brachte, Niemand sah ihn kommen, und selbst wenn er gesehen worden wäre, so würde das kein Beweis sein. Er schloß die Haustür und fuhr mit dem Lift nach oben. Aber denn spürte er die Reaktion. Die Beine zitterten, und er fühlte den Schweiß von der Stirn rinnen. Er hängte den Überzieher in den Schrank, ging Ins Badezimmer und wusch das Gesicht mit kaltem Wasser, Oh, das half! Er wurde klar im Kopf, aber die Beine zitterten noch immer. Diese blödsinnige Angst, Er stand lange vor dem Spiegel über dem Ukrainischer Bauer 0. Oberberger) Contadino dell'Ucraina ANGST VON KELVIN LINDEMANN Waschbecken und betrachtete sein Gesicht. Es war bleich und verzerrt. So sieht also ein Verbrecher aus, dachte er. Quatsch, sagte eine andere Stimme in ihm. — Ein zufälliges Unglück. Sie trat plötzlich auf die Straße, und du versuchtest zu bremsen und aus- zubiegen. Wenn dein Gewissen rein ist, warum bist du dann geflüchtet? Ein Mann, der vor einer Frau flüchtet, die er überfahren hat! Pfuil Sie ist sicher ins Krankenhaus gebracht worden. Ich sah ja einen Polizeibeamten kommen. Ich hätte nichts tun können, selbst wenn ich geblie- ben wäre — und ich mußte fort, es galt meine Zukunft! Ja, du warst betrunken. Ich war nicht betrunken, protestierte die andere Stimme — nur ein ganz klein bißchen animiert. Ich trinke sonst nicht, wenn ich fahren muß, aber das bißchen Alkohol in meinem Blut wäre genug gewesen, um mich hineinzulegen. Du bist zu verachten! sagte die andere Stimme. — Ich hasse dich! Ich hasse mich selbst auch. Darin sind wir einig! Er schnitt seinem Spiegelbild eine Fratze und ging in die Stube, Nein, niemand hatte die Autonummer erkannt. Er durchdachte die Geschichte noch einmal. Der Be- amte konnte die Nummer nicht erkannt haben. Es ist ausgeschlossen, murmelte er halblaut, als müsse er sich selber überzeugen. Aber der Polizeibeamte war nicht allein auf der Straße gewesen. Es waren ein paar Menschen zufällig in der Nähe gewesen. Ein Mann hatte der Frau aufgeholfen, als sie vom rechten Kot- flügel auf den Fußweg geschleudert war. Er war so damit beschäftigt gewesen, daß er keine Zeit gehabt hatte, sich die Autonummer zu merken. Bist du dessen sicher? Wenn er sich nun doch die Nummer gemerkt hat? Das hat er nicht! Wenn aber doch? Na, wenn schon! Nehmen wir an, daß dieser Mann, während er der Frau vom Fußweg aufhalf, so viel Geistesgegenwart gehabt hat, sich die Auto- nummer zu merken. Gut, Aber es ist eine sehr lange Nummer und eine schwere Nummer. Der Mann stand mindestens drei Meter vom Wagen. Es ist dunkel auf den Straßen bei der Verdunk- lung. Wenn er die Nummer gelesen hat, so ist es höchstwahrscheinlich, daß er verkehrt gelesen hat. Und wenn er richtig gelesen hat, so Ist es eine so schwierige Nummer, daß er sie wahr- scheinlich eln paar Minuten später vergessen hatte, Ja, aber wenn nun... A Ja, wenn der Mann die Nummer richtig behalten hatte? Dann würde er es dem Polizeibeamten melden, und der Beamte würde das Präsidium anrufen und fragen, wem die Nummer gehörte, und dann würde sich herausstellen, daß die Num- mer ihm gehörte, und man würde sofort einen Beamten schicken. Und wenn er leugnete? Dann würde man in die Garage gehen und den Wagen in Augenschein nehmen, und dann würde man entdecken, daß der rechte Kotflügel eine Beule hatte... Das Ganze war zehnmal schlimmer geworden, weil er sich der Verantwortung entzogen hatte. Wenn der Mann die Autonummer wußte, würde er sie natürlich sofort melden, und die Polizei würde schnell handeln. ‚Wenn er von der Polizei in einer halben Stunde nichts hörte, würde er in 47h Sicherheit sein, Er ging in der Stube’hin und her, wie ein Raubtler Im Käfig. Fünf Minuten, zehn Minuten, eine Viertelstunde, Jetzt war schon die schlimmste Gefahr vorüber. Zwanzig Minuten, Der Uhrzeiger schlich. Neunundzwanzig Minuten. Da klingelte es an der Tür. Sein Herz begann heftig zu klopfen. Sollte er nicht öffnen? Nein, das wäre unklug. Es konnte auch etwas anderes sein. Er ging hin und öffnete. Ein Polizeibeamter stand vor der Tür. Er war breit- schultrig und einen Kopf größer als er. „Sie sind Herr Carlsen, nicht wahr?" fragte er. „Ja”, sagte er heiser, „das bin ich, Ich werde mit Ihnen kommen. Ich war nicht bei Sinnen als ich floh. Und im übrigen hat die Frau selbst Schuld, sie trat auf die Fahrbahn, ohne sich umzusehen.” Der Beamte stutzte und betrachtete interessiert den schwitzenden und stammelnden Carlsen. „Kommen Sie lieber mit zur Wache”, sagte er, „dort können Sie Ihre Erklärung abgeben. Haben Sie eine Frau überfahren?” „Ja, deswegen sind Sie doch gekommenI?” „Nein’‘, sagte der Beamte, „ich kam nur, um Ihnen zu sagen, daß in Ihrem Badezimmer Licht brennt, und daß Sie vergessen haben zu verdunkeln ,..” Berechtigte Übersetzung aus dem Dönischen — Interpreß. DAS VOGELBEERLIED Die Vogelbeeren leuchten Am Rande der Chauffee, = Noch lang ift's hin zum Winter, Noch weit der Weg zum Schnee. Weit der Weg zum Schnee, Marei, Und kurz in deinen Garten. Tu auf die Tür und laß, Marei, Nicht länger auf dich warten. Und wenn wir dann marfchieren Zur frühen Morgenftund', Dann find die Vogelbeeren So rot als wie dein Mund. Rot als wie dein Mund, Mare, Geftern war beim Küffen - Und deiner denk" ich gut, Marei, Wenn wir marfchieren möüffen. Und blühen uns die Beeren Zum lettenmal fo rot - Noch lang ift's bin zum Sterben, Noch weit der Weg zum Tod. Weit der Weg zum Tod, Marei, Und kurz zum Abfehlednehmen. Und wenn ich nicht mehr bin, Marei, Ir’s früh genug zum Grämen. Die Trommel ruft von ferne - Hörft du den dumpfen Klang? Hier unter roten Beeren Leb wohl und habe Dankl Dank und lebe wohl, Marei! Und kehr' zurück Ich nimmer - So leuchten jedes Jahr, Marei, Doch rot die Beeren immer! Herbert Leftiboudois „Ja was is denn dös?“ (Karl Amold) „Da hört si’ do’ alles auf!“ “Ah, che roba & questa},, ... "Ma questo & il colmo!,, 475 KORBINIAN AUF DEM AMAZONAS Es war an einem bronzierten Sonntagmorgen. Uber dem Asphalt der großen Stadı lag Vor- freude auf die Natur, In dieser Stunde wurde der Fahrplan zum meistgelesensten Buch. Vom Bahn- hof her pfiffen Vorortslokomotiven ihr Abfahrts- lied... Korbinian saß vor dem Rasierspiegel. Eine Wolke von Seifenschaum versteckte sein Gesicht. Wäh- tend das Messer über das Stoppelfeld fuhr, sah er sich selbst in die Augen. Langsam trat der Mund aus dem weißen Gewölk. „Warum raslere ich mich?” fragte er in das Spiegelbild. Augen- blicklich dachte Korbinian an seinen Geschäfts- freund Emil; „..dor rasiert sich nur jeden zwei- ten Tag und hat doch das große Glück bei den Frauen. Der sucht nicht und findet. Und ich — Zweimal im Leben sprach Korbinian eine Frau an, nämlich das erste- und das letztemal. Es war an der Haltestelle der Straßenbahn. Die Dame sagte nur: „...und schlecht rasiert sind Sie auch noch!” Seit dieser Stunde lebte er für sich allein und eine Mauer schien errichtet zwischen ihm und dem Weibe. Insgeheim hoffte er aber vom Mor- gen zum Abend und aus der Nacht wieder auf den kommenden Morgen. Um für das heimliche Wunder gerüstet zu sein, raslerte er sich Jetzt täglich — zweimal. „Mensch! Weil du Hemmungen hast, das ist allesi” sprach der Geschäftsfreund zu Korbinlan, so oft sie sich trafen und von Frauen die Rede war. Korbinlan bewunderte ihn. Wie jemand sein Geld zum Fenster hinauswirft, so schüttelte Emil seine Liebe aus dem Herzen. Von Liebe aber war Korbinian so voll, daß er große Stammtische damit versorgen könnte. Wie an einer Elektrisiermaschine drohten Funken über- zuspringen. Und bis zu den Fußspitzen hinab ver- spürte er das Knistern, „So...| Nur Hemmungen...|” sprach er in den Rasierspiegel, wischte sich den Schaum von den Nasenflügeln weg, band sich die damastseidene Krawatte um — und schon auf der Türschwelle stehend, rief er ins Zimmer zurück: „...Und heute werde ich einmal vollkommen — hemmungslos sein!” Vorfreuden durchfluten seine Brust. Auf dem Weg zum Bahnhof lächelte ihn ein Plakat von einer Litfaßsäule herab an. „Frisch rasiert — erhöht das Selbstbewußtsein!” Korbinian fühlte sich um einige Zentimeter gewachsen. m..und schlecht rasiert sind Sie auch noch!” kam von weit her eine Stimme aus Erinnerungen. „Bittel Sie Iren sich...! Fühlen Sie nurl” ant- wortete seine Phantasie überlegen, Eine halbe Stunde Bahnfahrı lächelte er vor sich hin. Dann lagen vor ihm nahe der See und in der Ferne die Berge. An den Ausflugsdampfern hingen die Menschen wie Trauben. Lachen und Musik wehte über dem Wasser. Die Natur erhob alles Natürliche ins Quadrat. Korbinian atmete erst einmal in tiefen Zügen. Sein Selbstbinder wehte als Flagge vor ihm her. Da—klopfte es von rückwärts auf seine Schulter. „Ah — Sie sind’s also doch! Noch Immer der Alte... 1" „aaa... Herr Professorl Ich freue mich, daß —" errötete der ehemalige Schüler. „Ich habe zwar Ihren Namen vergessen, aber Ich erinnere mich, daß Sie bei der Konjugation des Plusquamperfekts —" „Ach, ja — Ich war damals...” ..Natürlich, Sie waren immer schon ein so- zusagen — gehemmter Mensch —" „Aber Jetzt, Herr Professor, Jetzt bin ich —I"” „Und sind Sie schon verheiratet... .?” „Nein, aber jetzt werde Ich —" „Na, sehen Siel Wie man als Schüler war, so bleibt man auch im Leben und —” „Aber heut, Herr Professor, entschuldigen Sie, VON ERNST HOFERICHTER bitte, aber heute werde ich —” rief Korbinian, grüßte und verschwand. Und holte weit aus, weil die Wände des Klassen- zimmers aus dem Boden zu wachsen schienen. Es roch nach Butterbroten, Orangenschalen und feuchtem Tafelschwamm. Hastig ließ er einen Ge- danken nach diesem Schwamm greifen, um das ganze Schulzimmer samt dem Professor aus dem Gedächtnis zu wischen... So kam er am Strandcaf& an. Unter Gartenschirmen sah Korbinian vor lauter Frauen — die Frau nicht mehr. Ein Heißhunger überfiel ihn. Um dem so schwierigen Bekanntwerden mit einer Frau ent- hoben zu sein, wollte er lieber — alle. Hemmun- gen stiegen auf. Und das weibliche Panorama lag vor ihm wie ein reichliches Menü vor einem verdorbenen Magen. Jetzt sollte Emil bei ihm sein! Der verstand die Technik des Ankurbelns, des Hochziehens des eisernen Vorhangs, die ersten Takte des Vor- spiels... Korbinian nahm an einem freien Tisch Platz. Drei leere Stühle waren sozusagen für sein Schicksal reserviert. Hier konnte es sich niederlassen wie Zugvögel auf einer Telegraphenstange. Er drehte sich zur Seite und auf die Weite des Seas hinaus. Obwohl seine Fläche wie die Aus- lage eines Juweliers glänzte und funkelte, be- wegte ihn das bewegungslose Wasser nicht. Nach einer Weile hörte er, wie ein Stuhl leicht durch den Kies gerutscht wurde. Korbinian wagte nicht, sich umzudrehen. Er schob es hinaus — und zum Glück fuhr gerade ein Ausflugsdampfer vorüber. Das Schiff wurde für ihn zu einer Art von Ent- scheidung. Am liebsten wäre Ihm gewesen, wenn noch schnell eine Handtasche ins Wasser ge- fallen oder ein Segelboot gekentert wäre. Aber nichts geschah — und langsam drehte er sich dem Tische zu Und da hatte sich inzwischen, wie schon so oft DAS WICHTIGE Ein Menfch, der, ohne viel zu fchelten, Läßt auch die fremde Meinung gelten, Von Politik und Weltanfchauung Ganz friedlich fpricht und voll Erbauung, Der, ohne Angft um feine Ehre Einftecht felbt manche derbe Lehre, Kurz, einer, der nichts übel nimmt, In plötlich fürchterlich ergrimmt, Lest man Ihm dar dafür die Gründe, Daß er vom Skatfpiel nichts veründe, Daß er ein Stümper fel im Kegeln Im Schach beherrfche kaum die Regeln. Es pacht Ihn tief im Ehrgefühle, Befiegt ihn jemand auf der Mühle, Ein folcher Menfch nur fchwer verdaut, Daß er den Lukas nicht gehaut, Wenn er als Schüt nichts Rechtes traf, Raubt ihm das ftundenlang den Schlaf. Und was ihn völlig niederfchlägt: Der Vormurf, daß er nichts verträgt... Kurzum, es it das Kind im Mann, Das man am chften kränken kann. Eugen Roth 476 in seinem Leben, ein weibliches Wesen nieder- gelassen. Wieder entsprach ihr Äußeres seinem Inneren. Er überschaute Gesicht und Gestalt wie eine Landschaft, wie ein Panorama, Knapp ein Meter lag zwischen Ihr und ihm und doch war sie weit wie ein Stern, So sitzen, dachte sich Korbinian, Millionen Männer — Millionen Frauen gegenüber. Aber sie können zusammen nicht kommen, denn das unsichtbare Wasser ist viel zu tief. Immer fehlt die Brücke, das erste, verbindende Wort. Millionen Männern liegt es sprichwörtlich und buchstäblich auf der Zunge, im Herzen — oder wo es sonst noch liegen mag. Dieses erste Wort ist der Regenbogen, der von einem Ufer zum anderen den farbigen Kreis spannen könnte, In so einem ersten Wort verbirgt sich das Schick- sal. Es kann ebenso In leerer Konvention stecken bleiben — wie zum seligen Zauber erblühen. Wird es falsch gesetzt, unrichtig akzentulert oder fällt es sozusagen nicht auf die Butterbrotseite, so ist's auch schon im Winde verweht... Korbinian suchte und kramte in sich In allen Schubladen herum. Er dachte an die Kunstgriffe, die er seinem Freunde Emil abgehört hatte. „Als ich einst auf dem Amazonas hinauffuhr, das waren noch Zeiten...|” So begann mit Vorliebe Emil, um dann In einer scharfen Kurve Üüberzuleiten: w..da hätten Sie, Gnödigste, dabei sein sol- len..." Korbinlan ließ Speichel auf die Zunge fließen und begann über den Tisch hin: „...Ja, das waren noch Zeitenl... Zeiten waren das! —"” Die Dame wendete kaum den Blick, Korbinlan fühlte, daß er Im leeren Zuschauerraum spielte. Sollte bei ihm erfolglos bleiben, was beim Freunde geradezu Böllerschüsse auslöste? Wirkte das rechte Mittel in der Hand des verkehrten Man- nes — falsch? Sollte, was zum Dialog bestimmt war, im Monolog einsam stecken bleiben? Kor- binlan sprach deshalb mit verstärktem Tonfall: w..J8, als Ich den Amazonas hinauffuhr, das war noch Abenteuer —I" w«..äach, wie Interessantl” antwortete die Dame gelangweilt. Korbinian aber nahm das Echo für bare Münze, erinnerte sich an jedes Wort Emils und rezitierte ihn welter: „... Zur Linken und zur Rechten war Urwald, auf den Ästen schaukelnde Pinselaften, über mir ein Dom aus Lianen... das Kanu schnellte über Katarakte mitten auf eine Riesen- schlange zu... ihr Name Ist Anaconda und Ihre Heimat das Wasser... Aber unter dem Boot her- vor tauchen Krokodile auf... was sagen Sie... ?” „Oh, wie amüsant...“, sprach die Dame tonlos. n+,, meln Kanu schwankt, wankt, kippt... Ich stürze In die Flut.., sozusagen unter Larven die einzig fühlende Brust. Ich rette mich schwimmend ans Ufer, von der Anaconda verfolgt — — Ich atme befreit, da trifft mich ein Pfeil aus der Grashütte der Indios... das Gift aller Gifte... Aber d — — —" un... da beißt Sie plötzlich eine Korallenschlange in die Wade... Gegengift! Sie sind gerettetl” spricht mit höhnischem Lächeln die Dame da- zwischen, Korbinlan erbleichte, stellte augenblicklich seine ‚Amazonasfahrt ein und fragte nur noch mit Trok- kenheit im Munde: Ja, haben Sie auch diese Reise — —?" „Ja, ich habe auch die Höllenfahrt auf dem Ama- zonas als Kulturfilm in den Auroralichtspielen ge- sehen — —" „Wie ....2.... Das war Kino... 2? — —" brachte Korbinisn noch hervor, verfluchte den Freund Emil und verwünschte sich ans Ende der Welt. Jetzt stiegen Feuer- röten der Scham in ihm auf. In den Erd- boden zu versinken, das wäre ihm reine (X. Holligenstandt] „Zwei Plomben sind ja ein bißchen wenig für ein Armband, ... vielleicht verlieren Sie bald noch eine ...!“ Oro vecchio: "Due impiombature per un bracclaletto sono glä pochine ...anzi che no....Ma forse ne perdete presto un’ altra!,, 477 Lust gewesen. Jatzt in die Fluten der Kro- kodile untertauchen zu können, die er erfunden hattel Irgendwie mußten zu diesen peinlichen Gefühlen seine Beine Schwimmbewegungen vollführt haben, — denn er stieß mit den Knien derart an die Tischplatte, daß Kannen und Tassen wie ein Steinbaukasten umfielen, Teelöffel über Bord sprangen, Zitronenschnitzel Luftsprünge vollführ- ten — und Milch und Honig buchstäblich vom Tisch auf die Dame getlossen... Geistesgegenwärtig, als wäre die Anaconda per- sönlich aus der Zuckerdose emporgestiegen, griff Korbinian nach der Serviette, fing die Bäche und Ströme ein, trocknete, betupfte und wischte an dem erdbeerfarbigen Seidenkleid der Dame herum, Jetzt erst war der Tisch voll wirklicher Hand- lung. Ein Kurzschluß schuf den Kontakt, Unsinn scheinbar einen Sinn. „Ist nicht so schlimm!” lächelte die Frau aus einer Tiefe heraus, führte Korbinians Hand über die Teiche und Soon auf dem Tische. Unsere Hände machen zusammen eine Reise”, brachte er hervor. Sie ließ sich von ihm führen, fuhr mit ihm um den Kuchenteller herum, stieg an seiner Hand vor dem Tortenmesser zu den Falten ihres Kleides um. Ja, und wenn es sozusagen gefährlich wurde, signalisierten sie sich gegenseitig durch Händedrücke neue Ufer- losigkelten zu. „Erst muß eine Amazonasreise Ins Wasser fallen, ein’Kaffeetisch wackeln und — —" „ und eine Liebe gehemmt sein, damit — — Spät am Abend hötte man hinter einem Strauch von Jasmin, der aus keinem Iyrischen Gedicht blühte: „Aber, Korbl, so benimm dich doch — —I" „Sel doch nicht so ängstlich .. 1” „Sag mal, hast du denn gar keine Hemmungen? Bist du denn ganz verrückt..? Korbl.. 1” „a — —I” hauchte er, war jetzt selbst ganz Amazonas, Dschungel und Schlange. Und rasierte sich überhaupt nicht mehr, weil sie die Jungfröu- liche Wildnis liebte .. | FERN = RK) PIFUN. wichtig für \ Verbraucher von Tarr! Niemals Seifenrestevom G+ mit Tarr abwaschen. Erst Wasser Gesicht nehmen, dann das abtrocknen und zum Schluß t OPTIK-PHOTO KINO-PROJEKTION RODENSTOCK MUNCHEN » BAYERSTRASSE 3) PERUSASTMABSE N « MARIENPLATZ 17 SCHNAPPSCHÜSSE VON HANS KARL BRESLAUER Herr Pöltner liegt im Strandbadsand. Liegt In der Sonne und äugt dorthin, wo dicht neben ihm ein nußbraungebrannter Engel die- selbe Sonne anbetet, die sich bemüht, Herm Pöltners vorläufig noch fettrotglänzendes Bäuch- lein knusprig anzurösten, Kruziadaxel, ist das Dirndl sauberl, überlegt Herr Pöltner, mit der müßt man ins Gespräch kommen. Jetzt, wenn mir die so in der Straßenbahn gegen- übersitzen tät, dann könnt ich sie fragen, wo die Rosenstraße ist, und die Bekanntschaft wär ge- macht. Aber so, wie die Sach’ liegt, wie ich da- lieg und wie sie daliegt, ist das richtige Wörter! schwer zu finden... Da, mitten hinein in das Überlegen, ertönt ein leises Summen und Herr Pöltner sagt, sich vor- sichtig aufrichtend: „Nicht rühren, Fräulein, nur nicht rühren, sonst sticht's —” Und schwuppdich, verjagt er auch schon eine Wespe, die sich genießerisch auf rundliche Wöl- bungen niedergelassen hat, und der Gesprächs- faden Ist angeknüpft. „Vielen Dank“, sagt der blonde Engel, in dessen Stimme Erschrecken nachzittert, „wenn die ge- stochen hätte —“ „Ja, je, die Wespen, die gehn auf's Süßel” „Hören Sie aut, Sie Schlimmer!” flüstert der Engel, und Herr Pöltner rückt näher und schaut, mutig gemacht durch den Anfangserfolg, dort nach, wo die Wespe saß und überzeugt sich, daß sie nicht gestochen hat. „Nicht kitzeln!” kichert der Engel, da macht es irgendwo — Klacks — und ein junger Mann, der einen Photoapparat in der Hand hat, sagt höflich: „Entschuldigen die Störung, aber ich konnte mir diesen netten Schnappschuß nicht entgehen las- sen. Ich bin der Strandphotograph —” „Was wollen Sie?” Herr Pöltner richtet sich un- willig auf und der nußbraune Engel ruft vergnügt: KampfunaSieg unserer herrlichen Wehrmacht schildern en vom OKW. und Heinrich Hoffmann herausgegebenen Erinnerungsbücher: Sieg In Polen ...... 375 Kampf um Norwegen . 275 Hitler im Westen . 4.80 Sieg Über Frankreich. . 4.80 ‚Alle 4 Bände zusammen RM. 17.10, Such einzaln. durch Nachnahme Buchhandig. TrÜRSCh Dissehir-k 50 | DES GUTEN ] GESCHMACKS „Photographiert haben Sie uns, das ist aber fein! So — und ich geh Jetzt ins Strandcaf® und kaufe mir ein Gefrorenesl" Halbwegs bleibt der Engel stehen und ruft zurück: „Hoffentlich ist die Aufnahme gelungen.” „Bei mir gibt es nur gelungene Bilder", sagt der junge Mann und hält Herm Pöltner, der dem Engel nacheilen will, zurück. „Bitte, mein Herr, wohin soll ich die Bilder schicken?” „Wohin? Herr Pöltner denkt an etwas, das mit seinem bürgerlichen Namen Amalia Pöltner heißt, weder feingliedrig,noch blond und noch weniger nußbraungebrannt ist, und sagt: „Ich brauch keine Photographien —" „Aber“, meint der junge Mann, „die Frau Ge- mahlin hat sich so gefreut — „Meine Frau —" Herr Pöltner räuspert sich bei dem Gedanken daran, daß der nußbraune Engel seine Gattin sein könnte, „— hm — ja — wissen Sie was, Ich kauf Ihnen den ganzen Film ab, da brauchen S’ mir ihn nicht erst zu schicken und es bleiben uns beiden die Ungelegenheiten er- spart... Sie werden keinen Schaden haben.” Herr Pöltner geht mit dem jungen Mann zu seiner Kabine, nimmt einen Schein aus der Brieftasche, erhält dafür die Filmspule, atmet, da nun die Go- fahr vorbei ist, tief auf und geht Ins Strandcafö. Dort ist aber der blonde Engel nicht zu finden, und als der Abend dämmert, wirft Herr Pöltner die Filmspule dort ins Wasser, wo es am tiefsten ist und verwünscht die ganze Schnappschießerei und fährt verstimmt mit der Straßenbahn dem ehelichen Hafen entgegen. Just zur selben Zeit sitzt In einem anderen Straßenbahnwagen der nußbraune Engel mit dem Jungen Mann, der zufrioden schmunzelnd sagt: „Es geht nichts Über ein schönes Schnappschuß- wetter. Heut haben wir dreizehn Aufnahmen ge- macht. Das Geschäft geht. nicht so schlechtl” MULCUTO IP N Kell] ZWEISCHNEIDER Die praktische Erfindung mit 2 verschledenen Schnelden tür Vor- und Nachrasur ode Klinge enthält: Normalschnelde Nr.11.dleVorrasur vortetasrisen HANDGENÄHT UND ELEGANT verreiben Sie wenige Tropfen honlschlilischnelde ";.: 210 fastkerbo Nr. 5 (D.8.P.) zur mül Unterscheidung beider Schneli Rasierproblem gelöst 6.5 9% 13% Mulcuto-Werk, Solingen Bozugsquollon-Nachwels sparsam über alle rasierten Stellen. Tarr nicht abtrocknen! 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Briofa Simplicissimus 9 mei rt Im Monat RM. 120. - Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 tüllungsort München. " % Pfg.; Abonn orto beiliogt — Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5720, LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückei) Wir hatten ein Hausmädchen. Hilde hieß sie und war verlobt. Eines Tages kündigte Hilde uns Meine Frau eeilte erschrocken in die Küche „Warum, Hilde?” Hilde heulte: „Immer, wenn mein Bräutigam zu mir auf Besuch kommt —" „Was ist dann, Hilde?” „Dann streiten und schimpfen Sie so mit Ihrem Mann, daß man es bis in die Küche hört.” „Das ist doch kein Kündigungsgrund?" Hilde nickte heftig: „Doch, Denn jedesmal schiebt dann mein Bräutigam die Hochzeit um zwei Mor nate hinaus.” 3.H.R. * G af Bobby ging zum Telefon, Er wählte die Nummer des Burgtheaters. Das Burgtheater meldete sich, „Hier Burgtheater!” „Bittschön — kann sprechen?” „Herr Intendant.ist gegenwärtig nicht im Hause.“ „Aber ich muß ihn dringend sprechen.“ „Worum handelt es sich denn?” „Das wird keinen Zweck haben, wenn ich es Ihnen erzähle. Es ist besser, ich sage es dem Herrn Intendanten persönlich.” „Hier spricht sein Stellvertreter — Doktor Baum- gartner.” Graf Bobby wurde lebhaft, „Oh, sehr angenehm, Herr Doktor — freut mich, Ihre Bekanntschaft, wenn such nur telefonisch, zu machen — vielleicht sehen wir uns einmal abends bei den ‚Drei Husaren’?” „Worum handelt es sich denn, Herr?” Ich den Herm Intendanten „Ja schaun S’ — Sie spielen doch heute abend in der Burg den ‚Hamlet‘ — ich habe eben eine Karte geschenkt bekommen und jetzt lese ich mit Bedauern auf dem Theaterzettel, daß Sie den ‚Hamlet’ geben. Wissen S’, den ‚Hamlet’ kenne ich halt schon, möchten $’ nicht lieber ein anderes Stück spielen — meinetwegen den ‚Tasso’?" „Aber Herr! Das geht doch nicht! Das können wir doch nicht machen!” Graf Bobby sagte traurig: „Herr Doktor, Herr Doktor, was sind Sie doch für ein Trotzköpfchen! Ich habe es mir ja gleich ge- dacht, daß Sie das nicht können! Deswegen wollte ich ja den Herrn Intendanten persönlich sprechen.” I.H.R. * Ich war zur Jagd in die Pfalz geladen. Es war eine traurige Jagd. Am dritten Morgen kam ich wieder als Schneider von der Frühpirsch heim „Ich hatte mir Ihr Revier ein wenig reizvoller vor- gestellt”, brummte Ich verärgert. Der Jagdherr nickte mir vertraulich zu: „Verstehe schon, lieber Freund — mehr junge Mädels, was?” J,H.R, Qualitäts- Stifte bringt alle deutschen ‚Sonder. Diese drahtlose ‚Antenneist von Jed. Laien an \edes Netzgerät In ciner Minute anbringbar Über 10000 im Gebrauch Prospekt. trel |Max Wunderlich | Köln a5 Bahscikgen Sie hy, da Euhutl nur ben schränkt halarbs ns, nach mahı alıIcher unseren Ratschloa, Sorzlalıg und hauch« dm auftragen. Nacht de Menge, die Gcie ennchide. 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Und wenn nichts geschieht, werde ich nervös, denn Ich weiß, es muß was geschehen. Dabei sagt Irene: „Reg’ dich nicht auf, du wirst von meiner Abreise überhaupt nichts merken,” Ich weiß Blick ins Dichterheim »Hier alfo wohnt er, den ich fo verchrei« ‚Adele riel’s und fah mich fchmelzend an. »Der Wundermann, der Einzige und Hehrel Der Genius Loci hat mir's angetant ‚Ach, diefeo Haus inmitten fchattiger Bäume! Dies Brünnlein, das fo mweltverloren plaufcht! Hier alfo reifen jene holden Träume, hier tönt die Harfe, fanft und unbelaufcht!« »Jamohle, fprach ich. »Und treibt es ihn zum Dichten, wird bei der Bank dort hinten eingekehrt. Sie hat, um prompt, was not tut, zu verrichten, als Locus Genit beftens fich bewährt.« Ratatöohr 0. Hogenbarth) „So sind die Menschen, sie verbeugt sich, und ich muß arbeiten!" "Cosl sono gli vomini: essl s'Inchinano ed lo devo lavorare!,, es besser, von ihrer Abreise muß man etwasmerken. Ich frage: „Wann fährst du denn?“ Ich frage es ganz harmlos, möglichst in einem Nebensatz. Es nutzt nichts. Ich höre: „Du möchtest mich wohl bald loswerden?” Ach, ich möchte die Abreise bald los sein. Und man spürt noch immer nichts von der Abreise, das heißt, ich spüre sie ganz genau, ich spüre, daß keine Vorbereitungen ge- troffen werden, Es Ist, um aus der Haut zu fahren. Am Mittwoch wollte sie abfahren, es kommt der Dienstag Abend. Am Dienstag Abend regt sie an, noch einmal ge- meinsam auszugehen. Ich frage ganz schüchtern, wie es denn mit den Reisevorbereitungen stünde, Irene sieht mich an, als höre sie das Wort „Reise- vorbereitungen“ zum erstenmal in ihrem Leben. „Kümmere dich nur darum nicht, Im übrigen kann ich ja auch Donnerstag fahren.” Sie kann natürlich auch Donnerstag fahren, sie wird natürlich auch Donnerstag nicht fahren und wohl auch Freitag nicht, Ich möchte in das Quellgebiet des Amazonas fliehen. Ich ringe mich zur Überzeugung durch, daß hier nie abgereist werden wird. Da bricht der Vulkan aus, das heißt, es bricht kein Vulkan aus, es bricht der Schrank aus, und ergießt sich ins Zimmer, Irenes Kleider- und Wäscheschrank. Der Pegel auf dem Fußboden steht dreißig Zentimeter über Normal. Irene sagt: „Ich bin gleich fertig.” „Selbst- verständlich”, sage ich. Der Pegel steigt. Ich kämpfe wie ein Eisbrecher durch die Wohnung. Irene ruft vom Ufer: „Ich nehme nur den großen Handkoffer mit.” „Wann fährst du denn“, flüstere ich wie Gott Amor persönlich. „Vermutlich mor- gen.“ Jetzt wird viel gewaschen und gebügelt. Es werden auch Haare gewaschen, teils im Haus und teils außerhalb des Hauses. Unsere Wohnung 482 ähnelt einem siegreichen, aber verlustreichen Flußübergang. Es gelingt mir, mich vom Gegner zu lösen. » Plötzlich erreicht mich ein Telefonanruf: „Hast du meine Fahrkarte besorgt?“ „Fährst du denn heute?” rufe Ich mit letzter Kraft. „Vielleicht nach- her um drei Uhr fünfzehn, ich weiß noch nicht, ob ich fertig werde.” Ich wimmere in den Apparat: „Bedenke, daß man eine Stunde vor Abfahrt auf der Bahn sein muß.” Da höre Ich noch: „Ach, ich kann mir nicht vorstellen, daß ausgerechnet mein Zug so voll sein wird.” Ziemlich entseelt sinke ich am Telefon zusammen. Ich habe die Fahrkarte besorgt, ich bin recht- zeitig an der Bahn, Ich rufe an: „Fährst du heute?’ Die präzise Antwort ertönt: „Sehr wahrscheinlich, Ich muß nur noch versuchen, den Koffer zu schließen. Warte halt am Zug!” Ich habe eine solche Sehnsucht nach einer Kalt- wasserhellanstalt. Schweißperlen treten mir auf die Stirn, der Zeiger rückt vor, der Zug füllt sich. ‚Am Horizont erscheint Irene, ruhig wie unser Herr- gott nach Vollbringung seines Sechstagewerkes: „Diesmal bin ich aber wirklich früh fertig ge- worden, das mußt du doch zugebenl”. Ich kann nichts mehr zugeben, meine Pulse fliegen und der große Koffer fliegt in ein Abteil. Was heißt, der Koffer? Wie ein Schlachtschiff von Torpedo- bootszerstörern ist .er umgeben von einer Fülle größerer und kleinerer Handtaschen, aus denen es wie aus geplatzten Matratzen quillt. Irene hat tatsächlich noch einen Platz bekommen. „Siehst du“, sagte sie, „ich bin eigentlich doch wieder zu früh gekommen, man soll sich nicht so abhetzen.” Ich stehe direkt vor meiner Atomzertrümmerung. Also mich machen solche Aufbrüche doch recht nervös. - Foitzick Der Sturm {A. Kubin) L’ uragano 483 Timoschenkos Tagesbefehl (E. Thöny) „Gar so elastisch hatte ich mir unsere Front nicht vorgestellt!“ L’ordine del giorno di Timoschenko: “Tanto elastico il nostro fronte non me lo sarei Immaginato!,, 484 Der hinreissende Walzer - Il vertiginoso valzer Ichbitte umeinStreichholz Wahrscheinlich denken ‘die meisten Menschen, daß es die einfachste Angelegenheit von der Welt sei, sich auf der Straße ein Streichholz auszulelhen. Aber jeder, der es einmal versucht hat, wird be- stätigen können, daß dies nicht der Fall ist. cke, zwischen den Ich stand an einer Stral bis ein Mann vorbeikam, der nach einem Raucher aussah, Ich sprach Ihn an: „Ach, entschuldigen Sie, aber ich wäre Ihnen schr ‚dankbar, wenn Sie mir ein Streichholz leihen könnten.“ „Ein Streichholz?” sagte „Natürlich, gerne.” Er knöpfte seinen Re- genmantel auf und suchte mit der rechten Hand In der Westentasche. „Ich weiß bestimmt, daß Ich eins bei mir habe”, fuhr er fort. „Ich könnte schwören, daß es hier in der unteren Tasche war, aber nein, vielleicht Ist es In der oberen. Warten Sie einen Augenblick, ich win nur diese Pakete ‚auf dem Pflaster abst „Aber bitte, bemühen Sie sich nicht welter“, sagte ich, „Es Ist ja nicht so wichtig.” „Das macht gar nichts. In einer Minute werd’ ich's haben. Es muß irgendwo stecken,” Er tauchte die Finger In die Tiefen seiner Taschen, während er sprach. „Wissen Sie, das ist nicht der Anzug, den Ich gewöhnlich trage.” Ich merkte, daß er ganz erregt war. „Aber bittel" prof ich. „Es schadet doch nichts, wenn des nicht der Anzug Ist, den Sie ge- wöhnlich ...“ „Nur einen Augenblick, nur einen Augenblick!“ sägte er. „Eins von diesen verflixten Dingern muß Ich hier drin haben. Irgendwo bei meiner Uhr muß es stecken, Nein, da ist es auch nicht. Warten Sie, bis Ich mal in meinem Rock nachgesehen habe. Nach und nach war er ganz wild geworden und wühlte mit zusammengebissenen Zähnen in seinen Taschen herum. „Das muß mein verflixter Bengel gewesen sein”, zischte er. „Wenn Ich nach Hause 485 (Fr. Bllek) komme, werde Ich es Ihm aber besorgen. Ich wette, dal in meiner Brieftasche Ist. Halten Sie doch, bitte, meinen Mantel einen Augenblick hoch, bis ich „Nein, nein“, widersprach Ich Ihm. „Bitte, machen Sie doch nicht alle diese Umstände, Es ist wirklich nicht so wichtig. Bitte ziehen Sie Ihren Mantel nicht deshalb aus und werfen Sie nicht Ihre Briefe auf den Boden und reißen Sie sich bitte nicht die auf, Bitte trampeln Sie nicht auf Ihrem 'erum und, bitte, treten Sie nicht auf Ihre Pakete. Mir Ist es scl ‚klich, daß Sie so auf Ihren kleinen Jungen schimpfen. Und, bitte, reißen Sie sich doch nicht die Kleider so wild vom Leib.“ Plötzlich jubelte der Mann erleichtert auf und zog seine Hand aus dem Innenfutter seines Rocks her- vor. „Ich hab’s, hier Ist es!’ rief er und brachte es ans Tageslicht... Es war ein Zahnstocherl Ich folgt Eingebung des Augenblicks, warf Ihn rasch unter die Räder einer vorbeifahrenden Stra- Benbahn und lief auf und davon. H. B. Wagensell ÜBERFALL AUF AGUA VERDE Auf der Hacienda Agua Verde gab es keine Feste. Jorge Varas, ihr Besitzer, hielt sein Geld zusam- men. Varas war reich, sehr reich. Er lebte, als Junggeselle, von Galletas und Puchero. Das sel, pflegte er zu behaupten, die gesündeste Nahrung. Das ganze Tal gehörte Ihm. Er hatte alles Land verpachtet, fruchtbares Land, das ihm viel Geld einbrachte. Nur den weiten Hof, einen großen Garten und einige Fischteiche beim Hause hatte er behalten. Von diesem Garten und dem wenigen Vieh, das er hielt, lebte er. Er hatte keine Ausgaben und legte Peso zu Peso. Wozu? Für wen? Obwohl er noch nicht allzu alt war, dachte er nicht ans Hei- raten, Es war für jeden, der Varas kannte, unvor- stellbar, ihn einmal als Gatten und Vater zu sehen. Aber da war auch die Tochter seiner verstorbenen Schwester und seines verstorbenen Schwagers, seine Nichte Mercedes. Sie würde den ganzen Reichtum erben, Man wußte in der Gegend wenig von Mercedes, Als Kind hatte man sie auf Agua Verde gesehen. Jetzt sollte sie in einem Pensionat in der Hauptstadt leben. Nur Domingo Breadal kannte das Mädchen Mer- cedes, Er hatte sie wiederholt in der Hauptstadt gesehen, ja, es war ihm gelungen, mit ihr zu spre- chen, Zuletzt hatten sie besprochen, daß Merce- des auf einige Tage nach Agua Verde kommen sollte. Domingo kannte den genauen Zeitpunkt ihres Eintreffens. Nein, ihrem Onkel hatte sie nichts von dieser Verabredung mitgeteilt, ihr Er- scheinen sollte eine Überraschung für ihn sein. Vor dem Hofe Jorge Varas’ erschien an einem Mittag etwa ein Dutzend Reiter. Varas entdeckte sie vom Fenster aus. Ihm ahnte nichts Gutes. Er sah, daß Domingo Breadal unter ihnen war. Der war sein nächster Nachbar, aber nicht sein Freund. Er hatte Streitigkeiten mit ihm, Grenz- streitigkeiten. Was mag er nur wollen? fragte sich Varas. Und überzeugt davon, daß es nur etwas Unangenehmes sein konnte, sagte er zu Antonio, der sein Diener, Knecht, Koch, Verwalter, Majordomo war: „Du wirst Ihnen erzählen, Ich sei nicht zu Hause, Dann werden sie bald wieder abziehen, die Lärmer!” Die Reiter sprengten auf den Hof. Antonio er- schien, verbeugte sich an der Verandatreppe und behauptete, Don Jorge sei nicht zu Haus. Die Wächter - Il guardiano af Funke, \ coll VON KONRAD SEIFFERT „Das ist uns bekannt“, sagte Breadal, „wir werden eben warten, bis er kommil’ „Don Jorge ist für ein paar Tage verreist, nach der Hauptstadtl” log Antonio. „Auch das wissen wirl” rief Breadal und zog die SOMMER Unerbittlich War das Licht. Die Sonne wich Den ganzen Tag nicht Von dem Tal, Und die Schnüre Einer goldnen Peitsche schwang sie Übers aufgetürmte Heu. Buckelnd flüchtete Die Katze Zu dem Brunnen, Weil der Schatten selbst Noch glühte Der Hauswand, Und der schwarze Efeu. Am Abend stampften Die scheckigen Kühe Fliegenumbraust In die Koppeln hinein. Die finstre, die Nacht, War wie Lavagestein, Dunkel glühend bis wieder zur Frühe — Aber so muß der Sommer sein! GEORG BRITTING 486 Augenbrauen hoch. „Wir warten auf ihn, er wird sich freuen!” Antonio zuckte bedauernd die Achseln. „Es Ist auch gar nichts im Hause, was ich den Herren an- bieten könntel“ Breadal lachte und alle lachten mit ihm. „Das wol- len wir erst einmal sehen!” Sie begaben sich In den großen Saal, in dem die Feste gefelert worden waren, als der alte Varas noch lebte. Jetzt allerdings sah es in diesem Raum gar nicht festlich aus. Mit eigenen Händen zogen die Herren, zum Er- staunen, zum Entsetzen Antonios, die Hüllen von den Möbelstücken, sie öffneten die Fenster, scho- ben Sessel an den langen Tisch, rollten die sorg- fällig verpackten Teppiche und Matten auf, wischten Staub. Zitternd stand Antonio dabei. „Das Reiten hat uns durstig gemacht!” rief Do- mingo Breadal, „Wie wär's mit einem Glas Wein, Antonio?” Und dabei hieb er dem Alten auf die Schulter, daß der in die Knie ging. „Ein Glas Wein?” stammelte Antonio, „Ein Glas Wein. Wir haben gar keinen im Haus!” Aber Breadal rief: „Hat nicht der alte Varas einen recht ansehnlichen Weinkeller gehabt? He? Hat er uns und unsern Vätern nicht manchmal einen wunderbaren Tropfen vorgesetzi? Was? Und hat er nicht kurz vor seinem Tode — ein Jammer, daß er so zeitig sterben mußtel — hat er nicht aus der Hauptstadt ganze Wagenladungen voll Wein und Likör bekommen? Wo ist das alles geblie- ben? Wie?” Antonio wußte es nicht. Breadal verlangte den Schlüssel zum Weinkeller. Antonio hatte ihn nicht. Er schwur bei allen Heiligen, daß Don Jorge ihm diesen Schlüssel niemals anvertraut habe, Unter Führung Breadals gingen einige der Herren zum Keller, nahmen ein paar Äxte mit und schlugen die Tür ein. Die Schläge hallten durchs ganze Haus, Aber sie lockten Jorge Varas nicht aus seinem Versteck, Was die Herren Im Wein- keller fanden, das überstieg bei weitem ihre Er- wartung. Sie leuchteten mit Kerzen das fenster- lose Gemach ab, machten einmal über das öänderemal „Ahl“ und „Ohl” schnalzten mit der Zunge, hielten den Atem an. Sie wählten be- dächtig, sorgfältig die Kostbarkeiten aus, die sie (Heh. Kley) Kim Fernunterricht (0. Gulbransson) Ounı aurmmanssen 4a „Arme vorwärts stoßen, Beine spreizen, sehen Sie, so macht man es, anders können wir Ihnen auch nicht helfen!“ Teleistruzione: "Spingere le braccia in avanti, allargare le gambe; vedete, cosi si fa. Del resto in altro modo nol non possiamo aiutarvi!,, 487 sich durch die Kehle rinnen lassen wollten, und schleppten hinauf, was Ihnen am besten zu sein schien. Oben, im Saal, war man inzwischen dabei, alles herzurichten für eine große Festlichkeit. In der Küche schaltete mit einigen eifrigen Helfern Lorenzo Capilla, der Freund und Nachbar Breadals. Er verstand sein Handwerk aus- gezeichnet und entdeckte Dinge, die er niemals In diesem Hause, das keine Feste kannte, vermutet halte. Das Geflügelhaus war gänzlich leer gemacht, ein junges Schwein ge- schlachtet, Früchte, Gemüse, Blumen in Riesenmengen aus dem Garten geholt. Fische lieferten die Teiche hinterm Hof. Capilla kam zu Breadal. Er flüsterte ihm zu, er wisse nun, wo Jorge Varas stecke. Die Herren sprachen leise miteinander und lachten dann dröhnend, „Großartig! Ganz großartig!” rief Breadal. „Wir müssen dafür sorgen, daß er mit allem einverstanden Ist, Das beste wird sein, wir Jagen ihm einen Schreck nach dem andern ein!” Sie verließen alle den Saal, gingen zu den Fischteichen hin, und Caplila sagte Ihnen dabei, welches die hohle Weide war, In der Jorge Varas steckte Es war ein mächtiger Baumstamm, der aber nur noch ein paar grüne Ruten trug. Die Herten stellten sich zehn Schritte vor dieser Weide auf. Breadal zog ein Kartenspiel hervor, ging zur Weide, befestigte das Herz-Aß an ihr und rief: „Fünfzig Pesos dem, der das Herz trifft!" Sie zogen Ihre Revolver. Capilla gab den ersten Schuß ab. Er hielt absicht- lich zu weit nach rechts, und die Rinde splitterte ab, Jorge Varas, der wirklich in der Weide steckte, schrie laut auf und erschien leichenblaß und zitternd an allen Gliedern neben dem Baum, Nun lachten und Johlten sie alle, stürmten auf Varas zu, fielen ihm um den Hals, ließen Ihn hochleben. Varas konnte kein Wort sagen. In diesem Augenblick geschah etwas, womit keiner der Herren gerechnet hatte: ein großes, lackspiegelndes Auto fuhr in elegantem Bogen auf den Hof und hielt vor der Verandatreppe. Ihm entstieg ein Mädchen; ein hübsches, elegant gekleidetes Mädchen. Es war Mercedes, Jorge Varas' Nichte, Domingo Breadal erkannte sie, und er war sehr überrascht. Er hatte mit ihrem Eintreffen erst gegen Abend ge- rechnet, So war es zwischen Ihr und ihm besprochen worden. In rasender, ununterbrochener Fahrt hatte Mercedes den weiten Weg von der Hauptstadt nach Agua Verde zurückgelegt. Ihr schien es sehr wichtig gewesen zu sein, so schnell wie möglich In die Nähe ihres Onkels zu kom- men. Und in die Nähe Domingo Breadals, Als Mercedes den Wagen verließ, sagte Breadal zu seinen Begleitern: „Um Himmels willen! Da haben wir die Bescherungl Sie ist zu früh gekommen, viel zu frühl Was nun?” Aber dann schritt er, Jorge Varas am Arm, an der Spitze seiner Freunde quer über den Hof und dem Mädchen entgegen. Varas konnte nicht fassen, was hier bei ihm geschah. Zuerst dieser Überfall der wilden Horde unter Anführung von Domingo Breadal, dann die un- erhörte Verwüstung, welche die Kerle überall anrichteten, dann der Schuß auf sein Versteck, der ihn hätte töten können, — und nun zu allem noch das plötzliche, unerwartete Erscheinen seiner Nichte. Nein, das war zuviel für Ihn, Aber da stand Mercedes schon vor ihm, sie begrüßte ihn, sie küßte Ihn auf beide Wangen. Und dann begrüßte sie den Domingo Breadal, Mit Erstaunen mußte Jorge Varas feststellen, daß sich die beiden kannten, recht gut kann- ten anscheinend. Breadal stellte danach seine Begleiter der Reihe nach dem Mädchen vor. Varas stand sprachlos dabei. Der Schreck saß ihm so in den Gliedern, sein Erstaunen war so groß, daß er kein Wort sagen konnte. Sie gingen Ins Haus, wo Capilla und seine Helfer sich beeilten, noch das zu tun, was zum Zustandekommen eines prächtigen Festmahls zu tun not- wendig war. Varas, der sich zwischen Mercedes und Breadal gesetzt hatte, rechnete im stillen aus, was wohl dieser Aufwand kosten würde. Eine Hochzeit wäre nicht teurer gewesen! seufzte er. Aber er ließ alles über sich ergehen. Die unerwarteten Ereignisse der letzten Stunden hatten Ihn zu sehr mitgenommen. Nein, eine Hochzeit war es nicht, noch nicht. Aber Domingo Breadal gab, ehe Varas weiterdenken und weiterrechnen konnte, seine Verlobung mit Donna Mercedes bekannt. Jorge Varas war starr. Er sprang auf. Er wollte protestieren. Denn das ging zu weit, entschieden zu welt, Aber vor den bittenden Augen seiner Nichte, unter ihren streichelnden Händen sank er zusammen und war mit allem einverstanden. Sie ließen das Brautpaar hochleben, sehr oft und sehr laut. Und Domingo Breadal setzte sich an Jorge Varas’ Stelle, an die Seite der strahlenden Mercedes. Von diesem Tag an wurde alles anders auf Agua Verde, Jorge Varas war ausgeschaltet. Selbst der alte Antonio achtete kaum noch auf das, was er sagte. Und Varas war zufrieden mit dem plötzlichen Wechsel. Er schickte sich schnell in all das Neue, das ihn umgab. Nur daß die alte, hohle Weide bei den Fischteichen umgehauen wurde, setzte er noch durch. An eine Bogenlampe Von Günther Goercke-Pflüger Gußeisern stehst du mit gesenktem Haupte seit Jahr und Tag am Rande des Verkehrs. Du hast so schön geleuchtet, daß man glaubte, der Mond, vielleicht sogar die Sonne, wär's. Nun hat man dich ganz einfach abgestellt. Verdunkelung liegt dick auf allen Wegen. Die undankbare, ach, so schnöde Welt hat's übers Herz gebracht, dich stillzulegen. Die Menschen, die den Weg nach Hause suchen, sie rennen sich an dir die Schädel ein. Darf man sich wundern, wenn sie dich verfluchen? Du mußt versuchen objektiv zu sein. Kopf hoch! Was nützt es schließlich, wenn du klagst, wie's dir geht, geht es allen auf den Plätzen. Wenn du den Menschen auch nicht mehr behagst, — mein Hund, der weiß dich immer noch zu schätzen! Sachkenntnis (0. Hermann) „Was... .? Du willst gesehen haben, daß ich dich mit dem Mädchen betrüge?“ — „Gesehen schon, aber ich glaub’s nicht!‘ Pratica della faccenda: Che ...? Tu vuol aver veduto che lo #' inganno colla ragazza?,, — "Veduto giä; ma non lo credol" 488 En leren Bemetopf gehört nichtin den Hill, sondern. mih dem Dechel zurück zu) Ihrem immer ein Zeichen für photogrophifche Wertarbeit Be Breslauer Brennerel underban E u; | d gut gepflugk Florio Marsala — ein Spitzenver- ihn Tangel treter der jahrtausendcalten Wein- baukultur Siziliens. Vollmundig, —— . UBERALLIMGUTEN LADEN würzig und gehaltvoll will er an- ‚die hochteine Kälerubereltung dächtig und in kleinen, prü- aus dem Allgäu rolrd nach mie FRE Ri vor mit edlem Chefterkäfe here EB DRIR DET, BEROTERNEREE Lerne zu Hau geftellt und mie Milchzucker, E LO EB h (0) Milchalbuminen und Milchmte neuen mar, Ba Kurzschrift zart, wie Der VELVETA if, MARSALA DURCH QUALITÄT UND GUTE obne Schulbankdrücken, ohne Ablenkung) Nie wersäumen Sie den Unterricht! 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Sie waren beide inguier Laune, und nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß die Katze nicht im Keller war, spiel- ten sie eine Zeitlang zusammen und trieben aller- lei Narrenstreiche, Sie schlugen Purzelbäume, machten Bockspringen und amüsierten sich köst- lich, Dann sagte plötzlich das eine Mäuschen: „Du, Theobald, ich bin so furchtbar durstig, wol- len wir nicht eine gute Flasche Wein zusammen trinken? Hier liegen doch Hunderte von herr- lichen, alten Weinen, und wir haben diese gött- lichen Getränke noch nie probiert. Heute wollen wir es einmal tun“ „Eine glänzende Idee“, rief das andere Mäus- chen, „du hast doch immer so gute Einfälle, von Rochetaillel’ (Es war eine sehr feine, kleine Maus aus einer alten, gräflichen Mäusefamilie, — des- wegen das „von”.) Diese herrliche Idee begeisterte die beiden Mäuschen so sehr, daß sie In lustigem Tanz her- umwirbelten, und dann schlug Theobald vor lau- ter Freude zwei Saltomortale hintereinander. (Er war nämlich aus einer alten, bekannten Mäuse- Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIENI Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 > Das schönste Geschenk ” für Heimat und Front tind meine neuen Bu teils Verzeichnis der sofort lielerbaren Bücher von Versandbuchhandlung Karl P. Geuter, Stuttgart 87 ‚ach 870 Die Vorzö halten di DasreiztnurdieHautund geht den Hühnerau: en nicht auf den Grund. Mittel, das radikal Hol haut und Schwielen be. seitigt, heißt doch = EETTE n Watte . Preise einschl. sammen bez. RM. scho stofl-Flaum) und peinlichst der Herstellung eı 3 hochinteressante Bücher! PustauC. / Japan u. Deutschland — die beiden Weträtsel . Rohwaldt / Indien, d. schöns ger Krone Britänniens 5 meior / Dor Feldzug mit der Artistenfamilie.) Dann nahmen sie eine Flasche Rotwein vom Regal herunter und fingen an zu trinken: „Das schmeckt aber fein”, sagte das eine Mäus- chen und leckte sich den Mund. „Das schmeckt nach mehr... hi andere. Noch eine Flasche Rotwein wurde heruntergeholt und auch eine Flasche alter DOM-Likör. Diese be- tauschenden Getränke brachten die beiden Mäus- sagte die BANGE NACHT ».. Ift es noch Liebe? Oh, wenn ich müßt" ob dein Mund im Traum noch meinen Mund küßt, wenn der Mond übers Kiffen dir fcheint ... Unrubvoll bin Ich erwacht. Ein freundlicher Stern in der Nacht ift Die altvergangene Zeit - wie die Ewigkeit nahe und weit. Maria Daut chen in eine Stimmung von größter Seligkeit, die sie nie vorher gefühlt hatten. Die eine Maus sprang auf eine Biertonne hinauf und wollte eine Rede auf die Damen halten. Sie konnte sich des Lachens beinahe nicht enthalten, und es war des- wegen nicht möglich, ein einziges Wort von ihrem Geschwätz zu verstehen. Die andere Maus, die von dem Wein so richtig redselig geworden war, saß am Boden und plauderte und lachte und winkte ihrer Kameradin aufmunternd zu. Als die Maus Ihre Rede auf die Damen beendigt hatte, hob sie die Vorderbeinchen hoch über den Kopf und stand einen Augenblick still: „Hoplal” rief sie, und dann sprang sie plötzlich von der Biertonne herunter und landete auf dem Boden, gerade auf dem Hinterteil, Schnell kam sie wieder auf die Beine, und dann sprang sie — eins —zwei—drei—iIn ein paar riesigen Sprün- gen die Kellertreppe hinauf, Die andere Maus saß da und guckte ihre Gefährtin erstaunt an: „Zum Donnerwelter, wo läufst du denn hin?” fragte sie. Die Maus auf der Treppe wendete sich herum, stellte sich aufs eine Bein und winkte ihrer Kame- radin zu: „Ich laufe hin, um die Katze zu verprügeln!” rief sie. Und dann sprang sie weg, die kleine, mutige Maus. Erik Stockmarr Für Ihren Füllhalter: Een schwarz und farl PAULSTAINL " GERA » GECR 1872 ‚Nur durch den Fachhan «+. DREI | RM. 5.60 GRUNDE, die Auto langsam und mäßig zu rouchen und | sorguam mit ihr umzuge) Post- HER X PIOTO-KINO:FILMEPROJERTION- FILM PHOTO Z'E.13:3,1 KON AG. Kl Die Zeiss Ikon Cameras wahren den guten Ruf ihres Hauses auch in Zeiten einer gesperrien Liefermöglichkeit. Ihre hohen Leistungen halten das Bewuft- sein für ihren Wert und den Wunsch nach ihrem späteren. Besitz lebendig. DRES DEN Be ee =. LESEN Sie auch die Münchner Neuefte Nachrichten Mündner Jllufteierte Preffe Süddeutfche Sonntagspofl München-Augsburger Abendzeitung | Empfehlt den n Simplieissimus! | GUTE Freude am Haar |bei sparsamer Anwendung und geringemVer ‚brauch schaffen und erhalten Sie sich durch | Hero-Haar- ‚ma und |wasser und 385 |Nährereme we Me Zu- A.Ruckdeschel, München 15/3 Sonnenstr. 7, Postscheck 38950 Leere „ROSODONT"- Dauerdosen aufheben! Sie helfen damit Rohniofle sparen und brauchen jederzeit nur „Rosodont"-Nach- föllstücke für =45 RM zu kaufen, für die die Lieferungımöglichkeiten leichter sind. 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Nückal) „Die beiden Gegner gingen mit Stühlen aufein- änder los”, erklärte der Richter, „konnten Sie da nicht wenigstens versuchen, Frieden zu stiften?” Der Zeuge verneinte: „Ein dritter Stuhl war nicht Garen * Evi und ich lustwandelten im Akazienwäldchen. Unter jedem Baum küßten wir uns wie die Turtel- täubchen, Plötzlich zuckte Evi erschrocken zusammen. „Dort kommt Mamal” „Deshalb brauchst du doch Liebste?” Evi seufzte erleichtert: „Ach richtig! Wir sind ja seit gestern verheiratet” nicht „Rate, Rudi, wen ich eben gesprochen habe?” „Keine Ahnung! Wen denn?” „Die Rosita Seranno höchstpersönlich!" „Da gratuliere ich, Bobby! Und du hast sie ein- fach angesprochen?“ „Im Gegenteill Das ist ja das Großartige! Sie hat mich angesprochen!“ „Was hat sie denn gesagt?” „Ich bin vorm Burgtheater ahnungslos in die Straßenbahn gestiegen, und plötzlich fragte sie mich, wohin ich fahre?” „Die Seranno? Kennt Ihr euch denn?” „Gar nicht. Wir haben uns das erstemal gesehen.” „Und da fragt sie dich, wohin du fährst?” „Nicht nur das — sie ist sogar mit mir zusammen den Ring hinunter bis zum Schwarzenbergplatz gefahren.” Dies machte auf Rudi einen tiefen Eindruck. „Sag mal, Bobby, ist die Seranno wirklich so hübsch, wie auf ihren Bildern?” fragte er dann. ‚Noch tausendmal schöner! Ein entzückendes, kleines, rassiges, rundes, molliges Persönchen!“ „Rund und mollig? Bist du wahnsinnig? Rosita Se- ranno Ist doch groß und schlankl" Graf Bobby dachte nach. Dann sagte er sinnend: „Wirklich? Dann war sie es vielleicht gar nicht. Ich habe mich ja sowieso gewundert und mir ge- dacht: seit wann ist die Rosita Seranno Straßen- bahnschaffnerin auf der Ringlinie?” ].H.R. RF erschrecken, J.H.R. Heirat! —Heirat! (Ein Junges Mädchen sitzt im Zimmer und zupft Margueriten. Die Tür wird stürmisch aufgerissen und ein junger Mann kommt aufgeregt herein. Er trägt ein paar schwarze Lackschuhe in der Hand. Läuft auf das Junge Mädchen zu, das aufgestän- den ist und ihn selig erwartend anblickt.) Er (umarmt sie): Helene! — Sie:Johannes!Johannes! Er: Helenel Es ist soweit! Ich habe alle Papiere beieinander! Wir können heiraten! Sie (selig): Johannes! Ich bin ja so glücklich! Er: Und ich erst, Helene! Sie: Wann ist unsere Hochzeit? Er: Ich will nur schnell meine Schuhe zum Schuster bringen! Sowie er sie besohlt hat, heiraten wir! Sie (hängt sich in seinen Arm): Herrlich, Johannes! Komm, ich begleite dicht (Geht mit ihm durch den Mittelvorhang ab.) (Die Bühne bleibt eine halbe Minute leer. Dann kommt von links ein altes Mütterchen im schnee- weißen Haar, zitternd und wacklig, Es zupft an einer Marguerite, Plötzlich horcht es auf. Lauscht nach außen. Ihr Gesicht verklärt sich. Die Tür öff- net sich langsam und ein müder Greis mit Glatze und Zipperlein wankt mühsam auf einen Stock ge- stützt herein, In der Hand trägt er ein Paar frisch- besohlter schwarzer Lackschuhe.) Er (umarmt sie mühsam): Helene! Sie: Johannes! Mein Johannes! Er: Helene! Jetzt können wir heiraten! Soeben hat derSchuster dieSchuhe gebracht! JoHanns Rösler Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat fon 24308 München an der Hauptpost, Resldenzstraße 3, Tei 8. FOHEN Kranatlen KENNZEICHEN DES GUTEN GESCHMACKS VOLLELARTISCH. HANDGENÄHT, ELEGANT KHONKN.KRAWATTEN-FANRIE Fi MFÜdEE BEnLINcH “ Wunderfam 1, [-1779,07:77 77 Zahnpolitur Haarwasser Ganz eigener Urt u, Wirkung Kossack d. Altere, Düsseldorf Cinzano im Yeinkühler £ Herr Schmitz hat vollkommen recht. Wenn man eine Flasche Cinzano erwischt — und das ist nicht jeden Tag der Fall, dann sollte man den Genuß sorichtigauskosten. Uni sie auch angebrochen dich gem Genuß — Wer seine Muskoin kräftig gebrauchen will. kann scioe Leistungen durch erhöhte Kalkzuflır eigen. | An unveränd Aus der Mappe der Tropomcrkr, Köte-M nun mal gut gekühlt am besten. 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Ma nessuno parla della sete che si hal,, MEINE GIRAFFE 5 VON ERIK STOCKMARR In meiner Jugend reiste ich einige Jahre mit einer Jagdexpedition in Afrika, um wilde Tiere, Elefan- ten, Löwen, Tiger, Giraffen und Nilpferde zu fan- gen. Wir arbeiteten als Jäger für einen großen Zirkus, und unsere Aufgabe war also, die Tiere lebendig zu fangen. Glauben Sie-mir, das ist ein spannendes Leben, richtig ein Leben für Männer. Herrlich ist es, wenn man auf einem feurigen Pferd über die sonnengebrannte Steppe reitet, um das Wild aufzujagen. Es geschieht natürlich ab und zu, daß das Pferd stürzt und man das Genick bricht, und der tapfere Jäger wird dann mit Haut nd Haar von den hungrigen Löwen aufgefressen, aber den richtigen Jäger rührt so etwas nicht. Ja, man hat als Jäger viele komische Erlebnisse, und ich werde Ihnen hier eines erzählen, nämlich.die Geschichte von melner Giraffe, In den Jahren, in denen ich In Afrika reiste, haben wir nur wenige Glraffen gefangen. Leider, denn es sind Ja so niedliche Tiere, und sie werden auch sehr gut bezahlt. Ich weiß nicht, ob die Leser mit Giraffen näheren Verkehr gehabt haben, falls Sie aber so glücklich gewesen sind, wissen Sie auch, * was für nette und herzensgute Tiere die Giraffen sind. So friedlich und liebenswürdig und immer In guter Laune. Mir gefällt die ostafrikanische Giraffe am besten, doch werde Ich nicht bestreiten, daß die Leser vielleicht mit der Sudangiraffe bessere Erfahrungen gemacht haben. Na, wir wollen uns darüber nicht strelten. Drei Jahre lang war Ich als Jäger In Afrika tätig, dann kam an einem schönen Frühlingstag die Stunde meiner Abreise. In Mom- bassa ging Ich an Bord, um via Indischer Ozean, Rotes Meer und Suezkanal nach Italien zu fahren, von wo ich weiter nach Kopen- hagen reisen sollte. In Mombassa blieb ich ein paar Tage, um die prachtvollen Ruinen der portu- giesischen Burgen und die arabischen Gebäude zu studieren. Als ich früh am Morgen an der Schiffbrücke stand und einen letztenBlick auf das geliebte Afrika warf, war ich ein bißchen weh- mütig, und auch meinem Freund Hansen, dem Nil- pferdjäger, der jetzt als einzigster Däne in der Expedition zurückblieb, war etwas beklommen ums Herz. Wir hatten doch eine wunderbare Zeit In Afrika zusammen verlebt, und Jetzt sollten wir uns plötz- lich trennen, „Du, Hansen“, rief ich, „falls du einmal eine schöne Giraffe fängst, schicke sie mir nach Kopen- hagen, dann habe Ich doch eine nette Erinnerung an die frohen Tage in Afrika. Also, Hals- und Bein- bruch, Hansen, hoffentlich sehen wir uns einmal wieder!” Hansen nickte, und Ich ging schnell in meine Ka- Jüte und packte meine Koffer aus. * Ein Jahr wohnte ich in Kopenhagen und hatte schon längst vergessen, daß ich Hansen gebeten hatte, mir eine Giraffe zu senden. Da brachte die Post mir eines Tages einen Brief vom Bahnhof in Kopenhagen: „Sehr geehrter Herr Stockmartl - Gestern abend Ist hier eine Giraffe für Sie an- gekommen, und wir bitten Sie höflichst, diese Sendung abzuholen, da wir leider nicht im- stande sind, die Giraffe mit unserer Frachtpost auszufahren. Das Tier hat Übrigens dem Bahn- hofsverwalter die Nase abgebissen, und wir bit- ten Sie deshalb, dieses beschwerliche Raubtier so bald wie möglich abzuholen. Der Bahnhofsver- walter wird natürlich einen Schadenersatz für seine Nase, die für ihn von großer Bedeutung ist, verlangen, und wir wollen Ihnen hierüber später Mitteilung zukommen lassen.” Ich begab mich auf den Bahnhof, um meine Giraffe abzuholen. Ein wunderbares Prachtexemplar war es! Drei Meter hoch und mit schönen, kaffee- braunen Flecken auf dem gelben Fell, Eine echte ostafrikanische Giraffe! Da ich ein Auto nicht be- kommen konnte — der Chauffeur wehrte sich, mit solchem Passagier zu fahren —, ging ich zu Fuß nach Hause. Hunderte von Menschen folgten mir durch die Straßen, Mit neugierigen Blicken sahen sie das Tier an, lachten und schrien und machten allerlei Witze über meine geliebte Giraffe, ge- radeso, als ob sie nie vorher ein solches Tier gesehen hatten, Vielleicht hatten sie nur Sudan- Giraffen gesehen? Ich verstehe nicht, warum die Kopenhagener so furchtbar neuglerig sind, eine Giraffe ist doch schließlich nur eine Giraffe und ein wirklich gutes und freundliches Tier. Ein biß- chen beschwerlich war es, die Giraffe in meine Wohnung heraufzutransportieren, well ich Im fünften Stock wohne, und es ist kein Lift vor- handen. Doch, ich war ja mit dem Transport von solchen Tieren so vertraut, daß es mir natür- lich schließlich gelang, die Giraffe die Treppe heraufzubekommen. Meine Haushälterin, Frau Petersen, bekam beinahe einen Herzschlag, als sie die Tür öffnete: „Gott im Himmel“, rlef sie erschrocken, „was I-s-t doch das für ein Tier, Herr Stockmarr?” Diese merkwürdige Frage überraschte mich ein wenig, denn Frau Petersen Ist sonst ein Intelligen- ter Mensch, und jeder kann doch sehen, daß eine Giraffe eine Giraffe ist. Das ist Ja kelne Fleder- maus oder gar ein Huhn! „Frau Petersen“, sagte Ich, „das ist eine Giraffe, das sehen Sie doch deutlich an den schönen brau- nen Flecken. Eine ostafrikanische Giraffe Ist das.” Dann machte Ich dem Tier ein Zeichen, damit es sich bücken und in die-Wohnung eintreten sollte. Als ich die Giraffe in mein Zimmer gebracht hatte, mußte Ich Ihren Hals durch das Dachfenster stek- ken, well sonst kein Platz für das Tier da war. DIE HAUSDAME Gebildet und vornehm geboren, Wenn auch Meier ganz einfach fie hieß, War fie dauernd beleidigt, Die Hausdame, Und eo mußte doch keiner weshalb, Ihr Frühftück war längft fchon beendet, Wenn der Erfte am Morgen erfchien, Aber ftumm zur Gefellfchaft blieb fitsen fie, Bis der Letste das Eßzimmer floh. Sie trug feit Jahrzehnten fchon Trauer, Doch man durfte nicht fragen, um wen, Da fie hoffte, daß jeder beftändig Nic“ Ihres fchweren Verluftes entfann. 492 Obmohl fie vor Reinlichkeit glänzte, Benutste fie niemals das Bad, Denn es hing dort ein Bild, darauf kleiderlos Eine Nymphe den Satyrn entivich. Sotern bei Geburtofelern Kinder Deklamlerten, dann war es gewiß: Jene Beifpiele finnigen Dichtertums, Die fie darboten, ftammten von Ihr Des Nachts, wenn die anderen fchliefen, Unterhielt fle fich laut mit dem Mann, Der fie heiraten wollte und leider doch Ihre Ablehnung fchweigend ertrug. Peter Goelleche Der wichtige Mann (R. Krlesch) „Schärfer lächeln, Fränzi, ganz hinten sitzt mein Schuster, vielleicht besohlt er meine Schuhe doch noch in zwei Monaten!“ L’ vomo importante; “Sorridi di piü, Checchina! Laggiü in fondo siede il mio calzolaio; forse mi risola pure le scarpe in due mesi!" 493 Lange dauerte es nicht, dann klingelte es an der Tür, und mein Hauswirt Herr Kringel Kringelmann stürzte ins Zimmer hinein. Er war ganz außer sich vor Wut und guckte mich an, als ob ich direkt von dem Monde käme: „Was i-s-t doch das für ein Tier?“ brüllte er und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, „Herr Kringel Kringelmann“, sagte ich, „das Ist eine Giraffe, eine ostafrikanische Gi...” „Aber, Mensch, das ist doch verboten, hier im Hause Giraffen zu halten!” „50? Das Ist verboten?” fragte ich. „Wer hat denn das verboten?” „Es steht in Ihrem Mietvertrag, daß Sie keine Haus- tiere in der Wohnung halten dürfen.“ „Haustierel” sagte Ich. „Die Giraffe ist doch kein Haustier, sie Ist ein Steppentier, und in meinem Mietvertrag steht keln Wort darüber, daß ich keine Steppentiere in meiner Wohnung halten darf.” Herr Kringel Kringelmann sah mich ganz ver- stört an und verließ das Zimmer mit einer Flut von Schimpfworten, Ich setzte mich In meinen Lehnstuhl und guckte meine schöne Giraffe an. Die Flecken am linken Hinterbein waren ein bißchen undeutlich und ich nahm deshalb Palette und Pin- sel und malte sie ein bißchen nach, ‘Nachher überlegte ich mir, ob ich das Tier vielleicht auf eine ändere, praktischere Welse im Zimmer In- stallieren könnte. Doch, es gab keinen anderen ‚Ausweg und Ich ließ es dann mit dem Halse durch das Dachfenster stehen bleiben. Wenn ich mich mit meiner Giraffe unterhalten wollte, mußte ich das andere Dachfenster öffnen und meinen Kopf dort herausstecken. Das war ein bißchen be- schwerlich, aber Kopenhagen ist nun einmal nicht Afrika, Das schwierigste war, das Tier zu füttern, es war nämlich ein ganz junges Tier, und die jungen Giraffen ernähren sich Im ersten Lebensjahr von Muttermilch. Mangels einer Giraffenmutter konnte ich natürlich das Tier von einer Kuh oder einer Ziege söäugen lassen, doch diesen Gedanken mußte ich aufgeben, weil es zu beschwerlich war, jede vierte Stunde eine Kuh durch das Dach- fenster heraufzuheben und sie ein paar Meter hoch in die Luft zu schwingen. Das Problem mußte also eine andere Lösung finden, und es gelang mir schließlich, auch einen Ausweg zu finden. Ich kaufte eine Saugeflasche, die ich an einer langen Stange befestigte, und auf diese Welse fütterte ich die Giraffe, Hunderte von neugierigen Menschen standen auf der Straße und guckten In die Luft. Für eine junge Giraffe Ist Bewegung gerade so wichtig wie das Essen, und ich sattelte deshalb das Tier jeden Morgen und ritt auf meiner schönen Giraffe durch die Stadt. In meterlangen Sprüngen ritt ich durch die Straßen, schnell wie ein Sturm- wind, denn eine Giraffe läuft ihre sieben- bis achthundert Meter in der Minute. Herrlich war es, herrlich, sage Ich Ihnen, geradeso wie in den glücklichen Tagen in Afrika. Eine Woche lang verlebte ich eine wunderbare Zeit mit meiner Giraffe zusammen, dann aber tauchte Herr Kringel Kringelmann mit einem Rechtsanwalt auf, der mich vor Gericht stellen wollte, Er drohte mir mit der Polizei, mit Gefäng- nis und was weiß Ich. Nun war Ich aber von allen diesen Schwierigkeiten müde geworden, und ich nahm den Rechtsanwalt und Herrn Kringel Kringel- mann am Kragen und schloß sie beide in den Kleiderschrank. Dann sattelte ich meine geliebte Giraffe und setzte den Kurs nach Süden, Ohne ‚Aufenthalt ritt ich nach Neapel, wo ich auf einem Schiff an Bord ging, um wieder nach Afrika zu fahren. Dort sind die Menschen freundlicher und verständiger. Nach Kopenhagen fahre ich vor- läufig nicht, denn ich halte die Neugierde und die sonderbaren Fragen der Menschen nicht mehr aus: „Was i-s-t doch das für ein Tier?” GEDÄCHTNISSCHWÄCHE VON PAUL WESTERGAARD Mit Besorgnis muß ich feststellen, daß mich in letzter Zeit eine Gedächtnisschwäche und Zer- streutheit befallen hat, die das Schlimmste be- fürchten läßt. Sagte ich doch kürzlich zu meiner Wirtin: „Die Goldbutten waren wieder aus- gezeichnet, die Sie heute auf den Tisch brach- ten.” Worauf Frau Magelund vorwurfsvoll ent- gegnete: „Aber Herr Petersen, ich muß doch bitten: Das waren doch keine Goldbutten, das waren Frikadellen!” Ja sehen Sie, und so etwas ist peinlich, furchtbar peinlich. Nicht wahr? Aber ein viel schlimmerer Beweis meiner schwin- denden Gedächtniskraft und der zunehmenden Zerstreutheit sollte mir vorgestern werden. Am Rathausplatz begegnete ich einem Jungen Mann, der freudestrahlend auf mich zukam und mir freundschaftlich die Hand entgegenstreckte, sowie er mich erblickte. „Wie geht es Ihnen, mein Lieber?” begrüßte er mich. Ich konnte mich nicht darauf besinnen, jemals die Bekanntschaft dieses Mannes gemacht zu haben. Doch wer weiß... es konnte ja sein... Und da Ich mir nicht gern die Blöße geben wollte, an schlechtem Erinnerungsvermögen zu leiden, erwiderte ich ebenso freundlich seinen Händedruck. „Lange her, seitdem wir uns gesehen haben!” fuhr der andere fort. „Waren Sie verreist?" „Ich verreist? Nein, nicht daß ich wüßte.” RASIEREN VON EUGEN ROTH Ein Menfch muß fich (mas viele haffent) Heut unbedingt rafieren laffen, a) daß die Borften man entlernt, b) weil er es nicht felbft gelernt. Beim Eintritt grüßt Ihn Meifter Schaber Sofort und äußerft herzlich - aber Es fitst bereits, mit Schaum vorm Munde, Dort eingefeift, ein andrer Kunde. Und noch ein zweiter, wüft bebartet, Liet tumm das Morgenblatt und wartet. Der Meifter, geiftesgegenwärtig, Verfichert, er fei faft fchon fertig Und bittet, unter Mefferweten, Den Menfchen freundlich, fich zu fetten. Der erfte Kunde - das geht fchnellt Der ziveite rückt an feine Stell’, Doch leider äußert er die Bitte, Daß man Ihm auch die Haare fchnitte. Und peinlich muß eo überrafchen: Er mill auch jetst den Kopf gewafchen. Der Menfch, der ohne Seife fchäumt, Hat mutentbrannt das Feld geräumt. Wohin er geht, hat er kein Glück, Befchämt kehrt er darum zurück, Damit man endlich Ihn raflere: Inzipifchen warten jett dort vierel „Hahahal Inzwischen hat sich viel ereignet. Habe mich nämlich verheiratet.” Erneut reichte Ich ihm die Hand, lachte strahlend und sagte: „Da gratuliere ich, Viel Glück und reichen Kindersegen!” Und im stillen grübelte ich: Wer mag das bloß sein? Wo soll ich ihn unterbringen? Er wurde nun aber noch vertraulicher. „Ja, und denken Sie nur, die Mathilde ist meine Frau ge- worden! Und nicht die Ingeborg! Gewiß, Inge- borg war ein netter kleiner Kerl, nicht wahr? Aber Mathilde — Mathilde...” Er rollte im Eifer förm- lich die Augen, „Natürlich, selbstverständlichi” schaltete ich ein. Ich mußte ja doch etwas sagen. „Fräulein Mathilde Ist nun einmal Fräulein Mathilde.” „Ja, sie ist solider, wenn ich so sagen darf,” Er kam wieder auf die Erde zurück. Ich nickte: „Viel sollder — Jawohl.” Mein neuer Freund schwieg einen Augenblick. Dann holte er plötzlich eine Photographie aus der Tasche und reichte sie mir. „Hier, den kennen Sie Ja auch!“ Ich besah mir das Bild. Es zeigte einen grimmig dreinblickenden älteren Herrn In Hemdsärmeln. Mir erschien der Mann in der Tat Irgendwie be- kannt. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich wußte nicht, wo ich diese Bekanntschaft gemacht haben konnte. Um mir auch hier die Unzuver- lässigkeit meines Gedächtnisses nicht anmerken zu lassen, sagte Ich: „Er ist dicker geworden.” „Was? Der und dicker geworden! Na hören Sie, Sie spassen wohll Im Gegenteil, fünfzig Pfund hat der dicke Nielsen abgenommen seit Weihnachten." „Nun, das Photo Ist eben nicht besonders scharf geraten. Ja, jetzt sehe ich auch, er ist erheblich magerer geworden. Immerhin dürfte er noch seine zweihundert Pfund Lebendgewicht beieinander haben.“ Ich lachte und der Junge Mann stimmte mit ein. Gleich darauf trennten wir uns, Nachdenklich, ob Ich nun auf der Stelle einen ‚Arzt zu Rate ziehen sollte, ging ich meiner Wege. Denn schließlich kann unsereiner In Jungen Jahren nicht schon ohne "Gedächtnis umherlaufen. Wer in aller Welt aber war der Junge Mann, den ich wahrhaftig nicht kannte, und der dagegen so gut über meine Person Im Bilde war? — Da traf ich ihn gestern wieder. Es war am Silber- markt. Ich lüftete schon von weitem den Hut, um ihn glauben zu machen, daß auch Ich ihn kannte, Doch er erwiderte meinen Gruß nicht. Er kam näher, blieb steif vor mir stehen und maß mich mit verächtlichen Blicken. „Sie sollten sich schämen, Herrl” sagte er dann In einem eisigen Ton. „In Ihrem Alter am hell- lichten Tage auf offener Straße mit anderen Leu- ten Narrenpossen zu treiben, wie Sie es gestern getan haben!” „Aber ich bitte Sie, Ich begreife nicht..." „Na dann begreifen Sie eben nicht! Sie kennen mich ja überhaupt nicht! Ich entdeckte es leider erst hinterher, daß ich Sie mit jemand anderem verwechselte. Solch einer wie Sie gehört ins Narrenhausl“ Mit diesen Worten ließ er mich stehen und ent- fernte sich. Ganz verdattert sah ich ihm nach, bis er um die nächste Straßenecke verschwunden war. Sei es nun auch wie es sel. Ich werde auf Jeden Fall nicht mehr zögern! Gleich heute noch werde ich den Arzt aufsuchen! Aus dem Dänischen von Werner Rietig Verlag und Druck: ndlungen, Zeitungrgeschäfte ünd Postansti ung ab 18, On wort! Schritielter; Welter Foltzick, München, Verantwortl; Anz 494 Straße 80 (Formiuf 1296). Brietanschrift München 2 BZ, Brieffach. ‚erscheint wöchentlich ‚einmal, Bestellungen nehmen Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 (K. Helligenstaedt) Der sichere Weg F . „Wenn er diesen Brief lesen soll, leg ich ihn wohl am besten zwischen die Briefe, die ich vor ihm versteckt habe!“ La via sicura: “Poich& occorre ch’ egli legga questa lettera, Il meglio si & ch’ Io la metta fra le lettere che gli ho nascoste!,, 495 (Erich Schilling) Vom englisch-amerikanischen Geleitzug „Sollen wir damit den deutschen Vormarsch aufhalten?“ Del convoglio anglo-americano: “Dobblamo nol con ciö traltenere I" avanzata tedesca?,, 496 München, 5. August 1942 30 Pfennig 47. Jahrgang / Nummer 32 SimPLICissimuS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Manöver in Nordirland (E. Thöny) „Bravo, bravo, der Mann da vorne scheint bei Dünkirchen dabeigewesen zu sein, der läuft am schnellsten!“ Manovra nell’ Irlanda settentrionale: “Bravo! Bravo! Quell’ uomo la davantl pare sla stato a Dünkirchen: corre pi di tutti. In einem ukrainischen Dorf - In un villaggio dell’ Ucraina 0. Oberberger) FÜRSTENLAUNE Ich bin kürzlich in einer unhistorischen Stadt ge- wesen, In einer Stadt, die die liebe Not mit ihrer Vergangenheit hat. Nicht etwa, daß da etwas nicht in Ordnung ist, was zu verheimlichen wäre, o nein, aber es fehlt dieser Stadt das Mit- telalter und die Renaissance und das Barock, halt all das, worauf man stolz ist, wenn man eine Stadt ist. Keine mittelalterlichen Türme sind da und keine stolzen Bürgerbauten, die von frühe- ter, wenn auch verschwundener Macht zeugen. Es Ist auch keine Stadt, die sich aus eigener Kraft mit Bergwerken und sausenden Maschinen im vorigen Jahrhundert emporgearbeltet hat. Die Stadt entstand nämlich, wie sich mein Ge- schichtsbuch in der Schule auszudrücken pflegte: durch Fürstenlaune. Wenn eine Stadt durch Fürstenlaune entstanden Ist, dann kann man wetten, daß dies Im achtzehn- ten Jahrhundert geschah, denn damals waren die Fürsten besonders launisch. Ich stelle mir die Sache ungefähr so vor: Eines Tages saß die Hofgesellschaft nach Tisch bei einem Täßchen Kaffee beieinander, und man dachte scharf darüber nach, was man wohl histo- tlsch Merkwürdiges tun könnte, ob man einen Hirsch hetzen, oder einem Komponisten Ge- legenheit geben sollte, ein unvergängliches Werk entstehen zu lassen, oder ob es geeignet sei, in Sachen der Thronfolge etwas Wichtiges zu unternehmen. Die zur Zeit diensttuende Maitresse sagte bel- läufig: „Wie wär's, wenn Durchlaucht mal eine Stadt gründeten?” Da sprang der Landesvater auf und verkündete, daß ihm eben etwas ganz Bedeutendes eingefallen sei, er habe sich nach löngem Nachdenken entschlossen, eine Stadt zu gründen. Alles jubelte dem Herrscher zu und die Maltresse vom Dienst wurde durch geheime Ka- binettsorder zur Stammutter eines blühenden Geschlechtes befördert. Ihr zu Ehren wurde das zu jeder richtigen Residenz gehörende Lust- schlößchen Brigittenhof oder.so ähnlich benannt. Der Landesvater ließ sich ein Blatt Papier brin- gen und gab sich der Landesplanung hin. In der Mitte des Blattes machte er einen Punkt, der das Residenzschloß bedeutete. Von hier aus zog er strahlenförmige Straßen, die seine Huld darstell- ten. Eine Huld führte nach Brigittenhof, eine an- dere nach einem Jagdschloß, dann wieder eine nach einem anderen Jagdschloß und die übrigen irgendwohin. Der Hofstaat staunte über so viel künstlerische Erfindungsgabe bei einem so viel- geliebten Herrscher. Auf diese oder ähnliche Weise entstand das Städtchen durch Fürstenlaune, und, was ihm an mittelalterlicher Romantik oder industriellem Ge- triebe fehlt, ersetzt es reichlich durch Ruhe und ausgedehnte Parkanlagen, in denen pensionierte Hofbeamte teils Brigittenhof, teils dem Hirsch- garten, teils ihrem Lebensabend entgegengehen. Ja, es lebt sich behaglich hier, und ich bin über- zeugt, die Einwohner sind dem Erfinder der Stadt nicht gram, dem es gelang, ein glückliches Zu- sammenwirken von Bäckern, Schneidern, Bauern, Milchläden, Gastwirtschaften, Zahnärzten, Pasto- ren, Standesbeamten und älteren Damen zu er- zlelen. Das ist der Komplex, den mein Schulbuch kur- zerhand mit Fürstenlaune umriß, und der es mir ermöglichte, dort eine ordentliche Portion Krebse zum Abendbrot zu erhalten. Meine Sym- pathie gehört dem kleinen Luststädichen. Foltzick DER GAUNER VON HANS KARL BRESLAUER „Melanie“, rief Herr Fürneder, aufgeregt nach Hause kommend, „Melanie, denk dir nur, was mir heute passiert ist. Ich war mit meinem Freund Neckam im Kaffeehaus und —" u und?“ „— und dort hat man mir meine goldene Uhr ge- stohlen!” „Die goldene Uhr mit der Kette?” Frau Melanie erbleichte, „Nicht möglich!” „Leider, leider ist es möglich gewesen!” „Daß es möglich ist, das glaub ich schon!” fuhr Frau Melanie auf, „aber daß ein Mensch so blöd ist, und sich die Uhr aus der Westentasche stehlen latt —" „Schau, Melanie, diese Gauner sind ja so raffi- niert.” „Das Ist ja unglaublich, was du imstande bist! Du wirst uns mit deinem Leichtsinn noch zugrunde richten! Nicht genug daran, daß du wöchentlich zweimal ins Kaffeehaus gehst —” „Wir sind wohlhabend genug, daß ich —* „Daß du dir die Uhr stehlen lassen kannst, die ein Vermögen gekostet hat! Vor einem halben Jahr erst hat man dir die silberne Uhr ge- stohlen —" „Die ist ja sowieso immer stehen geblieben.” „Das ist gleichgültig! Eine Uhr war es doch! Aber laß es dir gesagt sein, ich gebe für eine neue Uhr keinen Pfennig her. Ich nicht! Meinetwegen kannst du die Pendeluhr einstecken!“ Am nächsten Vormittag saß Herr Fürneder verzagt im Wohnzimmer, als das Mädchen einen Herrm meldete, den Frau Melanie freundlich empfing. „Verzeihen Sie die Störung”, sagte der Herr, 498 „Ktiminalinspektor Strugl —” „Du — du hast die Anzeige gemacht, Melanie?" fragte Herr Fürneder schüchtern. „Natürlich! Gestern abends noch —" „Und das war auch sehr klug von der gnädigen Fraul” sagte der Polizeibeamte. „Denn nur die- sem Umstand können wir es verdanken, daß wir den Gauner, als er heute früh die Uhr versetzen wollte, auch schon verhaften konnten!” ® „Ver-haf-ten?” Herrn Fürneder quollen die Augen aus den Höhlen. „Er sitzt schon hinter Schloß und Riegel. Wir haben gleich eine Hausdurchsuchung bei ihm vor- genommen, und da hat sich seine Frau so renitent benommen, daß wir sie auch gleich mitnehmen mußten. Sie war wie eine Furie —" „Sei — seine — Frau —" stotterte Herr Fürneder. „Jawohll Und der Gauner scheint ein ganz ge- riebener Bursche zu sein! Er behauptet, er sei ein guter Freund von Ihnen!“ „Was? Das behauptet der Uhrmarder?" empörte sich Frau Melanie. „Sie haben keine Ahnung, gnädige Frau, auf was für Ausreden so ein Lump kommen kann! Und dieser Neckam scheint mir der Allerschlimmste zu sein!” „Neckam?" sagte Frau Melanie, „Neckam heißt er?” „Ja“, nickte der Polizeibeamte, „Neckam... Was wollen Sie von mir, hat er gesagt, der Fürneder Ist mein ältester Freund, und weil ihn seine Frau so knapp hält, hat er mich, um einmal zu einem ordentlichen Taschengeld zu kommen, gestern abend im Kaffeehaus ersucht, die Uhr zu nehmen und so rasch als möglich zu versetzen” PADer lei A N La sven! ‚a dell’ angelo 499 Die Drillinge (0. Gulbransson) re I 2, . # QLar auunmnr sbom Bus | „Kopf hoch, lieber Drillingsbruder; wenn du schwach wirst, werden wir es nämlich auch!“ Itrigemini: "Alta la testa, caro fratello trigemino! Se ti afflosci tu, ci afflosciamo anche nol!,, 500 Auf der Suche (R. Kılesch) „Wissen Sie vielleicht, wo mein Mann ist, Herr Doktor?" „Zu sehen ist er Gott sei Dank nicht, aber ich kann ja mal tauchen!“ Alla ricerca: ‘Sapete Vol forse, Dottore, dove sia mio marito?,, — “Grazie a Dio, non lo si vede; ma io posso ben tuffarmi!,, 501 An der Nase herumgeführt - Menato pel naso (Fr. Bilak) Der friedliche Emil Von Gunvor Hall „Was Neubauten anbelangt, so muß ich schon sagen, daß die Wohnungen dieser Häuser ver- teufelt dünne Wände haben”, erklärte mein Freund Emil, als wir kürzlich auf Wohnfragen zu sprechen kamen. „Das Ist sehr unangenehm, Zumal für einen Junggesellen wie ich. Denn es gibt Leute, die uns Junggesellen für ungeratene, unreife Kin- der halten, auf die man ständig aufpassen und die man bei jeder Gelegenheit zurechtweisen muß, Am liebsten möchte unsereiner das Atmen in so einer Wohnung unterlassen.” „Das wäre ja wohl etwas übertrieben”, warf ich ein, als Emil seufzend schwieg und mich In Er- wartung meiner Teilnahme fragend ansah, „Auch sehe ich nicht so recht, wo du hinaus willst.“ „Das wird dir schon bald einleuchten! Wenn du nur Interesse genug hättest, mich anzuhören, ohne mich zu unterbrechen!” „Was das betrifft, da kannst du ganz beruhigt sein. Also erzähle.” Da rückte sich Emil eifrig zurecht und begann: „Im vorigen Jahr also bewohnte ich in einem sol- chen Neubauhaus eine kleine Dreizimmerwoh- nung mit Zentralheizung, Bad, Warmwasser und sonstigem Komfort, Insofern war ich ganz zufrieden. Leider aber hatte ich das Pech, daß unter mir zwei ältere, recht nervöse Damen wohnten und über mir ein penslonierter Rechnungsrevisor, der an chroni- scher Schlaflosigkeit litt. Friedliche, ruhige Leute, die wie Ratten durch die Zimmer schlichen und des Nachts nicht schnarchten. Sie empfingen niemals Besuch. Ich desto häufiger, das will ich nicht leugnen. Aber es ging bei mir stets still und friedlich zu und ohne nennens- werten Lärm. Ich pflegte auch lediglich nur mit fünf bis zehn meiner Kameraden eine lebhafte Konversation zu halten. An die sich meist noch zum gesunden Ausgleich der geistigen und kör- perlichen Kräfte freundschaftliche Ringkämpfe an- schlossen, die wir auf dem großen Perserteppich meines Wohnzimmers austrugen. Nun ja, hin und wieder veranstaltete ich auch mal ein kleines Tanzvergnügen in meiner Woh- nung. Doch stets ging es dabei mit Maßen zu. Zum Beispiel wurde mit Rücksicht auf die vorgerückte Stunde zum Schluß nur Walzer ge- tanzt. Im großen und ganzen jedoch lebte ich sehr still und zurückgezogen. Besonders tagsüber, wo ich doch meist nicht zu Hause war. Aber glaubst du, daß die Nachbarn mich daraufhin in Ruhe gelassen haben? Nein! Sie grüßten nicht und verschwanden in ihren Tü- ten, wenn ich kam. Oder sie standen und sahen mit bedeutsamen Blicken zu mir hin und tuschel- ten miteinander. Oder aber sie begrüßten mich Erziehung - Educazione freundlich und fragten mich liebenswürdig nach dem ruhestörenden Lärm, der wieder aus meiner Wohnung gedrungen wärel Lärm! Stell dir vor, wo Ich so friedlich und so rücksichtsvoll bin! Aber es sollte noch schlimmer kommen. Bald begann es von unten und oben her in den Rohren der Zentralheizung zu rumoren, wenn wir uns nur über zehn Uhr hinaus unterhielten. Unab- lässig zornig mahnend. Anfangs kümmerte ich mich nicht darum. Doch als sie auch zu klopfen begannen, wenn ich mit mir selber sprach — das muß man ja schließlich, wenn man viel allein ist, nicht wahr? — da ging mir das Geklopfe denn doch an die Nerven. Ist es da ein Wunder, daß ich die Freunde noch häufiger zu mir einlud, um der Einsamkeit und dem Ärger zu entgehen? Und sobald die Nach- barn nun anfingen, an die Heizung zu klopfen, er- widerten wir die geheimnisvollen Klopfzeichen in der gleichen Weise, Eine Beschäftigung, die sehr anregend und lustig war, weil keiner aufhören wollte, und die sich oft bis in die frühen Morgen- stunden hinein erstreckte. Als ich dann aber eines Tages mit den Nachbarn und auch mit dem Hauswirt Rücksprache genom- men hatte, herrschte Tage hindurch allseitiger Friede. Sogar die Klopfzeichen hatten aufgehört. Bis ich dann wieder einmal einen kleinen Herren- abend veranstaltete mit anschließenden sport- lichen Wettbewerben in Handstand und Welt- sprung, die sich bis in die frühen Morgenstunden hinzogen. Da klopften die Damen unter mir. Als ich später Jedoch zufällig mit einer von ihnen zu- sammentraf, grüßte sie freundlich und sagte nichts. Es mußte also wirklich nicht so schlimm gewesen sein, die Damen sind nur übernervös. (0. Hermann) „+... und das sage ich Ihnen, Fräulein, von einer Stamm- kundin verlange ich wenigstens mehr Höflichkeit!‘ *...e questo Vi dico, signorina: da una cliente stabile pretendo almeno un po’ piu' di corteslal,, 502 oO NN NR RN \ NUR RTENRN N ANNIE NER STIL ie Zusammenlegung der Handelsflotten (Erich Schilling) —— - == = NS < en Di „Verflucht, trotzdem geht's nicht vorwärts!“ L’ unione delle flotte mercantili: “"Maledizione! Adonta di ciö non si va avanti!,, Ich wette, sie würden auch klopfen, wenn eine Maus läuft! Doch ein paar Tage später wollte es das Unglück, daß ich von einer ausgedehnten Geburtstagsfeier zu vorgerückter Stunde nach Hause kam und ein paar Freunde zu einem Schlaftrunk zu mir herauf- nahm. Uns erschien es, daß wir uns alle still und ruhig verhalten hatten, Eines kann ich mir nur nicht erklären. Als ich Tags darauf erwachte, fand ich den Kronleuchter auf dem Sofa liegend vor. Gustav lag darunter und schnarchte. Vielleicht hatte er versucht, am Kronleuchter einen Klimm- zug zu machen und war dabei samt Turngerät ab- gestürzt, Nach jener Nacht aber sah ich mich unverzüglich nach einer neuen Wohnung um, denn nun hatte ich die dünnen Wände und das ewige In-acht- nehmen satt! Der Hauswirt erklärte sich voll Ent- gegenkommen bereit, mir die Umzugskosten in voller Höhe zu vergüten, Und als der Tag des Um: zuges kam, legten alle Mieter Hand mit an und halfen, die Möbel aus dem Hause zu schaffen.” „Und wie gefällt dir deine neue Wohnung?” schaltete ich ein. „Großartig. Ganz ideal. Da darf ich tun und las- sen, was Ich will. Unter mir habe Ich eine Apo- theke und über mir eine stocktaube Witwe. Nebenan aber wohnen zwei mir gleichgesinnte 503 Junggesellen. Als einziger hat sich bisher nur der Apotheker beklagt, Er behauptet, daß ihm nachts oft seine Gläser und Büchsen auf geheimnisvolle Weise durcheinander geworfen sind, Ich bin mir nichts Böses bewußt, kann mir die Sache über- haupt nicht zusammenreimen! Auch sonst ist seine Klage ganz unberechtigt. Denn heißt es nicht, daß eine Apotheke Tag und Nacht zu\wachen und ein Apotheker nicht zu schlafen hat?“ Mit diesen Worten schloß der „friedliche“ Emil seine aufschlußreichen Ausführungen und sah mich unschuldig und voller Erwartung an. Ich schwieg und schüttelte den Kopf. Denn sagen Sie selbst — was sollte ich dazu wohl sagen? Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig. EERBSERIUFNFTEERREIDIEIMFTG ÄSSSKSEIS: SIE: Seit vielen Jahren wohne ich in der gleichen Straße im vierten Stock eines Hauses. Über mir ist nur noch der Himmel, die Wolken, die Schwal- ben und der Gaskessel. Meine Fenster gehen nach Westen und ist die Sonne erst aus dem Kegelschatten des dunkelrot gestrichenen Turmes, dann wirft sie sich mit der Eile eines ungeduldi- gen Liebhabers an meine Brust, Vor kurzem bin ich dreißig Jahre alt geworden. Ich heiße Anna, wurde aber von den Eltern Mia gerufen, was durchaus nicht meinem Wesen entspricht. Oft stehe ich am Fenster und meine Träume ranken sich in riesigen Spiralen um den Kessel, Oben auf der Plattform halten sie, etwas müde ge- worden und zufrieden, ein und sehen ins Land, über Wiesen hin, über die Häuser, die fernen Wälder, über einen Hügelsaum und hinauf zu den Habichten und den surrenden Flugzeugen. Gleich in der Nähe ist der Landeplatz. Wenn ich müde vom Geschäft heimkomme, mit brennenden Augen von den feinen Stichen, trete ich gelegentlich in so eine blitzende, vibrierende Maschine ein, Die Polster sind aus grünem Leder. So, sagt der Pilot zu mir, Fräulein Anna, auch wieder einmal nach Venedig — das ist schön! Nehmen Sie Platz. Und er hilft mir das feine Aluminiumtreppchen hinauf. Irgendwo pfeift eine Lokomotive. Aus Kaminen quellen sanft die Blasen des Rauchs und ziehen wie gesittete, rusige, rotgeränderte Lämmchen durch den Abend, der mit seinem Goldgrund zu glühen beginnt. In diese metallene Pracht hinein zieht der dröhnende Vogel seine Bahn. Wie ich Jetzt vorsichtig zum Kabinenfenster hinausschaue, sehe ich mich winzig noch auf der Kuppel des Kessels winken, ein weißes Tüchlein flattert in einer hilflos erhobenen Hand. Dann lehne ich mich in die Polster zurück und schließe die Augen. Erst vor dem weißen Rüschenband des Lido ge- denke Ich sie wieder aufzumachen, Als eine sehr kostbare, zerbrechliche Glaskugel an einem feinen Seidenfaden aufgehängt, schwebt inzwi- schen die Erdkugel Im Azur des großen Schöp- fungsraums. Dann läutet ‚es plötzlich an der Woh- Mitgebracht - Portato seco VON ROLF FLUGEL nungstür, Schreckhaft genug ist die Fahrt zu Ende. Bella steht draußen; es ist meine Freundin. „Heut stinkt er wieder besonders“, sagt sie noch vor dem Händedruck. „Ich weiß nicht”, schnuppert meine Nase. Es riecht nach dörrendem Heu, nach Abend, nach Ferne. Wie die Konservendose eines Riesen steht der Gaskessel vor dem Fenster. „An den könnt ich mich nie gewöhnen.” — „Tja, ich weiß nicht recht, ich glaube, mir ginge etwas ab, wenn er nicht mehr dastündel” — Indianerfarben erscheint jetzt seine sonst matte ‚Bräune, Die Sonne ist nur mehr ein Stück rote Zunge, die sich vorsichtig aus der dämmernden, kühlen Erde herausstreckt. „Wenn Sturm ist und Regen, der Nebel um den Gaskessel kocht und treibt — das ist wie der Blocksberg oder im Wetterstein — vis-ä-vis der Zugspitze, weißt dul“ — Wenn da ein Ruf von der Straße kommt — sinniere ich vor mich hin, genau so könnte einer schreien, der in der Wand hängt, verstiegen und das Nebel- gespenst zwängt ihn hinunter. Und wenn der Wächter drunten auf seinem Rundgang die Appa- rate kontrolliert, den Druck mißt und die Hitze In den Ofen, dann findet er plötzlich einen — und das gerissene Sell. Bella sagt, wir sollen ins Kino gehen. Wir sind aber spazieren gegangen, den Kanal entlang mit dem kläffenden schwarzen Hund der Nachbarin. Er will immer den Steinen nach, die wir ins Wasser werfen, doch Ist er wohl wasserscheu. Eigentlich sind wir ganz lustig, nicht laut, so harmonisch lustig. Bis Bella ihren Karl sieht mit einem an- deren Mädchen. Sie sitzen eng aneinandergerückt an der Kanalböschung. Er hat die Finger seiner rechten einzeln in denen ihrer linken Hand. So sitzen sie und schauen über die Wiesen, deren grüne Flächen schon Ins Blauviolette dunkeln. Bella hat ja schon alles gewußt. Aber trotzdem weint sie jetzt mit geschlossenen Augen in ihre rosa Federboa hinein. Da bin Ich recht stolz auf mein Alleinsein, hoffärtig auf mein kühles, ge- sichertes, einsames Leben, Auf dem Gasturm ganz oben glüht schon der Lichterreif, der die Flieger (€. Sturtzkopf) „Kinder, Süddeutschland ist großartig, ratet mal wo ich war!‘ “Bimbe mie, a Germania del sud & stupenda. Indovinate un po’ dove sono stato!,, 504 zu warnen hat. Flugzeuggeräusch schwillt urplötz- lich an, dann huscht ein schwerlastender Schatten über unsere Köpfe hinweg. Wie Preßlufthämmer dröhnen sekundenlang die Motoren, Im Zimmer habe ich kein Licht gemacht. Ein leichter Feuer- werksglanz liegt auf den Möbeln. Draußen steht der Gasturm, eine Säule des Herkules, die strahlende Neonkrone aufs Haupt gedrückt. Gestern ist Sonntag gewesen. Seit gestern habe ich einen Geliebten. Nun ist alles anders, auch das Alte. Das Treppenhaus hat nur mehr halb so viel Stufen, weil ich Jetzt zwei auf einmal nehme, Am Morgen habe ich das Rouge probiert; es liegt seit Jahren ungenutzt im Kästchen. Eine Locke ist mir in die Stirn gefallen und. ich bin nicht mit dem Kamm gekommen. Was weiß einer schon von all den Veränderungen! Ich sehe noch Jung aus und ziemlich faltenlos. Nur wenn ich lache, wenn ich jetzt in den Spiegel lache — aber dafür sind dann die Augen wieder schöner. Herr Bachmann hat es mir auch gesagt, Zuerst bin ich nur erschrocken gewesen. Ich habe mich auch noch niemals auf der Straße ansprechen lassen. Aber auch Herr Bachmann war weiß vor Aufregung. Als ich das sah, bekam Ich meine Sicherheit schnell wieder zurück. „Herr Bachmann”, sage Ich zu ihm beim Abschied, „Sie sind ein Schwerenöterl Einfach ein Mädchen so wuppdich anzusprechen.” „a, entgegnet er und lächelt beglückt in seinen knabenhaften Stolz hinein, „man hat eben seine Erfahrungen.” Aber ich weiß es genau, Ich bin sein erster Fall. So was spürt man doch gleich. An der Straßenbahnhaltestelle hat er mich geküßt und gefragt, mit stockender Stimme gefragt, ob es mir auch so gehe wie ihm. „Wie es ihm denn gehe?” — „Das wisse ich doch!” — „Nein“, schüttle ich den Kopf, denn ich will das hören, das von der ewig betörenden Einfalt, von der Liebe. Richtige Männer tun sich schwer mit den Worten. So nimmt er mich schnell noch einmal in seine Arme. „Von der ersten Sekunde an hab Ich es gewußt —” Da habe ich nicht mehr gespürt, wie sein Gürtelschloß arg meinen Bauch drückt. Dann springt er auf den fahrenden Wagen. Es ist höchste Zeit In die Kaserne zu kommi Er hat nicht mehr heraus- winken können, well ein Feldwebel auf der Platı- form steht. Den muß er grüßen. Nun warte ich auf ihn. Die kleine Wohnung ist von der Sonne schön herauspoliert und von den Gärten duftet der Jasmin herauf. „Die Straße kenne ich nicht”, hat er gesagt, als ich sie Ihm nannte. „Beim Gaskessel”, habe ich hin- zugefügt. „O je, beim Gaskessel”, sagt er und schnuffelt mit der Nase, „stinkt er sehr?“ Da habe Ich mich wieder einmal in Gedanken vor Ihn hingestellt, den Guten, Treuen. Und hinter mir ist es hinauf- gegangen — 98 Meter hoch. Davon kann keine Rede sein. Er wird schon sehen wie das ist mit ihm. Er Ist eine Landschaft und die Sonne hüpft um ihn herum wie ein Kind um die Litfaßsäule. — Unten sehe ich Jetzt sein Köppl. Ich richte noch schnell die Rosen in der Vase, stelle das Teewasser auf. Dann steht Herr Bachmann schon unter der Tür, etwas überforsch, um seine Ver- legenheit zu verbergen. Das Koppel poltert auf einen Stuhl. Eine Büchse Fischkonserven zieht er aus der Tasche. „Anstatt Blumen” lächelt er. „Viel- leicht holt Frau Bachmann jetzt noch Bierl" — Wer würde da nicht ellen. Frau Bachmann denke ich. Soldaten haben nicht viel Zeit. Frau Anna Bachmann — das ist kein leichtfertiges Geklim- per, das zieht dahin wie ein guter, ruhiger, nützlicher Fluß. Ich werde den Wein vom Keller holen/ Das Herz hat auch einen Kalender; auf dem ist heute ein Feiertag. Wie Ich hinauf komme, steht der Mann am Fenster und deutet hinaus. „Das ist er!” — „Ja“, sage ich. Aus einem schma- len Wolkenband kommt schräg der Regen. Er trommelt mit spitzen Wasserfingern auf den Da glänzt seine rotbraune Haut noch '. Einem Windstoß bietet er unbewegt seine breite Brust. Da müßten schon andere Stürme blasen! „Das ist aber einerl”" — „Eben.” Schwal- ben segeln im Aufwind. Ihre gellenden Rufe scheii der Schnelligkeit des Flugs entnommen. Gelegentlich rasselt eine Materlalbahn; sle bringt heilt Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide za einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein fe uw. vorzügl. Dichtungsmittel für defekte Kodırö Wolle - Seide Modeneuheiten das tührende Haus 'ür Qualitätsstoffe beider den” Kalk niemals MÜNCHEN Löwengrube 23 WIEN I Vergessen: ‚Aus der Mappe der Tropomwer Bauernmarkt 5-7 ‚sehr bewährt = / ee re Bezı Ilen-Nachweis dure orken drauf un NAERA-GESELLSCHAF # | Schtuß für heute! für diätet Getränke mbH 5 u << Ganz recht, gnädige Fraul München 2B5 Denn Cinzano ist durch die enorm gestiegene, knapp gewor N w man dann von 150 a ARLUS (Di, ühröttäche. vouzumsen - eine Flasche erw MANDGENAuT A, gar kein GH GusTRı® UND ELEGANT ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE auf einen Ruck auszutrinken. Da sie auch angebrochen unbeschränkt haltbar ist, reicht sie eino ganze Weile, Aber bitte, gut gekühlt servie- ren — so schmeckt der Cinzano am besten, rn ee || Zan im Selbt: ! | N) unterricht | mit 198 Bildern, Cie lernen bequem und f er 15% zu panfe Kern et „Die Kunfl N au plaudern uud Jewanbı zu unterhalten", bie Cie befahl, AA überall Beliebt yu machen Sehen ie 1944 „Der, Note, „rebeg die Muflage 1941 7 E 1 I: RODDEEDENDENDENE 1/9 genügt! Eine dünne Schicht Aadkleca - Zahnpasta reicht aus, die Zähne gut zu pflegen. Also nicht unbekümmert viel nehmen. Immer denken: Die Hälfte genügt auch! BEER EFLNE TU MDR 2) 77 Eh arhne eitgemacan ee undSüäfte vor Verderb, 505 In kleinen, schaukelnden Hängewagen den Koks zu den Öfen. Es flimmert eine gefährliche Glut aus den Schlünden in die heraufkommende Nacht Die Sonne tief im Westen zieht zwischen roten Wolkenbahnen in die Tiefe der Träume. Der Him- mel ist über einen Streifen hin noch von einer messingnen Grelle. Mein Geliebter hat mir eine Rose ins Haar gesteckt. Etwas von sommerlicher Fülle Ist in meinem Herzen. Der Mann scheint mir auf eine saugende, lastende Weise zugehörig. Als er mich umarmt, spüre ich eine schweıe Süssigkeit. Trotzdem bin ich eigentlich mehr trau- rig. Wir räumen gemeinsam das Geschirr auf, Da fällt mir die Rose In den Aschenkübel. Es riecht auf einmal wirklich nach Gas. Lächerlich wäre es, das zu leugnen. Gut, daß wir den Wein noch haben, Wir stoßen an und trinken die Gläser leer, füllen sie und trinken wieder, Herr Bach- mann sagt helter: „Das Sofa stellen wir dorthin in die Eckel” Dann küßt er mich. „Ja", entgegne ich abwesend, denn meine Seele schreitet vor- sichtig Fuß um Fuß auf einer schimmernden, von Bambusstöcken gestützten Lianenbrücke über das Smaragdgefunkel eines von roten Fischblitzen durchzuckten Flusses an das jenseitige Ufer. Jen- seitige Ufer besitzen eine unvernünftige Lockung Dort wartet etwas: Die Phantasie, dort hat jeder Wunsch eine Hausnummer. Beim Eintritt bekommt man eine Liste. Wie elntach Ist das alles! So wie wir die Nüsse an Weihnachten versilbert haben, so macht es der Mond mit dem jenseitigen Ufer. Ich schaue den Elfen zu und probier lächelnd, von flatternden, vergißmeinnichtblauen Bändern umgeben, den Schwebeschritt, der den Boden nicht mehr zu berühren scheint. Herr Bachmann richtet Inzwischen die Wohnung ein. „Ach Anna — wird das schön!” Da ist der Mond aufgegan- gen, friedlich über der schwarzZblauen Weide und scheint in unser slibernes Bett. Alles gehört auf eine ganz natürliche, trotzdem beglückende Weise zu mir, das Nachtlied vor dem Fenster, der Mann, der tickende Wecker, der ewig flutende Wechsel von Schatten und Licht, seine atmende Brust und Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wein- baukultur Sizilien. Vollmundig, würzig und gehaltvoll will er an- | dächtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genomen werden. FLORIO: MARSALA viıno oı sıcıLıa u. Lange seidige Wimpern und Augenbrauen machen jedes Ge- sicht schön, anziebend und Interessant. Schon nach kurzem Gebrauch des Tana- Balsam wachsen Wimpern und Brauen auffallend lang und dicht und bekommen ‚dunkelseidigen Glanz. Fachmännisch her- vorragend begutachtet. Begeisterte An- erkennungen, vom Notar beglaubigt Preis mit ‚Wimpernbürstchen RM 2.10. Nachnahme nur von Schicken Sie den Simplicissimus, wenn Sie ihn gelesen haben, an die Front! DEIN FREUND Glänzende Anerkennungen BURG-VERLAG, PRAG X11/519 5 der Gaskessel. Einmal nachts bin ich aufgewacht. Vielleicht, weil das Mondlicht mir ins Gesicht schien, vielleicht, weil unter meinem Hals sein Arm sich bewegte. Da schläft nun Herr Bachmann, Wie hilflos und dünn, ins Leere greifend, sind seine Hände, Das Gesicht ist halb in den Kissen vergraben. Es sieht aus, als wäre er selbstquäle- risch mit der Lösung einer schweren Aufgabe beschäftigt.- Einmal stöhnt er tief. Was wissen wir schon, was der Schlaf von uns alles verlangt, wie er unseren Geist herumtreibt durch die fürchterlichen Gefilde der Schatten, wie das immer wieder plötzlich hereindämmernde menschliche Bewußtsein mit der irrlichternden Regellosigkeit dieser erschauten Welten in peinigend-angst- vollen Widerspruch gerät. Da nehme ich Herrn An der JIl An der Ill ging ich fpazieren Und das Waffer war fo grün. Viele Vögel tirilieren Und die Kirfchen flockig blühn. Hab ein Mädel unterm Arme, Hab ein Hütlein auf dem Kopf. Ihr und mir zu berbem Harme Hängt ihr hinten lang ein Zopf. Denn die Maid zählt fieben Lenze Und fie ift noch rank und rein Wie die Kirfchenblütenkränze, Wie der Frühlingfonnenfchein. An der Ill werd oft ich meilen, Folgen Ihrer Fifche Spiel. Fern der Heimat taufend Meilen, Bin ich doch am Schnfuchtziel. Hellmut Drams=Tychfen Steinbrück & Drucks Solingen erfüllt Heller ist „DER VOLKSWART"* Prospekt Probe frei durch Bachmanns Kopf an meine Brust. Die Kugel des vollen Mondes ruht jetzt gerade auf dem Dach des großen Behälters. Der Gaskessel ist zum Leuchtturm geworden. An den Klippen draußen brandet mit dem Gerassel einer Straßenbahn das Meer. Da leuchtet er mir mit seinem Knopf aus schimmerndem Milchglas behutsam, väterlich fast, lind, in den Hafen des Glücks. Alle Unruhe läßt sich nieder, so wie ein Vogel seine Flügel schließt nach langem Flug. Auf einem Blütenzweig mag er nun leise schaukeln. Der Nachtwind fährt kosend durch den Flaum. Dann steckt er den Kopf in sein Gefieder und träumt vom Kuchen- rest in der ausgestreckten und erhobenen Hand eines kleinen Kindes. Nun ist Herr Bachmann einen Monat und zwölf Tage draußen. Schon von unterwegs hät er ge- schrieben. Es sind einige tausend Kilometer zwi- schen uns. Aber es bedeutet nichts. Gestern habe ich das Sofa umgestellt und ihm mitgeteilt, es stünde jetzt da, wo er es haben wollte. Nun ist wieder ein Brief von ihm gekommen. Jedes- mal bebt neu das Herz und so ist es auch wieder ein schöner Zustand, So schreibt er: — den Gas- kessel, Du wirst lachen, von dem habe ich gestern geträumt, Was ist das für ein komischer Bunker, dachte Ich. Aber es war der Gaskessel. Die ganze Kompanie mit ihren Kanonen ist mit der Tram- bahn hineingefahren und alle haben wir Platz ge- habt und dann regnete es rote Himbeerlimonade. Aber es war, geliebte Anna, natürlich keine Himbeerlimonade, sondern richtiger Regen, weil unser Haus nur ein halbes Dach hat. Da war es bald aus mit dem Traum, das heißt, der bleibt, den man auch als Wacher träumt, verstehst Du, den von der schönen Anna auf den weißen Kissen im Mondlicht. — — — So was ist schon gut zu lesen und die Bella sagt es auch, Eine schöne Trauer, das wäre auch was für ein Mädchenherzl — Auch auf ihr blühen die Blumen der Nacht, groß wie Gießkannen, duftend wie unüberseh- bare Rosenfelder. Dann ist es aber doch so gekommen! Er Ist tot. Wunderfam Hautkrem Zahnpolitur Haarwasser Ganz eigener Art u. Wirkung Gut hören, richtig verstehen! Dieser Wunsch wird Schwerhörigen durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe auszeichnet. Verkaufsstellen überall im Reich S kostenlos durch DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT BERLIN-REINICKENDORF-OST Liefertermin 2. Zt. In ca. 5 bis 7 Monaten ee Wäsche nach Maß Le Dresden-A 20 immer ein Zeichen für photogrophifche Wertarbeit KLINGEN ee Fee Lern ei Eu SACHE ie Anamanen Drogenun und | | KLEIN IM PREIS] EIN RIESE AN LEISTUNG! UHU-WERK BUHL-BADEN Ich habe es an diesem Tag schon auf dem Heim- weg gewußt, daß jetzt die Nachricht gekommen ist, Von den Bäumen sind die Blätter gefallen, federleicht, lautlos, wie ein Pfeil hinschießend die einen, im jähen Gejuchze einer tobenden Karussellfahrt die andern. Alle sterben anders. Bis sie die Erde aufgenommen hat, bis sie gelöst dallegen und warten auf das Mysterium, auf den Vorstoß der Erneuerung. Im Treppenhaus sind mir die Beine schwer geworden und die Seele be- gann aus offenen Wunden zu bluten. Oben Ist es dann so welt: Im Osten gefallen. Dazu nickt, zu jedem Wort nickt mein Kopf. Etwas trägt mich noch. Es ist die Ruhe, wie sie zwischen den Planeten herrschen mag, Dann stehe ich am Fen- ster. Alle Dinge dieser kleinen Welt erscheinen in einer besonderen Beleuchtung. Der Fritz von dem Nachbar holt das Bier, ein Windstoß wirft Ihn an die Garteneinfassung. Die Blätter treiben in geraden Linien hintereinander schräg nach unten; sie scheinen an Schnüren gefaßt. Ein Rad- fahrer kämpft, tief auf die Lenkstange geduckt, in waghalsigen Kurven gegen den Sturm. Er kommt aus dem Osten — aus dem Osten. Da zuckt neu mein Herz, Es preßt sich die Stirn an das Glas des Fensters. Die Krähen schreien — die Krähen schreien und ziehen schwirrenden Flugs zur Stadt, bald wird es schneien — von wem ist das nur? Totenschiffe steuern ernst und gemessen auf dem dräuenden Gewässer des Himmels. Der Neonring flammt auf auf der Höhe des Gaskessels. Um die Ecke biegt winddurchtost ein Soldat; das Käppi hält er mit beiden Händen. Es stürzen die Tränen. Sie geben jetzt den sich auflösenden Bildern der Umwelt schwimmende Konturen. Ich horche nach der Tür. Gleich poltern Schritte. Gleich wird es läuten. Da haben sich die Leuchtröhren zu einer prallroten Flammenschrift- geformt. Ich lese: In memento Herrn Bachmann — das ist klar und riesengroß zu lesen, Weithin strahlt es über den Ozean der Dunkelheit. Nun ist auch seine Stimme zu hören: Anna, da bist du jal — Tags darauf ist Nebel. Auf ihm wandert langsam ein weißer Punkt. So weit ist heut die Sonne weg. Ein farbiges Kleid mit bunten Blumen habe ich an, den Hut auf mit dem breiten Taftband. Ich glaube, es ist ihm recht. „Schön gemacht, Fräulein Annal” sagt die Kramerin. Es ist ein leichtes Sterben heute, ein müheloses, gefälliges. Die Sonnenblumen sind schon hinüber. Sie lehnen an der weißen Hauswand und warten auf den Abtransport ihter Leichen. Eine Kastanie hebe Ich auf und stecke sie in meine Tasche. Da liegt dieses polierte Stück Wiedergeburt, pausbackig wie ein Kind. An der Ecke kaufe ich einen Strauß violetter Astern. Der Nebel öffnet sich bei jedem Schritt und läßt hinter mir wieder seinen Vor- hang fallen. Dreh dich jetzt nicht um, Annal Das Stück Ist aus! Niemand erscheint mehr auf der Rampe! Der Pförtner der Gasanstalt gibt mir die Erlaubnis einzutreten. Ganz plötzlich steht der Kessel vor mir. Er ist der eiserne Vorhang. Was nützt da alles Rufen, alles Flehen! Die Schauspie- ler sind bereits abgeschminkt. Von hier aus müßte ich meine Wohnung sehen. Doch bleibt der Flug der Gedanken schnell in den trüben Augen des Nebels stecken. Oder ist dort nicht das Fenster! Das Fenster, wo er zum ersten Male seinen Arm um meine Hüfte legte. Aber — — — jetzt sehe ich es ganz deutlich — — — er steht am Fenster und schaut auf die Straße hinunter. Er sieht mich nicht. „Hallo“, rufe ich, „Hallo, Herr Bachmann!” — Ach, wo sind jetzt Tränen, um die Becken des namenlosen Schmerzes zu füllen. Genau so kann ich auf der Spitze eines Berges stehend in die Wolken rufen. Es antwortet nicht einmal ein gieri- ger Vogelschrei. „Fräulein, sagt ein Arbeiter im blauen Kittel und seine zwinkernden Augen sind halb lustig, halo begehrlich, „heut abend hätt" ich frei.” Es sind nur ein paar Schritte noch, dann lege ich am Fuß des großen Kessels die Astern nieder. An seiner blanken, nebelfeuchten Wand sehe ich hinauf, ins Ungeheuerliche wächst das Denkmal meiner Liebe. Wer gibt mir die Kraft, es ganz zu umfassen? („Tinte u. Au: Besen MEDOPHARM | Arzneimittel sind treue Helfer * Sarst denken. LIEBER SIMPLICISSIMUS 29) (0 Nuckel) 3 Nach einem Fünfuhrtee, auf dem sich eine be- kannte Tänzerin zur Musik alter Meister produ- ziert hatte, erzählte Frau K., die Gattin des etwas plötzlich reich gewordenen Fabrikanten, ihrer Freundin begeistert: m..Und wie sie den Bach getanzt hat, herr- lich! So plastisch: man hat ihn direkt rauschen hören!” FF * Der Herausgeber einer Zeitschrift veranstaltete eine Rundfrage über das Thema: „Wann ist ein Buch klassisch?" Eine der eingegangenen Antworten lautete: „Wenn Leute, die nie hineingesehen haben, .be- haupten, sie hätten es gelesen.” FF, * Bobby trifft Direktor Greiner. „Herr Direktor”, sagt er, „vor ein paar Tagen hab ich Sie mit der Frau Gemahlin g’sehn, als- dann, ich kann Ihnen nur gratulieren.” „Wirklich?“ lächelt Direktor Greiner geschmei- chelt, und Bobby beteuert: „Jawohl, Herr Direktor, als Junggeselle, Sie kön- nen mir's glauben, kriegt man einen förmlichen Appetit —" „Ach so“, lächelt Direktor Greiner, „einen Appe- tit darauf, ebenfalls zu heiraten!” „Das glaub ich!" sagt Bobby, „da gibt's nur einen Ausdruck: Einen Appetit, der einer besse- ren Sache würdig wärel” K.B Dieguteweiße‘ x ei für Papier. eschi szum leizten Rest! tempeikissenu.Siegellackealler Art - E Ihrer Gesundheitl Medopharm-Arzneimittel sind nur in Apotheken erhältlich, MEDOPHARM Pharmazeutische Präparate Gesellschaft m.b.H. München8 »Kleb-All"u.Büroleime GUTENBERG Werk fürBürobedarfmbH Mainz’ OPTIK-PHOTO KINO -PROJEKTION RODENSTOCK MONCHEN - BAYERSTRASSE:S STRASSE MULCUTO PIPN Kell] ZWEISCHNEIDER FÜR DEN RKSTEN BART Die praktische Erfindung mit 2 verschiedenen Schnelde: für Vor- und Nachrasur /ade Klinge enthält: Normalschnelde Nr.11.dieVorrasur Hohlschlilfschneide ".ä.cre \saubore [F7 Unterscheidung beider Schneiden 6 9% 13% Mulcuto-Werk, Solingen Bezugsquellen-Nachwels Behartigen Sie heut, de Euhutl nur ham chränht habe it, mach mehr al rüber unseren Ratuchlag. Sergalng und haud dann auftragen Nicht dr Menge. da Güte erspart Verband 50 Pig. in Apotheken, Drogerien ‚Auch größere Flaschen erhältlich MERZ & Co. Chem. Fabrik, Frankfurt-M 507 dann Spektrotbenüken! Im Frieden wurde häufig nicht überlegt, ob ein Fleck Spectrol auch „wert“ war. Heute ist Spectrol zu kost- bar, um bedenkenlos verschwendet zu werden. Zuckerflecke und einfache Schmutzspritzerkönnenfost immer mit warmem Wasser beseitigt werden. Spectrol soll für schwere Fälle da sein,wo böseVerschmutzun- gen — insbesondere Fett- Nlecke — ohne Schädigung der kostbaren Faser ent- fernt werden müssen. Nur dort nimmt man heute Spectrol. si Briefmarken- Handlung Walter Behrens Gummiwaren Weltruf 1" Ein selbaiversändliches Gebot: ‚Man streicht TR .o Brot. Taschenkino riesig vergrößernd, mit 30Kriegs-Film- bildern, ferner Ge- duldspiele u. Herrenscherze, alles zus. nur geg.Einsendg.von 1.50 RM.(a.Marken,keine hn) Sort 5.- 10.-bis20.- RM. III. Liste über Spielwa- ren Scherz- u. Zauberartikel frei. A. Maas, Berlin SW’68, Postfach 18, Abt.S. yegr.1890 imente drast, Herrenscherze OPERATION Ein scheußliches Wort, — Mit dem Schmerzens- laut „O“ geht es an. Dann wird gleich gar eine „Oper, auch etwas wo viel geschrien wird, draus. Zum Schluß klingt es noch In ein wenig erfreuen- des Wort, in „Ration” aus. Mit einem Wort, ein fürchterliches Wort, Es ist bezeichnend, daß unsere schöne, wortreiche deutsche Sprache dafür keine Bezeichnung hat, Schon die Vorbereitungen dazul Ach! Ganz deut- lich will Ich nicht werden, lasse nur das Wort „Rizinus” fallen. Nachdem du an der betreffenden Stelle rasiert worden bist, was äußerst unkleid- sam ist, die Natur weiß, warum sie da Haare wachsen läßt, legt dich der Träger ohne auch nur ein bißchen Rührung zu zeigen auf den Wagen. Die barmherzige Schwester wünscht dir mit leiser Stimme „Alles Gute“, Dann hinein in den Aufzug, hinunter, durch lange kahle Gänge in die sehr modern eingerichtete Station. Obwohl alles sehr schön und sauber war, zu dumm, immer mußte Ich an ein Schlachthaus denken. Da liegst du nun, in weiße Tücher eingehüllt, ein wehrloses Häuferl Elend. Der Assistenzarzt wäscht dich mit Irgend einer Flüssigkeit und sagt, um dich zu beruhigen: „Eine ganz harmlose Sache, da spüren sie gar nichts dabell” Ich hab es ihm nicht geglaubt; Der Wagen rollt In den Operationssaal, Alles weiß, kalt, biitzsauber — aber mitleidlos. Da steht der Herr Professor mit der Gummischürze. Die Instrumente funkeln blutgierig. Daneben die Operationsschwestern, Schüsseln zum Blutauf- fangen, Berge von Watte. Brrri Du, das Opf, liegst oben. Nackt, wehrlos, rasiert und voll- kommen nüchtern. Es gibt nichts Nüchterneres als dich! Noch eine peinliche Frage: „Haben Sie falsche Zähne?” Nichts bleibt einem erspart, Bevor Ich antworten konnte, die Stimme des Herm Pro- tessors: „Nicht notwendig, nur örtliche Betäubung.“ Der Herr Professor nähert sich, er hat etwas In der Hand verborgen, sagt beruhigend: „Jetzt spüren Sie einen kleinen Stich!” Bevor das „Stich- wort” fiel, spürte Ich schon den Stich. Argwöhnisch beobachtete ich Jede Bewegung des Aufschneide-leiters. So ähnlich wird der zum Tode Verurteilte, wenn er angeschnallt dallegt, die Hand des Scharfrichters beobachten, wenn dieser den Drücker für das Fallbeil sucht. „So, jetzt warten wir eln bißchen, bis die Ein- spritzung wirktl” Ich fürchtete schon, daß Ich In- zwischen einen Witz erzählen soll. Doch es wurde mir nicht zugemutet. „So, Jetzt fangen wir anl Es fiel mir auf, daß der Herr Professor nicht im geringsten aufgeregt war. Sonderbar, Es war doch der Bauch eines ziemlich bekannten Volksgenossen, den er aufzuschlitzen sich anschlckte. Allein selne Hand zitterte nicht, er sagte sich: „Bauch Ist Bauch” „Es tut gar nicht weh”, sagte er noch aufmun- ternd zu mir und gab dem zu meinen Häupten stehenden Wärter einen Wink. Der schränkte meine Arme In Augenhöhe, breitete ein weißes Tuch darüber und hielt mich fest. Aha, Ich sollte das blutige Gemetzel nicht sehen. Da — das Messer durchschnitt meinen warmen Leib, Ich spürte deutlich den kalten Stahl, wie er durch-meine zarten Gewebe eine Furche schnitt. Weh tat es nicht — aber es Ist halt ein unan- genehmes Gefühl. Man mag es schon nicht, wenn man einem mit kalten Fingern an den Bauch greift und nun erst, wenn ein dir bisher fremder Mensch in deinem Bauch, in den du selbst noch nicht hineinschauen konntest, rumbastelt und rum- fuhrwerkt. Was sie da alles gemacht, wie frivol sie In mein Innerstes geblickt, herumgewühlt haben — Ich welß es nicht. Nur das Scheppern der Instrumente VON WEISS FERDL hörte ich und fühlte unangenehme Eingriffe in mein bisher sorgsam gehütetes Innenleben. Der Herr Professor machte mich aufmerksam: „Jetzt werden Sie ein leichtes Ziehen spüren!” Es wäre nicht notwendig gewesen, mich darauf aufmerk- sam zu machen, ich spürte es selbst. Möglich, daß meine Nerven etwas überreizt waren, mir war es als ob sie mit meinen Därmen ein kleines Tauziehen zur Werkpause veranstalten würden. Dagegen wagte ich zu protestieren, ich verkürzte krampfartig meine Gedärme. Doch das paßte ihnen nicht. Die Schwester neben mir flüsterte mir freundlich zu: „Nicht pressen!” Ich gab nach, was wollte ich machen? Sie waren zu fünft? Fünf zu eins und noch dazu angeschnallt. Gehorsam überließ ich ihnen meine Gedärme zu fröhlichem Spiel. „Wir müssen das Fett vom Bauchfell lösen”, erklärte der Professor. Schon wollte ich sagen: „Reden's bitte nichts vom Fett, sonst entziehen sie mir die Fettmarken!“ Aber, schließlich hätte sich der Professor gedacht: „Aha, der ist schon wieder ganz gut beisammen” und hätte noch mehr angezogen. Drum ließ ich es bleiben und verzichtete auf den La- cher, Längere Zeit manipuller- ten sie noch an meiner offenen Wunde herum. Es mußte noch einiges Fett entfernt werden, jedesmal biß ich die Zähne übereinander; wie gut, daß ich sie drin- lassen durfte. Endlich . flüsterte die freundliche Schwester mir zu: „Jetzt ist's vorbei, Jetzt wer- den Sie zugemacht, da spürn Sie gar nichts mehr!” Vom Nähen hab Ich wirklich gar ‚nichts gespürt. Die Operation Ist beendet! Ahhhhl Runter vom Operations- tisch, hinauf auf den Wa- gen und nichts wie hin- aus, hinaus. Das macht man natürlich nicht selbst. Nach der Ope- ration wird man behan- delt wie ein rohes EI. Nur getragen, gefahren, gewaschen, gepudert, gefüttert und verhät- schelt, damit dir die zu- gefügte Wunde mög- lichst schnell heilt. Die ersten Tage sind noch ein bißchen unan- genehm, der Sandsack drückt; du kriegst auch nichts zu essen, auch wenn du erster Klasse liegst. Denn der erst- je Darm braucht dritiklassige, Ein Darm hat kein Klassenbewußt- sein. Wenn dies alles überstanden, beginnt ein Wohlleben. Du wirst ge- hegt, gepflegt wie ein Schwerkranker, bist es aber nicht. Krank Ist nur das kleine Fleckerl, das sorgsam verpappt Ist. Das soll hellen, es hat 508 Verzögerung - Indugio sonst nichts zu tun. Du selbst liegst vollkommen gesund mit gutem Appetit im Bett, läßt dir Blumen, Obst und Wein bringen. Das Essen ist viel bes- ser und reichlicher wie daheim, die Schwester fragt immer wieder: „Haben Sie noch einen Wunsch?” Plagt dich ein Wind — drück auf den Knopf geschwind Der Pfleger darin erfahren — läßt ihn fahren. Du, der Herr Patient tust nichts, bloß essen, trin- ken und genesen. In meinem Leben hab ich noch nicht so gefaulenzt, wie in den zwei Wochen nach der Operation. Dazu kommt noch jetzt in der Kriegszeit die gute Verpflegung, denn bei Kranken wird nicht so gespart. Darf Ich euch elnen guten Rat geben? Mit Urlaub ist es zur Zeit nicht immer leicht. Wo soll man hin? Alles voll und die Verpflegung miserabel. Laßt euch doch ein bißchen was rausschneiden und dann flackt ihr euch ein paar Wochen schön hinein und geneset. — Das nenne Ich Erholung! (Magon) ze RE zZ \> “S man y „Wann können wir endlich heiraten, Liesl?"* „Woaß i? Zuerst tu i auf jeden Fall mal mei Eis aufessn!"* "Quando possiamo alla fine sposarcl, Lisetta?,, “Non so. In ogni easo voglio prima sorbirmi il mio gelatol,, „Verkauf erst nach Dekorationswechsel“ (K. Helligenstasat) y „Schrecklich, ich träume immer, das Zimmer stände noch im Schaufenster — !" Vendita solo dopo il cambio della decorazione: “E terribile! Sempre sogno che la stanza sia tuttora in vetrinat, 509 Man nehme (Wilhelm Schulz) „Das Rezept für die zweite Front wäre ja ganz einfach, wenn es nur nicht an den nötigen Zutaten fehlte!“ Recipe: ‘La ricetta pel secondo fronte sarebbe giä semplicissima, se non vi mancassero I necgssarl ingredienti!,, 510 Wie Brüne Oetjen „Was man so einklich ‚schön’ nennt, das war es dscha dschust nich”, sagte der Bauer Brüne Oet- jen und grifllachte so stillweg vor sich hin. „Abers es is dschetz lange genug her, un ich kann es ruhig erzählen, ohne daß sie mir da noch um bei die Klatern kriegen. Als ich noch 'n staatscher Jungkerl war, da ging ich denn dscha abends oft in unsere Nachbar- dörfer, Gnarrenstedt un Sanddorf, was für Einen, der noch gesunnes Beinwerks hat, 'ne Viddel- sıunne Weg is, Bei uns in Lüttjenbüttel, da konnt ich nämlich nich so, wie ich wohl wollte, weil daß da ümmer gleich so 'n Puheh von gemacht wurde. No, mannigmal gab es denn dscha auch in die anneren Dörfer Tagelei un Schandudel, weil daß die Deerns das Dschuchen nich lassen konnten, un zu Zeiten bün ich durch Dreck un Speck in noch nich zehn Minuten nach Hause gekommen. Dschungedi, was 'n Spaß! Nu hatten wir damalen noch Nachtwäch- ter, die mit 'n Tuthorn für die richtige sich verdreifachte ‚Brüne‘, sagte ich gegen mir, ‚das is deine Ge- legenhelt.‘ Was meinste — einen Abend bei ziemliche Dü- sternis richtete ich mir so ein, daß ich um drei- viddel zwölf in Gnarrenstedt war. No, da war es dscha nach 'e Uhr all zwölf, un Mandus Nie- buhr, der will grade sein Tuthorn nehmen, als ich mit 'nMal vor ihn steh. ‚No, Brüne, du Sleeks, büst du d’r all wieder?‘ fragt er auf gut Glück — abers bevor daß er noch mehr sagen kann, hau ich ihm eine im Gesicht, daß es man so heult un brummt. Ich hab dscha ’'ne ganz ehrwürdige Handschrift, un er setzte sich fixweg auf seinen Pöker. Bevor daß er abers wieder achter ‘e Puste war, sauste ich all was haste was kannste nach Hause, Bei uns In Lüttjenbüttel ging die Uhr dscha richtig, Wir haben fie begraben ... Von Herbert Leniboudols (Im Felde) un punkt zwölfe sag ich zu unsern Nachtwächter Hein Wohlers, was mein Freund war: ‚No, Hein? Schönen Abend vonabend.‘ ‚No, Brüne?‘ sagte er. ‚Wo willst du denn noch auf zu?’ ‚Auf nix’, sag ich. ‚Ich bün müde un will nach 'n Bett hin.’ ‚Das is recht‘, sagt er — un mit dem bün ich all um 'e Ecke un saus nach Sanddorf. Um viddel nach zwölf war ich da, abers in Sand- dorf war es dscha eers zwölf, un Krischan Bom- melmann, der will grade sein Tuthorm nehmen, als Ich mit 'n Mal vor Ihm steh. ‚No, Brüne, du Tunegel, büst du d'r all wieder?‘ fragt er auf gut Glück — äabers bevor daß er noch mehr sagen kann, hau ich ihm Eine Im Gesicht, daß die Fun- kens flogen, Er fiel gleich auf ’e Nase un sah sich die Erde an; un bevor daß er wieder achter 'e Puste war, sauste ich all nach Hause. Um halb ein lag ich im Bett un griente un gnickerte mir im Schlaf. No, die Begebenheit kam denn dscha im Rol- len, denn die Nachtwächters futerten Mord und Brand, un die Ortsvorstehers liefen nach 'n Amtsrichter hin. Abers ich konnte es dscha nicht gewesen sein, denn mein Freund Hein Wohlers, der nahm es auf Zeit un die richtige Sittlichkeit sorgten. Der in Gnarrenstedt, der hieß Mandus Niebuhr, un der in Sanddorf, der hieß Krischan Bommelmann. Es wären dscha wohl ganz respektablige Menschen, abers gegen mir, da hatten sie was, weil daß wir uns da nich über einigen konnten, wie 'n sich nachts benehmen soll, un ich hatte all lange vor, ihnen mal orntlich Einen zuzupuhlen, No, einen guten Tag, da krieg ich denn dscha per Zufall raus, daß die Kirchturm- uhr in Gnarrenstedt 'ne Viddelstunne vor- un die In Sanddorf 'ne Viddelstunne nach- ging. Das wußte aber außer mich Keinein. Wir haben fie begraben, die gefallen find. Kein Vogel will um Diele frühe Stunde fingen - Es fchweigt der Wald, es atmet kaum der Wind, Und nur die Spaten noch am Stein im Erdreich klingen. Auch das vermweht ... Die harten Hände um den Helm fich fehließen, Am fchlichten Holzkreuz einer von uns fernen Blickes fteht, Um für uns alle nun die Schlafenden zu grüßen, Doch dann, vom Felde her, ein füßer, fcheu verhalt'ner Ton, Unfagbar zärtlich - - oh, du wunderfames Leben! - Aus Tau und Nebel mill die erfte Lerche jubelnd fchon Das Herz der Toten zur Unfterblichkeit erheben. n Sie Ihr Haar selbst aktischen Ilaarwellgerät „„TEWEX"" Deutsches Reichspatent sur» arten! Auch für Herren! Garnitur MR. 3,- und Porto, Büchlein m. schönen Friurvor- Nachher so lagen Niegt bei. 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Briefahrchrift: Mürchen 2 BZ, Brleffach. jer: Walter Foltzick, München. Verantwortl. Anzeigenleiter: Gustav Scherer, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschäfte und Postanstalten entgegen. Bezugsprelle: Einzelnummer 30 Pfg.; Abonnement im Monat RM. 1.20. —Anzeigenpteise nach Preisliste Nr, 7 gültig ab 15. Okt, 1945 — Unvarlang'e Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beillegt.— Nachdruck ve boten. — Postscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. Der Sparsame (M. Dudovich) „Ich bin ja auch gegen Verschwendung, aber daß er auf die Rück- seite eines Liebesbriefes von Elli schreibt, das geht zu weit!“ Lo spilorcio: “Anch' io, sl, sono contro lo spreco; ma che egli pol scriva a tergo d’ una lettera amorosa di Elli, questo poi & troppo!, 512 München, 12. August 1942 47. Jahrgang / Nummer 33 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Die japanische Sonne tetich Schlilir In Australien lässt Mac Arthur vorsorglich seinen Lorbeer verladen, damit er unter den heissen Strahlen der aufsteigenden Sonne keinen Schaden leidet! Il sole giapponese: In Australia Mac Arthur, per precauzione, fa caricare il suo alloro, perch& non venga sciupato dal cocenti raggi del sole che sorge, (Ton! Bichl Im Felde) " Nesorinoja Maren IN NATURALIEN Der Blecherer Simmerl ist ein Maurer vom alten Schlag. Vom ganz alten, obwohl er gar nicht so alt an Jahren ist, Er ist vielmehr wie ein vollsäf- tiger Baum, seine fünf Sprößlinge beweisen das. Die Hobamm Danner Ist daher ein oft gesehener, vielbeschäftigter Gast im Hause Blecherer. Einen Fehler hat der Simmerl natürlich auch, einen ganz gewaltigen: Bei ihm lacht Bargeld niemals, das heißt, es würde bel ihm genau so lachen wie bei anderen, wenn es sich nicht bloß gastspielsweise von einem Tag zum andern sehen ließe, Es geht freilich schon um, aber manchmal knirscht es hör- bar im finanziellen Räderwerk der Firma Simon DIE DEVISE Beim Stöbern in meinen alten Kommoden, mas fand Ich zuunterft auf dem Boden? Eine vor Zeiten mit Eifer gepflegte, dann aber wieder beifeite gelegte Lebensdevife: Do ut des. Sie fchien mir damals recht zwechgemäß, jedenfalls für den Alltagsgebrauch: Ich geb’ dir was, nun gib du auch... Später ftieg man in höhere Sphären. Der Altrulsmus kam zu Ehren. Man gab bedenkenlos und en gros und freute fich, war der andere froh, (oder man tat doch mindeftens fo) - bis man dann nachgerade kapierte: Herrgott, du bit ja der Angefchmiertel Du mirft gewurzt, du wirft gefchröpft ... Nun murde man fchmeigfam und zugchnöpft. Aber auch fo kam man nicht weiter. Alto wieder hinunter die Leiter! ... Heraus aus der Schublade, alter Sat, du fcheinft mir heute von neuem am Platz In unfres grauen Alltags Gefrette... Wenn ich jest nur was zu geben hätte! Ratatöshr Gehöfte in der Ukraine - Masserie nell' Ucraina Blecherer. Das hat natürlich auch die Hebamm Danner bereits einige Male erfahren, die sich für ihre pünktliche Arbeitsleistung durchaus nicht einer ebenso prompten Zahlung rühmen kann. Sie hat sich daher — schon lange vor dem Krieg — auf Naturalleistungen eingestellt, die sie als Haus- und Grundstückseigentümerin Ja sowie- so und zur Befriedigung beider Teile nötig hat. Neulich schreit den Simmerl sein Schwager Xaver an, der bei ihm die Stellung eines Geschäftsfüh- rers, Poliers und Hilfsarbeiters in einer Person bekleidet und eben im Hof Kalk ablöscht: „D’ Hebamm Dannerin Is dagwen ...latz werd 's aba Zeit, daß d’ amal zahlst fürn Konradl’’ — Der Sim- merl traut seinen Ohren nicht: „Wiaso zahlst? De waar ja net übl, is Ja allas zahlt!“ „Weil s’ gsagt hat, bals d’ jetzt amal kimmst und ihran Hof plattelstl” — „Is allas zahlt!” beharrt Simmerl hartnäckig, „latzt is zuadraht mit de Gegenleistunga, de waar Ja recht!” Und er zieht ein Taschenbuch heraus und tritt zu Xaver hin. „Da steht's schwarz auf weiß", und seine hornhäutige Pranke fährt über ein Gschreiberts: „Fürn Simon — Hoffassad runterputzt Für Babett — Wasserschacht bentoniert Für Traudl — Versitzgrubn ausgmauert Fürn Franz — Tür und Fensterstock versetzt Fürn Konrad — Rabitzwand einzogn Im 1. Stock.” Trlumphierend klappt er das Büchl zu. Sein Schwa- ger schaut ihn verständnislos an, er kann sich nicht freimachen von dem Gedanken des bar- geldiosen Zahlungsverkehrs. „Ja... wia is dös nacha”, fragt er, „Is scho wieda so weit?” „Nix is“, fuchtelt der Simmerl mit dem Büchl in der Luft „zuadraht is, von jetzt ab geht's auf bar!“ K. Spengler DAS STUBENMADCHEN Das Grandhotel war bis zum letzten Strohsack ausverkauft. In Zimmer zehn schnarchte ein Jüng- ling. Willi Tief hieß er und schlief auch so. Plötzlich kopfte es an der Tür. Willi fuhr im Bett hoch. „Was ist denn? Was gibt es? Wer will was?“ ‚Psssil Psst! Leisel” 514 „Wer Ist denn da?” Willi knipste das Licht an. Das Junge, zarte, süße, hübsche Stubenmädchen stand vor ihm. „Sie, Fränzi?” „Ich wollte einmal sehen, wie Sie schlafen.” „Prima, Fränzi, primal” „Sie haben ja auch ein wunderschönes Bett, nicht wahr?” „Ein traumhaftes Bett, Fränzil' „So herrlich breit!” „Schade direkt für einen allein!”, schmunzelnd. „Das habe ich mir eben auch gedacht, Herr Willil” „Fränzil” Das junge Stubenmädchen zog scheu ihre Hand zurück. Willi rückte nach. „es schläft sich wunderschön in dem Bett, Fränzil” „Ein wenig einsam, so allein, nicht wahr?" „Schrecklich einsam, Fränzil" „Wäre schon netter zu zweit was?” „Viel netter, Fränzil” „Auch wärmer, nicht wahr?” „Ja Fränzil Viel wärmer!” Fränzi stand lange unschlüssig. Dann sagte sie verlegen: „Würden Sie —?"” „Natürlich werde ich!” „Könnten Sie —?" „Natürlich kann ich.” „Möchten Sie so nett sein und ein wenig zur Seite rücken?’ „Ich mag, Fränze, ich mag! Und ob ich mag!” $o schnell war Willi noch nie zur Seite gerückt. Das gute halbe Beit war frei. Fränzi zögerte. „Soll ich wirklich?” „Sie sollen, Fränzi, Sie sollen!” „Darf ich ernstlich?” „Sie dürfen Fränzl, Sie dürfen!” „Also, wenn Sie einverstanden und so liebens- würdig sind — —" Fränzi sagte es und ging zur Tür. Sie öffnete sie und führte einen dicken Herrn mit Koffer herein. „Hier bitte, mein Herr'‘, sagte sie zu ihm, „dieser Herr hier ist so liebenswürdig und rückt ein Stück zul“ Jo Hanns Rösler sagte Willi Klassische Tragödie - Tragedia classica (L. v. Horväth) „Sieh da, edler Hypocles! — ich weiß, die Erinnyen entführten deinen Urahn, da er, von der Göttin Aphrodite verhüllt, seiner Tochter nachstellte, die den Sproß vom Taygetos stürzte und in den Fluten der Lethe die Schatten suchte - - - sei mir gegrüßt. ..*" Ein Raunen im Chor: „.... zwoa Raucherpunkte brauchat I, morgen kriegts es zruck!" Für einen Augenblick gottähnlich Das Gefühl der Überlegenheit über einen an- deren Menschen ist das einzig wirkliche Hoch- gefühl, das man empfinden kann, zumal, wenn es ohne eigenes Dazutun zustandegekommen ist, Es gibt Situationen im Leben, in denen man sich — allerdings nur für einen Augenblick — wie ein Gott vorkommen kann. Man ist im Strandbad. Vor einem schäkern, bis zu den Hüften im Wasser stehend, ein Herr und eine Dame. Die Dame läßt sich mit jenem ge- wissen Hang zum Übermut, der sich bei der plät- schernden Berührung mit dem nassen Element bei vielen Menschen einzustellen pflegt, von Ihrem Partner den Hof machen, Die Scherzworte fliegen wie Tennisbälle hin und her, die Dame lacht laut und ohne Unterlaß und ihr Gesicht strahlt, soweit es von der Badehaube freigelassen Ist. Man selbst betrachtet nicht ohne Teilnahme das zwitschernde Bild weiblicher Fröhlichkeit. Da — — —, eine große dicke Bremse hat sich auf den wundervoll geformten Rücken der Dame ge- setzt. Das lachende Gesicht vorne ahnt noch nichts von dem Unheil, das hinten auf dem Wege Ist. Der stechende Rüssel der Bremse benötigt eine gewisse Zeit, bis er in die Tiefe der Haut dringt und schreckhaft fühlbar wird. Jetzt entsteht das turmhohe Gefühl der Über- legenhelt. Man selbst weiß, zum Unterschied von der Dame, was in den nächsten Sekunden ge- schehen wird, Die Dame wird aus ihrer Fröhlich- keit plötzlich kurz aufschreien und mit den Hän- den nach rückwärts schlagen. Man weiß, daß die Fröhlichkeit der Dame unberechtigt ist, Denn wüßte sie, was man selbst weiß, nämlich daß eine felte Bremse sich anschickt, aus ihrem blühenden Rückenfleisch eine Mahlzeit zu ent- nehmen, das Lachen würde ihr wahrlich vergehen. Wer einen schmerzenden Stich zu erwarten hat, lacht nicht. Man könnte die Bremse fortJagen oder zumindest die Dame auf sie aufmerksam machen. Aber wer tut dies schon und läßt sich einen solchen Happen Schadenfreude entgehen. Man beruhigt seln Ge- wissen mit dem Einwand, daß man nicht so ohne weiteres vom Rücken einer unbekannten Dame Ungeziefer verscheuchen kann. Man läuft Gefahr zudringlich zu erscheinen und mißverstanden zu werden. Und dann malt man sich auch schon bis ins ein- zelne das Gesicht der Dame aus, das sie machen 515 wird, wenn sie unter dem Bremsenstich erschrickt und ist schon brennend neugierig, ob das wirk- liche Bild ihres Erschreckens sich mit dem Bild, das man phantasiert, decken wird. Es sind un- erhört prickelnde Sekunden, die man an der schäkernden Dame vorüberstreichen läßt. Sie er- scheint einem, von dem gefühlten Thron, den man in diesem Augenblick einnimmt, wie ein fernes Staubkorn, das nun ein Schicksal erfährt. Da —, ein Schrei und ein Schreck! Das Lachen ist vom Munde der Dame gewichen wie ein Fetzen Rauch im Sturm. Und das Gesicht der Dame sieht wirklich so aus, wie man es erwartet hat. Der Schrei war lauter, als man es dachte, die schöne Schäkerin ist ziemlich unsanft aus ihrem fröhlichen Flint gestürzt. Der galante Part- ner klatscht schallend auf den weißen Rücken seiner Dame und die fette Bremse fällt auf den Wasserspiegel, wo sie verendet. Ganz genau so hat man es kommen sehen! Es war ein ganz winzig kleines Schicksal. Man hat über es die Macht gehabt, es abzuwenden oder abrollen zu lassen. Und diese Macht machte einen für einen Augenblick gottähnlich, wenn... ... Ja, wenn sich nicht mittlerweile einem selbst eine Bremse auf den Rücken gesetzt und mit Ihrem Stich elnem zu Bewußtsein gebracht hat, daß jeder noch so hohe Gott eine noch höhere Instanz über sich hat. Konrad Schmiedeberg Churchill und der Mann von der Straße EN E A ®- a3 4 4 „Die Zukunft haben Sie mir ja sehr schön vorausgesagt, es würde mich aber interessieren, wie die Gegenwart Churchill e I"anonimo: “Vol glä m’ avete predetto assal bene Il futuro; ma a me Interesserebbe veder chiaro nel pre ‚tel, 516 DAB. PEISSEEREEND „Wenn wir am Sonntag ausgehen, ziehe ich mein neues Plisseekleid an”, verhieß Inge, „Tu das“, antwortete Kurt fröhlich. Vielleicht wäre seine Fröhlichkeit gedämpfter ge- wesen, wenn er sich mit Plissiertem ausgekannt hätte. Aber Kurts Kenntnisse In weiblicher Kleidung beschränkten sich auf die Entdeckung, daß Blau eine Farbe war, die besonders gut zu Inges blon- den Haaren stand, oder auf die Feststellung, daß Röcke gar nicht kurz genug sein konnten, um Inges Beine zur vollen Geltung zu bringen. Alles in allem ging es ihm mehr um den Gesamtein- druck als um das Detail, und da er sich zudem Im Zustand ersten rosenroten Verliebiseins be- fand, hätte er Inge "auch in Sackleinen bezau- bernd gefunden. Inge, weit entfermt, eine so kritiklose Nelgung gebührend zu würdigen, verargte es Kurt, daß er ihre Bemühungen um Schönheit kaum aner- kannte, Als sie Ihm am Sonntag im Plisseekleid entgegentrat, bemerkte er es nicht einmal, Sie hatte ihn eine gute halbe Stunde im Englischen Garten warten lassen, und seine zärtliche Sehn- sucht war auf dem besten Wege gewesen, sich In grollende Ungeduld zu wandeln. Doch als sie endlich vor ihm stand, langgliedrig, blond und entzückend, ließ er allen Groll fahren und legte hingerissen den Arm um sie, in der Absicht, sie zu küssen. „Nicht doch”, sagte Inge ungehalten. „Du zer- drückst es Jal” „Was?" fragte Kurt aufgescheucht, „Mein Kleid”, sagte Inge und fügte vorwurfsvoll hinzu: „Du hast es noch nicht einmal angesehen!” Kurt nahm Abstand, um das Versäumte nachzu- holen und gewann den Eindruck von etwas lu- stig rot, blau und grün Kariertem, das in auf- regender Weise um Inges Knie wippte. „Sehr hübschl” lobte er. „Reine Wolle“, sagte Inge, „Es hat 42 Punkte ge- kostet,” „Allerhandl” sagte Kurt und hielt damit In echt männlicher Arglosigkeit den Fall für erledigt. „Wollen wir uns ein wenig hinsetzen?” schlug er öngesichts einer leeren Bank im Grünen vor. Inge zog die Stirn kraus. „Lieber nicht”, sagte sie. „Es hat geregnet.' „Du kannst dich auf mein Taschentuch setzen‘, sagte Kurt. Es war wirklich eine einladende Bank, durch viel Gesträuch den Blicken der Vorüber- gehenden entzogen, und Kurt widerstand nicht ohne Mühe der Versuchung, Inge kurzerhand auf seine Knie zu ziehen. Er breitete sein Taschen- tuch aus, doch da sagte Inge: „Das genügt nicht. Es ist wegen des Kleides, weißt du. Plissees ge- hen bel Feuchtigkeit auf.“ Hier begann Kurt zu ahnep, daß das, was so an- mutig gefältelt Inges Gestalt umsplelte, sich zu seinem Verhängnis auszuwachsen drohte, Und der Verlauf des Tages ließ die Ahnung zur Ge- wißhelt werden. Was immer sie unternahmen, das Plissierte erwies sich als ein Hindernis, stärker als das steinerne Bollwerk, das Shakespeare zufolge nicht der Liebe wehren kann. Inges Kleid konnte es. Es duldete keine Zärtlichkeit, kein Aneinander- schmiegen, es duldı so gut wie nichts von allem, was die Liebe lliebenswert macht, Es ist hart für einen Mann, sich mit Händedrücken und verliebten Blicken begnügen zu müssen, nachdem er gehofft hatte, die Skala der Zärt- lichkeiten um einige weitere Sprossen zu erklim- men, und Kurt konnte es nicht hindern, daß sich Unmut und Gereiztheit ins Verliebte stahlen. Der so hoffnungsfroh begonnene Tag drohte ein trüb- seliges Ende zu nehmen, als in elfter Stunde ein Silberstreifen am Horizont erschien. Sei es, daß die Verdüsterung Im Gemüt ihres Freundes In- ges Mitgefühl wachrief, sei es, daß sie selbst mit dem Verlauf der Dinge nicht recht zufrieden VON ELL WENDT war, am Abend erlaubte sie Kurt zum ersten Male, sie nach Hause zu begleiten. Kurts Stimmung belebte sich jäh. Vor der Aus- sicht auf ein ungestörtes Beisammensein in trau- lichen vier Wänden verblaßte alles, was der Tag ihm an Enttäuschungen zugefügt hatte. Und zwei- fellos hätte diese Geschichte hier ein glückliches Ende gefunden, wenn Kurt sich nicht zu einem verhängnisvollen strategischen Fehler hätte hin- teißen lassen. Überwältigt von der Freude, Inge endlich für sich allein zu haben, wählte er an Stelle einer vorausschauenden Umzingelungstak- tik den Frontalangriff und ging ungesäumt zum Sturm über. „Halt!“ schrie Inge. „Um Himmelswillen, du rui- nierst Ja mein Kleidi" Kurt Jedoch, von echtem Kampfgeist beseelt und eisern entschlossen, den verdammten Plissees nicht den geringsten Geländegewinn zu gönnen, schrie erbittert zurück: „So zieh es doch aus in drei Teufels Namen!” Man wird zugeben müssen, daß eine Aufforde- rung zur Kapitulation in dieser Form nicht recht geeignet erscheint, mädchenhafte Hemmungen zu beseitigen. Hätte Kurt seine Werbung in blumige Worte gekleidet oder zumindest den Teufel aus dem Spiel gelassen, so hätte Inge vielleicht das Plisseekleid und mit Ihm einen Tell ihrer Tugend abgelegt. Nun aber versteifte sich ihr Wider- stand. Sie entwand sich der feindlichen Umklam- merung und sagte sehr von oben herab: „Was fällt dir eigentlich ein?” Hierauf hätte Kurt erwidern können, daß ihm im Verlauf des Tages einiges über weibliche Zunel- gung dividiert durch Eitelkeit eingefallen sei, aber er zog es nach einem kurzen, unfreundlichen Wortwechsel vor, die Tür hinter sich ins Schloß zu schmettern. Inge blieb zurück, ziemlich verstört und unge- wiß, zu wessen Gunsten die Entscheidung ge- fallen sel. Ihre durch Plissees verstärkte Tugend Ks hatte einen Sieg davongetragen. Warum in aller Welt wurde sie dieses Sieges nicht froh? Nicht einmal der Anblick des unversehrten Kleides, als sie es in den Schrank hing, verschaffte ihr die Genugtuung, die sie im Hinblick auf die 42 Punkte und überhaupt hätte empfinden müssen, In dieser Nacht bestand die einzige Gemein- samkeit zwischen ihr und Kurt in der Tatsache, daß sie sich beide schlaflos auf ihrem Lager wälzten. Zwar führte Kurt zur Befestigung sei- ner Position vor sich selbst noch einige Verstär- kungen ins Treffen, aber eine unüberhörbare innere Stimme sagte ihm, daß sich allenfalls eine Festung, kaum jemals aber eine Frau in drel Teu- fels Namen erobern lasse. Trotzdem hielt er sei- nen schönen, männlichen Groll noch volle drei Tage aufrecht, bevor er Inge wieder anrief. Er fand ein nur noch schwach verteidigtes Wider- standsnest vor, Auch Inge hatte Muße gehabt, einer inneren Stimme zu lauschen, die ihr mitgeteilt hatte, daß die Beweggründe für Kurts Verhalten weniger tadelnswert selen als sein Verhalten selbst. Außerdem schien ihr nach drei Tagen des Harrens und Bangens eine Liebe, die sich in Grobhelt äußert, immer noch besser als eine, die sich überhaupt nicht mehr äußert. So ließ sie sich nach einem kurzen Scheingeplänkel zu Waffen- stillstandsverhandlungen überreden. Diesmal erschien sie In Pastellblau, Es war ein heimliches Zugeständnis an Kurt, der diese Farbe besonders an Ihr liebte. Und Kurt, durch Erfah- tung gewitzigt, verfehlte nicht, es zur Kenntnis zu nehmen und zörtliche Betrachtungen daran zu knüpfen. Inge sah an sich herab; dann begegneten Ihre ‚Augen noch ein wenig zögernd Kurts bewundern- dem Blick. „Ach, das alte Kleid!” sagte sie wegwerfend, und während sie Ihren Atm In den seinen schob, setzte sie ganz obenhin hinzu: „Es Ist Leinen — knitterfrei.” Begegnung = Incontro (Hch. Kloy) „Aber ich bitte Sie, mein Herr, setzen Sie doch Ihren Hut auf" "Ma prego, signore, mettetevi pure Il cappello in testa !,, 517 Atelierbesuch VI - visita di studio VI Bel Adriaen Brouwer ÜBERFALL VON HERBERT DORR „Der Nächste, bittel” Der bekannte Internist blickte erst von seinen Eintragungen auf, als der eingetretene Patient dicht vor seinem Schreib- tisch stand. Etwas an dem Mann gefiel ihm nicht. Seine Augen flackerten unstet, eine Haarsträhne hing ihm witr Ins Gesicht, außerdem trug er eine nervöse Unruhe zur Schau und rang sichtlich nach Worten. Der Professor bekam sofort den Eindruck, daß dieser Mann eher in die Sprechstunde eines Nervenarztes gehörte, und er hatte diesen Ge- danken noch. nicht zu Ende gedacht, als auch schon etwas Unerwartetes geschah. Der Patient hlelt plötzlich eine Pistole In der Hand, brachte sie unmißverständlich gegen den Arzt in An- schlag und sagte: „Geben Sie sich keine Mühe, jemanden herbei- zurufen, denn es wäre vergeblich. Das Wartezim- mer ist bereits leer, ich habe alle anderen Pa- tienten vorgelassen, und ihre Assistentin liegt mit einem Knebel im Mund im Vorraum,” Der Professor war einen Schatten bleicher ge- worden, und mit mühsam unterdrückter Erregung fragte er: „Darf ich wissen, womit ich Ihnen dienen kann?” „Oh, ich habe keine besonderen Wünsche, außer, Ihnen genau zwischen die zweite und dritte Rippe eine kleine Bleikugel zu Jagen. Sie werden doch nichts dagegen haben, Herr Professor?” „Gewiß nicht, wenn Sie mir vorher sagen, wasSie zu diesem immerhin ungewöhnlichen Tun veranlaßt?” (0. Nückol) „Spaß beiseitel Ich interessiere mich ausschließ- lich für Ihren Giftschrank, doch da sie mir die Schlüssel zu demselben wohl nicht freiwillig an- vertrauen werden, bin ich leider gezwungen...” Der Mann machte eine bedauernde Handbewe- gung, doch dann besann ‚er sich und sagle un- wirsch: „Nun aber genug der Wortel” und hob die Waffe, Dem Professor trat leichter Schweiß auf die Stirne, er wußte nicht, ob er es mit einem Ver- brecher oder einem Kranken zu tun hatte. Seine Gedanken jagten wild durcheinander. In Sek:n- denschnelle erwog er tausend Möglichkeiten, und endlich stieß er mühsam hervor: „Mensch, bedenken Sie doch, ich habe Frau und Kinder und einen ausgedehnten, verantwortungs- vollen Wirkungskreis, ich apelliere an Ihre bes- sere Einsicht...” Zu seinem maßlosen Erstaunen nahm der Mann jetzt die Waffe in die linke Hand, hlelt die Pi- stole zwar noch Immer drohend auf ihn gerichtet, griff aber mit der Rechten In die Tasche, zog ein Notizbuch hervor und begann hastig darin eine Eintragung zu machen. Dabei lächelte er vor sich hin und sagte halblaut: „Ausgezeichnet, er bit- tet um Gnadel” Nun war es für den Arzt klar, daß er es mit einem Irren zu tun hatte. Rasch faßte er sich und meinte nun seinerseits mit einem verbindlichen Lächeln: „sie wollen Gift, lieber Freund? Können Sie ha- ben, soviel Sie nur wollen. Ich schreibe Ihnen augenblicklich ein Rezepichen, damit eilen Sie zur nächsten Apotheke’und kaufen nach Herzens- lust ein. Einverstanden?” Sofort begann der Mann wieder In sein Buch zu 518 Presso Adriaen Brouwer schreiben und flüsterte strahlend vor sich hin: „Ausgezeichnet, er versucht mich zu übertölpeln!" Im Eifer hatte er sogar das Schießeisen für einen ‚Augenblick auf den Schreibtisch gelegt. Diesen Moment aber benützte der Profassor, um blitz- artig nach der Waffe zu greifen und sie gegen den Eindringling zu richten. „Drücken Sie ruhlg ab, Herr Professor“, sagte die- ser. „Diese Pistole ist nämlich nicht geladen. Ha, ha, hal’ lachte er laut auf, ‘„Ich muß Ihnen nämlich eine Erklärung abgeben. Ich bin kein Verbrecher, sondern ein angehender Schrifistel- ler und arbeite an einem Erstlingswerk, an einem Kriminalroman. Eben "halte ich bei dem Kapitel, In welchem der Arzt, die Hauptfigur meines Bu- ches, von einem Verbrecher überfallen wird, Um nun diese Szene wirklich lebenswahr schildern zu können, wollte ich mich aus eigener Anschau- ung davon überzeugen, wie sich ein Mann der Wissenschaft in einem solchen Falle verhält. Sie haben erstaunlich gut darauf reaglert, Herr Pro- fessor, und ich hoffe, Sie werden mir den klei- nen Scherz verzeihen. Ihre Assistentin sitzt natür- lich ahnungslos draußen, auch die übrigen Pa- tienten. Und was schulde ich Ihnen nun für die Ordination, Herr Professor?” Das nächste Kapitel seines Romanes schrieb der hoffnungsvolle, junge Mann in einem Kranken- haus, wo er sich nicht etwa zu Studienzwecken aufhielt, sondern als Patient auf der chirurgischen Abteilung lag. Er war nömlich ein Opfer seines Berufes geworden, denn der Kinnhaken, den der so gänzlich humorlose Professor in seinem Ge- sicht landete, hatte für einen Mann der Wissen- schaft erstaunlich gut gesessen. An der Straßenbahn {R. Kılesch) ER re EN. 8 „Da unten wartet ein Herr, Fräulein Mizzil“ — „Sehen Sie, Frau Kerzl, seitdem wir die neue Haltestelle vorm Haus haben, weiß man nie, auf was einer wartet!“ Alla tranvia: “Laggiö, signorina Mizzi, un signore aspetta!,, — “Vedete, signora Kerzl, da quando abbiamo la nuova fermata davanti la casa, non si sa mal cosa uno aspettil,, 519 RECHT MUSS RECHT BLEIBEN Die Familie machte einen Waldaustlug. Wir saßen beim Kaffee vor der Unterförsterei Im Gehölz von Hylderup. Es war ein warmer Tag, wo die Menschen reizbar und die Hühner zerstreut wer- den. Unsere überflüssigen Kleidungsstücke hat- ten wir ins Gras gelegt, wo auch die Hühner des Unterförsters umherliefen und scharrten, So kam es, daß eine Henne ein Ei in Großmutters Hut legte, „Das Ei gehört mir!“ sagte der Unterförster, „Nein“, sagte mein Vater, „das Ei ist unserl” „Was heißt das?“ rlef der Unterförster. „Meine Henne hat das Ei gelegt — also gehört es auch mir“ „Sie haben überhaupt kein Recht an Dingen, die sich In den Kleidungsstücken meiner Familie be- finden!“ sagte mein Vater, „Sie können Ja Ihre dummen Hühner von anderer Leute Zeug fern halten! Übrigens können Sie ja auch gar nicht beweisen, daß Ihr Hahn das EI gelegt...” „Hennel“ verbesserte meine Mutter. „Verzeihung, daß ich mich da einmische‘, unter- brach ein Mann aus der Gesellschaft nebenan das Gespräch, „aber Ich meine, der Herr hat recht; ein Ei Ist ein Ei und ein Ei gleicht dem andern. Man muß — unter ehrlichen Leuten — davon ausgehen können, daß, wenn einer im Besitz eines Eies ist, daß es dann auch dem Be- treffenden gehört. Das wäre ja sonst eine schöne Gerechtigkeitl Man bedenke: sonst könnte man ja nicht einmal irgendwo oder irgendwann mit einem EI sitzen, ohne daß irgendjemand kommen könnte und behaupten, daß es seine Henne ge- wesen wäre, die es gelegt hätte „Das Ist ganz gleich...”, brummte der Unterför- ster, „das Ei gehört mir!" „Ich glaube jetzt auch“, meinte der Verlobte meiner Schwester, „daß, der Unterförster ein Recht an dem EI hat: hier sind doch gar keine anderen Hühner gewesen als seine...” „Was sagst du da?” tief meine Schwester.. „Wenn Vater sagt, daß das Ei uns gehört, so gehört es uns auch! Du solltest dich schämen...“ Mein künftiger Schwager stand verärgert auf. Er erklärte, daß er sich nicht vorstellen könnte, In eine Familie einzuhelraten, die eine so seltsame Rechtsauffassung habe. Dann ging er, ohne sich verabschiedet zu haben. Meine Schwester weinte. Mehrere Zuhörer mischten sich nun in den Strelt ein, Die Wogen gingen hoch, Es entstanden zwei Parteien, die jede ihren Standpunkt lebhaft ver- teidigten. Männer standen gegen ihre Ehefrauen, Eltern gegen Ihre Kinder. Die Heftigsten gerieten In eine Prügelel. Einer bekam ein blaues Auge, ein Regenschirm wurde zerbrochen und vier Paar Tassen gingen In Scherben. Dann schlug ein be- herzter Mann vor, daß das Gericht die Sache entscheiden sollte. „Ja, das Gerlchtl” schrie mein Vater. „Ich werde dafür sorgen, daß die Sache vors Gericht kommt, und zwar baldi Als männliches Oberhaupt meiner Familie kann ich es nicht mit ansehen, daß einem Ihrer Mitglieder Unrecht zugefügt wirdi” Ja", rief auch der Unterförster, „die Sache soll vors Gericht, Je eher, Je lieberl Wir wollen doch mal sehen, daß es noch Gesetz und Recht im Lande gibtl" ; Die Sache wurde Überall diskutiert. Man ging Wetten auf ihren Ausgang ein. Die Blätter schrie- ben darüber und brachten spaltenlange Inter- views mit meinem Vater und dem Unterförster. Es erschienen Bilder der Parteien, von meiner Großmutter, von Ihrem Kapotthut samt dem Ei. Die Sache erweckte also großes Aufsehen, ich weiß nicht warum — da muß eben etwas dran gewesen sein, was die primitiven Instinkte des Volkes ansprach, Und ein Ei gehört Ja schließlich zum Ersten In der Welt: Ursprung des Lebensi VON AAGE V. HOVMAND Um gar nicht erst von der historischen Bedeutung des Eies zu reden: was wäre Columbus ohne EI gewesen?! Das Volk spürte eben, daß es sich hier um eine Sache handelte, die alle anging: konnte man denn nicht irgendwann einmal sel- ber in eine solche Lage geraten? Die Anhänger des Unterförsters nannten meinen Vater eine verdächtige Person, die etwas an sich reißen wollte, was rechtmäßig anderen gehörte. Unsere Anhänger hingegen behaupteten, daß der Unterförster ein widerwärtiger Querulant wäre, der kalten Blutes versuche, die Sache zu seinem Vorteil zu verdrehen. Die tüchtigsten Anwälte wurden verpflichtet, und diese Anwälte waren mindestens ebenso eifrig wie Ihre Klienten. Sie machten geradezu Kopf- stände in den Gesetzbüchern und Urtellsver- öffentlichungen, und jeder versicherte für seinen Teil, daß er diese aufsehenerregende Sache ge- winnen würde. * Es war schwarz von Menschen vor dem Gerichis- gebäude, als die Sache angesetzt war. Mehrere wurden im Gedränge niedergetrampelt. Der Ver- handlungssaal konnte nur einen verschwindenden Teil der Interessierten Menschenmenge fassen. Unter atemloser Spannung begann die Gerichts- verhandlung. Der Anwalt des Unterförsters bean- tragte, daß seinem Klienten das Recht an dem EI zuzüglich Gerichtskosten zuerkannt würde. Er führte an, daß kein Zweifel darüber bestehen könnte, daß das Ei von der Henne des Unterför- sters stamme, Indem durch Untersuchungen an Ort und Stelle festgestellt worden sel, daß sich innerhalb eines Umkreises von 2 km keine andere Hühnerhaltung befände. Außerdem könnte er Zeu- gen dafür benennen, daß wir keine Hühner mit- gebracht hätten — abgesehen von einem, das gebraten war, und ein solches könnte zufolge DIE EINLADUNG VON WILHELM PLEYER Du 1ädft mich ein zum Abend am Kamin - Ich danke dir, mein Freund, ich komme gern. Die Tropfen weißt du, die mich zärtlich ziehn. Doch bliebe ich auch nicht bei Waffer fern, Denn Freunde hat es, heimatlich vertraut, Und Gäfe wieder, die Ich nie gefehn, - Sind fremde Länder, die ich nie gefchaut, Sind Braten, an der Neugier Spieß zu drehn, - IR’s fetter Gel, was aus den Keulen fchroitt, Riecht's aus dem Rauche nach Perfönlichheit? - Die Scheite kniftern, aus dem Gitter Ipritst Eo Funken In der Wite Widerftreit, In fanfter Röte raunt co alsdann her Und hellt den Glühmein an, der myftifch dampft; Der Glühwein löft und hebt, was zäh und fchier, Auch Reden, die fich männerhaft verkrampft ... Ja, nicht zuolel und nicht zuwenig Licht - Und ob nun blond, ob hell -, ob dunkelbraun, Vergiß des fchönen Abends Schönftes nicht: Des Dichters Atemluft, die fchönen Frau’n! Doch zeigte ich mich noch fo fehr behert - Laßt mich allein die taufend Schritte heim; Die Sterne fagen mir den leisten Text, Traum It der erfte und der lette Reim. 520 einer eingeholten Erklärung der Landwirtschaft- lichen Hochschule kein Ei legen. Er berief sich dabel darauf, daß schon das Dä- nische Recht Christian V., Buch 6, Kapitel 15, Ar- tikel 3, sagte: „So Einer eines anderen Hof be- tritt und nimmt von seinem Vieh... oder sonst- welches Diebesgut... so büße er das...” Der Anwalt des Unterförsters mußte des weiteren bestreiten, daß der Umstand, daß ein zufälliger Gast arglistigerweise die Gelegenheit währge- nommen hätte, unter einer nichtsahnenden Henne seinen Hut anzubringen, In keiner Weise seines Klienten Eigentumsrecht an dem Ei strittig ma- chen könnte. Meines Vaters Anwalt legte Verwahrung ein ge- gen die Wendung: „arglistigerweise die Ge- legenheit wahrgenommen hätte ...“, Sie bewiese vollauf die hinterhältigen Gedankengänge der Gegenpartel, die nicht einmal scheue, zu unter- stellen, daß eine alte Großmutter... eine arme Frau, die ihr ganzes Leben lang einen makellosen Wandel geführt hätte — hier schluchzten meh- tere Zuhörer laut auf — versucht haben sollte, ein Ei zu stehlen! „Nein“, fuhr meines Vaters Anwalt fort, „wir wol- len lieber den Tatsachen in die Augen sehen und uns nicht durch die Ausflüchte der Gegen- partei verwirren lassen! Tatsache aber Ist, daß der Unterförster gänzlich unberechtigt versucht hat, sich In den Besitz eines in dem Hute einer fremden Dame vorgefundenen Eies zu setzen. Christian V. Dänisches Recht, Buch 6, Kapitel 15, Artikel 2, sagt hierüber: ‚Nimmt Einer eines An- deren Hut, Kappe, Handschuh oder etwas Ande- res, so er in der Hand hält, so büße er,..’ usw. Selbst wenn das Dänische Recht in diesem Punkte nicht mehr geltendes Recht sein sollte, $o führe ich es doch an, um zu zeigen, wie die Rechts- auffassung bereits seit Ollms Zeiten gewesen Ist. Hinsichtlich der gegnerischen Behauptung, daß das Ei von ihrem Hahn gelegt...” „Hennel” verbesserte meine Mutter, "..Henne gelegt sein könnte, so ist die Ja noch keineswegs bewiesen. Das Ei könnte Ja genau so gut von der Schwiegermutter meines Klienten gelegt... Ich meine In den Hut hineingelegt worden sein! Und hinsichtlich des von der Ge- sellschaft meines Klienten mitgebrachtein Brat- huhnes, von dem die Gegenpartei so triumphle- rend bemerkte, daß es keine Eler legen könnte, so beruht die gegnerische Beweisführung — hier wie im ganzen genommen — auf einer sehr un- sicheren Grundlage, indem das angeführte Huhn sehr wohl das strittige Ei gelegt haben könnte: nämlich bevor es gebraten wurdel” „Ist vielleicht etwas“, fragte der Richter, „über das Alter des besagten Huhnes bekannt?” „Glauben Sie vielleicht“, rlef meine Mutter be- leldigt, „daß Ich ein altes, zähes Huhn auf- tischen...“ „O bewahrel” sagte der Richter. „Ich meinte ja nur...” „Die Zuhörer Jubelten. Der Anwalt des Unterför- sters hatte das Gefühl, als ob die Stimmung ge- gen ihn wäre. Ärgerlich darüber, daß seine Be- weisgründe an die Wand gedrückt wurden, be- merkte er, daß sich der Prozeß im Grunde Ja um ein Nichts drehte und daß mein Vater und sein Anwalt ihn ja wohl nur anhängig gemacht hätten, um einen Anlaß zu haben, wegen bedeutungs- loser Kleinigkeiten zu querulie: Hierauf erwiderte meines Vaters Anwalt, daß, wenn einer sich mit einer scheinbar so kleinen Sache abgäbe, so bewiese das eben, daß er das nicht täte, um den Prozeß zu gewinnen, sondern aus purem und reinem Rechtsinteresse. Übrigens wäre die Sache durchaus nicht unbedeutend: es solle sich ja daran erweisen, ob hierzulande wirklich Recht herrsche — Im großen wie im gegen ‚rSchwertes Durchkommen d er ersten Zähne. Altbewährt! s Zahnfleisch einneiben wsoos | Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wein- | baukultur Sizilien. Vollmundig, würzig und gebaltvoll will er an- düchtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genossen werden. 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Sie...” „Was sagen Sie da?” rief der Anwalt des Unter- försters, indem er auffuhr und seinem Kollegen eine knallende Ohrfeige gab, Der andere schlug mit seiner Mappe zurück, und einen Augenblick später befanden sich die bei- den Herren in einem wilden Handgemenge. In der Hitze des Kampfes stießen sie an das Richter- pult, so daß das Ei, das vor dem Richter lag, zu Boden rollte und zerbrach. „Da der Streitgegenstand vernichtet Ist, wird die Sache für aufgehoben erklärt”, verkündete er- leichtert der Richter. „Der Gerichtsdiener kann einen Scheuerlappen holen!” Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe DIERTEEICHITETFALL Jedesmal, wenn unser guter Geist ins Dorf ge- schickt wird, dies und das zu besorgen, schließt meine Frau die lange Reihe der Wünsche mit einem bestimmten, kräftigen: Aber nicht ver- gessen! Dann wird in mir eine komische Begeg- nung wachgerufen. Einem Haus für Gemütskranke galt unser Besuch. Unter Führung des Professors schauten wir Me- dizinstudenten meist erschüttert hinter manch bit- teres Geschick, das den Geist der Insassen ver- wirrt und verdunkelt. Wir hatten gerade das Zim- mer eines „leichten Falles” verlassen, als mich, den letzten der Besucher, der junge Mann mit flehender Gebärde zurückriof. „Darf ich Sie für einen Augenblick sprechen?” hub er ganz klar und vernünftig an. „Ich bin der Sohn eines Großindustriellen aus K., der vor eini- Tradition und Präzision finden ihre Verkörperung in den Erzeugnissen der ZEISS IKON AG. DRESDEN gen Jahren gestorben. Meine Mutter hat wieder geheiratet, und um über das gesamte Vermögen verfügen zu können, meine Unterbringung in diese Anstalt betrieben. Ärzte und Personal sind bestochen. Denn ich bin so vernünftig, wie alle, die draußen sind. Nun habe ich eine große Bitte. Hier diesen Brief an meinen Freund, den Rechts- anwalt B., brauchen Sie nur in den Kasten zu werfen. Dann kann der ganze Fall aufgerollt und ich aus diesem menschenunwürdigen Dasein be- freit werden. Bel allem, was Ihnen heilig ist, bitte ich um diesen Menschheitsdienst. Den Brief kön- nen Sie lesen, Ich habe ihn nicht geschlossen.” — Gerne versprach ich dem Jungen Mann Hilfe. Mit herzlichen Worten des Dankes begleitete er mich zur Tür. Im Fortgehen spürte ich auf einmal einen furchtbaren Tritt in die Rückenfortsetzung, wandte mich entsetzt um und sah das todernste Gesicht des „leichten Falles“, wie er mahnend den Finger hob; „Aber nicht vergessen!" H. St. - SCHUTT-MAHRE MÜNCHEN Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 Kaffee Luitpold die behonnt gute Gafftätte Mündens Täglich nadjmittags-und abends erfthlaffige Fionjerte Schenswerte Aäume Wellen Sie Ihr Haar selbst Sind auch, caankı Uingen rar | ee Ind geh gepflegt ihnLung; ÜBERALL IM GUTEN LADEN HERSTELLER Kt 3.24. ni beschränkk Ueferbar. jedoch u ü ws Cinzano im Weinkühlers Herr Schmitz hat vollkommen recht, Wenn man eine F Cinzano erwischt — und da ist nicht jeden Tag der Fall, dann sollte man den Genuß Y so richtig auskosten. UndCinzano schmeckt nun mal gut gekühlt am besten. Und da mit dem praktischen Haarwellgerät „TEWEX" Deutsches Keichspatent Welt kalt u. tracken, schont das .Die Wellen kommen ferti aus dem Gerät, sind Anßers Raltbar.Gecignet für alle Frisur« im! Auch Herren! m > N 7 Vorhar wo sch! Nachhar so en Hegt bei. Zu best TEWEX.Vertrieb. München 27 158. Sentien, Sci3707 Breslauer Bean erei Jamal. Wunderfam 1, 0-1177 777-7, 7 Zahnpolitur al-T-TaN7-FrY-TG Ganz eigener Art u. 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B. ein saftiger roher Schinken, verschie- dene Käse, eine reiche Wahl von Früchten, um- Ich kam in ein Münchner Paplerwarengeschäft. rahmt von einladenden Flaschen und Gläser mit Erstaunt betrachtete Ich einen beschriebenen Zet- Weinen..." te! auf dem Ladentisch „Was Sie nicht sagen! Muß der Mensch ein fabel- ‚Was soll das?“ fragte ich und deutete aut haftes Gedächtnis haben!” H. K. Der Gebirgsjäger Schluiferer kam aus Norwegen auf Urlaub heim. In seine gellebte Tirolerheimat, und erzählte. Erzählte, wie die Leute da oben beim Polarlicht oft bis Mitternacht hinein noch im Freien lesen und schreiben. „Ja, ja”, sagte die Schlulfererbäurin nachdenklich, „so hat halt jedes Volk seine Sitten und Ge- bräuche, die man Ihm lassen soll.” H. Sch. * Grat Bobby las das Wiener Adreßbuch. Hin und wieder war er für Lektüre. Die Gräfin kam aufgeregt: „Bobbyl Das Neuestel Unsere Katze hat Junge gekriegtl” Graf Bobby nickte: „Schön! Schick Blumen!” I.H.R. Diese unsichtbare Watfe zur sicheren PaDeSVe rel dlaung schützt Sie vor Ge-| fahr! Ein richtiger Griff, und der störkste Gegner ist wehrlos| Lernen (3 HERZBLATTER) Bee gern Latte | (SHERZBIATTER J |bek. Jiu-Iitsu-Meister Erich Rahn| ) Juntertichtet auch Sie brieflich. Für 20 ierJIr 7 | aan di Arien Far 0 | DieciChutzmarke © |Kursgeld aufgerechnet werden) er-| ‚halten Sie den illustr. Prospekt ven! WB Zickert, München 28, Postt. 128 (7,8 —————— | 2 KHäpanale = Das schönste Geschenk ” TOGALWERK GERHESCHMIDT für Heimat und Front fabrık pharmaz.u kosm Präparate sind meine neuen Buchserien, teils MUNCHEN künsıl jerisch illustriert, mit mehrlar- bigen Schugumschlägen. Verlangen Sie kostenlos und unverbindlich ein Verzeichnis der solort lielerbaren Gummiwaren weltruf MEDOPHARM Arzneimittel | sind treue Helfer Ihrer Gesundheitl ZA: Für Jhre Gesundheit ist dos Beste gerode gut genug. 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FORMAMINT BelforterS1r.23 | KALZAN Baherngen Sie heute, da Euhuiel nur bar hr herbei, nach mahr ala ruhen unneren Ratschlag: Serplalng und hauche, dann eutrogen. Nic die Mange, die Güe entscheidet \Spektroemuns \wees Wenn arge Verschmutzun- gen — insbesondere Fett- flecke — ohne Schädigung der kostbaren Stoffaser beseitigt werden müssen, greift man zu Spectrol. Für solche Fälle ist Spectrol ge- macht. Einfache Schmutz- spritzer oder Zuckerflecke z. B. lassen sich meist mit warmem Wasser entfernen. W. und Heinrich Hoffmann . 375 . 375 Für die heiklen Fälle, wo es . 480 dorauf ankommt, sich ein unersetzliches Kleidungs- stück zu erhalten, muß heute Spectrol aufgespart werden. Erst die Front dann die Heimat Die Wolke über der Stadt‘ Der kluge Bürgermeister Von Stry zu Eulenburg Diese Geschichte trug sich tatsächlich vor nicht allzulanger Zeit in einem kleinen Dorf im Schwarz- wald zu. Zu dem, um das Wohl seiner Gemeinde äußerst besorgten und deshalb das unbeschränkte Ver- trauen aller genießenden Bürgermeister kam an einem Vormittag das alte Bäuerlein Ludwig Grill. Sein trauriger Blick, die tiefe Niedergeschlagen- heit, die aus allen seinen Bewegungen sprach, ließen den Bürgermeister sofort erraten, daß ein Hilfesuchender vor ihm stand und deshalb fragte er gleich im ermunternden Ton: „Nun, wo fehlt es heute, mein guter Grill?” „Hundert Mark sind mir gestohlen worden!” klagte ludwig Grill laut. „Hundert Mark? So einfach gestohlen? Hattest du La nuvola sopra la cittä IN > R denn das Geld nicht sicher aufbewahrt? Und kennst du den Dieb?” fragte der Bürgermeister. „Wenn ich den Dieb kennen würde, wäre ich nicht hier”, meinte das alte Bäuerlein fast elegisch. „Im übrigen war das Geld so gut versteckt, daß ich es einfach nicht verstehen kann, wie ein Frem- der es finden konnte.” „Versteckt?“ horchte der Bürgermeister auf. ‚„Jal“ nickte Grill stolz. „Ich hatte die hundert Mark vergraben, ganz tief in meinem Garten ver- graben!” Der Bürgermeister holte tief Atem. „50,50 — ganz einfach vergraben. Und das sagst du auch noch, als ob das das Selbstverständlich- ste der Welt wäre.” Und die Stimme des Bürgermeisters wurde dro- hend laut: „Seltsam, daß es Immer wieder Leute gibt, die niemals begreifen lernen, daß Geld keine Ware zum Aufheben Ist, sondern ein Zahlungsmittel 524 fr. Bllek) Geld muß Immer arbeiten, Im Geschäft oder auf der Bank, aber darf niemals im alten Strumpf liegen oder gar In der Erde vergraben sein, wo es ganz sicher und doch nicht sicher Ist! Ja, und hernach, wenn das Geld nicht mehr im Strumpt oder in der Erde Ist, kommen die Geschädigten zu mir gelaufen und klagen und jammern! Liest du denn gar nie die Zeitung, Ludwig Grill?!” Das alte Bäuerlein war mit jedem neuen Wort des Bürgermeisters schuldbewußter zusammen- gesunken und stand zum Schluß so jämmerlich klein dort, daß sein Anblick auch wieder etwas Komisches hatte und der Bürgermeister lächeln mußte. „Reden wir also nicht mehr von deiner eigenen Schuld”, sagte der Bürgermeister, „sondern den- ken wir darüber nach, wie wir die verlorenen hundert Mark wiederbekommen können. Hast du denn gar keinen Verdacht, wer von dem Ver- steck in deinem Garten gewußt haben könnte?” Abgelegen (K. Heiligensiaedt) „Hier kann einen so leicht niemand überraschen,... selbst bei genauester Beschreibung!“ Fuor di mano: “Qui non si, puö venir sorprese cosl faciImente da nessuno ... nemmeno dietro la plü esatta descrizionel,, 525 Ludwig Grill zuckte die Achseln. „Eigentlich kann nur der Balser, mein Nachbar davon gewußt haben.” Der Bürgermeister überlegte. „So lange wir keinen Bewels haben, können wir deinen Nachbar nicht beschuldigen. Aber, halt —" Und das Gesicht des Bürgermeisters hellte sich auf, „ich habe eine Idee, lieber Grill. Noch heute, am besten sofort, Auf den Tod eines Kameraden Von Olf Weddy=Poenicke (im Felde) Kraufe hieß er; fchlicht und einfach Kraufe. Kraufe, der im Trommelfeuer fchlief. In Berlin-Neukölln war er zu Haufe . Geftern fchrieb ich feiner Frau den Brief. Keine Blume können wir dir brechen. Schneefturm fegt. Das Holzkreuz ift vereift. Und mir fprechen, wie Soldaten fprechen, Denn bier ift kein Dichter, der dich preift. Und du könnteft das auch kaum ertragen, Feierlicher Ernft lag dir ja nie. Und mir wollen auch nicht weiter klagen - Marx fpielt deine Lieblingsmelodie. Das Ift beffer als das Händefalten ... Trot der Trauer, Menfch, die in uns ftecht, Kann Ich dir doch keinen Nachruf halten, Der nach Moder und nach Tränen fchmeckt. Weißt du noch, wie wir in Frankreich ftanden? Abbeville, Dünkirchen und Calais? Und wie wir die fünfzig Tommies fanden - Whiskyefelig und im Negliget Weißt du noch, wie wir uns einmal Aritten? Eine Zigarette war der Grund. Menich, wir beide waren abgefchnitten; Durftig, hungrig -, völlig auf dem Hundt Keiner wollte fie dem andern nehmen. Jeder Iprach: »Behalte fie für Dich!« Kaum imftand, die Rauchgier zu bezähmen - Und dann teilten wir fie brüderlich. Weißt du noch, wie jener Ruffenpanzer Nachts durch unfer Zelt geraffelt kam, Und wie ihn ein wildverftörter Landfer Mit der Knarre unter Feuer nahm? Immer machteft du die tollften Sachen. Immer mwarft eo du, der »vorwärts« rich. Und ich höre noch dein letstes Lachen -: »Menfch, wenn das nicht fchiel gehtll« - In Goslar - ı Munlclplo di Goslar Es sing fchlef... wirst du zu deinem Nachbar Balser gehen und ihm folgendes sagen: Lieber Balser, ich brauche deinen Rat als Freund. Ich habe tausend Mark, die Ich sicher aufheben möchte, Ich habe schon ein Versteck, wo ich bereits hundert Mark liegen habe —, wo, das geht dich nichts an. Nur möchte ich jetzt von dir wissen, ob du es für ratsam hältst, daß ich das Geld überhaupt verstecke?” „Ich habe Ja gar keine tausend Mark und außer- ‚dem, wenn ich sie hätte, würde ich sie niemals mehr dort vergraben, wo mir die hundert Mark gestohlen worden sindl“ widersprach das alte Bäuerlein sofort. „Du verstehst wahrscheinlich meinen Plan noch nicht”, antwortete der Bürgermeister ruhig. „Aber führe nur ruhlg alles so durch, wie ich es dir ge- sagt habe, Und verrate auf keinen Fall dem Balser, daß du den Verlust der hundert Mark be- reits bemerkt hast! Hörst du, das darfst du unter keinen Umständen!” Ludwig Grill nickte. Und ging dann zu seinem Nachbar. Am nächsten Tag kam dann der Bürgermeister zu dem Immer noch unglücklichen Bäuerlein. Ge- meinsam gingen sie In den Garten und gruben ‚die Erde dort wieder auf, wo Ludwig Grill hundert Mark versteckt und nicht wieder gefunden hatte. Und siehe da: Nun lagen plötzlich die schon ver- loren geglaubten hundert Mark wieder an ihrer alten Stelle. Das alte Bäuerlein hatte Freudentränen In den Augen. Und allmählich verstand es auch, warum Ihm der kluge Bürgermeister den Rat gegeben hatte, zu seinem Nachbar zu gehen, der in der Hoffnung, tausend Mark zu finden, rasch die ge- stohlenen hundert Mark zurückgebracht hatte. (Wilhelm Schulz) Warnung - Monito = (H. Lehmann) „Und det sag ick dir, Lotte: laß dir verehren, aber laß dir nischt verehren!“* “E te lo dico, Loffe: Lasclati pur corteggiare, ma non lasciarti regolare nulla!,, IM GARTEN DER KÖNIGIN VON BASTIAN MULLER Jens kam aus Calabrien. Eine Carozza fuhr ihn die Straße hinauf nach Anacapri, vorbei an der Madonna von Michele. Der Kerzenglanz beleuch- tete Ihr lächelndes Gesicht, Sie schien Jens be- grüßend zuzunicken. Die erste Nacht schlief er wie ein Toter. Nur beim Einschlafen war es ihm, als stünde er noch auf der Gemüsebarke, die Ihn von Neapel nach Capri brachte. Die Wellen des blauen Golfes wiegten ihn in den Schlaf. Am Morgen erwachte — „£s ist nicht Ca- r leise vor sich hin, „aber es ist doch Italien.“ Er ging dann, noch vor dem Frühstück, hinunter auf die Straße, die unter grünen Platanen nach Caprile führt, und er kam von der Straße ab, und stieg zwischen Weingärten hinunter zur Punta Migliera; doch ganz bis zum Westkap der Insel kam er nicht, sein Magen knurrte vor Hunger. Auf dem Rückweg alles: die blendend weißen Zinnen über dunklen Zypressen und schwarzen Pinien, eine Palme fächelte in den Morgen. Die weiße Mauer, die das ganze umschließt, sah er erst, als er fast davor stand. Esmußte ein schöner Park sein, der sich hier schweigend verbarg. Die Märzsonne brannte heiß. Sehnslichtig schaute Jens in die schattige Kühle des Gartens.. Aus einem Bauernhaus klang der monotone Gesang eines Mädchens, Leise klirtten die Bambusstäbchen vor einer Tür. Es war die Brise vom Meer, die den Verlag und Druck Yerantwonit schalte Vorhang und die Mädchenstimme so leise we- hen ließ, Als der heiße Tag hinter dem Monte Solare ins Meer sank, ging Jens wieder hinaus. Er fand die Mauer, die unverändert den Park umschloß. Aber nun, im Abendlicht, das mit langen Schatten durch den Olivenwald drang, sah er, daß die Mauer alt war, der Putz schäbig. Jens setzte die Fuß- spitze zwischen die Steine und schwang sich auf die Mauer. Rote Ziegelwege hatte der Park. Jens ließ seine Beine von der Mauer baumeln, die Augen such- ten das Dunkel der Zypressen zu durchdringen; sie erspähten eine Bank, die unter den schwar- zen Schlmmen zweier Pinien stand, Er blickte zur Villa hinüber, kein Lichtschein webte sich durch das Geäst der Bäume. Die Besitzer schienen nicht da zu sein. Langsam ließ er sich In den Garten gleiten. Seine Schritte klangen gedämpft auf den roten We Er ging zu der erspähten Bank und setzte sich hin. Von hier sah er über den silbrigen Oliven- hain auf das Meer. Fern im Abenddunst vermähl- ten sich Wasser und Himmel, beide dunkelblau, Von der Bank aus sah Jens nach Norden. Und wie die Nacht aus dem Meer stieg, wurde er traurig. Gern wäre er nach Norden gefahren. Damals, als Kind, hatte er auf den grünen Wiesen des Nie- ins gespielt. Ein Windmühlenhügel war d Tummelplatz und Tilde, die Gefährtin, konnte den Müller so geschickt um Butterbirnen bitten. Wie gerne hätte er Tilde von diesem Park eı- zählt, aber die Ferien reichten nicht aus, In die Heimat zu fahren. Er stieg zurück über die Mauer und ging zum ‚Abendessen. „Wem gehört eigentlich diese Villa beim Ollvenwald?“ fragte die Wirtin. „O questal Ist sie nicht schön? Sie gehört der Königin von Schweden“, sagte Signora Filomena, stolz über die Nähe des königlichen Hauses. Ja", meinte Jens, „sie Ist schön.” Er drehte seine Spaghetti um die Gabel, aß schweigend und mußte nun an die Königin denken. Gleich nach dem Essen sagte er „Buona notte” und ging hin- aus in den Abend, Die Sterne standen klar über der Insel und dem Meer. Die steile Küste her- auf drang das Rauschen der Brandung. Jens schlenderte ziellos durch die Weingärten, ganz von selber führte ihn der Weg zur weißen Villa. Sinnend stand er einen Augenblick, dann stieg er über die Mauer des Parkes. Zwei Katzen husch- ten In das Dunkel der Büsche, Wieder saß er auf der Bank, Aus den Oliven wehte ein Wispern der silbrigen Blätter. Ganz in der Nähe mußte ein Mimosenstrauch blühen; der Duft der gelben Blüten zog durch die Nacht. — „Sie wird blonde Haare haben” dachte Jens, „Ihre Haut Ist rosig. Aufrecht und kühl wird sie Über die Wege dieses Parkes gehen.” Seine Augen glänzten in einer traumhaften Sehnsucht. „Allabendlich werden wir auf der Terrasse der Funiculare auf und ab wandeln. Nach dem Essen sitzen wir dann hier auf der Bank und warten, bis der letzte rote Schimmer der versunkenen Sonne verblichen ist, und das Meer sich zu nächtlichem Schwarz glätte. — Ob es lange dauert, bis sie mich liebt? Sie wird dann mit Ihren grauen Augen in den dunklen Nachthimmel schauen.” — Die Sehnsucht würgte ihm im Halse, Mit schlaffen Gliedern stand Jens auf und ging nach Hause. In der Nacht träumte er von blonden Haaren, von grünen Wiesen, die sich weit über das Land zie- hen und die Flüsse begleiten. Und er hielt eine Hand, die sich willig in selne schmiegte. In sei- nen Daumenballen drückte sich etwas Hartes, ver- wundert sah er nach: es war ihr Ring; ein ge- kröntes ‚$’ leuchtete aus dem Gold, „Ich komme dir entgegen, komme zum Norden“, rief er Im Traum; dabei erwachte er, erschrak Über den nächtlichen Klang seiner Stimme, der noch im Zimmer zitterte. Er horchte In die Nacht, schwarz und mit gleißenden Sternen wölbte sie sich über der Insel, Er mochte nicht weiter schlafen, hatte Angst vor den Träumen; vor dem blonden Haar und der Kühle, Aber er dachte an die ferne Landschaft, an die bewaldeten Berge und die heimischen Häuser mit ihren spitzen Giebeln. Langsam erblühte der Morgen. Das Schwarz ver- blaßte, wurde grau, blau, und eine Röte koste über die Gärten und Berge, Am liebsten wäre er aufgestanden und zum Garten hinuntergeschlen- dert; aber das hatte ja doch keinen Zweck: die Fensterläden starrten noch blind in den Park, Er lag steif da und erste Sonnenkringel tanzten über die grauen Marmorfliesen des weißen Zimmers. Von draußen wehte der Duft reifer Orangen. Beim Frühstück schaute er die Wirtin prüfend an; nein, sie konnte keine Ahnung von seiner Liebe haben. So konnte er sie fragen: „Wann kommt die Königin, im Winter oder im Frühling?” „Die?“ sagte Signors Filomena ganz erstaunt; aber dann sank ihre Stimme zur tiefen Trauer: „Sie ist lange tot. Sie ist als alte Frau gestorben; In ihren letzten Jahren lebte sie einsam in dem weißen Hause und dem dunklen Garten. Mag sein, daß sie in Schweden begraben liegt; ich weiß es nicht so genau.” „Ist tot", wiederholte Jens ganz tonlos. Während des Tages versuchte er zu vergessen. Er tröstete sich damit, daß doch alles möglich gewesen. Doch beim Abendspaziergang kam er wleder an der weißen Mauer vorbei. Er lächelte ein wenig, als er über die Mauer stieg und zu der Bank ging. Eigentlich hatte er ja in dem ver- lassenen Park nichts mehr zu suchen. Aber es war doch schön, so auf der Bank sitzen und ringsum auf das Meer zu schauen, Im Westen ver- mählte sich die Sonne mit dem Horizont. Der glühende Ball versank. Ein goldener Himmel um- wölbte das Meer. Silbern summte der Oliven- wald in den kühlen Abend. einmal, Bestellunge enprolse nach Preisliste Nr. 7 hen 3920. etüllongsort München Josef und Britannia (E. Thöny) u, 7ART v7 A; iR HE u ;, ; BETT RO „Du mußt nicht so viel fordern, lieber Josef, du weißt doch, daß ich nur platonisch liebe!“ Giuseppe e Britannia: ‘Caro Giuseppe, non devi esigere tanto; sal bene ch’ Io amo solo platonicamente!,, 528 München, 19. August 1942 . k 47. Jahrgang / Nummer 34 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Schwierige Bergpartie (E. Thöny) Ka „Wenn er abstürzt, machen wir zwei eine leichtere Partie!“ Difficile salita in montagna: ‘‘S’ egli precipita, noi due facciamo un! escurslone plö facile!,, Donaumünster {R. v. Hoorschelmann) 2 BER. BELEIDIGUNG DURCH EINE KUH Vor ein paar Jahren. Es war Sonntag. Meine Bade- frau — das ist die Frau, die mit mir zum Baden geht — und ich, wir stehen nun endlich am Strand. Nicht im Sand der Ostsee, sondern auf dem kanonenkugelgroßen Gestein eines ober- bayerischen Gebirgswelhers, Trotzdem Ist es ein halb verbotener Strand. Denn KONSULTATION Zu der Madonna im Rofenhag kam die »Jungfer im Grünen«: »Daß ich heimlicher Liebe pflag - wie kann ich's fühnen? War fo zierlich und himmelblau, ganz in Schleier verfponnen. Jetst ift mein Bäuchlein prall und grau - und alles zerronnen!« Da hat die Mutter Gottes gelacht: »Wer wird denn heulen und klagen! Haft es halt fo wie ich gemacht und mußt’s nun tragen. Silberflüglig kommt's angereift, wenn man fich fehnt, dummes Trinchen. Nur - bei mir war's der heilige Geift, beidir ein Bienchen!« Ratatöskr wir sind über einen Kuhzaun geklettert. Einen Zaun, der den Kühen das Schwimmbad verwehrt und dicht am steinigen Ufer entlang zieht. Meine Badefrau entkleidet sich im Busch, ich am Zaun und hänge Lederhose, Joppe, Strümpfe und was sonst ein Mann im Sommer anhat, an die Zaunbalken als Sonnenschirm. Die Stiefel nur stan- den abseits. Sie waren mitten in eine riesige grüne Kuhhinterlassenschaft getappt. Was Glück bedeuten soll Meine Nixe badet bereits und lockt mich zu sich in den See. Badende Nixen sind immer etwas Anziehendes. Wer folgte nicht gern ihrem Locken? Wir schwimmen und lachen... Bis diese Nixe mit einem Schrei des Entsetzens mich am Arm packt. Zetermordio schreit .sie. Und deutet ans Ufer, Dort steht hinterm Zaun eine Kuh und zieht lang- sam, aber zielbewußt, anscheinend sogar mit Ge- nuß, meine kleine, seidene, weiße — Unterhose in ihr breites, gleriges Maul. Der Weg ist weit und die Steine sind hart, kost- bare Sekunden verrinnen. Jetzt noch über den Zaun; denn die Kuh hat sich mittlerweile käuend getrollt, Dann Ist sie, wie auf unser Schreien hin, stehen geblieben, hat sich umgedreht und blickt, verständnislos für soviel Lärm, auf mich. Wie ich näherspringe, schiebt sie den Unterkiefer vor, aus dem noch ein kurzes weißes Hosenbein hängt und — verächtlich, als wär’ sie Besseres gewöhnt — spuckt sie die Beute wieder aus! So froh ich war — das Verächtliche daran hat mich geärgert. Diese Überlegene Ruhe des Landes ge- genüber dem zappelnden Großstädter, Beleidigend 530 war diese Maulbewegung, dieses Kühle, Souveränel Immerhin: die Schuhe hatten recht orakelt. Die Hose war nicht verloren. Im See gewaschen und auf den Steinen getrocknet, umhüllte sie wieder, wozu sie geschaffen. Nur mit ein paar Bißlöchern, kleinen harmlosen Bißlöchern. Zur Erinnerung an die Beleidigung durch eine Kuh. Georg Denkl SOMMERGEFUHL Kurzer Sommer, glühender, bleib! Dein Anhauch Zwar verdrießtdas Ängftliche Gras. Das Korn doch Liebt dich, der fich rötende Wein. Die Grille Singt dir ein Loblicd, Und die Lerche, die in das Blaue klettert, Tut es trillernd, dir zu gefallen, und der Wilde Klatfehmohn hat eine Blüte wie ein Feuriger Juhfchrei. In den kühlen, glänzenden Nächten richtet Sich das grüne Gras wieder auf. Die Schneche Wandert durch das taunaffe Feld und fieht nicht Oben die Sterne: Ihren Fühlern find fie entrückt. Sie kriecht, und Fürchtet, tie die Kröte im fchwarzen Hohliweg, Wie der Salamander im Sumpf den füßen, Rofigen Morgen. Georg Britting Himmlisches und Irdisches_ (I) NV Ü I C Ne AeN um nn ER DE Men, 96: ne S LS EG \ 1% e HS Al A DRS N a " s AU a IK a RR A u ü HS Yrlı AAN TEN r 9 “ Ni . EZ RE AR WARS ia au ah: Ar Nr ® NW EZ as EN, BETZ De „Hallo, Adam, Vitamin B!* 531 (Karl Arnold) 1A ) FIR Ja (Erich Schilling) Versprechen und Halten „Und dabei hat mir Churchill Flugzeuge versprochen!“ „Jaja, Väterchen Stalin, was der Engländer verspricht, das behält er!“ Promettere e mantenere: "E per giunta Churchill mi promise dei velivoli!,, — “Eh glä gid, babbuccio Stalin; I" Inglese mantiene ciö che promettel,, 532 PETERS FERIENBRIEF VON ERIC RUDENBERG Liebe Tuttal Am Samstagabend kamen wir wohlbehalten in Billerö an. Aber ich muß sagen: ein elenderes Nest gibt es in der ganzen Welt nicht mehr! Weder Kino, Fußballplatz noch sonst welche vernünfti- gen Einrichtungen sind hier! Ja, da kannst Du sehen, was Du angerichtet hast! Denn nur Dir haben wir — Ole, Pelle und ich — es zu verdanken, daß Vater uns in diese Einöde geschickt hat! Weil Du ihm natürlich petztest, daß wir uns vor lauter Freude über die Ferien mit Schulbüchern warfen. Na, reden wir nicht mehr darüber, denn wir sind großzügig, Und die Ver- zeihung, um die Du uns gebeten, sei Dir gewährt. Doch wehe Dir, falls es Dich noch einmal ge- lüsten sollte! Dann gnade Dir, dann setzt es was! Jetzt aber sollst Du hören, wle wir trotz allem großartig viel Spaß gehabt haben, Der Sonntag fing sterbenslangweilig an. Wir spa- zierten artig umher und .-starrten Löcher in die Luft, Doch wurde das bald langweilig, wie Du verstehen wirst. So gingen wir ein bißchen in den Stall und machten die Kühe los. Onkel drohte zwar der Schlag zu treffen, als er es sah. Da machte Pelle den Versuch, auf dem Stier zu reiten. Aber der machte so wilde Sprünge, daß Pelle, ehe er sichs versah, Im hohen Bogen kopfüber In die Tränke plumpste. Onkel schimpfte — es war sehr interessant — und erklärte dann, daß wir sofort nach Hause reisen sollten. Aus der Reise wurde natürlich nichts. Doch meinte Onkel, Strafe müsse sein. Und wir bekamen schwarzen Kaffee zum Frühstück. Nach dem Mittagessen gingen Tante und Onkel fort. Gaben aber vorher Lars, dem Großknecht, den Auftrag, Ja gut auf uns acht zu geben. Doch da auch Lars begeisterter Sportler ist, wur- den wir bald dicke Freunde. So durften wir nun erst recht tun und lassen was wir wollten. Ole, der vor lauter Ubermut gar nicht zu bän- digen war, jagte dem Küchenmädchen einen Todesschrecken ein, Er zog sich ein weißes Laken über und sprang dem Mädchen, als es uns den Kaffee brachte, mit wildem Indianergeheul ent- gegen. Vor lauter Entsetzen ließ es das Geschirr fallen — wobei es leider auch noch so unge- schickt war, sich den Fuß zu verbrühen. Später strich Pelle Marmelade auf das Wurstbrot — na- türlich nicht auf das seine — während ich ihm heimlich Senf In den Tee tat. Davon wurde ihm ganz sonderlich zumute. Denn plötzlich erlitt er einen Tobsuchtsanfall, fiel über mich her und ver- setzte mir einen Kinnhaken. Ich ging jedoch gleich in den Clinch und schlug ihn bereits in der ersten Runde k.o. Alsdann kam Ole auf die Idee, der Katze den Schnurrbart zu stutzen und sie zu rasieren, Wir stimmten natürlich freudig zu. Pelle seifte sie ein, und Ich sollte rasieren. Aber dazu kam es gar nicht erst, Die Katze sträubte sich mit allen Kräf- ten, zerkratzte mir die Hände und entwischte durchs Fenster. Da meinte Pelle, daß wir besser Zirkus spielen sollten. Ein Mordsspaß, sag ich Dir! Ich sollte die Zirkusreiterin darstellen und sollte stehend auf dem Pferde reiten! Pelle dagegen sollte den Clown mimen und Ole den Tierbändiger mache: Darauf zog ich eines von Tantens Sonntagsklei- dern an und Ole Onkels Pyjama. Und dann holten wir die Tiere herbei. Das Schwein lief auf dem Hof umher und fraß behaglich grunzend aus seinem Trog. Doch als wir es aufzäumen wollten, machte es plötzlich eine Jähe Kehrtwendung und lief zum Tor hinaus auf die Landstraße. Wir setzten ihm sofort nach und eine tolle Hatz begann. Aber wir erreichten es nicht. Plötzlich bog es vom Wege ab, schlüpfte durch einen Staketenzaun und verschwand in einem Wohnhaus. Wir hielten ein, um abzuwarten, was es in dem Hause anstellen würde. Es dauerte auch gar nicht lange, da erschien es wieder in der Tür und sprang zur angrenzenden Veranda hinüber, wo auf einmal ein großer Tumult ent- stand. Ole eilte dem Schwein nach. Und wir anderen liefen hinterdrein. Dem Schwein wurde der Aus- flug ungemütlich und es hielt sich unter dem Tisch versteckt. Ole jagte darauf zu, glitt aber aus und fiel auf die Nase und rollte gleichfalls der Länge nach unter den Tisch. Ein heftiger Kampf ent- spann sich zwischen beiden, der die Zuschauer in atemlose Spannung versetzte. Leider war unter den Zuschauern auch der Gen- darm des Ortes. Vergebens versuchte Pelle ihm zu erklären, daß wir doch nur Zirkus gespielt hät- ten und nur das Schwein der Spielverderber sel. Der Hüter der Ordnung verstand keinen Spaß. Er schimpfte und tobte und drohte, uns samt dem Schwein auf der Stelle ins Spritzenhaus zu sperren. Mittlerweile hatte Ole die Pyjamahosen verloren und das Schwein verfing sich mit seinem Rüssel darin. Das sah sehr komisch aus. Alle lachten. Ole Erster Klasse - Prima Classe aber glaubte, man lache über ihn. Er wurde ärgerlich und ließ das Schwein los, das er ge- rade so gut am Schwänze hatte. Es tat daraufhin einen großen Satz und schlüpfte zur Tür hinaus. Erst am Tage darauf fing man es wieder ein. Um das Unglück aber vollzumachen, war es aus- gerechnet Tantes bestes Kleid, das ich erwischt hatte. So daß Onkel, als er von der Geschichte hörte, mich in den höchsten Tönen anbrüllte. Du kannst es glauben: die Fensterscheiben klirrten. Er meinte, das Kleid sei nicht mehr zu gebrauchen, weil das Schwein es zertreten habe. Ich bin Ja der ‚Meinung, wenn man den Dreck ein bißchen rausreibt, geht es wieder. Aber nach meiner Meinung wird Ja leider nicht gefragt! Wir kommen morgen nach Hause zurück, Onkel sagte, er würde zuvor mit Vater telephonieren. Sag Mutter man, daß wir ganz manlerlich sein werden, wenn wir bloß wieder daheim sein dür- fen! Wie üblich kriegen wir wohl unsere Keile. Aber das macht gar nichts, Wenn wir nur schon von hier weg kommen. Aber verrätst Du Vater und Mutter auch nur eine Silbe von dem, was ich Dir hier anvertraut habe, dann — wie gesagt — gnade Dir, liebes Schwester- chen, dann setzt es was! Denke stets daran. Dein lieber Bruder Peter (Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig) (©. Sturtzkopf) „Besetzt! Wir sind bereits zu acht, sehen Sie denn det nich, Sie Plebs Sie?! “Occupato! Siamo giä in otlo! Non lo vedete, plebeaccio?!,, 533 i Freizeit (K. Heillgenstaedt) # Zu ia ER ur „Wir müssen heim, Edith, dein Paul wollte doch vorbeikommen!“ „Ich denke gar nicht daran, ich habe heute Ruhetag!“ = Tempo di libertä: '"Dobbiamo rincasare, Edith; il tuo Paolo voleva pur passare da te!,, “Non ci penso nemmeno; oggi & glorno di riposo!,, 534 Die Kunstreiterin 0. Hogenbarth) „Allez, allez, Ludmilla —— — zum Donnerweiter, Käthe, häng nicht auf dem Pferd wie 'n Appel, der nich weit vom Roß fällt!" Christina wird erwachsen Von Ramön Gömez de la Serna Christinita war ihren Eltern stets reizend, kindlich und ihren zwölf Jahren entsprechend erschienen. An jenem Tag aber waren sie überrascht, daß das Kindliche in ihr zu etwas Fremden geworden war, Sie wollten eben ins Theater gehen, und in dem Augenblick vor dem Verlassen des Hauses, als sie sich fertig angezogen In der Diele trafen und sich fragten, ob man das Opernglas auch nicht vergessen habe, wurde die Mutter auf Chri- stinita aufmerksam und fragte sie: „Was hasi du denn?” „Nichts“, gab das Kind zur Antwort. Die Mutter betrachtete sie Jedoch weiter erstaunt, Was war mit Christinita? Etwas in ihrem Gesicht machte es trübe oder betonte es oder warf un- heilvolle Schatten darauf. Die Durchsichtigkeit, alles was es an Zartheit darin gab, jener weiße blanke Glanz, den die Japaner Pagodita nennen, war verschwunden. Der Mutter kam der Gedanke, ob das Etwas vielleicht der Nebel sei, den eine kommende Krankheit um ein Antlitz hüllt, und drang weiter in sie: „Was hast du nur?... Du hast etwas...“ Daraufhin betrachtete auch der Vater seine Toch- ter. „Was findest du nur an ihr?” fragte er die Mutter. Die Mutter zögerte: ‘Nun... vielleicht täusch ich mich.” Christinita beklagte sich; „Was ihr nur immer habtl... Ich bin vollkommen gesund... Mir fehlt nichts.” Der Vater sah sie genauer an. Jetzt bemerkte er auch etwas ... Hartes an ihr. Aber was war es? Er vermochte es nicht zu sagen. „Zeig' mal deine Zungel” Sie streckte ihr Schweinezünglein her- aus; es war rot wie eine Erdbeere. „Nein... die ist rot wie eine Pfefferschote. Laß mal deinen Puls fühlen.” Christinita kam näher. Er nahm ihre Hand, be- fühlte aufmerksam ihren Puls. Alle verharrten einige Augenblicke lang schweigend, und man konnte die Taschenuhr ticken hören, die der Vater zu Rate zog, ganz Auge für den Sekundenzeiger, der, nervös und pausenlos, nur diesem Zwecke zu dienen schien, dem Pulsnehmen nämlich. So verharrte er, bis das Geheimnis, welches nur der kennt, der den Puls nimmt, durch die optimisti- sche Gebärde aufgeklärt wurde, mit welcher der Vater die Uhr wieder einsteckte und sagte: „Nichts... Ein Puls genau wie die Uhr.” „Trotzdem, etwas ist mit Christina los, etwas ist anders als sonst... sieh sie dir nur genau anl” meinte die Mutter, wobei sie sie betont Christina nannte, nicht mehr mit dem Kosenamen Christinita. „Ich finde es auch; aber ich weiß nicht, was es ist.” Christina senkte die Lider und zupfte an ihrer Schürze. Sie sah ängstlich und eingeschüchtert aus, und als ob sie schauspielerte. Sie wünschte, die Eltern möchten jetzt endlich gehen. Vor allem drehte sie dem Ankleidespiegel den Rücken zu; sie fürchtete sich vor ihm, denn die Spiegel zei- gen, wenn man auch glaubt, sie würden die Ge- stalten so zeigen, wie sie sind, eher das Ge- spenst oder die Gespenster der Betreffenden, wobei sie alles offenbaren, Das verängstigte Kind hatte seinen Eltern etwas Schwerwiegendes enthüllt. Sie errieten es, be- griffen es aber nur langsam, Christina ging unter- dessen die Treppe hinauf, wie um etwas zu suchen, aber in der Haltung von jemanden, der etwas verbergen will — wie ein Kind, das nicht länger mehr seine Tränen zurückhalten kann und in sein Zimmer läuft, um sich auf das Bett zu werfen und auszuweinen. „Bleib jetzt hier!“ sagte der Vater streng. Da brach sie in Tränen aus. Vater und Mutter stürz- ten auf sie zu, als hätte sie einen Herzkrampf bekommen. Was sie gesehen hatten, war zu un- heimlich und geheimnisvoll, Sie waren fassungs- los, „Aber was hast du nur, Christina? Sag es uns doch, du kannst es uns doch sagen... Hast du etwas zerbrochen und bist darüber erschrocken? Hast du Angst gehabt?... Du weißt doch, daß wir Verständnis haben ..,.” Christina hörte auf zu schluchzen, bedeckte das Gesicht mit ihren Händen — wie das Kinder tun, wenn sie aufhören zu weinen, und man glaubt, sie ersticken. „Gib doch Antwort... Du warst so blaß und eingefallen, mit glänzenden Augen, mit einem ganz sonderbaren Gesicht, und deshalb waren wir in Sorge.” „Ich habe nichts... ich habe nichts.” „Dann tu doch die Hände vom Gesicht!" sagte der Vater. Sie deckte das Gesicht, auf; es war voller Rußflecken. „Aber was ist denn das?“ rief die Mutter. „Wie hast du nur dein Gesicht so schmutzig machen können? Ach, jetzt weiß ich, was du hattest... Du hast dir die Augen mit Kohle gemalt... Wasch dich... Geh sofort und wasch dich ab..." Ganz still ging Christina hinaus. Die Eltern sahen sich bitter lächelnd und verblüfft an. Denn ihre Tochter (und das war's, was sie, ohne daß sie es wußten, so ernst gestimmt hatte) bereitete ihnen eine unliebsame Überraschung dadurch, daß sie — lange bevor sie es erwarteten — Weib ge- worden war: das war der Beginn der Untreue, der ewigen, des wilden, fordernden, niemals still- stehenden Lebens. (Aus dem Spanischen von Hans B. Wagensell) (0. Horti Im Felde) „Anuschka, so schöne dicke Läuse wie eben bei der Maruschka habe ich bei dir noch nicht gefunden!‘ ““Annuccia, pidocchi si belli e pingui, quali or ora vidi dalla Mariuccia, non li frovai ancora da Ich, 535 DIESNTIRBENDIIGIESSIEEIFE VON PETER REIMANN Es war ein Sommer wie wenige, der da aufs Land brannte. Sogar zwischen die Runzeln der Gıoß- multer Lucrezia setzte er sich, wo die Alte das Haus doch nur verließ, um -Maismehl, Ol und Brot zu besorgen; er gerbte ihr die stubenfahle Haut, den Falten zu noch dunkler als auf den glatten Flächen, und jeder Schweißtropfen machte sie brauner. Die Sonne hatte eine unheimliche Kraft! Die Fischer liefen herum mit Gesichtern und Armen, daß sie schwärzer nicht mehr gingen, und die Kinder standen ihnen um weniges nach, Nur die Häuser, hinter deren dunklem Gestein winters bleichgesichtige Menschen geschlafen, prangten jetzt hell, blendend hell vor so viel Bräune; ihnen konnte die Sonne keine Spur anhaben, sie konnte sie höchstens neu und schön In grelle Weißglut tauchen, Und nut, bis die Nacht kam. Denn, als aus dem durchsichtigen Grün des Sees mit den vom Grund emporzischenden Blasen, die den An- schein gaben, als wolle das Wasser zu brodeln beginnen — heiliger Himmel, so heiß war es! — ein tiefes Schwarz hervorgegangen war, das un- befriedigt unter der Mole gluckste — als die Berge sich über den ganzen Himmel hinweg die finste- ren Häupter entgegenstreckten wie zu einem Raunen, da waren die Häuser nicht mehr zu unter- scheiden in so viel Schwärze — während die Menschen noch unter den kargen Lichtern zwi- schen ihren vier Wänden die Farbe auf der Haut trugen, die ihnen der sommerliche Tag gegeben. Es war ein Sommer wie wenige. Tags diese Hitze, nachts nicht minder. Die Groß- mutter suchte nach Jedem ihrer trippelnden Schritte nach dem großen, roten Schnupftuch; es war so naß, wie es beim ärgsten Schnupfenwetter nie gewesen Ein Unheil, eine Strafe, vielleicht war Gott dem unehrlichen Treiben der Menschen des Dorfes auf die Spur gekommen; ein jeder hatte nämlich etwas auf dem Kerbholz und wähnte sich an dem glühenden Verhängnis schuldig, wenigstens zu einem kleinen Teil, Es wimmelte von Sündern, und der Sommer war wirklich von einem zürnenden Gott gemacht, gewitterlos, regenlos, wie er war. Die Alten konnten sich entsinnen, daß einst, als sie das Haus am Steg erbauten, in dem jetzt Giullo seine Wirtschaft führte, ein ähnlicher Som- mer gewesen war. Damals hatten sie Brandellis, des Maurers, leblosen Körper nach Hause tragen müssen, denn die Sonne hatte ihn direkt mit ihrem feurigen Finger vor die Stirn getippt, als er da auf seinem Gerüst gestanden. Und eine der Kühe des Paoletto war wohl wahnsinnig geworden von der Hitze: sie hatte plötzlich begonnen, sich um sich selbst zu drehen, bis man sie barmherzig hatte schlachten müssen. Und die grauen Ge- sichter der Häuser waren tags weißglühend ge- wesen wie jetzt, und die Menschenantlitze so braun wie das verbrannte Brot des Bäckers Andrea, damals, als er an Liebeskummer erkrankt. Heiliger Himmel, so heiß war es gewesen, und so auch dieses Mal wieder. Einige Sommergäste verließen das Dort eher, als sie sich vorgenommen, andere verkrochen sich in ihre Häuser; wer sie zu besuchen gedachte, mußte in die Keller hinabsteigen. Trotzdem kamen zwei neue Sommergäste an. Es war ein Junges Ehepaar, das sich vor dem glühen- den Sommer nicht fürchtete; nein, es kam mitten in die Hitze hinein; die jungen Leute schienen sich nichts aus ihr zu machen, Gott, obwohl sie selbst den ganzen Tag die Taschentücher über der Stirn hatten! Es gibt seltsame Menschen — Sommergäste sind oft die seltsamsten unter Ihnen. Der junge Mann übte einen ungewöhnlichen Be- ruf aus, Meteorologe nannte er sich, und er wolle im Dorf studieren, sagte der Wirt am Steg, bei dem er wohnte mit seiner jungen Frau. Und diese trug eine dunkle Brille, die sie erst am Abend abnahm, und da konnte man sehen, was sie für schöne, hellgrüne Augen darunter hatte, Meteorologe, was das wohl sel, fragte man den Wirt. Aber der konnte wohl mit Wein zu Diensten sein, jedoch nicht mit gelehrten Auskünften. Meteorologe, was das wohl bedeute, fragte man den Pfarrer. Oh, der wußte es schon, aber er er- klärte es mit Worten, die so fremd klangen, wie man sie von ihm von der Kanzel her nicht ge- wohnt war: vielleicht war er seiner Sache doch nicht so ganz sicher und suchte nun Zuflucht in zweifelhaften Worten, eben solchen, die keine Seele verstand. Man deutete sich aus seinen Er- klärungen einiges zusammen, denn man wagte nicht, zweimal zu fragen; endlich kom man über- ein, der Meteorologe könne das Wetter machen, wie es ihm beliebe. Die alten Weiber schüttelten die Köpfe; nein, ein so junger Mensch, kaum ver- heiratet, sollte das Wetter machen können? Das junge Paar indessen kümmerte sich wenig um die Glut und um das, was es angerichtet. Es wanderte auf den Berg, suchte ihn ab an allen seinen schattigen und sonnigen Seiten, kroch in seine Höhlen, verbrachte ganze Tage auf ihm und auf dem See in einem kleinen gemieteten Segelboot. Es war ein seltsames Treiben, das den Meinungen über die Jungen Eheleute noch mehr geheimnissuchendes Erstaunen anheftete, zumal der Mann ständig zwei Koffer mit sich trug, einen großen und einen kleinen, und wenn er noch so schwitzte. Daraus holte er ab und zu eigenartige metallene Instrumente, die Hirtenknaben und die Fischer hatten es beobachtet. Und an diesen In- strumenten verbrachte er endlose, schweigsame Zeit, während die Junge Frau neben ihm saß, geduldig seinem Gebaren zuschauend, Jedoch die Hitze blieb, die Sonne legte eine brutale Beharrlichkeit zutage, und der Meteoro- loge schien nicht Miene zu machen, etwas daran zu ändern. Vielleicht bemühte er sich auch nur vergebens. Oder aber er wartete, bis man Ihn darum anginge, womöglich von seiten des Bürger- meisters in Person... Man begann, ihn teils schief anzusehen, wenn man ihn auf der Straße oder auf dem Wege traf, |fahr! Ein richtiger \stärkste Gegner Ist Ste Jiu-Jitsu zu Hau itsu-Moistor unte Rpt. und pflegt die Hauı Aber nie wu trocken anwenden! ATEEÜÖFEL volt genüigt! Größer werden fi {auch Erwachsene) 9, 10, und Don 11cm Erfolg wurden gemeldes warıe Ärztl, bearbeit. „Auftri | Achtung! Ein Griff und er ist wehrlost GC Diese unsichtbare Watte zur sicheren Folbatverteidigung schützt Sie vor Ge- Griff, und der In Marken (die Ihnen auf das) Kursgold aufgerechnet werden) er- halten Sie den Illustr. Prospekt von |H. Zickert, München 28, Postt 128c KampfunaSieg unserer herrlichen Wehrmachtchildern diese vom OKW. und Heinrich Hofimann urgegebenen Erinnerungsbücher: Sieg in Polen ...... 3.75 Kampf um Norwegen . 3.75 Hitler im Westen. ..... 4.80 Sieg Über Frankreich. . 4.80 Alle 4 Bände zusammen RM. 17,10, auch einzeln, durch Nachnahme Buchhundig. TFÜÜRSCH Düsseicar-x 50 als e4 bie Borichrift verlangt not tut. Methode RM 2.85. Ausführliche: Pro repfeifenfabrik VAUENNÜ: ealin, ber es braudıt. Cari B pekı diskrei und kostenlos Fa. Linthout, Krummhübel Rlesongebirge Fach 9,83 DURCH QUALITAT UND GUTE WELTBEKANNT QAusIRı®» ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE Steinbrück & Drucks Solingen Mit Heilmitteln foll man immer fparfam fein — und beute erit recht. 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In Weiterführung dieser naturgegebenen Idee entstanden die \EV2Z Mingyal-Milchejweiß FApArAte, über Jedermann In Jedem Ort Beobachtungen, Nachforschungen Detektei Wittlake, gegr. 1908 Hamburg 36/0, Colonnaden 43 Künstler, Musiker und Artisten verwend.seit Jahren meine ‚Künstler-Foto-Marken, gumm.u.perforiert.Lassen a. Sie sich diese entzück. Fotomarkenn.Ihremeig. Bild anfert. Zum Aufkleb. aufßriefen.Geschäftskart. usw. 100 St.kost.RM.6.75 Ihr Bild wird mit Lieferg, zurückgesandt. Zahlung mit Bestellung a af meine Postscheck- konten Dortmund 30531. Berlin 242414 oder Wien 143370. E.Henkel, Hohenlimburg 1.W.3 HZ Auch unt Wasser Daß Cinzano kühl gereicht am besten schmeckt, weiß jeder Kenner. Wenn Sie aber kein Eis im Hause haben, tut es itung. 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Der Meteorologe wußte nicht gleich, was sie meinte und ging ihr aus dem Wege, ihr vorher eine Münze in die Hand fallen lassend; dann aber, im späteren Laufe des Tages, schien ihm das Gebaren der Alten doch seltsam und anderes zu sein, als nur ein Bettel um eine Münze, und er beschäftigte sich länger mit der Suche nach Deutung. Endlich jedoch wandte er sich an Giulio, seinen Wirt, der ihm nach langem, verlegenem Zögern erzählte, was man von ihm halte und wel- cher Art Erwartungen man auf ihn gesetzt habe. Zunächst war der Meteorologe einen Augenblick erschlagen von so viel dörflicher Einfalt; dann fand er ein lautes, schallendes Lachen. Der Wirt stand vor Ihm wie ein begossener Pudel, in sei- nem.Inneren aber sah es wesentlich anders aus: da war ein einfaches, einfältiges Gemüt, dem das Lachen des Gastes ein teuflisches schien, unter dem man sich unwillkürlich duckte mit einem Zusammenkneifen der Augen wie unter einem zusammenstürzenden Haus. Umheimlich war ihm zumute. Der Gast indes entwarf tatsächlich einen teuflischen Plan. Dann lief er zu seiner jungen Frau, der er seinen Plan anvertraute, und sie lachten beide wie Kinder, die sich auf einen köstlichen Streich freuen. Die Sonne sengte noch einige Zeit erbarmungs- los auf den See, die Dächer und die Menschen — erbarmungslos wie der Meteorologe. Man hielt Bittgottesdienste ab, veranstaltete eine Wallfahrt, aber es war, als sei der Himmel selbst aus- getrocknet: er hatte Ja nicht eine einzige Wolke mehr. Der Reichste im Dort, der Kaufmann Palermitani, stiftete eine Messe für die Heiligen des Bergs über dem Dorf. Seinem Beispiel folgten die an- deren Honoratioren: der Bürgermeister, der Arzt, der Postmeister und die Gastwirte; aber auf sie hörten die Heiligen ebensowenig wie auf den Kaufmann, oder aber sie verwendeten sich ver- gebens bei diesem noch immer zürnenden Gott. Und auch die von den Ärmsten zusammengeklaub- ten Soldi für eine letzte Messe erreichten nicht mehr, als daß die Sonne wie zuvor an ihrem un- erbittlichen, sengenden Brüten blieb. Dann je- doch spalteten sich die Dorfbewohner in zwei Gruppen, die über Nacht wie aus der Erde ge- schossen sich gegenüberstanden, von den Hän- den des Verhängnisses geformt und dahingestellt, so wie die ersten Menschen. Die Honoratioren, die Klugen und die Reichen fügten sich apathisch in das Gegebene, Unabänderliche; einige unter ihnen schimpften und fluchten, bereuten, jemals der Kirche einen Soldo gegeben zu haben — um aber schnell in Wort und Zorm zu verstummen und es den anderen gleichzutun: nur. noch zu schwitzen, die Taschentücher stets zur Hand und die trockenen Unterlippen zu gelegentlichen Seuf- zern hängen lassend. Die zweite Gruppe hin- gegen, die der Armen, Einfältigen und Kleinen, begann, den Meteorologen auf Schritt und Tritt zu verfolgen, -ihn mit Worten und Blicken, Ge- bärden und Briefen zu beschwören; vielleicht hätten sie ihn am Ende zu ihrem Gott gemacht — wenn er nicht ihr Heiliger geworden wäre. Und dies trug sich folgendermaßen zu. Der Mete- orologe war wirklich ein mit Glück gesegneter Mensch, denn die Ereignisse trafen ein, wie er sie zur Verwirklichung seines Planes vorausgesetzt und gewünscht hatte. Jedoch schneller, als er erwartet auf Grund seiner Berechnungen, so daß er sich beeilen mußte, fast überstürzen, damit ihm nicht die Natur in seinem Plan zuvorkam, und er mußte sich großer Ruhe und unverdächtigen Be- nehmens befleißigen, als er eines Abends, der so war wie alle zuvor, zu dem Pfarrer eilte. Dieser empfing ihn erstaunt, da er weder ihn, noch die junge Frau jemals in der Kirche gesehen hatte. Was er nur so plötzlich mochte, der seltsame Fremde? Aber er war freundlich, der Geistliche, und der Fremde war es auch, ja, er wollte sogar eine Messe um gut Wetter lesen lassen. Der Pfarrer war sich nicht sicher, ob er fein lächeln, gütige Anerken- nung zeigen oder bedenklich den Kopf wiegen sollte. So tat er alles zusammen, und es war ein seltsames Bild, das er abgab, lauter entgegen- gesetzte Bewegungen und Äußerungen. Endlich aber siegte doch in ihm, was siegen sollte: er streckte großzügig die Hände aus, die eine zum Händedruck, die andere zur Entgegennahme des Messegeldes, und sein Lächeln war wieder ganz einheitlich; er stand da, ein Pfarrer aus einem Guß. Der Betrag, den der Gast taktvoll auf die grobgehobelte Tischkante legte, an der ausge- streckten Linken des Pfarrers vorbei, war der größte bis dahin gespendete, Die Augen des Geistlichen machten bei seinem Anblick gleich wieder das Standbild zunichte; sie schienen fast aus den Höhlen zu quellen. Einen Augenblick nur; dann versprach er, die Messe sogleich am anderen Morgen zu lesen. Der Abschied war herzlich und geschah zu später Stunde, denn der Pfarrer hatte einen guien Wein im Keller. Am folgenden, zeitigen Morgen verkündigte der Pfarrer in der ersten Messe, die nächste werde von dem Meteorologen gestiftet, und es war ein Lauffeuer, das da im Dorf herumging und die Menschen zusammenholte, so daß die Kirche die ungewöhnlich vielen Gläubigen gar nicht zu fassen vermochte und viele draußen stehen mußten unter der Sonne, die schon in den mittleren Morgenstunden zu sengen begann. Als sie heimgingen, besprachen sie die neue Lage in kleinen Gruppen, sie hofften, sie ‘waren unruhig wie vor einer riesigen Entscheidung, fast Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIEN! Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 PHOTO-KINO-ETLM IE3 ‚sion ‚finden ihre Verkörperung in den Erzeugnissen der zZ IKON AG. 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Keiner ging mehr zur Arbeit an diesem Tag, sie warte- ten alle, überzeugt, daß da ein Wunder kommen werde oder keines, was auch ein Wunder wäre, da man dem Meteorologen blind vertraute. Zu Mittag saßen sie alle stumm vor der rauchenden Polenta; es war irgendetwas da, was auf ihnen lastete und ihnen keine innerliche Ruhe gönnte. Aber der Abend kam ohne Ereignisse, der nächste Morgen ebenfalls, und der nächste Mittag. Die Sonne brannte wie vordem, die Häuser leuchteten weiß, blendend weiß um die braunschwarzen, gebeugten Menschen, die dabel waren, den Glauben zu verlieren. Eine läh- mende Müdigkeit überfiel sie alle, es war grau- sam anzusehen. Nur die alte Bettlerin flüsterte noch immer, ruhelos durch die Straßen schlei- chend, vor sich hin, das Gebet sei vielleicht noch nicht da oben angelangt, man müsse wohl noch Geduld haben. In den frühen Nachmittagsstunden des zweiten Tages spürte sie einen leisen Luftzug über der Wange, er kam von Norden, unvermittelt, und ein Schauer ging ihr durch alle Glieder. Dann schaute sie über den Bergen In nördlicher Rich- tung eine kleine, unwesentliche Änderung In der Farbe des Himmels; es war ein grünlich grauer Hauch in dem reinen, brennenden Blau, der ihr einen zweiten Schauer durch den Körper gab. Ferne, noch sehr ferne Wolken! Hier und da sahen es auch andere Menschen, sie liefen zu den Nachbarn und wiesen gen Norden, wo es immer grauer wurde und immer grüner; die Farbe der Berge schien In den Himmel über- zulaufen! Der Luftzug ward zu einem kleinen, be- scheidenen Wind, er kam von Norden her und lockte die Leute auf die Straßen und auf den Platz, ein jeder wollte ihn sich um die Nase wehen lassen, Das mei UHU-WERK BUHL-BADEN Briefmarken- Handlung Walter Behrens Braunichweig wegwerfen önnen wir heute kaum ersetzen. Geht Por oder Steingut in Scherben, bestreichen wir die Bruch- ‚gonz dünn mit wasserfestem Klebstoff,deralles klebt. SMU Der Meteorologe zeigte sich vor Giulios Gasthof, man sah“ihn und tuschelte, flüsterte und schaute immer wieder nach Norden, und auch der Me- teorologe schaute dorthin. Neben ihm stand seine junge Frau, und beide lächelten, es war ein fei- nes Lächeln, das den Leuten ein überirdisches schien. Gegen Abend hatte der Wind die Wolken mit- gebracht; sie hingen bäuchlings über dem Dorf, schwer und feucht; es ging eine göttliche, wohl- tuende Kühle von ihnen aus. Die Sonne war voll- kommen verschwunden. Als vor dem Anbruch der Finsternis die ersten großen Tropfen klatschend auf die Dächer und das Pflaster fielen, standen viele alte und junge Weiber bereits vor den Fenstern von ‚Giullos Gasthof, unbeweglich, mit dankbaren, feucht glänzenden Augen und fast zu einer Andacht ge- falteten Händen. Leise und ängstlich sprachen sie von dem Fremden, dieser mitleidigen Seele, diesem Wwundertäter. Die Beppa stand unter ihnen, krumm und runzlig, aber mit verklärtem Blick unter dem tropfenden, graugrünen Himmel und wechselte Gebete mit lobenden Worten ab, Er hat so gute, milde Augen, sagte sie, und Hände wie ein Helliger. Und noch so jung Ist er. Wie glücklich muß sein Weib über Ihn sein.., Das junge Paar indessen saß oben in seinem Zimmer, scherzte und lachte über den gelunge- nen Plan, so wie es junge, verliebte Leute tun, wenn sie lustig sind und sich freuen. An die Fensterscheiben klopfte ab und zu ein großer, schwerer Regentropfen, während die Frauen auf dem Platz dazu flüsterten, Das Geräusch klang gedämpft bis in die übermütigen Küsse des auf dem Bett sitzenden jungen Paares. LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückoi) Der Gast kam in die Gaststätte, Er fragte hungrig: „Was gibts?” Der Kellner knurrte beleidigt: „Was gibts? gibts nicht! Es gibt nur noch: gib's was? Außerdem gibts nischtl” I. HR. Ein leerer Gemobopf gehört nicht in den Hill, ‚sondern mih dem Deckel zurück zu Ihrem ländler, Bobby verabschiedet sich von einer Sommer- frischenbekanntschaft: „Jetzt sind sie also vor- über, die schönen Tage von — von —" „Von Aranjuez“, ergänzt lächelnd die Dame, „Richtig, gnädige Frau. Schauen Sie, ich bin doch sonst nicht dumm, aber die drei Sachen bring‘ ich Immer durcheinander: die schönen Tage von Aranjuez, die Trompeten von Jericho und den Barbier von Sevillal” ©. B. * Detlev von Lilleneron wurde einmal gefragt, warum er in seinen Dichtungen so offensichtlich sparsam mit Ausrufungszeichen umginge. „Tja”, antwortete der Dichter, „gegen diese Dinger habe ich tatsächlich eine ausgesprochene Abneigung. Ich muß da immer an das gräßliche Ausrufungs- zeichen denken, was manchmal auf Grabinschrif- ten steht, wenn es heißt: ‚Ruhe sanft!’ Das kommt mir so vor, als wollte man sagen: ‚Willst du wohl sanft ruhen, sonst...” FF le hochfeine Kälezubereitung aus dem Allgäu roird nach wie vor mit edlem Chefterkäle here geftellt und mie Milchzucher, Mitchalbuminen und Milchmie nerallen angereichert, Butter» zart, wie der VELVETA If, % Tinte u. Ausziehtusche » Für Jhre Gesundheit ist das Beste gerode gut genu; Die Vorzüge des Materials [Zell not Flaum) und peinichste Sorg- folı bei der Herstellung erwarben und erholten der neuzeitlichen int alle Comelia-Hygiene dos Vertrauen von Millionen Frauen im In- und ‚Ausland, fireicht man Ihn mein ohne Butter aufo Brot, Dao macht ihn belondero auoglebig, KLEIN IM PREIS EIN RIESE AN eh Tuoy n SPURgqSAPS-JoneQ jtsches jender. Diese drahtlose |Antenneist vonjed, Laien an jedes Neizgorät in ‚einer Minute anbringbar, Nieversagend, immer arbeitsbereit sısıdeda; Nehmen Sie wanmes Wasser! 3 Wormes Wasser steigert die plogende und erfrischende Wirkung von Anliklera- Zahnposto. Und nicht zu viel Audıiklona nehmen. 1-2 cm genögt. TALAURTERLAARTL LATE TLZ N S R , : Z RZ B S R Sn R SIRENELLA An Sirenella mußte Andreas sofort und intensiv denken, als Elisabeth mit der ihr eigenen Betont- heit erklärte, von einem Seelenleben der Tiere zu reden sel lächerlich, denn sie hätten natürlich keines. Wenigstens keines, in dem es wirkliche Spannungen gäbe, wie sie aus menschlichem Denken und Fühlen so reich erwüchsen. Andreas widersprach nicht, denn er hatte seinen faulen Tag und saß so bequem In seinem Lehnstuhl. Aber während die übrige Gesellschaft den Kampf der Meinungen aufnahm, lächelte er vor sich hin und dachte, daß Elisabeths Behauptung vielleicht für Goldfische und Kleidermotten gelten möchten, einem Wesen wie Sirenella aber in keiner Weise gerecht würden, Sirenella war ein Droschkenpferd auf der „Plazza” von Sorrent. Andreas hatte seinerzeit nie die Ab- sicht gehabt, nach Sorrent zu fahren, sondern hauste friedlich und billig in einem kleinen Fischer- dorf, in das der große Strom der Reisenden nur noch kleine plätschernde Wellchen warf. Eines Tages aber lernte Andreas im Omnibus, der sich die vielgewundene halsbrecherische Straße zwi- schen Amalfi und Sorrent herumwand, Herrn Scrlmall kennen, den Besitzer dreier Hotels In Sorrent. Herr Scrimall, ein Mann von unwahr- scheinlichen Körperformen und einem daraus her- rührenden Asthma, pries Sorrent mit Worten, die den ausgeklügeltsten Reiseprospekt weit in den Schatten stellten und In Andreas einen flammen- den Traum von Schönheit entzündeten. Als er darum acht Tage später die vielen Tinten- und anderen Fische seines Dörfchens nicht mehr hin- unterbrachte, bestieg er, von diesem Traum ver- lockt, abermals den schaukelnden Omnibus, der ihn an Olbäumen und Klippen vorbei nach Sor- rent trug. Hier schled zunächst Herr Scrimall für die weitere Bekanntschaft aus, denn seine Hotels waren zwar schön, seine Preise aber für Andreas zu hoch und sein Gedächtnis für Omnibusfahrten überdies zu schwach. Er konnte sich an Andreas nicht mehr erinnern, aber schon gar nicht mehr. Andreas mietete sich bescheiden ein, war von sich aus recht zufrieden und durchstrelfte auf der Suche nach neuen Bekanntschaften etwas planlos die Stadt. Sie war ein Traum, eine Postkarte, ein Film, fast zu schön für einen stillen Aufenthalt. Die Andenkenverkäufer sangen von früh bis spät mit schmelzender Stimme Lieder an „Du mein Sorrent” und priesen mit Vorliebe eine ihnen dort zulächelnde Madonna. Sie kannten Andreas bald und nachdem or alle Arten von eingelegten Dosen erstanden hatte, war er Ihrer achtungs- vollen Freundschaft sicher, Auch die Droschkenkutscher, alte erfahrene Len- ker des reichen Fremdenverkehrs, schlossen sich Ihnen an und suchten Andreas in vielerlei Welt- sprachen zu Ausflügen zu verlocken. Einem von ihnen, der Tonio gerufen wurde, schenkte er sein Vertrauen, well er nicht sang, nicht schrie, nicht winkte, sondern täglich nur den Hut abnahm, Ihn mit Anmut weitausholend schwang und einladend auf seine Kutsche wles. Andreas nahm bald die Einladung an, Tonio schnalzte mit der Zunge und mit schwachem Ruck zog das Pferd, eine magere Stute, das Wägelchen an. Die Räder klapperten über ein holperndes Pflaster, hopsten über die etwas brüchige Straße, und es war ein Glück, daß das Pfi durch nichts aus einer ebenso nachdenklicl wie sanften Gangart zu bringen wär, Tonio, der Kutscher,.knallte mit der Peitsche, pfift in unwahrscheinlicher Lautstärke, stand hin und wieder auf und rollte durch nicht vorhandene Zähne ein gellendes „Allallallallallallallaaaaal”, das einem Muezzin Ehre gemacht hätte, schrie „Eh — Sitenella — eh — zs—zs—zs—zs"”, schüt- telte dann aber resigniert den Kopf und sank auf seinen Sitz neben Andreas zurück. Sirenella, das Pferd, blickte nur milde aus großen Kugelaugen nach Ihm um, schnaubte ganz leise, wie zurecht- weisend und ging — einen Grad langsamer, wollte es Andreas scheinen — still weiter. Und Tonio lächelte weise und murmelte einsichtig: „Sie ist die stärkere.” Sirenella war eine Stute, die Andreas ohne weite- res als uralt bezeichnete. Die Knochen standen ihr aus dem ergrauten Fell, aber sie hatte eine nicht zu übersehende Feinhelt der Gelenke und eine Eleganz der Bewegungen, die sich auch In VON EFFI HORN der Steifbeinigkeit des Alters nicht ganz verloren hatte. Auf ihrem klugen alten Kopf aber thronte großmütterlich ein altes Hütchen, eine Art von Kapotthut mit Schleier, der oben zwei Löcher hatte, durch den die Pferdeohren spielten. Die Pferde in Sorrent trugen alle als Schutz gegen die stechende Sonne solch seltsame Kopfbedek- kungen, die gut und gern dreißig Jahre alt und kurz nach der Jahrhundertwende modern ge- wesen waren. Sirenellas Hut war keine Ausnahme, doch sah er mit am verwegensten von allen aus, besonders wenn er auf dem nickenden Kopf beim Gehen auf- und abrutschte. „Sie ist früher spielend nach Neapel und Pom- Pejl hin- und zurückgelaufen“, versicherte Tonio ein ums andere Mal und versuchte dann, ob er Andreas noch zumuten könne zu glauben, daß sie auch bis Salerno und Paestum gerast sel — gab das aber dann wieder auf und begnügte sich nach dieser Himmelsrichtung wohlwollend mit dem Weg nach Amalli. Sirenella trabte gemütlich dazu, glaubte anscheinend von Ihren früheren Triumphen selber kein Wort, brachte aber immer- hin”Ihr Wägelchen und Andreas nach angemes- sener Zeit wieder nach Sorrent zurück. Andreas fuhr nun öfter mit Tonio. Er brachte Sirenella seinen Kaffeezucker und wenn sie ihn sah, wackelte sie erfreut mit den Ohren durch den Kapotthut. Sie ließ sich streicheln, gönnte auch dem neben Ihr stehenden Pferd ein paar Zärtlichkeiten und ein Stück Zucker und war eine liebenswerte, über den Dingen stehende, kluge älte Frau, die das Leben kannte, Eines Tages aber stand neben Ihr ein neues Pferd, Einer der anderen Kutscher hatte es er- standen und in Dienst gestellt. Mit viel Gerede wurde es begutachtet, gefüttert, getätschelt und gestriegelt. Es war eine etwas Jüngere Stute, die auf den prosalschen Namen Teresa hörte und so- mit an Sirenella, das „Sirenchen”, gar nicht hin- reichen konnte. Sie hatte ein stumpfbraunes Fell ohne besonderen Glanz und trug auf dem Kopf einen großen, weitrandigen Damenhut, der mit dickem roten Klatschmohn garniert war. Der Hut war uralt, aber gemessen an den Hüten der an- deren Pferde war er der Jüngste, sozusagen der letzte Schrei auf der Plazza von Sorrent. Er fiel auf und mit ihm seine Besitzerin, er stach in die Augen, schon durch das penetrante Rot seiner Blumen. Andreas merkte sofort, daß Sirenella an diesem Tage unruhig war und ihn nicht so zärtlich be- grüßte wie sonst. Sie fraß zwar seinen Zucker, aber sie tat es hastig und, wie es schien, ohne besonderen Appetit. Als er sie am Hals tätschelte, fuhr sie ungeduldig zurück. Sie schaute nicht ohne Bosheit auf die neue Teresa und als sie nun ihr Wägelchen an Teresa vorbeizog, schnappte sie sogar ein bißchen nach Ihr, Nicht schlimm, aber soweit es eben-gerade möglich war. Das warf ein neues Licht oder besser einen gewissen Schatten auf Sirenellas bis dahin so tadellosen Charakter. Am nächsten Tag war ihre Laune nicht besser. Tonio, der weise Seelenkenner, sagte nur grinsend: „Eifersüchtig — sie Ist eben eine Fraul” Zwei Tage später riß Sirenella der Neuen den Mohn vom Hut und verspeiste die alten Stoffl- blüten mit gut gespleltem Appetit. Ringsum er- HOCHSOMMERABEND VON RICHARD VON SCHAUKAL Sommer hat wogendes Grün über die Welt gespült. Auge, fühl, wie es kühlt, schlürf es im drückenden Glühn! Langsam voraus nur von fern schickt ihren Schatten die Nacht, aber dort schimmert schon sacht, grüß ihn, ein silberner Stern. 540 I S:EAESISEINEISERBIESN hob sich großes Geschrei. Teresas Besitzer stieß Sirenella mit der Faust kraftvoll ans Kinn und so- gar Tonio schimpfte sie eine alte, boshafte Ziege. Sirenella, ertrug es im Rausch ihrer Schaden- freude mit Gelassenheit. Sie nahm Andreas’ Zuk- ker nur noch hoheitsvoll entgegen. Andreas aber kam dabei eine Idee und die Lust, Sirenellas Seelenleben etwas näher kennen zu lernen. Im Hutsalon der Signora Carotti hatte er ein Hüt- chen ausgestellt gesehen, das als „Gelegenheits- kauf” angeboten war. Es war nicht mehr modern und es war billig, aber es war immerhin neu und prächtig: ein mittelgroßes weißes Hütchen mit dicken toten und schwarzen Kirschen ge- schmückt und mit einem blauleuchtenden Samt- band ums Kinn zu binden, Andreas hatte oft gelesen, daß verliebte Männer ihren Frauen Hüte kauften, um sie bei guter Laune zu erhalten, Er hatte das nie getan, war auch nicht in Sirenella verliebt, aber Ihre gute Laune gehörte zum Genuß seiner Spazierfahrten und damit zur Schönheit Sorrents. Sie sah auch wirklich komisch aus mit ihrem Kapotthut, denn es hing Ihr eine Art Trauerflor ums Kinn und gab Ihr ein witwenhaft-felerliches Aussehen, was für ein Pferd nicht gerade vorteilhaft Ist. So kaufte Andreas das weiße Kirschenhütchen und Signora Carotti, die Melsterin des Hutsalons, versicherte ihm, daß es reizend sel und Jeder Dame zur Zierde gereichen werde. Sie war froh, es los zu sein, und Andreas stellte sich vor, wie sie es eines Tages auf Sirenellas Kopf wiedersehen würde. Er ging schnell zum Droschkenstandplatz. Tonio verstand sofort, was er wollte und schnitt mit Begeisterung und sehr geschickt die beiden Ohrenlöcher in den Hut, Dann wurde er Sirenella gezeigt. Ihr Hals wurde ganz lang vor Verwun- derung, Interesse und zitternder Freude. Sie be- schnupperte hingebend die Kirschen und hielt dann ganz still, als Ihr der Hut aufgesetzt wurde. Da wieherte nebenan die Rivalin Teresa. Viel- leicht, well sie Hunger hatte, vielleicht, weil Ihr Herr sich nicht um sie kümmerte, vielleicht aber auch, weil der Hut und die Kirschen darauf sie In Aufregung setzten, Sirenella warf sofort den Kopf auf und schaute aus Ihren stillen blassen Augen die Neue an. Und dann kam In diese stillen Augen eine unheimliche Bosheit, eine ge- tadezu hexenhafte Schadenfreude, wie Andreas fand. Js, um die Bosheit noch zu verstärken, setzte Sirenella überaus graziös den einen Vorder- huf leicht vor den anderen auf die Spitze, als sei sie in der Tanzstunde und warte zwanglos auf den Beginn der Musik. Dazu schlug sie tempora- mentvoll mit den Resten Ihrer Schwanzhaare rechts und links an Ihre Flanken, wartete schnau- bend, bis Andreas auf seinen Sitz geklattert war, und zog an, ehe Tonio nur nach der Peitsche griff. Und ob man es glaubt oder nicht: sie galoppierte. Galopplerte an Teresa vorbei, daß ein Funke aus einem Stein sprang, wischte der Rivalln Im Vor- beisausen mit der Schnauze den Hut über die Augen, daß er Ihr höchst lächerlich im Gesicht “hing, wleherte triumphlerend auf und rannte um die nächste Ecke, als gälte es einen goldenen Pokal zu gewinnen, Hinter der Ecke blieb sie frellich stehen, um zu verschnaufen, aber Tonlo sagte: „Nun Ist sie glücklich, nun hat sle’s Ihr gezeigt, dieser Teresa. Wenn Sie wollen, Heart — heute läuft sie noch nach Pompeji oder mindestens nach Neapel.” Aber Andreas wollte Sirenella nicht auf so harte Proben stellen. Sie schritt so glücklich dahin unter den roten Kirschen Ihres Sommerhutes und er fühlte mit Ihr. Ja, er hätte, wie sie wahrschein- lich, ums Leben gern die zerschmetterte Teresa gesehen, die als komische Figur auf der Piazza zurückgeblieben war unter Ihrem verrutschten Hut mit den angefressenen Mohnblumen. — — Seither glaubte Andreas an ein spannungsteiches Innenleben der Tiere. Und er hätte es Elisabeth gerne gesagt und Ihr von Sirenella erzählt, wenn es sich bei Sirenella nicht auch und Immerhin um eine Dame gehandelt hätte. Da aber wußte Andreas, daß Vorsicht geboten sei. Uber Kilo- meter, Jahre und Unterschiede der Arten weg, gab es da Parallelen, die zu ziehen er viel zu gemütlich In selnem Lehnstuhl saß. Wenigstens an diesem Abend. Die Probe „Gis — gis, Erika, zum Teufel nochmal!“ — „Also entweder singe ich hoch oder ich singe richtig, Oskar, beides kannst du nicht verlangen!“ La prova: "Eh diamine! Sol diesis, sol diesis, Erica!,, — "Ma Oscar, o canto forte... o canto giusto; tutto insieme non puol pretendere!,, 541 {R. Kriesch) DAS-DAMENKOMITEE Mrs. Gwendolyn Sherrer hatte dieses engere Damenkomitee zur Unterstützung junger, notlei- ‚dender Künstler gegründet. Mrs, Sherrer, die Gat- tin des allmächtigen Stahlkönigs. Und es waren noch vier weitere Damen in diesem Komitee, die in aller Eile vorzustellen sind: Mrs. Norma Hash, deren Popularität daher stammte, daß man ihr den schönsten Schmuck in den USA. nachsagte, Mrs. Alice Fay, eine kinderlose Lady, die sich so ziemlich in allen Komitees von New York befand, Mrs, Helen Bancroft, eine Witwe, der ihr verstor- VON FRITZ GUNTEN sie waren alle eigentlich zu Ehren der notleiden- den Künstler veranstaltet, Das Damenkomitee trat an Jedem zweiten Frei- tagnachmittag zusammen. Man wollte eigentlich allwöchentlich tagen, aber dagegen sprach sich die etwas sparsamere Mrs. Bancroft aus. Sie überlegte sehr richtig, daß man nicht zu jeder Komiteesitzung im selben Kleid erscheinen könne, und zwei neue Toiletten im Monat mußten schon genügen. Die notleidenden Künstler in allen Ehren. Es war klar, daß man an diesen Freitagnachmit- tagen nicht ausschließlich von notleidenden Künstlern sprach. Die behandelte man natürlich auch, aber wenn fünf Damen der newyorker Ge- sellschaft zusammenkommen, gibt es auch sonst noch hinrelchenden Gesprächsstoff. Zum Beispiel, was man bei Edmond Hinichinson, dem berühmten Antiquar, augenblicklich zu se- hen und zu kaufen bekommt. Mrs. Ward, die ge- schiedene Generaldirektorsgattin, begann mit der Erzählung von einer zauberhaften, echten Buddha- statue, die sie bei Hintchinson aufgestöbert hatte; bener Gatte ein enormes Vermögen hinterlassen hatte, und Mrs. Vivian Ward, eine geschiedene Frau, deren achtwöchige Ehe mit Hugh Ward, dem Generaldirektor der Nord-Railway sich glänzend rentiert hatte. Das waren also die fünf engeren Damen des Komitees. Und es war sicher rührend von ihnen, sich Junger, notleidender Künstler an- nehmen zu wollen. Mrs, Gwendolyn Sherrer, die Initiatorin der Sache, wollte die Gründung mög- lichst feierlich gestalten. Sie veranstal- tete daher eine party In ihrer Villa. Es war geladen, was Rang und Namen hatte inNew York. Denn erstens suchte Mrs. Sherrer immer Anlässe, um mög- lichst glänzende Leute bei sich zu se- hen, und dann sollte ja die Gründung dieser Künstlerhilfe In jenen Kreisen populär gemacht werden, auf die es ankam. Es war ein glänzendes Fest. Die Schnei- der New Yorks segneten Mrs. Sherrer mitsamt ihrer Künstlerhilfe, denn so viele kostbare Toiletten waren schon lange nicht mehr bei Ihnen bestellt worden. Übrigens ist eine amerikanische party ungefähr mit der Grippe zu verglei- chen. Wenn sie nämlich einer hat, dann bekommen sie alle. Und ein Fest zieht zehn andere nach sich. Ein Rel- gen rauschender parties begann, und Im Osten - All’ est 4 % T Ad DIE ABLOSUNG Von Herbert Leftiboudois (im Felde) Ich fahre hoch... Pechfcehwarze Nacht! Was ift? War ich nicht eben unter heimatlichem Dach, Wo Du, Geliebte, guter Gelft des Haufeo bit... Vermeht, zerronnen! Mühfam rüttle ich mich wach. Noch laftet bleifchwer dunkle Müdigkeit Im trägen Blut. Ein Lichtftumpf flackert trübe auf... Da ift der Helm, das Koppel - - »Los! Ich bin fomeit!« Kühl liegt in meiner Hand des Karabiners Lauf. Zu Zielen taften wir durch Nacht und Wind Auf fchmalem Stieg. Ein kalter Regen nett die Haut... Ob mir fo fern fchon all den goldnen Sternen find, Daß wir nicht fehen mehr, wie Gott den Himmel baut? Doch keiner fagt’s. Der Regen nur Im Wald Singt leife eine feltfam wehe Melodle: Kein neues Lied -, ca ift fchon wie die Erde alt... Und doch, und doch! - ich hör’s! - So fremd war es mir nie. Noch hundert Schritte jet -, dort rechte im Feld, Wo einfam nur die Pappel ragt - - und wir find da. Und wo wir find, dort fchmweigen Glück und Glanz der Welt, Allein das graue Ungemiffe ift uno nah. Y und nun drängten sich die übrigen vier Damen, um bei dem Antiquar einen ähnlich kostbaren Fund zu machen. Koste es, was es wolle. Oder Mrs. Fay berichtete von ihren phantastischen Reisen. Sie wußte sehr anregend, sehr verlockend zu berich- ten, Dreiviertel Wahrheit, ein Viertel Dichtung, aber das ganze wirkte doch wie ein Traum von Weite und erfüllter Sehnsucht, Wenn man Mrs, Alice Fay von ihren Reisen erzählen hörte, kam man sich auf der westlichen Hemi- sphäre wie in einem Käfig vor, Und die vier übrigen Damen buähten nach und nach ebenfalls Reisen, wie sie Mrs. Fay gemacht hatte. Im Früh- Jahr sollten diese Reisepläne dann zur Ausführung gelangen. Überflüssig zu sagen, daß man auch gegenseitig das neueste Parfüm, den letzten Theatererfolg am Broadway, das up to dateste Schönheitsinstitut, den begehttesten Toilettenschöpfer notierte. Frauen sprechen viel von diesen Din- gen und halten sehr viel auf Empfeh- lungen. Übrigens gab es mit diesem Komitee für notleidende Künstler so viel zu tun, daß sich jede der fünfDamen auch noch ein neues Auto zulegen mußte. Das eine oder die zwei oder die drei Autos, die bereits in der Garage stan- den, wurden für andere Zwecke ge- 0. Oberborger) Humanität - Umanita (0. Hartmann) „Wenn ich ihn nicht erhöre, hat er mir gedroht, 'würde er das ganze Kabarett in die Luft sprengen!“ „Ich habe zweihundert Menschen das Leben gerettet!“ „Und was hast du getan?“ — “Egli minacclava, qualora non gli avessi dato ascolto, di far saltare in aria tutto il tabarino!,, „E che facesti tu2,, — "Salvai la vita a duecento persone!,, braucht. Schließlich darf doch der Beruf des Mannes nicht darunter leiden, wenn sich seine Frau In einem Komitee für notleidende Künstler betätigt. Und nach und nach erlebten die fünf Damen die wirklich große Freude, daß sich ihr Komitee nicht nur In der besten newyorker Gesellschaft, son- dern sogar auch in den Kreisen der notleidenden Künstler herumgesprochen hatte. Und als eines Freitagnachmittages das Gesuch SCHWIERIGE FRAGE Ein Menfch frast bang fich nach dem Grunde Für das Verhalten gegen Hunde, Bald find fie Sinnbild höchfter Treue Der Förfter preift des Dackelo Schläue, Selbft große Denker fehen wir Gemwogen einem Pudeltier. Bald wieder fagen diefe Herrn Der Teufel fei des Pudels Kern. Auch fpricht man roh und voller Hohn Von »hündifch« oder »Hundelohn«. Der Schoßhund ift von Lieb’ umgeben, Doch »möcht kein Hund fo länger leben«, v Yerantwortt, Schrif alle Buchhandlung @ÜlNIg ab 15. Okt. 194 und Druck; Knorr & Hirth K. lungsgeschäfte und Postanstalt Walter Foitzick, München, Verantwortl. Anzeigeniei entgegen. Bezugs — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesand Der Menfch wüßt’ gerne, gramzermwühlt Wie fich ein Hund denn felber fühlt, Ob menfchenüberlegen, freudig, Ob minderwertig, mies und räudig, Ob dummer Hund, ob krummer Hund - Doch fihmeigt des Hundes ftummer Mund. Es ift, trots Mühen, wirklich frommen, Nicht einfach, auf den Hund zu kommen. Der Menfch, der nie auch rausgehriegt, Wo denn der Hund begraben liegt, Solang an diefer Frage dreht, Bis felbft er vor Die Hunde seht... Eugen Roth janditgosollschaft, 30 Pt.; eines jungen Malers vor Mrs. Gwendolyn Sherrer auf dem Präsidentinnentisch lag, war es ein ge- radezu feierlicher Moment. Nun wußte man auch endlich, warum man so viele Mühe und Kosten auf sich genommen hatte, Der junge Maler bat in schlichten Worten 'um eine Beihilfe von 10 Dollars, weil er Leinwand für ein Bild kaufen wolle, von dem er sich gro- Ben Erfolg versprach, Man beratschlagte einige Zeit in wohlwollendster Welse. Dann wurde abgestimmt. Und dann diktierte Mrs. Sherrer der Sekretärin, die mit einem sehr anständigen Wochengehalt für das Komitee engagiert war: „Sehr geehrter Herrl Das Komitee zur Unterstützung notleidender Künst- ler hat von Ihrem Ansuchen mit Interesse Kennt- nis genommen. Es wird Ihnen eine einmalige Bei- hilfe von 5 Dollar gewährt, Ihrem Ansuchen von 10 Dollars konnte leider nicht entsprochen werden, weil die Mittel des Komitees äußerst knapp sind.” jaße 89 (Fernruf 1296). Brietanschrift: München 2 BZ, Brielfach, München, — Der Simplicissimus ersch ‚Abonnement Im Monat RM. 1.20. — Anzeig so Nachdruck verboten. -- Posischeckkonto München E Erlültunge t wöchesliich SE Besiallc Meckerers Sternenhimmel (Wilhelm Schulz) „| weiß net, i weiß net, dös is aa koa richtige Vollmilchstraßn mehr!“ I firmamento del criticastro: "Non capisco, non capisco dayvero... questa certo non & piü la via lattea colla sua crema!,, 544 München, 26. August 1942 £ j 47. Jahrgang / Nummer 35 30 SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN (0. Gulbransson) MARS MUNTMTERT | Bear iaurananssran 4 „Vollkommen untauglich!“ Marte passa in visita: “Totalmente inabili!,, Eine mütterliche Freundin - Un’ amica materna WIN G 1 7 EUR ie: DT ” Mn (A. Kubin) ii \l LÄUSE VON WERNER HELLER (im Felde) Ich hätte nie darüber gesprochen, wenn man mir nicht abgeraten hätte — aber warum eigent- lich nicht? Ich verstehe nicht, was man gegen „sle' haben kann, wo sie eine so niedliche Tier- rasse sind. Allein die Bezeichnung „Laus“ klingt schon prik- kelnd und ein zärtliches „Mein Läuschen” seinem Schatz Ins Ohr geflüstert, würde bestimmt ebenso begeistert aufgenommen werden, wie ein ähnlich klingender Kosename, der sich darauf relmt. Die kleinen Geschöpfe haben es verdient — sie hängen mehr an einem, wie manches Mädchen. Das bißchen Blut, was sie zu sich nehmen, ist ja gar nicht der Rede wert. Wieviel Liter Blut haben wir und. was braucht schon eine ausgehungerte Laus? — Nicht auszurechnen. Essen wir doch ein paar Tomaten oder sonstige blutbildende Vita- mine mehr und der Bedarf einer Laus ist für Jahre gedeckt. Muß ich noch erwähnen, daß ich Ehrenmitglied im Tierschutzverein bin? — — — * Seit einigen Monaten bin ich im Osten. — — Wenn ich sage, ich bin im Osten, so brauche Ich wohl nicht zu bemerken, daß Ich Läuse habe. Es fing ganz harmlos an. Zuerst besuchte mich ein junges Ehepaar. Kleine, nette aber genußsüch- tige Dinger, die ich für drei Tage beköstigte. Es waren keine wilden Läuse. Im Gegenteil, sie waren so zahm, daß sie stillhielten, wenn ich sie streichelte, Im Gegensatz zu einem anderen Haustier, welches beim gleichen Versuch veräng- stigt weghüpft. Nach drei Tagen verließen sie mich und siedelten zu meinem Kameraden Hermann über, der ihnen anscheinend schmackhafter erschien. Läuse sind so — — und Zuneigung Ist Ja nun mal meist eine Magenfrage. Ich fand es aber trotzdem reichlich undankbar. Sie bekamen auch ihre Strafe dadurch, daß Her- mann — Ich konnte es In der Tat nicht verhin- dern — sie ohne vorherige Betäubung tötete. Es sagte nur zweimal „Knack“ — welter nichts. Ja — nicht Jeder ist ein Tierfreund! Die armen kleinen Waisen! Die Erblaßten hatten mir nämlich einige Nachkommen hinterlassen, die ich nun an Kindesstatt annahm und für deren Ge- sundheit und Ernährung zu sorgen, Ich als meine heilige Aufgabe betrachtete, Leider waren aber diese Nachkommen völlig miß- raten und verwahrlost. Sie vermehrten sich — 546 R=GESPRÄCHE Brigitte wohnt in Allenftein, Ihr Kurt in Offenbach am Main. Ach: Liebe auf fo weite Sicht Erfüllt die Herzenswünfche nicht. Drum ruft die Maid In Schnfuchtspein Gar häufig an aus Allenftein. Und meil fie Immer knapp mit Geld, Ste R-Gefpräche fteto beftellt: Die muß Freund Kurt trot gleichfalle fchmalen Subfidien für fie bezahlen. Was foll er tun? »Brigitte hierl«, So haucht’s - und man ift Kavaller ... Das Schichfal auch ift eine Frau, So unberechenbar und fchlau: Denn feht, es ruft nach Weiberfitte Uns fchon mal an, fo wie Brigitte. Doch find es R-Gefpräche immer: Man zahlt halt für das Frauenzimmert! Denn lehnft du ab - wer weiß: vielleicht Nie mehr fein Ruf dich je erreicht. Und dann zerfehnft du dich, du Tor, Und kommt dir reichlich dämlich vor, Daß du die Chance ausgefchlagen - Wer Frauen melftern will, muß wagen! Drum, Erdenmwandrer, merke dir: Sel auch zum Schichfal Kavaliert Wendelin Überzwerch nun, wie sich eben Läuse zu vermehren pflegen. Darauf war ich aber nicht eingerichtet, zumal Ihr Appetit grenzenlos war. Mein Körper schien das reinste Truppenverpflegungslager zu sein. — Das ging zu weit. Bei der fast täglichen Verdoppelung konnte ich ungefähr ausrechnen, wann Ich eingehen würde. Um dem vorzubeugen, riet man mir, mich entlau- sen zu lassen. Ich — der Ich Im Tierschutzverein fünfzehn lange Jahre aktives und die beiden letz- ten Jahre Ehrenmitglied bin — sollte Hunderte von Kreaturen zur Hinrichtung verhelfen? Aber was nützte es. Andere Kameraden, auf denen meine Läuse Stützpunkte errichtet hatten, nahmen eine drohende Haltung gegen mich ein, so daß ich nichts machen konnte. Was gibt os doch für Rohlinge! Widerstrebend schritt ich zur Entlausung. — In einem Vorraum, in dem ich mich entkleidete, wollte ich Abschied nehmen von meinen Läusen — allein, .es waren keine zu sehen. Ob sie meine Absicht errieten? Ob sle mein Vorhaben verurteilten und mich verabscheuten? Wer weiß es. Wer vermag in das Seelenleben einer Laus zu blicken? Es war keine erschienen, soviel Ich auch suchte, Ich kam mir grenzenlos verlassen vor. Was sollte ich noch hler? Ich war lausfrel. Ich hatte sie schon durch mein skrupelloses Verhalten ver- trieben. So feinfühlend konnten nur Läuse sein. Wehmütig betrachtete ich an meinem Körper die unzähligen Zapfstellen meiner Pfleglinge. Sie würden bald nicht mehr sein. Meine Bekleidungsstücke wurden abgeholt und ich begab mich Ins Bad. Nach dem Bade empfing ich sie von einem nicht gerade auf besondere Sauberkeit Wert legenden Russen entlaust wie So endete eine Liebe. — Am nächsten Tage betrachtete ich die unzähligen neuen Zapfstellen meines Körpers. Eine Erinnerung stieg in mir hoch: Der Russe, dor mir meine entlausten Sachen brachtel Ich hatte sie wieder — meine Säuglinge! Nicht dieselben! Andere. — — — — Berühmte Liebespaare 1. Werner und Margaretha (Karl Armold) ON AL ofen brach fich Margaretha, Scherzend nahm fie Werner's Hut und Schmürt ihn mit den rothen Blüthenz „‚Blaffer Mann, bis daf auf Euern Eig’nen Wangen fie erblühen, Müpt ine fie am Hute tragen. Aber fagt mir auch, wie fam es, N Dafı Ipe mir fo lieb, fo lieb feid? — Habt mir nie ein einzig Wörllein A | | Ill) N Anvertraut, dafı Ihr mich liebe, Habt nur manchmal fhüchtern Euer Aug’ zu mir emporgehoben, Habt aud) etwas muficieret, If’s in Eurer Heimath Brauch, dafı Man fich fonder Worte in der Frauen Herz hineintrompetet?"* Im Gefangenensammellager (Wilhelm Schulz) | Hl mn. „Die Deutschen melden neuerdings über eine Million Gefangene!" „Ja, mit solchen Produktionszahlen kann Genosse Roosevelt eben nicht aufwarten!“ Nel campo di concentramento dei prigionieri: “| Tedeschi annunclano di nuovo un milione e pid di prigionleri!,, — “Giä, compagno Roosevelt non puö farci Il presente di sl grandi numerl di produzione!,, 548 DER..HAUSTERER (9. Nöckel) So heiter pfeifend kommt er nun seit Jahren schon Mit seinem Koffer voller Kram einhergeschlurft. Er schleppt sein Lied im höchsten Ton Auf Sohlen, schaukelkrumm gekurvt, Von Ort zu Ort und bleibt vergnügt Beim Wandern über Stock und Stein, Weil’s ihm genügt, Er selbst zu sein. Die Kunden lockt er kaum zum Kauf, Doch hält ihn jemand an, Dann macht er seinen Koffer auf Und zeigt ihm, was er zeigen kann. Nicht Nadeln nur und Gummiband, Pomaden, Abführmittel, Vieh-Arznei Holt seine wetterbraune Hand Aus all dem bunten Zeug herbei, Auch Talismane kramt sie stolz hervor Und Liebespillen, deren Zauberkraft — So raunt er es dem Staunenden ins Ohr — Aus Greisen junge Ritter schafft. Daneben pflegt er viel zu prophezein Vom Wetter und vom Weltgeschehn, Streicht schließlich seine Münzen ein Und rüstet sich zum Weitergehn. 549 Man blickt ihm nach. Er schaukelt kühn Durchs abendlich beglänzte Tal, Bis über ihm/die Sterne blühn In Gottes blauem Saal. Man hört das Lied noch, das er pfeift, Dann reißt man rasch das eigne Herz zurück, Bevor es allzu tief begreift: Der Kerl hat Glück! Hat nichts als Glück! Doch dieses Glück verkauft er nie, Weil er’s für sich behält, Es ist sein Zepter der Magie Und steht mit ihm und fallt. Mag sein, er hatte einstmals Hof und Haus, Mag sein, daß er’s vertrank — Ihn reut es nicht, er schwankt ins Land hinaus, Von keinem Kummer krank, Ist frei geworden wie der Wiedehopf Und weise wie der Kauz, Erbrütet sich sein Glück im unbeschwerten Kopf, Genießt es und verdaut’s, Und bleibt gesund und bleibt vergnügt Beim Wandern über Stock und Stein, Weil’'s ihm genügt, Er selbst zu sein. HERBERT FRITSCHE DAS HOErB SIBD ALTE GESCHICHTEN AuS NORWEGEN GEGEN DEN HERBST IST €E5 DER KRıSTIiNA ZU PuUmM GEWARDEN SIE VERSCHAFFTE SICH Ein . Birer Macıı AMERIKA - DER JVER WAR AUSSER. SICH. ER WUSSTE,DASS SIE DAS BiLLeTtschHon HATTE. UND ER SAH, wie SIE IHRE SACHEN FÜR Ale ZU= Ir HIESS IVER- GrörTum. NER Doncnwinmu EBEN MORCEN. Sr Ein Pie HIESSKRISTINA OLSTOCHTER.. HEUT Musste ER Es IHR SAGEN KÖNNEN ER WAR, BAUER ÄUF GRÖTTUM IN SIKWLSTHALEN UND SIE WAR SEINE HAUSHÄLTERIN. ER WAR "SCHWET- VERSCHOSSEN IN pie KRISTINA UND SIE AUCH In IHN . BLOSS BRACHTE ER DAS NIE FERTIG IHR AUCH NUR DAS GERINGSTE DANON ZU SAGEN: SIE SCHLIEF IN JHRER KAMMER NEBEN EINEN ENDE voM HAUS N IN DER SEINEN Am AnDE EnDE- DEREN ER KONTE DIE NÄCHTE NICHT SCHLAFEN VOR LAUTER UNRUHE- ABER DER GANZE SOMMER VER= GINL-OHNE DASER IHR EIN WORT SAGEN KonNTe. ABer Die TAGE KAMEN UND GINGEN WIEDER — — OHNE EınE SILBE. DEN LETZTEN TAG, Aus sie IHM IHRE HAND GAB UM DAS LEBEWOHL ZU SAGEN — DACHTE ER : JETZT ENDLICH ABER ER SAGTE, NUR ! „LEB WOHL KRISTINA. Komm.autT HINÜBER ” 550 (0. Gulbransson) RAND UND BAND. SCHREIBEN KONNTE ER IHR NICHT, DENN SIE KONNTE NICHT LESEN. Auch HAT Sie SELBER NIE EINEN BUCHSTABEN GESCHRIEBEN. LESEN- DRUCKSCHRIFT DER BIBEL Ag ER WÄHLTE DAS HoHE HAARGENAU. LIED SALOMOoNS. et ich Shader aan ne nicht ie mirdas Serß genommen „meine Shoe ruuf at Re Augen Ann ‚und mit en keine EN De ER H ne Brfifte find nebficher findinie se gardnhanengihten. dein Inden du Sr Roi ne Rerken ‚dan 4w0 Spangen ; die fiers Dan ame Dan Nabilift is a acer Parfer mir Ron . wieder , Aehre wieder, Sulamith tere a a een a WIE Die KRISTINA DIESEN BRIEF BEKAM, IST SIE ScHiER_ Von FREUDE VERGANGEN. ABER. wAS Tun ? ı SCHREIBEN Konnte SIE JA NICHT. WIE SoLLTE Sie DANN ANTWORTEN 2 SIE Gina ZU IHRER. NORWEGISCHEN FREUNDIN ELIS ANDERSEN. Sie KONNTE SCHREIBEN. JETZT wo SIE WEG WAR.) WAR DER JVER AUSSER EINES WUSSTE ER BLOSS — SIE KONNTE Die BIBELSCHRIFT So SETZTE ER Sich HIN, UND MALTE DIE DIE SOLLTE Für SIE ANSIWOEENE BEIM DieTieren PAcCKTE sıE ABER EınE NHötLLische ANGST. SCHREIBT SIE ES Auch DEM JvEr WIE SIEES IHR SAat * SIE ZERRISS DEN ‚BRIEF, KAUFTE Sıch FÜR IHRE LETZ= TEN GROSCHEN Ein BILLETT' UND FUHR SPORNSTREICHS zuricK NACH NORWEGEN, AUF GRÖTTUM im SIKIıLSTHAL HABEN sie DANN GLEICH GEHEIRATET. BEL Se Ä an EN NOS EN E—s OLAaf SULBRANSSon 42 551 TERS@JIERSSTRIEIGIK VON HERBERT A. LOHLEIN Kein Achtele Roten hätte sich der Almwirt Tschurtschenthaler vom Padauner Kogel wetten trauen, daß einmal die Fremden zu Fuß schweiß- triefend und keuchend mit Koffern 2000 Meter zu ihm heraufklettern würden, um ihm schließlich überschwänglich die Hand zu drücken für die gütige Aufnahme, Vielmehr brauchte man da früher einen Fremdenverkehrsverein, der die Pro- spekte von der Alm „Großvenedigerblick“ pfund- weise verschickte. Einen Maulesel brauchte man zum Kofferschleppen und einen Hausknecht dazu. Und dann war den nördlichen Gästen der Groß- venediger immer noch zu klein, der Weg zu stell, das Bett zu hart und die Speckknödel zu fett, Die Welt dreht sich. Denn jetzt lobten sie die Aussicht über den Schellenkönig, der Wein war nicht mehr sauer, sondern zu wenig, sie fraßen mittags Kartoffelpüree mit Bratkartoffeln und abends Kartoffelsalat mit Pellkartoffeln und nachts legten sie sich klaglos ins Badwannenbettl Der Tschurtschenthaler klemmte sich den Hirsch- grandikloben in die untere Zahnlücke, schnik- kelte manchmal mit den Fingern und langte sich die Sense vom Haken. Dann schritt er zufrieden die Bergwiesen hinauf zur Morgenmahd. Die Moidl plärrte hinterher: „Loisl — a Telegramm ischt do — he Loisl! ’s ischt was elligsl" Der Loisiwirt Iupfte ein wenig den Kloben und spuckte zum Großvenediger hinüber: „Woll, woll, legs halt hin aufs Sims, bis | gar hamkimmi” Fort war er, Da stand nun die Moidi und buchstabierte den damischen Text: „Drahtet sofort, ob Einbett frei mit Pension stop gebt Anfrage welter wenn be- setzt” Brösicke — Kunstmaler. „Spinneter Tuifll” schimpfte die Moidl, schmiß das Telegramm, das schon zwei Tage unten im Brief- kasten am ersten Viehgatter gelegen hatte, zu dem anderen Schreibzeug und trieb die vierzehn Kühe zur Koglalm hinauf, Abends, als der Tschurtschentaler sich müd ‘und hungrig ein Trumm Speck aus der Selchkammer holte, fiel Ihm auch das Telegramm In die Finger. „Ischt das Zimmer über-der Kuchl noch frei?” schrie er in den Stall hinaus, wo die Moidi den Rahm abschöpfte. „Woll, woll...“, zögerte die Moldl, „aber 's Fen- schter ischt halt krumm vom Winter her, es ziacht a wengl eini und d’ Waschschüssl is beim Tuifl, a neue gibts kane und d’Matratzn Ischt durchiglegn im selbign Beit, waßt das Ja eh oder nit?!“ Der Tschurtschenthaler drückte einen Ohrenwurm zu Brei, der gerade aus dem Salzfaß kroch und brummelte etwas von „sowieso überall besetzt und 's hat der Well mit an neuen Fenschter.” Dann fügte er noch hinzu: „Uberhaupts — es ischt a Maler und a Maler braucht fürderscht a schiane Aussicht. Aussicht hamma oder nit?‘ Entschlossen „drahtete” er auf einen abgerlssenen Kalenderzett annscht kummen!” Die Moldl schleckte das Kuvert zu und nach wiederum zwei Tagen kam ein Fremder, der zum Brenner hin- unter mußte, zufällig auf die Post und schickte den Brief auf die Reise nach dem Norden. Fünf Tage später war der Maler prompt da. Kam mit Rucksack, Koffer, Keilrahmen, Farbenkasten und Staffelel schwitzend und keuchend wie alle Fremden In der Almpension „Großvenedigerblick“ auf dem Padaunerkogl an. „Bischt da?” sagte der Tschurtschenthaler ruhig und streckte Ihm einen halben Quadratmeter Handteller entgegen: „Griaß di nachal“ „Herrlich!“ keuchte der Maler — „jroßartig, diese Aussicht” „Woll, wolll” bestätigte der Wirt — „d‘ Aussicht is schlan, des Ischt wahrl“ Wieder trotteten die vierzehn Kühe aus dem Stall. Dem Maler deckte eine Vision von Vollmilch, Butter und Rahm die Landschaft zeitweilig zu, so daß selbst der Groß- venediger dagegen verblaßte. Mit einem hung- tigen Leuchten in den Augäpfeln lobte er: „Don- nerwetter — prachtvolles Vieh habt Ihr da!” „Recht hascht”, sagte der Tschurtschenthaler ruhlg — „'s Ischt a schians Viechl” „Mensch, was muß es hier Ströme von Vollmilch geben alle Tage, was?” „Naa, naa..”, dämpft der Wirt — „'s glangt grad für d’ Kalbl und für'n Kaasl" — Bei diesem ersten Abendessen auf der Koglalm schrumpften dem enthusiastisch veranlagten Ma- ler ein paar romantische Visionen, Es gab Kar- toffelrösti, ein zehn Gramm schweres Butterröll- chen, Pellkartoffeln und ein Glas Magermilch. Draußen glühten die Gipfel in der Abendsonne, Niemand sah es. Vom Saukoben her schnorgelten vier Mast- schweine in den Bergfrieden. Der Maler setzte sich nach dem Abendessen ein wenig zum Wirt auf die Plauschbank vor der Haustür. Freundlich deutete der mit dem Hirschgrandikloben hinüber auf die Dreitausender: „Siegscht — des ischt der Großvenediger und der da ischt der Kogl und heunt kannscht glei no der Moidi d’ Marken für die ganze Woch im voraus abliefern, na hascht dei Ruah vor dem Glump. D’ Luft ischt guet bei uns do, des wirscht bald mirkn, d’ Pension koscht vier Mark zwanzge....” Der Maler nickte zerstreut, denn er hatte Jetzt neben dem Wirt einen irdenen Steinkrug ent- deckt, aus dem der Tschurtschenthaler ab und zu ein Maul voll schöpfte. „Dacht ich mit doch, daß Ihr noch Roten habt — wär Ja noch schöner, Tirol ohne Rotwein, was?l” Der Loisl wackelte mit dem Kopf: „Er ischt nit mehr so guet — der Herr hätt eh kan Gschmack dran — 's ischt nur so für mi und d’ Moldl und an Postbotn!” Jetzt wurde der Maler aufsässig: „Herrgott, Tschurtschenthaler, aber versuchen könnt Ihr mich den Tropfen doch lassen!” Der Wirt blies eine mächtige Wolke in den Abend- himmel, dann schrie er zum Kuchlfenster hinein: „Moldl — der Herr möcht an Achtele Roten!" „An Achtele??' staunte der Maler, der vor fünf Jahren zum letztenmal in Tirol gewesen war. „Ja, wißt Ihr denn, wieviel ein Achtele Ist?" „Sell wolll” entgegnete der Lolsl — „an Achtele ischt die Hälft von an Viertele, Der Herr hat scho wieder vergessn, daß Kriag ischt!” Brösicke schüt- telte ungläubig den Kopf: „Toll — mittag und abends nur ein Achtel Roten...” „Nur abends und Jeden zwaten Tag an Achtelel” verbesserte der Wirt. Und um abzulenken, fügte er hinzu: „'s wird schian morgn, d’ Muckn san stad und der Kogl hat a Haubn — der Herr wird maln kinnal” Aus dem Selchkammerl bröselte ein aufrelzender Ruch heraus, so daß Brösicke auf eine gute Idee kam: „Ganz richtig, Loisl — malen! Ich werde mal ab und zu einen Tag fort sein. Man kann beim Malen nicht plötzlich aufhören, verstehst du?” „Woll, woll — den Herrn halt ja nix auf, wann er maln will.” „Das schon, Tschurtschenthaler. Aber der Mensch lebt nicht von der Kunst allein. Ich bräuchte ein paar belegte Brote, sagen wir Speckl” „An Speck manst du??" fragte der Loisi voller AUS DER KINDERZEIT Es metterleuchtete ferne, der Himmel fehlen mächtig erbof, doch Iprangen aus goldenem Kerne durch Wolken auch freundliche Sterne. Wir grüßten fle hoffend, und blieben getroft. Wir Kinder der Erde vertrauten, und mußten von keiner Gefahr. Aus hufchenden Schatten erbauten mir luftige Schlöffer, und fchauten aus Augen voll Glauben, beruhigt und klar. Bis wieder die Nacht uns umfangen und nahm in verhüllende Hut. Ob heimliche Donner erklangen, ir fühlten, entfchlummernd, kein Bangen, uns muchs in den Morgen nur ftärker der Hut. Marimilian Brantl 552 Abwehr. „Jössas, wann der Herr wüßt, wie klan der Zipfl-Speck ischt, der wo drinnen In derSelch- kammer hängt! Er langt eh grad für mi, für d’ Moidl und fürn Goaßbuabn zur Brotzeitl” „Schön ...“, meinte Brösicke, dem vom Reden über den Speck das Wasser im Mund zusammenlief, „wie wär's denn mit einem Bild für deine Stubn?” „A Bült?“ sagte der Loisi zweifelnd und schob den Hirschgrandikloben in die andere Zahnlücke hinüber, „die Fremden essen halt aa ohne Bült ganz gern in der Stubn.” Plötzlich aber kam dem Loisl ein Gedanke: „Malt der Herr eigentlich aa Weiberleut?” Brösicke war geistesgegenwärtig genug. „Klar, Tschurtschenthaler! Warum sollte ich keine Wei- berleut malen?” „S0, so.” Man merkte es an den Wolken, die aus dem Hirschgrandikloben dampften, wie heftig jetzt der Lolsl über etwas nachdachte. „Da Ischt nämlich a saubers Dirndl kummen vor a acht Täg — I man aus Berlin ischts. Lizzie haßt's. Hat a netts Köpfl und a schians Gstell no dazue.” „Ahal” sagte Brösicke interessiert. „Und von der möchtest du gern ein Bild haben, wie?" — „No, 's Madi selm wär mir scho llaber...”, sagte der Loisl ehrlich. „Aber wenn du die maln kunscht — I hätt gern amal zugschaut, wie des ischt mit der Kunschtl” „Na also, Tschurischenthaler — gemachtl Das Fräulein hat sicher nichts dagegen!” „Wohl nit. Fragscht das halt amal, aber sagscht nix von mir, hascht mi?l” „Kein Sterbenswörtlein, versteht sich!” versicherte der Maler begeistert. „| wüßt aa schon an schlan Platz, wost du des Gschmacherl ungestört maln kunscht: Oben bei meiner Koglhüttni" „Ausgezeichnet, Tschurtschenthaler — es gilt! Ich mal das Fräulein Lizziel“ „Guet, du malscht das Dirndl und | schaug drin von der Koglhüttn aus zu. Aber sie derf nix mirknl Es Ischt nur wegn der Kunscht, ma siecht nit alle Täg so a Gspül.” Brösicke lachte das Herz im Leibe. „Du kannst so- gar nachher das Bild haben. Hie Bild — hie Speckl“ „Guet Ischts! Du sollst a schlans Zipferl kriagni” „Gleich?” „Na, na — hintennachi, wanns firti Is. Es mueß aber nit schnell gehn. Kannscht schon öfter auffi- gehn mit ihr zur Koglhüttn. | hab scho Zeit zum zuschaugn!” — g Schon am dritten Tag umgarnte Brösicke das Fräulein Lizzie aus Berlin, das der Kunst und sel- nen Vertretern sehr aufgeschlossen gegenüber- stand. Die erste Sitzung kam bald zustande, Der Tschurtschenthaler war schon eine Stunde vorher droben in der Koglhütte und biß vor Aufregung über die Kunst den Hirschgrandikloben zuschan- den, als der Maler draußen die Staffelei zurecht rückte und die Farben auf die Palette strich. Sanfı spielte das Tiroler Lüfterl in Lizzies erblondetem Schopf. Eiskalt und unnahbar stand der Groß- venediger als Staffage dahinter. Um dem Tschurtschenthaler dienlich zu sein, be- stellte Brösicke sein Modell noch viermal zur Kogl- hütte. Viermal noch bezog der Lois! Posten hinterm Hüttenfenster, Beim fünftenmal war das Porträt fertig. Herrlich leuchtete das Blond gegen die Eisfelder des Großvenedigers. — Abends nach dem Essen, als es wieder Bratkartof- feln mit Kartoffelsalat gegeben hatte, hockte sich Brösicke wieder auf der Plauschbank zum Wirt und rieb sich die Hände. Wiederum bröselte aus der Selchkammer der aufrelzende Ruch von Tiro- ler Speck und vom Saukoben her schnorgelten die Mastschwelne zufrieden. Brösicke hielt das Bild mit Lizzies Kopf gegen die Abendsonne, „Na, was sagst jetzt zu dem Kopf, Tschurtschen- thaler?I” Der Lois ließ sich Zeit und schluckte. „Schian ischt er. Und maln kannscht a. Aber es Ischt halt nit des, was ij hätt habn wolln! Fünf Nachmittäg hab I verludert drobn in der Koglhüttn, allweil hab I no zuegwartet und allweil hascht no am Kopf rumgwerkt. I kann dir leider kan Speck gebn...” „Ja, um Gotteswillen, Tschurtschenthaler — wie hätt Ich dir denn die Lizzie malen sollen?I’ Der Tschurtschenthaler biß verlegen am Mundstück seines Hirschgrandiklobens herum, Dann druckte er schließlich entschlossen und enttäuscht heraus: „Nackert hätt i's haben wolln, du Deppl” Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat München an der Hauptpost, Resldenzstraße 3, Tetefon 24305 Ser Landau CABIRI üngen ran Ä en! Und gehgepflugk ehr Lunge xtoh ERMA nn IR) C ÜBERALL IM GUTEN LADEN LOL) FABRIK-SOLINGEN KampfunaSieg ‚herrlichen Wehrmachtichlldern /om OKW. und Heinrich Holfmann re Sieg In Polen „..... 3.75 Kampf um Norwegen , 375 0 P zentrierter parate sind von so kon- Wirksamkeit, daß auch geringe Mengen die volle Wirkung erzielen. 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Rudi reißt die Augen auf. eine künstliche Palme?” Bobby nickt. „Das ist Ja auch künstlicher Dünger.” * Sch. Auf der Stuttgarter Straßenbahn war es über- füllt. — Eine schwäbische Schaffnerin, die gerade vorn im Wagen beschäftigt war, fragt an einer Haltestelle (um das Zeichen zur Abfahrt geben zu können) die am Eingang stehenden Fahrgäste: „älles henna?”, Stimme eines männlichen Fahr- gasts: „send au ebbas Geckeler do” * Am Morgen seiner Silberhochzeit saß der Kalten- brunnervater friedlich auf der Hausbank in der Sonne und streichelte die Hand der Silberbraut. „Weißt, Mutter, was mi an unserer Ehe am mei- sten g’freut? Daß du mit mir akkarat genau so teing’fallen bist wie I mit dir!” „Aber das ist doch Rafcher Sommerregen Die Bäume regnen noch dem Regen nach, Indes die Sonne fchon wie blankgepust Neu aus verfcheuchten fchnellen Wolken brach. Nur dort am Berge eine kecke trutt, Feftklammernd fich am hohen Felfentor. Bald reißt der rafche Wind auch diefe los, Der meite Himmel funkelt reiner als zuvor. Nur leife tropft's noch in den Wurzelfchoß. Ein lestes Glitern zittert auf dem Laub, Die Schmetterlinge find fchon wieder zart Den Wielen zugemeht. - Wie hat der bunte Staub Der fchönen Schwingen fich den Glanz bewahrt? Ein Sirren rings! Es blitst fogar der Stein, Als fei er zu den Atmenden vertaufcht. Den frifchen Regen trank die Welt wie Wein. Sie taumelt bin, von Lebensluft beraufcht. Hermann Sendelbach Für Ihren Füllhalter: \_SAresel Füttnablertinten ‚schwarz und farbig PAULSTREBEL - GER Nur durch Wolle - Seide Modeneuheiten Steinbrück & Drucks Solingen das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIEN I baukultur Siziliens, Vollmundig, | —— — S Wellen Sie Ihr Haar selbst fenden Zügen genossen werden. mit dem praktischen Haarwellgerät „TEWEX“ m > x Deutsches Reichspatent MARSALA| ex vıno oı sıcıLıa "TUCKMAR “> erst enken- ann Spektrol benüken! Im Frieden wurde häufig nicht überlegt, ob ein Fleck Spectrol auch „wert" war. Heute ist Spectrol zu kost- bar, um bedenkenlos verschwendet zu werden. Zuckerflecke und einfache Schmutzspritzerkönnenfast immer mit warmem Wasser beseitigt werden. Spectrol soll für schwere Fälle da sein, wo böseVerschmutzun- gen — insbesondere Fett- flecke — ohne Schädigung der kostbaren Faser ent- fernt werden müssen, Nur dort nimmt man heute Spectrol, Löwengrube 23 Florio Marsala — ein Spitzenver Bauernmarkt 5-7 Wer dies liest: BAUER «CIE soll sofort denken: SANATOGEN FORMAMINT KALZAN treter der jahrtausendealten Wein- würzig und gehaltvoll will er an- dächtig und in kleinen, prü- ‚Wellt kalt u. trocken, schont das Haar, Die Wellen kornmen fertig aus dem Gerät, sind Außersi Balbar. Gesine lürall Frisur Büchlein u. schönen Frkurvor- Nachher m u best TEWEX.Vertrieb, München 2 158. Sehließfach 163 WELTRUF | SOLINGEN : | Schicken Sie den Simplicissimus, wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! 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Was ist denn darin?“ Entgegnet der andere: „Ein Eil" Worauf er die Tüte öffnet und ihr wahrhaftigen Gottes ein Ei entnimmt. Der Beamte nimmt diese Tatsache kopfschüttelnd zur Kenntnis und sagt: „Und das wollen Sie auf- geben?” „Nun ja’, erwidert der Mann vor mir, „ich stünde sonst nicht hier! Bedenken Sie, Hamburg ist eine Weltstadt mit viel Gedränge, und die Zerbrech- lichkeit eines Eis dürfte auch Ihnen bekannt sein!“ Diätel llünchenerlolsgetränk Rräftgt- nährk PHILIPS VALVD WERKE HAUPTVERWALTUNG HERUM WERKE IN A Unter uns Reisenden bricht ein lautes Gelächter aus. Der Beamte nimmt schließlich die Tüte mit dem Ei in Aufbewahrung. Der Fremde nimmt seine Nummer entgegen und geht. Später treffe ich ihn im Wartesaal wieder. Ich setze mich zu ihm. „Sie sind gut!“ sage ich, „Ein einziges Ei zur Aufbewahrung!” „Ich hatte nicht mehr!“ entgegnet der Fremde. „Esistübrigens eine tolle Geschichte, wie ich zudem El gekommen bin, eine wirklich tolle Geschichtel“ „So?“ frage ich gespannt, Ja”, sagt der Mann und beginnt zu erzählen. „Ich habe eine schwerhörige Tante in Stockholm, die ein Verhältnis mit einem türkischen Kamin- feger hat. Nun war ich seinerzeit gerade auf Be- such bei einem Vetter in Basel. Wissen Sie, mein Veiter ist ein merkwürdiger Mensch; er sammelt Briefmarken und vergißt darüber seinen Beruf und seine Familie. Eines Tages fuhr er von Basel nach Paris und sortierte im Abteil seine zuletzt erstandenen Marken, Da öffnete sich plötzlich das Leidchwachen uftınken ‚sehr bewäl Bezugsauellen-Nachweis durch / NAERA-GESELLSCHAFT für diätet Getränke mbH. München 285 150 JAHRE TRADITION VERPFLICHTEN QAUSTRI@ ZIGARREN ZIGARETTEN RAUCHTABAKE Baherzigen Sie haute, da Eukul nur be wchränkt Harbor ur, noch mehr al hüher tchlag; Serglalig und hauche dann aufrggen. Nicht dis Menge, die Güie entucheidet Lerne zu Hause Kurzschrift . ohne Schulbankdrücken, ohne Ablenkung! | Nie versäumen Sie den Unterricht | Auch Eilschrilt und Maschinenschreiben, | ‚Aufklärungsschrift 386 kostenlos durch also oft Sonnal verwenden! |k.24 nr beschränkt üeerbur, jedoch in unveründerier Qualitak'| Das heilende Wundpflaster In allen Apotheken u.Drogerien Carl Blank. Bonn am Rhein Fenster, und der starke Luftzug trug eine äußerst wertvolle Helgoländer Briefmarke ins Freie. Mein Vetter, der Max hieß, sprang hinterdrein, und da es sein letzter Wunsch gewesen war, wurde seine Leiche verbrannt. Aber seine Frau hätten Sie kennen müssen Augen wie ein Panther, Beine wie ein Fasan, ausgesprochene Fasanen- beine — und einen Haarschopf, junger Mann — einen Haarschopf! — Also, aus Kummer über den Tod ihres Mannes ging sie zum Theater und wurde Platzanweiserin. Einmal habe Ich sie auch im Theater aufgesucht; sie wies mir einen Platz an, auf dem ich nichts sehen konnte, Als ich mich wieder erhob, um nachzulösen, war das Stück vorbel. ‚Schriftsteller und Landwirt‘ hieß es!” „Dichter und Bauerl” unterbrach ich den Fremden. „Jaja“, fuhr der Mann fort, „so ist des Lebens ew’ger Lauf; fängt vorne an, hört hinten auf. Mein seliger Großvater mütterlicherseits würde sagen: fängt hinten an, hört vorne auf. Er hatte die üble Angewohnheit, alles zu verdrehen. beruht auf der Mäßlgkelt der Anwendung Nur bei mäßigem Gebrauch ent h die liebliche Duft hbtorVollkommenhoit, Parkam BALL ist und durc i Besondere Sparsamkeit aber bei den KAMP- ENTRATEN geboten Par öchster Am Werktag keinen Für Jhre Gesundheit ist dos Beste gerode gut genu Die Vorzüge des Materials [Ze KENNZEICHEN DES GUTEN GESCHMACKS VOLLELASTIECH, HANDGENÄNT. (in KLEGANT Klingen sparen, nicht verschwenden- stofl-Flaum) und peinlichste Sorg- folt bei der Herstellung erworben und erhalten der neuzeitlichen Comelio.Hygiene dos Vertrauen von Millionen Froven im In- und Ausland, KHONEN-KRAWATTEN-PANRIE Fi M Fe bEnLIncH PNOTOKRINO-FILM-PROJERTION-ETEM- PHOTO | ‚entnehmen Sie aus dem in jeder Lage stond! UHU-Glas die für Ihren Füllhalter so geeignete, leicht INO-FILM Die Zeiss Ikon Cameras wahren den guten Ruf ihres Hauses audı in Zeiten einer gesperrten Liefermöglichkeit. Ihre hohen Leistungen halten das Bewufu- sein für ihren Wert und den Wunsch nach ihrem späteren Besitz lebendig. EMS 78T KON AG. DRESDEN NO-FILM-PROJERTION-FILM-PHOTO | X Indien (Erich Schilling) „Ich brauche nur die verdammten Flammen auszutreten, dann ist alles gut!“ Indie: “lo non ho che da calpestare queste maledette fiımme e allora tutto va bene!,, Schon als Lehrling. Sein Prinzipal sagte einmal zu ihm: ‚Nimm diese» tausend Mark und bringe sie zur Firma Dingsda, der ich noch neunhundert- undneunzig Mark schuldig bin. Die restlichen zehn Mark sind für dich! — Ja, schon damals war mein Großvater sehr für Verdrehungen! Nun ist er totl Friede seiner Aschel Habe ich Ihnen übrigens schon erzählt, daß meine selige Großmutter dunnemals nicht mit zur Beisetzung ihres Gatten gegangen ist? Nein? Nun, sie konnte den Ge- tuch, den Friedhofsblumen ausströmen, nicht ver- tragen. Und was meines Großvaters adeliger Stiefneffe ist, den hätten Sie kennen müssen! Bei der Ausgrabung der griechischen Mumie von Dingsda...” 4 „Herr...“ rief ich dazwischen. „Sie wollten doch...” „Ja, richtig!” unterbrach mich der Fremde, „Ich wollte ja noch in die Stadt, den Alsterpavillon wollte ich mir besehen, den Jungfernstieg, die Binnenalster und so vieles andere mehrl“ 556 „Und außerdem wollten Sie erzählen”, begann ich von neuem, „wie Sie... nämlich... Sie wis- sen doch, ...das Eil' „Nun, das erzähle ich Ihnen ein andermall Servusl” Als er weggegangen war, lag vor mir auf dem Tisch die Nummer, unter der das Ei des Fremden am Gepäckschalter aufbewahrt wurde. Ich wartete noch etwa eine Stunde, Dann nahm ich die Marke und holte mir das Ei ab. Es war ein Porzellanei. Der Enddreißiger (K. Heliigenstaedt) Basen} „Lilo, deine scharmante Großmama hat aber vorhin richtiggehend mit deinem Verehrer kokettiert!“ — „Ich sag’s ja immer, daß er im Alter besser zu ihr paßt!“ Il quasi quarantenne: “Lilo la tua avvenente nonna ha poc’ anzl civetatto per bene col tuo adoratore!,, “Eh, lo dico sempre lo che per I’ etä egli conviene meglio a lel!,, 557 DAS VERLORENE TAGEBUCH Von Wilhelm Hammond=Norden (im Felde) Weiß Zeus, ich habe manches erlebt und allerlei Neues erfahren. Ich habe viel von Europa gefehn In diefen letten drei Jahren. Den Wein der Neuigkeiten, Ich hab Ihn gern und glerig getrunken. Doch ach, der Raufh verflög To fchnell. Das meifte it wieder verfunken. Was nütt's, wenn um beff'res Gedächtnis Ich die herzlofen Götter flehte. Es fließt auch heute noch durch die Welt, das Waffer des Fluffes Lethe. Der Fluß, er zieht mit magifcher Kraft das befte aus unl'ren Gehirnen. Wir ftehen hilflos dabei und fchau'n hinauf zu den ftummen Geftirnen. Doch feht, eines Nachts erfchienen Im Traum mir Eros, Ares und Klio. Es flüfterte mir einen Ratfchlag Ins Ohr das fonderbare Trio. Sie fprachen: »Sterblicher, fchreib dir doch auf, von Liebe, Krieg und Gefchichte, mas wichtig dir fcheint«. Ein guter Rat! So ward Lethes Kraft zunichte! Ich fchrieb, mo immer ich Ruhe fand die fchönften Begebenheiten mit kleiner Schrift in mein Tagebuch, und rettet’ fie über Die Zeiten. Das Buch fchwoll an. Ich hielt fie feft, die Erlebniffe, eben geboren. Wie froh war ich über meinen Befit - - heut hab ich das Buch verloren. Ich hab es verloren, Ich weiß nicht wo. Mein Tagebuch ging in die Binfen. Der Lethe=Fluß aber, er fließt und fließt, ich glaub, feine Wellen grinfen. GLÜCK MUSS DER MENSCH HABEN! Gr Personen: Pe’ Sören, ein seeländischer Bauer — Der Pfarrer. Pfarrer: Tag, Pe' Sören! Na, wie geht's? Pe’ Sören: Großartig, Herr Paster, ganz großartig! Pfarrer: Sie haben ja aber einen Verband um den Kopf, sehe ich. Ist doch wohl nichts Ernstliches? Pe’ Sören: Bloß 'n bißchen Zahnweh, Herr Paster. Pfarrer: Na, hoffen wir, daß das bald überstanden Ist! Aber sonst geht es Ihnen doch gut? Pe’ Sören: Ja, danke —abgesehn von dem verd... von dem bösen Mückenstich ... Pfarrer: Aber die Gicht— wie steht's denn damit? Pe’ Sören: Ja, die Gicht... Wenn das Wetter etwas unruhig wird, dann sticht es und bohrt es, daß es nicht zum Aushalten ist... Pfarrer: Ja, Pe’ Sören, die Glcht Ist eine Prüfung, die... Pe’ Sören: Ja,und wenn man dann damit noch vom Wagen fällt... Ja, sehen Sie, die Mutter meiner Frau wollte partout, daß ich sie zum Schinken- rtäucherer fahren solltel Na, ich spanne denn Ja auch die Fuchsstute vorn Wagen und fahre mit Ihr los, Aber aufn Rückweg wird sie plötzlich wild... Pfarrer: Was, Ihre Schwiegermutter? Pe’ Sören: Nein, die Stute doch! Sie wurde vor irgendwas scheu und ging durch. Aber wir hatten riesiges Glück dabei, indem ich und der Schin- ken „..wir fielen runter und uns passierte nichts. Aber die Stute fuhr mit meiner Schwiegermutter die Böschung runter und sie fiel runter und brach das Bein. Wir mußten den Tierarzt holen und sie abstechen lassen... Pfarrer: Nanu, Ihre Schwiegermutter? Pe’ Sören: Ja, mit der konnten wir das ja nicht machen! Aber sie bekam einen Nervenknacks, so daß sie nicht mehr sprechen kann. Pfatrer: Aber die Kinder, Pe’ Sören, denen geht's doch gut? Pe’ Sören: Großartig, Herr Paster, ganz großartig! Das heißt ... Kresten, was der älteste ist, der schoß ja neulich nachts auf ein großes Tier, das hinter einem Baum stand. Und denken Sie sich, was er getroffen hat: ausgerechnet den Förster Hansen! Pfarrer: Ja, aber das ist Ja entsetztlich! Pe' Sören: Ach Schiet! Der ist Ja noch verflucht gut dabei weggekommen, der alte hochnäsige Kerli Der bekam bloß was ins eine Bein er hätte sich Ja auch nicht gerade da hinstellen brauchen, wo Kresten schleßen wollte! Pfarrer: Aber kommt denn Ihr Sohn wenigstens einigermaßen gut aus dieser Affäre heraus? Pe’ Sören: Nee, aber hat Ja immer so ungewöhn- lich großes Schwein... er bekam bloß vier Monate, obgleich der Anwalt gemeint hatte, daß Ihm mit seinen Vorstrafen mindestens acht ge- blüht hätten! joteskes Zwiegespräch von Aage V. Hovmand Ort der Handlung: Pfarrer: Jajs, das muß nun aber auch schlimm für Sie sein, daß Sie Ihn Jetzt mehrere Monate lang auf dem Hofe entbehren müssen... Pe’ Sören: Ja — aber sehen Sie, da trifft es sich gerade wieder so glücklich, daß Ich Ihn über- haupt nicht mehr brauche, denn ich werde ja den Hof bald los sein... Der soll nämlich zwangsver- steigert werden! Förster Hansen, den Kresten doch ins Bein getroffen hat... Ja, ist das ein komischer Zufall: der war ausgerechnet der Gläubiger der zweiten Hypothekl Selbstverständ- lich ging er schlankweg hin und kündigte die Hypothek... und nun geht der Besitz eben flöten! Pfarrer: Das Ist Ja entsetzlich für Sie, Pe’ Söreni Pe’ Sören: Oja — aber immer noch ein Glück, weil doch meine Tochter, die Anna, wissen Sie, nicht nach Hause kommen und mir helfen kann. Der ist nämlich was passiert... Pfarrer: Auch mit einem Gespann? Pe' Sören: Nee — bloß mit einem Meieristen! Sie (Fr. Bilok) Auf der Landstraße. soll jetzt zu meiner Schwester hin, bis alles vor- bei ist. Pfarret: Aber was sagt denn Ihre Frau zu alledem? Pe’ Sören; Nichts! Pfarrer: Nichts! Ist sie denn nicht zu Hause? Pe' Sören: Glücklicherweise nicht! Sie Ist ja ins Krankenhaus gekommen — haben Sie das noch nicht gehört? Pfarrer: Nein, das habe Ich noch nicht! Pe’ Sören: Ja, das kann wohl schon so an die drei Wochen her sein, daß sie eingeliefert wurde. Pfarrer: Sooo — weshalb denn? Pe’ Sören: Ja, der Oberarzt will nicht so recht damit raus, was: los Ist. Ich hab aber mal so heimlich in seine Aufzeichnungen reingesehen.... aber sprechen Sie lieber nicht darübı — „Diagnose”| Pfarrer: Diagnose? Pe’ Sören: Jawohl — und es muß sogar ein sehr ernster Fall von Diagnose sein, denn sie hatte so hohes Fieber, daß sie nicht mal wissen durfte, wieviel Grad sie hattel Pfarrer: So ahnte denn Ihre Frau mit anderen Worten gar nicht, wie schlecht es mit Ihr stand? Pe’ Sören: Doch — es gibt ja immer Frauenzimmer, die nicht dicht halten können... Sie lag nämlich mit einer Dame zusammen, die gehört hatte, wie es mit ihr stand, und die konnte es nicht aus- halten, bis sie ihr verraten hatte, daß sie 42 Grad höttel Pfarrer: 42 Grad? Ja, damit kann man aber doch nicht leben?i Pe’ Sören: Nein — aber glücklicherweise stimmte das auch nicht: die Dame hatte sich verhört — sie hatte bloß 40. Pfarrer: Na, dann ist Ihre Frau wohl hoffentlich auf dem Wege der Besserung jetzt? Pe’ Sören: Nee — die ist abgekratztl Pfarrer: Was ist sie? Pe’ Sören: Gestorben Ist sie, vor drei Tagen! Sie meinte doch, sie hätte 42 Grad, und das konnte sie nicht überleben — das Psychische macht ja viel aus, das melnte auch der Oberarzt... Pfarrer; Pe’ Sören, Sie sind wahrlich ein hartge- prüfter Manni — Dann wollen Sie wohl mit mir über das Begräbnis sprechen, denke Ich... Nach alledem, was Sie getroffen hat, meine Ich... haben Sie wohl nicht die Mittel für ... um das Begräbnis zu bezahlen... Pe’ Sören: Ja, zum... hi... hi... Da trifft es sich eben so ungewöhnlich glücklich, daß... Sie Ist nämlich schon begraben... und dazu noch ganz gratis! Pfarrer: Was soll denn das heißen? Pe' Sören: Ja, sehen Sie... Der Herr Pfarrer er- innert sich wohl noch an den buckligen Pan- Verlag und Druck: Varantwortl. Schrift alle Buchhandlungen, Zeltungsgeschäfte und Postanstalten entg Knorr & Hirth Kommanditgesellschaft, München, Sendiinger Straße #0 (Fomruf 1296). Briotanschrift: München 2 BZ, Bı : Walter Foltzick, München. Verantworti. Anzeigenieiter: Gustav $cheerer, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen ment Im Monat RM. jogen. Bozugspreise: Einzelnummer 30 P.; Abonı lach, enprelse nach Prelsiiste Nr. 7 — An Qulıg ab"15. Okl, 1941. = Unverlangte Einsendungen werden nut zurückgesandt, wenn Porto bailieg! — Nacharuc® varboten.=-Postscheckkonte München 5920, Eriüllungsort: Münchan Die Tüchtige (R. Krlesch) „Elli, jetzt weiß ich bestimmt, daß Eduard der einzige Mann ist, der für mich in Frage kommt!“ — „Na, hoffentlich gelingt's dir, ihm das klarzumachen, Käte!“ L’abile: “Elli, ora so di certo che Edoardo & I"unico vomo che fa per mel, — Ebbene, Catina, spero che anche rlusciral a farglielo capirel,, toffelmacher. Jäßö, dem ging's Ja schon dreckig seit einiger Zeit... so richtig dreckig. Und der Ist auch Ins Krankenhaus gekommen... zur sel- ben Zeit wie meine Frau... und auch gestorben. Vorgestern Ist er auf Staatskosten begraben wor- den. Das heißt... hi... hl... das heißt, das war gar nicht er — das war meine Fraul Die beiden waren nämlich verwechselt worden! Pfarrer: Das hab Ich Ja noch nie... Pe' Sören: Ja, das mag der Herr Pfarrer wohl 559 sagen! Aber sehen Sie mal: da kommt Ja Hans Larsen... das Ist doch zuviel Glück! Da kann ich ja mit Ihm zum Bahnhof fahren! Ja... alsdann leben Sie wohl, Herr Pasterl Wenn man bedenkt, daß man immer wieder soviel Glück hat... (Aus dem Döänischen von John W, R. Hellmann) Im USA.-Kaufhaus (€. Thöny) + as ; oe, y h ) SEES TE rn U _ u „Herr Präsident suchen einen Generalissimus? Bitte sehr, 24. Stock links, Abteilung für Feldherrn in allen Preislagen!“ Nel magazzino degli USA.: II signor Presidente cerca un Generalissimo?... Prego, su, al 24° plano, a sinistra; sezione *Marescialli, in tutti I prezzil,, 560 München, 2. Sept. 1942 47. Jahrgang ; Nummer 36 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Die Patentlösung Roosevelt: „Das Schiff inder Flasche ist eine großartige Idee! — Die U-Boot-Gefahr ließe sich dadurch völlig beseitigen!“ Brevetto da vendere: Roosevelt: “La nave nella bottiglia & un’ idea grandiosa!... Con essa si potrebbe eliminare completamente il pericolo dei sommergibilit.. An den Ufern des Don - Alle rive del Don Ta Leitfaden für Angler Sobald ich irgendwo die Zeichnung eines Anglers erspähe, der, die Gerte In der Hand, wie gebannt auf einen ruhig schwimmenden Kork blickt, fühle ich mich jedesmal — vornehm ausgedrückt — tief Im Unterbewußtsein angesprochen. Vielleicht waren Urahnen von mir Fischer. Meine Frau glaubt os allerdings nicht. Sie meint, der Zustand meines Arbeitszimmers deute eher auf die Abstammung von Zigeunern. Nun, ob vererbt oder angeflogen, jedenfalls hatte Ich eines Tages den dringenden Wunsch, Fischer zu werden. Natürlich kein Berufsfischer, denn es ist kaum anzunehmen, daß Lehrlinge oder selbst ‚Anlernlinge, sobald sie den Fünfziger überschritten haben, von der einschlägigen Fachschaft sehr ge- fragt sind. Blieb aber immerhin die Eigenschaft als Amateur. Also sagte ich zu meinem Freund, dem penslonierten Katasterobersekretär Katzdob- ler, von dem mir bekannt war, daß er seit einem Menschenalter angelt, er könne mir für das schöne ‚Geld, das er mir Im Lauf der Zeit Im Tarock ab- genommen habe, auch mal einen Gefallen tun und verraten, wie man perfekter Amateur-Fischer wird. Katzdobler ging sofort freundlich auf mein Anliegen ein: „Du Rindviech“, meinte er in seiner herzlichen Art, „Amateur-Fischer wennst nomal sagst, nacha schmier I dir oane. Sport-Fischer hoaßt dös, du Depp! Und auf was willst denn überhaupts fischen? Auf Forell'n und Aschen, auf Hecht oder Huacha, Karpfn oder Schlein, Bürschling und Rotaugn?“ Ich antwortete be- scheiden, daß ich selbstverständlich auf jede Gattung angeln möchte, ich suchte ein Wasser, wo das alles drinnen wäre. „Soso”, meinte Katzdob- ler, „da schaugst halt nacha, daß dir a Fischkarten ausstelln fürs Aquarium im Münchner Tiergarten. anal u, (0 In Te ati, ur Da is alles drin, bloß koane Walfisch. Balst solche 3a fanga willst, muaßt freili pfeilgrad zum Nordpol. Und kimm nacha Ja nimmer nach Bayern retour, nach solche, dö wo so hundsheitern tarocken wia du, ham mir durchaus gar koa Sehnsucht net.” Ich ‚sah sofort ein, daß ich offenbar auf fremde Hilfe wenig rechnen durfte; Sportfischer sind wohl mehr oder weniger dem Laster des Neides ver- fallen und wollen keinen jungen Nachwuchs auf- kommen lassen. So suchte Ich mir also zunächst ein Fischwasser. Aufs freudigste überraschte mich, als ich bald feststellen konnte, daß es überhaupt keine schlecht besetzten Wasser gibt, es existieren vielmehr ausschließlich hervorragende Reviere. Jeder Verpächter erklärte mir nämlich, daß es in seinem Bach, Fluß oder $ee von Fischen nur so ‚wimmile’, besonders von großen Pracht-Exempla- ten, die ‚scho lang außaghöratn‘. Die geforderten Pachtsummen waren im Verhältnis dazu einfach lächerlich niedrig. Forellenwasser waren schon zu haben, sobald man nur sein Land- haus, ein paar Perserteppiche und das stillgelegte Auto verkaufte und späterhin die sonstige Lebens- haltung entsprechend einschränkte. Nun, Ich bin jetzt seit einiger Zeit Sportfischer. Für solche, die etwa auch „Jünger Petri’ werden wollen, stelle ich hiemit meine Erfahrungen selbst- los zur Verfügung; ich bin kein solcher Neidham- mel wie der Katzdobler. Kurz zusammengefaßt ist zu sagen: Das wichtigste Ist eine gute Ausrüstung! Da man ja auch schwere Fische fangen will, nur keine zu schwache Gerte. Natürlich denkt niemand an einen unhandlichen Telegrafenmast, aber was Solides muß es sein, vielleicht eine gut erhaltene Gerüststange von 8—10 Meter Länge, damit man nicht zunahe an die scheuen Fische herangehen muß. Als Schnur dürfte eine gute Wäscheleine im allgemeinen ge- nügen. Dazu ein paar Haken, wie sie in Kühl- häusern für das Aufhängen von Ochsenvierteln verwendet werden, das wäre so ziemlich alles. 562 (Toni Bich! Im Felde) Auf was man fischt, ist nach menschlichem Er- messen eigentlich ganz belanglos. Der Erfolg ist bei jeder Fischgattung nahezu der gleiche. Gewiß, nach der Jahres- bzw. Tageszeit muß man sich In gewissem Sinne richten; im Winter zum Beispiel, sobald das Wasser zugefroren Ist, besteht nur dann einige Aussicht, wenn man vor dem Angeln ein Loch in die Eisdecke schlägt. Im Sommer gilt ruhiges Wasser als ungünstiger Umstand, bei Wellengang sinken dann aber die Chancen be- deutend. Sowohl Hoch- als auch Niedrigwasser beeinträchtigen das Ergebnis, während bei nor- malem Wasserstand bekanntlich ohnehin nicht viel los ist. Bei Nordwind wird kein vernünftiger Ang- ler auf die Fischwaid gehen, Südwind (Föhn) wirkt deprimierend auf die Fische, so daß sie nicht beißen. Ganz unerwünscht Ist Westwind und gar der Ostwind ist bekannt als Feind des Fischers. Bei Kälte vergeht den Fischen jede Freßlust und bei Hitze und Windstille, wenn das W; r wie Blei daliegt, nützt natürlich der beste Köder nichts. Das ist dann die richtige Zeit, In einem schattigen Wirtsgarten Brotzeit zu machen. Theoretisch dürfte nunmehr alles gesagt sein; nur die Praxis kann aus dem Strebsamen einen ähn- lich erfolgreichen Fischer machen, wie Ich einer bin. Noch etwas ist zu erwähnen: Das Angeln wirkt sehr beruhigend. Die einzige Ausnahme von dieser Regel wäre Insofern denkbar, als durch einen unglücklichen Zufall einmal ein wirklich großer Fisch an die Angel gehen könnte. Das wäre aufregend. Der Fall kommt aber so gut wie nie vor, die Nerven werden also geschont. Ner- vös werden erfahrungsgemäß nur diejenigen, die beim Angeln zusehen. Sie möchten womöglich schon nach &—8 Stunden einen Anbiß erleben. Man soll sie nicht weiter beachten und ihnen ins- besondere auf lalenhafte Fragen knapp und ab- weisend antworten. Es sind unvernünftige Leute, die nicht wissen, daß der Angler, ähnlich wie der Astronom, nach Lichtjahren rechnet, Die Drahtzieher -— ! manovratori (0. Gulbransson) S N Y 7 T; 9 % “Ehi la, Maiski, che fa ora dunque il tuo Churchill?,, Ze ZAUR % rZ Gar AviarAancton yı | „Hör zu, Litwinow, er sagt: ä zweite Front is’ erst möglich, wenn ä gewaltige Sowjetoffensive die letzten Deutschen von der Küste abgezogen hat!“ "Ascolta, Litwinow, egli dice: un secondo fronte & possibile solo quando la.potente offensiva sovietica ayrä tratto via dalla costa gli ultimi Tedeschi!,, 563 Das Erkennungszeichen (E. Thöny) „Raten Sie mal, Genosse Stalin, wer da ist?“ — „Wenn einer mit leeren Händen kommt, kann es nur Churchill sein!“ Il segno di riconoscimento: “Indovinate un po’, compagno Sta'in: Chi & qui?,, “Se & un tale che viene a mani vuote, non pud essere che Churchill!,, 564 Sondermeldung in USA. (Erich Schilling) „Achtung! Achtung! Der Feind hat bei Versenkung eines unserer Kriegsschiffe zwei Torpedos verloren!“ Notizia particolare negli USA.: 'Attenzione! Attenzione! II nemico, nell' affondare una nostra nave da guerra, ha perduto due sllurll,, Merkwürdiger Unterricht Erzählt von Hans Bethge Ein gelziger Mann, der In dem türkischen Städtchen Ilidja wohnte, erfuhr, daß es in Kastamuni einen Geizhals gäbe, der vom Geiz in geradezu unge- heuerlicher Weise besessen wäre, so daß man noch viel von ihm lernen könnte. Der Mann aus Ilidja machte sich auf, wanderte nach Kastamuni und teilte selnem Gesinnungsgenossen mit, warum er gekommen sei. „Ich danke dir für deinen Besuch“, sagte der Mann, „wenn es dir recht ist, gehen wir gleich zusammen auf den Markt, um Einkäufe für uns zu machen.“ Sie kamen an die Marktstände und wendeten sich zuerst an den Bäcker. „Hast du gutes Brot?” „Ein wunderbares Brot”, entgegnete der Bäcker, „seht es euch an, es ist zart und fein wie Butter.” Der Mann aus Kastamuni nickte und sagte leise zu seinem Besuch: „Wie der Vergleich zeigt, ist Butter besser als Brot, wir wollen daher lieber zum Butterhändler gehen.” Sie fanden Ihn schnell und fragten Ihn, ob er gute Butter habe. 565 „Die allerfeinste“, antwortete der Mann, „Ihr dürft versichert sein, daß sie frisch und rein Ist wie das herrlichste Olivenöl.“ „Du siehst“, meinte der Geizhals, „daß Olivenöl besser Ist als Butter, wir wollen also den Olver- käufer aufsuchen.“ Gesagt, getan, Man fragte den Diverkäufer, ob er gutes Olivenöl fellzubieten habe. Der lächelte und sprach: „Keiner hat besseres als ich. Seht es euch an —, es ist klar und rein wie Wasser.” „Da hörst du’s“, sagte der Geizhals aus Kasta- muni, „Wasser ist das allerfeinste und allerbeste, was es überhaupt gibt; ich besitze zu Haus gott- lob ein ganzes Faß davon, — und ich will dich verschwenderisch damit bewirten!” Auf dem Rennplatz en ne EN] ' wArez FEUERT „Schau, dieser Rappe war mein Tip, Franziska!“ — „So? Ich dachte, dein Typ sei blond?!“ All’ ippodromo: 'Guarda, Francesca, questo morello era il mio tipo!,, — *Ah si? Ed io pensavo che il tuo tipo fosse ... il biondo?!,, 566 DAS GELBE JÄCKCHEN Pinetta ging auf den Maitre d’hötel zu und fragte mit gesplelter Gleichgültigkeit, die Hände in ihre wollene Golfjacke steckend: „Neue Gäste?” Der vielgeplagte Maltre antwortete eilfertig, doch nicht minder gleichgültig: „Jawohl. „Viele?" „Zwei. Zwei Zimmer Im zweiten Stock.” „Welche Art?" „Wie meinen Sie das: Art...?“ „Welche Art von Leuten? Mit andern Worten; was sind sie?” „Keine Ahnung. Das werden wir Ja sehen. Sie kommen um sechs mit dem Schnellzug.” „Werden sie mit dem Hotelautobus abgeholt?" „Aber natürlich,” „Dank für Ihre Auskunft, Maltre ...” Der jedoch drehte sich nicht einmal um, ver- schwand In dem samtenen Kästchen des Fahr- stuhls und brummte vor sich hin: „Kleinlich, neu- gierig...“ Und nach blitzschneller Überlegung: „Doch sympathisch.” Und der Fahrstuhl setzte sich zitternd in Bewegung. Pinetta blieb reglos in der Halle stehen. Zwei neue Gäste? Zwei Herren? Durchaus möglich. Ob sie tanzen können, Billard spielen, und berg- steigen?... Zwei Damen? Gott verhütel Er- barmen! Wir sind bereits ihrer fünfundzwanzig. Und nur fünf Herren im ganzen Hotel. Davon sind drei verheiratet und zwei junge Bürschchen, fad und läppisch, aber wenigstens ausgezeichnete Tänzer, einzig darum erträglich. — Ein Herr und eine Dame? Geduld... Sie wollte in den Garten, zögerte Jedoch auf der Schwelle einen Augenblick, um nachzusehen, welche Zelt es sel. Da ging sie lieber zurück Ins Hotel, zur Bar. Sie wußte, um diese Zeit versam- melten sich in diesem alkoholischen Kubus- alle Gäste zum Aperitif. „Glovanni, wissen Sie schon, daß Gäste kommen?” Der Barmann riß die Augen auf. „Gäste? Herren?“ „Vielleicht. Jedenfalls Gäste. Zwei Personen: zwei Zimmer im Zweiten. Sie kommen um sechs mit dem Schnellzug. Arrangieren Sie ihnen zu Ehren einen Bombenempfang." „Einen was?" „Einen Bomben-, einen ganz außergewöhnlichen, fabelhaften, Primaempfang! Giovanni, ein Barmann muß doch auf Draht sein...“ „Gnädiges Fräulein, ich spreche vier Sprachen...” „Ja, aber Sie verstehen sie nicht! Heute keinen Vermout. Zu Ehren der neuonkommenden Gäs geben Sie mir mal eines Ihrer fantastischen Ge- mische mit viel Eis, viel Zucker und viel Ango- stura. Sie werden es nicht für möglich halten, Giovanni, aber mir klopft direkt vor Aufregung das Herz. Seit acht Wochen, bedenken Sie, leben wir hier zu siebenundzwanzig, Ammen und Säug- linge eingerechnet. Wenn nicht irgend etwas Neues geschieht, wird es noch dahin kommen, daß wir uns aus Verzweiflung alle gegenseitig hassen. Haben Sie es nicht furchtbar satt, immer dieselben Leute zu sehen?” Giovanni zuckte die Achseln. „Satt? Meinen Sie? Trotzdem: mir würden zwel neue Gesichter auch Vergnügen machen." „Wetten, Giovanni, daß ein Herr und eine Dame kommt? Um zwanzig Lirel” — — „Guten Morgen, Fräulein Pinettal” Pinetta wandte sich mit einem Ruck um: der „Maler von Wald und eigner Frau“; seit nunmehr acht Wochen malte er den Wald Baum für Baum und seine Frau Haar für Haar ab. „Guten Morgen, Meister! Heute müssen Sie auch statt eines Vermouts ein Selbst-Gebrautes von Giovanni nehmen. Warum, sag ich Ihnen später.” „Weil das doppelt soviel kostet?" VON GIGI VIVIANI „Aber nein! Ich kann es nicht eher sagen, bis es nicht um zwölf ist.” „Immer zarte Geheimnisse ... Los, Fräulein Pinetta, Sie sterben doch sonst an Herzdrücken ...” „Es kommen zwei Neue!” „Aus Mailand?“ „Woher wissen Sie das?" Der Schüchterne - Il timido 567 „Weil heute nur noch der Mailänder Schnellzug kommt. — Wollen wir’s melner Frau erzählen? Sie kommt da gerade...” Punkt zwölf wußten es alle, daß zwei neue Gäste ankämen. Alle, mit Ausnahme derHerren, wünsch- ten, daß es zwei Herren seien, zwei jener Herren, die man sich in der Sommerfrische erträumt und (0. Herrmann) „Ist der Lippenstift eigentlich kußecht, Lydia?‘ „Bei dir hält er bestimmt, Hans-Otto!“* “Lidia, Il rossetlo resiste davvero al bacio?,, — "Al tuo, sl, di cerio, mio bel Giannil,, denen man nie begegnet, Herren, Unruhiger Nachmittag. Niemand am Billard, nie- mand im Lesesaal. Um fünf: sorgfältige Toilette; das während des Aufenthaltes noch nicht ge- tragene Kleid, etwas Rot auf den Lippen. In den Klubsesseln der Halle das Höchstmaß von grazi- öser Haltung. Und plötzlich ausgebrochene Lese- wut. Die höchstens vier Wochen alten Zeitschrif- ten sind sämtliche vergriffen. In einer Ecke stehen rauchend die verheirateten Herren und die Jungen Bürschchen. Die Männer im Smoking, um nicht von den diesbezüglichen Damen abzustechen. Der Mäiltre sieht es mit Vergnügen und plustert sich auf: die Neuen sollen gleich spüren, daß sie sich in einem Hotel ersten Ranges befinden. Sechs: langsam schlägt die Standuhr des Hotels. Einige Seufzer und das Geräusch zweier Uhren, die aufgezogen werden Sechs ein Viertel: in der Ferne das Rumoren eines Motors. Der Autobus braust wie ein Schnellzug heran, Der Portier ellt an die Rampe, indes in der Halle jeder die definitive Haltung, natürlich eine mög- lichst gleichgültige, annimmt. Aus dem Autobus steigt zuerst ein junger Mann; groß, Reisemantel von tadellosem Schnitt, Sport- mütze. Er wendet sich um und hilft einer Jungen Dame beim Aussteigen, die ebenso groß Ist und gleich ihm einen Reisemantel trägt, auf dem Kopf ein Filzhütchen, Täschchen unterm Arm. Zwei große und drei kleine Koffer. Zuletzt wird aus dem Autc- bus ein prächtiges Golfjäckchen aus gelber Wolle zu Tage gefördert, Es zieht natürlich die Blicke sämtlicher Damen auf sich. Handarbeit? Natürlich! „Mann und Frau?” „Mir scheint nicht... Interessantl” Der Maitre grüßt. Der Junge Mann nimmt die Mütze ab. Kastanienbraunes Haar, gelockt, üppig. Der schöne Kopf eines großen, leichtinnigen Knaben. kurz, zwei reizende Ein Problem. Gott, wie „Ich habe zwei Zimmer bestellt...” „Jawohl, sie stehen zu ıhıer Verfügung. Zweiter Stock. Eins mit Bad, das andere mit Altan.“ „Gut, meine Schwester nimmt das mit Bad. Lassen Sie das Gepäck hinauftragen.” Alle drei durchqueren die Halle, verschwinden im Lift, Einer der jungen Leute tritt zu Pinetta. „Also Bruder und Schwester!” „Nein, ich glaube nicht an Märchen. Mir können sie das nicht vormachen. — Wie denken Sie dar- über, Meister?” „Ich habe nur zwei schöne Menschen gesehen...” Pinetta wendet sich zur Gruppe der Mütter. Aber dort redet man von Strickjäckchen und schwierl- gen Strickmustern. Sieben Uhr: in einer halben Stunde wird zu Abend gegessen. Ob sie herunterkommen? Ob sie nett sind? Pinetta überlegt, wie man wohlmöglich die Erste sein könnte, mit dem jungen Mann einen schlichten Gruß zu tauschen, oder wenigstens mit der jungen Dame, Vergänglichkeit Vor Jahren fagte man allgemein, Ich könnte Beethoven ähnlich fein, vor allem mein Haarwuchs erinnere ftark an jenen, der Beethovens Schädel barg. Schon lang allerdings int das nicht mehr wahr, - und heute vergleichen alle mein Haar trot reichftem Gebrauche von Nachwuchs=Tinktur mit feiner Mondfchein=Sonate nur. Walter Bemmer Bruder und Schwester kommen die Treppe herab. Mit einem Ruck erhebt sich Pinetta und geht fast laufend auf das Paar zu, das sich überrascht um- sieht. Pineita bleibt einen Schritt von der jungen Dame entfernt stehen. Beide betrachten sich, lächeln. Das Eis ist gebrochen. „Herzlich willkommen! Wenn Sie wüßten, wie wir Sie erwartet haben!” „Uns?l" „Jawohl... denken Sie sich, wir sind hier seit acht Wochen immer dieselben... Wir hielten es ein- fach nicht mehr aus., „Ist es hier so langweilig?“ „Zum Auswachsen! Aber nun ist es überstanden. Ihretwegen sind wir heute alle im besten Staat. Sogar der Maler ist Im Smoking. Nach den ersten Tagen, als man etwas vertraut geworden war, hat nämlich jeder die Artigkeiten und die Toiletten abgelegt. Wozu auch? Unter uns, wo man sich nun kennt? Von heute an ist fürs Abendessen große Tollette vorgeschrieben. Wir sind Ihnen für mindestens vier Wochen zu Dank verpflichtet.” Die Schwester lächelt, dankt, Sie sieht am Arm ihres Bruders wie eine Junge Frau auf der Hoch- zeitsreise aus. Eine Woche später war Pinetta verliebt, sinnlos verliebt in Renzo Marchi. Er tanzte himmlisch, dieser Bruder, und hatte noch am selben Abend, als er gekommen war, ausnahmslos sämtliche Damen erobert; Clara, die Schwester hingegen, hatte die Zurückhaltung der Damen und das Miß- trauen, dem sie bei den Männern begegnete, über- wunden, Die Männer lieben solche heiteren Wesen, die still vorbeiwehen, mit leisem Lächeln, frei von Launen, frei von Hochmut, „Ach was”, hatte der Maler nach einer langen Diskussion für und wider die neuen Gäste erklärt, „ob sie Bruder und Schwester sind oder nicht, das ist mir gleich. Es sind vor allem zwei sehr schöne Menschen. Er ist ein sympathischer Bursche, sie ist entzückend....” Trotzdem ließ der Maler seine Frau keinen Augen- TÜCKMAR LTRUF SOLINGEN Die u: Wäsche . uni Kleidungsstücke] nicht mit Tints „Feder d. Monogramm od, m... stempeln Prospext kostenlos auf Anfrage. Chem. 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August Üetker- Bielefeld 569 blick allein, eingedenk der alten Weisheit: Ver- trauen ist gut, Mißtrauen ist besser, Eines Tages sagte Pinetta, mit Renzo und Clara Billard spielend: „Wenn morgen schönes Wetter ist, machen wir einen Ausflug in den Wald. Einverstanden? Gleich nach Tisch, einen hübschen Ausflug.” „Clara, wie denkst du darüber?” „Das ist ein herrlicher Einfalll Kein Mittagsschläf- chen! Etwas Bewegung ist gesünder als das ewige Faulenzen.” „Abgemacht! Ich sorge für nette Gesellschaft. Mütter und kleine Kinder bleiben zu Hause. Ab- gemacht?” „Abgemacht!” stimmte Renzo zu. Und anderen Tags, nach Tisch, brach die Gesell- schaft auf, ziemlich geräuschvoll. Lachen und Schwatzen, dann Stille. Und in die Stille trat un- vermutet der Maler, mit Malkasten, Palette und Pinseln. „Der Herr schließt sich nicht den andern an?” fragte überrascht der Maitre, „Nein, Ich werde von meiner Frau vertreten. Es soll eine kleine Skizze fertig werden. Und dann will ich etwas auskundschaften, was mich beson- ders interessiert.” Der Maitre fragte nicht, um was es sich handelt, und da ging der Maler, wobei er sich eine Pfeife ansteckte. Von zwei bis fünf blieb die Halle einsam, dann kam ein Kindermädchen herunter, dann eine Mama, und um sechs begannen die Zurückgebliebenen sich um die Verspätung der Ausflügler zu sorgen. „Es wird doch nichts passiert sein?” Und siehe da, urplötzlich platzte der Maler herein wie eine Bombe. Er strahlte. Den Farbenkasten umgehängt, eine noch frische, ganz verwischte Skizze unter dem Arm, winkte er mit der Hand, um zu verstehen zu geben, daß Atemnot ihn am Sprechen hinderte, daß er aber, sobald es ihm Abschied - L’addio 008. Oberbarger) möglich sel, zählen werde. „Ist etwas passiert?” Verneinendes Schütteln. „Kommen Sie zu sich, Meister, schöpfen Sie Atem, ruhen Sie sich aus... Kehren sie zurück, die Andern?” „Ja, ich bin ihnen nur ein paar Schritte voraus. Ich bin gerannt, um vor ihnen einzutreffen... Ich habs heraus, gnädige Frau, ich habs heraus... Es steht vollkommen außer Zweifel, so wahr ich hier stehe, so wahr Sie mich hören, so wahr meine Frau meine Frau Ist...” „Aber was denn, Meister, was denn?” „Daß es ein Liebespaar ist... Hat sich was: Bru- der und Schwester. Ein Liebespaarl Ich hab sie im Walde gesehen, ganz allein im dichten Ge- büsch... Und ihr Benehmen war vollkommen ein- deutig... vollkommen eindeutig... Die waren von der sonniggelben Golfjacke bestrahlt, die einen gelben Fleck Im Gras bildete. Ein Liebespaar... Ach, hätte ich sie doch malen können!” staunenerregende Neuigkeiten er- „Meister!“ „Ach, entschuldigen Sie, gnädige Frau, ich weiß nicht, was ich rede, Aber Ich schwöre, daß ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Man wird sich also Zurückhaltung auferlegen müssen. Es Ist not- wendig, daß unsere Frauen und Töchter jedweden freundschaftlichen Verkehr mit ihnen abbrechen. Die Lauterkeit der freundschaftlich-familiären Be- ziehungen unter uns wird durch ihre Anwesenhelt beschmutzt, entehrt... Was meine Frau betrifft, so verlange ich von Ihr, daß sie mit dem Fräulein keinen Gruß, kein Wort mehr wechselt, geschweige denn mit dem jungen Mann.” „Und meiner Pinetta gefallen sie so gut... Ha, es ist genug! Sie haben uns einmal betrogen. In Zukunft wird ihnen das nicht mehr gelingen!” Die Entrüstung ist nicht zu überbieten. Der Maitre wird gerufen und mit Vorwürfen überhäuft. Man nimmt derartige Paare einfach nicht in ein Hotel auf, wo anständige Familien wohnen! Der Maltre entschuldigt sich, er wußte es nicht, konnte es nicht ahnen.. Das Gerede nimmt kein Ende und Korken drauf und © Schluß für heute! Ganz recht, ‚gnädige Fraul Denn Cinzano ist durch die enorm | gestiegene Nachfrage knapp geworden. Und wenn eine Flasche erwischt, ist das gar kein Grund, sie auf einen Ruck auszutrinken, Da sie auch angebrochen Film „ver’kaipn! unbeschränkt haltbar ist, reicht sie eine ganze Weile, Aber bitte, gut gekühlt servie- hazand sen = #0 schmeckt der Cinzano am besten, Sie sind wieder auf Draht .... |] wenn Sie eine Kur mit Lezithin-Silber [Briefmarken: Handlung BESSAPAN machen. Bei Nervosität, Überan- strengung bestens bewährt. Eine Nervennahrung1.Ranges. Packung 250 Stck. RM. 4, inkl.Nachnahme. | | ‚Werner Hetelbarth, Drogen, Merseburg 2. S. | | en SCINZANO In unveränderter Güte vum VOGUEREER tin N Wichtig für Verbraucher von Tarr! Niemals Seifenreste vom Gesicht Wie wird KENNZEICHE Wein zu Sekt? DES GUTEN GESCHMACKSZ mit Tarr abwaschen. Erst Wasser Zunächst werden junge und dann das Gesicht nchmen, f N Rn feurige Weine harmonisch mit Jahr- gängen gemischt. Nach langer abtrocknen und zum Schluß ausgeglichenen alten voLterastiscn HANDGENÄHT UND zıEcant verreiben Sie wenige Tropfen Ruhe wird feinster Zucker Die guierbaltenen Uhren unserer Vorfahren eigen una wiepfieglichdiezum Teilrechtkost- , baren Sıßcke behandelı wurden. Das Gebot alle rasierten Aber aie mu trocken anwenden! sparsam über und Reinzuchthefe zugesetzt, Der Wein beginnt zu gären Aber erst das besondere Rezept i ! Stellen. Tarr nicht abtrocknen! RECHT können: werden | Ihre gute KiensleUhr wird ea Ihnen lohnen. | Zune Also: Nach dem Rasieren Tarr, Briefmarken von Großdeutschland. Versand von Auswahlen. Ankauf gibt „Wagner Privat die aber mit Bedacht! pikante Eigenart! WAGNER PRIVAT Ww Nordiek Müller München 5 Frauenstraße 6 TARA, GLS. FOR FARFOMENE UND ROSA AA RM. Bann 570 der Maitre muß das Versprechen abgeben, daß er für die Entfernung der Dame mit dem gelben Jäckchen und des jungen Mannes, der so himm- lisch tanzen kann, Sorge tragen wird. Aber er ist verschnupft. Außerst verschnupft. Die beiden Jungen Leute sind die besten Gäste des Hotels. Sie sind mit allem zufrieden und begleichen die Rechnung, ohne nachzuprüfen. Da kommt der Maler zurück, der durch die Glas- tür gespäht hat. „Sie sind dal Es genügt, ihnen ins Gesicht zu sehen, um es zu erkennen..." Als Erster tritt Renzo Marchi ein. Heiter, ruhig, lustig. Er schmettert sein sieggewohntes „Guten Abend“, das in eisige Stille fällt. Erstaunt sieht sich der junge Mann um, ohne sich diese Neuig- keit erklären zu können, und fluchtartig, einen Stuhl hinter sich umstoßend, läuft er zur Treppe und entschwindet nach oben. „Haben Sie 's gemerkt? Der Schuldige verrät sich sofort. Nun werden wir die Schwester sehen...“ Es kam Pinetta, es kamen die jungen Burschen, die verheirateten Männer, die Damen... Die Schwester war nicht zu sehen, — aber siehe da, etwas Gelbes leuchtet auf der Schwelle, und die Frau des Malers tritt ein, ganz rosig und heiter, ganz von den sonnigen Reflexen der gelben Golf- Jacke überstrahlt. Der Meister und Pinettas Mama starren sich an. Ihre Gesichter drücken derartiges Entsetzen aus, daß alle Heimkehrenden sich anblicken und auf eine Erklärung warten. Nur die schöne Frau In dem gelben Jäckchen lächelt still. Sie wendet sich zu ihrem Manne: „Nein, welch wundervoller Tag, Liebsterl Unver- geßlich schön...“ „Aber wo Ist denn Fräulein Clara?“ fragt der Maler mit einem leisen Zittern in der Stimme. Darauf die Frau In seliger Unschuld: „Sie war gar nicht mit. Sie fühlte sich nicht wohl und zog es vor, zu Hause zu bleiben. Ist sie noch nicht heruntergekommen? Also da muß ich ihr das Jäckchen hinaufbringen. Ich habe es mir geliehen, bevor wir aufbrachen, weil meines zu leicht ist, und im Walde ist es kühl...” Plötzlich jedoch merkt sie, daß ihre belanglosen Worte eine lächerliche Tragik schaffen, über die sie sich keine Erklärung geben kann und der sie nicht zu entgehen vermag. In einer Ecke zerpflückt Pinetta einen Eichenzweig und zergrübelt sich das Gehirn, um zu verstehen, was hier anhebt. Sie dreht sich nach Renzo um, der eben herabkommt, die Schwester am Arm, die zwar noch blaß, aber munter und fast wieder gesund Ist. „Geht es Ihnen besser, Fräulein Clara?” „Es geht ihr besser“, antwortet Renzo erfreut. „Ich bin so erschrocken, als ich eintrat, Ich glaubte mindestens, sie in den letzten Zügen zu finden. Ihre Mama und der Meister machten so entsetzte Gesichter, daß sie nicht einmal meinen Guten- Abend erwiderten.” „Sie kamen so unverhofft‘, rechtfertigte sich Pi- nettas Mama. „Das war alles Und um den Schrecken wieder gut zu machen, lade ich Sie und Ihre Schwester ein, mit uns zu Abend zu essen... Wenn Sie es nicht annehmen, werde ich Ihnen ernstlich böse.” „Das dürfen Sie keinesfalls, nicht wahr, Clara?” Der Maler und seine Frau jedoch sind verschwun- den. Als das Gong ertönt, kommen sie vorsichtig herunter; ein Gepäckträger folgt mit den Koffern. Der Autobus bringt sie zum Bahnhof; für den Schnellzug nach Mailand um eine Stunde zu früh. In der Halle aber liegt auf einem Stuhl einsam, verlassen das verräterische gelbe Jäckchen. (Berechtigte Übersetzung von Thea Weide.) LIEBER SIMPLICISSIMUS 10. Nückel), Ich liebte ein Mädchen Wir liebten uns heiß und zärtlich Bis gestern, Seit gestern ist es aus. Meine Freunde fragten Eva: „Warum ist Schluß mit Johannes?" Die Geliebte seufzte gekränkt; „Denkt euch, Johannes hat die Rose, die ich auf unserem ersten Ausflug für ihn pflückte, die ich für ihn trocknete und preßte, vorgestern aufge- rauchtl” 9.H.R. * Graf Bobby war auch einmal verheiratet. Eines Tages fuhr die Frau Gräfin allein ins Bad. Vor deı Abreise erklärte sie Graf Bobby den Haushalt. Sie zeigte ihm vor allem die Behandlung des Gasherdes. Als sie nach vier Wochen wiederkam — „Bist du mit allem gut zurechtgekommen, Bobby?" Graf Bobby nickte: „Weißt, das Schönste war das Feuer im Gasherd! Das ist die ganze Zeit, wo du weg warst, nicht einmal ausgegangen!” I.H.R | Bücher m zusende. = Bezugsquellen-Nachweis durch NAERA-GESELLSCHAFT 7 für diätelGetrönkembh 7 München 2B5 zur Entspannung und Erbauung finden Sie in ‚nom neuen Verzeich- nis, das ich Ihnen gerne Buchhandlung Triltsch Düsseldorf-K 50 Ichibare Walfe zur sichoran| Selbstverleldigung schützt Sie vor Ge- Mehr ‚Ein richtiger Grin, und d stärkste Gogner Ist, wahrlos| Lay zu Hause, der bi ok. Alvzyltsu-Melster EILcR Rahn Empfehlt ‚don Simpllelssimus) richtig erfüllı Erst die Front dann die Heimat 0.10 m/m_ Gut hören, Dieser Wunsch wird Schwerhörigen durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe auszeichnet. Verkaufsstellen Überall im Reich Prospekt S kostenlos durch DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT BERLIN-REINICKENDORF-OST Lelertermin z. Zt. 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Ein Europäer erklärte einmal einem Chinesen ausführlich die Rationalisierung seines Betriebes und hob voll Stolz hervor, wie viel Zeit man dadurch erspare. „Gut“, sagte der Chinese, „aber was machst du mit der ersparten Zeit?” In der Tat, davon hängt alles ab, ob man diese Zeit braucht oder nicht, ob man nicht, wenn man sie hat, gezwungen Ist, sie totzuschlagen. Wenn dies der Fall ist, hat es keinen Sinn, mit großen Opfern Zelt zu ersparen. Tiere haben keine Zeit, deshalb haben sie so viel Zeit, und es ist be- wunderungswürdig, mit welch erhabener Gleich- gültigkeit sie die Zeit verschwenden. Bei Men- schen kommt das selten vor, meist nur bei Kin- dern, Narren und Philosophen, drei Menschen- sorten, die viel mehr Gemeinsames haben, als man gewöhnlich annimmt. Es gibt aber auch, Menschen, welche unberührt von der Tyrannei des Zeltbegrlifes ihre goldene Mittelstraße weitergehen. Ein sol- cher war, oder richtiger gesagt Ist der Altpensionist Leopold Simm- ler. Man darf Ihn als einen der rei- zendsten Menschen unserer Zeit bezeichnen. Denn schon von seiner frühesten Jugend an reizte er seine Mitmenschen zur Wut. Und zwar durch seine unermeßliche Ruhe in allen Lebenslagen. Sein Wahlspruch war: „Ich hab’ Zeitl“ Schon in der Schule ärgerte er dadurch seine Mitschüler, Wenn diese früh, nur halb gewaschen und noch das Frühstück kauend, an ihm vorüber- rannten und schrien: „Renn, Poldi, es wird gleich läutenl”, da be- schleunigte er nicht im mindesten den Schritt, sondern sagte nur: „Ich hab’ Zeit,” Und das Ärger- liche daran war, daß er wirklich noch zurecht kam, keine Sekunde zu früh, aber auch keine zu spät. Bei Schularbeiten schrieb er lang- sam und bedächtig seine Sätze nieder, während die anderen keuchten und schwitzten, um fertig zu werden, Oft wurde er wirklich fertig. Wenn nicht, schrieb er In den letzten fünf Minuten den Rest vom, nächsten Vorzugsschüler in aller Gemüts- ruhe ab. Manchen war es unerträg- lich, zu sehen, daß Simmler nicht auch schwitzte, und sie versäumten viel kostbare Zeit damit, daß sie Ihn beobachteten und ihm Angst einzuJagen versuchten. Diese wa- ren dann seine Feinde und standen bei den Raufereien immer auf der Gegenselte, Wenn nach einer Kei- lerei oder irgend einem Streich der Lehrer am Horizont erschien und alles davonrannte, blieb Simmler bei seinem langsamen Schritt. und sagte; „Ich hab’ Zeit.” Diese Ruhe wurde meist als Zeichen eines gu- ten Gewissens angesehen und Simmler entging der Strafe, auch wenn er begründeten Anspruch auf eine solche gehabt hätte. So hatte er durch seinen sozusagen zeit- losen Charakter manche Vorteile. Allerdings auch Nachteile. Aber auch das konnte Ihm nichts anhaben, da er den Zeitverlust nicht als ein VON BRUNO WOLFGANG Übel empfand. Irgendwie wurde er doch mit der Schule fertig und wurde dann Beamter. Es war noch die gute alte Zeit, da ein Vorstand ruhig fünfbissechs Stunden scharfen Nachdenkens der Frage widmen konnte, ob hier „deshalb“ oder „deswegen” zu schreiben sei. Wenn er zu keinem endgültigen Entschlusse kommen konnte, schrieb er auf den Akt: „Der Abteilung 26 zum Korreferate” oder „Der Abteilung 34 zur Abgabe der Wohlmeinung”. Das nannte man einen „Schieber”. Der Akt ging hin- über. Dort saß wieder ein Vorstand. Dieser gab den Akt dem Sekretär, dieser dem Konzipisten, dieser dem Praktikanten. Dieser erledigte ihn nach einer angemessenen Zeit, etwa unter Ver- wendung des Wortes „deshalb”. Dann ging der Akt wieder zum Konzipisten, der nach einer noch angemesseneren Zeit statt „deshalb“ „deswegen” setzte und den Akt an den Sekretär weitergab. Dieser ersetzte nach mehreren Tagen oder Wo- chen das „deswegen“ durch „im Grunde dessen” und leitete den Akt an den Vorstand zurück. Wenn dieser nun fünf bis sechs Stunden scharfen Nach- denkens der Frage gewidmet hatte, ob nicht vielmehr „In Erwägung aller diesfälligen Um- stände” zu schreiben sei, schrieb er gewöhnlich auf den Akt: „Abteilung 47 zum gefälligen Kor- teferate”, worauf dieser als Schieber in diese Ab- teilung wanderte, Dort saß wieder ein Vorstand Das ungleiche Paar La coppia ineguale 572 usw. So kam es vor, daß ein Akt mehrere Men- schenalter brauchte und eigentlich niemals fertig wurde wie eine gotische Kathedrale. Es ‚wäre nun anzunehmen gewesen, daß sich Simmler gerade dieser Umwelt vortrefflich ein- gefügt und seinen besonderen Zeitbegriff durch den der Dienstzeit erweitert hätte, die wieder eine besondere Art von Zeit Ist. Aber merkwür- digerweise war gerade das Gegenteil der Fall. Der Fehler war seine Redensart „Ich hab’ Zeit”. Denn wenn man hier auch Zeit in Hülle und Fülle hatte, durfte man es beileibe nicht sagen. Es war vielmehr stillschweigend vorgeschrieben, stets überbürdet zu scheinen und keine Zeit zu haben. Manche verstanden dies so vortrefflich, daß sie schließlich selbst daran glaubten. Die Autosugge- stion war so stark, daß einige sogar ernstlich er- krankten und starben, Unter diesen Umständen mußte Simmler mit sel- nem ruhigen „Ich hab’ Zeit‘ wie ein Fremdkörper wirken, störend wie einTannenzapfen im Ameisen- ha.fen. Die Kollegen betrachteten Ihn voll In- grimm und gaben ihm den Beinamen „Der Zeit- haber”, Sein Vorstand aber haßte ihn geradezu. Dern Simmler brachte Ihn um das größte Vergni gen seines Dienstes. Der Vorstand war von Natur aus ein guimütiger Mensch, aber er hatte die Eigenheit, seinen Jeweils Jüngsten Beamten gerne ein bißchen zu quälen. Das war ihm so zum Bedürfnis geworden, daß er ohne dieses nicht leben konnte. Er bediente sich hierbei einer be- sonders raffinierten Tortur, die harmlos aussieht, aber in der Tat zu den ärgsten Qualen zählt, wie auch ein chinesischer Meister sie nicht besser erfinden könnte, Es ist dies die Qual des Gespräches. Die Beamten pflegten sich damals ungemein auf den Schluß der Büro- stunden zu freuen: die Jüngeren, weil sie nun hinaus ins Leben ent- eilen durften, der Vorstand, weil nun für Ihn noch ein Stündchen Kurzweil kam. Nämlich, genau eine Minute vor Büroschluß läutete er dem Praktikanten, und wenn die- ser herbeigestürzt kam, in derHoff- nung, gleich wieder entlassen zu werden und fortgehen zu können, setzte sich der Vorstand bequem zurecht, zündete sich eine Pfeife an, breite! Inen Akt gemächlich vor sich aus und begann nun lang- sam und bedächtig zu sprechen. Zunächst stellte er fest, daßkeines- falls „deshalb stehen bleiben könne, und analysierte nun alle an- deren Möglichkeiten, Der Vorgän- ger Simmlers war für diesen Zweck ein ausgezeichnetes Objekt ge- wesen. Ihm war die Zeit kostbar und nach fünf Minuten begann er schon an der Unterlippe zu nagen. Der Vorstand bemerkte das genau und nun spielte er auf dem Prak- tikanten wie auf einer Ziehharmo- nika, Er klappte den Akt zu. Da strahlte deutlich sichtbar die freu- dige Hoffnung Im Auge des Opfers auf. Der Vorstand lächelte und be- gann ein Gespräch über Kranken: versicherung, breit und behaglich. Sofort verdüsterte sich das Antlitz des Praktikanten und ein leiden- der Zug trat Immer deutlicher her- vor. Da sagte der Vorstand: „Na also, Schluß damit,” Freudige Hoff- nung. Nun aber klappte er den Akt wieder auf. Verzweiflung. Dieses Spiel wiederholte sich mit wech- selnden Gesprächsthemen etwa zwanzigmal. Wenn der Praktikant blaß wurde und leise zu schwan- ken begann, hilflos, einer Ohn- macht nahe (denn furchtbar ist die Macht des Gespräches), dann ent- ließ er Ihn In Gnaden und rauchte (Hanna Nagel) Tarnung (X. Helligenstaedt) „Du solltest dir mal die Haare im Nacken zusammennehmen, Elsbeth!“ „Aber wenn die Kinnpartie so rauskommt, sieht doch jeder gleich, wie energisch ich bin!“ Mascheramento: “Elisabetta, dovresti pure una volta racconciarti I capelli dietro la nuca!,, “Ma se Il mento vien troppo fuorl, allora ognuno vede tosto quanto lo sia energica!,, 573 zurückgelehnt in tiefer Befriedigung seine Pfeife zu Ende. So war es bei dem früheren Praktikanten ge- wesen. Bei Simmler aber war es anders. Als ihn der Vorstand das erstemal herbeiläutete, fragte er ihn der Form halber: „Haben Sie Zeit?” — „Ich hab Zeit“, erwiderte Simmler mit der ihm eigenen Ruhe. Der Vorstand begann zu reden. Langsam zog er die Schrauben an und beobachtete sein Opfer. Aber zu seinem Befremden konnte er nicht die geringste Wirkung feststellen. Die ausführ- lichen Erwägungen ob es „deshalb” oder „daher” zu heißen habe, glitten von ihm ab. Das Thema Krankenversicherung, mit dem der Vorstand schwä- chere Praktikanten oft schon nach einer halben Stunde an den Rand der Verzweiflung gebracht hatte, versagte bei Simmler vollständig. Dieser gab nur ungefähr alle fünf Minuten eine Art Kon- trollsignal von sich: „Mhm“ oder „Hmh“, daß der Vorstand selbst nervös wurde. „Haben Sie nichts vor?" fragte er. „Nein, ich hab Zelt”, erwiderte Simmler mit unerschütterlicher Ruhe. Der Vorstand fühlte, daß er selbst den festen Grund zu ver- !ieren begann, und griff zu seinem stärksten Fol- terwerkzeug, der Philosophie, Wie der mensch- liche Geist die Welt beherrsche, wie die Welt entstanden sel, wie die Krankenversicherung entstanden sei, wie überhaupt alles Übrige ent- standen sel. Schon im Altertum galt es als eine der ärgsten Qualen, einen Menschen, der ein- schlafen will, daran zu hindern. Aber Simmler war nicht knock out zu reden. Schließlich wurde der Vorstand heiser und ging wütend ohne Gruß davon. Von nun an war er der Todfeind Simmlers. Er setzte ei durch, daß Simmler bei der Beförderung übergangen wurde. Er selbst teilte es ihm mit und erwartete den Zusammenbruch des Feindes, Aber Simmler sagte bloß: „Ich hab Zeit.“ — „So lange ich lebe, werden Sie nicht Vorstand werden”, zischte der Vorgesetzte. Wie fast Immer bei Strei- tigkeiten hatten beide Recht. Simmler wurde nicht Vorstand, aber er hatte Zelt zu warten, bis der Vorständ in Pension ging. Dann wurde er doch Vorstand und diente ein paar Jahrzehnte, bis er selbst reif zur Pension war. Nun war er derjenige, der seine Hintermönner zur Verzweiflung brachte, weil er nicht daran dachte, in Pension zu gehen, sondern immer sagte: „Ich hab Zeit.” Schließlich wurde er doch Penslonist und legte als solcher noch einige Jahrzehnte zurück, obwohl er Altpensionist war, dessen Pension nach irgend- welchen uralten Vorschriften auf das kärglichste bemessen wurde, Überdies schrumpfte sie mit der Zeit noch weiter ein, so daß Ihm schließlich nicht einmal mehr Abzüge gemacht werden konnten, weil dies nur noch im Wege der Atomzertrümme- tung möglich gewesen wäre. Er war nun schon ein tüstiger Neunziger und sieben rüstige Sechzige- tinnen stritten sich um die Ehre, einmal Witwe Simmler zu heißen. Aber sein bewährter Wahl- spruch ließ ihn auch diesen Ansturm lächelnd überstehn. Eines Abends klopfte ein älterer Herr mit schwar- zer Kappe an, und als Herr Simmler öffnete, sagte der Herr: „Na also, kommen $’ mit.” — „Wieso? fragte Simmler. „Hat mich wer angezeigt?" — „Das nicht“, sagte der Fremde, „aber ich bin der Gangerl, und es wäre wohl schon Zeit, daß ich Sie holen komm.“ — „Ich hab noch Zeit“, er- widerte Herr Simmler, „übrigens legitimieren Sie sich”, Der Fremde öffnete mit seinen knochigen Fin- gern umständlich Rock und Weste und enthüllte die kahlen Rippen seines Skelettes. Simmler schü telte den Kopf. „So schaun wir heutzutage alle aus. Wahrscheinlich sind Sie auch ein Altpenslo- nist‘“ Da hob der andere höflich die Käppe samt der Hirnschale ab, unter der es gähnend leer war. „Das ist zwar auch noch kein Beweis’, meinte Herr Simmler, „aber-ich will es Ihnen glauben, daß Sie der Gangerl sind.” — „Also gehn wir?" — „Nein, ich hab Zeit,” — „Aber warum wollen Sie nicht mitgehn? Haben Sie noch immer nicht genug von diesem Leben?“ — „Genug hab ich schon lang. Aber ich will noch so zwanzig bis dreißig Jahre leben, wegen der Pension, Wenn sie mir schon so wenig zahlen, so sollen sie wenigstens lang zahlen. Und wenn ich hundertfünfzig Jahre alt werden muß.” Das leuchtete dem Gangerl ein und er empfahl sich, Die Hausmeisterin hielt es nicht aus und fragte ihn im Vorübergehn, ob es der arme Herr Simmler nun überstanden habe. „Nein, der hat Zelt“, erwiderte der Gangerl und verschwand. Herr Simmler aber lebt heute noch. Intwortl. Schrif alle Buchhandlung« gültig ab 15. Okt. 0. Hogenbarth) „Guck mal, die Dompteuse hat nur 'n ganz kleines Flitterkostümchen an!“ „Nee, sowas — und dabei soll man doch Löwen nicht reizen!" "Guarda un po", la domatrice non ha indosso che un costumino di lustrinil,. "Ah giä! E dire poi che non si devono stuzzicare I leonil,, KARL DREHT AM RAD DER ZEIT VON J0S. A, MICHNEWITSCH Ich treffe Karl ab und zu In einer sehr bekannten Konditorei des Berliner Westens. Manchmal bringt er Lie mit, Lie Ist weizenblond, gertenschlank und sportlich auf der Höhe, Karl nennt Lie seine ewige Liebe. Letzthin kam Karl allein. „Ich habe mit Lie Schluß gemacht“, erklärte er brüsk. „Schluß gemacht — mit deiner ewigen Liebe ...?" Karl nickte düster. „Das Lied ist ausgesungen, alle Strophen ...” Er zerschnitt mit der Kuchengabel ein nicht vorhandenes Tischtuch — — — „aus... Schluß ...! — — Morgen treffe ich sie zum ersten Male.” Ich machte ein dummes Gesicht. Er lächelte mitleidig. „Das verstehst du nicht, ich will es dir erklären. Ist es dir nicht aufgefallen, daß wir einen Vi schleiß an Menschen treiben? Man sollte M schen nur an die Verbraucher und auf Punkte ab- geben, dann würden wir lernen, sparsamer damit umzugehen. Wir leben eben zu schnell, nehmen, ganz besonders in der Liebe, das Tempo viel zu hitzig und verbrauchen uns gegenseitig zu rasch. Soll man deshalb wegwerfen, was noch gut und brauchbar ist? Nein. Ich habe mich daher ent- schlossen, die Sache mit Lie nochmal von vorn anzufangen. Es Ist eine Frage der Suggestion. Lie ist einverstanden. Morgen treffe ich sie zum ersten Male. Im Rosengarten, wie im vorigen Jahr. Sie wird das fliederfarbene Kleid anziehen, das sle damals trug. Sie stand am Goldfischteich und fütterte —” „Die Goldfische”, half ich aus, als Karl zögerte. „Die Spatzen”, vollendete er den Satz und sah mich vorwurfsvoll an, „Wie kannst du behaupten, daß Lie die Goldfische fütterte? — Sie fütterte die Spatzen, das ist wichtig — — — jede Einzel- heit muß stimmen, Die Rosen werden duften wie vor einem Jahr, als ich Lie ansprach. Sie sagte damals — ‚alter Alfel’ — zu mir.” Karl starrte träumerisch ins Weite. „So fing un- sere Liebe an. — — — Morgen wird das genau so sein. Lie wird am Goldfischteich stehen —" „Sie wird die Spatzen füttern und alter Affe zu dir sagen...” Er nickte selig. Ein paar Tage später erwischte ich ihn auf der Straße. Er war in Eile. „Ich habe Blu- men besorgt, sie kommt heute zum ersten Male.” Ich wünschte ihm Glück. „Danke, dankel” quittierte er hastig und fogte wie ein Wirbelwind um die Ecke. Ich sah ihm mit Neid nach. Als. Ich Karl wieder traf, war seine Stirn um- düstert. „Ich kann die Gäule nicht auftreiben”, bekannte er, als ich nach dem Grund seines Kum- mers forschte. „‚Cäsar’ und ‚Kleopatra® — der Tattersall hat sie verkauft, Ich muß sie finden, es sind die Pferde auf denen wir im vorigen Jahr Unseren ersten Ausritt machten.” Drei Tage später war er eitel Wonne. „Ich habe sie alle beide, ‚Cäsar und ‚Kleopatra‘, aber es war schwer. Sie sind schon etwas ramponiert, ‚Cäsar' frondet bei einem Lumpenhändler, und ‚Kloopatra’ quält sich vor einem Gemüsekarren ab. Aber was schadet das schon? Ich habe mir die beiden für ‚einen Tag ausgeliehen. Morgen wer- den wir durch den Tiergarten reiten, Lie und ich, auf ‚Cäsar und ‚Kleopatra‘ — wie im vorigen Jahr — — —“ Das nächste Wiedersehen war mit Spannung ge- laden, Karl gab sich heroisch. „Ich muß morgen in den ‚Blauen Kakadu‘, um Spiesecke eine her- unterzuhauen. Es ist eine historische Ohrfeige, Spiesecke war mein Rivale, das weißt du ja. Die Ohrfeige, die Ich Ihm damals gab, entschied die Sache zu meinen Gunsten. Lie hat alles gedeich- selt, der blöde Kerl ist darauf reingefallen. Er wird da sein, mit Lie, und ich — ich werde ihm eine runterhauen.” Ich kann Spiesecke nicht leiden, Ich ermunterte Karl; „Hau“ Ihm doch morgen zwei herunter.” Er winkte unwillig ab. „Ausgeschlossen! Er bekommt eine Ohrfelge, nicht mehr — es muß genau so sein wie im vorigen Jahr.” Drei Tage später traf ich Karl bei unserem ge- meinsamen Zahnarzt. Er hatte eine geschwollene Backe und sah auch sonst ziemlich mitgenommen aus. Es hatte geklappt, aber andersrum; — Spies- ecke hatte Karl drei Vorderzähne ausgeschlagen, „Mensch“, sagte ich zu ihm, „wie ist das möglich, wenn Ich an die Ohrfeige denke, die du Spies- ecke damals heruntergehauen hast ,,.I” Karl knirschte mit dem Rest seiner Zähne. „Lie ist schuld, sie hal gewußt, diese falsche Schlange — — — Spiesecke, dieser elende Lump, hat in der Zwischenzeit — — — boxen gelernt.” Münch, wöchentlich RM. 1.20. — Anzeigenpr Postscheckkonto München 59; Zurück aus Moskau über Dieppe (Karl Arnold) „Der erfolgreiche Rückzug geschah diesmal nicht auf meinen Befehl!“ Ritorno da Mosca via Dieppe: 'La ben riuscita ritirata questa volta non avvenne per ordine mio!,, 575 Wenn wir uns nur recht bemühn, kommt der Stein ins Rollen. Darum ist die Welt noch grün, daß wir hoffen sollen! SPÄTSOMMER Grün, so weit das Auge schweift, bis zum See hinunter, wo am Stock die Traube reift, Riesling und Burgunder. 576 (Rudolf Sieck) Und gewittert’s überm Land, ist's doch bald verflogen. Sieh, als Friedensunterpfand glänzt ein Regenbogen! DR. OWLGLASS IIUENEN, 7. 9EPI. ITRL 47. Jahrgang / Nummer 37 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Rekrutierung in USA. (E. Thöny) „Umfang 160 — er nimmt zuviel Schiffsraum ein!“ Reclutamento negli USA.: “Circonferenza 160 — egli occupa troppo tonnellaggio !,, Der Verdacht - Ilsospetto (R. Krlesch) 2 „Lachen $’ net so laut, Frau Hierlinger, d’ Leut denken immer glei’, ma’ hätt’ an Witz erzählt!" Non ridete sl forte,'sora Hierlinger! La gente pensa tosto che si sia raccontota una qualche faceziat,, Die Sekretärin ist verreist Ich weiß nicht, wie Ihr Fräulein Müller heißt. Am Namen liegt es nicht, wenn sie nur Ihre Sekretärin ist, Vielleicht sind Sie ein Mann mit vielen Sekre- törinnen, aber auch das macht nichts, eine ist Immer prima inter pares: Ihr Fräulein Müller, Sie können sich auf sie verlassen, natürlich, sie ist ja Ihre Sekretärin, sie ist Ihr zweites Ich, oder auch Ihr erstes Du. Sie waltet und schaltet in Ihrem Büro, namentlich am Telefon, Das sind alles Ge- meinplätze, aber lassen Sie mal Ihr Fräulein Müller verreisen. Sie lassen Ihre Sekretärin nicht gern verreisen, ich weiß es, aber einmal muß sie ver- reisen, einmal muß sie in Urlaub gehen. Am Ileb- sten wäre es Ihnen, Sie könnten gleichzeitig mit Um Mariä Geburt Wo kommen alle die Vögel hin? Wo fterben flet Wie fterben fier Ich weiß ja: um Marlä Geburt, da ziehen fie furt. ‚Aber wohin fie immer fliehn - flieg’, Vogel, fieg't -, überall, über Berg und Tal, überall ziehen fie in den Krieg. Der tobt rundum und brennt und raucht. Es gibt kein Land, das die Vögel braucht, die Muchenfchnapper und Samenbrocter, die Scharen kleiner Furchenhocker, die morgens in den Büfchen lärmen und abends durch die Bläue fchwärmen. Ach Gott, wer hat fie denn noch gern? ‚Ja, wenn eo Gänfe und Enten wär'n! Ratatöshr ihr verreisen, Ich meine selbstverständlich nicht mit Ihr zusammen, das gibts auch, namentlich im Film; nein, das meine ich nicht. In diesem Falle müßten Sie den Laden überhaupt zumachen. Also einer von euch muß bleiben. Besser wärs, sie bliebe, dann herrschte Ordnung, aber sie hat An- spruch auf Urlaub, Also in Gottesnamen, sie Ist verreist, Ich will nicht von den wichtigen Dingen reden, die alle nicht klappen, die merken die andern, nein, ich spreche von den kleineren Dingen, die merken Sie selbst. Da kommt einer, den Sie noch nie gesehen haben, In Ihr Büro und fragt, wo das Buch sei, wo hinein die Nummern eingetragen werden, Sie haben noch nie gehört, daß es Nummern gibt, und infolge- dessen wissen Sie auch nicht, daß solche Irgend- wo eingetragen werden. In jedem besseren Büro gibt es Bücher, in die irgendwelche Nummern eingetragen werden. Das wäre mal ein schönes Büro, das keine Nummern hätte, die einzutragen sind. Man kann Sie totschlagen, Sie wissen nichts von solchem Buch. Ich weiß es auch nicht. Man müßte oben Fräulein Müller fragen. Da wollen Sie einen Brief schreiben, einen Brief, den Sie nur Ihrem Gott oder Ihrer Sekretärin an- vertrauen können. Praktisch kommt zur Ausführung dieses Planes von den beiden aber nur Ihre Sekretärin in Betracht. Da sie verreist ist, unter- nehmen Sie das kühne Wagnis, den Brief selbst zu schreiben, auf Fräulein Müllers Maschine. Eine tadellose Maschine, Sie wissen es. Wie stellt man das Farbband um? Zum Donner- wetter, ich frage, wie stellt man das Farbband um? Kein Mensch welß es. Fräulein Müller hat das Geheimnis ihres Farbbandes in ein besseres Alpental mitgenommen. Dort hegt sie es, und während sie dem Büro entgegenbräunt, lächelt sie, denn sie weiß, ihre Maschine kann nur sie selbst bändigen. Keine fremde Hand wird die Tasten entweihen. 578 Der Brief zerschellt am nichtumgestellten Farb- band. Markieren Sie ruhig noch eine Zeitlang den Chef Im Büro, tun Sie so, als ob Sie alle Hände voll zu tun hätten, als ob der Karren liefe. Die anderen merkens nicht so schnell, und ein gut eingefah- tenes Büro kann einen gehörigen Puff vortragen. Graben Sie sich In die unerledigte Post ein Schützenloch und verteidigen Sie die Stellung, bis Fräulein Müller zum Entsatz kommt, Nach spätestens vierzehn Tagen ist sie wieder da und bringt den Saustall, den Sie angerichtet haben, In Ordnung. Schließlich ist jeder Chef zu ersetzen. Foitzick Sommerlicher Wald Der Wald an der Straße ift blind. Die vielen Augen aus Laub, die hellen, grünen, gefchmwind im Sonnenlicht blinkenden, find erlofchen unter dem Staub, Ferne Geiitter gehn um. Wagen= und Stimmenselumm. Wind. Die Ohren des Waldes find taub und hören es nicht. Doch nicht blind nur, nicht taub nur: der Wald An auch ftumm. Kein Aft knarrt. Kein Quell bricht aus feinem Grund. Keinen Laut fpricht fein Mund. Dicht an den Graben gerückt, krumm, zerlumpt und geflicht und zerdrücht hocht der arme Teufel von Wald in der Gegend herum, daß er jedem nur leidtun kann, der ihn erblickt. K. M. Schiller Berühmte Liebespaare Il. Sokrates und Xanthippe (Karl Amold) “ LuN= ER Eine antike Anekdote berichtet: Eine der zahlreichen Auseinandersetzungen, die Xanthippe mit ihrem nichtstuerisch in der Stadt herumbummelnden Ehemann hatte, endete damit, daß sie ihm nach anderem Hausrat auch den benutzten Nachttopf nachwarf. Worauf der Philosoph bemerkte: „Ich habe mir gleich gedacht, daß es nach dem Donnern regnen wird!" Celebri coppie d’innamorati (11): Socrate e Santippe. Un ontico aneddolo riporla: Uno dei numercsi allerchi ch’ebbe Santippe col suo fonnullone di marito che andava a zonzo per la cillä, terminava in modo ch'essa gli geltava dielro, fra allri utennili cosareccl, anche I'adoperalo vaso da nolte. Al che II filosofo osservava: “Me l’immaginavo losto, che dopo il Iuano snrebbe venuta Io pioggial,, 579 (Erich Schilling) Dieppe usw. „Verflucht, wieviel Blut soll ich noch vergießen, bis der Schlund gefüllt ist?!“ Dieppe eccetera: “Maledizione! Quanto sangue devo ancor versare dentro, finche le fauci sieno piene?!,, 580 Drang zur Kunst (C. Sturtzkopf) „Wat jeschlossen? Und dafür steh’ ich drei Stunden einjeklemmt In der Bahn und freu mir wie 'n Kind uff 'n Barock?!" Impulso d’arte: “Come mai, chiuso? E per questo me ne sto tre ore tutta pigiata in treno, lieta come una bambina al pensiero del barocco?!,, DIE AUSKUNFT VON ERIK STOCKMARR „An einem Sommerabend komme ich zum Bahnhof in Karlskrona, in Südschweden, und soll dort um- steigen, um nach Malmö weiterzufahren. Da ich den Fahrplan nicht kenne, klopfe ich an das Fenster, wo man Billetts kauft. Nach einigen Minu- ten steckt ein kleiner Mann den Kopf heraus, „Verzeihung“, sage ich, „wollen Sie mir bitte sagen, wann der Zug heute abend nach Malmö fährı?“ „Der Zug?“ fragt er. „Ja, der Zug.” „Sie wollen wissen, wann der Zug fährt?" — „Ja,“ „Heute abend?” „Ja, heute abend. Nach Malmö über Alvesta.” „Über Alvesta, jawohll Hm, einen Augenblick, mein Herr, dann werde ich nachsehen.” 2 Der kleine Mann setzt seine Brille auf die Nasen- spitze, blöttert in einem dicken Fahrplan und führt den Zeigefinger die Zahlenkolonnen abwärts. Ich kaufe beim Zeitungsklosk ein Blatt und setze mich auf eine Bank, denn ich weiß, daß es eine Zeitlang dauern wird, bevor ich Antwort bekomme. 581 Nachdem ich ein paar Artikel und eine Kurzge- schichte gelesen habe, wendet der Mann sich wieder an mich: „Hm“, sagt er, „ja, wenn $ie von Malmö um 9 Uhr abfahren, dann sind Sie um 11 Uhr in Alvesta,” „Aber, ich fahre ja nicht von Malmö, ich fahre nach Malmö.” „Ach so, Sie fahren nach Malmö.“ — „Ja.” „Nicht von Malmö?” — „Nein.” „Und Sie fahren hier von Karlskrona?” — „Ja, hier von Karlskrona." ‚Nach Malmö.” — „Ja.“ ;o. Das Ist natürlich eine andere Sache.” Ja", sage Ich, „das Ist gerade das Umgekehrte.” „Tja, hm. Ja, also... ja, hm... nach Malmö geht ein Zug hier von Karlskrona um 11 Uhr 15.” „11 Uhr 15", wiederhole ich und sehe nach der Uhr. — „Jawohl” „Dann bin ich also gegen 2 Uhr nachts In Malmö." „Nein, so lange dauert es nicht”, sagt er. „Am Vormittag sind Sie In Malmö." „Wieso am Vormittag? Der Zug geht doch heute abend um 11 Uhr 15, und das kann doch nicht bis...” „Heute abend? Nein, der 11 Uhr 15-Zug fährt am Vormittag.” „Am Vormittag? Aber Mensch, ich sagte doch, daß ich heute abend abreisen muß.” „Ach sol Sie reisen heute abend. Ja, das ist natürlich elne andere Sache. — „Das kann man sagen, ja.” Pause. Der kleine Mann guckt mich eine Zeitlang Interessiert an, sagt aber nichts. „Aber zum Teufel nochmal”, rufe ich, „wann fährt denn der Zug?” 'ann der Zug fährt?” — „)a.” „Welcher Zug?” „Zum Donnerwetter, der Abendzug nach Malmö." „Der Abendzug nach Malmö?” — „Ja. Ja, ja, jal" lach Malmö fährt am Abend kein Zug.“ „Was sagen Sie? Kein Abendzug nach Malmöl Unmöglicht” ‚8, das heißt, Über Alvesta fährt natürlich ein Zug nach Malmö, der fährt aber ein bißchen langsam, und ich schla, nen deswegen vor, daß Sie über Karlshamn reiseı „Aber mein lieber Engel, Sie sagten doch gerade, daß es überhaupt keinen Abendzug nach Malmö gäbe.“ „So. Das habe ich gesagt?” — „Ja." „Hm. Tja, Doch, es fährt ein Zug nach Malmö über Karlshamn, punkt 8 Uhr.” „Aber jetzt ist es Ja 8 Uhr 5.” „8 Uhr 5, Ja das stimmt, Der Zug ist eben abge- dampft.” „Aber Menschenskind, hier stehen Sie und schwatzen, während der Zug ganz einfach abfährt. Den hätte ich Ja schon längst erreichen könne „Sie wollten doch über Alvesta fahren, sagten Sie, nicht wahr?" „8, falls ein Zug Über Alvesta fährt. Wenn Ich nur heute abend in Malmö bin, Ist es mir ganz egal, ob ich auch Über den Mond fahre. Ich muß heute abend in Malmö sein.“ „So. Hm. Ja, also um 10 Uhr fährt eln Zug nach Alvesta, punkt 10 Uhr.” Freudestrahlend fiel ich dem Mann um den Hals und küßte seine dicke Nase: „Endlichl" rief ich. „Das hätten Sie mir doch gleich sagen können, danach habe Ich ja eine halbe Stunde gefragt.” „Sor“ „Ja. Na, Gott sei Dank! Also punkt 10 Uhr fahre ich von hier nach Malmö, nicht wahr?" „Nein, nicht nach Malmö, Der 10 Uhr-Zug fährt nur nach Alveste. Dann müssen Sie dort über- nachten und morgen früh weiter reisen. Übrigens geht der 10 Uhr-Zug nur am Sonntag, und heute ist doch Monta« „Vielen Dank“, sagte Ich, „vielen, vielen Dank,” „Bitte sehr”, sagte er Überaus freundlich und zu- frieden. „Und wann werden Sie dann nach Malmö fahren?" „Mein lieber Engel“, sagte Ich, „Ich werde nach Malmö schwimmen. Unter dem Wasser! Auf Wiedersehen!” Steigerung (R. Kriesch) „Du, er kennt mich schon; gestern schaute er durch den Vorhang, heute macht er sich schon in der Auslage zu schaffen und morgen...“ — „...mach Sachen — der wird doch nicht durch die Scheibe springen?“ Crescendo: ‘Sai, egli giä mi conosce;; leri mi guardava attraverso la tenda, oggi si sta giä affaccendando nella vetrina e domani ...., — “ ... che racconti mai! Non salterä mica fuori attraverso Il vetro!?,, 582 Bitte, recht freundlich! - Prego, un bel viso sorridente! (0. Gulbransson) „Das ist ja... Achtung, der Photograph!...* “Ah si, questa &...... Altenzione, il folografo! .. u. ee] 1... eine schöne Freundschaft ...* *, „una bella amicizia! .... ,. Ak Avrarnanfsonr Wi 1... Sie.Lump, Sie Gauner!“ “, . mascalzone, ciurmatore!,, 583 TEEEFONOSORFHISCEIES rer... Julius (hebt den Hörer ab) „Ach, meine verehrte gnä „Das ist ganz besond...“ — „.....” „Darf ich mal eben meine Fr...“ — i „Wir haben auch schon ge...” — u... N er „Auf Wiedersehen, gnä. (Sie hat schon abgehängt.) „Dorette, ich hatte soeben eine Unterhaltung mit Frau Ratschenberg” (Dorettes Lächeln war ein Scheidungsgrund), „sie bittet uns zum Tee, mit ihrem armen Hörigen, ihren Angehörigen und ihren Zuhörenden zum — nun habe ich wahr- haftig das Datum vergessen.” Aber däs läßt sich mit drei vergeblichen (besetzt) und einem geglückten Gespräch ("/: Stunde) fest- stellen. Wieviel Zeit kostete zu Goethes Zeit eine Tee-Einladung? Da schrieb der Geheimrat ein Billett, oder Chri- stiane tat es, daß sie sich freuen würden, Herrn Sowieso am usw, (Das Billett Ist natürlich publi- ziert und kommentiert von Professor Trocken- schwung im Goethearchiv, Bd. 310, S. 1589, wo auch scharfsinnig bewiesen ist, daß Goethe am Tage vor dem der Einladung nicht konnte, well er bei der Herzogin-Mutter gebeten war, und am übernächsten, dem denk- würdigen 24. September, nicht, weil er nicht ° wollte; die Magenver- stimmung verlegt Rie- mann also offenbar zu Unrecht auf den denk- würdigen 25, September, sie begann und endete bereits am 24) Also Goethe schrieb, siegelte, klingelte — das Mäd- chen lief, der Diener kam, Geheimrat rief: er soll auf Antwort warten. Heute telefoniert man. Das heißt, man verab- redet, Über die Verab- redung noch einmal zu telefonieren. Beim zwel- tenmal setzt man tele- fonisch den Termin fest, stößt ihn beim dritten Anruf wieder um — kurz, es Ist alles zeitraubend einfach geworden. Fortschritt derZivilisation bedeutet: Durch Über- windung von Schwierig- keiten neue Schwierig- keiten zu schaffen (Ker- zenbeleuchtung hat kei- nen Kurzschluß), durch Befriedigung von Be- dürfnissen neue Bedürf- nisse zu wecken (Ein- spänner brauchen keinen Kompressor), das Leben durch Vereinfachung zu komplizieren (wer nicht telefoniert, bekommt auch z. B. nie eine fal- sche Verbindung) und VON SCHLEHDORN Zeitgewinn mit Zeit und Nerven in Klammern zum Quadrat bezahlen zu lassen, Dafür als tiefschürfendes Beispiel die Untergrund- bahn, Also: Einige sind hinausgezogen. Schließ- lich baut man die U-Bahn bis Urwaldlust. Dann ziehen alle hinaus, vor allem die Büros ziehen in die Villen. Man wohnt im Vorort und fährt zum Büro in die City — oder umgekehrt. Jedenfalls wohnt man woanders. Und spart mit der U-Bahn genau die Zeit, die man dabei verbraucht. Da- für kostet der Bau von 3 km U-Bahn soviel wie der Bau einer neuen Stadt. Aber die hätte dann keine U-Bahn... UB Frau Regierungsrat Müller rief bei der Nummer an, die auf dem Kalender Ihres Mannes für Diens- tag, den heutigen, 5 Uhr nachmittags, aufgezeich- netstand. Daneben „Stich. Denn er war Sammler, „Ja—a?” flötete es zurück. „Wer möchte mich sprechen?” Man hörte geradezu, daß sie im Kimono saß und sah den separierten Finger am Hörer. Frau Müller schluckte: „Wer ist da?“ „Hier Schnucki Bonboni. Ja—a? Bittöh?” — „Ist meln Mann... aber nein.” „Ich kenne Ihren Gatten nicht. Ich habe Ihn Jeden- falls seit Wochen nicht gesehen. Übrigens war es rein platonisch. Oder wollen Sie mir Vorwürfe machen?” (Man hörte, daß sie zu einer Zeit- schrift griff): „Wollen Sie den Kampf mit mir wa- gen? Weib gegen Weib? Nun denn. Ich werde mir das Glück meines Lebens kampflos nimmer- mehr entwinden lassen. Nimmermehrl Fortset- zung... ach nı fertigt" 584 „Was sprechen Sie da?“ erstarrte Frau Müller. „Außerdem“, fiel Schnucki in ihren Five o’clock- Ton zurück, „ich weiß gar nicht, mit wem ich das werte Vergnügen habe. Wer sind Sie denn eigent- lich?” „Hier spricht Frau Regierungsrat Müller.” — Ähn- lich fern wird es klingen, wenn einst die Mars- menschen zur Erde telefonieren. „Herr Müller... Natürlich... Ich erinnere mich des Namens. (Schnucki Bonboni hieß ja eigent- lich auch so, bevor sie den nom du pre mit dem nom de guerre vertauschte.) Ach Ja, Müller...” Am anderen Ende der Leitung wollte eine Welt zerbrechen, aber die liebe Stimme leimte sie wieder. „Wie sagten Sie doch gleich... Regierungsrat? Mir hat er gesagt: bei der Bank. Das ist nicht so fein, aber viel besser fundiert. Außerdem heißt meiner Max.” „Meiner Kurt“, atmete Frau Eva Müller auf und dankte der Schlange, die sie fast aus dem Para- dies vertrieben, mit bewegten Worten. „Bitte, bitte, gar keine Ursache”, sagte die. „Aber die Nummer, liebes Fräulein..." „Bonboni, Schnucki Bonboni, vom Kabarett Groß- Paradies, kennen Sie das Paradios?” „Aber die Nummerl Ist 123411 nicht Ramsch & Co.? Mein Mann sammelt nämlich Stiche.” „Natürlich, gnödige Frau, Ich bin doch der Ne- benanschluß. Das wissen unsere Tellnehmer oft ‚gar nicht. Aber was wissen die Teilnehmer schon? Man sieht Ja nichts durchs Telefon, Aber das ist vielleicht besser. Sonst, — also, ich bin nur ein Nebenanschluß” ... „Aber bitte. Keine Ursache. Beehren Sie unser Eta- blissoment bald wieder. Bye, bye.” Warum fand Regierungs- rat Müller, als er heim- kam, eine Frau vor, die erst versöhnt werden mußte, versöhnt mit dem Nebenanschluß von Ramsch & Co.? „Falsch“, sagte Frau Dorette, als Ihr Julius dieBegebenheit erzählte, „Frau Müller hat ihn viel- mehr zum Dank, daß er mit dem Nebenan- schluß nichts zu tun hat, besonders süß und mit Kavlarbrötchen zum Abendbrot empfangen. Oder sie Ist gar hin- gegangen und hat ihm selbst noch einen Stich besorgt, denn er ist Sammler.’ Männer sind schlechte Psychologen. Mag die Mehrhelt der Leserinnen entscheiden, (0. Herrmann) I. Regierungsrat Julius rief bei sich selbst an, — Besetzt. — Er wieder- holte das. — Seltsamer- weise immer besetzt. Wie soll man sich dann einmal offen mit sich aussprechen? Man trifft sich doch so selten allein. Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat München an der Hauptpost, Residenzstraße 3, Tetefon 24305 8 DEUTSCHE REICHSLOTTERIE Über 100 MILLIONEN _RM werden in den 5 Klassen der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt ausgespielt! 480.000 Gewinne, 3 von je 500000.— RM und dazu 3 Prämien von je 500 000. ls Los nur überlegen hie Spectrotl sposen! Es ist Verschwendung, über ieden Fleck Spectrol zu gießen, ohne zu überlegen. Einfache Schmutzspritzer oder Zuckerflecke z.B. kön- nen fast immer mit warmem Wasser beseitigt werden. Wo aber arge Verschmut- zungen - insbesonderefett- flecke - ohne Schädigung der kostbaren Stoffe ent- fernt werden sollen, wo ein Kleidungsstück gefährdet rn tropfenweise ın das Zahn MEDOPHARM Arzneimittel sind treue Helfer Ihrer Gesundheitl Medopharm-Arzneimittel sind nur In Apotheken erhältlich. ist, da ist Spectrol am Platz. 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Der Anblick erweckt in ihm den Wunsch nach ento- mologischer Aufklärung: „Pappi, wo kommen denn die Schmetterlinge her?” Raupen des Pfauenauges, die einen Brennessel- busch bevölkern, geben die Möglichkeit zum An- schauungsunterricht: „Ja, siehst du, wenn so eine Raupe dick und alt und faul geworden ist, dann verpuppt sie sich, und dann kommt nach einer Weile ein schöner junger Schmetterling haraus.” „Ach so,“ Er verarbeitet die Mitteilung eine Welle und gelangt dann zu einer Schlußfolgerung, die er in die Form eines für mich immerhin unerwarteten persönlichen Vorschlages kleldet: „Verpupp du dir doch auch mall” * Karl Lerbs Meier fragt Geier: „Würden Sie einen anonymen Brief, in dem man Ihre Frau der Untreue beschuldigt, beachten?” Antwortet Geier empört: „Keine Spur —, nicht einmal öffnen würde ich einen solchen Brief!” F.H * Das zwanzigjähtige Töchterlein von Frau Liebig, Frau Schummers Nachbarin, ist Telefonistin im Fernsprechamt. Eines Tages wird sie krank; der Arzt ist ziemlich ratlos. Frau Schummer, der sie die Weisheit wahrlich nicht löffelweise eingegeben haben, trifft Frau Liebig im Treppenhaus. „Nun, wie geht's dem Fräulein Tochter? Was hat sie? Und woher hat sie’'s denn?” „Ach Gott”, seufzt Frau Liebig, „'s ist eine An- steckung, aber woher nur?...” „Na, das kann man sich ja denken! Wenn man bedenkt, was da alles für Leute in die Leitung sprechenl....” PR Jton macht Stoffe wasserabweisend und regendicht Nach einfacher und müheloser Be- handlung werden die Stoffe wasserab- stoßend, bleiben aber luftdurchlässig. Imprägnieren mit ITON schützt die Bekleidungsstücke vor Nässeschäden und verlängert ihre Lebensdauer. Orig.-Beutel mit ca. 259 In einschlägigen Geschäften Ausführliche Prospekte durch Curta & Co. GmbH. 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Und da sie auch angebrochen unbeschränkt halt: KS SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN PRILIPS, YAIvO WERKE MAUFTIERWAITUNG BR Wtuct m AACHEN NAURG + Schicken Sie den „, Simplicissimus **, wenn Sie Ihn gelesen haben, an die Front 586 En toren Gemelopf gehört nicht in den Müll, smdern. mih dem Deckel zurück zu Ihrem Oländter, ie Aammelk DER NÄCHSTE WEG An einer Straßenkreuzung in München-Sendling hält ein Autofahrer vor einem Schutzmann an und fragt diesen nach dem Wege zum Haupt- bahnhof. Der Schutzmann gibt Auskunft: „Hier die Lindwurmstraße hinunter bis Goetheplatz, dann fahren Sie links durch die Goethestraße bis Hauptbahnhof.” In der Nähe steht der be- häbige Privatier Büchler. Während der Autofah- rer dem Schutzmann dankt und langsam anfährt, muß Büchler doch auch was für den Fiamden tun und legt mit gewichligem Wink also los: „Sie Herr Nachbar, passen $’ auf! Zum Haupt- bahnhof wollen S’?” (Der Schutzmann geht lang- sam weiter.) Und Büchler erläutert dem wieder anhaltenden Fahrer: „Sie, da können $’ aa da glei durch die Lipowskystraße fahrn, die macht da vorn a Kurvn, nacha fahrn S’ gradaus, rechts san Baam, nacha kommt-a Bruckn, secnts schng $' nacha die Wiesn und links die Ausstellung, Sie fahrn aba gradaus auf d' Bavarla zua, net rechts übern Berg abi, sondern hinter der Bavaria rum, d,e sehng 5’ schon von weilsın, Nacha kommt links die Schießstätt, is a Gartenwirtschaft, nacha komma S’ an die Trambahn und am Bavariakeller und am Hackerkeller vorbei und übers Hacker- bergl abi. Da könnan $’ ja nochamal fragn, da ham S’ nimma weit zum Hauptbahnhof... Oder, halt! Sie könnan jetzt da aa glei gradaus durch die Pfeuferstraße fahrn, nacha kommt a Eisen- bahnbruckn, nacha fahrn S’ gradaus durch die Ganghoferstraße zur Kazmairstraße, naa, halt, net bis zur Kazmairstraße, bei der Heimeranstraße biagn S‘ rechts ein, dös is nächata, dann bei der Ligsalzstraße wieder links einblagn und an deı Eck bei dem Kolonialwareng’schäft wieder rechts, wleder in die Kazmairstraße und ’naus zum Ba- variakeller. Da gehts nacha weiter wia i scho g'sagt hab. Hamm $’ mi Jatzta, — net?“ Der Auto- fahrer dankt, fährt langsam an, blickt sich etwas hilflos um un sieht noch Jen Schutzmann, den er dann nochmal fragt und der wie vorher kurz, aber etwas „verwundert“ Auskunft gibt, Büchler sieht von weitem ein wenig giftig auf den Schutz- mann und brummt: „Freilii Du warst as nacha bessa wissn wia I, wo I scho fuchzg Jahr da bin.” Pr I.N. Zwei Giesinger Schulbuben geraten auf der Straße aneinander und tauschen einige ortsüb- liche Freundlichkeiten aus. „Geh, sei nur grad du stad’’, sagt schließlich der eine, „die hab’n s’ ja mit Kokosnußmilch aufzogen, weil s’ net gwußt hab’n, werst a Mensch oder a nacha komma S’ wisawi von der Eckwirtschaft Affl“ H. Sch. u Weiit kalt u. trocken, schont das Haar. Die Wellen kommen fertig aut dem Gerät, sind äußerst haltbar Geeignet (üralle Frisur- arten! Auch für Herren! Garnitur RM. Büchlein m, chen Frisuror, x Vorher sw Wellen Sie Ihr Haar selbst mit dem oraktischen Haarwellgerät „TEWEX' Deutsches Reichspatent TEWEX-ı Vertrieb. München : 2 1 758. "Schließfach 163 ”@ | Das große Baustofflexikon Handwörterbuch der gesamten Baustoffkunde 1050 Druckseiten im Lexikontormat, über 9400 Stich wörter 1609 Abbildungen, zahlreiche ein- und mehr Narbige Kunstdrucktafeln Herausgeber Professor R. 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Heiligenstaedt) Modell wider Willen „Das habe ich nun von Arturs Aquarellierwut: er hat 'nen Akt in seiner Landschaft und ich kann vor Sonnenbrand nicht sitzen!“ Modello contro voglia: ‘Ecco cosa ho dalla mania dell'acquarellare di Arturo: egli ha un nudo nel suo paesaggio ed io non posso sedermi in causa dell'insolazione!,, 588 Noch im Kostüm (Wilhelm Schulz) „Du bist von der ‚Generalprobe‘ schon zurück, Jimmy? Eigentlich habe ich dich erst zum Abendessen erwartet!“ — „Ja, darling, es ist schneller gegangen, als wir dachten!“ Ancora in costume: “Sei giä di ritorno, Jimmy, dalla ‘Prova Generale, ? In realtä non ti aspettavo prima di cena!,, “Eh sl, darling; la & andata piö presto di quanto pensassimo!,, 589 BIERSVVEISIENEITSTREITEZITERSSICHIEUSS Kajetan wartete unter der Normaluhr. Uber ihm sprang der Zeiger von Minute zu Mi- nute, wie ein Kanarlenvogel, von Stange zu Stange. Luise kam nicht. „Jetzt zähle Ich noch bis zwanzig, Wenn sie bis dahin...” Er schritt Über dem Asphalt geometrische Figuren aus: Quadrate, Ellipsen, gleichschenklige Drei- ecke... „.. neunzehn, zwanzigl” Dann schloß er mit sich einen Schicksalsvertrag: „Wenn die dritte Trambahn wieder vollbesetzt ist, dann geh ich!“ Sie kam und war überfüllt. Dann wartete er nur mehr eine volle Stunde und kehrte In sein hübsch möbliertes Zimmer zurück. „Wenn ich nicht komme, dann ist etwas pas- siert..." hatte Luise ihm gestern in Herz und Hand versprochen. Und sie hatte nicht gelogen. ‚Auf dem Weg zur Normaluhr lernte sie einen an- dern kennen. Dieser Verkehrsunfall der Liebe ward Kajetan zum Blitz, der den Donner herbei- rlef. Aus Trotz verheiratete er sich mit der häß- lichen Olga. Sie aber wiederum nahm ihm, weil er gut zu Ihren alten Möbeln paßte. Drei Tago nach der Hochzeit wagte er es erst, sie verstoh- len von der Seite zu betrachten. „Mit diesem Gesicht soll Ich nun, Wang‘ an Wange, bis ans selige Ende... ?" Sie schaukelte durch die Achtzimmerwohnung wie eine schlecht benützte Dampferlinie. Es war nicht auszudenken — aber Kajetan dachte es aus. Olga versteckte Ihr Haushaltungsgeld in den Rit- zen'der Clubsessel und unter den Teppichen aus Smyrna. Da gelobten sie sich gegenseitig, an Liebesstatt, die reine Wahrheit: „Und wir sagen einander von jetzt ab auch Jeden verborgensten Gedanken!” Von da an war jedes Wort auf Eis gelegt. Kajetan warf noch einen letzten Blick in Olgas wässerlge Augen, packle seinen Handkoffer und verließ Frau und Mobillar. Schriftsötze und juristische Telefongespräche schleden alsbald, was nie vereint war. Kajetans ehemalige Hausfrau empfing ihn freudigst mit einer Mieteerhöhung. Auf die verstaubte Wasch- tischplatte schrieb er mit dem Zeigefinger: „In- eipit vita noval” Zur Erholung fuhr er jeden Tag einmal mit der Ringlinie um die Stadt. Nach so viel durchstan- dener Zweisamkeit verlangten seine Nerven nach Trambahn. Schlag zwölf stieg er mittags an der gleichen Haltestelle ein. Und es traf sich, daß um diese Zeit jedesmal eine junge Dame neben Ihm Platz'nahm. Sie schlug einen Roman auf. Daß sie erst In den Anfangskapiteln steckte, das be- wies das Verhältnis der dünnen linken zur dicken rechten Seitenzahl. Kajetan nelgte den Kopf zur Seite — und las heimlich mit... . w..und In einer Waldeslichtung nahe des Schlos- ses trafen sie sich. Ihre beiden Busen wogten. Denn derselbe barg ein furchtbares Geheimnis...” — — Dann legte die Junge Dame ihr Trambahn- billett zwischen die Selten, klappte das Buch zu und stieg aus. Stets traf er auf die lesende Dame. Ihr Roman wurde sein Roman. Kajetan freute sich mit jedem Tag mehr auf die Fortsetzung. Er gewöhnte sich rasch an ihr Tempo des Lesens und so waren sie jedesmals gleich- zeitig am Ende einer Seite zum Umblättern an- gelangt. Die Spannung wuchs. Auf Seite 409 lag der Re- volver bereits entsichert in der Nachtkästchen- schublade, Der Alabasterleib der Ria zitterte „und nervös spielten ihre Zehen mit dem Eisbärenfell, das zusammen mit dem Grafen ihr zu Füßen lag...“ So schloß das vorletzte Kapitel. Kajotan vibrierte in Vorfreude auf den Schluß. Wie jeden Tag stieg er in die Tram, wieder saß die Dame neben ihm. VON ERNST HOFERICHTER Aber — der Roman steckte zugeklappt unter Ihrem linken Arm, Wahrscheinlich hatte sie im Büro das Ende ihm vorweggelesen. Ungeduldig schlug Kajetan ein Bein übers andere und sah dazu dem Mädchen gespannt in die Achselhöhle. Dieses Ende, diesen Knall aus dem Revolver mußte er haben...| So bescheiden war er dem leben gegenüber geworden, daß.., „Gnädigste gestatten, daß ich mir erlaube...” „Dankel Ich danke...i” gestatten, daß Ich mir erlaube — Ihr Buch.. „Ich möchte nicht belästigt werden! Ihre unzüch- tigen Blicke verrieten mir längst...” m.,aber — es Ist ja nur wegen des Buches, das...” „Diese faulen Ankurbelungen kenne Ich...“ Und beinahe wäre sie noch aus dem fahrenden Wa- gen gesprungen. Kajetan saß wieder ohne Ende da, Blitzartig fühlte er, wie ein hinterhältiges Schicksal ihm auch noch die kleinsten Freuden verdarb, Nun war ihm auch das Trambahnfahren, die Literatur leicht broschiert und solid gebunden, alle Schlußkapitel und des Weibes Anmut — versaut. Er rettete sich als letzte Zuflucht in die Formel „Schicksal Ist gleich Charakter” und lenkte seine Schritte der Herrschaftsvilla Onkel Philipps zu. Der besaß neben zwei Zentner Lebendgewicht mehrere erste Hypotheken und eine solide Welt- anschauung nebst angewandter Psychologie. On- kel Philipp hatte sich als Firmpate bereits mehr- fach durch die Schenkung einer Logariihmen- tabelle, eines Fieberthermometers und einer Mundharmonika erkenntlich -gezeigt. Und Kajetan fühlte sich deshalb von diesem On- kel allzumenschlich angezogen, „Leber Onkel, ich komme zu Dir wegen...” „Aber leider bin ich zur Zeit finanzlell selbst... „Ich brauche nur beireff rein Seelischem Deine..." „Bitte, so nimm doch Platz...!“ „Onkel, ich bin der geborene Pechvogeli Hast Du keine passende Psychologie dagegen?" „Ila...| Pechvogel weist auf seelische Kom- plexe hin, Du mußt Dich dringend in die Behand- lung eines Psychotherapeuten begeben! Du wirst sehen, wie durch richtige Psychologie alle Dinge zum besten gedeihen ...!" DIE GRILLE Am fchmalen Tifch auf der Bank im gepflafterten Gang, fchmeigend faßen wir, nah der Weinlaubwand - ‚oben ftand freundlich gewohnt der volle Mond -, alo ein fchmarzes Tier auf den Steinen kroch, eine Grille, die eilig ihr Loch zu erreichen ftrebte. Zärtlich belebte fih mein Blick, der fich zu ihr neigte. Hutfam zeigte noch meine Hand auf das haftende Welen, da fchon der laftende Fuß des Wirts das Kleine blindlings zertrat: er brachte Die angelaufene Flafche gefüllt mit kühlem Weine, und eo gefchah die rafche ungewollt tödliche Tat. Aber mein Herz umhrallte Irampfhaft der ungeftalte Vormurf, Fluch und Gebot: Gott, warum tieder zu Ipät! Richard von Schaukal „Psycho—ther—peut...!“ sprach Kajetan tonlos nach. „Und an Echolalie leidet er auch noch!” dachte Onkel Philipp zum Abschied, Des anderen Tages saß Kajetan bereits im Warte- zimmer von „Ignaz Vierlinger — Institut für Le- benshilfe”, Der Psychotherapeut schaute tief In Kajetans Seele und fing, wie aus einem Aquarium, riesige Trümmer von psychischen Knäueln hervor. Nach der sechsten Sitzung hatte Kajetan keine Komplexe mehr. Und jetzt erst merkte er, was ihm fehlte. Komplexe waren das einzige, was or noch an Inventar besaß. Seine Soele glich Jetzt einem Zimmer, aus dem der Gerichtsvollzieher soeben alles weggepfändet hatte. Er fühlte weder Trieb noch Gegentrieb, Dahin war der prickelnde Genuß von Zwang und Hemmung, Er spürte nicht mehr den seligen Drang, immer wieder nach dem Gashahn zu sehen, ob er auch wirklich abge- dreht sel. Vorbei war es in Ihm mit süßen Trau- rigkeiten und berauschenden Selbsttäuschungen. Jäh genommen waren ihm die Minderwertigkeits- gefühle, die das Erdreich waren für erträumte ‚Größe. Kajetan fühlte nicht mehr Lust, nicht mehr Leid. Er war nur voll — von Leere. So angefüllt von Nichts suchte er wieder den Onkel Philipp auf. „Kajetan, Du hast's erreicht! Jetzt bist Du Jenseits von Plus und Minus!“ „Onkel, ich möchte mein Unglück wlederl’ „Hier hast Du einstweilen drei Mark! Mehr kann ich leider..." ‚Grußlos rannte Kajetan an Onkels Gartenzwergen vorüber und davon, Ja, er empfand sogar Sehn- sucht nach der Normaluhr, der nicht erschienenen Luise, nach der häßlichen Olga, nach dem Tram- bahnroman ohne Ende, nach seinen seelischen Komplexen...! Dazu verspürte er in der Tasche plötzlich die drei Mark, die ihm der Onkel in die Hand gedrückt hatte. „Bleibt mir noch übrig, mit diesem Gelde ein Inserat aufzugeben: ‚Pech gesuchtl’“ Und schon kritzelte er auf seinen abgelegten Papierkragen: „Mann in den besten Jahren sucht Lebensinhalt, gleichgültig ob in Glück oder Unglück! Zuschril- ten erbeten unter: Pechvogel...” Mit diesem Fetzen lief er an den Schalter der Inserätenannahme. „Das Ist Ja schon beinahe Hu- morl” lachte ihm das Schalterfräulein ins Gesicht. „Galgenhumorl” lachte er zurück, Und ein Ge- lächter rief das andere an und schlug einen Steg, eine Brücke von der Fülle in Kajetans Leere. Aus diesem Lachen ballte sich allmählich ein Wort, zwei, drei — — _ Hinter Kajetan standen die Wartenden schon Reihe. „Machen Sie gefälllgst Ihre Liebesgeschichten nach Schalterschluß ab...!” drohte ein Baß. dann abends acht Uhr an der Normaluhr?” lachte Kajetan gerade noch aus jenen Tiefen sei- nes Gemütes hervor, wo die Komplexe lagen. „Ein schlechter Witz...! Galgenhumor! Die denkt gar nicht daran...!” sprach er zu sich selbst auf dem Weg zur Uhr. „Und ich warte diesmal nur solange, bis es acht Uhr schlägt..." Aber da stand sie schon unter dem Zifferblatt. Und die Geschichte des Pechvogels Kajetan ver- lief jetzt wiederum nach ewigem Wandel. Jeg- liches Erleben aber hatte Inzwischen die Vorzei- chen geändert. Erst mußte die tiefste Tiefe ge- graben sein, damit die höchste Höhe Ereignis wurde, Und daß ein geborener Pechvogel nur ein verhindertes Sonntagskind Ist, das war in Kaje- tans Erdenleben — der Weisheit letzter Schluß. Und sein Wahlspruch wurde: „Zu bedauern ist der Unglückliche, zu beneiden — der Trostlosel” Diesen Satz hing er, auf eine Holzbrandtafel ge- schrieben, als erstes Mobiliar in die zukünftige Dreizimmerwohnung ... Verantworti. Schrif alle Buchhandlung: 2 ger gulNıg ab 15. Okt” 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nut zulückgesandt, p Nachdruck 1 1296). Brlofansc Der Simplicissimus ‚ont Im Monat RM. stboten. —Po ;olnt wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 ‚sckkonto München 5920, Erfüllungsorl München. Schreckliches Erlebnis eines Leghuhns 2 Terribile auventura d’una gallina covaticcia u Die Henne, die ein Ei grad legt, Sie brütet dumpf dahin. Ihr graut. Wird durch ein Schreckbild jäh erregt. Sie ahnt wohl, daß sie sich „verschaut“. Verdächtig rumpelt's in dem Ei: Die Henne fällt in Brütekrampf: Kommt wohl das Rechte raus dabei? Es schwillt ihr Leib, es quillt der Dampf. \ı! I ul 6 Die Schale bricht: Heraus, o Greul! Den Freitod sucht mit Ungestüm Ein Basilisk fährt mit Geheul, : Die Mutter von dem Ungetüm. 591 Der müde Morgen (M. Dudovich) — — - enden ng Zn „Das Meer ist heute ungeheuer ruhig!“ — „Na, es wird sich halt auch ausgetobt haben!“ Un mattino stanco: “Oggi Il mare & straordinariamente calmo!,, — “Evvia, si sard sfogato anch'esso!,, 592 München, 16. Sept. 1942 . 47. Jahrgang / Nummer 38 30 Pfennig SimPLICiSSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Der unersättliche Moloch (Wilhelm Schulz) „Diese Kanadier und Amerikaner sollten doch nur Vorspeise sein; zur Hauptmahlzeit wünsche ich mir Engländer!“ L’insaziabile Moloch: “Questi Canadesi e Americani non doyrebbero essere che l’antipasto; ma pel pranzo io mi desidero gl'Inglesi!,, (Fr. Bllok) EI tan] li, nn N In IN IN je! ERS, Der Mann vor dem Schalter Es gibt eine ganze Literatur über den Mann hinter dem Schalter, wenn ar plötzlich die Klappe zumacht und die Welt In zwei Teile teilt, eine kleine, aber mächtige Welt dahinter und eine ‚große, ohnmächtige Welt davor, Lassen wir den Mann hinterm Schalter ruhen oder vielmehr arbeiten, widmen wir uns mal dem Mann vor dem Schalter, Dieser Mann steht natürlich vor uns in der Schlange, die langsam, langsam zum Schalter kriecht. Er hat einen breiten Rücken; wie breit dieser Rücken ist, werden wir erst später ganz genau sehen. Er hat auch einen nervösen Rücken, dem man es anmerkt, wie ungeduldig er ist. Der Mann vor dem Schalter ist dem Platzen nahe, wenn es vorne mal nicht in gewünschter Weise vorwärts geht. Der gewaltige Mann verkörpert jenen Teil der Schlange, wo sie gerade das ver- schluckte Kaninchen hat, um es zu verdauen. ‚Er Ist sein richtiger Knoten oder Knorpel In der Schlange. Biswellen holt er tief Atem, und dann schwillt er auf. Man fühlt, es heißt: Zum Donner- wetter, geht's denn nicht weiter! Aber er spricht es nicht aus. Dagegen spricht er aus: Anschlie- ßen! Das heißt, es soll keine Lücke entstehen. Lücken vor sich machen ihn noch nervöser. Wenn der gestrenge Mann „Anschlleßen!” ruft, geht es wie ein Zucken durch die Schlange und selbst die Leute hinter ihm, die ihm vollkommen gleich- gültig sind, werden ordentliche und gehorsame Schlangenmitglieder. Die Schlange rückt vor und mit Ihr der Mann mit dem breiten Rücken. Jetzt steht er dicht vor der Pforte des Paradieses, vor der Schalteröffnung. Wenn er nur nicht explodiertl Er explodiert nicht, er ist dran. Wie durch einen Zauber ist seine Nervosität verschwunden, er ist die Ruhe selbst, er zeigt keine Hast. Er lebt sich gut am Schalter ein. Er neigt seinen Oberkörper nach vorne, ja er stützt die Ellbogen auf den Schalter- tisch, Wenn einer die Arme auf die Schalterplatte Sonnenuntergang Der Abend kam, die Sonne Tank. Ein Herre faß auf einer Bank, befah den altvertrauten Fall und fühlte fich fo klein im All. Ein zweiter Herre trat herbei und fragte, ob’s geftattet fel, nahm Plat und fchwieg In fich hineln und fand fich gleichfalls, ach, fo klein. Als dann der Ball verfunken mar, fah in die Augen fich das Paar, morauf fich ein Gefpräch entipann, das kosmifch-ideal begann. N Vom Weltall kam man bald aufs Hier, tie fchmwer das fei, und dann aufs Bier. Und fieh, fchon ftritten fich Die zwei, ob hell ob dunkel beffer fei. Verftändigung gibt cs da nicht. Man fchied mit rotem Angeficht. - Wir woll'in fie gleichwohl benedei'n: ier ftreitet, fühlt fich nicht mehr klein. Ratatöehr 594 stützt, laßt alle Hoffnung fahren, ihr dahinten, Jetzt wird es lange dauern, Der Mann fühlt sich am Schalter wie zu Hause. Ein Strom von Behagen und viel Zeit quillt in das Schalterloch hinein. Er selbst quillt mit, sein Oberkörper schiebt sich in die Offnung. Er wirkt wie ein Büchsenschinken. Der Schalter Ist verschwunden vor lauter Mann und Rücken. Er hat eine Liste hervorgezogen, ein Papier, das gestempelt wird, eine Sache, die nicht im Hand- umdrehen erledigt werden kann, Wir hinter Ihm fühlen es. Er spricht in Ruhe mit dem Mann hin- teım Schalter. Der Schaltermann nimmt das Papier und geht damit nach hinten. Wenn ein Schalter- mann mit einem Papier nach hinten geht, dann welß die Schlange: jetzt wird's dauern. Auch der große, ehemals nervöse Mann vor dem Schalter weiß es: Er zieht den Oberkörper, den Büchsenschinken, aus der Öffnung und richtet sich auf. Er wendet sich um und übersieht mit Seelenruhe den wartenden Schlangenschwanz. Mitleid Ist nicht In ihm. Sein Gesicht sagt; Tja, bei mir dauert’s halt etwas länger, da kann man nichts machen; vor dem Schalter sind alle gleich. Vielleicht trommelt er mit dem Finger auf dem Schalterbrett, nicht aus Nervosität, sondern aus überlegener Behaglichkeit. Schließlich wird auch er abgefertigt. Er läßt sich Zeit mit dem Zusam- menpacken von Papieren und Scheinen und Geld. Er sieht aus, als täte es ihm leid, diesen Lieblingsplatz zu verlassen. Ja, solche Leute sind nur am Schlangenschwanz nervös, sind sie erst Kopf geworden, nehmen sie Rache an den un- schuldigen hinteren Gliedern durch überlegene Ruhe, durch hundsgemeine Ruhe, Foitzick Beim Abschied RER GP. nr une w —— R u 7 „Es ist doch zum Verrücktwerden, wie spät diese Bimmelbahn heute kommt! — „Schau an, wenn der Zug jetzt pünktlich gekommen wäre, hätte ich nie bemerkt, daß Sie auch so etwas wie Temperament haben, Herr Griesbeck!“ Nel congedarsi: "C'& da impazzire con questo Ireno lumaca che oggi farda sl tanto!,, — ""Guardate un po’, signor Musone; se adesso Il treno fosse giunto puntuale, io non mi sarel mal accorta che anche Voi possedete un po’del cosidetto femperamentol,. 595 Krieg bei der Columbia Broad Casting Com te. Thöny) „Die vorgeschrittene Zeit zwingt uns leider, die vollständige Vernichtung unserer Gegner zu unterbrechen. Wir werden sie in einer unserer nächsten Vorträge nachholen. Good night!“ Guerra presso la Columbia Broad Casting Comp.: "Purtroppo l'ora tarda ci costringe ad interrompere il completo annientamento dei nostri avversarl. Lo riprenderemo in una delle nostre prossime conferenze. Good night!,, 596 Zehn Minuten Verspätung Von Aage v, Hovmand Der Abend war dunkel und trübe, als der Weichen- steller Petersen um 23 Uhr im Signalturm zum Dienst eintraf, In dem Augenblick, als er die Treppe hinaufgehen wollte, fuhr er zusammen. Er hatte etwas gehört — in der Luft —, einen heiseren Schrei, wie von einem Vogel. Woher kannte er nur diesen Ton? Ach ja, Jetzt wußte er es: an dem Abend vor zwei Jahren, als seine Frau starb, hatte er ihn gehört. Eine unheim- liche Warnung, die er nicht vergessen. Und nun hatte er sie wieder vernommen. Was bedeutete es? Würde etwas geschehen? Eine böse Ahnung beschlich ihn. Seine Knie bebten, als er die Treppe hinanstieg, Dann nahm er sich zusammen und trat in den Signalturm ein, Er sollte den Weichensteller Han- sen ablösen. Besser, sich nichts anmerken zu lassen. Der würde nur lachen und sagen, Petersen sei wohl abergläubisch, „Guten Abend, Hansen! Was Neues?” Petersen holte die Thermosflasche mit dem Nachtkaffee aus der Tasche und stellte sie auf den Tisch, Dann zog er sich den Mantel aus und hängte ihn an einen Riegel. Hansen seinerseits zog den Mantel an und spuckte den Priem welt von sich. „Die haben erzählt, daß Sivertsen rausgekommen ist," Dem Weichensteller Petersen versetzte die Nach- richt einen Stoß. Sivertsen! Der sein Kollege ge- wesen Der Unterschlagungen gemacht hatte, die Petersen hatte melden müssen. Der ein Jahr Gefängnis bekommen und Petersen mit Rache gedroht hatte. „Sivertsen?” Petersen zwang sich zur Ruhe. „a, um diese Zeit mußte es Ja seln! Sonst noch etwas zu beachten, Hansen?” „Acht Wagenladungen von der Zie- geleil Auf dem Ladegleis war kein Platz, Sie stehen auf Gleis 2. Für mor- gen früh, Gleis 2 hat also keine Durchfahrtl” „Gut“ Hansen war gegangen, Weichenstel- ler Petersen war allein. Er setzte sich an den Tisch und begann, eine Pfeife zu stopfen. Jetzt nur ruhigl Dumme Ängstel Er zündete die Pfeife an und begann, das Amtsblatt durchzusehen. 23.27 Uhr würde der Schnellzug 95 durchfahren. Ungefähr um 23.20 Uhr würde von der nächsten Station Signal gegeben werden. Bis dahin war Ruhe. Er hob den Kopf von’ der Zeitung und sah auf die Uhr — und starrte in eine Revolvermündung. Er fühlte, wie sich Ihm die Kopfhaut zusammen- zog und ein kalter Schauder den Rücken herunterjagte. Sivertsen war es, der Ihn mit elnem Paar von Wahn- sinn glänzenden Augen anstarrie. „Habe ich dich Jetzt endlich In den Fingern?” fauchte er. „Die Hände auf den Rücken!” wie ihm die Zunge am Gaumen klebte, Er war sich dar- über klar, daß der geringste Wider- stand verhängnisvoll werden konnte. Er fühlte, wie Ihm die Hände an die Stuhllehne gebunden wurden, wäh- rend der tolle Mensch den Revolver auf seinen Nacken richtete. Dann wurde das Seil ein paarmal um sei- nen Leib geschlungen und seine Beine schließlich an den Stuhl ge- bunden. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme war wle gelähmt. Vor den Augen lag es wie ein Nebel. Plötz- lich hörte er — gleichsam aus wel- ter Ferne — Sivertsens Stimme: „Siehe dal Jetzt hab’ ich dich! Bin- nen kurzem wirst du... und auch die Gesellschaft, die mich einsperrte, meine Rache zu kosten bekommen... Ich will euch schon zeigen...” Ein kurzes Anschlagen der Glocke. Das Telefon. Sivertsen nahm den Hörer ab. „Ja- wohl, erhalten! Petersen!“ quittierte er, „Die Meldung für Zug 95. Sieh! Siehl Ihr habt noch Immer die dreckige Gewohnhelt, Wagen auf Gleis 2 zu setzen.” Sivertsen ging zum Zenträl- apparat. Sein Gesicht hatte sich zu einem bös- artigen Lächeln verzogen. Er stellte auf Gleis 2 um — gab das Durchfahrtsignal, „Was tust du da?” schrie Petersen voll Entsetzen. „Die Wagen ...!” „al Eben die Wagen!” fauchte Sivertsen. „Was meinst du, was geschieht, wenn ein Schnellzug mit 100 Kilometer Geschwindigkeit in acht Wagen hineinsaust, die schwer mit Steinen beladen sind, was? Das wirst du binnen kurzem erfahren. Und was meinst du, was mit dem Mann geschieht, der dafür die Verantwortung hat? Du wirst vielleicht den Staatsanwalt davon zu überzeugen suchen, daß du unschuldig bist? Er wird dir nicht glauben. Die Leine? Ich werde mit einem Messer kommen und sie in dem Augenblick entfernen, wo die Katastrophe eingetreten ist. Du bist ‚allein, Hast keine Beweise.” Ein teuflisches Grinsen spielte über Sivertsens Ge- sicht. Er zündete sich eine Zigarette an. „Ich gehe jetzt hinunter, um nachzusehen, ob die Wagen gehörig gebremst sind. Dann hat es eine bessere Wirkungl” Petersen war leichenfahl. Stumm saß er und mit starren Augen. „Was glotzt du so?“ fragte Sivertsen höhnisch. „Willst du auch eine haben? Um die Nerven zu beruhigen? Was?” Voll böser Schadenfreude steckte er ihm eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Peter- sen zog ganz automatisch, ohne einen Gedanken damit zu verbinden. „Ist die Marke für den Herrn Hch. Kloy) tein genug, was? Zieht er vielleicht eine mit Gold- mundstück vor...?” Sivertsen war verschwunden, Mit fieberhafter Hast paflte Petersen an der Zigarette, so, als erwarte er, daß sie dazu beitragen könnte, Ordnung in das Gewirr von Gedanken zu bringen, die durch sein Hirn jagten. Um Hilfe zu rufen? Ganz unnütz. Es war niemand in der Nähe. Und wenn jemand ver- suchen würde, die Treppe zu ersteigen, so würde er sicher von dem Wahnsinnigen erschossen wer- den. Denn wahnsinnig war Sivertsen. Schon vor einem Jahr — im Gerichtssaal — hatte der Wahn- sinn In seinem Blick gelauert. Petersen fühlte kalten Schweiß auf seinem Gesicht ausbrechen. Hätte er mich dann wenigstens er- schossen, dachte er, aber dies hier, das ist zehn- mal fürchterlicher! Anderthalb Meter von ihm entfernt war der Hand- grift zum Signal. Ein einziger Griff konnte den Schnellzug retten! Aber er konnte nicht eine Hand rühren, Und er wußte: 200 Meter vorn strahlten zwei grüne Laternen und meldeten „Freie Durch- fahrt”, Und 500 Meter weiter zerriß ein Blinklicht in kleinen regelmäßigen Zwischenräumen das Dunkel! Und auch das war grün und sagte: Friede und keine Gefahr! Und weiter draußen in der Nacht ... vor kurzem sieben... jetzt sechs... jetzt fünf... oder vielleicht nur vier Kilometer entfernt — kamen zwei weiße Laternen, die größer und größer wurden! Und hinter den Laternen waren Menschen... Menschen, die da saßen und von gleichgültigenDingen redeten...dienichtahnten... Petersen hatte das Gefühl, als habe er hier eine Ewigkeit gesessen. Er sah auf die Uhr: 23,241 23,20 hatte Siverisen die Meldung entgegenge- nommen. 23.27 würde der Zug da sein. Petersen folgte dem Sekundenzeiger mit den Blicken. Dann sank er wieder zusammen, den Kopf auf die Brust fallen lassend. Er versuchte sich vorzubeugen. Noch etwas weiter! Die Leine schnürte ihm die Handgelenke hinten auf dem Rücken zusammen. Jetzt konnte er die Leine — mit der Zigarette — an den Knien ungefähr erreichen! Er zog, so stark erkonnte, nach vorn und fühlte den Schmerz an den Handgelenken. Dann hob er die Hacken vom Fußboden hoch — die Leine umschnürte seine Schienbeine — und hob die Knie ein wenig. Und Jetzt — Jetzt konnte er heran- reichen. Die Zigarette war halb zu Ende geraucht und fast ausgegan- gen. Er zog heftig, und die Glut wurde stärker. Er drückte sie unten gegen das Seil. Er zog mit aller Kraft der Verzweiflung, Jetzt spürte er In der Nase einen schwachen Geruch — von verbranntem Seil. Kein Duft hätte ihm herrlicher erscheinen kön- nen. Er hörte das Ticken der Uhrund leises, ganz leises Knacken, wenn die Windungen der Leine zerrissen. Aber, er hörte auch etwas anderes — ferner, aberdennoch deutlich: den Pfift einer Lokomotive. Mit aller Kraft rlß er die Knie In die Höhe, und jetzt, jetzt zerriß die Leinel Er richtete sich auf und konnte mit fieberhafter Elle die Hände frei- machen. Schwach blinkend sah er draußen die Lampen der Lokomo- tive, Die Beine freizumachen, ließ er sich nicht Zeit. Den Stuhl nach- schleifend, warf er sich über den Apparat — und änderte das Signal. Die Maschine passierte es im selben ‚Augenblick und merkte nichts. Blitz- schnell griff er nach dem anderen Handgriff und wechselte das Duich- fahrısgleis auf Eins, Fünf Sekunden spöter toste der Schnellzug vorbei. Ein heller Streifen von einer Reihe erleuchteter Fenster zeigte seinen Weg durch die Nacht. Petersen sah auf die Uhr, 23.37. Zenn Minuten Verspätung. Dann sank er auf seinem Stuhl zu- ‚sammen, In einem Abteil des Schnellzigs gähnten zwei Handelsreisende, Der eine sah auf seine Uhr. „Wieviel?“ „Zehn Minuten über die Zei „Verfluchte Verspätunger: Woronesch N ° a N — nut {Font Bichl Im Felde) Werdnejn PraPFES EINE NETTE KINOBEKANNTSCHAFT „Wo hast du dir nur das schöne Mädchen gefischt, mit dem ich dich gestern gesehen habe?” fragte Tonio seinen Freund Riccardo. = „Ja, ein schönes Mädchen!” sagte lächelnd Ric- cardo, „Und dabei auf originelle Weise gefunden! Nina ist meine nette Kinobekanntschaftl“ „Kinobekanntschaft?” meinte Tonio enttäuscht. „Was ist denn da schon Originelles dabei?” „Doch, lieber Freund! Ich machte es nämlich so: Ich kaufte mir am Nachmittag zwei Kinokarten für die Abendvorstellung. Ich hatte richtig vermutet; denn als ich abends ins Kino kam, prangte über der Kasse eine Tafel mit der von mir ersehnten beglückenden Inschrift ‚Ausverkauftl’ Da gab es etliche Paare und auch einzelne Mädchen, die enttäuschte Gesichter machten. Auf eines dieser Mädchen, ein hübsches, süßes Wesen, trat ich zu und bot ihm eine Eintrittskarte an... Das ist allesi So fand ich Ninal“ „Das muß ich auch einmal versuchen!“ sagte To- nio. „Eigentlich ganz einfach!” ‚Ja, so einfach wie alle, sagen wir, Kolumbuseier!” Schon am selben Abend machte Tonio den Ver- such, Er stand mit seinen früher gekauften Kino- karten im Warteraum; und richtig hing über der Kasse die Tafel ‚Ausverkaufil”. Genau so, wie es Riccardo geschildert hatte, gab es enttäuschte Gesichter, Tonio hielt Ausschau, Aber er schien keinen guten Start zu haben; denn er sah kein ein- zelnes schönes Mädchen. Die enttäuschten Men- schen waren alle paarweise gekommen, schön VON JOSEF ROBERT HARRER geordnet, wie es die Liebe verlangt, immer ein Junger Mann mit einem Mädchen. Während Tonio ärgerlich überlegte, was er jetzt mit seiner zwel- ten Kinokarte anfangen sollte, hörte er, wieneben ihm ein Junges Paar zu streiten begann. „Weil du nie rechtzeitig fertig wirstl” sagte der Junge Mann. „Jetzt ist die Vorstellung ausver- kauftl... Ich muß aber den Film sehen!” „Sei doch deshalb nicht so bösel Morgen gibt man doch den Film auch noch! Wenn du jetzt gleich für morgen —" „Nein, morgen habe ich keine Lust und wahr- scheinlich auch keine Zeitl' Als der Streit am schönsten tobte, hatte Tonio seinen Plan gefaßt. „Sie brauchen eine Kinokartel” wandte er sich an den Jungen Mann. „Eben wollte ich meine Karte zurückgeben. Ich überlasse sie Ihnen gerne!” Der Junge Mann sah Tonlo erfreut an. Ein Lächeln verklärte sein Gesicht, während sich Tonio über- legte, wie er, ohne Verdacht zu erregen, das Mädchen, sobald es allein war, ansprechen konnte. Er nahm eine Kinokarte aus der Tasche und reichte sie dem jungen Manne, Dieser be- zahlte und dankte nochmals. Dann wandte er sich an seine Begleiterin: „Und nächstens besorge für alle Fälle immer zwei Kinokarten im Vorverkauf, nicht bloß einel Du siehst, man bringt die Karte noch immer an, wenn ich einmal keine Zeit habe... Und nun komm! Vielleicht tauscht dein oder mein Nebenmann im 598 Kino die Karten, so daß wir während der Vorstel- lung beisammen sitzen können!” Er nickte Tonio noch einmal zu; dann gingen die beiden in den Kinosaal, Tonlo stand da, ohne Mädchenbekanntschaft, mit einer Kinokarte In der Tasche. Wütend zerknüllte er sie. Dann eilte fort. Beim Ausgang stieß er auf ein Mädche: Er rlef: PaELr 5 25 „Sie können sich den Weg ersparen! Das Kino Ist ausverkauft“ „Brauchen Sie vielleicht eine Karte?” fragte das Mädchen, „Ja, wenn Sie neben mir sitzen!” Das Mädchen nickte; da kaufte Tonio die Karte. Nun schickte ihm das Schicksal, das zuerst so bos- haft gewesen war, doch ein nettes, sogar ein schöneres Mädchen, Sie traten in den Kinosaal und nahmen ihre Plätze ein. Eben als Tonio Ihr einige Worte zur Weiterführung der Bekanntschaft sagen wollte, hörte er, wie der andere Nachbar des Mödchens vorwurfsvoll sagte: „Wo warst du so lange? Ich saß da wie auf Nadeln!” „Ach, meine Schwester ist nicht gekommen! Bis jetzt habe ich vor dem Eingang auf sie gewartet. Der Herr da war so nett, mir die Karte abzu- nehmenI“ Tonios enttäuschte und wütende Miene konnte zum Glück nicht gesehen werden, weil es eben dunkel wurde. Und sein Murren ging im Getöse der Tonfilmouvertüre unter. Seine Erholung A suo bell'agio (Magon) „Also nu’ setz dich endlich auf deine vier bis fünf Buchstaben, Emilie!" „Wenn du so sprichst, gehe Ich wohl besser an den Nebentisch, Otto!“ „Gern mein Kind, machen wir's uns mal richtig gemütlich!" “Ma Sunque, Emilio, siediti alla fin fine sul tuo preteritol,., — ""Oltone, se parli cosi, preferisco pur sedermi al tavolo appresso!, — „Magari, bambina mia! Accomodiamoci una buona volta a tutto nostro bell’agio!,, IM „GOLDENEN SCHWERT“ VON MOSCA Klatschend fällt der kalte Regen auf das bucklige Pflaster und überspült es mit trüber Flut. Schweine- wetter! In der Gaststube vom „Goldenen Schwert“ aber schummert die übliche Behaglichkeit. Im überdachten Fayence-Kamin, dessen buntverzierte Kacheln gut und gern ihre dreihundert Jahre zählen, flackert ein munteres Feuer, nicht allein wegen der empfindlichen Kälte, sondern weil der Wirt heute seinen besonders guten Tag hat. Jedenfalls Ist nie ein schwererer Wein auf den Tisch gekommen, nie aber auch’haben die Pfeifen hitzi- ger geglüht, nie einen rasseren Schmack gehabt. „Man kann sich gar nichts Besseres wünschen“, meint der alte Mar& und zieht seine Füße vom ver- schnörkelten Kamingitter zurück, denn seine Sohlen fangen schon an zu brennen. Sein rundes Gesicht glüht wie eine rote Ampel und selbst die Spitzen seines weißen Backenbarts scheinen Flammen zu sprühen. Trotz seiner achtzig Jahre hat er noch muntere Träume. Am liebsten hätte er sich un- sichtbar gemacht und wäre in die Mägdekammer geschlichen. „Das große Los sollte man halt gewinnen!“ be- hauptet Cavaliere Restelli und streicht seinen aus der Tasche gezogenen Lotterieschein glatt. Auch sein und Dr. Bigionis Gesicht sind rot und ge- dunsen. Der einzige, dessen Farbe sich nicht vı ändert hat, Ist der arme Manill, der sich beschel- den abseits hält und geduldig in seinem Wink: wartet, bis man Ihn ans Kaminfeuer läßt, um seine durchnäßten Schuhe zu trocknen. „Würdest du aus der Fabrik austreten?” fragt Mare. „Heute noch!“ — Restelli ist Geschäftsführer einer Zahnstocherfabrik. „Ich“, sagt Mare, „ich würde meinen Posten nicht aufgeben. Man kann nie wissen. Du vielleicht?” Der so unerwartet ins Gespräch gerissene Manili macht eine Gebärde der Ratlosigkeit. Restelli streicht liebevoll über sein Los. „Ich würde mir eine Villa am Meer kaufen... oder noch besser ein Schloß,.. oder gar ein Er stockt. „Nun, was denn?” „Ein Schiff!“ Es klingt wie ein Trlumph. „Mit mel- nem eigenen Kapitän und meiner eigenen Mann- schaft... und meiner eigenen Flagge ... rot-blau- gelb... mit einem schreitenden Löwen...” Das Kaminfeuer züngelt und schleudert körner. große Funken in die eingetretene Stille. Manili hat immer noch nasse Füße. Er hustet, aber nie- mand schenkt ihm Beachtung. „Darf ich dann einmal auf deinem Schiff fahren?” wendet er sich plötzlich mutig geworden an Restelli. „Ich will mich ins Heck drücken und auf 599 die Taue setzen. Niemand soll darunter leiden.“ „Nein!“ sagt Restelli schroff. „Auf mein Schiff kommen nur vornehme Leute, Barone und Gra- ten...” Der arme Manili senkt betrübt den Kopf und be- trachtet seine aufgeweichten Schuhe. Dr. Bigioni fährt auf: „Ach was! Unsinn! Du kleiterst ganz einfach nachts hinauf und versteckst dich unter den Tauen.” „Ich will ihn aber nicht dort haben!” schreit Restelll. „Wenn er sich aber einschleicht?” stichelt Bigloni kampflustig. Die Augen Manllis glänzen in aufkeimender Hoff- nung. S „Einen Dreck wird er! Meine Matrosen passen schon auf, sie haben ja sonst auch nichts zu tun, ‘Wenn sie sehen, daß einer herauf will, schneiden sie einfach das Seil ob und plumps! liegt er im Meer.“ Den armen Manili überfliegt ein kalter Schauder. Ich kann doch nicht schwimmen!” sagt er leise. „So lern‘ esl“ kommt es höhnisch von Restelli herüber. „O diese Reichen!” murmelt der alte Mar& und schüttelt mißbilligend den Kopf. „Hart wie Stein. Der arme Manili könnte ruhig ersaufen.” „Was geht das mich an?” Restelli wird brutal. „Er kann ja einen Schwimmgürtel anziehen.“ Er streckt die Beine weit von sich und räkelt sich auf seinem Stuhl. — „Ich stehe auf der Kommando- brücke und lasse mir den kühlen Seewind durch die Haare streichen.” Er fährt sich mit der Hand über den Schädel, wie wenn Ihm der Luftzug die Haare zerrauft hätte, „Protzl” denkt Dr. Bigioni neiderfüllt. „Und ich”, sagt der alte Mare, „Ich möchte mich unsichtbar machen können.“ Wieherndes Gelächter der anderen. „O,nicht nur dazu... Ich möchte Restellis Schiff anbohren, daß es sinkt.” „Wer will mein Schiff anbohren?” brüllt Restelli und erhebt sich drohend. „Ich“, sagt Mar6. „Entweder läßt du mich mit- fahren oder ich sabotiere es.” „Meine Matrosen... „Du vergißt wohl, daß ich unsichtbar bin, he?" „Meinetwegen”, lenkt Restelli ein, „du kannst mitkommen.” „Und ich etwa nicht? will Dr. Bigioni wissen, „Ich habe doch schon gesagt, daß ich nur vor nehme Leute um mich dulde.” „Aber doch Generale?” ‚enerale?" Restelli empfindet einen dumpfen Argwohn. „Ich denke wohl „Gut. Ich werde verwegene Burschen um mich scharen ..." „Banditen!” „Sachte, Freundchen! Aus dreißig, vierzig ent- schlossenen Männern wird rasch eine Armee und Ich... Ich bin ihr Kommandant.” Restelli wird nachdenklich. Dann lacht er laut. „Wer macht dich denn dazu?” eine Soldaten natürlich. Unter Trommelwirbel und Fanfaren rufen sie mich zu ihrem Anführer aus.” Der arme Manili spitzt die Ohren. Er richtet sich auf und erhebt die Hand: „Ich trete als Freiwilliger ein.” „Nein“, sagt Blgloni, „Ich brauche stramme, schnei- dige Leute.“ Manlli steigen die Tränen In die Augen. „Wer sagt dir, daß ich nicht auch schneidig bin? Stell’ mich doch auf die Probel” Das Gesicht des Doktors verfinstert sich. „Ich kann dich höchstens als Gemeinen nehmer Wie kommst. du überhaupt dazu, mich zu duzen’ „Verzeihen Sie”, stammelt Manili demütig. "Wer also in meine Armee eintreten will, beeile sich. Wir marschieren. Ich sitze schon zu Pferd..." „Der Gaul”, sagt phlegmatisch der alte Mar6, teigt und wirft dich ab. Du verreckst.” „Keine Spurl Mein Gaul steigt nicht,“ „Doch“, widerspricht Mare, „er steigt. Ich weiß es.“ „Aber ich sterbe nicht, der Boden Ist weich.” „Hart ist er und steinig.” „Ich bin nur leicht verletzt.“ „Herr General‘, sagt der arme Manili salutierend, „der Boden ist hart und steinig, aber ich fange Sie in meinen Armen auf,” „Dankel” „Nur meine Pflicht.“ „Ich steige wieder zu Pferd, durchreite an der Spitze meiner Leute einen Fluß und marschiere auf Lissabon zu...” „In Lissabon aber“, sagt plötzlich Restelli, „liege ich mit meinem Schiff vor Anker. Ich muß dich schon bitten, eine andere Stadt anzugreifen.“ „Bedaure”, beharrt Bigioni kühl, „Ich will Lissabon haben und ich greife es an.” „Gut“, sagt Restelli gelassen. Er beugt sich über Mar& und flüstert ihm einige Worte ins Ohr. „Wieviel?“ fragt Mare. „Zwei Millionen.” „Gemacht.” Restelli lächelt. „Lieber Bigioni, ich habe mich soeben mit Mar& verbündet. Er kann mit dir machen, was er will.” „Verrat!“ Bigioni sagt es mit Bitterkeit. Mare schneidet eine Grimasse. „Wer mich bezahlt, der hat mich. Restelli gibt mir zwei Millionen.” „Und ich viert" „Fünfl" „Halt! Wer gibt fünf Millionen? In der Lotterie kannst du nur sechs Millionen gewinnen, vier hat dich das Schiff gekostet und zwei hast du Mar& gegeben. Du bist pleite. Restelli erhebt sich und geht nachdenklich auf und ab. „Ich weiche der Übermacht, Massen- mörder!" „Lumpi” Mar& greift ein. einen Admiral?“ Es folgt ein langes Schweigen. Dann sagt Bigioni gemessen: „Restelli, wenn du dein Schiff retten willst, entferne dich aus dem Hafen, ich bombar- diere die Stadt. Ich gebe dir eine Minute Zeit.” „Ich habe den Hafen verlassen”, sagt Restelli heiser. Er Ist totenbleich. „Feuerl” kommandiert Bigioni. „Die erste Mauer „Wie? Ein General beschimpft Der Unentichloffene Von Eugen Roth Ein Menfch ift ernftlich zu beklagen, Der nie die Kraft hat, nein zu fagen, Obmohl er’s mweiß, bei fich ganz ftill: Er will nicht, was man von ihm mill! Nur, daß er Auffchub noch erreicht, Sagt er, er wolle feh’n, vielleicht ... Gemahnt, nach zmeifelsbitteren Wochen, Daß er’'s doch halb und halb verfprochen, Verfpricht er’s, ftatt es abzufchütteln, Aus lauter Feigheit zu zwei Dritteln, Um endlich, ausmweglos geftellt, Als ein zur Unzeit tapfrer Held In Wut und Grobheit fich zu fteigern Und das Verfprochene zu verweigern. Der Menfch gilt bald bei jedermann Als hinterliftiger Grobian - Und ift im Grund doch nur zu weich, Um nein zu fagen - aber gleich! bricht zusammen. Die Bewohner verteidigen sich verbissen, aber meine Soldaten vollbringen Wun- der der Tapferkeit. Ich bin überall, wo das Ge- tümmel am größten Ist. Die Belagerten versuchen einen Ausfall. Er wird zurückgeschlagen.... Ich galoppiere mit geschwungenem Säbel an die Spitze meiner Leute...” „Aber einer der Besatzung”, unterbricht ihn Mare, „zielt von der Mauer aus mit einem riesigen Pflasterstein nach dir...” „Vorsicht, Herr Generall‘ ruft der arme Manili. „Aus dem Weg!” herrscht ihn Bigioni an. „Der Belagerte”, fährt Mar& gleichmütig fort, „reckt die Arme und läßt den Stein aufdich herunterfallen.” „Du krepierst!” frohlockt Restelli, „Hilfel”“ ruft Bigioni, „Gerettetl“ schreit der arme Manili und wirft sich mit solcher Wucht auf Dr. Bigioni, daß er ihn vom Stuhl reißt und gegen die Kaminwand schleudert. Da löst sich aus der Überdachung eine große Kachel und fällt Manili auf den kahlen Kopf. Das Blut strömt ihm übers Gesicht. Sie nehmen den Schwerverletzten auf und legen ihn auf den Tisch. Er öffnet die Augen und erkennt den über ihn gebeugten Dr, Bigioni „Herr General”, sagt er befriedigt, „Lissabon ist gefallen, .. Der alte Mar& zittert am ganzen Körper. Restelli, auf einer Tischecke sitzend, weint wie ein Kind. Dr. Bigioni aber kniet vor dem Tisch und sagt leise, daß es die andern nicht hören können: „Manili, ich habe dich zu meinem Adjutanten ge- macht...” (Aus dem Italienischen von Helma Flessa) CONCHITA HEIRATET! „Hallo, Conchita, kommst du tanzen?” Fernandez spricht die Frage nicht, er singt sie, wie sich’s gehört, und schlägt dazu einen Akkord aus seiner Gitarre, nach spanischer Art mit betontem Holzklang. Jose, der Dritte in unserem Zufalls- bunde, pfeift dazu das andalusische Liebeslied, das anfängt: h „Schönste Du der Schönen, Du mit den Schicksalsaugen, Du Reine wie ein Quell,..,”, und dann im Kehrreim unbedingt aus Liebe ster- ben will. So daß man staunen muß, wieviele andalusische Knaben, Männer und Greise seit zwei Jahrhunderten diesen gesungenen Liebestod fröh- lich überlebt haben. Ich, der Fremdling, habe still zu sein, wenn der einheimische Verehrer spricht und singt, nach altem Brauch zwischen Gartentor und Balkon, aus dem Schatten des Magnolienbaumes und der Ulme, die so alt sein soll wie die, die König Phi- lipp In AranJuez gepflanzt, zum Kletterrosenstrauch hinauf, der sich ans zlerreiche Gitter krallt: „Con- chita, kommst du tanzen?” Aber Conchita kommt nicht. Wo bleibt heute der nickende Gruß der festbereiten Mantilla auf dem turmhohen Kamm? Wo das Lächeln, das die treuen Paladine sonst nicht warten ließ, wo die höllische Himmelsflamme der schwarzen Augen? „Conchital Conchital” Da rasselt eine heisere Stimme aus dem stumm und vornehm zurückhaltenden Haus: „Conchita läßt den Caballeros danken. Sie kann heute nicht mit ihnen tanzen gehen. Aber sie ladet Eure Herr- lichkeiten zum nächsten Sonntag auf ihre Hoch- zeitl” Heiliger Don Quichote, das war dein BlitzI Wir stehen da, dreifach erschlagen in unserer ganzen Männlichkeit. Conchita heiratet? Meine Spießgesellen, zwei flotte Burschen aus dem Pueblo von Santillana del Mar, schauen sich grimmig und gramvoll an. Con- chita heiratet, — und keinen von ihnen beiden! Ohne Auftrag erfasse ich meine Pflicht, als un- beteiligter Fremdling, der nie auf mehr als ein Lä- cheln und einen hätschelnden Fächerschlag An- spruch erheben durfte. Ich trete also ins ver- traute Haus und erbitte Audienz. Sefiora Amella, VON RAINER PREVOT die Duefia, empfängt mich mit dem herablassen- den Herbstgruß einstiger Schönheit und dem koketten Schwung Ihrer üppigen Hüfte, „Oh, Senior, wie wird sich Conchita freuen, wenn Ihr mit den zwei anderen Caballeros ihr die Ehre geben wollt!” „Schon gut, aber wie kam das so plötzlich. Warum und wen heiratet Conchita nun eigentlich?” „Oh, Sie kennen Ihn gut, Sefior. Sie haben ihn ge- sehen, als er zum erstenmal in mein Haus kam. Sie haben ihm auch zehn Pesetas geschenkt.” „Was, den Bettler? Den will Conchita heiraten „Oh, Sefior nicht mehr Bettlerl Don Joselito Ist ‚Pescador‘, Fischerei-Großunternehmer und Besit- zer der Bark ‚Conchita',” Also der! Wie könnte ich den vergessen haben! war das doch eine meiner unwahrscheinlichsten Begegnungen gewesen in diesem Lande der phantastischen Überraschungen, das dies Spa- nien vor dreißig Jahren war. Zu seiner Vielfältig- keit gehörte auch die auf maurisches Erbe zu- rückgehende, verchristlichte „Heiligkeit"” der Bettler, die mit Grandezza und dem lieben Gott als stillen Teilhaber ihr Geschäft führten. ‚Am Castillo der Sefiora Amella, wo ich den außer- ordentlichen Vorzug genoß, gegen rundlichen Penslonspreis dankbar wohnen zu dürfen, wobei der Anblick der schönen Conchita stillschwei- gend Inbegriffen war, klopften sie täglich in Scha- ten an. Die richtigen „Heiligen“ unter ihnen waren viel „ostentativer“ als etwa das armselige Bettler- völkchen ohne Himmelssendung, das In meiner Kindheit durch uhsere Dörfer zog. Sie nahmen Geld, Brot, Wein und den Maiskolben, was ihnen zu verweigern Sünde wäre, mit der Selbstver- ständlichkeit eines Opferstocks entgegen, mit dem Versprechen als Dank, Gott selbst werde dereinst die Kleinigkeit tausendfach vergelten. Dann zogen sie welter auf den staubigen Straßen Castiliens, Andalusiens, Navarras und Aragons. Ihr Weg war immer der gleiche, Sie hatten ihn meist geerbt wie ein Ahnengut oder ein zünftiges Gewerbe, das schließlich auch „Heilige“ zur heim- lichen Wohlhabenheit führen kann. Aber jener Eine, der einmal’ bei Sefiora Amelia angeklopft, war ganz anderer Art. Der war auch äußerlich ein „Grande“. Er kam den schattigen 600 Platanenweg herauf mit dem lässigen Schritt eines Lustwandlers, Aus meinem aussichtsweiten, luf- tigen Balkonwinkel unter dem bunten Sonnen- segel gewährte ich, daß er ein Taschentuch be- saß. Denn er spuckte hinein, um sich vom Straßen- staub sauber zu waschen und diese gründliche Toilette mit ein paar Kammstrichen durch das lackschwarze, lockige Haar wohlgefällig zu voll- enden. Dann trat er selbstbewußt auf das schwere dunkle Eichentor zu, das mit seinen geschmiede- ten Eisenbeschlägen unsere friedliche Burg gegen jede Zudringlichkeit abschließen sollte, hob den schweren Eisenhammer und ließ ihn mit unbe- scheidenem Krach zurückfallen. „Qulen es?” — „Wer da?‘ hörte man Bofia Amelia grunzen. „Un mendigo!l — ein Bettler!” kam es lachend zu- rück. Doch was für ein Bettler war das! Dofa Amelia kam zurück mit-ihrer bescheidenen Kupfermünze und einer Visitenkarte in der Hand, auf der Juan Jos& Plsado von der ehrenwerten Fischerzunft, „gegen Gottes Lohn eine Beteiligung am Bau seiner Barke anbot“. Er selbst kam hinterher die Stiege herauf wie ein geladener Gast — und da trat er mit Conchita zusammen. Zwei dunkle Blicke, und Ich wußte auch schon, daß es einge- schlagen hatte. Es fiel kein überflüssiges Wort. Conchita entdeckte plötzlich, daß sie von alten Seefahrern abstammte und die Seele Christobal Colons und der kühnen Conquistadoren bisher in Ihr geschlummert hatte. Was galt ihr da noch der schöne Schal mit'den roten Feuerrosen auf schwarzer Seide, für den sie schon seit Monaten sparte? Sie wollte das Meer kaufen, das blaue weite Meer! Wieviel er noch brauche für die Barca? wollte sie wissen. Oh, nicht mehr sehr viel. Wenn ihm die Seforita noch hundert Pesetas schenken könne, würde der Schiffbauer, der alte Wucherer Olivero, sicher die Restsumme stunden. Wie heiße denn die schöne Seforita?... Dann würde die funkelnagelneue Barca „Conchita“ schon sehr bald mit dem Segen der himmlischen Madre auf dem blauen Meer schwimmen und täglich einträgliche Fracht ein- bringen. Er sagte nicht: „Der schönsten Sefiorlta Sells# negpanieren_ wir heute soviel wir können. 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Da aber noch zehn Pesetas fehlten und viel- leicht der Himmel, nicht aber der alte Wucherer Olivero mit sich handeln ließ, durfte ich den fehlenden Rest zuschießen und wurde so stiller Teilhaber am Himmel der anderen. Das war vor sechs Wochen gewesen... „Seither“, erzählte mir nun Sefiora Amella, „Ist der verflixte Joselito wiedergekommen. Er brachte seinen Taufpaten mit und einen Milchbruder als Zeugen für seine ehrliche Gesinnung. Und sie haben unterm Balkon das Lied der Werbung ge- sungen. — Ein schönes Lied, Seforl Er hat es selbst gedichtet.” Und da wußte Conchita, daß sie ein Herz ge- wonnen und ein gutes Geschäft gemacht hatte. Auch ich blieb daran beteiligt, mit der Gewißheit, die der Himmel bietet. Und wenn auch meine zwei eingeborenen Kumpane in gekränkter Männ- lichkeit am Sonntag, höflich aber entschieden, lieber zum Stierkampf als zu Conchitas Hochzeit mit anschließender Schiffstaufe fuhren, Ich war mit Freuden dabei und wußte die Ehre dankbar zu schätzen, zuletzt den Pfarrer und die Meßbuben und die Raketen für das abendliche Feuerwerk bezahlen zu dürfen. LIEBER SIMPLICISSIMUS 10. Nückel) Hugo ist schrecklich schüchtern. Drei Jahre schon ging er mit Helene. Nie traute er sich, das erlösende Wort zu sprechen. Eines Tages aber waren sie doch verlobt. rasen! Erst siegen- dam ;e Anstrengung! Diese unsichtbare Wale zur sicheren) 5 baivarleldigung schützt Sie vor Ge-) fahr| Ein richtiger Griff, und dı stärkste Gegner Ist wehrlos! sie itsu zu Hause, der (remssPorflms TE TEE, HLANSON- LANGSDORFF & CO unterrichtet auch Sio briefllch. Für 30) Rpf. in Marken (die Ihnen auf das) Kursgeld aufgerechnet worden) er- halten Sie den Illustr. Prospekt von) IH. Ziekert, München 28, Postt. 128c LESEN Sie auch die Mündner ‚Jllufteierte Dreffe ER das Schude Zeichen für die Original-hrzeugnisse sübeutfhe de HAMMER, BRENNEREL SMpns@& HEILBRONN Set bek. Jiu-Jitsu-Melster Erich Rahn) GUSEaN LO] HISIE 1 TEIRILILN SH fümertens der Welt gegründs in & dos Stummhous der Erven Luens Hals Aut merich 0. Ih. Heute wird eu aus setien der Fall mein, daß eine Flasche Hots Ihres Weges kommt. Wenn aber, dann werden Sie werhättntemi Jestelten, daß die einsigartige Dals-Qun 5 WET VAunmatRäsERKUnGENaBBI saunaEN einmel kommt ja der Freude am ı Haan bei EBENE REES TERN Umfang beliefern können... Tag, on dem wir Se ERVEN LUCAS BOLS wieder in unbeschränktem brauch schaffen und erhalten Sie sich durch, |Hero-Haar- Packung] ale wasser und RM 3.50) er Sr menson Fun |Nährcreme ‚ohne Porte HERO=) Vertrieb A. Ruckdeschel, München 15/3 7, Postscheck 38950 „> erst denken- Bann Spectro@ engen! | Im Frieden wurde häufig nicht überlegt, ob ein Fleck Spectrol auch „wert“ war. Heute ist Spectrol zu kost- bor, um bedenkenlos verschwendet zu werden. Zuckerflecke und einfache Schmutzspritzerkönnen fast immer mit warmem Wasser beseitigt werden. Spectrol soll für schwere Fälle da sein,wo böseVerschmutzun- gen — insbesondere Fett- Nlecke — ohne Schädigung der kostbaren Faser ent- fernt werden müssen. Nur dort nimmt man heute Spectrol. Fi Auch unter der Wasserleitung geht's! Daß Cinzano kühl gereicht am besten schmeckt, weiß jeder Kenner. Wenn Sie aber 'kein Eis im Hause haben, tut es \ auch Die = Hauptsache ist, daß C aschenkino schr stärke B größ., m. 30 Kriegs- 1 u.2.Filmbild.,ferner 1) eineAunw.kipiele | | ı7g\ DZ uScherze. alieszus. | | /(M) 2 zano nicht zimmer« die Wasserleitung. warm gereicht wird, Auch angebrochen unbeschränkt haltbar, reicht die Flasche bei bedächtigem Genuß eine ganze Weile, „CINZANO | In unveränderter Güte nur geg.Eins.v.1,50 NZAN (a.Scheine) ke ine Nachnahmelieferg.Sor- az: timente Herren- und Damerscherze ep. a = Eins, v.30d.5 04.20 RM. Prei waren, Scherz- u. Zauberart, w. nur Aufır beigefüet, sonst kein Versand, A. Maas, Berlin SW 68, Postf. 18, gegr. 1890, Abt. S 602 Die Freundinnen bedrängten Helene: „Wie hast du das angestellt, Liebste?” „Es war nicht leicht.“ „Hat er sich endlich dir doch erklärt?” Helene schüttelte den Kopf: „Nein. Aber mein Vater hat ihm einfach eines Ta- ges bei seinem Kommen gesagt: „Herr Hugo, Ihr Antrag ehrt uns — wir geben Ihnen unsere Toch- ter!“ 3.H.R. * Ich saß in der Eisenbahn und fuhr von Rosenheim nach Kufstein. Plötzlich beugte sich mein Gegen- über zu mir und fragte mit vertraulicher Stimme: „Sagen $’, Herr Nachbar, was haben S’ denn für Ihre Schuhe da bezahlt?" Ich wußte nicht, was ich mit der Frage anfangen sollte. Verwirrt antwortete ich: „Ungefähr fünfundzwanzig Mark — —" Mein Gegenüber blickte noch einmal auf die Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe 1842 Die unseren Kunden aus diesem Anlaß zugedachte Veranstaltung wird statt finden, sobald es die Ver+ hältnisse erlauben. —, Loden-Frey \gr3 München m & des Deutschen Kaufmanns von Dr. Jul. Greifzu unter Mitwirkung von über 70 führenden Persönlichkeiten aus Staat u. Wirtschaft. 1250 Selten, 450 Abbild., Tabellen u. Statiiliken. Eine Bücherei In ‚einem Band, RM. 25. 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Ich blieb daher stehen und fragte: „Was hast du denn auf dem Herzen, mein Junge?” Der Kleine sagte strahlend: „Dort drüben in der Villa wohnt Emil Jannings! Wenn Sie mir zehn Pfennige schenken, werfe ich einen kleinen Stein an das Fenster — dann schaut er herunter und Sie können ihn sehen!” ).H.R. * Frau Müller möchte gem ihre Tochter an den Mann bringen. Aber so bald einer ihre Emma näher kennen lernt, schlägt er sich wieder in die Büsche. Eines Tages kommt Herr Müller wütend nach Hause. „Weißt du”, sagt er zu seiner Frau, „was der Dok- Für. Jhre Gesundheit ist das Beste gerade gut genug. Die Vorzüge des Materials (Zeil- stof-Floum) und peinlichste Sorg- folt bei der Herstellung erwarben und erhalten der neuzeitlichen Comelio-Hygiene dos Vertrauen von Millionen Frowen im In- und ‚Ausland, vor kleineren u. größeren Kreisen 15 Lehrbriofe (Kurzform) „Proie Rede und V' it“ RM 5.80 (Nachn. ++ 0.50) Leiß, Düsseldorf 4, Lichtstraße 56 Postscheckkonto Köln 48431. 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Sie sel eine dumme, eingebildete Gans, das habe er nach den ersten zehn Minuten schon bemerkt. — Tja, sie ist eben ganz deine Tochter!" „Huch“, meint Frau Müller darauf nur, „wenn sie deine wäre, hätte er keine zehn Minuten dazu gebraucht.” H. Sch. * Ich kam zu Nützelts. Als ich eintrat, fand ich ein buntes Treiben vor. Der Vater Nützelt ging als Großmogul, die Mutter als Rautendeleln, die alte Großmutter als Bajadere angezogen — die Töch- ter trugen Elfenschleier und Wassernixengewän- der — die zehn Buben waren als Schornstein- feger, Brezeljunge, Bajazzo, Negerfürst und Schu- sterbub verkleidet. Erstaunt rief ich: „Nanu? Feiert Ihr Fasching?” Der Vater Nützelt brummte: „Quatsch, Johannes! Wir tragen nur dahelm un- sere Kostüme auf, um die Kleider zu schonen!” J.H.R heilt Alles-Kitt DüiletUünıhener.alsgelnink . Kräftige: nährk beidehrachenu tanken sehr bewährt Bezugsauellen-Nachweis durch NAERA-GESELLSCHAFT für diötet betränke mbH AlER 2BS Sn SINE euarertengn m dem Ich I Wir werden gewih heine Zei nach dem MEDOPHARM Arzneimittel KIENZLE-UMREN biciben wie m | sind treue Helfer Ihrer Gesundheitl Von orsen Fahr gehe veerinnige und ge. Ahmechrnile Zeiten, Medopharm-Arznelmittel sind nur in Apotheken erhältlich. MEDOPHARM Pharmazeutische Präparate Gesellschofl m.b.H. München N Miehtig für Verbraucher von Tarr! dann das Gesicht FON UND KOSMETEM 8.1. MN Die Mayflower von heute - Mayflower/d’oggi (A. Paul Weber Das eiserne Mädchen Vor vielen Jahren las ich einmal eine groteske Geschichte: Ein junger Mann hatte sich — voreilig — verlobt und wollte seine Braut loswerden. Na- türlich auf eine anständige Weise. So überredete er sie denn, mit ihm auf Wohnungssuche zu gehen. Zehn Tage suchte er mit ihr Wohnung, täglich zehn Stunden, keine war ihm recht, keine gefiel ihm... bis ihn seine Braut stehen ließ, und dem Herrgott dankte, daß er Ihr rechtzeitig die Augen geöffnet hatte. Diese Geschichte fiel mir ein, als mich eines Tages — es sind schon zehn Jahre her — mein Freund Gaßner besuchte, Ein starker, gesunder, hübscher Mann, der seit einem Jahr mit einer zar- ten, kleinen Blondine — einem „Frühlingshauch” — verlobt war. Ich weiß nicht genau, wie die Sache war, fest stand nur, daß Gaßner sich von Lene — so hieß die junge Dame — für sein Leben gern getrennt hätte, daß sie aber davon nichts wissen wollte. Nun kam er zu mir mit der Frage: „Was soll Ich tun? Wie komme ich von Lene los, ohne daß sie unglücklich Ist?" „Mit einem Wort“, entgegnete Ich, „du möchtest, daß sie dir den Laufpaß gibt. Schön.” Nach eini- gem Nachdenken setzte ich"hinzu: „Lene ist klein und zart und dürfte, meiner Ansicht nach, weder für Fußausflüge bei vierzig Grad Hitze, noch für Bäder in übelriechenden, heißen Tümpeln schwär- men. Ich glaube nicht, daß sie über ein einfaches, hartes Deckenlager im Wald Freudentränen ver- gießen wird und so fort. Versuche es mit einem ‚Ausflug, einem harten Ausflug — und wenn du selbst dabei einiges an Gewicht verlierst. Spare weder Mühe noch Schweiß, sei ununterbrochen entzückt, und ich glaube, du wirst zufrieden sein.” Gaßner dankte mir Überschwänglich und entfernte Von Alexander Keller sich, Einen Monat hörte ich nichts von ihm. Dann erfuhr Ich, daß er — Lene geheiratet hätte. Als er von der Hochzeitsreise zurückkam, traf ich ihn wieder. Er war sehr verlegen, aber augenschein- lich zufrieden. „Das hättest du einfacher haben können“, meinte ich ironisch. „Laß mich zuerst erzählen“, bat er, „Ich tat alles, Flöte in der Frühe Hellen Mondes Licht verzagt vor der Morgenröte, Durch die Gartenkühle klagt eine dunkle Flöte. Die umflorte Melodie macht die Wipfel fchauern, rings im Raume zeitigt fie grenzenlofes Trauern. Der die Geifterflöte blies, kam aus Nacht und Ferne, der fie fanft verhallen ließ, ftammt von Iremdem Sterne... ‚Ob du lächelt oder weinft deine kurze Spanne: folgen rirft du, Seele, einft ‘jenem Flötenmanne. Harry Frommelt 604 was du mir geraten häst: Zuerst marschierten wir neun Stunden bei vierzig Grad Hitze auf der stau- bigen Landstraße, dann badeten wir in einem Tüm- pel, vor dem es sogar den Fröschen grauste, über- nachteten in’einem Walde, in dem sich die Schna- ken des Landes gerade ein Stelldichein gegeben hatten, und erstiegen eine senkrechte Wand — neunhundert Meter hoch. Am vierten Abend war Ich fertig. Lene kauerte beim stinkenden Lager- feuer, sah verträumt in die lichte Nacht und flü- sterte; „Es Ist herrlich... so möchte ich mein gan- zes Leben lang mit dir umherwandern.” Es riß an meinen Nerven und ich empfand eine ungeheure Hochachtung vor Lene, aber Ich wollte nicht kapitulieren. So ließ Ich meinen Rennwagen kommen, und fuhr los, Zuerst einmal sechshundert Kilometer in rasendstem Tempo, daß mir Sehen und Hören verging, dann Über Stock und Stein fünfzig Kilometer, und endlich, als Lene Immer noch ruhig und stillvergnügt neben mir kauerte, Jagte ich den Wagen über einen Bahnübergang... Gerade kam der Schnellzug vorbei, und ich ent- kam seinem Kuhfänger um Haaresbreite — mir selbst stand das Herz still, denn es war ein Spiel mit dem Tod gewesen. Ich war ernüchtert und reuevoll ergriff Ich Lenens Hand und flüsterte: „Bitte, verzelh... ich weiß nicht, was mit einge- fallen Ist." Lene sah mich groß an, dann lächelte sie süß und entgegni „Sag nichts — es war herrlich. Und beim nächsten Bahnübergang machen wir das- selbe nochmals...” Ich war erschüttert, niedergedrückt und — ver- liebt. Und dann — heirateten wir. Konnte ich etwas anderes tun?” Nein — er konnte wirklich nichts anderes tun. Die Probe (K. Helligenstaodt) „Wenn's nochmal klopft, sage ich ‚Herein!‘. Dann wird sichs gleich zeigen, ob dieser Herr Schlüter seine Frechheit so weit treibt oder ob’s nur die Wirtin mit der Jause ist!“ La prova: ‘Se si picchia un'altra volta, dico *Avanti!,. Allora si vedrä tosto se questo signor Schlüter & lui che spinge tanto avanti la sua sfacciataggine ...o se non sia la padrona di casa colla merendal,, 605 DAS PORTRÄ „Eines Tages habe ich dann nachgegeben”, be- gann Thomas seine Erzählung, in der er mir sein Leid anvertraute, „Ich willigte also In den Wunsch dos jungen Malers ein, meine Frau porträtieren zu dürfen. Ich sah zwar nichts Besonderes in Antonias Gesicht, was unbedingt der Nachwelt erhalten werden müßte, aber man will unter seinen Freun- den auch nicht als altmodisch oder gar eifersüch- tig verschrien werden und gibt sich, wenn es auch oft unangenehm auf den Magen drückt, gern die Gesto eines großzügigen Ehemannes, Außerdem kannte ich den jungen Maler, er war ein ehrlicher Künstler, der mit seiner Arbeit rang, nicht leicht- fertig den Pinsel in die Ecke warf, wenn ihm ein flüchtiges Vergnügen zum Fenster hereinsah. Und ‚Antonia? Nun, Sie kennen jJameine Frau, sle Ist nicht mehr die Jüngste, ich glaube, zweiunddreißig Jahre wird sie im nächsten Monat alt, also war das Risiko nicht allzu groß, das ich einging, als Ich sio jeden Tag. für ein paar Stunden dem Maler anvertraute. Gewiß, ich vermißte Antonla sehr bei den kleinen Dingen des Tages, sie hat mich vom ersten Tag unserer Ehe an-verwöhnt, ich habe mir wohl noch nie, seitdem ich verheiratet bin, eine Kelle‘ Suppe selbst in den Teller geschüttet, und die Brote sind zu zählen, die Ich mir selber belegt habe. Da Ist kein Schuh im Haus, den An- tonia nicht aufgeschnürt, bevor sie ihn mir ans Bott stellt, kein Hamd im Schrank, das Antonia mir nicht so bereit legt, daß ich nur am Morgen hineinzuschlüpfen brauche, Ich sagte manchmal lachend, sie würde mir den Kragenknopf im Win- ter anwärmen, vor meinen Freunden Ist es mir oft peinlich, wie sohr mich Antonia betreut und ver- wöhnt, Dabel macht es Ihr eine wirk- liche Freude, denn wir lieben uns und führen eine gute Ehe. Und ich habe mich mit der Zeit auch an diese Dinge gewöhnt, nahm sie 'als Ge- schenk des Himmels, und wie das schon so geht im Zusammenleben zweier Monschen, es kann immer nur einer verwöhnt werden, denn der, der mir den Stuhl bringt, hat den seinen schon längst an den Tisch gestellt, damit ich gar nicht erst in die Versuchung komme, Glei- ches mit Gleichem zu vergelten. Ich erwähne diese Dinge, die Sie ja aut Ihren Besuchen bei uns kennen, lio- ber Freund, weil ich seit gestern dar- über nachdenke und fand, daß ich vieles falsch gemacht habe.” „Hat Sie Antonia betrogen?‘ Ich. Er sah mich überrascht und unwillig an, „Schon diese Vermutung allein be- weist, wie wenig Sie Antonia ken- nen“, fuhr er fort, „auch mich kennen Sie weniger, als ich gleubte. Denn ich säße, wenn Ihre Vermutung be- techtigt wäre, kaum hier und po- saunte mein Unglück in die Welt hin- aus, Nein, aber eine ganz andere, vielleicht genau so bittere Erkennt- nis Ist mir gekommen, Ich sagte Ihnen schon, nichts fand ich an Antonias Gesicht, das bemerkenswert war. Sie war für mich eine liebe, stille, bescheidene Frau, die an meiner Seite langsam gealtert war. Manch- mal hätte ich mir wohl gewünscht, eine lebendigere, temperamentvol- lere Frau an meiner Seite zu haben, Ich vermißte die Versuchung, die mich hätte bei Ihrem Anblick über- fallen sollen, wenn ich mich so recht fragte v Vorantwortl. Schri alle Buchhandlung, gültIg ab 15. Okt. 19 Tag und Druck: Walter Foltzick, Itungsgeschäfte und Post Unverlangte Einsendungen wert VON JO HANNS ROSLER ausdrücke. Nun, gestern war das Porträt fertig. Ich ging ohne Antonia hin, ein wenig zeitiger, als ich mit meiner Frau verabredet hatte, denn wir wollten uns In dem Atelier treffen. Als ich das Bild Antonias erblickte, war mein erstes Gefühl das einer tiefen Enttäuschung. Dies sollte Antonia sein? Ein völlig fremdes Gesicht sah mir aus dem Rahmen entgegen, wohl erkannte ich ihre Stim, Ihre Nase, Ihr Kinn In allen Einzelheiten wieder, aber es war ein so fremder Zug in dem mir sonst so vertrauten Gesicht, daß ich nichts zu sagen wußte, als ein banales ‚Sehr nett! Wirklich sehr nett, Junger Freundl’ Der Maler spürte meinen inneren Widerstand, ‚Noch nie hat mir ein Porträt so viel Freude ge- macht‘, sagte er, ‚ich darf wohl trotz aller Be- scheidenheit, die einem Künstler ziemt, behaup- ten, daß die Ähnlichkeit zwischen Bild und Modell geradezu erschreckend ist.’ ‚Es mag möglich sein‘, sagte ich bedrückt. ‚Finden Sie nicht?‘ ‚Doch‘, antwortete Ich, ‚es mag wohl an den Augen des Beschauenden liegen, wie er ein Gesicht sieht. Ich sehe meine Frau anders, Verzeihen Siel‘ ‚Es tut mir leid, daß ich Ihre Erwartungen in die- sem Porträt nicht voll’erfüllt habe.’ ‚Verstehen Sie mich nicht falsch‘, sagte ich so- gleich, ‚ich könnte mir kein schöneres und voll- endeteres Porträt melner Frau vorstellen. Nur Ist auf dem Bild ein Zug ihres Gesichtes, der mir völlig fremd ist. Meine Frau ist — wenn ich mich so ausdrücken darf — stiller, älter, zurückhaltender als auf dem Bild — ihre Linien sind gütiger, ver- stehender, weicher, auch zärtlicher vielleicht, wäh- Umarmung - Abbraccio {A. Kubin) T rend sie mir auf Ihrem Bild jünger erscheint, strah- lender, voller Lebensfreude und Erwartung. Sie Ist viel schöner auf dem Bild als in Wirklichkeit, be- gehrenswerter möchte Ich sagen, Dabei kenne ich meine Frau doch gute zehn Jahre, ich weiß, daß ihr alle diese Empfindungen fern liegen und ich habe Ihr Gesicht auch nie so gesehen. Doch, vor zehn Jahren, als wir heirate- ten, Aber seitdem ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen, zehn Jahre Ehe sind ein weiter Weg, und ich erwartete eigentlich das Bild mei- ner Frau, wie sie heute aussieht, Ich will es Ihnen gestehen, vielleicht bedrückt es mich, daß Antonia nicht mehr so ist wie auf Ihrem Bild, Die zehn Jahre unseres Zusammenlebens haben sie reifer und stiller gemacht. Und wenn Ich Ihnen ein Kompliment über das Porträt sagen darf, so Ist es dies, daß Sie mit Ihrem Auge die frühere Antonia erfaßt haben, die es heute leider nicht mehr gibt! Ehe noch der junge Maler etwas erwidern konnte — er hätte vielleicht auch nicht so schnell die Worte als Antwort auf mein unverhülltes Bekennt- nis gefunden — hatte sich die Tür geöffnet und meine Frau war eingetreten. Sie hatte mein Dasein nicht bemerkt, sondern lief strahlend und be- schwingt und Jung auf den Maler zu, reichte Ihm die Hand und sagte: ‚Guten Morgen, Pieter! Gut geschlafen? Wie geht es Ihnen? War es gestern abend nett mit Ihren Freunden?’ Ich sah eine völlig andere Frau. Es war Antonia, kein Zweifel, Aber sie glich so verblüffend dem Bild, daß Ich erschrak. Eine Lebenslust ging von ihr aus, eine Lebensfreude, eine Daselnsbejahung, der sich keiner entziehen konnte, der sie sah, daß er nach Ihr verlangen mußte, zutiefst. Man hätte sie für ein Junges Mädchen halten können, eine Gefährtin des Jungen, Auch Ihre Stimme schwang heller, als ich ihren Klang im Ohr hatte, als sie fragte: ‚Hat mein Mann schon angerufen?‘ Der junge Maler deutete auf mich, da entdeckte sie mich. ‚Oh, gut, daß du schon da bist, Tho- mas!’ sagte sle erfreut, Und da er- lebte Ich In diesen wehıgen Worten, wie ihr Gesicht sich wieder wan- delte, alle strahlende Jugend von Ihr abfiel wie ein glitzernder Mantel, und der mir so vertraute, zärtliche, sorgende, gütige Zug wieder um ihren Mund spielte. Sie war wieder meine stille Antonia geworden, die Frau von zehn Ehejahren, die im Al- ter zu mir paßte und nichts mehr go- mein hatte mit dem Bild im Rahmen, das mein Blut in Unruhe gebracht hatte. Sohen Sie, llober Freund“, be- endete Thomas sein Geständnis, „so geht es uns Ehemännern allen, die in der Ehefrau eine Lebensgefährtin sehen und die Geliebte In ihr völlig vergessen haben, die sie doch ge- heiratet haben und der sie so viel Zärtlichkeiten einst versprachen, Wir betrügen uns selbst um ein großes Glück unseres Lebens, denn jede Frau wird so, wie sie der eigene Mann sieht. Denn nirgends paßt das Sprichwort besser als hier: wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus.” „Das sind nur Sprichwörter”, warf ich ein, Er schüttelte den Kopf. „Nein”, sagte er, „goldene Wahr- heiten.“ Dicke Luft (0. Gulbransson) \ j V Nr ZI SS NN ‘ “ „Ich wollte ja gar nicht drüben bleiben, das Klima dort behagt mir nicht!“ Aria pesante: ‘lo non volevo per nulla restare di lä; quel clima non mi garba!,, 607 (Erich Schilling) „Mein lieber Winston, du.wirst das britische Reich mit deinem Schirm ebenso gut beschirmen wie ich mit meinem Schirm!“ Gli ombrellieri dell’Impero: Mio caro Winston, anche tu col tuo ombrello non ripareral, n& piü n& meno, |'Impero Britannico di quel che feci io col mio!,, 608 München, 23. Sept. 1942 = 47, Jahrgang / Nummer 39 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN USA.-Jugend (Erich Schilling) „Hast du gehört, Jimmy, Roosevelt hat uns eine glänzende Zukunft versprochen?“ „Wundervoll, dann wird er vielleicht uns mit seinem vielen Gold die Kehrichttonnen vergolden!“ Gioventd degli USA.: "Hai sentito, Jimmy, che Rooseyelt ci promise un brillante avvenire2,, "A meraviglia! Allora forse col suo molto oro egli ci indorera i barili delle spazzature!!,, Der Neugierige - II curioso „Darf ich mal rüberkommen, Fräulein?“ Der Schrei nach dem Safe Von Walter Foitzick „Was, Sie haben kein Safe?!” hatte man mich immer wieder mit Erstaunen gefragt, Sowas läßt man nicht lange auf sich sitzen. Nicht, daß Sie glauben, Safes sind heute feil wie reife Brom- beeren, von denen das auch keineswegs feststeht. Safes liegen nicht umher wie die warmen Sem- meln! (Zum Donnerwetter, finde ich nun endlich einen passenden und zeitgemäßen Vergleich!) Safes sind zwar markenfrei, aber man muß doch gewisse Beziehungen haben, sagen wir mal, Beziehungen zur Hochfinanz. Also den Safe hät- ten wir, z Wo Safe Ist, da ist Keller. Unten ist es kühl, aber nicht kalt, es herrscht die richtige Safetemperatur, für Mosel- und Saarwein wie geschaffen, däucht mich. Ein diskreter, älterer Herr paßt da unten auf mein Safe auf. Er hat mir den Schlüssel Übergeben und-gesagt, ich soll Ihn belleibe nicht verlieren, denn sonst müsse mein Safe aufgeschweißt wer- den. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und mir war wie mitten in einem Kriminalroman oder wie bel der Reparatur von Straßenbahnschienen; Ich hörte schon das Sauerstoffgebläse zischen, und zwar auf meine Kosten wegen des in Verlust ge- ratenen Schlüssels, Ich gestehe, ich hatte mir ein Safe eigentlich größer vorgestellt, so eine Art Bunker, in dem man verhungert, wenn die Tür zufällt. In meinem Safe kann man nicht verhungern, er hat die Größe meiner Nachtkastischublade, Jetzt bin ich vollauf mit der Frage beschäftigt: Was hineintun In den Safe? Das Passendste wäre natürlich Gold In Barren, von dem ich mir immer was runterschneide, wenn ich es für den Zahnarzt ‚oder sonstwie brauche. In die Nachtkastlschublade ginge allerlei hinein, aber wie ich höre, ist das ganze Gold jetzt in Amerika. Auch Edelsteine wären geeignet, Pretlosen. Hab ich momentan nicht. Man rät mir zu Papieren, wichtigen Doku- menten, darüber ließe sich reden, aber wenn Ich so der Papiere und Dokumente gedenke, die ich In letzter Zeit mit markigem Namenszug unterzeich- net habe, so waren es Immer mehrere von der gleichen Sorte, und da meine Ich, der Andere, der das Duplikat besitzt, wird es sicher besser auf- heben als Ich. Ich sage Ihnen, es Ist helllos schwer, das Richtige für den Safe herauszufinden, denn von der Lebensmittelkarte und der Raucherkarte will man sich doch auch ohne Not nicht trennen. Die Loute sind schon ungeduldig geworden und haben gesagt: „Na, irgend etwas müssen Sie doch haben, was Ihnen lieb und wert Ist!" Hätt ich schon, aber es geht nicht in eine Nachtkastischublade, zum Septemberbatallje Es begibt fich je und je, daß ich mich begnade fchlemmerhaft mit Quafi«Tee, Brot und Marmelade. ‚Aber gleich bringt mich ein Bund Welpen in die Klemme, dringt durchs offne Fenfter und okkupiert die Bemme. Int'reffenten diefer Art find mir höchft zumider. Wagemut mit Lift gepaart lenkt das Spiel der Glieder. Uff - die Schlacht wogt hin und her. Schweiß bricht aus... ich triefe und gerate mehr und mehr In die Defenfive ... * Menfch, mwillt du in Seelenruh wie Lukullus fchmaufen, mach’ zuerft dein Fenfter zu ‚gegen die von draußen! Ratatöshr 610 (Magon) “Posso venire di lä, signorina?,, Beispiel meine alten Hüte. Und was würde der diskrete Herr im Vorzimmer meiner Schublade dazu sagen? Es Ist zum Verzweifeln, mir fällt nichts Wertvolles ein. Das Kostbarste Ist der Schlüssel zu meinem Safe, der wäre die richtige Füllung. Mir graust nämlich so vor den Scherereien bei der Aufschweißung. . Das Gewitter In Lokstedt, nahe der Hansestadt Hamburg, starb um die Jahrhundertwende der alte Zimmermann und Veteran Franz Schaaf, dessen Nachkommen noch heute leben. Der „alte Schoop”, wie er im Volksmunde genannt wurde, hatte die Kriege der Jahre 1864, 1866 und 1870/71 mitgemacht und war mehrfach ausgezeichnet worden. Während der letzten Jahrzehnte seines Lebens trug er einen langen, breiten Vollbart, den er als „Unterhemd- ersatz benutzte, Er legte nämlich vier Fünftel des langen „Sauerkrauts“ auf die bloße Brust, was an kalten Wintertagen wohlig wärmte, Als alter Soldat genehmigte „Schoop“ sich gern einen. Einst hatte nun der alte Krieger dem Poppenbült- ler Schweinemarkt, wo es stets hoch herging, inen Besuch abgestattet und sich dort mächtig „einen angesäuselt”, Auf dem Nachhausewege überraschte den alten Schoop ein Gewitter mit großem Sturm, wobei dem Beschwipsten der Hut vom Kopfe flog. In der Dunkelheit sah der Alte keine Hand vor Augen; er wanderte umher, schwankte von Knick zu Knick und versuchte ein Schwefelholz nach dem anderen an seinen Stiefelsohlem anzureiben; aber der Wind pustete die Hölzchen sofort wie- der aus. Und der Hut — auf hamburgisch Bibi ge- nannt — fand sich nirgends wieder. Das Gewitter verzog sich schnell, und die Blitze hörten auf zu zucken; nur noch selten leuchteten fahle Flöchenblitze am Horizont auf. Da flehte der alte Krieger ganz Inbrünstig: „O Herr, lot dat noch eenmol blitzen, dormit ick mienen Bibi wedder finden kann, mienen scheu- nen (schönen) nee’n Bibil... Sünst... hup, hup... giwt to Huys noch eenmol een Dunnerwetterl” H.R. Am Strand von Long Island (Wilhelm Schulz) „Was fischen Sie hier?‘ — „Zur Zeit Sardinen in Tankeröl!* Alla spiaggia di Long Island: “Cosa pescate qul?,, — “Al presente sardine all'olio di tankerl,, 611 Onkel Maiski (€. Thöny) „Und nun, meine lieben boys, habe ich euch das lustige Genickschuß- Spiel ‚Piff-Paff-Puff‘ mitgebracht. Ihr.werdet viel Spaß daran haben!“ Lo zio Maiski: “Ed ora, miel cari boys, Vi ho portato il divertente gioco.del *Colpo alla nuca .... Piff-Paff-Puff,. Voi ci avrete un gran passatempo!,, 612 (0. Gulbransson) ucrr Autanayseon yo Emil Jannings als Dorfrichter Adam in dem Film „Der zerbrochene Krug“ Emilio Jannings nella parte di Adam, giudice di villaggio, nel film: “Brocca Infranta,, DIE TASCHENLAMPE VON SCHLEHDORN — und als Regierungsrat Julius die Lampe aus der Manteltasche nahm, flimmerte sie so 'n biB- chen wie beim Einschlafen. „Dabei war die Batterle heute früh noch frisch”, ärgerte er sich, „zeihung, Herr Regierungsrat”, sagte sie In der leise beleidigten Manier des subalternen guten Gewissens, „Ich habe den ganzen Tag gebrannt, treulich und nach Kräften.” „Oh, dann habe ich nicht abgestellt”, beschuldigte er sich, „Hätten Sie mich nicht angestellt”, fuhr die Lampe fort, „so hätte ich nicht gebrannt. So tat ich meine Pflicht an der Stelle, auf die ich gestellt, Alles übrige ist Sache der vorgesetzten Verwaltungs- stelle.” Wenn es bei Taschenlampen ein Achsel- zucken gäbe, hätte sie es Jetzt getan. „Und den ganzen Tag in die Manteltasche”, be- dauerte Julius die Fehlverwendung. „Nun ja, ich habe die dunkle Tasche hell gemacht. Taghell. Ich habe allen Inhalt festgestellt: eln ab- gefahrenes Straßenbahnbillett, eine nicht abge- gebene Garderobenmarke und eine schnell auf- geschriebene Telefonnummer (Sie müssen be- stimmt einmal anrufen! — Julius wußte nur nicht mehr, wen —). Ferner habe ich den ‚Taschen- dreck‘ beleuchtet: Spinnstoffteile, Tabakwaren, Nahrungsmittelreste, alles in bescheidenstem Um- fang. Und womit haben Sie sich indessen befaßt, Herr Regierungsrat?” „Ich hatte Berätungen”, sagte Julius ärgerlich, „über Spinnstoffe, Tabakwaren, Nahrungsmittel, alles in nicht erheblichem Umfang.” „Ich wäre auch lieber”, fuhr die Taschenlampe fort, „eine große Bogenlampe, über die ganze Straße weg, oder wenigstens ein alter Armleuch- ter, der bewundert wird. So tat ich, was ich konnte, bitte, schlicht und redlich und mit geringem Radius.” „Aber so überflüssig”, — Regierungsrat Julius glaubte, objektiv zu sein. „Was ist überflüssig? Alles? Nichts? Was nicht praktisch ist? Also der Luxus und die Rücksicht? Oder was nicht nötig ist? Also die Höf: lichkeit und die Kultur? Jugend, Julius, ist vielleicht vergeudete Kraft und Liebe verlorene Zeit? Und der Esprit, den Sie gestern auf der Herrengesellschaft verpufften wie 613 ein Feuerwerk, und ausgerechnet im Gespräch mit Regierungsrat Krause II? Ich habe wenigstens eine Manteltasche erleuchtet. Außerdem” — sie wurde ganz klein und weise — „sagt Kant: ‚Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außerhalb derselben, zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.‘ — Ich hatte Anerkennung erwartet. Ich gehe Jetzt in den Ruhestand.” Damit erlosch sie. ... Eine kleine Biographie, dachte Julius, und nahm den Hut ab. Abfchied vom Alpkamm Den fchwarzen Alpkamm hat zum letten Mal - o kalte Einfamkeit! - der bleiche Raum - gleich lifcht er aus - als feingezachten Saum, mir till gezeigt, ch er fich hüllt in Traum, tie tief in Finfternis fich birgt mein Tal, Und morgen, wenn wir fcheiden, wird dle Welt, ganz grüne Fülle noch, durchwirkt von Braun, fich fonnentelig fpiegeln in den blaun betauten Augen, die mit Bangen fchaun, teil auf das alte Herz fchon Schatten fällt. R. dv. Schaukal Die andere Seite (R. Kılasch) E } EEE u) Te nu „Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung: die Männer haben hübschen Mädchen gegenüber nur Schlechtes im Sinn!“ — „Ach, Tante Emma, du mußt eine wundervolle Jugend gehabt haben!“ L’altra parte: ‘“Credimi, io parlo per esperienza, Gli vomini di fronte a belle ragazze non hanno che cattive Intenzloni!,, — “Ah, zla Emma; tu devi avere avuto una splendida glovinezzal, 614 PINGUIN-EIER Die Pinguine halten Sie für ulkige Figuren, lieber Herr, Sie lächeln, wenn Sie die Tiere davonwat- scheln sehen. Sie haben Ihren Spaß an ihnen. Viel- leicht muß das so sein, ich weiß es nicht genau. Aber ich weiß, daß Pinguine eine Eigenschaft be- sitzen, die nicht angenehm ist, und über die man kaum lächeln kann: sıe legen Eier, die nach Tran schmecken, nach Fischtran. Und wenn ein Mensch gezwungen ist, sich eine Zeitlang von Pinguin- Eiern, nur von Pinguin-Eiern zu ernähren, dann ist das eine recht Üble Sache, Sie können es glauben! Es soll, so wurde mir versichert, auch Pinguin-Eier geben, deren Fischtrangeschmack erträglich ist, die nur einen Hauch dieses Geschmacks auf- weisen, Ich habe diese Sorte nicht kennengelernt. Die Pinguin-Eier, die ich essen mußte, schmeckten ganz abscheulich nach Fischtran. Und von denen will Ich Ihnen etwas erzählen. Ramon und ich, wir befanden uns an der Küste, in Santa Barbara, Es waren da eine Fleischkonserven» fabrik, einige Fischereibetriebe und ein sogenann- tes Hotel, das dem Otto Pigalke aus Neukölln bei Berlin gehörte, Bei Otto wohnten wir. In der Kon- servenfabrik arbeiteten wir. Dort brachten wir Kühe und Ochsen in Blechdosen unter, stückweis, versteht sich, Außer Ramon und mir arbeiteten noch mehr Män- ner in diesem Betriebe. Das war nicht schlimm. Aber es befanden sich auch Mädchen dort, So etwas Ist oft ganz nett, zuweilen aber auch stö- rend, gefährlich, es führt zu Verwicklungen, Sie wissen das vielleicht auch, lieber Herr. Unter den Männern befand sich Gregorio Tacurnal, Er war ein Mensch ohne besondere Kennzeichen, nein, es war nichts Erwähnenswertes an ihm, Von den Mädchen hieß das eine Candida, ein hübscher’ Name, wie Sie zugeben müssen. Diese Candida war recht nett. Sie hatte große, dunkle ‚Augen und eine sammetartige Haut. Sie bemalte sich die Lippen sehr kühn und zog sich die Augen- brauen als dünne Striche steil in die Stirn. Jawohl, auch an der Küste, in Santa Barbara, tun die Mäd- chen solche Sachen. Es soll wohl schön aussehen, Ich weiß es nicht genau. Gregorio und Candida vertrugen sich gut. Bis dann der Ramon und ich in Santa Barbara auf- tauchten und in der Konservenfabrik heimisch wurden, Dem Ramon gefiel Candida. Er muß ihr wohl auch gefallen haben. Und ich sagte zu Ramon: „Lass’ das! Du weißt, daß der Gregorio Tacurnal und die Candida — —” ‚Aber Ramon lachte: „Ja, ich weißl Aber dein Gregorio ist mir herzlich gleichgültig!” Ich behauptete, gie Sache werde schief gehen, der Gregorio werde sich das nicht gefallen las- sen, es werde zu einem Zusammenstoß kommen, und alle Männer würden auf Gregorios Seite stehen. Denn wir waren ja die Neuen. Es ist auch Ihnen bekannt, lieber Herr, daß immer und überall gegen die Neuen zusammengehalten wird. Nur Frauen denken da wohl mitunter ein wenig anders. Candida dachte anders. Ihr war der neue Ramon lieber, als ihr bisheriger Freund Gregorio. Sie zeigte das dem Ramon, Sie zeigte es auch dem Gregorio. Und das war unser Pech. An einem Sonntagmorgen halten wir uns von Otto Pigalke dessen Motorboot geliehen. Das war ein mächtiger Kasten, ganz schwarz gestrichen, mit überhohen Bordwänden und mit einem Motor, der seine Mucken hatte. Mit diesem Boot fuhren wir auf eine der Inseln hinaus, die vor Santa Barbara im Meer lagen. Diese Inseln waren dicht bevölkert von Pinguinen. Wir wollten ein paar der Vögel fangen und sie dressieren. Ja, das kann man, es Ist gar nicht schwer. Und dann wollten wir auch Eier mit- bringen, die es dort auf den Inseln zu Zehn- tausenden gab. _ Die Insel, die wir ansteuerten, war ein kahler Fel- sen, Es wuchs da kein Strauch und kein Grashalm. Ihr Strand waren Steine, Steine in allen Größen und Formen. Das sahen wir, als wir mit unserm Boot gelandet waren, Die Pinguine standen InReihen, Scharen, Gruppen, Haufen beisammen, als wir anlegten. Sie waren neugierig und, wie es uns schien, bereits von an- dern Besuchern vor uns gezähmt und dressiert. VON KONRAD SEIFFERT Sie beäugten uns, liefen hin und her, kamen und gingen, watschelten dicht an uns vorbei und wun- derten sich, Wir lachten. Und Sie hätten auch ger lacht, lieber Herr! Dann stiegen wir In die Felsen, kamen uns wie Entdecker und Robinsone vor, pfiffen und sangen. Es war schön auf dieser Insel, wahrhaftig, Es ist immer schön, wenn man mal für einige Zeit seine Konservenfabrik ganz links liegen läßt, meinen Sie nicht auch? Nach einer Weile stiegen wir wieder zum Strand hinunter. Wir lasen dabei Pinguin-Eier auf, die wir in einen mitgebrachten Sack taten. Nein, sie zer- brachen nicht so leicht, sie hatten verhältnismäßig harte Schalen. Als wir in die Nähe unseres An- legeplatzes kamen, stellten wir fest, daß unser Boot, das Boot Otto Pigalkes, verschwunden war. Wir entdeckten es nirgends. Es schwamm auch nicht draußen auf dem Meere. Sie können sich denken, daß wir reichlich überrascht waren, Wir stellten Betrachtungen darüber an, wie das Boot hatte verschwinden können. Die glaubwürdigste Erklärung blieb, daß es sich losgerissen hatte von ‚dem Felsblock, an den wir es gebunden hatten. Und dann begannen wir die Entfernung zu mes- sen zwischen unserer Insel und dem Festland. Aber es war nicht daran zu denken, daß wir hin- „Üüberschwimmen konnten. Denn es gab da eine starke Strömung, die uns weit in den Ozean ge- worfen hätte. Uns war von dieser Strömung oft erzählt worden. Und wir hatten sie auch bemerkt während der Fahrt zur Insel, Es half nichts: wir mußten auf dieser Insel bleiben und abwarten. Angst? Nein, Angst hatten wir nicht. Vor wem hätten wir denn Angst haben sollen? Aber schön ist ein erzwungener Aufenthalt auf Die Enttäuschte einer menschenleeren Insel zwischen watscheln- den und schreienden Pinguinen gerade nicht! Inzwischen wurde es Mittag. Wir bekamen Hun ger und dachten an Otto Pigalkes Essen, das im mer sehr anständig gewesen war. Zu essen hatten wir uns nichts mitgebracht. Aber zu verhungern brauchten wir nicht. Wir fan- den am Strand ein paar große, leere Konserven büchsen, die aus unserer Fabrik stammten. Wir fanden angespültes Holz und Gestrüpp. Wir fan den auch genug Regenwasser, das in den Höh. lungen der Felsen stand. Wir taten Pinguin-Eler in eine der Büchsen, machten ein Feuer an, koch- ten die Eier. Wir aßen sie. Und ich mußte zugeben, daß man Pinguin-Eier essen kann. Vorher hatte ich das nicht gewußt, Ich war mißtraulsch gewesen. Sie schmeckten. Gewiß: gleich beim ersten Happen fiel mir ihr Trangeschmack auf, Aber der war gar nicht so schlimm. ‚Am Nachmittag aßen wir wieder Pinguin-Eier, am Abend auch. Und da merkte ich dann doch, daß ziemlich viel Tran in Ihnen enthalten war. Auch Ramon merkte es, Und er begann mächtig zu schimpfen. Aber das änderte unsere Lage nicht. Es wurde Nacht und wir machten ein verhältnis- mäßig großes Feuer an, damit man drüben In Santa Barbara aufmerksam werden sollte auf uns Man wurde nicht aufmerksam. Wir blieben allein, hofften auf den nächsten Morgen und schliefen mit Pinguinen In einer Höhle, Die Vögel kletterten über uns hinweg und lagen auf unsern Beinen, an unserer Seite. Das alles Ist mal ganz schön, als Abwechslung. Aber es darf nicht zu lange dauern. Ach, lieber Herr, es dauerte lange. Es dauerte fünf Tage und fünf Nächte. (©. Sturtzkopf) „Rein varrickt sind die hier auf dem Land ! Willst wohl auch Marken haben, du dämliche Zikke?!" La delusa: "Qui in paese sono proprio pazzi furiosi! Certo anche tu, stupida d’una capra, vuoi le marchetiel,, 615 Fünf Tage lang ernähtten wir uns von Pinguin Eiern Unsere Gesichter wurden grünlich, das Weiß unserer Augen gelb, Felsen und Meer verschwam men vor uns. DeıMagen hob und senkte sich ganz erbörmlich. Und der Fischtrangeschmack der Eier wurde von einer Mahlzeit zur andern unerträg: licher. Am sechsten Tage, endlich, holte man uns ab Otto Pigalke kam selber mit seinem großen, schwarzen Boot von Santa Barbara zu uns herüber Wir fuhren ihn mächtig an, das können Sie glau- ben! Wir wollten wissen, warum er uns so lange hatte warten lassen, obwohl doch in der Stadt be- kannt war, daß wir zuı Insel gefahren waren, und daß wir hier festsaßen. Otto erzählte uns, Gregorio Tacurnal habe das Boot treibend am Strand entdeckt mit gänzlich defektem Motor. Und dieser Motor habe erst repa- riert werden müssen, Fünf Tage! Das sei doch eine lächerliche Kleinigkeit für eine Motorreparatur! „Gehungert habt Ihr ja nicht”, meinte er noch, „Ihr habt die Eier gehabt Und wir haben Euer Feuer gesehen. Da wußten wir, daß Ihr Essen kochil“ Doch dann sah er unsere grünlichen Ge- sichter und das Flackern in unsern Augen. Er packte uns ins Boot und fuhr uns nach Santa Bar- bara hinüber, ohne noch viel zu erzählen. Mir war alles klar. Mir war klar, daß Gregorio Tacurnal sich Im Boot versteckt hatte, als wir zur Insel gefahren waren, daß er dann den Kahn zurückgebracht hatte nach Santa Barbara, daß er den Motor unbrauchbar gemacht hatte, um unsere schnelle Rückkehr zu verhindern. Denn außer Otto Pigalkes Motorboot gab es im Augenblick kein Fahrzeug in dem kleinen Hafen, das es wagen konnte, die starke Strömung zwischen Küste und Insel zu kreuzen Das alles sagte Ich Und Ramon schloß die Augen, Nach einer Weile fragte er den am Steuer stehen- den Otto: „Hast du in den letzten Tagen etwas von Gregorio Tacurnal bemerkt? Und von — von Candida?” Otto lachte: „Bemerkt? Bemerkt Ist gut! Gregorlo hat sich doch vorgestern verheiratet, Wir haben eine fabelhafte Hochzeit gehabt. Er ist mit seiner jungen Frau abgereistl" „Er hat sich mit Candida verheiratet!” schrie Ich. = a > Denke daran: Und Otto Pigalke nickte nur. Ramon machte eine müde Handbewegung. Für Ihn war diese Candida erledigt. Es ist immer gut, wenn ein Mann schnell über solch eine Sache hinwegkommt Ganz waren wir beide. der Ramon und ich, noch nicht über alles hinweg. uns lagen die Pinguin Eier schwer im Magen. Und es dauerte noch einige Tage, ehe wir unsere Arbeit in der Kon- servenfabrik wieder aufnehmen konnten, Da wird immer so viel erzählt und geschrieben, wie nahrhaft Eieı seien Ach, lieber Herr, glauben Sie mir: das alles ist Übertreibung und Schwindell Oder sollten vielleicht Pinguin-Eier eine Ausnahme machen? LIEBER SIMPLICISSIMUS (0 Nückel) (% eisen auf Ne eher AT Bödecke ist nie unterzukriegen; wenigstens tut er so. Auf allen Gebieten. Neulich war er, zum ersten Male, auf einer Jagd im Gebirge. „Was andere können...., wäre jelachtl” Auf grüner Halde nahe-am Waldesrande läuft ihm ein schöner Hase in die Quere. „Los! Bödecke, pack’ ihn!” rufen ihm seine beiden Begleiter zu. Er brennt beide Ge- wehrläufe auf den Hasen ab, der unversehrt im nahen Gebüsch verschwindet, während die Erde welt hinter ihm von den Schüssen nur so staubt Dreht sich Bödecke triumphierend nach seinen Kollegen um und sagt: „Junge, Junge! Haste je- sehen? Dem Luder ha ick Beene jemacht, wat!” * Ich erstand in Wien für unser Stadttheater ein paar Kisten gebrauchten Notenmaterials. In einor Sinfonie, neben einem Andante, völlig auf Geigen gestellt, dem ein Furioso mit vollem Orchester folgte, fand ich die Notiz eines Kapellmeisters, mit Bleistift an den Rand geschrieben: „Hier die Bläser langsam aufwecken lassen!” 7.H.R, Telephon 52459 on Großdeutschland und Hintorlassenschaften. Wehner Verlag Wehnert & Co., Leipzig C 1 Weltgeschichte Erscheint in 16 Bänden Form. 19»27,5.cm Jeder Band umfaßt etwa 450 Seiten und enthält nahezu 200 tells ganzseitige Bil der und mehrere viellarbige Tafeln und Faksimiles gut Kartonbläntern. Das Ge samtwerk umlaßt rund 7500 Seiten. Band Vill(Spanien-Portugal), Band IX (Italien) solort lielerbar, wogegen die weiteren Bände sogleich nach Erscheinen geliefer werden. Preis pro Band In Ganzleinen gebunden RM 19.50. 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Aber die Mutter schimpfie den ganzen Tag „Zum zweiten Male würde ich dem Johannes un: sere Tochter nicht zur Frau geben, Vater|” Der Vater brummte gemütlich: „Ich glaube fast, Mutter, zum zweiten Male würde er sie auch gar nicht von uns verlangen.” I.H.R, * Die Gärten haben ihr Aussehen verändert. Selbst Brennesseln haben ihren wehrwirtschaft- lichen Wert. Zum Blumenförster kam ein Gartenfreund, Er schüttelte tadelnd den Kopf. „Herr Förster! Herr Försterl“ „Was denn?" „Die vielen Brennesseln im Blumenbeetl” Der Gärtner nickte: „Umgekehrt! Das ist ein Brennesselbeet! Die Blu- men gehören rausl" I.H.R. Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIEN I Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 In allen A potheken u.Drogerien Carl Blank.Bonn am Rhein Durchlöcherte Kochtöpte heilt Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu einer honiglicken Masse vermengt gibt zum Behell ein worzügl. 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Zu alle- dem hatten sie das Glück, daß eine ansehnliche und gescheite junge Witwe ihren Hausstand um- sichtig und mit heiterem Verständnis betreute, die Lästigkeiten des Alltags mit unmerklich glät- tender Kunst von ihnen fernhielt, ihre kleinen und großen Schrullen liebevoll pflegte und sich auch keineswegs weigerte, die Ihr von einer gütigen Natur geschenkten körperlichen Vorzüge zur För- derung der Malerei und der Bildhauerei einzu- setzen — oder, um es in der platten Umgangs- sprache auszudrücken: den Herren als Modell zu dienen. Sage einer, daß hier das Glück nicht seine schönsten Gaben verschwenderisch In einen Topf geworfen habel Die Herren sagten es nicht; aber es erwies sich, daß sie, auch sie, von der Art waren, die sich durch einen Tropfen vom Gift der Schlange sogleich das ganze Paradies zerstören läßt. Eines Abends nämlich hub im Wirtshaus ein Maler, der sich den Ruf, ein geistreicher Mann zu sein, durch erfindungsreiches Zungenwetzen an den eigensten Dingen und Empfindlichkeiten anderer erworben hatte, unversehens auf seine Art zu reden an. Es sel doch eigentlich erstaunlich, meinte er, daß die beiden Freunde nicht nur mit einer sonst bei dergleichen Leuten recht seltenen Verträglichkeit beieinander hausten, sondern sich VON KARLLERBS auch noch in die zarteste Gunst Ihrer schönen Wirtschafterin brüderlich teilten: ein Zustand, der von ihm In seinen Formen und Möglichkeiten be- haglich und sachkundig ausgemalt wurde. Den Beiden, die an jenem Abend ziemlich schart ge- trunken hatten, fuhr die Rede wie ein Blitz ins Hirn: und es war noch keine Minute vergangen, Ein glücklicher Tag Von Herbert Lestiboudois Bäuchlings lieg’ ich am Grabenrand, Wie damals in jungen Tagen — Oh, scheltet es nicht Unverstand, Solch kindhaftes Betragen! Es mag, wer will, mit Würde allein Stocksteif durchs Leben stelzen — Das Kind im Mann soll ledig sein Und sich im Grase mälzen! Den Wasserkäfern schaue ich zu Und spiele mit schwimmenden Zweigen —. Daft ich's vergnügt und eifrig tu — Warum sollt’ ich's verschweigen? Der tierische Ernst im Leben ist groß — Wie gut, daß ich fern von ihm liege! Ich strample von Hemd und Hose mich bloß Und krähe wie einst in der Wiege, da war aus Jähem Mißtrauen und furchtbarer Er- kenntnis auch schon die lichterlohe Wut geworden. Der Versuch, sie zu ersäufen, um dann zur Klar- heit zu gelangen, führte nur dazu, daß dis Beiden sich gründlich betranken. Aus zwei immerhin ge- setzten Männern waren nach uraltem Gesetz un- versehens zwei gesträubte Gockel geworden. Schließlich rannten sie beide hinaus, und auf dem Heimwege brüllten sie einander an, daß es dem Nachtwinde den Atem verschlug, der Mond sich verkroch und die Krickenten schaudernd die Köpfe unter Wasser tauchten. Zu Hause aber, auf der Wohndiele, wo zu allem Unglück auch noch deı Schrank mit den Schnäpsen stand, gerieten die Beiden in einen Zustand, der mit Notwendigkeit eine abenteuerliche Idee gebären mußte. Einer von ihnen sel zuviel auf der Welt, schrieen beide gleichzeitig — womit natürlich jeder den anderen meinte, da jeder im anderen einen heimtückischen Verräter sah. Ein Duell, brüllte der Maler. Ein amerikanisches Duell, donnerte der Bildhauer. Zwei Butterbrote, von denen eines vergiftet würde, schrie der Maler: Wer dann das vergiftete bekäme, wäre eben vom Schicksal zum Unter- gange bestimmt. Jawohl, tobte der Bildhauer — und zur Sicherheit noch zwei Schnäpse dazu, deren einer gleichfalls vergiftet werden müßte: Wenn es dann dem Schicksal gefalle, sie beide auszurotten, so würde die ebenfalls nichtswürdige Witwe eben mit der Schuld an zwei Todesfällen durchs fernere Leben wanken müssen. Mit dieser Vorstellung, die sie durch ihre Furchtbarkeit zu- gleich begeisterte und zu Tränen der Selbstbe- mitleidung rührte, waren sie beim Anlaß ihres Streites angelangt: Und beide brüllten gleichzeitig nach der Hausgenossin, Die Witwe hatte natürlich längst den Lärm gehört, seine Ursache begriffen und, da nach ihren Er- fahrungen bei Männern in diesem Zustande nichts werden es mehr. Für Jhre Desundheil ist dos Beste gerode gut gt Die Vorzüge des Materials (% stofl-Flaum) und peinli folt bei steht ai Post DEUTSCHE Comelio-Hygiene das Vertri von Millionen Fraven im In- und ‚Ausland, = Millionen sparen bei der Postspark Vorteile, die gerade das Postsparen bietet Einfach und bequem len Orten Großdeutschlands die arkasse zur Verfügung. | Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! Spechoenun Täglich woes Man erkennt die vielen gen — insbesondere der macht. REICHSPOST unersetzliches weigert. Füllen Sie Ihn Nießanden, lorbstarken stück zu erhalten, werden. Ungepflegt! 618 Wenn arge Verschmutzun- lecke — ohne Schädigung kostbaren Stoffaser beseitigt werden müssen, greil man zu Spectrol. Für solche Fälle ist Spectrol ge- Einfache Schmutz- spritzer oder Zuckerflecke z. B. lassen sich meist mil warmem Wasser entfernen, Für die heiklen Fälle, wo es darauf ankommt, sich ein Kleidungs- heute Spectrol aufgespart Samen dar au ma Drum Han nich kommen. Wang kamman und biranea! Dan Kar auch über de Zar Nnwei, in der 0 Sabalcı Hasr- wnhner nich gi, da die Aahatee wich, geran Zwecken nrgehänt wurden minnen Doch nach dem Singe minder nur die gute SEBALDS HAARTINKTUR Fett- SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN PHILIPS VALYO WERKE HAUFTVERWALTUNG HERUM WARE In AACHEN - MAMEUNG + WIEN Kaffee Puitpold die behannt gute Ganftätte Mündyens Täglich nachmittags und abends erfthloffige Konzerte Sehenswerte Räume muß s2 Korken drauf nnd ‘ Schluß für heute! Ganz recht, gnädige Frau! Denn Cinzano ist durch die enorm gestiegene Nachfrage knapp geworden. Und wenn 4 man dann von Zeit zu Zeit eine Flasche erw auf einen Ruck rar kein auszutrinken. Da sie auch angebrochen unbeschränkt haltbar ist, reicht sie eine ganze Weile, Aberbitte, gut gekühlt serrie« ren = s0 schmeckt der Cinzano am besten. CINZANO ‚In unveränderter Güte auszurichten war, umsichtig ihre Vorbereitungen getroffen. Es hätte den beiden eigentlich auf- fallen müssen, daß sie auf die über sie herpras- selnden Fragen und Vorwürfe kein Wort erwiderte und die Schreier nur mit einem traurigen Lächeln betrachtete; es hätte ihnen auch eine Warnung sein müssen, daß Ihrer Zuhörerin plötzlich die kleine rote Zunge spitzig durch die roten Lippen fuhr. Aber sie waren über dergleichen Wahrneh- mungen längst hinaus in den Gefilden bacchanti- scher Tobsucht. Mit fliegenden Händen kramte der Maler aus seinem Schrank irgendwelche Chemikalien hervor, die als hinlänglich giftig gelten durften; stumm richtete die Witwe damit die Waffen des Duells her und vertauschte sie, abgewandt, an der Kredenz; mit wütender Eile wählten die Kampfhähne Teller und Glas, schlan- gen die Brote hinunter und gossen die Schnäpse hinterher. Danach wurde Ihnen überaus seltsam zumute, und sie versanken in purpurner Finsternis. Ob sie sich von dem Jenseits, das sie gegebenen- falls erwartete, eine Vorstellung gemacht hatten, wissen wir nicht; sollte es der Fall sein, so hatten sie gewiß nicht vorausgesehen, daß sie sich, von harten Fäusten hochgerüttelt, friedlich neben- einander auf dem Diwan in ihrer Halle wieder- finden würden, unverdientermaßen von einer Mittagssonne beschienen, die auf durchaus irdische Weise zum Fenster hereinstrahlte, Nicht weniger irdisch war die Gestalt, die zur Seite des Diwans über sie emporragte: eine große, strenge, stark- knochige alte Dame, deren helle scharfe Augen von Tatkraft und Spott leuchteten. Die Herren nahmen das hilflos blinzelnd in sich auf — um gleich danach unter der Wirkung eines Inneren Vorganges beide zugleich hinauszurasen. Da sie dasselbe Ziel hatten, ergaben sich gewisse Schwierigkeiten, deren Überwindung nicht leicht war, Danach kehrten sie, mit schmerzenden Köp- fen und zitternden Knieen, zurück, um ihrem Schick- sal ins Auge zu sehen. Das Schicksal streckte ihnen mit knöcherner Hand ein Briefblatt entgegen, das mit den netten zier- lichen Schriftzügen der Witwe bedeckt war. Es schmerze sie tief (so stand da zu lesen), daß ihre Tätigkeit im Hause der Herren ein so trauriges Bei Woronesch (Toni Bicht Im Felde) Ende nehme. Eigentlich habe sie, nach ihrer Meinung, nicht Vorwürfe verdient, sondern Anerkennung da- für, daß sie es neben ihren sonstigen vielfältigen Pflichten verstanden habe, ihren Freunden in aller Stille und Unparteilichkelt auch persönliches Glück zu spenden. leider müsse sie feststellen, daß beide dabei doch wohl nur die Täuschung des Anderen im Auge gehabt und bei der Probe auf die heiklen Erfordernisse dieses Zustandes jäm- merlich versagt hätten. Jedenfalls habe sie es für ihre Pflicht gehalten, den Herren anstatt des Giftes auf den Broten ein kräftiges Abführmittel zur Inneren Reinigung und im Schnaps ein ebenso kräftiges Schlafmittel zur Beruhigung darzureichen. Auch habe sie dafür gesorgt, daß ihre liebe Tante den Haushalt über die ersten Schwierigkeiten hin- wegsteuern würde — wobei denn Alter und Würde der Dame eine Wiederholung so gefähr- 8. DEUTSCHE REICHSLOTTERIE Über 100 MILLIONEN RM werden in den 5 Klassen der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt ausgespielt! 480 000 Gewinne, 3 von je 500000.— RM und dazu 3 Prämien von je 500 000.— RM 1/a Los nur 3.- RM je Klasse! Ziehungsbeginn: 16. X. 42. Alle Gewinne sind einkommensteuerfreil Am Werktag Keinen |Lerne zu Haus: ‚Kurzschrift | ohne Schulbankdröcken. ohne Ablenkung! | \ Nie versäumen Sie den Unterricht! Auch Eilschrilt and Maschinenschreib | Aufklärungsschrift 356 kostenlos durch: machen Gesicht und Auftreten sympathischer. Nach dem mod. „A-O-BE“-Verfahren können Sie ohne fremde Hilfe diese Korrektur in tünt Minuten vollkommen unauffällig an sich selbst vornehmen! Prospekie kosıenlos von Fa. 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Graue Strähnen umstarrten den kantigen Kopf wie die Schlangenhaare der Medusa; die scharfen blauen Augen funkelten von Wissen und überlegenem Hohn; das erzene Gesicht war in jeder monumen- talen Falte ein Sinnbild geraffter und unbeugsamer Energie; und die starren grauen Borsten am mäch- tigen Kinn schienen ihnen wie unerbittliche Weg- weiser in eine ernste Zukunft der Kargheit und Entsagung zu deuten. immer ein Zeichen für photogrophifche Wertarbeit Gelegenheitskauf! Restauflagen zu stark herabges. Preisen [Esstare Pitze mit vielen farbigen Tafeln . —.75 ‚Gratulationsgedichte z, all, Gelegenheiten 1. [Kanarien- u. Finkenzucht, 200 S. Ihustr. . . 1 [Kleiner Briefiteller für Gewerbetreibende ‚Anmut durch richtige Körperpflege, 2 Bde, ihlung der geistigen Arbeitskraft, 2005, 1. orgalenz, Arterienverkalk.ihre Gefahr. 1.15 Kopfschmerzen, ihre Heilung (Massage) «1. [Erste Hilfe bei Unglücksfällen '8 Bücher für Sportleute, alle Sport ‚Geflägel- u. Viehhalt. d. Landw..8 Bde. zus. 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Helllgenstaodt) „Immer mußt du in dieses dumme Büro, Alfred!“ „Ja, der Mensch hat ja schließlich auch mal Ruhe nötig!“ Il porto sicuro: ‘"Devi andar sempre in quello stupido di ufficio, Alfredo!,, “Eh si, anche I"vomo abbisogna alla fine d'un po’di tranquillitäl,, 621 ADAM GEHT AUFS EINWOHNERAMT „Maria, bring mir nöch einen Schnaps! Dann werde ich aufs Rathaus gehen. Heut Ist die Gelegenheit günstig, Maria, Bring mir noch einen Korn.” Die alte Besitzerin des Cafös unterbricht die Lek- türe der Zeitung, setzt die Brille ab, legt sie auf die Theke, und durchquert langsam das Lokal, um dem treuesten ihrer Gäste noch elnen Schnaps zu bringen. Sie sieht ihn teilnehmend an, schüttelt den Kopf und sagt: „Adam, Adam, auch du wirst alt!“ Dann kehrt das Schweigen In das einsame „Cat6 zur Taube” wieder zurück. Mit verschränkten Armen kauert sich Adam neben den Ofen und scheint in tiefen Schlaf versunken. Aber er schläft nicht. Wenn Adam an seine Sorgen denkt, hat er die Angewohnheit, die Augen zu schließen und wie leblos auf dem Stuhl zusammen- zusinken. Von Zeit zu Zeit öffnet er die Augen halb und betrachtet den Haufen unverkaufter Zei- tungen, der neben ihm liegt. Vielleicht hat .er Angst, daß sie ihm einer rauben will. Adam hat einen schweren Entschluß zu fassen. Er soll sich zum Rathaus begeben. Beinahe sieben Tage lang sagt er zur Wirtin: „Heute gehe Ich hin, Marla, heut ist die Gelegenheit günstig.“ Aber dann zieht er doch vor, sich vollkommen zu be- trinken und In seiner Ecke hocken zu bleiben, bis die Stunde kommt, wo er zum Hospiz zurück- kehren muß. Aber heute bewegt Ihn das Problem mehr als je. Trotz ‘der scheinbaren Ruhe. Vor zehn Tagen ist es geschehen. Einer (gewiß einer der üblichen frechen Spötter) hat an Ihn die unerwartete Frage gestellt: „Wie alt bist du, Adam?” Zuerst hatte er belästigt mit den Achseln gezuckt. Dann, als er antworten wollte, wurde er unversehens gewahr, daß er sein eigenes Alter vergessen hatte. Es war das erste Mal, daß Adam jenes Gefühl empfand, das die andern Scham nennen. Als die frechen Plagegeister gegangen waren — nicht ohne hinter seinem Rücken gelacht zu haben — bemühte sich Adam, In sein Gedächtnis jene Zahl zurückzurufen, die sein Alter bezeich- nete. Vergebens! In welchem Jahr war or geboren? Ihm schien, als hätte er es nie gewußt. 3 Dann sagte er: „Das wird die Wirkung des Alkohols sein. Ich werde morgen darüber nachdenken, wenn Ich nüchtern bin.” Aber am folgenden Tage hatten seine Bemühun. gen denselben Erfolg. Zuerst legte Adam wenig Gewicht darauf, „Alle wissen, daß ich ein armer Dummkopf bin, ein gutmütiger Mensch, einer von denen, die nichts vorstellen. Etwas Böses tue ich niemandem an.” Aber dann merkte er, daß bei den andern der Vorfall absolut nicht ver- gessen wurde. Marla z. B, sah Ihn bisweilen, wenn sie ihm den Korn brachte, mit so selt- samen Augen an, als wenn sie ein anormales Wesen betrachtete, irgendeinen Geistes- gestörten. „Nein, nein, bei Gott!” — dachte er — „betrunken so oft Ihr wollt, aber nicht verrückt.” Und eines Tages setzte sich diese gute Frau Maria neben ihn und rlet ihm, aufs Einwohnermeldeamt zu gehen. Zuerst fing et an zu lachen, weil er glaubte, es handelte sich um einen Scherz. Er hatte doch nie- mals mit den leuten dort zu tun gehabt, und daher war es unmöglich, daß sie wis- sen sollten, wie lange er schon lebte. Aber dann war es Maria mit Ihrer verständigen Art geglückt, ihm beizubringen, was ein Einwohnermeldeamt ist. Er schlug vor Be- geisterung mit der Hand auf den Tisch und sagte: „Du hast recht, Maria, das muß so sein”, und er trank einen Schnaps auf die Gesundheit derer vom Einwohnermeldeamt. Der Gedanke, daß ordentliche Leute, d. h. Leute mit steifem Kragen und Brillen auf der Nase, auf dem Laufenden sind über seine Angelegenheiten, machte Ihm einen ungeheuren Eindruck. Ihm schien, als wäre er direkt einer von ihnen geworden. Und mehrere Tage lang wiederholte er immer wieder: „Marla, ich gehe dorthin!” ohne sich jemals dazu entschließen zu können. Verlag und Druck: Knorr & Hirih Kommandligesellschaft, München, Sondil Vorantworti. Schriftleiter: Walter Foltzick, München. Verantworti. Anzelgenlalter: Gustav Sch 1schälte und Postanstalten entgegen. ‚alle Buchhandlungen, Zeitungs VON BERTO PEROTTI Aber heute scheint die Angelegenheit ihren Gipfel erreicht zu haben. Schließlich handelt es sich um seinen Ruf. Er will nicht mehr mit diesen Wesen verwechselt werden, die wie die Tiere leben und beim Wein roh werden. Auch er weiß, daß er das Laster hat, viele Schnäpse zu trin- ken; aber seine Trunkenheit hat nichts gemein mit den Schweinerelen jener verworfenen Leute. Im Grunde genommen ist er nicht ein- mal fähig, einer Fliege etwas zuleide zu tun. Aber die Tatsache, nicht einmal das eigene Alter zu wissen — das muß er selbst zugeben — Ist eine wahre Schande. Adam erinnert sich nur sehr flüchtig an seine Eltern, Er weiß noch, daß sein Vater Schuhflicker In einer kleinen Gasse von San Glorgio war. An etwas aus seiner Kindheit er- innert er sich noch sehr gut, Zwei Frauen hatten sich mit ihm beschäftigt: die Mutter und die Tante. Letztere wohnte bel seinen Eltern, Später hatte ihm einer mal gesagt, daß er, Adam, nicht von seiner Mutter, sondern von seiner Tante ge- boren war. Ja, Ja! Das sind so Dinge anderer Zeiten! Vorüber — vorbeil Tatsache ist, daß er sich nicht mehr auf das Jahr seiner Geburt besinnen kann. Genau so, wie bei einer alten Ruine, genau wie bei jener bröckligen Mauer auf dem San-Verecondo-Platz, von der keiner weiß, wie lange sie besteht. Es ist fünf Uhr nachmittags. Man hört draußen den Wind heulen. Bei dieser Kälte muß es eine Qual sein, auf die Straße zu gehen. Aber Adam hat lange genug überlegt. Er scheint aus seiner augenscheinlichen Erstarrung aufge- wacht zu sein. Die Mütze, die ihm auf ein Ohr gerutscht Ist, setzt er sich gerade auf, zieht sich energisch die Hosen hoch, erhebt sich und ver- läßt mit langsamen Schritten das Lokal, ohne ein Wort zu verlieren. Er überquert die Via della Colomba, die auf den Mercatoplatz mündet, und nach zehn Minuten steht er vor dem mächtigen Rathaus. Oft genug ist er (K. Rössing) Lügen haben kurze Beine Le bugie hanno le gambe corte Straße 30 (Femrut 1294), Brlefanschrit ‚@rer, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich elnmal, Bostellungen nehmen Bozugsprelse.: Einzolnummer $0 Pf.; Abonnement im Monat an diesen Mauern vorbeigegangen. Er weiß, daß drinnen der Bürgermeister mit allen Ratsherren sitzt, die zu befehlen haben; aber von den vielen verwickelten Angelegenheiten, die da drinnen zu erledigen sind, hat er nicht die geringste Ahnung. Angesichts dieses Palastes fühlt sich ‚Adam so unendlich klein. Er hat Angst, daß man ihn nicht eintreten läßt und Ihn wegjagt. Endlich steigt er die Treppe hinauf und betritt den Vor- raum. Die erste Person, die er sieht, ist ein Mann in Uniform, der ruhig an einem Tischchen sitzt. Adam denkt: „Ob das der Bürgermeister Isı?" Und hat Angst, gesehen zu werden. Daher flüch- tet er In einen seitlichen Korridor und läßt sich vom ersten Beamten, dem er begegnet, den Ein- gang zum Einwohnermeldeamt bezeichnen. Er bleibt vor einer Tür stehen, klopft vorsichtig an und wartet. Jemand ruft: „Herein!” Adam tritt etwas verlegen ein und schaut auf seine zerrissenen und schmutzigen Schuhe. Ob man mich hinausjagt? Er merkt, daß er noch die Mütze auf dem Kopfe hat, Hastig reißt er sie her- unter und streckt sie den Anwesenden entgegen, als wenn er um eln Almosen bitten wollte. Und sagt: „Entschuldigen Sie, liebe Leutel Nehmen Sie es nicht übell Ich wollte Sie absolut nicht stören, Es Ist die Maria gewesen, die gesagt hat, hierherzukommen ... Maria sagt, daß... Was mich anbetrifft, wäre ich nie gekommen, Aber es hanı delt sich um etwas Besonderes..." Adam merkt, daß die Beamten ihn mit gewissem Mißtrauen betrachten. „...Ich? Wer ich bin? Adam bin ich. Adam, Sohn des Flickschusters Fernando.” Ein Be- amter wird ungeduldig und erhebt sich. Adam schwankt einen Augenblick und fährt dann weiner- lich fort: „Ich weiß, Ich weiß. Es Ist Ja wahr, daß ich ein paarmal eingesperrt war... aber nicht wegen Stehlen...“ und er schlägt mit der Faust auf die nur wegen Geldstrafen. Betrunken, Ja. Il ich nicht bestreiten, aber immer ehrlich.” Nachdem der Beamte einige Fragen ge- stellt hat, gelingt es ihm endlich, zu ver- stehen, worum es sich handelt. Adam möchte gern wissen, wann er geboren ist. Der Be- amte zieht einige Register zu Rate, Wäh- tend Adam mit der Mütze In der Hand war- tet, ist er mit sich selbst sehr zufrieden. Nun ist das Eis gebrochen, Er hält sich Jeızt für einen weltgewändten Mann. Dann kehrt der Beamte mit Zetteln in der Hand zurück und sagt: „Adam, Sie sind 59 Jahre alt‘ Adam nickt mit dem Kopf und strahlt... „Sie sind am 10. Juli 1880 ge- boren.” Adam versteht nicht ganz, was diese Worte bedeuten. Sein Gesicht verdüstert sich etwas und verlegen fragt er: „Also ich bin im Juli geboren, wenn es sehr warm ist, nicht wahr?” Der Beamte bestätigt es lächelnd. Dann schreibt er die Daten auf einen Zettel. Adam weiß nun alles. Er dankt allen diesen Herren und geht mit trium- phierenden Schritten aus dem Rathaus. Unterwegs wiederholt er: „Adam Ist 59Jahre alt und Ist am 10. Juli geboren, wenn es heiß ist!" Als er Ins Caf& zurückkommt, sitzt Maria an der Theke und stopft Strümpfe. Sie hebt den Kopf und schaut mit forschen- dem Blick über die Brillenglöser auf den Eintretenden. Adam setzt sich in seinen Win- kel, und als Maria ihm den Korn bringt, schwenkt er den Zettel vor ihrer Nase und meint: „Adam, Sohn des Flickschusters Fer- nando, ist 59 Jahre alt. Weißt du, Maria, wann ich geboren bin? Im Jull, wenn es warm Ist.“ Maria schaut Adam über ihre Brille an, schüttelt den Kopf und brummt: „59 Jahre. Ich habe dir immer gesagt, Adam, daß du anfängst, alt zu werden!” Über diesen Ausgang ist Adam überrascht. Adam alt? Daran hatte er wirklich nicht ge- dacht. Soviel Arbeit, um sich dann sagen zu lassen, daß man alt Ist! Ach! Marial Marlal Und der alte Mann schließt die Augen und kauert sich neben den Ofen, während Ma- rla wieder weiter Strümpfe stopft. (Aus dem Italienischen von Charlotte Opltz.) München 2 BZ, Brieffach, RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beiliegt.— Nachdruck verboten. — Postschockkonio München 5920. Erfüllungsort München. BERÜHMTE LIEBESPAARE In. FRANGOIS VILLON UND DIE DICKE MARGOT aa Verhöhne, reime, tanz und spott, Vor solchem Tun nimm dich in acht, O hütet euch, ihr Spielgesellen, betrüge, tolle, mache lachen, bebaue Saul und Ackererde die stark am Fleisch, doch schwache Seelen, spiel Flöte, Fiedel und Fagott, und plag und müh dich Tag und Nacht duß euren Leib nicht auch einmal vollführ die allertollsten Sachen, und halte Esel, Kühe, Pferde, N am Galgen dorrt der Sonnenstrahl. ‚gerinn in Karten, spiele Kegel in Hof und Feld, in Stall und Haus Das Lotterleben macht nicht reich, und rauf in nächtlichen Gezänken — magst du die Glieder dir verrenken — drum macht so rasch als möglich Schluß mo läßt dein Geld du in der Regel? doch gib nicht dein Erspartes aus und denkt daran, daß auch für euch Bei Mädchen und in Schenken. bei Mädchen und in Schenken. das Ende einmal kommen muf., . Frangois Villon Celebri coppie d’innamorati (Ill): Frangois Villon e la grassa Margot 623 Britannia im Engpaß (0. Gulbransson) 1 „Der Weg wird immer enger und schwieriger; dabei hätte ich zweimal Gelegenheit gehabt, umzukehren!* Britannia nella stretta: “I! cammino si fa sempre piü stretto e difficile; e dire che avrei avuto due volte l'occasione di tornare indietro!,, 624 FE WMUNENEN, OU. Sepl. 178% 47. Jahrgang / Nummer 40 30 Pfennig SimPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Gleichheit in USA. (Karl Arnold) S Be IRS = Sn —T „Die wahre Gesundheit des Körpers und der Seele läßt sich nur in einer Atmosphäre der Gleichheit erreichen.“ (Roosevelt) Eguaglianza negli USA.: ‘La vera salute del corpo e dell’ anima non si raggiunge che in un’ atmosfera di eguaglianza.,, (Roosevelt) Das Märchen DE £ DE DEREN fZ VIELE BEE (Fr. Bllek) „.. In dem Schloß aber wohnte eine wunderschöne Prinzessin.“ La favola: “... nel Castello perd dimorava una bellissima Principessa.“ DIE WESPEN Die Natur ist wirklich praktisch. Die Wespen kom- men gerade dann, wenn es den Zwetschgen- kuchen glbt. Ich meine, sie ist für die Wespen praktisch, denn Ich kann mir nicht vorstellen, daß deshalb Zwetschgenkuchen gebacken wird, well die Wespen soweit sind. Vielleicht haben sich die Wespen auch der Zwetschgenkuchenzeit an- gepaßt und richten ihre Fortpflanzung gerade so ein, daß die Jungwespen flügge sind, wenn die Zwetschgenkuchen blühen. Man hat mir gesagt, die Wespen tun einem nichts, wenn man ihnen nichts tut. Ja, wenn ich nur wüßte, ob die Wespen von dieser Abmachung auch orientiert sind, Und wenn schon so etwas bei ihnen allgemeiner Brauch ist, so könnte es doch Sonderlinge unter ihnen geben, die sagen: „Ha, solche Abmachungen sind ein Fetzen Papier, Ich pfeife oder tue sonst. was auf derartiges Brauchtum. Ich steche, wann es mir paßt. Bin Ich nicht eine freie Wespel?' Hols der Teufel, solche Individualisten konnte es doch auch unter den Wespen geben und wer garantiert mir, daß ich nicht gerade mit einem solchen Sonderling mel- nen Zwetschgenkuchen telle? Weiß ich denn, ob die Wespe überhaupt weiß, daß es mein Zwetschgenkuchen ist, den ich bar bezahlt habe? Vielleicht gibt es bei den Wespen eine Doktrin von der Freiheit der Zwetschgen- kuchen, auf Grund deren sie allen Zwetschen- kuchen der Erde für sich reserviert betrachten. Also kurz und gut, mein Naturtrieb veranlaßt mich, nach den Wespen zu schlagen nicht wegen des bißchen Kuchen, sondern weil ich denke, das In- sekt könnte zum Angriff vorgehen. Ich führe einen Präventivkrieg. Ich schlage mit dem Kaffeelöffel nach ihnen, aber diese Bande verstellt sich, die ‚Wespen achten meines Hiebes nicht, sie weichen aus und kommen immer wieder nur zur Nahrungs- basis zurück. Nicht eine Spur von Ehrgefühl hat so ein Vieh in der Taille, Foitzick 626 ENTTÄUSCHUNG Zu einem Glafer ging ich diefer Tage, Ein Wech=Gefäß mar mein Begehr. Das fchien mir ohne Frage recht zeitgemäß. Jedoch auf dieles Mannes Regalen pennten, mit Staub vermifcht, n nur grade noch fechs oder fieben Enten und meiter nifcht. Ich fchäte Waffervögel fonft beträchtlich, wenn man fie brät. Die aber dienen einem Zweck, der nächtlich vonftatten geht. If jedes Glas geeignet für Konferven? Nicht allemalt - So fchled Ich denn mit leicht gereizten Nerven aus dem Lokal. Ratatöochr (E. Thöny) Schnelligkeit prer Te Fe m en „ . . und dieses ist mein Kamerad bei unserem letzten sieg- reichen Rückzug. Der Momentverschluß war viel zu langsam!“ Celeritä: "... e questo & Il mio camerata nella nostra ultima vittorlosa ritirata. L’ otturatore Istantaneo & stato troppo lento!,, 627 Sparsamkeit (K. Helligenstaedt) „Das viele Ausgehen kann ich mir bald nicht mehr leisten!“ — „Kommst du mit dem Geld nicht mehr aus?“ — „Doch, aber mit der Seife nicht!“ Parsimonia: Presto non potrö piü permettermi di uscire si spesso!,, — “Non ne val p!ö fucri col danaro?,, — "Eh sl, ma non col sapone!,, 628 Der Meister - Il Maestro (R. v. Hoerschelmann) EINE KITZLIGE GESCHICHTE Ich bin eine Ausnahme. Alle meine Bekannten haben nämlich einen Hund, während mich kein Hund hat. Ich trage also nichts dazu bei, die Geh- steige zu verunreinigen und werde in den öffent- lichen Parkanlagen von keinem Hund an der Leine geführt. Wahrscheinlich ist auch das mitleldige Wohlwollen, das mir meine Bekannten entgegen- bringen, darauf zurückzuführen, daß ich ihrer An- sicht nach nicht in der Lage bin, einen Hund zu ernähren, wohingegen sie darüber streiten dür- fen, wessen Hund der folgsamste und reinras- sigste Ist!? In einem Punkt jedoch sind sie sich genau so einig, wie sie Über mich einig zu sein scheinen: und das ist die immer wiederkehrende Erklärung, daß ein Hundefloh Jedes zweibeinige Wesen verachtet, Ich bin zwar, vielleicht deshalb, weil Ich unbehundet durchs Leben wandle, über die feinschmeckerischen Gelüste eines Hunde- flohes nicht so genau unterrichtet, glaube aber annehmen zu dürfen, daß die den Hundeflöhen nachgesagte Menschenverachtung eine Erfindung der Hundebesitzer ist, die es nicht gerne sehen, wenn Ihren sich kratzenden Lieblingen in weitem Bogen ausgewichen wird. Denn, so frage ich mich, warum habe ich immer dann so einen kühnen Springer auf mir, wenn ich von einem Besuch bei meinen Bekannten nach Hause komme? Ich kann dach nicht annehmen, daß er mir als Gastgeschenk mitgegeben wurde?! Vor einigen Tagen erst, als ich meinen Freund Willibald besuchte, der zwei Hündchen hat, die VON HANS KARL BRESLAUER aussehen wie schlecht selbstgestrickte Fußwär- mer, sprang mir Fiffi auf den Schoß, während Schurli schweifwedelnd meine Hosenbeine um- schmeichelte, Meinem nicht vorgebrachten Einwand, daß Hunde- haare einen dunklen Anzug verunzieren, hielt die Frau meines Freundes hellsichtig entgegen, daß man sie jederzeit abbürsten kann, worauf sie und Willibald In wohltuender, sonst bei ihnen überaus seltener Harmonie beteuerten, daß Übrigens ein Hundefloh noch niemals einen Menschen ange- sprungen habe. Da ich weiß, wie man sich als Gast benimmt, unterdrückte ich Jeden lautwerdenwollenden Zwei- fel, empfahl mich frühzeitig und ging Ins Kaffee- haus, wo ich in nächster Nähe einer reizenden Blondine ein leeres Tischchen fand. Die Blonde war nicht so kühl, wie ich es Schurli und Fiffi gegenüber gewesen bin, und schon war ich nahe daran, mich an ihren Tisch zu setzen, als mir etwas über die Nierengegend kroch. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, und ich machte eine unmerkliche Bewegung, um den Krie- cher aufmerksam zu machen, seine Forschertätig- keit vorläufig einzustellen. Er tat es auch sofort. Diese Folgsamkeit mußte er aber mit dem Blut Schurlis und Fiffis eingesogen haben, denn als ich mich erheben wollte, um der entzückenden Nachbarin näherzukommen, krabbelte er bereits etwas tiefer herum, Eine neuerliche Bewegung meinerseits bewirkte ein atemloses Stillhalten 629 seinerseits, und ich stand auf. Das heißt, ich wollte aufstehen, kam jedoch nicht sehr hoch, denn er mußte Luft bekommen haben, und ich ließ mich in den Sessel zurückfallen. Die entzückende Blonde zeigte Ihre Perlenzähne, der unentwegte Krabbler tat etwas Ähnliches und biß zu, Harmlostuend steckte ich die Hand in die Hosentasche, klimperte zuerst mit dem Geld, griff dann weiter und drückte die Zeigefinger- spitze dorthin, wo Ich glaufe, am richtigen Platz zu sein. Er mußte sich aber erschreckt von dem Klimpern verzogen haben, denn plötzlich spürte ich Ihn zwischen Kniekehle und Stumpf, Damit gab ich die reizende Blonde auf, weil es unmöglich ist, bewundernde Blicke zu werfen und die ersten einleitenden Worte zu sprechen, wenn man irgendwo etwas krabbeln spürt, Ich gab auch das Kaffeehaus auf; das Gastgeschenk mei- nes Freundes Willibald mußte ich aber mitneh- men, und ging nach Hause. Dort ging er den Weg allen Fleisches. Bald darauf kam meine Frau nach Hause, „Du weißt ja”, sagte sie, „daß ich nicht gerne ins Kaffeehaus gehe, aber’gerade heute, wo ich dich einmal überraschen wollte, warst du nicht dort. Der Ober sagte mir, daß du, eine Minute ehe ich hinkam, gegangen wärest —" „Kind, ich hatte einen Floh, ich mußte nach Hause“, antwortete ich, und dachte zitternd dar- an, was sich hätte ereignen können, wenn deı Floh wirklich ein Misanthrop gewesen wäre, BEPESSTIE SEES TTEUENIDIE Durch eine Verschiebung der Arbeitseintellung hatte Herr Crusius nach dem hastig im Betrieb eingenommenen Mittagessen unvermutet noch änderthalb Stunden freie Zeit. Er war müde und abgespannt und rechnete sich aus, daß er, wenn er sich auf dem Weg hin und zurück etwas eilte, eine gute Stunde zu Hause zubringen konnte. Eine stille Stunde, dachte er sehnsüchtig und spürte schon Im voraus etwas von jenem Behagen, das nur erlaubtes Nichtstun gibt. Eine halbe Stunde später schloß er vorsichtig die Tür seiner Woh- nung auf, hing leise den Mantel an den Haken und wollte eben sein Zimmer betreten, als am andern Ende der Wohnung der Fußboden krachte, eine Türklinke knackte und eine Stimme fragte: „Werner — bist du’s?” „Ja“, sagte Herr Crusius unlustig, denn’ er sah einen Schatten am wolkenlosen Himmel seiner Freizeit auftauchen und hatte nur den einen Wunsch, jetzt ungestört zu bleiben. Überdies konnte es für niemanden einen Zweifel geben, daß er und kein anderer gekommen sei, Aber Frau Neuhaus, seiner um zwanzig Jahre älteren, verwitweten Schwester, die mit ihm zusammen- lebte, gefiel es häufig, so zu tun, als sel sie aufs tiefste von der Anwesenheit eines Menschen überrascht und erschrocken, als habe sie Einbre- cher vermutet und müsse nun erst durch die Ge- wißheit seines und keines anderen Hierseins be- tuhigt werden. Während sie noch mit dem Aus- spielen dieser kleinen Szene beschäftigt war, ging Herr Crusius rasch in sein Zimmer. Es war säuberlich aufgeräumt. Die Bücher, In denen er abends gelesen hatte, waren alle wleder ins Regal zurückgestellt worden, ein Blumentopf stand auf der einzigen freien Ecke seines Schreib- tisches, was ungemein dekorativ war und unge- mein störte — aber mit dem Vorsatz, es sich trotz allem wohlsein zu lassen, überwand Herr Crusius die leise Unlust, die ihn vor soviel fremder All- gewalt überkommen wollte, und streckte sich auf einem dazu geeigneten Polstermöbel der Länge nach aus. . Ganz fern hörte er einen Lautsprecher, aber das Geräusch ging Ihn so wohltuend wenig an, und schon senkte sich der Frieden dieser stillen Stunde langsam auf seine unruhigen Nerven — da brach es donnernd über Ihn herein. Frau Neuhaus, die bei seiner Ankunft in wohl- Im Osten - Nell 'est VON EFFIHORN verdientem Mittagsschlummer gelegen hatte, ent- wickelte in der Gewißheit, nunmehr ein Publikum zu haben, die ganze ungeheure Aktivität, die sie in den stilleren Stunden ihres Alleinseins in sich aufgespeichert hatte. Sie begann bei weit offe- ner Küchentür mit Töpfen um sich zu werfen, kehrte polternd unter Schränken, deren Füße für das Drunterschieben des Besens hörbar zu niedrig waren, zog quletschende Schubladen gewalttätig auf und warf sie krachend wieder zurück, galop- pierte den Gang hinauf und wieder hinunter und bewies solchermaßen, daß sie zu keiner Sekunde des Tages untätig war. Herr Crusius bestaunte wie schon so oft diese um sich selbst rotierende Kraft, Er dachte, so wie Ihm jetzt, müßte es wohl einem Stück Holz unter der Kreissäge zumute sein. Es fiel Ihm ein, daß seine Schwester, die Ihn mit tyrannischer Mutter- liebe großgezogen hatte und nach früher Witwen- schaft einfach zu Ihm gezogen war, unaufhörlich zu Auseinandersetzungen mit ihrer Person zwang. Mit unermüdlicher Geduld zog Herr Crusius seit zwanzig Jahren immer wieder schwache Zäun- chen um das kleine Beet seines privaten eigenen Lebens, aber mit der Energie einer Kuh, die jen- seits des Drahtzaunes fetteren Klee zu sehen meint, trampelte die rundliche kleine Schwester diese Zäune nieder, brach ein In die Gehege sei- nes armen Herzens, schaute sich triumphierend darin um und tat laut kund, daß man vor ihr nichts verbergen könne und daß es überdies In diesem kleinen Privatreich nichts zu sehen, nichts zu bewundern und nichts zu holen gebe. Muh, muh — dein Klee hat auch nur drei Blätter und du tust, als hättest du lauter vierblättrigen. Herr Cruslus kämpfte, wie schon oft, auch jetzt mit solchen Bildern, die ihn bedrängten, und hatte eben den Übergang zum Frieden seiner stillen Stunde wiedergefunden, als leise die Tür aufging. Es war beinah nichts davon zu hören, aber in der Erfahrung eines vierzigjährigen Lebens mit leise sich öffnenden Türen, spürte er dies Eindringen eines fremden Menschen in allen Fasern seines Körpers und fragte laut: „Was Ist denn?” „Möchtest du nicht etwas Warmes haben, Wer- ner?“ fragte Frau Neuhaus betont sanft, und Herrn Crusius blieb nichts anderes übrig, als sich ent- setzlich ins Unrecht zu setzen durch die unsanfte Erwiderung: „Aber nein, danke.” os. Oberberger) „Nun, es hätte ja sein können”, versetzte Frau Neuhaus gekränkt, obwohl sie seit Jahrzehnten wußte, daß es nicht so zu sein pflegte. Dann war es wieder ein paar Minuten still. Plötzlich aber war ein Wispern im Gang, ein ganz leises natür- lich, das sich an Poldi, den Dackel, wandte und ihn hörbar aufforderte, still zu sein. Poldi, der bis dahin lautlos auf seinem Kissen gelegen hatte, begann daraufhin ein zunächst unterdrücktes, dann immer lauter werdendes Gekläff anzustim- men, und es war klar, daß Frau Neuhaus es für angebracht gehalten hatte, Poldi durch den be- gelsternden Hinweis auf einen späteren Spazler- gang in einen Freudentaumel zu versetzen. Die- sen kunstvoll herbeigeführten Freudentaumel suchte sie nun ebenso kunstvoll zu beschwich- tigen durch das strenge Geflüster: „Wirst du still sein — wie ist ein braver Hund — wart — wart _ — wär — —" „Gütiger Himmel“, stöhnte Herr Crusius und drehte sich gequält der Wand zu. Da öffnete sich jedoch schon wieder lautlos die Tür und Frau Neuhaus erschlen abermals, in Haltung und Miene ein einziger hoheitsvoller Vorwurf, im Blick die laute Anklage: „Ja, ja, ich weiß, daß ich dich störel” Vor sich aber hielt sie als Schild gegen jede Zurechtweisung eine Ansichtskarte, die seit den frühesten Morgenstunden auf einem Tisch- chen im Gang gelegen und vergeblich auf Be- achtung gewartet hatte, Sie legte sie vor Herm Crusius' Nase auf den Rauchlisch, als erfülle sie damit eine ebenso schwierige wie heilige Pflicht, für die sie natürlich keinen Dank erwartete. Im Gegenteil, sie erwartete sichtlich einen Tadel und war gewillt, ihn mit demütig gesenktem Kopf hinzunehmen. Aber Herr Crusius setzte ihr die schon recht sichtbar über ihrem Scheitel schwe- bende Mörtyrerkrone nicht aufs willig gesenkte Haupt, sondern stellte die himmlischen und die irdischen Fronten in ihren Ausgangsstellungen wieder her durch ein höfliches „Dankeschön”. „Bitte”, sagte Frau Neuhaus voll zufriedener Güte und ging hinaus. „Schade”, dachte Herr Crusius, „sie ist Jemand und weiß es nur nicht, deshalb möchte sie Immer jemand sein.” Und jetzt machte er wirklich die Augen zu und begann zu träumen. Da läutete das Telefon draußen. Er hörte im Gang die Stimme seiner Schwester: „Ja — ich wußte natürlich auch nichts davon, Fräulein Kraus. Mir sagt er doch nie vorher, wann er heimkommt, Wie? Nein, das möchte ich nicht. Er ruht endlich ein bißchen, und Sie erreichen ihn dann später wieder Im Betrieb.” Und dann machte es „kling” und noch einmal „kling”, die Teilnehmer hatten abgehängt. Herr Crusius fühlte mit einmal eine ziellose Traurigkeit. Weil Ilse Kraus angerufen und Frau Neuhaus sich einfach zwischen ihn und sie geschaltet hatte. Natürlich würde Ilse ihn im Betrieb erreichen, aber es wäre doch so hübsch gewesen, wenn er jetzt mit ihr hätte sprechen können. Und dabel konnte seine Schwester Ilse Kraus ganz gut leiden. Er stand auf und ging hinaus und fragte Frau Neuhaus, warum sie ihn nicht ans Telefon gerufen hätte? Sie sah ihn groß und sehr unschuldig an und sagte demütig: „Aber Werner — meinst du, ich hätte es gewagt, dich nochmal zu stören und mich wieder so anschreien zu lassen?” „Ach so — natürlich”, sagte er lustlos. „Also dann auf Wiedersehen” Und In jäher Auflehnung knallte er die Tür zu, „Das Ist der Dank”, sagte Frau Neuhaus etwas ziellos, doch nicht unzufrieden. Herr Crusius fühlte, wie im Lärm der Straßen die Unlust wieder von ihm abfiel. Er sehnte sich nach seiner Arbeit, bei der es nicht Immer sinnlose Widerstände zu überwinden gab, und verab- reichte sich im Geiste eine schallende Ohrfeige dafür, daß er sich eingebildet hatte, ihm, ausge- rechnet ihm werde unversehens eine stille Stunde in den Schoß fallen, Und zum Glück kam ihm dar- über schon wieder das Lachen, in dem er auch der energischen Schwester ihre boshafte Dick- köpfigkeit verzieh und dachte: „Dabei macht sie doch so gute Rohrnudeln.” Und er dachte es so laut, daß die Vorübergehenden ihn ansahen und lachen mußten. Am Krankenbett des Dollars (0, Gulbransson) 4) in MN 5 ” N Mat Au N N, N KO... > N & N Vu „Verdammt, mit Kraft hat das nichts zu tun, das scheinen mir Blähungen zu sein!“ Al letto del dollaro malato: ‘Maledizione! Ciö non ha nulla a fare colla forza. A me sembrano ventositäl,, 631 Schlammzeit - Stagione di melma 0. Herff im Felde) „Los, steh auf, ich nehme Dich im Wagen mit!“* — „Geht nicht, ich reite!“* “Evvla, alzati! Ti prendo con me in macchina!,, — "Non va; io cavalco!,. DIERSAISEEZENIBEEINT VON HEINZ STEGUWEIT Sie sprachen von dem neuen Knecht, und die Mögde waren vorwitzig, wie er wohl aussehen würde. Man wußte, daß er vom Gamanderhof kam, der seit vorgestern, yom Blitz getroffen, in Rauch und Asche lag. Wohin also mit dem Per- sonal? Es suchte sich andere Krippen, und einen der Knechte erwartete man hier oben beim Gra- fengut, wo die Mägde so neugierig Ausschau hielten. Um Mittag kam der Mann, Barmherziger Himmel, ein alter, ein greiser Kumpan mühte sich den Berg hinauf, das Gesicht wie Leder, die Hände wie Schwarzbrotrinde, Die Mägde hatten was zu kichern, sei’'s aus Spott, sei’s aus Enttäuschung. Nur der Graf, der nahm den Gevatter gern in = Empfang: „Du heißt?" „Kupferling, Herr.” „Genauer —?" „Toblas Kupferling, Herr.“ „Wie alt?“ „Weit über die Siebzig.” „Verheiratet?“ „Nee. „Warum nicht?” „S’hat an Zeit gemangelt Herr, Dies zu Gnaden, auch Junggesellen sind ehrlich!" Tobias Kupferling war willkommen. Seine Habe bestand aus einem schäbigen Lederkofier, den die Hand so fest wie möglich trug, eifersüchtig wurde der Besitz gehütet, alles andere hatte To- bias Kupferling beim Brande verloren. Der Mann toch noch immer wie ein Rauchfang, so nach Qualm und Feuer; nun zog er ein bei den Gräl- lichen, er hieß der „neue Knecht‘ und tat jede Pflicht, meist sogar vieles drüber. Aber der Leder- koffer, der mit dem eisernen Schloß, der wurde bald zum Geheimnis, womöglich zur Legende, Man denke: Toblas Kupferling, der sonst nichts hatte als Wams und Hose, schleppte das Gepäck allenthalben mit. Beim Melken stand der Koffer neben der Kuh, beim Schlafen unterm Stroh, beim Mähen oder Lämmerhüten alleweil zwischen den Füßen. Wer den alten Kupferling darum foppte, dem blieb er Jede Antwort schuldig, wer aber gut und offen fragte, dem gab Tobias diesen Bescheid: „Was drinnen ist? Nur das: mein bißchen Glück.” Es sollte genügen. Und es genügte dennoch kaum. Durch Regen und Hitze, durch Schnee und Wind begleitete der Koffer seinen wunderlichen Troll. Bald schmähte niemand den Kupferling mehr, der nicht nur Jede Arbeit tat, der auch Jede Arbeit konnte, Er bestimmte, wann der Hafer vom Felde und die Saat Ins Kleestück kam. Er fütterte die Bienen, er pfropfte das Obst, er dengelte die Sensen, er selchte das Fleisch. Gelernt war ge- lernt. Aber das Rätselraten um den Koffer hielt an, und die Vermutungen heckten einander aus, bald zwei Jahre lang, Je nach Geschmack und Phantasle, Er besitzt ein Sparkassenbuch, meinten die jüngeren Knechte, Er hat einmal geliebt und hütet die Briefe, schworen die Mägde. Er ist Veteran, er wird einen Orden haben, sprach der Herr Graf.Und einmal, als zur Nachtzeiteintrunkener Roßbursch den Koffer stehlen und zerschneiden wollte, gab’s häßlichen Tumult: Tobias blutete am Kopf, die Knechte kamen zu Hilfe, tags darauf jagte der Graf seinen wüsten Roßburschen vom Hof, So recht erholt hat sich der alte Kupferling dann nie, er wurde noch stiller, noch sonderlicher; kurz vor dem achtzigsten Lebensjahr fand man ihn auf den Spreusäcken, selig und hinüber, der Koffer stak zwischen den Fäusten, und es sah aus, als hätten die rissigen Hände das Gepäck endlich öffnen, sein Geheimnis zum erstenmal enthüllen wollen. — Zu spät. Aber das Angesicht schlum- merte versöhnt, fast lächelnd, der Friede war mit ihm, in Jeder Furche ruhte etwas aus, und das Ganze schien nicht ohne inneren Glanz, Etwa so, als wäre der Arme nun ziemlich reich. Jedenfalls reich genug, daß andere ihm den Koffer unange- fochten aus den Händen lösen konnten, ‚um das Geheimnis dem Grafen zu bringen. Also wurde Tobias Kupferling zum Friedhof ge- tragen, die Sonne schien, es gab viele Blumen, und seltsam auch, daß sich keiner ausschloß vom Geleit. Wer hatte mit dem Alten je etwas Liebes gesprochen? Nun sagten alle, er wäre eines Lie- bens würdig gewesen. Nach dem Begräbnis rief der Graf das Gesinde 632 um sich, Er sprach: „Leute, der brave Tobias hatle keinen Erben, wir wollen gemeinsam den Koffer öffnen.” Man schauerte etwas, als der Hufschmied das Schloß sprengte. Wenn das der alte Tobias sehen würde, wenn er das erlebt hätte ——— Und der Graf langte in den Koffer, zog eine Flasche aus dem Gehäus. Eine dicke Flasche Schaumwein, dazu einen Brief, dessen Datum wohl sechzig und mehr Jahre alt war. In dem Brief schrieb Kupferlings erster Meister: „Du gehest nun auf Wanderschaft in die weite Welt und mein Segen begleitet Dich. Nimm Zehrgeld und Brot für die ersten Tage, Nimm auch diese Flasche, sie Ist kostbar. Die sollst Du trinken, wenn Du ein Weib hast und einmal wahrhaft glücklich bist...” Der Graf hatte den Brief verlesen. Die Mägde drückten ihre Schürzen vors Gesicht, die Knechte bliesen die Backen auf: Der Tobias war ein rech- ter Schöps gewesen. Man wolle Gläser holen, kleine Gläser zwar, bat der Graf, und weil sich keiner aufs Öffnen sol- cher Flaschen gut verstand, drehte er selber den Korken aus dem gläsernen Hals, Man hörte kel- nen Knall, äuch schäumte der Wein nicht mit un- gestümer Heiterkeit, nein, ohne perlendes Mous- sieren rann er In die dargereichten Gläser. Weil aber viele am Umtrunk teilhaben sollten, machte das Erbe für Jeden nur eine Fingerhutsmenge aus. Man kostete, man schmeckte, man schlürfte, — und es geschah viel Enttäuschung ringsum. Der Graf sprach aus, was alle dachten: „Der Schaum- wein hat zu lange gelegen, er Ist zu alt gewor- den, nun schmeckt er flach und sauer, schade um die Kostbarkeltl Leute, wie hat der alte Kupferling sein Geheim- nis immer genannt?" „Sein bißchen Glück, Herr Graf.” „Ach ja. Nun geht ein wenig tanzen, liebe Leute” Gott hab Ihn selig den armen, den saudummen Knecht Toblas Kupferling. ELSTERN Von Heinz Friedrich Kamecke Unter dem Birnbaum, dem blühenden, Liegen grünliche Eierschalen, mit Aschgrau Und Olivenbraun betropft. Elstern haben im Wipfel gebrütet, Adı, die Sonne mag wissen, Wo die Jungen geblieben! Da steht nun das Korn in der Milch, Und die jungen Atzeln, metalliscien Glanzes, Stieben schon über die Knicks, Brot verheiffend und Freude, Unter dem Birnbaum prahlen Gelbrote Früchte süßduftend im Gras, Und die Elstern durdisciwingen die kühle bläue, Rufen zur Hochzeit. Oben im herbstlidien Feuer des Baumes Sammeln sidı lärmend die Stare zu schaflenden Flügen; Aber die Scheuen unter den Vögeln Bleiben im Lande, Streichen über die niedrigen Dächer, Daß die Kätner erschrecken: Es gibt einen Toten! Wieder öffnet der Birnbaum die Blütenaugen. Auf dem Kranz aus Reisig und Dornen Brüten die Elstern; Aber icı traue midı nidıt ans Gelege, Harre des Spiels ohnegleidhen: Mit den weißßen Fahnen der Scdwwingen Schmwirren die Elstern von Wipfel zu Wipfel, Kupfern sduillernd, lebende Pfeile. GUSTAV LOHSE BERLIN ePabrik feinen 7 \ "ae | MB 8 DEUTSCHE REICHSLOTTERIE > Über 100 MILLIONEN RM werden in den 5 Klassen — der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt ausgespielt! 480.000 Gewinne, 3 von je 500000.— RM und dazu 3 Prämien von je 500 000.— RM %/a Los nur 6.- RM je Klasse! Ziehungsbeginn: 16. 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Sie hatten für drei Wochen ihre skandinavische Heimat ver- lassen, um sich einige der schönsten Städte Ita- liens anzusehen, Sie verstanden kein Wort italie- nisch, aber das störte sie nicht, im Gegenteil, es Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus erhöhte den Reiz des Abenteuerlichen. Sie hat- ten auch keinen Reiseführer mitgenommen. Sie entdeckten sich ihre Sehenswürdigkeiten selbst, und wenn sie eine übersahen, so kam es Ihnen nicht drauf an. Als sie matt waren vom Schauen, gingen sie in eine kleine Taverne, in der es köstlichen Wein gab, aber sonderbarerweise keine Makkaroni. Darüber wunderten sie sich,. sie hatten ge- glaubt, daß es in Italien überall Makkaroni gäbe. Am Nebentisch saßen zwei schöne, junge Da- men. Die Schweden fragten die Damen, warum es hier keine Makkaroni gäbe, die Damen ant- für Qualitätsstoffe MÜNCHEN Löwengrube 23 WIEN I Bauernmarkt 5-7 bei AsthhmauBronchilis FAStHMA-TiUDOEK m Einnehmen Breslauer Ener Mit Heitmitteln foll man Imnter fvarkam feln — und beute erft recht. Afo nicht mehr nehmen und nicht Öfter „ als e& bie Vorichrift vertangtt Bor allem aber: Wirflich nur dann, wenn ed unbedingt *not tut. Das gift aud) für Wenn atle bied ernflich bedenfen, befonmt jeder@ilphod- 8. Deutsche Reichslollerie 480 000 Sewinne mir über says miles, Ya | 3-16 Staatl. 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Da die Damen einige Brok- ken schwedisch wußten, kam sogar eine Art Unterhaltung zustande. Als der Abend kam, fanden sie, daß es zu schade sel, in der rauchigen Taverne zu sitzen. Sie bra- chen auf, schlenderten durch die Märchenstadt und dann trennten sie sich, paarweise. Age ging mit seiner Schönen nach links, während Sven die Seine nach rechts entführte, Spät In der Nacht trafen sich die beiden jungen Männer in ihrem Hotel wieder. Sie waren schon immer begeistert von Italien gewesen, aber so gut wie heute Abend hatte es ihnen noch nie gefallen. Da sie erst 19 Jahre alt waren, darf man ihnen nicht übel nehmen, daß sie versuchten, das soeben Erlebte im Gespräch noch einmal auf- w 10 EKATE BEA OINLERL x Kaloderma-Kosmetik- Präparate sind von so kon- zentrierter Wirksamkeit, daß auch geringe Mengen die volle Wirkung erzielen. 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Sie redeten viel und lange und schwärmerisch, Und dann fragte Sven: „Sag mal, Age, habe Ich eigentlich schwarze Augen?” „Nein“, sagte Age lachend, „wieso?“ „Meine Liebste hat mindestens zehnmal zu mir gesagt: du hast so schwarze Augen! Du hast so schwarze Augen!” Age erwiderte; „Du, das war ein Mißverständnis Sie konnte ja kaum schwedisch, Sicher wußte sie nicht, was ‚Füße’ auf schwedisch heißt.“ Wie gesagt, der Wirt war sehr erstaunt. Zwei so nette Junge Männer... und mitten in der Nacht begannen sie, sich in Ihrem Zimmer zu prügeln. Noch erstaunter aber war er, als er sah, wie sie am nächsten Morgen höchst einträchtig neben- einander die Treppe herunter kamen und fried- lich sowie mit bestem Appetit ihr Frühstück ver- zehrten. Durchlöcherte LIEBER SIMPLICISSIMUS S (© Nückat) Im ud mem en) In meinem Dorf begegnete mir ein Ortsfremder. Er schleppte schwitzend an einem ungewohnten Rucksack, unter beiden Armen trug er dicke Pakete. Als er mich sah, fragte er: „Wie weit ist es noch bis zur nächsten Bahn- station?” Ich antwortete: Kochtöpte heilt Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreidı einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein ig‘ Is‘ . Dichtangsmittel für defekte Kochtöpfe uw. „Wenn Ihnen kein Schutzmann begegnet — zehn Minuten! Sonst dauert es mindestens drei Jahre, bis Sie abfahren können!” I.H.R * GeafM. (um 1850) war wieder einmal in Geldver- legenheit. Er schickte einen kostbaren alten Ring im Werte von fünfzigtausend Franken an seinen Leibjuwelier und bot ihn für dreißigtausend zum Kauf an, Nach ein paar Tagen kam das Pakeichen mit folgendem Begleitbrief zurück: „Herr Graf, der Ring ist leider für dreißigtau- send nicht anzubringen — ich kann nur zwan- zigtausend bieten. Sollten Sie einverstanden sein, so öffnen Sie bitte das Päckchen gar nicht erst, sondern lassen es an mich zurückgehen Ich schicke dann sofort das Geld.” Wütend reißt der Graf das Päckchen auf und fin- det neben dem Ring einen Zettel: „Also schön, ich gebe Ihnen auch dreißigtau- send.“ FF immer ein Zeichen für photogrophifche vor kleineren u. größeren Krolsen 15 Lehrbrlofe (Kurzform) In ‚de und Vortragskunst“ 0 (Nachn. + 0.50) N Leiß, Düsseldorf 4, Lichtstraße 54 S 2. 4 Es ist Verschwendung, über ieden Fleck Spectrol zu gießen, ohne zu überlegen, Einfache Schmutzspritzer oder Zuckerflecke z.B. kön- nen fast immer mit warmem Wasser beseitigt werden, Wo aber arge Verschmut- zungen + insbesondere Fett- flecke - ohne Schädigung der kostbaren Stoffe ent- fernt werden sollen, wo ein Kleidungsstück gefährdet ist, da ist Spectrol am Platz. Dafür muß heute Spectrol aufgespart werden. e: douts st von jed. 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DER FAHRRADSCHLAUCH EIN DÄNISCHES ERLEBNIS ZWISCHEN SEELAND UND JUTLAND VON PETER TUTEIN Man vollendet zur Zeit einen recht vergnüglichen und lehrreichen Kreislauf, Er begann einst damit, daß man auf einem Brettchen stand und sich mit einem Fuß vorwärts stieß, dann bekam man einen kleinen ‚Holländer‘, später, als'man zur Schule ging, brachte man’s zu einem Fahrrad, wieder später kaufte man sich ein Auto und als man was ge- worden war, sah man sich schon nach einem Pri- vatflugzeug um. Da erhielt man einen gehörigen Stups, und wurde wieder aufs Fahrrad gesetzt. Man hatte ganz vergessen, daß Radeln so lustig war. Und dann die Perspektiven, die es eröffnet! Die haben uns alle ganz verändert! Ein Mann, der einen Fahrradschlauch zu verkaufen hat, einen wirklichen Schlauch, der noch was hält, steht heut in einer Reihe mit einem Baron und einer, der gar zwei zum Hergeben hat — ja, der Ist minde- stens so viel wie ein Graf mit Fideikommiß! Der Vetter des Kolonialwarenhändlers, bei dem ich kaufe, hat einen Onkel, dessen Schwager eine Kou- sine hat, die einen Mann mit verkaufbarem Fahr- radschlauch kennt. Dieser Mann wohnt in Jütland, in der Nähe von Grindsted. Ich radelte innerhalb von beinähe vier Tagen hinüber und flickte unter- wegs meine alten Schläuche 32mal. Er stand ge- rade im Hof, als ich ankam, und hatte die Hände tief und nachdenklich in den Hosentaschen. „Mein Name Ist Peter Hansen.” „Soso.” Er wandte mir den Rücken und ging in Richtung Schweinestall davon. Nun Ist es ja augenblicklich so, daß Schweine viel mehr wert sind, als Men- schen, deshalb beeilte ich mich, ihn einzuholen, ehe er im Stall der Bevorzugten verschwunden. „Ich habe gehört, Sie hätten einen Radfahr- schlauch zu verkaufen. Ich bin von Seeland her- über geradelt, um mit Ihnen zu sprechen.” „Gestern war einer von Viborg da.” Damit konnte- ich allerdings nicht konkurrieren, ich stand noch und grübelte darüber nach, was auf Ihn irgendeinen Eindruck machen könne, da sagte (Hanna Nagel) „Aber, wenn Sie den langen Weg gefahren sind, was haben Sie denn dann mir anzubieten?” „Zwanzig Kronen.” P} „Gut — und was weiter?” Nun hatte man mir schon auf Seeland gesagt, daß ich was extra mitbringen sollte, so hatte Ich mich bemüht, mittels eines halben Liters Petroleum, einer kleinen Zinkplatte, zwei Meter Verlänge- rungslitze und einer Handvoll Nägel von einem Freund ein Päkchen echten Tabaks einzutauschen. „Wollen Sie sich eine Pfeile stopfen?” Er stopfte, zündete die Pfeife an und ließ den köstlichen, echten, blauen Rauch aus Mund und Nase sickern. Ich hatte das Gefühl, als ob wir uns näher kömen. „Na ja, ansehen dürfen Sie mal den Schlauch.” Er holte ihn. Der Schlauch war schön, wie ein Traum in der Mainacht. Er schien zu wachsen und einen Glorienschein um das Haupt des Schweine- besitzers zu bilden. Aber ich hielt mich zurück, um nicht zu viel zu sagen, „Ich habe ein Stück Lötzinn, ungefähr ein Pfund.” ‚Und dann hab ich elf Eßlöffel voll echten Kaffee.” „Na ja, nicht übel,” „Zweiunddreißig wirkliche Flaschenkorke.” „Und weiter...” „Einen Rahmen Buchenholz, zwei Flaschen Koch- spiritus, eine Stange echter Vanille und ein paar Prisen Pfeffer...“ „Ja, und...” Ich begann nervös zu werden, es war so, als ent- kleide er mich Stück um Stück, Sollte ich denn alles verlieren, was mir Ansehen gab?. „Zwel Stück Waschseife, ein Kilo Weizenmehl... und... und ein Pfund Reis. Aber jetzt hab Ich wirklich nichts mehr!” Ohne ein Wort zu äußern, langte er abermals zum Tabak hinüber und stopfte sich die. Pfeife brechend voll. „Und wo sind so die Waren? Noch auf Seeland?” „Nein, nicht mehr. Mein Sohn ist zugleich mit mir aufgebrochen und hat sie in einer Kiste bei sich, hinten auf dem Rad. Er wartet draußen vor dem Hof. Geben Sie mir den Schlauch?” Der Schlauchbesitzer reichte mir seine Hand hin, Sie war gut ein Viertelquadratmeter groß. Ich schlug ein. Mein Sohn fuhr mit den Waren herein und begann abzuladen. „Übrigens habe ich noch einen Schlauch, falls Sie Interesse dran hätten.” „Für den Fall hab ich noch was extra mitgenom- men. Ein Paar- Skistiefel. Ein Paar braune Schuhe, einen Kammgarnanzug und vier Paar Wollsocken, jedes nur einmal gestopft.” „Gut. Einverstanden.” Wieder reichte er mir seine Pranke hin, Ich be- eilte mich, die Schläuche zu wechseln und fort- zukommen. Und nun beging Ich eine Dummheit. Auf der Heimfahrt fuhr Ich durch die Badeorte, um recht zu prahlen. Ich Kamell Die Leute rann- ten zusammen und bestaunten die zwei fast un- gebrauchten Schläuche. Buben rannten mir nach, Damen stellten sich mir in den Weg und lächel- ten holdselig. Ehe ich heimkam, hatte ich ein Angebot auf ein hinterstelltes Auto, acht Sack Kartoffeln, einen Photoapparat, 14 Tage Hotelauf- enthalt und ein Ponnygespann. Nun habe ich die Schläuche hergegeben. Ich konnte das Telephonieren und die ewigen Be- suche nicht mehr aushalten. Ich tauschte sie gegen ein Blockhaus in Svinklöv, das ich wieder- um gegen eine Obligation eintauschte, und da ich nicht wußte, ob es eine gute sei, tauschte ich sie wieder gegen ein halbes Pfund Kaffee, zwei Tafeln Schokolade und drei Päckchen Tabak. Radfahren kann ich allerdings nicht mehr. Aber nun hab ich doch wenigstens wieder etwas, was mich gesellschaftsfähig macht. (Aus dem Dänischen übertragen.) 636 DIE BRIEFMÄRKE Ein Menfch, der, wenn’s ihm fonft bellebt, Großzügig manche Mark ausgibt, Fühlt jäh die Sparfamkeit erftarken Dreht ichs, anftatt um Mark, um Marken: Sechs Pfennige koftet und nicht mehr Ein Kartengruß im Fernverkehr, Jedoch der Menfch, tief in der Nacht, Hat eine Marke nur zu acht Und meit entfernt, daran zu denken, Dem Vater Staat mal was zu fchenken, Sucht er hartnäckig zu erreichen Das angemeff’'ne Poftwertzeichen. Brieftafche, Schreibtifch, jedes Eck Durchftöbert er zu diefem Zivech, Zuletst, mit Schritten, fiebenmeilig, Trägt er die Karte, die nicht eilig, Perfönlich nachts noch an die Bahn, Spricht, fonft fo fchüchtern, Fremde an, Feftftellen muß er voll Empörung, Der Automat hat eine Störung! Jet geht er trinken einen Schoppen, Jedoch - fo kann das Schichfal foppen! - Die Sechfer er auch hier nicht kriegt: Nun endlich gibt er fich befiegt. Und reif für den Entfchluß, den harten, Klebt er die Achter auf die Karten. Eugen Roth MEIN FREUND JOHANNES Ich hatte Marlanne einst sehr gern gehabt. Sie erschien mir gerade und natürlich, Johannes aber tand sie — seltener Fall, daß wir uns einmal nicht einig waren — verspielt und unnatürlich Nun, wir hatten nicht lange Gelegenheit, uns dar- über zu streiten. Sie entschwand bald aus unse- rem Gesichtskreis. Eines Tages sah ich sie wieder, An allen mög- lichen Körperteilen mit allen unmöglichen Farben beschmiert, dazu In Herrenhosen. Ich berichtete Johannes darüber, und es dauerte auch nicht lange, da trafen wir sie auf einem Spaziergang In der gleichen Aufmachung. Sie steuerte auf uns los und begrüßte uns mit lauter Stimme. Dann wandte sie sich mir zu: „Na, du hast wohl das brave Mädchen von früher gar nicht wiedererkannt? Wie gefalle Ich dir denn so?" Während ich mir noch überlegte, was Ich antwor- ten könnte, ohne die Gesetze der Ritterlich- keit einerseits und meine Wahrheitsliebe andrer- seits allzusehr zu verletzen, raunte mir Johannes, wie mir schien etwas reichlich laut, zu: „Sag es nichtl Sie bringt es fertig und verklagt dich wegen Beleidigung.” * Martin trug sich mit dem Gedanken, eine Lebens- versicherung einzugehen. „Aber Martin, du bist doch noch so Jung und ge- sund, das lohnt sich für dich doch gar nicht”, meinte Johannes. „Man sieht, daß du nicht ein bißchen geschäfts- tüchtig bist, Johannes”, widersprach Martin. „Ge- rade weil ich noch so Jung bin, kann ich Ja be- sonders günstige Bedingungen bekommen. Ein paar Mark nur zahle ich monatlich, und wenn ich dann sterbe, werden meinen Erben ein paar Tau- send ausgezahlt. Und das beste Ist noch, daß sie es sogar dann schon bekommen, wenn ich sterbe, nachdem ich erst ein paar Monate eingezahlt habe. — Ja mein Lieber, man muß immer kauf- männisch denken!” „Wenn du das tust, so fürchte ich, daß du dich bald jeden Monat darüber ärgern wirst, daß du schon wieder nicht gestorben bist und zahlen mußt“, sagte Johannes. 9. Bieger Der Mann im Mond terich Schilling) „Die Sichel nimmt ständig ab, wie lange werde ich mich noch auf sie stützen können ?“ L’ vomo nella Iuna: "La luna va sempre piü decrescendo. Quanto tempo ancora mi potrö appogglare ad essa?,, 637 SHIEEEGIRSENFREFZESREBIGTRIFEN VON SCHLEHDORN Zirkus ist schön! Schon auf Riechweite diese Atmosphäre von Pfer- den. Nicht Im Stall stehenden, sondern bewegten Pferden, — warum hat man noch kein Parfüm „mille chevaux” (Crachet, Paris) herausgebracht? Direktor Krause-Cavallini tadellos im Frack, zwei lange Falten neben dem goldplombengeschmück- ten Munde, der die Gäste, umgeben von 12 Lipiz- zanern, begrüßt, wäre ein Kavalier, wenn er nicht seine restlichen Haare zu sauber gewichst trüge, und wenn er nicht mit der Peltchse knallen wollte. Der Berberlöwe ist wüstenwild, vorher gefüttert und riecht enorm nach sich selbst. Er wird eben nie ein Salonlöwe. Der Clown trägt eine Tür herein, schließt umständ- lich auf, geht hindurch, schließt umständlich wie- der zu und — trägt die Tür hinaus. Wie würde es manchen Wissenschäftler beruhigen, wenn er die- ses Vorganges eingedenk wäre. Dann wieder Pferde: die kleinsten Liliput-Zwerg- Piccolo-Ponies der Welt. Als diese „noch nie da- gewesene Nummer” das letztemal da war, liefen noch acht von den kleinhufigen, dicklichen Pferd- chen mit Federpuscheln auf dem dummen Kopf Anerkennung = Riconoscimento u En um die grünsamten dekolletlerte damalige Miß, heutige Signorina Valerie herum und brachten zu- letzt durch rechizeitiges Schütteln von abgenutz- ten Schellengurten eine abgenutzte Opernmelo- die zum Erklingen. Jetzt waren es nur noch sieben, und ein halber Ton fehlte. Aber Naive vom Film und Ponies bleiben für das Publikum immer jung und süß. Nun Luftakrobaten: gespannte Muskeln und gespannte Zuschauer, und keiner will sich was merken lassen. Ihr Reiz liegt, wie bei ge- wissen Frauen, darin, daß etwas passieren könnte. Und es war schön, wenn es vorbei Ist, Und dann der Höhepunkt: Vivian, die Tochter des Direktors, reitet in einem Dreß, der wie angegos- sen sitzt, und mit einem gleichfalls angegossenen Lächeln, Jung, blond und allabendlich den Hengst „Oskar Hohe Schule. Verwachsen mit dem Pferd- Zentauren müssen, sie kann das. Sie braucht weder Gerte noch gar Sporen; von, heil, den Schenkeln allein läßt sich der Hengst, den Schaum des Widerspruchs vorm Maul und in der Kinn- kette, zur Plaffe, Pesade und Pirouette bestimmen — ein Urbild hochimposanter männlicher Skla- verei. (0. Hermann) „Wissen Sie noch, Frau Hierlinger, wie Ich immer die großen Blumenkörb' bei Ihnen "kauft hab?" „Freill, Herr Doktor, — und jetzt bringen S' der Frau Gemahlin Maroni mit — I sag’s halt: Immer no der alte Lebemann !* "Vi rlcordate ancora, Sora Hierlinger, come Io compravo sempre da Vol I grandi corbelli di fori?,. — "DI certo, signor Dottore ... e adeso portate alla vostra consorfe | maronl ... Eh lo dico bene io: ancor sempre Il vecchio viveur!“ ‚ontl. Schriftte hhandlungen, Ib 15. Okt. 191 und Druck; Knorr & Hirth Kommanditgesollschalt, München, Sondlin; v Sch : Einzelnummer, 30 Pi Porto beillegt Zum Abschluß Pantomime, Staub, Gedränge, ver- klingender Pferdeduft, Zirkus ist schö-ö-ö-n! In der nächsten Nacht träumte Regierungsrat Ju- lius, er käme In den großen Stall der Stecken- pferde. Denn wer hätte nicht irgendein Stecken- pferd? Die standen alle zur Nacht an der Krippe ange- bunden und fraßen, Das vom Regierungsrat v. Plessing: Briefmarken; aber nur europäische, andere und Ganzsachen wies er zurück. Das von Freund Theo, dem Maler: Farben, die aus der Tube quollen, vor allem Deckweiß und Licht- gelb. Es war schon ganz durchsichtig. Das von Frau Dorette: Spitzendeckchen, kleine und ganz kleine, kunstvoll um leere Räume her- umgearbeitet. Manche geschickte Dinerunterhal- tung ist auch so. Das von Herm v, Schulze-Schindelhausen knab- berte an einem frischen Stammbaum. Das von Kommerzienrat Brääbsch in Leipzig ver- schlang Tabaksdosen, wertvoll, künstlerisch und sehr historisch, — Im Grunde bedauerte Frau Ida Bräöbsch es doch, daß sie nicht die große Dose von Talleyrand für Häkchen und die kleine der Maintenon für Osen benutzen konnte; eine Dose mit nichts drin ist doch sinnlos. Aber Herr Gene- ralkonsul v. Znaim sammelte eben auch, und noch unbrauchbareres: dessen Steckenpferd verlangte Porzellan aus der Zeit der Mingdynastle; die ver- wandten das Meißener Drachenmuster auch schon. Das Steckenpferd von Herrn Marquardt fraß Mün- zen, — das gäbe bei geordnetem Stoffwechsel Aussicht, ein oft erörtertes finanztechnisches Pro- blem zu lösen. Das von Frau Dr. Krämer-Quietsch, die in brillan- ter Koloratur dilettierte, wieherte nur. Viele futterten Bridgekarten, und mehr als eine nahm kleine Schnäpse (denn kleine Schnäpse Ist noch ein Steckenpferd, bei den größeren Ge- mäßen beginnt das Laster), Am leichtesten sind die kleinen Steckenpferdchen mit Flügeln, die Privatpegasusse, zu ernähren: die futtern Seelenhach& und welke Erinnerungsblumen (Sentimentalltätsheu). — Manche Im Stall haben auch aristokratische Ge- stütsmarken auf der hölzernen Hinterhand aulge- brannt. Manche auf Täfelchen ihr Pedigr& über der Box. Etwa „Heraldik“ v. „Geltungstrieb” a. d. „Tradi- tion“, Oder „Boullemöbel” v. „Uberfluß” a, d. „Wohnungskultur“ (Boullemöbel sind übrigens nicht nur Könapees, wie du dachtest, Dorette), Oder „Famllienforschung” v. „Dienstbefehl” a. d. „Angst vor der jüdischen Großmutter”. Oder ‚Bridge” v. „Dernier cri” a. d. „Langeweile' und so welter. — — — Plötzlich trat Vivian, die Tochter des Direktors — abgesessen wirkte sie kleiner und war weniger Amazone, mehr Kurfürstendamm — mit langer Peitsche in den Traum und in den Mittelpunkt der Reitbahn. Knallte, lächelte und sprach: „Alle mal herhören, bittel : . Jeder sollte sich frühzeitig ein Steckenpferd an- schaffen. Denn auch auf Steckenpferden lernt man im Alter schwerer relten. Es gibt Steckenpferde für jeden Geschmack und ‚Geldbeutel. Bestes Vollblut wird mit Chips gefüt- tert, nicht aus Kartoffeln, wie In der Bar, sondern Chips aus Monte-Carlo, Als Gebrauchsstacken- pferd empfiehlt sich Heimatverein oder Liedertafel. Vergessen Sie nicht: das Steckenpferd läuft mit unsern Beinen. Ich reite mit Oskars Beinen; beim Zentauren ist die Frage bekanntlich ungeklärt. Arbeit läuft alleine. Aber Steckenpferde wollen bewegt werden. »Bitte, antraben, meine Herrschaften!” Dann löste sie sich in Lächeln und In Leder-, Veil- chen- und Pferdeduft auf. * Seitdem sieht Regierungsrat Julius manch einen seiner Bekannten immer in langen, engen Reit- hosen, mit Stegen, wie sie der Direktor Krause- Cavallini trägt, und mit eilig bemühten Beinen sein Steckenpferd tummeln, um die Bahn des Jah- reslaufs, um den toten Punkt der Langeweile her- um; Plessing und Kommerzienrat Bröäbsch und Herrn Marquardt und Herrn v. Schulze-Schindel- hausen. Und sich mühen und lächeln... Zirkus Ist schönl I Straße 80 (Forneuf 1296). Brlofanschrift: München 2 BZ, Brioftach. tollungen nehmen pre nach Preisliste Nr. 7 5920. Erfüllungsort Nünchen. Der Helfer (R. Krlesch) T Bel) ı \ „Also dieser Knopf ist das dümmste, was ich je gesehen habe — einfach nicht zuzukriegen!“ — „Das sagst du nur, weil er am Schuh sitzt, Franz!“ II cavaliere: “Ma questo bottone & la cosa piü stupida ch’ io abbia mai visto... non c'& verso di chiuderlo!,, — “Franz, lo dici soltanto perch& & nella scarpal,, 639 (wilhelm Schulz) Der geeignete Mann Y Ba #R DE a wi ı U hi. ® „Ich möchte mich Ihnen als gemeinsamen Oberbefehlshaber empfehlen, meine Herren: Mein Vater war englischer Lord, meine Mutter Amerikanerin und außerdem hama noch gehabt ä jüdischen Hausfreund!“ L’uomo adatto: „Signori miel, vorrei raccomandarmi a Vol come Generalissimo. Mio padre era un Lord inglese, mia madre un’ americana ed oltracciö abblamo avuto anche un gludeo quale amico di casal,, 640 München, 7, Oktober 1942 . 47. Jahrgang / Nummer 41 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Das Risiko {E. Thöny) ae „Die Zweitefrontmedizin wäre ja gut, aber ob sich das kostspielige Präparat noch lohnt?“ II risico: "La medicina del secondo Fronte sarebbe buona; ma che valga ancora la pena di servirsi d’ un sl costoso preparato?,, Schlußpfiff — 2:1! - Fischio di chiusa 2:1! (t. v. Horväth) IN EINEM WARENHAUS „Womit kann ich dienen?” erkundigte sich der Junge Verkäufer des Warenhauses und starrte die hübsche Dame jenseits des Pultes an. „Ich brauche ein Geschenk für einen achtjährigen Jungen”, sagte die Dame sinnend, „es soll nicht zu teuer sein. Es soll..." „Ich bin vollkommen im Bilde. Was Gnädigste benötigen, ist eine Kinderflöte. Es weckt In dem Kinde musikalische Talente, macht aber dennoch Freude.” Er wickelte das Instrument ein und wies die Dame an die Kassa. Einige Sekunden später stand sie Jedoch wieder vor ihm. „Ich habe mir die Sache überlegt, der Junge wird den ganzen Tag Lärm mit der Flöte machen, und seine Eltern sind sehr nervös. Sie müssen das Instrument zurücknehmen. Bezahlt habe ich es ohnehin noch nicht.” „Zurücknehmen kann ich leider nichts”, erwiderte der Verkäufer höflich, „das ist gegen unser Ge- schäftsprinzip. Aber ich kann es Ihnen gegen etwas Gleichwertiges umtauschen. Bitte sich aus- zusuchen! Wenn Ich mir einen Vorschlag erlauben darf, Gnädigste, dann nehmen Sie einen Fußball. Sport stählt den Körper des Kindes und bereitet den Menschen für den Lebenskampf vor.” Er packte den Ball ein und betrachtete seine Kundin nicht ohne Erleichterung, wie sie zur Kassa ging. Doch’knapp davor machte sie kehrt. „Es geht doch nicht”, sagte sie, „der Junge wird den ganzen Tag spielen, wird nichts lernen und erhitzt nach Hause kommen. Sie müssen den Ball zurücknehmen!” „Zurücknehmen nicht”, erwiderte der Jüngling, und sein Lächeln wirkte etwas krampfhaft, „das ist gegen unser Geschäftsprinzip. Aber vielleicht gegen etwas Gleichwertiges umtauschen!” Schließlich einigten sie sich auf ein Bilderbuch. Die Dame verstaute das Buch unterm Arm und entfernte sich. Knapp vor der Tür holte sie der Verkäufer ein. „Gnädigste haben vergessen, das Buch zu be- zahlen”, flöteie er. „Das Buch?‘ machte die Dame erstaunt. „Ich soll Ihnen das Buch bezahlen?” Dem Verkäufer perlte der Schweiß von der Stirne. „Sie haben es doch schließlich und endlich ge- kauftl‘ „Das wohl, Aber dafür habe Ich Ihnen doch den Fußball zurückgegeben.” „Zahlen Sie also bitte den Fußball.” „Für den Fußball habe ich Ihnen die Flöte zurück- gegeben.” „Du meine Güte, zahlen Sie eben die Flötel” VON LUDWIG V. POLLANDT „Die Flöte habe Ich ja nicht gekauft!" Der Verkäufer starrte sie mit offenem Munde an. In seinem Kopf begann sich alles zu drehen. „Sie sind eine unausstehliche Damel” Die Dame fuhr auf, wie von einer Natter ge- stochen. „Waas?” schrie sie. „Was haben Sie ge- sagt? Ich bin unausstehlich? Das werden Sie so, fort zurücknehmen!” „Zurücknehmen nicht“, röchelte der Verkäufer, „das Ist gegen unser Geschäftsprinzip. Aber ich kann es Ihnen gegen etwas Gleichwertiges um- tauschen.” BAUM DER KÄUZE Bäume gibt es, die den Staren Sammelplatz und Zuflucht sind, Fallen sie in schwarzen Scharen Abwärts durch den Abendwind. Ach, ich gleiche solchem Baume! Statt der Stare aber läßt Mancher Kauz aus blauem Raume Sich hernieder ins Geäst. Nichts will helfen! Immer wieder Schwebt ein seltsam Volk heran, Sträubt behaglich sein Gefieder, Nickt mir zu und plaudert dann: Einer ist, um Gold zu kochen, Endlich auf der rechten Spur, Sein Gefährte ringt seit Wochen Mit der Zirkel-Quadratur, Doch das Höchste sucht der Dritte, Die Arznei, die alles heilt, Während nach der Weltenmitte Fieberhaft ein Vierter peilt. Samt Atlantis ist versunken, Was das Ziel des Fünften bleibt, Der von trüben Träumen trunken, Dicke Manuskripte schreibt, Die er mir als Gnadengabe Durchzulesen nahelegt, Weil ich dann erst innehabe, Wie sich Zeit und Raum bewegt. Auch die Wärmekraftmaschine, Die sich nie erschöpfen kann, 642 Ewig emsig wie die Biene, Bietet mir ihr Schöpfer an. ‚Andre zieh’n verscholl’nen Worten Mit dem Schlüssel hinterdrein Oder dringen durch die Pforten Edens kühn zu Gott hinein, Kämpfen um die Kraft der Kräfte, Wissen, was sonst keiner weiß, Treiben windige Geschäfte Mit dem Mond- und Sternenkreis, Fahren auf Planetenbahnen Durch das All und durch das Nichts, Kosmos-Käuze, Monomanen Ihres wirren Innenlichts — — Alle aber kommen endlich Wiederum zu mir geeilt. Nichts will helfen! Unabwendlich Ist dies Los mir zugeteilt. Baum der Käuze, steh ich staunend Unterm Himmel Tag für Tag, Und es gaukelt leise raunend Um mein Ohr ihr Flügelschlag. Soll ich ungeduldig werden, Zorn versprühen oder Spott? Über Mensch und Kauz auf Erden Wacht ja doch der gleiche Gott! „Selig sind die Sonderbaren, Weil sie nicht so viel wie du Von dem Leid der Welt erfahren“, Flüstert er mir lächelnd zu, HERBERT FRITSCHE Brasilien in Gefahr (Erich Schilling) „Soeben erhalte ich eine schwerwiegende Nachricht von den Gefahren, die uns durch die Achsenmächte drohen!“ I Brasile in pericolo: "In questo momento ricevo una gravissima nofizia dei pericoli che ci minacciano da parte delle Potenze dell Assel,, 643 Im Filmdrama (K. Helligenstaedt) „Ich hätte Hemmungen, wenn ich so vor aller Welt meine Seele entblößen müßte!“ Nel dramma in film: “lo mi sentirel tult" impacciata se dovessi svelare cosl I’ anima mia davanti a tuttil,, 644 Der unangenehme Brief - La lettera sgradita (Fr. Bilok) 1... Ich habe mich nur schwer zu diesem Brief entsehließen können, aber nun fühle ich mich wie befreit... “...a gran fallca mi decisl di scriver questa lettera; ma ora ml sento come liberata DER KRAGENKNOPF Vor Jahren hatte ich die Ehre, anläßlich einer Theaterfestvorstellung vor einem erlesenen Publl- kum — die Mitglieder des schwedischen Königs- hauses an der Spitze — die Festrede zu halten. Zur Feler des Tages zog ich natürlich Frack und weiße Weste an. Meine Frau und ich bestiegen eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung dieStadtbahn, um so Ins Stadtinnere zu gelangen — und den Rest des Weges im Taxi zurückzulegen. Alles war also soweit in Ordnung. Auch meine Frau war in Gala, und ich selbst hatte mich gut auf meine Rede vorbereitet. Auf dem Zentralbahnhof verließen wir den Zug, um eln Auto zu nehmen. Zugegeben, ich war ein bißchen aufgeregt, wie man es bei solchen außer- gewöhnlichen Anlässen eben Ist, Als wir den Bahn- hofsplatz überquerten, überlief es mich auf ein- mal kalt. Ich fühlte, wie ein kleiner, kantiger Ge- genstand über Brust und Bauch hinabglltt. Es war — der vordere Kragenknopfl „Ach du Schreckl" rief ich meiner Frau zu, „Der Kragenknopf Ist mir ins Hemd gerutschtl” „So hole ihn doch rasch wieder hervorl Ich werde dir Im Auto beim Umbinden des Kragens helfen“, entgegnete sie, „Aber so beeile dich doch, wir haben bloß noch zehn Minuten Zeitl” Sie wurde schon nervös. Ich klopfte mir auf den Bauch und hüpfte von einem Bein aufs andere, Und dabel spürte Ich, wie besagter Kragenknopf mein rechtes Hosenbein entlangrutschte — — und sah ihn dann, als er den Weg ins Freie gefunden, in einem Gully von der Erdoberfläche verschwinden. Im gleichen Augenblick löste sich der ganze Kragen, und auch die Krawatte fiel herab. „Eine fatale Geschichtel” stöhnte ich. „Tücke des VON ERIK LUNDEGAARD Objektes! Was fange ich bloß an? Alle Geschäfte sind geschlossen! Nirgends wird ein Kragenknopf gegen Geld und gute Worte zu haben sein!” „Rasch Ins Autol” sagte meine Frau. „Dann werden wir schon weltersehen.” Wir bestiegen also in großer Hast ein Auto. Ver- zweifelt versuchten wir mit vereinten Kräften, den Kragen durch die Krawatte zusammenzuhalten, Was natürlich unmöglich war. Im Theater angekommen, wandte ich mich an den Maschinenmeister, einen freundlichen älteren Herrn. Vier Minuten bevor ich auftreten solltel Der Zuschauerraum war bis auf den letzten Platz ge- füllt. Es wimmelte von Schwarz und Weiß, Farbe und Pracht. Ein dumpfes Brausen drang erwar- tungsvoll zur Bühne herauf. „Ich brauche einen Kragenknopfl” rief Ich ihm zu. „Können Sie mir einen Kragenknopf beschaffen?“ Mit meiner Beherrschung war es vorbel, Ich tanzte förmlich hin und her. „Sagen Siel Kann man nicht rasch In ein Geschäft schicken? Oder anrufen? So sagen Sie doch etwas! Ach, Ich vergehe vor ‚Angst und Aufregung! Die Vorstellung muß hinaus- geschoben werdeni Das ist die furchtbarste Stunde, die ich je,erlebt habel” Ich schwieg erschöpft. Ich wischte mir den Schweiß. von der Stirn. Der alte Maschinenmeister hatte noch kein Wort gesagt. Mitleidig lächelnd sah er auf mich herab. Doch Jetzt nahm er seinen Kragenknopf aus dem blauen, kragenlosen Arbeitshemd und reichte Ihn mir, „Hier, nehmen Sie einstweilen meinen! Warum haben Sie sich denn nicht gleich an mich ge- wandı?” Tja, daß ich daran nicht gedacht hattel 645 Er half mir, den Knopf einzusetzen und die Kra- watte zu binden, Eine Minute später stand Ich Im Glanz des Ram- penlichtes und hielt meine Rede. Der König nickte mir gnädig zu — und die andern hielten den Atem an... Später fragte Ich dann hinter der Bühne den Ma- schinenmeister, was ich Ihm nun für seine Be- mühungen geben dürfe. „Fünfundzwanzig Kronen“, erwiderte er sachlich, ohne eine Miene zu verziehen. „Was? Fünfundzwanzig Kronen für einen Kragen- knopf?"“ War das der freundliche alte Herr? Ich glotzte Ihn ohne Verstehen an. Ich würde mich sicher verhört haben. Er aber zog ganz erstaunt die Brauen hoch und schüttelte verwundert den Kopf. „Wie? Ist Ihnen das zu viel Geld? Ist Ihnen das der Kragenknopf nicht wert? Da werd’ Ich ihn mir doch lieber in die Börse stecken!” Er streckte mir die offene Hand hin, daß ich ihn nicht mißverstehen konnte. Vor- wurfsvoll sah er mich an und meinte: „Und Ich habe geglaubt, daß so ein Kragenknopf ein gutes und beruhigendes Gefühl für Sie sein könnte. Ist das etwa nicht den geringen Preis von fünfund- zwanzig Kronen wert?” Da fiel mir alles auf einmal ein. Ewig hier hinter der Bühne bleiben konnte ich ja wohl nicht. Ich mußte zurück in den Saal, Der Abend war noch lang. Und vielleicht — ja, vielleicht würde der König mich zu sich rufen — — Da sagte ich kein einziges Wort mehr. Da zog ich nur eiligsı die Brieftasche, um zu bezahlen... (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) DASETESZEANMLE NT D/EIRTTTEIERR FACE Teerjacken sind alte Fahrensleute, sind Männer, die auf den großen Tiefseeseglern alle Meere der Welt befahren haben, Zwei rechte Vertreter stel- len Käppen Kieker und Jonny Immerblau dar, die in der ‚Fähre VII”, ihrer Stammkneipe am Hambur- ger Hafen, sitzen, Wie es den Anschein hat, haben die beiden Teerjacken etwas Wichtiges vor, Man sieht es an ihren nachdenklichen Gesichtern, und außerdem hat Jonny Immerblaw einen Bleistift und Papier vor sich auf dem sandgescheuerten Tisch liegen. Ja", sagt Käppen Kieker, und dabei rührte er nachdenklich seinen Grog um, „Ja, Jonny, der An- fang ist immer das Schwerste.” Jonny Immerblau legt den Bleistift beiseite und zerkleinert das Stückchen Zucker in seinem Grog- glas. Käppen Kieker wiederholt: „Der Anfang ist Immer das Schwerste, Jonny.” Jonny grunzt: „Aber laß uns man erst mal an- fangen.” „Wie denn?” „Wie immer.” „Hast du denn schon öfter Testamente gemacht, Jonny?" „Davon spreche ich ja gar nicht. Ich meine, laß uns erst mal anfangen zu trinken — also Prost!” Beide nehmen das Grogglas in die Hand, blicken sich In die Augen und schlürfen, so recht mit Ge- nuß, den Grog zur Hälfte hinunter. Genau, wie ab- gepaßt, setzen sie die Gläser zu gleicher Zeit wieder auf den Tisch; das macht die alte Gewohn- heit. An die fünfundvierzig Jahre fahren und trin- kon sie schon gemeinsam, die beiden alten Fah- tensleute, Tree Freundschaft verbindet sie. Ver- schleden wie ihr Aussehen, ist auch ihre Veran- lagung: Käppen Kieker hat Gemüt, und Jonny Immerblau hat Witz. „Weißt du, Jonny, Ich gehe nun bald an die Sieb- zig ran. Da gehört es sich Ja wohl, daß man seinen letzten Willen festlegt.” „Natürlich, Käppen, wer unordentlich gelebt hat, muß für einen ordentlichen Abgang sorgen. Sag” mal, wann willst du denn nun sterben?” „Ich?" fragte Kieker überrascht, „Ich denke noch gar nicht ans Sterben." „Weshalb willst du dann dein Testament machen?” „Aber Jonny, einmal muß man es doch sowieso machen. Und dann am besten doch, solange man noch lebt.’ „Und ausgerechnet heute abend? Siebzig Jahre lang hast du Zeit gehabt und jetzt mit einemmal nicht mehr? Kleker, ich glaube, du wirst alt!" „Gar nicht, Jonny, gar nicht! Aber nimm mal an, Jan Klapperbeen käme ganz plötzlich — Jetzt, In die- sem Augenblickl Was dann? Ich hätte meinen Nachlaß nicht geordnet, ich könnte nicht ruhig ein- schlafen. Das kann Ich nicht mit meinem Gewlis- sen vereinbaren, Jonny.” „Nanu? Woher hast du denn nun plötzlich ein Ge- wissen?" „Das habe ich Immer gehabt, mein ganzes Leben lang, Jonny.” „Und jetzt hast du es auch noch, Käppen?” „Und wiel" „Na, Käppen, dann mal los, dann laß uns man an- fangen.” „Ja“, meint Käppen Kieker und rührt wieder nach- denklich seinen Grog um, „Ja, Jonny, der Anfang Ist immer das Schwerste.” Sie blicken sich wieder in die Augen, sie trinken wieder einen tüchtigen Schluck, und sie setzen wieder, genau zur gleichen Zeit, zusammen die Gläser auf den Tisch, Jonny Immerblau nimmt dann VON WALTER ROTHENBURG wieder den Bleistift und das Papier zur Hand. „Wie heißt du?“ fragt er Kieker. „Mach doch keinen Quatsch, Jonny, das weißt du doch.” „Ich kann doch nicht einfach schreiben: Käppen Kieker. Deine sämtlichen Vornamen muß ich wis- sen. Wie sie auf dem Geburtsschein stehen.” „Kudl Kieker heiße Ich.” „Also Karl?“ „Nein, Kudli Richtig Kudl! Meine Mutter und mein Vater konnten kein Hochdeutsch.” „Also gut”, sagt Jonny. „Ich, Kudl Kieker, der En- desunterzeichnete.” Er schreibt das nleder. „Und wie alt bist du, Käppen?” „Muß das so genau rein? Schreib’ man: rund sech- zig Jahre, so genau ist zu genau. Wie alt bist du denn, Jonny?” „Das geht dich nichts an; ich mache ja mein Te- stament nicht,” „Nein”, schmunzelt Köäppen Kieker, „wenn du mir nicht sagst, wie alt du bist, sage ich dir auch nicht, wie alt Ich genau bin. Schreibe man: rund Vor dem Hotel - Davanti all’ Hotel 646 sechzig Jahre,” „Gut“, stimmt Jonny zu, und schreibt. Dann fragt er welter: „Hast du Kinder?“ „Was geht dich das an?“ „Käppen, das muß Ich wissen, das muß hier rein, wegen dem Nachlaß. Also: Ja oder nein?” „Das weiß Ich nicht so genau.” „Was ist los? Das weißt du nicht so genau? Du mußt doch wissen, ob du jemals ein Kind in die Welt gesetzt hast; ob deine Liebe Folgen gehabt hat?“ „Wie kann ich das wissen, Jonny? Du weißt doch selber, wie das ist: manchmal war man nur zwei, drei Tage Im Hafen, Irgendwo, und ist niemals wieder dahin zurückgekommen.” „So meine ich das nicht, Käppen. Ob du gesetz- liche Kinder hast, muß ich wissen.” „Also Jonny, laß uns man erst mal einen Schluck nehmen.” Damit ist Jonny natürlich einverstanden, Sie trin- ken also. Dann beginnt Jonny wieder: „Also, wieviel gesetzliche Kinder? Und gleich (A. Kubin) ' if; | Die Hausangestellte (R. Kriesch) „Ja, Fräulein Mirzl, Sie haben doch immer gesagt, Sie sind in einer Filmschule!“ „Wissen S', Herr Doktor, wir haben als Hausaufgabe ‚Treppenreinigung‘ bekommen!“ L’ addetta al governo di casa: ""Gia ...signorina Mariuccia, avete sempre detto che Vol siete in una scuola di film!, — “Sapete, signor Dottore, noi per cömpito di casa abbiamo avuto la ‘Pulizia delle scale,!,, 647 noch eine wichtige Frage: Warst du mit deiner früheren Frau getraut oder nicht?" Käppen Kieker kratzt sich hinterm Ohr: „Natürlich waren wir getrautl” „Zuerst mal die Kinder, Köppen, eins nach dem anderen...” „Bist du verrückt, Jonny? Eins nach dem anderen.” „Ich meine: Erst=die Frage wegen der Kinder, dann die Frage wegen der Frau. Also der Reihen- folge nach: Wieviel gesetzliche Kinder hast du?” „Wieso gerade gesetzliche Kinder?” „Wieviele du anerkannt hast!” „Keinsil” platzt Kieker heraus. „Gut“, grient Jonny, „Und nun die Frage wegen Frau Kieker: seid ihr getraut gewesen?” mal“ „Gesetzlich? „Nein — vor Gott!” „Gut — also nicht! Hast du sonst Verwandte: Brüder, Schwestern, Neffen, Nichten und so weiter?” „Nein, mit mir stirbt das Geschlecht der Kleker aus.” „Und wem willst du deinen Nachlaß vermachen?” „Donnerwetter nochmal, Jonny, darüber habe Ich noch gar nicht nachgedacht.” „Das können wir uns ja in Ruhe Überlegen. Also erst mal: Prostl” Wieder trinken sie, genau wie immer, im gleichen Takt, mit gleichem Genuß den Grog aus. Jonny bestellt gleich’zwei neue. „Hast du Freunde, Käppen, die den Nachlaß an- treten sollen?” „Nee, Jonny, Freunde habe ich nicht.” „Was? Du hast, keinen einzigen Freund? Denke doch mal scharf nach! Guck mich doch mal an“ „Nee, Jonny, einen richtigen Freund, was Ich so darunter verstehe, habe Ich nicht.” „Und was verstehst du unter einem richtigen Freund? Wie muß der beschaffen sein?” „Das will ich dir sagen, Jonny: Ein wahrer Freund ist nur, wer sein Letztes hergibt für den anderen. Würdest du das tun? Würdest du dein Letztes, zum Beispiel, für mich hergeben?” „Aber das versteht sich doch von selbst, Käppen!” „Gut — dann sollst du mich beerben.” „Schön, Köppen. Und was hinterläßt du mir?” „Alles, was Ich habe.“ „Und was hast du?” „Das weißt du Ja.” „Mehr also nicht?“ „Nein, Jonny.” „Dann schreibe ich also welter: ... hinterlasse hiermit, als meinem einzigen Erben, meinem treuen Freunde Jonny Immerblau, rund sechzig Jahre alt, meinen ewigen schönen Durst.” Jonny schiebt Kieker das Testament hin. Der un- terzeichnet es mit würdiger Miene. Und dann wird der feierliche Akt feierlich begossen. Jonny aber, wie versprochen, gibt sein Letztes für den Freund her: — er bezahlt die ganze Zeche. VERDACHTIGUNGEN Ein Menfch fchmatt lieb mit einem zweiten - Ein dritter geht vorbei von weiten. Der zweite, während fie den biedern ‚Gruß jenes dritten froh ermwidern, Läßt in dle Unterhaltung fließen: »Der ift mit Vorficht zu genießenl« Sie trennen fich: Der zreite trifft Den dritten - und verfprigt fein Gift: »Der Herr, mit dem Ich grad gewandelt, Mit Vorficht, Freund, fel der behandelti« Der erfte, mie fich Zufall häuft, Dem dritten über'n Weg nun läuft, Der, auf den zweiten ‚angefpielt, Die höchfte Vorficht anempfichlt. So hat, in Freundlichkeit getarnt, Vor jedem jeder nun gewarnt. Die Vorficht it, zum Glück entbehrlich: Denn alle drei find ungefährlich! Eugen Roth NATURGESETZE VON WILHELM HAMMOND-NORDEN In ‚eine gottverlassene Gegend hatten sie uns geschickt, dem Teufel sei’s ins Ohr geflüstert! Wir waren ungefähr fünfzig Mann, und die Herren von der Bauflıma hatten vorher gesagt: „Es Ist da sehr einsam, Männer, und wenn ihr mal einen Men- schen trefft, so versteht ihr seine Sprache nicht. Es gibt da nichts als Arbeit und abends ein Glas Bier. Tanz’und Amusement und Kino und so — das fällt untern Tisch. Aber Geld könnt Ihr ver- dienen, und anständig zu essen gibt's auchl” — Naja, wenn es Geld zu verdienen gibt, dann fin- den sich Immer Männer, die in die einsamste Ein- samkeit gehen. Da lagen wir nun in dem großen Wald, und un- sere Aufgabe war, die dicken Eichen zu fällen, die der Vorarbeiter angezeichnet hatte, sie zu ent- asten und zu stapeln. In mancher Welse hatten sie Ja gut für uns gesorgt. Sie hatten schöne Baracken im Walde errichtet, mit doppelten Wänden, und eine Feldküche war auch da, die gut und reich- lich kochte, Eine kleine Stunde von unseren Baracken entfernt befand sich ein armseliges Dorf. Der Boden brachte hier nichts, das Dorf war verkommen und verhungert, aber niemand kümmerte sich darum. Natürlich hatte es sich dort bald herumgespro- chen, daß wir im Walde waren und eine Feld- küche hatten. Eines Tages standen vier zerlumpte, barfüßige Kinder zwischen unseren Baracken, drei Jungen und ein Mädchen. Jedes trug einen Topf, und als Mittag war, streckten sie uns die Töpfe hin. Unser Koch war geizig, der gab nichts her. Aber viele von uns waren welchherziger, manche hatten wohl auch selbst Kinder, und da wir mit- tags einen reichlichen Schlag bekamen, füllten sich rasch die Krüge der Kinder. Die nahmen und dankten freudig, und es war ein Vergnügen zu sehen, wie sie sich auf die nächste Baumwurzel setzten und reinhauten, Am andern Tage kamen sechs Kinder, dann wur- den es Immer mehr, bis zu zwanzig Mittagsgäste hatten wir täglich. Wir gaben, was wir übrig hatten, aber natürlich machte uns unsere harte Arbelt auch hungrig, für zwanzig nimmersatte Kinder hatten wir natürlich nichts übrig, und so kam es, daß manches Kind jetzt leer ausging oder sich mit wenigem be- ‚gnügen mußte. Und dann kamen auch noch ein paar alte Wei aus dem Dorf herübergeschlurft. Sie waren z: lumpt wie die Kinder, aber müder und trauriger. Sie hatten wenig Zähne im Munde, und der Gram hatte ihre Gesichter in lauter Falten zemnagt. Sie mischten sich zwischen die Kinder und hielten uns, wie diese, mit zitternden Händen die Krüge hin, während ihre Augen, halb flehend und halb an- klagend, verfolgten, daß die Männer die Kinder durchaus bevorzugten. Es war nämlich so, daß wir unser Essen lieber den Kindern gaben. Ich unterhielt mich darüber mit meinem Kameraden. „Wie mag das kommen“, sagte ich, „daß wir fast alles den Kindern geben?“ — Der Kamerad war ein kluger Mensch, er war weit herumgekommen, hatte manches ge- sehen und sich über alles seine Gedanken ge- macht, Es war ein Jammer, daß er soviel trank, aber Ihn drückte die Last eines Erlebnisses. Er sprach zwar nie darüber, ich glaube aber, daß es sich um eine Frauengeschichte handelte, Ich hatte allerdings keine Beweise dafür, ich dachte es mir nur so. „Ja“, sagte mein Kamerad, „das hat eine ganze Reihe von Gründen. Sieh mal, die Kinder rühren uns, die Alten stoßen uns ab. Sag, was du willst, es ist so. Auch die Kinder sind Iumpig und schmut- zig, dennoch aber entströmt ihnen der Hauch der Lebensfreude, verstehst du, sie sind eben Kinder, es steckt noch was drin in ihnen. Die alten Weib- sen aber, die Bettelfrauen, die mag niemand, Ja, 648 wenn wir genug Essen Übrig hätten, soviel, daß alle etwas abbekommen könnten, dann wäre es kein Problem, dann würden die Alten auch nicht leer ausgehen, denn keiner von uns Ist Ja schlecht oder bösartig. Aber soviel ist nicht da, und so bevorzugen wir eben die JugendI” „Ist das nicht eigentlich grausam und ungerecht?” fragte Ich. „Wir werden doch auch einmal alt sein!“ Mein Kamerad lachte: „Wie ist es denn mit dir? Gibst du nicht auch lieber den Kindern?” Ich nickte. „Siehst du“, sagte er, „das Ist eben ein Naturgesetz. Alle unsere Gedanken und Kräfte wenden sich der Jugend zu, dem, was nach uns kommtl“ Nach einigen Tagen blieben die Alten wieder fort, Der lange Weg war wohl zu beschwerlich und die Mühe stand in keinem Verhältnis zur kargen Ernte. Aber statt der Alten kamen nun deren Töchter, junge Mädchen und Frauen, so zwischen sech- zehn und dreißig. Auch sie trugen nur Lumpen, aber sie wären doch weiblich, und für unsere Mönner- und Barackenwelt war es angenehm, zu sehen, wie schön und wie lustig und wie rund alles an Ihnen war, manche hatten auch hübsches Haar, das unterm Kopftuch hervorlugte, und alle lachten und hatten kräftige Zähne. Ja, und diesen Jungen Frauen gaben wir jetzt unser Essen, es ging dabel ziemlich lebhaft zu, manches Scherz- wort wurde gesprochen, obwohl wir uns nicht verstehen konnten. Aber das männliche Lachen und das weibliche Juchzen war sowieso unmiß- verständlich, ebenso wie die kleinen Kniffe und Klapse, die wir austeilten, und die nur matt ab- gewehrt wurden. Mein Kamerad sagte: „Siehst du, die alten Wel- ber waren schlau, Sie haben uns die weibliche Dorfjugend auf den Hals geschickti” „Du meinst, daß die Alten sie geschickt haben?” „Selbstverständlich“, sagte er, „es gibt nämlich nichts Schlaueres, als häßliche alte Weiber. Sieh doch hin: alle die Jungen Mädchen lassen sich Ihre Krüge füllen, aber keine setzt sich nieder, um zu essen. Sie tragen die Mahlzeit heim und teilen sie mit den Alten. Jaja, die alten Weiber. Sie haben gemerkt: gegen, die Kinder kommen wir nicht an. Da haben sie sich überlegt: was wirkt noch stärker auf Männer als die Kinder. Und dann haben sie die Jungen Mädchen geschickt. Jaja, sie verstehen sich auf die Naturgesetzel“ Er hörte auf zu essen, winkte ein Kind herbel und goß ihm den Rest seiner Suppe in den Topf. „Tja“, sagte er, „nun sind die goldenen Zeiten für die Kinder vorbei, Freilich, was mich betrifft, Ich gebe keinem Jungen Weibe was, Ich nicht. Ich bin diesem Naturgesetz schon lange nicht mehr untertan!” Dann erhob er sich, um seinen Eßnapf zu reinigen Ich hatte es Ja schon lange geahnt, daß Irgend- eine Frauengeschichte sein Leben umdüsterte. "GEWITTRIGES Am Himmel Gemitter raufen \ Und Wolken wie Weiber laufen Vor bitterböfen Herrn. Wohl manchen Leuten wird bange Vor Blitien mie Meffer fo lange In Niederbayern fern. Doch hnall'n die Donner wie Geißeln, Die Bauern in den Bierbeifeln, Die lachen und bör'n es gern! Hermann Seyboth “ > erst denken. nn Spectrol Benüken! Im Frieden wurde häufig nicht überlegt, ob ein Fleck Spectrol auch „wert” war. Heute ist Spectrol zu kost- bar, um bedenkenlos verschwendet zu werden, Zuckerflecke und einfache Schmutzspritzerkönnenfast immer mit warmem Wasser beseitigt werden. Spectrol soll für schwere Fälle da sein, wo böseVerschmutzun- gen — insbesondere Fett- Nlecke — ohne Schädigung der kostbaren Faser ent- fernt werden müssen. Nur dort nimmt man heute, Spectrol. Kossack d. 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Co wird üußer- ih angeroardt uud it oa» vamtlert unfahäblic & Jugendlich schlanke bedofe M.5.AD, Dauierdofe MR. 8 (Rodjnahme) MARGARETE LAUN Sphnbeltepflege felt 1896 Müngen2, Kaufngerir.3se KRONEN- KRAWATTEN-FABRIK Frite M.Fihke® BERLIN Ca LESEN Sie auch ale Münchner llufteierte Dreffe dann Münchner Neuefte Nadıeichten Südbeutfche Sonntagspoft ut genug. 15 (Zeil. Sorg- one zarte Hautnis kräftigt sie, tan, derFabrik Präparate MAGDEBURG- Weinkühler,s recht, Wenn man eine Flasche Cinzano erwischt — und das ist nicht jeden Tag der Fall, Nundelkleie alıne Seesund wird für Kinder bevorzugt. Aber auch Aok-Seesand« Mandelkleie greift die Dos, Warenzeichen chem.pharm. HOALBERT WEBER Belforter S1r.23 mitHaut-ÖloderKrem erfrischen und steigern die Spannkraft. Jetzt muß man sich behel- fen, später gibt es wie- der in bekannter Güte Jade-öt und [u Jorekem nzano im Schmitz hat vollkommen sollte man den Genuß sorichtig auskosten. Und Cinzano schmeckt nun mal gut gekühlt am besten. Und da «io auch angebrochen unbeschränkt halt: bar ist, reicht die Flasche — bei be- dächtigero Genuß — eine ganze Weile. In unveräünderter Güte 2 „sondern Am Werktag Keinen WW. ——— \ Nun trop | gegen enschwertes Durcikommen der ersten Zähne. Altbenähr! | | LIEBER SIMPLICISSIMUS (0, Nückel) Bei Baron Wetisteins ist der Storch eingekehrt —, gleich mit Zwillingen. Graf Bobby und Rudi be- suchen die glücklichen Eltern. Steht Bobby vor der Wiege und schüttelt den Kopf und näselt: „Nein, so etwas, Rudi, so eine Ähnlichkeit —, be- sonders der eine“ von Sammlungen, einz. Frauenstraße 6 Schon wenig Worb wirken viel Jeder Band umfaßt etwa 450. der und mehrere vielfarbige Bei Bedarf nur 1 Tablette word 1. Preis pro Band in Buchhandlung Max Arzneimitt Ihrer Gesun erhältlich. Im Krieg ist-Sparen Deine Pflicht — Auch bei „Sonnal“ vergiß es nicht! Briefmarken von Großdeutschland. Versand von Auswählen. Ankauf und Hinterlassenschaften. 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Der ist ei’gruckti” I.H.R * Leni“, fragte man tellnahmsvoll, „Sie blicken so traurig — was haben Sie denn?” Worauf sie sich ein paar richtige Tränen abwischte und zornrot erklärte: „Dieses Ekel von Paul! Nicht nur, daß er mir das Leben verpfuscht und mich um alle meine Illusio- nen gebracht hat, — er hat mir auch den ganzen schönen Abena verdorbenl' * Der Heiratsvermittler hatte seine liebe Not. Schon dreimal war der Bräutigam wieder abge- sprungen. Endlich aber war es überstanden. Die Provision war schwer verdient. Am Tag nach der Hochzeit kam einer Ins Büro, „Hundert Markl müssen Sie mir schon abgeben, Herr Koppell” „Hundert Mark? Wofür denn?” „Wegen der gestrigen Hochzeit.” „Was haben Sie denn dabei getan? Wer sind Sie überhaupt?” Der Besucher sagte: „Kennen $’ mich net wieder, Herr Koppel? Ich bin doch der Mann, der den ganzen Weg bis zum Standesamt neben dem Bräutigam hergegangen ist und ihm gut zugeredet hat.” J.H.R. | En ge | RE Ein Reiter otne Mlera ix das Vianin D ohne (eine Mineralien. Darum soll man bei der Rache worbeugungzdurch Vitasain D den” Kalk niemals Nergenen. Ana der Mappe kr Torpemwerke, Köe-Mileim Selten und Tefeln und Wolle - Seide Modeneuheiten dos führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIENI Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 Der altbewährte zuverlässige, gut G AUEN Ibscher | 1870 und 1914 älteste beutiche Bruydre-Pfelfen-Fabrik Kamerad der Soldaıen von VAUEN Nürnberg $ | dheitl Carl Blank, Bonn am Rhein In alten Apotheken u.Drogerien | SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN PHILIPS, VALVO WERKE NAUFTYERWALTUNG Benum WERE I AACHEN + HAMBURG + WIE Wellen Sie Ihr Haar selbst mit dem praktischen Haarwellgerät „TEWE) Deutsches Reichspatent Wellt kalt u. trocken, schont das Haar, Die Wellen kommen ferti F tbar.Goeignet für alle Frisur- Aten! 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Was den Hansi aber am meisten an den Herrn fesselte, war die Möglich- keit, mit ihm ab und zu sich griechisch und latei- nisch zu unterhalten, von ihm Klassiker auszu- leihen, von denen er lange Stücke textgetreu wiedergeben konnte. Nun wollte es der Zufall, daß der verkrachte Philologe eines Nachmittags unterwegs mit seinem Fuhrwerk auf seinen Herrn bei einem ihm zugebilligien Viertele im Wirts- garten warten mußte. Zu ihm gesellten sich zwei der Erfrischung bedürftige Wanderer, ausgerüstet mit verschiedenen Requisiten, die der echte Berg- wanderer dem Salontiroler am ehesten übelnimmt und die auch dem Hansl keinen guten Eindruck der „Hearischen" vermittelten. Den wenig gei- stige Interessen verratenden unakademischen Philologen nicht beachtend, ergingen sie sich in Lobpreisungen des gehabten "Wandergenusses und streuten verschiedene weniger gebrauchte klassische Zitate zur Bekräftigung des Standes und der gesehenen Erhabenheit ein. Dieses schul- meisterliche Gehabe verdroß den verkrachten Studenten besonders. Noch mehr aber, daß den beiden anscheinend sehr gelehrten Herren sowohl Text- wie auch Herkunftsfehler unterlaufen waren. Deswegen räusperte sich der Hansl umständlich und meinte in einem nur in der Übersetzung ver- w109 ständlichen Dialekt; „Na, liabe Hearn, so hoaßt's zwoamal nöt. Dös oane ischt nöt vom Virgil, sun- dern vom Ovid, und der andere nöt aus der Odyssee, sundern aus der Ilias. Und hoaßn tuats so!" Dann rezitierte er ihnen fehlerfrei und in be- lebter Wiedergabe die Textstellen und noch etliche Verse dazu. Da sahen sich die beiden Herrn denn mehr als verwundert an, so daß der schneller sich Erholende den genießerisch vor sich hinsehenden Hansi bat, ihm aus seinem Er- staunen über ein so gründliches philologisches Wissen bei einem einfachen Fuhrknecht zu helfen, Das könne doch nicht mit rechten Dingen zugehn. „Na, na, dos ischt schun so“, meinte der nun schalkhaft seine Pfeife putzende Hansl, „dös lear- nen sie ba ins In der Schul; dös koann ba ins a niadr (jeden)l” Schneuzte sich noch recht schaden- freudig-grob und setzte sich wieder hinauf auf Heinz Kemenäter seinen Kutschbock, ww :005 Für harten Bart Te Nein und zarte Haut treter der jahrtausendealten Wein Merk’ Dir heut’ vor allen Aeaoben „A baukultur Siziliens. Vollmundig, ” würzig und gehaltyoll will er an Dingen | A Kaloderma-Kosmetik- dächtig und in kleinen, prü: | Sparen mußt Du mit fenden Zügen genossen werden. || Tennis-Klingen FLORIO ———— Präparate sind von so kon- SEKTKELLEREI zentrierter Wirksamkeit, | daß auch geringe Mengen | AR CHR. ADT. | ‚lie volle Wirkung erzielen. DAR Fe) en m FR | KUPFERBERG Für Ihren UND DAS SIEBENECK & co. Füllhalter: schon 2 "MAINZ: Berenel > e SIND WELTMARKEN FÜR GEGRUNDET ültnabteriinien 3 ass re Ce y, || mehrmals sich Aızneimitteb Kr Jachhandei se berlehen hinter denen eine mehr als 30jähr.wissonschaftliche und praktische Erfahrung steht. © Das schönste Geschenk ” für Heimat und Front sind meine neuen Buchserien, teıls künstlerisch illostrier, it mehrlars cn Schugumschlägen. Verlangen Sie kostenlos und unverbindlich ein Verzeichnis der solort lieferbaren Bücher von Versandbuchhandlung Karl P. Geuter, Stuttgart 1 MERZ & CO. CHEM. FABR. 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Hermann) „Kraulen Se Ihren Freund mal unters Kinn, Fräulein, damit er uff die richtige Seite lächelt!" “Signorina, Iilillafe un po Il vostro amico sotto Il mento, affinche sorrida dalla parte glustal, FREUNDINNEN Sigrid, Beate und Hannelore waren schon in der Schule die Unzertrennlichen gewesen. Sie ärger- ten gemeinsam die Lehrerin, hatten dieselben gu- ten und schlechten Noten In den gleichen Fächern und standen auch stets inbeinahe männlicher Weise füreinander ein, wenn einmal etwas schief ging. Als sie aus der Schule entlassen wurden, be- schlossen die drei Freundinnen, auch weiterhin in enger Verbindung zu bleiben. Sie versprachen einander, sich durch nichts, komme was wolle, trennen zu lassen. Sie saßen an ihren freien Aben- den nebeneinander im Kino. Schwärmten für den gleichen Filmhelden. Hatten dieselben Jungmäd- chenträume. Das Wunschbild, das die eine als ihr mönnliches Ideal entwarf, glich aufs Haar dem der beiden anderen. Ja, Sigrid, Beate und Hannelore waren sich sogar einig darüber: es wäre das Schönste, wenn sie einmal ein und denselben Mann heiraten könnten! $o sehr waren die drei Freundinnen ein Herz und eine Seele. Eines Sonntags fuhren die drei Mädchen mit ihren Rädern ins Freie. Dabei lernten sie einen netten, jungen Mann kennen. Er hieß Am. Amsel war von dieser Stunde an der Gefährte der drei Mädchen. Gewissermaßen der vierte, gleich- berechtigte unter den drel Freundinnen. Viele schöne Stunden verlebten die vier Jungen Menschen in gemeinsamer Freude miteinander. Keine der drei Freundinnen schien Amsel zu be- vorzugen, keine der drei Freundinnen schien vor der anderen auch nur das leisteste Geheimnis zu haben. Bis eines Tages — — — 652 Beate kam zu Hannelore. Beate war erregt. Dem Weinen nahe. „Stell dir vorl” sagte sie zu Hannelore, „Amsel und Sigrid haben heute ganz allein einen Ausflug gemacht, Ist das nicht schrecklich? Ich bin wütend auf Amsel. Dieser Treulosel” ErwarteteBeate, daßHannelore sie trösten würde? Gleich ihr Amsel verurtellen würde und auch Sigrid, deren Treulosigkeit doch eben so groß sein mußte, wie die des Mannes? Jedenfalls aber hatte Beate mit ihren Worten verraten, daß sie ebenso wie Sigrid ohne Wissen der anderen mit Amsel in näherer Verbindung gestanden hatte. Und was antwortete Hannelore? Nein, sie entrüstete sich nicht. Sie lächelte un- gläubig. „Du lügsı", sagte sie zu ihrer Freundin. „Amsel ist nicht allein mit Sigrid weggefahren. Und das sagst du nur, um mich eifersüchtig zu machen!” Stry zu Eulenburg (Wilhelm Schutz) — Vor dem herbstlichen Regen Die weißen Möven sind landein geflogen Nun siehst du Schwarz und Weiß beisammenhocken. Und flattern mit den Krähen hinterm Pflug, Der braune Acker lockt, der alles eint, An ihren Schwingen noch das Salz der Wogen, Sie sind wie Schnee und Tod. Du stehst erschrocken Die Luft des Meeres noch im Atemzug. Und blickst dem Herbst ins Angesicht: Er weint. HEINZ FRIEDRICH KAMECKE 653 Die Massage - Massaggio DAS (H. Rammelt) RHEUMAMITTEL VON KURT GROOS Jener letzte Sommer in dem unberührten Gewirr der Schären wäre wohl vollkommen sorglos ver- flossen, hätte Petersens Tante nicht plötzlich den Einfall gehabt, mit Jürgensens Motorboot bei uns anzulegen. Gegen den Besuch der Tante war an und für sich ja nicht viel einzuwenden, sie führte sich einigermaßen manierlich auf und verschwand schon nach drei Tagen, Aber leider zeigte sich die Tante zum Schluß Petersen gegenüber erkenntlich, sie umarmte ihn beim Abschied lange und holte aus ihrer riesigen Handtasche eine Flasche mit einem Anti-Rheuma- extrakt, den sie Petersen zum Geschenk machte. Es war eine wertig aussehende Flasche aus grü- nem Glas mit einem roten Etikett, und die Schrift auf dem Etikett war tells bläulich, teils grünlich, obenauf ein Wappen wie aus Goldbronze, Noch auf dem Bootsteg zwang uns die Tante, die An- erkennungen berühmter Ärzte auf dem Etikett zu lesen — kein Mensch auf der ganzen Erde Vorlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgosollschai Verantwortl, Schriftlelter: Walter Foltzick, Mün« alla Buchhandlungen, Zoltungs ai gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen warden nur zurückg brauchte mehr an Rheuma zu leiden, wäre dieses Mittel Allgemeingut der Befallenen. Die Tante er- zählte, sie könne sich vor Rheuma oft tagelang nicht vom Fleck rühren; durch eine Einreibung mit dem Anti-Extrakt sel sie in der Lage, in einem Lehnstuhl fast mühelos die Blätter eines noch so dicken Buches umzuschlagen. Wegen dieser Flasche begann Petersen innerlich mit dem Schicksal zu hadern; ich merkte es ihm gleich an. Nach dem Abendessen versuchte er, mir einzureden, ich sei rheumakrank, Ich erklärte, diese Krankheit kaum dem Namen nach zu kennen. Petersen lachte höhnisch auf und melnte, schon mancher habe auf seine alten Tage erfahren müs- sen, um wieviel besser vorbeugen als heilen sei. Sein Geiz duldete eben nicht, daß die Flasche ungenutzt herumstäand. Später zeigte er mir auf dem Etikett den Preis von fünf Kronen; er stieß mich dabei in die Seite und nannte mich seinen alten Freund von der Schulbank her — vier lum- München, Sandlinger Straße 80 (Fornruf 1296). Brletanschrift Simplicissimus erscheint wöcht spreise: Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nd, wenn Porto belliegt.— Nachdruck verboten. — Posischeckkonto München 5920. Erfüllungsort München. Pplge Kronen und der Rheuma-Extrakt sei mein. Ich könne lange leben und dann mit siebzig vielleicht noch einmal heiraten. Aber ich wollte den Geiz des Freundes heilen, seine Komplexe brechen. Ich riet ihm, die grüne Rheuma-Flasche mit dem roten Etikett ins Meer zu werfen; Petersen war beleidigt und ließ sich den ganzen Abend nicht mehr blicken. Am nächsten Morgen, es war noch vollkommen finster, machte Petersen das Boot um 4 Uhr los und ruderte zu der größten der Klippeninseln, die von acht Fischerfamilien bewohnt wurde. Bei dem hohen Seegang war es eine lange und anstren- gende Ruderei. Mein Freund kam spätabends voll- kommen gebrochen mit der Rheumaflasche zu- rück; die Fischerfamilien hatten kein Interesse, Petersen verfluchte diese Familien und beschwor die Heringsschwärme, die Klippen dieser Geiz- hälse in alle Zukunft zu meiden. Zwei Tage danach — zwischendurch versuchte mein Freund Immer wieder, mich als Käufer des Extraktes zu gewinnen — wasserte ein Sportflug- zeug in unserer Nähe. Sofort sprang Petersen in die hohen Gummistiefel, stapfte durch die Dü- nung und redete heftig auf den Piloten ein, Der schraubte die Rheumaflasche auf, roch daran, be- netzte einen Finger und leckte etwas von dem Extrakt. Dann schüttelte der Pilot den Kopf, gab Petersen die Flasche zurück, warf den Motor an und stieg mit seiner Maschine wieder In die Lüfte. Durch das Verhalten des Piloten war Petersen auf einen Gedanken gekommen; er fragte mich, ob wir die Flasche nicht gemeinsam austrinken woll- ten. Er meinte, Rheumamittel schmeckten genau wie guter alter Schnaps. Ich zeigte ihm auf dem roten Etikett die dickgedruckte Stelle „Achtung! Achtung! Nur äußerlich anwenden!“ Danach sprach Petersen wieder längere Zeit nicht mehr mit mir. Er selbst litt sehr, manchmal stand er nachts auf, öffnete die Verschraubung und roch an dem Extrakt. Auch bei einem Eskimo, der mit einem Boot aus Fischhaut bei uns anlegte, fand meln Freund kein Interesse. Der Eskimo kannte fast alle Rheuma- mittel, auch das von Petersens Tante, Am achten Abend nach der Abfahrt der Tante blieb Petersen ganz aus. Ich suchte die Insel mit dem Feldstecher nach ihm ab; er war ja so wun- derlich geworden die letzte Zeit. Endlich ent- deckte ich ihn vollkommen nackt auf einer kahlen Felskuppe, er schien sehr zu frieren; oben im Norden sind die Nächte empfindlich kalt. Well wir uns aber verzankt hatten, kümmerte ich mich nicht weiter um Petersen, ging früh zu Bett, und als ich morgens aufwachte, war er Immer noch nicht in der Hütte. Endlich aber kam er, er nahm ganz kleine, ulkige Schritte. Seine Haut war von der Nachtkälte bläulich angelaufen; alles in allem machte er einen sehr verfallenen Eindruck. Er wankte auf mich zu und verlangte das Rheumamittel, . Kopfschüttelnd holte ich die Flasche; Petersen ‚Augen leuchteten trotz des körperlichen Verfalls, er erzählte, daß er nun den ganzen Körper voll Rheuma habe und die Flasche endlich verwenden könne, ich möge ihn mit dem Extrakt ordentlich von oben bis unten massieren. Während ich ihn knetete, schrie er dauernd „Ah, tut das gut, ah, wie das lindert, ah, die gute Tantel”‘ und ähnliches. So war er wieder der beste Kerl. Nach der Einreibung packte Ich den Freund in dicke Wolldecken, damit er ordentlich schwitze; er erwachte erst am Mittag des nächsten Tages. Ich mußte mich gleich an sein Bett setzen, er war blendender Laune, nur bei der leichtesten Be- wegung öchzte er laut auf. „Nun, alter Junge”, fragte mich Petersen mit glän- zenden Augen, „was meinst du, was Dr. Sörensen für eine einzige Rheumabehandlung gefordert hätte?” „Acht Kronen.” „Na, siehst dul Und was habe ich Jetzt gespart, ha?" „Drei Kronen, denn das Rheumamittel kostete fünf Kronen.” Petersen lachte laut auf. „Haha, du Narr! Acht Kronen, acht ganze saubere Kronen habe ich ge- spart; das Rheumamittel war ja geschenkt Siehst du das ein?” „Ja“, sagte ich. Von da an verlief unser Sommer wieder sorglos und heiter. München 2 BZ, Bıloftach. ich einmal, Bostellungen nehmen nach Preisliste Nr. 7 (A. Paul Weber) Die Nachtwache La guardia notturna 655 Balanceakt im Eismeer (9. Gulbransson) —G aLar ar „Mit jedem neuen Geleitzug kann es Karlchen besser, jetzt jongliert er schon mit zwei Ölkanistern und drei Handgranaten!“ Esercizio d’ equilibrio nel Mare Glaciale: *“Con ogni nuovo convoglio Carletto fa sempre meglio; adesso gioca giä con due bidoni di petrolio e tre granate!,, 656 München, 14. Oktober 1942 . 47. Jahrgang / Nummer 42 30 Pfennig SimPLIcCissimuS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT. MÜNCHEN Leiermann Litwinow Erich Schilling) „Legen Sie sich doch endlich mal eine neue Walze zu, diese ewige Leier von der zweiten Front geht mir schon auf die Nerven!“ Litwinow, suonatore d’ organetto: '"Ma cambicte una buona volta cilindro! Ormai questa eterna cantilena del Secondo Fronte mi urta I nervil,, Im zoologischen Garten - Nel Giardino Zoologico 0. Hogenbarth) DER RAUBER Ist Ihnen nicht schon mal, wenn Sie so durch den Wald zur Dämmerstunde oder durch den abend- lichen Park gegangen sind, der Gedanke gekom- men, daß der Mann, der dort hinten durch die Bäume strich, ein Räuber sein könnte? Haben Sie gemerkt, ich sagte „strich“ nicht „schlenderte”., Räuber müssen demnach eine besondere Art der Fortbewegung haben. Früher wars einfach, da er- kannte man Jeden besseren Räuber an der Auf- machung: wilder Federhut und Keule, wenn nicht gar gezückter Dolch, Sie werden nun sagen, es wird halt eine verdächtige Erscheinung sein. Ver- dächtige Erscheinung ist ein weites Feld, und die- ser hält für eine verdächtige Erscheinung das- Jenige, was der andere für einen saloppen Wan- deranzug ansieht. Es kann Sonderfälle geben: der Mann den wir da sehen, ist mit Lackschuhen, kur- zen Pumphosen und,steifem Hut gezlert. Aber auch ABSCHIED Der letite Laubfrofch fpricht zur letsten Rofe: »Madame, mir fcheint, für heuer it es gar. Ich Ipür’s In meiner linken Hinterfloffe; auch machen fich bereits die Mücken rar. Sie haben aktiv riechend, holde Schöne, ie ftets den Sinn fürs Ideal genährt. Ich meinerfeits, in dem Bereich der Töne, hab’ mich als Sänger und Prophet bewährt. Mich dünkt, man hat nun lang genug gefchuftet im Dienft der Stimmungsmache diefes Jahr... .« - Die Rofe feufzt: »Wohlan denn!« und verduftet. Der Laubfrofch orgelt hohl: „Au revoir!“ Ratatöskhr das Kostüm kann durch zwingende Umstände be- dingt sein und braucht nicht eindeutig auf Räuber schließen zu lassen. Das gleiche gilt von vorge- schobenem Kinn bei gesenktem Kopf und tlackern- dem Blick unter buschigen Augenbrauen. Mein Lateinprofessor sah einst so aus, und ich lege meine Hände dafür ins Feuer, der Mann war kein Räuber, sondern er hat mich sogar im Abiturium nicht durchfallen lassen, was von seiner Herzens- güte spricht. Ich will Ihnen auch sagen, wie ich zu diesen Über- legungen komme. Ich ging nämlich gestern durch den abendlichen Park, und da sah ich in der Ferne zwar keinen mutmaßlichen Räuber, sondern eine Dame kommen, und da kam mir der Gedanke, sie könnte mich für einen Räuber halten. Ich erschrecke Damen im Walde nicht gerne, und so versuchte ich mich möglichst unräuberisch zu benehmen. Aber wie macht man das? Legt man die Hände auf den Rücken? Unmöglich, jeder wird sofort auf den Ver- dacht kommen, man verberge doft eine Waffe. Steckt man die Hände in die Tasche? Das wäre noch schöner, damit der andere denkt, man spanne und entsichere gerade den Revolver. Pfeift man ein Liedchen? Nein, denn das würde soviel hei- Ben, als möchte man versuchen, ein ängstliches Gemüt durch Harmlosigkeit in Sicherheit einzu- lullen. Man darf nicht zu schnell und nicht zu langsam gehen. Und ‘wer gar mit den Händen in der Luft herumfuchtelt um zu zeigen, daß er un- bewallnet sei, könnte leicht den Verdacht hervor- rufen, er sel ein ganz klein bißchen wahnsinnig, und nichts fürchten einsame Damen mehr als einem Geistesgestörten im Park zu begegnen. Ich hätte nie gedacht, wie schwer es Ist, den Eindruck eines Nichträubers klar hervorzurufen. Als einzig wirk- sames Mittel, meine Unschuld zu zeigen, erschien mir ein Schmetterlingsnetz, mit dem ich hinter gau- keinden' Faltern hergejagt wäre. Vor so einem Mann können sich selbst ängstliche Damen nicht fürchten, aber wer hat gleich ein Schmetterlings- netz zur Hand? x Foitzick 658 MEIN FREUND JOHANNES Wir waren Zuschauer bei einem Fußballspiel, Der Verein unseres Vororts hatte eine starke Mannschaft aus der Innenstadt zu Gast, Zur Halb- zeit stand es bereits 6:0 für den Gegner. Fünf Minuten vor Schluß 9:0, und es sah ganz so aus, als ob die Niederlage noch zweistellig werden sollte, Martin und Ich waren recht niedergeschlagen. Auch Johannes machte ein ernstes Gesicht. „Wenn es so weltergeht, werden die unsern das Spiel wohl verlieren”, sagte er. 3.Bieger - VIER ALTE FRAUEN AUF DER BANK Der Rafen der Parkanlagen inmitten der großen Stadt wird nun von den braunen Männern gefchnitten. Die Senfen raunen. Es fisen vier ur=, vier uralte Frauen auf einer Bank in dem leifen Raufchen unter dem blauen Himmel und laufchen. Unbemweglich erfcheinen die glanzlofen Augenlichter der grauen runzligen kleinen Puppengefichter. Doch wenn die Senfen jäh einmal innehalten in ihrem Lauf, fehen ängftlich die vier laufchenden Alten auf, K.M. Schiller (R. Krlesch) Bändigung „Bei einer Tasse Tee bespricht sich doch alles viel leichter, lieber Freund!“ „Jawohl, und außerdem hat man alle Hände voll mit dem verflixten Ding zu tun!“ Freno: “Sorseggiando, caro amico, una tazza di te, si pud discorrere piö facilmente di tutto!,, „Giä glä; e per giunta con le mani impacciate da questa maledetta roba!,, 659 (Withelm Schulz) IM HERBST Tat auch der Sommer sich nicht hold und hat er nimmer wie er sollt’ viel Ereud dir zugemessen, jetzt macht der Herbst es wieder gut, daß du es kannst vergessen. 660 Wenn wolkenlos der Himmel blaut die Welt wie übergoldet schaut, leis summen tausend Immen, zieh in den stillen Tag hinein und laß dich fröhlich stimmen. WILHELM SCHULZ \ Mit allen Brocken unterwegs (F. Bloyr) „He, Loisl, was hast denn, warum seufzt denn gar so goftserbärmlich!"* „Ja mel, früher wars Umziang leichter und d’ Trambahn is aa öfters kema.“ In cammino con tutfo il bagagliume: “Ehi, Gigl, perche sospiri tanto da far pietä al sassi?,, — "Ohim&! Prima si bighellonava con pi agio € ... spesso veniva il tram!, DER.-FUECRH:S VON ERICH STOCKMARR Ich hatte mich im D-Zug nach Aarhus in einem einsamen Abtell behaglich zurechtgesetzt. Es paßte mir sehr gut, daß kein anderer Mitreisen- der darin war, denn ich mag nicht, wenn ich reise, mit zufälligen Menscherf reden, Die Leute reden so viel, wenn sie im Zuge sitzen und sich langweilen, aber was geht mich ihr Geschwätz an? Nach meiner Ansicht sollten die Staatsbahnen ein besonderes Abteil für geschwätzige Leute einrichten, ebenso wie man ein Hundeabtell hat, und dann sollte ein anderes Abteil für die ver- nünftigen und stillen Menschen da sein. Auf mei- nen vielen Reisen durch die Welt habe ich nur einen Menschen getroffen, den ich, wenn es sich um das Reden handelt, als den idealen Mitpassa- gier bezeichnen kann. Das war ein Isländer. Die Isländer reden bekanntlich nicht viel, sie besin- nen sich sehr lange, bevor sie den Mund öffnen, und sie beantworten niemals eine Frage, bevor sie sich nicht die Sache sehr gründlich überlegt ha- ben. Dieser Isländer saß gerade mir gegenüber im Zuge, und ich hatte lange gemerkt, daß er über irgendeiner Sache grübelte und sich gerne darüber ausgesprochen hätte, aber die rich- tigen Worte nicht finden konnte. Sein Nach- denken machte mich nervös, well ich jeden Augenblick erwartete, daß er den Mund öffnete, und doch kam kein Wort über seine Lippen. Zu- letzt kam Ich ihm zur Hilfe, um dieser anstrengen- den Stille ein Ende zu machen. „Schönes Wetter heute“, sagte Ich. Lange saß er und sah aus dem Fenster, indem er augenscheinlich gründlich über meine Äußerung nachdachte. Er sagte aber kein Wort, weil das, wie gesagt, für einen Isländer eine Zeit dauert, bis die Gedanken zur Aussprache kommen, Dann sagte ich auch nichts mehr. Erst drei Stunden später als wir in Aalborg ausstiegen, öffnete der Mann den Mund: „Sie haben recht”, sagte er, „sehr schönes Wetter." Ein Jahr später traf Ich übrigens diesen Isländer auf der Straße in Kopenhagen. Ich ging zu Ihm hin und nahm den Hut ab: „Ja“, sagte ich, und dann ging ich weiter. Aber Jetzt zurück zu meinem einsamen Abteil im D-Zug nach Aarhus. Lange dauerte meine Einsam- keit nicht. Gerade als ich eine Zigarre anzündete, kam ein Mann herein, der sich mir gegenüber setzte. Es war ein dicker, rotbackiger Bauer, der einen großen Sack auf dem Rücken trug. Außer- dem hatte er einen kleinen Korb mit sich, den er auf seinen Schoß stellte. Ich schloß die Augen, um ihm zu zeigen, daß ich müde und nicht auf- gelegt zum Schwatzen war. Nach einigen Minuten öffnete ich das eine Auge ein bißchen und sah, wie er den Deckel des Kor- bes vorsichtig öffnete, worauf er ihn schleunigst wieder zumachte. Als sich einige Minuten später 661 dieselbe Geschichte wiederholte, wurde meine Neugierde geweckt, man kann ja schließlich auch auf eine zu schwere Probe gestellt werden. „Entschuldigen Sie“, sagte ich, „aber was haben Sie denn in dem Korb?” Er sah mich mit einem schelmischen Blick an: „Bist du neugierig?” fragte er. ‚8, ehrlich gesprochen, das bin Ich.” „Möchtest du gerne wissen, was Ich in dem Korb habe?” fragte er weiter. „Ja. „Das werde ich dir sagen. Ich habe einen Fuchs.” „So? Einen Fuchs?” „Ja. Und weißt du, wozu ich das Tier gebrauche?” „Nein.” „Ich habe den Fuchs gefangen”, sagte er, „weil mein Bruder blödsinnig Ist; ab und zu sieht er weiße Hühner, und wenn er das nächstemal welße Hühner sieht, dann lasse ich den Fuchs aus dem Korbe heraus, und dann frißt er alle die Hühner.” Ich sah ihn ein bißchen verwirrt an und lächelte unsicher: „Aber, mein guter Mann”, sagte ich, „wissen Sie denn nicht, daß der Fuchs die Hühner gar nicht fangen kann? Es sind Ja nicht richtige Hühner, das sind doch nur welche, die er sieht.” Er guckte mich mit einem mitleidigen Blick an, dann nahm er plötzlich und schnell den Deckel vom Korb: „es ist aber auch kein Fuchs darin‘, sagte er und lachte mir ins Gesicht, Und wirklich, der Korb war leer, ganz leer. Der Mann war nämlich auch blödsinnig, so wie sein Bruder. BUNTE SEGEL AUF BLAUEM WASSER Das Wasser des Sees war blau, und wie blaul Und darauf waren unzählige kleine Segelboote und große Segelbarken zu sehen, verstreut und sich kreuzend, unbeweglich und doch eilend; es war ein seltsames Gemisch von mittäglicher Rast und nachmittäglicher Unruhe, es war auch die Stunde danach, die, die zwischen Mittag und Nachmittag ist. Das gleiche Gesicht hatte das Innere des Gasthofs am Hafen. Hier saßen die Männer beisammen, in Gruppen und einzeln, lasen still oder stierten in den Raum zwischen den vier Wänden, auf denen sich halbgekleidete Damen mit Cedrofrüchten und -getränken beo- eircend um Herren in hellen Strohhüten, blaß- violetten Anzügen und weißen Schuhen mit schwarzer Kappe bewegten, und die Herren lächelten sie an und zwirbelten ihre Schnurrbart- spitzen dazu, es war selt Jahren und Jahren das- selbe Becircen und Lächeln; andere Gäste spiel- ten „scopa” und schlugen die Karten laut auf die Tische; andere noch tranken und sangen aus vol- ler Kehle. Und darum und darüber zog sich zäher, blauer Tabakdunst hin, der ab und zu von einer fliegenden Hand, einem Hut oder einom Kopf zer- teilt wurde, wie da draußen die blaue Fläche des Sees von ruhigen und ellenden bunten Segeln. Man wußte nicht, ob die Sonne schien oder nicht; es war ein diesiger Schleier über Ihr, der seltsam im Kontrast stand zu dem blauen Wasser. Es war eine zwiespältige Stunde, und In solcher tut die Natur oft eigene Dinge, nach deren Sinn und Be- deutung selten gefragt wird. Man begnügt sich dann mit dem gemischten Gefühl der Ruhe und Unruhe, das einen befällt, schaut empor zum Him- mel und geradeaus über den See, und die Borge dazwischen scheinen einem näherzukommen, sich wieder zu entfernen und aufs neue heranzurücken. — Ihre Farbe war unbestimmbar, so wie die der Olivenhaine, die einmal silbern waren, einmal milchiggrün, einmal wie ‚grüne Erde, matt, glän- zend; ständig wechselten sie ihre Farbe, Je nach- ‚dem, wie der Wind über sie blies; und so waren die Berge, je nach dem Standpunkt, von dem man sie ansah; oder nach dem Auge — ob man es offen hatte, zusammendrückte oder blinzelte — einmal grün, dann grau, violett, braun oder aus einigen dieser Farben zusammengestellt. Diesen Himmel, diesen See und diese Berge sah Berto, der fünfzehnjährige Hirtenknabe, von seinem Sitz unter einer Trauerweide am See aus — sah es und verstand es nicht, obzwar er sich Gedanken darüber machte; so wie wir es nicht verstehen. Er saß da In seiner Kleidung aus kastanienfarbi- ‚gem Barchent, weißen Gamaschen, die bis zu den Knien reichten, einem runden, braunen Hut; saß auf seinem weiten Umhang, den er als Kissen zu- sammengelegt hatte, und blickte versonnen in den diesigen Schleier A am Himmel und über den blauen Seo, die N linke Hand auf den kno- tigen Hirtenstock ge- stützt, mit der Rechten vielleicht unbewußt an dem Ring spielend, den er im Ohr trug; und seine Gedanken waren einmal bei diesem zwie- spältigen Bild vor sel- nem Auge, einmal bei Annelta, irgendeiner (\ träumenden und lächeln- \ den Jungfrau des Dorfes, Er sah bunte Segel auf blauem Wasser und schwarze locken und geschwungene, feuchte Lippen mit rotem, leben- dem Blut. VON PETER REIMANN Von fern, aus dem Dorf her, vernahm er das mo- notone Singen eines Leichenzugs. Der mußte sich dem Platz am Hafen nähern, dachte er; vielleicht hätte man ihn bald zwischen den Häusern und den Masten der Im Hafen liegenden Barken sehen können, denn er mußte weithin leuchten mit allen seinen brennenden Wachslichtern, roten, weißen und schwarzen Gewändern und der perlenbestick- ten Decke über dem Sarg. Wer nur wieder gestorben war? Der Hirtenknabe wußte es nicht, denn er wär vor einer Woche mit seiner Herde ausgezogen über die Wiesen längs des Sees, von wo aus er die Tiere über den Berg treiben wollte, um erst im Herbst zurückzukehren. Vielleicht war es die alte Beppa, das Bettelweib? Oder die Großmutter Lucrezla? Oder ein jüngerer Mensch, vielleicht der Apotheker oder die Evelina aus Glulios Gast- hof oder die Annetta? Bei diesem letzten Gedan- ken überlief ihn ein kalter Schauer, ja, er spürte plötzlich einen Knoten in der Kehle. Es war das erstemal seit seinem zehnten Lebensjahr — er hatte die Schule In der vierten Klasse verlassen, um an die Stelle des Vaters zu treten, der als Hirt auf dem Berg tödlich verunglückt war — daß er Sehnsucht fühlte; er wäre am liebsten in das Dorf zurückgelaufen, die Herde sich selbst überlassend, um zu fragen, wer gestorben sel. Das Singen wurde deutlicher, es hatte für Ihn tle- fere Trauer als sonst, es klang verzweifelt, als wolle es sich allmählich zu einem Schreien durch- ringen... Dann sah er den Trauerzug hinter den Häusern auftauchen, er unterschied die einzelnen Lichter, aber sie waren matter als sonst. Und dann strich er mit der Hand über die spähenden Augen; denn er war so verstört, daß die Lichter Ihm bunt schie- nen, so wie die Segel über dem See. Der ganze Zug war farbig, er sah grüne, gelbe, blaue Flecken zwischen dem gewohnten Rot, Weiß und Schwarz, und er strich sich wieder über die Augen, so ver- stört war er. Vielleicht war wirklich die Annetta gestorben, Gott gab es ihm ins Gefühl. Und er schaute weg, wieder Über den See und In das Diesige des Himmels, und stellte sich die arme, kleine Tote vor. Ganz in Weiß gekleidet lag sie vor seinen Augen, das Haar fiel in üppigen, schwarzen Locken auf die kleinen, runden Schul- tern und über diese weiter bis zu den jungen Brü- sten, unter denen Jetzt kein Leben mehr klopfte; die sonst lächelnden roten Lippen waren bleich und zu einem schmerzlichen Zug verzogen; die kleinen, blassen Hände waren gefaltet zu einem letzten Gebet... Da hielt es den Knaben nicht mehr; der Knoten in seiner Kehle löste sich, und er begann, zum erstenmal wieder seit dem Tod | Il 662 N EN we des Vaters, zu schluchzen, laut und verzweifelt, Seine Annetta war tot... Am Abend, ehe er unter der Weide einschlief, glaubte er, seltsame Lichter über dem Dorf zu sehen: vielleicht waren es die Sterne, die sich zur Erde senkten, Annettas Seele zu holen. * Am anderen Mittag war es dem Knaben, als träume er, als plötzlich Annetta vor ihm stand. Er schaute sie mit weit geöffneten, erschrockenen Augen an. Aber Annetta lächelte, nein, sie lachte sogar. „Was hast du denn?" fragte sie, „Du siehst mich an, als sel ich ein wildes, seltenes Tier!” Dann lachte sie wieder. Der Knabe antwortete Immer noch nicht, vielleicht wagte er nicht, seinen Wachtraum, seine Angst des Tages zuvor zu gestehen. „Ich habe gestern getanzt!” rief Annetta fröhlich, „Du, richtig getanzt! Sogar mit dem Sekretär und mit dem Sohn des Apothekers. Hör’ doch! Mit dem Herrn Sekretär und dem Gino vom Apo- thekerl” Jetzt erst kam der Hirtenknabe zu sich. „Getanzt hast du?” fragte er, „Getanzt? Gestern? — Gestern abend? — Ja, hast du denn keine Pie- tät mehr Im Lelb?...“ „Pletät?” wiederholte das Mädchen erstaunt. Pietät? Warum Pierät?" „Nun, wenn Jemand im Dorf stirbt, dann tanzt man doch nicht!" Der Knabe war empört von so viel Taktlosigkeit. „Wer ist denn gestorben?” fragte das Mädchen wieder. „Wer gestorben Ist? Woher weiß ich's? Du mußt es wissen, dul Bist Ja die ganze Zeit Im Dorf ge- wesenl... Wer hat denn alles mitgetanzı? Ihr tanzt, wenn jemand Im Dorf am selben Tag be- graben worden ist?! Wartet, so wird Gott das ganze Dorf strafen, euch und das ganze Dorf mit euchl. . Er keuchte. Und das Mädchen lachte, während er fortfuhr: „Ich glaubte schon, du seist es, die sie begruben, als ich den Leichenzug zwischen den Häusern und den Masten des Hafens auftauchen sahl Und Ich war so verstört — ich sah alles flimmern, In allen Farben, daß sich mir die Augen drehten... Und du lachsil” Annetta strich ihm sanft mit der Hand über das braune Haar. „Armer, kleiner Schatz”, sagte sie. Dann lächelte sie. „Einen Trauerzug habe ich Im Dorf seit dem Tod der alten Caterina nicht mehr gesehen, es war der letzte, den du auch mit sahst. Gestern...” Sie unterbrach sich, denn sie mußte wieder lachen, wie es Mädchen oft, viel zu oft grundlos tun. „Gestern war doch — — gestern hast du doch keinen Leichenzug gesehen — — das war doch der Karnevalszug — hinterher haben sie noch herrliches Feuer- werk gemacht, das sie aus der Stadt geholt hatten — — hast du es nicht auch gesehen? Gestern war doch Kar- nevall...” Die Augen des Knaben gingen wieder über den See und zum Himmel, an dem heute die helle Sonne stand. Und vor ihm tanzten viele,bunteSegel auf dem blauen Wasser, (Fr. Bilak) uaN Kußparade in USA. 1: e_ a L= [0] 107 © Q Q a “ rn EN ee —Z0] is I „In welcher Schlacht hat er sich denn die schreckliche Verwundung geholt?“ „Das ist keine Verwundung, Frau Roosevelt hat ihn geküßt!“ La rivista del ... bacio: “In che battaglia si & preso quell' orribile ferita?,, — “Non & una ferita. La signora Roosevelt I"ha baciato!,, 663 DIEIRSBIFAWUFESZEITTTIEN VON HANS B. WAGENSEIL Dieses Haus hier am Marktplatz — berichtete mir ein Einheimischer — war einmal bemerkenswert dadurch, daß es die Niederlassung einer nicht un- bedeutenden spanischen Handelsfirma beherbergte, die sich mit dem Import von Wein und Südfrüchten befaßte. Unter den älteren Einwohnern erzählt man sich noch heute allerhand Schnurren von den Eigenheiten der landesfremden Inhaber. Doch ist der eigentliche Held meiner Geschichte ein junger Deut- scher, der zu jener Zeit im Auftrag eben dieser Firma nach Spanien reiste. Das ist Jetzt dreißig Jahre her. Er hieß Gottfried Kienzler. Eines schönen Nachmittags also kam der gute Kienzler In Madrid an, Er war noch nie in seinem Leben aus seiner bayerischen Heimat hinausgekommen; auch sprach er kein Wort spanisch. Weil er aber über glänzende kaufmän- nische Fähigkeiten verfügte und zudem verläßlich war, hatte man ihn zu dieser Geschäftsreise ausersehen. Da es noch früh am Abend war, begab sich Kienzler aus seinem Hotel in eines der an der Paseo de la Castellana unter den Bäumen gelegenen Kaffee- häuser und setzte sich dort an eines der auf die Straße gerückten Tischchen. Gleich nach seinem Kommen nahm am Nebentisch eine bildhübsche Spa- nierin Platz. Das ist ein in Spanien seltener Fall, denn dort besuchen Frauen, selbst heute noch, kaum je allein ein Kaffeehaus. Nicht aber genug damit, die Schöne begann unserem Bayern ganz unverhohlen zuzulächeln. Verführerisch ließ sie alle ihre Reize spielen. Aber nichts half. Der bledere Kienzler tat, als merke er nichts. Da zog nach einer Welle die enttäuschte Circe ein Blättchen blaues, Schreibpapier aus Ihrer Handtasche hervor, kritzelte etwas darauf und ließ das Zettelchen dann zu Boden fallen. Mit einem letzten aufmunternden, vielsagenden .Blick hinüber zu dem Stockfisch am Nebentisch stand sie auf. Und schon hatte sie — nach einem Augenaufschlag über die Schulter zurück — das Gewoge der auf der Straße lustwandelnden Menge verschlungen. Wie es immer geht im Leben, unserem guten Deutschen befiel jetzt zu spät die Reue. Auch mochte wohl die Neugier schuld sein. Jedenfalls beugte er sich heimlich von seinem Stuhl zu Boden und hob das Zettelchen auf. Da er os nicht lesen konnte — denn die Worte waren in spanischer Sprache ge- schrieben — rlef er den Kellner herbei, damit der es Ihm übersetzte, Die Worte lesen, vor Erstaunen maßlos weit die Augen aufreißen und den be- stürzten Kionzler mit ausdrucksvoll gerecktem Arm entrüstet aus dem Caf& weisen, war eins! Ins Hotel zurückgekehrt, erzählte Kienzler dem Direktor noch ganz benommen sein Erlebnis, wobel er Ihm das fragliche Stückchen Papier zeigte. Der Direk- tor las es, bekam Stlelaugen, warf dem Jungen Mann einen vor Abscheu und Entrüstung flammenden Blick zu, und, indem er sich weigerte, ihm eine wei- tere Erklärung zu geben, setzte er ihn auf die Straße hinaus, Verdattert und völlig verwirrt betrachtete der arme Teufel den verhängnis- vollen Zettel, steckte ihn dann in die verborgenste Tiefe einer seiner Taschen und schwor sich, Ihn nie wieder einer Menschenseele in dieser seltsamen Stadt zu zeigen. Kaum aber war er wieder hierher in seine Heimat zurückgekehrt, so klagte er dem Leiter seiner Firma sein Erlebnis. Dieser, ein liebenswürdiger Spanier, lobte schon seit vielen Jahren in unserer kleinen Stadt, war ein enger Freund von Klenzlers Vater ‘gewesen, und stand auch zu dem Sohn In vertraulichem Verhältnis. Nachdem er die Geschichte angehört hatte, versicherte der Fillal- leiter schmunzelnd, der Junge Mann sei wohl das Opfer der Necklust seiner Landsleute geworden. Geben Sie mal her, sagte er, ich will gerne das Ge- helmnis enträtseln. Damit griff er nach dem Zettel. Noch aber hatte er kaum mehr als einen Blick auf das besagte blaue Zettelchen geworfen, als er sich krebsrot verfärbte, seine Lippen begannen vor Entrüstung zu beben, und’in- dem er dem versteinerten Kienzler das Blatt um die Ohren schlug, forderte er ihn auf, unverzüglich das Haus zu verlassen und ihm nie wieder unter die Augen zu kommen. Niedergeschmettert, seiner Stellung beraubt, stand der Junge Mensch auf der Straße. Hier nun erinnerte er sich in seiner äußersten Verzweiflung seiner früheren Erzieherin, an der er noch immer in Dankbarkeit hing. Dieses alte Mädchen, wußte er, hatte viele Jahre lang bei einer Familie in Spanien ge- lebt. Entschlossen trug er seine Betrübnis zu ihr. Ratlos erzählte er ihr, was ihm durch die Schuld dieses unglückseligen Papierfetzens widerfahren war. Die gute Person gelobte feierlich, ihm die geheimnisvollen Worte genau zu übersetzen. Mit dieser Zusicherung nicht zufrieden, legte Kienzler eine Pistole vor sich auf den Tisch, warf einen bedeutsamen Blick darauf und sagte: „Ich erwarte Ihre ungeschminkte, wortgetreue Übersetzung. Anders verlasse ich dieses Zimmer nicht mehr lebend.” Die erschrockene Frau streckte erwartungsvoll die Hand aus, um den Zettel entgegenzunehmen.... Kienzler griff tastend in die Tasche, in welcher er das Papier aufzubewahren pflegte. Dann fuhr seine Hand mit immer fliegenderer Hast in alle anderen: Der Zettel war nicht da. Nicht hier, und nicht dort, Nir-" gends. Der Zettel blieb verschwunden. Kienzler fand ihn nie wieder. 664 (K. Rössing)) Auf hohem Roß Alto e fiero — Sul destriero NACHTLAGER' Von Herbert Lestiboudois (im Felde) Dort schlafen sie, h Die Leiber, überkrustet noch vom Schlamm der Gräben, Ins feuchte Stroh gepreßt. So sah ich nie . Am Boden liegen alles Leben: Zerquält, wie ausgelöscht nun und zerschlagen Nach mörderischen Nächten, grauenvollen Tagen. Ich sitze stumm , Und atme schwer... Noch kann ich im Tumult der Ratten Nicht Ruhe finden. Weiß auch nicht warum Auch jetzt noch mich die dunklen Schatten Des bitteren Durchlebten überkommen, Als wär” noch immernicht der Totentanzvonmir genommen?! ... Und Stund’ für Stund’ Des jüngst Gewesenen zieht mir vorbei... Ich sche, Wie sie gefallen sind — —: den zuckend’ bleichen Mund Des Jünglings dort, der meine Nähe Noch sterbend suchte, ch’ sich seine Augen schlossen —, Sein Antlitz jäh von rotem Feuerschein umflossen... So Nacht um Nacht, So Tag um Tag auch fieberhaft vorübereilen... Dort schlafen sie, die Überlebenden der letzten Schlacht, Und niemand weiß, wo sie in ihren wirren Träumen weilen... Ich sitze stumm —, das Herz allein nur rasend hämmert— — Schlaf ruft mich erst, als trübe schon der Morgen dämmert... Wenn arge Verschmutzun- gen — insbesondere Fett- Necke — ohne Schädigung der kostbaren Stoffaser beseitigt werden müssen, greift man zu Spectrol. Für solche Fälle ist Spectrol ge- macht. Einfache Schmutz- spritzer oder Zuckerflecke z. B. lassen sich meist mil warmem Wasser entfernen. Für die heiklen Fälle, wo es dorauf ankommt, sich ein unersetzliches Kleidungs- stück zu erhalten, muß heute Spectrol aufgespart werden. s2 Nicht eioe Treibbausptagze, uondem dr wauunde, harmonische Körper Iit'düs Ziel eier geregelten Vitgmio- und Mineralverorgung. Aus der Mappe der Tiepemwerbe, Kiln-Ktälheim HEILMITTEL In der ganzen Welt genießen die chemlschen und pharmazev- Hlschen Erzeugnisse, welche die Schering A.G. dem Arzt olı Heil- und Hilfsmittel zur Ver- fögung stellt, dank ihrer obso- Ivien Reinheit und Zuverlässig- keit den besten Ruf. Florio Marsala — ein Spitzenver BERLIN HERIN 2 treter der jalrammakmäenlien Wein; |1I SCHERING AO, baukultur Si würzig und gehaltvoll will er an Vollmundig. 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Er füllte einen Fragebogen aus. „Bin Ich. „Wo denn?” „In Neutomichel.” „Kabelmeister im Elektrizitätswerk?“ „Nein. Theaterkapellmeister im Theater.” * In der Linie 16 von Stuttgart nach Degerloch geht es eng her. Zu bestimmten Tageszeiten be- steht das Reisepublikum vorwiegend aus würdi- gen Damen. Stehen müssen sie wegen der Über- füllung sowieso, und wegen der Hitze will nie- mand „in das Innere des Wagens” hineintreten, sondern alles drängt sich auf dem Hinterperron zusammen. Fruchtlos verhallen die nüchtern-for- mularmäßigen Aufforderungen des Schaffners. Bis er schließlich bittet: „Jetzt lasset doch au mit Eich schwätze! Mit de Ochse schwätzt mer doch J.H.R. Grat Bobby ging über den Ring spazieren. Vor dem Hotel Imperial blieb eine dicke Dame vor ihm stehen, „Herr Graf! Herr Graf!” rief sie aufgeregt. „Ja, meine verehrte gnädige Fraul Wie geht’sdenn immer?” „Sie erkennen mich, Herr Graf?" „Warum denn net? Vor zwanzig Jahren haben wir doch einmal zusammen beim Sacher gespeist, net wahr?” „Daran erinnern Sie sich noch, Herr Graf?" „Das gehört zu meinen unauslöschlichsten Er- innerungen, gnädige Fraul” „Wirklich? Graf Bobby nickte: „Ja, den Abend werde ich nie vergessen — so Der Beamte nahm den Bogen. „Kabelmeister sind Sie?” las er. aul’ Wolle - Seide Modeneuheiten "Auch unter der Wasserleitung geht's! Da6 Cinzano kühl gereicht am besten schmeckt, weiß jeder Kenner, Wenn Sie aber kein Eis im Hause haben, tut es Wasserleitung. Die zarı auch die R Hauptsache ist, daß Ci m warm gereicht wird. Aud unbeschränkt haltbar, reic das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIEN I Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 mit der im Rezept vorgefchenen Menge Badpulver „Badin“ gelingen Ihmen aud; bei den heutigen Zutaten wohljhmedende und nahrhafte Ge: bäde. 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Seell”“ J.H.R. 10 nicht zimmer ERSTEETRZSEITASTESTIETEITEERITTE MACHOLL ErzEucnIsse Nöf TRAGEN KÜNFTIG DEN NAMEN WEINBRAND -LIKÖRE-ENZIAN: h angebrochen ht die Flasche MÜNCHEN Arbei Handwerkor und Techniker, die auf dem Lande wohnen, haben, inge Möglichkeiten d ersäicen Foriibung denn der Wer Bam Sr ie rer Den Ani ich bietet das ernschaft betriebene, ernstudi Der Christiani-Fernunterricht zeichnet Da hilft SAHÜKO! Sie ‚erhalten dieses wirksome Mittel für 65 Rpf. in Ihrer Apo- theke oder Drogerie Pinseln Sie Schüko ouf die Hühner: ougen und verhär- teten Hornhaut- stellen. Dos wirkt schon nach we- nigen Molen : Schmerzlos und sicher sind Hüh- nerougen und Hornhaut ver- schwunden. iu, noch mehr ale höher | Bitte bezichen Sie sich bei Anfragen 104. Bestellungen aut d. Simplicisimur Seidige lange Wimpern! Itruf Wellenfäng. antennen! Das Handbuch des Deutschen Kaufmanns von Dr. Jul. Greifzu unter Mitwirkung von über 70 führenden Persönlichkeiten aus Staat u. Wirtschaft, 1250 Selten, 450 Abbild., Tabellen u. Statistiken. Eine Bücherei In einem Band, BUCHVERSAND HERMES t "| Wimpspnbalsam sowie m. andern kosmet.Spezlalprä-) A parate werden augenblick lich nicht hergestellt. Lie- ferung erfolgt nur beschränkt aus Lagerbestznd 5 |Labor, Scheufen, Köln - Lindenthal 14, in 8. DEUTSCHE REICHSLOTTERIE Über 100 MILLIONEN RM werden in den 5 Klassen der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt ausgespielt! 480.000 Gewinne, 3 von je 500000.— RM und dazu 3 Prämien von je 500 000.— RM !/4 Los nur 6.- RM je Klasse! Zichungsbeginn: 16. Alle Gewinne sind einkommensteuerfreil 666 DER AUTOMAT Hoch klingt das Lied vom braven Automaten, der &.D. auch noch im Ruhestand vorbildlich Dienst am Kunden übte, In schöner weißer Lackierung hing er in einem diskreten Herrenraum, jedermann beim Betreten desselben sofort in die Augen fallend. Mit von Künstlerhand entworfenen Buchstaben stand auf ihm zu lesen: Hühnerei-Seife. Für 10 Pfennig. 1 Stoff-Handtuch, 1 Stück Seife, 1 Toilettenpapier. Griff ziehen, dann loslassen Auch ein Versagerknopf war da, auf den man drücken konnte, falls der Mechanismus des Auto- Erst die Front dann die Heimat Ausland, Friepel ‚€ Freunde um spar: ir möglichst alle ve: Stempelkissen u.Siegellacke aller ist dos Beste gerode gut genug. Die Vorzüge des Mpteriols (Zeil: stofl-Floum) und peinlichste Sorg- folt beider Herstellung erwarben und erhalten der neuzeitlichen Comelio-Hygiene dos Vertrauen von Millionen Frauen im In- und Besıe Besie BuchuSchreibtinte fFüllhaltertinte) maten nicht funktionieren wollte. Diesem Automaten also stand ich beim Betreten des oben erwähnten diskreten Herrenraumes wie einer Erscheinung aus einer versunkenen Zeit ur- plötzlich gegenüber. Nichts verkündete, daß er außer Betrieb war. Mit den Automaten ist es nämlich zur Zeit wie mit den Attrappen bestellt, sie sind nur für das Auge da und haben es faust- dick hinter dem Druckknopf. Man zieht an ihrem Griff, 1&ßt los, zieht, läßt los, aber der Automat zieht nicht und läßt nichts los. Dieser aber — Doch gemach. Klopfenden Herzens warf ich ein Zehnpfennigstück in den Apparat. Und dann zog ich am Grilf, um ein Stoffhandtuch, ein Stück Seife und ein Toiläitenpapier ohne Be- zugschein zu erhalten. Aber es kam kein Handtuch heraus, Und kein Stück Seife. Auch kein Toilettenpapier. Es kam was viel Überraschenderes heraus Das eingeworfene Zehnpfennigstück.kam wieder zurück Heinz Scharpf MEIN FREUND JOHANNES Johannes las mir eine Kurzgeschichte vor, die er einer Zeitung zum Abdruck anbieten wollte. „Aber lieber Johannes, fast genau dasselbe hast du doch schon mal geschrieben und auch ver- KRONEN- KRAWATTEN-FABRIK | Grite M.Tihkeg BERLIN Cz aschenkino schr starke en Vergröß., m. 30 Kriegs- E72 u. Filmbild. ferner nur geg,Eime.v.1,50 (a.Scheine) keine Nachnahmelieferg.Sor- timente Herren. und Da Eins. v.30d. 5 04.20 RM. Preisl, waren, beigefügt, sonst kein Verund A. Maas, Berlin SW 68, Postf. 18, gegr. 1890, Abt. S »Auszieh-„Plakat-Tuschen. \) (GE Ton Ber en‘ nscherze geh, piel, cherz- u. Zauberart, w. mar Auf Interessante Ursache für Seltenheit erzeugnis SaıdedaiyoynJapueggiasyps-Isned ‚Bruyerepfeifenfabrik VAUENNürnbg. Fiaffee Luitpold die behannt gute Gaftftätte Mündyens Täglic; nachmittags und abends erfihlaffige Konzerte Sehenswerte Aäume Bre: Brennerer — — E ( ORIGINAL [BB ann: \" KlebepasteuBüroleime * ) GUTENBERG-Werk fürBürcbedarfmbH Mainz’ WAG Fraunhoferstraße 9 Auskunft gegen Porio sind treue Helfer Ein selbsvernöndlichei Gebot | Mon streicht VELVETA +0 hr gut, Damen nich Pur „zur Not’ | Man kann Sckt auch aus wei guten Weinen machen. Abe wählte gute und geben dem Sekt p Wagner Privat muß also dann besonders knapp sein, wenn gute Weine fehlen. = Dafür ist aber Wagner Privat immer gut = ganz gleich, ob gute ‚oder schlechte Weinjahre sind. | NER PRIVAT W ScNWEIBSSNTECHEN MEDOPHARM | Stottern, Sprechangst beseitigt LANGON-LANOSBORFF. E00 . . U ß Arzneimittel CARL MOSER, München 5 öffentlichen lassen, Fängst du jetzt etwa an, von dir selber abzuschreiben?” fragte ich. „Warum soll gerade ich alleine nicht von mir ab- schreiben dürfen‘, sagte Johannes. ].Bieger MULCUTO DIAMON schrneice = FÜR DEN STARKSTEN BART Gebrauchtanweiung, Schneide Nr. 1 für die Vorrasur n Nr. 2 Schneide “:.. Nachrasur mar Die praktische Tastkerbe Nr. 3 D.R. P. Nr. 640543 Durch diese Erfindung It es möglich, die beiden Schneiden bei eingespannter Klinge mühelos zu unterscheiden, gleich, mäßig abwechselnd zu gebrauchen, und auf das Sparsamste auszunutzen aufs Brot, Lucas Bots gründete im Jahre 1575 die äleia beuchende Uikörfobrik der Welt, das Stammhaus der Erven Lucas Dols Ar im Emmerich um Nheln. Heute wird eu mar nur verhältnlmäfg artien der Fall sein, dafı eine Flasche Dolı Ihres Wagen kommt, Wenn aber, dann werıien Ste feststellen, daß die elurlgartige Bols-Qualität unverändert aufrecht: nt erhalten werden konnte. Und — einmal kommt ja der Tag, an dem wir Ste wieder e je Ba ERVEN LUCAS A um um BOLS EMMErRICHFRN & = et / \NQ Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! \ .[nems a Darflims | Dirollhe Hantpflie Kuda len. kam para vonder Ihrer Gesundheitl Medopharm-Arzneimittel sind nur in Apotheken erhältlich. ER MEDOPHARM Pharmazeutische Präparate Gesellschaft m.b.H. München8 667 klebenwirnurobenmitwinzigenTropfn säurefr ‚wasserfe: ‚Alleskleber in unser Album. Dann wer fon sich die Bilder nichtund derKlebstoffreicht länge: DerAlleskleber " UHU-WERK BUHL-BADEN Tube vorse ztots Fest hließen! Französisches Straßencafe - Caffe francese sulla strada (9. Gaggell) N DETEKTIVROMAN VONSCHLEHDORN Kap. 23. (Schuß. — Entschluß. — Schluß.) Da knallte der Schußl D. h. zwei gleichzeitige Schüsse, Vier Hähne hatten geknackt. Und als Jack Biceps aus dem (vom Detektiefbau- Ingenieur eigens für diesen Roman konstrulerten) Kamin heraussprang — — — „Hände hoch!” rief er und zielte auf sämtliche Anwesenden —, da fand sich tatsächlich In Jeder Ecke ein Täter und 6 (in Worten: sechs) Pistolen im Raum. Durch die linke Tür war Fritz Unschulze eingedrun- gen, mit gezückter Pistole; durch die rechte Ali Biedermann mit erhobenem Revolver; durch das Fenster der Finne Snelli Zuuvernämen, noch im An- schlag; und durch die Hintertür (natürlich) John Derwars, dessen Rohr noch rauchte. Credieterich, der Wucherer, jedoch saß zusammengesunken in seinem Sessel — leblos — auch er hatte die Hände hoch. Debettina war mit einem melodischen Aufschrei hinzugeeilt, ganz blaß vor Mitleid, ganz blond vor Schönheit, die einzige übrigens, die keine Pistole in der Hand trug. Denn, wohlgemerkt, auch Cre- dieierich hatte eine solche, offenbar gegen sich selbst gekehrt, ehe er die Hände hochnahm. Schätze”, sagte Jack Biceps trocken, „Kom- missar Crowse (sprich Krause) würde Sie jetzt sämtlich verhaften und alle Spuren verwischen. Der will immer schon im ersten Kapitel verhaften, ohne Rücksicht auf die Fortsetzungen. Unser Autor hat das dadurch umgangen, daß am Anfang einfach keiner ermordet wurde — welche Verwicklungs- möglichkeiten waren nun erst eröffnet Ich weiß alles“, fuhr Jack Biceps fort, „schon seit dem zweiten Kapitel, Damals wußte es nur der Verfasser. Und der wußte es von mir.” * Der Leser, der Credieterich von Drohbriefen und Debettina von Glutblicken verfolgt sah, suchte den Schlüssel zu dem Geheimnis, der bei allen Detektivromanen so einen Bart hat: Es ist immer der, von dem am wenigsten gesagt wird, daß 'er es wäre. Die schöne Frau ist es nicht, wenn ihr Liebhaber edel ist. Dieser erweist sich, wenn ein noch edle- ror da Ist, als Schuft und ist es dann gewesen. 668 Auch wer als besonders häßlich geschildert wird, ist es nicht. Ebensowenig der, der als erster ver- haftet wird, auch wenn er gesteht. Falsch ist Jedes Geständnis, das früher als zwanzig Seiten vor Schluß erfolgt, Ferner: Wer zur Komplettlerung eines Paares bei der Schlußverlobung erforderlich ist, ist es nicht gewesen. Kurz: Es ist stets der für das happy end Entbehrlichste, So verlangt es die Okonomie der Detektivromane. Denn sie sind eine wirtschaftliche Angelegenheit. „Es Ist unmöglich, an Detektivromanen nicht wohl- habend zu werden”, wenn nur der Titel wirksam ist und an Sentimenta-, Schwu- und Trivialitäten das (in Dollar gerechnet) Angemessene geboten wird. * Kehren wir in das Arbeitszimmer des Wucherers zurück, in dem die immer noch erhobenen Hände nun schon zittern und Jack Biceps die Aufklärung begann „Fritz Unschulze” — der zuckte zusammen — „legen Sie Ihre Kinderpistole auf den Trumeautisch. Die Zündplättchen auch, Damit also wollten Sie den Wucherer erschießen?” Fritz Unschulze brach zusammen: „Ich wollte.” „Aus hoffnungsloser Liebe zu Debettina, Wenn Sie nicht hoffnungslos llebten, wären Sie rasiert! All Biedermann!” — der erblaßte — „legen Sie Ihren Revolver auf das Vertiko. Aber vorsichtig, denn Sie haben den Finger an der Sicherung, und wenn man die herunterdrückt, kann man nachher schießen, Oder wollten Sie das?" Ali Biedermann brach zusammen: nungsloser” usw. „Snelli Zuuvernämen!” — Der Finne brach zusam- men. — „Legen Sie Ihre Waffe auf das Cylinder- büro. Sie ist ungeladen. Ich selbst habe sie ent- laden, gestern, als ich in der täuschenden Maske einer Aufwartefrau bei Ihnen war.” „John Derwars — Ihnen wäre es schon zuzutrauen. Entpuppen Sie sich!” — Der entpuppte: „Ja, ich bin Detektiv, bekanntlich das Einzige, was der große Kollege erst Im Schlußkapitel merkt. Sonst weiß er immer alles.” „Gut. Sie haben geschossen, Sie haben vorbel- schießen wollen, in den Trumeauspiegel. Sie haben noch vorbeier geschossen. In die Wand.” „Wer war es also, der Credieterich traf?" fragte Jack Biceps rhetorisch, „Ich selbst Ich schoß ihn mit der Scheintod-Pistole, Scheintod? Well er an- scheinend im Begriff war, seinem Wuchererleben ein Ende zu machen...” „Um meinetwillen“, stammelte Debettina, schlank vor Angst und rouge vor Reue. „Ich gestehe, Ich habe mit allen Vieren geflirtet. Mit Fritz trank ich Coca-Cola im Automaten, mit All Helles bei Sie- chen, mit Snelli Cocktails bei Mampe und mit John „Ja, aus hoff- " Sekt auf Betriebsunkosten. Fritz hatte seine Kinder- pistole bei sich, All hatte nicht entsichert usw. So blieb ich treu.” Hier erwachte Credieterich. „Ctedieterich”, rief sie aus, und Ihre Augen strahl- ten wie Straß unter der Straßenlaterne, — „ist gar kein Wucherer, Er war nur früher beim tschechi- schen Finanzamt. Ich verspreche dir, Geliebter, nie mehr zu lieb- reizen. Niemals mehr außer dem Hause. Ich bin dein mit all meiner blonden Schönheit und meinen Schulden...” Die Vier hatten sich still verdrückt — einer großen Gefahr entgangen. Auch der Meisterdetektiv vor- zog sich mit geräuschvoller Diskretion, Er ließ seine Geschäftskarte zurück und zwei glückliche Men- schen. Der Mond lugte durch die Scheiben. Es duftete nach erregtem Heliotrop... Er sank vor ihr auf die Knie, Sie vor ihm auch. „Geliebte, oh vergibl" flehte er. „Du mir auch!“ forderte sie ihn auf, „Was täte ich lieber”, sagte er und küßte sie auf Gelipp und Gelock. „Päng“, sagte die Pistole und fiel vom Tisch auf den Buchara. „Kltsch”, sagte der Mond und verzog sich hinter die Wolken. Ende Leidenschaften (K. Heiligenstaadt) „Erst war dir die Elli zu alt, mit einemmal kannst du ohne sie nicht mehr leben!“ — „Nur wegen der Raucherkarte, Kind, ... nur deswegen!“ Passioni: ‘“Dapprima la Elly era troppo vecchia per te; tutt' ad un traffo non puoi piü vivere senza di lei!,, — "Bambina....solo a motivo della *Carta-Fumatori,, solo per questo!,, 669 Aus einem Totentanz - Da N » .: DIE UHR VON DESIDER KOSZTOLANYI Unlängst erwachte ich mitten in der Nacht. Es war still im Zimmer, Doch war es nicht die ge- wohnte Stille. Vielmehr war meine Weckeruhr, die auf dem Nachttischchen zu ticken pflegte, stehen- geblieben. Scheinbar wurde auch die nächtliche Stille nur durch das Ticken der Uhr freundlich, so wie die Dunkelheit durch den Dämmerschein eines Nachtlichts. Im Schlaf hatte ich vernommen, daß sie aufgehört hatte zu gehen, und mich später davon auch durch Augenschein überzeugt. Eine vorüber- gehende Unpäßlichkeitl, dachte ich, konnte aber nicht wieder einschlafen. Der so nahe von mir stehende, in Ohnmacht gefallene Gegenstand versetzte mich in Erregung. Ich erhob mich. Ich hatte lange zu tun, bis ich die Uhr wieder In Gang gebracht hatte. Dann vernahm ich erneut ihr Ticken und schlummerte ein. Am Morgen galt mein erster Blick Ihr. „Guten Morgen”, grüßten mich die Zeiger, „haben der Herr sich aber ver- schlafen. Es ist bereits ein Uhrl“ Ich kleidete mich hastig an, wobei ich mir meiner Faulhelt wegen bittere Vorwürfe machte, und wollte bereits das Mittagessen bestellen, als ich bemerkte, daß die anderen Leute Im Hause noch nicht wach waren, und die Hausmeister auf den Straßen eben den Bürgersteig fegten. Ich befragte meine Taschenuhr: es war noch nicht : LES nz una „Danza macabra‘“ SIE ENNS = halb acht. Da trat ich vor die Weckeruhr hin und stellte sie der Taschenuhr gegenüber, „Ja“, wie- derholte sie mit gleichförmiger, nicht unangeneh- mer Stimme, Jedoch In frechem Ton:. „es ist be- reits ein Uhr. Ich war verblüfft. Und zum erstenmal wurde ich gewahr, daß Uhren lügen. Frauen verstehen sich vorzüglich auf dieses Geschäft, aber Uhren noch besser. Sie erbleichen nicht, zucken mit keiner Wimper, sprechen mit ehrlichem Gesicht laut aus, was nicht wahr ist. Aufmerksam begann ich die Uhr zu beobachten. Sle verrichtete weiter mit jenem sturen, hinter- listigen Pflichtgefühl, das den Uhren eigentümlich ist, ihre Arbeit. Ich Jedoch hatte meine Ruhe ver- loren. Alle zehn Minuten fuhr Ich von meinem Sitz auf, um sie auf die Probe zu stellen. Der Gedanke, doß die reine Luft meines Zimmers durch Lüge verpestet wurde, erfüllte mich mit Grauen. „War- um lügst du?“ fragte Ich sie sanft. Sie Jedoch gab keine Antwort. Anfänglich war ich bestrebt, sie auf freundschaftliche Art zur Wahrheitsliebe zu erziehen. Da sie selbst nicht richtig gehen konnte, versuchte ich mehrmals am Tag sie mit dem Fin- ger, gleichsam wie mit einer kleinen Krücke, auf den rechten Pfad zu bringen, Es schien mir, als gehorche sie. Sie log nicht.mehr, sondern flun- kerte nur noch. Kaum jedoch hatte ich den Fuß aus dem Haus geseizt, um später mißtrauisch heimzukehren und unerwartet das elektrische Licht anzuknipsen, so entdeckte Ich etwas Furcht- bares: die Weckeruhr huldigte in meiner Abwesen- heit hemmungslos ihrer sündigen Leidenschaft. (A. Paul Weber) „Aber sie geht ja ganz richtig" — wurde mir mit- tags zum Trost — „auch sie zeigt auf Punkt zwölf Uhr.“ Ich wußte jedoch genau, was geschehen war: die hinterlistige Uhr zeigte um Mittag be- harrlich Mitternacht an, und um Mitternacht Mit- tag! Daraufhin machte Ich Schluß mit meinem bis- herigen Verfahren und beschloß, Ihr gegenüber nicht mehr Gnade walten zu lassen, ehe sie nicht die Wahrheit gestanden hätte. Erbarmungslos drehte ich ihren Zeiger hinauf und hinunter, vor- und rückwärts. So erbarmungslos, daß sie weinte und jammerte, „Entweder du”, rief ich aus, „oder ich!” Meine onergische Erziehung erzielte gute Fort- schritte, und sicherlich hätte sie ein vorzügliches Ergebnis gezeitigt, wenn nicht etwas dazwischen gekommen wäre. Heute frühmorgens nämlich drang ein seltsames, röchelndes Geräusch an mein Ohr. Dann sank über alles tiefe Stille herab. Ich sprang aus dem Bett, eilte hin zur Uhr: Die beiden Zeiger klebten in tödlicher Reglosigkeit auf dem Zifferblatt. Was war jetzt zu tun? Wenn ein Mensch stirbt, stellt man die Uhr ab. Was aber tat man, wenn eine Uhr starb? Ich kannte die Gepflogenheit nicht, Instinktiv griff ich nach ihr, Sie war ganz kalt. Lange stand ich mit gesenktem Kopf vor ihr und blickte sie an. Die Ärmste hatte sehr viel Ähn- lichkeit mit einem Menschen. Solange sie lebte, log sie. Jetzt aber lebte sie nicht mehr. Und log auch nicht mehr, (Berechtigte Übertragung aus dem Ungarischen.) Vorlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgesollschatt, München, Sendlingor Stral intwortl. Anzeigenlelter: Gustay Schaorer Verantwortl. Schriftieiter: Walter Foltzick, München. Ve alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschäfte und Postans| ‚gen. B ezugspreise: Einzelnumm« (Fornruf 1296). Brietanschrift: München 2 BZ, Brleltsch. ‚ München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich 0 Pl; Abonnement im Monat RM mal. Bestellungen nehmen 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr.7 ontgex gıp gültig ab 15. Okt. 1941, — Unvorlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto belliegt.— Nachdruck verboten. — Posischeckkonto München 5920. Erlüllungsort München. DIE LIEBESERKLÄRUNG VON ADOLF WALTER „Das mit. den Enttäuschungen im Liebesleben“, ergänzte der sympathische junge Mann das Ge- spräch, „dürfte vielfach auf unrichtiger Einschät- zung des Partners beruhen. Hören Sie zu, was mir da eines Tages passiert ist. Ich habe vor einem Jahr in einem Schwimmklub ein Junges Mädchen kennengelernt, das sogleich einen ungemein starken Eindruck auf mich machte. Wenn es nicht so abgedroschen klingen würd möchte Ich von Liebe auf den ersten Blick sprı chen. Sie war mehr als hübsch, eine gepflegte Schönhelt, gescheit, von llebenswürdigem Wesen, man konnte mit ihr über jedes Thema sprechen, selbstverständlich in passender, unpersönlicher Art. Ich wurde durch dieses Ereignis geradezu aus meiner Bequemlichkeit, aus meinen Gewohnhel- ten geworfen: sie lag mir im Sinn, bei Tag und mehr noch nachts, ich war richtig krank, der Zu- stand Ist-Ja aus vielen Schilderungen und ei nen Erlebnissen hinreichend bekannt. Auch sie — nennen wir sie Augusta — schien mich geme zu sehen, zu sprechen, und eines Tages nahm sie mich nach Hause mit. Sie wohnte bei ihren Eltern in einer der westlichen Villenkolonien: ein netii Häuschen, durchaus modern, bequem eingerich- tet. Wir tranken Tee, plauderten und wurden nicht gestört, Wahrscheinlich, dachte ich, sind die Eltern zu dieser Stunde auswärts, Wir verabrede- ten eine Zusammenkunft für den nächsten Tag um dieselbe Zeit, Ich war mehr als glücklich, Alles ging nach Wunsch. Ich hatte es bisher unterlassen, Erkundi- gungen, wenn auch noch so oberflächlicher Art, einzuholen. Es widerstrebte mir um so mehr, Je gründlicher ich mich verliebte, Übrigens zeigte sie selbst nicht die geringste Wißbegierde, Ge- naueres über melne Vermögenslage zu erfahren. Beruf und Anstellung hatte ich gesprächsweise erwähnt, Tatsachen, die Augusta keinen beson- deren Anreiz bieten konnten. Ich gestehe, daß Ich große Hoffnungen In das kommende Zusammensein zu zweien setzte. Ich hatte vor, mich gründlich auszusprechen, Ich habe für unentschiedene Situationen nichts übrig. Augusta empfing mich an diesem berühmten Nachmittag sehr aufgeräumt. Hatten Jene unwäg- baren Einflüsse, die bei Frauen eine so merk- würdige Rolle spielen, sie in günstige, ja, gün- stlgste Stimmung versetzt? „Sie treffen mich‘‘, sagte Augusta mit elnem wunder- baren Lächeln, „in denkbar bester Laune an.” Sielud mich ein, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nel men, sie bot mir Tee an, den ich einfach übersah. „Augusta“, sagle ich mit verhaltener Stimme, LIVLÄNDISCHE LIEBESWEISE „ich bin nicht mehr imstande, gesellschaftliche Phrasen zu reden, kurz, diese gemächlich einleiten- den Stunden durchzumachen, wie es die Sitte, das Herkommen oder wer immer fordert, es geht über meine Kräfte. Das mag für Leute gut sein, die mäßigen Gefallen aneinander finden, die sich prüfen wollen, bevor sie sich binden — mein Fall, vielleicht darf ich sagen: unser Fall, liegt anders. Vom ersten Augenblick an — ich weiß, es klingt sehr banal — aber Ich kann mir nicht helfen — habe ich mich rasend In Sie verliebt, Augusta, so daß Ich für meinen Verstand fürchte, Alles andere, Beruf, Verpflichtungen, die ganze übrige Welt existiert für mich nicht mehr, nur Sie“, ich faßte nach Ihrer Hand, „nur du, Augustal Und ich weiß genau, es ist diesmal das ganz große Gefühl, die große Liebe, die einen nur einmal im Leben befällt, der man sich ganz hin- geben soll, ohne Zögern, ohne Bedenken, nur dem berauschenden Gedanken ausgeliefert, die köstlichsten Minuten des Daseins auszukosten. Nie mehr kommt diese Tiefe des Rausches wie- der, August, du! Sollen wir das einzigartige Er- lebnis ungenützt lassen, es langsam zerpflücken, anstatt uns von dem Sturm der Gefühle mitreißen zu lassen? Augusta, Ich liebe dich so sehr, wie dich noch niemand geliebt hat, wie dich nie- mand mehr lieben wird, grenzenlos, unter Hingabe meines ganzen Seins, was du von mir verlangst, ist bereits erfüllt, wenn es dir paßt, verbergen wir unser Geheimnis sorgfältig vor den Men- schen, wenn du willst, schreien wir es In alle Zeitungen hinaus und schreiten unter Orgel- gebraus zum Altarl” Ich stand auf und ging um den Tisch herum, um von der anderen, freien Seite ihr zu Füßen zu fallen, ihre Knie zu um- schlingen, „Augusta, sprich nur ein Wort, Jenes Wort, das ich heiß ersehne —" Da stolperte ich über eine Leitungsschnur, die — seltsamerwelse — in den Papierkorb mündete, in den Papierkorb, der sehr abseils vom Schreib- tisch und, ohne hinzugehören, neben dem Diwan stand. Mechanisch griff ich darnach, auch Augusta faßte rasch zu, doch um den Bruchteil eines Augenblicks zu spät. Am Ende der Doppelschnur baumelte ein Mikrophon. „Papa“, sagte Augusta mit Ihrem entzückenden, offenen Lächeln, „ist Romanschriftsteller. Er hat 's von Jahr zu Jahr schwerer. Wie soll er wissen, wie heuzutage eine Liebesszene aussieht? Vor dreißig Jahren hat man andere Wendungen gebraucht. Sie verstehen?” „Ich verstehe”, sagte Ich. „Aber es Ist nicht ab- zusehen, wo Überall in unserem künftigen Heim Mikrophone lauern würden. Das ist nicht auszu- denken. Da kann ich nicht mit, verehrtes Fräulein Augusta, das werden Sie hoffentlich einsehen!” GEDANKENSTRICHE VON JOSEF ROBERT HARRER Es war in der ersten Zeit meines Schriftsteller berufes. Ich hatte mir einen kleinen Stock von Zeitungen und Zeitschriften gewonnen, bei denen ich mitarbeitete. Besonders stolz machte es mich jungen Autor, als es mir gelang, auch bei der anspruchsvollen Zeitschrift „Die Igellerche” mit gelegentlichen Beiträgen unterzukommen. Der Re- dakteur schrieb mir nach meinen ersten Einsen- dungen: w..Hie und da kann ich Ihre kleinen Geschich- ten verwenden. Ich will Ihnen allerdings nicht all- zuviel Hoffnung machen; denn wir zählen die ersten Autoren zu unseren Mitarbeitern! Ich will Ihnen sagen, warum ich trotzdem auch Ihre Ar- beiten, die Arbeiten eines Unbekannten, ver- öffentlichen werde, An Ihren Beiträgen gefällt mir am meisten, daß Sie keine Gedankenstriche verwenden. Ich bin nämlich ein unbedingter, tausendpromilliger Todfeind der Gedankenstriche. Wenn mir ein Autor, und mag er den weithin be- Die junge Hirtin singt in der Heide an einem Abend im Frühherbst: Alt ist meiner Mutter Haus, Scimwarz von Ruf die Esse, Zum Eulenlodı tagein, lagaus Fliegt wie auf Raub die Nadıt heraus: Adı, wie sich mir die Brust ans Mieder drängt, Wenn icı des Gelbgelockten denk, Des Hirten, den ich von mir mies, Der mit der Herde nacı der Moosbeerheide schied! Bauen, käm' er, wollt ich ihm ein Haus Unter der Birke, bauen aus der süßen Luft, Das rote Ziegelduch aus meinem Herz ihm schichten, Den weißen Vollmond ihm als Kissen ridıten, Wollt mich, die Herde.vor der Tür, ihm geben, Von der Sonn’ erhitzt und der Schenke Rausdı, Büschel Erika, Büschel Thymian im Haar Wie die wilde Heid’, das Zigeunerweib am Wege! Bitt didı, Herrgoft, duld es nicht, Daß icı wie die Birke mein Gewand verlier, Verlassen ganz beim Rabenkrädızen, Beim Fuchsgekläff vorm kahlen Himmel, Laß nicıt sinken grauen Nebe! auf mein Haar, Vor der Gelbgelockte bei mir war! Eher soll, als daft idı wie die Birk" vergeh An welker Lust, Eher soll, mag er audı meiterziehn, Mir ein Kindlein hangen an der Brust! 671 Fritz Knöller kanntesten Namen haben, eine noch so gute Ar- beit vorlegt, weise ich sie sofort zurück, wenn ich auf den ersten Gedankenstrich stoße. Sie ver- wenden dieses gänzlich überflüssige Zeichen nicht, von dem viele glauben, daß es sonderlich imstande sei, Tiefsinnigkeiten vorzutäuschen! Nur so welter, lieber Freund, und Sie werden bei der ‚Igellerche‘ Erfolge haben!” Gerade damals waren mir die Anfangserfolge zu Kopf gestiegen wie einem Feldherın das erste gewonnene Treffen. Schon sah ich in meinem Zimmer Sekretärinnen sitzen, die meine Arbeiten abschrieben und aus- schickten, während ich als Autor im Klubsessel saß und Zigarren rauchte, die ich erst aus Silber- papier auswickeln mußte. Vor mir hatte Ich eine wunderbare kleine Schreibmaschine stehen, eine Luxusschreibmaschine, auf der ich meine ersten Entwürfe tippte. In dieser Stimmung, die lächerlich sein mag, die aber für freudige Weiterarbeit nütz- lich, ja notwendig ist, was mir jader Schaffende bestätigen wird, in die- ser keineswegs bescheidenen Stim- mung also überraschte mich der Brief von der ‚Igellerche‘. Ich hatte eben den Entschluß gefaßt, meine alte wackelige Schreibmaschine, die ich mir vor einem Jahre als längst ausgedienten Ladenhüter bei einem Altwarenhändler billig gekauft hatte und auf der ich seither meine Ma- nuskripte schrieb, abzustoßen und mir auf Raten eine neue, tadellose Maschine zu kaufen. Aber der Brief der ‚Igellerche‘ ließ mich einen dankbaren Blick auf die alte Letiernkiste werfen; denn sie allein war es, die mir zum Wohl- wollen des Redakteurs der ‚Igel- lerche‘ verholfen hatte und zwar nur durch den Umstand, daß bei dieser alten Schreibmaschine die Type mit dem Gedankenstrich ge- brochen war. Ein weiser Diener (€. Thöny) „Was soll ich denn mit dem Taucheranzug?“ — „Sie wollten doch die Flotte besichtigen, Mr. Churchill!“ Un servo savio: “Che devo far lo con questo scafandro?,, — “Mr, Churchill, volevate pure ispezionare la flotta!,, 672 Pr AMunghen, 21:Oktober 19421 H BHNTREIF AP PEHLIAFTHERe at 1 I gang / Nummer 43 30 Pfennig N 4 / 9 PLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN LA 1,4 Heimkunst in USA. 1 OLaF Avıamanssown Wii) „... und über die Betten würde ich Ihnen an Stelle der bisher üblichen Heiligenbilder diesen schönen Stalin empfehlen, es ist zur Zeit das Modernste!“ Arte casalinga negli USA.: *...e sopra I Ietti Vi raccomanderei d'appendere, invece delle usuali Immagini di Santi, questo bel ritrafto di Stalin che & quanto di plö moderne si abbia oggldlt,, Die gütige Natur : (R. v. Hoorschelmann) „Ist doch ein guter Platz. Vor fünfzig Jahren hab ich da meinen Alfred selig kenneng’lernt und jetzt wachsen auf derselben Stelle die schönsten Pfifferlinge!“ La benigna natura: “Questo & pure un bel posto! Cinquant’ anni fa conobbi qui per la prima volta la buon’ anima del mio Alfredo e adesso, sullo stesso posto, crescono le piü belle peperelle!,, Der Lokomotivführer Wir haben alle einmal Lokomotivführer werden wollen, wir haben dabei ganz bestimmt nicht an Altersversorgung, Gehaltsklasse und Krankenver- sicherung gedacht, Keine Spur! Uns lockte das Vor- und Rückwärtsfahren, das Bremsen, das Han- tieren an den Hebeln, das Herumsteigen auf der Lokomotive während der Fahrt (dieses besonders!), das Pfelfen, das Rangieren und das Sausen durch die Nacht. Ich ge es, auch heute noch führe ich gerne einmal auf der Lokomotive, trotz Auto! Lokomotiv- führer sein dünkt mir etwas Gemütliches. Kommen Sie mir nicht damit, daß Lokomotivführer auf die Dauer ebenso ist wie Kolonlalwarenhändler oder Schriftlelter oder Steuerobersekretär. Nein, ich will mit meine Illusionen nicht nehmen lassen. Um ‚den Lokomotivführer ist ‚Gemütlichkelt, trotz Schnelligkeit und genauer Zeit, Es hängt Ihm noch ein Rest der Biedermeierstimmung an, aus der Zeit der ersten Lokomotive, als Herren mit Zylindern hinter turmhohen Schornstelnen die zauberhafte Maschine bedienten. Lokomotivführer sind bedäch- tige Männer, meist schon etwas grau an den Schläfen und ohne leichtfertige Schlankheit, oder, ich wag’s zu sagen, von behäbiger Beleibthelt. Sie haben sich den Wind um die Nase wehen lassen, tatsächlich, wie ihre Verwandten, die Steuerleute auf den Dampfern. Keine Verwechslung bitte, Ich meine die Dampf- lokomotlvisten und nicht die Herren, die am Schalterstand einer elektrischen Lokomotive ar- beiten. Die sInd zackiger, sie gleichen in ihren Laboratorlumsmänteln mehr Chefärzten in einer Chirurgischen Klinik. So stelle ich mir den Lokomotivführer vor: Mit beiden Armen aufgelehnt schaut er über die Tür seiner Maschine, so wie einer behaglich aus dem KURZE FREUNDSCHAFT Neulich von den munderfchönen Tagen fing ich einen ein, faßt* ihn zärtlichskech beim Sammethragen: »Sel du mein!« Willig blieb der Gute bei mir ftehen, oh, fo fonnenwarm! »Und nun wollen wir fpazieren gehen, Arm in Arm!« Durch den langen Nachmittag felbander zottelten mir bin, ich Diogenes, er Alerander - eins im Sinn, eins im Überfchmang der Hochgefühle, ftrichen wir durchs Land. ‚Aber lansfam kam die Abendkühle, und er fchwand. Wollt’ ihn nächften Morgen wieder fuchen, gab mir alle Müh'... Nebel fchmelten um die roten Buchen ... Futfch perdäl Ratatöchr 674 Fenster seines Häuschens schaut, Er braucht Ja nicht immer die Hand am Steuer zu haben wie seln Kollege, der Autochauffeur, er kann mal rechts, mal links gucken und denken: Sieh da, drüben bei dem Bauern dreschen sie schon und der dort hat seine Fenster neu streichen lassen. Er nickt dem Bahnwärter zu, der mitten zwischen den Dahlien seines Gartens steht. Ich glaube, alle Lokomotiv- führer haben im Alter so einen Dahliengarten und züchten Gravensteiner und Kürbisse und Rosen- kohl, Ich möcht’s annehmen von einem, der sein Leben lang so umhergerast ist und Immer auf die Uhr schauen mußte. Also so schaut er aus dem Fenster seiner Loko- motive, und wenn dann das Zeichen zur Abfahrt kommt, wendet er sich schnell mal nach hinten, gibt dem Helzer ein Zeichen oder dreht selber irgendwo, aber dann ist er gleich wieder am Aus- guck, grüßt den Bahnvorsteher und den Mann von der Post und das Zeitungsfräulein und den Bahn- hofskellner. Manchmal bekommt er auch einen Zettel hinaufgereicht und da steht sicher etwas sehr Wichtiges drauf geschrieben, aber es Ist nicht so unangenehm, wie wenn der Chef in das Büro eines Beamten kommt oder Ihm einen Zettel hinlegen läßt, Der Lokomotivführer pfeift und fährt davon. >: Ach, er pfeift. Gewiß gibt es Vorschriften, wann er zu pfeifen hat, ober Ich glaube nicht, daß es Vor- schriften gibt, wann er pfeifen darf. Wenn ich so In einer Sommernacht oder Im stürmischen Herbst eine Lokomotive pfeifen höre, dann hat es noch Immer etwas vom Posthorn. Ums Pfeifen benelde Ich heute den Lokomotiv- führer am meisten. Foltzick Berühmte Liebespaare IV, Goethe an eine Unbekannte (Karl Arnold) y I am Dh Der gefaßte Geheimrat „Es fehlte bei unserem Theater nicht an Frauenzimmern, die schön n Celebri ze je d’ innamorati ER Goethe ad una ignota Il Consiglie are segrelo padro a ee si ebbe difetto di Jung und dabei von großer u Seele waren. Ich fühlte mich zı done belle, giovanı ae pl e A ei io mi senfli oppassion« mancher leideı a ftlich hingezogen, auch fehlte es nicht, daß man mir « n ae ua ns aa In Venre Ina en ee a halbem Weg entgegen kam, allein N micl “ See Nicht weiter!* dominal & dissl; "Basta fin qull, (4a Eckermann: Colloqui con Goethe) (Aus n: Gespräche a 675 Das Zweitefrontblitzgespräch (rich Schilling) „Hallo, hallo, Churchill! Wie? Sie verstehen mich nicht? Ich soll buch- stabieren? Verflucht, zum Buchstabieren ist es schon zu spät!“ 676 DER - DIE "DAS VON WILHELM HAMMOND-NORDEN Es ist den Drohnen gelungen, für einige Wochen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu len- ken. Wenn ich eine Drohne wäre, ich hätte mich Ja nicht so auffällig benommen, denn schließlich muß die Drohne doch wissen, daß wir Menschen sie zum Symbol des faulen Nutznießers erniedrigt haben. Das heißt, es kann natürlich auch sein, daß die Drohne den Menschen durchschaut und sich sagt: „Was heißt hier eigentlich Drohne? Der Mensch macht's doch genau wie ich, er schleckt auch den Honig, der ihm nicht gehört, und Ich, die Drohne, zähle doch immerhin noch zum Bie- nenvolk, was der Mensch nicht von sich behaup- ten kann!” Gleichviel: der Drohne ist etwas aufgefallen, Sie wurde, obwohl sie ein durchaus maskulines Wesen ist, im deutschen Sprachgebrauch als Femininum behandelt, Sie wünschte, daß dieser Zustand ge- ändert würde... Da Drohnen stets den exakten Dienstweg einzuschlagen pflegen, richteten sie Ihr Gesuch zunächst an den Imkerverband, Die Imker prüften die Eingabe und schickten sie, un- ter Hinzufügung einiger befürwortender Zeilen, an das Sprachpflegeamt —, und dieses bestimmte: Die Drohne bekommt einen nı außer- dem entfällt das Schluß-„e’. Die Drohne ist tot. Es lebe der Drohn! Während die Drohnen diesen Erfolg in einem den Zeitumständen entsprechenden Rahmen feierten, hielten die anderen Tiere auf einer abgelegenen sammlung ab. Der Zufall em Abend zufällg an dieser Wiese vorbeikam, so daß Ich Augen- und Ohren- zeuge der bemerkenswerten Begebenhelt wurde. Die Tiere saßen gutausgerichtet in Sechserreihen, und der Löwe hatte den Vorsitz. Als ich kam, er- griff jetzt die Ratte das Wort, Sie sprach: „Werte Mittlerel Sie alle wissen, was geschehen ist. Die Drohnen haben sich durchgesetzt, Wie aber steht's mit uns Ratten? Ich will keineswegs behaupten, daß die Ratte, so wie die Drohn« Verzeihung, so wie der Drohn ausnahmslos dem männlichen Geschlecht angehört. Abe ie Ratte besteht zu mindestens fünfzlg Prozent aus männlichen Exem- plaren. Trotzdem sagen die Menschen: die Selt wann bestimmt denn die Frau den Fa- n der Frauenemanzipation sind vorüber, Gott sei Dankl Und so fordern auch wir Ratten unser Recht, Jede Gans hat ihren Gänserich, jede Ziege Ihren Zie- genbock, jede Kuh ihren Bullen. Ich stelle hiermit den Antrag, daß wir männlichen Ratten künftig im Sprachgebrauch auch männlich behandelt werden, Sehen Sie, hier neben mir steht meine Junge Frau, das Ist die Ratte und sle soll auch die Ratte blei- ben. Ich aber will von nun an der Ratt sein!” Der Beifall brauste bei den polemisch zugespliz- ten Schlußworten der Ratte mächtig auf. Als er verklungen war, sagte der Löwe zum Schriftführer, zur Maus: „Nehmen Sie die Sache zu Protokoll. Und stellen auch Sie, gewissermaßen als Neben- kläger, gleich einen Antrag für sich mit aus, die männliche Maus wird Ja auch die Maus ge- nannıl" Hierauf meldete sich das Kaninchen zum Wort. „Die Sorgen meines verehrten Vorredners“, sagte das Kaninchen, „mögen schwerwiegender Natur In. Was aber sind g nen? Sehen Sie, sie alle, die Ratte, die Maus, die Drohne. Sie hatten und haben doch wenigstens überhaupt ein Geschlecht. Mich aber behandelt der Mensch als Neutrum, als geschlechtslos. Er nennt mich das Kaninchen!” „Wahrhaftig“, sagte der Löwe, „das ist ein guter Witz! Denn, wenn ich mich nicht irre, Ist Ihre Ge- schlechtstüchtigkeit bei den Menschen doch ge- radezu sprichwörtlich geworden!” Einige Schweine grunzten bei dieser Bemerkung unmanierlich, sie wurden vom Löwen zur Ge- schäftsordnung gerufen. _ Das Kaninchen fuhr fort: „Ich beantrage, daß Ich in Zukunft der Kanin genannt werde, und meine Gattin die Kanine, beziehungsw: ie Kaninin, das mag das Sprachamt entscheiden!” Der Löwe nahm auch diesen Antrag zu Protokoll, dann ergriff er In eigener Sache das Wort: „Es wird Ihnen allen aufgefallen sein, daß das Sprach- pflegeamt beim Drohn nicht nur den Artikel aus- gewechselt hat, nein, es hat darüber hinaus auch das ‚e’ am Ende gekappt. Was schließen wir als denkende Tiere daraus? Daß das Schiuß-,e' eine das Weibliche betonende Endung sein muß, denn sonst hätte die Maßnahme des Sprachpflegeamtes ja keinen Sinn. Und so werde ich beantragen, daß es in Zukunft der Has, der Aff, der Löw und so weiter heißen solll" Es wurde noch mancherlel diskutiert und bean- tragt, und dann begann der gemütliche Teil des Abends: geselliges Beisammensein. In später Stunde brachen die Tiere auf. Ich verblieb noch ein Wellchen an der Stätte dieser sonderbaren Geschehnisse. Plötzlich erblickte ich ein einsames Junges Mädchen. Ich ging auf sie zu und sprach: „Nanu, wie kommen Sie denn hierher?” „Ach“, sagte das Mädchen, „ich habe mich ver- laufen. Und dann habe Ich hier der interessanten Sitzung zugehörtl” „Und wohin wollen Sie nun, schönes Mädchen?” „Jetzt will ich spornstreichs zum Sprachpflege- amt", sagte sie. „Was den Tieren recht ist, das Ist uns Mädchen billig. Wenn das Kaninchen sich dagegen verwahrt, als Neutrum behandelt zu wer- den, dann wollen wir Mädchen das auch tun, Ich Geburtsstunde einer großen Idee weiß nicht, junger Mann, ob es Ihnen schon auf- gefallen ist, daß wir Mädchen keineswegs Neutra sind, sondern durchaus weiblich!” „Doch“, sagte ich, „das ist mir schon aufgefallen!” Für diese Antwort empfing ich einen spontanen Kuß, und dabei fiel es mir wieder auf. — Wir gaben uns noch etliche Küsse, und der Mond, der am Himmel stand, lachte dazu. Ich fand dies Lachen unangebracht, aber der Mond erklärte: „Meine Herrschaften, bitte, denken Sie nicht, daß ich über Sie lache. Ich lache über die Sonne, die dort eben über den Horizont klettert. Die ärgert sich, weil sie weiblich ist, während Ich, der Ich doch meinen geringen Glanz von ihr geliehen habe, zu den männlichen Wesen zähle, Die Sonne will beantragen, künftig der Sonn zu heißen!” Da die Sonne rasch höher kam, zog sich der Mond zurück, und ich nahm das Mädchen beim Arm. Wir gingen in die Stadt, zum Sprachpflegeamt. Dort fanden wir die Anträge der Tiere bereits vor. Alle waren ordnungsgemäß auf dem Dienstwege ein- gegangen, das Kaninchen hatte den Kaninchen- züchterverein bemüht, der Löwe die Firma Hagen- beck und die Ratte den Bürgermeister von Ha- meln. Die Akten türmten sich, Das Mädchen legte die seine obendrauf. Draußen auf der Straße flog ein Drohn vorüber. Ich rief Ihm zu: „Na, da hast du Ja was Schönes öngerichteil”, und ich drohte Ihm mit dem Finger. Aber der Drohn kümmerte sich nicht um mein Drohen. (0. Hermann) N ] „Aber schaun $’, Herr Wurmdobler, zu was brauchen Sie a Idee? Ich zieh mich aus und Sie malen und nachher nennen wir das Bild ‚Frühling‘! Ora di parto d' una grande idea: ‘Ma v&, signor Wurmdobler, a che abbisognate di un’ idea? Io mi spoglio, Vol dipingete e pol diamo al quadro Il nome di "Primavera, I, 677 Die Lochkugel se re ai — ee N = I) h Re en W722 „Siehgst es, jetzt hats die Hand wieder net rausbracht!* La palla col buco: '*Vedi . on ha piü tirato fuorl di nuovo la mano!,, 678 Churchill vernebelt (E. Tnöny} „Ich kann nichts mehr unterscheiden, man tappt direkt im Finstern!* „Sprichst du vom Nebel, John, oder von der letzten Rede Churchills?“ Churchill annebbiato: “Non posso piü distinguer nulla; si brancica addiritura nel bulo!,, “Parli, John, di nebbla o dell’ ultimo discorso di Churchill?,, 679 DER EHEMANN WIDER WILLEN Alfredo Manzini war heiterer Natur, beweglichen Geistes, gesund, von angenehmem Äußeren, hatte eine bescheidene Rente, die ihm ebenso nutzlos wie anständig zu leben erlaubte und genoß das Dasein in jenem weisen Maße, das ein langes Leben garantiert. Aber es genügte, im Gespräch auf die Ehe zu kommen, daß er verstummte und, wie die Chinesen sagen, das Gesicht der Wand zukehrte. Wehe dem, der sagte: „Na, Alfredo, helratest du nicht bald?" Oder auch nur: „Verzeihen Sie, sind Sie verheiratet?” ‚Auf solche und andere ähnlich informative Fragen reagierte er mit einem Wutanfall und antwortete hanebüchen. Und dennoch Ist dieser Mensch zu einer Frau ge- kommen. Auf die merkwürdigste und komischste Art von der Welt, Als er einmal in der romantischen Stunde des Abendrotes spazieren ging, bemerkte er nicht ohne eine gewisse Angst, daß Ihn eine elegante Limousine auf Schritt und Tritt verfolgte. Wie alle zlemlich glücklichen Menschen befiel ihn eine ausgesprochene Furcht vor allem und Jedem, vor Überfall, Raub und Mord. Er kehrte um und be- schleunigte seine Schritte. Aber der gehelmnis- volle Wagen holte ihn alsbald ein. Alfredo war, ‚offen gestanden, nahe daran, auszureißen. Da sah er, daß der Wagen hielt, eine elegante Dame aus- stieg und sich geradewegs auf ihn zu begab. Alfredo blieb erstaunt stehen. Den Hut In der Hand wandte er sich klopfenden Herzens an die Unbekannt „Verzelhung, gnädige Frau, wünschen Sie etwas von mir? Oder Ist es nur ein Versehen?“ „Nein“, antwortete die Dame aufgeregt, „ich muß $le unbedingt sprechen.” Alfredo sah sich um und erwog, ob es nicht doch angebracht sel, davonzulaufen. Aber dann schämte or sich des unedlen Triebes, und mit dem Lächeln einer Gipsbüste sagte er: „Mit wem habe ich die Ehre...?” „Baronin Edviga Landi-Coyvisleri... Manzini?” „Sehr richtig... Alfredo Manzini ..." „Hätten Sie die Güte, In meinen Wagen zu stel- gen? Ich will Ihnen alles erklären. Sie haben das Äußere eines vollendeten Kavaliers. Sie werden meinen Wunsch nicht abschlagen und mich an- hören.” Ohne weiteres ging sie zum Auto zurück, und unser Freund folgte ihr. Sie sind Dr. Idyli im Osten - Idillio nell "Est VON 1. M. PALMARINI „Also, Doktor”, begann die Frau, kaum daß sie saßen und der Wagen sich In Bewegung setzte, „Ich habe einen Onkel in Amerika. Er ist Multi- millionär und hat mich zur Universalerbin einge- setzt. Außerdem zahlt er mir eine stattliche Rente. Dieser Onkel ist überaus religiös. Er weiß, daß ich verheiratet bin, und zwar mit einem Manne, der Ihnen zum Verwechseln ähnlich sieht. Dieser Mann aber Ist ein Gauner, ein regelrechter Schuft...” ir. .und sieht mir ähnlich?“ fiel Alfredo betroffen ein, "Zum Verwechseln”, entgegnete lächelnd die Ba- tonin, „dieser Halunke hat mich betrogen. Ich. trennte mich von Ihm und ließ mich schließlich scheiden. Sie werden mich verstehen. Soll eine Frau In meinem Alter, mit dreiundzwanzig Jahren, getrennt von ihrem Manne leben, seinen Namen tragen und ihn verachten müssen?” „Jedoch... wenn es nicht indiskret wäre, möchte ich gern wissen...” „Was Sie damit zu tun haben? Warten Siel — Also, Ich bin geschieden. Nun ist aber mein On- kel, der meinen Mann von einer Fotografie her kennt, Im Begriff, nach Rom zu kommen, und wenn er erführe, was Gott verhüte, daß ich geschieden bin, entzöge er mir die Rente und enterbte mich, kurz — es wäre mein Ruln, Sie allein können mich tetten. Seit einem Monat spüre ich Ihnen nach. Sie müssen mir eine Gefälligkelt tun...” „Ja, aber wie denn?“ „Sie müssen ein paar Tage den Ehemann spiele Der arme Alfredo schnappte nach Luft. Das bloße Wort Ehemann ließ ihn erstarren. „Doktor, Sie dürfen nicht nein sagen“, flehte sie händeringend. „Tun Sie ein Werk der Barmherzig- keit! Ihr Gastspiel wird kurz sein, denn mein Onkel will nicht länger als acht Tage bleiben.” Die Frau sprach so bewegt, daß Alfredos ver- schlossenes Herz sich dem Mitleid öffnete, „Gut, Baronin, ich übernehme die Rolle. Zwar hasse Ich die Ehe aus Herzensgrund, doch wenn es sich nur um ein kurzes Gastspiel handelt..." „Oh, Sie sind nicht sonderlich höflich! Bin ich denn eine alte Vogelscheuche? Andre würde ich mit meinem Vorschlag glücklich machen. ant- wortete die Junge Frau gekränkt. „Nein, nein, verstehen Sie mich recht, Baronin! Ich würde Ihnen zuliebe einem Löwen, der über seinem Fraße eingeschlafen Ist, ein Barthaar aus- reißen oder mich an das Seil eines abgerissenen Luftballons hängen ... Doch Ehemann — die bloße Bezeichnung macht mich erschauern. — Nun sagen Sie mir, was Ich zu tun habe.” (Ton! Bichl Im Folde) „Ich danke Ihnen, Doktor", sagte sie und ergriff seine Hände. „In meinem Hause sind bereits Ihre Zimmer gerichte. Sie ziehen mit Ihren Sieben- sachen zu mir, und wir hausen zusammen wie... zwei gute Kameraden. Wenn der Onkel kommt, gehen Sie mit mir zum Bahnhof, umarmen ihn herzlich und tun alles, was ein liebevoller Neffe vermag. Natürlich heißen Sie für diese Zeit Baron Landi.” „Sagen Sie, bitte, wenn nun Ihr Mann...” „Seien Sie unbesorgt. Mein Mann lebt so ziemlich am Nordpol, Außerdem ist er wieder verheiratet.” „Ausgezeichnet! sagte Alfredo schließlich, „Also einverstanden?“ „Einverstanden.” Nunmehr begann für Alfredo ein Schlemmer- dasein. Er hatte nie an Geldmangel gelitten, bis- her jedoch nur in bescheidenem Wohlstand ge- lebt. Anders die Nichte des Onkels aus Amerikal Sie bezog die fürstliche Monatstente von zehn- tausend Dollar und lebte In orlentalischem Luxus Alfredos Appartement war der Inbegriff der Be- haglichkeit, phantastisch geradezu, von unbe- schreiblichem Komfort. Seine Wünsche waren er- faßt, besser noch erahnt worden, Alfredo sah... seine Frau zum Frühstück, zu Mittag und am Abend, wenn sie zusammen das Theater besuchten oder sich anderweit zer- streuten. In dem kleinen Speisesaal, den ein Kamin wohlig durchwärmte, verbrachte Alfredo köstliche Stun- den. Der Koch schickte wahre Meisterwerke her- auf, angesichts deren sich das hartnäckige Vor- urtell des Ehefeindes gänzlich sich in eine gefühl- volle Zärtlichkeit verwandelte. Mit der Zeit wurde die Baronin derartig liebenswürdig, geistreich, lustig und ausgelassen, daß Alfredo oftmals ver- gaß, nur der fingierte Ehemann zu sein, und sich Galanterien gestattete. „Na, nal“ rief die Baronin lachend, „Anscheinend wollen Sie sogar den verliebten Ehemann spie- len...” Der eheliche Verweis genügte, das Feuer unseres Freundes verlöschen zu lassen. Endlich kam der Tag, an dem der Onkel ein- treffen mußte. Ein langes Funktelegramm kündigte ihn an. „Endlich!“ rief auch die Baronin, als sie es Alfredo igte. „Der Onkel kommt. In ein paar Tagen sind Sie erlöst, teurer Freund,” Alfredo war nicht begeistert. Er hatte sich der- maßen an das zärtliche Beisammensein gewöhnt, daß die angeordnete Trennung ihm wider Er- warten naheging. Sie holten den Onkel vom Bahnhof ab. Der alte Italiener hatte sich übertrieben amerika- nisiert. Sein unzeremonlelles Wesen, sein Starrsinn, der keinen Widerspruch duldete, seine Banknoten mit Filigranzeichnungen jeglichen Kalibers, die er aus der Hosentasche hervorzog — das alles macht ihn sogleich zum Herten der Situation. „Was, Ihr habt immer noch keinen Stammhalter? Zwei Jahre lasse ich Euch noch Zeit, Wehe Euch, wenn dann nicht...” Er fand, Alfredo gliche ganz dem Bilde, das man Ihm geschickt. Er zeigte für ihn sofort die leb- hafteste Sympathie. Daher erkundigte er sich eines Tages: „Sag mal, was treibst du eigentlich den ganzen Tag?“ Alfredo wurde rot und verwirrt, „Ach, wissen Sie, eigentlich habe ich den rechten Weg noch nicht gefunden...” Der Onkel zog sein Scheckbuch heraus, „Du übernimmst eine Vertretung von mir In Italien. Hier sind fünfzehntausend Dollar. Ich dediziere sie dir, damit du ein anständiges Büro aufmachen kannst. Verhaltungsmaßregeln gebe ich dir noch. Vorläufig nimm!" Er gab ihm den Scheck. Alfredo nahm ihn und steckte ihn mechanisch ein. Den Ehefeind hatte beim Anblick des schicksalvollen Papiers eine ab- grundtiefe Feighelt übermannt. Er umarmte den provisorischen Onkel mit der Begeisterung eines waährhaften Neffen. In diesem Augenblick erschien, heiter lächelnd, Eu ever Gemehopf gehört nicht in den Mill, 8. DEUTSCHE REICHSLOTTERIE Sondern mih dem Deckel zurück zu Yhrem Über 100 MILLIONEN RM werden in den 5 Klassen —, ländler, welcher sie sammelt und zur Nas der größten und günstigsten Klassenlotterie der Welt ausgespielt! 480.000 Gewinne, 3 von je 500000.— RM und dazu 3 Prämien | volle Rohshoffe und Arbeikkräfte gespart; von je 500 000.— RM 'M je Klasse! Ziehungsbeginn: 16. X, 42. #la Los nur Wie sollich Pfeilring Haut-Creme verwenden? schon 2 Sheila mehrmals täglich Die Schönheitspflege muß heute zurückstchen. Jetzt FL IR muß man Pfeilring-Haut- Er kommt wieder! 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( Tehtig ainlln \ \ esinnlich ml \ \l- ee Edviga. „Bravo, bravo, welch sührende Familien szenel So was gefällt mir!” Am Abend, als die beiden Komödianten allein waren, zog Allredo melancholisch den Scheck her- vor und reichte ihn der Baronin „Nehmen Sie ihn, teure Freundin, er Ihnen.” „Was ist das? Ein Scheck, den mein Onkel Ihnen geschenkt hat?“ „Sehr richtig.” „Hat er ihn mir geschenkt? Was geht das mich on? Um die geschäftlichen Angelegenheiten mei- nes Mennes kümmere ich mich nicht.” „Dieses Abenteuer”, brauste der arme Alfredo auf, „wird mich noch hinter Schloß und Riegel bringen!” „Und warum?” gehört fragte ruhig die Baronin, „Sie haben das Vertrauen meines Onkels gewonnen. Sie gefallen ihm und er ernennt Sie zu seinem Vertreter. Ob Sie sich Meyer oder Schulze nennen, ist mir gleichgültig.” „Abet wenn ich das Vertrauen Ihres Onkels habe, kann ich doch nicht mit einem falschen Namen unterzeichnen!” „Das geht ganz gut: Ich löse ihn ein.” Alfredo schwieg. Er steckte sich eine Zigarre an und sank verzweifelt in einen Sessel, „Beginne ich jetzt, ein Gauner zu werden?“ fragte er sich. Sie geben den Scheck mir, * Beim ver- Der Onkel war seit drei Tagen verreist. Abschiednehmen hatte er geheimnisvoll kündigt: „Ich fahre weg, weil ich eine Überraschung für Euch vorhabe.’ a Alfredo war nunmehr gestrandet. Als er eines Morgens erwachte, fühlte er sich so frisch, so hei- ter und glücklich wie nie, und er mußte zugeben: er war in Edviga verliebt. Am Abend kehrte der Onkel zurück. Er war auf- geräumter denn je. Beim Diner platzte er los. „Morgen abend, punkt acht, findet der feierliche Einzug in unser Landhaus statt, Eine Villa in Tos- kana, mörchenhaft, sage ich Euch.” „Eine Villa in Toskanal” rief die Baronin und klatschte wie ein kleines Mädchen in die Hände. „Wie herrlich! Welch prächtige Überraschung!” „Das wahre Paradies! Ich bin so gern in der tos- kanischen Landschaft. Ich möchte alljährlich den Sommer bei Euch verleben.” Die Villa war in der Tat bewundernswert. Sie kamen bei Sonnenuntergang an. Als das Auto durch das mächtige, schmiedeeiserne Tor in eine breite, hundertjährige Platanenallee einfuhr und im Hintergrunde des Parkes die Villa sichtbar wurde, umarmte Edviga den Onkel stürmisch. Der Park lag golden im letzten Sonnenlicht. Sie besichtigten die ganze Villa: Säle, Zimmer und Kammern. Vor einer Tür mit eingelegten Bildern blieb der Onkel stehen. „Euer Schlafzimmer...“ Klingen sparen, nicht verschwenden - also oft Sonnal verwenden! Erscheint In 16 Bände, Bände sogleich nach Erx« machen Gesicht und Auftreten sympathischer. Nach dem mod. „A-O-BE“-Verfahren können Sie ohne fremde Hilfe diese Korrektur in fünf Minuten vollkommen unauffällig an sich selbst vornehmen! Prospekte kostenlos von Fa. 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In einem Alkoven stand ein breites Ehe- beit aus Ebenholz. „Na, was sagt Ihr dazu?” fragte der Onkel mit stolzem Blick „Prachtvolli” laßt uns bleiben, hier ist es gut sein... Der Ehefeind war besiegt, Er sah die Baronin triumphierend an Als sie am Abend nach der Mahlzeit allein in dem denkwürdigen Gemach waren und sich schwei- stammelte Alfredo mühsam. „Hier gend anblickten, vernahmen sie durch die Tür das Geräusch eines Schlüssels: der Onkel sperrte sie ein. „Nunmehr, Herr Doktor”, sagte die Baronin ernst und feierlich, „bleibt Ihnen, wenn Sie Kavalier sind weiter nichts übrig, als die Höhe des Fenster- simses abzuschätzen und zuzusehen, daß Sie auf etwas Weiches fallen.” — „Frau Baronin, ich habe zwar die Rechte studiert, aber mich niemals mit Akrobatik abgegeben. Sie baten mich, Ihnen zu Gefallen den Ehemann zu spielen. Ich bin darauf eingegangen. Aber in dem freundlichen Abkommen steht nicht, daß ich mir den Hals brechen muß. Das ist programmwldrig. Jetzt bitte ich Sie um einen Gefallen... „Bittel” „Wollen Sie meine richtiggehende Frau werden?” Hier endet die Geschichte von dem Ehemann „wider Willen”. (Einzig berechtigte Übersetzung von Thea Weide.) Backpulver wird 3. T. unnötig viel verbraudt, weil die Hausfrauen mehr nehmen als im Rezept vorgefärieben, Das ift fatjch! Es fehlt dann nur wor anders. Derlaffen Sie fid} ruhig auf die „Zeitgemäßen Rezepte” mit Backpulver, Backin! A gr | „KONIGIN” B Polstermöbel, 7 Teppiche.Decken, Snne NEERASELES otor De Nachnahme, Preislist Ankaof von Sammlungen. MARKENHAUS ALFRED KURTH Colditz Nr. 108 i. 5a, Florio Marsala — ein Spitzenver fretac. der. hrinusendbalien- Wein 1 baukultur Sizilien. Vollmundig, | würzig und gehaltvoll will er an düchtig fenden Zügen genossen werden. 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Auch der Wirt riet ab, „Wir gehen doch!“ entgegnete der Professor seiner Familie gegenüber mit großer Bestimmt- heit. „Es wird uns weiter nichts übrig bleiben”, er- klärte uns die Tochter des Professors, „Vater läßt sich auf keinen Fall abbringen, er hat den Aus- flug bereits in sein Reisetagebuch eingetragen.” AV. | Auch Eilsch. | Aufklärung KRAWATTEN-FABRIK | IrieM Fibk® 5 BERLIN Ca Wehnert-B Bücher sind anregend und spannend; sie bringen für jeden eiwas. Durch den Buchhandel Verzeichnis kostenlos Verlag Wehnert & Co. Leipzig C 1 BIOLAVAN- Körperpflege Birkenhnarwasser Pudeı rzigen Sie obiges Güte- ichen biologischer Pflege hro & Co., Bromen 11 Biolavan-Kosmetik-Fabrik Lerne zu Hause Kurzschrift Schulbankdröcken, obne Ablenkung! versäumen Sie lt and Maschinenschreiben hrilt 380 kostenlos dure Am Werkta g Reinen Das Handbuch des Deutschen Kaufmanns || von Dr. Jut. Greifzu unter Mitwirkung von |über 70 führenden Persönlichkeiten aus |] Staat u. Wirtschaft, 1230 Seiten, 450 Abbild,, US u, Statistiken. Eine Bücherei in einem Band, RM. 25,— |sucnversano nenmes Berlin-Charlottenburg 1, Postiach 5 Snige Winuten Pe mil Hi ÖloberIem den Unterricht! Gummiwaren _Weltruf D.R.P. IhrVorral an Haemorrhoiden-Serol, Heil-Serol, Phebrocon (Fuhflechten) - Serol, Schnupfen-Serol, Wurm-Serol, reicht welter, wenn Sie nach jedem Der NAUEN os der zuverlässige, guie Kamerad 1870 und 1914 VAUEN Nürnberg $ älteste beutfche Bruydre-Pfeifen-Fabrik Gebrauch die Tube verschliefen &® &Co. Chom.Gabrik, FRANKFURTAM MAIN altbewährte Soldaıen von SCHRAGSCHNITT EITLLELLATLLLRTRALRRLLE ZZ 68 [77 ALLA AA 9 [72 } Eine dünne Schicht Azdiklers «Zahnpasta reicht aus, die Zähne gut zu pflegen. Also nicht unbekümmert viel nehmen. Immer denken: Die Hälfte genügt auch! (Magon) „So, jetzt lese Ich noch eine Seite aus der Logarithmentofel vor und dann kehren wir u Der lustvolle Mathematiker Il matematico in ebriato "Cosl „...ora leggo ad alta voce un’ altra pagina delle tavole dei logaritmi e pol forniamo Indietrol,, AMSSICHHIENDIEVV’EIG:E VON KELVIN LINDEMANN Tage Vilgren hatte sich am frühen Nachmittag vom Geschäft freigemacht. Er war Unterdirektor In einer großen Kaffeefirma In Santos, Seinem Schwiegervater Caballero gehörte die Firma, und Vilgren, der Däne war, war vor fünfzehn Jahren in die Firma eingetreten, als er Caballeros Tochter Juana heiratete. R Tage Vilgren versuchte an all diese Jahre zu denken, während er am Fluß entlang heimwärts fuhr; aber es war, als ob die Jahre In nichts ver- schwanden. Er erinnerte sich nur an das letzte Jahr, wo es nicht gut zwischen ihm und Juana ge- standen hatte. Er hielt bei einem Blumengeschäft und kaufte einen Strauß dunkelroter Rosen. Sie waren für Juana, Er hatte beschlossen, sich mit ihr auszu- sprechen. Es konnte so nicht weitergehen. Als er aus dem Blumenladen trat, sah er sich selbst im Spiegel. Er war ein großer, kräftiger Mensch... dick, sagte Juana verächtlich, wenn sie schlechter Laune war. Es war richtig, er war mit den Jahren in die Breite gegangen. Juana war noch Immer so schlank wie damals, als er sie das erstemal sah. Sie war nur wenige Jahre Jünger als er, aber sie war Tänzerin an der Oper. Damals in Kopenhagen war sie ein blutjunges Ding gewesen. Sie hatte ihren Vater auf einer Geschäftsrelse nach Europa begleitet. Die Firma von Vilgrens Kaffeelmport vertrat Caballeros Firma in Dänemark, und es war Tages Aufgabe ge- wesen, dem jovialen Südamerikaner und seiner entzückenden Jungen Tochter Kopenhagen zu zeigen. Er hatte sich In Juana verliebt, und Tage war mit nach Brasilien gereist, wo er eine Stel- lung in dem Geschäft seines Schwiegervaters be- kam. Tage hatte sein Leben zwischen der behag- lichen Arbeit im Büro und dem Heim geteilt, wo alle möglichen fremden Menschen kamen und gingen, Menschen, die seiner schönen, talentvol- len Frau wegen kamen. Aber Jetzt hatte er Ihr Rosen gekauft und Jetzt wollte er sich mit ihr aussprechen. Als er an der Tür klingelte, dauerte es etwas, bis der Diener öffnete. „Die gnädige Frau ist im Schlafzimmer, aber ich glaube, sie wünscht nicht gestört zu werden.” Zu jeder anderen Zeit würde Tage auf diesen Rat gehört haben, aber heute kam er mit dunkelroten Rosen. Er wollte sich In Juanas Schlafzimmer schleichen und sehen, ob sie schlief oder sich ausruhte. Er ging die Treppe hinauf und öffnete vorsichtig die Tür zu Juanas Schlafzimmer. Sie stand mitten im Zimmer mit Jeanne, der französischen Kammer- Jungfer, und packte zwei große Koffer. Juana war für eine Reise gekleidet. „Du bist es?“ sagte sie verwundert, „was bedeu- tet das?” „Ich bin frühzeitig nach Hause gekommen.” „Spionlerst du mir nach?” Er verstand ihren Zorn nicht, aber er bekam einen toten Kopf und fühlte sich wie ein unartiger Junge, der auf frischer Tat ertappt wird. „Im Wohnzimmer ist ein Brief für dich“, sagte sie. „Von wem?" „Von mir. Ich habe in dem Brief alles geschrieben, aber nun kann Ich dir ja auch alles erzählen. Ich will zur Berghütte hinauf.” „Nanu?“ „J8, mit Clive zusammen, du wirst mir doch nicht einreden wollen, daß du nicht gemerkt hast, daß in der letzten Zeit etwas zwischen Clive und mir gewesen ist?" „Willst du damit sagen, daß du ihn liebst?" „Jedenfalls bin ich deiner überdrüssig und ich kann nicht einsehen, daß ich dir etwas schulde. Wir leben in meinem Haus und du hast eine Stel- lung, weil du mein Mann bist — alles was du bist, verdankst du mir!” Er sagte nichts, legte die dunkelroten Rosen auf ihr Bett und ging aus dem Zimmer. Eine halbe Stunde später hörte er einen der großen Wagen starten. Sie steuerte selbst und hatte Jeanne neben sich. Tage fuhr hinüber zu Michele Rivera, einem Mann in seınem Alter, und dem einzigen in Santos, den er seinen Freund nannte. Vor dem Kamin erzählte er, was geschehen war, Michele hörte ruhig zu. „Was willst du nun tun?” fragte er. „Ich weiß nicht‘, sagte Tage, „ich ging den fal- schen Weg, das sehe Ich jetzt.” „Falschen Weg? Wie meinst du das?” „Ja, sieh”, erklärte Tage, „damals, als ich Juana in Kopenhagen traf, kam ich mit einem Jungen dänischen Mädchen zusammen, Gerda. Wenn Juana nicht in mein Leben getreten wäre, hätte ich Gerda geheiratet. Ein ganz gewöhnliches Mäd- chen, das mir eine gute Frau geworden wäre. Wir würden Kinder zusammen gehabt und würden In einem kleinen Haus draußen vor der Haupt- städt gewohnt haben und wären auf ruhlge und harmlose Weise glücklich gewesen.” „Glaubst du nicht, daß du dich In deinem stillen Glück gelangweilt hättest? Vielleicht wäre ein Tag gekommen, wo das Abenteuer, das Juana repräsentiert, wieder an deine Tür geklopft hötte — und du würdest die Hand nach dem Abenteuer ausgestreckt haben, dem du abgeschworen hast.” Vielleicht war es die Kaminhitze, die ihn schläfrig machte, jedenfalls fühlte Tage eine unwldersteh- liche Müdigkeit, die ihn ganz und gar umfing. Micheles Stimme wurde schwächer und ferner, und zuletzt verschwand sie ganz. Tage erwachte einige Zeit darauf. Er rieb sich ver- wundert die Augen. Er sah sich um. Es war kein Kamin und kein Michele da. Er saß In selnem Zim- mer in Charlottenlund. Das war doch ein merkwürdiger Traum, dachte er. Es war alles so lebendig, und er hatte an Juana nicht mehr gedacht, seitdem er Gerda gehelratet hatte, Vielleicht kam es daher, well die schwarz- haarige Irene Ihn an Juana erinnerte. Diese Irene war auch etwas exotisch... Er durchdachte den Traum, und als er an die Rosen kam, erinnerten sie ihn an etwas. Er rief eine Nummer an. „Ist dort die Blumenhandlung? Hier ist Tage Vil- gren. Die Rosen, die ich heute nachmittag bestellt habe, sollen nicht zum Theater geschickt werden — nein, das war eln Irrtum, senden Sie sie in meine Wohnung, adressiert an Frau Gerda Vilgren."“ (Berechtigte Übersetzung aus dem Dänischen.) LIEBER SIMPLICISSIMUS (0 Nückel) Meine Frau beabsichtigte kürzlich, eine alte Kom- mode, die Im Wege stand, zu verkaufen. Auf eine Anzeige hin erschien eine alte Hökerin, die das Möbelstück erstand. Beim Fortgehen fiel der Blick der Alten auf unse- ren neuen Flurläufer. „Woll'n Se denn den nicht auch verkaufen? — Könnt’ ich gerade gebrau- chen!” Meine Frau bedauerte, nicht „dienen“ zu können, „Na, — denn trampeln Se man noch ’n bißchen drauf rum!” rief die Alte und empfahl sich, H.R. * Graf Sz., bei dem ich zu Gaste war, hatte seinen Wiener Anwalt zu einer dringenden Besprechung 684 R auf sein Gut im einstigen Burgenlande eingela- den. Die beiden Herren konferierten, dann gingen wir zu dritt an dem herrlichen Tage ein wenig spazieren. Der Gutsherr blieb stehen und betrachtete wohl- gefällig die reichen Felder. „Mit dem Welzen hier, bin Ich Ja zufrieden, und Gerste und Korn da drüben stehen auch nicht schlecht.” Sinnend sah Doktor R., der Städter, auf das vom Winde sanft bewegte Grün. Meinte dann ver- sonnen: „Also — so sieht das aus.” * R.K. Tante Amalia ist wahrheitsllebend. So wahrheits- liebend, daß sie auch kleine Lügen, die doch zur Tagesordnung gehören, nicht verstehen kann. „Linerl“, sagt sie deshalb eines Tages zu ihrer Nichte, „wie kann man nur so verlogen sein? Jeder Mensch weiß doch, daß deine Freundin Klara achtundzwanzig Ist, Jeder Mensch weiß auch, daß ihr im gleichen Alter seid — und trotz- dem sagst du immer wieder, du bist erst zwan- zig! Schau, nimm dir doch ein Beispiel an Klara, die lügt nicht!” „Ja, die", sagt Linerl Überlegen, „die hat’s auch nicht notwendig! Die Ist schon eiratet!” H.K.B. Die Morgenzeitung (K. Heillgenstaedt) „Was ich mir gedacht habe: eine ganze Spalte Verlobungen und keine Sonderzuteilung von Süßigkeiten!“ La gazzetta del mattino: *“Quello che giä pensavo: una colonna intera di fidanzamenti e nessuna ripartizione speciale di dolciumil,, 685 UNFUG Es gibl mehrere Orte mit dem Namen Duderstadt, sie sind alle nicht groß. Da sie fern von hier liegen, ist nicht zu befürchten, daß einer ihrer Bürger diese Zeilen liest und sich gekränkt fühlt, wenn er von einem Unfug in Duderstadt liest. Er darf ruhig glauben, daß es nicht das seine Ist. Das unsere liegt in einem fruchtbaren Tal zu Füßen einer alten Ritterburg. Auf dem Kirchturm sperrt ein Bronzehahn kühn übers Land hin seinen Schnabel auf. Das Kirchenportal besitzt zwei Steinplastiiken aus dem Mittelalter, die von den Kunsthistorikern noch zu entdecken sind. Einst- wellen ärgern sich nur die Duderstädter, well hier Adam und Eva in paradiesischem Kostüm alle die begrüßen, die sonniägs darunter hindurch zur Messe schreiten, Die meisten Männer von Duderstadt gehören einem Stammtisch an. Da es siebzehn Gastwirt- schaften gibt, gibt es auch siebzehn Stammtische, an denen die Stadtverwaltung durchgehechelt, die immer schwere Zeit beklagt und der süffige Ortswein getrunken und gelobt wird. Das geht bis zehn Uhr abends in Baß und Diskant. Doch hat der Nachtwächter keine große Mühe, die Herren aus den Gasthäusern ins Bett zu schicken. Die Acker- und Weinwirtschaft, die bis in die Gassen hineinwächst, braucht ‚Frühaufstehor; und fleißig sind die Leute, Bisher hatte die Stadt noch einen Nachtwächter von der alten Sorte. Er trug einen langen Speer, Horn und Laterne, mit denen er genau so umging wie seinesgleichen vor hundert Jahrön, als es noch kein Gas, kein Radio, keine Bolschewisten gab. Fortschrittliche Leute haben ihn durch einen uniformierten Polizisten ersetzen wollen, doch hat der Stadtrat sich gewehrt: wenn in Berlin der Oberbürgermeister noch mit der goldenen Kette auftritt, warum soll Duderstadt minder traditions- treu sein? Also zog Nachtwächter Klipp mit sel- ner Laterne weiter durch die buckeligen Gassen, stampfte mit dem Speer dreimal auf das Pflaster, blies das Horn, weil es zehn Uhr war und jeder- mann ins Bett gehörte. Dieser Klipp hätte trotz seiner vierzig Amtsjahre noch eine gute Zeit ausgehalten Unter ihm war es nächtens immer friedlich zugegangen, was ihn tells stolz machte — denn er schrieb das dem Respekt vor seiner Person zu — teils ärgerte. Gern hätte er diesen Respekt einmal triumphleren lassen. Doch tat kein frecher Bursche, kein wider- spenstiger Säufer ihm den Gefallen, bis — ja, bis zum vorigen Jahr. Da ‚geschahen eigentümliche Dinge. Als Klipp in einem Sonntagmorgengrauen den letzten Rundgang tat, bemerkte er am Kirchen- portal eine höhnende Veränderung: die nackte Eva trug ein feines, rotseidenes Unterröckchen, und dem nackten Adam hatte man einen drohenden Rohrstock In die Armbeuge geklemmt. Die Figuren standen recht hoch, man hatte sie nur auf einer Leiter erreichen können. Klipp aber hatte nieman- den mit einer Leiter herumstreichen sehen. Er meldete gehörigen Orts den Vorfall; doch kam nichts heraus als ein Gelächter durch die ganze kleine Stadt hin. Klipp blieb auf der Hut. Seine klaren Augen späh- ten angespannt durch die Nächte, doch nützte das nichts. Als er eine Woche später in die „Krone” trat, den gesetzlichen Feierabend zu bieten, was Immer mit einem Gläschen verbunden war, knallte hinter ihm die Tür zu, der Schlüssel knartte von außen. Der Aufstand drinnen war nicht gering. Aber da man es des Samstags wegen mit dem Nachhausegehen nicht so genau nahm, suchte man nicht ernsthaft nach einem zweiten Schlüssel; von einem Hinterausgang wollte keiner etwas wissen; auch seien die Läden von außen versperrt, Klipp mochte auf seine Würde pochen, es hall nichts. Unter Lachen und Schwatzen wurde es Milter- nacht. Da knarrte draußen wieder der Schlüssel. Als man hinaussprang, fand man niemanden. Doch über dem Kirchenportal schimmerte abermals etwas Rotes: diesmal hatte der Adam ein rot- seldenes Höschen an, und die Eva trug einen Korb frischer Apfel am Arm. Das ging ein bißchen weit. Klipp setzte, was er konnte, Ins Werk, die Autorität zu behaupten. Es VON HANS FREYTAG blieb vergeblich, nicht nur heute. Auch in den folgenden Wochen, Immer Samstag nachts, bekam der Adam bald einen Strohhut, einen Säbel, einen Pinsel zugesteckt, die Eva bald eine Perücke, einen Relfrock oder eine langhanfige Spindel. Und jedesmal gab es für Klipp eine Abhaltung, die er nicht verleugnen konnte: einen falschen Feueralarm, einen scharfen Wirtshausstreit oder einen Schuß in entfernter Gasse, Die Stadtväter sahen die Vorkommnisse für das an, was sie wa- ren: als kindischen Unfug; sie hätten Ihn auf sich beruhen lassen, wenn Klipp nicht trotzig auf Un- tersuchung beharrt hätte. Da nichts dabei heraus- kam, zeigte er sich müde und gab sein Amt auf. Unter den Bewerbern um die Nachfolge fiel die Wahl auf den dreißigjährigen Sperling, einen In- validen des großen Krieges, den einzigen, den Duderstadt noch hatte. Man gab ihm den Posten gern, weil er ein allgemein beliebter, fröhlicher Bursche war. Er nahm also Laterne, Speer und Horn, um die Tradition von Duderstadt künftighin zu vertreten. Die Bürger machten ihm sein Amt so wenig schwer, wie vordem ihrem Klipp. Der neue Nachtwächter war ein wenig straffer, dos- halb sahen sich die Frechdachse mit ihrem Scha- bernack an dem ersten Menschenpaar fürs erste vor. Es vergingen Wochen, ohne daß das Kirchen- portal nächtlicherwelle verunstaltet wurde. Und dann geschah es doch, wieder in einer Sams- tagnacht. Diesmal trug die Eva einen flachsgelben Vollbart und der Adam eine wachstuchene Markt- tasche. Der Kaufmann Hollerbaum, der zum Mor- genzug an die Bahn laufen wollte, sah das Mirakel zuerst. Er alarmierte Sperling, der soeben seine Streife durch das Scheunenviertel machte. „Das müßte doch mit dem Teufel zugehen”, sagte Hollerbaum, „wenn du nicht herausbekommen könntest, wem die Markttasche gehört.” „Verlaß dich daraufl“ rief Sperling und eilte nach der Kirche. Als aber Hollerbaum am Abend zu- rückkehrte und In die „Krone“ kam, mußte der Nachtwächter gestehen, daß er die Markttasche nicht mehr in Adams Hand gefunden habe. Von da an lebten die Spässe in voller Regel- mäßigkeit auf, Sperling lief sich die Beine auf dem Pflaster wund, um hinter die Übeltäter zu geraten, immer war er hart auf Ihrer Spur. Einmal fand er hinter dem Stadthaus eine Leiter, hoch genug, um damit zu Adam und Eva zu gelangen. Als er auf die mittleren Sprossen trat, krachten sie vor Morschheit zusammen; das konnte die rich- tige Leiter nicht sein. Wieder gab es Foueralarm, Schlägereien, ferne Schüsse. Allmöhlich nahm die Poren Angaiff Nachts vor dem Angriff ruh' ich ganz geborgen Im Felsental, von Sternen überfunkelt. Mein Herz pocıt still, von keiner Furdıt umdunkelt, Und denkt der Liebsten bis zum kühlen Morgen. Sie winkt mir zu aus traumverklärten Kissen Und hat wie ehmals meine Hand genommen. Sceu fleht ihr Blid: Du muftt mir miederkommen! Idı aber läcıle: Ja, du sollst es rissen: Denn risse mich der Eisenhagel nieder Und müßt’ ich lautlos bei den Schläfern liegen, Idı küme dir mit allen Fahnen wieder In Reih und Glied, am Tage, da wir siegen! Sie scimeigt. Da rollen scıon die Feuerstöße Und hallen mwider aus zerfetzten Gründen. Wir springen auf. Die Gipfel rings entzünden Sich sonnennahe zu erhabner Gröfte.. Helmuth Ridıter (im Felde) IN DUDERSTADT ganze Stadt Anteil, stundenlang quirlten die Bür- ger durch die Straßen, Wenn sie zu hartnäckig waren, unterblieb der Spuk das eine oder andere Mal. Da kam der größte Hohn: Eines Sonntags morgens Pprangten die würdigen Menscheneltern in langen, faltigen Nachthemden, jedes Haupt trug eine weiße Zipfelmütze tief über Augen und Nasen. Adam hielt einen Zettel in der Hand, darauf stand: „Wir sind die Gemeinde von Duderstadt.” „Wir schlafen und wissen uns keinen Ratl” Jetzt wurde es selbst der Obrigkeit zu ärgerlich. Einmal angegriffen, zeigte sie die Zähne. Die Mit- glieder der Feuerwehr, ausgesuchte Leute, wur- den insgeheim unter Eid genommen und beauf- tragt, in sich ablösendem Wechsel nächtlicher- weile das Kirchenportal zu beobachten. Ob nun einer doch nicht dichtgehalten hatte, Tatsache war, der oder die Täter schienen von der ver- steckten Aufsicht Wind bekommen zu haben, Wieder hüteten sie sich eine Weile. Der Frieden kehrte ein, die Aufsicht erlahmte. Nur der Drechs- ler Andreas, der der Kirche schräg gegenüber wohnte, blieb scharf auf Wache. Er war es auch, der den glücklichen Griff nach dem Kragen des Übeltäters tat. Als er eines Sonntagsmorgens gegen vier, noch vor der Dämmerung, durch die Gardinen spähte, sah er einen Mann mit einer Leiter und einem Päckchen sich im Dunkel der Kirchenpfeiler dem Portal nähern. Andreas schlich sogleich die Treppe seines Hauses hinunter, um sprungbereit zu sein, wenn der tolle Bursche mitten in seinem Handwerk wäre, Das war nun diesmal etwas ab- sonderlicher Art. Der Mann hatte einen Packen Kerzen mitgebracht, die er zu Füßen des Paradies- paares in akkurater Kette aufreihte; vor die Ker- zen band er wieder einen Zettel, Die Lichter entzündete er, daß es eine liebliche Illumination in der Sopraporte gab. Er wollte dann in zwei, drei Sätzen die Leiter hinunter und in der Finsternis verschwinden. Da aber fühlte er sich gepackt und mußte seinen Mantel fahren lassen: es war der Nachtwächter Sperling! Wenn er sich auch freimachen und ent- weichen, ja, noch lachen konnte, so war er doch erkannt und ausdrücklich festgestellt. Das Gelaufe in Duderstadt anderntags war groß. Die Stadtvöter verzichteten nach dem Kirchgang auf den Frühschoppen. Sie erwärteten im Ge- meindesaal den vorgeladenen Sperling, Der stellte sich auch den Räten. Doch wenn sie um ihrer Würde willen noch so ernste Gesichter machten, der Sperling machte keins. Er lachte Ihnen dreist eins vor. Nun verlangten sie wütend volle Aufklärung, worauf der seines Amtes ent- kleidete Nachtwächter folgende Rede hielt: „Erst habe ich's getan, well mich die Hand kitzelte, der armen, nackten Eva das Frieren abzugewöh- nen. Dann habe ich's getan, weil mich die Wut des alten Klipp amüsierte und überhaupt well Ich sah, daß es Spaß machte, Dann habe Ich es sein lassen, well Ich Im Amt war, Nun ging alles schrecklich ehrbar zu. Keine Katze stieg nachts mehr über die Straße, wenn Ich meine Runde machte; selbst das Vieh Im Stall muhte nicht, und die Herren Gemeinderäte gingen artig wie Schul- buben nach Hause, wenn ich Feierabend gebot. Da stach mich der Hafer, ich konnte es nicht las- sen, in der Dunkelheit etwas anzustellen, was ein bißchen die Ruhe bewegte; Ich kann es nun ein- mal nicht vertragen, wenn alle Welt schläft und Ich allein durch die Gassen laufen muß.” Danach setzte der Sperling das Horn zum letzten- mal an seinen Mund und blies, daß sich die Räte die Ohren zuhlelten, so laut, daß es durch die geschlossenen Fenster auf dem Markt schrill zu hören war: „So leb denn wohl, du stilles Haus”. Als er fertig war, gab er Laterne, Horn und Speer beim Rüstmeister ab, wie man Ihm befahl. Dort blieb das nachtwächterliche Handwerkszeug für ewige Zeiten liegen. Denn nun bestellte der Stadt- rat von Duderstadt eine nächtliche Ortspolizei In Uniform, zwei Mann hoch, die beim Felerabend- bieten kein Gläschen trank und einen etwas bar- schen Ton in die Gemeinde brachte. Intwortl. Schriftlal alle Buchhandlungen, gültig ab 15 Okt. 19: München 2 BZ, Brielfach, — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 'heckkonto München 5920. Erfüllungsort Müncı EINSAME GASSE (etieim Schu) Vor der Nacht Wispert der Wind in den Bäumen? Silberne Wipfel er schwenkt. Kannst du das alles nicht träumen, was dir das Leben nicht schenkt? Lausche! Verhauchende Flöten. * Schaue! Zerfließendes Licht, Sterben, dich kann es nicht töten. Glaubel Sei lauter und schlicht! 687 Glanz und Geflüster ertrinken bläulich im Dämmern. Zurück bleibt nur dein Hämmern, dein Blinken! Herz, und ein Sehnen ins Glück. Tönend verhaltene Fülle, schimmernd verborgene Pracht, — freue dich! — bald aus der Hülle herrlich befreit sie die Nacht. MAXIMILIAN BRANTL Der Entschluß {R. Krlasch) „Soll ich jetzt nach Gastein fahren oder heiraten? Irgend etwas muß ich für meine Gesundheit tun!* La decisione: “Che vada adesso a Gastein o che mi sposi? Qualcosa devo pur fare per la mia salute !,, 688 München, 28. Oktober 1942 i 47. Jahrgang / Nummer 44 30 Pfennig VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Das Todesurteil (Wilhelm Schulz) „Habt ihr sie liquidiert?‘“ — „Was heißt liquidiert, wir haben ihnen den Aufruf Stalins vorgelesen!“ La sentenza di morte: "Li avete Vol Iiquidati?,, — “Che vuol dire liquidati? Abbiamo letto loro I’ appello di Stalin!,, Atelierbesuch VII - visita di studio VII (9. Nückel) Der Kriegsmaler Jacques Callot BD.JEFEAELE VON WALTER FOITZICK Es fing mit einem Gespräch an. Erna fürchtete sich. Erna hatte Angst, daß sie In der Nacht wieder kommen würden. Ich beschwichtigte sie, Indem ich sie auf das hundsmiserable Wetter auf- merksam machte und Ihr sagte, bei solchem Wetter kämen sie im allgemeinen nicht. Erna widersprach heftig, nach ihren Erfahrungen sei ihnen das Wetter vollkommen gleichgültig. Meine Einwendungen halfen nichts. Erna glaubte sie schon zu hören. Ich fragte, was sie höre? „Na, so ein Rascheln hinter der Kommode.” Ich wurde erregt: „Hör mal, Kind, das geht nun doch zu weit, Flieger rascheln nicht hinter Kommoden.” Erna sah mich empört an: „Wer redet hier von Fliegern, Ich meine doch die Mäuse.” Wir hatten nämlich neuerdings Mäuse, oder eine Maus, ich kann die Tiere nicht voneinander unter- schelden. Gelegentlich kam die Maus aus der Richtung der Spelsekammer und wunderte sich, wie mit schien. Erna fürchtete Mäuse sehr. Sie sagte, Mäuse verfingen sich In den Haaren, denn sie verwechselte sie mit Fledermäusen, die das auch nicht tun. Ich versprach, eine Falle aufzustellen. Am näch- sten Tage fragte mich Erna, was denn der Toast- röster auf der Erde sollte? „Welcher Toaströster?” — „Na, der da hinten an der Kommodel” Ich hatte das Drahtgestell für eine Mausefalle go- halten und etwas grobgehackte Mettwurst hin- eingesteckt. Die Maus aber hat es für keine Falle gehalten und sie hat sich nicht so in den Finger geklemmt wie Ich. Die grobgehackte Mettwurst hatte sie als Stammgericht gegessen. Es mußte was geschehen. Ich kaufte eine Mause- falle. Es war eine sehr gefährliche Mausefalle, sie schlug heftig nach meinem Zeigefinger. Wenn Ich eine Maus gewesen wäre, ich hätte einen großen Bogen um sie gemacht, Meine Maus machte keinen Bogen drum herum, im Gegenteil, sie holte sich Nacht für Nacht von der Sonder- zuteilung. Sie muß daraufhin die Ernährungslage sehr optimistisch betrachtet haben. Das war eigentlich nicht unser Ziel. Endlich schlug ich mit der Faust auf den Tisch, nein, ich wollte keine grobgehackte Mettwurst mehr markenfrei ab- geben, wir machten uns außerdem sicher alle drei strafbar, Das mußte die Maus gehört haben, denn von diesem Tage an blieb sie fort und raschelte nicht mehr hinter der Kommode. Sie ist wahrscheinlich zu anderen Leuten gegangen, die Ihr Mettwurst oder Speck oder Nährmittel in der Falle angeboten haben. Na, ich will ja von diesen Menschen nichts Schlechtes sagen, aber viel- leicht haben sie Verwandte auf dem Lande. DISKUSSION WIR du mas bei mir erreichen, „bring’ mir’s'meinethalb mit fchroffen Worten bei und rauhen Zeichen, aber ehrlich, aber offen. Taugt es mas, dann wird's fchon zünden bei mir abgebrühtem Knaben. Leichter freilich gcht'o mit Gründen; denn für die bin Ich zu haben. Aber dieles Wortgefchalte, katzenpfotig erft, dann klotzig, voll verlog'ner Vorbehalte, iR mir doch zu hinterlotzig. Ratatöohr 690 II pittore di guerra Jacques Callot MEIN FREUND JOHANNES Eines Tages stand auf seinem Schreibtisch eine lange Reihe von Heimspardosen in Gestalt ver- schiedener Tiere und Früchte aus Steingut oder so ähnlichem Material, Osterhasen, Fische, Äpfel und Birnen. „Mein Gott, Johannes, warum denn gleich eine solche Auswahl? Für jeden Tag eine? Oder für jedes Mitglied der Familie? Oder willst du gar damit handeln?” fragte ich. „Ach nein, nichts von alledem. Es ist ja nur so, daß man hin und wieder auch mal etwas mehr Geld übrig hat“, sagte Johannes. „So viel, daß es nicht alles in eine Dose hinein- geht?” „Doch, doch, das würde es schon tun. Aber es Ist besser, man verteilt es auf mehrere, Denn es ist hin und wieder ja auch so, daß man gerade mal kein Geld hat, wenn man welches haben möchte. Und wenn man dann da eine Spardose stehen hat, von der man weiß, daß allerhand drin ist, dann unterliegt man schon mal der Ver- suchung und macht sie kaputt, um an Ihren Inhalt ranzukommen. Aber wegen ein paar Mark viel- leicht fünf solcher Tiere hinschmeißen, das über- legt man sich doch”, sagte Johannes. * Johannes legt viel Wert auf Korrektheit, Das wurde mir einst besonders klar, als ich mit ihm in einer langen Schlange vor dem Schalter stand, wo wir unsere Monatskarten lösen mußten. Als wir uns endlich bis zur Spitze durchgewartet hatten, kam Martin. Er sah’uns, schritt zielbewußt auf uns zu, drückte Johannes einen Geldschein in die Hand und raunte: „Nimm für mich auch eine, alter Freund, Ich hab’ es verdammt eilig.“ Johannes verlangte nur eine Karte. Die gab er Martin. Und dann stellte er sich wieder am Ende der Schlange auf, 3. Bleger Er ist überall (0. Gulbransson) One Autsransser Ga „Ich glaube, es liegt jemand unterm Bett, Delano!“ — „Das kann nur Litwinow mit einer neuen Forderung sein!“ Egli & dappertutto: “Delano, credo che qualcuno giaccla sotto Il lettol,, — “Non pud esser che Litwinow con ung nuova pretesal,, 691 (E. Thöny) ‚Ein armer König „Georg, das ist ja deine Stimme! Hast du die Platte besprochen?“ „Ja, ich möchte mich auch mal reden hören!“ Un povero Re: ‘Giorgio, questa & pure la fua voce! Ti facesti fare il disco?,, — "Eh si; desidero anch' io di sentire una volta Il mio appello!,, 692 ETELKA UND DAS REH Am letzten Drehtag des Films „Pußtahochzeit” wurde Frau Etelka durch den Anblick einer bunt- bestickten Kostümweste eines Komparsen an die Einladung des Oberforstdirektors Trajanu zur Hirsch- Jagd in Siebenbürgen erinnert. Sie setzte sich so- gleich hin und schrieb mit einem violetten Schmink- stift auf Teintpapier den Telegrammtext: „komme übermorgen auf hirsch stop freue mich schon sehr auf brunft etelka.“ Der Oberforstdirektor, ein alter, aber noch sehr rüstiger Herr, brachte Etelka auf einem Maultier nach der Jagdhütte, während er, entzückt über ihr eigenwilliges und herrlich unlogisches Geplauder, nebenher schritt. Man hatte in der vergangenen Nacht in nächster Nähe Hirsche röhren gehört. Tra- Janu begab sich mit Etelka zu einer Waldecke, die Ihm der Revierförster als besonders geeignet be- zeichnet hatte, und ahmte mit der Tritonsschnecke den Schrei eines nach Tieren rufenden Hirsches nach. „Eigentlich unfair“, meinte Etelka, die hinter dich- tem Gestrüpp auf einem Baumstrunk neben Traja- nus saß, „Hirsch glaubt, er findet Weibchen, und man schießt Ihn.” „Pstl“ machte der alte Weidmann sehr leise und drückte Ihren Arm. VON ADOLF WALTER Lautes Krachen Im Holz, ein weithin hallender Brunftschrei, und auf höchstens zehn Gänge stand mit rollenden Lichtern ein mächtiger Rothirsch vor ihnen, „Jetztl' flüsterte Trajanu mundnahe an ihrem rel- zenden kleinen Ohr. „Wenn ich denke”, gab sie ohne sich zu rühren und ebenso leise zurück, „ein so herrliches Männchen!” Sie zielte, drückte ab. Der Zwölfender verhoffte, äugte den Bruchteil eines Augenblicks nach dem Gebüsch und ver- schwand traumschnell im Tannenbestande. „Wo haben Sie schießen gelernt, Etelka?“ fragte der galante alte Herr, kaum verärgert, eher be- lustigt, „In Praterbude, Wien, habe Ich auf Eier geschossen und Bonzo bekommen als Preis!" „Na, heute wird wohl nichts mehr zu machen sein”, meinte der Forstdirektor tröstend. Allein, Etelka hatte Glück. Auf einer nahen Wald- blöße entdeckten sie äsende Rehe, die nichts- ahnend mit dem Wind an die beiden herankamen. „Jetzt aber raschl‘ mahnte Trajanu. Ein Bock zeigie die ganze Breitseite. Etelka zögerte. „Unser Oberbeleuchter, er ist ein Buddhist, er sagt, wenn man stirbt, man kommt als Wildschwein wieder auf Welt oder als Aich- hörnchen...,” „Schießen Sie schon!” zischte Trajanu, nicht gerade höflich. — Sie drückte ab, und wie vom Blitz ge- fällt stürzte nicht der Bock, aber das daneben stehende Tier zusammen. Auf dem Weg zur Jagdhütte war Etelka einsilbig, sie schien sogar schwer bedrückt, „Wenn ich bedenke“, gab sie endlich dem Drän- gen Trajanus auf Aussprache nach, „ich habe er- schossen, und wer weiß es, es war vielleicht ein- mal meine Großmutter!” Trajanu suchte ihre Bedenken im Verlaufe einer längeren philosophischen Abhandlung zu zer- streuen. Etelka blieb verstimmt. Beim Abendessen gab es Etelka zu Ehren Rehiilet. Etelka, noch Immer schweigsam, kostete vorsichtig einen Bissen, dann noch einen, es schmeckte ihr anscheinend, sie ließ sich noch zweimal vorlegen. „Nun?” fragte der Forstdirektor, der die Wandlung ihrer besorgten Miene in eine beruhigte genau ver- folgt hatte, zartfühlend: „Ihre Bedenken sind wohl schon geschwunden, Etelka?“ „Sind schon weg”, sagte sie mit einem zauberi- schen Lächeln und mit vollen Backen, „ormär Rö war gutt.” AFr. Bllok) Spavento Rivalität (R. Krlesch) „Denk mal, mein neuer Freund ist Direktor!“ — „Ach wat, der Titel tut’s nich: der meine hat noch 35 Bohnen echten Kaffee!“ Rivalitä: “Pensa un po’ Il mlo nuovö amlco & Direttore!,, — “Ah che! Il titolo non vale nulla. Il mio ha ancora 35 chicchi di vero caffe!,, 694 DER+«SEE DER TAUSEND -TTOREE Am Rande der kleinen Donaustadt liegt ein stilles Gewässer In einer Bucht des alten, heute längst verlassenen Strombetts. Das Wasser ist, besonders im Frühling, wundervoll stahlblau, wie es zuweilen auch die Donau selbst ist, die diesen See unter- irdisch nährt. Die Bezeichnung „See“ ist allerdings zu hoch für dieses kleine, friedliche Wasser, des- sen runde Form und scheinbar unergründliche Tiefe an die Meeraugen der hohen Tatra erinnert. Kinder spähen immer von der Brücke nach der Kirche aus, die, wie man ihnen sagt, hier vor vie- len tausend Jahren versunken ist. Bei niedrigem Wasserstand kann man das goldene Kreuz des Kirchturms unter dem Wasserspiegel glimmen sehen. Aber der Wasserstand ist niemals niedrig genug. So hat noch keines das Kreuz wirklich ge- sehen. Nur die ganz Kleinen hören deutlich am Ostersonntag die Glocken im tiefen Grunde läuten. Dieses Gewässer hat aber noch eine andere Be- sonderheit. Ein Dichter, wenn er in diese Stadt käme, würde es vielleicht den See der tausend Töpfe nennen, Die Einwohner der Stadt hatten nämlich die Gewohnheit, ihre alten, zerbrochenen und an der Grundfläche durchgekochten Töpfe hierher zu bringen und mit weitausholendem Schwunge mitten in den See zu werfen. Haupt. sächlich wegen dieses Vergnügens war er ihnen lieb. Er war ein Friedhof der Töpfe, eine Ruhe- stälte zahlloser Gebrauchsgegenstände, die viele Jahre lang treu und geduldig dem Menschen ge- dient hatten und nun das lieblose Schicksal aller jener erfuhren, die ausgedient haben. Der See mußte wohl unermeßlich tief sein. Denn schon seit vielen Jahrzehnten warfen die Leute ihre Töpfe hinein, solche, die bei Tag, und solche, die bei Nacht viel Gutes geleistet hatten, und nicht nur Töpfe, sondern auch Pfannen, Backrohre, Ofen- röhren, die Ofen selbst, Kannen, Waschbecken, Teller, Benzintanks, Gleßkannen, Flaschen aller Ar, Kaffeemaschinen, Waffen, alte Schuhe, Kon- servenbüchsen, Werkzeuge, Maschinenbestand- teile, ausgebrannte Glühlampen, Bügeleisen, Fir- menschilder, Kohlenkübel und sogar Kinderwagen, aus denen — wir wollen es hoffen — die Kinder vorher entfernt worden waren, Das alles versank im See der tausend Töpfe und ward nicht mehr gesehn. Im Winter aber, wenn sich auf der Oberfläche des Wassers eine dünne Eisdecke bildete, war es anders. Die mit kräftigem Schwung geschleuderten Töpfe glitten über die Eistläche hin wie die gestielten Teller beim Eis- schießen und seizten sich schließlich an einer Stelle fest, um dort das Frühjahr zu er- warten. Leere Töpfe halten sich leichter an der Oberfläche wie leere Menschen. Der See bedeckte sich allmählich mit allerlei phantastischen Gebil- den, nach denen die Buben der Stadt gern mit Schnee- ballen oder Steinen schossen, die gleichfalls auf dem Eis liegen blieben, Eines Tages schritt Herr Holm Hebe den gläubigen Blick in den grauenden Morgen. Hüllt er ei für dich verborgen? _ — Wieviel Leid jeder trägt. — VON BRUNO WOLFGANG Größe auf geheimnisvolle Weise verbunden zu fühlen, Die Verwirklichung dieses Traumes schien sogar derzeit möglich. Es war eine Stelle in einem Gebirgsort frel, die Im Laufe des Jahres besetzt werden sollte. Aber sein Ansuchen um diese Stelle bedurfte der Zustimmung seines Vorstan- des, und dieser, als Feind jeder Veränderung, verhielt sich durchaus ablehnend. So stand er nachdenklich an das Brückengeländer gelehnt und blickte auf den See nieder, Der An- blick dieser vielen vergänglichen Dinge mahnte ihn an sein eigenes Leben, das hier verrosten und versinken sollte. Im Rucksack trug er einen Topf, den ihm seine Frau zur Bestattung mitgegeben hatte. Seufzend öffnete er den Rucksack, zog den rechten Handschuh ab, überzeugte sich noch durch einen letzten Blick, ob der Topf der richtige sei, dann holte er aus und warf ihn in schönem Bogen über das Geländer, nicht ohne das Gefühl eines leisen, kaum bewußten Abschiedsschmerzes. Der Topf rollte mit leichtem Aufklingen über die Eis- fläche und fand schließlich einen ehrenvollen Platz zwischen einer zerbrochenen Teekanne und einem mit Blumen bemalten Waschbecken. Lächelnd hob Herr Holm die Hand, und da nie- mand zugegen war, winkte er dem Topf noch einen Gruß zu. Da durchzuckte ihn maßloser Schreck. Er bemerkte, daß der goldene Ehering an seinem Finger nicht mehr da war. Kein Zweifel, er war ihm vom Finger geglitten und lag nun drunten auf der Eisfläche, Inmitten unwürdiger Umgebung und zum gleichen Schicksal verurteilt, Denn es gab keine Möglichkeit, ihn heraufzuholen. Verstört spähte er in die Tiefe. Ja, dort dieses kleine, runde, glänzende Pünktchen, das so aussah wie der obere Rand einer eingeftorenen Biertlasche, das mußte er sein, das war er. Jetzt sah er es -schon ganz deutlich. Doch, wie zu ihm gelangen? Die dünne Eisdecke konnte nicht einmal ein Kind tragen, geschweige denn einen erwachsenen Mann. Die Entfernung war viel zu groß, um den Ring vom Ufer aus mit Stangen zu erreichen, und ihn von oben zu angeln, schien gleichfalls aus- sichtslos. Die Eisdecke mit einem Kahn zu zer- trümmern und bis zur Mitte zu gelangen, wäre möglich gewesen, aber da wäre der Ring schon lange vor dem Eintreffen des Kahnes zwischen den berstenden Eistafeln versunken. Das ein- fachste wäre es freilich gewesen, zu warten, bis mit zunehmender Kälte die Eisdecke sich ver- stärke. Aber das war das Merkwürdige an diesem Hebe das Haupt in den Tag n drohend’ Geschick Trinke den Morgentrank des Lebens zur Neige. Preis der Gottheit und Dank, daß die Zukunft dir schweige. Wie sich die Stunde verhüllt! — See, daß die Eisdecke immer nur ganz dünn blieb, Vielleicht lag es daran, daß den versunkenen Dingen noch eine heimliche Wärme innewohnt, die sie in langem Zusammenleben mit dem Men- schen erworben haben. Er durfte nicht einmal Hilfe holen oder sich mit jemand beraten. Denn die Gefahr war zu groß, daß der Ring durch miß- lungene oder noch mehr durch gelungene nächt- liche Bergungsversuche Unberufener endgültig verschwinde. Düster verschloß er das Geheimnis im Busen und ging heim. Zunächst war das Problem zu lösen: „Wie sag ichs meiner Frau?” Frau Holm war un- gewöhnlich ordnungsliebend und sparsam, Über- dies in Sachen des Eherings ein wenig mißtrauisch, Er beschloß, ihr vorläufig nichts zu sagen und zu warten, bis sie selbst fragte. Dann wollte er ihr einfach die Wahrheit gestehen, was immer das Beste ist. Aber Frau Holm fragte nicht. Also schwieg er, was das Zweitbeste ist. Außerdem hatte er einen zweiten Ring, den er als Andenken an einen alten Freund aufbewahrte, angesteckt und den Stein nach Innen gedreht. Gegen seine Gewohnheit hatte er sich diese kleine List er- laubt, weil’ er doch hoffte, den Ring bald wieder zu erlangen und sich mehrere Stunden wortreicher Erörterungen und Belehrungen (Frau Holm redete gern und viel) zu ersparen. Sein Gewissen war dadurch zwar nicht schwer, aber doch fühlbar be- lastet. Auf dem ganz geraden Wege war er nicht mehr. Und so schritt er auch bald von der kleine- ren List zu einer größeren. Er begann Geld zu sparen, um einen neuen Ring zu kaufen. Wenn dieser einmal da war, hatte er keine weiteren Auseinandersetzungen mehr zu befürchten, Täglich ging er zu dem See und spähte hinunter, ob der Ring noch vorhanden sei, Leider warf die Bevölkerung nach wie vor ihre alten Töpfe auf das Eis. Die Stelle, wo der Ring lag, war bald bedeckt. Dadurch verminderte sich die Aussicht, ihn je wieder zu finden. Mühsam prägte er sich die Lagerung der Töpfe an der betreffenden Stelle ein und zeichnete sogar eine kleine Skizze, aber am nächsten Tage hatten ein paar Bratpfannen und Ofenrohre die Lage wieder gänzlich verändert. Zudem vergnügten sich die Buben mehr als je mit Scheibenschießen. Herr Holm fühlte ohnmächtige Wut in seinem Innern aufsteigen. Er hatte nicht die Macht, den Zustrom der Töpfe abzuwehren oder auch nur die Jungen vom Platze zu jagen. Die Wahrheit durfte er nicht sagen. Es war ein höchst un- angenehmer Zustand. Mit wil- den Blicken umikreiste er den See und hätte am liebsten Je- den, der ihm nahekam, erwürgt. Schließlich hielt'eresnichtmehr aus. Er ging zunächst auf die Buben los. Er schrie, daß es nicht erlaubt sei, mit Steinen in der Öffentlichkeit herumzu- werfen, daß Ordnung herr- schen müsse und daß er es ihnen schon zeigen werde. über die Brücke dem See zu. Er war ein kleiner Beamter, den das Schicksal ans Wasser verschlagen hatte, obwohl er seinem Wesen nach in die Berge gehörte. Seine Sehn- sucht war, Sonntags mit Berg- schuhen und Wanderstab auf- wärts zu steigen, den Duft des Nadelwaldes zu atmen, vor schroffen Felswänden ehrfürch- tig zu erschauern und endlich vom erreichten Gipfel welt über die Welt hinzublicken und sich mit Ihrer Schönheit und Wann unsre Stunde schlägt, soll uns nicht sorgen. Hebe den Kelch an den Mund. Was bedarf es der Kunde? Scheint auch das Leben bunt, Zufall die Stunde, — daß du dir nahe bleibst, wo du auch wirkst und treibst und dir das Schicksal munde. Wenn sich ein Leben erfüllt, stehe und schweige. Hebe das Haupt in den Tag, schon dämmert der Morgen. Was dir begegnen mag, sei dir verborgen: Wind, der die Blätter verweht — und die Stunde vergeht — Traum zwischen Freude und Sorgen. WERNER HUNDERTMARK 695 Allerdings zeigte er ihnen nichts. Die Jungen liefen da- von und warfen ihm aus der Ferne respektlose Worte und Schneebälle zu, Da er nun einmal im Kampfe stand, griff er auch Erwach- sene an und belehrte sie streng, daß das Wegwerfen der Töpfe ungehörig sei, well es das Stadıbild verunziere und weil überhaupt Ordnung herrschen müsse, Die erbein- gesessenen Bürger, die unter Ordnung das Althergebrachte verstanden und ihr Mundwerk am rechten Fleck hatten, versuchten — wie man dort sagte — ihm das Wilde abzuräumen, und er mußte manchen scharfen Gegenhieb einstecken. Nur die kleinen Leute, die zurUntertänigkeit neigten (zumal er eine Kappe trug, die einer Amtskappe ähnlich sah), ent- schuldigten sich und trugen ihre Töpfe In das Ge- büsch des Stadiparks, Die meisten frellich gingen bloß zum Schein fort und warfen ihre Töpfe spä- ter auf den See, wenn Herr Holm nicht da war, $o zog er sich von allen Seiten Feindschaft zu. Im Büro galt er als gefährlicher Krakeeler. Er hatte sogar einen Ehrenbeleldigungsprozeß aus- zufechten, den er verlor. Der Vorstand erteilte Ihm einen strengen Verweis. Und da die Unan- nehmlichkeiten stets mehrfach auftraten, fragte gerade in dieser Zeit seine Frau zum erstenmal nach dem Ring. So schien Herr Holm durch den Ring ins Unglück gestürzt worden zu sein, wie einst die Nibelun- gen, die vor Zeiten im Donautale gewesen waren und vielleicht auch einige alte Kettenpanzer In den See geworfen hatten. Aber es kam anders. Bekanntlich Ist die beste Verteidigung der An- griff, Er benützte selne bereits erworbene Tech- nik Im Verschleiern der Wahrheit und behauptete kühn, er habe ihr den Ring vor längerer Zelt zum Putzen gegeben. Falsche Behauptungen, mit ent- sprechendem Schwung vorgetragen, verfehlen ihre Wirkung nie. Frau Holm widersprach zunächst, dann aber wurde sie doch unsicher und begann mit der ihr elgenen Ordnungsliebe Schränke, La- den und Truhen zu durchstöbern. Damit war Zelt gewonnen. Bald zeigten sich noch realere Ge- winne. Herr Holm gehörte nun zu den bestgehaß- ten Männern der Stadt, Es ergaben sich dienst- liche Schwierigkeiten im Parteienverkehr. Der Vorstand empfand nun das lebhafte Bedürfnis, diesen unangenehmen Beamten loszuwerden. Dies geschieht erfahrungsgemäß am besten dadurch, daß man den Betreffenden anderen Vorständen warm empfiehlt. Die Stelle in dem Gebirgsorte war noch frei. Die Feinde Herrn Holms boten ihre besten Beziehungen auf, um ihm die Stelle zu verschaffen. Der Vorstand befürwortete sein Gesuch wärmstens und schrieb: „Herr Holm ist ein Mann von Ener- gie, Zielbewußtheit, peinlichem Ordnungssinn, strenger Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe. Er zeigt besonderes Verständnis für die Interessen des Gemeinwesens und weiß sich bei der Bevölke- rung In Respekt zu setzen. Er Ist daher für den höheren Posten durchaus geeignet, und ich kann ihn nur bestens empfehlen, wiewohl ich diesen vorzüglichen Beamten nur ungern entbehre.” Wenige Wochen später hatte Herr Holm seine Ernen- nung in der Tasche und begann sofort zu packen. Als die ersten Schneeglöckchen durch die schwin- dende Eisdecke stießen, stand er zum ersten Male wieder auf einem Gipfel und sah weit über die Kette der Berge hin bis zur blauen Ebene, doch nicht so welt, daß er auch gesehen hätte, wie gerade an jenem Tage did dünne Eisdecke des Sees der tausend Töpfe plötzlich zerging und der Berg des angehäuften Hausrates lautlos und fried- lich in die Tiefe sank. Und der Ring? Als Frau Holm nach der Übersied- lung alles gründlich ausklopfie und abstaubte, spürte sie in der alten Weste ihres Mannes etwas Hartes, das sich ins Futter verbohrt hatte, Sie grub mit dem Zeigefinger in einem vorhandenen Loch weiter und fand zu ihrem größten Erstaunen den Ehering. Freudestrahlend meldete sie diese Entdeckung Ihrem Mann, der gleichfalls höchst überrascht war. Er ließ sich jedoch nichts merken, sondern überging die Sache mit jener Würde, die er sich als vorzüglich empfohlener Beamter in sei- nem neuen Wirkungskreis bereits erworben hatte. Er hätte den Gipfel erreicht und eine der wert- vollsten Errungenschaften hierbei war seina feste Überzeugung von dem eigenen Verdienst. Und doch hatte sich" das Schicksal zur Lenkung dieses Lebens nur eines keinen Ringes bedient und eini- ger alter Töpfe, nebst einer kleinen Zutat von Irrtum und dem, was die Menschen Lüge nennen. Im Herbststurm - Nella bufera autunnale (F. Bloyar) 7 „Um Gotteswillen, mein Gesellschaftskleid!'* O santo cielo Il mio abto di societät,, DER UNWAHRSCHEINLICHE Eine zukünftige Kriminalskizze von Fritz Michael Chemiker Nr. 3 hatte einen neuen Grundstoff zur Herstellung unsichtbarer Strümpfe gefunden. Die Formel war sehr kompliziert. Das praktische Resul- tat ergab eine breiartige Masse, die durch eine Spezialweichmetaälldüse bei der Firma Johnson & Co. versponnen werden sollte. Dort selbst be- fanden sich auch in einer Kassette aus Meteor- eisen die Aufzeichnungen mit der Formel. Am 29, Februar des Jahres 2942 lag auf dem Leichtmetallschreibtisch im Chefzimmer Johnson & Co. ein Fernschreiben der Verbrecherbande „Wasserlinse“; „Ausliefert binnen 3 Tagen 10 Mil- lionen Dollar, ansonsten sprengen Fabrik mit For- mel um 16.17 Uhr Donnerstag.” Johnson der Ältere strich durch seinen graumelierten Bart und drückte auf einen grünlichfluoreszierenden Knopf, der sich am Schreibtisch befand, Er wurde direkt mit Dick Davis, genannt „der Unwahrscheinliche” verbun- den, der sich zur Zeit gerade in besonderer Mis- sion auf dem Mond befand, um eine Bande, welche die Mondkrater unsicher machte, auszu- heben. Zehn Minuten später stand Davis als Mars- mensch verkleidet vor Ihm. Das Weltraumschiff, 696 u mit dem er gekommen war, lag vor der großen Fabrikhalle und schaukelte sanft im Winde, wäh- rend aus den Raketenkammern noch ein hellblau- violettes Rauchwölckchen aufstieg. Die beiden Männer tranken einige Gläser Feuerwasser und hatten dann eine Besprechung, deren Inhalt ge- heim blieb. Selbst der Bande war es nicht gelun- gen, sie auf Schallplatten aufzunehmen, auch hatte der Bandit, der im schalldichten Schreibtisch saß, keine Fotostrahlenaufnahme machen können, da Johnson die künstliche Sonne abgestellt hatte und das ganze Fabrikgelände im Dunkel lag. Am anderen Tage war die Fabrik mit 500 Gehelm- polizisten im Abstand von 50 Meter umstellt, da- zwischen waren noch ebensoviele Roboter ver- teilt, die automatisch auf jeden schoßen, der sich Ihnen näherte. Die Arbeiter durften das Fabrik- gelände nicht verlassen und wurden mit Hilfe von Vitamintabletten ernährt. Dennoch holte Davis am Morgen des dritten Tages zwei Höllenmaschinen mit Fernzünder aus dem Leichtmetallschreibtisch des Chefs, sechsundzwanzig Satlt-Minen aus dem großen Maschinensaal und acht sogenannte Feuer- Qualitäts: Stifte & KRONEN- KRAWATTEN-FABRIK Fritz M.TFibkeg| BERLIN Ca Ale pre 8 jeden Foto wihlic wat, damit er keinen Film „ver’kaipe! BESSAPAN du VergMänder tin aan, Wo darf ich Pfeilring Haut-Creme verwenden? Wo es gut tut, dahin ge- hört heute Pfeilring-Haut- Creme. Das ist weniger w Sonne oder Wind die Haut austrocknen, Kälte oder Nässe sie rissig und spröde machen, hilft Pfeilring- Haut-Creme. Man muß je- doch jetzt sparsam da, umgehen ; daher verwende: die Mutter sie zunächst mal für die zar- teHaut der klei- ein- Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wei | Beine Kur min machen. Bei Nervosität, Überan- strengung bestens bewährt. Eine DR.MADRUS & CO. RARDEBEUL/DRESDEN Lezithin-Silber inkl.Nachnahme, ba! togen, Merseburg 8. 8, Wie mit einer Bicherheitattr ir unser Körper wegen Infektionen verschlowen, wenn ihm genügend Via A,C und Kalk zur Verfügung nicht. der Möppe der Troponwrtke, Kila-Mölleim dafi die ei ai Frischpflanzen ® uch Ga alien Gooicher us würzig und gehaltvoll will er an | dächtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genossen werden. IFLORIO MARSALA| vIno Dı sıcıLıa | HA dee HAMMER BRENNEREI Shüges®®t HEILBRONN WEINBREKNEREI UND FABNIK PEINER LIKORE Wenn gehend gesch ER die Original-Irzeugnisse Durchlöcherte Kochtöpte | heilt Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein woreügl. Dichtungsmittel für defekte Kochtäpfe uw. M) 697 GUSTAV LOHS nur verhältnismäßig selten der Fall s daß eine Flasche Bols Ihres Weges kom Wenn aber, dann werden Sie feststell rundlage: | gr »benswichtii iß gebunden worden, so sind sie gegen Nebenwirkungen im Magen-Darm-Kanal weit- EV Mi m3669 Aus ün) bescheidenen An- on entwickelte sich n Iteste bestehende fabrik der Welt, der Stammhaus Erven Lucas Bols A, in Emmerich am Rh Heute wird es =: nzigartige Bols-Qualitä unverändert aufrechterhalten worden konnte. Und — ein- mal kommt ja der Tag, an dem wir Sie wieder unbe- schränkt bei . ERVEN LUCAS EMMERICHTRH Mineralstoffe kolloidal an und werden daher gut und leicht verdaut. I-Milcheiwei nara Milchnfwai BE BIEIRIEN handgranaten aus verschiedenen anderen Teilen der Fabrik. Trotzdem flog diese genau um 16.17 Uhr in die Luft. Davis, der sich gerade im Kessel- raum befand, wurde durch den 331 Meter hohen Schornstein gepreßt und befand sich bald in der frischen Luft. Der Schlag konnte ihm Jedoch nichts anhaben, da er seinen Anzug aus Silberligurtat anhatte, der gegen alles, was mit Explosion zu- sammenhing, schützte. Als er merkte, daß die Auf- wärtsbewegung aufhörte, öffnete er seinen klei- nen Fallschirm, den’er bei Hamford & Co, in der 3001, Avenue gekauft hatte, Dieser Fallschirm war ein kleines Wunderwerk, er konnte als Zelt, Floß, Sauerstoftapparat, Fallschirm — um nur das Wich- tigste zu nennen — verwandt werden, daneben hatte er noch 39 andere Verwendungsmöglichkel- ten, Davis senkte sich langsam zur Erde. Der schwarze Kasten, der an ihm vorbeiflog und den er auffing, entpuppte sich als die Kassette mit der So Breslauer Brennere; die ——— | Schicken Sie den Simplieissimus wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! Briefmarken- 8 Handlung Walter Behrens Braunfchweig Trösten Sie sich, Herr Schmitz... Das gibt es, daß Cinzano aus. verkauft ist. Das gibt es sogar recht häufig. Aber trösten Sie sich, auch Sie werden mal eine Flasche Cinzano erwi- chen. Vod/da diese auch angebrocken unbeschränkt haltbar ist, reicht sie — bei bedächtigem ‚Genuß — eine ganze Weile. Aber bitte, kühl servieren, so schmeckt Cinzano am besten. INZANO ak In unveränderter Güte immer KR Wlf € 7 Ka fragen oft an, ob fie jeht nidyt mehr Badpulver zum Teig nehmen follen, | Badpulver „Badin“ ift fo gut mie immer. Derfaffen Sie fid} ruhig auf Worbıch für photogrophifche Wertarbeit Strumpfformel. Sie war etwas verkohlt, aber un- versehrt. Und damit war das Wesentlichste ge- rettet. Als er sich der Erde näherte, sah er 30 Ban- diten der „Wasserlinse” über das Feld fliehen. Er beschoß und tötete 29 mit seiner Strahlenpistole, die etwa 9000 Schuß in der Minute verschoß und mit elektrischen Energien bis zum Brechen geladen war, Drei Minuten später landete er sicher in der Fabrik-Kantine, die seltsamerweise unversehrt ge- blieben war und in der sich alle Arbeiter befun- den hatten. Nur der kleine Edelpinscher von John- son & Co wurde vermißt. Der dreißigste Bandit hatte inzwischen ein klel- res Weltraumflugboot erreichen können und ver- schwand damit in einigen rosaroten Wolken. Davis machte sich sofort mit mehreren Weltraumspezlal- detektiven und enisprechenden Hunden auf die Spur. Sie kamen bald zum Schlupfwinkel der „Wasserlinse“, einer Weltrauminsel, auf der sich ruhe Morgens ist die beste Zeit zum Aufziehen Ihrer Junghans- Taschen- oder Armbanduhr Die Zugleder treibt dann das Werk tagrüber gleichmäßig und mit voller Die Erschütterungen während können so den genauen Gang Ihrer Uhr nicht mehr stören. Das wäre falfd! "Funghans „Zeitgemäßen Rezepte“ vom schont und pflegt | | nur ger. (a Scheine) keine Nachnahmelief timente Herren- und Damenscherz beigefügt, sonst kein Versand, naturgemäß CARL MOSE Fraunhof Be 9, Auskunft gegen Porio Schon wenig ab darım ken viel CABIRI Bei Bedarf nur 1 Tablette ‚ein Zeichen unghans-Rat | hat sie noch länger m 'aschenkino schr starke reröß.. m. 30 Kriegs- ilmbild „ferner eine Ausw. kl’Spiele u.Scherze, alles zut. Eins, v.3.0d.5.0d. 20 RM. Preisl. üb. Spiel- waren, Scherz- u. Zaubefart. w, mur Auftr A.Maas, Berlin SW 68, Postf. 18, gegr. 1890, Abt. S Stottern, Sprechangst beseitigt München 5 Lad auch CABIRI engen rar keine Range! rasiert wunderbar ! Und gucherpfügk die ganze Bande verschanzt hatte. Sie war durch Energiemauern geschützt und hatte außerdem noch schwerste Todesstrahlenartillerie. Eine An- näherung war unmöglich. Es gelang Davis nur, das Weltraumflugboot aus größerer Entfernung in Brand zu stecken und den Verbrechern den Weg auf andere Weltenkörper zu verlegen. Damit je- doch gab er seinen Willen zur Vernichtung der Bande nicht auf. Er besorgte umgehend Diamant- guritbohrer und arbeitete sich von untenheran die Bande heran. Unter der Festung wurden Gänge gegraben und mit Elektronensprengstoff gefüllt. Dreizehn Tage später zeigte Davis, der neben Johnson serior auf dem Dach der neuerrichteten Fabrik stand, die allerdings zehn Stockwerke mehr hatte als dio alte, auf ein kleines graues Wölk- chen, welches hoch am Himmel stand und das Ende der „Wasserlinse” ankündigte. Etwas später war noch ein feiner Knall zu hören, Wolle - Seide Modeneuheiten das führende Haus für Qualitätsstoffe MÜNCHEN WIEN I Löwengrube 23 Bauernmarkt 5-7 @ Meinbrennerei uyjardin Uerdingen/Rh. bei AstlunauBronchulis AStHMa-TuboeR um Einnehmen Wii Berahiesmd der Nachtach begelst. Anerkannui zeugen Siesich von de kan Packg. RM 1,19 In nicht erhältl.oder wegen Broschüre schreibe man an Her © Breitkroutz K.Q., Berlin-Tampeihof# 2} Rumeypli LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückel) Direktor Adelpodinger geht mit großen Schritten auf und ab. Sein erster Zorn Ist verraucht, und schließlich bleibt er vor der blonden Lilly, die es so gut ver- steht, ein Diktat aufzunehmen, stehen Statt Iod-Tinktur fJepsc! ne in außenbichen Desinfektion Verletzungen im Haushalt, bei Gartenarbeit, im Be- ruf und beim Sport durch Schnitte, Stiche, Risse, Bisse u.dgl.sollman zur Vormei- dung von Entzündungen und Eiterungen solort mit der bewährten Sepso- Tinktur desinfizieren, an jedes Netzgerät. in ‚einer Minute anbringbar‘, Über 10000 Im Gebrauch „Also, wissen $ie", sagt er kopfschüttelnd, „Ich finde es unerhört! Jawohl, unerhört finde ich es! Mit meinem Sohn — und sozusagen hinter meinem Rücken! Ja, sagen Sie nur, was ist Ihnen denn da eingefallen?” Lilly senkt das blonde Köpfchen und zuckt ratlos die Achseln, und Direktor Adelpodinger fährt, die hübsche, kleine Sünderin tut ihm irgendwie leid, milder und milder fort: „Na, na, na... Ich bin ja kein Wauwau... Aber, nicht wahr, ja, eine, wenn ich mich so ausdrücken soll, eine Verlobung hinter meinem Rücken, und das Ist Ja, milde gesagt, das ist denn doch... Sie hätten sich vorerst an mich wenden können, das wäre doch naheliegend gewesen! Ist Ihnen denn das nicht eingefallen?” Da schlägt Lilly die Guckäuglein auf und sagt ehrlich: „Herr Direktor, ich wollte es ja immer tun. Ichhabe es mir auch lange überlegt und habe mich mit allen meinen Bekannten beraten; aber dann, SANISEIETNG Mit Tastkerbe dann habe ich mir gedacht, daß der Altersunter- schied vielleicht doch zu groß sein wird!" H.K.B. * Himpel tastet sich mühsam durch das Dunkel heimwärts. Nicht einmal in Umrissen bietet sich die Welt einem heute dar. Da rennt er gegen etwas Weiches, das mit zierlicher Stimme auf ihn zufragt: „Kurti, bist du’s?” Das klang nicht übel, aber trotzdem: das Dunkel ist zu dunkel. Vorsichtig fragt daher Himpel zu- rück: „Lohnt es ich ‚ja‘ zu sagen?” P.M. * Mein Vetter Xandi kam einmal nach längerer Ab- wesenheit stark hinkend wieder an unseren Stammtisch. „Halloh, Xandi. Servus, Wo warst denn? Du hinkst Müde sank Xandi in einen Stuhl. — „Drunt’ in Kärnten. Da hab ich mir a paar Bergspitzen in die FÜB treten.” R.K MULCUTO DIAMON FÜR DEN >Sn)JeNeld Pun-JJlayasısun EIN NEU UGO OJETTL BERICHTET Italienische Variationen 264 Seiten Oktäv, gebunden RM 5,50 BUCH: Kleine Meisterwerke sind die D. R. P. Nr. 640563 Durch Aleıe Erfindung It eı möglich, die beiden Schneiden bei eingespann: fr Klinge mühelos zu unteriche Silbe denen u nme HEILMITTEL Bebarıigen Shaun da Eukuiel nur bee chrändLafrbar nt, ech mehr la höhe or Ratschlag Spalt und had dan eutuagen. 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FR Der HU UHU-WERK BUHL-BADEN 699 Konjunktur = Congiuntura (A. Paul Wobe MIUTERERSINEBIE VON ERIK STOCKMARR Die Natur hat das Leben in verschiedene Ab- schnitte eingeteilt: Kindheit, Jugend und Alter. Es gibt doch eine Gruppe von Menschen, die diese Einteilung nicht anerkennen, nämlich die Mütter. Gewiß, sie selbst sind den Gesetzen der Natur unterworfen, ihre Kinder aber nicht. Für eine Mutter Ist es so, daß Ihr Kind niemals In die Jugend oder In das Alter hineingeht, es lebt ewig in der Kindheit — bleibt das Leben lang ein Kind. Wenn der Junge auch 60 oder 70 Jahre alt ist — und vielleicht Ministerialrat geworden ist ünd einen langen Vollbart bekommen hat — bleibt er für die Mutter stets ihr kleiner süßer Bubi. Sie sieht die Verwandlung von dem kleinen Bubi bis zum Ministerialrat nicht, für sie steht die Zeit still, und sie sieht das Leben lang ihr Kind auf ihrem Schoße sitzen — mit oder ohne Voll- bart. Merkwürdig ist das eigentlich, aber schön wie die Mutterliebe selbst, Merkwürdig Ist auch die ewige Sorge, die eine Mutter für ihr Kind zeigt, auch wenn es schon längst von dem mütterlichen Nest weggeflogen ist, Diese Sorge gilt besonders seiner Ernährung, um die die Mutter sich das Leben lang kümmert. Ihre Frage ist Immer die- selbe, auch wenn er ein alter Mann ist, ja selbst wenn er ein Lebensmittelgeschäft hat: „Du hast doch ordentlich gegessen, mein Junge? Du siehst ein bißchen dünn aus. Immer tüchtig essen, sonst wirst du krankl Wenn wir so viel essen würden, wie unsere Mut- ter es aus ihrem guten Herzen wünscht, müßten wir unsere dicken Bäuche auf einem Schubkarren transportieren. Und wenn wir auch so dick wie SONNENBLUMEN Ein Reif ift gefallen, Heut in der Nacht, Hat im Garten allen Blumen den Tod gebracht. Nur die Sonnenblumen tun noch ihre Pflicht, Das Haus mir zu fchmüchen, Und fchieben und rücken Die goldenen Teller Nur heller und greller Ins herbftliche Licht. Als ob fie fchwebten, Ohne Gemicht, Engelgleich glänzt ihr Geficht. Verglühender Endreim Im Sommergedicht, Tun fie, als lebten Sie emwiglich. Georg Britting 700 ein Nilpferd wären, würde sie sich doch über un bekümmern: „Du siehst ein bißchen dünn aus, mein Junge, du mußt viel mehr essen.” Es gibt wohl keine Mutter, die sich nicht weger der Kleidung ihres Kindes das ganze Leben lang Sorgen macht, Wenn sie Ihren Sohn, den Ministe rialrat, besucht, fragt sie Ihn immer dasselbe: „Bist du auch warm angezogen, mein Junge? Immer warm gekleidet muß man sein. Ich bringe dir hier ein paar schöne wollene Unterhosen, da mit du nicht frierst,” Die warmen Unterhosen hat sie für Ihr erspartes Geld gekauft, und Ihr Gesicht strahlt vor Freude, wenn sie ihrem Jungen ihr Geschenk übergibt. Der Ministerlalrat nimmt die wollenen Hosen und küßt seine Mutter, Rührend ist das, nicht wahr? Aber so sind die Mütter, Treu bis zum Tode und immer zu Opfern bereit. Diese ewige Mutterliebe findet man nicht nur unter den Menschen, sondern auch unter den Tie- ten, vom kleinsten Floh bis zum Elefanten. Die Elefantenmutter umfaßt ihre Kinder mit genau der- selben Liebe, und so auch die Flohmutter. Wenn Sie das nächste Mal ein paar Flöhe sehen, lau- schen Sie, bitte, dann werden Sie es erfahren „Sieh mal hier, Peterchen”, sagt die Flohmutter, „ich bringe dir ein paar wollene Unterhosen, dann kannst du nicht frieren, Bubil Und ein But- terbrot habe ich auch mitgebracht, mein Junge Essen mußt du, immer tüchtig essen!” Ja, so Ist es. Auch ein Floh bleibt sein Leben lang ein Kind. Wunschtraum (K. Helllgenstaodt) „Weißt, Miezerl, wenn man so den Brombeerblätter-Tee mit dem Kakaoschalen-Tee und dem Hagebutten-Tee vergleicht, sagt man sich, meiner Seel’, ein saftiges Kilo Roastbeef halbdurch ist halt immer noch das Beste!‘ Un bel sogno: “Sal, Mariuccia, per quanto si confronti Il t& di foglie di mora col t& di bucce di cacäo e col t& di coccole di rosa canina, pure, anima mia, si pensa sempre che un chilo di succosa e semicruda bistecca & ben preferibile a tutto!,, 701 HERBSTABEND MIT ANTONIO Antonio saß am Nebentisch, einsam hinter einem Liter Rotwein. Er machte ein komisches Gesicht, wir lachten darüber und fragten heuchlerisch; „Was soll das bedeuten, Antonio? Er ließ uns lange warten, ehe er antwortete. Vor- her seufzte er einmal und trank sein Glas leer. Dann sagte er gewichtig: „Unnahbarkeit.” Es klang gequält. Armer, armer Antonio, dachten wir; wir wußten schon, was es auf sich hatte mit dieser Antwort. Armer Antonio, dachten wir; aber wir fragten wieder, wir Heuchler: „Weshalb Un- nahbarkelt, Antonlo? Bist du plötzlich vornehm geworden?” Als ganze Erwiderung seufzte er noch einmal — so tlef, daß der Tisch davon erzitterte. Als er ge- endet mit seinem Elefantenstöhnen, rief Carlo laut: „Armer treuer Ehemann! Es ist keine einzige Frau in der ganzen Osterial Wer soll dich verführen?...” „Aber es könnte eine hereinkommen. So sieht sie sofort, daß ich unnahbar bin.” Er sprach sehr ernst, reckte das Kinn In die rauch- schwangere Luft und machte die Augen ganz klein. Wirklich ein komischer Anblick, der arme ‚Antonio. Er war Strohwitwer, wir wußten es; die Angelica war zu einer alten Tante gefahren, der der Pastor die letzte Beichte abgenommen. Es war das erste- mal «In ihrem Leben, daß sie sich getrennt, und sie hatte ihrem gewiß nicht verführenswerten An- tonio einen Treuschwur abverlangt, wie es ein junges Mädchen tut, wenn es sich von seinem Bräutigam trennt. Gott, wir konnten es verstehen, eben weil es das erstemal war, daß sie nicht zu- ‘sammen schlafen gingen, der arme Antonio und seine Angelica. — Und nun saß er da hinter einem Liter Rotwein — es war wohl der dritte — und machte ein unnahbares Gesicht!... Der See gluckste unter den Pfählen, die die Osterla Über dem Wasser hielten; es war ein eigenartiger Klang mit etwas Unheimlichkeit, zu- mal wir, wenn wir zur Tür hinausschauten, die Berge dazu sahen, die schwarz waren und sich über den Himmel hinweg zuzunicken schienen. Ja, fast unheimlich, daähte Ich — und die anderen wohl auch; aber wir brauchten nur zu Antonio Wunder der Dressur Miracolo d' addestramento Verantwortl, Schi ‚ölle Buchhandlungen, Zeitung: güttig ab 15, Okt. 1941. — Unvı oltzick, Münch häfte und Pos! ingto Einsendunge: VON PETER REIMANN hinüberzublicken, da wurde uns wieder leichter. Zu reden wußten wir nichts untereinander, denn wir hatten auch schon viel Wein In die Hälse ge- gossen; wir waren an dem Punkt angelangt, da man langweilig wird und nicht weiß, ob es sich noch lohne, die Augen offen zu halten. Allein Carlo, der anscheinend mehr vertrug als wir, war noch auf der Höhe — aber was sollte er wohl allein anfangen? So saßen wir da und stierten uns an, blinzelten einmal In das blendende Licht, einmal zu Antonio hinüber, dem zu sagen uns nach den wenigen Worten des Anfangs nun nichts mehr einfiel, — einmal in das Dunkel hinter der offenen Tür. Sonst sogen wir an unseren schwar- zen Zigareiten und versuchten, kleine blaue Ringe zu blasen, was uns sehr selten noch gelang. Heiliger Himmel, es fehlte etwas; wir wußten, was es war, aber wir wußten nicht, woher es holen. Den halben Abend hatten wir die Spielkarten auf den Tisch gehauen, bis sie immer weniger wur- den, daß man nicht mehr spielen konnte; dann lagen sie alle unter unseren Stühlen, außer denen, die Carlo In seinen Hosentaschen verstaut... Jetzt fehlte etwas, es waren die Frauen — oder wenig- stens eine. Und so stierten wir dahin, der See gluckste unter uns, wir waren besolfen... Gott, wir merkten nicht einmal, daß Carlo gegangen war, lautlos und spurlos verschwunden; es fiel uns erst auf, als er wiederkam, und da war er nicht mehr allein, der Satanskerl. Ja, es drang uns noch durch den Zigaretten- und Weindunst In die Ge- hire, daß er eine Idee gehabt haben mußte. Meine Herren, er brachte eine Frau mit! Rassig war die, das mußten wir trotz benebelter Köpfe feststellen; wie ein edles Pferd. Wo er die nur aufdbgabelt hatte, dieser Carlo, der doch wiß nicht anziehend war mit seinem struppigen schwarzen Haar und selnem roten Gesicht! Sie gingen an uns vorüber, da blinzelte mir Carlo mit dem Auge zu; und — heiliger Himmel — die Frau auch! Das machte mich wieder viel nüchterner. Ihre Augen wirkten stärker als ein Espressol... Ich erinnerte mich dunkel, diesen Blick schon gin- mal gesehen zu haben, oder auch mehrmals; al wann und wo? (ich. Klay) so: Einzeinummer 30 Pf.; Abonnemer rto beiliegt —Nachdruck v Sie nahmen Platz an einem Tisch, so, daß die Frau Antonlo gegenüber saß. Soso, dachten wir, sie soll ihn verführen; dieser Carlo, ein Satanskerl — aber das sagte ich bereits. Wirklich, die Frau schaute in einemfort zu Antonio hinüber; wir be- obachteten es unauffällig, allein Glanpiero machte es zu öffentlich, er hatte mit dem Rücken zu dem Geschehen gesessen; nun drehte er sich um und setzte sich rittlings auf seinen Stuhl, das Kinn auf die Lehne stützend. Aber das merkte Antonio nicht, denn er war beim vierten Liter und machte sich unnahbar, so unnahbar er nur konnte. Man sah es schon, er strengte sich gewaltig an. Jedoch mit der Zeit wurde er unruhig, denn die Frau trieb es ziemlich welt: keinen Augenblick wandte sie den Blick von Ihm weg. So nahm er seinen Stuhl und drehte Ihn halb um, daß er im rechten Winkel zu der Verführerin saß, aber die ließ sich nicht beirren; er fühlte ihre feurigen Augen auf seiner Schläfe brennen. Nach einer Weile schien er doch nicht mehr zu widerstehen. Es war zu verlockend, was sich plötzlich In seinem weindunstgefüllten Schädel Platz machte; Ja, er wollte dem Carlo die Feurige ausspannen: zum Teufel mit der Treue! Und er wandte sich wieder zu ihr, lächelte sie an; Ja, er trank ihr sogar zu und schüttete sich dabei ein halbes Glas Weln in den Ärmel, Es war tolll Dem Glanpiero mußten wir den Mund zuhalten, sonst hätte er laut herausgelacht; er war wohl noch angegriffener als Antonio. Allmählich aber kamen wir so richtig wleder zur Besinnung, denn es war ein köstliches Schauspiel. Wir bestellten sogar noch einmal Wein, den uns die Wirtin gern gab, denn sle liebte selbst ein bißchen fröhliche Stimmung. Wenn auf dem Platz vor der Osterla getanzt wurde, war sie sogar mit Schwung dabel, trotz Ihres Umfangs, der keines- wegs zu verachten war — aber das gehört weni- ger hierher. Am Ende umarmten wir uns alle vor Vergnügen, als die Verführerin aufstand und sich Antonio auf die Knie setztel Das hatten wir nun doch nicht er- wartet von diesem langweiligen, weinschweren Herbstabend. Und Carlo, dieser Satanskerl, saß da und griente über das ganze rote Gesicht, und das struppige schwarze Haar rutschte Ihm bis über die Augenbrauen. Antonlo merkte nichts mehr von unserer Gegen- wart, er war viel zu beschäftigt mit der Verführe- rin, und die hatte wirklich einen prachtvollen Busen, Überirdisch geformt. Er tätschelte sie und stammelte unverständliche Worte, und sie kraulte Ihn hinter den Ohren, daß es eine Freude war zu- zusehen. Wir — wir hätten Ja schon andere Dinge mit ihr anzufangen gewußt an Antonlos Platz, aber so war es doch auch ein Spaß. Und jeder von uns versuchte sich eigenarligerweise einzureden, hm, das Welb will ihn Ja nur zum besten haben — mich würde sie zum Beispiel nicht nur hinter den Ohren kraulen, hahall Wir waren gespannt, wie es wohl enden würde. Gott, wir sollten es auch bald erleben — und nie haben wir selther wieder so gelacht wie an die- sem Abendi Wir hatten noch nicht einmal Jeder ein Glas ge- leert, da schien es den armen Antonio doch noch männlich zu packen. Er faßte so derb zu, daß der Verführerin ein kleiner Schrei entfuhr: heiliger Himmel, hatte die eine tiefe Stimmel Aber wir hatten nicht Zeit, uns darüber aufzuhalten, denn da fiel Ihr auch schon die Perücke vom Kopf... Es war ein Augenblick großer Stille zwischen uns; dann aber prusteten wir los, daß der Tisch kippte und uns die Schläfen zu bersten drohten. Das war doch Ernesto, der schöne Ernesto! Fabelhaft mas- klert, sage ich; das mußte begossen werden! Und während wir unser Maskenfest mitten im Herbst zu feiern begannen mit den zwei Frauen — der Wirtin und dem schönen Ernesto — unter uns, da stand Antonio auf und schlich sich wan- kend von dannen, ohne sich noch einmal umzu- sehen, geradewegs In die Schwärze des Abends hinein. Carlo rief ihm noch nach, er könne froh sein, am Ende sel er seiner Angelica doch treu geblieben! ‚20. — Anzeigenpreise nach Pr ‚ckkonto München 5920. Erfüllungso: Postcı Im Hippodrom - Nell’ Ippodromo (9, Herrmann) „‚Kiek mal, Lotte, janz unnahbare Dame und 'n neuen Hüfthalter hat se ooch!** "Guarda un po’ la Carlotta, donna inaccessibilissima ... e anche con un busto nuovol,, HUWONST BRUST Von Wilhelm Hammond-Norden (Im Felde) Als wir in Polen lagen, gründeten wir in unserem Bataillon eine kleine Theatergruppe, die allerlei leichtwiegende und muntere Szenen einstudierte und aufführte. Aus nahellegenden Gründen man- gelte es unserem Bühnchen an Damen. Wir mach- ten es wie im Mittelalter, wie ließen die welb- lichen Rollen von Männern darstellen. Unser Ka- merad Hugo war für derartige Partien ganz be- sonders begabt, seine Spezialität waren robuste Schwiegermütter mit rollendem R und vortrefflich nachgeahmtem Sandrock-Tonfall. Um die Illusion ein bißchen zu vervollkommnen, machte sich Hugo für derartige Auftritte einen Busen zurecht. Der Busen bestand aus zwei Strümpfen, die einzeln sorgsam aufgerollt und durch ein Band miteinander verbunden waren. Das Band wurde um den Hals gelegt. Bel einer Vorstellung geschah das kleine Unglück, daß das Band — war es nun so schlecht oder spielte Hugo zu temperamentvoll? — zerriß. Hugos Busen be- gann, sich auf eine anatomisch höchst bedenk- liche Welse zu verlagern, und schließlich fiel ein Strumpf durch den Rock auf den Fußboden, wo- für wir Sonderbeifall ernteten. Nun stand Hugo in diesem Augenblick nah an der Rampe. Wir hatten ja keine großartigen Säle für unsere Aufführungen zur Verfügung, wir spiel- ten, wo gerade Platz war, oft in Baracken, und die Zuschauer saßen dichtgedrängt. Da die Bühne gewöhnlich nicht sehr hoch war, placlerten wir unser Orchester seitlich, was zwar für diejenigen, die für den musikalischen Einsatz der Hilfe des Diri- genten bedurften, eine Erschwerung bedeutete, aber wenn das Orchester mitten vor der Bühne gesessen hätte, wäre die Sicht für unsere zu- schauenden Kameraden schlecht gewesen. So war es möglich, daß ein übermütiger Gefrei- ter, der in der ersten Reihe (im „Orchester- fauteull”) saß, nur die Hand auszustrecken brauchte — schon hatte er von Hugos Strumpf Be- sitz ergriffen und hlelt Ihn wie eine Jagdtrophäe in die Höhe, Da tat Hugo einen Schritt weiter nach vorn, blickte gestreng durchs Lorgnon und sagte In tiefstem Sandrockbaß: „Junger Mann, geben Sie mir sofort meine Brust wiederl” Der Baß war so wirkungsvoll, daß der Gefreite 703 zurückgab, was ihm nicht gehörte, Hugo mußte die Rolle trotzdem ohne Brust zum glücklicher- weise nahen Ende führen, denn eine neue Mon- tage hätte zu lange gewährt. DAS ZAUBERWORT Ein Menfch fit in der Eifenbahn Und fchaut fein Gegenüber an, Ein Mädchen, das ihm, fcheinbar kühl, Verbietet jegliches Gefühl. $o fchmeigend fahren, das ift bitter - Da fteist ganz plöflich zu ein Dritter, Kennt alle beide gut und ftellt Gemandt fie vor, als Mann von Welt. ‚Gleich bricht der lang geftaute Schwall, Sie reden wie ein Wafferfall, Auch, als fich jener längft entfernt, Durch den fie kennen fich gelernt. Den fremden Herrn, die fremde Dame, Erlöft ein Zauberwort: Der Namel Der Sitte Feffeln jäh zerreißen, Wenn beide mitten, ıwie fle heißen. Vertrauen faflen fie gefchwind Und fragen kaum noch, mie fie find. Eugen Roth. John Bull in Südafrika (Erich Schilling) „Goddam — und das ausgerechnet am Kap der guten Hoffnung!“ John Bull nell’ Africa del sud: “Goddam! ... E proprio al Capo di buona Speranzal,, 704 München, 4. Nov. 1942 47. Jahrgang / Nummer 45 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Vom Baume des Empire {Erich Schlill „Geben Sie nur Obacht, Winston, daß kein Unbefugter in Ihren Garten kommt, ich ernte Inzwischen!“ Dall’ albero dell’ Empire: ""Badate un po’, Winston, che nessuno non autorizzato venga nel vostro giardino. Nel frattempo raccolgo lo!,, Drohung - Minaccia 0. Hogenbarth) „Da werd der Herr Reichsbahnminister spitzen, bal ich ihm schreib': „ ‚Hier ist ein Freilein, das wo nicht weiß, auf welcher Strecke Oberhinterkindlbach liegt‘!"* "Come aguzzerä gli occhl Il signor Ministro delle Ferrovie, quando gli scriverö: Qul €’ & una signorina che non sa su qual tratio si trovi "Riobimbo di Dielrosopra,,, DER KAMPF MIT DEN MÄNTELN Die Sache geht so vor sich: Zwei Herren sind an einen Kleiderständer herangetroten, der eine nimmt seinen Mantel und fährt mit einem Arm in den Ärmel. In diesem Moment ergreift der an- dere ‚den Mantel, um ihm hineinzuhelfen. Kaum hat der die Gefahr bemerkt, versucht er eine Wendung von hundertachtzig Grad zu machen, wobei er den andern Mann herumschleudern muß. Aber der ist auch nicht faul, er macht Im größeren Radius, die Hände am Mantelkragen des ersten ‚angekrallt, die Wendung mit. Er muß fix ZUR DIATETIK DER SEELE Wenn ich mitunter graunze, lieber Schat, dann unterlaffe du das Naferümpfen. Von kompetenter Stelle fiel der Sat: der Scele Stuhlgang quasi fei das Schimpfen. Der Mann hat recht. So ift es In der Tat. Füg’ Dich darein und mach’ mir keine Szene. Im Gegenteil, befolg’ auch du den Rat. Maßgebend ift und bleibt die Hygiene. Den Kopf halt’ kühl und deine Füße warm (twir wollen diesbetreffs das Befte hoffen). Im Hinblick aber auf den Seelendarm fel (fiehe oben), wenn dir’s not tut, offen. Ratatöshr VON WALTER FOITZICK sein, sonst wird ihm der Mantel aus den Händen gerissen, Meistens aber kommt es nur so weit, daß er beim Anziehen wenigstens hinderlich Ist. Sie werden die Situation begriffen haben, denn es gilt bei uns nicht als ehrenvoll, sich von einem anderen Herrn in den Mantel helfen zu lassen. Warum das so ist, welß kein Mensch. Es Ist halt ein Brauchtum. Andemtells gilt es als selbsiver- ständlich, einem anderen Herrn in den Mantel zu helfen. Warum das so ist, weiß auch kein Mensch, es Ist halt auch ein Brauchtum. So, jetzt ist der erste glücklich in seinem Mantel drin, nun kommt der zweite dran. Es widerholt sich dasselbe wie vorher mit Rollenwechsel. Der Kampf ist etwas heftiger, der Versuch des Abschüttelns des Gegners noch eiliger. Der Helfer muß jetzt schon einen gehörigen Sprung machen, um an der Rückseite des Partners zu bleiben. Es kann vor- kommen, daß die beiden umelnander wirbeln, wie Doppelsterne um ein Gleichgewichtszentrum. Meistens geht der Kampf nicht wortlos vor sich, sondern mit durch die Spielregel festgelegten Redensarten, die hauptsächlich ablehnenden Dank enthalten und gegenseitige Versicherung, daß es schon so gehe und man noch über die nötigen Körperkräfte verfüge. Es wäre natürlich viel bequemer, wenn man sich gegenseitig in aller Ruhe in den Mantel hülfe, aber das darf nicht sein, wenigstens bei uns nicht, das verbietet ein Ehrenkodex. Dieser verlangt auch, daß man, wenn man schon überwältigt ist, und der Mantel einem hingehalten wird, möglichst 706 schnell in die Ärmel fährt. Blitzartig muß man in die Ärmel saußen, um sofort den Hieb mit Glei- chem zu erwidern. Ich weiß von einem, dem half einmal ein Höhergestellter hinein. Er stieß aber nicht in den Ärmel, sondern ins Ärmelfutter, und nun hätte ihn keine Macht der Erde zwingen kön- nen zu sagen: „Warten Sie mal 'nen Moment, ich bin wo falsch drin.” Nein, er blieb mit der Hand im Futter stecken und reichte zum Abschied sei- nem Chef den Armstummel zum Gruß hin. So streng sind hier die Bräuche, NACHTLICHE HEIMKEHR Die Nacht it fill und weit - Kein Blatt fich rest. Des Waldes dunkler Schatten breit Vor meinen Schritt fich legt. Ich komm’ vom Feld und möchte tief In diefen Schatten gehn, Nicht hören mehr, was fort mich rief, Und nichts mehr fchn. Die große Stille nun Umfange mich, Und meines Heimmegs müde Spur In allen Weiten fchließe fich. Herbert Leftiboudois Erinnerungen an den Sommer (K. Helligenstaodt) „Er hatte geschworen: ‚Auch im gemeinsamen Hotelzimmer ist mir Ihre Person heilig‘?‘* „So — und heißt man das nun ‚Meineid‘ oder ‚Fahrlässigen Eid‘!‘* Ricordanza di questa estate: „Egli aveva glurato: Anche in una stanza in comune‘d’ albergo la Vostra persona mi & sacral,, — “Ah cosi?! „.. E questo dunque si chiama *Giuramento falso, o ‘Giuramento involontario,?,, 707 Sein erster Gedanke en „Aufstehen, aufstehen!“ — „Ist denn der letzte Russe schsn gefallen?“ II suo primo pensiero: “Alzatevi! Alzatevil,, — "Ah! E glä caduto I’ ultimo russo2,, 708 (E. Thöny) | | MELANIE AN BORD VON KURT GROOS Nach den ersten Tagen des Umeinanderherum- schleichens hatten wir uns an Bord des „Tut-anch- Amon” zu einer recht netten Gesellschaft zusam- mengefunden. Unser kleiner Kreis versammelte sich melst nachmittags auf dem Sonnendeck. Außer einem Herrn Schulze aus Radebeul, der in seinem Gepäck zwei Mumien in länglichen Ki- sten mit sich führte, Imponlerte mir aus unserer Gesellschaft vornehmlich ein Apotheker aus Kir- kenes, der seine Apotheke allerdings aus Irgend- einem Grunde hatte aufgeben müssen. Dieser Apotheker mit der aufgegebenen Apo- theke hatte eine Tochter an Bord, ein Bild von einer Tochter. Aber leider hielt sich diese junge Dame unserem Kreise fern; vielleicht war sie zu scheu, sich in einer Herrengesellschaft wohl zu fühlen, Eines Abends, als wir wieder auf dem Sonnen- deck lagen; machte mir der Apotheker eine Er- öffnung, die wie ein Keulenschlag, allerdings wie ein angenehmer, auf mich niedersauste. Der Apotheker drehte seinen kleinen schwarzen Schnurrbart, schaute angestrengt in die Wolken über sich, so als ob er die Möven in der Luft zähle, und eröffnete mir, daß seine Tochter kränkele, und zwar an einer sie Innerlich aufzeh- renden Flamme, glaube ich, sagte er. Der Apo- theker gebrauchte sehr feinempfundene Redewen- dungen in sicherer Art. Jedenfalls war der Sinn seiner Gespräche der, daß die blonde federnde Tochter sich in mich verliebt habe. — Ich sah die Dinge damals anders als heute, und ich muß sagen, daß alles, was sich nach diesem Gespräch nun abwickelte, mein Leben gewandelt, mich In eine andere Bahn getrieben hat.— Der Apotheker wußte seine sonst nur in der Ferne herumschwebende Tochter so zu beeinflussen, daß sie noch am gleichen Abend mit mir im Rauch- salon eine Anzahl Gläser Gin und zwei Flaschen Sekt leerte. Trotzdem — noch heute nach Jahren entsinne ich mich rückdenkend ganz deutlich dieses prickelnd gefahrvollen Zustandes — fühlte Ich mich nicht ganz wohl in meiner Haut an diesem Abend, Der Vater, hager, gelbhäutig und leider zu über- trieben elegant gekleidet, schien mir, wenn er uns von einem der Nebentische dezent, zu de- zent, herüberprostete, etwas spielerisch Lauern- des Im Blick zu haben. Zudem trug er an diesem Abend eine Krawatte mit einem Stiefmütterchen- muster, was nicht im mindesten zu seinem Wesen und zu seiner Erscheinung paßte; ein in selner Nailvität geradezu aufregendes und verdächtiges Muster, Vielleicht bedrückte es mich auch, daß ich diese Unsummen an Bargeld für einen Freund in Kopen- hagen nicht gleich bei Antritt der Reise dem Safe der Schiffsgesellschaft anvertraute, sondern in sträflichem Leichtsinn einfach so in der Brief- tasche herumschleppte. Ofter als angebracht, schweifte mein Blick zu dem Apotheker, in dessen Gesellschaft sich Jetzt der Mumienfreund aus Radebeul befand. Der Teufel mochte wissen, ob In den länglichen Kisten Über- haupt Mumien waren; ich jedenfalls hatte sie noch nicht gesehen. Melanie — das war ihr Name — wurde immer verliebter, immer zärtlicher; soviel Glück brachte mich fast in eine Art von Narkose, Aber, wie ich schon sagte, in mir war neben diesem großen Glück eine bange Unruhe. Der Augenblick, in dem Melanie mir sagte — wir hatten inzwischen das förmliche Sie mit dem trau- lichen Du vertauscht —, daß sie eine Weile fort- gehen wolle, um sich umzukleiden, brachte mir eine gewisse Erleichterung. Es beruhigte mich, aus dem Strudel allzu verwirrend machender Lie- besgefühle herausgerissen zu werden, Diese Atempause wollte ich nutzen, an der Bar einen Schluck Soda ohne Whisky zu trinken. Ge- rade hatte ich das Glas an die Lippen gesetzt, da trat, wie aus der Erde gewachsen, Zolldirektor Törensen aus Kopenhagen an meine Selte; bisher hatte ich ihn auf dem Schiff überhaupt noch nicht gesehen. „Sieh da, sieh da”, sagte dieser Baustein des Staates hinterhältig-leutselig, und klopfte in sei- ner Zollmanier auf meine Schulter, „wohl in die richtige Gesellschaft geraten, huhu, hahal Guter Bekannter von diesem Schulze mit den Mumien und dem Apotheker, was?” Ich stand unter dem Einfluß von Melanie und ich stand unter dem Einfluß von Alkohol, Gott aber stand mir nicht bel, denn ich sagte: „Mumien Ist gut, vielleicht hat er Diamanten, unverzollte Dia- manten in den Särgen!” Zolldirektor Törensen sah mich plötzlich ganz scharf an; bei diesem Ansehen verschwanden seine Lippen vollständig, und er kniff ein Auge wie eine gequollene Linse zusammen. Wohl eine halbe Minute hielt er den Blick so auf mich ge- richtet, dann machte er wortlos kehrt. Mit einem maßlosen Gefühl von Unsicherheit ließ er mich zu- rück. Als ich das Glas wieder ansetzte, stand Mela- nies Vater hinter mir. In seinen Augen war ein un- ruhiges Flackern, seine Stimme schien mir heiser und erregt. „Was wollte der Zolldirektor, dieser Schnüffler?” flüsterte er hastig. „Ich kenne Ihn nämlich von früher her — es Ist eine lange und eigenartige Geschichte...” Kritik an der Zeit Critica sull" epoca Ehe ich antworten konnte, kam Melanie zurück, bezaubernder denn je. Sie trug ein Abendkleid aus hellgelber Seide, Im Ausschnitt — eine bläu- lichrote Nelke. Ich entsinne mich dieser Nelke noch genau, sie fiel später In einen Sektkelch, Kurz vor Mitternacht stieß Melanie — auch sie war seltsam erregt — mich unauffällig an und bat, vorsichtig zu dem halb von einer Holzverscha- lung verdeckten Tisch unter dem äußersten lin- ken Bullauge des Raumes zu schauen. Mir wurde sehr unbehaglich zu Mute. An diesem Tisch sah ich wieder Zolldirektor Törensen, und neben ihm saß in seinem typischen großkarierten Sportanzug Kriminalrat Gollan; auch ihn entdeckte ich heute zum ersten Male auf dem Schiff. Melanies Vater und Mumienschulze aber waren spurlos ver- schwunden. — Die Nacht auf dem „Tut-anch-Amon” hat mein Le- ben in andere, neue Bahnen gelenkt; ich sagte es schon, Weshalb nur war Ich damals so erregt, so ängstlich, kombinlerte so seltsam? Ist es bei Verliebten immer so? Aber Schluß mit diesen alten Geschichten! Mor- gen Ist ein bedeutungsvoller Tag; Zolldirektor Törensen, Professor Schulze und Melanles Vater kommen. Keiner von diesen alten Herrschaften will es sich nehmen lassen, Melanie und mir per- sönlich zur Silberhochzeit zu gratulieren — — wie doch die Zeit vergeht! (Magon) a mn, „‚Fünfmal hab’i den Bambsen in a halben Stund’ trocken leg'n müassen!"— „Ja - ja - die heutige Jugend!" "Ben einque volte in mezz' ora dovetti asciugare questo bamboceio!,, — „Gid, giä! La gioventö d’ oggil,, 709 Beharrlichkeit en Zn ne ERS enTe re en nn e \v REN TR „Merken Sie sich, mein Herr, auf der Straßenbahn schließe ich nicht Bekanntschaften!" „Verstehe ich — aber bitte sehr, wann steigen $’ denn aus?" Costanza: ‘Badate bene, signore, che nel tram io non faccio conoscenze!,, — ""Comprendo bene; ma prego, signorina, quando scendete?,, 710 Kommt ein Vogerl geflogen „Er ist ein Geschenk Stalins, er kann sprechen, er sagt ‚Zweite Front‘! E volato qui un vecellino: “E un regalo di Stalin; sa parlare e dice; ‘Secondo Fronte,!,, 711 TI Bat Kam (H. V. Vierthaler f) TERN nl ale ZWÖLF ROTE ROSEN VON ERIK STOCKMARR Es klingelte an der Tür, und ein Brief fiel durch den Briefschlitz in den Korridor hinein. Ich öffnete Ihn und fand eine gedruckte Karte im Kuvert: Mit herzlichsten Dank für Ihre Freundlichkeit zu unserer Hochzeit Amanda und Peter Snabelhorn. Snabelhorn? dachte Ich, wer Ist denn das? Sna- belhorn?? Den Namen hatte ich nie gehört; in meinem Umgangskreis gibt es keine Snabelhorns. Ich legte den Brief weg und tröstete mich damit, daß eine Verwechslung wohl vorliege, obwohl mein Name und meine Adresse auf dem Kuvert stand. Ein paar Tage später klingelte es an der Tür, und ein kleiner, dicker Mann trat in den Korridor herein. „Mein Name ist Snabelhorn‘, sagte er, „Peter P, Snabelhorn.” Ich führte ihn ins Wohnzimmer her- ein, während ich mein Gedächtnis noch einmal durchforschte, doch ohne Resultat. Ich hatte den Mann niemals in meinem Leben gesehen. Na, Jedenfalls war es Ja sehr nett von ihm, daß er mir einen Besuch ablegte, um mir für meine Aufmerk- samkeit zu seiner Hochzelt zu danken. Plötzlich fiel mir ein, daß es vielleicht einer von meinen Freunden war, der Ihm einen Glückwunsch in meinem Namen gesandt hatte, um mit mir Spaß zu machen. Herr Snabelhorn setzte sich aufs Sofa und guckte mich ein bißchen skeptisch an. Lange saß er da und sagte kein Wort. Ich fühlte mich etwas ungemütlich und wußte nicht, was ich sagen sollte, „Es Ist sehr kalt heute”, sagte ich dann und lä- chelte verlegen, „man sollte nicht glauben, daß es so kalt sein kann,” „Ja, es Ist sehr kalt“, erwiderte er, „sehr, sehr kalt.” Pause. „Wie geht es Ihrer Frau?“ fragte ich welter. Er sah mich ein bißchen mißtrauisch an und fing dann an zu reden. „Sehen Sie, mein Herr, Amanda und ich sind seit vier Jahren verlobt, und wir waren glücklich wie die Schwalben in der Luft. Doch, im letzten Jahr merkte ich eine Änderung in Ihren Gefühlen zu mir, sie wurde plötzlich so merkwürdig träume- risch und zerstreut, und ich verstand, daß andere Fische in seinem Wasser herumschwammen.” „Wie meinen Sie? Fische im Wasser?” „Ach reden Sie doch nicht so dumm, mein Herr, Sie wissen ja sehr gut, was ich melne.” „Ich? Ich habe keine Ahnung.” „So? Dann werde Ich Ihnen etwas erzählen.” „Einen Augenblick, Herr Snabelhorn. Glauben Sie nicht, Sie sindan die verkehrteAdresse gekommen?” Er lächelte höhnisch: „Ihre Witze können Sie sich sparen“, sagte er und sah mir fest in die Augen. Sein Bart zitterte und verriet eine starke Innere Unruhe, Plötzlich knallte er die Faust auf den Tisch und zischte mir ins Gesicht: „Sagen Sie mir die Wahrheit, mein Herr! Die volle Wahrheit! Sind Sie der Geliebte meiner Frau ge- wesen?“ „Na, hören Sie mal, das ist doch unerhörtl Ich kenne ja Ihre Frau überhaupt nicht, und Sie übri- gens auch nicht.” „Hal" sagte er und lächelte ironisch. Dann zog er eine kleine Karte aus der Innentasche und hielt sie mir vor die Nase. Mit größtem Erstaunen starrte Ich die Karte an, denn es war meine Vi- sitenkartel Ja, es war meine Visitenkartel Und unter meinem Namen waren ein paar Worte ge- schrieben. Mit meiner Handschrift: Ich erwarte dich mit größter Sehnsucht, kleines Schneckele. Tausend Küsse Dein Erik. Das Ist Ja nicht gerade der beste Gruß, den man der Frau eines anderen senden kann. „Und diese Karte habe ich Ihrer Frau gesandt, meinen Sie?” Ja”, rief er wütend, „Sie haben sie gesandt, und außerdem haben Sie zwölf dunkelrote Rosen ge- schickt, An meine Fraul Zwölf dunkelrote Ro- sen! Was in aller Welt bilden Sie sich denn ein?” „Mein Herr", sagte ich und erhob mich, „Jetzt Ist es genug mit Ihren Beschuldigungen, solche Frechheiten lasse ich mir nicht bieten. Hier Ist die Tür, Herr Snabelhorn, und grüßen Sie Ihre Amanda.” „Ja, ich werde gehen”, schrie er, „aber warten Sie, mein lieber Herr Mormon, wir treffen uns später — vor Gerichtl” Als er weg war, saß Ich und dachte nach, wie es sich eigentlich mit dieser Sache verhielt. Ich wußte bestimmt, daß ich keiner Amanda Blumen gesandt hatte, In der vorigen Woche hatte ich nur an Eva, Grete, Hilde, Jytte, Petra, Else, Vivian und Mary tote Rosen geschickt. Am nächsten Tag kam die Aufklärung. Das Telefon klingelte. Es war mein Blumenhändler. Er bat viel- mals um Entschuldigung, er war aber plötzlich auf den Gedanken gekommen, daß ich ihn vor elni- gen Tagen gebeten hatte, zwölf rote Rosen an eine Dame in Valby zu senden, aber eben an die- sem Tag waren so viele Blumenbestellungen für eine Hochzeitsfeier eines gewissen Herrn Snabel- horns eingelaufen, daß er meine Blumen anstatt an die junge Dame in Valby In der Verwirrung an die Adresse von Herrn Snabelhorn gesandt habe. „Schrecklich ist das“, sagte er, „hoffentlich 712 haben Sie dadurch keine Unannehmlichkeiten be- kommen?” „Nein gar nicht”, erwiderte Ich, „Herr Snabelhorn hat mich beinahe totgeschlagen, und von der Jungen Dame in Valby habe ich kein Wort gehört, sie hat sich wohl einen netteren Kavallier ausge- sucht. Aber sonst ist gar nichts geschehen!” DAS BESTELLTE BILD VON HANS BETHGE Ein reicher Japaner, der eine Sammlung schöner Kunstwerke besaß, bat einen berühmten Maler seiner Zelt, Ihm ein Bild mit einer Schar Wild- gänse zu malen, die über einen rohrumsäumten See hinstürmen. Er zahlte dem Künstler einen Teil des Honorars im voraus, wie es damals Sitte war, und der Maler machte sich mit Eifer an die Ar- beit. Als ein halbes Jahr verflossen war, bat der Künstler um einen weiteren Vorschuß, da ihn die Aufgabe ganz und gar In Anspruch nehme und er zu nichts anderem mehr komme. Der Mäzen wll- ligte ein und wartete weiter. Er wartete ein gan- zes Jahr und wurde mißmutig. Der Künstler bat ihn um Geduld. Endlich aber, nachdem drei Jahre verstrichen waren, wurde es dem Mäzen zu bunt, er suchte den Künstler auf, trat in seinem Atelier energisch vor Ihn hin und sprach gereizt und mit drohender Miene: „Jetzt stellst du dich hin und malst.meine Wild- gänse, sonst...” Der Künstler nahm einen großen Bogen seines besten Reispapiers, griff nach Pinsel und Tusche, und nach einer halben Stunde war das herrlichste Bild fertig gestellt, das die fliegenden Wildgänse über dem rohrumsäumten See In einer nie gese- henen Vollendung zeigte, Der Mäzen staunte, „Deshalb also habe Ich dir ein so hohes Honorar gezahlt‘, meinte er, „damit du das Bild In einer einzigen halben Stunde herunterjagst? Und dar- auf hast du mich drei Jahre warten lassen?” Der Künstler ging schweigend an einen breiten Schrank, öffnete Ihn, und eine unübersehbare Fülle von Skizzen quoll ihm entgegen, die alle stürmisch fliegende Wildgänse über Wasserläufen zeigten. „Soviel Arbeit habe ich drei lange Jahre hindurch mit aller Hingabe leisten müssen”, sagte er ein- fach, „damit mir endlich dieses Bild da gelang, eins meiner schönsten, das nun dir gehört.” MULCUTO Bringe euneneue Lehre! ‚sondern mih dem Deckel zumick zu Ihrem länder, welchen eis sammelk und zus Has 990350 Verletzen unmöglich! NR N STTISEEN SR Dület.Uünchener-lalsgelrünk Rhäftigk nährk Leißchwachen ultanken sehr bewährt: Bezugsauellen-Nachweis durch © NAERA-GESELLSCHAFT für diätet Getränke mb.K, München 2B5 Durchlöcherte Kochtöpte immer ein Zeichen für photogrophifche Wertorbeit u Qchlige! teilen ich Dei lhrauchen | a heilt Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein worzügl. Dichtangsmittel für defekte Koctöple uw. Boherzigen Sie obiges. zeichen biologisch Dr. Bohre & Co. Blolavan Kosmetik-Fabrik PFLANZENSCHUTZ Bitte vergessen Sie es nicht: BAUER «CIE Wenn Sie noch keine „Rosodont“-Dauerdose besitzen, legen Sie das „Rosodont“ -Nachfüllstück In eine Schale oder aul einen Teller. Und die Zahnbürste nur leicht anfeuchten? Vielleicht erhalten Sie schon beim nöchiten Kauf „Rosodont" in der nelten Dauerdose ACH-A"BERGMANN, WALDHEIM (SA.) Bergmann feste TAHNPASTA Cinzano im ? Weinkühlers Herr Schmitz hat vollkommen recht. Wenn man eine Flasche Cinzano erwischt — und das ist nicht jeden Tag der Fall, dann sollte man den Genuß eorichtigauskosten.UndCinzanoschmeckt \ aun mal gut gekühlt am besten. Und da sie auch angebrochen unbeschränkt halt- bar ist, reicht die Flasche — bei be dächtigem Genuß — eine ganze Welle. INZANO n unveränderter Güte Wann darf ich Pfeilring Haut-Creme verwenden? Hilfe bei ri®- siger und sprö- der Haut, Er- haltung ihrer Geschme für jede Haut, die Seife uehlecht verträgt Aber nie zu wochen anwenden! UTelöfel vol gendge! Das bedeutet für Sie: SANATOGEN FORMAMINT KALZAN wenn Sie fid; genau an die zeite gemäßen Dr. Detfer-Rezepte halten. Nehmen Sie nicht unnötig mehr als vorgefchrieben von © RR Üedker Backpulver, Backin! keit = das sind ‚Gründe nach Pfeilring Haut: Creme zu greifen, Wo empfindliche Haut ge schützt, angegriffene Stel- len wieder glatt und ge- schmeidig gemacht werden sollen, dorthin gehört Pfeil- ring-Haut-Creme. - Für die Schönheit wird später wie- der gesorgt - heute zuerst für das Kind, dann für ar- „, beitende Hände. Landwirte, Winzer, Obstbauern, Gärtner und Förster stehen dauernd Im Kampf gegen eine Unzohl von Unkräutern, Pflan. Schering A.G., die in langjäh riger Forschungsarbeit zum Schutz der Ernten und zur Sicherung unserer Ernährung geschaffen wurden SCHERING A.G.. BERLIN Jugendlich schlanke Rigue ons übeehhnge olfter, : it Schlanlformir. Cehlant, foruin bat in 4 Jahrachn- ten eine miete“ Wirkung beiiefent. Eo wird Öuer- lich angewandt und ftga- tantiect unfehädlich. 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Um irgendetwas zu äußern, brab- belte ich: „Zwei mal zwei ist vier.” „Falschl" schnarrte der Alp. „So sagte man zwangsläufig früher. Heute sagt man zwangsläu- fig: zwei mal zwei ist zwangsläufig vier. Denn zwangsläufig ist ein Satz ohne ‚zwangsläufig‘ kein Satz. Ein Beispiel. Angenommen, du brauchst zwangsläufig einen Schnürsenkel. Was ist zwangs- gegen erschwertes Durchkommen der ersten Zähne. Altbewährt! Nurtropfenweise in das Zahnfle Haustrinkkur würzig Rheumatismus| Hexenschuss - Ischias Gichtosint seit 30 Jahren bewährt in allen Apotheken zu haben vin AUEN Probe und aufklärende Drudichrift fofentos von Mar Duls, Berlin, Friedrich"Strage 19 Florio treter der jahrtausendealten Wein baukultur dächtig und in kleinen, prü- enden Zügen genossen werden. FLORIO MARSALA älteste beutiche Bruyäre-Pfeifen-Fabrik läufig die Folge? Du kriegst zwangsläufig keinen. Warum? Weil Schnürsenkel zwangsläufig zur Man- gelware gehören. Warum? Weil zwangsläufig eine Verknappung der Schnürsenkel eingetreten ist. Warum? Weil wir uns zwangsläufig in einem Schnürsenkelengpaß befinden. Warum? Weil Schnürsenkel zwangsläufig zur Decke des zivilen Sektors gehören.” „Zur was?" „Und zwar ist die Schnürsenkeldecke zwangsläu- fig so dünn, weil sie nicht unter die vordring- lichen Aufgaben fällt, folglich als Mangelware zwangsläufig in Erscheinung tritt. Deshalb haben wir weitgehendst einen Schnürsenkelengpaß. Zwangsläufige Folge: weitgehendste Schnürsenkel- verknappung. Weitere Folge: demnächstige Schlie- Bung der Schnürsenkellücke. Und zwar zusätzlich, Jeder aufgeschlossene Mensch sollte diesen Fra- gen weitgehendst verhaftet sein. Zwangsläufig. Wenngleich die Schließung der Schnürsenkellücke nicht hundertprozentig zu den vordringlichen Auf- gaben zählt, so wäre dennoch zwangsläufig unter Beweis zu stellen, daß der Engpaß — —" Stundenlang schwafelte er. Wenigstens schien mir so. In Wirklichkeit war mein ziviler Sektor zwangsläufig eingeschlafen und träumte zusätz- lich von weitgehendster Verknappung der mir verhafteten Engpaßlücke. * DER ANRUF Otto kam heim. E’ fragte: „Hat jemand angerufen, Kitty?" a.” „Weı?" „Die Dame, die immer sagt: ‚Falsch verbunden‘, ].H.R. wenn sie meine Stimme hört.” isch einreiben Marsala — ein Spitzenver Sieiliens. Vollmundig. gchaltvoll will er an Dirndl-, Trachten-, Bäuerlicher Hausrat München on der Hauptposi, Residenzstraße 3, Tetefon 24305 Gut hören, richtig verstehen! Dieser Wunsch wird Schwerhörigen erfüllt durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe auszeichnet. Verkaufsstellen Überall im Reich Prospekt S kostenlos durch a. DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT B 2 BERLIN-REINICKENDORF-OST 4 Liefertermin x. Zi. 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Warum soll man eigentlich den aufgebockten Kraftwagen als totes Kapital in der Garage stehen lassen? — sagt der bekannte Sachverständige Fri- dolin Hulkefryd. Bel uns zu Hause verwenden wir seine verschiedenen Bestandteile im Haushalt. Der Akkumulator ist geleert und wird zum Gurken- einlegen gebraucht; mit den Bleiplatten der Bat- terle pressen wir das hausgemachte Sauerkraut. Die Leitungen werden als Wäscheleinen verwen- det, die Kühlerfigur dient zum Schmuck des Bü- cherschrankes und der Scheibenwischer hält den Spiegel im Badezimmer frei vom Beschlag. Das Boschhorn benutze ich, wenn ich bei Verdunke- lung auf die Straße gehe. Schlimm wird es nur, so schließt Herr Hulkefryd, wenn erst der Tag kommt, wo es wieder Benzin gibt und wir auf alle diese kleinen und praktl- schen Annehmlichkeiten wieder verzichten müs- sen! 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Imma wußte, wenn die Lese getan und alle Maische zum Most gediehen war, bis Ende November sicherlich, dann mochte das Gären be- ginnen. Doch heuer floß manche Sorge in die Fässer, und die Sorgen mehrten auch die Büttenlast auf dem Rücken: Weil Krieg war, darum hing die Kiepe härter als sonst; darum mochte der Fuß nicht tän- deln; darum schien das Feuer der Abend- sonne so blutig, und im glühenden Wein- laub stand des Jahres Abschied zu lesen. Eine Freude, eine recht absonderliche, könnte ich brauchen, dachte Imma, als sie, ins Tal gekommen, des Vaters Haus am Wingert ruhen sah. Gewiß, um den Giebel fieberten die Ranken, im Fachwerk pre- digten alte Sprüche, aus dem Schornstein stieg ein Säulchen Rauchs, das bald vom Wind zerkräuselt wurde; doch friedlich war nur das Bild, nicht aber die Welt, die tIngsum dämmerte. Also schritt das Mädchen zur Kelter hin, und der Vater stand In der Tür, ein Pfeif- chen rauchend, zwar ohne rechten Genuß, wie es schlen; denn die Lippe hing schief und der grüne Winzerhut saß im Nacken, ganz auf Krakeel, wie man’s nannte. Dem war so. Kaum trat der Mann aus dem Weg, als das Mädchen, von der Last ziem- lich erschöpft, vorüber wollte: Dreißig Bütten am Nachmittag, zu wenig für ein Junges Ding, murrte Vater Florian, und die Imma mußte sich eilen, daß er sie nicht zur Kelter stieß, die tropfend im Gewölbe wirkte, Hier hing der gärende Duft, süß wie ein Rausch, und die greise Küferin sprach, das Äuglein rollend, in Immas Ohr: Daß du’s weißt, dein Erwin Ist im Landl Darum saß des Vaters Winzerhut auf Krakeel? Wer Töchter hat, möchte sie bewahren, so lange wie möglich, da scheint jeder Schatz ein Wolf, jeder Freier eines Teufels Spion. Und die Imma war schön, man mußte sie doppelt hüten. Und sie sah ihren Erwin gern, man war einander hold, die Briefe wanderten nun jahrelang, sei’s gen Tromsö oder zur Krim, und der Soldat hatte je- weils Antwort gegeben. Heut war er wieder da- heim, war auf Urlaub für vierzehn gesegnete Tage, Imma hörte es. Indes sie aber zur Straße wollte, abermals am Vater vorbei, hielt der sie fest, etwas rupplg gar und am Ärmel ziehend: „Wo- hin? Ich leid’s nit. Basta.” Das alte lied, der ewige Kummer, die immer wiederkehrende Not. Wie sollte man sie nennen? Vielleicht Besorgnis, womöglich Eifersucht. Denn Väter lieben ihre Töchter. Man teilt das tiefere Gefühl ungern mit fremden Menschen. Was er wohl Bitteres gegen Erwin habe, fragte Imma den Vater, und der bäuerliche Herr von sieben Weinbergen klopfte die Pfeife am Tür- pfosten aus: „Der Bursch ist frech. Ihm fehlt alle Achtung vor die erwachsene Leut‘. So is das. VON HEINZ STEGUWEIT Guck nit von der Seite, Imma, ich sag's allweil: So is das.’ „Hat Erwin dir 'nen Schmerz getan? Ach, Vater, das ganze Handwerk ist rauh beim Soldaten.” Herr Florlan zog den Winzerhut noch fester, noch tiefer zum ledernen Nacken hin: „Mag sein. Aber zu Hause wär’ Respekt am Platz. Gerad um Mit- tag kommt der Schnäpser daher, knallt mir die Hand auf’n Hut, daß ich's Ohrensausen spür’: Kopp hoch, alter Bock, grient der Kerl, der Herr Soldat. Is das 'n Urlaubsgruß?” Die Imma sann in sich hinein. Und streckte den Rücken, der noch wund war vom Beerentragen. Die schöne, obgleich vom Brand der Ungeduld geschürte Tochter warb um ein Verzeihen für Er- TRUNKENER MOND Es schob ein roter Mond sein Rundgesicht behäbig über Hecken des Holunder, als suche er, schon trunken von Burgunder, ein Zechervolk, ein spätes Gasthauslicht. Die Augen zwinkerten uns weinfroh an; doch bald auf seiner Stirn, der roten, alten, sich grämelnd furchten breite Schattenfalten, daß nirgendwo ein frisches Weinchen rann. Und gähnend wölbte sich der große Mund. — Wie kann ein müder Zechermond auch wissen von süßer Trunkenheit aus Mädchenküssen, ein armer Mond, so einsam alle Stund! Wir wünschten ihm gar herzlich gute Ruh, als er verdrießlich kroch in Wolkendecken. — Im Dunkel schliefen Garten, Bäum’ und Hecken. Und selig schritten wir dem Hause zu. HERMANN KOSER win, nach dem sie verlangte: „Denk halt so, Vater: Da draußen, wo Krieg ist, lernen die Jungen das Grobsein und alles andere...” Der alte Florlan brauste los: „Nu hat’s mich aber: Ihr seid schon verschworen? Ihr redet die näm- lichen Sprüch? Auch der Bursch hat mir bei- bringen wollen, derlei Späße kämen vom Krieg, so lerne man's unter Soldaten!” Er schalt noch viel, der Vater Florian. Schalt sich gar Ins Husten, da schwoll der Kopf, so zornig rüttelte alles den sorglichen Winzer. Und die Imma ließ er nicht frei, vielmehr nahm er das Mädchen bei der Hand: „Jetzt kommst mit, ich weiß noch Arbeit!” Sie mußte folgen. Selbander ging Florian mit ihr den Weinberg hinauf; mühsam und Schritt um Schritt über die Schieferstufen, der Wind flog kühl, die Dunkelheit sank bis zur Finsternis. Kein Licht, kein Fünkchen nah oder weit, alles nur trist und bald gar undurchdringlich; denn die Nebel brauten, die Luft wob Schleier und Schwaden, auch häkelte sich Altweibersommer in den keu- chenden Mund. „Wohin so spät, lieber Vater?” Er antwortete nicht. : „Ist eine Stunde noch zu klimmen, lieber Vater!” Er schwieg um so mürrischer. Zuweilen nur mußte 716 er innehalten, des Herzens wegen, das quälend schlug; dann troff die Stirn, auch lahmten die Knie, Herr Florian war kein Fohlen mehr. Auf der Höhe, wo der Riesling quoll, soeben bis zur Edelfäule wunderbar vom Sonnenlicht ge- sotten, stand das kleine Hüttchen mit dem Gerät; mit Sammelbütten und Traubenscheren, mit Reb- spritzen und Weinbergpflügen also, wie man sie braucht durchs schwere Jahr. Hier oben war tags- über das ganze Tal zu überblicken, bis zu den Vogesen hin, zur Nacht indessen schien In fried- licher Zeit das blitzende Gefunkel von tausend Lichtern ringsumher wie eines Sternenhimmels Echo in der Tiefe. Heuer vorstummte der nächtliche Zauber. Weil es Feinde gab. Und der Nebel schob sich noch dicker zusammen, kaum sah man die Ruten und die Triebe. Vater Florian klimperte mit seinen Schlüsseln. Und schloß das Hütt- chen auf: „Hier mußt du bleiben, Immal” „Wozu denn, lieber Vater?” „Daß keiner mir nimmt, was mein ist.” Ein Frieren glitt über das Mädchen hin: „Wo soll ich nur schlafen, Vater?” „Legt viel Stroh herum. Und das Abend- brot hab’ ich Im Rock.” Er setzte ein Päckchen auf die Fenster- bank. Stellte Bretter vor die Scheiben. Zündete die Laterne an. Sagte ade. Ließ alles gut sein so, die Tochter wäre nun aufgehoben, dachte er, der rührende Bauer Florlan. Als er, vom Abstleg über Stock und Stein noch arg benommen, wieder vor die Kel- ter kam, sah er den Erwin mit den Küfern schwätzen. Mag er sich plagen, sann der Vater, mag er suchen und sich krümmen, Ich weiß das Täubchen längst im Schlag, kein Habicht fliegt hinein. Der Soldat indessen, dem niemand flüstern konnte, wo sein Mädchen warte, stampfte mit dem Fuß, das gab Funken, so ein Stiefel hat Ja Nägel, und der Boden im Kelterhaus war aus Stein. Erwin ging fort, zum Florian wollte er, der aber hocke am Weinberg, sagte man, und so kam es: Eben dort, wo die schieferne Treppe be- gann, saß der Alte auf den Stufen, sein Pfeifchen glomm durch die Dunkelheit, der Qualm war munter zu riechen. Sicher, hier wurde Wache gehalten, hartnäckig sogar, denn der väterliche Posten setzte sich noch breiter hin, als er die Schritte hörte: „Was suchst du, Bursch?” „Möcht' sprechen mit euch, Papa Florlan.” „Bin dein Papa nit.” „Aber Immas Vater biste, Meister Florian. Sag’ schon, wo ich sie finden kann. Bin doch ehrlich. Herrgott, und das bißchen Grobheit vom Mittag, war das so sauer —?” „Ich leid’s nit, mir hat's gelangt, und also ist's gut.” Der Erwin hub zu bitten an: „War bald zwei Jahre fort. Auch für euch, Mann. Wo also steckt die Imma?" Florian schwieg. Sein Pfeifchen glühte bei Jedem Saugen auf. Endlich murrte der alte Herr: „Bist mir zu dreist noch, Erwin. Und zu wild. Hast sel- ber gesagt, so was lerne sich draußen,” Der Soldat ahnte, daß wenig zu wollen war. Und ein Geraufe mit dem Wächter hätte alles nur schlimmer gemacht. Warum hockte der Winzer hier? Weil er die Imma getarnt hatte, Auf dem Rieslingberg. Na also. Das leuchtete ein, wozu hatte man Strategie gelernt. Ein schrulliger Feind. Und eine Bastion, um die es sich lohnte. Florian fühlte wohl, daß der Junge sich Gedanken machte, vielleicht gefährliche Gedanken. Man mußte auf der Hut ‚sein, mußte das Gitter beob- (Rudolf Sieck) HERBSTSCHWEIGEN VON RICHARD VON SCHAUKAL t} Wieder bin ich allein im dämmernden Garten gegangen. Mitten aus den verfinsterten Fichten erhoben sich rote, Tiefer schweiften die Krähen, der Wald war von Wolken verhangen. braune, blaßgelbe Blätterwipfel und standen wie Tote. Und es war in der Welt eine Stille, die traurig verharrte, daß mir das Herz in der Brust vor so viel Schweigen erstarrte, 717 Der Pedant - II pedante (0. Hermann) „Sieh’ mal, Emil, das war 'n Spatz!" — „So, und aus welchen Anzeichen schließest du das?" "Guardo, Emilio; & stata una passera!,, — "Ah sl? E da che lo deduci?,, achten und die Mauer, auch die Ruten und den Zaun. Der Erwin aber trolite sich, der Herr Soldat. Und da er die Gasse hinab zum Ufer strebte, wußte der Vater, daß nichts mehr zu gewinnen sel für den Eidam, den unwillkommenen. Freilich, nach- geben mußte man, sei’s schleichend und immer an den Glebeln lang. Aber der Bursch stieg auf die Fähre, ließ sich über den Rhein bringen, gut so, dort war der Freier fern genug, wenigstens für heute. Ach, der Erwin, der Herr Soldat. Nun griff er von der Flanke an. Denn am jenseitigen Strand stieg er aus, wanderte ein Stück rheinauf und maß, aller Dunkelheit zum Trotz, mit klugem Auge, was auf des Stromes schäumender Strecke gewagt werden könnte, Dann, als der Krieger alles Nötige in Einklang gebracht hatte, die eigene Kraft und die Abdrift des reißenden Wassers, auch die Breite des Rheins und die Nebelbänke von einem Ufer zum andern, zog er die Stiefel aus und die Strümpfe, desgleichen Hose und Rock, kurz: alles. So schnürte er die Kleider zum Bündel von eini- gem Gewicht. Und knüpfte sich die Last auf den Scheitel, band sie mit dem Hosenträger fest, der Knoten saß unterm Kinn, nicht zu locker und nicht zu klemmend. Langsam watete der Bursch ins Wasser, bis die Flut um Brust und Rippe spülte. Kalt war's dem Blut, das ungestüm hämmerte. Und der Landser, der inniger liebte als kaum ein an- derer, hub zu schwimmen an; was trieb ihn denn, wenn nicht die Leidenschaft, und was lieh ihm die Stärke, so unbändig, wenn nicht der Trotz, die Not, das rebelllerende Gewissen: Wer denkt sich aus, wie sehr der einsame Mann schon wieder kämpfen mußte. Auf Urlaub hatte er kom- men wollen, nun forderte die Heimat dennoch ein Schicksal von ihm. Sang nicht die Finsternis Ihr schwärzestes Lied? Stieß nicht der Strom ge- waltsam den Schwimmenden fort, der sich bitter- lich wehrte gegen den Untergang —? So schaffte es der Bursch. Oft von den Strudeln eingesogen, oft über Schründe und Schroffen ge- rissen, daß er blutete. Nochmals: Erwin schaffte es. Am neuen Ufer kroch er auf die Kiesel. Rieb sich trocken, klopfte sich warm, zog die Klamotten an und lachte, Lachte so herrlich, daß ein Echo kam von den Kanzeln am hohen Fels. Dann such- ten die Augen mühsam umher. Alles war wie einst und ehedem: Hier, Jenselts der gequader- ten Mauer, mußte der grüne Silvaner wachsen, dort der blumige Traminer, rot wie's Drachenblut der alten Sage. Darüber aber, im Nebel nimmer zu erkennen, doch im Bau der Terrassen zu ahnen, der goldene Riesling Vater Florlans. Wenn er wüßte. Erwin tästete sich die Mauer entlang, fand das weißgetuschte Meilenzeichen, wie der Rheinstrom deren viele hat. Der Soldat überlegte: Hier sel’s möglich, auf den Sockel zu kommen. Das Gesims war mit Scherben gespickt, eine Schleh- dornhecke säumte mannshoch den Wingert, kreuz und quer gesponnener Stacheldraht zürnte dem Schritt, auch warnte ein Schild vor Selbstschüssen und ähnlichem Spuk: Der Liebende fand sich hin- durch, und war für heute doch nur ein Abenteurer des Herzens. — Nun ging er, eine Nebelgasse nützend, den Berg hinan, sachte zwischen Reb- stöcken her; Ja, könnte man die Trauben in ihrer Farbe sehen, dürfte man schwelgend teilhaben mit den Augen, dachte der Kamerad und hatte Mühe, seinen Weg zu sichern. — Einmal freilich, auf halber Höhe Innehaltend, rief er doch Immas Namen, rief ihn wohl mit schmerzlichem Verlangen: Da drang ein Hauch von Licht, zwar schimmernd nur, über den Abhang hin, so daß der Soldat sein Ziel genauer wußte. Er stieg, er klomm, er eilte sich, die Kraft wuchs sonderbar, die Dunkel- heit schien kein Ärgernis mehr, noch einmal drum, und dies zur letzten Erlösung: Imma —I Sie kam. Er hörte die kurzen Schritte auf den Schieferstufen und dem abschüssigen Pfad, Sah den Schatten, lenkte sich, rascher, fühlte zwei Arme, spürte des Mädchens flatternden Mund. © Seligkeit. Niemand sah zu, nur der Nachtgesang summte, alle Dunkelheit wurde zur Feier, jedes Stück Nebel endlich zum Freund. Und tief im Ab- grund scholl des Rheines strömender Rausch um Inseln, Krümmen und Klippen. Die Liebenden gingen zur Weinberghütte. Hier glomm die sparsame Lampe hinter abgeschirm- ten Fenstern. Erzählen mußte der Soldat, erzählen mußte das Mädchen, und wollte der Traum keln Ende nehmen, so fern lagen die Felder der Schlachten, so gnädig schien die lange Frist von zwei verwichenen Jahren. Nun hatte man sich wieder, Und genoß die Fülle des Augenblicks. Als wäre vorher keine Not, kein Fleiß, kein Opfer ohne das Ziel jener Stunde gewesen, deren Ge- schenke man nunmehr empfing. „Ich wußte, daß du kommen würdest“, sagte Imma und schlang sich wieder um den Geliebten. „Ich wußte, daß du warten konntest, Auf mich, Imma auf mich”, lachte der Soldat. Ihn fror nicht mehr, wohl glühten die jungen Menschen sich an. Und als’sie eine Mahlzeit von Trauben aßen, rote und helle, süße und noch süßere, darin des Som- mers ganze Hochzeit sich erquickend gesammelt hatte, meinten die Verzückten, auch in diesen Beeren seien die Wonnen des Himmels und der Erde zu schmecken. Man müsse es nur zu kosten wissen. Und dürfe nichts davon vergeuden. Gegen Morgen, als der Dämmer schon -rötete, verließen die Bräutlichen ihren Schlupf. Der Ne- bel floh langsam zur Höhe, das Licht der Sonne sog ihn auf. Erwin aber Iitt nicht, daß das Möd- chen sich versehre auf dem bröckelnden Pfad und seinen hundert Treppchen: Der Bursch hob die Imma auf seine Arme, trug das Mädchen ins Tal, eine fromme Last; selig lehnte die Braut den Kopf an Erwins Schulter und bald an seine Wange. Im Dorfe nun, wo man schon wirkte und werkte, die Winzer neu In die Traubengärten zu schicken, blieben die Nachbarn stehen, das glückliche Bild zu bestaunen. Der Soldat hatte es so gewollt: Jeder sollte es sehen, alle durften es wissen, und die Dörfler waren nicht karg Im Herzen. Man lachte und winkte bis zum Lehrer und Apotheker hin. Sapperment, der Krieger war stark, und also tolgte ein singender Pilgerzug dem Pärchen, das Vater Florians Fachwerkhaus am Ende erreichte. Hier drückte der Bursch die Tür mit dem Stiefel auf, trug Imma hinein, setzte sie ab, schloß wie- der zu, war allein mit dem Schatz; hörte aber bald den Hausherrn, den der Aufruhr alarmiert hatte: „Wo kommst her, Bursch —?" Erwin wischte sich, atemschöpfend, mit dem Hand- rücken über Schläfe und Stirn: „Daß du ’s weißt, Vater Florian, den leichten Weg hast du versperrt, mir blieb der schwere nur übrig.” Der Alte, ungläubig noch, griff sich an den Kopf: „Bist etwa nit übern Rhein geschwommen?” „Ich hab's getan, Herr.“ „In der Nacht, Bursch? Im Nebel —?" Erwin nickte. „Da hätt'st ja elend versaufe könne!” „Vielleicht und beinah, Vater Florian.” Nu nee: Und die Klippen? Die Strudel? Hernach die hohe Mauer mit dem Schlehdorn drauf? Und der Stacheldraht, die Scherben, die Fußangeln? Das hat noch niemals gut gegangen. Bist gar be- sessen, Kerl —?” . Erwin schwieg. Was sollte er noch melden? — Der Soldat umarmte sein Mädchen, und die Imma schluchzte ins Tuch. Der Alte aber, den Winzer Florian meine ich, schüttelte den Kopf, dreimal, zehnmal, ging dann zur Treppe, blieb wieder sto- ; und murrte vor sich hin, vom Zweifel ange- rührt, ob dieser Freier ein Mann Gottes oder doch des Teufels sei. Erwin spürte das. Und rief: „Hab’s wieder mal draußen gelernt, das alles. ’s war nur ein Kinder- spiel gestern, es wurd’ ja diesmal nit geschossen, Herr. Aber: Was geholt werden muß, das holen wir. Auch die Imma ist ein Stück Heimat für mich!" Papa Florian ging welter. Stufe um Stufe. Die höl- zeren Stiegen knirschten dazu. Endlich, ganz oben auf der Treppe, hielt der Winzer nochmals inne: „Was hast gestern zu mir gesagt, Bursch? Kopp hoch, alter Bock? Meinswegen, o je, meins- wegen.” So gab er seinen Segen. — Bald mußte Erwin wieder ins Feld, an die Fronten, mitten ins Feuer, wo es am wildesten war. Doch Florlan, der Kö- nig über sieben Weinberge, fleht seitdem 1ag- täglich den Herrgoti an, daß er den rauhen Erwin behüten möge; und er zittert beim Gedanken, es könnte dieser Sohn einmal nicht wiederkehren. v Verantworti. Schriftielter: Wi alte Buchhandlungen, Zeituni und Druck: Foltzick, Münch schäfte und Postanı gipreise nur Zurückgesand!, wenn Porto beiliegt. ugs Einzeinu: RM. 1,20. — Anzeigenprei h Pr Nachdruck verboten. — Posischeckkonto München 5920. Erlüllungs, m tollungen nehmen t Nr.7 ‚chen. Das vergeßliche Gespenst = Lo speitro smemorato (Fr. Bilox) 719 „Wenn's salzig schmeckt, ist es englisch“ (Wilhelm Schutz) „Sag mal, John, gehört es uns auch, wenn es ölig schmeckt?" “Se sa di sale, & inglese,,: “*Dimmi, John, appartiene a nol anche se sa di petrollo?,, 720 München, 11. Nov. 1942 2 47. Jahrgang / Nummer 46 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Besuch in London Neonore auf dem Britenleu Helmsuchung - Visita mostruosa (A. Paul Weber) \ eh FR AL. c—: DERFAPEELFFÜR DEN. SCHRIFTSTELLER Vor einiger Zeit habe Ich einen Rucksack voll Apfel heimgebracht. Tja, unsereins ist auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Ich bin erdverbunden, scholleverhaftet, apfelnah. Der Bauer sagte, die Äpfel müßten teils noch liegen- bleiben, teils seien sie für Kompott. Ich sollte sie nicht zu warm aufbewahren und nicht zu kalt, dann seien sie zum Teil für Weihnachten gerade recht, Das war genau das, was ich wollte, ich meine das mit Welhnachten, nicht das mit nicht zu kalt und nicht zu warm. Erst machte mir auch die- ses keine Sorge, denn wer macht sich gleich Sor- gen, wenn er Äpfel bekommen hat? Mit der Zeit wurde die Sache schwieriger. Wo ist ein Ort, der nicht zu warm und nicht zu kalt Ist? Erst dachten wir an den Speicher, aber Äpfel auf dem Speicher könnte man als Gerümpel auf- fassen und Gerümpel gehört In dieser Zeit nicht auf den Speicher. Auch an den Keller dachten wir nicht lange, denn im Keller herrscht bisweilen lebhafter Verkehr, und, wo lebhafter Verkehr herrscht, da soll man keine Äpfel lagern. Sie sind hinderlich, und, was hinderlich Ist, verschwindet leicht und hält sich nicht bis Weihnachten. Wir legten die Äpfel also auf den Kleiderschrank Ins ‚Schlafzimmer. Ich glaube, Apfel schlafen gerne kälter als ich, was für Äpfel gerade mollig Ist, Ist für mich zu kühl. Ich siegte über die Apfel, sie aber reiften infolgedessen sehr schnell, sie wurden überreif, um nicht von so braven Apfeln VON WALTER FOITZICK noch einen hörteren Ausdruck zu gebrauchen. Einige Äpfel legte ich auf den Schreibtisch in Er- innerung an Schiller, dem bei Äpfeln klassische Dramen einfielen. Mir fiel nichts Klassisches ein, PEINLICHER ZUSTAND Es gibt vertrachte Tage, da ift das Hirn als wie ein Sieb und fchmeigt auf jede Frage, ie dies und das fich felther fchrieb. Die Namen find verfchunden: New Deal, Mantegna, Adlerlarn, die noch vor knapp zwei Stunden Jeweils auf Anhieb greifbar war'n. Die Sachen zu erkennen, um die es geht, vermag ich fchon. Ich kann fie nur nicht nennen... Das ftört die Konverfation. Oft liegt's mir auf der Zunge: der Dings.. das Dinge... und find’t nicht heim. - Tja, lieber alter Junge, fo geht man langlam aus dem Leimt Doch davon abgefehen - erkläret mir das Rätlel bloß: Wie kann etwas beftehen an fich zwar, aber namenlos? 722 Ratatöckr aber mir flel auf, daß sie auf dem Schreibtisch schnell einschrumpften. Äpfel mögen für Schreib- tische von Dichtern gut sein, aber Schreibtische sind nicht das Beste für Apfel, und ich glaube nicht, daß es allein am Mangel von Poesie und Klassik liegt. Eine Schwierigkeit ist noch hinzugetreten, wir wissen nämlich nicht, welche Äpfel für Kompott und welche für Weihnachten sind. Wir probleren öfter. Ich habe das Gefühl, daß die meisten un- serer Äpfel für Kompott gewesen sind, wenig- stens die, die ich anbiß, Neulich traf ich auf einen, den hätte man vielleicht als Weihnachts- apfel ansprechen können, aber nach der Probe war er natürlich für Weihnachten nicht mehr ge- eignet. Ach, es Ist wirklich schwer mit Äpfeln, ganz ab- gesehen davon, daß die mit Druckstellen und Flecken weggegessen werden müssen, und da kann man keine Rücksicht auf Kompott oder das Weihnachtsfest nehmen. Wir kämpfen gegen den Verderb. Es sind jetzt noch fünf Stück übrig, wahre Pracht- exemplare. Wir tragen sie wie die Ameisen ihre Puppen immer dahin, wo wir meinen, es sel nicht zu kalt und nicht zu warm. Wenn die durchhalten, werde ich sie weiter empfehlen, ich kann sie dann als schreibtischfest und kleiderschrank- unempfindlich bezeichnen, die richtige Sorte für den Schriftsteller. (0. Gulbransson) Am Grabe Dillingers I / CD TA > PA 2 | „Schade, daß er so früh dahingegangen ist, er wäre ein idealer Commander für unser Räuberbataillon gewesen!" Alla tomba di Dillinger: “Peccato che se ne sia andato sl presto! Sarebbe stato un Comandante ideale pel nostro "Battaglione del Masnadierl,!,, 723 Churchill und die Zeit Aneer) „Sie geht zu schnell, ich kann mich nicht mehr auf sie verlassen! nen Sie sie nicht langsamer einstellen?" Churchill ed il ‘Tempo,: "Va troppo presto; non posso plü contare su esso. Non potete rallentarlo?,, 724 Die gezähmte Sphinx (fr. Bilek) \ Äımicl) La sfinge domata 725 GEWITTERPLAUDEREI Budapest ist eine schöne Stadt, in der es sich gut plaudert; aber wenn ein Gewitter die schwarzen Fäuste ballt, flüchtet man auch in Budapest schnell unter ein schützendes Dach, etwa in ein Kaffee- haus, wo man weiterplaudert. Oft aber verursacht ein Gewitter erst die Plauderel, wie unsere Ge- schichte erzählt. Stefan, der nach mehrjährigem Wiener Aufenthalt wieder nach Budapest zurück- gekehrt war, wurde beim ersten Spaziergang von einem Gewitter überrascht. Er trat in ein Kaffee- haus, wo er auf seinen alten Schulfreund Niko- laus stieß, der gleichfalls vor dem Regen Schutz gesucht hatte. Beider Freude über das unerwar- tete Wiedersehen war groß. Um die Wette mit den Regentropfen sprudelte ihre Unterhaltung. Da die Ungarn, wenn es gewittert, auch In ihren Gesprächen den Aufruhr bevorzugen, kam die Rede bald auf die Liebe. Da man eben bei den Schulfreunden angelangt war, sagte Stefan: „Weil wir von der Liebe reden und von den Schulfreunden, sag, was ist denn mit dem Matthias los! Du weißt schon, welchen Matthias Ich meinel Den Csonay Matthias, den Mädchenhelden! Wenn Ich zurückdenke, was für ein Glück der Matthias schon im Gymnasium bei den Mädchen hattel Er war wie ein Schmetterlingsfänger, in dessen Netz bei jedem Versuch ein schönes Exemplar zap- pelte, während unsereiner mit dem Netz in der Natur herumfuhr und nichts anderes fing als Luftl Der Matthias hat noch mehr Liebschaften gehabt als Fünfer In seinen Schularbeitsheften! Und das will etwas sagen; denn in den Fünfern hielt Mat- Der neue Untermieter - Il nuovo coinquilino VON JOSEF ROBERT HARRER thias den Rekord in Budapest, wenn nicht in ganz Ungarn! Warum lachst du so spöttisch?” „Ach, ich erinnere mich nur“, sagte Nikolaus, „daß ich oft den Matthias aus meinen Heften abschrei- ben ließ! Dafür bekam Ich dann von ihm eln oder das andere Mädchen zum Flirten!” „Du warst doch der Primus! Wenn Matthias von dir abgeschrieben hat, wie konnte er dann lauter Fünfer bekommen?” „Ich machte die Fehler absichtlich in meinem Heft, Wenn der Matthias mit dem Abschreiben fertig war, besserte ich In meinem Heft die Feh- ler wieder aus!” „Aber, Nikolaus, das war nicht schön getan von dir! Wenn Matthlas dir sogar die Mädchen über- ließ, höttest du doch — —“ „Nur keine Gewissensbisse, Stefan! Die Mädchen, die mir Matthias zum Spazierengehen überließ, waren sozusagen auch nicht fehlerlos. Sie waren eher lauter Fünferl” „Ja, trotzdem”, seufzte Stefan, „waren es schöne, schöne Zeiten damals! Und der Matthias wird be- stimmt eine schöne Frau gefunden haben!” Da lachte Nikolaus. „Es ist doch gut, daß uns das Gewitter hier so zufällig zusammengeführt hat; denn so kannst du schon jetzt über das Pech des Liebeshelden Mat- thlas unterrichtet werden! Halte dich fest an den Sessel an, Stefan! Also, der Csonay Matthias hat geheirstet, und zwar die Gyufi Martal” „Was du nicht sagst! Das schönste Machen weit und breit!” (0. Herrmann) „Frechheit, nachts hier einzudringen — gehen Sie sofort hinausl"* „Muß ich ja dringend, aber wo Ist es?" "Che sfacclataggine! Entrare qul di notte! Andatevene subito!,, — "Ho urgente bisogno! Ma dov' 2, 726 IN BUDAPEST Nikolaus lächelte geringschätzig. „Das schönste Mädchen? Ach, das Ist wohl mehr als übertrieben!” „Aber die Marta war doch —!” „War einmal, irgendeinmal, jal Laß dir nur erzäh- len! Jeder Held der billigen Erfolge bei den Mäd- chen muß einmal schwer dafür bezahlen! Auch der Matthias hat dafür gezahlt, ach, er zahlt noch immer! Vor zwei Jahren waren wir alte Freunde einmal beisammen. Matthias wußte, daß wir alle der schönen Gyufi Marta den Hof machten, Als nun einer der Freunde im Laufe des Gespräches die Frage aufwarf, wer. von uns wohl der Glück- liche sein werde, den die schöne Marta heiratet, grinste Matthias mitleldig und meinte, nie- mänd anderer als er werde die Gyufi Marta hel- raten. Der ehrgeizige Jenö fuhr Ihm fast an die Gurgel; denn er hatte es von uns allen am mel- sten auf das schöne Mädchen abgesehen. ‚Ich wette, daß du nie die Gyufi Marta heiraten wirst, ich wette um 1000, um 2000, was sage ich, um 5000 Pengö, daß du nie — —I' ‚Einverstanden!‘ brüllte Matthias. ‚Die Wette gilt! 5000 Pengö, daß ich die Gyufi Marta heiraten werdel’ Du weißt doch noch, wie gerne Matthias immer gewettet hatl“ „Ja“, erwiderte Stefan, „das tat erl Und er verlor fast keine Wette." „Er verlor auch diese Wette nicht, sondern der wütende Jenö mußte zahlen! 5000 Pengö ein ganz netter Betrag! Und Matthias gewann die Wette, obwohl er die schöne Marta doch nicht zur Frau bekam!” „Wie ist das möglich? Wie konnte er die Wette gewinnen, wenn ihn die Gyufi Marta nicht gehei- ratet hat? Darum ging doch die Wettel” „Ganz einfach! Da Matthias in großer Geldverle- genheit war und die 5000 Pengö nicht hätte zah- len können, mußte er eben die Wette gewinnen! Da die schöne Gyufi Marta von uns allen gerade — halte dich fest an, Stefan! —, gerade mich be- vorzugte, mußte Matthias, der Freund und An- beter der jungen Mädchen, die häßliche, alte, noch ledige Tante meiner süßen Marta heiraten; und zwar nur aus dem Grunde, weil auch sie Gyufi Marta hieß. So hatte er den Buchstaben nach die Wette gewonnen, aber —' „Armer Matthias”, seufzte Stefan tonlos, „da ging es ihm wie einem edien Rennpferd, das unerwar- tet vor einen Krautwagen gespannt wird! Der Mädchen- und Frauenheld Matthias und die dürre, bissige Alte!” Nikolaus lachte. „Und um ihm sein Glück so recht spüren zu las- sen, sage Ich Jetzt immer ‚Onkel‘ zu ihml... Wenn mein Onkel nur einen schiefen Blick auf ein hüb- sches Mädchen wirft, dann sollst du sehen, welche Kräfte In meiner Tante stecken!” Stefan schüttelte nur den Kopf. Antwort, Das Gewitter verzog sich, die Sonne lachte wieder über Budapest, Stefan und Nikolaus ver- ließen das Kaffeehaus. Als sie sich verabschlede- ten, sagte Nikolaus: „Hast du morgen abends Zeit?... Gut, dann komm zu uns! Ich werde auch Matthias und seine Frau einladen, Verzeihung, Onkel Matthias und Tante Marta. Und wenn es dir in unserer Familie gefällt, dann hast du sogar die Möglichkeit, in unseren Kreis enger aufgenommen zu werden!” Stefan sah den Freund lächelnd und fragend an. Nikolaus meinte: „Tante Marta hat nämlich noch eine Schwester! Die ist noch zu haben!.., Stefan, lauf doch nicht fort, Stefan! Du mußt sie nicht nehmen, wirklich nichtl... Stefan, es war ja nur ein Scherz!” Er gab keine Im abendlichen Naturalienkabinett (©. Nückei) Endlich ift nun auch der Wärter verfchrunden. Niemand mehr meilt in dem fchmeigenden Bau, Nur eine Uhr noch zerftüchelt die Stunden Tichenden Taktes. Durchs Dämmerungsgrau Naht fich die Wallfahrt der fchädlichen Käfer, Klettert empor an Skeletten voll Staub, Wecht die Gefpenfter, die Tagesverfchläfer, Nicht ihnen zu und begibt fich auf Raub. Wenige Stunden zuvor noch regierte Rings in den Räumen das Wilfen der Zeit, Jetst aber tummelt fich ftumm der maskierte Reigen der Leichen, vom Leibe befreit. Brüderlein Igelfifch, zwifchen den Schemen Schaukelnder Seekühe tauchft Du ins Meer, Läßt deine Floffen den Höhenflug nehmen Durch das zerftiebende FledermaussHeer, Hin zu den Lachmöven, die dich begrüßen, Bleich in das Dunkel der Borde gedrückt, Wo ein Geziefer mit Känguruhfüßen Stürmifch dahinhüpft, vor Freude verrücht - - Neben dir pendelt der Hals der Giraffe, Schlürft auf den Schränken die Glasfchalen leer, Schmerelos hangelt ein haariger Affe Droben im Spinnengewebe umber, Menichenfkelette, den Schädel ala Schlüffel, Bieten dem Mammut Gehirnmwafler an, Düfter befchnöffelt's der riefige Rüffel, Hebt fich empor und trompetet fodann. 727 Gellend erfchmettert der Wechruf der Stunde, Uferlos ftrömt die entfeffelte Macht, Blutfpuk der Tierheit durchflutet die Runde, Pan ruft die Seinen zum Abgrund der Nacht. Noch ift es Zeit, daß ich Ichleunigft entfliehe, Ich, den der Vorhang am Feniter verbarg, Ehe ich mit durch das Geifterland ziehe ‚Jenfeits des Tages, der kalt war und karg. Räufpernd verbanne ich rafch die Lemuren, Bis ich bei leblofen Staubfängern bin. Über die Ichwarzen erftarrten Konturen Atmet der Abend fein Amen dahin. Herbert Fritfche ENTTÄUSCHUNG DURCH MANUELA Sie können sich nicht denken, lieber Herr, was für ein Ekel Don Felipe warl Sie haben bestimmt auch schon mal einen Menschen kennen gelernt, der Ihnen nicht gefallen hat. Aber so eiwas wie dieser Don Fellpe ist Ihnen sicher noch nicht über den Weg gelaufen. Wenn Sie in die Nähe solch eines Burschen kamen, dann haben Sie vielleicht überlegen ge- tächelt, oder Sie sind weitergegangen. Beides ist sehr gut. Beides ist sehr zu empfehlen. Aber wir, der Ramon und ich, wir durften nicht lächeln. Und wir konnten auch nicht weitergehen. Denn dieser Don Felipe hatte uns in der Hand. Wir waren verpflichtet, bei ihm auszuhalten: er hatte uns einen Vorschuß gegeben. Ja, wir hatten Geld gebraucht, wir hatten Schul- den bezahlen müssen. Und Sie wissen es Ja auch, wie das so geht: ein Loch stopft man zu, und ein anderes reißt man dabei auf. Ach, das ist ein ganz böser Zustand! Man wird nicht froh dabei. Nun saßen wir auf Don Felipes Hazienda und mußten uns ziemlich schlimme Sache gefallen lassen. Es machte dem Kerl Spaß, uns täglich zu zeigen, daß er uns in der Hand hatte. Er tat das auf eine Art, die auch Ihnen nicht angenehm ge- wesen wäre. Arbeiten? Nein, zu arbeiten hatten wir eigent- lich nicht viel. Wir lungerten — ich muß das sagen — wir lungerten fast den ganzen Tag her- um. Und das ist auch eine üble Sache, Sie kön- nen es glauben! Später gab es zu arbeiten für uns, In zwei Mona- ten etwa, da begann die Ernte. Und dann war erst daran zu denken, daß wir unsere Schulden bei Don Felipe los wurden, Vorerst wuchsen sie noch. Denn wir aßen und tranken. Und das wurde uns selbstverständlich in Anrechnung gebracht, sehr hoch sogar, ohne daß wir es verhindern konnten, Wir bissen die Zähne zusammen. So etwas macht jeder Mensch mal, und auch Sie sind vielleicht schon In solch einer Lage gewesen. Aber beißen Sie einmal die Zähne monatelang zusammen: Sie werden dann sehen, daß das ganz scheußlich Ist, Sie können es glauben! An einem Vormittag hatte uns Don Felipe bis aufs Blut gepeinigt, Es hatte Ihm, wie so oft, Spaß gemacht, uns zu zeigen, daß er ein reicher Mann und wir arme Kerle waren, die Schulden bei ihm hatten. So etwas ist größlich. So etwas bringt auch einen gesunden Menschen zum Rasen, Ich stöhnte nur. Aber Ramon raste. Er raste inner- lich. Er zeigte es nicht. Und das ist gefährlicher als ein lautes Toben. Ich kannte den Ramon gut. Ich wußte, daß er raste. Und Ich sagte zu ihm: „Dein Zustand gefällt mir nicht, Romon! Beiße die Zähne weiter zusammen! Das ist alles, was du machen kannst! Und warte noch ein — — —" „Warte noch! Warte nochl” schrie er mich an. „Dein Fischblut möchte ich haben! Nein, Ich möchte es nicht haben! Ich bin froh, daß Ich es nicht habel” „Aber was willst du denn tun? Dieser Don Felipe hat uns gekauft. Und bei deiner Raserei kommt nichts — — —" „Was ich tun will? Das werde ich dir Jetzt sagen: Schluß wird gemacht Jetzt wird aufs Ganze ge- gangen! Heute noch! Heute noch werde ich den Burschen umlegen!”" Ich erschrak: „Willst du Don Felipe erschießen?” Ramon lachte recht häßlich auf: „Erschießen! Du mußt nicht ganz beisammen sein! Wäre das eine Strafe für den Kerl? Es muß etwas anderes sein! Aber was nur? Ich muß erst noch dahinterkommen! Aber heute noch werde ich — — —" In diesem Augenblick ritt Dofia Manuela dicht an der Tranquera vorbei, an der wir lehnten. Dofia Manuela war die Tochter des Nachbarn Don Ral- mondl, Diese Manuela war nicht schön. Sie hatte einen Mund wie eine Reissichel und kleine Blin- zelaugen, Ihr Haar hing ihr wie Schnittlauch auf Nacken und Schultern herab. Sie hatte mächtige tote Hände, auch ihre Nase war rot, ich weiß nicht, woher das Mädchen diese Röte halte, Don Felipe, unser Patron, war rein toll nach dem Mödchen. Ach, lieber Herr, Sie wissen es ja VON KONRAD SEIFFERT auch, daß es Männer gibt, die einen abenteuer- lichen Geschmack haben, wenn es um Mädchen geht. Don Felipe hatte solchen Geschmack. Reich? Nein, besonders reich war diese Manuela nicht. Die Hazienda Don Felipes war ein Viel- faches von dem wert, was der Nachbar Don Ral- mondi besaß. Das Geld also kann es nicht ge- wesen sein, was den Appetit Don Felipes auf Manuela reizte, der davon träumte, sie zu seiner Frau zu machen. Aber davon schien Manuela nichts wissen zu wollen. Sie behandelte Don Felipe so scheußlich, wie der uns behandelte, vielleicht noch ein wenig scheußlicher. Und er ließ sich das gefallen. Er lächelte nicht darüber. Er ging nicht davon, was, wie ich schon sagte, in solch einem Fall sehr zu empfehlen ist. Als nun Dofia Manuela dicht an uns vorbelritt, zogen wir unsere Hüte, machten wir unsere Ver- beugung. Aber das Mädchen sah über die Ohren- spitzen ihres Pferdes, beachtete uns nicht und dachte nicht daran, unsern Gruß zu erwidern. Nun, das kränkte uns nicht allzu sehr. Wir kann- ten das schon recht gut, Es war Ja nicht das erstemal, daß wir so behandelt wurden. Alles, was mit Don Felipe zusammenhängt, sagte sich wohl das Mädchen, kann keinen großen Wert haben. Und wir hingen mit dem Burschen zusam- men, leider sehr stark. Es war uns alles klar. Ramon starrte der Reiterin nach. Sie schlug den Weg eln, der durch die Cafafelder führte. Es war das ein schmaler Weg, an dessen Seiten die Mals- stauden hochragten und Roß und Reiter verdaeck- 0. Hegenbarth) Mit Gefühl Con sentimento 728 ten. Manuela war baldin der Cana verschwunden. „Sol“ machte Ramon, und sein Gesicht war wieder ganz friedlich, er raste nicht mehr. „Sol Jetzt weiß ich, was ich zu tun habel Und du wirst mir helfen, falls das nötig sein solltel” Ich hatte keine Ahnung, was er plante. Aber er zog mich mit, und wir beide liefen zu Don Felipe, der an der andern Seite des Hauses auf der Veranda saß bei Büchern und Rechnungen, „Don Felipel” riefRamon schon von weitem, „Don Felipel Machen Sie schnelll Dofia Manuela ist eben — — —" Der Patron sprang auf: „Was ist mit Dofia Manuela?” Ramon legte eine kleine Kunstpause ein, tat so, als verschnaufe er sich vom raschen Lauf, und dann sagte er: „Dofia Manuela Ist in die Cafıa geritten. Und sie erwartet Sie dort!” „Wer? Dofia Manuela? Mich?" Ja, sie hat es gesagt. Bitte, er Ist Zeugel” Und dabei wies Ramon zu mir hin. Was blieb mir übrig? Ich nickte und beteuerte, daß Dofia Manuela eben gesagt habe, sie wolle mit Don Felipe sprechen. In der Cana. Ach, lieber Herr, nun ging alles sehr schnell. Der Patron schrie auf, brüllte nach seinem Pferd, tobte, benahm sich wie ein Verrückter. Und dann saß er Im Sattel, Er sprengte quer Über den Hof, wir sahen, wie er hinten in den Cafafeldern ver- schwand, er ritt den gleichen Weg, den eben Dofia Manuela geritten war. Ich sah den Ramon verdutzt und örgerlich an: „Was soll denn dieser Blödsinn? Was willst du denn mit solchen Kindereien erreichen? Das Mädel wird den Don Fellpe wie Luft behandeln, und es wird sich nichts ändern, gar nichtsi Und wir werden den Schaden haben. Es wird uns nun noch schlechter en!” Ramon war anderer Meinung. Ramon war fast überzeugt davon, daß uns Don Felipe wegjagen würde, wenn er festgestellt hatte, daß wir ihn zum Narren gehabt hatten. Und wir wollten ja weg, ohne daß wir unsere Schulden zu bezahlen brauchten. Bis zur Ernte hätten wir uns schon anderswo ganz gut über Wasser gehalten, ohne uns so behandeln zu lassen wie auf der Hazienda Don Felipes. Aber es kam anders, ganz anders. Es kam so, wie Ramon es wirklich nicht hatte erwarten können. Nach otwa einer Stunde erschienen Dofia Manuela und Don Felipe am Rand der Cafafelder. Sie titten dicht nebeneinander. Wir sahen es. Natür- lich: wir hatten uns auf die Lauer gelegt, der Ramon und Ich. Wir wollten doch wissen, wie die Sache ausging. Als wir nun die Beiden kom- men sahen, erschraken wir. Und als sie sich, ganz in unserer Nähe, ohne uns zu sehen, voneinander verabschiedeten, als Don Felipe dem Mädel das Händchen küßte, und als Dofia Manuela sehr breit mit ihrem Reissichel- mund lächelte und ihre kleinen Augen herzhaft zusammenkniff, da sahen wir uns nicht sehr geist- reich an. Böser Ahnungen voll gingen wir schweigsam zur Hazlenda zurück, wo uns Don Felipo bereits er- wartete. Und nun geschah etwas, worauf auch Sie, lieber Herr, nicht gefaßt gewesen wären. Don Felipe stürmte auf uns los, schrie auf wie ein Sumpfhirsch in der hohen Zeit der Brunst, warf sich dem Ramon und mir an die Brust, nannte uns seine Freunde und behauptete, Schulden, nein, Schulden hätten wir nicht bei ihm, keinen Peso, und wir seien seine Freunde, und sein Haus sei das unsere. Wir waren etwas überrascht, Sie können es glau- ben! Und als sich unsere Überraschung gelegt hatte, wollten wir weg. Aber daran war nicht zu denken. Wir mußten bleiben als liebe Gäste Don Felipes, der dann bald seine Hochzeit feierte mit Dofia Manuela, der Tochter Don Raimondis. Wir mußten uns das mit ansehen. Ach, es war nieder- schmetternd für uns! Und Sie können nun sagen, was Sie wollen, lieber Herr: immer sind es die Frauen, die Ihnen die größten Enttäuschungen bereiten! Wir hatten uns so fest auf die Härte des Mädchens verlassen. Alles hätte doch anders kommen müssen. Und auch Sie hätten einen anderen Ausgang erwartet. Oder etwa nicht? 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So- gar Johannes hatte es die Stimmung verdorben. Nur einer war da, dessen Gesicht nach wie vor zufrieden strahlte, „Lieber Emil”, so sagten wir zu ihm, „deine Zu- friedenheit wirkt geradezu aufreizend. Schau dir doch einmal das Barometer an. Es ist schon wie- der gefallen?” „Es ist gestiegen!” widersprach Emil, „Wie kannst du das behaupten? Gestern stand es doch viel besser.” „Gestern! Aber am 6. Mai 1938 stand es viel schlechter”, lachte Emil. Wir staunten. „Ja, da stand es so schlecht, wie es überhaupt nur stehen konnte. Und damit verglichen, steht es doch heute sehr gut”, fuhr er fort. „Das halte ich We Glück hat und hrge dur mrenge na a ee 8 jdn Foto wirklich war, damit a keinen Film zver’haipul BESSAPAN Kaffee Euitpold die behannt gute Hafttätte Mündıens Täglich nachmittags und abends erfthlaffige Honjerte . Gehenswerte Käume Eukutod mir immer vor und bin dann ganz zufrieden.” „Keine dumme Methode”, murmelte einer von uns. Diese Anerkennung machte Emil Mut, „Ja, so mache ich das in allen Dingen”, erzählte er wei- ter, „Ich habe mir zum Beispiel auch meine erste Lohntüte aufbewahrt. Will mich heute einmal der Ärger über mein vermeintlich zu niedriges Gehalt beschleichen, so hole ich mir nur die alte Tüte wieder hervor. An der gemessen verdiene ich jetzt doch ganz gut.” „Allerdings“, meinte Johannes. „Wenn du so rech- nest, rechnest du ganz gut, gemessen an dem, wie du in deinem ersten Schuljahr rechnetest.” * Ich war schon eine ganze Weile verheiratet, aber immer noch wollte sich kein Erbe, sei er männ- lich, sei er weiblich, einstellen. Mir war des- wegen recht schwer ums Herz. So schwer, daß ich es eines Tages Johannes ausschüttete. Mitfühlend hörte er mich an, sprach mir Mut zu und sagte, halb im Scherz: „Ich will für euch um Kindersegen beten. Das wird sicher helfen,” Und es half wirklich, Drei Jahre hindurch stellte sich Jahr für Jahr der Klapperstorch bei uns ein, Als ich Johannes die Geburt unseres dritten Kin- des anzeigte, gratulierte er mir herzlich, Und dann sagte er: „Nun, wie ist es, soll ich Jetzt noch weiter beten?” * J. Bieger DAS KONZERT In Wien fand 1928 ein Ärztekonzert statt. Ärzte konzertierten im Musikvereinshaus. Man bot mir eine Karte an. „Danke, meine Herren“, sagte ich, „da lasse ich mir eher noch von den Philharmonikern meinen I.H.R. Blinddarm herausschneiden.” Freude macht und Werte schafl. Max Horbat,Markenhr.Hamburg36/$1 Ankauf von Sammlungen a riemarlen: sammier, verlangt kostenlos die Hahn. BOS“ een. de bewährt 15 & GÜNTHER WAGNER :GEGR.1838 j Handyfego Baharıigen Se haste, da Eukutl mar bes ahränät Lahrbar u, nach mehr ol Fruher unseren Runchlag, Sarglalng und hauche dünn auragen. Nicht di Manga, de Gi. Inder 00 Ueberlegen ob das Bild I lohnt — jedes Für und Wider sorgsam wägen || imme ‚Jriep und im rechten Moment || Kautabak handeln (knipsen) — — NORDHAUSEN AM HARZ, wie beim Schachspiel. So erhalten wir wirklich In der Welt als Hersteller von gutem Kaulabak bekannt. schöne Fotos und sparen Auch unter der Wasserleitung geht's! Daß Cinzano kühl gereicht am besten schmeckt, weiß jeder Wenn Sie aber kein Eis im Hauso haben, tut es Kenner. Sr auch CABIRI auch die Wasserleitung. Die Tüngen rar Gründungsjahr 1849 Hauptsache ist, daß Cinzano nicht zimmer“ fab darum den guten £ 3 Keine ange! BIRI masiert- | wunderbar ! Und gutompfügt achrlungel, warm gereicht wird, Auch angebrochen vn unbeschränkt haltbar, reicht die Flasche bei bedächtigem Genuß eine ganze Weile, = CINZAND D al In unveränderter Güte In Emmerich a.Kh. werden heute diewelt. bekannten Er- zeugnisse der Erven Lucas Bols A.G., deren Stammhaus die älteste bestehende Likörfabrik der Welt ist, hergestellt. Heute wird es zwar Bitte bezichen Sie sich bei Anfragen od. Bestellungen auf d. Simplieissimus Wehnert-Bücher sind anregend und spannend; sie bringen für jeden etwas. Durch den Buchhandel Verzeichnis kostenlos lag Wohnort & Co, Leipzig C 1 dafi eine Flasche Bols Ihres Weges kommt. Wenn aber, dann werden Sie feststellen, dafı die einzigartige Bols-Qualität unverändert aufrechterhalten werden konnte, Und — einmal kommt ja der Tag,anden wir Sie wieder unbe- schränkt beliefern, ERVEN LUCAS BOLS EMMERICH FIRE V 730 LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückei) Mein Zug vom Urlaub fuhr sechs Uhr früh. Ich sagte es dem Hausmeister des kleinen Hotels. Ob es Ihm etwas ausmache. „Woher denn?“ antwortete er. „Legen Sie halt das Trinkgeld auf den Nachttischl” IHR Zwischen Weihnachten und Neujahr des verflos- senen Jahres fuhr ich von Bergedorf nach Ham- burg zurück. In meinem Abteil saßen auch zwei Landfrauen aus den Vierlanden, die sich kannten und miteinander schwatzten. „Wat hebben Se denn Eren Mann too Wiehnach- ten schenkt?” fragte die eine. „Vennerbüxen!... Ober ick heff se hier in dütt Poket un bring se wedder no'n Koopmann trüch!” „Paßt se denn Eren Mann nich?" „Dat wolll ...Ober he is so behoort an. de Been, dat he sick worm genog feult!... Un de Punkte for de Uennerbüxen will he sporen! — — He will lever een Jumper hebben!" H.R. * Das war damals — vor Sewastopol. Irgendwo an einer Nachschubstraßenkreuzung steht der Gefreite Klebs aus Dresden und regelt den Ver- kehr. Motorisierte Infanterie braust vorüber, Pan- Spitzen! NIIT) DIAMON, FÜR DEN SUN: Enthält 2 verschledene Schneiden für Vor- u. Nachrasur.Normalschneide Nr. für dieVorrasur Hohisehlillschnelde Kia. Mit Tastkerbe Nr.3D.RP. 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Dann aber kommt eine Zugmaschine mit einer seltsamen Last dahergekrochen, Es ist — später haben wir ihn alle in der Wochenschau gesehen — der überdimensionale Mörser Thor mit einem Kaliber, das gar nicht auszusprechen und gegen den die Dicke Berta aus dem ersten Weltkrieg ein blasser Waisenknabe ist, Gefreiter Klebs selbst bei der schwersten Artillerie — sperrt Mund und Nase auf, und als das Ungetüm an ihm vorüberächzt, ruft er In höchstem Erstaunen: „Mensch, was wolld ihr denn mid däm Ding?” Der Berliner, der neben dem Rohr des Riesen- mörsers sitzt, antwortet kurz: „Kleenkaliberschie- Ben!" rie, Die Große Weltgeschichte Erscheint In 16 Bänden Form. 19x27,5cm. Jeder Band umfaB etwa 450 Selten und enthält nahezu 200 teils ganzueitige Bil- der und mehrere vielfarbige Tafeln und Fokıimlies auf Kartonblättern. Das Ge- samtwerk umfaßt rund 7500Seiten. Band VINN(Spanlen-Portugal),Band IX (Iialien) sofort lieferbar, wogegen die weiteren Bände sogleich nach Erscheinen geliefer werden. 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INDISCHES ABENTEUER „Niemals", erzählte der Junge Ingenieur, der meh- tere Jahre in Nordindien gearbeitet hatte und jetzt nach langem, qualvollem Hinwarten im Aus- tausch in die Heimat zurückgekehrt war, „niemals fühlt sich eln Mensch einsamer und verlorener als zur Nachtzeit allein im Urwald. Es ist eine aus- gestorbene, gespenstische Welt, die an den Ner- ven zerrt. Vor nicht allzu langer Zelt hatte Ich zu solcher Stunde und In solcher Umgebung ein Er- lebnis, das, wenn es auch mit’einem Lachen endete, schauerlich genug war, solange es währte. Ich marschierte allein auf einem Fußpfad zu meinem Lager durch den Indischen Dschungel zurück. Es mochte etwa Mitternacht gewesen sein. Der Pfad war selbst von den Eingeborenen selten benutzt, Keiner von ihnen hätte es gewagt, ihn nach Einbruch der Dunkelheit zu begehen, denn er führte an einer Begräbnisstätte vorbei, Un- glückliche Kulls wurden dort oberflächlich ver- scharrt und meist von Hyänen wieder ausgegraä- ben, kaum daß das Trauergefolge den Rücken gekehrt hatte. Das Land glich hier einem aus- gebrelteten Friedhof. Überall Särge, Hügel, be- deckt mit welkem Schilf, und im ausgedörrten Gras aneinandergereihte kleine Steinmale, bur- mesische Standbilder mit verzerrten Gliedmaßen, Löwen als Wahrzeichen der alten Gräber, Uner- freuliche Gerüchte über die Gegend waren im Umlauf. Aber zufällig war es an diesem Abend für mich der kürzeste Heimweg. Nachtschwarze Dunkelheit herrschte unter dem Gewölbe der Bäume, zwischen denen sich der fußbreite Wegstreifen hinwand. Ich stapfte durch diese Mitternachtsschwärze, die Gedanken nur bei meinem verspäteten Abendessen. Durch tin- tige Schatten und silberne Lichtinseln kam ich an eine Waldlichtung, wo die Bäume mächtiger und getrennter standen, so daß mehr Mondlicht zwi- schen ihnen durchfiel. Während Ich rasch diese Lichtung überquerte, machte der ‘Plad eine Ble- gung: ein riesiger Feigenbaum teilte mit seiner schwarzen Blättermasse den Weg. Ich war etwa 30 Meter von seinem Stamm entfernt, als Ich zum erstenmal etwas grünlich Leuchtendes wahrnahm, das gegen den Stamm lehnte. Selbst auf den ersten Blick sah es seltsam menschenähnlich aus, und ich fühlte mich instinktiv von einem Schauder überrlaselt, Ich ging ein wenig näher heran. Dann blleb Ich plötzlich stehen und starrte: das Ding bewegte sich! Man stelle sich den weißen Sahib vor, mit nichts als einem zusammengerollten Regenschirm bewaffnet, wie er allein Im Schatteı huschen des Mondlichts inmitten des indischen Dschungels steht. Der Weg brach In dem schwar- zen Abgrund des Schattens ab und das seltsame Ding vor mir richtete sich langsam zu Lebens- größe auf. Gebannt machte ich ein paar Schritte vorwärts. Dann blieb ich wieder stehen. Man male sich meine Verblüffung aus, als sich das ge- heimnisvolle Ding langsam aufrichtete;: es war das deutlich erkennbare, klar umrissene Skelett eines schlanken, wohlproportionierten Menschen. Damals herrschte gerade eine der großen indi- schen Hungersnöte, und ich hatte in meiner Gegend viele tote Eingeborene gesehen. Ich war an armen, ausgedörrten Opfern vorbeigekommen, die verschmachtet am Weg’and lagen. Aber nie zuvor hatte Ich ein lebendes Skelett gesehen, und dieses hier, das Jetzt drohend und tragisch im Schatten des Feigenbaumes stand, ließ mir die Haare zu Berge stehen. Nein, ich träumte nicht. Es war kein Wesen meiner Üüberreizten Phantasie, kein Spiel des Mondlichts, mit dem mich der das Laubwerk über mir bewegende Wind äffte. Das Wesen hatte sich wirklich auf die Knie gerappelt und stand jetzt aufgerichtet da. Und wie ich nun vorsichtig weiterging, tat es dasselbe und setzte seine langen knochenweißen Füße einen vor den an- deren. Weitergehen hieß geradewegs dem greu- VON HANS B. WAGENSEIL lichen Ding vor mir in die Arme laufen, Es gab keine Menschenseele auf drei Kilometer im Um- kreis, und außer ein paar gespenstischen Fleder- mäusen, die zwischen dem Geäst umherschwirr- ten, oder einem gelegentlichen Leuchtkäfer, der seinen schimmernden Lichtschweif über die Lich- tung trug, regte sich nichts. Wir standen ein paar Minuten unentschlossen da. Dann flog eine große Eule aus dem Feigenbaum auf und verschwand mit einem Schrei, der einem das Blut gerinnen machte, In der Finsternis. Mein Abendessen wartete und der Hunger trieb mich an. Gespenst oder kein Gespenst — ich ging drauf los. Prompt tat das seltsame Wesen dasselbe. Jetzt konnte es keinen Irrtum mehr geben. Ein tadelloses, anstomisches Ske) wie es war, wäre es Jeder Anatomie ein willkommener Zuwachs gewesen. Wir standen Jetzt so dicht beisammen, daß Ich jede Einzelheit seines leuch- tenden Knochengestells studieren konnte. Als Krone des ganzen obenauf leuchtete der blanke Schädel mit den In tiefen Höhlen liegenden Augen, die sogar etwas Menschliches hatten. Ein Begrüßungswort schwebte mir auf den Lippen, als das befremdliche Geschöpf In den Lichtkreis des Mondes trat und stehen blieb. Das helle Licht ließ Jetzt Jede Einzelheit meines Gegenübers deutlicher als Je zuvor erkennen. Ich starrte es an, fuhr zurück, starrte wieder und plötzlich brach wie eine Erleuchtung die Wahrheit über mich herein. Es war kein aus dem Grabe auferstande- nes Gespenst, kein Besuch aus einer anderen Welt — sondern eln lebender Mensch. Ein ein- geborener Faklr oder Priester, der sich auf seiner Pilgerschaft zu einem Jahrmarkt oben in den Ber- gen befand und, um seine Heiligkeit eindrucks- voller zu gestalten, Jeden Knochen seines Körpers mit Phosphor auf seine Haut aufgemalt hatte, Er trug nur einen Lendenschurz, und im Dunkel der Nacht war seine dunkle Haut unsichtbar gewesen. Man hatte nichts unterscheiden können als diese grausige Nachzeichnung des menschlichen Kno- chengerüsts. Kein Wunder, daß ich getäuscht worden war. „Achl“ sagte ich auf Hindustanisch, als ich wieder ‚Atem schöpfen konnte, „Das ist also des Rätsels Lösung. Und was willst du?” Darauf antwortete das Gespenst mit einem tiefen Salaam — es war der denkbar merkwürdigste Anblick, wie es so er Sahib sei die Stütze der Armen, die Quelle der Fülle.” Und er bat mich um etwas zu essen, „Es sieht nicht so aus, als ob da viel hinein- ginge”, sagte ich, mit einem Blick auf das Schat- tenloch unter seinem Brustkasten, da wo sein Bauch hätte sitzen sollen. Aber der Wanderer beteuerte, ich brauchte keine Sorge zu haben. „Gut“, sagte ich lachend, „nimm meinen Schirm und komm mit,“ Das Gespenst klemmte gehorsam meinen Schirm unter den Arm und wir marschler- ten selbander los. Wenig später saß der Knochen- mann auf den Stufen meiner Veranda, umgeben von einem Kreis grinsender Eingeborener. Er hielt eine Schale mit gekochtem Reis auf den Knien und schaufelte den Inhalt mit solchem Eifer Insich hinein, daß einem unwillkürlich der Gedanke kam, er wolle in möglichst kurzer Zeit das pralle Fleisch ersetzen, an dem es Ihm sichtlich mangelte.” BINTROFEERZWACKEET Er ist das Erste, was mir beim Betreten des Zug- abteils auffällt. Er macht, da ich mich setzte, einen Knicks, dann steht er wieder still im Gepäcknetz, bis wieder einer kommt und sich hinsetzt. Der schwankende Lackkoffer ist so aufracht hingestellt worden, daß er mit seinem runden Schloß wie durch ein Monokel auf mich herabgrinst. Es drängt mich, aufzustehen und ihm die friedlich schla- fende Lage zu geben, die ihm zukommt. Aber ich weiß nicht, was der Besitzer oder die Besitze- rin dazu sagen würde. Die dicke Dame dort in der Fensterecke würde mich bestimmt für einen Kofferräuber halten, und beim zweifelhaften Ka- valier ihr gegenüber Ist es die Boxernase, die mich hemmt. Also lasse Ich den Koffer weiter nicken, empfindsam wie ein Seismograph. Ich versuche meine Gedanken loszureißen, aber umsonst. Wenn einem Menschen nichts Besseres, Höheres einfällt, gerät er In den Bann einer wackeligen Kleinigkeit. Ich versuche die Zeitung zu lesen, die ich mir dafür eingesteckt habe, aber der Koffer ist stärker als der Leitartikel. Er ist die Realität des Augenblicks, fast schon eine Drohung. Der Zug setzt sich In Bewegung. Ein Erdbeben scheint nun den Lackierten gepackt zu haben, oder ein Tanzfieber. Rhyihmisch wie ein Girl folgt er Jedem Kolbenstoß der Maschine. Eine elegante junge Dame, dunkeläugig und platin- blond, betritt das Abtell und setzt sich auf den mit einem Filmmagazin belegten Platz unter dem frag- lichen Koffer. Dieser wird mir plötzlich sympathisch, sein Monokel scheint mir vertraut zuzuzwinkern: Du, wir könnten uns vielleicht kennenlernen... Warum nicht? In der Tat, das ist doch die be- kannte... Ja, welche „Bekannte“ ist sie nur...? Vielleicht kommt der Koffer meiner Neugier zu Hilfe; vielleicht fällt er meiner hübschen Unbe- kannten auf den Kopf. Dann werde Ich ihr das Leben oder wenigstens das Hütchen retten, mit dem neckischen Schleiferl drauf. 732 Der Koffer wackelt weiter. Der Kavalier mit der Boxernase macht Stielaugen. Auch er hat den Koffer bemerkt, und seine schmutzige Phantasie malt sich sicherlich aus, was alles darin ist an schönen, duftigen, seidigen und heimlichen Din- gen. Ein widerlicher Burschel Die dicke Dame In der Ecke muß aus vornehmem Haus sein, denn sie schaut so unnahbar ‚z’'wider‘ drein. Den Boxer betrachtet sie mit Respekt, mich übersieht sie gänzlich, und mein hübsches Gegen- über hat ihre vollste Mißbilligung. So ist die Si- tuation klar. Mein Entschluß reift. Der Koffer nickt mir immer sympathischer zu: Paßt gut auf, gleich komm ichl... Da zieht eine schöne Landschaft am Fenster vor- bel und lenkt meine Aufmerksamkeit ab. Nur einen Augenblick, aber der hat genügt. Es tat einen Ruck, der Koffer Ist gefallen. Aber der Boxer war noch flinker. Aufschnellend wie zum ‚Knockout‘ hat er den Fallenden aufgefangen, grad über dem kecken Schleifer am Hut. Mein hübsches Gegenüber dankt mit überflüssigem Uberschwang. Der Boxer zeig! sein breites Gebiß wie eine gute Hausmarke, Und da der Zug ge- tade in München einfährt, behält der freche Bursche ‚meinen‘ Koffer gleich in der Hand, Und so gehen die drei davon, „sie” tänzelnd zu sei- ner Rechten, und in seiner linken Boxerfaust „er“, — der Koffer mit dem Monokelschloß, das mir spöttisch zuzwinkert: Zu spätl Doch nein! Wie ich mich lustlos anschicke, nach- zufolgen, ruft die vornehme Dame hinter mir im unwiderstehlichen Kommandoton: „Junger Mann, möchten Sie nicht einer Dame helfen, ihren Koffer tragen?“ „Aber natürlich”, stammle ich schuldbewußt. „Bitte zum Hotel —I” Ich folge willenlos. Der Koffer in meiner Hand tänzelt nicht. Er hängt zentnerschwerl Rainer Prevot Nach dem Festmahl aeiasdn „Das war die letzte Flasche aus der Kiste, in der das Kaninchen groß geworden ist!" Dopo il banchetto: “"Questa & I’ ultima bottiglia dalla cassetta, dove crebbe il coniglio!,, 733 STEIGERUNG Wenn ich bedenke: Ist der Mensch erwachsen, Dann wünscht er sich ein Auto und viel Geld; Glück bei den Frau'n — und lauter solche Faxen, Wovon ein Philosoph bestimmt nichts hält! Wenn aber irgendwo ein Säugling brüllt, Dann denke ich — ganz ohne es zu wollen: Wie schnell ist eine Kinderhand gefüllt! Ob wir noch von den Kindern lernen sollen?!?? Als Säugling schrie Klein-Hänschen und bekam Die Klapper, was ihn sichtlich hoch-erfreute; Als Kleinkind er dann nur Bonbons noch nahm, Zog listig-lächelnd ab mit seiner Beute. Als Schulbub, schwitzend über Buch und Heften, Da wollte er „motorisiertes‘ haben, — Und schrie und zeterte aus Leibeskräften, Wenn seinem Wunsche nicht entsprachen diese Gaben. Als Gymnasiast, da schrie er dann nicht mehr, Da bockte er — halb Mann schon — brav und bieder; Heut ist er Chef von einem Angestellten-Heer, — Und wenn’snach seinem Kopf nicht geht, —dann schreit erwieder! Seit ich ihn kenne tobt und brüllt er immer; Vielleicht sind das die richtigen Allüren!? Drum sind wohl auch in jedem Direktoren-Zimmer Gepolsterte, — wattierte Doppeltüren??! J. ELFELDT LIEBE - KURZ VOR DER RATIONIERUNG In einer gemütsbewegten Stunde rechnete ich aus, was mich meine letzte Liebe gekostet hat, die kurz vor der Rationierung über mich hereln- gebrochen Ist. Nicht an kostsplelige Geschenke dachte Ich dabel, an teure Sonntagsausflüge und Abendessen mit fünf Gängen. Ich überschlug 'schlicht und einfach, wie teuer ich mir selber ge- kommen bin. Die Dichter sprechen nur vom Herzen, nicht von der Brieftasche darüber, die doch gerade durch den erhöhten Herzschlag leicht In Bewegung ge- röt. Auch ich fühle mich da wie ein Dichter be- flügelt, icn fühle meine Schwingen direkt wach- sen und steige kerzengerade zu den blauen Höhen der Romantik empor. Aber ich weiß nicht, mir bekommt diese Höhenluft nle recht. Sie ist zu stark für mich, sie wirkt betäubend. Ich verliere immer das Gleichgewicht. Es gibt kaum einen Geschäftszweig, zu dessen Erblühen zum Beispiel jener letzte Liebesfrühling nicht beigetragen hätte, Mit dem Schneider ging es an, Zeit meines Lebens bekämpfte Ich die Schwäche der Menschen, sich zum Sklaven ihres Äußern zu machen. Ich wußte nicht, wie mir geschah und schon war ich in den Stofflagern sämt- licher Schneidermeister von Ruf zu Hause. „Sie ham vollkommen recht, wenn $’Eahna was anschaffen, Herr, a guater Anzug Is a Sparbüchl, das se verzinst.” Ja, du liebes Spar- büchli Es schmolz dahin, statt sich zu verzinsen! Wie ein Gladlator, auf jeder Schulter fünf Pfund Watte balancierend, trat ich vor meine or- staunten Freunde. Die Anzüge prang- ten zudem alle im Gegensatz zu früher, wo Ich mir stets in dunklen * Tönen gefiel, in verjüngend leuch- tenden Farben. In Krawatten und Socken begannen die Almwiesen des Monat Mai noch Im No- vember fortzublühen. Hemden und Hüte strahlten einen nicht mehr zu überbletenden Lebensoptimismus aus, Und Schuhe trug Ich plötzlich, Schuhe, in einer Farbenskala vom schwarzen Lack zum Blütenweiß des Antilopenleders. Früher ließ Ich mir sogar die Sockenhalter von unserer Zugehfrau besorgen, so zuwider war mir alle Einkauferei. Nunmehr mußte Ich mich von Jedem Schau- fenster losreißen. VON WILHELM L KRISTL In jenen Monaten entdeckte ich mehr als ein Columbus. Ich entdeckte den Spiegel. Ich ent- deckte im Spiegel häßliche Härchen zwischen den beiden Augenbrauen und rottete sie aus. Ich ent- deckte nikotingelbe Zähne und ellte zum Zahn- arzt. Ich entdeckte die Sprache der Blumen und steckte täglich eine andere an. Sogar auf Lyrik kam Ich; der Buchhändler war gerührt, endlich mal einen Kunden zu‘ finden, der für Poesie empfänglich war. Zu guter Letzt entdeckte ich noch die Natur. „Sie sahen früher so blaß aus”, sagten die Leute, „aber jetzt strotzen Sie vor Gesund- heit.“ Ja, ich strotzte noch, wenn meine Seele sich In Qualen krümmte. Denn ich lermte die Natur als Spenderin schmückender Sonnenbräune schätzen. Das Gewerbe meiner Stadt spiegelte den heiteren und schmerzlichen Zustand meines Herzens wider. Uber die Taxigelder, die ich verfuhr, sollte Ich besser schweigen. Sie studierte Chemie und war (Gezeichnet Im Osten von Toni Bichl) Der Wind scheidet die Spreu vom Weizen vento scevera Il grano dalla pula streng gehalten, Dreimal In der Woche mußte sie von den Vorlesungen in ein Laboratorium, das sich In einem andern Stadtviertel befand. Drei- mal in der Woche wartete ich In einem Mietauto an der Universität, oft eine halbe Stunde lang, um sie dann in ach so kurzen Minuten zur chemi- schen Anstalt hinüberzubringen. Alles verdiente an mir. War Ich selig, rauchte ich vor lauter Seligkeit"elne Zigarette nach der andern; bohrte der Zweifel in mir, ob sie mich denn wirklich liebte, dampfte ich aus Verzweif- lung wie ein Schlot, Der Apotheker mißbrauchte mich dazu, Kapitel für Kapitel seines nie gedruck- ten Manuskriptes über die nervösen Leiden des Großstadtmenschen zu lesen. Donn Ich wurde Stammkunde in Schlafmitteln. „Studieren Sie dies- mal das Kapitel dreiundzwanzig. Es wird auch Ihnen weiterhelfen.” Kapitel dreiundzwanzig wirkte auf mich tatsächlich stärker als das stärkste Schlafpulver. Auch Appetitlosigkeit stellte sich ein. Ich war viel zu aufgewühlt, um einem Schweinsbraten mit Kartoffel- salat oder sauren Nieren noch irgendwelche Reize abgewinnen zu können. Um mich bei Kräften zu hal- ten, griff Ich zum Eierkognak. „Eier, Herr, dees is halt immer was Kräf- tigs, da woaß ma, was ma hat”, meinte die Elerfrau jedesmal, Je- doch hinter meinem Rücken, da meinte diese Person ganz was an- deres, Da erging sie sich Im Hin- blick auf meinen Eierkonsum In schmählichen Verleumdungen. Das erzählte mir wiederum unsere Zu- gehfrau. Mein letzter Liebessturm, kurz vor der Ratlonlerung. Nun wird es auch In kriegerischen Zeiten alle Jahre einmal Frühling. Und ich denke da an meine Nachfolger. Was tun sie wohl, was stellen sie an? Sie kön- nen sich für die Ihrige weder ge- sundheitlich noch finanziell ruinie- ten — die Glücklichen. All die Fülle von Möglichkeiten, die mir in er- schreckendem Maße offenstanden, ist Ihnen verschlossen. Zumindest diesen Vorteil scheint also die rationierte Gegenwart mit sich zu bringen. Selbst wenn sie In Ihrem Höhenflug bereits die Stratosphäre erreicht haben, können sie der An- gebeteten höchstens ab und zuzwan- zig Gramm Fettmarken zu Füßen legen. Vorlag und Druck: Knorr & Hirih Kommanditgesellschaft, München, Son Vorantworti. Schriftlolter: Walter Foltzick, München. alle Buchhandlungen, Zeltungsgeschäfte und Postanstalt gültig ab 15.Okt 1941. — Unverlangie Einsondung« Nachdıuck v Straße 88 (Foinruf 1296). Brlofanschrift: Simplicissimus erscheint wöche n nehmen Im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpre liste Nr. 7 Baron al Ponischechkante Milchen 520. Elüliungrart München. Der neue Regisseur (8. Kıench) ee j „‚Weeste wat, ich glaube immer, er ist 'ne Kreuzung zwischen einem Lautsprecher und 'ner Dampfturbine!" Il nuovo regista: “Sal cosa ... credo sempre ch’ egli sia I" Incrocio d’ un altoparlante con una turbina a voporel,, 735 Brechmittel (E. Thöny) „Schnell, schnell, einen Kognak. Ohm Krüger mußte sich übergeben, er hat Smuts Londoner Rede gelesen!“ Emetico: “Presto, presto, un cognäc! Ohm Krüger dovette recere alla lettura del discorso di Smut a Londra!,, 736 München, 18. November 1942 i 47. Jahrgang / Nummer 47 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Ideenverbindung te, Thöny) — AH „Übrigens, John, hast du gesehen, wie herzlich Frau Roosevelt lachte, als sie sich von Churchill verabschiedete!?"* Associazione d’ idee: "Del resto, John, hai visto come rise di cuore la signora Roosevelt nel congedarsi da Churchill!?,, Brücke im Tierpark - Ponte nel Giardino Zoologico 0. Hogenbarth) KUNSTGESPRÄCH Von Walter Foitzick Ich habe mich Immer sehr für die Kunst ein- gesetzt, und wir haben Nächte lang über Kunst gesprochen und dazu tells Rotwein, teils Kognak, teils Weißwein, teils Korn, ganz vorzüglichen alten Korn, getrunken, Das war sehr anregend, sowohl das geistige Gespräch wie auch das geistige Ge- trönk. Jetzt habe Ich schon längere Zeit nicht mehr über Kunst gesprochen, aber ich denke gern daran zurück. Mir Ist recht gut ein Gespräch bei mehreren Flaschen Diedestelder in Erinnerung. War das ein schönes Kunstgesprächl Und hinter- her haben wir noch einen sehr wichtigen Bur- gunder getrunken. Dieser Tage hatte Ich wieder ein Kunstgespräch, aber ich war nicht ganz in Form. Ich tat mich schwer, so richtig in die Kunstkerbe zu hauen. Mein Gesprächspartner war kein Malor oder Bild- hauer oder auch sonst einer vom Fach, nein, es war ein vollkommener Laie, und nicht mal’ ein er- wachsener Lale, sondern ein Kind, Haben Sie’ jetzt keine Sorge, daß Ich Ihnen einen sogenannten Kindermund erzähle, so einen, der anfängt: „Klein-Inge, oder Klein-Dieter oder Paterlo sagte neulich Nein, der Bub wollte Boleh- tung von mir haben und fragte mich deshalb, warum die Maler die Menschen meist so unnatür- lich malen. Sie können sich vorstellen, daß ich über diese Frage überrascht war, und fast hätte ich dem frechen Knaben eine hineingehauen, weil er sich anmaßte, an der Kunst Kritik zu Üben und sie nicht nur zu betrachten. Ich fragte aber doch, was er damit meinte, Da zeigte er mir eine Ab- bildung. Es war ein „Akt In Landschaft”. „Sieh dir das an, na Ist das nicht sehr unwahrschein- lich? Laufen die Damen etwa so nackt Im Lande herum? Also da magst du sagen was du willst, ich finde das unnatürlich. Wenn die leute zu sehen sind, sind sie Immer angezogen.” Sie erkennen daraus, der Bursche hatte nicht das ge- rinaste Kunstempfinden. Na, ich sagte Ihm also, daß der Maler eben die Absicht hatte, die Schönhelt des menschlichen Körpers zu zeigen, und wie das Rosa der Haut zu dem hellen Grün der Wiesen kontrastierte. Das mit dem Rosa und dem Grün ließ er zur Not gelten, aber was den mensch- lichen Körper anbetriffl, da kam ich bei ihm schlecht an, „Du willst mir doch nicht einteden, daß das schöner aussieht, wenn einer nichts an- hat.” Um diese Frage zu klären und von verschie- denen Seiten zu beleuchten, hätte Ich notwendi- gerweise einen oder mehrere Kognaks, wie ich es bei Kunstgesprächen gewohnt war, zur Hand haben müssen, da dieses nicht der Fall war, so sagte ich streng, er müsse sich allmählich daran gewöhnen, daß der nackte Körper im allgemeinen als schön gelte und daß die Maler sich mit dieser Behauptung durchgesetzt haben, und jetzt schon die meisten dieser Meinung sind. Der Bub lächelte darüber wie Buben lächeln, wenn Erwachsene was sagen, und daher befahl ich ihm, heute nachmit- tag die dritte Deklination in der lateinischen Gra- matik zu wiederholen. Ns, dem hab ich's ge- geben! EIN HERZENSWUNSCH Feind= und freundliche Geftalten fuchen Händel, fuchen Flirt. Wie foll man fich da verhalten, wenn man angelprochen wird? Denn auf meinem Bummelmege ftört, wer Itebt, und fört, wer haßt. Wär’ ich nur nicht gar fo träge und das Reden mir zur Laft! Hab’ mir einen äqulvoken Wunfch für beide abgepreßt: »Bleibt mir fernerhin gemogen!« (ras Mich zwofach deuten läßt). Ratatöshr 738 MUSIK Von Wilhelm Hammond-Norden Der Zufall hat es gefügt, daß sich in unserer Kom- panie fünf Berufsmusiker befinden. Unser Haupt- mann, der viel Interesse für Musik hat, veranlaßte, daß die fünf Männer zu einer kleinen Kompanie- kapelle zusammengeschlossen wurden. Als wir In Ruhe lagen, fand in unserem Gemeinschaftsraum an Jedem Sonntag vormittag zwischen zehn und elf Uhr ein Frühkonzert statt. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung galt als Dienst. Fünf Minuten vor zehn Uhr ertönte durch unsere Korrldore der Befehl: „Alles raustreten zum Konzert!” Wer die Landser kennt, wird sich nicht wundern, wenn er erfährt, daß einige unserer Kameraden Impulsiv auf diese musikalischen Morgenfeiorn ge- schimpft haben. Landser sind nun einmal so. Man braucht sich darüber weiter keine Gedanken zu machen. Als die Zeit kam, da unsore Kapelle mit dem Urlaub an der Reihe war, schickte der Hauptmann die fünf Musiker gleich gemeinsam los, damit er sein Orchester möglichst bald wieder beieinander habe. Das Frühkonzert fiel nun drei Wochen lang aus. Statt dessen fand — denn Irgend ein Dienst muß ja schließlich auch am Sonntagmorgen sein — ein Appell statt, gewöhnlich war es Gewehrappell. Als die Kapelle nun zurückkehrte, da erlebte sie die große Überraschung, daß sie von drei be- sonders Unmusikalischen mit unerwarteter Herz- lichkeit empfangen wurde. „Gut, daß ihr wieder da seidi”, hieß es, und: „Übermorgen Ist Sonntag. Wir hoffen, daß ihr da wieder spieltl" Die Musiker konnten das noch nicht versprechen. Sie sagten, sie müßten Ja nun erst mal üben, sie hätten Jetzt drei Wochen lang gar nicht gespielt, und etwas Neues müßten sie ja schließlich auch bringen. Da meinte einer: „Nein, Kinder, ihr müßt spielen. Sonst gibt's wieder einen Gewehrappelll” Der zweite fügte hinzu: „Spielt irgend etwas Altes, wenn Ihr nichts Neues habt. Gute Musik kann man Ja Immer wieder hören.‘ Und der dritte sprach den bemerkenswerten Satz: „Uns ist nämlich während eurer Abwesenheit der Wert der Musik erst so richtig klar geworden!” GERHART zum ACHTZIGSTEN Hauptmann NE BURTAITAÄIRT Gernanr HAUFTHAnN von HANNELE Orap Gvıdmansson al (0. Gulbransson) A Gerhart Hauptmann nel suo ottantesimo compleanno 739 Naturkunde in der Löwenschule - Scienza naturale nella scuola dei leoni (Fr. Bllok) ur», und das Ist der sogenannte ‚Herr der Schöpfung‘ !" *...e questo & Il cosidello signore della creazione!,, DIE AUGENTROPFEN Gina war Jung, sehr hübsch und hatte keinen all- täglichen Beruf. Sie wollte einmal Apothekerin werden, hatte Ihr Studium berelts abgeschlossen und praktizierte nun In einer Apotheke. In der St, Georgs-Apotheke in der kleinen Provinzstadt D. Um es vorwegzunehmen: Gina hatte es nicht leicht In D, Die sonst sehr rechtschaf n und braven Bürger dieser Stadt waren allzu sehr an ihren alten leutseligen Apotheker gewohnt, als daß ein neuer, fremder Apotheker, der zudem noch eine Frau, ein Junges Mädchen war, da- gegen hätte bestehen können. Und so wurde alles, was Gina den Kunden aushändigte, und wenn es hundertmal mit dem übergebenen Rezept übereinstimmte, mit großer Vorsicht, ja manchmal sogar nicht ohne Mißtrauen hingenommen und gebraucht. Eines Abends nun, kurz vor Ladenschluß, nach- dem sich der alte Apotheker bereits zu seinem Spaziergang aufgemacht hatte und Gina ganz allein in der Apotheke war, kam noch Herr Stuben- rauch mit einem besonders dringenden Anliegen. „Ich muß unbedingt heute noch meine Augen- tropfen haben!” begehrte er. „Ich sehe von Tag zu Tag schlechter!” „Welche Augentropfen? Wie heißen Sie?” erkun- VON STRY ZU EULENBURG digte sich Gina, die Herr Stubenrauch noch nie bedient hatte, „Der Herr Apotheker ist nicht da, und Sie allein wissen es natürlich nicht”, stellte Herr Stuben- rauch unzufrieden fest, Gina wollte den Anwurf keinesfalls auf sich sitzen lassen. Sie war bestrebt, Jeden Kunden zur voll- sten Zufriedenheit zu bedienen, erst recht dann, wenn der Apotheker nicht zugegen war. „Wenn Ich nur die Art der Augenschwäche des Herrn Stubenrauch kennen würde, dann könnte ich Ihm vielleicht helfen” überlegte Gina und schlug dem Patienten vor, sich mittels einer Leseprobe an einer Tabelle mit Buchstaben und Zahlen ver- schiedener Größe prüfen zu lassen. „Nichts dal lehnte Herr Stubenrauch ab. „Ich möchte meine Tropfen haben!” Da hatte Gina einen Einfall. Sie holte rasch eine Lelter, die sie direkt vor Herrn Stubenrauch an dem hohen Regal mit den vielen Flaschen und Fläschchen anlehnte. Dann stieg sie behende die Leiter empor, so hoch, daß ihre Beine in gerader Linie den Augen des Herrn Stubenrauch gegenüberstanden, Es ist schon gesagt, daß Gina sehr hübsch war. Aber es muß nun noch besonders bemerkt wer- 741 den, daß Ginas Beine das allerhübscheste an ihr waren! Beine, die das Höchstmaß an Formvoll- endung darstellten, die den Neid der Frauen er- weckten, wie Magnete Immer wieder die Blicke der Männer anzogen und Gina schon ungezählte Komplimente eingebracht hatten. Und mit diesen Beinen — Ginas Röckchen war eher kurz als lang — stand die angehende Apo- thekerin nun vor Herrn Stubenrauch, deutete auf verschiedene Flaschen und Fläschchen und fragte immer wiei „Erinnern Sie sich, Herr Stubenrauch, waren die Augentropfen, die Sie schon einmal holten, hier drinnen oder dort, in dieser Flasche oder in jener?” „Kommen Sie wieder herunter, Fräulein”, sagte Herr Stubenrauch fast gelangwellt. „Sie finden die richtige Flasche Ja doch nicht.” Und Gina stieg die Leiter wieder herunter. Trat lächelnd vor Herrn Stubenrauch hin, und sagte, nun, da sie genau wußte, wie schlecht der arme Mann sah, mitleidig: „Leber Herr Stubenrauch, ich bin überzeugt, daß wir kei ‚Augentropfen hier haben, die Ihnen noch helfen könnten, Wenn ich Ihnen einen Rat geben: darf; Gehen Sie zum Optiker und be- stellen Sie sich eine Brille.” DIEIRSESTIHSBIESRSEIUNTGIRIES Das war damals in Norwegen, hinter Steinkjer in dem großen Wald, als der Schütze eins, der Furggler Sixt, mitten im besten Schießen einhielt und sagte: „Oberjäger, da schmöckt wasl"” Der Oberjäger Schreinbichler konnte nichts sagen dazu; denn er war grad auf die andern drüben eingestellt, die an dem kleinen, dunklen See lagen und ihre hellen Gewehre herüberknallen ließen, Erst nach einer langen halben Stunde, als auch die dritte Gurte ausgeschossen war und von drüben keine Antwort mehr kam, fand er zu dem Gespräch zurück und sagte langsam: „Hascht recht, Sixt, es schmöcktl” Und dann schnuffelten sie beide eine Weile lang miteinander in die Ge- gend. Es war seltsam. „Wia dös schmöckt, hab I no nia was g’schmöcktl” sagte der Sixt nachdenk- lich, Der Oberjäger hielt die Nase scharf in den Wind. „Dös schmöckt nit, dös stinkt” sagte er be- stimmt und stand auf. Da weiter in der Gegend nichts mehr zu tun war, pirschten sie dem Geruch nach, tiefer hinein In den Wald, Und jetzt stand plötzlich, wie ein uralter Baum, ein Norweger vor Ihnen, Moos im eisgrauen Bart, lang und düster und schwieg sie an. Hinter hundert Gittern aber scharrten hungrig die Silber- füchse und stanken. Jetzt wußten sie, was das war. : Der alte Norweger, ohne ein Wort zu sagen, wendete sich um, trat in die Hütte, und als er wieder herauskam, hingen ihm die Pelze über die Schultern. „So wolll” rief der Ober- Jäger und sucht gleich den schönsten aus, „grad recht für mein Weibetsl” und hielt den Silberfuchs in das Licht, „Bis mier auf Ur- laub kemmen, schmöckt der längst nimme: meinte er, zahlte und schwang den Pelz über die Schulter. Da griff auch der Sixt, ein wenig unsicher noch, mit spitzen Fingern nach den Pelzen. „Mir auch so ein“, sagt er heimlich und probierte den ersten, den er erwischte. Da trat der Oberjäger, ganz erschrocken, etliche Schritte hinter sich: „Sixt‘‘, sagt er streng, „für was brauchst du an Silberfuchs?” Der Sixt, als hätte Ihn der andere bei was Unrechtem er- tappt, fuhr sogleich herum: „Ein Silberfuchs? Was sollt I kein Silberfuchs nit brauchen? Fehlt etwas bei mier, ha?” „Fehlen tuet nix”, bestätigte der Oberjäger sogleich und schaute wohlgefällig an seinem Schützen eins auf und nieder; ein richtiges Mannsbild, stark und fest, wie sie in Tirol in der besten Gegend herwachsen, jung und sauber, und alles da, was zu einem Mannsbild gehört, aber... Aber, das war es, daß der Sixt, Jung wie er war, noch keinen Umgang hatte mit den Weiberleuten und jetzt im Krieg war so was schwer zu lernen. „Sixt, du hascht Ja keine, die so was braucht!” meint der Oberjäger sanft und wollte ihm den Pelz wieder von der Schulter tun. Da aber bekam der Sixt einen brennroten Kopf. „Oberjager”, sagte er scharf und schaute dem andern mitten in die Augen, „Oberjager, einmal packt es mi ah, wart bloß, im nächsten Urlaub] Nachher ischt es ‚guet, bal ma so was zur Hilf hat, auf das die Wei- berleut fliegen!" — So kam der Furggler Sixt zu seinem Silberfuchs. Zu tiefst im Rucksack hob er ihn auf, sorgsam eingemacht in das Waschsackl und trug ihn von Steinkjer bis über den Polarkreis und dann übers Nordkap bis nach Lakself, an den großen Fjord, dann weiter an die Liza, wo die Welt zu end ist. Und wenn Ihm Zeitlang wurde nach Berg, Wald, Wiesen und Weiberleut, nahm er seinen Silber- fuchs aus der Tiefe des Rucksackes heraus und strich über den zarten Pelz, über die feinen, wel- Ben Spitzen der Haare, die so fein waren, wie nur etwas auf der Welt fein sein kann, und hatte so seine Gedanken dabel. Oh, die Freude, wenn er, der Sixt, einmal heim- kommt auf Urlaub ins Dörfl hinterm Glockner, den VON KARL SPRINGENSCHMID Silberfuchs über die Achsel geworfen, nur so nebenbei, als tät das so zu jedem richtigen Ur- lauber gehören, der aus Norwegen kommt! Wie da die Weiberleut die Fenster aufreißen Überall, aus allen Häusern kommen sie und schauen; denn so was, das er da nur so beiläufig mit sich tragt, das haben sie noch nie nicht gesehen, solang die Welt steht. Weiberleut, hö aufl Der Furggler Sixt ist da mit seinem Silberfuchs! Wie die Sonn schimmert auf dem Pelz, wie die weißen Spitzen glanzen! Aber er, der Sixt, er geht ganz ruhig wie Immer die Gassen hinunter, als wenn nix wär, spürt doch heimlich, wie die Weiberleut schon die Finger dran haben, an seinem Pelz, und nimmer weg- kommen davon. Wie man Gimpeln fangt mit der Leimruten, so fangt er die Welberleut mit seinem Silberfuchs! Drei, vier, siebene hängen schon dran, achte, neune, er braucht grad die rechte aussuchen (os. Oberbergen) "Kartenstudium » Studio di carte noch. Dann hat er auch die Seine, wie die andern alle die Ihre haben. . Was ihm bisher nicht recht von derHand gangen ist, eine richtige, saubere Dirm zu kriegen, daß die Leut Im Dorf nimmer lachen über ihn, den einschichtigen Sixt, wie leicht geht das jetzt, wo er seinen Silberfuchs hatl — Und so geschah es einmal im Winter, daß der Urlauber Sixtus Furggler nach Kals kam, heim Ins hinterste Tirol und als er seinen Rucksack auspackte... „Sixt, was hascht denn da?” schreit die alte Furgglerin ganz erschrocken, nimmt den Silber- fuchs in beide Händ und hält ihn in die Sonn. „Was willst denn mit dem Zeug?“ fragt sie und schaut mißtrauisch auf ihren Buben, „Schlan, gell Mueter, schian!” „Sixt, I kenn di nimmer’, sagt die Mutter und forscht lange in seinem Gesicht und schüttelt den Kopf. Da lacht er bloß, der Sixt, und wirft das Füchsl, das silbrige, in die Luft und fangt es wieder und zieht los damit, hinaus ins Dörfl, — Ja, was hat so eine Urlaubermutter alles auszu- halten die langen vierzehn Tagl Ist er draußen vor dem Feind, hat eins die Sorg mit ihm, und ist er daheim, ist die Sorg nicht geringer, wo es so viel jungs Weiberleut gibt, aber keine, die ihr, der Furgglerin, so aufs erste recht wär für den Sixt, ihren Buben. Und überhaupt, einer wie der Sixt, wie leicht bleibt so einer bei der unrechten hängen! Und dann Ist es aus; denn so was geht gleich aufs Leben. Drum braucht so eine Sach eine gute Zeit, meint die Furgglerin, und nit bloß einen notigen Urlaub. Aber, einem Urlauber, einem Jungen, das weiß sie wohl, darf man nit dreinreden in sein Ge- schäft, auch wenn er nächtlicherweis ins Dorf streicht und was so dabei ist... 742 So wartet die Furgglerin bloß auf den Sonntag, ob da etwa gar schon eine im Dorf ist, die den Silberfuchs tragt, etwa gar die schwarze Thres vom Figerbauerl Der tät sie ihn nit gönnen, den Pelz, und erst recht nit den Sixt! Aber, Gott sei’s gedankt, die Thres hat ihn nit, den Pelz, und die Lies vom Aschauer hat ihn auch nit, und auch die kleine Moidi vom Bachmüller nit. Da ist der Furgglerin schon leichter. Daheim, derwell er, der Sixt, In den hellen Tag hineinschlaft, schaut sie heimlich in seinen Kasten. Ein wenig fürwitzig darf so eine geplagte Ur- laubermutter wohl sein. Friedsam hängt der Silberfuchs an seinem Nagel, unschuldig, als wüßt er gar nit, zu welchem Geschäft er auf der Welt ist. Aber über die Nacht, — bloß einen Spalt tut sie beim Kasten auf, die Furgglerin — oh, heiliger Schrecken, Ist der Fuchs wieder weg! Und hängt doch wieder, Gott sei Dank, am anderen Tag ruhig an seinem Nagel. ‚Oh, was ist so ein Silberfuchs für ein unheim- liches Wesen! Einmal ist er da, einmal ist er weg. Es Ist kein Verlaß auf Ihn und glaubt man, Jetzt hockt er ruhlg daheim, schon ist er wieder durch und auf in der Nachti Das liegt Ihm wohl im Blut, daß er nit auf seinem Platz kann bleiben, wenn es finster wird draußen und wenn die Sterne am Himmel stehen und der Mond mit seinem falschen Licht. Noch nichts im Leben hat sie so ge- plagt, die Furgglerin, wie der verflixte Silber- fuchs, der unheimliche, die vierzehn Tage lang. Aber kein Wort kann sie reden mit ihm, dem Sixt, so arg sie auch die Sorg plagt. Sie drückt alles hinunter und wartet still und voller Geduld, wie nur eine Urlaubermutter warten kann. Und am letzten Tag, am Sonntag In aller Früh, da ruckt der Sixt zum Ofen hin, wo die Mut- ter grad das Butterfaßl treibt. „Mueter”, sagt er. Da horcht die Furgglerin auf. „Mueter, i hab mier denkt. tut einen tiefen Schnaufer. „es wird wohl nit die Figerbauern Thres sein“, denkt die Furgglerin in ihrer Angst, „oder gar die Aschauer Lies, die scheinheilige, oder die Bach- müller Moidl ...“ „I hab mir denkt, Mueter”, sagt der Sixt und steht auf. Und aufstehen muß sie, die Mutter selber, und dann greift er hinter sich in den Kasten und hängt ihr den Silberfuchs um den Hals! „Schian, Mueter, schlan“, Juchzt er und hebt voller Freud seine Mutter in die Höh mit beide Händ. „So schian Ischt er no nia nit g’wesen, Mueter, der Silberfuchsl" „Narr, du’, fahrt die Furgglerin auf, „hascht dir keine Füchsin g’funden zu dein Fuchs?” Da schupft der Sixt bloß die Achsel und druckt eine Weil hin und her. „Mueter”, sagt er schließlich, „dös Ischt so: die eine, die möcht bloß den Fuchs und nit ml, Die'andere die möcht I, aber die mag mi nit, mitsamt mein Fuchs, und die Dritte, die mag den Fuchs nit und mi ah nit. Jetzt hab I mir denkt, der Fuchs Ischt eigentlich grad das Rechte für di, Mueterl, wo du eh allweil das Reißen hascht im Gnackl" Und so geschah es, daß der Urlauber Sixtus Furggler an Jenem Sonntagmorgen Ins Dorf ging mit seiner Mutter, und die Furgglerin mußte den Silberfuchs tragen, schön Über die Schulter, daß die feinen, silberweißen Spitzen bloß so glanzen und die Thres der helle Neid packt und die Lies nebenbei, und die Moidl, Denn so ein Viech, wie der Silberfuchs eins ist, sagt der Sixt, wie er wieder zu seinen Kame- raden ans Eismeer kommt, hat ganz was Besonde- res in sich und ist allerwegs besser fürs Rheu- matische als fürs Verliebtsein, 1" sagt der Sixt und {R. Krlasch) Der Liebesbrief „Merkwürdig, in Maschinenschrift verliert das Wort ‚Über alles geliebtes Stachelschwein!" sofort an Wärmel“ La lettera d’ amore: “Strano! ... nello scritto a macchina I’ espressione; ‘O sopra tutto amato Istrice!, perde tosto di calorel,, 743 Der historische Roman - Il romanzo storico (6. Gaggell) „Lasse ich jetzt die Kaiserin Messalina gespickte Nachtigallenzungen ‚oder bloß panierte Goldfischflossen essen?" “Ch io faccia adesso manglare all’ imperatrice Messalina lingue di poppagallo lardellate © soltanto pinne panate di orate?,. HERR MIT LAUNEN Trittst du an einem trüben, regnerischen Morgen aus deinem kleinen, bill'gen Einfamilienhaus, trägst hinter deinen Brillengläsern graue Sorgen, die Welt sieht häßlich, nackt und schmutzig aus, dann wird der Kragen dir auf einmal eng und enger, und deine Frau hat die Manschetten wieder nicht gestärkt, die linke Hose ist zu kurz, die rechte länger, zum erstenmal hast du den schlechten Sitz bemerkt. Und überhaupt merkst du, du wirst jetzt auch schon älter, zum Überfluß narrt dich der Hund von nebendran, die Witterung wird jetzt auch immer kalt und kälter, das fehlte noch, jetzt fängt es schon zu wintern an. Beginnt der Junge heute abend noch zu weinen — _ das geht ja jedem auf die Nerven mit der Zeit — dann haust du alle Türen zu und trinkst dir einen. Im stillen hoffst du, daß der Junge abends schreit. — Nein, heute soll bloß keiner blöde mit dir spaßen! Du trägst den Schirm und deine Launen ehrlich durch die Welt. Und schreist zu Gott, er soll dir eine and’re Welt verpassen; doch Gott ist auch ein Herr, dem eine Laune mal gefällt. WILLY PFEIFFER 744 Wir waren wie die Kinder Von Peter Reimann Wir hatten Kaninchen, die schönsten, die man sich vorstellen kann: Angora in allen Farben, ob man es glaubt oder nicht. Sie liefen frei umher in einer An großen Schuppens, der wohl früher einmal, bevor wir das Haus be- zogen, als Bootsschuppen gedient, denn das Grundstück befand sich un- mittelbar am See. Unten, wo der Feigenbaum stand, war eine kleine Tür in der Mauer, die führte auf einen schmalen Steg, der ein ganzes Stück hinaus auf das noch seichte Wasser ging. Dort saßen wir oft und ließen die Beine baumeln; das war sehr schön, denn der Steg schwebte nicht höher über der Oberfläche als eine Unterschenkellänge, und wir konnten so die nackten Füße hin- und herfahren lassen wie glschtspritzende Motorboote. Oft angel- ten wir auch; man sah die kaum fingerdicken Fischlein sich um den Köder drängen In dem klaren, grünen Wasser; es sah aus, als wollten sie sich um eine klägliche Brotkrume balgen. Wir waren wie die Kinder. Achtzehn Katzen hatten wir, alle kohlschwarz mit einem kleinen weißen Stern auf der Brust; für die kauften wir täglich beim Fleischer ein, der schüt- telte den struppigen Kopf über uns, Aber wir kümmerten uns nicht darum; mochte er denken, was er wollte. Uns schien täglich die Sonne; wir liebten das Leben wie uns selbst. Aber die Hauptsache, von der ich erzählen will, waren doch die Kaninchen. Wir brachten es nie über das Herz, eins von Ihnen zu schlachten. Gott, sie waren so liebe, verständige Geschöpfe. Und oft brachten wir halbe Tage zu unter ihnen in dem Schuppen; sie kamen uns entgegengehopst, setzten sich im Kreise um uns auf, manche beschnupperten uns die Füße, Dann kauerten wir uns nieder, Anja und ich, angelten uns hier und da einen der Wollbälle und begannen, ihn zu kraulen wie ein Kätzchen. Sie verstanden es nicht, zu schnurren, um ihr Behagen auszudrücken, aber sie hatten eine andere Art, üns dies kundzutun, indem sie nämlich kleine, schnelle Atem- züge durch die fast geschlossenen Mäulchen taten, daß es klang wie das Schnaufen einer Lokomotive in welter, weiter Ferne. Und geduldig waren sie, daß sie sich alles gefallen ließen, auch wenn Anja sie ungeschickt kämmte, Ich stand daneben und redete dem armen Opfer ihrer Trimmver- suche beruhigend zu. Ich sagte es — wir waren wie die Kinder. Mit zwei Kaninchen hatten wir begonnen, und mit einer schwarzen Katze. Die Katzen wurden im Laufe der Zeit achtzehn, dann blieben sle bel dieser Zahl stehen, denn da war ein Schuster im oberen Dorf, der aß sie leiden- schaftlich gern gebraten; die Kaninchen indessen wurden so viele, daß wir sie allmählich nicht mehr zu zählen vermochten. Die Rammler waren richtige Schelme; wenn sie nicht beobachtet wurden von Menschenauge, wat Mord und Totschlag unter Ihnen — sobald aber Anja oder Ich auftauchte, verwandelten sie sich im Augenblick in friedliche Wollbälle, taten als wäre nichts gewesen und übersahen lässig die umher- schwebenden Haarbüschel, verräterische Überreste ihrer Kämpfe. Manchmal fanden wir sogar Blutspuren, so hart auf hart war es gegangen. ‚Aber in unserer Unbekümmertheit kamen wir nicht auf den Gedanken, die Kampfwütigen zu trennen. Ach Gott, wie hätten wir auch Hasen und Häsin- nen unterscheiden können, ahnungslos, wie wir waren?... Es kamen ständig mehr winzige Wollknäuel zur Welt, bis es In dem Schup- pen wimmelte wie in einem Bienenhaus, Wir lagen den halben Tag auf den Knien und rupften Gras für das Getler; auch auf den Gedanken, eine Sense zu kaufen, kamen wir nicht. Und wenn wir darauf gekommen wären, wie hätten wir dieses Teufelsinstrument dann bedienen sollen? Am Ende be- reitete uns das Grasrupfen Vergnügen; wir hatten eine Art Wettbewerbs daraus gemacht. Wer seinen Korb schneller füllte, bekam einen langen, sehr zörtlichen Kuß vom Verlierer; einen „großen Kuß“, wie Anja ihn nannte. Einmal besuchte uns eine berühmte Bildhauerin. Sie habe von unseren schönen Tieren gehört, sagte sie, und sie wolle eine Katze und ein Kaninchen kaufen, Anja lachte hell auf, ich schüttelte ent- schieden den Kopf; wir sollten mit unseren Kindern Handel treiben? Ob sie sie wohl einmal wenigstens besehen könne? Ja, das ginge zu machen. Aber die Katzen ließen sich nicht blicken. Nur ein Paar grünfunkelnder Augen blinzete mir von unter einer Agave schelmisch zu. Da ist nichts zu machen; ich muß natürlich tun, als sehe ich nichts. In dem Kaninchenschuppen schlug die Künstlerin die Hände über dem Kopf zusammen vor Entzücken. Nein, so viel herrliche Modelle auf einmal habe sie nie gesehen! Ob wir nicht, da wir so viele haben, am Ende doch, ..? Ausnahmswelse? Sie sei nämlich Tierbildhauerin, ja. Hm, am Ende gaben wir ihr unseren prächtigsten Rammler gegen ein Meer- schweinchen. Wir waren sogar ganz zufrieden mit dem Tausch. Ob man nun wohl eine Kreuzung zwischen Angorakaninchen und Meerschweinchen er- warten könne, fragte mich Anja. Ich lachte. Nein, nein, sagte sie, Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe ‚Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat München an der Hauptpost, Residenzstraße 3, Telefon 24305 Trösten Sie sich, Herr Schmitz... Das gibt es, daß Cinzano aus- verkauft ist. Das gibt es sogar recht häufig. 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Kreppartige Gewebe aber getrocknet bügeln. Wichtigl Feinwäscherichtigsortieren. Helleund dunkle Sachen getrennt einweichen und ge- trennt waschen. Waschmittel sparen! In dem- Am Festtag selben Waschbad, in dem Helles gewaschen einen wurde, anschließend dunkle Sachen reinigen, >> DEUTSCHE REICHSPOST vorsorglich bei feuchtem Wetter genommen.schützen die Almungsorgane und bewahren vor Erkältungen, Millionen sparen bei der Postsparkasse. Täglich t In Apotheken und Drogerien werden es mehr. Man erkennt die vielen nur Orig.Packungen RM.-.30 +90 Vorteile, die gorade das Postsparen bietet Einfach und bequem steht an allen Orten Großdeutschlands die Postsparkasso zur Verfügung. (Farbempfindliche Sachen nicht einweichen | und stets mit Essigzusatz waschen.) | W AUE Der alibewährte zuverlässige, gute Kamerad der Soldaıen von 1870 und 1914 VAUEN NürnbergS älteste beutiche Bruyöre-Pfeiten-Fabrik machen Gesicht und Auftreren sympathischer. 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Als sie Jedoch das Meer- schweinchen sah, nutzten auch die paarLire nichts mehr. Aber wir mochten das Tierchen doch nicht hergeben. Nie haben wir einen erwachsenen Menschen in so einem Zustand gesehen, wie die Alte nach unserer Weigerung! Sie trampelte mit ihren ausgetretenen Latschen auf dem torfenen Schup- penboden, daß die Tiere in panischer Angst in die Ecken stoben, Gott, und ihre Augen kamen Da fing sie an, Und wir lachten! mit einemmal so weit aus den braunen Höhlen, daß man sie hätte mit einer letzten Umdrehung aus der Fassung schrauben können. Es wirkte der- art komisch, daß wir, die wir vielleicht beide auf denselben absurden Gedanken gekommen — uns nicht mehr zu halten vermochten vor Lachen. das Meerschweinchen zu be- sprechen, zu verfluchen; ja, ja, es werde inner- halb von drei Tagen tot seinl... Dann wankte sie aus dem Schuppen, aus dem Garten, und fluchte noch immer... Am nächsten Morgen stand Anja schon sehr früh auf, sie mußte doch nach dem verfluchten Meer- schweinchen sehen. Aber es lebte noch, Am zweiten Morgen erwachte ich, und da hatte diese komische Frau das Tierchen doch bereits zu uns ins Bett geholt. Mit Kennermiene stellten wir gemeinsam fest, daß os sich noch immer der besten Gesundheit erfreue, Am dritten Tag aber kehrte Anja mit lautem Ge- kreisch von ihrem morgendlichen Neuglersgang aus dem Schuppen zurück, Ist das Meerschweinchen tot? Nicht die Spur, Anja, es ist nur gerade dabel, Junge zur Welt zu bringen, Der Fluch war gebrochen. Gott, wie haben wir gejubelt! Am Nachmittag er- fuhren wir, daß die Ziege der Hexe samt ihren drei Zicklein mit aufgeblähtem Bauch das Zeit- liche gesegnet hatte. Da war des Allerhöchsten strafende Hand im Spiel! Beinahe hätten wir das Grasrupfen vergessen an diesem Tag, vor lauter „großen Küssen“, die das Fest feiern halfen Wir waren wie die Kinder... NS) AALTLALFLALATRTATLAL ETC PInKınder GeNuHZRIELOöfel voll! Verbessern Sie sich beruflich helfen Ihnes dabei durch unsare erprobten Pernlohrgänge ... Nun hören Sie eine der vielen Stlin« men über unser Lohrsystem! Außer Ihrem Lehrmaterial habe vch zur Zulassung zu einer Abe schlußprüfung un einer höheren tehmishen Lehranstalt noch eie Ertoig beuandenen Prüfung it cu mır ein Bedürtnin, Ihrer Lehran- stalt für Ihre Unterstützung und Bevonden: und gut zu dan hiebaten ühm verdanke uch in erster Linie m Geislmgen, 63.43, Heidenheimer Straße 108. Eugen Schaal, Ing. ‚Wir unterrichten In Maschinenbau, Elektrotechnik, Autobau, Flugzeug bau, Verlangen Sie umson« Studienprograinm. PR Geseilschalt m. ürstendamm € 1/9 genügt! Eine dünne Schicht Aadklora -Zahnpasta reicht aus, die Zähne gut zu pflegen. Also nicht unbekümmert viel nehmen. 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Nur tropfenweise in das Zahnfleisch einreiben 746 immer ein Zeichen für photogrophifche Wertorbeit LIEBER SIMPLICISSIMUS Frau Mathildchen hatte es mit den Mandeln. Eines Tages ging sie zum Spezialarzt und ließ sich die Mandeln pinseln. Der Arzt verlangte dafür zwanzig Mark. Frau Mathildchen war entsetzt und rief: „Aber! Aber! Für zwanzig Mark kann Ich mir doch die ganze Küche streichen lassen!” J.H.R. * Der Intendant vom Görtnerplatztheater ist stets auf der Suche nach neuen Talenten und wirk- samen Bühnengesichtern. Kürzlich fuhr ich mit ihm nach Tegernsee. In Holzkirchen siieg ein großer dicker Mann mit einem langen weißen Vollbart zu uns ins Abteil. Der Intendant deutete versteckt auf ihn und flü- sterte mir zu: „Mit einem richtigen Auftrittscouplet müßte der sehr gut wirken!” I.H.R. * Uwe und Evi gingen in einen Tonfilm. Hand in Hand zur Kasse. Evi flüsterte: „Nicht ganz vorn, liebster Uwel“ „Ganz hinten, zärtliche Evil" Sie traten Statt Iod- el | YIKTORIA| Jepso! "ir zior dußenbichen Desinfektion | Motor reinigt Verletzungen im Haushalt, Polstermöbel bei Gartenarbeit, im Be- ruf und beim $port durch Schnitte, Stiche, Risse, Bisse u.dgl.sollman zur N dung von Entzündungen und ungen sofort " mit der bewährten Sapso- Tinktur desinfizieren, COKO-WERK K.G. Inhpeinaten und Dingen. METZ Infianen ab PL undTupt | aan un PL | Wo darf ich Pfeilring Haut-Creme verwenden? Wo os gut tut, dahin ge« hört heute Pfeilring-Haut- ec. Das Schöntun ist weniger wi Wenn Sonne oder Wind die Haut austrocknen, Kälte oder Nüsse sie rissig und spröde machen, hilft Pfeilring- Haut-Cremo, Man muß je- doch jetzt sparsam damit on ; daher verwendet Mutter sie hat ein. mal für die zar- nicht verschw« also.oft KRONEN- KRAWATTEN-FA N I Klingen sparen, Sonnal verwenden | rite M. Tibet) BERLIN Ca SEKTKELLEREI CHR. ADT. KUPFERBERG || größer werden ‚; (auch Erwachsene) 9, 10, uno 4 & co. 11cm Erol wurden gemaiden je -MAINZ- a - Fa. Linthout, Kı hüb: GESRUNDET e ae En a Uwe verlangte zwei Logenplätze. Rücksitze mög- lichst. — Die Kassiererin sagte: „Dort werden Sie aber den Film schlecht sehen!” „Das macht nichts“, entfuhr es Uwe. Evi errötete. — Evi wollte es wieder gutmachen, „Wir kommen nur wegen dem Ton’, sagte sie schnell. I.H.R - Familientag bei Kröpkes. Thema: Soll Kurt zu Ostern auf die Mittelschule? Oder soll er nicht? Alle waren dafür. Nur Tante Sofie nicht. „Nee", sagte sie, „bloß nich auf e hohe Schule. Uemmer- zu Physik und Chemie un so — da wird er tscha von verrückt.“ Der Familienrat lächelte milde. „Aber Tantel Von der Chemie wird niemand verrückti” Tante Sofie überlegte einen Augenblick, dann riet sie mit beschwörender Stimme: „Kinners, Kinners, Chemie und Wahnsinn wohnenineinemHaus!” HR. baukultur Siziliens, vıno oı Ihrı halter: nur ve Fü Füll Münchner y) D nftnabterhi 300: | Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wein Vollmundig, würzig und gehaltvoll will er an- dächtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genossen werden. FLORIO MARSALA srcrLia|) LESEN Sie auch die ‚Jlufteieete Deeffe Das heilende Wundpflaster In allen Apotheken u.Drogerien Carl Blank,Bonn am Rhein AHltnakerfi und Tinten PAUL STREBEL - GERA + GEGR 1872 Nur durch deutschen Bodens sind eine Kraftquelle für den RAR | | schaffcnden Menschen. Adolf Justs Luvos-Heilerde ist ein reines Naturerzeuguis ohne chemische Bein reinigt und entgiftet und hung. 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Fobrik: Heidelberg GESCHICHTE DES VERLIEBTEN HALTEBÜGELS Es ist gegen Mitternacht und der Straßenbahn- wagen fährt blaßwangig und blauäugig, mond- beschienen wie ein Elfenkönig, ein Kränzlein aus elektrischen Funken auf dem Haupt, ins Depot. In der letzten Kurve stößt er noch einen schrillen Schrei aus, um dann wohlig aufstöhnend im Innern der Halle zu verschwinden. Der Fahrer nimmt die Kurbel ab und eine Frau kommt mit dem Besen. Sie fegt die BillettIn aus den Ecken, findet stirn- tunzelnd einen angebissenen Apfel, um dann aus einer liegengebliebenen Zeitung schwer atmend einige Sätze aus dem Leitartikel zu lesen. Kurz darauf verlöschen die Lampen und eine faule, lastende Dunkelheit wälzt sich dickhäutig auf den Sitzen, knurrt einmal auf, um dann durch unbe- kannte Schlitze und Durchschlüpfe In den Schlaf einzusickern. Die Fenster lassen müde die Augen- lider hängen, das Trittbrett ruht zusammenge- kauert wie ein Gnom. Die letzten Lichter ver- löschen, ein großes Tor wird mit fernem Donner- grollen zugestoßen. Dann ziehen ungestört und friedsam gleich den ‘Sternen draußen, dem glei- chen kosmischen Uhrwerk eingefügt, die Dinge träumend ihre Bahn. Es könnte wie zu Beginn der Schöpfung alles gut sein — wenn nur er nicht seufzte. „Wer seufzt denn hier?" Das Schild am Fonster hat zappelig diese Frage gestellt. Neur- östheniker haben solch leichten Schlaf. „Es hat Ja niemand geseufztl* — „Ruhel” — Jetzt Ist es noch deutlicher zu hören: Jemand seufzt. Auch die Glocke wird nun unruhig und Ist mit einem Schlag hellwach. „Es Ist beim Eingang linksl" — „Da hängt einerlll” — Hui macht die dicke blaue Fliege, die schon drei Tage mit dem Trambahn- wagen spazlerenfährt, indem sie mit akrobatischen Flugkünsten ausgestattet, Sturz und Kreis ver- bindet. Es rasselt die Kette, es modert aus Grüf- ten und dann sagt einer mit verwehender Grabes- stimme: „Ich bin esl” — Es ist der Haltebügel. — Er ist der Jüngste im Wagen. Vor einigen Wochen erst wurde er ausgewechselt, Sein helles Leder glänzt und funkelt. Doch geht Ihm sicherlich jene Lebenserfahrung ab, die mit Hängebacken, Bauch und Bruchband teuer genug erkauft zu werden pflegt. Wonn Jeder seine Gefühle, seine Empfin- dungen, seulzend vor Glück oder Trauer, äußern wollte, wo kämen wir hin! Wo bliebe, wenigstens VON ROLF FLUGEL für einige Stunden eines vierundzwanzigstündigen Tages die nötige Stillel Nur Backfische dürfen In ihr Frühstücksmarmeladebrot hineinweinen, den Busen heftig bewegen und Klage und Anbetung dergestalt vereinen, daß ruckartig ein glucksen- des Lachen daraus wird.” Backfische sind explo- sive Geschöpfe, ein Haltebügel — sagen Sie „selbst — hat zu schweigen, im Dienst sowohl wie nachher. So mußte er sich auch mit Recht von einem zerknüllten Fahrschein, der längere Zeit für ein Buch von Christian Morgenstern als Merk- zeichen benutzt worden war, den Ausdruck: „Lächerlicher Gingganz“ gefallen lassen. Nun könnte eigentlich wieder, wenn auch nicht ein schöner, so doch ein Schluß und auch in der Welt der Dinge und Sachen Friede sein, wenn nicht der Fußabdruck jener geschwätzigen Frau aus der Humboldtstraße gewesen wäre. ", druckst er aufgeregt von seinem Platz und bläst den litera- tischen Fahrschein mit einem einzigen Puster unter eine Bank, „haben Sie einen Kummer? — Fehlt Ihnen was oder seufzen Sie nur so? Da hat meine Frau einmal ein Zimmerfräulein gehabt; was meinen Sie, wie die geseufzt hat und nie eine Antwort gegeben! Dann Ist sie aus dem Fluß herausgezogen worden, grün und Algen im Haar. — Aussprechen muß sich der Mensch, glauben Sie’s mir!" — „Gibt es keine Ruhe mehr”, ärgertsich scharfzüngig das Plakat an der Scheibe. Der Fußabdruck aber wispert welter aus der Gegend seines Absatzes: „Sprechen’s Ihnen aus, Sie kriegen es sonst leicht auf der Brust.” — Da hängt nun der Haltebügel und einmal scheint es fast so, als würde ein kurzer trockener Husten seinen Körper erschüttern, als würde aus der asthmatischen Tiefe seines Innern eine Art ziehen- des Stöhnen kommen. Aber es war die Luftschutz- sirene und jetzt werden sie schnell alle wach. Auch der Kurbelansatz, der bisher träg den Kopf auf die Arme gestützt, im Gehäuse ruhte, der Vorhang, der Jetzt lebhaft zu wedeln beginnt, die Lampen, die kurzschlußartig aufblitzen. "Wie Löäm- merwölklein um die scheidende Sonne, so lagern sich die Dinge nun um den Seufzenden, der jetzt von den ersten Flakabschüssen umbellt, stöhnend zu fragen beginnt: „Gibt es keine Bombe für mich! — Gibt es keine Bombe für mich!” — „Den KOMODIE IN DREI KUSSEN Von Arthur Rimbaud . Deutich von Gerhart Haug Sie war fehr Ipärlich angezogen: Der alte Baum indeffen fah Sie fchelmifch und die Zweige bogen Sich facht ans Fenfter, nah, ganz nah! Sie faß im großen Stuhl und legte, Halb nackt, zuhauf die Hände klein, Voll Luft und Schauern und bewegte Das Füßchen zart, fo fein, fo fein! Ich fah ein Bündel vieler Strählchen Ganz leuchtend durch ihr Lächeln zittern, Und auf der Bruft die kleinen Mälchen Sich mit der Rofenhaut verzwittern ... Ich küßt’ fie an den feinen Knöcheln. Da fcholl in jähen Trillerfall Ein Lachen und das ward ein Lächeln Und war ein Klingen wie Kriftall. Der kleine Fuß jedoch gefchwinde Floh unters Hemd: »Gib endlich Ruhl« Die erfte Kühnheit, die ich finde, Straft mir ihr Lachen noch dazu. Was zitternd meinen Mund entzüchte, Küßt’ Ich, der füßen Augen Schimmer, Indes fie trogig rückwärts blickte Und rief: »Ob, das Ift noch viel fchlimmerl« »Mein Herr, - ein Wort - ein wenig fachte, -!« Auf ihre Brut warf ich die Glut Zulestt in einem Kuß; fie lachte Und lachte fchön und war mir gut! Sie war fehr fpärlich angezogen: Der alte Baum Indeffen fah Sie fchelmifch und die Zweige bogen Sich facht ans Fenfter, nah, ganz nahl 748 hat es bös”, wirft der Fußabdruck ein und rückt sich neuigkeltslüstern zurecht, so wie es einer macht, wenn im Film der Verführer in Vorberei- tung einer neuen Gaunerei hinter der fremden Schlafzimmertür nichts Negligeartiges, sondern die gerechte Strafe antrifft — „Dann erzählen Sie schon!” ruft das Plakat schnarrend, „Bei der Schleßerel Ist an Schlaf sowieso nicht zu denken” und das Kurbelgehäuse brummt aus seiner mecha- nischen Tiefe eine Zustimmung. Der Haltebügel schaukelt einmal leicht hin und her, gibt einen knarzenden, klagenden Ton von sich und beginnt von Seufzern und schließlich von Tränengüssen unterbrochen, seine Geschichte. Es handelt sich, wie schon gesagt wurde, um einen Jungen Haltebügel. Solche tragen Ihr Herz auf der Zunge und die Wehmut und das Gemüt gleich unter der Politur des Leders. Er war wohl auch etwas weich geraten und es wird verständlich, wenn man erfährt, daß er ursprünglich ein Damen- gürtel hätte werden sollen. Noch vor seiner Ent- stehung träumte er von der sanften Rundung und der milden Wärme jener Hüfte, die er einmal in unersöttlich heißem Liebesverlangen pressend und saugend umschlingen wollte. Nun hing er als Haltebügel, schaukelte in den Kurven Im Takt mit den andern, sah uninteressiert über die Köpfe der Fehrgäste hinweg und nahm mit einer Art körper- lichen Unbehagens die ersten groben Hände auf, die nach ihm griffen. Bis an jenem Nachmittag das Mädchen kam. Sein Mund war eine erblühte Purpurrose. Es hatte Grübchen in den Knien und ein schmales, weizengelbes Band im schwarzen Haar. Unter den schlanken Triumphbögen Ihrer Augenbrauen, in der flatternden Tiefe dunkler Augen bewegte sich ein Festzug der Lebenslust mit allem ebenso strotzend wie lässig gegebenen Prunk der Jugend hin und her. Das Wesen ver- band die Fülle des Barocks mit der fodernden Anmut der Katze. Als sie dem Schaffner Ihr Fahr- ziel nannte — das war wie Meisengezwitscher. Der Haltebügel, allen physikalischen Gesetzen zum Trotz, hielt am Ende der linken Bahn Im Pendeln ein. So verharrte or anbetend. Dann trieb sein Blut in harten Stößen durch das Leder. O Himmel, stöhnte er, wo sind deine Dome, um solche Glückseligkeit zu fassen. — Das Mädchen, in einer Kurve gegen eine dicke Frau geworfen, griff nach ihm. Für einige Sekunden spürte der Haltebügel, von schreckvoller Lust umspült, die Wonne Ihrer Last. Aus dem zarten Gitterwerk des Handschuhs strömte die Wärme auf den Glühen- den über. Für ihn war die Welt versunken. Er versuchte sich zu dehnen, um noch den feinen Gischt der Lockenhaare zu streifen. Schlen die Angebetete jetzt etwas von diesem Jugendlichen Ansturm eines fiebernden Herzens zu spüren? — Jedenfalls zog sie den Handschuh aus und gab Ihm mit einer schnellen, entschlossenen Bewegung die Hand — die nackte Hand. Der Haltebügel verlor das Bewußtsein. Als rotflammender Feuer- ball stürzte er in die vlolette Nacht der Ewigkeit. Als er wieder zu sich kam, war die Koiselmayer- straße erreicht. Das Mädchen lockerte den Griff und der Haltebügel bebte, es könnte In der Kol- selmayerstraße zu Hause sein. — Kolselmayer- straße, rief der Schaffner. Aber es kam anders und nachträglich kann man sagen: Wäre die Ge- lockte doch ausgestiegen! Hätte sie doch In der Koiselmayerstraße in einem schlichten Dachstüb- chen Ihr Dahelm, um sich unter dem traulichen Schein der Lampe Ihrer Kreuzsticharbeit hinzu- geben, sinnend des Geliebten gedenkend — des Haltebügels! — Aber auch die Welt der Dinge Ist rauher und voll tückischer Zufälle. Auch Halte- bügeln, Staublappen und Elektromotoren dröhnt das Gelächter der Hölle. Unter ihrem teuflischen Grinsen betrat Jetzt der Junge Mann den Wagen. Er war eigentlich mit Halsschmerzen behaftet und Die stille Stunde (K. Heiligenstadt) mu — 17 „Gnä’ Frau — Detlef will seine Schularbeiten nicht machen, Marga liest heimlich unterm'Rechenbuch, das Kleine schreit und der Herr Doktor sagt, er kann seinen Kragenknopf nicht finden!“ — „Na, dann kann ich ja ruhig baden!“ 749 Beim Tarock - Altarocco „Du Slach, du dummer, warum gibscht dei Trumpf-As net hi?“ „Ja mei! ‚In der Beherrschung zeigt sich der Meister‘, hat dersell Landser gsagt, wia s’ ihm eröffnet habn, {F. Bloyor) daß er Vater von Zwilling’ is — und a jeder Zwilling hat außerdem noch a andere Muatter g’habt!" "O testa d’imbecile, perch@ non dal qui il tuo asso di briscola?,, — "Eh, Dio mio! Nel dominio di s& stessi si rivela il maestro — disse anche II terrltoriale — quando gll rivelarono ch’ egli era padre di gemelll e che Inoltre ognuno d' essi aveva avuto un’ altra madrel,, keineswegs darauf erpicht, ein Mädchen zu obern. Er schluckte und griff sith an den Hals, dachte an ein Glas mit verdünntem Wasserstoff- superoxyd und keineswegs an das Fräulein mit dem gelben Band im schwarzen Haar. Bis die nächste Kurve kam, die den jungen Mann herum- schlenkerte wie der Föhnwind ein auf der Wäsche- leine aufgehängtes Handtuch. Nachdem er erst versucht hatte, mit den Knien auszubaläncieren und nachdem die drehende Bewegung, komisch genug anzusehen, bis zum Hals hinauf gekommen war, fand seine Hand, noch knapp bevor nun er bel der Dicken auf dem Schoß zu landen drohte — den Haltebügel. Was schlert es in der Not, daß er schon besetzt war. Verzeihung, sagte der Junge Mann und spürte dabel schmerzlich den geschwollenen Hals. Dann hob sich das Gesicht zu ihm empor. Ein Gesichterl, das ebenso träu- mende Ferne wie die Gegenwart des Verlangens auszudrücken schien, Forderung und duldende Süße, Brand und Kühle. Verwirrt und beglückt zugleich sagte der Mann noch einmal Verzeihung, um dann die Fortsetzung den Augen zu über- lassen; denn mindestens nach dem Pfeilschuß der Liebe ist das Unaussprechliche schaubar. Was galt dagegen die stumme höfliche Politur des Haltebügels, der Jetzt kalten Schweiß auf seiner Stimm zu spüren begann. Die Enge seiner Schlin. — er möchte seine Gestalt verfluchen — wurde zur Kupplerin. Tod allen Haltebügeln, so begann er gegen sich selbst zu wüten. Sie treiben die Menschen zu Paaren. So lag jetzt Hand gegen Hand, so spielten jetzt nach zögerndem, tasten- dem Beginn die Hände miteinan: scheu die eine, Besitz ergreifend die andere, schließlich sich aufrichtend und umarmend, sich inelnander- schmiegend wie glatte Schlangen. Noch war kein Wort gesprochen. Noch erkannte der junge Mann nicht klar, welch wonnige Medizin ihm das Weh zum Hals hinausgetrieben. Jetzt zog er mit Ihr hinaus wie der erste Mensch nach der Erschlie- Bung des Paradieses. Die Endhaltestelle lag schon im Grünen, es sangen ihnen die Vögel und die Sandkisten, trübe, graue Boten eines noch kaum erahnten Herbstes, huben zu Jubilieren an. Eine Glocke gab den Takt und dann begannen Gartenzwerge, dieHände um kleine Blumensträuße fromm gefaltet, ein Lied zu singen. Gar wunder- lich In Schwaden wie Weihrauch schwang der Choral unter den hohen Bäumen. So schritten die Beiden dahin und das schwellende Moos unter ihren Fül wurde zu flaumigen Wolken, über die sich die letzte der sieben Himmelsschalen wölbte, dieLippen wurden zu Schlagrahmtorten, bei denen nach jedem Bissen, wie eben im Märchen, das genleßerlsch Verspeiste nachzuwachsen schien. So weit war der Haltebügel mit seiner Geschichte gekommen. Es sei zugegeben, daß er manches mit anderen Worten erzählte, doch ändert das nichts an ihrem Sinn. Es muß schließlich beachtet werden, daß er in einer tiefen Gemütsbewegung, ja Erschütterung berichtete, so daß auch die Pausen verständlich waren, Zäsuren eines Schmer- zes, Tränen ins Bodenlose lautlos fielen. Die Dinge um ihn, zu Mitbrüdern und Mitschwe- stern geworden, gaben mehr als nur ihr Ohr. Längst war schon Entwarnung gegeben worden, aber noch dachte niemand an Schlaf, Jedem von Ihnen konnte Ähnliches passieren, Jeder Kurbel und jedem Messinggriff, noch dem schmutzigen Fahrscheinheft, das von der Reinigungsfrau über- sehen worden war, Auch die blaue Fliege, die unruhigste aller Geister in der Gemeinschaft dieses Behälters, war still geworden. So zog der Rest der Nacht dahin wie eine Prozession über die Ebene besinnlicher Gedanken, die schönen Höhen edlen Mitgefühls. Fahnen wallten an der Spitze, schwärze Fahnen, als gelte es einen Kon- dukt zu eröffnen, in dem die Leiche selbst noch mitmarschlert. Denn noch lebte der Haltebügel. Wenn er auch zum Tode entschlossen war. Als der Straßenbahnwagen unwillig mit den Rädern knirschend und keineswegs ausgeschlafen im näßlichen Morgengrauen in den Verkehr gesetzt wurde, die ersten Fahrgäste mit hochgeschlagenen Mantelkrägen verdrießlich hustend einstiegen, war er sich Über die Todesart ins Klare gekommen. Aufhängen, so schloß er, könnte noch am ehe- sten seiner düsteren Melancholie entsprechen. Noch muß er, wenn auch geschlossenen Auges und weltabgewandt, Dienst machen. In den Pau- sen, an den Endhaltestellen, wenn die Schaffner eine Semmel essen, geht er, wenn auch erfolglos, daran, sich das Leben zu nehmen. Aber sagen wir es gleich: Es wird schwer sein, sich als Auf- - gehängter aufzuhängen. Vielleicht entschließt er sich doch noch zu einer anderen Todesart, viel- leicht auch trösten ihn eines Tages treuere Hände. Zunächst schreckt er noch vor jeder weiblichen Berührung zurück, (Aber liegt nicht darin schon wieder ein Anfang?) Am liebsten sind Ihm einst- _ weilen die schwieligen Fäuste eines Packträgers, die klobigen Finger eines Bierführers, die Pratzen des Eisenstangenbiegers vom Zirkus. Auch wenn man nicht wüßte, daß es der am Eingang links Ist — der aufmerksame Beobachter würde ihn doch gleich erkennen. Während seine Berufskameraden In den Kurven lustig schaukeln, schwingt er ernst und gemessen, dann und wann von kleinen, immerhin schon langsam schwächer werdenden Seufzern unterbrochen. Verantwerti, Schrift stlo Buchhandlung un. gültig ab 15. Okt. 1941. — Unvo: ide 80 (Fornruf 1296). "München. — Der Sim plicissimus E Pl.; Abonnement im Monat f) to beillegt —Nachdruck verboten — Posischeckkonto München 5920. Ertüllungsorl München. ehrift: München 2 BZ, icheint wöchentlich ei 20. — Anzeigenp lach, Bestellungen nohmen nach Preisliste Nr. 7 JENNY VON KURT GROOS Lange bis nach Mitternacht waren Toldrup und ich unten im Hafen gewesen, und wir hatten wohl an die zwel Liter von diesem Sliwowitz getrunken, und wir waren immer noch nicht so, wie wir es uns wünschten — die Sache mit Jenny hielt uns wach und traurig. Nun gingen wir wieder durch die Nebel, wir fröstelten, und manchmal blieb einer von uns stehen und stierte In das Wasser oder geradeaus; es war ein Elend in dieser Nacht mit uns, ein großes Elend. Bisher waren wir Feinde ihretwegen gewesen, und nun war Jenny nicht mehr, um die all unser tödlicher Haß aufeinander gegangen war, und da hatte ein rätselhaftes Schicksal uns unzertrenn- lich gemacht. Vielleicht dachten wir beide das Gleiche. Ich dachte, daß es gut wäre, bald wieder in See zu gehen, ehe uns der Satan wegen dieser Sauferei um Jenny noch ganz holte. So mancherlei überlegte ich auf diesen ungesun- den Spaziergängen im feuchten Nebelgebrodel des Hafens; aber am Ende hing doch alles mit Jenny zusammen. Mil Toldrup war es wohl genau so, er machte den gleichen Eindruck wie ich; vielleicht packte es Ihn noch stärker, Er hatte Ihretwegen Ja schon lange den Ring gekauft, ehe ich selbst einen zu kaufen wagte. Nun Ilefen wir beide mit einem goldenen Ring inderTasche herum, „Komml’ sagte Toldrup, und wir gingen in eine Wandnische mit einem kleinen grünlichen Licht darüber und dann sechs Stufen nach unten; das war Karstens Keller, der nie schloß, aber auch nicht für Jeden offen hielt, Unten kamen geich zwe' Mädchen wie zutrau- liche Katzen auf uns zu; sie wollten sich an Tol- drup hängen, aber Toldrup warf ihnen einen Blick zu, der wie ein Tritt war, und dann setzten wir uns In die äußerste und finsterste Ecke und tran- ken viel, viel zu viel von einem rötlichen Schnaps, den Karstens jetzt nur noch an Seeleute abgab, weil einmal ein anderer davon nicht wieder er- wacht war. Es war wie immer. Toldrup zog den zerknitterten Brief hervor, er glättete ihn sorgfältig und begann zu lesen. Dabei kannte er den Brief genau so auswendig wie ich. ‘Es war dieser Brief von Jen- nys Schwester; in Lissabon bekamen wir ihn, Wie schonend es Malve uns gesagt hattel „Ein Störkerer hat sie nun für Immer zu sich und von euch und von mir genommen. Nun gibt es keine Jenny mehr, die am Hafen auf den langen Toldrup und seinen Freund wartet, wenn das Schiff noch ganz klein und fern Ist. Es ist so traurig das alles, so unendlich traurig. Das war die schönste Stelle aus diesem schönen Brief, den Malve, Jennys Schwester, uns nach Lis- sabon geschickt hatte. Dieser trostreich gedachte Brief, der uns die Erde nun so düster machte, die schwere Erde ohne Jenny. „Komm!” sagte Toldrup, und wir verließen Kar- stens Keller gegen die dritte Morgenstunde. Wir wollten vor dem Dämmern in der Herberge sein; In unserem Zustand haßten wir das Licht. Wieder schlenderten wir am Wasser entlang, Die Nebel waren schlammiger geworden, und auf uns zu lief eine Gestalt, die wie ein Gespenst schien. Es war aber kein Gespenst, es war die Totenfrau Berendes; beide kannten wir sie gut. Die Totenfrau war baß erstaunt, uns wieder an Land zu sehen; sie erzählte, sie habe ganz deut- lich geträumt, auf unserem Schiff sei hinter Kap Soundso die Pest ausgebrochen, und das gänzlich mit Schimmel überzogene Schiff treibe mit uns Entseelten auf dem finsteren Meer umher. „Komm!” sagte Toldrup. Aber die Totenfrau blieb an unserer Seite; sie schien noch einen Schnaps mit uns trinken zu wollen. Sie war selten aufgeräumt und erzählte Geschichten, die sich im Hafenviertel seit unserer Ausfehrt abgespielt hatten, Geschichten von To- ten und Lebenden, alles Zeug, das uns nicht be- wegte. Uns bewegten nur die Gedanken an ein Mäd- chen, das all die Jahre am Kal gestanden und gewinkt und mit einem Mund, der trunken machte, uns zugelacht hatte, wenn das Schiff anlegte — dieses Mädchen, um derentwillen Toldrup und ich uns früher haßten und jetzt gut verstanden. So ein Elendi Wir waren im Kreise gegangen oder die Totenfrau hatte uns im Nebel herumgeführt, denn wir stan- den wieder vor Karstens Keller, vor der Wand- nische mit der kleinen Lampe, die nun wie ein dumpfschwelender, mattgrünlicher Klumpen im dichter gewordenen Nebel hing. „Komm!” sagte Toldrup und drückte unserer Be- gleiterin ein Geldstück in die Hand, „Trink dir allein einen Schnaps dafür", sagte Ich zu der Totenfrau, „Toldrup und ich wollen noch ein wenig im Hafen herumschlendern und dann zur Herberge gehen — trinke auch einen mit auf Toldrups Gesundheit und einen auf meine Ge- sundheit und auf eine teure Seele.” Die beleidigte Leberwurst Aber die Totenfrau ließ ‚goch nicht ab von Ihrem Geschwätz, sie fragte, ob wir denn schon viele Bekannte getroffen hätten, die meisten von unse- ren Freunden seien ja sehr lustig gewesen In die- ser Nacht, „Komm!” sagte Toldrup. „Weshalb sind welche von uns lustig gewesen?" erkundigte Ich mich ein wenig neugierig, während Toldrup an meinem Ärmel zerrte. „Ha”, sagte die Totenfrau, „ich komme von einer Hochzeit heute abend! Nein, wle komisch, daß man euch nicht eingeladen hat — ist das komischl” „Welche Hochzeit?“ fragte Ich, „Kinder, wißt ihr denn wirklich nichts?” staunte die Alte und stieß mich in die Selte. „Jenny hat heute abend euren Steuermann Andersen gehel- ratet — so eine Partiel Nur Malve ist traurig, ich glaube, sie hätte den Steuermann selbst gern ge- nommen. Ich gönne es Jenny, ich gönne allen Menschen nur das Gute und viel Freude, euch auch!" „Komm!“ sagte Toldrup mit einer ganz unheim- lichen Stimme und. schob die Totenfrau in Kar- stens Keller, als ob sie keine Dame sel. Nun gingen wir wieder durch die Nebel, wir fröstelten, und manchmal blieb einer von uns stehen und stierte In das Wasser oder geradeaus; es war ein Elend In dieser Nacht mit uns, ein großes Elend. (A. Paul Weber) Der gekränkte John Bull (Wilhelm Schulz) „Weißt du, Britannia, ich bin ja sehr für die anglo-amerikanische Verbrüderung, daß der Kerl aber seinen Kaugummi an dein Bett klebt, ist ein bißchen stark!“ Il mortificato John Bull: ‘Sal, Britannia, io sono certo pro fratellanza anglo-amerlcana; ma che quel tipacclo incolli al tuo letto la sua gomma da masticare, questo & un po’ troppo!,, 752 1chen, 25.Novem er1942 - —i rn Pu > Ag EN e Yo REN ne: ; 17. Jahrgang / Nummer 48 30 Pfennig PLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT. MÜNCHEN ıJupDas BDIGENBS ZAND arhe erunnansan = „Es war wirklich an der Zeit, das amerikanische Firmenschild zu ändern!“ - Paese riservato a Giuda: “Era tempo dayvero di cambiar I" insegna della Ditta americanat,, — m Erstaunliche Begegnung - Incontro stupefacente (R. v. Hoerschelmann) VON NEBENAN Schnarchen Sie? Ich habe noch niemand gehört, der auf diese Frage mit einem deutlichen und freudigen Ja geantwortet hätte, obwohl es eine Fählgkelt ist, die nicht alle haben. Aber manche können es vorzüglich, und gerade die sind es, WENN '’S KALTER WIRD Heut fpielt’ Ich gern den Flotten. Wie lang noch bält'st... © meh, die Herren Motten zernagten meinen Winterpelzl Und auch beim Wame aus Loden merkt’ ich's zu fpät... Verfluchte Herapoden, mit eurem Sinn für Qualitätl Werft’ ich die Flint" ins Koren ob dem Malheur? Blieb mir nicht unverloren mein wertgefchätztes Interieur? — Traf aus des Schichfals Köcher mich Pfeil um Pfeil, mas fcheren mich die Löcher! Das Unterfutter it ja heilt Ratatöchr die Ihr Licht unter den Scheffel stellen oder falsch Zeugnis reden wider ihren nächsten Kehlkopf. Zur Entschuldigung muß man sagen, daß noch niemand sich selbst schnarchen gehört hat, es sel denn, es habe ein anderer .ihn dabel auf einer Schallplatte aufgenommen. Wäre dieses der Fall, würde manch einer nicht so unbedenklich schlafen, wo auch immer es sel, Selbst die rührige Schallplattenindustrie hat noch kein Ar- chiv der verschiedenen Typen des Schnarchens auf den Markt gebracht, obwohl es doch leicht möglich wäre, aus der Art des Schnarchens auf den Charakter zu schließen. Vielleicht kommt einmal die Zeit, wo man, ehe man bei einer Firma Anstellung erhält, ein Stündchen vorschla- fen muß, und zwar unter Aufsicht eines Schnar- chologen. Nun, soweit sind wir noch nicht, es wird noch wild geschnarcht und ohne System. Da kenne ich jemanden, der ist ein stiller, zart besalteter Mensch, von leisem Auftreten und freundlichen Sitten. Aber lassen Sie sich von dem mal was vorschlafen! Ha, da kommt etwas her- aus, da prasselt's, da faucht's,. da zischt’s, da knattert's, da ist es wie bei manchen Theater- Inszenierungen, in denen die Stimmen der Unter- welt insonderheit der Furien dargestellt werden sollen. Es entsteht ein wahres Tongemälde. Ach, wenn das zarte Persönchen dies nur ein einziges- mal hörte, die würde nie mehr schlafen gehen. Nun will ich Ihnen auch sagen, warum ich gerade aufs Schnarchen komme. Vorgestern nachts schlief ich in einem Hotel, und nebenan, anscheinend nur durch einenResonanzboden getrennt, schlief auch jemand. Ach, es wird mir stets ein Geheimnis bleiben, wie einer bei so einem Krach, den er 754 noch dazu selbst vollführt, schlafen kann, Wäre ich Musikkritiker, würde ich sagen: der Reiz lag in der oberen Mittellage, die klanglich sehr aus- giebig war und sich nach oben ein wenig zu- spitzte. Ich habe mich demnach am nächsten Tag nicht an den Tisch der lockigen Blondine gesetzt. Foitzick. DIE SIEDLUNG ALS ALBUM Im Gartenftädtchen Blütenau fpaziere ich gern mit meiner Frau. Der Himmel fcheint uns mwohlgeneigt, weil er uns foviel Heiteres zeigt. Die Häuferchen in bunten Reih’n, die möchten teils wohl Villen fein, jedoch fie leiften fchom Verzicht und bleiben Häuschen, klein und fehlicht. Das eine, zierlich von Statur, trägt eine richtige Ponyfrifur: Weit in die Stirn und tief aufs Ohr, zwei Augenfenfter feh'n drunter vor. Wir nannten es kurz und entfchloffen »fic« nach unferer Freundin Annemarie. Man kann es für eine Anregung halten, die Architektur als Porträt zu geftalten. Peter Scher Informationen in Washington (Erich Schilling) „Meine Herren, das geht nicht, daß der eine 10 Prozent und der andere 5 Prozent von den neuen Versenkungen zugibt, anstatt daß beide nur 2 Prozent zugeben!“ Informazioni in Washington: "Signori miei, non va .. « che "uno ammelta il 10 per cento e l'altro il 5 per cento del nuovt affondamenti, invece che ambidue ammettano soltanto il 2 per cento!,, DER LEHRGANG Mit Staunen konnte man vor einigen Abenden auf Straßen und Gassen, In den Straßenbahnen und S-Bahn-Zügen beobachten, wie anscheinend ver- nünftige Menschen in kleinen Abständen gewisse aymnastische Bewegungen ausführten. Sie blie- ven plötzlich stehen, gingen ein paar Schritte weiter, blieben wieder stehen, machten halbe Kniebeugen, öffneten und schlossen die Hände usw. Was ging da vor sich? Hatte man es mit einer neuen Geheimsekte, einem mystischen Verein zu tun, der gewisse rituelle Bewegungen vornahm? Wir sind heute endlich imstande, des Rätsels Lösung zu bringen. Es waren leute, die von der ersten der 16, von dem bekannten Sachverstän- digen Fridolin Hulkefryd In der Technischen Hoch- schule gehaltenen Vorlesungen für neue Klein- gärtner über das Thema „Wie setze ich eine 755 Schiebkarre in Gang?" heimkehrien. Diese Men- schen mußten ständig die vorgeführten Bewegun- gen ausführen, um sie nicht zu vergessen, wäh- rend sie nach Hause gingen. Wie unsere Leser sicher schon erraten haben, handelte es sich um die altbekannte Vorschrift, wie man eine Schieb- karre in Gang setzt: „Man stelle sich mit den Beinen zwischen den Armen, gehe in die Knie- beuge, greife mit den Händen um die Arme, hebe die Beine vom Erdboden und beginne zu gehen.” (Aus dem Dänischen von John W. R. Hellmann) Produktionsumstellung in USA. Wilhelm Schulz) TA te a ru w ze Er er Kurt. „Wolltet Ihr nicht Zwillinge?“ — „Ursprünglich schon, aber wir haben uns von Quantität auf Qualität umgestellt!‘ Trasformazione di produzione negli USA.: "Non volevate gemelli?,,— “In origine sl; ma nol siamo passati dalla quantitä alla qualitäl,, 756 BÜROKRATES VON SCHLEHDORN Wie wir erfahren, erscheinen zur Zeit die „Dialoge des Bürokrates von Mikropolis”“ (um 100 v. Chr.), ediert und kommentiert von Plateau, mit vollem Namen ). J. Plateau, de Platitude, Professor an der Sorbonne. Auch Bürokrates zeigt auf dem Titelblatt Jene aufgestülpte Nase, die vermuten läßt, daß er beim Wandeln in den Sandalen die starkknochigen Zehen aufwärts zu richten pflegte. Das Gesicht der Wahrheit ist häufig häßlich. * Als erster liegt der endlich wiederaufgefundene „Dialogus de formularibus” vor, den schon Quin- tillus Subalternus (Anth, nonsens, IV, 37) erwähnt. Wir geben daraus den Anfang wieder. „Um die Abendzeit, als die Sonnenuhren be- gannen, auch die heiteren Stunden nicht mehr zu zählen, traf Bürokrates auf dem Areopag von Mikropolis den Diogenes aus der Sippe der Dio- geniden. Der hatte die vom Ahn ererbte Tonne auf Räder gesetzt, die von jenem zur Menschen- suche verwandte Laterne vorn rechts angebun- den, und wartete nur noch auf Schlußlicht, Polizei- nummer und Erfindung der motorischen Kraft, dann wäre der Wohnwagen fertig. Von der Groß- raumtonne des Zwergen Perkeo im Heidelberger Schloß ahnte er noch nichts. Er ließ vielmehr seine Beine baumeln, ließ den von Osten kom- menden Wind in den Locken auf seinen Schien- beinen spielen und wußte, daß sein Nichtstun Philosophie sel.” „Es ist mir bekannt, o: Diogenes”, begann Büro- krates das Gespräch, „es ist mir bekannt, daß du etwas blöde bist, Aber Just solche allein pflegen Weise sich zum Zwiegespräche zu er- kiesen. Da merkt man gleich, daß sie selbst Weise sind, Wenn sie dann viel fragen und den andern wenig zu Worte kommen lassen, haben wir die Sokratische Methode.” ” „Mir soll's recht sein”, entgegnete Ihm Diogenes. „Frage nur.” Und Bürokrates hub an zu fragen: „Ist Ordnung besser oder Unordnung?" „Sonder Zweifel die Ordnung.” „Warum also, o Diogenes, sollen wir keine For- mulare ausfüllen? Wisse: der Charakter (nebst den Anlagen) ist der Vordruck (nebst Anlagen) unseres Lebens, den haben wir durch Pflichterfül- lung auszufüllen.” „Höre weiter: Ist es besser, Arbeit zu verursachen oder zu ersparen?" „Zu ersparen sicherlich”, antwortete Diogenes mit Überzeugung. „Wohlgesprochen", erwiderte Bürokrates, „durch Formulare aber spart man Arbeit. Nicht Zutreffen- des zu durchstreichen, Rubriken genau auszu- füllen.” „Wie aber, o Bürokrates, wenn sie auf den Einzel- fall nicht passen?“ Tor", erwiderte der Weise, „Formulare passen immer. Nur die Verhältnisse passen nicht immer in die Formulare. Aber schon der weise Pro- krustes hat uns gezeigt, wie man die Menschen den Betten und die Fälle den Formularen anzu- passen vermöge. Zudem: ist das Frühere früher oder das Spätere?” „Außer bei Wetterprognosen, das Frühere.” „Hat sich das Spätere dem Früheren anzupassen oder dieses jenem?“ „Traun, Jenes diesem.” „Nun also, Diogenes, was war denn früher? Wenn du mit einem Anliegen auf die Behörde von Mikropolis kommst oder dorthin entboten wirst, ist dann das Formular schon da oder nicht?" „Es ist schon da”, entgegnete jener, „In vielen unleserlichen Abzügen.“ „Wenn sonach die Formulare schon vorhanden sind, in einer Auflage, die größer Ist als alle nur möglichen Fälle, so folgt daraus, beim Zeusl, ein Zwiefaches: einmal, daß sich die Fälle den For- mularen anzupassen haben — denn die Fälle sich vorgedruckt zu denken, verstieße fürwahr gegen die Tatsache des freien Willens — und zweitens, daß Fälle geschaffen werden müssen, um die Formulare nützlich zu verwenden,” „Oder ist es nicht an dem?” „Es ist an dem, o Bürokrates.” „Danach erweist sich”, stellte jener fest und ver- gaß auf eine Zeitlang das Fragen, „Formulare sind die hektographierte Erfahrung, die In Massen aufgelegte Logik, die zum Gemeingut gemachte Vernunft — ja, bei den olympischen Göttern, die höchste Errungenschaft der menschlichen Kultur.” „Und nun gar erst die Fragebogen“, fuhr der Weise begeistert fort. „Ist nicht ein jeglicher ein Stück Autobiographie? Und das erleichtert, Ein Zwang, sich auf sich selbst zu besinnen, wenig- stens auf seine sämtlichen Vornamen? Das ver- edelt. Traun, das Formular ist die zum Gemeingut gemachte sokratische Methode, durch Fragen die Der Hofnarr II buffone di corte Toren zur Weisheit zu führen. Kurz, der Schritt von der Bürokratie in die Philosophie... Wußtest du, daß .von jener zu dieser nur ein Schritt sel?" „Nein“, antwortete Diogenes, „ich dachte immer, von dieser zu jener...” * So geht der Dialog noch viele Seiten fort, Pro- fessor Plateau de Platitude bemerkt in einer Fuß- note dazu, Bürokrates habe noch nicht wissen können, daß selbst vom Weltschöpfungsbeschaf- fungsamt alles Erforderliche auf Formularen an- gefordert worden sei: Humus, Fixsterne, Kohl- köpfe und Charaktere. Nur bei der Nächstenliebe und dem Vertrauen seien die Bezugsformulare ausgegangen; die Wirkung sel ersichtlich. Am Ende der Woche habe es lauter Überarbeitete Erzengel gegeben, von denen denn auch einer fiel, Zum Schluß schildert der Dialog — ein aufschluß- teiches mikropolitanisches Zeitgemälde —, wie Diogenes gestorben war. „Da nahte”, heißt es, „Bürokrates von Mikropolis mit seinen Schülern und Schüleranwärtern, ver- hüllte im Schmerze das Haupt (jene taten es Ihm nach) und streute dem Diogenes das Sanftruhungs- ersuchen (Formblatt X b. 25387, 2 Myriaden Aufl.) und die ehrende Andenkenbewahrungsverpflich- tung der Mitbürgerschaft (Formblatt X c. 25388) aufs Grab. Und schritt heim auf sicheren Sandalen.“ EAU (A, Paul Weben) MR MS, „Sage mir, Narr, kannst du nur unanständige Witze machen?" „Nein, Majestät; aber sie sind die ungefährlichsten !* ""Dimmi, pazzo, puol fare soltanto scherzi Indecentil,, — "Oh no, Maestä; ma questi sono | meno perlcolosl!,, 757 DER JAHRESTAG VON FRANCO BONDIOLI Es war an einem Ersten Oktober, In der Nacht vom Sonntag auf Montag. Ingenieur Oggioni war gegen neun Uhr abends müde von einer Ge- schäftsreise nach Hause gekommen und hatte die Wohnung leer gefunden. Ein Brief seiner Frau belehrte ihn, daß sie erst morgen gegen Mittag aus der Sommerfrische heimkehre, Die Dienst- mädchen kämen ebenfalls erst am Montag, aber schon in aller Frühe, von ihrem Ausgang zu- rück. Oggloni fühlte sich abgespannt und legte sich verdrossen zu Bett. Kaum war er eingeschla- fen, schrillte die Hausglocke, Schlaftrunken tastete er nach dem Lichtschalter an seinem Nachttisch, erhob sich und ging fast im Dunkeln und etwas benommen zur Haustüre, Er öffnete, Eine Männer- gestalt zeichnete sich von der matten Helle des Gartens ab. Dieser Mann fragte: „Ingenieur Oggloni?" „Jawohl — Sie wünschen?” „Ihre Frau ist erkrankt — schwer erkrankt.” „Meine Frau?“ fragte Ogglon! In dem Gefühl, nicht richtig verstanden zu haben. „Nehmen Sie sofort das Auto, das an der Straßen- seite wartet und fahren Sie nach Torno am Comer- see. Fragen Sie nichts. Ihre Frau sollte erst mor- gen von Premeno abreisen und gegen Mittag zu Hause sein. Sie Ist aber schon heute weggefah- ren... mit mir.” Ingenieur Oggioni fühlte bei diesen Worten den brennenden Wunsch, diesem Mann ins Gesicht zu schauen, „Treten Sie ein”, sagte er, Aber der andere rührte sich nicht, sondern sagte nur rasch und mit ge- dämpfter Stimme: . „Als Ihre Frau vor einer Stunde erkrankte, waren wir gerade In Torno eingetroffen. Im Hotel hält man mich für ihren Gatten. Ich habe mich unter Ihrem Namen im Meldezettel eingetragen. Ver- lieren Sie keine Zeit] Es Ist Zimmer Nr. 3 im ersten Stock links. Sie könnien es unmöglich verfehlen.” Oggioni sah den Mann, dessen Schatten sich sil- houettenhaft von der Toröffnung abhob, die drei Eingangsstufen hinuntereilen, Im Weggehen sagte er noch: „Boeilen Sie sich! Es könnte sonst zu spät sein. Ihren Hausarzt habe Ich telefonisch verständigt. Wahrscheinlich finden Sie ihn schon dort.” Seine Stimme verlor sich in der Ferne. Man hörte nur mehr die Gartentüre zuschlagen. Oggioni ging ins Haus zurück, schloß die Türe und ließ sich mechanisch von dem aus seinem offenen Schlafzimmer fallenden Lichtschein leiten. Plötzlich stand er vor seinem Bild, das ihm aus dem Spiegelschrank entgegenblickte. Er rleb sich das Kinn, frottierte mit der geschlossenen Faust die Wange und fuhr sich über die Augen. Er glaubte schwer zu tröumen, Dann trat er ans Fen- ster. Ein Auto mit der schwach beleuchteten Nummer von Como wartete an der Straßenseite, Es würde ihn nach Torno zu seiner kranken Frau bringen. „Es könnte sonst zu spät sein!” hatte der Mann gesagt. Vielleicht war Anna schon tot. Er sah sie im Geiste bleich und steif auf ihrem Lager. Wie war das eigentlich zugegangen? Anna reiste einen Tag früher von Premeno ab? Und nicht gleich nach Hause, sondern nach Torno? Mit einem Mann? Wer war dieser Mensch? Er fuhr mit Anna weg und als Anna erkrankte, gab er sich für ihren Mann aus? Er liebte sie also. Oder hatte ihr weisgemacht, daß er sie liebte. Ein Mann, der Anna zu überreden wußte mit ihm zu gehen und der sie dann, als sie krank wurde, allein ließ, um nach Mailand zu eilen und ihn, ihren Ehemann, zu benachrichtigen? Unwillkürlich fühlte er eine gewisse Bewunderung für den Un- bekannten. Dieser Mann hatte nicht den Kopf verloren, sondern kaltes Blut bewahrt und sich nicht verraten, Er hatte sich für Annas Gatten aus- gegeben und sie dadurch vor der Schande geret- tet. Vor solcher Geistesgegenwart schwleg sogar seine Empörung: Instinktiv fragte er sich, ob er im gleichen Falle mit ebensoviel Besonnenheit und Umsicht gehan- delt hätte. Er besah prüfend sein Spiegelbild, das ihm starr aus gläsernen Augen und mit verrauftem Haar entgegenblickte. Im offenen Kragen seines Pyjamas glänzte ein goldenes Kettenknöpfchen. Er riß sich zusammen und sagte sich, daß er sich beeilen müßte, Sein Platz sel da unten In jenem Hotelzimmer... Er warf hastig die Jacke seines PyJamas ab. Als er seinen entblößten Oberkörper im Spiegel sah, drängte sich ihm das Bild seiner Frau auf, die an jenen Mann geschmiegt, gestorben war. Und die- sen Burschen hatte er entkommen lassen? Statt Ihn festzuhalten, seine Kehle zu umklammern und ihm das Geständnis zu entreißen? Jetzt wußte er nicht einmal mehr die Worte, welche der Unbe- kannte gesprochen hatte. Er hätte sie sich gerne noch einmal vorgesagt, um daraus die Wahrheit zu erraten. In nervöser Überstürzung kleidete er sich an, er wußte selbst nicht recht, was ihn mehr dazu antrieb, die Wißbegierde oder das Mitgefühl Als ihn der Chauffeur aus dem Haus kommen sah, öffnete er ihm’den Wagenschlag. „Ich habe die Kontrolluhr abgestellt”, sagte er. „Wir fahren den gleichen Weg zurück, es ist der kürzeste.” Oggioni blieb stumm. Es schien Ihm, als risse ihn der anfahrende Wagen gewaltsam aus seinem Heim, aus seiner ganzen früheren Existenz, Der Chauffeur, der vor Ihm auf dem Führersitz saß und von dem er nichts als das rote Genick sah, würde sprechen, wenn er ihn fragte, Aber dann käme os ja auf, daß er jetzt nicht den gleichen Gast fuhr, den er vor einer Stunde nach Malland gebracht hatte, Die Straße lag vor Ihnen wie ein silbernes Band, die Bäume zu beiden Seiten wurden spärlicher und die Lichter der ihnen entgegenbrausenden Autos schienen Ihn höhnisch zu ohrfeigen. Als er in Torno ankam, las or in den Augen des Hoteliers etwas wie Überraschung. Aber er stürmte mit gesenktem Kopf die Treppe hinauf. Er be- merkte, daß ihm der Wirt folgte. Im stillen memo- tierte er: erster Stock, die dritte Türe links. Und als er die Klinke niederdrückte, hörte er den Wirt sagen: „Entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht gleich wiedererkannt.” Oggioni trat ein. Im Zimmer herrschte Halbdunkel. Anna lag auf dem Bett, unbeweglich. Oggioni blickte sich um und wandte sich dann, um zu se- hen, ob er die Türe geschlossen hatte. Dann trat er ans Bett und nahm Annas Hand in die seine. „Annal“ Er ließ die Hand sinken, die schwer auf das Bett zurückliel. Er setzte sich In den Lehnstuhl zu Füßen des Bet- tes und betrachtete seine Frau ohne eine Träne zu vergleßen. Ihr Gesicht schien vollkommen un- beteiligt, wie von allem Irdischen abgekehrt. Zwi- schen sie und die Dinge dieser Welt hatte sich eine ungeheure Entfernung geschoben, Sie war noch im Reisekleid, der seidene Strumpf zeigte am linken Knie einen klaffenden Riß. Wahrschein- lich war sie gestürzt. Seine Blicke wanderten wei- ter, Auf dem Nachttisch stand ein unberührtes Kognak-Glas. Die Koffer waren geschlossen und Oggioni sagte sich: „Noch war sie nicht seine Geliebtel“ Zuerst sagte er es leise, wie für sich, dann immer lauter, bis er vor seiner eigenen Stimme erschrak, Er wußte, daß er es binnen weniger Augenblicke hinausbrüllen würde wie ein Tier. Er ballte die Fäuste, knirschte mit den Zäh- nen und schließlich erstarben die Worte In einem Röcheln, So fand ihn der Arzt. „Warum haben Sie mich nicht In Ihrem Wagen abgeholt? Ich versprach Ihnen doch, mich sofort bereitzuhalten!” sagte er beim Hereinkommen. Dann beugte er sich über Anna. Aber rasch rich- tete er sich wieder auf, trat zu Oggioni und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. „Fassungl” Oggloni antwortete nicht. „Es muß ganz plötzlich gekommen sein. — Hatte sie nicht hier einen feinen, stechenden Schmerz?“ Er deutete auf die Herzgegend. Oggioni schwieg. „Sie hat gar nicht gelitten.” Erst jetzt bemerkte Oggioni, daß der Arzt auf die Fragen antwortete, die er stellen wollte. — Sechs Jahre sind seit Annas Tod vergangen, Je- den ersten Oktober trifft Ingenieur Oggioni um acht Uhr abends Im Hotel von Torno ein. Man teserviert ihm stets das gleiche Zimmer Im ersten Stock, die dritte Türe links. Alle wissen, daß in diesem Zimmer an einem Ersten Oktober seine Frau in seinen Armen verschieden Ist. Er sagt es jedem, der es hören will, Und heute glaubt er es selber. Aus dem Italienischen von Helma Flessa DAS LETZTE GELAGE Späte Gäste, kommt nodı einmal her! Morgen stehen Saal und Garten leer, und die Vögel gehen auf die Reise, Dann sind wir gesondert und allein, Aber heut erglänze letzter Wein zu der armen, karg bemess'nen Speise, Freunde, wie gering sind wir an Zahl, viel zu einsam für ein Bacchanal, und wie ernst sind unsere Gesiditer! Lauschen wir nicht heimlicı einem Klang, den der Abgrund, den die Zeit verschlang? Und wo sind die Flöten, wo die Lichter? Milde sind wir geworden, alt und. grau. Unter uns erbebt der Erdenbau, über uns verfinstern sic die Zonen, Brüder, die ihr tief bewandert seid in der Wissenschaft vom Menschenleid, alınet ihr die Stunde der Dämonen? 758 Was in stygischer Beläubung mebt, mas, von warmem Blule trunken, lebt, mas da huscht in sduwanker Schaltenreihe, mas gestaltenlos und dodı Gestall —: Sei besdiworen, Freunde, sei geballt zum kristallnen Mal der Todesweihe, Jede Schönheit, die uns widerfuhr, Puls und Atem göttlicdier Figur, Strahlenpost aus Stern- und Sonnenlanden, ferner Wanderjahre Jugendkraft, höchster Rausch und tiefste Leidenschaft: sei noch einmal herrlidı auferstanden! Was die schwärmeriscdie Seele salı, — mar es einst, so ist ex ewig da, bleibt es audı dem Irdischen verboten. Recken wir die Kelche in das Licht, das aus unsrer Herzensflamme bricht, grüßen wir das nahe Land der Toten! . HARRY FROMMELT Fortissimo „Nee, nee, so oft ich diese Rhapsodie von Liszt höre, sage ich mir nur immer: das Letzte, was ich sein wollte, wär 'n Konzertflügel!“ Fortissim Dio, Dio! Ogni volta che sento questa rapsodia di Liszt, non posso che esclamare: Povera me, s’io fossi un pianoforte a coda da concerto!,, 759 (R. Kriesch) WILDWESTBESUCHER IM WILDWESTFILM Es schlug sieben Uhr. Da hatte ich über meiner Arbeit wieder die Zeit vergessen! Nun, mein Freund Hans Karl hatte bestimmt die Kinokarte für mich an der Kasse hinterlegt. Ich eilte aus dem Hause, sprang in einen Autobus und stürzte fünf Minuten nach viertel acht Uhr an die Kino- kasse, „Bitte, liebes Fräulein, ist eine Karte hinterlegt worden unter — —” Die Kassierin blickte verärgert von dem Roman auf, den sie eben seitenweise verschlang, und schob mir eine Karte hin. Die Platzanweiserin geleitete mich in den dunklen Saal, Eben rollte eine aufregende Szene, Schüsse krachten, Pferdehufe schlugen hart den Boden. Gerade während dieser fesselnden Szenen des wilden Westens zwängte ich mich an einer Reihe von Knien vorüber. Die Leute murrten, etliche ge- zischelte Worte klangen sehr nach Beleidigungen. Aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. Schließlich ärgerte ich mich auch, wenn ich im Kino saß und jemand zu spät kam und mir die Sicht auf die Leinwand verstellte, VON JOSEF ROBERT HARRER Leise entschuldigte ich mich und ließ mich auf meinem Platz nieder. „Da bin Ich!” flüsterte ich. Keine Antwort! Da- gegen zischten einige Leute, darunter auch mein Hintermann. Ich gab im Geiste den Leuten recht; denn auch ich hätte mich als mein eigener Hinter- mann nicht anders benommen. Aber warum rührte sich Hans Karl nicht? War er von diesem Wild- westflIm so sehr gefesselt, daß er mein verspäte- tes Kommen gar nicht bemerkt hatte? Ich suchte mich eben in dem Film zurechtzu- finden, als sich eine sanfte Hand auf mein Knie legte. Ich zuckte zusammen; das war nicht die Hand meines Freundes Hans Karl! Ich blinzelte nach rechts, woher die Hand kam, und sah im Widerschein der Leinwand ein junges Mädchen. Es blickte gespannt auf die Leinwand; nicht nach rechts, nicht nach links blinzelte es. Aber ihre Hand ruhte auf meinem Knie, eine warme, wunder- bare Mädchenhand, Allerhand, dachte ich, diese Mädchenhand! Sie verwechselt mein Knie mit dem Knie eines an- deren! {F. Bloyer) „Dolle Sache, wat, Wastl2!"" — „No ja, tuat’s scho! Aber wiß'n sollt ma’ halt, net wahr, was oan’'m mehr derbarma muaß: 's Roß oder die schö' Hosn?"* “Roba da pazzl, non & vero, Bastiano!, — “Evvia, non c’ & malaccio! Ma si dovrebbe pol sapere, nevvero, cosa si abbia a compassionare di piö: Il cavallo o I bei calzonil,, 760 Vielleicht saß ich nicht auf dem mir gebührenden Platz, vielleicht hatte die romanlesende Kassierin die reservierten Karten vertauscht, Mir war das gleich! Ich danke dem Zufall und tastete nach der Mädchenhand, die mein Knie bereits in helles Entzücken versetzt hatte. Willig gab die Hand nach. Und nun kam mir auch die Schulter des Mädchens entgegen. Zehn Minuten später, als der Wildwestheld auf der Leinwand mit der Stieftochter des unrasler- ten Goldgräbers eine rührende Liebesszene spielte und als zum Rauschen der Bäume eine zwar unlogische aber stimmungsgebende Jazz- kapelle einen mit allen duftenden Salben der Filmwelt geschmierten Tango erklingen ließ, hatte ich meinen Arm um die Hüfte des unbekannten Mädchens gelegt. Ach, eine von der Natur mit Kunst und Liebe modellierte Hüftel Ich flüsterte dazu: „Liebling!” Das Mädchen: „Kein Wort! Es ist so schön, zu schweigen und dabei einander nahe zu sein!” Auch gutl Je weniger gesprochen wurde, um so länger konnte ich den Zufall ausnützen. Unsere Köpfe waren nun so nahe, daß die Haare des Mädchens meiner Wange schmeichelten. Ich ge- stehe, daß meine Stimmung mindestens ebenso feurig war wie die des Wildwesthelden auf der "Leinwand. Dieser verfolgte eben drei Indianer; dabei ge- riet er plötzlich in einen Hinterhalt. Man sah, daß ein vierter Indianer hinter einem Baume lauerte, Er hielt eine an einer Schnur befestigte Pistole in der Hand. Dem Kinopublikum schlugen die Herzen; denn man ahnte, welche Gefahr dem Helden drohte. Ja, es kam wie man vermutetel Der Indianer schleuderte in dem Augenblick die Pistole nach dem Helden, als dieser an seinem Versteck vorbeikam und — — „Hans Karl, das ist doch schrecklichl” stieß das Mädchen neben mir hervor. Ihre Hand zuckte und mich überkam ein eiskalter Tusch. Sogleich folgte ein zweiter. Der Mann hinter mir brummte örger- lich: „Geben Sie doch endlich die Köpfe auseinander, damit ich Aussicht auf die Leinwand habe! Zwei so stumpfsinnig Verliebtel” Mit Entsetzen erkannte ich die Stimme. Sie ge- hörte Hans Karl. Da löste ich mich aus der Nähe des Mädchens, Ich eilte aus dem Kino und wartete draußen das Ende der Vorstellung ab. Nun kam das Publikum aus dem Saal; auch Hans Karl erschien, mit ihm ein Mädchen. Als er mich sah, rief er kopf- schüttelnd: „Dir lasse ich nochmals eine Karte zurück! Warum hast du wieder vergessen, daß die Vorstellung um sieben Uhr beginnt?” Ich erwiderte, ich wäre so sehr In die Arbeit an meiner neuen Kurzgeschichte vertieft gewesen, daß ich, wie er sehe, eben Jetzt erst gekommen sel. Hans Karl stellte mich dem Mädchen vor und sagte: „Das hier ist Erna, meine neue Sekretärin! Denk dir nur, Ich habe für Fräulein Erna ebenfalls eine Karte hinterlegt, weil sie um sieben Uhr noch nicht da warl Die Kuh von einer Kasslerin hat ihr eine Karte für den Platz vor mir, statt neben mir, hinterlegt. Später kam dann noch ein Frechling, der neben Erna Platz nahm und den sie, von dem Film gebannt, für mich ansah. Dieser Gauner, der aus dem wilden Westen stammen könnte, hat Ernas Irrtum weidlich ausgenütztl Aber wenn ich den erwischel Zu seinem Glück hat er das Kino vor Ende der Vorstellung verlassen!“ Ich machte große Augen und tat, an Erna ge- wendet, erstaunt: „Das könnte beinahe eine Kurzgeschichte sein! Und war er wirklich so zudringlich?” Entrüstet erwiderte das Mädchen: „Und ob! Da habe Ich Jetzt blaue Fleckel So fest hat er mich an sich gedrücktl" Gesundes Haar - gepflegte Hopfhaut?! | Das Geheimnis aller Haarpflege ist eine ange- regte Durchblutung der Kopfhaut. Tägliches Mas- sieren mit den Fingerspitzen und kräftiges Bür- sten fördert sie auf die einfachste Weise, so daß die Kopfhaut stets gut vorbereitet und empfäng- lich bleibt für das z. Z. nur beschränkt lieferbare Bi rkenhaarwasser KA Och ln Ko Guulke IKAILADIDIE IBEDILA IKAD SMLIEITILIKK Einweichen und Einweichen ist nicht dasselbe! Daß es je nach Art der Wäsche zwei grund verschiedene Einweichmethoden gibt, ist leider noch nicht überall bekannt Weiß- und Grobwäsche: rasieren! An har- len Barlstoppeln zerschleihl jede Krawalle. .. auch Ihre schöne (- Tinte u. Äusziehtusche"\ Stempeikissen.Siegellackealler Art CK Kleb-All [GUTENBERB Werk fürBürobedarfmbH Mainz Aa, Dieqguteweil Klebepaste für Papier. Geschmeidig in |bis zum letzten Rest! Büroleime‘) Ten] DOPPELTE DESTILLATION Nach dem alten Verfahren der doppelten Destillation werden auch heute noch die weltbekannten Bols- Erseugnisse von der Erven Lucas Bols A.-G. in Emmerich am Rhein, deren Stammhau die älieste bestehende Likörfubrik der Welt ist, hergestellt, Heute wird er zwar nur werhältniemäßig selten der Fall sein, daß eine ‚Flasche Hola Ihres Wegen kommt. 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Sie blieben plötzlich stehen, gingen ein paar Schritte weiter, ii - 5 erberli 3 blieben wieder stehen, machten halbe Kniebeugen, öffneten und schlos- Du trittst aus den Tannen, Du herbstlich blondes sen die Hände usw. Was ging da vor sich? Hatte man es mit einer neuen Den rauhen Mannen, Liebchen des Mondes, Geheimsekte, einem mystischen Verein zu tun, der gewisse rituelle Be- . nein" D . . . wegungen vornahm? Deinem Gesind', er licht dich umspinnt. Wir sind heute endlich imstande, des Rätsels Lösung zu bringen. Es waren enenküfege Leute, die von der ersten der 16, von dem bekannten Sachverständigen An duftenden Wegen . Fridolin Hulkefryd In der Technischen Hochschule gehaltenen Vorlesungen Mir tänzelnd entgegen So nenn!’ ich dich ‚Kirke‘ für neue Kleingärtner über das Thema „Wie setze ich eine Schiebkarre in Waldkönigskind, £ Flammende Birke Gang?” heimkehrten. Diese Menschen mußten ständig die vorgeführten Yind, ’ Bewegungen ausführen, um sie nicht zu vergessen, während sie nach k wie dii ei Weil in dein weiger Hause gingen. Wie unsere Leser sicher schon erraten haben, handelte es 50 blank wie die hellen h Lin deinen Zweigen sich um die altbekannte Vorschrift, wie man eine Schiebkarre in Gang Silberforellen Die zärtlichen Geigen setzt; „Man stelle sich mit den Beinen zwischen den Armen, gehe In die im Moosbach ind Dneand Kniebeuge, greife mit den Händen um die Arme, hebe die Beine vom m.Woosbach Sind. er Sehnsucht sind. Erdboden und beginne zu gehen.” Aage Hovmand De Sa Wann darf ich Pfeilring Korken drauf un HEUBEITIe Schluß für heute! 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Nach der Vorstellung fragte ihn die Schau- spielerin: „Wie habe ich Ihnen gefallen, Direktor?“ „Ich habe das Pech gehabt, daß mir das Pro- gramm aus der Hand fiel, als Sie auftraten”, bedauerte Hampe, „als ich mich gebückt und es aufgehoben hatte, war Ihre Rolle leider schon zu Ende.” I.H.R « Theateranekdoten sind selten wahr. Und so wird es auch nicht ganz stimmen, was mir ein heute berühmter Schauspieler des Wiener Burgtheaters von seinem ersten Auftreten erzählte. Er hatte vor vielen Jahren als blutjunger Anfänger einen Pa- gen der Königin in Maria Stuart zu spielen. Auf- geregt wartete er hinter der Kulisse auf sein Stichwort. Im nächsten Augenblick mußte er auf die Bühne. Da flüsterte ihm der Feuerwehrmann zu „Knöpfen Sie sich erst einmal richtig zu, Junger Hegel" In diesem Augenblick fiel das Stichwort. Der Page, noch mit den Händen aufgeregt seine Kleidung ordnend, stürzte auf die Bühne und stieß seinen Satz hervor: „Ich komme soeben von dei Königin!” * Der Ausflugsgasthof Sennhof bei Karlsbad suchte einen Aushilfskellner. Es meldete sich auch einer Die Wirtin zögerte „Werden Sie es auch leisten können? Bei uns geht es mittags oft recht aufregend zu.” Der Bewerber lachte: „Aufregender kann es bei Ihnen auch nicht zu- gehen, als wo ich zuletzt warl" ‚Wo waren Sie denn?" „An der Front als Essenträger zu den vordersten Linien.” I.H.R. J.H.R 2.Junghans-Rat Behüten Sie Ihre Junghans- Taschen-oder Armbanduhr ||| vor schroffem Temperaturwechsel. Schon wenig Er begünstigt Federbruch wirken viel Reparatur Bei Bedarf nur Wer seine Junghans schont und pflegt hatsie noch länger Ein Buch für reife Menschen LIEBE UND EHE von Prof. J. Hi Schultz mit eiserner Energie a . = Kart. RM. 2.95, gebd. RM.415 | in Nachnahme RM. -,30 mehr. 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Verroftet lag er fchon in einem Kofen, "Nun wärmt er uno und dient ala Herd. VON HEINZ FRIEDRICH KAMECKE Wenn Stürme herbftlich um die Stellung toben, Wenn es vor Kälte winters kracht, Dann fchlucht er gern Die fchiver beforgten Kloben, Die man ihm mundgerccht zerhacht. UNKEROFEN Kartoffeln, Drillichzeug und andre Sachen, Die kochen wir auf feiner Glut. Wir fchweigen, wenn die Buchenknafte krachen, Und jeder denkt: So ift es gut! MEIN HÜBSCH MÖBLIERTES ZIMMER So sehr in meinem Leben die Zimmer wechselten, so sind sie doch immer hübsch möbliert geblie- ben — und das heißt: nichts In ihnen gehörte mir. Juristisch gesehen ist alles Eigentum der Haus- frau, aber von der Plattform der Seele aus be- trachtet, kann ich mich mit dem Mobiliar derart einigen, daß es zu mir im Verhältnis kommuni- zierender Röhren steht. Bricht dann der efeutäto- wierte Henkel des Waschkruges ab, so fühle ich wie er den Schmerz. Zur Zeit wohne ich dritter Stock links mit einer Aussicht nach hinten. Eine Feuermauer schützt mich vor dem Verbrennen und den Versuchungen der Jahreszeiten, samt Ihrer werbenden Natur. Da- für ist aber das Zimmer anheimelnd mit könig- lichem Luxus versehen... Dor gehorsamste Diener Er besteht voll und ganz aus Gestell und dieses wiederum aus Holz. Sein Dienst Ist hart und scharf umgrenzt. Er hat fürs ganze Leben die Aufgabe übernommen; Stiefel auf bequemste Art von den Füßen zu ziehen. Man stellt müde das Bein auf eine Platte, läßt von oben her eine Zunge über die Zehen fallen, stemmt sich zurück und der Lackstiefel liegt elegant, wie eine Tafel Schoko- lade, am Boden... Beim Eintritt ins Zimmer fällt mein erster Blick auf diesen Stiefelzieher. Geduldig wartet er den ganzen Tag auf mich. Reich geschnitzt und verziert sieht er wirklich wie ein Kammer- diener aus. Die Herrschaft hingegen kann und soll einfach und gediegen einhergehen. Man sieht an der Pracht des Lokalen, was man sich am eigenen Leib leisten könnte, aber nicht nötig hat, Mein Diener hat allen Dienern noch etwas voraus. Auf seinem Bauch ist mit Holzbrand- malerei die „Flucht nach Ägypten” abgebil- det. Und während ich es mir von einem Fuß zum andern immer gemütlicher mache, erlebe ich das Ziehen der Ferne, die Versuchung — mitzufliehen. Daß diese Reise mit Familien- anschluß möglich wäre, erhöht ihren Reiz. Und daß die Fahrt ins Land der Pharaonen geht, macht den Lockruf unwiderstehlich. Ansonsten könnte dieser Diener noch dazu dienen, daß man ihn zu Bündelholz zerhackt und ins Feuer wirft. Um mich aber zu solcher Barbarei hinrelßen zu lassen, habe ich viel zu viel Geschmack und Freude an reiner Ästhetik — — Drei Sofakissen Mit Sorgfalt werden sie von der Hausfrau immer wieder so in die Ecke des Kanapees geschichtet, daß sie möglichst viel natürliche Unordnung vortäuschen sollten. In diesem absichtlichen Durcheinander wollen sie die Seele zur Entspannung einladen, steife Hal- tungen zur Übergabe auffordern und die Moral vergessen lassen, daß sie sich von selbst versteht. | Die Freundinnen Le amiche VON ERNST HOFERICHTER So ein Sofakissen verlockt zu Lebenslagen, die in ihren Spannwelten — von der Gemütlichkeit bis zum Dionysischen reichen. Man kann auf ihm in der Nase bohren oder von der Greta Garbo träumen — und auch beides zugeich. Hier be- stehen nicht die geringsten Vorschriften. Wie der See zum Bade, so ladet es unser Unbewußtes ein — seine Bestlalität trefflich zu offenbaren, Nur ein Viertelstündchen genügt, um aus dem Zimmer- mädchen in der Hand — eine Kommerzienräts- tochter auf dem Dache zu modeln. Seltsamerweise trägt keines der drei Kissen eine ‚Aufschrift, einen Imperativ, ein Motto. Um so mehr wird man dadurch angeregt — von sich aus —, sie mit Worten zu besticken. Um dem Rosaroten mit den Mohnblumen nicht hörig zu werden, be- nenne Ich es im Geiste mit „Talipha kumi’, Das molligste unter den Dreien bekommt den Titel „Quo usque tandem?“ Und jenes, das bereits seine Roßhaare verliert, beschreibe ich mit „ta twam asi’. Und je nach meiner Stimmung suche ich mir die Kissen aus, um darauf meine Lippen oder eine Wurzelhautentzündung zu pressen. Fernerhin kann man In sie Tränen weinen und sie als Wurfgeschosse benützen. Schön sind sie auch zum Streicheln oder zum Zerwühlen, Erregte Frauen verwechseln sie mit Pralinen und beißen hinein. In den ersten Tagen hatte ich eines der Sofa- (Hanna Nagel) kissen im Verdacht, daßes sogar ‚Mama’sagenkann, wenn man es zusammendrückt, Aber darin habe ich es überschätzt und es blieb bei meiner bösen Vermutung. Statt selbst zu reden, lassen sie die Blumen sprechen, die darauf abgebildet sind. Und das sind ihrer gar viele, Ich liege darin wie in einem Garten. Beim letzten Waschen gingen die Farben der Blüten aus und flossen ineinander, Das sah aus, als ob sie Katarrh hätten... Am sinnvollsten aber wirken meine Sofakissen, wenn sie nur sinnlos in der Ecke liegen, wenn man sie nicht als Mittel zum Zweck benützt. Dann wir- ken sie so unberührt, als wollten sie auf einen Damenbesuch warten, der jeden Augenblick zur Türe hereinkommen könnte — aber nie kommt. Die Göttin des Glücks Wenn Ich aufwäche, sieht sie mich an. Und wenn ich einschlafe, drückt sie mir quasi die Augen zu. Sie kann das ohne viel Schererei, denn sie hängt als Oldruck In aufsteigender Linie über meinem Bett. In den Händen hält sie ein Füllhorn, aus dem sie ihre Gaben streut, Diese Geschenke sind durch rosarote Rosen dargestellt. Und jeder Mieter kann sie mit Hilfe der bekannten Blumensprache mit seinen Wünschen ausdeuten und füllen, Die Rose ganz rechts wird für mich zu einem Klavier, die Blüte halb links zum schmerzlosen Bohrer des Zahnarztes und die Jungfräuliche Knospe am Rande des Füllhorns zu einem Verrechnungs- scheck mit Worten: drei Mark. Das lakonische Lächeln des Götterweibes läßt ahnen, daß mich ihre Gaben kaum er- reichen. Denn so ein Lachen besitzt nur je- mand, der darauf gelernt hat und geschäft- liche Erfahrung sein eigen nennt. Und soweit Ihr Antlitz nicht mit Gekicher ausgefüllt ist, gleicht es einem Knetgummi, dem genug An- passungsföhigkeit gegeben ist. Durch den Umstand, daß diese Dame auf einer Wolke steht, will sie andeuten, woher sie kommt. Ihr Reich ist nicht von dieser Welt, Aber daß mich Ihre Gaben nie erreichten, hat auch einen äußerlichen Grund und Haken. An letzterem hängt sie an der Wand. Sie ist also auf einem vorspringenden Punkt in ihrem Handeln festgelegt. Viertens aber ist sie in ihrer Gesinnung von einem Goldrahmen be- grenzt. So sehr sie nun ihre Gaben groß- zügig von sich wirft, die Rosen des Glücks prallen an diesem Viereck aus Holz und Gips ab und schnellen wieder in ihr himmlisches Horn zurück. Eines Tages stieg Ich aufs Bett, um dem Fräu- lein auf Du und Du in die Augen zu schauen. Auf Ihrem Teint lagen seltsame kleine Kreise. Zuerst hielt ich die Erscheinung für getrock- nete Tränen, später für Sommersprossen und endlich für Mitesser.... In diesem Augenblick trat die Hausfrau Ins Zimmer, sah mich vor dem Bild und schrie erregt: „Was suchen Sie... ? Bitte... Wanzen hab’ Ich nicht... noch nie gehabt...” Das beliebte Motiv (K. Heiligenstaedt) „So, Marlene, jetzt stellst dich amal ganz leschär hin — so wies d’ meinst, daß eine bäuerliche Venus dasteht!" 765 EIN BUCH IN DER SATTELTASCHE Ich weiß, lieber Herr, daß Sie den ‚Faust‘ kennen, den ‚Faust’ von Goethe. Das Buch steht, vielleicht in Leder gebunden und mit Goldschnitt, in Ihrer Bibliothek. Wenn Sie ein passendes, schlagkräf- tiges oder dunkles Zitat brauchen, dann gehen Sie hin, nehmen den ‚Faust‘, schlagen nach und finden sicher, was Sie suchen, Aber — seien Sie ehrlichl — haben Sie durch den ‚Faust‘ schon mal einen Vorteil gehabt? Hat er Ihnen schon mal aus einer schwierigen Situation herausgeholfen? Haben Sie sich jemals verpflich- tet gefühlt, Ihm von Herzen dankbar zu sein? Sie lächeln. Und Sie behaupten, ohne den ‚Faust' sel unsere Kultur nicht denkbar, der ‚Faust’ sei wie das Leuchten des heiligen Gral, Sie sprechen da große Worte aus, die man Ihnen so eingetrich- tert hat. Bei mir war das anders. Mir hat der ‚Faust‘ ein- mal ein gestohlenes Pferd zurückgebracht. Und Sie werden zugeben müssen, daß so etwas auch recht gut ist. Besonders dann, wenn Sie ohne ein töchtiges Pferd nicht leben können, Ramon und ich, wir befanden uns auf der Hazienda del Huanaco. Wir führten da ein freies Leben, ein Leben voller Wonne. Wir hatten alles, was wir brauchten, ritten hinter dem Vieh her und fühlten uns wie Könige. Don Cristobal, der Patron, war ein Mann, der uns schätzte, und der im Sattel zu Haus war. Mit solchen Männern kommt man immer gut aus, wahrhaftig, Sie können es glauben! Ab und zu wurde ein Stück Vieh gestohlen, manchmal auch mehrere Stücke, zuweilen waren es ganze Herden, die verschwanden. Und wir waren dazu da, das Gestohlene wieder heran- zuschaffen, Hin und wieder gelang uns das. Diese Diebstähle und die Jagden auf Viehdiebe ge- hörten mit zu unserem Leben. Wir hätten ungern auf sie verzichtet, Nach Westen zu bildete eine tiefeingerissene Quebrada die Grenze der Hazienda. Auf der an- deren Seite dieser Quebrada, am Rand eines Waldes, wohnte die Familie Serrucho, Sie war eine Bande von Vieh- und Pferdedieben, jeder wußte es. Aber sie betrieb Ihr Handwerk mit be- wunderungswürdiger Geschicklichkeit. Noch nie war es gelungen, die Serruchos zu fassen oder sie zu überführen. Besonders der Alte, der An- tonio, war ein Meisterdieb, Und seine drei Söhne waren auch nicht viel weniger wert. Sie hielten fest zusammen. Und sie stahlen nicht nur des Geldes wegen, sondern sie hatten aus ihrem Ge- schäft elnen Sport gemacht. Gewiß: die Tiere tragen die Marken ihrer Herren. Und diese in die Haut gebrannten Kennzeichen sind der Polizei bekannt. Aber die Sertuchos stießen sich nicht daran. Sie nahmen nicht nur die noch nicht gemerkten Tiere. Sie nahmen alles. Sie gingen damit über die nahe Grenze. Einen Ihrer tollsten Streiche splelten sie mir. Dabei wur- den sie gefaßt. Ich ritt auf der Hazienda del Huanaco die Stute ‚Rita. Sie war ein prächtiges Pferd, schnell, ele- gant, jung, sie war schon zweimal Sieger beim Rennen In Santa Luisa gewesen. Diese Stute also verschwand mit Sattel und Zaumzeug von einem Pfosten der Tranquera. Ich hatte sie dort an- gebunden und war zu den Ställen hinübergelaufen, um Irgend etwas Zu holen. Als ich zurückkam, war die ‚Rita‘ nicht mehr da. Ich suchte mit Ramon und mit einigen Kameraden das Gelände ab, Wir fanden nichts, Ramon sagte: „Nur die Serruchos können die ‚Rita’ geholt haben!” Ich hielt das für nicht ganz unmöglich. War es der Fall, dann würde ich, so dachte ich mir, die ‚Rita‘ nicht mehr wiedersehen. ‚Am gleichen Tage kam der Polizeikommissar von Santa Lulsa mit seinen beiden Gehilfen zur Hazienda. Wir erzählten ihm, daß mir mein Pferd gestohlen worden war, „Nur die Serruchos kön- VON KONRAD SEIFFERT nen die ‚Rita' geholt haben!” behauptete Ramon wieder. Und nun war auch der Patron der glei- chen Meinung. Wir ritten hinüber zu den Serruchos, zwölf aus- gewachsene Männer, die schon etwas kennen- gelernt hatten, und die nicht gewillt waren, sich von vier Pferdedieben an der Nase herumführen zu lassen, Eine Schar halbverhungerter Hunde kam uns vor dem Hause der Serruchos kläffend entgegen. In der Tür erschien die Frau Antonio Serruchos, Doia Carmen. Sie war eine kleine, breite Mestizin, fett, schmierig, mit vielen Falten im Gesicht und mit Adleraugen. Jetzt rieb sie sich verlegen die Hände und schien unsicher zu sein. Der Polizeikommissar war ein höflicher Mann. Er kannte die Frau Antonio Serruchos, und sie kannte ihn. Oh, sehr gut kannten sich die beiden! Sie hatten sich oft genug gesehen. Nun begrüßten sie sich artig, und der Kommissar fragte: „Ist Don Antonio zu Haus?” „Nein, Senior, nein, er Ist bei den Herden!" Dona Carmen machte eine Handbewegung zu der Sierra hin, deren Ausläufer hinter dem Walde hoch- stiegen. Aber die Herren Söhne waren da. Wir gingen nun alle ins Haus. Serruchos drei Söhne hatten uns natürlich längst gesehen und gehört, tie wußten genau, weshalb sie soviel Besuch be- kamen. Das Verhör, das der Kommissar anstellte, hätte er sich sparen können. Die drei Burschen wollten mit dem Verschwinden der ‚Rita nichts zu tun haben. Der Polizeikommissar und seine Gehilfen durch- stöberten alles. Wir gingen ihnen dabei ein Selbstbetrachtung - Autoammirazione 0. Hogenbarth) „Wenn ich bloß det Jesicht hinten hätte, dann wär" ich von vorn 'ne tadellose Erscheinung!" "Oh, se avessi il viso di dietro, davanti sarei proprio una figura impeccabile!"* wenig zur Hand. Aber die ‚Rita’ wurde nicht ge- funden, kein Sattel, kein Zaum. Serruchos Söhne standen dabei, Sie lachten, feixten, stießen sich in die Seiten und spornten uns durch kräftige Zu- rufe an. Sie kannten den Rummel ganz gut, So etwas hatten sie schon oft genug mitgemacht. Dofia Carmen flatterte ängstlich hin und her. Sie stieß spitze Schrele aus und beschwor bei An- tufung aller ihr bekannten Heiligen — und sie kannte viele Heilige — die Unschuld ihres Man- nes und Ihrer Söhne. Nein, es wurde nichts gefunden, gar nichts. Wir standen wieder auf dem Hof bei unseren Pferden. Ramon sah durch eines der kleinen Fen- ster ins Haus. Er sah da auf dem Fensterbreit ein Buch liegen, das man vorhin nicht beachtet hatte. Ein Buch bei den Serruchosl Er trat näher und griff durch die zerschlagene Scheibe nach dem Buch. Ich sah es nun auch. „Es ist mein Buch!” schrie ich und riß es Ramon aus der Hand. „Dieses Buch hat In der rechten Satteltasche gesteckt, bei der Rita" Jetzt griff der Polizeikommissar danach: „Ein Buch von — wie heißt der Mann? Goethe? Deutsch, wie?” Ich nickte: „Es ist der ‚Faust’l" „Faust —? Ja, so etwas steht wohl auf dem Titel- blatt!” Und er fragte die drei Serruchos: „Ist das euer Buch?” „Nein“, sagte Pedro, der Älteste, und er lachte dabei verächtlich, „nein, gewiß nicht! Was sollten wir mit Büchern anfangen, die Sl doch nicht lesen!” Wir wollten wissen, wie der ‚Faust‘ in das Haus der Serruchos kam. Nun, das war einfach: sie hatten das Buch auf den Potreros gefunden, so sagten sie, jemand müsse es dort wohl verloren haben. Es war nichts zu machen, Sie leugneten alles und behaupteten, ein Buch auf dem Fenster- breit sei noch lange kein Beweis. Der Polizelkommissar wußte das selber, Er knurrte. Und er war überzeugt davon, daß die Serruchos die Pferdediebe waren, Ihm war der ‚Faust' Be- weis genug. Wir hatten den halben Tag noch vor uns. Deshalb entschloß sich der Polizeikommissar, der endlich einmal dicht hinter den Serruchos her zu sein glaubte, die Suche nach der gestohlenen „Rita“ nicht abzubrechen. Vier Mann blieben zur Bewachung der Serrucho-Söhne im Hause zurück, Wir andern ritten quer durch den Wald weiter, zur Sierra, Spuren? Spuren sahen wir genug. Das wollte nichts bedeuten. Die Serruchos besaßen ja auch Pferde. Aber wir hatten doch Glück. Am Rand des Waldes kam uns Antonio Serrucho, der Alte, entgegengeritten. Er beging einen Fehler: er machte kehrt, als er unser starkes Aufgebot sah, und sprengte davon, In die Berge. Er hatte also, das konnte jeder sehen, ein schlechtes Gewissen. Ach, lieber Herr, ich will Ihnen hier nicht eine Jagd auf einen Pferdedieb schildern. Sie können so etwas an anderer Stelle nachlesen, wenn Sie mal Lust dazu haben. Ich will Ihnen nur sagen, daß wir den Antonio Serrucho einholten, als er dabei war, aus einem engen Felstal mit fünf Pfer- den über die Grenze zu reiten, die hier nur eine halbe Legua entfernt lag. Es waren selbsiver- ständlich gestohlene Pferde, Er hatte sie dort ver- steckt und wollte wohl den günstigsten Zeitpunkt für ihren Verkauf auf der anderen Seite der Grenze abwarten. Wir kamen, und nun mußte er sich schneller entschließen, als ihm das lieb war. Die ‚Rita‘ befand sich unter den fünf Pferden. Und Sie können sich denken, daß ich sehr erfreut war. Auch die ‚Rita‘ freute sich, als sie mich sah. Die Serruchos wurden von der Polizei in Obhut ge- nommen. Verlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgosellschaft, München, Sandlinger Straße 80 (Femnruf 1296). Briefanschrift: München 2 BZ, Brioffach. Varantwortl, Schriftfelter: Walter Foltzick, München. Varantwortl. Anzeigenieii alle Buchhandlungen, Zoitungsgeschäfte und Postanstalten entgegen. Bezugspreise: Einzeinummer 30 Pf.; gültig ab 15, Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto b t: Gustav Sch München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich olnmal. Bostallungen nehmen ‚Abonnement im Monat R, gi Nachdruck vorboten. = Ponlschackkonfo München 570. Erfüllungsort München, 10. — Anzeigenpreise nach Prelsliste Nr. 7 Der lange Hals - Il collo lungo (0. Herrmann) „Komische Bauart: die hat oben schon wieder Hunger, wenn's Futter grad unten ankommt! "Curiosa conformazione! Appena il pasto le arriva abbasso, ha giä di nuovo fame di sopra!,, Auf der Hazienda del Huanaco gab es noch so eine Art abschließenden Verhörs. Der Polizei- kommissar zog meinen ‚Faust‘ hervor, den er sich als Beweisstück in die Tasche gesteckt hatte, und fragte mich, ob ich versichern könne, daß dies wirklich und wahrhaftig mein Eigentum sei. Ich konnte das mit gutem Gewissen. Darauf machte dieser recht korrekte Kommmissar noch eine höchst überflüssige Probe. Er fragte mich, ob Ich vielleicht wisse, wie die beiden letzten Zeilen auf der letzten Seite des Buches lauteten. Denn, so sagte er, wenn man ein Buch sogar in der Satteltasche mit sich herumschleppe, dann müsse man eigentlich mit seinem Inhalt gut vertraut sein. Ich kannte die beiden letzten Zeilen des ‚Faust‘. Sehen Sie, lieber Herr: es ist doch gut, wenn man den ‚Faust! kennt, Sie brauchen nicht zu lächeln! Und ich zitierte den Chorus Mysticus: Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinanl Ich sprach diesen Satz selbsiverständlich deutsch aus, so wie er da gedruckt stand. Der Polizei- kommissar bemühte sich, die Worte abzulesen, „Gutl“ meinte er. „Das scheint zu stimmen, Das genügtl” Er gab mir das Buch zurück und ver- schwand mit den Serruchos und mit seinen Ge- hilfen. Den ‚Faust’ in der Satteltaschel werden Sie nun sagen, so etwas ist ungewöhnlich! Gewiß, Sie haben recht. Und ich will mich auch nicht weiter hervortun mit meinem bißchen Bildung oder so, nein, deshalb erzähle ich Ihnen das hier nicht. Der ‚Faust' befand sich rein zufällig in der Sattel- tasche. Jahrelang hatte er in meinem Koffer ge- legen, ich hatte Ihn nicht angesehen. Aber dann hatte Ich doch mal ein Gelüst darauf bekommen, hatte ein wenig darin gelesen und das Buch in die Satteltasche gesteckt, wo es Schimmel an- setzte. Ja, so war das. Ramon aber, der bei der ganzen Sache nur eine recht mittelmäßige Rolle gespielt hatte, Ramon fragte mich: „Wie heißen die Worte, die du dem Kommissar von Santa Luisa aufgesagt hast?” Und ich mußte sie ihm übersetzen. Ich tat das recht frei, Ramon meinte: „Es handelt sich da also um einen Liebestoman. So etwas hätte ich dir gar nicht zu- getraut! So etwas schleppst du also in der Sattel- tasche mit herum! Ich muß sagen, daß du mich enttäuscht hast!“ Ich hätte den Ramon aufklären, ich hätte Ihn mit dem ‚Faust‘ vertraut machen können. Aber ich tat es nicht, Hätten Sie es getan, lieber Herr? Oder hätten Sie nicht auch gedacht, daß es recht Über- flüssig sel, den Ramon über den Inhalt und den Sinn etwa des Osterspazlergangs, der Walpurgis- nacht oder gar der Worte des Türmers Lynceus zu unterrichten? 767 Der Gedächtniskünstler Mein Freund Kurt ist ein netter Kerl, Er hat nur einen Fehler: er prahlt. Prahlt mächtig! Unübertrefflich. Niemand kann es Ihm abgewöhnen. Einmal prahlt er mit einer neuen Methode, Schuh- bänder zu sparen, — wieder ein anderes Mal, daß niemand so gut Uhren zerlegen und wieder zu- sammensetzen könne wie er... Neulich prahlt Kurt mit seinem Gedächtnis. „Ich merke mir einfach alles“, behauptet er. „Wenn ihr mir jetzt zum Beispiel das Wiener Telephon- buch hergebt, und ich lese mir ein, zwei, drei, ja vier Seiten durch, — dann kann ich gleich darauf sämtliche Familiennamen der Reihe nach auswendig heruntersagen!” — „Glaubt dir kein Mensch..." — „Wollen wir wetten?” — „Einverstanden, Kurt!" „Worum?" — „Sagen wir: um hundert Markl" — Wir lächeln schadenfroh. „Geht in Ordnung... 1" — Kurt holt sich das Telephonbuch, Er schlägt irgend- eine Seite auf. Dann beginnt er zu lesen. An- dächtig und genau. Ganze zwölf Minuten lang. Dann legt er das Buch weg. „sol“ „Fang’ an, Kurtl" Und Kurt beginnt auswendig, aus dem Gedächtnis heraus, aufzusagen. Andächtig und genau. Zwölf Minuten lang: „Meyer, — Meyer, — Meyer, — Meyer, — Meyer, — Meyer, — Meyer..." Yester Marianne und der Gangster (€. Thöny) „Nur nicht spröde, Madame, ich komme nur, um Sie zu schützen!" Marianna e il gangster: “Non fate, no, la ritrosa, madama! lo non vengo.che a proteggerVIl,, 768 München, 2, Dezember 1942 - . 47. Jahrgang / Nummer 49 30 Pfennig SIMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Warum in die Ferne schweifen (Wilhelm Schulz) u... und dazu sind wir bis Nordafrika gefahren?! Das hätten wir an unseren Küsten auch schon haben können!" Perch& girovagare si lontano: “....e per questo slamo venutl fino all’ Africa settentrionale! ...L' avremmo giä potuto avere anche sulle nostre coste!,, In Woronesch - A Woronesch ee BLEISTIFTMARDER Wieviele Bleistifte es so ungefähr auf der Welt gibt, Ist mir nicht bekannt, Es wäre Aufgabe einer Statistik, festzustellen, wie lang der Bleistift sein müßte, dor aus allen während eines Dezenniums hergestellten Bleistiften entstünde. Es käme da- bei elner zustande, der beispielsweise von Sidney bis Schmargendorf reichen würde, was für einen zehnjährigen Bleistift schon eine respektable Länge Ist. Der gleiche Statistiker müßte sich aus- technen, wieviel man mit so einem langen Blei- stift schreiben könnte. Es wäre etwa möglich, mit dem Stift alle Listen und Fragebogen, die einem im Zeitraum von 86374 Jahren zugingen, auszu- füllen. Und das Ist ein ganz gewaltiger Gedanke, und es könnte einem dabei die Vorstellung von der Riesenhaftigkeit eines solchen Schreibgerätes kommen; manchen aber möchte ein Grausen da- bei packen, Ich glaube aber, die Statistik würde an der Wirk- lichkeit zerschellen, denn Bleistifte werden selten bis zum Ende abgeschrieben, wenigstens nicht von denen, die sie ursprünglich besaßen. Da greift nämlich der Bleistifimarder ein. Der Bleistiftmarder steckt Jeden Bleistift, dessen er habhaft werden kann und der ihm in die Fänge gerät, ein. Es mag möglich sein, den Typus des Einmietdiebes, des Hochstaplers, des Warenhaus- diebes, des Banknotenfälschers aufzustellen, der Bleistifimarder entzieht sich einer genaueren Charkterisierung und sozialen Eingliederung. Er gehört allen Ständen an, vom gutbezahlten Wirt. schaftsführer bis zum Schriftsteller. Glauben Sie Ja nicht, daß der Bleistiftmarder aus Bleistiftnot handelt, daß er einen Bleistift entwendet, weil er etwas Wichtiges schreiben muß und ihm auf der weiten Welt kein Bleistift zur Verfügung steht. Nein, er handelt nicht aus Schreibnot, er steckt den Stift mit einer Art Reflexbewegung zu sich. Gerade diejenigen sind es, denen Schreibgerät nicht mangelt, die es sich gut kaufen könnten, die gewohnt sind, mit Ihm umzugehen, die es — fast hätte ich gesagt stehlen. Doch dies wäre ein zu hartes Wort für eine so weiche Sache, denn der Bleistifimarder will sich nicht bereichern. Er hütet SCHWIERIGKEITEN Weil man aufs Durch=diesFelder=Fliten Im Augenblick verzichten muß, gewöhnt man fich ans Stubenfiten bei zirka 20 Celfius. Jetst IN eo Zeit, daran zu denken, daß auch der Geift vorhanden ift, und fich in dlefen zu verfenken, indem man neue Bücher lieft. Doch ralch verdüftern fich die Mienen, menn dann der Sortimenter Ipricht: »Zwar - viele Bücher find erfchienen, zu haben aber find fie nichtle Wie foll man feine Bildung fördern bei diefem kraffen Tatbeftand? Wie mill Probleme man erörtern, hat man nichts Schriftliches zur Handr Woran foll fich der Menfch nun halten, fehlt es am neugebacknen Brot? - Na, fchließlich gibt's ja noch die Alten. Zum Beifpiel Goethe geht zur Not. Ratatöshr 770 (Toni Bichi Im Feide) seinen Raub auch nicht, höchstens hortet 'er Ihn, Wie manche Flüsse das Gold, das sie aus Felsen herausnagen, an anderen Stellen Ihres Laufes wieder absetzen, so scheidet auch der Bleistift- marder seine entnommenen Blelstifte irgendwo wieder aus, sei es auf seinem eigenen Schreib- tisch oder auf seinem Nachikastl, oder in seinen Westen- und Jackentaschen, die oft ganz prall sind von Bleistiftstummeln anderer Leute. Es ist übrigens eine merkwürdige Erscheinung, daß Blel- stiftstummel eher dem Zugriff ausgesetzt sind, als neue frischgespitzte Bleistifte. Doch was ein rich- tiger, ausgekochter Bleistiftmarder Ist, der schau- dert vorkeinem Schreibgerät zurück und es macht ihm nichts aus, neben gewöhnlichen Bleistiften Schraubstifte, ja sogar Silber- und Goldstifte ein- zustecken. Er kennt da keinen Standesunterschied, er schöpft den Überhang der Bleistifte überall ab. Glauben Sie Ja nicht, daß es etwas hilft, wenn Sie am rückwärtigen Ende Ihres Bleistiftes die Farbe abschaben und dort Ihren Namen hin- schreiben. Nein, das hilft gar nichts gegen einen Bleistifimarder. Ich weiß das bestimmt, denn gestern fand ich In einer Schublade meines Schrelbtisches einen großen‘ Kasten voll alter Bleistiftstummel. Was da für Namen draufstanden! Die meisten hatte ich längst vergessen, es war nämlich schon lange her und ich halte mich für geheilt. Foltzick DIE GRABREDE In einem schwäbischen Ort starb hochbetagt ein Wirt mit dem Vornamen Jakob. Am Grab wurden verschiedene Reden gehalten, u. a. auch von dem Vorstand des Wirtsgewerbes. Der sprach: „Lieber Jakob, früher ischt’s halt no anders gwea, du hoscht no g’frogt: willscht a magers Knöchele ‚oder willscht a fett‘s Ripple? Du hoscht no g’frogt: willscht no a Viertele, oder wieviel Viertele hoscht g’habt? Du bischt no a richtiger Ma’ gweal” EL Der erste Kuß (K. Helligenstaodt) „Wie ich zu dir kam, Inge, habe ich das nicht zu hoffen gewagt!‘ — „Na — und trotzdem bist du so wunderbar rasiert?" Il primo bacio: “Inge, nel venire da te non ho osato sperarlo!,, — "Ah sl! Eppure, come sel raso a meraviglial,, 77 Giraud in Afrika (€. Thöny) „Wie sind Sie eigentlich hierher gekommen, Herr General?“ — „Ganz einfach: ich habe meine Ehrenwörter gegeben!" Giraud in Africa: “In realtä, come siete venuto qul, sIgnor Generale?,, — “Nel modo plü semplice: ho dato le mie parole d’ onore!,, 772 DAS MONOKEL VON BRUNO WOLFGANG „Setzen Sie sich”, sagte der Arzt. Herr Kluck setzte sich In eine finstere Ecke des Ordinationszimmers auf einen Stuhl, In der gegen- überliegenden Ecke hing eine beleuchtete weiße Tafel mit Buchstaben in verschiedenen Größen. Der Arzt setzte Herrn Kluck eine Brille auf die Nase und schob zwei Gläser hinein, „Lesen“, sagte er, Herr Kluck las die beiden obersten Buchstaben mühelos, die zweite Reihe schon mit Vorsicht, die dritte mit Unsicherheit und die vierte Reihe, die das Wort Przdinewzgk bildete, las er schon schlecht. „Gut“, sagte der Arzt, „das linke Ist ganz nor- mal, das rechte ein wenig kurzsichtig. Ich werde Ihnen eine Brille aufschreiben.” Er schrieb auf ein Rezeptformular der Kranken- kasse einige Ziffern und trug etwas in ein großes Buch ein, Inzwischen schoß Herrn Kluck eine Idee durch den Kopf und er sprach sie gleich aus: „Ich bitte, Herr Doktor, wenn ich nur auf einem Auge kurzsichtig bin, genügt vielleicht ein Mo- nokel, da erspare ich das zweite Glas und die Einfassung.” „Können Sie auch machen”, sagte der Arzt und ließ den nächsten Patienten eintreten. Herr Kluck fuhr nun zur Krankenkasse, um sich vom Chefarzt eine Brillenanweisung geben zu lassen, Im Vorzimmer herrschte ein Gedränge wie bel einem Gratis-Eintopf mit Speck. Er bekam die Nummer 99, und auf seine Frage antwortete ihm ein Mann, der hier als Beschwichtigungsober- sekretär angestellt war, daß er mit vollster Be- ruhlgung zwei Stunden spazieren gehen könne. Herr Kluck wartete eine halbe Siunde. Er dachte: vielleicht geschieht doch ein Wunder, Aber es geschah keines. Als die Nummer 17 aufgerufen wurde, erkann! daß ihm der Mann gut ge- taten hatte, Er ging also fort und umkreiste zu- nächst einige Häuserblocks. Dann ging er in den Park und sah zu, wie ältere Frauen die Tauben und Spatzen fütterten. Die Vögel pickten eifrig und mit großem Geschrei die Krumen auf, Ein kleiner Spatz hatte die Haut einos Wursttalers er- beutet und würgte das längliche, schmale Band hastig hinunter. Nachdenklich betrachtete Ihn Herr Kluck und dachte an die vielen Dinge, die auch den Menschen oft zum Hals heraushängen. Der Spatz hatte schon fast das Ganze verschluckt, da kam eine schwarze Amsel herbeigehüpft, packte mit Ihrem gelben Schnabel einfach das Endchen, das noch hervorragte, zog dem armen Spatzen die ganze Wursthaut wieder heraus und verschluckte sie selbst. Betrübt saß der also Be- raubte auf einem Ast und piepte kläglich. Herr Kluck ging noch durch einige Gassen und betrachtete die Menschen vom Standpunkte der Augengläser. Sehr viele trugen Brillen, manche auch Zwicker und nur ganz wenige Auserwählte ein Monokel, Diese sahen zweifellos stolz und er- haben aus wie Schloßrulnen zwischen Weekend- häusern. Wenn sie einen durch Ihr Monokel ge- tingschätzig ansahen, mußte man als gewöhn- licher Mensch an sich halten, um nicht zu grüßen. „So werde ich jetzt auch aussehen”, dachte Herr Kluck und prüfte sein Gesicht in den Spiegeln der Automaten und den Auslagescheiben der Kaufläden. Er fand, daß sein Gesicht sich für ein Monokel vortrefflich eigne. Gerade als er In das Wartezimmer zurückkam, wurde die Nummer 66 aufgerufen. Es meldete sich niemand, Da hatte Herr Kluck abermals einen guten Einfall, Er zeigte seinen Neunundneunziger verkehrt vor und stand im nächsten Augenblick vor dem Thron des Chefarztes. Dieser warf einen Blick auf den augenärztlichen Befund und sprach: „Bel Ihnen genügt eine Anweisung auf ein Glas.“ Obwohl dies den Wünschen Herrn Klucks ent- sprach, regte sich nun in ihm der Krankenkassen- standpunkt, der dem Patienten gebietet, keines- falls zu wenig von der Krankenkasse zu verlan- gen. Deshalb erwiderte er: „Aber ich brauchte unbedingt eine Brille. Das zweite Auge ist ebenfalls schwach und kann jeden Augenblick auch kurzsichlig werden.” „Dann kommen Sie eben wieder, wenn es so welt ist” Damit war die Sache erledigt. Nummer 67 trat ein. Herr Kluck ging mit der Anweisung auf ein Monokel fort, Zunächst mußte erfioch bei einem Schalter eine Stampiglie einholen, was wieder ziemlich lange dauerte. Als er sich endlich den Weg zum Ausgange bahnte, hörte er hinter sich sagen: „Natürlich, eln Monokel muß er haben. Wichtigmacherei. Das nächste Mal werden sich die (Magon) leut‘ Operngucker für schreiben lassen!" Der Optiker zeigte wenig Begeisterung. Das Ge- schäft war nicht groß. Er wollte ihm durchaus ein Monokel mit schwarzem Trauerrand und Schnur aufnötigen. Dann riet er ihm unbedingt, ein zwei- tes als Reserveexemplar zu nehmen. Aber Herr Kluck blieb fest. Er nahm das Monokel, zahlte zu seinem Schrecken mehr, als er für die ganze Brille zu zahlen gefürchtet hatte, und verließ den Laden. In der nächsten Stadtbahnstation trat er auf eine Personenwaage, die oben einen Spiegel hatte, und tat so, als ob er sich wägen wolle. In Wirklichkeit aber befeuchtete er nur den Rand des Monokels mit der Zunge und klemmte es vor dem Spiegel vorsichtig ins Auge. Sofort kam ein weltverächterischer Zug in sein Gesicht, der Ihm sehr gut gefiel. Vergnügt hüpfte er von der Plattform der Waage herab, Er fühlte gar nicht, daß er das Monokel nicht mehr im Auge hatte. Er hörte bloß auf dem Boden ein leises „Pink“, als ob jemand Geld verloren hätte, Es hatte auch jemand Geld verloren, nämlich er selbst in Ge- stalt des Monokels, das auf dem Boden in tau- ihre Öpermlogen aul- Die neue Kraft La nuova Impiegata „Ein für allemal, mein Fräulein; Liebeskorrespondenz darf auf diesem Tisch nicht geführt werden!“ — „Nein, Herr Direktor, aber wo stellen wir einen anderen hin?“ Una volla per sempre, signorina: su questo tavolo non si deve fenere corrispondenza amorosa!,, "No, signor Diretfore; ma dove ne collochiamo un altro?,, 773 send Stücke zersprungen war. Eine Weile stand er starr und erwog die Größe des Verlustes. Vielleicht wär es doch besser, eine Brille anzuschaffen, die, vom sicheren Anker der Ohren gehalten, alle Stürme überdauern kann. Aber der Leu, der ein- mal an einem Monokel geleckt hat, verträgt keine gemeine Brille mehr. Er faßte einen heroischen Entschluß, er ging nochmals zum Optiker und sagte: „Bitte, geben Sie mir doch das Reserveglas.” Der Optiker lächelte verständnisvoll und hatte als erfahrener Mann das zweite Monokel schon ver- packt auf dem Pult vorbereitet, Herr Kluck zahlte abermals und ging. Diesmal aber setzte er das Monokel nicht auf, sondern beschloß, vorerst daheim zu üben. Er stellte sich vor den Spiegel, und nachdem er den Fußboden mit sämtlichen Polstern und Dek- ken, die er besaß, zugedeckt hatte, eröffnete er die Versuche. Wie mochten es wohl die Kavallere mit ihren knochigen Gesichtern anstellen, daß ihr Monokel so fest saß wie ein Gebiß? Verwende- ten sie einen Klebstoff oder mußten schon Ge- nerationen vorher das Monokel getragen haben? Vergeblich suchte er nach Anhaltspunkten in sel- nem Gesicht, Wenn er das untere Augenlid zu sehr herabzog, um unten einen Sockel für das Monokel zu bilden, verzog sich der ganze Aug- apfel und begann zu schielen. Bohrte man hin- gegen oben unter der Augenbraue, dann fand das Monokel unten keine Stütze. Am leichtesten ging es, wenn er den Kopf sehr weit zurück- neigte, so daß das Monokel fast horizontal lag. Aber diese Haltung war nur wenige Sekunden zu ertragen, und außerdem hätte er ein Periskop gebraucht, um den Weg vor seinen Füßen zu sehen. Er versuchte es mit einem Klebstoff. Dieser hielt zwar nicht das Monokel fest, verklebte ihm je- doch die Augenlider, Es gelang ihm nur dann das Monokel zu halten, wenn er eine entsetzliche Grimasse schnitt, die den linken Mundwinkel un- gefähr in die Mitte zwischen Nasenloch und Augenlid verschob, Er hatte es also nicht leicht. Aber Ausdauer und Energie überwinden alles. Durch das fortwährende Ein- und Ausklemmen des Monokels bildete sich zum Glück eine kleine Geschwulst auf der Wange, die dem Monokel unten als Stütze diente. Nun wurde sein Gesicht beim Tragen des Monokels immer menschlicher. Es blieb nur noch ein leich- SDIESBERSONBICHKEIT VON RALPH URBAN Herr Horter war am Sonntag nachmittag bei sei- nem älteren Kollegen Fränzl zum Familienkaffee eingeladen. Er kam etwas zu früh und fach- simpelte daher einstweilen mit Herrn Fränzl. Die Hausfrau machte sich noch schön, aus irgend- einem Zimmer klang das fröhliche Toben der Kinder, Nach einer Weile erschien Frau Fränzl und begrüßte den Gast. Gleich darauf klingelte es. „Nanu“, meinte die Dame des Hauses, „wer kann das sein?” Und ging öffnen, Von draußen drang ein Freudenschrei herein, dem Frau Fränzl hastig auf dem Fuß folgte. „Fräulein Kukuli- ceck Ist gekommen‘, flüsterte sie aufgeregt, „geh gleich zu den Kindern, Hans, damit sie fromm wie die Lämmer sind. Und Sie, Herr Horter, seien Sie doch bitte nett mit ihr —”. Frau Fränzl war schon wieder draußen, ihr Mann stürzte Ins Kinderzim- mer. Herr Horter blieb allein zurück und wunderte sich. Dann traten durch die eine Tür der Hausherr mit den beiden Kindern, durch die andere die Hausfrau mit Fräulein Kukuliceck. Die Junge Dame hatte rasierte Augenbrauen, eine aufgestellte Nase und weiter unten rotlackierte Fingernägel. „Sie bleiben doch bei uns, wir trinken gleich Kaffee”, säuselte Frau Fränzl. „Wann Kaffee gut Ist?” meinte der welbliche Gast. „Natürlich ist er gut“, rief der Hausherr und zwin- kerte seiner Frau zu. „Wir haben sogar noch etwas Bohnenkaffee. Mach ihn aber recht stark, Olga, wir zwei Kavaliere werden das gnädige Fräulein einstweilen schon unterhalten, haha —“ Frau Fränzl eilte in die Küche, die anderen setz- ten sich. Die Kinder verhielten sich mäuschenstill und starrten bewundernd auf den weiblichen Gast. „Lieben Sie Blumen?“ meinte Herr Fränzl mit einer leichten Verbeugung und zeigte auf die Tulpen am Tisch. „Spinat ist mir lieber”, meinte Fräulein Kukuliceck. „Wird bald Blumenkarte kommen —” „Hahaha —”, lachte der Hausherr und schlug sich auf die Schenkel, „wirklich herrlicher Witz, groß- artigen Humor haben Gnädigste, scharf pointiert, hahaha —" Unter ähnlichen Gesprächen verging die Zeit. Endlich kam die Hausfrau mit dem duftenden Kaffee herein. Familie Fränzl wetteiferte in dem Bestreben, der Jungen Dame jeden Wunsch von den Augen abzulesen, „Haben Sie Frau?” wandte sich Fräulein Kukuliceck Im Laufe der Konversation an Herrn Horter. „Nein, ich bin noch Junggeselle“, antwortete der lächelnd, „Kommen Sie oft her?” „Natürlichl” rief Herr Fränzi dazwischen und trat den Kollegen auf den Fuß. „Herr Horter ist unser ständiger lieber Gast. Und Jetzt wird er sicher noch öfter kommen, haha —” Es floß noch eine Welle Milch und Honig, dann erhob sich der Hausherr, verneigte sich und sprach: „Wenn sich die Damen jetzt vielleicht ins Herrenzimmer begeben wollen, um das Ge- schäftliche zu besprechen, so hole ich einstwellen eine Flasche Wein aus dem Keller —”, worauf Frau Fränzl in Begleitung des Fräuleins und einer Lawendelwolke nach dem Herrenzimmer abging. „Nanu“, meinte Herr Horter, „was ist denn das für eine merkwürdige Persönlichkeit?” „Pstl“ machte Herr Fränzl und rieb sich die Hände, „das Ist unsere zukünftige Hausgehilfin.” Inselwinter o VON GEORG SCHWARZ Stange, dran die Netze hangen, Wenn der grelle Sommer loht, Nun zur Winterzeit, der langen, Grausig wie ein Galgen droht. Unterm Schlamme liegt der Otter, Träumet Listen voller Arg, Schwerer Block bedrückt den Kotter, Leichenstein den Lebenssarg. Berge stehen, eine lichte Totenbruderschaft im Schnee, Kühlen Schlummer im Gesichte, Eisig leuchtend aus dem See. 774 tes, weltmännisches Nasenrümpfen und eben die- ses ist ja das Schöne daran. Nun konnte er endlich ausgehen. Er ging über den Hauptplatz von Hinterpetzluckau, wo er der erste war, der seit der Gründung der Stadt zur Zeit des römischen Kaisers Marc Aurel ein Mo- nokel trug. Das Aufsehen entsprach der Selten- heit des Ereignisses. „G’schwind, hutsch di zuwi, Puidil’ rief der Bach- reiter Seppl, der erste Galgenstrick des Ortes, dem lehmwieser-Poldi zu, der der zweite war. „Schau, was d’r der da im G’frieß hatl“ Das war kein guter Anfang. Die beiden Buben lie- fen fortwährend vor Herr Kluck her und schrien: „Jöl” Die alte Steiningerin fuhr aus ihrem Haus- tor, um zu sehen, was es gebe. Zuerst blieb ihr der Mund vor Staunen offen, so daß sich ihr ein- ziger gelber Zahn im Herbstwind bewegte. Dann schlug sie eine wahrhaft teuflische Lache auf und murmelte grause Verwünschungen in ihren Bart, Mehrere Frauen, die auf dem Platz ihre Kinder- wagen spazieren führten, wendeten sofort um und kamen von allen Seiten herbeigefahren, um das neue Wunder zu bestaunen. Der Wagenlenker des Autobus fuhr ganz langsam den Gehsteig entlang und wäre beinahe umgekippt,: weil alle Insassen auf dieselbe Seite eilten und ihre Na- sen an die Fensterschelben preßten. Hunde rasten herbei und bellten gegen die Waden Herrn Klucks. Eine Schar Tauben flog erschreckt davon und mistete auf die Köpfe der Anwesenden, die nun Herrn Kluck die Schuld gaben, Überall ern- tete er Mißtrauen, unverhohlene Feindschaft und bissige Worte, In den nächsten Tagen legte sich die Aufregung, jedoch. fühlte Herr Kluck deutlich einen zähen und gehässigen Widerstand der ganzen Bevölke- tung gegen sein Monokel. Manche wichen ihm von weltem aus. Andere grüßten absichtlich erst im letzten Augenblick und schwangen den Hut dicht vor selnem Gesicht vorüber, in der Ab- sicht, ihn zu einer hastigen Bewegung und dem Verlust des Monokels zu veranlassen. Es wurde überhaupt ein förmliches Gesellschaftsspiel, das Monokel Herrn Klucks zu Fall zu bringen. Buben stießen im Vorüberlaufen wie unabsichtlich an ihn an, Motorradfahrer gaben in seiner Nähe plötzlich Vollgas, der Bachreiter Seppl versuchte es sogar mit Niespulver. Herr Kluck hielt sich tapfer. Trotzdem starben innerhalb zweier Wo- chen drei Monokel als Opfer dieses ungleichen Kampfes. Die Schulkinder begannen in der Schule Monokel zu spielen und klammten sich Glas- scherben ins Auge. Hie und da wurde abends bei Herrn Kluck eine Fensterscheibe eingeworfen, seine Quartierfrau erwog die Kündigung und der Kaufmann wollte gegen Ende des Monats nichts mehr aufschreiben mit der Begründung: „Ein so nobler Herr, der ein Monokel tragen kann, kann auch zahlen.” Es gab sogar eine Ehescheidung, weil die Frau des Herr Pöllauer „von ihrem Manne verlangte, daß er die Anmaßung des Herrn Kluck durch das gleichzeitige Tragen von zwel Monokeln zunichte mache. Herr Pöllauer weigerte sich und die Ehe ging in die Brüche, Ferner ent- standen Gerüchte, daß Herr Kluck eine große Erbschaft gemacht habe, daß er unerhörte Steuern hinterziehe, daß er das unsheliche Kind eines heruntergekommenen Barons sei, der eben we- gen Spielschulden verfolgt wurde, daß er ein heimlicher Industriekapitän sei und vieles andere. Die Gemeinde erwog schon ernstlich, ihn vor- sichtshalber In den Gemeindekotter zu sperren. Doch dazu kam es nicht mehr. Beim siebenten Monokel brach Herr Kluck wirt- schaftlich und seelisch zusammen. Er kaufte sich nun eine bescheidene Brille und sein Gesicht nahm wieder den ursprünglichen harmlosen Aus- druck an. Es sah nicht mehr so aus, als rümpfe er über irgendeinen üblen Geruch die Nase, ob- wohl es an Gelegenheiten dazu durchaus nicht mangelte. Das Vertrauen kehrte wieder und das harmonische Bild der Landschaft blieb fortan ungestört. Amerikanische Rüstungsindustrie een) Ds j 7e3 Diar Avcgran yon Fa „Ich rechne noch mit zwei Jahren Krieg!‘ — „Nun, so pessimistisch bin ich nicht, ich hoffe noch auf fünf Jahre!‘ Industria bellica americana: ‘lo calcolo con altri due anni di querral,, “Ebbene, lo non sono cosl pessimista: spero In altri cinque anni ancoral,, 775 Die Mitleser - I conlettorl (A, Paul Weber) ee LOL 2 SR „Aber meine Herrn, die Zeitung ist ja von vorgestern!" — „Und das sagen Sie uns erst jetzt?!" "Ma, signorl miel, il glornale & di avantleril,, — "E ce lo dite solo adesso?l,, SIE WAR EINE GANS VON PAUL WESTERGAARD A propos, Gänsebraten! Jawohl, sie war eine Gans. Aber eine kleine, nette. Auch Gänse können Ja bekanntlich unser Wohlgefallen erregen. Zumal, wenn sie gerupft und gezupft und gespickt und knusperig gebraten auf den Tisch des Hauses kommen! Doch die Gans, von der hier die Rede ist, hatte Federn. Viele Federn sogar. Sowohl am Hut wie um den Hals — es war zu jener Zeit, als die Da- men sich noch mit Federboas schmückten. Eulalla-Cäcilie hieß sie. Ein schöner Doppelname, nicht wahr?! Und so klangvolll Als ich zu ihrem Vater ging, um um ihre Hand an- zuhalten, saß er Im Eözimmer. Eifrig war er damit beschäftigt, Schmetterlinge auf Stecknadeln zu spießen, um seine Sammlung zu vervollständigen. ‚ch halte Eulalla-Cäcllie für die vollendetste Frau, der ich je im Leben begegnet bin!“ schloß ich pathetisch meine Rede. „So-so. Meinen Sie?” erwiderte der alte Herr, ohne aufzublicken, „Nun gut, meinen Segen ha- ben Siel" — — Und dann sagte er noch etwas, was ich damals nicht verstand; aber es empörte mich sehr. Bald verlobte ich mich mit Eulalla-Cäcilie. Und schwelgte in Seligkeit — denn auch das war da- mals Mode — wie die Federboas. Zum Weihnachtsfest schenkte sie mir ein Sofa- kissen aus purpurroter Selde mit eigenhändig ge- stickter Inschrift: „Ruhe sanft” Ich sagte ihr, das Geschenk mache mir natürlich große Freude. Nur die Worte „Ruhe sanftl“ schie- nen mir doch eher auf einen Grabstein zu ge- hören als auf ein Sofakissen! Das aber kränkte Eulalia-Cäcilie solchermaßen, daß sie augenblicklich — noch unter dem Christ- baum — die Verlobung löste. Nach zwei Monaten jedoch waren wir wieder ausgesöhnt. Krokodilstränen weinend lag sie In meinen Armen und nannte mich „ein grausames kleines Scheusal”. Womit sie das größere Scheu- sal zu sein bestätigte — — denn sie war gut anderthalb Kopf größer als ich. Wir beschlossen, im Mai Hochzeit zu halten, Eines Tages jedoch — es war im März und wir gingen spazieren — bogen wir in den „Alten Königsweg“ ein. Da meinte Eulalla-Cäcilie, das sei doch ein unsinniger Name, den die Straße trüge. Denn erstens seien alle Häuser in ihr neu erbaut. Zweitens aber sei das gar kein Weg, son- dern eine schöne und breite Straße, Es wäre doch viel sinnvoller, wenn sie „Neue Königstraße” hieße. „Eulalia-Cäcilie”, erwiderte ich in schüchternem Ton, wie ich ihn ihr gegenüber stets hatte — denn meine und ihre Größe blieb mir Jeden Augen- blick bewußt — — „erlaube mir zu sagen, daß 776 du dich Irrst. Denn der ‚Alte Königsweg’ trägt seinen Namen von altersher — eine ‚Neue König- straße‘ aber gibt es bereits in unserer Stadt.” Da aber stampfte sie den armen Boden mit bei- den Füßen — — ach, dazu vergaß Ich noch zu sa- gen, daß Eulalla-Cäcilie auf großem Fuße lebte. Sie zog einen Flunsch und warf mir den Verlo- bungsring vor die Füße, „Nicht im Traume kann es mir einfallen, meine Zu- kunft einem Manne anzuverträuen, der so recht- haberisch ist, wie dul” fauchte sie mit funkelnden Augen. „Mein Herr, unsere Verlobung ist hiermit gelöst” Damit drehte sie sich elegant auf dem Absatz herum und rauschte davon. Ich ging zu ihrem Vater, Der saß Im EBzimmer. Eifrig war er damit beschäftigt, Schmetterlinge auf Stecknadeln zu spießen, um seine Sammlung zu vervollständigen. Ich klagte ihm mein Leid. Er aber hörte mich gar nicht weiter an, sondern winkte mit beiden Händen ab. „Habe ich es Ihnen nicht gleich gesagt?! Eulalia- Cäcilie ist eine Gans” sagte er und bohrte mit sichtlichem Behagen eine Stecknadel durch den Leib eines prachtvollen farbigen Schmetterlings. Diesmal aber empörte es mich nicht, was er sagte... Ich sah Eulalila-Cäcilie niemals wieder, Jahre später erfuhr ich, daß sie sich mit einem Malermeister in Vordingborg verheiratet habe und daß sie mit ihm in sehr glücklicher Ehe lebe. Was mich gar nicht weiter gewundert hat, Denn ist nicht Vordingborgs größte Sehenswürdigkeit — der Gänseturm? (Aus dem Dänischen von Werner Rietig) KW e: I cı Yf€ c Gh tt © Efeu fdhe Te IKAILADIDIE IRMLA IKA SMIEITIIK Wie warm sind 36 Grad? Wer viel am Herd und herumhantiert, der immer eine hohe Temperatur unterschätzen und verhälınis- mäßig heißes Wasser noch als „handwarm" oder „lauwarm” bezeichnen. Wer daher gegen Hitze unsmptindlich ist, sollte beim Waschen ein Thermometer zu Rate ziehen. im ‘Waschhaus Eine Waschlösung für einfarbige und nicht tarbemplindliche Feinwäsche soll nur hand. oder lauwarm sein, also unserer normalen Körperwärme entsprechen (36 Grad Celsius). %0—23 Grad nicht übersteigen. Die gleichen Temperaturen gelten auch für die Spülbader (Bereitung des Waschbades:; 1 EBlötfel Wasch- mittel für Feinwäsche auf 4 Liter Wasser. Wolle und farbemplindliche Sachen wäscht und spült man mit Essigzusatz), Bei Wolle und Seide ist noch größere Vorsicht |) zu beachten: die Temperaturen sollten dann | Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jabrtauscndcalten Wein baukultur Siziliens, Vollmundig, würzig und gehaltvoll will er an- dichtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genossen werden. FLORIO vıwo oı sıcıl'ıa na Weliruf immer ein Zeichen für photographifche Wertarbeit u sehuth SER Ulraecn machen Gesicht und Auftreten sympathischer. Nach dem mod „A-O-BE“-Verfahren können Sie ohne Iremde Hilfe diese Korrektur In tünt Minuten vollkommen unauffällig an sich selbst vornehmen Prospekte kostenlos von Fa, -0-BE, Essen 103, Schlleßl. 327 gegen erschwert a) fenwe urchkommen der ersten Zähne. Altbewährt! ise in das Zahnfleisch einreiben Oftere Prüfung ul die Unversehrtheit der Brand schle hilft unnötige Strumplschäden vermeiden. Bei hervorstehenden Nd- für Abtilfe sınser [U Ser Strumpf für jede nmmtt SANATOGEN FORMAMINT KALZAN Ww. Muskeln kräftig gebrauchen will, kann seine Leitungen durch erhöhte Kalkzufuhr. Weigen. Aus der Mappe dee Twpemwerbe, Köln-Mülheim Die Menge macht es nicht „„Rosodont'' ist aus wirksamıten Stoffen auf Grund Erfahrungen und eingehender wi icher Forschungen hergestalli underfüllts Aufgabe schon In kleinster Menge, -- Die feste Form gestattet außerdem größe Sparsamkeit, A:H-A:BERGMANN, WALDHEIM (SA.) Der altbewährte zuverlässige, gute Kamerad der Soldaıen von 1870 und 1914 VAUEN Nürnberg S Gummiwaren teilen ilen hr chen et hesitn Wie soll ich Pfei ng Haut-Creme verwenden? Die Schönheitspflege muß heute zurückstehen. Jetzt muß man Pfeilring-Haut- Creme m einteilen, damit s n zur Hand ist, wenn sie am notwen- digsten gebraucht wird: Für das Jüngste, um seine zarte Haut zu schützen, für die Mutter, um die von di Arbeit spröde oder rissig gewordenen Hände wieder glatt und ge- schmeidig zu machen. älteste deutiche Bruyäre-Pfeiten-Fabrik | Alles-Kitt Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide za Iicken Masse vermengt gibt zum Behell ein tungsmittel für defekte Kochtöple uw. DER URLAUBER Von Pancıaz Reichenader ® „Was — du bist’s — Franz — du bist’s — I kann's ja no gar net glaub’n, daß d' as bist!” „Jawol, I bin’s, Muatta, dei’ Bua Is, bi auf Urlaub da. Herr- gottsakrament! Is koa g’ringer Weg vo’ Rußland hint auf Obertundelfing! Aber jetz’ bin i da. Ja, Ja „Komm nur g’rad 'rei, Bua in d' Stub'n und lass’ di amoi oschaug’n!— Guat schaugst aus, des muaß i sag'n! Wia is da denn ganga?“ „Guat is ma ganga, des sixt ja, Muatterl!" „Jawoi, des siech |, und schneidi bist beiananda in deiner Montur. Wia der Vata selig als schwarer Reiter vo’ Landshut drob’n. Ja, Ja. Magst was z’essen ham, ha?” „Naa, hab scho’ gnua 'gessen, hab’ koan techten Appetit mehr, aber zua an’ Trumm G'räu- chertem und sechs Schmoiznudeln tat's no’ g’langa.” „Jawol, de macha da. — No, und jetz’ vazähl’ amoil” „Glei, Muatta, aber, daß i net va- giß, wia is denn der Woaz g’standen? Habis'n guat el'bracht?“ „Des glaub? i, guat is a g’standen und guat ham ma’n ei’bracht, Da feit sie nixI“ „No, und die Katoffi'n hab’ | selber g’sehg’n, hint’, bein Laufbachgrab’n. San guat g’raten. Hab’ a paar aussi g’scharrt, ham ma g’foin. Sche’ habt'’s es o’bautl” „Ja no, ma tuat, was ma ko, und mehra ko ma net.” „Freili, aber was i sag’n wolt: "s Stadeldach muaß nei g’schindelt wer'n, des g’folt ma nimma so recht. No ja, morg'n fang’ i o damit, hab’ ja Zeit g’'nua Und d’ Schindeln hab I scho g’sehg’'n” „Jawoi, de san da.” „No, und wia is nacha mit die Küah?‘ „Zwoa ham ma va- kafft, oane hat gestern kalbt. San guat belananda, die Küah. Vo’ die Rooß is uns oans umg’standen, aber dafür waxt si‘ ’s Bräundl guat aus A Hinta- hand sag’ a da. daß a Freud’ is. Der ziahgt amoi wia a Ox.” „So, so.” „Ja, ja.” „Is der Sepp no da?” „Na, der Is ei’zog'n, aber zwoa Franzosen hob’ I. No Ja, macha Ihr Sach’ scho‘, wann ma richti mit eshna red't.” „Ja, ko’st denn du reden mit eahna, Muatta?” „Freili ko’ i's, is gar net schwer, ‘s Parlier'n. Lul, sag’ i, jetz’ spannsı as ei’, de Schwo und fahrst aussi zua die Pomm de teırl Nacha luat as.” „No, Muatta, nacha brauchst ja mi gar net!“ „Oh mel, Bua, freili brauch’ i di, und a andere braucht d'’ aa, die Theres braucht di.” „Ja, ja, die Theres! Muaß nacha a weng b’suacha, die Theres.” „Ja, tua's nur, aber daß’d ma vor morg'n früah wieda hoam kimmst, vo’ dein B’suach bei der Theres!” „Heit‘ scho’, aber morg’n net. Hab’ ihr vui zum vazähl’n, da kunnt's scho fimfe wer'n, bis i hoam kimm vo’ Stephans- riad hint‘.“ „Und was tuast denn nacha jetz'?” „Warten tua i auf die Schmoiznudeln, und nacha werd d’ Montur auszog'n, und wer'n die Katoffi no’ alle ei'bracht. Müassen ’rausl” „O mel, Bua, was hast denn du nacha vo’ dein Urlaub?” „Mein Acker hab’ i, mein Hof hab’ I, mein Boden hab’ i unter die Füaß’ — woaßt, was I hab’, Muatta: mei’ Heimat hab’ |, und des is gnual” „So, so.” „Ja, ja” reicht ı > ö PALLIATIV-CREAM den Müttern für die Säuglings- pllege und den ürigen für ihre im Felde Stehender Darum bitter „PALLIATIV” Fabrik bygienischer Produkte VELVETA dle hochteine Kälezubereltung auo dem Allgiu wird nach wie ‚vor mit edlem Chefterkäle here getellt und mis Milchzucher, Milchalbuminen und Milchmie neralien angereichert. Burtere zart, wie Der VELVETA If, ihn mein ohne Butter auf's Brot. Das macht Ihn belonders ausglebig. KRONEN- KRAWATTEN-FABRIK Fritz IM. 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Er begrüßte Graf Bobby und fragte: „Hättens was dagegen, wann ich Ihr Hunderl ma- len möcht?" Graf Bobby antwortete verlegen: „Bittschön, wann ich Ihnen damit einen Gefallen erweis — nur mein ich halt, Jetzt ist der Dackel schon sechs Jahre braun gewesen — warum wol- lens ihn denn jetzt anders anstreichen?"” I).H.R. * Ich hatte einen neuen Film geschrieben. Der Dramaturg sprach mir wider Erwarten seine Aner- kennung aus. „Vor allem die Figur des Bösewichtes Ist Ihnen herrlich gelungen”, sagte er Ich nickte zufrieden. „Das war nicht leicht, lieber Doktor! Ich habe nämlich versucht, einen Menschen aus allen den Fehlern zusammenzusetzen, die mir meine Frau täglich vorwirft.” I.H.R. * Kitty kam zu Johannes. „Kauf mir einen Schirm, Johannesl" „Du hast doch einen, Kitty?“ ‚Ja. Schon.” „Nun also!“ „Aber der Schirm ist schon so schlechil"” „Wie schlecht?" „Daß ich ihn wegweıfen muß!” Johannes schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. „Kitty! Kitty! Gleich wegwerfen! So schlecht wird er nun doch noch nicht sein, daß du ihn nicht wenigstens zu Hause noch tragen kannst!" 3.H,R. Ueberlegen ob das Bild lohnt — jedes Für und Wider sorgsam wägen und im rechten Moment handeln (knipsen) — — Das heilende Wundpflaster Inallen Apotheken: u.Drogerien Carl Blank, Bonn am Rhein wie beim Schachspiel. So erhalten wir wirklich schöne Fotos und sparen den guten richtig erfüllt Gut hören, Dieser Wunsch wird Schwerhörigen durch den ärztlich anerkannten „Original-Akustik“ der sich durch klarste Sprachwiedergabe verstehen! SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN PHILIPS VALVD WERKE HAUPIVERWALTUND KLAUM WiRnt ım MACHEN MAmELAG «WIEN Mhäfigk nährk Leidchwadhen ufltanken Cinzano im Weinküh auszeichnet. Verkaufsstellen Überall im Reich Prospekt S kostenlos durch DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT BERLIN-REINICKENDORF-OST Liefortermin z.Zt. In ca. 5 bis7 Monaten Herr Schmitz hat vollkommen recht. 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Die Luft durchbrauft ein weites Flügelfchlagen Von vielen Vögeln, die ihr Herz erkühnt, Die unermeffne Reife neu zu wagen, Bis diefeo Tal im andern Lenz ergrünt. Daß es im andern Lenze wieder grüne, Beftellt der Bauer das geleerte Feld. Der bunte Wald befchließt die kleine Bühne, Die doch bedeutet eine volle Welt. DER IDEENFRESSER VON SCHLEHDORN Unter den Dichtern unterscheidet man: Unsterb- liche, die leben in Zitaten. Solche, die nicht leben und nicht sterben können, die hausen in malerl- schen Dachkammern. Und solche, die davon leben können, die haben sich mit hübschen Vorortvillen angebaut. An der Peripherle ihres Leserkreises. Nahe dem Herzen der Natur. In Stullensee an der Wannseebahn etwa. So auch Dr, phil. Franz Notnagel, der als Novellist unter dem Namen Neithart Nothung (wie er zu sagen gt) „hm, doch wohl nicht so ganz ui bekannt“ ist. Nebenan, Nr. 5, wohnt Oberregii tungsrat Francke, Notnagel-Nothungs Herdflamme hütet Frau Hed- wig. Sie kocht auf ihr auch meist selbst. Und kocht gut. Und viel, denn das braucht Angelo. Angelo ist Unterprimaner, trägt die in Berlin obll- gaten Krachledernen, darunter blonde Stachel- beerbeine, und Schuhe, deren Nummer ein er- freuliches Wachstum verheißt. Oben Pickel und Stimmbruch und ein paar bemerkenswert an- ständige Augen, Wenn er geht, scheinen seine Gliedmaßen Irgendwie aneinanderzuhängen, ohne recht zusammenzuhängen, wie bei einem Jungen Jagdhund. Franckes Marie-Luise hingegen pflegt der Dichter einem Schmaltler zu vergleichen, in ihrer reh- äugigen siebzehnjährigen sportlichen Anmut. Und seit Frau Hedwig — die Claudia, Alice-Irene und Ingegunde seiner früheren Romane — etwas von der Breite gewonnen hat, die der Epik mehr an- steht als der Novelle, macht seine Fantasie ge- legentlich in allen Ehren Anleihen im Nachbar- haus bei Marielu. Dichter müßten eigentlich reisen. Woher sollen sie sonst Jene sündhaft eleganten Frauen nehmen, auf palmenumwedelten, banjoerregten Hotel- terrassen, — Frauen, die von Irgendwoher sind, mit betäubenden Parfüms, die wieder von ganz wo anders her sind, — Frauen, die ihre opalisie- tende Seele bereitwillig dem diskreten Reisen- den zur Veröffentlichung öffnen? Mit seinem Eigenheim in Stullensee blieb Neithart-Nothung mehr Heimatdichter. Und es fehlte ihm gelegent- lich, wenn er von 9—1 Uhr schöpferisch tätig war, an Stoff, sozusagen an Rohmaterlal für sein poe- tisches Veredelungsgewerbe. _ Aber in der gestrigen Nacht hatte ihn plötzlich im Dunkeln eine Idee erleuchtet: paradox, über- raschend, überzeugend, ganz neu. In knappster Form: Titel, Inhalt und Grundgedanke eines Ro- mans. Er schrieb es Irgendwie im Dunkeln auf und schlief beglückt wieder ein. Indessen, am nächsten Tag war die Idee ver- schwunden. Er suchte, kramte, fragte — weg, ein- fach weg, Er appellierte an sein Gedächtnis. Das optische versagte, es war ja dunkel gewesen. Das akustische versagte, es war ja nächtliche Stille (Angelos gesundes Schnarchen durch drei Wände bot keinen Anhaltspunkt). Dabei zeigte sich wieder: das Gedächtnis ist ein Dackel, — soll er etwas apportieren, stellt er sich taub und lahm; aber kommt eine peinliche Erinnerung Ins Blickfeld, so trabt er fröhlich hin und bringt sie zuverlässig immer wieder an. „Du bist ein vergeßlicher Mann”, sagte Frau Hedwig. „Besser als daß ich bereits dein unvergeßlicher Mann wäre", brummte der Dichter. Und dann konzentrierte sich der schwarze Ver- dacht auf — Angelo. Als der um Mittag durch den Garten geschlenkert kam (eine Vier in Mathematik in der Tasche und einen Preis im Rudern), da begann zunächst ein Welterleuchten von Fragen. „Angelo, bist du in mein Schlafgemach gedrun- gen?” — „Ja, als du im Bad warst.” — „Zu wel- chem Zweck?” — „Ich mußte mich doch mit dei- nem Apparat rasieren." — „Was hast du außer Rasieren dort getan?" — „Ich, nichts...” — „Prüfe dich und bekennel’’ — „Ach so, da lag ein Keks.” — „Ja, und?” — „Der lag da auf dem Nacht- tisch.“ — „Ja, und?“ — „Der war da liegen ge- blieben.” — „Jo, und?” — „Den habe Ich natür- lich gegessen.” — Und nun kam das Gewitter (Nothung liebte auch Im Zivilleben das tönende Pathos); „Verworfener Knabe, entarteter Sproß, Raben- sohn! Auf diesem Keks stand die Idee meines neuen Romans, Titel, Inhalt und Grundgedanke. Nächtens, als mir die Erleuchtung kam, griff ich — um deiner Mutter den Schlaf nicht zu rauben und nicht der Nachwelt das Werk — im Dunkeln links ‚auf den Nachttisch und fand einen Tintenstift und fand — nein, zum Niederschreiben fand ich nichts. Da kam mir schicksalhaft der Keks In die Hand, darauf schrieb ich, wie einst die Alten auf Wachs oder Ziegel: Titel, Inhalt und Grundgedanken. Und du, — Unschätzbares hast du verschlungen. Ein geistiges Erzeugnis deines Vaters gefressen, Bergwinter Inverno in montagna 780 deinen besseren Bruder also. Die Einnahmen des kommenden Jahres vernichtet.“ (Frau Hedwig, die nebenan den Donner hörte, mußte an jenen Mann denken, der ein Ei Ißt und damit. Generationen ftohgackernder Hühner,) „Du bist ein — Ideen- fresser“, endete die Anklage, „geh’ in dich und auf dein Zimmerl” Der große Junge wandte sich zum Gehen: „Es tut mir wirklich leid, Papa.” „Mit einem Zubiß: Titel, Inhalt und Grundgedanke”, stöhnte der Dichter. „Geh in dein Zimmer, o ‚Angelol” „Übrigens”, kam es noch halb trotzig, halb be- gütigend zurück, „Frau Francke läßt sagen, sie käme zum Tee mit Marlelu.” Angelo ging. Mit ihm ging die Idee. Der Vater verfolgte deren Schicksal sozusagen durch den Sohn hindurch — und kam auf allerlei abwegige Gedanken der Wiederbeschaffung. Allein schon unter Angelos kräftigen Zähnen war die Idee zermalmt, zergangen, vernichtet, Da nalf weder ärztlicher Eingriff noch geduldiges Warten — —. Nachmittags erschienen die Damen Francke. Der Dichter saß und tankte Eindrücka. Und beobachtete Marielu, die sich mit Angelo unterhielt und mit leldenschaftlichen Gesten zu sagen schien: Oh, dies Wissen um die Jugend, Angelol Wie sich mein tlefinnerstes Selbst zum Leben drängt, wie ich die Jugend ergreife und hebe sie empor, s00... Dazwischen Angelos gleichsam doppel- tönige Stimme „Ach nee, — so spielt Ihr Medi- zinball?” Einen Dichter stört so etwas nicht, Für den sind die anderen nur Puppen, die er innerlich an- kleidet, mit selbstgeschneiderten Seelen. Hütet Euch vor dem Dichter, daß Ihr nicht In seine Romane geratet. Denn dann sagt Ihr nach- her auf Seite 49 oder 318 ziemlich pompöse oder Indiskrete Dinge, die Euch im Traum nicht eingefallen wären. Eure männlichen Gedanken bekommen anspruchsvolle Bärte und junge Mäd- chen äußern sich, wie es Frau Oberregierungsrat Francke bei Marle-Lulse niemals zulassen würde, Marielus Anwesenheit regte den Dichter wunder- sam an, — Ja, plötzlich fühlte er sich Vater eines werdenden Romans (ein biologisch höchst eigen- artiger Vorgang!), eines Romans, der demnächst in dem bekannten Verlage erscheint, Marielus Anwesenheit hatte noch eine andeie Wirkung auf den Dichter: plötzlich machte sein Gedächtnis „hupp“ und da war es wieder: Nacht, und Keks und Idee, — die Idee, die Angelo ge- gessen. „Na also”, sagte Frau Hedwig leise, die in seiner Seele zu lesen pflegte, wie der liebe Nächste, den das Schicksal in der Bahn neben uns gesetzt, in unserer Zeitung, — „wie war's denn?” „Ach“, raunte er zurück, „sehr schön. Nur, leider ein Zitat von Shaw... Übrigens hoffentlich hat der Knabe keinen Schaden genommen; Tinten- stift ist doch giftig.” (Hch. Klay) Zwischen Tür und Angel ({R. Kriesch) „Auf eine Tasse Tee könntest du mich wirklich noch mitnehmen, Angela!“ „Geh — seit wann lockt denn dich Apfeltee?!" Fra Scilla e Cariddi: “Angela, ad una tazza di t& potrestl ancora prendermi teco!,, — *Evvia! Da quando mal tl adesca Il t& di mele?!,, 781 Ein Mann - Un vomo 0. Hegenbarth) „Das sage Ich dir, Hede, wenn mich meine Mutter so verzogen hätte, wie du deine Puppe, wäre Ich heute nicht das, was ich bin!" "Ti dico, Edda, se mia madre avesse viziolo me come fal tu colla tua bambola, gg! non sarei quel che sonol,, DER TRAUM VOM GÄHNEN VON ROSE GERLACH „Hul Was für ein schrecklicher Traum... Anneliese war Im Bette hochgefahren und schüt- telte sich. \ Wahrhaftig: sie hatte geweint. Das ganze Gesicht war naß — und immer noch liefen die Tränen. Die Dunkelheit bedrückte, Schnell die Nacht- tischlampe angeknipst. So...! Annellose biinzelte in die Helligkeit hinein und legte die Hand auf ihr Herz. Wie das da Innen pochte und hämmerte...! Was war denn nur ge- schehen? Konnte ein bloßer Traum solch ein Angst- ‚gefühl hinterlassen? Nein — das war keln gewöhnlicher Traum. Das war etwas ganz anderes. Wie sollte sie es nen- nen? Sie wußte es nicht; daß es aber etwas Schicksalhaftes war, das fühlte sie. Versonnen glitten Ihre Blicke an den Wänden des Zimmers ontlang. An Rudis Bild blieben sie” hängen, Es stellte einen Jungen Sportsmann dar, der im sieghaften Bewußtsein selner körperlichen Geschmeidigkeit und Kraft vergnügt Ins Dasein schaute. „Rudi — du guter Junge, du... Ja, Ja...” Jetzt wußte sie, was sie Im Traume erlebt hatte. Sie war — wie In vergangenen Zeiten so oft — zu der alten Lubitschka gelaufen, die einst In dem dunklen Winkel hinter dem Markt ihre Wohnung hatte. Das war Immer ein herrlicher Spaß gewesen — so gruselig schön — sie und ihre Freundinnen hatten es als halbwüchsige Mädel gar zu gern getan; denn die Lubltschka konnte Karten legen, aus der Hand lesen und In die Zukunft sehen. Außerdem hatte sie einen Spiegel Im Besitz, der — wie sie sagte — einem Hexenturm entstammt, Diesen Spiegel hatte sie stets mit einem schwarzen Tuch verhangen, Die Bitten der Mädel, mal In den Spiegel gucken zu dürfen, hatte die Alte stets mit schroffer Strenge abgelehnt. Die Hexen hätten vor Ihrem Richtgang den letzten Blick da hineingetan. Von da ab zeige der Spiegel nur noch die unerbitt- und Druck: Kn Hirth Yatantwortı ehrleiter; Weiter FoLIzIck, München liche Wahrheit Jedes Wesens — nicht mehr den Schein. Die alte Lubltschka lebte längst nicht mehr; Anne- liese aber hatte soeben im Traum neben Ihr ge- " sassen und in den Zauberspiegel geschaut. Und die Alte hatte In echter Wahrsagerinnenmanier mit monotoner Stimme auf sie eingeredet, Brief aus dem Biwak Einer spielt noch Ziehharmonika, Und ich denk" an dich, Veronika. Brände flammen auf am Horizont ,.. Morgen geht es wieder an die Front. Immer, menn man einmal Wadıe sdiiebt, Denkt man gern an jemand, den man liebt. Und weil ich didı halt als letzte sah, Denke icı an dich, Veronika Roter Mond hängt über meinem Zelt Und beleuchtet eine fremde Welt, Frösdıe quarren in dem fernen Ried, Die Harmonika singt uns ein Lied. Langsam wird es still, Das Lager ruht, Morgen geht es los. Und das ist gut. Denn das Warten, Du, ist nidıts für midı — Adı, icı glaube fast, icı liebe Dich! Morgen endlich, zwiscıen Tau und Tag, Morgen führen wir den großen Schlag. Einmal aber bin ıdı wieder da, Und dann ... Wiedersehen, Veronika! Olf Weddy-Poenicke (im Felde) Was sagte sle doch — wle war's... ? „Wenn das bleiche Licht des Mondes In den Spiegel fällt, Ist's dir vergönnt, die Wahrhelt zu erschauen, Der leuchtende Schein wird zur Brücke der Erkenntnis. Was dir darauf entgegenkommt, zeigt sich In seiner wahren Gestalt. An wen denkst du? An deine Freundinnen? Gib acht, dort kommen sie lachend und lärmend heran. Sie sind unbekleidet. An Stelle der Gewänder haben sie Farbe verwandt. Rosig angehaucht sind sie nun. Ihre Schuhe haben sie sich als Hütchen auf die kunstvoll gedrehten Frisuren gesetzt, die eigentlich nur zu Schleppkleidern passen. Ihre Füße stecken In zlerlichen Hüten. Das sei letzte Mode, sagen sie und es ginge sich herrlich darin,” „Weshalb aber toben sie so...?" „Sie betäuben sich selbst. — Ja — sle lachen, sie lachen — aber In diesem Lachen quellen Tränen, — Sieh: da stürzen sie auch schon über den Rand der Brücke hinweg In den Strom der Unendlichkeit.” Die Gauklerin schwieg. Anneliese aber hatte ge- dankenvoll in den Spiegel gesehn, In dem sich das runde Antlitz des Mondes zeigte, das höhnisch zu grinsen schlen. Nun aber ging ein dunkler Schatten drüber hin, Was war denn das? Es schien, als wollt’ es ein Tierkopf werden — wurde größer und größer... Aber die Augen, die Augen! Diese funkelnden, lachenden Augen, die kannte sie doch! Das waren doch Rudis Augen! — Jetzt aber konnte man's deutlich er- kennen: ein Wolf war es, ein Wolf, der sie mit begehrlichen Blicken betrachtete, den Rachen weit aufgesperrt und die Zähne fletschond, jein, nein...!” hatte Annellese angewidert und empört gestammelt und die Seitenlehnen ihres Stuhles krampfhaft gefaßt. „Was für ein haar- sträubender BlödsInn...t Der gutmütige Rudi... und eln Wolf.” „Vielleicht durch dich? alte Lubitschka, genau, w/ getan. „8j8 — er hat dich zum Fressen gern, meln Töch- terchen. Nur nicht den Mut verlieren.” Annellese saß wie erstarrt, Doch konnte sle Ihre Blicke nicht vom Spiegel wenden. Immer noch war es ein offener Schlund, der sich ihr unheilvoll zukehrte. Jetzt aber kein Tierrachen mehr, sondern ein menschlicher Mund In unheim- licher Größe. Und dieser Mund gähnte — gähnte Immerfort — und so bezwingend, daß Anneliese mitgähnen mußte. „Sonderbar“, sagte sie, „und immer Ist’s ein weib- licher Mund, der da gähnt.“ „Ja, erklang wieder die Stimme der Gauklerin, „Männer gähnen nicht so lang. Sie machen Schluß — kurz und kräftig — und wenden sich anderen Dingen zu. Frauen aber nehmen alles viel tragl- scher. So kommen sie selbst vom Gähnen nicht ohne welteres los — wle es denn auch eine ge- fährliche Sache damit Ist.” Bei diesen Worten kam Anneliese ein merkwürdi- ges Erinnern. Schon mehrmals war es vorgekom- men, daß sie beim Zusammensein mit Rudi ein leises Gähnen Überfiel. So groß zuerst die harm- lose Seligkeit Immer noch war, hatte es sich doch schon ereignet, daß,. sobald das rauschende Singen und Klingen des Blutes ein wenig ver- ebbte, solch ein seltsam kühles Verwundern In Ihr aufgetaucht war, und dann... Es war Anneliese peinlich, noch länger dies Gäh- nen mit anzusehen, dann aber schrie sie auf vor Entsetzen und wollte entfliehen, denn zischende Vipern sprangen ihr aus dem geöffneten Munde entgegen. Die Lubitschka aber drückte sie mit festem Griff auf Ihren Sitz zurück. Dazu sprach sie in ihrer hämischen Art: „J&jö, Schlangen, Kind- chen! Richtige Schlangen! Anneliese hatte sich vor Grauen geschüttelt, Da aber gewahrte sie, daß die goldene Brücke des Mondes Im Spiegel wieder In mildem Glanze vor ihr lag. „Gib acht! Gib acht!” wurde sie zur Aufmerksam- keit gemahnt. Die war ohnehin vorhanden, Was aber kam aus dem Hintergrunde des Spiegels " klcherte boshaft die s bei Lebzeiten auf sie zul Ein Untier — ein wunderliches Fabelwesen. Halb war's ein Ackergaul von plumpester Gestalt, mit struppigem Fell und kotbespritzten Hufen. Ein Kuhschwanz pendelte anstelle eines Schweifes halb verschämt und halb vergnüglich In der Luft herum. Auf diesem Rumpfe aber saß ein menschlicher Oberkörper, der einer Madonna würdig gewesen wäre. Was für eine Zartheit der edlen Formen, was für ein schönes, liebes Ge- sicht mit großen, fragenden Augen! Duftig feines Blondhaar sah unter dem wallenden Schleier hervor. Hatte Anneliese aber recht gesehen oder täuschte sie sich? Saßen an diesem reizenden Kopf nicht zwei unglaublich lange Eselsohren, die — um das Maß der Lächerlichkeit voll zu machen — oben über dem Scheitel zu einem zierlichen Schleifchen gebunden waren? Nein — sie Irrte sich nicht, sie erkannte sich deutlich, Als nun dies selt- same Geschöpf ganz nah zu Anneliese herankam und Ihr nachdenklich in die Augen schaute und dabei, halb wie In Gedanken, nach dem Kuh- schwanz griff und damit spielte, als hielte es einen Fächer in der Hand, da stieß es Anneliese innerlich, daß sie hart und bitter lachen mußte. „Dich scheinen die Eselsohren zu genieren”, krähte die Lubitschka neben Ihr. „Gräm’ dich nicht, mein Täubchen; die sind bei anderen oft noch länger.” In diesem Augenblick begann das Fabelwesen gar noch den Mund aufzu- tun und ein Lied zu singen — ein altes, altes, tausendfach gesungenes Lied. Es lag ein ergreifend sehnsüchtiger Ausdruck in Stimme und Gebärde, ob- gleich alles miteinander so widersinnig war, daß Anneliese sich ergriffen fühlte, Sie schluckte an verhaltenen Tränen, und wieder glitt ihr Blick über den armen, abgearbeiteten Gaul mit Kuhschwanz und Madonnenbüste — und alles mitelnander wirkte so sonderbar, daß sle lachte, lachte — wie eine Irrsinnige lachte, bis sie In lelses Wimmern verfiel. „Weißt du, was das ist? Weißt du...?” schrie die Lubltschka in kreischen- den Tönen und packte sie mit ihren Spinnenfingern bei den Schultern. Anneliese schüttelte sie voller Grauen ab und weinte fassungslos. „Weine nicht, Annell — weine nicht”, sprach jetzt eine gütig klingende Stimme auf sie ein. „Nimm alles für ein Gleichnis. Wieviel Lasten der arme Ackergaul hat schleppen müssen, wieviel Schmutz und Schlamm ihm oft den Weg ver- sperrten, weiß niemand besser als du selbst. Kein Wunder, daß etwas davon an ihm hängen blieb. In all dem Widersinnigen aber erkenne die Zwangsjacke des Schicksals und der eigenen Haut, aus der ja niemand heraus kann. Ach — es steckt viel mehr Lächerlichkeit In allem Geschehen, als es der Welt offenbar wird. Aber blick‘ auf zu dem Madonnenantlitz. Schmutz und Erbärmlichkeit haben seiner Reinheit nichts anhaben können, und darauf, Anneliese... Die Stimme wurde leiser. Anneliese hörte nicht mehr darauf hin. Dann aber war sie erwacht. — Ja — so war's. — Das hatte sie geträumt. Wars aber denn ein Traum? Nein — es war etwas anderes — ein unfaß- lich Wunderbares. Sie kam sich völlig verändert, wie verzaubert vor. Nachdenklich strich sich Annellese das Haar aus der Stirne und blickte von neuem auf das Bild. j „Rudi — guter, lieber Junge, leb wohl, leb wohl! — Mit uns beiden wird es nichts; ich habe Angst vor dir. Vor dir...? Nein, nein — vor mir — nur vor mir. Das Gähnen, weißt du — das Gähnen ...” ZWEI FRAUENKENNER VON HEINZ SCHARPF Zwei Frauenkenner saßen beisammen, ein großer und ein noch größerer. Der große war ein schöner Mann, der sich gern von Jedem Spiegel seine sieghafte Erscheinung bestätigen ließ. Der noch größere hingegen glänzte, vom schönen Geschlecht sämtlicher Locken beraubt, bloß im Schmuck seiner Glatze. Der große sprach, ganz groß: „Ob man mit einer Frau glücklich oder un- glücklich wird, das hängt einzig und allein von der Liebesbegabung des Mannes ab. Die Ihm von der Mutter Natur verliehenen Anlagen auf das Höchste zu entwickeln, lassen sich die wenigsten angelegen sein. Viel- mehr vermeint Jeder, sich von Haus aus auf die Liebe aus dem ff zu ver- stehen, auf die Liebe, die eines gründlicheren Studiums bedarf als jede andere Wissenschaft. Wer da glaubt, nur die höhere Mathematik verlange Lehrjahre, dem wird das Liebeseinmaleins zeitlebens eine unlösbare Glei- chung mit lauter Unbekannten bleiben. Man kann ein Napoleon auf dem Schlachtfeld sein und in der Liebesstrategie wie ein Pennäler manövrieren. Über allen Künstlern steht der Liebeskünstler, die Frau ist Wachs in seinen Händen, auf ihn allein kommt es an, was für ein Gebilde er daraus formt. Ich habe die Liebe immer als etwas Künstlerisches empfunden, die Frau stets als Kunstwerk betrachtet. Erst als ich mit allen Tricks der ars amandi vertraut war, habe ich geheiratet, um meiner Frau die Welt zu einem ein- zigen Liebesgarten zu verzaubern. Nur so gelang es mir, die Ernüchterung hintanzuhalten, die sonst der Liebe folgt wie der Schwanz dem Kometen. Und Sie glauben gar nicht”, schloß der große Frauenkenner, „wie verliebt meine Frau noch heute ist," Der noch größere nickte nur und fragte Interessli In wen?“ „Dart man wissen, 783 Die Siegerin - La vincitrice (Fr. Bllek) Der Sandkastenstratege (Erich Schilling) „Nein, der Herr Präsident Ist nicht zu sprechen, er befindet sich soeben auf dem Wege nach Berlin!" Lo stratega del recinto di sabbia: "No; Il signor Presidente non da’ udienza; proprlo adesso si trova sulla via di Berlino!,, 784 München, 9. Dezember 1942 30 Pfennig 47. Jahrgang / Nummer 50 SimPLIcissimus VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Zukunftssorgen (€. Thöny) „Aber Eleanor, du bleibst selbstverständlich melne Lieblingsfrau, wenn Ich erst Sultan von Marokko bin!“ Apprensloni per l’ avvenire: "Ma, Eleonora, tu rimanl beninteso la mia favorlta, appena ch’ lo sard Sultano del Maroccol,, In Sicherheit - In sicurezza MEIN FREUND JOHANNES Unser Freund Jan hat eine große Segeljacht, mit der man sich schon ein Stückchen auf die Nord- see hinauswagen kann. Er hatte Martin, Johannes " und mich für eine Tour nach Helgoland einge- laden. Als wir aus der Elbemündung raus wären, kamen wir In eine recht grobe See. Das Boot tanzte und stämpfte heftig, und manchmal sah es ver- dammt so aus, als wollte es umschmeißen, Mar- tin, Jan und Ich kennen das. Uns konnte es nicht In Angst versetzen. Aber Johannes hat von der christlichen Seefahrt nicht allzuviel Ahnung, und die Angelegenheit erschien ihm deswegen wohl gefährlicher, als sie eigentlich war. Wir aber waren übermütig genug, Ihn in seinen Sorgen noch zu bestärken, „J8, Jan”, sagte Martin, „denn helpt dat ja nix, denn möt wi Ja woll versuupen.” „Schade um das schöne Boot“, fügte Ich hinzu. „Wenns noch in unserer alten Elbe wäre”, seufzte Jan. „Seewasser schmeckt so scheußlich. „Meint Ihr wirklich, daß wir ertrinken müssen?” fragte Johannes, wie es schien, wirklich ein wenig zaghaft. „Können wir uns denn nicht durch Schwimmen retten?” „Man merkt mal wieder, daß du nur Elbsegler bist“, erklärte Jan. „Da könnte man vielleicht schwimmen. Aber hier, in der groben See? Eine Weile mag es gehen. Aber wenn du erst mal den ersten Schluck Seewasser runter hast, kannst du vor Schreck nicht mehr schwimmen, so eklig schmeckt das. Denn läufst du voll von diesem widerlichen Zeugs und buddelst so langsam ab." Da sagte Johannes gar nichts mehr. Still ging er In die Kajüte, „Ob er nun wohl betet?“ fragte Martin. „Oder sein Testament macht?“ überlegte Ich, Aber.da kam er schon wieder herauf. In der einen Hand den Schöpfeimer, in der andern einen Be- cher. Den Eimer warf er an einem Tau über Bord und holte ihn gefüllt wieder hoch. Dann goß er von dem Seewasser in den Becher und trank den langsam aus. „Mensch, Johannes, bist du verrückt, den ollen Schietwasser to suupen?“ rief Jan entsetzt. Johannes winkte ab und trank weite, „Ich will mich schon langsam dran gewöhnen”, sagte er. * Ich war sehr glücklich. Und hatte auch alle Ur- sache dazu. Erst hatte meine Frau durch eine Unachtsamkeit beim Bedienen unseres Gasherdes eine kleine Explosion verschuldet, und dann war ich beim Obstpflücken von einem anständig ho- hen Baum heruntergefallen, In beiden Fällen aber war uns nichts Ernstliches geschehen, obwohl es eigentlich hätte schlimm auslaufen müssen. Nun war Johannes gekommen. Meine gute Stim- mung fiel ihm bald auf und er erkundigte sich mitfühlend nach dem Grunde. Ich berichtete Ihm von unserm Glück im Unglück. „Tätsächlich”, sagte er nachdenklich, „da kannst du wohl froh sein. Und wenn du nun mal wie- der in gedrückter Stimmung bist, weißt du, wie du wieder glücklich werden kannst.” 1. Bieger 786 (Fr. Bllok) BEDROHLICHER BESUCH Ein Herr, bervehrt mit einem Dolche - bekanntlich gibt's noch Immer folche - kam, feiner felber voll bewußt, und fette mir Ihn auf die Bruft. Er fprach: »Geftehen Sie nun endlich ganz objektiv und gegenftändlich imiefo, weshalb, wozu, warum mißbrauchen Sie das Publikum, Indem Sie Ihm was vorfchalmelen mit Ihren blöden Reimerelen? Das find doch bloß Allotrial Wo bleibt denn Zucht und Sitte date Sein Auge rollte zornentbronnen. Ich duchte mich und Iprach verlonnen: »Allotria? Mag fein. Jedoch ver wünfcht im Grund mas andres noch? Dazu bin ich denn gern erbötig. Sie haben’s fchließlich alle nötig, und keinem geht eo wider 'n Strich. - Wer nicht fo denkt, der melde fichl Nur bitt’ ich - che Ich’s vergefle - um Ihre werte Poftadreffe, daß ich die Gegner, Mann für Mann, jeweils an Sie verweilen kann.« Ratatöohr Märchenerzähler ke) „Nur wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, daß Sie’s nicht weitererzählen, erzähl’ Ich ’s Ihnen. Ich habe nämlich dem, der ’s mir erzählt hat, auch mein Ehrenwort geben müssen!" Narratore di favole: “Ve la racconto solo se mi date la Vostra parola d’onore che non la raccontate ad altr. Anch' io, sapete, dovetti dare la mia parola d"onore a chi me I'ha raccontatal,, 787 Im Schaufenster des Empire en) „Ausstellungsstück, nur zur Dekoration!" Nella vetrina dell’ Impero: “Pezzo di mostra, solo per decorazione!,, 788 ZWIEGESPRÄCH Plötzlich erlosch die müde Wintersonne. Bleiern sank der Himmel’auf die Dächer herab, Ein eisiger Windstoß fuhr durch die Straßen und fegte das letzte faule Laub an die Bordschwellen. Sie schlug erschauernd den Pelzkragen hoch und schloß den obersten Mantelknopf. Er prüfte die graue Wolkenwand im Westen. „Ich glaube, gleich gibt es den ersten Schnee”, sagte er. Unwillkürlich drängte sie sich näher an seine Schulter. Er schob seinen Arm unter den Ihren. „Kommen Sie rasch, Trinken Sie eine Schale Tee bei mir. Ich wohne hier um die zweite Ecke.” Sie antwortete mit einem sanften Druck des welchen Handschuhs. „So — und nun machen Sie es sich behaglich bei mir“, bat er. „In meiner kleinen Welt.“ Er tückte den Tisch mit dem Geschirr an die Couch, goß den dampfenden Tee ein und zog sich einen Sessel heran. „Trinken Sie schnell die erste Tasse, damit Sie warm werden. Oh, wie kalte Füße Sie haben.” Er wickelte eine wollene Decke um die erstärrten Beine, die sich willfährlich ausstreckten. Sie lächelte dankbar. „Gefällt es Ihnen bei mir — in meiner kleinen Welt?“ Ihre Augen glitten zutraulich und befangen über die bunten Leinen- und Lederrücken, die rings die Wände bis zur halben Höhe bedeckten. Er war ihrem Blick gefolgt. „Ja Bücher, nichts als Bücher”, sprach er zustimmend, „Das ist meine kleine Welt. Und doch ist die ganze, große Welt darin.” Sie sah ihn fragend an. „Sie haben recht”, erwiderte er. „Ist wirklich die Welt In den Bü- chern? Sie ist so darin, wie der Mensch in dem Spiegel ist, in den "er schaut. Bücher sind nur das Spiegelbild der wirklichen Welt. Diese ist und bleibt drau- Ben.” Ihre Augen wanderten versonnen zum Fenster, „Natürlich ist sie draußen”, sprach er weiter und sah gleichfalls auf die dämmernde Straße, „die große, die wirkliche Welt. Und doch —' Sie blickte ihn ausdrucksvoll an. „Gewiß”, wiederholte er, „die Welt ist draußen, die große Welt, Die sieben Meere und fünf Kon- tinente. Die Flüsse und Seen, Berge und Ebenen, Wälder und Acker, Dörfer und Städte und alle Länder der Erde. Ungezählte Pflanzen und Tiere und mehr als zweitausend Millionen Menschen. Menschen wle Sie und ich. Sie leben und sterben, arbeiten und schlafen, denken und handeln, lieben und leiden — und alles in diesem selben Augenblick, in dem wir beide — gewiß — aber—” Erspielte mit der schlan- ken Hand, die sich ihm fügsam überließ, und sah gedankenver- loren auf die Straße hinaus, „Aber —" er drückte die zarten Finger — „für mich gibt es in diesem Augenblick auf der gan- zen großen Welt nur eines —” (€. Sturtzkopt) VON RUDOLF REYMER Sie lächelte erwartungsvoll, „Sehen Sie nur“, rief er, „es schneitl Ist er nicht ein Wunder, der erste Schnee? Und so wohl- tuend, so beruhigend für die Nerven. Schnee — das Narkotikum der Natur.” Sie beobachteten das lautlose Spiel der.wirbeln- den, glitzernden Kristalle durch die Scheiben, während drinnen die zunehmende Dunkelheit die Bücherregale verhängte, den Teetisch in einen matten Schimmer von Silber und Porzellan hüllte und die schlanke Gestalt auf dem Ruhebett un- sichtbar werden ließ. Nur noch ihre Atemzüge wären hörbar. „Das Ist die Stunde des Schweigens“, sprach er leise und schwieg zehn Sekunden, um lebhaft fortzufahren: „Was für eine kluge Frau Sie sind! Es ist ein Genuß, mit Ihnen zu plaudern. Und wie wundervoll Sie auch zu schweigen vermögen, ich möchte sagen, beredt zu schweigen. Sie haben recht, man muß nicht nur miteinander zu reden, man muß auch zu schweigen verstehen. Nicht wahr?“ Sie schwieg beredt weiter. „Ich sehe Sie gar nicht mehr”, stellte er fest. „Ich werde Licht machen. Geben Sie acht, Sie werden überrascht sein.” Seine Hand tastete nach dem Fuß des Globus, der auf dem Teetisch stand. Im nächsten Augenblick leuchtete der gläserne Erdball auf und warf sein warmes Licht in den Weltenraum zwischen Fenster und Couch, „Ein origineller Einfall der Lampenindustrie“, lachte er, „finden Sie nicht auch? Hier haben Sie die ganze „Seit drei Jahren rauch ich nun meinen letzten Tabak — und immer noch gibt's nix zu rauchen!" “Da tre anni fumo il mio ultimo tabacco e ancor sempre non c*& nulla da fumare!,, 789 Der Vollbeschäftigte Il faccendone große Welt, über die wir so schön sprachen, nicht von außen einseitig angestrahlt durch die liebe Sonne, sondern von innen und gleichmäßig auf allen Seiten erhellt durch das elektrische Licht, Auf dieser Erde ist es gleichzeitig Tag überall zwischen den Polen, Und auf dieser bunten Glas- kugel, auf den blauen Meeren und den vielfarbi- gen Kontinenten, spielen sich In diesem Augen- blick ‘die Millionen von Menschenschicksalen ab, von denen wir vorhin redeten. Die Schicksale von zwei Milliarden liebender, leldender, hoffen- der, verzweifelnder, lachender, weinender Men- schenkinder. Und zwei von den zweitausend Mil- lionen sitzen hier auf diesem Punkt, der kleiner ist als die Spitze einer Stecknadel — Sie und ich, Sehen Sie hier —" Sie beugte sich vor. Ihre Gesichter berührten beinahe die leuchtende Erdoberfläche, Ihre Augen glitten über Meere und Länder, suchten den Punkt, der kleiner war als eine Nadelspitze, und trafen einander in einem langen Blick. „Wie schön Sie aussehen!” rief er bewundernd. „Wie golden Ihr Haar schimmert! Wie warm Ihre Haut leuchtet! Wie dunkel Ihre Augen glänzen! Ich bin Ihnen so dankbar für diese Stundel Sie ahnen gar nicht, was sie für mich bedeutet, Ihre Gesellschaft, die Unterhaltung mit Ihnen! Ich bin soviel allein in dieser meiner kleinen Welt, mit meinen Büchern, meinen Gedanken, meinen Ge- fühlen. Welche Wohltat, sich einmal aussprechen zu können mit einem feinen und klugen Menschen, der nicht bloß oberflächliches Zeug schwatzt, sondern selbständig denkt, der einen versteht. Wie viele solcher Menschen gibt es, wie wenige, meine ich! Und — verzeihen Sie — wie wenige von den Wenigen sind Frauen! Ich bin Ihnen so dankbar für diese wundervolle Stunde.” Er preßte zur Bestä- tigung seiner tiefempfundenen Dankbarkeit die Hand auf die leuchtende Erdkugel, Sie legte ihre Hand auf die seine, „Wenn ich bedenke“, fuhr er mit Emphase fort, „daß im Dunkel die- ses Raumes, des Weltraumes gleichsam, sich die Hände zweier Menschen berühren, zwei Seelen gleichsam —" Von der Straße herauf dröhnte eine grobe Stimme: „Licht aus da oben! Ver—dun—keln!” Erschrocken zog er die Hand fort und suchte den Schaltknopf am Fuße des Globus, Ihre Hand war rascher. Unter dem Druck des zarten Fingers erlosch der leuchtende Erdball, versanken die große und die kleine Welt in kosmische Fin- sternis, Ihre Hände fanden, ihre Arme um- schlangen sich. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Schweigen Sie bitte”, hörte sie ihn flüstern. „Sprechen Sie jetzt kein Wort mehr. Wenn Sie wie ich fühlten, was dieser Augenblick, wo die ganze Welt— zwei Seelen gleich- sam —" Da schloß sie Ihm den Mund mit den Lippen. GYMNASIALPROFESSOR IM RUHESTAND VON HERBERT FRITSCHE Mit feinem Haveloch aus Biedermederzeiten, Den fchwarzen Kalabrefer auf dem Haupt, Verläßt er feine Klaufe, um zum Markt zu fehreiten, Wo Händler werbend ihre Waren breiten, Vom Alltag angeftaubt. Er zieht das Einkaufsnet; aus feines Mantels Falten Und münfcht Kartoffeln für den Mittagstifch. Ein jeder kennt den würdevollen Alten, Man fchaut ihm nach: Erftaunlich hat er fich gehaltent Trot fünfundflebzig Lenzen jugendlich und frifch! Gemiß, die Gegenwart IN längft für ihn ein kunterbunter, Vermirrter Spuk - und er verftcht Ihr Spiel nur fchwer, ‚Jedoch fein Blut bleibt warm, die Pulfe fchlagen munter, Denn niemals geht in feiner Seele unter Die Sonne des Homer. Wenn ihn beim Welterfchreiten alte Schüler grüßen, Die er feit Jahren immer dumpfer werden fah, Steigt Mitleid in fein Herz: Da wanken fie auf mandermüden Füßen Bergab und milfen nichts mehr von dem leifen, füßen Gefang der See um Ithaka. Er aber laufcht dem Lied, Das aus der Stille Des ewigen Olymp durchs Marktgermimmel naht. Am Berg der Götter mweilt fein macher Wille, Indeften feine Augen durch die goldgefaßte Brille Das Einkaufsnet in feiner Hand wird fchwerer Und näher rückt die Mittagsftunde jetst. Vergnügten Sinnes zählt er fich zum Kreife derer, Die jederzeit mit Epikur, dem meifen Lebenelehrer, Zu fchäten miffen, mas den Gaumen Ietjt. So fchlingt fich aus dem Geifterreich der Ideale Ein lichtes Band hinab zur Erdenmelt, Wo bald die Suppe dampft in mohlgeformter Schale Und Frau Amanda ihm beim Mittagsmahle Wie feit Jahrzehnten dumme Fragen ftellt. Er gibt Ihr Auskunft In gewohnter Weife, Ein wenig lächelnd, väterlich und zart, Verzehrt gemeften Hauptgericht und Puddinglpelfe, Lehnt fich zurück und fchlummert leife, Bedecht von feinem weißen Bart. Ein Vierteltündchen nur! Dann muß er fich erheben, Es mahnen Ihn die Bücher im Regal. Ihr Leben ift das einzig wahre Leben, Auf ihren Flügeln durch das All zu fchmweben, Verjüngt Ihn heut und jedesmal. Amanda mird Ins Kränzchen gehn zu Tee und Kuchen, Doch Aphrodite bleibt bei ihm zurück. Sie weiß, er it nicht kalt wie Greife und Eunuchen, Mit feiner Seele ficht fie ihn das Land der Griechen fuchen Nach Käfe fahnden und nach Feldfalat. Und fieht ihn glühn vor Glück. DAS VERPFÄNDETE WORT Manchmal verfolgt das Schicksal eine ganze Fa- mille mit katzenhafter Grausamkeit. Ein ähnlicher Gedanke mag wohl manchem gekommen sein, als heute Johann Ohmstedt zu Grabe getragen wurde. Denn durch eine Verfehlung, deren Schwere und Tragweite wir Kinder unseres Zeit- alters nicht mehr einzusehen vermögen, ver- ursachtoe er schon in früher Jugend den Unter- gang seiner Familie. Aber man muß sich an die damaligen Anschauungen erinnern, um die Größe des starren Trotzes zu verstehen, mit dem sich die Ohmstedts seiner Zeit vor ihren Stämmling stellten. Lieber wollte die Sippe den Untergang ertragen, als ihren Schild beschmutzt zu sehen. Zur damaligen Zeit war das Oberhaupt seines Hauses der alte Christian Ohmstedt. Er gehörte der angesehenen Kaufmannschaft der Stadt an und beschäftigte als Spitzenfabrikant auch noch die Frauen der umliegenden Dörfer als Heim- arbelterinnen. Kein Mensch ahnte, daß er sich in geldlichen Schwierigkeiten befand — hatte er doch seiner Sorge die Maske aufrechter Haltung vorgebunden. Aber das Schicksal schürzte den Knoten, indem es die Modelaune vorschob und den Hohlsaum erfinden ließ, so daß der Absatz der Fabrik unversehens stockte. Am ahnungs- losesten von seiner nächsten Umgebung jedoch waren Christians Frau und sein Sohn Johann. Dieser einzige Stammhalter war damals eben zwanzig Jahre alt geworden. Nachdem er bei einem Geschäftsfreund in Brüssel die Lehrjahre hinter sich gebracht hatte, sollte er nun ins väter- liche Stammhaus eintreten. Diesen Ehrentag feierte die Familie mit entsprechendem Aufwand. Nach- dem jedoch der abendliche Festschmaus und die Tischreden überstanden waren, suchte der Junge Mann seinen Freund Karl auf. Karl war der Nach- barssohn, Die beiden hatten gemeinsam Ihre Kind- heitsjahre verlebt, immer beisammengesteckt, die ersten Streiche ausgeheckt, Schwärmereien ge- VON HANS B. WAGENSEIL trieben und Eseleien gemacht: kurz, sie waren unzertrennlich. Das um so mehr, als Karl mit dem eigenen Vaterhaus kein Glück hatte. Sein Er- zeuger nämlich, ein verkrachter Rechtsanwalt, hatte sich nach dem frühen Tod seiner Frau dem Trunke und einer bösen Weltzerfallenheit er- geben. So kam es, daß der Sohn die schönere Heimat im Nachbarhaus der Ohmstedts suchte. Er war dort aufgenommmen worden wie der Sohn des Hauses. Nach einem ausgedehnten Nachtbummel schli- chen sich die beiden Jungen Leute in Johanns Zimmer hinauf. Wahrscheinlich wollten sie dort noch eine Zigarette rauchen. Aber der Teufel hatte Ihnen hier eine Falle gestellt: Sie fanden nämlich hinter der Zigarettenschachtel ein Karten- spiel. Nun kam alles so, wie wir alle es kennen. Lediglich um sich die Zeit zu vertreiben, be- gannen die jungen Leute ein Glücksplel zu machen. Ganz ohne Einsatz war das langweilig — also nahmen sie sich die letzten Pfennige gegenseitig ab. Zuerst, als alle Nickel in Karls Tasche gewandert waren, saßen sie eine Weile ernüchtert da. Dann aber fragte Johann: „Kann ich auf Wort weiterspielen?” „Tu das!” erwiderte Karl. Und die Karten wur- den aufs neue gemischt. Nun aber war es, als habe sich ein böser Geist zwischen die Karten- blätter eingeschlichen. Er spielte Karl alle Trümpfe in die Hand. „Du hast mir zuviel Glück!" sagte Johann endlich, nachdem er sein ganzes Taschengeld verloren hatte, Damit stieß er an- gewidert die Karten von sich und lehnte sich lachend in seinen Stuhl zurück. „Du traust dir wohl nicht mehr weiterzusplelen?” fragte Karl. Da aber war er bei Johann auf eine empfindliche Stelle gestoßen. Das Lachen auf sinem Gesicht verlöschte langsam; er wurde ernst. Eben da schlug die Standuhr auf der Kon- sole Mitternacht, 790 „Nein, im Ernst, es stört mich, auf Wort zu sple- len”, sagte der Junge Ohmstedt gewichtig. „Es macht mich unsicher.” „Was du nicht sagstl” Karl grinste. „Dem kann abgeholfen werden, Schreib doch Zettel heraus. Sie sollen als Bargeld gelten.” Schweigend riß der Junge Ohmstedt ein Blatt Papier von dem Notizblock ab. Auf diese Weise spielte er jetzt mit Schecks. Aber auch dieses Blatt schien nicht auszureichen. Bald sah es aus, als habe es auf die Tischplatte vor Karl kleine weiße Zettel geschneit, „Entweder — oderl“ Johann riß hitzig den Deckel einer Zigarettenschachtel ab. Darauf kritzelte er eine Zahl, die so hoch war wie der Betrag, um den sie bisher die halbe Nacht lang gespielt hatten. Jetzt gab es kein Halten mehr. Johann saß da wie ein gespannter Bogen. War der lösende Wein daran schuld oder hatte er es aufgegeben, die Sache ernst zu nehmen? Jedenfalls spielten sie alsbald um lächerlich hohe Beträge. Auf dem Papier, wohlgemerkt! Es lassen sich leicht drei Nullen auf einen Zettel malen. Die Uhr zirpte zwei, als Johann den ersten Tausendmarkgut- schein ausschrieb,. „Vergiß deine Unterschrift nicht!” beanstandete Karl. Johann blickte Jetzt zum erstenmal dem Freund in die Augen. Dann unterzeichnete er trotzig mit seinem Namen: Ohm- stedt. Das war Ja Blödsinn! Ihm war jetzt alles eins. Aber er wollte sehen, ob sich das Glück nicht zwingen ließ. So spielten sie bis zum Morgen- grauen, Erst als sie die Dienstmädchen draußen in der Kammer rumoren hörten, brachen sie das Spiel ab. Ein UÜberschlag ergab: Johann hatte sechzigtausend Mark in Paplerschnitzeln verloren. Rein zum Lachen! Karl raffte die Papiere an sich, ehe er aufstand. „Du hast also vierundzwanzig Stunden Zeit”, sagte er wie nebenhin, die Hand Die Abfuhr (R. Krlesch) N 6 ki „Na, meine Damen, Ihnen fehlt doch sicher ein netter junger Mann!“ — „Erraten! Kennen Sie einen?“ Ripulsa: “Eh, damine mie, VI manca certo un simpatlico glovinottol,, — “Avete Indovinato! Non ne conoscete Vol uno?,, 791 noch lässig in der Tasche. Er lächelte, halb be- lustigt, halb ernst... Gleich nach dem Erwachen gegen Mittag ging Johann zu Karl hinüber. „Du”, sagte er kopf- schüttelnd, „wir haben ja da gestern — oder muß ich sagen heute? — einen feinen Blödsinn gemacht. Gespielt wie die Millionärel Was wäre ich dir eigentlich schuldig?" „Du bist mir genau sechzigtausendzweihundert- dreiundzwanzig Mark schuldig”, sagte Karl. Zum Beweis begann er die Zettel auf den Tisch zu zählen. „Hör aufl Hör aufl“ Johann fiel Ihm in den Arm. „Hast du das Geld mitgebracht?” fragte Karl stlmrunzelnd zurück. „Jal Freilich!” lachte Johann. „In dieser Taschel” Damit wedelte er dem Freund mit seinem leeren Geldbeutel vor der Nase herum. Aber Karl verzog keine Miene und lachte nicht. „Du hast genau” — dabei zog er seine Uhr her- vor — „noch neunzehn Stunden Zeit: Vergiß das bitte nicht." Johann hielt auch das noch für einen Scherz. Aber plötzlich blieb ihm das Witzwort im Halse stecken. Entgeistert und bestürzt sah er seinen Freund an... Eine Ahnung begann ihm zu däm- mern... „Laß uns vernünftig sein, Karl“, begann er stot- ternd. „Du weißt ja, daB das alles Unsinn Ist, daß ich dir niemals sechzigtausend Mark bezahlen könnte! Gott sei Dank bist es Ja nur du. Du weißt doch, wie alles gekommen ist. Ich lade dich zu einem Frühschoppen ein.“ „Danke. Ist nicht nötig. Ich mache mir gerne das Vergnügen, wenn du bezahlt hast.” Es dauerte lange, ehe Johann begriff, daß Karl auf dem An- recht und seinem Schein bestand. Sie strit- ten erst. Dann verlegte sich der junge Ohmstedt aufs Bitten. Wandte sich an Karls alte Freund- schaft. Machte ihm Vorhaltungen. Aber alles half (A. Kubin) nichts. Karl behartte auf seiner Forderung. „Unter- schrift heißt: ich stehe dafür ein!” erklärte er ungerührt, Als der Vater die Geschichte hörte, wär er Über- zeugt, sein Sohn mache aus der Maus einen Elefanten. Diese Angst war recht gut. Er sollte sich das nur zur lehre nehmen!.,. Aber all- mählich wurde auch er unsicher. Irgend etwas in der Haltung seines Sohnes warnte und beun- ruhigte ihn. Sie war allzu ernst, „Ich werde selbst mit Karl sprechen”, entschied er endlich. Inner- lich war er sicher, daß'ein vernünftiges Wort, entsprechend vorgebracht, genügte, um die bei- den jungen Kavaliere auszusöhnen. Aber kaum stand er Karl gegenüber, so erschrak er. Hier stand ein Feind. Er hatte die Waffe in der Hand, schwarz auf weiß zu beweisen, daß sein Sohn nicht Wort hielt, Nicht vertrauens- würdig war und seinem gegebenen Wort nicht nachkam. Denn ein Wort, selbst sinnlos ver- bürgt, hatte unbedingt bindende Geltung... Der alte Christian gab sich einen Ruck. Und er be- gann vernünftig mit Karl zu sprechen. Als auch das nichts half, erinnerte er ihn daran, wie er doch stets als Sohn des Hauses gehalten worden sei: „Du überschätzt die Möglichkeiten, mein Lieber. Wenn du auf Zahlung bestehst, so kann Johann nicht weitermachen. Er ist ruiniert.” Karl hatte darauf nur eine Erwiderung: „Er schul- det mir sechzigtausend Markl“ Jetzt erst tat Christian das Schwerste: er eröffnete dem Nach- barssohn offen seine lage. „Dann unterschreibt man eben nicht!” war Karls Entgegnung. Gut. Der alte Ohmstedt blieb fünf Minuten still sitzen. Er starte auf den Fußboden, aut dem lengsam ein Sonnenfleck weiterkroch. Sein Ge- sicht war verfahlt. Endlich stand er auf. Er mußte sich hierzu mit beiden Händen auf die Armlehnen des Sossels stützen. „Weißt du auch, was du tust?" versuchte er es ein letztes Mal. „Du opferst Spießers Ritt ins Leben Cavalcata di borghesucel nella vita 792 eine Familie dem Untergang. Unser Haus muB verkauft werden. Ebenso die Fabrik. Du vernich- test deinen Freund. Er war doch dein Freund, oder nichı?” „Warl“ betonte Karl, „Und er kann es bleiben, wenn er bezahlt.“ „Ist das dein leiztes Wort?” „Ich wüßte nicht, was es da noch zu reden gäbe." Christion Ohmstedt klinkte Stumm die Türe auf. Hochaufgerichtet sah man ihn ins eigene Haus zurückkehren. Dort redete er mit seiner Frau, Aber was half es schon, darüber zu sprechen? Es mußte etwas geschehen. Und er ging noch einmal zu Karl hinüber. Es konnte doch einfach nicht sein, daß er einen so gleisnerischen Sauger ön seinem Tisch gefüttert hattel Der Junge Mann überblickte vielleicht nur den Ernst der Lage nicht... Aber nein, Karl wollte nur das Geld! Allem anderen begegnete er mit tauben Ohren. Also keine falsche Scham. Handeln wir geschäft- lich! Der alte Christian bot zuleizt Reugeld an. Eine Abfindung. Endlich empörte er sich: „Du kannsı doch nicht eine Familie von Haus und Hof vertreiben wollen? Blutgeld von deinem besten Freunde nehmen? Ich schlage dir vor, zehn-, zwanzig-, dreißigtausend Mark als Buße an eine gemeinnützige Kasse zu zahlen. Bist du damit einverstanden? Genügt dir das? So behalten wir wenigstens alle reine Manschetten.” „Verfügen Sie über Ihr eigenes Geld nach Gut- dünken — die Sechzigtausend gehören mir und nicht mehr Ihnen!” sagte Karl darauf verstockt. Das von einem Zwanzigjährigen zu einem Mann! Der alte Christian brach die Verhandlungen ab, Daheim ließ er den Sohn ins Kontor kommen. „Es gibt nur zwei Wege, Johann”, sagte er sach- lich, „Entweder du bist bereit, die tückische Be- schämung auf dich zu nehmen. Dann spielen wir nicht mit bei diesem DummenJungenstreich. Oder wir bezahlen. Nein. Antworte noch nicht! Wisse erst die Folgen. Deine Eltern müssen dies Haus verkaufen. Damit auch die Fabrik, Deine Zukunfts- aussichten weißt du... Meine Lage ist leider nicht so, wie du sie dir vorstellst.“ Diesen letzten Satz sprach der Vater leise und stockend, Er schob dem Sohn über den Tisch Abrechnungs- papiere hin. Johann rückte diese Papiere beiseite, ohne erst einen Blick darauf zu werfen: „Vater, ich habe mein Wort verpfändetl” sagte er nur, So viel banger Zweifel, eine so flehentliche Bitte sprach aus seinem Blick, daß der Vater wußte, schlimmer als wirtschaftlicher Verlust wäre es für den Sohn, wenn er als Vater versagte. Diese Enttäuschung hätte der Junge nie verwunden und sie hätte vielleicht sein Leben zerstört, Also wurde das Haus verkauft, Christian Ohm- stedt starb schon kurz darauf, ein Opfer seines Opfers. Lisa, seine Frau, war ein wenig schwach- sinnig geworden, weil sie die menschliche Bos- heit und den ganzen Vorfall nicht begreifen konnte. Sie verträumte ihren Lebensabend am Fenster sitzend oder in einem Rollstuhl. Johann aber, als echter Kaufmannssohn, ruhte nicht eher, als bis or In selnen Mannesjahren das verschleu- derte Haus zurückerworben hatte. Der Vorbe- sitzer hatte sich diese Leidenschaft zunutze ge- macht. Er hielt ihn hin und beutete Ihn durch eine unverschämte Preisforderung aus, Davon sprach die ganze Stadt. Dennoch zog der letzte Ohmstedt eines Tages ins Haus der Väter ein, Doch war damit seine Kraft erschöpft. Am Ziel angelangt, verkroch er sich zwischen den vier Mauern und lebte darin als Einsiedier und Sonder- ling. Vielleicht ging er auch manchmal hinunter in den Garten mit seinen alten hohen Bäumen und dem dunklen Steinbrunnen, und setzte sich auf die kleine Bank vor der Laube, um an seine verlorene Jugend zu denken? Wir wissen es nicht... Und Karl? Was wurde aus ihm?... Er zog sein Blutgeld ein, heiratete und übersiedelte In eine öndere Stadt. Dort wollte er in Ruhe seinen Raub verzehren. Gelang ihm das? Niemand weiß es! N Wachtig für Verbraucher von Tarr! Niemals Seifenreste vom Gesicht mit Tarr rin) Erst Wasser nehmen, dann das Gesicht abtrocknen und zum Schluß verreiben Sie wenige Tropfen sparsam über alle rasierten Stellen. Tarr nicht abtrocknen! 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Im Jahre 1575 wurde die ältente bestehende Likörfabrik der Welt gegründet, da in Emmerich = werhältulsmäßig selten der Fall sein, daß eine Plarche einmol kommt ja der ‚nbeschränktrun mmhaus der Krven Lucas Ih. Heute wird en awar nur ber, dann werden Sie Quatisae ändert aufrechterhalten onate. Und — SAHÜKO! Sie erhalten dieses wirksome Mittel für 65 Rpf. in Ihrer Apo- theke oder Drogerie Pinseln Sie Sohüko auf die Hühner- augenundverhör- teten Hornhout- stellen. Daswirkt schon nach we- nigen Malen ; Schmerzlos und sicher sind Hüh- neraugen und Hornhaut ver- schwunden, Die strenge Vorschrift Es war an einem herrlichen Hochsommertag die- ses Jahres. Wir waren mit mehreren Kameraden draußen im Strandbad Rangsdorf. Wir lagen in der Sonne, badeten und sonnten uns abermals. Da bekam einer von uns eine herrliche Idee. Laßt uns eine kleine Kahnpartie begeistert und einverstanden. machen. Alles war Der Weg zu diesem Kahnverleih führte durch das anschließende Strandcafe. Ein großes Schild über dem Eingang wies darauf hin, daß ein Betreten im Badekostüm strengstens verboten sel. Wer läßt sich aber denn so Warntafel zurückhalten? Schli alle anständige Badehosen an, gegen die Etikette waren. Mimosca Marke ‚für ee shitzenleistungen | Kiasit-Puder, besonders zur N'ußpflege hervorragend ne- eignet, beseitigt übermäßige, Schweißentwichlung, wicht angenehm kühlend und desinfizierend. Er verhüter lasen, Brennen u. Wund«' haufen. Auch vorzüglich ge- einer als Massage- und Körperpuder. (TOGALWERK (@) MONCHEN) leicht von einer eßlich hatten wir die durchaus nicht Also nur frisch und munter versucht, die Sperre zu überwinden. Aber ach, wir hatten ja nicht mit der Aufmerksam- keit der strümpfestrickenden Wärterin gerechnet, denn schon erscholl hinter mir, der ich die Spitze hatte, ein lautes und empörtes: „Halt! Junger Mann, könn’ Se denn nich lesen, wat da überm Eingang steht?" „Aber sicher kann ich lesen, wir woll'n ja auch nicht ins Cafe, sondern Kahn fahren!“ „Kommt ja gar nich in Frage, daß Sie In die Bade- hose durch dem Caf& loofen! Ick bin davor ver- antwortlich. Zieh'n se sich man schnell ne Turn- hose über.“ „Nun machen se aber keine Witze, ob Ich nun ne Badehose oder ne Turnhose anhabe, das ist doch gleich.” „Dat vastehn Se nich. Dat Is garnich so gleich; wie Sie denken. Dat sieht so ganz anders aus.” nämlich ‚untenrum’ v.d.K. Der Mond Sebastian machte mit Mathildchen eine Mond- scheinpromenade. Der Mond fiel ihnen auf. „Erzähle mir etwas über den Mond, Sebastian!” a?“ „Du erzählst so schön, Sebastian!” Und Sebastian erzählte: „Der Mond Ist ein Weltenkörper, auf dem alles leben erstorben ist — auf dem Mond gibt es keine Liebe, keine Frauen, keine Blumen — keine Luft, kein Wasser —” Mathlldchen schaute traurig hinauf, „Wozu ist er dann überhaupt da, Sebastian?" Sebastian seufzte gewichtig: „Das frage ich mich schon lange! Aber wo soll er hin?” J.H.R. Florio wür: treter der jahrta baukultur S dächtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genomen werden Welnstr. 14 Dachauer Straße 2 Jka Strümpfe München Nounauseor Str. 15 Am Stachus Roichenbachstr. dio es möglich mocht, daß jeder ‚weine” Rotion Honewocker er haltı Das, wos man hat, richtig einteilen und das etwas kleinere, Stück noch einige Zeit länger ge- nießen. Honewocker ist vo Qu. Marsala — ein Spitzenver daß) auch die kleinste Menge sehr endealten Wein Vollmundig. und gehaltyoll will er an FLORIO MARSALA| sıcırıa vıno oı Wie viele längft vergeffene Arsneipadungen Fommen da manchmal twieder zum Borihein. Beller old man weiß, if oft für den Rranfheitefall neiorgt. Run aber tünftig erit bie angebrodienen Badungen auf- brauchen, bevor eine neue netauft wird! Denn Beute mäjlen GeilmitieceRtoB verwertet werben, Wenn alle dies ernflich bebenten, befowmmt jeber @iluhos« calin, der ed braucht. Carl Bühler, Konstanz, Fabrik der pharm. Präpa- rate' Silphoscalin und Thylial, „EMWEKA! Wellenfänger bingt Alto deutschen 4 antennentos } Sondor. Diese drattkose I ‚Antenneist von je. Laien. an vedes Netzgerät in einer Minute anbringbar Der 10000 Im Gebrauch. (9 % Prospekt „re Max Wunderlich Köln 45 \ | m SehweresSprechen Stoltern Sprechangsi beseitigt naturgemäß CARL MOSER, München 5 Fraunhofersiraße 9, Auskunft gegen Porio Ein Werkstattleiter, der tüchtig und erfahren ist, kommt heute überall an. Mancher Vorwärts- sirebende hätte wohl die Fähigkeiten und das Können, einen so verantwor- tungsvollen Posten auszufüllen; es fehlen ihm nur die theoretischen Kenntnisse, Diesen Mangel kan das Chrinia- Fernstudium Twin Hate‘ Fri Pünhan ame Dies den, Hubertustr.47, der 2m 209, 1940 über seine Beteiligung am Fernstudium schrieb: Meine Meisterprüfung dank, Lore Lehrbricje lanzend je standen und bin heute als Leiter einer Werkstatt eingeietzt. — Wenn Sie grundlegende Kenntnisse in Maschinenbtu, Bautechnik, Elekuro- und anderen technischen Fü- dern erwerben wollen, dann greifen auch Sie getrost zum Christiani-Fern- rar monatlich studium. RM 275. DR-INO. HABIL.P, CHRISTIANI, KONSTANZ 176 A nn Wo darfich = Pfeilring Haut-Creme verwenden? KRON Wo es gut tut, dahin ge- hört heute Pfeilring-Haut- ist weniger wichtig. Wenn Sonne oder Wind die Haut austrocknen, Kälte oder Nässe sie rissig und spröde machen, hilft Pfeilring- Haut-Creme, Man muß je doch jetzt sparsam damit umgehen ; daher verwendet die Mutter sie zunächst ei mal für die zar- teHaut der klei- nen Kinder. slo bringen für elpzig C 1 794 KRAWATTEN-FABRIK Fritz IM. Tibkeg \£ BERLIN Ca Wehnert-Bücher sind anregond und spannend ; Durch don Buchhandel Vorzaichnis kostenlos Verlag Wehnert & Co. (remsPanfiims „I Disrallmdete Hestpfle Aula sollen have ıpanarı unenden HANSON-LANGSDORFF & CO EN. ieden etwas. Man streicht Seo Breslauer Brennere] Briefmarken- sammler, werlangt kostenlon Freude macht und Werte schaff ax Horbat,Markenhi ‚Hamburc3/513 Ankauf von Sammlungen Ein selbstverständlichen Gebot Das schmeds er an” honge vorhält. Übrigens: „Bo vonders mild“ für den Anlöngert wird sehr gern genomment Schon wenig Wobıd wirken viel Bei Bedarf nur 1 Tablette Hossack 1. Öltere Kosmetik-Fabrik Düsseldorf VELVETA . 4 Brot. nur „zur Nor”) LIEBER SIMPLICISSIMUS (0 Nückel) Gaby wollte unbedingt Revuestar werden. Sie stellte sich das sehr einfach vor. Sie ging einfach zu Wolz, dem Direktor. „Engagieren Sie mich!” — „Warum?" — „Ich bin schön. Ich bin Jung.” — „Zeigen Sie Ihre Beine!“ — „Muß das sein?” — „Sie wollen zur Revue, Fräulein!” Gaby sah das ein. Gaby zeigte das linke Bein. „Bitte, mein Herr!” — „Jetzt das rechte, Fräulein!” — „Das rechte Bein sieht genau so ausl" Gaby sagte es ein wenig schnippisch. Aber der Direktor nickte zufrieden. „Wenn Sie mir das versprechen können‘, sagte er, „sind Sie engagiert. Als Einlage: die Dame mit den zwei linken Beinen!” J.H.R. * Die Berliner Schaffner sind die hilfsbereitesten Schaffner der Welt. Gestern brachte mich Eva zur Bahn. Es war höchste Eisenbahn. Der Schaffner kam gelaufen. „Einsteigen! Einsteigen!” Er drängte mich zur Tür. Ich rief: „Moment! Ich will nur mei- ner Braut einen Kuß geben!” Er schob mich end- gültig in den Wagen:und sagte gefällig: „Lassen Sie man! Det werde ick für Ihnen besorgen!” ].H.R. ZA: Für Jhre Gesundheit ist das Beste gerode gut genug: Die Vorzüge des Moteriols (Zoll: stofl-Flaum) und peinlichste Sorg- talı bei der Herstellung erworben und erhalten der neuzeitlichen Comelia-Hygiene das Vertrauen von Millionen Froven im In- und ‚Ausland. Adolf Justs Lu; in Apotheken, Von Leibeszucht und Leibesschönheit über dies In Ganzloinen gebunden gegen Voreinsondung von 930 KM. auf Postscheck Berlin 110222 Hans Schoof Berlin SW 68, Prinzessinnenstaße 22 | | Prospekte kostenlos Die wissenschaft- liche Nachprüfung volksverwurzelter Anschau- ungen hat erwiesen, daß die natrlichen Heilmittel mit Recht angewendet werden. Adolf Justs Luvos-Heilerde, ein reines Naturerzeugnis, bewährtsichalsVorbeugungs- u. Bekämpfungsmittel gegen Selbstvergiftung vom Darm aus, sie bindet die Darmgifte und macht sie unschädlich. 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Z. nur beschränkt lieferbare Der Unteroffizier Anton ging während seines Urlaubes mit einem süßen Mädchen spazieren. Der Spaziergang war ein wenig lang, so daß sie erst am nächsten Tag wieder heimkehrten. Als der junge Unteroffizier die beiden Hotelrech- nungen bezahlte, sagte er: „Nächstes Jahr wird nicht auf der Rechnung stehen: Unteroffizier Anton und Fräulein Helene Busch —" „O Tonil Bestimmt nicht?” „Bestimmt nicht, Lenchen!” „Ist das dein Ernst?” „Mit diesen Dingen scherze ich nicht, Lenchen!” Helene zwitscherte selig: „Du, Toni?“ Jar" „Wie wird es denn dann heißen?” Der Unteroffizier richtete sich stolz auf und sagte: „Feldwebel Anton und Fräulein Helene Busch!” J.H. R. Wenige Winulen lüglicherTörperpfloge mil Haid: ÖL. oderUhem + Tinte u. Ausziehtusche » <«Kleb-Allru.Büroleime * [ENBERG Werk für Bürobedarf mb H.MainzaRh, |& r Dar fernunterrichr Buchfubrung. chubuchh Darcbfehribebuchf Bilanybuchbalterprüfung chlit esinnlich rau Ägyptischen Original-Zigaretten überlegen Birkenbaarwasser Patience (L. v. Horväth im Felde) SCHABERNACK Konstantin war verliebt. So verliebt war er in Mizzl, die erste Direktrice des Damenmodesalons „Zur schönen Wienerin”, dessen Firmenschild Mizzi alle Ehre machte, daß er sich ein Leben ohne Mizzi gar nicht mehr vorstellen konnte. Ja, sagte er sich oft, was sind alle anderen Frauen gegen diesen Engel?l Und daß Ich sie einmal heiraten werde, das ist so gewiß, wie man für eine anständige Portion Schweinebraten zwei Fettmarken anlegen muß. Heute Jedoch war Konstantin, als er mit Mizzi in dem Gasthaus saß, wo sie täglich das gemein- same Mittagessen einnahmen, mit seinen Ge- danken anderswo, so daß Mizzi den Pudding- löffel auf den Teller legte und vorwurfsvoll sag! „Bist du aber heute zerstreut, Konstantin! Ich er- zähle dir, daß mein Vater verreist ist und du fragst mich, ob Ich nur den einen habe?” „Entschuldige, Mizzerl”, Konstantin haschte nach Ihrer Hand, „ich hab’ nämlich gerade darüber nachgedacht, wie ich Martin anlaufen lassen kann?" „Martin? Wer ist das?” „Mein Freund Eiderböck... Du kennst ihn Jal... Aber Ja...“ wiederholte Konstantin eindringlich, öls Mizzi den Kopf schüttelte, „Erinnere dich nur: ich hab’ ihn dir vor vierzehn Tagen vorgestellt... Na geh, so streng es doch an, dein hübsches Köpferl... Damals, als wir in den Astorla-Licht- spielen waren, haben wir ihn getroffen. Nachher hast du noch gesagt, daß er ein ganz sympathi- scher Mensch ist... Erinnerst du dich nicht?” „Sympathischer Mensch?... Astoria-Lichtspiele?...” „Ein auffallend hübscher Menschl” versuchte Kon- VON HANS KARL BRESLAUER stantin Mizzis Gedächtnis zu unterstützen. „Groß — schlank — brünett —" „Ich kann weder brünette noch auffallend hüb- sche Männer ausstehen!” unterbrach ihn Mizzi kühl, „Weil du nur mich liebst, Ich weiß es, du Gol- diges!... Aber es ist ja auch ganz gleichgültig, ob du dich erinnerst oder nicht, die Hauptsache ist, daß du ihn jetzt anklingelst, verführerisch flötest und ihn in ein weitentlegenes Kaffeehaus bestellst. Dort soll er dann warten.” „Und wozu ist das gut?” „So ein Aufsitzer wird für ihn sehr gesund sein!” „Nein“, lehnte Mizzi entschieden ab, „das mach’ ich nichtl‘ „Mizzerl, du mußt mir den Gefallen erweisen!” drängte Konstantin. „Martin brüstet sich bei jeder Gelegenheit mit seinen Eroberungen, die ihm kein Mensch glaubt, und immer spielt er sich auf den Unwiderstehlichen hinaus. Das muß bestraft werden. Also komm, Mizzerl, ruf ihn an. Dort Ist das Telefon. Ich werde dir soufflieren. Du ver- langst nur Herrn Eiderböck, wenn seine Haus- wirtin am Apparat ist.” „Wenn du nicht nachgibstl” sagte Mizzi sich er- hebend und säuselte, nachdem die Verbindung hergestellt war: „Bitte, kann ich Herrn Eiderböck sprechen?” „Vielleicht rufen Sie etwas später an“, antwortete» eine Frauenstimme und Mizzi säuselte das weiter, was Ihr Konstantin vorsagte: „Ach wie schade... Aber, bitte, richten Sie ihm nur aus, daß ihn die bewußte blonde Dame heute nach sechs Uhr im Caf& Villenkolonie erwartetl” 796 „Der hängt wie ein Lachs!" grinste Konstantin, „Mizzerl, dafür kauf ich dir, bis es wieder punkte- freie Sachen gibt, eln schönes Geschenk! Als Konstantin nach Büroschluß gemächlich nach Hause schlenderte und sich eben vorstellte, wie der Freund jetzt in der Straßenbahn hinaus- gondelte in die Villenkolonie, um dort zu warten bis „Ende nie”, kam ihm Martins Schwester ent- gegen. „Sieh da”, sagte Konstantin, „woher des Weges, Fräulein Irene?” „Ich war bei Martin!” „Ist er denn zu Hause?" fragte Konstantin schein- heilig. „Eben ist er weggefahren. Er hat natürlich wieder ein Stelldichein!” „Hat er es Ihnen gesagt?" „Ich hörte es ja, wie ihm seine Hauswirtin die Liebesbotschaft ausrichtete. Nach sechs wird er im Caf& Villenkolonie erwartet.” „Donnerwetter|” sagte Konstantin, „dorthin fährt man ja eine Ewigkeit —" w- und sogar noch etwas darüber!” Martins Schwester lachte vergnügt. „Was wollen Sie, die Frauen laufen ihm nach, und wenn eine hübsch ist, kann er nicht nein sagen, Und die ist sogar bildschön!” „Ach nein” sagte Konstantin ironisch. „Kennen Sie denn diese Schöne?” „Persönlich nicht. Er kennt sie Ja auch erst seit kurzer Zeit, aber er hat mir ihr Foto gezeigt.” „Hat er?! So ein —’ Konstantin hätte bald Auf- schneider gesagt, besann sich aber und setzte hinzu: „— so ein Don Juanl” „Stimmil” sagte Martins Schwester. „Aber dieser Schönen wegen ist keine Straßenbahnfahrt zu weit, Sie können mir’'s glauben. Sie ist entzük- kend, ist blond und heißt Mizzi — und ist erste Direktrice im Damenmodensalon ‚Zur schönen Wienerin'l” Der gute Eindruck (K. Helligenstaedt) „Bitte reichen Sie mir auf der Bühne den Pelz so, daß man das kaputte Futter nicht sieht! Ich würde mich zu Tode schämen!" 797 DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN RINDVIEH Also Ich war damals Immer noch Handwerks- bursch und auf dem Weg nach Andermatt; ich wollte eigentlich heute noch auf den Gotthard gehen. Der Wag ist sehr groß, das fand Ich gleich heraus, ganz ungewöhnlich groß, geradeaus sah man nach der Furka, links nach dem Gotthard und überall war man von Gletscherbergen ein- gehüllt; das wußte ich, die sieht man nämlich nicht so leicht, wenn man so nahe dabel Ist; Ich suchte sie mit den Augen und da kam so ein kleines Rindvieh, ein Kalb, dahergesaust, daß die Steine flogen und den Vögeln das Singen ver- gangen wäre, wenn da gerade welche herum- gewesen wären. Ich wunderte mich, denn die Schweizer Rindviecher sind sehr gut gezogen und absolut selbstbewußt. Sie gehn im allgemeinen nicht von der Straße weg, wenn Irgend etwas anders daherkommt, denn sie wissen sehr gut, daß Schweizer Milch und Schweizer Käse welt- berühmt sind, Aber das rannte wie toll und wie Im Weltrekord. Gleich sah Ich auch, warum: es kam ein riesiger Postwagen, hoch und stolz, gelb und rot lackiert, vorn waren drei Gäule, prächtige Welßschimmel und an der Deichsel zwei. Also fünfe, Sieht sehr gut aus, ausgezeichnet sieht das aus, man muß das sagen: was Aufmachung anbetrlift, kommt da ein selbst gutes Auto bei weitem nicht heran. Das äusgewachsene Kalb, das kleine Rindvieh abe? rannte schneller als die Gotthardpost und rannte schnurstracks auf den Fluß los, Breit war er nicht aber tief, Dachte Ich mir: das kann was Rechtes werden, das Rindvieh drauf los und ho-hoppla setzte es über den etwa drei Meter breiten Wasserlauf. „Fein“, rief ich hinüber, und einige in der Gotthardpost klatschten Beifall, Sie selber fuhr welter. Das Kalb blieb seltsamerwelse stehen, stock- und bocksteif blieb es stehen, offenbar war es so paff, wie wir andern, daß ihm so etwas ge- lungen war. Ich rief nun auch „Bravo und rannte näher heran; denn so einen Weltrekord von Käl- bersprung sieht man nicht alle Werktag; ich kam (Heh. Kloy) VON FRITZ SÄNGER näher und ganz an den Bach, es blieb Immer noch stehen, aber jetzt merkte Ich, daß da Irgend etwas nicht stimmte. Oh, Donnerwetter, es steckte bis an den Bauch, mit allen vier Haxen in dem feuchten Boden drin- nen und kam einfach nicht weiter, Sonst war es ein nettes, wirklich sehr sympathl- sches Persönchen. Ich habe Vieh gehütet und kenne mich aus. Helfen mußte man auf jeden Fall. Also zuerst mal über den Fluß, ich sah mich um, hier war er für mich zu breit, wäre Ich wirklich mit einem Sprung hinüber, dann steckte ich nachher neben dem Kalb, und an einem war es schon genug. Beim Umsehen sah Ich wie ein Mann daher rannte, mit einer kleinen Tanne auf der Schulter, und fuch- telte und aufgeregt war. ‚öe — Liesl, Liesil“ rief er immer und Immer wieder. „Llesi, ums Gotts Wille, was häsch aug’macht?” Das Kalb war ruhlg und es sagte nur einfach — einfach „Muh” und sah sich nach ihm um, Er besann sich nicht lange, ging durch das wilde Bergwasser, es reichte ihm faßt bis unter die Arme, zum Liesi, 2a, das war rührend, wie sie sich begrüßten, er streichelte es, redete ihm gut zu. „Wir müssen raus, Liesi, wir müssen, es geht doch nicht, du kannst doch hier nicht stehen bleiben, Ja wo denkst du hin?” Das Liesi bestätigte es und war sicher auch der Meinung, aber es ging eben einfach nicht. Der Mann war eln echter Schweizer Kuhhirt und hatte natürlich gute Familienbeziehungen zu Liesi, er sagte es wirklich nett zu Ihm: „Übermorgen gehn wir so von der Alm In den Stall. Du be- kommst ein feines Laublager, weißt‘ von dem Kastanlenbaum, und du darfst den ganzen Winter Im Stall bleiben, sel nur Jetzt vernünftig und streng dich doch an, daß du wieder raus kommst aus dem Dreckl“ Liesi strengte sich an; der Mann nahm seinen Tannenbaum, es war, wie Ich Inzwischen fest- gestellt hatte, ein Alphorn, wie es sinnige musi- kallsche Sennen selber herstellen aus halbge- wachsenen Tannenstämmen, und er blies damit Alarm: Es wurde rührig und In einer halben Stunde waren viele Leute beisammen. Sie be- mühten sich alle um Lies. Lies sagte von Zeit zu Zelt „Muh” und hatte eine ruhige gefaßte Miene. Man wollte ihm hel- fen und als es nicht anders ging, holte man erst eine kleine Tanne, dann zwei, drei, und Decken, und schob und richtete das dem Liesi unter den Bauch und hob es auf. Ich glaube an die zwölf Mann hoben, Ich half auch, es mußte gehen: „Hott-hott-hüst! Ho-hopp-hoppl” — Ja, endlich ging es wirklich, das Liesl hatte längst sanft die Augen geschlossen und sich einfach in sein Schicksal ergeben. Wirklich es ging, das Liesi schwebte über den Stangen, die wir auf den Schultern hatten, aber das Liesi, o Gott, das Liesi hatte seine sämtlichen vier Hufe in der Erde stecken lassen; sämtliche vier Hufe, mit denen es vorher den Weltmeister- sprung getan! Wir sahen es alle; wir stellten das Liesi auf den welchen Grund, es bleibt erstaunt, wie wir es waren, stehen, aber gehen konnte es nicht, es drohte wieder einzusinken; denn nun hatte es doch nur noch daumendicke Knochenenden an den Füßen unten. Nein wirklich, es waren alles gesetzte und erfahrene Männer, aber man war wirklich erstaunt, aufrichtig erstaunt war man; und man mußte doch dem Liesl helfen; man sprach vom Schlachten. „Eher bring ich mi selber um!” sagte der Hirte, Nun Ja, das wollte nun wieder niemand mit an- sehn und so band man denn dem liesi je die Simplicissimus erscheint wöchentlich ein! im Monat © nacl boten — Posischeckkonto München 5920. Erfüllungsort Mi Vorder- und Hinterbeine gut zusammen, nachdem man gute Heftpflaster darauf gemacht, schob die Stangen durch die Beine und dahin ging es der Alm entgegen, wo Liesl beheimatet war. Unter- wegs kamen wir bei einem Schlächter vorbel; wieder meinten einige — — „Gar nit dra zdenke“, versicherte der Hirte wle- der. Nun Jal Es war eln echt bayerischer Bader Im Ort. Der raslerte, zog Zähne, half bei Kalb- und andern Geburten, kurz, ersetzte den Tler- und Menschen- arzt, wenn es darauf ankam. Den holte man. Er besah sich den Fall, sprach mit dem Metzger, der hatte eben ein Kalb von ähnlicher Struktur und Größe geschlachtet, es war noch warm, und so entschied der echte Bayerische — Bader, daß man dem toten noch warmen Kalb die Hufe ge- nau so loslösen und von den Füßen ziehen sollte, und er wollı dann dem andern anheilen. Das geschah denn auch. Tja, gewiß hat noch niemand so etwas gesehen, wir wunderten uns alle, nur die beiden, die es am meisten anging, wunderten sich gar nicht; der Bader und das Kalb. Es wurde natürlich sehr gut, sachgemäß verbun- den, das Kalb auf die neuen Hufe gestellt und — na Ja, erstaunt war das Kalb Ja auch, aber es ging. Es ging wie ein Kalb sonst geht, wenn es eben auf die Welt gekommen Ist und man gratu- lierte Ihm. Man sprach lieb und gut zu Ihm, man gab Ihm Alpenrosen zu fressen, das weigerte es sich aber zu sich zu nehmen. Nein, den guten In- stinkt hattı also nicht verloren; mit dem Gleich- ‚gewicht, dem körperlichen natürlich, hatte esnoch Mühe, aber es ging. Der Bader und andere gingen mit bis vor das Dorf, Er streichelte noch einmal Nacken und Brust des Patienten, lobte seine Geduld und Selbstän- digkeit. Das Kalb sagtı ‚Muh‘, dann verabschie- dete man sich gegenseitig. Auch Ich ging dann dem Gotthard entgegen, wahr ist: Ich mußte mich immer wieder wundern — na Ja. Es gibt eben nun einmal wunderbare Dinge auf dieser Erde. TRAURIGER FALL Ein Menfch, der manches lebe Jahr Mit feinem Welb zufrieden war, Dann aber plötlich Blut gelecht hat, Denkt fich: »Varietas delectat -« Und fchürt fein letstes, fchmaches Feuer Zu einem milden Abenteuer. ‚Jedoch bemerkt er mit Erbofen, Daß feine alten Unterhofen Ausfchließlich ehelichen Augen Zur Änflcht, vielmehr Nachficht, taugen Und daß gewiß auch feine Hemden Ein fremdes Weib noch mehr befremden, Daß, kurz, in Hofe, Hemd und Socken Er Welt und Halbmwelt nicht kann locken. Der Menfch, der innerlich noch fefche, Nimmt drum, mit Rüchficht auf dle Wäfche, Endgültig Abfchied von der Jugend Und macht aus Not fich eine Tugend. Eugen Roth RM. 1.20. — Anzeigenp inchen Die ewigen Berge = Le eterne moniagne u (K. Rössing) 799 Amerika belohnt de Gaulle, Darlan und Giraud „Meine Herren, Sie sollen selbstverständlich für Ihre wertvolle Mithilfe belohnt werden. Es sind noch die Oberkommandos für die Latrinen, das Schmieröl und das Schuhputzen zu vergeben!" U’ America premia de Gaulle, Darlan e Giraud: *Signorl mel, Vol dovete beninteso essere rlcompensatl pel Vostro prezioso aluto. Sono ancora vacantl I Comandl Supreml per le latrine, per I’ ollo da ungere e per.la pulitura delle scarpel,, 800 dErich Schilling) München, 16. Dezember 1942 : 47. Jahrgang / Nummer 51 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Handlanger in Afrika (Wilhelm Schulz) „Zum Zeichen der Besitznahme genügt eine Flagge, Ihre ist nicht mehr nötig, die Arbeit können Sie sich sparen, lieber Churchill!" Il manutengolo in Africa: *Quale segno di presa di possesso basta una bandiera sola. La Vostra non & piü necessaria, caro Churchill; potete risparmiarvene la fatica!,, Der wuütende Stier - I! toro ınfurıato Flecke auf dem Tischtuch Von Walter Foitzick Jedes Tischtuch Ist zuerst blütenweiß, man möchte geradezu Linnen zu ihm sagen. Duftend mag es auch sein, und nach altem Übereinkommen ist es der Stolz der Hausfrau. Je schneeigter das Linnen ist, desto schneller bekommt es Flecke. Man ist versucht, zu glauben, sehr saubere Tischtücher er- zeugten von innen heraus Flecke, weil sie sich ihrer Unschuld schämen, auf jeden Fall reizen sie dazu, das Blütenweiße zu zerstören. Wenn Kinder am Tisch sind, fällt ihnen die Aufgabe zu, die ersten Flecke zu machen. Das hat viele Vorteile für die Erwachsenen, denn der erste Fleck wird von der Hausfrau stark beanstandet, aber nur, wenn keine Gäste da sind. Sind Gäste am Tisch, gibt sie nur den Kindern mit den Augen Signale, die recht vielversprechend sind. Häufig macht der Gast den ersten Fleck, dann sagt die Hausfrau, es mache gar nichts. Das ist ein glatter Schwindel und die Kinder wissen es sehr wohl, und freuen sich, daß sie es nicht gewesen $ind. Wenn alles mit rechten Dingen zuginge, müßte die Hausfrau dem Gast eine hineinhauen oder ihm einen ge- hörigen Krach machen, aber sie sagt immer wieder, es mache gar nichts. Die Kinder sind ehrlich be- geistert Über das Affentheater, das die Erwachse- nen einander vormachen. Manchmal aber merkt die Hausfrau nicht, daß der Gast einen Fleck gemacht hat, dann schiebt der Gast heimlich ein Tellerchen über den Fleck oder legt ein Brotstückchen drauf, Nun hat er alle Auf- merksamkeit darauf zu richten, das Tellerchen oder das Brotstückchen nicht zu verschieben. Die Kinder beobachten es genau. Am leichtesten sind Rotweinflecke zu erzeugen. Da genügt es, eine Flasche nur in die Nähe zu stellen, und schon ist ein Fleck da. Rotweinflecke haben den Vorteil der Farbechtheit. In diesem Falle betrachtet die Hausfrau die Farbechtheit nicht als begrüßenswert. Rotweinflecke werden einge- salzen, man schüttet Salz darauf, das ist halt so ein Brauchtum, vielleicht auch Pfeffer, ich weiß es aber nicht genau. Hat-der Fleck größere Ausdeh- nung, wird nicht nur von oben gesalzen, sondern es wird auch ein Tuch zwischen Tischtuch und Tischplatte geschoben, wegen der Politur. Bei dieser Gelegenheit fällt noch viel auf dem Tische um, namentlich mehrere Gläser mit Rotwein. Der Gast hat dabei keine weiteren Funktionen, er sagt nur „Oh’' oder betont, daß er an allem schuld sei. Diese Feststellung ist gar'nicht nötig, aber die Hausfrau tut so, als ob für sie das alles die reinste Freude bedeute. Die Kinder lieben den Gast, der es fertig bringt, mit so geringen Mitteln so großa Wirkungen zu erzeugen, Für Rotwein hat sich in Mangelzeiten kein voll. wertiger Ersatz zur Fleckenerzeugung gefunden. Da kann man wieder die Weisheit der Natur be- wundern, die es so eingerichtet hat, daß bei Man- gel an Rotwein Im allgemeinen auch Mängel an Seife herrscht. Nur das Salz macht da eine Aus- nahme. Vollkommen abwegig ist es, falls man Salz ver- schüttet hat, Rotwein dräufzugießen, was bisweilen vorgeschlagen wurde. 802 (A. Kubin) FORTSCHRITT War das Dafein unfrer Väter überhaupt fchon lebenswert? Niemand hat fie durch den Ather mellenförmig aufgeklärt. Niemand zeigte Weg und Fährte, melche zu befolgen fel'n. Niemand mirkte durch Konzerte paufenlos auf alle ein. Beftenfalls aus feiner Zeitung holte man fich Inftruktion. Aber meit war's Irreleltung; denn - nun Ja, man kennt das fchon. Und auch bei der »Liedertafel« im Hötel des goldnen Lamms fang und hörte man nur Bafel; ditto an dem Tifch des Stammes. Wir jedoch find fortgefchritten. Jeder hat fein Funkgerät und ermeitert Ohr und Sitten untertage und abends Ipät. Ja Ichon bei der Auferftehung, mo man fonft noch dufflig war, wird dank einer Hebeldrehung alsbald alles fonnenklar. Ratatöchr Tauschgeschäft (€. möny) „Die Arie singen Sie schon sehr schön, Herr Kammersänger. Wenn Sie jetzt noch ein Schnaderhüpfl dreingeben, kriegen Sie die Dose Schuhkrem! Affari di scambio: 'L' aria, signore, la cantate glä a meraviglia; se ora vl agglungete uno stornello, riceverete la scatola di patinal,, 803 Englische Flieger über der Schwelz (Erich Schilling) g Ä ; BIEBGERRB HI FE, | vun an nun m IR an EN ET A „Eine Unverschämtheit, diese Neutralitätsverletzung, Herr Bürzli. Gerade als ich im Kino war, Ist Alarm gegeben worden und es war ein sehr interessanter englischer Film über die furchtbaren Zustände in Deutschland!“ Aviatori inglesi sopra la Svizzera: “E una vera sfrontatezza, signor Burali, questa violazione di neutralitä. L' allarme fu dato proprio mentre io stavo in cinema, ove sl rappresentava un interessantissimo film Inglese sulla terribile situazione In Germanlal,, 804 - BEFÖRDERUNG VON SCHLEHDORN Im Mittelalter pflegte man die Lebensalter in Tier- gestalt darzustellen: 20 Jahr ein Bock, 30 Jahr ein Stier, 40 Jahr ein Löwe, 50 Jahr ein Fuchs und so weiter oder so ähnlich. Wollte man sie dar- stellen, wie ein Beamter sich selber träumt, so hieße es: 20 Jahr ein Minister, 30 Jahr ein Staats- sekretär, 40 Jahr ein Ministerlaldirektor oder Re- gierungsprösident, 50 Jahr ein Ministerialrat, 60 Jahr ein Oberregierungsrat — und als solcher geht er denn auch mit 65 in den Ruhestand, Ein Studienfreund von Regierungsrat Julius wollte damals auch die Gehälter umgekehrt staffeln. Später, meinte er, hat man weniger Bedürfnis nach kostspieligen Torhelten und nur eine Frau zu versorgen, Heute ist auch er im Mittelalter und ein hohes Tier und hat seine Ansicht korri- glert, bevor sie bis zum Finanzministerium durch- gedrungen war. — Als Regierungsrat Julius heute morgen die Be- hörde betrat, meldete Trömpelmann strahlend: „Herr Regierungsrat, Herr Regierungsrat Francke Ist Oberregierungsrat geworden, Herr Regierungs- rat Francke wird gerade begratuliert.” Neuernannte oder -dekorierte haben meistens etwas von frisch ausgekrochenen Hühnchen, die federnackt und verlegen in die grelle Sonne tre- ten. Auch der famose Kollege Francke, sonst selbstbewußt in allen Lagen, zeigte ein Gesicht, als ob er im Badeanzug Examen machen müßte und dabei noch fotografiert würde, während er die Glückwünsche über sich ergehen ließ. Es waren die üblichen drei Sorten. Erstens schlecht- hin kollegiale: „Na, das haben Sie doch schon lange gewußt” — damit nimmt einer der kaum erblühten Freude die Frische. (Ähnlich wie bei Witzen, Verhaftungen und Verlobungen ist auch hier das Überraschungsmoment wesentlich.) Oder: „Nun ja, bei Ihren Beziehungen” — damit tut ein anderer Salz in den Honig. Zweitens die verstan- desbedingten Glückwünsche: darin kommt regel- mäßig „möchte nicht versäumen” und „ganz außer- ordentlich” vor. Drittens die dem Zug des Her- zens folgenden (sie werden aber nicht immer über die Kopfstation des Verstandes geleitet): „Na, Herr Ober”, ruft einer sehr originell, „Kollege kommt gleich.” Und der alte Direktor ©. sagt mit einer Stimme, die vor aufmunternder Würde ganz tief ist: „Na, dann wäre das ja dann ja soweit so ganz gut sol” sieht ihn mit seinem Beerdigungs- blick an, räuspert sich und entschreitet. Regierungsrat Julius sah sich alle die korrespek- tiv reziproke Verlegenheit an und dachte: Viel- leicht ist Feierlichsein eine Krankheit, die ansteckt. Übrigens, ob sich wohl ein Beamter auf einer ein- samen Insel über seine Beförderung freuen würde, z. B. wenn der Leuchtturmwärter, der mit seinem kleinen Hund seit 20 Jahren mitten im Meer wohnt und alle 3 Monate Post bekommt, Leuchtober- turmwärler wird? Oder gar Röbinson? Keiner redet sie mit dem Titel an und von dem erhöh- ten Gehalt haben sie auch nicht viel. Außerdem würde Robinson bei festem Gehalt als Schul- beispiel der theoretischen Nationalökonomie un- brauchbar werden. Oberreglerungsrat Francke seinerseits — nachdem er die heute spärlichen Umläufe durchgesehen, die ihm Oberinspektor Kuhlke aufmerksamerweise schon in einer Mappe vorgelegt, auf der „Ober" frisch ergänzt war — begab sich zur Vorortbahn. Da lief Ihm der Feierkater über den Weg, der sich ärgert, daß die Züge verkehren wie sonst, und die Menschen sitzen da mit Alltagsgesichtern, als ob er nur ein auf der Bahn Beförderter wäre, wie sie, Man verlangt ja keine Festveranstaltung mit Tannhäuser, Lohengrin und Tannengrün an den Häusern. Aber so'n bißchen Feiertagsstimmung hätte er erwartet. Gewiß, denkt er, es gibt viele Oberregierungsräte, abernur einen Fritz Francke. Und wenn mehrere, so doch nur einen, der mein Ichbewußtsein in Anspruch nehmen darf. Und um dieses Ich herum bewegt sich nun einmal die intelllgible Welt. Wenigstens könnte ich, wenn das Ich nicht wäre, keinerlei Garantie mehr über- nehmen, daß die Dinge da wären. Sie wären nicht nur egal, sie würden fraglich. Also nimmt sich der Mensch mit Recht wichtig, wenigstens wenn er frisch befördert worden ist... In Stullensee stieg Oberregierungsrat Francke aus, Am Bahnhof grüßte Ihn Jemand: „Mojn, Herr Regierungsrat”. Fast hätte er sich zu erkennen gegeben; dann aber genoß er das kühle Glück des ungelüfteten Inkognito. „Sieh an, der Herr Oberregierungsrat“, nahte ein Nachbar, „das freut mich aber daß Sie endlich...” — „wie bitte?” — „daß Sie schon...” — „schon?” — „Ich meine, daß Sie gerade jetzt die hohe Aus- zeichnung...” — „nana“ — „nein, die beschei- dene Anerkennung...” — „wie?" — — „entschul- digen Sie, da kommt mein Zug.” Die Eine - L' una Weg war er. Und dann kam Frau Ratschenberg. Sie ließ sich selbst kaum zu Worte kommen: „Mein lieber Oberregierungsrat, wissen Sie, daß ich es mit als Erste erfahren habe? Können Sie raten von wem? Vom Milchmann. Der hatte es von der Gemüsefrau. Die wußte es vom Postbo- ten. Und der von Ihrer Hausangestellten, der Gertrud. Gleich nachdem Sie angerufen hatten, um 9 Uhr habe ich es schon gewußt, Ist das nicht interessant? Was sagen Sie dazu?” „Danke“, sagte Francke, — Zuletzt kam er nach Haus, Seine Frau öffnete selbst und sarık Ihm bewegt an die Brust. Marie- Luise war noch in der Schule. Flocki tobte um seine Beine herum wie alle Tage, eigentlich der einzige Unbefangene. Er aber strich seiner Frau über den Scheitel, in dem schon manches Haar die Farbe des Verdienstkreuzes 2. Klasse aufwies, und sprach: „Laß gut sein, Luise, Für dich bleibe ich der Alte,” Seltsam, daß alle Menschen in feierlichen Mo- menten eigentlich immer so was Dummes sagen, Die einzigen Ausnahmen sind Sie, lieber Leser, ich und unsere Vorgesetzten. (0. Horımann) „So sind eben die Männer: zwei Wochen verliebt, dann laufen sie mit einer anderen!“ — „Ja, ja, aber warum bin ich nie die andere?" “Gi uomini sono proprio cosl: due seflimane Innamorati e pol... vanno con un’ altra!,, — “"Giä, giä; ma perch& io non sono mai I" altra2,, 805 Der bequeme Sessel - La poltrona comoda Ausgleich IR. Kriesch) „Sag’ mal, Fritz, so 'n Mann verbraucht doch wohl zwei Wochen im Jahr für das Rasieren?“ — „Stimmt, dafür spart er aber drei Monate am Ondulieren ein!" Compenso: “Dimmi un po’, Fritz: un uomo consuma certo due settimane all’ anno per farsı la barba?,, — ‘Certo; ma In compenso egli rIsparmla tre mes! per ondulazlonel,, 807 ONKEL BERNHARD VON BERTO PEROTTI Ich weiß, ich weiß! Jedem ist es in seinem le- ben bestimmt, Enttäuschungen zu erleiden. Darin sind wir uns einig, Aber es herrscht ein Unter- schied zwischen Enttäuschung und Enttäuschung. Da gibt es welche, die Euch im Augenblick ver- blüffen und dann in Vergessenheit geraten; aber es gibt auch welche, die in Euch eine Bitterkeit hinterlassen, eine Leere ohnegleichen. So Ist es auch mit dem Onkel Bernhard ergangen. Habt Ihr ihn nie gekannt? Nein? Er war ein Genie, zweifel- los; ein Mensch voller Willenskraft und Ehrgeiz. Er komponierte, machte Verse, hielt Konferenzen und gab Konzerte überall. Als ich Kind war, hörte Ich von ihm wie von einem Wunderwesen spre- chen. Bisweilen setzte sich mein Vater die Brille auf und fing mit lauter Stimme an, irgendeinen Zeitungsartikel, der vom Onkel handelte, vorzu- lesen, Dabei erhob er von Zeit zu Zeit den Kopf, schaute um sich, als wollte er sagen: „Was meint Ihr dazu? Was für ein Genie, nicht wahr?” Und so wuchs die Gestalt des großen Verwandten übermäßig In meiner Phantasie und übte einen bemerkenswerten Einfluß auf meine geistige Ent- wicklung aus. Ich spürte, daß zwischen meiner Natur und der des Onkels eine verborgene Ähn- lichkeit herrschen mußte. In gewissen Stunden der stillen Betrachtung, wenn nichts meine Ein- samkeit stören konnte, entwickelten sich zwischen mir und dem großen Abwesenden geistige Ge- spräche, in welchen es schien, daß jene geistige Ähnlichkeit, auf die Ich im geheimen so stolz war, besiegelt wurde. So kam es, daß ich mich darangab, mit beinahe sorgenvoller Ungeduld, das Leben, das mich zum Ruhm führen sollte, zu suchen. Und Ich versichere Euch, daß es mir ge- glückt wäre, wenn nicht diese katastrophale Be- gegnung mit Onkel Bernhard, von der ich im Be- griff bin Euch zu erzählen, dazwischen gekommen wäre. Ich hatte alles versucht. Mit der Musik hatte ich angefangen, war zur Malerei übergegangen, und schließlich hatte ich mich bei der Dichtkunst auf- gehalten. Da schlug Ich Wurzeln und fing an, meine Waffen zu schmieden. Am laufenden Band schrieb Ich Sonette und Oden. Die Bücher der väterlichen ‚Bibliothek verschlang ich, wie es Leopardi getan hatte; bisweilen, in Augenblicken der Unlust, band ich mich auf dem Stuhl fest — nach dem Beispiel l’Alfieris. Wenn mich jemand fragte, welchen Beruf ich wählen würde, wurde Ich über und über rot und wußte nicht, was ich antworten sollte. Dann fiel immer meine Schwe- ster Caroline, diese Klatschbase, ein und meinte: „Karl will Dichter werden.” Mit gesenktem Kopf mußte ich mich dann zurückziehen, um den Wit- zen und Hänseleien der Anwesenden zu entilie- hen. Aus dem Schatten meiner Einsamkeit wuchs Jedoch sofort das Bild des Onkels Bernhard, der mich zu ermutigen schien und zu ermahnen, bei meinen Versuchen auszuharren. Onkel Bernhard hatte dadurch, daß er In den größten Theatern Konzerte gab, die halbe Welt durchwandert. Durch seinen seltsamen Charakter hatte er von sich reden gemacht, bis er arm ge- worden war, wie Jeder große Mensch, der sich Achtung zu verschaffen weiß; und er hatte seine letzte Zuflucht im Hause seiner Schwester Camilla, einer Witwe mit zwei Kindern, gefunden. Von da ab erreichten uns keine Zeitungsartikel mehr, und der Vater — wenn jemand vom Onkel Bernhard sprach — tat sein Möglichstes, um die Unterhal- tung in andere Bahnen zu lenken. Oder er schüt- telte den Kopf und brummte: „Wie schadel Was für ein schlechter Charakter!” Der Einzige, der die eigentümliche Bewunderung für den Onkel unversehrt, trotz der verhängnisvollen Neigung des weltlichen Erfolges, aufrechterhielt, war ich. Sogar das Schmälern seines Prestiges erhöhte ihn bei mir; denn ich sah in dieser äußerlich fallen- den Parabel den unzweideutigen Abdruck jener Größe, die Ich selbst um Jeden Preis verfolgen wollte, Meine Begeisterung erreichte in gewissen Augenblicken einen solchen Grad, daß es mir gelang, meine Schüchternheit zu überwinden, und dem Onkel einige meiner poetischen Er- güsse zu schicken. Ich war sicher, daß er denver- borgenen Sinn meiner Botschaft verstehen würde. Sie schien ihm sagen zu wollen: „Sei ruhig! Du bist nicht allein! Ich bin auch noch da. Ich werde die Fackel hochhalten, auch nach dir.” Meistens erhielt ich keine Antwort auf mein Schreiben. Ein einziges Mal erreichte mich eine Karte von ihm mit dem Poststempel aus Prag. Aber beinahe kein Wort habe ich entziffern kön- nen. Voller Bewunderung stand Ich vor dieser rätselhaften Schrift, und mir gefiel es, tausend Mutmaßungen im Geiste über die geheime Be- deutung der kostbaren. Botschaft anzustellen. Außerdem vertraue ich Euch an, daß, wenn sich meine Schrift von jenem Tage an rasch ver- schlechterte, bis sie eine harte Geduldsprobe für meine Freunde und Verwandte wurde, man diese Tatsache ausschließlich auf jene Karte von Prag zurückführen muß, die in Ihren dunklen Worten so klare Zeichen der Genialität trug. Ich wurde zur Belohnung für ein gut bestandenes Examen, glaube Ich, von den Meinen eines Som- mers In das Haus der Tante Camilla geschickt, um die Ferien dort zu verbringen. Stellt Euch meine Erregung vorl Nach so vielen Jahren des Wartens war ich im Begriff, in direkte Berührung mit dem großen Onkel zu kommen, mit dem Ruhm der Familie. Man kann wirklich nicht sagen, daß meine erste Begegnung mit ihm sehr herzlich gewesen wäre. Als ich durch meinen Vetter Eduard in sein Zim- mer geführt wurde, erschrak ich beinahe durch eine bleiche Hand, die sich uns entgegenstreckte und uns zu ermahnen schien, die Stille dieses Raumes nicht zu stören. Eduard grinste und flü- sterte mir ins Ohr: „Onkel komponiert. Warten wir einen Augenblick!” Nun zog sich die bleiche Hand zurück, und ich sah In dem Halbdunkel des Zimmers den weißen Kopf des Onkels, der sich über den Schreibtisch beugte. Große Rührung packte mich. Der Onkel war außergewöhnlich mager. Seine Jacke war an den Ellenbogen sehr stark abgenutzt. Ich hob den Kopf und betrachtete die Wände. Überall Föhn im ‚Spätherbst Noch Mittag war Föhn, Und der Himmel war blau, Von künstlicher Farbe, Ungesund, Wie der geschminkte Mund einer Frau. Dann war ein Gestöhn In den Ästen, im Laub auf den Wegen. Dann brach die bemalte Maske entzwei, Und gab das alte Angesicht frei, Des Herbstes, Triefend vom Regen. GEORG BRITTING 808 waren Photographien und Erinnerungen aufgehängt. In guter Sicht hingen in einer Ecke einige Bild- nisse von hervorragenden Männern mit eigen- händiger Widmung. Von beinahe mystischer Er- regung fühlte ich mich durchdrungen, und ich wünschte, daß nichts käme, um diese wundervolle Stimmung zu stören. Dann erregte ein Bild meine Aufmerksamkeit und machte mich verwirrt. Es stellte eine vollkommen nackte Frau dar, die auf einem Divan ausgestreckt lag. Weiter oben ent- deckte ich eine Zweite mit herausforderndem Busen und sehr lebhaften Augen, die mich mit seltsamer Boshaftigkeit anzuschauen schienen. Ich fühlte Feuersglut in mein Gesicht steigen, packte Eduard beim Ärmel und wollte aus dem Zimmer gehen, als der Onkel sich vom Stuhl erhob und uns entgegen kam. Sehr eingehend schaute er mir ins Gesicht, betrachtete mich von Kopf bis Fuß, und schließlich rief er jovial aus — im Augenblick befriedigt von diesem Examen — und schlug mir dabel eine Hand auf die Schulter: „So, so, du bist also der Neffe Pasquale. Es lebe Pasqualel” Ich war etwas beschämt über diesen Ton und diese Verwechslung. Bescheiden bemerkte ich: „Nein! Ich bin der Neffe Karl,” Aber sofort stellte ich fest, eine Unklugheit be- gangen zu haben. In der Tat, des Onkels Ge- sicht verfinsterte sich, erwandte sich zum Schreib- tisch, um sich zu setzen, und brüllte: „Auch er ist genau wie die andern. Widerspruchsgeist und nichts anderesl” Als ich aus dem Zimmer ging, erklärte mir Eduard grinsend: „Beim Onkel muß man aufpassen, Weh dem, der ihm widerspricht! Für ihn heißt du nicht Karl, sondern Pasquale, Ich z. B. heiße Ostensio, und meine Schwester Marla Genoveva. Nur Mut- ter hat das Recht, Ihren Namen zu behalten.” Dann fuhr er fort: „Der Onkel haßt in den Tod die jungen Leute und die Mode. Daher haben wir stets Streit In der Familie.” Allmählich merkte ich, daß Eduard absolut nicht übertrfeben hatte. Das erstemal, als wir zusam- men mit dem Onkel zu Mittag aßen, erschien er im Eßzimmer in Unterhosen und schnaubte vor Hitze. Mit wütenden Augen sah er mich an, be- wegte die langen mageren Arme und meinte: „Ich kann nicht mehr. Entschuldige, wenn ich mich so vorstelle, aber ich kann einfach nicht mehr.” Dann fing er an, die Makkaroni mit Gier zu ver- schlingen und schien vollkommen die Anwesen- den vergessen zu haben, Nur später, als er etwas Luft geschöpft hatte, schien er sich zu beruhigen. Er wandte sich an mich, als wenn er mich zum ersten Male sähe, und meinte: „Weißt du, du gefällst mir besser als die andern. Du bist nicht einer von denen, die jeden Augenblick die Ziga- rette hervorziehen, Du trägst keine Hormbrille, keine Armbanduhr. Du gefällst mir wirklich.” Ich merkte, daß Eduard mich verstohlen an- schaute, um nicht zu lachen. Mir kam in den Sinn, ausgerechnet vor wenigen Tagen, meine Armbanduhr zum Uhrmacher getragen zu haben. Jedoch ich hütete mich wohl, das zu sagen, Ich dachte: Ist es jemals möglich, daß der Onkel vergessen haben soll, wer ich bin? In den folgenden Tagen tat ich nichts anderes, als über mein trauriges Schicksal nachdenken. So viele Jahre hatte Ich auf Jene glückliche Ge- legenheit gewartet, hatte so viel Hoffnung auf diese Begegnung gesetzt, und nun sah Ich mich als Opfer des größten Mißverständnisses, das ich mir vorstellen konnte. Mein Onkel wußte nichts von mir und betrachtete mich mit dem- selben Maß wie irgendeinen andern Jungen Men- schen. Vergebens waren meine poetischen Bot- schaften gewesen, vergebens meine Bemühungen. Und je mehr ich das Betragen des Onkels beob- ächtete, um so häufiger erschienen mir fragliche Punkte, die ich einfach nicht lösen konnte. Der erste war der mit den nackten Frauen gewesen, der zweite, der mit den Unterhosen. Warum ver- steifte sich der Onkel darauf, im Hause in Unter- hosen herumzulaufen, obwohl er eine Reihe fein- ster Schlafanzüge besaß, wie man mir sagte? Daß, Die ersten Zähnchen Dürfen nur ‚Freude hervorrufen. Zur Sorgsam beobachten, genau einstellen und im rechten Moment knip- ugung und Behebung örtlicher | rden beim Zahndurdhbrud | das altberwährte Dentinor tropfen So erhalten wir wirklich schöne Fotos und sparen den guten weife in das Zahnleifch einreiben Dentinox Trösten Sie sich, Herr Schmitz Das gibt es, daß verkauft ist, Das gibt es sogar recht häufig. Aber trüsten Sie nzano aus- sich, auch Sie werden mal eine Flasche Cinzano erwi- schen. Und da diese such angebro: unbeschränkt haltbar ist, reic bei bedächtigem Genuß — eine ganze Weile, Aber bitte, kühl servieren, so schmeckt Cinzano am besten. INZANO (In unveränderter 6 selten zu haben, Trink ihn drum selten und mit Verstand, eh G % GÜNTHER WAGNER 'GEGR.1838 machen Gesicht und Auftreten sympathischer, Nach dem mod. „A-O-BE"-Verfahren können Sie ohne remde Hilfe diese Korrektur in tönt Minuten vollkommen unauffällig an sich selbst vornehmen Prospekte kostenlos von Fa. 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Nehmen Sie die 5 schmerzlos wirkenden Die Markefür det se3: : : ir, Deinhard Me 77 ee e Kabinelw —@c Hd KW Schu Karlaruhe IKKAILADIDIE IR DIA IKKAD SIVIHIEITILIKK u ET 809 um ein großer Mann zu sein, es nötig wäre eine unleserliche Schrift zu haben, daß es auch nötig wäre, das eigene Leben In Armut zu beenden, damit stimmte ich vollkommen überein; aber daß man außerdem den lieben langen Tag in Unter- hosen herumlaufen mußte, das blieb für mich ein heikles und unlösbares Problem. Aber die Ange- legenheit mit den Unterhosen würde vielleicht nicht vollkommen meinen Glauben an den Onkel und an mich selbst aufs Spiel gesetzt haben, wenn nicht viele andere Tatsachen mich auf die Dauer überzeugt hätten, daß zwischen mir und dem Onkel Bernhard wirklich absolut nichts Ge- meinsames bestand. Gegen Ende der Ferien kam mir unversehens ein Gedanke, der einen Licht- schein in meinen Geist zu werfen schien. Viel- leicht — dachte ich — weiß mein Onkel garnichts von meinem poetischen Schaffen. Vielleicht hat ihm eine boshafte Hand meine Verse unterschla- gen, und er ist vollkommen im Dunkel über meine Fähigkeiten.. Ich wurde von diesem Ge- danken so. durchdrungen, daß ich darüber sogar die berühmte Karte mit der unleserlichen Schrift vergaß. Und so, ausgerechnet während des leiz- ten Mittagessens, das ich im Hause meiner Tante Camilla verzehrte, entschloß ich mich, jede Schüchternheit zu überwinden und einige meiner Verse vorzulesen, Ich bemerkte aber sofort, daß dies keinen der Anwesenden überraschte. Eduard grinste wie gewöhnlich und tunkte weiter das Brot in die Tomatensoße. Tante Camilla lauschte mit ihrer üblichen salbungsvollen Andacht, wäh- tend Onkel Bernhard mit wollüstigem Geräusch die Makkaroni schlürfte, Biswellen hob er den Kopf, um mich zu betrachten. Ja, das war das, was mich am meisten aus der Fassung brachte. Onkel Bernhard, der große Onkel Bernhard, der in den Zeitungen der Welt hatte von sich reden gehören, vo Arzneimiltel (Se Sie tragen das Für Ihren BAYER-Kreuz, 2 Füllhalter: das Zeichen des Ve rauens! \_ Strebel Althablersinten schwarz und farbig PAULSTREBEL » GERA « GEGR 1872 Nur durch den Fachhandel au beziehen SILBER Interessante Ursache für Selenheit Man kann Sckt auch aus weniger ‚guten Weinen machen. Aber eıst besonders ausgewählte gute junge und alte Weine in richtiger Mischung geben deniSektdicfeine Vollendungim Geschmack.Grade ein Spitzeneızcugnis wie Wagner Pi muß also dann besonders knapp sein, wenn gute Weine fch- len Dafür ist aber Wagner Privat inmer gut anz gleich. ob gute oder schlechte Weinjahre sind, Ingen sparen Bäuerliche ARZNEISCHATZ zenserer Zul Wissenschaft hoch anerkannt und von MillionenMenschen verlrauensvoll an- gewandt, BAYER- BRILLANTEN MÜNCHEN KAUFINGER STRASSE 1O Ank.Nr. C. 401215 Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe München on der Hauptpost, Residenzutraße 3, Tetefon 24305 n der KRONEN- KRAWATTEN-FABRIK Trite M.Fibkeg BERLIN Ca B BAYER tauscht und kautı Behartizen Sa heute, da Euhund nur har achränkt hefrbar mt, nach mehr el Früher unseren Ratschlag, Seralaing und hau dan auhragen Nach de Menge, de Cise aenchedet Wann darf ich Haut-Cremo verwenden? sollen, dorthin geh ring-Haut-Creme. - Für d Schönheit wird später wie- der gesorgt - heute zuerst für das Kind, beitende I gemacht, schlürfte weiter geräuschvoll die Mak- karoni, beschmutzte das Tischtuch, während ich, der große Neffe, meine Sonette und Oden vorlas. Die einzige Kundgebung seines Interesses war, daß er hin und wieder die Augen hob und mich ernst anschaute, aber nicht ins Gesicht, wie Ich es gern gewollt hätte, sondern auf meine Schul- tern, Er fixierte meine Schultern mit Augen, aus denen ein großer Kummer zu sprechen schien. Einige Tage später, als Ich schon wieder zu Hause war, erhielt mein Vater ein kurzes Briefchen von Onkel Bernhard. Mit großer Mühe und nicht ohne viele Verwünschungen gelang es ihm schließlich, es zu entziffern. Unter anderem war geschrieben: „Ich gratuliere Dir! Du hast wirklich einen sym- pathischen Sohn. Er ist nicht so wie die andern Jungen Leute. Aber er hat einen großen Fehler: er trägt wattierte Schultern.” (Aus dem Itallenischen von Ch. Opitz) Diälet llünchenerlalsgeträn Röfigknähr: | Leidchwadhenufktinken ‚schr bewährt et durch IAERA-GESELLSCHAFT für diäter betränkemb KH über Jedermann In jodem Ort Boobachiungen, hachtorschungen Detektoj witlake, gegr.1908 Hamburg 3630, Colonnaden 43 München 285 Pfeilring Hilfe bei ris- siger und spri der Haut, E haltung ihrer ‚gemacht werden Pfeil: LILETNETLICHN nicht verschwenden- also oft Sonnal verwenden! dann für ar- c3 | , | ämtl.W2.545388) erreichen] 1 Sie nach kurzem Gebrauch vertäuflenden Friole. 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Du hast doch vorigen Sommer Im Bad von einem Herrn versehentlich die Badehose eingepackt und mitgenommen, der einen Freund besitzt, dessen Onkel einmal mit einem Mann im Zug zusammen gefahren ist, der eine Fahrkarte nach Nieder- bayern hattel" IHR. * Nein, wenn unsere Hilde auch erst siebzehn Jahre alt war, rotbäckig und immer freundlich lächelnd Ihren Dienst erfüllte, ein frischer Anblick für Herz und Gemüt, aber so ging das schließlich doch nicht weiter. Denn gutes Benehmen ist nun einmal das B nach dem A der Arbeit bei Jedem Hausmödchen. Und unser neues Hausmädchen hatte eben so gar nichts an sich, was in einem gepflegten Haushalt zum guten Ton gehört 3 Köpfe Das Gütezeichen für a Verletzungen im Haushalt. ‚artenarbeit, im Be- tul und beim Sport durch Schnitte, Stiche, Rise, Binse u.dgl.sollman zur Vermei- dung von Entzündungen und Eiterungen solort mit der bewährten Sepio- ke Anhelgrn = far Bralla Fake Siehasen. Kosmetik -Fabrik Fektor ie E DBNENEL: Düsseldorf „PALLIATIV” Byeisescher Price sammler, varlangi konienlon die „HANSA-POST“ ©“. | Freude macht und Werte schaff Max Horbat,Markenhi..Hambur 36/515 Ankauf von Sammlungen Lerne zu Hause I] ‚Kurzschrift o%0# Ablenkung! Sie sind wieder aut Draht , Rs m kezithin-Silber machen. Bei Nervosität, Überan- strengung bestens bewähri. Eine Nervennahrung1.Ranges. Packung 250 Stck. RM. &.- inkl. Nachnahme. Meiner Kefeikarth, Drogen, Merseharg 3. $. Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wein baukultur Sizilien. Vollmundig, würzig und gebaltwwoll will er an- dächtig und in kleinen, prü- enden Zügen genossen werden. FLORIO MARSALA vıno oı sıcırıa | GUSTÄy MEDOPHARM nn Arzneimittel MEDOPHARM Pharmazeutische Präparate ‚Gesellschofl m.b.H. 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Dramaturg Dr, Laurence saß mit seiner Frau das erste Mal bei uns, sowie die überaus kor- tekte Frau Gustl Kermmayer — erschien Hilde während des Abendessens, schritt verschämt auf den Zehenspitzen bis zu mir, dem Hausherrn, beugte sich über mein Ohr und flüsterte deutlich, daß es alle hörten: „Ich gehe jetzt ins Bett vor- aus, Herr Rösler!” I. HR. duard Palm München Ir sole | 6 u‘ RGE Bes0 erlässige, gute amerad Wirkt wunderbar, Doch mach Dirklar, sind nur in Apotheken erhältlich, Aechter Alpenkrä GmiH, Brei ERLIN die bekannt gute erfthlaffige Konzerte LTLLLTLRERALRLLRREE m UNE Eine dünne Schicht Kalikleca - Zahnpasta reicht aus, die Zähne gut zu pflegen. Also nicht unbekümmert viel nehmen. Immer denken: Die Hälfte genügt auch! ET MDDDDDDIDIDDIR. oe Al 1 € Heute soll gelten: Wanig und foffee Buitpold Täglic; nadmittags und abends SehletenSie den ,„ Stnplissimas ", wenn Sieihngelesen haben, andle Front Auch MÜocar Ist heute rar Drum bitte Spar) 27017 } HEIRAT ‚suchende Bedingungen kostenfrei. Vermitilungen allerorts. HERMANN LEUTHER Köln 6248, Helenenstraße 14 a | m | Sonftätte Münchens Schenswerte Räume immer ein Zeichen für photogrophifche Wertorbeit RÄDER MÜSSEN ROLLEN FÜR DEN SIEG Der Kegelklub „Erholung“ war ein eingetragener Verein. Er pflegte neben dem Kegelsport Ge- selligkeit und Erholung. Die Mitglieder waren kleine Geschäftsleute und Angestellte in ge- hobener Stellung. Früher nannte man das kurz und bündig: „besserer, bürgerlicher Mittelstand.” Das geistig führende Haupt war ein Herr Wels- kopf — nicht mit scharfem „8”, sondern mit Ringel-„s“. Ein weiser Kopf, er bezeichnete sich selbst als Angehörigen der intellektuellen Kaste. Als Kegelscheiber rangierte er allerdings nur bei den schwächeren Scheibern, manchmal auch Patzer genannt. Heuer ist es ihm endlich ge- lungen, seine Kegelbrüder soweit zu bringen, daß eine Italienrelse gemacht werden sollte. Aus- schlaggebend war, daß auch der Bäckermeister Deiglmeier, der sonst Immer gegen weite Reisen stimmte, dafür war. Deiglmeler wollte einmal nach Rom, nicht wegen dem Papst, nein, er wollte die römischen Weckerl einmal an Ort und Stelle studieren. Im März schon war die Reise Ins kleinste festgelegt. Im April wurde beschlos- sen, die Frauen nicht mitzunehmen, im Mai aber wurde dieser Passus fallen gelassen und im Juni stellte es sich heraus, daß es vollkommen aus- geschlossen sei, ein Visum zu erhalten, Pa brachte der Herr Weiskopf einen neuen Vor- schlag. Ein Kollege von ihm habe begelstert von seinem Aufenthalt In Riesihufing erzählt. Dieser Ort liege einundeinehalbe Stunde von der näch- sten Bahnstation entfernt, dadurch kenne der große Fremdenstrom diesen idyllischen Ort nicht. Es gebe nur einen Gasthof „Zur Post” dort, der sehr sauber und ordentlich geführt werde, Die Verpflegung sei wie im Frieden, Einmütig tief der Kegelklub: „Auf nach Riesl- hufingl” Der Herr Weiskopf gab noch vorsichts- halber ein Telegramm mit Rückantwort auf: „Kann ein Kegelklub, bestehend aus 14 Köpfen, am 17. 7. unterkommen?” Die Antwort lautete schlicht und einfach: „Jal” Der Herr Weiskopf wurde ob seiner Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. Der Tag der Abreise, der 17. 7., wurde für den Kegelklub ein schwarzer Tag. Der Zug, mit dem sie fahren wollten, fiel aus. Der nächste Zug ging zwelundeinehalbe Stunde später. Sie warteten gleich am Bahnhof, Gerade über ihnen hing ein Plakat: „Unterlaßt unnötiges Reisen! So oft ein Blick auf dieses Plakat fiel, senkten sich schuld- bewußt die erholungsbedürftigen Kegleraugen. Endlich, endlich kam der Zug. Die Leute standen in den Gängen und auf den Plattformen. Die Kegler verteilten sich auf die verschiedenen Platt- formen und Trittbreiter. Bei der ersten Umstelgestation versuchte der Vorstand sein Fähnlein zu sammeln, er rief: „Kegel- klub ‚Erholung‘ hieherl” Er rief es nur einmal, sofort hagelte es von seiten der Reisenden böse Worte, „Ihre Reise scheint nicht kriegswichtig zu sein!” „Unglaublichl” „Zum Kegeln fahr'n diel” „Fangt sie’s z’samm und schickt’s zur Erntearbeitl Schaut’s es an, was die für Sumser aufhab’'n!” Hier hatte der Kegelklub die ersten Verluste. 4 Mann, darunter den Bäckermelster Deiglmeier, was sehr bedauerlich war, denn er hatte weißes Mehl und Hartwürste dabei, Er stieg aus Versehen In einen Zug, der gegen Osten fuhr. Hinter Krakau merkte er es erst. Die Reise war fürchterlich. Bei der zweiten Um- steigstation hatten sie wieder 3 Verluste. Der Herr Weiskopf wollte die schon sehr tief ge- sunkene Stimmung heben und rief: „Getrennt marschieren — vereint schlagen!” Aber es lachte niemand mehr. Das Gros, bestehend aus 7 Köpfen, stieg dann unglückseligerweise in den Schnellzug, statt in den Personenzug, der hielt da nicht, wo sie hätten aussteigen sollen. Statt einundeine- halbe Stunde hatten sie dreiundeinehalbe Stunde zu gehen. Es wurde schon dunkel und fing zu VON WEISS FERDL tieseln an. Je näher sie an Riesihufing kamen, umsomehr rieselte es. Um 0 Uhr dreißig kamen sie in dem mustergültig verdunkelten Riesihufing an. Es war nicht leicht, die „Post” zu finden, und noch schwerer, jemand wach zu kriegen. Endlich öffnete sich im ersten Stock ein Fenster und zwischen dem Herrn Wels- kopf und der resoluten Posthalterin entspann sich folgender Dialog: „Entschuldigen Sie, daß wir so spät kommen, wir sind falsch ausgestiegen!” „Was wollt’s denn?” Es klang sehr verwundert. „Wir sind der Kegelklub ‚Erholung‘!” „Was, in der Fruah um oans wollt's ihr kegeln? Da hört sich doch alles aufl” „Nein, ich hab doch telegraphiert, ob wir bei Ihnen unterkommen können!” „Bei milir???" „Ja und Sie waren so liebenswürdig und haben mit Ja’ geantwortet.” „li? Wia kam denn i dazua, i hab ja gar koan Platzi” „Aber Frau Posthalter, Sie haben mir doch ein Unterkommen für 14 Köpfe zugesichert” Er schwenkte verzweilelt das Telegramm, das In der Finsternis niemand sehen konnte. „Redens koan Schmarrn”, polterte die Posthal- terin, „Sie hab'n telegraphiert, ob Sie runter- kommen könna, zum Kegelscheib'n hab i gmoant. Was tat denn i mit an Haufa Leutl” „Wir sind jetzt nur sieben..." „Mir wars gnua! Bleibts dahoam, spinnate Bagasch und tuts dö Leut, die an ganzen T39 schwar arbatn, net aus’'m Bett Jag’n. Mei Ruahl” Das Fenster wurde wütend zugeschlagen. Da stand nun der Kegelklub „Erholung“ In stock- finsterer Nacht in Riesihufing und es rieselte weiter. Zuerst unheilvolle Stille. Dann eine rauhe Mönnerstimme: „Der Weiskopf is a Schafkopfl” Eine zweite Stimme setzte noch bissig hinzu: „So- gar ein intellektueller!” Das war das Ende des Kegelklubs „Erholung.“ Der Herr Weiskopf erklärte seinen Austritt, Das geistige Haupt wurde von dem Dunkel der Nacht verschluckt. Der Rest am Boden vernichtet. Bäckermeister Deiglmeier kam nach acht Tagen halb verhungert, aber ohne Auszeichnung — nur mit einigen Wanzenstichen — von der Ostiront zurück. In der Kegelbahn klebte allen zur Mahnung das Plakat: „Räder müssen rollen für den Sieg!" Dar- unter mit Rotstift: „Kegelklub Erholung” und „Herr ‚gib ihm die ewige Ruhl” SCHULKAMERADEN VON HANS FREYTAG Auf meinem Schreibtisch lag eine gedruckte Ein- ladung mit der Anrede „Lieber Freund“. Diese persönliche Anrede in gedruckter Form irritierte mich, beinahe hätte sie mich bestimmt, der Ein- ladung nicht Folge zu leisten. Aber es war wohl ein bißchen viel verlangt, daß Josef Wackernagel an alle dreißig ehemaligen Schulkameraden per- sönlich hätte schreiben sollen, Wackernagels Gestalt stieg schemenhaft aus der Erinnerung empor, Seit der Maturakneipe vor fünfundzwanzig Jahren hatte ich ihn nicht mehr Der erste Schnee Der Schnee mit Saus und Braus, Wann fängt er an zu rasen? Das wissen nur die Nasen, Die riechen ihn voraus. In Wolken gut versteckt, In himmelweiter Ferne, Da sehn ihn nur die Sterne, Die keine Kälte schreckt. Die Augen sehn ihn nicht, Bis er sie plötzlich blendet, So fall'n die Flocken dicht. Und wenn er sich verschwendet, Dann strahlt sein Eisgesicht, Eh’ er im Dreck verendet. HERMANN SEYBOTH 812 “ Jetzt gesehen, aber er war der einzige Mitschüler, den ich nicht ganz aus den Augen verloren hatte: er war Arzt geworden wie ich auch, dann und wann las Ich seine Fachaufsätze In der „Medizinischen Wochenschrift‘, allerdings über Nervenkrankhei- ten, während ich in Chirurgie spezialisiert war. Die Einladung machte mich auch sonst nach- denken. Da hat man neun Jahre, lang täglich mit dreißig Burschen in einem Klassenzimmer zu- sammengesessen; dein Leben war mein Leben, Mit einem Tag war alle Gemeinschaft zerschnitten, die Wege waren auseinandergelaufen. Es gelang mir kaum noch, mich bestimmter Namen zu erinnern; andere Menschen und die Liebe hatten sich da- zwischengeschoben. Sogar dieser kuriose Fritz, ...ja, wie hieß er weiter? Ich konnte es beim besten Willen nicht mehr zusammenreimen; Fritz, der mir In allen Din- gen ein Bein gestellt hatte, aus unklarer Antipathie mein Jugendfeind gewesen war bis zum letzten Gymnasiumstag, war unter den Wichtigkeiten des Lebens verschollen. erwachte ein beinahe wissenschaftliches Interesse, zu sehen, was aus den dreißig Burschen geworden war. Zu jenem Tage, anfangs September, fuhr ich mit ‚dem kleinen Wagen, den ich meiner Praxis wegen hielt, nach der entfernteren großen Stadt am See, wo die Heimat meiner Jugend gewesen war. Das Treffen sollte am anderen Seeulfer, in S., stattfin- den. Es war schon reichlich spät. Ich stellte den Wagen in einer Garage unter und erreichte knapp das Siebenuhrschiff. Es war schwach besetzt, die Fahrgäste, müde vom Tag und der Arbeit, mach- ten keinen redseligen Eindruck. Ich setzte mich auf eine Bank des oberen Decks, halb der Stadt mit dem spitzen Domturm zugewandt, halb dem jenseitigen Ufer, das in gewaltiger Schroffe den südlichen Himmel verdeckte. Das Schiff fuhr ab, die Steuerwelle quirlte, ein leichter Wind fuhr mir durchs Haar. Ein paar Ru- derboote mit eingezogenen Riemen ließen das Schiff passieren. Ich hatte die Hand über die Reling gelegt und fühlte mich glücklich und Der vielsagende Brief X. Helligonstaedt) „Sowas würde er mir nie wieder schreiben, wenn er sähe, wie Ich stundenlang drüber dumpf brüten muß!“ La lettera che dice molto: ‘Egli non mi scriverebbe plü tall cose, se vedesse quante ore devo covarci malinconicamente sopral,, 813 dankbar, das vertraute Bild der Knabenzeit wie- der zu empfangen. Vielleicht würde dies das Schönste des ganzen Treffens sein. Auf der Bank schrögüber saß ein rundliches Männchen. Es hatte den Hut abgenommen, obwohl sein Schädel nicht die leiseste Welle Haar zeigte. Die Falten längs der Nase waren In dicke rosige Polster gebettet. Merkwürdigerweise zuckten in rhyihmischen Ab- ständen die Nasenflügel, wovon der silbergefaßte Zwicker sich schief legte und abstürzte, freilich Im Sturz jedesmal aufgehalten durch eine schwarze Seidenschnur, eine Akrobatik, die indessen der Mann gewohnt zu sein schlen. Uber die Kugel seines Bauches spannte sich eine geflochtene Silberkette. Wenn die Hände nicht gerade den stürzenden Klemmer aufzufangen hatten, griffen sie nach der Uhr, die rechte zog an der Kette, die linke fing das flache Werk Im Handteller auf, Das Nasenzucken, den Klemmerabsturz, den Doppelgriff nach der Uhr: das kannte ich, Zwar konnte ich mich nicht erinnern, wo ich es erlebt hatte, aber es war mir regelrecht vertraut. Einmal beugte er sich vor und tippte mit dem Finger geradeaus. „Dort llegt es”, sagte er. „Wenn mans genau weiß, kann mans in der Dun- kelheit erkennen!“ Ich folgte dem Fingerzeig, wußte aber nicht, was er meinte. „Sehen Sie, da drüben bin ich geboren, da habe ich im Garten am See gespielt, Einmal bin Ich über die Rampe Ins Wasser gefallen, beinahe wäre ich ertrunken.“ Seln Gesicht strahlte, wie wenn das Ertrinken ein Vergnügen wäre. „Aber man war so viele Unge- zogenheiten an mir gewöhnt, daß man mich nur mit Nichtachtung strafte, und mir den Milchreis verwelgerte,den ich gerne aß.” Komisch, diese Kugel sich als einen wilden Knaben vorzu- stellen! „Kellner”, rief er. „Eine Flasche Wein! Sie halten doch mit? Wir haben noch eine halbe Stunde nach $.“ Mir war so- fort klar, daß es einer aus meiner Klasse sein mußte. Neugierig forschte ich In sei- nen Zügen, welcher von den dreißig es sein konnte, Aber das leben hatte ihn umge- formt, keine Spur: Kindheit prägte sich mehr aus. Es reizte mich, noch ein bißchen Ver- steck zu spielen. Später würde sich schon alles klären. Der Wein kam. Das Männchen schenkte mit der sicheren Flaschenhaltung des geübten Trihkers ein. „Sie fahren auch nach S.?" fragte er. „Gewiß, ich habe dort eine... Konsultation vor.” „Ah, Sie sind Arzt. Habe Ich auch mal werden wollen. Das ging dann nicht, Gleich nach- dem ich das Abitur gemacht hatte, vor fünfundzwanzig Jahren, starb mein Vater. Ich hatte schon als Gymnasiast mehr verbraucht als andere während des Studiums. Ich wurde Kaufmann. Seide. Eine gute Branche, die ihren Mann nährt, d. h. die Frauen nähren darin den Mann... hahahahal” Es machte ihm sichtlich Spaß, seinen Witz anzubringen. Ich zerbrach mir immerfort den Kopf, wer er wohl wäre. Ich fühlte vor: „Nun, wollen Sie Ihre Ge- schäfte in der alten Heimat ausdehnen?” „Keine Spur. Heute mache ich Ferien, Treffe mich mit alten Schulkameraden." — "Pensa un altral, — "Ah sit. „Haben Sie die ganze Zeit über keinen Kontakt mehr gehabi?” „Mit zweien, dreien schon, Einer ist Schulmeister geworden, einer Pfarrer, einer Arzt, der Wacker- nagel, der mich auch eingeladen hat... Aber sonst, nein. Nun, Sie können sich vorstellen, man wird sich auf die Schultern schlagen: altes Haus, jünger sind wir auch nicht geworden! Zu mir werden sie sagen, ich hätte zuviel Speck ange- setzt. Man sollte garnicht meinen, daß man von Seide fett werden kann. Hahahal Aber auf einen freue ich mich, wie man sich nur aus Bosheit freuen kann: auf den Angerer. Auch Arzt, glaube ich, Der Angerer war mein Jugendfeind. Immer saß er einen Platz über mir, immer hatte er eine bessere Note, wie oft bekam ich das zu Hause zu hören, Immer trug er einen schöneren Anzug. Und Im Turnen, wo Ich damals gar nicht schlecht war, hat er mir beim Schlußlauf mit zehn Zenti- metern den Rang abgelaufen.” So, hatte ich das? Der Unterlegene vergißt seine NiederlageschwereralsderÜiberlegeneseinenSieg. „Ja, der Angerer war mein Jugendfeind!” — „Das ist doch jetzt vergeben und vergessen”, prüfte Ich. — „Vergessen? Nur deshalb komme ich hierher. Die Meinung will Ich Ihm endlich einmal sagen! Er ist der Albdruck meiner Träume gewesen. Immer wenn mir ein Geschäft mißlingt, habe ich das Ge- fühl, der Angerer steckt dahinter.” Ich hob mein Glas, „Zum Wohl auf den Angerer!” sagte ich lachend. Da machte er ordentlich ein böses Gesicht, „Sie meinen, weil ich rund und zufrieden aussehe, bin ich ein Sanguiniker, der alles leicht nimmt? Ich „Denk’ dir, mein Peter, der Hallodri, hat noch eine andere!" „So — und welcher von deinen Petern Ist es denn?" . E quale dei tuol Pielri & mall,, quel mio birbaccione di Pietro ne ha pure anche un’ schleppe ihn in meinem Herzen mit, er hängt an meinem Arm, er sitzt auf meinem Buckel. Nein, lieber Freund, ich will sehen, ob er noch immer so unverschämt Überlegen ist. Ich hoffe, er Ist ein Hungerleider unter kleinen Bauern geworden. Dann werde ich ihn mit meiner Tüchtigkeit ärgern.” „Aber was soll das nach fünfundzwanzig Jahren?” fragte Ich. „Können Sie das nicht verstehen?” Seine Züge nahmen einen grämlichen Ausdruck an. Ja, Jetzt fing Ich an zu begreifen. Ich sah den Schmerz eines Menschen, der mit vollen Segeln ausgesteuert, dann irgendwo steckengeblieben war, wenigstens mit seinen geheimsten Wünschen, und irrenderweise eine Erklärung außerhalb sei- ner selbst suchte. So war er darauf verfallen, einen Schulkameraden, der ihm einmal den Rang abgelaufen hatte, verantwortlich zu machen. Der Ärger seiner Knabenjahre hatte sich verfilzt und war zur Last seiner Manneszeit geworden. Wir tragen alle irgendeinen Groll in uns, ein Miß- geschick, das wir für das kommende Ungemach beschuldigen. So war ich, der Angerer, das Miß- geschick für den rundgewordenen Fritz... Fritz, mein Gott, wie hieß er doch? Jetzt war ich es, der ihn zum Trinken nötigte. Mit der zweiten Flasche gelang es mir auch, Ihn in eine freundliche, ja selige Stimmung hineinzu- manövrieren. Als das Schiffchen in S. anlegte, war es schon dunkel geworden. Fritz war nicht mehr ganz fest auf den Beinen. Ich griff ihm kameradschaftlich unter die Arme. So schritten wir über den Laufsteg. In „Haupts Wirtschaft” schim- merten bunte Laternen, fröh- liches Männerlachen scholl uns entgegen, Ich geleitete Fritz bis an die Treppe. „Und was werden Sie nun tun?“ fragte ich, „wenn Sie auf den Angerer stoßen?” Er straffte sich, so gut er noch konnte. „Ganz groß werde ich sein, ganz überlegen. Abfallen werde ich ihn lassen... Es war sehr nett von Ihnen, mir Gesellschaft zu leisten. Wenn Ihre Konsultation Sie nicht auf- hält, können wir ja mit dem Nachtschiff zusammen zurück- fahren, Her Ich heiße übri- gens Pulve: „Richtig“, fuhr es mir heraus. „Die ganze Zeit über habe ich deinen Namen gesucht, Fritz, nicht wahr, Fritz Pulver” Er starrte mich mit weinsell- gen Augen an. „Und wer... bist... du?" Ich nahm abermals fest seinen Arm und stieg mit ihm die Treppe hinauf. „Walter An- gerer heiße ich.” Da riß er sich los. „So, und die ganze Zeit hast du mich durch- schaut und dir überlegt, wie du mich übertrumpfen kannsı? Du, Ich hasse dich!" ) Eine Runde fremder Herren um den Tisch stand auf. Das „Ich hasse dich!" war so laut ge- rufen worden, daß eine Zäsur entstand. Ein Mann mit einem Vollbart trat auf uns zu, das mußte Wackernagel sein. „Ihr braucht euch gär nicht erst vorzustellen“, sagte er lachend, „das könnt nur ihr beiden Jugendfeinde sein. Hallo, alte Knaben, wir sind komplett! Hier sind Pulver und Angerer. Marsch, in die Kanne, und kein bitteres Wort mehr den ganzen Abend über!” (Hanna Nagel) Verlag und Druck. Knorr & Hirth Kommanditgesollschaft, München, Sandlinger Straße 80 (Fernrut 1298). Brletanschrift: München 2 BZ, Brieffach. Verantwortl, Schriftlolter; Walter Foltzick, München. Verantwortl. Anzeigenleiter: Gustav Scheerer, München. — Der Simplieissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nahmen alle Buchhandlungen, Zeilungsgeschäfte und Postanstalten entgegen Bezugspreise: Einzeinummer 50 Pf.; Abonnement im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 glg ab 15,041 10a — Unverlangte Einsendungen werden nur zutückgesandt, wenn Pntto beiliegt — Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920 Erüllunasnrt Miinchen Immer der Reihe nach "... 50, jetzt darf der Darlan ein bißchen springen!" Sempre a turno: "... ecco, adesso pud saltare un pochino anche il Darlan!,, 815 Die Freiheitsstatue an Frankreich ein „Allons enfants — in meine Arme!" La statua della Libertä alla Francia: “Allons enfants ... nelle mie braccia!,, 816 München, 23. Dezember 1942 i (7. Jahrgang / Nummer 52 30 Pfennig SiMPLICISSIMUS VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT. MÜNCHEN Der Urlauber (E. Tnöny) Tau } 3 Daß du nur da bift! Nun ift fchöne Zeit. Daß du am Leben bift, ich faß es nicht. Wir wollen ftumm uns an den Händen halten, Nun follt du ruhen, fchauen, tief geborgen. Das Glück ift noch zu groß. Nun komm herein. Wie fteigt das Glück nun hold aus herbem Weh, Nun kann ich endlich wieder für dich forgen Ich will dir, was du willft, will alles fein Nun fteht die Zeit fo ftill wie Wald im Schnee, Wie einft - es ft fchon eine Ewigkeit. Wie einft: Dein Herz, dein Stolz, dein Weihnachtslicht. Und gläubig fühlen wir die guten Mächte walten. J.M. Webner Der Krampus mit seinem Sohn Poldi und der Herr Von Walter Foltzick Merken Sie sich bitte die beiden. Poldi.ist der eine und Hermann Ist der andere, Poldi heißt nur Poldi, während Hermann noch einen Nachnamen hat, denn er Ist ein Herr, er isı sogar Poldis Herr, der ein Hund ist. Erwarten Sie nicht, daß ich von Poldi urkomische Hundegeschichten erzähle, denn Ich bin nicht sein Herr, eher könnte ich schon von Hermann urkomische Menschengeschichten er- zählen, wenn ich Poldi wäre. Aber Poldi erzählt nicht, Poldi frißt nur, und in den Pausen schläft er. Das tun alle Hunde, und Poldi ist ein vollkom- men normaler, gänzlich unorigineller Hund. Er ist sogar ein älterer Hund. Wenn er ein Mann wäre, würde man ihn als guten Fünfziger bezeichnen. Von einem Herrn Mitte Fünfzig sagt man im all- gemeinen nicht, daß er drollig Ist, aber den Poldi finden die Fräuleins Im Laden und die Besitzerin des Ladens immer drollig, Deshalb geben sie ihm eine Schelbe Wurst, ohne Marken, bitte sehr. Poldi legt den Kopf auf die Selte und schaut treu- herzig, wie es die Menschen nennen, ganz be- scheiden und ganz gewohnheitsmäßig. Dann gibt's Wurst, und alle sagen: „So ein lleb‘s Tlerl“ Wenn der Hermann den Kopf schief hält und dazu treuherzig schaut, bekommt er keine Wurst ohne Marken. Er hat es schon oft versucht, aber hinterdrein hat. das Fräulein immer gesagt: „Bitte die Fleischmarken, mein Herr“, und da- bei Ist der Hermann noch nicht einmal ein guter Fünfziger. In dringenden Fällen erhebt sich Poldi sogar auf die Hinterbeine und macht die Voderpfoten krumm. Auf den Hinterbeinen steht Hermann schon sowie- so, und das findet niemand drollig, und selbst, (R. v. Hoerschelmann) wenn er seine Vorderbeine krumm machte, würde niemand sagen: „Nein, so ein lleb's Menscherl,” Es köme vielleicht für ihn in Frage, sich wie ein Hunderl zu benehmen und auf allen vieren in den Laden zu laufen, aber das tut kein gepflegter Herr in gutbürgerlicher Stellung. Es Ist auch noch HEILIGE NACHT Du quält dich und grämf dich und meißt nicht, mo aus, und ängftigft und fchämft dich... So komm doch heraus! Heraus in den Schimmer, der von oben her bricht. Wie lang fahft du nimmer der Nacht Ins Geficht! Die ruht fo voll Schweigen im göttlichen Net. Und der himmlifche Reigen tanzt nach eignem Gefeh. Haft du deines erft "funden, auf dich felber den Reim, dann kannft du gefunden und findet auch heim. Hoch oben der Wagen fährt fill feine Bahn ohne Zagen.und Fragen, hinab und hinan. Dr. Omlglaß 818 sehr zweifelhaft, ob er dann eine Schelbe Wurst zugeworfen bekäme Hermann hat schon auf jede Welse versucht, drol- lig zu sein, zum Beispiel im Zigarettenladen, Aber eher bekommt Poldi vom Zigarettenfräulein ein Stückerl Wurst als Hermann ein Stückerl Zigarette, wenn er den Kopf auch noch so sehr auf die Seite legt. Dabei ist er auch nicht wählerlsch, und raucht alles, ebenso wie Poldi sich nicht nach der Wurstsorte erkundigt. Natürlich muß Poldi in der Eile auch einmal ein Stück Einwickelpapier mitfressen. Macht nichts, das sind halt so Spesen, wenn man etwas außer der Reihe bekommt, Auch Hermann würde im Notfall ein Stückerl Papler mitfressen, Ja, er hat schon ganz andere Sachen heruntergeschluckt, zum Beispiel neulich, als es ihm gelang, zwei Flaschen Burgunder zu kaufen. Hermann hat viel von Poldi gelernt, nicht so sehr auf dem Gebiet des Lieb- und Treuherzig- schauens, als in der Bescheidenheit und in der Selbsterkenntnis, daß man als gewöhnlicher Kunde nur ein ganz kleiner Pinscher ist. * MEIN FREUND JOHANNES Bel der Lage seiner Wohnung weit draußen vor der Stadt kann Johannes sich ein Schaf halten, Um Wolle zu gewinnen. Als die Zeit der Schur da war, ließ er einen Fach- mann kommen, der sie schnell und gründlich er- ledigte. Da stand nun das Schaf, nackt und offenbar fröstelnd. Mitleidig schaute Johannes es an. „Johanna“, sagte er, „mach schnell eine Decke aus seiner Wolle, damit wir es warm einhüllen können." .).Bleger Der Sprecher Eden Bu Rz „Aber, Anthony, was ist denn dir passiert?‘‘ — „Heute wurden wieder soviele Anfragen im Unterhaus gestellt, da mußte ich mich so oft drehen und wenden! II dicitore Eden: “Ma, Anthony, che t" & mal toccato?,, “Oggl m hanno fatto di nuovo tante Interpellanze che ho dovuto sl spesso girarmi e rigIrarmi!,, 819 (Erich Schilling) Märchen (ribeim Seat „Rotkäppchen, woher hast du denn den herrlichen Rotwein?“ — „Aber, lieber Wolf, sowas fragt man doch nicht! Fiaba: “Cuffietta Rossa, da dove mal hal avuto quel rarlssimo vIno rossol,, — “Ma. caro lupo, questo non & domanda da farel,. 820 PROFESSOR WACKERLS WEIHNACHTEN Auf die letzte Unterrichtsstunde vor den Welh- nachtsferlen traf Mathematik. Im Schulzimmer roch es schon nach Orangen- schalen, Zimisternen und Vanilleplätzchen. Am Armel des Pedells hing ein veritrter silberner Lamettafaden. In der Pause sprachen wir voraus- ahnend von den Geschenken. Müller Karl, der neben mir saß, wünschte sich ein Dutzend Rea- genzgläser, gepulverten Schwefel und Lackmus- papier. Rudi Huber hoffte auf eine Elektrisier- maschine und der Siegel Josef rechnete mit einer Scheintodpistole, Otto Vordermaier, der schlechteste Schüler, schien am reichsten beschenkt zu werden. Sein Wunsch- zettel war ohne Ende, Vordermaler war es auch, der heute einen geschmückten Tannenbaum brachte. Er stellte ihn auf den Katheder und er- hoffte, daß der Kerzenschein ein mildes Licht In Professor Kajetan Wackerls Brust werfen könnte. Vordermaler zog das Anzünden der Lichter so In die Länge, daß Wackerl noch den Urheber der fröhlichen Überraschung erschauen sollte. Wir alle erwarteten von dem Lichterstrahl, daß die mathematische Stunde wenigstens weihnacht- lich gefärbt würde. Und Jetzt wurden Wackerls Schritte auf dem Gange hörbar, Die Tür ging auf — und der Gewaltige über „Ausgezeichnet” und „Ungenügend“ betrat die Helle des Saales. Geblendet vom Unerwarte stutzte er für den Bruchteil einer Sekunde. Dann erklang wle alle Tage sein Wort: „Sö-ätzen Sie sich!” Die Lichter spiegelten sich in den Gläsern seiner Brille, Vom Nickelrand eingefaßt, sahen sie wie stark verkleinerte Weihnachtsstuben aus. Er öffnete den Mund. Der Vollbart wellte über die nicht vorhandene Krawatte an der Phantı weste herab und als Delta an der Nabel- gegend. Jetzt wäre der Augenblick gekommen, daß er sagen könnte: „Und es waren Hirten auf dem Felde...” Oder: „Ich verkünde euch eine große Freude...!” Professor Kajetan Wackerl sah über den Tannen- baum hinweg, als wollte er seine Botschaft aus astronomischen Fernen holen — und sprach: m .„Ich re| 'e vom letztenmal... also: s8 Ist gleich Wurzel aus, Klammer auf, einhalb s4, Klam- mer geschlossen, hoch zwei plus, Klammer auf —" „Herr Professor! Ein Zweig brennt an...|” „Nehmen Sie das Ding hinweg ... | Unterlassen Sie Jeden Unfug... 1” „Weil Weihnachten I " erklang es von den hin- teren Bänken — „...dlie letzte Stunde vor — —I” r Klammer geschlos- Der Zweig war inzwischen abgebrannt und es duf- tete, als ob der erste Engel der Heiligen Nacht schon auf dem Fensterbrett säße. Wackerl indes schrieb Formel um Formel an die Tafel, sprach von der Diagonale des Quadrats über dem Radlus, konstrulerte die regulären Polygone, drehte sich dazwischen um und sagte zu sich selbst: „... also — verstanden?” Wachstropfen fielen auf das Katheder. „...Ich be- komme Karl May komplett", flüsterte es In der letzten Bank. „Man kann Violinkösten auch als Rodelschlitten benützen“, schrieb mir mein Nachbar auf die Lo- garithmentafel, Mein Vordermann trommelte auf den Rechenschieber „Stille Nacht, heilige Nacht...” Die Luft Im Klassenzimmer knisterte aus Vorfreude. Jeder sah die Türe zu selnem Gabenzimmer an- gelehnt. Ein Schimmer kam ahnend jetzt schon durch das Schlüsselloch. Professor Wackerl schrieb und rechnete... Der Rücken seiner Lüsterjacke glänzte, Zuweilen konnte man durch Ihre Abge- tragenhelt hindurch die Bronchien pfeifen hören. Sonst verriet er weder Erdennähe noch himmli- sches Wohlgefallen, Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Wackerl auch VON ERNST HOFERICHTER ein privates Leben führen’ würde. Noch keiner der Klasse hat ihn lächeln sehen. Nur, alsersicheinmal schneuzte, wurde er uns menschlich nöhergerückt. „Wie wird Professor Kajetan Wacker! seine Weih- nacht feiern... ?' dachte ich so vor mich hin. Wird er sich selbst den Baum schmücken? In rotbackige Apfel ein Zündholz stecken und sie Ins Gezweige hängen? Wird er sich bücken und unters Sofa krie- chen, wenn eine vergoldete Nuß zu Boden fällt? Daß Wackerl ein Weihnachtslied mitsingt, das ist unvorstellbar, Oder, daß er eine Kerze anzündet oder ausbläst? Unsinn, Humbug...| Es ist nicht auszudenken, daß er eine Flasche entkorkt. Er zieht ja nur Quadratwurzeln.... | Eine Kindereisenbahn wird nie durch seine Beine hindurchfahren. Nie wird er spaßhalber auf eine Puppe drücken, die „Mama“ sagen kann, War (A. Pichel) eigentlich Wackerl je selbst ein Kind? „Nie!“ ruft es in mir. Der Vollbarı deckt alle Jugendbilder des Professors zu. Er muß schon als Sechzigjähriger auf die Welt gekommen sein. Mit der Nickelbrille, Röllchenmanschfetten und pfeifenden Bronchien. Ist dieser Mensch überhaupt ein Mensch? Oder nur Professor für Mathematik? Eine fleischgewor- dene Zahl, ein Logarlthmus oder Klammer auf und Klammer zu...? — — Jetzt sind die Kerzen am Kathederbäumchen her- abgebrannt. Die Dochte glimmen, Die Lichter ster- ben und hauchen ihre kleinen Stearinseolen aus, Es qualmt über das ganze Podium hin. Wir warten darauf, daß wenigstens der Rauch Wackerls Kehle durch ein Räuspern berühren könnte. Er ist gegen alle Weihnacht gefeit. Unsichtbar scheint eine Mauer um seine Seele errichtet. Die Miasmen der Der Liebling - La prediletta „Schrecklich, wie ’s Tierle schaut — wenn man es ihm nur sagen könnte, daß es bloß wegen Weihnachten sein muß!" “E orribile! Come guarda questa bestiuola! Se si potesse dirle che Io si deve fare solo a causa del Natalel, 821 Feierlichkeit erreichen keinen nährenden Boden. m».Radius x ist gleich Wurzel aus r Quadrat plus...“ waren seine letzten Worte vor dem Feste. Dann schritt er der Türe zu wie einer, dem es als größtes Wunder auf Erden gilt, daß es kein Wun- der gibt. Öle Ferien begannen. Aber die Frage „Wie feiert Professor Wackerl seinen Weihnachtsabend?” ließ mir keine Ruhe, Die Antwort aus meinem Innern —er könnte viel- - leicht eine Schachaufgabe lösen oder zu einem Kreuzworträtsel eine viersilbige Giftschlange su- chen und dazu eine Dreimarkzigarre mit goldener Bauchbinde rauchen — befriedigte mich nicht. In meinem Zweifel suchte ich den Müller auf, der sich den Schwefel und das Lackmuspapier wünschte. Zusammen gingen wir zum Huber mit der Elektrisiermaschine. Und zu dritt warteten wir am Nachmittag des Hel- ligen Abend vor dem Haus des Professor Wackerls. „Das gibt ein Mordsgaudium! Eine Hetz! Eine Vie- chereil” tuschelte der Huber, „Jetzt Interessiert's auch mich gewaltig!” feixte Müller. Eine gute Stunde mit kalten Füßen ging vorüber — und das Dienstmädchen des Professors erschien an der Gartentüre, Nach einigem Gekicher wurde sie gesprächig. DAS HUHN VON ELL Wir besaßen ein Huhn, Es war weiß von Gefieder und sanft von Gemüt, Es hatte Ähnlichkeit mit einem sittsamen Fräulein aus der Biedermeier- zeit; man hätte ihm ein Medaillon an einem schwarzen Samtband um den Hals hängen mögen. Da es außerdem Ottos verstorbener Tante glich, nannten wir es Franziska. Nun werden Sie fragen, warum wir es bei einem Huhn bewenden ließen. Wir sind vorsichtige Menschen. Das Huhn Franziska stellte einen zag- haften Versuch dar, uns unauffällig unter die Selbstversorger zu begeben. Otto nimmt es mit den Vorschriften sehr genau. Bei mehreren Hüh- nern hätte er auf sofortiger Abmeldung der Eier- karte bestanden. Bei einem Huhn war er bereit, ein Auge zuzudrücken, zumindest solange es seine Daseinsberechtigung noch nicht unter Beweis gestellt hatte. Wir bauten Franziska ein lauschiges Gehege Im Garten und ließen es ihr an nichts fehlen. Aber das Fräulein aus der Biedermeierzeit besaß nicht nur ein sanftes Gemüt, sondern auch eine zarte Seele. ‚Während der ersten Zeit verschmähte es Speise und Trank überhaupt und verbrachte seine Tage aufgeplustert im Schatten eines Flieder- buschs, Wir fürchteten schon, es habe den Pips oder die Mauser oder sonst eine Hühnerkrankheit. Später ertappten wir es dabel, wie es in angst- voller Hast die Mahlzeiten verschlang, sobald es sich unbeobachtet glaubte. Otto fand, es habe etwas von einer habgierigen alten Jungfer, aber Ich wollte die alte Jungfer im Hinblick darauf, daß Franziska mir als junges Leghuhn verkauft worden war, nicht gelten lassen. Nachdem jedoch acht Wochen verflossen waren, ohne daß Fran- ziska das kleinste Ei gelegt hätte, erkundigte ich mich bei Bekannten, die es wissen mußten, ob es vielleicht mit der Jahreszeit zusammenhänge. Aber nein, Im Gegenteil, versicherten meine Bekann- ten mit einem aufreizend satten Lächeln, die Jahreszeit sei denkbar günstig, und ihre Hühner legten fleißig. Das Wort fleißig verdroß mich be- sonders. Ich sagte Otto nichts von meinem Be- such bei den Bekannten. Statt dessen erklärte „Nun, Fräulein, freuen Sie sich auch auf Weih- nachten?” „Und wiel Bei uns ist's Ja immer so feierlich..." „Ja, das interessiert uns! So, also feierlich... ?" „Ja... der Herr Professor macht persönlich den Weihnachtsengel.” „Wa—as?“ „Alle Jahre kommt er im Nachthemd mit aufge- nähten Sternen ins Gabenzimmer. Zwei Flügel aus Papiermach& hat er auf dem Buckel — und dazu singt er: ‚Eia popeia... Laßt uns das Kindlein wie- gen, das Herz zum Kripplein liegen...‘ Und ich muß ihn als Erzengel Gabriel begrüßen. w+..als Erz...engel... Ga...bri... el?" — — Wir drei standen lange, wie nicht verkaufte Christ- bäume, am gleichen Fleck. Und beantworten nur mehr jede Frage mit einer Frage. „...als Erz... engel?” — — „..Gä...briel...?"” In dieser Nacht ist mir alle Mathematik zu Schwin- del geworden. Was sind da noch Sinus und Cosi- nus, Integral und Differenzial...? Wer löst mir die Gleichung mit den zwei bekannten Unbekannten: Professor der Mathematik gleich Weihnachtsengel Gabriel...? Oder Ist Kajetan Wackerl eine unlös- bare Aufgabe — wie die Quadratur des Kreises? So fragte ich in die Heilige Nacht hinein und die Sterne hatten als Antwort nur ein göttliches Blin- zein... FRANZISKA WENDT ich Ihm, Hühner hätten einen ausgeprägten Ge- meinschaftssinn; wir müßten versuchen, Franzis- kas Legfreudigkeit anzuregen, Indem wir ihr Ge- fährtinnen zugesellten. Aber Otto fing natürlich gleich wieder von der Eierkarte an, die dann ab- gemeldet werden müsse, und das wollte ich nach den Erfahrungen mit Franziska weniger denn je riskieren. Wir stritten ein wenig hin und her, Otto sagte, das Äußerste, wozu er sich verstehen könne, sei die Anschaffung eines Hahns. Wer könne wissen, ob Franziska nicht unter der Ihr aufgezwungenen Jungfräulichkeit leide? Er ver- wies dabei auf seine gleichnamige Tante, von der es sogar geheißen habe, sie sei an der Tugend gestorben. Das halte er zwar für ein Greuel- märchen, immerhin sei es eine unbestreitbare Tatsache, daß die liebe belebend auf Mensch und Tier wirke. Hier mischte sich unsere Haus- gehilfin Resi ein und schlug vor, Franziska am In der Heimat Liegst weich im alten Bett, so lind hegt dich das Flaumenmeer; mondkühler, tiefer Schlummer rinnt aus allen Brunnen her. Du ruhst in warmer Leibeshut und lösest Glied um Glied und spürst es kaum in deinem Blut, wie leicht die Seele flieht ... . GEORG SCHWARZ 822 nächsten Sonntag als Suppenhuhn zu servieren, da sie sonst doch zu nichts tauge, ‚Otto war so- gleich Feuer und Flamme, aber ich protestierte empört gegen ein solches Maß von Gefühllosig- keit. Man kann ein fremdes Huhn skrupellos und mit Genuß verzehren, ein der Hausgemeinschaft eingegliedertes Huhn jedoch, ein Huhn, das Ottos Tante glich und eine zarte Seele hatte — niemalsl Es kam dahin, daß ich unsere Freunde beim Be- treten des Gartens bat, recht leise zu sein, um die zarte Seele nicht zu erschrecken. „Sieh an, sieh an”, sagten unsere Freunde, während sie sich an Franziska vorüberschlichen, „legt sie denn wenigstens fleißig?“ Schon wieder fleißig! Ich warf Otto einen beschwörenden Blick zu und ant- wortete leichthin: „Es geht.” Warum wir denn nicht mehr Hühner hielten, lautete unabwendbar die nächste Frage. Diesmal enthob mich Otto der Antwort und behauptete boshaft und doppel- sinnig, Franziska genüge uns vollkommen. „Ja, Ja, die Selbstversorgerl” sagten unsere Freunde und klopften uns mit heuchlerischem Wohlwollen auf die Schulter. Eines Tages hatte Otto es satt. Er habe keine Lust, sich noch länger von Franziska zum Narren halten zu lassen, sagte er und stellte mir ein Ulti- matum: wenn sie bis zu einem bestimmten Tage kein El gelegt habe, werde sie geschlachtet. Auf die Frage, wer das Amt des Henkers übernehmen solle, da weder Resi noch ich dafür in Frage kämen, von Otto selbst ganz zu schweigen, er- klärte er mit finsterer Entschiedenheit, das werde sich zu gegebener Zelt schon finden. Es fand sich wirklich, wenn auch nicht zu gegebe- ner Zeit. Noch bevor das Ultimatum abgelaufen war, entdeckte der Hund des Nachbarn eine schadhafte Stelle in unserem Zaun, und wenige Minuten später hatte unser Traum vom Selbstver- sorgerium ein jähes und schreckliches Ende ge- funden, Was half es, daß wir uns in einem er- bitterten Streit gegenseitig der Achtlosigkeit in Bezug auf die schadhafte Stelle im Zaun und da- mit der Schuld an Franziskas Hinscheiden bezich- tigten! Es blieb uns nichts mehr übrig, als unter Hintanstellung unserer Gefühle das Beste daraus zu machen, und das war ein Ragout, das Resi pietätvoll mit einem Kranz aus Reis umgab. Wir hatten den Reis als eiserne Ration für besondere Gelegenheiten aufgespart; er rundete sich weiß und lieblich um Franziskas Gebeine. Als wir die Verewigte Jedoch in Angriff nahmen, stellte es sich heraus, daß sie unseren Zähnen dieselbe Unzugänglichkeit entgegensetzte wie zuvor unse- ren Wünschen. „Sagtest du nicht, sie sel ein Junges Leghuhn gewesen?” erkundigte sich Otto, während er an einem Bein herumsäbelte. Ich würgte schweigend an einem Bruststück. Nie- mals hätte Ich es für möglich gehalten, daß ein weiblicher Busen von so lederner Beschaffenheit sein könne. „Da hast du dich schön hereinlegen lassen!” fuhr Otto unerbittlich fort. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Junges Leghuhnl“ rief er höhnisch. „Daß ich nicht lachel Ein zähes altes Mistvieh war siel” „Sei still" sagte Ich. „Man soll Verstorbenen nichts Böses nachsagen, Außerdem ist heute Dienstag.” „Wieso?“ fragte Otto, aus dem Konzept gebracht, „Fleischloser Tag!” sagte ich. Otto gab einen unartikulierten Laut von sich. Franziskas Bein war seinem Messer entschlüpft und hatte einen Sprung in die Mitte des Tisches getan. Er holte es zurück und begann ingrimmig, es mit den Zähnen zu bearbeiten. „Wenn du das Fleisch nennst —” sagt er erbittert. Ich spülte mein Bruststück mit einem Schluck Wasser hinunter, „Man muß für alles dankbar sein”, sagte ich mit Würde, „Amen!“ sagte Otto und griff zum Zahnstocher. Die Überraschung (R. Knesch) Sn Fa. ” N Be > = DAE „Mit diesem Parfüm werden Sie Ihrer Frau eine riesige Weihnachtsfreude machen !" „Glaube ich weniger, wenn sie wüßte, wer 's bekommt!‘ La sorpresa: “Con questo profumo farete un’ Immensa glola di Natale alla Vostra signoral,. — “Non lo credo ... qualora sapesse chi lo ricevel,, 823 WEIHNACHTSABEND - DRAUSSEN... Nun laß die Kerze Flamme werden — Tief unter Tag in dieser Erden Brenn auf, du weißes Licht! Vielleicht, wenn wir mit leisen Händen Die Stunden dieses Abends wenden, Daß dann die Flamme spricht — —? Wir, die wir uns hier eingegraben Wie Füchse in die Erde haben, Weitab von Glanz und Glück — Wir wollen nichts! Nur heimlich lauschen Und einmal noch die Seele tauschen Vom Heut ins Einst zurück .. . Einst brannten uns viel goldne Lichter, Und heiß auch glühten die Gesichter — Wir waren Knaben noch! Und alles war ein Schenken, Geben — — Heut aber fristen wir das Leben In einem Grabenloch. Und weißt du noch —? An Bleisoldaten Berauschte sich das Herz zu Taten, Flog in die Welt hinaus... Des Abenteuers bunte Ferne — Wie lockte sie! — Heut ziehen Sterne Die Sehnsucht still nach Haus. Die Nacht steigt in die Gräben nieder, Und diese Nacht hat keine Lieder, Allein der Tod geht um — Granaten heulen, bersten, krachen, Das Vorfeld gähnt, ein dunkler Rachen — Wir kauern, grau und stumm. Brenn auf, brenn nieder bis zur Neige, Du goldnes Licht im grünen Zweige, Daß alle Sehnsucht ruht — ! Noch tiefer mag die Nacht sich senken — Wir haben nichts mehr zu verschenken, Als unser kaltes Blut. HERBERT LESTIBOUDOIS DER KONSEQUENTE FERDINAND Mein Freund Ferdinand Ist nicht nur ein tüchtiger Romanschriftsteller, sondern auch ein gründlicher Verehrer der Frauen. Obwohl sich die zwei schönen Begriffe, Roman und Frau, gut miteinander vertragen, hat Ferdinand den strengen, man kann sagen, drakonischen Grundsatz: Alles zu seiner Zeit, aber ganz! Wenn darum Ferdinand einen neuen Roman zu schreiben begonnen hat, dann sitzt er von früh bis spät über seiner Arbeit, dann gibt es nichts für ihn auf der Welt, keine Post, kein Telefon, kein Rasieren, und schon gar keine Frauen, 7 Gestern traf. Ich Ferdinand. Was die Schreiberel mache, fragte ich, „Morgen fange ich einen spannenden Kriminal- roman .anl“ erwiderte Ferdinand, „Ich freue mich schon auf die Arbeitl” „Da wird man dich ja drel, vier Wochen über- haupt nicht zu Gesicht bekommen!” „Diesmal weniger als drei Wochen!” meinte Fer- dinand lachend, „Denn der Roman Ist so span- nend, besser gesagt, er verspricht, so spannend zu werden, daß ich schneller als sonst arbelten werde! Schon zu Beginn kracht ein Schuß! Der Sänger Eduardo, der eben die Oper betritt, um den Cavaradossi zu singen, stürzt getroffen zu- sammen und —" „Ausgezeichneti Ich bin schon neugierig!” „Ich auch!” sagte Ferdinand. „Denn ehrlich ge- standen, mehr weiß ich auch noch nicht von der Handlung!" Heute Nachmittag traute ich meinen Augen nicht, als ich Ferdinand begegnete, so als hätte er nicht erst eine neue Arbeit begonnen. „Ferdinand, was Ist geschehen? Du sitzt nicht daheim über deinem neuen Roman?" Ferdinand schmunzelte verlegen: „Ja, weißt du, die Geschichte ist die, daß ich mit dem Roman so gut wie fertig bin!" „Fertig? Das wäre der Weltrekord aller Rekordel Ein Roman in knapp einem halben Tage ge- schrieben!” „Das heißt“, redete Ferdinand herum, „es ist un- gefähr so, als wäre Kolumbus der technische Fehler unterlaufen, mit seinem Schiffe unterzu- gehen, bevor er noch Amerika entdeckt hatte. VON JOSEF ROBERT HARRER Dieser Fall hätte die ganze Weltgeschichte ge- ändert; andere Namen, andere Zahlen müßten genannt werden und —" „Was hat dein Kriminalroman mit der Entdeckung Amerikas zu tun?’ fragte ich, indem ich an der Gesundheit der paar Sinne Ferdinands zweifelte. „Es Ist ein Vergleich! Überall, wo ein technischer Fehler vorkommt, entwickelt sich alles anders Die Vielbeschäftigten 0. Hogenbarth) „Glückliches ‚Neues‘, Gnädigste — bin sehr in Eile!" — „Ich auch — ‚Fröhliche Ostern !*** Gli affacendati: "Felice ‘Nuovo, signora! Ho molta fretta!,, — "Anch "io. *Buona Pasqua!, „ 824 oder gar nicht! So auch bei meinem Roman! Da einer Hauptperson meines Romänes im entschel- denden Augenblick ein sehr wichtiges, wie sage ich, Unternehmen fehlgeschlagen hat, ist der ganze weitere Roman hinfällig geworden.” „Du redest so umständlich, Ferdinandi Welcher Fehler ist einer Hauptperson unterlaufen?“ „Stell dir vor”, erklärte Ferdinand mit ernster Wichtigkeit, „Ich war eben bei der Stelle ange- kommen, da der Sänger Eduardo die Oper be- treten will, um dort den Cavaradossi zu singen!” ‚Ja, Ja“, unterbrach ich ihn, „das weiß ich! In diesem Augenblick kracht ein Schuß und Eduardo stürzt getroffen zusammen. Das gibt nun genug Verwicklungen. Die Oper kann nicht aufgeführt werden; die Leute vor dem Gebäude sind auf- geregt, man sucht nach dem Täter, Polizeiautos sausen heran! Ferdinand, das schreibt sich doch von selbstl" „Ja, das schriebe sich von selbst! Aber der Mann, der auf Eduardo schoß, hat leider danebenge- schossen! ....” „Und warum hat der Mann Eduardo nicht getrof- ten? Das hängt ja nur von dir, dem Verfasser ab, daß Eduardo auch wirklich getroffen wird!” „Ganz recht, mein Freund!” sagte Ferdinand. „Aber als ich eben bei der Stelle angekommen war, da Eduardo die Oper betrat, blickte ich zu- fällig auf und sah, daß die neue Mieterin im Hause gegenüber am Fenster stand und herüber- lächelte. Wir kamen ins Gespräch, Rosa willigte ein, daß wir uns im Cal& an der Ecke trafen, und ich —" „Welche Inkonsequenz, mein Freund! Wenn du arbeitest, schaust du doch keine Frauen anlı Frauen gibt es für dich doch erst dann wieder, wenn der Roman abgeschlossen ist!" „Stimmt! Und weil ich nie inkonsequent bin, habe ich den Roman abgeschlossen, ehe ich zum Ren- dezvous ging. Ich habe eben Eduardo nicht an- schießen lassen, der Roman ist also für mich fertigl... Aber nun entschuldige mich, Freund, ich muß mich beeilen, um zum Rendezvous nicht zu spät zu kommen!” Und lachend eilte er davon, der konsequente Ferdinand. E77 ag, IE teilen Richtig" chen \V [nat bes sinnlie Wichtig für | Verbraucher von Tarr! Niemals Seifenrestevom Gesicht mit Tarr abwaschen. Erst Wasser nehmen, dann das Gesicht | ebtrocknen und zum Schluß verreiben Sie wenige Tropfen sparsam über alle rasierten | Stellen. Tarr nicht abtrocknen! Also: Nach dem Rasieren Tarrı IErrasmsesi Rühneraugen ‚oder Hornhaut? GUSTAV LORHISE BERLIN Lord auch CABIRI füngen rar- darum TR Bauge! CABIRI zascert- , SERDRBREN 4 Und gut gipflagk REN @ ÜBERALL IMGUTEN LADEN Wehnert-Bücher sind onregend und spannend; sie bringen für jeden etwas, Durch den Buchhandel Verzalchnis kostenlos Verlag Wohnort & Co, BIOLAVAN ist der patentamil. Wortschutz KRONEN- KRAWATTEN-FABRIK Fritz M.Tibke& BERLIN Ca Draht an jedes Tr ta d Netzgerät i.einer Minute anbringbar, bringt Iautklar viele Sender. 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Da sie auch angebrochen unbeschränkt haltbar ist, reicht sie eino ganze Weile. Aberbitte, gut gekühlt servie« ren = s0 schmeckt der Cinzano am besten. INZANO 2 |Im "unveränderter Güte der man We Glick hat damit ur keinen BESSAPAN Film „verrhaipul YVeigHönder ra Richtige Behandlung spart Re- paroturen. Loß Deinen FÖN nicht unnötig lange laufen. Du sparst Strom und hältst ihn jetzt im Kriege länger gebrouchsfähig. hin EARYE ERVEN LUCAS BOLS EMNERICHYRE yalrıken? is ee STANMNHAUS GEGRÜNDET ı573 wu AMSTERDAM Weihnachtsfahrt nach „Willst du Weihnachten mit uns auf der Vogelwarte in Helgoland feiern?” schrieben mir die Freunde, „Ich kommel” telegrafierte ich zurück und brauste — am vierundzwanzigsten Dezember neunzehn- hundertachtunddreißig — von Bremen aus mit dem Wagen nach Cuxhaven, um den Dampfer nach Helgoland noch zu erreichen. Aber — natür- lich! — grade jetzt mußte der Vergaser Sperenz- chen machen, vor Dorum gab es noch einen radi- kalen Platifuß, und als ich vor der Alten Liebe vorfuhr, machte die Cobra Buhhh-Buhhh, und schon fuhr sie dahin. Zwei Stunden später war ich an Bord des See- schleppers Max, der — welch ein Glück! — irgend- eine wichtige Boje so schnell wie möglich nach Helgoland zu bringen hatte. Die Besatzung knirschte vor Wut mit den Zähnen, Ich aber seg- nete die eilige Boje, begab mich ins Kartenhaus, der Maschinentelegraf machte Kleng-bem-Kleng- kleng-kleng, und wir fuhren los. vor kleineren u. größeren Krelson 15 Lohrbriote (Kurzform) „Preia Rede und Vortragskensi* RM 5.8: (Nachn. + 0.50) Loiß, Düsseldorf 4, Lichtstraße 56 Postschockkonto Köln 48431. 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Hin und wieder ging ein Vibrieren durch das Schiff, als wenn ein Motor angeworfen würde: Die Schraube drehte sich frei in der Luft. „Junge, Junge“, sagte der Steuermann und warf einen Blick auf die jagenden Wolken, „dat kümmt noch beter!” „Wieso?” fragte ich schlimmer werden?” Der Steuermann lachte. „Da frag'n Se man den Käpt'n! De is mol mit Windstärke zweiundzwanzig- einhalb über den Atlantik gesallt, und da konnt’ er natürlich keine Segel mehr bergen, und wenn da nicht zufällig schon der Panamakanal gewesen wär in Amerika, wo er denn mit siebzig Knoten tein und dann wieder raus in den Pazifik ge- schoss’n wär‘, dann wär ja woll reineweg was passiert, Jawolll” Ich warf dem Steuermann einen finsteren Blick zu. „Kann es überhaupt noch dedatyoyn1>purggranps-2oneg® Marke ‚für photographische Spitzenleistungen © &g ® Erst die Front dann die Heimat $eemannsgarn bei Windstärke 11 ist nichts für Landratten, und außerdem fing es im Magen an zu rumoren. Trotzdem kletterte ich wenig später die Treppe zur Kommandobrücke hinauf. Dort oben war es noch schlimmer. Die Bewegungen des Dampfers wirkten auf der Brücke „am langen Hebel“, und Kapitän Wilms und ich flogen wie In einer Schau- kel durch die Gischtwolken. „Halloh”, rief ich, „wie sieht's denn aus?” Der Kapitän wandte den Kopf und sah mich mit seltsam starren Augen an. Ein Schreck durchfuhr mich. So — das fühlte ich — so darf das Gesicht eines Kapitäns nicht aussehen. Ich hielt mich am Kompaßhäuschen fest, beugte mich weit hinüber und rief Ihm ins Ohr: „Ist es so schlimm?” Kapitän Wilms nickte und rief zurück: „Wind- stärke 11” und dann hörte ich — das Sturm- heulen setzte für eine Sekunde aus — wie seine Lippen murmelten: „Ohgottohgottohgottl” Ich biß die Zähne aufeinander, Meine Eingeweide 3. yunakans Rat I en! Drehen Sie die Krone langsam und zügig durch, wenn Sie Ihre Junghans- Taschen-oder Armbanduhr | aufziehen 50 allein wird die Verrahnung des Aufzugmechaniamus geschont. Das languame Aulziehen verhütet auch ‚das Überdrehen, Biechen und Aus- bangen derZugfeder, erhöht alaodie Lebenadauer Ihrer Uhr. Wer 2 Sunghans schont und pflegt hatsienoch länger bleibt ungetrübt, wenn er ni weigert "Füllen Sie ihn deshalb ständig mi 6 SEIT JAHREN GRÖSSTE DEUTSCHE RENNEREI Oiyardin IE Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wein baukultur Siziliens. Vollmundig, würzig und gehaltvoll will er an- dächtig und in kleinen, prü: fenden Zügen genossen werden FLORIO MARSALA & Le (rems s.Donfims Diirollmdete Hantpflap I | |, | LANSON-LANGSDORFF 4. CO vıno sıcırıa x Schicken Sie den Simplicissimus, wenn Sie ihn gelesen haben, an die Front " PALLIATIV-CREAM den Müttern für die Säuglinge: pflege und den Angehörigen für ihre im Felde Sichenden, Darum bittet „PALLIATIV” Fabrik hygienischer Produkte Köln: Nipper Stottern Sprechangst beseitigt naturgemäß CARL MOSER, München 5 Fraunhoterstraße 9, Auskunti gegen Porio En Woren Gremelopf gehört Nickel den Hill, sondern. mih dem Deckel zurück zu Öhrem bäumten sich. Die Beine glitten aus und schlugen gegen den Maschinentelegrafen, Irgendwo hielten sich meine Hände fest. „Also aus”, dachte ich, „ganz aus! Wenn der Kapitän es schon sagt...” Wie Ich die nächste halbe Stunde verbrachte, ich weiß es nicht. Dann aber hörte ich, daß der Wind nicht mehr heulte. Das Rollen und Stampfen ließ nach und der Druck auf den Magen auch. „Nanu?” sagte Ich, „Du lebst noch?” Eine weitere Viertelstunde verging. Die Sonne kroch aus den Wolken. Ein seliges Gefühl durch- strömte mich. Dann aber sah ich den Kapitän an. Er stand noch immer, die Hände an der Reling verkrampft, den Blick starr geradeaus gerichtet, „Käpt'n“, rief ich, „was sagen Sie nun?” Wilms wandte langsam den Kopf. „Alles in M...ors”, murmelte er, und seine Stimme zitterte, „Windstärke elf — nix mehr zu hoffen und nix mehr zu retten, mein Herr,” „Was Ist nicht mehr zu retten?” schrie Ich. LIEBER SIMPLICISSIMUS 10 Nückalı Als der bremische Bürgermeister Georg Gröning, der in den schicksalhaften Jahrzehnten vor und nach der Jahrhundertwende und besonders wäh- tend der napoleonischen Zeit in vielen staats- möännischen Fehden tapfer und erfolgreich für seine Vaterstadt gekämpft hatte, eines Tages das Stammhaus seiner Familie am Neustadisdeich be- worden sei: Er war der Lenker der Stadtgeschicke und hatte Verpflichtungen; er besaß neun Kinder und sah sie heranwachsen, Nun war es damals nach strenger und unabänderlicher Sitte so ge- ordnet, daß das Familienoberhaupt mit unum- schränkter Gewalt und Verantwortung Enischlüsse faßte und durchführte. Sein Wille und Wort waren Gesetz, und es gab nichts darüber oder gar da- wider zu reden. Bürgermeister Gröning beschloß, dem alten Hause einen Anbau zu geben und erteilte die dafür erforderlichen Aufträge. Heinrich, sein zweitältester Sohn un3 späterer Nachfolger in Amt und Würde, damals immerhin schon dreißig Jahre alt, vernahm davon und er- mannte sich zu der mit geziemender Ehrfurcht gestellten Frage: „Ich höre, Herr Vater, Sie wollen bauen?“ Georg Gröning, der Patrizier, richtete sich zur vollen Höhe seiner gebleterischen Erscheinung auf und versetzte mit kühler Freundlichkeit: „Es ist an dem. Aber wenn Ich beschlossen habe, „Die Glaskugeln!“ rief Käpt'n Wilms zurück, „die ich inner Kajüte an’ Tannenbaum getüddelt habl” trachtete und maß, fand er, daß es zu eng ge- zu bauen — inwiefern, mein Sohn Heinrich, be- reinigt Polstermöbel Teppi ken Kleider toffe tositze usw. Auf ® 000fach rt! Eduard Palm München Wonichterhältlich, Bezugsquellendurch COKOKG.METZ MEDOPHARM Arzneimittel sind treue Helfer Ihrer Gesundheitl | Ich habe mir schicken lamen „Das Heiterkeitspai besten und sel schichten, ten Witze, Medopharm-Arzneimittel sind nur In Apotheken erhältlich. 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Fächern Auskünfte über jedermann In jodem Ort | Beobachtungen, Nachforschungen Detektei Wittlake, gegr. 1908 Hamburg 3680, Colonnaden 43 Alles-Kitt Alles-Kitt mit Alabronze oder Gips oder Kreide za einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behell ein worzügl. Diditungsmittel für defekte Kodtöpfe uw. Weihnachtskonzert - Concerto di Natale (Fr. Bilok) MÄNNER AM RIO COTAGAITA Es regnete. Der Rio Cotagalta war über seine Ufer getreten. Die Laguna Cajeros hatte sich schnell in einen Riesensee verwandelt. Alle Grä- ben waren voll Wasser. Der einzige Weg, der von San Juan nach Pequeno führte, war zu einem heimtückischen Schlammstreifen geworden. Wir waren am Rio Cotagaita damit beschäftigt, einen Kanal zu graben, der das überflüssige Was- ser des Flusses und der Laguna zur Regenzeit weiterleiten sollte zum Rio Salado und von dort zum Meer. Nun lungerten wir in den Baracken herum. Wir murrten und fluchten. Denn der Regen war zu früh gekommen. Er brachte uns um un- seren Verdienst, ‚Auch die Stimmung des Administrators Tetas war nicht die beste. Er und der Capataz Sandoväl hatten es übernommen, den Kanal bis zum Beginn der Regenzeit fertigzustellen. Es war nichts dar- “aus geworden. Weder wir, noch Sandoväl, noch Tetas waren schuld daran. Schuld war allein die zu früh ge- kommene Regenzeit, wahrhaftig, Sie können es glauben, lieber Herr! Es Ist nicht gut, wenn mehr als zwei Dutzend VON KONRAD SEIFFERT Männer dicht ‚beleinanderhocken und nichts zu tun haben, weil es draußen regnet, ohne Unterlaß regnet, So etwas Ist gefährlich. So etwas kann zu Zwischenfällen und zu Verwicklungen führen. Es war am Rio Cotagaita nicht anders als sonstwo: es gab einen Zwischenfall und eine Verwicklung. ‚Am Abend des Tages, an dem der Regen zum Wolkenbruch wurde, kam aus Pequeno ein Reiter mit den Lohngeldern zum Rio Cotagalta. Und an diesem Abend fing die Geschichte an. Wir spiel- ten selbstverständlich um das Geld, das Tetas uns ausgezahlt hatte, Der Ramon und ich, wir ver- loren, wie immer. Kurz nach dem Boten mit den Lohngeldern trafen noch zwei Reiter bei uns ein. Sie baten darum, über Nacht bleiben zu dürfen. Der eine dieser Reiter war eine Dame. Die Tatsache, daß sich eine Dame In seiner Nähe befand, der er Schutz und Unterkunft gewähren sollte, regte den Administrator Tetas mächtig auf. Er machte eine Verbeugung nach der andern vor dieser Dame, die Sefiorita Bianca del Rincön hieß, lief hin und her und 'hätte sie am liebsten vor uns versteckt. Es war fast, als ahnte er das Un- 828 heil, das kommen mußte. Aber er konnte die Seforita nicht vor uns verstecken, nein; vor uns nicht Wir sahen sie. Wir waren entzückt und unter- brachen das Spielen. Sie stand mitten unter uns, schlank, Jung, mit sanftgeschwungenem Mund, mit großen dunklen Augen, mit weizenblondem Haar. Und dieses Haar war wohl schuld an der ganzen Sache, Ach, lieber Herr, wenn Sie Jahrelang immer nur Frauen mit schwarzem Haar gesehen haben, und ‚wenn dann plötzlich, während es draußen in Bä- chen vom Himmel gießt, ein Mädchen zu Ihnen kommt, das phantastisch gelbes, blondes, gol- denes Haar hat, dann sind Sie doch etwas über- rascht. Und es gab Männer unter uns am Rio Cotagaita, die hatten überhaupt noch keine Frau mit blondem Haar gesehen. Wir waren überrascht, das können Sie glauben. Wir waren so überrascht, daß wir kaum zu spre- chen wagten. Sie werden sagen: So etwas ist albern! Das können Sie leicht behaupten! Sie waren ja noch nicht am Rio Cotagalta. Graben Sie da mal monatelang einen Kanal, und dann M itgefü hl (K. Hoiligenstaedt) „Wenn ich mir so vorstelle, Theo, daß ich nicht mit dir verheiratet wäre!" „Ja, ja, und denke dir nur, daß es Tausende gibt, die es nicht sind!“ Sentimento condiviso: “Teo, se m’ Immaginassl ora di non essere sposata con tel... — “Giä, glä; e pensa un po’ che se ne Irovano migliala che non lo sonol,. 829 kommen die Moskitos In grauen Scharen, und schlafen können Sie nicht, weil die Nacht heiß und schwül und kleberig ist, und die Chicharas, die großen Grillen, toben und schreien gellend, und am Tage stehen Sie bis zu den Knien in einer braunen Brühe, die dampft und stinkt, und — weshalb soll ich mich aufregen! Also: die Sefiorita stand mitten unter uns Im Koch- haus, in dem wir um unser Geld spielten. Ihr Be- gleiter stand neben ihr. Aber den sahen wir kaum an. Der war uns gleichgültig. Die Dame dagegen betrachteten wir mit Andacht und Ausdauer. Ramon bot Ihr einen der Stühle an, die wir uns gebaut hatten, wedelte mit seinem Hut darüber hin und sagte, unser Haus sei das ihre, und wir alle würden versuchen, ihr den Aufenthalt in un- serer Mitte so angenehm wie möglich zu machen, Die Seforlta lacht laut, wiegte sich in den Hüf- ten, setzte sich dann und meinte: „Die Herren sind beim Spiell Hoffentlich störe ich da nichtl” Worauf Ramon behauptete, er werde jeden nie- derschießen, der es wagen sollte, von einer Stö- rung zu sprechen, auch seinen besten Freund werde er nicht schonen. Dabei sah er mich dro- hend an. Denn ich war Ja seln bester Freund. Aber ich dachte gar nicht daran, von einer Stö- rung zu sprechen. Ich fand die welzenblonde Dame auch recht nett. Sie spielte mit uns. Um unser Geld, Ihr Begleiter spielte mit. Die Sefiorita gewann. Sie steckte sich das Geld in die Taschen ihrer Reithose und ihrer Jacke. Sie lächelte dabei. Sie lächelte uns der Reihe nach an. Und jeder lächelte zurück. Jeder freute sich darüber, daß er sein Geld an die Dame mit dem gelben Haar verlieren durfte. Ramon vor allem konnte seine Pesos gar nicht schnell genug los werden. Nur der Administrator Tetas war nicht dabel, Während wir alle andächtig am großen Tisch saßen und der Dame mit verzückten Gesichtern unser Geld hinschoben, trat Tetas In den Raum. Nur ich bemerkte sein Kommen, weil ich wohl der einzige war, der das blonde Haar der Dame doch nicht für ein allzu großes Wunder hielt. Denn ich hatte, ehe Ich zum Rio Cotagaita kam, blonde Damen in meiner Nähe gehabt, wahrhaftig, Sie können es glauben! Tetas kam also, trat an den Tisch, s.ellte sich dicht hinter die Dame, sah zu. Und als ein neues Spiel begann, hieb er mit ziemlicher Wucht den Schrecklicher Gedanke Hätte Goethe dich gekannt, wäre er vielleicht mit Staunen hinter dir einhergerannt — doch wer kennt Olympierlaunen? Bist du auch so schön wie klar und von köstlichem Gemüte, lief er doch vielleicht Gefahr, daß er nie für dich erglühte. Und so hätte er dich nicht mit den lieblichsten Gestalten in Erzählung und Gedicht für die Zukunft festgehalten. Großer Gott — wo wärst du dann! Einfach weg und unterschlagen! Oh, wie gut bin ich daran, denn jetzt kann ich dir es sagen. PETER SCHER techten Arm der Dame hoch, Ihre Karten flogen auf den Tisch. Dabei geschah es, daß dem Ärmel ihres Jackets zwei Karten entglitten, Es waren zwei Asse. Sie gehörten nicht zu denen, welche die Dame in der Hand gehalten hatte. „Sie splelt falsch!“ schrie nun Tetas. „Die Polizei Ist hinter ihr her! Der Kommissar von San Juan hat angerufen! Sandoväll Laßt sie fesseln!” Und dabel hielt er die Dame am Kragen fest. Er hatte ein dunkelrotes Gesicht, und seine Augen flackerten. Wir waren recht‘überrascht. Einige wollten sich auf Tetas stürzen und ihn niederschlagen. Ramon zum Beispiel war ganz wild. Aber es gab auch ein paar Besonnene. Zu ihnen gehörte ich, Ja- wohl. Und wir standen Tetas bei, verhinderten einen Tumult, schrien, es sel erwiesen, daß die Sefiorlta gemogelt habe, Jeder könne das sehen. Aber sie wollten es zuerst durchaus nicht sehen. Doch dann beruhigten sie sich etwas, verdroschen den Begleiter der Dame, den sie für den Haupt- schuldigen hielten, obwohl er nur ein paar Pesos gewonnen hatte, banden Ihn krumm zusammen, legten ihn auf den Fußboden, Die Sefiorita Bianca del Rincön war blaß gewor- den. Sie sagte nichts. Sie ließ es zu, daß wir ihr unser Geld wieder abnahmen, daß wir Ihr die Taschen ausräumten, daß Ihr Sandoväl die Hände auf dem Rücken zusammenband. Ach ja, er war Capataz. Solch eine Stellung verdirbt zuwellen den besten Charakter. Sandoväl tat eben alles, was sein Vorgesetzter, der Administrator Tetas, ihm befahl, Es wurde ruhlger Im Raum. Tetas lief umher wie der Libertador Simon Bolivar nach seinen Siegen. Und der Ramon sagte: „Nun Ist es eigentlich ge- nug. Die Seforita hat uns unser Geld wieder- . gegeben. Niemand hat einen Schaden. Wir wer- den ihr die Hände wieder losbinden. Wir werden Musik machen und tanzen!” Davon aber wollte Tetas nichts wissen: „Sie ist eine Verbrecherin, eine von der Polizei gesuchte Verbrecherin! Sie bleibt gebunden! Und morgen früh wird sie vom Polizeikommissar von San Juan abgeholt!” Ach, lieber Herr, Tetas konnte reden, soviel er wollte. Es half ihm nichts. Der Sefiorita wurden die Fesseln abgenommen. Es wurde Musik ge- macht. Es wurde getanzt. Jeder tanzte mit der Dame. Auch ich. Sie tanzte entzückend. Ich da- gegen kam mir vor wie ein Tapir, der eben seine Hauptmahlzeit hinter sich hat. Tetas tobte. Er drohte, er werde uns alle der Polizel Überantworten, denn wir seien Komplizen dieser Verbrecherin. Er beschwor uns. Er bat und bettelte. Es war zwecklos. Auch Sandoväl war wie behext. Er gehorchte Jetzt, Jetzt endlich, dem ‚Administrator nicht mehr und tanzte mit der wei- zenblonden Seforits, die auch Ihm zulächelte, obwohl er Ihr vorhin die Hände gebunden hatte. Da wir über genügend trinkbare Flüssigkeiten ver- fügten, wurde dies die netteste Nacht, die Ich am Rio Cotagalta verlebte. Es stiegen prächtige Gesänge, und das flirrende Haar der Seforita flatterte wild und verwirrend um die Köpfe der Männer. 3 Ramon bekam es fertig, gegen Mitternacht vor- zuschlagen, nun wieder mit der Sefiorita zu spie- len. Um unser Geld. Aber er drang mit diesem Vorschlag doch nicht durch. Und wir blieben Im Besitz unseres Geldes. Dafür aber ging der Tanz, der Sang, das Trinken weiter. Tetas, der ab und zu vergeblich versucht hatte, seinen Capataz Sandoväl aus dem Gewühl her- auszuziehen, stellte sich an der Tür des Koch- hauses auf. Er zog seinen Revolver. Ramon johlte laut, als er das sah. Sonst aber machte diese energische Geste des Administrators weiter kel- nen Eindruck. Es ging schon stark auf den Morgen, da holte ich mir den Ramon In eine Ecke. Und ich fragte ihn: „Wie lange noch, meinst du, soll der Zauber weitergehen?” Ramon gab mir einen Stoß vor die Brust. Er lachte dabei: „Gefällt dir das Mädel? Wie? Die behalten wir hier! Die lassen wir nicht mehr los! Jetzt erst beginnt das Leben für uns am Rio Co- tagaital Solange es regnet, wird getanztl Hoffent- lich regnet es recht langel” Und da wirbelte er davon. Im nächsten Augenblick lag die Sefiorita in seinen Armen. Ramon war eben ein fabelhaf- ter Bursche. Etwa eine Stunde später war der Polizeikommis- sar da mit vier Schwerbewaffneten. Tetas schrie auf vor Freude, Ach, er war immer ein ganz schä- biger Spielverderberl Nun ging alles sehr schnell. Ramon versuchte zwar, elnen Aufstand gegen die Staatsgewalt zu organisieren, aber ich drückte ihm brüsk mein Knle In den Bauch und hielt ihn fest. Er schrie, die Seforita sel das schönste Mädchen von Punta Arenas an bis hinauf zum Rio Pilco- mayo. Und er lasse sich gern von ihr die Taschen ausräumen. Alle stimmen ihm zu. Die Seforlta aber sah nicht hin zu Ramon. Sie sah den Polizei- kommissar an, dessen Gesicht der Haut ähnelte, die sich auf sauer gewordener Milch gebildet hat. Und sie erkannte, daß sie jetzt verloren war. Das war sie wirklich. Man legte Ihr Handfesseln an und führte sie mit ihrem Begleiter aus dem Raum, Niemand sagte ein Wort dazu, Sie waren alle etwas ernüchtert. Der Capataz Sandoväl ließ es sich nicht nehmen, die Fesseln des hübschen Mödchens auf ihre Festigkeit hin zu prüfen. Ach, lieber Herr, man muß solche Menschen verach- ten, die beim Auftauchen irgendeiner bewaflne- ten Macht alle ihre Männlichkeit vergessen! Draußen wurde es Tag. Es regnete nicht mehr. Die Sonne kam aus den Wolken. Wir nahmen die Arbeit an unserm Kanal wieder auf. Und ich sagte zu Ramon: „Froh bist du nun doch, daß du we- nigstens dein Geld behalten hast, wie?’ Er meinte: „Es war eine schöne Nacht. Und es könnte nichts schaden, wenn wir bald wieder solch einen Besuch bekämen. Die Dame dürfte wieder eine Falschspielerin sein. Das Geld? Ach, das Geld! Heute abend werden wir splelen. Und wir, du und ich, wie werden verlieren. Ist es nicht besser, du verlierst dein Geld an solch ein Mö- del, und nicht an einen Capataz Sandoväl?” Was, lieber Herr, hätten Sie geantwortet? Ich sagte nichts. Ich stieß den Spaten In die stin- kende Brüre an meinen Füßen und hob elne Erd- scholle hoch, die sich schmatzend aus dem Schlamm löste, MEIN FREUND JOHANNES Es wurde die Frage aufgeworfen, über welches Rüstzeug ein Schriftsteller verfügen können müßte. Nachdem Geist, Phantasie, Verantwortungsbe- wußtsein und ähnliche Dinge vorgeschlagen wor- den waren, bemühte sich einer, witzig zu er- scheinen, und sagte: „Nicht zu vergessen: ein Bleistift!” Da meldete sich Johannes. „Für Leute dieser Einstellung möchte Ich Radier- gummi und Papierkorb für noch wichtiger halten‘, sagte er. * Es war ein schwüler Sommertag. Wir saßen matt und öbgespannt bei Johannes In seiner Gartenlaube. „Grauenhaft, diese ständige Müdigkeit’, knurrte Martin. „Zu nichts hat man Lust, zu nichts kann man sich aufraffen.” Ich war erstaunt, zu hören, daß Johannes ihm bei- pflichtete. „Du hast recht, Martin. Man müßte mal wieder etwas An- oder Aufregendes erleben.” Da wurde es auf einmal reichlich hell um uns, dann ertönte ein wahnwitziger Knall und wir wurden mit erheblicher Wucht auf den Boden geworfen. Der Blitz hatte In einen Baum unmittel- bar neben der Laube eingeschlagen. „Na, so hatte Ich es ja nun auch wieder nicht gemeint“, sagte Johannes vorwurfsvoll, während er sich mühsam erhob, ]. Bieger alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschätte und Postan: gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen w: Verantworti, Anzeige: entgegen. B lon nur zurückge: uf 1296). Briofansc Simplieissimus oı N Im Monat! RM, ft: München 2 BZ, Brieffach Drachenkampf - Lotta di draghl (0, Nückel) 831 Roosevelts Morgengymnastik (0, Gulbransson) Der Präsident trainiert für seine zukünftige Rolle als Atlas Ginnastica mattutina di Roosevelt: Il Presidente si allena per la sua futura parte di Atlante. 832 München, 30. Dezember 1942 5 47. Jahrgang / Nummer 53 30 Pfennig S = = = = VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN Churchill am Neujahrs „Bist du noch der Britenlöwe, oder .... schon der große amerikanische Kater?‘ Die Raubtiernummer = I! numero delle bestie ferocl (0 Megenbarth) DIE HÜTTE VON WALTER FOITZICK Ich habe eine Hütte. Ich muß es genauer sagen: Ich soll eine Hütte haben. Noch genauer: Es heißt, wir haben eine Hütte. Eins steht fest, Julius und ich haben eine gepachtet. Unsere Hütte steht Im Gebirge. Die Alpen-sind ziemlich groß, da steht sie drin, recht weit drin. Die Lage ist geradezu wundervoll, Inmitten eines Fichtenwaldes, eines lichten Fichtenwaldes, müs- sen Sie wissen. Vom Fenster aus kann man gerade die Sonne aufgehen sehen, wenn sie über die Berge kommt, traumhaft! Ziemlich hoch liegt sie, knappe drei Stunden von der Bahnstation ent- fernt und tingsherum sind nichts als Berge, lau- ter Gipfel, wie es üblich ist im Gebirge. Na, hät- ten Sie so eine Hütte nicht auch gepachtet, eine seltene Gelegenheit? Ich habe also zugegriffen im vorigen Winter, mit beiden Händen hab Ich zugegriffen, und Julius mit den seinen. Sie gehört uns gemeinsam. Julius hat die Kassenverwaltung, er zieht bei mir die Pacht ein. Daran kann Ich alle Monate sofort erkennen, daß ich eine Hütte habe. Als das Frühjahr kam, sagte Julius eines Tages: „Morgen schau Ich mal nach der Hütte.” Ich fand die Idee ausgezeichnet, man fährt nur vier Stun- den mit der Bahn und geht dann die drei knap- pen Stündchen. Für Julius eine Kleinigkeit, er fährt und läuft sowas noch nach dem Abendbrot. So furchtbar steil soll der Aufstieg gar nicht sein. Julius kam zurück und erzählte mir alles, das mit dem lichten Fichtenwald — parkartig, sagte er — und das mit dem Sonnenaufgang, und das mit dem Wasser. Ach so, das mit dem Wasser hab ich noch gar nicht gesagt, aber es macht nichts. « Wasser Ist nämlich nicht in der Nähe, aber ein kräftiger Mann kann es mit einer Butte leicht aus einer Entfernung von dreiviertel Stunden holen. Dafür gibt es eine Sennerin, so anderthalb Stun- den weit, eine prächtige Sennerin, wissen Sie, so eine mit Vollmilch, vermutlich. „Na, und wie siehts in der Hütte aus?” fragte ich Julius. Das konnte mir Jullus nicht sagen, denn der Schlüssel war Im ganzen Tal nicht aufzutrei- ben. Das machte aber auch nichts, denn es lag jetzt im Frühjahr noch sehr viel Schnee da oben, und unter dem Schnee lag die Hütte irgendwo, da hätte man vom Fenster aus den Sonnenauf- gang doch nicht sehen können. Das leuchtete mir ohne weiteres ein. Für drei Personen sollen übrigensLager da unterm Schnee sein, für zwei in der Kammer und für einen in der Küche. Recht komfortabel, nicht wahr? Im Sommer ist Julius dann nochmals oben ge- wesen. Er hat einen neuen Schlüssel machen las- sen, er hat eine Flasche Beaujolals mit hinaufge- nommen und eine Säge und ein Beil und viele Eisenteile und kein Petroleum, und er wird im nächsten Jahr eine Zisterne anlegen, die aus einer neuzuschaffenden Dachrinne gespeist wird. Julius ist ein unternehmender Mann, so einer, wie man Ihn in der Wildnis braucht, wenn man ein Land urbar machen will. Der macht schließlich die Hütte eines Tages noch urbar, der Burschel Gar nicht ausgeschlossen, daß ich mich doch mal einer Expedition dahinauf anschließe, vielleicht kann er drei Flaschen Beaujolais auftreiben, EIN TRAUM Ich ftieg die feuchte Kellertreppe abwärts. Durch eine Türe, die fich drehte, ließ ein alter Mann gleichgültigen Gefichts mich in den meiten, fchattengrauen Raum, der hochgemwölbt und voller Menfchen war. Sie Randen alle Mill. Nichts rührte fich. Nur fernher, aus der Tiefe des Gemölbes, hört’ ich ein Raufchen wie von einem Brunnen. Sie ftanden, grau gemwandet, alle da, die Schultern hager und die Arme laß, in fich verfunken, müden Angefichte, fo müde, daß fie keine Bliche taufchten. 834 Und doch war mir, ala ob fie alle laufchten. Auf was? Vielleicht auf jenen fernen Brunnen? Vielleicht auf einen leifen Innern Ruß Vielleicht auf etivas, das da kommen folltet So ftanden fie und warteten und fchwiegen. Es wurde dunkler... Immer dunkler ward'o. Die grauen Menfchen floffen ineinander zu einer dichten, grauen Nebelmwand. Aber der Brunnen fand, der ferne, ferne Brunnen fand ein Wort, ein Menfchenmwort, ein armes, warmes: - Bald! Dr. Omliglaß (9. Gulbransson) OLAF AULBnANYsSon ar „Du hast heute im Schlaf gesprochen, Delano!* „Um Gotteswillen! Ich werde doch nicht einen Verlust bekanntgegeben haben?" Sogno pauroso: ‘“Stanotte, Delano, parlavi nel sonno!,, — “Per amor del cielo, non ayrd mica notificato una perdita?l,, 835 Arbeitslos (&. neny) „Weißt du, Johnny, nach dem Beveridgeplan bekommen alle, die keine Arbeit haben, eine Unterstützung!‘ — „So, und wieviel bekommst du dann, Daddy? Disoccupato: ''Sai, Jchany, secondo il piano di Beveridge tutti coloro che non hanno lavoro, ricevono una sovvenzione!,, — “Ah cosi! E allora quanto ricevi tu, Daddy?,, 836 SCHACHSPIEL IN DER NEUJAHRSNACHT Zwei Männer brüteten über einer Schachpartie. Sie saßen in tiefen, bequemen Lehnsesseln vor dem Kamin, in dem ein glimmendes Schelt wie ein kleines, rötlich leuchtendes Männchen hockte, und sogen an dicken Zigarren. Draußen heulte ein unheimlicher Wind, es klang wie das Winseln und Kreischen der Hexen; und das alte, trockene Gebälk des Zimmers knisterte von Zeit zu Zeit, aber die Spieler saßen unbeweglich und stierten auf das Brett. ihre sparsame Bewegung war das Aufglimmen der Zigarren hier und da, einmal seufzte einer ein wenig, als der andere unendlich langsam die Finger über eine Figur schob, ohne sie zu be- rühren; eine Weile schwebte die Hand da unbe- weglich über dem Spielfeld, dann aber ging sie unverrichteten Zuges wieder auf ihren Platz zu- rück, auf ein Knie des Mannes, und der glutene Kobold schaute ihr nach auf ihrem Weg, ohne den Kopf zu Bewegen, nur mit den Augen. Es war eine vollkommene Unbeweglichkeit trotz allem, so wie die Schönheit einer Frau durch kleine, überfließende Häßlichkeiten, zum Beispiel durch eine zu kleine Nase, noch gesteigert wer- den kann, so paradox es nur klingen mag. Draußen heulte der Wind... Da barst unmittelbar vor dem Hause die uralte Akazie — mitten entzwei; vielleicht hatte sie das Gewicht des klagend im Geäst sitzenden Hexen- volks nicht ausgehalten. (Denn es waren so viel — die Nacht war außergewöhnlich, es war die Sterbensnacht des alten Jahres, und mit ihm muß- ten die Hexen sterben.) Es gab einen Fall und einen Aufschrei — den letzten. Das Haus erbebte. Dann ward es still, sehr still plötzlich, und die Unbeweglichkeit der zwei Männer war keinen Augenblick unterbrochen worden. Die Stille dauerte eine Zeitlang, das Männchen im Kamin war In sich zusammengefallen — eine Unwesentlichkelt In dem Vorangegangenen. Es war das alte Jahr. Es war tot... Eine blecherne Uhr ließ sich hören, teng, teng, teng... Zwölfmal. Und eine Tür wurde leise geöffnet, eine bleiche Nase streckte sich in das Zimmer und zog sich wieder zurück. Dann wisperte es im Korridor, es war die Hebamme, die sich mit der Kinderfrau unterhielt, Die Geburtsstunde des neuen Jahres! Es stand eine kleine Alabasterstatue auf einer Holzsäule in der Nähe der Tür: eine Tanzende. Der lief ein leiser Schauer über den Rücken; aber die Schachspieler vernahmen nichts von den Vor- gängen. Auf dem Brett standen noch viele Figuren Die zwei Bauernreihen waren Ineinandergeschoben und bildeten gegenseitig feste Mauern, hinter denen die Türme standen und die Damen, bereit, sich in die Breschen zu stürzen, die beiderseits die Läufer zu schlagen sich anschickten. Die Kö- nige standen geborgen, und doch bebten sie leise; wie rasch kann in der Schlacht der kleinste Fehler zum Untergang führen! Sie brüteten. Und der Wind heulte aufs neue, dann ging er über In ein Singen, er sang das Lied des neuen Jahres; es waren tausend Orgelpfeifen, die mit den kleinsten, hellsten begannen und anschwol- len und sich vermehrten bis zu den tiefsten; er zog alle Register, bis ein unbekannter Pauken- schläger drei unsagbar dröhnende Schläge da- VON PETER REIMANN zwischengab wie das Platzen der drei Höllen- kessell Der ganze Himmel zuckte zusammen in einem fahlen Blitz, dann prasselte mit unheimlicher Wucht der Regen hernieder auf das Dach und gegen die Fenster des Hauses Es war dies alles in wenigen Sekunden geschehen. Und nicht länger dauerte es, daß der Regen die Ziegel vom Dache herunterwusch. Klick — klack, fielen sie! Dann zischte es im Kamin eine Zeitlang, da war das Feuer gelöscht, Und unter dem Rost war eine kleine Pfütze. Es tropfte, es tropfte... Aber in den Männern war — Gott glaub'si — noch immer Schweigen, und Schweigen um sie, und Unbeweglichkeit. Bis in die dritte Stunde. Dann endlich regte sich etwas an einem von Die Nebenbeschäftigung ihnen, fast unwahrnehmbar war die Regung, so wie im alten Jahre noch schwebte langsam, flie- ßend seine Hand über eine Figur, ein Läufer war es, Der schlug einen Bauern, die Bresche war offen. Es war ohne Laut gegangen. Und die Lippen des Mannes formten wie von ungefähr: „Schach...” Sein gelber Schnurrbart erzitterte ein wenig. Den anderen aber durchfuhr es wie ein Blitz, der ihn in den Leib getroffen! Ein Schauer, ein Stich.., Dann lächelte er mühsam: „Gott — haben Sie mich erschreckt!...” Teng, teng, teng, sagte die Uhr. „Prosit Neujahr!“ „Prosit Neujahrl“ Da merkten sie, daß sie nichts zu trinken hatten. „Ja, wir haben die Bowle doch ganz vergessen!” Und sie lachten und begannen zu frieren. — (0. Hermann) „Sag mal, Evi, weißt du keine geistvollere Beschäftigung für mich?“ „Denk doch was Gigantisches dabei!‘ “Dimmi, Eva: Non sapresti un’ occupazione piü geniale per me?,, “Pensa un po’ a qualcosa di gigantesco!,, 837 DER STURZ DER KÖNIGIN Das Wassermädchen Inge vom „Haus Schubert” pflegte während des Dienstes stets mit einer hin- ‚gebenden und seinen siebzehn Jahren angemesse- nen Bewunderung auf die Zahlkellnerin Annie zu blicken, die mit ihren riesigen blauen Augen und dem weißen Spitzenkrönchen im schöngelockten blonden Haar durchaus einer buntgemalten Mör- chenkönigin aus dem Bilderbuch glich. Märchen- königinnen brauchen nicht klug zu sein, es ge- nügt, daß sie wunderbar schön sind. Und da Postkarte und Film die Vorstellung von Schönheit ziemlich gleichmäßig über alle Wassermädchen verteilt haben, so machte Inge In ihrem Herzen einen Platz frei für einen Kö- nigsthron, auf den sie, heim- lich und mit Eifer, die nichts- ahnende Zahlkellnerin Annie setzte. Diese Annie, groß und schlank und durch die feler- liche Langsamkelt Ihrer Be- wegungen mehr das Ent- zücken schönheits- als das bierdurstiger Gäste, verwal- Nebel kommt in nassem Dunst, VON EFFI HORN sammelte Süße einer Vierfruchtmarmelade, der die Zahlkellnerin Annie nur den schwachen Wider- stand einer naschhaften Fliege entgegenzusetzen vermochte, Auch Inge ging auf den süßen Leim, fand Herrn Driese hinreißend und hätte ihn wohl auch der schönen Annie für würdig befunden, wenn sie nicht schon zuviel eigene Träume um Herrn Driese gesponnen gehabt hätte. So oft es ging, kam sie mit ihrem Tablett an seinem Tisch vor- bel, fragte Ihn mit nicht schwindendem Eifer nach seinen Wünschen und empfand eine apfelsinerne Bitternis ob der geringen Aussichten ihres Mühens. „Endlich ein Mann, endlich der Mann” — bro- IM NEBEL VON HERMANN SEYBOTH Mit dem schwarzen Krähenpack eigen war, seiner Bestimmung zu. Inge knickste hinter ihr her und murmelte ziellos: „Danke, Fräu- lein Annie.“ Herr Driese aber, der alles gesehen hatte, nickte ihr gönnerhaft zu und sagte, Rom sei auch nicht an einem Tage gebaut worden und ein gutes Zwetschgenmus koche drei Tage und sie werde es schon auch noch lernen, das Ser- vieren, meine er. Aber der Thron in Inges Herzen wackelte, rutschte, senkte sich und warf wie ein bockendes Pferd zunächst einmal die Zahlkellnerin Annie ab und gab sie der Rache preis. Zwischen dem Einschen- ken von Achteln Rotem und Vierteln Weißem, zwischen dem Zischen von Sodawasser und dem stillen Kreiselspiel lustlosen Bier- schaums helratete das Wasser- » mädchen Inge einen reichen Hotelbesitzer und engagierte die Zahlkellnerin Annie, nur um sie dann vor allen Leuten — voraus vor Herrn Driese — zu blamieren. Noch wußte sie tete die Speisekarte, nahm Bestellungen auf, gab sie mit nachdrücklicher Zeltlosigkeit an den Kellner Fritz und die Kellnerin Poldi weiter, beauf- tragte das Wassermädchen Inge mit dem Heranbringen von Getränken und kam dann nach angemessener Wartezeit erst wieder, wenn die Gäste mehrmals ihren Wunsch nach Zahlen kundgetan hatten. Sie wies Plätze an, nahm Vorbe- stellungen auf und schwebte In temperamentloser Langsam- keit in Großaufnanme über den Tischen. e Inge fand die Große sehr schön, verglich ihre eigene Struppigkeit mit diesem aus- geglichenen blonden Wellen- schlag, verdammte die eigene Spitzbubennase angesichts der Tatsache, daß es solch ein Profil gab, und schöpfte allein aus der anerkannt schönen Form Ihrer eigenen, wohlge- Ihm gehört der Erde Gunst, Willig sie ihn trägt. Herrlich strömt sein weißer Hauch, Der den schönen Frauen auch An die Wangen schlägt, Stumm befühlt er ihren Arm, Greift sie an die Brüste warm, Gibt den kalten Kuß. Schöne Frauen mögen’s nicht, Sie verbergen ihr Gesicht, Gehen voll Verdruß. Jungen Mädchen wohlgebaut, Schenkt er eine Gänsehaut, Schickt sie so nach Haus. Kommt ihm eine in die Quer, Die zur Liebe taugt nicht mehr, Weicht er ängstlich aus. Treibt er seinen Schabernack, Bis es nichts mehr sieht. Alle sind ihm untertan, Darum liegt ihm nichts daran, Ob ein Vogel flieht. Doch die alten Weiden hohl Und die feuchten Erlen wohl Lieben seine Art. Schwankend tanzt er auf dem Sumpf, Halst den dicken Weidenstumpf, Der so grün behaart. Plötzlich wird er müd und klein, Schläft in einem Flußbett ein Und entschwindet ganz. Übern Himmel weiß und blau, Schöner noch als eine Frau, Kommt der Sonnenglanz. nicht, ob dies durch beißende Ironie oder durch lächelnde Großmut geschehen werde, doch einige feingedrechselte Sätze standen schon fest, Sätze, die ins Schwarze trafen und die Zahlkellnerin vernich- teten. — Bis aber die Jahre vergingen, die zu solcher Überlegenheit und zugleich zu solchem Gipfel des Hotel- gewerbes führten, beschloß Inge, durch rasende Arbeit die Aufmerksamkeit der Gäste von Annie weg und auf sich zu lenken. Leider aber lenkte sie zunächst nur die Aufmerksamkeit der „gnödigen Frau” auf sich, der Besitzerin, die ausgerechnetan diesem Tage vom Hotelbüro in den Speisesaal kam und die Erziehung des Wasser- mädchens Inge In die Hand nahm. „Wo haben Sie denn das gelernt — doch net bei mir?” fragte sie ein um das andere Mal — und schwungenen und zierlichen Beine einen kleinen Trost. Denn die der Zahlkellnerin waren dünn, so über- dünn und hölzern sogar, daß die Schuljugend des Bades Ihr bei zufälligen Begegnungen die Frage „vorzulegen pflegte, ob das Fräulein etwa seine ‚Waden jenem Spatzen ausgerissen habe, den man dort um die Ecke noch jammern höre? Das solch trecher Frage allein zukommende „Nein!“ ersetzte Annie dann durch königliche Haltung, während sich Inge für sie In den Kampf stürzte und die meist erfolglose Jagd nach den darüber äußerst be- geisterten Knaben aufnahm. Annie nahm diese Zuneigung des Wassermäd- chens ohne großes Nachdenken, ja, wohl ohne wirkliche Bewußtheit als etwas Selbstverständ- liches hin, Sie merkte darum auch nicht, daß diese leidenschaftliche Anhönglichkeit der Jüngeren Ihr auch auf durchaus unerwünschten Pfaden folgte, wie etwa auf dem, der nach Annies Wunsch zum Herzen des Marmeladehändlers Driese führen sollte. Herr Driese, ein neuer Sommergast des „Hauses Schubert”, entfernte sich in seinem Äuße- ren wie in seinen Gesprächen nie weit von seiner Branche: sein Haar besaß die zarte Farbe köst- lichen Quittengelees, seine Augen blitzten wie Schwarzkirschen vor dem Entkernen, sein kleiner Mund stand an Rundung und Röte einer Himbeere nicht nach und seinen Worten entquoll die ge- delte es In Ihrem Herzen, und Liebe und Eifer- sucht schäumten bedrohlich um den dort errichte- ten Märchenthron der Zahlkellnerin Annie. Bis schließlich die aus dem Gebrodel immer wieder schimmernd aufsteigende Seifenblase des er- träumten Glücks mit kühlem Knall zerplatzte. Das war, als Inge im Vorbeigehen hörte, wie Herr Driese der Zahlkellnerin zuflüsterte: „Ein getreues Herze wie deins, is’ mir doch mehr wert als tau- send Kübel Marmelade — besonders, wenn se’ nur In Pappkübeln is’l" Dazu lachte Anniemitihren Plakatzähnchen, schaute mitihren großenVergißmeinnichtaugen erstaunt und bewundernd den Mann an, dem solche Erkennt- nisse entströmten, und nickte Ihm vielsagend und versprechend zu. Inge aber vergaß vor Erbitterung alles, was sie in halbjähriger Lehrzeit gelernt hatte: sie vergaß, ihr Tablett anmutig in Schulter- höhe zu tragen, sie ließ esvielmehrlustlos sinken, nahm das einzige Glas, das daraufstand, formlos in die Hand und schlich mit hängendem Kopf dem Tisch zu, an den sie es zu bringen hatte. Annie jedoch war aufmerksam genug, das unmögliche Benehmen zu bemerken. „Inge“, zischte sie halblaut und entsetzt, nahm der Widerstandslosen das Tablett aus der Hand und trug es mit der vorbildlichen Eleganz, die ihr 838 Inge rannte und dampfte und konnte am Abend dieses harten Tages Schweißtropfen und Tränen nicht mehr unterscheiden; denn beide rollten mit lauer salziger Bitterkelt In die Mund- winkel. Der nächste Tag aber schien alles wieder gutzu- machen; denn Inge sollte dem Gast auf Zimmer 114 auf dessen eigenen Wunsch den Nachmittags- kaffee bringen. Nein, nicht die Poldi und nicht die Annie, einfach die kleine Inge solle das tun, hatte Herr Driese zum Zimmermädchen gesagt. Darauf wusch sich Inge mehrmals die Hände, puderte sich die Nase, zupfte sich das Spitzen- höäubchen zurecht, band sich die Schürze neu und stieg dann In guter Haltung zum ersten Stock hinauf. Vielleicht, dachte sie, als sie im Treppen- spiegel ihre feinen schlanken Beine die Stufen hinaufsteigen sah, vielleicht hat er doch gemerkt, daß die Annie Spatzenwadeln hat? Und mit inne- rer Zufriedenheit klopfte sie an, ohne zu wissen, daß hinter dieser schlichten weißlackierten Tür ein Abgrund lauerte. Nein, nicht einer der Moral — ein schlimmerer, so schien es ihr im ersten Augenblick: ein Abgrund schwärzester Enttäu- schung, in den mit lautem Gepolter Jäh Liebe und Eifersucht, Glück und Rache, Hoffnung und Zu- kunft plumpsten. Herr Driese saß auf einer Couch und nah bei ihm ein Junges Mädchen, das ihn Der Geduldige dk. Krlsch) „Bin gleich fertig, nur noch 'n ganz klein bißchen ——!" — „Sehr wohl, mein Fräulein, aber in zwei Stunden wird das Lokal geschlossen!" I paziente: “Sono pronta sublto; ancora un pochettino....1., — “Benissimo, signorina; ma In due ore ı risiorante & chlusol,, 839 strahlend anlächelte und dem er soeben ver- sicherte, daß ein treues Herz viele tausend Kübel Marmelade aufwöge. Ja, er tat ein übriges und fügte diesmal hinzu, auch wenn es feinste Blechkübel wären. Mit rotem Kopf stellte Inge den Kaffee auf den Tisch, fragte, ob sie noch ein Gedeck bringen solle, und sagte „Bitte schön“, als das Mädchen erklärte, sie tränken aus einer Tasse.. „Ein ge- treues Herz ist mehr als tausend Tassen“, murmelte Inge gelehrig und fand an diesem sinnlosen Satz den rettenden Strick, an dem sie aus dem dunk- len Abgrund ihres Kummers kletterte. So brauchte sie vor der Tür nur noch einen Augenblick zu überlegen, ob sie weinen oder lachen sollte, um sich für das Lachen zu entscheiden. Ihre Liebe starb jäh, wie ihr Appetit auf Marmelade — leben- dig aber blieb zu ihrem eigenen Erstaunen der Zorn auf die Zahlkellnerin Annie, Inge machte Annie den Vorwurf, daß sie Herrn Driese überhaupt erst In ihr, Inges, Leben ge- schoben habe, und dann in ihrer, Annies, Dumm- heit nicht erkannt habe, daß hier ein mit Zucker winkender Fuchs einfach darauf wartete, daß ihm die bisher zu sauren Trauben von selber in den Rachen fielen. Inge aber verschwor sich, daß sie, anders als Annie, für diesen Fuchs als saure Traube weiterhin zu hoch hängen wollte, und wenn sie darüber eine eingetrocknete Rosine werden sollte. Vielleicht hätte sie sich innerlich nie mehr mit der Zahlkellnerin versöhnt, wenn dieser nicht bald darauf das Mißgeschick im Garten zugestoßen wäre, das ein witziger Gast als den Sturz der Königin bezeichnete. Der Garten war an jenem Tage vollbesetzt mit Kurgästen, die den schönen Blick auf die Berge zusammen mit Kaffee und Kuchen genießen woll- ten. Den schönsten Platz aber hatte sich Herr Driese ausgesucht, einen Tisch, der auf einem über drei Stufen zu erreichenden Terräßlein stand und zu Sonne und Bergesblick noch den Vorzug besonderer Ungestörtheit besaß. Da hinauf schritt die Zahlkellnerin Annie, die der kleinen Inge das Tablett aus den ungewandten Händen genommen hatte, um den bevorzugten Gast‘ selbst zu be- dienen. Sie schritt im Glahz eines neuen dunkel- blauen Seidenkleides, im Glanze eines frischge- stärkten Zierschürzchens und eines Krönchens aus wundervoll gezackter Spitze. Sie spürte die be- wundernden Blicke, die ihr folgten, und setzte die Füße noch feierlicher — bis sie vor lauter Feierlichkeit bei der zweiten Stufe zum Terräßlein danebentrat, stolperte, hinfiel und am Boden lag als ein Gewirr von blauer Seide, weißer Stärke, schwarzer Blumenerde, braunem Malzkaffee, blauer Milch und roter Erdbeertorte, Sekunden nur lag sie so, dann war sie wieder auf den Beinen, den dünnen unsicheren Spatzenbeinen, taffte das Geschirr zusammen, hielt sich den Arm, den der heiße Kaffee ein wenig verbrannt hatte, zog sich das verrutschte Spitzengebilde aus den verschobenen Locken und enttloh unter den mit- leidigen Blicken und Worten der Gäste. Nur Herr Driese sagte nichts. Er hatte den Vorfall fein über- sehen und fand erst Worte, als nach zwanzig Minuten die verschämte und ihres sonntäglichen Glanzes beraubte Annie wieder auftauchte und frischen Kaffee brachte, Aber wenn die Zahlkellnerin, auf Grund ihrer bis- herigen Kenntnis von Herrn Driese und einer dar- aus herrührenden Verabredung für den Abend, auf zartfühlende Worte des Bedauerns gerechnet haben sollte, so bereitete ihr Herr Driese eine ebenso unerwartete wie grausame Enttäuschung: „Hochmut kommt vor dem Fall”, sagte nämlich Herr Driese, „ich aber laß mir von Ihnen nicht in die Marmelade spucken!” Und er drehte sich der Sonne zu, sehr zufrieden; denn nun sah er freie Bahn für das andere getreue Herz, mit dem er den Abend — der Zahlkellnerin Annie einzigen fieien Abend — zu verbringen gedachte, „Wieso?" fragte Annie verstört und gegen diesen unerwarteten Angriff völlig wehrlos. Aber Herr Driese war im besten Zug, die Vergangenheit im Interesse einer größeren Zukunft wegzuräumen und sagte nur: „Sie hab’n wohl gemeint, $ie könnt'n mit mir spiel'n und mit dem Kellner Fritz über mich lach'n wie heute Mittag?” „Ich?” konnte die Zahlkellnerin nur noch heraus- bringen, dann drehte sie sich um und ging mit ihren langsamen Schritten Ins Haus. Dort stand das Wassermädchen Inge, das alles gehört hatte, und schaute ihr entgegen, nicht eben verweint und traurig, sondern mit einer Zufriedenheit, die man ruhig strahlend nennen konnte. Aber da sah es, wie die großen törichten Märchenaugen der Zahlkellnerin sich langsam mit Wasser füllten, daß sie ausschauten wie blasse, welke Vergißmein- nicht, die man zum Aufblühen in eine Wasch- schüssel gelegt hat und die dabei untergesunken sind. „Trau keinem Mann, Inge”, sagte dazu die Märchenkönigin und schnupfie auf, „sie sind alle schlecht.” „Das weiß ich schon”, sagte Inge überlegen, als sei das eine längst bekannte Selbstverständlich- keit, „Und dem Driese hätt‘ ich nie getraut, Fräu- lein Annie, ich nicht.‘ Da sank die Zahlkellnerin Annie, die gestürzte Königin des „Hauses Schubert‘, ganz langsam in den roten Plüsch einer leeren Fensterbank und sagte: „Getraut? Getraut habe ich ihm auch nicht. Mir. tut es Ja auch nur leid um den Kübel Marme- lade, den er mir versprochen hat, Orangen mit Zitronen gemischt, hat er gesagt, das soll was Wunderbares sein. Aber was weiß man — viel- leicht gibt's die Mischung gar nicht? Und über- haupt ist mir ein getreues Herz lieber als tausend Kübel Marmelade, jawohl, viel lieber,” „In Papp- oder in Blechkübeln?” dachte das Was- sermädchen Inge und räumte die letzten Reste eines Königinnenthrons in einen unbeachteten Winkel Ihres Herzens. Es brauchte ihn nicht mehr. Es gab auch voll Mitleid den Plan auf, dies törichte Geschöpf jemals aus Gründen der Rache in seinen späteren Hotelgroßbetrieb zu nehmen. Nein, nie. Höchstens, weil so etwas Dummes einem leid tun konnte, konnte man die Annie anstellen. Und Inge nahm auf neue und eigene Art ihr Wassertablett, ging hinaus in den Gatten, schritt sicher das Treppchen hoch und setzte ziemlich hart Herrn Driese ein Glas Wasser unter die Nase. EIN HARTNÄCKIGER FALL VON KNUT OVING Jeden von uns hat wohl schon einmal eine Grippe befallen. Und doch soll es Menschen geben, die sich ihr hartnäckig und mit Erfolg wldersetzen können! Die sie noch nie am eigenen Leibe spüren mußten! Der bloße Gedanke an diese Krankheit erfüllt diese halsstarrigen Naturen schon mit Spott und Hohn. Äußert man aber nur ein einziges Wort, so gilt man in ihren Augen als pimperlich und ver- weichlicht. Und auf eine ganz bestimmte Art rümpfen sie die Nase und ziehen die Mundwinkel hoch. 2 Dieser Tage nun hatte ich das zweifelhafte Ver- gnügen, daß ein solches Individuum mich mit sei- nem Besuch beehrte. Wir unterhielten uns. Ich schwatzte munter darauf los, ich sagte dies und das. Und alles nur, daß er nicht wieder auf sein Steckenpferd bei dieser Jahreszeit kommen sollte. Doch alles war zwecklos. „Du bist so blaßl“ sagte er unvermittelt, „Sei ehr- lich, dich friert! Jetzt bildest du dir sicher ein, du bekommst eine Grippe! Oder glaubst am Ende gar, du hast sie schon?” „Mir geht es gutl” sagte ich ärgerlich. Denn jetzt ‚ hatte ich wahrhaftig kein Wort gesagt und er war doch eingeschnappt. „Aber dein eigenes Aus- sehen sollte einmal zur Debatte stehen! Du siehst heute so erhitzt und fiebrig aus!” „Ich habe vorhin zu nah am Ofen gesessen.” „So. Und warum? Well dich fror!” „Nun ja. Ist das etwa ein Wunder, da es heute so verteufelt kalt draußen ist? Aber bilde dir nichts ein! Ich habe ebenso wenig die Grippe wie jener ausgestopfte Papagei dort an der WandI" Ein Vergleich, der mich überzeugte, dsB auch der ausgestopfte Vogel da oben die Grippe haben müsse. Doch es ist ebenso zwecklos, mit einem Über- gesunden wie mit einem eingebildeten Kranken zu diskutieren. Ich wechselte darum das Thema wieder und bot ihm, um ihn abzulenken, eine Tasse Kaffee an. Er nahm sie dankend an. Und trank sie so heiß, wie sie eben hinunter wollte. Wir plauderten weiter. Er sah mir immer flebriger aus. Nach einer Weile konnte ich mich nicht ent- halten zu fragen: „Nun, wie fühlst du dich jetzt?” „Gut!“ schnaufte er. „Was willst du übrigens da- mit sagen?“ Er erhob sich und rückte näher an den Kamin. „Ist doch was Feines, solch ein Feuer- chen!” „Ja, aber setze dich nicht zu dicht heran”, er- mahnte ich. „Du erhitzt dich sonst noch mehr.” Er tat, als verstünde er nicht und blieb sitzen, die 840 Nasenspitze den Flammen zugekehrt. Dennoch hustete er plötzlich auf. Ein wahrer Keuchhusten- anfall schüttelte ihn. Danach begann er, wohl um sich auch innerlich zu erwärmen, vom Sommer und seinen Freuden zu schwärmen. Doch inmitten dieser Schwärme- teien schüttelte er sich vor Kälte und eine Gänse- haut überlief ihn. Das konnte ich nicht länger mehr mitansehen. „Du solltest jetzt nach Hause gehen und dich zu Bett legen! Denn du hast die Grippel” Er aber lächelte bloß, richtete sich krampfhaft auf und sagte; „Nein, mein Lieber. Wie gesagt, das mit der Grippe Ist so eine Mode-Einbildung. — Im Höchstfalle bin ich ein klein wenig erkältet.” Er schüttelte sich und rückte noch näher ans Feuer. „Auch eine Erkältung kann Gefahren in sich ber- gen — etwa eine Lungenentzündung”, schaltete ich vorsichtig ein. „Wie gesagt, ich an deiner Stelle würde nach Hause gehen und mich zu Bett legen.” Er schüttelte hartnäckig den Kopf. Doch hielt er plötzlich damit inne, begann mit den Augen zu zucken und legte die Hand auf die Stirn. Gleich darauf erhob er sich und erklärte, nun nach Hause gehen zu müssen. „Ja — j8“, sagte ich, „ich kenne das, Schwindel und Kopfwehl” „Ach was!" sagte er — dabei aber hütete er sich, den Kopf wieder so heftig zu bewegen. „Ich fühle mich frischer denn je,” ‚Dann reichte er mir seine feuchte Hand. „Tu mir den Gefallen, besuche mich morgen abend, „Wird mir ein Vergnügen sein”, dankte ich. „So- fern du gesund bist und nicht die Grippe hast" „Ich habe die Grippe nicht”, versicherte er noch einmal mit heiserer Stimme, „sel unbesorgtl” Dann ging er und stieg mit unsicheren Schritten die Treppe hinab... Am nächsten Morgen schon rief er mich an. „Komm‘ bitte nicht heute abend, Denn ich liege zu Bett und habe —“ seine Stimme verriet einen leichten Triumph — „die Masern!” Donnerwetter, da hatte er also doch mal wieder recht gehabt! Was mich aber anbelangt, so muß ich schon sagen, daß ich mich seitdem auch nicht be- sonders auf der Höhe fühle. Sollte etwa auch ich in meinem biblischen Alter noch einmal in die Kindheit zurückversetzt sein — und die Masern bekommen? (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) VDNDDDDDDDDDDDDDDD 22111122107 Nehmen Sie „AY4r#nes Wasser! Warmes Wasser steigert die pflegende und erfrischende Wirkung von Auliklora= Zahnpasta. Und nicht zu viel Anlıkloru nehmen. 1-2 cm genügt. Durchlöcherte Kochtöpte IM) Mu & F heilt Alles-Kit: Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zo ken Masse vermengt gibt zun Behelf ein In» ULLA LLELLKCAEKEGCKKGALLLLCEECKCKCKKCKELECKAG ADD) htangsmittel für defekte Koctöpfe uw. || FRAU 2 SE e D: ulsche WISSENSCHAFT schuf in den BAYER-Arzneimitteln Medikamente von Weltbedeutung Güte und Wirksamkeit der Arzneimittel mit dem BAYER-Kreuz enisprechen dem letzten Stand der Forschung! SEIT JAHREN GRÖSSTE DEUTSCHE unter dem Kinn rasieren! 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Und doch schien mir in dem zarten Spiel eine verhaltene Erregtheit zu liegen, die der Komponist wohl nicht in seine Musik hineingelegt hatte. Das ließ sogar mich, der ich nicht besonders musikalisch bin, auf- horchen. Meine Aufmerksamkeit wandte sich nun den Musikern zu. Der lange dürre Geiger mit der gelockten Künstlermähne blickte düster wie eine Gewitterwolke. Um seine Mundwinkel zuckte es dämonisch. Auch der kleine dicke Cellist sah nicht sehr friedlich aus — mit Würgegriff um- klammerte er den Hals seines Insırumentes, um ihm, den Bogen wie ein Schlachtemesser führend, brummende Töne zu entlocken. Der Klavierspieler in einem Eine drei Mann kehrte mir den Rücken zu. Doch sah ich, wie seine Schulterpaitie mit der Wucht eines Boxers arbeitete, der vor dem Sandsack steht. Die Arie war zu Ende, Die Musiker ließen ihre Instrumente und sprachen in gedämpftem Ton erregt aufeinander ein. Offenbar stritten sie. „Kruzitürken!” hörte ich da plötzlich den Klavier- spieler zischen. „Mit mir könnt ihr das nicht machen! Mit mir nicht!" Da hob der Geiger den Bogen — und wieder waren die streitenden Elemente zu neuem Spiel vereint. Grieg, „Aases Tod”. Düsterer denn je klang es und Solveigs zartes Wiegenlied über- tönte selbst das Tellergerassel, Kaum war jedoch der letzte Ton verklungen, saßen die drei wieder zusammen, „Unsinn!“ hörte ich den Geiger fauchen. „So- lange Ich was zu sagen habe — —" „Dann sag doch was!” höhnte der Cellist. So ging es weiter. Mit verhaltener Stimme, daß es das Publikum nicht hören sollte, wurden die wütendsten und gröbsten Beleidigungen ausge- Wer die Ratschläge seines Arzıes in den Wind schlä seine Medikamente wegwirf, handelt ebensn sinnlos. 3 Trllon ton — ein Gebot der Stundel Mit Tropon-Präparaten hauı so Florio Marsala — ein Spitzenver treter der jahrtausendealten Wein baukultur Sizilien. Vollmundig, würzig und gehaltvoll will er an- dächtig und in kleinen, prü- fenden Zügen genossen werden. FLORIO MARSALA vino oı sıcırLıa Überzeugen Sie ich von der Wirkung + Packg. RM 1,15 In Apoih. Falls nicht erhälıloder wegen Brüschüre schreibe man an Hersteller fompelhel 23 Rumayplan 46. “ 6.m.b.H. in Löri erzeug! nach wie vor WYBERT - ch ib TABLETTEN tauscht. Bis sie plötzlich wieder zu den Instru- menten griffen. Die Zuhörer hörten ein heiteres Konzeristück, Mir aber fiel unwillkürlich die Anekdote über jenen kleinen Jungen ein, der, als er zum ersten Male ein größeres Orchester zusammenspielen sah, erstaunt seinen Vater fragte: Spielen die vielen Männer alle das gleiche Stück? — — Mein Mittagessen hatte ich verzehrt, der Kaffee kam. Stück um Stück spielte die Kapelle herunter. Aber ich fühlte: über dem Podium lag welter die Gewitterstimmung. Da nahm ich die Visitenkarte des Generaldirektors X, die Ich kürzlich von ihm erhielt. „Nun bitie etwas von Richard Wagner“, schrieb ich darauf. Durch den Ober ließ ich meinen Wunschzettel dem Kapellmeister überbringen. Dann aber beeilte ich mich, meine Zeche zu be- zahlen. Und griff nach Hut und Stock und strebte zum Ausgang. Hinter mir erklang die Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer”. In dumpfen Tönen blökte das Cello, Die ersten Zähnchen dürfen nur (Freude ber ufen. Zur Vorbeugung und Behebung örtlicher Belhiwerden beim Zahndurdhbruch das altbewährte Dentinor tropfen weile im das Zahnfleifch einreiben Dentinox Darmmassage In Apotheken, Im Krieg ist Sparen [»} Pflicht — Auch bei „Sonnal” vergiß es nicht! RW RC hm „ bewährte 3 MH IKKAULADIIDIE IIRDILA IKKAD SIIHETTILIKK. 2 paßt sich Ihr Föllhalter der eigenwilligsien Handıchrifl an) J ‚denn sie Ist besonders dünnflüssig und dobei larbstark, | . Füllhalter-Tinde aa AUSUUO Wie eine zarte innere wirken die mikroskopisch feinen Bestandteilchen von ‚Adolf Justs Luvos-Heilerde. Dadurch werden Magen, und Darm angeregt, der Verdau- ungsapparat säubert sich und arbeitet wieder mühelos, um die Speisen gründlich aus- zuwerten und in wertvolle Aufbaustoffe umzuwandeln. Adolf Justs Luvos-Hellerde Drogerien und Reformbäusernt Lebensfreude a Lebensenergie Jedermann kann seine kör- Perliche Kraft, Energie u. elstigen Fählgkelten ent- erfolg sichern durch Körperertüitigung im eigenen Heim nach der selt üb. 35 Jahren mlı gutem Erfolg ala Fern- || terricht angewandten Strongfort - Methode Fordern Sie unverbindlich Gratis - Prosp. Fernunter- richts« Beirleb für Strongiori-Meihode Leitung :B.8 Dr.phil. C, Scheurer, wor Die a ! DieMilch enthält iterführung entstanden die neral Milcheiweiß FAPArALE .. (227 842 Dirndl-, Trachten-, Dekorations-, Bezugs-Stoffe Aus eigener Erzeugung Bäuerlicher Hausrat München an der Hauptpost, Residenzstraße 3, Tetefon 24305 wild polterte das Klavior, in überschäumender Leidenschaft quiekte die Violine... Da ging ich mit stolz erhobenem Haupt — — ich hatte eine gute Tat getan., (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) LEBENSSTANDARD Es Isı uns bereits aus früheren Enthüllungen be- kannt, daß Fiedjen Stumpe seinem Wohnbezirk, der Sankt-Stephani-Gemeinde, durch seine völlige Unempfindlichkeit gegenüber dem Eigentums- begriff Schande machte. Als er wieder einmal, heiter und offensichtlich unbelehrbar, wegen einer ungebilligten und ohne Erstattung des Gegenwerles vorgenommenen Besitzverschiebung vor Gericht erscheinen mußte, ri® dem Richter hörbar die Geduld: „Menschenskind”, donnerte er, „können Sie denn nicht leben, ohne zu stehlen?” „Och doch, Herr Richter”, versetzte Fiedjen Stumpe mit gewinnendem Lächeln, „das könnt ich dscha am Enne wohl; aber nich so, wie ich gern möchte.” Kt Auf alle kleinen Wunden gehört sofort ein Wundpflaster, dann heilen sie meist von selbst. Mit Bißwunden und Verletzungen, die durch Gartenerde oder Pferdedung verunreinigt sind, geht man nach Anlegung eines Troumaplast-Notverbandes besser zum Arzt! LIEBER SIMPLICISSIMUS (0. Nückel) = In Im Herbst 1912 erschien das mehrbändige wissen- schaftliche Werk eines bekannten Universitäts- Professors. Seine Kollegen entdeckten, daß einige Stellen darin aus anderen Büchern abgeschrieben waren und erstätteten Anzeige beim Kultus- ministerium. Nach langem Drängen erklärte sich endlich der gegrün Arz ). aus Frischpflanzen | u.dgl.sollman zur Vermei- dung von Entzündungen und Eiterungen solort mit der bewährten Sepso- Tinktur desinfizioren. Iäparnahen md Drognien ) Ieflandensbsint undtupt nüen nu m PL ahhi vor klelnoran u, größeren Kreisen 15 Lehrbriete (Kurziorm) ‚Preis Rede und Vortragakunsi“ RM 5.30 (Nachn, + 0,30) to1iß, Düssaldort 4, LIchtstraße Se Postscheckkonto Köln 43431. KRONEN-. KRAWATTEN-FABRIK Trite M.Fibked MULCUTO Bringe Lesen Sie auch die MÜNCHNER HLLUSTRIERTE PRESSE) »suchende. Luft zehrt! Bleiben Ihre PERT- oder KHASANA- Paduungen unverschlossen, dann wird ihr Inhalt unnötig der Luft ausge- setzt und ihr Wert vermindert. Richtig aufbewahrt ist schon gut gespart! Drklorthgns DR:KORTHAUS- FRANKFURT A-M wurde am Hofe in Wien die Firma JOHANN KATTUS Ihre bekanntesie Marke int ler Wiener Sckt HOCHRIEGL Vermittlungen allerorts. HERMANN LEUTHER, Köln 6248, Helenenstraße 14 Das Gütezeichen flir Wunderfam ee ® & Kossack d, Ältere Kosmetik-Fabrik Düsseldorf für den Fall zuständige Ministerialdirektor A., ein gemütlicher Herr, zu einer Aussprache bereit. Geduldig ließ er die Anklagen der empörten Professoren über sich ergehen, dann erhob er sich lächelnd und sprach: „Seien wir doch versöhnlich, meine Herren — Weihnachten steht vor der Tür. Ich schlage Ihnen vor, Sie schenken dem Herrn Professor zum Fest eine Anzahl Gänsefüßchen, und alles ist in Ordnung!” REF. * Grat Bobby ist bei Baron Weitstein zum Abend- essen eingeladen. Beim Abschied meint die Hausfrau: „Graf Bobby, wollen Sie nicht einmal zu einem Jour kommen? Sie werden da viele schöne und interessante Frauen antreffen!” Verbeugt sich Bobby und erwidert: „Geme, aber ich werde nicht wegen der schö- nen, interessanten Frauen kommen, sondern we- gen Ihnen!” FH. Heute überlegtderFoto- freund genau, ob das Motiv auch lohnt, dann wird sorgfältig einge- stellt und nun erst ge- knipst, So erhalten wir wirklich schöne Fotos und sparen den guten jet Bedingungen kostenfrei. | l 3 Köpfe Briefmarken- sommier, verlangt kostenlos die „HANSA-POST“ «u. ci schrift, Freude macht und Werte schaff Max Horbat,Markenhs,Hamburg%/513 ft von Sammlungen HA das Schuh Zichen für dee HAMMER BRENNEREI die ER Original-Erzeugnizse BE HEILBRONN VEINNRENREREL UND FABRIK FEINEN LIKOR! Ein valbstvermöndiches Gebot n sein VELVETA so ‚aufs Brot, Ka & ul, Dos schmach se au GUSTAV LOHSE BERLIN eAabrik feü [82 843 (Fr. Bilak) Haben Sie Mir schmeckt das erste und das letzte Glas Weln am besten. Was dazwischen liegt, das trinke ich nur deshalb, weil ich beim Ober keinen Lı bericht abgeben wlll, Derzeit ist aber das erste Glas Wein nur selten zu haben, und wenn man doch ab und zu eines erobert, dann ist es zu- meist auch das letzte. Wein oder,Nichtweln, das ist heute die Frage aller jener, die unklugerweise nicht auf Stamm- gast studiert haben und so wie Ich, als ausge- stoßene Weinlose nur noch eine dunkle Erinne- tung haben an Gumpoldkirchner, Rüdesheimer oder Luttenberger-Spezial. „Jetzt“, sagte ich unlängst zu meinem Freund Schrack, „jetzt ein Glas Wein und alles wäre In Butter!” „Butter”, meinte er nachdenklich, „Butter kann ich dir leider keine verschaffen, aber Wein in rauhen Mengen!” Ich sah ihn mißtrauisch an, „Du willst wissen, wo Wein Ist?" „Poetisch kannst du nachher werden!” sagte mein Freund Schrack. „Komm nur mit, ich weiß ein kleines Gasthaus, dort bekommt jeder Wein, wenn er sich legitimiert!” „Du hast leicht von Legitimation reden!" sagte ich neiderfüllt. „Aber woher soll ich in dieser weinknappen Zeit eine rote Nase hernehmen?” „Man hat nichts weiter zu un als sich hinzu- setzen, ein Glas Bier zu trinken, und dem Ober etwas in die Hand zu drücken.” „Was?“ e „Ein Trinkvorausgeld, du Idiot! Das ist die Legi- timation. Dann bleibt man sitzen, zwinkert ab und zu, wenn der Ober vorbeikommt, verständnis- Das ganz hohe C - 11 dö acuto schon einmal gezwinkert Von Hans Karl Breslauer Innig mit den Augen, und so um halb ‚neun her- um, wenn der Wirt mit dem Weinausschenken be- ginnt, bekommt man auch einen. Jetzt Ist es halb sechs, da heißt es dazuschauen und sichanstellen... Na — mach schon! Losl" Ich ließ mich verleiten und wir verlängerten die in der Mehrzahl aus älteren Damen bestehende Schlange. Auf meine verwunderte Bemerkung, daß früher einmal, als Wein noch greifbar war, die älteren Damen kaum einen Wein getrunken hätten, flüsterte mir mein Freund ins Ohr, daß es ledig- lich der Kaffeemangel sei, der sie dem Wein in die Arme getrieben hätte. Also, ich finde es ‚empörend, daß es jeder Kaffeeschwester erlaubt ist, uns Männer zu schädigen. Wir kaufen Ihnen, trotz der vorhandenen Fettlücke, auch nicht die Gesichtscreme vor den Runzeln weg. Kurz vor halb sieben gab der Wirt das Start- zeichen, dem einige Knöpfe meines Überrockes zum Opfer fielen, und wir fanden in einem Winkel des Lokales ein Plätzchen. Ich bestellte ein Glas Bier, drückte dem Ober etwas in die Hand, was er schweigend einsteckte, und fing beim dritten Glas Bier zu zwinkern an. „Bitte sehr”, bedauerte der Ober, „Bier ist leider aus, Vielleicht ein Glas Apfelsafı? Als Gegner warmer Getränke freute ich mich über das ausgegangene Bier und mein Freund bestellte zwei Apfelsäfte. Schade um die guten Äpfel. Um acht Uhr trank ich ein Glas Preblauer, dann ging ich zu Salters über, denn man kann doch nicht strohtrocken einem Wirt den Platz versitzen, und stellte etwas später, da ich nur beim Wein für ältere Jahrgänge bin, mein von einer Dame 844 erwidertes Zwinkern ein und stieß dafür Kohlen- säure auf, was den Ober veranlaßte, mich wie einen Stammgast zu behandeln und mir Speise- soda zu bringen. Als noch etwas später mein Freund Schrack einen diskreten Zwinkerer versuchte, brachte der Ober eine Flasche Orangeade. Darnach zu urtellen hat mein Photohändler, der unlängst kein Fixiernatron auf Lager hatte, mit seiner Behauptung, daß an Chemikalien Mangel herrsche, bestimmt unrecht. Um halb neun riskierte ich — die Dame war ge- rade mit einer Auffrischung ihrer Fassade be- schöftigt und mein Magen glich einem Fossel- ballon mit Darmverschlingung — einen vorzwei- felten Zwinkerer, worauf der Ober mit zwei Gläs- chen angerutscht kam, die Jonathan Swift sicher- lich inspiriert hätten, den guten Gulliver nicht nach Liliput, sondern nach Liliputchen reisen zu lassen, und sagte freundlich: „So, meine Herren, für jeden ein Achterli” Das gab mir den Rest. Ich versuchte, das Achterl zu trinken, aber es vertrug sich nicht mit dem vielen Wasser, das ich schon in mir hatte, Gleich- artige Pole stoßen sich leider ab. Als ich aus dem Lokal wankte, sah mein getrüb- ter Blick vor etlichen Gästen eine Flasche Wein stehen. 3a, so ein Fleischer oder Selcher zwinkert eben viel besser und hat auch einen stärkeren Hände- druck als ich. Na, mir soll noch einmal jemand sagen, daß er weiß, wo man etwas bekommt, wenn man etwas in die Hände drückt; dem drücke ich auch etwas, aber nicht in die Hand... Ohne zu zwinkern, bittel In zwölfter Stunde „Was ich Ihnen vorhin sagte, von großer Liebe und so weiter, ist gold- richtig, das mit dem schwarzen Tee zu Hause war Angabe... .!" All’ ultimo momento: "Quello che poc' anzi Vi dicevo, Il grande amore, eccetera, & ayrea veritä. Quanto al t& nero in casa, non era che un'informazione!,, 845 (K. Helligenstaodt) Die traurige Geschichte meines Freundes Rombön In dem kleinen Städtchen, In dem ich seit einigen Jahren lebe, besitze ich einen Freund, den alten Oberst Rombön, dessen Gesellschaft ich schon des- halb besonders schätze, weil er der gleiche Fadian ist wie ich. Eines Tages erzählte er mir seine Ge- schichte, Sie ist so kurlos, daß ich, sie nicht für mich behalten möchte. Sie werden zwar sagen, sie ist unfein, aber schließlich haben sich unsere Klassiker auch manches erlaubt, was nicht unter ‚allen Gesichtspunkten salonfählg genannt werden kann. Nun, Sie werden ja sehen. Ich beschränke mich auf die schlichte Wiedergabe der Erzählung meines Freundes. Mir zerriß sie fast das Herz. „Meine Gattin hieß Lucila. Ich betete sie an und das Leben an Ihrer Seite machte mich zum Glück- lichsten der Sterblichen. Wir waren etwa fünf Jahre vermählt und noch hatte nicht der leiseste Schatten unser Glück getrübt. Luclla zählte zwar bedeutend weniger Jahre als Ich, doch war ich deshalb noch lange nicht, was man einen alten Esel nennt. Lucila genoß meln unbegrenztes Ver- trauen und Ich war rastlos bemüht, ihr das Da- sein so rosig wie möglich zu gestalten. Am Tage des Verhängnisses hatte mich der kürz- lich beförderte Major Lopez mit einigen Kame- raden zu einer kleinen Feier in selne Wohnung eingeladen. Wir waren sehr vergnügt und tran- ken, es war sehr helß, so viel Bler, als der Mensch Von Wenceslao Fernändez Flörez in sich aufzunehmen vermag, ohne mit lautem Knall zu platzen. Als Ich die Treppe hinunterging, merkte Ich, daß ich mich der ungeheuren Flüssig- keitsmenge In Irgendeiner Welse entledigen mußt. gehe es, wie es wolle. „Schön“, sagte ich mir, „bel der nächstbesten Gelegenhelt...” Und froh lenkte ich meine Schritte zu jener Zu- fluchtsstätte, die Ich in der Nähe wußte, als mir die Generalln Gutierrez In die Hände lief, „Ich bin entzücktl” sagte sie. „Wie geht es Ihnen?” Da sich In meiner bescheidenen Existenz nicht das geringste ereignet hatte, beeilte ich mich, Ihr das ergebenst zu versichern. Aber die Ge- neralin Gutierrez Ist eine der gesprächigsten Da- men der ganzen iberischen Halbinsel und so hielt sie mich mit Ihrem Redestrom eine volle Viertel- stunde fest. Dann fragte sie; „Wohin wollten Sie eigentlich?” Gerade das konnte ich aber der Gemahlin mei- nes Generals nicht sagen. Mich mühsam beherr- schend, stotterte ich: „Ausge: sagte die Kommandeuse, „be- gleiten Sie mich doch ein Stückchen!” „Mit tausend Freuden.” Ich schritt resigniert an Ihrer Seite, Diese furcht- bare Frau hatte aber die hassenswerte Gewohn- Die verschwenderische Frau Von Heinz Scharpf Ein Ehemann betrat die Agentur der Hölle, „Womit kann Ich Ihnen dienen?” fragte der Teu- fel zuvorkommend, „Ich wünsche meine Seele zu verkaufen”, ont- wortete der Ehemann. „Sehr erfreut, Und was wünschen Sie dafür ein- zutauschen? Liebe? Ruhm? Ein langes Leben?” Geld", seufzte der Ehemann, „Gemacht”, nickte der Teufel, setzte einen Kauf- vertrag auf und ließ den Ehemann mit seinem Herzblut unterschreiben. Dann drückte er auf einen Knopf, worauf eine kleine, feurige Teufelin erschien, kokatt knixte und dem Kunden eine schwarze Geldtasche überreichte, in der sich ein Hundertmarkschein befand. ‚Nur ein Hundertmarkschein?” fragte der Mann enttäuscht, „ist das alles?” . „Alles“, grinste der Teufel und scharrte mit dem Pferdefuß, „aber es Ist Satansgeld, mein Herr, es wird Ihnen nie ausgehen, So oft Sie den Hundert- markschein aus der Tasche nehmen, wird ein anderer an seiner Stelle erscheinen, von der ge. heimen höllischen Staatsdruckerei prompt ge- liefert.” Der Ehemann steckte die Tasche ein und empfahl sich. „Auf Wiedersehen“, rief ihm der Teufal nach und rieb sich diabolisch die Hönde ob des gemach- ten Geschäftes. Aber gemach. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, der Mann mit der verkauften Seele war von der höllischen Agentur aufs beste bedient worden. Die kleine schwarze Tasche erwies sich als unerschöpflich. Er mochte ausgeben, soviel er wollte, der Hun- derimarkschein erneuerte sich Im Handumdrehen. Heissa, nun konnte der Ehemann alles kaufen, uchhandlungen, Z Postar er ol tungsgs gültig ab 15, Okt. 1941. — Unvarlangte Einsendungen werden tgegen nur zurückg was nötig war, und jetzt merkte er erst, was alles gefehlt hatte. Nachts legte er die Tasche unter das Kopfkissen, um gleich nach dem Erwachen nach ihr zu grei- fen. Und Jeden Morgen war sie da. Mit dem Rufe: Morgenstunde hat Gold im Mundel sprang er aus dem Bett und vergnügt in den Tag hinein. Bald Jedoch fragte ihn seine Frau: „Liebster” — Liebster hatte sie schon lang nicht mehr zu ihm gesagt — „Liebster, woher hast du plötzlich das viele Geld?“ Und da er mit der Sprache nicht herausrücken wollte, drang sie mit allen weib- lichen Verführungskünsten In Ihn, bis er Ihr alles gestand, Sofort riß sie die Börse an sich und besorgte die weiteren Einkäufe selbst, Den ganzen Tag war sie unterwegs, von einem Warenhaus zum andern laufend. Aber je mehr Geschäfte sie aufsuchte, um so mehr sah sie der Dinge, die sie unbedingt noch haben mußte. Kleider, Hüte, Schuhe, Wäsche, Schmuck häufte sie zu Bergen, trotzdem bekam sie nicht genug. Sie kaufte, kaufte und kaufte. Nachts legte sie die Tasche unter das Kopfkissen, um gleich nach dem Erwachen nach ihr zu grei- fen. Mit dem Rufe: Was du heute kannst be- sorgen, das verschiebe nicht auf morgen! sprang sie aus dem Bett und machte sich einkaufs- bereit. Doch eines Tages war die Tasche weg. Uber Nacht verschwunden. Die Frau schrie auf, daß der Mann erschreckt emporfuhr. „Die Tasche...“, raufte sie sich die Haare. Der Mann griff bestürzt unter das Kissen. Da taschelte etwas. Da lag statt der Tasche der Kauf- vertrag des Teufels, in vier Teile zerrissen. Die Hölle war von dem Geschäft zurückgetreten. Gustav Sch pr ıdt, wenn Porto beille, heit, alle vier Schritte stehenzubleiben, um den Sinn Ihrer Rede zu unterstreichen. Ich antwortete mechanisch und blickte ängstlich nach rechts und links, ob mir nicht von Irgendwoher die Rettung winkte. Die Dame an meiner Selte bemerkte meine Unruhe. „Sie sind bedrückt...?” „— Ich? Keineswegs. — Überglücklich.” Ich litt Folterqualen. Doch nicht genug. Die Ge- neralin betrat ein Geschäft und bat mich zu war- ten. Stehend war meine Pein noch viel viel größer. So ging ich denn In kurzen, hastigen Schritten vor dem Laden auf und ab, fest entschlossen zu fliehen... Aber da war sie schon wieder. Unter der Türe Ihres Hauses hlelt sie mich eine weitere Viertelstunde fest. Ich redete sinnloses Zeug, denn mich quälte beständig der Gedanke: Jetzt,,. jetzt... Entsetzlich! Vor der Generalinli Da hörte Ich sie sagen: „Kommen Sie doch ein bißchen mit heraufl Mein Mann ist zu Hause. „Heißen Dank, gnädige Frau. Empfehlen Sie mich, bitte...” „Machen Sie uns doch die Freude..." „Ohl" stieß ich hervor und trat nun ohne Jede Scheu von einem Bein auf das andere, um meine Pein zu mildern. „Nur zwei Minuten!” „Unmöglichl” schrie Ich und entfernte mich zap- pelnd. Wohin nun? Ich wußte mir keinen Rat. Der Gene- tal wohnte In einer so belebten Straße, daß ein Offizier In Uniform nicht Im entferntesten daran denken konnte, sich In formloser Welse zu helfen. Ich fand mich mit dem Gedanken ab, daß mir wohl nichts anderes übrig bliebe, als eines herol- schen Todes zu sterben. Mir war, als bewegte sich das konsumierte Bier in zehnfacher Menge wie ein stürmisches Meer in meinem Innern. Meine Nieren liefen auf höchsten Touren... Zu meiner Wohnung war nicht mehr welt, „Nach Hausel“ beschloß Ich, In Schweiß gebadet langte ich an. „Aftl Lift” brüllte Ich. Der Aufzug funktionierte nicht. In gewaltigen Sätzen stürzte Ich die drel Treppen hinauf. Hastig testete Ich nach dem Schlüssel... die Hände zitterten... Ich brauchte fast eine Minute, bis Ich die Türe öffnen konnte... Und ohne mich da- mit aufzuhalten, sie hinter mir zuzuwerfen, stürmte ich wie ein Tornado In die Diele, Als ich an einem der offenen Zimmer vorüber- kam, sah ich, was ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde: Lucila in den Armen dos Rittmi Aristides Manzano, Mir war, als bekäme ich einen Stoß vor die Brust, Ich blieb einen Augenblick stehen... aber... Sie begreifen... ich mußte ja... Ich streckte also nur den Kopf hinein und sagte geschwind: „Ich werde euch töten... Ich komme sofort...” Und Ilef davon. Es ging nicht anders. Nach etwa fünf Minuten stürmte ich in das Zimmer der bei- den Schuldigen. Niemandl Ich durchstöberte die ganze Wohnung, Leer! Die beiden Elenden hatten die Zeit benützt, zu fliehen. Oberst Rombön hielt inne. Dann sagte er: „Werden Sie mir glauben, wenn Ich Ihnen sage, daß niemand die Erklärung meines Verhaltens gelten lassen wollte? Man sagte mir, ich hätte vor allem meine Ehre wahren müssen. Das war mir aber doch nicht möglich, einfach nicht mög- lich Ich mußte meinen Abschied nehmen... Meine Laufbahn war vernichtet.” — Ich schwieg ergriffen angesichts dieses Unglücks. (Aus dem Spanischen von Helma Flessa) ie 80 (Fomruf 1298). Brietanschrift: München 2 BZ, Brleltach. "München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen : Einzelnummer 30 Pf.; Abonnement im Monat RM. 1.20. — Anzolgeonprolso nach Preisliste Nr. 7 .— Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920, Erfüllungsort München, Straße im Böhmerwald - Strada nella Foresta Boema (A. Kubln) 847 Internationale Brigade SEN „Diese verfluchte Protektionswirtschaft! Was nützen mir meine vielen Vorstrafen? Nun ist Elliot Roosevelt unser Kommandeur geworden und nicht ich!‘ Brigata internazionale: "Maledetto questo Intrigo protezionista! A che servono le mie molte condanne scontate? Invece di me, ora & divenuto nostro Comandante Elliot Roosevelt!'* |