Wer einen hund aussetzt ist eine bestie italienisch

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München, 1. Januar 1942 : . 
47. Jahrgang / Nummer 1 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Franklin Roosevelt 


(Karl Arnold) 





Gestützt auf das Vertrauen seiner besten Wähler war er ausersehen, 
sein Volk und Europa in einen Weltkrieg zu stürzen! 


Franklin Roosevelt: Appogglato sulla fiducla del suol migliorl elettorl, egli era predesiincto a preclpitare Il suo popolo e l’Europa In una guerra mondlale! 


In Charkow 


(fon! Bich! Im Felde) 





Der Holunderstrauch 


Von Walter Foitzick 


Eigentlich gehörte er in eine Legende oder In ein 
erbauliches Buch, so ein tapferer, braver Holunder- 
strauch ist er. Vorläufig steht er aber noch In kei- 
ner Legende, sondern er steht auf der Wiese, 
über die ich täglich gehe, und die andere viel- 
leicht gehössig einen Bauplatz nennen. Da steht 
er in einer Ecke, dort wo die Böschung zur Straße 
ist, Kein schlechter Platz für einen Holunderstrauch. 


Silvefterabend 
Von Ratatöshr 


Morgen alfo fängt ein neues 
Jahr zu exiftieren an. 

Ob ein Lächeln man, ein fcheues, 
frag’ ich mich, riskieren kann? 


Oder muß man ernft verbleiben 
und die Stirn in Falten ziehn, 
wenn die Götter kegelfcheiben? 

- Ach, fo viel »fteht noch dahin! 


Ob wir lächeln oder greinen, 
trägt es was zum Ganzen beit 
Eher möcht’ ich da fchon meinen, 
daß cs höchft belanglos fei, 


Ich weiß auch, wie er dahingekommen ist. Fällt 
man nömlich ein Lot von dem Haltedraht der 
Straßenbahnleitungen herunter, so trifft man ge- 
nau auf meinen Holunderstrauch. Von dort oben 
hat auch eine Drossel zwar kein Lot.gefällt, aber 
sie ließ etwas anderes fallen. Die Drossel hatte 
Glück mit ihrer aufbauenden Tätigkeit, denn nach 
den Gesetzen vom freien Fall fiel es zwischen die 
Brennesseln, die dort wuchern, als ob eine land- 
wirtschaftliche Behörde sie betreute. So verlebte 
der junge Holunderstrauch seine ersten Kinder- 
Jahre friedlich im Verborgenen. Doch das dauerte 
nicht lange. 

Ich bemerkte ihn, als er über die Brennesseln hin- 
ausspitzte. Ich war aber nicht der einzige, dem er 
auffiel, sondern ein ganzes Fähnlein der HJ. be- 
merkte ihn auch. Bei Buben herrscht eine starke 
Nachfrage nach so röhrenförmigem Holz, und ein 
Holunderstrauch ist nicht viel für ein ganzes Fähn- 
lein. Bäume in Griechenland haben manches durch 
Ziegentraß auszustehen, auf meiner Wiese gibt es 
zwar keine Ziegen, aber Buben in Fülle, Der Ho- 
lunderstrauch wurde unter den Händen der Buben 
das Muster eines knorrigen und zerwutzelten 
Holunders, soviel Pfeifenröhrl mußte er hergeben. 
Aber er hielt durch, und seit einigen Jahren ge- 
lingt es Ihm sogar, zu blühen und Früchte hervor- 
zubringen. Das hätte er nicht tun sollen, denn nun 
kamen Leute und schnitten ihm die Blütenteller 
ab, um daraus Hollerküchel zu backen, und aus 
den Beeren machten sie Kompott, weil es so gut 
für die Verdauung Ist, Das ahnte natürlich der 
Holunderstrauch nicht, denn solche Büsche denken 
weder an Kompott noch an Hollerküchel, sondern 
Immerzu an die Nachkommenschaft. Wenn es noch 
die Drosseln gewesen wären, die haben ja Ver- 
ständnis für so etwas, aber von den Hollerkücheln 


2 


und dem andern Nachtisch kam nichts mehr an die 
Böschung, am Straßenrand zurück. 

Jetzt ist der Holunderstrauch schon seine zwei 
Meter hoch, Ich glaube, er hat's geschafft. Schön 
ist er wirklich nicht, aber strupplg und charakter 
voll, wie jemand, der im Straßengraben aufwächst 
und trotzdem blüht. 

Wenn er nicht auf dieser Wiese stünde, sondern in 
der erbaulichen Legende, würde es ungefähr von 
ihm heißen: „Sehet den Holunderstrauch, er er- 
leidet viel Ungemach und die städtische Gärten- 
verwaltung achtet seiner nicht, aber er kämpfi sich 
dennoch zum Licht und wird knorrig.” 

Im übrigen wird ihm das alles nichts helfen, wenn 
hier mal gebaut wird. 


Zahnweh und Liebe 
Von K. J. Deter 


Ich hatte ein Bonbon im Munde 
Und brach mir einen Zahn. 

Ein Trost kühlt‘ meine Wunde: 
Sie war mir zärtlich zugelan! 


Ich warf den Zahn in alle Winde, 
Und das Bonbon natürlich auch, 
Aus dem Laub der grünen Linde 
Fiel ein Blatt auf meinen Bauch. 


Die Liebe konnt’ sich nicht entfalten — 
Ein jeder weiß, was Zahnschmerz heißt! 
Ich sah mich bald bei einem Arzte halten, 
Dort hing ein Schild: „Zur Zeit verreist“. 


Der Lehrling und sein Meister 


(0. Gulbransson) 











„Stell_dich nicht so saudumm an! Nimm dir ein Beispiel an Roosevelt, 
der kann einen Brand entfachen!“ 


L’apprendista ed il suo maestro: '‘Non far quella figuraccia da scemo! 
Prendi l'esempio da Roosevelt: egli sa atlizzar bene un Incendio!,, 


Churchills Silvesterkatzenjammer 





„Goddam, wie ist mir mein Lügen- und Illusionspunsch schlecht bekommen!!* 


Churchill dopo la sbornia di San Silvestro: “Goddam! ... Come m'ha fatto male il ponce delle menzogne e delle Illusionil,, 


DIE RUMÄNISCHE PRINZESSIN 


Christian sitzt am Schreibtisch und arbeitet. Ihm 
ist nicht rosig zumute, Die Worte hüpfen nur so 
auf das Papier. Seine Leser lieben seine Art, die 
Dinge zu betrachten. Deshalb hat er Erfolg. Mit 
seinen Büchern bestimmt — mit Angela ist das 
eine andere Sache. Christian legt den Halter auf 
die Zinnschale. Er erhebt sich und geht im Zimmer 
auf und ab. Das Telefon schrillt, 

„Ferngespräch aus Wien.” 

Christian lauscht erregt. Durch das Rauschen der 
Leitung dringt Angelas weiche Stimme: „Hallol” 


„Angela, daß du anrufst —" Christian versucht, 
ruhig und beherrscht zu sprechen. Sein Herz 
schlägt heftig. 


„Warum schreibst du nicht, Christian? Bist du 
krank?" 

„Wie man’s nimmt.” 

„So geheimnisvolll — Was fehlt dir denn?" 
„Dul” 

„Komm doch herl“ Sie lacht leise 

„Und meine Arbeit?” 

= — — Ist dir wichtiger als Ich.” 

„Es gibt auch Züge von Wien nach hier!" 

„Es gibt auch andere Männer!” 

„Natürlich. — Was hast du übrigens an?" 

„Nichts, du ekliger Kerl. Dabei wartet der gute 
Teddy schon im Rauchzimmer — wir wollen ins 
Sacher.” 

„Ach so, der — Dann viel Vergnügen!” 

„Warte doch — Ich muß dir doch noch die Haupt- 
sache sagen: Nächste Woche komme ich zu dir.” 
„Wie oft soll ich das noch glauben?“ 

„Ich komme bestimmt — ganz bestimmt.” 

„Also bis dann.” 

Christian legt den Hörer auf die Gabel, bleibt 
eine ganze Welle regungslos stehen. Hat er sich 
endlich richtig verhalten? Kühl genug? — Also 
Teddy ist ihr neuer Flirt. Ach, Angela — unbe- 
techenbare, süße, schreckliche Angelal Verwöhnt, 
unbeherrscht, hart und weich — ganz nach Laune, 
Also sie kommt. Christians Gesicht entspannt sich. 
Es klingelt. — Christian drückt auf den Knopf und 
öffnet, Sein Freund Jürgen nimmt gerade forsch 
die letzten Treppenstufen. „Störe Ich, Christian?” 
„Im Gegenteil — du kommst gerade richtig. Ubri- 
gens wird Ille auch gleich da sein. Du welßt 
doch — Angelas Freundin.” 

„Aha.“ Jürgen pfeift vor sich hin. „Angela Ist 
unsicher geworden, Ille soll spionieren!” 

„Meinst du wirklich?” 

„Natürlich. Du, Christian, ich habe eine großartige 
Idee!” Jürgen bläst nachdenklich ein paar Ringe 
vor sich hin. „Die Squaw Angela schickt also Ihre 
Späherin vor, Stellt diese fest, daß der weiße 
Büffel einsam in seinem Wigwam haust, dann ist 
alles in Ordnung. Aber der weiße Büffel wird 
nicht einsam sein. Eine wunderschöne fremde 
Squaw wird bei ihm wellen, die dem welßen 
Büffel den Kopf verdreht...” 

Es klingelt an der Wohnungstür. 

„Das ist Ille.” Christian erhebt sich, geht zur Tür. 
„Hole sie herauf, Christian, und wundere dich 
nachher über nichts! Laß mich nur machen!” 
Christian geht zum Fahrstuhl, Inzwischen nimmt 
Jürgen das Telefon, wählt seine Wohnung. Fräu- 
lein Albertine meldet sich. 

„Fräulein Albertine, legen Sie doch, bitte, den 
Hörer auf den Schreibtisch. In zehn Minuten 
hängen Sie dann wieder ein. Ich brauche das für 
meinen neuen Film.” 

Fräulein Albertine tut es. Uber Jürgen Bargens 
Einfälle wundert sie sich aus Prinzip seit langem 
nicht mehr. Inzwischen hört Jürgen Illes Stimme 
in der Diele. Er beginnt eifrig zu telefonieren, 
obwohl er keinen Partner hat. Christian und Ille 
hören ihn durch die geöffnete Tür. 

„Prinzessin, Sie können mir wirklich glauben. 


VON ARNE LYN 


Christian Ist bestimmt nicht zu Haus,” 

(Pause) 

„Nein. — Morgen? Das ist möglich. Doch, diese 
Woche hat Christian noch Zeit. Nein, nächste 
Woche ist er sehr beschäftigt,” 

(Pause) 

„Wenn Sie mich wirklich dabeihaben wollen, Prin- 
zessin, gern. Ich will es Christian sagen. Aber 
-- Ich bin leicht mißtrauisch, schöne Frauen haben 
nie schöne Freundinnen.” 

(Pause) 

„Haha — bei Ihnen in Rumänien ist das anders? 
Ausgezeichnet! Also dann bestimmt!” — 

„Ah, Sie sind da?!” Jürgen schauspielert vollendet 
ehrliche Überraschung, als er sich jetzt Ille und 
Christian zuwendet. Christlan macht ein verständ- 
nislos fragendes Gesicht und deutet auf das 
Telefon. 

„Dein Verleger wollte dich sprechen. Ich habe 


Feldpoftkarte 


Ih habe soeben 3 bir at 
aut ir for mon Tnslel ref nt 
ud zwar man üst ja Kein anne Shlicher- 
mit Biiher and Manclalk ang Ziücken 
Das war din so filminanter Jar, 

Aass ih davon Singen And Hagen müs. 


Beim nächstes Inlanb da Sacke ich Div 

ach se lin N er Bu: 

wicht eissgeffchst,Aast 0 fabelhaft ii 

Aa ten Dh une Jhrafe Ralttet gchigk. 

Desk werinn DR 05 Lobst- And es ist nichtgeheiichelk. 
Daum wirst Di mierzig Minäten gefreichett, 


Nün winse Di ‚Überempfisdliche ‚Zarte 

wohl meine das schreibt mar dach wicht per Kante, 
Ih aber sage: warf dem wicht 

wir sind doch schlieglich verckelicht. 

Heist freilich Kasın de Din min eine Köghaud 
Kintiberfiuken won fünsen Riplan, 


Wilhelm Hanmond-Nonden 


Ihn abgewimmelt”, Jügt Jürgen mit eiserner Stirn. 
Iile setzt sich, greift nach ihrem Puderdöschen 
und beobachtet die beiden scharf. 

„Welcher Verleger denn?“ fragt Christian ver- 
ständnislos. 

„Na, der neue. Übrigens ein netter Kerl. Er hat 
uns eingeladen. Mich will er mit einer Schrift- 
stellerin bekanntmachen, die nicht nur gut schreibt, 
sondern auch sehr gut aussehen soll, Sie stammt 
aus Rumänien.” 

Christian sagt gar nichts. Er legt eine Platte auf. 
„Hast du übrigens rumänische Platten bekommen, 
Christian? Der Verleger fragte eben danach.” 
Christian versteht das Ganze immer noch nicht. 
Aber es beginnt bei ihm zu dämmern, 

„Nein“, sagt er über Illes Schultern mit fragenden 
Augen. „Sie sind noch nicht angekommen.” 

Ille beobachtet schweigend welter, 

„Verstehen Sie eigentlich, daß Christian so dumm 
ist?‘ fragt Jürgen Ille unschuldig. Jürgen kann 
viel Alkohol vertragen, aber jetzt spricht er so, als 
sei er vom Wein gelockert. „Er hat Ihnen doch be- 
stimmt von seiner rumänischen Eroberung erzählt?” 
„Sie meinen den Verleger?” fragt Ille spöttisch. 








5 


„Ach, Verleger — eine Prinzessin ist sie und 
Christian merkt angeblich nicht, daß sie in Ihn 
verliebt ist,” 

„Kein Wort hat er mir gesagt.” Ille betrachtet 
Christian forschend. Der hat einen roten Kopf. 
Jürgens Frechheit verschlägt Ihm die Sprache. 
„Ist sie schön?” fragt Ille. Sie sieht Christian an. 
Er gefällt Ihr ausnehmend gut. Im Grunde gönnt 
sie ihn Angela gar nicht. Dieser Angela, die sich 
vor Männern nicht reiten kann und sich für keinen 
entscheidet, Sie wird es Ihr sofort sagen, das mit 
der rumänischen Prinzessin, 

„Wunderbar schön!" Jürgen ist die Ehrfurcht in 
Person. Er glaubt nun beinahe schon selbst an 
die Existenz dieser Prinzessin. „Eigentlich wollten 
wir beide neulich gar nicht auf den Empfang 
gehen”, fährt er fort. „Zunächst war es ja auch 
langweilig, aber als die Prinzessin dann aufblen- 
dete, wurde sogar Christian lebhaft. Er hat dann 
am nächsten Tag Besuch gemacht, — Ich dart 
seitdem die Telefongespräche annehmen.” 

„Du sollst nicht so viel Unsinn reden, Alter. Glau- 
ben Sie kein Wort, Illel sagt nun Christian, 
Noch am selben Abend schilderte Ille am Telefon 
die Prinzessin aus Rumänien in den buntesten 
Farben. Ihre Beschreibung gewann durch die 
Vorstellung von Angelas zormniger Überraschung 
ungemein an Prägnanz. Das Gespräch wurde teuer. 
Vierundzwanzig Stunden später klingelt es an 
Christians Haustür. Jürgen, der wieder bei seinem 
Freunde ist, nimmt das Sprachrohr. „Hallol” 

„ch bin es.” Jürgen erkennt diese Stimme sofort, 
obgleich sie sonst viel weicher klingt. 

„Sie ist dal” ruft er ins Arbeitszimmer. 

Christian eilt zum Fahrstuhl, und als er mit Angela 
zurückkommt, erkennt Jürgen sofort, daß er die 
Mine richtig gelegt hat. Angela ist geladen. Mit 
hastiger Bewegung nimmt Jürgen gerade in dem 
Augenblick, in dem ‘Angela das Zimmer betritt, 
eine bereitgehaltene Fotografie vom Schreibtisch 
Bevor er das Bild — die Aufnahme einer sehr gut 
aussehenden, aber noch unbekannten Schauspie- 
lerin — in die Tasche stecken kann, hat es Angela 
schon In der Hand. 

„Wer ist denn das?” 

„Ach, eine Bekannte, eine Schauspielerin.” Jürgen 
sagt die Wahrheit, was Angela sofort veranlaßt, 
eine Lüge zu vermuten. 

„Ach, deshalb lag das Bild wohl auch auf Chri- 
stians Schreibtisch?“ Jürgen zuckt scheinbar ver- 
legen die Achseln, 

Inzwischen macht sich Christian am Rauchtisch zu 
schaffen, Angelas Finger trommeln nervös auf der 
Schrelbtischplatte. 

Jürgen verabschiedet sich schnell, er müsse ins 
Ateller, 

„Christian, was ist mit der Rumänin?” 

Die Tür hat sich kaum hinter Jürgen geschlossen, 
da kommt schon die Frage von Angela, 

„Was hast du nur mit Rumänien? — Übrigens habe 
ich dich doch erst nächste Woche erwartet.” 
Christian schiebt fürsorglich das Polster für Angela 
zurecht und reicht Ihr ein Glas. 

Peng. Das Glas geht in Scherben. Was dann 
schluchzt und tobt, ist eine Angela, die Christian 
noch nicht kennt. Es Ist schön, sie zu trösten — 
und es ist schön, von ihm getröstet zu werden. 
Für Angela und Christian wird diese Stunde ent- 
scheidend. 

Am Abend sitzen beide mit Jürgen und Ille zu- 
sammen. 

„Hast du schon die Platte aus Rumänien gehört?" 
fragt Ille boshaft. 

„Ach, die ist abgespielt‘, antwortet Angela schnell 
„Christian kann sicher eine neue bestellen“, meint 
Jürgen. D 
„Untersteh’ dich!” sagt Angela und lächelt, 





Komödie 


(R. Krlosch) 








„Beeil dich — Eduard kann jeden Augenblick läuten!“ — „Na, dann sollst du mal 
jemanden sehen, der voll holder Verwirrung im reizenden Neglig& angetroffen wird!" 


Commedia: "Fa presto! Edoardo puö suonare da un momento all'altro!,, — "Ebb, allora 
potrai vedere il soave, Ineffabile smarrimento di una che viene sorpresa in un vezzoso neglig&!,, 


Roosevelts Knallbonbons 





„Verdammt, jetzt habe ich mir die Finger verbrannt! Das scheint 
japanisches Fabrikat zu sein: es geht los, ehe man’s will!“ 


I confetti fulminanti di Roosevelt: “Maledizione! Ora mi sono bruciato le dita. 
Pare un prodotto giapponese; scoppia prima che si voglia!,, 


7 


= - 


1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 





2. Gegen Schuppen und Haarausfall 
3.Gegen schädliche Haarparasiten 


oh S kt 
hat Tradition! 


BURGEFF & CO. AG -HOCHHEIM/MAIN 
Älteste Rheinische Sektkellerei 











SCHLANGE AM BUSEN 


VON JO HANNS ROSLER 


„Bis! du glücklich, Kitty?“ — „Unsagbar glücklich, Johannes!” 
„Wunschlos glücklich?” — Kitty zögerte 

„Wunschlos? Nein, Johannes.” — „Wo fehli es?” 

„Sag, Johannes, warum bist du eigentlich nie eifersüchtig?" 

„Habe ich denn Grund, Kitty?” 

Kitty schmiegte sich in seinen Arm 

„Wie könnte ich dich je betrügen! Du bist für mich der schönste, beste, 
liebste, gescheiteste Mann der Welt! Trotzdem möchte ich dich gern ein- 
mal eifersüchtig sehen — so richtig eifersüchtig mit fliegenden Pulsen und 
knirschenden Zähnen, mit geballten Fäusten und hochrotem Kopf, schreiend, 
tobend, haarausraufend, ein hormtoller Othello — sag, Johannes, kannst 
du das gar nicht?" 

Johannes lachte sorglos: 

„Nein, diese Gabe blieb mit, Gott sei Dank, versagt.” 

Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er eislaufen. Kitty ging zu einer 
Agentur, 

„Sie machen alles?” fragte sie. 

„Jede Kommission, Madame.” 

„Dann verschaffen Sie meinem Mann einen Beweis, daß ich Ihn betrügel“ 
Der Agent schüttelte den Kopt. 

„Das geht wider den Geschäftsgebrauch, Madamel Ich will Ihnen mit 
Freuden einen Beweis verschaffen, daß er Sie betrügt — aber Sie 
als unsere Kundin bei ihm denunzieren, verzeihen Sie, Madame, diesen 
Auftrag müssen wir als unmoralisch ablehnen.” 

Kitty eilte zu ihrer Schneiderin. 

Dort ließ sie schon zehn Jahre arbeiten. 

„Meine liebe Frau Wobberschalek”, begann sie sogleich, „ich komme 
heute mit einer kleinen Bitte — wollen Sie mir einen großen Gefallen 
erweisen?” 

„Gern, gnädige Frau.” 

„Telefonieren Sie doch bitte mit meinem Mann und lassen Sie durch- 
blicken, daß Ich ihn betrüge.” 

„Betrügen Sie Ihn, gnädige Frau?” 

„Ja“, log Kitty kurzentschlossen. 

Die Schnelderin führte Kitty schnell in ein kleines Kabinett. 

„Dann danken Sie Ihrem Herrgott, daß es Ihr Gatte noch nicht gemerkt 
hat”, flüsterte sie und tätschelte der Kundin vergnügt die Hand, „genießen 
Sie still und heimlich, was Ihnen der liebe Gott beschieden! "Aber wie 
können Sie mir zumuten, daß Ich eine so gute Kundin wie Sie Ihrem so 
zahlungskräftigen Gatten denunziere? Im Gegenteil, wenn Sie einmal 
eine Ausrede brauchen sollten, wo Sie waren — auf mich können Sie sich 
jederzeit blind verlassen.” 

Als Kitty enttäuscht auf der Straßenbahn heimfuhr, griff ihr ein Dieb in die 
Tasche. Kitty faßte fest seine Hand und zischte: 

„Folgen Sie mirl’ 

„es waren doch nur ehrliche Absichten, Junge Fraul“ 

Kitty zog ihn in eine Tornische, 

„Ich könnte Sie der Polizei übergeben. Aber ich biete Ihnen eine Chance, 
Wenn Sie zu meinem Mann gehen und ihm erzählen, daß Ich ihn betrüge, 
lasse Ich Sie frei und schenke Ihnen außerdem die Handtasche.” 

Der Dieb wich empört einen Schritt zurück. 

„Mit mir nicht, junge Fraul” sagte er beleidigt, „Ich ein feiger Denunzlant? 
Ich bin zwar schon tief gesunken — sehr tief — aber so tief noch nicht! 
Ich bin ein ehrlicher Taschendieb, aber nie ein Denunziantl Nein, lieber 
sitze ich meine vier Wochen bei Vater Philipp ab, ehe Ich mich zu so 
etwas hergebel" 

Kitty sah noch eine letzte Möglichkeit. In der Eintrachtstraße wohnte eine 
erbitterte Feindin. Meta Gäre hieß sie und sann nur darüber nach, wie sie 
Kitty eines auswischen konnte. Zu ihr lenkte Klity die Schritte. 

„Ich betrüge meinen Mann”, sagte sie, „jetzt haben Sie die Möglichkeit, 
Ihre Rache in vollen Zügen zu befriedigen. Hier ist die Anschrift meines 
Liebhabers, wir treffen uns seit Wochen jeden Samstag nachts auf dem 
Hauptbahnhof — gehen Sie hin zu meinem Mann und verraten Sie es Ihm! 
Die erbitterte Feindin maß Kitty von oben bis unten. 

„Ich kann Sie zwar nicht ausstehen”, rief sie, „aber zu so einer Gemein- 
heit gebe Ich mich doch nicht her! Aber daß Sie mir so eine Nieder- 
trächtigkeit überhaupt zutrauen, dafür werden Sie mir büßen!” 

Da gab es Kitty auf. Traurig ging sie heim. Als sie an der Wohnung ihrer 
besten Freundin vorüberkam, dachte sie daran, einen Sprung zu Ihr hinauf 
zu machen und ihr ihr Leid zu klagen, daß es auf der Welt so gar keine 
Möglichkeit gab, den geliebten Johannes eifersüchtig zu machen und daß 
sich kein Mensch fände, der ihm einen Floh ins Ohr setze. Aber noch auf 
der Treppe fiel ihr ein anderer Gedanke ein. 

„Liebste Hildegard”, gestand sie aufgeregt, „Ich habe meinen Mann be- 
trogen — ich verrate es keinem Menschen, nur Dir — Du hast ja meinen 
Johannes nie leiden mögen — bei Dir weiß ich mein Geheimnis sicher 
aufgehoben!” 

„Ich schweige wie ein Grab, Kitty!” 

„Ich weiß es, Hildegard. Darum will ich Dir auch alles anvertrauen, wie es 
kam, wo ich ihn kennen lernte, wie wir glücklich sind — aber trotzdem, 
wenn Du auch meine beste, meine allerbeste Freundin bist, schwöre mir 
zuvor, daß niemand etwas erfährt, vor ällem mein Mann nicht!” 

Und die beste Freundin schwor: 

„Ich werde doch meine beste Freundin nicht verraten!” 

Und so kam Kitty doch noch zur Erfüllung ihres Wunsches, Johannes 
eifersüchtig zu erleben: man halte ihrem Gatten alles hinterbracht. Nicht 
die gemietete Seele war es gewesen — nicht die Schneiderin — kein 
Verbrecher, der damit einen Vorteil errang — auch nicht die erbittertste 
Feindin, die damit ihre Rache befriedigt hätte — nein, verklatscht und ver- 
lästert hatte sie nur ein Mensch auf der Welt: die beste Freundin. 
























































das Entforfen einer e Weinbr. 
heute mehr denm En une 
nicht vermeiden, daß man auf eine 
flafche Dujardin ehvas länger. warten 
muß. Doch iff man mal ander Reihe fo 
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ift der alte geblieben | 










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Wenn auch weniger - 
jedenfalls gut rauchen! 











geschmackliches 





Krawatten die wenigen herauszufinden, 


an Musterung und Farbgebung gerecht 


>|] einen unbedingt zuverlässigen Maßstab für alle Krawatten- 


käufer: Wählen Sie 


© FMT weißt Ihnen 
den Weg zur wirkt eganten Krawatte, die 
der Mode mit geschmack- 


alle Erfordern 
licher Hochkultur vereinigt. Die rei 
wahl verschiedenartigster Muster klassi 


= ||| scher und moderner Richtung erlaubt 


es, in jedem Falle auch persönliche 
Wünsche zufriedenzustellen. 





IV 
N. erkennt man ei 


Mit Worten ist diese Frage kaum zu bean 
erspitzengefühl dazu, 






























KRONEN-KRAWATTEN-FABRIK 


Fb MF üble 


BERLIN C2 













BESUCH UM 


Die Schreibmaschine klappert durch die Nacht 
Vergangenheit steigt auf, wird gegenwärtig 

Und sitzt bei mir am Tisch, zur Macht erwacht, 
Statt lendenlahm und siech und silberbärtig. 
Wer hätte gestern das von iht gedacht? 

So Jung, und doch schon mit dem Leben Tertig? 
Vergangenheit, du Fundament der Sphinz, 

Blick auf, es neigen sich die Sterne rings! 


Allmählich wächst ein Jiebernder Roman. 

Die Schreibmaschine schlägt die Zeit in Splitter, 
Und zu dem Lanıl, das es mlı angetan, 

Führt mich der Heimweg, bis mein Herz durchs Gitter 
Der alten Gärten glüht: Auf lichter Bahn 

prieilt sein Glanz das Meer von Duft und Flilter 
saugt mich ein, die jubelnde Gewalt. 

Bin ich denn wieder siebzehn Jahre alt? 





MITTERNACHT | von HERBERT FRITSCHE 


Die Schreibmaschine klappert. Hell hinein 

Kloplt plötzlich an die Tüı dein Ring, der blanke 
Ich weiß, wer kommt, und rule dich herein, 
Verwundert, daß mein schweifender Gedanke 

Um diese Stunde, da die Käuze schein, 








So schnell zurückschlüpft aus dem Traumgeranke. 


Es glänzt des Schaffens schönste Einsamkeit 
Nicht heller als ein Tee des Nachts zu zweit. 


Natürlich lese ich di alles vor, 

Was meine Schreibmaschine eingefangen, 
Was mich umschwirrte, bis ich es beschwor, 
Bis alte Stimmen aus dem Dunkel drangen, 
Bis ein vertrauter, brausend lauter Chor 

Aus tausend Kehlen, die vom Damals sangen 
Mir diesen Text diktieten. Er wird jetzt 
Anstatt Gebäck zum Tee dir vorgesetat. 


Jedoch ins Lesen weht ein Hauch hinein: 

Auch wir sind eines Tages alte Leute. 

Dann wird so lern uns wie ein Sternbild sein, 
Was uns In unster Jugend einst erfreute, 
Gewiß fällt manches uns noch. manchmal ein, 
Und ganz bestimmt auch diese Stunde heute 
Ich finde das erschreckend sonderbar. 

Bir: ich denn schon ein Greis in weißem Haar? 


Die Käuse weınen leise durch die Nacht, 
Die Schreibmaschine hat für heute Ruhe, 

Du wirst von mir noch bis zur Tür gebracht, 
Dann schlappen leise meine. Lammfellschuhe 
Zurück ins Zimmer, wo ich still und sacht 
Den Tag versenke in der großen Truhe. 

Da drinnen gibt es weder Ich noch Du. 

Ein dunkler Fremdling klappt den Deckel zu, 





himke f ber 





und zeigen sich in ihren kleinen Schwächen vor dem Rasier- 
spiegel, Es ist noch nichts erfunden worden, um die tägliche 
Rasur zu einem solchen Genuß zu machen, dal man sich aus 
reiner Freude rasiert. Rasieren ist und bleibt eine Pflicht, 
deren Erfüllung man sich aber «0 bequem wie möglich 
machen sollte. Eine wesentliche Erleichterung bietet der | 


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toson Sie hier 


Das Geloreno prägt sich splelond leicht ein 
Dr. Hell's Schne!ikurs Itallenisch über- 
tl bei weitem all meine Erwartun- 
gan Ich habe eine kleine Dortschule 
besucht und hatte kelnon Schimmer 
von Fremdsprachen. Erst nachdem ich 
mich mit einer lallenischen Familie 
sohr gut ängefroundet hätte, kam in 
mir der Wunsch auf, auch die Italle 
nische Sprache zu beherrschen. Ich 
habe nicht Immer regelmäßig gelernt, 
sogar manchmal tagelang ausgesetzt 
Larnen Ist gaı nicht das richtige Wort, 


was unser@ Kunden schreiben: 








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neue At 














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zum Selbststudium 






Van 


VEESEEESTERTESIERTRT 





I 








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!lonische Zeitungen zu lesen und Briefe 
zu schreiben ich habe es selbst nicht 
für möglich gehalten, daß man im so 
kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen 
kan. Mit guiem Gewissen kann Ich 
iedem dieses einzigartige Werk welter 
mpfehlen 

Radebeull, Margot Hanning, Radebeul | 
den 29. Avril 1941 Lossingstraße 7 























Koin Auswondigiornen von Vokabeln 


Ich finde Ihr Nousystam insofern un 
übertrefflich, als das Auswendiglornen 


man braucht weder auswendig zu lar 
nen, noch Vokabeln und grammatische 
Regeln pauken, noch Irgendwelche 
Vorkenntnisse oder eine besondere Be- 
jobung zu besitzen. Mön Ilosl, und das 
elosono prägt sich spleland leicht 


von Vokabeln und grammatischen Re 
geln ganz ausgeschaltet ist, denn der 
lonrstof prägt sich In seinem Aufbau 
ganz von selbst dem Gedächtnis ein 
der behandelte Stoft wird in Inter 
assonter Welse gohracht und kann rest 


















sin. Meine itallanischen Freunde waren !os im praktischen Leben verwendet 
überrascht über meine schnellen Er werden 

"olge, besonders über die quio Aus: St. Pölten. 15 Jan 1940, Adalb. Redl 
sprache. Auch bin Ich In dar lage, Ita- Josafstr. 57. Hauptschuldirektor I. R 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Yom ersten Augenblick an tılt! Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahı als 
eine Sammlung tofer Vokabeln antgegen, sonder: so, wlo sie wirklich und täg 
lich In tebondigoı Rede und Gegenıede gesprochen und gebrauch! wird. Jedes 
mochanlsche Auswendigiernen fällt fort, denn oine wortverwandt neugestaltote 
Wochselwirkıng zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut 
Dios vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewlrkt 
dad Ihnen der Sprachstofl ohne mechanlschos Auswendiglemen zuflioßt. Gleich 
einer interessanten Lektüre, die unterhält, anrmgt und erfieut, geht die Aneignung 
dar Umgangssprache kurzwailig vor sich, Keine Vorkanntalsse sind nötig, Volks 
schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anwelsung 
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8 
B\ 


Das geprellte Chamäleon 


(fr. Bllek) 

















II camaleonte gabbato 


(K. Heiligenstaedt) 


Kühle Tage 





„Warum stehst du denn so lange hier an der Heizung rum, Franziska?“ 
„Weil ich dir nicht gern die kalte Schulter zeigen möchte, Lothar!“ 


Giornate fresche: “Perch® mal, Francesca, stal sl a lungo qui attorno al calorifero?,, 
“Perch® non vorrel palesarti la mia freddezza, Lotario!,, 


13 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 





Ich ging in Wien ins Dianabad. Beim Badewärter 
entlieh ich mir eine Schwimmhose, Er betrachtete 
meinen stattlichen Umfang und brummte: „Was für 
a Halsweit'n hat denn Ihna Bauch?” J.H.R. 


Die Vorhänge eines Studentenheims waren In der 
Wäscherei; am zweiten Tag, als das Haus keine 
Vorhänge hatte, kam eine Botschaft vom benach- 


barten Mädchenpensionat: „Wollen Sie sich keine 
Vorhänge besorgen? Wir haben kein Interesse an 
einem Anatomiekurs.” 

Die Antwort lautete: „Der Kurs ist freiwillig.“ 


Premiere eines dichterischen Jambenstückes, 
Nach dem zweiten Akt war ein Zuhörer im Par- 
kett plötzlich verschwunden, nur noch seine Klei- 
der hingen auf seinem Platze. Die Langeweile 
hatte ihn verzehrt. H.Sch 


„Na, lieber Junge”, sagte der Besucher, „wenn 
r deine Mutter einen großen und einen kleinen 
Apfel gibt, und du einen davon deinem Bruder 
geben sollst, welchen gibst du dann her?” 
„Meinen Sie meinen kleinen oder meinen großen 
Bruder?” x 


MEIN FREUND JOHANNES 


Johannes war sonst gar nicht so. Zum Beispiel 
hatte ef selbst schon mit 15 Jahren angefangen, 
ein Tagebuch zu schreiben, und hob die vielen 
Hefte, die er mittlerweile gefüllt hatte, sorgfältig 





auf. Er hing überhaupt sehr an Erinnerungen 
Nun war seine Mutter zu Besuch bei ihm und 
spielte mit seinem Jüngsten. Der war noch nicht 
ganz ein Jahr alt, Sie hatte dem Kleinen Papier 
und Bleistift gegeben und ließ ihn nach Herzens- 
lust kritzeln. Als Schlafenszeit war, kam Frau Jo- 
hanna, um das Kind ins Bett zu bringen und auf- 
zuräumen, Sie sammelte das bekritzelte Papier ein 
und wollte es in den Ofen werfen. Entsetzt wehrte 
die Großmutter ab. 

„So was darf man doch nicht fortwerfen! Das muß 
man aufbewahren. Als Erinnerungsstücke und Zei- 
chen für eine sich bildende Vorstellungs- und 
Urteillskraftl” 

Frau Johanna war gutmütig und gehorchte. Bald 
hörte man sie von nebenan leise schelten. 

„Du kleiner Balg, eben habe ich dich hingelegt, 
und schon hast du dich wieder schmutzig gemacht. 
Nun kann ich mich wieder hinstellen und Windeln 
waschen.” 

„Nicht waschen. Gib’s der Mutter. Sie kann es auf- 
bewahren. Zur Erinnerung und als Zeichen für eine 
beginnende, übrigens sehr treffsichere Urteils- 
kraft”, sagte Johannes. J. Bieger 








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Die amerikanische Mutter 


(Wilhelm Schulz) 








„Nein, nein, ich glaube es nicht, daß mein Sohn gefallen ist; denn Roosevelt hat gesagt: 
‚Euere Söhne werden nie in fremde Länder in den Krieg geschickt werden‘!“ 


La madre americana: “Ah, no no, non credo che mio figlio sia caduto, perch& Rooszvelt 
ha detto: | vostrl figll non verranno mal mandati in guerra In paesl stranlerl!,, 


16 


München, 7. Januar 1948 i 
47 Jahrgang / Nummer I ‚0 .. 


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Der amerikanische Neptun beim Rapport 


(Erien Schilling) 


EETETTTIE TY ES] 














„Raus mit dir, du Lügner! Unser lieber Knox hat doch festgestellt, daß du nur leicht verwundet bist!“ 


Il Nettuno americano a rapporto: “Via di qua, mentitore! II nostro 
caro Knox ha invece constatato che tu sei soltanto leggermente ferltol., 





Das Erlebnis 


Der junge Mann saß in der Straßenbahn und las. 
Er las in einem Buch über Dichtkunst, und da er- 
fuhr er, daß zum großen Kunstwerk das große Er- 
lebnis gehöre, das Erlebnis, das einen bis ins 
Mark erregt und von dort aus wieder als lautere 
Poesie zu Tage tritt. Der junge Mann überlegte 
sich, wie man wohl zu so einem Erlebnis kommen 
könne. Er sah die Reihe der ihm Gegenübersitzen- 
den entlang und prüfte sie, ob in ihnen oder mit 
Ihhen wohl das große Erlebnis herbeizuführen sei. 
Da war ein dicklicher, ehemals blonder Herr mit 
Brille, der die Erschütterungen längere Zeit hinter 
sich haben mußte. Da waren viele Frauen mit 
Markttaschen, die sich in kühnster Phantasie für 
lebenswendende Abenteuer nicht eigneten. Da 
waren Überhaupt lauter Menschen, in denen das 
Dämonische und Dramatische nicht sonderlich 
heimisch zu sein schien. Der junge Mann las 
welter und versetzte das große Erlebnis in ferne 
Länder. Er war zwischen den Zeilen grad in der 
Gegend von Kamtschatka angelangt, als sich ihm 
gegenüber ein durchaus unauffälliger und schlich- 
ter Mann erhob, wie sich einer erhebt, der an 
der nächsten Haltestelle aussteigen will. Er stieg 
ober keineswegs aus, sondern sagte ziemlich laut 
und deutlich: „Zivilkontrolle, bitte die Fahrscheine 
vorzeigen.” 

Im Wagen war wohl keiner, dem nicht der Schrek- 
ken In die Glieder fuhr. Sitzt da einer in unserer 
Mitte, angetan wie andere Menschen auch mit 
Wintermantel, Hut und Schnupfen und ist doch ein 
mächtiger Beamter, einer, dem gegeben ist, über 
Recht und Unrecht zu entscheiden, einer, der ein 
Buch ziehen kann, in das er Name und Wohnung 
und Geschlecht und Ehe und Kinderzahl einträgt, 
was Im günstigsten Falle mit einer Geldbuße ab- 


Der letzte Schub 


zugelten ist, aber im großen Buche des Beamten 
bleibt es für alle Zeiten stehen, und selbst vor 
Gottes Richterthron wird man auf solche Ein- 
tragungen gelegentlich zurückgreifen. 

Ja, wenn einer eine Mütze hat und einen Rock, 


Kind am Fenfter 
Von Dr. Omiglaß 


Die Afte find fo kraus und kahl, 
man blickt durch fie hindurch Ins Tal, 
hinüber bis zum Hügelrand. 
Und alles ift fo unbekannt, 
und alles ift fo fremd und meit. 
Die Acker dehnen fich fo breit... 
Und das Kind fchaut. 


Die Krähe hockt gedankenfchwer. 

Zıvei Häher flattern hin und her; 

man fieht die blauen Federn kaum. 

Die Elfter ftreicht von Baum zu Baum. 

Aber der Specht treibt's Kunterbunt 

und ftößt den Schnabel in den Grund... 
Und das Kind fchaut. 


Jetst, aus dem Holzftoß, fchleßt und blitt 

das Wiefel, filberweiß, und flitst 

durchs mwelke Laub und mandelt auf, 

flist weiter bis zum Maulmurfshauf 

und mandelt wieder auf und fcharrt. 

Durch Wolken, fahl, die Sonne ftarrt... 
Und das Kind fchaut. 


L’ultimo tiro 


(R. Kriesch) 


auf denen Grad und Befugnis In silbernen Litzen 
aufgetragen ist, da weiß jeder, daß er von dort 
her Strenge und Gesetzeskontrolle zu erwarten 
hat, aber wenn ein ganz gewöhnlicher Mensch 
sich plötzlich erhebt und In Ihm alle Macht und 
Gerechtigkeit verkörpert ist, da packt jeden der 
Schauer des Gewaltigen und nicht nur die 
Schwarzfahrer erzittern, denn sie hielten ihn für 
Ihresgleichen. 

Auch der junge Mann erschauerte, obwohl er 
einen vollgültigen Fahrschein sein eigen nannte. 
Er hatte bel seiner Beschäftigung mit literarischen 
Dingen gelernt, daß sich Zeus, der oberste der 
Götter, in mannigfaltiger Gestalt den schul- 
digen und unschuldigen Sterblichen nahte und 
Gunst und Ungunst verteilte, Aber nie hatte er 
gelesen, daß Zeus in Gestalt eines harmlosen 
Straßenbahnfahrgastes unter die Sterblichen ge- 
stiegen sel, um die Reinheit Ihres Herzens und 
die Gültigkeit ihres irdischen Fahrscheins zu über- 
prüfen. Wie gebannt saßen alle da, als sie sich 
plötzlich ihrem ewigen Kontrolleur Aug In Aug 
gegenüber sahen, und ihre Hände kramten noch 
nervöser als sonst bei solchen amtlichen Über- 
prüfungen in Handtäschchen, Geldbörsen, Mantel- 
taschen und an all den Orten, wo sich Fahr- 
scheine sicher zu verstecken suchen, 

Noch lange nachdem der unheimliche Fahrgast 
den Wagen verlassen hatte, lag es wie ein Bann 
über der Fahrgemeinschaft, und mancher mag be- 
schlossen haben, nie wieder oder doch längere 
Zeit nicht mehr schwarz zu fahren. 

Der junge Mann aber überlegte, ob das Erlebnis 
aufrüttelnd genug gewesen, ob es geeignet sel, 
Furcht und Mitleid zu erregen, so daß einer darob 
ein Dichter werden könnte, Der junge Mann war 
geneigt, diese’ Frage zu bejahen, obwohl dieser 
Fall in den Büchern über Dichtkunst nicht aus- 
drücklich vorgesehen war. Foltzick 


(Magon) 





Der Verschnupfte 


R. Krlesch) 





„Ich kann dich heute doch nicht ins Theater begleiten, Luise, mein Geniese stört 
ja alle Leute!“ — „Aber nein, das ist ja eine ganz laute Oper heute Abend!“ 
L’intasato: "Oggl, Luisa, non posso mica accompagnarli a fealro; col mlei 


starnyfi disturbo tuttil,, — “Ma che! Stasera giä c' & un’ opera strepitosissima!,, 


1? 


Vor dem USA.-Laden 


(Wiineim Scnun) 


Davanti alla bottega degli USA.: "Ah maledizione! Chiuso per chlamata sotto le armi!,, 





Der ausgerutschte Teufel 


Fr. Bllex) 














II diavolo rimasto a bocca asciutta 


21 


DER ROTE SKIHANDSCHUH 


Bevor ich abreiste, rief ich Renate noch einmal an. 
„Du willst also nicht mitkommen?” fragte ich. 
„Nein“, antwortete sie, „es bleibt bei meinem 
Entschluß,” 

„Dann auf Wiedersehen!” rief ich zurück. 

„Auf Wiedersehen und viel Schnee und Sonne”, 
sagte Renate und legte den Hörer auf die Gabel, 
Enttäuscht nahm ich Rucksack und Skler und ging 
fort, Im stillen hatte Ich noch immer gehofft, daß 
sich Renate anders besinnen würde. Es schneite. 
Unaufhörlich wirbelten die weißen Flocken aus 
dem düsteren, niederen Himmel. Das Abteil in 
das ich stieg, war leer. Ruhig und mit gleichmäßi- 
ger Geschwindigkeit fuhr der elektrische D-Zug 
dahin. Ich saß am Fenster und sah hinaus. Ver- 
schneite Wälder, weiße Acker und Wiesen, kleine 
Dörfer, Häuser, Straßen flogen am Fenster vorbei, 
Ein kleiner Schmerz bohrte in meinem Innern, Ich 
hatte es noch nicht verwunden, daß Renate nicht 
mit mir ins Gebirge fuhr. 

Es begann früh zu dämmern. Blau senkten sich 
die Schatten in das lichtlose Weiß. Plötzlich sah 
ich Renate wieder vor mir. Jenen Tag, an dem 
ich sie zum erstenmal sah. Es war ein heller, 
klarer Tag, anfang September. Silbern glänzte der 
Tau an den Gräsern. Purpurrot rankte sich der 
wilde Wein an der weißen Wand des Hauses em- 
por. Sie saß auf der Terrasse. Kupfern schimmerte 
ihr rötliches Haar in der Morgensonne. Süß und 
schwer hauchten die sterbenden Rosen ihren letz- 
ten Duft aus. Es war ganz still im Garten und im 
Haus. Sie saß in einem gelben Korbsessel und 
las in einem Buch. Ich hatte mit ihrem Vater eine 
Unterredung gehabt und mich beim Hinausgehen 
in der Tür geirrt. Langsam blickte sie von ihrem 
Buch auf. Ihr Blick aus ihren fast meergrünen Augen 
verwirrte mich, Befangen stammelte ich eine Ent- 
schuldigung. Sie lächelte ermunternd und zeigte 
mit der Hand auf einen Sessel. 

„Nehmen Sie doch ein wenig Platz”, sagte sie dazu, 
Ich nahm Platz. Sie erzählte von dem Buch, das 
sie gerade las. Ich kannte es. Wir sprachen lange 
darüber. Ein Rausch kam über mich. Ich hatte noch 
nie mit einem Mädchen so anregend sprechen 
können. Wie im Traum ging ich am Mittag nach 
Hause, Ich spürte noch immer den Druck ihrer 
schmalen, zarten Hand, den Duft ihres Haares, 
Ihrer bezaubernden Nähe. 

An das alles erinnerte ich mich wieder. Auch an 
jene Nacht, in der ich sie zum erstenmal küßte. 
Ein sanftes Zittern lief durch ihren schmalen Kör- 
per. Heiß glühte ihr Gesicht. Ihre Lippen waren 
weich und feucht. Mit einem leisen, unterdrückten 
Seufzer legte sie ihre weichen runden Arme um 
mich. Hell glitzerten die Sterne am dunklen blau- 
samtenen Himmel, Fahlgrün lag das Mondlicht zwi- 
schen den Stämmen, Sacht glitt dann und wann 
ein welkes Blatt zur Erde. Leise ging der Nacht- 
wind in den hohen Wipfeln. 

Ich suchte mich damit abzufinden, daß Renate 
nicht mitgefahren war, und malte mir in Gedan- 
ken die Abfahrten von den Schneehängen aus, 
durch rieselnden Pulverschnee, allein, in sausen- 
der Fahrt, riesige Staubfahnen hinter mir aufwir- 
beind. Doch immer wieder mischte sich in meine 
Gedanken die Erinnerung an Renate. Besonders 
jene Bergfahrt zu zweien. Unten im Tal schmolz 
der Schnee unter den warmen Strahlen der Früh- 
lingssonne. Von den Dächern der Häuser tropfte 
es. In den Bergwäldern roch es nach Sonne und 
Klen. Der Föhn brauste durch sie. Krokus und 
Schneeglöckchen blühten, Renate schulterte wie 
ich die Skier. Sie trug einen dunkelgrünen Ski- 
anzug. Sie lächelte und sah mich froh an. Bleich 
und kalt stand der Mond in der Nacht vor dem 
Fenster der Skihütte. Weiß und stumm ragten die 
Gipfel im bläulich-fahlen Schein des Vollmondes 
auf. Leise knisterten die Holzscheite im Ofen. Wir 
waren fröhlich und machten Pläne für die Zukunft. 
Daran dachte ich auch an den Abenden während 
ich oben In der Skihütte saß und mir roten Punsch 
braute und trank, Auch damals hatten wir roten 
Punsch getrunken. Beglückt tranken wir uns zu, 
zärtliche Worte flüsternd. Doch jetzt war Renate 
anders. Ich wußte auch warum. Es war wegen 
eines anderen Mannes. Sie sagte es mir selbst. 
Es war an einem kalten Novembertag. Es hatte zu 
tegnen aufgehört, Blau brach der abendliche Him- 


VON KARL ANDREAS FRENZ 


mel durch das graue zerrissene Gewölk. Blutrot 
sank im Westen die Sonne. Die nasse Straße 
glänzte im rötlichen Widerschein. Feine Regen- 
tropfen perlten an den kahlen schwarzen Zwei- 
gen der Bäume und Sträucher, Lasche, braune 
Blätter klebten am Boden. Wir gingen lange 
stumm nebeneinander, Plötzlich wandte sie mir 
das Gesicht zu. Dann sagte sie es. In ihre meer- 
grünen Augen kam ein seltsamer Glanz. Schweig- 
sam ging ich neben ihr weiter. Sie fühlte meine 
Unruhe, „Ich werde dich vergessen müssen, Re- 
nate“, sagte ich nach einer Weile, 

Sie blieb stehen und sah mich fragend an. „Wes- 
halb?" 

„Der andere”, gab ich bitter zurück. 

Sie lächelte sanft. „Ach, es ist nichts Ernstes!“ 
Eine innere Spannung bestand seit jenem Tage 
zwischen uns. Wir fanden nicht mehr zueinander. 
Wir sprachen aneinander vorbei. Wir verstanden 
uns nicht mehr. Eine Kluft trennte uns. 

Die Wochen in den Bergen waren, obgleich ich 
allein war, rascher vergangen, als ich glaubte. 
Von der Bergsonne gebräunt stieg ich in dem 
kleinen Gebirgsort in den Zug. Droben in der 
Einsamkeit der Berge war ich mit mir ins Reine 
gekommen. Ich hatte Renate die letzten Tage 
zum erstenmal etwas vergessen. Ich fuhr den 
ganzen Tag. Die Aprilsonne schimmerte mit mil- 
dem Glanz. Goldgrün glänzten die Tannen und 
Fichten. Dotterblumen leuchteten gelb an den 
Bachufern. Gelb blühte der Huflattich neben dem 
Bahngleise an den Wiesenrainen und Waldrän- 
dern. Weiß, mit lichtem zartem Grün hoben sich 
die Birken aus dem erdigen Braun. Blau spiegelte 
sich der Himmel im Wasser. Kleine, weiße Früh- 
lingswolken schwebten hoch im seidigen Blau. 
Ich dachte immer wieder an ein Gesicht, das mir 
im Gebirge einige Male begegnet war. Zuerst un- 
ten im Tal, vor dem Bahnhof, am andern Tag beim 
Aufstieg, dann oben bei der Skihütte. Mit einigen 
Männern, flüchtigen Bergbekannischaften, war sie 
an der Skihütte vorbeigefähren. Ich stand vor 
der Tür. Sie erkannte mich wieder. Ihr weinroter 


MAR 


Ein Jüngling Iustwandelte abends mit einem Mäd- 
chen im herzoglichen Park, Während sie so dahin- 
gingen, fing hoch im Baum eine Amsel zu kon- 
zertieren an. Amseln verstehen so süß zu flöten, 
daß es In die Herzen der Menschen wie eine Lie- 
besbotschaft dringt. 

Der Jüngling blieb denn auch nach einigen Schrit- 
ten stehen und sagte mit ebenfalls viel Schmelz 
zu dem Mädchen: „Ich liebe Sie!” Er hatte das 
noch zu jedem Mädchen gesagt, mit dem er 
abends im herzoglichen Park lustwandelte. Die 
untergehende Sonne übergoß dabei sein Gesicht 
blutrot, daß es aussah, als hätte er das noch zu 
keiner gesagt. 

Um den Mund des Mädchens zuckte es voll seeli- 
scher Erregung, es schien im Innersten zu erbe- 
ben, Die tiefere Ursache dieses Zuckens aber lag 
in einem zu kleinen Schuh, der auf der großen 
Zehe der Schönen unter Schmerzen ein Hühner- 
auge gebar. Es, das Mädchen, sprach ziemlich 
schnippisch: „Jetzt brauchen Sie nur noch zu 
sagen, daß Sie für mich sterben würden.” 

Der Jüngling, dem nichts ferner lag, nickte tod- 
ernst, Sein Mienenspiel war bewundernswert, 
„Womöglich auf der Stelle”, spottete die Un- 
gläubige. 

Der Jüngling — welch ein Schauspieler! — nickte 
noch todernster. 

Junge, Junge, dachte ‘das Mädchen, mich wirst 
du nicht auf den Arm nehmen, denn es war ein 
sehr kesses Geschöpf, laut jedoch sagte es: „Ach, 
lassen Sie sich doch nicht auslachen. Sie wissen 
ganz genau, daß mit einem toten Mann nichts 
anzufangen ist, mancher genügt nicht einmal ein 
lebender, wozu die Komödie?” 

„Ich würde für Sie dürchs Feuer gehen”, sprach 
der junge Mann mit schlichter Größe, im näch- 
sten Augenblick jedoch schrie er schmerzvoll 


22 


Skianzug war voll Schnee. Sie verweilte einen 
Augenblick und winkte herüber. Ich winkte zu- 
rück und sah ihr nach, bis sie hinter dem weißen 
Hügel verschwunden war, Ich sah sie nicht mehr. 
Ich bedauerte es, 

Der Zug hielt nach einiger Zeit In einer Stadt. Ich 
mußte umsteigen. Ich nahm Rucksack und Skier 
und stieg aus, Sie ging auf einmal vor mir. Groß 
und schlank, mit einem leichten, fast tänzeri- 
schen Gang. 

„Da seh ich Sie also wieder”, redete ich sie an. 
Sie drehte sich erstaunt um und sah mich an, Sie 
lächelte, Ich sah, daß sie sich über die Begeg- 
nung freute. 

„Fahren Sie auch mit diesem Zug?” fragte sie. 
Sie zeigte dazu auf den auf dem Nebengleise 
stehenden Zug. „Nein, ich habe eine Stunde Auf- 
enthalt“, erwiderte ich. 

„Schade, sagte sie in bedauerndem Ton, „ich 
muß einsteigen. Es geht gleich weiter.” 

„Ich werde Ihnen schreiben”, sagte ich. „Geben 
Sie mir Ihre Adresse.” 

Ein Leuchten kam in ihre hellen, klaren Augen. 
„Germl’” 

Ich zog ein Notizbuch aus der Tasche und 
schrieb ihre Adresse auf. Sie stieg in das Kupee 
und ließ das Fenster herunter, 

„Auf Wiedersehn!” rief ich, als sich der Zug in 
Bewegung setzte, Sie zog rasch Ihren linken 
roten Skihandschuh herunter und warf ihn mir aus 
dem fahrenden Zug zu, 

„Als Pfand, damit Sie nicht vergessen zu schrel- 
ben”, rief sie, Ihr blondes Haar wehte Im Wind. 
Zu Hause wartete Renate an der Sperre, Sie war 
ganz anders, als an den Tagen, bevor ich ab- 
reiste, Sie fragte, weshalb Ich Ihr nicht mehr 
als eine Karte geschrieben habe. 

„Das weißt du Ja selbst”, entgegnete Ich. 

„Ja, ich hätte anders zu dir sein sollen”, sagte sie 
leise, mit müder Stimme. 

Ich ging stumm neben Ihr weiter. Ich hörte kaum 
mehr, was sie noch sagte, Ich fühlte nur noch den 
toten Handschuh von Ursula in der Tasche. 


KEN 


auf, denn er hatte sich die Zigarette verkehrt 
in den Mund gesteckt. 

„Sie wären also jedes Opfers für mich fähig?” 
drängte sich das Mädchen enger an ihn. 
„Fordern Sie von mir was Sie wollen!” 

„Wenn Ich sagen würde, lassen Sie sich wie ein 
Ritterdes Mittelalters fürmich ein Ohr abschneiden?” 
„Beide“, rief der Jüngling begeistert, das Ange- 
bot aus freien Stücken verdoppelnd. Dabei griff 
er sich unwillkürlich an die Ohrläppchen. 
„Aber das Ist doch blühender Unsinn”, lachte das 
Mädchen. „Nein“, hakte es sich in seinen Arm 
ein, „wenn Sie mir wirklich einen greifbaren Be- 
weis Ihrer Zuneigung geben wollen, dann über- 
lassen Sie mir einfach Ihre Fleischkarte, ich habe 
nämlich meine verloren. Na, so welt reicht Ihre 
Liebe wohl nicht, wie?" 

Der Jüngling knickte, während die Sonne Jäh hin- 
untersank, etwas zusammen, griff nichtsdesto- 
weniger in die Tasche, zog sein Markenheft her- 
vor und reichte dem Mädchen seine Fleischkarte. 
Worauf es sich beglückt mit ihm auf einer Bank 
niederließ, allwo es Ihm um den Hals fiel. Es war 
eine stille, verschwiegene Bank, was bei ihrer 
Frequenz sehr am Platze war. — 

Diese Geschichte hat sich Wort für Wort und Zug 
um Zug so zugetragen, wie sie hier erzählt wurde. 
Es wäre höchstens noch nachzutragen, daß von 
des Jünglings Fleischkarte bereits sämtliche Mar- 
ken abgetrennt waren. Aber das merkte das Mäd- 
chen erst, als es mit ihm in einem Nachtlokal 
saß und der Kellner die Fleischmarken für zwei 
servlerte Wurstbrote elnforderte. 

Zum Glück fand sich in der Tasche des Mädchens 
die vermeintlich verlorene Fleischkarte wieder, so 
daß der Jüngling auch noch das halbe Wurstbrot 
des Mädchens verzehren konnte. Er ließ es sich 
trefflich munden, Heinz Scharpf 


Die Sirene 


(0, Gulbransson) 








„Aber Ellinor, bitte knirsche nicht so mit den Zähnen, wenn du die Nachrichten 
vom Kriegsschauplatz hörst; das ganze Haus läuft schon wieder in den Keller!“ 


La sirenal ‘Ma, Eleonora, non digrignare I denti cosi, quando sentl le notizie 
del teatro della guerra! Tutti di casa corrono giä dinuovo in cantina!,, 


23 





$rei und offen lachen 


erhalten. 


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26 


Ihr Bäume meiner Kindheit 
Von Hellmut Draws=Tychlen 


Ihr Bäume meiner Kindheit raufcht noch immeı 
Im Garten meiner Mutter, lang vergangen, 

Im Garten meiner Schnfucht, unvergänglich, 
Im Garten meiner Träume, irdifch abgeholzt. 
Vier Kirfchen und drei Efchen ... 

Nie kann ich fie vergeffen! 

Die Sauerkirfchen hingen früchtefehwer 

Im Juni, wenn die roten Rofen 

Im Morgentau mie Feuerbälle platten. 

Die Efchen ragten hoch und rank, 

Weltfrohen Armen gleich, zum Äther, 

Die jubelnd nur umfangen wollten. 

Bunt reihten Tanne, Flieder, Ahorn fich zum Kreife 
Zypreffe und Holunder und Kaftanie, 

Auch eine mächtige Linde ftand, 

Ein Turm Ddreihundertjährig, 

Den zu befteigen wir als Knaben 

Wohl große Wolluft fpüren mochten; 

Doch nie gelang cs uns, denn zu vermunfchen 
Und unantaftbar ftand der Turm, 

Bis Ihn die Art traf, ihn die Säge kürzte 

Und feine mächtige Wurzel die Vermefung fraß 
Doch lebft du fort in der Erinnerung, 

Mein Ahornbaum, in deffen breitem Wipfel 
Ich manchen Sommertag verbrachte, 

Verborgen für des Alltags Späheraugen, 

Den Vögeln fichtbar, meinen Freunden nur, 
Die traulich fich auf meine Schultern hockten 
Und gute Gaben aus den Tafchen pickten, 
Von meiner Mutter mir zurecht gelegt. 

Ich werde einmal nicht mehr fein und in der Erde 
Zu letitem Schlaf Die langen Glieder ftrecken; 
Doch die Gedanken, die dann wiederkehren 
Bei irdifchem Zerfall in meine ewige Ruhe, 
Euch und nur euch werden fie gelten 

Jetst To wie einft und in Aonen noch, 

Ihr Bäume, ihr aus meiner Kindheit Garten! 


IEINZIDZESRENFATGHHIET 


VON BELA REVESZ 


Die drei alten Fräulein hatten einen kleinen Hund. Alle Liebe, die sich in 
den welken Herzen der drei Schwestern erhalten hatte, galt Boby, dem 
sundlichen kleinen Hund mit seinen großen Ohren, der mit ihnen zu- 
sammenlebte, Spaziergänge machte, an ihrem Tische aß und mit den alten 
Mädchen in einem Zimmer schlief. Boby war ein gehorsamer, Immer fröh- 
licher Hund, der sanft und ein wenig träge auf dem schmalen Schoß der 
Fräulein saß, bei kaltem Wetter voll Stolz seln gesticktes Röckchen trug 
und an den Sommerabenden frledfertig vor den spitzen Schuhen der 
Mädchen einherstolzierte Nur manchmal zuckte er bei solchen Gelegen- 
heiten erschrocken zusammen und zerıte an der Leine, wenn sich irgend 
wo ein anderer Hund zeigte Dann schloßen die drei Schwestern sich zu 
einem schützenden Kreis zusammen, starrten den sie umlungernden Hund 
mit finsteren Blicken an und nahmen Boby dann auf den Arm 

Der kleine Hund zitterte ein wenig an cer eingesunkenen Brust der Mäd- 
chen, streckte aus dem Gitter der mageren Aıme aufgeregt einen flehen- 
den Kopf hervor, wobei aus dem Weiß seiner Augen schwarzes Feuer 
flammte, und bestaunte den auf der anderen Straßenseite umherstreunen- 
den Artgenossen. Doch schon huschten die drei Mädchen mit ihm davon. 
Ganz wie sie war auch Boby ein Mädchen, und die drei alten Damen 
achteten eisern darauf, jede lauernde Gefahr von ihm fernzuhalten. Ihr 
herbes, prüdes Innere, ihr von heftiger Sehnsucht und demütigender 
Haßlichkeit zermartertes Gehirn wachte voll Ekel darüber, daß der Zu- 
sammenhalt der Familie durch keinerlei Unordnung gestört wurde. Aber 
Boby war ein vollblütiger kleiner Rassehund, und wenn er auch mit Ge- 
nuß die üppige Nahrung verschlang und glücklich in einem warmen Bett- 
chen schlummerte, so räkelte er sich doch in Mondnächten, wenn das 
Licht seine Silberschleier durch das Zimmer wob, unruhig auf seinem 
weichen Kissen und wimmerte in der tiefen Stille kläglich auf. Dann er- 
hoben sich im Mondschein aus drei kühlen Betten eckig drei alte Fräu- 
lein, umscharten Bobys Lager, streichelten den kleinen Gefährten, deckten 
ihn fester zu und laumelten schläfrig seufzend zurück in ihre Betten 
Gelehrte Leute behaupten, ein Hund pflege zu träumen, wenn ihn der 
Mond bescheint, und wer vermöchte ganz nachzufühlen, worüber In mond- 
hellen Nächten eine kleine Hündin im Kreis dreier schlummernder alter 
Mädchen stöhnen mag? 

Bobys Melancholie schlug plötzlich in flinke Lustigkeit um; er sprang 
kläffend aus seiner trägen Schwerfälligkeit heraus, wälzte sich mit aus- 
gelassenen Purzelbäumen übeı die Teppiche, trieb sich mit den strahlen- 
den alten Mädchen herum, spreizte die sehnigen festen Beinchen, schüt- 
telte heftig den hochgeworfenen Kopf, kläffte, schnaubte, krümmte den 
glänzenden Rücken und verschlang gierig den Inhalt eines Schüsselchens. 








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Gelesene prägt sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann test 
win Meine Itallenischen Freunde waren tos Im praktischen leben verwendet 
überrascht über meine schnellen Er: werden 

'olge, besonders über die qguie Aus St. Pölten, 15 Jan 1940 Adalb Redı 
sprache Auch bin Ich In der lage, Ita losafstr 57 Hauptschuldirektor I R 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


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eine Sammlung toter Vokabeln entgegen. sunderr: so, wie sıe wlıklich und täg 





lich In Iebendigo: Rede und Gegentede gesprochen und gebrauch! wlıd Jedes Sektkundige nehmen keinen Strohhalm oder Sektquirl zu 
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25 





Beglückt betrachteten ihn die alten Mädchen und 
meinten: „Wie schön rund er wird!” 

Boby wurde in der Tat rundlicher. Sein heiteres 
Umherspringen wurde ein wenig schwerfällig. Er 
ermüdete rasch in seinem ausgelassenen Herum- 
tollen, wurde träge, schlief viel, lag — ein dicker 
Knäuel — auf seinem weichen Polster, und kam 
an einem geheimnisvollen Abend nicht einmal 
hervor zum Fressen. Die drei Fräulein beugten 
sich zu ihm hinunter und lockten ihn: „Boby, komm 
Liebling... 1” 

Boby war schwermütig; das Schwarz seiner Au- 
gen überschattete das Weiß; sein Blick flackerte 
in wildem Feuer. Die drei Mädchen erschraken 
und waren besorgt. Die Dämmerung glitt mit ihren 
Geheimnissen hinüber in die Nacht, und ihre Au- 
gen, ihre Seelen wachten um den auf seinem La- 
ger sich windenden, stöhnenden Hund, Bobys 
Dickleibigkeit schwellte seinen Bauch, verbreitete 
sich über seine Weichen. Plötzlich befiel ein 
Krampf den zuckenden Leib. Boby legte den klu- 
gen Kopf auf die Vorderpfoten und staunte aus 
geweiteten Augen die gütigen alten Mädchen an. 
Bobys gespannter Leib zuckte hoch und fiel zu- 
rück. Mit einem langanhaltenden wimmernden 
Stöhnen bohrte er den Kopf in die Kissen, und 
während sein Körper schmerzgekrümmt von 















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Schauer durchrieselt wurde, durchfuhr auch den 
unfruchtbaren Leib der alten Mädchen die ganze 
Qual des Tieres... Boby spreitete die Beine. 
Neugeborene kleine Hunde wimmerten jetzt in 
der Dunkelheit... Die alten Mädchen schluchzten 
leise und beglückt. 

(Aus dem Ungarischen von Hans B. Wagenseil.) 


Der Packesel 


Martin machte eine Gebirgswanderung in den 
Hohen Tauern. Den ersten Tag ging er allein, 
dann schloß er sich einem Jungverhelrateten Ehe- 
paar an. Die Frau war ein äußerst lieber Kerl, 
auch an ihrem Gatten war nichts auszusetzen, 
doch zeigte er sich für einen Mann in den Flit- 
terwochen nicht sehr galant. Er ließ seiner Frau 
ruhig den schweren Rucksack schleppen, während 
er selbst nur einen ganz leichten trug. Aber das 
war bei ihm alpines Prinzip. Suum cuique, sagte 
er, jeder trage das Seinel 

Was aber tat unser Martin? Er nahm der Jungen 
Frau entgegen jedem erzieherischen Prinzip den 
Rucksack mit Gewalt ab und trug ihn über Stock 











& 
Veeciele 
NINEI) 


Pelabon hat den Borteil, nicht 
einfad) mr den Schmerz ju bee 
täuben, fondern oft auch beilen 
| Urfache zu befämpfen, Indem € 
zegulierend auf den Cefäße 
tonus und die Vlutjirhulation 
einmirtt. Darauf beruben feine 
aıten Erfolge bei Kopfihmer« 
1, rbetmaklien und plchtle 
fen" Nietawerden,fonfe bei 
Yabufhmerzen, Werwenden 
Lie Dieladon aud bei far 
fen Scmerien farlım — 
meift genügt (ion eine Stapfel, 
Wadtung 72 Pig. In Avotbeten. 





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und Stein für sie. Darob bekam er manchen war- 
men Händedruck gespendet, hie und da auch 
einen heißen Blick zugeworfen, besonders wenn 
er sich gerade den Schweiß von der Stirn wischte. 
Der Gatte sah diesem Treiben ohne mit der Wim- 
per zu zucken zu, er schien mehr zur Blindheit 
als zur Eifersucht zu neigen. 

Eines Tages Jedoch rutschte Martin im Geröll ein 
paar Meter ab, dabei ging Frau Ernas Rucksack 
auf. Martin traute seinen Augen kaum. Was be- 
kam er da zu sehen? Einen Rosaschlüpfer, ein lila 
Höschen, ein duftiges Hemdchen? Ganz im Gegen- 
teil. Ein Paar derbe Männerstiefel, eine grobe 
Bauernjoppe, eine wollene Herrenunterhose, eine 
Tabakspfeife, ein Rasierzeug, was eben in einem 
Rucksack zu stecken pflegt, aus dem ein Mann auf 
Bergtouren zu schöpfen pflegt. Blitzartig ging 
Martin ein Licht auf, Da hatte er durch eine ganze 
Woche lang den schweren Rucksack des Herrn 
Gemahls geschleppt, mit Wissen dessen Junger 
Frau natürlich. Am andern Tag wanderte er allein 
weiter, er wollte nicht länger den Packesel spielen. 
Doch noch einmal lief ihm das Ehepaar über den 
Weg. Es stieg in Begleitung eines Jungen Man- 
nes eine steile Halde hinan. Der junge Mann trug 
sichtlich schwer an Frau Ernas Rucksack. Das alpine 
Prinzip bewährte sich wirklich glänzend. H.Sch. 






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Berlin 











26 


N 


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übermäßige Ghwelfabfonderung, verhütet 
Dlafen, Brennen, Wundlaufer. Hervorragend 
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„Aber ich bin doch gar nicht erkältet, Herr Professor!“ 


Dopo il lavoro: “Signorina Cilli. ogg! credo mi avete Insplrato per benel,, — "Ma lo non sono mica raffreddata, signor Protessorel,, 


28 


Erziehung 


(K. Heiigenstaedt) 


7 





2 





„Starr doch nicht gleich so auffällig rüber ..... außerdem starrst du nach dem falschen Tisch . 


Ammaestramento: ‘Non fissare tosto gli occhi sl forte lä oltre!... E pol... . li fissi sul tavolo falso! .. ... 


29 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 








Ich war in einer hochvornehmen Gesellschaft 
eingeladen. Lauter Superintendenten. Man kann 
dies oft nicht vermeiden. Schon auf dem Hinweg 
rutschte ich aut dem Glatteis aus, Ich erzählte 
davon bei meinem Kommen. 

„Haben Sie sich wehgetan, Herr Rösler?” 

„Nee — ich bin nur auf meine vier Buchstaben 
gefallen, gnädige Frau.‘ Die Hausfrau verstummte. 


Der Hausherr lachte 
fünf Buchstaben?” 
Die Hausfrau, eine Hamburgerin, ärgerlich: 

„Daß du auch noch darüber sprechen mußt, Karli 
Herr Rösler wird eben ch als einen Buchstaben 
rechnen!” 7.H.R 


„Wieso vier? Es sind doch 


Der witzeschreiber Z. ist nicht gut auf seine 
Zeit zu sprechen, Heute hielt er wiader eine sei- 
ner Brandreden. 

„Die heutige Generation hat keine Ehrfurcht vor 
dem Alter!” rief er. — Meinte Peter Franke: 
„Wieso? Hat eine Schrittleitung dir wieder deine 
Witze zurückgeschickt?” 3.H.R. 


* 
MEIN FREUND JOHANNES 


Es war im Jull. 

„Ach, nun geht der Sommer schon wieder seinem 
Ende zu”, bedauerte ich. 

„Wenn der Juli nur erst mal rum wärel” sagte 
Johannes. 

„Das soll nun einer verstehen! Seit Anfang des 


Jahres sehnst du dich schon nach dem August. 
Weihnachtsabend ging das schon los”, bemerkte 
seine Frau. 

„Du bist doch sonst gar nicht so für die Hitze. 
Hast du dir für den August etwas Besonderes vor- 
genommen”, fragte ich, 

„Das eigentlich nicht, Aber ich glaube, daß es ein 
sehr anregender Monat für mich sein wird”, sagte 
Johannes. 

„Kannst du das schon vorher fühlen, Johannes?” 
lächelte ich, während seine Frau in die Küche 
ging, eine Kleinigkeit zu holen. 

Johannes antwortete nicht. Er zog mich zu seinem 
Schreibtisch. Dann griff er zu dem \sandkalender, 
der über demselben hing Wir hatten Juli, Das 
Blatt für diesen Monat zeigte ein wogendes Ähren- 
feld. Johannes lüftete es. Der August erschien und 
mit ihm das Bild eines wirklich ungewöhnlich schö- 
nen, ungewöhnlich leicht bekleideten Mädchens. 
„Ich habe den Kalender zu Weihnachten bekom- 
men, Es ist wohl anzunehmen, daß wir dich im 
August häufig als unsern Gast begrüßen dürfen?” 
sagte Johannes. 


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fratelli no sarem...!„—Ognuno fra se: “Finche in bisogno e pericolo io sarö...!, 


Der Sängerkrieg — La tenzone dei 


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(Lv. Horväth) 





Kurzer Lichtblick / Von Ratatöskr 


Nur eine Viertelftunde kam 

die Sonne auf Befuch 

und floß als dicker, gelber Rahm 
mir über Tifch und Buch. 


Der Rahnı war füß, der Gram zerfprang. 
Strachs hob fich das Niveau. 

Und eine Viertelftunde lang 

war ich von Herzen froh. 


Die Möwen 


Manchmal steht an einem Schiff vorne oder hinten 
dran „Möwe”. So heißt das Schiff, und es ist ein 
vergnügter Name und er zeugt von stolzer Un- 
abhängigkeit und Sturm und Drang in die Ferne. 
Auch in Gedichten gibt es solche Möwen, und es 
sind stolze Vögel. Ich kenne auch Möwen, richtige 
Möwen, die fliegen um die Brücke am Fluß herum. 
Sie sind nicht so arg stolz, sie lassen sich füttern, 
und fressen einem aus der Hand. Man macht 
das so: Man wirft von der Brücke einen Brocken 
in die Luft, und dann kommen die Möwen in sehr 
elegantem Fluge herbei und schnappen das Fres- 
sen beim Fliegen. Sie schnappen es einander 
weg, und die Brocken, die hinuntejfallen, die 
werden von andern Möwen gefressen, die unten 
in aller Bequemlichkeit im Wasser warten und 
den Dreh schon raus haben. Das sind wahrschein- 
lich pensionierte Möwen oder ältere oder schlauere 
junge Möwen. Die machen uns keinen Spaß, 
sondern nur diejenigen, die sich die Bissen 
gegenseitig abjagen. Es ist hübsch anzusehen, 
wenn jemand dem andern etwas so geschickt 
wegfrißt. 


Doch eine fchwarze Wolkenbank 
zermalmte fonder Scham, 

Indem fie auf die Sonne fank, 
den Frohfinn famt dem Rahm. 


Mir bleibt als karges Surrogat 
des Sofakiffens Kloß, 

der die vergilbte Infchrift hat: 
»Ein Viertelftündchen bloßl« 


Früher haben manchmal große Herren auf dem 
Marktplatz einen Ochsen braten lassen oder ein 
Weinfaß angezapft und Freiwein oder Freiochse 
verschenkt. Sie sahen dann vom hohen Altan zu, 
wie sich die da unten um Wein und Ochse prü- 
gelten. Das war gewiß komisch anzusehen, wer 
möchte das bezweifeln? Das Vergnügen kann 
man sich mit ein paar Stücken alten Brotes ver- 
schaffen, nur machan es die Möwen eleganter als 
die Lümmel auf dem Markte es machten. Viel- 
leicht fluchen die Möwen auch, wenn ihnen ein 
Happen auskommt, aber das versteht man nicht, 
sondern man hört nur den poetischen Möwen- 
schrel. Womöglich rufen sie so etwas wie: „Da- 
mischer Uhu, kannst nicht geschickter schmeißen.“ 
Es kann auch sein, daß die Möwen noch nicht so 
weit In der Intelligenz fortgeschritten sind, daß 
sie so etwas Kompliziertes denken können, und 
dann heißt es vielleicht nur „Saustall” oder noch 
etwas Einfacheres und Darberes. Man kennt sich 
ja mit den Möwen so wenig aus. 

Neulich kam ich gegen Abend an den Fluß und 
wollte mich wieder an der eleganten Fresserei 
ergötzen. Aber dafür war In Möwenkreisen kein 
Interesse. Ich konnte noch so günstig werfen, 
keine Möwe kam, und selbst die alten Kenner 


34 


unten im Wasser waren verschwunden. Dagegen 
flogen Hunderte von Möwen im eleganten Ge- 
schwaderfluge einher, teilten sich und vereinigten 
sich wieder. Sie hielten tadellose Ordnung und 
Richtung, und alles klappte vorzüglich. Selbst 
mein Feldwebel hätte nichts daran aussetzen 
können, und, wenn ein Fliegergeneral:.dagewesen 
wäre, hätte Ihm das Herz ImLeibe lachen müssen. 
Es war aber kein Fliegergeneral da, sondern 
neben mir stand eine Dame, die sagte, das müsse 
so etwas ähnliches sain wie ein Hochzeitsflug. 
Ich wagte nicht zu widersprechen, denn ich 
wußte nicht, wieviel die Dame von massenhaften 
Hochzeitsreisen versteht. Plötzlich ging der ganze 
Möwenschwarm aufs Wasser nieder, die Tiere 
steckten die Köpfe zusammen und krächzten. Da 
sprachen sie wohl über Möwenpolitik, Foitzick 


Frontpsalm 


Von Herbert Lestiboudois 


Ic habe didı oft, oh Erde, geküftt — 

Und hatte die Scinauze voll Sand! 

Nun weiß ich, wie teuer dem Ilerzen du bist, 
Auch draußen im Niemandsland, 


Und war dieV isage verdreckt und verscdilammt, 
Die Brocken am Leibe nur Felzen — — 

Dodh besser, als wäre das Leben verdammt, 
Im Himmel zur Ruh sicdı zu setzen! 


So ward meine Liebe denn flammend entfadıt 
Zu dir auf grundlosen Wegen, 
Und wer sie verhöhnt, der Narr, und verlacht, 
Der hat nie hier vorne gelegen! 


Aussichten 


{R- Kriesch) 


„Die telefoniert jetzt scho’s dritte Mal!“ — „Ja, und i war so a 
Depp und hab ihr a Fuchzgerl in fünf Zehnerl g’wechselt!“ 


Prospettive: “E gid adesso la terza yolta ch’ella telefona!,, — "Eh sl; ed io ero tanto grullo da cambiarle un cinquantino In einque palanchinel,, 


35 





Der USA.-Mars 


(Erich Schilling) 


„Pures Gold, Darling!“ — „In dieser Uniform kann dir nichts passieren!“ 


Il Marte Statunitense: “Oro puro, darling!,, — “In questa uniforme non ti puö capitar nullal,, 


36 





Der Fremde und die Freiheitsstatue 


(0. Gulbransson) 





























Orer wrenaamiton 47 





„Denkmäler errichtet man doch nur Toten! Wann ist die Dame gestorben?“ 


Il forestiere e la statua della “Libertä,,: “I monumenti s’ innalzano in realtä soltanto ai morti! Quando & morta questa madama?,, 


DER ZITATENHEINRICH 


Am Stadttheater in ©. gibt es einen Schauspieler, 
der mit den Klassikern aufwuchs, mit ihnen lebte 
und mit ihnen grau wurde. Einundfünfzig Spielzei- 
ten. Das gesamte klassische Repertolre 'rauf und 
"runter, Alle Rollen: Vom jugendlichen Helden bis 
zum Heldenvater. Spricht man ihn an, so gibt er 
ein Zitat zurück; fragt man ihn, so antwortet er 
mit einem Dichterwort aus seinem unerschöpf- 


lichen Zitatenschatz. Darum heißt er der Zitaten- 
heinrich. 

„Guten Morgen”, begrüßt ihn ein junger Schau- 
spieler, „Sie sehen aber heute nicht gut aus. Sind 
Sie krank?" 

Zitatenheinrich entgegnet Ihm: 

„Bürg‘ du für dich und deinen eignen Leib!” 

Ein andermal fragt ihn eine Schauspielerin: 

„Sag mal, Heinrich, der Neue, der Jetzt gekommen 
ist, was Ist das eigentlich für ein Schauspieler?” 


37 


Zitatenheinrich mit geringschätziger Miene: 
„Wie Ihn der Wanderer findet auf den Bergen.” 
Nach einer anstrengenden, langwierigen Probe 
entläßt der Regisseur seine Schauspieler: 
„Ich danke Ihnen meine Damen und Herren, Aber 
ich bitte euch, lest nochmal die alte Rolle durch.“ 
Da steckt Zitatenheinrich noch einmal seinen Kopf 
hinter der Seitenkulisse hervor und sagt: 
„Eher siehst du die Loire zurückfließen!” 

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DER TRÄUMER MICHAEL 


VON HANS BRANDIN 


Der Mann Ist von Natur aus ein Phantast und 
Träumer — so lange, bis die Frau erscheint, die 
ihn um dieser Eigenschaften willen liebt und den- 
noch nun nichts Eiligeres zu tun hat, als sie ihm 
schleunigst abzugewöhnen und einen „ganzen 
Mann“ aus ihm zu machen, Auf dem besten Wege 
dorthin befindet sich mein Freund Michael, seit 
er das Steuer seines Lebensschiffleins in die 
schönen schmalen Hände Yolandas gelegt hat. 
— Wie sie ihn aber gewann, Ihn, den Träumer 
sondergleichen, das soll hier in aller Kürze be- 
richtet werden, 

Welch anheimelnder Duft wogte doch an jenem 
Jahre zurückliegenden Abend durch die Biblio- 
thek unseres gemelnsamen Bekannten, des Herm 
Thönnesen, bei dem wir zu Gaste waren, ein Duft, 
zusammengebraut aus Bratäpfeln, die in der Röhre 
des mächtigen weißen Kachelofens brützelten, 
aus dem Rauch von Zigaretten, den vier köst- 
lichen Parfüms der vier anwesenden Damen, dem 
angestaubten Pergament alter Follanten und dem 
tiefroten Bordeaux, der warm im Kerzenschein 
schimmerte, Die kleine silberne Schreibtischuhr 
wies auf zwei — was Wunder, daß wir zu solch 
vorgerückter Stunde von Träumen sprachen. An- 
fangs selbstverständlich streng wissenschaftlich, 
bald aber versuchte ein jeder die bunten Bilder, 
die ihm Im Schlaf umgaukelten, wiederzugeben 
und bemerkte voll Schrecken, wie blaß und farb- 
los sie hierbei wurden, wie sie zerrannen. 

Der einzige, dem es gelang, darzustellen, was er 
schlafend erblickt hatte, war mein Freund Michael. 
„Als Kind einmal‘, so begann er versonnen, „hab 
ich Bilder jener westdeutschen Stadt gesehen, 
deren Namen schon, ich weiß nicht weshalb, stets 
eine so anziehende und unheimliche Vorstellung 
in mir erweckte, Als Ich die ruhliche Stadt zum 
ersten Male auch im Traum erblickte — ich mag 
damals 15 Jahre alt gewesen sein — erschien 
sie mir unvergleichlich schön. Ich entsinne mich 
eines schmalen Gäßchens mit spitzgiebeligen al- 
ten Häusern aus dunkelgebeiztem Fachwerk. Alt- 
modische Gaskandelaber beleuchteten die alten 
verhutzelten Fronten. Ausdrucksreich, gleich den 
Zügen eines menschlichen Angesichts erschienen 
sie und ihre schönen Portale, ihre harmonischen 
Fensterreihen, ihre edlen Abmessungen, ihre Tür- 
beschläge aus frisch geputztem Messing, ihre 
zierlichen Scheibengardinen, ihre würdigen Num- 
mern- und Namensschilder — all das sprach von 
arbeitsreichen Jahrhunderten, von Entbehrungen, 
die sich allmählich zu Wohlstand wandelten, zu 
einem Wohlstand aber, der Verpflichtung ward 
zu neuer Arbeit — zum Segen der folgenden 
Geschlechter. Solch ein Sträßchen war es, von 
dem ich geträumt. Vom hohen Turm des nahen 
söndsteinroten Münsters hallte der Glocken- 
schlag der Mitternachtsstunde herüber, wehte 
mit dumpfem Brausen über die schweigenden, 
schwarzen Firste und Kamine. Pfeifend fuhr ein 
kalter Windstoß um die Ecke, 

Da stand urplötzlich eine Frau vor mir. 

Wie soll ich sie gleich beschreiben? — So un- 
wirklich erschien sie mir hier in dieser verschla- 
fenen kleinen Gasse, wie eben nur eine Traum- 
gestalt es zu seln vermag. Korallenrot leuchtefen 
ihre Lippen. Sie trug einen schneeig schimmern- 
den Pelz aus Eisbär-Fell, ein glockiger Mantel 
war es, mit einer großen, angeschnittenen Ka- 
puze, die mit stahlblauer Seide gefüttert war und 
ihr Antlitz lieblich umrahmte. Ich habe so etwas 
in Wirklichkeit nie gesehen, aber glaubt mir, 
es wär ganz ungewöhnlich kleidsam! Hauch- 
dünne Seide schimmerte honigfarben um ihre 
anmutigen Fesseln. Ihre kleinen Füße wurden von 
winzigen, schwarzen lLackschuhen umschlossen. 
Behutsam schritt sie damit über das bucklige 
Kopfsteinpflaster. Der sanfte Klang ihrer Schritte 
klimperte munter durch die Nacht. — Von ihrem 
Antlitz aber, von ihrem Lächeln, ihren Augen, von 
all dem Einmaligen und Unvergeßlichen ihrer Er- 
schelnung kann ich euch nichts erzählen, nur das 
eine: Es war die schönste Frau, der ich je begeg- 
net bin, ich werde sie nie vergessen, niemals!” 
Yolanda, die dicht am Kachelofen neben der 
Stehlampe saß, lächelte — ich kann mich dessen 
deutlich entsinnen. Welch eigentümlich sanfter, 
gütiger Glanz lag doch in ihren schönen, großen 


Augen — — Mein Freund Michael aber, der Träu- 
mer, schaute blicklos ins Leere, er schien keinen 
von uns zu gewähren, bis wir ihm schließlich la- 
chend zutranken: „Auf das Wohl der schönen 
Eisbärln, Prost!” 

Ein paar Wochen später kam er noch einmal kurz 
auf diesen Traum zu sprechen, erwähnte den Na- 
men jener Stadt und sagte, daß er seit Jahren 
öfter dort weile und gern den Mitternachtsschlag 
traumverloren in jenem Gäßchen erwarte. In 
vierzehn Tagen beispielsweise müsse er wieder 
dorthin. 

Und so geschah es: Zwei Wochen später kam er 
am Abend dort an, In der kleinen Kneipe nahe 
dem Bahnhof kannte man ihn schon. Dort trank er 
gemächlich ein Glas Glühwein, denn draußen 
blies der Wind eisig vom Strom herauf, Dann 
schlenderte er versonnen jenem Gäßchen zu. Da 
stand — er traute seinen Augen nicht — Im trü- 
ben Schein der Gaslaternen die Frau seines Trau- 
mes. — Wie Schnee glänzte ihr Eisbär-Fell. Ko- 
rallenrot leuchteten Ihre Lippen. Wie Honig schim- 
merten Ihre Seidenstrümpfe. Behutsam setzte sie die 
schwarzen Lackschuhe auf die groben Katzenköpfe. 
Fassungslos starrte Michael sein Traumbild an — — 


D. Hegenbarth) 





38 


Ach, nun endlich sah er ihr Antlitz wieder. Doch 
wie er nun vor Ihr stand, hilflos wie ein Knabe, 
da lächelte sie ihm zu und ihre großen, dunk- 
len Augen waren sanft und gütig, wie die einer Fee. 
Er stammelte wie ein Schuljunge, der seine Lek- 
tion urplötzlich vergessen hat: „Schön, daß Sie 
endlich da sind — ich habe von Ihnen geträumt, 
oft — nein, eigentlich immerzu — —" — „Ich 
weiß”, entgegnete sie, — Da erst erkannte er 
sie — Yolanda —, da erst wurde er gewahr, wie 
oft er sein Traumbild betrachtet hatte und darüber 
die Anmut verkannt, die Ihm leiblich gegenüber 
gesessen. Und er küßte entzückt die Spitzen Ihrer 
schmalen Hände. 

Als wir im Frühjahr auf das Wohl des jungen 
Paares anstießen, da sagte Yolanda: „Den Vor- 
stellungen eines Phantasten zu entsprechen — 
einen Träumer zum Ehemann zu gewinnen — drei 
Nächte hintereinander in einer zugigen Gasse 
vergeblich zu warten bis es Mitternacht schlägt 
— und trotzdem noch In der vierten zu lächeln, 
das alles war das Schwierigste nicht!’ Aber inner- 
halb weniger Wochen einen Pelzmantel — aus- 
gerechnet aus Eisbär-Felll — mit angeschnittener 
Kapuze, — stahlblau gefüttert — zu erhalten — 
das soll mir mal eine Frau nachmachen! — Selbst 
dann, wenn er schließlich bloß aus Polarfuchs ist” 
fügte sie behutsam hinzu. 

„Aber du hast doch immer gesagt — —” meinte 
Michael. 

„Ach Liebster, natürlich ist es Eisbär, jedenfalls 
dein Traum-Eisbärl“ 

Yolanda ist eine entzückende Frau, auch wenn 
sie bestimmt weiß, was sie will, was sie sagt und 
was sie tut. 


Dramatische Pädagogik 


Der Staatsschauspieler Willi Mertens kommt mit- 
tags müde von der Probe heim, Seine Frau emp- 
fängt ihn an der Tür: „Gut, daß du kommst. Ich 
weiß nicht, was ich machen soll. Unser Junge hat 
etwas getan, Etwas so — so Furchtbares. Du mußt 
gleich mit Ihm reden und ihm klarmachen, was er 
verbrochen hat, Vielleicht begreift er es noch 
nicht. Aber du mußt es versuchen, Eindringlich.” 
„Was hat er verbrochen?” 

„Das muß er dir selber sagen. Nur um eins bitte 
ich dich, WII, lach‘ nicht.“ 

Der Vater geht ins Kinderzimmer: „Komm her, 
mein Junge. Was hast du ausgefressen?” 

„Ach, weiter gar nix”, sagt der vierjährige Bub. 
„Ich hab’ bloß 'n Regenwurm durch die Registrier- 
kasse gedreht.” 

„Was hast du?” 

„Bloß 'n Regenwurm durch die Registrierkasse 
gedreht.” 

Auf dem Balkontisch steht ein Kaufmannsladen 
und darin eine kleine Registrierkasse mit Kurbel. 
Ein Spielzeug. Der Vater lacht nicht. Er sammelt 
sich, und dann beginnt er mit echtklingenden Tö- 
nen, die ihm geläufig sind, und mit einem furcht- 
bar umdüsterten Gesicht: 

„Das hast du getan? Das hat mein Junge getan? 
— Ja, was hab’ ich denn für ein Kind? Du hast 
einen Regenwurm durch... durch...“ Da muß er 
sich zum Fenster wenden und auf die Lippen 
beißen, aber er bringt den Satz noch fertig: 
w.. durch die Registrierkasse gedreht?” 

Der Bub schaut auf. So hat er den Vater noch nie 
sprechen hören, Dieses Pathos bedeutet was, Er 
schluckt, 

„Das hast du getan? Antworte mir?” 

Der Bub nickt. Tränen schießen ihm in die Augen. 
‚Also es wird ihm klar — denkt der Vater und hebt 
die Stimme noch mehr: „Ja, weißt du denn, daß 
jetzt ein Papa Regenwurm und eine Mama Regen- 
wurm herumkriechen und ihren kleinen Regen- 
wurm suchen. So wie Mama und ich dich suchen 
würden, wenn du nicht mehr da wärst. Und nun 
finden sie ihn nicht, — well du ihn durch die ... 
den kleinen Regenwurm.” 

Er spricht wirklich sehr eindrucksvoll, 

„Und nun suchen Papa Regenwurm und Mama 
Regenwurm immerzu. Und weinen! Du, die weinen 
in ihrem Jammer.' 

Da sieht der Junge den Vater tränenüberströmt an, 
schluchzt herzzerbrechend und sagt: 

„Dann ... dann dreh ich die beiden auch noch 
durch.” R. A. Stemmle 





SOLDATEN IM OSTEN 


(E. Thöny) 








Kein Tag vergeht, keine Stunde verweht, Ganz Deutschland atmet nach Osten aus 

Daß nicht unser Atem bei euch steht: In die Steppe voll Frost und ohne Haus 

Aus der Mutter Herzen, des Vaters Brust Und hüllt euch mit Wünschen und Träumen ein: 
Rauscht's dunkel zu euch und unbewußt. Nie seid ihr verlassen, nie kämpft ihr allein. 


Soldaten im Osten in Eis und Nacht, 
Begraben im Schnee, im Hagel der Schlacht: 
Kein Tag verglüht, keine Nacht verweht, 
Daß nicht eure Heimat bei euch steht. 
J.M. Wehner. 


39 


BEIM KARTOFFELSCHÄLEN 


VON WILHELM HAMMOND-NORDEN 


Wer mittags auf Wache zieht, der muß vormittags 
Kartoffel schälen. Das ist in unserer Kompanie 
unumstößliche Regel. Das Kartoffelschälen ist eine 
ebenso notwendige wie langweilige Beschäfti- 
gung. Darum kamen wir neulich auf den Gedan- 
ken, daß jeder Kartoffelschäler bei der Arbeit 
eine Geschichte aus seinem Berufsleben erzählen 
sollte. Einige von uns zlerten und genierten sich 
freilich, schließlich aber waren doch drei Kame- 
raden bereit: ein Steinmetz, ein Musiker und ein 
Schuhverkäufer. Als erster begann: 


Der Steinmetz 


Er entschuldigte sich gleich zu Beginn: er wisse 
nicht, ob uns das, was er vorzubringen habe, auch 
Interessieren würde. Wir ermunterten. ihn, immer- 
hin anzufangen. 

„Also“, sagte der Steinmetz, „ich war mal bei 
einem Grabsteinhändler beschäftigt, und dieser 
Händler war ein sehr gewissenhafter Mann. Er 
hatte in seinem Geschäft eine Art Tagebuch an- 
gelegt, und in dies Tagebuch mußte jeder Ge- 
schäftsvorfall eingetragen werden, auch wenn er 
noch so unbedeutend war. Wenn der Poller ein- 
mal eine solche Eintragung vergaß, dann wurde 
der Chef fuchsteufelswild. 

Nun hatten wir eine Kundin, Frau Mahlmann hieß 
sie, sie war ungefähr 90 Jahre alt. Vor einigen 
Jahren schon hatte sie, ihren baldigen Tod er- 
wartend, bei uns einen Grabstein für sich selbst 
gekauft, aber sie lebte dann doch noch viele 
Jahre munter weiter. Hin und wieder kam sie zu 
uns und betrachtete ihren Stein. Gewöhnlich be- 
trat sie das Kontor mit den Worten: ‚Ich wollte 
nichts Besonderes, ich wollte nur sagen, daß Ich 
noch lebel‘ Als sie nun wieder einmal erschienen 


1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 
2.Gegen Schuppen und Haarausfall 
3. Gegen schädliche Haarparasiten 


war, hatte der Meister gerade wieder Krach ge- 
habt mit dem Polier wegen einer fehlenden Tage- 
bucheintragung. Der Polier beschloß, nun in Zu- 
kunft ganz kleinlich zu sein, und so trug er Ins 
Tagebuch ein: 

20. Oktober, nachm. 14 Uhr 30. Frau Mahlmann war 
hier. Teilt mit, daß sie noch lebt. 

Unser Chef, der nun nicht genau wußte, ob sein 
Polier ihn verkohlen wollte, oder ob seine Er- 
ziehung überreife Früchte getragen habe, sagte 
nichts und grinste nur.“ 


Der Musiker, 

ein langer und hagerer Mensch, der außerordent- 
lich gewählt, aber ebenso schnell sprach (er 
sprach zuweilen zwei Worte auf einmal vor lau- 
ter Hast, wir pflegten zu sagen: er spricht mit 
Frühzündung)... der Musiker also meinte, der 
Steinmetz habe eine so hübsch pointierte Ge- 
schichte vorgetragen, daß er sich kaum noch ge- 
traue, nun selne kleine Begebenheit zum besten 
zu geben. Auch hier bedurfte es einiger Ermun- 
terungen, ehe der Musiker begann: 

„Wir hatten in unserer Kapelle einmal einen Kla- 
tinettlsten, der, wenn er ein Solo blies, so kerzen- 
grade und so unbeweglich dastand wie ein 
Wachtposien 

Eines Abends gaben wir ein Konzert, und zu die- 
sem Zweck waren die Tische des Publikums ganz 
nah an die Rampe herangerückt. Als der Kla- 
tinettist sein Solo spielte, stand er wieder wie 
aus Stein gemeißelt. Während seines Spieles 


sammelte sich am unteren Ende. seines Instru- 
ments ein Tropfen. Ihr braucht darüber nicht zu 
lachen, das ist ein rein physikalischer Vorgang. 
Der Tropfen wuchs und wuchs, ward zu schwer 
und fiel, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, 


zu Boden, Das heißt, er fiel nicht zu Boden, son. 
dern ein ungezogener Zufall wollte, daß er In 
ein halb mit Wein gefülltes Glas fiel, das vor 
einer jungen und nicht unfreundlich anzuschauen- 
den Dame stand. Die Dame, die dem Spiel des 
Klarinettisten lauschte und ihren Blick sozusagen 
nach Innen gerichtet hatte, bemerkte die Flüssig- 
keitsvermehrung nicht. 

Nach einiger Zeit war es so weit, daß sich ein 
zweiter Tropfen bildete und endlich vom Instru- 
ment löste, und da — wie gesagt — der Künstler 
während seiner Darbietung nicht ruckte und nicht 
muckte, so wird es niemanden verwundern, dad 
abermals ein wenig Wasser In den Wein dor 
schönen Zuhörerin floß. Und so geschah es, kurz 
vorm Schlußakkord, ein drittes Mal, 

Das Solo war zu Ende, der Beifall setzte ein, Ich 
eber, der ich alles beobachtet hatte, kämpfte In 
mir einen schweren Kampf: mußte ich nicht 
eigentlich der Dame mitteilen, was geschehen 
wer? Oder würde ich mit solcher Handlung meine 
Befugnisse überschreiten? Während diese Gedan- 
ken in mir miteinander stritten, nahm die Dame 
das Glas, mir war sogar, als ob sie den Klarinetti- 
sten dabei freundlich anschaute, und trank es aus. 
Ich hatte freilich ein bißchen ein schlechtes Ge- 
wissen, das aber im Laufe des Abends baruhigt 
wurde; denn Ich sah zufällig, daß die junge 
Dame den Klarinettisten in einer halbdunklen Ecke 
küßte, Spöter erzählte uns der Künstler, er habe 
sich mit jener Dame verlobt. Die Spucke war also 
sozusagen In der Familie geblieben.” 


DerSchuhverkäufer 


legte gleich, und ohne Einleitung, drauf los: 

„Einmal kam ein Kunde zu mir, dem es ein Schuh 
ganz besonders angetan hatte, Ich hatte diesen 
Schuh aber nur eine Nummer kleiner auf Lager 
als der Kunde eigentlich benötigte. Ich versuchte, 
ihn zu einem anderen Schuh zu überreden. Aber 
er wollte nicht. Er wollte gerade diesen Schuh 






































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ihm. den Schuh über den Fuß zu zwingen. Es ging 
aber nicht. 

‚Einen Augenblick‘, sagte der Herr, ‚bringen Sie 
mit mal ein Messer.‘ — ‚Ein Messer?‘ sagte ich. 
‚Ja, ja’, sagte der Herr. Gut, ich brachte ein Mes- 
ser. Der Herr ergriff es und schnitt sich ein Stück 
von der Hacke ab...” 

„Halt, halt, halt”, tiefen wir und sahen von unse- 
ren Kartoffeln auf. „Märchen wollen wir hier 
nicht hören!” 

„Ich erzähle euch kein Märchen”, sagte der ehe- 
malige Schuhverkäufer lächelnd. „Ich erzähle die 
reine Wahrheit, Der Mann war nämlich früher mal 
von der Straßenbahn überfahren worden und 
hatte an Stelle des rechten Fußes eine Prothese, 
Aber sonderbar und grausig war es trotzdem, 
wie er das Messer nahm und ein Stück von seiner 
Hacke abschnitt, das könnt ihr mir glauben...” 








MEIN FREUND JOHANNES 


Es wurde schon erwähnt, daß man bei Johannes 
in seiner Kindheit und frühen Jugend den Trieb 
nach Reinlichkeit hin und wieder stark vermißte. 
So wurde er auch einmal wieder mit geradezu 
furchterregend schmutzigen Händen von seinem 
Vater dabei angetroffen, wie er sich in der Küche 
eine solide Scheibe Brot zurechtmachte und ver- 
zehrte. 

„Johannes’‘, sagte der Vater, „erstens sollst du 
nicht außerhalb der tegelmäßigen Mahlzeiten 
essen und zweitens nicht mit derartig dreckigen 
Händen, Beides Ist ungesund und beides gehört 
sich nicht.” 

„Ach, Vater”, entschuldigte sich Johannes, „Ich 
habe eben zwei Stunden im Gatten gearbeitet 
Das macht schmutzig und hungrig.” 

Der Vater meinte ja allerdings, daß der Hunger 


wohl nicht so groß gewesen wäre, daß man sich 
nicht vor seiner Befriedigung noch hätte die Hände 
waschen können, aber er sagte es nicht, weil er 
so freudig überrascht war, daß Johannes seine 
Abneigung gegen die Gartenarbeit so erfolgreich 
überwunden hatte. Er schwieg also gerührt und 
ging hinaus, um das Geleistete zu bewundern. 
Er fand den Garten unberührt, Kein Beet war um- 
gegraben, das Unkraut wucherte noch immer lustig 
allerorts. Enttäuscht und tief betrübt darüber, sel- 
nen Sohn bei einer so frechen und plumpen Lüge 
ertappt zu haben, tief er Johannes. Der kam artig 
herbei und fragte höflich nach des Vaters Wünschen, 
„Johannes“, sprach dieser ernst, „Ich kann Im. Gar- 
ten keine Spur deiner Tätigkeit entdecken, Du 
gabst an, zwei Stunden dort gearbeitet zu haben. 
Würdest du mir vielleicht erzählen, was du ge- 
arbeitet hast?” 


„Mathematik, Vater“, sagte Johannes. .Bieger 








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Indizien 


(K. Heiligenstaedt) 


„Schmidts über uns haben doch schon wieder was vor — das kommt ja nicht mal handwarm raus!“ 


Indizi: “Ecco, gli Schmidt sopra di nol hanno dinvovo qualcosa In mente! L’ acqua non esce fuorl nemmeno tlepidal,, 





Das Urteil 


(Ed. Baudrexei) 





„Was sagst du eigentlich zu meinem Bräutigam?“ — „Nichts mehr! 
Was wir uns zu sagen hatten, haben wir bereits voriges Jahr getan!“ 


II giudizio: “Cosa dici Insomma del mio fidanzato?,, — “Null’ altro! Quel che avevamo a dircl, l’abbiamo gia fatto l’anno scorsol,, 


45 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(9 Nückel) 





Ich kam an dem Hause des bekannten Witze- 
schreibers vorüber. Aus dem Fenster des Wohn- 
zimmers drang lautes Gelächter. 

„Was ist denn da los?” — „Der Meister liest den 
Kindern seine neuesten Witze vor.” 

„Sind sie denn so lustig?” — Der Nachbar flüsterte: 
„Das weniger — aber wenn sie sich nicht vor 
Lachen biegen, müssen sie zur Strafe eine Stunde 
früher ins Bett.” I.H.R. 


Jeden Abend saß Anton beim Viermännerskat. 
Die junge Frau weinte sich daheim die schönen 
Augen trüb. Einsam wachte sie Nacht für Nacht 
Endlich hielt sie es nicht länger aus. 

„Anton! Liebster Anton!” schluchzte sie, „warum 
läßt du mich Immer so allein? Du wirst es noch 
so weit bringen — paß aufl — eines Tages suche 
ich mir einen Freund für meine einsamen Stun- 
den — Anton drohte: 


„Aber Ja keinen aus unserer Skatpartiel” )J.H.R, 


* 
MEIN FREUND JOHANNES 


Peter wollte heiraten. 

Die Aussteuer an Wäsche und Möbeln würde die 
Frau mit in die Ehe bringen. Für ihn galt es noch, 
Bilder, Vasen und ähnliches anzuschaffen. Wir soll- 
ten ihm dabei helfen. Es war nicht immer ganz ein- 
fach, das zu bekommen, was er zu haben wünschte 
„Ihr müßt nämlich wissen, daß meine Frau so für 
Symmetrie schwärmt, Sie will deshalb immer von 
allen Dingen’gleich zwei haben. Ein ‚Pendant', wie 


sie das nennt”, erklärte er uns. Wir kauften also 
zwei gleiche Vasen, zwei gleiche Lampen und so 
welter. Auch bei den Bildern sollte es so sein 
Peter bestand darauf, 

„Ich will meine Frau nicht enttäuschen“, be- 
harrte er. 

„Hoffentlich wirst du das auf die Dauer durchhal- 
ten können”, sorgte sich Johannes, 

„Warum wohl nicht?” meinte Peter leichtfertig. 
„Kannst du für Zwillinge garantieren?” fragte 
Johannes. * 


Jemand wollte Johannes aufziehen. 

„Johannes, was haben Sie für große Füße. Gibt 
es denn dafür überhaupt Schuhe?” 

„Doch doch, die gibts schon”, sagte Johannes 
gutmütig. 

„So, die gibt es also. Aber wenn Sie die mal 
putzen wollen, dann brauchen Sie doch bestimmt 
eine Bürste in Übergröße”, witzelte der andre 
weiter. 

„Aber lieber Freund, Sie brauchen doch auch 
keine extragroße Zahnbürste”, sagte Johannes. 














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47 





F 


Setst gar fo hart der Winter ein, 

Wird lang nicht feine Dauer fein, 

Doch ift er oftmals voller Tüch’ 

Und kehrt mit ganzer Macht zurück, 
Verfchneit den Weg dir und das Haus, 
Gehft du im dünnen Röckchen aus. 


48 


Winter 


Nimm, Liebchen, Dich vor Ihm In acht, 
Schau, mas die kluge Droffel macht, 

Ob dich fie drauß’ am Fenfter hockt. - 
Erft wenn ihr Kehlchen leife lockt, 

Ift auch die gute Zeit nicht weit, 

Wo froh man fingt und liebt und freit. 


Wilhelm Schulz 


Wilhelm Schulz) 


München, 21. Januar 1942 © 
47, Jahrgang / Nummer 4 3 "a 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Der Commis voyageur 


(wiihelm Schulz) 





„Können Sie mir aus Ihrer Mustermappe außer Europa noch etwas anbieten, Mr. Eden?“ 


Il commesso viaggiatore: "Ms. Eden, oltre l'Europa, non potete offrirmi qualcosa altro del vostro campionario?,, 


BEEIRSEITSUFG 


Freunde meinen, wenn sie mich so von der Reise 
erzählen hören, daß das alles eben nur mir pas- 
sieren könne. Aber das ist ein Irrtum. Was mir 
passiert, kann Ihnen nämlich genau so unterlau- 
fen. Drum erzähle Ich Ihnen die Geschichte mei- 
nes Fluges von Spanien nach Portugal, 

Vier Wochen waren notwendig, um alles In Ord- 
nung zu haben: Die Papiere, das Einreisevisum, 
die Banküberweisung und den Flugplatz. Vier Wo- 
chen Laufen und Telephonieren und Formulare- 
ausfüllen. Sogar der Schneider wurde mit der 
Gelegenheit noch rechtzeitig mit dem Mantel fer- 
tig. Endlich alle Aufregungen hinter mir, vermochte 
ich es kaum zu fassen, daß am letzten Tage vor der 
Abreise rein gar nichts mehr zu regeln war. Ich 
hatte mich so daran gewöhnt, daß Ich gar nicht 
mehr wußte, wie ich die Zeit totschlagen sollte, 
ohne sie auf irgendeinem Amt zu verbringen. So 
kam ich auf die Idee, einem lieben Freunde einen 
tegelrechten Abschiedsbesuch zu machen. Dieser 
war über so viel plötzliches Feingefühl direkt ge- 
rührt: 

Wir trinken, wir rauchen, natürlich plaudern wir 
von Portugal, Es beginnt schon zu dämmern, als 
plötzlich, so ganz nebenbei, das Wörtchen Aus- 
reisevisum fällt. Nichts anderes als dieses Wört- 
chen. Donner und Dorial Du lieber Gott! Auf die- 
ses Ausreisevisum habe ich total vergessen. Und 
ich hätte es mindestens vierundzwanzig Stunden 
vorher beantragen müssen! 

Schon sitze Ich Im Taxi, auf der Fahrt zur Polizei. 
„Ausreisevisum?“, wiederholt der Beamte. „Ihren 
Paß bitte, füllen Sie diesen Fragebogen aus, eine 
Photographie, Stempelmarke. Und kommen Sie 
morgen abend wieder...“ 

„Morgen abendl“, falle ich ihm ins Wort, „morgen 
abend muß Ich längst In Lissabon sein! Mein 
Flugzeug geht doch mofgen früh. Entschuldigen 
Sie vielmals, aber Sie müssen eine Ausnahme 
machen. Ich habe auf das Ausreisevisum total 
vergessen!” 

Der Beamte ist mit einem Päckchen Reisepässe 
beschäftigt. Er schüttelt stumm den Kopf. Nichts 
zu machen... ® 

Ich fange von vorne an und weil auch das auf 
ihn keinen Eindruck ‚macht, wiederhole ich's zum 
dritten Male und nun schon im Telegrammsiil: 
„Morgen früh Flugzeug Lissabon — Ausreisevisum 
vergessen — Platz bezahlt — vierzehn Tage war- 
ten...” 

Er zaudert, sieht auf die Uhr, Er wankt. „Gut, 


/ VON WILHELM LUKAS KRISTL 


wenn Sie in einer halben Stunde eine besondere 
Empfehlung Ihres Konsulats erbringen und die 
andern Formalitäten erfüllen, vielleicht ist es noch 
möglich. Vielleicht.” 

Ich kehre um. Ganz langsam. Eine halbe Stunde... 
weit ist es bis zum Konsulat und ob da jetzt 


Nächtlicher Spuk 
Von Ratatöskr 


Ich hör’ es nachts rumoren 

im Speicher über mir 

und fpitse beide Ohren: 

Ein Menfch? Ein Geift? Ein Tier? 


Vielleicht an ausgefiebten 

- 0 Jammer und o Graus! -, 
an alten Manufkripten 

nagt hungrig eine Maus... 


Ich fage mir beklommen: 

Was find wir? Schall und Rauch! 
- Mög’s ihr denn wohl bekommen 
und den Papieren auch! 


überhaupt Jemand anzutreffen ist? Hoffnungslose 
Hetzerei. Aber dann gehen meine Beine schneller. 
Schließlich laufen sie die Korridore entlang und 
springen die Treppen hinunter zum Ausgang. 

Das Konsulat ist offen. Während die Empfehlung 
geschrieben wird, jagt meine Feder über den 
Fragebogen. Der Taxichauffeur kauft im Laden 





Zusammenstoß 


Es geht doch allerlei vor in der Weltgeschichte, 
Staaten verblassen, Armeen werden geschlagen, 
Flotten vernichtet, Völker werden verlegt, Könige 
weichen, und alles das geschieht nicht so ganz 
leise, denn dabei wird geschossen, und Explosi- 
ves zur Entzündung gebracht. Man sollte meinen, 
die jetzt Lebenden sind anspruchsvoll geworden, 
was Sensationen und Detonationen anbetrifft, ver- 
wöhnt durch derartige Spitzenleistungen des Ge- 
schehens. 

Nun, wir sind nicht verwöhnt, wir sind doch recht 
hübsch bescheiden geblieben. Lassen Sie bei- 
spielsweise mal eine Autodroschke mit einem 
Handkarren zusammenstoßen, Sie werden Ihr 
Publikum finden, Ihr dankbares Publikum, das mit 
erstaunten, fast hätte ich gesagt mit leuchtenden 
Kinderaugen, Anteil nimmt am Vorgefallenen, um 
es diskret auszudrücken. 

Gestern sah Ich, wie eine Straßenbahn in einen 
Lastwagen hineingefahren war, Hineingefahren 
war, bitte sehr, nicht hineinfuhr. Auch ich strömte 
herbei. Wir bewunderten einen etwas zerstörten 
Lastwagen und eine leicht angebeulte Straßen- 
bahn. Ein Lastauto und einen Straßenbahnwagen 
kann man täglich sehen, aber wenn man einen 


Wagen der öffentlichen Straßenbahn mit dem Vor- 
derteil in dem Lastwagen drinnsitzen sieht, das 
ist schon was. Da kann keiner von sich sagen, daß 
er das täglich sieht. Selbst Herren mit eiligen 
Aktentaschen blieben stehen und schüttelten den 
Kopf, womit sie andeuteten, daß sowas nicht sein 
darf und daß es ohne ihr ausdrückliches Einver- 
ständnis geschehen sel, 
Aber wenn gar — ach meine disziplinlerte Füll- 
feder sträubt sich fast, es hinzuschreiben, also 
wenn gar ein Wagen der Polizei in einen last- 
wagen hineinfährt...! So, jetzt ist's ’raus. Beruhi- 
gen Sie sich, es ist nichts Wesentliches passiert. 
Nicht wahr, das finden Sie auch interessant, und 
in diesem Augenblick ist Ihnen der Lieferwagen 
näher als ein englisches Schlachtschiff. 
Die Leute ‚ringsherum lächelten, als sie es sahen, 
obwohl es gar nicht lächerlich ist, wenn hart im 
Raume stoßen sich die Dinge. Dem gab auch ein 
Herr Ausdruck, der da sagte: „Sowas kann natür- 
lich der Polizei auch mal passieren.” Ein anderer 
nickte zustimmend und erwiderte: „Selbstver- 
ständlich, selbstverständlich, aber es macht einem 
halt doch ein bißchen Freude”, oder hat der wo- 
möglich Schadenfreude gesagt? Der Mann trug 
übrigens auch eine Aktentasche und sah aus, als 
ob er eilig Wichtiges zu tun hätte und die Obrig- 
keit In keiner Weise zu fürchten brauchte. 
Foitzick 


50 


eine Stempelmarke, die Photographie relße Ich 
von einem Ausweis herunter. 

Zwelunddreißig Minuten später stehe Ich wieder 
in der Polizei, vor dem gleichen Schreibtisch. 
Jedoch hinter diesem Schreibtisch hat mittler- 
weile ein anderer Beamter Platz genommen. Be- 
amter Nummer zwel, Er weiß nichts von mir, ich 
nichts von ihm, Er weiß nur, daß vierundzwanzig 
Stunden Wartefrist Vorschrift sind. Zögernd be- 
faßt er sich mit meinem Fall, während ich auf Ihn 
einrede: „Morgen früh Flugzeug Lissabon — Aus- 
teisevisum vergessen...“ Und endlich versteht 
er sich zu der erlösenden Handbewegung. Er 
nimmt meinen Paß, Ja er greift zum Stempel, 
Jedoch der Chef zum Unterschreiben ist nicht da, 
Sein Zimmer ist leer. Weggegangen? Das wohl 
nicht, der Mantel sei ja noch im Zimmer. Nun, 
solange der Mantel da ist, tröste ich mich, bist 
du nicht verloren. Ich folge der Einladung und 
lasse mich auf einen Stuhl nieder, Aber alsbald 
ertappe ich mich wieder beim Auf- und Abgehen. 
Ganz Portugal steht und fällt ja mit diesem Mantell 
Schreibtischschubladen knarzen, Deckel stülpen 
sich über Schreibmaschinen, Schlüssel klirren leise, 
ein Beamter nach dem andern empfiehlt sich. 
Auch der Betreuer meines Passes beginnt seinen 
Tisch abzuräumen, nachdem er abermals ‚vergeb- 
lich Nachschau gehalten hat. Der andere bleibt 
unsichtbar, der Paß bleibt ohne Unterschrift. 
Was ich befürchte, trifft ein, ich muß ohne Paß 
nach Hause. Ich kann lediglich die Zusicherung 
mitnehmen, daß ich den Paß morgen bestimmt 
bekäme, bestimmt um "/9 Uhr vormittags. 

Punkt */s? Uhr stehe ich wieder im Paßbüro, vor 
dem Schreibtisch. Weder Beamter Nummer eins 
noch Beamter Nummer zwei Ist zu entdecken. An 
Ihrer Stelle empfängt mich ein Beamter Nummer 
drei. Erstaunt hört er sich meine Geschichte an: 
„Ausreisevisum vergessen — in zwei Stunden Ab- 
flug Lissabon — Paß nicht unterschrieben...” Er 
ist nicht im Bilde. Er kann mir nur das eine sage: 
„Vor zehn Uhr wird auf keinen Fall eine Unter- 
schrift erteilt.“ Dabei bleibt es, Stellen Sie sich 
nunmehr meine Lage vor: Da stehe Ich mit Mantel, 
Koffer und Flugkarte und habe keinen Paß. Und 
wer garantiert mir, daß der Chef gestern keine 
Uberstunden gemacht hat und heute nicht später 
kommt, daß er nicht vorher zum Zahnplombieren 
geht, von keinem Präsidenten gerufen wird, daß 
ihn kein Herzschlag trifft? Täglich kommt irgend 
jemand unter ein Auto oder unter die Straßen- 
bahn. Warum soll nicht heute er an der Reihe sein? 
In einer Stehkneipe stärke ich mich mit einem 
Schnaps. Beim Bezahlen muß ich eine weitere 
Entdeckung machen, Ich finde in der linken obe- 
ten Westentasche noch Geld und man darf kein 
Geld über die Grenze.nehmen! Sechsunddreißig 
Peseten sind es und ich weiß nicht, was Ich mit 
ihnen machen soll. 

Glückliche Menschen, die kein Geld in der Tasche 
haben! Nie hätte Ich gedacht, daß es so schwer 
sel, Geld los zu werden. Bisher hatte ich immer 
den gegenteiligen Eindruck. Ich irre von Schau- 
fenster zu Schaufenster, von einer Straße In die 
andere. Sechsundreißig Peseten! Zu einem Hut 
reicht es nicht, für eine Zahnbürste Ist es zu viel, 
mit Grammophonplatten Ist schwer zu reisen, An- 
drerseits kann ich doch das Geld nicht einfach in 
irgendeinen Briefkasten werfen. In meiner Ver- 
zweillung kaufe ich Socken, die mir ganz und gar 
nicht gefallen, stopfe sie in die Taschen und 
kehre zurück zum Paßbüro. Es ist Zeit, 

Sie werden jetzt vielleicht erwarten, daß mich 
wieder ein anderer Beamter empfing. Aber nein, 
es war noch Beamter Nummer drei, Er überreichte 
mir den Paß gestempelt und unterschrieben. Ich 
drückte im Geiste die ganze Polizei ans Herz. 
Und eilte davon. e 

Dann saß ich im Flugzeug, Ich kam mir vor wie ein 
Rekonvaleszent, noch matt zwar, noch geschwächt, 
aber schon wieder lebensbejahend, Wie zur Ent- 
schädigung strahlte der Himmel herrlich blau und 
hoch oben Jagten fröhlich weiße Wolken dahin. 
Eine Maschine nach der andern stieg auf. Ich 
drückte mich in den Ledersessel und genoß das 
Wetter, das Warten und den bevorstehenden 
Start. Mochte es kommen wie es wollte. Ich saß. 
Es kam leider so, wie es wollte. Aber auch das 
kann Ihnen genau so passieren wie mir. Ich bin 
nämlich trotz und alledem nicht nach Lissabon ge- 
kommen. Statt in Portugal bin ich wieder in meiner 
Pension gelandet; denn ausgerechnet an diesem 
Tage war das Wetter über Portugal zu stürmisch. 





Mars schreibt an Roosevelt 


(0. Gulbransson) 





\ 


un 


SI 


„... und haben wir es Ihren eifrigen Bemühungen zu verdanken, daß sich 
unser Geschäft aus kleinen Anfängen zur Weltfirma entwickelt hat!“ 


ocar Alwıs 





Marte scrive a Roosevelt: “... e noi lo dobblamo alle Vostre zelanti premure 
se il nostro negozio, da meschini Inizi, s’® innalzato a Ditta mondlale!,, 


51 


Amerikanische Berichterstatter 


(€. Thöny) 





„Wir hätten doch lieber Filmreporter bleiben sollen — da war einem ein happy end sicher!“ 


Corrispondente di guerra americano: Sarebbe stato pur meglio che fossimo 
rimasti reporter di film, ch& cosi s'avrebbe avuto di certo un happy end!,, 


52 


Quartier im Osten 


(Fr. Bllok) 


Quartiere nell’est 





(R. Krlesch) 


Sprache der Musik 














„Muß ich denn immer, wenn ich zu Hause bin, dies Gewimmer hören?“ 
„Du sollst wissen, wie es in meinem Innern aussieht, Edgar !* 


Il linguaggio della musica: “E devo dunque ogni volta che sono a casa sentire 
questo plagnisteo?,, — “Edgar, devi pur sapere clö che s’agita entro l’anima mial,, 


54 


Himmlische Jahresbilanz 





DEEERSESERZASRESTATMIREN MEASNEN 


Jeden Tag studierte Edmondo den Anzeigenteil 
des „Mittagboten“, dessen Vermittlung, was Liebe 
und Ehe betraf, die Konkurrenz keines anderen 
Blattes zu fürchten brauchte, So mancher Freund 
Edmondos hatte dem „Mittagboten’ eine nette 
Bekanntschaft zu danken. Nur Edmondo hatte bis- 
her kein Glück gehabt. Allerdings war er ein 
Mann großer Sparsamkeit, die man fast, ohne Ihn 
ungerecht zu beurteilen, als Geiz ansehen konnte. 
Solche Männer haben es bei den Mädchen schwer. 
Aber auch für sie kommt der Tag, da ihr gedul- 
diges Warten belohnt wird. Auch für Edmondo 
kam ein sonniger, lachender Mittag, als er las: 
..Ich bin Jung und, wie selbst meine besten 
Freundinnen zugeben, hübsch und begehrenswert... 
Unbedingt aber muß der Mann sparsam sein, dem 
Ich das Dasein verschönen möchte ,..” 
Edmondos Gesicht verklärte sich; er sah strahlend 
und beglückt aus, Endlich hatte er Aussicht, die 
Frau zu finden, die zu ihm paßtel Zwei, drei Briefe 
wurden gewechselt; dann hatte man die erste 
persönliche Aussprache, „Es ist nämlich nicht nö- 
tig, daß wir das Briefporto verschleudern!” hatte 
Angelina geschrieben. Edmondo war begeistert; 
denn Angelina war tatsächlich ein sehr schönes 
Mädchen, wenn auch Ihr Kleid die Mode des 
dem vergangenen Jahre vorhergegangenen Jah- 
tes zeigte Angelina sagte gleichsam zur Ent- 
schuldigung: 

„Ich mache da die Torheit der jungen Mäd- 
chen nicht mit! Jedes Jahr ein neues Kleid? Nein, 
ich bin meinem Gelde kein Todfeind!” 

Edmondo lächelte und nickte. 

„Wollen wir ins Kino gehen?” schlug er vor; denn 
ein Kinobesuch gehörte immerhin zum Billigsten 
Angelina sah Ihn entsetzt an. 

„Was denken Sie nur? Sparen wiı etwa deshalb 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


das Briefporto, um das Geld jetzt hinauszuwerfen?”“ 
Gut, sie gingen spazieren. Die Sonne brannte, 
auch die aufblühende Liebe machte heiß. Ed- 
mondo war durstig geworden. Er fragte: 

„Wie wäre es mit einem Gläschen Wein, Bier oder 
Limonade?” 

„Aber, aber! Ich dachte, Sie seien ein sparsameı 


„.Ja, es wurde ein billiger Brautstand; war Ed- 
mondo sparsam, so schien Angelina im Sparen bis 
hart an oder über den Rand des Geizes zu gehen. 
Nur mit Küssen, die nichts kosten, war sie nicht 
sparsam; denn das wußte sie: irgendwie mußte 
man den Geliebten fesseln. Und Küsse waren vor- 
derhand die besten Fessein. 


Mann! Wir werden im Park ein Glas Wasser trin- 
ken. Dort rauscht ein Brunnen!” 


Ein halbes Jahr später waren sie verheiratet, 
Drei Tage später sagte Angelina: 

„Die Schlafzimmereinrichtung, die mir die Groß- 
eltern hinterlassen haben, gefällt mir nicht! Wir 
wollen uns eine neue anschaffen!” 

Und wieder drei Tage später‘ 

„Ich habe eine nette Schneiderin gefunden. Sie 
wird mir meine Garderobe modernisieren. Ich 
habe schon ein paar Kleider und — —" 
Edmondos Gesicht wurde länger ... Wieder drei 
Tage später: 

„Ach, Edmondo, jetzt, da wir schon so lange ver- 
heiratet sind, müssen wir sorgen, daß wir durch 
die Zweisamkeit unserer Abende nicht gegen die 
Liebe abgestumpft werden! Ich schlage vor, daß 
wir heute abends die Oper besuchen. Bitte, be- 
sorge gute Karten, vordere Parkettsitze, damit 
die Leute auch mein neues Abendkleid bewun- 
dern!” 

«..Einen Monat später sagte Edmondo seufzend: 
„Angelina, ich dachte, daß du einen sparsamen 
Mann gesucht hast! Ich habe jetzt in wenigen 
Wochen mehr Ausgaben gehabt als in den letz- 
ten zehn Jahren!“ 

Angelina lächelte. 

„Und? Was willst du damit sagen? Deshalb habe 
ich auch einen sparsamen Mann gesucht! In deı 
Ehe muß doch wenigstens einer sparsam sein, 
nicht wahr? Und da ich es auf die Dauer nicht 
sein kann, wer sollte es dann sein, wenn nicht du?” 


AN DEN SCHLAF 


Von Karl Julius Deter 


Komm, o Schlaf, 

meide nicht meine Augen, meine Seele; 
weil ich sonst ein Schaf 

dir aus der Kette, die ich zähle, stehle. 


Und das Schaf, 

also listig dir entrissen, 

leg‘ ich, Schlaf, 

unter meinen Kopf als Kissen. 


Das weiche Fell, das weiche Haar 

mischt mit der Liebsten Haut und 
Haar sich im Traume. 

Ich schlafe selig. Wunderbar. 

Du aber suchst, schlaflos, das Schaf 
im Raume. 





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@lcher Knoten padt zu Ihrem 
Gesicht? Diese Frage mussen‘Sie sich einmal stellen, denn von ihrer Beantwor- 
tung sollte eigentlich Ihr Krawatteneinkauf abhängen. In der Regel kann man 
sagen, daß zum rundlichen, breiten Gesichtsschnitt besser ein fülliger Knoten 
steht, während der hagere, schmale Typ lieber einen dünnen Knoten bevor- 
zugen sollte, Nicht jede Krawatte läßt sich aber zu einem dünnen, nicht 
‚jede zu einem dicken Knoten binden. Entscheidend hierfür sind „4 


die feinere oder gröbere Webart und die Schwere des Stoffes. 


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tragen dem Rechnung. Eine erstaunliche Vielfalt 
von Mustern, Tönungen und Stoffarten macht 
es Ihnen zum reizvollen Vergnügen, die Ihrem 
‚Gesichtentsprechende Krawatteauszusuchen. 


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aber nur, wer auch gefunde Zähne hat. Darum 
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und abends - mit Blendax, der vorzügliden 
und preiswerten Zahnpafta, zu pflegen. 


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56 














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Eisstückchen, gießen Wasser 
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darauf. Auf diese Weise wird 
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wirksam gekühlt. 


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KUPFERBERG GOLD 
« Ducgie Luüngfiife » 


57 


EIN SANG AUF KUNIGUNDE [| von anton schnack 


Wie dünkt euch Kunigunde? 

Icı kenne sie als mollig-runde, 

als luftgebräunte, kerngesunde, 

als kurzberockle, kopftuchbunte, 

Sie hackl und gräbl im Freien 

in fränkischen Gärtnereien 

und gieft, 

mas sproßt und sprießt: 

Kohl und Laudh, 

der Zwiebel grünlichen Schlauch, 

Salate 

in langer Parade, 

role Rüben, gelbe Rüben, 

lie Spargeln mit den schnellen Schüben, 

Meerrettich braun ckt, 

der würzig zum safligen Rindfleisch 
schmeckt, 

und Kraut, Kopf an Kopf, 

köstliche Fracht für den Küchentopf, 

geschmort und durchbohrt von schmwei- 
nernen Rippen, 

ein Fest für die Lippen. 








doppelschräg, überhöht, DRP. 
Weit über eine Million 
Apparate schon verkauft. 


Rasiertsanft,leicht, angenehm. 


Des Werktags scwingt, 

mozu sie lrällert und singt, 
Kunigunde Hace, Haue und Spaten 
Dodh sonntags hängt 

sie dicilgedrän 
bereit und fleiscigmarm 

am herrischen Arın des Flaksoldaten. 





In der heiteren Gegend um Bamberg 
am Main, 

in den Dörfern, umkränzt von einem 
Zmweischgenbaumhain, 

trifft man den Namen häufig, 

zumeist ist die Abkürzung 
geläufig. 

Kuni ist dunkelhuarig, 

lustig, eine Kleinigkeit fahrig, 

mittelgrof, kurzbeinig, gesetzt, 

das Mundwerk mwird gerne gemelzt, 

sie hat schlagferligen Multermwilz, 

in verscdmilzten Augen den Gefall- 
suchtsblitz, 





Kuni 





[U NEERSEZSEIBSNINENICTE Tinte 


der funkelt hell und entzündet sidı 
schnell. 

An ihrem Hause sind die Läden grün, 

Geranienslöce bläh’n, 

Wein klettert empor 

und eine bledierne Glocke scheppert 
am Tor. 


In alten komischen Ritterstücken 

ist sie mein ganzes Entzücken. 

Sie steht auf windigem Söller 

neben Kartaunen und Böller 

und winkt einem Ritter zu Pferd — 

dem prächtigen grobschlächligen 
Kunibert 


Und ein Wetter- und Bauernsprudı 
im alten Kalenderbuch 

verkündet am 5, März, 

menn der Winter flicht nordmärts: 
„An Kunigund, 

wird's warm von unf'.“ 


ERZEUGNISSE 


vonRM.a35an x UHU-AI 
inallen Fachgeschäften 


Ihr Name hat elwas Summendes 

(bei alten Kunigunden sogar elmwas 
Brummendes), 

hallt wie Edio des Waldes, 

enthält Gewittriges, Wolkengeballtes. 

Kunigunde, ein alldeulsches Wort, 

rauscıt auf wie dumpfer Harfen- 
akkord; 

und bedeufet, 

wenn man ihn spruchroissenschaftlich 
abhäutet 

Fräulein aus edler Sippe. 

Bedeufet stolzes Gebaren und hodı- 
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Besucht und hatte keinen Schimme, kann. Mit gulom Gewissen kann Ich 
von Fremdsprachen Eısı nachdem ich 0dom dieses einzigartige Work weiter 














mich mit einer Italienischen Familie einpfehlen 
tloundet hi m iN Radebeull, Margot Henning, Radebeul, 
sohr gul angefreundet halle, kam Bacasen]| Laer IpasRadeneul 


mir der Wunsch auf, auch die Italle 
nische Sprache zu boherschen Ich 


habe nicht Immer twgelmäßig gelernt, Kein Auswondigieınen von Vokabeln 


sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Neusystam Insofem un 
Lornen Ist ga1 nicht das tlchlige Woıt, übertiefllich, als das Auswendigiemen 
man brauch! weder auswendig zu le: von Vokabeln und gıammatischen Re 


non, noch Vokabeln und grammällsche Hein ganz ausgescnöltet, It, denn do! 
Rogein pauken, noch Irgendweiche Lohistoll prägt sich in seinem Aufbau 
Vorkenntnisse odoı eine besondere Be janz von selbst dem Gedächtnis ein 
gaDung zu boslizen Man Heut, und behandelte Stofl wird In Inter 
‚olesone prägl sich spleland ‚ntor Weise gehracht und kann 1051 











win. Mein Itällenischen Freunde waren 'os Im @ı hen leben verwender 
Üborröscht über meine schnellen Ei: warden 

tolge, besonders über die quie Aus St Pölten, 15. Jan 1940 Adalb. Redı, 
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mechanische Auswendiglenen tälll fort, denn eine worlvorwand! nougestali 

Wochselwikung zwischen Fremd und Muttersprache verankern das Sprachgut 
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Der freie Inder 


(Erich Schilling) 


„Halt, den rechten Arm vorläufig nicht fesseln, damit er den ‚Freiheitsbrief‘ der Nationen unterschreiben kann!" 


L’Indiano libero: “Ferma! Non ammanettargli per ora il braccio destro, affinch& egli possa sottoscrivere la Carta della libertä delle Nazioni!,, 


schl mie sie ist: elmas Katziges, 
Kugliges, Rundes! 

„Cunigonda“ der italienische Lieb- 
haber, 

lehnend vielleidit am Kandelaber, 

füstert, 

Während Monsieur Henry in Lyon 
„Cynögonda” nasal und sinnlid 
Nüstert. 

‚Aber im „bayrisch-fränkischen”, 

im gemütlich zänkischen 


Bauerrt- und Handwerkerdialekt 

mird Kunl und Kundl geneckt — 
oh wie das schmalzl und kratzt 

und schmeckt und schleckt! 


Idı hatte als Siebzehnjähriger, liebes- 


entbrannt 
ein fränkisches Mädchen gekannt, 
Kunigunde genannt. 
Und ich, der aus Liebesunruhe kaum 
schlief, 


60 


schrieb an sie einen Brief: 

„Ilerrlichste Kunigunde, 

süß sind die Küsse von Deinem 
Munde!“ 


Jeden Nachmittag punkt 
vier 

holte sie für den durstigen Vater 
Bier 

beim schnauzigen Wirt. 

Und ich folgte ihr herzverwirrt. 


Und beneidete brennend den 
Krug, 

den sie bedächtig nach Hause trug, 
an die Brüstlein knospend und fest 

fürsorglich gepreft. 

Er mar in der Farbe blaurauchig, 

gemütooll, behäbig, rundbaudıig, 

so mie nach Jahren Kunigunde 
wurde 

mit einem Schlüsselbund am Schürzen- 
gurle. 


Parallele 


(K. Heiligenstaedt) 





„Treu mag er ja sein, aber er ist doch reichlich dumm!“ — „Sprichst du 
jetzt noch von meinem Hund oder schon wieder von deinem Ferdinand?“ 


Paralleli: "Puö esser che sia fedele; ma & anche un grande imbecille!,, 
*Parli adesso ancora del mio cane oppure dinuovo del tuo Ferdinando?,, 


61 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


{0 Nückel) 


2 n 








Goiat Bobby hatte sich einen Anzug bauen lassen. 
Nach einem halben Jahr kam der Schneider. 

„Ich bringe Ihnen heute die quittierte Rechnung, 
Herr Graf —" 

Graf Bobby, angenehm überrascht: „Was Sie nicht 
sagen? Wer hat sie denn für mich bezahlt?” 


Rudi erzählte: „Meine Tochter hat sich mit einem 
Il. Staatsanwalt verlobt.” 
Graf Bobby, verwundert: „Ich habe gar nicht ge- 









wußt, daß sie schon einmal mit einem Staats- 
anwalt verlobt war.“ 


Giat Bobby hatte Gäste. Man trank Gumpolds- 
kirchner. Ich fragte: 

„Graf Bobby, warum schenken Sie dem Kernmayer 
nichts ein?” 

Bobby winkte ab: „Hat ja eh keinen Zweck — er 
tiinkt es ja immer sofort wieder aus”  I.H.R 


* 
Gespräche mit Lilly 


Als mir der Himmel noch voller Geigen hing, In 
den ersten Wochen meiner Bekanntschaft mit Lilly 
also, zogen wir hinaus in die verschneiten Berge 
und verbrachten die winterlichen Feiertage in 
einem Sporthotel. 

„Fein“, sagte Lilly, als wir eines Tages im Speise- 
saal saßen und der Ober eine Reihe verlocken- 
der Gerichte aufzählte, „heute gibt's wirklich 
allerhand Gutes... Was wirst du denn nehmen, 
Hanskarl?“ 

„Lillichen“, antwortete Ich, „mir macht die Wahl 
keine Qual, Übrigens weißt du ja, was mir das 
Liebste ist!" — Da beugte Lilly das blonde Köpf- 


chen dicht an mein Ohr und flüsterte vorwurfsvoll 
verschämt: „Na geh, Schatz, essen mußt du doch 
auch etwas!” x 


„Du wirst schon recht haben”, sagte Lilly, als 
wir eines Tages ins Plaudern gekommen waren, 
„du wirst schon recht haben damit, daß Blüten- 
duft und Farbenpracht Bienen und Insekten an- 
lockt; und das mit dem Blütenstaub und der Fort- 
pflanzung verstehe ich auch —" 

„Vergiß das Hochzeitskleid unserer Singvögel 
nicht, Lilly”, sagte ich, erfreut über ihre Aufmerk- 
samkeit. „Aus all dem kann man lernen, Schau, 
wenn zum Beispiel ein Maler das Augenmerk des 
Beschauers auf eine bestimmte Stelle seines Bil- 
des lenken will, läßt er dorthin einen Sonnen- 
strahl fallen oder recht bunte Farben aufglühen.” 
„Ja“, antwortete Lilly nachdenklich, „und so wer- 
den unsere Sinne auf das Schöne hingelenkt.., 
„Du', fuhr sie aus ihrem Grübeln auf, „dann sollte 
es aber wirklich nicht erlaubt sein, daß sich so 
eine fette Person, wie die eine Ist, die dort drü- 
ben sitzt und immer so unverschämt mit dir zu 
kokettieren versucht, so eine große Brillantbrosche 
an ihren dicken Busen stecktl” H.K.Breslauer 





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an der Verdauung... 

„„wenn das Essen nicht schmeckt 


onst nicht 
gelte Ver- 


und 
wohl fühlt. Eine g, 
die: Voraussetzung 
Wohlbefinden. Da ist 
as richtige Mittel: 1 
bis 2 von den wohlschmecken- 
den Laxin-Fruchibo: 
besten vor dem Schlafe: 














— führen nicht nur ab, sie re 
geln die Verdauung. Laxin 
wirkt mild, aber immer zuver- 
lässig. Auch Kinder nchmen es 
gern, Dosen zu RM 1.— und 
RM 1.35, 


Aasxin 


regelt die Verdauung 












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LY- Hodypragung. 


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Meesmacher und Sssimisten lassen 
sıch schnell mil dem Tuhalt einer Flasche 
Schtt kunrioren einer guten ‚versteht 
sich, omer Deinhard Kabineh. Andernfalls 
Ledione man sich der Flasche selbst. 


Deinhad Kabinett 









Beiderseitiges Anpassen ist notwendig (.The Times“) 


(Karl Arnold) 





„... und alle Leute soll'n es sehn, wenn wir bei der Laterne stehn .. .!" 


Necössita conformarsi reciprocamente (“Times,,): “. ... e ognuno bene ci discerna quando stiam presso la lanterna . . .!., 


64 


* 


ont und Heimat 


SLnr Guinkamrs 


„EIN KLEINER DANK FÜR EUER GROSSES OPFER!“ 


Fronte e patria: “Un modesto segno di grazie pel vostro grande sacrificio!,, 

















Heut geht mir wieder alles quer. 

Da hol’ ich mir ein Kermmwort her 

und Äuß’re es - zunächft noch leis: 
Kreuzieis! 


Ein Lumpenkerl befchummelt mich. 

Ein andrer läßt mich fchnöd im Stich. 

Ein Dritter gängelt mich aufs Eis... 
Kreuzweis! 


Wo ich vertraue, fauf’ ich rein. 

Wohin ich fchaue, eitel Schein, 

ftatt Großvertrieb nur Kleinverfchleiß - 
Kreuzweist! 


Kreuzwels! - jawohl. Mir wird's zu dumm. 
Ich dreh’ mich auf dem Abfats um 
und brülle, brülle (Gott verzeih’s): 
Kreuzmweie!! 
Ratatöshr 


Das Weinfräulein 


Hinter dem Ladentisch steht das Fräulein, das den 
Wein verkauft, oder besser gesagt, verkaufen 
sollte oder verkaufen möchte, Es steht noch nicht 
lange da, denn bis vor kurzer Zeit stand in der 
kleinen Weinhandlung ein Herr mit Spitzbart. Der 
Herr steht jetzt an der Ostfront und dort verkauft 
er keinen Wein, sondern macht etwas anderes, 
was in großen Zügen später in der Zeitung steht. 
Ich habe das dem Herm vorher niemals ange- 
sehen, wenn er mit Sachkenntnis sagte: „Probie- 
ren Sie mal den Saarwein, er wird Ihnen sicher 
zusagen.” Und er sagte mir zu, Wie kann man 
auch von einem Manne annehmen, daß er einmal 
an’der Ostfront stehen wird, den man immer nur 
hinter dem Ladentisch gesehen hat. Das Infante- 
tiesturmabzeichen hat er auch schon, wie das 
hübsche Weinfräuleln mir mitteilte. 

Das Weinfräulein ist voller Süßigkelt und Milde. 
Wenn das Weinfräulein zu trinken wäre, würde 
der Herr mit dem Spitzbart es mir empfohlen 
haben: „Es ist kein großer Wein, aber fruchtig; 
probieren Sie es mal, es wird Ihnen zusagen.” 
Aber der Herr mit dem Spitzbart ist momentan an 
der Ostfront und schiert sich einen Dreck um 
Fruchtiges und Süßigkelt und Milde, 


MEIN FREUN 


Wenn Johannes auch am Rande der Stadt wohnte, 
so war sein Haus doch mit allen sanitären Einrich- 
tungen versehen. Dazu gehörte auch die Wasser- 
spülung in einem Raum, in dem er gerne sinnend 
länger als unbedingt nötig zu verweilen pflegte. 
So modern aber, daß sie direkt an die Druck- 
leitung angeschlossen gewesen wäre, war sie 
wieder nicht. Das Wasser sammelte sich in einem 
Kasten, der hoch unter der Decke angebracht war. 
Dafür, daß dieser Kasten nicht überlief, sorgte ein 
Schwimmer, der das Zulaufventil schloß, wenn nach 
Meinung des Konstrukteurs genug Wasser ein- 
geströmt war. 

Über das „genug” kann man verschiedener Mei- 
nung sein. Johannes Jedenfalls war anderer, als 
der Konstrukteur. Er fand, das Quantum sei zu klein 
bemessen, um die von ihm verlangten Dienste 
wirklich ausreichend zu besorgen. Er setzte Frau 
Johanna mehrfach von seinem Standpunkt in Kennt- 
nis. Anfänglich hielt sie eine Stellungnahme nicht 
für notwendig. Aber als sie schließlich merkte, 
wie wichtig Ihm die Sache war, meinte sie: 

„Ich könnte ja mal einen Klempner kommen las- 
sen, damit er das In Ordnung bringt.” 








Das Fräulein hat es nicht leicht, nein, gar nicht 
leicht, denn es muß zu den Kunden sagen, daß 
die leeren Flaschen, die sie mitbringen, nicht 
„uns“ gehören. Wenn aber die Flaschen „uns” ge- 
hören, sagt es Ihnen, daß das Tageskontingent 
bereits ausverkauft ist. 

Nun, das kann man so und so sagen. Das Fräulein 
sagt es so, daß man ihr Mitleid spürt, uns so 
etwas sagen zu müssen. Ja, sie ist voller Süßigkeit 
und Milde und würde einem wie Balsam über die 
Zunge gleiten. 

Es ist eine sanfte Trauer In ihrer Stimme, durch- 
webt mit Silberstreifen am Horizont, Es Ist ge- 
radezu eine Lust, von ihr sich sagen zu lassen, 
daß sie keinen Wein hat, Es überkommt einem so 
etwas Männliches, das da auffordert, so einem 
milden blonden Fräulein helfen zu wollen, so 
einem Fräulein, das auf der weiten, weiten Welt 
keinen Wein hat. 

Ich gehe oft In den kleinen Laden, weil Ich mich 
schon daran gewöhnt habe, immer wieder zu 
hören, das Tageskontingent sel schon ausverkauft, 
Ich werde es bald nicht mehr missen können, ich 
bin ein Gewohnheitstier. Wenn es aber noch 
lange so weiter geht, werde ich mir Irgendwo 
eine Flasche Wein besorgen und sie dem Wein- 
fräulein bringen. Ich kann ein mildes, süffiges 
Fräulein nicht lange traurig sehen. Foitzick 


DIJIOHANNES 





inen Klempner? Das lohnt nicht. Das mache Ich 
Ibst. Da braucht man Ja nur den Schwimmer zu 
verblegen”, sagte Johannes. 

Frau Johanna’ war es zufrieden. Sie wunderte sich 
ein wenig, warum er es dann nicht schon lange 
getan hatte, anstatt nur Immer zu brummen, aber 
schließlich kannte sie ihn ja lange genug, um zu 
verstehen, daß er wohl auf eine Aufforderung und 
auf Bewunderung nach vollbrachtem Werk gewar- 
tet hatte, 

Johannes ging also an die Arbeit. Er holte eine 
Leiter herbei, erklomm sie, faßte den Arm des 
Schwimmers und bog. Das Material war solide und 
widerspenstig. Es schien der Meinung des Kon- 
strukteurs zu sein. Johannes bog stärker. Der Arm 
des Schwimmers ließ sich nicht in seiner Haltung 
beitren, aber das Zulaufventil zeigte gewisse Nol- 
gung zur Verständigung. Es gab einem erneuten 
Ruck nach und brach. Das Wasser stürzte nunmehr 
ungehindert In den Kasten. Zum Glück fand sich 
ein Hahn, mit dem es zu bändigen war. Das Ventil 
aber war hinüber. 

„Jetzt lohnt es sich jedenfalls, einen Klempner 
kommen zu lassen’, sagte Johannes. ). Bleger 





tFr. Bilek) 





Ischias 


Sciatica 


6% 


Wallstreet 





GERIOUS INVESTOR 



































„Die Sowjets sollen wieder sehr große Verluste haben!“ — „Immerhin, wer 
für unser Kapital fällt, kann nicht mehr gegen den Kapitalismus kämpfen!“ 


Wallstreet: “Si dice che i Sovieti abbiano ayuto dinuovo gravissime perdite!,, 
“Sig pure, Chi cade pel nostro capitale, non puö piü combattere contro il capitalismo!,, 


67 


Kulturaustausch 


(t. Inony) 





gt Ta > TEE ETEITERRFEESTRIEH DEZE ET TUREETTEENTET, 
’ FOR @ 


77 
a 








Der Erzbischof von Canterbury hält in Sowjetrußland Missionswochen ab 


Scambio culturale: L’arcivescovo di Canterbury tiene nella Russia dei Sovieti le settimane di missione 








Der Vorsitzende der Gottlosenliga übt in Massenversammlungen der High-Church bolschewistische Haßchoräle ein 


Il Presidente della “Lega degli atel,, ammaestra le masse adunate nella High-Church nel corali d’odio del bolscevichl 


68 


Die Woll- und Pelzsammlung 


(Erich Schilling) 





„Die Heimat hat 67 Millionen Wintersachen geschickt. Das wärmt 
uns Leib und Glieder und das wärmt uns das Herz!“ 


La raccolta di lana e pellicce: “La patria ha mandato 67 milioni d’oggetti 
d'inverno. Questi ci riscaldano corpo e membra e ci ravvivano Il cuorel,, 


69 


Hieronymus Bosch bei der Arbeit 





Gerolamo Bosch intento al lavoro 


(0. Nücken) 





DER KERSCHHAGGL ERZÄHLT VOM BOLSCHEWIK 


Der Kerschhaggl hockt beim Bärenwirt in der 
Stuben. Wer Ihn sehen will, kann ihn sehen. 
Sauber Ist er, der Kerschhaggl, das muß ihm 
Jeder lassen, weil es überhaupt In der ganzen 
Gegend keinen Menschen gibt, der so auf einen 
Gebirgsjäger geschaffen war, wie der Kersch- 
haggl, grad gewachsen und fest, stark wie ein 
Lörchbaum und allwegs frischauf, wie es bei 
einem Holzknecht sein muß. 

So hockt er jetzt hinter dem runden, lärchenen 
Tisch beim Bärenwirt, als wär er allweil schon 
dort gesessen, und ist doch mittlerweil das ganze 
Europa auskommen, hat gegen den Pollacken ge- 
kämpft, gegen den Franzosen und den Serben, 
und jetzt gar gegen den Bolschewik, 

Die alten Bauern um den Tisch hocken da und 
warten. Es ist noch keiner nit Ins Dorf kommen 
von Rußland her. Der Kerschhaggl Ist der erste. 
Also kann ein jeder einmal hören, wie es Ist mit 
dem Bolschewik. 

„Schlen Ischt dös”, hebt der lange, dürre Vi- 
natzer an und deutet dem Kerschhaggl auf die 
silbernen Börtel hin am Kragen, „und nobel, bal 
der Mensch als gewöhnlicher Soldat ausm Kogl- 
wald ausziacht in den Krieg und nach einer Well 
hockt er mit silbernen Börteln hinterm Tisch als 
Oberjager!” 

„Nobel“, nickt der alte, weißbartige Grill, „I hab 
no Stern ghabt bei de Kaiserjager, aber die sil- 
bernen Börtln sein nobler!” 


VON KARL SPRINGENSCHMID 


„Und dös da, Grill”, sagt der Vinatzer wieder, 
„dös was er da im Knopfloch hat, dös sell Bandl, 
dös Ischt das Eiserne Kreuz zweiter Klassel” 
„Nobel”, meint der Grill-bloß und die Bauern all: 
„Nobell” 

„Und dös da, Grill, siachst”, setzt der Vinatzer 
fort, „was er auf der untern Brustselten tragt, dös 
ischt das Eiserne Kreuz erschter Klassel” 

„Sakra, sakra, nobell“ sagt der Grill und alle 
staunen: „Erschter Klasse, nobell” 

„Und dös ander nebenbei?” fragt der Schneider, 
der krumpe, „dös mitm G’wehr drauf?” 

„Dös kenn | selber nit”, sagt der Vinatzer und 
stößt den Kerschhaggl mit dem Ellbogen in die 
Seiten: „Was ischt nacher dös da, Kerschhaggl?” 
Der Kerschhaggl schaut an seiner Brust herunter. 
„Dös ischt das Infanterie-Sturmabzeichen!” sagt er. 
Sakra, da sieht man es wieder einmal, was der 
Kerschhaggl für einer ist! Dreimal muß einer mit 
der blanken Waffen auf den Bolschewisten los, 
daß er so ein Zeichen kriegt, wie es der Kersch- 
haggl an seiner Brust tragt, das Sturmabzeichen. 
Er tragt es nit anders wie einer den Gemsbart 
tragt auf dem Hut oder die krumpen Federn, als 
fat das so dazu gehören. 

„Also, Kerschhaggl”, sagt der alte Förster und 
schenkt ihm den Weln ins Glasl, den roten, „also 
hiez erzähl. Wia es ischt im Krlag und so?” 

Die alten Mander rund um den Tisch trinken ihm 
zu und warten. Gar der Bärenwirt selber, der 


70 


sonst nit der Feinste Ist, ruckt heimlich seinen 
Stuhl zum Tisch her. „Stad sein, Leut, der Kersch- 
haggl erzählt vom Bolschewikl" 

Jetzt wird es ruhig auch am andern Tisch. Man 
hört, wie der Franz, der Hausknecht, draußen In 
der Kuchl fragt: „Was erzählt er, der Kersch- 
haggl? Vom Bolschewik?" 

‚G’schwind Franz”, deutete der Wirt. Da ruckt 
auch der Franz noch zum Tisch her. „Servus, 
Kerschhaggl“, reicht er ihm die Hand hin, die 
grobe, „| hab schun g’hört. Du erzählst uns vom 
Bolschewikl" 

Der Kerschhaggl nickt bloß: „Ja, i derzähl vom 
Bolschewikl"” 

Der Förster hat gar eine Karte mitgebracht, Er 
schiebt jetzt die Weingläser auf die Seiten und 
breitet die Karten aus. Da sieht man wieder, wie 
groß das Europa Ist, und daß der Bolschewik das 
größere Trumm davon hat, 

„Gehabt hat“, sagt der Schneider ‘und redet 
hochdeutsch vor Aufregung, „gehabt hat!” 
„Mhm“, meint der Kerschhaggl mit einem Blick 
auf die Karten und langt dabei um sein Glasl und 
tut einen festen Schluck von dem Roten. Ver- 
steht sich, wenn einer erzählen muß, was er neun 
Wochen lang mit dem Bolschewik erlebt hat, da 
braucht er schon was für einen guten Anfang. 
„So, Kerschhaggl, hiez derzähl”, sagt der Förster, 
„mier sein beinandi” 

Der Kerschhaggl schaut die Mander an, wie sie 


{R. Krlesch) 





„Na, Doktor, ist Ihnen das Herz schon in die Hose gefallen ?“ 
„Nee — aber der Schnee unters Hemd!“ 


Rinfrescata: ‘Evvia, Dottore, Vi & diggiä caduto Il cuore nelle brache?,, — “Eh no, ma la neve entro la camicia!,, 


71 





2. Gegen Schuppen und Haarausfall 
3.Gegen schädliche Haarparasiten 


Ts 







» Ein Begriff für 
photographifche Wertarbeit 


| 





\ 


72 


da um den Tisch hocken, der Vinatzer, der Förster, der Grill, der Schnel- 
der, alle, und wie sie warten und loosen. 

„Alsdann, Mander, der Bolschewikl” fangt der Kerschhaggl an. 

Die Mander schauen ihm haarscharf auf das Maul, wie er das sagt, daß 
sie kein Wörtl nit verhören. 

Der Kerschhaggl, nach seiner Ansprach, muß ein wenig verschnaufen. Er 
greift wieder um sein Glasl und tut einen Schluck. Dann wischt er die 
längste Weil mit der Hand hinter drein und denkt nach. 

Versteht sich, neun Wochen ist eine lange Zeit. Eine ganze Welt kann 
in neun Wochen untergehn und wieder auftauchen. Da muß man einem 
schon Zeit lassen zum Nachdenken. 

Alle am Tisch warten geduldig. 

Jetzt nimmt der Kerschhaggl wieder einen festen Anlauf und sagt fest 
und bestimmt: 

„Ja, der Bolschewikl”' Und tut einen tiefen Schnaufer. 

„So ist es”, nicken die andern. Den Bolschewik, den muß man kennen. 
Der Kerschhaggl, der kennt ihn wohl, aus eigener Bekanntschaft, das 
kann man wohl sagen. 

Eine Weile ist es andächtig still um den Tisch, 

„Wia ischt er nacher, der Bolschewik?“ fragt der Förster ungeduldig. 
Aber da fallt ihm der Bärenwirt ins Wort: „Was bringst ihn denn allwell 
draus mit deiner Fragerei, wann er grad mitten im besten Erzählen Ischt?” 
Wahr ist es, so einen, der soviel erlebt hat, den muß man grad erzählen 
lassen. Wie es kommt, so kommt es. 

Der Kerschhaggl nickt dem Wirt zu als Dank, daß er Ihm geholfen hat; 
denn treiben laßt sich so einer, wie der Kerschhaggl, nit, das versteht 
sich. So einer erzählt, wie es ihm paßt und nit grad, wenn.einer eine 
dumme Frag’ tut, 

Nach einer Zeit, wie alles wieder ruhlg Ist, sammelt sich der Kerschhaggl, 
um seine Erzählung fortzusetzen, Seine Augen werdan mit einemmal ganz 
finster und starren gradaus, Die Stirn legt er In Falten. Dann haut er die 
Faust in den Tisch und schreit: „Der verdammte Bolschawikl” 

Durch die ganze Stuben hört man das Wort, das Haus, das ganze Dorf 
kann es hören, was der Kerschhaggl schreit. 

Eine Weile liegt die Faust auf dem Tisch und alle rundum schauen darauf 
hin, als hätten sie mitnand den Bolschewik erschlagen. Dann wischt sich 
der Kerschhaggi den Schweiß von der Stirn. Er Ist das Erzählen nit ge- 
wohnt. So kann man wohl verstehen, daß er dabei ins Schwitzen ge- 
kommen ist. 

„Verdammter Bolschewikl” schreit jetzt der Schneider, der immer seine 
Zeit braucht, bis er was begreift. 

„Halts Maul, du’, fahrt Ihn der Bärenwirt an, „wer derzählt denn vom 
Bolschewik, du oder der Kerschhaggl?" 

„Deı Kerschhaggl, versteht sich“, stottert der Schneider ganz erschrocken. 
Den Kerschhaggl bringt das nit draus. Aber es Ist schon recht, daß der 
Bärenwirt nit jeden einfach dreinreden laßt. Was versteht denn auch ein 
Schneider vom Bolschewik? 

Es wird Zeit, daß er seine Red’ auf den Schluß bringt. Erst greift er noch 
um das Glasl, dann schnauft er wieder tief auf und sagt laut über den 
ganzen Tisch: 

„Der Bolschewik muß nieder!” 

„So ischt es”, stimmen die Bauern bei rundum. 

„Nieder muß er!” sagt der Schneider hochdeutsch, 

„Halts Maul, du“, schreit der Wirt dagegen, „muaßt ihm denn allweil 
dreinreden, Schneider!” 

Aber der Kerschhaggl fallt ihm in den Arm: „Laß ihn lei, i bin schun 
fertig!“ 

„Dös ischt was anders”, nickt der Wirt, „wann du schun fertig 'bischtl” 
Der Franz geht auch wieder an seine Arbeit, 

„' dank dir halt, Kerschhaggl“, sagt er, „schlen war es, was du vom 
Bolschewik erzählt haschtl‘ 

Ja, schön war es, und noch übers Jahr reden sie alle im Dorf davon, 
wie der Kerschhaggl selbigsmal vom Bolschewiken erzählt hat. 


Mann in der Stadt 
Von K.M. Schiller 


Mein Geficht ift Papier in Falten gerorden, 

mein Haar dürres, verblichenes Gras, 

mein Mund ein Gefäß mit vielen vertrocdineten Worten, 
hart wie Glas. 


Meine Augen find fpröde Kugeln und drehen 
fchmerzend fich unterm Lid 

mit Häufern, Die ftehen, mit Menfchen, die schen, 
mit Rauch, der zieht. 


Mein Ohr ift mit einer Schicht von Gelärme 
Dicht überdeckt, und mein Schritt ift kein Schritt: 
dumpf Durch der Straßen träge Gedärme 

gleite ich mit. 


Zumeilen entdech’ ich verflogene Flocken 

von Wolken am Himmel vor leuchtendem Tor. 
Da fch’ ich die Wälder, da hör’ ich die Glocken 
der Heimat, die Ich verlor. 








abgespannt 


















oder schlecht gelaunt sind, dann wec Sie Ihre Krawatte. Binden 





Sie sich eine farbenfreudign, fröhlich gemusterte Krawatte um — 


schon wird sich Ihre Stimmung wesentlich bessern. Aus dieser 4 





icht heraus sollten Sie nur solche Krawatten in Ihrer 


Sammlung dulden, die anregend auf Sie wirken. Die 





I 
48230) 13, 


Ein seltener 
Genuß! 


ee | ir ATIKAH ;, 


KRO! «KRAWATTE! ABRIK | 
Fri MTUbke x.6 | 
BERLIN C 


















ner, die Löwen dressieren könnten, verlieren of das 
hmaß ihrer Stimmung vor dem Rasiorspiegel. Daher 
gehört e» zur rechten Lebenskunst, sich die Rasur möglichst 
angenehm zu machen. Ein gutes Rezept hierfür ist der 


PERI-VIERTAKT der Rasur 


© PERI.Rasier-Creme: ergiebig in der Schaumbildung - 
gründlich in der Erweichung des Barthaares bis zum 
Wurzelschaft. 

© PERI.Rasier-Klinge: extra dünn und extra scharf. 


© PERI- Balsam: befreit gründlich die Hautporen von 
Seifenresten und wirkt erfrischend und vorbeugend gegen 
Entzündungen und Rötungen. 


© PERI-Hamamelis-Creme: für die Ernährung und pfleg- 
liche Nachbehandlung der Haut. 





Einige PERI-Erzeugnisse können heute nicht mehr in jeder 
gewünschten Menge hergestellt werden. Bleiben Sie trotzdem 
Perianer - und halten Sie einer alten Freundschaft die Treue. 








DR» KORTHAUS FRANKFURT A+M 


HAMMER-BRENNEREI- SCHURGER u.CO »HEILBRONN-N 


r3 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


5 






(0. Nückei) 


Fatme Kleopatra, die Dame mit der Riesen- 
schlange, ließ sich ihre Berliner Wohnung neu 
einrichten. Der Innenarchitekt suchte nervös in 
allen Taschen. 

„Was suchen Sie denn?” 

„Meinen Zollstock zum Ausmessen der Räumel” 





Der Briefträger ist gut Freund mit 
seinem ganzen Bezirk, er kennt alle, 
und alle kennen ihn. 


„Viel Krankheit ist ım Ort“, sagt er, 
„fast in jedem Haus liegt jemand mit 
Katarrı zu Bett.“ 


„Da kann ich Ihnen aushelfen.” 

„Haben Sie einen Zollstab?” 

„Nein. Aber nehmen Sie doch meine Riesen- 
schlange. Die ist genau drei Meter lang.” 


* 


Bobby und Rudi weilen an einem See. 
Gelegentlich einer Dampferpartie meint Rudi zu 
Bobby: 

„Sieh nur, das viele Wasserl” 

Worauf Bobby nachdenklich erwidert: 
„Und dabei sieht man nur das oberstel” 


OR 


Tante Jo betreibt Helratsvermittlung. Sie faßt 
alles sehr nüchtern auf, 

Ihre Nichte hilft ihr bei Büroarbeiten. Dabei lernt 
sle einen Jungen Mann kennen, der sich an das 
Institut gewandt hatte, um eine geeignete Le- 
bensgefährtin zu finden, und verlobt sich mit ihm 


J.H.R. 


FH. 


Beruf!“ 












iteegrite 
Einfache Geschäfte 
N 


VELTBEF 











74 


„Haben Sie da nıcht Angst vor der An- 
steckung ? Sie haben doch einen schweren 








nach einiger Zeit. Sie teilt Tante Jo das mit. 

Die, empört: „Aber du kannst doch nicht einfach 

das Material aus dem Geschäft für dich ver- 

brauchen?!” H.O.B, 
x* 


Herr Mackedanz will die Xdorfer Nachrichten, 
die er zwanzig Jahre lang abonniert hatte, ab- 
bestellen, um zum Xdorfer Anzeiger zu wech- 
seln. Der Anzeiger, so meint Herr Mackedanz, 
sei reichhaltiger und überhaupt ein viel besseres 
Blatt. 
Frau Mackedanz aber denkt anders. Sie hat sich 
an die Nachrichten gewöhnt, sie will den Nach- 
richten treu bleiben. Herr Mackedanz sagt: „Du 
liest ja in der Zeitung sowieso nur die Todes- 
anzeigen!” 
„Das ist nicht wahr”, erwidert Frau Mackedanz 
entrüstet. „Ich lese auch die Geburtsanzeigen!” 
W.H.-N. 


„Oh, ich habe immer Wybert bei mir. 
‚Sie sollten auch Wybert im Hause haben, 





gerade in dieser Jahreszeit, denn Wybert 
beugt vor!“ 


ERZEUGNISS 


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UHU-Spezial-Füllhalter-Tinte von RM.o35an x UHU -Alleskleber von RM.0,20 an 
in allen Fachırcschäften 


ANGE ODER Di Ds ? 


Darüber kann man nicht streiten, das ist Geschmackssache, 
genau so wie die Tabaksart. 





seit zwei Jahrhunderten entwickelt und gepflegt, bringt für jeden 
Geschmack das Richtige. Aus vielen Sorten wählen Sie nur wie 
Sie es gewohnt sind und ganz gleich, ob Sie nun eine kurze oder 
eine lange Pfeife bevorzugen. Hauptsache es ist Raulino drin. 


Hergestellt in den Werken BAMBERG : KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT 


Traurig? 

. 

= weil es „Sebalds Haartinktur”‘ vorübergehend nicht so 
reichlich gibt und weil Sie sparsam damit umgehen müssen? 
Seien Sie ehrlich: Sind Sie früher nicht oft etwos verschwen- 
derisch damitgewesen?Wirhabenvonjehergesagt:Wenige 
Tropfen genügen! - dieser Rat gilt heute mehr denn je, 


SEBALDS HAARTINKTUR 





Bronchien 


und Luftröhre 





[steuerfreie Rückstellung 
erhöhte Abschreibungen, 





jelgen durch Huftenreia, Berfhleimung oder Atem- 
efchwerden an, daß eimas miht In Drbiumg dft 
Luftröhrentatareh, Hartnädige Bronditio, draniihe 
Verfhleimung, auälender Huften und Afthma wer- 






. Kolkulı n 
den felt Sahten mit Ds. Bociber-Zabletten, aud) in yrikatloas- 4 und‘ = Han#elshe: 
alten füllen, erfolgreich betämpft. Dies beftätigen triebe ‚RM, 





die vielen vorliegenden, oft geradeau begeifterten 
Dantichreiben von Verbraudern, Dr, Bortber-Tablet- 
ten find ein unfdädlihes, fräuterhaltiges Gpeyial. 
mittel, Enthält 7 erprobte Wictfioffe, Start Ichleim. 
Iöfend und auswurffördernd, Verubigt und kräftigt 
das anneneiffene Brondlengemebe, Bablreitpe fieilt- 

Tiche A ‚neilconungen bantbarer Patienten! In Apothe» 
ten AM. 1,91, u. 8,24. Intereffonte Brofchüire koftenios, 
Schreiben Ele au EDOPHARM. Münden CYR 80 


. Zwischenbllanztechnik ohne 
ventur, ohneBucha E 
. Pinanzamtliche Bi 

mit Berechnungsschiüsseln, 
sie der Prüfer anwendet IM 
. Der Erfolg im Steuerprozeß 
praktische Anfechtun 
beschelde 

. Noue Richisäize des Ro 
Reingewinnes für ca. 
werbl. Branchen mit 8 
Einkaufsaufschlags , 

Die Umsatzsteuer-Ersparnin 
prakt, Kurzko 

. Die wichtigsten 

(Eink 











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‚sehr bewährt 


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München 285 









75 





Kurven 





IR. Krlasch) 





„Ist das Irene?“ — „Ich weiß nicht, das Gesicht kommt mir so bekannt vor!" 


Curve: "E quella la Irene?,, — “Non so; Il viso non m’& affatto nuovo!,, 


GROSS UND KLEIN NERVNISKUNG wOLreR NG 


Herr von Opoltschenski lebte auf seinem Gut In 
den kleinen Karpaten schon einige Jahrzehnte 
lang. Er hatte das Gut von seinem Vater geerbt, 
der nach einer durchzechten Nacht einem Schlag- 
onfall erlegen war. Der Junge Herr, kaum dreißig- 
Jährig, hatte das Gut ganz unvorbereltet über- 
nommen. Er war kein Herrenmensch wie sein 
Vater, sondern ähnelte vielmehr dem berühmten 
altrussischen Gutsbesitzer Oblomow, der lieber 
sein Gut zugrunde gehen ließ, ehe er vom Diwan 
aufgestanden wäre, 

Es Ist eln Naturgesetz, daß der Schwächere dem 
Stärkeren zur Nahrung dient, ebenso wie auch 
das Umgekehrte ein Naturgesetz ist, daß der 
Kleine sich vom Großen nährt. Die Triebkraft ist 
im ersteren Falle die Gewalt, im zweiten die List. 
Ob man nun Herrn von Opoltschenski als einen 
Großen oder einen Kleinen ansieht, jedenfalls 
fand sich einer, der dem Gesetz gern gehorchte. 
Dies war der Verwalter, Herr Bitrofski. Er hatte 
schon unter dem alten Herrn einiges für sich ge- 
tan, Beim Holz, beim Getreide, beim Vieh, bei 
Reparaturen und Arbeiten jeglicher Art ließ sich 
ein kleiner Profit für den Verwalter erübrigen, 
den der alte Herr innerhalb der landesüblichen 
Grenzen großmütig duldete, 

Unter dem jungen Herrn kam das goldene Zeit- 
alter für den Verwalter. Er streckte wie ein Polyp 
seine langen Arme in alle Winkel des vielver- 
zweigten Gutsbetriebes und saugte sich dort 
fest. Der Herr hatte sein gutes Essen, er konnte 
jagen, fischen und ‘kleine Reisen machen. Er 
hatte auch ein kleines Bankkonto, das langsam 
wuchs. Viel schneller freilich vergrößerte sich das 
des Herrn Verwalters, Seine lange genährte Hoff- 
nung, selbst einmal Gutsherr zu werden, be- 
gann immer freundlicher zu lächeln, wie ein zu- 
nehmender Mond. In zehn Jahren etwa hoffte er 
das Ziel seiner stillen geduldigen Arbeit zu er- 
reichen. 5 
Wenn auch der Verwalter kein großer Mann war, 
so war er doch einer, der gut lebte, also einer, 
von dem auch ein anderer leben konnte. Dieser 
andere war der Gärtner Filipek, ein kleiner, un- 
bedeutender Mann, der im Sommer meist barfuß 
ging und neun Kinder hatte. Er betreute nur die 
Gemüse- und Obstgärten des Gutsherrn und des 
Verwalters. Aber mit zunehmender Großzügigkeit 
der Verwaltung schuf sich Herr Filipek in diesem 
beschränkten Bezirk sein eigenes kleines Reich. 
Er nahm den Zehent von Obst, Kraut und Kohl, 
ohne zu fragen. Die Kinder brachten ihm die Eier, 
welche die Verwaltershennen außerhalb der Ne- 
ster legten. Aus den Schweineställen und der 
Geflügelzucht des Verwalters ließ sich manchmal 


zwanglos ein Ferkel oder ein Hühnchen In das 
Gebiet des Gärtners verpflanzen. Herr Filipek 
hatte bald seinen eigenen Viehstand und sogar 
eine Kuh. Er gedieh vortrefflich. 

Der Zaunkönig, der herbeischlüpfte, um sich auf 
den Adler Filipek zu setzen, war Herr Bonifatius 
Mager. Er stand im Dorfe in besonderem An- 
sehen, weil das Gerücht umging, daß er vor 
Jahren einmal die erste Klasse eines Gymnasiums 
besucht habe. Noch mehr aber wurde er be- 
wundert wegen seines Namens Bonifatius, da 
weit und breit kein Mensch anders hieß als Karl, 
Josef oder Franz. Aber von der Ehre kann man 
nicht leben. Herr Mager wohnte sehr dürftig, 
allerdings umsonst, bei einer uralten Bäuerin, von 
der er so viel zehrte, als eben ging. Herr Mager 
sagte immer: „Von ‚wem soll der Mensch leben? 
Von den Reichen kann er nicht leben, denn die 
lassen sich nichts nehmen. Also muß er von den 
Armen leben.“ Ein klein wenig verdiente er da- 
durch, daß er den Bauern Schfiftstücke aufsetzte 
und ihnen in ihren Rechtshändeln beistand. Doch 
die Leute waren arm und zahlten meist nur in 
Kartoffeln. 

Bonifatius Mager strebte aber nach einem besse- 
ren Leben. Das war nur Im Schatten eines Größe- 
ren zu erreichen. Als solchen erwählte er den 
Gärtner Filipek. Dieser lag beständig im Streit 
mit seiner Frau, die er, vielleicht nicht ohne 
Grund, der Untreue beschuldigte, Ungefähr alle 
Vierteljahre kam es zu heftigen Szenen, die meist 
damit endeten, daß Herr und Frau Filipek be- 
schlossen, endlich einmal auselnanderzugehen. Da 
tauchte immer der geschmeidige Schatten des 
Herrn Mager auf. Er bot den Streitenden seine 
guten Dienste an und erweckte in ihnen Grauen vor 
den hohen Kosten einer Ehescheidung. Er wußte 
allerlei Ränke und Schliche und behauptete, er 
könne es machen, daß die Gerichtskosten zu Lasten 
der Krankenkasse gingen. So hielt er das Ehepaar 
Filipek längere Zeit geschickt in Schwebe und 
siedelte sich auf jeden Fall für ein paar Wochen 
im Gärtnerhause an. Er entwarf Verträge und be- 
deckte große Papierbogen mit krausen Schrift- 
zeichen. Die Eheleute lauschten ihm erst getrennt, 
dann gemeinsam, schließlich kamen sie wieder 
ins Reden und versöhnten sich. Herr Mager zeigte 
sich ein wenig gekränkt, weil er umsonst bemüht 
worden war. Aber dann ließ er sich durch Speck, 
Fett, Eier und Gemüse abfinden, nicht zu ver- 
gessen auch einen kleinen Geldbetrag, von dem 
er stets einen Teil in die Sparkasse trug. Es war 
nur ein kleines Geschäft, aber es nährte seinen 
Mann. 

Wo einer leben kann, können auch zwei leben. 


76 


So dachte Anastasia, die „Zigeunerin”, wie sie von 
der ganzen Gegend genannt wurde. Da sich nie 
jemand ernstlich um sie bekümmert hatte, war 
sie In unsäglicher Armut aufgewachsen. Sie 
wohnte bald da, bald dort und nährte sich fast 
wie ein Tier von gelegentlicher Beute, Für das 
bäuerliche oder bürgerliche Leben schien sie sich 
durchaus nicht zu eignen. Sie war ein schönes 
Mädchen, wild und seltsam, schwarz und braun, 
und wenn sie auch In Lumpen ging, war sie doch 
immer mit glänzendem Schmuck behängt, den sie 
wie eine Elster von Irgendwoher herbeitrug. Sie 
war überdies sehr schlau und nach Vorteil lüstern. 
So kam sie zu Herm Mager. 

Es war ihr nicht schwer gefallen, die schwächste 
Stelle Herrn Magers zu erspähen. Dies war seine 
Vorliebe für hübsche Weiber, obwohl er selbst 
äußerst wenig anziehend war. Seine Nase sah 
aus wie eine große Gaärtenerdbeere Inmitten 
einer Mondlandschaft. Die kleinen Augen schie- 
nen alles zu sehen, die abstehenden Ohren alles 
zu hören, und der große, gierige Mund schien 
fähig, alles zu essen, 

Anastasia ließ sich dadurch nicht abschrecken. 
Sie kam mit freundlichem Lächeln täglich In das 
unfreundliche Gelaß, das Herr Mager bewohnte, 
und spielte dort mit königlichem Anstand die 
Herrin. Herr Mager mußte sie bedienen, für sie 
kochen und Ihr die Strümpfe, die sie nur sonntags 
trug, flicken. Sie hatte stets allerlei Launen und 
Wünsche. Er erfüllte sie auch, ungeachtet seines 
Geizes,. Nur das Sparkassenbuch hielt er hart- 
näckig vor Ihr versteckt, 

Nun wäre es naheliegend, nach einem Wesen 
Ausschau zu halten, das die Reihe noch weiter 
fortsetzt. Vielleicht ließe sich mit der Lupe ein 
noch kleineres Wesen finden, noch winziger, noch 
ärmer, ein Kind, ein Bettler, ein Landstreicher, der 
sich an Anastasia klammerte, Aber merkwürdiger- 
weise erfolgte nun keine Fortsetzung mehr nach 
unten, sondern die Entwicklung schlug plötzlich 
die entgegengesetzte Richtung ein. Das kam so: 
Der einzige, der auf diesem Gute auf seine eige- 
nen Kosten lebte, war Herr von Opolischenskl. 
Aber auch er hatte unbewußt das Bedürfnis nach 
vorteilhafter Abhängigkeit. Er begann mit dem 
Gedanken an eine Heirat zu spielen. 

Der Verwalter Bitrofski bemerkte das mit Bestür- 
zung und traf sofort seine Gegenmaßnahmen. Er 
beschloß, dem alternden Junggesellen ein wenig 
Zerstreuung zuzuführen. Dazu schien Ihm Anastasia 
besonders geeignet. Sie war hübsch und lebhaft, 
von keinerlei Bedenken beschwert und wußte 
allerlei Mittel gegen Krankheiten. Sie kam also 
in das Herrschaftshaus und betätigte sich als 
Wirtschafterin und Krankenpflegerin. Sie war un- 
gemein cheiden und unterwürfig, erheiterte 
die Seele des Herrn durch drollige Einfälle und 
sorgte für seinen Leib durch immer neue Mix- 





Verführung 


(K. Neiligenstasc) 





„Ach, lassen wir das Kino schießen, Robert. Ich habe noch zwei Fleischmarken über!“ 


Seduzione: ‘Ah, Roberto, lasciamo andare Il cinema. Ho ancora due tagliandi di carne d’avanzo!,, 


77 


turen, Umschläge und Pflaster. Herr von Opol- 
tschenski war genügend abgelenkt und dachte 
nicht mehr an die Heirat. Der Verwalter war zu- 
frieden. 

Aber Anastasia war ein zweischneldiges Werk- 
zeug. Sie hatte in ihrer Schlauheit manches von 
den Methoden des Verwalters abgeguckt. Sie 
besaß sogar auch schon ein Bankkonto, nur ganz 
klein vorläufig, als Samenkorm sozusagen. Aber 
als Herr von Opoltschenski starb, zeigte sich, 
daß sie noch weit besser für ihre Zukunft ge- 
sorgt hatte. Im Testament war das ganze 
Gut und Vermögen Anastasia vermacht. Sie 
mochte wohl guisherrliches Blut in den Adern 
haben, denn sie übernahm das Regiment mit 
unglaublicher Selbstverständiichkeit und Energie. 
Gänzlich frei von jeder Dankbarkeit entließ sie 
den Verwalter Bitrofski sofort und verwaltete 
ihre Angelegenheiten selbst. 

Jnd nun begann das, was ein Musiker, der das 


Leben als eine kunstvolle Fuge betrachtet, die 
Umkehrung des Themas nennen würde, Anastasia, 
die früher unten gawesen war, stand nun oben, 
und an sie reihten sich jetzt alle übrigen. Zu- 
nächst erschien Herr Mager, entschlossen und 
bereit, auf Kosten Anastasias zu leben, Sie ver- 
wendete ihn zwar nicht als Verwalter, aber sie 
bediente sich seiner als einer Art verlängerter 
Nase, die den Gutsbereich nach Mißbräuchen 
durchschnüffsite. Er richtete sich häuslich ein und 
hatte bald eine kleine Wirtschaft mit Feld, Ge- 
flügel und Garten. Um die Zwiste des Ehepaares 
Fillpek kümmerte er sich natürlich nicht mehr. 
Hingegen begann Filipek, sich um Herr Mager 
zu kümmern. Er leistete ihm vielerlei kleine 
Dienste, bestellte Feld und Garten, anfangs un- 
eigennützig, später schon mehr eigennützig. Je 
fetter Herr Mager wurde, desto behäbiger wurde 
auch das Ehepaar Filipak. 

Und zum Schluß fand sich auch noch der ehe- 





malige Verwalter Bitrofski ein. Sein Bankkonto 
hatte zur Erwerbung eines Gutes noch nicht aus- 
gereicht. Er hatte es durch Bö:senspekulationen 
gewaltsam vergrößern wollen und dabei alles 
verloren. Da ging er auf das alte Gut, zum Gärt- 
ner Filipek, und sagte einfach: „Da bin ich.” Er 
saugte sich sofort fest, jätete Unkraut, sammelte 
Fallobst und machte sich mit Kohl und Kraut zu 
schaffen, Im nächsten Jahre hatte er schon zwei 
Schweine und einen kleinen Gemüseladen im 
Dorf, wo er auch Ansichtskarten und Zigaretten- 
hülsen verkaufte. Und schon tauchte aus der 
Menge der namenlosen kleinen Leute einer auf, 
der in seinem Innern erwog, wie er ein bißchen 
dort ernten könne, wo Harr Bitrofski gesät hatte. 
So ist das Leben, Nämlich das menschliche Leben. 
Ansonsten ist es in der Natur gebräuchlich, daß 
entweder der Große den Kleinen oder der Kleine 
den Großen verzehrt. Nur der Mensch vermag bei- 
des. Deshalb Ist er auch die Krone der Schöpfung 





Für-das eldpostpäckchen backen wir 


S mir 30g Butterohne£i und doch gut: 
Man rüpet die Butter (Margarine) geihmeidig. gibt 1 Ehlöffel vom dem Juder hinzu, dann rührt 
man bie geriebenen Möhren, den Reit des Juders und die Brmwürze darunter. Das mit „Badin* 
gemifhte und gefiebte Mehl wird abmedhfeind mit der Mitd) untergerührt. Man vermendet nur 








30 2 Butter (Margarine), 








125 g Juder, 125g geriebene rohe Mähren, 
RS 1 Päddien Dr, Detter Danlilinyuder, 
7 ln Zlalchchen De. Deiter Bad-Uroma Zitrone, 
eiwos Saly, 250 g Deljenmehl, 


fo viel Milch, bat) der Teig fchwer (reifiend) vom Cöffel [ält, Ian fült den Teig Im eine gefettete, 
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Sumner Welles in Rio 


a. Inany) 





EZ 


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„Und mit diesem Material, meine Herren, werde ich Ihnen die Richtigkeit meiner Ausführungen beweisen!” 
Sumner Welles in Rio: “E con questo materlale, signori, Vi dimostrerö la verliä delle mie asserzlonil.. 


Ukrainische Bauernstube 


0os. Oberborger Im Felde) 





Gefiederte Sänger / von walter Foitzick 


Jetzt haben wir auch einen Kanarienvogel, wir 
konnten uns nicht länger mehr ohne einen be- 
helfen. Eigentlich haben wir zwei Vögel, denn 
jar erste ging nicht recht, und so haben wir einen 
zweiten gekauft. Man soll sich halt auch beim 
Einkauf von Kanarlenvögeln nicht auf billige Ware 
oinlassen, man kaufe immer gleich was Besseres, 


Einem Altersgenoffen 
zum Geburtstag 


Du kamft am gleichen Tag wie ich zur Welt. 
Wir haben dies und das Problem entpellt 
beziehungsmelfe haben eingefehen: 

befagte Welt it rund und muß fich drehen. 


So drehten wir uns denn mit ihr herum, 

Jahrein, jahraus, und ärgerten uns krumm 
und ftritten trotdem jeweils für das »Rechte« 
örelhundertfünfundfechzig Tag’ und Nächte. 


Jet hängt’s nur noch an einem dünnen Haar, ° 


dann treten wir ins neue Lebensjahr ... 

Wenn wir bloß nicht zum Schluß entfett 
trompeten: 

> Gott, in was find wir hineingetreten! 


Ratatöshr 


es kommt auf die Dauer doch billiger. Der Kauf 
von Kanarienvögeln ist Vertrauenssache, wie der 
Kauf von Herrenpelzen, Tizians und Radioapparaten. 
Man kaufe nur beim Fachmann. 

Wir haben beim Fachmann gekauft, und zwar erst 
den billigen, der gab nicht Laut, Was nützt mir 
der gelbste Kanarlenvogel, wenn er vollkommen 
leise ist? Deshalb haben wir darnach einen lauten 
gekauft, bedeutend teuerer, einen Luxuskanarien- 
vogel, sage ich Ihnen. Der benahm sich zuerst 
auch ganz still und ich hoffte schon, er würde so 
bleiben. Aber der Vogel wußte, was er seinem 
Preis schuldig war, und hub deshalb nach einer 
Woche an zu schmettern. Man gewöhnt sich auch 
daran, genau wie ans Radio, nach ein paar Tagen 
hört man’s nicht mehr. 

Ich würde es dem billigen Vogel gar nicht an- 
sehen, daß er nicht singt, aber er tut es bestimmt 
nicht, Er gibt nur so kleine Töne von sich wie 
Hühner, wenn sie sich um die Mittagszeit vor dem 
geöffneten Zimmerfenster einer Sommerfrischen- 
wohnung unterhalten. Ich habe das Geräusch 
gern, man kann dabei an Elerlegen denken und 
an Spiegeleier und an Sandtorte mit viel Eiern 
und Salzburger Nockerl. Aber wer denkt heute 
noch an Salzburger Nockerl, So ein billiger Vogel 
ist das. 

Der Luxuskanari singt sehr heftig, ich will nicht 
gerade sagen, daß er den Preisunterschled singt, 
aber er bemüht sich nach Kräften. Ich habe früher 
gedacht, daß solche Vögel aus schierer Lebens- 
freude singen. Ich bin belehrt. Man soll sie in 
kleine dunkle Käfige tun, dann singen sie. Na Ja, 
die Hunde tun das auch, bei ihnen nennt man's 
jaulen. Sollte etwa mein Luxuskanari aus ähn- 
lichen Motiven singen? Bei Hunden spielt es 
übrigens in der Preislage keine Rolle. Bei Opern- 
söngern ist es, soviel ich weiß, noch nicht aus- 
probiert worden, ob sie in engen, schlecht be- 


82 


leuchteten Räumen williger anschlagen. Man sollte 
mal Versuche mit ihnen machen, 

In der Ernährung sind meine Kanarienvögel recht 
heikel. Wären es erziehungsbedürftige Kinder, 
würde Ich zu ihnen sagen: „Ihr sollt nicht immer 
so Im Essen herumstochern!” und „Alles, was auf 
dem Teller ist, ist gut.” Bei meinen Kanaris käm’ 
ich damit schön an, Die haben die Zeit noch nicht 
begriffen. Na, die werden staunen, wenn sie mal 
zum Militär kommen. 


DER FILMENTWURF 


Ich habe einmal die Dramaturgie einer Filmgesell- 
schaft geleitet. Von ungefähr fünfhundert ange- 
botenen Filmstoffen, die nicht verfilmt wurden, 
hab’ ich mir einen aufgehoben: 


„Sehr geehrte Filmfirmal 


Wir möchten Ihnen folgendes währe Thema für 
einen Ihrer nächsten Filme anbieten, und zwar 
händelt es sich um ein Lustspial, Unser ... Verein 
möchte am 14. Juli d. J. sonntags seinen fälligen 
Ausflug wie immer jedes Jahr. Ziel war: Schmöck- 
witz, Seddinsee. Also wir guten Mutes los mit 
viel Humor wie immer, Im Seddinsee sahen wir 
auf einmal fünf Frauen baden. Was Werner Heinze 
ist, unser Mitglied, Immer zu Spaß aufgelegt, 
sprechendes Gesicht wie Rühmann, ruft nun: 
‚Hallo, Ihr Tümpelkröten. Sollen wir mitbaden?' 
Da rufen die zurück, weil sie es nicht für möglich 
gehalten haben: ‚Bitte sehr, meine Herren.‘ Und 
wir tatsächlich raus aus den Kleidern und rein, 
ohne Badehose. Na, das Gekreisch hätten Sie 
hören sollen. Wir hoffen, Ihnen mit Vorliegendem 
ein Filmlustspiel gegeben zu haben und würden 
es begrüßen, wenn wir es in Kürze auf der Lein- 
wand begrüßen könnten. Schade, daß Sie nicht 
mit dabei waren, denn dann würden Sie es be- 
stimmt machen. Unterschriften.” R.A Stemmie 





Das australische Känguruh 


(0. Gulbransson) 





OLAF Aviannanssan Yu 


„Der Kerl saugt mich noch ganz aus, ich werde ihn doch herauswerfen müssen!“ 


Il canguro austrialiano: "Questo figuro mi succhia proprio tufto; dovrö pure buttarlo fuori!,, 


83 


Roosevelts Hauskonzert 


(wliheim Schulz) 





„Selbstverständlich steht es jedem der beiden Herren frei, zu spielen 
wie er will — aber natürlich nur nach meinen Noten!“ 


Concerto In caso di Roosevelt: “Baninteso ognuno del dus slgnorl & libero di suonare come vuole, ma naturalmente soltanto dietro le mie notal,. 


84 


Teilgeständnisse aus London 


(erich Schilling: 





„Sie stottern? Ausgezeichnet! Sie kommen für uns als Rundfunksprecher in Frage. 


Sie können die Schi 


ffsverluste bekanntgeben !" 


Confessioni parziali da Londra: "Ah Vol balbettate? Benissimo! Cosl siete adaro 
a far da dicitore per nol nella radio; potete trasmettere le perdite navalil. 


MEIN FREUND JOHANNES 


Wir waren zu Besuch bei Johannes, saßen fried- 
lich in seinem Arbeitszimmer und unterhielten uns 
Über dieses und jenes. Im Nebenzimmer ertönte 
plötzlich lebhaftes Säuglingsgeschrei. Mit bewun- 
dernswerter Ausdauer und Energie brüllte das 
Kind in voller Lautstärke. Johannes ließ sich davon 
nicht im mindesten stören, aber Martin wurde 
sichtlich Immer nervöser und platzte schließlich 


heraus: „Herrgott, Johannes, warum brüllt es denn 
so furchtbar? Das Ist Ja nicht auszuhalten!” 

„Es wird Durst haben”, sagte Johannes ruhig. 
„Das ist doch wirklich kein ausreichender Grund 
und deutet auf einen Mangel in der Erziehung. 
Stell’ dir nur mal vor, ich wollte Immer derart 
tierische Laute ausstoßen, wenn ich Durst habel“ 
schimpfte Martin. 

„Wenn du es bel Bierdurst tätest, würden wir dich 
dann allerdings wohl dauernd schreien hören”, 


85 


spottete ich. „Aber schließlich kannst-du doch von 
einem unvernünftigen Säugling nicht verlangen, 
daß er sich so beherrscht, wie du, der du doch 
immerhin ein halbwegs vernunftbegabter, erwach- 
sener Mensch bist. Das ist doch immerhin ein 
Unterschied.” 

„Ja, der Unterschied ist gewaltig. Der unvernünf- 
tige Säugling brüllt, um anzuzeigen, daß er Durst 
hat. Der vernünftige Martin aber brüllt, wenn er sei 
nen Durst gelöscht hat”, sagte Johannes. ).Bieger 


(Toni Bich! Im Felde) 


eCnaanow Mmri 





Ein herrenloser Hund / von aastian manıer 


Gestern, als Ich schwer atmend mein Fahrrad den stellen Weg vom Tal 
zur Höhe hinan schob, gerade klarte der Him, auf und blaue Inseln 
blühten hinter grauen Herbstwolken, fiel die Woche von mir ab. Die kurze, 
hastige Fünfeinhalbtagewoche mit dem Lärm des Tages und der Nacht. Ich 
schaute von der halben Anhöhe über das Tal zu dem jenseitigen Walde, 
in dem unser Lager lag; das Lager des Krieges, wo wir alle Dienst taten, 
auf unsere Weise, ein Leben führten in Baracken und zwischen Bäumen. 
Ich atmete tief die Herbstluft ein, die von der Höhe herab wehte, von 
weit oben, und schaute in das Tal, wo der Bergfluß rauschte, mlichiggrau, 
und die winzigen Dörfer mit den spitzen Türmen Ihrer Kiıchen lagen, weit 
ein Land des Friedens inmitten vergehender Wiesen, brauner Äcker und 
keimender Saatfelder. 

Da beschloß Ich langsam heimzufahren. Nicht wie sonst, von einer Unruhe 
getrieben, den Sonntag möglichst zu nutzen zu anderem Leben. Ich hatte 
mit einem Male Zeit. Oben auf dem Hang sah Ich einen Hund, Er lugte und 
windete Ins Tal, Er zögerte auf drei Läufen vor der weit sich dehnenden 
Welt und hatte die hängenden Ohren nach hinten gelegt. Sein Stummel- 
schwanz stand waagerecht ab. Ein Zittern gelsterte über seine Flanken. 
Als er mich plötzlich sah, sprang er erschrocken zur Seite und blaffte kurz. 
Dann sah er wieder über das weite Tal und noch größer schien seine 
Unsicherheit zu werden. Er senkte den Kopf und eine große Hundetraurig- 
keit legte sich kraus Über seine dunklen Augen. Ich sah es deutlich. 
Nun hatte ich die Höhe erstiegen und der Weg führte fast eben über das 
Hochplateau. Ich hätte auf das Rad steigen und davonfahren können, aber 
es machte mir Spaß, noch ein Stück zu gehen. Zwar würde dann meine 
Frau zu Hause mit dem Kaffee auf mich warten müssen, doch es war zu 
schön, so ein wenig zu gehen, langsam, das Rad an der Hand. Ich sah In 
den Himmel und zu den blauen Inseln. Da spürte ich einen schnuppernden 
Stoß an meinem Stiefel. Lautlos schlich der Hund neben mir her und er 
ıoch und betastete meine Stiefel mit glänzender Nase, 

Ich lockte ihn kurz, mit einem Zungenlaut, die Luft zwischen den Zähnen 
einziehend. Da sprang er an mir hoch und sein Stummelschwanz wedelte 
wild. Ich sah, es war ein noch junger Hund, nahezu ausgewachsen, aber 
noch mit dem plötzlichen Vertrauen erfahrungsloser Jugend. Ich kannte 
seine Rasse nicht. Er sah aus wie ein Alrdale-Terrier von Drittelgröße. Sein 
Gesicht war klug und mutig und offen. Vor Freude über meine Annäherung 
rannte er unvermittelt davon, quer feldeln und weit voraus. Da stieg ich 
auf das Rad und wollte heim. 














Mein Heimweg ist über dreißig Kilometer weit und ich habe zwei Stunden » 


Fahrt. An manchen Stellen, auch auf der Hochebene, muß ich das Rad 


86 


schieben, denn auch dort ist der Weg nicht ganz eben. Ich berühre im 
ganzen sechs Dörfer und einige Weiler. Sonst geht dor Weg fast nur durch 
Felder und kleinen Bauernwald. Und auf diesem Wog lief der Hund stets 
vor mir her. Er hatte plötzlich den Entschluß gefaßt, mein Gefährte zu sein. 
Es war eine wahre Freude, seinen jungen Körper sich strecken zu sehen, 
wenn er vor mir bergab den Feldweg entlang rannte und an Jeder Kreu- 
zung lauernd wartete, wohin die Reise nun gehe. Eine halbe Stunde lachte 
ich vor mich hin. 

Dann kam die Sorge. Wohin gehörte denn mein Hund? Er war doch Jung. 
Am Ende fand er nicht mehr heim. Ich stieg vom.Rad und lockte Ihn. Er 
kam, und sein Atem ging schnell von der Jagd. Ich streichelte ihn, drehte 
ihn In die Richtung und gab ihm einen kameradschaftlichen Schups, rief 
ihm zu: „Los, marsch, nach Hausel” Er sah mich ratlos an und zögerte, Ich 
hob einen Stein von der Erde und warf nach ihm. Mit großartigem Un- 
vorständnis sah er den Stein vor seiner Nase aufspringen. Er wich nicht 
von der Stelle. Ich schrie und drohte. Ich sah über Ihn weg. Ich radelte 
fort, als gäbe es keinen Hund. Aber es gab ihn doch, er lief freudig 
wieder vor mir her, Siebzehn Kilometer lief er so mit durch die Dörfer und 
Felder und den Bauernwald. Ich versuchte alles, ihn loszuwerden. Fuhr ein 
Stück zurück, aber dann lief er dicht hinter meinem Rad. Er hatte längst 
begriffen, was Ich von ihm wollte. 

Ich hatte nämlich vor, ihn mit heimzunehmen und suchte bereits nach 
einem Namen für meinen herrenlosen Hund. Ich wollte ihn Oktober nennen, 
nach dem Monat, wo oben am Himmel die blauen Inseln waren. Oder 
Samstag, Robinson nannte ja seinen Gefährten auch Freitag, weil os 
Samstag war, als er mir zuliof, und Samstag der Tag meiner wöchentlichen 
Heimkehr war, Und ich malte mir aus, was meine Frau sagen würde, wenn 
ich kam und ihr einen Hund mitbrachte, zum Geschenk. Es lag etwas 
tröstlich Beruhigendes darin, sie während der langen Wochen des dunklen 
Winters zu Hause zu wissen, den atmenden Hund zu Ihren Füßen, beide 
im rötlichen Schein der gedämpften Lampe. 

Es hatte auch Schwierigkeiten. Wir wohnten nicht allein im Hause. Wir 
hatten nur den ersten Stock und meine Frau mußie dann mit dem Hund 
Jeden Abend nach unten gehen. Und er sah nicht so aus, als begnüge er 
sich mit einem kurzen Gang an knapper Leine, So einfach war es nicht 
Und dann ging der Weg wieder bergab. Die Hochebene hatten wir über- 
quert, unten lag der große See. In der Ferne blinkte der Turm meines 
Dorfes. Da kam ich auf den Gedanken, die Sache zu entschelden, Ich 
legte mich vorüber und trat die Pedale und raste den Borg hinab. Mein 
Hund raste neben mir her. Manchmal sah er mit angstweiten Augen zu 
mir herauf. Sein Rücken bekam einen kleinen Buckel, so strengte er sich 
an. Ich drängte ihn zur Seite, or sprang über den Graben und rannte durch 
das kurze Herbstgras. Aber er hielt Schritt, 

Unten lag ein Dorf an einem anderen Fluß. Kinder spielten auf der Straße. 
Ich bremsto stark, um nicht hineinzufahren In das unverständige, Junge 
Leben. Mein Hund blieb ein wenig zurück. Er war ganz außer Atem, Als 
er bei den Kindern war, legte er sich platt auf die Straße und lechzte 
nach Luft. Die Kinder streichelten Ihn. 

Ich bin vom Rade gestiegen und habe ihm ein Stück Zucker, das Ich, eine 
Kostbarkeit, für den Kaflee in der Kantine bestimmt hatte, vor die Nase 
gelegt. Er fraß es gelangweilt auf und wedelte die Kinder an. Ich ver- 
suchte ihn wieder zu locken. Die Kinder sahen es und machten sich einen 
$paß daraus, meinen Hund zu sich zu rufen. Ihren Stimmen sprang er nach, 
sprang an einem schmutzigen Mädchen hoch, schnupperte ihre Schürze 


(Fr. Bilok) 





‚Die/Schachpartie 


[R. Krlosch) 





„Ich finde es so langweilig, einfach Dame gegen Dame zu tauschen!" 


„Siehst du, Edith, das sage ich Werner auch immer!“ 


Partita a scacchi: ““Trovo tanto noioso scambiar semplicemente dama con dama !,, — “Vedi, Edith; anch’ io lo dico sempre a Werner!,, 


‚ab, stieß seine glänzende Nase in ihr Kleid, rannte 
vor Freude einen Bogen über den Kirchplatz und 
sah mich nicht mehr an. Ich stieg auf mein Rad 
und fuhr heim. 

Nun sitze ich da, am Sonntagmorgen. Regen 
peitscht gegen das Fenster. Ein Hahn kräht 
kurz und hell. Der Platz neben dem warmen 
Ofen ist leer; das war der Platz, wo mein 


Hund liegen sollte, wenn er die letzte 
Probe überstanden hätte, die rasende Abfahrt 
vom Berg. 

Aber nun frage ich zweifelnd, warum ich es ihm 
auferlegte, dieses Rennen um Leben und Tod. Nur 
darum, weil Ich bisher nirgendwo bleiben wollte 
und stolz war auf mein ungebundenes Leben, auf 
eine Wohnung irgendwo in einem ersten oder 


87 


dritten möblierten Stock. Weil ich nicht den Mut 
fand zu sagen: Hier bleibe ich für alle Zeit, Aus 
Jugend bangıe mir vor dem Bau eines Hauses und 
der Verpflichtung seßhaft zu sein und beständig. 
Und nun sitze Ich hier und sorge mich um den 
jungen, herrenlosen Hund, draußen im Regen. 
Wäre ich bisher nicht feige gewesen, könnte er 
jetzt bei mir sein, 


DEIREERFAZEHEIFE 


VON FELIX TIMMERMANS 


Das Feiern des flämischen Karnevals war damals 
gerada voll im Schwung, als Jo Dulm mit einem 
Schubkarren, auf dem nasse Wäsche 'lag, von der 
Bleiche auf dem Nachhauseweg war. Auf dem 
Weg begegneten ihr Hunderte von Fastnachts- 
masken, die alle In farbigen und spaßigen Ge: 
wändern steckten und alle eine Larve vors Ge- 
sicht gebunden hatten. Viele trugen Masken aus 
Stoff mit zwei kleinen Augenschlitzen und einem 
Stoffschleier vor dem Mund. Doch die meisten 
trugen grell gefärbte Masken aus Pappe, die in 
üppigen Karikaturen Fratzen darstellten mit gro- 
Ben Mäulern und Wurstnasen, oder Gesichter von 
schreienden Kindern, von Negern, Chinesen, alten 
Weibern und allem, was es an Häßlichem gibt. 
Von überallher erscholl Gesang, Musik und Lärm, 
man tanzte nach Blechkapellen und Harmonikas. 
Man stürmte In die Wirtsstuben hinein und wieder 
heraus Fuhr auf Karren und in offenen Kutschen 
und warf Münzen und Süßigkeiten unter die 
Menge, und das Lärmen der quäkenden Dudel- 
sackpfeifen, Rasseln, Kinderklappern, Harmonikas 
und Drehorgeln nebst dem Gedröhn und Getöse 
gaben einem das Gefühl, als hätte man den Kopf 
in einen Schalltrichter gesteckt, aus dem laut 
tausend Grammophone schmetteiten. 

Jo Duim hatte In ihren Jungen Jahren dies alles 
auch mitgemacht. Jetzt lag das hinter ihr. Sie 
lachte aber noch gerne über den Schabernack, 
die Witze und das Treiben der Maskierten, Nur 
etwas konnte sie nicht ausstehen, nämlich das 
Ausspotten der Nichtmaskierten durch die Belarv- 
ten, Sie fürchtete Masken zu begegnen, die sie 
umscharten und ihr den Lebenswandel ihrer Eltern, 
der leider nicht allzu tugendhaft gewesen war, 
vorhalten würden. Jo Dulm war stark wie ein 
Pferd; sie konnte einen Sack Kartoffeln auf ihrem 
Rücken tragen, als wärs ein Beutelchen voll 
Pflaumen. Sie war eine Frau mit derben Fäusten 
und ungebrochenem Willen. Jedoch hatte sie eine 


angeborene Angst vor den Masken, allein schon 
wegen des Vorwurfs gegen ihre Eltern. Sie ging 
eilends nach Hause, um dort In Muße mit ihrer 
Freundin Philomene Donckers Karten spielen zu 
können, als plötzlich hinter der Kirche hervor eine 
Maske in schwarzem Domino, eine Papplarve vor 
dem Gesicht und mit einer von Geschwüren fun 
kelnden Kartoffelnase, auf sie zugelaufen kam 
Sofort begann die Maske mit gemacht schriller 
Stimme Jo zu beschimpfen mit allem, was es an 
Unflat gab: daß ihre Mutter mit einem anderen 
Mann davongelaufen sel, und ihr Vater im Ge 
fängnis sitze. Andere Leute gesellten sich dazu 
und lachten aus vollem Halse über die verletzen 
den und gut gelernten Worte. 

Jo Duim sank das Herz. Sie erblaßte bis in die 
Lippen. Plötzlich jedoch raffte sie sich auf, riß ein 
paar noch nasse Hemden von dem Karren und 
schlug sie dem Maskengesicht aus Pappe um die 
Ohren, so daß dieses wie ein Pudding zusammen 
sackte. Im Nu war die Maske — es war eine 
Frau — verschwunden. 

Jo fuhr, noch am ganzen Körper zitternd, gereizt 
heim und konnte vor Entrüstung keinen Bissen 
hinunterwürgen. Als sie die Wäsche im Speicher 
auf Drähten aufgehängt hatte, beeilte sie sich, 
Philomene Donckers den Vorfall zu erzählen 
Diese war sichtlich ergriffen und tröstete Jo mit 
den Worten, daß jene Maske die Schmähung 
nicht ungestraft mit ins Grab nehmen würde. Das 
hatte auf Jo die Wirkung einer Wunden heilen 
den Salbe. Ach, die gute Philomene, so fromm 
in ihrem Herzen und so schlicht in ihren Sitten, 
hatte doch immer derlei tröstliche Worte für ihre 
Freundin übrig! Dann spielten. sie Karten. Zwi- 
schen zwei Runden mußte Jo immer wieder dar- 
auf zurückkommen, und Philomene versprach Ihr, 
sie werde auskundschaften, wer die Natter ge- 
wesen seln konnte. „Jo“, sagte sie, „ich habe 
einen Plan, diese Schlange ausfindig zu machen 
Laß mich nur machen. Ehe zwei Wochen um sind, 
werde ich es wissen.” 

Jo ging freudig heim, in süßer Erwartung der 
Rache. Am folgenden Morgen ging sie mit Philo- 
mene zur Kirche, um ein kleines Kreuz zu holen, 
denn es war Aschermittwoch. Jo war noch kaum 


wieder in ihrem Haus, da kamen schon die Nach- 
barn, um ihr mitzuteilen, Philomene sei tot zu- 
sammengebrochen! Augenblicklich eilte Jo zu 
ihrer Freundin, weinte und rang die Hände. Sie 
hatte ihre beste Freundin, ihre Zuflucht und ihren 
Trost verloren. Nach vielem Jammern faßte sie 
sich, versorgte ihre tote Freundin und machte sie 
für den Sarg fertig. Da lag nun Philomene auf 
ihrem weißen Kissen, nachtschwarz das kleine 
Kreuz auf ihrer weißen glatten Stirn. „Damit geht 
Philomene leichter ein in den Himmel”, dachte Jo, 
Philomene hielt einen geweihten Palmzweig und 
einen Rosenkranz in Händen. Ihr kleines spitzes 
Gesicht, das sonst glatt war und hellhäutig, sah 
jetzt gelb aus und matt wie eine Winterbirme, 
“nd ihre scharfgeschnittene Nase war noch 
schmalrückiger geworden. 

Jo Duim saß neben ihr, um zu wachen und zu 
beten, und gedachte Ihrer Freundin, wie sie 
gestern und noch heute Morgen so lebendig ge- 
wesen. Sie dachte an ihr heiteres Gemüt, an ihre 
Gesprächigkeit und milde Freundschaft. Jo weinte 
still in sich hinein und betete für den Heimgang 
ihrer Seele. 

Am nächsten Morgen kam der Schreiner mit dem 
Sarg aus gehobeltem Holz. Jo half Philomene 
hineinlegen. „Ach, ihr Kopf liegt so hart”, seufzte 
sie. „Soll ich nicht etwas Weiches darunter legen?” 
„Was geht das mich anl“ brummte der Schreiner. 
„Tot Ist tot, und Ich hab's eilig, ich muß noch 
zum Schellfischessen.” Er setzte den Deckel auf 
den Sarg. Jo ging nach unten und fragte den 
etwas beschränkten Bruder Philomenes, ob er 
nichts da habe, um es seiner Schwester unters 
Haupt zu legen. „Such oben Im Schrank”, schluchzte 
der Bursche. 

Jo ging wieder nach oben und suchte In dem 
Schrank. Aus einer Hutschachtel holte sie eine 
Strickjacke und brach bei Jem, was sie dann 
weiter fand, fast zusammen: In der Hutschachtel 
lag die Maske mit der von Geschwüren leuchten- 
den, zerdrückten Nasel Jo verwünschte die Tote. 
„Was gibt's?" fragte der Schreiner verwundert. 
Da kam ihr ein Gedanke, ein schrecklicher Ge- 
danke an Rache. „Hol ein Glas Wasser oder ich 
sterbe.” Der Schreiner liet nach unten, und Jo 





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Arliit bei weltem all mol tun. für möglich gehalten, daß man in so : A g 
ne klomnn® permehurs kurzer Zeit eine Itamde Sprache lomen Sie hält, was ihr Name ver 


besucht und hatte keinen Schimmer kann. Mit gulom Gewissen kann Ich spricht, sie ist wirklich mildl 


von Fremdsprachen. Erst nachdem ich Jedem dieses einzigartige'Werk welter- 


ich mit einer liallenischen Familie empfohlen 
Ban a angeireundet halle, kam in Radebeull, Margot Honning, Radebeul], 


mir der Wunsch auf, auch die Italle- den 29. April 1941 Lesaingstraße 7. 
nische Sprache zu beherrschen. Ich 

habe nicht Immor togolmaßig gelernt, Kein Auswendiglemnen von Vokabeln 
sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Nousystem Insofern un- 
Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, überttefflich, als das Auswendiglomen 
man braucht weder auswondig zu ler- von Vokabein und grammatlschen Ra- IV 
nen, noch Vokabeln und grammallsche gein ganz ausgeschaltet ist, denn dar | 

Rogeln pauken, noch lIrgendwelche Lehrstoff prägt sich In seinem Aufbau | N 
Vorkenntnisso oder eine besondere Be- ganz von selbst dem Gedächtnis ein. MILDE SORTE 
jabung zu besitzen. Man liest, und dos Der behandelte Stoff wird In Inter- 
&elosono“ prägt sich splolond leicht essanter Welse gehracht und kann test. wa 
ein. Meine itallenischen Freunde waren im praktischen Leben verwendet 

überrascht Uber meine schnellen Er- werden 

"olge, besonders über die gute Aus- St.Pölten, 15.Jan 1940. ‚Adalb. Redl, 
sprache, Auch bin Ich In dor Lage, Ita- Josefstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom orsten Augenblick an trlit Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als 

eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern s0, wie sie wirklich und täg- 

lich In lebendiger Rede und Gegenıede gesprochen und gebraucht wird. Jedes 

mochanische Auswendiglernen fällt fort, denn eine wortverwandt neugestaltole > 

Wachselwirkung zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut = 

Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, s . 

daß Ihnen der Sprachstoff ohne mechanisches Auswendiglernen zufließt. Gleich 772 

einer Intoressanton Lektüre, die unterhält, anregt und ertiout, geht die Aneignung ef HER 

der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- _—n 

schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäi ‚oror Anwelsung . * 

öfne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Si0 sind gui und ein besonderer Genuß von A-2 

lelcht und von Anfang an, unsere Toxte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. 
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Trösten Sie sich, 
Herr Schmitz ... 


Das gibt es, daß Cinzano aus- 
verkauft ist. Das gibt es sogar 
recht häufig, denn die Nach- 
frage ist so stark, daß selbst 
eine größere Einfuhr nicht mehr 
mitkommt. Aber, trösten Sie 
sich, auch Ihr Händler wird 
wieder neu beliefert und auch Sie werden wieder mal eine 
Flasche erwischen. Und da ist es denn gut, daß auch eine 
angebrochene Flasche Cinzano nicht auf 






einmal ausgetrunken zu werden braucht, 






Cinzano ist auch in geöffneter Flasche un- 









beschränkt haltbar. Also, immer langsam 
und mit Bedacht, wie es sich für einen 
edlen Wein gehört. Dann reicht eine Fla- 
sche eine ganze Weile. Und — bitte kühl 









servieren — so schmeckt Cinzano am besten. 





AUS DER WEINBRENNEREI 
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89 





holte die Maske, #finete den Sargdeckel und 
legte sie Philomene aufs Gesicht, Dann schloß 
sie den Sarg wieder, „Sie hat als Heuchlerin ge: 
lebt, also soll sie auch als solche ins Grab!” Der 
Schreiner kam mit dem Glas Wasser zurück. „Mir 
ist schon besser“, sagte Jo. „Da bin ich aber 
froh”, meinte er, „denn der gute Schellfisch war- 
tet nicht.” Und er schlug mit großer Eile die Nägel 
in den Sarg. 

{Berechtigte Übertragung von H. B. Wagenseil,) 


Kleine Fische 


Letzten Sonntag wollte ich Urlaub haben, 

Wie gesagt: Wollte! -- Na ja, kleine Fischel 
Was hätte ich gemacht, wenn man ihn mir be- 
willigt hätte? 

Ich war doch finanziell vollkommen unterernährt 
Sehen Sie Jetzt sind wir beim Geld 

Das sind schon größere Fischel 

Geht aber keinen etwas anl Wenn wir Geld hät- 


ten, machten wir, als hätten wir keins, damit uns 
die anderen nicht belästigen. Da wir aber keins 
haben, tun wir so, als ob und sagen: Kleine 
Fischel 

Heute bekam ich Geld. Innerlich sprang ich Re- 
kordhöhen! 

Die Kameraden: „Bruno, Mensch! Da können wir 
ja toll ausgehen!” 

ich, geringschätzig: „Kleine Fischel” 

Aus ging ich aber trotzdem! 

Neben mir stand ein Aquarium. 

Inhalt? Kleine Fischel 

Ja, dachte ich mir, wie schön hat es doch so ein 
Fischl 

Hat sein Aquarium. Braucht keine Miete zu zah- 
len. Die Verpflegungsfrage ist auch geregelt. 
Kleiderkarte Ist hinfällig Raucherkarte auch! Wenn 
er mal baden will, braucht er nicht in der Stadt 
herumzulaufen, eine Badeanstalt zu suchen und 
dann noch zwanzig Pfennig zu zahlen. Nach Ur- 
laub sehnt er sich nicht, da er doch keine Luft- 
veränderung vertragen kann 

Ach, Schwamm drüberl 








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Zigaretten!” 

„Leider sind keine dal” 

(Wer jetzt „Kleine Fische” denkt, verdient keine 
Raucherkartel) 

Plötzlich fiel mir auf, daß das Mädel gar nich! 
unflott war 

„Sie haben doch morgen geschlossen”, 
ich sie an, „Wo treffen wir uns dann?” 
„Tut mir leid. Morgen habe ich verschiedenes zu 
erledigen!” 

„Das sind doch kleine Fische! Die Arbeit können 
Sie auch in der nächsten Woche hinter sich 
bringen, wenn ich nicht mehr hier bin! Ich 
verpflichte mich auch, mich extra zu rasleren. 
Solch einen Verehrer finden Sie bestimmt nicht 
alle Tagel” 

„Phhl Kleine Fischel” 

Da gab ich auf, nahm Papier und schrieb mein 
Leid an die Zeitung. 

Dort landet es im Papierkorb. 
Warum? 

Kleine Fischel 


sprach 


Bruno Baldauf 


Das Ende Ihrer 
Magenbeschwerden 


von 24 iendrud, «brennen, «Ihmerzen, fate 
rem Wufltoken Sodbrennen Stollern, Blüs 
gen utm,, dur Welettinung der Urfachen 
jerbeisuführen, tt das Bel der neuen Be» 
andlungsart mit 


Thylial: Pillen 


Töulial if Deftmmt, den Magenläurenehalt 
u normalifieren. der Bildung |bädlider 
ärumaslänren entgenenzutreten ı. Nennungen 
der Manen-Schleimbaut au verbiten, Darı 
Itear die Grflärung für bie ralben unb grund“ 
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ORGANISATOR BERTRAM 


Es war selbstverständlich, daß am Geburtstage 
Isolinas etwas Besonderes geschehen mußte, Ge- 
schenke? Ach ja, Geschenke hatten wir für sie. 
Jeder hatte eine Kleinigkeit, die er Ihr überrei- 
chen wollte, wenn sie am Abend zum Kochhause 
kam. An diesem Abend sollte eine Feier stati- 
finden. 

Aber es mußte noch etwas anderes sein, als ein 
Geschenk. Es mußte an diesem Abend etwas ge- 
schehen, etwas Großartiges, Erhebendes, Glänzen- 
des. Denn Isolina, die Tochter des Majordomo, 
war für uns alle eine gute Fee, der wir dankbar 
zu sein hatten. 

$ie lachte und tanzte mit uns, sie tanzte auch 
allein für uns. Sie verband Wunden. Sie schlich- 
tete Streitigkeiten. Sie tauchte Immer dann auf, 
wenn etwas Unangenehmes passieren wollte und 
wischte mit Augenblitzen, Lächeln und schmalen 
braunen Händen Wut und Feindschaft weg. Ab 
und zu, aber nicht allzu oft, half sie mit einem 
Kuß nach. 

Es war nicht einer unter uns, der Isolina nicht 
gern hatte, Aber sie verstand es, sich die Zu- 
dringlichen vom Halse zu halten, ohne daß Ihr 
deshalb jemand böse sein konnte. 

Nach langen Überlegungen und Beratungen einig- 
ten wir uns darauf, daß es am Geburtstage Iso- 
linas etwas Besonderes zu essen geben sollte für 
das Mädchen und auch für uns. Nein, wir kamen 
auf kelnen besseren Gedanken, es war wie ver- 
hext. 

Bertram, der damals unser Koch wär, übernahm 
es, ein Gericht auf den Tisch zu stellen, das man 
auf unserer Schaffarm noch nicht kannte, und das 
köstlich schmeckte. Er verriet uns nicht, was er 
plante, Wir erfuhren nur, daß er täglich im Ge- 
heimen an der Zusammenstellung der Speise ar- 
beitete, die er am Geburtstage Isolinas als Glanz- 
punkt des Abends servieren wollte, 

Der Tag kam, Wir hatten uns fein gemacht. Jeder 
hielt sein Päckchen In der Hand. Jeder knisterte 
mit dem Papier. Und wenn man fragte: „Laß doch 
mal sehen, was du für Isolina hastl”, dann knurrte 
Jeder, hielt sein Geschenk noch fester und machte 
böse Augen. 

Am Abend erschien Isolina mit Ihrem Vater, dem 
Majordomo Lorenzo, bei uns im Kochhause. Sie 
lachte laut auf, als sie unsere feierlichen Ge- 
sichter sah, klatschte In die Hände und sah rel- 
zend aus. 

Der Capataz Bernardo hielt eine kleine Ansprache. 
Er redete die Sache von der guten Fee herunter, 
vom Engel zwischen uns Teufeln, von der bekann- 
ten Rose in der Mitte der Dornen. Zuletzt war er 
von selnen Sprüchen so gerührt, daß er zu schluch- 
zen begann. Ja, Bernardo war wirklich ein guter 
Redner, der es sogar verstand, sich selber durch 
Worte weich zu machen. 

Auch Isolinas Augen schlmmerten feucht. Aber 
sie lächelte dabel, wiegte sich ein wenig In den 
Hüften, ging auf den Bernardo zu, legte Ihre 
Arme um seinen Nacken, 209 seinen Kopf h 





VON KONRAD SEIFFERI 


unter und gab ihm einen flüchtigen Kuß, Auf die 
Stirn, 

Bernardo grunzte, Einige der Männer drängten 
sich vor, zu Isolina hin. Und Ramon sagte zu mir: 
„Ich hätte viel besser gesprochen als Bernardo! 
Glaubst du’s nicht?” 

Wir übergaben nun dem Mädchen die Ge- 
schenke, drückten Ihr dabel das Händchen, flü- 
sterten ein paar Worte und waren froh, daß Iso- 
lina sich über Jede Kleinigkeit herzhaft freute, 
immer wieder in die Hände klatschte, von einem 
Fuß auf den andern hüpfte und uns mit ihren 
großen, gefährlichen Kinderaugen ansah. 

Da kam Bertram aus dem Küchenverschlag In den 
Raum. Er schrie: „Achtungl” Und alles sah zu 
ihm hin. Er trug eine Riesenschüssel, eine Art 
Platte vor sich her. Ein ungeheurer Berg lag auf 
dieser Platte. Nein, es war nicht genau zu er- 
kennen, was er da angeschleppt brachte. 
Ramon stieß mich an: „Es Ist ein Plumpudding, 
wahrhaftig! Ich habe solch Zeug schon mal ge- 
gessen. Entsetzlich, sage ich dir! Nicht zu ge- 
nießen! Keine Kraft drini Na, etwas Besseres 
hätte sich der Bertram schon ausdenken können!“ 
Auch ich war der Meinung, daß dies ein Plum- 
pudding war. Und es war wirklich einer. Komisch, 
dachte ich, auf welch ausgefallene Gedanken ein 
ausgewachsener Mensch kommen kann! Ein Plum- 
pudding zu Isolinas Geburtstag! 

Bertram hatte den langen Eßtisch erreicht. In des- 
sen Mitte stellte er die Platte mit dem braun- 
grauen Zeug. Wir sahen uns an. Wir sahen zu 
Bertram hin und zu seinem Werk. Wir machten 
enttäuschte Gesichter. Isolina aber lächelte. Wir 
traten dichter an den Tisch und an Bertram heran. 
Der zog eine reichlich große Cafaflasche hervor, 
begoß den Plumpudding mit Alkohol und zün- 
dete Ihn an. Die Flamme schlug bis zur Decke 
des Kochhauses hoch, und uns allen wurde reich- 
lich warm dabel. Einge lachten. Andere machten 
Witze. Nein, es war keiner zufrieden mit Bertram. 
Der schien sehr stolz auf sein Werk zu sein. Er 
wandte kein Auge von der Flamme, die ja recht 
schön war. Aber was war das nun schon: ein 
Plumpudding, der mit Alkohol begossen und an- 
gezündet wurdel Wir hätten mehr davon gehabt, 
wenn wir den Schnaps ausgetrunken hätten! 
Nun aber geschah etwas, womit Bertram wohl 
nicht gerechnet hatte: der Plumpudding fing an 
zu knacken und zu knistern. Er brannte, nicht 
nur der Alkohol auf ihm, Er bekam Risse und 
Sprünge. Er fing an, sehr unangenehm zu rlechen. 
Und wir begannen zu schimpfen. Isolina ab: 
klatschte in die Hände und freute sich. 
Bertram tat nun in seiner Verdutzthelt etwas, was 
meiner Meinung nach ganz falsch war. Er hatte 
wohl vor, den Plumpudding, wenn er gebrannt 
hatte, mit Puderzucker zu bestäuben. Die Streu- 
büchse mit dem Zucker hatte er auf den Tisch 
gestellt, neben die noch mehr als zur Hälfte ge- 
füllte große Cafaflasche. 

Er griff nach der Büchse, Und das war das Falsche. 











Sehnfucht / von Hans Leip 


Wenn Ich mwiederkehre 
und Du mich nicht vergißt 
till ich Dich liebhaben 
und bei dir fein 

tie nie zuvor. 


Im ftillen Zimmer 

an deinem Ohr 

till Ich mich nlederlegen 
und dir Gutes fagen. 


Und Ichlafe lo ein 

und {preche welter Im Schlaf mie hier, 
doch zu dir 

und nicht mehr Ins Leere. 


Und nach vielen Tagen, 

wenn mir fatt find von unfern Gaben 
und gemeinlamen Wegen, 
bedenken mill ich dann immer, 

mie Das Getrenntlein IN. 


92 


Denn er bekam nicht die Büchse mit dem Zucker 
in die Finger, sondern die Büchse mit dem Blltz- 
lichtpulver, das ich in Bahia Blanca besorgt 
hatte. Ich wollte an diesem Abend im Koch- 
hause ein paar Aufnahmen machen. Von Isolina 
vor allem. 

Also: Bertram schüttete das Biltzlichtpulver und 
nicht den Puderzucker auf den Plumpudding, der 
wohl noch an einer Stelle brannte. 

Was nun geschah, können Sie sich denken. Denn 
Sie haben Ja solch eine Blitzlichtaufnahme auch 
schon mal über sich ergehen lassen. 

Es war nicht wenig Pulver in der Büchse. Die 
hochschießende Flamme war so grell und so un- 
geheuer, sie kam allen so unarwartet, daß Jeder 
zurückfuhr, sich die Hände vors Gesicht hielt, 
taumelte, hinfiel oder In Deckung ging. 

Es wurde im Nu höllenheiß im Kochhause. Schon 
vorher war es Ja da nicht kalt gewesen. Die 
Blltzlichtflamme aber war nicht einmal das 
Schlimmste, 

Das Schlimmste war, daß der zurückschreckende 
und arg angesengte Bertram die Cafaflasche um- 
rd, ehe er rücklings auf dem Boden landete, Der 
Schnaps, der nun zum zweltenmal Über 
Plumpudding floß, entzündete sich, die Flasche 
zersprang klirrend, 

Im nächsten Augenblick stand die Rückwand des 
Kochhauses, an der allerhand Gerümpel lag, In 
hellen Flammen. Die brennende Cana floß In einem 
Bächlein dorthin. Es gab ein paar dumpfe Knalle, 
ich weiß nicht, woher sie kamen, Sie erschütter- 
ten das ganze Gebäude. 

Einige von uns retteten sich durch die Fenster 
ins Fr es war eine recht ellige Flucht, das 
können Sie glauben! Bertram machte den Ver- 
such, durch die Tür nach außen zu gelangen, er 
konnte nur noch kriechen. Andere Männer schos- 
sen an ihm vorbei oder über ihn hinweg. 
Isolina hatte rote Wangen bekommen. Sie wußte 
wohl nicht recht, was sie tun sollte. Ehe Ihr Vater 
bei ihr war, faßte ich sie um die Hüften, hob sie 
hoch, hielt sie fest und sprang mit Ihr Ins Freie, 
Ein paar andere Männer, darunter vor allem Ra- 
mon, wollten sich auch auf das Mädchen stürzen, 
Aber ich war eben doch schneller, Ramon gab 
mir einen Stoß zwischen die Rippen, was Ich für 
sehr unsauber hlelt. 

Weil ich diesen Stoß bekommen hatte, stolperte 
Ich an der Tür über Bertram und mußte dabel 
Isollna loslassen. Aber da waren wir auch schon 
im Freien, Das Ganze geschah In wenigen Se- 
kunden. 

Das Feuer wurde schnell gelöscht. Ach, es hatte 
nicht viel zu bedeuten. Wir waren an andere 
Flammen gewöhnt. 

Das Eigenartigste an diesem Abend aber war, 
daß außer Bertram, nicht einen unter den 
Männern gab, der nicht begeistert war von dieser 
Festvorstellung. Auch Ramon war entzückt und 
sagte zu mir; „So etwas Schönes haben wir schon 
lange nicht gehabtl Fabelhaft hat das der Ber 
tram organislertl” 

Organisiert! dachte Ich. Ein Zwischenfall war dem 
andern gefolgti Ein Unglück hatte das andere 
abgelöstl Und so etwas sollte Organisation sein! 
Und Isolina? Das Mädchen war noch begei: 
als die Männer. Und was tat sie in ihrer B 
geisterung? Sie küßte den Bertram, den Urhel 
des Meisterstücks, das eigentlich nur ein lächer- 
licher Plumpudding hätte sein sollen. 

, der ich Isolina gerettet hatte, war wütend 
über das Benehmen des Mädchens. Denn Bertram 
war ein verhältnismäßig Junger Bursche mit einem 
verteufelt netten Gesicht. 

Aber Ramon beruhlgte mich: „Was willst du? 
Niemand wäre auf die Ideen Bertrams gekommen! 
Er ist ein fabelhafter Kerll Man muß ihn Ja lieb 
haben!” 

Ich dachte anders darüber, was Sie sicher ver- 
stehen werden. Aber Sie können es glauben; mit 
Isollna war von diesem Abend an jeder begel- 
stert von Bertram. Ach, er war ein schlechter, ein 
ganz gewöhnlicher Koch! Nicht einmal einen 
Plumpudding konnte er auf den Tisch bringen! 
Und von Organisation verstand er überhaupt 
nichts! 























IK. neiligensiaedt) 


Der blaue Fleck 


er. Pr 








„Das war wohl die Stelle, als er mir erklärte, wie er den Steuerknüppel zurückgerissen hat!" 


Lividura: “Fu certo nel punto ch’egli mi spiegava come aveva strappato Indietro la leva di comando!.. 


93 


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Hingler kam mit einem Geschäftsfreund heim 
Hingler klingelte und hob dann die Hände. Der 
Geschäftsfreund staunte: „Nanu, warum machen 
Sie denn Hände hoch?“ 

Seufzte Hingler; „Es ist schon besser, Sie tun es 


auch! Denn wo mein Fritzchen ein Luftgewehr 
bekommen hat, kann man nie wissen, was er tut, 
wenn er an die Tür kommtl” P.B 


* 


Das Kind redete immer noch nicht. An seinem 
fünften Geburtstag umstanden Eltern und Ver- 
wandte sein Sesselchen und versuchten wieder 
einmal mit allen Kunstgriffen, es dazu zu bringen, 
Da räusperte sich das Kind und sagte: 

„Liebe Eltern und Verwandtal Zur Feier meines 
Geburtstages rede ich heute zum erstenmal. Ich 
habe es immer nur geübt, wenn ich allein war, 
um euch diese freudige Überraschung bereiten 
zu können.” 

Eltern und Verwandte strahlten. 


* 


Der von dem Reisenden mitgebrachte Hund, 
dessen Fell mangels Sauberkeit nicht gerade zum 
Streicheln einlud, rieb sich an den Beinen der 


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Der Besitzer: „Wenn nur der Hund von 
keine erwischtl” 

Die Dame, empört: „Unverschämtheitl Menschen- 
flöhe gehen nie an Hunde.” H.O.B. 


* 


Auf dem Rummelplatz. In einer Bude tritt ein 
Schlangenmensch auf. Zwei Jungens sehen sich 
die Sache an. Nach einer Weile sagt der eine 
zum andern: „Du, Paule, der Mann könnte bei 
unsa Jart'nverwaltung als Rejenwurm jeh’n, nich?” 

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Hammer saß im Eisenbahnabteil. Hammer zückte 
seine Zigarrentasche, Sein Nebenmann deutete 
stumm auf das Schild: Nichtraucher. 

Murrte Hammer ärgerlich: „Was soll das? Halten 
Sie mich vielleicht für einen Analphabeten?” 


P.B 











































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„Warum net, da hab’ i an fleischlos’'n Tag’n auch mei Sach’!* 


Un mecenate: "Ma, Lulgl, questo quadro non sta bene, no, sopra la credenzal.. 
"E perchd no? Cosl anche nel glorni di magro ho qualcosa di mio gustol,. 


96 


München, 11. Februar 1942 . 
47. Jahrgang / Nummer 7 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Amerikanische Werbu 


(Wilhelm Schulz) 


„Neger Amerikas meldet euch zur schwarzen Division! Erschossen ist besser als gelyncht,!“ 


Arruolamento americano: ‘'Negri d’America, arruolatevi nella divisione nera! La fucilazione & preferibile al linciaggio!,, 





Der Stammtisch 





„Was ham denn die da für a intressants G’spräch ?‘— „I woaß net, vo’ sowas 
halt i mi! grundsätzli' fern und überhaupts kenn i den Witz scho’ !" 


La tavola riservata: ‘Che colloqulo Interessante avranno mal quelli ld}, 


Die Herbeirufung 


Von Walter Foltzick 


In dem Restaurant Ist es so laut oder so leise, 
wie es eben In einem Restaurant ist, wenn so un- 
gefähr hundert Menschen nicht überlaut ind 
ziemlich laut nervös sind, weil di oder jenes 
‚oder beides schon auf der Speisekarte gestrichen 
Ist. Da ertönt über Ihnen plötzlich die Stimme 
des Jüngsten Gerichts in der zeitgemäßen Ab- 
wondlung des Lautsprechers: „Herr Neumann wird 
am Telefon verlangt.” 

Sie meinen vielleicht, das könnte allen, die sich 
vom ersten Schreck erholt haben oder nicht Neu- 
mann heißen, gleichgültig sein. Nein, von diesem 
Augenblick ab ist Herr Neumann in die Sphäre 
des öffentlichen Inte: 'en. Wie sieht 
ein Neumann aus, der an den Apparat gerufen 
wird, mitten aus Suppe mit Einlage, aus Feld- 
küchengericht oder aus einer Speise, die den un- 
erklärlichen Namen Burgunderbraten trägt? Nun, 
Neumann sieht meistens nicht anders aus als er 
heißt, aber es Interessiert doch, das festgestellt 
zu haben. 

Meistens aber haben die Leute bei telefonischer 
Herbeirufung sehr komische Namen. Uber solche 
lautsprecherisch geschmetterte Namen läßt sich 
leicht Witze machen. Doch lassen Sie das, ehe 
Sie sichs versehen, sitzt der Herr oder die Dame 
an Ihrem Tisch oder gleich nebenan, und dann 
ist es für Sie peinlich, wenn Sie sich sehr laut 
darüber gefreut haben, daß ein Herr Hauptschrift- 
lelter Friedhofblick gerufen wird. Es ist natürlich 
für einen nicht angenehm, wenn die Leute von 
Ihm denken, er heiße Friedhofblick, obwohl er 
ganz anders heißt. Aber man kann doch nicht 
persönlich durchs Lokal brüllen: „Hier liegt ein 
Mißverständnis vor, ich heiße nämlich nur so ähn- 
Iich.“ Nein, das. geht nicht. Nur Leute mit ganz 
eindeutig klingendem Namen sollten sich an den 
Apparat rufen lassen. Neumann hat schon seine 
Vorteile. 

Wie feierlich jedoch wird es im Raum, wenn es 























heißt: „Herr Direktor Dr. Pfister wird aus Mühl- 
helm an der Ruhr am Apparat verlangt. Dann 
fliegt der Engel des Wirtschaftslebens durch den 
Raum und schließt mit imponierendem Flügel- 
schlag die spottbereiten Münder. So leise wird 
es, daß man eine Aktie könnte fallen hören. Wie 
schön ist es, wenn der Herr, der sich zum Telefon 
bemüht, unseren Vorstellungen von einem Direktor 
aus Mühlheim an der Ruhr entspricht, 

Wird aber womöglich ein Graf Werdenfels ans 
Telefon gerufen, dann scheint es, als ob niemals 
eine Republik bestanden hätte. Gottfried von 
Boulllon kann nicht beachte! 
gezogen sein, als der von 
kleine Sprechze) Sehen Sie sich einmal den 
Pagen an, der in einer Hotelhalle einen General- 











Bei minus 85 Grad 
Von Ratatöskr 


Herr Schulze, Witbold von Beruf, verfank 
in Kümmernis bis über beide Ohren 

auf feiner autonomen Spötterbank: 

Ihm waren die Polnten eingefroren. 


»Was mach’ Ich nun?« fo fragte er beftürzt. 
»Wenn Ich’s verfuch’, fie wieder aufzutauen, 
lauf’ Ich Gefahr, Die Stärke, Die da würzt, 
in füßlich faden Zucker umzubauen, 


ganz ähnlich, rie's bei den Kartoffeln geht. 
Und Zucker It ja Gift für Die Poängten, 
wie jeder melß, Der mas davon verfteht... 
Mit mir iN's aus - Ich werde obfoletl« 


Wer eift Herrn Schulze los, 
den Hartbedrängten? 


98 





"Non so; per princlplo me ne sto lontano e pol loconosco glä la burlal,, ° 


dlrektor an den Apparat ruft, es Ist der gleiche 
Pa der Gotitfred von Bouillon an die gefähr- 
dete Bastion vor Jerusalem holte. Beide überläuft 
der Schauer des Weltgeschehens. 





BEI KAP HORN 


„Mal“, sagt Käpt'n Bruns, ols die Landratten am 
Tisch keine Ruhe gaben und darauf bestanden, 
daß Ihnen das Garn immer dicker gesponnen 
wurde, „mal, wie Ich noch als Erster auf'r ‚Adel- 
held Lüders’ fuhr, da hatten wir denn dscha bei 
Kap Horn 'na Brise, wo es gar keine Nummer für 
gibt. Sturm ha ümmer, das wissen sogar 
die Landratten, die Salzwasser bloß vom Gur- 
geln kennen, un deshalb gehen die da auch 
nich hin. 

Damalen abers konnte man da dscha woll reln- 
weg das Schuddern bei kriegen. Topp un Klüver- 
baum waren ratzekahl weg, Fock un Besan wären 
über Bord, von’r Deckslast war keine Faser un 
kein Span mehr da, un wir krichten so viel Wasser 
über, daß wir manchmal nich wußten, ob wir 
noch auf ’r ‚Adelheid Lüders’ oder all viel weiter 
unten waren. 






Der Himmel, der war so gnäterschwarz, un die 


Bülgen, wo die Landratien ‚Wellen’ zu sagen, 
die waren so grob, daß wir nich hätten 
ausmachen können, ob es Tag oder Nacht 
im Raum, da hätte en Wallisch mit 
seine ganze Familje en Wettschwimmen machen 
können. Der Alte konnte nich mal mehr fluchen. 
‚Carsten‘, sagte er un wollte mir seinen Buddel 
geben, was en ganz ernstes Zeichen war — un 
wie daß er grade ‚Carsten' gesagt hat, kömmt 
See über, un wle ich wieder so Jichtens 
kann, sitz ich tern anner Reling, un der 
jer Is all 'ne halbe Meile achteraus, un der 
inpost geworden. No, un da—" 
„— da sind Sie alle erttunken”, sagte eine bos- 
hafte Stimme am unteren Ende des Tisches. 
Käpt'n Bruns stopfte gelassen mit den breiten 
Daumen die Asche In selnar Pfalfe fest. 

„Ich nich”, sagte er. „Ich hatt 'r genug von. Ich 
bün ausgestiegen un mit 'r Eisenbahn weiter- 
gefahren.’ Karl Lerbs 















Der gefangene Amerikaner 


(E. Thöny) 





„Ich werde das verdammte Rekrutierungsbüro wegen Betrug 
verklagen. Man hat mir eine amüsante Weltreise versprochen!“ 


il prigioniero americano: *Sporgerd querela per truffa contro |’ *Ufficlo 
Arruolamentl,. A me fu promesso un divertente giro del mondol,, 


oo 


(Erich Schilling) 


Uncle Sams Zweifrontenkrieg 











„Damned, wenn ich mein Hemd vorne herunterziehe, ist es hinten 
zu kurz — ziehe ich es hinten herunter, reicht es vorne nicht!“ 


Guerra su due fronti di Uncle Sam: "Damned! Se mi tiro gib la camicia davanti, 
essa mi & troppo corta di dietro... e se la tiro giü di dietro, non mi basta piö davanti!,, 


100 


Große Welt 


{R, Krlosch) 





„Ist mein Partner schon fertiggeschminkt, Herr Müller?“ — „Noch nicht, gnädige 
Frau, der ‚Hochstapler von Rio‘ schlürft gerade noch ein Täßchen Malzkaffee!“ 


Il gran mondo: “Signor Müller, ha glä finito il mio compagno d’imbellettarsi?, — "Non ancora, 
signora; Il *cavalier d’industria di Rio, sta appunto sorseggiando una tazzina di caffe d’orzo!,, 


DER PROMINENTE 


Der Schweizer Dichter Konrad Ferdinand Meyer 
kam zu einer Zeit, In der sein Ruhm schon weit- 
hin leuchtete, nach Bremen und versuchte, in 
Hillmanns Hotel abzusteigen. Der Portier warf 
einen flüchtigen Blick auf den Koffer und auf das 
Namensschild und sagte: „Leider alles besetzt, 
Herr Meyer.” — Darauf räusperte sich der Dichter 
und rief: „Ich bin der Schriftsteller Konrad 


Ferdinand Meyer und möchte hoffen, daß sich 
für ihn doch noch ein bescheidenes Bett findet.” 
Der Portier — nachdem er einen Augenblick er- 
schrocken dageständen hatte — machte eine 
tiefe Verbeugung, kürz darauf war wirklich ein 
Zimmer frei, und seitdem wurde Konrad Ferdinand 
vom Personal mit einer — so schien es ihm — 
fast übertriebenen Ehrerbietung behandelt. 

Als er sich einige Tage später verabschiedete 
und dem Portier ein Trinkgeld in die Hand drückte, 


101 


das in angemessenem Verhältnis zu all dieser 
Ehrerbletung stand, sagte er: „Sie waren so über- 
aus freundlich zu mir, daß ich fast vermute: Sie 
kennen einige meiner Bücher?“ 
Darauf machte der Portier einen Bückling, der 
alles bisher Dagewesene übertraf und antwortete: 
„Alle, Herr Meyer. Seit drei Jahren schon be- 
findet sich im Lesezimmer des Hotels eine voll- 
ständige Ausgabe Ihres Konversationslexikons." 
Hans Riebau 


DER HERZIGE LÖWE VON LOBITO 


Als ich damals auf derRundreise um Afrika mitmel- 
ner Freundin Franzi in Lobito ankam, sahen wir im 
Schatten eines Ladeschuppens sogleich einen Lö- 
wen. Er war höchstens etliche Wochen alt, und 
ein Pollzist bot ihn an der Leine zum Verkaufe 
an. Dieser Löwe besaß die Größe eines aus- 
gewachsenen Angorakaters, spielte mit der gro- 
Ben Zehe seines Herrn und verriet noch nicht, 
daß er einmal das Sinnbild für Tapferkeit werden 
sollte. 

„Das wär’ ein passendes Reiseandenken aus dem 
schwarzen Erdtell ief Franzi in die Tropen- 
glut und begann ihn wie ein Plüschsofa zu str: 
cheln. Ich verstand den leisen Wink und blätte: 
In meinem Wörterbuch, was „Löwe” und „Preis“ 
auf portugiesisch heißt, Der Polizist verlangte mit 
einem Schokoladelächeln — umgerechnet fünfzig 
Mark. 

„Das finde Ich wahnsinnig billig, direkt geschenktl” 
lispelte meine Freundin und hob ihn auch schon 
auf den Arm. Sie sprach diese Worte mit einer 
Selbstverständlichkelt, als ob sie Im Einkauf von 
Löwen jahrelange Erfahrungen hätte. Dann stöhnte 
sle noch eine Welle: „Oh, wie herzigl So was 
Herziges....!” Diese Klagelaute taten mir im Her- 
zen weh, Ich griff in meine Brieftasche und zählte 
dem Polizisten das schöne Geld in den Trope: 
helm. Und der Löwe war somit gekauft... 
Franzi Interessierte sich nicht mehr für die Hafen- 
stadt Lobito, nicht mehr für die Herrlichkeit des 
Landes Angola, Sie packte das Tier wie ein Wurst- 
paket und eilte damit aufs Schiff. Dort wurde sie 
mit dem Löwen zur erhofften Sensation. Vom Ka- 
pitän bis zum Klingeljungen wurde er gestrei- 
chelt, im Arm gewiegt und auf den Schoß gesetzt. 
Franzi bezog all diese Hantlerungen Irgendwie 
auch auf sich und vibrierte vor Freude wie 
Pudding. 

Auf dem Promenadedeck stellten Damen älteren 
Jahrgangs das Sticken von Englein auf Sofakissen 
ein und knüpften dem Tier seidene Halsbänder. 
Es dauerte mehtere Tage, bis sich vom ge- 
wohnten Schoßhündchen auf die Löwenart um- 
stellen konnten, sie verlangten gewohnhelts- 
mäßig Pfötchengeben, Männchenmachen und „Wie 
spricht der Hund?” 

Dieser Sohn der Wüste, der vielleicht noch vor 
einer Woche an den Ufern des Okawango mit 
dem Schweif seiner Mutter spielte, erlebte Jetzt, 
daß Gefangenschaft lediglich aus freundlichen 
Ansprachen, Wursthäuten, Lawendelduft und Kü- 
chenabfällen besteht. 

‚Als wir ums Kap der Guten Hoffnung schaukelten, 
hatte der Junge Löwe noch keinen passenden 
Namen. Er hörte nur auf den Zuruf „Oh wie her- 
zig“, der von früh bis nachts in ie Ohren 
klang. An der Ostküste, pfeilgerade überm 
Aequator, taufte ihn Franzi mit dem Soewasser 
des Indischen Ozeans auf diesen Namen. Der 
Löwe machte dieser Benennung alle Ehre. Bis zum 
Suez hatte er drei Abendkleider mit Triangel vı 
sehen, im Kabinengang sechs Paar Damenschuhe 
zerbissen, acht Tangoplatten zerkratzt, unzählige 
Florstrümpfe untragbar geritzt und aus der Küche 
zahlreiche Wiener Schnitzel geklaut. 

An einem der letzten Tage der Heimreise, in der 
Straße von Messina, da der letzte Dunst der 
Tropen verflogen war und das Denken wieder 
anfing, da kam mir plötzlich zum Bewußtsein: 
„Franzi, hast du dir schon überlegt, daß dein ‚Oh- 
wieherzig’ auch älter wird?“ 

„Älter werden, das heißt Ja nur — anders wer- 
den! Und was für mich paßt, das gilt auch für 
Löwen!” hauchte Franzi, 

„Stimmt! Aber er wird ja auch von Tag zu Tag 
— größer! Was fängst du in einem Mietshaus mit 
einem ausgewachsenen Raubtier an?” 

„Er ist doch so herzigl Und dann wohne ich 
hübsch möbliert, und meine Hausfrau hat für alles 
Wilde sehr viel Verständnis. Ich wohne Ja auch 
fünf Jahre bei Ihr.. 
„Ja, und die Hausinwohner? Wenn sie erfahren, 
daß Wand an Wand — —?" 

„Meine Hausfrau ist verschwiegen!” — — 
Nacht war's, als Franzi mit dem ‚Ohwieherzig’ In 
der Schillerstraße ankam. Die Hausfrau hielt den 
Löwen im ersten Augenblick zum Glück für einen 




































VON ERNST HOFERICHTER 


Jungen Bernhardiner und rief aus: „... und Hunde- 
steuer müssen Sie auch bezahlen!” Sie hatte zwar 
bisher als Untermieter schon Medizinstudenten, 
Jazzmusiker und Junge Dramatiker gehabt, aber 
für eigentliche Raubtiere fehlte ihr trotzdem der 
klare Blick. 

Ohwieherzig fühlte sich bald heimisch. Der Uber- 
gang von Afrika zur Schillerstraße war für ihn 
nur ein Katzensprung. Zwischen Angola und einem 
hübsch möblierten Zimmer lag keine allzu große 
Kluft, Auch hier war ihm gehupft wie gesprungen, 
und am dritten Tage fehlten bereits die Sofa- 
quasten, Dante in Gips stand nicht mehr auf dem 
Schreibtisch und die imitierte Stechpalme fiel 
einer tropischen Anwandlung zum Opfer. Erst am 
folgenden Tage entdeckte er als Spielzeug das 
Eisbärenfell... 

Der Hausfrau schwante Arges: „Wenn das ein 
Bernhardiner werden soll, dann freß ich Putz- 
lappen...!” Franzi klopfte Ihr besänftigend auf 
die Schulter und sprach gelassen: „Frau Anzens- 
rt, ängstigen Sie sich nicht — es wird ein 

m 





Löw. 
Am Nachtkästchen fand die Hausfrau den ersten 
Halt, sonst wär’ sie rücklings In den Spiegel- 
schrank gefallen. 

„Um Gottes willen! Ein Lö—öw‘ 
„Ja, mit dem Sie spazierengehen und Einkäufe 
machen können!“ 

Frau Anzensberger sah sich mit dem Raubtler 
durch die Schillerstraße wandeln. Zur Linken und 
zur Rechten blieben die Leute stehen. Sie hörte 
die Stimmen der Passanten: „Ja, aber da haben 
Sie etwas Exotisches! Einen Lö—öwen?“ Und das 
Bild des Schreckens verwandelte sich In Ihr zu 
einem Triumphzug. Sie spürte auf ihrem Rücken 
bereits die Blicke der Bewunderung. 

Schon am folgenden Tage nahm sie den Ohwie- 
herzig zur Milchfrau, zur Böckerin und an den 
Gemüsestand mit. Der Löwe lief an der Leine wie 
in Dackel neben ihr her. Vor den Kaufläden sam- 
melten sich Gruppen und warteten darauf, bis die 
Frau mit dem Raubtier aus der Türe trat. Jede 
Minute wurde zu einer Vorstellung, und Frau 
Anzensberger quittierte Jeweils mit einem L&- 

















wie ein erfolgreicher Dirigent beim Applaus auf 
seine Musiker hinweist. 
Aber der Löwe wuchs, der Löwe schwoll. Man 


sah Ihn bereits wie das sprichwörtliche Gras 
wachsen. Aus dem Kinde wurde von Tag zu Tag 
ein Knabe. Zusehends erwachte In ihm die Wüste 
und der Lausbub, Er spielte mit den hervor- 
stehenden Unterröcken der Dienstmädchen, 





Der Meckerer 


008. Gelt) 


„Da sieht man's wieder, wie die Zeitung schwindelt, 
da. steht, daß i mein Geburtstag in voller geistiger 
Frische feiere — daß i net lachll“ 


102 


schnappte nach Handtaschen und fauchte nach 
Vorübergehenden, den Greis und die Jungfrau 
nicht verschonend. 

Eines Morgens nahm Frau Anzensberger den 
Ohwieherzig in einen Metzgerladen mit. Augen- 
blicklich ziiterte seine Nase In wildem Beben. 
Er riß sich von der Leine los, sprang über den 
Ladentisch auf das rohe Mastochsenflelsch zu, 
rl ein Filetstück herab, griff eine Kalbshaxe an, 
um bei Niere und Leber noch nicht beruhigt zu 
werden. 

Die Metzgersfrau flüchtete in den Eisschrank, mit 
der Kosse unterm Arm. Panikartig stürzte die 
anwesende Kundschaft aus dem Laden. Frau An- 
zensberger schrie aus Leibeskräften: „Ohwieher- 
zigl Da kommst du herl Ob du herkommst? 
Kommst du her...?” 

Ohwieherzig näherte sich aber erst, nachdem er 
in einer Ecke des Ladens ein safliges Lendenstück 
verspelst hatte. Es verging kaum eine Stunde, 
da wußte die ganze Nachbarschaft schon von der 
Gefährlichkelt des Raubtieres Ohwieherzig. Die 
Franzi erbleichte, als sie davon erfuhr. Im Mlets- 
haus wagten sich die Inwohner nur mehr mit 
Schürhaken, Eisenstangen und Schreckpistolen vor 
die Tür. Gasmesser, Kaminkehrer und Geldbrief- 
träger welgerten sich, die Wohnung der Frau 
Anzensberger zu betreten. Ohwioherzig wurde 
zum Sprichwort und Schrecken, von der Keller- 
troppe bis zum Dachboden hinauf, 

Es half nichts, daß gleichzeitig mit dem herzigen 
Tier eine seltsame Wandlung vor sich ging. In 
Stunden des Alleinselns entdeckte der Jugend- 
liche Löwe überm Büfett eine Figur aus Alabaster, 
die bisher seiner Aufmerksamkeit entgangen war. 
Diese Plastik stellte ein nacktes Mädchen dar, 
das unentwegt eine Fruchtschale auf dem Kopfe 
trug. In dieser Schale verwahrte die Franzi Ihre 
Druckknöpfe, Pralinen, Haamadeln, Kopfwehpulver 
und Büstenhalter, Damit das Alabastermädchen 
von dieser Last nicht müde werden konnte, war 
sie an eines Brunnens Rand angelehnt, und in 
diesem Brunnen war versteckt ein Spielwerk ein- 
gebaut. Im Rücken der Dame war der Schlüssel 
zum Aufziehen angebracht. Den Ohwieherzig be- 
schäftigte aber scheinbar nur die Schönheit der 
Frau, und er spielte mit ihr so lange, bis sie über 
das Büfett herab krachend zu Boden fiel... 

Und jetzt ereignete sich das Unfaßliche. Durch 
den Fall kam das Spielwerk in Bewegung, die 
aufgezogene Feder schnurrte ab und aus dem 
Bıunnen ertönte die Melodie „O Susanna, wle 
Ist das Leben doch so schön...i” Geschnurr und 
Lied aber mußten auf die unverdorbene Tierseele 
des Ohwieherzig eine schockartige Wirkung aus- 
geübt haben. Denn blitzartig ließ er von seinem 
Opfer ab, belästigte die nackte Damo nobst 
ihrem Brunnen nicht weiter und verkroch sich 
mit eingezogenem Schwanz hinter das Kanapee. 
Als Franzi nach Hause kam, blieb er Ihr unsicht- 
bar. Kein Zuruf half. Ohwieherzig hatte sich ılef 
in das Dschungel der Kanapeematratze vorkro- 
chen und kein Beefsteak tartar vermochte ihn 
eus seinem Versteck herauszulocken. Und seit 
dieser Stunde war das Tier wie verwandelt. Trau- 
rig lag er am Fensterbreit In der Sonne, und 
selbst die fetteste Fleischifiege vermochte nicht 
seine Melancholle zu vorscheuchen. Trat man ins 
Zimmer, so zuckte er ängstlich zusammen und 
verkroch sich wiederum In der Matratze. 

„Was fehlt unserem Ohwieherzig? Hat er Heim- 
weh nach Lobito oder drückt ihn ein seellsches 
Leid? Ist er gemütskrank und will er der Welt 
entsagen?” fragte die Franzi die Hausfrau — und 
umgekehrt. Diese Angst und Traurigkeit war ver- 
dächtig. Auch ich machte mir über den so gänz- 
lich veränderten Löwen trübe Gedanken. Welches 
seelische Trauma mag ihm widerfahren sein? 
„Woher dieser plötzliche Kontaktwechsel mit der 
Umwelt und den Mitmenschen? Hat er zu wenig 
Gemeinschaftspsychologie im Leibe, um den An- 
schluß ans Leben wieder zu finden? Leidet er an 
Fleischverglftung oder an Introversion? Gibt es 
nicht auch Psychotherapeuten für Tiere im all- 
gemeinen und Löwen Im besonderen? Fachärzte 
für psychisch notleidende Bestien?“ 

Wir dachten hin, wir dachten her. Ohwieherzig 


Soziale Unterschiede in den Demokratien 


(Karl Amold) 








„Den Kindern in Moskau soll es nicht so gut gehen, die haben 
dort nicht die großen Luxushotels wie wir in London!“ 


Differenze sociali nelle democrazie: “Pare che al ragazzi a Mosca non la vada 
tanto bene; lä non hanno I grand alberghi di lusso come II abblamo nol qui a Londral,, 


103 


wurde indes mit jedem Tage seelisch elender 
Da kam mir der Hausmeister, der unten im Par- 
terre wohnte, in den Sinn. Dar war ein vielge- 
reister Mann, kannte Tirol und Vorarlberg, besaß 
selbst schon Laubfrösche, weiße Mäuse und 
Feuersalamander. Er schien mir also im Umgang 
mit Tieren eine Art von Knigge zu sein. Diesen 
Mann holten wir herbel, damit dem Löwen ge- 
holfen werde. Er besah sich das Tier vom Kopt 
bis zum Schwanz und runzelte die Stirne: „Seine 
Menschenfurcht gefällt mir nicht. Er braucht eben- 
bürtige Gesellschaft Machen Sie aus der Not 
eine Tugend und schenken Sie das Tier dem 
Zoologischen Garten ...!" 

„Aber glauben Sie nicht, daß sich dieser Löwe 
auch vor Löwen fürchtet?” 

„Er braucht auf jeden Fall Milieuwechsel, denn 
es muß ihm Schreckliches geschehen sein...!” 
sprach der Mann, ohne es zu wissen, daß Ohwie. 
herzig seit dem Unglück mit der nackten Ala- 
basterfrau zu kränkeln begann. 

An einem schönen blauen Montag fuhren Ohwie- 
herzig, Franzi und ich in einer Droschke dem Zoo 
entgegen, Frau Anzensberger weinfe zum Ab- 
schied dem Löwen wahre Krokodilstränen nach. 
Der Direktor empfing uns freundlich und brachte 
eigenhändig den Ohwleherzig ins Raubtierhaus 
mitten in eine Löwenfamilie. Er zeigte auch vor 
den größten Bestien keine Furcht. Nur vor den 
Blicken der Menschen wich er ängstlich aus. Wir 
besuchten ihn täglich. 

Eines Nachmittags führte eine Lehrerin ihre Klasse 
vor dem Käfig des Ohwieherzig vorüber! „Seht, 
Kinder, das ist ein gar böses und wildes Raub- 
tier. Und weil es überall Furcht und Schrecken 
verbreitet, deshalb muß es hinter Gittern einge 
sperrt werden..." 

Allmählich besserte sich das Leiden des Ohwie- 
herzig. Er nahm mit innerer Anteilnahme die täg- 
lichen Mahlzeiten ein, und bald war ihm wieder 
— gehupft wie gesprungen Wir fragten den Di. 
tektor Über die ferneren Aussichten der Heilung. 
„Ta, er wird schon wieder! Aber ich glaube 
nicht, daß er so weit genesen wird, daß Sie ihn 
wieder unter Menschen bringen können“, sprach 
der Zoologe aus Erfahrung. 


2. Gegen Schuppen und Haarausfall 
3. Gegen schädliche Haarparasiten 


RUASURGZEIBERRZSEOER 


Richard war ein starker Raucher. 

Sechzig Zigaretten waren seine Tagesration. 
Drei Tage vor der Einführung der Raucherkarto 
traf ich ihn, Er schien In großer Eile, 

„Wohin des Weges?", fragte ich ihn, 

„Von Blumengeschäft zu Blumengeschäft “ 
„Warum?“ 

„Ich brauche drei rosarote Nelken.” 

„Für deine Frau?” 

„Nein. Für Ida.” 

„Nanu? Seit wann hast du eine Ida?” 

„Ich habe keine Ida! Ida hat einen Zeitungs 
stand.” 

„Und Ida hat heute Geburtstag?” 

„Nein. Aber die letzte Nummer der Illustrierten 
hat sie. Und die Illustrierte ist in der ganzen 
Stadt ausverkauft. Wenn ich ihr nun Nelken 
bringe, dann gibt sie mir die Illustrierte, Viel- 
leicht‘ 
„Warum willst 
lesen?” 

„Ich? Ich will sie ja gar nicht lesen. Fräulein Anna 
liest den Romanl” 

„Wer Ist denn nun wieder Fräulein Anna?“ 
Richard erklärte es mir. 

„Fräulein Anna ist Verkäuferin In einem Parfüm- 
geschäft”, sagte er, „Ich brauche eine bestimmte 
Hautkreme, eine Marke, die es heute nicht mehı 
gibt. Wenn ich Anna jetzt die Illustrierte ver- 
schaffe, die sie nirgends mehr bekommt, dann 
gibt sie mir die Hautkreme, die ich nirgends meht 
bekomme. Vielleicht!” 

Ich betrachtete aufmerksam sein Gesicht. 

„Du glaubst, daß bei dir Hautkreme noch etwas 
nützt, Richard?” Er winkte ärgerlich ab, 

„Wer redet denn von mir? Die Hautkreme isı 


du unbedingt diese Nummer 


doch für Ilse!” 

„Zum Teufell Wer ist denn nun wieder Ilse?” 
„Wenn ich Ilse die Hautkreme bringe, verschafft 
sie mir für die heutige Abendvorstellung Kino. 
karten.” 

Ich atmete erlöst auf. 

„Ach sol” sagte ich, endlich verstehend, „du 


104 





G E N / VON JO HANNS ROSLER 


willst unbedingt heute abend ins Kino? Siehst du, 
das sehe ich ein. Welchen Film siehst du dir an?” 
„Gar keinen.” 

„Aber —" 

„Ich brauche die Karten für Otto‘ 

„Otto, wer ist Otto?“ 

„Der Bräutigam von Eva.“ 

„Und Eva?”, schrie ich gereizt. 

„Die Nichte von Frau Schneck.” 

„Und Frau Schneck?", brüllte ich. 

Da ging ein seliges Lächeln über Richards Gesicht. 
„Frau Schneck hat eine Zigarettentrafik!” 

Mir ging nochmals ein Seifensieder auf. 

„Ahal Jetzt verstehe ich! Du bekommst für die 
Kinokarten Zigaretten.“ Richard starrte mich an wie 
einen Aussätzigen. 

„Für wen hältst du mich? Glaubst du, ich treibe 
Schleichhandel? Zigaretten im Schleichhandelll Du 
scheinst auf dem Mond zu leben!” 

Ich brummte erbost: 

„Jetzt verstehe ich Überhaupt nichts mehr! Ich be- 
greife einfach nicht, warum du dir erst die Füße 
abläufst, rosarote Nelken zu finden, für die Nel- 
ken eine Illustrierte zu bekommen, die Illustrierte 
gegen Hautkreme eintauschst, die Hautkreme für 
Kinokarten hergibst und dann noch nicht einmal 
selber ins Kino gehst, sondern sie einem wild- 
fremden Mädchen zur Belustigung mit dem eige- 
nen Bräutigam schenkst?” 

Richard lächelte listig: 

„Eva wohnt bel der Tante, die die Trafik hat“, 
sägte er, „wenn nun Eva abends ausgeht, dann 
ist doch die Tante allein, die die Trafik hat. Und 
wenn die Tante allein ist, die die Trafik hat, dann 
fürchtet sich doch die Tante, die die Trafik hat. 
Und dann komme ich und leiste Ihr Gesellschaft 
und wir spielen zusammen Schwarzer Peter, ich 
und die Tante, die die Trafik hat! Und dann lasse 
ich immer die Tante gewinnen, immer gewinnen 
lasse ich die Tante, die die Trafik hatl Und wenn 
sie genug gewonnen hat, dann ist sie gerührt und 
bedauert mich und schenkt mir zum Trost eine 
Schachtel Zigaretten. — Vielleicht! — Vielleicht!” 








EinBegriff für 


photographifcheWertarbeit 


ae 


= 










ier Gesichtspunkte sollten beim Krawattenkauf Beach- 


Webart, Bindbarkeit. Wenn Sie sich 














tung finden 
57 


Musterung, Färbu 


ONE k AR s h 
leisten, dann h die Gewähr für elegante, klassisch Hr ö = I m 


Musterungen, die dem verwöhntesten Auge gefallen, P) 7 RS ra 
Gr) IT ERRL 
XL 4 vH RE 
EL 





für geschmackvollste Farbgebung, für leichte f 
Bindbarkeit (die Kronen-Krawatte ist dehnbar, 
5 inen dicken oder 





dünnen Knoten bevorzugen: die reichhaltige 
ständig durch neue Modelle er 
Kronen-Kollektion enthält Stoffe und 
Webarten für jede Knotenform. 












Wenn auch weniger - 
jedenfalls gut rauchen! 


ATIKAH 


I in den testen 
aaa 


"KRONEN-KRAWATTEN-FABHIK Fi MM Fühhe BERLIN CE 

















ı ZAIT noch nen Augenblick! 


Aquapvit Ehe Sie „Kupferberg Gold“ eingießen, 


wischen Sie bitte die Mündung der 


Flasche mit einer Serviette so sauber 
ab, daß keine Korkteilchen mitkommen 
R Dann wird der köstliche 


Sekt rein und klar in den 


aus Flensburg, em 


== KUPFERBERG GOLD 
DISS + Dizgieesauncjetofe x 


105 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 






=> 
10. Nückel) 


Bobby hat ein Rendezvous. Ein Rendezvous mit 
der platinblonden Pipsi. 

Um zehn Uhr, hat sie zu ihm gesagt, erwartet sie 
ihn im Cal& Mozart. 

Um ein Uhr geht Bobby tiefbetrübt über den 


Graben und sagt, als ihm Pipsi entgegenkommt, 
voll des tiefsten Vorwurfes: 

is jetzt hab Ich auf Sie gewartet, Fräulein Pipsil” 
„Wijegerl“, ruft Pipsi lachend, „daß mir so was 
hat passieren können! Ich bin im Caf& Fenster- 
gucker gesessen, da hab ich in der Geschwindig- 
keit die Kaffeehäuser verwechseltl” 

„Siehgst es“, sagt Bobby und lacht ebenfalls, „da 
Rast es! Ich hab mir's eh gleich denkt! Wie ich 
um halb zehn beim Fenstergucker vorübergangen 
bin, hab ich Sie dort sitzen g’seh'n!” H.K.B. 


* 


Unsere 83jährige Tante Pauline, die nie viel vom 
Telefon wissen wollte, saß kürzlich in unserem 
Wohnzimmer, als ich an ein befreundetes Ehepaar 
mit Namen Schultze ein Glückwunschtelegramm 
zur Taufe ihres Jungen telefonisch aufgab. 

Nachdem ich den Namen Schultze wie folgt buch- 
stabiert hatte: Siegfried, Cäsar, Heinrich, Ulrich, 
Ludwig, Theodor, Zacharias, Emil, und die Durch- 








gabe des Textes beendet war, fragte unsere 
würdige Tante plötzlich verwundert: 
„Sag mal, soll der Junge all die Namen haben?“ 


* 


„Wir haben gestern abend im Rundfunk Verdis 
Requiem gehört.” 

„Wie lange dauerte die Sendung?” 

Kitty sagte: „Ich habe so sechs bis sieben Paar 
Strümpfe dabei gestopft.” I.H.R. 


* 


Einheimischer (angesichts des Bergpanoramas) zu 
einem Fremden: „Nun, wenn Sie unbedingt alle 
Namen wissen wollen... Also von links nach 
rechts das Boschhorn, das Nashorn, das Wald- 
horn, der Nebelspalter, der Kleine und der 
Große Stumpen, der Krückstock, die Gallen- und 
Nierensteine, und ganz hinten, im Welschen, 
der Monte Risotto, der Piz Ravioli und der Mor- 
tadella.” H.B. W. 





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erfhleimung, quäfender Huften und Afthua wer- 
den feit Iabren mit Dr. Boetber-Tabletten, aud) in 
alten fällen, erfolgteih; befämpft. Dies beftätigen 
die oielen vorliegenden, oft geraderu begeifterten 
Dantichreiben von Berbraudern. Dr, Boether-Tablet- 
ten find ein unfdädlices, ränterhaltines Gpezlal. 
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Ein chilenisches Gunnerablatt 


(Fr. Bilok) 





Ein chilenisches Gunnerablatt 

Ward mir in mein Haus getragen. 

Und ich denke: 

Wem ich es wohl schenke, 

Denn es will mir nicht behagen, 

Weil es riesengroße Ränder hat 

Und — ich muß es auch bemängeln — 
Spitze Stacheln an den Stengeln. 


So ein richtiges chilenisches Gunnerablatt 
Ist ein Regendach von seltener Größe, 

Zu umhüllen meine hagere Blöße, 

Wenn die Hausfrau mich geärgert hat. 

Diese Hausfrau Hela Hagen 

Ist ein Monstrum, nicht zu sagen 

Und sogar nicht zu beschreiben. 

Warum wollt ich auch mich nicht beweiben? 


Also nehm ich mein Gunnerablatt, 
Hüll mich unsichtbar dahinter, 
Daß es Schild und Wehr mir sei 
Vor Frau Helas Wutgeschrei. 

Und ich wickele dann die Alte 

In der Ränder breite Falte, 

Trage sie zum Kohlenbecken, 
Räuchere sie am Kupferstecken; 


Lade drauf zum Festtagschmaus 

Alle Freunde in mein Haus. 

Aber sie ist zäh wie Leder — 

Das merkt nach dem ersten Bissen jeder. 
Mumienfleisch schmeckt fast noch zarter. 

Seine eigene Hausfrau zu verspeisen, bleibt aparter. 
So ein richtiges chilenisches Gunnerablatt 

Haut mir tolle Träume aus dem Hinterhalt. 


Hellmut Draws-Tychsen 





108 


DIVE RIESSEIETLIIGEE 


VON TITO COLLIANDER — HELSINGFORS 


Buchhalter Robert Bott hatte sich früher nicht für Theater, Oper, Ballett 
oder etwas Ähnliches interessiert, da er friedlich und zurückgezogen lebte 
— aber nun plötzlich, gegen Ende des Winters, war er vom Ballett hin- 
gerissen. Er versäumte keine einzige Vorstellung, und immer wieder sah 
er das gleiche Programm. Am nächsten Tag kam er mit einem verträumten 
Ausdruck ins Kontor und lächelte vor sich hin. 

Und wenn man ihn fragte, woher dieses plötzliche Interesse käine, gab er 
flugs zur Antwort: „Oh, das ist eine edle Kunst. Wissen Sie nicht, daß die 
Tenzkunst die älteste aller Kunstarten ist?” 

Aber natürlich war allen die Sache klar: Robert Bott war verliebt. Er hatte 
sich in ein Ballettmädel vergafft, eine andere Erklärung gab es nicht. 
Diese Vermutung stützte sich auch darauf, daß er ungefähr gleichzeitig 
begann, eine gewisse Sorgfalt auf seine äußere Person zu legen, die 
fıüher ziemlich Junggesellenmäßig gewesen war. 

Er hatte natürlich kein Geld, in der ersten Reihe oder Loge zu sitzen, aber 
es gibt ja Operngläser zu leihen. Da saß er hoch oben auf dem Olymp 
und reckte den Hals mit dem Glas vor den Augen und lächelte glücklich, 
Aber während der anderen Vorführungen des Programms, wenn das 
Ballett nicht auftrat, blickte er träumend hinauf zu den vergoldeten Engel- 
chen an der Decke. Daraus konnte man schließen, daß er in eine der 
kleinen Tänzerinnen verliebt war, 

So war es auch wirklich. Sie war eine der vielen Spitzentänzerinnen im 
Ballett, keine der großen Ballerinen, deren Namen im Programm erwähnt 
wurden. Und schüchtern wie er war, hatte er viele qualvolle Stunden, 
bevor er ihren Namen erfuhr. Er wußte nicht, wie er vorgehen sollte, um 
ihn auszukundschaften, aber schließlich beschloß er, einen der Theater- 
diener zu fragen. Aber auch das war nicht leicht — alle Mädchen hatten 
Ja die gleiche luftige Kleidung an. 

Er zeigte und erklärte, stammelte, flüsterte und errötete und erfuhr schließ- 
lich, was er wissen wollte. 

„Sie meinen sicherlich Fräulein Monte”, sagte der Theaterdiener. „Dolores 
Monte heißt sie.” 

„Oh, Dolores Montel” 

Dolores Montel Welch Name — welch entzückender Namel Er holte tief 
Atem, Aber das paßte zu Ihr: ein so liebliches Wesen mußte einen so 
romantischen, schön klingenden Namen haben. Dolores Monte — er 
flüsterte ihn wohl hundertmal, bevor er abends in seiner Junggesellenhöhle 
einschlief. 

Und nun begann er seine Ausgaben einzuschränken. Ja, er begann seine 
kleinen Ersparnisse anzugreifen. Er kam dahinter, daß Blumen und Schoko- 
ladepralinen teuer waren — aber das hinderte ihn nicht. Es war Frühling 
— das Schmelzwasser rieselte in den Rinnen, das Gras leuchtete grün 
im Sonnenschein, und nichts war zu schön für ein Junges weibliches Wesen 
mit einem so herrlichen Namen. Während der Bürozeit konnte man ihn 
dabei überraschen, wenn er etwas auf ein hastig verstecktes Stückchen 
Papier schrieb — er machte Gedichte. Und eines Tages schaffte er sich 
eine neue, frühjahrsmäßige Krawatte an. Da hatte er nämlich eine Ant- 
wort von ihr zu bekommen, einen „Herzlichen Dank” und ein halbes 
Versprechen zu einer Zusammenkunft. Er befand sich in einem glücklichen 
Taumel, aber er hatte auch all seinen Mut zusammengenommen, und nun 
wagte er sie in aller Demut zu fragen, ob es ihr am nächsten Sonntag zu 
einer bestimmten Stunde passen würde, mit Ihm zu essen. In einem Re- 
staurant vor der Stadt, im Schoß der Natur? Er würde sie erwarten und 
sie brauche nur am Eingang nach ihm zu fragen. 

Dies war das dreisteste Vorgehen, von dem er Jemals geträumt hatte, und 
wie im Fieber wartete er auf Antwort. Sie kam bereits am nächsten Tag, 
und es war ein dankbares und freudiges Ja. 

Er bereute beinahe seinen Vorschlag, so qualvoll war die Spannung an 
den beiden dazwischenliegenden Tagen. Und als die Stunde da war, 
saß er am gedeckten und blumengeschmückten Tisch und trocknete sich 
unaufhörlich die Stirn, obgleich es gar nicht besonders warm war. Ein um 
die andere Minute zog er seine Uhr hervor, aber dennoch war er über- 
zeugt, daß sie eine halbe Stunde zu spät kommen würde. Das machten 
Frauen Ja immer so —. 

Aber er Irrte sich. Pünktlich um zwei Uhr kam eine junge Dame an seinen 
Tisch, und er sprang von seinem Stuhl auf. Aber er war völlig verwirrt. 
Das war ja gar nicht das Mädchen, das er immer als Brennpunkt des 
Opernglases gehabt hattel Er erkannte sie wieder, sie war auch vom 
Ballett, aber es war nicht sie. 

„Sind Sie —", stammelte er, „sind — Sie Fräulein Monte?” 

„Ja“, sagte das Junge Mädchen, „ich danke Ihnen vielmals für alle Ihre 
Geschenke, ich bin das wirklich nicht gewohnt. Und eigentlich heiße ich 
nicht Dolores Monte, das Ist nur mein Künstlername — Mama und Papa 
wollen nicht, daß ich unter meinem eigenen Namen auftrete — eigentlich 
heiße ich Inge Karlsson.” Sie war gesund und lebensfroh, nicht so hold- 
sellg und spröde, wie das Mädchen, in das er sich verliebt hatte. Aber er 
konnte ja nicht sagen, daß es ein Irrtum sei. Er konnte ja nicht alle seine 
Huldigungsgedichte zurücknehmen, die Blumen und Schokoladepralinen! Er 
war ganz betroffen, ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, und er brachte 
kein Wort heraus. Aber das Mädchen ließ sich nicht beeinflussen, sie 
setzte sich und plauderte munter weiter: 

„Und wissen Sie, eigentlich denke ich mit dem Ballett Schluß zu machen, 
ich habe es nur zur Gymnastik getan, und ich habe auch nicht besonders 
Lust dazu, und außerdem wollen meine Eltern nicht, daß ich Ballettänzerin 
werde — das ist ein gräßlicher Beruf — so anstrengend, können Sie mir 
glauben. Ich gehe jetzt in die Haushaltungsschule, das gefällt mir besser. 
Das ist außerdem etwas Reelles. Eigentlich muß man eine besondere Be- 
gabung haben, um Tänzerin zu sein, und ich begreife auch nicht, was 


(K. Heiligenstaedt) 


„Nu jeh ick an mein’ Lieblingstisch, wo immer jemeckert wird . 
„Na, ick jloobe dem Dicken wurde det Stammjericht oock nich an der Wieje jesungen!“ 


Al buffe: *Ora vado alla mia tavola preferita, ove non si fa che brontolare... .!,, 
“Eh credo bene che quel pancione non si sia certo aspettato una si primitiva pietanza!,. 


109 





Sie an mir selien — und meine Eltern auch nicht. 
Aber Sie verstehen wohl nichts vom Tanz und 
Ballett?” 

Nein, das mußte er ja zugeben. 

„Das haben wir uns gedacht“, fuhr das Mädchen 
fort. „Sie haben sich wohl gelrrt und eine andere 
gemeint? Denn ich falle ja nicht auf.“ 


„a — ja, so ist es.” Er errötete stark, „das 
heißt...“ 
Sie lachte. 


„Und nun sind Sie sicherlich furchtbar enttäuscht, 
und ich heiße nicht mal Dolores Monte, sondern 
nur Inge Karlsson. Aber ich werde Sie mit dem 
Mädchen bekannt machen, das Sie meinen, wenn 
Sie es wollen. 

„Nein nein, keineswegs.” Er sah sie an und sah, 
daß sie ganz hübsch war. 

„Ich glaube, es Ist gut so”, sagte er. 

„Naja” lachte sie, „wollen wir nicht essen? So 
nett haben Sie hier decken lassen und so fein. 
Es ist schade, daß ich nicht das Mädchen bin, 
das Sie haben wollen.” 

Er sah sie wieder an und fühlte sich plötzlich 


Rheuma, Gicht, Ischias, Glieder- und 
Gelenkschmerzen, Hexenschuß, 
Grippe und Erkältungskrankhei- 
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Der altbewährte 
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Kamerad 


der Soldatenvon 
1870 und 1914 





richtIg wohl und geborgen. Alle Schwere In den 
Gliedern und allo Unsicherheit verschwand. Sie 
war so natürlich und so einfach. 

„Wieso? Sie sind gerade das Mädchen, das ich 
haben will.” 

Ei sagte das mit großem Nachdruck, -und in sei- 
nem ganzen leben hatte er sich nicht so zu- 
fıieden gefühlt wie In den Stunden, In denen er 
mit ihr zusammen war, zuerst im Restaurant und 
dann auf einem Spaziergang Im Frühjahrsgrün... 
Und als der Sommer zu Ende war, konnte man 
ihm gratulieren: er hatte erreicht, wovon er einst 
in seiner Phantasie geträumt hatte: er hatte die 
Ballettänzerin Dolores Monte geheiratet. 


(Übersetzung aus dem Schwedischen —Interpreß) 


MEIN FREUND JOHANNES 


Johannes beschäftigte sich viel mit seinem Gar- 
ten. Er mußte also doch wohl allerhand gärtne- 
rische Erfahrungen gesammelt haben. Deshalb 
ging Ich zu ihm, um mir Rat zu holen. 


on, u 


zu verhüten und 
die Leistungslähigkeit 


wichtigen Schutzstoffi 
bindung mit den v 
ion ergeben d 


Minero! 





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wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! 


di on 
Tabl. Eusovit 


„Johannes, Ich habe doch meinen Rasen umge- 
graben und neu Gras ausgesät. Aber es will nicht 
recht dicht und gleichmäßig wachsen, Was soll 
ich tun?" 

„Grabe noch einmal um und säe Blumen”, sagte 
Johannes. 

„Aber ich möchte an jener Stelle doch einen 
Grasplatz haben“, widersprach Ich. 

„Das wird es dann schon werden”, sagte Johannes. 


* 


Johannes saß an seinem Schreibtisch und grübelte. 
Als plötzlich das Telefon schrilite und ihn aus 
seinen Gedanken riß, nahm er leicht verärgert 
den Hörer ab und meldete sich: 

„Halloh, hier Johannes. Wer ist da?” 

„Martin“, kam es zurück, „Aber sag mal, was 
hast du für eine fremde Stimme? Hast du gestern 
etwa ein wenig zu viel getrunken?” 

„Nein. Aber sonderbar, auch deine Stimme klingt 
so fremd. Hast du gestern etwa nicht getrunken?” 
sagte Johannes, J. Bieger 


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alswir? Die Antwort können Siein den 
glücklichen Gesichtern unserer Eis- 
läuferinnen lesen, die In kurzen Röck- 
hen anmutig Über die glatte Fläche 
gleiten. — Die Frau von Heule wäre 
‚nicht bereit, ihr Leben gegen das ver 
zörtelte Dasein der Frauen um die 
Jahrhundertwende einzutauschen.Sie 
kennt den Wert einer vernünftigen 
Gesundheitspflege und der freienBe- 
wegung bei Sport und Spiel. — Sie 
möchte vor allem die neuzei 
Comelia-Hygiene nicht entbehren,die 
ihr on allen Togen Sicherheit und 
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111 


Das ÄMBRIKANISCHE JAHRHUNDERT 





DLar AuLBnAansson 
r . 7 A 
y„ ICH, ROOSEVELT, WERDE DERWELTMEIN ZEICHEN Aurprücken! 


Il secolo americano: “Io, Roosevelt, ‘darö al mondo la mia impronta !,, 


112 


München, 18. Februar 1942 
47. Jahrgang ; Nummer 8 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Kleiner Mann, was nun? 


(Erich Schliling) 


„Verdammt, führe jetzt ich den Krieg, oder führt er mich?!“ 


E che far ora, omicciattolo?: “Maledizione! Son io che tengo In pugno la guerra o & la guerra che tiene In pugno mell,, 





Der Schutzengel 


(0. Nücket) 






































ll 
















































































































































































LIEBE GÄSTE 
VON WALTER FOITZICK 


Auf dieses ganze Gebiet bin ich erst durch die 
Frau Konsul aufmerksam gemacht worden, aber 
im Laufe der Zeit habe ich ihr recht geben müs- 
sen. Die Frau Konsul hatte ein gastfreies Haus, ein 
sehr gastfreies Haus. Ach, was verkehrten da alles 
für feine Leute, sehr feine Leute, sehr gebildete 
Leute, sehr berühmte Leute, Gerade deshalb ist 
es verwunderlich, daß die nette, freundliche Dame 
so herb über Gäste dachte, nicht nur über ihre 
eigenen Gäste, sondern über Gäste überhaupt. 
Die nette, liebe, alte Dame sagte nämlich: „Gäste 
sind Ferkel,” 

Das ist ein hartes Urteil über Gäste, und man 
sollte es eigentlich bei einer so gastfreien Dame 
gar nicht vermuten. Oder vielleicht gerade des- 
halb? Nun, sie hatte zwar nicht die Erfahrungen 
gemacht, die die antike Penelope mit den Gästen 
ihres inzwischen auf einer berühmten Irrfahrt be- 
findlichen Gemahls, des bekannten Dulders Odys- 
seus, machte. Weder im Wohnzimmer der Frau 
Konsul, noch in der Bibliothek, noch im Speisesaal 
wurde mit Flitzbogen geschossen, und die Herren 
von den Gesandtschaften und die Kunstprofesso- 
ren und die Wirtschaftsführer randallerten In Ihrer 
Villa keineswegs so herum wie die griechischen 
Helden, die dadurch Penelopes Herz und Hand 
und alles, was damit zusammenhängt, gewinnen 
wollten, Und doch fand die Frau Konsul jedesmal, 
daß ihre Wohnung nach so einem Empfang in 
einem tollen Zustand war. Aber wie Ist denn das 
möglich bei so gebildeten Leuten, die nicht ein- 
mal als Freier auftraten, sondern nur ein paar 
gemütliche Stunden im konsularischen Hause ver- 
lebten? 

Oh, die Frau Konsul konnte viel für ihre These 
aufführen. Da Ist zum Beispiel ihr Ausspruch: „In 











































































































































































































L’angelo custode 


alles, was oben offen ist, werfen Gäste ihre Zigar- 
ren- und Zigarettenasche.” Man kann überall 
Aschenbecher aufstellen, es hilft nichts, einer 
oder der andere schnippt doch seine Asche in 
die Chinavase oder die Bronzeschale aus Pompeji 
oder in das Krüglein, das die große Marmorfigur 
der wasserschöpfenden Nymphe in der Hand hält. 
Wenn Sie Gäste erwarten, decken Sie alles, was 
oben offen ist, zul Nein, zudecken genügt nicht, 
schrauben Sie es zu, versiegeln Sie es, andern- 
falls ist am nächsten Tage Asche drin. Gäste sind 
so, namentlich, wenn sie sich sehr gut unterhalten; 
dann übersehen sie so leicht die Aschenbecher, 
und kein gebildeter Mensch will doch in einem 
so gepflegten Hause die Asche auf die Erde 
werfen! 

Ja, und dann gibt es noch. ein herrliches Ver- 
steckspiel, das mit den Mokkatäßchen. Sie wissen, 
die Mokkatäßchen, aus denen man in angeregter 
Unterhaltung stehend trinkt und die man dann 
irgendwo hinstellt, Ha, wie erfindungsreich sind 
Gäste im Aufspüren von Verstecken, an denen 


man die kleinen Mokkatäßchen verbergen kann. 
Großgewachsene Herren stellen sie gerne auf 
Schränke. Auch in dem Spalt über alten Bänden 
in den Gestellen der Bibliothek ist ein beliebtes 
Plätzchen, und ganz Findige bringen ihr Täßchen 
im Flügel, dort wo die tiefen Töne sind, reizvoll 
unter, Man erkennt das später an der Klangfarbe, 
wenn ein berühmter Komponist an den Flügel ge- 
beten wird, Einmal war so eine Tasse mitsamt dem 
silbernen Löffelchen verschwunden. Man kann doch 
nicht annehmen, daß so feine Leute silberne 
Löffel ... Nein, natürlich nicht, und so fand sich 
auch nach Monaten das Verschwundene unter 
einer schweren Dantebüste, deren Hohlraum dar- 
übergestülpt war. Jaja, Gäste sind im Abstellen 
von Mokkatäßchen voller Einfälle. 

Ich habe einen Haushalt gekannt, in dem wurde 
nach Abenden, an denen guie Freunde zu Besuch 
waren und sich vorzüglich unterhalten hatten, 
immer so eine Art Osterelersuchen nach Mokka- 
tassen, Schnapsgläsern und Aschenschalen veran- 
staltet, und die Kinder freuten sich schon darauf. 


Im Spiel der Lüfte / Von Ratatöskr 


Was ift? Hat fich der Wind gedreht 
und bläft er jest von Welten? 

Die Nafe fchnuppert luftgebläht, 

das Herz beginnt zu feften. 


Vor allem auch in Anbetracht 

der Koks» und Kohlenkoften ... 
Da fchlägt er wieder, kaum gedacht, 
bösmillig um nach Often. 


114 


Auf Aolus ift kein Verlaß 
und feine luftigen Scharen. 
Er läßt fie blindlings aus dem Faß 
ganz nach Belieben fahren. 


Und mie wir Menfchen fchon fo find 
(es bleibt uns ja nichts über): 

wir drehn den Mantel nach dem Wind 
und graunzen höchftens drüber, 


„Zu einem Anzug bekommt man nur noch eine Hose — 
wenn ich nur wüßte, wie man einen Anzug bekommt!“ 


Nel “Paese d’ ogni ben di Dio,,: ““Ormal con un vestito non sl puö avere 
che un paio di calzoni .. . Se sapessi adesso come trovar fuori un vestitol,, 


115 


(Wilhelm Schulz) 





„Tonnage, Tonnage, Tonnage, Tonnage 


„Nimm doch die defekte Platte raus, Lob, die sagt ja immer das gleiche!“ 
„Die ist nicht kaputt; das ist eine Rede Churchills, die er in Washington gehalten hat!“ 


“Tonnellaggio, tonnellaggio, tonnellaggio, tonnellaggio . “Ma togli via, Bob, Il disco quasto, ch& 
giä dice sempre la stessa cosa!,, — "Non & guasto; ma & un discorso, tenuto da Churchill a Washington!,. 


116 


(€. Thöny) 





BIIGROSS/E LIEBTE 


VON ROLF FLUGEL 


Daß die Welt auf Krücken geht — wer wollte das 
ernsthaft bestreiten, Daß sie durch den Kosmos 
humpelt wie kaum ein anderer Stern, daß vor 
den Getilden der Seligen sich Stacheldrähte un- 
erbittlich spannen, gegen die keineswegs immer 
seelische Drahtscheren gewachsen sind — wer 
könnte dem widersprechen! — Niemand, mit einer 
Ausnahme. Das Ist Oswald, Seine Gründe sind nur 
ein Grund, und dieser wiederum ist schwarz und 
langgliedrig. Unter den stolzen Triusmphbögen der 
schmalen Brauen sind die Schächte der Augen. 
Auf ihrem Grund ruht die Liebe wie ein Silber- 
spiegel, Sie sind tief wie Brunnen, und wer un- 
ten steht, sieht die Sterne in Ihrer Pracht am 
hellen Tag, Da hört einer nichts mehr vom Rum- 
peln der Welt. Oswald sagt, sie sei weich wie 
ein Moospolster und verfüge über eine Schwing- 
achse. 

Ich lasse ihn jetzt viel allein; manches, was er so 
bemerkt, ist ärgerlich. Auch ich und die anderen 
haben unsere Frauen, Auch wir weben Tag und 
Nacht am Mantel der Liebe. Nur haben wir schon 
die eine Weisheit gewonnen, nie mit Ihm fertig 
zu werden. Weil wir das wissen, setzen wir ge- 
legentlich aus. Auch entdecken wir mitunter neue 
Muster. Oswald kennt nur das eine, Es ähnelt (es 
Ist schwer zu sagen) etwas einer unter klarstem 
oberbayerischen Himmel exotisch erblühten Or- 
chidee, heißt Lilli und ist ohne Webfehler, Ihre 
Stimme klingt nach dunklen Glocken. Ihr Mund 
hat etwas von der zärtlichen Harmonie einer 
Vogelschwinge. „Wer ihn küßt, versinkt taumelnd 
in purpurne Finsternisse”, sagte Oswald. „Liebe 
erhebt doch den Menschen”, warf ich ein. Doch 
blieb er dabei, zu versinken, In unseren Spott 
mischt sich aber — geben wir es zu in einem 
kurzen, heftigen Anfall der Ehrlichkeit — etwas 
Neid, 

Oswald hat sich in diesen Wochen seltsam 
verwandelt, Wie der Efeu um die Marmorsäule 
rankte er sich empor zum Dichterischen. Lilli ist 
ein Vulkan, zu dem er mit glühenden Sohlen 
emporschreitet. Noch der Schmerz sei Wollust. 
Das hat er mir erst vor kurzem gesagt. Ich sehe 
ihn deshalb immer weniger. 

Trotzdem weiß ich jetzt alles und auch das Letzte. 
Noch ist es mir, als söße Oswald, seiner Rede 
nicht sicher, die dennoch bald wie ein Feuerball 
im Zimmer schwebte, mir gegenüber. „Du mußt 
wissen”, so stieß er heraus, „daß ich Lilli noch 
nicht erzählt habe, daß ich auch am Sonntag dann 
und wann im Dienst bin. Nun sitze ich gestern 
am Schreibtisch, die Arbeit ist in der Hauptsache 
getan. Da schreibe ich einen Brief an sie. Briefe, 
finde ich, sind so was Wunderbares. Sie bleiben 
bestehen, sie machen das nicht mit, das ewig 
schnurrende oder stampfende Uhrwerk der Zelt, 
das Flüchtende, Eilende. Hier sah Oswald meine 
zuckenden, vor Ungeduld und auch spöttisch 
zuckenden Schultern. Er machte Augen wie ein 
Molch, der aus der dämmerig-grünen Tiefe -des 
Wassers an die Oberfläche stößt, die in der 
Weißglut der Sonne blendet. Dann fuhr er fort 
zu erzählen, Er war etwas seiner Erregung Herr 
geworden und sprach ein feierliches Adagio. „Da 
sitze ich nun und schreibe diesen Brief. Jenseits 
des Ganges schlägt eine Tür zu, Dann wölbt sich 
erneut die Stille zu dunklen Hallen. Mit einem 
leisen Knistern steigt und fällt das Wasser in den 
Röhren der Heizung. Ich schreibe: ‚Es ist ganz 
einsam hier. Du weißt noch gar nicht, daß ich 
zu den Sonntagsarbeitern gehöre. Ich habe es 
Dir noch nicht erzählt. Wenn Du bei mir bist, 
fällt mir immer etwas anderes ein, ein Orgelton, 
oder eine Arabeske, das Mädchengesicht, das 
Bartholomeo Veneto malte. Ganz still ist es In 
dem großen Haus. Jetzt — denke ich mir — 
läutet das Telefon. Und dann muß Deine Stimme da 
sein, Lilli. Sie tönt wie schwarzer Samt. Du sagst, 
und es rauschen alle Brunnen der Nacht: ‚Ich 
freue mich so — Ich mußte Dich anrufen — — —" 
So welt war Oswald in seiner Erzählung gekom- 





men. Dann stockte er. Fast schien sein Gesicht 
noch blasser zu werden, von einer fast durch- 
sichtigen Feierlichkeit, Seine Hand, eine stark 
modellierte, schmale, nervöse Hand strich unruhig 
über die Polster der Stuhllehne, immer und immer 
wieder. „Was meinst du, was passiert ist?" — 
„Ach“, sagte ich und war ganz gleichmütig, „das 
Telefon hat wirklich geläutet — — —“ Nun aber 
warf er sich heftig In meinen Satz, und die Worte 
überstürzten sich von neuem: „Und es war Lilli, 
die gar nicht wissen konnte, daß ich an diesem 
Tag da war, und Ihre ersten Worte waren: ‚Ich 
freue mich so — Ich mußte dich anrufen!’ 

Dann lag er lang in seinen Stuhl zurückgelehnt. 
Noch sehe ich ihn sitzen. Der Schmerz des höch- 
sten Glückes wölbte seine Lippen. Seine Haare 
hingen wirr über die hohe Stirn und ich vertrieb 
die lärmenden Spatzen vom Fensterbreti. Jetzt 
wären Reiher am Platz gewesen, edie Geschöpfe 
oder auch ein Marabu, ein Weiser. Oder eine 
Wolke, die im Vorübersegeln, indem sie Luft ein- 
und auspumpt, Choräle spielte. Aber es sind 
Spatzen gewesen; was kümmern sich die äußeren 
Umstände um den Augenblick einer fast sakralen 
Weihe, die die menschliche Brust zu zersprengen 
droht! Oswald schritt dann hinweg, der zum 
Opfer des eigenen Lebens entschlossene Priester 
einer klassischen Tragödie. Es ist nicht mehr viel 
gesprochen worden damals. Auch mir ist das 


Servus im Hals steckengeblieben wie ein Schiff 
im einfrierenden Strom. 

Dabei hatte Lilli das mit Oswalds Sonntagsarbelt 
von uns erfahren. Bis heute haben wir Ihm nichts 
davon erzählt. Wir bringen es nicht übers Herz. 
Die Freude, einmal an der Erzeugung einer wohl- 
riechenden Blase aus dem Sumpf des Alltags 
mitgewirkt zu haben, machte uns edelmütig. Der 
Oswald, sagen wir nur, wenn wir uns treffen, und 
nicken wie die Götterväter mit dem Kopf. Os- 
wald ist inzwischen drauf und dran gewesen, 
das Ganze in literarische Substanz zu gießen, Er 
schrieb eine Geschichte „Die große Liebe”. Dort 
versuchte er sein Erlebnis mit dem Brief und dem 
Anruf zu schildern. Er ließ mehrere Durchschläge 
anfertigen und schickte sie an Zeitschriften. Heute 
ist das letzte Manuskript mit einem Begleitschrei- 
ben der Schriftleitung zurückgekommen. Oswald 
ist selig. Die Arbeit könne leider nicht gedruckt 
werden, so hieß es, die Pointe sei zu unglaub- 
würdig, zu erdichtet. 

Oswald ist heute bei mir gewesen. Er hüpfte 
zuerst fröhlich wie eine junge Krähe aufs Sofa, 
„Kannst du dir vorstellen, was dieser Brief für 
mich bedeutet? Er ist die metaphysische Erhöhung 
meiner Liebe! Was sie schlecht erfunden glauben, 
ist meine Wahrheit! Diese Ablehnung hebt Lilli 
ins Transzendentale. Sie beginnt, von geheimnis- 
vollen Strömen gespeist, zu fluoreszieren wie 
eine Neon-Röhre.” — „Wie wer?” sagte Ich Jetzt 
doch leicht entsetzt. Aber Oswald hört mich 
nicht, Er lächelt wie ein Verrückter, Es wird in 
Aeonen nie mehr einen so glückstrahlenden un- 
gedruckten Dichter geben. 


Das ideale Ehepaar / von Heinz scharpt 


In einem Eisenbahnabteil saßen ein Herr und eine 
Dame, Sie, eine junge schöne Frau, der Mann Ihr 
gegenüber dick und mit einer spiegelnden Glatze 
behaftet. Ab und zu wechselten sie einige Worte 
miteinander, dann sahen sie gelangweilt zum 
Fenster hinaus oder lasen in ihrer Reiselektüre. 
Es konnte sich also um ein Ehepaar handeln, 
Plötzlich warf die Dame einen Blick nach der Tür 
und fuhr zusammen. Von draußen blickte ein Herr 
herein und musterte sie. 

„Um Gottes willen”, sagte die Frau und sah 
krampfhaft in ihr Buch, „der Himmel beschütze 
uns vor diesem Menschen, Der fade Kerl ist nicht 
mehr loszubringen, ich lernte ihn im vergangenen 
Sommer in Kitzbühel kennen.” 

Der Dicke sah kurz auf und vertiefte sich dann 
wieder in seine Zeitung. Der draußen putzte sich 
seine Brille. Und dann hatte er eindeutig die 
Dame im Abteil erkannt, Er öffnete die Tür und 
steckte den Kopf herein, „Ja, gnädige Frau, sind 
Sie es denn wirklich?” trat er ein, „nein, diese 
Überraschung. Meine Frau ist auch im Zug. Sie 
erinnern sich doch meiner Emilie? Darf ich einen 
Augenblick bei Ihnen Platz nehmen?” Und schon 


Nächtliches Erlebnis 
Von Eugen Roth 


Ein Mensch, der nachts schon ziemlich spät 
An ein verworfnes Weib gerät, 

Das schmelzend Bubi zu ihm sagt 

Und ihn mit vielen Wünschen plagt, 
Fühlt zwar als Mann sich süß belästigt, 
Jedoch im Grund bleibt er gefestigt 
Und läßt, bedenkend die Gebühren, 

Zur Ungebühr sich nicht verführen. 
Doch zugleich sparsam und voll Feuer 
Bucht er das dann als Abenteuer. 


117 


saß er neben der schönen Frau, die dreinsah, als 
hätten sich drei Tage Regenwetter neben ihr 
niedergelassen. 

„Ach“, fuhr der Herr unbekümmert fort, „wir 
haben so oft von Ihnen gesprochen, meine Emilie 
und ich, und von Ihrem Herın Gemahl —" 

Die Dame klappte nervös ihr Buch zu, der Dicke 
spitzte die Ohren. 

„Wissen Sie, man nannte Sie Im ganzen Hotel nur 
‚Das Ideale Ehepaar‘, alles nahm teil an ihrem 
Jungen Glück. Sie boten die schönste belle alli- 
öänce zweier Menschen.” 

Die Dame schlug verzweifelt die Augen zur 
Decke auf, während die des Mannes etwas Base- 
dowisches bekamen. Er seh aus wie ein Nuß- 
knacker, der sich anschickte, jetzt und jetzt zuzu- 
beißen. 

Der redselige Herr aber ließ sich in seiner Mit- 
tellsamkeit nicht stören, er sprudelte fort wie ein 
Wasserfall, ohne zu ahnen, wie sehr Ihn die schöne 
Frau ins Pfefferland wünschte. 

„So, so” ließ sich plötzlich der Dicke grollend 
vernehmen, „so also war das in Kitzbühel, jetzt 
kommt es an den Tag.” 

„Wie bitte?" sagte der Herr und sah fragend den 
Dicken an, von dem er nicht angenommen hatte, 
daß er zur Dame gehörte. 

„Jawohl“, verschlang ihn der Nußknacker, „darf 
Ich fragen, sah der Mann, von dem Sie da spra- 
chen, vielleicht so aus wie ich?” 

„Keine Spur”, meinte der Herr erstaunt, „wieso?" 
„Nun“, fauchte der Glatzköpfige, „diese Dame, 
von deren Liebesglück im vergangenen Sommer 
Sie so schwärmten, trägt nämlich meinen Namen, 
müssen Sie wissen.“ 

Die Dame sank lautlos in die Kissen zurück. Der 
Herr erblaßte. Mit dem Blick eines abgestoche- 
nen Kalbes erhob er sich und stotterte: „Dann 
muß ich mich doch verkannt haben, gnädige Frau. 
meine unglückselige Kurzsichtigkeit —" und drau- 
Ben war er. 

Einen Augenblick herrschte Stille Im Abteil. 
Dann sagte der Dicke trocken: „So, den albernen 
Patron wären wir los.” 

„Samt seiner Emilie”, prustete die schöne Frau 
heraus, „aber was werden die beiden nun von 
mir denken, lieber Onkel?” 





Sein Hund 


(R. Kriesch) 





„Rufen Sie doch lieber Ihren Hund zurück, statt daß Sie so 
blöd schauen!“ — „Also Lumpi, komm her — es langt jetzt!“ 


II cane di lui: “Ma chiamate indietro il vostro cane, invece che guardar con 


quegli occhi da scemo .. .!„. — “Ebbene Lumpi, vieni qua 


MEIN FREUND JOHANNES 


Frau Johanna beklagte sich bitter darüber, daß 
ihre Küche dringend einmal wieder angestrichen 
werden müßte. 

„Schau nur, wie die Wände aussehen, Johannes”, 
tief sie. — „Wen stört denn das schon?” sagte 
Johannes ungerührt. 


„Dich vielleicht nicht. Das mag schon sein, Aber 
wenn nun mal Besuch kommt. Was soll der 
denken? Der muß doch glauben, daß wir in 
unserer ‘Wohnung überhaupt nichts machen 
oder machen lassen”, wollte Frau Johanna ihn 
überzeugen. E 

Johannes war kein Unmensch. An einem Sonntag 
machte er sich an die Arbeit. Die Decke und drei 


118 


„..ora basta cosi!,, 


Wände strich er an. Die vierte Wand ließ er im 
alten Zustand. 

Frau Johanna kam, sein Werk zu beschauen, 
„Johannes“, klagte sie, „warum hast du denn die 
eine Wand nicht mitgemalt?” 

„Damit es dem Besuch auch Jedenfalls auffällt, 
daß wir in unserer Wohnung etwas machten oder 
machen ließen”, sagte Johannes. 9. Bieger 


Roosevelts Spielzeug 


(0. Gulbransson) 








OLar AuLpmrnsson Kr 


„Mit diesen Püppchen spielt es sich ausgezeichnet — 
und dann passen sie auch so gut zu meinen Eseln.. .!* 


Giocattoli di Roosevelt: *'Con questi pupazzi si gioca a meraviglia ... e poi s'accordano si bene coi mie asini....!, 


119 


ZAVUESIKSESR ZUR NTGHTzE E / vonmans ranoın 


Das „Du“ zwischen uns ist wie ein Hohn, Es waı 
überhaupt ein Fehler, mit ihr hierher zu gehen — 
lieber hätte Ich doch einmal auf eine Minute 
meine gute Erziehung vergessen und statt Adel- 
heid zu grüßen, einfach wegschauen sollen. Ein 
interessierter Blick in das Fenster des ersten 
besten Geschäftes — ein Bäcker war es, vor dem 
wir uns zufällig begegneten — und alles wäre 
vorüber gewesen, Häite ich doch lieber die herz 
haften, dunklen Kommißbrote, die knusprig-frischen 
Semmelchen, die zitronengelben Creme-Schnitten 
gemustert, statt mit gezwungenem Lächeln meinen 
Hut zu ziehen. Nun aber ist es zu spätl — 

Ich dachte, sie würde meinen Gruß höflich und 
kühl erwidern. — Nein, ehrlich gesagt, ich dachte 
an gar nichts, als ich Adelheid vor einer halben 
Stunde zum erstenmal seit vielen, langen Jahren 
wiedersah, ich erkannte sie und grüßte sie, ohne 
zu überlegen, das war nichts anderes, als eine 
ganz selbstverständliche Reaktion. Statt aber 
huldvoll das Haupt zu neigen, eilte sie auf mich 
zu, reichte mir die Hand und sagte munter: „Wie 
schauts, Ben — nett, daß ich dich mal endlich 
wieder sehel" 

Sicherlich habe ich ein sehr hilfloses Gesicht da 
bei gemacht, 

Sie lächelte — ihre Lippen waren rot wie ein 
Sonnenuntergang, der süße, vertraute Duft, der 
mich wie stets an gebrannte Mandeln erinnerte, 
hüllte sie ein. Ich haßte sie in diesem Augenblick 
nicht minder als sieben Jahre zuvor, da sie von 
mir ging, herzlos und ohne Zaudern. 

Sagen Sie selbst, hat der Herr das holde Ge 
schlecht nicht im Zorn erschaffen, daß die Frauen 
uns stets entgegenkommen, wenn wir sie Über. 
wunden haben, und daß sie uns fliehen, solange 
wir ihnen angehören wollen? 

„Komm, Ben, wir werden rasch eine Tasse Tee mit- 
einander trinken. Darf Ich dich einladen? Ich 
schulde dir ohnehin noch eine verlorene Wettel” 
— „Welche?” — „Na hör mal, das weißt du nicht 
mehr? — Daß der Abstand zwischen den Fixster- 
nen und den Planeten, nein, daß ein Komet In 


acht Millionen Lichtjahren — ach, ich weiß es auch 
nicht mehr so genau, aber jedenfalls hast du da 
mals gewonnen.” 

„Ich kann mich nicht entsinnenl" — „Doch!” — 
„Wirklich nicht, da mußt du mich schon mit einem 
anderen verwechseln.” — „Pfui, wollen wir schon 
wieder streiten?” — 

So sind wir hierher gelangt. — 

Wie fremd sie mir schon ist, das freut mich am 
allermeisten. Auch wenn sie so daherredet, als 
sei nie ein hartes Wort zwischen uns gefallen 
Wie man so falsch sein kann. 

„Und was treibst du nun immer so?” 

„Danke — viel Arbeit — nette Freunde — Ich 
kann nicht klagen. Im Sommer viel gesegelt, wlı 
haben zu dritt ein Kielboot im San-See, im Winter 
lese ich viel, spiele mit Wichert Schach — du ent. 
sinnst dich doch noch an Wichert?” — „Freilich.“ 
— „Voriges Jahr war ich drei Wochen in den 


Vertretungsmeife 
Von Robert Gehrke 


Frau Felke hat acht Hühner, aber keinen Hahn. 

Ihr Mann rollt Güter bei der Bahn. 

Sie fagte eines Tags, indes fie nähte: 

Wie fchön es wär, wenn in der Früh ein 
Hähnchen krähte. 


Das fiel mir eines Nachts Im Bett nun 
wieder ein. 

Sie tat mir leid. Noch ift es Zeit! 

So bin ich früh zu ihrem Häuschen und 
habe hell gekräht! 

Es war noch gar nicht fpät. 


Tauern zum Skilaufen, heuer möcht’ ich gern in die 
Silvretta, hoffentlich klappt es.” — 

„Und was macht das Herz?” — „Wieso Interessiert 
dich das?” — „Immer noch die abscheuliche Art, 
Ben, mit Gegenfragen zu antworten!” — 

Sie spielt mit der Kuchengabel, wie gut ich das 
kenne, ach — — Wenn sie bloß ahnte, wie pein- 
lich mir dies ganze Beisammensein ist. Hat sie 
denn gar kein Gefühl dafür? — Drei Monate lang 
habe ich mich vor ihr gedemütigt, habe ich sie 
bestürmt, beschworen, angefleht, nicht von mir zu 
gehen. Sie hat mich verlassen — ich glaubte da- 
mals, ich könnte es nicht überleben. Was will 
sie heute noch von mir? 

Nun lastet das Schweigen drückend auf uns. Wie 
unter einer Glasglocke sitzen wir hier, ganz wie 
von fern her dringen die Geräusche der Außen- 
welt auf uns ein, Das Klappern von Tellern, der Ruf 
„Herr Ober, zahlen, bittel”, das Summen des Ven- 
tilators. Und ich sehe sie wieder vor mir, wie sie 
auf den Omnibus sprang — 7 Jahre Ist es her — 
„Nein, ich kann nicht, nun sel schon endlich ver- 
nünftig und quäl’ mich nicht länger” — ihre dunk- 
len Haare flatterten im Zugwind. Dann fuhr ich nach 
Hause — es regnete sacht — der Oktober. ging 
zur Neige, 

Der Oberkellner bringt den Tee, Er stellt die bei- 
den Kännchen behutsam zwischen uns, es ist, als 
bemerke auch er jene gläserne Glocke, unter der 
wir sitzen, und als wolle er sie nicht zerschlagen. 
Was mag er sich wohl denken, er, der hier tagaus, 
tagein mit der Liebe Glück und Weh geschäftlich 
in so enge Berührung kommt? 

„Bitte sehr‘ sagt er und rückt die silberne Zucker- 
dose zurecht, die mitten auf dem Tischchen steht. 
Jawohl, es Ist ein feines Lokal, in das Adelheid 
mich geführt hat, Das Vertrauen in die gesitteten 
Gäste geht sogar so weit, daß man nicht fürchtet, 
sie könnten aus purer Gier Kaffee und Tee un- 
mäßig versüßen. 

Gleichzeitig gießen wir beide uns ein. Der Tee 
schimmert dunkel wie Bernstein, er duftet so wür- 
zig, daß man ihm nicht widerstehen kann. Und da 





/as Bewußtzein, korrekt und geschmackvoll angezogen zu sein, 
erzeugt das Gefühl der Überlegenheit in alen Situationen des Lebens. Die Mitmenschen 


urteilen zunächst oft nur nach Äußerlichkeiten: ein Blick auf die Krawatte 


Kultur eingeschätzt. Ein sicherer Maßstab beim Einkauf für die 


Eleganz einer Krawatte ist die Kronen-Marke. Denn mit einer 


=? 


weil sie den höchsten Ansprüchen an form- 
vollendete Musterung und harmonische 


aäht, egant und einmalig wir ein Modell, weil von 
Jedem Master wer wenige Krawatten bergmtelt werden. 


ABRIK Fi MFibke BERLIN C2 | 


KNOREN- KRAWATTEN 












Ex 


KRONEN 





120 





GUSTAV LOHSE BERLIN 
SAbuk feiner Parfümerien 





Krei und offen lachen 


“ Eönnen nur Menfchen, die gepflegte, weiße 
Bähne haben, Regelmäßige Zahnpflege - mor= 
gens undabends- mit Blendax, dervorzüglichen 
und preiswerten Zahnpafta, ift ein bewährtes 
Mittel, um die Zähne gefund und weiß zu 
erhalten, 


Blendax 











Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 


Bei uns zu Hause - 


ist „Sebalds Haartinktur‘ immer sparsam verwendet worden. 
Heute -wo es „Sebalds Hoartinktur‘‘ vorübergehend nicht so 
reichlich gibt - fällt es uns deshalb nicht so schwer noch etwas 
sparsamer damit zu sein. „Sebald” hat von jeher gesagt: 
Wenige Tropfen genügen! -dieserRatgilt heute mehr denn je. 


SEBALDS HAARTINKTUR 





Die Meisterzigarette der 
Österreichischen Tabakregie 





sind gut und ein besonderer Genuß von A-Z 
Nee 


MILDE SORTE4 PL MEMPHIS 4 PL II. SORTE 5 Pi 


BOLS 


LIKÖRE 


GENEVER GIN 
UND BITTERS 
S 


P 












\.\ 
i Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern lüßt 
ihn langsam und in kleinen Schlucken über die 
Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß. 


ereignet sich das Unheil — oder wird es mein 
zukünftiges Glück werden? — ach, was wissen wir 
schon — — „Du nimmst ‚Ja noch immer keinen 


Zucker", sage ich und greife nach der Zuckerdose. 
Doch habe ich die Worte kaum ausgesprochen, 
da durchzuckt mich jäh die Erinnerung. So war es, 
ja genau so war es doch damals — — 

Und da sagt Adelheid auch bereits lächelnd: „Da 
wären wir also wieder so weit, Ben —" 

Ich habe sie bei Freunden kennengelernt, auf 
dem Heimweg erlangte ich ihre Telefonnummer, 
wenige Tage später trafen wir uns in einer klei- 
nen Konditorei. Wie entzückend sie aussahl Sie 
trug ein weites, schwarzes Kleid mit breitem, wel- 
Bem Einsatz, ich entsinne mich dessen noch deut- 
lich, obgleich ich ansonsten für derlei Dinge 
wenig Gedächtnis besitze. Dazu eine Malachit- 
kette und eine breite, silberne Armspange, Wir 
bestellten Tee. „Sie nehmen ja keinen Zucker”, 
sagte ich und griff nach der Zuckerdose. 


„Sie fangen ja frühzeitig an, mich mit anderen 
Frauen zu verwechseln“, sagte sie. — „Wieso?" — 
„Weil ich Zucker nehme.” — 

Dies Mißgeschick hat Adelheid mir sieben Jahre 
lang nicht verziehen, Es half auch nichts, daß ich 
ihr hundertfach bewies, daß Männer im allgemei- 
nen Zucker zum Tee nehmen, Frauen aber nicht 
(ja, wir veranstalteten deshalb sogar Rundfragen 
in unserem Bekanntenkreis, die meine Behaup- 
tung glänzend rechtfertigten). „Trotzdem hättest 
du fragen können: Nehmen Sie Zucker?”, das war 
ihr ständiges Argument, und: „Du hast mich eben 
doch mit einer anderen Frau verwechselt, gleich 
am ersten Tag, gib es doch schon endlich zu.” — 
Sieben Jahre sind verstrichen und ich habe offen- 
sichtlich nichts hinzugelernt. 

Ist es noch nötig zu erwähnen, daß mein unbere- 
chenbares Herz Adelheid wieder gehört, seit sie 
sagte: „Da wären wir also wieder so weit, 
Benl ...” 


ERFOLG 


„Aufruhr Im Damenstift” war im Josephstädter 
Theater in Wien unter der Regie von Rudi Stein- 
böck ein sehr großer Erfolg, Jeden Abend war 
er im Theater und kontrollierte die Vorstellung 
und paßte auf, daß keine der vielen Schauspiele- 
rinnen — es ist ein Stück mit sehr viel Rollen, 
aber nur weiblichen Rollen — also da paßte er 
tagtäglich auf, daß keine aus der Reihe tanzte. 
Vergeblich versuchten wir ihn Ins gegenüber- 
liegende Caf& zu locken. 
„Geht’s voraus. | komm nach Schluß.” 
„Na hör, beim Verbeugen brauchst doch nicht 
auch noch da zu sein,” 
„Grad dal Was glaubt’s, wenn i net scharf auf- 
pass’, wieviel Schauspielerinnen sich da von an- 
deren Theatern hinzuschleichen, um sich bei dem 
Applaus mit verbeugen zu können?” 

R. A. Stemmle 








NIUKSUhKe) 
[IV NVKel\| 
ZWEISCHNEIDER 


SZ FÜR DEN 
STÄRKSTEN BART 


Die praktische Erfindung 
mit 2 verschladenen Schneiden 
für Vor- und Nachrasur 
Jode Klinge enthält: 
Normalschnelde Nr.1 1.dleVorrasur 








B 
_ Ga 








Wenn unsere Werbewagen einmal wieder durch die 
großdeutschen Gauefahren,danngibtesauchwieder 
Kienzle-Uhren in reicher Auswahl im Fachgeschäft — 
genau so schön und zuverlässig — der Name 
Kienzle auf dem Zifferblatt bürgt dafür. Freuen wir 


uns auf die spätere Erfüllung unserer Wünsche! 








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122 





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wieder ganz in Ordnung 


Mogendrud «brennen, alümenen; fauresyuule 
open. Sodbrennen, Kollern, Vlähungen ulm, 
nit nur befhwictigen, fondern an der Wut» 
gel fafien. befeitiaen und möglihit das wolle 
Woblbeiinden wieder berftellen: dazu find 


Thylial: Pillen frei von Natron 


und Manuela 


da, Tholtol bat die Aufaabe, für normalen 
Sänrsaebalt au forgen faurcbildende Härum 
en au verbiten und Die Alaaenmand vor 
Schädigungen au bewabren. Daran liegt es. 
dak Tbnltal folde raiben und arindlichen 
Dauereriolge au verzeichnen bat. — Scagtel 
mir 40, Sıllen m 1.92. Grbä tt im den 


a ı dann Noien-Apotbele, 
gingen, Moiente, 8, Berlannen Sie Die 
Aufflärmmasihriit T oftenlos und me 
verbindilh von der Hiema Garl Bhbler. 
Konftana 
















Kleine Ursachen — große Wirkungen 


Die meisten Zahnkrankheiten beginnen mit einem winzigen Loch 

im Zahn. Es kann nur durch fachmännische Behandlung beseitigt 

werden. Wird dies versäumt, so sind Zahnschmerzen, Zahnausfall, 

Magen- und Darmbeschwerden, Nieren-, Herzmuskelentzündungen 

und Rheuma häufige Folgen, die die Leistungsfähigkeit vermindern. 

Richtige Zahnpflege erhält die Zähne gesund, kaukräftig und schön 
und dient der Gesunderhaltung des Körpers. 















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dazu: Raucherbuch N°21ägratis 
„ Bruyörepfeifenfabrik VAUEN Nürnbs 











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Bald werden 





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SEKTKELLEREI „ELTVIL ; 








123 





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| 
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Briefmarken- 
Handlung 
Walter Behrens 
Braunfchweig 
ESSEN] Marboff koflanfrei 
Ankauf „Sammlungen 








non mal passieren. ] 


da man von Kopffinerzen, Yale 
fönergen, theumatifden oder Alce 
üiwerden PLÖN übers 
Habon zur Hand 
amerträglichen 
zen tafd) Indern, bevor der 
zur Stelle it. Delabon wirtt 
al (ch Id, 




















Das vergebliche Liebeslied 


(Fr. Bilek) 





II 


Vana canzon d’amore 


Mein Wien / von Otto Hofmann von Wellenhot 


Der Militör-Urlauber-Zug hält auf der Durchfahrt vom Osten kommend eine 
halbe Stunde auf dem Wiener Westbahnhof. Der Gefreite Schüddekopp aus 
Bremen sieht Interessiert zum Fenster hinaus. Das ist also das vielbesun- 
gene Wien, die Stadt der Lieder, die Stadt der Gemütlichkeit, Er läßt die 
Glasscheibe hinunter und blickt hinaus, Viel ist nicht zu sehen, langsam 
sinken die Schneeflocken auf die von vorweihnachtlichen Tannenwäldchen 
erfüllten Straßen. 

Und da klingen auch schon Worte in der melodischen Wiener Mundart an 
die erfreut aufhorchenden norddeutschen Ohren des Gefreiten Schüdde- 
kopp. Aufrüttelnde, frohstimmende Worte. Ein Mann mit weißer Schürze 
geht den Zug entlang und schreit: „Heiße Wirschtel, Zigaahn, Obst, Scho- 
kkolade — heiße Wirschtel, Zigaahn, Obst, Scho-kkoladel” 

Es klingt dem Gefreiten Schüddekopp wie einschmeichelnde Wiener 
Walzermusik. — „Sie — hedal” ruft er, „ein Paar heiße Würstchen!” 

Der Mann bleibt stehen. „Ui jegerll” sagt er, „da wern S’ bei mir ka Glick 
net ham. Heiße Wirschtel san scho lang ausgangen!” 

„So?" sagt der Gefreite und wundert sich, „dscha, dann geben Sie mir 
eine Zigarre!” 

„Zigaahn gibts nur für Stammkunden!” 

„Nanul” sagt der Gefreite und wundert sich noch mehr, „Also dann 
etwas Obst!” 

„Oba, Heah”, sagt der Wiener, „wo wollns denn jetzt an Obst hernehmen? 
An Obst gibts nur im Somma, und mir stengan knapp vor Weihnachten!” 
„Dunnerlüttchen!” sagt Schüddekopp und seine norddeutsche Gründlichkeit 
ist irritiert. „Also dann geben Sie mir wenigstens etwas Schokoladel” 
„Schokolade is kane net dal” 

„Ja, aber Sie haben doch auf dem Breit eine Menge Bonbonnieren liegen?“ 
„Dös san nur Schaupackungen!” 

„Ja, zum Teufel, Mann! Warum rufen Sie denn dann alle diese Dinge aus, 
wenn Sie gar nichts davon haben?!” 

„Schaun S’, Heah”, sagt da der andere urgemütlich, „zu was soll I mi an- 
strengen und an neichen Text lernen?” 


DER TAPEZIERTE DICHTER 
VON KURT GUNTHER VON FISCHER 


Mein Freund Waldemar Wespenbauch ist ein Dichter. 

Nicht etwa so ein Schreibmaschinendemolierer, der Kriminalromane von 
fünf Toten aufwärts und unverkäufliche Kurzgeschichten schreibt, nein, 
ein Lyriker, ein Wortmagier, ein Sprachschöpfer, kurz ein richtiggehen- 
der Dichter mit Samtmasche, Nackenhaaren und so. Naturgemäß spre- 
chen seine ätherischen Geisteskinder nur zu einem kleinen Kreis, da 
unverständlicherweise noch immer ein Großteil der Bevölkerung eine 
Portion Sauerkraut mit warmen Würstchen dem „Hymnus an die Morgen- 
röte" von Waldemar Wespenbauch vorzieht, Aber das muß anders 
werden, Die Kunst muß ins Volk getragen werden, sagt mein Freund, und 
danach handelt er auch. Wie zum Beispiel am letzten Dienstag. Dies war 
der Tag, an dem er seine erste Vorlesung vor einem auserwählten Publi- 
kum hielt. 

Also am letzten Dienstag besuchte ich ihn in seiner neutapezierten Woh- 
nung. Er hatte selbst die Farbenzusammenstellung getroffen: Gelb mit 
Rosa. Man bedenke: Gelb mit Rosal Es war grauenhaft. Es sah aus wie 
Eieromelette mit Schinken. Sonnenstäubchen auf Mädchenwangen, sagte 
Waldemar Wespenbauch und war sehr begeistert, was er auch den Hand- 
werkern mitteilte. 

Ihrer waren drei, Ein Meister, ein Geselle und ein Lehrling. Der Meister 
hatte einen Bauch und keine Haare, der Geselle hatte Haare und keinen 
Bauch und der-Lehrling hatte eine schwarze Nase. 

„Wahrhaft erhebendl” sagte Waldemar Wespenbauch. 

„Scheen!“ sagte der Meister, denn er hieß Zapletal und stammte aus dem 
schönen Böhmerlande. 

„IsJaklarl” sagte der Geselle. 

Der Lehrling sagte nichts. 

Mein Freund, der Dichter, strahlte, „Sollte ich sie nicht...” flüsterte er mir 
fragend zu, „sollte ich sie nicht für heute abend einladen?” Und schon 
wandte er sich zu den dreien: „Ich lese heute abend im ‚Criterion' aus 
eigenen Werken. Hier sind drei Karten, ich erwarte Sie bestimmt!” 
„Scheen!” sagte der Meister. 

„Isjaklarl” sagte der Geselle. 

Der Lehrling sagte wieder nichts, aber er war sichtlich bewegt. 

Abends acht Uhr im lichterstrahlenden ‚Criterion‘. Vor einem erlesenen 
Publikum begann mein Freund Waldemar Wespenbauch mit seiner be- 
rühmten Ode „Das Leben”: 

„Tauch‘ In des Lebens betörende Fluten... 

In diesem Augenblick trat eine kleine Unterbrechung ein, denn etwas 
verspätet kamen bei der Tür der Meister Zapletal, der Geselle und der 
Lehrling herein. Ihre Sitze befanden sich in der Mitte der zweiten Reihe, 
und bis sie an der dicken Dame, die an der Ecke saß, vorbeigekommen 
waren, vergingen etwa fünf Minuten. 

Der Dichter begann von vorne: 

„Tauch’ in des Lebens betörende Fluuuten ...” 

Er machte eine kunstvolle Zäsur. Der Saal lauschte mäuschenstill. 
„Scheen!” sagte der Meister Zapletal in diesem Augenblick, weil er offen- 
bar meinte, das Gedicht sei gerade zu Ende. 

„Isjaklarl“ sagte der Geselle bestätigend. Man kann nicht behaupten, daß 
Ihre Stimmen leise gewesen wären. 

„Bitte?” fragte der Vortragende vom Podium herab. Er war etwas verwirrt 
und fingerte an seiner Brille. „Ach so, ja — nichts!" 

Und er begann von neuem: 

„Tauch’ in des Lebens betörende Fluuuten. 
In diesem Augenblick senkte der Lehrling seine Hand In die Tasche und 
holte eine Tüte mit Bonbons hervor. 

Das Publikum machte „Ts! Ts! Ts!" und „Schschschttl”, aber das war un- 
gerecht vom Publikum, denn schließlich kann doch der Lehrling nichts 
dafür, wenn die Bonbonfabrikanten ihre Ware In ein Papier einpacken, 
das stärker raschelt und knistert, als eine Kompanie Soldaten im herbst- 
lichen Laubwald. 

Jedenfalls wurde Waldemar Wespenbauch neuerdings daran gehindert, 
in des Lebens betörende Fluten einzutauchen. 

Ich weiß wirklich nicht, woran es lag, aber der Abend wurde kein Erfolg. 
Die herrlichsten Gedichte meines Freundes kamen irgendwie nicht richtig 
zur Geltung. Eventuell mag auch die knusperige Käsesemmel etwas störend 
gewirkt haben, die der Meister Zapletal anschließend an die Ode „Das 
Leben” hervorholte — jedenfalls war es ein Fiasko. 

Trotzdem war mein Freund nicht verstimmt und nahm nichts übel. 

Bis Samstag. 

Da erhielt er vom Tapezierermeister folgende Rechnung: 





Ein Zimmer tapeziert . . u RM 25.— 

3 Stunden im Criterion gesessen, Nachttarif und 

Überstundenzuschlag nebst Fahrtspesen für drei 

Mann) es 5 RM 30.— 
RM 55.— 


124 


Der Zimmerherr 


{K. Helligenstaedt) 








„Dreimal hat er jetzt schon reingeschaut — und dabei 
hat er doch gar keine Küchenbenützung .. .!* 


L’inquilino: “Gid tre volte ha sbirciato adesso qua dentro; e sl che non ha Il diritto d’uso della cucina .. .!.. 


125 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 





(0, Nückel) 


























Kurt Möbius wollte verreisen. 

In der vierten Woche der Zuteilung. 
Kurt Möblus rief daher seine Frau. 
„Helene! Meine Brotkartel” 

„Sofort, Kurt!” 


Helene eilte in die Küche, 

Helene suchte und suchte. 

Endlich fand sie die Brotkarte. 

Sie lag unter der Butter. 

Und sah auch so aus, 

Voller Fettflecken. Über und über, 

„Hier Ist die Karte, Kurt!” 

„Ich wollte goch nur die Brotkarte.” 

„Das ist sie doch!” 

„Das hier?” 

„a. 

Kurt betrachtete das glänzende Prachtstück und 

sagte: „Das ist schon mehr eine Butterbrotkartel” 
I.H.R 


* 


Auf dem Gute hatte man beschlossen, selbstver 
ständlich die Skier dem Vaterlande zur Verfügung 
zu stellen. Nur eine Fahrt wollte man noch zum 
Abschiede von den lieben Brettern unternehmen. 
Am Morgen des zweiten Weihnachtstages gab 
der junge Eleve dem französischen Kriegsgefan- 


genen die letzten Anweisungen für die wenige 
Arbeit des Tages; dann schloß er seine Aus- 
führungen stolz mit dem Satze: „Maintenant je 
vais chler avec les filles du chef.” 

Den entsetzten Blick des Franzosen sah er nicht 
mehr. * 


Bobby entschließt sich, einen Graphologen aufzu- 
suchen, irrt sich aber und landet im Vorzimmer 
des bekannten Phrenologen Professor Schädelnaht, 
Tags darauf triftt er seinen Freund Rudi. 

„Na“, sagt Rudi, „wie war's, Bobby, was hat er 
denn g’sagt, der Graphologe?“ 

„Hörst, Rudi”, meint Bobby, „das war wirklich 
g’spassig! Ich hab gar nix schreiben müssen.. 
Aber recht gründlich ist er g’wesen! An mein 
Kopf hat er umeinanderdruckt, abg'messen hat 
er ‘'n, dann hat er wieder druckt, dann hat er 
langmächtig nachdenkt und endlich hat er g’sagt: 
Sie Ärmsterl... Und dann hat er mir fünf Mark 
in die Hand druckt und hat g’sagt, daß I nimmer 
kommen brauch!" H.K.B 





erhöhen die Schaffens. 


kraft und Lebensfreude 
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Dr. Hell's Schnelikurs Itallenisch über- 
til bei weitem all meine Erwartun- 
gen Ich habe ‚eine kleine Dorlschule 
besucht und hatte keinen Schimmer 


\ionische Zeitungen zu losen und Bılefe 
zu schteiben Ich habe es yelbst nicht 
für möglich gehalten, daß man In so 
kurzer Zoit eine Iramde Sprache lornen 
kann. Mit gulem Gewissen kann Ich 
ven Fiomdsprachen. Erst nachdem icn ladem dieses einzigartige Work woiter- 
mich mit einer Italienischen Familie amprenlen 

sehr ‚gul ongelreundet halte, kam in Radebaull, Margol Henning, Radebeul, 
mir der Wunsch auf, auch die Itelie- den 29. April 1941 Lessingstrae 7; 
nische Sprache zu behorschen. Ich 

habe nicht Immer regelmäßig geler 

sogar manchmal tagalang ausgosetzt. 
Leinen Ist gar nicht das richtige Wort, 
man brauch! woder auswendig zu ler 
nen, noch Vokabeln und grammatlsche 





Koin Auswondiglernen von Vokabeln 
Ich finde Ihr Nousystem insofern un- 
übertrofflich, als das Auswondiglernen 
von Vokabein und grammatischen Ro- 
geln ganz ausgeschaltet ist, denn dor 
Regeln pauken, noch irgendwelche Lehrstofl prägt sich In seinam Aufbau 
Vorkenntnisse oder eine besondere Be- ganz von selbst dem Gedächtnis ein. 
gabung zu besitzen. Mon liest, und dos Der behandelte Stoft wird in Inter- 
Gelesona prägt sich spielend leicht assanler Walse gehracht und kann tast- 
ein. Moine itollenischan Freunde waren los im praktischen Leben verwendet 
üborrascht über molne schnellen Er- werden 

'olge, besondars Über die quio Aus- St. Pölten, 15. Jan 1940. Adalb. Redl, 
sprache. Auch bin ich In der Lage, Ila- Josefsir. 57 Houptschuldirektor 1. R 











Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahı als 
eine Sammlung totor Vokabeln entgegen, sonder. so, wie sie wirklich und tig 
lich In lebendiger Rede und Geganrede gesprochen und gebraucht wlıd. Jodus 
machanlscho Auswendigiernen füllt fort, denn eine wortverwandt neugestälteie 
Wochselwitkung zwischen Fremd und Muttersprache vorankerl das Sprachgut 
Dies vollzioht sich nach einem nauartigen Plan von Wiederholung, der bewlıkt, 
daß Ihnen der Sprachstofl ohne moachanischos Auswendiglemen zufließt. Gleich 
einer Interessanten Loklüre, dio unterhält, anrmgt und erfieut, geht die Anolgnung 
dar Umgangssprache kurzwailig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nätig, Volks 
schulblldung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anweisung 
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Erlebnis auf der Galerie 


(N IM 


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AuulılliT. 
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Avventura dal loggione 


130 


(Fr. Bilok) 





DIE HELFENDE HAND 
VON WALTER FOITZICK 


Längst ist das Trinkgeld abgeschafft, seit Jahren 
schon. Du findest auf deiner Rechnung einen klei- 
nen Betrag von Prozenten hinzuaddiert, der dich 
von der Gabe von Trinkgeldern und den andern 
von der Schmach, etwas anzunehmen, befreit. Ich 
glaube, so hieß es damals, und es war auch von 
Menschenwürde die Rede und von dem Lohn, den 
jede Arbeit erfordert. Damit also war das Trink- 
geld abgeschafft, Schluß! 

So ganz einfach ist die Sache aber doch nicht. 
Die Menschenwürde ist gerettet, keiner kann ge- 
zwungen werden, ein Trinkgeld anzunehmen, aber 
es Ist nicht ganz so einfach, jemand zu zwingen, 
nichts zu geben. 

Ich muß da von mir reden. Da war z, B. jemand in 
meinem Zimmer, und well er gerade einen Ham- 
mer bei sich hatte, bat ich ihn, einen Nagel ein- 
zuschlagen. Er schlug ihn ein, er machte vier 
Schläge, vier gute, geschickte Schläge. Ich selbst 
hätte zwölf bis siebzehn schlechte Schläge ge- 
tan, und der Nagel wäre krumm gewesen, Der 
Mann war ein Fachmann im Nageln. Nun wäre es 
meine Pflicht gewesen, zu fragen: „Was bin ich 
schuldig?” Da der Mann ganz bestimmt voller 
Menschenwürde gewesen Ist, hätte er die Sache 
durchkalkulleren müssen nach Zeit, Materialver- 
brauch, Amortisation und Regieunkosten. 

Ich gestehe offen, Ich vergaß In dem Augenblick 
die Menschenwürde und gab ihm ein Trinkgeld. 
Er dachte im Moment wahrscheinlich auch was 
anderes und nahm'’s. Vielleicht wäre es richtiger 
gewesen, ich hätte ihm für seine Hilfe das ‚Du’ 
‘angeboten oder ihm vorgeschlagen, falls er mal 
ein kleines Feullleton brauchte, sich an mich zu 
wenden, aber, Hand aufs Herz, mir fiel das nicht 
ein, sondern ich gedankenloser Bursche gab ihm 
ein Trinkgeld. 

Und neulich: Da war ich in einem Hotel, da wurde 
alles auf eine Rechnung geschrieben, und es war 
viel addiert und die ganze Sache sah aus wie 
die Bilanz eines größeren Industrieunternehmens 
mit Soll und Haben und Dividenden, obwohl Ich 
nur eine Nacht dort geschlafen habe. Es stimmte 
gewiß alles und ich zahlte. Neben mir stand mein 
Koffer, und wie ich mich gerade bücken wollte, 
ihn aufzuheben, da bückte sich neben mir einer 
und gab mir den Koffer in die Hand. Da wurde 
ich wieder rückfällig, ich stellte meinen Koffer 
hin, knöpfte Mantel und Jacke auf, fand mein 
Geld und gab in die helfende Hand. Auch der 
Mann, der mir beim Einsteigen In den Zug da- 
durch hinderlich war, daß er mir meinen Koffer 
aus der Hand nahm und mir zwischen die Beine 
schob, erhielt eine Kleinigkeit, denn ich kann mir 
nicht denken, daß er es nur aus Bosheit getan 
hat. Ach, es ist so schwer, keine Trinkgelder zu 
geben. 


Leerer Garten 
Von GeorgBritting 


Abgeerntet steht der Garten 

Und die Blumenpracht versank dahin. 
Vergeblich ist's, aufirgendwas zu warten. 
VorWochenschonsahman dieVögelziehn. 


Die Vögel flogen in ein ander Land. 
Du nimm aus deinem Schrank ein rotes 
Band 
Und gib’s dem Wind, der soll's von 
dannen treiben! 
Am Rosenstrauch mag es wohl 
hängenbleiben 
Und eine Schleife in die Lüfte schreiben. 


American Bar 


(Karl Amold) 

















„Nicht traurig sein, Dickerchen, versaufen wir deine letzten Stützpunkte!* 


Bar americano: “Non rattristarti, no, pancione mio! Tracanniamo giö le tue ultime basi d’appoggio!,, 


131 


Kuriergepäck in Tanger 


(Wlinelm Schulz) 








„England verspricht uns ein besseres Leben, sein Secret Service schickt uns den Tod!“ 


Bagaglio di corriere in Tangeri: “Mentre I'Inghilterra ci promette una vita migliore, Il suo Secret Service ci manda la morte!,, 


132 


DREI PIONIERE TINFEINEM ZELT 


Es waren schwere Tage gewesen damals in den 
Wäldern um den Iimensee. Drei Wochen stand 
das Regiment im Kampf. Nun aber waren die 
Schwaben vorne und das Regiment, so hieß es, 
ging in Ruhe. 

Die Wolken hingen tief über den Wäldern. Der 
Regen rauschte nieder. Die Jäger nach dem lan- 
gen, mühsamen Marsche waren hundemüde. Der 
Pionier Hotter, der Minenhotter, schlief, wie er 
stand, an einen Baum gelehnt, während die an- 
dern beiden das Zelt aufstellten. Der Hotter 
konnte ruhlg schlafen; denn Minen gab es hier 
keine mehr. Es hieß in der Kompanie, daß er die 
Minen „schmecken“ könnte. Lang genug war 
seine Pfundsnase dafür; denn wo niemand etwas 
sah und niemand auch nur etwas ahnte, riß er 
plötzlich die andern zurück, kroch vor und grub, 
als hätte er sie selber in den Boden gezaubert, 
die schönste Mine aus der Erde. Aber es lag ihm 
das nicht bloß in der Nase, auch in den Fingern. 
Finger, sagten sie in der Kompanie, hatte er so 
feine und geschickte wie eine Hebamme, Nie- 
mand hätte ihm, dem groben Holzknecht aus dem 
Otztal, einen so zarten Umgang zugetraut, aber 
was er bei den Minen brauchte, hatte er wohl 
daheim bei den Weibsleuten gelernt. 

Da war der Gefreite Knapp mehr für das Grobe. 
Sprengen war für ihn das Höchste. Wenn nicht 
irgend etwas in die Luft zu sprengen war, galt 
das für ihn nicht als ein richtiger Krieg. Brücken, 
Bunker, Häuser, Bäume, Verhaue, Fische aus dem 
Wasser, Steine aus der Erde, einerleil „In die 
Luft damit!” das war sein Leibspruch. Jetzt aller- 
dings kniete er bloß auf dem Waldboden wie ein 
gewöhnlicher Soldat und spannte die Zeltbahn so 
fest, daß es den dritten, den Federspiel, beinahe 
über den Pfosten hinauswarf in die Luft. 

„Nit so gach“, schrie der kleine, runde Feder- 
spiel und versuchte mühsam das Gleichgewicht 
zu halten und die Zeltbahn nach der andern Seite 
zu spannen. Der Federspiel war im Gegensatz zu 
den ändern beiden ein Universalpionier, bei 
allem dabel, für alles zu gebrauchen, aber am 
besten für sich selber. Darum hielt er viel auf 
gutes Essen und ein solid gebautes Zelt. Er zog 
noch den Graben rundum und legte die Rasen- 
stücke sauber über den unteren Rand des Zeltes. 
„Hö, Hotter“, riß dann der Knapp den langen 
Hotter vom Baum weg, „das Hotel ischt fertig, 
Hotel ‚zum grünen Pionierl' Zentral geheizt von 
uns selber und mit fließendem kalten Wasser, 
wenn's so weiter regnet wlia Jetzt!” 

Der Hotter, ohne richtig aufzuwachen, taumelte 
in das Zelt hinein, zog seine langen Stelzen, die 
wie ein Stativ verstellbar waren, ein Stück welt 
ein und nun legten sich die drei zu jener kunst- 
vollen Figur zusammen, die sie in langen Zelt- 
nächten genau erprobt hatten. Der kleine Feder- 
spiel schloff so hinten Ins Zelt hinein, daß der 
Knapp seine breite Rückseite vorbauen konnte 
und der Hotter sich lang um ihn herumbrachte. 
Brust und Rippen des einen waren schon so auf 
Rücken und Hinterteil des andern eingerichtet, 
daß der dritte mit Armen und Beinen wunder- 
bar zurechtkam. Es sah aus, als wäre das, was da 
Im Zelt lag, ein einziges Wesen, so genau paßte 
alles ineinander. 

Der Regen rauschte auf das Zelt hernieder und 
gab die rechte Musik. Wie sie dort lagen, so 
schliefen sie ein, Der Hotter begann sogleich zäh 
und ausdauernd das nächtliche Holz zu sägen. 
Sein tiefer, abgründiger Baß gehörte zu einem 
Pionierschlaf dazu. » 

Da aber stieß plötzlich jemand mit den Nagel- 
schuhen gegen das Zelt, trat dem Federspiel ins 
Kreuz und eine Stimme war da, — nicht zu ver- 
kennen! — die Stimme von ihm selber, dem Spieß: 
„Hö, ihr da, ihr baut die Latrin!” 

Sie hatten es alle drei gehört; denn so tief der 
Schlaf eines Pioniers sein mag, tiefer als das 
tiefste Sprengloch und geballter als jede ge- 


VON KARL SPRINGENSCHMID 


ballte Ladung, und so laut daneben Blitz und 
Donner, Bomben und Granaten, die ganze himm- 
lische und irdische Artillerie losgehen mag, der 
Pionier schläft seinen Schlaf; denn es geht ihn 
ja nichts an, was da schießt. Wie aber etwas 
geschieht, das ihn selber angeht, und Ist es noch 
so heimlich und still, bloß jemand, der zum Es- 
sen pfeilt, oder der Hauptmann, der etwas sagt, 
oder der Spieß, der etwas schreit, da ist der 
Pionier alsogleich wach und Ist bei der Sache. 
So geschah es auch, daß sie alle drel sehr wohl 
hörten, was der Spieß befohlen hatte. Klar, die 
Kompanie brauchte hier im Walde eine recht- 
schaffene Latrin, 

„Hascht g’hört, Knapp”, rüttelte der Federspiel 
den andern an seiner Seite auf, „die Latrin soll- 
ten mier graben!" 

„Ischt guet”, sagte der Knapp, schon wieder halb 
im Schlaf und rührte sich nicht. 

Erst nach einer langen Pause richtete er sich auf, 
als hätte er jetzt erst begriffen, um was es ging, 
und faßte den dritten fest an der Schulter. 

„Hö, du, Hotter, hörst nit? Die Latrin sollten mier 
graben.” 

„Die Latrin‘, murmelte der Hotler in sein Schnar- 
chen hinein, ohne aufzuwachen, 

Erst nach einer guten Weile riß er sich plötzlich 
zusammen, schlug die Augen auf, griff über den 


Von der Raucherkarte 


Von Ratatöskr 


© meine Freunde, 

Ihr laßt belämmert Die Köpfe hängen, 

Ihr lamentiert vom öllofen Docht 

eurer einft fo glühenden Lebensfunzel, 

well der Staat euch den Tabak rationiert hatt 

Well’s auch da jet nur noch nach Punkten 
geht? 

Weil das diesbezügliche Ladenfräuleln 

(mir wollen fie Tabatiere nennen) 

euch ohne Ausnahme (ohne Ausnahme!) 

in einer langmächtigen Lifte verbucht hat? 


Aber Ich biet’ euch ein Krümelchen Troft, 

minziges Krümelchen freilich bloß - Immer 
hin: 

hört ihn, rappelt euch auf und lächelt. 


Alto: Ich ließ mir Die Lifte zeigen. 


Wer figuriert da als Nummer Eins? 
Wer ift am früheften aufgeftanden? 
Wer marfchlert wie ein Held an der Tetet 


Ift's etwa Gottfried, der Kettenraucher, 
oder der Meifter im Ringblafen Schmitt 
oder - oder -? - | Gott bewahrel 


Ein ftelnaltes Mutterl von weit über achtzig, 

die - auf Ehrenwort - felbft totalabftinent int 

(höchftens daß fie grad fo ein klein biffel 
fchnupfi). 

Aber fie hat ein halb’ Dutsend Enkel, 

und die ftehen weit Draußen im Feld... 


Müßte man Ihr nicht honoris causa 
eine Doppelte, nein, eine fechsfache 
Männerkarte verleih'n - ftatt der halben?... 


133 


Knapp hinüber nach dem Federspiel, erwischte 
ihn bei den Haaren, und sagte dumpf: 
„Federspiel, hö, was Ischt mit der Latrin?” 

Aber der Federspiel war schon brunntief im 
Schlaf und der Knapp auch. 

Unaufhörlich ging der Regen nieder. Draußen 
auf der Rollbahn ratterten die Panzer, die Sturm- 
geschütze brausten vor, die Infanterie sang im 
Marschieren, der Krieg ging weiter. Nur in dem 
kleinen Zelt die Pioniere schliefen, als ginge es 
mit ihrem Schlaf bis an das Ende aller Zeit. 

Auf einmal aber gab sich der kleine Federspiel 
einen Ruck. Er wußte selber nicht wieso und 
weshalb, aber plötzlich war er wach und sagte 
laut und klar zu sich selber: „Die Latrin”. 

Er drehte den Kopf herum und schaute über die 
zwei anderen, wie sie da, ineinandergelegt, der 
Hotter mit seinen eckigen Gliedmaßen, wie der 
Kasperl im Spielzeug, der Knapp, breit, das halbe 
Zelt füllend, schliefen und schnarchten, daß die 
Zeltbahn schier mit jedem Atemzug auf und 
niederging. 

Der gute Federspiel wurde bei diesem Anblick 
von Mitleid ergriffen. „Ischt Ja wahr, ös armen 
Häuter”, sagte er nachdenklich, „der Schlaf ischt 
das Schönste, was der Pionier hat.” Und damit 
richtete er sich auf, hob sorgsam den linken Fuß 
hoch, zog ihn über den Knapp hinüber, stellte ihn 
zwischen den Hotter hinein, stand auf und schloff 
hinaus in den Tag, 

Rundum im grünen Wald schnarchten die Zelte. 
Der Federspiel nahm Krampen, Beil und Schau- 
fel und ging um die schlafende Kompanie herum 
dem Rand des Waldes zu. Dort fand er bald eine 
geeignete Stelle und fing an die Latrine zu gra- 
ben, drei Meter In die Länge, einen halben tief, 
einen halben breit, und zimmerte dann noch 
einen kräftigen Sitzbalken zurecht wie es sich 
gehörte, 

Dann kroch er wieder über die beiden drüber 
und legte sich auf seinen Platz zurück. „Ischt 
Ja erscht guet schlafen“, sagte er zu sich selber, 
„wann man sein Sach brav tan hat!“ Also legte 
er den Kopf wieder in die Armbeuge und schlief 
hinüber in jene andere Welt, wo es keinen Sta- 
cheldraht und keine Minen und keine geballten 
Ladungen gibt und auch der Pionier nichts ist 
als ein seliger Liebhaber, 

Draußen auf der Rollbahn ging der Krieg weiter, 
die Geschütze donnerten los, die Infanterie 
sang ein Lied, von Monika und so, aber drinnen 
In dem kleinen Zelt war der tiefste Friede, 
Plötzlich aber richtete sich der lange Hotter auf 
und schaute herum. Es war da irgend etwas, das 
Ihn nicht schlafen ließ. Er überlegte eine Weile 
und griff sich den gestrigen Tag entlang. Aber 
da war alles, was er fand, In Ordnung. Die sie- 
ben Minen hatte er alle gesammelt und ge- 
sprengt und dem Hauptmann das freigelegte 
Minenfeld In die Karte eingezeichnet, dann waren 
sie marschiert und marschiert und schließlich in 
den Wald gekommen, wo es hieß, die Kompanie 
hätte nun Ruhe und es stünde dafür, ein Zelt zu 
bauen, dann hatten sie sich hingelegt, dann — 
jetzt hatte er’si 

„Die Latrin! Himmelseiten, die Latrin!” 

Zu dritt wären sie ja schnell damit fertig gewe- 
sen. Aber, wenn er so die andern beiden ansah, 
den dürren Federspiel im Eck, und den dicken 
Knapp daneben, wie sie da, selig wie die En- 
gel, in den Tag hineinschliefen, da faßte ihn das 
Erbarmen. „Die armen Häuter“, dachte er und 
stand auf, nahm Schaufel, Beil und Krampen und 
ging hinunter an den Fluß und grub die Latrin, 
drei Meter lang, einen halben tief, einen halben 
breit und den Sitzbalken darüber. 

Dann schloff er wieder auf seinen Platz, legte sich 
rundum und beeilte sich, daß er die zwei ande- 
ren noch einholen konnte, denn im Schlafen 
waren sie schnell. 

Soweit war alles klar; denn beim dritten, beim 
dicken Knapp war die Ursache, die ihn auftrieb, 


nicht das Gewissen eines braven Pioniers, son- 
dern durchaus natürlich. Als er begriffen hatte, 
was Ihn auftrieb, fiel ihm auch schon die Latrin 
ein. Er schaute die beiden andern an seiner Seite 
an und murmelte dumpf: „Os Häuter, ös! also hat 
die Kompanie noch keine Latrin!” 

Eine Weile überlegte er, schüttelte heftig den 
Kopf, Dann aber, als es ihm keine Ruhe ließ, 
kroch er aus dem Zelt, schritt durch den Wald 
und grub in dem dichten Erlengebüsch, das etwas 
abseits von der Kompanie lag, die Latrin. Der 
Spieß sollte nicht sagen können, daß sie, die 
drei, nicht eine saubere Latrin gebaut hätten. 
Also zimmerte er nicht bloß einen bequemen 
Sitzbalken, er nagelte auch noch ein Geländer 
daran, zum Anlehnen! — 

An diesem Morgen, als es nach zwanzig Stunden 
Schlaf Essenfassen hieß — der einzige Ruf, der 
alle in den Zelten wie mit einem Schlag auf die 
Beine brachte —, geschah etwas, das die siebente 
Kompanie Im ganzen Krieg noch nie erlebt hatte: 
Der Spieß stand da und lachte freundlich wie 
die Morgensonne. 

Und als die drei grünen Pioniere daherkamen, 
der kleine, windige Federspiel mit dem wilden 
blonden Schopf voran, dahinter der breite Knapp, 
breit für drei Pioniere allein, und dann hinten- 
nach der baumlange Hotter, schon wieder halb 
Im Dienst, mit dem scharfen, stechenden Blick in 
den Augen, mit dem er die Minen suchte, da 
mußten sie sich alle drei vor dem Spieß aufstel- 
len: „Eine einzige Latrin hab i ang’schafft“”, rief 
der Spieß vergnügt, „und drei habt ihr uns gra- 
ben! Das reicht” 

Die Jäger rundum lachten hell in den Wald hin- 
ein, Die drei Pioniere aber verstanden noch nicht 
recht, was eigentlich der Spieß meinte. 

„Du?“ fragte der Federspiel den Knapp. 

‚Ja Il" sagte der Knapp. 

„Und i aal” der Hotter. 

Seit dieser Begebenheit heißt es in der sieben- 
ten Kompanie, wenn einer seltab einen Gang zu 
ua hat und die anderen fragen ihn: „Wo gehst 
in?” 

„I geh zu die drei Pioniere” 


Der Anlaß 





(0. Hermann) 


„Ich glaube, wenn ihr Frauen irgendwo was glänzen seht, dann fällt euch gleich ein, euch zu 
pudern!" — „Ganz richtig, Eduard, deine Frisur zum Beispiel kostet mich sehr viel Puder!“ 


I molivo: "Credo che a Voi donne, oppena vedete brillare, ove che sio, qualcosa, salti subito in mente d’incipriarvitu, 
“Hal raglone, Edoardo! Per esempio l’acconciatura della fua testa costa a me moltissima cipria!,. 


Die Weissagung / von werner Rietig 


Ich bin beileibe nicht abergläubisch. Nein, das 
bin ich wirklich nicht. Aber als ich neulich mor- 
gens nach schwerem Alpdrücken in Schweiß ge- 
badet erwachte, hatte ich gleich das dunkle Ge- 
fühl, daß mir an jenem Tage etwas sehr Un- 
angenehmes zustoßen würde. Und als ich dann 
ganz gegen Wille und Gewohnheit mit dem lin- 
ken Bein zuerst aus dem Bette stieg, beim Ra- 
sieren den Raslerspiegel zerbrochen vorfand und 
als ich am Frühstückstlsch die Salzdose zu Boden 
riß, da machte ich mich gleich auf das Schlimmste 
gefaßt. 

Das versetzte mich in eine begreifliche Erregung. 
Und als ich die Schuhe zuschnürte, riß Ich in der 
Nervosität, in die ich mich hineingesteigert hatte, 
den Senkel entzwei. Bekanntlich kommt ein Un- 
glück selten allein, beziehungsweise werfen die 
großen Ereignisse ihre Schatten voraus. Kurzum, 
mir platzte bei dieser Gelegenheit auch der Ho- 
senknopf vom hinteren Hosenbande, 

Und das ausgerechnet in einem Augenblick, wo 
ich in größter Eile war, 5 
„Amalie, Amaliel“ rief ich meine Frau herbel. 
„Schau dir mal meinen Hosenknopf dahinten an” 
Aber Amalie konnte dort beim besten Willen kei- 
nen Hosenknopf entdecken. Bis ihr allmählich die 
Erkenntnis kam, daß der Knopf wohl abgerissen 
sei. Sie antwortete: 

„Ach so, hm-hm, ich werde einen Patentknopf ho- 
len. Den drücken wir ein, dann ist der Schaden 
sofort behoben.“ 

Ich aber muckte auf und höhnte: „Patentknopf, 
hahl Solch ein Junggesellen-Patenthosenknopf, 
was? Dazu Ist unsereiner nun seit Jahren verhei- 
ratet, um wie ein Junggeselle mit Patentknöpfen 


herumzulaufen. Nee, meine Liebe, mit der Luder- 
wirtschaft fangen wir erst gar’ nicht an." 

„Nun dann nähen wir ihn eben mit Nadel und 
Zwirn an, den alten, garstigen Hosenknopf“, flö- 
tete meine Frau daraufhin im Ton, als hätte sie 
Wölfchen, unseren jüngsten Stammhalter von 
anderthalb Jahren, vor sich und nicht mich, einen 
ausgewachsenen Familienvater. 

Sie zog sich ins Nebenzimmer zurück, um dort 
nach Nadel und Zwirn zu suchen. Endlich nach 
einer kleinen Ewigkeit kehrte sie zurück — be- 
walfnet mit einer langen Stopfnadel. 

„Wohin wohl die Nöhnadeln gekommen sind”, 
meinte sie. „Ich hatte gestern einen ganzen Brief 
davon auf dem Nähtisch liegen und nun sind sie 
weg. Wenn sie Wölfchen nur nicht verschluckt 
hat.” 

„Wer weiß, vielleicht hat der Junge Hunger ge- 
habt”, entgegnete ich unbedacht. 

„Du solltest dich schämen, Felix, derartige gefühl- 
lose Witze über dein eigen Fleisch und Blut zu 
machen”, rügte sie mich streng, um auf einmal 
weinerlich zu werden: „Ach, ich habe ja gleich 
das Gefühl gehabt, daß in unserem Haus etwas 
ganz Entsetzliches geschehen wird.“ 

„Du auch? Wieso?” fragte ich unsicher. 

„Fräulein Achmüller, du kennst sie doch...” 

Und ob ich sie kenne, das Fräulein Achmüller — 
jene angealterte Dame mit Stielbrille, Dackel und 
schwarzem Kater, die es sich nicht nehmen läßt, 
allen Frauen der Nachbarschaft gern und unent- 
geltlich gut gemeinte Ratschläge aus der Fülle 
ihres ereignislosen Lebens zu erteilen. 

„Nun ja, Fräulein Achmüller hat mir kürzlich 
Prophezeit, daß der 13. dieses Monats — also 


134 





heute — ein gefahrvoller Tag für mich ist, an 
dem ich mich sehr in acht nehmen muß.“ 

Wie gesagt, ich bin nicht abergläubisch und bin 
auch sonst ein ungläubiger Thomas. Für mich ist 
die Astrologie eine ebensolche Zigeunerkunst 
wie das Kartenschlagen und das Handlesen. 
„Ach was, Unsinn, Quatsch, Ist Ja alles BlödsinnIl!" 
„Nein, Felix, nein. Sprich nicht so. Du wirst schen, 
daß ich recht behalte, Etwas ganz Entsetzliches 
wird geschehen.“ 

In der Tat geschah dann auch im selben Augen- 
blick etwas ganz Entsetzliches, 

In der Hitze des Streites, In den wir uns hinein- 
geredet hatten, stach meine Frau, die unterdes- 
sen mit dem Annöhen des Knopfes beschäftigt 
war, mir die Spitze der Nadel in jenen Körper- 
teil, der durch Götz von Berlichingen klassisch 
geworden ist. 

„Au aul” jaulte ich in jähem Schmerz, 

Meine Frau hielt inne und starrte mich fassungs- 
los an. Dann begriff sie, was sie angerichtet hatte, 
und ein befreites Lächeln huschte Über ihr Ge- 
sicht. 

„Ach so, das war es also, jenes geheimnisvolle 
entsetzliche Etwas, das uns bevorstand. Gott sel 
Dank, nun ist es überstanden.” 

Ich aber vergaß für einen Augenblick meine guie 
Kinderstube und fluchte: „Heiligeskreuzmillione: 
himmeldonnerwetterschockschwerenot nochma! 
Dann schlüpfte ich rasch in Rock und Mantel, 
warf krachend die Wohnungstür ins Schloß und 
eilte ins Büro, — 

Meine Frau ist nach wie vor überzeugt, daß es 
in den Sternen geschrieben stand. Und ich, der 
es auf eine so fühlbare Weise zu spüren bekam, 
muß gestehen, daß ich seitdem einen höllischen 
Respekt vor Weissagungen und dem besagten 
Fräulein Achmüller hege. 





Graphologie 





„Also der Schrift nach muß das ein sehr feinfühlender Mensch sein, Fräul'n Poldi!“ 
„Geh, was Sie sag'n, Frau Wurzinger — und ich hab’ immer g’meint, er wär bloß fad!“ 


Grafologia: "Dunque, signorina Leopoldina, secondo la sua scrittura egli dev'essere un vomo di finissimo 
sentire!,,— "Ah, cosa mi dite mai, signora Wurzinger!... Ed io invece pensavo ch’egli non fosse altro che insipido!,, 





135 





(R. Krlosch) 








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3.Gegen schädliche Haarparasiten 








136 


Aufbruch / Von Günther Goercke-Pflüger 


Das Quartier, das eine Zeitlang unsre Welt 
und ein wenig Heimat dargestellt, 
liegt verödet nun im Morgengrauen. 


Wie gewöhnlich bellen auch zu dieser Stunde 
nicht besonders rassereine Hunde, 
während wir das Marschgepäck verstauen. 


Drüben auf der Weide wundern sich die Kühe 
ob der fremden Störung in der Frühe 
und die Pferde schütteln ihre Mähnen —. 


Nur ganz hinten, an verschwieg'nem Ort, die Fliegen, 
die dortselbst von nun an nichts mehr kriegen, 
sie allein vergießen bitt're Tränen. 


Das Sicherheitsschloß / von erix stockmarr 


Als wir in unsere neue Wohnung einzogen, meldeten sich eine Reihe von 
Problemen, die gelöst werden sollten. Unter anderem war ein neues Schloß 
an der Korridortür notwendig, denn das alte war kaputt und sah aus, als 
ob es vom Dreißigjährigen Krieg herstammte. Ich war der Meinung, daß 
wir das beste und sicherste Schloß kaufen sollten, weil es doch sehr not- 
wendig ist, daß die Tür gut abgeschlossen Ist. Meine Frau aber, die sehr 
sparsam Ist, meinte, wir könnten ein ganz gewöhnliches Schloß kaufen 
und dann den Rest des Geldes anders benutzen. 

„Aber Lotte’, sagte ich, „was denkst du eigentlich?” Und dann erzählte 
ich ihr eine Geschichte über eine alte Dame, die ein billiges Schloß an der 
Tür hatte, und als sie eines Tages nach Hause kam, war — „ja weißt du, 
was passiert war, Lotte?“ — „Nein.“ — „Die Tür war weg — die ganze 
Tür war weg; irgendeiner, der wahrscheinlich Türen sammelte, hatte das 
Schloß geöffnet und war ganz einfach mit der Tür weggelaufen.” 

Diese Geschichte machte einen tiefen Eindruck auf meine Frau, und ich 
telefonierte sofort an ein Eisenwarengeschäft und bestellte ein gutes, 
sicheres Schloß, Eine halbe Stunde später kam ein Mann, ein dicker, rot- 
backiger Kerl, mit einer großen Tasche in der Hand, von der Art wie sie 
die Hebammen zu benutzen pflegen. Er war aber keine Hebamme, sondern 
Mechaniker. Von seiner Tasche holte er verschiedenes Werkzeug und ein 
Schloß heraus: „Dies ist das beste und sicherste Schloß in der Welt”, sagte 
er, „es ist etwas ganz Neues und Geniales”, und dann erklärte er mir die 
Geheimnisse des wunderbaren Schlosses. An der Rückseite saß ein kleiner 
Zapfen, und wenn man im Korridor stand und die Tür geschlossen hatte, 
konnte man diesen Zapfen ein halbes Mal nach links drehen — „knick” 
sagte es —, und dann konnte kein Mensch in der Welt die Tür von außen 
öffnen; keiner, auch nicht der Teufel selbst, konnte in die Wohnung, hinein- 
kommen. Aber auch eine andere kleine Genialität war an diesem Schlosse. 
Wenn man draußen vor derTür stand, konnte man, nach dem Abschließen der 
Tür, den Schlüssel nach rechts drehen, und wenn man einen kleinen „Knack” 
hörte, war sie so sicher geschlossen, daß es unmöglich war, das Schloß zu 
öffnen; auch nicht, wenn man die Fensterscheibe In der Tür eindrückte und 
die Hand hinelnsteckte, konnte man hineinkommen. Diese Vorrichtung 
hatte man konstruiert, flüsterte der Mechaniker mir ins Ohr, damit der 
Hausherr, wenn er ab und zu ausgehen wollte, seine Frau hinter Schloß 
und Riegel einsperren konnte, denn wenn man dieses „Knack” machte, 
konnte der, der in der Wohnung saß, nicht herauskommen, und keiner 
konnte zu ihm kommen. „Das ist doch immer eine Beruhigung‘, sagte der 
Mechaniker und plinkte mit dem einen Auge. 

Als er dieses wundervolle Schloß eingesetzt hatte, zeigte er mir in der 
Praxis, wie die verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen wirkten, und ich 
bezahlte ihm 25 Kronen, was Ich nicht zuviel für solch eine geniale Erfin- 
dung fand. Außer diesem fabelhaften Schloß saß an der Tür auch noch ein 
anderes, ein ganz gewöhnliches Schloß, und dann auch noch eine Sicher- 
heitskette und eine große Eisenplatte vor dem Fenster. Unsere Küchentür 
war auch mit mehreren Mechanismen geschlossen, und außerdem stand ein 
riesiger Eichenschrank, so schwer wie ein Elefant, vor der Tür. Bei uns 
konnte also keiner eindringen. 

Als der Mechaniker weggegangen war, sagte Ich zu meiner Frau, daß ich 
zum Bäcker gehen wollte, um ein paar Kuchen zu kaufen, da wir diese 
praktische neue Erwerbung bei einer warmen Tasse Malzkaffee feiern 
wollten. Ich nahm meinen Mantel und verließ, munter pfeifend, unser kleines 
Nest (2 Zimmer en suite). Eine Viertelstunde später war ich wieder zurück 
und steckte den Schlüssel in das wunderbare Schloß. Aber was glauben 
Sie? Ich konnte das Schloß nicht aufmachen! Noch einmal versuchte ich, 
aber wieder ohne Resultat. Dann rief ich durch den Briefkasten meiner 
Frau zu: „Lotte, mach mal schnell auf, ich kann nicht hineinkommen." 

In meiner Nervosität steckte ich den Schlüssel noch einmal ins Schloß und 
drehte hin und her. So nervös war ich, daß ich ganz vergessen hatte, daß 
man den Schlüssel nicht nach rechts drehen durfte, denn dann kann man 
ja nicht aus der Wohnung herauskommen, Lotte rüttelte an der Tür, konnte 
sie aber nicht aufmachen. Dann rief sie durch den Briefkasten: „Ich ver- 
suche den kleinen Zapfen zu drehen, Erik, vielleicht geht es dann besser.” 
„Um Gottes willen“, rief ich und klopfte an die Glasscheibe, „mach das 
nicht, Lotte, dann kommt kein Teufel mehr hinein!” — „Knick, sagte es, und 
Lotte hatte schon den Zapfen gedreht. — „Kannst du jetzt hineln- 
kommen?” fragte sie. Ich setzte mich auf die Treppe hin: „Nein, jetzt 


N 


fer erste Blick bleibt oft an der Krawatte haften. Sie ist die Stelle 





am Anzug, die seine Eintönigkeit durch ein interessantes Muster und lebhı re Farb- 
töne wohltuend unterbricht. Wegen dieser wichtigen Rolle als Schmuck und Blick 
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Das Gölosenoprägtsichsplelond leichtein lionlsche Zeitungen zu losen und Briefe 
Dr. Holl's Schnelikurs Itallonisch übor- ZU schreiben. Ich habo os selbst nicht 
trifft bei weitem all meine Erwartun- für möglich gehalten, daß man in so 


den. Ich habe Olne, kleine Dorfschule kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen 
besucht und hatte keinon Schimmer kann. Mit guiem Gewissen kann ich 
von Fromdsprachen. Erst nachdem Ich ledem dieses einzigartige Werk welter 
mich mit einer liollenischen Familie empfehlen 

sohr gut ongelreundat hatte, kam in Radebeul], Margot Henning, Radebeul, 





mir der Wunsch auf, auch die Italle. den 29. April 1941 Lessingstraße 7. 
nische Sprache zu bahertschen. Ich 

habe nicht Immer regelmäßig golormt, Kein Auswendigiernen von Vokabeln 
sogar manchmal lagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Neusystom Insofom un 
Lomen It gar nicht das tichtige Wort, übertreftlich, als das Auswendigiemnen 


mon braucht weder auswendig zu ler: von Vokabeln und grammalischen Re 
nen, noch Vokabeln und grammalische geln ganz ausgeschaltet ist, denn der 
Regeln pauken, noch Itgendweiche Lehrstoff prägt sich In seinem Aufbau 
Vorkenntnisse oder eine besondere Bo- ganz von selbst dem Gedächtnis ein 
gabung zu besitzen. Man liest, und das Der behandelte Sioft wird In Inter- 
Golesone prägt sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann rest 





ein. Meine Itallenischen Freunde waren os im praktischen Leben verwendet 
überrascht über meine schnellen Er- werden. 

'olge, bosonders über die gute Aus- St. Pölten, 15. Jan. 1940, Adalb. Rdl, 
sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ila- Josatstr. 37 Hauptschuldirektor 1. R 


+ Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahr als 
eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sio wirklich und täg- 
lich In lebendiger Rede und Gegentode gesprochen und gebrauch! wird. Jedes 
mechanische Auswondiglernen fällt fort, denn oine wortverwandt neugestaltote 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Mutlersprache verankert das Sprachgut 
Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bawltkt, 
daß Ihnen der Sprachstoff ohne moechanisches Auswendiglernen zufließt. Gleich 
einer interessanten Lektüre, die unterhält, anregt und erfreut, goht die Aneignung 
dor Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks 
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137 


Heute wohl selten - 


aber gut! 






























































ATIKAH 





n 
raturen 
durststillen- 


villkommen! 


Hanewacker 


ars mild” 


Tab denn er 


K, 
schmeckt gut und wird „rauchlos 


ı auch Sie Ihrem 
die kleine Freude und 
m ab und zu eine 


Hanewacke onder 


komme ich nie wieder hinein, und du kommst 
nicht mehr heraus, Lotte.” — „Aber was machen 
wir nun, Erik?” fragte sie mit ängstlicher Stimme, 
„Tja, was machen wir?“ antwortete ich, „Ich muß 
den Mechaniker holen, sonst sehen wir uns nie 
wieder, und dann müssen wir uns scheiden lassen, 
denn eine Frau, die ich nie sehe, das ist doch „..” 
Wir küßten uns durch den Briefkasten, worauf ich 
schnell die Treppe herunterlief Ich nahm ein Auto, 
um so schnell wie möglich den Mechaniker zu 
holen. 

Der Mechaniker stellte seine Tasche hin und ver- 
suchte mit dem Schlüssel die Tür zu öffnen. Aber 
vergebens, Auch er konnte sie nicht öffnen: „Sie 
haben irgend etwas verkehrt gemacht”, sagte er 
und sah mich böse an — „Wir haben alles Mög- 
liche versucht”, antwortete ich und trocknete den 
Schweiß von meiner Stimm, „nach rechts und links 
haben wir gedreht, und ‚Knick’ und ‚Knack’ hat 
es gemacht, und...” — „Ach so, das hätten Sie 
nicht machen sollen. Jeızt ist das Schloß über- 


geschnappt, das ist das Schlimmste, was passieren 
konnte, denn jetzt kann keiner in der Wält es 
aufmachen.” — „Aber, mein lieber Mann, Ich muß 
doch zu meiner Frau hinein, ich kann sie dech 
nicht vor Hunger sterben lassen! Dann müssen 
wir die Fensterscheibe eindrücken.” — „Das hat 
keinen Zweck”, sagte der Mechaniker, „das habe 
ich Ihnen doch schon erklärt, wenn es ‚Knack' 
gemacht hat, kommt kein Teufel mehr in die Woh- 
nung hinein, und wenn es ‚Knick‘ gemacht hat, 
kommt kein Teufel wieder heraus, Wir müssen 
durch die Küchentür hineinkommen.” 

„Um Gottes willen“, rief ich, „dann müssen wir 
zuerst die Tür sprengen und die Hinterwand von 
einem zentnerschweren Eichenschrank eindrücken, 
und wenn wir endlich im Schrank sind, können 
wir nicht herauskommen, denn wir haben den 
Schlüssel dazu verloren.” — „Ja, dann ist nichts 
anderes zu tun, als die Tür einzuschlagen.” 

Wir stemmten den Rücken gegen die Tür und 
stießen mit allen Kräften dagegen. Das half aber 





gar nichts. Dann nahmen wir Anlauf, warfen uns 
beide auf einmal gegen die Tür. Dreimal wieder- 
holten wir das, und das dritte Mal zerschmetterte 
die Tür, und wir fielen, mit dem Kopf zuerst, inden 
Korridor. Glas- und Holzstücke flogen um uns her- 
um, und ich bekam eine große Beule an der Stirn, 
während der Mechaniker sich ein blaues Auge 
holte. Das Schloß war aber ganz unbeschädigt, 
denn dieses Wunder von einem Schloß kann über- 
haupt nicht kaputigehen. 

Natürlich mußten wir die Tür und die Fenster- 
scheibe erstatten und auch ein anderes Schloß 
kaufen. Die Tür konnten wir erst am nächsten Tag 
bekommen, und ich mußte deshalb die ganze 
Nacht sitzen und Wache halten, während meine 
Frau im Bett lag und schlief. Das neue Schloß war 
ein ganz gewöhnliches Schloß und kostete nur 
10 Kronen. Die Tür aber kostete 50 Kronen und 
die Fensterscheibe 10 Kronen. Das waren insgesamt 
95 Kronen. Dafür hatten wir aber auch ein Sicher- 
heltsschloß gehabt. Wenigstens eine Stunde langl 










mit 50988ttund 1& 


Honig, Zuder und Sett werden zerlalfen und In eine Schüflel gegeben. Wenn die Mafie falt 
ertaltet If, rührt man nacheinander das €i, dle Gemürse, bas Waller und #4, des mit „Badin“ gemifdhten 


© und gefiebten Mehls hinzu. Den Reit des Wehls [dhüttet man auf ein Badbreit (Tilhplatte), gibt 
© darauf den Telgbrei, bededt ihm mit Mehl und verfnetet Ihn zu einem glatten Teig. Sollte der Teig 


Telo: 2508 Kunlikonig, 100 € Fuder, 50 g Butter 
Margarine), 1 €, 1 geltt. Tel. gemahlener Zimt, 
2 Uropfen Dr. Oetter Bad-Aroma Bittermandel, 
5 Tropfen Dr. Oetter Kucengewüry-flroma, 1 Eh. 
Waller, 500 g Weizenmehl, 12 8 (4 geltt. Tel.) 
Dr. Octter „Badin“, 

Zum Beftreihen; Etwas entrahmte Srifchmild. 


fieben, gibt men noch etwas Mehl hinzu. Man madıt Daumendide Rollen daraus, [dmeidet fie In 
sleihmähige Stüde, formt Diele zu gut firfdigroben Kugeln und drüdt jie etwas platt, Sie werden 
auf der Oberfläche mit Mildh beitzichen, In Hagelsuder.gedrüdt*) und auf ein gefetietes Badbledh gelegt, 
*) Stattdellen fann man audı die Pflafterfteine Jofort nadı dem Baden mit einem didflälfigen Gub 
aus 125 g oellebtem Duberzuder und 2-3 Ghlöffel heifem Waller beitreihen. Audı beide 
Derzierungsarten je sur Hälfte mitten jehe nett. 

Badyelt; Etwa 10 Minuten bei Marker Gibe, (Unter Umftänden bie Kihe während des Badens 
Ihwäder einftellen !) 















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en Innen "— Im übrigen ein schützenden Wund- 
pfiaster darauf, dessen weiches Mulhmsen md dem 
Brandwunden hedenden Wiamut geträckt ut ao. 


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ist die tägliche Frage im Geschäft von fen und das ist bei den mei 
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Ihre anderen u mit Alles-Kitt in Ordnung bringen 
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“pt 


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GROTESKE VON FERNÄNDEZ FLOREZ 


Wenn Sie in vorgerückter Nachtstunde schreibend 
in der Stille Ihres Arbeitszimmers saßen, haben 
Sie dann nicht schon einmal das Gefühl gehabt, 
es schaue Ihnen jemand zu? Wirklichkeitsmen- 
schen wollen es mit Nervenschwäche erklären, 
während andere von einer übersinnlichen Welt 
sprechen. Doch gibt es Augenblicke, in denen 
wir solche Erscheinungen deutlich wahrnehmen. 
Die einen sehen dann Lichtpünktchen, die ande- 
ren Vögel oder formlose Schatten, Bei mir sind 
es stets Katzen. Ganz -plötzlich treten sie aus 
der Wand heraus, flitzen zwischen meinen Bei- 
nen hindurch und sind auch schon, sowie ich 
scharf hinblicke, wieder verschwunden. 

Ich mag Katzen gerne und freue mich an dem 
leichten zierlichen Gang meiner nächtlichen Be- 
sucher. Einmal Jedoch mußte Ich schreckliche 
Qualen durch sie erdulden. Allerdings handelte 
es sich dabei um wirkliche, sehr lebendige 
Katzen... 

Guitano, mein Diener, meldete mir eines Tages, 
unsere Katze habe sechs Junge geworfen. „Das 
ist zuviel“, bemerkte Ich. — „Gewiß ist das zu- 
viel“, bestätigte er. „Übrigens wollte ich, ich 
könnte eben das von unserer Kuh vermelden. 
Wie ist doch alles schlecht im Leben eingerich- 
tetl Was sollen wir nun mit den kleinen Unge- 
heuern anfangen?” — „Ich habe keine Ahnung.” 
— „Man muß sie töten.” — „Ach, die armen Vie- 
cher!“ — „Mir tun sie ja auch leid”, meinte Gui- 
tano, wobei er selne buschigen Augenbrauen run- 
zelte. „Ich bringe es gar nicht übers Herz, sie 
umzubringen.” 

Eineinhalb Monate verstrichen. Da beklagte sich 
Guitano: „Wie soll ich mich nur von der Brut be- 
freien? Die sechs Katzen fressen mehr als zwei 
erwachsene Menschen, und laufen mir außerdem 
andauernd unter den Füßen hindurch, Ich wollte 
sie verschenken, aber niemand will sie haben. 
Wo anders ertränkt man sie im Wasser. Aber hier 
gibt es ja nicht einmal einen Weiher, der tief ge- 
nug wäre..." 

Mir kam ein guter Einfall: „Trag sie in den Wald 
und setze sie dort aus!” 

Bereitwillig ‚machte er sich am folgenden Mor- 
gen auf den Weg, die sechs Kätzchen wohlver- 
packt am Arm tragend. Er wanderte meilenweit, 
nahm sie aus seinem Korb heraus und jagte sie 
durch Händeklatschen in die Flucht. Mit steil er- 
hobenen Schwänzen stoben sie nach allen Rich- 
tungen auseinander. Erleichtert ging er federnden 
Schrittes heimzu. Da schien es ihm plötzlich, als 
hörte er hinter sich ein leises Rascheln. „Ob sie 
mir nachlaufen?“ dachte er, wagte aber nicht sich 
umzublicken. Völlig außer Atem, vom raschen Lau- 
fen in Schweiß gebadet, kam er daheim an. Im 
gleichen Augenblick tauchte vor ihm im Nelken- 
beet eines der Kätzchen auf; dann noch eines; 
und endlich alle sechs. 

Guitano trug in den nächsten Tagen mir gegen- 
über ein recht wortkarges, abweisendes Wesen 
zur Schau. Eines Morgens beobachtete ich ihn, 
wie er dicht am Gartenzaun eine Grube aushob. 
Er blickte mich düster an. „Heute soll es gesche- 
hen!” Nach dem Abendessen kam er in mein 
Zimmer, blieb eine Weile mit verkniffenen Lip- 
pen stehen und rleb sich nervös die Hände, als 
wolle er etwas Häßliches von ihnen abstreifen. 
„Es ist geschehen!” stieß er endlich totenbleich 
hervor. Und obwohl er zu lächeln versuchte, 
merkte ich, wie bewegt er war. Im Glauben, er 
wolle mir aus einem Mitteilungsbedürfnis her- 
aus, wie es alle Verbrecher nach begangener 
Tat fühlen, von dem Mord an den Kätzchen er- 
zählen, beeilte ich mich ihm befehlend zuzurufen: 
„Ich will nichts davon hören!” Hängenden Kop- 
fes schlich er davon. 

Als ich am nächsten Tag meinen üblichen Spa- 
ziergang durch den Garten machte, war es mir, 
als vernähme ich ein leises Miauen. Ich lauschte. 
‚Einbildung, weiter nichts!‘ beruhigte ich mich und 


setzte meinen Bummel fort. Ahnungslos näherte 
ich mich der Stelle am Zaun, wo die aufgewühlte 
Erde verriet, daß dort die sechs Leichen ver- 
scharrt waren, Wieder war deutlich das Miauen 
zu hören. Wie besessen rannte ich davon, um 
Guitano zu holen, der, den Kopf in den Händen 
vergraben, in der Küche hockte und mich mit ent- 
stellter Miene anblickte. „Guitano, beim Zaun 
unter der Erde miaut eine Katzel” 

Er lächelte das verzerrte Lächeln eines Irrsinni- 
gen. „Das ist nicht eine Katze, Sefior, es sind 
sechs! Alle sechs miauen. Ich höre es genau.” 
Vor Grauen geschüttelt, fragte ich mit heiserer 
Stimme: „Was hast du mit ihnen angestellt, Gui- 
tano?” 

Dumpf, in abgehackten Sätzen, erzählte er, wie 
er, um seine Henkersarbeit abzukürzen, einfach 
den ganzen Korb in die Grube gestürzt und diese 
rasch mit Erde zugeschaufelt hätte. 

„War der Korb geschlossen?” forschte ich. 
„Natürlich, sonst wären sie Ja herausgesprungen!” 
„Also... leben sie noch im Korb?" 

„Sie leben noch im Korb, Seforl" Mit vor Ent- 
setzen geweiteten Augen starrten wir uns an 
und schlugen dann schuldbewußt unsere Blicke 
nieder. 

Vierundzwanzig Stunden später war das Miauen 
der Bedauernswerten noch immer zu hören, Es 
genügte, daß ich Guitanos Gestalt sah, wie sie 
geduckt Im Haus umherschlich, damit ich Bescheid 
wußte. „Noch immer?” fragte ich. 

Die Hände auf dem Rücken verschränkt, blieb er 
stehen und sah mich durchdringend an: „Senior, 
hören Sie es denn nicht? Gibt es auf der ganzen 
Welt ein Geräusch, welches das Gewimmer der 
Ätmsten übertönen könnte? Jetzt miauen nurnoch 
fünf. Im ganzen Haus gibt es keinen Winkel, wo 
man es nicht hört; es verfolgt mich, wenn ich 
mich noch so weit vom Garten entferne.” 

„Du sagst, es selen nur fünf?” 

„Ja, es sind nur noch fünfl” 

„Und die... anderen?” 

Er trat dicht an mich heran, die Augen quollen 
Ihm fast aus dem Kopf, als er mir zuflüsterte: 
„Die anderen haben die eine aufgefressen, Herr! 
Bestimmtl“ 

„Du meine Gütel“. Ich zitterte wie im Fieber. Viel- 
leicht hatten seine Worte mich beeindruckt, denn 
von dem Augenblick an vernahm ich, wo Ich auch 
sein mochte, das Miauen der fünf Kätzchen. Ich 
sah im Geist, wie sie sich in dem engen Korb 
herumbalgten, mit gesträubtem Fell und mit im 
Dunkel phosphoreszierenden Augen; wie sie ver- 
suchten, der durch die Spalten hereinrieselnden 
Erde zu entgehen. Vier Tage später miauten sie 
noch. Guitano war so abgemagert, daß ihm die 
Sandalen von den Füßen schlotterten. „Zwei sind 
noch übrig”, stöhnte er. „Achtundvierzig Stunden 
müssen wir diese Qual noch ertragen!” Und am 


Tag darauf: „Noch Ist eins dal Morgen... wird 
alles zu Ende sein!” 

Kaum war die Sonne aufgegangen, da stürzten 
wir schon In den Garten. Noch immer wimmerte 
kläglich ein Kätzchen; leise klang es herauf. Am 
folgenden Tag desgleichen; und ebenso am näch- 
sten; so die ganze Woche hindurch. Aller Logik 
zum Trotz wurde das Miauen von Tag zu Tag 
stärker. Es war nicht mehr das gedämpfte Miauen 
eines jungen Kätzchens. Es war das Fauchen einer 
in Wut geratenen Katze, das in den langgezoge- 
nen Lustschrei überging, mit dem im Frühling beim 
Mondenschein der Kater die Kätzin überzeugen 
will, es sel an der Zeit, seine Liebe zu erhören, 
Unser Entsetzen nahm zu. Eines Nachmittags sagte 
ich zu dem melancholischen Skelett an meiner 
Seite: „Gultano, ich begreife nicht, wie dieses 
unglückliche Wesen noch leben kann; es ist doch 
nun bald einen Monat begraben, Selbst wenn es 
noch Luft hätte... es hat nichts zu fressen!” 

„Es lebt von seinem Schwanz, Sefor.” 

„Von seinem Schwanz?“ 

„Sie wissen doch, daß der Schwanz einer Katze 
immer wieder nachwächst, hauptsächlich wenn 
sie noch so Jung ist wie diese hier, So frißt sie 
täglich ein wenig, und täglich wächst er wieder 
nach.” R 

„Aber das ist ja Wahnsinn, Gultanol” 

„Ach, Sefor, wovon sonst soll sie leben?” 
„Guitano, wir müssen einen Entschluß fassen. Das 
muß aufhören!” 

„Ja, aber... wie?” 

„Wir müssen die Erde dort ganz feststampfen.” 
Er strich sich mit der Hand über die Stirm und 
sagte: „Gut, wir machen ein Endel” Wir gingen 
hinaus in den Garten. Aus dem Schuppen holten 
wir einen schweren Schlaghammer und begaben 
uns zu dem schrecklichen, uns nur zu gut bekann- 
ten Ort. Zögernd blieb ich stehen, Eine furcht- 
bare Angst, etwas Übernatürliches könnte ge- 
schehen, würgte mich. „Los!” befahl ich dann. 
Der schwere Schmiedehammer sauste mit dump- 
fer Wucht nieder auf die Erde. Irren Blickes und 
verzerrten Gesichts rammte Guitano die Erde fest 
und rief dabei verzweifelt; „Vergib... armes 
Opfer... unglücklicher Märtyrer... vergib mirl... 
Ich töte dich zu deinem Bestenl,... Mein Herr 
befahl mir, es zu tun!” 

Das Ergebnis war, daß die Katze nur noch wüten- 
der und hartnäckiger miaute als zuvor, „Senior, 
sagte Guitano, der nur noch ein Schatten war, 
„ich möchte mich von Ihnen verabschieden.” 
Ich senkte den Kopf. „Ich begreife dich, mein 
treuer Gultano, Diese Folter ist unerträglich.” 
„Wenn Sie das Miauen meinen,.. jetzt miauen 
ja wieder alle sechs... so kann ich Ihnen nur 
sagen, daß sie in einer halben Stunde soviel 
miauen können wie sie wollen: ich werde es 
nicht mehr hören!” 

„Willst du fort von hier?“ 

„Ich werde mich töten, Herr. Ich kann nicht mehr! 
Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie etwas dagegen 
haben, wenn ich mich bei dem Kastanienbaum am 
Eingang aufhänge?” 

„Mein guter Gultano”, gab ich gerührt zur Ant- 


KAMERADEN i 


Von Herbert Lestiboudois 


Nacht — und die Sterne wandern 
Lautlos zum kommenden Tag — — 
Weißt du noch’—? Damals in Flandern, 
Als ich ganz vorn mit dir lag —? 


So nalı schon dem Tod — und die Fernen 
Des Lebens so lockend nodı —? 

Auch damals allein mit den Sternen —! 

Die Erde nach Maiblumen roch. 


So lagen wir Stunde um Stunde, 

Die Leiber gepreßt tief ins Kraut... 
Da schlug es dir jählings die Wunde — 
Dein Mund aber gab keinen Laut. 


140 


Erst als die Sterne verglühten — 

Schon tagte es — sah idı dein Blut 
Inmitten viel taufrischer Blüten — — — 
Und dennoch ward alles noch gut. 


Und dennodıi siegte dein Leben 

Über die ewige Nadıt —! 

Dein Herz, Kamerad, hält nun neben 
Dem meinen wieder die Wacht. 


Und Sterne wandern -und wandern, 

Die Front steht in Flammen und Raudı — — 
Weißt du noch —? Damals in Flandern —? 
Du meißt es. Und schweigst, Und ich auch. 


Indizien 


(K. Helligenstaedt) 





„Warum glaubst du, daß Oskar was angestellt hat?“ — „Er preist plötzlich meine menschlichen 
Qualitäten so furchtbar, und früher hat er mir immer so nette Sachen über meine Figur gesagt!“ 


Indizi: “Perch& credi tu che Oscar abbia commesso qualcosa?,, — "Perche& tutto d'un tratto esalta 
terribilmente le mie qualitä umane, mentre prima egli diceva sempre cose tanto grazlose sulla mia figura!,, 


141 


wort, „wähle dir, welchen Baum du willst; meinet- 
wegen sogar den Pfirsichbaum, obgleich ich es, 
wie du ja weißt, ungern sehe, wenn seine Zweige 
beschädigt werden. Aber einen Vorschlag möchte 
ich dir vorher noch machen a 
„Es ist doch alles vergebens ... 
„Einen letzten Kampf wollen wir noch zusammen 
bestehen. 

„Nein, leben Sie wohl, Herr! ... So gut Sie ver- 
mögen ...” Er ging. „Guitano!” schrie ich ihm 
nach, „ein letzter Trumpf bleibt uns noch: warum 
sie nicht ausgraben?” 

Er zögerte. Da zerrie ich ihn mit und drückte ihm 
einen Spaten In die Hand. Wir gruben und gru- 
ben ... Was für fürchterliche Ungeheuer würden 
uns gleich entgegenspringen? ... Dann stieß der 
Spaten auf den Korb, der ganz zerfallen und ver- 
fault war ... Noch ein Spatenstich — da kam das 
kleine Häuflein Katzen zum Vorschein, fast ganz 
zu Staub zerfallen. Sie wären alle tot, verwest 
und — stumm. 


(Aus dem Spanischen von H, B. Wagenseil,) 








LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0. Nückel) 





Bobby ist zu einer Abendgesellschaft eingeladen. 
Da hat er das Mißgeschick, daß er seiner Nach- 
barin ein Glas Rotwein auf ihr neues Seidenkleid 
schüttet. Betroffen meint sie: „Das Ist aber ein 
schöner Schaden!” — Worauf Bobby sich beeilt, 


sie zuvorkommend zu beruhigen: „O, wirklich 
nicht der Rede wert, gnädige Frau, ich trinke 
ohnehin Rotwein nicht gern!” FH. 


* 


Grat Bobby und Rudi sind auf Ferien auf dem 
Lande. Eines Tages frifft Rudi seinen Freund Bobby 
vor einer Schar Gänse an, die er tiefsinnig be- 
trachtet. Fragt Rudi: „Was denkst du denn nach?” 
„Ach“, erwidert Bobby, „ich überlege nur, was 
die Gänse eigentlich für eine Haut bekommen, 
wenn... sie friert” FH. 


Rudi blättert nervös im Telephonbuch. 

„Was suchst denn, Rudi?” fragt Bobby, der ihm 

die längste Zeit zugeschaut hat. 

„Die Telephonnummer meines Schneiders.” 

„Wie heißt er denn?” 

„Harzer!“ 

Denkt Bobby eine Welle nach, dann sagt er: 

„Rudi, vielleicht findst ihn unter Limburger!’ 
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Mr. Roosevelt läßt sich von seiner Frau jeden Morgen sein optimistisches Lächeln wieder anmassieren. 


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München, 4. März 1942 » 
47. Jahrgang / Nummer 10 30 Pfennig 


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Eduard der Einkreiser 
und 
Väterchen Nikolaus 








(Karl Amald) 





„Für England ist der Bolschewismus keine Gefahr, Niki, wir sind mit den Russen geschäftlich immer gut ausgekommen!* 
„Ja früher, Edi, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, daß die Russen seit 1918 andere Geschäftsmethoden haben!“ 


Eduardo l’accerchiatore e babbo Nicola: “Sai, Niki, per |’Inghilterra Il bolscevismo non & un pericolo; col Russi nol abbiamo 
fatto sempre buoni affari!,,— “Prima si, Edi; ma io so per esperienza che i Russi, a partire dal 1918, adottano altri metodi d’affarl!,. 


(. Hogenbarth) 





Veraltete Sensationen 


Manches verschwindet mit der Zeit; das werden 
Sie auch schon gemerkt haben. Sie denken dabei 
vielleicht an geräucherte Gänsebrust oder Hum- 
mermayonnaise, Ich denke auch manchmal dran, 
mein Gott, jeder hat so seine schönen Erinnerun- 
gen. Aber im Augenblick denke ich an anderes 
Verschwundenes. 

Können Sie sich noch an Aussichtstürme erinnern? 
Aussichtstürme sind verschwunden, das heißt, 
Türme, die nur wegen der Aussicht da waren, 
Türme, deren einziger Zweck es war, daß man 
sich von oben besah, was man sonst nur von 
unten sehen konnte, Aussichtstürme standen an 
Ausflugsorten. Sie waren aus Stein oder aus 
Eisen oder aus Holz, und ihre Besteigung kostete 
zwischen zehn bis dreißig Pfennigen. Während 
des Aufstieges zählte man die Stufen und kon- 
trollierie, ob das Reisehandbuch ihre Anzahl 
richtig angegeben hatte. Schon das war sein 
Geld wert, denn es ist immer schön, festzustel- 
len, ob etwas Gedrucktes der Wahrheit ent- 
spricht, Man war Ja so bescheiden damals in Hin- 
sicht auf Fehler, die man in Gedrucktem zu fin- 
den hoffte. 

Doch das war nur eine Nebenerscheinung, die 
Hauptsache blieb immer die Aussicht, der herr- 
liche Rundblick, und, daß man auf die andern 
herunterblicken konnte, auf die andern, die ganz 
klein wirkten. Ich finde, so etwas ist mit zwanzig 
Pfennigen nicht zu hoch bezahlt, Noch etwas 
war an so einem Aussichtsturm herrlich. Man 
konnte sich die Gegend durch farbige Gläser an- 
sehen. Man sah sie nicht nur In natürlichen Far- 
ben, man sah sie blau und grün und rot und gelb. 
So konnte, wer es wollte, alles in Rosa sehen, 
die Menschen und die Städte, die fernen Kirch- 
türme und die ganze Umwelt. Mir hat das damals 
sehr gut gefallen, es hat eigentlich allen sehr 
gut gefallen, und ich sehe gar nicht ein, warum 
die Sache mit den farbigen Gläsern abgekommen 
ist. So schön ist die Wirklichkeit auch nicht im- 
mer, daß sie nicht einige Retuschen vertragen 
könnte. 

Ins gleiche Gebiet wie die Aussichtstürme ge- 
hören die Echos. Als Ich klein war, gab es Echos 
in Hülle und Fülle. Ich meine nicht so private 
Echos an einem Waldrand oder einer Hausmauer, 
nein, richtige offizielle Echos mit einem Stern im 
Reiseführer. Daß es offizielle Echos waren, merkte 
man daran, daß ein Mann mit einem Böller oder 
einer Trompete dastand. Den Böller ließ er gegen 
geringe Zahlung donnern und auf der Trompete 
blies er. Man muß bedenken, daß es sich dabei 
nicht um ein einzelnes Echo handelte, sondern 
um Serien von sieben bis dreizehn Echos. Ob- 


wohl man nur für einen Schuß bezahlt hatte, 
konnte man es dreizehnmal knallen hören, und 
auch den Refrain des Trompetensolos hörte man 


dreizehnmal. Manche aber warteten nicht so 
lange und sprachen dazwischen, und da gingen 
die letzten Echos verloren. Der Mann hatte seine 
liebe Not aufzupassen, daß keiner, der nicht be- 
zahlt hatte, das Echo auch mit anhörte. Diese 
öffentlichen Echos waren sehr beliebt, und ich 
verstehe nicht, warum sie abgekommen sind, es 
handelt sich bei ihnen doch ganz gewiß nicht 
um Mangelware, Foltzick 


Das Büchergeftell 
Von Ratatöskr 


Zuoberft auf dem Bord, da ftehen 

die Fotos jener Koryphäen, 

die einftmals fich Die Zeit vertrieben, 
Indem fie hübfche Bücher fchrieben, 

als welche, unterhalb von ihnen, 
vorliegend jett als Raumfchmuck dienen. 


Von Zelt zu Zeit paffiert es wohl, 
daß Ich mir eins herunterhol’, 

zum Beifpiel einen Band mit Briefen, 
um mich in felben zu vertiefen. 
Doch, wie gefagt, nur ab und zu. 
Meift laß’ ich ihnen Ihre Ruh’. 


Einmal im Monat kommt Sabine 
mit Staubtuch oder Saugmafchine 
und ftört den Frieden Diefer Welt, 
indem fie alles anders ftellt, 
morauf fie dem Gemach entgleitet 
und kühn zu neuen Taten fchreitet. 


Ich felber, mit beforgter Hand, 

fchaft’ alsdann in dem Bücherftand 
die Ordnung wiederum, Die alte, 
weil ich auf fo was fehr viel halte: 
Storm neben Smift, Tot neben Lebend 
- mein Gufto It da ausfchlaggebend, 


Die Koryphäen auf dem Bord 
verlieren, Gott fel Dank, kein Wort. 
Es ift fürmahr ein rechter Segen, 

daß Fotos nicht zu fchimpfen pflegen. 


146 


Sturm an der Wasserkante 


Die See ging sturmgepeltscht und schwer. 
Am Strand trafen wir den Hausherrn unseres Som- 
merlogis, den alten Fischer Brathering, Urahn und 
Stammvater einer ganzen Dynastie tüchtiger See- 
leute. Wie alle Menschen von der Wasserkante 
war er von Jugend auf schweigsam und das hatte 
sich auch In den slebzig Jahren seines Lebens 
nicht geändert. Gleichmütig schaute er In das 
Toben der aufgeregten Elemente, kaute, spie in 
den Sand und strich sich gelassen den elsgrauen 
Bart, Die See ging schwer und sturmgepeltscht. 
„Guter Wind heute zum Segeln, was, Vater Brat- 
hering?” versuchten wir ein Gespräch anzuknüp- 
len. Der Alte warf einen prüfenden Blick über 
die Kimm, spie In den Sand und kaute: 
„Das scha kein Wind, das scha Stuam!” 
Das hieß so viel wie: heute bekommt mich kein 
Teufel aufs Wasser, Kaum, daß er sich einmal bei 
völliger Flaute verleiten ließ, seinen schwarz ge- 
teerten Kahn zu besteigen, um ein paar Flundern 
zu fangen. Verdenken konnte mans ihm ja auch 
nicht. Denn zu seiner eigenen Verwunderung rls- 
sen sich die Leute darum, in den kleinen sticki- 
gen dumpfen Stuben seines Hofes, malerisch ge- 
borgen hinter Dünen, Stranddorn und Weiden- 
gestrüpp, in den Sommerferien zu hausen. Aber 
kenn sich einer in der Welt aus. Ihm sollte es 
gleichgültig sein, er hatte sein Auskommen mit 
den Badegästen, wenn sie nur nicht so viel reden 
und fragen wollten. 
Die See ging sturmgepeltscht und schwer. 
Inzwischen aber hatten seine wasserhellen See- 
mannsaugen eine Nußschale von einem Boot ent- 
deckt, das dicht unter Land mit gerefftem Segel 
auf den Schaumköpfen der Wogen tanzte und 
jeden Augenblick umzuschlagen drohte. Darinnen 
saßen flotte Sportler in Badeanzügen, des Ken- 
terns gewärtig, das den Hauptspaß ihrer harm- 
losen Badebelustigung bilden sollte. 
In Vater Bratherings Mienen begann es zu arbei- 
ten, d. h. der Priem wurde von Backbord nach 
Stuerbord verfrachtet, sein Gesicht verfinsterte 
sich und verriet tiefe Mißbilligung dieses frevel- 
haften Ubermutes, den die Jugend da mit der 
christlichen Seefahrt trieb. Von solchem Greuel 
wandte er sich ab, stapfte durch den Sand seiner 
Behausung zu und sprach die lapidaren Worte: 
„Das scha kein Sägeln, das scha Gottversuchen!” 
Wolfgang Vogler 


Churchill-Münchhausen erzählt: 


(Erich Schliting) 





„Und als ich auf meinem Löwen glorreich aus dem Tor von Singapur ritt, schlug das Tor etwas zu früh zu und riss das Hinterteil 
meines Löwen ab! Ich aber gab die Sporen und galoppierte auf dem Vorderteil meinesLöwen davon, als ob nichts passiert wäre!" 


Churchill-Münchhausen racconta: “...e mentre stavo per uscir gloriosamente dalla porta di Singapore a cavallo del mio leone, essa sbatt& troppo 
In fretta e strappö via Il deretano al mio leone! Ma io diedi di sprone e, assiso sulla sua parte anterlore, galoppal via di lä, come se nulla fosse accaduto!,, 


MEIN FREUND JOHANNES 


Wir waren in eine etwas schwärmerische Gesell- 
schaft geraten. 

Man saß oder lag vielmehr in weichen Stühlen 
und lauschte einem, der aufgesprungen war und 
eine gewaltige Ansprache hielt. Seine Haare 
hingen ihm wild in die Stirn, sein Schlips saß 
schief, Er fühlte sich offensichtlich vom göttlichen 
Funken des Genies erfüllt. 

„Wohin treibt diese Welt?” so rief er. „In Nacht 
und Dunkel. Und nur wir mit unserer Kunst werden 
sie erhellen können. Unsere Werke und Taten 


sind es, die als Lichtpunkte In der allgemeinen 
Finsternis erstrahlen und den Suchenden den Weg 
welsen werden.” 
Da stieß Johannes mich an. 
„Erinnere mich doch bitte morgen daran, daß ich 
mir eine Taschenlampe kaufe”, flüsterte er. 

J. Bieger 

* 


Johannes war sehr stolz. Seine Finanzlage hatte 
sich soweit gebessert, daß er zum ersten Male 
Geld auf die Sparkasse bringen konnte. Fünfzig 
Mark In fünf neuen und schönen Zehnmark-Schei- 


147 


nen. Die Freude aber war nicht von allzulanger 
Dauer. Eine Anschaffung, die dringend notwendig 
wurde, zwang ihn dazu, sein Geld wieder abzu- 
holen. Er bekam es auch, Fünfzig Mark in einem 
Schein. 

Trotzdem war er nachher nicht gut zu sprechen 
auf die Sparkasse. Ich fragte ihn nach dem 
Grunde. 

„Ach. Die halten da keine Ordnung. Fünf Zehner 
habe ich hingebracht, einen Fünfziger bekam ich 
wieder. Ich möchte nur mal wissen, mit wessen 
Geld sie meines verwechselt haben”, sagte 
Johannes, 


Im Kanal 


(€. Thöny) 





m EEE DD ern e _— _— m eg 





„Ist das dort drüben wirklich die ‚Gneisenau‘, die Schwerbeschädigte, Zerschmetterte, Torpedierte?“ 
„Ja, Captain, anscheinend wirkt Radio London doch nicht immer tödlich!“ 


Nel Canale della Manica: “Quella di lä... & proprio la tanto avarlata, silurata, distrutta Gnelsenau ...?,, 
“Sl, capltano; ma, a quanto pare, la radio Londra non Infligge sempre colpi mortali!,, 


148 


Das kitzlige Cello 


(Fr. Bllok) 


























II violoncello insofferente di solletico 


149 





Die Großmütige 


(R. Krlesch) 


„Also ich darf wieder den ganzen Abend neben dieser langweiligen Marianne sitzen, die noch nicht mal 
'n bißchen hübsch ist, und werde nicht wissen, was ich reden soll!“— „Aber Klaus —flirte doch einfach mit ihr!“ 


La generosa: “Dunque mi & dato di sedermi dinuovo per tutta la sera accanto a questa nolosa di Marianna che non 
ha un'ombra di leggiadria e con la quale non so di che discorrere!,, — "Ma Nicola, falle pure senz’altro la corte!,, 


BEIM SKAT 


Der Obergefreite Merkemal war auf seine „alten 
Tage“ unter die Skatspieler gegangen. ‘Er spielte 
gern und oft und lange. Er spielte in jeder freien 
Minute. Heute spielte er sogar, als der Ruf „Es- 
sen holen” durch unser russisches Quartier hallte. 
Er bat mich, für ihn das Essen mitzubringen. Aber 
als ich das gefüllte Eßgeschirr neben ihn stellte, 
beachtete er es garnicht. Hugo sagte zu Merke- 


mal und seinen beiden Mitspielern: „Wollt ihr 
denn garnicht essen?” — „Ist ja noch viel zu 
heißl”" erwiderte Merkemal und kündete einen 
Grand aus der Hand an. Dem Hand-Grand folgte 
verabredungsgemäß eine „Schiebe-Ramsch” — und 
eine „Bock’-Runde, und als die beiden Runden 
herum waren, splelten sie immer noch weiter. 

Da ermahnte ich die drei: „Kinder, ihr vergeßt 
vor lauter Spielleidenschaft Ja sogar das Essen!” — 
„Na, wenn schon“, meinte Merkemal, „Aus Irgend- 


150 


einem Grunde vergißt man Ja stets im Leben das 
Essen. Als ich 15 Jahre alt war, vergaß ich das 
Essen über Karl May, als Ich 25 war, wegen der 
Liebe. Jetzt mit 35 vergesse Ich das Essen wegen 
des Skatsplels, mit 45 werde ich es vielleicht 
wegen meiner Geschäfte vergessen und mit 55..." 
Da unterbrach Hugo den allzu pathetischen Fluß 
der Rede mit der ziemlich prosaischen Ergän- 
zung: „Und mit 55 wegen der schlechten Zähne,“ 

Wilhelm Hammond-Norden 


DER. LETZTE PLATZ 


VON EFFI HORN 


Tante Hermine schien ihrem Großneffen Paul die 
älteste Frau zu sein, die es überhaupt gab. Sie 
lebte damals, als sie alle zwei Monate an einem 
Sonntag besucht werden mußte und damit als 
leichte Plage in Pauls zehnjähriges Leben trat, in 
einem Alt-Fräuleinstift, das ein Stück außerhalb 
der Stadt in einem großen, ziemlich dunklen Park 
lag und umgeben war von der Stille weltabge- 
wandter und leise sich neigender Leben. Pauls 
Vater, der als Junger Offizier viele Jahre fern der 
alten Heimatstadt gelebt hat, brachte dieser älte- 
sten Schwester seines Vaters eine gewisse ge- 
rührte Neigung entgegen, gemischt aus Kindhelts- 
erinnerungen und erwachsener Beschützerfreude, 
eine Zuneigung, die zu einem geradezu verklär- 
ten Entzücken wurde, wenn das alte Fräulein ihn 
streng zu erziehen suchte, als sei er noch der 
kleine Bub von einst. Pauls Mutter wiederum er- 
ledigte diese Besuche mit jener höflichen Ge- 
nauigkeit, mit der sie alle Wünsche und Anord- 
nungen ihres Mannes zu erfüllen pflegte, auch 
wenn sie ihr nicht eben genehm kamen oder gar 
Ihren eigenen Vorsätzen im Augenblick zuwider- 
liefen. 

So blieb nur Paul, der eine wahrhaft leidenschaft- 
liche Abwehr gegen diese Ihn so sehr langwei- 
lenden Ausflüge ins Fräuleinstift an den Tag legte. 
Damit rannte er Jedoch vergeblich an gegen den 
Wall elterlicher Bestimmtheit, die Jede Diskussion 
über Mitkommen oder Daheimbleiben, über Auf- 
gabenmachen oder Freundebesuchen ganz einfach 
ausschloß und zuletzt ihren ebenso sichtbaren wie 
zwingenden Ausdruck fand im sorgsamen Anlegen 
des blauer Matrosenanzugs mit dem weißen Kragen. 
Im Stift roch es stets ein bißchen nach Vanille 
und getrockneten Apfelschalen, denn Vanilleplätz- 
chen prangten allsonntäglich in schön verschnör- 
kelten Schüsselchen auf all den Stuben, und Apfel- 
schalen pflegten die alten Damen In ihre auch 
im Sommer meist leise rauchenden Ofen zu legen, 
In der oft geäußerten übereinstimmenden Mel- 
nung, das röche so gut. Ging Paul mit seinen 
Eltern den langen Gang entlang zu Tante Her- 
mines Zimmer, so steckte beim Aufklingen Ihrer 
hallenden Schritte unweigerlich deren Freundin, 
Fräulein Raimunde von Wieseck, ihren Kopf aus 
der Tür, murmelte wie überrascht „Oh, Pardon — 
Ich habe die Herrschaften nicht kommen hören‘, 
und trippelte ein paar Minuten später so oft und 
so eilig den Gang hinauf und hinunter, bis drin- 
nen das etwas geschwächte Ohr der Tante die 
Schritte Ihrer Freundin auffing und man sie bat, 
doch hereinzukommen. 

Dann saßen alle um den alten ovalen Tisch, der 
immer ein bißchen in Gefahr war, vom Wackeln 
ins Kippen zu geraten, aßen Vanilleplätzchen und 
Torte, die „der Besuch’ mitgebracht hatte und 
unterhielten sich mehr höflich als spannend. Wenn 
Paul seinen Tee getrunken hatte, durfte er in sel- 
ner Ecke verschwinden, einem Winkel zwischen 
Ofen und hohem Ohrenbackenstuhl, wo er auf 
dem Boden hockte und einen Band Brehms Tleı- 
leben — Immer den gleichen — anschaute, 





Das Gespräch der Großen drang dann als glelch- . 


mäßlges Summen an sein Ohr. Er kannte all die Ge- 
schichten, die Tante Hermines angenehm weiche 
Stimme immer wieder erzählte und die sich meist 
um L&onie — oh, diese Leonie — und deren Toch- 
ter Hadwig drehten. 

Leonie, die Frau eines anderen Neffen, war der 
unerschöpfliche Quell des Ärgers und der Bered- 
samkeit für Tante Hermine, und mit der Geschick- 
lichkeit eines Examenskandidaten, der nur ein 
einziges Thema wirklich vorbereitet hat, gab sie 
jedem Gespräch in einem unbewachten Augen- 
blick einen leichten Stoß, daß es die Richtung 
auf L&onie zunahm und damit beinahe ausschließ- 
lich In ihren Besitz überging. 

Das glückte Ihr jeweils am besten beim Gespräch 
über die silberne Teekanne. Tante Hermine be- 
saß eine recht feine alte Biedermelarkanne, aus 


der sie einen Ihres Herzens wegen, wie sie sagte, 
recht dünn gehaltenen Tee eingoß. Bei jeder 
Tasse aber, die sie ausschenkte, entschuldigte sie 
sich des allzu bescheidenen Porzellans wegen 
und seufzte, wie viel schöner jene silberne Tee- 
kanne gewesen, deren sie leider verlustig ge- 
gangen sel, 

Das Fräulein Raimunde von Wieseck nickte dann 
auch sofort eifrig mit dem alten, von einem weißen 
Zopfnestchen gekrönten Haupt und sagte mit un- 
gewohnter Energie: „O Ja, o Ja — Sie kennen 
die Geschichte, Herr Hauptmann, die unsere liebe 
Hermine um die sliberne Teekanne gebracht 
hat?” Und nie gelang es dem Hauptmann durch 
ein beschwichtigendes „Jawohl — Ich weiß, eine 
dumme Sache” der Wiederholung dieser trotz 
häufiger Darstellung recht dunklen Geschichte zu 
entgehen. 

So auch an jenem Sonntag, dessen Paul sich auch 
später noch mit einer besonderen Deutlichkeit er- 
innerte, — vielleicht weil er zum ersten Male eine 
kleine Ahnung von den Sorgen des Erwachsen- 
seins verspürte, vielleicht aber auch nur, weil nach 
Jahren die Eindrücke dieses Nachmittags noch- 
mals seinem Empfinden nahegebracht wurden 
durch neues Erleben. 

„Du weißt ja, Erich”, hatte nämlich trotz des Va- 
ters Abwehr das alte Fräulein sofort elfrig begon- 
nen und auch die Mutter durch ein aufmuntern- 
des Nicken zur Aufmerksamkeit ermahnt, „du 
weißt ja, daß ich seinerzeit viel, viel Stanniol ge- 
spart habe, um mir dafür eine wunderbare sil- 
berne Teekanne einzutauschen. Und L&onie, die 
Frau deines lieben Vetters Oskar, meines Neffen, 
hat versprochen, den Umtausch zu besorgen — 
aber nie, nie habe Ich die Kanne bekommen. 
Ich weiß nicht mehr, sollte es zu wenig Stanniol 
gewesen sein oder nicht die richtige Qualität 
oder sollte die Sache ganz aufgehört haben — 
L&onie wußte ja immer so viele Ausreden, von 
denen alle oder keine wahr sein konnte. Aber so 
war sie. Immer glaubte sie, unserer Familie etwas 
Gutes getan zu haben, weil sie ihre Mitgift her- 
einbrachte. Und dann — was war? Nichts — 
nichts Ist ihr geblieben. — Gott, ich sehe sie 
noch, wie sie mit ihrer Tochter Hadwig die Ma- 
ximillanstraße hinunterging, Hadwig trug einen 
Klemmer und hatte einen dicken Zopf, der ge- 
tade so rotblond war, wie ihr Fuchspelz. Man 
sagte, sie sei apart. Na, das sagte man damals 
immer, wenn ein Mädchen nicht hübsch war, nicht 
wahr, Raimunde?" — Hler nickte das Fräulein von 


Die Gefangene 


Wieseck eifrig. „Aber die Männer drehten sich 
nach Hadwig um, natürlich, Sie kokettierte ja 
auch mit den Offizieren, daß jede andere Mutter 
es verboten hätte. Einmal hat sie sogar mit 
einem Erzherzog geflirtet. Nun ja, sie hat ja dann 
doch den Zollrat geheiratet. Und die Teekanne, 
meine silberne, die mag dann wohl zu ihrer Aus- 
stattung gekommen sein.” 

„Aber, aber, Tante Hermine”, suchte Pauls Vater 
einzulenken, denn er hatte sowohl die Frau sel- 
nes Vetters wie deren Tochter Hadwig stets gern 
leiden mögen. „Es kann doch auch alles wirklich 
irgendein Irrtum gewesen sein — und denk doch, 
nun Ist L&onie doch schon so lange tot — sicher 
bald zehn Jahre.” 

„Elt Jahre und acht Monate“, sagte Tante Her- 
mine streng und genau. „Ich weiß das, well sie 
seinerzeit In unserem Famillengrab beigesetzt 
wurde, wo sie gar nicht hingehörte. Auch so ein 
Übergriff von dieser Löonie. Aber Oskar tat ihr 
ja in allem den Willen.” 

„Sie war doch schließlich seine Frau“, sagte Pauls 
Mutter. 

„Das war sie“, erwiderte das alte Fräulein uner- 
bittlich. „Aber In unserem Grab haben Jetzt nur 
noch zwel Platz — und diese beiden Plätze ge- 
hören Oskar und dir, Erich, als den letzten männ- 
lichen Familienmitgliedern. Unsereins kann dann 
schauen, wo es hinkommt.” 

„Nun, nun”, sagte der Hauptmann lächelnd, „da- 
mit hat es doch schließlich auch noch Zeit" — 
und dann erzählte Tante Hermine wieder von 
Leonie, die ihr ganzes Geld verspekuliert hätte, 
und deren Tochter auch Ihn, den Hauptmann, 
einst am Bändel gehabt hätte, und der sie die 
Unruhe, die sie In die Familie gebracht, nie ver- 
zeihen könne. „Nie”, sagte Tante Hermine, „auch 
im Grabe nicht. Und ich fände selber keine Ruhe, 
wenn ich neben Ihr liegen müßte.” 

Auf dem Heimweg damals hörte Paul, wie der 
Vater zur Mutter etwas von der merkwürdigen 
Unversöhnlichkeit alter Leute sprach und meinte, 
für L&onie lege er heute noch die Hand ins Feuer. 
Gar, was die lächerliche Teekanne anlange, 
„Und für Ihre Tochter Hadwig?” fragte dann die 
Mutter in einem völlig ungewohnten Ton, zwar 
scherzend, aber doch voll einer merkwürdigen 
Inneren Spannung. en, 

„Ich glaube, auch für sie“, antwortete der Vater 
herzlich. „Aber so gut, siehst du, Paula, so gut, 
wie du vielleicht meinst, kenne Ich sie Ja nun 
wieder nicht.” Und über der Mutter Gesicht ging 
ein freundliches, beinahe glückliches Lächeln, das 
sogar Paul auffiel, der seine Mutter meist ernst 
und selten strahlend sah. 

In den nächsten Jahren änderte sich kaum etwas 
in Pauls Beziehungen zu dem alten Fräulein, das 
ihm übrigens auch nicht mehr älter zu werden 


(Hch. Klay) 





La prigioniero 


schien. Er betrachtete sie jedesmal mit einer ge- 
sammelten, noch ganz kindlichen Neugier, eben 
weil sie ihm so uralt vorkam und er dies Altern 
ganz genau sehen wollte. Aber sie blieb wie sie 
war, die vielen Fältchen ihres Gesichtes waren 
nicht mehr zu zählen, ihre Haut schien von Leder, 
und es war, als dränge nichts mehr durch sie hin 
durch. Sie hatte für Frohes und für Trauriges nuı 
noch das gleiche, ein wenig erschrockene Kopf. 
schütteln, Auch als Pauls Vater in Frankreich fiel 
und dort im Heldenfriedhof eines kleinen, viel 
umkämpften Ortes sein Grab fand, weinte sie 
nicht, obgleich sie zeitlebens sehr an ihm ge 
hangen hatte „Der gute Erich, der liebe Bub”, 
sagte sie nur, „er hat immer so geın Halma ge 
spielt”. Denn so sehr gingen in ihrem Kopf die 
Bilder oft durcheinander, daß sie Ihn wieder als 
Kind sah 

Ein paar Jahre später starb des Hauptmanns Vet 
ter, Löonies Mann, und wurde im alten Familien 
grab beerdigt. Selbstverständlich sah man das 
alte Fräulein Hermine nicht auf dem Friedhof, und 
niemand erwartete von ihr, daß sie den welten 
Weg noch angetreten hätte. Umso mehr erstaunte 
Paul darum, als am nächsten Tag ein schwaches 
Klingeln an der Flurglocke ertönte und schwer 
ötmend, auf einen Stock gestützt und zitternd, 
Tante Hermine vor der Tür stand 

„Tante“, sagte er fassungslos“, willst du zu uns?” 
Aber da kam sie schon über die Schwelle, schaute 
sich in der ihr unbekannten Wohnung um und 
fragte: „Wo Ist dein Zimmer? Deine Mutter brau- 
chen wir gar nicht zu stören.” 

Paul nahm ihren Arm und führte sie In sein Zim- 
mer. Drinnen schnitt sie ihm gleich jede Frage 
ab, als hätte sie von der Anstrengung der Fahrt 
nicht mehr genug Atem zu langem Reden übrig 
behalten. 

„Paul, ich habe eine große Bitte an dich”, sagte 
sie hastig. „Du mußt mir den letzten Platz ab- 
treten.” 


= 


‘oran erkennt man ein 








Mit Worten ist diese Frage kaum zu beantworten 
geschmackliches Fingerspitzengefühl dazu, unter den zahlreichen guten 
Krawatten die wenigen herauszufinden. die den höchsten Ansprücher 


an Musterung und Farbgebung gerecht werden. Es gibt jedoch 
einen unbedingt zuverlässigen Maßstab für alle Krawatten: 
käufer: Wählen Sie 


ronen Krawatten 


Die KRONEN-MARKE FMT weißt Ihnen 
den Weg zur wirklich eleganten Krawatte, die 





alle Erfordernisse der Mode mit geschmack: 
licher Hochkultur vereinigt.Die reiche Aus- 
wahl verschiedenartigster Muster klassi- 
cher und moderner Richtung erlaubt 
es, in jedem Falle auch persönliche 
Wünsche zufriedenzustellen. 









KRON 













elegante Krawatte? 
Ex gehört vi 


Muster nar wenige Krawatten hergestellt werden. 


Fri MFiDeE 


Paul verstand sie nicht. „Welchen letzten Platz, 
Tante?“ 

Sie stieß ungeduldig ihren Stock auf den Boden 
„In unserem Grab natürlich. Er steht dir zu, nach. 
dem er eigentlich deinem lieben Papa gehört 
hätte, Aber ich denke, du wirst doch einmal! 


Der Befuc 
Von Eugen Roth 


Ein Menfch kocht Tee und richtet Kuchen, 
Ein holdes Weib wird ihn befuchen - 
Der Kenner weiß, mas das bedeutet! - 
Ha, fie ift da: cs hat geläutet. 

Doch mwehl Hereintritt, fonngebräunt 
Und kreuzfidel ein alter Freund, 

Macht fich’s gemütlich und begrüßt, 

Daß Tee ihm den Empfang verfüßt; 

Und gar, daß noch ein Mädchen käm’, 
Ift ihm zu hören angenehm 

Und Anlaß zu recht rohen Witsen. 

Der arme Menfch beginnt zu fchroiten 
Und finnt, wie er den Gaft vertreibt, 
Der gar nichts merkt und eifern bleibt. 
Es fchellt - Die Holde fchwebt herein: 
»Oh«, haucht fie, »mwir find nicht allein?i« 
Doch heiter teilt der Freund fich mit, 
Daß er cs reizend find’ zu dritt. 

Der Menfch, zu retten noch, was bräutlich, 
Wird aus Verzweiflung endlich deutlich. 
Der Freund geht ftolz und hinterläßt 
Nur einen trüben Stimmungereft: 

Die Jungfrau ift zu Zärtlichkeiten 

Für diesmal nicht mehr zu verleiten. 





KRAWATTEN 





BRIK 
BERLIN C2 


152 





selber eine Familie haben und bei den Dainen 
bleiben wollen, und ich habe nicht mehr lange 
Zeit, "mich umzutun — und jetzt wäre die Ge- 
legenheit doch gerade so günstig”. 

„Wieso günstig?“ fragte Paul, dem dies Ganze 
verwirrend und ein wenig gespenstisch vorkam, 
denn es war ein besonders heller und freund- 
licher Tag, an dem so gar nichts den Gedanken 
ans Sterben und das dafür nötige Platzbelegen 
naherückte. 

Tante Hermine beugte ihre dünne Altfrauen- 
gestalt vor und flüsterte fast geheimnisvoll: „Os- 
kar ist doch nun tot — er käme zwischen mich 
und L&onie. Denk doch, ich könnte in unser Grab 
— und müßte nicht neben ihr liegen, verstehst 
du, was das bedeutet?” 

„Nicht ganz, Tante, aber selbstverständlich tu ich 
alles, was du gern möchtest.” 

„Dank dir, dank dir schön, lieber Paul — glaub 
mir, dein guter Papa hätte es auch getan”, sagte 
das alte Fräulein aufatmend und hatte es dann 
eilig fortzukommen. Sie blieb kaum eine halbe 
Stunde mehr und Paul führte sie vorsichtig hin- 
unter zu einem Wagen, der auf sie wartete und 
in dem mit den aufgeregten und unruhlgen 
Augen eines Mäusleins das Fräulein von Wies- 
eck saß. 

„Nun?” sagte das Fräulein, und als Tante Hermine 
nickte, seufzte es wie befreit und zufrieden. 
Seltsamerweise starb sechs Tage spöter Tante 
Hermine, ganz plötzlich und ohne Krankheit, wie 
man einschläft in diesen hohen Jahren, wo man 
nicht krank Ist, sondern nur zu müde zum Wieder- 
aufwachen. Und Paul, der die Tote fein und zier- 
lich, mit einem fast glatten Gesicht in ihrem Sarg 
liegen sah, wollte es scheinen, als lächle sie 
glücklich und in leisem Triumph. 

So, als hätte sie im Leben Löonie - oh, diese 
Löonie — besiegt und ihr einen Tort angetan da- 
durch, daß sie nun mit ihr in einem Grab ruhte 


und doch nicht neben ihr lag. 





Ungeyfeegt! 
. 
So weit dürfen Sie es mit Ihrem Haar nicht kommen lassen. 
Gewiß - es gibt „Sebalds Hoartinktur” vorübergehend 
nicht so reichlich wie früher und man muß sparsam damit 


umgehen. Aber wir haben von jeher gesogt: Wenige 
Tropfen genügen! - und dieserRat gilt heute mehr denne. 


SEBALDS HAARTINKTUR 


Rose 


nönentwat 





Die Menschen bringen ordentlicherweise 
keine Zähne mit auf die Welt 


So sagt Philipp Pfaff in seinem in Fachkreisen bekannten Buch*) und berichtet 
weiter, „daß es doch nicht an Beyspielen solcher Kinder fehlet, welche mit einer 





ganzen Reihe Zahne oder doch mit einigen Zähnen gebohren worden. So erzählet 
Plinius, dal Marcus Curtius, welcher im Jahre der Welt 3660 römischer Konsul 


R, 


Keinen ngjf vordem SG /pnngbrunnen! 





gewesen, alle Zähne mit auf die Welt gebracht habe, und dieserhalb Dentatus 


genennet worden.“ 


3-Ahtundtang von den Zähnen des menuhliben Körpern wnd deren Arnheim. Berkın 13 


3 


Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 


„Kupferberg Gold” ist temperamentvoll und sprudelnd wie 
| Ihre Laune nach seinem Genuß. Kühlen Sie die Flasche 
\ ‚sorgfältig und halten Sie die Gläser zum Einschenken bereit. 
| Dann wird nichts von dem köstlichen Naß verloren gehen. 









Tohnpasta 


3 KUPFERBERG GOLD 
ERERI ©; KU en 









BOLS 


LIKÖRE 


GENEVER GIN 
UND BITTERS 





ware 








MIEIMIPENES 


Die Standardzigarette der 
Österreichischen Tabakregie 





| Fl 


sind gut und ein besonderer Genuß von A-Z 
—— 


Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern läßt 


ihn langsam und in kleinen Schlucken über die MILDE SORTE 4 Pi II. SORTESPL NIL6 Pi 
Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß. | 





LIEBER SIMPLICISSIMUS 





(9. Nückel) 


Ich liebe für meinen Garten Hornspäne Sie sind 
ein herrlicher Stickstoffdünger. Für das kommende 
Frühjahr hatte ich mir ein Pfund erstanden. Ich 


stellte die Tüte in den Schrank. Der März kam Ins 
Land. Ich suchte die Tüte. 

„Kittyl Kityl" 

„Johannes?“ 

„Wo Ist denn die weiße Tüte?” 

„Die im Schrank stand?” 

„Ja 

Kitty sah mich verwundert an. 

„Aber Johannes! Daraus trinken wir doch schon 
die längste Zeit Jeden Morgen Tee.” I.H.R 


Stilmöbel 


Wer hätte das gedacht: plötzlich ist wieder antik 
die große Mode geworden! Jeder, der es sich 
nur halbweg» zu leisten vermag, stellt sich Marla- 
theresienkommoden und Danziger Barockschränke 
auf. Auch unsere Nachbarin warf sich auf Stll- 


möbel. Biedermeier war ihr nicht echt genug, es 


Mein Relblilm 


aus. der wellallerten Jolochemischen Fabrik, 


mußte Barock sein. — Zuerst erstand sie beim 
Antiquitätenhändler vier grüngepolsterte Barock- 
stühle, die sie für eın Sündengeld aus Wien heim- 
brachte Aber die Polsterung war gut erhalten 
und der grüne Damast hatte es ihr angetan, 
Eines Tages traf ich meine Nachbarin auf der 
Treppe. 

„Sie können von mir auch zwei alte Barocksessel 
haben, Frau Doktor”, sagte Ich. „Wenn Sie Lust 
haben, sehen Sie sich einmal meine beiden 
Sessel an.” 

Sie hatte Lust. Sie kam zu mir. Betrachtete die 
beiden Stücke Dann winkte sie verächtlich ab. 
„Das sind niemals echte Stühlel”, sagte sie und 
fügte spöttisch hinzu: „Rote Bespannungl” 

„Die Stühle sind wirklich echt, gnädige Fraul” 
Sie sah mich mitleldig an. 

„Aber Herr Rösler! Ich bitte Siel Barock Ist doch 
grünl” I.H.R. 








w 0008 







Korken drauf und 


Schluß für heute! 


Ganz recht, gnädige Frau! 
Denn Cinzano ist durch die 
enorm gestiegene Nachfrage 
knapp geworden. Selbst eine 
Einfuhr 


erheblich größere 


Dann reicht 


Weile. 


die Flasche 


ganze Und bitte 


— 





kommt da nicht mehr'mit. Und wenn man denn von Zeit 
zu Zeit eine Flasche erwischt, ist das gar kein Grund, sie 
auf einen Ruck auszutrinken. Cinzano ist 
auch in geöffneter Flasche unbegrenzt halt- 
bar. Also, immer langsam und bedächtig, 
wie es sich für einen edlen Wein gehört. 
auch 
kühl 
vieren - so schmeckt Cinzano am besten. 



















eine 


ser- 


154 








gute Gründe, 


die Astra langsam 
und mäßig zu rau- 
chen und nicht zu 
stapeln. Beim Lagern 
leiden Aroma und 
Frische. 





KYRIAZI 


Astra 


MIT UND OHNE MUNDSTUCK 





Richtig, gebrauchen - 


nicht nur 


Von unten aufrollen! 


Wenn man PERI- 


will, stets nur an dem untersten Teil der Tube drücken 


— niemals in der 


Dadurch wird ein 


trocknen des kostbaren Inhalts vermieden, Für spar- 


samen Verbrauch di 


den und desinfizierenden PERI-Eucalyptus-Zahncreme 


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OR: liegt es nu, 
an der Verdauung... 


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schlafen kann und am Tage ab- 
gespannt und schlechter Laune 
ist, Die Voraussetzung für un- 
ser Wohlbefinden ist eine gere- 
gelte Verdauung. Da ist Laxin 
das richtige Mittel: 1—2 von 
den wohlschmeckenden Laxin- 

b m besten vor 
:ngehen — führen 
nicht nur ab, sie regeln die 
Verdauung. Laxin wirkt mild, 
aber immer zuverlässig, Auch 
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hließen der Tube ebenso wichtig. 


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Wir Briten sind es gewohnt, unsere Hilfsvölker ganz bedeutend billiger zu bekommen!“ 


Traffico umano: *175 milloni di sterline?! ... Ma, Mr. Tschlangkalschek, questo & un record In prezzi di carne da 
cannone! Nol Inglesi siamo abituati ad accaparrare I nostri popoli ausiliari a prezzi notevolissimamente plü bassi!,, 


BEIDEN RIFKABYLEN 
VON W.L. KRISTL 


Tetuan ist eine bedeutende Stadt in Marokko, mit 
Christen, Juden und vor allem mit Arabern, die 
da in langen, malerischen Nachthemden einher- 
wandeln und deren Frauen so viele Handtücher 
ums Gesicht wickeln, daß man meint, sie hätten 
alle Zahnweh und geschwollene Backen, In fried- 
licheren Zeiten wimmelt es in Tetuan nur so von 
Touristen. Aber die kommen gar nicht dazu, sich 


die Stadt anzuschauen, well sie nie mit dem Pho- 
tographleren fertig werden. 

Ich wollte jedoch Ins Innere des Landes vor- 
stoßen, ich wollte das echte, wilde Marokko er- 
leben. Daher konnte ich mich selbst mit Tetuan 
nicht begnügen. Welchen Weg schlägt man heut- 
zutage ein, wenn man kühn ins Unbekannte vor- 
dringen will? Man geht aufs Reisebüro und stu- 
diert den Fahrplan. Das tat auch ich. Es lohnte 
sich. Ich entdeckte auf der Karte eine Autobus- 
linie schnurstraks durch das Rifgebirge, genau 
durch die Jagdgründe jener Rifkabylen, deren 


156 


Name doch seit jeher nach Pulverdampf rlecht. 
Jene guten Europäer, sagte Ich mir, die da Afrika 
an der Küste anknabbern, die bekommen niemals 
eine Ahnung vom eigentlichen Lande. Afrika be- 
ginnt günstigstenfalls hier — und ich deutete mit 
dem Zeigefinger auf den Namen einer Autobus- 
haltestelle, der sich sehr fremd las und worüber 
man mir hinsichtlich der Eingeborenen weder im 
Büro noch im Hotel nähere Aufschlüsse erteilen 
konnte. Also war ich durchaus richtig. 

Der Autobus, vollbepackt mit Fahrgästen verschie- 
denster Hautfarbe, ratterte wenige Stunden nach 


Jungverheiratet 








„Mit dir geh ich nicht so schnell wieder in ein Kabarett, Horst, 
dir muß man ja sogar die anständigen Pointen erklären!“ 


Sposi novelli: “Con te, Horst, non ritorno pid sl presto In un cabaret; a fe bisogna splegare persino le arguzie plü decenti!,, 


157 


Mitternacht los. Aus dem heftigen Schlingern und 
Schnauben und weil meine maurische Nachbarin 
zur Linken Ihr letztes Abendmahl in Raten wieder 
von sich gab, schloß ich, daß sich unser Wagen 
in vielen Kurven höher und höher ins Gebirge 
hinaufarbeitete. Durchs Fenster war beim besten 
Willen nichts zu sehen. Zuerst umgab uns stock- 
finstere, regnerische Nacht, Später hüllte uns dich- 
ter Nebel ein. Zuguterletzt begann es zu schneien 
Man schrieb den ersten Mai in Afrika. 

Nach sechs Stunden Fahrt war ich am Ziel. Von 
einer Ortschaft war nichts zu bemerken, nicht ein- 
mal eine Tankstelle ließ auf eine solche schlie- 
ßen. Wir schienen wirklich In tiefer Wildnis zu 
sein. Man lud mich an einem einsamen Hause ab, 
um mich meinem weiteren Schicksal zu überlas- 
sen. Wenn ich wolle, bedeutete mir der Chauffeur, 
so könnte ich am nächsten Tag um die gleiche 
Stunde wieder weiterfahren. Da käme der nächste 
Autobus vorbei. 

Ich blieb zurück. Da mich einesteils das afrika- 


nische Schneegestöber, andernteils der Morast 
tingsherum davon abhielt, allsogleich nach Rif- 
kabylen zu fahnden, befaßte ich mich zunächst 
mit dem einsamen Gebäude. 

Ich witterte ein Wirtshaus. Und ich witterte rich- 
tig. Aber welch ein Wirtshaus! Ein Kellner im 
Smoking empfing mich. In Gesellschaft modern- 
ster Ledermöbel nahm ich das Frühstück ein. Ein 
Mädchen mit weißer Spitzenschürze geleitete den 
Gast aufs Zimmer. Es war ein Zimmer mit fließen- 
dem Wasser, mit zahllosen Klingelleitungen, mit 
fünferlei Beleuchtungseffekten, mit Spiegelschrank, 
französischem Bett und Mahagonischreibtisch. 
Was Ich auf vielen Reisen in Europa entbehrt 
hatte, hier in Afrika fand Ich das alles Es fehlte 
zum vollkommenen Glück nur noch die Dampf- 
heizung. Die vermißte ich freilich, Sich vom Hause 
entfernen, das war nur bei dem Risiko möglich, 
daß einem die Schuhe Im Morast stecken blieben. 
Sich innerhalb des Hauses der Muße zu widmen, 
setzte hinwiederum eine Polarausrüstung voraus. 


So blieb als einzige Lösung nur das Bett. Am glei- 
chen Vormittag noch legie ich mich nieder, ich 
schlief bis zum Mittagessen, Dann stand ich auf, 
a8 gut und reichlich und zog mich abermals dort- 
hin zurück, woher ich gekommen war. Nur ungern 
trennte ich mich abends von meinem Lager. Nach- 
dem ich mir im eisgekühlten Speisesaal einige 
Bewegung verschafft hatte, suchte ich umso freu- 
diger wieder meine Liegestatt auf, um selig In den 
nächsten Morgen hinüberzuschlummern. Als ich 
erwachte, war es Zeit, sich anzukleiden, Kaffee zu 
trinken und die Rechnung zu bezahlen. Worauf ich 
meinen pünktlich vorfahrtenden Autobus bestieg. 
Ich kann ehrlich versichern, daß ich von der Hei- 
mat der Rifkabylen nur die allerbesten Eindrücke 
mitbrachte. Lange hatte ich nicht mehr so aus- 
giebig geschlafen und so wunderbar gegessen 
wie in ihrer Heimat. Und einmal habe ich sogar 
einen von ihnen vom Fenster aus erspäht, Er 
stand an der Türe und klopfte sich den Schnee 
von seinem weiten Burnus. Es war der Hausdiener. 











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Kossack d. Altere, Düsseldorf 


Unter uns 


(Wilhelm Schulz) 








„Heiliger Lenin, ich will ja nicht behaupten, daß wir Bolschewisten klug sind, 
aber es ist doch ein wahres Glück, daß die Engländer so dumm sind!“ 


Fra noi: ‘O San Lenin, lo non voglio glä sostenere che nol bolscevichi siamo della gente 
assennata; ma In ogni caso & una gran fortuna per nol che gl'Inglesi siano tanto cretini!,, 


160 


München, 11. März 1942 P om 
47. Jahrgang | Nummer 11 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Die bestrafte Erdkugel vr EEE 








„Ich werde die Ursache unserer Rückschläge untersuchen und die Schuldigen züchtigen!* 


Il mappamondo punito: "Indagherö la causa dei nostri rovesci e punirö i colpevoli! 





Die Fischküche - La cucina dei pesci 


NE 
Sn 


DAS WÜRMCHEN 


Der Herr Doktor saß an seinem Schreibtisch und las 
in einem Buch, wobei er rauchte. Oder er rauchte, 
wobei er ein Buch las, denn das Buch hatte er 
markenfrel durch Beziehungen bekommen. Es war 
ein interessantes Buch, es handelte von der Ge- 
schichte und Entwicklung einer großen Stadt, wie 
sie aus einem Fischerdörfchen entstanden war 
und wie sich dort immer mehr Menschen ansie- 
delten und wie schließlich die Stadt nur so von 
Maschinen und Verkehr dröhnte, im hellen Lichter- 
glanz erstrahlte und ein Stapelplatz aller Waren 
der ganzen Welt wurde. Bis zu dieser Stelle war 
der Herr Doktor gerade gekommen, da mußte er 
ein wenig nachsinnen und schnippte dabei die 
Zigarettenasche in die Schale. Er bemerkte, wie 
sich darin etwas bewegte, Er war als National- 
ökonom nicht daran gewöhnt, daß sich In seinem 
Aschenbecher etwas bewegte, deshalb sah er ge- 
nau hin und erblickte ein kleines Tierchen, so ein 
Würmchen von’ drei Millimeter Länge mit sechs 
Beinchen und einem schwarzen Kopf, das dort 
sehr geschäftig zwischen den Aschenresten her- 
umlief, 

Was geht einem Volkswirtschaftler ein Würmchen 
an, namentlich, wenn er von so einer lebendigen 
Stadt liest? Manchmal kümmert man sich aber um 


“ 


ISSSUSSÄRL 
N 


=G RER 





Dinge, die einem nichts angehen, zumal es nicht 
verboten ist. 

Da sah nun der Herr Doktor, daß sich das Würm- 
chen anscheinend in der Asche nicht wohl fühlte 
und heraus wollte. Es versuchte zum Rand der 
Porzellanschale emporzuklettern, aber immer wie- 
der kam es an eine Stelle, die so steil und 
glatt war, daß man abrutschen mußte. Das Würm- 
chen stürzte jedesmal in den Aschenschotter zu- 
rück, denn es hatte keine Anleitung zum Klettern 
im Porzellan. 

‚Wenn der Herr Doktor kein Nationalökonom ge- 
wesen wäre, sondern ein Professor für Philoso- 
phie, dann wäre ihm gewiß etwas Großartiges 
eingefallen mit dem Vergleich: So auch der 
Mensch... Er aber glaubte, Würmchen Würmchen 
sein zu lassen und las weiter. Doch er mußte 
immer wieder in den Aschenbecher schauen, um 
zu sehen, was das Tier jetzt tat. Das Würmchen 
war kein intelektuelles Würmchen, es machte 
immer wieder denselben vergeblichen Versuch. 
Das ärgerte den Doktor, denn er hätte ihm einen 
glänzenden Aufstieg gewünscht, und dann hätte 
er ungestört weiterarbeiten können. Es wäre nun 
möglich gewesen, dem aufstrebenden Wurm ein 
Streichholz als Leiter hinzuhalten, und es womög- 
lich zu dem welkenden Primelstock am Fenster 
zu tragen. Der Herr Doktor fand, das ginge denn 
doch zu weit. Andererseits hätte er das Tier ein- 


162 


(Fr. Bliok) 


Se 
# 


SS 


RS 


fach mit der brennenden Zigarette zerqueischen 
können. So eine Herrennatur war er nun auch 
nicht. Der Herr Doktor wählte den Mittelweg, er 
nahm die Aschenschale und schüttete den ganzen 
Inhalt in die Wasserspülung. Dann konnte er un- 
gestört weiterlesen bis zu der Stelle, wo in der 
glänzenden Stadt die sechzigtausendste Lokomo- 
tive produziert wurde, Foltzick 


Der Schwätger 


Da kommt ein Kerl dahergehatfcht 

- ich kenn’ ihn nun fchon lange -, 

der Stund’ um Stunde tratfcht und quatfcht. 
Es wird mir angft und bange. 


Ihm rinnt der Rede Dauerbrei 
aus unerfchöpftem Borne. 

Und hofft man, daß co fertig fel, 
fängt’s wieder an von vorne, 


Gibt's hier kein Vormundfchaftsgericht? 

Zum Heulen ift’s, zum Graulen! 

Entmündigen genügt ja nicht, 

man müßte ihn entmaulen! 
Ratatöshr 


Stalin, der neue Indianerhäuptling 


(Wilhelm Schulz) 








 . Bu N 


„Sie haben mir mit Skalp und Marterpfahl wertvolle Anregungen gegeben. 
Ich hoffe, daß alle meine roten Brüder mit mir zufrieden sein werden!“ 


Stalin, nuovo capotribö degli Indiani: “Col pericranio e col palo del martirio Voi m’avete dato 
dei preziosi Incitamenti. Spero che tutti i miei fratelli pellirosse saranno ben contenti di me!,, 


163 


Verbrauchersorgen 


(Karl Arnold) 





























} „Schmecka tuats greisli, aba meine anderthalb Zigarett'n, die 
mia zuastenga im Tag, die wern g’raucht und wenns mi z’reißt!“ 


Apprensioni di consumatori: "Ha un sopore orribile; ma pure la mia sigarelta 
e mezza che mi spetta al giorno, io me la fumerö, a costo di creparel,, 


164 


DER BENGALISCHE BRONZEDRACHEN 


VON TITO COLLIANDER-HELSINGFORS 


Jeden.Morgen auf dem Wege ins Büro ging er 
an einem Antiquitätengeschäft vorbei. Jeden 
Nachmittag, wenn die Arbeit getan war, ging er 
den gleichen Weg. Und jedesmal blieb er stehen 
und schaute In das große Schaufenster: Anti- 
quitäten — das war seine Leidenschaft. 

Aber dieser Laden war nicht von der Art, die er 
aufsuchte, Er war für Ihn zu fein, er führte nur 
ausgesuchte, kostbare Waren, deren Preise seine 
Mittel weit überstiegen. Er mußte sich mit billi- 
gen kleinen Kruken und Kannen und Flaschen be- 
gnügen, die er zu Hause In einer langsam wach- 
senden Reihe auf die Regale stellte. Auch sie 
erforderten Opfer, aber gleichzeitig bescherten 
sie dem Sammler Zufriedenheit und Freude, Liebe- 
voll staubte er sie selbst ab, und niemand außer 
Ihm durfte sie berühren, 

Aber ein Sammler ist niemals restlos zufrieden 
und seine Ansprüche haben eine unselige Nei- 
gung zu wachsen. Und sie wuchsen ohne Rück- 
sicht darauf, ob seine Einkünfte stiegen oder 
nicht, So ging es auch ihm, einem kleinen Be- 
amten im Stastsbetriebe. 

Ein wundervoller bengalischer Bronzedrache zwang 
Ihn, Jeden Tag vor dem Schaufenster des feinen 
Antiquitätengeschäftes stehen zu bleiben. Der 
Drache streckte Ihm einen gräßlich geöffneten 
Schlund entgegen und die emaillierten Augen 
schlenen ihn zu hypnotisieren — und diese Ab- 
sicht war ihm gelungen. Er war hypnotislert, voll- 
kommen gefangengenommen von diesem pracht- 
vollen Drachen, 

Es vergingen einige Tage, bis er sich In das Ge- 
schäft wagte, um sich nach dem Preis zu er- 
kundigen. Es war, wie er vermutet hatte: phan- 
tastisch für seine Verhältnisse, schwindelerregend 
und unerschwinglich. Selbst wenn es ihm glückte, 
den Preis um die Hälfte zu drücken, war es un- 
möglich für Ihn. Das schon hätte das Gehalt 
mehrerer Monate verschlungen. 

Er beschloß also, nicht mehr an den Drachen zu 
denken, ihn nicht zu sehen, nichts mehr mit ihm 
zu tun zu haben. Es gab ja andere, erschwing- 
lichere Gegenstände für seine Leidenschaft. 

Er gab seinem Verstand recht, und das nächste 
Mal, als er an dem Laden vorüberging, beschleu- 
nigte er seine Schritte und blickte starr gerade- 
aus, ohne nach dem Drachen zu schielen. Aber 
der Drache blickte ihn mit seinen Emailleaugen 
an; sie hatten einen Brand in Ihm entfacht, den 
er nicht meistern konnte. 

Mechanisch führte er seine Arbeit aus, pflichttreu 
und ordentlich wie immer, aber zu Hause war er 
einigermaßen gelstesabwesend. Seine Frau unter- 
brach sich mitten In einem Satz und fragte: 
„Hörst du eigentlich, was ich sage?” 

„Ja, ja, meine Liebe, gewiß”, antwortete er dann. 
Aber tatsächlich hatte er nicht zugehört. Irgend- 
wie starrten die Augen des Drachen Ihn an, und 
er sah in sein greuliches Maul. 

Er versäumte, den Staub von seinen Kruken und 
Flaschen und Kannen zu wischen. Sie hatten 
plötzlich für Ihn an Wert verloren; er stellte sich 
vor, wie sich der bengalische Drache hier aus- 
nehmen und alles überschatten würde. Er 
wußte, daß das alles verrückt war, aber er konnte 
nichts daran ändern, Er sah ein, daß sein Zustand 
beinahe krankhaft war, aber er konnte sich nicht 
davon befreien. Sein Körper hatte ein ungestilltes 
Verlangen in sich, ein Hunger- und nervöses 
Gefühl. 

Und seine Gedanken begannen Wege zu gehen, 
die man nicht verantworten konnte. Wenn män..., 
er hatte ja Ersparnisse, nicht groß, aber doch 
etwas. Er hatte ja einige Wertpapiere, die man 
verkaufen konnte. Wenn man... 

Er stand vor dem Schaufenster, starrte den Drachen 
an und sah plötzlich sein eigenes, durchsichtiges 
Spiegelbild vor dessen dunklem Rachen. Ja, er 
ließ sich Ja von Ihm aufschlucken, er war wahn- 
sinnig, verrückt! Verrückt, ja, verrückt. Die kleinen 
Ersparnisse waren doch für den Krankheitsfall vor- 


gesehen, für seiner Frau und sein eigenes Alter, 
das sich unwiderruflich näherte. Man wußte ja 
niemals, wie bald man in Not geriet — und die 
Wertpaplere waren für seine Tochter bestimmt, 
die sich bald verheiraten wollte. Es war gut für 
ein Junges Paar, wenn ein kleiner Reservefond 
vorhanden war... Aber alles zusammen würde 
der Drachen verschlucken! 

Er wandte sich brüsk vom Fenster ab — nein, nun 
mußte es genug sein! Punkt und Schluß und keine 
schwachsinnigen Phantasien mehr. Er war ja ein 
anständiger Mensch! Gott sei Dankl 

Aber schon, als er In seinem Arbeltsstuhl saß, be- 
gannen die Wogen, die dem Drachen entström- 
ten, ihn in einen Schwindel zu wiegen. Er schrieb 
Ziffern auf ein Stück Papler, er rechnete. Wenn 
er ein Darlehen aufnehmen würde? Fünf Prozent 
und die Amortisation — wieviel mochte das im 
Jahr sein? Er war beschömt, als er das Resultat 
sah — was würde dann für Steuern überbleiben. 
Nichts. Er knüllte das Papier zusammen und warf 
es in den Papierkorb, aber gleichzeitig streichel- 
ten seine Augen, seine Hände, sein ganzes We- 
sen das fein ziselierte Äußere des Drachens. Er 
sah jede Linie und Form, jede Einzelheit von 
ihm, und er sah sich selbst sorgfältig den Staub 
von ihm abwischen in seinem eigenen Haus. 
Ob es denn kein Mittel gab, von dieser verzeh- 
renden Leidenschaft, die ihn so plagte, befreit 
zu werden? Ja, es gab ein Mittel, aber auch nur 
ein einziges, das wußte er. Und das Mittel war, 
alle Bedenken beiseite werfen und den Drachen 
zu kaufen! Es war verantwortungslos, es war ver- 
rückt, wahnsinnig, unverantwortlich — mag sein! 
Aber er mußte ein Mittel gegen seine Krankheit 
finden. 

Und es sollte noch heute geschehen! Gerade 
heute sollte es geschehen. Er wollte direkt vom 
Büro in den Laden gehen und sagen: 

„Stellen Sie mir den Drachen zurück. Heute sind 
die Banken schon geschlossen, aber morg 
komme ich und hole ihn und bezahle gleichzeitig.” 
Dann würde er Ruhe haben. Und schließlich war 
das Geld ja nicht weggeworfen: der Drache 
würde zwar bei ihm sein, aber er behielt seinen 
Wert. Damit beschwichtigte er sein Gewissen, 
als er seinen Beschluß gefaßt hatte, und nun 
konnte nichts mehr ihn aufhalten. 





USA.-,,‚Kultur“ 


DS 
In 


IR 


N 


Sofort, nachdem die Arbeit beendet war, eilte er 
zu dem Laden. Er warf noch einen hastigen Blick 
in das Fenster und — blieb stehen. Alles versank 
vor ihm: der Drache war fort. Wie betäubt, mit 
pochenden Schläfen, machte er die Tür auf. 
„Der Drache”, stieß er hervor, „der Drache — — 
„Der Herr wünscht?” verbeugte sich der dienst- 
willige Antiquar, „Welcher Drache?” 

„Der — der bengalische. Der — im Fenster stand!” 
„Ach der. Der ist gerade heute verkauft, vor ein 
paar Stunden. Aber wir haben andere, orienta- 
lische Drachen, wenn ich sie Ihnen zeigen darf —” 
„Andere, er stieß es hervor, er war ganz bleich, 
„anderel” 

Er rannte hinaus, er vergaß die Tür hinter sich zu 
schließen. Er konnte eine ganze Weile nichts 
sehen. Er mußte sich auf eine kleine Bank in einer 
kleinen Anlage am Weg setzen. Mit zitternden 
Händen zündete er sich eine Zigarre an, 

Aber während er dort saß, besann er sich lang- 
sam wieder. Er sah sich um, gleichsam erwachend. 
Der Drache — der bengalische Drache mit den 
hypnotisierenden Emailleaugen und dem alles 
verschlingenden Rachen — er war fort, Unwider- 
ruflich fort. Aber drolligerweise war er auch aus 
seinem Innern verschwunden, Er rief ihn nicht 
mehr länger. Er war unerreichbar für ihn wie ein 
Museumsstück, Es gab Ihn nicht mehr für ihn — 
er war frell 

Er merkte das, während er saß und sich mit einem 
beinahe neugierigen Blick umguckte — es war, 
als entdecke er seine Umwelt aufs Neue. So 
lange war sie von dem unseligen Drachen ver- 
hüllt gewesen. Aber plötzlich, wie mit einem 
Ruck, übersah er ganz, was geschehen war; er 
war befreit. Er war aus der Betäubung erwacht, 
die ihn beherrscht hatte und seine Ersparmisse, 
seine Wertpapiere hatte er behalten. Er konnte 
mit ruhigem Gewissen glücklich seine Frau um- 
fassen, und seine Tochter würde ihn dankbar für 
die Hochzeitsgabe küssen. — Oh, der verfluchte 
Drachen! 

Er stand erleichtert auf, als habe die ziselierte 
Bronze wie ein Gewicht auf ihn gedrückt, das 
er auf der Bank zurückgelassen hatte, 


(Berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen 
von Lucie Mülbe — Interpreß.) 


1C. Sturtzkopf) 






„Wenn wir schon wenig Benzin haben, die Kosmetik muß uns bleiben !" 
“Cultura,, degli USA.: “Glacch® abblamo poca benzina, bisogna che ci resti almeno la cosmetica!,, 


165 


Der chinesische Rikscha-Kuli 


un a Fe Ziw — — 


(€. Thöny) 

















„Endlich ein Fachmann an der Deichsel! Ihm muß es direkt 
ein Vergnügen sein, mich aus dem Dreck zu ziehen!“ 


II Rikscha-Kuli chinese: “Finalmente' uno del mestiere al timone! Per lui 
dev’ essere proprio un gran piacere Il trarmi fuori dal lordume!,, 


166 


Man nehme... 


(K. Heiligenstadt) 





„.. Wirklich aufregend ist doch nur ein Kochbuch!“ 


Si prenda... ‘...ah, soltanto un Manuale Culinario puö davvero portare all’ esasperazione!,, 


167 


Damenfrisiersalon Figdor 


Vier Telefongespräche 


„———Hallo? Ja? Wer? Wie? Was? — — Fıl- 
sieren? Aber meine Dame! Wo denken Sie hin? 
Völlig aussichtslos! Unter acht Wochen kann ich 
keine Dauerwellen mehr annehmen! — — Nein, 
ich kann Sie auch nicht vormerken, telefonisch 
kann ich überhaupt keine Bestellungen entgegen- 
nehmen — — bitte? — nein, herzukommen hat 
auch keinen Zweck, wenn Sie nicht angemeldet 
sind! — Was Sie machen sollen? Warten, warten 
— jawohl, warten! Und immer wieder einmal an- 
fragen, vielleicht treffen Sie es glücklich und es 
hat gerade jemand abgesagıl Bitte? Was sind 
Sie? Stammkundin sind Sie? Na und? Was wollen 
Sie damit sagen? — — Sie scheinen noch immer 
nicht zu wissen, daß Krieg ist! — Aber nein, gnä- 
dige Frau, Ich bin Ihnen gar nicht gram, wenn 
Sie zu einem anderen Friseur gehen — — be- 
daure, Sie sind hiermit bereits aus der Kunden- 
liste gestrichen, bereits gestrichen — Mahlzeit!" 
w——— Wer hier ist? Sie sind wohl unter die 
falsche Dusche geraten! Rufen an und fragen, wer 
hier Ist! Hier ist die Feuerwehr! Wer ist denn 
dort? — Ahal Das Hotel Bristoll Warum nicht 
gleich so? Hier ist der Damensalon Figdor. — — 
Ob ich was? Jemanden zum Frisieren ins Hotel 
hinüberschicken? Sie scheinen immer noch nicht 
gemerkt zu haben, daß Krieg ist, Herr! — Sagen 
Sie. Ihren Hotelgästen, wenn sie eiwas vom Fri- 
seur brauchen, sollen sie sich gnädigst selber 
zum Friseur bemühen! Die Zeiten sind gottseidank 
vorbei, wo unsereiner — vielleicht gar noch beim 
Regen — Über die Straße ins Haus gegangen ist! 
— Bitte? Aber das ist mir doch ganz egal, ganz 
gottliebschulze ist mir das, was auf meinem teu- 
ten Schild in Ihrer Hotelhalle steht! Wegen mir 
können Sie das Schild getrost abnehmen! Jawohl, 
abnehmen! Auf Hotelkundschaft bin ich nicht 
mehr neugierig! Sie brauchen gar nicht mehr an- 
zurufen — schade um den Groschen! — — Was?? 
Bravol Sehen Sie, auf den Augenblick habe ich 


gewartet, wo das stinkfeine Hotel Bristol sich 
auch einmal des Götzzitates bedient! Was glau- 
ben Sie wohl, wie oft ich das heute zu hören 
kriegel Habe die Ehrel Meine Empfehlung!“... 
„= —— Frisiersalon Figdor! Was wollen Sie? Sich 
beschweren? — — Sie haben bestellt und sind 
nicht darangekommen? Für wann hatten Sie denn 
bestellt? Für elf Uhr? Und wann waren Sie da? 
Elf Uhr drei? — Ahal Da haben wir es jal Be- 
stellen und immer nur bestellen und dann nicht 
kommen und dann nicht pünktlich sein! Die alte 
Geschichtel — — Wie? — Was heißt hier nur drei 
Minuten! Soll ich vielleicht wegen den drei Mi- 
nuten mein ganzes Personal auf Urlaub in die 
Berge schicken? Wenn Ich schon so zuvorkom 





Rezept für Frühlingsdichter! 
Von Felix Pelter 


Dort hängt der Bufen der Natur, 
Da blüht ein Weidenkätschen, 
Dazu etiwas von grüner Flur 
Und dann das kleine Schätschen. 


Man fcheue nicht Die Frühlingeluft, 
Das Bienchen und Gevatter Star, 
Darein ein wenig Blütenduft, 

Der immer nötig war. 


Den Eros nehm’ in kleinen Mengen 
Mehr fchelmifch als erregend, 

Jedoch von Schnfucht ein’ge Längen, 
Das Ganze fanft beivegend. 


Und nun hinein den Lyrikfeim, 
Dann fchlage man Die Maffe, 

Bio aus dem Dichtertopf der Reim 
Sie füß in Verfe faffe. 








Mein Rolllilm 


ADOX 


aus dor wellablerlen Jolochemischen Fabrik 





und sei 





168 


mend bin und im Kriege überhaupt eine Vor- 
merkung annehme — zum Zug müssen Sie ja auch 
pünktlich kommen, warum dann nicht beim Fri- 
seur? — — Das brauchen Sie mir gar nicht immer 
wieder erklären, daß Sie seit zehn Jahren Jeden 
Freitag zum Kopfwaschen und Wasserwellen und 
Maniküren zu mir kommen! Das weiß ich alleine, 
früher haben eben wir auf Sie gewartet, jetzt 
müssen Sie warten. Also gut, ich will noch ein- 
mal eine Ausmahme machen, kommen Sie rüber 
und warten Sie! Ob Sie aber heute noch daran- 
kommen, kann ich Ihnen nicht sagen! Das nützt 
Ihnen nichts? Na, hören Sie mall Sie scheinen 
immer noch nicht zu wissen, daß Krieg Istl — 
Bitte? Irgendwo einschieben? Weil Sie Besuch 
bekommen? Meine liebe Frau, was geht mich 
denn Ihr Besuch aus Mannheim an! Fahren Sie 
doch nach Mannheim! Vielleicht können Sie sich 





dort frisieren lassen! — Mahlzeit!” — — — 

w—=——)Ja? Hallo! Wer ist denn dort? — — Oh, 
Frau Kaiser! Habe die Ehre, Frau Kaiser! Wie 
geht's? Wie steht’s? — — Was haben Sie denn 


für einen Wunsch? Ob Sie es gerade günstig 
treffen? — Günstig ist gar kein Ausdruck, meine 
liebe Frau Kaiser, Sie kom:nen &ußerst günstig, 
mein ganzer Salon steht zu Ihrer Verfügung! 
Kommen Sie nur herüber, wann es Ihnen paßtl 
Sie werden sofort bedienti Was soll es denn 
heute sein? Kopfwaschen? Dauerwellen? Dl- 
schampon? Eine kleine Friktion? Ich habe für Sie 
noch ein herrliches Kopfwasser aufgehoben! Ja- 
wohl, Fräulein Lilli zur Gesichtsmassage — jawohl, 
Fräulein Eva zur Maniküre — jawohl, Herm Karl 
zur Wasserwelle und Haarglanz! — Bitte? Aber 
das macht doch nichts, daß Sie sich nicht vorher 
angemeldet haben! Ich bitte Siel Bei Ihnen kommt 
das doch gar nicht in Frage! Wie geht es denn 
daheim? Was macht der Herr Gemahl? Sind die 
Kinderchen gesund? — Also gut, ich warte — 
jawohl, Sie brauchen nur zu kommen — wenn Sio 
da sind, sind Sie da — ich werde sofort die Ka- 
bine zwei für Sie freimachen, Frau Fleischer- 
meister Kaiser — jawohl, Frau Fleischermeister 
Kaiser — Kabine zwei —— —" Jo Hanns Rösler 





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berühmt ist Raulino-Tabak, denn unser Bamberger 
Stammhaus besteht schon über zwei Jahrhunderte 
zweihundert Jahren wissen Raucher jeder 


Geschmacksrichtung unseren Tabak zu schützen. 


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wählen Sie daher nur wie immer Ihre Lieblingsart! 


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2. Gegen Schuppen und Haarausfall 
3.Gegen schädliche Haarparasiten 








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Aachahmung verboten, 
denn Deinhard-Kabinett ist nur 
beschränkt diofer bar. 


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Losen Sio hier, was unsera Kunden schreiben: 


Das Gelesene prägtaich spiolond leicht oln 
Dr. Heil's Schnelikurs Italienisch über- 
tritt bei weitem meine Erwartun- 
gen. Ich habe eine kleine Dorfschul 
besucht und hatte keinen Schimmer 


lienische Zeitungen zu lesen und Briefe 
zu schreiben. Ich habe es selbst nicht 
für möglich gehalten, daß man. in so 
kurzer Zeit eine tremde Sprache lernen 
kann. Mit gulom Gewissen kann ich 


von Fremdsprachen. Erst nachdem ich 
mich mit einer liallenischen Familie 
sehr gut angefreundet halle, kam in 
mir der Wunsch auf, auch die llalio- 
nische Sprache zu beherrschen. Ich 
habe nicht Immer regelmäßig gelernt, 
sogar manchmal tagelang ausgesetzt. 
lernen ist gar nicht das richtige Wort, 
man brauch! weder auswendig zu ler- 


non, ‚noch Vokabeln Und grammatische 
[ 


Regeln pauken, noch Irgendwalche 
Vorkenntnisse oder eine besondere Be- 


El 
jedem dieses einzigartige Werk woltor- 
ompfehlen 

Rodobeul |, Margot Hanning, Radebeul, 
‚den 29. April 1941 Lessingstraße 7. 


Koln Auswendiglörmnen von Vokabeln 
Ich finde Ihr Nausystem Insofern un- 
überlteiflich, als das Auswondigiernen 
von Vokabeln und grammalischen Ro- 
gein ganz ausgeschaltet ist, denn der 
lehrstoft prägt sich In seinem Aufbau 
ganz von solbst dem Godächinis ein. 


| gebung zu besitzen. Man liest, und das Dar bohandelte Stofl wird in Inter“ 
‚elesone prägl sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann rost- 

in. Meine itellenischen Freunde waren los im praklischen Leben verwendet 

überrascht Über meine schnellen Er- worden, 

tolge, besonders Über die quie Aus- SI. Pölten, 15. Jan. 1940, ‚Adalb. Redl, 

sprache. Auch bin Ich In der Lage, ita- Josefstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht: mehr als 
eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wlıklich und täg- 
lich In lebendiger Rede und Gogenrode gesprochen und gebrauch! wird. Jede 
mochanlscho Auswendiglernen fBllt fort, denn eine wortverwänd! neugostaltete 
Wechselwirkung zwischen, Fremd und Mullersprache varankoıt das Sprachaut. 
Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewlikt, 
daß Ihnen der Sprachstofl ohne mechanisches Auswendigiernen zufließt, Gleich 
einer Iniorossanten Lektüre, die unterhält, anragt und erlıeut, geht die Aneignung 
der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- 
schulbildung genügi vollauf, weil die Durchnahme gemäß unserer Anweisung 
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169 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 





Frau Mertens erzählt von ihren Kindern, denen 
der Tee immer zu wenig süß ist. „Und dabei be- 
kommt jedes drei Stückchen Zucker und eine 
kleine Zitronenscheibe”, seufzt sie. 

„Aha“, sagt ihr Besuch „und da werfen sie erst 





Wer seine 


Die ganze Familie freut s 


den Zucker In die Tasse und dann drücken sie 
die Zitrone aus. Falsch, ganz falsch, liebe Frau 
Mertens. Bei mir zu Hause muß jedes erst in die 
Zitrone beißen und dann ist ihnen die Tasse Tee 
mit einem Stückchen Zucker süß genug.” 


Unsere Tante Ida kam vom Zahnarzt. 

Fünf Minuten später telefonierte der Zahnarzt an. 
„Verzeihen Sie, gnädige Frau”, sagte er betrübt, 
„würden Sie einmal bitte in Ihrem Munde nach- 
sehen — ich glaube, ich habe darin einen klei- 
nen Bohrer liegen gelassen — —“ 


Der bekannte Filmschauspieler Rudolf Carl, der 
gegenwärtig bei Willi Schaeffers im Kabarett der 
Komiker gastiert, bekam eines Abends in seiner 
Garderobe den Besuch eines Kollegen aus seiner 
alten Karlsbader Bühnenzeit. 

Und wie Schauspieler schon sind, die es auf der 
Bühne nicht weiter gebracht haben, sie neiden 


Frau liebt 


ist nett zu ihr 
und bringt 


heim den 


Alles-Kitt 


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Schuh- u. Lederfochgeichöhe, 


Rudolf Carl seinen ehrlichen Erfolg und wissen 
wahre Schauergeschichten über ihn zu erzählen. 
„Ich glaubte, ich traue meinen Augen nicht”, er- 
zählte der Kollege, „auf seinem Schminkmantel 
hat er groß sein Monogramm R C, auf der Brief- 
tasche, auf der Zigarettendose — überallRC —, 
aber nicht nur das, sogar am Thermometer in sel- 
ner Garderobe steht unten in großen Buchstaben 
RC——" 


Ich kam mit Kitty nach Salzburg. Wir hatten uns 
vor Jahren dort kennengelernt. Und als wir jetzt 
durch den Mirabellgarten schritten, seufzte Kitty 
plötzlich auf. 

„Siehst du diese Bank, Johannes?” 

„Ich sehe sie, Kittyl“ 

„Auf ihr haben wir uns ewige Liebe und Treue 
geschworen!” — Ich nickte: 

„Wer hätte damals gedacht, daß wir uns heiraten 
würden!” 


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gufteöbtenfatareh, hazinädig«, Bronditie ‚Hronifche 
Verfoleimung, quälender Si 
den feit Sahren mit Dr. Bor er.Zabtelten, ans 
alten fällen, erfolgreich betämpft. Dies beftätigen 
die vielen vorliegenden, oft geradezu begeifterten 
Dantfchrelben von Verbrauchern. Dr. Boether.Tablet- 
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mittel, Enthält 7 erprobte Wirtitoffe. Stark Ihleim. 
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Shreiben Ste an MEDOPHARM, Minden 62/R 36 








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mode will berücksichtigt werden, wenn der j 





vönliche Eindruck, 
nicht Schaden erleiden soll, Über den ständigen Wechsel des Kra- 
wattenstils 


den, daß 


bringen das Modernste an Musterungen unıl 












Tönen und leisten Bürgschaft dafür, daß ihr 

Träger eine in jeder Beziehung einwand: Al 
freie und besondere Krawatte besitzt 
Denn alles, 
MARKE FMT_ gekennzeichnet 
ist, zeigt den Zeitgeschmack in 


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190 u Fingern in die Kopfhaut einmassiert, N 





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F. WOLFF & SOHN » KARLSRUHE 


171 






i Ein Begriff für 
photographifcheWertarbeit 





DORSCH 


„Es ist furchtbar, wie die Fischpreise gestiegen 
sind”, sagte meine Frau, „Dorsch kosten bald das 
Doppeltel” 
„Ja”, sagte ich, „warum dem Fischhändler das 
Geld hintragen, wenn wir den Dorsch selber fan- 
gen können! Als Junge habe ich viele Dorsche 
mit der Angel gefangen. Ich bin oft genug mit 
zehn und zwanzig großen Dorschen nach Hause 
gekommen, so groß wie..." 
„Wann fahren wir hinaus? 
„Morgen — wir wollten ja.sowieso ins Freie 
fahren...” r 
Ich kaufte im Eisenwarengeschäft zwei herrliche 
Dorschangeln zu zwei Kronen das Stück. Der Abend 
verging damit, die Leinen aufzurollen. Ich er- 
reichte es, mir die Finger an den Haken blutig zu 
kratzen. Sonst ging nur noch eine gestickte Decke 
drauf — solche Haken gehen ja nicht so leicht 
wieder los, wenn sie sich erst einmal festgehakt 
haben! — aber an gestickten Deckchen hatten wir 
ohnehin zu viell ni 
Am Sonntagmorgen machte meine Frau zwei Früh- 
stückspäckchen zurecht und wir fuhren mit un- 
soren Rädern los. 
Als wir uns allmählich der Bucht näherten, begann 
mir das Wasser im Mund zusammenzulaufen. 
„Ih, wie ich mich auf all die herrlichen Dorsche 
freuel“ rief ich aus. „Morgen wollen wir gekoch- 
ten Dorsch essen — mit Kopf und Leben und 
allem Drum und Dran. Und am Dienstag braten 
wir einen — mit Zitrone dazu. Mittwoch essen wir 
Ragout — das ist mein Leibgericht. Es tut nichts, 
wenn wir auch noch was für Donnerstag haben — 
du kannst ja Dorschauflauf machen oder Dorsch 
In Mayonnaise — ah — und Salat — und Dorsch- 
Suppe...” 
„Meinst du wirklich, daß wir sie alle allein essen 
können?“ fragte meine Frau, „sie halten sich doch 
nicht..." 
„Dann schenken wir deiner Schwester und dei- 
nem Schwager welche. Und Hansens im zweiten 
Stock — und Olsens nebenan — sie sollen auch 
mal sehen, was wir nicht alles können! Und dem 
Vize...” 
„Und wir könnten Ja auch Tante Anastasia ein- 
laden..." 

. 
„Glbt es dies Jahr viel Dorsch?“ fragte ich den 
alten Bootsbauer, während er mir die Riemen 
hinreichte. 
„Na —”, sagte er, „ab und zu kommt einem Ja 
mal einer vor die Nase.” 
Ich holte mit den Riemen aus, daß mir der Schweiß 
auf der Stirn perlte. „Puh“, sagte ich schließlich 
und zog die Riemen ein, „jetzt mag es genug 
sein!” 
Ich holte mein Taschenmesser hervor und steckte 
es auf der Ducht fest, um die Dorsche schnell- 
stens schlachten zu können, wenn wir sie ein- 
holten. „Jetzt tu nur genau dasselbe wie Ichl“ 
sagte ich dann und ließ die Angelleine ab. Mit 
einem schnellen Griff packte ich die Angel und 
schleuderte sie fort. 
Rrrischl sagte meine Jacke; die Angel hatte Ihr 
einen langen RIß beigebracht. 
„Du hättest Ja auch nicht deinen guten Rock an- 
zuziehen brauchen!” sagte meine Frau. 
Endlich war die Angel im Wasser, und wir fin- 
gen an, ruckwelse zu ziehen. Jedesmal, wenn wir 
die Leine hochzerrten, folgte ihr ein kleines 
Brausebad von Wassertropfen, das unsere Sachen 
und Schuhe erfrischte. 
Als wir eine halbe Stunde gearbeitet hatten, sagte 
meine Frau: „Ich meinte, du sagtest, da wären 
Dorsche?” 
„Hm“, sagte ich und sog an meinem Finger, deren 
Haut die Leine geschunden hatte. „Da sind sicher 
Dorsche in rauhen Mengen — sie beißen nur nicht 
immer an, wenn man es gerade möchte.” 
Es verging wieder eine halbe Stunde. 
„Hoh, was ist das? Da hat einer angebissen! Der 
rütteltl” 
„Es ist wohl ein alter Stiefel”, sagte meine Frau. 
„Hast du jemals gesehen, daß ein Stiefel zappelt?“ 
Ich zog mit allen Kräften. Plötzlich wurde die 





INRAUHEN MENGEN 


VON AAGE V. HOVMAND 


Leine so verdächtig leicht, und die Angel kam 
hoch — leer! 

„Der ist abgesprungen — das Biest!” rief ich 
enttäuscht. „Aber — der war vielleicht groß!” 
„Die Fische, die man nicht bekommt, sind immer 
am größten”, sagte meine Frau. 

Daran denkend, daß Geduld zu den wichtigsten 
Ausrüstungsgegenständen eines Fischers gehört, 
arbeitete ich angestrengt weiter. 

Nach einer Stunde hatte ich wieder etwas an 
der Leine. Diesmal war es sehr schwer, denn ob- 
wohl Ich kräftig an der Schnur zog, so daß das 
Boot sich welterbewegte, war die Angel nicht 
heraufzuholen, Das war mehr, als die Leine aus- 
halten konnte — sie riß, und ich landete auf dem 
Schoß meiner Frau. 

„Dorsch?” sagte sie, 

„Nein, leider nicht!” seufzte Ich. „Der muß irgend- 
wo auf dem Grund festgehangen haben. Meine 
gute Angell” 

Jetzt würde meine Frau alle Dorsche bekom- 
men und ich war zu der kümmerlichen Rolle eines 
Zuschauers hinabgesunken. Es verging eine wei- 
tere Stunde. Meine Frau arbeitete noch immer — 
mit langen, zähen Zügen. Zwei Augenpaare folg- 
ten den Bewegungen der Leinen auf dem Wasser 
wie gebannt. Da — plötzlich wurde sie unruhig. 
„Da ist etwas!” rief meine Frau und holte ein. 
Ich spürte zu meiner Schande den kleinen gelben 
‚Wurm des Neides an meinem Gemüt nagen. Wenn 
er nur abspringen wolltel flüsterte der Wurm. 
Aber der Dorsch riß sich nicht los. Ganz unten In 
dem grünen Wasser sahen wir den Schimmer sei- 
nes weißen Bauches. Mit einem schnellen Ruck 
hob meine Frau ihn über Bord, und der Bursche 
landete mit einem Klatsch zappelnd zwischen 
meinen Füßen. Ich ergriff das Messer und ver- 
setzte ihm einen gebührenden Schnitt in den 
Nacken. 

Obwohl der Dorsch nicht so überwältigend groß 
war — ich schätzte ihn auf ein Kilo, meine Frau 
auf ein halbes — so hatte er uns doch den Mund 
wässerig gemacht (ebenso wie meine Hosen- 
beine), und wir wechselten uns Jetzt im Angeln 


2 DER GEGE 


VON STRY ZU 


Fräulein Kunigunde Batzer war nicht nur ein sehr 
tugendsames, sondern auch ein schon ein wenig 
ältliches Mädchen. Sie beschränkte sich Jedoch 
nicht nur darauf, selbst ein tugendhaftes Leben zu 
führen, sondern sie wachte eifersüchtig auch dar- 
über, daß ihre Mitmenschen nicht allzu leicht vom 
rechten Weg abkamen. 

Seit zwei Wochen wohnte sie im Hotel „Drei 
Mohren”, 

„Lieber Hotr Direktor!" sagte sie eines Tages 
vorwurfsvoll. „Leider sehe ich mich gezwungen, 
Ihr Haus zu verlassen.” 

„Sind Sie mit etwas unzufrieden? Ist die Verpfle- 
gung nicht reichlich und gut genug, oder Ihr Zim- 
mer nicht in Ordnung?” 

„Nichts von all dem!” erwiderte Fräulein Kuni- 
gunde bestimmt. „Ich würde sogar sehr gerne 
noch hler bleiben, wenn nicht ein Mann im Hause 
wäre, der sich dem Trunk ergibt.” 


UNDANK 


Ein Mensch, aus reiner Nächstenliebe 

Fragt nicht lang, was ihm selber bliebe, 

Er gibt, obwohl er auch kaum satt, 

Oft gern das Letzte, was er hat. 

Jedoch der Dank für solche Gabent: 

„Wie viel muß der gehamstert haben!” 
EugenRoth. 


172 


ab. Aber jeglicher Erfolg hat seine Grenze, und 
unser Dorsch erhielt keine Gesellschaft mehr — 
außer unserer eigenen. 

Nachdem wir noch zwei Stunden vergebens ge- 
angelt hatten, waren wir müde und fingen an zu 
essen. Als wir gegessen hatten, fielen einige Re- 
gentropfen auf meinen Scheitel, und ich suchte 
nach meinem Hut. Aber der Hut war weg; der 
mußte bei den Bemühungen über Bord gegangen 
sein. 

Es begann nun heftig zu regnen. Wir kamen völ- 
lig durchnäßt noch eben vor Dunkelwerden nach 
Haus. Und das war sehr gut, denn unsere Rad- 
laternen waren uns inzwischen gestohlen worden! 


„Kein Fisch schmeckt so gut wie die, die man 
selber gefangen hat“, sagte ich, als wir am näch- 
sten Tage, erkältet und mit wollenen Tüchern um 
den Hals, vor unserem gebratenen Dorsch saßen. 
„Und stell dir vor, dann haben wir ihn noch oben- 
drein umsonst bekommen!” 

„Umsonst?’ sagte meine Frau. 

„Nun ja — natürlich müssen wir die eine Krone 
fünfzig abrechnen für das Boot.” 

„Und zwei Haken zu 4 Kr., Leinen 1.30, das sind 
6.80 — und eine zerrissene Jacke 50 Kr, einen 
verlorenen Hut 22 Kr, das sind 78.860 — dazu 
kommt noch das Reinigen und Bügeln unserer 
Sachen — macht 15 Kr, meine verdorbenen 
Schuhe 14,50, eine Stickereidecke zerrissen: 8 Kr., 
zwei Dynamolaternen gestohlen: 36 Kr. — macht 
zusammen 152.30 Kr. Dazu Arztrechnung: 10 Kr., 
Hustensaft 2.75 — macht alles zusammen 165.05 Kr. 
— wenn ich nicht noch etwas vergessen habel 
Gehabt haben wir 400 Gramm Dorsch — dann 
kannst du dir den Preis Ja selber ausrechnen!” 
„Laß mal sehen — das sind... äh — 412 Kronen 
für das Kilo! Ich kann aber auch wirklich nicht ver- 
stehen, daß wir nicht mehr bekommen haben! 
Leute, die etwas davon verstehen, sagen, daß 
Dorsch in rauhen Mengen da wäre.” 

„Ja“, schloß meine Frau, „und du bist einer von 
ihnen. Leider!” 


NBEWEIS 


EULENBURG 


Der Direktor erschrak. „Hier im Hause? Ein Gast? 
Doch kein Angestellter?” 

„Dort drüben steht erl” verkündete Kunigunde 
Batzer anklagend und wies auf Toni, den Haus- 
diener. 

Der Direktor winkte Toni herbel: „Ich höre so- 
eben, du trinkst?" 

Toni schüttelte entrüstet den Kopf. „Wer behaup- 
tet das?” 

„Ichl” hob Fräulein Kunigunde ein wenig den 
spitzen Zeigefinger. 

„Hat er sich ungehörig gegen Sie benommen? 
Sie beleidigt, belästigt?” forschte der Direktor 
welter, 

„Ich weiß nichts davon!” warf Toni gutmütig ein. 
„Sein Verhalten mir gegenüber war einwandfrei”, 
bestätigte Fräulein Kunigunde. 

„Mußten Sie dann aus anderen Gründen Anstoß 
nehmen?” fuhr der Direktor in seiner Unter- 
suchung fort, „War sein Gang zu schwankend, 
konnte er überhaupt nicht mehr gehen? Lärmte 
er? Schrie er? Sang er, oder pfiff er zu laut? 
Oder beobachteten Sie ihn zufällig, wie er ge- 
rade übermäßig trank?” 

Fräulein Kunigunde schüttelte verneinend den 
Kopf. . 

Toni lächelte mit unschuldiger Miene. 

Der Direktor war ratlos. „Aber Sie müssen doch, 
sehr verehrtes Fräulein, wenn Sie eine Behaup- 
tung aufstellen — — —" 

„Einen Bewels dafür haben!” vollendete Toni mit 
Entrüstung diesen Satz. 

„Den habe Ich natürlich”, rlef Fräulein Kunigunde 
aus, als hätte sie nur auf dieses Stichwort ge- 
wartet. „Wie Sie wissen, gehe ich täglich auf der 


Homöopathie 


iR. Ktlesch) 


„Aber wenn du so viel mit Willi zusammen bist, wird Egon doch bloß noch eifersüchtiger!“ 
„Wieso denn, wo ich ihn doch extra in kleinen Dosen dran gewöhne?“ 


Omeopatia: '"Ma se bazzichi tanto con Guglielmo, non diverrä Egone sempre piü 
geloso!,, — “E come mal, se lo a bella posta cerco di abituarvelo a piccole dosl?,, 


173 





Bahnhofstraße spazieren. Und was sehe ich da? 
Was muß ich da, jedesmal, als ich an der be- 
kannten Weinspelunke ‚Weißer Kakadu’ vorbei- 
gehe, davor sehen — an der Hauswand angelehnt 
sehen? Ein Fahrrad, das ein Firmenschild des Ho- 
tels ‚Drei Mohren’ trägt. Ein Fahrrad, das, so viel 
ich weiß, nur Sie, Herr Toni, benutzen! So, und 
was sagen Sie jetzt?” 

Zunächst schwiegen beide: Direktor und Haus- 
diener. 

Dann fragte der Direktor mißbilligend: „Ist es 
wahr, was Fräulein Batzer sagt? Lehnt dein Fahr- 
rad wirklich so oft vor dem ‚Weißen Kakadu'?” 
„Schon möglich!” meinte Toni. „Aber das muß Ja 
nicht heißen, daß ich selbst auch immer im 
‚Weißen Kakadu' bin, Nicht "weit entfernt davon 
befinden sich doch der Bahnhof und das Postamt; 
ich könnte doch auch dort sein, so oft mein Rad 
vor dem ‚Weißen Kakadu’ steht, 


Fräulein Kunigunde lachte schrill. 

„Machen Sie sich nicht lächerlich, Wenn Ihr Rad 
vor dem ‚Weißen Kakadu’ steht, so Ist das ein 
Beweis dafür, daß Sie im Lokal sind. Ein voll- „ 
kommen klarer Beweis, hören Sie?!" 

Toni schüttelte den Kopf. „Nein! Nein!” Schüttelte 
immer wieder den Kopf, as ist noch lange kein 
Beweis!” 

„Ich komme darauf zurück. Wir sprechen noch 
über die Sachel” entschuldigte sich der Direktor, 
{roh darüber, gerade in diesem Augenblick einen 
neuen Gast begrüßen zu müssen. 





Aber es wurde niemals wieder über diese An- 
gelegenheit gesprochen. Und das lag daran: 

Als Fräulein Kunigunde Batzer am nächsten Mor- 
gen ihre vor der Tür stehenden Schuhe ins Zim- 
mer holen wollte, sah sie, zunächst nur verwun- 


dert, ein Paar Männerstiefel neben ihren Schuhen 
stehen. Sie klingelte dem Zimmermädchen. 
„Was bedeutet das? Wem gehören diese Stiefel?” 
„Sie stehen schon seit gestern abend neben 
Ihren Schuhen”, erklärte das Zimmermädchen 
überaus freundlich lächelnd. „Sie sehen so aus, 
als würden sie dem Hausdiener Toni gehören, 
Sicher hat er sie nur aus Versehen hierher ge- 
stellt!” 

Und weil Fräulein Kunigunde Batzer abends im- 
mer schon sehr früh schlafen ging, ihr Zimmer am 
Anfang des Korridors lag, so daß sicher alle 
Hotelgäste beim Vorübergehen die schweren 
Männerstiefel neben ihren kleinen leichten stehen 
gesehen hatten, wurde sie in diesem Augenblick 
flammend rot und warf, In Erinnerung an die 
gestrige Auseinandersetzung mit Toni, dem Haus- 
diener, ihre Türe empört und ziemlich heftig ins 
Schloß 





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Maiski und seine Marionetten 


{Erich Schilling) 











ai 





„Man muß nur richtig an den Fäden ziehen, dann tanzen meine Puppen!“ 


Maiski e le sue marionette: “Non occorre altro che tirar bene I fili e allora i miel pupazzl ballano!,, 


176 


München, 18, März 1942 . 
47. Jahrgang / Nummer 12 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


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Indische Artilleristen 


HUN haImSEhWETN.., 








„Unsere Freiheit macht Fortschritte, unsere Väter hat man noch vor die Kanonen gebunden, wir dürfen schon dahinter stehen!“ 


Artiglieri indiani: “La nostra libertä fa progressi. | nostri padri sono stati legati davanti al cannone, mentre a noi & giä lecito di starcene di dietro!,, 









Tauwetter 
Tempo di sgelo 






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Un 


SPITZENDEKOR 


Ich war mit Dora in der Waffensammlung. Wir 
waren dorthin gegangen, weil die Kunstsammlung 
geschlossen und well draußen Tauwetter war, In 
der Waffensammlung war kein Tauwetter, hier 
war es trocken. Deshalb ging ich mit Dora in 
diese Sammlung, obwohl sie für alte Waffen kein 
besonderes Interesse hatte. Wir besahen uns all 
die Dinge, die Menschengeist ersonnen hatte, um 
die Politik mit anderen Mitteln fortzusetzen und 
um den Gegner zur Annahme eines gerechten 
Friedens zu veranlassen, damit die Enkel es ein- 
mal besser haben sollten. Und die Enkel hatten 
es tatsächlich immer besser, denn die Waffen ver- 
vollkommneten sich dauernd, und im Laufe der 
Zeit brauchte man nicht mehr mit Zweihändern 
zuzuschlagen und mit Hellebarden zu stechen. 
Man konnte mit richtigen Kanonen schießen, um 
sich seiner Haut zu wehren. Daß dies vorteilhaf- 
ter war und wirksamer, mußte auch der Laie ein- 
sehen. Ich erklärte es Dora, und sie gab vor, es 
auch zu begreifen. Ich sagte ihr dabei auch, daß 
os früher nicht möglich gewesen sei, ein anderes 
Land zu überreden, ein Stück abzutreten, sondern 
daß man immer zu den Waffen gegriffen habe, 
um den Platz an der Sonne zu erobern. 

Meinen lichtvollen Ausführungen schenkte Dora 
weniger Aufmerksamkeit als dem Dekorativen. 
„Sehr vornehm“, sagte sie und wies auf eine alte 
Kanone. Die Kanone war tatsächlich ein Meister- 
stück der Bildhauerkunst. Vorne lief sie In ein 





I 


\ 


(Hch, Kloy) 











offenes Löwenmaul aus, ich meine nicht das 
Blümchen, sondern das wilde Tier. Aus dem 
Löwenrachen hatten die Kugeln Gelegenheit, dem 
Feind näherzutreten, und hinten war alles mit 
Reliefs geschmückt, mit Portraiiköpfen und Wap- 
pen und sinnvollen Sprüchen. Man hätte leicht 
denken können, das sei eine Kanone für die 
Vitrine oder eine Repräsentationskanone ge‘ 
sen. Aber es war tatsächlich eine richtige Kanone 
zum Schleßen und sie diente in ihrer Zeit durch- 
aus für die auswärtige Politik und vielleicht sogar 
für die innere, 

Für Uniformen hatte Dora großes Interesse. Man 
verstehe mich recht, nicht nur für die Füllung, 
sondern für die Umhüllung. Sie bewunderte fach- 
männisch die Applikationsarbeit auf dem Waffen- 
rock eines Feldwebels des 18. Jahrhunderts und 
sagte, es sel eine wertvolle Anregung für sie. 
Ganz begeistert war sie von einem Stabsoffizier 
aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ich sagte ihr, 
er habe eine für seinen Landesvater wichtige 
Schlacht gewonnen. Sie Jedoch fand es überaus 
kleidsam, daß er über den blanken Panzer ein 
Krögelchen aus Spitzen trug. Brüsseler Spitzen 
zieren doch ungemein. Sie war entzückt über die 
modische Zusammenstellung von blankem Stahl 
und feiner Handarbeit. 

„Warum hat man das heute nicht mehr?” fragte 
sie mit Bedauern. 

Da erklärte ich ihr, man müßte, um eine entspre- 
chende kleidsame Wirkung hervorzurufen, den 
Panzerkampfwagen Häkeldeckchen applizieren, 
und das sei nicht dankbar im Tragen, Foitzick 








178 


Schneefchmelze 


Man ift nicht grad ein Winterhaffer 
zwar fchmerzt ein eingefror'nes Clo); 
wird aber Eis und Schnee zu Waffer, 
ift man Doch eigentlich ganz froh. 


Nur fchafft es manchenorts Beklemmung, 
wenn diefes Waffer dann bei Nacht 

als fogenannte Überfchwemmung 
unliebfam fich bemerkbar macht. 


In Kellerräumen beifpielemeife 

befremdet feine Gegenwart 

und bringt den Gleichmut aus dem Gleife, 
Man tut fich fowiefo fchon hart. 


Erhebt drum flehend eure Hände, 
daß fich der Wechfel im Gebiet 
der P, T. Aggregatzuftände 

nicht allzu überftürzt vollzicht. 


Ratatöshr 


FORMALITÄTEN 


VON HEINZ SCHARPF 


„Kinder“, pflegte Tante Auguste zu sagen, „schimpft 
mir nicht auf den Bürokratismus In den Ämtern 
und spottet nicht über behördliche Formalitäten, 
sie sehen zwar manchmal aus, als wären sie un- 
wichtig, aber sie sind es durchaus nicht. Ich kann 
euch da eine Geschichte aus meinem Leben er- 
zählen — und sie wurde nicht müde, diese Ge- 
schichte aus Ihrem leben immer wieder jeder- 
mann mitzutellen. 

Es war In einem italienischen Kurort, da ging 
Tantchen eines Tages auf das Postamt, um Karten- 
grüße on ihre Lieben zu Papier zu bringen, in 
Poesie und Prosa, Vorher war sie in einem Schuh- 
geschäft gewesen, wo sie sich ein Paar Schuhe 
gekauft hatte, die sie zu Hause billiger hätte haben 
können. 

Schon auf dem Weg zur Post merkte sie, daß ihr 
ein Junger Mann folgte. Er trug ein Spitzbärtchen 
und eine Samtjoppe, wahrscheinlich ein Künst- 
ler, Tantchen schwärmte für jede Art von Künst- 
lern. Ihre Pulse schlugen schneller, als der Mann 
ihr unentwegt auf den Fersen folgte. Sieh da, 
wenn einer eine Reise tut,., 

Während sie im Postamt ihre Karten schrieb, legte 
sie das Paket mit den Schuhen in das Nebenfach 
des Schreibpultes. Ihr Verfolger stand erst ab- 
wartend hinter ihr, dann aber faßte er Mut und 
machte sich In ihrer Nähe zu schaffen. Er war 
offensichtlich darauf erpicht, ihre Bekanntschaft 
zu machen. 

Als Tantchen mit Ihren Kartengrüßen fertig war 
und aufsah, war der Junge Mann samt dem Paket 
verschwunden. Sie sah ihn gerade noch, wie er 
hurtig durch die Drehtüre enteilte. Sofort schlug 
sie Lörm und eilte ihm nach, ‚aber er war wie 
vom Erdboden verschluckt. Empört lief sie zur Po- 
lizel. Da saß ein Junger Polizeileutnant, schön wie 
Apoll und noch um einiges schmucker, und nahm 
sich sofort lebhaft ihrer an. 

„Bevor ich den Tatbestand zu Protokoll bringe”, 
sagte er liebenswürdig, „müssen Sie erst einige 
Formalitäten erfüllen. Ihr Name, bitte? Ihr Alter, 
bitte? Ihr Wohnsitz, bitte?“ 

Name und Wohnsitz gab Tantchen währheits- 


Churchills Stern 





{Erich Schilling) 


n... und das alles wird einmal in Rauch aufgehen!“ 


La stella di Churchill: “... e tutto questo finirä un glorno in fumo!,, 


getreu bekannt, aber beim Alter unterlief Ihr ein 
kleiner Fehler, Sie war schon jenseits der Dreißig, 
doch der Leutnant machte ihr so feurige Augen, 
‚daß sie ihm nur fünfundzwanzig Jahre eingestehen 
konnte. 

Dann kam das gestohlene Paket an die Reihe, 
„Damenschuhe?“ fragte der Leutnant. 
Damenschuhe.” 

„Schwarze oder braune?” 


„Braune.” 

„Nummer?“ 

Wieder zögerte Tantchen, denn sie lebte auf 
etwas großem Fuß. Nummer vierzig. „Achtund- 
dreißig”, gab sie schließlich zu und saß dabei 
wie auf Kohlen. 

Hierauf mußte sie den Dieb beschreiben. Sie be- 
schrieb ihn so haargenau, mit seinem Spltzbärt- 
chen und der Samtjoppe, daß sein Steckbrief 


179 


sofort in Druck hätte gehen können. Dann war sie 
entlassen. Sie warf dem Polizeibeamten noch 
einen schwärmerischen Blick zu, den dieser lä- 
chelnd quittierte — und damit war die Geschichte 
zu Ende. „Aber”, schloß sie Tantchen immer mit 
derselben Selbstanklage, „es rächte sich doch, daß 
ich mich über die Formalitäten so leichtsinnig hin- 
wegsetzte. Die Folgen blieben nicht aus. Die Po- 
lizei hat den Täter richtig nicht erwischt.” 


Litwinows Appell 


(0. Gulbransson) 

















„Neue Fronten, Herr Roosevelt, neue Fronten! Auf ä Niederlage mehr 
oder weniger kann es so reichen Leuten doch nicht ankommen!“ 


Appello di Litwinow: “Nuovi fronti, signor Roosevelt, nuovi fronti! Per gente si ricca una sconfitta plü o meno non Importa nulla!,, 


180 


DIE MUNDHARMONIKA I! von WALTER BEMMER 


Meine Mundharmonika ist mein Orchester, 
bin auf ihr Solist und Dirigent 

und seit frühster Jugend schon in bester 
Freundschaft zugetan dem kleinen Instrument. 
Ist viel leichter als z.B. ein Klavier, 

darum trag ich sie auch stets bei mir, 

spiele Lieder, Tänze, Paraphrasen, 

ja, auch nachts fang ich noch an zu blasen. 





DIE .SERSICHER 


„Ist der Herr Gemahl zu Hause, gnädige Frau?” 
fragte ein Herr von sehr vertrauenswürdigem 
Äußeren. Er trug eine Aktentasche in der Hand. 
„Ja, bitte treten Sie ein“, erwiderte Frau Lochner 
geschmelchelt. Sie hörte diese Anrede gern, 
weil sie eigentlich keine gnädige Frau war, son- 
dern es erst zu werden hoffte. Einstweilen führte 
sie bloß Herm Suckfellner die Wirtschaft. Sie 
schob sich rasch einen Stuhl zur Türe, legte das 
Ohr an das Schlüsselloch und hörte folgendes: 
„Gestatten, daß Ich mich als Vertreter der Ver- 
sicherungsgesellschaft ‚Moribundia’ vorstelle. Mein 
Name ist Zögermayer. Ich habe durch einen 
Zufall von Herrn Regierungsrat Hinterbichler ge- 
hört, daß Sie ein leidenschaftlicher Fischer sind. 
Das war mir gleich sympathisch. Denn auch ich 
kenne nichts Schöneres als die Fischerei. Und Sie 
haben hier ein ganz ausgezeichnetes Wasser. Ich 
habe mirs heute vormittag angesehen. Wirklich 
großartig. Nur gesund muß man halt bleiben, um 
diesen schönen Sport recht lang ausüben zu 
können.” 

Der Besucher erspähte einen leisen Funken von 
Besorgnis im Auge seines Opfers, er rückte näher, 
seufzte tief und fuhr fort: „Ja, Herr Suckfellner, 
wenn ich wüßte, daß Sie und ich ewig leben, 
würde ich Ihnen und mir selbst nicht raten, sich 
versichern zu lassen. Da würden alle Versiche- 
rungsgesellschaften zusperren und ich als Ver- 
treter würde mich einfach aufhängen.” 

„Das könnten Sie ganz beruhigt versuchen, wenn 
Sie gewiß wüßten, daß Sie ewig leben werden”, 
erwiderte boshaft Herr Suckfellner, sich Innerlich 
verhärtend. Äußerlich lächelte er. 

Der Gegner lachte herzlich: „Das nenne ich Hu- 
mor. Und Humor ist eine Gottesgabe, ein Zeichen 
von Gesundheit. Aber... aber... wer weiß... 
manchmal sitzt im rotbackigsten Apfel schon der 
Wurm und frißt und nagt und bohrt Tag und 
Nacht, unersättlich, und eines Tages — bums — 
fällt der Apfel ab.” 

Das Lächeln auf dem Gesicht Herrn Suckfellners 
verschwand. Ebenso auf dem der Frau Lochner. 
Sie preßte das Ohr noch fester an das Schlüssel- 
loch. 

„Und, Herr Suckfellner, Hand aufs Herz, Sie sind 
noch kein alter Mann, aber wie viele von Ihren 
Altersgenossen leben noch? Wie oft passiert nur 
eine Kleinigkeit, ein Nichts, ein reiner Schmarrn 
— und der Mensch ist weg, wie von der Erde 
weggeblasen. Heute im Zeitalter des Verkehrs 
und der Motoren hängt das menschliche Leben 
eigentlich nur an einem Faden, der sich zu einem 
Spinnwebfaden verhält wie dieser zum Tragseileiner 
Seilschwebebahn, Und sehen Sie, man braucht ja 
nicht einmal überfahren oder vom Lift zerquetscht 
zu werden. Da war zum Beispiel neulich ein Fall 
— es war sogar ein guter Freund von mir — der 
ist einfach spazieren gegangen wie alle anderen 
Leute. Er schaut sich gerade in einem Geschäft 
eine Krawatte an und denkt: Die gefällt mir. 
Die kauf ich mir. In diesem Augenblick läßt 
gleich neben dem Randstein ein junger Bursche 
das Motorrad angehn. Der Mann erschrickt, fällt 
um und ist tot, Und was war, was glauben Sie? 
Ein ganz kleiner Tumor im Gehirn, von dem er 
nichts gewußt hat. Ader geplatzt, weg war er. 
Und, Herr Suckfellner, wer von uns kann schwö- 
ren, ob er nicht auch so etwas im Kopf hat? Einer 





Oft sitz ich des Abends in der Kühle 

vorm (Quartier und spiele blauen Dunst, 
dieses weckt im Stall — gleich rechts— Gefühle 
und ein dicker Schmeinskopf Antwort grunzt. 
"s ist ein weiter Weg noch, wie ich seh, 

bis zu Orpheus und Eurydike, 

jener rührte Baum und Strauch und Stein, 
aber ich dagegen nur ein Schwein. 





VON BRUNO WOLFGANG 


haut vielleicht beim Kartenspiel auf den Tisch — 
und das Malheur Ist fertig.” 

Er schlug erläuternd auf den Tisch. Es dröhnte 
und hinter einem Schrank rutschte irgend etwas 
schärrend herab. Herr Suckfellner zuckte zusam- 
men und griff unwillkürlich nach seinem Kopf. Der 
Vertreter sah, daß seine Saat Wurzel zu schlagen 
begann. Er setzte sich hüpfend im Sessel zurecht, 
wie ein Reiter im Sattel, bevor er zur Attacke an- 
setzt. Dann fuhr er mit erhobener Stimme fort: 
„Aber das ist noch gar nichts. Erst vorgestern hat 
sich ein pensionierter Bahnbeamter, Herr Schleinz, 
bloß ein langes Haar aus dem Nasenloch aus- 
gezupft. Am nächsten Tag war er lot. Zu blöd, 
so was, nicht? Blutvergiftung. Nichts mehr zu 
machen.” 

Erschrocken ließ Herr Suckfellner die Hand sin- 
ken. Er hatte eben mit einem Härchen und viel- 
leicht unbewußt auch mit seinem Leben gesplelt. 
Herr Zögermayer nahm dies mit Befriedigung zur 
Kenntnis. Und wie eine Köchin, die feststellt, daß 
der Braten gar ist, setzte er noch zum letztenmal 
die Gabel an. 

„Und deshalb ist die Versicherung eine wahre 
Wohltat. In dem ersten Fall ist die schöne Ver- 
sicherungssumme der kranken Frau des Verstorbe- 
nen sehr zustatten gekommen. Im zweiten Fall, 
wo der Mann elf lebendige Kinder hatte, wäre 
ohne Versicherung die ganze Familie einfach ver- 
loren gewesen. Deshalb möchte ich mir erlauben, 
Herr Suckfellner, Ihnen nahezulegen, von den un- 
schätzbaren Vorteilen, die Ihnen unser Institut 
bletet— ich würde Ihnen als Sportgenossen einen 
‚ermäßigten Tarif berechnen —, ehestens Gebrauch 
zu machen.” 

Der Redner schwieg und lehnte sich im Bewußt- 
sein des Sieges zurück. Aber Herr Suckfellner 
war alt und zäh und wurde nicht so leicht weich. 
Er schoß gleich sein stärkstes Geschütz ab: 

„Ich habe kein Interesse daran. Ich habe keine 
Kinder...” 

„Aber die Frau Gemahlin...“ 

„Ist nicht meine Frau, sondern meine Wirtschaf- 
terin.” 

„Oh pardon”, flüsterte Herr Zögermayer taktvoll. 
„Und ich denke nicht daran zu heiraten”, rief 
Herr Suckfellher, zum Gegenangriff übergehend. 


Landstreicherisch 


Rosen trägt der Rosenstock, 
Du einen roten Unterrock, 
Der Nußbaum grüne Nuß. 


Ein jeder ist, wie er sein muß. 

So gib mir einen langen Kuß: 

Vielleicht, schon bald, uns zum 
Verdruß, 

Ein Kind schläft in der Wiege. 


Das Kind kann nichts dafür. 
Was seufzte laut die Stiege 
Zu deiner Kammertür? 

Georg Britting 


181 


Die Harmonika hilft mir die Zeit vertreiben, 
klingt so lieblich und so zart im Ohr, 

kann nicht immer an die Liebste schreiben, 
spiel ihr dann ein zärtlich Ständchen vor. 
Springt einmal ein Ton, geht er entzioei, 
kümmert mich das nicht, 's ist einerlei, 

und mwenn alle platzen, pfeif ich noch 

lange nicht auf meinem letzten Loch. 


UNG 


Der Vertreter räumte die Position, die offenbar 
nicht zu halten war, und begann die Vorteile der 
Versicherung auf den Erlebensfall und einer ge- 
mischten Versicherung zu schildern, Aber Herr 
Suckfellner bockte weiter. Es wollte ihm durchaus 
nicht einleuchten, daß er etwas bezahlen solle, 
was er nicht selbst genießen konnte. Als Herr 
Zögermayer sich erhob und die Aktentasche er- 
griff, konnte er Herr Suckfellner bloß versichern, 
daß es ihn sehr gefreut habe, was überdies nicht 
der Wahrheit entsprach. 

Draußen schob Frau Lochner blitzschnell den Stuhl 
zurück und bestäubte rasch das ein wenig ge- 
rötete Ohr mit Puder. Sie fuhr auch schnell aus 
den Hausschuhen in die taubengrauen Halb- 
schuhe. Denn ihr kleiner Fuß war Immer beachtet 
und gelobt worden. Allerdings schon selt gerau- 
mer Zeit. Sie war stark über die Vierzig, hatte 
aber unbedingt auf das Beiwort „rüstig”, „riegel- 
sam’ oder „gut erhalten” Anspruch, welch letz- 
teres der Mensch mit Burgruinen teilt, Im Ernst, 
sie war nicht gar so übel. Herr Zögermayer stellte 
das mit einem prüfenden Blick fest, Er blieb auch 
taktvoll bei der Anrede „Gnödige Frau” und sie 
ließ ihn ebenso taktvoll bei dem Glauben, daß 
sie ihm seine Unwissenheit glaube. 

„Ist es Ihnen gelungen?” fragte sie mit freund- 
lichem Lächeln. 

„Nein, gnädige Frau, aber — vielleicht gelingt es 
Ihnen, einer so feschen und liebenswürdigen 
‚Gattin kann man doch nichts abschlagen. Und die 
Vorteile sind ja außer Zweifel. Bedenken Sie nur, 
gnädige Frau, daß Sie im Falle eines hoffentlich 
nicht eintretenden, aber immerhin möglichen Ab- 
lebens des Herm Gemahls nur die halbe Pen- 
sion bekommen. Und das menschliche Leben 
hängt Ja nur an einem dünnen Faden, gegen den 
ein Spinnfaden die reine Wäscheleine ist. Da 
haben wir neulich einen Fall gehabt, da ist eine 
Dame vor einem Motorrad erschrocken. Nicht nie- 
dergestoßen worden, bloß erschrocken. Und weg 
war sie. Kleiner Tumor im Gehirn. Ader geplatzt, 
Schluß. Und dasselbe kann einem Mann und jedem 
von uns passieren. Kein Mensch kann wissen, was 
er in sich hat. Sogar an einem Haar ist neulich 
eine fesche Frau gestorben, das sie sich am Kinn 
ausgezupft hat“ (Frau Lochner errötete ein wenig). 
„Deswegen möchte ich halt doch raten, daß der 
Herr Gemahl sich versichern läßt. Bieten Sie Ihren 
Einfluß auf, gnädige Frau, Sie werden es nicht be- 
treuen. Wenn Sie übrigens eine selbständige Ver- 
sicherung eingehen wollen, würde ich Ihnen einen 
besonderen Ausnahmetarif ...” 

„Ich werde sehen. Bitte, kommen Sie in einem 
Monat wieder.” 

Herr Zögermayer küßte ihr die Hand und empfahl 
sich. 

Frau Lochner zog sich in ihr Zimmer zurück und 
dachte nach. Ihre Absicht, Herm Suckfellner zu 
heiraten, stand schon seit Jahren fest. Sie hatte 
auch nie an der Erreichung ihres Zieles gezwei- 
felt. Aber sie hatte die Erfüllung immer in weiter 
Ferne gesehen. Sie wollte Herm Suckfellner zu 
diesem Zwecke reifen lassen wie einen rotbak- 
kigen Apfel, der ihr dann von selbst in den Schoß 
fiele. Ihre Taktik war die der langsamen Zermür- 
bung. Nun hatten aber Herrn Zögermayers Worte 
von der Hinfäligkeit alles Irdischen ihr die Ge- 
fährlichkeit dieser Taktik enthüllt. Die Gefahr 


Totale Mondfinsternis - Eclissi totale di luna 





A 
© 
H 


CoSER 


konnte nur durch rasches Handeln gebannt wer- 
den Es war unbedingt geboten, eine schnelle 
Entscheidung herbeizuführen. 

Es galt nun die beste Methode zu finden. Den 
Versuch, Herrn Suckfellner durch Liebreiz zu um- 
garnen, ließ sie in weiser Erkenntnis des Tatsäch- 
lichen außer Betracht. Herr Sückfellner war viel 
zu unromantisch, viel zu sehr Egoist und Gewohn- 
heltsmensch, als daß von sentimentalen Gefüh- 
len irgendeine Wirkung bei ihm zu erwarten ge- 
wesen wäre. Für materielle Vorteile hingegen war 
er sehr empfänglich. Um sein Mißtrauen nicht zu 
wecken, mußte ein anderer die Vorteile der Ehe 
schildern. Sie mußte es verstehen, mit fremden 
Zungen zu reden. Der richtige Mann war Herr 
Zögermayor. Er war allein imstande, das Trommel- 
feuer zu reden, das Herm Suckfellner erschüttern 
sollte. 

Als Herr Zögermayer pünktlich nach einem Monat 
wiederkam, hatte er noch vor seinem Eintreten 
bei Herrn Suckfellner eine kleine Unterredung mit 
Frau Lochner. Sie verstanden sich ausgezeichnet. 
Frau Lochner übernahm es, die Versicherungs- 
angelegenheit zu fördern, während Herr Zöger- 
mayer seine Kraft in den Dienst des Eheprojek- 
tes stellte, 

Er fand Herrn Suckfellner bereits einigermaßen 
verändert vor. Zunächst hatte er einen gewal- 
tigen Tumor im Gehirn, der ihm größte Schonung 
auferlegte. Ferner wachte er ängstlich über jedes 
Haar auf seinem Kopfe. Und auch im Bereiche der 
Leber, der Milz und der Nieren, hatte er verschie- 
dene Krankheiten, von denen ihm in der Zwi- 
schenzeit jemand erzählt haben mußte. Unter die- 
sen Umständen vermied es Herr Zögermayer, von 
Unglücksfällen und Krankheiten zu sprechen, Er 
begann vielmehr von Junggesellen und ihren Ge- 
wohnheiten. 





„Und doch, Herr Suckfellner”, rief er voll Innig- 
keit aus, „gibt es etwas Schöneres als eine glück- 
liche und vernünftige Ehe? Ich sage es Jedem 
ausdrücklich, ich möchte nicht mehr als Jung- 
geselle leben. Nicht um alles in der Welt. Ver- 
zeihung, ich rede nur von mir, Aber das Bewußt- 
sein, daß jemand da ist, der einen auch in Krank- 
heit und Not nicht verläßt, der einen weder vor- 
lassen will noch kann, das, Herr Suckfeliner, ist 
nicht mit Gold zu bezahlen. Diese Sicherheit und 
Beruhigung kann einem, Herr Suckfellner, nur die 
Ehe bieten. Ich persönlich bin Ja vollkommen 
überzeugt, daß Frau Lochner Sie nie im Stich las- 
sen wird. Sie hängt an Ihnen mit einer Hin- 
gebung — wirklich rührend. Aber der Teufel 
schläft nicht. Wir haben da gerade einen Fall ge- 
habt, da ist einem Musikprofessor seine lang- 
jährige Wirtschafterin weggegangen. Geheiratet 
hat sie. Mit vierundsechzig Jahren. Jawohl. Der 
Professor war verzweifelt. Er ist auch bald dar- 
auf gestorben. Es gibt nichts Schöneres als einen 
auf Vertrauen gegründeten und materiell ge- 
sicherten Hausstand Wegen der Versicherung will 
ich Ihnen nicht zureden. Ich habe meinen Erfolg 
bereits in der Tasche, hähä. Frau Lochner hat sich 
bel mir auf fünftausend Mark versichern lassen, 
die im Falle ihres hoffentlich fernen, aber immer- 
hin möglichen Ablebens ihrem eventuellen Gatten 
zugute kommen. 

Aber, um auf den Zweck meines Besuches zu 
kommen, ich wollte Ihnen, hochverehrter Herr 
Suckfeliner, zur Erwägung anheimstellen, ob Sie 
sich nicht wenigstens gegen Brandschaden ver- 
sichern lassen wollen. Ich würde Ihnen ausnahms- 
weise den Tarif für Verheiratete berechnen. Da 
es bei Verheirateten laut Statistik bedeutend 
seltener brennt, sind auch die Prämien entspre- 
chend niedriger. Das gleiche gilt übrigens auch 


182 


(Fr. Bllok) 


SEES 


für die Lebensversicherung, da Ehemänner laut 
unseren Tabellen ein um 5,7 Prozent längeres 
Leben haben als Junggesellon. Bedenken Sie, wie 
leicht heutzutage ein Brand entstehen kann. Ich 
will Sie nicht beunruhigen, aber gerade jetzt 
glaube Ich einen leichten Brandgeruch zu spüren.” 
Herr Suckfellner zog Luft durch die Nase, In der 
Tat, es brandelte. Auch Frau Lochner beim 
Schlüsselloch bemerkte es. Beide ahnten nicht, 
daß bloß Herr Zögermayer vor seinem Eintreten 
heimlich aus einer kleinen Spritze ein wenig 
„Brandolin” in die Luft gespritzt hatte. Es war 
das neueste Patent zur Erzeugung günstiger 
Stimmung. Aber auch das genügte noch nicht, 
Herr Suckfellner schwankte bereits, aber er fiel 
nicht. Frau Lochner flüsterte im Vorzimmer: „Kom- 
men Sie In zwei Monaten.” 

Herr Zögermayer ließ noch einen dritten Monat 
verstreichen. Dann läutete er wieder an. Ermachte 
sich nur wenig Hoffnung. Denn noch niemand 
hatte seiner Beredsamkeit einen solchen Wider- 
stand entgegengesetzt. Eine Hausgehilfin öffnete 
und führte ihn In ein neu eingerichtetes Zimmer. 
Frau Suckfellner, geborene Lochner, trat ein, ließ 
den Besucher Platz nehmen und sagte; 

„Gut, daß Sie gekommen sind, Herr Zögermayer. 
Mein Mann“ — hier schaltete sie ein kleines Lä- 
cheln ein — „möchte sich versichern lassen. Auf 
Ab- und Erleben, gegen Brandschaden, Unfall, 
Einbruch... Hast du vielleicht noch Wünsche, lie- 
ber Alois?“ rief sie ins Nebenzimmer hinüber. 
„Nein, liebste Pauline, ich überlasse das ganz 
dir’, tönte eine unterwürfige Stimme zurück. Herr 
Zögermayer begann bewundernd die nötigen 
Formulare auszufüllen. 


„„Eine Versicherung gegen den Ehestand hätte 


ich gebraucht. Aber die gibt es nicht”, dachte 
Herr Suckfellner. Doch er wagte es nicht zusagen. 





Die Vollschlanke 


eh 


{R. Kriesch) 


„Wenn du mir doch die blaue Bluse leihen wolltest, Thilde, du weißt, die hat Eduard 
immer so sehr an dir gefallen!“ — „Ja, ja — aber die Packung allein macht's nicht!“ 


La snella: "Oh, Tilde, se tu volessi prestarmi la blusa azzurra, colla quale 
piacevi sempre tanto ad Edoardo!,, — “Si, si — ma |’ imballagglo solo non basta!,, 


MEIN FREUND JOHANNES 


Ein Feigling war Johannes bestimmt nicht. Aber 
wie wir jetzt auf dem Bootssteg standen, warf er 
doch erst einen bedenklichen Blick auf das vom 
Sturm aufgewühlte Wasser und dann einen zwei- 
ten, noch bedenklicheren auf mein kleines Segel- 
boot, Zugegeben, das Wetter hätte sogar einen 
alten Seemann mit Sorgen erfüllt, und das Boot 


sah nicht so unbedingt vertrauenerweckend aus, 
aber er hätte sich ja auf meine Tüchtigkeit ver- 
lassen können. 

Statt dessen wandte er sich dem Lande zu und 
sagte nur: 

„Ich möchte nämlich verbrannt werden.” 

„Du willst nicht mit?“ fragte ich. 

„Willst du denn etwa wirklich los?” staunte er. 
„Aber sicher doch”, beteuerte ich. 


183 


Da sah er mich lange und gerührt an. 

„Dann also auf Wiedersehen in einer ‚andern 
Welt“, sagte er weich, machte einige Schritte 
landwärts, zögerte und blieb endlich stehen, 
„Möchtest du noch etwas, Johannes?” fragte Ich. 
„Hast du Geld bei dir?” wollte er wissen. 

„Ja“, gab ich zur Antwort, ohne den Sinn seiner 
Frage begriffen zu haben. 

„Leih es mir“, sagte Johannes, 


DAS OHR 


Aus dem Italienischen von Helma Flessa 


Eine Dame hatte das Mißgeschick gehabt, durch 
einen Unfall das linke Ohr einzubüßen. Sie inse- 
tierte in der Zeitung, daß sie ein Ohr zu kaufen 
wünsche. 

Schon am nächsten Morgen herrschte vor ihrer 
Haustüre ein wüstes Getümmel, das sich trotz der 
rasch zugreifenden Hand des Hilfspolizisten nicht 
zu einer glatten Schlange ordnen wollte. 

Der Erste, der sich den Zutritt erkämpfte, war 
ein Mann, der sich fürs Leben gerne ein Fahrrad 
gekauft hätte, aber das Geld dazu nicht besaß. 
„Gnädige Frau”, sagte er, „ich biete Ihnen mein 
Ohr an. Es ist tadellos erhalten, garantiert wasch- 
echt und von bester Qualität.” 

„Nur leider nicht meine Nummer“, sagte die 
Dame, der erst In diesem Moment das Verständ- 
nis dafür aufging, daß es auch in diesem Artikel 
Nüancen gibt. „Es Ist Ja fast noch einmal so groß 
wie das meine. Ich fürchte, es würde stören.’ 
„Vorurteill Die Symmetrie hat sich längst über- 
lebt. — Haben Sie nicht sonst Bedarf? Eine Nase? 
Einen Fuß?” 

„Danke, damit bin Ich versehen.” 

Der Mann wagte einen letzten, verzweifelten Vor- 
stoß, „Ich hätte am Rücken so ein schönes Mut. 
termal. Es ließe sich ganz bequem an jeder be- 
liebigen Stelle anbringen...” 

„Auch damit bin ich eingedeckt. — In diesem 
Punkt soll man nicht übertreiben.” 

Der Mann ging traurig weg. Er hätte so gerne ein 
Fahrrad gehabt! — 

Als nächster kam ein kleiner Angestellter, der die 
Miete nicht zahlen konnte und vom Haushern 
bös bedrängt wurde. 

„Ich bringe Ihnen das Ohr.” 

„Bedaure, es Ist nicht mein Typ.” 

„Nicht Ihr Typ? Erlauben Sie, es ist ein ganz voi- 
zügliches Ohr, Sogar mit dem absoluten Gehör 
— ich spiele nämlich Mandoline. Es kommt auch 
aus einem anständigen Haus...“ 











Ihrer Kultur ist Ihre Krawatte, Der Anzug kann noch so gedie 
modisch sein, — durch die Krawatte erst verraten Sie, ob Sie Sinn für 


Farben und harmonische Muster besitzen. Tragen Sie deshalb nur 


solche Krawatten, mit denen Sie Ehre einigen können, 


‚gehören zum Geschmackvollsten, was zum Schmucke des 
Herrn geschaffen. wird. Ständig wird die abwechslungs 
reiche Kronen-Kollektion durch neue Entwürfe be- 


reichert, um Ihnen die Auswahl zu erleichtern. 


‚Kronen. Krawatten erkeunt man beim Kauf ia 

Fien feinıten Herrenmadegrschälien an der ringe 

fehhten Kronen-Marke. Sie sind volisastiarh, hand 
fi 


„Ich zweifle nicht. Aber sehen Sie, aus Ihrem 
Ohr wachsen rötliche Härchen heraus und das 
kann ich gar nicht leiden, Ich habe eine wahre 
Idiosynkrasie dagegen.” 

„Ach, wenn es sonst nichts ist — jeder Friseur 
macht sie Ihnen In einem Wuppdich weg.” 

„Ich will aber kein Ohr mit Locken.” 

Der Angestellte schlich betrübt von dannen und 
zerbrach sich auf dem Heimweg den Kopf, wo- 
von er die Miete zahlen sollte. — 

Darauf kam eine Dame. Ein nettes, rosiges Ding. 
„Hier Ist das Ohr”, sagte sie selbstsicher und 
schob eine dicke blonde Haarwelle beiseite, um 
das Angebot durch den Augenschein zu unler- 
stützen. 

„Nicht übel.” 

„Wie? Nicht übel? Es ist ein ganz reizendes Ohr. 
Das Entzücken meiner sämtlichen Verlobten.” 
„Aber es ist durchstochen, und Ich trage keine 
Ohrringe.” 

„Ach, mit ein bißchen Mastix...” 

„Immerhin, es hat ein Loch. — Was verlangen Sie 
denn?” 

„20000 Lire.” 

„Sie sind ja wahnsinnig!" 

„Gnödige Frau, die Seltenheit entscheidet den 
Wert. Ja, wenn ich 30 oder 40 Ohren hätte...” 
„Ich gebe höchstens 5000 Lire. — Was Ist denn 
auch an so einem Ohr? Das bißchen Knorpel und 
das winzige Läppchen — wirklich kaum der Rede 
wert. Zudem haben Sie ja noch eines! — Sagen 
wir 10.000. 

„Ausgeschlossen. Ich habe feste Preise.” 
„Schade. Dann muß Ich also wo anders schauen. 
„Da werden Sie einen schönen Schund kriegen.” 
„Lassen Sie wirklich gar nicht handeln?“ 

„Ich kann wirklich nicht.” 

„Nun, dann in Gottes Namen 20000.” 

Der Handel wurde ruchbar. Die Dame, die ihr 
Ohr verkauft hatte, erhielt eine Vorladung wegen 
Schwarzschlachtung und wurde wegen unkonzes- 
sionierter Fleischabgabe zu einer Geldstrafe ver- 
urteilt, die den Erlös aus dem hübschen Ohr weit 
überstieg (Aus „Il Travaso delle Idee”) 


® 


Zapfenftreich im Often 


Die Kerze flackert. Ich fchreib einen Brief. 

Der lange Hannes fchläft fchon tief. 

Drei Kameraden drefchen Skat, 

und der Gefreite Bünger hat 

fein Hemd in der Hand und fucht gelchwinde, 
ob er wohl wieder Läufe finde. 

Der Rundfunk, batteriegefpeift, 

im Lied die Schönheit der Liebe preift. 


Es ift ganz ftill und faft gemütlich, 

fogar die Skatleute bleiben ganz friedlich. 
Da tönt das Lied »Lili=Marleen«. 

Das heißt für uns: ins Stroh zu schn. 


Einft, in der Kindheit, da hat uns Jungen 
die Mutter wohl abends ein Lied gelungen. 
Jet aber werden wir Nacht für Nacht 
von Lale Anderfen ins Bett gebracht. 


»...da fteht eine Laterne ...« - Schluß. 

Ich ende den Brief mit Gruß und Kuß. 
»... es kann drei Tage koften ...« - Trapp, 
die Skatfpieler rechnen auch fchon ab. 

»... Wie gerne möcht ich mit dir gehn... .« 
Der lange Hannes fchläft fo fchön. 

»... wenn fich die fpäten Nebel drehn .. .« 
Auch Bünger foll jest fchlafen gehn. 

Doch findet er juft noch eine Laus, 

und drückt ihr - hnacke! - das Lebenslicht aus. 
Nun legt er fich und freut fich fehr: 

»Die Laus, die peinigt mich nicht mehrt« 





Da liegt die ganze Stube lang, 
verklungen ift der Wachtgelang. 

Und jeder Soldat, beim Schlafengehn, 
denkt jet an feine LilisMarleen. 


Wilhelm Hammond=Norden 



















@ 








184 








Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 


en 
Tainenrwa 


Zahnpulver nach 


Tabernaemontanus 


In alten Zeiten gab es zahlreiche, umständliche und oft nicht gerade appetitliche 
Rezepte für die Selbstanfertigung von Zahnpflegemitteln. So lautet eine Vorschrif 
von Tabernaemontanus, der von 1530-15% lebte”) 

n Zahnpulver macht m: 
Tag im Wasser gelegen, wickle 
darnach stosse zu Pulver, reibe die Zähne darı 






iimme die dürre Wurzel von Pappeln, so ein 
in nass Papier, lass unter der Asche braten, 
so säubert’s samt dem Zahnfleisch.“ 


also: 





Heute haben wir es leichter, wir nehmen einfach ein gutes Zahnpflegemittel wie 
Blendax. die vorzügliche und preiswerte Zahnpasta. 
1 Tatra Mentoren Da. 4 1IR 





Reitsport 


> —— 
h (ah 
Eher ein Problem 


heute selbstverständlich 


Sicherlich war es kein reines Ver- 
gnügen, in so unzwackmößiger 
r R | Kleidung auf Ainkem Roß über 
Stock und Stein zu jagen. Für die 
moderne Frou sind Sport und Kör- 
peıpflege die natürlichen Grund- 
lagen zur ErhaltungihrerGesund- 
heit und Schönheit. Proktische, 
spontliche Kleidun; 

unentbehrlich, 
neuzeitliche Comelio - Hygiene, 
die ihr Sicherheit und Frische on 
allen Togen erhält und zuver- 

lässigen Schutz bietet. 


Lamelia 


die zuverlässige Reformbinde 




















Frris Bogen 





Seit der Zeit der Türkenkriege fhätzen Raucher feinen 

Orientrabak. Einer mehr als 150jährigen Erfahrung in 

der Auswahl und Mifchung edier Tabake, verdanken die 
AustriasErzeugnilfe ihre hohe Qualität. 


NIL DRITTE SORTE 








ana 






LIKÖRE 
GENEVER GIN 
UND BITTERS 


Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern läßt 
ihn langsam und in kleinen Schlucken über die 
Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß. 





185 


3NMk-ünd eine 
große Überralchüng 
erwartet ihn! 


Während „Er“ im Felde ist, hat 1 
sie niemals vergessen, das bisher N 

von ihm gespielte % Los der AN Ei N 
Deutschen Reichslotterie regel- a 0. 
mäßig zu erneuern. Jetzt haben 

die 3,.,— RM, die das Los je Klasse kostet, den erschnten Gewinn ge- 
bracht. Kaum kann sie es erwarten, bis auch „Er erfährt, daß sich 
nun alle Zukunftshoffnungen erfüllen werden. 

Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten 
und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen 
mehr als 100 Millionen RM ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 
3 Gewinne von je 500000. RM und 5 Prämien von je 500000,— RM. 
Die Gewinne sind einkommensteuerfrei. % Los kostet nur 3.— RM je 
Klasse und kann im günstigsten Falle 100000.— RM gewinnen. Er- 
neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neues! 
Wenden Sie sich an eine Staatliche Lotterie-Einnahmel 












Größte Gewinne im günstigsten Fall 
($ 2, III der amtlichen Spielbedingungen) 


3 Millionen RM - 2 Millionen RM 


auf cin Doppellos 
auf ein ganzes Los 


3 zu 500000.— RM 
3 zu 300000.— RM - 3 zu 200000.— RM 


iu gi Zichungsbeginn der ı. Klasse am 17. April 1942 


7. Deutsche Reichslotterie 


auf ein dreifaches Los 


1 Million RM 


DIE GESCHICHTE VOM PRIEM 


soll Käpt'n Bruns auf seine eigene Weise erzählen: 


„Mal, da’wollt ich denn dscha von Burg nach 
Vegesack hin, well daß ich da was wollte. No, 
ich nehm denn dscha Kurs an’ı Lesum längs, un 
das klarte so langsam auf, un ich machte ganz 
orntliche Fahrt vorm Wind. Die Butterblumens, die 
blühten, und das Wasser, das blänkerte, un der 
Schlickschiper, der mit’r ‚Lesmona' den Fluß rauf- 
nudelte, der ärgerte sich reineweg zu schannen, 
weil daß ich ihm was zurief un er nich an Land 
konnte, um mir zu vertageln. Mal, da spaddelte 
da so 'ne lüttsche glatte Deern ins Wasser rum, 
abers als ich was zu Ihr sagte, dukte sie unner, 
un ich konnte sogar von achiern sehen, daß sie 
rot wurde, Kuck an, denk ich, du kannst es dscha 
ümmer noch, Carsten; un wie ich das so denk, 
spuck ich meinen Priem aus, weil daß 'r das Beste 
von weg war. 


Nu hat das mit so'n Priem seine Wissenschaft, hat 
das. Für Unsereinen is er das, was das Ol für die 
Maschine is. Mit'n ausgelutschten Priem kann man 
ümmer noch Fahrt machen; abers ohne Priem, da 
geht es denn dscha nich lange, well daß 'n sich 
heiß läuft. Solange wie der Geschmack noch, vor- 
hielt, ging es dscha; abers wie der auch alle 
war, da mußte ich mitten aus’r Fahrt stoppen, Ich 
fummel in meine linke Westentasche; Ich fummel 
in meine rechte Westentasche; ich fummel In alle 
meine Taschen, sogar achtern außenbords. Nix. 
Kein Priem. Der ganze Petum optimum ratzekahl 
alle. Tschä, da stand ich nu un konnte nich welter 
un sagte was zu mir, aber das kann ich nich 
wiederzuholen, es is.mich zu schanierlich. 

Carsten, sagte ich zuletzt gegen mir, so geht das 
nich. Du kannst hier nich stehenbleiben, bis hier 


Einer mit'n frischen Priem aufkreuzt; da kannst du 
dscha Moos bei ansetzen. Bis Vegesack hin hast 
du noch ’ne dreividdel Meile; das schaffst du nich 
ohne Priem; abeıs bis zu der Stelle, wo du ihm 
ausgespuckt hast, is es höchstens 'ne halbe Meile, 
Dreh bei, Carsten, un kehr um un such ihm. Wenn 
du ihm denn nich finnst, denn schmeißt du Anker 
aus und signalisierst SOS. 
No — was soll ich sagen: Ich fand ihm. Ich war 
aus 'r Puste un hatte allen Wasserballast ausge- 
schwitzt; abers ich fand ihm. Er war Gottseidank 
neben das von 'r Kuh gefallen, un als ich ihm 
so'n büschen an meine Achterbespannung abge- 
wischt hatte, konnt ich ihm ganz gut wieder 
achter die Kusen verstaun. No, un denn gab er 
dscha noch so viel her, daß Ich mit halbe Fahrt 
nach Vegesack hinkam un en Proverdjantladen 
anlaufen konnte. 
In Seenot, da zeigt sich dscha ümmer eers, was 
in Einen insteckt. 

Karl Lerbs 





Mein Rolli 


aus de wellallerlen Jolochemischen Fabrik 


NINE 


























0... drei 
gute Gründe, 


die Astra langsam 
und mäßig zu rau- 
chen und nicht zu 
stapeln. Beim Lagern 
leiden Aroma und 
Frische. 


KYRIAZI 


A| Astra 


MIT UND OHNE MUNDSTUCK 











Füße erbiht, 





Anspruchslose 


kommen audı 


ohne Alles-Kitt 


durdis Leben! 


Wer wirklici hohe 
Ansprücean eine Klebungstellekauftidiesen 


Kitt und achtet auf den Namen! 


überangeftrengf, | 


möffen, rafdı Cfafi 
kefaiigt 


brennend? 


Da bift alen, die wel geben und fichen 
ufpuber, &r trecfnet, 
ötscihabfenderung, | 


Herberragenb für Maffage! Für 


‚De fonflige Sukpfleg 
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Wihr: sich mid eisen 
Aufgeschoben - nieht aufgehoben - (Fer ENTE NEE BEER IR. 


Jetzt müssen wir so manchen unserer Kaufwünsche zurückstellen. 
Kienzle-Uhren z.B. sind heute nicht mehr in der gewohnten 7 > 8, 2 

reichen Auswahl zu haben. Freuen wir uns deshalb der später ga DA ae en u 
wieder kommenden Zeit der Erfüllung unserer Wünsche, 


Kienzle-Uhren bleiben was sie immer waren: von ersten Fach- Oigarchten TE Jleiche freu 
2 


kräflten hergestellte zuverlässige und geschmackvolle Zeitmesser 


»} Juabesı sere je! 
42 


Einer der bekonnten 
Kienzie-Werbewogen 














Sie sind wieder auf Draht ... 


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machen. Bei Nervosität, Überan- 


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187 


Der junge Morgen - Giorno 








IM LÖWENKÄFIG 


VON VIKTOR RAKOSI 


Ich leugne es gar nicht — denn die Liebe 
ist wohl eine unangenehme Sache, aber keine 
Schande —, daß ich In Bella bis Über beide Ohren 
verliebt gewesen war. Bella war schön wle ein 
Engel, gut wie zwei und lieb wie drel En: Die 
Irdischen Tugenden waren In ihr haufenweise ver- 
treten; aber sie hatte eine schlechte Eigenschaft, 
einen großen Fehler, und das hielt allem die 
Waage: sie liebte mich nicht! Mit einem Wort: ich 
war unglücklich in sie verliebt. Da beschloß ich, 
mir das Leben zu nehmen. Dem Beschluß folgte 
nun allerdings nicht sofort die Tat, sondern die 
Überlegung, auf welche Art und Weise ich die- 
sem Schattendasein Lebwohl sagen sollte. 

Folgendes schien mir die schönste Lösung: in 
einer sturmgepeitschten, finsteren Nacht mich von 
einem Felsenriff Ins tosende Meer hinabzustürzen. 
Aber das Meer liegt recht welt von hier entfernt, 
und es ist fraglich, ob es — das Meer nämlich — 
bis Ich hinkomme, noch tost... Ich hätte Jahrelang 
sparen müssen, bis ich mir das zu meinem Selbst- 
mord nötige Geld ersparen konnte, und ich wäre zu- 
dem noch der Gefahr ausgesetzt gewesen, ernüch- 
tert zu sein, bis das Geld beisammen war, Dann 
wäre die ganze Sparsamkeit für die Katz’ gewesen! 
Ich mußte mir etwas anderes ausdenken. Strick, 
Gift oder Revolver — alles ließ ich mir durch den 
Kopf gehen, aber ebenso rasch verwarf ich diese 
Gedanken auch wieder. Was sollte Ich machen? 
Bella oder der Tod? Ja, aber welche Todesart?... 
Da schlug eines Tages wie ein Blitz neben mir 
das Plakat eines Wanderzirkusses ein, welches 
ankündigte: „500 Pengö Belohnung demjenigen, 
der sich mit der Gräfin Santa Lucia, der bekannten 








nascente 








dt. v. Horvath) 


Entwurf einer Deckengemäldes für das Sommerschloß eines mittleren Malerlürıten. 
Die Einrichtung besteht aus glat polierter knorriger Eiche mit neidgelben Dauerbeaügen. 


Tierbändigerin, hinein in den Löwenkäfig wagt.” 
Ich war gerettet — ich war verloren: hier war 
der gewünschte Tod, Ich würde den Löwenkäfig 
betreten! Angenommen, die Bestien zerrissen 
mich: dann hatten die Löwen meinen Selbstmord 
begangen, und ich hatte mein Ziel erreicht. Mit 
großem Aufsehen wie ein niederstürzender Ko- 
met würde ich verscheiden, und die Weltpresse 
würde mir einen Nachruf widmen... Angenom- 
men aber, die Bestlen zerrissen mich nicht? Was 
geschah dann? Ich bekam meine 500 Pengö, fuhr 
sofort ans Meer, stellte mich auf den Felsen und 
warf mich In die tosende Flut, 

Ich stellte mich dem Zirkusdirektor vor und er- 
klärte ihm, ich sei bereit, zu den Löwen hinein- 
zugehen. „Haben Sie Kinder?” fragte er. — „Nel 
— „Sicherlich aber sind Sie die einzige Stütze Ihrer 
alten Mutter?” — „Nein, mein Bruder ist ihre ein- 
zige Stütze. Ich bin Stütze bei mir selbst.” — 
„Haben Sie niemanden die Ehe versprochen?” — 
a, aber die betreffende Dame legt keinen Wert 
auf Versprechen.” — „Haben Sie Schulden?” 
— „Leider! Aber meine Gläubiger haben längst 
alle Hoffnung aufgegeben, je wieder zu ihrem 
Gelde zu kommen.“ — „Mit einem Worte, Sie 
haben auf Erden keinerlei Verpflichtungen?” — 
„Ich kann stolz behaupten: nein.” — „Erwarten 
Sie irgendeine Erbschaft?” — „Falls die ganze 
Menschheit aussterben sollte, dann ja.” — „Sind 
Sie katholisch?” — „Ja. — „Gut, dann beichten 
Sie, lassen Sie sich die Sterbesakramente geben 
und seien Sie um acht Uhr abends hier.” 
Ich muß gestehen, das Verhör des Direktors er- 
füllte mich mit bösen Ahnungen, Sollte tatsächlich 
meine letzte Stunde geschlagen haben? Ach was, 
ich hatte nun mal beschlossen zu sterben. Es gab 
kein Zurück mehr. Am Nachmittag suchte ich Bella 
auf. Sie aß gerade gebrannte Mandeln. Ich sagte 
ihr, das sei schädlich für die Zähne. (Das war die 
























188 £ 


Überleitung zu den Löwen.) Als sie hörte, was 
om Abend geschehen würe rbleichte sie und 
schob die gebrannten Mandeln weg. Ach, wie 
wohl tat das meinem wunden Herzen! 

„Warum machst du solche Dummheiten?” fragte 
sie mit süßer Stimme. — „Ich will sterben.” — 
„Unsinn, tu das nicht.“ — „Unter einer Bedingung 
stehe ich davon ab... du kennst sie..." Sie 
wurde rot und ging aus dem Zimmer. Sie kam 
auch nicht mehr zurück. Ich aß die gebrannten 
Mandeln auf und ging dann... 

Es war 8 Uhr abends, Der Zirkus voll besetzt. 
Bella und ihr Vater saßen in der ersten Reihe. 
Die Löwen brüllten, ich zitterte. Hätten doch Ile- 
ber sie gezittert und ich rüllt! 

Gräfin Santa Lucia (die weder Santa noch Lucia, 
noch weniger eine Gräfin war, dafür aber in 
üppigem Maße sommersprossig und wohlbeleibt) 
drückte mir einen mächtigen Knüppel in die Hand 
und sagte: „Falls der Löwe sich auf Sie stürzen 
sollte, dann geben Sie ihm eins über die Nase.” 
„Haben Sie vielen Dank für Ihre freundliche Be- 
lehrung”, erwiderte ich leise, während ich fühlte, 
wie mein Gesicht sich verfärbte, 

Wir wollten eben den Käfig betreten, als der 
Zirkusdirektor der Gräfin nachrief; „Hast du auch 
die Tinte nicht vergessen?” — „Ich habe alles In der 
Tasche”, gab Lucia zur Antwort. Sie nahm mich 
bei derHand und zog mich hinein. Lebwohl, meine 
Liebe! Die Bestien brüllten, ich schloß die Augen! 
„Verzichten Sie auf die 500 Pengö oder ich lasse 
Sie zerreißen”, flüsterte mir eine unangenehme 
Stimme Ins Ohr. Es war die Gräfin. „Aber, Gnö- 
digste ...” — „Nun?“ fragte sie und stampfte mit 
‚dem Fuß. Ein schreckliches Brüllen folgte auf das 
Aufstampfen. Ich fühlte den heißen Atem der Be- 
stien. Das Leben Ist Ja doch so schönl Sollte ich 
wirklich nie mehr den Gesang der Vögel und das 
Rauschen des Windes in den Baumwipfeln ver- 











Sein Traum 


NR 


(K. Heillgenstaodt) 





„Fritz, du hast heute Nacht dreimal, gerufen ‚Anna‘!“ — „Ach du lieber Gott, Grete, das war 
nur die Kellnerin vom ‚Franziskaner‘, bei der ich früher immer Schinken mit Ei bestellt habe!“ 


Il suo sogno: “Fritz, stanotte hal chiamato tre volte: Anna!,, — “Ah, Dio mio, Margherita, non era 
che la cameriera al ‘Franziskaner,, dalla quale prima m’ ordinavo sempre prosciutto con vovol,, 


189 


nehmen?... „Ich unterschreibel” sagte ich. Die 
Gräfin enınahm ihrer Tasche ein Blatt Papier, 
Fedeı und Tinte. Legte alles auf ein Tischchen. 
Und ich unterschrieb. Es war mein Verzicht auf 
die 500 Pengö, Im nächsten Augenblick klirrte die 
Tür und wir waren draußen... 

Das Publikum brüllte Beifall. Man trug mich auf 
den Schultern umher. Dann erwischte mich Bellas 
Vater. „Meine Tochter ist ohnmächtig geworden. 
Soeben ist sie wieder zu sich gekommen. Beglei- 
ten Sie mich rasch zu ihr.” 

Bella empfing mich mit einem bezaubernden Lö- 
cheln. „Du schlechter Mensch, wie hast du mich 
erschrecktl" 

„O Bella, kann ich jetzt hoffen?” rief ich und 
kniete vor ihr nieder. 

„Ja, flüsterte sie und fiel mir um den Hals. 

Mein Herz pochte heftig. Die Löwen brüllten. Ich 
war überglücklich. 


(Aus dem Ungarischen von H. B. Wagenseil) 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(9. Nückei) 





In einer schwäbischen Stadt war ein Lastwagen 
beschäftigt, rückwärts in eine enge Hofeinfahrt 
einzufahren. Der Beifahrer, ein französischer Kriegs- 
gefangener, bemühte sich heftig, in schwäbisch- 
französischem Wechselgeschrei den Wagen vor 





NACHRAS 





NormalschneldeN, 
Konischliltschneid 


‚orbe Nr. 3 
tscheldung 


OR liegt es nur 
an der Verdauung... 


».. wenn die Kinder viel wei- 
nen und nicht recht gedeihen 
wollen, Vorausscızung für das 
Wohlbefinden der Kleinen ist 
eine geregelte Verdauung. Da 
ist Laxin das richtige Mittel: 
Gerade Kinder nehmen die | 
wohlschmeckenden Fruchtbon- 
bons gerne. 1 bis 2 Stück vor 
dem Schlafengehen führen nicht 
nur ab, sie regeln die Ver- 
daung. Laxin wirkt mild, aber 
immer zuverlissig. Dosen zu 
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Aaxin 


‚regelt die Verdauung 


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es Ihr „Tintenkuli“ verlangt. 


ER 


VIRTERLULD 








u 
Nr. 2 fü 
saubere 























„EMWEKA" Wellenfänger 


dem Einrennen der Hauswand zu bewahren, Das 
hörte sich so an: „Allezl, allez!, no e bißl&, no e 


bißlell, allezl, no e bißl&l, eh bien!, "Haaalıl, 

Halllt!. — Mon dieu, mon dieull” — Aber da 

krachte der Wagen schon an die Hauswand... 
* 


Uka, die Fünfjährige, begrüßt stürmisch und zärt- 
lich ihren Vati, der auf Urlaub gekommen ist, Nach 
einer Weile aber meint sie: „Vati, wenn ich mal 
heirate, dann darf mein Mann aber nicht so nach 
Zigaretten riechen. Der soll nach Braten riechen — 
am liebsten nach Schweinebraten!” 


%* 


Bobby und sein Freund Rudi spazierten in der 
freien Natur. Plötzlich ertönte ein fernes Motoren- 
geräusch. 

„Ein Flugzeug”, blieb Bobby stehen 

„Eine Dreschmaschine”, sagte Rudi. 

„Wo fliegt sie?" suchte Bobby den Horizont ab. 









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München, 25. März 1942 . 
47. Jahrgang / Nummer 13 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





DAS WANDERN IST DES WAVELLS LUST 






N) ENT, 
NK Don N 









APIESES QUARTIER ISTSEHR. ZUE MPFEHLEN, HERR. GENERAL, ES HAT 
EINEN SCHNELL ZU ERREICHENDEN MINTEREN ÄAÄuUssana.” 


Il vagabondaggio & la passione di Wavel: “Questo quartiere, signor generale, & raccomandabilissimo; ha un’ uscita posteriore che si raggiunge rapidamente!,, 





Die Pfütze 


DIE WEINKISTE 


Die Weinkiste war Im Anfang vorigen Jahres be- 
stellt worden und sollte im Frühjahr eintreffen, sie 
kam Infolgedessen im Herbst. Ich bin gar nicht 
böse darüber, denn wenn sie im Frühjahr ange- 
kommen wäre, so hätte Ich jetzt keine Weinkiste 
mehr, Es Ist nämlich eine gefüllte Weinkiste, mit 
Flaschen gefüllt, und in den Flaschen Ist franzö- 
sischer Landwein, laut Rechnung. Manchmal träume 
Ich von der Kiste, und meine Freunde Iräumen 
auch von Ihr. Meine Freunde sind Träumer, aber 
die Wirklichkeit ist ihnen noch lieber. 

Die Kiste steht im Keller. Bisweilen sitze Ich auf 
der Kiste. Das geschieht immer, wenn Fliegeralarm 
ist. Dann bin ich dom französischen Landweln sehr 
nahe, es trennen mich höchstens 5 cm von ihm. 
Wir sitzen zu mehreren’ auf der Kiste, aber die 
anderen wissen nicht, was sie unter sich haben, 
und das Ist gut so. Vielleicht Ist es bekömmlich 
für französischen Landweln, wenn man gelegent- 
lich auf ihm sitzt. Alter Cherry soll immer besser 
werden, wenn or mehrmals über den Ozean trans- 
portiert wird und den Äquator kreuzt. Wer kennt 
die Bedürfnisse und Eigenheiten französischen 
Landweins? Vielleicht kommt er zu herrlicher 
Reife, wenn er besessen wird. Weine können sehr 
kaprizlös sein. 

Einmal räumte Ich wieder von diesem welschen 
Wein, und da kam mir der gute Gedanke, daß die 


Lamento 


Ich armer alter Harfenift! 

Und bin ich erft geftorben, 

ob mich da Irgendiver vermißt? 
Es gibt fo viel Theorben! 


$o viele han mir’s nachgemacht, 
tie ich Die Saiten fchlage. 

Die ftehn jest emfig auf der Wacht 
und dienen Ihrem Tage. 


Und drängeln vor und heimfen ein 
und tun, als ob fie's wären ... 
Nur zu! Es muß ja wohl fo feln. 
Soll ich mich viel drum fcheren? 


Trieb Ich’ nicht ähnlich je und je 

ie all die Jungen heuer? 

- Ach, wenn ich's recht bei Licht befeb', 
dann Ift’s Die alte Leier! 


Ratatöohr 


„Schaug, Waldi, wie schön dees Hunderl springt... .!" 
La pozzanghera: “Guarda, Waldi, come salta bene questo cagnolino....!,, 


Kiste womöglich verwechselt worden und daß gar 
kein Wein drin sel, Vielleicht ist Mineralwasser 
drin. Na, und vom Mineralwasser nahm ich ohne 
weiteres an, daß es nicht gut sei, wenn man auf 
Ihm immer brütend säße. Man mußte sich also 
doch des armen Mineralwassers erbarmen, da- 
mit es nicht umkäme und verderbe. 

Ich sagte das zu Köte, aber sie hat kein Herz für 
Mineralwasser und meinte, wenn die Kiste erst 
einmal angebrochen sei, dann ginge es ihr wie 
einem angebrochenen Hundertmarkschein. Dem 
geht es nicht lange gut. 

Mich aber dauerte das Mineralwasser, und so 
nahm ich eines Tages Hammer und Stemmeisen 
und Zange, und erbrach die Kiste. Ich hatte un- 
recht, es war Wein, französischer Landwein. Aber 


wer welß, ob solche Weine Fliegeralarm mögen, er 
konnte ja verdorben sein, man mußte Ihn probieren. 
„Nagle die Kiste gut wieder zu“, hatte mir Käte 
gesagt, und ich nagelte gut, Ich hatte wieder un- 
recht, der Wein war vorzüglich, Ich kann jetzt aus 
eigener Erfahrung empfehlen, man setze sich ge- 
legentlich ein Stündchen auf Kisten mit französi- 
schem Landwein, Die geringe Mühe wird sich 
lohnen, der Wein baut sich herrlich auf und die 
Blume wird voller. 

Oft gehe ich nun in den Keller und arbeite mit 
Hammer und Zange und Stemmeisen, und jedes- 
mal nagle ich die Kiste wieder ordentlich zu. Mir 
gelingt’s jetzt schon in zwanzig Minuten, Das sind 
so kleine Unbequemlichkeiten mit einer guten 
Weinkiste, Foltzick 


DER SCHATTEN 


VON HEINZ SCHARPF 


Ein Wüstenfuchs sah bei Sonnenaufgang seinen 
langen Schatten und geriet darüber in Ekstase. 
„Da sieht man's, was ich für ein Kerl bin”, staunte 
er, „Ich werde mit zum Frühstück eine Giraffe 
einverleiben.” Und wie ein Löwe, der majestä- 
tisch zur Lagune schreitet, trottete er dahin. Von 
Zeit zu Zeit blickte er zurück, er konnte sich an 
dem mächtigen Schatten seiner Rute nicht satt 
sehen. 

Aber so tasch wollte ihm keine Giraffe vor die 
Zähne kommen. Er mußte ein ordentliches Stück 
laufen, bis er eine erblickte. Das Tier war ein 
möchtiger Bulle. Der Fuchs ging auf ihn los wie 
Blücher. Doch gerade als er zum Sprung ansetzen 
wollte, sah er wieder seinen eigenen Schatten, 
der mittlerweile um ein Bedeutendes kürzer ge- 
worden war, und er stutzte, 

„Hm, hm“, hielt er im Sprung inne, „eigentlich 
muß es ja nicht gerade eine Giraffe sein, ich 
kann mich auch an eine Antilope heranmachen. 
‚Antilopenfleisch Ist ohnehin schmackhafter.” Und 
wieder setzte er sich In Trab. 

Diesmal brauchte er nicht lange zu laufen. In 
Bälde erspähte er eine Antilopenherde, „Ich 
werde mir die größte aussuchen und sie mit Haut 
und Haar verschlingen”, reckte sich der Fuchs 
mächtig auf, seine Schnurrbarthaare standen mar- 
tlallsch zu Berge. In diesem Augenblick sahen die 
Tiere, wie sich sein Schatten auf dem Sand be- 
wegte und sie nahmen Reißaus. Der Fuchs mußte 
sich mächtig strecken, um sle nicht aus dem Auge 
zu verlieren. Schließlich beruhigte sich die Herde 
wieder und er konnte unbemerkt in ihre Nähe 
gelangen. Geifernd hing ihm die Zunge aus dem 





194 


Maul. Puh, er legte sich vorerst ein bißchen nle- 
der, so mitten im Schnaufen wollte er nicht eine 
ganze Antilope hinabschlingen. 

Unterdessen stieg die Sonne weiter am Horizont, 
Als der Fuchs sich erhob, um eine Antilope aufs 
Korn zu nehmen, war sein Schatten wiederum kür- 
zer geworden. 

„Hm, hm“, überlegte er, „ich möchte mich an 
einer Antilope nicht übernehmen. Ich werde mir 
lieber ein Warzenschwein zu Gemüte führen. 
Warzenschweine sind um diese Zeit ganz beson- 
dere Leckerbissen, das ist bekannt.” Also machte 
er sich auf die Jagd nach einem Warzenschwein. 
Jedoch die Schweine erwiesen sich als sehr un- 
freundlich, sie grunzten Ihn böse an und zeigten 
Ihre blanken Zähne. 

„Oho”, richtete sich der Fuchs auf, „oho, Ich 
werde euch schon zeigen, wer ich bin, seht nur 
einmal meinen Schatten an”, und er wandte 
drohend seinen Kopf, Da sah er, daß sein Schat- 
ten wieder kleiner geworden war. 

„Hm, hm”, verzog der Fuchs die Schnauze, „wahr- 
haftig, mir ist plötzlich der Appetit vergangen, 
meln Magen Ist nicht ganz in Ordnung, da dürfte 
ein Warzenschwein eine zu fette Kost sein“, und 
er trollte sich. 

Am Mittag, als die Sonne im Zenith stand, mußte 
der Fuchs feststellen, daß er überhaupt keinen 
Schatten mehr warf. Melancholisch setzte er sich 
auf seine Hinterläufe und sagte kleinlaut: „Ich 
glaube, eine Maus wäre das Richtige für mich.” 
Aber die Mäuse schliefen um diese Zeit, 

Da sprang ‚der Fuchs Jaulend empor und schnappte 
nach einer Fliege. 


Der Vorteil der Musik 





(Erich Schilling) 





„Verstehst du das Stück?“ — „Aber erlaube mal, das ist doch 
eine Oper, da braucht der Kenner nichts zu verstehen.“ 


MEIN FREUND JOHANNES 


Wir trafen auf einem Abendspaziergang einen 
Jungen Mann aus unserem Bekanntenkreis, der 
einsam und gedrückt einherwandelte. Freundlich 
sprach Johannes Ihn an: 


„Nun, lieber Freund, so alleine? Wollen Sie un- 
gestört einem schönen Gedanken nachgrübeln?” 


„Ach nein“, wehrte der Jüngling ab, „daß, ich 
nicht in Gesellschaft bin, Ist rein zufällig.” 

„Na, das paßt ja gut, Begleiten Sie uns. Wir 
wollen noch ein Gläschen Wein trinken gehn“, 
forderte Johannes ihn freundlich auf. 

„Vielen Dank. Begleiten will ich Sie gerne. Aber 
den Wein möchte ich mir versagen“, nahm der 
andre an. 

„Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie doch 


195 


bisher immer ein warmer Verehrer eines guten 
Tropfens?"“ wunderte sich Johannes. 

„Bisher! Aber Jetzt bin ich zu der Überzeugung 
gekommen, daß das Trinken und Rauchen der 
Gesundheit abträglich ist und habe es deshalb 
eingestellt, erklärte der Junge Mann, 

„Ja ja, das alte Lied. Als ich so alt war, wie Sie 
jetzt, da hatte Ich auch oft kein Geld”, sagte 
Johannes versonnen. J. Bieger 


England von Stalins Gnaden 
(Paris 3./4. März 1942) (Karl Amold) 


„Bravo, Churchill! 


L’Inghilterra alla merc& di Stalin (Parigi 3/4 marzo 1942): ‘Bravo, Churchill!,, 


196 





Atelierbesuch Il - Visita di studio Il 





(0. Nückel) 


























TINTEN: 

























































































Bei Albrecht Dürer 


DIE NEUE METHODE 


Von Eva Mörcke 


Der Herzenswunsch der Witwe Bram war es, ihre 
Tochter Margareta mit dem Großkaufmann Justus 
Ehn zu verheiraten. Ehn war ein dicklicher, kurz- 
atmiger Herr im gesetzten Alter, den Margareta 
um nichts in der Welt ausstehen konnte, Zudem 
galt ihre heimliche Zuneigung einem jungen 
Manne namens Axel Tengström. 

Axel Tengström war Margareta nicht minder zu- 
getan. Aber er war ein schüchterner Jüngling und 
verstand es nicht, seinen Gefühlen Ausdruck zu 
verleihen. Immer glaubte er, daß Margareta ge- 
rade ihm gegenüber kühl und abweisend sei, und 
quälte sich mit dem Gedanken, daß sie einen 
anderen ihm vorziehen könnte. Das machte ihn 
noch schüchterner, und endlich wandte er sich 
an einen Freund um Rat. 

„Du bist viel zu ernst“, erklärte der. „Lachen, 
richtig lachen mußt du und immer fröhlich sein! 
Das gefällt den Mädchen. Damit wirst du auch 
Margareta für dich gewinnen!" 

Wahrhaftig, eine‘ Lebensweisheit, die In der Tat 
nicht ohne war und Erfolg versprach. Unverzüglich 
ging Axel daran, sich aufs Lachen und Fröhlich- 
sein zu verlegen. Er übte sich fleißig darin, und 
als er die Zeit für gekommen hielt, beschloß er, 
diese Methode Margareta gegenüber in Anwen- 
dung zu bringen, 

Also stättete er eines Sonntagnachmittags den 
Damen Bram einen Besuch ab. Aber er hatte das 
Gefühl, recht ungelegen zu kommen. Denn Mar- 
gareta hatte Besuch — Herr Justus Ehn saß im 
Salon und schlürfte einen Grog. 

Doch ehe die freundliche Hausgehilfin auch Ihn 
dahin führen konnte, sah Axel sich unschlüssig um, 
denn seine alte Unsicherheit befiel ihn wieder. 
Da erblickte er Margareta allein im Garten, die 
sich angelegentlich mit den Blumen beschäftigte. 



















































































Sofort fiel Axel seine Meihode wieder ein. Er 
stimmte ein heiteres Lachen an, ließ das gänzlich 
verdutzte Mädchen mit seinem Mantel in der 
Hand stehen und stürmte in den Garten. 

Jedoch Margareta schien schlechter Laune zu 
sein, sie schaute kaum auf. Axel ließ sich aber 
nicht abschrecken. Er stimmte wieder ein fröh- 
liches Lachen an. 

Margareta blickte ihn erstaunt und fragend an. 
Doch Axel ließ sich nicht stören und lachte weiter. 
„Hast du übrigens schon den neuesten Witz ge- 
hört?" fragte er ausgelassen. 

Margareta kehrte ihm den Rücken zu. „Ach, das 
Interessiert mich nicht! Wenn du Witze zum be- 
sten geben willst, so setze dich zu Justus in den 
Salon und unterhalte dich mit ihm. Vielleicht geht 
er dann bald.” 

Also ging Axel in den Salon. „Hallol” grüßte er 
und lachte. 

Justus Ehn maß Ihn mit verächtlichem Blick und 
murmelte etwas Unverständliches. Dabei fiel Ihm 
die Zigarre aus dem Munde. Er schnappte mit 
beiden Händen danach, um sie aufzufangen, ver- 
brannte sich aber die Finger. 

Axel lachte, daß es durch das Haus schallte. 
„Seien Sie endlich still!” knurrte Ehn. 

Axel erwiderte: „A propos, da fällt mir ein! Ken- 
nen Sie schon den Witz...” 

„Interessiert mich nicht, will ich nicht hören!“ 
„Aber der Witz ist gut.” 

Ehn vollführte eine verzweifelte Gebärde und 
hielt sich die Ohren zu. Dabei stieß er das Grog- 
glas um. 

Axel lachte erneut laut und schallend, 

Das brachte Ehn in Harnisch. Wutentbrannt ergriff 
eı das Glas und warf es nach Axel, Der wich ge- 
schickt aus, so daß das Glas eine kostbare Kri- 
ställschale traf, die klirrend in tausend Scherben 
zersprang. — Axel lachte in einem fort, 

Ehn packte das Familienalbum und schleuderte es 
seinem Gegner mit voller Wucht entgegen. Aber 


197 


Da Alberto Dürer 


das Album traf statt Axel die Standuhr, die mit 
lautem Getöse umfiel, 
Da erschien Frau Bram in der Tür. „Was um Him- 
mels willen geht hier vor?“ rief sie entsetzt. Und 
als sie die Scherben des Grogglases erblickte, 
wandte sich ihr ganzer Zorn dem unglückseligen 
Justus Ehn zu. 
„Aha, Herr Ehn, hier sitzen und sich voll trinken! Daß 
Sie sich nicht schämen, mir die Wohnungseinrich- 
tung zu demolieren! Und solch einem Manne sollich 
mein einzigesKind anvertrauen? Nie und nimmer!" 
„Aber gnädige Frau...“, versuchte Ehn sich zu 
techtfertigen. 
„Hinaus, sage ich, hinaus! Und lassen Sie sich 
nicht wieder sehen!” 
Ehn zog ab in Schimpf und Schande. Axel aber 
mußte Bericht erstatten. Und er löste auch diese 
Aufgabe. Zuletzt war Frau Bram in Ihrem Glauben 
bestärkt, daß Ehn unter dem Einfluß des Alkohols 
gestanden hatte, 
„Sie sind ein ruhlger, Junger Mann, Herr Teng- 
ström”, erklärte sie, als er geendet hatte. „Sie 
gefallen mir,” 
„Mir auch!” mischte sich hier Margareta ein, 
Frau Bram nickte wohlwollend. „Daran tust du 
recht.” Freundlich lächelte sie Axel zu. 
Margareta aber führte ihn hinaus in den Garten, 
„Sage mal, wieso hast dy dich plötzlich so ver- 
ändert?” fragte sie und blinzelte ihm schel- 
misch zu. 
Axel erzählte nun von der Methode, nach der 
vorzugehen ihn der Freund geraten hatte, 
„Hm, ja, das Ganze nimmt sich reichlich verrückt 
aus“, meinte Margareta darauf lächelnd, „Wie 
gesagt, du gefällst mir. Doch wehe dir, falls es 
dich gelüsten sollte, noch einmal solche Späße 
zu treiben! Dann sollst du mich erst richtig ken- 
nenlernen! Nun aber küsse mich endlich, du 
Dummpapp! Oder kannst du überhaupt bloß 
lachen?" 

(Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig) 


F (Fr. Bllok) 





Der Dritte 


{R. Krlosch) 








„Hübsches Mädchen, das da immer 'rüberschaut. Wenn ich nur wüßte, 
wen sie meint, dich oder mich?“ — „Ich glaube den Kuchen!“ 


U terzo: “Bella quella ragazza che guarda sempre qui! Se sapessi almeno se Intende te o me?,, — “lo credo che Intenda Il dolcel,, 


199 


SITIMMEN-AUS 


DIFIMESTEZNESIEHTHIES 


VON KURT GROOS 


Petersen sträubten sich die Haare, als er atemlos 
auf dem Flensburger Bahnhof ankam und erfuhr, 
daß der Zug nach Aarhus schon vor zwei Minu- 
ten ausgelaufen war. Diese Verspätung konnte 
ihn 3000 Kronen kosten, die er gegen etwas zu 
hohe Zinsen ausgeliehen hatte. Christiansen ver- 
läßt morgen vormittag Dänemark, um sich für ein 
halbes Jahr zu seinem Bruder nach Schweden zu 
begeben — in der Frühe des kommenden Tages 
bestand die letzte Möglichkeit, den Schuldschein 
über das Darlehen zu präsentieren. Wer wußte, 
was In einem halben Jahr alles passierte, Schwe- 
den lag weit vom Schuß, 

Vollkommen gebrochen verließ Petersen den 
Bahnsteig und begab sich in einen nahegelegenen 
Imbißraum. In der Gaststube fand er zu seinem 
Ärger nur einen einzigen freien Platz an einem 
kleinen Ecktisch, an dem zwei Männer in Leder- 
jacken saßen, die die Mützen aufbehielten. Pe- 
tersens Verdruß wich aber sofort leutseliger An- 
teilnahme, als er den Gesprächsbrocken selner 
Nachbarn entnahm, daß diese gegen Mitternacht 
noch mit einem Wagen nach Aarhus fuhren. Pe- 
torsen stellte sich dan Tischgenossen' artig vor, 
erzählte von seinem Mißgeschick und bat die 
Herren recht höflich, Ihn gegen entsprechende 
Unkostenvergütung mit auf die Reise zu nehmen, 
damit er dem sprungbereiten Christiansen den 
Schuldschein präsentieren konnte. 

Die Männer sahen sich an; der Vorschlag schien 
ihnen zu gefallen. Nur machten beide etwas be- 
denkliche Gesichter, und der Jüngere, der Fahrer 
des Wagens, meinte, daß dem Herrn erstens wohl 
die Art des Gefährtes und zweitens vor allem 
dessen Fracht nicht zusagen werde 

Die Art des Geführtes sei Ihm ganz gleichgültig, 
erwiderte Petersen, es könne der vorsiniflutlichste 
Ford der Erde sein und die Fracht seinetwegen 
aus faulen, ausgelaufenen Eiern oder verdorbe- 
nen Fischen bestehen, Hauptsache, daß er mor- 
gen in Aarhus sei 


Es sei kein vorsintflutliches Gefährt, betonte der 
Jüngere, es sel sogar ein prächtiger, ganz neuer 
Acht-Zylinder, karosseriemäßig, aber leider ein 
Leichentransportauto, das einen leeren Sarg nach 
Aarhus schaffen müsse. Wenn es dam He:rnnichis 
ausmache, könne er es sich gern auf dem Sarg, 
ein guter, eichener mit schönen bronzenen Be- 
schlägen sei es, bequem machen. 

Petersen erschrak bis in die Haarspitzen, behielt 
äußerlich aber die Fassung, denn 3000 Kronen 
sind kein Pappenstiel. Er warf sich in die Brust 
und erklärte, daß er Tod und Teufel nicht fürchte 
und mitfahre. 

£s schien Petersen richtig, sich vor der unge- 
wöhnlichen Fahrt möglichst viel Mut zu machen, 
er ließ eine Runde Punsch nach der anderen auf- 
fahren, wobei es ihn beruhigte, daß seine Fähr- 
leute so ganz von dieser Welt waren. Zwischen- 
durch erkundigte er sich wiederholt, ob der Sarg 
auch bestimmt nicht gefüllt sei 

Unheimlich aber wurde es ihm wieder, als er und 








IM GRABEN 


Über dem Graben liegt ein Zweig. 
Sage mir doch, du vergilbtes Blatt, 
ob meine Stunde geschlagen hat. 
Nein, sage nichts — ach schweig. 
Trifft die Granate den oberen Rand, 
liegen wir alle begraben im Sand, 
Zweig, Blatt und ich, wir drei. 
Nie war ich der Erde so nahe gewesen, 
ich hatte nur immer in Büchern gelesen, 
daß ich ein Teil von ihr sei. 

Karl Ranst 


seine Begleiter die Gaststätte verließen und sich 
in der stockfinsteren Nacht zu dem langgestreck- 
ten, feierlich-schwarzen Gefährt begaben, das 
mit Nickelbeschlägen und beiderseits aufbronzier- 
ten Palmzweigen versehen war. Die Begleiter 
drängten jetzt zur Eile, mit tuhiger Sachlichkeit 
öffnete der Fahrer die rückseitige Wagentüre und 
ließ eine Taschenlampe aufblinken, in deren Licht- 
kegel der große Eichensarg stand, dor Petersen 
öls Sitzgelegenheit zugewiesen wurde. Der Bei- 
fahrer meinte, der Herr könne bei aulkommender 
Müdigkeit auch gern das Innere des Sarges als 
Lagerstatt benutzen, Petersen Üüberrann ein Frö- 
steln. Dann wurden die Türen energisch zuge- 
klappt und der Fahrgast saß in schwärzester Fin- 
sternis. Er hörte den Motor anspringen und spürte 
an einem torkelnden Schweben, daß es gen Aar- 
hus ging. 

In den Kurven glitt Petersen, der vorher noch nie 
auf einem Sarg rittlings nach Norden gefahren 
war, wiederholt von seinem Sitz; das hierbei un- 
vermeidbare Poltern klang wie Grollen aus ferner 
Geisterwelt. 

Aber der Mensch gewöhnt sich auch in die selt- 
samsten Situationen ein — nach halbstündiger 
Fahrt wurde das Grauen in Petersen, der anfangs 
am ganzen Leib zitterte, Immer mehr durch das 
Frohlocken verdrängt, näher zu seinen 3000 Kro- 
nen mit dem nicht ganz zulässigen Zinstuß zu 
kommen, Er überlegte sogar schon, wie er 
die Abenteuer dieser Fahrt daheim am Stamm- 
tisch ausschmücken konnte Nach einer weite- 
ten halben Stunde pfiff er Melodien aus dem 
„Zigeunerbaron” und pochte wie eine Art Sa- 
tanskerl auf den Sargdeckel, um sich selbst mal 
zu zeigen, was er doch für ein schneidiger 
Bursche sei. 

Plötzlich aber erstarrte das Blut in Peiersens Adern 
zu Eis, seine Augen quollen vor Angst hervor, die 
kaltfeuchten Hände preßte er in namenlosem 
Schreck vor die Augen, auch wollte er schreien, 
doch kein Ton kam über die trockenen, bebenden 
Lippen. Oder narrte ihn nur die eigene überreizte 
Phantasie? Nein, n da war es wieder, ganz 
deutlich — eine Stimme wie aus feuchten Grö- 
bern, fernher kommend und doch auch drosselnd 








Morgens vor Geschäftsbeginn und noch 
dazu bei Regenmetter ist die Fahrt in 
der Elektrischen keine reine Freude. 





zillen « , 


Wenn doch die Vordertür zubliebe, es 
zieht ja abscheulich, na und die Ba- 








füngt schon an zu husten. 


ı Herr Freundlicı ist zu mohlerzogen, um 
eine Dame stehen zu lassen. Aber seine 
Laune ist düster; er ist empfindlich und 









Die Dame biet 5 Dankbarkeit 
ihre Wybert an. Wybert als Schuß vor 
Ansteckung und Erkältung. 





A ee 
Aein Relllilm 


aus dor wellallerlen Jolochemischen Fabrik. 
NEL ALZRNLEZE 





200 


SMank-ünd eine 
große Überrafchüng 
j erwanier ihn! 


Während „Er“ im Felde ist, hat 
sie niemals vergessen, das bisher 
von ihm gespielte Y Los der 
Deutschen Reichslotterie regel- 
mäßig zu erneuern. Jetzt haben 
die 3.— RM, die das Los je Klasse kostet, den ersehnten Gewinn ge- 
bracht, Kaum kann sie es erwarten, bis auch „Er“ erfährt, daß sich 
nun alle Zukunftshoffnungen erfüllen werden, 

Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten | 
und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen 
mehr als 100 Millionen RM ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 
3 Gewinne von je 500000.— RM und 3 Prämien von je 500000.— RM. 
Die Gewinne sind einkommensteuerfrei. Y Los kostet nur 3.— RM je 
Klasse und kann im günstigsten Falle 100000.— RM gewinnen. Er- 
neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neues! 
Wenden Sie sich an eine Staatliche Lotterie-Einnahme! & 

















Größte Gewinne im günstigsten Fall 
($ 2, III der amtlichen Spielbedingungen) 


3 Millionen RM - 2 Millionen RM 


auf ein dreifaches Los auf ein Doppellos 


1 Million RM ® /\ 





Wenn auch weniger - 





jedenfalls gut rauchen! 
ATIKAH 






auf ein ganzes Los 


3 zu 500000.— RM | 
3 zu 300000.— RM + 3 zu 200000.— RM | 


be af Zichungsbeginn der ı. Klasse am 17. April 1942 | 
7. Deutsche Reichslotterie 











= ei Se 
PadithtigerOenugahöhtdie Greude! 

„Kupferberg Gold“ ist ein kostbares Festgetränk. Seine 

Herstellung hat jahrelange Sorgfalt und Pflege erfordert. 


Trinken Sie deshalb diesen guten Sekt aufmerksam und 
bedächtig. Sie werden umso größeren Genuß davon haben. 


GUSTAV LOHSE BERLIN KUPFERBERG GOLD 


Fabuk feiner Parfümerien x De eine Launcjelb x 


201 





im engen Raum wohnend, die unheimlichste, 
grauenvoliste Stimme, die Petersen je gehört. 
„Mich treibt’s zurück, ich muß nun meine Rache 
nehmen!” ertönte die Grabesstimme. „Einen suche 
ich, der eben noch nicht wußte, wie nahe ich 
ihm bin. Spürst du den kalten Hauch von dem 
Gewand, das unsichtbar mich hüllt? O, du ent- 
gehst mir nicht, ich fühle dich, ich ahne, daß auch 
du mich fühlst...” 

Petersens Angst vor dem Grauenhaften, Unfaß- 
baren steigerte sich fast bis zum Wahnsinn, in 
seiner Verzweiflung riß er alle Kraft zusammen, 
sprang von dem Sargdeckel hoch, warf sich ge- 
gen die Tür des Wagens, zerrte an der Verscha- 
lung und brach stöhnend, schweißgebadet zusam- 
men — die Tür war eisern verschlossen, wahr- 
scheinlich durch einen vom Fahrer zu betätigen- 
den Mechanismus. 

Bebend, mehr tot als lebendig, kauerte Petersen 
in einer Ecke, er duckie sich zusammen zu einem 
Nichts, als wieder die unheimliche Stimme aus 
Grabestiefe erklang: „Noch weißt du nicht, wie 


ich mich rächen werde, doch diese Schauer, die 
mein Geist aus Grabestiefen dir, Verruchter, 
bringt, sie werden größer sein als alle Qual, die 
Menschenhirm bisher ersann....” 

Für einige Minuten wurde die Stimme des un- 
heimlichen Geistes übertönt, der Wagen fuhr mit 
lautem Gepolter über eine lange Brücke; Peter- 
sen kroch schlotternd an dem Sarg vorbei zur 
Vorderwand des Wagens und hieb mit dem Rest 
seiner Kräfte wie ein Verzweifelter gegen die 
Wand, die ihn von den Fahrern im Vordersitz 
trennte — aber auch das war vergebliches Mühen, 
zudem arbeitete der Motor ziemlich laut. 

Wirre Gedanken durchjagten den Schädel des im 
fahrenden Sargverließ Gefangenen, einmal wollte 
er ein Streichholz aufflammen lassen, verwarf die- 
sen Plan aber sofort, da er den fürchterlichen 
Geist dann womöglich noch sehen konnte; schon 
bei dem Gedanken an ein Gestaltwerden der 
unheimlichen Stimme begann er von neuem wie 
Espenlaub zu zittern. 

Nun schien der Geist sogar persönlich zu wer- 


den: „Der Mammon war's, der dich verfolgte, der 
dich nicht schlafen ließ und Wege führte, die dich 
in meine Arme trieben...” 

Die Anklage der ungeheuerlichen Stimme, im 
engen Raume sich drohend wölbend, erhob sich 
immer bedrängender — nach einiger Zeit kam 
noch ein zweiter Geist hinzu. In grauenhaften 
Zwiegesprächen berieten die beiden Jenseitigen, 
was sie mit ihrem Opfer machen sollten, sich hier- 
bei in den unheimlichsten Andeutungen ergehend; 
Petersen kauerte wieder wie ein hilfloses Bündel 
in der äußersten Ecke des Wagens, manchmal wie 
im Fieber zusammenfahrend. 

Plötzlich hielt das Leichenauto mit einem scharfen 
Ruck, die Tür wurde aufgerissen und der Chauffeur 
schrie laut und in guter Laune „Aarhus, Aarhusl 
Alles aussteigen!” 

Dann ertönte ein Gongschlag aus der Richtung 
desFührersitzes, danach eine sympathische Stimme: 
„Wir sendeten das Hörspiel ‚Stimmen aus dem 
Jenseits‘! Als nächste Sendung ‚Freut Euch des 
Lebens’l” 





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Gesicht? Diese Frage müssen Sie sich einmal stellen, denn von 


tung sollte eigentlich Ihr Krawatteneinkauf abhängen. In der Regel kann man 
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steht, während der hagere, schmale Typ lieber einen dünnen Knoten bevor- 
zugen sollte, Nicht jede Krawatte läßt sich aber zu einem dünnen, nicht 
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203 


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In Huasquino arbeiteten wir, der Ramon und ich, 
in einer Käserei. Wir hatten alles, was wir brauch- 
ten, verdienten gut, bekamen Sachen zu essen, 
die wir seit langem nicht einmal gesehen hatten, 
und die Mädchen waren lieb zu uns, 

Der Kösereibesitzer hieß Ringli, seine Tochter 
Teresa. Ramon und Teresa waren so gut wie ver- 
lobt. Ramon hätte der Nachfolger des Herrn 
Ringli werden können. Wenn er die Teresa ge- 
heiratet hätte. Nein, er tat es nicht. Ich will das 
schon gleich am Anfang sagen. 

Ramon wollte weg von Huasquino, Ich erschrak, 
als er mir das sagte. Wir hatten uns so schön ein- 
gelebt. „Warum denn nur?” fragte ich. „Sitzen wir 
hier nicht sehr gut? Hast du es In der letzten Zeit 
auch nur vorübergehend so elegant gehabt? Ist es 
denn nötig, daß wir Immer auf der Straße liegen? 
Schon wieder Attorante sein? Ist das dein Ernst?" 
Ich stellte noch viele Fragen. Ich trieb den Ra- 
mon gehörig in die Ecke. Das können Sie glau- 
ben, lieber Herr! Aber es hatte keinen Zweck. 
Ramon sprach von der Freiheit. Er machte groß- 
artige Armbewegungen, wölbte die Brust mäch- 
tig vor, rß die Augen auf, schloß sie zärtlich, 
pflückte sich mit den Fingerspitzen einen Kuß 
von den Lippen und hauchte: „Freiheitl” 

Nun dürfen Sie nicht glauben, ich sei nicht für 
die Freiheit. Ich kenne und schätze sie. Aber 
Ramons Freiheltsdrang kam mir in Huasquino doch 
etwas ungelegen. Wir hatten viel Freiheit gehabt, 
ehe wir nach Huasquino gekommen waren, viel- 
leicht etwas zu viel. Und wir waren recht ab- 
gerissen gewesen, Herr Ringli, Teresa und ein 
anderes Mädchen hatten dafür gesorgt, daß wir 
jetzt wieder menschlich aussahen. 

Ich muß ja zugeben: hätten wir uns noch länger 
In Huasquino aufgehalten, dann wären wir viel- 
leicht zu ehrbaren Bürgern geworden, wohl- 
beleibt und mit glatten Köpfen. Wir hätten Jede 
Nacht gut geschlafen, So eine Käserei hat es in 
sich, Sie können das glaubeg! 

Also: wir verließen Huasquino, die Käserei, Herrn 
Ringli, die Teresa und das andere Mädchen. 
Heimlich zogen wir ab. In der Nacht. Ungesehen. 
Ungehört. Ach, es war wirklich nicht schön von 
uns. Ich schämte mich ein wenig, wahrhaftig! 
Ramon aber sang und pfiff laut, als wir durch die 
Nacht davonritten. Und als dann vor uns die 
Sonne aufging, groß, rot, als sie durch die 
Schwaden des violetten Dunstes stieg und über 
der Unendlichkeit der Pampa hing, da fand auch 
Ich, daß wir nichts Besseres hatten tun können, 


Theaterprobe 


(Crolssant) 





„‚Wohlan, so stirb, du Heuchlert* 
„Apropos, Herr Kollege, wollen wir nicht lieber 
Komiker werden? Komiker leben länger als Schau- 
spieler, habe ich gelesen!“ . 


VON KONRAD SEIFFERT 


als alles hinter uns zu lassen, ohne uns noch ein 
einziges Mal umzusehen. 

In Matancillas kannte Ramon ein Mädchen, das 
Luisa hieß und das ein Engel sein sollte. Ich 
wußte selt langem: es gab viele Orte, in denen 
Ramon ein Mädchen kannte, Oder auch zwel, 
Oder noch mehr. Wir hatten schon eine ganze 
Reihe dieser Mädchen besucht. Und wir waren 
fast immer reingefallen dabei. 

An diese Reinfälle dachte ich. Und ich sagte: „Du 
willst doch nicht etwa nach Matancillas reiten? 
Ramon sah mich groß an: „Selbstverständlich rei- 
ten wir erst einmal nach Matanclilas! In Matan- 
cillas wird es sehr schön werden, Und nachher, 
nun, wir werden sehen! Wir brauchen uns ja nicht 
gleich wieder auf längere Zeit festzusetzen, wie 
in dieser — dieser Käserei. Fandest du nicht zu- 
letzt die Luft dort unerträglich? Ewig dieser 
säuerliche Geruch!” 

Ich mußte Ramon recht geben. Der Geruch in der Kä- 
serei war wirklich etwas säuerlich gewesen. Hier, 
In der Freiheit, war die Luft besser, wahrhaftig! 
Huasquino ist von Matancillas gut fünfundzwanzig 
Leguas entfernt, Wir legten die Strecke sehr ge- 
mächlich zurück. Nein, wir hatten keine Eile, nach 
Matancillas und zur Luisa Ramons zu kommen. 
Sechs Jahre hatte Lulsa auf Ramon gewartet. Es 
kam nun wirklich nicht darauf an, ob sie noch 
zwei oder drei Tage länger wartete, 

Ich muß sagen, daß mir Matanclllas nicht gefiel, 
Huasquino hatte besser ausgesehen. Es war viel 
Sonne in Matancillas und viel Staub, rotbrauner 
Staub, den der ewig wehende Wind über die 
schattenlose Plaza jagte. 

Die größte Enttäuschung aber war das Mädchen 
Luisa für mich. Für Ramon auch. So etwas von 
Schlankheit können Sie sich kaum vorstellen, lie- 
ber Herr! Ich bin auch für die schlanke Linie. 
Aber man soll die Sache nicht übertreiben. Luisa 
übertrieb. Vielleicht wußte sie das nicht. 

Ramon sah sich Luisa nachdenklich, sehr nach- 
denklich an. Und zu mir sagte er: „Sie hat sich 
verändert, die Luisal Das hätte ich nicht gedacht!” 
Und ich höhnte: „Ein Engel, der am Verhungern ist!" 
Nein, das mit dem Verhungern stimmte nicht. Wir 
lebten gut bei Luisa in Matancillas. Sie hatte ihre 
Eltern beerbt, sie war die Besitzerin des einzigen 
Hotels in Matancillas. Und nun war sie dabei, 
den Ramon zum Hotelbesitzer zu machen. 

Erst eine Käserel. Nun ein Hotel. Aber Ramon 
griff auch Jetzt nicht zu. Er dachte an die Freiheit. 
Ich auch. Luisa aber bot alles auf, uns das Leben 
In Matancillas und in ihrem Hotel so angenehm 
wie möglich zu machen. Es halte keinen Zweck. 
Sie ahnen es schon, lieber Herr: wir verließen 
Matancillas und die Luisa. Heimlich zogen wir ab. 
In der Nacht, Ungesehen. Ungehört. Und ich fand, 
daß wir richtig handelten. Nein, ich schämte mich 
nicht ein wenig, wahrhaftig nicht! 

Wir ritten nach San Miguel, In die Freiheit. „Weißt 
du”, sagte Ramon, „in San Miguel kenne ich ein 
Mädchen. Flavia heißt sie, und sie ist — — —" 
"= — — ein Engel!” rief ich. „Alle sind Engell 
Aber die Freiheit ist mehr wert als das, was dir 
so ein Engel vor die Füße legt, wie?” 

‚Ja, die Freiheltl” flüsterte Ramon verzückt, 

Und dann kamen wir nach San Miguel. San Mi- 
guel war eine nette Stadt. Das Mädchen Flavia 
\wohnte nicht mehr dort, wo Ramon es seinerzeit 
kennengelernt und geliebt hatte. Flavia hatte sich 
inzwischen verheiratet. So etwas ist störend, Ra- 
mon störte diese Tatsache auch wirklich ein we- 
nig. Aber als er festgestellt hatte, wo Flavia 
lebte, gingen wir hin. 

Es war Abend, Der Abend war schön. Nein, Staub 
gab es nicht in San Miguel, Es hatte geregnet. 
Wasserlachen standen auf der Plaza und auch 
anderswo. Die Luft war gut, gar nicht säuerlich, 
es roch nach Freiheit. 

Flavia wohnte außerhalb des Ortes. Es war eine 
Viertelstunde bis zum Haus zu laufen. Es war 
ein angenehmer Weg, etwas lehmig zwar, das 
kam vom Regen. Ein paarmal mußten wir über 
Pfützen springen. Ramon schwärmte von Flavia. 
„Sie ist verhelratetl” sagte ich nur dazu, „Hof- 
fentlich geht die Sache gutl” Ach, sie ging sehr 
schlecht! Was ja vorauszusehen war. 

Wir kamen bei dem Hause an. Auf der Veranda 


204 


saß, lag in einem Streckstuhl ein Herr, ein’mäch- 
tiger Mann. Sicher der Gatte Flaviasl dachte ich. 
Ramon dachte das auch, 

Wir zogen es vor, nicht gleich mit der Tür ins 
Haus zu fallen. Wir gingen um das Haus herum. 
Es war schon dunkel geworden inzwischen, Es 
standen auch Büsche da. Der Herr sah uns nicht. 
Wir gelangten auf den Hof. Wir gingen durch 
eine Hintertür. 

Das heißt: wir wollten hindurchgehen. Da wurde 
sie geöffnet. Die Tür, Und eine Dame stand vor 
uns, eine Frau, ein Koloß, eine Riesendame vom 
Rummelplatz. Ach, was war die dünne Luisa in 
Matancillas dagegen! 

„Flavial“ flüsterte Ramon entsetzt und wich ein 
wenig zurück. Ich konnte das nicht tun, denn es 
war nicht mehr Platz da. Aber ich zog artig mei- 
nen Hut, grüßte die Dame und dachte: auch sie 
scheint sich in der letzten Zeit etwas verändert 
zu haben, hier werden wir nicht sehr alt werden, 
es wird weitergeritten in die Freiheit — — — 
Weiterdenken konnte Ich nicht, Denn nun kreischte 
die Dame auf, sie fauchte wie eine Jaguarmutier, 
der man ihr Junges nehmen will, drückte mich 
brüsk zur Seite, schoß, wuchtete, wälzte sich auf 
Ramon zu, hieb auf Ihn ein, schrie: „Hilfe, Hilfe! 
Hierher, Tomasl Hier ist der Lump, der Ramon!” 
Ich war etwas überrascht, Sie können das glau- 
ben, lieber Herr! Es gelang mir, an Flavia vorbei- 
zukommen. Ich erreichte Ramon, riß ihn mit, wir 
liefen auf den Hof. Hinter uns schrillten die 
Schreie der Wütenden. Der Herr, der auf der 
Veranda gelegen hatte, war auch da. Er pfilf 
gellend. Hunde kamen von allen Seiten herzu. 
Und der Hof war sehr groß. Es lagen da aller- 
hand Dinge umher, die wir in der Dunkelheit 
nicht mehr erkennen konnten, Wir stolperten, fio- 
len in Wasserlachen, wateten durch Jauche und 
zähen Schlamm, hasteten welter, verfolgt, ge- 
hetzt, zerbissen von Hunden, die schlimm, sehr 
schlimm waren. 

Erst kurz vor San Miguel kamen wir etwas zu uns. 
Die Hunde waren zurückgeblieben. Wir humpol- 
ten. „Weshalb benahm sich denn diese Flavia so 
eigenartig?” fragte ich den Ramon. „Verstehst 
du das! 
„Ja, stöhnte Ramon. „Ich verstehe es. Wir waren 
damals so gut wie verlobt. Und wir hatten uns 
sehr liebI" 

„Aber die Freiheit, die war dir dann doch lieber, 
wie?" 

Ramon antwortete nicht. Er spuckte den Lehm 





Der Phantaft 


Ein Menfch, ein Traumland=Wolkenwandrer 
Wär gern fchier jeden Tag ein andrer: 
Was er zuletit gehört, gefehn, 

Das möcht er können und verftehn. 

So geht er aus dem Schaufpielhaus 

Als Hamlet oder Fauft heraus, 

Um morgen grad fo drauf zu brennen 
Zu fiegen im Sechstagerennen. 

Dann wieder wär! der Fabeldünftler 
Gern Zauber» oder Geigenkünftler 

Um neuerdings an Bormweltmeiftern 

Und Ringern fchwer fich zu begeiftern. 
Die Nordwand wird erkämpft vom Eiger - 
Der Menfch fühlt fich als Erftbefteiger, 
Und mwär doch lieber taufendtönig 

Vom Volk umjauchzt als Schütenkönig. 
Doch nie denkt diefer Möchtegerne 
Daran, daß er dergleichen lerne, 

Weil ja bekanntlich auf der Welt 

Ein Meifter nicht vom Himmel fällt. 

Er träumt nur von den Künften allen 
Und will gar nicht vom Himmel fallen! 


Eugen Roth 


Die Fessel 


(K. Hoiligenstaedt) 





„Den Büstenhalter werd’ ich lieber weglassen — der Film soll ja so furchtbar lustig sein ...!“ 


Impacci: »E meglio che non mi metta il reggipetto — il Film deve pur esser d’ una sfrenatissima allegria....!,, 


205 


aus, der ihm bei der Flucht vor Flavia in den 
Mund gekommen war. Ich tat das auch. Und dann 
versuchten wir, uns gegenseitig etwas menschlich 
zu machen, 

„Warum sind wir denn überhaupt zu dieser Fla- 
via gegangen?” wollte ich wissen. „Es mußte dir 
doch klar sein, da ie dich nicht mit offenen Ar- 
men empfangen würdel” 

„Nichts ist klar, gar nichts! Bei den Frauen Ist nie 
etwas klarl Das kannst du dir endlich einmal mer- 
ken. Es hätte auch anders, ganz anders kommen 
können! Wir hätten uns hier vielleicht zur Ruhe 
gesetzl” 

Darauf fragte ich nichts mehr. Zur Ruhe ‚setzen! 
Der Ramon! dachte ich nur, Und es schien mir 
jetzt, als sei die Luft in der Käserei des Herrn 
Ringli nicht allzu säuerlich gewesen, nein, wahr- 
haftig nicht! 

In der gleichen Nacht noch verließen wir San 
Miguel, Wir ritten. Um uns war die Freiheit. Aber 
wir dachten dabei doch immer wieder an Huas- 
quino und die Käserei. 









































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Ausländer in den verschiedensten Betrieben be- 
schäftigt. Auch viele Dänen und Holländer sind 
in Hamburg vertreten, die dort ihren Lebensunter- 
halt finden. 

Kommt da nun jüngst ein etwa dreißig Jahre zäh- 


lender Holländer in meine Sprechstunde und 
klagt in mangelhaftem Deutsch über Herzbe- 
schwerden. 

‚Nun, machen Sie mal geschwind hintereinander 
fünfzehn Kniebeugen!' sage ich zu dem Patienten. 
Der macht ein etwas erstauntes Gesicht; trifft 
aber keine Anstalten, meine Anordnung auszu- 
führen. Dagegen klappt er mit gewisser Regel- 
mäßigkeit seine Augenlider auf und zu 

‚Nun, wird's bald, junger Mann? Ich habe nicht 
lange Zeit! Also nochmal: fünfzehn Kniebeugen! 
Nun mal fix!" 

Der Holländer macht noch immer keine Knie- 
beugen; dagegen klappt er jetzt mit vermehrter 
Geschwindigkeit die Augenlider auf und zu. 
Jetzt werde ich ungeduldig und sage: ‚Wenn Sie 
meine Anordnung nicht befolgen, kann Ich Sie 
auch nicht untersuchen!“ 

Da sagt der Patient etwas verwirrt: 

‚O, Herr Doktor, Sie haben zu mick doch gesagt, 
fuffzehn Kniepoogen Ick soll machen!” H.R. 












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„Wart ab, Jimmy, vielleicht nehmen uns die Deutschen diese Arbeit ab!“ 


Trasporto d’ olio: ‘Se la bufera infurierä ancor plü, dovremo versare olio in 
mare!,, — 'Aspetta un po', Jimmi, ch& forse i Tedeschi ci liberano da questa fatica!,. 


208 


Onch . April 19% 
47. Jahrgang / Nummer 14 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


Der Unbekannte von Riom 


(E, MMony) 


„Die Frage bleibt, wer hat mich in den Tod gehetzt?!“ 


U ignoto di Riom: “Resta pur sempre a sapere chl mi abbla alzzato alla morte?l,. 





HERR P.M. AUS NÜRNBERG 


Allmählich komme ich zu der Überzeugung, daß 
ich einer der ähnlichsten Menschen bin, denn 
immer wieder passiert mir so was. Erst vorhin 
kam ein Herr auf mich zu, schwang seinen Hut 
und drückte sofort sein Erstaunen darüber aus, 
mich hier zu treffen und warum ich denn nicht 
mehr in Nürnberg sei. Ich erkannte den Herm 
auch nicht und war deshalb froh, daß er die 
Sache mit Nürnberg erwähnt hatte, denn das 
gab wenigstens einen Berührungspunkt für die 


Zufpruch 


Reiß’ felber dich zufamm! 

und baue nicht auf andre. 

Das hilfe dir aus dem Schlamm. 
sonft nichts. - Steh auf und wandre! 


»Wie du bloß wieder bift - 

man hat mir's doch verfprochen!« 
+... Ach, was unfruchtbar ift, 
kommt nimmer in die Wochen. 


Harmlofen Angefichts 

wirft du vergeblich paffen. 
Verlaffe Dich auf nichts, 
dann bift du nicht verlaffen! 


Ratatöohr 


VON WALTER FOITZICK 


Unterhaltung. Ich konnte ihm leider nicht mittel- 
len, warum ich nicht mehr in Nürnberg war, denn 
dort war ich nur einmal einen Tag vor zwölf 
Jahren. 

Bruderhand ruhte noch immer in Bruderhand als 
er mich nun erstaunt fragte, ob ich denn nicht 
Paul Möller aus Nürnberg sei. O wie herrlich ist 
es, wenn man mal eine Frage mit einem glatten 
Nein beantworten kann. Ich bat den Herrn sehr 
um Entschuldigung, daß ich nicht Paul Möller sei. 
„Aber das Ist doch gar nicht möglich, Sie sind 
doch Paul Möller.’ Manchmal kämen halt auch 
unmögliche Dinge vor, erklärte ich ihm, und ein 
solcher Fall scheine hier vorzuliegen. 

O wie bat er mich nun um Entschuldigung, daß 
er mich für Paul Möller gehalten habe. Er tat 
dies so mit Nachdruck und so von Herzen, daß 
ich annehmen mußte, es sei doch recht peinlich 
für Paul Möller gehalten zu werden, denn sonst 
könne man sich deswegen nicht so dringlich ent- 
schuldigen. 

Möller tat mir direkt leid. Wenn ich mal hören 
sollte, es habe sich jemand Immer wieder ent- 
schuldigt, einen andern für Foltzick gehalten zu 
haben, ich würde mich doch schämen. Ich mußte 
etwas für Möller tun. Als nun mein Unbekannter 
sagt: „Von der Seite sind Sie es tatsächlich”, 
brach ich eine Lanze für ihn, und sagte: „Wer 
ein echter Paul Möller aus Nürnberg Ist, der Ist 
es nicht nur von der Seite, sondern auch von 
hinten und von vorne”. 

Über das Thema war unter uns wirklich nicht 
viel mehr zu plaudern. Wir hatten ja so wenig 
gemeinsame Interessen, wenigstens soweit in 
einer halben Minute festgestellt werden konnte. 


Es Ist nicht leicht, aus einer solchen Situation von 
einander loszukommen, deshalb verneigten wir 
uns kurz und waren wieder zwei fremde Herren, 
die sich höchstens gegenseitig auf den Fuß ge- 
treten hatten. 

Wenn dies aber Herr Möller aus Nürnberg liest, 
wisse er, daß ich Ihn nicht schlecht vertreten 
habe, und falls ihn mal jemand für Foitzick hält, 
ist das keine große Schande, Ich bin nämlich 
auch noch nicht vorbestraft, 


Viele fallen... 


Viele fallen 
Wie frühe Blätter vom Baum - 
Und blühten doch kaum! 
Wer zählt die Namen von allen, 
Die nicht mehr find? 
Auf blanken Feldern reitet der Abendiwind, 
Und Hifthörner fchallen - - 
Hörft du den Klang, den gellenden, wilden? 
Hört du den Aufprall von Schwertern und 
Schilden? 
Viele fallen! 
Viele find dämmernde Schatten Im Abendrot - 
Und morgen fchon tot. 
Herbert Leftiboudoio (im Felde) 


(Fr. Bllok) 





Der Streit der Gliederpuppen - Zuffa di burattini 


210 


Das Geheimnis 





{Erich Schilling) 





Klein Winston und der Knabe Josef flüstern sich die Nachkriegsgrenzen ins Öhrchen. 


Il segreto: Il plccolo Winston e Peppino si bisbigliano nell" orecchiuccio i confini del dopoguerra. 


LEBENDGEWICHT 


Kommt der Finanzinspektor zum Bauern, das 
Schlachtgewicht zu revidieren. Schön: 250 Pfund. 
Alles stimmt. Richtig ausgefüllt. Richtig unter- 
schrieben. Kein Stempel fehlt, 

„S0", sagt er dann, „haben Sie das geschlachtete 
Schwein mal da, kann ich es mal sehen?” 
„Gewiß doch... hier.” 

„So”, sagt der Finanzinspektor, „so..," und’ be- 
trachtet nachdenklich die gewaltigen Schinken 
des geschlachtet aufgehängten Schweines und 
m». Mensch!" fährt er plötzlich auf, „...sagen Sie 
mal..., was stand denn da, stand da nicht was 


von 250 Pfund?” — „Gewiß doch... hier.” 

„Na, hören Sie mal, den Bengel da nehm ich 
Ihnen unbesehen ab mit 500 Pfundl! Wer hat das 
Schwein gewogen?” 

„Steht Ja da... da... die Unterschrift.” x 
Richtig: Wieger so und so. „Den muß ich mir mal 
kaufen“, sagt der Finanzinspektor, „Also das 
Schwein hier rührt sich nicht von der Stelllel Be- 
schlagnahmt! Verstanden?!” 

Und damit ging er zu dem amtlichen Wieger. 

„| wo, das Schwein ist richtig gewogen“, gab der 
an, „was ich wiege, das stimmt, Das Schwein hab 
ich richtig lebend auf der Waage gehabt und 
das Gewicht stimmt.” 


211 


Was nun? Zurück zum Bauern. Alle beide. Sie 
kommen an den Stall. Der Wieger klopft an die 
Stalltür. Heraus kommt ein schlanker, wendiger, 
hochbeiniger Schnauzerl und Pfotler: ein rassisch 
edles Schweinetler, das grunzend den Wieger 
begrüßt und mit dem geringellen Schwänzchen 
wedelt. 

Auch der Bauer kommt hinzu. „Ist er das?” ‚ragt 
der Finanzinspektor.” — „ sagt der Wieger, 
„so einen hab’ ich gewogen, ob’s der ist, weiß 
ich Ja nicht.” 

30”, sagt der Bauer, „dat is doch dat Woog- 
swien, der steht so schön still auf der Waage; 
slacht hebt wi natürlich 'n annern.” E.Bartels 





Der Londoner Alchimist 


wine Schulz) 





„Man nehme zehn Divisionen, füge eine gehörige Portion Luftwaffe hinzu, schüttle 
gut ... Damned, wo habe ich jetzt das Fläschchen mit dem Offensivgeist?“ 


L’alchimista londinese: “Si prendano dieci divisioni, vi sl agglunga una porzione di arma aerea, si scuota 
Il tutto ben bene ... Maledizione! Dove mai tengo ora |" ampolluccia collo spirito d’ offensiva?,, 


212 


Der Ballon über den Gipfeln - Il pallone sopra le vette 


IK. Rössing) 





ACHTUNG — IHR HUT! 


„Bitte, der Herr, Platz zu nehmen, Rasieren? Haar- 
schneiden? Beides — Bitte sehr, großartigl” „O, 
Verzeihung — bitte, der Herr dort — bel der Türe 
— Ist es auch Ihr Hut, den Sie genommen haben? 
Nein — also, da können Sie sehen! Jaja — hahal 
© bitte, bittel Habe die Ehre, guten Tagl“ 

„Ja — da Ist Ihnen also erspart geblieben, mein 
Herr, daß Ihnen der Hut vertauscht wurde — dies- 
mall Bitte, bitte, nichts zu danken! Ich passe näm- 
lich immer auf die Hüte auf. Es kann sehr merk- 
würdige Fölgen haben, wenn einem so der Hut 
vertauscht wird. Wollen der Herr vielleicht hören, 
wie es mir ergangen Ist? Ja, also — geniert Sie 
das Messer? Nein — sehr gutl Ja, es war also 
eines Abends In einem Blumengeschäft. Ich war 
hineingegangen, um — in aller Bescheldenhelt 
natürlich — ein paar Blumen zu kaufen, Ich stand 
bei einem kleinen Pult und überlegte, was ich auf 
die Karte schreiben sollte. Ich hatte den Hut ab- 
gelegt, denn es Ist, als ob sich die Gedanken 
dann freier bewegen. Schließlich entschled ich 
mich zu schreiben — wünschen der Herr scharf 
einspritzen oder ein warmes Handtuch? — scharf 
einspritzen, bitte sehr! — Ich schrieb — na, darauf 
kommen wir noch zurück. Als ich gehen wollte, 
bemerkte ich, daß mein Hut vertauscht worden 
war. Nun hätte ich mir das nicht welter zu Herzen 
genommen, wenn Ich einen ebensoguten oder gar 
einen besseren dabei bekommen hätte. Aber 
davon war gar nicht die Redel 

Der Mann, der meinen Hut genommen hatte, war 
verschwunden. Aber In seinem Hut standen die 
Merkbuchstaben M. M., und die Verkäuferin konnte 
glücklicherwelse seinen Namen und Adresse an- 
geben. Es mußte der Dropskocher Morten Mor- 
tensen gewesen sein, der bei seinen Eltern 
wohnte, bei dem pensionierten Obertierwärter 
Mortensen und Gattin, Hopfenmarkt 18. In der 
Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit mei- 


nem guten Hut begab ich mich auf den Weg zum 
Hopfenmarkt. Allerdings hatte ich — In aller Be- 
scheidenheit — erwartet, nett und höflich emp- 
fangen zu werden, denn ich trete selber auch 
immer nett und höflich auf, aber ich muß sagen, 
der Empfang, den mir die Famille Mortensen be- 
teitete, übertraf meine kühnsten Erwartungen bei 
weitem! Die Wohnung war wie zu einem Fest ge- 
schmückt, und drinnen stand die ganze Familie 
froh und erwartungsvoll in ihrem besten Staat und 
empfing mich mit: ‚O, schönen guten Tag und 
willkommen’, und ‚wie haben wir uns schon ge- 
freut, Sie zu sehen!‘ 

Ich war ganz benommen und ehe es mir gelang, 
hervorzustammeln — wünschen der Herr Schere 
oder Maschine im Nacken? — Schere, bitte sehr! 
— ehe ich mein Anliegen hervorstammeln konnte, 
hatten sie mich hereingezogen und mir geholfen 
abzulegen — nicht bloß den Hut, sondern auch 
Mantel, Halstuch und Galoschen. ‚Kommen Sie 
doch weiter‘, hieß es, und eine nette, ältere Dame, 
die wohl Frau penslonierte Obertierwärterin Mor- 
tensen sein mußte, rief aus: ‚Und Blumen haben 
Sie auch mitgebracht — ach, wie aufmerksam!‘ 
und ehe Ich protestieren konnte, hatte sie die 
Blumen genommen und in eine Vase gesteckt. Ehe 
ich Zeit fand, mehr zu sagen, war ich im besten 
Stuhl in der Stube plaziert, mit einem Glas Port- 
wein in der Hand, und rund um mich stand die 
ganze Familie Mortensen und stieß mit mir an und 
sagte: ‚Prosit' und ‚Willkommen!‘ ich fühlte mich 
ganz flau bei all diesen Huldigungen und dachte, 
daß Ich Jetzt doch zusehen müsse, meine Ange- 
legenheit mit dem Hut zu erledigen. Da ging die 
Tür auf, und ein junges Mädchen kam herein. 
‚Liebste Adele‘, rief Frau Mortensen, ‚sieh nur, wer 
gekommen Istl‘ Adele sah verwundert auf mich. 
‚Aber Adele!‘ rief jetzt der pensionierte Obertier- 
wärter aus. ‚Wie kannst du nur so dastehen und 


2913 


gaffen? Warum gehst du nicht zu ihm hin und gibst 
ihm einen Kuß?‘ Ich muß gestehen, daß ich ein 
wenig überrascht war, und begann hervorzustam- 
meln: ‚Ich fürchte, hier liegt ein Mißver...‘, wurde 
aber von Adele übertäubt, die mit allen Zeichen 
des Entsetzens rief: ‚Aber Vaterl‘, worauf sie die 
Hände vors Gesicht schlug und hinausschoß. ‚Armes 
Kind’, sagte die Frau, ‚Sie ist nur verlegen, weil 
hier so viele versammelt sind. Wenn die beiden 
ein bißchen unter vier Augen miteinander reden 
können, wird schon alles in Ordnung gehen.‘ Sie 
sah mich flehend an: ‚Ach, würden Sie nicht viel- 
leicht — gehen Sie doch zu ihr hinaus und bringen 
Sie sie zur Vernunft.‘ Ich stand etwas ratlos da. 
Aber Ich kann nicht nein sagen, wenn man mich 
so nett bittet. Ich dachte an den Portwein und 
die freundliche Aufnahme — und beschloß, daß 
— wenn Ich etwas tun konnte, diesen lieben 
Menschen Freude zu machen — Ich es ver- 
suchen wollte. Ich ging zu Adele In die Küche hinaus. 
Sie saß auf der Kohlenkiste und weinte. Ich ging 
zu Ihr hin und sagte tröstend — wünschen Sie das 
Haar gewaschen? Bitte sehr — Ich sagte zu Ihr: 
‚Machen Sie sich nur nichts daraus. Sagen Sie, 
was los ist! Kann Ich Ihnen nicht helfen?‘ Da er- 
zählte sie mir schluchzend, daß sie seit einiger 
Zelt einen Herrn kannte und er war so nett und 
lieb, und nun hätte heute die Verlobung erklärt 
werden und die Eltern hätten ihn kennenlernen 
sollen, und sie habe sich so gefreut. Und Jetzt sel 
er völlig verändert und habe die Verbindung 
plötzlich aufgehoben. Sie weinte wieder und sagte, 
sie sel so unglücklich, weil sie sich nicht getraue, 
es den Eltern zu erzählen, wie es zugegangen sel. 
Mutter würde weinen und Vater, der von choleri- 
schem Temperament sel, toben — und dann... 
die ganze Familie, die erschienen war. Ich konnte 
der Verzweiflung des armen "Mädchens nicht 
widerstehen. Ich dachte — wünschen der Herr 








Die Verpackung 


TEE, 
r 


an jammern 


(R. Kriosch), 





iR & 


„Er sagt, meine Haut sei wundervoll, aber daran, daß man 
gelegentlich was drüberziehen muß, daran denkt er nicht!“ 


Camuffamento: "Egli dice che la mia pelle & meravigliosamente bella;ma che all’ occorrenza essa abbisogni d’abbigliamento, non ci pensa nemmeno!,, 


eine Friktion und Brillantine? Sehr wohl —, ob 
ich nicht die Situation für sie retten könnte und 
faßte den edelmütigen Beschluß, im Schoße der 
Familie zu verweilen und die Rolle des Treulosen 
zu spielen — nur für diesen Abend. Dann könnte 
ja Adele den Eltern später immer noch erzählen, 
daß es auseinandergegangen sei. Die arme Adele 
trocknete ihre Augen, und wir faßten einander 
bei der Hand und gingen in die Stube. Das gefiel 
der Familie. 





In diesem Augenblick kam Dropskocher Morten 
Mortensen nach Hause. Ich sah, wie er meinen 
guten Hut im Vorzimmer auf den Haken hängte, 
worauf er mit einem großen Blumenstrauß — aus 
meinem Blumenladen! — ins Zimmer trat. Er hieß 
mich als seinen neuen Schwager willkommen. 

Ich vertrug mich großartig mit der ganzen Gesell- 
schaft. Aber als ich endlich ging, blieb es Adele 
und mir nicht erspart, uns angesichts der ganzen 
Familie einen schallenden Kuß zu geben, und ich 


214 


mußte versprechen, bald wiederzukommen. Ich 
nahm meinen eigenen Hut, und als ich die Treppe 
hinunterging, dachte ich, daß es doch ein sehr 
netter Abend und die Blumen wert gewesen war. 
Ist der Scheltel so recht? Oder vielleicht eine 
Idee höher? So? Wie meinen der Herr? — ob 
die Geschichte gut ausging? Jal Sie endete nöm- 
lich damit, daß ich Adele heiratete. Da können 
der Herr sehen, wozu es führen kann, wenn einem 
der Hut vertauscht wird.” ‚Aage v. Hovmand 





























Ba 


fe) Arme aye Bäckerei 


N 




















„| sag’s wie 's is, ob's wirklich a so is, kann i net sag’n!“ 


Notiziario da Cianciafruscole: “lo ti dico come la &; se veramente poi la sia cosi, io nol sol,, 


215 


= weil es „Sebalds Hoartinktur”” vorübergehend nicht so 
reichlich gibt und weil Sie sparsam damit umgehen müssen? 
Seien Sie ehrlich: Sind Sie früher nicht oft etwas verschwen- 
derischdamitgewesen? Wirhabenvonjehergesagt:Wenige 
Tropfen genügen! - dieser Rat gilt heute mehr denn je. 


GEBALDS HAARTINKTUR 











KÜRENTHAL 


Er solle sich was schämen! 


So sagt der Major in dem Buch von Hopstein-Rütters „Wächter an der Pforte“*) 
zu dem Bäckerssohn Philipp bei der Musterung. Denn der Arzt stellte fest, daß 
der Philipp wegen seiner schlechten Zähne vorerst nicht militärdienstfähig war. 


Der Vater tobte, er sagte, er würde ihn enterben, wenn er nicht zum Kommiß, käme. 


Zahnpflege ist eben von Jugend an notwendig, wenn die Zähne erhalten bleiben 


sollen. Als vorzügliche und preiswerte Zahnpflege ist Blendax-Zahnpasta weit und 
breit bekannt. 


19 Mlleraihe Verlagshundiung, Plunegg ver München 1941. 





Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 








216 


DIE SCHNECKE HYPPOTENSIA 


VON ARNOLD KROLL 


Es war einmal eine Schnecke. Hyppotensia hieß sie. Ein schöner Name. 
Trotzdem aber war sie sehr unglücklich, so unglücklich wie eine Schnecke 
eben sein kann, denn sie hatte einen kleinen Körperfehler. 

Wenn ein Mensch solch einen Fehler hat, fällt es gar nicht weiter auf; 
denn die Menschen haben von Natur ein höchst ungleiches Aussehen, 
daß keiner auf die O- oder X-Beine des anderen besonders achtet und 
sich niemand darum kümmert, ob der andere dick oder dünn bel Leibe 
ist. Jedenfalls dürfte es keinem Menschen einfallen, deswegen verächt- 
lich auf seinen Nächsten herabzublicken. 

Ganz anders aber ist es damit in dem Reich der Schnecken bestellt. Eine 
Schnecke soll in einer bestimmten Art aussehen, und ihre Gliedmaßen 
müssen genaues Ausmaß haben. Das schön geformte Schneckenhaus, 
das jede Schnecke als ihren schönsten Zierat mit größtem Stolz auf dem 
Rücken trägt, war be’! Hyppotensia zu klein geraten, Das sah seht komisch 
aus, und sie war daher der Gegenstand des Gelächters und des Spoties 
aller wohlgeratenen Schnecken. 

Der ganze Stolz der Schnecken ist, wie gesagt, der hohe Wohnungs- 
standard, über den sie verfügen. Daß sie ein eigenes Haus besitzen, 
erhebt sie, sozial gesehen, über alle Würmer, Käfer, Lurche, Frösche und 
dergleichen Lebewesen, die überall dort ihre Zuflucht nehmen müssen, 
wo ihnen die Natur einen Unterschlupf gewährt — Sorgen, die ein wohl- 
situlerter Schneckenhausbesitzer nicht kennt. = 

Es kann daher kaum verwundern, daß Hyppotensia von Ihresgleichen 
nicht für voll angesehen wurde. Man ließ sie allein ihres Weges ziehen. 
Jede Schnecke, die auf ihren guten Ruf etwas gab, tat, als existierte 
Hyppotensia gar nicht. Und die bösen Käfer zwickten und zwackten das 
arme Wesen, wo sie es erwischten, denn es konnte sich ja nie zur 
Gänze in sein Haus zurückziehen. Auch die Frösche pflegten Hyppo- 
tensla zu verspotten, so oft sie an ihr vorbeihüpften. Am schlimmsten 
aber war es im Winter. Usch, wie sie da fror. 

Eines Frühlings, Hyppotensia war 30 Jahre alt geworden (was in den 
Lehrbüchern der Zoologie über das Leben der Schnecken geschrieben 
steht, darum — verehrter Leser — sollst du dich nicht kümmern!), ging 
sie auf die Wanderschaft. Sie wollte fort — weit, weit weg von all den 
gehässigen Plagewesen — auf Nimmerwiedersehen. 

Sie kroch und kroch. Tag ein, Tag aus. Durch fremde Wälder und Felder, 
einem unbekannten Schicksal entgegen. 

Da, als sie eines Morgens aus erschöpftem Schlaf erwachte, sah sie 
sich auf einmal von fremden Schnecken umgeben. Zu Ihrer großen Var- 
wunderung wurde Hyppotensia von ihnen mit zuvorkommender Höflich- 
keit behandelt, ja man wetteiferte geradezu, ihr den Hof zu machen. 
Die fremden Schnecken baten sie, Gast ihres Stammes zu sein, und 
empfingen sie daheim mit hohen Ehren. 

Eine kurze Zeit verstrich, da heiratete Hyppotensia den schönsten und 
reichsten Sohn des Stammes. Es gab ein prunkvolles Hochzeitsfest, 
Wieso die früher so geschmähte Hyppotensla plötzlich zu solch hohen 
Ehren kam? Sind die gesellschaftlichen und sozialen Anschauungen, die 
die Schnecken hegen, bei ihren Stämmen so verschieden? Nein, durch- 
aus nicht. Die fremden Schnecken glaubten nämlich, daß Hyppotensia eine 
sehr reiche Schnecke war. Eine vermögende Ausländerin quasi, die in 
der Heimat viele Häuser besaß, und die sich nun mit ihrem Wochenend- 
häuschen auf Reisen befand. (Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 


VERWANDLUNG DES BUDDHA 


VON HERBERT FRITSCHE 


In abendlichen Apfelsinenfarben glüht das All. 

Auf meinem Arbeltstisch der kleine Buddha aus Metall 

Wird von dem Abschiedsglanz des Tages einmal noch verklärt, 
Doch dann erstarkt die Nacht, die viele Stunden währt. 


Die biauen Dämmerschatten wandeln zauberhaft und stumm 
Das Lächeln auf dem Antlitz Buddhas in ein Grinsen um, 

Und statt des weisen Inderprinzen sieht mich flackernd an 
Der Kinderschreck und Faschingsspuk, der gelbe Butzemann. 


So kain er possenhaft verzerrt zu uns ins Abendland, 

Als man die erste Buddha-Spur lim fernen Osten fand — 
Ein gelber Götze, grell und zappelnd wie ein Harlekin, 
Vor dessen Namen schon entsetzt die Gassenkinder fliehn. 


Erlöster Lächler, der du allen Wahn der Welt erkennst, 

Auch wenn du jetzt im Dämmerdunkel als ein Schreckgespenst 
Zu mir hinüberstarrst, du bleibst mir dennoch wohlvertraut, 
Weil auch der Butzemann in seiner Art die Welt durchschaut: 


Der Mummenschanz, das Spiegelspiel — er sieht es und er lacht. 
Der weisen Eule gleicht sein Sinn, die große Augen macht 

Und mit dem Schnabel knackt und mit den Flügeln weht. 

Bist du es, Eulenspiegel, dessen Bildnis vor mir steht? 


Ist deiner Schellenkappe Klang, du Schalk im Abendland, 
Den fernen Tempelglocken aus dem Osten so verwandt? 
Seid ihr, der Weise und der Narr, von gleichem Blut und Geist, 
Ihr beiden, die ihr uns den Weg aus Wahn und Wirrnis weist? 


Wenn morgen junges Licht empor zur alten Erde steigt, 

Hockt Buddha wieder auf dem Tisch. Um seine Lippen schweigt 
Das meisterliche Lächeln dessen, der sich wandeln kann: 
„Erkennst du Eulenspiegel noch, erkennst du Butzemann?” 


Für cin gutes Zeugnis hat Mutti 
dem Jungen 3.— RM geschenkt 
und ihm erlaubt, sich dafür Y Los 
in der Deutschen Reichslotterie zu 
kaufen. Nun ist 'aus dem Los ein 
großer Gewinn geworden — ein Sparbuch mit einer fünfstelligen 
Zahl! Jetzt wird Fritz seinen schnlichsten Wunsch, studieren zu 
können, erfüllen können. 

Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten 
und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen 
mehr als 100 Millionen RM, ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 
3 Gewinne von je 500000.— RM und 3 Prämien von je 500000.— RM. 
Die Gewinne sind einkommensteuerfrei, Y, Los kostet nur 3.— RM je 
Klasse und kann im günstigsten Falle 100000.— RM gewinnen. Er- 
neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neues! 
Wenden Sie sich an eine Staatliche Lotterie-Einnahmel 


Größte Gewinne im günstigsten Fall 
($ 2, III der amtlichen Spielbedingungen) 


3 Millionen RM * 2 Millionen RM 


auf ein dreifaches Los auf ein Doppellos 


1 Million RM 


auf ein ganzes Los 


3 zu 500000.— RM 
3 zu 300000.— RM + 3 zu 200000.— RM 


Bu Ziehungsbeginn der 1. Klasse am 17. April 1942 


7. Deutsche Reichslotterie 





| Wien Beivedere, Södperual 








ennen Sie den Einfluß, den Ihre Krawatte auf’ 





Ihre Stimmung hat? Probieren Sie es einmal selbst aus. Wenn Sie abgespannt 
oder schlecht gelaunt sind, dann wechseln Sie Ihre Krawatte. Binden 


‚Sie sich eine farbenfreudige, fröhlich gemusterte Krawatte um — 






unzähligen, tich nie wiederholenden Muster der 4 


—Zronen= 







gestatten Ihnen, don feinsten Wandlunger 


Ihrer Stimmung Rechnung zu tragen 





Frib MTübke x.6. 
BERLIN C2 









EN-KRAWATTEN-FABRIK 









217 












Die Zeit, inder ein genialer Formensinn die Meister« 
werke des Barock entstehen ließ, brachte auch den Sinn 
für das Behagliche zur Reife, Guter Tabak, fein ge- 
mischt, war scıon immer Mittler der Behaglichkeit, 
Seit mehr als 150 Jahren sinddeshalb auch die Erzeug- 
nisse der Österreichischen Tabakregie überall bekannt, 





Gabe MERL 


MEMPHIS MILDE SORTE 


NIL DRIFTE SORTE 


Bere ySE J 





Cinzano im 
Weinkühlere 





Herr Schmitz hat vollkommen 


« 
recht. Wena:man eine Flasche 7: 
Cinzano erwischt - und das ist 
nicht jeden Tag der Fall, denn 
worden, daß selbst eine größere | = 






die Nachfrage ist so stark ge- 






Einfuhr nicht mehr mitkommt 
- dann sollte man den Genuß 









so richtig auskosten. Und Cinzano schmeckt nun mal gut 
gekühlt am besten. Aber das soll nun natürlich noch kein 






Grund sein, um im Übermaß der Freude 
die Flasche auf einen Ruck auszutrinken. 







Denn Cinzano ist auch in geöffneter Flasche 






unbegrenzt haltbar. Also, immer langsam 





und bedächtig, wie es sich für einen edlen 
Wein gehört. Dann reicht die Flasche auch 







eine ganze Weile. Und nochmals - bitte kühl 






servieren - s0 schmeckt Cinzano am besten, 





DAS BEREUTE URTEIL 


VON HANS WEINDL 


Amtsrichter Meyer saß eine viertel, eine halbe 
Stunde In tiefes Grübeln versunken in seinem Büro 
Von Zeit zu Zeit schüttelte er mißbilligend den 
Kopf 

Vor acht Tagen halte er den alten Scheckhahn 
bauer verurteilt, wegen fortgesetzter Übertretung 
des Körgesetzes zu 200 Mark Geldstrafe. Dieses 
Urteil quälte ihn 

Ein ehemaliger Knecht des Bauern hatte die An- 
zeige erstattet —: Der Scheckhahnbauer hat zwei 
Bullen. Er nimmt jetzt immer den rotgefleckten für 
die Kühe. Der Rotgelleckte ist nicht angekört. Den 
Weißen nimmt er nicht. 

„Es ist nicht wahr, Herr Amtsrichterl” beteuerte 
Scheckhahn in der Hauptverhandlung. „Warum 
sollte ich, wenn ich doch zwei Bullen habe, mit 
dem roten decken, warum sollte ich grad mit dem 
roten decken und mich mit ihm strafbar machen 


Aber der Knecht beschwor seine Aussage als vor- 
geblicher Augenzeuge 

Da verurteilte Meyer den Angeklagten. 

Aber das Urteil verfolgte den Amtsrichter Er er- 
hob sich jetzt von seinem Grübeln und begab 
sich über den Gang ins Zimmer des Amtsanwalıs. 
„Das Urteil.gegen den Scheckhahn, Herr Kollege,“ 
sagte er sinnend, „das läßt mir noch immer keine 
Ruhe,“ 

„Aber Herr Amtsgerichtsrat”, lächelte der Amis- 
anwalt, offenbar über die gar zu große Gewissen- 
haftigkeit des Berufsgenossen etwas belustigt. 
„Der Schluß war doch zwingend”, fuhr der Amts- 
richter, immer nachdenklich, unbeirrt fort. „Warum 
sollte der Mann mit dem Roten decken und sich mit 
ihm strafbar machen, wenn er den andern hat...?” 
„Der Schluß hat etwas'für sich, Herr Amtsgerichts- 
tat, und vielleicht hätte ich meinen Antrag auf 
Verurteilung fallen lassen müssen, Aber Sie wissen, 
meines Amtes ist es, eine Anklage solange als 
nur irgend möglich aufrecht zu halten.” 

„Sie haben recht, Herr Kollege, ich allein trage 


Feind. Zwar ist Scheckhahn, das weiß ich wohl, 
ein alter Sündenfuchs, hat allerlei Vorstrafen, aber 
das beweist nicht, daß er auch diesmal straffällig 
war, und entschuldigt mich keinesfalls. Der Schluß 
war zwingend und der Knecht ist sein Feind. Es 
tut mir leid, das. Urteil” 

„Nun”, lächelte der Amtsanwalt, „Scheckhahn hat 
ja sofort Berufung eingelegt —” 

‚Hat er?? und natürlich mit der Begründung —" 
„Mit der Begründung, warum er sich mit dem 
Roten strafbar gemacht haben sollte, wenn er 
doch den Weißen hat. Er beklagt sich sehr über 
das Urteil.’ 

„Verstehe ich! und wie stellt sich das Landgericht?” 
fragte der Amtsrichter lebhaft. 

„Die Aussage des Knechts hat sich wirklich als 
falsch erwiesen.” 

„Wahrhaftigl! Na, dann wird der alte Scheckhahn 
wenigstens bestimmt freigesprochen." 

„Das glaube ich nicht. Das Landgericht meint, Ihr 
Urteil sei auf jeden Fall richtig.” 

„Wieso?" 





Das habe Ich doch gar nicht nötig!” 
Der Amtsrichter überlegte betroffen. 


die Schuld. Ich als Richter, Ich hätte trotz Ihrem 


„Tja, es hat sich nämlich herausgestellt, daß auch 
Antrag freisprechen müssen. Der Knecht ist sein 


der Weiße nicht angekört ist...” 








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gebung zu besitzen Man liest, und das ot behandelte Stofl wird in Inter 
‚elesene prägt sich spielend leicht sanier Welte gohracht und kann 1031 


die Astra langsam 
Im praktischen leben“ vorwande) 


und mäßig zu rau- meine schnellen er. werden 
2 "olge, besonders Uber die quie Aus. St Pölten, 15 Jan 1940 
chen und nicht zu 


sprache Auch bin Ich In der Lage. Ita losefstr 57 
stapeln. Beim Lagern 
leiden Aroma und 
Frische. 


tienlsche Zeitungen zu lesen und Briefe 
zu schreiben Ich habe es selbst nicht 
tür möglich gehalten, daß man In so 
kurzer Zeiı eine tromda Sprache leınen 
karn Mit guiem Gewissen kann Ich 
iedem dieses einzigartige Werk welter 
ompfohlen 

Radebeull Margot Hannin. 
den 29 Aorli 1941 {! 


Radeveul | 
Ingstrae 7 


Kein Auswondigiernen von Vokabeln 
ich finde Ihr Nausysiem Insofern un 
übertrefflich. als das Auswendiglarmen 
von Vokabeln und grammalischen Ro 
geln ganz ausgeschaltet Ist, denn der 


‚Adalb, Redı, 
Hauptschufdiroktor I. R 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


vom eisten Augenblick an till Ihnen hier die fiemde Sprache nicht mehr als 
eine Sammtung toler Vokabeln entgegen, sonderr: so, wie si6 wlıklich und 189 
lich in lebendiga: gesprochen und gebrauch! wid Jedes 
mochanlsche Ausı tt, denn eine worlverwand! naugostaltate 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Multeiptäche verankerl das Sprachgut 
Dies vollzieht sich nach einem neuaitigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 
433 Ihnen der Sprachstoll ohne mechanisches Auswendiglemen zufließt. Gleich 
einer Interessanten Lektüi und erfieut, geht die Aneignung 


KYRIAZI der Umgengssprache kur: eo Vorkenntnisse sind nötig, Volks 
schulblidung genügt vollaut, 


5 die Durchnahme gemäß unserer Anwelsung 
ohne Hindernis vor sich geht Fine ganz einfache Schlüsseltechnik bafänigt Sie 
leicht und von Anfang an, unsere Texte zu losen, zu sprechen und zu schreiben 

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218 


je ganzc raft- 


gehört der! fronA. ID a 
mul sich Verb Jecssrd- 


Desher der: 


4 
Fiber uni _geistesse 
(Dagesa sedeil eisızuerichdess 
ccf, ED) FH Seisres1 
Oigarslten Sie gleiche freu 


»> haben serie je! 





GUSTAV LOHSE BERLIN 
FAbuR feiner Parfumerien 


7 DEUTSCHE REICHSPOST 
& POSTSPARKASSENDIENST 





LIKÖRE 
GENEVER GIN 
UND BITTERS 






“ [1 
Geld für $ie, 
wenn Sie ein Postsparbuch haben. Überall in Großdeutschland N 
können Sie Ihre Spargelder einzahlen; jedes Postamt, jede Poststelle, | 


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Sie legen damit Ihr Geld sicher an und schützen 
es vor Verlust. Es trägt Ihnen Zinsen und ist dabei 


jederzeit schnell und leicht verfügbar. Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern läßt 
ihn langsam und in kleinen Schlucken über die 
Zunge ri . Das erhöht verlä “ 
Posksbaren ut bauen )ı7. Jedes Postame aile:gem Auskunft] unge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß 


219 





Vorschußsorgen in USA. 


(Brinkmann) 





„... und wenn du In Berlin bist, Eddie, sel vorsichtig! 
Die Zeitungen schreiben, daß dort die Revolution ausgebrochen Ist!" 


Apprensioni anticlpate negli "USA.,: 


*...e quando sel a Berlino, Eddie, si cauto! I giornall scrivono che 18 & scopplata la rivoluzionet,, 


KAMPF 


UM ÖL 


VON ROLF FLUGEL 


Die Straße führt auf einen runden Platz, auf dem 
zwei Denkmäler lässig herumstehen. Ihre Be- 
wegung ist schon lange zur Pose erstarrt und 
erinnert etwas in ihrer Üüberstürzten, ruckartigen 
Fesselung an einen gefrorenen Wasserfall. Von 
der unfernen Isar gellen die Jammerschreie der 
Möven. Als Architekten haben die beiden stel- 
nernen Männer direkt mit der Kunst etwas zu 
tun. Diese hängt auch um die Ecke in einem 
Laden. Gestehen wir es ein, daß sie sich in 
schlechter Gesellschaft befindet, Es ist ein 
Tändlerladen, in dem augenblicklich ausländische 
Romane mit Feldstecherfutteralen eine seltsame 
Symbiose eingegangen sind. Morgen Ist es 
wieder etwas anders; einmal war es eine Schar 
hölzerner Raben mit einer verfehlten Nußknacker- 
konstruktion. Immer aber breitet dort die „Kunst” 
Ihre Gefilde aus: Penetrante Wiesen und das blau 
geschlagene Auge eines ovalen Sees, Sonnen- 
untergänge In ihrem schwelgerischen gelb-roten 
Farbentumult direkt aus dem Indischen Ozean 
geschöpft, „Ilabe” Almhäuserl mit der Leni In der 
Hos’n beim Buttern. Dem flotten Jagersbursch im 
Vordergrund scheint vor der Fülle des Gebotenen 
ein Jodler auszukommen; aber es bleibt beim 
stummen und doch so beredten Schwenken des 
Hutes. 

„Sehgns”, sagt eine Frau und aus Ihrer Markt- 
tasche schweißt deutlich eine schlecht verschlos- 
sene Milchflasche, „sehgns de Berg — des is was 
anders als d’ Ruffinistraßl” Sie erwartet keine 
Antwort. Es Ist auch mehr ein Monolog ohne 
nennenswertes Publikum. Von den Dachrinnen 
lenzt es. Die Lieblingstiere der Venus haben ihre 
nichtstuerische, gurrende Geschäftigkeit vor die 
Mansardenfenster verlegt. Sie nisten im Falten- 
wurf der Denkmäler und dieses praktische Ver- 
hältnis zur Kunst gibt ihnen Anspruch und Be- 
deutung. 

Die Frau, schon im Abgehen, bleibt neuerdings 
gefesselt stehen: „So a Himmi — na so a Himmi 
— a Sommahimmil — Wennst länger hischaugst — 
glei kamst ins Schwitzen aal” — „Da hams recht‘, 
erwidert ein Mann, der seine Hosen zusammen- 
gebunden hat, als wär er ein Radfahrer. „Entweda 
# Saukoitn oder a Bluatshitz — a Maß kennts net, 
des Glima, des verrecktel” — „Aaah — I red do 
vo der Kunstl” Wie die Fliege Im Rahm liegt die 


Geringschätzung In dieser Antwort und die Frau 
weist hin zur Fensterscheibe, wo die Bilder über 
Hausrattrümmern lang hingehängt eine höhere 
Sphäi ine geistige sozusagen, verkörpern. Es 
ist Jetzt etwas Stille. Einmal tropft die Zeit dünn- 
flüssig von der Dachrinne. 

„Echt Ol — des müaßt ma wissen”, beginnt die 
Frau Jetzt neuerdings zögernd und schon halb 
besiegt und jeder spürt, wie sie sich langsam 
festbeißt an dem ungerahmten Alpenglühen. „Echt 
Ol wenn des waarl” — Nun scheint des Radfahrers 
Stichwort gekommen zu sein und es ist als würde 
er mit voller Kraft die Pedale treten. Inzwischen 
Ist noch eine andere Frau stehen geblieben, so 
eine Gschupfte. Der gilt's zuvorzukommen. Schon 
spurtet er ein wenig atemlos in die letzte Runde: 








„Echt Ol — natürll Is des echt DI — des Is Hand- 
arbeit von obn bis untn, Sie braucha ja bloß ..."— 
„So", wirft die Interessentin dazwischen und ihr 
Mäzenatentum gerät in Wallung wie Knödelwasser. 
„S0" — es ist ein stimmlich sehr hoch angesetztes 
So und ein o, was schon mehr in ein a übergeht, 
— „So, san Sie vielleicht a Maler?” — „Na — 
„Nacha hoitns Eahna Beppn!” — Der Radfahrer ist 
gekränkt, mit Recht, wie wir gerne zugeben und 
verschwindet in der zweiten Linie jener kleinen 
Volksmenge, die In pointillistischer Manier In- 
zwischen das Schaufenster belagert. Hart prallen 
dort die Meinungen aufeinander, denn auch die 
Kunstdruckexperten haben Ihr Fähnlein entfaltet. 
Eine Unwissende, die mit ruckartigen Bewegungen 
und uneingedenk Ihrer Junonischen Formenpracht 
von hinten her einzudringen versucht und fragt, 
was es hier denn „ohne‘' gäbe, wird schnell vom 
Gischt einer gemeinsamen Verachtung hinweg- 
gespült. Deßungeachtet glühen in alter Unschuld 
die Alpen weiter. „Was is denn da los?” ruft laut 
ein rüstiger Blerholer über die Straße herüber, der 
unter dem Rudel einen Bekannten entdeckt hat. 
„Ob des echt DI is!” — Dieser Ruf zieht die 
Straße auf und nieder, weht wie dünner, blauer 
Kaminrauch über die Dächer, wischt über den 
Futterplatz der pickenden, erschrocken auffahren- 
den Taubenschar, braust um die Ecke und erweckt, 
so könnte es scheinen, auf den steinernen Lippen 
der beiden Denkmäler ein leichtes, schmunzeindes 
Kräuseln. Aus einem Nagelgeschäft kommt die 
Verkäuferin heraus und während ihre Linke ver- 
sonnen mit Schrauben und Muttern spielt, gibt sie 
sich mit molchartig erweiterten Augen der Kunst- 
betrachtung hin. Die Frau aber, die den Streit 
entfesselt hat, Ist schon längere Zelt nicht mehr 
unter den Schaulustigen. Sie hat Inzwischen in 
dem Gemüseladen gegenüber rote Rüben einge- 
kauft und es kann gut sein, daß es heute beim 
Essen zu einer Art Nachglühen kommen mag, wenn 
die dunkelroten Scheiben im Teller liegen wie 
vor mancherlei Unbill schwermütig gewordene 
Sonnen. 

So mündet der Kunststreit In die verschledensten 
Bahnen des Alltags. Was zur Spitze sich erhob, 
beginnt flacher zu werden. Auf den Wogenkäm- 
men der Meinungen haben die Prinzipien ihren 
Ritt eingestellt, Ja genau betrachtet, beginnt der 
Sturm wie eine schlecht bezahlte Musikkapelle 
sein Blasen einzustellen, wie aus der Bemerkung 
zweier sich entfernender Männer: „Zwoa Regens- 
burger In Essig und Ol san a nix Schlechts” un- 
schwer hervorgeht. 


DIE EIGENE SCHOLLE 


VON Q. ELFELDT 


Ich wohne jetzt ‚inmitten der Natur" — 

Schr weit entfernt von Großstadtlärm und -ruß! 
Dafür fährt unser einz’ger Autobus 

Auch alle halbe Stunde nurl 


Bezaubernd wirkt die landschaftliche Ruhe — 
Still träumt der Park mit seinen kleinen Seen. 
Doch sind — wenn's regnet — lehmbeschmierte Schuhe 
In keinem Falle angenehm! 


Frühmorgens scheinen Nebelschwaden auf den Ackern 
Sich zu phantastischen Gebilden zu verrenken. 


Es ist schr schön, wenn man im eignen Garten 
Sich seinen Kohl und die Radieschen baut; 

Und wenn im Herbst dann die Verwandten warten 
4uj das Gemüse, das noch nicht geklaut! 

Sie trinken schrecklich gern den schönen Wein, 
Den ich mir selbst gemacht und abgezogen! 

Und war ich früher viel und gern allein — 

Zur Zeit sind sie mir alle sehr gewogen! 


Sie naschen von dem Eingemachten, 
Sie lieben Obst und Früchte sehr! 


Wenn aber dannimNachbarstalldieZiegenewigmeckern, Und könnte ich ein Schwein noch schlachten, 


Dann ist an Schlaf — bei Gott — nicht mehr zu denken! 


Im Winter glitzert Reif auf allen Bäumen, 

Die dann im Frühling voller Blüten prangen, 

Und die im Sommer einem Herbst entgegenträumen 
Mit buntem Laub und Früchten schwer behangen. 


220 


Dann wird mein Haus bestimmt nicht leerl 


Jedoch ich will mich nicht beklagen! 
Der Krieg wird mal zu Ende sein; — 
Dann bin ich wie in Vorkriegstagen 
Ganz sicher wieder bald alleinti! 


Alles in Ordnung Eu en 


un 
| 
; 
Hi 


Bi 


„Du brauchst doch bloß die Augen aufzumachen, in der Butterdose ist der Kunsthonig, die 





Marmelade ist in dem Honigglas und wo Schuhkrem dran steht, ist auch Schuhkrem drin!“ 


Tutto in ordine: “Non hal che da aprire gli occhi: nel barattolo del burro c' & il miele artificiale; Ia marmellata trovası 


nel vaso del miele e dove leggi ‘Crema da scarpe,, lä ci sta proprio la "Crema da scarpe,!,, 


221 


trinken, dich nlederlı 1 l ! Wenn 
Eberefchen LIEBER SIMPLICISSIMUS Sun voran sr gibts nichts Boseront” 
N „Geh“, Jammert Bobby, „laß mich aus damit! Wenn 


ich transpirie, dann muß ich so schrecklich 
10. Nückel) schwitzen!” HK.B. 

































Um die Katen heult der Oftiwind. 
Knick und Bruch durchftöbert 
Seine wilde Meute. 

Mit den nackten Äften 

Greifen noch die Erlen 

Nach der müden Sonne. 

Auch die Eberefchen, 

Die den alten Landweg fäumen, 
Steh’'n entblättert - 

Aber an den bloßen Zweigen hängen 
Leuchtend noch die leiten Beeren 


J) 


Rudi erzählt seinem Freund Graf Bobby: 

„Hast Du schon gehört —, im Garten der Neben- 
Yilla von mir hat man ein prählstorisches Skelett 
gefunden!?” 

Staunt Bobby: 

„Was Du nicht sagstlll — Hat man schon jemand 
in Verdacht?” FH 


Gotreiter Hagenberger hatte eine Braut in dor 
Heimat. Beate hieß sie und hatte einen Fleischer: 
laden. Gestern, nach der Postverleilung, kam 
Kamerad Hagenberger bitterböse in den Bunker. 
„Ich pfeif auf die Liebel”, schimpfte er, „da hat 

















Wie gefror'ne Tropfen Bobby sitzt zähneklappernd beim warmen Ofen. man nun eine Braut mit einem Fleischerladen und 
Roten Blutes. „Bobby, sagt Lixl, der ihn besuchen kommt, „war- Was schickt sie?“ 
um liegst denn nicht im Belt? Ich hab dir doch „Eine Wurst?" 
Heinz Friedrich Kameche gesagt, du sollst einen halben Liter Glühwein „Eben nicht! Ein Buch!“ %.H.R 











‚Bervoragendbewälhrl bei 
Rheuma-6Gicht | 










heodergekocht v 

Früchte mit oder Neutalalen 

ohne Zucker a Rn 

R rkällungs- 

en deihnenie Krankheiten 
% 





Diälet Hünchenerlalsgetränk“ | EEE OR liegt es nur 


Mnöfhgkmährk si ®) an der Verdauung... 
Leischwachenußtunken = .. wenn man immer abgespannt 
sehr bewährt und müde ist, Voraussetzung 


für unser Wohlbefinden und für 


Bezugsauellen-Nachweis durch frisches, gesundes Ausschen ist 


NAERA-GESELLSCHAFT | ) 
kür diötetGetränkembh Fl eine geregelte Verdauung. Da 
München 285 z ist Laxin das richtige Mittel: 
SE. 1-2 von den wohlschmecken- 
x zuuatasnsene den Laxin- Pruchtbonbons— am 
tn rat lage das besten vor dem Schlafengchen 

muss nicht sein! Hero.Hoorwas. — führen nicht nur ab, sie rc- 

Kae pension se hen, geln die Verdauung. La 

bildung u.erhält Ihr volles Haar! 





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wirkt mild, aber immer zuver- 
lässig. Auch Kinder nehmen cs 
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223 


Cripps an Indien 


(9. Gulbransson) 





war Avrlsranssen 4 








„Nur Mut, alter Elefant, England wird dich groß und mächtig machen!“ 


Cripps nelle Indie: “Orsü coragglo, vecchio elefante! L' Inghilterra ti farä grande e potente!,, 


224 


München, 8. April 1942 : 
47. Jahrgang / Nummer 13 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Cripps beim Mangobaumwunder 


0 


(Eich Schilling) 





„Hier habe ich ein Körnchen echt englischer Versprechungen gepflanzt, darüber die ‚Times‘ 
gebreitet, und nun werdet ihr den Baum der indischen Freiheit herrlich emporsprießen sehen!“ 


Cripps presso I’ albero miracoloso di mango: „Ho plantato qui un granellino di genulne promesse Inglesi; 
vi ho disteso sopra I "Times, ed ora voi vedrete sbocciar magnificamente fuorl |’ albero della libertä Indianal,. 


DIETERBMASISE 


EINE BREMISCHE ANEKDOTE 
VON KARL LERBS 


„Mit so historischen Sachen”, sagte der alte Meinefeld, „da hat das 
dscha so seine Bewandtnis mit. Ich weiß nich, ob Sie da was von ab 
verstehn; aber da gibt es dscha leute für, die da ihr Lebtage in rum 
klamüsern. Un da is dscha auch was an. Wenn 'n denn so 'n alten Pott 
Inner Hand. hat, un wenn ’n denn so bedenkt, daß da am Enne all unser 
Ururgroßvadder aus getrunken hat, ohne daß er von Unsereinen was 
von wußte, denn läuft Einen da dscha so 'n büschen snaaksch den Puckel 
tunner, Bloß — man kann 'r denn dscha auch mal böse bei vorbeihaun, 
Ich hatt all ümmer gedacht, daß unner unserm alten Hause inner Kom- 
turstraße,, wo wir Meinefelds nu all so viele hunnert Dschahre unser 
Geschäft in haben, daß da am Enne so allerhand Historisches unner 
liegen müßte. Nu bün ich so angelegt, daß das Denken mir nich ge- 
nug is; Ich will 'r denn auch was von wissen. No, ich krieg da denn 
also so 'n paar Leute bei, un die fingen im Keller an zu buddeln, ümmer 
tiefer un noch ümmer tiefer, un denn krichten sie denn dscha auch so 
allerhand Scherbenwerks un Krümelkram zu Tage, was da so im alten 
Dünensand in steckte, un was wohl früher mal was gewesen war. Im 
Museum, da haben sie da Zettels an gemacht. 

Einen guten Tag aber stießen wir auf was, wo wir nix aus machen konn- 
ten. Das war, als wenn da früher mal so was wie en Block innen Sand 
eingelassen wär, so ungefähr en Kubikmeter groß. Ich roch 'r an; das 
toch nach nix. Ich probiert 'r von; das schmeckte nach nix. Es war 
ziemlich fest und sah braun aus, un wenn 'n da was von abschnitt, denn 
krümelte es. No, das war denn dscha wohl so 'n paar tausend Dschahre 
alt, un ich schickte da 'ne Probe von zur chemischen Unnersuchung: Ob 
das wohl was Historisches wär, wo ich was über meine Vorfahren durch 
erfahren könnte? 

No, ich krichte denn dscha auch gleich Antwort; Dscha, es wäre was 
Historisches, un das mit dem Alter, das könnte denn dscha wohl auch 
stimmen. Daß es keinen Geruch un keinen Geschmack hätte, das käme 
davon, weil es so alt wär; gehabt hätte es das zu seiner Zeit. Uber 
meine Vorfahren könnt Ich da nix durch erfahren, was ich nich all von 
selber wüßte. Was es wär, das wollten sie mir lieber nich schreiben, 
aber ich könnte dscha mal herkommen, denn wollten sie es mir wohl 
sagen. 

Ich bün 'r nich hingegangen. 

I Dschases. 

Prosti” 


Der erste Amselschlag 


(C- Sturtzkopt) 


Cor 





„Ach, Liebe! ... und dann legt det Aas ooch noch Eier!“ 


1} primo canto dello stornell 


DER WARTERAUM 


VON WALTER FOITZICK 





‘Ah, amore! ...E pol questa carogna depone anche le uovalı, 


der in der Amisstube saß, grad unter den beiden 
Schildern „Nicht auf den Boden spucken”, und 
„Sammelt Obstkerne”, 

Dabei kommt mir eine Idee, wie man Warte- 


Von meinem Vater habe Ich das Wort zum ersten- 
mal gehört: „Dreiviertel seines Lebens wartet der 
Soldat vergebens.” Mein Vater war selbst Soldat, 
also muß er es gewußt haben. Wäre er Zivilist 
gewesen, hätte er seinen Ausspruch sicher nicht 
nur aufs Militär bezogen. Ich nehme an, mein 
Vater hat zum Beispiel nicht um Kartoffel oder 
Hummermayonnaise angestanden, oder sich sonst 
viel in Wartezimmern aufgehalten. Ist ja auch 
klar, Soldaten warten im allgemeinen nicht im 
Wartezimmer, sie warten, wenn ich recht berich- 
tet bin, auf den Vorgesetzten oder auf den Sleg. 
Sowas tut man nicht in Wartezimmern, 

Die Zivilisten, die haben’s natürlich viel angeneh- 
mer, die können im Vorzimmer auf Ihren Vor- 
gesetzten warten, oder im Wartezimmer auf ihren 
Lieblingszahnarzt, oder auf einer Bank im Korri- 
dor Ihrer Lieblingsbehörde auf den dort amtie- 
renden Lieblingsbeamten. 

Wissen Sie, ‚warum ich auf dieses weltferne 
Thema komme? Nun, ich sitze nämlich gerade in 
einem Wartezimmer und tue das, wozu diese Zim- 
mer so vorzüglich geeignet sind, ich warte. Ich 
warte ein halbes Stündchen, ein Stündchen, eine 
Stunde und jetzt wird es schon die zweite Stunde. 
Da kommen einem leicht Aussprüche seiner Ur- 
oder Auerahnen Ins Gedächtnis, 


Ha, was haben wir, ich meine mich und dich un- 
wirscher Leser, schon zusammengewartet. Schöne 
Stunden, lange Stunden, In denen wir alte Zeit- 
schriften lasen, die uns einen Dreck angingen, 
In denen wir unser Gegenüber anstarrten, bis wir 
es so genau kannten, daß wir's nie wieder ver- 
gessen sollten. So habe ich vor Jahren einen 
Mann auf einer Bank auswendig gelernt, und 
dieser Herr ist mir so geläufig, daß, wenn ich ihn 
dereinst nur mit Flügelchen bekleidet im Jenseits 
treffe, ich sofort wissen werde, das ist der Mann, 


räume und Wartestunden praktisch gestalten 
könne. Man stelle Tischchen auf, Schreibtisch- 
chen, und davor je einen Stuhl. Man kann sie in 
langen Reihen aufstellen. An die Wand aber 
hönge man eine Tafel: „Denke an deine Brief- 
schulden’ und „Hast du denn gar keinen Frage- 
bogen auszufüllen?” 

Ha, welche Lust wird es sein, hier Briefe zu 
schreiben. Fragebögen können einem gar nicht 
lang genug werden. Wie im Sturzflug werden 
einem im Warteraum die Stunden vergehen. 


KASSENSTURZ 


Angeregt Durch eine Taffe 
Kaffee, wie er früher war, 
prüft’ ich meine Geifteshaffe: 
Wieviel hab’ ich noch in bar? 


Die Erwägung fchien nicht müßig. 
Ich erfuhr's ja oft genug: 
manchmal ift, mas fcheinbar flüffig, 
nichts als purer Selbftbetrug. 


226 


So beim Alkohol. Da zeigt fich's 
ewident. Doch immerhin 

mehr zum Pofitiven neigt fich’s, 
wie mir fcheint, beim Coffein. 


Leider merkt’ ich bald mit Grollen, 
daß auch hier die Grofchen frrachs 
zıvar ein bißchen flinker rollen, 


aber ohne Wertzumachs. 
Ratatöshr 


„opieglein, Spieglein an der Wand — wer ist der größte Feldherr im Land?“ 


(E. Thöny) 





„Mac Arthur, Ihr seid der größte hier, aber Wavell über allen Bergen läuft noch schneller als Ihr!“ 


© specchio chiaro, specchio veritiero, chi & In paese il pib grande condottiero?,, 
"Qui il piö grande siete Voi, Mac Arthur, di certo; ma nella corsa Wavell & di Voi pib esperto!" 


227 


Ans Goldene Kalb 


(0. Gulbranson) 


























One Auiopansıson Han 


" Vergib uns, großer Geist, daß wir Engländer jetzt auch Kupfer und Zinn verehren!“ 





Al vitello d’ oro: “Perdonacl. o eccelso spirito, se adesso nol Inglesi veneriamo anche il rame e lo stagno!.. 


228 


DIE SCERAFSCHUR 


Esquillador, Schafscherer, auf einer Farm in Pata- 
gonien zu sein, ist kein besonderer Genuß, das 
können Sie glauben, lieber Herr! Aber die Arbeit 
wird ganz gut bezahlt. Ich hätte gern weniger 
Geld verdient. Aber Ramon wollte durchaus 
Schafe scheren. 

Also ritt ich mit ihm zur Schaffarm „Tres Amigos”, 
Nein, ich hatte noch nie in meinem Leben ein 
Schaf geschoren. Aber so etwas will ja nicht viel 
heißen. Man lernt allerhand, wenn man will und 
muß, wahrhaftig! 

Der Patron fragte mich, ob ich schon mal eine 
Schur mitgemacht hätte, Und ich sagte, selbst- 
verständlich, in der letzten Saison sei ich Esquil- 
lador gewesen. Allerdings, setzte ich vorsichts- 
halber hinzu, nur aushilfsweise. Man soll so etwas 
nicht hinzusetzen. Es Ist überflüssig. Entweder 
kann man Schafe scheren oder man kann es nicht. 
Das meinte der Patron auch. Aber da er jeden 
Mann brauchte, der sich ihm anbot, nahm er nicht 
nur den Ramon, sondern auch mich. Als Esquillador. 
Wenn Sie, lieber Herr, schon einmal Schafe ge- 
schert haben, dann wissen Sie, was das für eine 
Arbeit Ist. +Besonders für einen Neuling. Aber 
Ramon redete mir gut zu: „Wir haben doch schon 
ganz andere Sachen gemacht! Und ich werde an 
deiner Seite sitzen. Dann wird es schon gehen!” 
Ach, es ging nicht. Es ging sehr schlecht. Wir 
arbeiteten in Akkord, selbstverständlich. Die 
Schafe wurden in einen langen Schuppen ge- 
trieben. Der hatte in der Mitte einen schmalen 
Gang. Rechts und links von diesem Gang waren 
die Boxen der Esquilladores, eine an der andern. 
Gitter trennten sie von dem Gang. Die Schafe 
liefen an den Gittern vorbei, und jeder Scherer 
zog sich eins in seine Box. Dann begann er es 
zu bearbeiten. 

Ramon saß nebenan. Erzeigte mir, wie man ein Tier 
schnell und ohne Anstrengung zu sich heranzog, 
wie man es sich zwischen die Knie klemmte, wie 
und wo man am vorteilhaftesten mit dem Scheren 
begann. Er machte mich auch darauf aufmerksam, 
daß es unzweckmäßig war, sich die alten Böcke 
zu angeln. 

Denn diese Böcke, lieber Herr, die haben es in 
sich, Sie können es glauben! Sie sind störrisch, 
haben die Sache, die ihnen unbehaglich Ist, schon 
verschiedene Male mitgemacht, wehren sich ener- 
gisch, setzen dem Scherer gehörig zu und sind 
eben bockig auf jede nur denkbare Art, 

Das erste Schaf, das ich in die Finger und dann 
zwischen die Knie bekam, war solch ein alter 
Bock. Ach, das war ein schlechter Anfang. Ich 
mühte mich mächtig ab. Der Schweiß lief mir übers 
Gesicht, Die Schöre klapperte und quietschte. 
Und ich bekam die Wolle nicht ab. 

Ramon sagte: „Das liegt an der Schere, Nimm 
eine anderel” Ich nahm eine andere. Es lag nicht 
on der Schere. Es lag an mir, Es Ist da so ein 
Kniff bei der Sache. Den hatte ich nicht heraus. 
Ich bekam ihn nie heraus, obwohl ich doch schon 
eine ganze Menge anderer Kniffe herausbekommen 
hatte. 

Als ich mit meinem Bock endlich fertig war, hatte 
Ramon bereits fünf Schafe geschoren. Und wie 
geschoren! Glatt, eben, gleichmäßig, bis auf die 
Haut, Ich sah es. Und ich sah, wie mein Bock 
davonsprang in den Gang. Mit verwüstetem Fell, 
mit Fransen, Stufen, Galerien, Furchen, Rainen, er 
sah entsetzlich aus. Am liebsten hätte ich ihn mir 
noch einmal zurückgeholt. Aber das ging nicht. 
Und da hatte ich schon das zweite Schaf zwischen 
den Knien. 

Das war zwar kein alter Bock, aber es setzte mir 
nicht weniger zu als jener. Ramon lachte. Ich 
schor. Nein, ich leistete nicht viel. Und wenn ich 
einem Schaf mehr als die Wolle herunterschnitt, 
wenn Ich in die Haut kam, wenn mir das Schafblut 
über Schere und Finger lief, dann zuckte Ich zu- 
sammen. Und die Sache wurde nur noch schlimmer. 
Ich schnitt viele Schafe blutig, vielleicht alle, Ich 


VON KONRAD SEIFFERT 


weiß das nicht so genau. Es schwamm mir vor 
den Augen. Ich dampfte. Ich hielt jedes Schaf 
krampfhaft mit den Knien lest. Was ganz falsch 
ist. Leicht, sanft, milde muß der Druck der Schen- 
kel sein. 

Aber machen Sie das mal, lieber Herr! Und 
scheren Sie dabei. Sind Sie Reiter? Ich bin es. 
Aber ein Pferd reiten mit sanftem und dabei doch 
festem Schenkeldruck ist eine lächerliche Kleinig- 
keit gegenüber dem Scheren eines Schafs, das 
Sie zwischen Knien und Schenkeln haben, Sie 
können es glauben! 

Am Abend hatte ich noch nicht zwei Pesos ver- 
dient, Fünfzig Cents wurden mir fürs Essen abge- 
zogen. Ramon aber war auf zwölf Pesos gekom- 
men, ein schönes Stück Geldi 

Und wie sah Ich aus! Ich zitterte am ganzen Kör- 
per. Es zuckte In meiner rechten Hand. Ich spürte 
die Schere federn, ein entsetzliches Gefühll Von 
den Blasen und Wunden will ich nicht weiter 
teden, man bekommt sie ja auch bei andern 
Arbeiten. 

Meine Hose und mein Hemd waren zerrissen. Ich 
hatte mir die Spitze des Zeigefingers der linken 
Hand abgeschnitten. Meine Augen waren ent- 
zündet. Mein Rücken schmerzte schauderhaft. Ich 
wankte, als ich aufstand und die Box verließ. Und 
ich hatte das Gefühl, als ob Ich von Jedem Esquil- 
lador über die Schulter angesehen wurde. 
Ramon machte mir Mut. Er war bereit, mich durch- 
zuschleppen und mir die Hälfte seines Akkord- 
lohns abzugeben, wenn ich mich nicht besserte. 
Es ist immer tröstlich, solch einen Freund zu haben. 
Aber es war ja nicht das Geld. Es war die Bla- 
mage, und es war die Einsicht, daß ich nie, nie- 
mals ein ordentlicher Esquillador werden würde, 
die drückte mich arg zu Boden. 

Am Morgen ging die Arbeit weiter. Die gleiche 
Arbeit. Eine teuflische Arbeit. Ich fluchte inner- 
lich, Ich sah auf Ramon. Ich hörte seine ermun- 
ternden Zurufe, seine guten Ratschläge. Ich ver- 
unzierte ein Schaf nach dem ändern. 

Ich merkte, daß die Esquilladores, die in der Nähe 
saßen, aufmerksam geworden waren auf mich. 
Und das, lieber Herr, war das Schlimmste, 

Sie brauchen nicht zu denken, daß die Männer, 
die sich zur Zeit der Schur auf einer Schaffarm 
in Patagonien zusammenfinden, lauter Engel sind. 
Mir kamen sie alle wie Teufel vor, wie lachende, 
grinsende, höhnende Teufel. Und der Scher- 


WARTEN 


in den Tagen, 

da man warten muß, 
wird die Diele hörend, 
und die Tür lauert 
überwach. 


Aber das Geschick 
kauert 

verhüllt 

auf lautlosem Grund. 


Was nicht alles wollte man sagen 
in jedem Augenblick, 

der unerfüllt 

zögernd verstreicht. 


Zärtliches schleicht 
uns unfaßbar nach, 
und Kuß um Kuß 
streift betörend 
den einsamen Mund. 
Hans Leip 


229 


schuppen wurde mir zur Hölle. Schon am zweiten 
Tage. Die Arbeit dauerte einige Wochen. 

Die Esquilladores riefen mir allerhand zu. Ach, 
das waren keine Schmeicheleien, Sie können es 
glauben! Und sie sorgten dafür, daß gerade vor 
dem Gitter meiner Box die gefährlichsten Böcke 
landeten. Ich weiß nicht, wie sie das anstellten. 
Aber an diesem zweiten Tage schor ich fast nur 
Böcke. Und was für Böckel 

Wenn Ramon nicht an meiner Selte gewesen wäre, 
dann wärs noch schlimmer geworden. Er half mir, 
sosgut er das konnte, riß das Gitter hoch, wenn 
ich so einen Bock erledigt hatte, stieß mir ein 
Schaf zwischen die Knie, ehe der nächste Bock 
heran war, lachte, machte Witze, zeigte mir Immer 
wieder, wie man mit der Schere um den Schafhals 
herumging. Das war mit das Schwierigste, 

Ach, ich begriff es nicht, Es war zum Heulen. Am 
Abend hatte Ich vierzig Cents mehr verdient als 
am ersten Tage. Trotz der vielen Böcke, 

Und so ging es dann weiter. Unter den beleldi- 
genden Zurufen der Esquilladores, die von meiner 
Arbeit entzückt waren. Ja, Ich stand im Mittel- 
punkt. Und wohl noch bei keiner Schafschur auf 
„Tres Amigos” hatte es so viel Heiterkeit, so viel 
Gelächter, so viele Scherzworte gegeben. 

Ich war sehr wütend, Aber ich sagte nichts, ich 
schor. Und Sie, lieber Herr, hätten wohl auch 
nicht viel gesagt, Man gewöhnt sich das Sprechen 
überhaupt ab, wenn man ein Schaf schert, Sie 
können es glauben! 

Eigentlich hätte ich mich mit einigen der Esqull- 
ladores schlagen müssen. Denn sie hatten mich 
beleidigt. Aber am Abend war ich so erledigt, 
daß ich nur noch wenig sah und hörte. 

Ich erreichte es nach etwa einer Woche, doch 
ein Viertel von dem zu verdienen, was Ramon 
mit Leichtigkeit verdiente. „Mehr kannst du nicht 
erwarten”, sagte Ramon, „für den Anfang Ist das 
ganz schön!” 

Nein, es war nicht schön. Es war zu wenig Geld 
für diese Arbeit. Aber das Geld war nicht die 
Hauptsache, ich sagte es schon. Die Hauptsache 
war die Einsicht, daß ich nie ein ordentlicher 
Esquillador werden würde. 

Nun werden Sie der Meinung sein, ich hätte doch 
eine andere Arbeit tun können, auf solch einer 
Schaffarm gebe es doch auch andere Arbeiten. 
Ja, das stimmte. Es gab andere Arbeiten. Aber 
Ich bileb beim Scheren. 

Der Patron kam und sagte, Ich könne beim Bad 
helfen, Ich tat es nicht. Ich blieb Esquillador. 
Das Bad ist ja auch keine feine Sache. Da werden 
die Schafe an das Ende des Ganges getrieben. 
Dort ist ein gemauerter Schacht, der mit Wasser 
und irgendwelchen Arseniksachen gefüllt Ist. Die 
Schafe werden in diese Brühe gestoßen, ein paar- 
mal untergetaucht und kommen dann wieder auf 
festes Land und auf die Beine. Manche auch 
nicht mehr. 

Ich hatte mir das alles angesehen, Es gefiel mir 
nicht. Und wenn ich mit dem Scheren aufgehört und 
beim Bad angefangen hätte, dann wäre das doch 
so etwas wie Feigheit gewesen, Oder etwa nicht? 
Nein, Ich blieb Esquillador. Aus Trotz. Zur Freude 
aller andern Esquilladores. Schließlich wunderten 
sie sich über meine Zähigkeit, Und dann flauten 
auch ihre spitzen Reden etwas ab. 

Am Ende der Schafschur halte ich sogar ein paar 
Freunde unter ihnen. Wir tranken herzhaft ein 
paar Tage lang. Mein so mühsam verdlentes Geld 
war dann weg. Aber ich hatte Ja den Ramon! 
„Wir werden‘, sagte er zu mir, als wir „Tres Ami- 
gos” verließen, „wir werden in der nächsten Sai- 
son etwas anderes tun als Schafe scheren. Oder 
hast du Lust, dich doch zu einem richtigen Esquil- 
lador auszubilden?” 

Ich hatte keine Lust. Ich war nie wieder Esquil- 
lador. Vielleicht war das falsch. Denn glauben 
Sie nicht, daß es gut Ist, wenn man es versteht. 
ein Schaf ordentlich zu scheren? 





(R. Kılasch) 


s so 'nem zarten Pflänzchen dann so 'n dicker 


Krautkopf wird.“ — „Na, das kann dir auch passieren, daß du die Figur verlierst!“ 


Erbaggi: “Pare incredibile che da una pianticella si delicata cresca pol fuori una testa di cavolo sl grossa!,, 
"Evvia! Puö toccare anche a te di perdere la figural,, 


WEISSE MÄUSE 


Weiße Mäuse zu besitzen, ist natürlich Geschmack- 
sache. Frau Schraufsteiter beispielsweise erlaßte 
tiefer Abscheu, als sie kürzlich ihre Wohnung ver- 
lassen wollte und auf dem Fußabstreifer eine Papp- 
schachtel vorfand, die sich bei näherer Prüfung 
als Behausung von drei niedlichen weißen Mäusen 
erwies. Der erste Schritt führte sie zur Nachbarin 
und allmählich versammelte sich die gesamte 
Hausgemeinschaft um die Pappschachtel mit den 
drei Mäusen. Die Mutmaßungen nach dem „Wo- 


her“ der seltsamen Gabe schossen üppig ins 
Kraut, aber niemand konnte eine halbwegs glaub- 
würdige Antwort auf die Frage nach der Herkunft 
der lebensfrohen Nager finden. Die Hausmeisterin 
entschied schließlich in ihrem praktischen Sinn: 
„A wos, a paar Lausbuabn wern s’ halt herglegt 
ham, de Buamastückeln kenna ma doch... und 
jetzt tean ma s’ dersäufal” 

Dagegen war nun nichts einzuwenden und damit 
wäre die Geschichte zu Ende, wenn Frau Schrauf- 
stetter am nächsten Tag nicht von ihrer Milchfrau 
mit der Frage begrüßt worden wäre: „Ham s’ jetzt 
scho alle?” 


230 


„Was alle?“ fragte die Schraufstetterin zurück. 
„No, de fuffzg weißen Mäus, wo eahna de Buam 
durch 'n Briafkastenschlitz In d’ Wohnung eini- 
lass'n ham!" 
Es kostete die verdutzte Schraufstetterin eln gutes 
Stück Überzeugungskraft, den wahren Sachverhalt 
darzustellen, den die Milchfrau mit innerer Ab- 
lehnung anhörte. a 
Als Frau Schraufstetter die Ladentüre hinter sich 
zugezogen hatte, schaute Ihr die Milchfrau eine 
Weile mißbilligend nach und sagte kopfschüttelnd: 
„Wia ma’ nur a so ausgschamt lüagn kol" 

Karl Spengler 


Trasformazioni Wandlungen 


(Karl Amold) 





INIANS 
| 
/ 



































Ein rückständiger Kunstgelehrter befindet sich ... während das fortgeschrittene Bürgerheim als 
immer noch im Kampf gegen van Gogh... Wandschmuck van Gogh’s Sonnenblumen zieren. 
Un retrogrado cultore d’ arte & ancor ... mentre "Girasoli di van Gogh ornano 
sempre in lofta contro van Gogh... la parete del moderno Asilo Civico. 
































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VER RAN 
Nat) 7 DEREN ZZ 
EISEN LANA 








Ein alter Expressionist geht in sich und legt seinen letzten Lorbeer einem frühen Romantiker aufs Grab. 


Un vecchio espressionista rientra in se e depone il suo ultimo ramoscello d’ alloro sulla tomba del romantico d’ un tempo. 


231 


DIE GÖTTLICHE FISTEL 


Der Bauer Giuseppe staunte, als er den Abbate 
Hyronimo mit einer geschwollenen Backe durch 
die sonnenerhitzten Felder der Stadt zuwandeln 
sah. Nicht genug damit trug der Abbate auch 
noch einen schwarzen Lappen über der Schwel- 
lung, der durch ein Band, rund um das einfältige 
Gesicht, gehalten wurde. Dem Bauern kamen 
Zweifel an Gott, der seinen liebsten Söhnen dicke 
Backen schickte, gleich wie den armen Bauern 
auch. Das wollte ihm nicht In den Kopf, 

Er trat entschlossen auf Abbate Hyronimo zu, der 
ihn lässig und mit leeren Augen grüßte, 
„Hochwürden haben eine dicke Backe?” fragte er 
ohne Umschweife. 

Hochwürden machte ein etwas schmerzliches Ge- 
sicht. „Oh, man trägt es“, sagte er. 

„Wie kommt es, daß Hochwürden eine dicke 
Backe haben?” forschte Giuseppe welter. 

„es wird eine Fistel sein, mein Sohn”, seufzte 
Hyronimo gelangwellt. 

„Oh, eine Fistell Schickt der Herrgott seinen lieb- 
sten Söhnen auf der Erde auch Fisteln?” 
Hyronimos Augen wurden lebhafter. „Gewiß', 
segte er bekehrend, „aber es sind göttliche Fisteln. 
Denn alles, was wir tragen müssen, kommt von Gott.” 
„Und sie tun genau so weh als unsere Fisteln?" 
Giuseppe wollte alles genau wissen. Er hätte unter 
der Vorstellung gelitten, wenn die Fisteln der 
Bauern denen der Geistlichkeit gleichgestellt ge- 
wesen wären. Denn er war gläubig. 

„Sie schmerzen anders als die Euren — es sind 
göttliche Schmerzen, mein lieber Giuseppe”, ant- 
wortete der Abbate gedehnt. 

„Das muß schön sein, die möchte ich auch leiden“, 
meinte der Bauer, 

„Es tut sich”, dachte Hyıonimo und er verbiß 


VON FELIX PELTZER 


einen wütenden Stich in seinem Zahnfleisch. „Ge- 
wiß ist das schön“, sagte er laut, „wir leiden in 
Gott, und das gibt uns Kraft.” Die Fistel bohrte, 
und Hyronimo wäre geıne weitergegangen. 
„Ja”, meinte aber Giuseppe und drehte seinen 
Hut in den Händen, „dann freut Ihr Euch, solche 
Schmerzen tragen zu dürfen?” 

„Gewiß, mein Sohn.“ Hyronimo fuhr mit seiner 
Hand an die Backe und legte sie sanft in die 
fleischige Handfläche. 


P 


„Und Gott nimmt die Fistel wieder, wenn er Dich 
genug geprüft hat — oder mußt Du auch zum 
Zahnarzt?’ 

Der Abbate schwankte zwischen Gott und dem 
Zahnarzt. Da er aber zum Zahnarzt bestellt war, 
ergriff er die Gelegenheit, um dem lästigen Fra- 
ger entweichen zu können. „Mich schickt Gott 
zum Zahnarzt, und ich soll um '/s4 Uhr dort sein. 
Siehst Du, nun muß ich mich beeilen, um noch 
pünktlich zu ihm zu kommen.” Er beschleunigte 


SEPP, DER SOLDATENHUND 


VON OLF WEDDY-POENICKE (im Felde) 


Er hat uns, glauben wir, oft Glück gebracht 
Und manchen schweren grauen Tag verschönt. 
Er hatte elf Gefechte mitgemacht 

Und wurde von uns allen schr verwöhnt, 


Es war in einem Dörlchen an der Maas, 

Wo wir ihn Janden, hungrig und zerzaust — 

IWie er leicht klagend auf den Trümmern saß, 

Dem Flüchtling gleich, dem es vorm Kriege graust. 


Er war nicht hübsch. Und auch nicht rasserein. 
Er fraß sogar mitunter etwas aus. 

Und doch: 
Denn er war treu 


wir konnten ihm nicht böse sein! 





Und war bei uns zu Haus, 


Er z0g mit uns durch Regen, Staub und Dreck. 
Er'war dabei, als uns der Feind empfing. 

Er lag mit uns starr-stumm auf einem Fleck, 
Als der Granatenhagel niederging. 





warnte uns durch heiseres Gebell, 

Als nachts der Russe aus der Flanke kam, 

Das war ein Hund! Wir kraulten ihm das Fell, 
Und selbst der Koch war ihm jetzt nicht mehr gram, 


Ach, Ja, der Koch! Sepp Naschte nämlich gern 





Und manche Wurst verschwand, man weiß nicht, wie... 





Der Koch, erbost, schrie schnaubenil nach Sepps ern, 


Doch „Herr“ war halt die ganze Kompaniel 


Es war vor Moskau. Frost und erster Schnee, 





Da Janden wir ihn tot im Schützenloch. 
Wir sahn uns schweigend an. Es tat uns weh. 


Du fehlst uns allen, S 





pp! Sogar dem Koch! 


Er würde heute still und friedlich sein, 

Selbst, wenn du seine größten Würste nähmst, 
Er lüde dich wohl selber dazu ein — 

Wie alle, Sepp, wenn du nur wiederkämstl 





Ra 


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232 


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neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los oder kaufen Sie ein neu 
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3 Millionen RM : 2 Millionen RM 


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1 Million RM ® 


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3 zu 500000.— RM 
3 zu 300000.— RM +» 3 zu 200000.— RM 





April 1942 


= Ziehungsbeginn der ı. Klasse am ı 
7. Deutsche Reichslotterie 








233 


seine Schritte, aber Giuseppe ließ sich nicht ab- 
schütteln 

„Sagt Dir das Gott nachts im Traum, und kennt er 
alle Zahnärzte der Stadt?" 

„Gewiß, mein. Sohn, gewiß". Es klopfte bedenk- 
lich in der Fistel, und des Abbate’s Augen wurden 
feucht vor Schmerz 

„Auch den Doktor Ottolini?” 

„Auch den.“ 

„Aber da gehst Du wohl nicht hin?" 
„Nein, ich gehe zum Doktor Achilli, 
„Hat den Gott für seine liebsten Söhne bestimmt?" 
„Gewiß, mein Sohn, gewiß! Hyronimo langweilte 
der Bauer, aber eingedenk der Macht der Kirche 
und ihrer ewigen Freundlichkeit wollte er nicht 
unhöflich sein 
„Bohrt Euch der 
Bohrern?" 
„Gewiß, mein Sohn.” 
Giuseppe war hartnäckig, 





Doktor Achilli mit goldenen 


„Wenn nun der Zahn- 


arzt eine göttliche Fistel öffnet und er gebietet 
dem göttlichen Schmerz Einhalt, dann nimmt Euch 
aber doch der Doktor Achilli und nicht Gott Euern 
Schmerz?" 

„Er tut es auf Gottes Geheißl” 

„Und sicher ohne alle Schmerzen?” Giuseppes 
Augen leuchteten gläubig 

Hyronimo dachte an die harte Hand des Doktors 
und an den billigen Preis. Sie lasen Achilli jeden 
Monat eine Messe, und er plombierte ihnen dafür 
die Zähne um 50 Prozent billiger. Die andern 
Zahnärzte hatten dieses Angebot abgelehnt und 
kamen deshalb als göttliche Bohrer nicht in Frage. 
„Kennst Du mich nicht zum Doktor Achillı mit- 
nehmen, wenn ich mal Zahnschmerzen habe? Ich 
setze mich dann sofoıt nach Dir auf den Stuhl 
Vielleicht merkt das der liebe Gott nicht, und der 
Doktor Achilll bohrt bei mir auch noch schmerzlos?” 
Hyronimo fuhr hoch. Dieser Giuseppe wollte Gott 
beschwindeln? Hall Er reckte sich, so gut er 












essenten ist daher unmöglich 


Chlorodont - verknappt? 


Alle Artikel des täglichen Bedarfes sind verknappt, auch Chloro- 
dont. Das ist natärlich. Die steigende Erkenntnis der Wichtigkeit 
richtiger Zahnpflege bewirkt erhöhte Nachfrage. Andererseits bringt 
die Bewirtschaftung der Rohstoffe und der Mangel an Arbeits- 
kräjten gewisse Einschränkungen. Die Belieferung aller Inter- 
Chlorodont wird aber noch in so 
großen Mengen hergestellt, daß alle bisherigen Chlorodont- Freunde 


es in ihrem Stammgeschäjt zeitweilig erhalten werden. 


konnte, auf, und rief: „Giuseppe, Du versündigst 
Dich an Gott. Was uns Gott gibt, gibt er noch 
lange nicht Dir, und er wird den Schwindel sehen, 
den Du mit ihm trelbst und siehe” — seine Stimme 
donnerte — „er wird den Bohrer des Dr. Achilli 
auf Deinen Nerv stoßen lassen, und Dir wird sich 
die Hölle des Schmerzes auftun, und Du wirst 
schreien wie am Spieße. Ich aber sage Dir, hebe 
Dich weg von mir, denn Du willst mich versuchen! 
Gehe hin und tue Buße und zahle einen doppelten 
Opferpfennig. Vielleicht hat Golt ein Einsehen 
und nimmt Dich wieder gnädig in sein Herze 
auf!” 

Hyronimo eilte in beschwingten Schritten, aber 
verzerrt von Schmerzen, fort, froh, dem lästigen 
Frager entronnen zu sein. 

Giuseppe aber sank in seine Knie und bekreuzigte 
sich. Dann ging er nach Hause, fastete einen 
ganzen langen Tag, beichtete und gab dem Opfer- 
stock das Doppelte von dem, was er sonst gab. 






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236 


Der Sonderfall 


(K. Helligenstaedt) 


„Ich glaube, du hast Pauline aus Eifersucht nicht mitgebracht, Lisa!“ 
„Im Gegenteil — einen schlecht gelaunten Mann teilt man gern mit anderen Frauen!“ 


U caso speciale: “Credo, Lisa, che tu non abbia preso con te la Paolina a motivo di gelosia!,, 
"Al contrario! Si spartisce di buon grado con altre donne un vomo che ha le lunel,, 


237 





LI E B E R S| M P LI (G | S S | M U S zugeben ist — vielleicht ist es dieser hier!” setzte eine wahre Völkerwanderung ein. Da stand 








Meint Rudi kopfschüttelnd: plötzlich W. auf einem Parkettsessel, gleich einem 
„Aber Bobby, siehst du denn nicht, das ist doch sturmerprobten Kapitän auf der Kommandobrücke, 
gar kein Dackel, das ist doch ein Pudell” und donnerte mit mahnend erhobener Hand: 
(0. Nücken Erwidert Bobby: „Hast du eine Ahnung, wie schlau „Halt — Frauen und Kinder zuerstl" Fr. 
so ein Dackel ist, der — — verstellt sich doch 
nurl” FH Re 
Matz klagt: „Scnlimm, daß ich so arm bin. Warum Frühlingsmweh 
haben andere so viel Geld und ich nicht?" 
Mutz tröstet Ihn: „Geld macht doch auch nicht Das Weh in meiner Bruft 
glücklich. Ich kenne Leute, die haben zwanzig will nicht wie Winter weichen. 
Millionen und leben gar nicht glücklich mitein- D ” 
ander. Und dann kenne ich wieder ein anderes Dart ich's Dir, Lenz, vergleichen 
Ehepaar. Die haben bloß zwei Millionen und in feiner Todesluftt 
leben dabei so glücklich und zufrieden!"  H.S. Wie blühft du hell vor Leid, 
Grat Bobby geht mit seinem Freund Rudi spa- Herr W., gefürchtet wegen seiner scharfen Zunge, wie fehnft du Dich zu fterben, 
zieren. Plötzlich deutet er mit der Hand: wohnte einst der Uraufführung eines Stückes bei, Frühling, und mußt doch erben 
„Rudi, schau dir dort den Hund an! Heute habe das mit Pauken und Trompeten durchfiel. Schon ach die Unfterblichheir 
ich gerade in der Zeitung gelesen, daß einDackel am Schlusse des ersten Aktes verließen Dutzende i . 
sich verlaufen hat und gegen hohe Belohnung ab- von Besuchern das Theater, und nach dem zweiten Richard von Schaukal 








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Churchill kondoliert 


(Wilhelm Schutz) 





„Den Kranz nicht vergessen! Den müßt Ihr nach den Bomben abwerfen, 
wenn Euch wieder mal ein ‚Versehen‘ unterlaufen sollte!“ 


Churchill fa le condoglianze: „Non dimenticate la ghirlanda! Potete gettarla 
glö dopo le bombe, nel caso che vi toccasse di nuovo una qualche 'svista,l,, 


240 


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47. Jahrgang / Nummer 16 53U Pfennig 


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Wer hilft Australien? 


(Wilhelm Schulz) 








„Ich trete Ihnen gerne die Behandlung ab, lieber Kollege Roosevelt, Sie haben nicht so weit zum Patienten wie ich!“ 


Chi soccorre I’ Australia?: “lo ne cedo volentieri a cura a Vol, mio caro collega Roosevelt, a Vol, che non slete sl lontano dal paziente come lo sono lol., 


Spuk im Frühlingswald 





BE 


Sehen Sie die Leute dort am Nebentisch, drei 
Herren und eine Dame? Es ist nichts Besonderes 
an Ihnen, sie essen Ihr Abendbrot genau wie wir, 
trinken ein Glas Wein dazu und unterhalten sich. 
Bitte, sehen Sie genauer hin! Sieht’s nicht aus, 
als ob die drei mit dem einen Herm böse sind? 
Nun Ja, sie sind’s auch sozusagen, obwohl er 
ihnen nichts getan hat: Das heißt, er hat Ihnen 
doch etwas getan, er saß nämlich zuerst an dem 
Tischchen für vier Personen und sie mußten sich 
zu dem fremden Herm heransetzen, well nichts 
anderes frei war. 

Die drel werden siegen, nach einiger Zeit wird 


Im Kreislauf 


Ein Menfch, erft zwanzig Jahre alt, 
Beurteilt Greife ziemlich kalt 
Und hält fie für verkalkte Deppen, 
Die zwechlos fich Durchs Dafein fchleppen. 
Der Menfch, der junge, wird nicht jünger: 
Nun, mas wuchs denn auf feinem Dünger? 
Auch er fieht, daß trot Sturm und Drang, 
Was er erftrebt, zumeift mißlang, 
Daß, auf der Welt als Menfch und Chrift 
Zu leben, nicht ganz einfach ift, 
Hingegen leicht, an Herrn mit Titeln 
Und Würden fchnöd herumzukritteln. 
Der Menfch, nunmehr bedeutend älter, 
Beurteilt jetst die Jugend kälter, 
Vergeffend früheres Sich=Erdreiften: 
»Die Roter follen erft was leiften!« 
Den Menfchen hält für morfch und dumm 
Die neue Jugend wiederum. 
Wenn fie das lang genug getan, 
Geht alles frifch von vorne an. 

Eugen Roth 


Spiriti nel bosco della primavera 





INLICHKEITEN 


VON WALTER FOITZICK 


der einzelne Herr zahlen und gehen, wenn es 
ihn auch noch so sehr Interessiert, was die drei 
miteinander reden. Man kann nämlich nicht Immer- 
fort ein uninteressiertes Gesicht machen. Dazu ist 
der Herr nämlich verpflichtet, das befiehlt die 
gute Sitte, Die drei können sich den besten und 
neuesten Witz erzählen, der fremde Herr darf 
nicht lächeln, er darf beileibe nicht fragen, wenn 
er die Pointe nicht verstanden hat: „Gestatten 
Sie mal, wie war die Sache?” 

Nein, er muß durch die drei hindurchsehen, als 
ob sie Luft seien. Er muß tun, als ob er von Kind- 
heit an an unhellbarer Taubheit litte, die ihm 
nicht ermöglicht, auch nur dem einfachsten Ge- 
spräch der Tischnachbarn folgen zu können. 

Es gibt verschiedene Methoden, seine Uninter- 
essiertheit zu zeigen. Man kann immer wieder in 
der Speisekarte lesen, als wolle man sich ganz 
genau vergewissern, ob das Stammgericht aus 
Sauerkraut bestehe und man es nicht mit einer, 
großen Portion Westfäler Schinken verwechselt 
habe, Damit kann man schon einige Zeit zubrin- 
gen. Gut Ist es auch, das Notizbuch hervorzu- 
ziehen und etwas Wichtiges‘ hineinzuschreiben. 
Das zeugt von Abgewandtheit und Konzentration. 
Man braucht ja nur mit Stirmrunzeln einzutragen: 
„Heute ist Donnerstag”. Obwohl das wiederum die 
andern nicht bemerken dürfen, werden sie doch 
glauben, man habe ganz wichtige geschäftliche 
Transaktionen zu Papier gebracht. 

Wissen Sie, was das Peinlichste ist, was jetzt 
passieren kann? Es tut nicht weh, es schadet 
nichts, es Ist auch nicht unehrenhaft, es ist nur 
durchaus peinlich. Das geschieht so: ein Bekann- 
ter der drei tritt an den Tisch, begrüßt sie herz- 
lich und ehe sie sich’s versehen, hat er auch dem 
fremden Herrn, von dem er annahm, er gehöre 
dazu, die Hand geschüttelt und seinen Namen 
genannt. Auch der fremde Herr kann die Be- 
grüßung nicht rechtzeitig abwehren, er kann doch 
nicht sagen: „Ich bin nur ein Paria an diesem 
Tisch”. 

Ich habe noch nie jemand gesehen, der dieser 


242 


Situation ganz gewachsen gewesen Ist. Dem frem- 
den Herrn bleibt nichts anderes übrig, als sich 
Jetzt schleunigst zu entfernen. Es kann nur noch 
peinlicher werden. 


Der brave Rhabarber 


Schamvoll errötend, ein pusiges Knäuelchen, 

ift der Rhabarber ans Licht gefchloffen: 

„Eh bien - alfo da wären wir wieder! 

Atfch - und die Wühlmaus, die hat nun das 
Nachfehnt« 


Drüben am Hag blüht fchon golden Eranthio. 
Leberblümchen wuchern im Bufcherk. 
Krokus reimt fich auf Hokuspokus, 

und der Seldelbart tut, man er kann. 


»Jett heißt's: rühr’ dich! Ins Breite gegangen! 
Stengel getrieben! Blätter gebildet! 

Daß unfer Freund und Iiebierter Gönner, 
daß der auf Vitamine verfeffene 

homo sapiens (männlich mie weiblich), 

der uns fo huldvoll mit Kuhmift bedeckt hat, 
während der Winter fein Unmefen trieb, 

daß der Gute fo bald wie nur möglich 

ernte und auf feine Koften komme! 


Zwar: es mird fchon noch Monate währen, 
bis mir fo mweit find. Aber wir fchaffen’s, 
ivenn uns der Himmel und nötigenfalls 
Gnaden der Menfch mit der Gießkanne mwäffert. 


Nämlich fo find wir: denken an Ihn bloß, 
nicht an uns - was liegt denn an uno? 
Bleibt nur der Strunk, wir find’s fchon zufrieden. 


Strunk heißt unfre unfterbliche Seele. 

Stengel und Blatt find vergängliche Zutat, 

die wir freudig zum Opfer bringen, 

treu dem erhabenen Motto: Ich Dien’t« 
Ratatöshr 








Frühlingssonne 


{R. Kriesch) 





„Ich komm mir vor, wie 'n Schmetterling, der die Hülle sprengt!“ 
„Zieh aber doch bitte den Vorhang zu, bevor du ganz ausschlüpfst!“ 


Sole di primavera: "Mi pare d’ essere una specie di libellula che spezza I’ involucro!,, — "Ma, prima di guizzar fuori tutta, ti prego di tirar giü la tendina!,, 


MEIN FREUND JOHANNES 


Wir drei waren am Wochenende mit unseren 
Faltbooten los. Jeder mit einem Mädchen an 
Bord. Die hatte Martin irgendwo aufgegabelt und 
uns wärmstens empfohlen. Sie schwatzten furcht- 
bar viel, benahmen sich ziemlich albern und 
waren auch sonst in keiner Weise besonders an- 
ziehend. 


Als wir unsern Lagerplatz erreicht und die Zelte 
aufgebaut hatten, ergaben sich Schwierigkelten. 
Es waren zwei Zelte. Eins für vier, eins für zwei 
Personen. Notfalls konnte man natürlich auch in 
dem kleineren drei Mann verstauen, aber Martin 
tat, als sei das unmöglich. 

Ja”, sagte er mit einem Lächeln, das wohl nach 
Filmstar aussehen sollte, „dann kann ja einer von 
uns Männern als Beschützer mit in dem Damenzelt 


243 


schlafen. Wollen wir uns darum schlagen oder 
wollen wir auslosen?" 

Johannes blickte auf seine schmalen Fäuste, 
blickte auf Martin, der immerhin 1.90 groß und 
entsprechend breit ist, blickte auf mich, der ich 
auch nicht gerade schmächtig bin, schaute end- 
lich zu den mickrigen Mädchen hinüber und 
nickte. 

„Schlagen wir uns darum”, sagte er. 


Der Neptun von Malta 











„Dieses monotone Bombardieren macht einem auf die Dauer entsetzliche Kopfschmerzen!“ 


Il Nettuno di Malta: “Questo monotono bombardamento coll'andar del tempo ci provoca dei terribili dolori di capo!,, 


244 


Die beiden Gespenster trafen sich Just am 
Kreuzweg, In der pechschwarzen Finsternis des 
von Sturm und Regen geschüttelten Waldes ver- 
breiteten sie eine grünliche Helle. Eines der bei- 
den war lang und dünn und streifte mit den ein- 
gesunkenen Schultern die nässeschweren Zweige 
der Bäume, das andere erreichte kaum die Höhe 
des niederen Unterholzes. Als sie aufeinander- 
stießen, fuhr das kleinere der beiden Phantome 
erschrocken zusammen, 

„Ein Gespenst!” schrie es geängstigt und lief zit- 
ternd davon. Aber gleich kehrte es wieder um 
und sagte beschämt: 

„Entschuldigen Sie... ich bin es noch nicht ge- 
wöhnt ..." 

„O, bitte“, sagte das andere, — „Sie spuken 
wohl noch nicht lange?" 

„Mein erster Ausgang.” 

„Freilich, da ist man noch etwas unbeholfen.” 
Der Wind heulte bange auf und raste angstvoll 
vorüber. Die Bäume krümmten sich schaudernd 
und versuchten, ihre Wurzeln aus dem Erdreich 
zu lösen, um ebenfalls zu fliehen. 

„Habe ich vielleicht das Vergnügen mit einem 
älteren Kollegen?” fragte das kleine Gespenst 
schüchtern. 

„Mindestens hundert Jahre Praxis. — Sind Sie 
diesem Wald zugeteilt?" 

„Nein, Ich kam durch Zufall,” 

„Da können Sie von Glück sagen. Der Dienst Im 
Wald ist scheußlich. Ich spuke viel lieber in der 
Stadt. — Dienen Sie etwa beim Wilden Heer?” 
„Wie können Sie denken! Ich habe ja nicht ein- 
mal das Militärmaß — kaum 1,20..— Mein heutiger 
Ausgang gilt lediglich der Regelung einer Privat- 
Ich will meine Witwe er 





„Ihre Witwe?" 
„Jawohl, und den Herrn, der wahrschelnlich bel 
ihr Ist.” 

„Hollal” 

„Wenn Sie auch In die Stadt gehen, kann Ich 
Ihnen meine Geschichte erzählen.” 

Die beiden Gespenster schwebten einträchtig 
Ihres Wegs, unbekümmert um das Grauen der 
schlotternden Bäume. 

„Ich hieß im Leben Ricardo Monleön”, begann 
der Kleine seine Erzählung. „Un- 
ser Stammbaum Ist bis zum XI. Jahr- 
hundert nachweisbar, und das er- 
füllte uns alle mit berechtigtem 
Stolz. Wir waren stets redlich be- 
‚nüht gewesen, unserenNamen fort- 
zupflanzen, und dieses Bestreben 
sah sich auch Immer von Erfolg 
gekrönt, Als ich in das gesetzte 
Alter vorrückte, hielt Ich es für 
an der Zeit, auch meinerseits 
meine Mission zu erfüllen. Ich 
vermählte mich und zwar aus 
Liebe. Ich war in meine Frau toll 
verschossen. Mariänne zählte erst 
slebzehn Lenze und prangte in 
der ganzen Holdseligkeit ihrer 
Jugend, Nur eines fehlte...” Das 
kleine Gespenst wedelte traurig 
mit seinen phosphoreszierenden 
Ärmchen und seufzte tief: „....sie 
liebte mich nicht. Von dem Tage 
an, an dem ich zum erstenmal den 
Verdacht ihrer Untreue schöpfte, 
litt ich wahre Höllenqualen. Ich 
ließ mir jedoch nichts merken 
und wartete. Eines Abends über- 
raschte ich sie mit ihrem Galan. 
Die Gewißheit meiner Schmach 
ließ mich zu Eis erstarren, und 
erst der Schreckensschrel der 
beiden Übeltäter brachte mich 





Die Halsspezialisten 


Gli specialisti della gola 


DER -SPUK 


VON W. FERNÄNDEZ FLÖREZ 


wieder zur Besinnung. Der Liebhaber floh in Un- 
terhosen über den Balkon. Ich schoß — er stürzte 
zu Boden. Ich schoß wieder und Mariannens Schwa- 
nensbrust färbte sich mit hellem Rot. Dann — 
ich hatte ja alles verloren, Liebe, Ehre... dann 
setzte ich die Waffe an die eigene Schläfe — 
und am nächsten Tage begruben sie mich auf 
dem Waldfriedhof.” 

„Und das Paar?“ 

„Sie leben noch. Der Liebhaber war aus purem 
Schrecken hingefallen und Marlanne nach vier 
Wochen wieder heil. Sie lieben sich, sind glück- 
lich und machen sich wahrscheinlich über mich 
lustig, der ich dumm genug war, ihnen den Weg 
zu ebnen. — Sie werden einsehen, daß Ich das 
nicht dulden kann. Als Selbstmörder habe ich das 
Recht zu spuken. Ich machte also meine Eingabe 
und — hier bin ich. Nun werden wir Ja sehen, 
wer zuletzt lacht. Mein Rachedurst kennt keine 
Grenzen, O, ich werde mich an ihre Fersen hef- 
ten, sie Tag und Nacht durch meine Nähe fol- 
tern, mich zwischen jede Liebkosung drängen, sie 
einfach zum Wahnsinn treiben. Ich habe mir alles 
ausgedacht, Es gruselt mir selber, wenn ich da- 
ran denke." 

Das kleine Gespenst schwieg. Von weitem sah 
man die Lichter der Stadt und schwach tönte das 
Gebimmel der Straßenbahnen und das Hupen der 
Autos herüber. 

„Und Sie?" fragte der Kleine, „was haben Sie 
vor?" 

„Ich? Nichts.” 

„Was taten Sie im Leben?“ 

„Ich hungerte, fror, litt und war einsam. Ich starb 
früh. — Ich war ein Dichter.” — 

Als sich die beiden Gespenster in der darauffol- 
genden Nacht wieder am Kreuzweg trafen, hatte 
sich derWind gelegt und derRegen rieselte leise. 
Diesmal wandten sich die beiden Gestalten so- 
fort der Stadt zu, 

„Haben Sie nun Ihre Frau gesehen?” fragte der 
Lange. — „Ja. 

Beide schwiegen, Schließlich sagte der Kleine: 
„Ich kam ungelegen. Sie und ihr Geliebter lehn- 
ten am Balkon und betrachteten den Himmel. 
‚Siehst du‘, sagte meine ungetreue Gattin und 
deutete mit nalver Selbstverstöndlichkeit auf den 








245 





Mars, ‚das ist der Stern meiner Liebe.’ Der Ga- 
lan besah sich den Planeten mit zärtlicher Neu- 
gierde. Dann durchforschten seine Blicke den 
leuchtenden Schwarm der Gestime. ‚Und jener 
dort, der vor Leidenschaft zu beben scheint und 
funkelnde Strahlengarben schleudert, das ist 
meiner.‘ Ich blickte dem Finger nach. Er deutete 
auf den Sirius, — Haben Sie den Sirius schon 
einmal in der Nähe gesehen?” 

Das lange Gespenst nickte. 

„Der Gedanke, daß sich dieser Jammerlappen 
mit dem gigantischen Brand einer chaotischen 
Welt zu vergleichen wagt und meine Witwe be- 
hauptet, ihre alberne Verllebtheit gliche einem 
Planeten, schien mir so drollig, daß ich mich zur 
Wand kehrte und eine Viertelstunde lachte... 
Sie werden verstehen, daß Ich in dieser Verfas- 
sung nicht spuken konnte. Ich hätte die ganze 
Fachschaft blamiert.” — 

In der nächsten Nacht war das kleine Gespenst 
weniger bedrückt. 

„Nun, sind Sie gerächt?” 

Der Kleine fuhr aus seinen Gedanken auf und 
sagte kleinlaut; 

„Noch nicht, Es hat sich wleder nicht recht 
machen lassen.” 

„Wieder nicht?” 

„Sie saßen auf der Couch und küßten sich, Zu 
meinen Lebzeiten hätte mich dieser Anblick tob- 
süchtig gemacht. Jetzt fand Ich Ihn einfach gro- 
tesk. Stellen Sie sich vor, die beiden spitzten 
possierlich den Mund, preßten ihre Lippen platt 
aufelnander, um sie dann — ich habe genau auf- 
gepaßt — mit einem leisen Schnalzer wieder zu 
lockern. Und das machte die beiden so glück- 
lichl Ulkig, nicht wahr?” 

„Gewiß.” 

„Wenn Ich mir vorstelle, daß mir das seinerzelt 
auch Spaß gemacht hat! Am liebsten hätte Ich 
wahrhaftig laut gegähnt. Sie sehen, ich war wie- 
der nicht ganz in Form. Ich werde eine bessere 
'heit abwarten müssen. Meinen Sie nicht 





„Sehr richtig.” — 
„Haben Sie denn heute Ihre Witwe getroffen?” 
fragte das lange Gespenst In der nächsten Nacht. 
„Jawohl”, sagte der Kleine und schlenkerte ver- 
genügt mit seinen entmaterlalisier- 
ten Beinchen, denn er hatte den 
Kollegen am Kreuzweg auf einem 
Baumstamm sitzend erwartet, 
„Und was taten sie diesmal?” 
"Sie... sie... nun ja... sie lleb- 
ten sich.” 
„Ohl” 
„Skandalös, gewiß, aberurkomisch. 
Ich habe Tränen gelacht. Auf 
Ehre. In diesem Augenblick konnte 
ich natürlich erst recht nicht spu- 
ken. Es war zu drollig. Ich habe 
gelacht wie noch nie, — Was sich 
doch die Menschen solcher Lap- 
f pallen wegen martern! — Ich 
glaube, ich gehe jetzt überhaupt 
nicht mehr hin. Heute sehe ich 
die Menschen und Ihre Angele- 
genhelten aus einer anderen Per- 
spektive ,..” 
Das kleine Gespenst hielt mit 
dem Schlenkern seiner Beinchen 
inne und verfiel in Nachdenken. 
Dann legte es dem Langen die 
Hand auf die durchsichtige Schul- 
ter und sagte tiefsinnig: 
„Freund, ich glaube, ich war ein 
großer Esel, als Ich die beiden 
töten wollte...” 
(Aus dem Spanischen 
von Helma Flessa) 


di. Bllex) 






EN 


Der frühe Schluß 


(0. Homann) 





„Du bist aber hübsch spät heimgekommen heut' nacht, Leni! 


„Das kommt nur, weil die letzte Straßenbahn so früh geht, Mutter!‘ 


- La chiusa mattutina: "Ma stanotte, Leni, sei rincasata abbastanza tardi!,, 
“Ciö viene, mamma, solo perch& |’ ultimo tram parte cosi di buon' ora!,, 


Die Knochen des Schlangenmenschen 


Von Josef Robert Harrer 


Seit Riccardo beim Zirkus „Excelsior als Schlan- 
genmensch arbeitete, hatte sein Auftreten nir- 


gends solchen Erfolg, wie in den Malaienstaaten.. 


Die Zuschauer konnten sich an seinen Körperver- 
renkungen nicht genug sehen, Immer wieder 
mußte er Zugaben gewähren. 

Eines Abends, da der Zirkus wieder von begei- 
storten Zuschauern der kleinen Stadt erfüllt war, 
stand Riccardo eine Viertelstunde vor seiner 
Nummer mit einem Pollzeioflizier beisammen, den 
er in der portugiesischen Kolonie kenengelernt 
hatte, und plauderte mit ihm. 

„Und wie gefallen Ihnen die geschnitzten Elfen- 
beinfiguren, die ich Ihnen heute geschickt habe?” 
fragte der Offizier. Riccardo, der nebenbei 
ein eifriger Sammler von Kunstschätzen war, 
sagte: „Herrlich! Ich danke Ihnen! Ich habe die 
Figuren schon im Koffer verpackt. Mein Boy wird 
ihn dann In mein Hotelzimmer tragen!” 

In diesem Augenblick näherte sich ein Malaie, 
der bereits mehrmals um die beiden herum- 


geschlichen war, und stellte an Riccardo ver- 
legen eine Frage. Da ihn Riccardo nicht ver- 
stand, machte der Polizeioffizier den Dolmetsch: 
„Er will von Ihnen wissen, wie es komme, daß Sie 
sich so abbiegen und den Körper so unglaublich 
verrenkon können!” 

Riccardo lächelte. „Sagen Sie ihm, daß ich all 
diese Kunststücke seit meiner Jugend geübt habe. 
Und das tägliche Training hält mich in Form. 
Der Offizier sprach nun auf den Malaien ein, der 
den Mund aufriß und ungläubig den Kopf schüt- 
telte. Immer wieder machte er Einwürfe, Aber der 
‚Offizier sprach mit so ernster Miene und so be- 
stimmt weiter, daß der Malale Riccardo anstarrte, 
wieder den Kopf schüttelte und sich schließlich 
entfernte. 

„Mir scheint, daß der Malaie nicht glauben will, 
was ich ihm durch Sie sagen ließl” meinte 
Riccardo. 

„Ach“, erwiderte lachend der Offizier, „ich habe 
ihm etwas ganz anderes gesagt. Wenn ich ihm 


246 





FERNAUFKLÄRUNG 


Von Martin Trübe 


Was nur der Vollmond hat? 
Er lacht so rund und satt 
auf unsre Erdenflur 

herab, wie immer schon; 
es ist der reine Hohn 

und schon beinahe stur, 


Ob man hier Kriege führt, 

es läßt ihn unberührt — 

was wir auch machen. 

Er wird noch unbeliebt, 
wenn sich das nicht bald gibt 
mit seinem Lachen. 


Er ist halt unbewohnt, 

der gute, alte Mond; 

da ist es zu verstehn. 

Wenn er Bewohner hätte, 

dann würde ihm — ich wette — 
das Lachen schon vergehn. 


Ihre Antwort übersetzt hätte, 'wäre Ihr Nimbus so- 
fort geschwunden! Ich sagte ihm also, daß 
Sie vor Beginn Ihrer Nummer In der Garderobe 
Ihre Knochen aus dem Leibe nehmen. Diese ge- 
ben Sie dann in einen Koffer, den Ihr Boy ins 
Hotel trägt. Nach der Vorstellung bringt der Boy 
den Koffer in Ihre Garderobe zurück und Sie 
stecken die Knochen wieder in Ihren Körper.” 
„Ja, da kann ich freilich verstehen, daß er das 
nicht glauben will!” sagte Riccardo. 

„O, das mit den Knochen glaubt er schon! Nur 
meint er, es sel nicht notwendig, die Knochen 
Ins Hotel zu tragen, um sie nach einer knappen 
halben Stunde wieder in den Zirkus zurückzubrin- 
gen. Man könne sie doch in der Garderobe las- 
sen. Ich erwiderte ihm, das würde ihm und sei- 
nesgleichen so passen! Da könnte er ja dem 
größten Artisten aller Zeiten die Knochen aus der 
Garderobe stehlen, während dieser vor dem Pu- 
blikum seine einzigartigen Kunststücke zeige. 
Übrigens habe er die Möglichkeit, sich selbst 
davon zu überzeugen. Gleich nach Beginn der 
Schlangenmenschen-Nummer worde er sehen, daß 
der Boy den Koffer mit den Knochen ins Hotel 
trägt. Da Sie den Koffer mit den geschniizten Fi- 
guren schon vorbereitet haben, können Sie den 
Boy tatsächlich mit dem Koffer fortschicken. Der 
Malale wird Augen machen! Und er wird alles 
seinen Freunden erzählen und diese werden es 
weitertragen. Man wird Sie mit noch mehr Be- 
wunderung ansehen, glauben Sie mir!” 
Riccardo lächelte: „Meinetwegen! Ich werde den 
Boy mit dem Koffer ins Hotel schicken.” 

Da es Zeit für seine Nummer geworden war, be- 
gab sich Riccardo in die Garderobe. Er unter- 
richtete seinen Boy mit wenigen Worten, was er 
zu tun habe. Dieser grinste über das ganze Ge- 
sicht. Als Riccardo die Garderobe verlassen 
hatte, trat der Boy, den Koffer mit den ge- 
schnitzten Figuren auffällig tragend, aus dem Zir- 
kus. Schon nach wenigen Schritten hatte ihn der 
Malale eingeholt. 

„Was trägst du da?" fragte er. 

Der Boy, der die Sprache notdürftig vorstand, 
sagte: „Knochen.” 

„Was für Knochen?” 

„Die Knochen meines Herrn, des weltberühmten 
Schlangenmenschen Riccardo.” 

„Ich glaube es nicht! Ihr lügt allel” 

„Wenn ich dir sagel” erwiderte der Boy mit ern- 
stem Gesicht. 


Wettrennen mit der Zeit 


(Erich Schilling) 





„Der Flügelmann hat schrecklich lange Beine, wir können mit ihm nicht Schritt halten!“ 


Gara di corsa col Tempo: ""Quel pteropode ha le gambe orribilmente Iunghe; nol non possiamo corrergli appressol,, 


„Laß mich heben“, bat der Malaie, 

„Versuche es!" 

„Leicht, viel zu leicht”, sagte der Malale. „Ich 
wette um zehn Dollar, daß in dem Koffer nicht 
die Knochen Riccardos sindi” 

Zehn Dollarl Das war für den Boy eine wunder- 
bare Summe. Zehn Dollar auf einmall Er kämpfte 
keinen langen Kampf. 

„Gut, ich wette! Aber vorher muß ich dir ge- 
stehen, daß mein Herr keine gewöhnlichen Kno- 


chen hat so wie du und ich, Er hat göttliche 
Knochen... Ach, Ich darf sie dir nicht zeigen! 
Ich würde damit eine Sünde begehen.“ 
„Ausreden! Faule, schlechte Ausreden! Zwanzig 
Dollar gilt die Wettel Nun?” 

Da war es um den Boy und um die plötzlich auf- 
tauchenden Gewissensbisse geschehen. Er nickte 
und öffnete den Koffer, Als der Malaie die aus 
Elfenbein geschnitzten Figuren erblickte, begann 
er zu zittern, 


247 


„Tatsächlichl” stieß er hervor. „Göttliche Kno- 
chen! In Riccardo wohnen die Götter! Und ich 
habe gezweifelt!..." 

... Von nun an hatte Riccardo noch größeren 
Erfolg, so daß der Zirkus „Excelsior seinen Auf- 
enthalt in der kleinen Stadt um drei Wochen ver- 
längern mußte. Und am begeistertsten applaudierte 
Abend für Abend der Malale, den alle seine 
Freunde beneideten, weil er die Knochen Ric- 
cardos gesehen hatte. 


DIER-GEEIEIE 


BTE HUND 


Erzählt von Hans Bethge 


Ein reicher Türke mit Namen Abdul Murza besaß 
einen Hund, den er über alles liebte. Das schöne 
Tier verdiente diese Liebe, denn es mühte sich 
um seinen Hertn in treuer Ergebenheit, wich nicht 
von seiner Seite, schlief des Nachts vor seinem 
Lager und weckte den Gebieter, sobald sich nur 
die mindeste Gefahr zu nahen schien. 

Das Unglück wollte es, daß dieser Hund eines 
Tages plötzlich starb. Abdul Murza war untröst- 
lich und bestattete den treuen Gesellen voll 
tiefer Trauer in seinem Garten. Er lud einige 
Freunde ein, ein stilles Totenmahl wurde gehalten, 
und während der schlichten Feier erging sich 
Abdul in den zörtlichsten Lobpreisungen auf den 
verstorbenen Liebling. Die Leute In der Stadt er- 
fuhren den Vorgang und meldeten ihn dem Kadi, 
Sie klagten Abdul an, er habe seinen Hund nach 





MEIN FREUND JOHANNES 


Wir drei wollten unsere Ferien an der See ver- 
bringen. Johannes und ich konnten uns ein paar 
Tage eher frei machen, als Martin. Wir fuhren 
deshalb schon voraus, um einen netten Ort zu 
suchen. Martin sollte uns dann folgen, wenn wir 
etwas Geeignetes gefunden hatten. 

Wir fanden auch tatsächlich bald etwas, was 
ganz unseren Wünschen entsprach, und Johannes 
machte sich daran, Martin einen Brief, der ein 
wahres Loblied und köstliches Stimmungsgemälde 
wurde, zu schreiben. 

Als er mir diesen zu lesen gab, stellte ich zu mel- 
ner Verwunderung fest, daß er jede namentliche 
Anrede vermieden hatte, und daß auch seine 
Unterschrift fehlte. 

Ich machte ihn darauf aufmerksam. 

„Ich weiß", sagte Johannes. „Wir wollen es so 
lassen. Dann kann Martin den Brief später durch 
An- und Unterschrift ergänzen und an eine seiner 
Freundinnen schicken.” 3. Bieger 


elcher Mann bat nicht den Wunseb, auch 
durch seine äußere Erscheinung auf seine Umgebung Eindruck und in einem kleinen 
oder großen Kreis seinen Einfluß geltend zu machen. Der Krawatte kommt es 


zu, die persönliche Gepflegtheit des gut angezogenen Mannes zu vollenden. 
Schenken Sie also der Krawatte Ihre ganze Aufmerksamkeit, 
Wählen Sie die zu Ihnen am besten passende, schlicht kann 
io sein oder farbenfroh, aber eine Krawatte, der man es 
auf den ersten Blick ansich 


NEN 


tind jede für 






a8 sie nicht jeder trägt. 


rawalten 


Muster und Material, dieSie in dem Bewußt., 
sein tragen können, die richtige Wahl 
getroffen zu haben. 


nähen KRONEN-MARKE FIT. Sm sind voll 
Nastisch.handgenäht slegant und eiamalig wie ein Modell, 
von jodem Huster nur wenige 


ONEN-KRAWATTEN-KABRIE Fr MFible BERLIN CE 


den geheiligten Regeln der Religion bestattet 
und habe auf diese Weise Mohammed und die 
Lehren des Islam verspottet. Abdul Murza wurde 
vor den Kadi geladen. 

„Elenderl‘ sagte dieser, „wes hast du getan! Du 
hast gefrevelt vor Allah und den Menschen, du 
hast in übermütiger Weise einen Hund begraben, 
als ob er ein Mensch oder gar eine Gottheit 
wäre, du hast Ärgernis erregt bei allen Gläubigen 
unserer Stadt, man klagt dich an, daß du zu jener 
geheimen und verruchten Sekte gehörst, welche 
die Hunde anbetet. Verteidige dich!” 

„Weiser Richter”, erwiderte Abdul Murza ge- 
lassen, „all der Frevel, den mir diese Leute vor- 
werfen, ist unwahr. Gewiß, ich habe einen treuen 
Hund begraben, natürlich ohne alle Zeremonien, 
und ich klage aufrichtig um den treuen Gefähr- 
ten, der diesen Schmerz verdient, Er gehörte zu 
meinem besten Besitz, es war kein Tadel an ihm, 
warum soll ich ihm also nicht ein Grab in meinem 
Garten bereiten und ihn lieben über seinen Tod 
hinaus? Ihr wißt nicht, welch ein edles und kluges 
Tier es war.” 

„Ich welts alles.” 

„Alles? So wißt Ihr auch, daß mein braver Hund 
ein Testament hinterlassen hat? Es ist ein wahr- 
haft rührendes Testament, in dem er an so man- 
chen gedacht hat, der sich kaum um ihn küm- 
merte, als er noch voll Frohsinn und Ungestüm 
über die Felder jagte. Auch für Euch hat er ein 
Legat von fünfhundert Piastern ausgesetzt, und 
ich habe mir erlaubt, Euch die Summe hier in 
diesem Säckel mitzubringen. Verwendet sie nach 
Eurem Gefallen im Angedenken an die vorbild- 
lichen Tugenden meines einstigen Gefährten.” 


„Seht an”, meinte der Richter gefühlvoll, indem 


er nach dem Säckel griff, „Euer Hund muß in der 
Tat ein selten herrliches Tier gewesen sein, und 
ich verspreche Euch, ihm eine freundliche Erinne- 
rung zu bewahren. Ich erkenne wohl, daß man 
Euch in schändlicher Weise verleumdet hat. Geht 





Yinde 
Tely! 

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lrmnmedepechinen na dr ge zit 


atten hergestellt werden. 








248 


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ln Da 


hin, Abdul Murza, Ihr habt alle Vorwürfe gegen 
Euch in überzeugender Weise zu Fall zu bringen 
gewußt. Niemand soll es wagen, noch ein schlech- 
tes Wort über Euch zu sprechen, er müßte denn 
Verlangen danach haben, in die düstersten Ver- 
ließe unseres Kerkers geworfen zu werden.” 


Der eingemachte Frühling 

















































(Toni Bicht Im Felde) 





























1. Zur Kräftigung des Haarwuchses 
2. Gegen Schuppen und Haarausfall 
3. Gegen schädliche Haarparasiten 





nÜnenTmas 


Kraft der Zähne 


„Das können Sie genau so gut. 
muskeln ebenfalls.“ 
an der Pforte“*) zu seiner Begleiterin beim Anblick einer jungen Zigeunerin, die 


Den Druck von zwei Zentnern leisten Ihre Kau- 





So sagt der Doktor in dem Buch von Hopstein-Rütters „Wächter 


einen Beweis von der Stärke ihrer Zähne zeigte, 


Natärlich ist eine solche Leistung nur für ein gesundes Gebiß möglich. gesunde 


Zähne aber sind auf die Dauer nur durch sorgsame Zahnpflege zu erhalten, wie 





Man sollte 





man sie mit Blendax, der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta ausübt. 


sie regelmäßig zweimal am Tage, morgens und abends, benutzen, um die Zähne 
gründlich damit zu reinigen. 


17 Mllershe Verbaghandlung. Plsergz vor München, 1w0l 


N 8lendex 
Nase 


Blendax 


Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 








| Wien, Belvedere 





Die Zeit des Barock mit ihrer ausgeprägten 
Freude am Genuß der Dinge, die das Leben bie- 
tet, brachte auch das Tabakrauchen in die Mode. 
Das Modische verging, doch seit mehr als 150 
Jahren sind die Erzeugnisse der Österreichischen 
Tabakregie in der ganzen Raucherwelt begehrt. 


MEMPHIS MILDE SORTE 











| 
| aufbemafren? 


„Kupferberg Gold” 
| besondere Gelegenheiten \r 
hält sich im kühlen, trok- 

kenen Raum 
grenzt, wenn Sie die Fla- 
schenlliegendaufbewahren, 
sodaß der Flaschenkork 
immer mit dem Sekt in 
Berührung bleibt. 


Weyer 











Ein kleiner Vorrat an 
für 


fast unbe- 






KUPFERBERG GOLD 


DisgiacLinefäfe 


‚WA 3MorRha4 
er fein GWcR 
gemnamt! 


Er konnte sein Glück gar nicht 
fassen: das Y; Los, das er für nur 
3.—RM je Asie in der Deutschen 
Reichslotterie spielte, hat einen 
großen Gewinn gebracht! Wie gut, 
daß er seinem Los treu blieb und es regelmäßig erneuerte, trotzdem 
so manche Zichung ergebnislos vorüberging. Nun hat sich seine Aus- 
dauer belohnt — nun kann er alle Zukunftsträume verwirklichen! 
Denken auch Sie daran: In der Deutschen Reichslotterie, der größten 
und günstigsten Klassenlotterie der Welt, werden wieder in 5 Klassen 
mehr als 100 Millionen RM ausgespielt, — 480000 Gewinne, darunter 
3 Gewinne von je 500000.— RM und 3 Prämien von je 500000.— RM. 
Die Gewinne sind einkommensteuerfrei. % Los kostet nur 3.— RM je 
Klasse und kann im günstigsten Falle 100000. RM gewinnen. Er- 
neuern Sie also rechtzeitig Ihr altes Los, oder kaufen Sie ein neues! 
Wenden Sie sich an eine Staatliche Lotterie-Einnahme! 











Größte Gewinne im günstigsten Fall 
($:2, II der amtlichen Spielbedingungen) 


3 Millionen RM » 2 Millionen RM 


auf ein dreifaches Los 


1 Million RM 


auf ein ganzes Los 
3 zu 500000.— RM 
3 zu 300000.— RM » 3 zu 200000.— RM 


or Zichungsbeginn der 1. Klasse am 17. April 1942 


7. Deutsche Reichslotterie 


auf cin Doppellos 


249 


EVA WARTET 


Zwecks Papierersparnis stark gekürzte Humoreske 


Von Heinz Scharpf 


Eva — Name sagt alles — wartet. Auf den Aus- 
erwählten.. Muß heute vormittag kommen. Feierlich 
versprochen. Uhr schlägt: „Boml” Ein Viertel nach 
zehn. Draußen lacht die Sonne. Evas Herz hüpft. 
Malt sich im Geiste Eintreffen des sehnlichst Er- 
warteten aus Wird mit ihm im Zimmer herum- 
tanzen, ihn mit seligen Augen ansehen, am Nach- 
mittag mit ihm bummeln. Eva geht nervös auf und 
ab. Es klingelt. Eva stürzt zur Tür. Der Postbote. 
Mit einer albernen Ansichtskarte, Bekommt empört 
Evas Rückansicht zu sehen. Eva stellt das Radio 
ein. „Vor der Kaserne, vor dem großen Tor...” 
Eva stellt das Radio ab. Geht ans Fenster, sieht 
die Straße hinab, Nichts von ihm zu sehen. Drau- 
den lacht die Sonne. Es klingelt. Eva stürzt zur Tür, 


Der Gasmann. Eva würde ihm am liebsten den 
Hahn aufdrehen. 

„Bom, bom, bom, bom!” Elf Uhr. Eva raucht zwei 
Punkte ihrer Raucherkarte. Innere Spannung wächst. 
Es klingelt. Fremder Herr steht draußen: „Wohnt 
hier ein Fräulein Vogel?” — „Jal Vierter Stock 
Heißt Fink.” Bumsl 

Zeit kriecht, Stundenzeiger schleicht. Sekunden 
verrinnen wie im Zahnarztwartezimmer. Und noch 
immer will er nicht erscheinen. Wie, wenn ihm 
etwas zugestoßen wäre unterwegs? Eva wagt es 
nicht auszudenken. Und draußen lacht die Sonne. 
Eva schneuzt sich. Möchte am liebsten weinen. 
Schämt sich vor sich selbst. Ist doch kein kleines 
Kind mehr. Fängt an zu trällern. Lalalalal Hund auf 


der Straße heult dazwischen. Unschönes Duett. 

Es klingelt, Er ist's — Ist es nicht! Zeitung! 

Eva versucht zu lesen. Kurzgeschichte, 100 Jahre 
alt. Witze. 1000 Jahre alt! Eva wirft Zeitung wog 
und legt sich auf die Couch. Strampelt mit den 
Beinen. Sehenswert! 

Eva springt auf, eilt wieder ans Fenster. 
sich welt hinaus. Sieht aus wie Selbstmord. 
„Bim, bam, bom, bum, bem!” Mittagsglocken!... 
Aus!... Kommt nicht mehr. Trotz heiligen Ver- 
sprechens. Man darf keinem Mann glauben. Was 
nun? Teetrinken und abwarten? Kein Tee im Haus, 
keine Geduld mehr zu warten. Was dann? Tun wie 
alle Evastöchter? Einfach nach einem anderen aus- 
sehen? Ohl 

Es klingelt. Endlich! Evas Herz steht still, Ist er’s 
wirklich? Er ist's! Ja, jal Kein Traum! Eva weiß 
sich vor Freude nicht zu fassen, Reißt ihn an sich, 
Den neuen Frühjahrshut, 

Draußen lacht die Sonne. 

Leser tu’ desgleichen. 


Beugt 





Ic ganze 


Vehört 22 


+ 


Pr. 


(Dagesanteil einzurnidAcn 


A Be), art SeksLest 


Eigarslten IL 


Dale ode fe! 


front. Deshalb 
unufl sich De Sleismat- 
bescheiden. 


u ihr wii L4eisLerH2 








sf 


250 






Einen Bols „kippt“ man nicht, sondern 
ihn langsam und in kleinen Schlucken über die 
Zunge rinnen. Das erhöht und verlängert den Genuß, 


BOLS 


VER_GEN 
UND BITTERS 











äßt 












Bei um zu Hause - 


ist „Sebalds Haartinktur”‘ immer sparsam verwendet worden. 
Heute - wo es „Sebalds Haartinktur” vorübergehend nicht so 
reichlich gibt - fällt es uns deshalb nicht so schwer noch etwas 
sparsamer damit zu sein. „Sebald” hat von jeher gesagt: 
Wenige Tropfen genügen! -dieserRat gilt heute mehr dennje, 


SEBALDS HAARTINKTUR 
























gute Gründe, 


die Astra langsam 
und mäßig zu rau- 
chen und nicht zu 
stapeln. Beim Lagern 
leiden Aroma und 





Rheuma-Gicht 
Neuralgien 
54 Erkältungs- 
ud aio Abwahrkron RN Krankheiten 


Körpers gestärkt 
werden, um Krankhel- 
ton zu verhüten und 

istungstähigkeit 
zu erhal 


bei Anfäl 
Ntlosigkeit, 
‚norvöser Uot 
Erhaltung und Förderung der Gi 
sowie der körperlichen und 
Spannkraft, 100 Tabl, E 

in 





durchsteisgleichbleibendo 
Härtegrade, geringe 
nützung. hohe Bruchfestig- 
keit und leichtes Gleiten. 
Verlangen Sie gerade dos- 
- halb stets LYRA-ORLOW 
/ Bleistifto) 











Gut hören, 
richtig verstehen! 


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251 
























Frische. 


OR liegt es nur 
an der Verdauung... 


„wenn das Essen nicht schmeckt 
und man sich auch sonst nicht 
wohl fühlt. Eine geregelte Ver- 
dauung ist die Voraussetzung 
für unser Wohlbefinden. Da ist 
Laxin das richtige Mintel: 1 
bis 2 von den wohlschmecken- 
den Laxin-Fruchtbonbons —am 
besten vor dem Schlafengehen 
— führen nicht nur ab, sie re- 
geln die Verdauung. Laxin 
wirkt mild, aber immer zuver- 
lässig. Auch Kinder nchmen es 
gern. Dosen zu RM 1.— und 
RM 1.35. 


daxin 


regelt die Verdauung 








Die indische Mission des Stafford Cripps 


La missione indiana di Stafford Cripps 
(Karl Amold) 












































Die Hilfsbereite 


(K. Helligenstaedt) 


„Schau, wie nett ich zu dir bin, ich übernehme sogar die Verdunklung ...!“ 


La servizievole: ““Guarda un po’ quanto sono gentile con te! Ti faccio perfino |" oscuramento....!,. 


253 





LIEBER SIMPLICISSIMUS 






(0. Nückei) 


Zwei Frauen gerieten auf der Straße aneinander. 
„Ihr Hund hat meinem Buben die ganze Hose zer- 
rissen”, rief die eine empört, „und das in einer 
Zeit, wo man keine Kleider bekommt.” 

„Ihr Bub hat meinen Hund geneck! 








verteidigte 





sich die andere, „und da hat mein Burschi eben 
zugebissen, hätt’ er damit vielleicht warten sollen 
bis nach dem Kıleg?” Sch. 


Beim Brunnhofbauern kam ein Herr vorüber. Einer 
von den vielen Herren, die beim Brunnhof täglich 
vorüberkommen. 

„Na, Bauer”, sagte der Herr, „Euer Bub fängt ja 
schon an zu sprechen.” 

„Freili”, feixte der Bauer, „der sagt schon zu 
Jedem: Mir ham kein G’räucherts.” Sch. 


„Du, Bobby", sagt Lixl eines Tages zu Bobby, 
„Ich hab mir Radium-Schuheinlagen gekauft! Also 
so etwas Großartiges, das kannst du dir nicht vor- 
stellen! Eine Wohltat ist das! Du mußt dir auch 
ein Paar anschaffen!” 

„Was d’ net sagst‘, staunt Bobby. „Na und sag 
mir einmal — hört man damit besser als mit einem 
Kopfhörer?” H.K.B. 


„Mein Gott, wie war es denn im letzten Welt- 
krieg?” sagte Rudi zu Bobby. „Einnal war ich bei 
dem Grafen Hardegg eingeladen, da hatten wir 
noch eine einzige Zigarre, an der wir zu zweien 
geraucht haben.” 

Staunt Bobby: „Ach, von beiden Seiten?” H.Sch. 


Vor vielen Jahren benötigte eine Dorffeuerwehr 
ganz dringend eine neue Spritze. Der Ortsvor- 
steher erließ einen Aufruf, um die Dorfbewohner 
zur Geldsammlung aufzufordern. Aber die Spenden 
gingen nur sehr mäßig ein. 

Da nahm die Feuerwehr die Sache selbst in die 
Hand. Sie ließ Rundschreiben drucken und sandte 
diese an alle Bauern des Ortes. Die Rundschreiben 
hatten folgenden Wortlaut: 

„Wir brauchen dringend eine neue Spritze und 
erwarten auch von Ihnen eine Spende. Sollte 
wider Erwarten die Summe zur Anschaffung der 
Spritze nicht reichen, sehen wir uns leider ge- 
zwungen, ein Konzert zu geben!” F.S. 





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Der Alptraum - Sogno d' incubo 


(Fr, Bilek) 





PASSBILDER 


VON WALTER FOITZICK 


Manchmal muß man sich photographieren lassen. 
Wenn man Flimschauspieler Ist, bekommt man da- 
für bezahlt, Dann schreibt man unten schräg etwas 
hin, was den Namen bedeutet, und wer dieses 
Bild geschenkt bekommt, soll sich freuen. Junge 
Menschen nageln sich solche Bilder übers Bett, 
weil sie da besser schlafen. Hochgestellte Per- 
sonen widmen Ihre Photos Leuten, die es ver- 
dienen, Diese Leute stellen diese Photographien 
dann auf den Schreibtisch, wo auch die Bilder 
der Enkelkinder stehen, weil sie dann besser 
arbeiten. 

Wir andern müssen uns auch manchmal photo- 
graphieren lassen. Wir bekommen aber nichts da- 
für bezahlt, und niemand kann besser arbeiten 
oder besser schlafen, wenn wir auf seinem Schreib- 
tisch stehen. Wir kommen auch gar nicht auf 
einen Schreibtisch, wir kommen in eine Karto- 
thek, mindestens in doppelter Ausführung, weil 
die Behörde es braucht, um besser zu arbeiten. 
Um dieses zu erreichen geht man zu einem Paß- 
photographen. Der weiß genau, wo die Behörde 
der Schuh oder das Bildnis drückt, und er kennt 
sich aus, ob wir mit Hut oder ohne Hut, mit Man- 
tel oder ohne Mantel photographiert werden 


wollen und ob man uns von vorne oder von der 
Seite zu sehen wünscht. 

Der Paßphotograph behandelt uns bereits streng 
und gerecht; hier Ist schon so eine Art Vorhof 
zum Amtszimmer, 

Die meisten Menschen sind mit der Photographie, 
die sie für einen Paß, einen Führerschein ‘oder 
eine Kennkarte gebrauchen, nicht zufrieden. Sie 
sagen, sie sähen darauf aus wie ein Einmietdieb, 
wie ein Hochstapler oder ein noch schärfer zu 
Bestrafender. Ich muß da den Paßphotographen 
verteldigen. Nein, der ist nicht schuld daran, der 
Paßphotograph lügt nicht. Die Schuld liegt an 
einem selber. „Das bist du’, sagen indische Philo- 
sophen, oder „so siehste aus“, sagen berlinische 
Philosophen. 

Für eine Paßphotographle braucht man keine ele- 
gante Stellung einzunehmen, denn die Behörde 
interessiert sich nur für den Oberleib mit be- 
sonderer Berücksichtigung des Kopfes. Deshalb 
befiehlt einen auch der Paßphotograph auf einen 
Drehstuhl und kommandiert: „Sitzen Sie geradel“, 
Als ich das erstemal In meinem Leben photogra- 
phiert wurde, sagte der Photograph, es werde 
gleich ein Vögelchen vorne aus dem Apparat 
herauskommen. Das war Schwindel. Der Paßphoto- 
graph macht keinen Schwindel. Er zeigt mit dem 
Finger an die leere Wand der Zelle und befiehlt 
uns, hierhin zu sehen und dorthin und, wenn's 
nicht gleich klappt, dreht. er an dem Drehstuhl, 
denn der Mann hat keine überflüssige Zelt. 


258 


Zum Abschluß verlangt er: „Lachen Sie mall”. Mein 
Gott, wem ist da zum Lachen, wenn er so vor 
seinem ewigen Photographen steht? Woran soll 
man auch In der Eile denken? Und warum auch 
lachen? Die Lage, in der man später einen Aus- 
weis mit Bild vorzeigt, Ist meistens gar nicht zum 
Lachen, und, Ich glaube, man würde ähnlicher, 
wenn der Photograph sagte; „So, nun denken Sie 
mal an Ihre Steuererklärung." 


Wandlungen 


Wie gut tat Doch ein warmer Blick! 
Wir haben’s dann und wann erfahren, 
zumal in unfern jungen Jahren, 

und priefen dankbar Das Gefchich. 


Ob Lieb’ ihn oder Güte wart, 

ob nur geheimes Einverftändnie: 

man nahm Ihn froh beglückt zur Kenntnis. 
Er Deckte den Gemütsbedarf. 


Heut muchert Dich des Alterne Moos, 

Da hebt und labt uns fchon ein Blinkern, 

ein ftilleverfchmistes Augenzioinkern ... 

Gott Ja, man wird recht anfpruchslos! 
Ratatöshr 


Eine Kunst- und Antiquitäten-Auktion 























„Starke Nachfrage und kein Angebot!“ — „Ganz klar, sind ja nun alle Speicher entrümpelt!* 


Un’ asta d’arte e di antichitä: “Forte richiesta e nessuna offerta!,, — "Eh si capisce; tutte le soffitte sono ormal sgombre di anticaglie!,, 


259 


Vansittard ruft zum Kampf 


Vansittard alza il grido di battaglia (€. Thöny) 





„Wer bleibt daheim, wenn es gegen die Nazis und Deutschland geht?!“ — „Wir alle folgen dir!“ 


“Chi rimmarrä a casa, quando si andrä contro I Nazi e la Germania? !,, — “Tutti ti seguiremo!,, 





„Ausgezeichnet, meine Freunde, aber jetzt muß ich zum Essen gehen!“ 


“Benissimo, amici miel; ma adesso devo andare a mangiarel,, 


260 


Heldenehrung in USA. 








(Erich Schilling) 


„In die Soße hätte ein Lorbeerblatt gehört! — „Es war keines mehr zu 
haben, Jonny, der ganze Lorbeer ist für Mac Arthur beschlagnahmt!“ 


Onore agli Eroi negli USA.: 





poteva trovar plö; tutto |" alloro & stato sequestrato per Mac Arthur!‘ 


Der Unentbehrliche 


Von Jenö Wallesz 


Der Arzt hatte ihn für sechs Wochen auf Urlaub 
geschickt, doch verließ er bereits in der fünften 
Woche das Sanatorium und kehrte nach Hause 
zurück. Er hatte keine Ruhe und fürchtete, seine 
Bürstenfabrik würde zugrunde gehen, wenn er 
nicht da war. Als der Arzt Ihm geraten hatte, sich 
in ein Sanatorium zu begeben, hatte er entsetzt 
ausgerufen: „Sechs Wochen lang soll ich alles im 
Stich lassen? Das wäre ja mein Ruin! Kein Stein 


bliebe auf dem andern, und ich könnte wieder 
von vorne anfangen.” Aber der Arzt redete ihm 
so lange zu, bis er doch reiste. Als er zurückkam, 
stellte er den ganzen Betrieb auf den Kopf und 
untersuchte jeden Winkel. Aber er fand nichts 
auszusetzen. Er prüfte die Geschäftsbücher. Alles 
war in bester Ordnung. Die Kasse stimmte, die 
Zahl der Bestellungen war gestiegen, die Fabrik 
wies einen größeren Gewinn auf als im vorher- 
gegangenen Monat, Je weiter er schnüffelte, um 
so düsterer und verstimmter wurde er. Während 
der ganzen Reise hatte er sich auf den Höllen- 
krach vorbereitet, den er zu Hause schlagen 


261 


"Nella salsa ci voleva una foglia d’ alloro!,, — “Non se ne 


wollte. Aber jetzt erwiesen sich alle seine Be- 
strebungen als vergeblich. Schließlich blieben 
ihm als einzige Hoffnung die Haushaltungsbücher. 
Er verlangte die Ausgaben-Aufstellung seiner 
Frau, addierte, subtrahierte, multiplizierte und 
dividierte. Er suchte tagelang nach einem Irrtum, 
um aufbegehren zu können, mußte aber verzwei- 
felt erkennen, daß seine Frau nicht einmal das 
Geld ausgegeben hatte, das er Ihr zu Hause ge- 
lassen. In seiner ohnmächtigen Wut fegte er die 
Rechnungen vom Tisch und beschloß, nie wieder 
in Urlaub zu gehen. 

(Aus dem Ungarischen von H. B. W.) 


UNERWÜNSCHTE GÄSTE 


Meine lieben Kinder sind von einer erstaunlichen, 
ja, beneidenswerten Lebenslüst erfüllt, Doch die 
Lebhaftigkeit, die sie dabei entfalten, pflegt sich 
immer dann zur Unerträglichkeit zu steigern, wenn 
Ihr Vater schreiben will. Darum packte Ich meine 
Siebensachen und fuhr aufs Land hinaus, um ein- 
mal fern von Weib und Kind in idyllischer Stille 
schaffen zu können. 

In dem entlegenen Gasthaus, In dem Ich abstieg, 
wurde ich von dem Kellner freudig empfangen 
und mit ausgesuchter Höflichkeit bedient. Bis 
dann der Augenblick kam, da er mir das Frem- 
denbuch reichte und ich mich mit Namen, Wohn- 
sitz und Berufsbezeichnung darin eintrug. Da voll- 
zog sich plötzlich eine auffallende Veränderung 
in seinem Benehmen, und er druckste: „Hm, ja, 
da muß ich erst einmal die Wiriin fragen, ob wir 
überhaupt ein Zimmer frei haben.” 

Der Kellner ging, und nach einer Viertelstunde 
kehrte er zurück mit der Erklärung, daß Ich ein 
Zimmer haben könne, wenn Ich mich mit einem 
kleineren begnügen würde. In Anbetracht der 
einsamen Gegend, in die ich mich begeben hatte, 
und der schon vorgerückten Stunde blieb mir 
keine andere Wahl, als anzunehmen. Und als bald 
darauf die Wirtin — das Fräulein Frederiksen — 
sich zeigte, verwickelte ich sie in ein Gespräch 
und verlieh meiner Verwunderung Ausdruck über 
die sonderbare Behandlung, die mir zuteil ge- 
worden. 

„Tja, mein Herr“, antwortete sie, „Sie dürfen es 
mir nicht Übelnehmen, aber ich habe für Dichter 
und Schriftsteller nicht viel übrig.” 

Und sogleich begann sie zu berichten von den 
schlechten Erfahrungen, die sie mit den Musen- 
söhnen In ihrem Haus gemacht hatte. 

Der erste, der seinen Einzug bei ihr hielt, war 
ein Professor mit seiner Frau. Ein stattlicher, alter 
Herr mit langem weißen Haupt- und Barthaar. 
Eine an sich etwas schwieiige und quängelige 
Natur, klagte er in einem fort über die vielen 
Krankheiten, von denen er seit Jahrzehnten heim- 
gesucht wurde. Doch würde trotzdem alles in 
schönster Harmonie verlaufen sein, wenn nicht 
eines Tages der König gekommen wäre, Der Kö- 
nig hatte sich nämlich zu Weihnachten In dem 
benachbarten Städichen auf eines seiner Schlös- 
ser zurückgezogen und lud eines Tages alle Ho- 
noratioren in der weiteren Umgebung zu sich zu 
einem Mittagessen ein. Der Professor jedoch war 
nicht darunter. Wieso und warum das Professoren- 
ehepaar übergangen worden war, das vermochte 
Fräulein Frederiksen sich nicht zu erklären, doch 
nahm die Relzbarkeit/des Professors von Stund 
an überhand. Das Stubenmädchen putzte die 
Schuhe nicht mehr blank genug, brachte angeb- 
lich das Schreibzeug in Unordnung und rumorte 
des Morgens zu viel. Dem Kellner gab der Pro- 
fessor zu verstehen, daß er sich, bevor er die 
Suppe serviere, die Fingernägel zu säubern 
habe. Der Wirtin erklärte er, daß er die Wurst- 
gerichte nicht mit der Pelle zubereitet haben 
wolle, und fragte sie in Bezug auf ihren kleinen 
Neffen, ob dieser nicht wisse, daß gut erzogene 
Kinder im Beisein von Erwachsenen keine Apfel 
essen. Kurzum, der alte Herr war erstaunlich er- 
finderisch in seinen Nörgeleien. Der Kellner 
schimpfte, die Wirtin stöhnte, und das Stuben- 
mädchen weinte. Zum Glück wurde der Professor 
schließlich mit allem so unzufrieden, daß er kün- 
digte und abreiste, 

Nach ihm zog ein jungverheirateter Schriftsteller 
ausländischer Herkunft ein. Er schrieb für die illu- 


VON SOYA 


strierten Zeitschriften Novellen und Kurzgeschich- 
ten, die nach dem Urteil Fräulein Frederiksens 
— sie hatte einige nach seiner Abreise gelesen 
— nur von Unmoral und Hotelbetrug in Monte 
Carlo handelten. Er und seine Junge Frau wohn- 
ten bei ihr drei Wochen lang, ohne zu bezahlen. 
Sie erklärten, daß sie auf eine Erbschaft warteten, 
die schon längst hätte eintreffen müssen und 
deren Eintreffen sich nur der Saumseligkeit des 
Rechtsanwaltes wegen verzögert habe. 

Eines Tages fuhr der Schriftsteller zu seinem An- 
walt in die Stadt. Tags darauf rief er seine Frau 
telephonisch an, teilte ihr mit, daß sie beide 
abends zu einer Hochzeitsgesellschaft eingeladen 
seien und daß sie daher sofort nachkommen müsse, 
Da die Junge Frau aber nicht ein Or Barvermögen 
bei sich hatte, wandte sie sich an Fräulein Fre- 
deriksen, und diese lieh ihr. gutmütigerweise 
einen Zehnkronenschein. Zum Pfande, daß sie 
wiederkäme, ließ die junge Frau einen Koffer zu- 
rück. Aber weder sie noch ihr Mann kamen je- 
mals wieder. Und als man daraufhin den Koffer 
öffnete, enthielt dieser nichts weiter als ein paar 
zerlesene alte Zeitschriften, die der Herr Schrift- 
steller offenbar sehr eingehend studiert hatte, 
Obwohl Fräulein Frederiksen die erlittene geld- 
liche Einbuße sehr zu Herzen ging, erlebte sie 
jedoch einen viel schlimmeren moralischen 
Schock, als sie später erfuhr, daß das vermeintliche 


Wenn der D=Zug aus Der Halle ift 
Von Wilhelm Pleyer 


Wenn der D»Zug aus der Halle in, 
Fragrt du dich, ob du vielleicht geträumt, 
Und es fingt dir - voller Hinterlift - 
Alles auf, was du beftimmt verläumt. 


«+. Hätt Ich nirgendandershin gefchaut, 
Hätt ihr Blick mich länger noch entzücht. 
Ihre Hände fühlten (0 vertraut - 

Hätt Ich fle doch länger noch gedrückt! 


Und Im ‘Durchgang waren wir allein, 

Ach, zum erftenmal in unferm Leben! 

Warum flel es mir nicht früher ein: 

Rafch mal fragen und gleich Antwort geben! - 


Und am Blumenftande lag's doch nah, 

Eine dunkle Rofe ihr zu reichen. 

Freilich maren auch noch Vellchen da - 
Schüchternheit braucht eben auch ihr Zeichen! 


War, die Schläfe nur an fie zu lehnen, 

Nicht Ichon lang und lang von mir geträumt? 
Sellg träumen wir, was wir erfehnen, 
Schmerzlich träumen mir, was wir verfäumt. 


Hätt ich doch... o wär ich... mürd ich wieder... 
Fern vermweht ein Fähnlein dunklen Rauche, 
Mit dem Arme finkt das Sacktuch nieder 

Aus den Höhen hymnifchen Gebrauchs, 


Und der Menfch fteht kläglich auf dem Steige. - 
Drum bedenke, was man oft vergißt: 

Einmal it das Leben felbft zur Neige - 

Wie ein D=Zug aus der Halle ift. 


262 


Junge Ehepaar gar nicht verheiratet gewesen war. 
Auch der nächste Schriftsteller, den Fräulein Fre- 
deriksen beherbergte, ein Junger Dramatiker, ver- 
schwand eines schönen Tages unter Hinterlassung 
erheblicher Zechschulden. Auf meinen Einwand, 
wieso sie ihm denn die Polizei nicht sofort nach- 
geschickt habe, entgegnete Fräulein Frederiksen: 
„Ach, das brachte Ich nicht über mich. Er war Ja 
solch ein lieber, netter Mensch! Immer wieder 
faßte er mich um die Taille, drückte mich und 
sagte: ‚liebstes Fräulein Frederiksen, seit meine 
Mutter tot Ist, hat mir noch niemand solch ein 
fabelhaftes Essen vorgesetzt wie Siel’” 

Nummer vier war ein Schriftsteller mittlerer Jahre 
mit einer sonderbar ausgeprägten Physiognomie 
und einem erheblichen Verbrauch an Bier und 
Schnaps. Fräulein Frederiksen hatte sich einige 
seiner Bücher angeschafft. Sie enthielten neben 
den zartesten Liebesidyllen die schaurigsten 
Schilderungen von Mord und Totschlag. Immar- 
hin schien er ein Pensionär zu sein, der vorneh- 
mer und zuverlässiger als seine Kollegen war. 
Bis er eines Tages ein größeres Honorar über- 
wiesen bekam. Im Nu Irank er sich sternhagel- 
voll und torkelte in die Gästestube hinein, wo 
Fräulein Frederiksen mit zwei neuangekommenen 
Gästen saß: einem Direktorsehepaar, das jeden 
Sommer kam und zu den zahlungsfähigsten Gästen 
des Hauses gehörte. Die Direktorsfrau war Jung 
und schön, und als der Schriftsteller ihrer ansich- 
tig wurde, ging er auf sie zu und machte Ihr in 
auffälllger Weise den Hof. Als daraufhin der 
Ehemann dazwischentrat, erhielt er von dem 
Nebenbuhler einen solchen Puff, daß er in einem 
Bogen in die Ecke flog und auf eine Zierpalme 
zu sitzen kam, die er umknickte. Aber auch die 
Direktorsfrau schien wenig erbaut zu sein und 
sträubte sich mit Händen und Füßen gegen die 
unerwünschte Verehrung, die Ihr dargebracht 
wurde, Woraufhin sich verständlicherweise ein 
plötzlicher Umschwung in den Gefühlen des stür- 
mischen Liebhabers vollzog. Er zog Ihr den Hut 
ins Gesicht und belegte sie mit unpassenden 
Ausdrücken. Der allgemeine Lärm, der entstand, 
riet elnen Chauffeur und den Hausknecht herbei, 
und im Verein mit dem Direktor wurde der 
Schriftsteller an die Irische Luft gesetzt, wo er 
sich zuletzt noch damit vergnügte, mit der Faust 
die Fensterscheiben einzuschlagen. 

Die Hinterlassenschaft, an der Fräulein Frederik- 
sen sich für Zeche, Zierpalme und Fensterscheiben 
schadlos halten konnte, bestand aus einer alten 
Unterhose, Im übrigen war sie sich nicht schlüs- 
sig, inwiefern sie überhaupt Schadensersatz- 
ansprüche geltend machen könne, denn schließ- 
lich war sie es doch, die dem Gast die Tür ge- 
wiesen hatte, Das Schmerzlichste aber war, daß 
der Direktor und seine Frau augenblicklich ab- 
reisten und niemals wiederkamen. 

Schließlich beehrte Fräulein Frederiksen noch ein 
junger Lyriker mit seinem Besuch. Aber er war 
nur einen Tag dort. Denn dann verhaftete Ihn die 
Polizei wegen Diebstahls, Zechbetrugs, Verstoßes 
gegen die guten Sitten usw. — — — 
Postskriptum: Ich habe nun längst das Gasthaus 
verlassen und bin zu meinen lebensfrohen Ab- 
kömmlingen nach Hause zurückgekehrt. Sollten 
diese Zeilen Fräulein Frederiksen zu Gesicht kom- 
men, so wird sie, vermute ich, am Eingang ihres 
Hauses ein Plakat anbringen lassen: 

„Dichter und Schriftsteller hier unerwünscht!” 
Und dabei wird sie denken: Schlimm waren sie 
alle, Der Schlimmste von allen aber war der 
letzte. (Aus dem Dänischen von Werner Rietig) 


Kleine Auseinandersetzung 


iR 


{R. Krlesch) 


em 





„Du siehst wohl nach, was unter ‚Kavalier‘ im Lexikon steht, Theodor?“ 
„Nein, mein Täubchen, ich suche nach ‚Krampfhenne‘!“ 


Lieve disputa: “Senza dubbio, Teodoro, cerchi nel lessico I’ ascoso senso di ‘Cavaliere,?,, 
“No, colombina mia, ma quello di ‘millantatrice,!,, 


263 


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1 ‘er Sinn für das Schöne und Gepflegte drückt 
sich beim modernen Herrn auch in der Art aus, wie er sich anzieht. Wer 
auf andere Menschen, tei es eine Frau, sei es ein Vorgesetzter oder 
ein Geschäftsfreund, einen sympathischen Eindruck machen will, 
‚achtet deshalb vor allem auf eine formachöne, aparte Krawatte, 
da sie den Blick zuerst anzieht. Mit einer der kostbaren 4 


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läßt sich am einfachsten beweisen, daß man Ge- 
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264 


ZEmTE IF ANKDER TUR 


VON JO HANNS ROSLER 


Otto kommt aus dem Büro nach Hause. 

Otto Ist vergnügt und guter Dinge. 

Schon sieht er sein kleines Haus Im Garten liegen 

Schon schimmert die braune Tür durch das Grün. 

Da entdeckt Otto einen weißen Zetiel an der Tür 

Otto stutzt und liest: 

„Wie wir in Erfahrung gebracht haben, versteuerten Sie Im letzten Jahr 
achthundert Mark Einkommen zu wenig. Sie werden hiermit ersucht, den 
hinterzogenen Steuerbetrag innerhalb einer Woche an unserer Kasse zu 
erlegen. Wegen versuchter Steuerhinterziehung wurde gegen Sie eine 
Geldstrafe von fünfhundert Mark erkannt. Der Beauftragte des Finanz- 
amtes.” 

Otto denkt, ihn laust der Affe, 

„So muß es kommen, wenn der Mensch an nichts glaubt!” jammert er, 
„jahrelang habe ich brav und bleder meine Bücher geführt und meine 
Steuern gezahlt. Dann haben mir gute Freunde zur doppelten Buchfüh- 
tung geraten. Da habe ich nun auch doppelte Buchführung gemacht, 
eine für mich una eine für die Steuer. Jetzt haben wir den Salatl Wie 
gewonnen, so zerronnen| Aber da kennt ihr Otto ’n schlacht! Ich mache 
sofort pater peccavi, bringe meine Bücher in Ordnung und beichte. 
Denn wenn sie mich noch einmal erwischen, schließen sie mir noch am 
Ende meinen Laden!” 

Olto eilt, so schnell ihn die Füße tragen, in seln Geschäft zurück. Otto 
holt die geheimen Aufzeichnungen aus der Gardinenstange heraus 
und trägt Posten für Posten sorgfältig nach. Otto schreibt eine neue 
Steuererklärung. Tausend Mark muß Otto jetzt mehr versteuern, aber 
Otto muß deswegen noch lange keine Not leiden und kann mit ruhigem 
Gewissen schlafen. Und ehe Otto heimgeht, wirft er die neue Steuer- 
erklärung in den Brielkasten. Und es Ist nicht die Steuererklärung füı 
dieses Jahr allein, die der Umschlag an das Finanzamt enthält, es ist ein 
welteres Schreiben darin, in dem Otto bekennt: „In der vorjährigen 
Steuererklärung habe ‚ich mich geitrt, ich habe achthundert Mark mehr 
verdient. Otto.” 

Denn, denkt Otto, wer da viel bekennt, dom wird viel verziehen. 

Als Otto heimkommt und er schon wieder sein kleines Haus im Grünen 
und die braune Tür in der weißen Mauer sieht, hört er Stimmen. Es Ist 
seine Frau und die liebe Nachbarin. Und Otto kommt gerade zurecht, 
um zu hören, wie die Nachbarin mit lauter Stimme fragt: 

„Haben Sie mir die Stecknadeln aus der Stadt mitgebracht, Frau Hofer? 
Sie waren leider nicht dahelm, als ich heute vormittag herüberkam, um 
Ihnen die Nadelmuster zu bringen. Da habe Ich die drei Nadeln in die 
Tür gesteckt und — damit Sie sie gleich finden — einen Zettel daran 
befestigt, den ich Im Papierkorb meines Mannes fand.” 


Die Notlüge 


os Gels) 








„Ist das die Linie 62° — „Neint!" 





Bugia di necessitä: “E questa la linea 62,, — "Noll, 


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Vo 
es ein Problem 


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Sicherlich war es kein reines Ver- 
gnügen, in so unzweckmäßiger 
Kleidung auf finkem Roß über 
Stock und Stein zu jagen. Für die 
moderne Frau sind Sport undKör- | 
perpflege die notürlichen Grund- | 
lagen zur ErhaltungihrerGesund- 

heit und Schönheit. Praktische, 
sportliche Kleidung ist ihr dabei 
unentbehrlich, ebenso wie die 
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die ihr Sicherheit und Frische on 
allen Togen erhält und zuver- 

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Bobby ruft seinen Freund Rudi an. „Du, Rudi, Ich 
bin augenblicklich In Geldverlegenheit. Bitte, leihe 
mir tausend Mark. Ich werde morgen mittag bei 
dir vorbeikommen und sie mir abholen.” 

Am andern Tag herrscht ein Hundewetter, es 


schüttet wie aus Kübeln. Trotzdem erscheint Bobby 
bei Rudi. 

„Aber, Bobby“, ruft Rudi entsetzt, „bei diesem 
Wetter kommst du?” 

„Ja“, wischt sich Bobby den Regen aus dem Ge- 
sicht, „wenn ich es nicht so bombensicher ver- 
sprochen hätte, wäre ich auch nicht gekommen.” 


Bobby hat einen Aushilfsdiener aufgenommen. 
„Heute abend”, unterrichtet Ihn der Graf, „werde 
ich noch bis in die Nacht hinein arbeiten, Sollte 
ich etwas brauchen, so klingle ich Ihnen. Halten 
Sie sich parat für den Fall, daß ich Ihrer bedarf.” 
„Und um welche Zeit darf ich dann schlafen 
gehen?“ fragt der Diener. 

„Hm“, denkt Bobby nach, „eine bestimmte Zeit 
läßt sich da nicht festsetzen. Das kommt darauf 
an, wie lange ich arbeite. Aber wir wollen es so 
machen: Sobald ich nicht mehr klingle, mag das 
für Sie das Zeichen sein, daß auch Sie zu Bett 
gehen können.” 


Der kleine Hiasl spielte mit dem Hauskater. Kam 
der Herr Pfarrer des’ Weges und sagte: „Büabl, 
del Katz Ist aber mager, die fangt wohl keine 
Mäus?” 

„Mäus grad gnua”, meinte der Hlasl, „aber die 
Mäus san halt aa mager.” 


Am Stammtisch wendet sich Huber zu Müller und 
sagt: 

„Herr Müller, Sie sitzen Ja auf meinem Hutl” 
Erwidert dieser: 

„Aber, Herr Huber, Sie wollen... doch nicht schon 
gehen?" FH. 
Frau Wamsler traf Frau Birnstingel. Sie sprachen 
von ihren Männern. 

„Meiner“, sagte Frau Wamsler, „war so dick, daß 
es Fetiflecken an der Wand gegeben hat, wenn 
er sich anlehnte. Und jeizt hat er so abgenom- 
men, daß er mir mit dem Rücken die ganze Wand 
verkratzt.” 








„Also wieder eine Nachtfahrt bei dem 
scheußlichen Wetter! Nur gut, daß ich 
meine ı... 


fees is denn das! Ich habe sie 
mahrhaftig nicht, so ein Pech 
„Darf ich fragen, was fehlt?” 











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267 


DIERSGBIEEHIVOIGIEE 


Herr Wernecker hielt vor der Tabaktrafik in Hin- 
terpetzluckau, schob den Musterkoffer unter den 
Sitz, klappte den Wagenschlag zu und holte sich 
eine Virginierzigarre, die er nach dem Essen zu 
rauchen gedachte, Er wählte sich eine tadellos 
gebaute, dunkelbraune und verwährte sie sorg- 
fältig in der Brusttasche. Draußen sah er einen 
kleinen Mann, der mit kummervollem Gesicht die 
Nummern der letzten Lottoziehung betrachtete, 
Der kleine Mann trug einen großen, grauen 
Schlapphut, unter dem sein etwas gelbliches Ge- 
sicht scheu hervorlugte, wie ein ängstlicher Vo- 
gel aus dem Gesträuch. Er sah überaus nach- 
denklich aus. Das ganze Gesicht schien Falten In 
die Gegend der Nasenwurzel zu entsenden, der 
Mund war zu einem schmalen Strich zusammen- 
gezogen und In seiner.ganzen Haltung lag ein 
Ausdruck von äußerster Anspruchlosigkeit und 
Ergebung. Ein kleines graues Spitzbärtchen krab- 
belte um sein Kinn, die Augen waren zu ganz 
dünnen Schlitzen zusammengepreßt, aber dahinter 
schien irgend etwas wie List zu glimmen, welche 
die einzige Waffe der Schwachen ist. 
Wernecker, groß, kräftig und voll Leben, fühlte 
sich von der Erscheinung des Kleinen angezogen. 
Ihm war, als müßte er ihn kennen. Immer deut- 
licher wurde diese Empfindung, und plötzlich blitzte 
die Gewißheit auf. Er rief: „Beigel, bist du es?” 
„Ja“, erwiderte der kleine Mann trocken, „und 
du bist der Wernecker."” 

„Ja freilich, welch ein Zufall. Seit der vierten 
Realschulklasse haben wir uns nicht gesehen. 
Was hat dich denn in dieses verdammte Nest — 
entschuldigst schon — verschlagen?” 

„Mein Pech”, sagte der andere ruhlg und sach- 
lich. Wernecker schüttelte ihm die Hand. „Nein, 
so was. Du hast doch hoffentlich Zeit für mich? 
Oder willst du in der Lotterie setzen?” 

Ein sonderbares Grinsen kroch über das Gesicht 
Beigels. „Ich in der Lotterie setzen? Was fällt dir 
ein? Weißt du nicht mehr, was für ein Pechvogel 
ich bin?" 

„Ja, ich erinnere mich. Du warst doch derjenige, 
der immer erwischt wurde, der als einziger ge- 
prüft wurde, wenn keiner vorbereitet war. Du 
bist ja auch in der vierten Klasse durchgefallen, 
weil Professor Hannak, der dich doch aufsteigen 
lassen wollte, plötzlich starb.” 

„Ja, das bedrückt mich heute noch schwer.” 
„Wieso? Du bist doch nicht schuld daran?” 
„Sag das nicht. Mein Pech ist so kolossal, daß es 
auch eine Gefahr für die Mitwelt bildet, Es ist 
natürlich seit der Schulzeit noch größer gewor- 
den, es ist mit mir gewachsen und heute, da ich 
schon ein alter Mann bin, ist es wie mein Schat- 
ten in der Abendsonne, unzertrennlich von mir 
und viel größer als ich selbst.” 

„Na, du bist mir aber ein schöner Pessimist ge- 
worden. Das Ist natürlich alles nur Einbildung. 
Schau mich an. Ich vertraue auf mein Glück, ich 
fordere es geradezu heraus, ich zwinge es, mir 
gefällig zu sein. Und siehst du, ich erreiche wirk- 
lich, was Ich will. Man darf nicht nachgeben, sich 
nicht unterkriegen lassen. Wenn Ich mir schon 
etwas einrede, so doch lieber etwas Gutes als 
etwas Böses.” 

„es handelt sich da nicht ums Einreden. Jeder 
Mensch kommt auf die Welt, wie er eben Ist, und 
so bleibt er. Es gibt Menschen mit Glück und 
solche mit Pech. Natürlich gibt es auch gemischte, 
die Glück und Pech haben, und solche, die keines 
von beiden haben. Die sind vielleicht die aller- 
ärmsten. Ich bin einer mit Pech allein. Da hilft gar 
nichts.” 

„Und fühlst du dich nicht sehr unglücklich?" 
„Nein. Man kann so und so leben. Wenn man es 
einmal weiß und nicht gegen den Strom ankämpft, 
dann treibt man auch so durch das Leben dahin 
und das Schicksal läßt einen sogar alt werden. 
Nur aus Bosheit.‘ 


VON BRUNO WOLFGANG 


Wernecker blickte den Freund mißtrauisch an. 
Diese Philosophie klang denn doch etwas sonder- 
bar. Beigel fuhr fort: 

„Es Ist oft ganz Interessant. Nur hat man eine all- 
zugroße Verantwortung. Du glaubst gar nicht, wie 
verschwenderisch das Schicksal ist und wie gleich- 
gültig Ihm alle unsere Wertmaßstäbe sind. Wenn 
ihm daran liegt, daß ich einen Schnupfen be- 
komme, läßt es ruhig vierzig Tage regnen und 
vernichtet die Ernte eines ganzen Jahres.” 

Jetzt begann Wernecker ernstlich an der Zurech- 
nungsfähigkeit Beigels zu zweifeln. Das war schon 
fast Verfolgungswahn. Oder war es doch nur die 
Verschrobenheit eines harmlosen Sonderlings? 
Vielleicht war es möglich, ihn zur Vernunft zu 
bringen. 

„Ich lade dich ein, mit mir zu Mittag zu essen. Ich 
werde dir beweisen, daß du Unrecht hast, Ich 
setze mein Glück gegen dein Pech, und du wirst 
sehen, daß ich gewinne. Vielleicht war es kein 
Zufall, daß wir uns gerade hier trafen.” 

„Es gibt keinen Zufall”, murmelte Beigel sorgen- 
voll. 

„Ach was, komm, wir steigen ein, wir fahren zum 
Schaller.” 

„Nein, Ich bitte dich, nicht zum Schaller. Der ist 
ein anständiger Mensch und ich möchte ihm keinen 
Schaden bringen. Fahren wir lieber zum Pinagler. 
Der ist ein ekelhafter Kerl, grob, geldgierig und 
unaufrichtig. Bei dem macht es mir nichts aus, 
wenn sein Wirtshaus plötzlich einstürzt,” g 
Wernecker schüttelte den Kopf, und sie stiegen 
ein. Wernecker gab Gas. Der Motor grunzte leise 
und starb ab. 

„Zu dumm. Jetzt muß ich noch einmal aussteigen.’” 
Wernecker begann draußen zu drehen wie ein 
Werkelmann, aber der Motor bockte und war nicht 


0. Hogenbarth) 





in Gang zu bringen. Beigel lächelte wissend. Dann 
sagte er kurz: 

„Wart einen Augenblick. Wirst gleich sehn..." 

Er stieg aus und rief ziemlich laut, etwas nach 
oben gewendet: 

„Servus, Wernecker, ich geh zu Fuß.” Im selben 
Augenblick sprang der Motor an. Wernecker stieg 
ein, Beigel schlüpfte rasch nach und sie fuhren ab, 
„Jetzt haben wir es angeschmiert”, flüsterte Bei- 
gel vergnügt, 

„Wen?“ — „Das Schicksal.” 

„Aber das ist denn doch zu dumm!” rief Wern- 
ecker schon ein wenig gereizt. „Das gibt es doch 
nicht... Ohal" 

Im Eifer war er auf die falsche Straßenseite ge- 
raten und wäre beinahe mit einem entgegenkom- 
menden Wagen zusammengestoßen. Ein Schutz- 
mann stand plötzlich da und verlangte drei Mark 
Strafe. 

„Der alte Wachmann Hofer hätte dich mit einem 
kleinen Verweis durchgelassen. Das ist aber der 
Neue, Heute früh hat er seinen Dienst angetreten. 
Wäre ich aber nicht mit dir gefahren, hätte er ihn 
erst morgen angetreten.” 

„Unsinn. Alles Zufall” schrie Wernecker ärgerlich, 
und fuhr bei dem Gasthause vor. 

„Meine Verehrung!” sagte der Wirt Pinagler. Bei- 
gel lächelte ein wenig diabolisch. 

Während sie drin auf das Essen warteten, forderte 
Wernecker Beigel auf, einstweilen seine Vergan- 
genheit zu erzählen. Beigel schilderte zunächst, 
wie er den Beruf eines Kanarienvogelzüchters auf- 
geben mußte, weil ihm die armen Tiere leid taten. 
Es war nämlich plötzlich eine bisher noch unbe- 
kannte Seuche unter den Kanarienvögeln auf- 
getreten. Dann hatte er einen kleinen Weingarten 
erworben, was eine ungeahnte Reblauskatastro- 
phe im Weinland hervorrief, Seine Versuche als 
einfacher Landwirt scheiterten daran, daß zum 
erstenmal in Mitteleuropa Heuschrecken auftauch- 
ten und die ganze Ernte vernichteten. 

„Einen Augenblick", sagte er nach kurzem Nach- 
denken, „ich möchte doch meiner Quartierfrau 
telefonieren, daß ich heute später komme.” Er 
stand auf, ging einige Schritte, kehrte aber sofort 
wieder zurück und setzte sich nieder. 

„Warum gehst du nicht telefonieren?” fragte Wern- 
ecker erstaunt, „hast du es dir überlegt?" 
„Nein“, erwiderte Beigel listig zwinkernd. „Das 
ist nur ein Trick, In dem Augenblicke, da ich die 
Absicht äußere, zu telefonieren, wird nämlich der 
Apparat sofort besetzt. Siehst du?” In der Tat 
hatte sich bereits ein allein sitzendes Mädchen er- 
hoben und betrat die Telefonzelle im Vorraum. „Sie 
hätte natürlich nie telefoniert“, fuhr Beigel mit Über- 
zeugung fort, „wenn ichnicht selbst den Wunsch aus- 
gesprochen hätte.‘ Und ganz leise setzte er hinzu: 
„Ich will aber in Wirklichkeit erst eine halbe 
Stunde später telefonieren. Jetzt habe ich es wie- 
der drangekriegt. Um aber weiter zu erzählen: Da 
Ich niemandem schaden wollte, beschloß ich, von 
dem kleinen Kapital, das ich von meinen Eltern 
geerbt hatte, zu leben. Oh, wie ich diesen Ent- 
schluß bereue. Kaum hatte Ich das Geld in die 
Sparkasse gelegt, als schon die Krone ins Rut- 
schen kam. Schnell nahm ich das Geld heraus. 
Aber es war berelts zu spät. Die Valuta warschon 
zerstört. Ich kaufte rasch ein paar Aktien. Dadurch 
kam der ganze Aktienmarkt ins Wanken. Sogar 
große Papiere, die ich gar nicht besaß, wurden 
mitgerissen. Die Wirtschaftskrise begann. 

Ich besaß nun nichts mehr und wurde Beamter. 
Sofort wurden die Gehälter wesentlich gekürzt und 
die Abzüge erhöht, Der Abbau begann. Selbst- 
verständlich war ich einer der ersten, die hinaus- 
flogen. Nun schrieb ich einen Roman und sandte 
Ihn an die ‚Neue Unterhaltungswelt‘, Er kam zu- 
rück mit dem Vermerk ‚Nicht zustellbar, Empfänger 
verweigert Annahme wegen Liquidation‘. Drei Ver- 
leger, bei denen ich, wenn ich so sagen darf, 


IK. Heillgenstaedt) 


Die Weitblickende 








„Schau, diese Schlüpfer hab ich auf halbe Punkte gekriegt, weil sie 
ein paar Webfehler haben!“ — „Aber Inge, die sieht man doch!“ 


La lungimirante: "Vedi, queste mutandine le ho avute per metä punti, perch@ hanno un 
qualche difetto di tessitura!,, — “Ma, Inge, lo si vede pure!,, 


269 


meln Glück versuchte, brachen über Nacht zusam- 
men. Ich dramatisierte den Stoff und sandte das 
Manuskript an mehrere Bühnen. Und nun begann 
jenes unerhörte Bühnensterben, das dir ja be- 
kannt ist. Ich hätte die ganze Literatur-ausrotten 
können. Vielleicht zu ihrem Hell.” 

Er ist total verrückt, der Ärmste, dachte Wernecker, 
wie soll man ihm diese närrischen Ideen aus- 
reden? Vielleicht wird ihm das Essen wieder ein 
wenig Optimismus einflößen. „Wo bleibt denn 
überhaupt das Essen?” rlef er ungeduldig. 

Der Wirt kam mit verstörtem Gesicht und stam- 
melte Entschuldigungen. Etwas ganz Unerhörtes 
war passiert, Durch den Kamin war plötzlich wie 
der leibhaftige Teufel ein lederner Sack hernieder- 
gefahren, mitten in den brodelnden Kochtopf. Er 
wurde sofort herausgefischt und das bißchen Ruß 
aus dem Kamin hätte sich schon verrühren las- 
sen, Aber gleich darauf folgte ein Papiersäckchen, 
dessen Inhalt zu beschreiben der Wirt für unziem- 
lich ansah, Und was war in dem Beutel? Bılefe, 


Und woher kamen die Briefe? Von einem Flug- 
zeug, das einen Postbeutel verloren hatte. Und 
das andere kam auch von dem Flugzeug. Mein 
Gott. Menschen sind wlı alle... Das Essen... lei- 
der... Aber etwas Gekröse wäre noch dagewe- 
sen, wenn es nicht eine vor kaum einer Viertel- 
stunde zugelaufene Katze verschleppt und ver- 
zehrt hätte, 

Zum erstenmal sah Wernecker ein strahlendes Lä- 
cheln auf dem Gesicht Beigels aufziehen. „Merkst 
du was?” sagte er nicht ohne Stolz. „Und Ich will 
dir noch verraten, daß ich gestern zum ersten Male 
einen Brief mit der Luftpost aufgegeben habe. Ich 
bin glücklich, daß der Flieger nicht abgestürzt ist 
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.” 
Wernecker begann es vor diesem umgekehrten 
Polykrates zu grausen. Er wandte sich zum Gehen 
und sagte: „Lieber Beigel, ich muß heute leider 
schon weiterfahren. Aber ich komme nächste 
Woche wieder hier durch und dann reden wir 
weiter über deine Einbildungen. Leb wohl. Auf 


Wiedersehen.” Er wollte Beigel die Hand reichen. 
Aber dieser sprach mit seiner früheren Trocken- 
heit: „Lieber nicht, Wernecker, sonst wachst dir 
morgen der Nagel ein oder sonst was.“ 
Wernecker fuhr los. Unterwegs wollte er die Vir- 
ginier anrauchen. Aber sie hatte nicht die ge- 
tingste Luft. Seit Jahren war ihm das nicht vor- 
gekommen, Kurze Zeit später hatte er einen Pneu- 
matikdefekt. Mit Mühe erreichte er die nächste 
Ortschaft. Während der Reparatur las er eine Zei- 
tung und erfuhr, daß der Benzinpreis seit gestern 
gestiegen sei. Daß ihm irgendwo der Musterkoffer 
gestohlen worden war, bemerkte er erst abends 
im Hotel, 

Als er in der nächsten Woche wieder eine Rund- 
reise begann, ließ er Hinterpetzluckau ungefähr 
zwanzig Kilometer links liegen. Er hoffte, daß 
diese Entfernung von Freund Beigel fürs erste ge- 
nüge, Er hielt Ihn nach wie vor für verrückt. Aber 
es gibt vielleicht doch Dinge, welche... Sicher 
ist sicher. n 





Die gewaltig gesteigerte Nachfrage nach allen 
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In St. Nazaire 


(Wilhelm Schulz) 





„Wanderer, kommst du nach London, verkündige dorten, 
du habest uns hier liegen gesehen, wie es Maiski befahl! 


In Saint-Nazaire: “O tu, viandante, se val a Londra, annuncla colä che c! hal visto glacere qui, come ordinava Maiski!,, 


272 


BIPUSHWN, SIDE ET 4 
47, Jahrgang / Nummer 18 PLG | Pfennig 


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Kurssturz in USA. 


(E. Thöny) 




















e- 709 


„So eine Gemeinheit, hat mir doch dieser schäbige Kerl statt eines Cent Ostasienpapiere in den Hut geworfen!“ 


Caduta di valori negli USA.: ‘Che mascalzonata m'ha fatto questo spilorcione! In luogo d'un ‘cent, m’ha buttato nel cappello dei titoli dell" Asia Orientale!,, 


Der enttäuschte Centaur 





(Fr. Bllek) 


„Ich sehe ein, wir passen nicht zusammen — Sie kann man ja auseinandernehmen, mein Fräulein! 


Il centauro deluso: "Lo riconosco; non andiamo bene insieme — essa & smontabile!,, 


Herzklopfen bei Leipzig 


Von Walter Foitzick 


Ich muß es endlich einmal bekennen, mir wird 
dann leichter werden und Ich werde wieder nach 
Leipzig fahren können. Bis jetzt habe ich mich 
nämlich nicht mehr hingetraut, nach Leipzig. 

‚Also heraus damit! Ich habe nämlich, ich habe in 
Leipzig mal meinen Kaffee nicht bezahlt. Sie 
mögen es glauben oder nicht, ich hab's wirklich 
vergessen, Ich bin aufgestanden wie ein gelern- 
ter Zechpreller, habe Hut und Mantel, meinen Hut 
und meinen Mantel genommen und habe mit ruhi- 
ger Miene das Caf& verlassen. Ich schwöre Ihnen, 
wenn ich’s gewollt hätte, ich hätte nicht ruhig 
bleiben können. Ich bin dem Kellner bis zum heu- 
tigen Tage noch Immer dreißig Pfennige und das 
Trinkgeld schuldig. 

Ich hatte mir vorgenommen, ihm das Geld zu 
schicken, dem Kellner, der im Jahre 1925 am zwei- 
ten Fenster links vom Eingang am 27. September 
bediente. Die Post hätte das Cafe schon heraus- 
bekommen. Es lag an der Ecke einer Straße und 
eines Platzes, und wenn ich mich recht entsinne, 
stand auf dem Platze einer aus Bronze und ritt in 
„eine ruhmvolle Vergangenheit hinein. Demnach 
kann es kein Dichter gewesen sein, denn es Ist 
nicht üblich, Dichter als Kavalleristen darzustellen. 
Ach, ich habe es Immer verschlampt, dem Kellner 
diese dreißig Pfennige zuzüglich Trinkgeld zu 
schicken, aus purem Leichtsinn. Nun, das Geld 


wird er verschmerzt haben, aber man tut so etwas 
nicht, und der Kellner weiß noch Immer nicht, daß 
ich es aus Versehen getan habe. Wenn Ich Kell- 
ner wäre, ich würde von meinen Gästen immer 
nur das Schlechteste denken, z. B. von mir, denn 
mir ist da noch ein gewisser Umstand bekannt. 
Deshalb habe ich nie nach Leipzig fahren können, 
und, wenn der Zug München—Berlin auf dem 
Leipziger Bahnhof etwas länger hielt, hat mir 
immer das Herz geklopft, und ich habe gedacht, 
jetzt suchen sie einen, der seinen Kaffee nicht 
bezahlt hat. Dazu habe ich versucht, ein gleich- 
gültiges Gesicht zu machen, aber ich habe immer 
gefühlt, ich sähe doch aus, wie einer, der seinen 
Kaffee nicht bezahlt hat. Ich hätte mich bestimmt 
erkannt, denn ich weiß, wie so einer aussieht, 
Hätte der Kellner nicht in Leipzig in mein Abteil 
steigen können und sagen: „Da sind Sie Ja, her- 
aus mit der Zechel”? 

Ich war immer froh, wenn Leipzig hinter mir lag, 
denn daß der Mann seine Vaterstadi je verlassen 
hat, nahm ich nicht an. Er sprach so ausgespro- 
chen den wohlklingenden und einschmeichelnden 
Dialekt seiner Heimat, und solche Leute sind sehr 
bodenständig. Ja, was soll ich noch Gutes von 
Ihm sagen, ich kenne ihn Ja so wenig. 

Ich bin so froh, daß ich hier Endlich mein Ver- 
gehen aussprechen kann, denn, wenn er mich 


274 


jetzt erwischt, kann ich immer sagen: „Sie sehen 
Herr, ich hab ein gutes Gewissen, sonst hätte ich 
das nicht hingeschrieben”. 

Niemals allerdings darf er dieses erfahren: ich 
merkte nämlich später, daß Ich gar kein Geld bei 
mir hatte. So was kann man einem nicht glauben. 
Sie werden mein Herzklopfen bei Leipzig ver- 
stehen. 


Arreftanten 


Eine Biene am Fenfter fummt, 
fummt, verftummt, fummt wieder 

und brummt. 
Draußen ift Sonne, find Blüten am Strauch. 
Innen qualmt der Zigarrenrauch. 
Hör’ fie fo orgeln und feh’ ihr zu... 
Aber dann ftört fie die Seelenruh’, 
Alfo das Fenfter auf... peu A peu...» 
‚Gleich erficht fie den Spalt - adjöhl 
»Leben Sie wohl und ferneres Glück!« 
- Unfereine bleibt in dem Qualm zurück, 
teils überkommen und hergebracht, 
teils von uns felber zurechtgemacht. 
Unfereins hockt wie die Schnecke Im Haus. 
Niemand läßt uns zum Fenfter hinaus. 


Ratatöskr 


Hotel in Florida 


(Wilhelm Schulz) 





„Das Zimmer kostet fünfzig Dollar inklusive guter Aussicht auf U-Boot-Angriffe!“ 


Albergo in Florida: La stanza costa cinquanta dollari, compresa la buona vista sugli attacchi dei sommergiblli!,, 


275 


Die drei Fechtbrüder 





Jeder will von jedem! 


N ire accattoni: L' uno mendica dall' altro! 


276 





Mädchenbildnis 





„So, die Hauptsache hätt’ ich jetzt!“ 
„Schön — den Kopf kannst du ja morgen machen!“ 


{R. Kriesch) 


Ritratto di ragazza: “Ecco... la cosa principale ormal |’ avrei!,, — "Bene! — La testa puoi giä farla domanil!,, 


Die Antwort 


Der Frühling ist da, die Sonne scheint, Blumen 
duften, und Sofie, das Kindermädchen, sitzt im 
Stadtpark auf der Bank. 

Die Gnädige wandelt durch die Wege. Die Gnä- 


dige hält ein Lorgnon vor die Augen und hält 
Ausschau nach Sofie, dem Mädchen, und Bubi, 


dem Kind. 
Endlich sieht sie das Mädchen. Aber neben Ihr — 
Zeter und Mordio! — sitzt nicht etwa Bubi, das 


Kind, sondern Meyer, der Gefreite. 
Die Gnädige gerät in einen heftigen Zorn. „Soflel" 


277 


ruft sie, „schämen Sie sich nicht? Mit einem Sol- 
daten sitzen Sie hier auf der Bank?! Und wo ist 
das Kind?” 

Sofie erwacht aus den Träumen der Liebe und 
kehrt zurück in die rauhe Wirklichkeit. „Aber Frau 
Melchers”, sagt sie, „ich kenn’ ihn doch man erst 
fünf Monatel” rie 


DAS SPEZIALGESCHÄFT 


Eine hübsche Dame von knapp zwanzig Jahren 
betritt ein im elegantesten Viertel der Metropole 
gelegenes Geschäft. 

„Führen Sie noch Ehemänner nach Maß?” 

Der beflissen herbeigeeilte Abteilungsleiter reibt 
sich verlegen die Hände, 

„Nach Maß nicht mehr, aber in fertigen Modellen 
haben wir eine reiche Auswahl. Dort an der 
Stange...” 

„Einen Moment, bitte. Meine Freundin wartet 
draußen, sie will mich beraten.” — 

Das junge Mädchen kommt in Begleitung einer 
Dame von etwa 30 Jahren zurück. 

„Hast du schon gewählt, Herzchen?” 

„Wie kannst du denken, daß ich ohne deinen 
Beistand...” 

Der Abteilungsleiter mustert verstohlen die zweite 
Dame und sagt diskret: „Verzeihung, gnädige 
Frau, ich glaube, wir hatten auch schon die Ehre...” 
„Das dürfte eine Verwechslung sein”, lehnt die 
Dame fast beleidigt ab, „ich habe meinen Mann 
aus der Via Veneto bezogen.” 

„Entschuldigen Sie den Irrtum. — Hat das gnädige 
Fräulein vielleicht im Schaufenster etwas Passen- 
des gesehen?” 

„Leider nein.” 

„Dann würde ich in erster Linie zu dem großen 
schlanken Typ ‚Graue Schläfen’ raten.” 

„Um’s Himmels willen, nur den nicht!” fährt die 
Freundin erregt dazwischen und fügt mit gespiel- 
ter Gleichgültigkeit hinzu: „Den hat nämlich meine 
Kusine genommen — eine Katastrophel” 

„Und doch Ist er unsere gangbarste Marke.” 

„Im Schaufenster macht er sich auch nicht schlecht, 
aber zuhause versagt er vollständig. Er bekommt 
sofort einen Bauch und eine Glatze. Ich kenne 
den Typ! — Meine Freundin möchte etwas Soli- 
deres.” 

„Das ist natürlich entsprechend teurer.” 

„Zeigen Sie immerhin.” 

Der Abteilungsleiter bringt einen netten sympa- 
thischen Gatten zu 160 Liren, 

„Ist er strapazierbar?” 

„Von enormer Lebensdauer. Auf diesem Geblet 
führen wir nur Erstklassiges.” 

„Ich weiß nicht recht — ich bin so unschlüssig.” 
„Vielleicht wollen Sie ihn beim Tageslicht be- 
sehen?” 


Aus dem Italienischen von Helma Flessa 


„Nicht nötig. — Könnte ich nicht doch den gleichen 
Mann wie meine Freundin bekommen?" 

„Du bist verrückt! Habe ich dir nicht erzählt...” 
„Doch — aber schließlich..." 

„Kindchen, den Mann der Freundin sieht man 
immer nur im Frack, — Zeigen Sie ihr doch lieber 
jenen dort... Nein, ich meine den rechts...” 
„Ausgezeichnet! Man sieht, die Dame ist Ken- 
nerin. Dieser Typ stellt zwar nicht ganz soviel 


Nachtgang 
Von Hermann Sendelbach 


Lenk in der alleingelaffnen Nacht, ° 
Treuer Kindmond, meinen fpäten Schritt! 
Lange hatt’ ich deiner kaum gedacht, 
Grelles Licht ging vorlaut immer mit, 


Prahlte kindifch, Daß es dauernd fel 

Und viel ftärker als die Finfternis. 

An der Wahrheit lebte ich vorbei, 

War in Nacht der Nacht nicht mehr gewiß. 


Doch nun ift fie wieder da und groß 

Und ihr Anfpruch maltet unvermirkt. 

Hold entfchmwebft nun du dem Dunklen Schoß, 
Von den Sternen freundlich eingezirkt. 


Deiner Weifung mill ich dankbar fein. 
Aber nächftens bift auch du verdeckt 

Und kein Stern leiht mir den kleinen Schein. 
Werd ich dann verloren und erfchreckt 


Hilflos tappen mit gepreßter Bruft? - 

Nein, dem dumpf entiwöhnten Blick erwacht 
Neuer Lichtfinn fchon, Urjägerluft: 

Ich erobre die entdeckte Nacht. 


vor, aber seine inneren Qualitäten ...” 

„Ist er zärtlich?” 

„UÜberströmend! Er muß natürlich richtig behandelt 
werden.” 

„Seien Sie außer Sorge! — Aber vielleicht ist er 
ein rechter Wüstling?” 

„Wie können Sie denken!” protestiert der Ver- 
käufer gekränkt, „wir sind doch eine gediegene 
Firma, Freilich” — er seufzt bekümmert — „Mann 
bleibt Mann. 
„Da haben wir's schon.” 

„Sie dürfen mich nicht mißverstehen — auf die 
Natur haben wir leider keinen Einfluß. Wenn Sie 
etwas zur Eifersucht neigen — wir führen auch 
einen ausgesprochen verläßlichen Typ, natürlich 
erheblich teurer.” 

„Ist er schick?” 

„Entscheiden Sie selbst.” 

„Rasiert er sich jeden Tag?” 

„Jeden Tag nicht, aber häufig.” 

„Verdient er gut?” 

„Er hat eine gesicherte Stellung.” 

„Ist er eifersüchtig?” 

„Nicht die Spur.” 

„Das möchte ich eigentlich auch wieder nicht... 
Gibt es nicht ein Mittelding zwischen Othello und 
Waschlappen?” 

„Gnädigste, auf solche Differenzierungen können 
wir uns nicht einmal bel Maßarbeit einlassen.” 
Pause. 

„Was meinst du?” 

„Ich finde ihn reizend, Jedenfalls viel besser als 
den meinen.” 

„Dann nehme ich ihn.” 

„Sie haben gut gewählt”, lobt der Verkäufer und 
will den Gatten einpacken. 

„Halt! die Hauptsache...‘ Und mit leiser Stimme 
am Ohr des Verkäufers, „wie Ist er zuhause?” 
„Primal — Sie haben ja den Garantieschein.” 
„Nur auf ein Jahr. Aber nachher?” 

„Oh, dieser Typ ist zäh, der hält gut dreimal so 
lange.” 

„Und dann?” 

„Dann... ja dann, mein verehrtes Fräulein, wir 
handeln doch mit Ehemännern und nicht mit Kurio- 
sitäten! — Den Zettel an die Kasse, bitte. — Die 
Dame bezahlt 315 Lire, Ich empfehle mich den 
Damen!” (Aus „Il Travaso delle Idee“) 





(Magon) 








„Ich finde mich auf beiden Bildern nicht ähnlich!“ — „Seifroh, Reinhold, noch ähnlicher wäre eine Beleidigung!" 


“Trovo che nessuno dei due ritratti m’ ossomiglia!,, — "Siane pago! Una maggior somiglianza sarebbe un’ offesal,, 


278 


Tinte gegen Papier 


Ein 1 r z 

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/ 97 NZ 
'Y 


Inchiostro contro carta: L'inchiostro ha la sua gioia pazza, quando di carta c’ & gran bazza!,, 


279 


DER ABEND 


Groteske von Kurt Groos 


Die Gräfin hatte uns zu einem Abend eingeladen. 
Im Salon der Gastgeberin waren bei meiner An- 
kunft der Fürst von Stochmaringen nebst Gemah- 
lin, die Damen Hohenspann-Zuckfall, ein Klavier- 
virtuose namens Gangelging, der unter dem Pseu- 
donym Müller komponierte, der Filmschauspieler 
Jan Uwe Mikrosme und der Sachbearbeiter an- 
wesend. 

Der Sachbearbeiter stellte mich den anderen Herr- 
schaften vor, wobei mich peinlich berührte, daß 
der Fürst bei der Begrüßung vier Finger der Rech- 
ten zurückklemmte; hierdurch bekam man den 
Eindruck, einem Einfingrigen die Hand zu reichen. 
Die Fürstin dagegen war eine leutselige Dame, sie 
sah mich auf bestimmte Weise an, deutete auf 
den Gatten und tippte mit dem Zeigefinger auf 
ihre Schläfe; später erzählte sie, der Fürst ver- 
bringe einen großen Teil des Jahres in einem 
Nervensanatorium, 

Die Gräfin, die Gastgeberln, bestrickend wie im- 
mer, leitete das Festessen mit einer klebrigen 
Masse in kleinen Schälchen ein, eine Masse, die 
nach Honig roch und nach Leim schmeckte, an- 
schließend reichte ein einäugiger Mestize eine 
Art Skorpion in süßlicher Hummersoße, eine bis- 
her unbekannte Krebsart, wie ich annahm. Der 
folgende Gang bestand aus einer durch einen 
Fleischwolf gedrehten Masse, teils Fisch, teils 
Fleisch, teils Mehl mit viel Rosinen und kleinge- 
hackten Selleriewürfeln und alles ungar; natürlich 
konnte es auch etwas ganz anderes sein. 

Die Gräfin, taktvoll-sicher die feinen Fäden der 
Unterhaltung haltend, erkundigte sich, ob auch 
Arsenesser unter uns seien — Ich verneinte er. 
schreckt, die Anderen schwiegen. „Honny solt. 
sagte die Gräfin und zitierte die nächste Platte. 
Die dann goreichte Speise war zu lockeren, zin- 
noberroten und innen hohlen Türmchen aufge- 
schichtet, geschmacklich vermittelten diese kleinen 
Pagoden die Illusion von in Salmiakgeist getauch- 
ten Brotkrümelchen mit Kalkbeigabe als Bindung. 
Dazu wurde eine lederartig riechende Beize in 
silbernen Kännchen verabreicht. 


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Sübrik feiner Parfümerien 








Ich muß sagen, daß ich tapfer mitaß und wirklich 
gespannt war, als die Gräfin bemerkte, daß nun 
ein uns allen fremder Gaumenkitzel komme, sie 
sel gespannt, wie er uns wohl munde. 

Als man das Gericht auftrug, wandelte sich meine 
leicht deprimierte Stimmung schlagartig; es 
schmeckte mir prächtig und ich griff, wie mir 
schien, öfter zu als erwünscht. Es handelte sich 
um das gleiche Gericht, das ich jeden Samstag 
in meiner Stammkneipe esse. 

Die anderen Gäste zierten sich außerordentlich, 
man schüttelte verwundert die Köpfe, stocherte 
verlegen auf den Tellern herum und sah mit er- 
staunten Augen die Gastgeberin an, die zum 
forschen Zulangen ermunterte. 

Nach dem Essen gratulierte man der Hausherrin 
zu den guten Einfällen, die letzte, fremde Speise 
sei besonders excellent gewesen. 

Auch ich bedankte mich gebührend, möchte aber 
heute wie damals darauf schwören, daß alle Teil- 
nehmer des Abends das letzte Gericht doch als 
Sauerkraut mit Eisbein erkannt hatten. 


Der Schaukelstuhl 


Von Herbert Lestiboudois (im Felde) 


Ich lieg’ im Stuhl, der mit mir schaukelt, 
Wie eine Diva hingegossen, 

Von. Träumereien hold umgaukelt — 

Nur, wer nicht drinsitzt, blickt verdrossen. 


Es ist ein Stück, mit dem zu prunken 
Sensationell ist hier im Osten — 

Oh, schönes Glück, so hingesunken 
Den Neid der andern auszukosten! 


Und jene, die auf Bänken hocken 

Und finster Kreuzworträtsel 1, 

Mit sanftem Hohn zur Wut zu locken — 
Und dann beseligt einzudösen! 





vorlegen, wi 





eine 


bestimmt ist. 





280 


KRONEN-KRAWATTEN-PABRIK Fi MFibheE verun ca 


MEIN FREUND JOHANNES 


Es war am späten Nachmittag, Johannes hatte 
ausnahmsweise einmal Einkäufe in der Stadt ge- 
macht und strebte nun mit schnellen Schritten 
der Bahn zu, die ihn aus dem verhaßten Trubel 
wieder In seinen stillen Vorort bringen sollte, 
Vor seinem inneren Auge erschien lockend das 
Bild seines gemütlichen Zimmers mit der gelieb- 
ten Schreibtischecke, Ja, dort wollte er nachher 
friedlich arbeiten oder ungestört mit seiner Frau 
im Wohnzimmer bei einer Tasse Kaffee seine 
schrecklichen Erlebnisse im Menschengewühl 
durchsprechen. Diese köstliche Vorstellung ließ 
Ihn seine Schritte noch beschleunigen, 
Da schlüg ihm plötzlich jemand auf die Schulter. 
Er wandte sich um und erblickte Martin, der ihn 
harmlos fröhlich anlachte, 
„Na, alter Junge, du machst aber Beinel Ich habe 
laufen müssen, um dich einzuholen. Das hat mir 
Durst gemacht. Komm mit, mein Freund, hier um 
die Ecke ist eine nette Klause, deren Wirt weiß, 
was ein gutes Weinchen ist, und was der Martin 
gerne trinkt.” 
Martin brachte diese Worte wirklich so nett und 
voll warmer Freundlichkeit heraus, daß Johannes 
nicht einfach kurz ablehnen mochte. Aber die 
Sehnsucht nach seinem Heim war doch so groß, 
daß er versuchte, ihm seinen Plan auszureden. 
„Das ist ein netter Gedanke, Martin”, sagte er. 
„Aber es ist schon spät, und deine Frau wartet 
sicher sehnsüchtig auf dich. Da hast du es doch 
bestimmt eilig, heimzukommen, wie Ich übrigens 
auch, Laß uns also lieber gehen. Wir können uns 
Ja bald einmal wieder treffen.” 
„Ach, Johannes, mir eilt es wirklich nicht so. Was 
soll ich alleine zu Hause, Meine Frau Ist Ja heute 
den Nachmittag und Abend bei deiner Frau. Aber 
wenn du es eilig hast, müssen wir natürlich wei- 
ter, Schade, ich hätte gerne ein Gläschen mit dir 
gekippt”, bedauerte Martin und ging los In Rich- 
tung Bahnhof. 
„Deine Frau ist bei meiner Frau? Ach so. — Na, 
Martin, ich will dir keinen Korb geben. Gehen 
wir in deine Klause und trinken wir ein paar 
Gläschen”, sagte Johannes. 

Jürgen Bieger 





ie höchsten geschmacklichen Ansprüche in bezug 
auf die Kleidlung müssen bei all den Herren erfüllt sein, die im Beruf oder in der Ge- 
sellschaft mit Menschen zusammenkommen, die ein Auge dafür haben. Wie gut, 
daD man’ sich wenigstens auf dem Gebiet der Krawatte keine allzu 
großen Sorgen um die Auswahl eines in jeder Hinsicht korrekten 
und geschmacklich einwandfreien Stückes zu machen braucht. 
Man läßt sich einfach eine Kollektion der neuesten 


TONEN walten 


t die zunagende und hat die abso- 
lute Gewähr, mit das Vollkommenste zu 

tragen, was an modernen Krawatten erzeugt 
werden kann. Die unzähligen, ständig 
durch neue ergänzten Muster ermöglichen 
harmonische Anpassung der 
Krawatte an den Anzug, für den sie 









KRONEN 
MARKE 


Kronen: Krawatten erkennt man belın Kauf 

FI den feinsten Herrenmodegmchäften ua der 

eingenähten KRONEX-MARKE FNT. Siesind vol. 

elastisch, handgenäht, elegant und einmalig wie ein Model, 

(wei von jedem Master mar wenige Krawatten bergestelt wurden. 








Speochen op NEUE Art! 


Ohne mechanisches Wörterbüffeln 


. Heil's Speachen-Neüsystem 


Schnellmethode zum Selbststudium 


für Englisch - Feannösisch - Italienisch 


Lesen Sie hier, was unse! 





Das Golosene prägtsich splotond leicht ein 
Dr, Hell's Schnelikurs Itallenlsch übar- 
tritt bel weitem all meine Erwartun- 
gen. Ich habe eine kleine Dorfschule 
besucht und hatte keinen Schimmer 
von Fremdsprachen. Erst nachdem Ich 
mich mit einer liallenischen Familie 
sohr gut angefreundet hatte, kam in 
mir der Wunsch auf, duch die lalle- 
nische Sprache zu "beherrschen, Ich 
habe nicht Immer regelmäßig golemnt, 
sogar manchmal tagelang ausgesetzt. 
Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, 
man braucht weder auswendig zu lor- 











Kunden schreiben: 





lionische Zeitungen zu losen und Briefe 
zu schreiben. Ich habe os selbst nicht 
für möglich gehalten, daß man In so 
kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen 
kann. Mit guiem Gewissen kann Ich 
jodom dieses einzigartige Werk welter- 
empfohlen 

Rodebeull, Margot Hanning, Radebeul, 
den 29. April 1941 Lossingstraße 7. 


Kein Auswondiglernen von Vokabeln 
Ich finde Ihr Neusysiem Insoforn un- 
Übertrefilich, ols das Auswendigiernen 
von Vokabeln und grammatischen Ro- 

denn der 






























SCHRAG halten! 


Wenn Sie „Kupferberg Gold” ein- 
gießen, lassen Sie bitte den Sekt 
langsam an der Wand des schräg 
gehaltenen Kelches hinabfließen. 
Richten Sie dabei das Glas 
allmählich auf. So sichern Sie 
am besten, daß das köstliche 
Naß nicht überschäumt, - 




















nen, noch Vokabeln und grammatische 
Rogein pauken, noch Irgendwolche 
Vorkenntnisse oder eine besondere Bo- 
jabung zu bosltzen. Man liest, und das 
‚olosone prägt sich spielend leicht 


gein ganz ausgeschaltet ist, 
lohrstoft prägt sich In seinem Aufbau 
ganz von selbst dem Gedächtnis ein. 
Dor behandelte Stoff wird In Inter- 
ossanter Wolse gohracht und kann rost- 





oln. Moine italienischen Freunde waren los Im praktischen Leben verwendet 
überrascht Über meine schnellen Er- werden 
folge, besonders Über die gute Aus- St. Pölten. 15. Jan 1940, Adalb. Redl, 


sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- Josofstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr a} 
olno Sammlung toter Vokabeln entgegen, sonder so, wie sie wirklich und td; 
lich In labendiger Rode und Gegenredo gesprochen und gebraucht wird. Je 
mechanlscho Auswondiglernen fällt fort, denn eine wortverwandt nougostaltete 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert dos Sprachgut. 
Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 
daß Ihnen dor Sprachstoff ohne mochanisches Auswendiglemen zuflioßt. Gleich 
einor Intorossanten Loktüre, die unterhält, anragt und erfieut, geht die Anelgnung 
dor Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- 
schulblidung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unsorer Anweisung 
ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sio 
leicht und von Anfang an, unsere Texte zu losen, zu sprechen und zu schr 


Durch Jode Buchhandlung zu bozlohen / Die Einlührungsbroschüre üb: 
Dr. Holl's Sprachen-Nousystom erhalten Sie auf Anforderung gi 


Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille / München 15, Schwanthalerstr. 99 











































KUPFERBERG GOLD 
x Digit Luncfeie % 





Auch unter der 


Wasserleitung geht's! | 


Daß Cinzano kühl gereicht am besten 

schmeckt, weiß jeder Kenner. Wenn 

Sie aber kein Eis im Hause haben, 

brauchen Sie ja nun deshalb Ihrenkost- “ 

baren Cinzano nicht stehen zu lassen 

-— auch die Wasserleitung tut es. Die 

Hauptsache ist, daß Cinzano nicht 

zimmerwarm gereicht wird. Das wäre schade, denn Cinzano 

Ist nun mal heutzutage durch die enorm gesteigerte 
Nachfrage knapp. Da ist es dann gut, 

daß eine angebrochene Flasche nicht auf 

einmal ausgetrunken zu werden braucht — 

Cinzano ist auch in geöffneter Flasche un- 

begrenzt haltbar. 

und bedächtig, wie es sich für einen edlen 

Wein gehört, Und nochmals — bitte kühl 


servieren— so schmeckt Cinzano am besten. 


EINZANO 


IN UNVERÄNDERTER GÜTE 


Also, immer langsam 





281 


Wien, Schönbrunn 





Das Große, Erhabene und das Kleine, Auss 
erlesene haben eines gemeinsam: Sie erwecken 
Freude und Bewunderung. So ist es oft audı mit 


den großen und kleinen Freuden des Lebens. 
Dem Raucher bietet zum Beispiel eine gute 
Zigarette immer wieder besonderen Genuß. 





NIL DRITTE SORTE MEMPHIS MILDE SORTE 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 





Kiuy stand mit mir vor der Modistin Fenster. 
Kitty seufzte wie In alten Tagen. 

„Geliebter Johannes!” 

„Was soll es denn sein, Kitty?” 

„Sag, Johannes, welcher Hut gefällt dir am besten?” 


Als Bobby einmal auf dem Lande weilte, besuchte 
er auch eine große Bauernwirtschaft und ließ sich 


interessiert alles erklären. — „Und dieses Kücken”, 
erklärt der Landwirt, „kommt aus einer Brut- 
maschine!” — Wendet sich Bobby an seinen ihn 


begleitenden Freund Rudi und meint begeistert: 
„Großartig! Und dabei sieht es genau so aus, wie 
eines, das... aus dem Ei gekrochen ist!“ F.H. 


Graf Bobby lernte einen Herrn kennen. 

Der Herr stellte sich vor: 

„Gestatten — Watzmann!” 

Graf Bobby horchte auf: 

„Watzmann? Watzmann? Sagen Sie, kennen wir 
uns nicht aus Berchtesgaden?” ].H.R. 


Bobby besucht seine langjährige Sommerfrische. 
Er läßt sich auf der Postveranda nieder und unter- 
hält sich leutselig mit dem Wirt. 

Da latscht eine alte Frau vorüber. 

„Das ist die Mooshamer Kathrein”, sagt der Wirt. 


schon vor zwei Jahren gezeigt. Ist sie noch immer 
die älteste?” 


P ansting! ist ein geborener Phlegmatiker 

Fährt er neulich mit Wisgrill nach Salzburg. Wie 
jener In Linz beim Wagenfenster hinaussieht, be- 
grüßt ihn jemand am Bahnsteig: 

„Guten Tag, Herr Aubrunner! Wie geht es denn?" 
„Danke der Nachfrage”, entgegnet Panstingl, „ganz 
gutl” 

„Was machen die Geschäfte?” 

„Man muß zufrieden sein!” 

„Frau Gemahlin und Kinderchen alle wohlauf?“ 
„Unberufen!” 

Da pfeift es und der Zug setzt sich in Bewegung, 
Fragt Wisgrill: 

„Wie kannst Du Dich denn mit einem wildfremden 
Menschen einlassen —, Du heißt doch gar nicht 
Aubrunner, hast weder Weib noch Kind’ 
Erwidert Panstingl:; 


Ich entschled schnell: 
„Der, den du auf hast, Kitty!” 


„Weiß schon, weiß schon”, nickt Bobby, „die 
älteste Einwohnerin des Ortes, die haben Sie mir 


„Deshalb soll ich mich vielleicht wegen der paar 


IHR. Minuten... in einen Streit einlassen?” F.H. 


Vertraüenswürdige 
uhisel 
Präparate 


sind keine Modeartikel. Sie sind nicht aus 
irgendwelchen Zeitströmungen heraus ent- 
standen. 

Langjährige Forscherarbeit bildet die Grund- 
lage für ihre Herstellung. Ihre tägliche An- 
wendung durch Jahrzehnte ist eine Prüfung 
von einzigartiger Gründlichkeit und zugleich 
der Beweis für ihre bleibende Anerkennung 
und Wertschätzung. 


SANATOGEN 
FORMAMINT. 
KALZAN 


Bauer & Cie. « Johann A. Wülfing 
Berlin SW 68 





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TONERFAHREN 


FABRIKATION UND VERTRIEB 


VALVO 


RADIOROHREN GMBH » BERLIN W&2 
Fabriken in Aachen, Berlin, Hamburg, Wien 








ier:das ist ED 


Sie sehen: die Liebe zur guten Pfeife Tabak hat sich bei uns treu 
erhalten. Ebenso treu ist auch die große Schar der Raulino-Anhänger. 


RAULINO@TABAK 


gab es seit jeher jür jeden Geschmack. Ob Krull-, Grob- oder 
Feinschnitt mit Orient- oder Überseecharakter, leicht oder kräftig, 
die Wahl ist nicht schwer: wählen Sie wie gewohnt, aber Raulino! 





"Hergestellt in den Werken BAMBERG » KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT 


282 









anzc raft- 


Fehört er 1 front. Del 
iu. EINES LP SE 
Bes Je. 0 CH: 





GEWINNER 


Dos MM-Preisgericht hat seinen Spruch gefällt und nachstehenden 
Einsendern die ersten 15 Preise zuerkonnt. 
Wilhelm Schlingmenn, Detmeld, Behnhefstraße 3 
Paul Schubert, Brlin, Töbingerstroße 7 
Erich Körner, Berlin, Königin-Eiscberh-Stroße 62 
Rube, Berlin, z. Zt, de 

(egard Geiger, Stuttgart, Linzs 
dt, Magdeburg, 
insheim, Adelf-Mitler-Platz 82 
tzenstein, Mönchen, x. 21. im Felde 


Kl ch IIIAT LLCAHFLEITE Aogaste Sewunuhaid, Homın, Cldenhalorwng 199 
10. Preis Adolf Welland, Dortmund, Kıeuzstraße 62 


- . - | 11. Preis Lina Zaraka, Gere, Wilbelm-Fric-Platz 5 
(Pages dee. zinzurichdern 12. Preis Robert Fürer, Giengen, Hirschstraße 7° 
B% 2 13.Preis Hauptmann Dr. von Papen, Dresden, z. 2. im Felde 


Linda Oehier, Oberschlamo, Adll-Hitlar-Strade 49 1 
Feldwebel Werner Schmidigen, z.Zt. im Felde 


Die 15 Preisträger wurden ebenso wie die weiteren 485 Gewinner 
bereits unmittelbor benachrichtigt. 

Allen MM-Freunden, die nicht mit einem Preis bedacht werden 
konnten, sogen wir an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für 
Ihre freundliche Mitarbeit, 

Yon Anfragen jeglicher Art bitten wir höflichst Abstond zu,nehmen 


Matheus Müller 


SEKTKELLEREI ELTVILLE AM RHEIN 








cf, zoirD a2 serszes 
Oigarelten die zleiche rere 
Jchaberı sore je? 

















GESCHICHTE 


FÜR ALLE von H.Schilling, 768 Seiten, 
zseitige Bilder, 263 teils farbige Karten. 


Das Ende Ihrer 
Magenbeschwerden Bat hea Zn 
jedes Haus gehört, Halbl,, Geschenkausstattg. 


7 
o, Nur RM 26.—, monatlich RM 5.20 
von Wagendrud, +brennen, »Ichmerzen. füe - 
rem MWuftohen Sodbrennen, Stollern. Blä- K. WALTER THOMAS, In. Ju Brand, 
ungen wo. dich Beleitinung der Urfachen pi ), Hindenbungstr. 
So sollten Sie erwachen, mlı Frohsinn und mi 


berbeiaufübren, At das Stel der wenen Be- 
u . 
Lachen! Sorgen Sie nur tür ungestörten Schlas 


bandlunasart mit 
Sat. I frel von Natron 
Thylial: Pillen u. Snonene 
durch OHROPAX-Geräuschschützer IhArclhrken zu RMo?S 145u.10B00rhällich 
Weiche. Formbare Kugeln zum Abichließen der [4 uener Sanophorm"-Fa abıik Manfred Fischer 


Tholial tft beftimmt, Den, Mranentäuzenghalt 
Gehörganges Schachtel miı # Paar RM 1.66) "Bühl (Baden) 


di, normallfieren. ber Bildung, bädliner 
Särımasläugeı entgeaenzutreten 1. Heyungen 
Be Absinekan Max Neawer. Porsdam 79 Verieb Otto Stumpf Aktiengeelchat Leipze 




























der Manen-Schletmbaut au verbüten, al 
Itenı die GEEIArng für die raiben und arlinde 
Iichn, Dauereriolge des 3 bnlial, Berfabreng, 
Schachtel mtr 40 Pien MW, 1.52. Erhältlich 
in den Apotbelen; m0 HL dan 
thefe, Winden, ofen 

die Sultihrungsteiit N7ritohenlor und it» 
verbindlib von der Wa. Garl Wübler 
Konflans. 


i (©, geschlafen - gut gelaunt! 



























Yon BC. un Mare 









er 
Erinserusgabäeher: 
Sing In Pet, „. 3,75 
Kampf am Kennen 3,75 
Kitar Im Westen . 4,80 
Sing Ah.Fraskreict 4,80 


Alin 4 Blade RM 11,10. 
auch miszela 4. Kacha, 


Bachhandig. TRÜRSCH Dissezort-x so 









Ein guter Rat 
TÜCKMAR Schicken Sie den g 


| Simplicissimus 










für die 












wenn Sie - 
Freunde des 


Alles-Kitt 


Ihn gelesen haben | 





WELTRUF 


SOLINGEN 


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an die Front! 


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283 


Panjewagen - Carro padronale 


os, Oberberger) 





Aurelios Heiratsabsichten 


Von Konrad Seiffert 


Aurelio Granera wollte heiraten. Ramon und Ich, 
wir dachten, der Schlag solle uns treffen, als wir 
das hörten. Alles war vorbereitet für unsern Ritt 
zum Rio Bermejo. Es ging um Reiherfedern. Aure- 
lio war am Rio Bermejo gewesen, er kannte den 
Fluß genau, er wußte, wo sich ein Riesenlager von 
Edelreihern befand. Jetzt mußten wir hin, jetzt, 
wenn wir nicht zu spät kommen sollten. 
Und nun die Heirat! Sie warf alle unsere Pläne 
über den Haufen. Sie brachte uns um Hunderte, 
um Tausende von Pesos. Und um ein Abenteuer. 
Denn dieser Ritt zum Rio Bermejo und das Sam- 
meln der Reiherfedern war eine abenteuerliche 
Sache, wahrhaftig! 
„Wir müssen etwas gegen die Heiratsabsichten 
Aurelios unternehmen”, sagte Ramon, „er kann 
heiraten, wen und wann er will. Aber jetzt darf 
er das nicht tun! Und es ist ungezogen von Ihm, 
uns so aus dem Hinterhalt zu überfallen. Kein 
Wort hat er uns gesagt!" 
Auch ich war dafür, daß aus der Heirat Aurelios 
jetzt nichts werden dürfe, Und als er aus San 
Ignacio zurückkam, nahmen wir uns den Burschen 
vor. 
Wir klärten ihn auf. Wir sagten ihm, die Marce- 
lina, die er heiraten wolle, sei überhaupt keine 
Frau für ihn, sie sel eine ganz durchtriebene Per- 
son. Und das war sie auch, Sie können es glau- 
ben, lieber Herr! 
Wir machten den Aurelio ziemlich weich, ie Ist 
das denn überhaupt so schnell gekommen?“ fragte 
„Ich ihn, als er schon reichlich mürbe war. „Man 
hat ja gar nichts von der Sache gehört! Und nun 
willst du den Ehemann spielen und uns sitzen 
lassen? Das Ist toll” 
Aurelio wand und drehte sich: „Ja, wie ist es ge- 
kommen! Ich weiß es selber nicht so richtig! Es 
kam sehr schnell. Ihr wißt ja, wie die Frauen 
sind. Erst Ist gar nichts. Aber dann lachen sie 
dich an, dann wiegen sie sich in den Hüften, 
legen den Kopf schief, dann lachen sie wieder, 
und dann hängen sie dir am Halse. Du kannst da 
gar nicht viel tun. Ja, so ist das eben!” 
„Und die Reiherfedern?” fragte Ich, 
„Die Reiherfedern! Am Sonntag ist Hochzeit. Mar- 
celina hat ihre Familie schon eingeladen. Sie hat 
eine große Familie. Es soll eine Riesenhochzeit 
werden. Und ihr beide sollt auch Gäste sein. 
Wir haben schon — — —" 
„Ganz gleich, was ihr schon habt!” erklärte ich 
dem Aurelio. „Aus dieser Heirat, aus dieser Hoch- 
zeit wird nichts! Glaubst du, wir verzichten auf 
die Reiherfedern, nur well du dein Vergnügen im 
Kopf hast? An unsere Abmachungen hast du wohl 
überhaupt nicht mehr gedacht, wie?" 
„Doch“, behauptete Aurelio, „doch, ich habe 
schon daran gedacht. Aber was willst du tun, 
wenn dich ein Mädchen wie die Marcelina — —" 
„Rede keinen Unsinn. Und sei froh, wenn wir dich 
vor deinem Unglück bewahren. Jawohl, es Ist ein 








Unglück für dich, wenn du die Marcelina heiratest. 
Und überhaupt: woher willst du denn das Geld 
für die Hochzeit nehmen? So eine Sache kostet 
doch eine Menge Geld. Und du hast doch keins!” 
„Ich hatte geglaubt, ihr würdet mir ein wenig 
unter die Arme greifen!” 

Hier lachten wir beide laut auf, Ramon und 
ich. „Einem Verbrecher helfen wir nicht, du mußt 
dich erst wieder ehrlich machen”, sagte ich, „laß 
das mit der Heirat. Reite mit uns zum Rio Ber- 
mejo. Nachher kannst du heiraten. Wenn du dann 
noch Lust dazu hast!" 

„Aber die Marcelinal” meinte Aurelio sorgenvoll 
„Laß’ uns nur machen!” entschied Ramon. „Mit 
der Marcelina werden wir fertig!. Wir reiten mor- 
gen nach San Ignacio. Du bleibst hier und be- 
reitest alles für den Ritt zum Rio Bermejo vor. 
Wenn wir zurückkommen aus San Ignacio, brechen 
wir sofort aufl” 

Aurelio wollte noch Einwendungen machen. Aber 
wir hörten uns nichts mehr an. Der Bursche war 
weich genug. Es galt jetzt nur noch, das Mäd- 
chen herzhaft zu bearbeiten. Und das taten wir 
dann am andern Tage in San Ignacio. 

Wir kannten die Marcelina, sehr gut kannten wir 
sie. Es gab noch mehr Männer in der Gegend, 
die Marcelina kannten. Der Aurelio schien das 
nicht zu wissen. Das Mädchen war hübsch, ich 
muß das sagen. Aber sie war'keine Frau für 
Aurello. Auch für Sie wöre Marcelina keine Frau 
gewesen, lieber Herr, wirklich nicht! 

„Marcelina’, sagte Ramon zu dem Mädchen, „der 
Aurello schickt uns. Er hat da eine Sache zu er- 
ledigen mit der Polizei, eine üble Sache. Sie wird 
fünfhundert Pesos kosten. Ja, damit kann man sie 
wohl aus der Welt schaffen. Wir haben ihm zwei- 
hundert Pesos geliehen, mehr konnten wir nicht 
auftreiben. Und du sollst die restlichen dreihun- 
dert Pesos geben, meint Aurelio — — —" 

„Ich? Ich soll ihm Geld geben?” fuhr uns Marce- 
lina an. „Er ist wohl nicht richtig im Kopfl Wie 


Lebenslügen 
Von Eugen Roth 


Ein Menfch wird fchon als Kind erzogen 
Und, Dementfprechend, angelogen. 

Er hört die wunderlichften Dinge, , 

Wie, daß der Storch die Kinder bringe, 
Das Chriftkind Gaben fchenk’ zur Feier, 
Der Ofterhafe lege Eier. 

Nun, er durchfchaut nach ein paar Jährchen, 
Daß all das nur ein Ammenmärchen. 

Doch andre, weniger fromme Lügen 
Glaubt bis zum Tod er mit Vergnügen. 


284 


kommt er bloß darauf? Dreihundert Pesos! Ich 
würde sie nicht hergeben, auch wenn ich sie 
hätte. Und ich habe das Geld nicht!” 

„Schadel Schlimm, sehr schlimm für Aurello!” 
sagte Ramon. „Was machen wir da nur?” 
„Warum kommt 'der Aurelio denn nicht selber zu 
mir?“ wollte Marcelina wissen. 

„Er kann nicht kommen. Er sitzt fest. 
Polizei, weißt du, die Polizei — — —" 
„Er sitzt fest? Die Polizei?" 

„Ja, man hat ihn verhaftet. Aber die Sache wäre 
nicht allzu schlimm, wenn wir das Geld hätten. 
Ach, wir wollen nicht darüber reden. Vielleicht 
erzählt er dir später einmal alles selberl" 

„Am Sonntag soll Hochzeit sein! Es ist schon 
alles vorbereitet. Und da läßt sich der Aurello 
verhaften! Was wird nun, wenn er das Geld nicht 
aufbringt?” 

„er muß es aufbringen! Und dann wird er ver- 
schwinden für einige Zeit. Aus der Hochzeit wird 
sowieso nichts werden!” 

Marcelina wurde jetzt sehr zornig. Sie schrie und 
taste. Sie raufte sich das Haar. Ich muß sagen, 
daß sie in ihrer Wut sehr gut aussah, wahrhaftig! 
Aber ich hätte sie trotzdem nicht zur Frau haben 
mögen. 

Wir machten betrübte Gesichter, der Ramon und 
ich, sahen zu, wie Marcelina tobte, drehten ver- 
legen unsere Hüte in den Händen, und Ramon 
sagte: „Was tun wir bloß? Dem Aurelio muß doch 
geholfen werden!” 

„Ich helfe ihm nicht!’ schrie Marcelina. „Ich nicht! 
Mich so zu blamieren! Es ist kaum zu glauben! 
Was tue ich nun? Danach wird nicht gefragt, wie?” 
Wir sagten, die Sache sei natürlich auch für Mar- 
celina betrüblich, so kurz vor der Hochzeit diese 
Geschichte, diese Verhaftung. Aber der Aurelio 
sei ja schon Immer sehr unvorsichtig gewesen. 
Marcelina war, das sahen wir deutlich, fertig mit 
Aurelio. Für sie gab es nur noch eine Frage: was 
tue ich, um der Blamage zu entgehen? Für sie 
gab es nur ein Problem: wie komme ich zu einem 
Mann, der mich am Sonntag heiratet? 

Darüber dachte sie nach, und sie wurde unheim- 
lich still und ruhig, während wir noch immer von 
Aurelio und von seinem Pach erzählten und davon 
sprachen, daß wir dreihundert Pesos für ihn 
brauchten. 

Die ganze Unterhaltung zwischen Marcelina und 
uns fand auf der Plaza von San Ignacio statt, die 
leer, kahl, groß und viereckig war wie jede Plaza, 
Wir liefen mit dem Mädchen hin und her. Es hörte 
uns niemand zu, Beobachtet? Ja, beobachtet 
wurden wir natürlich von den Häusern aus. Aber 
das störte uns nicht. 

Ein Herr kam dicht an uns vorbei. Wir kannten” 
ihn nicht, Er sah etwas blöde aus und hatte 
vorstehende Zähne im Oberkiefer. Er grüßte das 
Mädchen sehr’nett, schon von weitem. Marcelina 
lachte ihm zu. Sie war plötzlich ganz verändert, 
Sie wiegte sich in den Hüften, sie hielt den Kopf 
schief, sie lachte wieder. 

Und dann rief sie: „Ah, Don Policarpol So uner- 
wartet in San Ignaciol” 

Der Herr kam zu uns, wir machten unsere Verbeu- 
gung, und Marcelina sagte: „Die Herren wollen 
mich durchaus verheiraten. Was meinen Sie dazu, 
Don Policarpo?” 

Nun, der Caballero war entsetzt. Und es stellte 
sich heraus, daß er hinter der Marcelina her- 
gewesen war, ehe Aurelio Helratsabsichten ge- 
habt hatte. „Aber ich habe es mir überlegt”, 
lächelte Marcelina, „ich werde überhaupt nicht 
heiraten!“ 

Don Policarpo war wirklich etwas blöd. Denn 
was er jetzt sagte, das war eine regelrechte Wer- 
bung. Ja, auf der Plaza von San Ignacio bewarb 
er sich In aller Form um Marcelinas Hand. Wir 
atmeten auf. 

Das tat wohl auch Marcelina. Sie verabschiedete 
uns mit einem gnädigen Kopfnicken. Wir ver- 
beugten uns sehr tief, sehr höflich vor Ihr und vor 
Don Policarpo, gingen zum Hotel und sahen, daß 
Marcelina und der Herr auf der Plaza hin und her 
schritten. Wir waren überzeugt davon, daß die 


la, die 


Der Fingerzeig 


(K. Heiligenstaodt) 





„Natürlich trage ich Kränze nicht gerne aus, die pieken immer, aber 
man wird wenigstens von den älteren Herren nicht angequatscht!* 


La lezioncina: ""Naturalmente, io non porto volentierl ghirlande, perch& pungono sempre; 
ma almeno non ci sentiamo dir sciocchezze dal signori attempatil,, 


285 


beiden einig wurden miteinander, daß am Sonn- 
tag schon Hochzeit gefeiert wurde, daß Marcelina 
sich vor ihrer Familie nicht zu blamieren brauchte. 
Sie können es glauben, lieber Herr: w'r hatten es 
eilig, wegzukommen von San Ignacio, Der Aurelio 
empfing uns mit Ungeduld. „Nun, was habt ihr 
ausgerichtet? Wie hat sie alles aufgenommen?” 
„Gut hat sie es aufgenommen!” sagte Ramon. 
„Sie feiert am Sonntag Hochzeit, Mit einem Don 
Policarpo. Sie ist froh, daß sie dich los Ist!” 
„Maria santissimal‘ stöhnte Aurelio auf, und er 
wischte sich den Schweiß von der Stirn. „So eine 
Teufelin!” 

„Sei froh, daß wir dich von Ihr befreit haben!” 
sagte ich, „Du weißt gar nicht, wie dankbar du 
uns zu sein hast!” 

Wir, der Ramon und ich, waren überzeugt davon: 
wir hatten den Aurelio vor einem großen Unglück 
bewahrt. Und auch Sie, lieber Herr, werden zu- 
geben müssen, daß es schlecht für den Burschen 
gewesen wäre, wenn er dieses Mädchen gehei- 
ratet hätte. x 

Am nächsten Tage ritten wir zum Rio Bermejo 
und in ein Abenteuer, aus dem wir mit leeren 
Händen, ohne Reiherfedern zurückkamen. 





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Velhmwerden forole genen Yabn 
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wenden le cd aud) bei ftar» 
ten Schmerzen (parfant, meift 
genügt [on eine Stapfell 
Vaung 73 Pfa- In Apoteten, 


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Verlag und Druck: Knorr & Hiıth Kommaı 
Verantwortl. Schriftleiter: Walter Foltzick, München. Verantwo: 
alla Buchhandlungen. Zeliung*geschäfte ünd Postanstalten ent, 
gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen warden 


WW). 


'n der Wirkung sind beide 
gleich: Angenehm schäu- 


ÄCAACAAAACÜAAACACAACAAAA AAO 


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DER MUND 


Ein Mann sah einmal ein wunderschönes Mädchen. 
Es hatte große, seelenvolle Augen, zarte, weiße 
Hände, aber das schönste an ihm war sein aller- 
liebster, zuckersüßer Mund. Wenn er offen stand, 
ließ er die prächtigsten Zähne sehen, wenn er 
geschlossen war — doch das war er nie. 

Um dieses Mundes willen verbrachte der Mann 
schlaflose Nächte. Männer, die schlaflose Nächte 
verbringen, werden mit der Zeit schwach, worauf 
sie sich ermannen. Also führte der Mann das 
Mädchen als seine Frau heim. 

Wie nun der Mann am ersten Tag in seiner Ehe 
aufwachte, sah er verliebt sein Weibchen an und 
fand, daß der Vergötterten Mund die Größe einer 
gespaltenen Nuß hatte. Er ahnte nicht, welche 
Nuß ihm dieses Nüßchen einmal zu knacken geben 
würde, Vorderhand konnte er sich nicht satt daran 
küssen. Oh, mein Nüßchen, noch ein Küßchen! Und 
so fort, die Flitterwochen hindurch. 

Nach den Honigmonden entdeckte der Mann 
plötzlich, daß seine Frau einen Mund hatte, so 
groB wie ein Fünfmarkstück. Nur hörte sich 






leshalb so gut rei- 
und erfrischend 





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nicht alles silbern an, was daraus hervorkam. 
Später dann sah er, daß seine Gattin einen Mund 
hatte, so groß wie ein Bullauge. Im Hafen der 
Ehe kommt es bekanntlich oft zu heftigen Stürmen. 
Und mit einmal nahm der gute Mann wahr, daß 
sein Weib einen Mund hatte, so groß wie ein 
Scheunentor. Sprachlos stand er davor, 
Dabei hatte die Frau noch immer denselben klei- 
nen zuckersüßen Mund wie einst. 
Der Freund des Hauses versicherte es ihr zu jeder 
Stunde. 
Drauf ließ sich die Frau scheiden und heiratete 
den Hausfreund. 
Als dieser am ersten Tage in seiner Ehe aufwachte, 
sah er verliebt sein Weibchen an und fand, daß 
es einen Mund von der Größe eines Nüßchens 
hatte. 
Nach den Flitterwochen jedoch entdeckte er, daß 
seiner Gattin Mund die Größe eines Fünfmark- 
stückes hatte. 
Und so fort, Siehe oben. 

Dabei hatte die Frau noch immer denselben 
kleinen zuckersüßen Mund wie einst. 
Der Spiegel des Hauses versicherte es ihr zu Jeder 
Stunde. Heinz Scharpf 


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„Verdammt, meine Beine werden immer schwächer und früher bin ich doch so sicher auf der Kugel gestanden!“ 


Decrepitezza: '"Maledizione! Le mie gambe diventano sempre piü deboli e prima invece stavo cosl sicuro sopra il globo!,, 


288 


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Je größer die Demokratie, desto stärker Licht und Schatten 


Quanto piö grande la democrazia, tanto pi forti la luce e l'’ombra 


Atelierbesuch III - visita di studio Ill 


(0. Nückel) 

























































































Daniel Chodowiecki in seinem Heim 


BEEPSEIGIT 


VON WALTER FOITZICK 


Das ist eigentlich ein Gesellschaftsspiel für Er- 
wachsene. Dazu braucht man vor allen Dingen 
ein vollkommen leeres Bahnabteil. Dieses Bahn- 
abteil kann man in jedem einschlägigen Kopf- 
bahnhof erhalten, wenn man früh genug vor Ab- 
gang des Zuges ankommt, sagen wir mal, so zwei 
bis ein Stündchen, falls man Glück hat. Mehr 
braucht man wirklich nicht. In dieses Abteil steigt 
man ein und setzt sich auf einen Fensterplatz. Es 
kann sich nur um Minuten handeln, dann kommt 
ein anderer und setzt sich auf den zweiten 
Fensterplatz. 

Die beiden sind noch keine Gegner, sie gehören 
zur gleichen Partel, sie stören sich zum min- 
desten nicht, Da sitzen sie und hoffen. Was hoffen 
denn die beiden? Ach, sie hoffen, daß sie diese 
Nacht allein im Abteil bleiben werden, um sich auf 
ihrer Bank ausstrecken zu können. Die Hoffnung 
wird zu Schanden werden, denn es erscheint ein 
dritter. Nun hoffen die beiden, daß dieser sich 
auf den Eckplatz der Bank des andern setzen 
möge. Einer muß dabei verlieren, denn einem 
wird die Möglichkeit bestimmt genommen, sich 
auszustrecken. Aber der braucht sich nicht lange 
ärgern, denn schon hat der vierte Mann den 
letzten Eckplatz besetzt. 

Nun dauert es etwas länger, bis wieder Jemand 
kommt, aber im Gang vor dem Abteil ist leb- 
hafter Verkehr all derer, die einen Eckplatz 
suchen. Mit dem ganzen Hochmut der besitzen- 





den oder sitzenden Klasse sehen die Eckplätzler 
diesem Treiben zu, „Hätten halt auch früher kom- 
men sollen!” 

In dieser Zeit steigt einer oder der andere aus, 
um sich zwei bis ein Stündchen auf dem Bahn- 
steig zu ergehen, nicht ohne vorher seinen Platz 
sorgfältig zu belegen. Dazu nimmt man einen 


An Heinrich 


Nichts für ungut, mein lieber Heinrich, 

aber du bift zu fanft, viel zu fanft, 

viel zu nachgiebig, zu fuggeftibel, 

läßt dich breitichlagen, läßt dich düpieren, 
läßt dich herumkriegen, alles dir aufladen ... 


Und dann blinzelft du, hilflos lächelnd, 
hilflos und dümmlich. 


Teuerfter, du mußt auch nein fagen lernen, 
nein - nein - refolut nein! 

Oder noch beffer, Heinrich, noch wirkfamer: 
lern’ jenen köftlichen, vielzitierten, 
eindringlichsfchlichten, Rlaffifchen Kernfpruch, 
den man in Bayern, füdlich der Donau, 
gerne gebraucht, um dem Männergelpräch 
fugs eine andere Wendung zu geben. 


Oh, was ift's für ein Zauberwort! 

Lern’s, o Heinrich, mach! dir’s zu eigen, 

leg’ es zuoberft in deinen Sprachfchat, 

leibe dir’s, feele dir’s ein, und du ftehft, 

eben noch wachlig, mit markigen Knochen 

plöslich feft auf der wankenden Erdel 
Ratatöohr 


290 





darnladı 


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Daniele Chodowiecki in casa propria 


kleinen Koffer, einen Hut oder einen Mantel. Es 
muß schon ein etwas größerer Gegenstand sein, 
Ein Bleistift, eine Briefmarke oder eine Zeitung 
genügen wohl nicht als Besitzanzeige. Das hat 
sich so herausgebildet und ich glaube es Ist 
nirgends bahnpolizeilich festgelegt. Es ist altes 
Eisenbahnbrauchtum, das nicht etwa von Trachten- 
vereinen gepflegt wird, wildes Brauchtum. 
Deshalb kann es auch geschehen, daß plötzlich 
einer kommt, den Hut oder das Täschchen bei- 
seite schiebt und sich auf den belegten Platz setzt, 
Ha, wie gespannt sind die andern im Abteil jetzt 
auf das, was passieren wird. Ja, es passiert auch 
was. Der erste Sitzer steigt wieder ein und ist 
erstaunt. Mit dem Erstauntsein ist aber nichts ge- 
tan, er sagt deshalb: „Blite sehr, der Platz ist be- 
legt”. Und nun gibt es immer wieder sehr starke 
Naturen, die bleiben seelenruhig sitzen und sagen: 
„Belegen gibt es nicht”. Ach, was sind das für 
willensstarke Menschen! Inzwischen sind selbst- 
verständlich alle übrigen Plätze auch schon be- 
setzt und der Krach, der jetzt entsteht, spielt sich 
vor vollem Haus bzw. vollem Abteil ab, Wer die 
besten Nerven hat, gewinnt. Es ist. für Unbe- 
telligte sehr interessant, Männer brüllen, der 
Schaffner wird gerufen, Frauen sagen nicht zur 
Sache Gehöriges, Koffer kommen ins Rutschen, 
Kinder wollen auf den Abort. Der Schaffner ver- 
sucht zu vermitteln. Aber wie kann einer zwi- 
schen einem Sitzplatz und zwei Gesäßen ver- 
mitteln? Niemals ist es einwandfrei herausgekom- 
men, ob man seinen Platz belegen darf und wie 
groß der Belag sein muß. Um Gottes willen, viel- 
leicht handelt es sich hier um absolute Höf- 
lichkeitl 


Das Orakel (Eten: sehling) 








„Herr Admiral, Sie müssen mir doch sagen können, wieviel Transporter wir noch zur Verfügung haben!“ 
„Tja, Mr. Churchill, genau kann ich das erst sagen, wenn ich ‚Germany calling‘ gehört habe!“ 


L’ oracolo: ““Signor generale, Voi dovefe pur essere in grado di dirmi quante navi da trasporto abbiamo ancora a nostra disposizione!,, 
“Eh, Mr. Churchill... io Ve lo posso dire esatfamente solo dopo aver sentito "Germany calling... 


Ein anderer Ausspruch stammt von einem glück- 


B R A U ar Ik, E U 7: E Den einen soll eine Braut aus der Dresdner Gegend 
getan haben. Auf die Frage, ob sie unter den lichen Bräutigam aus Schmargendorf bei Berlin, 

Liedern des Landesgesangbuches eins besonders der nach vollzogener Trauung tiefgerührt erklärte 

gern hätte, das ihr die Freundinnen zur Hochzeit „lIck danke Ihnen ooch, Herr Pastor, for die trost- 

singen könnten, erwiderte sie treuherzig: „Ach ja, reichen Wortel" 

Horı Pfarrer: Aus tiefer Not schrei Ich zu Dir! FF 


Nach der Trauung pflegte der ehemalige Berliner 
Hofprediger K. bei einem guten Tropfen gern ein 
paar drollige Aussprüche aus seiner „Praxis" zu 
erzählen 


291 


Salon Maiski 


(Wilhelm Schulz) 





„Probieren Sie doch mal dieses aparte Käppchen, Miß Britannia, das habe ich extra für Sie mitgebracht!“ 


Salotto Maiski: ‘Provate pure Miss Britannia, questo berrettino a parte; I’ ho portato appositamente per Voi!,, 


292 


Das letzte Wort - L’ ultima parola 


(0. Herrmann) 





„Siehst du, der ganze Streit kam nur daher, daß du nicht einsehen kannst, 
wenn du Unrecht hast, Grete!‘ 


„Na, da bin ich froh, daß du endlich zugibst, ich hätte recht gehabt, Emil!" 


“"Vedi, Margherita, tulto I’ alterco & sorto solo perch& tu non puoi vedere quando hal torto!,, 


“Ebbene, Emilio, allora sono contenta che tu finalmente ammetta che lo avrel avuto raglone!,, 


KENNER VON GAUGUIN 


VON BJINTSE BLINXMA 


In den Auktionsräumen von Delahire herrschte 
lebhafter Betrieb. Der Auktionator rieb sich die 
Hände; unter den Anwesenden hatte er viele 
Kunstkenner beobachtet, die Ihn bisher keines 
Besuches gewürdigt hatten. 

Er hatte aber auch das Glück gehabt, diesmal 
zwei Meisterwerke, einen Delacroix und einen 
Gauguin, in seine Versteigerung aufnehmen zu 
können. War das der erste Schritt zur Berühmt. 
heit, die er sich von seinem Kunstsaal geträumt 
hatte? Würden nun auch andere ihm den Verkauf 
wertvoller Werke anvertrauen? Liebenswürdig 
verbeugte er sich vor Mijnheer d’Alencourt, dem 
bekannten Sammler, der jetzt auch zum ersten 
Male das Bestehen der Galerie Delahire be- 
merkt hatte und der nun — wie er hoffte — auch 
welterhin zu den festen Kunden gehören würde... 


* 


Die Stimmung während des Aufrufs der ersten 
fünfzig Nummern war flau, wie immer. Wenn er 
mit einem niedrigen Preis einsetzte, geschah es 
hin und wieder, daß geboten wurde, aber sobald 
einer seiner Gehilfen durch Gegenangebot den 
Preis zu steigern versuchte, zuckte der ursprüng- 
liche Käufer die Achsel und schwieg. Nein, gut 
war der Handel augenblicklich nicht. 

Aber dann trug ein Diener den Gauguin herein 
und sofort wuchs allerseits die Aufmerksamkeit. 


Delahire wurde warm vor innerer Rührung; die 
Spannung wurde allmählich fast greifbar. Er mußte 
sich räuspern, bevor er die wohlerwogenen und 
sich selbst beinah endlos wiederholten Worte 
herausbringen konnte; „Und hier, meine Herren, 
haben wir Nr. 51 des Katalogs: einen besonders 
schönen Gauguin. Ein Exemplar aus seiner tahi- 
tischen Zeit, das nach dem Heimatland des Malers 
zurückgewandert ist. Deutlich signiert — P. Gau- 
guin — in der Ecke links unten. Es ist..." 

„Ich protestierel” klang es plötzlich aus dem Pub- 
likum heraus, „das Bild ist gefälscht!" 

Es wurde lebhaft. Man drehte den Kopf, um zu 
sehen, wer da so entschleden zu behaupten 
wagte, der Gauguin sei nicht echt, Delahire reckte 
sich und nahm die Brille ab, um besser in die 
Ferne sehen zu können; nun erkannte er deutlich 
den kleinen Mann, der immer während der Be- 
sichtigungstage herumirrte. Ein ihm wohlbekann- 
ter, obwohl unbedeutender Maler, der ihm dann 
seine Dienste als Makler anzubieten pflegte. Er 
mochte schon etwas verstehen von drittrangigen 
Bildern, aber ein Kunstkenner war er bestimmt 
nicht. 

Delahire setzte sich wieder, beschloß, den Vorfall 
als einen Lausbubenstreich zu betrachten und 
achtlos welterzugehen. Er schlug mit dem Ham- 
mer und versuchte das Geschwirr zu Übertönen. 
Es gelang ihm aber nicht. Um Vernet, den prote- 


293 


stierenden Maler-Makler, hatte sich ein kleiner 
Kreis gebildet und man debattierte lebhaft, 
Delahire wechselte einige Worte mit dem neben 
ihm sitzenden Beamten, der dann aufstand und 
rief: „Worauf begründen Sie Ihre Behauptung, 
Mijnheer Vernet? Es dürfte Ihnen doch bekannt 
sein, daß hier keine Werke zur Auktion gebracht 
werden, die nicht vorher gründlich geprüft sind 
Und weshalb, darf ich fragen, haben Sie sich 
nicht eher an uns gewandt?” 

„Prüfung”, erklärte Vernet, „ist Gefühlssache. Ich 
sage ganz Intultiv, daß dieser Gauguin gefälscht 
ist, Künstlerisch nachgeahmt, sicher, und mit einer 
melsterhaft nachgebildeten Unterschrift. Aber 
nachgebildet! Verstehen Sie! Daß ich mich 
nicht eher an Sie wandte, findet seinen Grund 
darin, daß ich vorher noch nicht anwesend warl” 
„Sie haben also das Bild gar nicht eingehend be- 
trachtet und wagen es, Ihren Zweifel an der Echt- 
heit auf eine Entfernung von mindestens zehn 
Metern auszusprechen?” 

„Sie Irren sich, Mijnheer. Ich zweifle gar nicht, 
ich behaupte sogar, daß das Bild gefälscht Ist. 
Wenn nötig, werde ich es Ihnen beweisen!” 
„Das ist auch unbedingt notwendig“, mischte sich 
nun wutschnaubend Delahire In die Unterhaltung. 
„Ich versichere, daß Sie mir diesen Schaden er- 
setzen müssen. Ich werde Klage gegen Sie ein- 
reichen!” 

„Tun Sie das, Mijnheer”, antwortete Vernet ruhig. 
„Ich weiß, was ich sagel” Ärgerlich mußte nun 
Delahire das Meisterwerk, von dem er seinen 
Aufstieg erwartet hatte, zurückziehen, bis die 
Identität — an der er nicht zweifelte — bestätigt 
worden sei. 

Auf den Delacroix wagte jetzt keiner mehr ein 
Gebot. Die meisten Käufer entfernten sich, als der 
wichtigste Anziehungspunkt der Auktion ver- 
schwunden war, denn für den restlichen Teil war, 
wie immer, wenig Interesse. 


* 


Monsieur d’Alencourt unterhlelt sich mit Vernet, 
erbat seine Karte und steckte sie sorgfältig In 
die Brieftasche, Auch andere näherten sich dem 
Experten und baten Ihn, Ihre Sammlung zu besich- 
tigen und sein Urteil über einige zweifelhafte 
Fälle abzugeben. Einzelne begleiteten ihn sogar 
nach Hause und da erst konnte sein Freund Bert 
allein mit ihm reden. 
„Bist du wahnsinnig geworden”, sagte er, „oder 
bereust du deine Tat? Ich weiß nicht mehr, was 
ich davon halten soll. Du brauchst Geld und 
kommst schließlich sogar dazu, deinen wertvollen 
Gauguin zur Auktion zu geben. Delahire soll nicht 
wissen, daß du der Eigentümer bist, und mich 
beauftragst du, als Mittelsmann aufzutreten. Dein 
Bild kommt tatsächlich zur Auktion, es Ist großes 
Interesse da, man will bieten und ich bin schon 
darauf vorbereitet, den Preis in die Höhe zu trei- 
ben, und bevor ein einziger Preis genannt wor- 
den ist, machst du die ganze Sache kaputt durch 
deine alberne Behauptung, das Bild sei gefälscht, 
Was soll das bedeuten?” 
„Ich bin erstens gar nicht wahnsinnig, mein lieber 
Bert, und zweitens bedaure ich nichts. Mein bis- 
heriges Leben ist mir nur über: als Makler bekam 
ich keine Aufträge und mit meinen eigenen Wer- 
ken ist nichts zu machen; die meisten Menschen 
kaufen ja nur alte Meister. Ich mußte also etwas 
anderes tun und jetzt werde ich mich als Expert 
niederlassen. Ungefähr fünf Kunden habe ich 
schon.” 
„Aber mein Lieber, verstehst du denn nicht, daß 
du mit diesem Gauguin hereinfallen wirst? Wenn 
nachher klar wird, daß du Unrecht hattest! Dela- 
hire wird keine Rücksicht auf dich nehmen!" 
„Aber das braucht er auch nicht, ich hatte ja 
recht, Das Bild ist tatsächlich gefälschtl” 
„Und wie meinst du das beweisen zu können?" 
„Weil ich es doch selbst gemalt habe, mein 
Besterl” 

(Berechtigte Übertragung aus dem 

Niederländischen von M. D. — !nterpreß.) 


Die Gewissenhafte 


(K. Holligenstaedt) 





„Wo ist denn das Toilettepapier, das ich extra eingepackt habe, Erika?“ 
„Eingeschlossen — du hast doch ausdrücklich gesagt, ich sollte alle Papiere in den Safe geben!“ 


La coscienziosa: “Federica, dov’ & la carta igienica che ho impaccato a parte?,, — "Mesa 
sotto chiave. Tu hal pure espressamente detto che dovevo mettere tutte le carte nel ‘safe, !,, 


294 


Anruf aus Amerika 


(0. Gulbransson) 

















„Welches Rezept wollen Sie? — Nein, Sie täuschen sich, damals hat’es sich um die 
Verwandlung von Wasser in Wein gehandelt, und nicht in Benzin. Falsch verbunden!“ 


Chiamata dall’ America: ‘Che ricetta volete?... No! Vol V’ingannate; allora 
si trattava di convertire I" acqua in vino e non in benzina. Collegamento errato!,, 


295 







fr Sinn für das Schöne und Gepflegte drückt 
sich beim modernen Herrn auch in der Art aus, wie er sich anzieht. Wer 
auf andere Menschen, sei es eine Frau, sei es ein Vorgesetzter oder 
ein Geschäftsfreund, einen sympathischen Eindruck machen will, 


achtet deshalb vor allem auf eine formschöne, aparte Krawatte, 







läßt sich am einfachsten beweisen, daß man Ge- 
wchmack und sicheres Gefühl für elegante 
Musterung und edle Farbgebung besitzt. 









ngant und eumalig ir ein Madell, weil ven. 
venige Kranattra burgenteli werden, 


KRONEN-KRAWATTEN 





[2277 








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Frau besonders, wenn ihre Haut - in Wirtschaft und 
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EIN NEUER WEG ZU 
NEUER SCHÖNHEIT 


LÖWE UNTER LÖWEN 


VON KNUD V, CHRISTENSEN 


Axel Petersen — seines Zeichens Maurer — gehörte zu denen, die ihren 
Beruf verfehlt haben. Ein strenger, unverständiger Vater hatte ihn in die 
Maurerlehre gesteckt, obwohl der Knabe wenig Sinn und Neigung für 
dieses an sich gesunde und muntere Handwerk bezeugte, Immerhin 
wurde Petersen im Laufe der Jahre ein tüchtiger Maurergeselle. Nur 
hatte er eine große Schwäche: immer wenn die Häuser, an denen er 
arbeitete, eine gewisse Höhe erreichten, wurde er von plötzlichen 
Angstzuständen befallen. Schon im ersten Stockwerk begann er sich 
unsicher in den Knien zu fühlen. Im zweiten Stock wurde es noch 
schlimmer, und über das dritte Stockwerk hinaus zu arbeiten, war Peter- 
sen einfach nicht zu bewegen, weder durch gütliches Zureden noch 
durch die unnachsichtigen Maßnahmen des, wie gesagt, strengen 
Vaters. 

Nun, so lange die Zeiten gut und die Arbeitskräfte rar waren, fanden 
sich die Herren Baumeister mit Axel Petersens Schwäche ab. Aber als 
dann einmal ein gewisser Stillstand Im Baugewerbe einsetzte und damit 
gute Fachkräfte frei wurden, da waren sie sich auf einmal allesamt dar- 
über einig, daß sie für einen Maurer, wie Petersen es war, nicht länger 
Verwendung hatten. Also sah Axel sich gezwungen, sich nach einer 
önderen Arbeit umzusehen. Und da er in seiner Heimatstadt keine pas- 
sende Tätigkeit zu finden meinte, begab er sich auf’ die Wanderschaft. 
Aber auswärts eine dauernde Beschäftigung zu erhalten, erwies sich als 
schwieriger, als er es sich gedacht, und er sah sich genötigt, sich vor 
derhand mit mehr oder minder gut entlohnten Gelegenheitsarbeiten zu 
begnügen. 

Eines schönen Tages kam er nach Pillerei, einer kleinen Hafenstadt. Sein 
Portemonnaie war leer und der Magen knurrte. Sein Sinnen war darum 
weniger auf die Sehenswürdigkeiten des idyllisch gelegenen Städtchens 
gerichtet als auf eine Gelegenheit, möglichst rasch ein wenig Geld zu 
verdienen. 

Da entdeckte Axel plötzlich einen Wanderzirkus. Auf einer großen 
Wiese hatte die Zirkusmenagerie Rumpelmeier sich niedergelassen und 
gab in ihrer Freiluftarena vor einem aufmerksam zuschauenden Publikum 
ihre Darbietungen zum besten. 

Petersen trat näher. Herr Direktor Rumpelmeier persönlich führte die 
große Freiheitsdressur, bestehend aus einem halben Dutzend mageren 
Gäulen, vor. Danach trat eine Akrobatengruppe auf, die die Zuschauer- 
schar durch allerlei tolle und komische Kunststücke zum Lachen reizte. 
Damit war Schluß der Vorstellung. 

Da schoß Petersen plötzlich ein kühner, ja tollkühner Gedanke durch 
den Kopf: er wollte sein Heil als Artist versuchen. Schnurstracks trat eı 
an den Direktor heran und fragte ihn, ob er in seinem Zirkusunternehmen 
nicht Verwendung für ihn hätte, Mit einem kritischen Blick aus seinen 
Tintenfischaugen musterte Rumpelmeier den jungen Mann. Dann schneuzte 
er sich mit dem Trompetengetute eines Elefanten und meinte: 
„Besonders brauchbar scheinen Sie ja nicht zu sein. Aber reden wir in 
meinem Büro darüber. Kommen Sie.” 

Sie begaben sich in den Wohn- und Schlafwagen des Direktorehepaares, 
der zugleich das Büro vorstellte, 

„Hören Sie“, begann der Direktor, „ich will Sie engagieren. Sie bekom- 
men pro Tag 5 Kronen und haben welter nichts zu tun, als sich in ein 
Löwenfell einnähen zu lassen und sich während der Vorstellung und bei 
der Tierschau als waschechter Löwe zu gebärden. Momentan Ist es nöm- 
lich ein bißchen schlecht bestellt um meine Raubtiermenagerie. Sie 
brauchen gar keine Angst dabei zu haben, das Ganze ist für Sie völlig 
risikolos ” 

Der Gedanke, mit einem lebendigen Löwen den Käfig teilen zu müssen, 
wird vermutlich auch dem tapfersten Menschen wenig verlockend er- 
scheinen. Schon wollte Petersen das hochherzige Angebot dankend ab- 
lehnen, da begann ihm erneut der Magen zu knurren und unter dem 
Druck des Hungers nahm Petersen das Engagement an. 

Als erstes bekam er zu essen. Alsdann wurde er in ein Löwenfell ge- 
steckt, das zugenäht wurde, und schließlich führte man Ihn durch einen 
langen, vergitterten Gang, der die Zelte miteinander verband und in 
den Raubtierkäfig mündete. Schon wollte Petersen es sich bequem 
machen und sich am Boden ausstrecken, als seine Augen, die sich all- 
mählich an das herrschende Halbdunkel gewöhnt hatten, am anderen 
Ende des geräumigen Käfigs einen riesigen Löwen erblickte. Die Bestie 
starrte ihm mitten ins Gesicht, öffnete den Rachen und schien zum 
Sprunge anzusetzen. 

Petersen zitterte unter seiner Löwenhaut wie Espenlaub, und kalter 
Schweiß trat ihm aus allen Poren. Er hielt sein letztes Stündlein für ge- 
kommen, und all die großen und kleinen Sünden seines, ach, so Jungen 
Lebens kamen ihm noch einmal in den Sinn. Er stöhnte laut. 

Doch da richtete sich der Löwe auf seinen Hinterpranken auf, verbeugte 
sich und sagte mit leiser Stimme: „Gestatten Sie, main Name ist Fre- 
derikson, ich hoffe, wir werden gut zusammen arbeiten!” 


(Übertragung aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 










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jedenfalls gut rauchen! 
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Dr. Heil’s Schnellkurs ltallenisch über- Zu schreiben. Ich habe os selbst nicht 
trlitt boi woltom all meine Erwartun. für möglich gehalten, daß man in so 
N ee all meine Eau kurzer Zeit one fremde Sprache larnen 
bosucht und hatte keinen Schimmer kann. MiI gutem Gewissen kann Ich 
von Fremdsprachen. Erst nachdem ich Jedem diesas einzigartige Werk welter- 
mich mit einer Italienischen Familie empfehlen 

sehr gut angelreundet hatte, kam in Radebeull, Margot Henning, Radebeul, 
mir der Wunsch auf, auch die Italie- den 29. April 1941 Lossingstraße 7. 
lsche Sprache zu beherrschen. _ Ich 

habe nicht Immer regeimadig gülern, Kein Auswendiglernen von Vokabeln 
sogar manchmal tagelang susgesett, Ich finde Ihr Neusystem Insofern un- 
Lomen Ist gar nicht das tichtige Wort, übertreitlich. als dos Auswendiglemen 
man braucl woder auswendig Zu ler: von Vokabeln und grammatlchen Re- 
Nan, noch Vokabeln und grammallsche deln ganz ausgeschaltet st, dem der 
Regeln pauken, noch figengweiche: LehrisN prägtesich In seiner Aufbau 
Vorkenntnisse oder oino besondere Be: ganz von"sefbst dam Gedächtnis ein. 
gabung zu besitzen. Mon liest, und das Der behandelte Stoft wird in Inter 
Ebtosono prägt sich spielond Teich! ossanter Weise gohrachi'und kann test: 
ein. Meine Tiaflenischen Freunde waren los Im prakilschen Leben verwendet 
überrascht über meine schnellen Er werden 

folge, besonders über die guie Aus- St. Pölten, 15. Jan. 1940 ‚Adalb, Redl, 
sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- Josotstr. 57, Hauptschuldirektor I. R. 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als 
aino Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und täg 
lich In lebendiger Rode und Gegenrede gesprochen und gebraucht wird. Jedes 
mochanlsche Auswendiglornen fällt fort, denn eine wortverwandt neugestaltete 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut. 
Dies vollzieht sIch nach einom neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 
doß Ihnen der Sprachstolf ohne mechanisches Auswendiglernen zufließt. Gleich 
einer intorossanten Loktüre, die unterhält, anregt und erfeut, geht die Aneignung 
der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- 
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„Bobby“, sagt Lixl überrascht, als er den Freund 
nach längerer Zeit auf der Straße trifft, „wohin 
so eilig? Man sleht dich Ja gar nicht mehr! Wo 
steckst du denn immer?” 

„Zu Haus bin ich! Immer zu Haus!” murmelt Bobby, 
der es eilig hat, aber Lix| läßt nicht locker. 

„Halt aus, Bobby, jetzt sag mir, was du zu Hause 
treibst?" 

„Ja, schau, Lixl, das ist wegen der Pipsi. Bobby, 


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inallent 


hat sie unlängst zu mir gesagt, Bobby, du bist ja 
ein ganz ein netter Kerl, aber was die Liebe an- 
belangt, so verstehst du gar nichts davon!” 

„Na und?“ wundert sich Lixl. 

„Und weil ich mir so was nicht sagen laß“, er- 
klärt Bobby, „hab ich mir das Buch ‚Die Lieb- 
haberkünste‘ gekauft — und jetzt photographier’ 
ich den ganzen Tag, mach Laubsägearbeiten, Lino- 
leumschnitte und Brandmalereien und weiß ich 
was noch alles! Du, die Pipsi wird schauen, wenn 
ich in ein paar Wochen alles kannl” H.K.B 


* 


„Lixl“, sagt Bobby eines Tages bekümmert, „denk 
dir nur, Lixl, die Tant Euphemia Ist aufs Land g’fah- 
ren und ich soll derweil auf ihre Goldfischerin 
achtgeben. Kannst mir vielleicht sagen, mit was 
man die Viecherln fütterh tut?” 

„Das ist doch ganz einfach, Bobby, gib ihnen halt 
jeden Tag ein paar Ameiseneierl” 

„Ah, ja, Ameiseneier, das hat die Tant auch 
g'sagtl‘“ erinnert sich Bobby, „aber ich weiß net, 
ob sie's lieber hart oder kernweich kocht haben 
wollen?” H.K.B. 


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Die Vergeßlichen 


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Ein Menfch, der fich von Gott und Welt 
Mit einem andern unterhält, 
Muß dabei leider bald erlahmen: 
Vergeffen hat er alle Namen! 
»Wer war's denn gleich, Sie wilfen doch... 
Der Dinge, naja, wie hieß er noch, 
Der damals, gegen Oftern sing’s, 
In Ding’s gewefen mit dem Ding’o!« 
Der andre, um im Bild zu fcheinen, 
Spricht mild: »Ich weiß fchon, wen Sie meinent« 
Jedoch, nach längerem Hin und Her, 
Schn beide ein, es geht nicht mehr. 
Der Dings in Dingsda mit dem Dings, 
Zum Rätfel wird er bald der Sphine 
Und zwingt die zwei fonft gar nicht dummen, 
Befchämt und traurig zu verftummen. 








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und Augenbrauen machen jedes Ge- 
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Sie verftand es, nicht nur aus franzö- 
fifchen, fondern auch aus Weinen an- 
derer länder gute Weinbrände her- 
zuftellen, die fich den deuffchen Markt- 
eroberten und auch im Exportge - 
fchäft eine_}Rolle fpielen. 


Pionieren der deutfchen 


Zu den 
Meinbrandinduftrie zählt unfer- 
aus. Durch feine anerkannten Qua- 
Iitäten entroickelte es fich zur größ- 


ten deutfchen Weinbrennerei. 
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ten Weinbrand, den wir aber erft 
nach dem Kriege wieder unbe- 
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Das Große, Erhabene und das Kleine, Aus= 
erlesene haben eines gemeinsam: Sie erwecken 
Freude und Bewunderung. So ist es oft auch mit 
den großen und kleinen Freuden des Lebens. 
Dem Raucher bietet zum Beispiel eine gute 
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„So könnte ich jetzt auch als ‚Butterfly‘ auf der Bühne stehen, wenn ich nicht dir zuliebe meine 
Kunst aufgegeben hätte, Kurt!“ — „Na, ja, warum solltest du nicht auch 'ne Kleinigkeit opfern!“ 


Ricambio: ‘Adesso, Kurt, potrei fare sulla scena anche da ‘Butterfley,, se non avessi rinunciato per 
amor tuo alla mia arte!,, — “Eh sl... ma perch& non dovresti fare anche tu un piccolo sacrificio!“ 


301 





Erinnerungsknoten 


Von Josef Robert Harrer 


Mein Freund Ferdinand ist sehr vergeßlich. Das 
trifft ihn umso härter, als er ein Mann von Ord- 
ungsliebe ist. Deshalb Ist sein Taschentuch auch 
immer mit Knoten versehen, die an die verschie- 
jenen Wichtigkelten erinnern sollen. 

Oft ist es komisch mitanzusehen, wenn Ferdinand 
sein Taschentuch herauszieht und über den zwei, 
drei, manchmal auch vier Knoten nachdenkt, was 
sie bedeuten sollen. Meist dauert es eine Zeit- 
ang, bis er weiß, was jeder Knoten bedeutet. 
Einmal trafen wir uns, wie vereinbart war. Wir 
plauderten. Als Ferdinand im Laufe des Gesprä- 
ches sein Taschentuch zur Hand nahm, ließ er 
den begonnenen Satz unvollendet und rief: „Gut, 
daß ich mich erinnerel Ich wollte dich bitten, mir 
Jas Buch zu leihen, von dem wir letztens sprachen!” 
Ich gab Ferdinand das Buch. Er löste einen Kno- 
ten, so daß nur noch zwei blieben. Dann aber 
schüttelte er den Kopf, er band den Knoten wie- 
der und löste dafür einen anderen. Mir war das 


unverständlich und ich meinte, es sei doch gleich- 
gültig, welchen Knoten er als erledigt löse. 
„Nein“, erwiderte Ferdinand, „auch da muß Ord- 
nung sein! Der mittlere der drei Knoten betraf 
das Buch. Nun da ich das Buch habe, muß ich auch 
den mittleren Knoten lösen, nicht den rechten, 
nicht den linken!” 

Auch in Dingen der Liebe braucht Ferdinand die 
Knoten. Einmal hatte er ein Mädchen kennen- 
gelemt. Nach seinem ersten Rendezvous mit Luise 
fragte ich ihn, ob das Mädchen tatsächlich so 
gut zu küssen verstehe, wie es ihr schöner Mund 
verspreche. Ferdinand starrte mich an. 

„Ach”, sagte er leise, „ich muß dir gestehen, daß 
ich Luise nicht um einen Kuß gebeten habe, ob- 
wohl ich es mir vorgenommen hattel” 

Ich lachte und meinte scherzend: „Du hättest dir 
eben einen Knoten ins Taschentuch machen sollen!” 
„Das tat ich! Aber stell dir nur mein Pech voıl 
Ich wollte zum ersten Rendezvous besonders 
nett erscheinen und zog knapp vorher den neuen 
Anzug arı. Das Taschentuch mit dem Kußknoten 
blieb so in der Tasche der Hose, die ich nicht 
anhatte... Und dabei hatte ich mir einen ganz 


Dirndl-, Trachten-, 


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besonders großen Knoten gemacht, einen Doppel- 
knoten, damit ich ja nur nicht auf den zu erbit- 
tenden Kuß vergessen solltel” 

So lächerlich diese Beispiele sein mögen, es kann 
auch beinahe tragisch werden. Es war zu Beginn 
meiner Bekanntschaft mit Ferdinand. Ich machte 
mich über seine Knotenmanie lustig und fragte, 
was er im Sommer änfange, da man naturgemäß 
das Taschentuch viel weniger zur Hand nehme 
als in den anderen Jahreszeiten. Da Ferdinand 
über meine Scherze böse war, gab er keine Ant- 
wort. Als ich ihn dann im Sommer, es war ein 
glühend heißer Julitag, traf, hatte er einen Stock- 
schnupfen. Ich riet ihm sofort, eines der schnell 
wirkenden Medikamente gegen den Schnupfen 
zu nehmen. Er wehrte ab. 

„Nein, nur das nicht! Ich bin froh, daß Ich ver- 
schnupft bin! Denn, was begänne ich ohne Schnup- 
fen? Da würde Ich Ja das Taschentuch nicht be- 
nützen und nie meine Erinnerungsknoten be- 
merken!” 

Und nun habe ich Ferdinand sogar Im Verdacht, 
daß er sich im Sommer absichtlich erkältet, um 
nur ja nicht seinen Schnupfen los zu werden, 


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bei Tschang-Ki (östl. Han-Dynastie, 25-221 n. Zw.) spielt die Rücksichtnahme auf die 
Zahne bei der Gesundheitspflege eine beachtenswerte Rolle. So berichtet Karl Sud- 
hoff in seinem grundlegenden Buch „Geschichte der Zahnheilkunde“.’) 


Auch heute noch wird in den ostasiatischen Ländern eine sorgsame Zahnpflege ge- 
übt: man bedient sich dazu ausgefaserter Stöckchen, die aus besonderem Holz her- 
gestellt werden. In Europa ist das einfacher, dort gibt es fast überall die vorzügliche 


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Stalins Stoßseufzer 


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„Churchill, Churchill, gib mir meine Legionen wieder!“ 


Affannoso sospiro di Stalin: "Churchill, Churchill, rendimi le mie leioni!,, 


304 


München, 13. Mal 1942 
47. Jahrgang / Nummer 20 ’ 30 Pfennig 


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Der Zweifrontenkrieg ist da 


(Erich Schilling) 


„Auf meiner Seite droht die größere Gefahr!‘ — „Auf meiner auch!* 


La guerra sui due fronti ormai c’ &: "I! magglor perlcolo minacela dalla mla parte!" — “E dalla mia purel,, 





Der Flug des Ikarus - Il volo d' Icaro 


IK. Rössing) 





Parabel 
von den Bazillen 


Von Eugen Heltal 


Es lebte einmal ein junger Mann, der schon als 
Kind gegen Blattern geimpft worden war. Später- 
hin gegen Diphterle, Als der Knabe heranwuchs, 
wurde auch die Lehre von den Bazillen immer 
mehr ausgebaut und erforscht, Die fürsorglichen 
Eltern ließen das Kind auch gegen Lungenschwind- 
sucht und in der Folge gegen Krebs impfen, Der 
Jüngling lebte glücklich und gesund. Alsbald 
entdeckte ein ungarischer Arzt den Bazillus der 
Trunksucht, Der junge Mann, der auf seinen Ge- 
sundheitszustand überaus bedacht war, ließ sich 
ohne Zögern auch gegen Trunksucht Impfen. Mitt- 
lerweile war ein französischer Gelehrter dahinter 
gekommen, daß auch die Seekrankheit durch Ba- 
zillen hervorgerufen wurde. Obwohl der junge 
Mensch nicht die geringste Lust zu einer Reise 
übers Meer verspürte, ließ er sich dennoch schleu- 
nigst auch gegen die Seekrankheit impfen. Eben- 
so tat er das gegen Pest, Cholera, Malaria, Ty- 
phus, Kopfschmerzen, Sodbrennen, Hexenschuß 
und Zahnschmerzen. Und da es schon in einem 
hinging, auch gegen Blinddarmentzündung, Augen- 
schmerzen, Herzklopfen, Ohrensausen, Schnupfen, 


Fettleibigkeit, Magersucht, Luftröhrenkatarrh, Kehl- 
kopfschwindsucht, Hühneraugen und Nagelge- 
schwüre, Die Ärzte entdeckten jedesmal immer 
wieder neue Bazillen. Und der Junge Mann, der 
sorgfältig auf sein leibliches Wohl bedacht war, 
hielt mit der Wissenschaft gleichen Schritt. Da- 
durch war er auch alsbald gegen Erkältung, Grippe, 
Gicht, Rheuma, Nervosität, Blutarmut und Kind- 
bettfieber geimpft. 

Nun glaubte er schon gegen alles geimpft zu 
sein. Welch ein Irrtum! Er war noch ungeimpft 
gegen Schwindel und Ohnmachtsanfälle, Blutver- 
glftung und eine Menge anderer Krankheiten. Der 
Junge Mann holte aber auch diese Versäumnisse 
alsbald nach. 

An dem allseltig gelmpften Jungen Menschen 
stellten sich Jedoch als üble Folge der verschie- 
denen Impfstoffe die ersten Anzeichen von Gei- 
stesgestörtheit ein. Die Ärzte konstatierten bel 
dem Bedauernswerten eine Gehirnerwelchung. 
Zum Glück entdeckte fast zur selben Zeit ein 
deutscher Arzt den Bazillus der Gehirnerweichung. 
Der junge Mann war gerettet. Er wurde auch 
gegen Gehirmnerweichung geimpft. Er verließ ge- 
heilt die Anstalt. 

Als er auf die Straße trat, rief er beglückt aus: 
„Jetzt kann mir nichts mehr etwas anhaben!“ In 
diesem Augenblick fiel Ihm ein Ziegelstein auf 
den Kopf. Der junge Mann war sofort tot. Gegen 
Ziegelsteine war er nicht geimpft gewesen. 
(Berechtigte Übersetzung aus dem Ungarischen) 


306 


Seitenfprünge 


Gradaus gehn nach hohen Zielen, 
tmeder linke= noch rechtsmwärts fehlelen, 
jederzeit und überall, 

märe eigentlich mein Fall. 


Leider bin ich fo befchaffen, 
daß mir was vom Vetter Affen 
in den Gliedern hängen blieb. 
Und das ift mir gar nicht lieb. 


Schleterhafte Kräfte zwingen 

mich oft plößlich, abzufpringen. 

- »Halt, das ift ein Seitenpfadl« 
mahnt’s mich ... Ei? So? Nun erft grad! 


Mancher pflegt fich drum zu äußern: 
»Dies führt nicht zu guten Häufern! 
Bracht’ er je der Tugend Keim 
von fo einem Ausflug heimt« 


Nur ein paar fcharmante Leute 
finden meine Reifebeute 
dann und mann nach ihrem Sinn. 
Und das tröftet immerhin. 
Ratatöohr 


Ein Narr am Ruder 


(E. Thöny) 





„Nur keine Angst, Britannia, ich kann zwar auch nicht schwimmen, aber ich werde das Schiff schon schaukeln!* 


Un pazzo al timone: ‘'Nessuna paura, Britannia! E vero che anch io non so nuotare, ma pure terrö ben la barca in bilico!,, 


307 


Anglikanische Bischöfe 


(Karl Arnold) 





„Fluch allen Deutschen! Gottes Segen unseren lieben Brüdern in der schönen Sowjet-Union!“ 
Vescovi anglicani: ""Maledizione a tutti I Tedeschi Dio benedica I nostri cari fratelli nella bella Unione Sovietical,, 


308 





Die Hochzeitskutsche - La carrozza nuziale 





(Fr. Bliek) 





Barker hatte ein Pferd nötig 


Von Konrad Seiffert 


Die Schaffarm ‚Tres Quebrachos‘, auf der wir uns 
aufhlelten, der Ramon und Ich, war eine Aktien- 
gesellschaft, eine G.m.b.H. oder so etwas Ähn- 
liches, ich weiß das nicht genau. Ihr Besitzer war 
Sefior Valbuena. Der lebte meistens in der Haupt- 
stadt und ließ sich nur ab und zu mal sehen. 

Er war übrigens bloß eine Art von Strohmann. 
Der wirkliche Eigentümer von ‚Tres Quebrachos’ 
hieß Barker. Und der war In Gottes eigenem Land 
zu Haus. Der Mann, mit dem wir zu rechnen hat- 
ten, und der mit uns rechnete, war Don Ricardo, 
der Majordomo, ein Mensch, mit dem man aus- 
kommen konnte. 

Nun aber war Mister Barker erschienen. Er war 
in einem riesigen Auto von der Hauptstadt aus 
zu uns heruntergekommen und hatte seine Toch- 
ter mitgebracht. Seine See- und Autoreise sollte 
wohl gleichzeitig eine Art Vergnügungsfahrt sein. 
Das Mädchen hieß Daisy. Und Daisy heißt Gänse- 
blümchen. Sie wissen das sicher, lieber Herr! 
Das Gänseblümchen hatte viele Sommersprossen, 
sah aber sonst recht nelt aus, Es zeigte uns oft 
und gern seine langen Beine und lackierte sich 
jedesmal, wenn es auftauchte, seine Lippen. Aber 
ich will sonst nichts weiter von diesem Mädchen 
Daisy erzählen. Denn dies hier ist eine Männer- 
geschichte, 

Mister Barker war ein reicher Mann, das können 
Sie glauben, Er machte nicht nur in Schafwolle, 
sondern auch noch in Salpeter, Zinn, Kupfer und 
wasweißich. Wir aber hatten wenig Geld. Don 
Ricardo schleppte uns so mit durch, zahlen konnte 
er uns nichts, Denn die Schafschur und damit 
unser Verdienst kam erst noch, 

Der Ramon halte sein letztes Geld im Splel ver- 
loren. Er war ganz abgebrannt. Und das ist ein 
Zustand, in dem ein Mann zuweilen auf nicht all- 
tägliche, auf gewagte Gedanken kommt. Der 
Ramon kam auf solche Gedanken. 

Er ging am Morgen bei dem Eintreffen Barkers 
zu dem und sagte: „HörenSie, Sefior, Ich habe ein 
Pferd zu verkaufen, ein nettes, liebes Tier. Und 
ich glaube, daß Sie ein Pferd nötlg haben. Kaufen 
Sie es, wir werden schnell einig werden!” 
Barker sah sich den Ramon von oben bis unten 
an: „Ein Pferd? Ich? Mann, Sie haben wohl zu 
viel getrunken! Hier wird ja überhaupt viel ge- 


trunken. Hier wird mehr getrunken als gearbeltetl 
Ein Pferd? Nein, ich habe kein Pferd nötig!" 
Aber Ramon sagte: „Wie können Sie das wissen! 
Sie sind Ja erst kurze Zeit hier. Warten Sie noch 
ein paar Tage, und Sie werden sehen, daß Sie 
dringend ein Pferd brauchen, Vielleicht sogar 
zweil” 

Doch Barker wollte nichts vom Pferdehandel 
wissen. Er drehte dem Ramon den Rücken. 

Am nächsten Morgen stand sein wunderbares 
Auto auf Latschen. Er wollte mit dem Gänseblüm- 
chen und mit Don Ricardo eine Besichtigungsfahrt 
machen. Aber nun hatte er keine Luft In den 
Schläuchen. 

Er fluchte mächtig. Auch bel uns wurde geflucht, 
sehr saftig sogar, das köni Sie glauben, lieber 
Herr! Aber was dieser reiche Mann aus Gottes 
eigenem Land für Flüche wußte, das war aben- 
teuerlich. Das Gäönseblümchen stand dabel und 
lackierte sich die Lippen. 

Barker forderte uns auf, Luft in die Schläuche 
selnes Wagens zu pumpen. Es war nicht einer 
unter uns, der das tat. Nein, sagten wir alle, dazu 
seien wir nicht auf ‚Tres Quebrachos‘, und wir ver- 
stünden von dieser Arbeit auch nichts. Niemand 
liebte den Mister Barker. Und jeder zeigte ihm, 
Vaß er Ihn nicht liebte. 

Ramon fing nun wieder von seinem Pferd an zu 
erzählen. „Kaufen Sie es, Herr, sagte er zu Bar- 
ker, „Sie haben ein Pferd nötigl” Aber Barker 
fluchte nur und pumpte Luft in die Schläuche 
seines Wagens. Er schwitzte dabei, Wir sahen zu. 
Am gleichen Tage noch erfuhren wir von Don 
Ricardo, daß Mister Barker wirklich kein Pferd 
brauchen konnte, denn er hatte noch nie auf dem 
Rücken eines solchen Tiers gesessen. Ramon aber 
sagte: „Er hat dringend ein Pferd nötig!" 

Am andern Morgen waren die Scheiben der bei- 
den großen Scheinwerfer von Barkers Auto zer- 
schlagen. Barker tobte wie ein Besessener als er 
den Schaden sah. Und er verlangte von Don 
Ricardo, er solle alle Leute sofort entlassen, denn 
sie steckten alle unter einer Decke, das sei eine 
Sauwirtschaft, hier müsse energisch durchgegriffen 
und aufgeräumt werden. 

Don Ricardo lehnte unsere Entlassung ab. Er sel 
roh, meinte er, daß er uns habe, die Schafschur 





309 


stehe bevor, da brauche er jede Hand. Und je 
eher, Je schneller er die Wolle verfrachten könne, 
desto besser sei das für ‚Tres Quebrachos’ und 
für den Geldbeutel Mister Barkers. 

Ramon kam. Er wollte wieder von seinem Pferd 
zu erzählen anfangen, Aber Barker ließ ihn nicht 
zu Wort kommen; „Zum Teufel mit Ihnen und mit 
Ihrem Gaull Ich brauche kein Pferd!” 
Achselzuckend verschwand Ramon, Ich sagte zu 
ihm: „Warum willst du ihm denn so hartnäckig ein 
Pferd verkaufen? Du siehst doch, daß er einen 
Wagen hatl” 

„Er hat einen Wagen, das stimmt“, sagte Ramon, 
„aber ich habe kein Geld. Und du hast auch kein 
Geld. Was meinst du: wenn dir jemand hundert 
Pesos auf die Hand legt, würdest du sie 
nehmen?” 

„Hundert Pesos! Du bist verrückt! Dein zweites 
Pferd, das du verkaufen willst, ist keine drei 
Pesos wert!” 

„Ich weiß es. Aber drel Pesos sind wenig Geld. 
Hundert kann der Caballero doch mit Leichtigkeit 
zahlen!” 

Ich lachte laut und sagte: „Du glaubst doch nicht 
Im Ernst, daß du die Schindmähre überhaupt ver- 
kaufen kannsıl" 

Barkers Auto stand auf einem Zementviereck. Ein 
Dach? Nein, ein Dach war nicht darüber. An der 
einen Seite dieses Vierecks war ein Schuppen, 
an der andern lehnten ein paar Wellblechtafeln. 
Es wuchs allerhand Gestrüpp und Gras in der 
Nähe der auf dem Erdboden liegenden Zement- 
platte. Das meiste davon war dürr, abgestorben 
und zundertrocken, 

An dem Morgen, an dem Barker mit seinem Wagen 
‚Tres Quebrachos‘ verlassen ‘wollte — denn er 
hatte gesehen, was es für Ihn auf seinem Eigen- 
tum zu sehen gab — an diesem Morgen also 
stellte er fest, daß kurz zuvor der Benzintank ge- 
öffnet worden war. Die Zementplatte, die in der 
Mitte, unter dem Wagen, eine Vertiefung hatte, 
war von Benzin Überschwemmt, 

Barker bekam einen Tobsuchtsanfall, während das 
Gönseblümchen wieder mit den Lippen beschäf- 
tigt war. Don Ricardo war die Sache unangenehm. 
Er wäre froh gewesen, wenn uns Barker endlich 
verlassen hätte. Nun gab es noch eine Verzöge- 
rung. 

Während der Mann aus Gottes eigenem Land 
Benzin von seinem Reservevorrat In denTank goß, 
erschien Ramon und schaute zu. Barker sah wütend 
zu Ihm hin. Ramon zog eine Zigarette hervor und 
Streichhölzer. Er zündete sich die Zigareite an 
und warf das brennende Streichholz in das dürre 
Gras, dicht an den Rand der benzinüberschwemm- 
ten Zementplatte. Das Gras brannte. 

Mit einem Wutschrei hieb Barker seine Benzin- 
kanne hin, fuhr auf den kleinen Brand los und 
trampelte darauf herum. Es gelang ihm, das Feuer- 
chen zu löschen. 

Und in diesem Augenblick erkannte er haargenau, 
daß er dringend ein Pferd braucı Denn er 
hatte ‚Tres Quebrachos‘ ja noch nicht verlassen, 
nicht In der Hauptstadt. 

ın Ramon und sagte: „Was 









'e 
soll der Gaul kosten?” 
„Hundert Pesos!” meinte Ramon seelenruhlg. „Es 
ist zwar kein erstklassiges Pferd, aber hundert 
Pesos sind ja auch nicht viel Geldi” 

„Hundert Pesosi“ staunte Barker, „Sie scheinen 
nicht zu wissen, wie billig Pferde sindi” 

„Ach, Sehor”, sagte Ramon, „wenn man dringend 
ein Pferd braucht, dann zahlt man mehr als hun- 
dert Pesos! Und Sie brauchen doch dringend —" 
Hier griff Barker den Ramon unter den Arm und 
zog ihn dreißig, vierzig Schritte zur Seite. Denn 
nun waren mehrere Männer in die Nähe ge- 
kommen, die sich die Abfahrt eines so schönen 
Wagens nicht entgehen lassen wollten, Ich war 
auch dabei. 

Wir sahen, daßBarker hastig aufRamon einredete, 
daß Ramon den Kopf schüttelte, daß die beiden 
nicht recht einig wurden. Aber dann zog Barker 
doch seine Brieftasche und zählte dem Ramon 
Geld auf die offene Hand. Und Ramon machte 
eine Verbeugung. 

Alles andere verlief programmgemäß. Der Wagen 
fuhr ab. Mit Barker und seiner Tochter Daisy. 
Aber ohne Ramons Pferd. Barker sah nicht hin 
zu uns. Nur das Gänseblümchen lachte uns mit 
ihren frischlackierten Lippen an. 

Als ich mit Ramon alleln war, fragte Ich Ihn: „Er 
hat dir also das Pferd abgekauft? Was hat er 
bezahlt? Doch nicht etwa hundert Pesos?” 


Sehnsucht 


(R. Krlesch) 





„Mein Gott, Grete, wie langsam die Zeit vergeht!“ — „Bis zu 
unserer Hochzeit, Arthur?‘ — „Nein, bis zum Abendessen!“ 





Nostalgia: 


„Er hat bezahlt, was ich verlangt habe, hundert 
Pesos, selbstverständlich, Er hatte doch ein Pferd 
dringend nötig. Das hat er eingesehen. Aber er 
hat es nicht mitgenommen. Ich kann es noch ein- 
mal verkaufen, für drei Pesos. Glaubst du, daß 
ich drei Pesos dafür bekomme?” 

Ich glaube es nicht, Der Ramon kramte die Geld- 
scheine aus seiner Hosentasche, Er zählte mir 
hundert Pesos auf die Hand. Hundert hatte er 
außerdem noch. Ich sah ihn groß an. 


Und er sagte: „Ja, grinse nicht! Das ist für dich. 
Ich habe dem Caballero doch zwei Pferde ver- 
kauft, eins von mir, eins von dir. Für jedes habe 
ich hundert Pesos bekommen. Zähle nach, es 
stimmtl" 

„Aber“, stammelte ich, „du weißt doch, daß. ich 
überhaupt kein Pferd habel Du weißt doch, daß 
ich mir erst ein neues kaufen will, von Guillermo, 
seit voriger Woche — — —" 

„Rede nicht so viell Ich habe den Mister Barker 


310 


Dio mio, Margherita, come il tempo passa lentamente!,, — *Fino alle nostre nozze, Arturo?,, — "Eh no, fino alla cenal,, 


im letzten Augenblick davon überzeugt, daß er 
nicht ein, nein, daß er zwei Pferde dringend 
nötig hatte, Er hat es eingesehen. Und du kannst 
mir glauben: in seiner Not kauft ein Mann auch 
Pferde, die es gar nicht gibt, Zweihundert Pesos! 
Der Caballero ist noch sehr billig davongekom- 
men!” 

Davon war auch ich überzeugt, als ich mein Geld 
nachzählte. Und Sie, lieber Herr, sind wohl der 
gleichen Meinung. 


In Churchills Kinderzimmer 


(0. Gulbransson) 






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| 





KEIIDDSE 
„Sei nicht ungeduldig, Amerikaner, wir spielen wieder mit dem Sowjetbärli Verteilung der Welt!“ 


Nello stanzino d’ infanzia di Churchill: “Non essere Impaziente, americano! 
Noi glochiamo dinuovo coll’ orsacchiofto sovietico la spartizione del mondo!,, 


311 


DER DIREKTOR 


Er trägt einen grauen Anzug mit weißer Weste 
und weißer Krawatte. In der linken Westentasche 
befindet sich eine flache, goldene Uhr, in der 
rechten ein goldener Drehbleistift. Uhr und Blei: 
stift sind durch eine feingliedrige Goldgirlande 
über das mittlere Westenknopfloch hin mit- 
einander verbunden. In der Krawatte steckt eine 
Perlennadel. 

Der Direktor erwartet mich zur Besprechung im 
Hotel-Vestibül. Er macht eine Andeutung, sich aus 
dem Polstersessel zu erheben. Ich bitte ihn Platz 
zu behalten. Wir sind an Jahren welt auseinander. 
Auch in der Sache sind wir es, um die es sich 
handelt, 

Ich gebe dem Alter die schuldige Ehre und be: 
gnüge mich mit dem Stuhl zur Linken des Direk- 
tors. Ich sitze auf diese Weise unbequem erhöht 
und muß auf den Direktor heruntersprechen. Ich 
sage, daß ich mich freue, seine persönliche Be 
kanntschaft zu machen; persönlich würde sich 
wohl alles leichter regeln lassen als schriftlich. 
Der Direktor sagt nichts dergleichen. Er läßt mich 
reden. Seine Hände ruhen auf den Sessellehnen. 
Die Finger sind nach innen gebogen und schwarz 
behaart. Auch seine Augenbrauen sind schwarz 
und buschig, starr und buschig Ist auch das er- 
graute Haupthaar. Er wird sich so leicht kein Haar 
krümmen lassen, denke ich mir. 

Ich entwickle die Angelegenheit, wie Ich sie 
sehe. Der Direktor schweigt. Das Schweigen ist 
eine furchtbare Waffe, ich weiß es wohl, Ich sollte 
ebenfalls schweigsamer sein und mich mit meinen 
Gründen nicht so schnell hervorwagen. Aber das 
muß man gelernt haben. In meiner Welt spricht 
man frei heraus, was man denkt; man lacht gerne 
und stimmt bei, wenn ein Scherz fällt. 

Der Direktor verzieht keine Miene. Ich verschleße 
meine Gründe und meine Scherze umsonst und 
stelle meine Bemühungen endlich ein. 

„Ich habe da noch einmal die Papiere mit- 
gebracht”, beginnt mein Vertragspartner lang- 
sam, „die Sache liegt so”. Sie liegt so, als hätte 








ie höchsten geschmacklichen Ansprüche in bezug. 
uf die Kleidung müssen bei all den Herren erfüllt sein, die im Beruf oder in der Ge- 
sellschaft mit Menschen zusammenkommen, die ein Auge dafür haben. Wie gut, 







daß man sich wenigstens auf dem Gebiet der Krawatte keins allzu 
großen Sorgen um die Auswahl eines in jeder Hinsicht korrekten 

und geschmacklich einwandfreien Stückes zu machen braucht. 

Man läßt sich einfach eins Kollektion der neuesten 


vorlegen, wählt die zusagende und hat die abso- 
Iute Gewähr, mit das Vollkommenste zu 
tragen, was an modernen Krawatten erzeugt. 
werden kann. Dis unzähligen, ständig 
durch neue ergänaten Muster ermöglichen 

eine harmonische Anpassung der 
Krawatte an den Anzug, für den sie 
bestimmt ist, 








ich lauter Dinge vorgebracht, die die Sache gar 
nicht berühren. Der Direktor kommt auf meine 
Darstellungen mit keinem Wort zurück. Während 
ich den und jenen Punkt offengelassen hatte, 
um freiwillig anzuaeuten, daß ich hier zu Zu- 
geständnissen bereit wäre, räumt mir der Direk- 
torauch nicht das geringste Entgegenkommen ein 
Das wurmt mich. „Das Leben”, sage ich gereizt, 
„beruht auf einer gewissen Gegenseitigkeit. Wie 
wäre die menschliche Gemeinschaft denkbar, 
wenn man die verschiedenen Lebensanschauungen 
und Ideale nicht gegenseitig achten und einander 
angleichen wollte? Leben und leben lassen — —. 
Sollten wir uns nicht auf einer mittleren Linie 
einigen können?” 

„Lieber Freund” erwidert der Direktor — seine 
Backenmuskeln straffen sich und ich weiß, daß 
ich jetzt weniger denn je auf Freundschafts- 
beweise rechnen kann — „hier handelt es sich 
nicht um Ideale, hier handelt es sich um reale 
Werte.” 

„Eben. Sie sind mir an realen Werten so weit 
überlegen; wenn Ich auf meine Ansprüche zur 
Hälfte verzichte, wieviel leichter muß Ihnen das 
fallen; Ist es nicht so?” 

Der Direktor schweigt. Er hat das Verzichten auf 
reale Werte nicht gelernt und will es auch nicht 
lernen; deshalb hat er es Ja in Werten dahin ge- 
bracht, wohin Ich es nie bringen werde, „Um 
zum Ende zu kommen” breche ich ungeduldig 
sein Schweigen, „will ich dann also die ge- 
samten Lasten tragen. Die werden mich auch nicht 
umbringen; mir geht es schließlich um die Sache. 
Geben Sie den Vertrag; ich unterschreibe.” 

Es ist das erstemal, daß der Direktor lächelt. Ich 
dagegen habe das Bedürfnis zu tauchen und 
biete formhalber auch dem Herrn Direktor meine 
Zigarrentäsche an. Er wird unter diesen Um- 
ständen wohl ablehnen. 

© nein, er bedient sich gerne und wählerisch aus 
meinem geringen Vorrat. 

„Wollen wir nicht noch einen Schoppen Bier mit- 
einander trinken?” fragt er leutselig. „Ober, zwei 
Bier.” 

Mir ist nicht nach Bier, ich möchte es aber nicht 
abschlagen. Der Direktor ist jetzt recht aufgeräumt 


(Fr. Bllok), 





Frühjahrsmüdigkeit 


Stanchezza primaverile 


und kann auf einmal fließend aus seinem Leben 
erzählen. Man muß Respekt haben vor einem 
solchen Aufstieg, das muß ich schon sagen und 
es leuchtet aus der Erzählung auch hervor, daß 
der Direktor keineswegs ohne Humor Ist. Ich 
habe ihm doch ein wenig Unrecht getan, denke 
ich mir. 

Wir trinken aus und stellen fest, daß wir nun 
alles besprochen hätten, 

„Ober zahlen“, ruft der Direktor, „ich habe ein 
Bier“, - 

Soso, ein Bier. Ich zahle also das meine selbst. 
Und während ich das Trinkgeld großzügig ab- 
runde, läßt sich der Direktor genau herausgeben, 
hält die Münzen sorgsam prüfend vor die Augen 
und läßt sie dann in die Tasche gleiten. 

Ich bin überzeugt, daß er noch Generaldirektor 
wird. Ernst Heimeran 














Bitte: 


Kronen. Krawatten erkrunt man beim Kasl 
(5 den Anmte an der 

eingenähten KRONEN-MARKE FAT. Sienind vol- 

wlastich, hascgraäkt,rirgast und necaalg wie eis Model, 

weil von jedem Muster nur wenige Krawatten bergestelt werden. 

















Beherzigen Sie heute, da unsere biologischen Houtpflegemittel nur 
beschränkt lieferbar sind, mehr als früher unseren Rat ı Sorgfältigund 
hauchdünn auftragen! Nicht die Menge, die Güte ist entscheidend 
für die von Ihnen so geschätte Wirkung der Eukutol= Präparate. 























nnonzn.eaawarran. rannte TÜSACÄDEOR nanuin ca 


312 







Radfahren 


Cr 
Aber ein Problem 


heute selbstverständlich 


Die Frau von heute, die sportgestählt 
und leichtbekleidet auf flinkem Rod 
dahineilt, hat für ihre zarte Schwester 
im »Sportkostüme« der Jahrhundert- 
wende nur ein mitleidiges Lächeln 
übrig. — Sie weiß, doß zweckmäßige 
Kleidung, vernünftige Körperpflege 
und freie, unbehinderte Bewegung bei 
Arbeit undSportdieGrundlage fürihre 
Gesundheit, Schönheit und Leistungs- 
fähigkeit sind. — Deshalb ist ihr auch 
die neuzeitliche Comelia - Hygiene 
selbstverständlich geworden, die ihr 
Sicherheit und Frische an allen Tagen 
gibt und zuverlässigen Schutz bietet. 








die zuverlässige Reformbinde 

























Wien, Schönbrunn 


IT 





Das Große, Erhabene und das Kleine, Aus» 
erlesene haben eines gemeinsam; Sie erwecken 
Freude und Bewunderung. So ist es oft audı mit 
den großen und kleinen Freuden des Lebens. 
Dem Raucher bietet zum Beispiel eine gute 
Zigarette immer wieder besonderen Genuß. 


HayE 








Speachen of MEUE Art 


Ohne mechanisches Wörterbüffeln 


De. Heil's Speachen-Neüsystem 
Schnellmethode zum Selbststudium 
fü € tisch - F ösisch - Italienisch 
losen Sie hier, was unsere Kunden schreiben: 


‚prägtsichspiolend leichtein lionlsche Zeitungen zu 


ine Dorfschule 
und hatte keinen Schimmer 
von Fremdsprachen, Erst nachdem Ich 
mich mit einar Italienischen Familie 
sehr gul angefreundet halte, kam in 
mir der Wunsch auf, auch die Italle- 
nische Sprache zu beherrschen. Ich 
habe nicht Immer, regeimäßlg gelernt, 
sogar manchmal tagelang aus 
toren Int "gar nicht "das tichtige Wort, 
man brauch! weder auswendig zu 1 
noch Vokabeln und grammatis 
pauken, noch Irgendwei 
Vorkenntnisse oder elne bosondere Be- 
jabung zu besitzen. Man liest, und das 
‚olasone prägt sich 
ein. Meine Itallenischen Freunde waren 
überrascht übor meine schnellen Er- 
folge, bosonders Über die gute Aus- 
sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- 


spielond leicht 


Ich hab 
halt 
ir mas Spra 
gu! wissen kann Ich 
Indem dio einzigertige Work welter: 
1) 
Radebeull, Margot Hanning, Radebeul, 
‚den 29. April 1941 Lessingstraße 7. 


Kein Auswendiglernen von Vokabeln 
Ich finde Ihr 

übertrettlich, 

von Vokabein und grammalis 

pgin ‚ganz ausgeschaltet, ist, dann, der 
ohrstoff prägt s m Aufbau 


essanter Welse gehracht und kann test- 
los im praktischen Leben verwendet 
werden. 

St. Pölten, 15. Jan. 1940. Ib. Redl, 
Tosafstt. 57, Hauptschulälrektort, R 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenbilck an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mahr als 
eine Sammlung toler Vokabein entgegen, sondern s0, wie sie wirklich und 1ko- 


lich in lebendiger Redı 


Siner ‚Interessanten, Lektüre, die un 


jesprochen und gebrauch! wird. I 

ionn eine wortverwandi neugestalli 
;prachgut, 
bewirkt 


hält, anragt und 


ni 
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313 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


| 10. Nücken 









Bobby begibt sich mit einem Fläschchen in die 
Apotheke, um eine Tinktur zu kaufen. 

„Wieviel wünschen Sie davon?“ fragt der Apo- 
theker. 

„Dieses Fläschchen voll”, sagt Bobby, „es kann 
aber auch etwas mehr sein.” 


N 


„Gestern habe ich ein reizendes Mädel kennen- 
gelernt.” — „So, wo denn?” — „Auf dem Tritt- 
brett der Elektrischen.” 


Eine Anzeige: Wellensittich entflogen. Gegen Be- 
lohnung abzugeben, Neuhauser Straße 25. (Nicht 
eßbar.) pf 


In der Nähe eines kleinen Dorfes im Bayrischen 
Wald wurde ein Lager für gefangene Bolschewi- 
sten errichtet. Dr. Weinzierl, der Betriebsarzt eines 
großen Sägewerkes, in dem diese beschäftigt 
werden sollten, betrachtete nachdenklich die ver- 
wahrlosten und zum Teil recht finster dreinschau- 
enden Burschen. Dann beschloß er, für seine Per- 
son einige Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, Er 
beantragte zunächst auf der Gendarmerlestation 
des Dorfes einen Waffenschein und erhielt dort 
folgende vorläufige Bescheinigung ausgestellt: 

„Herr Dr. Weinzierl ist berechtigt, zur Ausübung 
seiner ärztlichen Tätigkeit eine Pistole bei sich 
zu führen. Die Ortspolizei.” H. 3.6. 


Das Melffer 


Von Eugen Roth 


Ein Menfch, der oft Darunter litt, 

Daß fchlecht fein Tafchenmeffer fchnitt, 
Gab Diefes, wenn auch erft nach reifer 
Entfchließung, einem Scherenfchleifer. 
Doch der, ein Meifter, fchliff das Meffer 
Nicht fo nur, daß es nun fchnitt beffer - 
Es war von Grund an gräßlich fcharf, 
Weit über menfehlichen Bedarf. 

Bisher war es ihm unentbehrlich: 

Jetst aber fchien’s ihm zu gefährlich, 

So daß, trot bittern Herzensrvehs, 

Er künftig lebte ohne co. ? 













Angenehm schäumend, deshalb 


ES 

3 ) 

3 In der Wirkung sind beide gleich: 
BE so gut reinigend und erfrischend 
3 


ET 


geht mancherlei im Laufe der Jahre, 
aber vieles ist mühelos und haltbar 
wieder instand gesetzt mit Hilfe des 
wasserfesten, farblosen Spezialleims 


DER ALLESKLEBER 








ns wie helles: 


Schon zur Zeit des Alten Fritz war eine mit Raulino-Tabak gestopfte 
Pfeife etwas ganz Besonderes. Und so ist esbis heute geblieben. 


RAULINO@TABAK 


rint es in soviel Arten, daß jedem Raucher sein gewohnter Genuß 
geboten wird. Ob hell oder dunkel. aromatisch-zart oder lieber derb- 
krartig, immer finden Sie das Richtige, wenn es nur Raulino ist. 


Hergestellt in den Werken BAMBERG - KÖLN + ST. JOACHIMSTHAL - LITZMANNSTADT 


314 


FARBLOS e WASSERFEST 









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B a u e r I 1 € h e r H a u 5 r a t dafı man von Kopfkbinerzen, Yabne Asthma:Tubvekın Einnehmen 


Idimergen, ebeimatlichen oder (ice 


chen, ? fdden Wejchwerden pLOLIA) ibere 
München, Residenzstraße 3, an der Hauptpost, Telefon 24305 en 
bat, fan Diefe olt unerträglkhen 
3 1 


Schicken Sie den Simplleissimus, wenn Sie Ihn gelesen haben, an die Front! y der nut @rfolg, 
= Welabon auch bei tasten Schimergen | 
Iparfam, ‚meif, genügt (ben eine | 
Stapel, Yta. #2 Dig. In Hpoifeten. 





























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Spiegelblankes Parkett 


Von Knut Oving 


Falls Sie einmal mit Frau lundgren zusammen- 
treffen sollten — sie ist eine moralisch stark be- 
tonte Dame — dann werden Sie von ihr gewiß 
eine wenig schmeichelhafte Geschichte über mich 
zu hören bekommen. 

Sie wird Ihnen erzählen, daß ich schon am hell- 
lichten Tage «betrunken umherlaufe, die Haus- 
angestellten aller vornehmen Familien auf das 
gröblichste belästige und intimen Umgang mit 
Frauenzimmern zweifelhaften Rufes pflege. So be- 
hauptet Frau Lundgren. Aber lassen Sie mich nun 
berichten, wie es sich in Wirklichkeit verhält. 
Ich besuchte Frau Lundgren In ihrer Villa, um ihr 
im Auftrage meiner Frau ein Strickmuster für 
wollene Schals für die Negerkinder in Afrika zu 
überbringen. 

„Bitte: schön, diesen Weg”, empfing mich Agathe, 
die Hausgehilfin Lundgrens, ein Fräulein älteren 
Jahrganges, und führte mich in den Salon. 
„Verbindlichsten Dank“, verneigte ich mich höf- 
lich und — bums, da lag Ich schon. 

Lundgrens haben einen schönen Salon. Groß und 
geräumig wie eine Eisbahn, Ist ersauch so glatt 
wie eine solche. Jeder Zoll des Fußbodens be- 
steht aus Parkett, sorgfältig gepflegtem, splegel- 
blankem Parkett, In dem spärlich gebettet einige 
fellen und handgewebten 
n. 

Eine mit diesen Bodenverhältnissen vertraute Per- 
son dürfte sich, sofern sie nüchtern Ist und ge- 
nagelte Schuhe trägt, nach wochenlanger Übung 
mit einiger Sicherheit darauf bewegen können. 
Für einen Anfänger aber Ist es ein hoffnungs- 
loses Beginnen. 
Auf allen Vieren kroch Ich zu einem der Teppiche 
hin und richtete mich vorsichtig auf. Doch kaum 
war ich in die Höhe gekommen, da rutschte mir 
der Teppich unter den Füßen fort und fuhr mit mir 
durch den Raum wle ein Rennauto, dessen Brems- 
bänder versagen, Dabel stieß Ich Agathe mit dem 
Kopf vor die Brust, so daß auch sie lang hinfiel. 
Ich landete schließlich am anderen Ende des 
Salons bei einer Bronzestatue, die die Venus von 
Milo In natürlicher Größe darstellte. Ich wäre Ihr 
In die Arme gesunken, wenn sie welche gehabt 
hätte, so aber hing Ich'mich Ihr um den Hals und 
sah mich nach Agathe um. „Ich bitte vielmals um 
Entschuldigung“, stammelte Ich, 

Sie erhob sich mit Würde, um plötzlich einen wil- 
den Derwischtanz zu vollführen. „O, bitte, keine 
Ursache, das Parkett ist ein bißchen zu glat 
sagte sie, als sie endlich zum Stillstand g 
kommen war, um Im nächsten Augenblick sich er- 
neut um die dlgene Achse zu drehen und mit 
dem Kopf welt vorgestreckt durch einen grünen 
Vorhang von der Bildfläche zu verschwinden. 
Meine Lage war recht unerfreulich. Da hing Ich 
nun hilflos dem Fräulein Venus mit beiden Armen 
um den Hals. Ich unternahm einen verzweifelten 
Versuch, mich von Ihr loszure! 1. Aber erneut 
kam Ich dabei ins Wanken, stieß den Rauchtisch 
um, jonglierte mit einer kostbaren Kristallvase 
und landete schließlich erneut bel der Venus. 
Da erschien Herr Lundgren. Er blinzelte mehrmals, 
als wollte er sich Überzeugen, daß er mit offenen 
Augen und nicht im Schlafe ging. 

„Aber mein Herr, was soll meine Frau dazu 
sagen?“, erelferte er sich. „Ich bin ja auch kein 
Kind von Traurigkeit, aber das hier geht ent- 
schieden zu weit. Ihr Benehmen Ist unanständig!” 
Er schritt auf mich zu. Doch da glitt auch er auf 
dem glatten Fußboden aus und rutschte zu einem 
Sofa hin, in das er sich fallen ließ. 
„Nun ja, Ich verstehe Ihre Lage”, keuchte er. 
„Aber warum hängen Sie sich ausgerechnet an 
das Weibsbild?" 

Er schob mir einen Sessel hin. Ich trat einen 
Schritt darauf zu, doch schleuderte mich die Wucht 
des schweren Gegenstandes an meinen Aus 
gangspunkt — den einzig festen, den os für 
mich gab — zurück. 

Als Frau Lundgren den Salon betrat, hielt Ich die 
nackte Bronzegöttin noch immer fest umhalst. Die 
Hausherrin maß mich mit Scharfrichterblick. 
„Verschwinden Sie, Herr! Verlassen Sie auf der 
Stelle mein ehrbares Haus, Sie sittenloser Menschl" 
tief sie Im Tone höchster Entrüstung. 

Sie riß alle Türen auf, Ich ließ mich auf den 
Hosenboden nieder und rutschte schnell und ge- 





























räuschvoll durch den Salon, die Treppe hinunter 
und auf die Straße hinaus. — 

Ich hätte später einmal zu Lundgrens gehen und 
alles erklären sollen. Doch das tat ich dummer- 
weise nicht. 

Sollten Sie nun, verehrter Leser, der Frau Lund- 
gren einmal begegnen, dann bestreiten Sie, bitte, 
alles, was sie sagt, und erzählen Sie ihr, wie es 
in Wirklichkeit war. Doch ich befürchte, Sie wird 
Ihnen trotzdem nicht glauben. 


(Aus dem Schwedischen von Werner Rietig.) 


Berg- und Talfahrt 


Auf Helgoland hatte man an einem Tag alles ge- 
sehen, gegessen und getrunken: Den weißen 
Strand, die rote Kant, das grüne Land, Theo Ban- 
gert, den ältesten Einwohner mit dem meistfoto- 
grafiertesten Bart, das Museum, das Aquarium, 
den Fahrstuhl, den gefüllten Hummer und den 
Eiergrog. Und am nächsten Tag machte darum 
jeder die Rundfahrt um die bröckliche Kulisse 
herum, bestaunt Mönch und Nonne, den Lummen- 
felsen und zahlt dafür 2 Mark 50. So einst auch wir. 
Zunächst wunderten wir uns, daß so wenig an der 
Rundfahrt mit dem Motorboot teilnahmen. Sechs- 
undzwanzig Personen hatten laut hafenpolizei- 
licher Vorschrift Platz, im Boot aber saßen nur 
drei: Ich, Willi Groschenbügel, und noch eine 
ältere Dame, die sehr streng dreinschaute, und 
der Stüermann natürlich. 

Als wir aus dem kleinen, geschützten Hafen her- 
aus waren und um die Ostecke bogen, wurde es 
uns klar, warum wir nur so wenig Passagiere 
waren. Es wehte ein heftiger Wind, die Wellen- 
berge gingen hoch, und das Boot tanzte auf und 
nieder. Uns wurde etwas mulmig zu Mute. Be- 
sonders Willi Groschenbügel wurde es mulmig zu 
Mute, Mir eigentlich nicht so sehr, wenn ich dran 
zurückdenke. Und die strenge, | Dame hielt 
t, sah noch strenger aus und bı 
eine ganz weiße Nase. 

Da glaubte uns der StUermann aufmuntern zumüssen: 
„T]8, da fühlt man sich zurückversetzt In die kleinste 
Kindheit. Wie in die Wiege. Immer auf und ab.” 
Eine Welle spritzte der alten Dame In den Schoß, 
da sagte der Stüermann: „Und auch genau so naßl” 
Ich lachte, und Willi Groschenbügel lachte auch 
ein biöchen, aber die strenge Dame wurde Jetzt 
ganz streng, und sie sagte zornig zu dem Schiffer: 
„Lassen Sie diese albernen Witze, und bleiben 
Sie In den Tälern!” R. A. Stemmle 











Der sichere Platz - Il posto sicuro 


Der Feldmohn 


Von Hans Leip 


Wir gingen übers Feld, 
ich hab dich lieb, 

da war die ganze Welt 
von Blumen bunt. 

Der rote Mohn, 
Marie Marei, 

der blühte schon 

schön wie dein Mund. 


Wir zogen in das Feld, 
ich hab dich lieb, 

da war die ganze Welt 
von Blut so rot. 

Der rote Mohn, 
Marie Marei, 

der blühte schon 
schön wie der Tod. 


Wir kamen aus dem Feld, 
ich hab dich lieb, 

da kam ich in die Welt 
zu dir zurück. 

Der rote Mohn, 

Marie Marei, 

der blühte schon 

schön wie das Glück. 


Marie Marei, 

sag gute Nacht, 

das, was dich traurig macht, 
ist bald vorbei. 


IR. Kılascn) 





„Tu nicht so wild, Emil, du triffst ihn ja doch nicht!" 


"Non Infuriar sl tanto Emilio! Glä non arrivi a colpirlol,, 


316 


Das Problem 


(X. Holligenstaedt) 





„Was soll ich nur noch ausziehen, damit er sich dafür interessiert, was ich anziehen soll!“ 


Il problema: ‘Cosa mal devo ancora tormi di dosso, affinche egli s’ interessi di cid che devo Indossare!,, 


317 


Kürzestgeschichten 


Von der Kurzgeschichte zur Kürzestgeschichte ist 
bloß ein Schritt. Ihn zu tun, erfordert nicht nur 
die augenblickliche Papierknappheit, sondern auch 
der Umstand, daß Immer mehr Kurzgeschichten- 
leser noch vorErreichung der Pointe einzuschlafen 
pflegen. 

Man glaube nun ja nicht, daß bei der Kürzest- 
geschichte die Geschichte zu kurz kommt, ihr 
Kern wird nur kunstgerecht herausgeschält und 
ohne überflüssige Zutaten serviert, 


Nehmen wir zum Beispiel die amüsante Erzählung 
her: „Der vielgeliebte Kardinal“, In welcher Re- 
ligion, Erotik, höfische Sitte und weibliches Raf- 
finement sich zu einem farbigen Bild vereinen. 
Das alles läßt sich In der Kürzestgeschichte in 
einem Satz einfangen, der da lautet: 

„Mon dieu, Herr Kardinal”, gurrte die schöne 
Gräfin, „nehmen Sie die Hand von meinem Knie.“ 


Die kriminallstische Skizze: „Der Gentleman-Mör- 





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der“, in der die plutokratische Welt des Kapitalis- 
mus und die proletarische der Unterwelt auf- 
einanderprallen, findet ihre prägnante Fassung in 
der Kürzestgeschichte: 

„Bobby, sprang mit hungrigem Magen und mit 
einem Messer in der Hand auf den Bankier zu, 
schnitt ihm den Weg, das Wort, den Hals und sich 
selbst damit die Karriere eines Gentleman ab.“ 


Die sportliche Kurzgeschichte: „Gib Gas, Inge”, 
die die Liebe als Sport dem Leser wie mit der 
Zeitlupe vor Augen führt, schreit direkt nach den 
lapidaren Zellen der Kürzestgeschichte: 
„Ingeborgs schnittiger Sechszylinder näherte sich 
im 100-Kilometer-Tempo dem Strafrichter, der noch 
rascher Feuer fing als Ingeborgs erster Mann, der 
seine Pfeile an einem Benzintank ausklopfte.” 
Die spannende Episode: „Der Torrero”, mit dem 
Untertitel; „Der Tod in der Arena”, wirkt in der 
Kürzestgeschichte noch packender: 

„Ein Stierkämpfer ... zwei Stiere. 

Ein Stierkämpfer ... ein Stier 

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Zu der sechs Seiten langen Seelenmalerei: „Ver- 
wehte Herzen“ benötigt die Kürzestgeschichte 
bloß vier Zeilen: 

„Sie saßen In der Hotelhalle — ihre Blicke trafen 
sich, 

Sie gingen zusammen an den Strand — ihre Lippen 
trafen sich. 

Sie felerten Verlobung — Ihre Seelen trafen sich. 
Sie heirateten — Ihre Rechtsanwälte trafen sich,” 


Die etwas frivole Kurzgeschichte: „Jimmy und das 
Mädchen", in der „unbekümmerte” amerikanische 
Jugend landesüblich auf das Glück lossteuert, 
präsentiert sich kürzestgeschichtlich einfach klas- 
sisch: 


„Oh, Jimmy, nicht hier parken! 


Kürzer geht es allerdings nimmer, 
Heinz Scharpf 


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320 


„Nur nicht schwach werden, mein Lieber! Wir müssen uns gegenseitig stützen, wenn einer fällt, fallen wir beide!“ 


La protetta di Roosevelt: "No, non vacillare, cara mia! Dobbiamo appoggiarcl a vicenda; se uno cade, cadiamo tutti e duel,, 





DIE TAUBEN 


VON WALTER FOITZICK 


Ich bin erst durch Bekannte auf sie aufmerksam 
geworden. Die sagen immer, wenn sie in mein 
Zimmer treten: „Ah, da hast du ja Tauben!” Ich 
hab sie aber gar nicht. Sie sind da. Sie laufen auf 
dem Blechbelag vor meinem Fenster hin und her, 
und, wenn es mehr sind und wenn sie aufgeregt 
sind, klingt es, als ob sie steppen. Aufgeregt 
werden sie Immer, wenn was zu fressen da Ist. 
Es erregt sie dann, daß der andere auch was zu 
fressen kriegt. Die Biester haben nicht die klein- 
ste Vorstellung vom Gemeinnutz. 

Meine Bekannten fragen mich immer, ob Ich die 
Tauben füttere, und dabei lächeln sie. Da ist 
nichts zu lächeln. Jawohl, manchmal füttere Ich 
die Tauben, nur so, um zu sehen, wie sie ein- 





ander die Bissen nicht gönnen. Das Experiment 
gelingt Immer. Niemals sah ich eine Taube zu- 
rücktreten, um einer anderen den fetten Bissen 
zu Überlassen. Auch keine Spur von Organisation 
haben sie. Sie könnten doch schlangeslizen vor 
meinem Fenster, damit jede ihren Anteil be- 
kommt, Aber nein, das tun sie nicht. 

Ich habe auch gemerkt, daß sie sich nicht restlos 
vergessen, wenn Ich ihnen Brosamen hinstreue. 
Sie passen nämlich ganz genau auf, daß Ich Ihnen 
nicht zu nahe komme. Sie müssen ein instinkt- 
mäßiges Gefühl für ihre Schmackhaftigkeit haben. 
Ich kann mich auch an diese erinnern. Die erste 
Taube, deren ich mich entsinne, war ein ge- 
kochtes Täubchen, das unser Mädchen auf dem 


ILLUSIONISMUS 


(fr. Bilek) 





»\Wo’s riecht, da ftinkt'si« - Montaigne hat fchonrecht. Auf fchlichte Seelen wirkt das mie gefchmiert. 


Verfteht mich wohl: beim menfchlichen Gefchlecht. 
Denn Rofen, Veilchen, Bratwurft und Refeden 
darf man in diefer Hinficht nicht bereden. 


Bloß grad des Menfchen Duft ift oft folo. 
Drum greift er (fie) fo gern nach einem Eau, 
teils de Cologne teils aus andern Plätsen, 
um fich in befferen Geruch zu feten. 


Was wird nicht alles ugs affoziiert! 
Ach ja, fo find wir halt, Die meiften wohnen 
am liebften doch Im Reich der Illufionen. 


Da gibt es nur Odöre, Gott Tel Dank, 

und keinen hintergründigen Geftank. 

Vermwundert muß man, feinen Filzhut lupfen 

vor einem folchen lebenslangen Schnupfen. 
Ratatöohr 


322 


Küchentisch zubereitete. Den Geschmack des 
Brustfleisches werde ich nie vergessen. Ist es 
eine Schande, wenn mir der Geschmack der 
Taubenbrüste manchmal einfällt, wenn ich die 
Tauben vor meinem Fenster sehe? Mein Gott, es 
gibt halt so Gedankenverbindungen, aber des- 
wegen füttere Ich sle nicht. Es heißt, die Tauben 
sollen niemand gehören. Das ist natürlich Unsinn, 
denn es gibt nichts auf der Welt, was nicht 
irgendwem gehött. Sie fallen ganz bestimmt unter 
einen Paragraphen und unter eine Strafbestim- 
mung. Das wäre Ja noch schöner, wenn ausgerech- 
net die Tauben vor meinem Fenster vogelfrei 
wären, Nein, darauf falle ich nicht herein. Es ist 
schon sonderbar genug, daß es wilde Tauben 
sind, wo doch rings herum alles Asphalt ist, und 
der Verkehr geregelt und man rechts gehen 
muß, hier mitten In der Stadt, Mit dem selben 
Recht könnten eines Tages Rehe oder Wild- 
schweine vor meinem Fenster auf dem Asphalt 
äsen oder sonst was in der Jägersprache tun. 
Doch nur die Tauben haben sich von der Natur 
emanzipiert und tun so, als ob sie städtisch 
wären und der Kommunalverwaltung unterstünden. 
Gemeinhin sind Tauben der Venus heilig und 
andererselts sind sie das Symbol für Sanfımut 
und Milde. Muß eine andere Sorte Tauben sein 
als die vor meinem Fenster, denn die haben nur 
Interesse für Nahrungsaufnahme. Von Venus und 
Sanftmut keine Spur. Und was den Geschmack 
anbetrifft, so werde ich es aus dem Grund schon 
nie erfahren, weil sie so scheu sind. 


MEIN FREUND JOHANNES 


Wir besuchten Johannes. 

Er empfing uns freundlich wie immer, und bald 
saßen wir gemütlich um den Rauchtisch herum 
und erzählten von alten Zeiten. 

Als nach einiger Zeit einmal eine kleine Ge- 
sprächspause entstand, wurde Johannes unruhig. 
„Es ist ja auch zu dumm”, sagte er, „nun besucht 
Ihr mich so nett, und Ich habe nichts, es euch an- 
zubieten. Keine Zigaretten, nichts zu essen, kein 
Flöschchen! — oder wartet mall —" 

Er verließ das Zimmer und kam bald mit einer 
großen Tintenflasche zurück, „Da, füllt einmal eure 
Füllfederhalterl‘ sagte er. 


* 


Es war nicht so, daß wir Peters Frau geradezu 
ablehnten. Aber ihre etwas krampfhaften Be- 
mühungen, sich dem anzupassen, was sie für das 
Niveau und die Eigenart unseres Kreises hlelt, In 
den sie Ja durch ihre Ehe mit Peter eingeführt 
worden war, gingen uns manchmal auf die Ner- 
ven. Hätte sie sich still und bescheiden dazu- 
gesetzt, wenn wir unsere Gespräche führten, oder 
hätte sich natürlich gegel Ihre Eigenart 
gegen oder neben die unsere gestellt, wäre bo- 
stimmt das beste Verhältnis zwischen Ihr und uns 
ganz von selber zustande gekommen. So blieb 
immer elne gewisse Kluft bestehen, die sie fühlte 
und die sie immer unsicherer machte, sie aber 
leider nicht zur Vernunft bekehrte, sondern sie 
Ihre krampfhaften Anstrengungen verdoppeln ließ. 
Vielleicht glaubte sle, dadurch eine Bresche in 
die unsichtbare Mauer schlagen zu können, daß 
sie den Versuch machte, das ‚Sie‘, mit dem wir 
sie immer noch anredeten, in ein ‚Du' zu ver- 
wandeln. Jedenfalls sagte sie eines Abends: „Es 
klingt doch eigentlich sonderbar, daß Sie zu 
meinem Mann immer ‚Du‘, zu mir aber ‚Sie' sagen. 
Läßt sich das nicht gleichschalten?“ 

— „gleichschalten“ sagte sie; sie hielt das wohl 
für geistreicher als „ändern” —. 

Johannes schaute sie nachdenklich an. 

„Es wird uns anfangs Ja gewiß etwas schwer 
fallen. Aber wenn Sie es wünschen und auch 
Peter damit einverstanden ist — na ja, dann kön- 
nen wir ihn ja wieder mit ‚Sie' anreden“, sagte 














. Bieger 


Maiböcke 


(Karl Arnold) 














„Dös hat si’ der Ferdi aa net denkt, daß er uns an Leichentrunk ohne a Starkbier hinterlaßt!* 


Birre di maggio: “ll povero Fernando non si sarebbe certo sognato che nel suo funebre addio avesse a mancarci la sorsata di birra fortel,, 


323 


Georgs Leidensgenosse 





„Er hat die Sprache verloren, Majestät!“ — „Sehr schlimm, 
aber trösten Sie sich mit mir, ich habe auch nichts zu sagen!“ 


Compagni di sventura di Giorgio: “Maestä, egli ha perduto la fayellal,, 
“Malissimo! Ma confortatevi con me; anch’ io non ho nulla da direl,, 


324 


DIE GESANDTIN 


VON BRUNO WOLFGANG 


Die Gesandtin war schuld. Zweifellos. Da drüben 
wohnte sie ganz allein und unnahbar in ihrer so- 
genannten Villa mit den stets geschlossenen 
Fensterläden im Erdgeschoß und den niemals ge- 
öffneten Vorhängen im ersten Stockwerk, gleich 
hochmütig herabgelassenen Augenlidern, Und 
drunten eine dichte, stachlige Hecke rings um 
den kleinen Vorgarten und als letzte Abwehr 
gegen die Straße ein engmaschiges Gitter- 
geflecht, Und an dem Gitter stand den ganzen 
Tag der kleine weiße Hund und bellte, 
Die Gesandtin war schuld. Sie tat nicht das ge- 
ringste, um den Hund eines Besseren zu belehren. 
Herr Wranitzky war wütend. Endlich hatte er eine 
tuhige Wohnung gefunden, die ihm paßte, stille, 
schweigsame Menschen, im Hause kein Klavier, 
kein nachbarliches Lautsprechergeplärr. Kein 
Gasthaus in der Nähe, keine Kegelbahn, keine 
Werkstatt mit Geklopf und Gehämmer. Hier hätte 
er sich, wenn er von seinem Dienst In der Buch- 
handlung heimkam, ruhig seiner eigentlichen Be- 
rufung hingeben können. Herr Wranitzky war 
nämlich Erfinder. Er hatte schon allerlei erfunden: 
einen Hemdkragen, der den Kehlkopf nicht ein- 
schnürt, eine Vorrichtung, welche das Einlegen 
der Kohleblätter bei der Schreibmaschine be- 
sorgt, eine Zwetschgenentkernungsmaschine, 
einen Schwammerlputzapparat und die fünf- 
tausendzweihunderteinundsiebzigste unfehlbare 
Fleckseife. 
Jetzt war er mit seiner größten Erfindung be- 
schäftigt, dem lärm- und gestanklosen Verbren- 
nungsmotor. Zahllose Papierbogen waren schon 
mit Zeichnungen und Formeln bedeckt. Er hätte 
beinahe schon den Bau des Modells beginnen 
können, Es fehlte nur noch eines: vollkommene 
Ruhe, wie sie das Gehim des Schaffenden 
braucht. Und da hatte ihm das Schicksal drüben 
jenen Hund an das Gitter gestellt, dessen kläf- 
fende Kinderstimme ihn zur Verzweiflung brachte 
und Jeden Gedanken schon im Keime ertötete. 
Den ganzen Tag stand dieser Teufel in Pintscher- 
gestalt dort und steckte seine kleine schwarze 
Nase in die Luft. Er bellte, wenn ein Fußgänger 
vorüberging, er bellte auf Autos, Motorräder, 
Fuhrwerke und Schiebekarren, auf Vögel, Bienen, 
Wespen und Heuschrecken. Am ärgsten aber 
trieb er es, wenn ein Hund vorbeikam, Da ruhte 
er nicht eher, als bis der Hund die Ohren spitzte 
und im Galopp herüber kam. Und nun entspann 
sich am Gitter ein neckisches Hörspiel. Beide 
Hunde rannten bellend und hopsend das Gitter 
entlang, auf und ab, dreißig- bis vierzigmal. Bis 
endlich der andere Hund genug hatte, das Bein 
hob und abschob. Der Pintscher bellte ihm noch 
lange nach. Und manchmal gelang es ihm auch, 
die Pause bis zum nächsten Hund durchzukläffen. 
Herr Wranitzky litt unsäglich. Er haßte den Hund 
Ingrimmig und beschloß, einmal die Gesandten- 
witwe auf der Straße zur Rede zu stellen. Aber 
sie blieb unsichtbar. Sie thronte oben in ihren 
Appartements, lag vermutlich auf ihrem persi- 
schen Diwon, auf Leopardenfellen und las durch 
ein französisches Lorgnon ein englisches Buch. 
Sie bekümmerte sich nicht Im geringsten um ihre 
Mitwelt und ließ sich durch nichts in ihrer aristo- 
kratischen Ruhe stören. Herr Wranitzky aber be- 
schloß, sie dennoch zu stören. Er setzte sich hin 
und schrieb: 
„Sehr geehrte gnädige Frau! Es scheint Ihrer wer- 
ten Aufmerksamkeit entgangen zu sein, daß Ihr 
hochgeschötzter Hund die ganze Nachbarschaft 
durch sein unaufhörliches Gebell beim Gitter be- 
lästigt. Ich erlaube mir daher in aller Höflichkelt 
auf diesen Tatbestand hinzuweisen und gebe 
mich als geistiger Arbeiter, der ein Recht auf 
Ruhe hat, der Hoffnung hin, daß Sie diesen Übel- 
stand so bald als möglich abstellen werden. Da- 
durch werden Sie nicht nur dem Hund, sondern 
auch Ihnen selbst (hier schwankte er längere 
Zeit, ob er nicht ‚sich selbst" schreiben solle) 
die Sympathien weiter Kreise erwerben. 

Mit vollkommener Hochachtung. 

ergebenst 
August Wranitzky.” 


Er las den Brief noch mindestens zehnmal durch 
und er gefiel ihm so gut, daß er fast bedauerte, 


ihn absenden zu müssen. Er zweifelte nicht, daß 
er durch diesen Diplomatenstil Eindruck auf die 
Gesandtin machen werde. Er gab den Brief zur 
Post und wartete, 

Er wartete Jedoch umsonst. Es kam keine Ant- 
wort und der Hund bellte weiter. Mit jedem Tage 
wuchs der innerliche Groll Herm Wranitzkys und 
er schrieb noch einmal: 


„Euer Wohlgeboren! Da meine Note vom 27. die- 
ses Ihrerseits keine Berücksichtigung gefunden 
hat, sehe Ich mich zu meinem mehr als großen 
Bedauern genötigt, zu welteren Maßnahmen zu 
schreiten, Ich habe alles geprüft und erwogen 
und beschlossen: 

I. Falls binnen drei Tagen meine gerechten und 
maßvollen Forderungen vom 27. ds. nicht erfüllt 
sind, werde ich zunächst die Hilfe der Behörden 
in Anspruch nehmen, Wenn dies zu keinem Er- 
folge führt, was ich annehme, weil unsere Ge- 
setze in diesem Punkt noch beträchtliche Lücken 
aufweisen, werde ich 

N. zur Selbsthilfe schreiten, Ich werde also zu- 
nächst Ihrem p. t. Hund gleichfalls Unannehmlich- 
keiten bereiten. Als solche sind vorgesehen: 
A. Bewerfung desselben mit Steinen, um ihm den 
Aufenthalt beim Gitter zu verlelden. Falls dies 
nichts nützt, 

B. Gesundheitliche Schädigungen desselben 
durch Anspritzen mit a) Niespulver, b) Atzkall, 
c) Salzsäure, Wenn auch dies keinen Erfolg zei- 
tigt, erfolgt die Vertilgung des Hundes in ver 
läßlicher Weise. A. Wranitzky.” 


Herr Wranitzky wartete und beschäftigte sich in- 
dessen mit der Erfindung eines geräuschlosen 
Fernhundevernichtungsapparates. Die Frist ver- 
strich. Es änderte sich nicht das geringste. Herr 
Wranitzky schäumte auf In gerechtem Zorn. Jetzt 
galt es zu handeln. Er sammelte Steine von der 
Größe einer Kinderfaust und suchte sie im Vor- 
beigehen unter furchterregenden Gebärden auf 
die Nase des Pintschers zu werfen. Es gelang ihm 
zwar nicht, diese zu treffen, dafür aber durch- 
bohrten die Steine die Tasche des Überziehers 
und baumelten unten im Futter, schwer zu er- 
reichen. Der Überzieher war der erste Verwun- 
dete dieses Kampfes. 

Nun mußten schon schärfere Waffen heran. Herr 
Wranitzky kaufte ein Kilogramm Niespulver und 
füllte davon eine alte Perolinspritze. Aber es 
zeigte sich, daß diese Waffengattung nicht so 
leicht zu handhaben war. Sei es, daß ‘Herr Wra- 
nitzky den Gebrauch nicht kannte oder daß er 
besonders empfindlich war, jedenfalls war er 
selbst der erste, der bei diesem Angriff niesen 
mußte. Der Pintscher zog sich nur ein wenig zu- 
rück und kläffte aus sicherer Entfernung weiter. 
Nun blieb nur noch die Chemie. Aber ätzende 
Substanzen waren nicht so leicht zu beschaffen 
und schufen die Möglichkeit eines Zusammen- 
stoßes mit der bisher noch neutralen Großmacht, 
der Polizel, 

Herr Wranitzky beschloß, vorerst den Feind see- 
isch zu zermürben. Er schrieb der Gesandtin t&g- 
lich einen Brief, in dem er das Verhängnis lang- 





\ 


GUTER RAT 


Ein Menfch, der liebestoll, verzücht, 

An feine Bruft ein Mädchen drückt, 

Spürt jäh ein Knittern und ein Knarren: 

Hat denkt er, das find die Zigarren! 

Und fein Gefühl entfernt fich weit 

Von Liebe und von Zärtlichkeit. 

Der Menfch mag Nietfches Rat verfemen, 

Zu Frau'n die Peitfche mitzunehmen: 

Hingegen wird ihm ficher paffen 

Der Rat, Zigarrn daheim zu laffen! 
Eugen Roth 


325 


sam heranschleichen ließ. Immer nur wenige 
Worte: „Das Arsenik ist gekauft, Die Wurst liegt 
bereit“ u. dgl. Schließlich sandte er noch ein 
Telegramm um Mitternacht: „Die Würfel sind ge- 
fallen, stop Vae Victis’’ (was vom Telegraphen- 
amt in W. Wiktiss amerikanisiert wurde), 

Alles erfolglos. Diese Frau mußte von einer ge- 
radezu unmenschlichen Härte und Grausamkeit 
sein. Ihr Hochmut kannte anscheinend keine 
Grenzen. Auf einen groben Klotz gehört ein gro- 
ber Keil. Er entschloß sich nun, persönlich zu ihr 
zu gehen und ihr Worte ins Gesicht zu schleu- 
dern, die sie ins Innerste treffen und sie von 
ihrer angemaßten Höhe ins Nichts herabschleu- 
dern sollten. 

Langsam stieg er die Treppe hinan. Der Hund 
tanzte bellend um seine Waden, ohne Jedoch zu 
beißen. Wahrscheinlich war ihm der Stoff der 
Hose nicht fein genug. Er klopfte an eine etwas 
abgeschabte Tür. Im Halbdunkel fand er den 
Glockenzug und läutete, Eine kleine Glocke bim- 
melte, dann regte sich lange nichts. Er läutete 
nochmals und nach einer weiteren Pause näher- 
ten sich innen tastende Schritte. Ein Schlüssel 
wurde umständlich umgedreht, die Tür ging lang- 
sam und vorsichtig auf und eine alte Frau fragte: 
„Bitte, wer ist da?" 

„Ich“, sagte Herr Wranitzky wahrheitsgemäß. „Ich 
möchte die gnädige Frau sprechen.” 

Die Alte begann heftig zu zittern, sagte „Bitte” 
und ging voraus In ein kleines ärmliches Zimmer, 
In dessen linker Ecke ein niedriger eiserner Ofen 
stand. Die Einrichtung war überaus bescheiden, 
es roch nach uralten Parfüms und wurmstichigem 
Holz. An der Wand hing als einziger Schmuck 
das Brustbild eines stattlichen Mannes mit vielen 
Orden, ein Porträt von unverkennbarem künstle- 
rischem Wert, Die alte Frau setzte sich auf einen 
uralten Diwan, und an der einfachen und natür- 
lichen Handbewegung, mit der sie ihn einlud, 
Platz zu nehmen, erkannte er, daß er die Frau 
des Hauses vor sich habe. 

„Mein Name ist Wranitzky”, stieß er noch rasch 
hervor, ehe er sich endgültig niedersetzte. Die 
alte Dame saß ihm gegenüber mit leicht geneig- 
tem Kopf, die runzligen Hände im Schoß überein- 
andergelegt, mit erstaunlicher Selbstbeherrschung 
die gesellschaftliche Haltung bewahrend. Nur die 
Hände preßten sich kaum merklich zusammen 
und die Lippen zitterten ein wenig. Klein, hilflos 
und gebrechlich saß sie vor dem Besucher. Der 
Hund stand neben Ihr und blickte unverwandt zu 
ihr hinauf. Er bellte nicht. Hie und da legte er 
ganz leise seine kleine, weiße Pfote auf den 
Saum Ihres verschlissenen Kleides. 

Das war die verhaßte Gesandtin. Sie saß regungs- 
los da und wartete, was Herr Wranitzky zu sagen 
habe. Aber dieser konnte sich auf seine pracht- 
vollen starken Worte durchaus nicht besinnen. Er 
war äußerst verlegen und errötete. Dann lächelte 
er gezwungen, beugte sich nieder und streichelte 
‚den Hund. „Ein liebes Hündchen”, sagte er und 
räusperte sich, erschrocken über seine eigene 
rauhe Stimme, als fürchtete er, hier Fledermäuse 
aufzuscheuchen. 

„Ich muß Sie um Entschuldigung bitten, daß mein 
Hund Sie belästigt‘, sprach sie leise, „es Ist mir 
sehr peinlich und ich habe mich gleich nach 
Ihrem ersten Briefe bemüht, Ihrem Wunsche zu 
entsprechen. Ich versuchte, den Hund im Zimmer 
oder in der Küche zu behalten. Aber es war mir 
nicht möglich. Er stand ununterbrochen bei der 
Türe und sah mich traurig an. Wenn man mit 
einem Tier ständig so lange zusammenlebt wie 
Ich, wird man mit dem Seelenleben des Tieres 
vertraut. Er konnte diese Veränderung nicht be- 
greifen. Er war verwirrt, traurig, beinahe krank. 
Er konnte nicht verstehen, daß gerade ich ihm 
seine einzige Freude nahm, Ich bin zu schwach, 
um mit ihm spazieren zu gehen. Was sollte Ich 
tun? Ich dachte sogar daran, Ihn wegzugeben. 
‚Aber Ich hatte nicht die Kraft dazu. Er hängt sehr 
an mir. Und Ich habe nichts mehr als diesen Hund. 
Ich konnte mich nicht von ihm trennen. Sie müs- 
sen verzeihen...“ 

„O bitte“, murmelte Herr Wranitzky noch ver- 
legener. Sie schwieg. Beide blickten auf den 
Hund, der erwartungsvoll bei der Türe stand. 
Endlich sagte Herr Wranitzky: „Wenn Sie, Gnö- 
digste, mir wenigstens eine Zeile geschrieben 
hätten, als Antwort... als Erklärung...” 

„Das wollte ich ja tun. Aber das Schreiben fällt 
mir schwer. Und nach Ihrem zweiten Brief hatte 
ich nicht mehr den Mut. Ich hatte Angst vor 


Churchills Morgengymnastik 


(Erich Schilling) 





„Wer hätte gedacht, daß ich einmal diese tiefen Rumpfbeugen 
machen müßte, um meine Figur zu behalten!“ 


Ginnastica mattutina di Churchill: “Chi mai avrebbe pensato che io un giorno, 
per mantenere la mia figura, avrel dovuto fare queste profonde flessioni di torsol,, 


Ihnen, entsetzliche Angst. Ich habe seither keine 
Nacht mehr geschlafen. Ich stellte mir Sie vor als 
einen Mann mit ungeheuren Fäusten und wildem 
Blick. Ach, Gott sei Dank... Gott sei Dankl... 
Verzeihen Sie, ich kann Ihnen nichts anbieten. 
Vielleicht eine von den Zigarren meines Man- 
nes. Ich erinnere mich, daß er eine gute Sorte 
rauchte ...” 

Sie trippelte eilig zu der Kommode und brachte 


ein vergilbtes Kistchen, in dem einige halb 
entblätterte Henry Clay mit rot und goldenen 
Ringen lagen. Nachdem Herr Wranitzky sich, 
wie es in der Gesellschaft des anclen regime 
gebräuchlich gewesen war, entsprechend ge- 
sträubt hatte, nahm er die Zigarre und erhob 
sich. Denn der Hund wurde schon ungeduldig. 
Es wurde taktvoll vermieden, die Hundefrage 
nochmals zu berühren. Er verließ das Haus. 


326 


Der Hund tänzelte freudig bellend vor ihm her. 
Herr Wranitzky begrub das Kriegsbeil und be- 
gann eine Wohnung in pinscherfreier Gegend zu 
suchen. Manchmal, wenn er sich seines Feld- 
zuges gegen die Gesandtin erinnerte, dachte er, 
daß mancher Streit im kleinen wie im großen 
vermieden werden könnte, wenn jeder sich be- 
mühen würde, den Feind kennanzulernon und 
seine Not zu verstehn. 


(R. Krlesch) 


„Für das Wetter sind Sie aber 'n bißchen leicht gekleidet, was?“ 
„Ich habe mich ja auch nicht fürs Wetter, sondern für wen andern angezogen!“ 


Presa e distacco di contatto: “Ma per questo tempo Vi siete vestita un pochino leggera; 
non & vero?,, — “lo perö non mi sono mica vestita pel tempo, ma per qualcun altro!,, 


327 





Vinzent und die rote Marie 


Von Bastian Müller 


Der Morgen kroch In den dicksten Nebel. 
Vinzent kramte im Geräteschuppen, holte die Axt 
aus der Ecke der scharfen Werkzeuge und ging 
damit zum Schleifstein. Sein Fuß trat die Pedale 
und der Stein drehte sich schwer Im öltriefenden 
Holz. Mit kreischendem Ratschsch sprühten die 
Funken des Stahls, schillernd wie ein Regen- 
bogen. Als Vinzent auf den Hof trat, schnupperte 
or In die breiige Luft. Er schulterte die Axt und 
schritt durch den Garten hinaus auf die Felder. 
Es war noch sehr früh, 

Der Weg durch die Felder führte in Winkeln zum 
Deich. Vinzent stapfte ihn hinauf und sprang auf 
der anderen Seite in ein paar Sätzen hinab. Dort 
marschierte er über die kahlen Wiesen und ach- 
tete auf die Bäume, die im trüben Grau vorüber- 
schwammen. Er mußte noch über eine Senke, 
um auf seine Wiese zu kommen und dann stand 
er vor der großen Pappel. 

Vinzent lehnte die Axt an den mannsdicken Stamm 
und brachte zuerst seine Pfeife in Brand. Dann 
lehnte auch er mit dem Rücken gegen den Baum 
und döste vor sich hin In das Grau. Er denkt an 
die rote Marie 

Gestern abend war sie beim Heuschober, aber 
Ihre Kälte hatte Ihn frieren lassen wie einen 
Jungen Hund. Dabei brannten ihre roten Haare 
gleich einem Mohnfeld und die grünen Augen 
lockten wie sommerlicher Teich. 

Die blauen Rauchwolken trieben davon. Vinzent 
schüttelte den Kopf: diese rote Mariel Das hat 
alles keinen Zweck. Er nahm'die Axt und schlug 
wütend In den Stamm. Der wuchs drohend in sei- 
ner Schwärze hinauf In das tiefhängende Nichts 
des Nebels, Mit der ganzen Kraft seiner fünfund- 
zwanzig Jahre schwang Vinzent die Axt. Die 
blanke Schneide knirschte in das weiche Holz 
der Pappel, die Späne flogen meterweit fort. Wie 
gefroren hallten die Schläge in den raumlosen 
Nebel, bangg! bangg! Der Deich war nicht mehr 
zu sehen, gar nichts; nur vom nahen Fluß heulten 






immer ein Zeichen 
für photographifche 
Wertarbeit | 


die Sirenen der Schlepper, die eilige Fracht nach 
Holland hatten. 

Vinzent wurde es heiß. Er ließ die Axt sinken und 
zog den blauen Wollsweater über den Kopf, und 
das Hemd. Fröstelnd überzog es die vom Winter 
gebleichte Haut. Der Nebel perlte sich auf dem 
warmen Köıper zu winzigen Tropfen. Nun hieß es 
weiterarbeiten. 

Die Pappe! stöhnte unter den Axtschlägen. Leise 
raunte sie ihr Sterbegebet. Jedesmal, wenn Vin- 
zent die Schneide aus der Immer tiefer werden- 
den Kerbe ruckte, dachte er einen tröstenden 
Gedanken: „Du bist alt, schwarze Pappel. Deine 
Rinde platzte morsch Im trockenen Frost. Du 
würdest nur noch die Spitzen deiner Zweige mit 
Grün schmücken können.’ 

Und aus der Krone fielen Tropfen von den 
schwankenden Ästen. Mit Tränen ergab sich der 


DER „STROH"-WITWER 


Schon eine kleine Ewigkeit 

hat er ein Strohquartier. 

Da liegt er nun so lang wie breit 
in dienstlicher Bescheidenheit 

als weiland Musketier. 


Er witwert sich, so gut es geht, - 
durch’s Tag- und Nachtverhau 

und sehnt sich, was man ja versteht, 
mal dis- und auch mal indiskret 
nach seiner eignen Frau. 


Geht ihm was gegen seinen Strich — 
es liegt ihm nichts am Jammern, 

im Notfall wird er hoffentlich 

statt nur an einen Strohhalm sich 
direkt an tausend klammern. 


Walter Bemmer (im Felde) 





ROSE 





Zahnpflege im Mittelalter 


Die deutschen Frauen haben schon im frühen Mittelalter ihre Zähne sorgfältig ge- 
pflegt, wie Karl Sudhoff in seiner Geschichte der Zahnheilkunde”) nachweist. Er 
sagt, daß man damals „Zähne weißer als Milch“ schön fand, daß der Minnesänger 
„rötes mundes gruoz, mit wizen zenen harte wol bezinnet“ preist und der große 
Wolfram von Eschenbach im Parzival (130, 11-13) als Kenner also schildert: 

Von sn&wizem beine 

Nähe bi einander kleine 

Sus stuonden ir die liechten zenc. 
Die Frauen pflegten damals ihre Zähne mit Spülen und durch Abreiben mit Lei- 
nenläppchen oder Salbeiblättern. Heute würden wir ein solches Verfahren allerdings 
‚ebenso umständlich wie unvollkommen finden - wir bedienen uns lieber eines neu- 
zeitlichen Zahnpflegemittels wie Blendax. der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta 


17 Vortag Jabana Ambesai Barih. Leipung N. 


Baum det Kraft des jungen Mannes. Vom Fluß 
her roch es nach Überschwemmung, Kalmus und 
aufgewühltem Wasser. 

„Es ist schön, einen Baum zu fällen“, dachte Vin- 
zent, „Man spürt dabei die Stärke seiner Arme.” 
Aber sofort dachte er: „Und warum werde ich 
so hilflos, wenn die rote Marie abends am Heu- 
schober vor mir steht? Warum werden die Hände 
In den Hosentaschen schlaff, und warum schaue 
ich weg, wenn sich ihre Lippen zu dem verhexten 
Lächeln kräuseln?” Die Pappel mußte unter die- 
sen Gedanken schneller sterben. 

Aber dann wieder sank die Axt mitten aus dem 
Schwung ktaftlos zur Erde: „Wie soll ich das nur 
machen, mit der roten Marie?” - 

„Schlag’ zul“ raunte die Krone oben aus dem 
Nebel. Hilflos stand die Pappel da, mit ihrem 
tief angeschlagenen Stamm. 

Vinzents schwitzenden Rücken überliet eine 
Gänsehaut. „Den Teufel auch”, brummte er vor 
sich hin. Frierend, als stünde er vor der roten 
Marie, schwang er wieder die Axt. Durch den 
Stamm lief ein erstes Zittern. 

Unter dem aufkommenden Wind rauschten die 
Äste aus dem Nebel immer höhnender, es knarrte 
bis In den Stamm. Böse mit sich, und vor allem 
mit der höhnenden Pappel, schwang Vinzent die 
Axı, daß die Schläge wieder in den grauen Mor- 
gen hallten, Und mit einemmal kam klar und 
lachend das Dudeln einer Klarinette daher, eine 
Ziehhärmonika schmiegte sich an das Locken des 
Blöäsers. ‚Straßenmusikanten spielten drüben im 
Dorf. Der Nebel trug jeden Ton auf Samtpolstern 
über den Deich herbei. Die Axt tanzte Im Takt 
eines Ländlers. 

Durch den Stamm ging ein Knistern, ein Brechen 
von Fasern, Noch ein, zwei Schläge, mit einem 
Seufzer neigte sich der Baum, krachend zersplit- 
tern die Äste, dumpf fällt der schwere Stamm auf 
die fahle Wiese. Da liegt die Pappel über 
schwarzen Maulwurfshügeln mit gebrochenen Ar- 
men, und der Stamm zitterte noch vom Fall. Oben 
war eine helle Lücke Im Nebel. 

Aufatmend stand Vinzent da. Die Musikanten 
spielten übermütig und der Wind zeıfetzt die 
grauen Schwaden. Nachdenklich begann Vinzent 
die Äste vom Stamm zu schlagen. Der Baum waı 








Tahnp 


dc 


Wirksam gegen Ansatz von Zahnstein 


er Sinn für das Schöne und Gepflegte drückt 
sich beim modernen Herrn auch in der Art aus, wie er sich anzieht. Wer AM 


auf andere Menschen, sei es eine Frau, sei es ein Vorgeseizter oder 





in Gesch 





freund, einen sympathischen Eindruck machen wil, 
achtet deshalb vor allem auf eine formschöne, aparte Krawatte, 
da sie den Blick zuerst anzieht, Mit einer der kostbaren 


vonen Rbawatten 
en, 


laßt sich am einfachsten beweisen, daß man Ge- 
schmack und sicheres Gefühl für elegante 


Musterung und edlo Farbgebung besitzt. 


feinsten Hlen ® 

KRONEN-NARKK 

handgraäht elegant und einmalk war ein 

Jeden Muster nur weaige Kramaltin bergentelt werden, 


III 















„Kupferberg Gold” ist FEINHERB, d.h. nicht süß, aber auch 

nicht betont herb. Ein Sekt also, der zu allen Gelegenheiten 

gut mundet und zu den meisten Speisen vorzüglich paßt. Als 

ausgesprochen herber Herrensekt wird „Kupferberg Riesling“ 
besonders geschätzt. 


' KUPFERBERG GOLD 





Wien, Schönbrunn 


Speachen of NEUE Art! 


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losen Sie hier, was unsere Kunden schreiben: 


Das Golosene prägt sich spielend leicht ein 


Dr. Heil's Schnelikurs Italienisch übar- 
trifft bei weitem all meine Erwartun- 
gen. Ich habe eine kleine Dorfschule 
besucht und hatte keinen Schimmar 
von Fremdsprachen, Erst nachdem ich 
mich mit einer Itallenischen Famlile 
sehr gut angefreundet hatte, kam in 
mir der Wunsch auf, auch die italie- 
nische Sprache zu beherrschen. Ich 


Nlenische Zeltungen zu lesen und Briefe 
zu schreiben. Ich habe es selbst nicht 
für möglich gehalten, daß man in a0 
kurzor Zeit eine fremde Sprache lernen 
kann. Mit gutem Gewissen kann Ich 
jedom dieses einzigartige Werk weiter- 
empfehlen 

Radebeull. Margot Henning, Radabeull, 
den 29. April 1941 Lessingstraßo 7. 





habe nicht Immer regelmäßig gelernt, 
sogar manchmal tagelang ausgesetzt. 


Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, 
man braucht weder auswendig zu 


Kein Auswondiglernen von Vokaboln 
Ich finde Ihr Neusystom Insofern un- 
Übertreiflich, als das Auswendiglernen 
von Vokabeln und grammatischen Ro- 





Das Große, Erhabene und das Kleine, Aus- 
erlesene haben eines gemeinsam: Sie erwecken 
Freude und Bewunderung. So ist es oft audı mit 
den großen und kleinen Freuden des Lebens. 
Dem Raucher bieter zum Beispiel eine gure 
Zigarette immer wieder besonderen Genuß. 


Rave] 





MEMPHIS MILDE SORTE 


gein ganz ausgeschaltet Ist, denn der 
tehrstoff prägt sich in seinem Aufbau 
janz von selbst dem Godächtnis ein. 
behandelte Stofl wird In Inter 
essanter Weise gebracht und kann rest- 
los im praktischen leben verwendet 
worden. 
St. Pölten, 15. Jan. 1940. ‚Adalb, Redl, 
Josefstr. 57, Hauptschuldirektor I. R. 


nen. noch Vokaboin und. grammatische 
Regeln pauken, noch Irgendwelci 
Vorkenntnisse oder eine besondere Bo- 
gebung zu besitzen. Man liest, und das 

lesene prägt sich splolend leicht 
ein. Meine italienischen Frounde waren 
überrascht Über meine schnellen Er- 
tolge, besonders über die gute Aus- 
sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ila- 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick on triit Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als 
eine Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und 18g- 
lich In lebendiger Rede und Gegentede gesprochen und gobrauch! wird. Jedes 
mechanische Auswendiglernen fällt fort, denn eine worlverwandt neugestältote 

ung zwischen Fremd und Multersprache verankert das Sprachgut, 
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stumm geworden, mit dem Abfallen der Äste 
sackte er noch etwas tlefer. Sehnsüchtig horchte 
Vinzent der Musik aus dem Dorf nach: „Nein, 
mit den Händen In den Hosentaschen geht es 
nicht," 

Der Stamm lag kahl und tot. Durch den zerrisse- 
nen Nebel flackerte der blaue Himmel. Aus dem 
Dunst wuchs der Deich und darauf eine Gestalt. 
„He, Morgen!", lachte es herüber. „Ich hörte dich 
fällen.” 

Da hinten stand die rote Marie, ein weißes 
Kopftuch um ihre brennenden Haare, lauerte sie 
vom Deich herunter. 

„Du“, rief Vinzent, „heute Abend?” Seine Augen 
glänzten in einer bangen Hoffnung. 

Ja, sie nickte. Sie sprang den Deich hinunter, 
war fort, zurück zum Dorf. 

Prüfend tastete Vinzents Daumen über die 
Schneide der Axt, drüben stand noch eine dürre 
Pappel tot im klaren Tag. 

„Am Abend, rote Mariel” 

Wie blau der Himmel nach dem Nebelmorgen Ist. 


Das war Jasgulkas Geschoß 


Von R. A. Stemmle 


loseph Sieber hat über dem linken Auge eine 
Narbe. Die stammt aus der Anfängerzeit seiner 
Bühnenlaufbahn, als man Blitze noch mit Kolopho- 
niumpulver herstellte, indem man es in einen 
Lampenzylinder tat und es durch eine Kerzen- 
flamme pustete. Bei Sturmwind rieb man zer- 
knülltes Packpapier an der Mauerwand, Regen 
wären Schrotkörner In einem Drahtsieb, und 
einen nie versagenden Schuß stellte man mit 
einer langen Holzlatte her, auf deren unteres 
Ende man trat und deren oberes Ende man dann 
losschnellen ließ, damit sie laut auf den Boden 
knallen konnte. 

Man gab damals Vorstellungen in kleinen Orten. 
„Abstecher” nannte man das. Das Stück hieß 
„Defraudanten”. Joseph Sieber hatte sich im letz- 
ten Akt zu erschießen. 

Der Hert Direktor — Regisseur, Kassierer” und 


Garderobler In einer Person — instrulerte den 
thesterunkundigen Hausdiener des Schützen- 
hauses, der den fehlenden Inspizienten ersetzen 
sollte: 

„Also passen Sie auf. Der Herr Sieber ist ein 
Verbrecher. Im letzten Akt welß er nicht mehr 
aus noch ein. An der Hoteltür klopft die Krimi- 
nalpolizel: ‚Aufmachen! Ferdinand Raymond, Sie 
sind verhaftetl! Der Herr Sieber heißt nämlich 
Ferdinand Raymond. Und dann tritt er hier ans 
Fenster heran, sieht: vierter Stock zu hoch, drum 
nimmt er den Revolver, setzt ihn an die Schläfe 
und drückt ab. Und da müssen Sie jetzt aufpas- 
sen. Wenn der Schuß nicht losgehen sollte, was 
manchmal passiert, nehmen Sie die Holzlatte. 
Haben Sie mich verstanden?” 

„Jawohl”, sagte der Hausknecht, der Karel ge- 
rufen wurde und mit dem Vatersnamen Jasgulka 
hieß, und packte die Holzlatte fester. — Joseph 
Sieber brauchte nach dem Fallen des Vorhangs 
noch lange Zeit, um wieder zu sich selbst zu 
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Im Sowjetdorf - Nel villagglo sovietico 


004. Oderdergen) 








Der Wahnsinnige 


Von Tito Colliander-Helsingfors 


Liebe Lieselottel 

Du kannst dir nicht denken, wie Hermann mich heute erschreckt hat. Plötz- 
lich, beim Morgenkaffee, legte er die Zeitung vor sich auf den Tisch, und 
als Ich aufsah, well Ich annahm, daß er noch Kaffee haben wollte, stutzte 
Ich, so war ich erschrocken. Hermann, mein lieber Hermann, rollte gräßlich 
mit den Augen, sein Gesicht war völlig entstellt. Er knirschte mit den 
Zähnen, so daß es mir In den Ohren schmerzte — und dann stieß er einen 
Fluch aus: „Carambal" 

Ich fürchtete mich sehr. 

„Hermann, Hermann — was Ist los? Was hast du? Bist du krank?” 
„Nein“, riet er mit abgrundtiefer Stimme, „nein, im Gegenteil. Aber Ich 
bin gefährlich.” ö 

Entsetzen überkam mich, so daß mir das Herz stillstand. Ich glaubte, Her- 
mann sei wahnsinnig geworden. Und im selben Augenblick sprang Hermann 
auf, ergriff einen Stuhl und begann ihn auf einem Finger und einem Bein 
zu balanzieren — oh, es war gräßlich. Er hüpfte und drehte sich und sprang 
hin und her und sah so unheimlich aus, wie du dir gar nicht vorstellen 
kannst. Und dann ließ er den Stuhl los — ich glaubte, er würde zu Boden 
fallen und schrie bereits — aber er ergriff ihn in der Luft, schwang Ihn 
herum, stellte Ihn auf den Fußboden und machte einen großen Satz über 
Ihn. Kannst Du Dir so etwas vorstellen? 

„Hermann, Lieber, was Ist mit dir, was Ist los?” 

Aber er antwortete nicht. Er stellte sich In Positur wle ein spanischer Torero 
mit herausgedrückter "Brust, rollte wieder mit den Augen, starte mich 
starr an und sagte: 

„Hal“ 

Und dann folgte ein unmenschliches Theaterlache! 
ha—ha, klang es, und wieder: ha—ha—ha. 

Ich war dem Weinen nahe, aber gleichzeitig starr vor Entsetzen. Was war 
In ihn gefahren? Was sollte ich tun? Versetz Dich in meine Lage. 

Aber Hermann nahm keine Notiz von mir, obgleich ich sicher bleich wie 
ein Bettlaken war. Denk Dir, Hermann, der immer so gut und rücksichtsvoll 
gegen mich war, so ruhig und friedlich und liebevoll. Er kann ja manchmal 
froh und ausgelassen sein, aber niemals habe ich ihn in diesem gräß- 
lichen Zustand gesehen. Und das am Morgen, vollkommen nüchtern. Ich 
konnte wirklich nur glauben, daß er plötzlich wahnsinnig geworden sel. 
Er kam mir mit starrem Blick ganz nahe und flüsterte: 

„Hal“ 

Und dann: 

„Nimm dich in acht, dul” 

Ich bekam keinen Ton heraus, das wirst Du wohl verstehen. Meine Glieder 
wären wie von Eis. Aber er fragte mit drohendem, tiefem Baß: „Wie alt 
bin ich? Antwortel” — „Herrgott”, Jammerte ich. „Das weißt du döch! Du 





ha—ha—ha—ha—ha— 


DER SAMURAI 


Von Jose-Maria de Heredia 


Die kleine Laute streifend mit zerstreuter Hand 
Späht durch des Bambus fein geflochtne Latten 

Sie, die den Sieger kommen sieht, den Gatten, 

Den ihre Sehnsucht sich erträumt aus fernem Land. 


Er ist's. Die Schwerter seitlich. Hoch des Fächers Rand. 


"Die rote Waffenschnur, die Scharlachtroddel schatten 


Die dunkle Rüstung ab. Und von den Schulterplatten 
Blitzt hell der Tokugawa reiches Wappenband. 


Der schöne Kriegsmann ist von Schild und Wehr umflimmert, 
Von Erz und Seide, dran ein Schmuck von Lack erschimmert — 
Ein riesenhaftes schwarz- und goldverbrämtes Krustentier. 


Nun hat er sie erschaut. — Er eilt zu ihr. 
Die Sonne blinkt. Ein Lächeln scheint um seinen Bart zu schweben. 
Die beiden goldnen Fühler auf dem Helm erbeben. 


Deutsch v. Gerhart Haug 


bist kürzlich achtunddreißig geworden.” — „Ja”, rief er. „Ja. Siehst du. 
Achtunddreißig Jahr!” 

Und dann knirschte er wieder mit den Zähnen. Aber nun war Ich sicher, 
daß er mit einem Schlag den Verstand verloren hatte, und ich dachte: 
wenn er mich nur nicht umbringt. 

Das tat er dann auch nicht, Im Gegenteil, er stellte sich vor mich, steckte 
die Daumen in die Armlöcher der Weste, lachte infernalisch und gemein, 
und sagte: 

„Haha! Heute abend werde ich Rosita Serrano zum Souper einladen — 
hahahal — und dann fliehe ich mit ihr nach Argentinien. Was meinst du? 
Carambal” Und er schnippte mit den Fingern und machte einige tolle 
Sprünge mit gespreizten Beinen. Da konnte Ich es nicht länger aushalten 
— Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte. 

„Hermann, Hermann“, schluchzte ich. „Was habe ich getan, daß du mich 


"verlassen willst? Liebst du mich nicht mehr? O—0—0—0—." 


Das half. Und wie das half. Augenblicklich verwandelte er sich, er warf 
sich über mich mit Küssen und Liebkosungen, umfaßte mich und drückte 
mich an sich. 

„Ach mein liebes, kleines Mädchen”, schmeichelte er. „Mein gellebter kleiner 
Schatz — habe ich dich erschreckt? Ich wußte Ja nicht, daß Ich dich so 
gräßlich erschreckte, sei nicht böse — ich werde nicht mit Rosita Serrano 
fliehen! Aber siehst du, In der Zeltung steht, daß ein Mann ins gefährliche 
Alter kommt, wenn er sich den Vierzigern nähert. Dann gerät er aus dem 
Gleichgewicht, sein Wesen wechselt ganz plötzlich, er wird rücksichtslos 
und lebenshungtig und in diesem Alter pflegt er mit seiner Gellebten zu 
fliehen. Jaja, das steht in der Zeitung, und ich wollte dir nur ungefähr 
demonstrieren, wie das zugehen konnte, versteht du. Ich wollte dir zeigen, 
wie es Ist, im gefährlichen Alter zu selı 
Er hob mich empor und schüttelte mich und küßte die Tränen von meinen 
Augen weg, aber plötzlich tanzte er mit mir herum, so daß ich ganz wirr 
im Kopf wurde, hob mich wieder hoch und rief: 

„Ja, Ich liebe dich, ich liebe dich. Denn jetzt bin ich im gefährlichen Alter.” 
Und Du kannst Dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war. Wir hatten bei- 
nahe eine ganze Stunde für uns, ehe er sich an seine Arbeit machte. 


(Berechtigte Übertragung aus dem Schwedischen, Interpress.) 





Kleine Angestellten-Philosophie 


Tagtäglich wanderst Du sorgenbeschwert 

Mit allen andern im gleichen Trott 

Von daheim zur Arbeit und umgekehrt; 

Und denkst bei Dir selber: Du lieber Gott, — 

Wann wird dies alles mal anders werden? 

Wann kommt das Glück, — wenn’s auch noch so klein? — 
Ich will ja bestimmt nicht den Himmel auf Erden, — 

Aber manches könnte doch anders seinlI! G. Elfeldt 


332 


Ausgewachsen 


IK. Holligonstaodt) 





„Ich bin im letzten Jahr gute fünf Zentimeter gewachsen!“ — „Aha, 
und nun sind dir alle Kleider zu kurz?“ — „Nein, aber die Hemden!“ 


Cresciuta: “In quest’ ultimo anno sono crescluta di ben cinque centimetril,, — “Ah ah! Ed 
ora tuiti gli abiti ti sono troppo corti?,, — “No, ma le camicie!" 


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ganzen drei Wochen.” 
„Und das hast du ausgehalten?” wundert sich 
Bobby, „da wär’ ich gleich am ersten Tag wieder 
abgereist.“ 

%* 


Herr Zeiserl hatte auf Anraten des Arztes das 
Biertrinken aufgegeben. 

„Nun, Herr Zeiserl”, wird er gefragt, „fühlen Sie 
sich wohl dabei?” 

„Wohl?" sah Herr Zeiserl etwas melancholisch 
drein, „das will ich grad net sagen, aber g’sund.” 


* 


In einer Gesellschaft, der auch Graf Bobby bei- 
wohnte, kam man unter anderem auch auf Jugend- 
erinnerungen zu sprechen. 

Meinte einer der Anwesenden: „Ich bin in Graz 
geboren und in Wien zur Schule gegangen!” 
Staunt Bobby teilnahmsvoll: „Da hatten Sie aber 
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ten Ecke, wo er täglich zur bestimmten Stunde 
seinen Schwarzen trinkt und im übrigen nicht ge- 
stört sein möchte. Sobald er das Lokal betritt, 
stellt ihm der Ober seine Schale hin, bringt ihm 
die Mittagszeitung und behelligt ihn nicht weiter. 
Das geht so Tag für Tag, schon seit Jahren. 
Plötzlich bleibt der alte Wurzinger aus. Gleich 
drei Tage hintereinander. Und da sich ein Wiener 
Ober als ein Vater seiner Gäste fühlt, erkundigt 
er sich nach ihm und erfährt, daß seine Frau ge- 
storben ist. 

Am fünften Tag ist Herr Wurzinger wieder da, 
pünktlich wie immer. 

Nun hält es der Ober für seine Pflicht, etwas zu 
sagen, er tritt auf den treuen Stammgast zu und 
meint bedauernd: „Herr Wurzinger, ihre verehrte 
Frau Gemahlin ist gestorben —" 

Da unterbricht ihn der alte Wiener unwirsch mit 
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Adam und Eva im Sowjetparadies 


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„Wann werden endlich einmal die Äpfel reif sein, damit wir aus diesem Paradies vertrieben werden?“ 


Adamo ed Eva nel Paradiso dei Sovieti: “Quando saranno finalmente mature le mele, affinch® venlamo scacclatl da questo Parad 


Sommerwölkchen - Nuvolette estive 


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Das Holzstückchen 


Man hat gewisse Dinge, von denen man nicht 
weiß, woher sie kommen. Sie sind da, weil sie 
immer da waren, und deshalb wirft man sle nicht 
fort. Bel mir liegt auf dem Schreibtisch ein Holz- 
stückchen als Briefbeschwerer. Es Ist sehr un- 
geeignet als Briefbeschwerer, denn es ist zu 
leicht dazu, Es Ist kein gewöhnliches Stück Holz, 
denn es steht mit schwarzer Farbe darauf ge- 
schrieben; „Nizza 1885”. Das Holz hat die Form 
einer Wurstscheibe, einer schräggeschnittenen 
Wurstschelbe, wie die Fräuleins im Wurstladen 
sie schneiden, wenn sie sa; ‚Darf es sonst 
noch etwas sein”, Es wäre eine ganz respektable 
Wurstschelbe und man müßte dafür schon drei 
Fleischmarken geben, aber im Jahre 1884 war die 
Fleischmarke noch nicht erfunden und natürlich 
auch keine Holzmarke, und deshalb hat derjenige, 
der diese Holzscheibe ‘damals gekauft hat, sie 
bestimmt markenfrel erhalten. Es war auch keine 
„Rückware”, sondern es war ganz offiziell ein 
Andenken an Nizza 1886. Erst hab ich es für ein 
Stückchen Olbaum gehalten, eine Ollvenölbaum- 
scheibe, aber das Ist sie nicht, es ist wohl ein 
Nadelholz und das Stückchen würde kaum dazu 
genügen, heutzutage einen Hemdkıagen daraus 
zu machen. Es ist ganz wertlos. 

Ich habe nachgesehen, was Im Jahre 1886 pas- 
siert ist. £. 

In diesem Jahre wurden zwar die Bonapartes 
aus Frankreich vertrieben und 1885 hat es einen 
Militärputsch In Sofia gegeben, auch mach- 
ten die Maoris auf Neuseeland ihren letzten Auf- 
stand, das Skatspiel wurde neu geordnet, bei 
Würzburg gab es ein Eisenbahnunglück, Benz ließ 
seinen ersten Benzinwagen laufen, Schloß Neu- 
schwanstein wurde vollendet und im Hafen von 
Neuyork der Freiheit eine Statue errichtet, alles 
ganz schön und gut, aber mit Nizza hat es nichts 








zu tun, in Nizza ist meines Wissens in diesem 
Jahre nichts passiert. 

Ich habe mein Holzschelbchen genauer besehen 
und dabei habe ich seine Jahresringe bemerkt. 
Ich habe gezählt, hundertdreizehn Jahre hat es 
auf dem Buckel und dabei hat es nur zehn Zenti- 
meter Durchmesser, natürlich an der schmalen 
Stelle, well es das Baumfräulein aber schräg ge- 
schnitten hat, Ist es achtzehn Zentimeter lang. 
Nun habe ich angefangen zu rechnen. Als das 
Bäumchen gesäht wurde, zählte man das Jahr 
1773. Das war grad das Jahr, In dem Goethe den 
Götz von Berlichingen schrieb und damit der 
feineren Ausdruckswelse so viel diente, Sonst 
hat es meines Wissens in dem Jahre nichts be- 
sonderes gegeben, und die letzte Hexe mußte 
noch ein Jahr warten, bis sie In Deutschland ver- 
brannt wurde. Bis zum Jahre 1793 ging es nach 
Aussage der Jahresringe meinem Bäumchen be- 
sonders gut, Das waren glückliche Jugendjahre, 
ober als Ludwig XVI. um einen Kopf verkürzt 
wurde, kamen auch magerne Zelten für mein 
Bäumchen aus dem ancien rögime. In der Litera- 
turgeschichte nennt man so etwas Lehr- und Wan- 
derjahre. So zwischen den Jahren 1833 bis 44 
wird sein Leben, wie die Jahrestinge erzählen, 
noch kümmerlicher, Vielleicht hatte es Angst, daß 
es zuBiedermeiermöbel verarbeitet werden könnte. 
Von da ab ging es wieder aufwärts, ein sonniger 
Lebensabend für einen Baum! Bis, Ja, bis zum 
Jahre 1886 einer kam und sagte: „Ich hab eine 
großartige Idee, den Baum sägen wir In Schei- 
ben und verkaufen Ihn an Vergnügungsreisende 
im Aufschnitt, ein prima Geschäft”, 

So kam das Holz auf meinen Schreibtisch. Na, 
und so ein Holzscheibchen das noch Friedrich 
den Großen erlebt hat, und das schon von sich 
reden machte, ehe noch eine Zeile von Napoleon 
in den Zeitungen stand, das kann man doch nicht 
einfach in den Ofen werfen, um damit eine Tasse 
Ersotzkaffee aufzuwärmen. Foitzick 





338 


urn. 


Teebefuch 


Ich faß im Garten und trank meinen Tee. 

Aus Ceylon? Aus China? Aus Indien? - Nee! 

Er war aus getrockneten Apfelfchalen 

zufammengefügt und kleingemablen. 

Und der »Zucher« war weder aus Rohr 
noch aus Rüben, 

er war aus der Apotheke verfchrieben. 

‚Aber, ganz offen und ehrlich gefagt, 

hat mich das alles nicht weiter geplagt. 

Es gibt ein Gefet;, ein äußerft korrektes: 

man muß, und diefem zufolge fchmecht eo. 


Da kam auf einmal in zierlihem Bogen 
ein Zitronenfalter dahergeflogen, 

und meil er das Rüchlein erfreulich fand, 
fest" er fich auf den Taffenrand, 

ließ die blaßgelben Flügel wippen, 
rüffelte und begann zu nippen. 


»Meinetwegen - wenn's Ihnen behagt«, 

hab’ ich als höflicher Herr gefagt. 

»Aber mie wär’ eo, mein lieber Sohn, 

mit einer Art Kompenfation? 

Wie wär” es, wenn Sie vom SäuerlichWonnigen 
Ihres Wefens, ich mein’ vom Zitronigen, 

mir etwas abzutreten geruhten? 

Das würde dem an und für fich ja ganz guten 
Labegetränke zum Vorteil gereichen . ..« 


Leider ließ er fich nicht ermeichen, 

fondern entfchrebte - und wär’ doch auch ohne 
die von mir erbet'ne Zitrone 

immerhin noch ein Falter geblieben... 


- Ich hab’ ihn aufs Konto »Alo ob« überfchrieben. 
Ratatöchr 


Im Gedränge 


—— BE 2. an a a nme 


{R. Kılesch) 





„Herrlich, wie der Ball im Tor saß!“ — „So — ich dachte schon, er säße mir im Nacken!“ 


Nella calca: "Che magnifico colpo di palla nella portal,, — “Ah sl... a me anzi & sembrato di sentirmelo nella nuca!,, 


339 


Bei Tschiangkaischek en 


Br EERTEETTTETTTERETETCH TE STETTEN 








„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sagen die Engländer, 
Herr Generall“ — „Aber leider keine Burmastraße!“ 


Presso Tschiangkaischek: "Dove c' ® una volontä, signor generale, c' & anche 
una via — dicono gl’ Inglesi!,, — "Ma purtroppo non una via Burma!,, 


340 


Die Versuchung - La tentazione 


(0. Herrmann) 





„Also wenn ihr Männer aus der ersten Verliebtheit raus seid, bringt 
ihr nicht das kleinste neue Kompliment mehr zustande!" — „Was 
soll ich denn über die ollen Beene noch viel Neues sagen, Olga?‘ 


""Dunque Vol uomini, smorzala la prima ebbrezza, non siele plö in grado di are Il piö piccolo nuovo 


complimento!,, — "Ma, Olga, cosa posso mai dire ancora di nuovo sopra le non piü altraenti gambe},, 


Der kluge Herr Ober 


Von Erik Stockmarr 


In dem kleinen Restaurant auf Montmartre, wo ich 
jeden Tag mein Mittagessen einnahm, waren 
zwei Kellner. Es waren ältere Leute, ungefähr 
60 Jahre alt, und beide waren Ihr ganzes Leben 
in diesem Restaurant angestellt gewesen. Zwi- 
schen diesen zwei Kellnern war ein merkwürdi- 
ger Unterschied; der eine, Jean, war ein lusti- 
ger Bursche, Immer freundlich und bei guter 
Laune, der andere aber, Paul, war ein lang- 
welllger Kerl und ein Faulenzer, der sich ungern 
und nur langsam bewegte. Wegen seines Stumpf- 


sinnes hatte er den Spitznamen „die Winter- 
fliege“ bekommen, denn er ähnelte vollständig 
einer alten, schläfrigen Winterfliege. Nur selten 
tedete er mit den Gästen, wenn er aber den 
Mund öffnete, war es nur, um sich zu beklagen: 
„Ach ja“, sagte er, „Kellner zu sein ist ein 
Hundeleben, niemals hat man einen Augenblick 
Ruhe: ‚Herr Ober, wieviel Uhr ist es?‘ ‚Herr Ober, 
geben Sie mir bitte eine Zeitung!’ ‚Herr Ober, 
ich möchte einen anderen Teller haben!’ ‚Und 
wann bekomme ich meinen Kaffee, Herr Ober? 


341 


Beeilen Sie sich doch, Mensch, ich kann nicht 
den ganzen Tag hier sitzen. Ja, so ist es, man 
läuft herum wie ein Rennpferd, und die Beine 
werden kürzer und kürzer, so daß man zuletzt 
einem armen Dachshund ähnelt.” 

Ich war sehr erstaunt darüber, daß der andere, 
Jean, immer in guter Laune war, und oft dachte 
ich darüber nach, was wohl eigentlich die Ur- 
sache zu seiner Munterheit war. 

Eines Tages entdeckte ich ganz zufällig sein Ge- 
heimnis, An einem schönen Sommermorgen wachte 
ich um 6 Uhr auf und beschloß aufzustehen, um 
an dem herrlichen Sommermorgen ein bißchen 
spazieren zu gehen, Als ich auf die Straße her- 
unterkam, ging ich zuerst in ein kleines Cafe, um 
meinen Morgenkaffee zu trinken. 

Als ich dort saß und wartete, entdeckte ich plötz- 
lich den Kellner Jean. Er saß in einer Ecke mit 





Sonnenland 


Mütterlich tränkt die Sonne, 

Die bimmlifche Amme, den Berg. 
Gen Mittag flutet die Ebene, 

Ein grüngoldener See, 

Darinnen die blühenden Apfelbäume 
Wie große Wafferrofen fchrimmen. 
Seligen Infeln gleich 

Liegen die alten Höfe, 

Über den atmenden Dächern 

Aus Binfen und Stroh 

Staut fich Die ‚Bläue. 
Frühlingstrunken badet die Lerche, 
Eine Handvoll fingenden Lebens... 


Heinz Friedrich Kamecke 





einer Zeitung und trank eine Tasse Kaffee. Merk- 
würdig, dachte Ich, daß er nicht sein Frühstück 
zu Hause zusammen mit seiner Frau genießt. Doch 
plötzlich verstand ich, daß er seine Gründe hatte, 
hier in einem Caf& zu sitzen. Er saß so recht be- 
haglich in dem Sofa, als ob die ganze Welt ihm 
gehörte, und Immer rief er ungeduldig dem Kell- 
ner zu: 

„Hetr Ober, wieviel Uhr ist es? — Herr Ober, 
bringen Sie mir eine Zeitung; aber schnell, 
machen Sie, daß Sie fort kommen!” 

Und so fuhr er fort, immer hatte er irgend einen 
Wunsch, den der arme Kellner erfüllen mußte: 
„Geben Sie mir noch ein paar Stückchen Zucker, 
Herr Ober! Und einen Kuchen muß ich auch noch 
haben! Und ein Glas Wasser! Aber schnell, Herr 
‚Ober, schnell, schnell” 

Der Kellner lief hin und her, und doch war 
immer etwas, was fehlte, Als die Uhr halb acht 
schlug, stand Jean vom Tisch auf und bezahlte; 
um acht Uhr mußte er ja in seinem Restaurant 
sein. Munter pfeifend verließ er das Lokal. Als 
er weggegangen war, tief Ich den Kellner, um zu 
bezahlen: „Das war aber ein beschwerlicher Gast”, 
sagte ich. 

„Ach ja”, antwortete der Kellner und seufzte 
tief, „er kommt jeden Morgen hierher und immer 
werde ich ausgescholten. Bald muß Ich ihm Zei- 
tungen bringen, bald Zucker, Sahne, Wasser, Zigar- 
ren usw. Glauben Sie mir, das ist ein Hunde- 
leben hier.“ 

Seit dem Tag verstand ich, warum Jean immer 
so munter war. Jeden Morgen holte er sich hier 
die Kraft für die tägliche mühsame Arbeit. Wenn 
man den ganzen Tag kommandlert wird, hilft es, 
ab und zu Befehle erlassen zu können, das bringt 
einen In gute Laune. 

Ich erzählte dem Kellner, wer der Gast war, 
und jetzt geht der Mann Jeden Nachmittag, wenn 
er mit seiner Arbeit im Cafe fertig ist, in das 
Restaurant, wo Jean serviert. Dort sitzt er und 
gibt seine Befehle: 

„Herr Ober, bringen Sie mir ein Glas Wasser! 
Aber schnell, Herr Ober, Herr Oberlilli Herr 
Oberlllll” 


JONSSONS NEUER FLAGGENMAST 


Ein großes Fest stand den Bewohnern des Rödje- 
tales in Schweden bevor. Sven Jonsson, einer 
der Bauern des Tales, feierte morgen sein fünf- 
zigstes Wiegenfest. 

Heute aber wollte er aus Anlaß dieses Jubeltages 
auf seinem Hofe einen neuen Fahnenmast setzen. 
Einen hohen, fein gestrichenen Mast mit einer 
schönen bunten Glaskugel an der Spitze, auf dem 
zur Feier des Tages die Landesfahne gehißt wer- 
den sollte, 

In früher Morgenstunde schon hatten sich die 
Nachbarn eingefunden, um mit Hand anzulegen. 
Da trat Jonsson mit einer großen Branntwein- 
llasche aus dem Hause, 

„Heh, Mönnerl” rief er. „Bevor wir mit der Arbelt 
beginnen, laßt uns erst einmal einen trinken! Das 
stärkt die Glieder und macht Humor.“ Damit 
reichte er die Flasche herum, 

Solchermaßen gestärkt, ging man ans Werk. Der 
Mast wurde angehoben, Stützen und Seile be- 
festigt, und mit kräftigem „Hauu-ruck! Hauu-ruck!” 
begannen die Männer zu ziehen. 

Schon strebte die Spitze fast senkrecht empor, 
als plötzlich ein klirrendes Geräusch ertönte. Au 
verflixt, da hatte man die Bescherung! Die Fahnen- 
stange war mit ihrem oberen Ende gegen die 
Drähte der Lichtleitung des Hauses gestoßen. 
Aber alles Schimpfen und Fluchen nützte nichts. 
Die Stange mußte wieder herab, und man mußte 
versuchen, von der anderen Seite her vorzu- 
gehen. Also ließen die Männer den Mast wieder 
zu Boden gleiten und drehten ihn um seine 
Löngsachse in die entgegengesetzte Richtung. 
Das war eine anstrengende Tätigkeit, die einer 
besonderen Stärkung bedurfte. 

Abermals kreiste die Branntweinflasche. Und sie 
schien In der Tat Wunder zu wirken, 

Denn als man nun ein zweites Mal daran ging, 
den Mast in die Höhe zu richten, da geschah 
es mit einer. verblülfenden Goschwindigkeit. 
Stolz ragte alsbald die Spitze gen Himmel und 
rasch wurde der Mast am Boden verankert. Dann 


Die Raufbolde - ı rissaivoli 


VON JOHAN LOREN 


legten sich die Männer zu wohlverdienter Rast 
ins Gras. 

Gute Arbeit ist guten Lohnes wert und erheischt 
Anerkennung. Jonsson ging ins Haus, um eine 
zweite Flasche zu holen. 

Als er wieder ins Freie trat, sah_er zu seinem 
Erstaunen die Männer von einer lebhaften Er- 
regung befallen. Sie sprachen aufgeregt auf. 
einander ein und fuchtelten mit den Armen durch 
die Luft. Dabei standen sie um die Fahnenstange 
herum und starrten an Ihr hinauf. Und hin und 
wieder glitten ihre Blicke hinab zu der Kugel, 
die einer von ihnen in den Händen hielt. Es war 
jene bunte Glaskugel, die der Fahnenstange zur 
besonderen Zierde dienen sollte. Jonsson stieg 
das Blut zu Kopfe, er glaubte, der Schlag müsse 
ihn treffen. 

Was aber blieb weiter übrig, als den Mast noch 
einmal zu senken? Welches denn auch, nachdem 
man erst der neuen Flasche gehörig zugesprochen, 
viel leichter und flotter vor sich ging, als man er- 
wartet hatte — mit beängstigendem Krachen 
schlug das Holz am Boden auf. 

Schnell wurde die Glaskugel auf die Spitze ge- 
setzt. „Hauu-ruck! Hauu-ruckl” Und schon nach 
wenigen Minuten stand die schlanke Stange 
wieder aufrecht da. 

Erneut gab man sich der Ruhe hin, Diesmal 
brauchte sich Jonsson nicht persönlich zu be- 
mühen, die Flasche herumzureichen; gern nahmen 
ihm die andern jetzt die Arbeit ab. 

Als nun der Fahnenmast endlich so stand, wie er 
stehen sollte, meinte einer der Männer: „Und 
Jetzt sollten wir auch die Fahne hissen, damit wir 
sehen, wie sich das Ganze ausnimmt.” 

Also holte Jonsson das blau-gelbe Fahnentuch 
herbei. Die Männer nahmen unterdessen feierliche 
Aufstellung. . 

Da geschah etwas ganz Unerwartetes. Jonsson, 
der sonst so ruhige und gesetzte, stamplte plötz- 
lich wie ein bockiges Kind mit beiden Füßen auf 
und fluchte dabei mit lästerlichen Worten, wie 





sie ihm noch nie über die Lippen gekommen 
waren. 
Stolz und majestätisch ragte die Fahnenstange 
gen Himmel, Neben ihr am Boden aber lag aus- 
gestreckt wie ein riesenlanger Regenwurm — 
die Fahnenschnur. 
Bald Jedoch beruhigten sich die Gemüter wieder. 
„Dann müssen wir eben noch einmal von vorn 
änfangen”, erklärte der dicke Nilsson, und die 
andern nickten zustimmend, 
Sie tranken den Rest der Flasche schnell noch aus, 
dann spuckten sie noch einmal in die Hände und 
lösten die Verankerung des Mastes. 
Langsam neigte die Fohnenstange das Haupt, um 
plötzlich — welß der Kuckuck warum! — eine 
rasende Geschwindigkelt zu entwickeln und mit 
dumpfem Krach am Boden aufzuschlagen. 
Wie ein zerknicktes Streichholz lag der schwere 
Mast nun geborsten da, und die schöne bunte 
Glaskugel war In zahllosen Scherben über den 
Hof zerspritzt. 
Es würde Sitte und Anstand verletzen, das wieder- 
zugeben, was die Männer bei dieser Gelegenheit 
einander zurlefen. r 
Es dauerte eine ganz Weile, bis sie sich von dem 
ausgestandenen Schrecken erholt hatten und im- 
stande waren, die Trümmer fortzuräumen. Danach 
ober waren sie am Ende ihrer Kräfte. Ob von den 
ausgestandenen Anstrengungen odar dem reich- 
lich genossenen Alkohol, wer weiß? Jedenfalls 
mußte Jonsson’s Stallbursche die Pferde vor den 
Leiterwagen spannen, und auf diese Weise wur- 
den die Männer nach Hause geschafft, 
Indessen lag Jonsson: längst zu Bette und 
schnarchte den Ereignissen des kommenden Tages 
entgegen. 
Als aber die Festteilnehmer sich am Morgen auf 
dem Hofe einfanden, da wehte ihnen vom Garten 
her, an einem langen Stock aufgehißt, aus dem 
Gipfel des größten Birmenbaumes das gelbe 
Kreuz auf blauem Grund entgegen. 

(Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 


(ch. Kay) 





Metropolitan-Ersatz 


(0, Gulbransson) 














"np 
mund 
Sj) 





wnAanssen Ki 


„Wozu hat man eigentlich früher bei einer Wagner-Oper 50 Dollar für den 
Platz bezahlt? — Meine Musik versteht jeder und sie ist bedeutend billiger!“ 


In sostituzione del *Metropolitan,: “Perch® mai si pagavano prima 50 dollari per un posto ad 
un’Opera di Wagner?!... La mia musica ognuno la comprende ed il prezzo & notevolmente piü basso!,, 


343 


0. Hogenbarth) 
Lebhafte Unterhaltung 


Von Eugen Roth 


Ein Menfch, von Redeflut umbrandet, 
Hätt feine Weisheit gern gelandet, 
Ein feines Wort, mit Wit gewürzt... 
Jedoch, die Unterhaltung fürzt 
Dahin und treibt, famt feinem Wort 
Ihn mild ins Uferlofe fort. 
Er fchreitz »Darf ich dazu bemerken ...« 
Doch fchon mit neuen Sturmmwindftärken 
Wird vom Gefpräch, das brauft und fprudelt, 
Gemaltfam er hinmeggetrudelt. 
Er fchnappt nach Luft und möchte fprechen, 
Doch immer neue Sturzfeen brechen 
Auf ihn herein, er muß ertrinken, 
Kann bloß noch mit den Händen winken 
Und macht zuletst nur noch den matten 
Verfuch, zu keuchen: »Sie geftatten .. .« 
F \ IN Schiffbrüchig, an fein Wort geklammert, 
- ya Ba Der Menfch jet endlich einen jammert, 
wg, =—4 Fi . u D) Der ihn aus des Gefpräches Gifcht 

IE I PR Im letsten Augenblicke fifcht, 
Geriffermaßen packt beim Kragen: 
„Oh Gott — jetzt wird er schon wieder zudringlich! — Ich habs ja gleich »Sie wollten, glaub’ ich, auch mas fagen!!« 


gewußt, daß man so 'n Fabelvieh nicht zum Reiten benutzen soll!‘ Jedoch der Menfch kann nur noch lallen - 
Vor Schreck ift ihm fein Wort entfallen. 


Das Sturmgefpräch hat ausgerittert: 
Der Menfch fchweigt witlos und verbittert ... 





“Oh Dio mio, ecco che costul torna a seccarmi!...L'ho deito io 
subito che non si puö servirsi d'un tal grifone per cavalcare!,, 














Darüber kann man nicht streiten, das ist Geschmackssache, 


genau so wie die Tabaksart. 





seit zwei Jahrhunderten entwickelt und gepflegt, bringt für jeden 
Geschmack das Richtige. Aus vielen Sorten wählen Sie nur wie 
Sie es gewohnt sind und ganz gleich, ob Sie nun eine kurze oder 
eine lange Pfeife bevorzugen. Hauptsache.es ist Raulino drin. 





Hergestellt In den Werken BAMBERG - KÖLN - ST. JOACHIMSTHAL + LITZMANNSTADT 


344 


Wien, Schönbrunn 












io höchsten geschmacklichen Ansprüche in bezug 
auf die Kleidung müssen bei all den Herren erfüllt sein, die im Beruf oder in der Ge- 
sellschaft mit Menschen zusammenkominen, die ein Auge dafür haben. Wie gut, 
daß man sich wenigstens auf dem Gebiet der Krawatte keine allzu 
großen Sorgen um die Auswahl eines in jeder Hinsicht korrekten, 
und geschmacklich einwandfreien Stückes zu machen braucht 
Man läßt sich einfach eine Kollektion der neuesten 


vonen Srawallen 











vorlegen, wählt die zusagende und hat die abso- 
lute Gewähr, mit das Vollkommenste zu 
tragen, was an modernen Krawatten erzeugt 
werden kann. Die unzähligen, ständig 
durch neue ergänzten Muster ermöglichen 
eine harmonische Anpassung der 
Krawatte an den Anzug, für den sie, 
bestimrnt ist, 



















Zu allen Zeiten bot die Harmonie des Zweckes 
und der Form ungetrübte Freude. Was gut ist 
wird begehrt. Ein solcher Satz gilt natürlich 
auch für gute Zigaretten. Austria-Erzeugnisse 
werden in einer Qualität hergestellt, zu der 
eine mehr als 150jährige Tradition verpflichtet. 


elastisch, bagenäbt,egant und namalg wie in Modell, 
von jedem Master nur werägt Kruwatten hergmelt werden, 


es _ 
wgarcllen 


MEMPHIS MILDE SORTE 





NIL DRITTE SORTE 





Speachen of NEUE Art! 


Ohne mechanisches Wörterbüffeln 


De. Heil's Speachen-Neüsystem 


Schnellmethode zum Selbststudium 


für Englisch - Französisch - Italienisch 


Lesen Sie hier, was unsere Kunden schreiben: 

















Das Oelosenoprägtsichspiolondleichteln Ilenlsche Zeitungen zu losen und Briefe 
Dr. Heil's Schnolikurs Ntallenisch Uber- Zu schreiben Ich habe os selbst nicht 
trifft bei weitem all meine Erwartun. für SEEN gehalten, daß man In so 
gen. Ich habe eine kleine Dorfschule kurzer Zoit eine fremde Sprache lornen 
besucht und hatte keinen Schimmer kann. Mil gutem Gowissen kann ich 
von Fremdsprachen. Erst nachdem ich jedem diesas einzigartige Werk walter- 
mich mit einer llalienlschen Familie emplehlen 

sehr gut angefreundet halte, kam in Radebeull, Margot Henning, Radebeul, 
mir der Wunsch auf, auch die Italle- den 29. April 1941 Lossingstraße 7. 


ha nich! Immer, tegoimabta" ge Kein Auswendiglernen von Vokabeln 

































sogar manchmal tagelang ausge: Ich finde Ihr Nousystem Insofern un- 
Lernen Ist gar nicht übortretflich, als das Auswandiglornen 
man braucht weder von Vokabeln und grammatischen Ro- 





gein ganz ausgeschaltet Ist, denn der 
Regeln pauken, noch ltgendweiche Lehrstoff prägt sich In seinom Aufbau 
Vorkenntnisse oder elne besondere Bo- ganz von salbsi dem Gedächtnis ein. 
Stoft wird In Inter 
jehracht und kann rest- 








gabung zu’besitzen. Man liest, und das Der bahandel 
eioene prägt sich spielend leicht ossanter Welse 
ni 











Meine Itallenischen Freunde waren los im praktischen Leben verwendet 
überrascht Über meine schnellen Er- werden 
"olge, besonders Über die gute Aus- St. Pölten, 15. Jan. 1940. ‚Adalb. Rodl, 
sprache. Auch bin ich In der lage, Ita- Joselstr. 57. Hauptschuldirektor I. R 








Das ist die neue Art mit dem neuaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die Iremde Sprache nicht mehr als 
ine Sammlung Toter Yokabein anigegen, sonder so, wie sie wirklich und 10 
lich In lebendiger Rodo und Gegenredo gesprochen und gebrauch! wird, Jod 
mechanische Auswondiglornen fällt fort, denn eine wortverwandt neugestältete 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert das Sprachgut 
Dies vollzieht sich nach einom neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 
daß Ihnen der Sprachstofl ohne mechanisches Auswendiglernen zufließt, Gleich 
Siner Intoressanten Lektüre, die unterhält, antegt und ortısut, geht die Aneignung 
der Umgangssprache kurzweilig vor sich, Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks 
schulbildung genügt vollauf, well die Durchnahme gomäß unterer Anwelsung 
ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie 
teicht und von Antang an, unsere Toxto zu losen, zu sprechen und zu schreiben 


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A 345 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0. nückel) 





Junger Mann: „Wetten wir, daß ich Sie küssen 
kann, ohne Sie zu berühren.” 

Junges Mädchen: „Das möchte ich aber sehen!” 
(Er umarmt sie stürmisch.) 


Junges Mädchen: „Schämen Sie sich, Sie sind ein 
Frechling!” 


Junger Mann: „Warum? Wir haben doch gewettet 
Nun, ich habe eben veıloren!” 


* 


„Du, Lixi”, sagt Bobby zu seinem Freund Felix, 
„find'st net auch, daß die Kitty eine eigentüm- 
liche Person ist?“ 

Ja”, meint Lixl, „sie hat so was G’wisses an 


sich, Ich weiß net was, aber so was Merkwürdi- 
ges. Manchmal ist sie weiblich und dann wieder 
männlich!” 


„Ganz recht hast, das ist's!" sagt Bobby nach- 
denklich. „Akkurat dasselbe hab ich g’meint... 
Du, Lixl, ich glaub, das wird bei ihr daher kommen, 
daß die eine Hälfte ihrer Vorfahren Frauen und 
die andere Hälfte Männer g’wesen sind!” H.K.B. 


Die Freunde Hein und Fietje lehnen über die 
Hafenmauer. Es gießt vom Himmel wie mit Mol- 
len, ein eisiger Wind pfeift. — Fietje: „Du, Hein, 
stell’ di vür, bei diset Wedder op Seel” — Hein: 
„Djö, un denn kein Schippl“ — Fietje: „Djä, un 
denn entweiigte Stiebelnli” P-G. 


* 


mm kommt frühmorgens ins Büro, läßt sich 
ächzend an seinem Schreibtisch nieder, stützt den 
Kopf und seufzt: „Ihr ahnt ja gar nicht, was ich 
für einen Katzenjammer habe!” 

„Angeberl sagen alle verächtlich wie aus einem 
Munde. B. 





* 


Bobby ist an Grippe erkrankt und läßt den Arzt 
rufen. Dieser legt ihm das Fieberthermometer ein 
und meint dann: „Leichtes Fieber, 38,2 Gradi” 

Fragt Bobby: „Im Schatten, Herr Doktor?” F.H 





TIARCARRACARRARCACCLARCARCARLALCLALLLLALLALLACCAALAALLLAALRCAALLCLLLALLLLLLLLLALLALLR 


und immer wieder 
Toussaınt- 


zim Spnachtnlenen! 


Ich bin begeiflerter Anhänger 


Ihrer Spraclehrwerfe und fiu | gang Ihres 


weder Mittel no Reit, andere 
Spradwerte au ftudieren, mußte 
aber erfennen, Daß ich es nur nad) 
Ihrer, Methode au vollendeten 
Spragwiffen und »Lönnen bringen 


hinfihtlih der 


dh „lernte nad dem 


tan, dof. Doubet, Buchhalter und 
‚Korrefp., zura. Coldat (19, 6. 41). 

Im Hovember 1939 faufte Id) 
mir bie große Ausgabe der ita- 
Kieiifhen Gprade. Ehen nad 
verbättnismäßtg kurzer eit meines 
Etublums übernahm Ic) das Ber- 
dolmeifen, dei. SingsTenenbeiten 
unferer Itallenifchen Arbeiter. Id 
war hoder[rcut, als id bemerkte, 
dafı id) fowohl tadellos verftchen 
als aud (Kom fliehend. (prehen 
fonnte, Das war mit matürlih | 
ein ftatter Anfporn, und id fanın 
Ihnen nur meine Bewunderung 
über die Teicht fahbare und fehe 
intereffante Act Ihrer Methode 
ausfpreden. Wilma Dornauer, 
Nuchalterin, Innsbrud. Etam 
ferfeld 1 (10. 2 49) 


ring 40 (11. 7, 41) 


au ein unwiderftehlides 


3 





Lehrmethode n 
| Pant auszufpreden, © 
es tlingen mag, 
Shnen 

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Eindenfte, 9 (21. 1 


Langenfcheidt 


94 habe den fpanifchen Lehr. 
Zouffalnt.Zangen. 





dierte nad) Ihren Originalaus, heidt durchgearbeitet. IH kann 
gaben Katein, Bolnite, Aufl, | nur (aven, Daß (6 mie feine ein 
nad) dem Alelnen Touffalnt-kan. | fahere und fdnelere Methode jälet li un 
enfheidt Aihehifh. Ih fbeute | denten ann. Die turzelahte Däälet Uünchenertalsgetnänk 


Grammatit it ein Mellterwert 
Berftändlihtelt, 


Zouffaint-Langen(deidt aud b 
zeito Enalifc) mit beftem Erfolg. 
Hans Börger, RAöln-Deup, Boten. 


Vor längerer Zeit babe Id mir 
Ihren Aleinen Touffaint-Langen. 
fcheidt für die (paniide Eptade 

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recht häufig, denn die Nach- 
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mitkommt. Aber, trösten Sie 
sich, auch Ihr Händler wird 
wieder neu beliefert und auch Sie werden wieder mal eine 
Flasche erwischen. Und da ist es denn gut, daß auch eine 
angebrochene Flasche Cinzano nicht auf 
einmal ausgetrunken zu werden braucht. 
Cinzano ist auch in geöffneter Flasche un- 
beschränkt halıbar. Also, immer langsam 
und mit Bedacht, wie es sich für einen 
edlen Wein gehört. Dann reicht eine Fla- 
sche eine ganze Weile. Und — bitte kühl 
servieren — so schmeckt Cinzano am besten. 


EINZANO 


IN UNVERÄNDERTER GÜTE 














7 


ATEMÜBUNGEN 


Hör’ mal, Cen, dieses Mal halte ich es mit dem 
Trinken, Nein, nein, sei nicht so entsetzt! Es ist 
nicht deine Schuld. Ich weiß, daß auch dir der 
Wein schmeckt, Aber damlı hat's eigentlich nichts 
zu tun. Es ist nur, weil ich der Sache überdrüssig 
bin. 

Wie, du willst wissen; wessen ich überdrüssig 
bin? Aber es ist erklärlich. Ich habe das Leben 
satt, ich habe es über, dauernd gedemütigt und 
zur Seite geschoben zu werden und zu nichts 
fähig zu sein, 

Das Ist es, was mir nicht mehr paßt. Erscheint dir 
das zu wenig? Ach, übrigens tu mir einen Ge- 
fallen! Hör’ mal zul Sieh mich mal an, hier auf 
meinen Körper schau mall Gut, jetzt atme ich. 
Beobachte mich genaul Ich atme noch einmal. 
Aber zieh doch nicht so ein dummes Gesicht! 
Paß auf und sage mir die Wahrheit, Atme ich 
richtig? Merkst du irgendeinen Fehler? Meinst 
du, daß ich genau so atme wie du, wie der 
Kellner dort, wie der Win? Kurz, wie jeder 
gute ehrliche Mensch? Ach, jal Also war es nur 
eine Verleumdung, eine Aufschneiderei, irgend 
etwas... } 

O, entschuldige, Cen, du weißt Ja nicht, was mir 
passiert ist. Aber ich will es dir gleich erzählen. 
Du kennst die Familie Solle nicht. Aber das macht 
nichts. Tatsache ist, daß ich gestern zum Kaffee 
eingeladen war. Weißt du, wie man den Kaffee- 
ersatz nennt? Er heißt — — aber lassen wir das, es 
ist nicht wichtig. Ich war also bei der Familie Solle 
und mit mir waren noch andere eingeladen, auch 
eine alte Dame mit einem langen Namen — ein 
Name, ich kann mich einfach nicht mehr darauf 
besinnen. Du weißt doch, daß ich für Namen 
ein schwaches Gedächtnis habe. Jedenfalls scheint 
es mir, als wenn der Name auf „mann” geendigt 
hätte. Aber auch dessen bin ich nicht ganz sicher. 
Aber hör’ mal, Cen, kann man vielleicht erfahren, 
was heute abend mit dir los ist? Du sitzt so still 
mit gerunzelter Stirn da? Du sagst nur immer ja 
oder nein. Sag mir die Wahrheit, Cen! Bist du 
vielleicht verliebt? Wie so ein Hähnchen? Tut 
dir das Herz weh, ‚du Ärmster? Aber geh, du 
Dummkopf, laß sie laufen! Hör’ mir zul 

Also, die Dame mit dem Namen auf „mann“ wäre 
mir ziemlich sympathisch gewesen, wenn sie nicht 
plötzlich die Anwandlung gehabt hätte, ihre Nase 
In Sachen zu stecken, die sie nichts angehen, 
So war das. Sie saß mir beinahe gegenüber. Und 
auf einmal merke ich, daß sie ständig in meine 
Richtung sleht. Sofort mache Ich mir Sorgen. Ich 
denke: ‚Habe ich irgend etwas verbrochen? Habe 
ich einen Fleck auf dem Oberhemd? Habe ich 
vielleicht Irgendeine Vorschrift der Etikette ver- 
letzt?‘ Ich betrachte aufmerksam meinen Anzug 
und meine Haltung; aber es gelingt mir nicht, 
den Grund dieser kritischen Beobachtung zu 
finden. 

Schließlich, als Ich gerade ein Stückchen Torte 
in den Mund schieben wollte, spricht die Dame 
die folgenden bedeutsamen Worte zu mir: „Ent- 
schuldigen Sie, Herr Barnabini, aber Sie atmen 
sehr schlecht. Ihre Art zu atmen Ist vollkommen 
verkehrt.” 

Ich war wie verdonnert und riß die Augen weit 
auf, Das Stückchen Torte blieb mir im Halse 
stecken. Ohne das Unpassende einer ‚solchen 
Kritik zu begreifen, fuhr die Dame fort, meinen 
Körper zu prüfen und wiederholte: „Ja, es Ist so. 
Sie müssen die Art ihrer Atmung radikal ändern.” 
Ich sah mir die alte Dame genau an, In der Hoff- 
nung, daß es sich um einen Scherz handelte; aber 
leider mußte ich feststellen, daß ihre Redeweise 
nichts Scherzhaftes an sich hatte, Und als ich um 
mich blickte, merkte ich, daß auch In den Gesich- 
tern der andern derselbe Ernst herrschte. Und 
nun, lieber Cen, fühlte ich mich plötzlich von 
einer großen Verbitterung erfaßt, 

Vielleicht würde ein anderer an meiner Stelle 
gelacht und die Angelegenheit von der komi- 


VON BERTO PEROTTI 


schen Seite aufgefaßt haben, Das könnte ich mir 
vorstellen. Aber für mich war es alles andere 
als komisch. 

Du weißt, Cen, daß es mir trotz des besten 
Willens nicht immer geglückt ist, gut abzu- 
schneiden. In dem Buche meines Schicksals 
muß geschrieben, stehen, daß, was ich auch 
immer tue — auch die einfachste Handlung — 
niemals ohne irgendeinen Fehler abgeht. Ich bin 
eben ein Pechvogel. Aber was macht das? Man 
muß halt Geduld haben. Und du weißt, daß ich 
bis heute Geduld genug hatte. 

Setz den Fall, daß ich eine photographische Auf- 
nahme ausprobiere. Du kannst sicher sein, daß 
irgendetwas dabei schief geht. „Aber wie? Macht 
man so Photographien? Sie taugen wirklich zu 
nichts.” Und ich bin bereit zu antworten: „Aber 
sicher, Sie haben recht. Ich bin zu nichts nütze. 
Aber was wollen Sie? Ich bin nun mal so. — 
Radfahren habe ich nicht gelernt, weilich schwind- 
lig werde. Und nun kommt einer und sagt: „Na, 
hören Sie mal, In Ihrem Alter nicht mal radfahren 
zu können! Wie kann man nur so ungeschickt 
sein!” Und ich antworte sofort: „Wie, wußten Sie 
nicht, daß ich ein Tolpatsch bin? Tölpisch bin ich 
geboren, tölpisch habe ich gelebt und tölpisch 
werde ich sterben.” — Ein Kurzschluß soll repa- 
riert werden, und ich schwitze darüber schon eine 
Stunde, aber ohne Erfolg. Und einer kommt dazu 
und sagt: „Aber für so eine Kleinigkeit braucht 
man wirklich nicht den Geist eines Goethe zu 
besitzen“, Und ich: „Ja, bei allen Teufeln, hat 
man Ihnen denn nicht gesagt, daß ich ein Dumm- 
kopf bin? Ich bin immer dumm gewesen, so lange 
schon die Welt besteht.” 

Du welßt wohl, Cen, daß ich mich immer in Ge- 
duld geübt habe. Aber auch die längste Geduld 
reißt einmal. Ich kann alles ertragen, den Ge- 
danken, nicht photographieren zu können, tölpisch 
und nicht praktisch zu sein, aber daß Ich nicht 
mal atmen kann, zum Donnerwetter, darauf war 
ich nicht vorbereitet. 


(Hanna Nagel) 





Ich fühle Lust, mich zu empören, aber ich 
wagte es nicht aus Rücksicht gegen die Haus- 
frau. Aber ich konnte nicht umhin, in etwas 
Pikiertem Ton zu bemerken: „Nun atme ich schon 
täglich, seit 40 Jahren, vom Morgen bis zum Abend, 
vom Abend bis zum Morgen, ohne die geringste 
"Unterbrechung, und Sie wollen behaupten, daß ich 
noch nicht atmen kann? Nein, nein, liebe, gnädige 
Frau, das ist einfach unmöglichl” Und die. Dame 
gab mit der Miene einer Priesterin mir zur Ant- 
wort: „Sehen Sie wohl, mein Herr, Sie haben eine 
furchtbare Art zu atmen. Sie müssen die Flanken 
weiter ausdehnen und weniger die Brust, So geht 
das nicht.” 

Ich schwöre dir, daß ich In diesem Augenblick 
losgelegt hätte, und wer weiß was passiert wäre, 
wenn nicht Frau Solle zur rechten Zeit dazuge- 
kommen wäre. Auch sie betrachtete meinen 
armen Körper und bemerkte: „Sie wundern sich 
sicher über die Worte dieser Dame, weil Sie 
nicht wissen, welchen Beruf sie ausübt. Unsere 
liebe Freundin ist Spezlalistin für Atemtechnik. 
Außerdem heilt sie Stottern und andere Aus- 
sprachefehler. Sie erteilt auch Atemunterricht.” 
Hier unterbrach Fräulein Solle ihre Mutter und 
sagte zu ihrer Freundin: „Los, machen Sie uns 
das Vergnügen und zeigen Sie uns die Atem- 
übungen!” 

Höre, Cen, ich versichere dir, zur Familie Solle 
gehe ich um keinen Preis der Welt mehr, Sie 
haben mich zu sehr hineingelegt. Anscheinend 
waren alle verrückt geworden, und ich auch. 
Wir standen auf, und die alte Dame fing an, Be- 
fehle und Erläuterungen zu ‚geben, Von Zelt zu 
Zeit betastote sie den Leib oder Rumpf von 
irgendeiner Person mit der Hand. Mir gab sie 
einen Schlag auf den Leib und meinte: „Muskel 
heraus! Wo ist der Muskel?” Ehe sie fertig war, 
: „Nun vollkommene Entspannung der 
Und alle mußten die Arme baumeln 
lassen, als wären sie tot; und die Dame fuhr 
fort: „Schlaffer, viel schlaffer! Die Gesichtsnerven 
nicht vergessen! Auch der Kopf muß herab- 
hängen!” Und darauf ließen alle den Kopf 
baumeln, 

Ich wette, Cen, daß, wenn du in diesem Augen- 
blick eingetreten wärest, sofort gedacht hättest, 
in_einem Irrenhaus zu sein. Aber das, was mich 
so wütend macht, ist, daß Ich so stumpfsinnig 
war, mich da hinzupflanzen und den Blöden zu 
markieren; daß ich mich. leiten, betasten und 
prüfen ließ von der altenDame, ohne jede Wider- 
rede. Und dann, weißt du, was sie noch wagte? Das 
hat sie gesagt: „Mir tut es wirklich leid, aber um 
die höchste Entspannung der Nerven zu erreichen, 
muß aus dem Gesicht Jeder Ausdruck verschwin- 
den, man muß blöde aussehen!” Und denke dir, 
was diese Schlange von Fräulein Solle ihrer 
Mutter ins Ohr flüsterte, weil sie glaubte, daß 
ich es nicht hörte, „Herr Barnabini gibt sich wenig 
Mühe, die höchste Entspannung zu erreichen. Der 
ist immer entspannt. Hast du verstanden? Das 
bedeutet, daß Ich Immer blöde aussehe. 

0, mein lieber Cen, das sind Demütigungen! Und 
wenn Ich bedenke, daß ich soviel darauf halte, 
In der Gesellschaft eine gute Figur abzugeben. 
Ach was, von der Gesellschaft habe ich genug. 
Nun gib mir Wein und Schluß damit! 

Was meinst du, Cen? Ooooo, Cen? Was machst 
du? Du bist eingeschlafen? Du machst ja ganz 
«kleine Augen! Hör’ zul Ich gehe jetzt, weil meine 
Frau mich erwartet. Morgen verreise ich, ich 
gehe auf's Land. Ich werde dir eine Karte 
schicken. Aber ich rate dir, mir auch zu antwor- 
ten und mir zu sagen, wie es dir geht. Hast 
du verstanden? Ich rate es dirl Schreibe mir 
alles, was du erlebst. Grüße mir die Freunde. 
Und wenn du einen Rausch hast, denke ein 
wenig an mich! 





(Aus dem Italienischen von Ch. Opitz) 


Der Anruf 


(K. Helligenstaodt) 





„Und was sage ich, wenn seine Frau am Apparat ist?“ 
„Ganz einfach die Wahrheit: falsch verbunden!“ 


La chiamata: “E che dico io se viene sua moglie all’ apparecchio?,, — "Null’ altro che la pura veritä: *Collegamento errato!,,, 


349 


DIE EINLADUNG 


„Kommen Sie morgen zu einer Tasse Tee zu mit", 
sagte die schöne Frau, 

Also eine Einladung zu einer Plauderstunde unter 
einem roten oder gelben Lampenschirm, bei leise 
brodelndem Samowar, 

Wer nun ist ein guter Plauderer? Einer, der das 
Blaue vom Himmel herunterschwatzt? Nein, einer, 
der mit einem originellen Thema aufzuwarten ver- 
steht. 

Dazu gehört weiter nichts als ein bißchen schön- 
geistige Vorbereitung. Das Konversationslexikon 
im Haus erspart das eigene Wissen. 

Was war in meinem Fall näherliegend, als bei 
einer Tasse Tee über Tee zu plaudern? 

Also tat ich rasch einen Blick in die einschlägige 
Literatur dieses Göttergetränks und kam dabel 
zu folgender Blütenlese: 


Ist es nicht merkwürdig, daß der chinesische Tee 
aus Indien kommt? 

Und daß gelbe Rosen Teerosen heißen? 

Daß die japanische Tee-Reklame aus lauter klei- 
nen Gedichten besteht? 

Daß man entgegen allen Regeln Teeernte mit drei 
e schreibt? 

Daß der Großteil des Aromas weder von den 
Teeblättern noch -blüten stammt, sondern vom 
Dunst der Kamele, die den Tee wochenlang durch 
die Wüste tragen? 

Daß man in England im 20. Jahrhundert darauf 
verfiel, grünen Tee zu rauchen, was auch nicht 
viel besser schmeckte, als manche Tabaksorte 
von heute? 

Daß der Tee im 16. Jahrhundert nach Deutschland 
kam und als exotische Kostbarkeit gehandelt 
wurde, das Pfund zu 150 Mark? 


Daß man die Menschen einteilen kann in solche, 


die „beten und arbeiten“, und solche, die „ab- 
warten und Tee trinken"? 

Daß ein chinesisches Teehaus eine streng vor- 
geschriebene Einrichtung hat, die von Grund auf 
verändert wird, wenn man eiwa eine Vase mit 
einer Blume von rechts nach links stellt? 

Daß man in Bayern einen, der gern Tee trinkt, 
einen Teegernseher nennt? 


Das alles wollte ich am Abend unter dem roten 
oder gelben Lampenschirm der schönen Frau er- 
zählen, wie aus dem Stegreif hingeworfen. 

Aber als es dann so weit war, erstarb mir der 
Plauderton auf der Zunge. O, wie hatte ich mich 
im Thema vergriffen! Nicht über Tee, über Pfefier 
hätte ich im Konversationslexikon nachsohen 
müssen. 

Denn ich bekam unter einem grünen Lampen- 
schirm Pfefferminztee vorgesetzt. Heinz Scharpf 








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München, 3. Juni 1942 f 
47. Jahrgang / Nummer 23 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Neues von der Krim 


(Erich Schilling) 


„Es scheint warm zu werden, es läuft mir kalt über den Rücken!“ 


Novitä dalla Crimea: ‘Pare che venga caldo... ea me vengono I brividi nella schiena!*' 





Die Drachenbraut . La sposa del drago 


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(Fr. Bllek) 





2 


DIESREERIO.RTTEFEER 


Es ist allgemein bekannt, daß man vor jemand, 
der eine Uniform anhat, Respekt haben muß, 
oder daß man ihn zu fürchten hat, Wer eine Uni- 
form trägt, kann dem anderen was sagen, z. B.: 
„Hinten anstellen” oder „Die Fahrkarten vor- 


Nattern und Nesseln 


Die Brennesseln wachsen am liebsten 
Neben der Kirchenwand, 

Als ob das fromme Gemäuer 
Heilige ihre Schand, 


Wie Feuer müssen sie brennen. 
Barfüßige müssen sie meiden 
Und die mit nackter Hand. 

So nahe dich ihnen mit Schuhen! 
Die ohne Schuhe rennen, 

Spüren ihren Brand. 


Und willst du dich ausruhen, 
So bleibe ihnen fern. 

Sie leiden darunter, und tuen 
Dir weh doch mit ihrem Stern. 


Die züngelnden Nattern aber, 
e Die heißen sich ihre Gevattern 
Und haben die brennenden gern. 


Die kleinen Ungeheuer 
Schützt ihr Ledergewand. 
Sie wohnen in dem Feuer 
Wie im gelobten Land. 
GEORG BRITTING 


zeigen“ oder „Rechts gehen”. Er kann ihn auch 
noch viel härter anlassen, das kommt auf die Art 
der Uniform an und auf das, was an bestimmten 
Stellen der Uniform angebracht ist. Es ist eigent- 
lich ratsam, über so etwas gar nicht zu reden. 
Ich wollte auch nur über den Portier reden, Der 
hat auch eine Uniform, damit man vor Ihm Re- 
spekt hat und damit man sofort weiß: Aha, das 
ist der Portier. Die Uniform denkt sich wohl der 
Chef eines Unternehmens aus und er legt in sie 
all seine Vorstellung von Repräsentation und 
Macht und Glanz hinein. Deshalb sind die Portiers 
von Zirkussen, von Theatern und Kinos die präch- 
tigsten, weil deren Chefs die lebhafteste Phan- 
tasle und die gewaltigste Vorstellung von Macht 
und Glanz haben. Aus diesem Grunde möchte 
ich auch so einen Portier nicht Torwart oder Tor- 
hüter nennen, denn das wäre eine zu simple Be- 
zeichnung für einen Mann in so reicher Packung. 
So ein Portier hat eigentlich keine bestimmte 
Macht, aber da er strotzend in seinem Anzug Ist, 
denkt man: Na, vielleicht kann er einem doch 
etwas antun und man grüßt mit Ehrfurcht und 
wagt ihm kein kleines Trinkgeld anzubieten. 

Ich tät mich hart, wenn ich einen Portier zu ent- 
werfen hätte, namentlich einen Sommerporiier, 
denn zu einem Vollportier gehört meiner Mei- 
nung nach ein sehr langer und großzügiger Man- 
tel. Ich kann mir deshalb auch keinen richtigen 
Portier In den Tropen vorstellen. Denken Sie sich 
so einen Mann mit kurzen Höschen und Polo- 
hemd. Unmöglich! Wo soll er denn die goldenen 
Schnallen und Streifen anbringen? 

Zum Portier gehört eine stattliche Figur, ja sogar 
eine gewisse Leibesfülle. Deshalb frühstückt er 
auch in normalen Zeiten des öfteren und hinter 
einer Säule — wo Portiers sind, sind auch mei- 
stens Säulen — steht gewöhnlich ein Glas Bier. 
Daraus trinkt er, wenn es der Chef nicht sieht 
und wenn niemand da ist, von dem er ein Trink- 
geld zu erwarten hat. 

Das ist der Prachtportier, die große Ausgabe mit 
Goldschnitt und gestanzten Initialen. 

Ganz anders ist der Mann, der am Eingang einer 
offiziellen Stelle Wache sitzt. Seine Würde be- 


354 


darf nicht des prunkenden Glanzes, er hat dafür 
ein Fensterchen, einen Schalter. Wo ein Schalter 
ist, da ist die wahre Macht, und wo Macht ist, 
da muß man ein Formular ausfüllen, ein schlichtes, 


strenges Formular ohne Goldschnitt. Foitzick 


Der Kalbskopf 


Ein Mensch, was Gutes ihn erwarte, 
Studiert er auf der Speisenkarte. 
Halb aus Verseh’n, aus Neugier halb, 
Bestellt er einen Kopf vom Kalb 
Und hofft nun froh, daß er entdecke, 
Wie ausgezeichnet ihm der schmecke. 
Kaum aber kriegt er’'n zu Gesicht, 
Weiß er sofort, das mag ich nicht. 
Es grinst ihn an, durchaus nicht edel 
Der nackte, wüst gespaltne Schädel, 
Mit Augenhöhle und Gebiß, 
Als wollt’ er sagen: „Mensch, nun iß!“ 
Dem Menschen aber wird indessen 
Durchaus, als hätt er schon gegessen, ° 
Und flüchtend vor des Anblicks Qualen 
Ruft er erbleichend: „Fräulein, zahlen!“ 
Die Maid, die ihm den Kopf gebracht, 
Spricht mild: „Ich hab mir’sgleich gedacht!“ 
Und streicht das Geld ein, tief bedauernd. 
Ein andrer Mensch, die Flucht erlauernd, 
Die ihm ein hoher Glücksfall ist, 
Setzt sich ganz fröhlich hin und frißt, 
Unappetitlich, aber mit 
Nur um so größerm Appetit... 

EUGEN ROTH 


Rekord im Eismeer 


(©, Gulbransson) 














oLar Avcaman san Kai 








„Großartig, wie diese Amerikaner tauchen können, sie kommen gar nicht mehr herauf!“ 


Record nel Mare glaciale: ""Grandiosi questi Americani! Come sanno tuffarsi ... e non venire piö a galla!,, 


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Sobald der Frühling kommt daher, 
Muß oft ich stille lauschen, 
Als hörte ich am Mühlenwehr 


Wie einst das Wasser rauschen. 


FRÜHLING 


Und an dem Bache seh ich nah 
Die kleinen grünen Weiden, 
Ach, könnte ich noch einmal da 
Mir eine Flöte schneiden! 


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(Wilhelm Schulz) 





Was mich an Freuden noch zur Zeit 
Das Alter läßt erleben, 

Für diese junge Seligkeit 

Würd’ ich es gerne geben. 


WILHELM SCHULZ 


Das Konversationsstück 





0. Hogenbarth) 


„Siehst du, so amüsant kann ein häuslicher Krach sein!“ — „Kunststück, wenn ein anderer den Dialog geschrieben hat!‘ 


Commedia di conversazion. 





Der umstrittene Sitzplatz 


Kürzlich mußte ich in dringender Angelegenheit 
nach Rom. Ich begab mich also zum Bahnhof, 
zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges, 

Ob ich einen Sitzplatz fand? Wahrhaftig, Ich fand 
noch einen. Ob ich ihn belegte? Natürlich, was 
hätte ich sonst tun sollen... Und um die Warte- 
zeit zu verkürzen, nickte ich ein wenig ein, Ich 
duselte, wie man zu sagen pflegt. 

Was sich nun fünf Minuten vor Abfahrt des Zuges 
abspielte, das — meine Herrschaften! — hätte ich 
mir nie träumen lassen. Plötzlich wurde die Tür 
des Abteils mit aller Gewalt aufgerissen, und 
eine Stimme schnarrte: 

„Sind diese Beine frei?" 

Der Reisende, dem die Stimme gehörte, schaute 
mich starr an. Ein Mißverständnis war ausge- 
schlossen, Er meinte mich. 

„Welche Beine?“ fragte Ich trotzdem, so trocken 
wie möglich. 

„Ihre Beinel” 

„Sicher, die sind frei", sagte Ich. 

Der Herr warf eine Zeitung auf meine Knie und 
drängte sich, nach allen Seiten Stöße austeilend, 
auf den Gang zurück. 

„Gepäckträger!” schrie er aus dem Fenster. „Her 
mit meinen Koffern!“ 

Inzwischen platzte, wie aus der Pistole geschos- 
sen, ein anderer Reisender in das Abteil. Dieser 
zweite Herr gab keinen Laut von sich. Er fragte 
nicht, ob noch Platz frei sei, Er nahm einfach die 
Zeltung von meinen Knien und ließ sich bequem 
nieder. Donnerwetterl Und ein Donnerwetter 
brach tatsächlich aus, als der rechtmäßige Be- 
sitzer der Zeitung mit seinen Koffern zurückkam. 
„Diese Beine sind besetzt!” schrie er mit aufge- 
regter Stimme. „Ich hatte eine Zeitung darauf 
gelegt.“ 

„Zeitungen“, so gab der zweite Reisende (ein 
ekelhafter Kerl, schien mir) schlagfertig zurück, 


„Zeitungen genügen bekanntlich nicht, um einen 
Platz zu belegen. Dazu ist ein Hut notwendig, 
oder sonst ein Kleidungsstück.” 

„Ich trage keinen Hut, und Sie stehen jetzt so- 
fort aufl” 

„Das wollen wir doch einmal sehen!” 
„Rindviehl" 

„Hornochsel” 

Andere Leute mischten sich ein, Der Kontroll- 
beamte erschien auf der Bildfläche, 


Die Erkennungsmarke 


Ich bin eine ftarke 

Erkennungsmarke. 

Man macht es mir nicht leicht, 

im Leben hab’ ich noch nichts erreicht. 
Hätten Sie denn Luft 

immer zu fchau'n auf eine Männerbruf? 


Ob, würden mich doch Frauen tragen, 
nie und nimmer wollt’ ich klagen. 
Herrgott, wär" das fchön, 

könnt ich nur ein einziges Mal 

einen weiblichen Bufen feh’n. 


Doch jest ift Krieg, 

ich meckere nicht, 

ich tu auf Männerbrüften meine Pflicht 
und warte bis zum Sieg. 


Vielleicht tragen dann Frauen Erkennungsmarken, 
ich gehöre dann nicht mehr zu den Starken 
und zu meiner Schande geftehe ich ein, 

von nun ab 

merde ich eine fchrache Erkennungsmarke fein. 


Hubert Sombrorofky (im Felde) 


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'Vedi come puö esser divertente una scenata in famiglia!,, — "II bello si & che il djalogo I" ha scrillo un altro!,. 


„Dieser Herr da hat mir die Beine wegge- 
schnappt!” wetterte der Besitzer der Zeitung. 
„Muß der gute Zähne haben“, versuchte der 
Kontrollbeamte zu scherzen. 

„Herrgott, ich meine doch etwas anderes. Ich 
meine doch die Beine des anderen Herrn dal" 
Und dabel zeigte der Besitzer der Zeitung auf 
mich, 

„Und was geht der Sie an?” 

„Himmel, wollen Sie denn nicht verstehen”, schrie 
der andere mit überkippender Stimme, „daß ich 
die Beine dieses Herrn als Sitzplatz meine... Be- 
fehlen Sie sofort dem gemeinen Usurpator, den 
Platz zu räumen.” 

„Und ich bleibe sitzen!” 

Ein Vulkan schien diesmal auszubrechen, als plötz- 
lich des Kontrollbeamte den Besitzer der Zeitung 
beiseite zog und ihm ein paar Worte ins Ohr 
flüsterte. Ich sah, wie sich dessen Wut wie durch 
Zauberwort legte, 

„Richtig“, sagte er, „daran hatte ich nicht ge- 
dacht.” 

Und er verstaute gelassen seine Koffer im Ge- 
päcknetz und setzte sich dann seinerseits auf die 
Knie des unsympathischen Reisenden, der ihm den 
Platz weggeschnappt hatte. Der wurde grün Im 
Gesicht vor Ärger und Wut, wagte aber nichts zu 
sagen. 

Ich lachte mir ins Fäustchen... Während der gan- 
zen Reise tat ich nichts anderes, als schadenfroh 
das grüne Gesicht dieses ekelhaften Kerls ge- 
nießen, der nun gezwungen war, das ganze Ge- 
wicht des Besitzers der Zeitung auf seinen Knien 
auszuhalten, 

...und bei Orte, eine knappe halbe Stunde vor 
der Ankunft in Rom, ‚wurde auch ich grün im Ge- 
sicht, ich, der die ganze Zeit über beide auf den 
Knien gehalten hatte. Denn Jetzt erst wurde mir 
eigentlich klar, wem die Beine gehörten. 


Brancacci 
(Aus dem Italienischen übersetzt von I, T.) 


Gymnastik 


{R. Krlosch) 





„Nur weiter raus mit den Schulterblättern und den Schwerpunkt höher schieben, Luise!“ 
„Ach nee, ich hab genug — meinetwegen knallt der Schwerpunkt auf den Bettvorleger!“ 


Ginnastica: *Ancor piü fuori le scapole, Luisa, e spinger ancor piö su Il centro di gravitäl,, 
"Ah che; lo ne ho abbastanza! Per me, Il centro di gravitä strapiomba sulla pedana del letto!,, 


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KLEINE DAME - GROSSE DAME 


Erich war übersiedelt; seine neue Wohnung lag 
in einem anderen Stadtteil, in dem er nun wie in 
einer fremden Stadt auf Entdeckungsreisen aus- 
ging. Täglich führte ihn sein Weg durch eine 
Parkanlage; dort fiel ihm ein schönes Mädchen 
auf, das fast jeden Tag auf einer Bank zu sitzen 
pflegte und meist in einem Buche las. Neben ihr 
saß ein kleines aufgewecktes Mädchen von etwa 
sieben, acht Jahren. 

Bald blinzelte Erich der Kleinen zu, die stets das 
Händchen hob und Erich freundlich zuwinkte. Dann 
wandte sie sich an die große Begleiterin, die 
vom Buche aufblickte und lächelnd nickte. 

Erich trieb das Spiel eine Woche lang; ihm gefiel 
es und dem kleinen Mädchen machte es Spaß. 
Kinder haben es immer gerne, wenn sie von 
großen Leuten beachtet werden. Erich, der in die- 
ser Zeit ohne ein geliebtes weibliches Wesen 
lebte, hatte natürlich die Absicht, auf dem Um- 
wege über die kleine Dame die große Dame 
kennenzulernen. 

Millionen Männer vor ihm hatten schon diesen 
Weg eingeschlagen, warum sollte er origineller 
sein, da dieser Weg hundertprozentigen Erfolg 
versprach? Die schöne Unbekannte hatte seine 
Grüße, die er ihr über die Kleine hinweg zuge- 
nickt hatte, bereits mehrmals erwidert, Nun mußte 
ihm die Kleine weiterhelfen. Eines Tages blieb 
also Erich stehen und sagte: 

„Weil du so artig neben dem Fräulein sitzest und 
lächelst, wenn ich dich grüße, sollst du belohnt 
werden, du braves Kindl” 

Er reichte mit diesen Worten dem Kinde eine 
Tüte Bonbons. 

„Danke, mein Herr!” erwiderte das Mädchen mit 
altkluger Stimme, „Ich esse keine Bonbons, Darf 
ich sie Hilde geben?“ 

„Natürlich darfst du, liebes Kindl’ 


Rationelle Kleingärtnerei 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


„Hilde ist nämlich auch ein braves Kind!” sagte 
das Mädchen. 

„Ein merkwürdiges Kind!’ meinte Erich mit einem 
Blick auf Hilde. „Noch nie sind mir Kinder unter- 


ANNY 


Ich weiß es noch, wie du Zeitungen trugft 
und auf dem Rücken den dicken Zopf, 

und wie Du, als ich dich einmal beim Kopf 
packte und küßte ein dutsendmal, 

lachend nach meinen Händen fchlugft ... 


Drei Jahre Ipäter beim Karneval, 

da haft du nicht mehr nach mir gefchlagen, 

da lagft Du tanzend in meinem Arm 

und ließeft dir heimliche Dinge fagen. 

Du rochft fo gut und warft weich und warm... 


Und jetst bift du alt und ich noch viel älter, 
und wir find wieder in einem Saal, 

nur deine Hände, die wurden nicht kälter, 
fie ftreicheln genau fo mie dazumal, 

als du noch nach Wind und Refeda gerochen. 


Und wenn ich zu meinen zerbrochenen Knochen 

fchändlich fluche nach Landsknechtsart, 

bift du es, Die Worte der Liebe flüftert, 

jetst im Kleid der Barmherzigkeit. 

Wir reiften hinüber in berbftliche Zeit, 

wir find nicht verliebt mehr, wir find verfchwiltert. 
Willibald Omanfen (im Felde) 


gekommen, die nicht nach Bonbons gegriifen 
hätten wie, wie —" 

„Wie wir es selbst als Kinder getan haben, nicht 
wahr?‘ meinte lächelnd Hilde. Erich trat näher. 
Er mußte die Bekanntschaft ausbauen. 

„Würden Sie erlauben, daß ich Sie in Ihrer Lek- 
türe ein wenig störe? Darf ich ein paar Minuten 
neben Ihnen Platz nehmen?” 

„O bittel” sagte die Kleine und rückte beiseite, 
„Naseweiser Fratz!” dachte Erich, laut aber 
sagte er: „Da werden wir wohl Fräulein Hilde 
selbst fragen müssen!” 

„Nicht nötig! Hilde tut ‚alles, was ich will” er- 
widerte die Kleine. 

Hilde nickte errötend, während Erich die Altklug- 
heit des kleinen Mädchens unangenehm empfand 
Aber er strich mit gezwungenem lächeln der 
Kleinen über die Haare und sagte mit wohl- 
wollendem Ernst: 

„Denk jetzt einmal nach, ob Kinder immer so viel 
reden dürfen! Schau nur, wie sich die große 
Dame schämt, well du so vorlaut bist!” 

Aber da kam Erich schön an. Die Kleine rief ent- 
rüstet: „Und dennoch tut Hilde Immer, was ich 
will! Nicht wahr, Hilde?” 

Das war Erich zu viel. Er rief, indem er sich er- 
Innerte, wie streng seine Eltern gegen vorlautes 
Wesen vorgegangen waren: 

„Dir gehört einmal tüchtig der Popo verhauen!” 
„Waaas? Mir gehört der —? Hast du gehört, 
Hilde?” 

„Aber reg dich doch nicht auf, Mamal Ich bitte 
dich!” sagte Hilde, 

Erich stärrte die beiden an. Da sagte Hilde: „Ich 
verstehe Ihr Erstaunen, mein Herr! Das kleine 
Mädchen ist nämlich die berühmte Liliputanerin, 
die im Excelsiorvariet& auftritt. Und ich bin Ihre 
Tochter!” 





(H. Lehmann) 


„Schlagen Se keenen Krach, anmutiger Jüngling, wir machen mit Ihnen bloß die Jegend urbar!‘* 


Piccolo giardinaggio razionale: "Non fate tanto baccano, leggiadro giovincello! Con Voi noi vogliamo soltanto dissodare I dintorni!,, 


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DER BADEAUSFLUG 


VON ERIK NEROLD 


Nilsson und Jonsson, zwei Bürger aus Stockholm, 
beschlossen einen Badeausflug in die Schären 
zu machen, die ihre Heimatstadt so malerisch 
umgeben, 

„Ich kenne da eine friedliche, einsame Insel, wo- 
hin nicht so viele Leute kommen”, erklärte 
Nilsson. „Ein herrlicher Flecken Erde! Nur Wald 
steht da und ein paar zerfallene Fischerhütten.” 
Also wanderten sie am Sonntagmorgen froh- 
gemut zum Hafen und bestiegen eines der klei- 
nen Dampfboote. Nach zwei Stunden munterer 
Fahrt langten sie an der Insel an und gingen an 
Land. Vorher aber erkundigten sie sich genau 
nach den Abgangszeiten für die Rückfahrt, well 
sie beide nun mal eben ordentliche und vorsich- 
tige Naturen waren. 

Das Eiland lag In der Tat ganz idyllisch. Nilsson 
und Jonsson sahen sich befriedigt um und mach- 
ten sich sogleich auf die Suche nach einer ge- 
eigneten Badestelle, Die aber war gar nicht so 
leicht zu finden. Überall war das Wasser mit Tang 
bestanden, und vorsichtig, wie sie beide ein- 
mal waren, wagten sie es nicht, sich auf solch 
einen unsicheren Grund hinauszubegeben. 
Nachdem sie in dieser Weise eine ganze Weile 
vergeblich umhergesucht, beschlossen sie, den 
Hügel in der Mitte der Insel zu ersteigen, um 
von dort Ausschau zu halten. 

Und sie schienen Glück dabei zu haben. Jenseits 
des Hügels erstreckte sich eine kleine Bucht, aus 
der ihnen das Wasser reln und klar entgegen 
blitzte 

Unverzüglich steuerten sie darauf zu und langten 
nach halbstündiger Wanderung dort an. Hoch er- 
freut warf Jonsson die Kleider ab und lief ans 
Wasser Aber kaum hatte er einen Fuß hinein- 
gesetzt, als er plötzlich in lebhafte Anklagen ge- 
gen Nilsson ausbrach. „Ach, daß Ich auf dich 
gehört habel In was für eine trostlose Gegend 
hast du uns geführt!” 





EEE Beansppricchditag der Na x 


fordert sorgfältige und sinngemäße Hautpflege, damit 
die in Wirtschaft und Betrieb tätige Frau sich auch 


Ei 
äußerlich fri 
Kaloderma-Kosmetik-P 








wie vor hergestellt und geliefert - wenn auch in 





zeitgemä 


aber von so konzentrierter Wirksamkeit, daß auch 


geringste Men 





den Sie sie daher sparsam. Sie werden dann auch 
mit kleinen Mengen erstaunlich lange auskommen. 
ohne daß Ihre- Hautpflege dabei zu kurz kommt 


KALOD 


EIN NEUE! 
NEUER S 


h,spannkräftig und reizvoll erhält. U 
parate werden denn auch nach 


beschränktem Umfange. Sie sind 





en volle Wirkung erz 


Es erwies sich nämlich, daß die scheinbare Klar 
heit des Wassers darauf beruhte, daß es voller 
Quallen war, deren Berührung bekanntlich ein er- 
hebliches Brennen auf der menschlichen Haut 
verursacht. 

Also packten sie zusammen und begaben sich er 
neut auf die Suche. Bald kamen sie zu einer 
Stelle, wo der Grund des Wassers feinen, wel, 
Ben Sand zeigte. Hier mußte es gut sein! Wieder 
entkleideten sie sich voll froher Erwartung des 
köstlichen Bades und wateten hinaus. Doch das 
Wasser war seicht und reichte ihnen knapp bis 
an die Waden. Plötzlich aber sank Nilsson bis 
über die Knie ein. Der feine Sandboden hatte 
unmittelbar aufgehört und der Grund bestand 
ringsum aus lauter Schlamm und Morast. 

Was blieb den beiden anders übrig, als sich 
abermals anzuziehen und zum vierten Male auf 
Entdeckung auszugehen? 

Schließlich erreichten sie den entlegensten Zip. 
fel der Insel. Hier waren die Fluten klar und rein 
und auch der Grund war hart und fest wie Stein 
Und das Wasser war bereits am Ufer ein paar 
Fuß tief. Endlich alsol Freudig sprang Nilsson 
hinein. Kaum aber war er auf die Füße zu stehen 
gekommen, als er plötzlich laute Schmerzensrufe 
ausstieß. Er verlor scheinbar gänzlich die Fassung. 
Warum nur? Hastig hob er den einen Fuß, ohne 
dafür den anderen aufzusetzen. Natürlich verlor e: 
das Gleichgewicht und setzte sich blitzschnell hin. 
Stand Jedoch schon im nächsten Augenblick wie 
der auf den Beinen, führte verzweifelte Sprünge 
aus und schnitt Grimassen. 

Jonsson, der vom Strand aus verwundert dem 
sonderbaren Gebaren des Freundes zusah. 
glaubte endlich, Nilsson sei von einem Krampf 
befallen. Und ohne sich nun weiter zu besinnen, 
sprang er ihm nach. 

Aber kaum war Jonsson Ins Wasser gelangt, als 
er sich In derselben Weise aufzuführen begann. 


getroffen zu haben. 





sere 


Verwen- 






DC 





360 


> 


(lcher Mann hat nicht den Wunsch, aucıı 
durch seine äußere Erscheinung auf seine Umgebung Eindruck und In einem kleinen 
oder großen Kreis seinen Einfluß geltend zu machen. Der Krawatte kommt es 
zu, die persönliche Gepflegtheit des gut angezogenen Mannes zu vollenden 
Schenken Sie also der Krawatte Ihre ganze Aufmerksamkeit 
Wählen Sie die zu Ihnen am besten passende, schlicht kann 
ie sein oder farbenfroh, aber eine Krawatte, der man es 


auf den ersten Blick ansicht, daß sie nicht jeder trägt 


ronen Krawatten 


sind jede für sich seltene Kostbarkeiten in 
Muster und Material, 'dieSie in dem Bewußt., 


sein tragen können, die richtige Wahl 


Schon setzte er sich blitzschnell nieder, wie eben 
der Freund 

Um sich gewissermaßen Trost zu bieten, reichten 
die Männer sich gegenseitig die Hände. Jonsson 
versuchte, sich vom Boden zu erheben, indem or 
sich mit beiden Armen auf Nilssons Schultern 
stützte, während dieser das gleiche Experiment 
an Jonsson erprobte, Es sah wahrhaftig nicht an- 
ders aus als führten die beiden einen neuen, 
exotischen Tanz auf, wobei sie In einer fremd- 
artigen, unartikulierten Sprache laut aufeinander 
einredeten, 

Da verbreitete sich plötzlich über Jonssons Ge- 
sicht ein Schein glückseliger Zufriedenheit. Es 
war ihm gelungen, sich mit seinen Füßen auf 
Nilssons Füße zu stellen, und er verspürte dabel 
das Gefühl einer nie gekannten Behaglichkeit. 
Hingegen schien Nilsson sich dabei noch weni- 
ger wohl zu fühlen. Bereit, zum Mörder an dem 
Freund zu werden, fiel er über ihn her — mit dem 
Ergebnis, daß sie beide umstürzten. 

Und — o Wunderl Sie wußten nun endlich beide, 
was mit dem Grund unter ihnen los warl Über 
und übeı war der Boden mit scharfen Muscheln 
und Schneckengehäusen bedeckt! Und — o wei- 
teres Wunder! Sie besannen sich auf einmal dar- 
auf, daß sie ja schwimmen konnten! 

An Land gekommen, begannen sie einander in 
der herabsetzendsten Art anzureden. Vernünf- 
tigerweise sahen sie jedoch sehr bald ein, daß 
das wenig Sinn hatte und ebensowenig nützte. 
So söhnten sie sich wieder aus. 

Die Lust zu weiterer Suche nach einem Badeplatz 
war ihnen nun aber gründlich vergangen. Deshalb 
packten sie erst einmal ihre Butterbrote aus. Und 
legten sich dann zu einem Schläfchen im Grünen 
nieder. In herrlicher Stille, eine Wegstunde ent- 
fernt vom Bootssteg. 

Sie schliefen fest und traumlos nach den ausge- 
standenen Strapazen, Gegen Abend erst wachten 
sie auf. Wachten auf durch ein dumpfes Tuten, 
das aus der Ferne zu ihnen herüberdrang. Die 
Sirene des Dampfbootes, das seine letzte Fahrt 
zur Stadt angetreten hattel 


(Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig) 










KRONEN 
MARKE 


FMT, 


Kronen- Krawatten erkennt man beim Kauf 
‚den Irinsten Ierrenmodegesehäften am der eig 

mihten KRONEN-MARKE FIT. Sie sind vol 

indgenäht elegant und einmalig wie ein Model, 

wei van jodem Maitar nay wenige Krawatten bergrstellt wenden. 


"FABRIK FibM Fb ee BERLIN CA 





Zahnbürsten, die 
auf Bäumen wachsen 


In ihrem vorzüglichen Buch „Wächter un der Pforte“*) sagen Hopstein-Rütters: 
Die indischen Eingeborenen, vornehmlich jener Bezirke, deren Zahnschönheit klas- 
sisch ist, reinigen ihr Gebiß mit einer „Datuna“, einem Akazienstäbchen, das sie 
vom Baum herunterschneiden, ein wenig aufriffeln und nach Gebrauch wegwerfen. 


Sehr schön und gut = aber für uns weder durchführbar, noch ideal. Wir putzen 
uns einfach jeden Morgen und Abend die Zühne mit Blendax. der vorzüglichen 
und preiswerten Zahnpasta. 


13 Müllers Verlagihandbung. Plan vo München. Inch 


Tohmposte En 


Blendax 





Wien, Schönbrunn 





Zu allen Zeiten bot die Harmonie des Zweckes 
und der Form ungetrübre Freude. Was gut ist 
wird begehrt, Ein solcher Satz gilt natürlich 
audh für gute Zigaretten. Austria=Erzeugnisse 
werden in einer Qualität hergestellt, zu der 
eine mehr als 150 jährige Tradition verpflichtet, 







/ 
garden 
NIL DRITTE SORTE MEMPHIS MILDE SORTE 








immer ein Zeichen 
für photographifche 
Wertarbeit 





361 





HAMMER-BRENNEREI- SCHÜRGER v.CO + HEILBRONN-N 


LIEBER SIMPLICISSIMUS =!“ reine die Farbe — hellgrau oder dunkel-. SOMMEREINSAMKEIT 


blau?” 
0. nücken) „Ja — Sie haben ja bloß einen hier — einen En Seas Hderiverlassen steht: 
hellgrauen, Herr Graf.” n 7 d A 
„Ah — dann ist es in Ordnung — also besten die Epheuwand; 
Dank!” erwidert Bobby und hängt ein. ein Falter, der vorüberweht 
Gleich fragt Rudi: „Warum fragst du extra nach im Sönnenbrand; 
der Farbe, Bobby? Du mußt doch wissen, wel- 
cher es Ist.“ Goldregen, der am Zweig verblaßt 





„Eben nicht!” entgegnet Bobby empört, „ich 


kann doch nicht fragen, ‚Ist da das Pfandhaus schlaff niederhangt; 


Grat Bobby unterhält: sich gerade mit seinem Oder die Bügelanstalt?‘” W.B. die Rose, die, verwelkte Last, 
Freund Rudi, Plötzlich läutet das Telephon. Bobby * ins Leere langt: 

geht an den Apparat. e ei A 
„Hallo — hier Graf Bobbyl” Mucki und Bobby stehen vor dem Schaufenster verträumtes Grün, verhaltnes Leid, 
„Ja — Herr Graf — Sie können heute Ihren An- eines Musikallengeschäftes. Nach einer Weile verschwiegner Klang: 

zug wieder abholen.” x .. aoal Bobby: „Du Mucki, schau da er Die Bor du meine Sommereinsamkeit 

Aha — mein Anzug — um wieviel Uhr denn?” türe zum Bettelstudenten. Für Klavier. Vier- 

x ein Le lang! 

"Um 3 Uhr am besten, Herr Graf." händig! Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, ben lang 

„Noch eine Frage bitie — welcher ist es denn? wie das ein normaler Mensch fertig bringt.” Richard von Schaukal 

















"Lerne zu Hause 


Gesundheit ist kein Zufall Kurzschrift 


‚ohne Schulbankdrücken, ohne Ablenkung! 
Nie versäumen Sie den Unterricht! 
Auch Eilschrift und Maschinenschreiben. 
Aufklärungsschrift 336 kostenlos durch 


0) \ Lange 
seidige Wimpern 


und Augenbrauen machen jedes Ge- 
ht schön, anziehend und interessant 
hon nach kurzem Gebrauch des Tana- 
san wachsen Wimpern und Brauen 


Ya ar 
” \  auflallend lang und dicht und bekommen. 
\  dunkelseidigen Glanz. Fachmännisch her- 


























Tausende haben während des Krieges diesen Film ge- 
schen und die Broschüre gleichen Namens gelesen. Sie hat 
ihnen gezeigt, wie wertvoll und wichtig die Zähne und ihre 
richtige Pflege für Gesundheit und Aufbau des ganzen 
Körpers sind. Die gesteigerte Nachfrage nach Zahn- 
pflegemitteln, wie Chlorodont, ist eine Folge dieser Auf- 
klärungsarbeit, Chlorodont wird noch immer in großen 
Mengen hergestellt und nur an Fachgeschäfte abgegeben. 
Direkte Bestellungen können nicht berücksichtigt werden. 
Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn Sie Chlorodont 
nicht immer in Ihrem Stammgeschäft erhalten können. 
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Dr. Heil's Schnellkurs Itallenisch Über- ZU schreiben. Ich habe os selbst nicht 
ttüitt bei weltem all meine Erwartun- für möglich gehalten, daß man in so 
gen, ich habe eine kleine Dorfschule kurzer Zeil eine fremde Sprache lernen 
besucht und hatte keinen Schimmer kann. Mil gutem Gowissen kann Ich 
von Fremdsprachen, Erst nachdem ich Jedem dieses einzigarlige Werk weiter- 


mich mit einer Itallenischen Familie empfehlen. 
sohr gut angefreundet halte, kam in Radebeul, Margol Henning, Radebeul, 


mir der Wunsch auf, auch die Halle, den 2% Apiil 1941 Lossingstrade 7. 


nische Sprache zu beherrschen. Ich 
habe nicht Immer rogelmäßig gelernt, Kein Auswondiglornon von Vokabeln 






war es um die Mitte des’16. Jahr- 

hunderts Kurfürst August von 
| Sachsen, der das Kunsthandwerk 
der Instrumentenmacher förderte. 
Die alten Meister vererbten ihr 


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sogar manchmal tagelang ausgesetzt. Ich finde Ihr Neusystem Insofern un- ; ä ü 
Lornen Ist gar nicht das richtige Wort, Überttefllich, als das Auswendiglermen Können weiteren Generationen, 
man braucht weder auswendig zu le: von Vokabein und grammalischen A 

so 









nen, noch, Vokabeln und prammallsche Bein ganz ausgeschaltol, Ist, denn der 


ıß Dresden zur Pflegestätte | 
feinmechanischer Spi 
gen wurde, Die Männer, die heute 
in den Werken der Zeiss Ikon 
schaffen, sind sich dieser ver- 
pflichtenden Tradition bewußt. 


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Regeln pauken, noch irgendwelche Lehrstofl prägt sich In seinem Aufbau 
Vorkenntnisse oder eIno besondere Be- ganz von selbst dom Gedächtnis ein. 
gebung zu besitzen. Man liest, und das Der behandelte Staft, wird in Intor- 
olosene prägt sich spielend leicht essanter Weise gehracht und kann test- 
ein. Meine ltallonischen Freunde waren los im praktischen Leben verwendel 
überrascht Über molne schnellen Er- werden. 

folge, besonders über die gute Aı St. Pölten, 15. Jan. 1940. Adalb, Rodl, 
spracho, Auch bin Ich In der Lage, Ita Josefstr. 57. Hauptschuldirektor I. R. 










Das ist die neue Art mit dem neuaufgebauten Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr alt 
eine Sammlung toter Vokabaln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und täg- 
lich In lebendiger Rede und Gegenrede gesprochen und gebraucht wird. Jedes 
mechanische Auswondiglemen fällt 1ort, denn ein worlverwandi nougestaltote 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert das Sprachgut. 
Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 
daß Ihnen der Sprachstoff ohne mechanisches Auswendiglernen zuflleßt. Gleich 
siner ntoressanton Loklüte, dio unterhält, anragt und ortıeut, geht dio Aneignung 
der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks. 
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„Du brauchst eine Frau”, sagte mein Freund. 

Ich murmelte düster: „Der Arzt ist aber für Land- 
luft. 

Mein Freund blieb skeptisch und schüttelte den 
Kopf. „Dein ganzes Leiden Ist nichts als Hypo- 
chondrie. Du lebst zu einsam, arbeitest wie ein 
Roß, beschäftigst dich mit blödsinnigen Proble- 
men... Das Welb ist die einzige Wonne, die uns 
die Götter beschieden.” 

Ein Kranker kann sich nicht wehren. „Du meinst 
also, ich soll heiraten?” 

„Wer redet vom Heiraten?” 

„a... was soll Ich denn sonst tun?” 

„Du nimmst dir eine Freundin. Verstehst du? Die 
kannst du auch gleich mit aufs Land nehmen.” 
Ich senkte bedrückt das Haupt. „Das kompliziert 
die Sache furchtbar. Wo soll Ich denn gleich eine 
Freundin hernehmen? Bedenke doch die Vor- 
arbeiten! Ich muß sie suchen, anschmachten, 
Ständchen bringen, Liebesbriefe schreiben, die 
Augen verdrehen... Nein, solchen Anstrengun- 
gen bin ich augenblicklich nicht gewachsen, — 
Aber vielleicht durchs Arbeitsamt?“ 

„Du bist verrückt! — Kennst du denn gar keine?” 
Ich dachte angestrengt nach. „Da wäre die Sa- 
bine, ein ausgezeichnetes Mädchen, sehr ord- 
nungsliebend, sehr gediegen. Nachmittags sitzt 
sie immer am Fenster und stopft Socken... ich 
weiß nur nicht, ob sie ihre Eltern lassen werden.” 
„Ist sie dick? — „Stattlich.” 

„Groß?" — „Wie ein Eichbaum.” 

„Nichts für dich. Du brauchst ein kleines Queck- 
silber... ein prickelndes Getöse... ein Zitter- 
gras mit einem Glöckchen. Wenn Ich nur wüßte, 
wo die famose Zara... Nun ja, wir werden ja 
sehen. Wenn ich sie finde, kannst du dich selig 
preisen, Erwarte mich morgen im Caf& Excelsior.” 
Am nächsten Tag saß Ich im Excelsior und sog 
an meinem Cocktall. In diesem Augenblick kam 
mein Freund mit der famosen Zara... Ich lächelte 
sie an und zwinkerte mit dem linken Auge. Ich 
habe wenig Verkehr mit Damen, aber diesmal, 
glaube ich, habe Ich meine Sache gut gemacht. 
Die famose Zara war ein Figürchen wie aus Por- 
zellan, schlank bis zur Durchsichtigkeit und zier- 
lich wie ein Spazierstock. Als wir In die Bar gin- 
gen, mußte der Ventilator abgestellt werden, 
sonst hätte sie Überhaupt nicht festen Fuß fassen 
können. 

„Ich habe schon mit ihr gesprochen”, raunte mir 
mein Freund zu. „Sie ist einverstanden. Du gibst 
Ihr monatlich fünfhundert Peseten. Geschenkt, 
sage Ich dir, geradezu geschenkt. 

». geradezu geschenkt!“ wiederholte ich be- 
nommen. 

„Genau vierzig Kilo! Neueste Konzeption! Fliegen- 
gewlichtl” 

„O Gott, o Gott!“ stotterte Ich verstört. 

Dann bestellten wir eine Flasche Sekt, — 

‚Am ersten Tag unseres Vertragsverhältnisses pas- 
sierte nichts Bemerkenswertes, Ich hatte mir auf 
dem Bahnhof eine Nummer des „ABC“ gekauft 
und noch vor der Zug aus der Halle fuhr, dreimal 
von Anfang bis zum Ende durchgelesen. Offen 
gestanden wußte ich nicht recht, was ich mit 
dem Zittergras an meiner Seite anfangen sollte. 
„Du gibst mir natürlich einen Kosenamen”, sagte 
das prickelnde Getöse, als wir uns im Wagen- 
abteil eingerichtet hatten. — „Klarl“ Ich blickte 
unsicher von meiner Zeitung auf, 

„Aber welchen?” 

„Aber welchen?” — „Oh, es wird mir schon etwas 
einfallen”, behauptete Ich kühn, 

Wir dachten darüber nach bis zum Abend. Dann 
meinte ich schüchtern, wir sollten uns beim 
Schreibnamen nennen, das sei originell und prak- 
tisch. Aber dieser Vorschlag wurde als abwegig 
verworfen. Nach langem Grübeln kam die famose 
Zara zu einem Entschluß: „Du nennst mich Schnucki 
und ich heiße dich Schnackl.“ Dabei kniff sie mich 
neckisch ins Kinn. 

„Wundervolll” murmelte ich überwältigt. „Daß 
mir das nicht gleich eingefallen ist!” Ich lachte 





laut und schielte auf die Titelseite des „ABC, |} 


wo von einem Erdbeben auf den Fudschi-Inseln 
die Rede war. Zara setzte sich etwas schmollend 
auf meine Knie und sagte schmeichelnd: „Gibst 


VON W. FERNÄNDEZ FLÖREZ 


du mir ein Eiei?” Und ich gab ihr resigniert ein 
Elel. — 

Die Nacht brach an. Wir stützten uns in meinem 
Landhäuschen mit dem Ellenbogen auf das Fen- 
sterbrett. Der Kopf meiner Freundin ruhte an mei- 
ner Schulter. Die Bäume hoben sich schwarz vom 
Abendhimmel ab und der Wind tändelte zaghaft 
mit den Blättern. Ich hing meinen Gedanken nach. 
Da sagte Zara: „Gibt es hier Nachtigallen?” — „Ja.“ 


„Warum singen sie dann nicht?” — „Ich weiß es 
nicht.“ 

„Kann man sie essen?” — „Ich glaube nicht,” 
„Wie tun sie denn?” — „Sie... — zum Teufel 
wie tun sie gleich— „Das läßt sich nicht erklären.” 
„Ach, so ein bißchen wirst du doch..." — „Pl... 
ripipi . . pillli „. .” 


„Das gibt es doch gar nicht! Versuchs noch ein- 
mal oder ich bin dir böse.” 

Ich pfiff also einfach „Das Heidegrab“ und Zara 
schien zufrieden. Sie hing sich an meinen Hals 
und flüsterte: „Kaufst du mir ein Gartenkleid?"” 
Und als ich nickte, sagte sie zwitschernd: „Krieg 
ich ein Eiei?” 

Nachts entschlummerte sie mit dem Köpfchen auf 
meinem linken Arm. 

„Durchaus normal“, sagte ich mir, „So hat mans 
bei Liebenden.” Ich starrte zur Decke und über- 
ließ mich meinen Gedanken. 

„Kaufst du mir...“ tönte es hauchzart von Zaras 
Rosenlippen. 

Dann schlief sie ein. Jeder Mann wird verstehen, 
daß ich sie in diesem Augenblick nicht um tau- 


(Fr. Bilox) 





364 


send Peseten geweckt hätte. Ich seufzte und 
blickte wieder zur Decke. 
Da geschah etwas Merkwürdiges, Zaras Kopf 
wurde schwerer. Als ich ihn auf meinen Arm 
hatte sinken lassen, war er mir gewichtlos er- 
schienen, jetzt schätzte ich: „Alles in allem — 
immerhin ein Kilo.” 
Aber schon nach zehn Minuten waren es fünf Kilo. 
Ich überlegte: Man hat festgestellt, daß der 
weibliche Kopf leichter ist als der männliche. 
Warum wiegt dann Zaras Kopf einen ganzen 
Zentner? 
„Ich bin ein Rohling“, sagte ich mir. „Noch nie 
habe ich gelesen, daß sich ein Liebhaber In die- 
ser Situation beschwert hätte. Ich muß mich dar- 
an gewöhnen.” 
Aber die Qual wuchs, 
„Wenn ich sie erschlüge —!” dachte ich. 
Da — plötzlich wich der Druck ‚und Ich wußte, 
daß mir ein Arm fehlte. 
„Weg! murmelte ich entsetzt. Ich betippte ihn 
vorsichtig mit dem Finger — kalt und gefühllos. 
Der Arm einer Leiche. — „Gott im Himmell’ 
Auf einmal kribbelte In meiner linken Hand eine 
Miriade von Ameisen... Nach wenigen Sekunden 
öber waren es Nadelspitzen, die sich langsam in 
die Hand bohrten, dann die Muskeln anspießten, 
bis mein Arm wie ein riesiges Nadelkissen starte. 
Ich stöhnte laut. 
„Zaral Ich bitte dich! Ich kann nicht mehr!” 
Sie bewegte sich und eine Million glühender 
Spitzen hieben sich in mein Fleisch. „Zaral Weib!" 
Sie wendete sich um... Ahl Endlich! Der andere 
Arm faßte seinen Bruder liebevoll unter, hob Ihn 
auf, redete ihm gut zu und bog Ihn behutsam hin 
und her, Ich konnte nur mehr röcheln. 
Wenn das die Wonne ist, die uns die Götter be- 
schieden... 
An einem der nächsten Tage sagte Zara: „Gehen 
wir in die Stadı?' Ständig versicherte sie mir, 
daß sie sich ohne ein neues Kleid und einen 
Schäferhut mit langen Seidenbändern nicht in der 
Natur sehen lassen könne. 
„Gut”, sagte Ich, „gehen wir in die Stadı.” 
Zara klatschte in die Händchen und schritt zur 
Kriegsbemalung: Wimpern schwarz, Nägel weiß, 
Lippen rot, Lider blau. Dann gingen wir, 
An der Seite einer Frau wie Zara durch ein 
spanisches Landstädtchen zu schlendern, Ist eine 
Heldentat, Die Geschäftsleute stürzten aus Ihren 
Läden und die Frauen riefen erschrocken: „Jesus, 
Maria und Josefl” Zuerst folgte uns ein Jüngling, 
dann zwei, dann zehn und schließlich alle. Und 
als Zaras Parfümwoge bis in die Räume des 
Herrenkasinos vordrang, stemmten sich die älte- 
sten Jahrgänge aus Ihren Klubsesseln hoch und 
wankten, gierig schnuppernd, hinter uns her. 
Im Restaurant grüßte mich der Zollkontrolleur 
Diaz, mit dem ich oberflächlich befreundet bin, 
zeremoniös vom Nebentisch, Die Farbenorgie auf 
Zaras Antlitz schien ihn Im Innersten aufzuwüh- 
len. Mit hochgezogenen Brauen strich er sich rast- 
los die Weste glatt und als der Kellner das be- 
stellte Essen vor ihn hinstellte, schlug er einen 
Krach von unerhörter Resonanz. 
Ich mopste mich zum Sterben, und zum hundert- 
fünfzigsten Male las ich das Erdbeben auf den 
Fudschi-Inseln, 
Als sich Zara nach dem Essen zurückzog, um Ihre 
Polychromie zu überholen, gratulierte mir Diaz 
neiderfüllt zu meinem Glück, 
Da kam mir eine Idee. 
„Ich könnte sie Ihnen abtreten, sozusagen ze- 
dieren”, sagte ich, 
Er verstummte vor Bewegung. 
„Sie ist geradezu geschenkt!” versicherte ich ihm. 
„Hören Sie”, sagte er verlegen und drehte ner- 
vös am Knopf seines Gehrocks. „Ist sie nicht ein 
bißchen dünn?” 
„Dünn?” rief Ich entrüstet. „Neueste Konzeption! 
Fliegengewicht!” 
Er errötete beschämt. „Sie haben recht — man 
verbauert.” 
Der schönste Moment meines Lebens aber war, 
als ich am Abend zu meiner Geliebten sagen 
konnte: „Mein ‚Fräulein, Sie sind zediert.” 

(Aus dem Spanischen von Helma Flessa) 


Die neue Frisur ( Helloaaiaed) 


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„Ich finde es ganz hübsch, die Haare so über die Ohren 
zurück — aber ob es nicht zu nackt aussieht...” 


La nuova acconciatura: ‘Trovo che I capegli, cosl indietro sopra gli orecchi, 
stanno benissimo... ma che non dia poi nell' occhio il troppo nudo.. .?,, 


365 


Der schlaue Wastl 


Von Stry zu Eulenburg 


Der Greinerwirt von Oberhaubendorf benötigte 
für sein Gasthaus mit Fremdenherberge einen 
neuen Hausdiener, in Oberhaubendorf kurz „Hausl” 
genannt. Da alle für diesen Posten in Frage 
kommenden Arbeitskräfte bereits anderweitig ein- 
gesetzt waren, blieb dem Greinerwirt nichts an- 
deres übrig, als sich in der weiteren Umgebung 
von Oberhaubendorf nach dem geeigneten Mann 
umzusehen. 

Der alte Wastl Grasschneider aus Hintergruben- 
hausen war gerade im Gastzimmer, „Mel ältesteı 


Bua, der Wastl, könnt leicht die Stell über- 
nehmen‘, meinte er. „Er is groß, kräftig und gar 
net dumm!” 


„Gar net dumm?“ wiederholte der Greinerwirt 
ein wenig zweifelnd, da ihm der alte Wastl als 
alles andere als eine Leuchte des Geistes be- 


„Is schon wahr, der Wastl is sogar a ganz 
Schlauer!” wiederholte der alte Grasschneider und 
schlug bekräftigend mit der Faust auf den Tisch. 
„Guatl” sagte der Greinerwirt beschwichtigend. 
„ Schickst 'n halt a mal, dein Wastl, wolln's pro- 
biern mit ihm!“ 

So war also die Einstellung des Wastl abgemacht 
und er trat dann auch zum vereinbarten Zeitpunkt 
seine Stelle als Hausdiener an. 

Und schon am ersten Tag sollte der Junge Wasrtt 
Gelegenheit haben, seine besondere Schlauheit 
unter Beweis zu stellen. Der Greinerwirt hatte 
einige Briefe, die zur Post gebracht werden 
sollten. 

„Sie sind no net frankieıt”, sagte er zum Wastl. 
„Kaufst also zuerst Briefmarken, klebst auf Jeden 
Brief a Markn und wirfst sie dann in den Kasten.” 
Und noch mit dem besonderen Hinweis, daß es 
auf Jeden Fall unzulässig sei, unfrankierte Briefe 
in den Kasten zu stecken, schickte er den Wasıl 
zur Post. 

Es waren kaum zehn Minuten vergangen, als der 


vollster Zufriedenheit lag in seine.n Gesicht, als 


hätte er eine besonders schwierige Aufgabe 
glücklich gelöst. 
„Na, und — —“, fragte der Greinerwirt, „hast Du 


alles richtig erledigt?" 
„Guat is alles gangal” erkiärte der Wastl stolz 
und legte dabei dem Greinerwirt fast trlumphle- 
tend das Geldstück wieder hin, das ihm dieser 
zum Kauf der Briefmarken mitgegeben hatte. 
„Des is ja no das ganze Geld!” staunte der 
Greinerwirt. „Mit was hast Du denn die Briet- 
marken zahlı?“ 

In diesem Augenblick schaute der Wastl voll 
überlegener Schlauheit auf den Greinerwirt. So 
listig blinzelten dabei seine Augen, daß der 
Greinerwirt sofort an die Worte von Wastls Vater 
über seinen schlauen Sohn denken mußte. 

Und schon erklärte der Wasıl stolz lächelnd: 
„Verstehst, Greinerwirt, | hab's Geld gar not 
braucht, weil i nämlich die Brief grad in dem 
Augenblick in den Kastn gworfen hab, wo der 
Postbeamte weggschaut, wo’s überhaupt nie- 


kannt war. Wastl vom Postamt 


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80 (Fornrut 129). Briefanschrift: München 2 BZ, Brieffach. 
t, München. — Da: Siraplicissimes erscheint wöchentlich einmal, Bestellungen nehmen 
Pig.; Abonnemen! im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 
Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920, Erlüllungsort München. 





‚ölle Buchhandlungen, 
gültig ab 15. Okt, 1941. 







































































song 
ll 


BEWEIST WAS LEISTUNG HEISST 
FABRIKATION UND VERTRIEB 


VALVD 


RADIOROHREN GMBH » BERLIN W& 
FABRIKEN IN AACHEN, BERLIN, HAMBURG, WIEN 

















Beherzigen Sie heute, da unsere biologischen Hautpflegemittel nur 
beschränkt lieferbar sind, mehr als früher unseren Rot- Sorgfältigund 
hauchdünn auftragen! Nicht die Menge, die Güte ist entscheidend 
für die von Ihnen so geschätzte Wirkung der Eukutol= Präparate 


whuto? 


























igndam mil dem Bachel Kansich, zu Iheam 













Die Free au Jellhabler 


bleibt ungetrübt, wenn er niemals 
seinen Dienst verweigert. Füllen Sie 
ihn deshalb ständig mit der bewähr- 
ten, leicht fließenden, farbstarken 











Vi HUHN Aochemischt Fabrik 


367 


tE. Thöny) 


Training 





„Worauf führen Sie es zurück, daß es Ihnen gelang, als Erster die indische Grenze 
zu erreichen?“ — „Ich habe in Dünkirchen, in Norwegen und auf Kreta gelernt!“ 


Allenamento: 'E da che deducete Voi di riuscire a raggiungere per primo Il 
confine Indiano ...2,, — "L'ho appreso a Dünkirchen, In Norvegia e Creta!,, 


368 


München, 10, Juni 1942 
47. Jahrgang / Nummer 24 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





BLAf Avinenntfon 


Das Vertrauensvotum 
































NIS 


IIIIS II 


„Meine Herren, ich bin vollkommen mit Ihnen einig und mit Ihren Leistungen überaus zufrieden!“ 











Il voto di fiducia: *Signorl miel, sono pienamente d’ accordo con Voi ed oltremodo contento di tutto ciö che fate Voil,, 





SS 


Phantasie bei Regenwetter — Fantasia con tempo piovoso 





(Fr. Bilok), 





ES SINKT - ES SINKT 


Wie das bei Damen ist, weiß ich nicht, bei Män- 
nern kenne ich’s. Die Sache Ist so: Sie haben In 
der Frühe ihre ‚Strümpfe angezogen, das heißt, 
diese Strümpfe, die bis unters Knie gehen, nicht 
so kleine Söckchen, die noch nicht ganz erwach- 
sen sind und vom Arm des Sockenhalters hoch- 


Zuverlficht 


Pankraz, Servaz und Bonifaz 

find heuer gnädig geblieben. 

Nur ein harmlofes Donnermetterchen hat'o 
mir über das Hausdach getrieben. 


Bald war's vorüber und wieder licht, 
nachdem es tüchtig gegoffen. 
Grünfutter, tu du jetst Deine Pflicht 
und muchere unverdroffen! 


Das kommt der lieben Kuh zugut. 

Sie it ja bekanntlich die Brüche, 

auf welcher die ftrikte Behebung beruht 
der Fett“ oder Butterlüche. 


Umfummen nun gar noch mit Fleiß und Verftand 
die Bienen, was blühet und fprießet, 

hei, Freunde, dann winkt das gelobte Land, 

mo Milch uns und Honig fließet. . 


Ratatöchr 


gezerrt werden wie Kinder vom Arm ihrer spa- 
zierengehenden Mutter. Also wohlgemerkt, um 
lange handelt es sich, die den vornehmeren Ruf 
genießen. Sie gehen aus. Auf einmal spüren Sie 
Ihrer Beine eine gewisse Entspannung. 
lenken Sie gar nichts, dann denken Sie: „Es 
wird doch nicht...“ Ich sage Ihnen, es wird immer. 
Es dreht sich um den Gummi, der sich am oberen 
Rand Ihrer Strümpfe befindet, befinden sollte. Er 
hat selne Spannkraft, seine Zugkraft verloren. Nun 
rutscht dar Strumpf. Ich weiß, Sie werden zuerst 
versuchen, Ihn durch die 
ganz nebenbei im Gehen. Nutzt gar nichts. Sie 
'n versuchen, nicht an den Strumpf zu den- 
ken. Bei Zahnschmerzen mag das bisweilen helfen, 
bei rutschenden Strümpfen nie, Sie treten In einen 
Hausflur, ordnen an sich herum, haben eine drittel 
Minute lang das Gefühl wiedergewonnener 
Sicherheit. Fünf Schritte, und Sie merken, er sinkt, 
er sinkt, ersinkt unter pari. Die Natur hat das Bein 
sehr günstig für Strümpfe mit oberem Gummirand 
gestaltet, sie hat ihm zu diesem Zweck die Wade 
verliehen. Wenn aber einmal der Gummirand den 
Äquator der Wade unterschritten hat, dann gibt 
es kein Halten mehr. Ich weiß, Sie werden Ihren 
Gang verlangsamen, Sie werden vorsichtig auf- 
treten, um durch Muskelspannung den Gummi 
nicht zu reizen, Sie werden wie auf Watte gehen. 
Vergebliche Mühel Der Strumpf will herunter, er 
hat einen Hang nach unten, er will sich im Staub 
und in der Gosse wälzen.- 

Wehe dem Unglücklichen, wenn er os etwa nicht 




















370 


merkt, Ein Mann, dem der Strumpf unten aus der 
Hose hängt, Ist zu Erfolgen nicht geeignet, er mag 
Leinwandliebling, Attach& einer Botschaft, laut- 
singender Tenor, Mitglied elı Reglerung oder 
Besitzer einer Geflügelfarm sein. Am Gummi 
hängt doch alles, ach wir Armen! Foitzick 





LIEBER SIMPLICISSIMUS 


In Oberwörth — vor einigen Jahren — ging ein 
Bauernknecht am Sonntagvormittag ein bißchen 
ins Wirtshaus, saß allein an einem Tisch, trank 
eine Halbe Bier und besah sich die Leute. Weil 
auf dem Tisch ein Körbchen mit gelben Semmeln 
stand, langte er sich eine und aß sie, langte sich 
dann noch eine und aß nach und nach das ganze 
Körbchen leer. Die Kellnerin füllte es gewohn- 
heitsmäßig nach. Wie der Josef das Körbchen 
„wieder so schön voll sah, langte er wieder hin 
und nach einer Viertelstunde war es neuerdings 
leer. Die Kellnerin, welche glaubte, sie bilde 
sich’s nur ein, daß sie da schon nachgefüllt habe, 
stellte ein frisches Körbchen auf. Auch zu ihm 
griff Josef noch dreimal hin. 
Als es ans Zahlen ging, waren es fünfzehn Sem- 
meln. „Sepp", meinte die Kellnerin lachend, „da- 
für hött’st auch was z’Essen kriegt.“ Worauf der 
Knecht verwundert fragte: „Wieso? — Mich hat 
Ja net g’hungert.” Hans Weindl 


Am Karibischen Meer 


ZZ 





(Erich Schilling) 





„Den Fisch kann ich Ihnen sehr empfehlen, Sir, er ist frisch gefangen!“ 


„Oh nö, der schmeckt jetzt immer so nach Tankeröll“ 


Nel Mare Caraibico: ‘Sir, questo pesce & raccomandabilissimo; & stato preso di fresco!,, — “Oh no, ch& adesso puzza glä sempre di petrolio!,, 


MEIN FREUND JOHANNES 


Johannes schrieb Postanwelsungen aus. Eine Be- 
schäftigung, die die Stimmung im allgemeinen 
nicht gerade hebt. Aber er war eigentlich ganz 
friedlich dabei, Sogar als die Kirchensteuer 
dran kam, 

„Johannes“, fragte Ich, „warum sparst du dir die 
eigentlich nicht? Du hörst dir Ja doch nie eine 
Predigt an.” 


„Aber Ich richte mich jeden Morgen nach der 
Kirchenuhr”, sagte Johannes. 


* 


Johannes schätzte es sonst nicht, die Wände sei- 
ner Zimmer mit Bildern zu schmücken, oder die 
Schränke mit Büsten und ähnlichen Kunstgegen- 
ständen zu beschweren. Eine Ausnahme machte 
eine entzückend schöne, sehr wertvolle Porzellan- 


371 


figur. Sie stand auf seinem Schreibtisch und er 
liebte sie sehr. 

Als er eines Tages nach Hause kam, erzählte ihm 
Frau Johanna weinend, daß ihr das Unglück ge- 
schehen sei, diese Figur beim Abstauben zu zer- 
brechen. 

Einen Augenblick schwieg Johannes erschüttert. 
Dann atmete er tief auf und sagte: „Gott sel 
Dank. Dann sind wir ja endlich die Angst los, sie 
könnte kaputt gehen.” 1. Bieger 


Ruhmersatz 


(€. höny) 


„Diese Feder vom gallischen Hahn aus Algier schmückt ja 
recht gut, aber ein deutscher Adlerflaum wäre mir lieber!“ 


Surrogato di gloria: *Questa penna del Gallo gallico d’ Algeri sta a meraviglia; ma una penna dell’ Aquila tedesca mi piacerebbe di plül,, 


372 










Von Angesicht zu Angesicht 


Faccia a faccia 


„O wie der Anblick des Meeres einen stärkt!“ — „Dann mußt du 
dich aber umdrehen, Marianne, sonst wirst du an der falschen Stelle stärker!“ 


(0. Hermann) 


Oh come ci fa forti la vista del mare!,, — "Ma alloro, Marianna, deyi pur voltarti, altrimenti diverrai piö forte nel punto falso!,, 


DAS REISEBABY 


VON ACHILLE CAMPANILE 


Susanna, Marlo und Tonio gelangten kurz vor Ab- 
gang des stark besetzten Zuges am Bahnhof an. 
Zum Glück fanden sie ein noch leeres Abteil, in 
welchem jeder einen Platz bekam. Während Tonio 
seinen unmöglichen Melonenhut im Gepäcknetz 
zu verstauen suchte, seufzte Mario: „Hoffen wir, 
daß wir hier allein bleiben!” In diesem Augen- 
blick erscholl vom Bahnsteig her der wunderliche 
Ruf: „Reisebabys! Reisebabysl" 

„Reisebabys?” fragte Mario mit erstauntem Aus- 
druck und lehnte sich neugierig zum Fenster hin- 
aus. Er erblickte auf dem Bahnsteig eines jener 
fahrbaren Gestelle, wie sie längs der abfahren- 
den Züge im Pendelverkehr hin und her geführt 
werden. Eine dicke, heiter gelaunte, in ländliche 
Tracht gekleidete Person schob strahlenden Ge- 
sichts ein solches Gestell vor sich her, an dem 
etwa ein Dutzend Babys herunterbaumelten. Sie 
waren sämtlich kunstgerecht in frisch duftende 
Windeln gewickelt und hatten alle einen nied- 
lichen Schnuller zwischen den zartrosigen Lippen. 
„Was geschieht denn mit diesen Babys?" er- 
kundigte sich Mario. Die Kinderfrau erklärte es 
ihm: „Wir führen sie für diejenigen Reisenden, 
welche gerne im Abteil allein bleiben möchten. 
Sie brauchen nur eines zu mieten und es recht 
sichtbar auf einen Platz zu setzen. Die anderen 
Reisenden, die nachsehen, ob noch ein Platz frei 
Ist, bemerken dann das Baby und ergreifen schleu- 
nigst die Flucht. Am Schluß der Reise werden 


dann die Babys an Ort und Stelle liegen ge- 
lassen, denn die Gesellschaft sorgt dafür, daß sie 
wieder eingesammelt werden.” 

„Geben Sie eines her!” sagte Mario. Er bezahlte 
fünf Lire, hob durch das Fenster ein bezaubern- 
des Geschöpf ins Abteil und beeilte sich, es gut 
sichtbar auf den Platz neben sich zu setzen, da- 
mit keine anderen Reisenden mehr hereinkämen. 
„Was für ein reizendes Kind!” rief ein Reisender, 
der in diesem Augenblick an dem Abteil vorbei- 
gehen wollte. Er kam herein und nahm neben 
Mario Platz. „Ich würde Ihnen raten, lieber nicht 
hier zu bleiben”, sagte dieser. „Mein Kleines ist 
schrecklich unruhig.” 

„Gerade deswegen bin ich Ja hereingekommen”, 
sagte der Neuankömmling. „Ich liebe nämlich 
Kinder über alles.” 

Er war ein auffallend eleganter Junger Mann, 
kahlköpfig, mit vorspringender kräftiger Nase, 
gelblicher Gesichtsfarbe, Hornbrille, kurz, eine 
wenig sympathische Erscheinung. Man hätte ihn 
für den Kammerdiener eines Kardinals halten 
können, wenn ein Kardinal in der Nähe ge- 
wesen wäre. Er war aber ganz allein. Trotz- 
dem verhlelt er sich äußerst zurückhaltend, so, 
als befände er sich in Begleitung einer un- 
sichtbaren Persönlichkeit. Er saß steif aufgerichtet 
da, als hätte er einen Besenstiel verschluckt, die 
Hände hatte er streng ausgerichtet auf dem Schoß 
liegen, nach Art der Memnonsäulen, und es hatte 


373 


den Anschein, als vollbrächten seine Hände eine 
schwere Aufgabe und nicht, als ruhten sie. Seine 
Beine waren eng aneinander gepreßt. 
„Gehört das Kind Ihnen?” fragte er Mario und 
deutete dabei auf das Reisebaby, 
‚Ja, bis Padua”, gab Mario zur Antwort, und er- 
klärte dann den wahren Sachverhalt, Der andere 
lächelte ihm mit einem Zwinkern der Augen zu 
und meinte dann: „Ich bin im Bilde. Eine Zeitlang 
habe Ich selber dieser Gesellschaft solche Babys 
geliefert.“ 
„Das muß eine amüsante Beschäftigung sein“, be- 
merkte Susanna. 
„Und obl” entgegnete der elegante junge Mann. 
„Ich leugne es nicht — aber, ich muß gestehen, 
zu viel Mühe und zu wenig Verdienst! Obwohl 
ich sehr fleißig war, konnte Ich nicht mehr als 14, 
höchstens aber 15 solcher Bälge im Monat ab- 
liefern. Und überdies bin ich verlobt, und die 
Eltern meiner Braut wollten lieber, daß ich mich 
einer anderen Tätigkeit zuwende.” 
„Aber woher haben Sie alle diese Kinder ge- 
nommen?” fragte Tonio, während er seinen Me- 
lonenhut wieder im Gepäcknetz unterbrachte, 
well er ihm Infolge einer Kurve auf den Kopf ge- 
fallen war. 
Der andere sah ihn tief erstaunt an. „Aber was 
fällt Ihnen ein”, sagte er, „Glauben Sie in Ihrem 
Alter denn immer noch, daß die Kinder vom 
Himmel herunterfallen?!” 
Tonio errötete bis in die Haarwurzeln, Er hatte 
jetzt begriffen, worin die amüsante, anstrengende 
Beschäftigung des eleganten Jungen Mannes be- 
stand, 

(Aus dem Italienischen von H. B. W.) 


Vor der Kabine 


{R. Kriesch) 





„Ah, jetzt kommt der unsympathische junge Mann von gestern wieder!“ — „Dann nimm doch rasch deinen 
Schlüssel und zieh dich an!“ — „Nee, jetzt will ich erst mal sehen, wie zudringlich der heute ist!" 


Davanti alla capanna: “Ah, ecco che viene di nuovo quell' antipatico di giovanotto d’ ieril,, — "E allora prendi sublto 
la tua chlave e vestitil,, — “Oh no, anzl voglio proprio vedere a che punto glungerä oggl la sua sfacclatagginel,, 


374 


In Starokonstantinow 


ÄNN 
N 





z und die Augen der schönen Frau lockten: 
Dos. Oberberge) „Dann —" 
„Dann Jaromir stockte der Atem und sein Herz 
machte einen tollen Hüpfer, 

„Dann werden wir sehen, Jaromirl" 

„Frau Eugenie ...” flüsterte er verzückt, „Ich darf 
also wirklich hoffen.” 

„Vielleicht! Sie haben mir schon so manchen Be- 
wels Ihrer Ergebenhelt gegeben, daß Ich glaube, 
mich auf Sie verlassen zu können... Sie wissen, 
daß ich verreise.” 

„Leider“, seufzte Jaromir. „Wie gerne wäre Ich 
mit Jhnen gefahren.” 

„Sie müssen hier bleiben, Jaromir. Mein Mann 
bleibt Ja auch hier — und Sie werden ihn wäh- 
tend meiner Abwesenheit beobachten!” 

„Oh“, nickte Jaromir verstehend, „oh, ich ver- 








Un 





um NE Sa U stehe... Ich werde hinter Ihm her sein wie sein 
\\ EIS 


Schatten!” 

„Gerade das dürfen Sie nicht!” Frau Eugenle 
schüttelte das eigenwillige Köpfchen, „das würde 
alles verderben. Tagsüber Ist er sowieso beschäf- 
tigt — nur die Abende sind lang. Und Ich kenne 
diese Strohwitwerabendel Sie werden ihn also 
Jeden Abend unter einem nichtigen Vorwand so 
gegen elf Uhr zu Hause anklingeln, dann wissen 
wir alle: 
„Wundervolll“ rief Jaromir begeistert, „das Ist 
eine blendende Idee! Frau Eugenie, auf mich kön- 
nen Sie sich verlassen... Uns zwel wird er nicht 
betrügen! Uns nichtl” 

Als Frau Eugenie vier Wochen später zurückkam, 
wurde Jaromir abgebaut. 

So endgültig abgebaut, daß Frau Eugenie nicht 
einmal auf seinen Gruß dankte, wenn er ihr 
auf der Straße entgegenkam, und als eine Ihrer 
Freundinnen erstaunt nach der Ursache dieser 
unerklärlichen Entfremdung fragte, sagte sie 
entrüstet: 

„Ach, dieser Dummkopfl Ich habe ihn Ja nie für 
ein großes Kirchenlicht gehalten, was er aber 
während meiner Abwesenheit onstellte —“ 

„Ja — was denn?” 

„Denk nur, ich bat Ihn, meinen Mann im Auge zu 
behalten; jeden Abend gegen elf Uhr unsere 
Wohnung anzuklingeln —" 

„Ich verstehe — Strohwitwerkontrollel” 

„Jawohl, aber hör nurl‘‘ Frau Eugenie war vor 
Ärger außer sich, „Als ich zurückkam, teilte 
er mir freudestrahlend mit, daß mein Mann 











keinen Abend außer Haus verbracht hätte... 
‚Sehr gut, Jaromir, sagte ich, das freut mich. 
Sie haben sich also wirklich die Mühe genom- 
men und jeden Abend bei uns angerufen?... 


JAROMIRS LETZTE CHANGE ST vers nano ya 


besser! Um kein Mißtrauen zu erwecken, habe 


VON HANS KARL BRESLAUER Ich Ihrem Herrn Gemahl gesagt, wie zärtlich 


„Jaromir, lieber Jaromir", sagte Frau Eugenie eines 
Tages verführerisch lächelnd, „jetzt Ist der große 
Augenblick gekommen, wo Sie mir Ihre Ergeben- 
heit beweisen können!” 

Und Jaromir, der für Frau Eugenie schwärmte, der 
ihr Theaterkarten besorgte, wenn die Vorstellung 
noch so ausverkauft war, mit dem Gatten end- 
lose Schachpartien spielte, wenn die schöne Frau 
ungestört sein wollte, und In der tlefsten Tiefe 
seines Herzens nur den einen Wunsch hegte, Frau 
Eugenie einmal mehr zu sein‘als das Mädchen 
für alles, antwortete strahlend: 

„Frau Eugenie, soll ich für Sie durch’s Feuer 
gehen?” 

„Und glauben Sie, daß mir damit gedient wäre, 
lieber Jaromir?” 

Frau Eugenie legte Jaromir das rosige Paisch- 
händchen auf die Schulter: 
„Nein, nein, os Ist eine heikle, sehr heikle Auf- 
gabe. 




















besorgt Sie um seine Gesun: it sind, und 
Jaromir fühlte plötzlich eine Erregung, die sein Ihn gebeten, mich selbst jeden Abend anzu- 
Herz ganz gewaltig schlagen ließ, klingeln und mir zu sagen, ob er schon zu 
„Und wenn Ich sie zu Ihrer Zufriedenheit aus- Hause sel — und das hat er wirklich pünktlich 
führe — dann —” er konnte nicht weltersprechen, getan.'” 








Tage im Frühling 


Was dieser Frühling wohl bringt? Knaben, 


Ist nicht schwer zu sagen: die sich wie Wilde betragen, 
Manche Amsel, die singt. mit fliegenden Mähnen durchs Wiesenland jagen, 
Drosseln, die schlagen. und die kein Mensch mehr zur Sittsamkeit zwina! 


Blumen, die stolz ihren Schmetterling tragen, 

der selig die blinkenden Flügelchen schwingt. 
Verliebte, die jubeln. Verliebte, die klagen. 

Ein Gedicht, das gelingt. KIM. Schiller 


375. 


Von Wilhelm Hammond-Norden (im Felde) ı 


Als bei uns die Wollsachenspende ankam 
— der Spieß sortierte die Sachen selber —, 
da war dazwischen, wie wundersam, 

ein Mädchenpullover, ein quittengelber. 


| DER GEEBEFRUNE 


Ein Mädchenpullover im Männerquartier, 

das ist wie im Winter ein Schmetterling .. . 
Der Spieß rief laut: „Meine Herrn, bitte hier! 
Der wärmt bestimmt! Wer braucht das Ding?“ 


Die meisten zogen die Nase kraus, 

drum habe ich den Pullover genommen. 

Es sah ja ein bißchen ulkig aus, 

doch ich bin damit gut durch den Winter gekommen. 


Und wenn ich des nachts auf Wache gemußt, 
da dachte ich manchmal: so ist es halt, 

dort, wo sich jetzt wölbt meine Männerbrust, 
hat einstmals ein lieblicher Busen gewallt. 


Der schlimme Winter ist nun vorbei, 
jetzt zieht der Lenz wieder sanftre Register. 
Der Pull, so gelb wie das Dotter vom Ei, 


GUSTAV LO HS IE IB IE RILIN ruht auf dem Grunde von meinem Tornister, 
Jäbzik feiner Parfümerien Sie aber, die noch vor ein, zwei Jahren 


den Pull trug, ihr dank ich mit heiterem Sinn. 
Wie heißt sie? Wo ist sie? Nie werd ich’s erfahren, 
drum schick ich den Dank ins Irgendwohin! 















005. Gols) 


elcher Mann hat nicht den Wunsch, auch 
‚dugch seine Außere Erscheinung auf seine Umgebung Eindruck und in einem kleinen 


Der Kavalier 


Il Cavaliere 







oder großen Kreis seinen Einfluß geltend zu machen. Der Krawatte kommt es 
zu, die pereönliche Gepflegtheit des gut angezogenen Mannes zu vollenden, 
Schenken Sie also der Krawatte Ihre ganze Aufmerksamkeit. 
Wählen Sie die zu Ihnen am besten passende, schlicht kann 
ale sein. oder farbenfroh, aber eine Krawatte, der man es 
auf den ersten Bli 





daß sio nicht jeder trägt, 








sind jede für sich seltene Kostbarkeiten in 
Muster und Material, dieSie in dem Bewußt-, 

sein tragen können, die richtige Wahl 
getroffen zu haben, 





madegmchälten an der singe 


"MARKE FAT. So und vol. „I muß schon sagen, Marie — für das, daß du nur 2945 Jahre 


St algant und einmalig wien Mae, r 
Wäre in Mau unge Kiamiunbergnisienin | jünger bist, wie die Mumie, hast dich noch prima g’halten!“ 


» 
ONEN-KRAWATTER-FABRIK Fb M File BERLIN C2 


376 





"Devo pur dire, Maria — considerato che tu sel 2945 anni soltanto pi 
giovane della mummia, tultavia fi sei conservata meravigliosamente !,, 








Wien, Schönbrunn 





















Das Luftbad 


— 
ae ein Problem 


heute selbstverständlich 





Die Zeit liegt gar nicht so weit zurück, 
ols noch Mut dazu gehörte, in solch 
„freier Kostümierung an versteckter 
Stelle ein Luflbod zu nehmen.— Wit 
können diese prüde Anschauung nicht 
mehr verstehen. Heute bewegt sich die 
Frou sicher und ungezwungen auch 
in leichtester Sportkleidung. Licht, Luf 
und Sonne stählen ihren Körper, deı 
bei entsprechender Pflege niemals 
onstößig wirkt. Körperpflege ober ist 
ihr selbstverständlich geworden, 

sonders die neuzeitliche Camelia 
Hygiene, die ihr Sicherheit und Frische 
on n Tagen erhält und zuver 
lässigen Schutz bietet. 











Zu allen Zeiten bot die Harmonie des Zweckes 
und der Form ungerrübre Freude. Was gut ist 
wird begehrt. Ein solcher Satz gilt natürlich 
auch für gute Zigaretten. Austria-Erzeugnisse 
werden in einer Qualität hergestellt, zu der 
eine mehr als 150jährige Tradition verpflichtet. 








astige Reformbinde 


en MEMPHIS MILDE SORTE | 


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Speochen cut M@UE Art! 


Ohne mechanisches Wörterbüffeln 


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füs Englisch - Französisch - Italienisch 


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Das Gelaseneprägtaich splolond leicht din 
Dr. Heil's Schnellkurs Itallenisch über 
tritt bei weltem all meine Erwartun- 
gen. Ich höbe elı kleine Dortschule 
besucht und hatte keinen Schimmer 
von Fremdsprachen, Eıst nachdem |, 
mich mit einer itallenischen Famili 
sohr gul angelteundet hatte, kam 
mir der Wunsch auf, auch die Itallı 
nische Sprache zu beherrschen. Ich 
habe nicht Immor regelmäßig gelemt, 
sogar manchmal tagalang ausgesetzt, 
lomen ist gaı nicht das richtige Wort, 
man braucht weder auswendig zu ler 








lionische Zeitungen zu losen und Briefe 
zu schrolben. Ich habe os selbst nicht 
für möglich gehalten, da man In so 
kurzer Zeit eine Iremdo Sprache leinen 
kann. Mit gutom Gewissen kann Ich 
Jedem dieses einzigartige Work welter. 
empfehlen 

Rodabeull, Margot Henning, Radebeul |, 
don 29, Aprlı 1941 Lossingstrade 7. 


Kein Auswendigiormen von Vokabeln 


Ich finde Ihr Neusystam Insofern un- 
übertraftlich, als des Auswendiglernen 
von Vokabeln und grammalischen Ro- 


non, noch Vokabeln und grammatische 
Regeln pauken, noch Igendwelche 
Vorkenntnisse odeı eine basondera Be 
gebung zu besitzen. Man lost, und das 

‚elosone prägt sich spielend leicht 
ein. Molne itallanischen Froundo waren 
überrascht über meine schnellen Er- 
!olge, besonders Über die gute Aus 
sprache. Auch bin ich In der Lage, Ita- 


gein ganz ausgeschaltet Ist, denn der 
(ehrstoff prägt sich in solnem Aufbau 
ganz von solbst dem Gedächtnis ein. 
Der behandelte Stoft wird in Inter 
ossanter Waise gebracht und kann tast- 
los im praktischen leben verwendet 
worden. 

St. Pölten, 15. Jan. 1940. 
Josotstr, 57. 


‚Adalb. Redl, 
Haupischuldirektor I. R. 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebauten Plan: 


Vom arsten Augenblick an tritt Ihnen hier die fromde Sprache nicht mahr als 
eine ‚Sammlung Tolor Vokabeln onigegen, sonderr. so, wie sie wirklich und 139: 
lich In lebendige: Rede und Gegantede gesprochen und gebraucht wird. Jed 
mechanische Auswendiglornen füllt fort, denn eine wortverwandt neugestalt 
Wechselwirkung zwischen Fremd und Muttersprache verankert das Sprachgut, 
Dies vollzieht sich nach einem neuartigen Plan von Wiederholung, der bewirkt, 
daß Ihnen der Sprachsioff ohne mechänisches Auswendiglermen zufließt. Gleich 
einor interessanten Leklüre, die unterhält, anregt und ertıaut, geht die Aneignung 
der Umgangssprache kurzweilig vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks- 
schulblldung genügt vollauf, well die Durchnahme gemäß unserer Anweisung 
ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befähigt Sie 
leicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. 


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377 








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® EL P - 

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Sekt darf erst nach vollendeter Feingärung in der Flasche und 
ausreichender Lagerzeit, auch des fertigen Erzeugnisses, in den 
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Gewähr einer genau so langen Lagerung wie vor dem Kriege. 


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(9. Nückei) 






Bei einer zuständigen Behörde wird ein Mann 
eingeliefert, der es „Im Kopfe nicht ganz richtig 
hat“, aber sonst ganz harmlos scheint. Fragen, 
Ausfüllen von Formularen und Verfügung, daß der 
Patient als geistesgestört in die Nervenheilanstalt 
zu verbringen sei. Der Amtsdiener Brechil be- 





Gut läßt es sich arbeiten in den hellen, 
luftigen Räumen der Werkstatt. 













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In der Schleiferei ist so viel Lärm, daß 
man sich nur laut rufend verständigen 


neuen Buchserien, 
künstlerisch ilutrier, mit me 

usumschlägen. Verlangen 
Sie kostenlos und unverbindlich ein. 
Verzeichnis der sofort li 


kommt den Auftrag, den Gestörten einzuliefern, 
kommt in den Vorraum der Anstalt, läutet an der 
Türe des Aufnahmeraumes und erhält den Be- 
scheid, draußen etwas zu warten. Es vergeht eine 
Viertelstunde, eine halbe Stunde und mehr. Brechil 
geht nervös auf und ab und gerät langsam in 
Wut und zornige Selbstgespräche, während sein 
Schützling teilnahmslos dasteht. Gerade als Brechtl 
im besten Zuge ist über den „Saustall”, die „rück- 
sichtslose Gesellschaft” usw. zu fluchen, erscheint 
der Anstaltsschreiber an der Türe und fährt den 
— Geisteskranken an: „Passe Se doch besser auf 
auf den Kerle und bringe Se ehn jeizt amol rein, 
daß ma fertig weral“ — I. N. 


Knulz geht durch einen Wald. Springt ein Räuber 
aus dem Gebüsch und ruft: „Geld oder Leben!?” 
Knulz zieht zitternd die Brieftasche und will ihm 
50 Mark geben. — Meint der Räuber: „Aber In 
der Brieftasche sind ja 100 Mark!” — Stöhnt Knulz: 
„Aber ich bin doch vor Schreck ...halbtotl“ F.H. 


Den Kindern diefer Welt 


»Dereinft« - fo lehrt der Herr Paftor - 
»mwird über uns, die Sünderfchar, 
Gericht gehalten!« - - Offenbar 

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Die Götter-, 
Geister- und Dämonenhandlung 


Von Ernst Hoferichter 


Mitten in der Altstadt, aus der Darmverschlingung 
gekrümmter Straßen, bog eine Sackgasse zur 
„Altwarenhandlung‘ von Alols Anzensberger ein. 
Vor dem kleinen Laden stand ein Gemisch aus 
abgenütztem Mobiliar, Speicherkram und ver- 
stöubten Nippes. Verrostete Schlittschuhe lagen 
In einer Sitzbadewanne, ausgestopfte Raubvögel 
flatterten über ®inem Konversationslexikon und 
aus einem Goldfischaquarlum schaute Napoleon 
in Gips. 

Auf einem hinkenden Plüschsessel, der gleich- 
falls zum Verkauf hingestellt war, saß Herr Anzens- 
berger und sah tagein tagaus mit dem gleichen 
Mißmut in den Rinnstein. Daß dieses Gesicht 
lächeln oder gar hellauf lachen konnte, das war 
kaum vorstellbar. Sein Blick schreckte eher ab als 
daß er zum Kaufen einlud. Böswillige behaupte- 
ten, daß sich dahinter nur ein raffinierter Dreh 
verberge, wonach das Preiswerte nicht nötig habe 
sich freundlich anzubieten. 

Aus dem Hintergrund des Ladens roch jach 
Küche, Eine Glastüre trennte den Wohnraum vom 
Handel. Zuwellen drangen auch einige laute Worte 
bis auf die Straße hinaus. In der Wohnküche lebte 
Frau Anzensberger — immer auf dem Sprung Ins 
Geschäft einzugreifen. Da der Mann von früh bis 
nachts nur wenige Worte von sich gab, sprach 
die Frau mit sich selbst. 

w.+.Wann jetzt die Frau Kommerzienrat dö zwel 
Bledermeierrahmen abholt? Und wenn an der 
Kuckucksuhr die Zeiger net abbrochen wären, 
könnt’ma drei Mark mehr verlanga...| — Ob der 
feine Herr heut wieder vorbeigeht...? Was der 
bel uns z’suacha hat, ..?" 

Seit ein paar Tagen kam Jeden Nachmittag gegen 
fünf Uhr ein älterer Mann an der Altwarenhand- 
lung von Josef Anzensberger vorüber, blieb einige 
Augenblicke stehen, sah In die Auslage und ging 
wortlos wieder welter. 

Hinter einem Maßkrug mit der Aufschrift „Gruß 
aus Schliersee” stand halb verdeckt in gleicher 
Größe eine Stelnfigur. Der Kopf fehlte und Herr 
Anzensberger hielt den Klotz für eine Kreuzung 


zwischen Marterl oder Modell für einen Grab- 
stein. Er lag In einer Kiste als Nachlaß auf einem 
Dachboden zwischen Christbaumschmuck, Alt- 
papier und Rehgeweihen. 

Heute kam nahezu pünktlich der ältere Herr 
wieder, drückte das Gesicht bis an das Auslag- 
fenster. Herr Anzensberger sah mit absichtlicher 
Interesselosigkeit auf die Spitze eines Kirchturms. 
„Erlaub'n Sie mal...| Was kost't denn diese Stein- 
figur ohne Kopf " fragte der Herr. 
Anzensberger, der diese Frage für heute nicht 
erwartet hatte, schob eine Pause des Schwel- 
gens ein. Er hatte nämlich schon den Preis von 
zehn Mark auf der Zunge Illegen, schluckte Ihn 
aber, mißtraulsch geworden, wieder hinunter, Um 
Zeit für eine neue Wertung zu finden, beant- 
wortete er die Frage des Käufers wieder mit einer 
Frage: 

„Der da? Ja, was darf der kosten —?” 


„38, dann sag'n wir halt — dreißig MarkI” 

Der Herr trat in das Innere des Ladens und zog 
zu näherer Besichtigung den Klotz vorsichtig an 
dem Maßkrug vorbei. 

„Dreißig Mark...? Da nehm ich ihn —” sprach 
der Käufer tonlos, zahlte und verpäckte die 
Figur in seiner Aktentasche. 

Nach Minuten noch saß Anzensberger mit dem 
Gelde in der Hand, durch den Stein wie ver- 
steinert da. Frau Anzensberger hatte durch den 
Türspalt den Handel mitangehört. Sie lispelte mit 
verhaltener Stimme aus der Furcht heraus, der 
Käufer könnte unerwartet wieder zurückkehren: 
„Bist denn du verrückt? Dreißig Mark für diesen 
Schund...! Für den Kitsch... 1” 

„Jetzt is’ es schon gescheh’n...! Wenn a Käufer 
nix versteht, dann is das seine Sach'...” er- 
widerte Anzensberger kleinlaut, Aber auch Ihn 
beunruhigte die Angst — der Mann könnte wieder 
zurückkommen, einen Krach schlagen, einen Skan- 
dal machen und — — — 

in der Brust von Frau Anzensberger kämpften 
zwei Gefühle gegeneinander. Auch sie bedrückte 





380 


der maßlose Preis. Aber dieser Druck wurde zelt- 
weilig wieder aufgehoben durch die Tatsache, 
daß diese Figur ohne Kopf endlich aus dem Laden 
verschwunden war. Absichtlich hatte sie den Maß- , 
krug davor aufgestellt, um das Mannsbild nicht 
mehr zu sehen. Der Kopf, der Ihm fehlte, wurde 
in Gedanken erst recht von Ihr ergänzt. Aber was 
sie ihm aufsetzte, das ließ die Wirklichkeit immer 
wieder herunterfallen, Und es war ein leises 
Grauen, das diese drückende Hinrichtung in ihrem 
nalven Gemüte auslöste, Daß die Figur dazu die 
rechte Hand erhob — als wollte sie sagen: 
Fürchte dich nicht! — Das lockte geradezu die 
Furcht herbei. 

Tage, Wochen und Monate vergingen. Und weder 
der Käufer — noch die Figur ohne Kopf kam 
wieder. 

Durch eine Haselnuß aber kam die Geschichte 
wieder Ins Rollen. Frau Anzensberger biß eines 
Abends mit dem hinteren Stockzahn so unglück- 
lich darauf, bis er knirschte und eine Zement- 
plombe herausfiel. Schon am anderen Morgen 
saß sie im Wartezimmer eines Zahnarztes, mit 
der herausgefallenen Plombe in der Geldbörse. 
Wartenderweise besah sie sich das aufgehängte 
Panorama ‚von Konstantinopel, in dem die Fen- 
ster der Moscheen mit Perlmutter eingelegt waren. 
Dazu blätterte Frau Anzensberger In den auf- 
liegenden Zeltschriften herum. Da — sie traute 
zuerst ihren Augen, dann Ihrem Gedächtnis kaum 
— da war das Manderl ohne Kopf abgebildet, 
Obgleich er nirgends behaart war, stimmte die 
Abbildung doch haargenau mit jener Steinfigur 
überein, die sie vor mehreren Monaten für dreißig 
Mark verkauft hatten. Da Frau Anzensberger ihre 
Brille nicht dabei hatte, riß sie verstohlen das 
Blatt aus dem Heft und ließ es in ihrer Hand- 
tasche verschwinden, 

Sie spürte kaum mehr die Böhrmaschine dos 
Zahnarztes — so war sie von diesem ahnungs- 
vollen Zufall erfüllt. Wie ein Sturmwind wehte 
sie nach Hause... 

Herr Anzensbergers Hand zitterte, als er das 
abgerissene Blatt in den Fingern hielt. Durch ein 
Vergrößerungsglas, mit dem sie sonst die Ritzen 
der Bilderrahmen nach Wanzen untersuchten, lasen 
sie zweistimmig den Text unter dem Bilde: „Aus 
dem Kunsthandel „..Chinesischer Buddha... aus 
der Tang-Dynastle (618 bis 907) ... Höhe 21 cm ... 
erzielte auf der letzten Auktion einen Preis von 
3000 Mark... — 
Herr und Frau Anzensberger standen wie vor 
einem offenen Grabe. Er stellte auf eine Welle 
das Schnaufen ein und sie weinte vor Wut. 
w..Um dreiß’g Markel hab’n wir...” schluchzte 
die Frou. 

w.. Und grad das Hundertfache is er —” stöhnte 
der Mann. 

Dann saßen sie wieder stumm und betrübt neben- 
einander, 

„Noch eine Mark mehr” das fühlten sie beide — 
und ein Schlaganfall stände sozusagen vor der 
Türe. 

Ungeheures ging In diesen Minuten zwischen den 
beiden hin und her. Wie ein Blitzstrahl der Be- 
kehrung wetterleuchtete es durch ihr Gemüt, So 
sitzen Menschen da, die plötzlich erleiden muß- 
ten, daß sie bisher — falsch gelebt hatten. Dor 
jähe Sprung von dreißig bis dreitausend verhielt 
sich wie der Äquator zum Nordpol, wie das Dios- 
seits zum Jenseits... 

w..da sitzt ma weg'n ein'm Rodelschlitten, weg'n 
einem Nachtkastel tagelang da, um a paar Markel 
zu verdiena— dann is a Kripperlfigur oder a Mar- 
terl plötzlich — a Buddha und kost't —" 

„Dabei hat er net amal an Kopf g’habt! Wenn or 
erst —“ riß Frau Anzensberger neue Wunden des 
Handels auf, 

Er sah dumpf zu Boden und sie ins Himmelsblau, 
ob nicht von oben oder unten ein Zeichen käme, 
das diesen Unsinn mit einem Sinn erleuchte. 
Aber es kam nur eine Stille, in die eine altdeut- 
sche Wanduhr ihr Ticken träufelte. Und das war, 
als würden Baldriantropfen in aufgewühlte Kam- 
mern des Herzens fallen. 

Kurz vor Felerabend, schon die Hand am Rolladen, 
sprach Herr Anzensberger in das abgründige 
Schweigen sein großes Wort: „I stell’ mi um... 1” 
Dann griff er aus dem verstaubten Konversations- 
lexikon den Band „Barbarossa bis Buxtehude” 
hervor, schlich damit in das Hinterzimmer, las dar- 
aus den Abschnitt „Buddha — Buddhismus”, ließ 
sich durch „Siehe auch Chinal” In die Mystik des 





Die Erfahrene 


(K. Heiligenstaedt) 








„Und du mußt immer ganz großes Vertrauen zu mir haben, Carla!“ 
„Ach siehst du, Otto, jetzt fängst du schon wieder an!“ 


L’ esperta: 'E devi aver sempre gran fiducla In me, Carla!,, — "Ma vedi, Ottone, che adesso ricominci!,, 


381 


Tao einführen, sprang durch einen Nebensatz nach 
Japan hinüber und hatte bis kurz vor Mitter- 
nacht die geistige Kluft zwischen Oberbayern und 
Ostasien überbrückt — — 

Der Morgen des folgenden Tages zeigte bereits 
seine Verwandlung. Eine Frau erschien an der 
Ladentüre; „Herr Anzensberger, | hätt! a Roß- 
haarmatratzen, a Paar Bergstiefel und a Holz- 
kirchner Bauerntruhe zu verkaufen... |” 

„Hab kein Interesse...!” drehte ihr Anzensberger 
den Rücken, netzte zwischen den Lippen seinen 
Bleistift und formulierte das Inserat „Ostasiatische 
Kunst zu kaufen gesucht!" — — — 

Und wer nach kaum einem Jahr an der Tändlerei 
des Hertn Anzensberger vorüberging, der mußte 
alle seine Sinne in östliche Richtung umstellen 
Uber der Türe stand zu lesen: „Götter-, Geister- 
und Dämonenhandlung: Zum billigen Buddha.” Aus 
der Türe zog eine Wolke aus Duft von Räucher- 
kerzen. Gongschläge, Bambusflöten und Gebets- 
trommeln ertönten in Probelauten. Und wo einst 
Almhäuserl, Küchenwaagen, Klystierspritzen und 
Bierwörmer aufgestellt waren, da thronten jetzt 
Buddhas, In Holz, Bronze und Stein. Hier lächelte 
ein Bodhisattva, dort spielte ein Kuan-Jin die 
Laute, darüber beschützte aus einem Lackschrein 
heraus Gott Jizo.die Reisenden, darunter schwankte 
ein taolstischer Loan zwischen Jang und Jin. 
Inzwischen hatte sich auch Frau Anzensberger 
auf die östliche Erdhälfte eingestellt: „...da hätt 
ma noch einen preiswerten Gautamo mit der 
Devise: Geh an der Welt vorüber — es ist nichts!" 
Gleichzeitig erklärte in einer anderen Ecke des 
Ladens Herr Anzensberger einem Kunden die vier 





edlen Wahrheiten und den achtfachen edien 
Pfad, auf siamesische Kunstseide handgestickt, 
für zwölf Mark fünfzig 

„Oder darf es etwas Besseres sein? Hier — die- 
ser Dickbauchbuddha, auf dem Wege zum Nir- 
wana, Ist vorne als Aschenschale, rückwärts als 
Zigarrenabschneider zu benützen... Oder dort: 
dieser’Gott scheint pfeilgerade aus dem Nirwana 
zu kommen... Er hat's erreicht, der Vollendetel 
Ihn umwebt spürbar ein kalter Hauch aus dem 
Nichts — als Brieischwerer besonders geeig- 
net...!” wurde wiederum Frau Anzensberger in 
hochdeutsch hörbar, 

Nach Ladenschluß setzten sich Herr und Frau An- 
zensberger zusammen, machten Kassa und rech- 
neten nach, was sie jeweils an den Göttern, Gei- 
stern und Dämonen verdient hatten. 

„Am Buddha der Entsagung hab’n wir fünfz’g Pro- 
zent Reingewinn...1” 

„Aber noch besser geht der Gott des langen Le- 
bens... davon hab i allein vier Stück verkauft...” 
„Ah, dö aus 'm dreizehnten Jahrhundert..? Da 
darf ma gleich wieder a paar Dutzend nachbe- 
stellen..!'* lachte Frau Anzensberger selig vor 
sich hin und der Mann schmunzelte vergnügt dazu. 
Was die Bodhisattvas und Buddhas durch ihren 
Mythos hindurch an irdischer Sinnlichkeit über- 
wanden, das wurde den Anzensbergerischen wie- 
der zurückgegeben. Während der Mann draußen 
im Laden den Gautamo als Asketen verkaufte, 
wandte die Frau In ihrer Bratpfanne die 
Schweinskottelets um. Der Soßengeruch aus dem 
Hinterzimmer vermischte sich mit dem Duft der 
Räucherkerzen zu einer dualistischen Wolke, In 


der Irdisches in Himmlisches überging — ohne 
sich gegenseitig aufzuheben, 

So ging es fort seit Tag und Jahr. Der kleine La- 
den „Zum billigen Buddha“ sprach sich allmäh- 
lich herum und jeder, der Bedarf an Grüßen aus 
dem Nirwana hatte, deckte sich bei Anzensber- 
ger in Göttern ein Denn so ein Buddha in seiner 
Ruhe" wirkte nie aufdringlich, störte nicht und 
paßte zu allen feierlichen Gelegenheiten, sei es 
als Geschenk, sei es als Dekoration für ein Schau- 
fenster. Als der Lohnschlächter Zametsrieder sein 
fünfundzwanzigjähiiges Berufsjubiläum feierte, 
erhielt er seinen Buddha. Und da der Schwein- 
metzger Ignaz Loichinger das fünfzigjährige Be- 
stehen seines Geschäftes festlich beging, war in 
seiner Auslage die Zahl „50" mit Knackwürsten 
garniert — und darüber lächelte ein Buddha, 
Als gestandener Mann kaufte sich der Anzens- 
berger eines Tages ein kleines Haus am Tegern- 
see. Vom Speicherkram bis zum Erhabenen im 
Nirwana war es ein weiter und schwerer Weg. 
Und jeden Samstagabend fuhren die Zwei hin- 
aus, um sich zwischen oberbayerischem Mobiliar 
von der Götterwelt des Ostens auszuruhen. 

Alles war hier bäuerlich erdhaft und farbig sinn- 
lich. Nur gegenüber dem Herrgottswinkel hing 
unter Glas das ausgerissene Zeitungsblatt „Buddha 
ohne Kopf”, Seine. Geschichte verkündete bis 
zur Ofenbank die Weisheit, daß im tiefsten Pech 
bereits wieder das höchste Glück enthalten ist. 
Und zu dieser stummen Lehre erhob das Bild 
durch Tag und Nacht, wie ehedem, die rechte 
Hand. Der Sinn dieser Mudra aber war: „Fürchte 
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47. Jahrgang ; Nummer 25 30 Pfennig 


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(Wiineim Schuiz) 


„Bis jetzt bin ich für dich durchs Feuer gegangen, jetzt probier 's du einmal!“ 


La tigre indiana: ‘Fin’ adesso Io andal attraverso Il fuoco per te; ora provalo tu una buona volta!,, 





Atelierbesuch IV - Visita di studio IV 











Van Gogh malt den Irrenhausgarten von Arles 





(0. Nückot) 











Van Gogh dipinge il giardino del manicomio di Arles 


DIE MARCHENDAMEN 


Ich bleibe Immer vor diesen Schaufenstern stehen. 
Hinter den Fenstern ist das Märchen, das Märchen 
von den feinen Damen. Es ist nämlich ein Damen- 
modengeschäft, Es ist ein so feines Geschäft, daß 
man’gar nicht merkt, was für ein Geschäft es ist. 


Gemilfenskonflikte 


Die Schnecke, die mir den Salat befchlich 
in Hunger Nöten, 

fie hat das gleiche Lebensrecht wie Ich. 
«.. Darf Ich fie töten? 


Sie fchätst mie ich das junge, zarte Blatt. 
Ift ihr Ergeten 

dem meinigen, nur weil es mein Ift, glatt 
hintanzufeten? 


Was ift denn ihr und was Ift mein Bereich, 
o Gott, hienieden? 

Sind mir vor dir nicht alle, alle gleich, 
ununterfchleden? 


Das grenzt ja fchon an Metaphyfik, -traun, 
mit uns zwei beiden... 
Drum wert’ ich fie dem Nachbarn übern Zaun. 


Mag der entfcheident 
Ratatöchr 


Man könnte es auch für einen Blumenladen halten, 
denn in jedem Schaufenster ist nur. eine Dame, 


“ sber mehrere Blumenvasen stehen herum. O wie 


herrlich sind diese Damen angezogen, nein an- 
‚gekleidet! Da knisterts und rauschts von Stoffen, 
deren Namen nur die Verkäuferinnen kennen, von 
Spitzen und Tülls und Brokaten, aber Ich will mich 
nicht in die kostbaren Namen verwickeln. 

Die Damen sind die frisiertesten Damen, die man 
sehen kann und sehr hochmütig sind sie. Aber 
natürlich, wenn man so festlich gekleidet ist, kann 


man nur so abweisende Gesichter und Frisuren ° 


machen. Ach, es sind auch so feine Räume, in 
denen die Damen stehen, kühle Räume, aber 
sicher gut durchwärmt. Immer steht ein Louis- 
seize-Sofachen da oder ein Louis-seize-Tischchen, 
und da liegt immer etwas drauf, was die Dame 
anscheinend vergessen hat anzuziehen, aber nur 
ganz Weniges, etwas Gefälteltes, etwas Gekräu- 
seltes. Die Vasen mit den Blumen stehen auf der 
Erde. Bei so feinen Damen stehen vermutlich 
Blumen immer auf der Erde. Aus manchen Vasen 
quellen auch Stöffchen, Stöffchen, wie sie nur aus 
so feinen Vasen quellen können. 

Was machen die Schaufensterdamen hier, was 
geht hier vor? Ich habe es mir lange überlegt. 
Jetzt glaube ich es zu wissen. Hier ist „Empfang”. 
Wissen Sie: „Anschließend fand ein Empfang 
statt.” Ja, das Ist es, ein märchenhafter Empfang. 
Wenn einer das richtige Wort fände, er könnte 
den ganzen Zauber lösen und das Märchen zum 
Zerplatzen bringen. Wenn da z.B. einer herein- 
käme und riefe: „Kommen S’, meine Damen, jetzt 


386 


wäre eine Leberknödelsuppe recht”, ich glaube, 
es würde alles zusammenstürzen, die Frisuren, 
die Rüschen und die Gesichter und die knisternde 
Seide bei einem so saftigen Wort wie Leber- 
knödel. Foltzick 


MEIN FREUND JOHANNES 


Johannes und Ich saßen in einem Lokal. Das Go- 
spräch kam auf eine in der Ferne weilende Freun- 
din, und wir beschlossen, ihr eine Karte zu schrei- 
ben. Das heißt, wir beschlossen es nicht nur, 
sondern wir taten es auch, 

Die Karte wurde wunderschön. Wir waren äußerst 
zufrieden mit ihr. Dementsprechend wollten wir 
sie auch abschicken. Aber wir halten beide keine 
Briefmarke. Johannes rief den Kellner, der sich 
offensichtlich in sehr mäßiger Laune befand und 


“ deshalb nur zögernd und mit brummtgem Gesicht 


herbeikam. — Johannes fragte ihn mit seiner 
freundlichsten Stimme: „Haben Sie vielleicht eine 
Briefmarke für uns?” 

„Bedaure nein“, knurrte der Ober. 

„Das Bedauern Ist ganz auf unserer Seite. Aber 
vielleicht können Sie uns eine besorgen?” fragte 
Johannes und fügte leutselig hinzu: „Wir haben 
nämlich eine Karte an ein wirklich sehr nettes 
Mädchen geschrieben und möchten sie gerne ab- 
schicken.” « 

Der Ober zeigte wenig Verständnis für unsere Ge- 
fühle, trollte aber immerhin zur Theke und kam 
nach geraumer Zeit mit der gewünschten Marke 
zurück, die er uns mehr hinwarf als reichte. Wäre sie 
zerbrechlich gewesen, sie wäre bestimmt zerklirrt. 
Johannes schüttelte leise den Kopf, nahm die 








Held Stalin 








(Erich Schilling) 





„Was bedeuten schon meine Niederlagen an der deutschen Front 
gegen den glänzenden Sieg über meine geliebte Britannia!“ 


L’eroe Stalin: “Che sono mal le mie sconfitte al fronte tedesco, in paragone della splendida vittoria sulla mia amata Britannia?,, 


Marke und klebte sie auf die Karte. Dann blickte 
er mich nachdenklich an und sagte: „Wenn das 
Mädchen wüßte, was wir über uns ergehen lassen 
mußten, um ihr diesen Gruß zu schicken!" 

„Sie würde ihn doppelt anerkennen und werten”, 
vollendete ich. 

„Wir sollten es ihr schreiben“, sann Johannes. 
„Es Ist kein Platz mehr auf der Karte”, gab ich zu 
bedenken. 

„Wir könnten eine zweite schreiben”, schlug Jo- 
hannes vor. 

„Und woher nehmen wir die Marke?” fragte Ich. 


„Die müssen wir beim Kellner bestellen“, sagte 
Johannes. 

„Willst du das wirklich wagen?” zweifelte ich. 
„Diesmal bist du ja wohl dran“, betonte Johannes 
„Nein, ich wage es nicht. Er ist so böse”, sagte Ich. 
„Feiglingl brummte Johannes. 

„Wagst du es denn?” fragte Ich. 

„Nein“, gab Johannes zu, 

„Also selber Feigling! Aber was machen wir denn 
da? Soviel Sorgen um eine Sechspfennigsmarke”, 
klagte ich. 

„Bestell sie schon”, drängte Johannes. 


387 


„Bestell du sie schon“, drängte ich, 

Johannes zögerte nachdenklich. Dann ging ein 
Leuchten über sein Gesicht. 

„Teilen wir. Jeder bestellt eine Dreipfennigmarke. 
Ich will meine sogar freiwillig zuerst bestellen”, 
sagte Johannes. 

Ich war so verblüfft, daß ich nicht länger wider- 
sprach. Man kann sich denken, mit welchem Ge 
sicht der Kellner Johannes seine Marke brachte 
Aber was er sagte, als Ich dann die meine be 
stellte, das kann man sich nicht denken. Dazu is! 
man zu gut erzogen. ].Bieger 


Der bewährte Dreh 


„Siehst du, Luise, eigentlich bin ich doch mein ganzes Leben lang furchtbar einsam 
gewesen!“ — „Ach du Armer — und dabei hat man dich nie allein gesehen!“ 


Il vecchio metodo: “Vedi, Lulsa, in realtä in vita mia sono stato sempre orribilmente solo!,, 
"Ah poverino! Eppure non 1’ hanno mai visto scompagndto!,, 


388 


(KR meiigenstaadt) 





An der Kinokasse 





(Magon) 








„Schau’n wir den Film an oder nehmen wir 'ne Loge?" 


Alla cassa del cinema: “Guardiamo II film © prendiamo un palchetto},. 


DIE 


HÖHERE ORDNUNG 


VON ROLF FLUGEL 


Wie zerrissene Tanzgewänder fliehender Geister 
hängen draußen die Föhnwolken. Vom Kellerfen- 
ster aus ist der Himmel noch höher. Leere Fla- 
schen stehen in einem Winkel, vertrocknete 
Geranienstöcke In einem Blumenkistl, auf einem 
Hocker träumt sinnend eine mit einem Totenkopf 
gezierte Flasche vor sich hin, In ein großes zin- 
nernes Waschschaff geschmlegt ruht im Dunkeln 
die Kühle, auf einer Stellage verstaubt der Jahr- 
gang 1905 des Kränzchens, Alles ist da — nur 
der Impfschein fehlt. 

„Was machst du denn im Keller?” — „Ich suche 
den Impfschein.“ — Zwei klappernde Holzschuhe 
trappen Über die Treppe, es erscheinen zwei 
nackte Beine, ein um die Knie wippendes schwar- 
zes Röckchen, eine Hand mit dem Ring meines 
Vaters und eine dumpfe, an den Kellerwänden 
vibrierende Stimme: „Lächerlich!” — Es Ist der 
frohe Samstag Nachmittag. „Am Samstag Nach- 
mittag mußt du den Impfschein suchen — du 
hast zu wenig Ordnung in deinem Leben — — — 
vielleicht ist er in der China-Vase — bei unseren 
Wertsachen!” — „Da hab ich auch schon nach- 
geschaut.” Resigniert baumeln die Hände. — 
„Dann Ist er im Keller erst recht nicht!“ — Da 
sind Stöße alter Zeitungen, ein Korb mit Tannen- 
zapfen, eine ihr Netz hurtig schaukelnde Spinne, 
ein Skistock und der Koffer für die Grammophon- 
platten. „Er könnte aber hier sein — gut auch 


noch”, und als ich mich aufrichte, fliegt mit einem 
Krach die Radfahrpumpe auf die gipserne Nofre- 
tete. „Gott sei Dank!” — „Wieso, sie Ist Ja gar 
nicht hin,“ — Dann steigen wir hinauf in das 
atmende Licht, um eine Hoffnung ärmer. Ein ge- 
impfter Mensch ohne Impfschein ist wie ein unge- 
impfter Mensch. Die Gartenstühle ächzen unter 
dem Gewicht der Gedankenschwere. Das Kind 
bringt Löwenzahnblüten, so daß die Hände von 
der weißen Milch zu kleben beginnen. Was hat 
dieser Star in der Wiese für einen sonderbaren 
ruckartigen Gang! — „Im Leitzordner — — —” 
Außerdem sitze ich auf was, Es ist ein Schach- 
terl in der hinteren Hosentasche. „Im Leitzord- 
ner — — —" Das soll ein Kaffee sein, du meine 
Güte, anschaun und dabei weit weggehen. Das 
ist alles. Die weißen Blüten wirbeln vom Strauch. 
Wie lange hat er jetzt geblüht? Oh, vergäng- 
liche Schönheit! Natürlich Ist das Schachterl Jetzt 
kaputt. „Im Leitzordner — — — hör doch einmal, 
im Leitzordner — — — Ein mildes Lächeln, aus 
der Weisheit der 'Resignation geboren, verklärt 
meine Züge. „Im Leitzordner, Im Leitzordner, wie 
du dir das vorstellst. So glatt ist das Leben nie.” 
— „Immerhin könnte man einmal nachschauen.” 
Das ist halt der praktische Sinn der Frauen. Das 
Röckchen wippt um die nackten Knie. Eigentlich 
seh ich das immer noch gern. „Erstaunlich, für- 
wahr!” Kaum hab ich das vor mich hingeflüstert, 


389 


beginne ich mich auch schon darüber zu ärgern. 
„Ilse“, rufe ich, „Ilse, hast du schon einmal für- 
wahr gesagt?” — „Oft“, schreit sie aus dem Zim- 
mer heraus, „oft schon — ich hab den Impfschein 
fürwahrl!” Und da kommt sie angeflattert wie die 
bunten breiten Fahnen des Sommers, vollhüftig, 
rundarmig. Der Leitzordner wird geöffnet und da 
ist auch der Impfschein und schlägt seine zart- 
blauen Augen auf. Wie einfach ist die Welt. Auch 
in einem Ordner kann, so verblüffend es zunächst 
erscheint, Ordnung sein. Unter | liegt der Schein. 
„Wo sollte er auch sonst liegen”, plappert, als 
wir bei Franziska sind, Ilse tags darauf und sie 
steht da wie eine bronzene Viktoria, die Insig- 
nien des Sieges in schmalen, funkelnden Augen- 
schlitzen. „Ach”, sage ich, „laß das doch!” Von 
einem Leitzordner, überlege ich, ist nicht weit 
zum Gummikragen und zum Stehpult und Fran- 
ziska ist eine Künstlerin. Seitdem Ich In Künstler- 
kreisen verkehre, habe Ich es überhaupt etwas 
mit der bacchantischen Unordnung. Mein Schei- 
tel liegt nicht mehr so glatt und zu Ilse sage 
ich so beiläufig, sie habe eine Mitschwester und 
soll sich vorsehen. Das mit dem Leitzordner paßt 
mir gar nicht. Er hängt wie ein Zentnergewicht 
auf meiner freiheitsdurstigen Seele, er hebt, finde 
ich, meine mühsam errungene Schlamperel, das 
gewisse Etwas bürgerlicher Unsolldität mit sel- 
ner mechanischen Akkuratesse wieder auf. Es Ist 
schon schlimm genug, einen Leitzordner zu ha- 
ben. Aber in ihm mit elnem Griff das Richtige zu 
finden, ist hoffnungslos. Darum rufe Ich jetzt „Laß 
das dochl"” 

„Aber warum”, wirft Franziska dazwischen, „war- 
um denn, Leitzordner sind was Herrliches — ich 
habe selbst einen!” Einmal bin Ich In Ihrem Ate- 
lier gewesen zu einem Fest. Da mußte man zu 
Grammophonmusik auf dem Boden sitzen. Einige 
Mädchen lagen ebenfalls da und der Staub fin- 
gerdick auf dem Ofenrohr, Kerzen waren auf Fla- 
schen gesteckt. Luftschlangen hielten an einem 
blinden Spiegel überrascht im Kräuseln ein. Es 
wurde zweistimmig gesungen, dreistimmig, wenn 
man den sommersprossigen Schweden dazu rech- 
net, der unbekümmert im eigenen Melodienteich 
in Moll und Dur herumangelte — und einmal 
wäre die Lust, die große Lust schon noch aus- 
gebrochen, wenn nicht vorher die letzte Tram- 
bahn dem blaßgrünen Keimling der Orgie sturm- 
windartig den Garaus gemacht hätte. Von vielen 
Gläsern Bowle bei rt, zogen wir in die Nacht 
hinaus wie glühende Kometen, die „für 20 Pfen- 
nig Geradeaus” schauten, daß sie noch recht- 
zeitig heimkamen — zu Ilse oder sonstwohln. 
Franziskas Kopf aber lärmte noch fratzenhaft und 
höhnisch hinter einer selbst gemachten Chinesen- 
larve vom schwarzen Fenster herunter. Und jetzt 
dieser Leitzordner! „Einen Leitzordner", stöhne 
ich, „einen Leitzordner hast du” und es schien, 
als wollte ein mystisches Schwert mir das Welt- 
bild aus griechischem Marmor und Schwabinger 
knarzendem Treppenhaus zertrümmern. 

„Laß sehen“, sage ich gebrochen zu Franziska, 
die jetzt mit der Mappe kommt. „Praktisch, mußt 
du wissen”, zwitschert sie. „Ich habe, weils gleich 
ist, die Liebhaber gleich mit eingeordnet.” — 
„Was“, ruft jetzt Ilse entsetzt, „die Liebesbriefe 
hast du im Leitzordner!“ Franziska aber schämt 
sich nicht und beginnt zu blättern, Unter K ist 
ein schöner Packen mit Rellefbuchstaben und 
grüner Tinte. Unter G sind die Gasrechnungen. 
Unter V, was ist denn unter V? Viktor — — — 
Verleger — — — Faltermayr. „Faltermayr — hör 
mal — Ist das der Faltermayr mit den Ansteck- 
krawatten? Der mit der Brille und der sanften 
Stimme?” — „Ja“, sagt Franziska, „ das Ist der 
Faltermayr.“ — „Da ist es mit deiner Ordnung 
nicht weit her — was hat der Faltermayr unter V 
zu suchen?” Franziska lächelt — wie die Nornen 
gelächelt haben mögen, wenn ihnen Antwort 
wurde vom Schicksal aus einer raunenden, dun- 
keln, rätselvollen anderen Welt. — „Doch“, sag! 
sie dann und nimmt ein Knie vors andere, „der 
Faltermayr gehört unter V. So wie der war, so 
mit den welchen Fingern und den zarten Seelen- 
abdrücken, mit seinem — — (jetzt sucht sie nach 
einem besonderen Wort) — Plasma gehört der 
unter VI" - 

Die höhere Liebesordnung einer Künstlerin 
schließt noch um klirrende Aktendeckel ein ma- 
gisches Band. Die Mathematik löst sich In Dä- 
monie auf und das Alphabet wird plötzlich auch 
von den Jenseitigen verstanden. Ich weiß schon, 
warum es mir bei Künstlers so gut gefällt 














DIE FAHRT ÜBER DEN BODENSEE 


Gerade als die Freunde im Begriff waren, die 
Haustür aufzuschließen, die zu Berts Atelier führte, 
brach neben ihnen der raunzende Lärm raufender 
Hunde los. Ein kleiner, erbitterter Foxterrier hatte 
sich wütend ins dicke Fell eines riesigen Bern- 
hardiners verbissen, der ihn vergeblich mit der 
Riesenpfote abzustreifen suchte und auch nicht 
darauf achtete, daß seine Herrin ihn an der Leine 
wegzog und zerrte. 

Bert bückte sich und riß am Halsband den klei- 
nenHund zurück, der wütend nach ihm schnappte, 
indes der Bernhardiner beinahe traurig aus rot- 
umränderten, guten Augen auf den kleinen Kampf- 
hahn schaute, ehe er, den mächtigen Kopf ge- 
senkt, in schwerem Trab welterlief, Der Terrier 
hatte eine Bürste weißen, starren Haares auf dem 
Rücken und seine Kiefer klappten noch ein paar- 
mal vor Erregung, dann ging er plötzlich in schein- 
barer Gleichgültigkeit um seine Herrin herum 
und setzte sich erbittert und trotzig gerade hin- 
ter ihre Absätze, Die aber, eine junge und sehr 
hübsche Frau, lachte Bert an und sagte: „Ich 
danke Ihnen vielmals, Sie haben unsern unge- 
zogenen Strolchi wahrscheinlich vor einer schlim- 
men Erfahrung bewahrt!” Dabei gab sie ihm die 
Hand und Hans Krüger, der Freund, sah mit Er- 
staunen, wie Bert diese Hand an die Lippen zog 
und dabei jenes schmale, ein wenig blasse Ge- 
sicht hatte, das Hans an ihm kannte, wenn er von 
irgendwelchen Gedanken bewegt und ergriffen 
war. Weiter geschah nichts. Die junge Frau ging 
weiter, wobei Strolchi, der Terrier, die Führung 
zu übernehmen schien. 

„Das war Katrin“, sagte Bert, nachdem er mit 
Hans schweigend die vielen Treppen zum Ate- 
lier hinaufgestiogen war und beide sich gegen- 
übersaßen. Hans war erstaunt und fragte schnell: 
„Aber sie kannte dich doch nicht — oder wie?” 
„Ach, sie kannte mich wohl”, sagte Bert, „aber 
so ist sie: sie weiß meinen Namen nicht und will 
ihn nicht wissen, denn sie will mich auch nicht 
kennen.” 

„Und du?” 

„Ich — Ja Ich bin, glaube ich, auf eine freund- 
liche Art in sie verliebt, obgleich ich nichts wei- 
ter von ihr weiß, als daß sie Katrin heißt. Ich bin 
in sie verliebt seit jener Fahrt über den Boden- 
see, von der Ich dir nie erzählte, so daß du 
meinen Andeutungen nach wahrscheinlich glau- 
ben mußtest, es gäbe eine Katrin in meinem Le- 
ben, die mehr sei, als nur so etwas wie eine 
Begegnung...” 

„Siehst du” — er fuhr fort, ohne daß Hans ihn 
darum gebeten hatte, aber dessen Aufmerksam- 
keit war er sicher — „das ist nun ein paar Jahre 
her, daß ich rasch nach Zürich fahren mußte 
wegen einer Ausstellung. Auf den Feldern des 
Allgäus lag noch etwas Schnee, der sah aus wie 
alte Schlagsahne, so eingesunken, gelblich und 
traurig. Über dem Bodensee aber war Sonne und 
das allein schon machte mich beglückt und auf- 
geschlossen, Als ich In Lindau auf den Dampfer 
lief — es geht da zuerst langsam mit den ver- 
schledenen Kontrollen, darum hat mans dann 
stets eilig — sah ich Katrin. Sie stand neben 
einem dicken, unangenehmen Mann, der viel 
redete und mir besonders unsympathisch war, 
weil er dicke, wabblige Hände hatte und am 
Zeigefinger der Rechten einen Ring trug. Hans, 
du weißt, es ist so etwas wie ein Steckenpferd 
von mir, diese falsche Zweiteilung der Hand zu 
verabscheuen, die alles Übergewicht von der 
Zartheit auf die Plumpheit zu schieben scheint 
durch eine Verlegung des organischen Gleich- 
gewichtes! 

Katrin aber sah aus wie ein schönes Bild. Sie 
trug ein grünes Kleid und einen kleinen grünen 
Hut, dazu einen Mantel aus grauem Pelz. Ich 


VON EFFI HORN 


sah sie an und im gleichen Augenblick liefen ihre 
flinken, hellen Augen über den Weg meines 
Blickes und gingen ein Stück mit den meinen, 
gleichsam Arm in Arm...” 

„Bert, deine Bilder...” Hans stöhnte ein wenig, 
aber Bert wischte diese leise Auflehnung mit 
einer Handbewegung weg und sprach weiter. 
„Eine zeitlang war ein ewiges Hasten und Laufen 
und Anrumpeln im schmalen Schiffsgang. Das Ge- 
päck wurde zu einem Haufen getürmt, die Men- 
schen verteilten sich in den verschiedenen Ab- 
teilungen des Decks und der Eßräume, Ich saß 
im Vorderschiff an einem kleinen Tisch und ver- 
trieb mir die Zeit, indem ich frühstückte. 

Ach was, ich frühstückte Ja gar nicht. Ich tat nur 
so — vor mir, vor den Kellnern, vor Katrin, die am 
Nebentisch mit dem Dicken saß und Kaffee trank. 
Ich konnte kein Wort ihrer Unterhaltung hören, 
nur wenn die Frau lachte, mußte ich jedesmal hin- 
schauen, so hell klang es. Der Kerl, wahrschein- 
lich ihr Mann, lächelte dann jedesmal höflich, mit 
und schien geschmeichelt, sie erheitert zu haben. 
Katrins Augen trafen oft auf die meinen. ‚Laß 
doch den ekelhaften Kerl‘, funkte ich ihr hin- 
über und — wahrhaftig, Hans, du glaubst es nicht, 
in den ihren stand ganz deutlich ‚Aber gern, 
mir ist er Ja selber zum Kotzen.‘ Oder vielleicht 
drückten sich ihre Augen feiner aus, jedenfalls 
dechiffrierte ich eben ihren Blick so In meine 
Sprache. 

Draußen stießen Möven dicht neben dem Schiff 
aufs Wasser, draußen zog ein Dampfer vorüber, 
draußen kreisten spielerisch tiefgrüne Wellen, 
auf die der Wind wie mit einem Schneeschläger 
kleine Schaumkronen blies. Eine ältliche Schwei- 
zerin am Nebentisch deutete ihren Mitreisenden 
das Panorama des Ufers, das silbern und in wun- 
dervoller Klarheit aufstieg, und ich habe noch 





Zeitgenöffifche Entwicklung 


Von Eugen Roth 


Ein Menfch fit da und fchreibt vergnügt, 
Sein Fleiß it groß und das genügt. 
Doch bald hat er fich angefchafft 

Die erfte Schreibmafchinenhraft; 

Das langt nach kurzer Zeit nicht mehr, 
Es müffen noch zwei andre her, 
Desgleichen wer fürs Telefon 

Auch wird ein Diener nötig fchon, 
Ein Laufburfch und, es währt nicht lang, 
Ein Fräulein eigens für Empfang. 

Dazu kommt noch ein Hauptbuchhalter 
Somie ein Magazinvermalter, 

Doch reichen nun, man fah’s voraus, 
Die Tippmamfellen nicht mehr aus. 

Bei Angeftellten folcher Zahl 

Braucht's einen Chef fürs Perfonal; 
Der mwiedrum, foll er wirkfam fein, 
Stellt eine Schretärin ein. 

Die Arbeit it im Grunde zwar 

Die gleiche, die fie immer war, 

Doch ftilgerecht fie zu bewältigen 

Muß man die Kraft verhundertfältigen. 
Der Menfch, der folgerichtig handelt, 
Wird zur Behörde fo verwandelt. 


390 


ihre zufriedene Stimme im Ohr, wie sie sagte: 
‚Das dort isch d’r Säntisl” Ich wußte und weiß 
heute noch nicht, ob ers war oder nicht, mir 
wars offengestanden gleich. Aber ihre Stimme 
deckte das letzte zu, was ich von Katrins Stimme 
bisher hatte hören können, und das verübelte 
ich ihr auf unfreundliche Weise. 

Immerhin blieben uns die Augen und manchmal 
war es so, als ob Katrins Augen mich auslachten. 
Stell dir beispielsweise vor, ich starrte ganz 
deutlich — fast kamen mir Tränen vor lauter 
Ausdruckswillen — den schwierigen Satz: ‚Wo 
fährst du hin — wo können wir uns ungestört 
sprechen?’ und sie blinzelte, ach nein, sie lachte 
geradezu: ‚Aber, bitte, jetzt — ich bin doch 
ganz ungeniert und allein!" als ob der Dicke 
nicht Hinderungsgrund genug gewesen wäre, 
Mit einmal aber hörte das Spiel auf. Ich hatte 
von Anfang an das Gefühl gehabt, als nähme 
sie es nicht ernst, als sel es ihr gerade recht, die 
Fahrt zu kürzen und mich und den Dicken — ja, 
ja, sie stellte mich irgendwie auf eine Linie mit 
ihm und das machte mich wütend — gleicher- 
maßen zu ärgern. Da aber riß der lose Faden 
unseres Einverständnisses und sie vergaß mich. 
Ich war Ihr nicht mehr, als die Möven und die 
Wellen und die alte Frau mit dem Säntis! 

Ein Flugzeug spaltete knatternd das Blau des 
Himmels, tauchte bald in Wolken, bald wieder 
ins Freie und das nahm Katrin gefangen. Sie 
schien diese stählern schimmernde Maschine dort 
oben mit dem Entzücken ganzer Erfülltheit zu be- 
trachten — für sie versank alles ringsum. Ja, sie 
schob die Glaswand des breiten Fensters zurück 
und beugte sich hinaus, um dem Flug droben mit 
den Augen besser folgen zu können, und wie 
sie ihre Hand ein wenig hinaushlelt In den küh- 
len Luftstrom der Fahrt, spielerisch und leicht, 
fast als liebkose sie diesen Wind, da war es 
wie ein frohes, glückliches Winken hinauf in die 
Wolken, in denen das schöne Flugzeug nun rasch 
unseren Augen entschwand. 

Eine halbe Stunde später waren wir in Ror- 
schach und es war mir nicht gelungen, auch nur 
die Spur eines Einverständnisses in ihrem Ge- 
sicht wiederzufinden. So war ich ärgerlich, wie 
ein passionierter Fußballspieler, dessen Mann- 
schaft verloren hat, und ging verstimmt, ohne 
mich umzuschauen zum Zug. Und vielleicht wars 
Zufall, vielleicht aber hatte ich trotz meiner Ab- 
kehr doch noch einen Zipfel des grünen Kleides 
verschwinden sehen — jedenfalls saß Ich mit ein- 
mal wieder ihr gegenüber und nahm es auf mich, 
daß sie durch mich hindurchsah wie durch eine 
schlechtgeputzte Fensterscheibe. 

Der Dicke saß noch neben ihr, aber er war still 
geworden. Anscheinend halte er seinen Unter- 
haltungsstoff völlig auf dem Dampfer verausgabt. 
Aber ich gönnte ihr nun den langweiligen Kerl, 
da sie doch sichtlich für mich und meine Gaben 
kein Verständnis aufzubringen vermochte, Nur 
sie ihm gönnen — das konnte ich nicht und so 
paßte ich mit einer beinahe quälenden Genauig- 
keit auf, ob er sich etwa Vertraulichkeiten er- 
laube, vielleicht der Frau Gemahlin Hand, an der 
ein feiner, mattgoldener Reif schimmerte, mit 
seiner dicken, die einen breiten, glänzenden Ehe- 
ting neben dem schweren Zeigefingerstein trug, 
berühre — aber er tat nichts. Er hielt es nicht 
für nötig, so schiens, sich um dies bezaubernde 
Geschöpf noch weiter zu bemühen. Es war ja 
schließlich seine Frau. 

In mir erwachte ein kleiner Sankt Georg, der 
sich berufen fühlte, die Jungfrau aus den Klauen 
des Drachens zu befreien. Aber die Jungfrau 
wollte gar nicht und der Drache stellte sich nicht 
zum Kampf, ganz und gar nicht. Er schien durch- 
aus friedfertig und jeder Feindseligkeit abhold. 


Ein paar Stunden später fuhren wir in Zürich ein. 
Ich hätte es fast übersehen, ich war so versun- 
ken in das Rätsel dieser Frau und ihrer Ehe.” 
Bert schwieg und fuhr gedankenlos mit der Fuß- 
spitze dem Muster des Teppichs nach, Bis Hans 
ihn fragte: „Und du hast des Rätsels Lösung ge- 
funden?“ 

„Ach, sie wurde mir geradezu auf den Tisch ge- 
legt. Noch stand Katrin am Fenster des langsam 
fahrenden Zuges, da winkte sie schon und rief 
mit einer sehr hellen, schwingenden Stimme hin- 
aus: ‚Rudi — hallo, Rudil‘ 

Draußen kam ein Mann ans Fenster, der mir auf 
den ersten Blick gefiel, Ein netter Kerl schien er 
zuerst und dann noch mehr: Klares, nicht mehr 
junges aber unverwüstliches Gesicht, scharfe, 
dunkle, saubere Augen, hellbraune Haare, die 
wie eine Kappe gegen das besonders braune 
Gesicht standen, 

‚Ich bin schon längst da, Katrin‘, rief er vergnügt, 
‚Ihr seid ja geschlichen!' und dann holte er ihr 
Köfferchen heraus und sie sprang mit einem gro- 
Ben Schritt Über die drei Stufen des Wagens ge- 
radewegs in seine Arme, die sie auffingen. Da 
sah ich, daß er den schmalen goldenen Reif trug, 
der zu dem ihren paßte, und ich nannte mich 
einen Esel, daß ich diese bezaubernde und in 
ihrer strahlenden Frische so schöne Frau mit dem 
Dicken verheiratet hatte, der nun ‚auch langsam 
aus dem Wagen kam und dem Mann die Hand 
gab. Er sah mit einmal gar nicht mehr so un- 
angenehm, sondern ganz guimütig aus. 

Ich hörte, wie der Mann ihm dankte, daß er 
ner Frau die Reise über den See verkürzt habe 
— ein höflicher, nicht wichtiger und auch nicht 
sonderlich tiefgehender Dank — und wie der 
Dicke die beiden einlud, ihn zu besuchen In sel- 
nem Haus am Zürchersee. Der Mann, der Rudi 
hieß, lehnte das jedoch ab, Sie flögen Ja morgen 
wieder zurück und er habe doch nur seiner 
Frau die Freude machen wollen, ihr bei seinem 
fünfhundertsten Flug auf dieser Strecke einmal 
die Stadt zu zeigen, Und da nun der letzte Flug- 
platz im letzten Augenblick besetzt gewesen 
sei, hätte die Arme ja nun die eine Strecke mit 
der Bahn fahren müssen. 

‚Ja, aber wir haben dich gesehen auf dem Bo- 
densee‘, sagte die ‚Arme' darauf und sah ihn 
strahlend an, ‚schön bist du geflogen!’ 

Da sah ich erst, daß der Mann den Dienstanzug 
der deutschen Verkehrspiloten trug und es fiel mir 
ein, daß ich sein Gesicht in Irgendeiner Illustrier- 
ten schon einmal als das eines der besten und 
tüchtigsten Flugkapitäne der Lufthansa gesehen 
hatte, 

‘Ich schaute nochmals zu Katrin hin und jetzt, 
nachdem sie, wie sie wohl wußte, auch mir die 
Sachlage geklärt hatte, verstanden sich unsere 
Augen wieder, Ich nämlich funkte ganz klein- 
mütig ‚Bitte, nicht böse sein!‘ und sie lachte zu- 
rück: ‚Geschenkt — r hab’ ich nicht einen fel- 
nen Mann?‘ Und weil ich das zugeben mußte, 
hatte ich ein schlechtes Gewissen, denn siehst 
du, so sind wir nun einmal: immer hin- und herge- 
rissen zwischen den Polen unseres Erlebens und 
doch aus dieser Spannung von Liebe und Haß, 
Zuneigung und Ablehnung, Freude und Schmerz, 
alles Erlebnis und seine Werte schöpfend...” 
„Und was ist nun das letzte Ergebnis dieser Fahrt 
über den Bodensee für dich?” wollte Hans noch 
wissen. 

„Erstens ein zärtliches Gefühl für diese Frau als 
ein kleiner Quell der Freude, der sich mir nicht 
verschließen kann, weil ich. ihn ja nicht in den 
steinernen Brunnen des Besitzes gefaßt habe — 
die Liebe also zum Unerreichbaren und damit 
die innere Beschwingtheit, die aus der Uberwin- 
dung leisen Schmerzes kommt... und dann...” 
Bert ließ den nachdenklichen Ton seiner Worte 
einen Augenblick verklingen und fügte vergnügt 
hinzu: „Und dann zum zweiten, daß ich heute 
einem frechen kleinen Foxterrier einen Teil sei- 
nes Lebens gerettet habe, denn der gute Bern- 
härdiner zog doch schon höchst ungemütlich die 
Lefzen hoch — oder findest du etwa nicht?" 




















Kampf der Garnituren 


. wer ist die Schönste im ganzen Lande?“ 





(Fr. Bilak) 























Lotta di guarnizioni 


“chi & la piö bella In tufto Il paesel,, 


391 


Die Hinrichtung 


Von Kurt Groos 


Gegen Mitternacht weckten mich Trommelschläge. 
In den ersten Sekunden des Erwachens vergaß 
Ich meine fürchterliche Lage und versuchte mich 
aufzurichten, sank aber sofort wieder zurück 
Die Nacht verschlang den Trommelwirbel, von 
unten klangen nur noch die Geräusche der 
schweren Stiefel der Wache herauf. Wenn ich vor 
sichig den Kopf etwas zur Seite neigte, sah 
Ich links in der Höhe das kleine, mit dicken Eisen 
stäben vergitteite Fenster, es ging wie ein Stol- 
len nach außen, denn die Wände deı engen 
Turmzelle mochten gut zwei Meter dick sein 
Manchmal blieb unten der Posten stehen; meine 
Sinne waren nach dem kurzen Schlaf im grauen- 
vollen Wiedererkennen meiner Lage so geschärft, 
daß ich genau tühlte, was meinen Wächter vor- 
önlaßte seinen monotonen Rundgang zu unler- 
brechen. einmal biß er ein Stück Kautabak ab, 
ein anderes Mal zog eı einen Brief oder ein Bild 
aus der Tasche, wieder einmal brachte er on 
seinem Karabineı etwas in Ordnung 

Kurz vor Anbıuch der Dämmerung wurde der 
Posten abgelöst, es zog jetzt eine Doppel- 
wache auf, ein durchaus sinnlos erscheinendes 
Beginnen, denn ich wäre zu schwach gewesen, 
mich nur ein Dutzend Schritte aus eigener Kraft 
fortzubewegen, von der vielfach gesicherten 
Stahltür in dem meterdicken Gewölbe ganz zu 
schweigen. 

Als die Dämmerung stärker durchkam — es mochte 
gegen die fünfte Morgenstunde sein — begann 
man im Innenhof der Zitadelle zu sägen; Bep- 
pos Vermutung traf also zu: Man hatte den 
morschen Queibalken an der Gulllotine entfernt 
una begann jetzt, ihn durch einen neuen zu 
ersetzen. 

Mein Gesuch, mir eine Kugel zu gewähren, war 
also abgelehnt worden. Nach Abschluß der Säge- 
tei verfiel ich in die unangenehme Angewohn- 


heit, die Sekunden bis zur Exekution laut zu 
zählen, obgleich dadurch an der Sachlage als 
solcher nichts geändert wurde, Ich kam bis 87, 
als die schwere Stahltüre aufgedreht wurde und 
man mich holte. 

Seltsamerweise ging es aber noch nicht zur 
Guillotine, sondern man führte mich in ein vor 
de: Zitadelle wartendes Auto, das im schärfsten 
Tempo durch die Nacht fuhr und schließlich vor 
der schloßartigen Villa des Präsidenten hielt; 
meine Peiniger waren während der Fahrt um 
einige Grade höflicher geworden. Als sie mich 
aus dem Wagen holten und In das Haus des Prä- 
sidenten bugslerten, schärften sie mir vor seiner 
Tür unter allerhand Drohungen ein, den Mäch- 
tigen unbedingt mit „Exzellenz” anzureden; ich 
nahm mir sofort vor, ihn mit „alter Junge“ zu 
titulleren 

Ich sah ihn fest und trotzig an und verweigerte 
lede Aussage. 

Der Präsident runzelte die Stirne, nahm meine 
Akte zur Hand und blätterte darin herum. „Noch 
16 Minuten“, murmelte er, „Sie sollten sich etwas 
stärker konzentrieren!” Dann — seine Launen- 
haftigkeit war ja bekannt — warf er das Akten- 
stück gegen die Wand und befahl mit wutver- 
zerrter Stimme, mich abzuführen und die Exekution 
zur festgesetzten Zeit zu vollziehen. 

Nun will ich mich kurz fassen: Es klappte alles 
wie am Schnürchen, um 6.01 Uhr schlug man mir 
den Kopf ab. 

Nachdem man mich enthauptet hatte, wartete Ich 
voller Spannung der Dinge, die da kommen soll- 
ten, jedoch nicht kamen; jeglicher Applaus blieb 
aus, 

„Ihr Stück Ist nichts wert‘, sagte der Intendant 
zehn Minuten später, „Ihr Ehrgeiz, die Hauptrolle 
darin selbst zu spielen, hat ihm noch den Rest 
gegeben!” 

Traurig, völlig gebrochen, nahm ich meinen Kopf 
unter den Arm, trottete nach Hause und rettete 
aus dem ganzen Zusammenbruch noch diese 
kleine Geschichte, die man mir ebenfalls ver- 
zeihen möge. 

















































































































(= — 


An jedem Morgen mit den Fingerspitzen die 
Kopfhaut kräftig massieren, und zwar immer ı 
von der Seite nach der Kopfmitte, so daß || 
Sie deutlich die Verschiebung der Kopfhaut | 
spüren. Diese Kopfmassage wirkterfrischend | 
und belebend. Sie ist außerdem nützlich für | 
Ihr Haar, weil sie der Neigung der Kopfs 
| haut zu übermäßiger Spannung vorbeugt. 
Beherzigen Sie unsere Ratschläge heute mehr | 
als früher, bis wir das biologische Haartonikum | | 
Trilysin wieder wie gewohnt für Ihre tägliche | | 
Haarpflege zur Verfügung stellen können. | 


| Inilys in | 




































































URLAUB 


Nach langer Zeit feit Kriegsbeginn 
tret ich in das möblierte 

Gemach, in dem ich immerhin 

ein Jahr domizilierte. 


Da fteht, weiß Gott, noch alles fo 
und angeftaubt - wie früher - 
das Bett mit Kiffen und Plumeau, 
der Schrank mit Überzieher. 


Mein weicher Filzhut lacht mich an 
aus eigenmächt'gen Kniffen, 

das Nachtgefchirr aus Porzellan 
ftrablt wiederfehnsergriffen. 


Die Vale ohne Blumen drin 

winkt von der Kaffeedeche, 

der Regenfchirm, ganz ohne Sinn, 
gähnt in der linken Eche. 


Das Lämpchen - fünfundzwanzig Watt - 
hängt immer noch fo lofe, 

vom regen Nachtgebrauche matt, 

in feiner Anftechdofe. 


Der Wandkalender blieb bewußt 
nach halb verbrauchtem Leben 
am fechsundzwanzigften Auguft 
von Neununddrelßig kleben. 


‚Ja, ja, eo fteht noch alles fo 
tie fonft in meinem Zimmer, 
es fteht fogar feit ultimo 

die Miete aus - wie Immer. 


Walter Bemmer 









immer ein Zeichen 
für photographifche 
Wertarbeit 


nose 





Brotkugeln gegen Zahnschmerzen 


Johann Peter Hebel erzählt in seinem „Schatzkästlein“*) die Geschichte mit den 
zwei Tagedieben, von denen der eine im Wirtshaus einer fremden Stadt heftige 
Zahnschmerzen mimte, wogegen ihm sein Kumpan als angeblicher „Doktor Schnauzius 
Rapunzius von Trafalgar“ Pillen verabreichte. Darauf verschwanden die Schmerzen 
sofort und vollkommen. Die Spießgesellen machten dann mit den „Wunderpillen“, 
die sie aus Brot gedreht hatten, ein großes Geschäft. Das war teures Brot für die 
Hereingefallenen. Und zugleich das Gegenteil einer vernünftigen Zahnpflege, wie man 


sie heute mit Blendax, der vorzüglichen und preiswerten Zahnpasta. erreicht“ 


13 Mehdingern Ingrmduihrihen Verlag. Baslin. 





Wirksam gegen, Ansatz von Zahnstein 


Ohne mechanisches Wörterbüffeln 


De. Heil's Suenchen-Neüsystem 
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füe Englisch - Französisch - Italienisch 
Loson Sie hier, was unsere Kunden schreiben: 


‚no prägtalch spiolond loicht oin 

Heil's Schnellkurs Italienisch über- 
trifft bei weitem all meine Erwartun- 
gon. Ich habe eine kleine Dorlschule 
besucht und halte keinen Schimmer 
von Fremdsprachen. Erst nachdem Ich 
mich mit einer italienischen Familie 
sehr gul angefreundet halte, kam in 
mir der Wunsch auf, auch die Italle- 
nische Sprache zu "beherrschen. Ich 


lionische Zeitungen zu losen und Briefe 
zu schreiben. Ich habe os selbst nicht 
tür möglich gehalten, daß man In s0 
kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen 
kann. Mit guiom Gewissen kann ich 
jodom dieses einzigartige Work welter- 
empfehlen 

Radebeul, Margot Hanning, Radebeul, 
den 29. April 1941 Lessingsiraße 7. 


habe nicht Immer regelmäßig gelernt, 
sogar manchmal tagelang ausgesetzt. 
Lernen ist gar nicht das richtige Wort, 
man braucht weder auswendig zu (le 


Kein Auswondiglornen von Vokabeln 
Ich finde Ihr Neusystam Insofern un- 
übertrefflich, als das Auswendigiernen 
von Vokabeln und grammallschen Ro- 


non, noch Vokabeln und grammalisc joln ganz ausgeschaltet Ist, denn dar 
Rogeln pauken, noch Irgendwelc ‚ohrstoft prägt sich In seinem Aufbau 
Vorkonninisso oder eine besondere Be- ganz von salbıt dam Godächtnls, ain, 
gebung zu besitzen. Man Ilost, und des Dar behandelte Stoll, wird In Inter: 
‚oloseno prägt sich spielend leicht ossanter Welse gebracht und kann rest- 
ein, Meine itallenischen Freunde waren los im praktischen leben verwendet 
überrascht über meine schnellen Er- warden 

folge, besonders über die gute Aus- St. Pölten, 18. Jan. 1940. Adalb. Redl, 
sprache. Auch bin Ich In der Lage, Ita- Josetsir, 57. Hauptschuldiraktor I. R 


Das ist die neue Art mit dem nevaufgebaufen Plan: 


Vom ersten Augenblick an tritt Ihnen hier die fremde Sprache nicht mehr als 
eino Sammlung toter Vokabeln entgegen, sondern so, wie sie wirklich und 14 
lich In lebendiger Rede und Gegenrede gesprochen und gebrauch! wird. Jed 
mochanischo Auswondig) Aonn oine wortverwandt neugestaltete 
Wechselwitkung zwische: Muttersprache verankert das Sprachgut 
# vollzieht sich nach einem neuartigen Plon von’ Wiederholung, der bewlrkt, 
daß Ihnen der Sprachstoll ohne mechanisches Auswendiglornen zutließt. Gleich 
Siner Interessanten Lektüre, die unterhält, anragt und ortıaut, geht die, Aneignung 
der Umgangssprache kurzweillg vor sich. Keine Vorkenntnisse sind nötig, Volks: 
schulbildung genügt vollauf, well die Durchnahme gem&ß unserer Anweisung 
ohne Hindernis vor sich geht. Eine ganz einfache Schlüsseltechnik befänigt Sie 
teicht und von Anfang an, unsere Texte zu lesen, zu sprechen und zu schreiben 


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Wien, die Stärte schöner Künste, war audı die Stadt, in der 

vor mehr als 150 Jahren die Österreichische Tabakregie 

in der Kunst der Tabakmischungen Leistungen vollbradhte, 
die bis heute ein Begriff für Qualität geblieben sind. 


NIL DRITTE SORTE 








LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(9. Nückel) 






ER 
IBdH 


Bobby sitzt im Kaffeehaus, liest Zeitung und hat 
plötzlich das Bedürfnis, dorthin zu gehen, wo in 
den Gaststätten eine freundliche Frau an’ der 
Türe sitzt. 

Als er ein Weilchen später das stille Ortchen 


wieder verläßt, sieht er sich suchend um und 

drückt einer vorbeikommenden Frau zehn Pfennig 

in die Hand. 

„Sie haben sich geitrt”, sagt die Frau, „ich bin 

die Besitzerin dieses Kaffeehauses.” 

„Ah sol” meint Bobby. „Aber geirtt hab Ich mich 

deswegen doch net. Ich hab im Hotel Bristol auch 

noch niemals mehr geben als zehn Pfennig!“ 
H.K.B. 

* 


Ein Junger ungarischer Konsulatsbeamter, der aus 
USA. zurückgekommen war, erzählte uns sein 
erstes amerikanisches Abenteuer: Auf dem Wege, 
der von New York nach Boston führt, hielt er mit 
seinem Auto an einer Biegung, von der aus man 
einen herrlichen Rundblick genießen konnte. Da 
kam ein elegantes Automobil des Wegs und hielt 
an, um Hilfe anzubieten. 

„Reifen geplatzt?“ fragte der Fahrer. 

„Nein“, erwiderte der Junge Konsulatsbeamte. 
„Benzin ausgegangen?” 


„Nein.“ 

„Motordefekt?” 

„Auch nicht. Alles in Ordnung.“ 

„Aber, zum Teufel, warum bleiben Sie denn dann 
hier stehen?“ 

„Um die Landschaft zu bewundern.” 

Der Führer des eleganten Autos schaltete grö- 
Bere Geschwindigkeit ein, und zehn Minuten 
darauf verständigte er die nächste Polizeistation, 
daß ungefähr 32 Meilen von Boston entfernt ein 
Geistesgestörter im Auto auf der Landstraße 
unterwegs sei. H.B.W. 


* 


Rübe wird im einsamen Wald durch den Ruf 
aufgehalten: „Geld oder Leben!” 

Sagt Rübe: „Tut mir leid, aber dort hinten auf 
dem Weg wurde mir bereits von einem anderen 
Manne alles weggenommen!” 
Tobt der Andere; „Sie Idiot, 
denn nicht um Hilfe gerufen?” 


warum haben Sie 














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der Soldasen von 
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Der Hieb 





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„Haben wir uns nicht schon irgendwo mal gesehen, mein Fräulein?“ 
„Wir uns? Ausgeschlossen! Höchstens Sie mich!“ 


La stoccata: Non cl siamo nol visti una volta ... non so dove?,, — ""Noi? No, escluso! Al piö Vol avete visto me!,, 


Kleines Märchen 


Barbara hatte ein sehnsüchtiges Herz. Wenn Bar- 
bara an die Männer dachte, begann Ihr Herz schon 
schneller und lauter zu schlagen und zu klopfen. 
Wie wunderschön malte sich Barbara In ihren Ge- 
danken die Zärtlichkelten der Liebe aus, fanden 
die Bilder ihrer sehnsüchtigen Träume doch keine 


Minderung durch Bekanntschaft mit Männern oder 
Beispiele verliebter Liebesleute. Denn einsam 
lebte Barbara mit ihren achtzehn Jahren auf einem 
Berghof, zwischen Almen und Matten, zwischen 
Rindern und Hühnern. 

Und als die Sehnsucht eines Tages allzugroß 
wurde, nahm Barbara aus der mit Eiern gefüllten 
Schwinge, die man am nächsten Morgen zu Tal 
tragen wollte, ein Ei heraus und schrieb In zier- 


396 


lichen Buchstaben und mit feiner Schrift auf die 
weiße Schale: 

„Barbara ist sehr Jung und sehr hübsch und sehr 
einsam. Und wenn einer käme und mich In seine 
Arme nähme —" 

Darunter schrieb Barbara genau, wo sie wohne 
und wie sie hieß, und hoffte, daß das Ei an den 
rechten Mann käme, 

Wie es oft der glückliche Zufall Im menschlichen 


Churchill porträtiert 


Guibsonsson) 




















„Ein Künstler muß Phantasie haben. In meinen Augen sind Sie 
immer noch eine sehr stattliche Erscheinung, Miß Britannia!“ 


Churchill dipinge il ritratto: “Un artista deve avere fantasla. Vol, Miß Britannia, dinanzi al miel occhi siete ancor sempre una vistosa figural,. 


397 


Leben will, das Ei kam in die richtigen Hände. weiteren Junggesellendaseins höchst überdrüssig Flakftellung am Kornfeld 


Ein Mann in den besten Jahren ging auf denMarkt, fühlte, briet er sich nur zwei Eier und schrieb 
sich ein Nachtmahl einzukaufen. Und da Spiegel- nach deren Genuß an Barbara einen Brief. 
eier se!ten mißglücken und allen Untaten der „liebe Barbara”, schrieb er ihr, „ich fand Ihr Ei 


An einem Kornfeld liegen wir. 


männlichen Kochkunst Trotz bieten, denn In die und Ihre Heiratswünsche, als Ich mir heute auf Der, Rosgen/reift, E 

Pfanne geschlagene Eier werden immer Spiege- dem Markt drei frische Tageseier kaufte. Ihre Wie fchön, wenn eine Ähre mir 
eier, man mag sie drehen und wenden, wie man Worte sprechen zu meinem Herzen. Wollen wir Die Wange ftreift! 

will — kurz gesagt, aus diesem praktischen Grunde uns heiraten? Ich komme gern, Sie zu holen. Bitte, 

kaufte sich der Mann in den besten Jahren drei ‚schreiben Sie mir baldI Auch wegen der besten Dann meine ich: Es ift dein Haar, 
frische Eier und unter ihnen befand sich Barbaras Zugverbindung. Bis dahin herzlichst Marius Esper, Das mich berührt, 

sehnsüchtiger Ruf in die große Welt. aus Mainz stammend.” 


Der Wahrscheinlichkeit nach nun hätte jetzt der Barbara antwortete sogleich, 

Herr in den besten Jahren dio Eier einfach in die Aber ihre Antwort fiel nicht so aus, wie es sich 
Pfanne schlagen müssen, denn Männer gehen mit Esper erhofft hatte 

den zartesten Dingen oft höchst gıob um und „Lieber Marius“, schrieb Barbara, „leider kam Ihr 
denken nur an ihren Gebrauch. Dem war aber Brief zu spät. Ich habe mich, nachdem ich viele 


Das Heimat 


Wir gehn durchs Feld, ein Menfchenpaar, 


fpürt. 


Wer weiß, wohin noch unfer Zug 
In Stellung fährt! 


hier nicht so. Dor Herr in den besten Jahren ent- Wochen vergeblich auf eine Antwort wartete, Doch dies zu mitten, If genug: 
deckte die Worte Barbaras und da sie ihm ge- genau gestern vor zwei Jahren verheiratet — —" Die Liebe währt. 
fielen und er sich auch höchst einsam und des Jo Hanns Rösler 






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Kata) 














I 1 Ein Soldat ohne Tabak ist kaum 
B Hodermer Amor: & denkbar! Auch 


Feine Lüite tun das nicht! Hanewacker 


den rauchlosen Tabak schätzt 
der Soldat, denn er hilft über 


| N Ba manche Anstrengung hinweg. 
3 Senden Sie deshalb Ihrem Sol- 
U daten das nächste Mal auch eine 


Dose Hanewacker „Besonders 
mild“ — er wird sich freuen! 



















mefopf gehört nicht in den Mill, 


Händler, welcher ie sammelt und zur Neu- 


machen viel Freude und bereiten wenig 
Mühe, nimmt man den stets gebrauchs- 
fertigen farblosen und wasserfesten 
Spezialleim in der Tube zu Hilfe 


X. DER ALLESKLEBER 














DWWDEIBO. De Th 


j 
399 


(iR Kriesch) 


ne 
BE; a 





„Jetzt schau'n Sie nur her, Frau Gerstner, eine Puderdose im Bett eines 
Fabrikdirektors!“ — „Nein, was’ die Herrn heutzutage eitel sind!“ 


L’oggetto trovato: ‘“Guardi guardi, signora Gerstner, una scatola di cipria nel 
letto d’ un direttore di fabbrica!,, — “Ah... come sono vanitosi I signori d’ oggldi!,, 


400 


Mönchen, £4. Jun IV R 
47. Jahrgang / Nummer 26 30 Pfennig 


SimPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 








Der REVIisor_ 


Bin nucanansron vw 


„Mr. Roosevelt, Ihre Bücher sind nicht in Ordnung: Ihre 
Abgänge stimmen nicht mit meinen Zugängen überein!* 


Il revisore: “Mr. Roosevelt, I vostri librl non sono In ordine; le vostre uscite non s’ accordano colle mie entratet,, 





Der Fesselballon - ıı pallone frenato 





(K. Rössing) 




















































































































k A. 
ke Ari 
N Eh) Bas u 


Die Aufgehobene 


Von Walter Foitzick 


Bel uns sind Jetzt einige Haltestellen der Straßen- 
bahn ausgefallen, aus Ersparnisgründen, d, h. man 
will die Haltestellen nicht ersparen, sondern 
irgend etwas anderes, na, es wird schon seinen 
Sinn haben. : 

Um es recht zu verstehen: Die Stellen, die Halte- 
stellen, sind noch da, man erkennt sie sogar ganz 
deutlich, aber gehalten wird nicht. 

Wenn man das so hinschreibt, klingt's ganz natür- 
lich und einfach, wenn man aber an solch einer 
Haltestelle steht, ist es geradezu unheimlich, Hat 
nicht hier die Straßenbahn immer gehalten, schon 
als man Kind war? Vielleicht hat sie seit Jahr- 
tausenden hier gehalten, vielleicht war hier 
schon in der Bronzezeit eine Haltestelle, wo 
man mit dem Bronzeschwert winkte, wenn der 
Bronzewagen kam und der Schaffner mit der 
Bronzeglocke läutete. So ähnlich kommt's einem 
vor. Und da ist plötzlich eine Bestimmung 
da, daß von gestern ab hier nicht mehr gehal- 
ten wird. 

Haben Sie schon mal an so einer aufgehobenen 
Haltestelle gestanden und gewartet? Und haben 
Sie dann gesehen, nein, bis ins Mark gespürt, wie 
der Wagen vorbeisauste? 

Da packt einen die Nichtigkeit der Dinge, der 
Wandel im Weltgeschehen, und der Mensch 
kommt ‘sich klein vor, um nicht zu sagen, bla- 
miert. Niemand hört es, wenn er flucht oder 
etwa Unvorschriftsmäßiges sagt, denn die Stra- 





Benbahn rast vorbei, als ob hier nie eine Halte- 
stelle gewesen wäre, nie eine so herzige Be- 
darfshaltestelle, Das ist, wie wenn einem eine 
gute Fee alle Schätze der. Welt zeigt und plötz- 
lich den Deckel zuklappt und sagt: „Die Vertei- 
lung Ist geschlossen.” 

So fühlt man sich, wenn man an einer aufgehobe- 
nen Haltestelle wartet. 

Ganz anders ist das Gefühl, falls man in der Stra- 
Benbahn drin sitzt und an der Aufgehobenen vor- 
überfährt. Da packt einen die Erhabenheit des 
Menschen, dem es mit einem Federstrich gelingt, 
eine uralte Stelle für nichtig zu erklären. 

Wie aber muß es erst dem Mann an der Kurbel 
auf der vorderen Plattform, der über Halten und 
Fahren gebietet, vorkommen? 

Ha, das muß ein Höhepunkt seines Daseins, ein 
Gipfel im Trambahnerleben sein, wenn er so 
an der Stelle, die ihm jahrelang die Hand an 
die Bremse zwang, schlankweg vorbeirast. Hier 
eine Haltestelle? Daß ich nicht lache! Längst auf- 
gehoben! - 

Er gibt Strom, noch mehr Strom, stolz fährt er vor- 
bei. Nein, hier braucht er als freier Mensch und 
städtischerBeamter nicht zu halten, FreieBahn der 
Straßenbahn! 

Für solche Augenblicke möchte ich wieder Fahrer 
auf der vorderen Plattform sein wie damals, als 
es mir in der Kindheit erstrebenswertestes Ziel 
des Lebens war. 

Aber ich bin auch das nicht geworden, ich habe 
es nur bis zum Fahrgast gebracht und in diesem 
Falle sogar nur zu einem, der versehentlich an 
einer aufgehobenen Haltestelle steht und noch 
dazu im Regen. F 


402 


wi, 


ee 
Mr 


Lebenslauf eines Flafchenkorks 


Wie fchön ift’s doch, ein Kork zu fein 
auf einer Flafche Mofeliein, 

die, kellerdämmerungumfchummert, 

auf ihrem Schragen liegt und fchlummert. 
Man wird vom Rebenfaft befpült, 

als deffen Torwart man fich fühlt, 

und zieht daraus falt notgedrungen 
erotoide Folgerungen, 

die man indeffen vor der Welt 

verbirgt und für fich felbft behält. 

Vor Liebehens Kammer fteht man Wache. 
Diskretion ift Ehrenfache ... 


Und dann kommt fo ein Menfchenmicht 
und fchleppt Die Flafche roh ans Licht, 
ftellt fiesauf Eis, bio daß fie kühl, 

und holt nun ohne Mitgefühl 

den Pfropfenzieher aus der Schale, 
rotiert die fäblerne Spirale 

dem armen Korken hinterwärts 

und durch und durch bie tief ins Herz 
und reißt ihn aus dem Liebeswahn 

mie einen hohlen Backenzahn ... 


Uff ja - wie hat das weh getanl... 


Dem Menfchen nicht - im Gegenteile: 
er füllt fein Glas mit großer Eile; 
die Zunge lechzt, Die Nafe mwittert.... 


Der Kork ift tot und ftark zerknittert. 
Ratatöchr 














Der verliebte Tintenfisch° 


(Fr. Bilek) 








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U je Mana 
Il calamaro innamorato 


403 


Der Fachmann 


(Wilhelm Schulz) 








„Er wird immer schäbiger! Nur gut, daß ich im Zurechtfrisieren ein Meister bin!“ 


Lo specialista: “E sempre piö arruffato! Meno male che io sono un vero maestro nell’arte del riacconciare!,, 


404 


Inspiration 6 


Ispirazione 










0. Hegenbarth) 


„Sodbrennen hab’ ich, die Leut’ am Tisch ärgern mich, regnen tut's 
— ich glaub’, ich werd’ heute noch ein Liebesgedicht machen!" 


“Io ho la pirosl, la gente qui al tavolo m’ Irrita I nervi, fuorl plovs 





. Oggi, eredo, fard una poesia d’ amorel,, 


DIESHERREICHE -LANDLUFT 


VON TITO COLLIANDER 


Am ersten Tage, den sie auf dem Lande ver- 
brachten, waren sie voller Entzücken, 

„Welche Ruhel“ riefen sie, „hör mal die Vögel 
singen! Atme mal tief, oh wie herrlichi Welcher 
Friedel” Und sie sagten: „Hier können wir uns 
endlich uns und unseren Kindern widmen, Hier 
haben wir Ruhe vor der Jagd und Hast der Stadt 
und all dem beschwerlichen gesellschaftlichen 
Leben. Wie schön, wie schön!” 

Aber schon am nächsten Tage, als die Kinder zu 
Bett gebracht waren und Jeder mit einem Buch In 
der Glasveranda saß, sagte sie; 

„Wenn Pulle diesen Frieden genießen könnte.” 
Und schon begannen sie von Pulle zu sprechen. 
„Er braucht das”, sagten sie, „er muß etwas 
frische Luft atmen, er muß allen Wirtshausrauch 
aus seinen Lungen blasen. Welch Leben führt er 
in der Stadt. Das ist gräßlich. Nein, er muß un- 
bedingt einige Tage zu uns herauskommen.” 
Sie schrieben sofort einen Brief an Pulle, und da 
Pulle beinahe immer blank war, legten sie einige 
Scheine In den Umschlag. Das war Reisegeld, 
aber gleichzeitig konnte Pulle ja einige Flaschen 
mitbringen... Das war ja natürlich, da er aus 
der Stadt kam, — 








Pulle kam. Sein Entzücken hatte keine Grenzen. 
Er umhalste alle der Reihe nach. Welche herr- 
liche Luftl Welche wunderbare Stillel Wie schön 
das land doch warl Und die Reise mit dem 
Schiff, was war die nicht wert! Das Meer, die 
Schären, die Möven! Und er hatte einen Freund 
auf dem Schiff getroffen, und sie hatten es groß- 
artig gehabt — und darum müßten sie es ent- 
schuldigen, wenn er so, so — etwas müde sel, 
aber sehr zufrieden, sehr hungrig. Grog macht 
Appetit — Pulle sagte Appötit, dies war eine 
seiner vielen, liebenswerten Eigenheiten. 

Und obgleich man erst zwei Tage auf dem Lande 
war, war es sehr angenehm, Neuigkeiten aus der 
Stadt zu hören. Pulle konnte berichten und man 
brauchte nicht Jedes Wort einzeln aus ihm her- 
auszupressen. Nein doch. Das war gerade seine 
große Begabung, zu erzählen und alles auszu- 
packen was er wußte, und es war lustig, ihm 
zuzuhören. 

„Und wißt ihr, wen Ich getroffen habe?” rief 
er, „die scharmanteste aller scharmanten Damen, 
Merital” — „Merita? Was sagst du? Und —?" 
”Jawohli Merita. Während ich auf das Schiff 
wartete, ging ich natürlich in Kapellet spazieren 





405 


und sieh da, dort saß sie, ein einsames Mädchen 
im Blaubeerwald. Weiß Pikee natürlich, mit ge- 
stickten Blumen auf dekorativen Plätzen. Schick, 
sage ich euch! Ich gab ihr natürlich zu verstehen, 
welche Ehre mir durch euch widerfahren sei und 
daß ich einer Einladung zu folgen gedächte. 
Heißa — da wurde sie lebendig, Sie wollte so- 
fort mit mir kommen, auf der Stelle, aber plötz- 
lich erinnerte sie sich an eine fatale Geschichte 
— könnt ihr euch denken, was? Sie saß da und 
wartete auf ihren Bräutigam!” 

„Ihren Bräutigam? Was sagst du, sie ist verlobt?” 
„Mit Ring am Finger und Liebe im Herzen — Jal 
Und natürlich konnte sie ihm nicht davonlaufen. 
Aber -— und so welter —” 

„Das ist klar,‘ daß sie herkommen kann! 
bedingt! Und wer ist der Bräutigam?” 
„Hört und staunt! Keiner mehr oder weniger und 
niemand anders als Kruppsen!” 

„Kruppsen! Kruppsen?! Ach nein, der muß Ja her- 
kommen! Wie herrlich die es hier in Gottes freier 
Natur haben können. Wir genießen die Stille und 
den Frieden hier wie närrischl” 

„Ja, das ist etwas anderes als In der Stadt.“ 
"Wir schreiben sofort, Wenn Kruppsen sein Gram- 
mophon mitbringt, dann —* 

„Habt ihr kein Radio?“ 

„Nein, weißt du, Pulle, Radio bringt solche Un- 
ruhe ins Haus!” 

„Ja gewiß, ja natürlich.“ 

Pulle wuchs erst zu voller Größe, als die schar- 
mante Merita und Kruppsen kamen. Sie hatten 
das Grammophon mit und einen Rucksack. Im Ruck- 
sack lagen manche schönen Flaschen, eingebet- 
tet in einen Schwimmanzug und ein Mückennetz. 
Merita und ihr Bräutigam schöumten über vor 
Dankbarkeit und Glück, einige Tage auf dem 
Lande zubringen zu dürfen, Diese frische Luft, 
Der Gesang der Vögel, die herrliche Stille und 
Ruhe! Nein, wie würde das schön werden! 

Die Verlobung wurde (zum vierzehntenmal für 
Merita, achtundzwanzigstenmal für Kruppsen) noch 
am gleichen Abend auf der Glasveranda ge- 
feiert. Die Kinder waren ins Zimmer im oberen 
Stockwerk gebracht, das weit fort lag — so wur- 
den sie nicht gestört. Denn Kruppsen konnte sin- 
gen, er sang Überlrdisch schön und außerdem 
konnte er auch fast alles imitieren. Er konnte ein 
Blasorchesternachahmen und eine Jazzband, eine 
hungrige Kuh und eine anfahrende Lokomotive — 
Darum war Kruppsen auch 
In welten Kreisen bellebt, 

Das Fest war außerordentlich geglückt. Die frische 
Luft, die llebliche Stllle auf dem Lande gibt Kraft 
esundhelt — darum wurde sie auch sehr 
ausgedehnt. Pulle war in bester Laune, Kruppsen 
imitierte und sang vollkommen allein — wie 
immer — und Merita sparte nicht mit ihrem an- 
geborenen oder anerzogenen Charme gegenüber 
den entzückten Wirten, Ja, das Fest zog sich in 
die Länge... man kann, ohne nennenswert zu 
übertreiben, sagen, daß es eine ganze Woche 
dauerte. Sicherlich benutzte Merita Inzwischen 
einmal ihren Badeanzug (denn er war neu), und 
an den Vormittagen lag man manchmal auf Liege- 
stühlen außerhalb der Glasveranda und trank 
Sodawasser, während das Grammophon spielte, 
aber im großen gesehen, hielt das Fest eine 
ganze Woche an. Es ist selbstverständlich, daß 
man es so lange nicht aushalten kann, wenn keine 
Verstärkungen eintreffen. Fracke und Kille segel- 
ten mit ihrem Kutter vorbei, und gerade als se 
absegelten, kam Pedermann mit Frau auf Besuch. 
Sie hatten eine kleine Villa In der Nähe gemietet, 
die Landluft war so schön... Man konnte sich 
besser einander und den Kindern widmen. 

Und als die Kinder am Morgen des zehnten Tages 
erwachten, hörte sie Kruppsens schon etwas hel- 
sere Stimme aus der Glasveranda, Zuerst sang er 
etwas, was klang wie: „Oh, wie leuchtet das 
Gra-has grün...“ und dann ahmte er einen 
Kanarlenvogel nach, der langsam eingeräuchert 
wurde. Obwohl man merkte, daß er etwas müde 
war, machte er es sehr anschaulich, 

„Glaubst du, daß Papa heute das Rindenboot 
macht, das er uns letzten Sommer versprochen 
hat?“ fragte der Jüngere Junge den älteren, 
Und der Erfahrenere antwortete: „Da sieht man 
mal wieder, wie klein und dumm du bist.” 

Dann kam die „Tante“ und nahm die Jungen aus 
dem Bett. 


Un- 











Berechtigte Übersetzung 
aus dem Schwedischen — Interpreß. 





Andersson repariert sein Dach 


Von Johan Loren 


Auf dom Dache von Anderssons Einfamilienhaus 
hatten sich ein paar Ziegel gelöst, Und da es zu 
regnen drohte, beschloß Andersson, den Schaden 
augenblicklich zu beheben. Also ging er ins Haus, 
stieg auf den Dachboden und hinaus aufs Dach. 
Frau Andersson war eine ordentliche Frau. Und 
da es zu regnen drohte, sah sie nach allen Fen- 
stern, stieg hinaus auf den Boden, und weil sie 
die eiserne Dachluke offenstehen sah, verschloß 
sie dieselbe und setzte vorsorglich den Riegel 
davor, Dann begab sie sich ins Erdgeschoß 
zurück. 

Und es begann zu regnen. Andersson wurde es 
bald ungemütlich und er eilte, auf dem Wege, 
den er gekommen, ins Haus zurückzukehren. Doch 
als er die Dachluke öffnen wollte, fand er sie 
verschlossen. Eine Entdeckung, die ihm einen 
nicht gelinden Schrecken einjagte. Denn mittler- 
weile verstärkte sich der Regen zum Wolke: 
bruch, und aus der Ferne zog ein Gewitter herauf. 
Andersson ahnte ılchtig, wer die Luke verschlos- 
sen hattel Und so begann er dagegen zu klopfen 
und zu hämmern, damit seine Frau ihn hören 
und aus der unangenehmen Lage befreien sollte. 
‚Aber Frau Andersson, die glaubte, ihr Mann sei 
zur Post gegangen, sah und hörte nichts. Und 
als plötzlich ein greller Blitz aufzuckte und lang 
dahinrollender Donner das Nahen des Gewitters 
‚ankündigte, da flüchtete sie rasch in das an- 
grenzende Schlafzimmer, wo sie sich unter die 
Bettdecke verkroch, 

Unterdessen rüttelte Andersson verzweifelt an 
der Luke und schrie sich die Kehle heiser. Wie 
sonderbar, daß Emma ihn gar nicht hörtel Viel- 
leicht würde sie ihn eher bemerken, wenn er zu 
ihr durch den Schornstein sprach? Also steckte 
er den Kopf tief in.den Schornstein und rief nach 
ihr mit lauter Stimme, 

Im gleichen Augenblick steckte Frau Andersson 
den Kopf unter der Beitdecke hervor, um zu 
sehen, ob das Gewitter schon vorüber wäre. 
Und als sie nun plötzlich ein Rumoren im Kamin 





vernahm und eine dumpfe Grabesstimme „Emmal 
Emmal” rufen hörte, vermischt mit unfrommen 
Segenswünschen, da glaubte sie in ihrer gewitter- 
erregten Gem tassung, der Tag des jüng- 
sten Gerichtes sei hereingebrochen. Das jüngste 
Gericht, von dem es in der Bibel heißt, daß es 
dereinst seinen Einzug mit Blitz und Donner und 
Steinhagel halten wird. 

Ängstlich starrte sie den Kamin an und sprach 
leise jene Stelle aus dem Johannis Evangelium 
vor sich hin: „An jenem Tag wird die Luft voller 
Rauch sein.“ Und als sie sich gleich darauf noch 
einmal bei ihrem Namen rufen hörte, da er- 
widerte sie gefaßt: „Ja, Herr, deine Dienerin hört 
dich!” Mit Stolz dachte sie: So man mich rufet, 
gehöre ich zu den hundertvierzigtausend Aus- 
erwählten. 

Andersson gab es auf, „Sie wird nicht daheim 
sein!” so sagte er sich endlich. Aber sobald 
Regen und Gewitter sich gelegt haben würden, 
würde sie wohl recht bald nach Hause zurück- 
kehren. 

Es verging eine halbe Stunde, es verging eine 
ganze, doch Frau Andersson zeigte sich nicht. 
Da wurde es Andersson zu bunt. Erneut faßte er 
einen Entschluß, Er würde versuchen, durch den 
Schornstein ins Haus zu gelangen! 

Inzwischen hatten Regen und Gewitter schlied- 
lich aufgehört und damit war der Tag des jüng- 
sten Gerichtes noch einmal an Frau Andersson 
vorübergegangen. Und so begann sie ‚sich der 
Hausarbeit wieder zuzuwenden. Es erschreckt sie 
auch Jetzt gar nicht mehr, als es Im Schornstein 
verstärkt zu rumoren begann. Sie setzte das 
Kaffeewasser auf und ging daran, ein Feuer im 
Kamin zu schüren... 

Der Weg durch den Schornstein war weit schwie- 
riger, als Andersson sich gedacht hatte. Der Kamin 
war eng und der Ruß heftete sich an die nassen 
Kleider. Doch ungeachtet dieser Widerwärtig- 
keiten hatte er bereits einen Teil des Weges zu- 
rückgelegt, als ihm plötzlich von unten her ein 


406 











It v. Horvath) 
Ta 


dicker Qualm entgegenschlug. Der trieb ihm die 
Tränen in die Augen und drohte ihn zu ersticken. 
Also machte er schleunigst wieder kehrt. Mit 
letzter Kraft langte er oben an, wo er eine Welle 
erschöpft nach Atem rang und sich den Ruß aus 
Augen, Mund und Nase wischte, 
Es war bereits dunkel geworden, und er verspürte 
wenig Lust, die Nacht auf dem Dache zuzubringen. 
Also schickte Andersson sich an, das schräge 
Dach vorsichtig bis zur Dachrinne hinunterzu- 
gleiten. 
Frau Andersson war unterdessen das Holz knapp 
geworden und sie lief in den Schuppen hinüber. 
Sie trat ins Freie — da vernahm sie ein verdäch- 
tiges Geräusch, Sie sah hinauf zum Dach — und 
erblickte dort eine dunkle Männergestalt. Ein Ein- 
brecherl schoß es ihr durch den Kopf, 
Geistesgegenwärtig ergriff sie die Feuerspritze 
und richtete den kräftigen Strahl gegen den Mann 
auf dem Dache. Der versuchte verzweifelt, wieder 
In die Höhe zu klettern, was ihm jedoch mißlang, 
und als er den Mund zum Reden auftun wollte, 
da fuhr ihm der Wasserstrahl mitten Ins Gesicht. 
Da verließen den Mann Mut und seine Kraft, Er 
rutschte ab. Frau Andersson sprang hinzu und 
fing ihn im Fluge auf. Was die Wucht des Falles 
wesentlich linderte, so daß er keinen Schaden 
erlitt. 
Doch stürzten sie beide dabei um und der ver- 
meintliche Einbrecher fiel auf den Bauch. Frau 
Andersson aber war schnell wieder hoch, kniete 
auf seinem Rücken, und ehe er sich versah, 
steckte sie ihm einen Knebel, aus ihrer Schürze 
gedreht, in den Mund. Der Mann versuchte sich 
zu erheben, aber er sarık zurück, er war sichtlich 
zu schwach. So war es für Frau Andersson ein 
leichtes, ihn mit der griffbereiten aufgehängten 
Wöscheleine an Händen und Füßen zu binden. 
Nun schleifte sie, innerlich frohlockend, den Ge- 
fesselten in den Stall, Und schloß ihn zur Vor- 
sicht auch noch ein, 
Eine Minute später schrillte auf der Polizeistation 
das Telephon: „Hilfe! Einbrecher! Anderssons Ein- 
familienhausl Bitte, kommen Sie sofort!” 
Und wieder eine Minute später rasselte und tutete 
das Überfallkommando durch die Nacht. 

Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig 


Die Ausnahme 


(K. Helliaenstaodt) 





#+.. und dabei sagt Mutti immer, Schwarz macht schlank!“ 


L’eccezione: ... e dire che mia mamma afferma sempre che il nero fa slanclate!,, 


407 


ENGEL IM D-ZUG 


ıch kenne Angelo auch heute noch nicht, Nicht 
einmal seinen wirklichen Namen. Doch paßt kein 
änderer auf ihn, so rasch, wie mit dieser ein- 
fällı. Denn das Wunder soll von den Engeln 
kommen. 

Angelo. Angelo mit den nervigen Händen; mit 
den ewig burschenhaften Zügen; Angelo der 
Schlanke, Schmale mit dem vielversprechenden 
Hinterkopf, den man so gern für die eigenen 
Nachkommen gestohlen hätte. Angelo, der un- 
nahbar Blasse, von dem die alte Dame flüsternd 
äußerte, er sehe aus wie ein Hungerkünstler. 
Angelo tat zunächst etwas durchaus Gewöhn- 
liches. Er bestieg den Zug wie wir alle, Ein kleiner 
Koffer war sein Begleiter und ein instrumenten- 
ähnlicher Gegenstand, der so unscheinbar war, 
daß wir ihn kaum als solchen würdigten. 

Er lugte wie Jeder neue (ungern gesehene) Gast 
ins Abteil, in dem die Unruhe vor der Abfahrt 
schwang, er stellte die durchaus gewöhnliche 
Frage „Ist noch ein Platz frei?” und nahm den 
Platz auf wenig zustimmendes Kopfnicken ein. 
Fortan war er der Ruhigste, Friedfertigste und 
Beschäftigungsloseste von uns allen. Schweigsam 
saß er da, zwei helle lange Hände auf die Knie 
gelegt; er saß gerade und korrekt und bot nicht 
einmal den ärgerlichen Anstoß, daß man beim 
Hinausgehen über seine unnötigerweise über- 
geschlagenen Beine stolpern mußte, Denn seine 
Beine standen fein säuberlich nebeneinander; 
wie's sich in einem anständigen Abteil gehört. 
Er rauchte nicht. Er aß keine Brote aus aufdring- 
lich knisterndem Papier, Er sah hinaus und ver- 
folgte das gleichförmige Auf- und Ab-Spiel der 
Telegraphendrähte. 

Dafür wurde der Betätigungsdrang von den an- 
deren Abteilbewohnern um so heftiger an sich 
gerissen. Besonders das Ehepaar am Fenster konnte 
sich In seinem wollüstigen Drang nach Abwechs- 
lung nicht genug tun. „Bitte, Alfons”, sagte die 
alte Dame und hob die Spitze ihres Fußes ihrem 
Ehemann vors Gesicht, „bitte, schnüre mir die 
Schuhe ein wenig auf. Sie drücken unerträglich.” 
Alfons schnürte geduldig die Schuhe auf. Bald 
darauf verlangte Alfons’ -Gattin zu essen. Vor 
unseren Augen — leider nur vor unseren Augen — 
entblößte sich ein goldgelb gebackener Sand- 
kuchen. Auch Angelo, der Beschäftigungslose, 
zählte rasch zu Ihren Angestellten. Er wurde ge- 
beten, die Tür um einen Spalt zu öffnen, während 
Alfons zu gleicher Zeit angewiesen wurde, an 
den Lüftungsfenstern zu fingern, da es sonst un- 
erträglichen Zug verursachen könne, Der auf- 
treibende Anblick des Sandkuchens hatte Indessen 
in dem Reisenden mir gegenüber unwidersteh- 
liches Bedürfnis erweckt. Er zog mit sicherem 
Griff aus den Tiefen seiner Aktentasche drei be- 
trächtliche Pakete, und aß mit fröhlichem Appetit 
gegen den goldgelben Sandkuchen an. 

Die einsame junge Dame neben mir hingegen 
beschäftigte ihren Geist, Sie war so aufdringlich 
vertieft In die ersten Seiten eines nagelneuen 
Buches, daß man fürchten konnte, sie würde Ihr 
Reiseziel vereifern. Ab und an hob sich Ihr Blick 
aus der Vertiefung, glitt abschätzend und wie 
aus welter Ferne gehobener Geistigkeit an uns 
allen vorüber, höngte sich für einen Augenblick 
In die Landschaft, um sich erneut In den kühlen 
Druck des nagelneuen Buches zu versenken, Was 
mich angeht, so war Ich eigentlich nicht vor- 
handen. Ich wör das weiße unsichtbare Mäus- 
chen mit aufmerksam gespltzten Ohren, das Jeder 
gern sein will. Der Mäuschenposten ist ein hüb- 
scher Posten. Und ich war beglückt, ihn inne zu 
haben. 

Nun pfiff's von vorne her ein paarmal heraus- 
fordernd, der hell dahinbrausende Zug verlang- 
samte bedenklich seine Fahrt, und dann standen 
wir — mitten auf der Strecke. Das Ehepaar ließ 
vom goldgelben Kuchen ab. Das Knistern des 
Butterbrotpaplers verstummte. Der einsamen Dame 
Sphärenblick veräußerlichte sich Jäh. Angelo traf 
Anstalten, sich für seine Umgebung zu Inter- 
assieren. Wir mochten es anscheinend alle nicht, 
wenn die Pferde aufhörten zu traben. 

Da der Sandkuchen In jähe Vergessenheit ge- 
raten war, begann die alte Dame in der unheim- 
lich-befangenen Stille die Oberschicht des Ab- 





VON RENATE LIENAU 


teils zu mustern; nach Sekunden hatte sie den 
instrumentenähnlichen Gegenstand im Gepäck- 
netz entdeckt. Freundlich streiften ihre Augen 
den darunter sitzenden Angelo, und da sie un- 
umstritten die Abteilälteste war, so schickte sie 
sich gleich einer Abgesandten an, ein gnädig 
Wort an ihn zu richten: „Sie spielen?” 

Angelo nickte. Das Fragen machte ihn ein wenig 
befangen. Und Angelos Befangenheit — ich muß 
schon sagen: sie war reizend. 

„Ach — spielen Sie — wirklich?!” fragte die alte 
Dame noch einmal; und man gewann sie lieb 
durch diesen Blick, in dem tausend selige Er- 
innerungen jugendlichen Ehrgeizes herumschwärm- 
ten. Denn ihre Frage war Ausruf, Entzücken, Auf- 
forderung und Bitte zugleich. Doch der Bitte 
darin — nein, es konnte sich Ihr eigentlich nie- 
mand entziehen. Und siehe — auch Angelo tat 
es nicht, 

Ich war mit einmal vorhanden, neugierig, was 
nun geschehen würde, Der jungen Dame er- 
fahrungsgetränkter Blick griff Angelo aufmunternd 
an. Er erhob sich. Und sein Erheben glich wieder 
einer Frage in unsere Runde. Wir aber waren 
einig — einig — einig. 

Angelo würde spielen. 

Und nun sahen wir alle dem kleinen schlanken 
Menschen zu, der mit vorsichtigen Händen den 
Instrumentenähnlichen Gegenstand aus den Höhen 
des Gepäckneizes herabhob und den Kasten 
behutsam öffnete. Er hob daraus eine kleine feine 
zierliche Gitarre. 

„a — was soll ich denn —?” fragte er ratlos und 
doch mit einem Ubermaß an Glück In der Stimme. 
Aber niemand wollte ihm so recht genau ant- 
worten, Dafür rückte der Reisende mit dem Butter- » 
brotpapler ehrfurchtsvoll zur Seite. Die alte Dame 
beugte sich entzückt vor, Die Junge Dame, das 
nagelneue Buch auf den Knien, sah ihn traum- 
umfangen an. 

Er aber — Angelo — hob ein paar Akkorde aus 
seiner Gitarre, und aus den Akkorden wurden 
leise, klarschwingende Töne, und aus den Tönen 


NOCH MEH 


VON STRY ZU 


Man unterhielt sich darüber, daß mutige Männer 
mehr Erfolg bei den Frauen haben als Feiglinge. 
„Ich will nicht widersprechen”, sagte Georg Dil- 
ler in Gegenwart seiner überaus hübschen und 
Jungen Frau, der er gleichzeitig zulächelte, „nur 
möchte ich noch hinzufügen, daß manchmal mehr 
als Mut dazu gehört, um bei einer Frau Erfolg zu 
haben, und dies besonders dann, wenn mehrere 
mutige Männer gleichzeitig um die Gunst einer 
Frau bemüht sind.” 

Und ohne sich lange bitten zu lassen, begann 
Georg Diller zu erzählen. 

„Es war an der Küste Dalmatiens, In einem be- 
kannten Badeort und in einem Sommer, der so 
schön und heiß war, wie schon lange Zeit kein 
Sommer mehr. Ein Junges Mädchen, nennen wir 
es Beate, verbrachte dort Ihre Ferien, aber nicht 
allein, sondern in Begleitung ihrer überaus wach- 
samen Tante. Ein kleiner Kreis junger, vergnügter 
Leute hatte sich um Beate gebildet und unter 
ihnen waren es gleich vier Männer, die Beate 
sozusagen bedingungslos Ihr Herz zu Füßen leg- 
ten. Bedingungslos, das heißt, in ihren Absichten 
so welt gingen, daß jeder von ihnen auf der 
Stelle bereit gewesen wäre, Beate zur Frau zu 
nehmen, wenn Beate ihm Ihr Jawort gegeben 
hätte. 

Aber Beate selbst wußte nicht einmal, wem von 
den vier Bewerbern sie den Vorzug geben sollte. 
Alle vier Männer gefielen ihr gleich gut, was ihr 
Äußeres betraf, und da Jeder bemüht war, sich 
auch In seinem Inneren Wesen nur von der besten 
Seite zu zeigen, konnte sie gegen keinen auch 
nur den geringsten Einwand finden. Auf diese 
Weise war Beates Urlaubszeit schon beinahe zu 


408 


eine Melodie, zu der seine Stimme sich erhob 
wie eine sphärenhafte Begleitung. 

Angelo sang. Nein, er war kein Virtuos, er war 
überglücklich verliebt in das schmale braune 
Holz, in das eine feine Hand zarte Rosen aus 
Holz geschnitzt und Bünde aus silbernem Wider- 
schein und Saiten aus hellem Grau gelegt hatte. 
Draußen aber in der sommerglühenden, sonnen- 
überglänzten Ebene strahlten die Farben auf, im 
Himmel und auf der Erde, und sie wurden präch- 
tiger mit jedem Ton, um den Angelo seine 
Gitarre bat, 

Dann war's zu Ende. Wie fürchteten wir's, dies 
Ende. Unser Beglücktsein, unsere Furcht verlang- 
ten noch mehr von ihm zu hören. Gleichgültig, 
daß nun der Zug wieder anfuhr, denn Angelo 
spielte — denn Angelo sang. 

Da — häßlich graues Dunkel Im Abteil, Ehe wir's 
uns bewußt waren, stand der Zug — unbarm- 
herzig. Angelo sah aufgescheucht aus seinen 
Tönen um sich: Sein Ziel, Der letzte Ton brach 
ab. Mit einer schnellen nervösen Behutsamkeit 
schmiegte er die kleine Gitarre in ihren Kasten, 
tiß seinen Koffer aus dem Gepäcknetz, warf den 
Mantel um und stürzte hinaus. Ohne Wort, ohne 
Gruß. Wir blieben zurück, Ein grauer Bahnhof mit 
jenem Geruch von Dampf und kühler Erde hatte 
Angelo aufgefrossen. 

Eine lächerliche Hast Jagte uns alle gleichzeitig 
zum Fenster. Kein Angelo — nur ein Ton seines 
alten Instruments hing noch wie ein Rest von 
ihm im bahnhofüberdunkelten Abteil. 

Die alte Dame schnäuzte sich aufdringlich. Die 
Junge Dame zerpreßte das nagelneue Buch unter 
den Fingern. Der Reisende konnte sich nicht ein- 
mal mehr mit Butterbroten auffüllen. Er hatte keine 
mehr. Ich wurde wieder zum weißen Mäuschen. 
Wir sahen aus wie gewaltsam verpustete Puste- 
blumen. Ja — so Ist das mit Engeln. Sie kommen 
auf einen einzigen Augenblick, Sie gehen und 
man darf sie nicht halten. Aber wer weiß — viel- 
leicht wären sie nicht so schön, wenn man sie 
länger betrachtete. E 


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Ende gegangen, ohne daß eine Entscheidung ge- 
fallen war oder sich auch nur anbahnte, was vor 
allem Beates Tante mit äußerster Unruhe erfüllte, 
„Morgen, wenn, wir unseren Ausflug. nach Italien 
machen, muß einfach endlich Klarheit herrschen!” 
verkündete sie Ihrer Nichte und begann sogleich 
zu überlegen, auf welche Welse, und sei es mit 
besonderen Mitteln, je Entscheidung herbei- 
geführt werden könnte. 

Und dann geschah es, am Morgen des nächsten 
Tages: 

Beate, ihre Tante und die vier Freunde befanden 
sich bereits auf dem kleinen Schiff, das sie über 
den Golf an’ die gegenüberliegende Küste brin- 
gen sollte und warteten auf die Abfahrt. Es gab 
einen erregenden Gesprächsstoff, den vor allem 
die vier Männer unter sich in aller Ausführlich- 
keit behandelten: Am Abend des vergangenen 
Tages war ein an der Küste Badender von einem 
Haifisch angegriffen und verletzt worden, Man 
denke sich: ein Haifisch in diesen Gewässern, 
wo noch niemals zuvor auch nur ein ähnlich ge- 
fährlicher Raubfisch gesehen worden warl Aber 
die Tatsache war durch einwandfreie Zeugenaus- 
sagen erwiesen, und die Badeverwaltung hatte 
sofort bis zur Beseltigung der schweren Gefahr 
ein allgemeines Badeverbot erlassen. 

‚Ich habe eine Ideel’ flüsterte Beates Tante 
plötzlich und zog ihre Nichte auf die Sei ‚Die 
Gelegenheit ist günstig: Wir werden deine Ver- 
ehrer sofort auf die Probe stellen, werden er- 
forschen, wer von ihnen dich am meisten liebt, 
dich mehr als sein eigenes Leben liebt!’ 

‚Mehr als sein Leben? Was hast du vor, Tante?’ 
fragte Beate erschrocken. 






















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409 


‚Du wirst Jetzt‘, begann die Tante zu erklären, 
„auf der Stelle diosen Ring von deiner rechten 
Hand in das Wasser werfen. Ich werde darauf 
schreien, über deine Unachtsamkeit, in der dir 
der Ring angeblich vom Finger geglitten Ist, 
klagen, und so die Aufmerksamkeit der vier Jun- 
gen Männer auf den Vorfall lenken, Derjenige 
nun von ihnen, der ohne zu zögern über Bord 
springen wird, um nach dem Ring zu tauchen, 
ungeachtet der Gefahr durch den gräßlichen Hoi- 
fisch, dieser Mann soll denn der Erwählte sein, 
soll nicht nur dein Jawort, sondern auch meine 
Zustimmung erhalten!” 

Auf die Klagerufe dor Tante kamen die vior jun- 
gen Mönner wie in einem Wettlauf horbel- 
gestürmt, 

Und ohne auch nur eine einzige Sekunde zu 
zögern, ohne auch nur Im mindesten auf die Ge- 
fahr durch den Raubfisch zu achten, sprang nicht 
nur elner, sondern stürzten sich gleich drei der 
Jungen Münner über Bord, in das Meer, um aus 
dem Wasser, das an dieser Stelle nicht sehr tief 
war, Beatos kostbaren Ring zu bergen. Nur ein 
einziger der vier Jungen Männer blieb stehen, 
vollkommen ruhig und gelassen, dachte auch 
nicht Im entferntesten daran, ins Wasser zu 
springen. 

Und dioser vierte der Jungen Männer war es 
dann”, schloß Georg Diller nach einer kurzen 
Pause seinen Beilcht, „der das Mädchen Beate 
zur Frau bekam.” 

Seine Zuhörer brausten förmlich auf in Worten 
der Enttäuschung. „Wir verstehen das nicht! Es 
Ist doch eine Ungerechtigkeitl Warum hat gerade 
der, dor ihn am wenigsten verdient hat, den Sieg 
über die anderen, die Mutigen, davongetragen?” 
„Ob dieser Vierte, wollen wir ihn ruhig den 
Sieger nennen, nicht ebenso mutig wie die drei 
anderen Jungen Männer war, wissen Sie ja nicht”, 
antwortete Georg Diller bereitwilligst. „Vielleicht 
konnte or seinen Mut nur nicht zeigen, ja, sicher, 
mußte er sogar darauf verzichten, ihn zu zeigen, 
weil er nämlich klüger, oder besser gesagt, 
geistesgogenwärtiger war, als die drei anderen, 
die Ins Meer sprangen. Sagte ich Ihnen nicht 





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eingang, daß manchmal mehr Mut dazu gehört, 
um bei einer Frau Erfolg zu haben? Also lassen 
Sie sich deshalb kurz die Lage darstellen, wie 
sio war, nachdem die drei Männer nach dem ver- 
lorenen Ring getaucht waren und einer von ihnen 
ihn auch wirklich gefunden hatte: Das Schiff, auf 
dem sich Beate, ihre Tante und der ‚Sieger‘ be- 
fanden, begann abzufahren, Es war ein von einer 
staatlichen Gesellschaft betiiebenes Passagier- 
schiff, das, ohne sich um Leute kümmern zu kön- 
nen, die freiwillig Ins Wasser sprangen, seinen 
Fahrplan auf die Minute genau einzuhalten ge- 
wohnt war, Und dieser Umstand, diese an und für 
sich gar nicht einmal bemerkenswerte Tatsache 
war es auch, die der vierte junge Mann bedacht 
hatte und die ihm, da er nun eine ganze Reise 
lang ohne Rivalen mit Beate allein war, den 
Sieg einbrachte. Abgesehen davon, spielte sich 
auch noch, was die Zustimmung der Tante be- 
traf, eine recht komische Szeno ab. Vielleicht 
hätten die drei ins Wasser Gesprungenen bel 
äußerster Eile das im Abfahren begriffene Schilt 
noch erreichen können. Aber so, wie sie waren, 
triefend vor Nässe, kein oinziges trockenes Fleck- 
chen am ganzen Körper mehr? Diese unglück- 
selige Sachlage mochte vor allem Beate An- 
gesichts der drei zum Auswinden nassen, in- 
zwischen wieder an den Strand gekommenen, 
nebeneinanderstehenden Gestalten auf eine recht 
schmerzlich verwirrende Weise zum Bewußlisein 
gekommen sein, denn sie fing plötzlich zu weinen 
an und fragte vollkommen ratlos ihre Tante: ‚Und 
wen soll ich jetzt zum Mann nehmen?’ 

Auch die Tante mochte im Innersten vor so viel 
Unansehnlichkeit, wie ein Mann sie bietet, der 
mit allen Kleidern am Leib triefend und frierend 
vor Nässe ous dem Wasser steigt, erschrocken 
sein. ‚Du weißt nicht, wen du nehmen sollst? — 
Hier, den Trockenen natürlich!’ Ja, das sagte 
sie, die gute Tante, Und wies dabei zomig auf 
mich. 

„So war es doch, nicht wahr, Beate?“ wandte 
sich Georg Diller, der diese Geschichte erzählte, 
lächelnd nun zum zweitenmel dirckt seiner jun- 
‚gen, hübschen Frau zu. 











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Seit dam Höflichkellswettbewerb ist man In Bor- 
lin sehr höflich geworden. Das Ist manchmal direkt 
erschütternd. Fahren da in einer Berliner Straße 
zwei Radfahrer zusammen und nun entwickelt 
sich folgende Unterhaltung: 

„Entschuldigung, aber ich bin dar Schuldigel” 
„Aber nein, ich selbsiverständlich ..." 

„erlauben Sie, wenn ich Ihnen sage, daß ich der 
Schuldige bin, dann bin ich os auch!” 

„So, das wollen wir doch erst mal sehen! Nehmen 
Sie das sofort zurück, sonst schlage Ich Ihnen die 
Knochen’ kaputt! Ich bin der Schuldige und de; 
mit bastal" 


In einer Gesellschaft, der Graf Bobby beiwohnte, 
kam man unter anderem auch auf die Tiere zu 
sprechen und Bobby brüstete sich, daß er Tiere 
riesig gern habe, 

Fragt ihn ein Gast: „Auch jene des Waldes?” 
„Und ob, und obI” beeilt sich Bobby zu ver- 
sichern, „es geht doch nichts über einen saftigen 
Rehbraton!" H. 


Der Diener meldet Bobby: „Herr Graf, ein Harı 
wünscht Sie zu sprechen!” 

„Sagen Sie ihm doch, ich wäre nicht zu Hausel” 
„Das habe ich bereits getan, aber er läßt sich 
nicht abweisen!” 

Meint Bobby: „Johann, mit Ihnen ist wirklich nichts 
anzufangen! Jetzt kann ich hinausgehen und es 
ihm selbst sagen!” H. 


Ein Reiter ohne Pierd in das Yiamin D ohne 
wine Mineralien. Darum soll man bei der Rachlilee 
wocbengung derch Visa D den Kalk nlemal: 
vergenen, 

‚Ans der Mappe dir Torpowwerkr, Kobr-Molhrim 





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Der Anreiz 


(R. Krlasch) 





„Kein Mensch schaut heute mehr nach hübschen Beinen!“ — „Ja, ja, Kalbshaxen sollte man haben!“ 


L’ incentivo: “Oggid nessuno guarda piö le belle gambe!,, — "Eh giä giä, bisognerebbe avere dei polpacci di vitella!,, 


411 


Die schöne Gegend - La bella contrada 





er 
— >> 


= 


{R. v. Hoerschelmann) 


SEI EL SI ne 
LEN EEE 


„Wohnen In diesem lieblichen Dörfchen gute Menschen?" — „Sehr gute, aber Eier krieg’ns trotzdem keine!‘ 


“Abita della buona gente In questo grazioso paesello?,, — "Buonissima; ma qul tuftavia non acchiapperal un solo uovol, 


HERRN CURTIUS’ ENTDECKUNG 


Wäre ich Mediziner, würde Ich sagen: Herr Cur- 
tius leide an hypertrophierter Differenzierungs- 
manie. Herr Curtlus nämlich entdeckt unentwegt, 
daß die Menschheit gewisse Werte in Bausch 
und Bogen mit einem Worte abtut, statt sie zu 
Hunderten von feinen ‚Zwischenwerten abzu- 
stufen. So entdeckt er beispielsweise neue Far- 
ben, neue Gerüche, neue Geschmackswerte und 
da er augenblicklich Che: diert, erwarte ich 
bestimmt, daß sein Name dereinst In der duft- 
schöpfenden Welt, vielleicht gar aber in der 
Nahrungsmittelindustrie einen guten Klang haben 
wird. 

Ach bliebe der Schuster doch bel seinen Leisten 
— vielmehr Herr Curtius bel der organischen 
Chemiel Statt dessen aber rief er mich gestern 
Abend an: „Kommen Sie auf eine Stunde zu mir, 
Ja? Ich muß mit Ihnen über eine neue Entdeckung 
reden.” — „Aber lieber Curtius“, entgegnete ich, 
„Sie wissen doch, daß ich von Chemie nichts, 
rein gar nichts verstehe — wäre es denn nicht 
besser, wenn Sie einen Kollegen?—" — „Ausge- 
schlossen! — Ich habe Sie Ja auch nicht als Ex- 
perten, vielmehr als den einzigen meiner Be- 
kannten gewählt, der vorurteilslos einer neuen 
Sache gegenüber stehen wird. Bitte machen Sie 
mir die Freude und kommen Sie. Ich erwarte Sie 
In einer Stunde,” 

Vorurteilsfrei zu sein habe Ich immer als ein Kom- 
pliment aufgefaßt, dem ich leider sehr zugäng- 
lich bin. 

Voll gespannter Erwartung also begrüßte ich 
Herrn Curtius — bedächtig führte er mich in sein 
Arbeitszimmer und bot mir zunächst einen Cock- 
tail an, dessen Zusammensetzung Ich erraten 
mußte. Nun, auf solcherlei versteh ich mich hin- 
länglich, und schmunzeind meinte der Entdecker, 
ich habe diese Prüfung wahrhaft summa cum 
laude bestanden. 

„Jedoch zur Sache’ fuhr er fort — „es handelt 
sich — Sie werden lachen — nämlich um Beine, 








VON HANS BRANDIN 


genauer gesagt um Mädchenbeine.” 

Ich muß wohl ein wenig verdutzt ausgeschaut 
haben, denn er hüstelte gezwungen. „Ja, Ja mein 
Lieber, nun müssen Sie zugeben, daß Sie nicht 
nur vorurteilslos, sondern auf diesem Gebiet auch 
Sachverständiger sind —” 

Er holte aus dem untersten Fach seines mäch- 
tigen Schreibtisches umständlich eine Mappe her- 
vor und begann zu dozieren: „las ich da doch 
vor einigen Wochen solch einen gemeinhin nutz- 
losen modernen Gesellschaftsroman, darin war 
von drei Jungen Mädchen die Rede, die schlecht- 
hin einfach als ‚blond‘, ‚brünett‘ und ‚schwarz‘ 
bezeichnet waren. Solch oberflächlich: trach- 
tungsweise mißfiel mir, können Sie das verstehen? 
Und da kam mir urplötzlich die Idee: Es geht 
nicht länger an, daß solch seichte Charakteri- 
sierungen nach Haarfarben, die sich in letzter 
Zeit immer mehr eingebürgert haben, weiter be- 
stehen bleiben. Hat denn die Frau kein anderes 
Merkmal, das uns Männer als charakteristisch an- 
spricht, als nur die — zudem stark modisch be- 
dingte — Haarfarbe? Eingehendes Studium der 
Fachliteratur in der Staatsbibliothek zeigte: Wie 
tausendfach vorgenommene Rundfragen namhaf- 
ter amerikanischer Zeitungen aufweisen, betrach- 
ten 71,4 Prozent aller Männer zuerst die Beine und 
dann das Gesicht einer Frau, Was also liegt 
näher, als daß in Wirklichkeit das männliche 
Unterscheidungsvermögen in der Struktur des 
weiblichen Beines weit ausgebildeter ist, als die 
mangelnde Begriffsdefinition dies vermuten läßt?“ 
Ich seufzte auf. Herr Curtius aber bemerkte dies 
nicht, denn er öffnete soeben umständlich die 
Mappe — es war, als begehe er eine sakrale 
Handlung. „Hier sehen Sie — von mir gezeich- 
net — von vorn, von der Seite und von hinten 
die 34 Grundtypen des weiblichen Beines, besser 
gesagt des weiblichen Wadenmuskels.“ — Ich blät- 
terte mit Vergnügen in den hübschen Zeichnungen. 
„Sie sollen darin nicht blättern”, sagte Herr Cur- 


412 





tlus streng. „Hören Sie zu: Die Schwierigkeit lag 
darin, nach welchem Gesetz die Benennung er- 
folgen sollte, In Anlehnung an die großen Mei- 
ster der bildenden Kunst — etwa: Das Tizian- 
Bein, das Praxiteles-Bein, die Boucher-Wade, das 


Holbein-Knie — oder aber unter Hinweis auf 
nationale Eigenheiten — etwa das deutsche, fran- 
zösische, Italienische Bein — oder unter Ver- 


gleich charakteristischer Formen — das Flaschen- 
Bein, das Lanzeit-Bein, das Komma-Bein? — Nun, 
zunächst einmal betrachten Sie in aller Ruhe die 
Zeichnungen und beachten Sie die wesentlichen 
Merkmale; die Art der Definition wollen wir dann 
später wählen, vielleicht bei einem Spaziergang?” 
Wir gingen eine Stunde spazieren, ich versprach 
sodann am nächsten Abend wiederzukommen, 
vielleicht würde Ich einen brauchbaren Vorschlag 
mitbringen — sodann verabschledeten wir uns. — 
Todmüde sank ich in's Bett. Vor meinen geschlos- 
senen Augen wirbelten lange, verlockende Mäd- 
chenbelne. Da läutete das Telefon. Unwirsch nahm 
ich den Hörer auf. „Bitte?” 

„Hier Ist Curtius” — ganz gebrochen klang seine 
Stimme. „Denken Sie sich, was passiert ist — 
wir haben doch die Zeichnungen offen liegen 
gelassen — ich habe in der Eile ausnahmsweise 
vergessen sie noch einzuschließen — meine Frau 
— wie ich nach Hause komme, waren alle ver- 
brannt. — Sie war sehr zormnig — sie sagte, so 
etwas sei ihr noch nicht vorgekommen — was 
mir denn einfiele, in meinen Jahren — ob ich 
wahnsinnig geworden sei — wie ich ihr denn 
vorkäme. Meine Zeichnungen —” Seine Stimme 
‚verriet, daß er dem Weinen nahe war. „Meine 
rein wissenschaftlichen Zeichnungen, die Arbeit 
langer Wochen, die Mühe durchwachter Nächte 
— meine Idee — alles vernichtet — —” 

Ich kondolierte. Er war untröstlich. Und wirklich: 
wieder einmal ist durch weiblichen Unverstand 
die Menschheit um eine segensreiche Entdeckung 
gebracht worden! — 


In letzter Minute 


0. U. £ngeinard) 





„Wie dumm, jetzt platzt der Strumpf und ich muß doch noch ausprobieren, ob ich Eduard 
besser mit süßem Lächeln oder einem bittern Zug um den Mund empfange!“ 


Nell’ ultimo momento: “Che fatalitä che la calza si smagli proprio adesso che devo 
provare se sia meglio accogliere Edoardo con un dolce sorriso o con un gesto d’ amarezzal,, 


413 


DIE STUDENTENWOHNUNG 


Herr Werner war nie im Leben auf das gekom- 
men, was man einen grünen Zweig nennt. Er hatte 
in seiner Jugend viele Jahre als verbummelter 
Student aus der Tasche seines Vaters gelebt. Als 
dies einmal ein Ende hatte, nährte er sich von 
gelegentlichen, kümmerlich bezahlten Arbeiten. 
Dann fand er endlich eine feste Stellung, in der 
er gerade noch dasLeben hatte, wie ein Schwim- 
mer, von dem eben noch die Nasenspitze aus 
dem Wasser herausragt. In dieser Stellung blieb 
er und wurde alt, wobei er jedoch manche Ge- 
wohnheiten der Studentenzeit beibehielt, Er 
pflegte zum Beispiel jeden Monat in der letzten 
Woche seine Uhr ins Leihhaus zu tragen und 
dann am Ersten des nächsten Monats wieder 
auszulösen, Er tat dies geradezu gern. Es war ihm 
eine Art Erinnerung an die gute alte Zeit, womit 
aber keineswegs ein Vorwurf gegen die neue 
Zeit ausgesprochen sein sollte, Denn auch neue 
Zeiten können gut sein. Nur merkt man es meist 
erst dann, wenn sie schon wieder vorüber sind. 
Diesmal aber holte er die Uhr schon einige Tage 
vor dem Ersten aus dem Leihhaus. Der letzte alte 
Onkel, den ernoch hatte, ein wohlhabender Fabri- 
kant, hatte ihn auf der Durchreise besucht und 
ihm beim Abschied zehn Mark in die Hand ge- 
drückt. Hierauf hatte Herr Werner sofort seine 
Uhr geholt und acht Mark neunzig, einschließlich 
Zinsen, bezahlt. Es waren ihm also eine Mark und 
zehn Pfennig geblieben. In einer Anwandlung 
von Leichtsinn beschloß er, diesen ganzen Betrag 
für ein fürstliches Abendessen auszugeben. Sol- 
cher Luxus war sonst nicht seine Gewohnheit. 
Aber es war nun einmal ein Glückstag, und die- 
sen wollte er in würdiger Weise beschließen. Er 
empfand wieder einen Hauch des alten studen- 
tischen Leichtsinnes, wie einst, als der Vater noch 
lebte und halb brummend halb lächelnd die Rech- 
nung doch Immer wieder ausglich. 

Es dämmerte schon. Er ging durch die Straßen 
und betrachtete Menschen, Häuser und Läden, 
wie er sie vor vielen Jahren betrachtet hatte, als 
er zum erstenmal in die Großstadt gekommen 
war. Halb unbewußt schlug er eine bestimmte 
Richtung ein, durchwanderte viele enge Gassen 
der inneren Stadt und stand plötzlich im geräu- 
migen Hofe eines großen alten Gebäudes. Es war 
der Neustädter-Hof, wo er In den ersten Jahren 
der Studienzeit gewohnt hatte. Da, unter dem fla- 
chen Torbogen, führte die breite Treppe hinauf 
in den dritten Stock. Dort waren die Fenster der 
großen Wohnung, die einst die Generalin Weeren- 
berg bewohnt hatte, eine alte, vornehme Dame, 
die ihn nur aus Gefälligkeit als Mieter in ihr 
Haus aufgenommen und mit liebevoller Güte be- 
treut hatte, Sie war nun schon lange tot. Wer 
mochte nun In den geräumigen Zimmern hausen? 
Wen beherbergte das alte, freundliche Studenten- 
kabinett, dessen Fenster In den jenseitigen Hof 
hinüber sah? Dort hatte eroft in das heimliche Le- 
ben des alten Hauses heruntergespäht und einmal 
im Frühling hatte ihm eine Unbekannte aus dem 
vierten Stockwerk einen kleinen Maiglöckchen- 
strauß ins offene Fenster geworfen. 

Eine unwiderstehliche Sehnsucht erfaßte ihn, seine 
alte Studentenwohnung wiederzusehen, und kurz 
entschlossen stieg er die Treppe hinan. Es war 
noch dieselbe Türe, nur nicht mehr so blank und 
glänzend. Auf einem Messingschild stand: Mathias 
Spring. Er läutete an, Vorerst war nichts zu hören. 
Dann nur ganz leise, vorsichtige Schritte, und 
wieder nichts. Er läutete nochmals. Beim Guck- 
loch spähte ein Auge durch einen schmalen Spalt 
und ‚eine Kinderstimme sagte: „Nix, 's war eh 
grad einer da.” 

„Nein, ich brauche nichts. Ich möchte nur etwas 
fragen.” Das Kind entfernte sich eilig trippelnd 
und er hörte es aufgeregt flüstern: „Vater, er will 
was fragen!” 

„Frag ihn, was er fragen will,” 

„Was wollen Sie denn fragen, he?” 

„Ich möchte nur, etwas aus der Vergangenheit... 
eine Auskunft... eine kleine Gefälligkeit... aber, 
Kleine, könnte nicht doch dein Vater einen Au- 
genblick kommen?” 

Abermals leise Besprechung. Dann meldete die 
Botin: „Sie sollen ein bissel warten. Er kommt 


VON BRUNO WOLFGANG 


gleich. Er muß sich erst die Hosen anziehen." 
„Ja, danke, ich warte schon.” 

Es dauerte ziemlich lange, Dann erschien erst beim 
Guckloch ein großes Auge und eine heisere Stimme 
fragte: „Sind Sie von der Steuer?” — „Nein.“ 
„Vom Bezirksgericht?” — „Nein.“ 

„Vom Arbeitsamt?” — „Nein. 

„Von der Hausverwaltung?” — „Nein.” 

Jetzt erst schien vom Berg des Mißtrauens das 
erste Sandkorn abzurleseln, eine Sicherheitskette 
rasselte, ein Schlüssel drehte sich kreischend, die 
Tür ging auf, Drin stand ein etwa vierzigjähriger 
Mann in einem alten, abgetragenen Anzug, der 
ihm viel zu groß war, Im Gesicht wucherten 
Bartstoppeln, die schon mindestens drei Wochen 
wuchsen, und über die Glatze liefen einige von 
der linken Seite im Anleihewege entnommene 
Haare. 

Herr Werner erklärte ihm in einigen Worten den 
Zweck seines Besuches, daß er nur das Kabinett, 
in dem er als Student gewohnt habe, sehen 
möchte, wenn es möglich sei.” 

Herr Spring hörte Ihm aufmerksam zu, dann sagte 
er gedehnt: „Ja, ja, möglich ist das schon... 
aber... oder ist der Herr vielleicht von einer 
Versicherung? Das wär wirklich schad um die Zeit.” 
Der Besucher versicherte, daß von einer Versiche- 
rung keine Rede sel. Das schien Herrn Spring 
wieder um einiges zu beruhigen. Das Vorzimmer 
war kaum zu erkennen. 
Ein großes Schaff mit trü- 
bem Wasser stand beim 
Fenster, zerbrocheneKin- 
derspielsachen lagen auf 
dem Boden herum und 
die Tür in den einstigen 
Salon war durch einen 
schadhaften Kleider- 
schrank verstellt. Die 
zur Küche führende Tür 
stand ein wenig offen 
und durch den Spalt 
guckten aufmerksam vier 
Kindergesichter, über- 
einander, wie die vier 
Bremer Stadtmusikanten. 
„Also das Kabinett möch- 
ten Sie sehen? Na ja, 
bitte sehr. Das kann 
man schon machen”, 
sagte Herr Spring und 
öffnete die Tür. „Ohal” 
fuhr er fort, dann rief er: 
„Paula, nimm das Zeug 
da weg!” Hastig kam ein 
langes, mageres Mäd- 
chenherbeigestürzt,stieg 
auf einen Stuhl und riß 
die Wäsche herunter, die 
im Kabinett auf kreuz 
und ‚quer gespannten 
Schnüren hing. Erst jetzt 
bemerkte Herr Werner, 
daß In der Ecke des Ka- 
binetts, wo einst das 
Bett gestanden war, ein 
ungewöhnlich großer, 
uralter Mann im Schlaf- 
rock saß und schlief. 
Herr Spring trug offen- 
bar seinen Anzug. 
„Das ist unser Onkel 
Franz“, sagte er mit 
sichtlichem Stolz. „Er Ist 
schon 89 Jahre alt und 
35 Jahre in Pension. Die 
Pension ist ja nicht groß 
und nach Rechten sollte 
er das Doppelte von dem 
kriegen, was er kriegt. 
Aber wenn wir den On- 
kel Franz nicht hätten, 
könnten wir alle mitein- 
ander nicht leben. Drum 
schaun wir so auf ihn, 
daß er’s gut hat. Früher, 
so lang er noch etwas 





414 


Ein Glücksfall - Un caso fortunato 


gesagt hat, hat er immer gesagt: ‚Ich will hun- 
dert Jahre alt werden. Wenn sie mir schon so 
wenig zahlen, sollen sie wenigstens lang zahlen.‘ 
Werner hörte kaum zu. Eine seltsame Rührung 
hatte ihn erfaßt und er sah durch den ärmlichen 
Hausrat dieses Raumes hindurch die alte sau- 
bere und gediegene Einrichtung, die das Stu- 
dentenheim einst so gemütlich gemacht hatte. 
Er fragte: 

„Haben Sie die Wohnung gleich nach der Gene- 
ralin Weerenberg übernommen?" 

„Was für eine Generalin? Vor mir, das heißt, vor 
dem Onkel Franz war der Schneidermeister Neto- 
pil hier. Der ist auch schon vor ein paar Jahren 
gestorben.” 

„Da ist wohl nichts mehr von den alten Möbeln - 
der Generalin vorhanden? Oder irgend ein An- 
denken?“ 

Jetzt glaubte Herr Spring den wirklichen Zweck 
des Besuches zu verstehen. „Sind Sie vielleicht 
von irgend einer Sammlung? Für die Wohltätig- 
keit oder für irgend einen Juxbasar? Aber wir 
haben gar nichts mehr. Ich bitte Sie, bei den 
heutigen Zeiten braucht jeder sein Glumpert 
selber.” 

„Ach nein, ich wollte nur meine alte Wohnung 
wiedersehen. Sie glauben nicht, wie teuer mir 
diese Erinnerungen sind. Ist nicht vielleicht auf 
dem Boden noch etwas zurückgeblieben?” 


(6. Brinkmann) 





„Denken Sie sich, lieber Meister, ich habe einen Rahmen 
gekriegt! — Malen Sie mir doch dazu ein passendes Bild...“ 


“Pensate un po’, caro maestro; ho pure ayuto una cornice! — 
Ebbene, dipingetemi un quadro che le convenga bene... 


Ein Aufleuchten des Verständnisses ging über 
das Antlitz des Herm Spring, „Ah; der Herr Ist 
vom Luftschutz, nicht wahr? Oh, da Ist bei uns 
alles in Ordnung. Die Kinder sind schon einexer- 
ziert wie die Rekruten. Passen Sie aufl Paula, 
Elly, Franzl, Poldi! Antreten! Ubung Nr. 2. Brand- 
bombe! Passen Sie aufl Passen Sie gut aufl Eins, 
zwei, Bum, Krach — Bombe durchs Dach — Hand- 
schuh auf die Hand — Schaufel, Kübel, Sand — 
Maske am Kopp — Laufschritt, Galopp! Das Ist 


Elfäffer Taverne 


Die Maid, die abends mir den Weinkrug reicht, 
Die morgens mich ins Bad geleitet, 

Die mittags mir das Mahl bereitet 

Und meine Lippen findet fanft und leicht, 


Sie ift ein Kind des Elfaß, herb und heiter, 
Mit breiter Bruft und blondem Haar. 

Sie gab mir ihre Hand, es war, 

Wie wenn Frau Nike fegnet ihren Streiter. 


Wie grantig wehrte ich den Segen ihr! 

Doch alles half nichts, da der Lenz mich lochte 
Und ihr Gefpräch, das niemals ftochte, 

Bald kam fie in der Nacht zu mir, 


Vom Münfter klang die zwölfte Stunde, 
Den Sichelmond ein Giebel ritt. 

Ein himbeerrotes Lippenpaar fich fpitt 
Und nähert fündig=füß fich meinem Munde, 


Um mir des Elfaß Erde darzubringen. 

Ich möcht die Fenfter Öffnen, möchte fingen 

Von diefer alten fchönen Stadt, 

Die Leib und Seele mir verzaubert hat, 
Hellmut DramwssTychfen 


von mir! So merkt man sich das Zeug besser. 
He, was sagen Sie?" 

Er schleuderte einen alten Schuh auf den Boden. 
Die Kinder schossen eine Weile geschäftig durch- 
einander wie eine Affenherde. Dann trugen sie 
mit gut gespielter Vorsicht die Bombe in die 
Mistkiste. 

„Nun?“ sagte der Vater stolz. „Fein gehts. Uns 
können alle Bomben den Buckel herunterrutschen.” 
„Verzeihen Sie, ich bin nicht vom Luftschutz, Ich 
wollte nur...” 

„Jetzt weiß ich schon. Sie wollen das Kabinett 
mieten. Um 25 Mark können Sie ’s haben. Den 
Onkel schieben wir schon ins Kammerl. He, Kin- 
der, antauchen!” 

„Halt! Nein, ich wollte nur die alten Zeiten...” 
„Also 20 Mark ohne Beleuchtung...” 

„Verzeihen Sie, nein, Ich...” 

„Oder wenn Sie nur als Bettgeher wollen, bitte 
sehr, Zehn Mark. Dann lassen wir den Onkel her- 
innen. Oder eine Mark fünfzig fallweise. Aber 
daß Ich nicht in irgend etwas hineinkomm, wenn 
der Herr vielleicht falsches Geld macht oder 
noch ärgeres.” 

„Was fällt Ihnen ein? Begreifen Sie nicht, daß es 
den Menschen im Alter zu den Stätten seiner Ju- 
gend hinzieht?” 

Nein, das konnte Herr Spring durchaus nicht be- 
greifen. Jetzt begann er den sonderbaren Be- 
sucher für einen ausgemachten Dummkopf zu hal- 
ten. Dummköpfe müssen gerupft werden. Das ist 
eine alte Lebensregel. 

„Je, dann zahlen Sie halt wenigstens eine Mark 
für die Besichtigung.” 

Darauf war Her: Werner nicht gefaßt, aber er 
fühlte, daß er hier der Schwächere sei. Er zahlte 
und entfernte sich mit einigen höflichen Dankes- 
worten, Noch auf der Stiege überholte ihn Paula, 
die zum Gemischtwarenhändler lief, um eine 
Flasche Bier und sonst noch etwas Gutes zu kau- 
fen. Die Nachtmahlsträumo Herım Werners aber 
zerrannen in nichts. 

Da er noch zehn Pfennig besaß, ging er wenig- 
stens zum nächsten Maronimann um vier Stück 


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Wie viele fängfı vergeliene Nryneivadungen fommen da 
mandhmaf wieder zum Worihein. Weiler ald man weiß, 
ift oft fr den Rranfbeitsfalt nelorat, 

Rum aber Tünftig erNi bie angebrodienen Badungen aufe 
braudıc, bevor eine neue getauft wird! 

Denn heute müflen Heilmittel zeitlos verwertet werben, 


au 
Wenn alle Died ernftlich bebenten, bekommt Icder @llyhos- 
calin; ber e4 braucht, 


Carl Bühler, Konstanz, Fabrik der pharm. Präpa- -_ 
tate' Silphoscaltn und Thyliat, 


Maroni. Dieser überflog ihn einen Augenblick 
mit seinem erfahrenen Verkäuferauge und er- 
kannte sofort, daß er hier einen Menschen vor 
sich habe, den man landesüblich „Wurzen‘ nennt. 
Er nahm also unter vielen freundlichen Worten 
zwei wurmige Maroni, die er für geeignete 
Kundschaft vorbereitet hatte, und mischte sie zu 
den beiden anderen. 

So hatte auch er einen kleinen Vorteil auf Ko 
sten des Idealisten, Herr Werner, und entsprach 
damit der allgemeinen Weltordnung, die nur dem 
Tüchtigen freie Bahn läßt. 


BRIEFE 


Ein Menfch hat Briefe und zwar fieben 
An fieben Mädchen grad gefchrieben. 
Er macht fie fertig, klebt fie zu, 

Trägt fie zur Poft voll Seelenruh, 

Hebt fie fchon an den Kaftenfchlit: 

Da trifft es jäh ihn, wie ein Blit, 

Ob er am End nicht fchroffes Nein 

Und füß erflehtes Stelldichein 

Den falfchen Mädchen zugeteilt? 

Der Menfch, verwirrt, nach Haufe eilt, 
Daß er die Briefe nochmals prüfe - 

Mein Gott, was das für Unheil fchüfe... 
Voll Angft reißt er Die Briefe auf - 

Und fchnauft aus Herzenstiefe auf: 

Sie find in Ordnung! Glückerfüllt 

Und forgfam er fie neu umhüllt 

Und trägt, frei von Getiffenslaften 

Sie wieder zu dem Reichspoftkaften. 

Wir müffen um die Wirkung bangen, 
Denn diesmal ift es fchief gegangen! 


Eugen Roth 








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John Bull geht die Luft aus 


Kiikh 


„Damned, ich kriege keinen Ton mehr von meinem schönen alten Welt- 
herrschaftsmarsch heraus! Ich glaube, mein Dudelsack ist undicht!“ 


A John Bull va mancando il fiato: **Maledizione! Non rlesco plü a cavar fuorl un tono della 
mia bella antica marcia "Dominio mondiale,! Credo che la mia cornamusa sia ormal porosa!,, 





(erien Schilling) 








Mönchen, 1. Juli 1942 
47. Jahrgang / Nummer 27 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 








Anglo-Sowjet-Abkommen 





„Die Hölle selbst hat ihre Rechte? Patto anglo-sovietico: „‚Anche |’ Inferno ha diritfl propri? 
Das find’ ich gut, da ließe sich ein Pakt Sarebbe bene, ch£ allora si potrebbe certo 
Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen?" stipulare un buon patto con Vol, signorl?,, 


(Goethe, Faust I. Teil) (Goethe, Faust, Parte 1.) 


Der Gärtner - Il giardiniere 









{R. Krlosch) 





2 








EIN MANN SIEHT SICH VON HINTEN 


Es mag Mönner geben, die ganz entzückt sind 
von dem, was sie sahen, wenn sie sich im Spiegel 
betrachten. Wir andern haben uns allmählich 
daran gewöhnt, daß os kein Willy Fritsch Ist, was 
da aus dem Glase uns anstarrt und so mißver- 
gnügt das betrachtet, was nach altem Überein- 
kommen als Ebenbild Gottes gilt. In dieser Hin- 
sicht sollte man eigentlich anspruchsvoller sein. 
‚Wenn man sich so täglich im Spiegel sieht, sagen 
wir mal morgens beim Rasieren, stumpft man 
allerdings allmählich ab, und es wäre ja auch 
nicht zu ertragen, jeden Morgen aufs neue zu er- 
schrecken. 

Aber es kommt ein Tag, da steht man in der 
Kabine seines Schneiders. In dieser Kabine sind 
allerlei Spiegel angebracht, in denen man nicht 
nur seine eigene Fassade in Lebensgröße, sondern 
auch die linke Seite und die rechte Seite und 
womöglich auch die Rückfront betrachten kann, 
Daran denkt man nicht, wenn man zu seinem 
Schneider geht. Während nun der Schneider den 
einen Ärmel, den er geräde angenäht hat, mit 
einem Schnitt, der mir immer durch Mark und 
Bein geht, vom Rumpfe haut, sieht man plötzlich 
jemand im Hintergrunde stehen, der einem den 
Rücken zukehrt. Zuerst achtet man des fremden 
Mannes gar nicht besonders, bis man auf einmal 
erkennt, daß dieser FremdlingBewegungen macht, 
die den unsern genau entsprechen. Nun Ist es 
leider nicht mehr schwer, zu der Erkenntnis zu 


Verlor'ne Liebesmüh' 


In fich verlunken fist am Rain ein Greis 
und grübelt über eine ernfte Sache, 

bei der auch er fich nicht zu helfen weiß 
tie jener einft zu Leipzig auf dem Dache, 


»Was war des Lebens Sinn und Inhaltt« - So 
befragt er fich und prüft's von vorn und hinten 
und kann doch more geometrico 

beim beften Willen keine Löfung finden. 


Des Dafeins Zirkel zu errechnen gilt's, 

ihn handfam ins Quadrat zu übertragen ... 

Das Herz drückt fie ihm ab mitfamt der Milz, 

die Quadratur des Greifes - fozufagen. 
Ratatöshr 


VON WALTER FOITZICK 


kommen, daß der fremde Mann mit einem selbst 
identisch ist. 

Kann sein, daß Willy Fritsch, um nur ein Beispiel 
zu nennen, mit seiner Rückseite zufrieden ist, aber 
ich muß es schon sagen, Ich muß es milde aus- 
drücken, unsereins ist es nicht. Ha, das bist du, 
denkt man. Sehr merkwürdige Figur! Man hatte 
sich den da doch eigentlich anders vorgestellt 
von hinten. Na, und wie der Kopf ihm auf dem 
Nacken sitzt! Imposänt ist das nicht. Übrigens 
Kopf, ist das nicht eine helle Stelle, nicht wahr, 
Sie verstehen schon? Von vorne sieht man sie 
eigentlich gar nicht. Man hatte sich so was Ähn- 
liches zwar schon gedacht, aber wer denkt immer 
an hinten, wenn er gewohnt ist, sich nur von 
vorne zu sehen. Die andern allerdings, die sehen 
einen auch von hinten, oft von hinten. — Da 


Irren ist menschlich 


Bei Generaldirektor Mikkelsen in der prunkvollen 
Kopenhagener Vorort-Villa ist Gesellschaft, die 
sich mehr durch Glücksgüter als durch die Gunst 
der Musen auszeichnet. Unter den Gästen ist 
auch der bekannte Kopenhagener Theaterdirek- 
tor Thorwald K., der gerade von den Erlebnissen 
seiner Truppe bei einer Tournee durch die dö- 
nische Provinz erzählt: 

„Die Dummen werden wirklich nicht ‚alle... In 
Nyborg spielten wir ‚Die Räuber. Als ich nach 
Schluß der Vorstellung die Kasse mit dem lokalen 
Kassierer abrechne, sagt dieser zu mir: ‚Dann 
waren 2 Freibillets für den Dichter..." — ‚Dichter, — 
welchen Dichter?‘ — ‚Vor Beginn kam ein Herr 
und sagte, er heiße Goethe, sei der Dichter des 
Stückes und wolle 2 Freikarten haben...” 
Schallendes Gelächter, das die Dame des Hauses 
mit der Bemerkung krönt: „Glänzend — wußte 
der gute Mann wirklich nicht, daß Goethe schon 
ein paar Jahrhunderte tot Ist...?” 

Leise lächelnd fährt der Theaterdirektor fort: „Ja, 
das Komischste an der Sache Ist ja eigentlich, 
daß das Stück nicht von Goethe, sondern von 
Schiller ist...“ 

Erneutes Gelächter, — wenn auch etwas gezwun- 
gener. Und die Tochter des Hauses, stolz, ihren 
Umgang mit Künstlerkreisen dokumentieren zu 
können, platzt heraus: 

„Na, der Schiller wird sich totlachen, wenn er 
das hört..." (Aus dem Dänischen — Interpress) 








418 


wird einem manches klar, und man begreift die 
vielen Mißerfolge, die man im Leben gehabt 
hat. Man hätte viel öfter mit dem Rücken gegen 
die Wand stehen sollen! Vielleicht beschließt 
mäncher in dieser Situatlon sogar, solches von 
jetzt ab zu tun. Es sollte überhaupt viel mehr 
Wände auf der Welt geben, gegen die man sich 
mit dem Rücken stellen könnte, Waren es nicht 
die alten Rittersleut oder die alten Griechen, die 
die Wunden im Rücken so scheuten? 

Man faßt sich mit der Hand an den Hinterkopf, 
dort wo es hell wird. Tatsächlich, man Ist os, wie 
der Spiegel zeigt. Also so sieht es aus, wenn 
man über die Straße geht und hinter einem, nun 
sagen wir mal Zarah Leander kommt. Ach, man 
wird recht bescheiden, wenn man so vor seines 
Schneiders Spiegel steht. 

Falls jetzt der Schneider fragt, ob er die Jacke 
noch zwei Zentimeter länger oder kürzer machen 
soll, möchte man ihm eigentlich antworten: „Lie- 
ber Meister, zwei Zentimeter werden den Kohl 
auch nicht fett machen.” Aber man muß sein Ge- 
sicht wahren, beziehungsweise seine Hinterseite, 
und deshalb fordert man ganz kategorisch, das 
Jackeit soll zwei Zentimeter länger oder kürzer 
werden. 

Es ist vielleicht doch ganz gut, wenn man jetzt 
nicht so oft zum Schneider kommt; bis zum näch- 
ston Mal hat man's dann wieder vergessen, wie 
man wirklich aussieht, 


Seh’ ich den Abend geh’n 


Sch" ich den Abend sch'n 
Am Hügel dort 

In brandrotem Schuh - 

Fällt hinter ihm 

Mit Silberklingen 

Das Himmelstor dann zu. 
Het, wie die Grillen fingen 
Vor meinen Knien im Gras! 


Es seht der Abend fort 

An einen fremden Ort, 

Ob doft die Grillen auch fingen, 
Wenn die Burfchen am Kornfeld fteh'n 
Und die Mädchen umfchlingen 

Und dem fcheidenden Tag 

‚Auf die blutrote Ferfe fch'n? 


Frit Knöller 


Roosevelts Meisterplan 




















„Gackern kann er wundervoll, nur schade, daß es wieder ein Windei ist, was er gelegt hat!“ 


Piano da maestro di Roosevelt: “Egli sa fare coccod& a meraviglia; peccato perö che non deponga di nuovo che un uovo d’ arial,, 


419 


Onkel Sam sorgt für die Seinen 


(Wilhelm Schulz) 





„Nur ruhig, Kinderchen! Die Teller sind schon da, nächstes Jahr bekommt ihr auch was zu essen!“ 


Lo zio Sam proyvede ai suoi: „Zitti, bambinelli, zitti! Eccovi giä I piatti; I" anno prossimo avrete anche qualcosa da manglare!,, 


420 


BADEFLIRT 


Skizze vonC.E. Helk 


Kurt Sellnitz war Schriftsteller. Er lieferte Beiträge 
für eine Reihe von Zeitungen und Zeitschriften, 
aber in der Hauptsache schrieb er sehr witzige 
kleine Hörspiele, die alle Sender gern brachten. 
Seine Arbeiten brachten ihm ein ständig steigen- 
des Einkommen, das ihm wohl erlaubt hätte zu 
heiraten, aber trotzdem war er immer noch Jung- 
geselle. ‚Nicht, daß er etwa nichts für die Welb- 
lichkeit übrig gehabt hätte. Im Gegenteil. Er 
knüpfte gern und leicht Bekanntschaften an, aber 
über einen kleinen Flirt hinaus waren diese noch 
nie gediehen. Die Rechte war eben noch nicht 
gekommen. 

Im August pflegte Sellnitz meistens ein paar Wo- 
chen an der See zuzubringen, Er tat das auch in 
diesem Jahre und lernte eine ganze Anzahl net- 
ter Junger Mädchen kennen, mit denen erschwamm, 
am Strande lag, tanzte und ein wenig flirtete, 
ohne daß sein Herz irgendwie stärker in Mit- 
leidenschaft gezogen worden wäre. 

Da, wenige Tage vor seiner Abreise — eine wich- 
tige geschäftliche Besprechung rief ihn dringend 
nach Berlin — traf er sie! — Zwei Tage mit ihr 
genügten, daß er sich über alle Maßen verliebte, 
Dabei wußte keiner der beiden des andern Na- 
men, Ja, Sellnitz wußte nicht einmal, in welchem 
der vielen Hotels sie abgestiegen war. Aber mor- 
gen mußte er abfahren, morgen würde er sich 
Ihr bekannt machen, morgen würde er sich er 
klären. 

Aber wer nicht kam am andern Morgen, war sle. 
Vergebens suchte Sellnitz den ganzen Strand, die 
Promenade ab; vergebens hielt er in sämtlichen 
Hotels Umschau; sie war einfach nicht aufzufin- 
den. Vielleicht Irgendeine Erkrankung, die sie 
zwang, das Bett zu hüten, Daß sie ohne ein Wort 
des Abschieds abgereist wäre, mochte er nicht 
annehmen. 

Aber dafür mußte er jetzt abfahren, ohne sie 
noch einmal gesehen oder gesprochen zu haben, 
Je, ohne nur ihren Namen zu wissen. Er haßte es, 
aber die Angelegenheit in Berlin war von äußer- 
ster Wichtigkeit ‘und unaufschiebbar. Nun, die 
Sache war In ein oder zwei Tagen zu erledigen 
und dann würde er eben einfach zurückkommen. 
Wie es aber so geht, dauerte es fünf Tage, ehe 
er wieder zurückkam, und dann war und blieb 
sie verschwunden. Anscheinend war sie in der 
Zwischenzeit abgereist. 

Er war höchst unglücklich und zerbrach sich den 
Kopf nach Mitteln und Wegen, sie ausfindig zu 
machen, Endlich glaubte er etwas gefunden zu 
haben. Er setzte sich hin, nahm allen seinen 
Grips zusammen und verfaßte ein wirklich witzi- 
ges und entzückendes kleines Hörspiel, dem er 
diese ganze Angelegenheit zugrunde legte. Ohne 
den Badeort direkt zu nennen, war doch so viel 
von ihm gesagt, daß jeder, der einmal dort ge- 
wesen, ihn — wenigstens seiner Meinung nach — 
unbedingt erkennen mußte, und zum Schluß hatte 
er. sehr geschickt seinen Namen und seine An- 
schrift in das Spiel hineingebracht. Sie mußte sich 
und -Ihn in dem kleinen Spiel erkennen, und 
konnte sich nun, wenn sie wollte, mit ihm in Ver- 
bindung setzen. 

Es machte ihm keine Schwierigkeit, das Hörspiel 
unterzubringen; mit großer Spannung sah er dem 
Tag seiner ersten Aufführung entgegen und mit 
noch größerer dem Briefboten am übernächsten 
Tage, dem frühesten Zeitpunkt, an dem vielleicht 
schon Nachricht von ihr da sein konnte. 

Er stand am Fenster um die Zeit, wo der Brief- 
bote zu kommen pflegte, sah ihn die Straße her- 
unterkommen und erwartete ihn an der Tür. Sein 
Herz schlug aufgeregt. Ja, der Mann hatte etwas 
für Ihn: 

Er händigte Ihm vierunddreißig Briefe aus. Alle, 
wie sich nachher ergab, von jungen Mädchen, 
die ihr Sommererlebnis im Seebade in seinem 
Hörspiel wieder erkannt hatten. 





Das apportierte Fräulein 





(Fr. Bllox) 





421 





La signorina apportata 








RATTENJAGD AUF HOHER SEE 


Zehn Jahre nach meiner ersten Fahrt mit dem 
„Seewoll“ feierte ich ein Wiedersehen mit Rio 
de Janeiro und plötzlich fand ich mich damit 
zurückversetzt in jene bewegte Zeit, als ich mit 
Kapitän Andersens „Seewolf” die Ozeane durch- 
fürchte... 

Damals, vor zehn Jahren, hatten wir in Kopen- 
hagen eine für Rio bestimmte Sorte eines 
scheußlichen Käses an Bord genommen. Kapitän 
Andersen tobte und fluchte In einemfort über 
die Ladung; er behauptete, sein stolzer „See- 
wolf“ würde diese stinkende Zumutung nicht 
überleben und mit Mann und Maus untergehen. 
Zwischendurch brachte er rührselige Geschichten 
von den großen Zeiten seines Schiffes, als es 
noch Opium, Sprengstoff für eine mexikanische 
Revolution, führende Mitglieder eines Eunuchen- 
kongresses, tote Malaien und falsche Goldbarren 
an Bord hatte. 

Während der ganzen Fahrt blieb die See ruhig 
und ohne jede Tücke, Schwankend und torkelnd 
bewegte sich lediglich Kapitän Andersen, der 
ununterbrochen schärfsten Branntwein trank, denn 
er fürchtete sich vor der Nüchternheit wie ein 
kleines Kind vor dem schwarzen Mann. 

Neben der Trunksucht besaß Kapitän Andersen 
noch einen Rattenkomplex. Jede freie Minute 
mußten wir zwischen dem stin- 
kenden Käse herumkriechen, um 
nach Ratten zu suchen. Leider 
brachten diese Jagden aber keine 
Abwechslung In die Eintönigkeit 
der Fahrt — der Käse schien nicht 
nur für die menschliche Ernäh- 
rung ungeeignet; nicht eine ein- 
zige Ratte ließ sich blicken. Da- 
bei fehlten uns Ratten damals 
mehr als alles andere, denn 
für jedes erlegte Exemplar 
zahlte Andersen eine halbe 
Krone in Form eines Getränkegut- 
schelnes.. 

Während der letzten Woche der 
Überfahrt — die Langeweile auf 
der mit Käse gefüllten Arche war 
durch nichts mehr zu überbieten 
— berief unsSteffens, der neben- 
her so eine Art Kantine führte, zu 
einer Beratung in seine ewig 
halbdunkle Giftbüude. Unter ge- 
heimnisvollem Getue nahm er 
uns alle möglichen Ehrenwörter 
ab und erklärte, daß auf dieser 
Fahrt noch alle Mann an Alkohol- 
mangel eingehen würden, wenn 
nicht bald etwas Entscheidendes 
geschehe. Wir waren natürlich 
gleicher Meinung. 
Triumphierenden Blickes zog Stef- 
fens jetzt eine kleine Blechkiste 
unter seiner Theke hervor, lüftete 
den Deckel ein wenig und er- 
klärte, der Inhalt dieser primiti- 
ven Schatulle sei für uns von 
ungeheurem Wert, Neugierig lug- 
ten wir durch den Spalt, und un- 
sere Herzen schlugen höher, als 
wir in dem Behälter eine ausge- 
wachsene Ratte rumoren sahen. 
Ohlsen, der kühle Rechner, faßte 
sich als erster, spuckte verächt- 
lich aus und meinte, was wir bei 
so vielen durstigen Seelen mit 
einer einzigen Ratte im Bonwert 
von einer halben Krone anfangen 
sollten, während Tödtleff, der 
früher Geschäfte mit einem Deck- 
hengst gemacht halte, sich er- 
kundigte, ob die Ratte trächtig 
sel, 

Steffens meinte überlegen lä- 
chelnd, wir sollten ihm die ganze 
Regie getrost überlassen. Er be- 
stimmte Johnson, die Ratte so- 
fort ins Jenseits zu befördern und 
dem Alten vorzuzeigen, Als John- 
son dem Kapitän'den entseelten 


L' inventore 





Der Erfinder 


VON KURT GROOS 


Nager auf den Tisch klatschte, war unser Alter 
ganz außer sich, er schrie und tobte und sah 
im Geiste schon die ganze Käseladung zerfressen 
und vernichtet. Er schmiß Johnson den Bon über 
die halbe Krone hin; anschließend riet er die 
Mannschaft zusammen. 

Wir mußten uns unter der Brücke aufstellen, von 
der der Alte eine flammende Rede hielt, In star- 
ken Worten ermahnte er uns, die Rattenjagd bis 
zur Vertilgung der letzten Bestie (diesen Aus- 
druck gebrauchte er wörtlich) fortzusetzen, hier- 
bei in der Rechten wild und aufmunternd den 
Block mit den Böns schwenkend. 

Gleich nach der Rede des Kapitäns kam der Akt, 
den wir vorausgesehen und befürchtet hatten. 
Der für derartige Vertrauensposten abgerichtete 
Steffens wurde bestimmt, den Kadaver über Bord 
zu werfen, um Jede Möglichkeit eines Doppel- 
inkassos von vornherein auszuschließen. 
Steffens führt das Kommando gewissenhaft aus 
-— uns allen ging ein Stich durchs Herz, als die 
Ratte in den Wellen des Ozeans verschwand, 
Nach diesem Akt trafen wir uns wieder bei Stef- 
fens. Steffens betrat die Gifibude etwas später, 
trug eine mokante Siegermiene zur Schau, griff 
in die rechte Hosentasche und holte — wir stan- 
den mit offenem Mund da — die eben in den 


„... und als Abfallprodukt erhalten wir grünliche Kristalle, 
die stark nach Gänsebraten riechen!“ — „Vielleicht ließe sich 
daraus ein Herrenparfüm herstellen?" 


e come prodotto d* immondezze noi ricaviamo dei cristalli verdastri che mandano un 
forte odore d'arrosto d'oca!,, — "Forse se ne potrebbe trarre un profumo per signori?,, 


422 





Ozean verfrachtete, noch triefende Ratte hervor. 
Mit verschmitztem Gesicht erzählte er, daß er 
vor Ausführung des Kommandos um den Schwanz 
des Nagers einen starken, langen Zwirnsfaden 
gebunden hatte, deren Ende seine Linke festhielt, 
so daß er die Ratte schnell an Bord ziehen 
konnte, sobald der Alte den Rücken drehte — 
ein Kunststück, das er noch oft zu wiederholen 
versprach, 

Während wir genießerisch einen von Steffens auf 
die kommenden Ereignisse kreditierten Brannt- 
wein schlürften, trockneten wir die Ratte auf der 
Heizung, damit der Kapitän nicht mißtrauisch 
werde, denn der Alte erkannte nur fangfrische, 
möglichst noch warme Ratten an. 

Bis Mitternacht kassierten wir 21'/z Kronen. Lei- 
der litt unsere Ratte etwas durch das häufige 
Aufklatschen im ewigen Ozean und durch die 
notwendige Trocknerei auf der Heizung; das Fell 
war nicht mehr ganz so schön. 


" Am kommenden Tag setzten wir das Spiel for — 


der Alte tobte jetzt auf einmal, weil wir keine 
Jungen Ratten fingen, und wir erzählten ihm, daß 
die Jugend sich In den Ritzen zwischen den Käse- 
stapeln verborgen halte. 

Nachmittags rief der Kapitän die Mannschaft wie- 
der unter der Brücke zusammen. Er hielt eine 
neue Rede und erklärte, daß je- 
dem von uns in Rio zwanzig Pro- 
zent Heueraufschlag ausgezahlt 
würden, falls das Schiff bis dahin 
vollkommen rattenfrei sei. Vom 
kaufmännischen Standpunktschlen 
ihm das wohl günstiger als die 
Auszahlung der Einzelhonorare, 
denn nach seiner Ansicht konn- 
ten ja schließlich noch Tausende 
von Ratten an Bord sein. In Rio 
sollte dann einer der ersten Kam- 
merjäger Brasiliens die Kontrolle 
durchführen — fand er den „See- 
wolf“ rattenfrei, mußte der Alte 
zwar tief in die Taschen greifen, 
doch war ihm die gerettete La- 
dung das gut und gerne wert. Am 
übernächsten Tag legten wir in 
Rio an. 

Zu Kapitän Andersens größter 
Überraschung fand der berühmte 
Kammerjäger nicht einen Ratten- 
schwanz ‚an Bord. Anstandslos 
zahlte der Alte das Aufgeld und 
mit viel Hallo und in prächtiger 
Stimmung trollten wir uns von 
Bord, 

Die zwanzig Prozent Aufgeld ver- 
taten wir noch in gleicher Nacht 
in teilweise recht leichtgeschürz- 
ter Gesellschaft. Erst gegen Mor- 
gengrauen wurden wir alle etwas 
melancholisch, denn die Damen 
und das Geld waren zerstoben, 
‚auch hatten wir brummende Schä- 
del; trotzdem war es eine herr- 
liche Nacht gewesen, 

Als wir etwas torkelnd in das 
blendende Licht des Morgens tra- 
ten, machte Steffens den Vor- 
schlag, auf den Zuckerhut zu fah- 
ren; alle waren einverstanden. 
Steffens trug noch immer die 
Blechkiste mit der toten Ratte bei 
sich, und wir beschlossen, der 
Ratte, unserer Wohltäterin, ein 
schönes Begräbnis an einem der 
paradiesischsten Flecken der 
Erde mit hinreißender Aussicht 
auf das ewige Meer zu bereiten. 
Ja, wir waren damals doch an- 
ständige, etwas weiche Kerle, 
Erst am nächsten Tag trafen wir 
wieder auf den wie wild toben- 
den Kapitän Andersen, durch den 
wir erfuhren, daß die ganze Käse- 
ladung während der Überfahrt 
von Maden aufgefressen worden 
war. 


(Magon) 


Heißer Sommertag 


{R. Kriesch) 





„Ach, Eduard, ich komm mir vor wie Eva im Paradies!“ 
„Ich muß sagen, ich hätt’ auch nichts gegen 'nen saftigen Apfel!“ 


Cocente giorno d’ estate: ‘Ah, Edoardo, a me pare d’esser Eva nel Paradiso!,, 
“Anch’ io devo dirti che non sarei affatto alieno da una succosa mela!,, 


423 


Erinnerung an eine südliche Reise 


Ricordanze d’ un vlagglo nel sud 


ERLAUSCHTES 


Die Sonne bleibt heut leider hinter Wolken. 
Weshalb sie das wohl grade heute tut? 

Du sollst nicht immer in der Nase polken! 

Jetzt trägt sie alltags schon den neuen Hut. 

Ich bitte dich, erzähl’ mir keine Märchen. 

Das ist das einzige Kleid von dir, das wirklich sitzt. 
Soll ich denn nun nicht mit zu Tante Clärchen? 
Wenn du so rennst, ist es kein Wunder, daß du schwitzt. 
Ich will von der Geschichte nichts mehr hören. 

Das hab ich dir schon zwanzigmal gesagt. 

Ihr sollt den Vater nicht beim Schlafen stören. 

Du hältst dein Maul, wer hat denn dich gefragt? 
Wenn ich so dumm wär, tät ich mich erschießen. 

Das hätte ich wahrhaftig auch allein gekonnt. 


Du brauchst den Schreibtisch wegen mir nicht zu verschließen. 


Kuck bloß mal, wie das Huhn sich in der Sonne sonnt. 
Warum grad ich, die soll doch selber laufen! 

Ich ging an deiner Stelle einfach nicht mehr hin. 

Ich denke gar nicht dran, das Bild zu kaufen. 


Jetzt hör schon auf, das hat doch wirklich keinen Sinn! 
PAULA SACK 





. Hermann) 


ERZIEHUNG 


VON JEND WALLESZ 


Nach seiner Rückkehr von der Hochzeltsreise aß das Junge Paar an diesem 
Tag zum erstenmal im eigenen Heim zu Mittag. Die Junge Frau hatte selbst 
die Küche besorgt, selbst alles eingekauft und den Tisch gedeckt. Jetzt 
brachte sie das Essen herein. Auch die Mutter der jungen Frau war zugegen, 
um ihrer Tochter mit guten Ratschlägen beizustehen. 
Während die Hausfrau die Suppe einschenkte, stand der Ehemann plötzlich 
auf und ging hinaus. Seine Frau rief ihm nach: „Wohin gehst du?” „Ich hole 
nur das Salzfaß.” Gleich darauf kam er damit zurück. Kaum hatte er aber die 
Türe hinter sich zugemacht, da fiel ihm der Salzstreuer aus der Hand und 
zerbrach auf dem Fußboden in Stücke, Die Junge Frau und die Schwieger- 
mutter blickten einander betroffen an, und auch der junge Mann machte ein 
düsteres Gesicht. Dann begann er seine Suppe zu löffeln. 
Jetzt wurde das Fleisch auf den Tisch gestellt. Der Ehemann stand wieder auf 
und ging hinaus. Seine Frau rief ihm ärgerlich nach: „Wohin gehst du denn 
jetzt wieder?” „Ich hole nur Wasser.” Er kam mit einem Krug Wasser und 
drei Gläsern aus der Küche zurück. Noch unter der Tür aber glitt ihm der 
Krug von dem Tablett herunter und zerbrach in tausend Stücke. Zwei mark- 
erschütternde Schreie, dann herrschten Grabesstille und Niedergeschlagenheit, 
Bei der Nachspeise stand der Ehemann zum drittenmal vom Tisch auf, aber 
seine Frau hielt ihn zurück: „Ich dulde nicht, daß du schon wieder hinaus- 
gehst. Was fehlt denn diesmal?” „Die Zahnstocher.” „Ich werde sie schon 
selber holen.” „Aber, liebes Kind, ich kann doch nicht zulassen, daß du 
deshalb aufstehst.“ Die Junge Frau tätschelte zärtlich die Hand ihres Mannes: 
„Wie lieb du bistl... Ich will aber die Zahnstocher doch lieber selber holen, 
sonst zerbrichst du mir am Ende noch das ganze Geschirr!” 
Während die Junge Frau draußen in der Küche den Behälter mit den Zahn- 
stochern suchte, sagte die Mutter gerührt zu ihrem Schwiegersohn: „Ich hätte 
niemals gedacht, daß du so zärtlich zu Elisabeth sein würdest.” „Ja, Mama, 
die Zärtlichkeit ist die beste Erziehungsmethode; denn hätte Ich heute das 
Salzfaß und den Wasserkrug nicht absichtlich zerbrochen, dann könnte Ich 
deine Tochter mein ganzes Leben lang bedienen. Und das wäre zu anstrengend.” 
(Aus dem Ungarischen von H. B. W.) 





424 


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425 


INPEEUFGFEZBEUERET 


Chicha Ist ganz gut. Cana ist noch besser. Jawohl, 
beides kann man trinken. Die eine Sache kommt 
vom Mais her, die andere vom Zuckerrohr. Es 
gibt Dinge, die besser sind als Chicha und Cana, 
bestimmt. Aber meistens hat man sie nicht. 

Ich muß zugeben, daß wir fast immer Cafia hat- 
ten. Chicha war auch da. Wir liebten das Zeug 
nicht besonders, nein, es ist eben doch "nicht 
jedem Gaumen zuträglich, Sie können es glauben. 
Zuweilen geschieht es, daß der Mensch ein Ge- 
lüst hat auf Dinge, die ganz welt entfernt von 
ihm sind, an die er nicht heran kann, die er für 
Geld und gute Worte nicht erhält. Handelt es 
sich dabei um Getränke, dann kann es vorkom- 
men, daß so ein Mensch recht niedergeschlagen 
wird, daß sich seln Gemüt verdüstert, daß nicht 
viel mit ihm anzufangen Ist, 

Man sollte alles aufbieten, um einen Menschen 
vor solch einem Zustand zu bewahren. Oft aber 
kann man das nicht, Oft kann man ihm wirklich 
nichts weiter geben als Cafia oder gar nur Chicha. 
Das Ist betrüblich, 

Wir hatten während der einen Regenzeit nur 
Cana, Und die Stimmung war entsprechend. Wir 
lungerten herum, waren gereizt, dachten an das, 
was wir nicht hatten, Und das schien uns köst- 
licher zu sein als der saftigste Asado, der uns 
reichlich zur Verfügung stand, 

Ab und zu war der Händler Jacopo, ein gerisse- 
ner Levantiner, zu uns gekommen und hatte uns 
Getränke in schlanken, runden, kantigen, gedrun- 
genen und auch anders geformten Flaschen ge- 
bracht. Für viel Geld. Aber jetzt kam Jacopo 
nicht. Jetzt, während der Regenzeit, saß er sicher 
irgendwo fest. 

Dafür aber kam Ramon aus der Hauptstadt zu- 
rück. Und wir rechneten stark damit, daß sein 
Erscheinen unsere Stimmung heben würde. Denn 
— das war ja klar — er mußte viele Flaschen 
mitbringen. Den Auftrag dazu hatte er. 

Also: Ramon kam. Er brachte allerhand mit, aber 
nicht eine Flasche, die er auf den Tisch stellte. 
Die Enttäuschung war groß. Und ich sagte zu 
Ihm: „Wie kannst du es wagen, mit leeren Hän- 
den zu kommen! Du weißt doch, wie es bei uns 
aussiehil’ 

Ramon lachte: „Pass’ auf, was ich dir sage: wir 
werden den Jungs etwas geben, was ihren Le- 
bensmut mächtig hebt. Und wir werden reich da- 
bei, Ich sehe nicht ein, daß so einem Jacopo 
alles Geld in die Taschen fließen soll! Wir wer- 
den hier einen Laden aufmachen, einen Handel 
beginnen und uns die Dankbarkeit aller Caballe- 
ros sichern!” 

„Willst du mit trinkbaren Flüssigkeiten handeln?” 
fragte ich mißtrauisch. „Warum hast du denn 
da nichts mitgebracht?” 

„Ich habe etwas viel Besseres mitgebracht! Ein 
Rezept habe ich mitgebracht aus der Hauptstadt! 
Und ein paar Kleinigkeiten, die wir brauchen, um 
die Mischungen herzustellen!” 

„Mischungen?” 

„Jal Mischungen! Hast du noch nichts davon ge- 
hört, daß die besten Sachen zustande kommen, 
wenn man Verschiedenes zusammenmischt?” 
Doch, davon hatte ich gehört. Aber ich hatte 
noch immer kein rechtes Zutrauen zu Ramons 
Projekt. Es kam mir doch etwas zu phantastisch 
vor. Ein paar Flaschen mit bunten Etiketten, mit 
farbigem oder auch farblosem Inhalt wären mir 
lieber gewesen. 

Noch am Abend des Tages, an dem Ramon zu- 
rückgekommen war, begannen wir mit der Ver- 
wirklichung seiner Pläne. Wir machten aus dem 
kleinen Lehmrancho, den wir beide bewohnten, 
einen Laden, einen Salon. Der sei, meinte Ra- 
mon, das Wichtigste, Ich konnte das nicht ein- 
sehen. Aber ich half tapfer mit. 

Am andern Tage packte Ramon endlich seine 
Koffer und Kisten aus, die er mitgebracht hatte. 
Es erschienen da silberglänzende Mischbecher, 
gläserne Gefäße aller Formen und Größen, Päck- 
chen, Schachteln und auch Flaschen. Ramon war 
mächtig stolz auf all den Kram und duldete es 
nicht, daß ich eine Kostprobe aus der einen oder 
anderen Flasche nahm. 

Er gab mir den Auftrag, Cafa und Chicha in gro- 


VON KONRAD SEIFFERT 


Ben Mengen heranzuschaffen. Ich tat es. Und ich 
wunderte mich darüber. Denn diese Getränke 
waren gar nichts Sonderbares. Sie hingen uns 
zum Halse heraus, ich sagte es wohl schon. 

Und dann kamen wir zum Mischen. Ich weiß 
nicht, lieber Herr, ob Sie schon einmal Cafa und 
Chicha zusammengegossen und getrunken haben. 
Nein? Tun Sie’s nicht. Es ist nicht zu empfehlen. 
Es entsteht da ein Getränk, das nichts, garnichts 
wert ist. Es ist schade um ihre Arbeit. 

Ramon aber goß Cafia und Chicha zusammen. Ich 
sah ihm zu. Ich lächelte verächtlich, Und dann 
tat er ein paar Pulver in die Mischung, Pfeffer 
war dabei und verschiedenes andere, Er zog die 
Augenbrauen hoch, machte ein ernstes, ein wür- 
diges Gesicht, tat aus drei oder vier Flaschen 
noch je ein paar Tropfen in die Mischung, schüt- 
telte alles heftig und mit Ausdauer durchein- 
ander, goß die Flüssigkeit in ein Glas und sagte 
feierlich: „Trinke, und du wirst ein neuer Mensch 
werden!” 

Ich trank. Ich wurde kein neuer Mensch. Die 
Augen tränten mir. Es dröhnte In meinem Kopf, 
Meine Hände zitterten,. Ich fing an zu schwitzen. 
Meine Kehle war eine einzige Wunde. Ich 
schnappte nach Luft. In meinen Ohren knallte es 
entsetzlich. Ich sank auf eine Kiste. Ramon stand 
dabei und sah sich meinen Zusammenbruch zu- 
frieden mit an. 

„Was, zum Teufel”, stöhnte ich endlich, „ist das 


SOMMERGLUÜCK 


Von Marla Daut 


Mit einem Gänschen geh ich heut fpazieren 
im frühen Morgentau. 

Wie ift es nett, mit Ihr fo zu flanieren 
durch Wiefen, Flur und Au! 


Sie ift fo jung, faft wie der junge Tag - 
Sie liebt mich fo - 
mas das noch werden mag? 


Ein Spielzeug ift fie, wie man fich's nur träumt, 
fie it fo rund, 
fo zärtlich weich befläumt. 


Genug! - Wir fteigen froh durchs frifche Gras; 
ich atme tief und fchau, 
fie finst fich was. 


Woher hat fie die liebe Melodie? 

Mir ift fo wohl, mir ift fo gut wie nie. 

Und all’, was ich ihr zeige, ift ihr neu: 

das blühende Rifpengras, das erfte Fuder Heu. 


Sie ftapft fo gläubig neben mir einher 

als wär ich Weißgottiwas und Weißgottiver .. . 
- Gemwiß, man fühlt fich angenehm erhöht 

und ftaunt, tie fo ein Gänschen das verfteht. 


* 


Es ift wohl doch fchon der Inftinkt der Raffe 
beim Federvich - ıwie bei der Menfchenklaffe. 
Bedenke drum in beiden Fällen, Hans: 

aus jungen Gänschen mwächft heraus die Gans! 
Im erftern Fall entfteht der Gänfebraten - 

im zweiten ift nur dringendft abzuraten! 


426 


für ein Gift? Bist du wahnsinnig geworden?” 
Ramon lachte: „Na, mein Lieber, ist das das Rich- 
tige? Oder etwa nicht?“ Dabel nahm er das Glas 
— es war ein großes Glas — und goß sich den 
Rest der Flüssigkeit in die Kehle, Und zu meiner 
Freude ging es ihm genau so, wie es mir ge- 
gangen war. Wir saßen beide nebeneinander auf 
der Kiste, 

Als Ramon zu sich gekommen war, röchelte er: 
„Es ist noch nicht die richtige Mischung. Ich muß 
da doch etwas falsch gemacht haben. Der Mu- 
latte in der Hauptstadt, von dem ich das Rezept 
habe, hat mir etwas zu trinken gegeben, das 
einen neuen Menschen aus mir gemacht hatte, 
einen völlig neuen Menschen! Ich muß welter 
probieren!” 

Ramon mischte bis zum Abend hin. Ich half ihm 
dabei. Ich trank die Mischungen, Ramon trank 
auch. Aber neue Menschen wurden wir dabei 
nicht. Am Abend konnten wir uns nicht mehr auf 
den Beinen halten. Wir sahen grünlich aus im 
Gesicht, Sprechen konnten wir nicht mehr. Ein 
großer Teil unserer Cafia- und Chichavorräte war 
verbraucht. 

Am nächsten Morgen arbeitete Ramon welter. 
Und wahrhaftig, lieber Herr, er kam dahinter! Er 
fand die Mischung heraus, zu der ihm in der 
Hauptstadt ein Mulatte das Rezept verkauft hatte, 
Ein Mulattel 

Wir stellten fest: es konnte kein Zweifel sein, wir 
hatten das Getränk, das einen neuen Menschen 
schuf. Es sah gelb bis rot aus mit grauen und 
grünen Flecken auf der Oberfläche. Und ich muß 
sagen, daß ich mich wirklich wie neugeboren 
fühlte, als Ich das erste Glas hinterkippte, 

Das Zeug brannte mir in der Kehle, wie alle Mi- 
schungen vorher. Es trieb mir das Wasser in die 
Augen. Es hob mir den Magen ganz hoch. Es 
war, als sause mir ein zentnerschwerer Hammer 
auf den Schädel. Ich ging in die Knie und mußte 
mir einen Halt suchen mit beiden Händen. Ich 
konnte gar nicht schnell genug das leere Glas 
hinstellen. 

Aber danach, danach, lieber Herr, kam die Neu- 
geburt. Ein Gefühl von Kraft, ein Strom neuen 
Lebens rann mir durch die Adern. Das Herz wurde 
mir weit, die Brust leicht. Ich sprang wie ein 
Junges Zicklein. 

Wir hatten bis zum Mittag hin viel probiert, der 
Ramon und ich. So etwas strengt an, Und wir 
hielten es für richtig, daß wir uns! von unserer 
Arbeit erst einmal ausruhten und mit der Eröff- 
nung des Ladens bis zum Abend warteten. 

Am Abend begann der Ausschank. Ramon nannte 
sein Getränk schlicht „Capillo”. Ja, so hieß der 
Mulatte in der Hauptstadt, der ihm das Rezept 
verkauft hatte. Ich hätte gern einen andern Na- 
men gewählt, einen längeren und schwierigeren. 
Denn ich dachte an die Arbeit, die hinter uns 
lag. Aber Ramon meinte, Schlichtheit sei immer 
zu empfehlen, und die Jungs müßten Gelegenheit 
haben, den Namen auch dann noch auszuspre- 
chen, wenn sie schon neugeboren seien. 

Sie kamen alle, sobald sie hörten, daß unser 
Laden geöffnet war. Sie kauften, probierten, tran- 
ken. Sie bekamen Wasser in die Augen. Ihr Ma- 
gen hob sich ganz hoch. Ich sah, wie der Ham- 
mer auf Ihre Schödel niedersauste. Sie gingen in 
die Knie. Sie suchten mit beiden Händen nach 
einem Halt. Sie konnten nicht schnell genug das 
leere Glas los werden. Und manche gingen in 
Trümmer. Manche Gläser. 

Danach kam dann die Neugeburt. Und Ich muß 
sagen, lieber Herr, daß das Leben In der Mitte 
so vieler neugeborener Männer nicht ganz ein- 
fach war. Denn sie sprangen nicht nur wie die 
Zicklein durchs Gelände, nein, sie rissen uns auch 
das Dach unseres Ranchos herunter. Die Schei- 
ben konnten sie uns nicht einschlagen, Es war 
nur ein Fenster da, und das hatte keine Schelbe 
mehr. 

Wir verdienten gut bei dem Geschäft. Die Bur- 
schen warfen das Geld nur so hin. Sie fragten 
nicht nach dem Preis des Getränks, das wir Ihnen 
vorsetzten. Und auf größere Geldscheine gaben 
wir nichts heraus. Wozu denn auch? 

Bis gegen Mitternacht war ein lebhafter Betrieb 


Britannien-USA.-UdSSR.-Allianz 





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{Erich Schiiling) 


„Wir wollen uns ja nur immer dick und voll fressen, dann sind wir ganz friedliche Tiere!“ 


Alleanza Britannia-USA.—UdSSR.: ““Noi altri glä non vogliamo che divorarci 
vicendevolmente a crepapancia, per poi essere animali pacificissimi!,, 


vor und in unserm Laden, Und am andern Mor- 
gen ging das Geschäft weiter. Vier Tage ging es. 
Am Nachmittag des denkwürdigen vierten Tages 
standen nur noch zwei Mauern unseres Hauses. 
Alles andere lag in Trümmern. Das hing eben mit 
der Neugeburt zusammen. Ramon sagte: „Es 
macht nichts. Wir haben Geld. Wir werden ein 
Hotel bauen!“ Ramon und ein Hotell 

Aber nun trat etwas ein, woran wir hätten denken 
müssen, woran wir aber nicht gedacht hatten: 
Ramons Vorräte aus der Hauptstadt gingen zu 


Ende. Uns blieb nichts weiter übrig, als Cana 
und Chicha zu mischen und Pfeffer, viel Pfeffer 
in das Getränk zu tun. 

Aber Sie glauben es vielleicht nicht, lieber Herr: 
so ein Bursche, der unsern Zaubertrank gekostet 
hatte, merkte den Schwindel, Es erhob sich ein 
großes Geschrel. Wir sagten ehrlich, ja, der Stoff 
sei zu Ende, die Caballeros möchten sich ein 
paar Tage gedulden, wir würden aus der Haupt- 
stadt alles heranschaffen, was wir zu der Mi- 
schung brauchten. 


427 


Sie hörten nicht auf uns, schrien „Schlebungl“ und 
wollten immer wieder neu geboren werden. Wir 
aber, der Ramon und ich, wir waren keine Hexer. 
Und well wir das nicht waren, rissen sie die bei- 
den stehenden Wände unseres Hauses auch noch 
um, zerschlugen uns den ganzen Läden, ließen 
nichts heil, zündeten an, was brennen konnte. 
Ach, es war nur ein klägliches Feuerchen. Aber 
daß all unser Geld elend mitverbrannte, das war 
nicht schön. Nein, lieber Herr, keinen Peso hatten 
wir retten können! 


Aussichtslose Diskussion - Discussione Inestricabile 


(Key) 





„Werter Herr, das können Sie sich doch an Ihren vier Krallen abzählen!" 


"Preglato signore, Vol potete contarlo sulle vostre quaftro granfiel,, 


SEGELREGATTA 


VON KNUT OVING 


Das Segeln ist ein herrlicher Sport. Im letzten 
Sommer mietete ich also ein Segelboot. 

„Eine ausgezeichnete Jollel” versicherte mir der 
Bootsverleiher. Was Ich anfangs auch glaubte. 
Bis ich entdeckte, daß „Nea” leck war und sich 
schwer segeln und steuern ließ. Aber als der 
große Bootsfreund, der Ich bin, gewann ich „Nea” 
trotzdem sehr lieb, und ihre schlechten Eigen- 
schaften blieben ein Geheimnis zwischen uns. 
Schließlich spricht man ja auch nicht gern dar- 
Über, daß man sich anschwindeln ließ. 

Meine Freunde, die Brüder Jönsson, beide Jung- 
gesellen, hatten sich ebenfalls ein Boot zugelegt. 
Eines von jener Bauart, die man hierzulande 
„Badewanne” nennt, Mit ganz flachem Boden, 
sind diese Boote vorn spitz und hinten rund, 
doch, wird Ihnen ein Segel aufgesetzt, sehen sie 
ganz gewandt und ordentlich aus. 

Eines Tages forderten Jönssons mich auf, am 
nächsten Sonntag mit meiner „Nea” gegen sie 
und ihre „Dora“ zu einer Wettfahrt anzutreten. Um 
kein Spielverderber zu sein, nahm ich die Heraus- 
forderung an. Ich stiftete sogar als Ehrenpreis 
eine Silbervase, die ich eigentlich meiner Frau als 
Geburtstagsgeschenk zugedacht hatte. 

Der Sonntag kam — ein Tag mit Sonnenschein 
und lauen Winden. Pünktlich erschienen die Ge- 
brüder Jönsson mit Ihrer „Dora“ am Startplatz. Sie 
hatten die Badewanne voll mit jungen Mädchen 
beladen, ich dagegen brachte nur zwei Kamera- 
den aus dem Turnverein mit. Ich protestierte hef- 
tig gegen die ungleiche Belastung der Boote. 
Schließlich erklärten sich Jönssons bereit, etwas 
von Ihrem zaı Ballast abzulassen, worauf nun 
Jedes Boot eine Besatzung von fünf Personen hatte. 
Der Start vollzog sich ohne nennenswerte Zwi- 
schenfälle. Sobald das Startzeichen gegeben war, 
das In dem Geklingel einer alten Weckeruhr be- 
stand, glitt die Überlastete „Dora” langsam voran. 





Nicht minder schwer beladen folgte ihr „Nea”, , 
die sich zu meinem Ärger viel langsamer fortzu- 


bewegen schlen, als die verpönte Badewanne. 
Das Hin- und Herkreuzen auf das in der Ferne 
winkende Ziel begann. Als die Boote nun aber 
Ins offene Fahrwasser hinausgerieten, steigerte 
unsere „Nea” auf einmal ihre Geschwindigkeit 
und strebte wie ein stolzer Schwan dahin. 

Näher und näher kamen wir unseren Gegnern, 
deren überlegenes Grinsen auf einmal starr und 
starrer wurde und schileßlich ganz erstarb. 

Bald lagen die Boote auf gleicher Höhe. Sie 
näherten sich in bedrohlicher Weise einander. 
Rasch holte ich das „Taschenbuch für den Sonn- 
tagssegler” hervor und las aufgeregt unter dem 
Stichwort „Kollision“ nach, 

Ich versuchte es nun — wie In dem Buche vor- 
geschlagen war — mit einer Steuerbordsgier, um 
backbordseits an der gegnerischen Jolle vorbei- 
zukommen. 


Unglücklicherweise saß eines der Mädchen auf 
dem Steuerknlppel — ein anderer Platz war In 
dem überfüllten Boot nicht vorhanden — und 
drei Sekunden später war der Zusammenstoß ein 
vollendi 'aktum. 

Geistesgegenwärtig warf der Jüngere der beiden 
Jönssons den Proviantsack, der an Bord geführt 
wurde, dazwischen. So wurde der Zusammenstoß 
‚der beiden Boote gemildert. Nicht aber der unserel 
Es entbrannte hin- und herüber ein lebhai 













Seeröubergefecht aus, 
Als die Boote sich nach einigen bewegten Mi- 
nuten wieder trennten, war es Jönssons gelun- 
gen, sich unser Steuer anzuelgnen. Wir aber, die 
wir entschlossen waren, den Kampf um 
Preis siegreich zu bı wußten uns zu 
fon. Wir setzten einfach eine Ruderkelle als Ste 










aus! Schon hatten wir einen klaren Vorsprung 
von anderthalb Bootslängen herausgeholt. Bloß 
hundert Meter trennten uns nun noch vom Ziel, 
das aus einem Holzpfosten bestand, der unweit 
des Ufers eingerammt und auf dem der Sieges- 
preis aufgestellt war. Es galt also, als Erster dort 
anzulegen und die Silbervase sich anzueignen. 
Diese an sich etwas merkwürdige Art der Preis- 
vertellung war ein Vorschlag der Herren Jöns- 
son. Zu spät entdeckte Ich, was für ein Schaber- 
nack dahintersteckte. Das Wasser war nämlich an 
jener Stelle so seicht, daß es eine Unmöglichkeit 
war, mit der „Nea” dorthin vorzudringen, Die 
Badewanne „Dora“ schien dagegen für dieses 
Fahrwasser wie geschaffen zu sein. 
Fünfzig Meter vor dem Ziel lief unsere „Nea” auf 
dem morastigen Grund auf, Geräuschlos glitt 
einer meiner Bootskameraden über Bord und 
versuchte heimlich, durch Schieben nachzuhelfen, 
‚Aber schon waren Jönssons heran und bald lag ihre 
„Dora” zwischen uns und dem heißumkämpften Ziel. 
Da faßte Ich einen ebenso verzweifelten wie 
kühnen Entschluß. Ich sprang Über Bord, um das 
Ziel teils schwimmend, tells watend zu erreichen. 
Angespornt durch die begeisterten Zurufe mei- 
ner Bootsgefährten, strebte ich unter der Losung: 
alles für den Segelsport und die Silbervasel — 
ungeachtet des Morastes darauflos, 
Bald lag ich wieder auf gleicher Höhe mit denGeg- 
nern und passierte trotz Ihrer lebhaften Bemühun- 
gen, mich durch Bootshaken und Ruderkellen dar- 
on zu hindern, die Längsseite ihres Bootes. 
Greifbar nahe lag das Ziel vor mir, als plötzlich 
der ältere der Brüder Jönsson, von wildem Ehr- 
geiz gepackt, mit weitem Hechtsprung gleichfalls 
ins Wasser sprang und mir nachstrebte. 
Wir erreichten das Ziel zu gleicher Zeit. Und es 
entspann sich ein wildes Handgemenge, in des- 
sen Verlauf die Siegestrophäe Silber- 
vi mit lautem Plumps Ins Wasser fiel. 
Wer die Vase endgültig bekommt, wann und auf 
welche Weise sie herausgefischt werden soll, das 
steht noch nicht fest. Belde Bootsmannschaften 
haben Protest eingelegt. Ich gebe die Hoflnung 
aber nicht auf, daß meine Frau die Silbervase 
doch noch bekommt! Denn für sie war sie ja 
ursprünglich bestimmt. 

(Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 




















0 Sauer) 





„Jetzt hab'n S' doch recht g’habt, daß as Wetta schö’ bleibt, Frau Huber!" — „Ja, mel’ Mann 
sagt aa Immer: ‚Schö' bist net, Apollonia, aber auf dein Rheimathismus kann ma' si’ verlass'n!'"* 


"Adesso, signora Huber, avete avuto pur raglone, che il tempo resta bello 





„Eh sl; mio marito 


dice sempre: "Bella non sei, Apollonia; ma sul tuo reumatismo si pud cerlo aver fidanzal,,, 


428 


Der Krankenbesuch 


(K. Halligenstoudt) 


„Ich wollte grad aufstehen, Fritz, ich fühl’ mich schon wieder ganz gesund!“ 
„Wie schade, Cläre, nichts kleidet dich so gut wie ein Kopfkissen!“ 


Visita all’ ammalata: „Volevo proprio alzarmi ora, Fritz, ch@ mi sento giä completamente ristabilita!,, 
“Oh che peccato, Clara! Null’ altro ti sta si bene che un guancialel,, 


429 





TAGEBUCH EINES HÄHNCHENS 


An einem Sommertag 

Jeden Morgen, jeden Morgen muß ich um die- 
selbe Stunde aufstehen — und singen. Singen, 
singen, singen. Nie, daß ich einmal ausspannen 
kann, nicht einmal sonntags. Und ich würde so 
gern einmal ausschlafen, bis Mittag — oder we- 
nigstens bis um zehn... 

Stimmt schon — hinterher habe Ich Ja nichts zu 
tun: ich könnte den ganzen Tag schlafen — — 
aber ich bin so nervös! Wenn Ich einmal wach 
bin, kann ich nicht mehr schlafen. Und außerdem 
ist immer so ein fürchterlicher Lärm um mich: 
Kinder mit Reifen und Kreiseln, trappelnde 
Pferde und grunzende Schweine und gackernde 
Hennen, alte Weiber, die den ganzen Tag nichts 
tun als gackern 
Ein Hundedaseinl.,, 





Zweiter Sommertag 

Es sind auch junge Hennen da, neckische, kleine 
Dinger! Ich glaube, sie bewundern mich. Die 
alten sagen zwar Immer, ich sel ein eingebllde- 
ter Gockel — aber die jungen bewundern mich. 
Oh, die weibliche Jugendl.. 

Es Ist nicht wahr, daß ich mir etwas einbilde. Und 
wenn Ich es täte — was wäre schon dabei? 
Ich bin der einzige Hahn des ganzen Hühnerhofs! 
Ich könnte es mir leisten. Mein Vorgänger war 
viel eingeblldeter als ich. Und doch nicht halb 
so fesch, Ich habe schöne, in vielen Farben 
schillernde Federn — — seine waren nur grau. 
Einen schmutzig-grauen Anzug trug er — tagaus, 
tagein. Ich — ich sehe aus, als ob immer Sonn- 
109 seil 


Dritter Tag 

Heute ist eine Junge Dame angekommen, viel- 
leicht zur Kur. Sie Ist ganz anders als die anderen: 
ein herrliches rotes Hütchen trägt sie, und ein 
dunkelbraunes Kostüm dazu — und die anderen 
sind alle eifersüchtig. Ja, die Frauen! 

Die Neue ist’oin wenig schüchtern, aber das steht 
ihr gut Eine Alte hat sie gleich zur Begrüßung 
mit dem Schnabel beaibeltet Empörendl Es gibt 
nichts Häßlicheres als alte Weiber. 


Vierter Tag 
Die Neue sieht mich immer so traurig an.. 


Fünfter Tag 
Immer noch... 


Sechster Tag 

Heute habe Ich sie angesprochen. Sie antwortete 
nicht — aber errötete bis zu Ihrem kleinen roten 
Hütchen. Vielleicht ist sie In mich verliebt. Viel- 
leicht 


Siebente: Tag 

Ich habe sie noch einmal angesprochen. Aber 
sie antwortete ausweichend, Erst sprach sie vom 
Wetter, dann fragte sie mich, ob es wohl Zer- 







ZEISS IKONTAG.D 








PHOTO:KRINO-FILM-PROJERTION-FILM- PHOTO 


Die Zeiss Ikon Cameras wahren den guten Ruf ihres Hauses auch in Zeiten 
einer gesperrten Liefermöglichkeit. Ihre hohen Leistungen halten das Bewuft 
sein für ihren Wert und den Wunsch nach ihrem späteren Besitz lebendig. 
RESDEN- 


ED M-PROJERTION-FILM:PHOTOX 


VON PETER REIMANN 


streuung hier gebe. Hm, das Ist nun mal so, wenn 
man verliebt Ist und gern stundenlang mit dem 
Geliebten sprechen möchte, aber nicht weiß, 
was man sagen soll, Die anderen sind wahnsin- 
nig eifersüchtig! Die Ottllie (das ist die kleine 
Weiße) hat mir sogar eine Szene gemacht! Die 
Neue stand in einiger Entfernung und schaute 
ostentativ wo anders hin. Sie ist gebildet. 


Achter Tag 
Wenn ich doch nur einen Spiegel finden könnte! 


Neunter Tag 

Heute haben wir uns von Kunst, vor allem von 
der malerischen Gestaltung von Ostereiern, un- 
terhalten, Fast den ganzen Tag. Das Essen ver- 
gaßen wir ganz darüber! Wir kommen uns Inner- 
lich kolossal schnell näher! Morgen stehe ich 
früher auf als sonst und singe ihr eine Arle aus 
dem Troubadour. Ganz allein für sie! 


Elfter Tag 

Gestern war ein schwarzer Tag für mich. Beim 
hohen € bin Ich steckengeblieben! Dieses blöde 
Weibervolk lachte natürlich den ganzen Tag 
darüberl... 

Und die Neue schämte sich offenbar für mich. 
Sie sah mich den ganzen Tag nicht an. 

Heute früh schlich ich mich leise zu ihr und hackte 
sie sanft in den Hals. Beinahe wäre sie ohnmäch- 
tig geworden! Dann fiel sie mir in die Arme. In 
einer dunklen Ecke küßten wir uns zum ersten- 
mal. Sie ist so jung und knusprig... 

Hm... 


Zwölfter Tag 

Wir sind glücklich. Die anderen kümmern sich 
überhaupt nicht mehr um uns. Sie sehen, es ist 
zu spät. Wir lieben uns. 

Sie sagte: „Du sollst der Vater meines ersten 
Ei's sein..." 


Dreizehnter Tag 

Sie haben einen anderen Hahn gebracht, Er Ist 
größer als ich, aber nur ein ganz kleines Stück- 
chen. Wir haben gleich unsere Kräfte gemessen. 
Ich hinke ziemlich, auch habe Ich gar keine 
Schwanzfedern mehr, Und mein Kamm ist ganz 
blau und geschwollen... Aber ihn habe Ich erst 
zugerichtet! Der läuft herum wie ein Invalide mit 
‚den vielen Federn, die er verloren hatl... 

Die Neue — meine Braut — sieht mich gar nicht 
an heute. Sie gönnt mir Ruhe nach dem Kampf. 
Sie gibt sich mit dem anderen ab — er tut ihr 
scheinbar leid Nun ja, es ist der Frau zu eigen, 
daß sie Barmherzigkeit übt... 


Fünfzehnter Tag 
Die Treulosel Die Weiber sind doch alle gleichl.. 


Achtzehnter Tag 


Ich will gar nicht mehr leben. Wenn Ich ein ver- 
giftetes Korn finde, verübe ich Selbstmord. 







DUMHERIRGBLTES 


Neunzehnter Tag 


Der Bauer hat mich angeschaut und gesagt: „Der 
gibt ein gutes Brathähnchen ab.” 

Was ist das — ein Brathähnchen? 

Großer Gott, was Ist das?.. 

Sie sind alle so nett zu mir, als ob sie Mitleid 
hätten, Allein der Neue und die Treulose drücken 
sich irgendwo in einer Ecke herum und beachten 
mich nicht, Na, ich werde es ihnen beweisen! 
Ich werde mutig, männlich in den Tod gehen... 


Zwanzigster Tag 


* 
Frühlingsgewitter 


Die dürftigen Kastanienblüten 
erglänzen im flüchtigen Licht, 

wie's ängstlich vorm üppig verfrühten 
Gewitter das Düster durchbricht. 


Die zärtlichen Zweige der leichten 
Stämme verschweben im Grau 
der regenschleiererweichten, 
warm atmenden Himmelsau. 


Zu Füßen der bräutlich verträumten 
Bäume brütet es grün, 
als müßten dem schlummerversäumten 
Rasen Smaragden entsprühn. 

RICHARD VON SCHAUKAL 


* 


MEIN FREUND JOHANNES 


Martin waı krank. 

So kräftig und robust er sich sonst immer zeigte, 
bei der kleinsten Erkältung schon glaubte er, es 
gehe auf Leben und Tod So lag er auch Jetzt Im 
Bett und klagte uns, die wir Ihn besuchten, seln 
Leid. 

„Und die Sonne scheint so herrlich”, Jjammerte er. 
„Es wäre doch wirklich hart, wenn ich bei so 


schönem Wetter vonhinnen gehen müßte,” 
„Mach dir man keine Sorgen, Martin“, sagte Jo- 
hannes, „das Barometer fällt schon wieder.” 

2. Bieger 











heilt 
Alles-Kitt 


Alles-Kitt mit Alubronze oderGipsoder Kreide zu 


einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein 





vorzügl. Ditongemittel für defekte Kodtöpfe uw. 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0 Nuckelj 





An der X-Straße arbeiten französische Kriegs- 
gefangene neben einigen einheimischen Werk- 
tätigen. Es ist sehr heiß und alle haben nur Hemd 
und blaue Arbeltshosen an. Die Gefangenen legen 


ein „Arbeitstempo“ an den Tag, nicht zum Zu- 
schauen, so gemütlich machen sie sich's. — Der 
etwas stark belelbte Privatier Wallmoser kommt 
auf einen Spaziergang an der Arbeitsstelle vor- 
bei, betrachtet eine Weile sinnend den Betrieb 
und kommt Immer mehr ins Kopfschütteln, je 
länger er zusehen muß. Als nun gar so ein exo- 
tisch aussehender, schwarzgelockter und brauner 
Bursche eine Flasche Bier, die er am Randstein 
hinterstellt hatte, aufnimmt und zum Trinken an- 
setzt, kann sich Wallmoser nicht enthalten, zu 
brummeln: „A Viecherei, wie sich’s die Herren 
Brissonniee guat gehn lassen”, und dann den „Bris- 
sonniee” direkt anzumurren: „Ha? Nix trawalje, 
musje? Ha?” Der Bursche setzt mit einem verwun- 
derten Seitenblick auf Wallmoser die Flasche vom 
Munde ab und sagt: „Schleich dil Wampater 
Uhul” — 


Die Straßenbahn hält. An der Haltestelle verab- 
schieden sich, um einzusteigen, drel Damen von 
etwa einem halben Dutzend Bekannten, können 
vor lauter: „Also schönen Gruß...” und „Gell, 
dann am Montag...” usw. nicht fertig werden und 
hören kaum auf das ungeduldige Läuten des 
Trambahnführers, der endlich herausplaizt: „Kruzi- 
türken, wollts Jatzt einsteig'n oder netl Herrgott- 
sakrament nochamall” Etwas pikiert und In nervö- 
ser Hast straucheln die drei in den Wagen, als er 
im Wegfahren Ist. Die sehr Junge Schaffnerin, sehr 
höflich: „So, wohin bitte?” Die eine der Damen 
zum Trambahnführer: „Sie, nehmen Sie sich ein 
Beispiel an der Schaffnerin, Sie...“ Darauf der 
Trambahnführer: „Ja, wissen S’, die hat gestern 
erscht ogfangt und kennt sich no net aus mil'm 
Publikum. Müassen S’ scho entschuldigen, die 
lernt’s scho no.” I.N 











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0) 


Svolta negli USA.: “Oh che bellezza! Jimmy ha ritrovato Il caff@ che nol avevamo gettato giü un anno fal,, 


432 


Mönchen, 8. Juli 1942 
47. Jahrgang / Nummer 28 30 Pfennig 


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Östlich von Marsa Matruh 


(€. Thöny) 











u = ler PEDER: 





„Mir tut nur der arme Churchill leid, es ist doch sicherlich keine 
Kleinigkeit, unsere Niederlage wieder in einen Sieg umzudrehen!® 


Ad est di Marsa Matruh: *Mi displace soltanto per quel poveracclo di Churchill. Non & certo una bagattella voltare di nuovo la nostra sconfitta In una vittorla 


Atelierbesuch V - visita di studio V 





James Ensor begegnet seinem alten Modell 


(0. Nückel), 





Die Kunst, Kartenkünstler zu kurieren 


Der Spezialist In Kartenkunststücken, der sich nach 
einer Partie Tarock listigerweise des Kartenspiels 
bemächtigt hat: 

„Haben Sie schon einmal Kartenkunststücke ge- 
sehen? Ich werde Ihnen mal ein hübsches zei- 
gen, Nehmen Sie sich eine Karte, und ich werde 
Ihnen dann sagen, was für eine Sie genommen 
haben.” 

„Irgendeine?” 

„Ist es gleich, welche Farbe?" 

a 

„Und von welcher Sorte?” 

„Ja, Ja. Nehmen Sie doch endlich eine.” 

„So, warten Sie mal; ich nehme das — Pik-ABl" 


Das Bubenneft 


In eines alten Birnenbaums Gezweige 
War unfer grünverftecktes Sommerneft. 
Oft faßen wir noch bei des Tages Neige, 
Umfirrt von dem Gezirpe und Gegeige, 
‚Genoffen unfre Jugend wie ein Felt. 


Im Laube hing der Sonne Goldgeflimmer 

Und tropfte nieder in der Freunde Haar. 

‚Am moos’gen Stamme fpielte fchön der Schimmer, 
Ein kleiner Vogel fang und fang noch immer, 
Weil. auch fein Herz erfüllt von Jubel war. 


Im Dörferumhreis friedefames Klingen 

Der Heimrufglocken durch den Abend drang. 

Ein kühler Wind fchien nächtgen Gruß zu bringen. 
Dem Bubenneft entwehte helles Singen, 

Indes die hohe Krone leife fchwang. 


Hermann Sendelbach 


„Nein. Ich meine doch daß Sie eine Karte aus 
dem Spiel nehmen sollen.“ 

„Ach so, aus dem Spiel herausnehmen! Jetzt ver- 
stehe ich. Geben Sie mir die Karten. Schon gut, 
Ich habe eine.” 

„Haben Sie eine gezogen?” 

„)8, Herz drei. Wußten Sie es?” 

„Nein, Sie dürfen es mir doch nicht sagen. Sie 
verderben Ja alles. Jetzt, versuchen Sie es noch 
einmal. Nehmen Sie eine Karte heraus.” 

„Schön, ‚Ich habe eine.“ 

„Stecken Sie sie wieder Ins Spiel,zurück. Danke. 
(Mischen, mischen, mischen, abheben — trium- 
Phierend:) Das Ist sie, nicht wahr?“ 

„Ich weiß es nicht, Ich habe nicht aufgepaßt.” 
„Nein, nein, Sie müssen sie sich ansehen und 
merken.” 

„Ich soll also die Vorderseite ansehen?” 

„8, natürlich! So — jetzt nehmen Sie eine Karte.” 
„Schön, ich habe eine, Jetzt weiter!” 

(Mischen, mischen, mischen, abheben.) „Sagen 
Sie mal, haben Sie sie etwa nicht wieder rein- 
gesteckt?” 

„Aber nein, ich habe sie behalten.” 

„Hören Sie jetzt mal zu: Sie — nehmen — eine 
Karte — nur eine — sehen — sie — sich an — 
dann legen Sie sie zurück — verstanden?” 
„Vollkommen. Nur verstehe ich nicht, wie Sie so 
etwas Überhaupt fertig kriegen. Sie müssen un- 
geheuer geschickt sein.“ 

(Mischen, mischen, mischen, abheben.) „Da haben 
wir sie. Das ist Ihre Karte, nicht wahr?” 

„Nein, das ist nicht meine Karte.” (Eine glatte 
Lüge, aber der Himmel wird sie dir verzeihen.) 
„Nicht die Karte?! Einen Augenblick mal. Warten 
Sie — aber sehen Sie zu, daß Sie es diesmal 
richtig machen. Mir gelingt dieses verdammte 
Kunststück sonst jedesmal. Ich habe es meiner 
Mutter, meinem Vater und Jedem gezeigt, der zu 


434 


James Ensor incontra il suo vecchio modello 


uns kommt. Jetzt nehmen Sie eine Karte, (Mi- 
schen, mischen, abheben — auflegen.) Das Ist 
Ihre Karte.“ 

„Nein, es tut mir leid, Das ist nicht meine Karte. 
Wollen Sie es aber nicht noch einmal versuchen? 
Bitte. Vielleicht sind Sie ein bißchen aufgeregt — 
ich fürchte, Ich habe mich etwas dumm angestellt. 
Sie müssen nach Hause? Ach, wie schade. Esmuß 
ein ganz famoses, kleines Kunststück sein. Gute 
Nachtl” Hans B. Wagensell 


Wegelagerer 


Herren gibt es und auch Damen, 
die mit Fangnet oder Hamen 
an der Straßenkreuzung ftehn 
und dafelbft nach Beute fpähn. 


Auch In Vorortsbahnhofshallen 
find fie mir fchon aufgefallen, 
wo fie, um fich anzufchmier'n, 
einen Klebftoff fezernier'n. 


Masgft du noch fo fchlau dich minden, 
einen Seitenpfad zu finden, 
fchließlich zappelft du doch ftets 

in dem ausgelpannten Net. 


Und nun regnet’s ohn’ Ermüden 
Klatfch und hagelt Platitüden, 
bis du facht zu Brei zerläufft 
und in felbigem erfäufft. 


Denn - weiß Gott, es it zum Flennen - 
hohler Kopf und Schweigenkönnen 

find einander allemal 

umgekehrt proportional. 


Oft hat uns das fchon verdroffen. 
Darum: Mut und durchgeftoßen! 
Schneidet, prügelt, fchlachtet fie 
kraft Deo horror vacuil 


Ratatöchr 


Kavalier von gestern 


‚(Karl Amold) 





























„Entschuldigen Sie, bitte, ist dieser Stuhl noch frei?“ 
„Dös seng’ S’ do’, da brauchn $’ do’ net extra höflich sei’! 


Cavaliere d'ieri: "Scusate! ... Prego! ...E libera questa sedia?,, — “Eh, non lo vedete? ... A che tanti' complimenti exira?,, 


MEIN FREUND JOHANNES 


Johannes sollte Vater werden. Schon viele Tage 
war er recht ängstlich und nervös gewesen, aber 
nun, als er seine Frau In der Klinik abgeliefert 
hatte, war es wohl ganz schlimm. Jedenfalls fürch- 
tete er sich davor, alleine zu sein und kam, ob- 
wohl es tiefe Nacht war, zu mir. Bleich und un- 
ruhig lief er im Zimmer auf und ab. 

„Wenn nur alles gut geht“, stöhnte er. „Ich habe 
der Schwester gesagt, daß sie gleich hier anrufen 
soll, Warum tut sie es denn nur nicht?" 

„Leber Johannes, das geht nicht immer so schnell 


mit einer Geburt“, redete Ich ihm zu. „Nun sei mal 
ganz friedlich. Deine Frau ist doch so ein gesunder 
Kerl. Da wird bestimmt alles klar gehen.“ 

Da schrillte das Telefon. Johannes riß den Hörer 
hoch und sprudelte gleich los: „Frau und Kind 
gesund? — Wieviel wiegt es? — Wann kann ich 
kommen? — Danke schön!” 

Dann hängte er an und ließ sich mit einem er- 
lösten Seufzer in einen Lehnstuhl fallen. Ich gratu- 
lierte ihm herzlich. 

„Junge oder Mädchen, Johannes?" 

„Weiß ich nicht,” 

„Aber das ist doch das wichtigste. Das möchte 


485 


man doch gerne wissen!‘ rief Ich. „Danach muß 
man doch fragen!” 

„Ach so, Ja. — Natürlich. — Aber ich denke doch, 
daß man das mit der Zeit auch schon selber mer- 
ken wird”, sagte Johannes, 


„Ach ja, Kinder haben es doch besser als wir Er- 
wachsenen”, sagte Johannes ernst, „So mit dreißig 
Jahren muß man doch auf vieles verzichten lernen. 
Manches, was Kinder haben, hat man dann mel- 
stens nicht mehr.“ 
„Woran denkst du zum Beispiel, Johannes?” 
fragte ich, — „An Großeltern“, sagte Johannes. 
Jürgen Bleger 


W.C. der Unglücksbote 


(ken Schilling) 


„Goddam, da ist er ja schon wieder, der Klabautermann!“ 


W.C. quale messo di sciagura: “Goddam! Eccolo lä di nuovo l'Infausto folletto!,, 


436 





Der Zauberer - L’ammaliatore 


(K. Rössing) 





DER WILLKOMMENE GAST 


VON TITO COLLIANDER 


Nie bin Ich so überschwenglich willkommen ge- 
heißen worden, wie damals, als ich zu der klei- 
nen Landstelle meines Vetters Rudolf kam. Da 
war zunächst Rudde selbst, groß und kräftig und 
breitschultrig, dann unser gemeinsamer Freund 
Fridde, ein zäher, kleiner Sportsmann, und ein 
Forstmeister, der als Ludde vorgestellt wurde — 
wir duzten uns sofort. 

Sie klopften mir auf die Schulter, rleben sich die 
Hände und lachten und glucksten vor Vergnügen. 
Welch glücklicher Stern führt dich hierher? Wie 
kommst du auf eine so glänzende Idee? WIll- 
kommen, willkommen, willkommen! 

Sie sprangen mit beiden Füßen gleichzeitig und 
ließen mich keinen Augenblick allein, und wäh- 
rend der hastig aufgedeckten Willkommensmahl- 
zeit bedienten sie mich, als wenn ich ein Fürst 
vom Brahmaputra gewesen wäre, 

Ich wunderte mich über diese unerhörte Dienst- 
willigkeit und über die Begeisterung, die meine 
Ankunft anscheinend erweckt hatte, hatte hin 
und wieder ein schwaches Gefühl, als ob Irgend 
etwas dahinter stecken müßte. Und Tatsachel 
Kaum hatte ich mir nach der Mahlzeit den Mund 
abgewischt, als Rudde seinen Blick in meinen 
versenkte und mit dem Ilebenswürdigsten Lächeln 
fragte: „Du splelst doch Brldge?” 

Dre| Paar Augen waren auf mich gerichtet, ge- 


spannt, flehentlich, gleichzeitig drohend, als woll- 
ten sie sagen: Gott gnade dir, wenn du dich 
welgerst, es geht dir schlecht, mein Freundl 

Aber Ich antwortete wahrheitsgemäß: „Natürlich 
habe Ich Bridge gespielt — vor ungefähr zwan- 
zig Jahren. Und da schien es mir ziemlich lang- 
wellig. Aber vielleicht kann ich mich an die 
Spielregeln erinnern, wenn es darauf ankommt. 








riefen sie alle und einstimmig. Drei Finger 
wiesen auf mich. u bist unser vierter Manni“ 
Ich war verurteilt, Plötzlich begriff Ich alles. Ich 





glaube, ich erbleichte. „Aber — aber”, stam- 
melte ich. „Ich habe selt Jahr und Tag keine 
Karte in der Hand gehabt — ich mache unaus- 


gesetzt Fehler...” 

„Ach das macht nichts. Du wirst es schon ler- 
nen, Komm, komm" 

Sie schlugen mir auf die Schultern, sie schoben 
mich mit sanfter, aber entschlossener Gewalt in 
einen Seitenraum, der als Bibliothek eingerich- 
tet war. Dort stand ein Tisch und um den Tisch 
vier Stühle, und ich begriff, daß aller Wider- 
stand umsonst sein würde. Ruddes Hand lag auf 
meiner einen Schulter, Luddes auf der anderen, 
und allein von der Schwere sank Ich auf einen 
Stuhl nieder, den Fridde mir hingestellt hatte. 
Und dann ging es los. Drei Herz, vier Kreuz, 





437 


pass... Die Sonne brannte durch die Fenster 
und verlieh dem dichten Rauchschleier Farbe. 
„Pass... fünf Karo...“ 

„Was denn nun? Warum spielst du Pik aus... 
das ist ja idiotisch?i” 

Ich erschrak und fuhr zusammen: „Ich sagte Ja, 
daß ich’s nicht kann...” 

„Aber das weiß doch ein Kindi Wenn Ich einmal 
Karo so...” 

„Stilll Der Stich war also unser...” 

Die Sonne brannte, die Luft war schwül, 
„Ohhhh”, gröhlte plötzlich Ludde, „Ohhhhh. Wo 
hast du deine Augen! Ist dein Gehirn vernagelt? 
Der König Ist Ja schon längst ausgespielt — und 
du bedienstl” 

„Still jetzt”, beruhigte ihn Rudde. „Wer gibt?“ 
Meine Augenlider fielen zu — es gibt nichts, 
was ich langweiliger finde als Kartensplelen. 
Vier Pik... Pass, pass... Eine Fliege surrte hart- 
näckig gegen die Fensterscheiben. 

„Nein“, sagte Ich. „Jetzt mag ich nicht mehr. Wol- 
len wir nicht lieber hinausgehen?” 

Ludde, Rudde, Fridde, alle starrten mich über 
ihre Karten an. 

„Was denn nun? Bist du verrückt? Wir haben ja 
kaum angefangen! Was soll man draußen?” 
„Aber ich bin müde“, erwiderte ich, „Und ich bin 
nicht hierher aufs Land gekommen, um In einem 
dumpfen Raum zu sitzen und Karten zu spielen!“ 
Da legte sich Rudde über den Tisch, sah mir tief 
in die Augen und sagte: „Du kannst doch wohl 
nicht ein so schlechter Kamerad sein? Wir haben 
hier gesessen und vom vierten Mann geträumt 
— und du willst uns verlassen? Das kann Ich 
nicht glauben,” 

„Naja, naja, ich werde es versuchen...” 
Draußen in der Halle schlug eine Uhr heiser den 
Stundenschlag. Vorher hatte ich sie schon drel 
schlagen gehört, nun schlug sie vier. 

Drei Pik, vier Kreuz, vier ohne... Pass. Die Zelt 
verging, die Luft war dick von Tabakrauch. Die 
Uhr draußen in der Halle schlug fünf. 

„Aber jetzt muß Ich gehen... Ihr könnt mich 
nicht daran hindern.” 

Drei Augenpaare sahen mich böse an. 

„Warum denn? Kann man nicht einmal In Frieden 
spielen?” 
„Ich kann 
versteht... 
„Ach so, naja. Bitte! 
Jetzt, dachte Ich, Jetzt kommt eine Gelegenhelt 
zu fliehen! Und die werde ich benutzen. 

Aber es kam anders. Gleichzeitig mit mir standen 
auch Rudde, Fridde und Ludde auf, sie öffneten 
mir bereitwillig die Tür, sie zeigten mir den Weg, 
flankierten mich von allen Selten. 

„Das ist nicht nötlı versuchte Ich mich aus der 
Schlinge zu ziehen, „Ich finde schon selbst. Bo- 
müht euch nichti’ 

„Oh, das macht nichts, das macht nichts.” 

Die gemeinen Heuchlerl Sie grienten und lach- 
ten so unschuldvoll wie möglich. Und als ich aus 
dem einsamen kleinen Kabinett herauskam, er- 
warteten sie mich und geleiteten mich auf die 
gleiche infernalische Weise zurück zum Spieltisch. 
Wieder vergingen die Minuten wie Stunden. 
Vier Kreuz, pass. Pass. Pass... Ichlitt. Die Abend- 
mahlzeit wurde hastig gegessen, mein Gehirn 
arbeitete eifrig, um eine Möglichkeit zur Flucht 
zu finden, aber Rudde saß an meiner einen 
Seite, Ludde an der anderen, und Friddes auf- 
merksame Augen ließen mich keinen Augenblick 
aus. Als wir zum Spieltisch zurückkehrten, merkte 
ich, daß Rudde verstohlen den Schlüssel im 
Schloß umdrehte und in die Tasche steckte. 
Sie mußten es mir angesehen haben, daß Ich zu 
einer verzwelfelten Handlung fähig war. 

Pass fünf Karo... Da stand Ich plötzlich auf. 
Draußen war es dunkel. „Hier ist es stickig”, sagte 
ich, „Und rauchig. Entschuldigt, aber mir ist übel, 
Können wir nicht das Fenster etwas öffnen?” 
„Das Fenster öffnen? Verdammter Schlapp- 
schwanz. Na, meinetwegen! Aber es geht welter!” 
Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, daß meine 
List so gut gelingen würde. Sie konnten nicht 
blinzeln, bevor es getan war: ein Handgriff, ein 
tiefer Sturz in die Dunkelheit, und Ich landete in 
einem Beet mit stacheligen Rosenbüschen! Aber 
mir war alles gleichgültig. — Im Nu war Ich auf 
den Beinen und rannte. Ich rannte und rannte, 
ich rannte zum Bahnhof, aber hinter mir glaubte 
Ich Flüche und Schritte und Stimmen zu hören, 
die schrlen: „Vier Kreuz, fünf Pikl Passi Passl 
Passi" (Aus dem Schwedischen — !Interpreß) 


es nicht ändern, Ich muß hinaus. Ihr 





























„DAS MÜSSEN SIE SCHREIBEN!“ 


VON WOLFGANG FEDERAU 


Mit einem etwas erstaunten und befremdeten 
Gesichtsausdruck hob Lessen den Kopf. Er hatte 
allerdings auch allen Grund, überrascht und so- 
gar ein wenig verwirrt zu sein, denn schließlich 
gehört es nicht zu den alltäglichen Begeben- 
heiten, daß einem in der Straßenbahn, während 
man die Abendzeitung durchfliegt, von der Hand 
eines Unbekannten, Wildfremden eben diese Zei- 
tung sozusagen unter der Nase fortgezogen 
wird. 

Aber dann sah lessen, daß es gar kein Unbe- 
kannter war, der ihm gegenüber Platz genommen 
hatte, Es war — Lessen mußte einen Augenblick 
scharf nachdenken — ja, natürlich, es war Was- 
muthl Er hatte ihn lange nicht gesehen, wohl 
schon ein gutes halbes Jahr nicht, oder gar 
noch länger. Sie wohnten in demselben kleinen 
Villenvorort, und sle hatten sich bei irgendeiner 
Gelegenheit kennengelernt, die längst dem Er- 
Innerungsvermögen Lessens entschwunden war. 
Lessens Gesicht verlor das Kühle und Abwei- 
sende. Die beiden wechselten ein paar freund- 
liche und nichtssagende Worte, gleich schien 
das Gespräch wieder einschlafen zu wollen. 
„Lesen Sie ruhig weiter, bitte”, sagte Wasmuth 
höflich. „Ich wollte Sie nicht stören, vorhin, bei 
Ihrer Lektüre. Ich wollte mich nur bemerkbar 
machen, und ich fand keinen anderen, zweck- 
mäßigeren Weg, Ihre Aufmerksamkeit von der 
Zeitung ab und auf mich zuzulenken.” 
„Ich freue mich, Sie einmal wieder begrüßen zu 
können“, dankte Lessen mit einem verbindlichen 
Lächeln. Und dann nahm er wieder die Zeitung 
vor, in der Gewißheit, daß alles gesagt sei, was 
bel solcher Begegnung üblicherweise gesagt zu 
werden pflegt. n 
Wasmuth hatte ihn nun zwar selbst aufgefordert, 
die unterbrochene Lektüre fortzusetzen, aber er 
hatte anscheinend nicht erwartet, daß der an- 








dere von dieser Aufforderung auch Gebrauch 
machen würde. 

„Verzeihen Sie bitte, Herr Lessen”, meinte er — 
und man konnte es seiner Stimme anmerken, daß 
er ein bißchen verletzt war — „aber... Sie 
schreiben doch Geschichten, nicht wahr?“ 

„8, gewiß doch“, nickte Lessen ergeben, „das 
ist ja mein Beruf, nicht wahr? Und es ist die Auf- 
gabe des Schriftstellers, Geschichten oder gar 
Bücher zu schreiben, genau so, wie es zum Bei- 
spiel die Aufgabe eines Versicherungsvertreters Ist, 
neue Mitglieder für sein Unternehmen einzufangen.” 
Aber er hatte seinen Satz noch nicht beendet, 
als ihn schreckhaft der Gedanke überfiel, Herr 
Wasmuth könne vielleicht selbst Versicherungs- 
vertreter sein. Aber Wasmuth lachte meckernd, 
und es war demnach sicher, daß er einem andern 
sicher auch sehr ehrenwerten Beruf nachging. 
Dennoch wurde das Gesicht von Herm Wasmuth 
plötzlich ernst, todernst. Mit durchbohrenden 
Blicken schaute er Lessen an. 

„Es war ein besonderer Grund”, sagte er, „der 
mich veranlaßte, mir bestätigen zu lassen, daß Sie 
Schriftsteller sind. Also Ich habe da etwas für 
Sie, eine wahre Geschichte aus meinem Bekann- 
tenkreise, sie hat sich in einer andern Stadt be- 
geben, aber eben, wie gesagt, wirklich begeb« 
Ein wundervoller, ein ausgezeichneter und außeı 
ordentlicher Stoff. Das müssen Sie schreiben, 
Herr Lessen. Die Erzählung nimmt Ihnen dann 
jede Zeitschrift oder Tageszeitung mit Kußhand 
ab, und ich verlange nicht einmal Prozente von 
Ihrem Honorar. Ich bin eben ein Menschen- 
freund.” — Er meckerte zum zweitenmal. 

„Eine merkwürdige Lache hat der Mann an sich“, 
dachte Lessen. Und er spürte wieder jenes merk- 
würdige, unangenehme Gefühl im Magen, das ihn 
immer überkam, wenn jemand ihm den Stoff für 
eine Geschichte zutragen wollte. — Aber auch 











(N. Lohmann) 





„Na, Huberin, was hamm’ Se sich denn so gedacht, wie ich angekomm' 
bin? Ulkige Nudel oder so was, wie?" — „Naa, :naa, Fräulein, i hab 
ma bloß denkt: länger wie drei Woch'n kann s’ ja gar net bleib'n!"* 


Ebbe’, Sora Teresa, cosa avete mal pensato quando sono capitafa qui? .. , Un bel tipo di pazzerella, newvero?,, 
"Ah no no, signorina. Costel giä — ho pensolo — non puö mica restare qui piü di fre seftimane!,, 


438 


Lessen war ein Menschenfreund. „Ich bin außer- 
ordentlich gespannt”, sagte er mit einer leichten 
Verbeugung. „Und im voraus auch eben so dank- 
bar -—— wir armen Schriftsteller müssen ja sehen, 
wo wir's herholen, gelt? Alles kann man sich 
schließlich doch nicht ausdenken.” 

„eben — das dachte Ich mir so”, entgegnete 
Wasmuth und setzte sich bequem in seiner Fen- 
sterecke zurecht, „Also... es geht um ein Jun- 
ges Mädel, aus meinem Bekanntenkreis, wie ich 
schon sagte. Hübsch, frisch, gut zu leiden. Man 
konnte nicht ahnen, was in ihr alles vorging. Sie 
ist die Tochter recht gut situierter Eltern, müs- 
sen Sie wissen, Vater Kaufmann, na und so. 
Plötzlich, ohne sichtbaren Grund, Ist sie es satt, 
weiter zu Hause zu bleiben, wo sie doch geliebt 
und beinahe verwöhnt wird, Sie nimmt all ihr 
Geld, so ein paar hundert Mark, und wird sich 
ja selbständig machen. Sie hat sich das ganz ein- 
fach gedacht, sie zieht In ein Hotel und gibt ein 
paar Anzeigen auf, aber bald stellt es sich her- 
aus, daß alles ganz anders Ist, als sie es sich 
ausgemalt hat, Sie hat auf keinem Gebiet eine 
abgeschlossene Ausbildung genossen, sie kann 
nichts Besonderes, sie hat die Schule durch- 
gemacht und in die Handelsschule gerade erst 
mal reingerochen — also, es ist da nicht viel 
zu erben. Einmal will’s irgendeine Firma trotzdem 
mit ihr versuchen, aber da ergibt es sich, daß 
sie kein Arbeitsbuch hat, und es Ist wieder 
Essig. Und Ihr Geld schmilzt hin wie Butter an 
der Sonne. Da zieht sie aus dem anständigen 
Hotel In ein Fremdenheim dritten oder fünften 
Grades, und als sie auch dort das Zimmer nicht 
mehr bezahlen kann, bringt sie ihre beiden Kof- 
fern mit ihrer Habe zur Bahn, zur Gepäckaufbe- 
waährungsstelle, und irrt ziemlich verzagt in der 
Stadt herum. In dieser Stimmung stößt sie, in 
einem Park, auf einen netten, sympathischen jun- 
gen Mann, der sich mit Ihr bekannt macht, Liebe 
auf den ersten Blick und so... Sie erzählt dem 
Jüngling ihr Schicksal, er verspricht, sie bel sel- 
nen Eltern unterzubringen, schwatzt ihr die Ge- 
päckscheine ab und verschwindet mit den beiden 
Koffern auf Nimmerwiedersehen. Nicht einmal 
seinen Namen hat er ihr verraten. Das Mädchen, 
jetzt restlos an der Welt und der Menschheit 
verzweifelnd, das Mädchen also. 
„Kehrt auf mancherlei Umwegen reumütig in den 
behüteten Frieden ihres Elternhauses zurück", er- 
gänzte Lessen mit einem kleinen, stillen Lächeln; 
„Woher wissen Sie das?“ wunderte sich Was- 
muth, und seine Augen wurden groß und) rund 
vor Überraschung. 

„Ich dachte es mir”, erklärte Lessen trocken. 
„Schließlich — wozu ist-man Schriftsteller, nicht 
wahr?” 

„Ja, ja”, nickte Herr Wasmuth. „Es war auch 
wirklich so. Aber, sagen Sie selbst: ist das nicht 
eine großartige Geschichte? Die müssen Sie 
schreiben.” 

Lessen kritzelte ein paar Zeilen in sein Taschen- 
buch. „Ist schon geschehen” meinte er. „Wenn 
Ich sie Ihnen vorlesen darf?" 

„Bitte“, sagte Herr Wasmuth neugierig und un- 
gläubig. Und Lessen las: 

„Es war einmal ein schöner bunter Vogel, der 
wohnte in einem goldenen Bauer, und er wurde 
von allen Menschen verwöhnt und bekam täglich 
alle Leckerbissen, die er sich nur wünschen 
mochte, Aber der Vogel wünschte sich mehr und 
anderes. Er sehnte sich nach der Freiheit, und 
als man einmal die Köfigtür aufgelassen hatte, 
aus Versehen, flog er davon und in den Garten, 
Doch hier ging es Ihm sehr schlecht, Er war nicht 
gewöhnt, sich sein Futter selbst zu besorgen, und 
er litt schrecklichen Hunger. Eine Nacht und 
einen Tag und noch eine Nacht blieb er stand- 
haft. Am Morgen des zweiten Tages aber hlelt 
er es nicht länger aus.., er flog zurück In seinen 
goldenen Käfig und wurde freudig begrüßt und 
wieder schön gefüttert und verwöhnt. Und die 
Freiheit, die hatte seitdem alle Lockung für ihn 
verloren.” 

„Aus?” fragte Herr Wasmuth ungläubig. 

„Aus“ bestätigte Lessen. 

„Aber das ist doch nicht meine Geschichte.” 
„Doch“, sagte Lessen ernsthaft. „Es ist wirklich 
Ihre Geschichte. Nur kürzer. Eine Kurzgeschichte 
also — die braucht man heute am meisten, bei der 
Papierknappheit. Übrigens ist sie nicht einmal neu,” 
Er sprang auf, drückte flüchtig die Hand des Vi 
dutzten und stieg, mit einem Seufzer der Erleich- 
terung, aus der eben haltenden Straßenbahn, 

















Feuchte Begrüßung 


(0. Gulbransson) 


oral swronansfam Mr 





„Wein dich aus, Winston, meine Frau hat mir vorsorglich einen Gummieinsatz ans Hemd genäht!“ 


Umido saluto: ““Da' pure sfogo al tuo pianto, Winston. Mia moglie, per precauzione, mi ha giä cucito un davanti di gomma nella camicia.,, 


439 


EI EIRERSINEIBIENIDBIEIRISEGARTEEIN VE RS U@IEE 


Herr Binder hatte noch niemals In seinem langen 
Leben Gelegenheit gehabt, etwas anzubauen. 
Im Gegenteil, er selbst war vor vielen Jahren 
einmal abgebaut worden und hatte seither sein 
Leben in verschiedenen Berufen gefristet, die 
zwar frei, aber wenig nahrhaft waren. Teils des- 
halb, teils wegen der allgemeinen Weltlage seit 
25 Jahren erschien es Ihm als eine der nützlich- 
sten menschlichen Tätigkeiten, eßbare Dinge her- 
vorzubringen, was Ja auch tatsächlich eine der 
wenigen Wahrheiten ist, die wirklich wahr sind. 
Der Grabeland-Gedanke senkte sich schon am 
ersten Tage wie eine Bohne In sein aufgelocker- 
tes und durch vielerlei Belehrung gedüngtes 
Herz. Wenn man etwas braucht, erinnert man 
sich gern alter, vergessener Bekannter. Und so 
fiel ihm sogleich Tante Mathilde ein, die am 
Rande des Wiener Waldes ein kleines Gärtchen 
besaß, von dem sie aber schon seit Jahren kei- 
nen Gebrauch mehr machte. Nein, das sollte nicht 
brach liegen. Er rechnete sich sofort aus; wenn 
ich nur je 100 Bohnen und Erbsen und je 25 Zwie- 
bein und Tomaten ernte, habe ich die Eßbar- 
keiten dieser Welt immerhin um einiges ver- 
mehrt. Wenn 80 Millionen Volksgenossen das 
gleiche tun — halt, nehmen wir nur 50 Millionen 
wegen der Säuglinge und der ganz alten Greise 
usw. —, wenn also 50 Millionen so viel leisten 
wie ich, dann gibt es 5000 Millionen Bohnen und 
Erbsen und 1250 Millionen Zwiebeln und Toma- 
ten mehr in der Welt. Rechnen wir noch ein 
Drittel Schwund infolge Schlechtwetter, Hagel- 
schlag, Insektenfraß, Organisation und anderer 
ungünstiger Umstände, so bleiben immer noch 
rund 3000 Millionen Bohnen und Erbsen und 800 
Millionen Zwiebeln und Tomaten! Voll Begeiste- 
rung schrieb, Herr Binder der Tante einen flam- 
menden Brief, schilderte ihr die Notwendigkeit 
und Nützlichkeit der Sache In den prächtigsten 
Farben und schloß mit einem feurigen „Grab- 
Heil” 

Die Tante, welche Briefe stets von hinten zu 
lesen pflegte, erschrak zunächst 
ein wenig, da sie In dem Schrei- 
ben ein Offert einer Leichen- 
bestattungsunternehmung ver 
mutete. Aber dann lächelte sie 
angenehm überrascht und gab 
Herrn Binder bezüglich des Gar- 
tens „plein pouvoir” (sie war 
schon sehr alt und liebte es, fran- 
zösische Brocken einzustreuen). 
Nun ging Herr Binder sogleich 
mit Schwung an die Sache. Zu- 
nächst besichtigte er mit Feld- 
herrnblick das ihm fortan unter- 
tänige Stück Erde. Die Sache er- 
schien ihm leicht, Der Mensch ist 
ein bewegliches Wesen und — 
wie bereits Wilhelm Busch fest- 
gestellt hat — durchtrieben und 
gescheit. Der Boden hingegen Ist 
reines Objekt. Er hat keine Glied- 
maßen, keinen Kopf, keine Seele 
(oder vielleicht doch?), er kann 
sich nicht wehren und muß dem 
Menschen gehorchen als seinem 
Herrn. Mit jemandem, der nichts 
reden kann, ist immer gut zu 
arbeiten. Herr Binder verteilte 
also zunächst Im Geiste Bohnen, 
Erbsen, Zwiebeln und Tomaten 
über das Grundstück. In der einen 
Ecke bemerkte er einen herrlich 
blühenden Kirschbaum, von Son- 


VON BRUNO WOLFGANG 


Kräutern und Brennesseln bedeckt, welch letztere 
in bewegten Zeiten von den Menschen innerlich 
als Spinat, äußerlich als Kleider genossen wer- 
den. 

Dieses Dschungel in wohlabgezirkelte, fruchtbare 
Beete zu-verwandeln, schien zweifellos ein Ziel, 
des Schweißes der Edien wert. Wenn etwas ge- 
raten soll, braucht man Geräte. Herr Binder fuhr 
also unverzüglich zu Puchers Nachfolger, Eisen- 
und sonstige Handlung. Er verlangte eine Stich- 
schaufel, einen eisernen Rechen, ein Häundl und 
eine Gießkanne. Das gesamte Personal lächelte 
so breit, daß die Ohren fast in den Mundwinkeln 
verschwanden. Dann holten sie den Chef und 
dieser erklärte, daß möglicherweise ‚noch eine 
Stichschaufel da sei. Sie war auch tatsächlich 
irgendwo weit hinten und wurde vom Personal 
mit Interesse herbeigebracht. 

„Na, und der Stiel?” fragte Herr Binder mit 
sichtlicher Sachkenntnis. 

Stiele gab es aber wirklich und wahrhaftig nicht. 
Vielleicht kommen welche in drei bis vier Wo- 
chen. Es wäre aber gut, bei der Anlieferung 
gleich da zu sein, weshalb es sich empfehle, 
zwei bis dreimal im Tage nachzufragen. Mög- 
licherweise kämen bis dahin auch Häundin und 
Rechen. 

Herr Binder nahm also die Stichschaufel und 
überlegte, ob überhaupt ein Stiel nötig sei. Er 
hatte immer eine Neigung zu Erfindungen gehabt 
und sann sogleich über eine Vereinfachung nach. 
Der Mensch verfügt in seinen Beinen über zwei 
Stiele, die den Vorteil haben, nichts zu kosten 
und immer zur Hand zu sein. Man könnte die 
Stichschaufel unmittelbar am Fuße befestigen 
und unter Verwendung des persönlichen Ge- 
wichtes mit Schwung In die Erde bohren. Er kon- 
strulerte sich eine Art Skibindung, die er Bindı 
Bindung zu nennen beschloß, und machte einen 
Versuch. Mit einem kühnen Sprung gelang es 
ihm, in den Erdboden einzudringen, Aber heraus 
ging es leider nicht ebensogut. Er zerrte hin und 





Der Ausritt - La cavalcata 





her und verlor dabei das Gleichgewicht. Er fiel 
vornüber und mit dem Gesicht genau in die 
Brennesseln. Er beschloß, also doch lieber auf 
den Stiel zu warten. Unterdessen besuchte er 
verschiedene Buchhandlungen, bis es ihm ge- 
lang, ein Lehrbuch des Gemüsebaues um 27 Mark 
35 Pfennig zu erwerben. Er versenkte sich eifrig 
in das theoretische Studium, wobei ihm sofort 
auffiel, daß das Buch nichts über den Anbau von 
Grieß und Graupen enthielt, Er schrieb einen Brief 
an den Verfasser, daß er diese Lücke in dem 
sonst vortrefllichen Buche schmerzlich empfinde, 
und erhielt nach einigen Tagen die Antwort, der 
Verfasser empfehle ihm, Makkaroninudeln und Sem- 
melknödel anzubauen, am besten aber Schwam- 
merln, von denen die häufigste Sorte, die so- 
genannten „narrischen“, Herrn Binder zweifellos 
bekannt sein müßten. 
Täglich fuhr Herr Binder dreimal zu Pucher und 
fragte nach den Stielen. „Das Frühjahr läuft mir 
Ja davon”, klagte er, Das Personal zuckte be- 
dauernd die Achseln. Inzwischen widmete Herr 
Binder seine Energie der Beschaffung von Saat- 
gut, Nach längeren Bemühungen bekam er Erbsen 
und Bohnen, und sogar a) Buschbohnen, b) Stan- 
genbohnen, ferner bekam er fast wie durch eln 
Wunder eine Handvoll Steckzwiebel und ein aus- 
sichtsreiches Versprechen auf Tomatenpflänzchen 
nach den Eismännern. Dann bekam er endlich die 
Stiele und alle Geräte, ausgenommen die Gleß- 
kanne. Und als er alles beisammen hatte, bekam 
er noch — kostenlos und ohne Bestellung— einen 
Hexenschuß. 
Das verzögerte den Beginn seiner Tätigkeit noch 
eine Welle. 
Inzwischen war der Mal gekommen, der sonst als 
Wonnemonat gilt, Die Bäume blühten schon zu 
Ende, die Anrainer hatten alle schon kleine grüne 
Spitzen in ihren Beeten, während bei Herrn Bin- 
der alles noch wüst und leer war wie vor dem 
ersten Schöpfungstage. Nur die Brennesseln ge- 
diehen vortrefflich. 
Jetzt aber war Herr Binder ge- 
rüstet, Er stach darauf los wie 
ein rasender Roland, wandte die 
Erdschollen um und beutelte sie 
wütend aus. Das freigewordene 
Gras warf er In eine Ecke als 
Grundstock für einen künftigen 
Haufen Kompost. Dann stocherte 
er noch wild in der Erde her- 
_um, schleuderte Regenwürmer 
ins Sonnenlicht und schlug aller- 
lei Gezücht in die Flucht, das er 
bisher noch nie gesehen hatte. 
Dann machte er Schluß, denn der 
Rücken schmerzte Ihn so, daß er 
längere Zeit krumm gehen mußte 
und den früheren Hexenschuß als 
ein wesentlich kleineres Übel zu- 
rückwünschte, 
Endlich aber kam doch der Tag, 
da das land gerodet zu Füßen 
Herrn Binders lag und ihn er- 
wartungsvoll anzusehen schien. 
„Na, Herr Binder, was tan mir 
Jetzt?" Im Lehrbuch stand, und 
alle Wissenden bestätigten es, 
daß gedüngt werden müsse. 
Jetzt erfuhr Herr Binder, daß Mist 
eine kostbare Sache sei. So viel 
Mist dem Menschen angedreht 
wird, wenn er etwas Gutes ein- 
kaufen will — wenn er wirklich 


(€. Sturtzkopf) 





Mist haben möchte, kriegt er 








nenschein beglänzt und von Bie- 











nen durchsummt. Der Rest war 





mit prächtigem hochstämmigen 


keinen. Herr Binder hatte gehofft, 
in diesem Punkte für seinen klei- 
nen Garten die Autarkie einfüh- 





Gras, verschledenen fleischigen 





ten zu können und als Selbstver- 































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als e8 die Koricheilt verlangt 

Bor allem aber: Wirfiid) nur dann, wenn ed unbedingt 


not tut, 
Das gilt and für 






Wenn alle bled ernftlich bedenfen, bekommt jeber@llphod« 
ealin, ber ed braucht, 

Carl Bühler, Konstanz, Fabrik der pharm, Präpa- 
rate Silphoscalin und Thylial. 































der Stunde ist auch für uns, recht sorgsam mit 
unseren Uhrenumaugehen, weil Wünschenach 
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MARSALA 


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FLORIO 


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2414 









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tig und hauche 
gen. Nicht din Mage, dis Güte 
eoischedet 





















441 


JurStä 


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Korken drauf 


Schluß 


knapp gew 


man dann von 
eine Flasche erwischt, ist das 
kein Grund, 
auszutrinken. Da 





Ganz recht, 





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RAUCHTABAKE 


sörger, von fremdem Stoffwechsel unabhängig zu 
sein. Doch die Kenner sagten ihm lächelnd, daß der 
Mensch, so sehr er im übrigen die Krone der 
Schöpfung sei, in diesem Punkte (manche mein- 
ten sogar, auch in vielen anderen Punkten) jedem 
Ochsen nachstehe, Doch Herr Bindar verzagte nicht. 
Es fiel ihm auf, daß jetzt wieder mehr Pferdemist 
in den Straßen herumliege besonders bei Stei- 
gungen, wo die schlauen Pferde sich die Last eı- 
leichtern. Bei Nacht, wenn die Verdunklung ein- 
setzte, schlich er mit einem alten Kohlensack 
durch die Gassen und leistete so Nützliches a) im 
Kampf gegen den Verderb, b) auf dem Gebiete 
der Straßenreinigung. Auch hier regte sich sein 
Erlindertalent, und er erwog die Konstruktion 
einer Art hinteren Maulkorbs für Pferde, der den 
Pferdemist aufnimmt, so daß er allabendlich ge- 
sammelt und zentral bewirtschaftet werden kann. 
Viel Zeit verbrachte er mit der Entfernung der 
überaus zahlreichen Steine, die in unerschöpf- 
lichen Mengen dem Erdboden. immer neu entstie- 
gen. Als er so weit wär, den Rechen anzusetzen, 
um die Erde fein zu zerkrümeln, so daß sie wie 
geriebener Lebkuchen aussieht, entdeckte er, daß 
sich die Erde bösartigerweise zu lehmigen Knö. 
deln geballt hatte, gegen die mit dem Rechen 
nichts auszurichten war, Er nahm die Knödel ein- 
zeln vor, versuchte sie zu zertreten und bearbel- 
tete sie mit einem Stemmeisen und dem Taschen- 
messer. Doch er gab dies bald auf. Es war nicht 
nur zu mühsam, sondern es schien auch hoffnungs- 
los. Auch diese Knollen schienen förmlich nach- 
zuwachsen und die Entknödelung des ganzen Gar- 
tens hätte vermutlich zwei Jahre gebraucht. Er 
schaffte also alles Unteilbare beiseite und zer- 
sıörte den Rest am Boden, so daß endlich Ge- 
bilde vorhanden waren, die Beeten wenigstens 
halbwegs ähnlich sahen. In seinem Innern wuchs 
der Respekt vor der Landwirtschaft ganz ge- 
waltig. 

Jetzt kam die Aussaat. Zunächst zog er die vor- 
geschriebenen Schnüre, und zwar mehrmals, weil 
sie ihm immer an den Schuhen hängen blieben 
und abrissen. Dann maß er mit dem Zollstab die 


welchen ie sammelt und zur Neu 
weilergibt. Dadurch werden wert- 


Doll: Bro un und Arbeilskröfte gespart: 


erforderlichen Entfernungen und bohrte mit dem 
Mittelfinger entsprechende Löcher in die Reihen. 
Ärgerlicherweise rieselte immer feinkörniges 
Material in die Löcher und füllte sie wieder aus. 
Er arbeitete nun mit einer Röhre aus starkem 
Pappendeckel, ungefähr nach dem Prinzip der 
Caissonarbeit. Es war langwierig und äußerst 
mühevoll. Aber‘ nach einigen Tagen halte er 
wenigstens die sämtlichen Steckzwiebeln in den 
Boden versenkt. Der Rücken tat ihm entsetzlich 
weh, Er konnte fast gar nicht mehr aufrecht gehen 
und hatte das Gefühl, daß er sich allmählich zu 
einem vierbeinigen Lebewesen zurückbilde. Auch 
empfand er innerlich eine Umstellung seiner Welt- 
enschauung. Denn die Welt sieht tatsächlich ganz 
anders aus, wenn man den größten Teil des Tages 
das Gesäß anstatt des Kopfes oben hat. 

Das Gefühl stärkerer Naturverbundenheit gab ihm 
jedoch immer wieder neue Kraft. Mit Befriedi- 
gung sah er zahlreiche Tauben, Symbole des Frie- 
dens, heranflattern, Sie nahmen auf den Bäumen 
der Umgebung Platz und betrachteten mit Inter- 
esse seine Arbeit. Zum Dank streute er ihnen 
einige Erbsen hin, die sie ohne Scheu aufpickten 
In den nächsten Tagen gelang es Ihm auch, die 
Bohnen und Erbsen in den Boden zu versenken. 
Nachdem noch alles begossen war, hoffte er aus 
dem Gröbsten heraus zu sein. Aber eines Mor- 
gens bemerkte er zu seinem Schrecken, daß die 
Steckzwiebel aus ihren Löchern wieder heraus- 
gekrochen waren und frei herumlagen. Es sah aus 
wie die Auferstehung des Fleisches oder wenig- 
stens der Zwiebel am jüngsten Tage. Nochmals 
zwängte er sie mit einiger Gewalt in die Erde 
zurück, Und nun war das Werk vollendet. Daß die 
Tauben während seiner Abwesenheit alle Erbsen 
herausgeholt hatten, bemerkte er nicht. Aber dem, 
der einst die Tauben verspeisen wird, werden 
auch diese Erbsen zugute kommen. Die Bohnen 
wachsen von selbst, und wenn die Zwiebel ein- 
mal seßhaft geworden sind, werden sie einst 
durch ihre Größe und ihren Duft Herz und Magen 
erfreuen. Nur der Anfang ist schwer. Das Ende 


ist — wenigstens beim Essen — immer leicht. 


En leeren Gemelopf gehört nicht in de Hält, 


Aondern. mih dem Deckel zumick zu Yhrem 
Pille 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0. Nücken 





Ein Alt-Berliner Opernregisseur, der den Titel 
Direktor führte, wurde sehr häufig von einem 
kleinen, etwa zehnjährigen Knaben gegrüßt, Ge- 
wöhnlich fanden diese Begrüßungen in der Nähe 
des Königlichen Opernhauses statt. Jedesmal zog 
der Kleine, wenn er des Regisseurs ansichtig 
wurde, seine Mütze, verbeugte sich und sprach: 
„Guten Tag, hochgeehrter Herr Direktorl” 

Eines Tages begegnete der Bühnengewaltige 
wieder einmal Unter den Linden, in der Nähe des 
Zeughauses, dem höflichen Jungen, blieb stehen 
und fragte Ihn: 

„Na, mein Söhnchen, nun möchte ich doch mal 
wissen, wer Du eigentlich bist? ...Ich wollte dich 
schon lange mal danach fragen!” 

Da erwiderte der Kleine: 

„Aber, Herr Direktor, mich kenn’ Se nich?? — 
Ick bin doch der kleene Alle aus der Zauber 
tlötel” H. R. 


Badeschönheiten gerieten sich in die Dauer- 
wellen. 

Klarissa zischte: 

„Du mit deinen Dutzendbekanntschaften!” 

„Ich muß doch sehr bitten! Mich hat gestern ein 
Baron zum Abendessen ins Kasino eingeladen!” 
„Wer das glaubtl” 

„Bitte — frag doch den Mixer! Er hat die. Ta- 
batiere dem Baron weggenommen, weil er seine 
Zeche nicht zahlen konnte.” J.H.R. 


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442 


Das Diktat 


„Mein Gott, so bleiben Sie doch nicht bei jedem Fremdwort hängen, Fräulein Weinmann!“ 
„Aber ich habe doch elf Jahre bei einem Sprachreiniger gearbeitet, Herr Doktor!“ 


Il dettato: “Dio mio, signorina Weinmann, non inciampatevi cosi ad ogni parola 
straniera!,, — "Ma signor dottore, io ho lavorato per ben undici anni con un puristal,, 


443 





Die kleine Hiftorie von der Prinzeffin Hopfi-Mau 


Von Hans Weindl 7 Zeichnungen Fr. Bilek 








Wie einft Prinzeffin Hopfi-Mau, 

Die füße, von Makarukau 
Luftwandelte in ihrem Park 

Und zu Ihr trat Herr Kallakark, 

Des Vaters Felöherr und ein Ritter, 
Da war ihr, was gefchah, fehr bitter, 
Sie fchritt mit ihm des Weges welter 
Und plauderte gar züchtig=heiter 
Und wie fie bei dem weißen Flieder 








Die Bank fah, ließ fie drauf fich nieder 
Und fiel im felben Augenblick 

- Die Bank war fchadhaft - aufs Genich, 
So daß vor dem entzückt Verblüfften 
Sich plötlich ihre Röckchen lüften 

Und fie vor ihm ließ blank erftrahlen, 
Was nur beftimmt für den Gemablen... 
Dem Felöherren lacht das Herz, er denkt, 
Das hat das Schichfal hold gelenkt. 


Er weiß nicht, tie der füße Spaß 

Nur Tarnung für des Schichfals Haß. 
Denn Die Prinzeffin, glutbegoffen, 
Flieht in die Burg, fie hält umfchloffen 
Der Fürftin Knie und fordert wild, 
Daß man die Augen, die das Bild 

In fich gefaßt von jenen Dingen 
Befchle, ihr fofort zu bringen. 

Der Vater=Fürft, wie er begreift, 








Worauf die Tochter fich verfteift, 

Da fpricht er: »Deine Keufchheit acht Ich, 
Noch heute den Verruchten fchlacht ich 
Und feine Augen follt du haben, 

Mit eigner Hand fie zu begraben 

Im unterften Gemwölbehellerl« 

Und bald auf einem goldnen Teller 
Reicht man der füßen Furie dar 

Ein blankes Augenäpfelpaar. 


Sie nimmt fie auf mit fpitem Finger, 
Betrachtet lang die kalten Dinger - 
Jedoch ein Zufall, bös wie oft, 

Verrät es völlig unverhofft, 

Daß dieles Augenäpfelpaar 

Nicht das des Feldherrn Kalla war. 
Ein Rehbock vielmehr war fein Träger, 
Den geftern erft erlegt ein Jäger. 

Aus Hopfis Herzen der Betrug 





Des Zornes helle Flamme fchlug. 

Sie klagt’s dem Fürften fehr empört. 
»Mein Kind«, Ipricht diefer leicht verftört, 
»Ich weiß es fchon, ein Irrtum mar’s 
Von diefem Tölpel Allipare, 

Den ich gefandt nach Kallas Augen, 

Die dir allein zur Sühne taugen 

Und ihm der Henker hingelegt. 

Er aber, diefer Tölpel trägt 














Die andern weg, die fich Ranöder 
Beifeite tat als Fifchfangköder. 

Hier find die rechten, fieh und nimm 
Und ftille, Tochter, deinen Grimmi« 
So fpricht er, doch ein Zweifel leicht 
Noch immer Hopfis Herz umfchleicht. 
Sie nimmt die Augen, läßt verftohlen 
Den alten Sindbad zu fich holen, 

Der einft ein großer Jäger war. 


Er nun betrachtet lang das Paar, 

Dann fpricht er: »Herrin, Traum der Freier, 
Die Augen find vom Lämmergeier.« 

Da raft fie hin zum Königshaus, 

Jetst ift’s wohl mit dem Felöherrn aus! 

Sie klagt den Fürften heftig an, 

Weil das Verfprochne nicht getan 

Und furchtbar wie die Rachegöttin 

Schreit die Betrogne: »Vater, töt ihn, 


444 


Wenn du nicht mwillft, daß felbft ich fterbe 

Und dir verwailt dein Königserbe ...l« 

Des Fürften Antlit; färbt fich dunkel, 

Er blickt um fich mit Wutgefunkel 

Und fällt jest ins Makaruplatt - 

Wie gerne, wenn er Ärger hat -: 

»Jetst langt’s, mach Schlußl« fo fpricht er barfch 
»Glaubft du, weg’n deim faudummen Arfch 

- Was fehlt ihm denn, dem Heiligtum? - 
Bring Ich mein beften Felöherrn um ...Il« 


Das Sonnenbad 


\K. Holligenstaodt) 





„Und mit dem winzigen Abendblättchen bekleidet fühlst du dich sicher, Gertrud? 
„Ich kann doch nichts dafür, daß die Morgenzeitung heute ausgeblieben ist!“ 


Il bagno di sole: “E ti sentl sicura, Geltrude, vestita soltanto con questo minuscolo foglietto 
della sera?,, — “E che ci posso far lo se Il giornale del mattino oggi non & uscito2,, 


445 


Tittmoning 


(R. v. Hoerschelmann) 





EIN BLAUES AUGE 


VON ERIK STOCKMARR 


Leider Ist es mir nie gelungen, den Herm wieder 
zu treffen, der mir in meiner Jugend ein malerl- 
sches blaues Auge steckte und meinen Kopf so 
malträtlerte, daß er ungefähr so groß wie ein Fuß- 
ball wurde. Das hat mich oft geärgert, denn ich 
wollte diesem liebenswürdigen Mann gerne mei- 
nen herzlichsten Dank für seine Freundlichkeit 
aussprechen. Es war so nett von ihm, und ich habe 
oft mit Freude und Dankbarkeit an dieses Erleb- 
nis — das mir eine nützliche Lehre wurde — zu- 
rückgedacht. Ich erinnere mich noch ganz genau 
daran. 

Es geschah in meiner grünsten Jugend. In einer 
schönen Sommernacht war es. Mit ein paar Kame- 
taden zusammen hatte Ich den ganzen Abend ge- 
bummelt und war jetzt auf dem Wege nach 
Hause, Mutterseelenallein schlenderte Ich durch 
die Stadt, ein bißchen hin und her schwankend, 
denn meine Beine wollten nicht so recht gehor- 
chen. Berauscht war ich nicht, aber selig, so rich- 
tig herrlich selig und lustig. Mit halb geschlos- 
senen Augen wanderte Ich durch die menschen- 
leeren Straßen, sah nichts und hörte nichts und 
wußte eigentlich nicht, ob ich spazierte, oder ob 
Ich zu Hause In meinem Bett lag. Mehrmals rannte 
ich den Kopf gegen einen Laternenpfahl, und 
dann wurde es mir klar, daß ich nicht zu Hause 
Im Bette lag, denn an meinem Bett stehen keine 
Laternenpfähle und haben auch nie dort gestan- 
den. Es kommt auch keln Laternenpfahl dorthin, 
weshalb sollte ich überhaupt solch ein Ding am 
Bett haben? Wenn ich schlafe, brauche ich ja 
kein Licht. 

Ab und zu öffnete ich das eine Auge halb, um 
mich zu orientieren, und suchte den Venusstern 
‚am Himmel, denn ich wußte, daß ich in der Nähe 
von der Venus wohnte, jedenfalls in derselben 
Richtung. Ich habe die Damen nämlich. Immer 
gerne gehabt. Während ich so wanderte, erblickte 
Ich plötzlich vorne das undeutliche Bild eines 
Mannes, der einen hohen Hut auf dem Kopfe 
hatte. Es ist Ihnen sicher bekannt, lieber Leser, 
daß einen in solch einen seligen Zustand oft 
eine merkwürdige Frechheit ergreifen kann, und 


man sich ohne weiteres In alle möglichen Ange- - 


legenheiten mischt, die einen gar nichts angeheı 
So erging es auch mir. Was geht es mich Fr} 
daß ein mir ganz fremder Herr mit einem hohen 
Hut in der Nacht promenlert? Gar nichts! Ich 


ging aber zu dem Mann hin, stellte mich vor ihm 
auf und verspertte ihm den Weg: 

„Einen Moment“, sagte Ich und sah Ihn ernsthaft 
an. Er blieb ruhig stehen und schaute mich an. 
Ich zeigt» auf seinen Hut: 

„Mein guter Mann”, sagte Ich, „wissen Sie nicht, 
daß es strengstens verboten Ist, mit einem hohen 
Hut in der Dämmerung herumzulaufen?” 

Ich erinnere mich nicht, was er antwortete, aber 
jedenfalls erklärte ich ihm, was in der Polizei- 
verordnung Über Männer, die hohe Hüte in der 
Dämmerung tragen, ‚zu lesen ist, 


Nächtliche Störung - Disturbo notturno 


„Hören Sie mal zu, mein braver Mann”, sagte 
ich, „das kann ja so nicht weiter gehen. Sie sind 
ein Übertreter des Gesetzes und es ist meine 
Pflicht, Sie zu strafen. Wollen Sie bitte Ihren 
Hut abnehmen, dann werde ich Ihnen einen klei- 
nen Kursus Im Faustkampf geben, das wird sehr 
vorteilhaft für Sie sein mit ein paar schönen, 
warmen Ohrfeigen.” 

Ich vermute, daß der betreffende Herr auch einen 
Vogel hatte, denn er lächelte mich freundlich an 
und nickte zustimmend: 

„Das verstehe ich sehr gut”, sagte er, indem er 
seinen Rock abnahm und den Hut auf die Erde 
legte. 

Ich will den Leser darauf aufmerksam machen, 
daß Ich damals Überhaupt nicht die geringste 
Kenntnis vom Boxen hatte, ich wußte genau so 
viel darüber wie ein Schaf, Übrigens war Ich nur 
ein kleiner, schwacher Kerl, der einer Mücke sehr 
ähnlich war, während der Mann dagegen so groß 
wie ein Dom und so stark wie ein Bär war, so 
daß mein kecker Vorschlag sehr leichtsinnig war. 
Ich war aber, wie gesagt, frech wie ein Fleischer- 
hund; Ich zog also meine Jacke aus und stellte 
mich mit geballten Fäusten in dramatischer Stel- 
lung hin, um meinen Gegner In Angst zu ver- 
setzen. Auch er stellte sich in Positur, und wir 
sprangen nun wie ein paar Wahnsinnige um ein- 
ander herum, Indem wir uns mit haßerfüllten Mie- 
nen anschauten und ein furchibares Gebrüll aus- 
stießen. Plötzlich machte Ich einen Sprung in die 
Luft und führte einen Schlag nach der Nase mei- 
nes Gegners, doch ohne Ihn zu treffen. Dieser 
schlug schnurstracks zurück, aber mit demselben 
Erfolg. 

Es war mir klar, daß dieser herumspringende 
Dom genau so wenig Kenntnis der edlen Boxer- 
kunst besaß, wie Ich, und diese Entdeckung ver- 
größerte natürlich meinen Mut erst richtig und 
gab mir Lust ihm zu zeigen, wie fabelhaft Ich 
diese Kunst meisterte. Wie ein Waldteyfel hüpfte 
Ich um ihn herum und machte die merkwürdig- 
sten Sprünge in der Luft, während ich ihm gleich- 
zeitig Ins Gesicht zischte. Einige Minuten setzten 
wir unseren dramatischen Kampf fort, ohne daß 
einer von uns einen Volltreffer beim Gegner lan- 
dete, nur die Luft trafen wir mit unseren Volltreffern. 
In der Nähe des Kampfplatzes stand In einer 
Haustür ein Junger Mann, der als einziger Zu- 
schauer unserem gewaltigen und spannenden 
Kampf beiwohnte. Das war für mich eine große 
Inspiration, denn es stärkt den Mut und die 
Kräfte des Gladiators, wenn er ein Publikum hat, 
wenn es auch nur ein einziger Mensch ist, Die 
ganze Zeit hatte er da gestanden und zugeschaut, 
aber plötzlich nahm er die Zigarette aus dem 


0. Hogenbarth) 





„Edgar, du schnarchst schon wieder fürchterlich!" — „Quatsch — du 
hast nur die Lokomotive gehört, von der ich grad’ geträumt habe! 


"Ma, Edgar, russi di nuovo spaventosamente 





"Ah sciocchezze! Hal sentito solo la locomeliva, della quale stavo sognando proprio ademo!“ 


446 


Mund und schlenderte langsam und ruhig zu der 
Arena hin. Er stellte sich mir gegenüber und 
lächelte. Stolz und tapfer stand ich da und war- 
tete auf den Augenblick, wo er den Siegeskranz 
auf meine Stirn setzte. Er kam aber in einer ganz 
anderen Absicht, Plötzlich nahm er mich beim 
Kragen, und schneller als eine Katze mit dem 
Auge blinken kann, versetzte er mir mit seiner 
Faust einen gewaltigen Gonggong-Schlag Ins Ge- 
sicht, Das letzte, an was ich mich erinnere, ist 
eine Unmenge von Sternen, Engeln und Teufeln, 
die vor meinen Augen tanzten. 

Als ich erwachte, waren der junge Mann und 
auch mein Gegner spurlos verschwunden, nur sein 
hoher Hut, der ganz flach geworden war, lag am 
Boden als stummer Zeuge des tiesigen Kampfes. 


Wie ich nach Hause kam, weiß ich nicht, nur er- 
innere ich mich deutlich, wie furchtbar ich am 
nächsten Morgen aussah, Mein armer Kopf war 
dick und aufgeschwollen, ungefähr doppelt so 
groß wie vorher, und außerdem hatte Ich ein 
blaues Auge bekommen, das so blau wie das 
Mittelmeer war; aber nicht so schön. Vorsichtig 
fühlte ich an das Auge, gab einen kleinen Schrei 
von mir und ging wieder ins Bett. Nach und nach 
erinnerte ich mich des ganzen Erlebnisses, das 
dieses blaue Auge und den schmerzhaften Kopf 
verursacht hatte. Es wurde mir klar, daß Ich natür- 
lich einen ganz blödsinnigen und dummen Ein- 
druck gemacht haben muß, während ich dem 
Manne mit dem hohen Hut einen Kursus in der 
edien Boxkunst gab, und der junge Mann war 


vermutlich von meiner Wichtigkeit und Dummheit 
so irritiert worden, daß er beschloß, mir eine 
wirkliche Lektion Im Faustkampf zu geben. 
Das war eine ausgezeichnete Idee, finde ich, denn 
ich habe dadurch viel gelernt, und jedenfalls 
gebe ich nicht mehr öffentliche Vorführungen in 
der Boxkunst, 

Zwei ganze Tage mußte ich noch das Bett hüten, da 
ich mitmeinem dicken Kopfenicht ausgehen konnte. 
Ich erklärte meiner Hauswirtin, daß ich im Zim- 
mer gefallen wäre und das Auge auf dem Tep 
pich schlimm geschlagen hätte, Eine ganze Woche 
konnte ich nur flüssige Nahrungsmittel einnehmen, 
Suppe und Bananen, und meine Wirtin mußte 
mich vorsichtig mit einem Löffel füttern. Furchibar 
war es — aber lehrreich! Sehr lehrreichl 











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Amerikanische Rechnung 


(wIhelm Schutz) 





„Sie bauen ja nur den zehnten Teil von dem. was im Programm vorgesehen war!“ 
“ „Absichtlich, wir haben nämlich festgestellt, daß nur jedes zehnte Schiff ankommt! 


Calcolo americano: “Ma Vol non costrulte che la decima parte di quanto era stato previsto nel 
programma.,, — "Sl, a bella 'posta. Abblamo constatato che su diecl navi ne arrlva una sola.,, 


448 


München, 15. Jull 1942 a 
47. Jahrgang / Nummer 29 3O Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Auf der Suche nach der zweiten Front 


(Karl Amold) 





„Mal sehen, wo die Wünschelrute ausschlägt, dort könnten wir vielleicht angreifen!“ 


Alla ricerca di un secondo fronte: ‘"Vediamo un po’ in che punto viene attratta la bacchetta magica lä forse potremmo attaccare! 


Blick auf Charkow - Vista su Charkow 


ei 


CHAR Am —— 


Damtiig wor Say Kaprunnve 1 Ämenie 


Gespräch 
über Landwirtschaft 


Ich treffenur noch Fachleute, Fachleute in Land- 
wirtschaft, Sehr merkwürdig, die Kenntnisse auf 
lesem Gebiet scheinen ungeheuer weit ver- 
breitet zu sein. Ich komme mir immer wie ein 
neugeborenes Kind unter diesen Kennen vor. 
Sie sehen zum Abteilfenster Ihres Zuges heraus 
und sagen, auf das Grüne, das da unten vorbei- 
flitzt, deutend: „Die Zuckerrüben gedeihen vor- 
züglich.“ Ich erwidere dann, weil ich Fachleuten 
niemals widerspreche: „Ja, wirklich, ganz uner- 
wartet gut.“ Manchmal sagen die Leute auch: 
„Alles hin!" Ich kann zwar keinen Unterschied 
finden, aber Ich werde den Teufel tun und an- 
derer Meinung sein. Infolgedessen sage ich: „Ja, 
es ist ein Jammer.” 


Später stellt sich dann heraus, daß der eine 


Die Gottesgabe 


Mir fehle, meinft du, jener Seelenfriede, 
der doch das Höchfte bier auf Erden fel. 
Statt Harmonie feh’ ich nur Unterfchiede, 
ftatt Nächftenliebe nur Kasbalgerei. 


Ich folle mich doch mehr zufammennehmen. 
Nicht alles fei fo fchlimm, wie Ich es fah. 

Zum Gleichmut, rätft du, foll ich mich bequemen, 
zum milden laisser faire et cetera. 


Du tuft dir leicht. Dir fenkten halt die Mulen 
ab ovo fchon den ruhefamen Geift, 

die Gottesgabe »Phlegma« in den Bufen, 

die du fo warm als Seelenfrieden preift. 


Ratatöskr 


Rübenkenner ein Bauunternehmer war und der 
andere ein Kohlenhändler. Ach, Ich benelde die 
Leute um Ihre Nährständigkeit, es wächst ihnen 
sozusagen ein Kornfeld auf der flachen Hand. 

Im Kohlenhandel und im Bauunternehmen gibts 
längst nicht so viele Kenner und keiner traut sich 


da ein Urteil abzugeben. Es ist üblich, fast 
möchte ich sagen, es gehört zum guten Ton, an 
einem Kornfeld vorüberzugehen und zu sagen: 
„Das Getreide steht sehr gut.‘ 

Ach wie weit bin ich von der Abgabe eines so 
sicheren Urteils entfernt, ich kann bis ins ein- 
zelne unterscheiden, ob mir ein Brot oder ein 
Brötchen schmeckt, aber in Sachen Korn versage 
ich, und ich vermag durch noch so langes Hin- 
schauen nicht festzustellen, wieviel Brötchen man 
mit Hilfe der Landwirtschaft und des Nahrungs- 
mittelsgewerbes unter Hinzunahme der Lebens- 
mittelkartenverteilungsstelle daraus wird herstel- 
len können. Natürlich unterdrücke ich meine Un- 
kenntnis und ich rede so kräftig mit, wie die 
anderen auch, denn man will doch nicht der ein- 
zige Laie in einer Welt von Fachleuten sein. Man 
gebe natürlich nur Spitzenleistungen von sich, 
teils Rekordernten, teils Mißernten. Man braucht 
sich ja nicht auf die Äcker in der nächsten Um- 
gebung zu beschränken. Man lasse Weizenfelder 
in Mittelspanien besonders früh reif werden und 
techne mit einer späteren Ernte In Osteuropa. 
Mit bedenklicher Miene kann feststellen, 
daß einem aus bester Quelle mitgeteilt worden 
sel, die Malta-Kartoffeln hätten durch saison- 
bedingte Umstände diesmal sehr gelitten. Gut 
macht sich auch und zeugt von Weitblick, wenn 
man den Sojabohnen in Mandschukuo einige Be- 
merkungen widmet. Man vergesse nicht di 
Tabakernte in Mazedonien. In Weinbaugebieten 
lasse man entweder alles erfrieren, oder ver 
künde, daß der strenge Frost den Reben gar- 
nichts geschadet habe. 

Das sind natürlich nur einige ganz kurze Hin- 
weise, Es gibt tausend Möglichkeii sich am 
Gespräch über Landwirtschaft zu beteiligen. Man 
beginne mit den einfachsten Übungen und be- 
trachte einmal nachdenklich eine Herde der 


450 














(Toni Bichl Im Foldo) 






lobens- und preiswerten Gänse im Dorfanger, 
wie sie dort ihrer Vollendung entgegengehen. 
Dabei wird einem schon irgend etwas Passendes 
einfallen. Foitzick 


Eine bremische Anekdote 


Der alte Konsul Wefing hielt sich auf seinem 
patrizischen Sommersitz an der Lesum ein betag- 
tes Ehepaar, Tölke und Aline Köhnsen, das selt 
Jahrzehnten still und bescheiden Hausverwalter- 
dienste tat. Konsul Wefing, Großkaufmann, Wit- 
wer und kennerisch behaglicher Lebensgenießer, 
wär den wackeren Leuten freigebig gewogen 
und pflegte ihnen besonders zu Weihnachten 
einen wohlbesetzten Gabentisch aufbauen zu 
lassen; eine Geberfreude, die er sich als Besitzer 
einer Lebensmittelgroßhandlung ohne Überirie- 
bene Belastung gönnen konnte, Den verzehrbaren 
Gaben aber war jedesmal ein ansehnlicher Geld- 
betrag beigefügt, der dem Ehepaar Köhnsens die 
et) eines besonderen Wunsches ermöglichen 
sollte. 

Einmal nun, als Konsul Wefing bei strahlendem 
Frostwetter seinen Landsitz ausnahmswelse auch 
im Winter besuchte, wandelte Ihn die Neugier 
an, einen Blick in das Wunschleben des Ehepaares 
Köhnsen zu tun. 

„No, Mudder Köhnsen“, fragte er, als die alte 
Frau ihm den meisterhaft komponierten Grog auf 
den Tisch stellte, „was machen Sie denn nu eink- 
lich so mit dem Gelde, das Sie ümmer von mir 
zu Weihnachten kriegen?” 

„Och, Herr Konsul”, versetzte Mudder Köhnsen 
leicht verschämt, „da haben wir was ganz Be- 
sonneres mit vor. Das bringen wir dscha tschedes 
Dschahr nach’r Sparkasse hin, bis daß es denn 
mal genug is.” 

„2o", sagte Konsul Wefing. „Kuck an. Un was is 
das Besonnere, das Sie damit vorhaben?” 

„Kein Luxus un so, Herr Konsul”, versicherte Mud- 
der Köhnsen. „Da lassen wir uns 'ne kleine Ge- 
legenheit von bauen; die haben wir all so lange 
nötig.“ Karl Lerbs 








Ritchies Ende 














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„Solange ich meiner englischen Bulldogge einen so schönen Generalsknochen 
g 99 
vorwerfen kann, vergreift sie sich nicht an mir!“ 


La fine di Ritche: “Fintantoch& posso geftare in bocca al mio dogo un osso si squisito di generale, esso non azzanna me!,, 


451 


Andenken an Ägypten 


(E. Thöny) 








„Wollen Herr General sich nicht vor der Abreise mit der Sphinx fotografieren lassen?“ 
„All right, aber bitte Momentaufnahme, wir haben keine Zeit!“ 

Ricordo dell’ Egitto: ‘Non volete, signor Generale, prima della partenza farVi fotografare 

colla Sfinge?,, — “All right! Ma prego, solo un’ Istantanea; non abbiamo tempo da perdere!,, 


452 


Die Nebensache - Cosa secondaria 





IM ) 


(0. Herrmann) 


„Ich kann eben nur mit Anton glücklich sein !"* 
„Was haste schon davon, wenn du glücklich bist?‘* 


“Eh Insomma, io non posso esser felice che con Antonio!,, — "Ma cosa hai quando sei felice?,, 


ERINNERUN 


G AN ILLEN 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


Das war vor Jahren in Budapest. Es geht nichts 
über die Gastfreundschaft der Ungarn. Mein 
Gastgeber Keschaj Johann Überbot sich Tag für 
Tag in Freundlichkeiten, so daß ich kaum mehr 
einen Wunsch zu denken wagte; denn Johann er- 
riet ihn bestimmt, Und dann nützte kein Wehren. 
Johann sagte einfach: „Lieber Freund aus Wien, 
was sagst du? Du wirst mich doch nicht zum Un- 
glücklichsten auf der Welt machen wollen? Ich 


Ruf aus der Wildnis 


Endlose Wälder sind um uns seit Tagen — 

Fern bist du, Welt, mit deinen schön’ren Bildern! 

Nach unsrer Seele darf nun niemand uns mehr 
fragen — 

Verdreckt sind wir, und unsre Bärle, die verwildern. 


Und dodı! — es blieb das Ilerz, wie es gewesen, 
Schlug audı die Wildnis es in Dorn und Hecken — 
Und könntest Du zu dieser Stunde durin lesen, 
Nichts Arges, Liebste, würde Deine Augen schrecken. 


Nur große Schnsucht käme Dir entgegen, 

Und wenn Du lauschtest, würd‘ Dein Name 
klingen — — 

Doch ungehört auf tiefverschlungnen Wäldermwegen 

Stirbt jedes Lied, noch che es die Lippen singen. 


So ziehen wir, Soldaten ohne Lieder’ — 
Wohin wir gehen, mag der Himmel wissen?! 
Ich weiß nur eines: einmal kehr' ich zu Dir wieder 


Und voill von Deinem Mund ein neues Leben 
küssen! 
Herbert Lestibowdois (im Felde) 


könnte mich nie mehr freuen, wenn du mit einem 
unerfüllten Wunsch nach Wien zurückfahren müß- 
test! Und ich will mich noch oft freuen!" 
Johanns junge Frau Illen war die schönste Un- 
garin, die je halb Budapest verrückt gemacht 
hatte, Und immer durfte ich um sie sein, Einmal 
waren wir eine kleine Gesellschaft; wir unter- 
nahmen einen Badeausflug, Jeder bemühte sich, 
der berückenden Illen den Hof zu machen. Aber 
Johann machte diesem Kampf ein rasches Ende. 
„Nichts da”, sagte er, „Illen ist für unseren Wie- 
ner Freund dal Und zwar für die ganze Zeit, da 
er bei uns ist, also auch für heutel Wer sich 
nicht danach hält, dem schließe ich ein Loch in 
den Bauch!" 

Es war ein wunderbarer Nachmittag. Ich war 
stolz, ich bemühte mich, die paar Brocken Un- 


garlsch, die ich kannte, In nette Komplimente 
für Illen umzubiegen. Die schöne Frau amlsierte 
sich köstlich. In ihrem reizenden Deutsch, das 
nur so von Fehlern wimmelte, was sage ich, das 
mit Fehlern so hold verziert war wie ein echter 
Wiener Gugelhupf mit Rosinen, gab sie Antwor- 
ten. Kurz, während die anderen Männer Blicke 
auf mich schossen, die, hätten sie mich durch- 
bohren können, ein Haarsieb aus mir gemacht 
hätten, erlebte Ich meinen schönsten Sommertag. 
Ach, wißt Ihr, was es heißt, mit einer herrlichen 
Frau allein im Boot zu fahren und mit dieser 
Frau ein kleines Wetischwimmen zu veranstalten? 
Wißt ihr auch, daß ein Sonnenbad eine traum- 
hafte Angelegenheit sein kann, wenn man eine 
schöne Frau neben sich hat, die das Bestreben 
hat, am ganzen Körper gleichmäßig abzubrennen? 
Auch dieser Nachmittag nahm ein Ende. Und weil 
ich zum Schluß tieftraurig wurde, gab mir Illen 
einen Kuß, daß mir war, als sei die eben gesun- 
kene Sonne wieder aufgegangen. Dieser Kuß war 
mein einziger Kuß in Ungarn und — 

— und noch oft denke ich an ihn und an 
den herrlichen Sommernachmittag zurück. Alles 


steht in meiner Erinnerung, wie etwa ein 
Bildersammler seinem Rubens einen Ehren- 
platz gibt, 


...Heute traf ich in Wien zufällig einen gemein- 
‚samen Bekannten aus Budapest. Wir plauderten, 
Da fragte ich: 

„Wie geht es dem lieben Kescha] Johann und 
seiner schönen Frau Illen? Ich habe schon län- 
ger nichts mehr von den beiden gehört!” 
„Keschaj Johann? Ach, der Ist ja die lebende 
Eifersucht! Er war ja immer schon eifersüchtig, 
aber was er jetzt treibt, das —" 

„Eifersüchtig?” unterbrach ich ihn. „Unmöglich! 
Als ich vor Jahren bei ihm zu Besuch war, da 
drängte er mir Illen sozusagen aufl” 

„Ich erinnere mich!“ erwiderte lächelnd der 
Budapester. „Und weißt du auch, warum er das 
tat? Wir fragten ihn damals, als du mit Illen allein 
im Boot warst und so weiter, warum er das zu- 
ließ. Er meinte: ‚Aber welche Frage! Ich habe 
meinen Wiener Freund ja nur deshalb eingeladen, 
damit ich, was Illen betrifft, einmal ruhig sein 
kann! Er ist ja den Frauen gegenüber ein zur 
dritten Potenz erhobener Hasenfußl Dem ver- 
traue ich Illen an, und wenn sie beide in einem 
Zimmer übernachten müssen!‘ Was wir dich da- 
mals ausgelacht haben! Aber du hast nichts be- 
merkt, du hast nur —" 

„Nun ist in meiner Erinnerung wieder ein Ehren- 
platz frei. Es geht mir Jetzt wie dem Bildersamm- 
ler, der von einem Fachmann erfahren mußte, 
daß sein so liebevoll gehüteter Rubens ge- 
fälscht Ist. 

Soll ich mich rächen? Soll ich Illen auf einer 
offenen Karte schreiben, daß Ich noch immer an 
jenen Kuß denke? Lieber nicht, sonst kommt der 
Keschaj Johann und schießt mir ein Loch in den 
Bauch! Und so wunderbar war Illens Kuß denn 
doch nicht gewesen! 


{Hch, Kloy) 





Mißhandlung der Deutschen in Brasilien 





INNE 


PR TE 20 2 





(Erich Schilling) 


Roosevelt verteilt den in Nordafrika ersparten Siegeslorbeer an seine brasilia- 
nischen Helden für ihren glänzenden Sieg über die deutschen Zivilgefangenen. 


Maltrattamento dei tedeschi nel Brasile: Roosevelt distribuisce l’alloro, risparmiato nell’ Africa 
del nord, al suol eroi brasiliani per la loro splendida vittoria su prigionieri civili tedeschi. 


MEIN FREUND JOHANNES 


Martin kam recht verwirtt zu Johannes, 

Wir wußten, daß er schon seit einiger Zeit um die 
Gunst eines Mädchens warb, das Ihn ständig ge- 
schickt darüber im unklaren ließ, wiewelt er hof- 
fen dürfte. „Ist sie noch nicht hier? Sie wollte 
auch kommen”, sagte er. „Sie kann mich doch 
nicht schon wieder versetzen!” 

Aber sie kam nicht, Martins Verzweiflung wuchs. 
Es war uns nicht möglich, ihn zu beruhigen. „Wenn 
sie nun nicht gleich kommt, werde ich verrückt", 
stieß er hervor. 

Gerade da pfiff draußen unser Freund Peter. Ich er- 
hob mich, öffnete ihm und brachte ihn mit ins Zim- 
mer. Freundlich begrüßte er Johannes und wollte 


sich dann auch Martin zuwenden. „Störe ihn nicht”, 
wehrte Johannes ab, „er wird grade verrückt.” 
Johannes war in seinem Arbeitszimmer. Frau Jo- 
hanna war in der Küche. Das Wetter war wun- 
dervoll. 

Dadurch angeregt sang Frau Johanna voller Be- 
geisterung das Lied von dem klarblauen Himmel. 
Johannes hörte es. Er hatte es gerne, wenn sie 
sang. Im allgemeinen. Aber heute störte es ihn 
etwas. Und als sie mit dem Lied bei der Frage an- 
gekommen war ‚Und mit all meiner Freude, was 
fang ich nur an?” ging er hinüber zu ihr. 

„Wenn dir sonst nichts einfallen sollte, an meinem 
Mantel fehlt ein Knopf”, sagte er. 


454 


Wir fuhren Faltboot, 
Das Wetter war recht rauh, Hin und wieder griff 
der Strom mit nasser Hand in das Boot. In der 
Ferne zog ein Gewitter auf. „Es dürfte sich emp- 
fehlen, das Land aufzusuchen”, warnte ich, 
Johannes lachte übermütig. „Das hat noch eine 
Weile Zeit”, sagte er. 
Aber dann ging es ziemlich plötzlich, Die .Bö über- 
fiel uns mit solcher Wucht, daß wir ihr nicht mehr 
ausweichen konnten. Das Boot schlug voll und 
sackte ab, 
Als ich auftauchte, war von Johannes noch nichts 
zu sehen. Endlich aber erschien auch sein Schopf 
über dem quirlenden Wasser. „Na ja, du sollst 
deinen Willen haben. Der Gescheitere gibt 
nach“, rief er, „suchen wir also das Land auf.” 
3. Bieger 


Kurt erwachte davon, daß der Lastwagen nicht 
mehr fuhr. Er lag direkt unter der Plane, halb ein- 
geklemmt zwischen Säcken, und zitterte vor 
Kälte. 

Dann leuchtete ihn eine Taschenlampe an, und 
eine tiefe Stimme sagte: „Steig’ mal runter. Du 
kannst uns ein bißchen helfen. Wir haben 'ne 
Panne.” 

Sie hielten mitten auf der freien Landstraße, nir- 
gends war ein Licht zu sehen. Der kalte, nasse 
Novemberwind jagte in Stößen über das weite 
Land, er wirbelte unablässig die dürren Blätter 
auf. Im grellen Licht der Scheinwerfer sah Kurt 
sie dahintanzen, zu Boden fallen und schon wel- 
terfliegen, dünne Blötichen wie von maltem 
Gold, Da, wo er stand, im Dunkel, am Anhänger, 
täschelten sie nur. 

Die tiefe Stimme rief: „Na, komm schon! Du 
kannst ein bißchen Luft pumpen. Das wird dich 
warm machen!” 

Die beiden Männer standen vorn beim Motor. 
Kurt ging unschlüssig auf sie zu. Er mißtraute 
ihnen. Aber er war zu verfroren, um jetzt mitten 
in der Nacht einen Fluchtversuch zu machen, Sie 
hatten bestimmt keine Panne, sie standen bloß 
da und warteten auf ihn. 

Der große Schwarze in der Lederjacke, mit der 
tiefen Stimme, fragte: „Wo biste denn auf meinen 
Lastzug geklettert?" 

„Bei der Tankstelle in Oranienburg.” 

„Und wo willste denn hin?” 

„In die Gegend von Schwerin. Ich sah,’ daß Ihr 
Lasızug aus Schwerin Ist." 

„Warum fährste da nicht mit der Bahn? Mit der 
Bahn ist's wärmer!” 

„Ich hab’ kein Geld. Sie haben mir in Berlin all 
meine Sachen und mein Geld geklaut.” 

„Sol sagte der schwarze Chauffeur bloß, Seine 
knochige Faust schnellte vor und traf Kurt direkt 
am Auge, Er wankte und sah feurige Funken 
sprühen, „Und da denkst du verdammter Berliner 
Lumich", schrie der Schwarze, „du kannst gratis 
auf meinem Lastzug fahren?! Wärte, du Schwein!” 
Zum zweitenmal schnellte die Faust vor und traf 
Kurt Brasch direkt unterm Kinn. Mit einem kleinen 
Aufschrei stürzte er hinten über und blieb liegen. 
„Ohl“ rief der kleine Beifahrer schnell. 

„Der hat für 'ne Weile genug!” sagte der 
Schwarze zufrieden, „Der fährt nicht so leicht 
wieder auf meinem Lastzug mit! Seit mir so ein 
Schwein mal zum Dank die ganzen Säcke auf- 
geschnitten hat, riech’ ich die Brüder auf fünf- 
hundert Meter gegen den Windl“ 

„Daß du das gefühlt hast, Oskar, daß da einer 
auf dem Anhänger lag?” sagte der kleine Bei- 
fahrer schmeichlerisch. 

„Immer! Einen Berliner Lumich immer Können nur 
Unfug machen und 'nen anständigen Chauffeur 
abknallen. — Zieh‘ ihn in den Graben, Ernst, daß 
er nicht überfahren wird. Ich will keine Schere- 
reien haben wegen 'nem Berliner Lumich. Und 
bei'm ‚nächsten Tanken paßte besser aufl” — 
Kurt Brasch richtete sich mühsam auf. Sein Auge 
schmerzte sehr, er fühlte eine große Beule an 
der Braue, und sein Kinnbacken war wie aus- 
gerenkt, Er konnte den Mund kaum bewegen. 
Langsam schlich er an der Seite der Landstraße 
welter, Er zitterte in seinem nassen Anzug vor 
Kälte, und ihm war sehr übel. Manchmal über- 
holten ihn Autos oder kamen ihm entgegen. Er 
versteckte sich vor ihnen hinter Bäumen; so wie 
er aussah, würde ihn doch keiner mitnehmen. 
Die Beule an seiner Braue schwoll noch immer, 
das Auge war nun ganz geschlossen. 

Als er eine lange Zeit so gegangen war, kam er 
in ein Dorf. Nirgendwo brannte mehr Licht. Aber 
es gelang Ihm nicht, sich In eine Scheune zu 
schleichen. Sobald er auf einen Hof wollte, fin- 
gen die Hunde an zu lärmen. Schließlich war das 
ganze Dorf ein einziges wütendes Hundegebell. 


DERMMALER 


VON HANS FALLADA 


Er machte, daß er herauskam. Dann war er wie- 
der allein auf der endlosen Landstraße mit dem 
kalten nassen Novemberwind. 

Er war noch nicht weit gegangen, als er zu sei- 
ner Linken ein Licht sah. Er kletterte durch den 
Chausseegraben und ging auf das Licht zu. Ihm 
war jetzt alles egal. Er kam durch einen kleinen 
Garten und sah durch das Fenster in die er- 
leuchtete Stube. Ein Mann wie aus einem alten 
Bilde, ein Mann mit langen weißen Haaren, einem 
weißen Schnurr- und Spitzbart saß an einem 
dunklen Tisch. Eine lange weiße Hand lag um 
den Stiel eines schön geschliffenen Glases mit 
Rotwein. 

Es sah aus, als sei es warm in dem Zimmer. Kurt 
Brasch klopfte gegen die Scheibe. Der Mann sah 
auf. Kurt begegnete dem leeren Blick von zwei 
großen dunklen Augen. Dann stand der Mann 
auf und ging aus der Stube. 

Eine Tür nach dem Garten öffnete sich, eine höf- 
liche Stimme sagte: „Wollen Sie bitte hier her- 
einkommen!” Der Mann ging Brasch voran. Er 
trug ein dunkles Samtjackett. „Hier herein, 
bitte.” Kur stand in der Stube, In die er eben 
gesehen hatte. Es war schön warm in ihr. „Setzen 
Sie sich, bitte“, sagte der Mann, und als er sei- 
nen Gast mit dem leeren dunklen Blick betrach- 
tet hatte: „Oh, Sie haben sich geprügelt!” 

„Ich bin verprügelt worden”, sagte Kurt Brasch 
grimmig. „Von einem Chauffeur, auf dessen Last- 
zug ich mich versteckt hatte.” 

„Er hat Ihnen ordentlich was versetzt!” kicherte 





- der spitzbärtige Alte. „Warum hatten Sie sich 


denn versteckt? Wollten Sie klauen?” 

„Ich dachte, ich könnte umsonst nach Hause fah- 
ren. Ich habe kein Geld.“ 

„So ein Schwein von einem Chauffeur!” sagte der 
Mann mit heiterer Gelassenheit. „Wenn Sie ihn 
das nächste Mal sehen, drehen Sie ein Messer 
in seinem Leibe herum, verstanden?” 

„Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, bin ich 


Frühlingsgedanken 


Die Bäume blühen im Überfluß. 
Verfprechen Genuß, verfprechen Verdruß. 
Genuß? Geriß; wir alle verzehren 
Gern Apfel, Birnen und Stachelbeeren. 
(Wobet ich alfo nachtragen muß: 
Auch die Büfche blühen im Überfluß.) 
Verdruß? Um all dfefe Obfte zu kriegen, 
Muß man ftets auf der Lauer liegen. 
Denn auch die Knaben der Straße verzehren 
Gern Apfel, Birnen und Stachelbeeren. 
(Von diefen Knaben ift leider zu Tagen, 
daß fie zum Teil meinen Namen tragen.) 
Nun will man das Obft ja nicht nur befchützen, 
Sondern das fo bewahrte auch nüsen. 
$o muß man klettern, fich recken, fich bücken, 
Kriechen und fchleppen.Kurzum: man mußpflücken. 
(Wogegen befonders die Stachelbeeren 
Vermittels ihrer Stacheln fich wehren.) 
Im Folgenden wird Tag und Nacht 
Nur eingekocht und eingemacht. 
Ob nun der Mond, ob die Sonne fcheint, 
Birnen gefchält und Kirfchen entfteint. 
(Erftaunlich ift, wieviel die Knaben 
Grad dann für die Schule zu tuen haben.) 
Doch endlich ift das Werk gefchafft. 
Kompott, Marmelade, Gelee und Saft 
In Gläfern und Flafchen im Überfluß, 
Verfprechen und bringen großen Genuß. 
(Ach, ging's doch, auch Liebe und folche Sachen 
In Überfluß=Zeiten einzumachen!) 

Jürgen Bieger 

455 


hoffentlich etwas besser in Form, und dann wird 
er was erleben!“ antwortete Kurt Brasch, etwas 
überrascht über den Blutdurst des Patriarchen. 
„Ein Messer! Nur ein Messer!” sagte der lächelnd. 
„Möchten Sie vielleicht ein Glas Wein trinken?" 
„Gere." 

Der Alte ging an einen Glasschrank, nahm ein 
großes Weinglas heraus und stellte es gefüllt 
vor ihn hin, 

„Danke“, sagte Kurt. 

„Möchten Sie vielleicht auch etwas essen?” 
„Sehr gerne, Ich habe einen mächtigen Hunger, 
offen gestanden.” 

„Warten Sie einen Augenblick.” 

Der Mann ging aus der Stube. Kurt Brasch trank 
seinen Wein in kleinen Schlucken. Ihm wurde 
schön warm, Es saß sich gut bei diesem ulkigen 
Greis, 

„Meine Frau macht Ihnen sofort Essen. Sie ken- 
nen Sie —?" Der Mann schenkte ihm langsam 
das Rotweinglas voll und sah ihn dabei an. 
„Aber nein!” 
„Überlegen Siel 
Sie nach!” 

„Es ist mir so, als hätte Ich den Namen schon 
gehört.” D 

„Natürlich kennen Sie siel Ich habe Sie mehr als 
ein dutzendmal gemalt. Sie werde ich vielleicht 
auch malen!" 

„Aber nicht so, wie ich Jetzt aussehe?" 
„Gerade, wie Sie jetzt aussehen! Rembrandt hat 
seinen Bruder mit einem Goldhelm gemalt. Sie 
werde ich mit einer Narrenkappe malen!” 

„Eine Narrenkappe würde im Augenblick wirklich 
das Richtige für mich sein“, sagte Kurt Brasch 
trübe. 

Einen Augenblick betrachtete ihn der Maler 
schweigend mit seinem leeren, dunklen Blick. 
Dann beugte er sich über den Tisch und flüsterte 
geheimnisvoll: „Sie haben sicher schon gemerkt, 
daß ich verrückt bin?“ 

„O nein!’ sagte Kurt Brasch erschrocken. „Sagen 
Sie doch das nicht! Sie sind bestimmt nicht ver- 
rücktl" 

„Ich. bin Peter Paul Rubens”, sprach der alte 
Mann mit Nachdruck. „Haben Sie schon von mir 
gehört?" 

„Rubens —? Das war ein Maler, nicht wahr?" 
„Ich bin ein Maler, und ich bin Rubens! — In 
welchem Jahr leben wir?” 

„1930. 

‚Ja, und Rubens hat im siebzehnten Jahrhundert 
gelebt. Und ich bin Rubens. Also muß ich doch 
verrückt sein, nicht wahr? Alle sagen es.” 
„Sind Sie ganz sicher, daß Sie Rubens sind?” 
„Ganz sicher! Übrigens werden Sie gleich meine 
zweite Frau Helene Fourment sehen. Ich habe 
sie so oft gemalt, Sie erkennen sie sofort, 
Manchmal“, sagte er grübelnd, „ist hier auch 
meine erste Frau, Isabella Brant. Aber das stört 
mich, denn ich erinnere mich genau, daß ich sie 
1626 in Antwerpen begraben habe.” 

„Macht es Ihnen Kummer, daß Sie verrückt sind?“ 
„Nein, gar nicht. Es geht mir sehr gut dabei. Nur 
wenn ich an meiner Verrücktheit zweifele, geht 
es mir schlecht, — Helene, ich habe eben un- 
serm Gast von dir erzählt.” 

Eine große blonde, noch Junge Frau in einem 
weißen Kleid war eingetreten, Sie nickte dem 
Gast kurz zu und stellte ein Tablett mit Broten 
vor ihn hin. 

„Erkennen Sie sie wieder?” fragte der Maler ge- 
spannt. 

Die Frau warf Kurt einen schnellen Blick zu. 
„Natürlich!” sagte Kurt Brasch. 

„Sehen Siel" rief der Maler triumphierend, „Und 
da soll ich nicht verrückt sein! Ich habe Helene 
1630 geheiratet, und heute stehen Sie vor Ihr. 
Natürlich bin ich verrückti“ 

„Selbstverständlich bist du es, Peler Paul”, sagte 


Helene Fourment —? Denken 


die Frau sanft. „Der Herr 
„Natürlich“, sagte Kurt Brasch. 
„Wahrscheinlich träume ich auch nur”, sagte der 
alte Mann, „Ich bin eingeschlafen und träume 
euch, Ich träume diese Stunde und die Gläser 
auf dem Tisch. (Gieß‘ ihm Wein ein Helene. Er 
iBt tüchtig, nicht wahr? Er hat wirklich Hunger.) 
Manchmal bin ich nahe daran, aufzuwachen, der 
Traum wird so dünn. Dann merke ich, wie ein 
anderer Mensch in mir wach wird, der ich nicht 
sein will. Der andere zu sein, macht 
Schmerzen...” 

„Nein, nein“, sagte die Frau eilig. „Du bist Peter 
Paul Rubens, der große niederländische Maler, 
jeder weiß dasl” . 
„Natürlich bin ich Rubens”, sagte der alte Mann 
fest. „Ich werde ihn malen, Unser Gast ist über- 
fallen worden, du siehst, wie er zugerichtet ist, 
Ich will ihn mit einer bunten Nartenkappe auf 
dem Kopf malen. Wartet, ich hole gleich mein 
Malgerät...” 

Die Frau sah dem jungen Menschen mit einem 
halben Lächeln zu. „Er ist ganz harmlos”, sagte 
sie. „Sie dürfen ihn nur nicht auslachen.” 
„Natürlich nicht. Ist er schon lange so?” 

„Ein paar Jahre, ich weiß nicht genau. Ich pflege 
ihn nur, verstehen Sie, Ich bin nicht seine Frau.” 
„Wissen Sie, wie er so geworden Ist?” 

„Et hatte, ein großes Malergeschäft, ein Stuben- 
malergeschäft, verstehen Sie? Er war ein sehr 
wohlhabender Mann, er hat noch Geld, Er hei- 
ratete seine Jugendliebe, aber nach einer Zeit 
merkte er, daß sie ihn betrog, Er ließ sich von 
Ihr scheiden, und später heiratete er wieder. In 
einer kleinen Stadt kommt alles gleich heraus, 
auch die zweite Frau betrog Ihn. Damals fing er 
an, so komische Bilder zu malen, ganz wie die 
Kinder sie machen. Später heiratete er ein drit- 
tes Mal, aber auch mit der dritten Frau hatte or 
kein Glück. Er war das Gespött der ganzen 
Stadt. Ich verstehe es eigentlich nicht, warum 
gerade er jedesmal betrogen wurde. Er ist ein 
freundlicher, gebildeter Mann, Ich pflege Ihn gern." 
„Das verstehe ich. Er hat eben kein Glück ge- 
habt. Manche haben nie Glück.” 

„Oh, sagen Sie das nicht! Jetzt ist er ganz glück- 
lich — so lange er Peter Paul Rubens Ist.” 
„Und wenn er das nicht ist? Er ist doch nicht 
immer Rubens?" 

„Nein. Dann bekommt er Schlafmittel, bis er ruhig 
aufwacht und seinen Traum welterträumt.” 
„Dies ist ein närrisches Leben, finden Sie nicht?” 
‚Jö, es ist ein Leben, in dem nur die Narren 
glücklich sein können. Die Narren und die Ver- 
liebten, die anderen Narren.” 

Und wieder sah sie ihn rasch an, 

Er stand schnell auf, warf seine Arme um sie und 
küßte sie, „Dul Dul” sagte er atemlos, 

Der alte Mann trat ein. Er setzte Ihm eine bunte 
Kappe mit klingelnden Schellen auf den Kopf. 
Er stellte einen kleinen Tuschkasten, wie ihn 
Schulkinder haben, auf den Tisch, Er legte einen 
Zeichenblock vor sich. „Gieß' ihm noch einmal 
Wein ein! Sein Gesicht soll Farbe haben! Es soll 
bunter sein‘als die Narrenkappel” 

Die Frau bog sich über ihn beim Einschenken. 
Mit einer Hand umfaßte sie seinen Arm, zwi- 
schen den Zähnen flüsterte sie: „Dul“, und Ihre 
Zungenspitze bewegte sich schnell zwischen 
den Lippen. 

Der Maler warf den Pinsel hin, er hob den Kopf. 
„Was habt ihr geredet vorhin?“ fragte er scharf. 
„Was habt ihr geredet, als ich fort war?” 

„Aber nichts”, sagte die Frau rasch. „Er hat ge- 
sagt, er könnte immer noch mehr essen, und Ich 
habe ihm gesagt, es sei kein Brot mehr da, Ich 
müsse erst morgen früh frisches holen.” 

„Du lügst!” schrie der Maler. „Ich sehe es dir 
anl Ihr habt mich. betrogen! Ich rieche es. Ihr 
habt euch geküßt!” 

„Nein, nein”, rief Kurt Brasch und stand auf. „Wie 
möchte sie mich küssen? Sehen Sie doch, wie ich 
aussehel” 

„Es Ist ihnen egal, wie einer aussieht!” rief der 
Alte. „Wenn sie nur betrügen können. Ich bin 


glaubt es auch.” 


Ausflügler von Anno dazumal 


Gitanti dei vecchi tempi 


immer betrogen worden, jetzt weiß Ich es wie- 
der! Sie kommen In mein Haus, Sie trinken mel- 
nen Wein, Sie essen mein Brot, und in der ersten 
Stunde verführen Sie meine Fraul Das Messer — 
ich habe Ihnen gesagt, ich werde das Messer in 
Ihrem Leib umdrehen, dort, das Messer auf dem 
Tisch will ich haben!” 

Die junge Frau hielt ihn in ihren starken Armen. 
„Gehen Siel” rief sie. „Gehen Sie fort aus die- 
sem Hausel Ich bekomme ihn nicht eher ruhig.” 
Und zu dem Alten, der aus Ihren Armen freizu- 
kommen suchte: „Er geht schon, er ist nur ein 
böser Traum, Peter Paul, Gleich wirst du auf- 
wachen. Du bist der große Maler Rubens...” 
Kurt ‚Brasch trat aus dem Haus. Es war noch im- 
mer Nacht, der Novemberwind wehte kalt und 
feucht über die weite Ebene, Er schauderte. 

Er schlich an das Fenster. Sie saßen sich gegen- 
über am Tisch, der Maler hatte seinen Pinsel 
wieder zur Hand genommen und rührte eine 


456 


(A. Kubin) 





AN 
IN 


rn 





Die Frau warf einen 
raschen Blick zum Fenster und schüttelte abwei- 
send den Kopf. Die Lippen waren fest zusam- 
mengekniffen. 

Brasch kletterte durch den Chausseegraben wie- 
der auf die Straße. Einen Augenblick stand er 


Farbe im Tuschkasten an. 


und sah auf das Licht zurück. Dann machte er 
sich wieder auf seinen Weg. In der Kälte fing 
das geschlossene Auge stärker zu schmerzen an. 
Er ging eine Weile, dann erinnerte ihn das Klin- 
geln auf selnem Kopf, daß er immer noch die 
Narrenkappe trug. Er riß sie unwillig herunter 
und warf sie in den Graben. Aber nach ein paar 
Schritten machte er wieder kehrt und suchte die 
Kappe im dunklen Graben mit den Händen. Als 
er sie gefunden hatte, stopfte er sie in seine 
Tasche, 

Er richtete sich auf und sah zurück, Von dem 
Licht war nichts mehr zu sehen. Er setzte sich in 
Marsch, Ihn fror sehr, 





Sein Vorteil 


Abens... 


„Siehst du Erna, die Theater sind ausverkauft, die Lokale besetzt, Toiletten 
und Schmuck is nich, jetzt sag selber, wie soll ich mich für dich ruinieren !“ 


Vantaggio per lui: “Vedi, Erna; nei teatri non c’& pi un posto libero, i locali sono pieni 
zeppi, non ci sono piü ne tolette n& gioielli...Ora dimmi tu: Come pofrei io rovinarmi perie?,, 


457 


(R. Krleach) 


Nächtlicher Spuk - Spettri nofturni 


HEN N 


(Fr. Bilek) 





SS 





Das ordentliche Lenchen 


Von Fritz Sänger 


Lenchen Staubtot war nicht etwa ein kleines, 
niedliches, Junges Mädchen, sondern damals schon 
eine Dame mittlerer Größe und dazu Jungfrau 
von 46 Jahren, die eigentlich nur an ihrer Über- 
tüchtigkeit litt; ob man an so etwas leiden kann? 
Oh ja, darunter litten sogar andere mit, ohne 
daß sie deswegen Mitleid mit ihr hatten. 

$o die Putzfrau Lode, die wirklich für tüchtig galt, 
denn wenn sie drei Stunden an Lenchens Schlaf- 
zimmer gekehrt und gefummelt hatte, so kam 
Lenchen am Sonntag früh auf den Gedanken, 
eine Nachschau zu halten und holte noch einmal 
eine Schaufel Staub aus dem gereinigten Zimmer 
heraus. Wie sie das machte? Ja, das war eben 
der Lenchenwitz und wenn es nicht anders aus- 
glebig war, holte sie es aus den Matratzen 
heraus. 

Ja ja, das hatte sie geerbt und welter ausgebaut. 


Mit 24 Jahren hatte sie einmal einen richtigen 
Bräutigam, Ein tüchtiger Mensch, Meister in einer 
Gewehrfabrik und wirklich immer bei der Sache. 
Jedesmal wenn er zu ihr kam, machte sie ihn auf 
irgend etwas aufmerksam: die nicht ganz blan- 
ken Schuhe, die schiefsitzende Krawatte, die nicht 
vollständig zugeknöpften Knöpfe am Mantel, oder 
den verkehrt sitzenden Hut; der saß nämlich ab- 
solut unmöglich, wenn die Schleife rechts war. 
Er gewöhnte sich daran und wenn es auch jedes- 
mal so ein kleiner Klaps auf das Herz war, er 
fand sich damit ab. 

Einmal aber kam er gerast und leuchtete wie die 
Sterne aus dem Morgenland: 

„— Lenchen — Lenchen — oh Gott, Lenchen, 
gestern hab ich den Abschluß gemacht auf unser 
Haus, nächste Woche fangen sie an zu bauen!” 
Sie machte ein finsteres Gesicht und sagte ernst 


458 


und traurig: „Jetzt hast du wieder den Hut ver- 
kehrt aufl” 

Da prallte er zurück, drehte sich langsam um und 
ward von Lenchen nicht mehr gesehen. 

Und sie beschloß ein für allemal, daß alle Män- 
ner der Welt nicht ordentlich genug wären und 
blieb ledig. 

Aber was ich eigentlich erzählen wollte, sie hatte 
sich dann einen kleinen Laden erworben und ge- 
führt, bis sie mit 79 Jahren sanft entschlief. Mit 
einem Staubtuch in der Hand hatte sie der Schlag 
getroffen. Das ging noch an, aber bei ihrem Be- 
gräbnis ereignete sich das Ungeheuerliche: Sie 
lag auf dem Totenbett, angetan zur letzten Reise 
und sollte eben In den Sarg gelegt werden. Da 
begannen auf einmal ihre Lippen zu zittern und 
sie — sprach, wirklich deutlich sprach sle: „Mit 
einem Staubtuch den Sarg auswischen, bittel” 
Mit zitternden Händen tat dies die Totenfrau 
und dann riet man den Arzt, der mit absoluter 
Sicherheit feststellte, daß sie wirklich tot war. 
Dann erst wurde sie in den sauber entstaubten 
Sarg gelegt. 












Wer dies liest: 


BAUER &CIE 
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soll sofort denken: 
SANATOGEN 
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machen Gesicht und Auftreien 
sympathischer, Nach dem mod 
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können Sie ohne Iremde Hilte 
diese Korrektur In tünt Minuten 
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A-0-BE, Essen 110, Schließl. 327 





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DAS nnd QUALITÄT 


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Füllung weitergibt. Dadunch werden wert- 
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_ Mocar | 

















[MACHOLLerzeuanıss: 


TRAGEN KÜNFTIG DEN NAMEN 


Dirndl-, Trachten-, 
Dekorations-, 


Bäuerlicher Hausrat 


GUSTAV LO IS 
er 


LESEN Sie auch die 











Nadeidhten 
Mündner 


Süddeutfche 
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Münchner Neuefte 


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N r Er 
3.26. när beschränkk Uferbar, jedoch ir ünveränderler Qualität" 
ng RR 











sie auch angebrochen unbesch: 
bar ist, reicht die Flasche — bei be+ 
dächtigem Genuß — eine ganze Weile. 














br 
rim: riepel? 

Kautabak 
NORDHAUSEN AM HARZ, 


Wir bitten unsere Freunde um sparsamsten Ver« 
brauch, damit wir möglichst alle versorgen können, 



















Gelikan 





bewährt 

















£ % 
| GÜNTHER WAGNER :GEGR.1858 


KASSENPRÜFUNG 


Hannibal Alexander Brummer, Polizeimeister der 
Stadt Lundberg, saß in seinem Büro und sto- 
cherte ärgerlich in den Zähnen herum. 

Er hatte mit einem friedlichen‘ Nachmittag ge- 
rechnet, und da war dieser Bürochef Andersen 
vom Justizministerlum gekommen, um zu revi- 
dieren, 

Verflucht ärgerlich, daß der Bürochef just in der 
Woche kommen mußte, wo Hansen Ferien hattel 
Sein Stellvertreter Hansen pflegte nämlich alle 
unangenehmen Sachen auf sich zu nehmen — 
nun hatte der Polizeimeister selbst die ganze 
Last. 

Er hatte dem Bürochef Bücher und Kasse über- 
geben und ihn draußen im Abfertigungsraum 
untergebracht; so mochte er sich selbst damit 
abfinden, 

Der Polizeimelster In Lundberg begann in ein 
paar umlaufende Akten zu gucken, die er sonst 
hatte liegen lassen wollen, bis Hansen wieder 
da war; aber jetzt war der Nachmittag Ja doch 
verpfuscht, und er konnte ebensogut etwas er- 
ledigen. 

Als der Polizeimeister dann In den Abfertigungs- 


Am ersten Urlaubstag 


„Des is ja die reinste Sauna, Zenzi!"* 





VON AAGE V. HOVMAND 


raum hinaustrat, war der Bürochef weg. Es wun- 
derte den Polizeimeister ein wenig, daß der 
Gast so ohne etwas zu sagen gegangen war; 
aber er beruhigte sich damit, daß er wohl Ins 
Hotel gegangen sel, und er setzte sich wieder 
an die Arbeit 


Es verstrich eine Stunde, und es verstrichen zwei 
— der Bürochef kam nicht zurück. Da bekam der 
Polizeimeister einen Verdacht, den er jedoch 
sofort als unglaubwürdig verwarf. Lediglich um 
sich von der Lächerlichkeit des Gedankens zu 
überzeugen, begann er die Bücher-und die Kasse 
zu untersuchen. Alles Papiergeld fehlte! Nur das 
Kleingeld war dal 

Der Polizeimeister hatte die Empfindung, daß sich 
der Stuhl mit ihm drehte. Er versuchte seine Ge- 
danken zu sammeln, Da waren gute 1800 Kronen 
in der Kasse gewesen. Er kannte den Bürochef 
Andersen vom Justizministerium nicht. Es war ein 
anderer, der die vorigen Male zur Kassenprüfung 
gekommen war, aber ein Personalwechsel war 
Ja keineswegs unwahrscheinlich. Der Mann hatte 


os, Oberbarger) 


— „So nennts 


ihr des drauss'n, jetzt mir sagen allerweil no Dreck!" 


Nel primo giorno di permesso: "Ma questo, Zenzl, & davvero un puro ‘Sauna, !,, 
"Ah cosl lo chiamate voialtri lä fuori; nol Invece lo chiamiamo ancor sempre *lordume,!,, 
. 


460 


einen äußerst zuverlässigen Eindruck gemacht; 
es war nichts in seinem Aussehen oder Auftreten, 
was den Verdacht erwecken könnte, daß er nicht 
Bürochef im Justizministerlum war, Man pflegte 
doch nicht gleich elne Legitimation zu verlangen! 
Das war doch das frechste...! Der Polizeimeister 
wollte beim Hotel anrufen... beim Justiz 
ministerium ... 

Nein! Um alles In der Welt, das nicht! Er würde 
zum Gespött für das ganze Land, vielleicht sogar 
verabschiedet werden! 

Polizeimeister Brummer war für den Rest des 
Tages äußerst wortkarg. Wenn sich keine Lösung 
fand, mußte er morgen die 1800 Kronen In die 
Kasse legen! Nachts träumte er von Kassen- 
revisionen, 

Als er am nächsten Tage gerade im Garten Kaf- 
fee trinken wollte, kam das Hausmädchen und 
meldete den Bürochef Andersen vom. Justiz- 
ministerium! 

„Da soll doch,...!” entrüstete sich der Polizei- 
meister und stürzte hinein. 

Belehrt durch seine teuer erkaufte Erfahrung, ver- 
langte der Polizelmelster, daß der Bürochef sich 
legitimieren sollte, Dieser schien anscheinend 
etwas verwundert darüber, daß es in Lundberg 
so formell zuging; aber er fand es natürlich ganz 
in Ordnung so. Er zog ein Polizeischild aus der 
Tasche und fügte hinzu, daß der Polizeimeister 
ja beim Justizministerlum anrufen könnte, wenn 
er eine weitere Bestätigung wünschte. „Sie haben 
wohl unangenehme Erfahrungen gemacht?” 
lächelte er. 

„Bewaährel" versicherte der Polizelmeister, „Sie 
dürfen nicht mißverstehen... es war nur der 
Ordnung wegen...!” Er versicherte, daß seine 
Frau sich freuen würde, des Bürochefs Bekannt- 
schaft zu machen, und nahm Ihn mit in den Gar- 
ten hinaus, wo er überredet wurde, eine Tasse 
Kaffee mizutrinken, bevor er das Geschäftliche 
begann. 

Der Polizelmeister eilte ins Büro und schickte das 
Hausmädchen sofort zur Sparkasse mit seinem 
Privatsparbuch, um 1800 Kronen abzuheben. Das 
war so ungefähr alles, was daraufstand,, 

Als der Fehlbetrag abgedeckt, der Kaffee aus- 
getrunken und des Polizeimeisters Garten be- 
wundert war, begann die Revision. 

Etwas später ging Brummer Ins vordere Büro, 
Bürochef Andersen war weg. Seine Mappe und 
sein Zeug waren auch weg. Das Geld war weg. 
In der Kasse lag ein mit Bleistift geschriebener 
Zettel: „Verzeihung, daß wir den Spaß wieder- 
holen mußten — aber 1800 Kronen waren reich- 
lich wenig!” 

Der alte Polizeidiener Larsen wunderte sich hin- 
terdrein Über das unerklärliche Verschwinden 
seines Polizeischildes vom Fensterbreit in der 
Vorstube, 

Der Apotheker wunderte sich darüber, daß sein 
guter Freund, der Polizeimeister, Ihn um eine 
Bürgschaft für 1800 Kronen zwecks „unvorher- 
gesehener Ausgaben“ bat. D 
Bürochef Andersen vom Justizministerium und 
sein Assistent wunderten sich, als sie einige Tage 
später zur Kassenprüfung kamen, über die uner- 
klärlich unfreundliche Art und Weise, mit der sie 
vom Polizeimeister in Lundberg empfangen wur- 
den: sobald er ihr Anliegen gehört hatte, fuhr 
er hoch, als ob es sich um ein Paar Raubmörder 
drehte, und ließ sie in Arrest setzen, bis Ihre 
Verhältnisse gründlich untersucht wären! Die 
Herren wären kaum ihrem Schicksal entgangen, 
wenn nicht der Stellvertreter Hansen darüber 
zugekommen wäre. Er erkannte In dem Assisten- 
ten einen alten Studienkameraden wieder und 
konnte für die Echtheit der Herren einstehen. 


Das Mündchen 


(K. Heillgenstaedt) 


i 
Y 





„Ich muß mich eilen, ich bin heute abend zum Essen eingeladen!“ 
„Dann mal’ dir aber nich so 'nen großen Mund, sonst erschrecken die Leute!“ 


La boccuccia: ‘Devo affrettarmi, ch& stasera sono invitata a cena!,, — ‘"Allora non pingerti una tale boccaccia, ch& spaventeresti la gentel,, 


461 


DER RAUCH VON REVELLER 


EINE GROTESKE VON JO HANNS ROSLER 


Washington. Weißes Haus, Beratungssaal, 

Der Präsident von Amerika, 

Der Bürgermeister von Reveller. 

Mehrere Onkel und Tanten Sam. 

Der Präsident spricht: 

„Warum schließt sich Ihre Stadt so völlig ab, 
Bürgermeister? Warum kann kein Amerikaner mit 
der amerikanischen Stadt Reveller ein Geschäft 
machen?” 

Der Bürgermeister, ein Mordskerl: 

„Präsident! Wir Reveller bleiben gern unter uns 
Revellern.” 

„Schlechte Erfahrungen gesammelt?’ 

„Mehr als genug!” 
„Trotzdem — ich verlange —' 
„Sie bitten, Präsidenti” 
„Also gut — Ich mache den Vorschlag: die Stadt 
Reveller soll einem Geschäftsmann aus Newyork 
irgendein geschäftliches Angebot machen, damit 
die Beschwerden aufhören.” 

„Einverstanden, Präsident!” 

„Wann erfolgt das Angebot?" 

„Sofort, Präsident!” 

„Wie lautet das Angebot?” 

„Wieviel zahlen Sie für den Rauch von Reveller?” 
„Ein dummer Scherz!” 

„Keineswegs.” 

„Sie bieten den Rauch Ihrer Stadt an?” 
„Jawohl, Herr Präsident.” 

„Es wird sich kein Käufer finden, Bürgermeister!” 
Der Bürgermeister, ein Mordskerl: 

„Das wäre schade! Aber ich halte das Angebot 
aufrecht.” 

Fünf Tage später. 

Vor dem Rathaus in Reveller. 

Ein fremder Herr steht vor dem Bürgermeister, 
„Ich habe von Ihrem Angebot erfahren, Bürger- 
meister.” 

„Welches Angebot?” 

„Ich kaufe den Rauch von Reveller.” 

„Sie kauten den Rauch unserer Stadı?" 








„Ihr Angebot interessiert mich.” 

„Was bieten Sie?” 

„Ich biete für den Rauch von Reveller zehn- 
tausend Dollar.” 

„Sie schickt der Präsident?” 

„Ich habe bereits den Vertrag mit ihm unter- 
zeichnet.” 

Der Bürgermeister erhob sich, 

„Dann betrachten Sie sich von Stund an als Be- 
sitzer des Rauches von Reveller — er gehört 
Ihnen!” 

Der Besitzer des Rauches von Reveller verließ 
das Rathaus. Er überquerte einen Platz. 

Vor der Bäckerei Clinch machte er halt. 


BAUERNGARTEN 


Rote Flämmchen lecken 
Um die Bohnenstangen, 
Tief in Blattverstecken 
Schlafen Gurkenschlangen. 


Zaunüber schlagen 
Stachlige Beerenäste; 
Ohne zu fragen 

Naschen da Himmelsgäste. 


In der Mitte 

Leuchtet das Röslein rot 

Wie eine Bitte 

Um Liebe und Liebestod! 
GEORG SCHWARZ 


„Sie sind der Bäcker Clinch?” 

„Clinch aus Revelle;l” 

„Ihr Schornstein raucht!” 

„Haben Sie etwas dagegen?" 

„Sehr viel! Wie können Sie sich unterstehen —" 
„Herrlt" 

„Clinch aus Reveller! Wie können Sie sich unter- 
stehen, den Rauch einfach in die Luft gehen zu 
lassen? Der Rauch von Reveller ist mein Eigentum. 
Ich habe ihn gekauft. Hier ist mein Vertrag. Ich 
ersuche Sie, ab heute den Rauch einzufangen 
und mir aufzubewahren.” 

„Das Ist Wahnsinn!” 

„Nein, Ein Geschäft,” 

„Was soll ich tun?“ 

„Kaufen Sie mir den Rauch Ihrer Bäckerel ab. 
Tausend Dollar im Jahr.” 

„Ein Wahnsinnspreis!” 

„Der Umbau Ihrer Bäckerei und des Schornsteins 
dürfte noch teurer kommen. Sie haben eine Be- 
denkzeit von zehn Minuten, Nach dieser Frist er- 
scheine ich mit dem Bürgermeister von Reveller 
und lasse die Feuer unter Ihren Kesseln und Ofen 
löschen, um zu verhindern, daß mein Rauch ver- 
loren geht.” 

Fünf Minuten später war der Vertrag perfekt. 
Der Besitzer des Rauches von Reveller erhielt 
tausend Dollar und gewährte der Bäckerei freien 
Rauch durch den Schornstein. Dann ging er von 
Fabrik zu Fabrik, vom Wirt zum Schmied, von 
Haushalt zu Haushalt und schloß überall seinen 
kleinen Vertrag. Und da Reveller eine gute In- 
dustrie, ein fröhliches Handwerk und vielköpfige, 
vielessende Familien besaß, pries man an allen 
Tischen am Abend des glorreichen Tages den 
Bürgermeister von Reveller für seine einmalige 
Idee, In Washington den Rauch von Reveller zum 
Kauf anzubieten, 

Inzwischen saß im Weißen Haus in Washington 
der Präsident zwischen Onkel und Tanten Sam. 
Man sprach von Reveller. 

„Sie werden sehen, Präsident, der Newyorker 
wird zurückkehren und den Vertrag anfechten!” 
„Er ist ein alter Geschäftemacherl” 

„Trotzdem, Präsident!” 

In diesem Augenblick meldete der Diener: 





|Lerne zu Hause 





TRaeON 






N ; Wolle - Seide 
Modeneuheiten 


‚Kurzschrift 


„ohne Ablenkung! | 
Nie versäumen Sie den Unterricht] 
Auch Eilschrift und Maschinenschre 
Aufklärungsschrift 366 













reinigt \y 
Bolstermöbel Ri; > | 


das führende Haus 









für Qualltätsstoffe 


Wie mit einär Sicherheitstär is uner Körper 
eescn Infcktionen verschlowen, wenn ihm genügend. 
Yiisin A,C und Kalk zur Verfügung scht. 







MÜNCHEN 
WIEN I 


Löwengrube 23 





COKO-WERK K.Q. 
Bauernmarkt 5-7 METZ 


'Schönheitsfehler 


rossen, 

g t „Mit: 
und macht den Telnt'zart.| 
Seit 40 Jahren bewährt.) 


| Alu der Mögpe der Tropomwerkc, Kol Mällehne 








Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS 


wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! 








w so08 


Am W erktag 


Keinen 





Florio Marsalı 
treter der ji 





— ein Spitzenver 





jausendealten Wein- 


baukultur Siziliens. Vollmundig, 


Der altbewährte 
zuverlässige, gute 


Kamerad 


würzig und gebaltvoll will er an- 





dächtig und in kleinen, prü- 


Am Festtag 
einen 
un 


fenden Zügen genossen werden. 


FLORIO 


MARSALA 


Vino Dı sıcıLia 





der Soldaıen von 
1870 und 1914 


Schutzmarke VAUEN Nürnberg S 


älteste deutliche Bruytre-Pfeiten-Fabrik 








SCHRAGSCHNITT 





462 


„Der Besitzer des Rauches von Reveller bittet, 
vorgelassen zu werden!” 

„Der Präsident ist bereit, ihn zu empfangen.” 
„Mein Präsident —" 

„Bevor Sie sprechen‘, unterbrach ihn der Präsi- 
dent, „möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, 
daß der Vertrag unterschrieben, gestempelt und 
techtsgültig ist. Es hätte also gar keinen Zweck, 
zu versuchen, den Vertrag rückgängig zu machen.” 
Der Besitzer des Rauches von Reveller lächelte 
liebenswürdig: 

„Hier ir der Präsident! Ich habe keineswegs 
die Absicht, vom Vertrag zurückzutreten. Im 
Gegenteill Ich komme wegen eines neuen Ver- 
trages.” 

„Eines neuen Vertrages?” 


Der Geschäftemacher beugte sich zum Präsi- 
denten: 
„Sagen Sie, Präsident, unter uns — was kostet 


der Rauch von ganz Amerika?" 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


a 10 Nückon 





Hanna Haarig hatte Ihr Hinterstübchen an einen 
jungen Musiker vermietet. Am Fünfzehnten des 
Monats erschien sie zornbebend. 

„Wer hält das aus?! Fünfzehn Tage üben Sie von 
früh bis spät den Einzugsmarsch — jetzt üben 
Sie mal schnell den Auszugsmarsch — Sie sind 
zum Ersten gekündigti” I.H.R. 


Bobby trifft seinen Freund Felix. 

„Servus, Lixl”, sagt er, „wo bist denn gewesen?“ 

„In der Buchhandlung.“ 

„Na geh, in der Buchhandlung warst? Was hast 

dir denn Schönes kauft? 

„Na, eine Kleinigkeit halt”, sagt Lixl, „ein hollän- 

disch-griechisches Wörterbuch für meinen Neffen.” 

„Was d’ net sagst!” staunt Bobby, „Holländisch 

haben die alten Griechen auch schon können?" 
H.K.B. 

* 


Ich kaufte mir ein Buch. 

Es war ein sogenannter spannender Roman. 

Bei der dritten Seite schlief ich ein. 

Kitty fragte am Morgen: 

„Soll ich das Buch in das Bücherbord stellen, Jo- 
hannes,” 

Ich winkte ab: 


„Nein Herzchen! In die Hausapotheke.” I.H.R. 










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Es muß nicht nur im Frühling sein, 
Soll dich das Wandern freuen. 
Auch in der schönen Sommerzeit 
Wird es dich nicht gereuen. 


IM SOMMER 





Und singen dann nicht mehr so laut 
Die Vögel von den Zweigen, 
So hörst du unterwegs im Gras 


Dafür die Grillen geigen. 


464 


(Wilhelm Schulz) 





Und sind es bunte Blumen nicht, 
Die geben dir ein Wunder, 
Allüberall, im weiten Land, 
Weiß blühet der Hollunder! 


WILHELM SCHULZ 


München, 22. Juli 1942 i 
47. Jahrgang / Nummer 30 30 Ems 


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Nach Sewastopol 


(Erich Schilling 





„Sein Gebiß wird immer schlechter, jetzt hat er den schönen Eckzahn auch noch verloren!“ 


Dopo Sebastopoli: ‘La sua dentatura peggiora sempre piü; adesso ha perduto anche Il bel dente canino!,, 


METAMORPHOSE 


bie 
AN 


Orpheus, ach, er gilt nichts mehr. 
Orpheus, ach, Ift alt geworden. 
Often, Süden, Werten, Norden - 
niemand, niemand hört mehr her. 





Dur verfagt und Moll verfagt. 
Was er fingt, gilt als Geheule 
und erzeugt nur Langeimeile. 

Orpheus ift nicht mehr gefragt. 


(Fr. Bilok) 


Ach jaja, das Publikum! 

- Aber Er weicht nicht vom Plate, 
ftülpt ein M fich auf die Glage 
und geht nun ale Morpheus um. 


Ratatöskhr 


DAS KLEINE GASTHAUSSPIEL 


Felix erhob sich vom Schreibtisch mit den Wor- 
ten: „So, jetzt wollen wir Essen gehen!” Ich 
konnte mich nicht enthalten, ihn zu fragen, ob er 
wahnsinnig sei, jetzt um halb ein Uhr mittags zu 
erwarten, noch etwas Eßbares zu bekommen. 
Felix lächelte: „Das wäre ja noch schöner. 
Komm!’ — „Ist es weit von hier?“ Felix sagte; 
„Unsinn, ich werde mir doch mit so etwas keine 
Unbequemlichkeiten machen.” Wir gingen. Wir 
gingen bis zur nächsten Straßenecke, kehrten 
dort um und gingen wieder zu Felixens Wohnung 
hinauf, « 

Die Tür war angelehnt. Das Hausmädchen Wa- 
leska kam uns entgegen und sagte überaus 
freundlich; „Wollen die Herren die Liebens- 
würdigkeit haben, hier abzulegen, aber es bı 
steht kein Garderobezwang, Garderobe ist frei 
Ich wollte mein Erstaunen äußern, aber Felix 
unterbrach mich schnell: „Maul halten, ich spiele 
heute Gasthaus von gestern.” Das Mädchen öff- 
nete die Tür zum Speisezimmer: „Alle Plätze sind 
frei, keiner belegt.“ „Schön, nehmen wir hier den 
Tisch Nr. 1”, sagte Felix und ging auf seinen 
Eßtisch zu. Waleska brachte eine Speisekarte. 
„Ist wohl schon alles gestrichen“, fragte Felix. 





„O nein, mein Herr, bei uns ist nie etwas ge- 
strichen, bei uns können Sie den ganzen Tag bis 
ein Uhr nachts warme und kalte Speisen erhal- 
ten. Wir freuen uns, Sie jederzeit zufriedenstellen 
zu können. Heute würde ich Ihnen das Menü 
‚empfehlen, oder wollen die Herren a lä Carte 
speisen: Ausgezeichneten Truthahn, Lachsforel- 
len, Beefstesk mit Sauce bö&arnaise, Schinken in 
Brotteig.' Felix lehnte ab: „Nein, wir haben heute 
keinen Appetit auf solche Delikatessen, wir 
möchten mal Hausmannskost, geben Sie uns ’s 
Menü.” 

Waleska notierte: „Zwei Menü für Tisch Nr, 1.” 
„Jetzt werde ich dir noch etwas ganz Zauber- 
haftes zeigen”, sagte Felix, Er rief laut: „Oberl” 
Und nun geschah allerdings etwas ganz Unge- 
wöhnliches. Niemand rief „Sofort, bitte” und lief 
dann weg, niemand sagte „Der Kollege kommt 
gleich” und keineswegs geschah nichts, sondern 
Waleska war schon wieder da und sagte: „Die 
Herren wünschen?“ Felix forderte die Weinkarte, 
Das Mädchen brachte eine Art Prachtband, deu- 
tete mit dem Bleistift hinein und sagte: „Die 
Marke würde ich Ihnen gänz besonders empfeh- 
len“, aber Felix schlug die Weinkarte zu und 


466 





meinte: „Nein, ich hab mir's anders überlegt, 
bringen Sie uns eine Flasche Karlssprudel.” 

Wir aßen und tranken, „Ist es nicht wie im Mär- 
chen”, riaf Felix strahlend, „meine Erfindung, 
mache ich Jeden Monat einmal, es erfrischt un- 
gemein.” Er machte mich noch besonders darauf 
aufmerksam, daß niemand hinter unseren Stühlen 
stand und auf unseren Platz wartete. „Was sagst 
du dazu? Nicht wahr, das sind Sensationen.” Das. 
Mädchen kam und räumte ab, Sie fragte, ob die 
Herren vielleicht nicht noch einen französischen 
Kognak oder eine Tasse Mokka wünschten, Felix 
sah mich fragend an, doch ehe ich antworten 
konnte, schlug er vor, Kaffee und Kognak heute 
ausnahmsweise im Klub zu nehmen. Dann rief er 
programmgemäß: „Ober, zahlen!” Waleska no- 
tiere und rechnete, Felix nickte zufrieden und 
zahlte alles in allem zwei Mark fünfzehn Pfennig. 
Auch ich fand das preiswert, 

Als wir die Treppe herunterstiegen, meinte Felix: 
„Schön ist's schon, aber anstrengend, denn damit 
das Mädel diese Rolle spielt, muß ich ihr alle 
vierzehn Tage ein Opernbilleit besorgen. Da 
stehe ich dann die ganze Nacht an und man ist 
ja schließlich nicht mehr der Jüngste.” Foitzick 


Er zieht alle Register 


(E. Thöny) 











„Von den höchsten Jubeltönen langsam bis zu den tiefsten Jammertönen über- 
gehend und wieder zurück, das gibt eine stimmungsvolle Propagandamusik !* 
Egli tira tutti i registri: “Col passare dagli alti toni di giubilo, giü lentamente fino ai pib bassi 

toni di lamento e poi di nuovo di ritorno ...si oftiene un’ accordatissima musica di propagandal,, 


467 


Der Narkotiseur 


(Wilhelm Schulz] 


BE 





„Man muß den guten Onkel Sam ständig im Dämmerzustand halten; 
denn wenn er erwacht, könnte er merken, wo es ihm fehlt!“ 


Il narcotizzatore: "Bisogna tenere Il buon zio Sam costantemente in un vago stato crepuscolare; che se si desta, potrebbe accorgersi del male che hal, 


468 


K.P. MÜLLER — MOLKEREIWEG7 


Ich habe da einen merkwürdigen Mann kennen- 
gelernt und Ihn meiner Sammlung einverleibt. 
Müller heißt er, K. P. Müller, und wohnt Molkerei- 
weg 7. 

Als er sich mir das erstemal vorstellte, fiel es mir 
sofort auf, daß er, als er seinen Namen nannte, 
zugleich auch seine Wohnung — Molkereiweg 7 
— hinzufügte, Nun ist Müller ja ein ganz all- 
gemeiner Name, und es gibt viele Leute, die 
K. P. oder H. L. Müller und dergleichen heißen. 
Hingegen Ist Molkereiweg wohl eine seltenere 
Bezeichnung für eine Straße. Und bringt man nun 
beides — Müller und Molkereiweg — mitein- 
ander in Beziehung, so ergibt sich die erstaun- 
liche Tatsache, daß es in der ganzen Welt nur 
einen einzigen K. P. Müller, Molkereiweg 7, gibt. 
Besagter Müller ist auf einmal ebenso rar ge- 
worden wie ein Mann von uraltem Adel oder 
wie jemand, der sich beispielsweise Ivenhoof 
— mit v und zwei oo — nennt. 

Lange grübelte ich neulich darüber nach, wo und 
bei welcher Gelegenheit ich den Namen meines 
neuen Freundes K. P. Müller vor unserer persön- 
lichen Bekanntschaft schon einmal gehört oder 
gelesen hatte, Und da ich dabei zu keinem Er- 
gebnis kam, bestieg ich rasch entschlossen den 


Der Heuchler - L' ipocrita 


er \ | 
I 

















VON PAUL WESTERGAARD 


Autobus und fuhr zu ihm hinaus, um ihn selbst 
zu befragen. 
Als Müller den Anlaß meines Besuches vernahm, 
lächelte er sichtlich geehrt und bat mich, näher 
zu treten und Platz zu nehmen. 
„Lieber Freund“, erklärte er, „Sie sind nicht der 
erste, der mich danach fragt. Es schmeichelt mir, 
daß es Immer mehr Leute gibt, die über meinen 
Namen stutzen, obwohl er ganz allgemein ist. 
Müller gibt es bekanntlich viele, aber K.P. Müller, 
Molkerelweg’7, gibt es nur einen — der bin ich.“ 
Er trat an das Vertiko heran, holte ein dickes 
Album hervor und schlug es auf. Es enthielt Aus- 
schnitte zahlloser kleiner Anzeigen, die Müller Im 
Laufe der Jahre in den verschiedenen Zeitungen 
hatte erscheinen lassen. Ich las: 
‚Für die mir zu meinem 50. Geburtstage so zahl- 
reich zugegangenen Glückwünsche sage ich mei- 
nen besten Dank 

K. P. Müller, Molkereiweg 7." 


Auf einer anderen Anzeige stand zu lesen: 

‚Für die anläßlich meiner silbernen Hochzeit be- 
wiesenen Aufmerksamkelten möchte ich allen 
Gratulanten herzlichst danken 


K. P. Müller, Molker 





weg 7.' 


(A. Pichel) 








„Kunst ist erfüllter Traum, hat Müller neulich jesagt. Und 
da kooft er sich dus Stilleben mit den ollen Appeln!“* 


DI recente Müller diceva che' Arte & sogno appagato, Ed ora egli si compra la nalura morta colle mele scadentil,, 


469 





Eine dritte Annonce: 

‚Aus Anlaß meines 25jährigen Geschäftsjubiläums 
danke ich allen denen, die dazu beitrugen, mir 
diesen Tag zu dem schönsten meines Lebens zu 
gestalten, auf das verbindlichste 


K. P. Müller, Molkereiweg 7." 


Und eine vierte Anzeige: 

‚Für die herzliche Antellnahme beim Hinscheiden 
meiner lieben Schwiegermutter danke ich allen 
herzlich; insbesondere den Stammtischfreunden 
des Gesangsvereines ‚Hallotria‘ 


K. P. Müller, Molkereiweg 7." 


In diesem Sinne ging es weiter. Hunderte von 
derartigen Danksagungsannoncen — auf das ver- 
blüffendste varliert — hatte Müller im Laufe der 
Zeit erscheinen lassen. 

„Tja“, meinte er und strich sich dabel den Bart, 
„eine an sich kostspielige Angelegenheit, sich 
und seinen Namen auf diese Weise berühmt zu 
machen. Aber es lohnt sich, wie Sie sehen. Sie 
kommen zu mir und fragen mich, wieso und wo- 
her Sie meinen Namen früher schon einmal ge- 
hört oder gelesen haben. Und sehen Sie: das Ist 
die Macht der Reklamel” 


Einzig berechtigte Übertragung 
aus dem Dänischen von Werner Rietig. 





* 


SOMMERABEND 


Schmwüler trüber Himmel hinterm Grün 
das, vom Abendwinde kaum bemegt, 
feine Schatten mir ins Zimmer legt: 
Sommerfonne, ferne, im Verglühn. 


Ach Ich felbft auf diefem felben Plat; 
melke fehnend, während rings die Welt 
mwandelnd nie aus ihrer Wende fällt, 
fteten Wege gewiß im Gegenfat. 


Ich, der Geift, allein weiß nicht, wohin 
ich gelange, noch woher Ich bin. 


Richard von Schaukal 


* 


DAS VERLORENE ICH 


Als der alte Sengstake und sein Freund Klaus 
Cohrs im Ratskeller der tlefdringenden und sozu- 
sagen erschöpfenden Betrachtung von Welt und 
Menschen obgelegen hatten, segelten sie lang- 
sam und mit großem Tiefgang vor einer sachten 
Brise über den nächtlichen Domshof. Hier kreuzte 
im mondlichen Dämmer ein Mann Ihren Kurs. Der 
älte Sengstake nahm Ihn nicht zur Kenntnis; Klaus 
Cohrs aber blieb stehen, wie von dem sprich- 
wörtlichen Donner gerührt. 
„Heinerich”, sagte er mit versetztem Atem, „der 
Mann, der da eben ging, sah dscha ganz genau 
so aus wie du.” 
Es dauerte eine Welle, bis das Gewicht der Mit- 
teilung sich In die Seele des alten Sengstake ge- 
senkt hatte; dann aber versetzte sie Ihn in den 
Zustand furchtbaren Zwelfels. 
„Klaus“, sagte er, „lauf achter ihm her un kuck 
ihn dir genau an. Am Enne bün ich es dschal” 
K. Lerbs 


Lilienthals erster Flug - Il primo volo di Lilienthal 


Die 
falsche Verbindung 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


Aus dem endlosen Blau sahen funkelnd die Sterne 
hernieder. Luigi stand am Fenster, er atmete die 
reine Abendluft, er fühlte eine ungewisse Sehn- 
sucht nach einem zufälligen Abenteuer. Da klin- 
gelte das Telefon. 

„Wer ist dort?“ fragte ein Wunder von einer 
Frauenstimme, Die Stimme streichelte Luigi wie 
ein lauer Wind, wie der Duft vieler Blüten. 

„Hier ist Luigi Fesso!” sagte er, 

„Oh, verzeihen Sie! Falsch verbunden!” erwiderte 
die bezaubernde Frauenstimme. Kaum den Bruch- 
teil eines Augenblickes überlegte Luigi. 

„Hallo, mein Fräulein!” sagte er. „Bitte, nicht ab- 
brechen!” 

Die Frauenstimme war von einem feinen Lächeln 
verschleiert, 

„Warum nicht, mein Herr? Es tut mir leid, daß ich 
Sie störtel” 

„Sie störten mich nicht! Ich bin über die herr- 
liche falsche Verbindung glücklich. Ja, der Zu- 
fall ist der gütigste der Götter! Ihre Stimme ist 
ein unverdientes Geschenk, Der Abend ist so 
schön, so bezaubernd! Und dazu Ihre schöne 
Stimme, durch herrlichen Zufall vom seelenlosen 
Draht an mein Ohr geleitet! Sie hören doch 
noch zu?” 

„Sie schmeicheln, mein Herr! Aber nun muß ich 
doch —' 

„Nein, bleiben Sie noch! Ich möchte von Ihrer 
Schönheit schwärmen!” 

„Aber nicht zu sehr! Vielleicht bin ich alt? Viel- 
leicht —" 


„Nein, nein, ausgeschlossen! Bei dieser wunder- 
baren Stimme! Und dann noch etwas! Wir sind 
falsch verbunden! Das heißt, Sie haben die Wahl- 
scheibe falsch bedient! Wenn Sie eine alte Frau 
wären, würden Sie sich zum Telefonieren Zeit 
lassen, Sie würden ganz bestimmt die richtige 
Nummer eingestellt haben. Daß Sie aber mit Ihren 
schlanken Fingern die falschen Ziffern wählten, 
beweist, daß Sie jung, rassig, temperamentvoll 
sind. Vielleicht wollten Sie einen Herrn anrufen, 
der lange nichts von sich hat hören lassen, Sie 
waren also etwas nervös und so —" 

Irgendwo lächelte wieder die Frauenstimme; wie 
auf goldenen Flügeln eilte dieses Lächeln zu 
Luigl. Und die Stimme sagte: 

„Schwärmer, oh, Sie Schwärmerl... Nun, wenn 
ich wirklich jung und hübsch wäre und wenn Ich 
aus meiner Einsamkeit heraus einen Freund an- 
rufen wollte?... Weil draußen ein so wunder- 
barer Abendhimmel ist und eine zauberhafte Luft 
und —" 

Luigi, glücklich, mit leuchtenden Augen: 
„Herrlich, wie in einem Trauml... Sehen Sie auch 
den leuchtenden Stern, hoch oben am Himmel? 
Soll ich Ihnen sagen, wie dieser Stern von heute 
an heißt? Er heißt jetzt: Stern des glücklichen 
Zufalls!... Und der Stern gibt mir Mut! Ich bitte 
Sie, lassen Sie mich das herrliche Wesen kennen- 
lernen! Ja? In einer Viertelstunde? Bittel Vor der 
Königlichen Oper!... Doch, Sie werden mich so- 
fort erkennen! Es gibt in ganz Rom heute Abend 
keinen Menschen, der so glückliche Augen wie 
ich hatl Und wie darf ich Sie begrüßen?” 

„Ich heiße Ninal Und ich trage eine rote Mützel“ 
... Als Nina auf dem Wege zur Oper war, lächelte 
sie glücklich. Und sie dankte im Geiste ihrer 
Freundin Marietta, die ihr die Telefonnummer 
Luigis gegeben hatte, alsNina sie in ihrer launen- 
haften Einsamkeit angerufen und gefragt hatte: 
„Ach, beste Marletta, ich bin so grenzenlos ver- 
lassen! Weißt du keinen netten Freund für mich?” 


470 


(K. Rössing) 





ZWECK 


Es sprach der Zweck: Mir geht es gut, 
Bin allen gern erbötig, 

Ein alter Mann, ein junges Blut, 

Ob Bettelrock, ob Fürstenhut, 

Ein jeder hat mich nötig. 


Bedenkt nur dies: Jedwedes Ding 

Muß seinen Zweck beweisen, 

Ob Mammutbaum, ob Pfifferling, 

Nichts ist zu riesig, zu gering, 

Es muß den Zweck umkreisen. 

Für Mensch und Sache, groß ob klein, 
Bin ich sinngebend nütze, 

Man braucht mich grob, gemischt und fein, 
Es will halt gar nichts zwecklos sein, 

Was ich zweckdienlich stütze. 


Der Schnöde nennt mich einen Dreck, 
Nimmt mir das alle Rechte? 

Seht, er verfolgt doch einen Zweck, 
Zwecks dessen er als eitler Geck 

Den Zweck entbehren möchte. 


Noch einmal drum: Mir geht es gut, 
Bin überall zu fassen, 
Ein jeder zollt mir den Tribut, 
Und einen Zweck hat selbst die Wut 
Der Toren, die mich hassen. 
HEINZ STEGUWEIT 


Ihre Sorgen 


{R. Kriesch) 








„Jetzt sind es schon sechs Jahre her, seit wir hier zum erstenmal 
unser Eis gegessen haben!“ — „Ja, da sieht man, wie alt man wird!“ 


Le loro apprensioni: ‘Adesso son giä sei anni da quando prendevamo qui per la prima volta Il nostro gelato!,, — “*Ah sl; si vede come s’invecchial,, 


471 


DAS HANDTÄSCHCHEN 


VON FRIEDRICH WALLISCH 


Es gibt auch weibliche Grünhörner, aber mit 
denen nimmt man’s nicht so genau, Schließlich 
hat für unsereinen, dem die Stürme aller sieben 
Meere seit dem fünfzehnten Lebensjahr um die 
Nase geblasen haben, ein nettes Frauenzimmer 
so viel Erfreuliches an sich, daß man von Rosen- 
lippen nicht gerade tiefgründige Lebensweisheit 
zu hören verlangt, Das ist doch so, nicht? 

Man muß wissen, daß ich gute dreizehn Jahre 
auf einer Farm bei Trengpur gesessen bin, in 
Assam, zehn Tagereisen von Kalkutta und von 
der See. Am Meer hält’s unsereiner noch aus, 
selbst wenn man noch so lange keinen Weißen 
zu Gesicht bekommt. Aber in Trengpur, da kam 
ich mir wirklich vor wie ein Fisch auf dem Trok- 
kenen. Das ist nun aber auch wieder nicht ganz 
richtig gesagt. Denn gerade die Regenzeit war 
das Greulichste. Ich saß In meinem armseligen 
Bungalow gefangen und vernahm vierundzwanzig 
Stunden am Tage nichts als das einschläfernde 
Herabrieseln des Wassers. Es Ist das reinste Wun- 
der, wenn man dabei nicht verrückt wird, 

Ich verwaltete eine Teeplantage, die ungefähr 






L,2 
di Rn an 
MITTE BIER 
? 

als 


Bücherstand am Seinekai 


Banchetto di libri al quai della Senna 


dieselbe Ausdehnung hatte wie ein Großherzog- 
tum im alten Deutschland. Mein Chef verbrachte 
die zwölf Monate des Jahres zwischen Kalkutta, 
London und der Riviera, Ich verdiente gut, aber 
manchmal dachte ich, mein Konto würde nur 
noch für meine Erben Wert haben. Denn Ich 
zweifelte stark daran, daß ich noch einmal lebend 
aus Assam fortkommen würde. 

Als ich schon fast zehn Jahre dort verbracht 
hatte, erschien eines Tages eine kleine Karawane 
mit einem Professor, der sich mit Völkerkunde 
oder dergleichen befaßte. Ein Mann voll Eigenart 
und Schrullen, aber ein guter Kerl, Die merk- 
würdigste und schönste seiner Schrullen war die, 
daß er mit seiner Tochter reiste. Sie hieß Dorls, 
war blutjung und bildhübsch und, von ihres Va- 
ters Weisheit gottlob ganz und gar nicht an- 
gekränkelt. 

Sie hatte schon ein gutes Stück von der Welt 
gesehen. Aber ich glaube, eine Tigerjagd im 
Pandschab oder ein Aufstand an der Grenze 
von Kaschmir war für sie nicht erregender als 
ein Kinobesuch in Hamburg oder Amsterdam. 


(Hanna Nagel) 


472 


Was mich betrifft, so kann ich versichern, daß Ich 
mich in Doris auch dann verliebt hätte, wenn wir 
uns im Grunewald oder im Hydepark begegnet 
wären und nicht im wildesten Hinterindien, wo 
ich seit Jahren kein weißes Mädel zu Gesicht 
bekommen hatte. 

Eines Abends — die Zikaden zirpten laut und 
beharrlich, im Dorfe unten sangen die Weiber 
schwermütig und eintönig, die Sterne hingen wie 
helle Goldlampen über unseren Köpfen — eines 
Abends faßte ich Doris um den Leib und zog 
sie sanft an mich, „Bleiben Sie für immer bei 
mir“ flüsterte ich ihr ins Ohr. 

Darauf gab sie zur Antwort: „Als ich ein Kind 
war, nahm ich mir fest vor, nur einen Löwenjäger 
zu heiraten.” 

„Das ist schrecklich”, sagte Ich. 

„Weshalb? Sind Sie feig, Ralf?” 

„Nein, Doris. Aber es gibt hier keine Löwen.” 
„Was gibt es denn hier?" 

„Für mich gibt es jetzt nur Siel” versuchte Ich 
abzulenken, 

Aber Doris ließ nicht locker. „Wir sprachen von 
wilden Tieren.” 

„Die Zoologie ist nicht mein Fach. Ich war See- 
mann und pflanze jetzt Tee, wie Sie wissen. 
Aber es gibt hier Gibbons, das sind Affen, ferner 
Wildziegen, Wildschafe und Buckelrinder.” 

„Ist das alles?“ fragte sie enttäuscht, 

„Es soll hier auch Tiger gegeben haben”, ge- 
stand ich zögernd. „Ich habe gottlob, ich wollte 
sagen, leider noch keinen gesehen. Schlangen 
gibt es hier genug. Aber die sind mir nicht sym- 
pathisch.” 

„Ich schwärme für Schlangen!” rief Doris. „Papa 
hat mir Im vorigen Jahr Schuhe aus Kobrahaut 
machen lassen. Sie waren eine Sensation.” 
„Ach, an einer Kobra Ist doch nicht so viel 
dran!“ trumpfte Ich auf, „Da ist die Sissusviper 
ein anderer Kerl. Sie schillert smaragdgrün, hat 
einen breiten roten Streifen am Rücken und dazu 
kleine, sternförmige gelbe Punkte. Die Sissus- 
viper Ist als das schönste Reptil der Erde an- 
erkannt.” 

„Haben Sie schon einmal eine solche Viper er- 
legt, Ralf?" 

„Ich? Nein! Ich sah sie aber manchmal von wel- 
tem. Ich habe Ihnen davon nur erzählt, damit 
Sie sich eine Vorstellung machen können, wie 
schön und Interessant es Ist, hier zu leben.” 
Doris überlegte, „Ich möchte gern ein Handtäsch- 
chen aus der Haut einer Sissusviper haben.” 
Ich griff mir an die Stirn. „Was fällt Ihnen ein, 
Doris? Die Sissusviper ist die gefährlichste 
Schlange ganz Indiens. Die Eingeborenen laufen 
wie die Hasen, wenn sie eine sehen.” 
„Ausgezeichnetl” rlef sie und warf mir dabei 
einen Blick zu, der mir fast die Vernunft nahm. 
Aber da kam eben der Professor, und ich mußte 
ein gleichgültiges Gespräch beginnen. 

Einige Tage später reiste der Gelehrte mit seiner 
Tochter ab. Sie zogen welter ins Bergland von 
Cachar. 

„Vergessen Sie nicht mein Handtäschchen aus 
der Haut der Sissusviperl” sagte Doris leise beim 
Abschied. „In sechs Monaten kommen wir auf 
dem Rückweg wieder hier durch.” 

Ich kann nicht schildern, In welchem Zustand 
Ich damals zurückgeblieben bin. Ich hatte kei- 
nen anderen Gedanken als Doris, ich lebte wie 
in ständigem Fieber, 

Und da entschloß ich mich zum Äußersten. 

Als der Professor mit Doris nach sechs Monaten 
wlederkam, überreichte Ich ihr die Tasche aus 
der Haut der Sissusviper, smaragdgrün mit einem 
breiten roten Streifen und kleinen, sternförmigen 
gelben Punkten. Es war das schönste Damen- 
handtäschchen der Welt, Davon bin Ich über- 
zeugt. Doris schwelgte In Entzücken. 

Als wir gehelratet hatten, blieben wir noch drei 
Jahre In Assam, drei herriiche Jahre. Dann kehr- 
ten wir mit unserem kleinen Jungen nach Deutsch- 
land zurück, 

Ich hatte die Sache mit der Sissusviper nicht zu 
bereuen. 

Denn Doris bekam die Rechnung nie zu sehen. 
Ich meine, die Rechnung der Firma Brudermann 
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47, 


3 


Carlsen war auf einen plötzlichen Einfall hin noch 
durch Kopenhagen gefahren. Es war ein dunkler, 
schlackriger Abend, und er war sicher, daß nie- 
mand die Nummer seines Autos gesehen hatte. 
Als das Unglück geschehen war, hatte er zwar 
seinen Wagen kurz angehalten, war aber sofort 
wieder gestartet und weitergefahren. Als er sich 
umsah, hatte er undeutlich einen Polizeibeamten 
ankommen sehen. Aber er war überzeugt, daß 
dieser die Autonummer nicht gesehen hatte. Bei 
der Verdunklung war es unmöglich, eine Auto- 
nummer auf ein paar Meter Entfernung zu er- 
kennen. 

Carlsen war, ganz ruhig, als er in den Hof 
seines Hauses einfuhr und das Auto in die Garage 
brachte, Niemand sah ihn kommen, und selbst 
wenn er gesehen worden wäre, so würde das 
kein Beweis sein. 

Er schloß die Haustür und fuhr mit dem Lift nach 
oben. Aber denn spürte er die Reaktion. Die 
Beine zitterten, und er fühlte den Schweiß von 
der Stirn rinnen. Er hängte den Überzieher in den 
Schrank, ging Ins Badezimmer und wusch das 
Gesicht mit kaltem Wasser, 

Oh, das half! Er wurde klar im Kopf, aber die 
Beine zitterten noch immer. Diese blödsinnige 
Angst, Er stand lange vor dem Spiegel über dem 


Ukrainischer Bauer 


0. Oberberger) 





Contadino dell'Ucraina 


ANGST 


VON KELVIN LINDEMANN 


Waschbecken und betrachtete sein Gesicht. Es 
war bleich und verzerrt. 

So sieht also ein Verbrecher aus, dachte er. 
Quatsch, sagte eine andere Stimme in ihm. — Ein 
zufälliges Unglück. Sie trat plötzlich auf die 
Straße, und du versuchtest zu bremsen und aus- 
zubiegen. 

Wenn dein Gewissen rein ist, warum bist du dann 
geflüchtet? Ein Mann, der vor einer Frau flüchtet, 
die er überfahren hat! Pfuil 

Sie ist sicher ins Krankenhaus gebracht worden. 
Ich sah ja einen Polizeibeamten kommen. Ich 
hätte nichts tun können, selbst wenn ich geblie- 
ben wäre — und ich mußte fort, es galt meine 
Zukunft! 

Ja, du warst betrunken. 

Ich war nicht betrunken, protestierte die andere 
Stimme — nur ein ganz klein bißchen animiert. 
Ich trinke sonst nicht, wenn ich fahren muß, aber 
das bißchen Alkohol in meinem Blut wäre genug 
gewesen, um mich hineinzulegen. 

Du bist zu verachten! sagte die andere Stimme. 
— Ich hasse dich! 

Ich hasse mich selbst auch. Darin sind wir einig! 
Er schnitt seinem Spiegelbild eine Fratze und 
ging in die Stube, 

Nein, niemand hatte die Autonummer erkannt. Er 
durchdachte die Geschichte noch einmal. Der Be- 
amte konnte die Nummer nicht erkannt haben. 
Es ist ausgeschlossen, murmelte er halblaut, als 
müsse er sich selber überzeugen. 

Aber der Polizeibeamte war nicht allein auf der 
Straße gewesen. Es waren ein paar Menschen 
zufällig in der Nähe gewesen. Ein Mann hatte 
der Frau aufgeholfen, als sie vom rechten Kot- 
flügel auf den Fußweg geschleudert war. Er war 
so damit beschäftigt gewesen, daß er keine Zeit 
gehabt hatte, sich die Autonummer zu merken. 
Bist du dessen sicher? Wenn er sich nun doch 
die Nummer gemerkt hat? 

Das hat er nicht! 

Wenn aber doch? 

Na, wenn schon! Nehmen wir an, daß dieser Mann, 
während er der Frau vom Fußweg aufhalf, so viel 
Geistesgegenwart gehabt hat, sich die Auto- 
nummer zu merken. Gut, Aber es ist eine sehr 
lange Nummer und eine schwere Nummer. Der 
Mann stand mindestens drei Meter vom Wagen. 
Es ist dunkel auf den Straßen bei der Verdunk- 
lung. Wenn er die Nummer gelesen hat, so ist 
es höchstwahrscheinlich, daß er verkehrt gelesen 
hat. Und wenn er richtig gelesen hat, so Ist es 
eine so schwierige Nummer, daß er sie wahr- 
scheinlich eln paar Minuten später vergessen 
hatte, 

Ja, aber wenn nun... A 
Ja, wenn der Mann die Nummer richtig behalten 
hatte? Dann würde er es dem Polizeibeamten 
melden, und der Beamte würde das Präsidium 
anrufen und fragen, wem die Nummer gehörte, 
und dann würde sich herausstellen, daß die Num- 
mer ihm gehörte, und man würde sofort einen 
Beamten schicken. 

Und wenn er leugnete? Dann würde man in die 
Garage gehen und den Wagen in Augenschein 
nehmen, und dann würde man entdecken, daß 
der rechte Kotflügel eine Beule hatte... 

Das Ganze war zehnmal schlimmer geworden, 
weil er sich der Verantwortung entzogen hatte. 
Wenn der Mann die Autonummer wußte, würde 
er sie natürlich sofort melden, und die Polizei 
würde schnell handeln. ‚Wenn er von der Polizei 
in einer halben Stunde nichts hörte, würde er in 


47h 


Sicherheit sein, Er ging in der Stube’hin und her, 
wie ein Raubtler Im Käfig. Fünf Minuten, zehn 
Minuten, eine Viertelstunde, 
Jetzt war schon die schlimmste Gefahr vorüber. 
Zwanzig Minuten, Der Uhrzeiger schlich. 
Neunundzwanzig Minuten. 
Da klingelte es an der Tür. 
Sein Herz begann heftig zu klopfen. Sollte er 
nicht öffnen? Nein, das wäre unklug. Es konnte 
auch etwas anderes sein. Er ging hin und öffnete. 
Ein Polizeibeamter stand vor der Tür. Er war breit- 
schultrig und einen Kopf größer als er. 
„Sie sind Herr Carlsen, nicht wahr?" fragte er. 
„Ja”, sagte er heiser, „das bin ich, Ich werde mit 
Ihnen kommen. Ich war nicht bei Sinnen als ich 
floh. Und im übrigen hat die Frau selbst Schuld, 
sie trat auf die Fahrbahn, ohne sich umzusehen.” 
Der Beamte stutzte und betrachtete interessiert 
den schwitzenden und stammelnden Carlsen. 
„Kommen Sie lieber mit zur Wache”, sagte er, 
„dort können Sie Ihre Erklärung abgeben. Haben 
Sie eine Frau überfahren?” 
„Ja, deswegen sind Sie doch gekommenI?” 
„Nein’‘, sagte der Beamte, „ich kam nur, um Ihnen 
zu sagen, daß in Ihrem Badezimmer Licht brennt, 
und daß Sie vergessen haben zu verdunkeln ,..” 
Berechtigte Übersetzung 
aus dem Dönischen — Interpreß. 


DAS VOGELBEERLIED 


Die Vogelbeeren leuchten 

Am Rande der Chauffee, = 
Noch lang ift's hin zum Winter, 
Noch weit der Weg zum Schnee. 


Weit der Weg zum Schnee, Marei, 
Und kurz in deinen Garten. 

Tu auf die Tür und laß, Marei, 
Nicht länger auf dich warten. 


Und wenn wir dann marfchieren 
Zur frühen Morgenftund', 
Dann find die Vogelbeeren 
So rot als wie dein Mund. 


Rot als wie dein Mund, Mare, 
Geftern war beim Küffen - 

Und deiner denk" ich gut, Marei, 
Wenn wir marfchieren möüffen. 


Und blühen uns die Beeren 

Zum lettenmal fo rot - 

Noch lang ift's bin zum Sterben, 
Noch weit der Weg zum Tod. 


Weit der Weg zum Tod, Marei, 
Und kurz zum Abfehlednehmen. 
Und wenn ich nicht mehr bin, Marei, 
Ir’s früh genug zum Grämen. 


Die Trommel ruft von ferne - 
Hörft du den dumpfen Klang? 
Hier unter roten Beeren 

Leb wohl und habe Dankl 


Dank und lebe wohl, Marei! 
Und kehr' zurück Ich nimmer - 
So leuchten jedes Jahr, Marei, 
Doch rot die Beeren immer! 


Herbert Leftiboudois 


„Ja was is denn dös?“ (Karl Amold) 


























„Da hört si’ do’ alles auf!“ 


“Ah, che roba & questa},, ... "Ma questo & il colmo!,, 


475 


KORBINIAN AUF DEM AMAZONAS 


Es war an einem bronzierten Sonntagmorgen. 
Uber dem Asphalt der großen Stadı lag Vor- 
freude auf die Natur, In dieser Stunde wurde der 
Fahrplan zum meistgelesensten Buch. Vom Bahn- 
hof her pfiffen Vorortslokomotiven ihr Abfahrts- 
lied... 

Korbinian saß vor dem Rasierspiegel. Eine Wolke 
von Seifenschaum versteckte sein Gesicht. Wäh- 
tend das Messer über das Stoppelfeld fuhr, sah 
er sich selbst in die Augen. Langsam trat der 
Mund aus dem weißen Gewölk. „Warum raslere 
ich mich?” fragte er in das Spiegelbild. Augen- 
blicklich dachte Korbinian an seinen Geschäfts- 
freund Emil; „..dor rasiert sich nur jeden zwei- 
ten Tag und hat doch das große Glück bei den 
Frauen. Der sucht nicht und findet. Und ich — 
Zweimal im Leben sprach Korbinian eine Frau an, 
nämlich das erste- und das letztemal. Es war an 
der Haltestelle der Straßenbahn. Die Dame sagte 
nur: „...und schlecht rasiert sind Sie auch noch!” 
Seit dieser Stunde lebte er für sich allein und 
eine Mauer schien errichtet zwischen ihm und 
dem Weibe. Insgeheim hoffte er aber vom Mor- 
gen zum Abend und aus der Nacht wieder auf 
den kommenden Morgen. Um für das heimliche 
Wunder gerüstet zu sein, raslerte er sich Jetzt 
täglich — zweimal. 

„Mensch! Weil du Hemmungen hast, das ist allesi” 
sprach der Geschäftsfreund zu Korbinlan, so oft 
sie sich trafen und von Frauen die Rede war. 
Korbinlan bewunderte ihn. Wie jemand sein Geld 
zum Fenster hinauswirft, so schüttelte Emil seine 
Liebe aus dem Herzen. 

Von Liebe aber war Korbinian so voll, daß er 
große Stammtische damit versorgen könnte. Wie 
an einer Elektrisiermaschine drohten Funken über- 
zuspringen. Und bis zu den Fußspitzen hinab ver- 
spürte er das Knistern, 

„So...| Nur Hemmungen...|” sprach er in den 
Rasierspiegel, wischte sich den Schaum von den 
Nasenflügeln weg, band sich die damastseidene 
Krawatte um — und schon auf der Türschwelle 





stehend, rief er ins Zimmer zurück: „...Und heute 
werde ich einmal vollkommen — hemmungslos 
sein!” 


Vorfreuden durchfluten seine Brust. Auf dem Weg 
zum Bahnhof lächelte ihn ein Plakat von einer 
Litfaßsäule herab an. „Frisch rasiert — erhöht das 
Selbstbewußtsein!” Korbinian fühlte sich um einige 
Zentimeter gewachsen. 

m..und schlecht rasiert sind Sie auch noch!” kam 
von weit her eine Stimme aus Erinnerungen. 
„Bittel Sie Iren sich...! Fühlen Sie nurl” ant- 
wortete seine Phantasie überlegen, 

Eine halbe Stunde Bahnfahrı lächelte er vor sich 
hin. Dann lagen vor ihm nahe der See und in 
der Ferne die Berge. An den Ausflugsdampfern 
hingen die Menschen wie Trauben. Lachen und 
Musik wehte über dem Wasser. Die Natur erhob 
alles Natürliche ins Quadrat. Korbinian atmete erst 
einmal in tiefen Zügen. Sein Selbstbinder wehte 
als Flagge vor ihm her. 

Da—klopfte es von rückwärts auf seine Schulter. 
„Ah — Sie sind’s also doch! Noch Immer der 
Alte... 1" 

„aaa... Herr Professorl Ich freue mich, daß —" 
errötete der ehemalige Schüler. 

„Ich habe zwar Ihren Namen vergessen, aber Ich 
erinnere mich, daß Sie bei der Konjugation des 
Plusquamperfekts —" 

„Ach, ja — Ich war damals...” 

..Natürlich, Sie waren immer schon ein so- 
zusagen — gehemmter Mensch —" 

„Aber Jetzt, Herr Professor, Jetzt bin ich —I"” 
„Und sind Sie schon verheiratet... .?” 

„Nein, aber jetzt werde Ich —" 

„Na, sehen Siel Wie man als Schüler war, so 
bleibt man auch im Leben und —” 

„Aber heut, Herr Professor, entschuldigen Sie, 








VON ERNST HOFERICHTER 


bitte, aber heute werde ich —” rief Korbinian, 
grüßte und verschwand. 

Und holte weit aus, weil die Wände des Klassen- 
zimmers aus dem Boden zu wachsen schienen. 
Es roch nach Butterbroten, Orangenschalen und 
feuchtem Tafelschwamm. Hastig ließ er einen Ge- 
danken nach diesem Schwamm greifen, um das 
ganze Schulzimmer samt dem Professor aus dem 
Gedächtnis zu wischen... 

So kam er am Strandcaf& an. Unter Gartenschirmen 
sah Korbinian vor lauter Frauen — die Frau nicht 
mehr. Ein Heißhunger überfiel ihn. Um dem so 
schwierigen Bekanntwerden mit einer Frau ent- 
hoben zu sein, wollte er lieber — alle. Hemmun- 
gen stiegen auf. 

Und das weibliche Panorama lag vor ihm wie ein 
reichliches Menü vor einem verdorbenen Magen. 
Jetzt sollte Emil bei ihm sein! Der verstand die 
Technik des Ankurbelns, des Hochziehens des 
eisernen Vorhangs, die ersten Takte des Vor- 
spiels... 

Korbinian nahm an einem freien Tisch Platz. Drei 
leere Stühle waren sozusagen für sein Schicksal 
reserviert. Hier konnte es sich niederlassen wie 
Zugvögel auf einer Telegraphenstange. 

Er drehte sich zur Seite und auf die Weite des 
Seas hinaus. Obwohl seine Fläche wie die Aus- 
lage eines Juweliers glänzte und funkelte, be- 
wegte ihn das bewegungslose Wasser nicht. Nach 
einer Weile hörte er, wie ein Stuhl leicht durch 
den Kies gerutscht wurde. Korbinian wagte nicht, 
sich umzudrehen. Er schob es hinaus — und zum 
Glück fuhr gerade ein Ausflugsdampfer vorüber. 
Das Schiff wurde für ihn zu einer Art von Ent- 
scheidung. Am liebsten wäre Ihm gewesen, wenn 
noch schnell eine Handtasche ins Wasser ge- 
fallen oder ein Segelboot gekentert wäre. Aber 
nichts geschah — und langsam drehte er sich 
dem Tische zu 
Und da hatte sich inzwischen, wie schon so oft 





DAS WICHTIGE 


Ein Menfch, der, ohne viel zu fchelten, 
Läßt auch die fremde Meinung gelten, 
Von Politik und Weltanfchauung 

Ganz friedlich fpricht und voll Erbauung, 
Der, ohne Angft um feine Ehre 
Einftecht felbt manche derbe Lehre, 
Kurz, einer, der nichts übel nimmt, 

In plötlich fürchterlich ergrimmt, 

Lest man Ihm dar dafür die Gründe, 
Daß er vom Skatfpiel nichts veründe, 
Daß er ein Stümper fel im Kegeln 

Im Schach beherrfche kaum die Regeln. 
Es pacht Ihn tief im Ehrgefühle, 
Befiegt ihn jemand auf der Mühle, 

Ein folcher Menfch nur fchwer verdaut, 
Daß er den Lukas nicht gehaut, 

Wenn er als Schüt nichts Rechtes traf, 
Raubt ihm das ftundenlang den Schlaf. 
Und was ihn völlig niederfchlägt: 

Der Vormurf, daß er nichts verträgt... 
Kurzum, es it das Kind im Mann, 
Das man am chften kränken kann. 


Eugen Roth 
476 


in seinem Leben, ein weibliches Wesen nieder- 
gelassen. Wieder entsprach ihr Äußeres seinem 
Inneren. Er überschaute Gesicht und Gestalt wie 
eine Landschaft, wie ein Panorama, Knapp ein 
Meter lag zwischen Ihr und ihm und doch war 
sie weit wie ein Stern, So sitzen, dachte sich 
Korbinian, Millionen Männer — Millionen Frauen 
gegenüber. 

Aber sie können zusammen nicht kommen, denn 
das unsichtbare Wasser ist viel zu tief. Immer 
fehlt die Brücke, das erste, verbindende Wort. 
Millionen Männern liegt es sprichwörtlich und 
buchstäblich auf der Zunge, im Herzen — oder 
wo es sonst noch liegen mag. Dieses erste Wort 
ist der Regenbogen, der von einem Ufer zum 
anderen den farbigen Kreis spannen könnte, In 
so einem ersten Wort verbirgt sich das Schick- 
sal. Es kann ebenso In leerer Konvention stecken 
bleiben — wie zum seligen Zauber erblühen. 
Wird es falsch gesetzt, unrichtig akzentulert oder 
fällt es sozusagen nicht auf die Butterbrotseite, 
so ist's auch schon im Winde verweht... 
Korbinian suchte und kramte in sich In allen 
Schubladen herum. Er dachte an die Kunstgriffe, 
die er seinem Freunde Emil abgehört hatte. „Als 
ich einst auf dem Amazonas hinauffuhr, das waren 
noch Zeiten...|” So begann mit Vorliebe Emil, 
um dann In einer scharfen Kurve Üüberzuleiten: 
w..da hätten Sie, Gnödigste, dabei sein sol- 
len..." 

Korbinlan ließ Speichel auf die Zunge fließen und 
begann über den Tisch hin: „...Ja, das waren 
noch Zeitenl... Zeiten waren das! —"” 

Die Dame wendete kaum den Blick, Korbinlan 
fühlte, daß er Im leeren Zuschauerraum spielte. 
Sollte bei ihm erfolglos bleiben, was beim Freunde 
geradezu Böllerschüsse auslöste? Wirkte das 
rechte Mittel in der Hand des verkehrten Man- 
nes — falsch? Sollte, was zum Dialog bestimmt 
war, im Monolog einsam stecken bleiben? Kor- 
binlan sprach deshalb mit verstärktem Tonfall: 
w..J8, als Ich den Amazonas hinauffuhr, das war 
noch Abenteuer —I" 

w«..äach, wie Interessantl” antwortete die Dame 
gelangweilt. 

Korbinian aber nahm das Echo für bare Münze, 
erinnerte sich an jedes Wort Emils und rezitierte 
ihn welter: „... Zur Linken und zur Rechten war 
Urwald, auf den Ästen schaukelnde Pinselaften, 
über mir ein Dom aus Lianen... das Kanu 
schnellte über Katarakte mitten auf eine Riesen- 
schlange zu... ihr Name Ist Anaconda und Ihre 
Heimat das Wasser... Aber unter dem Boot her- 
vor tauchen Krokodile auf... was sagen Sie... ?” 
„Oh, wie amüsant...“, sprach die Dame tonlos. 
n+,, meln Kanu schwankt, wankt, kippt... Ich 
stürze In die Flut.., sozusagen unter Larven die 
einzig fühlende Brust. Ich rette mich schwimmend 
ans Ufer, von der Anaconda verfolgt — — Ich 
atme befreit, da trifft mich ein Pfeil aus der 
Grashütte der Indios... das Gift aller Gifte... 
Aber d — — —" 

un... da beißt Sie plötzlich eine Korallenschlange 
in die Wade... Gegengift! Sie sind gerettetl” 
spricht mit höhnischem Lächeln die Dame da- 
zwischen, 

Korbinlan erbleichte, stellte augenblicklich seine 
‚Amazonasfahrt ein und fragte nur noch mit Trok- 
kenheit im Munde: Ja, haben Sie auch diese 
Reise — —?" 

„Ja, ich habe auch die Höllenfahrt auf dem Ama- 
zonas als Kulturfilm in den Auroralichtspielen ge- 
sehen — —" 





„Wie ....2.... Das war Kino... 2? — —" 
brachte Korbinisn noch hervor, verfluchte 
den Freund Emil und verwünschte sich 
ans Ende der Welt. Jetzt stiegen Feuer- 
röten der Scham in ihm auf. In den Erd- 
boden zu versinken, das wäre ihm reine 


(X. Holligenstandt] 








„Zwei Plomben sind ja ein bißchen wenig für ein 
Armband, ... vielleicht verlieren Sie bald noch eine ...!“ 


Oro vecchio: "Due impiombature per un bracclaletto sono glä pochine ...anzi che no....Ma forse ne perdete presto un’ altra!,, 


477 


Lust gewesen. Jatzt in die Fluten der Kro- 
kodile untertauchen zu können, die er erfunden 
hattel 

Irgendwie mußten zu diesen peinlichen Gefühlen 
seine Beine Schwimmbewegungen vollführt 
haben, — denn er stieß mit den Knien derart 
an die Tischplatte, daß Kannen und Tassen wie 
ein Steinbaukasten umfielen, Teelöffel über Bord 
sprangen, Zitronenschnitzel Luftsprünge vollführ- 
ten — und Milch und Honig buchstäblich vom 
Tisch auf die Dame getlossen... 
Geistesgegenwärtig, als wäre die Anaconda per- 
sönlich aus der Zuckerdose emporgestiegen, griff 
Korbinian nach der Serviette, fing die Bäche und 
Ströme ein, trocknete, betupfte und wischte an 
dem erdbeerfarbigen Seidenkleid der Dame 
herum, 

Jetzt erst war der Tisch voll wirklicher Hand- 
lung. Ein Kurzschluß schuf den Kontakt, Unsinn 
scheinbar einen Sinn. 

„Ist nicht so schlimm!” lächelte die Frau aus 
einer Tiefe heraus, führte Korbinians Hand über 
die Teiche und Soon auf dem Tische. 

Unsere Hände machen zusammen eine 
Reise”, brachte er hervor. Sie ließ sich von ihm 
führen, fuhr mit ihm um den Kuchenteller herum, 
stieg an seiner Hand vor dem Tortenmesser zu 
den Falten ihres Kleides um. Ja, und wenn es 
sozusagen gefährlich wurde, signalisierten sie 
sich gegenseitig durch Händedrücke neue Ufer- 
losigkelten zu. 

„Erst muß eine Amazonasreise Ins Wasser fallen, 
ein’Kaffeetisch wackeln und — —" 

„ und eine Liebe gehemmt sein, damit — — 
Spät am Abend hötte man hinter einem Strauch 
von Jasmin, der aus keinem Iyrischen Gedicht 
blühte: „Aber, Korbl, so benimm dich doch — —I" 
„Sel doch nicht so ängstlich .. 1” 

„Sag mal, hast du denn gar keine Hemmungen? 
Bist du denn ganz verrückt..? Korbl.. 1” 

„a — —I” hauchte er, war jetzt selbst ganz 
Amazonas, Dschungel und Schlange. Und rasierte 
sich überhaupt nicht mehr, weil sie die Jungfröu- 
liche Wildnis liebte .. | 











FERN 
= 
RK) 

PIFUN. wichtig für 
\ Verbraucher von Tarr! 








Niemals Seifenrestevom G+ 
mit Tarr abwaschen. Erst Wasser 
Gesicht 


nehmen, dann das 


abtrocknen und zum Schluß 






t OPTIK-PHOTO 
KINO-PROJEKTION 


RODENSTOCK 


MUNCHEN » BAYERSTRASSE 3) 
PERUSASTMABSE N « MARIENPLATZ 17 


SCHNAPPSCHÜSSE 


VON HANS KARL BRESLAUER 


Herr Pöltner liegt im Strandbadsand. 

Liegt In der Sonne und äugt dorthin, wo dicht 
neben ihm ein nußbraungebrannter Engel die- 
selbe Sonne anbetet, die sich bemüht, Herm 
Pöltners vorläufig noch fettrotglänzendes Bäuch- 
lein knusprig anzurösten, 

Kruziadaxel, ist das Dirndl sauberl, überlegt Herr 
Pöltner, mit der müßt man ins Gespräch kommen. 
Jetzt, wenn mir die so in der Straßenbahn gegen- 
übersitzen tät, dann könnt ich sie fragen, wo die 
Rosenstraße ist, und die Bekanntschaft wär ge- 
macht. Aber so, wie die Sach’ liegt, wie ich da- 
lieg und wie sie daliegt, ist das richtige Wörter! 
schwer zu finden... 

Da, mitten hinein in das Überlegen, ertönt ein 
leises Summen und Herr Pöltner sagt, sich vor- 
sichtig aufrichtend: „Nicht rühren, Fräulein, nur 
nicht rühren, sonst sticht's —” 

Und schwuppdich, verjagt er auch schon eine 
Wespe, die sich genießerisch auf rundliche Wöl- 
bungen niedergelassen hat, und der Gesprächs- 
faden Ist angeknüpft. 

„Vielen Dank“, sagt der blonde Engel, in dessen 
Stimme Erschrecken nachzittert, „wenn die ge- 
stochen hätte —“ 

„Ja, je, die Wespen, die gehn auf's Süßel” 
„Hören Sie aut, Sie Schlimmer!” flüstert der Engel, 
und Herr Pöltner rückt näher und schaut, mutig 
gemacht durch den Anfangserfolg, dort nach, wo 
die Wespe saß und überzeugt sich, daß sie nicht 
gestochen hat. 

„Nicht kitzeln!” kichert der Engel, da macht es 
irgendwo — Klacks — und ein junger Mann, der 
einen Photoapparat in der Hand hat, sagt höflich: 
„Entschuldigen die Störung, aber ich konnte mir 
diesen netten Schnappschuß nicht entgehen las- 
sen. Ich bin der Strandphotograph —” 

„Was wollen Sie?” Herr Pöltner richtet sich un- 
willig auf und der nußbraune Engel ruft vergnügt: 


KampfunaSieg 


unserer herrlichen Wehrmacht schildern 
en vom OKW. und Heinrich Hoffmann 
herausgegebenen Erinnerungsbücher: 
Sieg In Polen ...... 375 
Kampf um Norwegen . 275 
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Sieg Über Frankreich. . 4.80 
‚Alle 4 Bände zusammen RM. 17.10, 
Such einzaln. durch Nachnahme 


Buchhandig. TrÜRSCh Dissehir-k 50 











| DES GUTEN 
] GESCHMACKS 


„Photographiert haben Sie uns, das ist aber fein! 
So — und ich geh Jetzt ins Strandcaf® und 
kaufe mir ein Gefrorenesl" Halbwegs bleibt der 
Engel stehen und ruft zurück: „Hoffentlich ist die 
Aufnahme gelungen.” 

„Bei mir gibt es nur gelungene Bilder", sagt der 
junge Mann und hält Herm Pöltner, der dem 
Engel nacheilen will, zurück. „Bitte, mein Herr, 
wohin soll ich die Bilder schicken?” 

„Wohin? Herr Pöltner denkt an etwas, das mit 
seinem bürgerlichen Namen Amalia Pöltner heißt, 
weder feingliedrig,noch blond und noch weniger 
nußbraungebrannt ist, und sagt: „Ich brauch keine 
Photographien —" 

„Aber“, meint der junge Mann, „die Frau Ge- 
mahlin hat sich so gefreut — 

„Meine Frau —" Herr Pöltner räuspert sich bei 
dem Gedanken daran, daß der nußbraune Engel 
seine Gattin sein könnte, „— hm — ja — wissen 
Sie was, Ich kauf Ihnen den ganzen Film ab, da 
brauchen S’ mir ihn nicht erst zu schicken und 
es bleiben uns beiden die Ungelegenheiten er- 
spart... Sie werden keinen Schaden haben.” 
Herr Pöltner geht mit dem jungen Mann zu seiner 
Kabine, nimmt einen Schein aus der Brieftasche, 
erhält dafür die Filmspule, atmet, da nun die Go- 
fahr vorbei ist, tief auf und geht Ins Strandcafö. 
Dort ist aber der blonde Engel nicht zu finden, 
und als der Abend dämmert, wirft Herr Pöltner 
die Filmspule dort ins Wasser, wo es am tiefsten 
ist und verwünscht die ganze Schnappschießerei 
und fährt verstimmt mit der Straßenbahn dem 
ehelichen Hafen entgegen. 

Just zur selben Zeit sitzt In einem anderen 
Straßenbahnwagen der nußbraune Engel mit dem 
Jungen Mann, der zufrioden schmunzelnd sagt: 
„Es geht nichts Über ein schönes Schnappschuß- 
wetter. Heut haben wir dreizehn Aufnahmen ge- 
macht. Das Geschäft geht. nicht so schlechtl” 


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(0. Nückei) 





Wir hatten ein Hausmädchen. 

Hilde hieß sie und war verlobt. 

Eines Tages kündigte Hilde uns 

Meine Frau eeilte erschrocken in die Küche 
„Warum, Hilde?” 

Hilde heulte: 

„Immer, wenn mein Bräutigam zu mir auf Besuch 
kommt —" 

„Was ist dann, Hilde?” 

„Dann streiten und schimpfen Sie so mit Ihrem 
Mann, daß man es bis in die Küche hört.” 

„Das ist doch kein Kündigungsgrund?" 


Hilde nickte heftig: „Doch, Denn jedesmal schiebt 
dann mein Bräutigam die Hochzeit um zwei Mor 
nate hinaus.” 3.H.R. 


* 


G af Bobby ging zum Telefon, 

Er wählte die Nummer des Burgtheaters. 
Das Burgtheater meldete sich, 

„Hier Burgtheater!” 
„Bittschön — kann 
sprechen?” 

„Herr Intendant.ist gegenwärtig nicht im Hause.“ 
„Aber ich muß ihn dringend sprechen.“ 

„Worum handelt es sich denn?” 

„Das wird keinen Zweck haben, wenn ich es 
Ihnen erzähle. Es ist besser, ich sage es dem 
Herrn Intendanten persönlich.” 

„Hier spricht sein Stellvertreter — Doktor Baum- 
gartner.” 

Graf Bobby wurde lebhaft, 

„Oh, sehr angenehm, Herr Doktor — freut mich, 
Ihre Bekanntschaft, wenn such nur telefonisch, zu 
machen — vielleicht sehen wir uns einmal abends 
bei den ‚Drei Husaren’?” 

„Worum handelt es sich denn, Herr?” 


Ich den Herm Intendanten 


„Ja schaun S’ — Sie spielen doch heute abend 
in der Burg den ‚Hamlet‘ — ich habe eben eine 
Karte geschenkt bekommen und jetzt lese ich 
mit Bedauern auf dem Theaterzettel, daß Sie den 
‚Hamlet’ geben. Wissen S’, den ‚Hamlet’ kenne ich 
halt schon, möchten $’ nicht lieber ein anderes 
Stück spielen — meinetwegen den ‚Tasso’?" 
„Aber Herr! Das geht doch nicht! Das können wir 
doch nicht machen!” 
Graf Bobby sagte traurig: 
„Herr Doktor, Herr Doktor, was sind Sie doch für 
ein Trotzköpfchen! Ich habe es mir ja gleich ge- 
dacht, daß Sie das nicht können! Deswegen wollte 
ich ja den Herrn Intendanten persönlich sprechen.” 
I.H.R. 
* 


Ich war zur Jagd in die Pfalz geladen. 

Es war eine traurige Jagd. 

Am dritten Morgen kam ich wieder als Schneider 
von der Frühpirsch heim 

„Ich hatte mir Ihr Revier ein wenig reizvoller vor- 
gestellt”, brummte Ich verärgert. 

Der Jagdherr nickte mir vertraulich zu: 
„Verstehe schon, lieber Freund — mehr junge 
Mädels, was?” J,H.R, 








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„Quo usque tandem, Catilina....?!* 


La vecchia Queen appare: "Quo usque tandem, Catilina?“ 


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47. Jahrgang / Nummer 31 ii 


SiMPLICISSIMUS 


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Im Gewittersturm 


(Wilhelm Schulz) 


„Habt Ihr keinen Regenschirm für mich?“ 





Tra la furia della tempesta: “Non avete un ombrello per me?,, 





Der Seelöwe 


Il leone marino 


Der Aufbruch 


Macht Sie das Abreisen auch so nervös? Ich meine 
nicht die eigene Abreise, sondern die der an- 
deren. Sehen Sie, da ist zum Beispiel Irene. Wenn 
Irene abreist, abreisen will, dann ist der Teufel 
los. Wenn Irene abreisen will, geschieht zuerst 
mal nichts. Und wenn nichts geschieht, werde ich 
nervös, denn Ich weiß, es muß was geschehen. 
Dabei sagt Irene: „Reg’ dich nicht auf, du wirst von 
meiner Abreise überhaupt nichts merken,” Ich weiß 


Blick ins Dichterheim 


»Hier alfo wohnt er, den ich fo verchrei« 
‚Adele riel’s und fah mich fchmelzend an. 
»Der Wundermann, der Einzige und Hehrel 
Der Genius Loci hat mir's angetant 


‚Ach, diefeo Haus inmitten fchattiger Bäume! 
Dies Brünnlein, das fo mweltverloren plaufcht! 
Hier alfo reifen jene holden Träume, 

hier tönt die Harfe, fanft und unbelaufcht!« 


»Jamohle, fprach ich. »Und treibt es ihn zum 
Dichten, 

wird bei der Bank dort hinten eingekehrt. 

Sie hat, um prompt, was not tut, zu verrichten, 

als Locus Genit beftens fich bewährt.« 


Ratatöohr 


0. Hogenbarth) 


„So sind die Menschen, sie verbeugt sich, und ich muß arbeiten!" 


"Cosl sono gli vomini: essl s'Inchinano ed lo devo lavorare!,, 


es besser, von ihrer Abreise muß man etwasmerken. 
Ich frage: „Wann fährst du denn?“ Ich frage es 
ganz harmlos, möglichst in einem Nebensatz. Es 
nutzt nichts. Ich höre: „Du möchtest mich wohl 
bald loswerden?” Ach, ich möchte die Abreise 
bald los sein. Und man spürt noch immer nichts 
von der Abreise, das heißt, ich spüre sie ganz 
genau, ich spüre, daß keine Vorbereitungen ge- 
troffen werden, 

Es Ist, um aus der Haut zu fahren. Am Mittwoch 
wollte sie abfahren, es kommt der Dienstag Abend. 
Am Dienstag Abend regt sie an, noch einmal ge- 
meinsam auszugehen. Ich frage ganz schüchtern, 
wie es denn mit den Reisevorbereitungen stünde, 
Irene sieht mich an, als höre sie das Wort „Reise- 
vorbereitungen“ zum erstenmal in ihrem Leben. 
„Kümmere dich nur darum nicht, Im übrigen kann 
ich ja auch Donnerstag fahren.” Sie kann natürlich 
auch Donnerstag fahren, sie wird natürlich auch 
Donnerstag nicht fahren und wohl auch Freitag 
nicht, 

Ich möchte in das Quellgebiet des Amazonas 
fliehen. 

Ich ringe mich zur Überzeugung durch, daß hier 
nie abgereist werden wird. Da bricht der Vulkan 
aus, das heißt, es bricht kein Vulkan aus, es bricht 
der Schrank aus, und ergießt sich ins Zimmer, 
Irenes Kleider- und Wäscheschrank. Der Pegel auf 
dem Fußboden steht dreißig Zentimeter über 
Normal. Irene sagt: „Ich bin gleich fertig.” „Selbst- 
verständlich”, sage ich. Der Pegel steigt. Ich 
kämpfe wie ein Eisbrecher durch die Wohnung. 
Irene ruft vom Ufer: „Ich nehme nur den großen 
Handkoffer mit.” „Wann fährst du denn“, flüstere 
ich wie Gott Amor persönlich. „Vermutlich mor- 
gen.“ Jetzt wird viel gewaschen und gebügelt. 
Es werden auch Haare gewaschen, teils im Haus 
und teils außerhalb des Hauses. Unsere Wohnung 


482 


ähnelt einem siegreichen, aber verlustreichen 
Flußübergang. 

Es gelingt mir, mich vom Gegner zu lösen. » 
Plötzlich erreicht mich ein Telefonanruf: „Hast du 
meine Fahrkarte besorgt?“ „Fährst du denn 
heute?” rufe Ich mit letzter Kraft. „Vielleicht nach- 
her um drei Uhr fünfzehn, ich weiß noch nicht, ob 
ich fertig werde.” Ich wimmere in den Apparat: 
„Bedenke, daß man eine Stunde vor Abfahrt auf 
der Bahn sein muß.” Da höre Ich noch: „Ach, ich 
kann mir nicht vorstellen, daß ausgerechnet mein 
Zug so voll sein wird.” Ziemlich entseelt sinke 
ich am Telefon zusammen. 

Ich habe die Fahrkarte besorgt, ich bin recht- 
zeitig an der Bahn, Ich rufe an: „Fährst du heute?’ 
Die präzise Antwort ertönt: „Sehr wahrscheinlich, 
Ich muß nur noch versuchen, den Koffer zu 
schließen. Warte halt am Zug!” 

Ich habe eine solche Sehnsucht nach einer Kalt- 
wasserhellanstalt. Schweißperlen treten mir auf 
die Stirn, der Zeiger rückt vor, der Zug füllt sich. 
‚Am Horizont erscheint Irene, ruhig wie unser Herr- 
gott nach Vollbringung seines Sechstagewerkes: 
„Diesmal bin ich aber wirklich früh fertig ge- 
worden, das mußt du doch zugebenl”. Ich kann 
nichts mehr zugeben, meine Pulse fliegen und 
der große Koffer fliegt in ein Abteil. Was heißt, 
der Koffer? Wie ein Schlachtschiff von Torpedo- 
bootszerstörern ist .er umgeben von einer Fülle 
größerer und kleinerer Handtaschen, aus denen 
es wie aus geplatzten Matratzen quillt. 

Irene hat tatsächlich noch einen Platz bekommen. 
„Siehst du“, sagte sie, „ich bin eigentlich doch 
wieder zu früh gekommen, man soll sich nicht so 
abhetzen.” 

Ich stehe direkt vor meiner Atomzertrümmerung. 
Also mich machen solche Aufbrüche doch recht 
nervös. - Foitzick 





Der Sturm 


{A. Kubin) 





L’ uragano 


483 


Timoschenkos Tagesbefehl 


(E. Thöny) 


„Gar so elastisch hatte ich mir unsere Front nicht vorgestellt!“ 


L’ordine del giorno di Timoschenko: “Tanto elastico il nostro fronte non me lo sarei Immaginato!,, 


484 





Der hinreissende Walzer - Il vertiginoso valzer 


Ichbitte umeinStreichholz 


Wahrscheinlich denken ‘die meisten Menschen, daß 
es die einfachste Angelegenheit von der Welt 
sei, sich auf der Straße ein Streichholz auszulelhen. 
Aber jeder, der es einmal versucht hat, wird be- 
stätigen können, daß dies nicht der Fall ist. 

cke, zwischen den 


Ich stand an einer Stral 





bis ein Mann vorbeikam, der nach einem Raucher 
aussah, Ich sprach Ihn an: „Ach, entschuldigen Sie, 
aber ich wäre Ihnen schr ‚dankbar, wenn Sie mir 
ein Streichholz leihen könnten.“ „Ein Streichholz?” 
sagte „Natürlich, gerne.” Er knöpfte seinen Re- 
genmantel auf und suchte mit der rechten Hand In 
der Westentasche. „Ich weiß bestimmt, daß Ich 
eins bei mir habe”, fuhr er fort. „Ich könnte 
schwören, daß es hier in der unteren Tasche war, 
aber nein, vielleicht Ist es In der oberen. Warten 












Sie einen Augenblick, ich win nur diese Pakete 
‚auf dem Pflaster abst 
„Aber bitte, bemühen Sie sich nicht welter“, sagte 
ich, „Es Ist ja nicht so wichtig.” „Das macht gar 
nichts. In einer Minute werd’ ich's haben. Es muß 
irgendwo stecken,” Er tauchte die Finger In die 
Tiefen seiner Taschen, während er sprach. „Wissen 
Sie, das ist nicht der Anzug, den Ich gewöhnlich 
trage.” Ich merkte, daß er ganz erregt war. 
„Aber bittel" prof ich. „Es schadet doch 
nichts, wenn des nicht der Anzug Ist, den Sie ge- 
wöhnlich ...“ 

„Nur einen Augenblick, nur einen Augenblick!“ 
sägte er. „Eins von diesen verflixten Dingern muß 
Ich hier drin haben. Irgendwo bei meiner Uhr muß 
es stecken, Nein, da ist es auch nicht. Warten Sie, 
bis Ich mal in meinem Rock nachgesehen habe. 
Nach und nach war er ganz wild geworden und 
wühlte mit zusammengebissenen Zähnen in seinen 
Taschen herum. „Das muß mein verflixter Bengel 
gewesen sein”, zischte er. „Wenn Ich nach Hause 


485 























(Fr. Bllek) 


komme, werde Ich es Ihm aber besorgen. Ich 
wette, dal in meiner Brieftasche Ist. Halten Sie 
doch, bitte, meinen Mantel einen Augenblick 
hoch, bis ich 
„Nein, nein“, widersprach Ich Ihm. „Bitte, machen 
Sie doch nicht alle diese Umstände, Es ist wirklich 
nicht so wichtig. Bitte ziehen Sie Ihren Mantel 
nicht deshalb aus und werfen Sie nicht Ihre Briefe 
auf den Boden und reißen Sie sich bitte nicht die 
auf, Bitte trampeln Sie nicht auf Ihrem 
'erum und, bitte, treten Sie nicht auf Ihre 
Pakete. Mir Ist es scl ‚klich, daß Sie so auf Ihren 
kleinen Jungen schimpfen. Und, bitte, reißen Sie 
sich doch nicht die Kleider so wild vom Leib.“ 
Plötzlich jubelte der Mann erleichtert auf und zog 
seine Hand aus dem Innenfutter seines Rocks her- 
vor. „Ich hab’s, hier Ist es!’ rief er und brachte es 
ans Tageslicht... Es war ein Zahnstocherl Ich 
folgt Eingebung des Augenblicks, warf Ihn 
rasch unter die Räder einer vorbeifahrenden Stra- 
Benbahn und lief auf und davon. 


H. B. Wagensell 





























ÜBERFALL AUF AGUA VERDE 


Auf der Hacienda Agua Verde gab es keine Feste. 
Jorge Varas, ihr Besitzer, hielt sein Geld zusam- 
men. Varas war reich, sehr reich. Er lebte, als 
Junggeselle, von Galletas und Puchero. Das sel, 
pflegte er zu behaupten, die gesündeste Nahrung. 
Das ganze Tal gehörte Ihm. Er hatte alles Land 
verpachtet, fruchtbares Land, das ihm viel Geld 
einbrachte. Nur den weiten Hof, einen großen 
Garten und einige Fischteiche beim Hause hatte 
er behalten. 

Von diesem Garten und dem wenigen Vieh, das 
er hielt, lebte er. Er hatte keine Ausgaben und 
legte Peso zu Peso. Wozu? Für wen? Obwohl er 
noch nicht allzu alt war, dachte er nicht ans Hei- 
raten, Es war für jeden, der Varas kannte, unvor- 
stellbar, ihn einmal als Gatten und Vater zu sehen. 
Aber da war auch die Tochter seiner verstorbenen 
Schwester und seines verstorbenen Schwagers, 
seine Nichte Mercedes. Sie würde den ganzen 
Reichtum erben, Man wußte in der Gegend wenig 
von Mercedes, Als Kind hatte man sie auf Agua 
Verde gesehen. Jetzt sollte sie in einem Pensionat 
in der Hauptstadt leben. 

Nur Domingo Breadal kannte das Mädchen Mer- 
cedes, Er hatte sie wiederholt in der Hauptstadt 
gesehen, ja, es war ihm gelungen, mit ihr zu spre- 
chen, Zuletzt hatten sie besprochen, daß Merce- 
des auf einige Tage nach Agua Verde kommen 
sollte. Domingo kannte den genauen Zeitpunkt 
ihres Eintreffens. Nein, ihrem Onkel hatte sie 
nichts von dieser Verabredung mitgeteilt, ihr Er- 
scheinen sollte eine Überraschung für ihn sein. 
Vor dem Hofe Jorge Varas’ erschien an einem 
Mittag etwa ein Dutzend Reiter. Varas entdeckte 
sie vom Fenster aus. Ihm ahnte nichts Gutes. Er 
sah, daß Domingo Breadal unter ihnen war. Der 
war sein nächster Nachbar, aber nicht sein 
Freund. Er hatte Streitigkeiten mit ihm, Grenz- 
streitigkeiten. 

Was mag er nur wollen? fragte sich Varas. Und 
überzeugt davon, daß es nur etwas Unangenehmes 
sein konnte, sagte er zu Antonio, der sein Diener, 
Knecht, Koch, Verwalter, Majordomo war: „Du 
wirst Ihnen erzählen, Ich sei nicht zu Hause, Dann 
werden sie bald wieder abziehen, die Lärmer!” 
Die Reiter sprengten auf den Hof. Antonio er- 
schien, verbeugte sich an der Verandatreppe und 
behauptete, Don Jorge sei nicht zu Haus. 


Die Wächter - Il guardiano 


af Funke, 
\ coll 


VON KONRAD SEIFFERT 


„Das ist uns bekannt“, sagte Breadal, „wir werden 
eben warten, bis er kommil’ 

„Don Jorge ist für ein paar Tage verreist, nach 
der Hauptstadtl” log Antonio. 

„Auch das wissen wirl” rief Breadal und zog die 


SOMMER 


Unerbittlich 

War das Licht. 

Die Sonne wich 

Den ganzen Tag nicht 
Von dem Tal, 

Und die Schnüre 

Einer goldnen 

Peitsche schwang sie 
Übers aufgetürmte Heu. 


Buckelnd flüchtete 

Die Katze 

Zu dem Brunnen, 

Weil der Schatten selbst 
Noch glühte 

Der Hauswand, 

Und der schwarze Efeu. 


Am Abend stampften 

Die scheckigen Kühe 

Fliegenumbraust 

In die Koppeln hinein. 

Die finstre, die Nacht, 

War wie Lavagestein, 

Dunkel glühend bis wieder zur Frühe — 
Aber so muß der Sommer sein! 


GEORG BRITTING 


486 


Augenbrauen hoch. „Wir warten auf ihn, er wird 
sich freuen!” 

Antonio zuckte bedauernd die Achseln. „Es Ist 
auch gar nichts im Hause, was ich den Herren an- 
bieten könntel“ 

Breadal lachte und alle lachten mit ihm. „Das wol- 
len wir erst einmal sehen!” 

Sie begaben sich In den großen Saal, in dem die 
Feste gefelert worden waren, als der alte Varas 
noch lebte. Jetzt allerdings sah es in diesem 
Raum gar nicht festlich aus. 

Mit eigenen Händen zogen die Herren, zum Er- 
staunen, zum Entsetzen Antonios, die Hüllen von 
den Möbelstücken, sie öffneten die Fenster, scho- 
ben Sessel an den langen Tisch, rollten die sorg- 
fällig verpackten Teppiche und Matten auf, 
wischten Staub. 

Zitternd stand Antonio dabei. 

„Das Reiten hat uns durstig gemacht!” rief Do- 
mingo Breadal, „Wie wär's mit einem Glas Wein, 
Antonio?” Und dabei hieb er dem Alten auf die 
Schulter, daß der in die Knie ging. 

„Ein Glas Wein?” stammelte Antonio, „Ein Glas 
Wein. Wir haben gar keinen im Haus!” 

Aber Breadal rief: „Hat nicht der alte Varas einen 
recht ansehnlichen Weinkeller gehabt? He? Hat 
er uns und unsern Vätern nicht manchmal einen 
wunderbaren Tropfen vorgesetzi? Was? Und hat 
er nicht kurz vor seinem Tode — ein Jammer, daß 
er so zeitig sterben mußtel — hat er nicht aus 
der Hauptstadt ganze Wagenladungen voll Wein 
und Likör bekommen? Wo ist das alles geblie- 
ben? Wie?” 

Antonio wußte es nicht. Breadal verlangte den 
Schlüssel zum Weinkeller. Antonio hatte ihn nicht. 
Er schwur bei allen Heiligen, daß Don Jorge ihm 
diesen Schlüssel niemals anvertraut habe, 

Unter Führung Breadals gingen einige der Herren 
zum Keller, nahmen ein paar Äxte mit und 
schlugen die Tür ein. Die Schläge hallten durchs 
ganze Haus, Aber sie lockten Jorge Varas nicht 
aus seinem Versteck, Was die Herren Im Wein- 
keller fanden, das überstieg bei weitem ihre Er- 
wartung. Sie leuchteten mit Kerzen das fenster- 
lose Gemach ab, machten einmal über das 
öänderemal „Ahl“ und „Ohl” schnalzten mit der 
Zunge, hielten den Atem an. Sie wählten be- 
dächtig, sorgfältig die Kostbarkeiten aus, die sie 


(Heh. Kley) 







Kim 


Fernunterricht 


(0. Gulbransson) 












































































































































Ounı aurmmanssen 4a 





„Arme vorwärts stoßen, Beine spreizen, sehen Sie, 
so macht man es, anders können wir Ihnen auch nicht helfen!“ 


Teleistruzione: "Spingere le braccia in avanti, allargare le gambe; vedete, cosi si fa. Del resto in altro modo nol non possiamo aiutarvi!,, 


487 


sich durch die Kehle rinnen lassen wollten, und schleppten hinauf, was 
Ihnen am besten zu sein schien. 

Oben, im Saal, war man inzwischen dabei, alles herzurichten für eine große 
Festlichkeit. In der Küche schaltete mit einigen eifrigen Helfern Lorenzo 
Capilla, der Freund und Nachbar Breadals. Er verstand sein Handwerk aus- 
gezeichnet und entdeckte Dinge, die er niemals In diesem Hause, das keine 
Feste kannte, vermutet halte. 

Das Geflügelhaus war gänzlich leer gemacht, ein junges Schwein ge- 
schlachtet, Früchte, Gemüse, Blumen in Riesenmengen aus dem Garten 
geholt. Fische lieferten die Teiche hinterm Hof. 

Capilla kam zu Breadal. Er flüsterte ihm zu, er wisse nun, wo Jorge Varas 
stecke. Die Herren sprachen leise miteinander und lachten dann dröhnend, 
„Großartig! Ganz großartig!” rief Breadal. „Wir müssen dafür sorgen, daß 
er mit allem einverstanden Ist, Das beste wird sein, wir Jagen ihm einen 
Schreck nach dem andern ein!” 

Sie verließen alle den Saal, gingen zu den Fischteichen hin, und Caplila 
sagte Ihnen dabei, welches die hohle Weide war, In der Jorge Varas steckte 
Es war ein mächtiger Baumstamm, der aber nur noch ein paar grüne 
Ruten trug. 

Die Herten stellten sich zehn Schritte vor dieser Weide auf. Breadal zog ein 
Kartenspiel hervor, ging zur Weide, befestigte das Herz-Aß an ihr und rief: 
„Fünfzig Pesos dem, der das Herz trifft!" 

Sie zogen Ihre Revolver. Capilla gab den ersten Schuß ab. Er hielt absicht- 
lich zu weit nach rechts, und die Rinde splitterte ab, 

Jorge Varas, der wirklich in der Weide steckte, schrie laut auf und erschien 
leichenblaß und zitternd an allen Gliedern neben dem Baum, Nun lachten 
und Johlten sie alle, stürmten auf Varas zu, fielen ihm um den Hals, ließen 
Ihn hochleben. Varas konnte kein Wort sagen. 

In diesem Augenblick geschah etwas, womit keiner der Herren gerechnet 
hatte: ein großes, lackspiegelndes Auto fuhr in elegantem Bogen auf den 
Hof und hielt vor der Verandatreppe. Ihm entstieg ein Mädchen; ein 
hübsches, elegant gekleidetes Mädchen. 

Es war Mercedes, Jorge Varas' Nichte, Domingo Breadal erkannte sie, und 
er war sehr überrascht. Er hatte mit ihrem Eintreffen erst gegen Abend ge- 
rechnet, So war es zwischen Ihr und ihm besprochen worden. 

In rasender, ununterbrochener Fahrt hatte Mercedes den weiten Weg von 
der Hauptstadt nach Agua Verde zurückgelegt. Ihr schien es sehr wichtig 
gewesen zu sein, so schnell wie möglich In die Nähe ihres Onkels zu kom- 
men. Und in die Nähe Domingo Breadals, 

Als Mercedes den Wagen verließ, sagte Breadal zu seinen Begleitern: „Um 
Himmels willen! Da haben wir die Bescherungl Sie ist zu früh gekommen, 
viel zu frühl Was nun?” 

Aber dann schritt er, Jorge Varas am Arm, an der Spitze seiner Freunde 
quer über den Hof und dem Mädchen entgegen. 

Varas konnte nicht fassen, was hier bei ihm geschah. Zuerst dieser Überfall 
der wilden Horde unter Anführung von Domingo Breadal, dann die un- 
erhörte Verwüstung, welche die Kerle überall anrichteten, dann der Schuß 
auf sein Versteck, der ihn hätte töten können, — und nun zu allem noch das 
plötzliche, unerwartete Erscheinen seiner Nichte. Nein, das war zuviel 
für Ihn, 

Aber da stand Mercedes schon vor ihm, sie begrüßte ihn, sie küßte Ihn auf 
beide Wangen. Und dann begrüßte sie den Domingo Breadal, Mit Erstaunen 
mußte Jorge Varas feststellen, daß sich die beiden kannten, recht gut kann- 
ten anscheinend. Breadal stellte danach seine Begleiter der Reihe nach 
dem Mädchen vor. 

Varas stand sprachlos dabei. Der Schreck saß ihm so in den Gliedern, sein 
Erstaunen war so groß, daß er kein Wort sagen konnte. 

Sie gingen Ins Haus, wo Capilla und seine Helfer sich beeilten, noch das 
zu tun, was zum Zustandekommen eines prächtigen Festmahls zu tun not- 
wendig war. 

Varas, der sich zwischen Mercedes und Breadal gesetzt hatte, rechnete im 
stillen aus, was wohl dieser Aufwand kosten würde. Eine Hochzeit wäre 
nicht teurer gewesen! seufzte er. Aber er ließ alles über sich ergehen. Die 
unerwarteten Ereignisse der letzten Stunden hatten Ihn zu sehr mitgenommen. 
Nein, eine Hochzeit war es nicht, noch nicht. Aber Domingo Breadal gab, 
ehe Varas weiterdenken und weiterrechnen konnte, seine Verlobung mit 
Donna Mercedes bekannt. 

Jorge Varas war starr. Er sprang auf. Er wollte protestieren. Denn das ging 
zu weit, entschieden zu welt, 

Aber vor den bittenden Augen seiner Nichte, unter ihren streichelnden 
Händen sank er zusammen und war mit allem einverstanden. 

Sie ließen das Brautpaar hochleben, sehr oft und sehr laut. Und Domingo 
Breadal setzte sich an Jorge Varas’ Stelle, an die Seite der strahlenden 
Mercedes. 

Von diesem Tag an wurde alles anders auf Agua Verde, Jorge Varas war 
ausgeschaltet. Selbst der alte Antonio achtete kaum noch auf das, was er 
sagte. Und Varas war zufrieden mit dem plötzlichen Wechsel. Er schickte 
sich schnell in all das Neue, das ihn umgab. 

Nur daß die alte, hohle Weide bei den Fischteichen umgehauen wurde, 
setzte er noch durch. 


An eine Bogenlampe 
Von Günther Goercke-Pflüger 


Gußeisern stehst du mit gesenktem Haupte 
seit Jahr und Tag am Rande des Verkehrs. 
Du hast so schön geleuchtet, daß man glaubte, 
der Mond, vielleicht sogar die Sonne, wär's. 


Nun hat man dich ganz einfach abgestellt. 
Verdunkelung liegt dick auf allen Wegen. 
Die undankbare, ach, so schnöde Welt 

hat's übers Herz gebracht, dich stillzulegen. 


Die Menschen, die den Weg nach Hause suchen, 
sie rennen sich an dir die Schädel ein. 

Darf man sich wundern, wenn sie dich verfluchen? 
Du mußt versuchen objektiv zu sein. 


Kopf hoch! Was nützt es schließlich, wenn du klagst, 
wie's dir geht, geht es allen auf den Plätzen. 

Wenn du den Menschen auch nicht mehr behagst, — 
mein Hund, der weiß dich immer noch zu schätzen! 


Sachkenntnis 


(0. Hermann) 





„Was... .? Du willst gesehen haben, daß ich dich mit dem 
Mädchen betrüge?“ — „Gesehen schon, aber ich glaub’s nicht!‘ 





Pratica della faccenda: Che ...? Tu vuol aver veduto che lo 
#' inganno colla ragazza?,, — "Veduto giä; ma non lo credol" 





488 


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SCHRAGSCHNITT 


489 


MUT 


In dem Weinkeller unter einem alten Schloß tra- 
fen sich zwei Mäuschen. Sie waren beide inguier 
Laune, und nachdem sie sich davon überzeugt 
hatten, daß die Katze nicht im Keller war, spiel- 
ten sie eine Zeitlang zusammen und trieben aller- 
lei Narrenstreiche, Sie schlugen Purzelbäume, 
machten Bockspringen und amüsierten sich köst- 
lich, Dann sagte plötzlich das eine Mäuschen: 
„Du, Theobald, ich bin so furchtbar durstig, wol- 
len wir nicht eine gute Flasche Wein zusammen 
trinken? Hier liegen doch Hunderte von herr- 
lichen, alten Weinen, und wir haben diese gött- 
lichen Getränke noch nie probiert. Heute wollen 
wir es einmal tun“ 

„Eine glänzende Idee“, rief das andere Mäus- 
chen, „du hast doch immer so gute Einfälle, von 
Rochetaillel’ (Es war eine sehr feine, kleine Maus 
aus einer alten, gräflichen Mäusefamilie, — des- 
wegen das „von”.) 

Diese herrliche Idee begeisterte die beiden 


Mäuschen so sehr, daß sie In lustigem Tanz her- 
umwirbelten, und dann schlug Theobald vor lau- 
ter Freude zwei Saltomortale hintereinander. (Er 
war nämlich aus einer alten, bekannten Mäuse- 


















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Artistenfamilie.) Dann nahmen sie eine Flasche 
Rotwein vom Regal herunter und fingen an zu 
trinken: 

„Das schmeckt aber fein”, sagte das eine Mäus- 
chen und leckte sich den Mund. 
„Das schmeckt nach mehr... hi 
andere. 

Noch eine Flasche Rotwein wurde heruntergeholt 
und auch eine Flasche alter DOM-Likör. Diese be- 
tauschenden Getränke brachten die beiden Mäus- 





sagte die 


BANGE NACHT 


».. Ift es noch Liebe? 

Oh, wenn ich müßt" 

ob dein Mund im Traum noch meinen Mund küßt, 
wenn der Mond übers Kiffen dir fcheint ... 


Unrubvoll bin Ich erwacht. 
Ein freundlicher Stern in der Nacht 
ift Die altvergangene Zeit 
- wie die Ewigkeit nahe und weit. 
Maria Daut 


chen in eine Stimmung von größter Seligkeit, die 
sie nie vorher gefühlt hatten. Die eine Maus 
sprang auf eine Biertonne hinauf und wollte eine 
Rede auf die Damen halten. Sie konnte sich des 
Lachens beinahe nicht enthalten, und es war des- 
wegen nicht möglich, ein einziges Wort von ihrem 
Geschwätz zu verstehen. Die andere Maus, die 
von dem Wein so richtig redselig geworden war, 
saß am Boden und plauderte und lachte und 
winkte ihrer Kameradin aufmunternd zu. Als die 
Maus Ihre Rede auf die Damen beendigt hatte, 
hob sie die Vorderbeinchen hoch über den Kopf 
und stand einen Augenblick still: 

„Hoplal” rief sie, und dann sprang sie plötzlich 
von der Biertonne herunter und landete auf dem 
Boden, gerade auf dem Hinterteil, Schnell kam 
sie wieder auf die Beine, und dann sprang sie — 
eins —zwei—drei—iIn ein paar riesigen Sprün- 
gen die Kellertreppe hinauf, Die andere Maus 
saß da und guckte ihre Gefährtin erstaunt an: 
„Zum Donnerwelter, wo läufst du denn hin?” 
fragte sie. 

Die Maus auf der Treppe wendete sich herum, 
stellte sich aufs eine Bein und winkte ihrer Kame- 
radin zu: 

„Ich laufe hin, um die Katze zu verprügeln!” rief sie. 
Und dann sprang sie weg, die kleine, mutige 
Maus. Erik Stockmarr 





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LIEBER SIMPLICISSIMUS Gut Bobby kam aufgeregt zu seinem Freunde 


(0. Nückal) 


„Die beiden Gegner gingen mit Stühlen aufein- 
änder los”, erklärte der Richter, „konnten Sie da 
nicht wenigstens versuchen, Frieden zu stiften?” 
Der Zeuge verneinte: „Ein dritter Stuhl war nicht 


Garen 
* 


Evi und ich lustwandelten im Akazienwäldchen. 
Unter jedem Baum küßten wir uns wie die Turtel- 


täubchen, 


Plötzlich zuckte Evi erschrocken zusammen. 


„Dort kommt Mamal” 
„Deshalb brauchst du doch 
Liebste?” 

Evi seufzte erleichtert: 


„Ach richtig! Wir sind ja seit gestern verheiratet” 










nicht 


„Rate, Rudi, wen ich eben gesprochen habe?” 
„Keine Ahnung! Wen denn?” 

„Die Rosita Seranno höchstpersönlich!" 

„Da gratuliere ich, Bobby! Und du hast sie ein- 
fach angesprochen?“ 

„Im Gegenteill Das ist ja das Großartige! Sie hat 
mich angesprochen!“ 

„Was hat sie denn gesagt?” 

„Ich bin vorm Burgtheater ahnungslos in die 
Straßenbahn gestiegen, und plötzlich fragte sie 
mich, wohin ich fahre?” 

„Die Seranno? Kennt Ihr euch denn?” 

„Gar nicht. Wir haben uns das erstemal gesehen.” 
„Und da fragt sie dich, wohin du fährst?” 

„Nicht nur das — sie ist sogar mit mir zusammen 
den Ring hinunter bis zum Schwarzenbergplatz 
gefahren.” 

Dies machte auf Rudi einen tiefen Eindruck. 
„Sag mal, Bobby, ist die Seranno wirklich so 
hübsch, wie auf ihren Bildern?” fragte er dann. 
‚Noch tausendmal schöner! Ein entzückendes, 
kleines, rassiges, rundes, molliges Persönchen!“ 
„Rund und mollig? Bist du wahnsinnig? Rosita Se- 
ranno Ist doch groß und schlankl" 

Graf Bobby dachte nach. Dann sagte er sinnend: 
„Wirklich? Dann war sie es vielleicht gar nicht. 
Ich habe mich ja sowieso gewundert und mir ge- 
dacht: seit wann ist die Rosita Seranno Straßen- 
bahnschaffnerin auf der Ringlinie?” ].H.R. 


RF 


erschrecken, 


J.H.R. 


Heirat! —Heirat! 


(Ein Junges Mädchen sitzt im Zimmer und zupft 
Margueriten. Die Tür wird stürmisch aufgerissen 
und ein junger Mann kommt aufgeregt herein. Er 
trägt ein paar schwarze Lackschuhe in der Hand. 
Läuft auf das Junge Mädchen zu, das aufgestän- 
den ist und ihn selig erwartend anblickt.) 

Er (umarmt sie): Helene! — Sie:Johannes!Johannes! 
Er: Helenel Es ist soweit! Ich habe alle Papiere 
beieinander! Wir können heiraten! 

Sie (selig): Johannes! Ich bin ja so glücklich! 

Er: Und ich erst, Helene! 

Sie: Wann ist unsere Hochzeit? 

Er: Ich will nur schnell meine Schuhe zum Schuster 
bringen! Sowie er sie besohlt hat, heiraten wir! 
Sie (hängt sich in seinen Arm): Herrlich, Johannes! 
Komm, ich begleite dicht (Geht mit ihm durch 
den Mittelvorhang ab.) 

(Die Bühne bleibt eine halbe Minute leer. Dann 
kommt von links ein altes Mütterchen im schnee- 
weißen Haar, zitternd und wacklig, Es zupft an 
einer Marguerite, Plötzlich horcht es auf. Lauscht 
nach außen. Ihr Gesicht verklärt sich. Die Tür öff- 
net sich langsam und ein müder Greis mit Glatze 
und Zipperlein wankt mühsam auf einen Stock ge- 
stützt herein, In der Hand trägt er ein Paar frisch- 
besohlter schwarzer Lackschuhe.) 

Er (umarmt sie mühsam): Helene! 

Sie: Johannes! Mein Johannes! 

Er: Helene! Jetzt können wir heiraten! Soeben hat 
derSchuster dieSchuhe gebracht! JoHanns Rösler 











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MEINE GIRAFFE 


5 VON ERIK STOCKMARR 


In meiner Jugend reiste ich einige Jahre mit einer 
Jagdexpedition in Afrika, um wilde Tiere, Elefan- 
ten, Löwen, Tiger, Giraffen und Nilpferde zu fan- 
gen. Wir arbeiteten als Jäger für einen großen 
Zirkus, und unsere Aufgabe war also, die Tiere 
lebendig zu fangen. Glauben Sie-mir, das ist ein 
spannendes Leben, richtig ein Leben für Männer. 
Herrlich ist es, wenn man auf einem feurigen 
Pferd über die sonnengebrannte Steppe reitet, um 
das Wild aufzujagen. Es geschieht natürlich ab 
und zu, daß das Pferd stürzt und man das Genick 
bricht, und der tapfere Jäger wird dann mit Haut 
nd Haar von den hungrigen Löwen aufgefressen, 
aber den richtigen Jäger rührt so etwas nicht. Ja, 
man hat als Jäger viele komische Erlebnisse, und 
ich werde Ihnen hier eines erzählen, nämlich.die 
Geschichte von melner Giraffe, 
In den Jahren, in denen ich In Afrika reiste, haben 
wir nur wenige Glraffen gefangen. Leider, denn 
es sind Ja so niedliche Tiere, und sie werden auch 
sehr gut bezahlt. Ich weiß nicht, ob die Leser mit 
Giraffen näheren Verkehr gehabt haben, falls Sie 
aber so glücklich gewesen sind, wissen Sie auch, * 
was für nette und herzensgute Tiere die Giraffen 
sind. So friedlich und liebenswürdig und immer In 
guter Laune. Mir gefällt die ostafrikanische Giraffe 
am besten, doch werde Ich nicht bestreiten, daß 
die Leser vielleicht mit der Sudangiraffe bessere 
Erfahrungen gemacht haben. Na, wir wollen uns 
darüber nicht strelten. Drei Jahre lang war Ich als 
Jäger In Afrika tätig, dann kam an einem schönen 
Frühlingstag die Stunde meiner Abreise. In Mom- 
bassa ging Ich an Bord, um via Indischer 
Ozean, Rotes Meer und Suezkanal nach Italien 
zu fahren, von wo ich weiter nach Kopen- 
hagen reisen sollte. In Mombassa blieb ich ein 


paar Tage, um die prachtvollen Ruinen der portu- 
giesischen Burgen und die arabischen Gebäude 
zu studieren. Als ich früh am Morgen an der 
Schiffbrücke stand und einen letztenBlick auf das 
geliebte Afrika warf, war ich ein bißchen weh- 
mütig, und auch meinem Freund Hansen, dem Nil- 
pferdjäger, der jetzt als einzigster Däne in der 
Expedition zurückblieb, war etwas beklommen 
ums Herz. 

Wir hatten doch eine wunderbare Zeit In Afrika 
zusammen verlebt, und Jetzt sollten wir uns plötz- 
lich trennen, 

„Du, Hansen“, rief ich, „falls du einmal eine 
schöne Giraffe fängst, schicke sie mir nach Kopen- 
hagen, dann habe Ich doch eine nette Erinnerung 
an die frohen Tage in Afrika. Also, Hals- und Bein- 


bruch, Hansen, hoffentlich sehen wir uns einmal 
wieder!” 

Hansen nickte, und Ich ging schnell in meine Ka- 
Jüte und packte meine Koffer aus. 


* 


Ein Jahr wohnte ich in Kopenhagen und hatte 
schon längst vergessen, daß ich Hansen gebeten 
hatte, mir eine Giraffe zu senden. Da brachte 
die Post mir eines Tages einen Brief vom Bahnhof 
in Kopenhagen: 

„Sehr geehrter Herr Stockmartl - 
Gestern abend Ist hier eine Giraffe für Sie an- 
gekommen, und wir bitten Sie höflichst, diese 
Sendung abzuholen, da wir leider nicht im- 
stande sind, die Giraffe mit unserer Frachtpost 
auszufahren. Das Tier hat Übrigens dem Bahn- 
hofsverwalter die Nase abgebissen, und wir bit- 
ten Sie deshalb, dieses beschwerliche Raubtier 
so bald wie möglich abzuholen. Der Bahnhofsver- 
walter wird natürlich einen Schadenersatz für 
seine Nase, die für ihn von großer Bedeutung ist, 
verlangen, und wir wollen Ihnen hierüber später 
Mitteilung zukommen lassen.” 

Ich begab mich auf den Bahnhof, um meine Giraffe 
abzuholen. Ein wunderbares Prachtexemplar war 
es! Drei Meter hoch und mit schönen, kaffee- 
braunen Flecken auf dem gelben Fell, Eine echte 
ostafrikanische Giraffe! Da ich ein Auto nicht be- 
kommen konnte — der Chauffeur wehrte sich, mit 
solchem Passagier zu fahren —, ging ich zu Fuß 
nach Hause. Hunderte von Menschen folgten mir 
durch die Straßen, Mit neugierigen Blicken sahen 
sie das Tier an, lachten und schrien und machten 
allerlei Witze über meine geliebte Giraffe, ge- 
radeso, als ob sie nie vorher ein solches Tier 
gesehen hatten, Vielleicht hatten sie nur Sudan- 
Giraffen gesehen? Ich verstehe nicht, warum die 
Kopenhagener so furchtbar neuglerig sind, eine 
Giraffe ist doch schließlich nur eine Giraffe und 
ein wirklich gutes und freundliches Tier. Ein biß- 
chen beschwerlich war es, die Giraffe in meine 
Wohnung heraufzutransportieren, well ich Im 
fünften Stock wohne, und es ist kein Lift vor- 
handen. Doch, ich war ja mit dem Transport 
von solchen Tieren so vertraut, daß es mir natür- 
lich schließlich gelang, die Giraffe die Treppe 
heraufzubekommen. Meine Haushälterin, Frau 
Petersen, bekam beinahe einen Herzschlag, als 
sie die Tür öffnete: 

„Gott im Himmel“, rlef sie erschrocken, „was I-s-t 
doch das für ein Tier, Herr Stockmarr?” 

Diese merkwürdige Frage überraschte mich ein 
wenig, denn Frau Petersen Ist sonst ein Intelligen- 
ter Mensch, und jeder kann doch sehen, daß eine 
Giraffe eine Giraffe ist. Das ist Ja kelne Fleder- 
maus oder gar ein Huhn! 

„Frau Petersen“, sagte Ich, „das ist eine Giraffe, 
das sehen Sie doch deutlich an den schönen brau- 
nen Flecken. Eine ostafrikanische Giraffe Ist das.” 
Dann machte Ich dem Tier ein Zeichen, damit es 
sich bücken und in die-Wohnung eintreten sollte. 
Als ich die Giraffe in mein Zimmer gebracht hatte, 
mußte Ich Ihren Hals durch das Dachfenster stek- 
ken, well sonst kein Platz für das Tier da war. 








DIE HAUSDAME 


Gebildet und vornehm geboren, 

Wenn auch Meier ganz einfach fie hieß, 
War fie dauernd beleidigt, Die Hausdame, 
Und eo mußte doch keiner weshalb, 


Ihr Frühftück war längft fchon beendet, 
Wenn der Erfte am Morgen erfchien, 

Aber ftumm zur Gefellfchaft blieb fitsen fie, 
Bis der Letste das Eßzimmer floh. 


Sie trug feit Jahrzehnten fchon Trauer, 
Doch man durfte nicht fragen, um wen, 
Da fie hoffte, daß jeder beftändig Nic“ 
Ihres fchweren Verluftes entfann. 


492 


Obmohl fie vor Reinlichkeit glänzte, 

Benutste fie niemals das Bad, 

Denn es hing dort ein Bild, darauf kleiderlos 
Eine Nymphe den Satyrn entivich. 


Sotern bei Geburtofelern Kinder 

Deklamlerten, dann war es gewiß: 
Jene Beifpiele finnigen Dichtertums, 
Die fie darboten, ftammten von Ihr 


Des Nachts, wenn die anderen fchliefen, 
Unterhielt fle fich laut mit dem Mann, 
Der fie heiraten wollte und leider doch 
Ihre Ablehnung fchweigend ertrug. 


Peter Goelleche 


Der wichtige Mann 


(R. Krlesch) 








„Schärfer lächeln, Fränzi, ganz hinten sitzt mein Schuster, 
vielleicht besohlt er meine Schuhe doch noch in zwei Monaten!“ 


L’ vomo importante; “Sorridi di piü, Checchina! Laggiü in fondo siede il mio calzolaio; forse mi risola pure le scarpe in due mesi!" 


493 


Lange dauerte es nicht, dann klingelte es an der 
Tür, und mein Hauswirt Herr Kringel Kringelmann 
stürzte ins Zimmer hinein. Er war ganz außer sich 
vor Wut und guckte mich an, als ob ich direkt von 
dem Monde käme: 

„Was i-s-t doch das für ein Tier?“ brüllte er und 
fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, 

„Herr Kringel Kringelmann“, sagte ich, „das Ist 
eine Giraffe, eine ostafrikanische Gi...” 

„Aber, Mensch, das ist doch verboten, hier im 
Hause Giraffen zu halten!” 

„50? Das Ist verboten?” fragte ich. „Wer hat denn 
das verboten?” 

„Es steht in Ihrem Mietvertrag, daß Sie keine Haus- 
tiere in der Wohnung halten dürfen.“ 

„Haustierel” sagte Ich. „Die Giraffe ist doch kein 
Haustier, sie Ist ein Steppentier, und in meinem 
Mietvertrag steht keln Wort darüber, daß ich 
keine Steppentiere in meiner Wohnung halten 
darf.” 

Herr Kringel Kringelmann sah mich ganz ver- 
stört an und verließ das Zimmer mit einer Flut 
von Schimpfworten, Ich setzte mich In meinen 
Lehnstuhl und guckte meine schöne Giraffe an. Die 
Flecken am linken Hinterbein waren ein bißchen 
undeutlich und ich nahm deshalb Palette und Pin- 
sel und malte sie ein bißchen nach, ‘Nachher 
überlegte ich mir, ob ich das Tier vielleicht auf 
eine ändere, praktischere Welse im Zimmer In- 
stallieren könnte. Doch, es gab keinen anderen 
‚Ausweg und Ich ließ es dann mit dem Halse durch 
das Dachfenster stehen bleiben. Wenn ich mich 
mit meiner Giraffe unterhalten wollte, mußte ich 
das andere Dachfenster öffnen und meinen Kopf 
dort herausstecken. Das war ein bißchen be- 
schwerlich, aber Kopenhagen ist nun einmal nicht 
Afrika, 

Das schwierigste war, das Tier zu füttern, es war 
nämlich ein ganz junges Tier, und die jungen 
Giraffen ernähren sich Im ersten Lebensjahr 
von Muttermilch. Mangels einer Giraffenmutter 
konnte ich natürlich das Tier von einer Kuh oder 
einer Ziege söäugen lassen, doch diesen Gedanken 
mußte ich aufgeben, weil es zu beschwerlich war, 
jede vierte Stunde eine Kuh durch das Dach- 
fenster heraufzuheben und sie ein paar Meter 
hoch in die Luft zu schwingen. Das Problem mußte 
also eine andere Lösung finden, und es gelang 
mir schließlich, auch einen Ausweg zu finden. 
Ich kaufte eine Saugeflasche, die ich an einer 
langen Stange befestigte, und auf diese Welse 
fütterte ich die Giraffe, Hunderte von neugierigen 
Menschen standen auf der Straße und guckten 
In die Luft. 

Für eine junge Giraffe Ist Bewegung gerade so 
wichtig wie das Essen, und ich sattelte deshalb 
das Tier jeden Morgen und ritt auf meiner schönen 
Giraffe durch die Stadt. In meterlangen Sprüngen 
ritt ich durch die Straßen, schnell wie ein Sturm- 
wind, denn eine Giraffe läuft ihre sieben- bis 
achthundert Meter in der Minute. Herrlich war es, 
herrlich, sage Ich Ihnen, geradeso wie in den 
glücklichen Tagen in Afrika. 

Eine Woche lang verlebte ich eine wunderbare 
Zeit mit meiner Giraffe zusammen, dann aber 
tauchte Herr Kringel Kringelmann mit einem 
Rechtsanwalt auf, der mich vor Gericht stellen 
wollte, Er drohte mir mit der Polizei, mit Gefäng- 
nis und was weiß Ich. Nun war Ich aber von allen 
diesen Schwierigkeiten müde geworden, und ich 
nahm den Rechtsanwalt und Herrn Kringel Kringel- 
mann am Kragen und schloß sie beide in den 
Kleiderschrank. Dann sattelte ich meine geliebte 
Giraffe und setzte den Kurs nach Süden, Ohne 
‚Aufenthalt ritt ich nach Neapel, wo ich auf einem 
Schiff an Bord ging, um wieder nach Afrika zu 
fahren. Dort sind die Menschen freundlicher und 
verständiger. Nach Kopenhagen fahre ich vor- 
läufig nicht, denn ich halte die Neugierde und 
die sonderbaren Fragen der Menschen nicht mehr 
aus: „Was i-s-t doch das für ein Tier?” 





GEDÄCHTNISSCHWÄCHE 


VON PAUL WESTERGAARD 


Mit Besorgnis muß ich feststellen, daß mich in 
letzter Zeit eine Gedächtnisschwäche und Zer- 
streutheit befallen hat, die das Schlimmste be- 
fürchten läßt. Sagte ich doch kürzlich zu meiner 
Wirtin: „Die Goldbutten waren wieder aus- 
gezeichnet, die Sie heute auf den Tisch brach- 


ten.” Worauf Frau Magelund vorwurfsvoll ent- 
gegnete: „Aber Herr Petersen, ich muß doch 
bitten: Das waren doch keine Goldbutten, das 





waren Frikadellen!” 

Ja sehen Sie, und so etwas ist peinlich, furchtbar 
peinlich. Nicht wahr? 

Aber ein viel schlimmerer Beweis meiner schwin- 
denden Gedächtniskraft und der zunehmenden 
Zerstreutheit sollte mir vorgestern werden. 

Am Rathausplatz begegnete ich einem Jungen 
Mann, der freudestrahlend auf mich zukam und 
mir freundschaftlich die Hand entgegenstreckte, 
sowie er mich erblickte. 

„Wie geht es Ihnen, mein Lieber?” begrüßte er 
mich. 

Ich konnte mich nicht darauf besinnen, jemals 
die Bekanntschaft dieses Mannes gemacht zu 
haben. Doch wer weiß... es konnte ja sein... 
Und da Ich mir nicht gern die Blöße geben 
wollte, an schlechtem Erinnerungsvermögen zu 
leiden, erwiderte ich ebenso freundlich seinen 
Händedruck. 

„Lange her, seitdem wir uns gesehen haben!” 
fuhr der andere fort. „Waren Sie verreist?" 
„Ich verreist? Nein, nicht daß ich wüßte.” 


RASIEREN 


VON EUGEN ROTH 


Ein Menfch muß fich (mas viele haffent) 
Heut unbedingt rafieren laffen, 

a) daß die Borften man entlernt, 

b) weil er es nicht felbft gelernt. 

Beim Eintritt grüßt Ihn Meifter Schaber 
Sofort und äußerft herzlich - aber 

Es fitst bereits, mit Schaum vorm Munde, 
Dort eingefeift, ein andrer Kunde. 

Und noch ein zweiter, wüft bebartet, 

Liet tumm das Morgenblatt und wartet. 
Der Meifter, geiftesgegenwärtig, 
Verfichert, er fei faft fchon fertig 

Und bittet, unter Mefferweten, 

Den Menfchen freundlich, fich zu fetten. 
Der erfte Kunde - das geht fchnellt 

Der ziveite rückt an feine Stell’, 

Doch leider äußert er die Bitte, 

Daß man Ihm auch die Haare fchnitte. 
Und peinlich muß eo überrafchen: 

Er mill auch jetst den Kopf gewafchen. 
Der Menfch, der ohne Seife fchäumt, 

Hat mutentbrannt das Feld geräumt. 
Wohin er geht, hat er kein Glück, 
Befchämt kehrt er darum zurück, 

Damit man endlich Ihn raflere: 
Inzipifchen warten jett dort vierel 


„Hahahal Inzwischen hat sich viel ereignet. Habe 
mich nämlich verheiratet.” 

Erneut reichte Ich ihm die Hand, lachte strahlend 
und sagte: „Da gratuliere ich, Viel Glück und 
reichen Kindersegen!” Und im stillen grübelte 
ich: Wer mag das bloß sein? Wo soll ich ihn 
unterbringen? 

Er wurde nun aber noch vertraulicher. „Ja, und 
denken Sie nur, die Mathilde ist meine Frau ge- 
worden! Und nicht die Ingeborg! Gewiß, Inge- 
borg war ein netter kleiner Kerl, nicht wahr? Aber 
Mathilde — Mathilde...” Er rollte im Eifer förm- 
lich die Augen, 

„Natürlich, selbstverständlichi” schaltete ich ein. 
Ich mußte ja doch etwas sagen. „Fräulein Mathilde 
Ist nun einmal Fräulein Mathilde.” 

„Ja, sie ist solider, wenn ich so sagen darf,” Er 
kam wieder auf die Erde zurück. 
Ich nickte: „Viel sollder — Jawohl.” 
Mein neuer Freund schwieg einen Augenblick. 
Dann holte er plötzlich eine Photographie aus 
der Tasche und reichte sie mir. 

„Hier, den kennen Sie Ja auch!“ 

Ich besah mir das Bild. Es zeigte einen grimmig 
dreinblickenden älteren Herrn In Hemdsärmeln. 
Mir erschien der Mann in der Tat Irgendwie be- 
kannt. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich 
wußte nicht, wo ich diese Bekanntschaft gemacht 
haben konnte. Um mir auch hier die Unzuver- 
lässigkeit meines Gedächtnisses nicht anmerken 
zu lassen, sagte Ich: 

„Er ist dicker geworden.” 

„Was? Der und dicker geworden! Na hören Sie, 
Sie spassen wohll Im Gegenteil, fünfzig Pfund hat 
der dicke Nielsen abgenommen seit Weihnachten." 
„Nun, das Photo Ist eben nicht besonders scharf 
geraten. Ja, jetzt sehe ich auch, er ist erheblich 
magerer geworden. Immerhin dürfte er noch seine 
zweihundert Pfund Lebendgewicht beieinander 
haben.“ 

Ich lachte und der Junge Mann stimmte mit ein. 
Gleich darauf trennten wir uns, 

Nachdenklich, ob Ich nun auf der Stelle einen 
‚Arzt zu Rate ziehen sollte, ging ich meiner Wege. 
Denn schließlich kann unsereiner In Jungen Jahren 
nicht schon ohne "Gedächtnis umherlaufen. 

Wer in aller Welt aber war der Junge Mann, den 
ich wahrhaftig nicht kannte, und der dagegen so 
gut über meine Person Im Bilde war? — 

Da traf ich ihn gestern wieder. Es war am Silber- 
markt. Ich lüftete schon von weitem den Hut, um 
ihn glauben zu machen, daß auch Ich ihn kannte, 
Doch er erwiderte meinen Gruß nicht. Er kam 
näher, blieb steif vor mir stehen und maß mich 
mit verächtlichen Blicken. 

„Sie sollten sich schämen, Herrl” sagte er dann 
In einem eisigen Ton. „In Ihrem Alter am hell- 
lichten Tage auf offener Straße mit anderen Leu- 
ten Narrenpossen zu treiben, wie Sie es gestern 
getan haben!” 

„Aber ich bitte Sie, Ich begreife nicht..." 

„Na dann begreifen Sie eben nicht! Sie kennen 
mich ja überhaupt nicht! Ich entdeckte es leider 
erst hinterher, daß ich Sie mit jemand anderem 
verwechselte. Solch einer wie Sie gehört ins 
Narrenhausl“ 

Mit diesen Worten ließ er mich stehen und ent- 
fernte sich. Ganz verdattert sah ich ihm nach, bis 
er um die nächste Straßenecke verschwunden 
war. 

Sei es nun auch wie es sel. Ich werde auf Jeden 
Fall nicht mehr zögern! Gleich heute noch werde 
ich den Arzt aufsuchen! 














Aus dem Dänischen von Werner Rietig 





Verlag und Druck: 








ndlungen, Zeitungrgeschäfte ünd Postansti 
ung ab 18, On 









wort! Schritielter; Welter Foltzick, München, Verantwortl; Anz 





494 


Straße 80 (Formiuf 1296). Brietanschrift 


München 2 BZ, Brieffach. 


‚erscheint wöchentlich ‚einmal, Bestellungen nehmen 
Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 





(K. Helligenstaedt) 


Der sichere Weg 


F 


. 





„Wenn er diesen Brief lesen soll, leg ich ihn wohl am besten 
zwischen die Briefe, die ich vor ihm versteckt habe!“ 


La via sicura: “Poich& occorre ch’ egli legga questa lettera, Il meglio si & ch’ Io la metta fra le lettere che gli ho nascoste!,, 


495 


(Erich Schilling) 


Vom englisch-amerikanischen Geleitzug 





„Sollen wir damit den deutschen Vormarsch aufhalten?“ 


Del convoglio anglo-americano: “Dobblamo nol con ciö traltenere I" avanzata tedesca?,, 


496 


München, 5. August 1942 30 Pfennig 
47. Jahrgang / Nummer 32 


SimPLICissimuS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Manöver in Nordirland 


(E. Thöny) 





„Bravo, bravo, der Mann da vorne scheint bei Dünkirchen dabeigewesen zu sein, der läuft am schnellsten!“ 


Manovra nell’ Irlanda settentrionale: “Bravo! Bravo! Quell’ uomo la davantl pare sla stato a Dünkirchen: corre pi di tutti. 


In einem ukrainischen Dorf - In un villaggio dell’ Ucraina 


0. Oberberger) 





FÜRSTENLAUNE 


Ich bin kürzlich in einer unhistorischen Stadt ge- 
wesen, In einer Stadt, die die liebe Not mit 
ihrer Vergangenheit hat. Nicht etwa, daß da 
etwas nicht in Ordnung ist, was zu verheimlichen 
wäre, o nein, aber es fehlt dieser Stadt das Mit- 
telalter und die Renaissance und das Barock, 
halt all das, worauf man stolz ist, wenn man eine 
Stadt ist. Keine mittelalterlichen Türme sind da 
und keine stolzen Bürgerbauten, die von frühe- 
ter, wenn auch verschwundener Macht zeugen. 
Es Ist auch keine Stadt, die sich aus eigener 
Kraft mit Bergwerken und sausenden Maschinen 
im vorigen Jahrhundert emporgearbeltet hat. Die 
Stadt entstand nämlich, wie sich mein Ge- 
schichtsbuch in der Schule auszudrücken pflegte: 
durch Fürstenlaune. 

Wenn eine Stadt durch Fürstenlaune entstanden 
Ist, dann kann man wetten, daß dies Im achtzehn- 
ten Jahrhundert geschah, denn damals waren die 
Fürsten besonders launisch. 

Ich stelle mir die Sache ungefähr so vor: Eines 
Tages saß die Hofgesellschaft nach Tisch bei 
einem Täßchen Kaffee beieinander, und man 
dachte scharf darüber nach, was man wohl histo- 
tlsch Merkwürdiges tun könnte, ob man einen 
Hirsch hetzen, oder einem Komponisten Ge- 
legenheit geben sollte, ein unvergängliches 
Werk entstehen zu lassen, oder ob es geeignet 
sei, in Sachen der Thronfolge etwas Wichtiges 
zu unternehmen. 

Die zur Zeit diensttuende Maitresse sagte bel- 
läufig: „Wie wär's, wenn Durchlaucht mal eine 
Stadt gründeten?” Da sprang der Landesvater 
auf und verkündete, daß ihm eben etwas ganz 
Bedeutendes eingefallen sei, er habe sich nach 
löngem Nachdenken entschlossen, eine Stadt zu 
gründen. Alles jubelte dem Herrscher zu und die 
Maltresse vom Dienst wurde durch geheime Ka- 
binettsorder zur Stammutter eines blühenden 
Geschlechtes befördert. Ihr zu Ehren wurde das 
zu jeder richtigen Residenz gehörende Lust- 
schlößchen Brigittenhof oder.so ähnlich benannt. 
Der Landesvater ließ sich ein Blatt Papier brin- 
gen und gab sich der Landesplanung hin. In der 
Mitte des Blattes machte er einen Punkt, der das 
Residenzschloß bedeutete. Von hier aus zog er 
strahlenförmige Straßen, die seine Huld darstell- 
ten. Eine Huld führte nach Brigittenhof, eine an- 
dere nach einem Jagdschloß, dann wieder eine 
nach einem anderen Jagdschloß und die übrigen 


irgendwohin. Der Hofstaat staunte über so viel 
künstlerische Erfindungsgabe bei einem so viel- 
geliebten Herrscher. 

Auf diese oder ähnliche Weise entstand das 
Städtchen durch Fürstenlaune, und, was ihm an 
mittelalterlicher Romantik oder industriellem Ge- 
triebe fehlt, ersetzt es reichlich durch Ruhe und 
ausgedehnte Parkanlagen, in denen pensionierte 
Hofbeamte teils Brigittenhof, teils dem Hirsch- 
garten, teils ihrem Lebensabend entgegengehen. 
Ja, es lebt sich behaglich hier, und ich bin über- 


zeugt, die Einwohner sind dem Erfinder der Stadt 
nicht gram, dem es gelang, ein glückliches Zu- 
sammenwirken von Bäckern, Schneidern, Bauern, 
Milchläden, Gastwirtschaften, Zahnärzten, Pasto- 
ren, Standesbeamten und älteren Damen zu er- 
zlelen. 
Das ist der Komplex, den mein Schulbuch kur- 
zerhand mit Fürstenlaune umriß, und der es mir 
ermöglichte, dort eine ordentliche Portion 
Krebse zum Abendbrot zu erhalten. Meine Sym- 
pathie gehört dem kleinen Luststädichen. 
Foltzick 


DER GAUNER 


VON HANS KARL BRESLAUER 


„Melanie“, rief Herr Fürneder, aufgeregt nach 
Hause kommend, „Melanie, denk dir nur, was mir 
heute passiert ist. Ich war mit meinem Freund 
Neckam im Kaffeehaus und —" 

u und?“ 

„— und dort hat man mir meine goldene Uhr ge- 
stohlen!” 

„Die goldene Uhr mit der Kette?” Frau Melanie 
erbleichte, „Nicht möglich!” 

„Leider, leider ist es möglich gewesen!” 

„Daß es möglich ist, das glaub ich schon!” fuhr 
Frau Melanie auf, „aber daß ein Mensch so blöd 
ist, und sich die Uhr aus der Westentasche stehlen 
latt —" 

„Schau, Melanie, diese Gauner sind ja so raffi- 
niert.” 

„Das Ist ja unglaublich, was du imstande bist! Du 
wirst uns mit deinem Leichtsinn noch zugrunde 
richten! Nicht genug daran, daß du wöchentlich 
zweimal ins Kaffeehaus gehst —” 

„Wir sind wohlhabend genug, daß ich —* 

„Daß du dir die Uhr stehlen lassen kannst, die 
ein Vermögen gekostet hat! Vor einem halben 
Jahr erst hat man dir die silberne Uhr ge- 
stohlen —" 

„Die ist ja sowieso immer stehen geblieben.” 
„Das ist gleichgültig! Eine Uhr war es doch! Aber 
laß es dir gesagt sein, ich gebe für eine neue 
Uhr keinen Pfennig her. Ich nicht! Meinetwegen 
kannst du die Pendeluhr einstecken!“ 

Am nächsten Vormittag saß Herr Fürneder verzagt 
im Wohnzimmer, als das Mädchen einen Herrm 
meldete, den Frau Melanie freundlich empfing. 
„Verzeihen Sie die Störung”, sagte der Herr, 


498 


„Ktiminalinspektor Strugl —” 

„Du — du hast die Anzeige gemacht, Melanie?" 
fragte Herr Fürneder schüchtern. 

„Natürlich! Gestern abends noch —" 

„Und das war auch sehr klug von der gnädigen 
Fraul” sagte der Polizeibeamte. „Denn nur die- 
sem Umstand können wir es verdanken, daß wir 
den Gauner, als er heute früh die Uhr versetzen 
wollte, auch schon verhaften konnten!” ® 
„Ver-haf-ten?” Herrn Fürneder quollen die Augen 
aus den Höhlen. 

„Er sitzt schon hinter Schloß und Riegel. Wir 
haben gleich eine Hausdurchsuchung bei ihm vor- 
genommen, und da hat sich seine Frau so renitent 
benommen, daß wir sie auch gleich mitnehmen 
mußten. Sie war wie eine Furie —" 

„Sei — seine — Frau —" stotterte Herr Fürneder. 
„Jawohll Und der Gauner scheint ein ganz ge- 
riebener Bursche zu sein! Er behauptet, er sei ein 
guter Freund von Ihnen!“ 

„Was? Das behauptet der Uhrmarder?" empörte 
sich Frau Melanie. 

„Sie haben keine Ahnung, gnädige Frau, auf was 
für Ausreden so ein Lump kommen kann! Und 
dieser Neckam scheint mir der Allerschlimmste 
zu sein!” 

„Neckam?" sagte Frau Melanie, „Neckam heißt er?” 
„Ja“, nickte der Polizeibeamte, „Neckam... Was 
wollen Sie von mir, hat er gesagt, der Fürneder 
Ist mein ältester Freund, und weil ihn seine Frau 
so knapp hält, hat er mich, um einmal zu einem 
ordentlichen Taschengeld zu kommen, gestern 
abend im Kaffeehaus ersucht, die Uhr zu nehmen 
und so rasch als möglich zu versetzen” 











PADer lei A N 


La sven! ‚a dell’ angelo 


499 


Die Drillinge 


(0. Gulbransson) 








re I 


2, . # QLar auunmnr sbom Bus | 














„Kopf hoch, lieber Drillingsbruder; wenn du schwach wirst, werden wir es nämlich auch!“ 


Itrigemini: "Alta la testa, caro fratello trigemino! Se ti afflosci tu, ci afflosciamo anche nol!,, 


500 


Auf der Suche 


(R. Kılesch) 








„Wissen Sie vielleicht, wo mein Mann ist, Herr Doktor?" 
„Zu sehen ist er Gott sei Dank nicht, aber ich kann ja mal tauchen!“ 


Alla ricerca: ‘Sapete Vol forse, Dottore, dove sia mio marito?,, — “Grazie a Dio, non lo si vede; ma io posso ben tuffarmi!,, 


501 


An der Nase herumgeführt - Menato pel naso 


(Fr. Bilak) 





Der friedliche Emil 


Von Gunvor Hall 


„Was Neubauten anbelangt, so muß ich schon 
sagen, daß die Wohnungen dieser Häuser ver- 
teufelt dünne Wände haben”, erklärte mein Freund 
Emil, als wir kürzlich auf Wohnfragen zu sprechen 
kamen. „Das Ist sehr unangenehm, Zumal für 
einen Junggesellen wie ich. Denn es gibt Leute, 
die uns Junggesellen für ungeratene, unreife Kin- 
der halten, auf die man ständig aufpassen und die 
man bei jeder Gelegenheit zurechtweisen muß, 
Am liebsten möchte unsereiner das Atmen in so 
einer Wohnung unterlassen.” 

„Das wäre ja wohl etwas übertrieben”, warf ich 
ein, als Emil seufzend schwieg und mich In Er- 
wartung meiner Teilnahme fragend ansah, „Auch 
sehe ich nicht so recht, wo du hinaus willst.“ 
„Das wird dir schon bald einleuchten! Wenn du 
nur Interesse genug hättest, mich anzuhören, ohne 
mich zu unterbrechen!” 

„Was das betrifft, da kannst du ganz beruhigt 
sein. Also erzähle.” 

Da rückte sich Emil eifrig zurecht und begann: 
„Im vorigen Jahr also bewohnte ich in einem sol- 
chen Neubauhaus eine kleine Dreizimmerwoh- 
nung mit Zentralheizung, Bad, Warmwasser und 
sonstigem Komfort, 

Insofern war ich ganz zufrieden. Leider aber 
hatte ich das Pech, daß unter mir zwei ältere, 
recht nervöse Damen wohnten und über mir ein 
penslonierter Rechnungsrevisor, der an chroni- 
scher Schlaflosigkeit litt. Friedliche, ruhige Leute, 
die wie Ratten durch die Zimmer schlichen und 
des Nachts nicht schnarchten. 

Sie empfingen niemals Besuch. Ich desto häufiger, 
das will ich nicht leugnen. Aber es ging bei mir 
stets still und friedlich zu und ohne nennens- 
werten Lärm. Ich pflegte auch lediglich nur mit 
fünf bis zehn meiner Kameraden eine lebhafte 
Konversation zu halten. An die sich meist noch 
zum gesunden Ausgleich der geistigen und kör- 
perlichen Kräfte freundschaftliche Ringkämpfe an- 
schlossen, die wir auf dem großen Perserteppich 
meines Wohnzimmers austrugen. 

Nun ja, hin und wieder veranstaltete ich auch 
mal ein kleines Tanzvergnügen in meiner Woh- 
nung. Doch stets ging es dabei mit Maßen 
zu. Zum Beispiel wurde mit Rücksicht auf die 
vorgerückte Stunde zum Schluß nur Walzer ge- 
tanzt. 

Im großen und ganzen jedoch lebte ich sehr still 
und zurückgezogen. Besonders tagsüber, wo ich 
doch meist nicht zu Hause war. Aber glaubst du, 


daß die Nachbarn mich daraufhin in Ruhe gelassen 
haben? Nein! 

Sie grüßten nicht und verschwanden in ihren Tü- 
ten, wenn ich kam. Oder sie standen und sahen 
mit bedeutsamen Blicken zu mir hin und tuschel- 
ten miteinander. Oder aber sie begrüßten mich 


Erziehung - Educazione 


freundlich und fragten mich liebenswürdig nach 
dem ruhestörenden Lärm, der wieder aus meiner 
Wohnung gedrungen wärel Lärm! Stell dir vor, 
wo Ich so friedlich und so rücksichtsvoll bin! Aber 
es sollte noch schlimmer kommen. 

Bald begann es von unten und oben her in den 
Rohren der Zentralheizung zu rumoren, wenn wir 
uns nur über zehn Uhr hinaus unterhielten. Unab- 
lässig zornig mahnend. Anfangs kümmerte ich 
mich nicht darum. Doch als sie auch zu klopfen 
begannen, wenn ich mit mir selber sprach — das 
muß man ja schließlich, wenn man viel allein ist, 
nicht wahr? — da ging mir das Geklopfe denn 
doch an die Nerven. 

Ist es da ein Wunder, daß ich die Freunde noch 
häufiger zu mir einlud, um der Einsamkeit und 
dem Ärger zu entgehen? Und sobald die Nach- 
barn nun anfingen, an die Heizung zu klopfen, er- 
widerten wir die geheimnisvollen Klopfzeichen in 
der gleichen Weise, Eine Beschäftigung, die sehr 
anregend und lustig war, weil keiner aufhören 
wollte, und die sich oft bis in die frühen Morgen- 
stunden hinein erstreckte. 

Als ich dann aber eines Tages mit den Nachbarn 
und auch mit dem Hauswirt Rücksprache genom- 
men hatte, herrschte Tage hindurch allseitiger 
Friede. Sogar die Klopfzeichen hatten aufgehört. 
Bis ich dann wieder einmal einen kleinen Herren- 
abend veranstaltete mit anschließenden sport- 
lichen Wettbewerben in Handstand und Welt- 
sprung, die sich bis in die frühen Morgenstunden 
hinzogen. Da klopften die Damen unter mir. Als 
ich später Jedoch zufällig mit einer von ihnen zu- 
sammentraf, grüßte sie freundlich und sagte 
nichts. Es mußte also wirklich nicht so schlimm 
gewesen sein, die Damen sind nur übernervös. 


(0. Hermann) 





„+... und das sage ich Ihnen, Fräulein, von einer Stamm- 
kundin verlange ich wenigstens mehr Höflichkeit!‘ 


*...e questo Vi dico, signorina: da una cliente stabile pretendo almeno un po’ piu' di corteslal,, 


502 


oO 


NN NR RN 


\ NUR RTENRN N 
ANNIE NER 


STIL 


ie Zusammenlegung der Handelsflotten 





(Erich Schilling) 


—— - == = NS 
< en Di 


„Verflucht, trotzdem geht's nicht vorwärts!“ 


L’ unione delle flotte mercantili: “"Maledizione! Adonta di ciö non si va avanti!,, 


Ich wette, sie würden auch klopfen, wenn eine 
Maus läuft! 

Doch ein paar Tage später wollte es das Unglück, 
daß ich von einer ausgedehnten Geburtstagsfeier 
zu vorgerückter Stunde nach Hause kam und ein 
paar Freunde zu einem Schlaftrunk zu mir herauf- 
nahm. Uns erschien es, daß wir uns alle still und 
ruhig verhalten hatten, Eines kann ich mir nur 
nicht erklären. Als ich Tags darauf erwachte, fand 
ich den Kronleuchter auf dem Sofa liegend vor. 
Gustav lag darunter und schnarchte. Vielleicht 
hatte er versucht, am Kronleuchter einen Klimm- 
zug zu machen und war dabei samt Turngerät ab- 
gestürzt, 


Nach jener Nacht aber sah ich mich unverzüglich 
nach einer neuen Wohnung um, denn nun hatte 
ich die dünnen Wände und das ewige In-acht- 
nehmen satt! Der Hauswirt erklärte sich voll Ent- 
gegenkommen bereit, mir die Umzugskosten in 
voller Höhe zu vergüten, Und als der Tag des Um: 
zuges kam, legten alle Mieter Hand mit an und 
halfen, die Möbel aus dem Hause zu schaffen.” 
„Und wie gefällt dir deine neue Wohnung?” 
schaltete ich ein. 

„Großartig. Ganz ideal. Da darf ich tun und las- 
sen, was Ich will. Unter mir habe Ich eine Apo- 
theke und über mir eine stocktaube Witwe. 
Nebenan aber wohnen zwei mir gleichgesinnte 


503 


Junggesellen. Als einziger hat sich bisher nur der 
Apotheker beklagt, Er behauptet, daß ihm nachts 
oft seine Gläser und Büchsen auf geheimnisvolle 
Weise durcheinander geworfen sind, Ich bin mir 
nichts Böses bewußt, kann mir die Sache über- 
haupt nicht zusammenreimen! Auch sonst ist seine 
Klage ganz unberechtigt. Denn heißt es nicht, daß 
eine Apotheke Tag und Nacht zu\wachen und ein 
Apotheker nicht zu schlafen hat?“ 
Mit diesen Worten schloß der „friedliche“ Emil 
seine aufschlußreichen Ausführungen und sah mich 
unschuldig und voller Erwartung an. 
Ich schwieg und schüttelte den Kopf. Denn sagen 
Sie selbst — was sollte ich dazu wohl sagen? 
Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig. 


EERBSERIUFNFTEERREIDIEIMFTG ÄSSSKSEIS: SIE: 


Seit vielen Jahren wohne ich in der gleichen 
Straße im vierten Stock eines Hauses. Über mir 
ist nur noch der Himmel, die Wolken, die Schwal- 
ben und der Gaskessel. Meine Fenster gehen 
nach Westen und ist die Sonne erst aus dem 
Kegelschatten des dunkelrot gestrichenen Turmes, 
dann wirft sie sich mit der Eile eines ungeduldi- 
gen Liebhabers an meine Brust, Vor kurzem bin 
ich dreißig Jahre alt geworden. Ich heiße Anna, 
wurde aber von den Eltern Mia gerufen, was 
durchaus nicht meinem Wesen entspricht. Oft 
stehe ich am Fenster und meine Träume ranken 
sich in riesigen Spiralen um den Kessel, Oben 
auf der Plattform halten sie, etwas müde ge- 
worden und zufrieden, ein und sehen ins Land, 
über Wiesen hin, über die Häuser, die fernen 
Wälder, über einen Hügelsaum und hinauf zu den 
Habichten und den surrenden Flugzeugen. Gleich 
in der Nähe ist der Landeplatz. Wenn ich müde 
vom Geschäft heimkomme, mit brennenden Augen 
von den feinen Stichen, trete ich gelegentlich in 
so eine blitzende, vibrierende Maschine ein, Die 
Polster sind aus grünem Leder. So, sagt der Pilot 
zu mir, Fräulein Anna, auch wieder einmal nach 
Venedig — das ist schön! Nehmen Sie Platz. Und 
er hilft mir das feine Aluminiumtreppchen hinauf. 
Irgendwo pfeift eine Lokomotive. Aus Kaminen 
quellen sanft die Blasen des Rauchs und ziehen 
wie gesittete, rusige, rotgeränderte Lämmchen 
durch den Abend, der mit seinem Goldgrund zu 
glühen beginnt. In diese metallene Pracht hinein 
zieht der dröhnende Vogel seine Bahn. Wie ich 
Jetzt vorsichtig zum Kabinenfenster hinausschaue, 
sehe ich mich winzig noch auf der Kuppel des 
Kessels winken, ein weißes Tüchlein flattert in 
einer hilflos erhobenen Hand. Dann lehne ich 
mich in die Polster zurück und schließe die Augen. 
Erst vor dem weißen Rüschenband des Lido ge- 
denke Ich sie wieder aufzumachen, Als eine sehr 
kostbare, zerbrechliche Glaskugel an einem 
feinen Seidenfaden aufgehängt, schwebt inzwi- 
schen die Erdkugel Im Azur des großen Schöp- 
fungsraums. Dann läutet ‚es plötzlich an der Woh- 


Mitgebracht - Portato seco 


VON ROLF FLUGEL 


nungstür, Schreckhaft genug ist die Fahrt zu Ende. 
Bella steht draußen; es ist meine Freundin. „Heut 
stinkt er wieder besonders“, sagt sie noch vor 
dem Händedruck. „Ich weiß nicht”, schnuppert 
meine Nase. Es riecht nach dörrendem Heu, nach 
Abend, nach Ferne. Wie die Konservendose eines 
Riesen steht der Gaskessel vor dem Fenster. „An 
den könnt ich mich nie gewöhnen.” — „Tja, ich 
weiß nicht recht, ich glaube, mir ginge etwas ab, 
wenn er nicht mehr dastündel” — Indianerfarben 
erscheint jetzt seine sonst matte ‚Bräune, Die 
Sonne ist nur mehr ein Stück rote Zunge, die 
sich vorsichtig aus der dämmernden, kühlen Erde 
herausstreckt. „Wenn Sturm ist und Regen, der 
Nebel um den Gaskessel kocht und treibt — das 
ist wie der Blocksberg oder im Wetterstein — 
vis-ä-vis der Zugspitze, weißt dul“ — Wenn da 
ein Ruf von der Straße kommt — sinniere ich vor 
mich hin, genau so könnte einer schreien, der 
in der Wand hängt, verstiegen und das Nebel- 
gespenst zwängt ihn hinunter. Und wenn der 
Wächter drunten auf seinem Rundgang die Appa- 
rate kontrolliert, den Druck mißt und die Hitze In 
den Ofen, dann findet er plötzlich einen — und 
das gerissene Sell. 

Bella sagt, wir sollen ins Kino gehen. Wir sind 
aber spazieren gegangen, den Kanal entlang mit 
dem kläffenden schwarzen Hund der Nachbarin. 
Er will immer den Steinen nach, die wir ins Wasser 
werfen, doch Ist er wohl wasserscheu. Eigentlich 
sind wir ganz lustig, nicht laut, so harmonisch 
lustig. Bis Bella ihren Karl sieht mit einem an- 
deren Mädchen. Sie sitzen eng aneinandergerückt 
an der Kanalböschung. Er hat die Finger seiner 
rechten einzeln in denen ihrer linken Hand. So 
sitzen sie und schauen über die Wiesen, deren 
grüne Flächen schon Ins Blauviolette dunkeln. 
Bella hat ja schon alles gewußt. Aber trotzdem 
weint sie jetzt mit geschlossenen Augen in ihre 
rosa Federboa hinein. Da bin Ich recht stolz auf 
mein Alleinsein, hoffärtig auf mein kühles, ge- 
sichertes, einsames Leben, Auf dem Gasturm ganz 
oben glüht schon der Lichterreif, der die Flieger 


(€. Sturtzkopf) 





„Kinder, Süddeutschland ist großartig, ratet mal wo ich war!‘ 


“Bimbe mie, a Germania del sud & stupenda. Indovinate un po’ dove sono stato!,, 


504 


zu warnen hat. Flugzeuggeräusch schwillt urplötz- 
lich an, dann huscht ein schwerlastender Schatten 
über unsere Köpfe hinweg. Wie Preßlufthämmer 
dröhnen sekundenlang die Motoren, Im Zimmer 
habe ich kein Licht gemacht. Ein leichter Feuer- 
werksglanz liegt auf den Möbeln. Draußen steht 
der Gasturm, eine Säule des Herkules, die 
strahlende Neonkrone aufs Haupt gedrückt. 
Gestern ist Sonntag gewesen. Seit gestern habe 
ich einen Geliebten. Nun ist alles anders, auch 
das Alte. Das Treppenhaus hat nur mehr halb so 
viel Stufen, weil ich Jetzt zwei auf einmal nehme, 
Am Morgen habe ich das Rouge probiert; es 
liegt seit Jahren ungenutzt im Kästchen. Eine 
Locke ist mir in die Stirn gefallen und. ich bin 
nicht mit dem Kamm gekommen. Was weiß einer 
schon von all den Veränderungen! Ich sehe noch 
Jung aus und ziemlich faltenlos. Nur wenn ich 
lache, wenn ich jetzt in den Spiegel lache — 
aber dafür sind dann die Augen wieder schöner. 
Herr Bachmann hat es mir auch gesagt, Zuerst 
bin ich nur erschrocken gewesen. Ich habe mich 
auch noch niemals auf der Straße ansprechen 
lassen. Aber auch Herr Bachmann war weiß vor 
Aufregung. Als ich das sah, bekam Ich meine 
Sicherheit schnell wieder zurück. „Herr Bachmann”, 
sage Ich zu ihm beim Abschied, „Sie sind ein 
Schwerenöterl Einfach ein Mädchen so wuppdich 
anzusprechen.” „a, entgegnet er und lächelt 
beglückt in seinen knabenhaften Stolz hinein, 
„man hat eben seine Erfahrungen.” Aber ich weiß 
es genau, Ich bin sein erster Fall. So was spürt 
man doch gleich. An der Straßenbahnhaltestelle 
hat er mich geküßt und gefragt, mit stockender 
Stimme gefragt, ob es mir auch so gehe wie ihm. 
„Wie es ihm denn gehe?” — „Das wisse ich 
doch!” — „Nein“, schüttle ich den Kopf, denn ich 
will das hören, das von der ewig betörenden 
Einfalt, von der Liebe. Richtige Männer tun sich 
schwer mit den Worten. So nimmt er mich schnell 
noch einmal in seine Arme. „Von der ersten 
Sekunde an hab Ich es gewußt —” Da habe ich 
nicht mehr gespürt, wie sein Gürtelschloß arg 
meinen Bauch drückt. Dann springt er auf den 
fahrenden Wagen. Es ist höchste Zeit In die 
Kaserne zu kommi Er hat nicht mehr heraus- 
winken können, well ein Feldwebel auf der Platı- 
form steht. Den muß er grüßen. 
Nun warte ich auf ihn. Die kleine Wohnung 
ist von der Sonne schön herauspoliert und 
von den Gärten duftet der Jasmin herauf. „Die 
Straße kenne ich nicht”, hat er gesagt, als ich 
sie Ihm nannte. „Beim Gaskessel”, habe ich hin- 
zugefügt. 
„O je, beim Gaskessel”, sagt er und schnuffelt 
mit der Nase, „stinkt er sehr?“ Da habe Ich mich 
wieder einmal in Gedanken vor Ihn hingestellt, 
den Guten, Treuen. Und hinter mir ist es hinauf- 
gegangen — 98 Meter hoch. Davon kann keine 
Rede sein. Er wird schon sehen wie das ist mit 
ihm. Er Ist eine Landschaft und die Sonne hüpft 
um ihn herum wie ein Kind um die Litfaßsäule. 
— Unten sehe ich Jetzt sein Köppl. Ich richte 
noch schnell die Rosen in der Vase, stelle das 
Teewasser auf. Dann steht Herr Bachmann schon 
unter der Tür, etwas überforsch, um seine Ver- 
legenheit zu verbergen. Das Koppel poltert auf 
einen Stuhl. Eine Büchse Fischkonserven zieht er 
aus der Tasche. „Anstatt Blumen” lächelt er. „Viel- 
leicht holt Frau Bachmann jetzt noch Bierl" — 
Wer würde da nicht ellen. Frau Bachmann denke 
ich. Soldaten haben nicht viel Zeit. Frau Anna 
Bachmann — das ist kein leichtfertiges Geklim- 
per, das zieht dahin wie ein guter, ruhiger, 
nützlicher Fluß. Ich werde den Wein vom Keller 
holen/ Das Herz hat auch einen Kalender; auf 
dem ist heute ein Feiertag. Wie Ich hinauf komme, 
steht der Mann am Fenster und deutet hinaus. 
„Das ist er!” — „Ja“, sage ich. Aus einem schma- 
len Wolkenband kommt schräg der Regen. Er 
trommelt mit spitzen Wasserfingern auf den 
Da glänzt seine rotbraune Haut noch 
'. Einem Windstoß bietet er unbewegt seine 
breite Brust. Da müßten schon andere Stürme 
blasen! „Das ist aber einerl”" — „Eben.” Schwal- 
ben segeln im Aufwind. Ihre gellenden Rufe 
scheii der Schnelligkeit des Flugs entnommen. 
Gelegentlich rasselt eine Materlalbahn; sle bringt 


































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77 











Eh arhne eitgemacan ee undSüäfte vor Verderb, 
505 


In kleinen, schaukelnden Hängewagen den Koks 
zu den Öfen. Es flimmert eine gefährliche Glut 
aus den Schlünden in die heraufkommende Nacht 
Die Sonne tief im Westen zieht zwischen roten 
Wolkenbahnen in die Tiefe der Träume. Der Him- 
mel ist über einen Streifen hin noch von einer 
messingnen Grelle. Mein Geliebter hat mir eine 
Rose ins Haar gesteckt. Etwas von sommerlicher 
Fülle Ist in meinem Herzen. Der Mann scheint mir 
auf eine saugende, lastende Weise zugehörig. 
Als er mich umarmt, spüre ich eine schweıe 
Süssigkeit. Trotzdem bin ich eigentlich mehr trau- 
rig. Wir räumen gemeinsam das Geschirr auf, Da 
fällt mir die Rose In den Aschenkübel. Es riecht 
auf einmal wirklich nach Gas. Lächerlich wäre es, 
das zu leugnen. Gut, daß wir den Wein noch 
haben, Wir stoßen an und trinken die Gläser 
leer, füllen sie und trinken wieder, Herr Bach- 
mann sagt helter: „Das Sofa stellen wir dorthin 
in die Eckel” Dann küßt er mich. „Ja", entgegne 
ich abwesend, denn meine Seele schreitet vor- 
sichtig Fuß um Fuß auf einer schimmernden, von 
Bambusstöcken gestützten Lianenbrücke über das 
Smaragdgefunkel eines von roten Fischblitzen 
durchzuckten Flusses an das jenseitige Ufer. Jen- 
seitige Ufer besitzen eine unvernünftige Lockung 
Dort wartet etwas: Die Phantasie, dort hat jeder 
Wunsch eine Hausnummer. Beim Eintritt bekommt 
man eine Liste. Wie elntach Ist das alles! So wie 
wir die Nüsse an Weihnachten versilbert haben, 
so macht es der Mond mit dem jenseitigen Ufer. 
Ich schaue den Elfen zu und probier lächelnd, 
von flatternden, vergißmeinnichtblauen Bändern 
umgeben, den Schwebeschritt, der den Boden 
nicht mehr zu berühren scheint. Herr Bachmann 
richtet Inzwischen die Wohnung ein. „Ach Anna 
— wird das schön!” Da ist der Mond aufgegan- 
gen, friedlich über der schwarzZblauen Weide und 
scheint in unser slibernes Bett. Alles gehört auf 
eine ganz natürliche, trotzdem beglückende Weise 
zu mir, das Nachtlied vor dem Fenster, der Mann, 
der tickende Wecker, der ewig flutende Wechsel 
von Schatten und Licht, seine atmende Brust und 


Florio Marsala — ein Spitzenver 
treter der jahrtausendealten Wein- 
baukultur Sizilien. Vollmundig, 
würzig und gehaltvoll will er an- | 
dächtig und in kleinen, prü- 


fenden Zügen genomen werden. 


FLORIO: 


MARSALA 


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Schicken Sie den Simplicissimus, wenn 
Sie ihn gelesen haben, an die Front! 


DEIN FREUND 


Glänzende Anerkennungen 


BURG-VERLAG, PRAG X11/519 5 


der Gaskessel. Einmal nachts bin ich aufgewacht. 
Vielleicht, weil das Mondlicht mir ins Gesicht 
schien, vielleicht, weil unter meinem Hals sein 
Arm sich bewegte. Da schläft nun Herr Bachmann, 
Wie hilflos und dünn, ins Leere greifend, sind 
seine Hände, Das Gesicht ist halb in den Kissen 
vergraben. Es sieht aus, als wäre er selbstquäle- 
risch mit der Lösung einer schweren Aufgabe 
beschäftigt.- Einmal stöhnt er tief. Was wissen 
wir schon, was der Schlaf von uns alles verlangt, 
wie er unseren Geist herumtreibt durch die 
fürchterlichen Gefilde der Schatten, wie das immer 
wieder plötzlich hereindämmernde menschliche 
Bewußtsein mit der irrlichternden Regellosigkeit 
dieser erschauten Welten in peinigend-angst- 
vollen Widerspruch gerät. Da nehme ich Herrn 


An der JIl 


An der Ill ging ich fpazieren 
Und das Waffer war fo grün. 
Viele Vögel tirilieren 

Und die Kirfchen flockig blühn. 


Hab ein Mädel unterm Arme, 
Hab ein Hütlein auf dem Kopf. 
Ihr und mir zu berbem Harme 
Hängt ihr hinten lang ein Zopf. 


Denn die Maid zählt fieben Lenze 
Und fie ift noch rank und rein 
Wie die Kirfchenblütenkränze, 
Wie der Frühlingfonnenfchein. 


An der Ill werd oft ich meilen, 
Folgen Ihrer Fifche Spiel. 

Fern der Heimat taufend Meilen, 
Bin ich doch am Schnfuchtziel. 


Hellmut Drams=Tychfen 


Steinbrück & Drucks 


Solingen 


erfüllt 


Heller ist „DER VOLKSWART"* 
Prospekt 


Probe frei durch 


Bachmanns Kopf an meine Brust. Die Kugel des 
vollen Mondes ruht jetzt gerade auf dem Dach 
des großen Behälters. Der Gaskessel ist zum 
Leuchtturm geworden. An den Klippen draußen 
brandet mit dem Gerassel einer Straßenbahn das 
Meer. Da leuchtet er mir mit seinem Knopf aus 
schimmerndem Milchglas behutsam, väterlich fast, 
lind, in den Hafen des Glücks. Alle Unruhe läßt 
sich nieder, so wie ein Vogel seine Flügel schließt 
nach langem Flug. Auf einem Blütenzweig mag 
er nun leise schaukeln. Der Nachtwind fährt 
kosend durch den Flaum. Dann steckt er den 
Kopf in sein Gefieder und träumt vom Kuchen- 
rest in der ausgestreckten und erhobenen Hand 
eines kleinen Kindes. 

Nun ist Herr Bachmann einen Monat und zwölf 
Tage draußen. Schon von unterwegs hät er ge- 
schrieben. Es sind einige tausend Kilometer zwi- 
schen uns. Aber es bedeutet nichts. Gestern 
habe ich das Sofa umgestellt und ihm mitgeteilt, 
es stünde jetzt da, wo er es haben wollte. Nun 
ist wieder ein Brief von ihm gekommen. Jedes- 
mal bebt neu das Herz und so ist es auch wieder 
ein schöner Zustand, So schreibt er: — den Gas- 
kessel, Du wirst lachen, von dem habe ich gestern 
geträumt, Was ist das für ein komischer Bunker, 
dachte Ich. Aber es war der Gaskessel. Die ganze 
Kompanie mit ihren Kanonen ist mit der Tram- 
bahn hineingefahren und alle haben wir Platz ge- 
habt und dann regnete es rote Himbeerlimonade. 
Aber es war, geliebte Anna, natürlich keine 
Himbeerlimonade, sondern richtiger Regen, weil 
unser Haus nur ein halbes Dach hat. Da war es 
bald aus mit dem Traum, das heißt, der bleibt, 
den man auch als Wacher träumt, verstehst Du, 
den von der schönen Anna auf den weißen Kissen 
im Mondlicht. — — — So was ist schon gut zu 
lesen und die Bella sagt es auch, Eine schöne 
Trauer, das wäre auch was für ein Mädchenherzl 
— Auch auf ihr blühen die Blumen der Nacht, 
groß wie Gießkannen, duftend wie unüberseh- 
bare Rosenfelder. 

Dann ist es aber doch so gekommen! Er Ist tot. 


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Ich habe es an diesem Tag schon auf dem Heim- 
weg gewußt, daß jetzt die Nachricht gekommen 
ist, Von den Bäumen sind die Blätter gefallen, 
federleicht, lautlos, wie ein Pfeil hinschießend 
die einen, im jähen Gejuchze einer tobenden 
Karussellfahrt die andern. Alle sterben anders. 
Bis sie die Erde aufgenommen hat, bis sie gelöst 
dallegen und warten auf das Mysterium, auf den 
Vorstoß der Erneuerung. Im Treppenhaus sind mir 
die Beine schwer geworden und die Seele be- 
gann aus offenen Wunden zu bluten. Oben Ist 
es dann so welt: Im Osten gefallen. Dazu nickt, 
zu jedem Wort nickt mein Kopf. Etwas trägt mich 
noch. Es ist die Ruhe, wie sie zwischen den 
Planeten herrschen mag, Dann stehe ich am Fen- 
ster. Alle Dinge dieser kleinen Welt erscheinen 
in einer besonderen Beleuchtung. Der Fritz von 
dem Nachbar holt das Bier, ein Windstoß wirft 
Ihn an die Garteneinfassung. Die Blätter treiben 
in geraden Linien hintereinander schräg nach 
unten; sie scheinen an Schnüren gefaßt. Ein Rad- 
fahrer kämpft, tief auf die Lenkstange geduckt, 
in waghalsigen Kurven gegen den Sturm. Er kommt 
aus dem Osten — aus dem Osten. Da zuckt neu 
mein Herz, Es preßt sich die Stirn an das Glas 
des Fensters. Die Krähen schreien — die Krähen 
schreien und ziehen schwirrenden Flugs zur Stadt, 
bald wird es schneien — von wem ist das nur? 
Totenschiffe steuern ernst und gemessen auf dem 
dräuenden Gewässer des Himmels. Der Neonring 
flammt auf auf der Höhe des Gaskessels. Um die 
Ecke biegt winddurchtost ein Soldat; das Käppi 
hält er mit beiden Händen. Es stürzen die Tränen. 
Sie geben jetzt den sich auflösenden Bildern 
der Umwelt schwimmende Konturen. Ich horche 
nach der Tür. Gleich poltern Schritte. Gleich wird 
es läuten. Da haben sich die Leuchtröhren zu 
einer prallroten Flammenschrift- geformt. Ich lese: 
In memento Herrn Bachmann — das ist klar und 
riesengroß zu lesen, Weithin strahlt es über den 
Ozean der Dunkelheit. Nun ist auch seine Stimme 
zu hören: Anna, da bist du jal — 

Tags darauf ist Nebel. Auf ihm wandert langsam 


ein weißer Punkt. So weit ist heut die Sonne 
weg. Ein farbiges Kleid mit bunten Blumen habe 
ich an, den Hut auf mit dem breiten Taftband. 
Ich glaube, es ist ihm recht. „Schön gemacht, 
Fräulein Annal” sagt die Kramerin. Es ist ein 
leichtes Sterben heute, ein müheloses, gefälliges. 
Die Sonnenblumen sind schon hinüber. Sie lehnen 
an der weißen Hauswand und warten auf den 
Abtransport ihter Leichen. Eine Kastanie hebe 
Ich auf und stecke sie in meine Tasche. Da liegt 
dieses polierte Stück Wiedergeburt, pausbackig 
wie ein Kind. An der Ecke kaufe ich einen Strauß 
violetter Astern. Der Nebel öffnet sich bei jedem 
Schritt und läßt hinter mir wieder seinen Vor- 
hang fallen. Dreh dich jetzt nicht um, Annal Das 
Stück Ist aus! Niemand erscheint mehr auf der 
Rampe! Der Pförtner der Gasanstalt gibt mir die 
Erlaubnis einzutreten. Ganz plötzlich steht der 
Kessel vor mir. Er ist der eiserne Vorhang. Was 
nützt da alles Rufen, alles Flehen! Die Schauspie- 
ler sind bereits abgeschminkt. Von hier aus müßte 
ich meine Wohnung sehen. Doch bleibt der Flug 
der Gedanken schnell in den trüben Augen des 
Nebels stecken. Oder ist dort nicht das Fenster! 
Das Fenster, wo er zum ersten Male seinen Arm 
um meine Hüfte legte. Aber — — — jetzt sehe 
ich es ganz deutlich — — — er steht am Fenster 
und schaut auf die Straße hinunter. Er sieht mich 
nicht. „Hallo“, rufe ich, „Hallo, Herr Bachmann!” 
— Ach, wo sind jetzt Tränen, um die Becken des 
namenlosen Schmerzes zu füllen. Genau so kann 
ich auf der Spitze eines Berges stehend in die 
Wolken rufen. Es antwortet nicht einmal ein gieri- 
ger Vogelschrei. „Fräulein, sagt ein Arbeiter im 
blauen Kittel und seine zwinkernden Augen sind 
halb lustig, halo begehrlich, „heut abend hätt" 
ich frei.” 

Es sind nur ein paar Schritte noch, dann lege 
ich am Fuß des großen Kessels die Astern 
nieder. An seiner blanken, nebelfeuchten Wand 
sehe ich hinauf, ins Ungeheuerliche wächst das 
Denkmal meiner Liebe. Wer gibt mir die Kraft, 
es ganz zu umfassen? 





(„Tinte u. Au: Besen 


MEDOPHARM | 


Arzneimittel 
sind treue Helfer 


* Sarst denken. 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 
29) (0 Nuckel) 
3 





Nach einem Fünfuhrtee, auf dem sich eine be- 
kannte Tänzerin zur Musik alter Meister produ- 
ziert hatte, erzählte Frau K., die Gattin des etwas 


plötzlich reich gewordenen Fabrikanten, ihrer 
Freundin begeistert: 
m..Und wie sie den Bach getanzt hat, herr- 


lich! So plastisch: man hat ihn direkt rauschen 
hören!” FF 
* 


Der Herausgeber einer Zeitschrift veranstaltete 
eine Rundfrage über das Thema: „Wann ist ein 
Buch klassisch?" 

Eine der eingegangenen Antworten lautete: 
„Wenn Leute, die nie hineingesehen haben, .be- 
haupten, sie hätten es gelesen.” FF, 


* 


Bobby trifft Direktor Greiner. 

„Herr Direktor”, sagt er, „vor ein paar Tagen 
hab ich Sie mit der Frau Gemahlin g’sehn, als- 
dann, ich kann Ihnen nur gratulieren.” 
„Wirklich?“ lächelt Direktor Greiner geschmei- 
chelt, und Bobby beteuert: 

„Jawohl, Herr Direktor, als Junggeselle, Sie kön- 
nen mir's glauben, kriegt man einen förmlichen 
Appetit —" 

„Ach so“, lächelt Direktor Greiner, „einen Appe- 
tit darauf, ebenfalls zu heiraten!” 

„Das glaub ich!" sagt Bobby, „da gibt's nur 
einen Ausdruck: Einen Appetit, der einer besse- 
ren Sache würdig wärel” K.B 


Dieguteweiße‘ x 

ei für Papier. 
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507 


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nicht überlegt, ob ein Fleck 
Spectrol auch „wert“ war. 
Heute ist Spectrol zu kost- 
bar, um bedenkenlos 
verschwendet zu werden. 
Zuckerflecke und einfache 
Schmutzspritzerkönnenfost 
immer mit warmem Wasser 
beseitigt werden. Spectrol 
soll für schwere Fälle da 
sein,wo böseVerschmutzun- 
gen — insbesondere Fett- 
Nlecke — ohne Schädigung 
der kostbaren Faser ent- 
fernt werden müssen. Nur 
dort nimmt man heute 





Spectrol. si 


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Berlin SW’68, Postfach 18, Abt.S. yegr.1890 


imente drast, Herrenscherze 





OPERATION 


Ein scheußliches Wort, — Mit dem Schmerzens- 
laut „O“ geht es an. Dann wird gleich gar eine 
„Oper, auch etwas wo viel geschrien wird, draus. 
Zum Schluß klingt es noch In ein wenig erfreuen- 
des Wort, in „Ration” aus. Mit einem Wort, ein 
fürchterliches Wort, Es ist bezeichnend, daß unsere 
schöne, wortreiche deutsche Sprache dafür keine 
Bezeichnung hat, 

Schon die Vorbereitungen dazul Ach! Ganz deut- 
lich will Ich nicht werden, lasse nur das Wort 
„Rizinus” fallen. Nachdem du an der betreffenden 
Stelle rasiert worden bist, was äußerst unkleid- 
sam ist, die Natur weiß, warum sie da Haare 
wachsen läßt, legt dich der Träger ohne auch nur 
ein bißchen Rührung zu zeigen auf den Wagen. 
Die barmherzige Schwester wünscht dir mit leiser 
Stimme „Alles Gute“, Dann hinein in den Aufzug, 
hinunter, durch lange kahle Gänge in die sehr 
modern eingerichtete Station. Obwohl alles sehr 
schön und sauber war, zu dumm, immer mußte 
Ich an ein Schlachthaus denken. 

Da liegst du nun, in weiße Tücher eingehüllt, ein 
wehrloses Häuferl Elend. Der Assistenzarzt wäscht 
dich mit Irgend einer Flüssigkeit und sagt, um dich 
zu beruhigen: „Eine ganz harmlose Sache, da 
spüren sie gar nichts dabell” 

Ich hab es ihm nicht geglaubt; 

Der Wagen rollt In den Operationssaal, Alles 
weiß, kalt, biitzsauber — aber mitleidlos. Da 
steht der Herr Professor mit der Gummischürze. 
Die Instrumente funkeln blutgierig. Daneben die 
Operationsschwestern, Schüsseln zum Blutauf- 
fangen, Berge von Watte. Brrri Du, das Opf, 
liegst oben. Nackt, wehrlos, rasiert und voll- 
kommen nüchtern. Es gibt nichts Nüchterneres als 
dich! 

Noch eine peinliche Frage: „Haben Sie falsche 
Zähne?” Nichts bleibt einem erspart, Bevor Ich 
antworten konnte, die Stimme des Herm Pro- 
tessors: „Nicht notwendig, nur örtliche Betäubung.“ 
Der Herr Professor nähert sich, er hat etwas In 
der Hand verborgen, sagt beruhigend: „Jetzt 
spüren Sie einen kleinen Stich!” Bevor das „Stich- 
wort” fiel, spürte Ich schon den Stich. 
Argwöhnisch beobachtete ich Jede Bewegung des 
Aufschneide-leiters. So ähnlich wird der zum 
Tode Verurteilte, wenn er angeschnallt dallegt, 
die Hand des Scharfrichters beobachten, wenn 
dieser den Drücker für das Fallbeil sucht. 

„So, jetzt warten wir eln bißchen, bis die Ein- 
spritzung wirktl” Ich fürchtete schon, daß Ich In- 
zwischen einen Witz erzählen soll. Doch es wurde 
mir nicht zugemutet. 

„So, Jetzt fangen wir anl Es fiel mir auf, daß der 
Herr Professor nicht im geringsten aufgeregt war. 
Sonderbar, Es war doch der Bauch eines ziemlich 
bekannten Volksgenossen, den er aufzuschlitzen 
sich anschlckte. Allein selne Hand zitterte nicht, 
er sagte sich: „Bauch Ist Bauch” 

„Es tut gar nicht weh”, sagte er noch aufmun- 
ternd zu mir und gab dem zu meinen Häupten 
stehenden Wärter einen Wink. Der schränkte 
meine Arme In Augenhöhe, breitete ein weißes 
Tuch darüber und hielt mich fest. Aha, Ich sollte 
das blutige Gemetzel nicht sehen. 

Da — das Messer durchschnitt meinen warmen 
Leib, Ich spürte deutlich den kalten Stahl, wie er 
durch-meine zarten Gewebe eine Furche schnitt. 
Weh tat es nicht — aber es Ist halt ein unan- 
genehmes Gefühl. Man mag es schon nicht, wenn 
man einem mit kalten Fingern an den Bauch 
greift und nun erst, wenn ein dir bisher fremder 
Mensch in deinem Bauch, in den du selbst noch 
nicht hineinschauen konntest, rumbastelt und rum- 
fuhrwerkt. 

Was sie da alles gemacht, wie frivol sie In mein 
Innerstes geblickt, herumgewühlt haben — Ich 
welß es nicht. Nur das Scheppern der Instrumente 








VON WEISS FERDL 


hörte ich und fühlte unangenehme Eingriffe in 
mein bisher sorgsam gehütetes Innenleben. Der 
Herr Professor machte mich aufmerksam: „Jetzt 
werden Sie ein leichtes Ziehen spüren!” Es wäre 
nicht notwendig gewesen, mich darauf aufmerk- 
sam zu machen, ich spürte es selbst. Möglich, 
daß meine Nerven etwas überreizt waren, mir 
war es als ob sie mit meinen Därmen ein kleines 
Tauziehen zur Werkpause veranstalten würden. 
Dagegen wagte ich zu protestieren, ich verkürzte 
krampfartig meine Gedärme. Doch das paßte 
ihnen nicht. Die Schwester neben mir flüsterte 
mir freundlich zu: „Nicht pressen!” Ich gab nach, 
was wollte ich machen? Sie waren zu fünft? Fünf 
zu eins und noch dazu angeschnallt. Gehorsam 
überließ ich ihnen meine Gedärme zu fröhlichem 
Spiel. „Wir müssen das Fett vom Bauchfell lösen”, 
erklärte der Professor. Schon wollte ich sagen: 
„Reden's bitte nichts vom Fett, sonst entziehen 
sie mir die Fettmarken!“ Aber, schließlich hätte 
sich der Professor gedacht: „Aha, der ist schon 
wieder ganz gut beisammen” und hätte noch 
mehr angezogen. Drum 

ließ ich es bleiben und 
verzichtete auf den La- 

cher, 

Längere Zeit manipuller- 

ten sie noch an meiner 

offenen Wunde herum. 

Es mußte noch einiges 

Fett entfernt werden, 
jedesmal biß ich die 

Zähne übereinander; wie 

gut, daß ich sie drin- 

lassen durfte. Endlich . 
flüsterte die freundliche 
Schwester mir zu: „Jetzt 
ist's vorbei, Jetzt wer- 
den Sie zugemacht, da 
spürn Sie gar nichts 
mehr!” Vom Nähen hab 
Ich wirklich gar ‚nichts 
gespürt. Die Operation 
Ist beendet! Ahhhhl 
Runter vom Operations- 
tisch, hinauf auf den Wa- 
gen und nichts wie hin- 
aus, hinaus. Das macht 
man natürlich nicht 
selbst. Nach der Ope- 
ration wird man behan- 
delt wie ein rohes EI. 
Nur getragen, gefahren, 
gewaschen, gepudert, 
gefüttert und verhät- 
schelt, damit dir die zu- 
gefügte Wunde mög- 
lichst schnell heilt. 

Die ersten Tage sind 
noch ein bißchen unan- 
genehm, der Sandsack 
drückt; du kriegst auch 
nichts zu essen, auch 
wenn du erster Klasse 
liegst. Denn der erst- 
je Darm braucht 








dritiklassige, Ein Darm 
hat kein Klassenbewußt- 
sein. Wenn dies alles 
überstanden, beginnt ein 
Wohlleben. Du wirst ge- 
hegt, gepflegt wie ein 
Schwerkranker, bist es 
aber nicht. Krank Ist nur 
das kleine Fleckerl, das 
sorgsam verpappt Ist. 
Das soll hellen, es hat 


508 


Verzögerung - Indugio 





sonst nichts zu tun. Du selbst liegst vollkommen 
gesund mit gutem Appetit im Bett, läßt dir Blumen, 
Obst und Wein bringen. Das Essen ist viel bes- 
ser und reichlicher wie daheim, die Schwester 
fragt immer wieder: „Haben Sie noch einen 
Wunsch?” 
Plagt dich ein Wind — 
drück auf den Knopf geschwind 
Der Pfleger darin erfahren — 
läßt ihn fahren. 
Du, der Herr Patient tust nichts, bloß essen, trin- 
ken und genesen. In meinem Leben hab ich noch 
nicht so gefaulenzt, wie in den zwei Wochen 
nach der Operation. Dazu kommt noch jetzt in 
der Kriegszeit die gute Verpflegung, denn bei 
Kranken wird nicht so gespart. 
Darf Ich euch elnen guten Rat geben? Mit Urlaub 
ist es zur Zeit nicht immer leicht. Wo soll man 
hin? Alles voll und die Verpflegung miserabel. 
Laßt euch doch ein bißchen was rausschneiden 
und dann flackt ihr euch ein paar Wochen schön 
hinein und geneset. — Das nenne Ich Erholung! 


(Magon) 





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RE 


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man 
y 


„Wann können wir endlich heiraten, Liesl?"* 
„Woaß i? Zuerst tu i auf jeden Fall mal mei Eis aufessn!"* 


"Quando possiamo alla fine sposarcl, Lisetta?,, 
“Non so. In ogni easo voglio prima sorbirmi il mio gelatol,, 


„Verkauf erst nach Dekorationswechsel“ 


(K. Helligenstasat) 





y „Schrecklich, ich träume immer, das Zimmer stände noch im Schaufenster — !" 


Vendita solo dopo il cambio della decorazione: “E terribile! Sempre sogno che la stanza sia tuttora in vetrinat, 


509 


Man nehme 


(Wilhelm Schulz) 





„Das Rezept für die zweite Front wäre ja ganz einfach, 
wenn es nur nicht an den nötigen Zutaten fehlte!“ 


Recipe: ‘La ricetta pel secondo fronte sarebbe giä semplicissima, se non vi mancassero I necgssarl ingredienti!,, 


510 


Wie Brüne Oetjen 


„Was man so einklich ‚schön’ nennt, das war es 
dscha dschust nich”, sagte der Bauer Brüne Oet- 
jen und grifllachte so stillweg vor sich hin. 
„Abers es is dschetz lange genug her, un ich 
kann es ruhig erzählen, ohne daß sie mir da noch 
um bei die Klatern kriegen. 

Als ich noch 'n staatscher Jungkerl war, da ging 
ich denn dscha abends oft in unsere Nachbar- 
dörfer, Gnarrenstedt un Sanddorf, was für Einen, 
der noch gesunnes Beinwerks hat, 'ne Viddel- 
sıunne Weg is, Bei uns in Lüttjenbüttel, da konnt 
ich nämlich nich so, wie ich wohl wollte, weil 
daß da ümmer gleich so 'n Puheh von gemacht 
wurde. No, mannigmal gab es denn dscha auch 
in die anneren Dörfer Tagelei un Schandudel, 
weil daß die Deerns das Dschuchen nich lassen 
konnten, un zu Zeiten bün ich durch Dreck un 
Speck in noch nich zehn Minuten nach 
Hause gekommen. Dschungedi, was 'n 
Spaß! 

Nu hatten wir damalen noch Nachtwäch- 

ter, die mit 'n Tuthorn für die richtige 


sich verdreifachte 


‚Brüne‘, sagte ich gegen mir, ‚das is deine Ge- 
legenhelt.‘ 

Was meinste — einen Abend bei ziemliche Dü- 
sternis richtete ich mir so ein, daß ich um drei- 
viddel zwölf in Gnarrenstedt war. No, da war es 
dscha nach 'e Uhr all zwölf, un Mandus Nie- 
buhr, der will grade sein Tuthorn nehmen, als 
ich mit 'nMal vor ihn steh. ‚No, Brüne, du Sleeks, 
büst du d’r all wieder?‘ fragt er auf gut Glück — 
abers bevor daß er noch mehr sagen kann, hau 
ich ihm eine im Gesicht, daß es man so heult 
un brummt. Ich hab dscha ’'ne ganz ehrwürdige 
Handschrift, un er setzte sich fixweg auf seinen 
Pöker. Bevor daß er abers wieder achter ‘e Puste 
war, sauste ich all was haste was kannste nach 
Hause, 

Bei uns In Lüttjenbüttel ging die Uhr dscha richtig, 


Wir haben fie begraben ... 


Von Herbert Leniboudols (Im Felde) 


un punkt zwölfe sag ich zu unsern Nachtwächter 

Hein Wohlers, was mein Freund war: ‚No, Hein? 

Schönen Abend vonabend.‘ ‚No, Brüne?‘ sagte 

er. ‚Wo willst du denn noch auf zu?’ ‚Auf nix’, 

sag ich. ‚Ich bün müde un will nach 'n Bett hin.’ 

‚Das is recht‘, sagt er — un mit dem bün ich all 

um 'e Ecke un saus nach Sanddorf. 

Um viddel nach zwölf war ich da, abers in Sand- 

dorf war es dscha eers zwölf, un Krischan Bom- 

melmann, der will grade sein Tuthorm nehmen, 
als Ich mit 'n Mal vor Ihm steh. ‚No, Brüne, du 

Tunegel, büst du d'r all wieder?‘ fragt er auf gut 

Glück — äabers bevor daß er noch mehr sagen 

kann, hau ich ihm Eine Im Gesicht, daß die Fun- 

kens flogen, Er fiel gleich auf ’e Nase un sah 
sich die Erde an; un bevor daß er wieder achter 

'e Puste war, sauste ich all nach Hause. Um halb 

ein lag ich im Bett un griente un gnickerte mir 

im Schlaf. 

No, die Begebenheit kam denn dscha im Rol- 
len, denn die Nachtwächters futerten Mord 
und Brand, un die Ortsvorstehers liefen 
nach 'n Amtsrichter hin. Abers ich konnte 
es dscha nicht gewesen sein, denn mein 
Freund Hein Wohlers, der nahm es auf 


Zeit un die richtige Sittlichkeit sorgten. 
Der in Gnarrenstedt, der hieß Mandus 
Niebuhr, un der in Sanddorf, der hieß 
Krischan Bommelmann. Es wären dscha 
wohl ganz respektablige Menschen, abers 
gegen mir, da hatten sie was, weil daß 
wir uns da nich über einigen konnten, 
wie 'n sich nachts benehmen soll, un ich 
hatte all lange vor, ihnen mal orntlich 
Einen zuzupuhlen, 

No, einen guten Tag, da krieg ich denn 
dscha per Zufall raus, daß die Kirchturm- 
uhr in Gnarrenstedt 'ne Viddelstunne vor- 
un die In Sanddorf 'ne Viddelstunne nach- 
ging. Das wußte aber außer mich Keinein. 





Wir haben fie begraben, die gefallen find. 

Kein Vogel will um Diele frühe Stunde fingen - 

Es fchweigt der Wald, es atmet kaum der Wind, 

Und nur die Spaten noch am Stein im Erdreich klingen. 
Auch das vermweht ... 

Die harten Hände um den Helm fich fehließen, 

Am fchlichten Holzkreuz einer von uns fernen Blickes fteht, 
Um für uns alle nun die Schlafenden zu grüßen, 

Doch dann, vom Felde her, ein füßer, fcheu verhalt'ner Ton, 
Unfagbar zärtlich - - oh, du wunderfames Leben! - 

Aus Tau und Nebel mill die erfte Lerche jubelnd fchon 

Das Herz der Toten zur Unfterblichkeit erheben. 


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Das schönste Geschenk 
für Heimat und Front 


sind meine neuen Buchserien, teils 
künstlerisch illustriert, mit mehrlar« 


seinen Diensteld, daß er mir um punkt 
Zwölf, als die annern vertagelt wurden, 
leibhaftig gesehen und gesprochen hatte. 
Un düster war es dscha auch gewesen. 
Kuck, das is das, was die Stadileute ein 
Allibi nennen. Der Amtsrichter, der kuckte 
bannig schief, abers er konnte dscha nix 
machen, un auf das mit 'r Uhr, da kam er 
nich auf, un ich machte gau, daß ich raus- 
kam, weil daß es mich so ins Lachen 
schoß, 

Dschungedi, das waren noch Zeiten, als 
die Modernität un der Radio noch nich 
entdeckt waren!” Karl Lerbs 








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jer: Walter Foltzick, München. Verantwortl. Anzeigenleiter: Gustav Scherer, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen 
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gültig ab 15. Okt, 1945 — Unvarlang'e Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beillegt.— Nachdruck ve boten. — Postscheckkonto München 5920. Erfüllungsort München. 


Der Sparsame 


(M. Dudovich) 











„Ich bin ja auch gegen Verschwendung, aber daß er auf die Rück- 
seite eines Liebesbriefes von Elli schreibt, das geht zu weit!“ 


Lo spilorcio: “Anch' io, sl, sono contro lo spreco; ma che egli pol scriva a tergo d’ una lettera amorosa di Elli, questo poi & troppo!, 


512 


München, 12. August 1942 
47. Jahrgang / Nummer 33 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Die japanische Sonne 


tetich Schlilir 





In Australien lässt Mac Arthur vorsorglich seinen Lorbeer verladen, damit er 
unter den heissen Strahlen der aufsteigenden Sonne keinen Schaden leidet! 


Il sole giapponese: In Australia Mac Arthur, per precauzione, fa caricare il suo alloro, perch& non venga sciupato dal cocenti raggi del sole che sorge, 


(Ton! Bichl Im Felde) 








" Nesorinoja 
Maren 


IN NATURALIEN 


Der Blecherer Simmerl ist ein Maurer vom alten 
Schlag. Vom ganz alten, obwohl er gar nicht so 
alt an Jahren ist, Er ist vielmehr wie ein vollsäf- 
tiger Baum, seine fünf Sprößlinge beweisen das. 
Die Hobamm Danner Ist daher ein oft gesehener, 
vielbeschäftigter Gast im Hause Blecherer. Einen 
Fehler hat der Simmerl natürlich auch, einen ganz 
gewaltigen: Bei ihm lacht Bargeld niemals, das 
heißt, es würde bel ihm genau so lachen wie bei 
anderen, wenn es sich nicht bloß gastspielsweise 
von einem Tag zum andern sehen ließe, Es geht 
freilich schon um, aber manchmal knirscht es hör- 
bar im finanziellen Räderwerk der Firma Simon 


DIE DEVISE 


Beim Stöbern in meinen alten Kommoden, 
mas fand Ich zuunterft auf dem Boden? 
Eine vor Zeiten mit Eifer gepflegte, 

dann aber wieder beifeite gelegte 
Lebensdevife: Do ut des. 

Sie fchien mir damals recht zwechgemäß, 
jedenfalls für den Alltagsgebrauch: 

Ich geb’ dir was, nun gib du auch... 


Später ftieg man in höhere Sphären. 
Der Altrulsmus kam zu Ehren. 

Man gab bedenkenlos und en gros 

und freute fich, war der andere froh, 
(oder man tat doch mindeftens fo) 

- bis man dann nachgerade kapierte: 
Herrgott, du bit ja der Angefchmiertel 
Du mirft gewurzt, du wirft gefchröpft ... 


Nun murde man fchmeigfam und zugchnöpft. 


Aber auch fo kam man nicht weiter. 

Alto wieder hinunter die Leiter! ... 
Heraus aus der Schublade, alter Sat, 

du fcheinft mir heute von neuem am Platz 
In unfres grauen Alltags Gefrette... 


Wenn ich jest nur was zu geben hätte! 
Ratatöshr 


Gehöfte in der Ukraine - Masserie nell' Ucraina 


Blecherer. Das hat natürlich auch die Hebamm 
Danner bereits einige Male erfahren, die sich für 
ihre pünktliche Arbeitsleistung durchaus nicht 
einer ebenso prompten Zahlung rühmen kann. 
Sie hat sich daher — schon lange vor dem 
Krieg — auf Naturalleistungen eingestellt, die sie 
als Haus- und Grundstückseigentümerin Ja sowie- 
so und zur Befriedigung beider Teile nötig hat. 
Neulich schreit den Simmerl sein Schwager Xaver 
an, der bei ihm die Stellung eines Geschäftsfüh- 
rers, Poliers und Hilfsarbeiters in einer Person 
bekleidet und eben im Hof Kalk ablöscht: „D’ 
Hebamm Dannerin Is dagwen ...latz werd 's aba 
Zeit, daß d’ amal zahlst fürn Konradl’’ — Der Sim- 
merl traut seinen Ohren nicht: „Wiaso zahlst? De 
waar ja net übl, is Ja allas zahlt!“ 
„Weil s’ gsagt hat, bals d’ jetzt amal kimmst und 
ihran Hof plattelstl” — „Is allas zahlt!” beharrt 
Simmerl hartnäckig, „latzt is zuadraht mit de 
Gegenleistunga, de waar Ja recht!” 
Und er zieht ein Taschenbuch heraus und tritt zu 
Xaver hin. „Da steht's schwarz auf weiß", und seine 
hornhäutige Pranke fährt über ein Gschreiberts: 
„Fürn Simon — Hoffassad runterputzt 
Für Babett — Wasserschacht bentoniert 
Für Traudl — Versitzgrubn ausgmauert 
Fürn Franz — Tür und Fensterstock versetzt 
Fürn Konrad — Rabitzwand einzogn Im 1. Stock.” 
Trlumphierend klappt er das Büchl zu. Sein Schwa- 
ger schaut ihn verständnislos an, er kann sich 
nicht freimachen von dem Gedanken des bar- 
geldiosen Zahlungsverkehrs. 
„Ja... wia is dös nacha”, fragt er, „Is scho wieda 
so weit?” 
„Nix is“, fuchtelt der Simmerl mit dem Büchl in 
der Luft „zuadraht is, von jetzt ab geht's auf bar!“ 
K. Spengler 


DAS STUBENMADCHEN 


Das Grandhotel war bis zum letzten Strohsack 
ausverkauft. In Zimmer zehn schnarchte ein Jüng- 
ling. 

Willi Tief hieß er und schlief auch so. 

Plötzlich kopfte es an der Tür. 

Willi fuhr im Bett hoch. 

„Was ist denn? Was gibt es? Wer will was?“ 
‚Psssil Psst! Leisel” 


514 


„Wer Ist denn da?” 

Willi knipste das Licht an. 

Das Junge, zarte, süße, hübsche Stubenmädchen 
stand vor ihm. 


„Sie, Fränzi?” 

„Ich wollte einmal sehen, wie Sie schlafen.” 
„Prima, Fränzi, primal” 

„Sie haben ja auch ein wunderschönes Bett, nicht 
wahr?” 

„Ein traumhaftes Bett, Fränzil' 

„So herrlich breit!” 

„Schade direkt für einen allein!”, 
schmunzelnd. 

„Das habe ich mir eben auch gedacht, Herr Willil” 
„Fränzil” 

Das junge Stubenmädchen zog scheu ihre Hand 
zurück. 

Willi rückte nach. 

„es schläft sich wunderschön in dem Bett, Fränzil” 
„Ein wenig einsam, so allein, nicht wahr?" 
„Schrecklich einsam, Fränzil" 

„Wäre schon netter zu zweit was?” 

„Viel netter, Fränzil” 

„Auch wärmer, nicht wahr?” 

„Ja Fränzil Viel wärmer!” 

Fränzi stand lange unschlüssig. 

Dann sagte sie verlegen: 

„Würden Sie —?"” 

„Natürlich werde ich!” 

„Könnten Sie —?" 

„Natürlich kann ich.” 

„Möchten Sie so nett sein und ein wenig zur 
Seite rücken?’ 

„Ich mag, Fränze, ich mag! Und ob ich mag!” 
$o schnell war Willi noch nie zur Seite gerückt. 
Das gute halbe Beit war frei. 

Fränzi zögerte. 

„Soll ich wirklich?” 

„Sie sollen, Fränzi, Sie sollen!” 

„Darf ich ernstlich?” 

„Sie dürfen Fränzl, Sie dürfen!” 

„Also, wenn Sie einverstanden und so liebens- 
würdig sind — —" 

Fränzi sagte es und ging zur Tür. 

Sie öffnete sie und führte einen dicken Herrn mit 
Koffer herein. 

„Hier bitte, mein Herr'‘, sagte sie zu ihm, „dieser 
Herr hier ist so liebenswürdig und rückt ein 
Stück zul“ Jo Hanns Rösler 


sagte Willi 


Klassische Tragödie - Tragedia classica 


(L. v. Horväth) 





„Sieh da, edler Hypocles! — ich weiß, die Erinnyen entführten deinen Urahn, da er, von der Göttin Aphrodite verhüllt, seiner 
Tochter nachstellte, die den Sproß vom Taygetos stürzte und in den Fluten der Lethe die Schatten suchte - - - sei mir gegrüßt. ..*" 


Ein Raunen im Chor: „.... zwoa Raucherpunkte brauchat I, morgen kriegts es zruck!" 


Für einen Augenblick gottähnlich 


Das Gefühl der Überlegenheit über einen an- 
deren Menschen ist das einzig wirkliche Hoch- 
gefühl, das man empfinden kann, zumal, wenn es 
ohne eigenes Dazutun zustandegekommen ist, Es 
gibt Situationen im Leben, in denen man sich 
— allerdings nur für einen Augenblick — wie ein 
Gott vorkommen kann. 

Man ist im Strandbad. Vor einem schäkern, bis 
zu den Hüften im Wasser stehend, ein Herr und 
eine Dame. Die Dame läßt sich mit jenem ge- 
wissen Hang zum Übermut, der sich bei der plät- 
schernden Berührung mit dem nassen Element 
bei vielen Menschen einzustellen pflegt, von 
Ihrem Partner den Hof machen, Die Scherzworte 
fliegen wie Tennisbälle hin und her, die Dame 
lacht laut und ohne Unterlaß und ihr Gesicht 
strahlt, soweit es von der Badehaube freigelassen 
Ist. Man selbst betrachtet nicht ohne Teilnahme 
das zwitschernde Bild weiblicher Fröhlichkeit. 
Da — — —, eine große dicke Bremse hat sich auf 
den wundervoll geformten Rücken der Dame ge- 
setzt. Das lachende Gesicht vorne ahnt noch 
nichts von dem Unheil, das hinten auf dem 
Wege Ist. Der stechende Rüssel der Bremse 
benötigt eine gewisse Zeit, bis er in die Tiefe 


der Haut dringt und schreckhaft fühlbar wird. 
Jetzt entsteht das turmhohe Gefühl der Über- 
legenhelt. Man selbst weiß, zum Unterschied von 
der Dame, was in den nächsten Sekunden ge- 
schehen wird, Die Dame wird aus ihrer Fröhlich- 
keit plötzlich kurz aufschreien und mit den Hän- 
den nach rückwärts schlagen. Man weiß, daß die 
Fröhlichkeit der Dame unberechtigt ist, Denn 
wüßte sie, was man selbst weiß, nämlich daß 
eine felte Bremse sich anschickt, aus ihrem 
blühenden Rückenfleisch eine Mahlzeit zu ent- 
nehmen, das Lachen würde ihr wahrlich vergehen. 
Wer einen schmerzenden Stich zu erwarten hat, 
lacht nicht. 

Man könnte die Bremse fortJagen oder zumindest 
die Dame auf sie aufmerksam machen. Aber wer 
tut dies schon und läßt sich einen solchen Happen 
Schadenfreude entgehen. Man beruhigt seln Ge- 
wissen mit dem Einwand, daß man nicht so ohne 
weiteres vom Rücken einer unbekannten Dame 
Ungeziefer verscheuchen kann. Man läuft Gefahr 
zudringlich zu erscheinen und mißverstanden zu 
werden. 

Und dann malt man sich auch schon bis ins ein- 
zelne das Gesicht der Dame aus, das sie machen 


515 


wird, wenn sie unter dem Bremsenstich erschrickt 
und ist schon brennend neugierig, ob das wirk- 
liche Bild ihres Erschreckens sich mit dem Bild, 
das man phantasiert, decken wird. Es sind un- 
erhört prickelnde Sekunden, die man an der 
schäkernden Dame vorüberstreichen läßt. Sie er- 
scheint einem, von dem gefühlten Thron, den man 
in diesem Augenblick einnimmt, wie ein fernes 
Staubkorn, das nun ein Schicksal erfährt. 

Da —, ein Schrei und ein Schreck! Das Lachen 
ist vom Munde der Dame gewichen wie ein 
Fetzen Rauch im Sturm. Und das Gesicht der 
Dame sieht wirklich so aus, wie man es erwartet 
hat. Der Schrei war lauter, als man es dachte, 
die schöne Schäkerin ist ziemlich unsanft aus 
ihrem fröhlichen Flint gestürzt. Der galante Part- 
ner klatscht schallend auf den weißen Rücken 
seiner Dame und die fette Bremse fällt auf den 
Wasserspiegel, wo sie verendet. 

Ganz genau so hat man es kommen sehen! Es 
war ein ganz winzig kleines Schicksal. Man hat 
über es die Macht gehabt, es abzuwenden oder 
abrollen zu lassen. Und diese Macht machte 
einen für einen Augenblick gottähnlich, wenn... 
... Ja, wenn sich nicht mittlerweile einem selbst 
eine Bremse auf den Rücken gesetzt und mit 
Ihrem Stich elnem zu Bewußtsein gebracht hat, 
daß jeder noch so hohe Gott eine noch höhere 
Instanz über sich hat. Konrad Schmiedeberg 


Churchill und der Mann von der Straße EN 


E 
A 
®- 
a3 
4 
4 


„Die Zukunft haben Sie mir ja sehr schön vorausgesagt, 
es würde mich aber interessieren, wie die Gegenwart 


Churchill e I"anonimo: “Vol glä m’ avete predetto assal bene Il futuro; ma a me Interesserebbe veder chiaro nel pre ‚tel, 


516 





DAB. PEISSEEREEND 


„Wenn wir am Sonntag ausgehen, ziehe ich mein 
neues Plisseekleid an”, verhieß Inge, 

„Tu das“, antwortete Kurt fröhlich. 

Vielleicht wäre seine Fröhlichkeit gedämpfter ge- 
wesen, wenn er sich mit Plissiertem ausgekannt 
hätte. Aber Kurts Kenntnisse In weiblicher Kleidung 
beschränkten sich auf die Entdeckung, daß Blau 
eine Farbe war, die besonders gut zu Inges blon- 
den Haaren stand, oder auf die Feststellung, daß 
Röcke gar nicht kurz genug sein konnten, um 
Inges Beine zur vollen Geltung zu bringen. Alles 
in allem ging es ihm mehr um den Gesamtein- 
druck als um das Detail, und da er sich zudem 
Im Zustand ersten rosenroten Verliebiseins be- 
fand, hätte er Inge "auch in Sackleinen bezau- 
bernd gefunden. 

Inge, weit entfermt, eine so kritiklose Nelgung 
gebührend zu würdigen, verargte es Kurt, daß 
er ihre Bemühungen um Schönheit kaum aner- 
kannte, Als sie Ihm am Sonntag im Plisseekleid 
entgegentrat, bemerkte er es nicht einmal, Sie 
hatte ihn eine gute halbe Stunde im Englischen 
Garten warten lassen, und seine zärtliche Sehn- 
sucht war auf dem besten Wege gewesen, sich 
In grollende Ungeduld zu wandeln. Doch als sie 
endlich vor ihm stand, langgliedrig, blond und 
entzückend, ließ er allen Groll fahren und legte 
hingerissen den Arm um sie, in der Absicht, sie 
zu küssen. 

„Nicht doch”, sagte Inge ungehalten. „Du zer- 
drückst es Jal” 

„Was?" fragte Kurt aufgescheucht, 

„Mein Kleid”, sagte Inge und fügte vorwurfsvoll 
hinzu: „Du hast es noch nicht einmal angesehen!” 
Kurt nahm Abstand, um das Versäumte nachzu- 
holen und gewann den Eindruck von etwas lu- 
stig rot, blau und grün Kariertem, das in auf- 
regender Weise um Inges Knie wippte. 

„Sehr hübschl” lobte er. 

„Reine Wolle“, sagte Inge, „Es hat 42 Punkte ge- 
kostet,” 

„Allerhandl” sagte Kurt und hielt damit In echt 
männlicher Arglosigkeit den Fall für erledigt. 
„Wollen wir uns ein wenig hinsetzen?” schlug er 
öngesichts einer leeren Bank im Grünen vor. 
Inge zog die Stirn kraus. „Lieber nicht”, sagte sie. 
„Es hat geregnet.' 

„Du kannst dich auf mein Taschentuch setzen‘, 
sagte Kurt. Es war wirklich eine einladende Bank, 
durch viel Gesträuch den Blicken der Vorüber- 
gehenden entzogen, und Kurt widerstand nicht 
ohne Mühe der Versuchung, Inge kurzerhand auf 
seine Knie zu ziehen. Er breitete sein Taschen- 
tuch aus, doch da sagte Inge: „Das genügt nicht. 
Es ist wegen des Kleides, weißt du. Plissees ge- 
hen bel Feuchtigkeit auf.“ 

Hier begann Kurt zu ahnep, daß das, was so an- 
mutig gefältelt Inges Gestalt umsplelte, sich zu 
seinem Verhängnis auszuwachsen drohte, Und 
der Verlauf des Tages ließ die Ahnung zur Ge- 
wißhelt werden. Was immer sie unternahmen, das 
Plissierte erwies sich als ein Hindernis, stärker als 
das steinerne Bollwerk, das Shakespeare zufolge 
nicht der Liebe wehren kann. Inges Kleid konnte 
es. Es duldete keine Zärtlichkeit, kein Aneinander- 
schmiegen, es duldı so gut wie nichts von 
allem, was die Liebe lliebenswert macht, 

Es ist hart für einen Mann, sich mit Händedrücken 
und verliebten Blicken begnügen zu müssen, 
nachdem er gehofft hatte, die Skala der Zärt- 
lichkeiten um einige weitere Sprossen zu erklim- 
men, und Kurt konnte es nicht hindern, daß sich 
Unmut und Gereiztheit ins Verliebte stahlen. Der 
so hoffnungsfroh begonnene Tag drohte ein trüb- 
seliges Ende zu nehmen, als in elfter Stunde ein 
Silberstreifen am Horizont erschien. Sei es, daß 
die Verdüsterung Im Gemüt ihres Freundes In- 
ges Mitgefühl wachrief, sei es, daß sie selbst 
mit dem Verlauf der Dinge nicht recht zufrieden 








VON ELL WENDT 


war, am Abend erlaubte sie Kurt zum ersten Male, 
sie nach Hause zu begleiten. 

Kurts Stimmung belebte sich jäh. Vor der Aus- 
sicht auf ein ungestörtes Beisammensein in trau- 
lichen vier Wänden verblaßte alles, was der Tag 
ihm an Enttäuschungen zugefügt hatte. Und zwei- 
fellos hätte diese Geschichte hier ein glückliches 
Ende gefunden, wenn Kurt sich nicht zu einem 
verhängnisvollen strategischen Fehler hätte hin- 
teißen lassen. Überwältigt von der Freude, Inge 
endlich für sich allein zu haben, wählte er an 
Stelle einer vorausschauenden Umzingelungstak- 
tik den Frontalangriff und ging ungesäumt zum 
Sturm über. 

„Halt!“ schrie Inge. „Um Himmelswillen, du rui- 
nierst Ja mein Kleidi" 

Kurt Jedoch, von echtem Kampfgeist beseelt und 
eisern entschlossen, den verdammten Plissees 
nicht den geringsten Geländegewinn zu gönnen, 
schrie erbittert zurück: „So zieh es doch aus in 
drei Teufels Namen!” 

Man wird zugeben müssen, daß eine Aufforde- 
rung zur Kapitulation in dieser Form nicht recht 
geeignet erscheint, mädchenhafte Hemmungen zu 
beseitigen. Hätte Kurt seine Werbung in blumige 
Worte gekleidet oder zumindest den Teufel aus 
dem Spiel gelassen, so hätte Inge vielleicht das 
Plisseekleid und mit Ihm einen Tell ihrer Tugend 
abgelegt. Nun aber versteifte sich ihr Wider- 
stand. Sie entwand sich der feindlichen Umklam- 
merung und sagte sehr von oben herab: „Was 
fällt dir eigentlich ein?” 

Hierauf hätte Kurt erwidern können, daß ihm im 
Verlauf des Tages einiges über weibliche Zunel- 
gung dividiert durch Eitelkeit eingefallen sei, 
aber er zog es nach einem kurzen, unfreundlichen 
Wortwechsel vor, die Tür hinter sich ins Schloß 
zu schmettern. 

Inge blieb zurück, ziemlich verstört und unge- 
wiß, zu wessen Gunsten die Entscheidung ge- 
fallen sel. Ihre durch Plissees verstärkte Tugend 








Ks 


hatte einen Sieg davongetragen. Warum in aller 
Welt wurde sie dieses Sieges nicht froh? Nicht 
einmal der Anblick des unversehrten Kleides, als 
sie es in den Schrank hing, verschaffte ihr die 
Genugtuung, die sie im Hinblick auf die 42 Punkte 
und überhaupt hätte empfinden müssen, 

In dieser Nacht bestand die einzige Gemein- 
samkeit zwischen ihr und Kurt in der Tatsache, 
daß sie sich beide schlaflos auf ihrem Lager 
wälzten. Zwar führte Kurt zur Befestigung sei- 
ner Position vor sich selbst noch einige Verstär- 
kungen ins Treffen, aber eine unüberhörbare 
innere Stimme sagte ihm, daß sich allenfalls eine 
Festung, kaum jemals aber eine Frau in drel Teu- 
fels Namen erobern lasse. Trotzdem hielt er sei- 
nen schönen, männlichen Groll noch volle drei 
Tage aufrecht, bevor er Inge wieder anrief. 

Er fand ein nur noch schwach verteidigtes Wider- 
standsnest vor, Auch Inge hatte Muße gehabt, einer 
inneren Stimme zu lauschen, die ihr mitgeteilt 
hatte, daß die Beweggründe für Kurts Verhalten 
weniger tadelnswert selen als sein Verhalten 
selbst. Außerdem schien ihr nach drei Tagen des 
Harrens und Bangens eine Liebe, die sich in 
Grobhelt äußert, immer noch besser als eine, die 
sich überhaupt nicht mehr äußert. So ließ sie sich 
nach einem kurzen Scheingeplänkel zu Waffen- 
stillstandsverhandlungen überreden. 

Diesmal erschien sie In Pastellblau, Es war ein 
heimliches Zugeständnis an Kurt, der diese Farbe 
besonders an Ihr liebte. Und Kurt, durch Erfah- 
tung gewitzigt, verfehlte nicht, es zur Kenntnis 
zu nehmen und zörtliche Betrachtungen daran zu 
knüpfen. 

Inge sah an sich herab; dann begegneten Ihre 
‚Augen noch ein wenig zögernd Kurts bewundern- 
dem Blick. 

„Ach, das alte Kleid!” sagte sie wegwerfend, und 
während sie Ihren Atm In den seinen schob, 
setzte sie ganz obenhin hinzu: „Es Ist Leinen — 
knitterfrei.” 





Begegnung = Incontro 


(Hch. Kloy) 





„Aber ich bitte Sie, mein Herr, setzen Sie doch Ihren Hut auf" 


"Ma prego, signore, mettetevi pure Il cappello in testa !,, 


517 


Atelierbesuch VI - visita di studio VI 





Bel Adriaen Brouwer 


ÜBERFALL 


VON HERBERT DORR 


„Der Nächste, bittel” Der bekannte Internist 
blickte erst von seinen Eintragungen auf, als der 
eingetretene Patient dicht vor seinem Schreib- 
tisch stand. Etwas an dem Mann gefiel ihm nicht. 
Seine Augen flackerten unstet, eine Haarsträhne 
hing ihm witr Ins Gesicht, außerdem trug er eine 
nervöse Unruhe zur Schau und rang sichtlich nach 
Worten. Der Professor bekam sofort den Eindruck, 
daß dieser Mann eher in die Sprechstunde eines 
Nervenarztes gehörte, und er hatte diesen Ge- 
danken noch. nicht zu Ende gedacht, als auch 
schon etwas Unerwartetes geschah. Der Patient 
hlelt plötzlich eine Pistole In der Hand, brachte 
sie unmißverständlich gegen den Arzt in An- 
schlag und sagte: 

„Geben Sie sich keine Mühe, jemanden herbei- 
zurufen, denn es wäre vergeblich. Das Wartezim- 
mer ist bereits leer, ich habe alle anderen Pa- 


tienten vorgelassen, und ihre Assistentin liegt 


mit einem Knebel im Mund im Vorraum,” 

Der Professor war einen Schatten bleicher ge- 
worden, und mit mühsam unterdrückter Erregung 
fragte er: 

„Darf ich wissen, womit ich Ihnen dienen kann?” 
„Oh, ich habe keine besonderen Wünsche, außer, 
Ihnen genau zwischen die zweite und dritte Rippe 
eine kleine Bleikugel zu Jagen. Sie werden doch 
nichts dagegen haben, Herr Professor?” 

„Gewiß nicht, wenn Sie mir vorher sagen, wasSie zu 
diesem immerhin ungewöhnlichen Tun veranlaßt?” 


(0. Nückol) 





„Spaß beiseitel Ich interessiere mich ausschließ- 
lich für Ihren Giftschrank, doch da sie mir die 
Schlüssel zu demselben wohl nicht freiwillig an- 
vertrauen werden, bin ich leider gezwungen...” 
Der Mann machte eine bedauernde Handbewe- 
gung, doch dann besann ‚er sich und sagle un- 
wirsch: „Nun aber genug der Wortel” und hob 
die Waffe, 

Dem Professor trat leichter Schweiß auf die 
Stirne, er wußte nicht, ob er es mit einem Ver- 
brecher oder einem Kranken zu tun hatte. Seine 
Gedanken jagten wild durcheinander. In Sek:n- 
denschnelle erwog er tausend Möglichkeiten, 
und endlich stieß er mühsam hervor: 

„Mensch, bedenken Sie doch, ich habe Frau und 
Kinder und einen ausgedehnten, verantwortungs- 
vollen Wirkungskreis, ich apelliere an Ihre bes- 
sere Einsicht...” 

Zu seinem maßlosen Erstaunen nahm der Mann 
jetzt die Waffe in die linke Hand, hlelt die Pi- 
stole zwar noch Immer drohend auf ihn gerichtet, 
griff aber mit der Rechten In die Tasche, zog ein 
Notizbuch hervor und begann hastig darin eine 
Eintragung zu machen. Dabei lächelte er vor sich 
hin und sagte halblaut: „Ausgezeichnet, er bit- 
tet um Gnadel” 

Nun war es für den Arzt klar, daß er es mit einem 
Irren zu tun hatte. Rasch faßte er sich und meinte 
nun seinerseits mit einem verbindlichen Lächeln: 
„sie wollen Gift, lieber Freund? Können Sie ha- 
ben, soviel Sie nur wollen. Ich schreibe Ihnen 
augenblicklich ein Rezepichen, damit eilen Sie 
zur nächsten Apotheke’und kaufen nach Herzens- 
lust ein. Einverstanden?” 

Sofort begann der Mann wieder In sein Buch zu 





518 


Presso Adriaen Brouwer 


schreiben und flüsterte strahlend vor sich hin: 
„Ausgezeichnet, er versucht mich zu übertölpeln!" 
Im Eifer hatte er sogar das Schießeisen für einen 
‚Augenblick auf den Schreibtisch gelegt. Diesen 
Moment aber benützte der Profassor, um blitz- 
artig nach der Waffe zu greifen und sie gegen 
den Eindringling zu richten. 

„Drücken Sie ruhlg ab, Herr Professor“, sagte die- 
ser. „Diese Pistole ist nämlich nicht geladen. 
Ha, ha, hal’ lachte er laut auf, ‘„Ich muß Ihnen 
nämlich eine Erklärung abgeben. Ich bin kein 
Verbrecher, sondern ein angehender Schrifistel- 
ler und arbeite an einem Erstlingswerk, an einem 
Kriminalroman. Eben "halte ich bei dem Kapitel, 
In welchem der Arzt, die Hauptfigur meines Bu- 
ches, von einem Verbrecher überfallen wird, Um 
nun diese Szene wirklich lebenswahr schildern 
zu können, wollte ich mich aus eigener Anschau- 
ung davon überzeugen, wie sich ein Mann der 
Wissenschaft in einem solchen Falle verhält. Sie 
haben erstaunlich gut darauf reaglert, Herr Pro- 
fessor, und ich hoffe, Sie werden mir den klei- 
nen Scherz verzeihen. Ihre Assistentin sitzt natür- 
lich ahnungslos draußen, auch die übrigen Pa- 
tienten. Und was schulde ich Ihnen nun für die 
Ordination, Herr Professor?” 

Das nächste Kapitel seines Romanes schrieb der 
hoffnungsvolle, junge Mann in einem Kranken- 
haus, wo er sich nicht etwa zu Studienzwecken 
aufhielt, sondern als Patient auf der chirurgischen 
Abteilung lag. Er war nömlich ein Opfer seines 
Berufes geworden, denn der Kinnhaken, den der 
so gänzlich humorlose Professor in seinem Ge- 
sicht landete, hatte für einen Mann der Wissen- 
schaft erstaunlich gut gesessen. 


An der Straßenbahn 


{R. Kılesch) 


ER re EN. 8 


„Da unten wartet ein Herr, Fräulein Mizzil“ — „Sehen Sie, Frau Kerzl, seitdem wir 
die neue Haltestelle vorm Haus haben, weiß man nie, auf was einer wartet!“ 





Alla tranvia: “Laggiö, signorina Mizzi, un signore aspetta!,, — “Vedete, signora Kerzl, 
da quando abbiamo la nuova fermata davanti la casa, non si sa mal cosa uno aspettil,, 


519 


RECHT MUSS RECHT BLEIBEN 


Die Familie machte einen Waldaustlug. Wir saßen 
beim Kaffee vor der Unterförsterei Im Gehölz 
von Hylderup. Es war ein warmer Tag, wo die 
Menschen reizbar und die Hühner zerstreut wer- 
den. Unsere überflüssigen Kleidungsstücke hat- 
ten wir ins Gras gelegt, wo auch die Hühner 
des Unterförsters umherliefen und scharrten, So 
kam es, daß eine Henne ein Ei in Großmutters 
Hut legte, 

„Das Ei gehört mir!“ sagte der Unterförster, 
„Nein“, sagte mein Vater, „das Ei ist unserl” 
„Was heißt das?“ rlef der Unterförster. „Meine 
Henne hat das Ei gelegt — also gehört es auch 
mir“ 

„Sie haben überhaupt kein Recht an Dingen, die 
sich In den Kleidungsstücken meiner Familie be- 
finden!“ sagte mein Vater, „Sie können Ja Ihre 
dummen Hühner von anderer Leute Zeug fern 
halten! Übrigens können Sie ja auch gar nicht 
beweisen, daß Ihr Hahn das EI gelegt...” 
„Hennel“ verbesserte meine Mutter. 
„Verzeihung, daß ich mich da einmische‘, unter- 
brach ein Mann aus der Gesellschaft nebenan 
das Gespräch, „aber Ich meine, der Herr hat 
recht; ein Ei Ist ein Ei und ein Ei gleicht dem 
andern. Man muß — unter ehrlichen Leuten — 
davon ausgehen können, daß, wenn einer im 
Besitz eines Eies ist, daß es dann auch dem Be- 
treffenden gehört. Das wäre ja sonst eine schöne 
Gerechtigkeitl Man bedenke: sonst könnte man 
ja nicht einmal irgendwo oder irgendwann mit 
einem EI sitzen, ohne daß irgendjemand kommen 
könnte und behaupten, daß es seine Henne ge- 
wesen wäre, die es gelegt hätte 
„Das Ist ganz gleich...”, brummte der Unterför- 
ster, „das Ei gehört mir!" 

„Ich glaube jetzt auch“, meinte der Verlobte 
meiner Schwester, „daß, der Unterförster ein 
Recht an dem EI hat: hier sind doch gar keine 
anderen Hühner gewesen als seine...” 

„Was sagst du da?” tief meine Schwester.. „Wenn 
Vater sagt, daß das Ei uns gehört, so gehört es 
uns auch! Du solltest dich schämen...“ 

Mein künftiger Schwager stand verärgert auf. Er 
erklärte, daß er sich nicht vorstellen könnte, In 
eine Familie einzuhelraten, die eine so seltsame 
Rechtsauffassung habe. Dann ging er, ohne sich 
verabschiedet zu haben. Meine Schwester weinte. 
Mehrere Zuhörer mischten sich nun in den Strelt 
ein, Die Wogen gingen hoch, Es entstanden zwei 
Parteien, die jede ihren Standpunkt lebhaft ver- 
teidigten. Männer standen gegen ihre Ehefrauen, 
Eltern gegen Ihre Kinder. Die Heftigsten gerieten 
In eine Prügelel. Einer bekam ein blaues Auge, 
ein Regenschirm wurde zerbrochen und vier Paar 
Tassen gingen In Scherben. Dann schlug ein be- 
herzter Mann vor, daß das Gericht die Sache 
entscheiden sollte. 

„Ja, das Gerlchtl” schrie mein Vater. „Ich werde 
dafür sorgen, daß die Sache vors Gericht kommt, 
und zwar baldi Als männliches Oberhaupt meiner 
Familie kann ich es nicht mit ansehen, daß einem 
Ihrer Mitglieder Unrecht zugefügt wirdi” 

Ja", rief auch der Unterförster, „die Sache soll 
vors Gericht, Je eher, Je lieberl Wir wollen doch 
mal sehen, daß es noch Gesetz und Recht im 
Lande gibtl" ; 


Die Sache wurde Überall diskutiert. Man ging 
Wetten auf ihren Ausgang ein. Die Blätter schrie- 
ben darüber und brachten spaltenlange Inter- 
views mit meinem Vater und dem Unterförster. 
Es erschienen Bilder der Parteien, von meiner 
Großmutter, von Ihrem Kapotthut samt dem Ei. 

Die Sache erweckte also großes Aufsehen, ich 
weiß nicht warum — da muß eben etwas dran 
gewesen sein, was die primitiven Instinkte des 
Volkes ansprach, Und ein Ei gehört Ja schließlich 
zum Ersten In der Welt: Ursprung des Lebensi 








VON AAGE V. HOVMAND 


Um gar nicht erst von der historischen Bedeutung 
des Eies zu reden: was wäre Columbus ohne 
EI gewesen?! Das Volk spürte eben, daß es sich 
hier um eine Sache handelte, die alle anging: 
konnte man denn nicht irgendwann einmal sel- 
ber in eine solche Lage geraten? 

Die Anhänger des Unterförsters nannten meinen 
Vater eine verdächtige Person, die etwas an sich 
reißen wollte, was rechtmäßig anderen gehörte. 
Unsere Anhänger hingegen behaupteten, daß der 
Unterförster ein widerwärtiger Querulant wäre, 
der kalten Blutes versuche, die Sache zu seinem 
Vorteil zu verdrehen. 

Die tüchtigsten Anwälte wurden verpflichtet, und 
diese Anwälte waren mindestens ebenso eifrig 
wie Ihre Klienten. Sie machten geradezu Kopf- 
stände in den Gesetzbüchern und Urtellsver- 
öffentlichungen, und jeder versicherte für seinen 
Teil, daß er diese aufsehenerregende Sache ge- 
winnen würde. 








* 

Es war schwarz von Menschen vor dem Gerichis- 
gebäude, als die Sache angesetzt war. Mehrere 
wurden im Gedränge niedergetrampelt. Der Ver- 
handlungssaal konnte nur einen verschwindenden 
Teil der Interessierten Menschenmenge fassen. 

Unter atemloser Spannung begann die Gerichts- 
verhandlung. Der Anwalt des Unterförsters bean- 
tragte, daß seinem Klienten das Recht an dem 
EI zuzüglich Gerichtskosten zuerkannt würde. Er 
führte an, daß kein Zweifel darüber bestehen 
könnte, daß das Ei von der Henne des Unterför- 
sters stamme, Indem durch Untersuchungen an 
Ort und Stelle festgestellt worden sel, daß sich 
innerhalb eines Umkreises von 2 km keine andere 
Hühnerhaltung befände. Außerdem könnte er Zeu- 
gen dafür benennen, daß wir keine Hühner mit- 
gebracht hätten — abgesehen von einem, das 
gebraten war, und ein solches könnte zufolge 


DIE EINLADUNG 
VON WILHELM PLEYER 


Du 1ädft mich ein zum Abend am Kamin - 
Ich danke dir, mein Freund, ich komme gern. 
Die Tropfen weißt du, die mich zärtlich ziehn. 
Doch bliebe ich auch nicht bei Waffer fern, 


Denn Freunde hat es, heimatlich vertraut, 

Und Gäfe wieder, die Ich nie gefehn, - 

Sind fremde Länder, die ich nie gefchaut, 

Sind Braten, an der Neugier Spieß zu drehn, - 


IR’s fetter Gel, was aus den Keulen fchroitt, 
Riecht's aus dem Rauche nach Perfönlichheit? - 
Die Scheite kniftern, aus dem Gitter Ipritst 

Eo Funken In der Wite Widerftreit, 


In fanfter Röte raunt co alsdann her 

Und hellt den Glühmein an, der myftifch dampft; 
Der Glühwein löft und hebt, was zäh und fchier, 
Auch Reden, die fich männerhaft verkrampft ... 


Ja, nicht zuolel und nicht zuwenig Licht - 
Und ob nun blond, ob hell -, ob dunkelbraun, 
Vergiß des fchönen Abends Schönftes nicht: 
Des Dichters Atemluft, die fchönen Frau’n! 


Doch zeigte ich mich noch fo fehr behert - 
Laßt mich allein die taufend Schritte heim; 
Die Sterne fagen mir den leisten Text, 
Traum It der erfte und der lette Reim. 


520 


einer eingeholten Erklärung der Landwirtschaft- 
lichen Hochschule kein Ei legen. 

Er berief sich dabel darauf, daß schon das Dä- 
nische Recht Christian V., Buch 6, Kapitel 15, Ar- 
tikel 3, sagte: „So Einer eines anderen Hof be- 
tritt und nimmt von seinem Vieh... oder sonst- 
welches Diebesgut... so büße er das...” 

Der Anwalt des Unterförsters mußte des weiteren 
bestreiten, daß der Umstand, daß ein zufälliger 
Gast arglistigerweise die Gelegenheit währge- 
nommen hätte, unter einer nichtsahnenden Henne 
seinen Hut anzubringen, In keiner Weise seines 
Klienten Eigentumsrecht an dem Ei strittig ma- 
chen könnte. 

Meines Vaters Anwalt legte Verwahrung ein ge- 
gen die Wendung: „arglistigerweise die Ge- 
legenheit wahrgenommen hätte ...“, Sie bewiese 
vollauf die hinterhältigen Gedankengänge der 
Gegenpartel, die nicht einmal scheue, zu unter- 
stellen, daß eine alte Großmutter... eine arme 
Frau, die ihr ganzes Leben lang einen makellosen 
Wandel geführt hätte — hier schluchzten meh- 
tere Zuhörer laut auf — versucht haben sollte, 
ein Ei zu stehlen! 

„Nein“, fuhr meines Vaters Anwalt fort, „wir wol- 
len lieber den Tatsachen in die Augen sehen 
und uns nicht durch die Ausflüchte der Gegen- 
partei verwirren lassen! Tatsache aber Ist, daß 
der Unterförster gänzlich unberechtigt versucht 
hat, sich In den Besitz eines in dem Hute einer 
fremden Dame vorgefundenen Eies zu setzen. 
Christian V. Dänisches Recht, Buch 6, Kapitel 15, 
Artikel 2, sagt hierüber: ‚Nimmt Einer eines An- 
deren Hut, Kappe, Handschuh oder etwas Ande- 
res, so er in der Hand hält, so büße er,..’ usw. 
Selbst wenn das Dänische Recht in diesem Punkte 
nicht mehr geltendes Recht sein sollte, $o führe 
ich es doch an, um zu zeigen, wie die Rechts- 
auffassung bereits seit Ollms Zeiten gewesen Ist. 
Hinsichtlich der gegnerischen Behauptung, daß 
das Ei von ihrem Hahn gelegt...” 

„Hennel” verbesserte meine Mutter, 

"..Henne gelegt sein könnte, so ist die Ja noch 
keineswegs bewiesen. Das Ei könnte Ja genau so 
gut von der Schwiegermutter meines Klienten 
gelegt... Ich meine In den Hut hineingelegt 
worden sein! Und hinsichtlich des von der Ge- 
sellschaft meines Klienten mitgebrachtein Brat- 
huhnes, von dem die Gegenpartei so triumphle- 
rend bemerkte, daß es keine Eler legen könnte, 
so beruht die gegnerische Beweisführung — hier 
wie im ganzen genommen — auf einer sehr un- 
sicheren Grundlage, indem das angeführte Huhn 
sehr wohl das strittige Ei gelegt haben könnte: 
nämlich bevor es gebraten wurdel” 

„Ist vielleicht etwas“, fragte der Richter, „über 
das Alter des besagten Huhnes bekannt?” 
„Glauben Sie vielleicht“, rlef meine Mutter be- 
leldigt, „daß Ich ein altes, zähes Huhn auf- 
tischen...“ 
„O bewahrel” sagte der Richter. „Ich meinte 
ja nur...” 

















„Die Zuhörer Jubelten. Der Anwalt des Unterför- 


sters hatte das Gefühl, als ob die Stimmung ge- 
gen ihn wäre. Ärgerlich darüber, daß seine Be- 
weisgründe an die Wand gedrückt wurden, be- 
merkte er, daß sich der Prozeß im Grunde Ja um 
ein Nichts drehte und daß mein Vater und sein 
Anwalt ihn ja wohl nur anhängig gemacht hätten, 
um einen Anlaß zu haben, wegen bedeutungs- 
loser Kleinigkeiten zu querulie: 
Hierauf erwiderte meines Vaters Anwalt, daß, 
wenn einer sich mit einer scheinbar so kleinen 
Sache abgäbe, so bewiese das eben, daß er das 
nicht täte, um den Prozeß zu gewinnen, sondern 
aus purem und reinem Rechtsinteresse. Übrigens 
wäre die Sache durchaus nicht unbedeutend: es 
solle sich ja daran erweisen, ob hierzulande 
wirklich Recht herrsche — Im großen wie im 












gegen ‚rSchwertes Durchkommen d 





er ersten Zähne. Altbewährt! 


s Zahnfleisch einneiben 








wsoos | 















Florio Marsala — ein Spitzenver 
treter der jahrtausendealten Wein- | 
baukultur Sizilien. Vollmundig, 
würzig und gebaltvoll will er an- 
düchtig und in kleinen, prü- 
fenden Zügen genossen werden. 


FLORIO 


MARSALA 


viıno oı sıcıLıa 











AUS REICHER ÜBERLIEFERUNG 
DIE REIFE LEISTUNG 


QAusTRı® 


ZIGARREN ZIGARETTEN 
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@unde, harmonische Körper ia di Ziel enge 
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kleinen! —,Hah, Sie dürfen auch gerade von Recht 
sprechen!" schnarrte der Anwalt des Unterförsters, 
„Sie Heuchler! Unterschieben Sie vielleicht mir 
niedrige Beweggründe?” 

„Ja“, rief der andere, „wenn Sie es endlich wis- 
sen wollen! Ich kenne Sie gut genug, Sie alter 
„Blutsauger... Sie... Sie...” 

„Was sagen Sie da?” rief der Anwalt des Unter- 
försters, indem er auffuhr und seinem Kollegen 
eine knallende Ohrfeige gab, 

Der andere schlug mit seiner Mappe zurück, und 
einen Augenblick später befanden sich die bei- 
den Herren in einem wilden Handgemenge. In 
der Hitze des Kampfes stießen sie an das Richter- 
pult, so daß das Ei, das vor dem Richter lag, zu 
Boden rollte und zerbrach. 

„Da der Streitgegenstand vernichtet Ist, wird die 
Sache für aufgehoben erklärt”, verkündete er- 
leichtert der Richter. „Der Gerichtsdiener kann 
einen Scheuerlappen holen!” 


Wolle - Seide 
Modeneuheiten 


das führende Haus 
für Qualitätsstoffe 


DIERTEEICHITETFALL 


Jedesmal, wenn unser guter Geist ins Dorf ge- 
schickt wird, dies und das zu besorgen, schließt 
meine Frau die lange Reihe der Wünsche mit 
einem bestimmten, kräftigen: Aber nicht ver- 
gessen! Dann wird in mir eine komische Begeg- 
nung wachgerufen. 

Einem Haus für Gemütskranke galt unser Besuch. 
Unter Führung des Professors schauten wir Me- 
dizinstudenten meist erschüttert hinter manch bit- 
teres Geschick, das den Geist der Insassen ver- 
wirrt und verdunkelt. Wir hatten gerade das Zim- 
mer eines „leichten Falles” verlassen, als mich, 
den letzten der Besucher, der junge Mann mit 
flehender Gebärde zurückriof. 

„Darf ich Sie für einen Augenblick sprechen?” 
hub er ganz klar und vernünftig an. „Ich bin der 
Sohn eines Großindustriellen aus K., der vor eini- 


Tradition und Präzision finden ihre Verkörperung 
in den Erzeugnissen der 


ZEISS IKON AG. DRESDEN 


gen Jahren gestorben. Meine Mutter hat wieder 
geheiratet, und um über das gesamte Vermögen 
verfügen zu können, meine Unterbringung in 
diese Anstalt betrieben. Ärzte und Personal sind 
bestochen. Denn ich bin so vernünftig, wie alle, 
die draußen sind. Nun habe ich eine große Bitte. 
Hier diesen Brief an meinen Freund, den Rechts- 
anwalt B., brauchen Sie nur in den Kasten zu 
werfen. Dann kann der ganze Fall aufgerollt und 
ich aus diesem menschenunwürdigen Dasein be- 
freit werden. Bel allem, was Ihnen heilig ist, bitte 
ich um diesen Menschheitsdienst. Den Brief kön- 
nen Sie lesen, Ich habe ihn nicht geschlossen.” 
— Gerne versprach ich dem Jungen Mann Hilfe. 
Mit herzlichen Worten des Dankes begleitete er 
mich zur Tür. Im Fortgehen spürte ich auf einmal 
einen furchtbaren Tritt in die Rückenfortsetzung, 
wandte mich entsetzt um und sah das todernste 
Gesicht des „leichten Falles“, wie er mahnend 
den Finger hob; „Aber nicht vergessen!" H. St. 





- 


SCHUTT-MAHRE 





MÜNCHEN Löwengrube 23 


Bauernmarkt 5-7 


Kaffee Luitpold 
die behonnt gute Gafftätte Mündens 


Täglich nadjmittags-und abends 
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522 





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Gänsebraten, Entenbraten, Rehrücken und Kalbs 
haxen?” 

Die junge Verkäuferin lächelte: 

„Ach, das ist nur der Block, auf dem uns@re Kun. 
den neue Füllfederhalter ausprobieren.” ).H, R 


IO Nückel) 


* 


„Haben Sie schon gehört, daß unser Freund 
Franz für sein Stilleben den zweiten Wettbewerbs- 
preis erhalten hat? Siemüssen essich anschauen! 
un Lauter wunderbare, sehr appetitliche Dinge sind 
darauf, z. B. ein saftiger roher Schinken, verschie- 
dene Käse, eine reiche Wahl von Früchten, um- 
Ich kam in ein Münchner Paplerwarengeschäft. rahmt von einladenden Flaschen und Gläser mit 
Erstaunt betrachtete Ich einen beschriebenen Zet- Weinen..." 

te! auf dem Ladentisch „Was Sie nicht sagen! Muß der Mensch ein fabel- 
‚Was soll das?“ fragte ich und deutete aut haftes Gedächtnis haben!” H. K. 





Der Gebirgsjäger Schluiferer kam aus Norwegen 
auf Urlaub heim. In seine gellebte Tirolerheimat, 
und erzählte. 

Erzählte, wie die Leute da oben beim Polarlicht 
oft bis Mitternacht hinein noch im Freien lesen 
und schreiben. 

„Ja, ja”, sagte die Schlulfererbäurin nachdenklich, 
„so hat halt jedes Volk seine Sitten und Ge- 
bräuche, die man Ihm lassen soll.” H. Sch. 


* 


Grat Bobby las das Wiener Adreßbuch. 

Hin und wieder war er für Lektüre. 

Die Gräfin kam aufgeregt: 

„Bobbyl Das Neuestel Unsere Katze hat Junge 
gekriegtl” 

Graf Bobby nickte: 

„Schön! Schick Blumen!” I.H.R. 





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W. und Heinrich Hoffmann 


. 375 
. 375 Für die heiklen Fälle, wo es 
. 480 dorauf ankommt, sich ein 


unersetzliches Kleidungs- 
stück zu erhalten, muß 


heute Spectrol aufgespart 
werden. 































Erst die Front 
dann die Heimat 








Die Wolke über der Stadt‘ 


Der kluge Bürgermeister 


Von Stry zu Eulenburg 


Diese Geschichte trug sich tatsächlich vor nicht 
allzulanger Zeit in einem kleinen Dorf im Schwarz- 
wald zu. 

Zu dem, um das Wohl seiner Gemeinde äußerst 
besorgten und deshalb das unbeschränkte Ver- 
trauen aller genießenden Bürgermeister kam an 
einem Vormittag das alte Bäuerlein Ludwig Grill. 
Sein trauriger Blick, die tiefe Niedergeschlagen- 
heit, die aus allen seinen Bewegungen sprach, 
ließen den Bürgermeister sofort erraten, daß ein 
Hilfesuchender vor ihm stand und deshalb fragte 
er gleich im ermunternden Ton: „Nun, wo fehlt 
es heute, mein guter Grill?” 

„Hundert Mark sind mir gestohlen worden!” klagte 
ludwig Grill laut. 

„Hundert Mark? So einfach gestohlen? Hattest du 


La nuvola sopra la cittä 


IN 


> 


R 





denn das Geld nicht sicher aufbewahrt? Und 
kennst du den Dieb?” fragte der Bürgermeister. 
„Wenn ich den Dieb kennen würde, wäre ich 
nicht hier”, meinte das alte Bäuerlein fast elegisch. 
„Im übrigen war das Geld so gut versteckt, daß 
ich es einfach nicht verstehen kann, wie ein Frem- 
der es finden konnte.” 

„Versteckt?“ horchte der Bürgermeister auf. 
‚„Jal“ nickte Grill stolz. „Ich hatte die hundert 
Mark vergraben, ganz tief in meinem Garten ver- 
graben!” 

Der Bürgermeister holte tief Atem. 

„50,50 — ganz einfach vergraben. Und das sagst 
du auch noch, als ob das das Selbstverständlich- 
ste der Welt wäre.” 

Und die Stimme des Bürgermeisters wurde dro- 
hend laut: 

„Seltsam, daß es Immer wieder Leute gibt, die 
niemals begreifen lernen, daß Geld keine Ware 
zum Aufheben Ist, sondern ein Zahlungsmittel 


524 


fr. Bllek) 


Geld muß Immer arbeiten, Im Geschäft oder auf 
der Bank, aber darf niemals im alten Strumpf 
liegen oder gar In der Erde vergraben sein, wo 
es ganz sicher und doch nicht sicher Ist! Ja, und 
hernach, wenn das Geld nicht mehr im Strumpt 
oder in der Erde Ist, kommen die Geschädigten 
zu mir gelaufen und klagen und jammern! Liest 
du denn gar nie die Zeitung, Ludwig Grill?!” 
Das alte Bäuerlein war mit jedem neuen Wort 
des Bürgermeisters schuldbewußter zusammen- 
gesunken und stand zum Schluß so jämmerlich 
klein dort, daß sein Anblick auch wieder etwas 
Komisches hatte und der Bürgermeister lächeln 
mußte. 

„Reden wir also nicht mehr von deiner eigenen 
Schuld”, sagte der Bürgermeister, „sondern den- 
ken wir darüber nach, wie wir die verlorenen 
hundert Mark wiederbekommen können. Hast du 
denn gar keinen Verdacht, wer von dem Ver- 
steck in deinem Garten gewußt haben könnte?” 


Abgelegen 


(K. Heiligensiaedt) 








„Hier kann einen so leicht niemand überraschen,... selbst bei genauester Beschreibung!“ 


Fuor di mano: “Qui non si, puö venir sorprese cosl faciImente da nessuno ... nemmeno dietro la plü esatta descrizionel,, 


525 


Ludwig Grill zuckte die Achseln. „Eigentlich kann 
nur der Balser, mein Nachbar davon gewußt 
haben.” 

Der Bürgermeister überlegte. „So lange wir keinen 


Bewels haben, können wir deinen Nachbar nicht 
beschuldigen. Aber, halt —" Und das Gesicht des 
Bürgermeisters hellte sich auf, „ich habe eine 
Idee, lieber Grill. Noch heute, am besten sofort, 


Auf den Tod eines Kameraden 
Von Olf Weddy=Poenicke (im Felde) 


Kraufe hieß er; fchlicht und einfach Kraufe. 
Kraufe, der im Trommelfeuer fchlief. 
In Berlin-Neukölln war er zu Haufe . 
Geftern fchrieb ich feiner Frau den Brief. 





Keine Blume können wir dir brechen. 

Schneefturm fegt. Das Holzkreuz ift vereift. 
Und mir fprechen, wie Soldaten fprechen, 
Denn bier ift kein Dichter, der dich preift. 


Und du könnteft das auch kaum ertragen, 
Feierlicher Ernft lag dir ja nie. 

Und mir wollen auch nicht weiter klagen - 
Marx fpielt deine Lieblingsmelodie. 


Das Ift beffer als das Händefalten ... 

Trot der Trauer, Menfch, die in uns ftecht, 
Kann Ich dir doch keinen Nachruf halten, 
Der nach Moder und nach Tränen fchmeckt. 


Weißt du noch, wie wir in Frankreich ftanden? 
Abbeville, Dünkirchen und Calais? 

Und wie wir die fünfzig Tommies fanden - 
Whiskyefelig und im Negliget 


Weißt du noch, wie wir uns einmal Aritten? 
Eine Zigarette war der Grund. 

Menich, wir beide waren abgefchnitten; 
Durftig, hungrig -, völlig auf dem Hundt 


Keiner wollte fie dem andern nehmen. 

Jeder Iprach: »Behalte fie für Dich!« 

Kaum imftand, die Rauchgier zu bezähmen - 
Und dann teilten wir fie brüderlich. 


Weißt du noch, wie jener Ruffenpanzer 
Nachts durch unfer Zelt geraffelt kam, 
Und wie ihn ein wildverftörter Landfer 
Mit der Knarre unter Feuer nahm? 


Immer machteft du die tollften Sachen. 


Immer mwarft eo du, der »vorwärts« rich. 


Und ich höre noch dein letstes Lachen -: 
»Menfch, wenn das nicht fchiel gehtll« - 


In Goslar - ı Munlclplo di Goslar 


Es sing fchlef... 


wirst du zu deinem Nachbar Balser gehen und 
ihm folgendes sagen: Lieber Balser, ich brauche 
deinen Rat als Freund. Ich habe tausend Mark, 
die Ich sicher aufheben möchte, Ich habe schon 
ein Versteck, wo ich bereits hundert Mark liegen 
habe —, wo, das geht dich nichts an. Nur möchte 
ich jetzt von dir wissen, ob du es für ratsam 
hältst, daß ich das Geld überhaupt verstecke?” 
„Ich habe Ja gar keine tausend Mark und außer- 
‚dem, wenn ich sie hätte, würde ich sie niemals 
mehr dort vergraben, wo mir die hundert Mark 
gestohlen worden sindl“ widersprach das alte 
Bäuerlein sofort. 

„Du verstehst wahrscheinlich meinen Plan noch 
nicht”, antwortete der Bürgermeister ruhig. „Aber 
führe nur ruhlg alles so durch, wie ich es dir ge- 
sagt habe, Und verrate auf keinen Fall dem 
Balser, daß du den Verlust der hundert Mark be- 
reits bemerkt hast! Hörst du, das darfst du unter 
keinen Umständen!” 

Ludwig Grill nickte. Und ging dann zu seinem 
Nachbar. 

Am nächsten Tag kam dann der Bürgermeister 
zu dem Immer noch unglücklichen Bäuerlein. Ge- 
meinsam gingen sie In den Garten und gruben 
‚die Erde dort wieder auf, wo Ludwig Grill hundert 
Mark versteckt und nicht wieder gefunden hatte. 
Und siehe da: Nun lagen plötzlich die schon ver- 
loren geglaubten hundert Mark wieder an ihrer 
alten Stelle. 

Das alte Bäuerlein hatte Freudentränen In den 
Augen. Und allmählich verstand es auch, warum 
Ihm der kluge Bürgermeister den Rat gegeben 
hatte, zu seinem Nachbar zu gehen, der in der 
Hoffnung, tausend Mark zu finden, rasch die ge- 
stohlenen hundert Mark zurückgebracht hatte. 


(Wilhelm Schulz) 





Warnung - Monito 


= 


(H. Lehmann) 





„Und det sag ick dir, Lotte: laß dir verehren, aber laß dir nischt verehren!“* 


“E te lo dico, Loffe: Lasclati pur corteggiare, ma non lasciarti regolare nulla!,, 


IM GARTEN DER KÖNIGIN 


VON BASTIAN MULLER 


Jens kam aus Calabrien. Eine Carozza fuhr ihn 
die Straße hinauf nach Anacapri, vorbei an der 
Madonna von Michele. Der Kerzenglanz beleuch- 
tete Ihr lächelndes Gesicht, Sie schien Jens be- 
grüßend zuzunicken. 

Die erste Nacht schlief er wie ein Toter. Nur beim 
Einschlafen war es ihm, als stünde er noch auf 
der Gemüsebarke, die Ihn von Neapel nach 
Capri brachte. Die Wellen des blauen Golfes 
wiegten ihn in den Schlaf. Am Morgen erwachte 
— „£s ist nicht Ca- 
r leise vor sich hin, „aber es ist 








doch Italien.“ 
Er ging dann, noch vor dem Frühstück, hinunter 
auf die Straße, die unter grünen Platanen nach 
Caprile führt, und er kam von der Straße ab, und 
stieg zwischen Weingärten hinunter zur Punta 
Migliera; doch ganz bis zum Westkap der Insel 
kam er nicht, sein Magen knurrte vor Hunger. 

Auf dem Rückweg alles: die blendend weißen 
Zinnen über dunklen Zypressen und schwarzen 
Pinien, eine Palme fächelte in den Morgen. Die 
weiße Mauer, die das ganze umschließt, sah er 
erst, als er fast davor stand. Esmußte ein schöner 
Park sein, der sich hier schweigend verbarg. Die 
Märzsonne brannte heiß. Sehnslichtig schaute Jens 
in die schattige Kühle des Gartens.. Aus einem 
Bauernhaus klang der monotone Gesang eines 
Mädchens, Leise klirtten die Bambusstäbchen vor 
einer Tür. Es war die Brise vom Meer, die den 











Verlag und Druck 
Yerantwonit schalte 





Vorhang und die Mädchenstimme so leise we- 
hen ließ, 

Als der heiße Tag hinter dem Monte Solare ins 
Meer sank, ging Jens wieder hinaus. Er fand die 
Mauer, die unverändert den Park umschloß. Aber 
nun, im Abendlicht, das mit langen Schatten durch 
den Olivenwald drang, sah er, daß die Mauer 
alt war, der Putz schäbig. Jens setzte die Fuß- 
spitze zwischen die Steine und schwang sich auf 
die Mauer. 

Rote Ziegelwege hatte der Park. Jens ließ seine 
Beine von der Mauer baumeln, die Augen such- 
ten das Dunkel der Zypressen zu durchdringen; 
sie erspähten eine Bank, die unter den schwar- 
zen Schlmmen zweier Pinien stand, Er blickte zur 
Villa hinüber, kein Lichtschein webte sich durch 
das Geäst der Bäume. Die Besitzer schienen 
nicht da zu sein. 

Langsam ließ er sich In den Garten gleiten. Seine 
Schritte klangen gedämpft auf den roten We 
Er ging zu der erspähten Bank und setzte sich 
hin. Von hier sah er über den silbrigen Oliven- 
hain auf das Meer. Fern im Abenddunst vermähl- 
ten sich Wasser und Himmel, beide dunkelblau, 
Von der Bank aus sah Jens nach Norden. Und wie 
die Nacht aus dem Meer stieg, wurde er traurig. 
Gern wäre er nach Norden gefahren. Damals, als 
Kind, hatte er auf den grünen Wiesen des Nie- 
ins gespielt. Ein Windmühlenhügel war d 








Tummelplatz und Tilde, die Gefährtin, konnte 












den Müller so geschickt um Butterbirnen bitten. 
Wie gerne hätte er Tilde von diesem Park eı- 
zählt, aber die Ferien reichten nicht aus, In die 
Heimat zu fahren. 

Er stieg zurück über die Mauer und ging zum 
‚Abendessen. „Wem gehört eigentlich diese Villa 
beim Ollvenwald?“ fragte die Wirtin. 

„O questal Ist sie nicht schön? Sie gehört der 
Königin von Schweden“, sagte Signora Filomena, 
stolz über die Nähe des königlichen Hauses. 
Ja", meinte Jens, „sie Ist schön.” Er drehte seine 
Spaghetti um die Gabel, aß schweigend und 
mußte nun an die Königin denken. Gleich nach 
dem Essen sagte er „Buona notte” und ging hin- 
aus in den Abend, Die Sterne standen klar über 
der Insel und dem Meer. Die steile Küste her- 
auf drang das Rauschen der Brandung. Jens 
schlenderte ziellos durch die Weingärten, ganz 
von selber führte ihn der Weg zur weißen Villa. 
Sinnend stand er einen Augenblick, dann stieg er 
über die Mauer des Parkes. Zwei Katzen husch- 
ten In das Dunkel der Büsche, 

Wieder saß er auf der Bank, Aus den Oliven 
wehte ein Wispern der silbrigen Blätter. Ganz 
in der Nähe mußte ein Mimosenstrauch blühen; 
der Duft der gelben Blüten zog durch die Nacht. 
— „Sie wird blonde Haare haben” dachte Jens, 
„Ihre Haut Ist rosig. Aufrecht und kühl wird sie 
Über die Wege dieses Parkes gehen.” Seine 
Augen glänzten in einer traumhaften Sehnsucht. 
„Allabendlich werden wir auf der Terrasse der 
Funiculare auf und ab wandeln. Nach dem Essen 
sitzen wir dann hier auf der Bank und warten, 
bis der letzte rote Schimmer der versunkenen 
Sonne verblichen ist, und das Meer sich zu 
nächtlichem Schwarz glätte. — Ob es lange 
dauert, bis sie mich liebt? Sie wird dann mit Ihren 
grauen Augen in den dunklen Nachthimmel 
schauen.” — 

Die Sehnsucht würgte ihm im Halse, Mit schlaffen 
Gliedern stand Jens auf und ging nach Hause. 
In der Nacht träumte er von blonden Haaren, von 
grünen Wiesen, die sich weit über das Land zie- 
hen und die Flüsse begleiten. Und er hielt eine 
Hand, die sich willig in selne schmiegte. In sei- 
nen Daumenballen drückte sich etwas Hartes, ver- 
wundert sah er nach: es war ihr Ring; ein ge- 
kröntes ‚$’ leuchtete aus dem Gold, „Ich komme 
dir entgegen, komme zum Norden“, rief er Im 
Traum; dabei erwachte er, erschrak Über den 
nächtlichen Klang seiner Stimme, der noch im 
Zimmer zitterte. Er horchte In die Nacht, schwarz 
und mit gleißenden Sternen wölbte sie sich über 
der Insel, Er mochte nicht weiter schlafen, hatte 
Angst vor den Träumen; vor dem blonden Haar 
und der Kühle, Aber er dachte an die ferne 
Landschaft, an die bewaldeten Berge und die 
heimischen Häuser mit ihren spitzen Giebeln. 
Langsam erblühte der Morgen. Das Schwarz ver- 
blaßte, wurde grau, blau, und eine Röte koste 
über die Gärten und Berge, Am liebsten wäre er 
aufgestanden und zum Garten hinuntergeschlen- 
dert; aber das hatte ja doch keinen Zweck: die 
Fensterläden starrten noch blind in den Park, Er 
lag steif da und erste Sonnenkringel tanzten über 
die grauen Marmorfliesen des weißen Zimmers. 
Von draußen wehte der Duft reifer Orangen. 
Beim Frühstück schaute er die Wirtin prüfend an; 
nein, sie konnte keine Ahnung von seiner Liebe 
haben. So konnte er sie fragen: „Wann kommt 
die Königin, im Winter oder im Frühling?” 
„Die?“ sagte Signors Filomena ganz erstaunt; 
aber dann sank ihre Stimme zur tiefen Trauer: 
„Sie ist lange tot. Sie ist als alte Frau gestorben; 
In ihren letzten Jahren lebte sie einsam in dem 
weißen Hause und dem dunklen Garten. Mag 
sein, daß sie in Schweden begraben liegt; ich 
weiß es nicht so genau.” 

„Ist tot", wiederholte Jens ganz tonlos. 
Während des Tages versuchte er zu vergessen. 
Er tröstete sich damit, daß doch alles möglich 
gewesen. Doch beim Abendspaziergang kam er 
wleder an der weißen Mauer vorbei. Er lächelte 
ein wenig, als er über die Mauer stieg und zu 
der Bank ging. Eigentlich hatte er ja in dem ver- 
lassenen Park nichts mehr zu suchen. Aber es 
war doch schön, so auf der Bank sitzen und 
ringsum auf das Meer zu schauen, Im Westen ver- 
mählte sich die Sonne mit dem Horizont. Der 
glühende Ball versank. Ein goldener Himmel um- 
wölbte das Meer. Silbern summte der Oliven- 
wald in den kühlen Abend. 




















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Josef und Britannia 


(E. Thöny) 











u, 7ART 
v7 A; 
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HE u ;, 
; BETT RO 


„Du mußt nicht so viel fordern, lieber Josef, du weißt doch, daß ich nur platonisch liebe!“ 
Giuseppe e Britannia: ‘Caro Giuseppe, non devi esigere tanto; sal bene ch’ Io amo solo platonicamente!,, 


528 


München, 19. August 1942 . k 
47. Jahrgang / Nummer 34 30 Pfennig 


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Schwierige Bergpartie 


(E. Thöny) 





Ka 


„Wenn er abstürzt, machen wir zwei eine leichtere Partie!“ 





Difficile salita in montagna: ‘‘S’ egli precipita, noi due facciamo un! escurslone plö facile!,, 


Donaumünster 





{R. v. Hoorschelmann) 














2 


BER. 





BELEIDIGUNG DURCH EINE KUH 


Vor ein paar Jahren. Es war Sonntag. Meine Bade- 
frau — das ist die Frau, die mit mir zum Baden 
geht — und ich, wir stehen nun endlich am 
Strand. Nicht im Sand der Ostsee, sondern auf 
dem kanonenkugelgroßen Gestein eines ober- 
bayerischen Gebirgswelhers, 

Trotzdem Ist es ein halb verbotener Strand. Denn 


KONSULTATION 


Zu der Madonna im Rofenhag 
kam die »Jungfer im Grünen«: 
»Daß ich heimlicher Liebe pflag 
- wie kann ich's fühnen? 


War fo zierlich und himmelblau, 

ganz in Schleier verfponnen. 

Jetst ift mein Bäuchlein prall und grau 
- und alles zerronnen!« 


Da hat die Mutter Gottes gelacht: 
»Wer wird denn heulen und klagen! 
Haft es halt fo wie ich gemacht 

und mußt’s nun tragen. 


Silberflüglig kommt's angereift, 
wenn man fich fehnt, dummes Trinchen. 
Nur - bei mir war's der heilige Geift, 
beidir ein Bienchen!« 

Ratatöskr 


wir sind über einen Kuhzaun geklettert. Einen 
Zaun, der den Kühen das Schwimmbad verwehrt 
und dicht am steinigen Ufer entlang zieht. 
Meine Badefrau entkleidet sich im Busch, ich am 
Zaun und hänge Lederhose, Joppe, Strümpfe und 
was sonst ein Mann im Sommer anhat, an die 
Zaunbalken als Sonnenschirm. Die Stiefel nur stan- 
den abseits. Sie waren mitten in eine riesige 
grüne Kuhhinterlassenschaft getappt. Was Glück 
bedeuten soll 

Meine Nixe badet bereits und lockt mich zu sich 
in den See. Badende Nixen sind immer etwas 
Anziehendes. Wer folgte nicht gern ihrem Locken? 
Wir schwimmen und lachen... Bis diese Nixe 
mit einem Schrei des Entsetzens mich am Arm 
packt. Zetermordio schreit .sie. Und deutet 
ans Ufer, 

Dort steht hinterm Zaun eine Kuh und zieht lang- 
sam, aber zielbewußt, anscheinend sogar mit Ge- 
nuß, meine kleine, seidene, weiße — Unterhose 
in ihr breites, gleriges Maul. 

Der Weg ist weit und die Steine sind hart, kost- 
bare Sekunden verrinnen. Jetzt noch über den 
Zaun; denn die Kuh hat sich mittlerweile käuend 
getrollt, Dann Ist sie, wie auf unser Schreien hin, 
stehen geblieben, hat sich umgedreht und blickt, 
verständnislos für soviel Lärm, auf mich. 

Wie ich näherspringe, schiebt sie den Unterkiefer 
vor, aus dem noch ein kurzes weißes Hosenbein 
hängt und — verächtlich, als wär’ sie Besseres 
gewöhnt — spuckt sie die Beute wieder aus! So 
froh ich war — das Verächtliche daran hat mich 
geärgert. Diese Überlegene Ruhe des Landes ge- 
genüber dem zappelnden Großstädter, Beleidigend 


530 


war diese Maulbewegung, dieses Kühle, Souveränel 
Immerhin: die Schuhe hatten recht orakelt. Die 
Hose war nicht verloren. Im See gewaschen und 
auf den Steinen getrocknet, umhüllte sie wieder, 
wozu sie geschaffen. Nur mit ein paar Bißlöchern, 
kleinen harmlosen Bißlöchern. Zur Erinnerung an 
die Beleidigung durch eine Kuh. Georg Denkl 


SOMMERGEFUHL 


Kurzer Sommer, glühender, bleib! Dein Anhauch 
Zwar verdrießtdas Ängftliche Gras. Das Korn doch 
Liebt dich, der fich rötende Wein. Die Grille 
Singt dir ein Loblicd, 


Und die Lerche, die in das Blaue klettert, 
Tut es trillernd, dir zu gefallen, und der 
Wilde Klatfehmohn hat eine Blüte wie ein 
Feuriger Juhfchrei. 


In den kühlen, glänzenden Nächten richtet 

Sich das grüne Gras wieder auf. Die Schneche 
Wandert durch das taunaffe Feld und fieht nicht 
Oben die Sterne: 


Ihren Fühlern find fie entrückt. Sie kriecht, und 
Fürchtet, tie die Kröte im fchwarzen Hohliweg, 
Wie der Salamander im Sumpf den füßen, 
Rofigen Morgen. 

Georg Britting 


Himmlisches und Irdisches_ (I) 








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Men, 96: 
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Ar Nr ® NW EZ as EN, BETZ De 


„Hallo, Adam, Vitamin B!* 


531 


(Karl Arnold) 


1A 


) 
FIR 


Ja 





(Erich Schilling) 


Versprechen und Halten 





„Und dabei hat mir Churchill Flugzeuge versprochen!“ 


„Jaja, Väterchen Stalin, was der Engländer verspricht, das behält er!“ 
Promettere e mantenere: "E per giunta Churchill mi promise dei velivoli!,, — “Eh glä gid, babbuccio Stalin; I" Inglese mantiene ciö che promettel,, 


532 


PETERS FERIENBRIEF 


VON ERIC RUDENBERG 


Liebe Tuttal 


Am Samstagabend kamen wir wohlbehalten in 
Billerö an. Aber ich muß sagen: ein elenderes 
Nest gibt es in der ganzen Welt nicht mehr! Weder 
Kino, Fußballplatz noch sonst welche vernünfti- 
gen Einrichtungen sind hier! 

Ja, da kannst Du sehen, was Du angerichtet hast! 
Denn nur Dir haben wir — Ole, Pelle und ich — 
es zu verdanken, daß Vater uns in diese Einöde 
geschickt hat! Weil Du ihm natürlich petztest, daß 
wir uns vor lauter Freude über die Ferien mit 
Schulbüchern warfen. Na, reden wir nicht mehr 
darüber, denn wir sind großzügig, Und die Ver- 
zeihung, um die Du uns gebeten, sei Dir gewährt. 
Doch wehe Dir, falls es Dich noch einmal ge- 
lüsten sollte! Dann gnade Dir, dann setzt es was! 
Jetzt aber sollst Du hören, wle wir trotz allem 
großartig viel Spaß gehabt haben, 

Der Sonntag fing sterbenslangweilig an. Wir spa- 
zierten artig umher und .-starrten Löcher in die 
Luft, Doch wurde das bald langweilig, wie Du 
verstehen wirst. So gingen wir ein bißchen in 
den Stall und machten die Kühe los. Onkel drohte 
zwar der Schlag zu treffen, als er es sah. Da 
machte Pelle den Versuch, auf dem Stier zu reiten. 
Aber der machte so wilde Sprünge, daß Pelle, 
ehe er sichs versah, Im hohen Bogen kopfüber In 
die Tränke plumpste. Onkel schimpfte — es war 
sehr interessant — und erklärte dann, daß wir 
sofort nach Hause reisen sollten. 

Aus der Reise wurde natürlich nichts. Doch meinte 
Onkel, Strafe müsse sein. Und wir bekamen 
schwarzen Kaffee zum Frühstück. 

Nach dem Mittagessen gingen Tante und Onkel 
fort. Gaben aber vorher Lars, dem Großknecht, 
den Auftrag, Ja gut auf uns acht zu geben. Doch 
da auch Lars begeisterter Sportler ist, wur- 
den wir bald dicke Freunde. So durften wir nun 
erst recht tun und lassen was wir wollten. 

Ole, der vor lauter Ubermut gar nicht zu bän- 
digen war, jagte dem Küchenmädchen einen 
Todesschrecken ein, Er zog sich ein weißes Laken 
über und sprang dem Mädchen, als es uns den 
Kaffee brachte, mit wildem Indianergeheul ent- 
gegen. Vor lauter Entsetzen ließ es das Geschirr 
fallen — wobei es leider auch noch so unge- 
schickt war, sich den Fuß zu verbrühen. Später 
strich Pelle Marmelade auf das Wurstbrot — na- 
türlich nicht auf das seine — während ich ihm 
heimlich Senf In den Tee tat. Davon wurde ihm 
ganz sonderlich zumute. Denn plötzlich erlitt er 
einen Tobsuchtsanfall, fiel über mich her und ver- 
setzte mir einen Kinnhaken. Ich ging jedoch gleich 
in den Clinch und schlug ihn bereits in der ersten 
Runde k.o. 

Alsdann kam Ole auf die Idee, der Katze den 
Schnurrbart zu stutzen und sie zu rasieren, Wir 
stimmten natürlich freudig zu. Pelle seifte sie ein, 
und Ich sollte rasieren. Aber dazu kam es gar 
nicht erst, Die Katze sträubte sich mit allen Kräf- 
ten, zerkratzte mir die Hände und entwischte 
durchs Fenster. 

Da meinte Pelle, daß wir besser Zirkus spielen 
sollten. Ein Mordsspaß, sag ich Dir! Ich sollte die 
Zirkusreiterin darstellen und sollte stehend auf 
dem Pferde reiten! Pelle dagegen sollte den 
Clown mimen und Ole den Tierbändiger mache: 
Darauf zog ich eines von Tantens Sonntagsklei- 
dern an und Ole Onkels Pyjama. 

Und dann holten wir die Tiere herbei. 

Das Schwein lief auf dem Hof umher und fraß 
behaglich grunzend aus seinem Trog. Doch als 
wir es aufzäumen wollten, machte es plötzlich 
eine Jähe Kehrtwendung und lief zum Tor hinaus 
auf die Landstraße. Wir setzten ihm sofort nach 
und eine tolle Hatz begann. Aber wir erreichten 
es nicht. Plötzlich bog es vom Wege ab, schlüpfte 
durch einen Staketenzaun und verschwand in 
einem Wohnhaus. Wir hielten ein, um abzuwarten, 








was es in dem Hause anstellen würde. Es dauerte 
auch gar nicht lange, da erschien es wieder in 
der Tür und sprang zur angrenzenden Veranda 
hinüber, wo auf einmal ein großer Tumult ent- 
stand. 

Ole eilte dem Schwein nach. Und wir anderen 
liefen hinterdrein. Dem Schwein wurde der Aus- 
flug ungemütlich und es hielt sich unter dem Tisch 
versteckt. Ole jagte darauf zu, glitt aber aus und 
fiel auf die Nase und rollte gleichfalls der Länge 
nach unter den Tisch. Ein heftiger Kampf ent- 
spann sich zwischen beiden, der die Zuschauer 
in atemlose Spannung versetzte. 

Leider war unter den Zuschauern auch der Gen- 
darm des Ortes. Vergebens versuchte Pelle ihm 
zu erklären, daß wir doch nur Zirkus gespielt hät- 
ten und nur das Schwein der Spielverderber sel. 
Der Hüter der Ordnung verstand keinen Spaß. Er 
schimpfte und tobte und drohte, uns samt dem 
Schwein auf der Stelle ins Spritzenhaus zu sperren. 
Mittlerweile hatte Ole die Pyjamahosen verloren 
und das Schwein verfing sich mit seinem Rüssel 
darin. Das sah sehr komisch aus. Alle lachten. Ole 


Erster Klasse - Prima Classe 


aber glaubte, man lache über ihn. Er wurde 
ärgerlich und ließ das Schwein los, das er ge- 
rade so gut am Schwänze hatte. Es tat daraufhin 
einen großen Satz und schlüpfte zur Tür hinaus. 
Erst am Tage darauf fing man es wieder ein. 
Um das Unglück aber vollzumachen, war es aus- 
gerechnet Tantes bestes Kleid, das ich erwischt 
hatte. So daß Onkel, als er von der Geschichte 
hörte, mich in den höchsten Tönen anbrüllte. Du 
kannst es glauben: die Fensterscheiben klirrten. 
Er meinte, das Kleid sei nicht mehr zu gebrauchen, 
weil das Schwein es zertreten habe. Ich bin Ja 
der ‚Meinung, wenn man den Dreck ein bißchen 
rausreibt, geht es wieder. Aber nach meiner 
Meinung wird Ja leider nicht gefragt! 
Wir kommen morgen nach Hause zurück, Onkel 
sagte, er würde zuvor mit Vater telephonieren. 
Sag Mutter man, daß wir ganz manlerlich sein 
werden, wenn wir bloß wieder daheim sein dür- 
fen! Wie üblich kriegen wir wohl unsere Keile. 
Aber das macht gar nichts, Wenn wir nur schon 
von hier weg kommen. 
Aber verrätst Du Vater und Mutter auch nur eine 
Silbe von dem, was ich Dir hier anvertraut habe, 
dann — wie gesagt — gnade Dir, liebes Schwester- 
chen, dann setzt es was! Denke stets daran. 
Dein lieber Bruder Peter 
(Aus dem Schwedischen von Valborg Rietig) 


(©. Sturtzkopf) 











„Besetzt! Wir sind bereits zu acht, sehen Sie denn det nich, Sie Plebs Sie?! 
“Occupato! Siamo giä in otlo! Non lo vedete, plebeaccio?!,, 


533 


i Freizeit 


(K. Heillgenstaedt) 





# 
Zu ia ER ur 


„Wir müssen heim, Edith, dein Paul wollte doch vorbeikommen!“ 
„Ich denke gar nicht daran, ich habe heute Ruhetag!“ = 


Tempo di libertä: '"Dobbiamo rincasare, Edith; il tuo Paolo voleva pur passare da te!,, 
“Non ci penso nemmeno; oggi & glorno di riposo!,, 


534 


Die Kunstreiterin 


0. Hogenbarth) 





„Allez, allez, Ludmilla —— — zum Donnerweiter, Käthe, häng nicht 


auf dem Pferd wie 'n Appel, der nich weit vom Roß fällt!" 


Christina wird erwachsen 


Von Ramön Gömez de la Serna 


Christinita war ihren Eltern stets reizend, kindlich 
und ihren zwölf Jahren entsprechend erschienen. 
An jenem Tag aber waren sie überrascht, daß 
das Kindliche in ihr zu etwas Fremden geworden 
war, Sie wollten eben ins Theater gehen, und in 
dem Augenblick vor dem Verlassen des Hauses, 
als sie sich fertig angezogen In der Diele trafen 
und sich fragten, ob man das Opernglas auch 
nicht vergessen habe, wurde die Mutter auf Chri- 
stinita aufmerksam und fragte sie: „Was hasi du 
denn?” 

„Nichts“, gab das Kind zur Antwort. 

Die Mutter betrachtete sie Jedoch weiter erstaunt, 
Was war mit Christinita? Etwas in ihrem Gesicht 
machte es trübe oder betonte es oder warf un- 
heilvolle Schatten darauf. Die Durchsichtigkeit, 
alles was es an Zartheit darin gab, jener weiße 
blanke Glanz, den die Japaner Pagodita nennen, 
war verschwunden. Der Mutter kam der Gedanke, 
ob das Etwas vielleicht der Nebel sei, den eine 
kommende Krankheit um ein Antlitz hüllt, und 
drang weiter in sie: „Was hast du nur?... Du hast 
etwas...“ 

Daraufhin betrachtete auch der Vater seine Toch- 
ter. „Was findest du nur an ihr?” fragte er die 
Mutter. 

Die Mutter zögerte: ‘Nun... vielleicht täusch ich 
mich.” 

Christinita beklagte sich; „Was ihr nur immer 
habtl... Ich bin vollkommen gesund... Mir fehlt 
nichts.” 

Der Vater sah sie genauer an. Jetzt bemerkte er 
auch etwas ... Hartes an ihr. Aber was war es? 
Er vermochte es nicht zu sagen. „Zeig' mal deine 
Zungel” Sie streckte ihr Schweinezünglein her- 
aus; es war rot wie eine Erdbeere. „Nein... die 
ist rot wie eine Pfefferschote. Laß mal deinen 
Puls fühlen.” 

Christinita kam näher. Er nahm ihre Hand, be- 
fühlte aufmerksam ihren Puls. Alle verharrten 
einige Augenblicke lang schweigend, und man 
konnte die Taschenuhr ticken hören, die der Vater 
zu Rate zog, ganz Auge für den Sekundenzeiger, 


der, nervös und pausenlos, nur diesem Zwecke 
zu dienen schien, dem Pulsnehmen nämlich. So 
verharrte er, bis das Geheimnis, welches nur der 
kennt, der den Puls nimmt, durch die optimisti- 
sche Gebärde aufgeklärt wurde, mit welcher der 
Vater die Uhr wieder einsteckte und sagte: 
„Nichts... Ein Puls genau wie die Uhr.” 

„Trotzdem, etwas ist mit Christina los, etwas ist 
anders als sonst... sieh sie dir nur genau anl” 
meinte die Mutter, wobei sie sie betont Christina 
nannte, nicht mehr mit dem Kosenamen Christinita. 
„Ich finde es auch; aber ich weiß nicht, was es ist.” 
Christina senkte die Lider und zupfte an ihrer 








Schürze. Sie sah ängstlich und eingeschüchtert 
aus, und als ob sie schauspielerte. Sie wünschte, 
die Eltern möchten jetzt endlich gehen. Vor allem 
drehte sie dem Ankleidespiegel den Rücken zu; 
sie fürchtete sich vor ihm, denn die Spiegel zei- 
gen, wenn man auch glaubt, sie würden die Ge- 
stalten so zeigen, wie sie sind, eher das Ge- 
spenst oder die Gespenster der Betreffenden, 
wobei sie alles offenbaren, 

Das verängstigte Kind hatte seinen Eltern etwas 
Schwerwiegendes enthüllt. Sie errieten es, be- 
griffen es aber nur langsam, Christina ging unter- 
dessen die Treppe hinauf, wie um etwas zu 
suchen, aber in der Haltung von jemanden, der 
etwas verbergen will — wie ein Kind, das nicht 
länger mehr seine Tränen zurückhalten kann und 
in sein Zimmer läuft, um sich auf das Bett zu 
werfen und auszuweinen. 

„Bleib jetzt hier!“ sagte der Vater streng. Da 
brach sie in Tränen aus. Vater und Mutter stürz- 
ten auf sie zu, als hätte sie einen Herzkrampf 
bekommen. Was sie gesehen hatten, war zu un- 
heimlich und geheimnisvoll, Sie waren fassungs- 
los, „Aber was hast du nur, Christina? Sag es uns 
doch, du kannst es uns doch sagen... Hast du 
etwas zerbrochen und bist darüber erschrocken? 
Hast du Angst gehabt?... Du weißt doch, daß 
wir Verständnis haben ..,.” 

Christina hörte auf zu schluchzen, bedeckte das 
Gesicht mit ihren Händen — wie das Kinder tun, 
wenn sie aufhören zu weinen, und man glaubt, 
sie ersticken. „Gib doch Antwort... Du warst so 
blaß und eingefallen, mit glänzenden Augen, mit 
einem ganz sonderbaren Gesicht, und deshalb 
waren wir in Sorge.” 

„Ich habe nichts... ich habe nichts.” 

„Dann tu doch die Hände vom Gesicht!" sagte 
der Vater. Sie deckte das Gesicht, auf; es war 
voller Rußflecken. „Aber was ist denn das?“ rief 
die Mutter. „Wie hast du nur dein Gesicht so 
schmutzig machen können? Ach, jetzt weiß ich, 
was du hattest... Du hast dir die Augen mit 
Kohle gemalt... Wasch dich... Geh sofort und 
wasch dich ab..." 

Ganz still ging Christina hinaus. Die Eltern sahen 
sich bitter lächelnd und verblüfft an. Denn ihre 
Tochter (und das war's, was sie, ohne daß sie es 
wußten, so ernst gestimmt hatte) bereitete ihnen 
eine unliebsame Überraschung dadurch, daß sie 
— lange bevor sie es erwarteten — Weib ge- 
worden war: das war der Beginn der Untreue, 
der ewigen, des wilden, fordernden, niemals still- 
stehenden Lebens. 


(Aus dem Spanischen von Hans B. Wagensell) 


(0. Horti Im Felde) 





„Anuschka, so schöne dicke Läuse wie eben bei der Maruschka 
habe ich bei dir noch nicht gefunden!‘ 


““Annuccia, pidocchi si belli e pingui, quali or ora vidi dalla Mariuccia, non li frovai ancora da Ich, 


535 


DIESNTIRBENDIIGIESSIEEIFE 


VON PETER REIMANN 


Es war ein Sommer wie wenige, der da aufs Land 
brannte. Sogar zwischen die Runzeln der Gıoß- 
multer Lucrezia setzte er sich, wo die Alte das 
Haus doch nur verließ, um -Maismehl, Ol und Brot 
zu besorgen; er gerbte ihr die stubenfahle Haut, 
den Falten zu noch dunkler als auf den glatten 
Flächen, und jeder Schweißtropfen machte sie 
brauner. Die Sonne hatte eine unheimliche Kraft! 
Die Fischer liefen herum mit Gesichtern und Armen, 
daß sie schwärzer nicht mehr gingen, und die 
Kinder standen ihnen um weniges nach, Nur die 
Häuser, hinter deren dunklem Gestein winters 
bleichgesichtige Menschen geschlafen, prangten 
jetzt hell, blendend hell vor so viel Bräune; ihnen 
konnte die Sonne keine Spur anhaben, sie konnte 
sie höchstens neu und schön In grelle Weißglut 
tauchen, Und nut, bis die Nacht kam. Denn, als 
aus dem durchsichtigen Grün des Sees mit den 
vom Grund emporzischenden Blasen, die den An- 
schein gaben, als wolle das Wasser zu brodeln 
beginnen — heiliger Himmel, so heiß war es! — 
ein tiefes Schwarz hervorgegangen war, das un- 
befriedigt unter der Mole gluckste — als die Berge 
sich über den ganzen Himmel hinweg die finste- 
ren Häupter entgegenstreckten wie zu einem 
Raunen, da waren die Häuser nicht mehr zu unter- 
scheiden in so viel Schwärze — während die 
Menschen noch unter den kargen Lichtern zwi- 
schen ihren vier Wänden die Farbe auf der Haut 
trugen, die ihnen der sommerliche Tag gegeben. 
Es war ein Sommer wie wenige. 

Tags diese Hitze, nachts nicht minder. Die Groß- 
mutter suchte nach Jedem ihrer trippelnden Schritte 
nach dem großen, roten Schnupftuch; es war so 
naß, wie es beim ärgsten Schnupfenwetter nie 
gewesen 

Ein Unheil, eine Strafe, vielleicht war Gott dem 
unehrlichen Treiben der Menschen des Dorfes auf 
die Spur gekommen; ein jeder hatte nämlich 
etwas auf dem Kerbholz und wähnte sich an 


dem glühenden Verhängnis schuldig, wenigstens 
zu einem kleinen Teil, Es wimmelte von Sündern, 
und der Sommer war wirklich von einem zürnenden 
Gott gemacht, gewitterlos, regenlos, wie er war. 
Die Alten konnten sich entsinnen, daß einst, als 
sie das Haus am Steg erbauten, in dem jetzt 
Giullo seine Wirtschaft führte, ein ähnlicher Som- 
mer gewesen war. Damals hatten sie Brandellis, 
des Maurers, leblosen Körper nach Hause tragen 
müssen, denn die Sonne hatte ihn direkt mit ihrem 
feurigen Finger vor die Stirn getippt, als er da 
auf seinem Gerüst gestanden. Und eine der Kühe 
des Paoletto war wohl wahnsinnig geworden von 
der Hitze: sie hatte plötzlich begonnen, sich um 
sich selbst zu drehen, bis man sie barmherzig 
hatte schlachten müssen. Und die grauen Ge- 
sichter der Häuser waren tags weißglühend ge- 
wesen wie jetzt, und die Menschenantlitze so 
braun wie das verbrannte Brot des Bäckers Andrea, 
damals, als er an Liebeskummer erkrankt. Heiliger 
Himmel, so heiß war es gewesen, und so auch 
dieses Mal wieder. 

Einige Sommergäste verließen das Dort eher, als 
sie sich vorgenommen, andere verkrochen sich 
in ihre Häuser; wer sie zu besuchen gedachte, 
mußte in die Keller hinabsteigen. 

Trotzdem kamen zwei neue Sommergäste an. Es 
war ein Junges Ehepaar, das sich vor dem glühen- 
den Sommer nicht fürchtete; nein, es kam mitten 
in die Hitze hinein; die jungen Leute schienen 
sich nichts aus ihr zu machen, Gott, obwohl sie 
selbst den ganzen Tag die Taschentücher über 
der Stirn hatten! 

Es gibt seltsame Menschen — Sommergäste sind 
oft die seltsamsten unter Ihnen. 

Der junge Mann übte einen ungewöhnlichen Be- 
ruf aus, Meteorologe nannte er sich, und er wolle 
im Dorf studieren, sagte der Wirt am Steg, bei 
dem er wohnte mit seiner jungen Frau. Und diese 
trug eine dunkle Brille, die sie erst am Abend 


abnahm, und da konnte man sehen, was sie für 
schöne, hellgrüne Augen darunter hatte, 
Meteorologe, was das wohl sel, fragte man den 
Wirt. Aber der konnte wohl mit Wein zu Diensten 
sein, jedoch nicht mit gelehrten Auskünften. 
Meteorologe, was das wohl bedeute, fragte man 
den Pfarrer. Oh, der wußte es schon, aber er er- 
klärte es mit Worten, die so fremd klangen, wie 
man sie von ihm von der Kanzel her nicht ge- 
wohnt war: vielleicht war er seiner Sache doch 
nicht so ganz sicher und suchte nun Zuflucht in 
zweifelhaften Worten, eben solchen, die keine 
Seele verstand. Man deutete sich aus seinen Er- 
klärungen einiges zusammen, denn man wagte 
nicht, zweimal zu fragen; endlich kom man über- 
ein, der Meteorologe könne das Wetter machen, 
wie es ihm beliebe. Die alten Weiber schüttelten 
die Köpfe; nein, ein so junger Mensch, kaum ver- 
heiratet, sollte das Wetter machen können? 
Das junge Paar indessen kümmerte sich wenig 
um die Glut und um das, was es angerichtet. Es 
wanderte auf den Berg, suchte ihn ab an allen 
seinen schattigen und sonnigen Seiten, kroch in 
seine Höhlen, verbrachte ganze Tage auf ihm 
und auf dem See in einem kleinen gemieteten 
Segelboot. Es war ein seltsames Treiben, das den 
Meinungen über die Jungen Eheleute noch mehr 
geheimnissuchendes Erstaunen anheftete, zumal 
der Mann ständig zwei Koffer mit sich trug, einen 
großen und einen kleinen, und wenn er noch so 
schwitzte. Daraus holte er ab und zu eigenartige 
metallene Instrumente, die Hirtenknaben und die 
Fischer hatten es beobachtet. Und an diesen In- 
strumenten verbrachte er endlose, schweigsame 
Zeit, während die Junge Frau neben ihm saß, 
geduldig seinem Gebaren zuschauend, 

Jedoch die Hitze blieb, die Sonne legte eine 
brutale Beharrlichkeit zutage, und der Meteoro- 
loge schien nicht Miene zu machen, etwas daran 
zu ändern. Vielleicht bemühte er sich auch nur 
vergebens. Oder aber er wartete, bis man Ihn 
darum anginge, womöglich von seiten des Bürger- 
meisters in Person... 

Man begann, ihn teils schief anzusehen, wenn 
man ihn auf der Straße oder auf dem Wege traf, 

















|fahr! Ein richtiger 
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flecke - ohne Schädigung 
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fernt werden sollen, wo ein 
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Dafür muß heute Spectrol 
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E23 



















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536 










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den ihn noch kennen. Sie haben 
ihre erste Hanewackerbekannt- 
schoft unter seiner „Leitung‘ 2 
macht. Heute ist das Hanewacker- 
Männchen der Freund aller ge 








Die Ole 
Stifte 

















besonderen Tobakgenussesi 














heilt 
Alles-Kitt 





Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide sa 


einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein 





immer ein Zeichen 
für photogrophifche 


Wertarbeit worzügl. Dichtungsmittel für defekte Kochtöpfe usw. 


537 


teils zweifelnd und mitleidig. In mancher leute 
Augen war auch ein Anflug von Haß; die alten 
Weiber jedoch hatten das Bitten treuer Hunde in 
den Blicken. Endlich wagte sich die Beppa, das" 
alte Bettelweib, das ewig schon im Spital von 
den Abfällen der Nonnenküche lebte, an ihn 
heran; sie ging Ihn mitten auf der Piazza an, er 
möge doch endlich Erbarmen walten lassen. 
Der Meteorologe wußte nicht gleich, was sie 
meinte und ging ihr aus dem Wege, ihr vorher 
eine Münze in die Hand fallen lassend; dann 
aber, im späteren Laufe des Tages, schien ihm 
das Gebaren der Alten doch seltsam und anderes 
zu sein, als nur ein Bettel um eine Münze, und 
er beschäftigte sich länger mit der Suche nach 
Deutung. Endlich jedoch wandte er sich an Giulio, 
seinen Wirt, der ihm nach langem, verlegenem 
Zögern erzählte, was man von ihm halte und wel- 
cher Art Erwartungen man auf ihn gesetzt habe. 
Zunächst war der Meteorologe einen Augenblick 
erschlagen von so viel dörflicher Einfalt; dann 
fand er ein lautes, schallendes Lachen. Der Wirt 
stand vor Ihm wie ein begossener Pudel, in sei- 
nem.Inneren aber sah es wesentlich anders aus: 
da war ein einfaches, einfältiges Gemüt, dem 
das Lachen des Gastes ein teuflisches schien, 
unter dem man sich unwillkürlich duckte mit 
einem Zusammenkneifen der Augen wie unter 
einem zusammenstürzenden Haus. Umheimlich war 
ihm zumute. Der Gast indes entwarf tatsächlich 
einen teuflischen Plan. Dann lief er zu seiner 
jungen Frau, der er seinen Plan anvertraute, und 
sie lachten beide wie Kinder, die sich auf einen 
köstlichen Streich freuen. 

Die Sonne sengte noch einige Zeit erbarmungs- 
los auf den See, die Dächer und die Menschen — 
erbarmungslos wie der Meteorologe. Man hielt 
Bittgottesdienste ab, veranstaltete eine Wallfahrt, 
aber es war, als sei der Himmel selbst aus- 
getrocknet: er hatte Ja nicht eine einzige Wolke 
mehr. 





Der Reichste im Dort, der Kaufmann Palermitani, 
stiftete eine Messe für die Heiligen des Bergs 
über dem Dorf. Seinem Beispiel folgten die an- 
deren Honoratioren: der Bürgermeister, der Arzt, 
der Postmeister und die Gastwirte; aber auf sie 
hörten die Heiligen ebensowenig wie auf den 
Kaufmann, oder aber sie verwendeten sich ver- 
gebens bei diesem noch immer zürnenden Gott. 
Und auch die von den Ärmsten zusammengeklaub- 
ten Soldi für eine letzte Messe erreichten nicht 
mehr, als daß die Sonne wie zuvor an ihrem un- 
erbittlichen, sengenden Brüten blieb. Dann je- 
doch spalteten sich die Dorfbewohner in zwei 
Gruppen, die über Nacht wie aus der Erde ge- 
schossen sich gegenüberstanden, von den Hän- 
den des Verhängnisses geformt und dahingestellt, 
so wie die ersten Menschen. Die Honoratioren, 
die Klugen und die Reichen fügten sich apathisch 
in das Gegebene, Unabänderliche; einige unter 
ihnen schimpften und fluchten, bereuten, jemals 
der Kirche einen Soldo gegeben zu haben — um 
aber schnell in Wort und Zorm zu verstummen 
und es den anderen gleichzutun: nur. noch zu 
schwitzen, die Taschentücher stets zur Hand und 
die trockenen Unterlippen zu gelegentlichen Seuf- 
zern hängen lassend. Die zweite Gruppe hin- 
gegen, die der Armen, Einfältigen und Kleinen, 
begann, den Meteorologen auf Schritt und Tritt 
zu verfolgen, -ihn mit Worten und Blicken, Ge- 
bärden und Briefen zu beschwören; vielleicht 
hätten sie ihn am Ende zu ihrem Gott gemacht 
— wenn er nicht ihr Heiliger geworden wäre. 
Und dies trug sich folgendermaßen zu. Der Mete- 
orologe war wirklich ein mit Glück gesegneter 
Mensch, denn die Ereignisse trafen ein, wie er 
sie zur Verwirklichung seines Planes vorausgesetzt 
und gewünscht hatte. Jedoch schneller, als er 
erwartet auf Grund seiner Berechnungen, so daß 
er sich beeilen mußte, fast überstürzen, damit ihm 
nicht die Natur in seinem Plan zuvorkam, und er 
mußte sich großer Ruhe und unverdächtigen Be- 


nehmens befleißigen, als er eines Abends, der 
so war wie alle zuvor, zu dem Pfarrer eilte. Dieser 
empfing ihn erstaunt, da er weder ihn, noch die 
junge Frau jemals in der Kirche gesehen hatte. Was 
er nur so plötzlich mochte, der seltsame Fremde? 
Aber er war freundlich, der Geistliche, und der 
Fremde war es auch, ja, er wollte sogar eine Messe 
um gut Wetter lesen lassen. Der Pfarrer war sich 
nicht sicher, ob er fein lächeln, gütige Anerken- 
nung zeigen oder bedenklich den Kopf wiegen 
sollte. So tat er alles zusammen, und es war ein 
seltsames Bild, das er abgab, lauter entgegen- 
gesetzte Bewegungen und Äußerungen. Endlich 
aber siegte doch in ihm, was siegen sollte: er 
streckte großzügig die Hände aus, die eine zum 
Händedruck, die andere zur Entgegennahme des 
Messegeldes, und sein Lächeln war wieder ganz 
einheitlich; er stand da, ein Pfarrer aus einem 
Guß. Der Betrag, den der Gast taktvoll auf die 
grobgehobelte Tischkante legte, an der ausge- 
streckten Linken des Pfarrers vorbei, war der 
größte bis dahin gespendete, Die Augen des 
Geistlichen machten bei seinem Anblick gleich 
wieder das Standbild zunichte; sie schienen fast 
aus den Höhlen zu quellen. Einen Augenblick 
nur; dann versprach er, die Messe sogleich am 
anderen Morgen zu lesen. Der Abschied war 
herzlich und geschah zu später Stunde, denn der 
Pfarrer hatte einen guien Wein im Keller. 

Am folgenden, zeitigen Morgen verkündigte 
der Pfarrer in der ersten Messe, die nächste 
werde von dem Meteorologen gestiftet, und es 
war ein Lauffeuer, das da im Dorf herumging 
und die Menschen zusammenholte, so daß die 
Kirche die ungewöhnlich vielen Gläubigen gar 
nicht zu fassen vermochte und viele draußen 
stehen mußten unter der Sonne, die schon in 
den mittleren Morgenstunden zu sengen begann. 
Als sie heimgingen, besprachen sie die neue 
Lage in kleinen Gruppen, sie hofften, sie ‘waren 
unruhig wie vor einer riesigen Entscheidung, fast 



















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als ob nun ein Lebens- oder Todesurteil für das 
Dorf zu erwarten sei; manche welteten sogar — 
es waren dies Jüngere Leute, die den Ermst der 
Situation nicht zu erfassen vermochten. Keiner 
ging mehr zur Arbeit an diesem Tag, sie warte- 
ten alle, überzeugt, daß da ein Wunder kommen 
werde oder keines, was auch ein Wunder wäre, 
da man dem Meteorologen blind vertraute. Zu 
Mittag saßen sie alle stumm vor der rauchenden 
Polenta; es war irgendetwas da, was auf ihnen 
lastete und ihnen keine innerliche Ruhe gönnte. 
Aber der Abend kam ohne Ereignisse, der 
nächste Morgen ebenfalls, und der nächste 
Mittag. Die Sonne brannte wie vordem, die 
Häuser leuchteten weiß, blendend weiß um 
die braunschwarzen, gebeugten Menschen, die 
dabel waren, den Glauben zu verlieren. Eine läh- 
mende Müdigkeit überfiel sie alle, es war grau- 
sam anzusehen. Nur die alte Bettlerin flüsterte 
noch immer, ruhelos durch die Straßen schlei- 
chend, vor sich hin, das Gebet sei vielleicht noch 
nicht da oben angelangt, man müsse wohl noch 
Geduld haben. 
In den frühen Nachmittagsstunden des zweiten 
Tages spürte sie einen leisen Luftzug über der 
Wange, er kam von Norden, unvermittelt, und 
ein Schauer ging ihr durch alle Glieder. Dann 
schaute sie über den Bergen In nördlicher Rich- 
tung eine kleine, unwesentliche Änderung In der 
Farbe des Himmels; es war ein grünlich grauer 
Hauch in dem reinen, brennenden Blau, der ihr 
einen zweiten Schauer durch den Körper gab. 
Ferne, noch sehr ferne Wolken! 

Hier und da sahen es auch andere Menschen, sie 
liefen zu den Nachbarn und wiesen gen Norden, 
wo es immer grauer wurde und immer grüner; 
die Farbe der Berge schien In den Himmel über- 
zulaufen! Der Luftzug ward zu einem kleinen, be- 
scheidenen Wind, er kam von Norden her und 
lockte die Leute auf die Straßen und auf den 
Platz, ein jeder wollte ihn sich um die Nase 
wehen lassen, 





Das mei 


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Briefmarken- 
Handlung 
Walter Behrens 
Braunichweig 


wegwerfen 


önnen wir heute kaum ersetzen. Geht Por 
oder Steingut in Scherben, bestreichen wir die Bruch- 
‚gonz dünn mit wasserfestem Klebstoff,deralles klebt. 


SMU 


Der Meteorologe zeigte sich vor Giulios Gasthof, 
man sah“ihn und tuschelte, flüsterte und schaute 
immer wieder nach Norden, und auch der Me- 
teorologe schaute dorthin. Neben ihm stand seine 
junge Frau, und beide lächelten, es war ein fei- 
nes Lächeln, das den Leuten ein überirdisches 
schien. 

Gegen Abend hatte der Wind die Wolken mit- 
gebracht; sie hingen bäuchlings über dem Dorf, 
schwer und feucht; es ging eine göttliche, wohl- 
tuende Kühle von ihnen aus. Die Sonne war voll- 
kommen verschwunden. 

Als vor dem Anbruch der Finsternis die ersten 
großen Tropfen klatschend auf die Dächer und 
das Pflaster fielen, standen viele alte und junge 
Weiber bereits vor den Fenstern von ‚Giullos 
Gasthof, unbeweglich, mit dankbaren, feucht 
glänzenden Augen und fast zu einer Andacht ge- 


falteten Händen. Leise und ängstlich sprachen 
sie von dem Fremden, dieser mitleidigen Seele, 
diesem Wwundertäter. Die Beppa stand unter 
ihnen, krumm und runzlig, aber mit verklärtem 
Blick unter dem tropfenden, graugrünen Himmel 
und wechselte Gebete mit lobenden Worten ab, 
Er hat so gute, milde Augen, sagte sie, und Hände 
wie ein Helliger. Und noch so jung Ist er. Wie 
glücklich muß sein Weib über Ihn sein.., 

Das junge Paar indessen saß oben in seinem 
Zimmer, scherzte und lachte über den gelunge- 
nen Plan, so wie es junge, verliebte Leute tun, 
wenn sie lustig sind und sich freuen. An die 
Fensterscheiben klopfte ab und zu ein großer, 
schwerer Regentropfen, während die Frauen auf 
dem Platz dazu flüsterten, Das Geräusch klang 
gedämpft bis in die übermütigen Küsse des auf 
dem Bett sitzenden jungen Paares. 





LIEBER SIMPLICISSIMUS 






(0. Nückoi) 


Der Gast kam in die Gaststätte, Er fragte hungrig: 
„Was gibts?” 

Der Kellner knurrte beleidigt: 

„Was gibts? gibts nicht! Es gibt nur noch: gib's 
was? Außerdem gibts nischtl” I. HR. 





Ein leerer Gemobopf gehört nicht in den Hill, 


‚sondern mih dem Deckel zurück zu Ihrem 
ländler, 





Bobby verabschiedet sich von einer Sommer- 
frischenbekanntschaft: „Jetzt sind sie also vor- 
über, die schönen Tage von — von —" 

„Von Aranjuez“, ergänzt lächelnd die Dame, 
„Richtig, gnädige Frau. Schauen Sie, ich bin doch 
sonst nicht dumm, aber die drei Sachen bring‘ 
ich Immer durcheinander: die schönen Tage von 
Aranjuez, die Trompeten von Jericho und den 
Barbier von Sevillal” ©. B. 


* 
Detlev von Lilleneron wurde einmal gefragt, 
warum er in seinen Dichtungen so offensichtlich 
sparsam mit Ausrufungszeichen umginge. „Tja”, 
antwortete der Dichter, „gegen diese Dinger habe 
ich tatsächlich eine ausgesprochene Abneigung. 
Ich muß da immer an das gräßliche Ausrufungs- 
zeichen denken, was manchmal auf Grabinschrif- 
ten steht, wenn es heißt: ‚Ruhe sanft!’ Das kommt 
mir so vor, als wollte man sagen: ‚Willst du wohl 
sanft ruhen, sonst...” FF 











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aus dem Allgäu roird nach wie 
vor mit edlem Chefterkäle here 
geftellt und mie Milchzucher, 
Mitchalbuminen und Milchmie 
nerallen angereichert, Butter» 
zart, wie der VELVETA If, 


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SIRENELLA 


An Sirenella mußte Andreas sofort und intensiv 
denken, als Elisabeth mit der ihr eigenen Betont- 
heit erklärte, von einem Seelenleben der Tiere 
zu reden sel lächerlich, denn sie hätten natürlich 
keines. Wenigstens keines, in dem es wirkliche 
Spannungen gäbe, wie sie aus menschlichem 
Denken und Fühlen so reich erwüchsen. Andreas 
widersprach nicht, denn er hatte seinen faulen 
Tag und saß so bequem In seinem Lehnstuhl. Aber 
während die übrige Gesellschaft den Kampf der 
Meinungen aufnahm, lächelte er vor sich hin und 
dachte, daß Elisabeths Behauptung vielleicht für 
Goldfische und Kleidermotten gelten möchten, 
einem Wesen wie Sirenella aber in keiner Weise 
gerecht würden, 

Sirenella war ein Droschkenpferd auf der „Plazza” 
von Sorrent. Andreas hatte seinerzeit nie die Ab- 
sicht gehabt, nach Sorrent zu fahren, sondern 
hauste friedlich und billig in einem kleinen Fischer- 
dorf, in das der große Strom der Reisenden nur 
noch kleine plätschernde Wellchen warf. Eines 
Tages aber lernte Andreas im Omnibus, der sich 
die vielgewundene halsbrecherische Straße zwi- 
schen Amalfi und Sorrent herumwand, Herrn 
Scrlmall kennen, den Besitzer dreier Hotels In 
Sorrent. Herr Scrimall, ein Mann von unwahr- 
scheinlichen Körperformen und einem daraus her- 
rührenden Asthma, pries Sorrent mit Worten, die 
den ausgeklügeltsten Reiseprospekt weit in den 
Schatten stellten und In Andreas einen flammen- 
den Traum von Schönheit entzündeten. Als er 
darum acht Tage später die vielen Tinten- und 
anderen Fische seines Dörfchens nicht mehr hin- 
unterbrachte, bestieg er, von diesem Traum ver- 
lockt, abermals den schaukelnden Omnibus, der 
ihn an Olbäumen und Klippen vorbei nach Sor- 
rent trug. Hier schled zunächst Herr Scrimall für 
die weitere Bekanntschaft aus, denn seine Hotels 
waren zwar schön, seine Preise aber für Andreas 
zu hoch und sein Gedächtnis für Omnibusfahrten 
überdies zu schwach. Er konnte sich an Andreas 
nicht mehr erinnern, aber schon gar nicht mehr. 
Andreas mietete sich bescheiden ein, war von 
sich aus recht zufrieden und durchstrelfte auf der 
Suche nach neuen Bekanntschaften etwas planlos 
die Stadt. Sie war ein Traum, eine Postkarte, ein 
Film, fast zu schön für einen stillen Aufenthalt. 
Die Andenkenverkäufer sangen von früh bis spät 
mit schmelzender Stimme Lieder an „Du mein 
Sorrent” und priesen mit Vorliebe eine ihnen 
dort zulächelnde Madonna. Sie kannten Andreas 
bald und nachdem or alle Arten von eingelegten 
Dosen erstanden hatte, war er Ihrer achtungs- 
vollen Freundschaft sicher, 

Auch die Droschkenkutscher, alte erfahrene Len- 
ker des reichen Fremdenverkehrs, schlossen sich 
Ihnen an und suchten Andreas in vielerlei Welt- 
sprachen zu Ausflügen zu verlocken. Einem von 
ihnen, der Tonio gerufen wurde, schenkte er sein 
Vertrauen, well er nicht sang, nicht schrie, nicht 
winkte, sondern täglich nur den Hut abnahm, Ihn 
mit Anmut weitausholend schwang und einladend 
auf seine Kutsche wles. Andreas nahm bald die 
Einladung an, Tonio schnalzte mit der Zunge und 
mit schwachem Ruck zog das Pferd, eine magere 
Stute, das Wägelchen an. Die Räder klapperten 
über ein holperndes Pflaster, hopsten über die 
etwas brüchige Straße, und es war ein Glück, 
daß das Pfi durch nichts aus einer ebenso 
nachdenklicl wie sanften Gangart zu bringen 
wär, Tonio, der Kutscher,.knallte mit der Peitsche, 
pfift in unwahrscheinlicher Lautstärke, stand hin 
und wieder auf und rollte durch nicht vorhandene 
Zähne ein gellendes „Allallallallallallallaaaaal”, 
das einem Muezzin Ehre gemacht hätte, schrie 
„Eh — Sitenella — eh — zs—zs—zs—zs"”, schüt- 
telte dann aber resigniert den Kopf und sank auf 
seinen Sitz neben Andreas zurück. Sirenella, das 
Pferd, blickte nur milde aus großen Kugelaugen 
nach Ihm um, schnaubte ganz leise, wie zurecht- 
weisend und ging — einen Grad langsamer, wollte 
es Andreas scheinen — still weiter. Und Tonio 
lächelte weise und murmelte einsichtig: „Sie ist 
die stärkere.” 

Sirenella war eine Stute, die Andreas ohne weite- 
res als uralt bezeichnete. Die Knochen standen 
ihr aus dem ergrauten Fell, aber sie hatte eine 
nicht zu übersehende Feinhelt der Gelenke und 
eine Eleganz der Bewegungen, die sich auch In 























VON EFFI HORN 


der Steifbeinigkeit des Alters nicht ganz verloren 
hatte. Auf ihrem klugen alten Kopf aber thronte 
großmütterlich ein altes Hütchen, eine Art von 
Kapotthut mit Schleier, der oben zwei Löcher 
hatte, durch den die Pferdeohren spielten. Die 
Pferde in Sorrent trugen alle als Schutz gegen 
die stechende Sonne solch seltsame Kopfbedek- 
kungen, die gut und gern dreißig Jahre alt und 
kurz nach der Jahrhundertwende modern ge- 
wesen waren. Sirenellas Hut war keine Ausnahme, 
doch sah er mit am verwegensten von allen aus, 
besonders wenn er auf dem nickenden Kopf beim 
Gehen auf- und abrutschte. 

„Sie ist früher spielend nach Neapel und Pom- 
Pejl hin- und zurückgelaufen“, versicherte Tonio 
ein ums andere Mal und versuchte dann, ob er 
Andreas noch zumuten könne zu glauben, daß sie 
auch bis Salerno und Paestum gerast sel — gab 
das aber dann wieder auf und begnügte sich 
nach dieser Himmelsrichtung wohlwollend mit 
dem Weg nach Amalli. Sirenella trabte gemütlich 
dazu, glaubte anscheinend von Ihren früheren 
Triumphen selber kein Wort, brachte aber immer- 
hin”Ihr Wägelchen und Andreas nach angemes- 
sener Zeit wieder nach Sorrent zurück. 

Andreas fuhr nun öfter mit Tonio. Er brachte 
Sirenella seinen Kaffeezucker und wenn sie ihn 
sah, wackelte sie erfreut mit den Ohren durch 
den Kapotthut. Sie ließ sich streicheln, gönnte 
auch dem neben Ihr stehenden Pferd ein paar 
Zärtlichkeiten und ein Stück Zucker und war eine 
liebenswerte, über den Dingen stehende, kluge 
älte Frau, die das Leben kannte, 

Eines Tages aber stand neben Ihr ein neues 
Pferd, Einer der anderen Kutscher hatte es er- 
standen und in Dienst gestellt. Mit viel Gerede 
wurde es begutachtet, gefüttert, getätschelt und 
gestriegelt. Es war eine etwas Jüngere Stute, die 
auf den prosalschen Namen Teresa hörte und so- 
mit an Sirenella, das „Sirenchen”, gar nicht hin- 
reichen konnte. Sie hatte ein stumpfbraunes Fell 
ohne besonderen Glanz und trug auf dem Kopf 
einen großen, weitrandigen Damenhut, der mit 
dickem roten Klatschmohn garniert war. Der Hut 
war uralt, aber gemessen an den Hüten der an- 
deren Pferde war er der Jüngste, sozusagen der 
letzte Schrei auf der Plazza von Sorrent. Er fiel 
auf und mit ihm seine Besitzerin, er stach in die 
Augen, schon durch das penetrante Rot seiner 
Blumen. 

Andreas merkte sofort, daß Sirenella an diesem 
Tage unruhig war und ihn nicht so zärtlich be- 
grüßte wie sonst. Sie fraß zwar seinen Zucker, 
aber sie tat es hastig und, wie es schien, ohne 
besonderen Appetit. Als er sie am Hals tätschelte, 
fuhr sie ungeduldig zurück. Sie schaute nicht 
ohne Bosheit auf die neue Teresa und als sie 
nun ihr Wägelchen an Teresa vorbeizog, schnappte 
sie sogar ein bißchen nach Ihr, Nicht schlimm, 
aber soweit es eben-gerade möglich war. Das 
warf ein neues Licht oder besser einen gewissen 
Schatten auf Sirenellas bis dahin so tadellosen 
Charakter. Am nächsten Tag war ihre Laune nicht 
besser. Tonio, der weise Seelenkenner, sagte nur 
grinsend: „Eifersüchtig — sie Ist eben eine Fraul” 
Zwei Tage später riß Sirenella der Neuen den 
Mohn vom Hut und verspeiste die alten Stoffl- 
blüten mit gut gespleltem Appetit. Ringsum er- 





HOCHSOMMERABEND 


VON RICHARD VON SCHAUKAL 
Sommer hat wogendes Grün 

über die Welt gespült. 

Auge, fühl, wie es kühlt, 

schlürf es im drückenden Glühn! 


Langsam voraus nur von fern 
schickt ihren Schatten die Nacht, 
aber dort schimmert schon sacht, 
grüß ihn, ein silberner Stern. 


540 


I S:EAESISEINEISERBIESN 


hob sich großes Geschrei. Teresas Besitzer stieß 
Sirenella mit der Faust kraftvoll ans Kinn und so- 
gar Tonio schimpfte sie eine alte, boshafte Ziege. 
Sirenella, ertrug es im Rausch ihrer Schaden- 
freude mit Gelassenheit. Sie nahm Andreas’ Zuk- 
ker nur noch hoheitsvoll entgegen. Andreas aber 
kam dabei eine Idee und die Lust, Sirenellas 
Seelenleben etwas näher kennen zu lernen. 

Im Hutsalon der Signora Carotti hatte er ein Hüt- 
chen ausgestellt gesehen, das als „Gelegenheits- 
kauf” angeboten war. Es war nicht mehr modern 
und es war billig, aber es war immerhin neu 
und prächtig: ein mittelgroßes weißes Hütchen 
mit dicken toten und schwarzen Kirschen ge- 
schmückt und mit einem blauleuchtenden Samt- 
band ums Kinn zu binden, 

Andreas hatte oft gelesen, daß verliebte Männer 
ihren Frauen Hüte kauften, um sie bei guter 
Laune zu erhalten, Er hatte das nie getan, war 
auch nicht in Sirenella verliebt, aber Ihre gute 
Laune gehörte zum Genuß seiner Spazierfahrten 
und damit zur Schönheit Sorrents. Sie sah auch 
wirklich komisch aus mit ihrem Kapotthut, denn 
es hing Ihr eine Art Trauerflor ums Kinn und gab 
Ihr ein witwenhaft-felerliches Aussehen, was für 
ein Pferd nicht gerade vorteilhaft Ist. So kaufte 
Andreas das weiße Kirschenhütchen und Signora 
Carotti, die Melsterin des Hutsalons, versicherte 
ihm, daß es reizend sel und Jeder Dame zur 
Zierde gereichen werde. Sie war froh, es los zu 
sein, und Andreas stellte sich vor, wie sie es 
eines Tages auf Sirenellas Kopf wiedersehen 
würde. Er ging schnell zum Droschkenstandplatz. 
Tonio verstand sofort, was er wollte und schnitt 
mit Begeisterung und sehr geschickt die beiden 
Ohrenlöcher in den Hut, Dann wurde er Sirenella 
gezeigt. Ihr Hals wurde ganz lang vor Verwun- 
derung, Interesse und zitternder Freude. Sie be- 
schnupperte hingebend die Kirschen und hielt 
dann ganz still, als Ihr der Hut aufgesetzt wurde. 
Da wieherte nebenan die Rivalin Teresa. Viel- 
leicht, well sie Hunger hatte, vielleicht, weil Ihr 
Herr sich nicht um sie kümmerte, vielleicht aber 
auch, weil der Hut und die Kirschen darauf sie 
In Aufregung setzten, Sirenella warf sofort den 
Kopf auf und schaute aus Ihren stillen blassen 
Augen die Neue an. Und dann kam In diese 
stillen Augen eine unheimliche Bosheit, eine ge- 
tadezu hexenhafte Schadenfreude, wie Andreas 
fand. Js, um die Bosheit noch zu verstärken, 
setzte Sirenella überaus graziös den einen Vorder- 
huf leicht vor den anderen auf die Spitze, als sei 
sie in der Tanzstunde und warte zwanglos auf 
den Beginn der Musik. Dazu schlug sie tempora- 
mentvoll mit den Resten Ihrer Schwanzhaare 
rechts und links an Ihre Flanken, wartete schnau- 
bend, bis Andreas auf seinen Sitz geklattert war, 
und zog an, ehe Tonio nur nach der Peitsche griff. 
Und ob man es glaubt oder nicht: sie galoppierte. 
Galopplerte an Teresa vorbei, daß ein Funke aus 
einem Stein sprang, wischte der Rivalln Im Vor- 
beisausen mit der Schnauze den Hut über die 
Augen, daß er Ihr höchst lächerlich im Gesicht 





“hing, wleherte triumphlerend auf und rannte um 


die nächste Ecke, als gälte es einen goldenen 
Pokal zu gewinnen, 

Hinter der Ecke blieb sie frellich stehen, um zu 
verschnaufen, aber Tonlo sagte: „Nun Ist sie 
glücklich, nun hat sle’s Ihr gezeigt, dieser Teresa. 
Wenn Sie wollen, Heart — heute läuft sie noch 
nach Pompeji oder mindestens nach Neapel.” 
Aber Andreas wollte Sirenella nicht auf so harte 
Proben stellen. Sie schritt so glücklich dahin 
unter den roten Kirschen Ihres Sommerhutes und 
er fühlte mit Ihr. Ja, er hätte, wie sie wahrschein- 
lich, ums Leben gern die zerschmetterte Teresa 
gesehen, die als komische Figur auf der Piazza 
zurückgeblieben war unter Ihrem verrutschten 
Hut mit den angefressenen Mohnblumen. — — 
Seither glaubte Andreas an ein spannungsteiches 
Innenleben der Tiere. Und er hätte es Elisabeth 
gerne gesagt und Ihr von Sirenella erzählt, wenn 
es sich bei Sirenella nicht auch und Immerhin um 
eine Dame gehandelt hätte. Da aber wußte 
Andreas, daß Vorsicht geboten sei. Uber Kilo- 
meter, Jahre und Unterschiede der Arten weg, 
gab es da Parallelen, die zu ziehen er viel zu 
gemütlich In selnem Lehnstuhl saß. Wenigstens 
an diesem Abend. 











Die Probe 


„Gis — gis, Erika, zum Teufel nochmal!“ — „Also entweder singe ich 
hoch oder ich singe richtig, Oskar, beides kannst du nicht verlangen!“ 


La prova: "Eh diamine! Sol diesis, sol diesis, Erica!,, — "Ma Oscar, 
o canto forte... o canto giusto; tutto insieme non puol pretendere!,, 


541 


{R. Kriesch) 


DAS-DAMENKOMITEE 


Mrs. Gwendolyn Sherrer hatte dieses engere 
Damenkomitee zur Unterstützung junger, notlei- 
‚dender Künstler gegründet. Mrs, Sherrer, die Gat- 
tin des allmächtigen Stahlkönigs. Und es waren 
noch vier weitere Damen in diesem Komitee, die 
in aller Eile vorzustellen sind: Mrs. Norma Hash, 
deren Popularität daher stammte, daß man ihr 
den schönsten Schmuck in den USA. nachsagte, 
Mrs. Alice Fay, eine kinderlose Lady, die sich so 
ziemlich in allen Komitees von New York befand, 
Mrs, Helen Bancroft, eine Witwe, der ihr verstor- 


VON FRITZ GUNTEN 


sie waren alle eigentlich zu Ehren der notleiden- 
den Künstler veranstaltet, 

Das Damenkomitee trat an Jedem zweiten Frei- 
tagnachmittag zusammen. Man wollte eigentlich 
allwöchentlich tagen, aber dagegen sprach sich 
die etwas sparsamere Mrs. Bancroft aus. Sie 
überlegte sehr richtig, daß man nicht zu jeder 
Komiteesitzung im selben Kleid erscheinen könne, 
und zwei neue Toiletten im Monat mußten schon 
genügen. Die notleidenden Künstler in allen Ehren. 
Es war klar, daß man an diesen Freitagnachmit- 


tagen nicht ausschließlich von notleidenden 
Künstlern sprach. Die behandelte man natürlich 
auch, aber wenn fünf Damen der newyorker Ge- 
sellschaft zusammenkommen, gibt es auch sonst 
noch hinrelchenden Gesprächsstoff. 

Zum Beispiel, was man bei Edmond Hinichinson, 
dem berühmten Antiquar, augenblicklich zu se- 
hen und zu kaufen bekommt. Mrs. Ward, die ge- 
schiedene Generaldirektorsgattin, begann mit der 
Erzählung von einer zauberhaften, echten Buddha- 
statue, die sie bei Hintchinson aufgestöbert hatte; 


bener Gatte ein enormes Vermögen 
hinterlassen hatte, und Mrs. Vivian 
Ward, eine geschiedene Frau, deren 
achtwöchige Ehe mit Hugh Ward, dem 
Generaldirektor der Nord-Railway sich 
glänzend rentiert hatte. Das waren also 
die fünf engeren Damen des Komitees. 
Und es war sicher rührend von ihnen, 
sich Junger, notleidender Künstler an- 
nehmen zu wollen. 

Mrs, Gwendolyn Sherrer, die Initiatorin 
der Sache, wollte die Gründung mög- 
lichst feierlich gestalten. Sie veranstal- 
tete daher eine party In ihrer Villa. Es 
war geladen, was Rang und Namen 
hatte inNew York. Denn erstens suchte 
Mrs. Sherrer immer Anlässe, um mög- 
lichst glänzende Leute bei sich zu se- 
hen, und dann sollte ja die Gründung 
dieser Künstlerhilfe In jenen Kreisen 
populär gemacht werden, auf die es 
ankam. 

Es war ein glänzendes Fest. Die Schnei- 
der New Yorks segneten Mrs. Sherrer 
mitsamt ihrer Künstlerhilfe, denn so 
viele kostbare Toiletten waren schon 
lange nicht mehr bei Ihnen bestellt 
worden. 

Übrigens ist eine amerikanische party 
ungefähr mit der Grippe zu verglei- 
chen. Wenn sie nämlich einer hat, 
dann bekommen sie alle. Und ein Fest 
zieht zehn andere nach sich. Ein Rel- 
gen rauschender parties begann, und 


Im Osten - All’ est 


4 % T Ad 


DIE ABLOSUNG 


Von Herbert Leftiboudois (im Felde) 


Ich fahre hoch... Pechfcehwarze Nacht! Was ift? 
War ich nicht eben unter heimatlichem Dach, 

Wo Du, Geliebte, guter Gelft des Haufeo bit... 
Vermeht, zerronnen! Mühfam rüttle ich mich wach. 


Noch laftet bleifchwer dunkle Müdigkeit 

Im trägen Blut. Ein Lichtftumpf flackert trübe auf... 
Da ift der Helm, das Koppel - - »Los! Ich bin fomeit!« 
Kühl liegt in meiner Hand des Karabiners Lauf. 

Zu Zielen taften wir durch Nacht und Wind 

Auf fchmalem Stieg. Ein kalter Regen nett die Haut... 
Ob mir fo fern fchon all den goldnen Sternen find, 
Daß wir nicht fehen mehr, wie Gott den Himmel baut? 





Doch keiner fagt’s. Der Regen nur Im Wald 

Singt leife eine feltfam wehe Melodle: 

Kein neues Lied -, ca ift fchon wie die Erde alt... 

Und doch, und doch! - ich hör’s! - So fremd war es mir nie. 


Noch hundert Schritte jet -, dort rechte im Feld, 

Wo einfam nur die Pappel ragt - - und wir find da. 

Und wo wir find, dort fchmweigen Glück und Glanz der Welt, 
Allein das graue Ungemiffe ift uno nah. 





Y 


und nun drängten sich die übrigen vier 
Damen, um bei dem Antiquar einen 
ähnlich kostbaren Fund zu machen. 
Koste es, was es wolle. 

Oder Mrs. Fay berichtete von ihren 
phantastischen Reisen. Sie wußte sehr 
anregend, sehr verlockend zu berich- 
ten, Dreiviertel Wahrheit, ein Viertel 
Dichtung, aber das ganze wirkte doch 
wie ein Traum von Weite und erfüllter 
Sehnsucht, Wenn man Mrs, Alice Fay 
von ihren Reisen erzählen hörte, kam 
man sich auf der westlichen Hemi- 
sphäre wie in einem Käfig vor, 

Und die vier übrigen Damen buähten 
nach und nach ebenfalls Reisen, wie 
sie Mrs. Fay gemacht hatte. Im Früh- 
Jahr sollten diese Reisepläne dann zur 
Ausführung gelangen. 

Überflüssig zu sagen, daß man auch 
gegenseitig das neueste Parfüm, den 
letzten Theatererfolg am Broadway, das 
up to dateste Schönheitsinstitut, den 
begehttesten Toilettenschöpfer notierte. 
Frauen sprechen viel von diesen Din- 
gen und halten sehr viel auf Empfeh- 
lungen. 

Übrigens gab es mit diesem Komitee 
für notleidende Künstler so viel zu 
tun, daß sich jede der fünfDamen auch 
noch ein neues Auto zulegen mußte. 
Das eine oder die zwei oder die drei 
Autos, die bereits in der Garage stan- 
den, wurden für andere Zwecke ge- 


0. Oberborger) 








Humanität - Umanita 





(0. Hartmann) 


„Wenn ich ihn nicht erhöre, hat er mir gedroht, 'würde er das ganze Kabarett in die Luft sprengen!“ 
„Ich habe zweihundert Menschen das Leben gerettet!“ 


„Und was hast du getan?“ — 


“Egli minacclava, qualora non gli avessi dato ascolto, di far saltare in aria tutto il tabarino!,, 
„E che facesti tu2,, — "Salvai la vita a duecento persone!,, 


braucht. Schließlich darf doch der Beruf des 
Mannes nicht darunter leiden, wenn sich seine 
Frau In einem Komitee für notleidende Künstler 
betätigt. 

Und nach und nach erlebten die fünf Damen die 


wirklich große Freude, daß sich ihr Komitee nicht 
nur In der besten newyorker Gesellschaft, son- 
dern sogar auch in den Kreisen der notleidenden 
Künstler herumgesprochen hatte. 

Und als eines Freitagnachmittages das Gesuch 


SCHWIERIGE FRAGE 


Ein Menfch frast bang fich nach dem Grunde 


Für das Verhalten gegen Hunde, 

Bald find fie Sinnbild höchfter Treue 
Der Förfter preift des Dackelo Schläue, 
Selbft große Denker fehen wir 
Gemwogen einem Pudeltier. 

Bald wieder fagen diefe Herrn 

Der Teufel fei des Pudels Kern. 

Auch fpricht man roh und voller Hohn 
Von »hündifch« oder »Hundelohn«. 
Der Schoßhund ift von Lieb’ umgeben, 
Doch »möcht kein Hund fo länger leben«, 








v 
Yerantwortt, Schrif 
alle Buchhandlung 
@ÜlNIg ab 15. Okt. 194 


und Druck; Knorr & Hirth K. 


lungsgeschäfte und Postanstalt 











Walter Foitzick, München, Verantwortl. Anzeigeniei 
entgegen. Bezugs 
— Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesand 


Der Menfch wüßt’ gerne, gramzermwühlt 

Wie fich ein Hund denn felber fühlt, 

Ob menfchenüberlegen, freudig, 

Ob minderwertig, mies und räudig, 

Ob dummer Hund, ob krummer Hund - 

Doch fihmeigt des Hundes ftummer Mund. 

Es ift, trots Mühen, wirklich frommen, 

Nicht einfach, auf den Hund zu kommen. 

Der Menfch, der nie auch rausgehriegt, 

Wo denn der Hund begraben liegt, 

Solang an diefer Frage dreht, 

Bis felbft er vor Die Hunde seht... 
Eugen Roth 








janditgosollschaft, 


30 Pt.; 


eines jungen Malers vor Mrs. Gwendolyn Sherrer 
auf dem Präsidentinnentisch lag, war es ein ge- 
radezu feierlicher Moment. Nun wußte man auch 
endlich, warum man so viele Mühe und Kosten 
auf sich genommen hatte, 

Der junge Maler bat in schlichten Worten 'um 
eine Beihilfe von 10 Dollars, weil er Leinwand 
für ein Bild kaufen wolle, von dem er sich gro- 
Ben Erfolg versprach, 

Man beratschlagte einige Zeit in wohlwollendster 
Welse. Dann wurde abgestimmt. 

Und dann diktierte Mrs. Sherrer der Sekretärin, 
die mit einem sehr anständigen Wochengehalt 
für das Komitee engagiert war: 

„Sehr geehrter Herrl 

Das Komitee zur Unterstützung notleidender Künst- 
ler hat von Ihrem Ansuchen mit Interesse Kennt- 
nis genommen. Es wird Ihnen eine einmalige Bei- 
hilfe von 5 Dollar gewährt, Ihrem Ansuchen von 
10 Dollars konnte leider nicht entsprochen 
werden, weil die Mittel des Komitees äußerst 
knapp sind.” 


jaße 89 (Fernruf 1296). Brietanschrift: München 2 BZ, Brielfach, 
München, — Der Simplicissimus ersch 

‚Abonnement Im Monat RM. 1.20. — Anzeig so 

Nachdruck verboten. -- Posischeckkonto München E Erlültunge 





t wöchesliich SE Besiallc 





Meckerers Sternenhimmel 


(Wilhelm Schulz) 


„| weiß net, i weiß net, dös is aa koa richtige Vollmilchstraßn mehr!“ 


I firmamento del criticastro: "Non capisco, non capisco dayvero... questa certo non & piü la via lattea colla sua crema!,, 


544 








München, 26. August 1942 £ j 
47. Jahrgang / Nummer 35 30 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





(0. Gulbransson) 











MARS MUNTMTERT 


| 








Bear iaurananssran 4 




















„Vollkommen untauglich!“ 





Marte passa in visita: “Totalmente inabili!,, 











Eine mütterliche Freundin - Un’ amica materna 





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7 EUR 


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(A. Kubin) 











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LÄUSE 


VON WERNER HELLER (im Felde) 


Ich hätte nie darüber gesprochen, wenn man 
mir nicht abgeraten hätte — aber warum eigent- 
lich nicht? Ich verstehe nicht, was man gegen 
„sle' haben kann, wo sie eine so niedliche Tier- 
rasse sind. 

Allein die Bezeichnung „Laus“ klingt schon prik- 
kelnd und ein zärtliches „Mein Läuschen” seinem 
Schatz Ins Ohr geflüstert, würde bestimmt ebenso 
begeistert aufgenommen werden, wie ein ähnlich 
klingender Kosename, der sich darauf relmt. 

Die kleinen Geschöpfe haben es verdient — sie 
hängen mehr an einem, wie manches Mädchen. 
Das bißchen Blut, was sie zu sich nehmen, ist ja 
gar nicht der Rede wert. Wieviel Liter Blut haben 
wir und. was braucht schon eine ausgehungerte 
Laus? — Nicht auszurechnen. Essen wir doch ein 
paar Tomaten oder sonstige blutbildende Vita- 
mine mehr und der Bedarf einer Laus ist für 
Jahre gedeckt. 

Muß ich noch erwähnen, daß ich Ehrenmitglied 
im Tierschutzverein bin? — — — 


* 
Seit einigen Monaten bin ich im Osten. — — 


Wenn ich sage, ich bin im Osten, so brauche Ich 
wohl nicht zu bemerken, daß Ich Läuse habe. 


Es fing ganz harmlos an. Zuerst besuchte mich 
ein junges Ehepaar. Kleine, nette aber genußsüch- 
tige Dinger, die ich für drei Tage beköstigte. 
Es waren keine wilden Läuse. Im Gegenteil, sie 
waren so zahm, daß sie stillhielten, wenn ich sie 
streichelte, Im Gegensatz zu einem anderen 
Haustier, welches beim gleichen Versuch veräng- 
stigt weghüpft. 

Nach drei Tagen verließen sie mich und siedelten 
zu meinem Kameraden Hermann über, der ihnen 
anscheinend schmackhafter erschien. Läuse sind 
so — — und Zuneigung Ist Ja nun mal meist eine 
Magenfrage. 

Ich fand es aber trotzdem reichlich undankbar. 
Sie bekamen auch ihre Strafe dadurch, daß Her- 
mann — Ich konnte es In der Tat nicht verhin- 
dern — sie ohne vorherige Betäubung tötete. 
Es sagte nur zweimal „Knack“ — welter nichts. 
Ja — nicht Jeder ist ein Tierfreund! 

Die armen kleinen Waisen! Die Erblaßten hatten 
mir nämlich einige Nachkommen hinterlassen, die 
ich nun an Kindesstatt annahm und für deren Ge- 
sundheit und Ernährung zu sorgen, Ich als meine 
heilige Aufgabe betrachtete, 
Leider waren aber diese Nachkommen völlig miß- 
raten und verwahrlost. Sie vermehrten sich — 


546 





R=GESPRÄCHE 


Brigitte wohnt in Allenftein, 

Ihr Kurt in Offenbach am Main. 

Ach: Liebe auf fo weite Sicht 

Erfüllt die Herzenswünfche nicht. 
Drum ruft die Maid In Schnfuchtspein 
Gar häufig an aus Allenftein. 

Und meil fie Immer knapp mit Geld, 
Ste R-Gefpräche fteto beftellt: 

Die muß Freund Kurt trot gleichfalle fchmalen 
Subfidien für fie bezahlen. 

Was foll er tun? »Brigitte hierl«, 

So haucht’s - und man ift Kavaller ... 


Das Schichfal auch ift eine Frau, 

So unberechenbar und fchlau: 

Denn feht, es ruft nach Weiberfitte 

Uns fchon mal an, fo wie Brigitte. 

Doch find es R-Gefpräche immer: 

Man zahlt halt für das Frauenzimmert! 

Denn lehnft du ab - wer weiß: vielleicht 

Nie mehr fein Ruf dich je erreicht. 

Und dann zerfehnft du dich, du Tor, 

Und kommt dir reichlich dämlich vor, 

Daß du die Chance ausgefchlagen - 

Wer Frauen melftern will, muß wagen! 

Drum, Erdenmwandrer, merke dir: 

Sel auch zum Schichfal Kavaliert 
Wendelin Überzwerch 


nun, wie sich eben Läuse zu vermehren pflegen. 
Darauf war ich aber nicht eingerichtet, zumal Ihr 
Appetit grenzenlos war. Mein Körper schien das 
reinste Truppenverpflegungslager zu sein. — Das 
ging zu weit. 

Bei der fast täglichen Verdoppelung konnte ich 
ungefähr ausrechnen, wann Ich eingehen würde. 
Um dem vorzubeugen, riet man mir, mich entlau- 
sen zu lassen. Ich — der Ich Im Tierschutzverein 
fünfzehn lange Jahre aktives und die beiden letz- 
ten Jahre Ehrenmitglied bin — sollte Hunderte 
von Kreaturen zur Hinrichtung verhelfen? 

Aber was nützte es. Andere Kameraden, auf 
denen meine Läuse Stützpunkte errichtet hatten, 
nahmen eine drohende Haltung gegen mich ein, 
so daß ich nichts machen konnte. Was gibt os 
doch für Rohlinge! 

Widerstrebend schritt ich zur Entlausung. — 

In einem Vorraum, in dem ich mich entkleidete, 
wollte ich Abschied nehmen von meinen Läusen 
— allein, .es waren keine zu sehen. 

Ob sie meine Absicht errieten? Ob sle mein 
Vorhaben verurteilten und mich verabscheuten? 
Wer weiß es. Wer vermag in das Seelenleben 
einer Laus zu blicken? 

Es war keine erschienen, soviel Ich auch suchte, 
Ich kam mir grenzenlos verlassen vor. Was sollte 
ich noch hler? Ich war lausfrel. Ich hatte sie 
schon durch mein skrupelloses Verhalten ver- 
trieben. 

So feinfühlend konnten nur Läuse sein. 
Wehmütig betrachtete ich an meinem Körper die 
unzähligen Zapfstellen meiner Pfleglinge. Sie 
würden bald nicht mehr sein. 

Meine Bekleidungsstücke wurden abgeholt und 
ich begab mich Ins Bad. 

Nach dem Bade empfing ich sie von einem nicht 
gerade auf besondere Sauberkeit Wert legenden 
Russen entlaust wie 
So endete eine Liebe. — 





Am nächsten Tage betrachtete ich die unzähligen 
neuen Zapfstellen meines Körpers. 

Eine Erinnerung stieg in mir hoch: Der Russe, dor 
mir meine entlausten Sachen brachtel 

Ich hatte sie wieder — meine Säuglinge! Nicht 
dieselben! Andere. — — — — 


Berühmte Liebespaare 


1. 
Werner und Margaretha 







(Karl Armold) 
ON 
AL ofen brach fich Margaretha, 
Scherzend nahm fie Werner's Hut und 


Schmürt ihn mit den rothen Blüthenz 
„‚Blaffer Mann, bis daf auf Euern 
Eig’nen Wangen fie erblühen, 

Müpt ine fie am Hute tragen. 

Aber fagt mir auch, wie fam es, 


N Dafı Ipe mir fo lieb, fo lieb feid? 
— Habt mir nie ein einzig Wörllein 











A 
| | Ill) 


N 









Anvertraut, dafı Ihr mich liebe, 
Habt nur manchmal fhüchtern Euer 
Aug’ zu mir emporgehoben, 

Habt aud) etwas muficieret, 

If’s in Eurer Heimath Brauch, dafı 
Man fich fonder Worte in der 
Frauen Herz hineintrompetet?"* 





Im Gefangenensammellager 


(Wilhelm Schulz) 


| 


Hl 


mn. 





„Die Deutschen melden neuerdings über eine Million Gefangene!" 
„Ja, mit solchen Produktionszahlen kann Genosse Roosevelt eben nicht aufwarten!“ 


Nel campo di concentramento dei prigionieri: “| Tedeschi annunclano di nuovo un milione e pid di 
prigionleri!,, — “Giä, compagno Roosevelt non puö farci Il presente di sl grandi numerl di produzione!,, 


548 


DER..HAUSTERER 


(9. Nöckel) 









































So heiter pfeifend kommt er nun seit Jahren schon 
Mit seinem Koffer voller Kram einhergeschlurft. 
Er schleppt sein Lied im höchsten Ton 

Auf Sohlen, schaukelkrumm gekurvt, 

Von Ort zu Ort und bleibt vergnügt 

Beim Wandern über Stock und Stein, 
Weil’s ihm genügt, 

Er selbst zu sein. 

Die Kunden lockt er kaum zum Kauf, 
Doch hält ihn jemand an, 

Dann macht er seinen Koffer auf 

Und zeigt ihm, was er zeigen kann. 

Nicht Nadeln nur und Gummiband, 
Pomaden, Abführmittel, Vieh-Arznei 

Holt seine wetterbraune Hand 

Aus all dem bunten Zeug herbei, 

Auch Talismane kramt sie stolz hervor 
Und Liebespillen, deren Zauberkraft — 
So raunt er es dem Staunenden ins Ohr — 
Aus Greisen junge Ritter schafft. 

Daneben pflegt er viel zu prophezein 

Vom Wetter und vom Weltgeschehn, 
Streicht schließlich seine Münzen ein 

Und rüstet sich zum Weitergehn. 


549 








Man blickt ihm nach. Er schaukelt kühn 
Durchs abendlich beglänzte Tal, 

Bis über ihm/die Sterne blühn 

In Gottes blauem Saal. 

Man hört das Lied noch, das er pfeift, 

Dann reißt man rasch das eigne Herz zurück, 
Bevor es allzu tief begreift: 

Der Kerl hat Glück! Hat nichts als Glück! 
Doch dieses Glück verkauft er nie, 

Weil er’s für sich behält, 

Es ist sein Zepter der Magie 

Und steht mit ihm und fallt. 

Mag sein, er hatte einstmals Hof und Haus, 
Mag sein, daß er’s vertrank — 

Ihn reut es nicht, er schwankt ins Land hinaus, 
Von keinem Kummer krank, 

Ist frei geworden wie der Wiedehopf 

Und weise wie der Kauz, 

Erbrütet sich sein Glück im unbeschwerten Kopf, 
Genießt es und verdaut’s, 

Und bleibt gesund und bleibt vergnügt 
Beim Wandern über Stock und Stein, 

Weil’'s ihm genügt, 

Er selbst zu sein. 


HERBERT FRITSCHE 


DAS HOErB SIBD 


ALTE GESCHICHTEN AuS NORWEGEN 





GEGEN DEN HERBST IST €E5 
DER KRıSTIiNA ZU PuUmM 
GEWARDEN 

SIE VERSCHAFFTE SICH Ein . 
Birer Macıı AMERIKA - 

DER JVER WAR AUSSER. SICH. 
ER WUSSTE,DASS SIE DAS 
BiLLeTtschHon HATTE. 

UND ER SAH, wie SIE IHRE 
SACHEN FÜR Ale ZU= 





Ir HIESS IVER- GrörTum. NER Doncnwinmu EBEN MORCEN. Sr Ein 
Pie HIESSKRISTINA OLSTOCHTER.. HEUT Musste ER Es IHR SAGEN KÖNNEN 


ER WAR, BAUER ÄUF GRÖTTUM 
IN SIKWLSTHALEN 
UND SIE WAR SEINE HAUSHÄLTERIN. 
ER WAR "SCHWET- VERSCHOSSEN 
IN pie KRISTINA 
UND SIE AUCH In IHN . 
BLOSS BRACHTE ER DAS NIE FERTIG 
IHR AUCH NUR DAS GERINGSTE 
DANON ZU SAGEN: 

SIE SCHLIEF IN JHRER KAMMER 
NEBEN EINEN ENDE voM HAUS 
N IN DER SEINEN Am AnDE 
EnDE- DEREN 
ER KONTE DIE NÄCHTE NICHT 
SCHLAFEN VOR LAUTER UNRUHE- 
ABER DER GANZE SOMMER VER= 
GINL-OHNE DASER IHR EIN 

WORT SAGEN KonNTe. 





ABer Die TAGE KAMEN UND GINGEN 
WIEDER — — OHNE EınE SILBE. 
DEN LETZTEN TAG, 
Aus sie IHM IHRE HAND GAB 
UM DAS LEBEWOHL ZU SAGEN — 
DACHTE ER : JETZT ENDLICH 
ABER ER SAGTE, NUR ! 
„LEB WOHL KRISTINA. 
Komm.autT HINÜBER ” 





550 


(0. Gulbransson) 











RAND UND BAND. SCHREIBEN KONNTE ER IHR NICHT, 


DENN SIE KONNTE NICHT LESEN. Auch HAT Sie 
SELBER NIE EINEN BUCHSTABEN GESCHRIEBEN. 


LESEN- 
DRUCKSCHRIFT DER BIBEL Ag 
ER WÄHLTE DAS HoHE 


HAARGENAU. 
LIED SALOMOoNS. 








et ich Shader aan ne nicht 


ie mirdas Serß genommen „meine Shoe 
ruuf at Re Augen Ann ‚und mit 


en keine EN De 





ER H ne Brfifte find nebficher 

findinie se 
gardnhanengihten. 

dein Inden du 
Sr Roi ne Rerken ‚dan 

4w0 Spangen ; die 
fiers Dan ame 
Dan Nabilift is a acer 

Parfer mir Ron . 


wieder , Aehre wieder, Sulamith tere 
a a een a 














WIE Die KRISTINA DIESEN BRIEF BEKAM, 
IST SIE ScHiER_ Von FREUDE VERGANGEN. 
ABER. wAS Tun ? ı 
SCHREIBEN Konnte SIE JA NICHT. 
WIE SoLLTE Sie DANN ANTWORTEN 2 
SIE Gina ZU IHRER. NORWEGISCHEN 
FREUNDIN ELIS ANDERSEN. 

Sie KONNTE SCHREIBEN. 


JETZT wo SIE WEG WAR.) WAR DER JVER AUSSER 


EINES WUSSTE ER BLOSS — SIE KONNTE Die BIBELSCHRIFT 
So SETZTE ER Sich HIN, UND MALTE DIE 















DIE SOLLTE Für SIE ANSIWOEENE 
BEIM DieTieren PAcCKTE sıE 
ABER EınE NHötLLische ANGST. 
SCHREIBT SIE ES Auch DEM JvEr 
WIE SIEES IHR SAat * 

SIE ZERRISS DEN ‚BRIEF, 
KAUFTE Sıch FÜR IHRE LETZ= 
TEN GROSCHEN Ein BILLETT' 
UND FUHR SPORNSTREICHS 
zuricK NACH NORWEGEN, 
AUF GRÖTTUM im SIKIıLSTHAL 
HABEN sie DANN 
GLEICH GEHEIRATET. 


BEL 
Se 


Ä 


an 


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NOS 





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E—s 


OLAaf SULBRANSSon 42 





551 


TERS@JIERSSTRIEIGIK 


VON HERBERT A. LOHLEIN 


Kein Achtele Roten hätte sich der Almwirt 
Tschurtschenthaler vom Padauner Kogel wetten 
trauen, daß einmal die Fremden zu Fuß schweiß- 
triefend und keuchend mit Koffern 2000 Meter zu 
ihm heraufklettern würden, um ihm schließlich 
überschwänglich die Hand zu drücken für die 
gütige Aufnahme, Vielmehr brauchte man da 
früher einen Fremdenverkehrsverein, der die Pro- 
spekte von der Alm „Großvenedigerblick“ pfund- 
weise verschickte. Einen Maulesel brauchte man 
zum Kofferschleppen und einen Hausknecht dazu. 
Und dann war den nördlichen Gästen der Groß- 
venediger immer noch zu klein, der Weg zu stell, 
das Bett zu hart und die Speckknödel zu fett, 
Die Welt dreht sich. Denn jetzt lobten sie die 
Aussicht über den Schellenkönig, der Wein war 
nicht mehr sauer, sondern zu wenig, sie fraßen 
mittags Kartoffelpüree mit Bratkartoffeln und 
abends Kartoffelsalat mit Pellkartoffeln und nachts 
legten sie sich klaglos ins Badwannenbettl 

Der Tschurtschenthaler klemmte sich den Hirsch- 
grandikloben in die untere Zahnlücke, schnik- 
kelte manchmal mit den Fingern und langte sich 
die Sense vom Haken. Dann schritt er zufrieden 
die Bergwiesen hinauf zur Morgenmahd. 

Die Moidl plärrte hinterher: „Loisl — a Telegramm 
ischt do — he Loisl! ’s ischt was elligsl" 

Der Loisiwirt Iupfte ein wenig den Kloben und 
spuckte zum Großvenediger hinüber: „Woll, woll, 
legs halt hin aufs Sims, bis | gar hamkimmi” 
Fort war er, 

Da stand nun die Moidi und buchstabierte den 
damischen Text: „Drahtet sofort, ob Einbett frei 
mit Pension stop gebt Anfrage welter wenn be- 
setzt” Brösicke — Kunstmaler. 

„Spinneter Tuifll” schimpfte die Moidl, schmiß das 
Telegramm, das schon zwei Tage unten im Brief- 
kasten am ersten Viehgatter gelegen hatte, zu 
dem anderen Schreibzeug und trieb die vierzehn 
Kühe zur Koglalm hinauf, 

Abends, als der Tschurtschentaler sich müd ‘und 
hungrig ein Trumm Speck aus der Selchkammer 
holte, fiel Ihm auch das Telegramm In die Finger. 
„Ischt das Zimmer über-der Kuchl noch frei?” 
schrie er in den Stall hinaus, wo die Moidi den 
Rahm abschöpfte. 

„Woll, woll...“, zögerte die Moldl, „aber 's Fen- 
schter ischt halt krumm vom Winter her, es ziacht 
a wengl eini und d’ Waschschüssl is beim Tuifl, a 
neue gibts kane und d’Matratzn Ischt durchiglegn 
im selbign Beit, waßt das Ja eh oder nit?!“ 

Der Tschurtschenthaler drückte einen Ohrenwurm 
zu Brei, der gerade aus dem Salzfaß kroch und 
brummelte etwas von „sowieso überall besetzt 
und 's hat der Well mit an neuen Fenschter.” 
Dann fügte er noch hinzu: „Uberhaupts — es 
ischt a Maler und a Maler braucht fürderscht a 
schiane Aussicht. Aussicht hamma oder nit?‘ 
Entschlossen „drahtete” er auf einen abgerlssenen 
Kalenderzett annscht kummen!” Die Moldl 
schleckte das Kuvert zu und nach wiederum zwei 
Tagen kam ein Fremder, der zum Brenner hin- 
unter mußte, zufällig auf die Post und schickte 
den Brief auf die Reise nach dem Norden. 

Fünf Tage später war der Maler prompt da. Kam 
mit Rucksack, Koffer, Keilrahmen, Farbenkasten 
und Staffelel schwitzend und keuchend wie alle 
Fremden In der Almpension „Großvenedigerblick“ 
auf dem Padaunerkogl an. 

„Bischt da?” sagte der Tschurtschenthaler ruhig 
und streckte Ihm einen halben Quadratmeter 
Handteller entgegen: „Griaß di nachal“ 
„Herrlich!“ keuchte der Maler — „jroßartig, diese 
Aussicht” 

„Woll, wolll” bestätigte der Wirt — „d‘ Aussicht 
is schlan, des Ischt wahrl“ Wieder trotteten die 
vierzehn Kühe aus dem Stall. Dem Maler deckte 
eine Vision von Vollmilch, Butter und Rahm die 
Landschaft zeitweilig zu, so daß selbst der Groß- 
venediger dagegen verblaßte. Mit einem hung- 
tigen Leuchten in den Augäpfeln lobte er: „Don- 
nerwetter — prachtvolles Vieh habt Ihr da!” 
„Recht hascht”, sagte der Tschurtschenthaler 
ruhlg — „'s Ischt a schians Viechl” 

„Mensch, was muß es hier Ströme von Vollmilch 
geben alle Tage, was?” 

„Naa, naa..”, dämpft der Wirt — „'s glangt grad 
für d’ Kalbl und für'n Kaasl" — 








Bei diesem ersten Abendessen auf der Koglalm 
schrumpften dem enthusiastisch veranlagten Ma- 
ler ein paar romantische Visionen, Es gab Kar- 
toffelrösti, ein zehn Gramm schweres Butterröll- 
chen, Pellkartoffeln und ein Glas Magermilch. 
Draußen glühten die Gipfel in der Abendsonne, 
Niemand sah es. 

Vom Saukoben her schnorgelten vier Mast- 
schweine in den Bergfrieden. Der Maler setzte 
sich nach dem Abendessen ein wenig zum Wirt 
auf die Plauschbank vor der Haustür. Freundlich 
deutete der mit dem Hirschgrandikloben hinüber 
auf die Dreitausender: „Siegscht — des ischt der 
Großvenediger und der da ischt der Kogl und 
heunt kannscht glei no der Moidi d’ Marken für 
die ganze Woch im voraus abliefern, na hascht 
dei Ruah vor dem Glump. D’ Luft ischt guet bei 
uns do, des wirscht bald mirkn, d’ Pension koscht 
vier Mark zwanzge....” 

Der Maler nickte zerstreut, denn er hatte Jetzt 
neben dem Wirt einen irdenen Steinkrug ent- 
deckt, aus dem der Tschurtschenthaler ab und zu 
ein Maul voll schöpfte. 

„Dacht ich mit doch, daß Ihr noch Roten habt — 
wär Ja noch schöner, Tirol ohne Rotwein, was?l” 
Der Loisl wackelte mit dem Kopf: „Er ischt nit 
mehr so guet — der Herr hätt eh kan Gschmack 
dran — 's ischt nur so für mi und d’ Moldl und an 
Postbotn!” Jetzt wurde der Maler aufsässig: 
„Herrgott, Tschurtschenthaler, aber versuchen 
könnt Ihr mich den Tropfen doch lassen!” 

Der Wirt blies eine mächtige Wolke in den Abend- 
himmel, dann schrie er zum Kuchlfenster hinein: 
„Moldl — der Herr möcht an Achtele Roten!" 

„An Achtele??' staunte der Maler, der vor fünf 
Jahren zum letztenmal in Tirol gewesen war. „Ja, 
wißt Ihr denn, wieviel ein Achtele Ist?" 

„Sell wolll” entgegnete der Lolsl — „an Achtele 
ischt die Hälft von an Viertele, Der Herr hat scho 
wieder vergessn, daß Kriag ischt!” Brösicke schüt- 
telte ungläubig den Kopf: „Toll — mittag und 
abends nur ein Achtel Roten...” 

„Nur abends und Jeden zwaten Tag an Achtelel” 
verbesserte der Wirt. Und um abzulenken, fügte 
er hinzu: „'s wird schian morgn, d’ Muckn san 
stad und der Kogl hat a Haubn — der Herr wird 
maln kinnal” 

Aus dem Selchkammerl bröselte ein aufrelzender 
Ruch heraus, so daß Brösicke auf eine gute Idee 
kam: „Ganz richtig, Loisl — malen! Ich werde mal 
ab und zu einen Tag fort sein. Man kann beim 
Malen nicht plötzlich aufhören, verstehst du?” 
„Woll, woll — den Herrn halt ja nix auf, wann er 
maln will.” 

„Das schon, Tschurtschenthaler. Aber der Mensch 
lebt nicht von der Kunst allein. Ich bräuchte ein 
paar belegte Brote, sagen wir Speckl” 

„An Speck manst du??" fragte der Loisi voller 





AUS DER KINDERZEIT 


Es metterleuchtete ferne, 

der Himmel fehlen mächtig erbof, 

doch Iprangen aus goldenem Kerne 

durch Wolken auch freundliche Sterne. 

Wir grüßten fle hoffend, und blieben getroft. 


Wir Kinder der Erde vertrauten, 

und mußten von keiner Gefahr. 

Aus hufchenden Schatten erbauten 

mir luftige Schlöffer, und fchauten 

aus Augen voll Glauben, beruhigt und klar. 


Bis wieder die Nacht uns umfangen 

und nahm in verhüllende Hut. 

Ob heimliche Donner erklangen, 

ir fühlten, entfchlummernd, kein Bangen, 

uns muchs in den Morgen nur ftärker der Hut. 
Marimilian Brantl 


552 


Abwehr. „Jössas, wann der Herr wüßt, wie klan 
der Zipfl-Speck ischt, der wo drinnen In derSelch- 
kammer hängt! Er langt eh grad für mi, für d’ 
Moidl und fürn Goaßbuabn zur Brotzeitl” 

„Schön ...“, meinte Brösicke, dem vom Reden über 
den Speck das Wasser im Mund zusammenlief, 
„wie wär's denn mit einem Bild für deine Stubn?” 
„A Bült?“ sagte der Loisi zweifelnd und schob 
den Hirschgrandikloben in die andere Zahnlücke 
hinüber, „die Fremden essen halt aa ohne Bült ganz 
gern in der Stubn.” Plötzlich aber kam dem Loisl 
ein Gedanke: 

„Malt der Herr eigentlich aa Weiberleut?” 
Brösicke war geistesgegenwärtig genug. „Klar, 
Tschurtschenthaler! Warum sollte ich keine Wei- 
berleut malen?” 

„S0, so.” Man merkte es an den Wolken, die aus 
dem Hirschgrandikloben dampften, wie heftig 
jetzt der Lolsl über etwas nachdachte. 

„Da Ischt nämlich a saubers Dirndl kummen vor a 
acht Täg — I man aus Berlin ischts. Lizzie haßt's. 
Hat a netts Köpfl und a schians Gstell no dazue.” 
„Ahal” sagte Brösicke interessiert. „Und von der 
möchtest du gern ein Bild haben, wie?" — „No, 
's Madi selm wär mir scho llaber...”, sagte der 
Loisl ehrlich. „Aber wenn du die maln kunscht — 
I hätt gern amal zugschaut, wie des ischt mit der 
Kunschtl” 

„Na also, Tschurischenthaler — gemachtl Das 
Fräulein hat sicher nichts dagegen!” 

„Wohl nit. Fragscht das halt amal, aber sagscht 
nix von mir, hascht mi?l” 

„Kein Sterbenswörtlein, versteht sich!” versicherte 
der Maler begeistert. 

„| wüßt aa schon an schlan Platz, wost du des 
Gschmacherl ungestört maln kunscht: Oben bei 
meiner Koglhüttni" 

„Ausgezeichnet, Tschurtschenthaler — es gilt! Ich 
mal das Fräulein Lizziel“ 

„Guet, du malscht das Dirndl und | schaug drin 
von der Koglhüttn aus zu. Aber sie derf nix mirknl 
Es Ischt nur wegn der Kunscht, ma siecht nit alle 
Täg so a Gspül.” 

Brösicke lachte das Herz im Leibe. „Du kannst so- 
gar nachher das Bild haben. Hie Bild — hie 
Speckl“ 

„Guet Ischts! Du sollst a schlans Zipferl kriagni” 
„Gleich?” 

„Na, na — hintennachi, wanns firti Is. Es mueß 
aber nit schnell gehn. Kannscht schon öfter auffi- 
gehn mit ihr zur Koglhüttn. | hab scho Zeit zum 
zuschaugn!” — g 
Schon am dritten Tag umgarnte Brösicke das 
Fräulein Lizzie aus Berlin, das der Kunst und sel- 
nen Vertretern sehr aufgeschlossen gegenüber- 
stand. Die erste Sitzung kam bald zustande, Der 
Tschurtschenthaler war schon eine Stunde vorher 
droben in der Koglhütte und biß vor Aufregung 
über die Kunst den Hirschgrandikloben zuschan- 
den, als der Maler draußen die Staffelei zurecht 
rückte und die Farben auf die Palette strich. Sanfı 
spielte das Tiroler Lüfterl in Lizzies erblondetem 
Schopf. Eiskalt und unnahbar stand der Groß- 
venediger als Staffage dahinter. 

Um dem Tschurtschenthaler dienlich zu sein, be- 
stellte Brösicke sein Modell noch viermal zur Kogl- 
hütte. Viermal noch bezog der Lois! Posten hinterm 
Hüttenfenster, Beim fünftenmal war das Porträt 
fertig. Herrlich leuchtete das Blond gegen die 
Eisfelder des Großvenedigers. — 

Abends nach dem Essen, als es wieder Bratkartof- 
feln mit Kartoffelsalat gegeben hatte, hockte sich 
Brösicke wieder auf der Plauschbank zum Wirt 
und rieb sich die Hände. Wiederum bröselte aus 
der Selchkammer der aufrelzende Ruch von Tiro- 
ler Speck und vom Saukoben her schnorgelten 
die Mastschwelne zufrieden. Brösicke hielt das 
Bild mit Lizzies Kopf gegen die Abendsonne, 
„Na, was sagst jetzt zu dem Kopf, Tschurtschen- 
thaler?I” 

Der Lois ließ sich Zeit und schluckte. „Schian 
ischt er. Und maln kannscht a. Aber es Ischt halt 
nit des, was ij hätt habn wolln! Fünf Nachmittäg 
hab I verludert drobn in der Koglhüttn, allweil 
hab I no zuegwartet und allweil hascht no am 
Kopf rumgwerkt. I kann dir leider kan Speck 
gebn...” 
„Ja, um Gotteswillen, Tschurtschenthaler — wie 
hätt Ich dir denn die Lizzie malen sollen?I’ 

Der Tschurtschenthaler biß verlegen am Mundstück 
seines Hirschgrandiklobens herum, Dann druckte 
er schließlich entschlossen und enttäuscht heraus: 
„Nackert hätt i's haben wolln, du Deppl” 











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(0. Nücken) 


Bobby hat sich eine Palme gekauft. Eine schöne, 
hohe Erkerpalme Eines Tages kommt er mit einem 
Paket Blumendünger nach Hause 
„Na nu“, fragt Rudi, „was willst du denn damit?” 
„Für meine Palme“, sagt Bobby. 


Rudi reißt die Augen auf. 

eine künstliche Palme?” 

Bobby nickt. „Das ist Ja auch künstlicher Dünger.” 
* Sch. 


Auf der Stuttgarter Straßenbahn war es über- 
füllt. — Eine schwäbische Schaffnerin, die gerade 
vorn im Wagen beschäftigt war, fragt an einer 
Haltestelle (um das Zeichen zur Abfahrt geben 
zu können) die am Eingang stehenden Fahrgäste: 
„älles henna?”, Stimme eines männlichen Fahr- 
gasts: „send au ebbas Geckeler do” 


* 
Am Morgen seiner Silberhochzeit saß der Kalten- 
brunnervater friedlich auf der Hausbank in der 
Sonne und streichelte die Hand der Silberbraut. 
„Weißt, Mutter, was mi an unserer Ehe am mei- 
sten g’freut? Daß du mit mir akkarat genau so 
teing’fallen bist wie I mit dir!” 


„Aber das ist doch 


Rafcher Sommerregen 


Die Bäume regnen noch dem Regen nach, 

Indes die Sonne fchon wie blankgepust 

Neu aus verfcheuchten fchnellen Wolken brach. 

Nur dort am Berge eine kecke trutt, 

Feftklammernd fich am hohen Felfentor. 

Bald reißt der rafche Wind auch diefe los, 

Der meite Himmel funkelt reiner als zuvor. 

Nur leife tropft's noch in den Wurzelfchoß. 

Ein lestes Glitern zittert auf dem Laub, 

Die Schmetterlinge find fchon wieder zart 

Den Wielen zugemeht. - Wie hat der bunte Staub 

Der fchönen Schwingen fich den Glanz bewahrt? 

Ein Sirren rings! Es blitst fogar der Stein, 

Als fei er zu den Atmenden vertaufcht. 

Den frifchen Regen trank die Welt wie Wein. 

Sie taumelt bin, von Lebensluft beraufcht. 
Hermann Sendelbach 






























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“> erst enken- 
ann Spektrol benüken! 


Im Frieden wurde häufig 
nicht überlegt, ob ein Fleck 
Spectrol auch „wert" war. 
Heute ist Spectrol zu kost- 
bar, um bedenkenlos 
verschwendet zu werden. 
Zuckerflecke und einfache 
Schmutzspritzerkönnenfast 
immer mit warmem Wasser 
beseitigt werden. Spectrol 
soll für schwere Fälle da 
sein, wo böseVerschmutzun- 
gen — insbesondere Fett- 
flecke — ohne Schädigung 
der kostbaren Faser ent- 
fernt werden müssen, Nur 
dort nimmt man heute 
Spectrol, 


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Bauernmarkt 5-7 











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treter der jahrtausendealten Wein- 







würzig und gehaltvoll will er an- 






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Hamburger Hauptbahnhof, Gepäckaufbewahrung. 
Annahme-Schalter. Um mich herum Reisende mit 
Traglasten. Vor mir ein Mann mit einer kleinen 
Tüte in der Hand, die er, als er an der Reihe ist, 
dem Beamten hinreicht. 

Murmelt der Beamte: „Wie? Nur diese eine kleine 
Tüte? Was ist denn darin?“ 

Entgegnet der andere: „Ein Eil" Worauf er die 
Tüte öffnet und ihr wahrhaftigen Gottes ein Ei 
entnimmt. 

Der Beamte nimmt diese Tatsache kopfschüttelnd 
zur Kenntnis und sagt: „Und das wollen Sie auf- 
geben?” 

„Nun ja’, erwidert der Mann vor mir, „ich stünde 
sonst nicht hier! Bedenken Sie, Hamburg ist eine 
Weltstadt mit viel Gedränge, und die Zerbrech- 
lichkeit eines Eis dürfte auch Ihnen bekannt sein!“ 








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Unter uns Reisenden bricht ein lautes Gelächter aus. 
Der Beamte nimmt schließlich die Tüte mit dem 
Ei in Aufbewahrung. Der Fremde nimmt seine 
Nummer entgegen und geht. 

Später treffe ich ihn im Wartesaal wieder. Ich 
setze mich zu ihm. „Sie sind gut!“ sage ich, „Ein 
einziges Ei zur Aufbewahrung!” 

„Ich hatte nicht mehr!“ entgegnet der Fremde. 
„Esistübrigens eine tolle Geschichte, wie ich zudem 
El gekommen bin, eine wirklich tolle Geschichtel“ 
„So?“ frage ich gespannt, 

Ja”, sagt der Mann und beginnt zu erzählen. 
„Ich habe eine schwerhörige Tante in Stockholm, 
die ein Verhältnis mit einem türkischen Kamin- 
feger hat. Nun war ich seinerzeit gerade auf Be- 
such bei einem Vetter in Basel. Wissen Sie, mein 
Veiter ist ein merkwürdiger Mensch; er sammelt 
Briefmarken und vergißt darüber seinen Beruf 
und seine Familie. Eines Tages fuhr er von Basel 
nach Paris und sortierte im Abteil seine zuletzt 
erstandenen Marken, Da öffnete sich plötzlich das 











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Fenster, und der starke Luftzug trug eine äußerst 
wertvolle Helgoländer Briefmarke ins Freie. Mein 
Vetter, der Max hieß, sprang hinterdrein, und 
da es sein letzter Wunsch gewesen war, wurde 
seine Leiche verbrannt. Aber seine Frau hätten 
Sie kennen müssen Augen wie ein Panther, 
Beine wie ein Fasan, ausgesprochene Fasanen- 
beine — und einen Haarschopf, junger Mann — 
einen Haarschopf! — Also, aus Kummer über den 
Tod ihres Mannes ging sie zum Theater und 
wurde Platzanweiserin. Einmal habe Ich sie auch 
im Theater aufgesucht; sie wies mir einen Platz 
an, auf dem ich nichts sehen konnte, Als ich 
mich wieder erhob, um nachzulösen, war das 
Stück vorbel. ‚Schriftsteller und Landwirt‘ hieß es!” 
„Dichter und Bauerl” unterbrach ich den Fremden. 
„Jaja“, fuhr der Mann fort, „so ist des Lebens 
ew’ger Lauf; fängt vorne an, hört hinten auf. 
Mein seliger Großvater mütterlicherseits würde 
sagen: fängt hinten an, hört vorne auf. Er hatte 
die üble Angewohnheit, alles zu verdrehen. 


beruht auf der Mäßlgkelt 
der Anwendung 


Nur bei mäßigem Gebrauch ent 
h die liebliche Duft 
hbtorVollkommenhoit, 

Parkam BALL 
ist und durc 











i Besondere Sparsamkeit 
aber bei den KAMP- 
ENTRATEN geboten 
Par öchster 





Am Werktag 
keinen 


Für Jhre Gesundheit 


ist dos Beste gerode gut genu 
Die Vorzüge des Materials [Ze 





KENNZEICHEN DES 
GUTEN GESCHMACKS 


VOLLELASTIECH, HANDGENÄNT. 
(in KLEGANT 





Klingen sparen, 
nicht verschwenden- 








stofl-Flaum) und peinlichste Sorg- 
folt bei der Herstellung erworben 
und erhalten der neuzeitlichen 
Comelio.Hygiene dos Vertrauen 
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Indien 





(Erich Schilling) 


„Ich brauche nur die verdammten Flammen auszutreten, dann ist alles gut!“ 


Indie: “lo non ho che da calpestare queste maledette fiımme e allora tutto va bene!,, 


Schon als Lehrling. Sein Prinzipal sagte einmal 
zu ihm: ‚Nimm diese» tausend Mark und bringe 
sie zur Firma Dingsda, der ich noch neunhundert- 
undneunzig Mark schuldig bin. Die restlichen zehn 
Mark sind für dich! — Ja, schon damals war mein 
Großvater sehr für Verdrehungen! Nun ist er totl 
Friede seiner Aschel Habe ich Ihnen übrigens 
schon erzählt, daß meine selige Großmutter 
dunnemals nicht mit zur Beisetzung ihres Gatten 
gegangen ist? Nein? Nun, sie konnte den Ge- 


tuch, den Friedhofsblumen ausströmen, nicht ver- 
tragen. Und was meines Großvaters adeliger 
Stiefneffe ist, den hätten Sie kennen müssen! 
Bei der Ausgrabung der griechischen Mumie von 
Dingsda...” 4 

„Herr...“ rief ich dazwischen. „Sie wollten doch...” 
„Ja, richtig!” unterbrach mich der Fremde, „Ich 
wollte ja noch in die Stadt, den Alsterpavillon 
wollte ich mir besehen, den Jungfernstieg, die 
Binnenalster und so vieles andere mehrl“ 





556 


„Und außerdem wollten Sie erzählen”, begann 
ich von neuem, „wie Sie... nämlich... Sie wis- 
sen doch, ...das Eil' 

„Nun, das erzähle ich Ihnen ein andermall Servusl” 
Als er weggegangen war, lag vor mir auf dem 
Tisch die Nummer, unter der das Ei des Fremden 
am Gepäckschalter aufbewahrt wurde. 

Ich wartete noch etwa eine Stunde, Dann nahm 
ich die Marke und holte mir das Ei ab. Es war 
ein Porzellanei. 


Der Enddreißiger 


(K. Heliigenstaedt) 


Basen} 





„Lilo, deine scharmante Großmama hat aber vorhin richtiggehend mit deinem 
Verehrer kokettiert!“ — „Ich sag’s ja immer, daß er im Alter besser zu ihr paßt!“ 


Il quasi quarantenne: “Lilo la tua avvenente nonna ha poc’ anzl civetatto per bene col tuo adoratore!,, 
“Eh, lo dico sempre lo che per I’ etä egli conviene meglio a lel!,, 


557 


DAS VERLORENE TAGEBUCH 


Von Wilhelm Hammond=Norden (im Felde) 


Weiß Zeus, ich habe manches erlebt 
und allerlei Neues erfahren. 

Ich habe viel von Europa gefehn 

In diefen letten drei Jahren. 


Den Wein der Neuigkeiten, Ich hab 
Ihn gern und glerig getrunken. 

Doch ach, der Raufh verflög To fchnell. 
Das meifte it wieder verfunken. 


Was nütt's, wenn um beff'res Gedächtnis Ich 
die herzlofen Götter flehte. 

Es fließt auch heute noch durch die Welt, 

das Waffer des Fluffes Lethe. 


Der Fluß, er zieht mit magifcher Kraft 
das befte aus unl'ren Gehirnen. 
Wir ftehen hilflos dabei und fchau'n 
hinauf zu den ftummen Geftirnen. 


Doch feht, eines Nachts erfchienen Im Traum 
mir Eros, Ares und Klio. 

Es flüfterte mir einen Ratfchlag Ins Ohr 

das fonderbare Trio. 


Sie fprachen: »Sterblicher, fchreib dir doch auf, 


von Liebe, Krieg und Gefchichte, 
mas wichtig dir fcheint«. Ein guter Rat! 
So ward Lethes Kraft zunichte! 


Ich fchrieb, mo immer ich Ruhe fand 
die fchönften Begebenheiten 

mit kleiner Schrift in mein Tagebuch, 
und rettet’ fie über Die Zeiten. 


Das Buch fchwoll an. Ich hielt fie feft, 
die Erlebniffe, eben geboren. 

Wie froh war ich über meinen Befit 
- - heut hab ich das Buch verloren. 


Ich hab es verloren, Ich weiß nicht wo. 
Mein Tagebuch ging in die Binfen. 

Der Lethe=Fluß aber, er fließt und fließt, 
ich glaub, feine Wellen grinfen. 


GLÜCK MUSS DER MENSCH HABEN! 


Gr 


Personen: Pe’ Sören, ein seeländischer Bauer — Der Pfarrer. 


Pfarrer: Tag, Pe' Sören! Na, wie geht's? 

Pe’ Sören: Großartig, Herr Paster, ganz großartig! 
Pfarrer: Sie haben ja aber einen Verband um den 
Kopf, sehe ich. Ist doch wohl nichts Ernstliches? 
Pe’ Sören: Bloß 'n bißchen Zahnweh, Herr Paster. 
Pfarrer: Na, hoffen wir, daß das bald überstanden 
Ist! Aber sonst geht es Ihnen doch gut? 

Pe’ Sören: Ja, danke —abgesehn von dem verd... 
von dem bösen Mückenstich ... 

Pfarrer: Aber die Gicht— wie steht's denn damit? 
Pe’ Sören: Ja, die Gicht... Wenn das Wetter 
etwas unruhig wird, dann sticht es und bohrt es, 
daß es nicht zum Aushalten ist... 

Pfarrer: Ja, Pe’ Sören, die Glcht Ist eine Prüfung, 
die... 

Pe’ Sören: Ja,und wenn man dann damit noch vom 
Wagen fällt... Ja, sehen Sie, die Mutter meiner 
Frau wollte partout, daß ich sie zum Schinken- 
rtäucherer fahren solltel Na, ich spanne denn Ja 
auch die Fuchsstute vorn Wagen und fahre mit 
Ihr los, Aber aufn Rückweg wird sie plötzlich 
wild... 

Pfarrer: Was, Ihre Schwiegermutter? 

Pe’ Sören: Nein, die Stute doch! Sie wurde vor 
irgendwas scheu und ging durch. Aber wir hatten 
riesiges Glück dabei, indem ich und der Schin- 
ken „..wir fielen runter und uns passierte nichts. 
Aber die Stute fuhr mit meiner Schwiegermutter 
die Böschung runter und sie fiel runter und brach 
das Bein. Wir mußten den Tierarzt holen und sie 
abstechen lassen... 

Pfarrer: Nanu, Ihre Schwiegermutter? 

Pe’ Sören: Ja, mit der konnten wir das ja nicht 
machen! Aber sie bekam einen Nervenknacks, so 
daß sie nicht mehr sprechen kann. 

Pfatrer: Aber die Kinder, Pe’ Sören, denen geht's 
doch gut? 

Pe’ Sören: Großartig, Herr Paster, ganz großartig! 
Das heißt ... Kresten, was der älteste ist, der 
schoß ja neulich nachts auf ein großes Tier, das 
hinter einem Baum stand. Und denken Sie sich, 
was er getroffen hat: ausgerechnet den Förster 
Hansen! 

Pfarrer: Ja, aber das ist Ja entsetztlich! 

Pe' Sören: Ach Schiet! Der ist Ja noch verflucht 
gut dabei weggekommen, der alte hochnäsige 
Kerli Der bekam bloß was ins eine Bein er 
hätte sich Ja auch nicht gerade da hinstellen 
brauchen, wo Kresten schleßen wollte! 

Pfarrer: Aber kommt denn Ihr Sohn wenigstens 
einigermaßen gut aus dieser Affäre heraus? 

Pe’ Sören: Nee, aber hat Ja immer so ungewöhn- 
lich großes Schwein... er bekam bloß vier 
Monate, obgleich der Anwalt gemeint hatte, daß 
Ihm mit seinen Vorstrafen mindestens acht ge- 
blüht hätten! 








joteskes Zwiegespräch von Aage V. Hovmand 


Ort der Handlung: 


Pfarrer: Jajs, das muß nun aber auch schlimm für 
Sie sein, daß Sie Ihn Jetzt mehrere Monate lang 
auf dem Hofe entbehren müssen... 

Pe’ Sören: Ja — aber sehen Sie, da trifft es sich 
gerade wieder so glücklich, daß Ich Ihn über- 
haupt nicht mehr brauche, denn ich werde ja den 
Hof bald los sein... Der soll nämlich zwangsver- 
steigert werden! Förster Hansen, den Kresten 
doch ins Bein getroffen hat... Ja, ist das ein 
komischer Zufall: der war ausgerechnet der 
Gläubiger der zweiten Hypothekl Selbstverständ- 
lich ging er schlankweg hin und kündigte die 
Hypothek... und nun geht der Besitz eben flöten! 
Pfarrer: Das Ist Ja entsetzlich für Sie, Pe’ Söreni 
Pe’ Sören: Oja — aber immer noch ein Glück, 
weil doch meine Tochter, die Anna, wissen Sie, 
nicht nach Hause kommen und mir helfen kann. 
Der ist nämlich was passiert... 

Pfarrer: Auch mit einem Gespann? 

Pe' Sören: Nee — bloß mit einem Meieristen! Sie 






(Fr. Bilok) 


Auf der Landstraße. 


soll jetzt zu meiner Schwester hin, bis alles vor- 
bei ist. 

Pfarret: Aber was sagt denn Ihre Frau zu alledem? 
Pe’ Sören; Nichts! 

Pfarrer: Nichts! Ist sie denn nicht zu Hause? 
Pe' Sören: Glücklicherweise nicht! Sie Ist ja ins 
Krankenhaus gekommen — haben Sie das noch 
nicht gehört? 

Pfarrer: Nein, das habe Ich noch nicht! 

Pe’ Sören: Ja, das kann wohl schon so an die 
drei Wochen her sein, daß sie eingeliefert wurde. 
Pfarrer: Sooo — weshalb denn? 

Pe’ Sören: Ja, der Oberarzt will nicht so recht 
damit raus, was: los Ist. Ich hab aber mal so 
heimlich in seine Aufzeichnungen reingesehen.... 
aber sprechen Sie lieber nicht darübı 
— „Diagnose”| 

Pfarrer: Diagnose? 

Pe’ Sören: Jawohl — und es muß sogar ein sehr 
ernster Fall von Diagnose sein, denn sie hatte so 
hohes Fieber, daß sie nicht mal wissen durfte, 
wieviel Grad sie hattel 

Pfarrer: So ahnte denn Ihre Frau mit anderen 
Worten gar nicht, wie schlecht es mit Ihr stand? 
Pe’ Sören: Doch — es gibt ja immer Frauenzimmer, 
die nicht dicht halten können... Sie lag nämlich 
mit einer Dame zusammen, die gehört hatte, wie 
es mit ihr stand, und die konnte es nicht aus- 
halten, bis sie ihr verraten hatte, daß sie 42 Grad 
höttel 

Pfarrer: 42 Grad? Ja, damit kann man aber doch 
nicht leben?i 

Pe’ Sören: Nein — aber glücklicherweise stimmte 
das auch nicht: die Dame hatte sich verhört — 
sie hatte bloß 40. 

Pfarrer: Na, dann ist Ihre Frau wohl hoffentlich 
auf dem Wege der Besserung jetzt? 

Pe’ Sören: Nee — die ist abgekratztl 

Pfarrer: Was ist sie? 

Pe’ Sören: Gestorben Ist sie, vor drei Tagen! Sie 
meinte doch, sie hätte 42 Grad, und das konnte 
sie nicht überleben — das Psychische macht ja 
viel aus, das melnte auch der Oberarzt... 
Pfarrer; Pe’ Sören, Sie sind wahrlich ein hartge- 
prüfter Manni — Dann wollen Sie wohl mit mir 

















über das Begräbnis sprechen, denke Ich... Nach 
alledem, was Sie getroffen hat, meine Ich... 
haben Sie wohl nicht die Mittel für ... um das 


Begräbnis zu bezahlen... 

Pe’ Sören: Ja, zum... hi... hi... Da trifft es sich 
eben so ungewöhnlich glücklich, daß... Sie Ist 
nämlich schon begraben... und dazu noch ganz 
gratis! 

Pfarrer: Was soll denn das heißen? 

Pe' Sören: Ja, sehen Sie... Der Herr Pfarrer er- 
innert sich wohl noch an den buckligen Pan- 





Verlag und Druck: 
Varantwortl. Schrift 
alle Buchhandlungen, Zeltungsgeschäfte und Postanstalten entg 





Knorr & Hirth Kommanditgesellschaft, München, Sendiinger Straße #0 (Fomruf 1296). Briotanschrift: München 2 BZ, Bı 
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jogen. Bozugspreise: Einzelnummer 30 P.; Abonı 








lach, 





enprelse nach Prelsiiste Nr. 7 


— An 
Qulıg ab"15. Okl, 1941. = Unverlangte Einsendungen werden nut zurückgesandt, wenn Porto bailieg! — Nacharuc® varboten.=-Postscheckkonte München 5920, Eriüllungsort: Münchan 


Die Tüchtige 





(R. Krlesch) 





„Elli, jetzt weiß ich bestimmt, daß Eduard der einzige Mann ist, der für mich in 
Frage kommt!“ — „Na, hoffentlich gelingt's dir, ihm das klarzumachen, Käte!“ 


L’abile: “Elli, ora so di certo che Edoardo & I"unico vomo che fa per 
mel, — Ebbene, Catina, spero che anche rlusciral a farglielo capirel,, 


toffelmacher. Jäßö, dem ging's Ja schon dreckig 
seit einiger Zeit... so richtig dreckig. Und der 
Ist auch Ins Krankenhaus gekommen... zur sel- 
ben Zeit wie meine Frau... und auch gestorben. 
Vorgestern Ist er auf Staatskosten begraben wor- 


den. Das heißt... hi... hl... das heißt, das war 
gar nicht er — das war meine Fraul Die beiden 
waren nämlich verwechselt worden! 
Pfarrer: Das hab Ich Ja noch nie... 
Pe' Sören: Ja, das mag der Herr Pfarrer wohl 





559 


sagen! Aber sehen Sie mal: da kommt Ja Hans 
Larsen... das Ist doch zuviel Glück! Da kann ich 
ja mit Ihm zum Bahnhof fahren! Ja... alsdann 
leben Sie wohl, Herr Pasterl Wenn man bedenkt, 
daß man immer wieder soviel Glück hat... 


(Aus dem Döänischen von John W, R. Hellmann) 


Im USA.-Kaufhaus 


(€. Thöny) 


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SEES TE rn U _ u 





„Herr Präsident suchen einen Generalissimus? Bitte sehr, 
24. Stock links, Abteilung für Feldherrn in allen Preislagen!“ 


Nel magazzino degli USA.: II signor Presidente cerca un Generalissimo?... 
Prego, su, al 24° plano, a sinistra; sezione *Marescialli, in tutti I prezzil,, 


560 


München, 2. Sept. 1942 
47. Jahrgang ; Nummer 36 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Die Patentlösung 


Roosevelt: „Das Schiff inder Flasche ist eine großartige Idee! — Die U-Boot-Gefahr ließe sich dadurch völlig beseitigen!“ 


Brevetto da vendere: Roosevelt: “La nave nella bottiglia & un’ idea grandiosa!... Con essa si potrebbe eliminare completamente il pericolo dei sommergibilit.. 





An den Ufern des Don - Alle rive del Don 


Ta 


Leitfaden für Angler 


Sobald ich irgendwo die Zeichnung eines Anglers 
erspähe, der, die Gerte In der Hand, wie gebannt 
auf einen ruhig schwimmenden Kork blickt, fühle 
ich mich jedesmal — vornehm ausgedrückt — tief 
Im Unterbewußtsein angesprochen. Vielleicht 
waren Urahnen von mir Fischer. Meine Frau glaubt 
os allerdings nicht. Sie meint, der Zustand meines 
Arbeitszimmers deute eher auf die Abstammung 
von Zigeunern. 

Nun, ob vererbt oder angeflogen, jedenfalls hatte 
Ich eines Tages den dringenden Wunsch, Fischer 
zu werden. Natürlich kein Berufsfischer, denn es 
ist kaum anzunehmen, daß Lehrlinge oder selbst 
‚Anlernlinge, sobald sie den Fünfziger überschritten 
haben, von der einschlägigen Fachschaft sehr ge- 
fragt sind. Blieb aber immerhin die Eigenschaft 
als Amateur. Also sagte ich zu meinem Freund, 
dem penslonierten Katasterobersekretär Katzdob- 
ler, von dem mir bekannt war, daß er seit einem 
Menschenalter angelt, er könne mir für das schöne 
‚Geld, das er mir Im Lauf der Zeit Im Tarock ab- 
genommen habe, auch mal einen Gefallen tun 
und verraten, wie man perfekter Amateur-Fischer 
wird. Katzdobler ging sofort freundlich auf mein 
Anliegen ein: „Du Rindviech“, meinte er in seiner 
herzlichen Art, „Amateur-Fischer wennst nomal 
sagst, nacha schmier I dir oane. Sport-Fischer 
hoaßt dös, du Depp! Und auf was willst denn 
überhaupts fischen? Auf Forell'n und Aschen, 
auf Hecht oder Huacha, Karpfn oder Schlein, 
Bürschling und Rotaugn?“ Ich antwortete be- 
scheiden, daß ich selbstverständlich auf jede 
Gattung angeln möchte, ich suchte ein Wasser, wo 
das alles drinnen wäre. „Soso”, meinte Katzdob- 
ler, „da schaugst halt nacha, daß dir a Fischkarten 
ausstelln fürs Aquarium im Münchner Tiergarten. 


anal 
u, (0 


In 
Te 


ati, 





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Da is alles drin, bloß koane Walfisch. Balst solche 
3a fanga willst, muaßt freili pfeilgrad zum Nordpol. 
Und kimm nacha Ja nimmer nach Bayern retour, 
nach solche, dö wo so hundsheitern tarocken wia 
du, ham mir durchaus gar koa Sehnsucht net.” 
Ich ‚sah sofort ein, daß ich offenbar auf fremde 
Hilfe wenig rechnen durfte; Sportfischer sind wohl 
mehr oder weniger dem Laster des Neides ver- 
fallen und wollen keinen jungen Nachwuchs auf- 
kommen lassen. So suchte Ich mir also zunächst 
ein Fischwasser. Aufs freudigste überraschte mich, 
als ich bald feststellen konnte, daß es überhaupt 
keine schlecht besetzten Wasser gibt, es existieren 
vielmehr ausschließlich hervorragende Reviere. 
Jeder Verpächter erklärte mir nämlich, daß es in 
seinem Bach, Fluß oder $ee von Fischen nur so 
‚wimmile’, besonders von großen Pracht-Exempla- 
ten, die ‚scho lang außaghöratn‘. 

Die geforderten Pachtsummen waren im Verhältnis 
dazu einfach lächerlich niedrig. Forellenwasser 
waren schon zu haben, sobald man nur sein Land- 
haus, ein paar Perserteppiche und das stillgelegte 
Auto verkaufte und späterhin die sonstige Lebens- 
haltung entsprechend einschränkte. 

Nun, Ich bin jetzt seit einiger Zeit Sportfischer. 
Für solche, die etwa auch „Jünger Petri’ werden 
wollen, stelle ich hiemit meine Erfahrungen selbst- 
los zur Verfügung; ich bin kein solcher Neidham- 
mel wie der Katzdobler. 

Kurz zusammengefaßt ist zu sagen: Das wichtigste 
Ist eine gute Ausrüstung! Da man ja auch schwere 
Fische fangen will, nur keine zu schwache Gerte. 
Natürlich denkt niemand an einen unhandlichen 
Telegrafenmast, aber was Solides muß es sein, 
vielleicht eine gut erhaltene Gerüststange von 
8—10 Meter Länge, damit man nicht zunahe an die 
scheuen Fische herangehen muß. Als Schnur 
dürfte eine gute Wäscheleine im allgemeinen ge- 
nügen. Dazu ein paar Haken, wie sie in Kühl- 
häusern für das Aufhängen von Ochsenvierteln 
verwendet werden, das wäre so ziemlich alles. 


562 








(Toni Bich! Im Felde) 





Auf was man fischt, ist nach menschlichem Er- 
messen eigentlich ganz belanglos. Der Erfolg ist 
bei jeder Fischgattung nahezu der gleiche. Gewiß, 
nach der Jahres- bzw. Tageszeit muß man sich In 
gewissem Sinne richten; im Winter zum Beispiel, 
sobald das Wasser zugefroren Ist, besteht nur 
dann einige Aussicht, wenn man vor dem Angeln 
ein Loch in die Eisdecke schlägt. Im Sommer gilt 
ruhiges Wasser als ungünstiger Umstand, bei 
Wellengang sinken dann aber die Chancen be- 
deutend. Sowohl Hoch- als auch Niedrigwasser 
beeinträchtigen das Ergebnis, während bei nor- 
malem Wasserstand bekanntlich ohnehin nicht viel 
los ist. Bei Nordwind wird kein vernünftiger Ang- 
ler auf die Fischwaid gehen, Südwind (Föhn) wirkt 
deprimierend auf die Fische, so daß sie nicht 
beißen. Ganz unerwünscht Ist Westwind und gar 
der Ostwind ist bekannt als Feind des Fischers. 
Bei Kälte vergeht den Fischen jede Freßlust und 
bei Hitze und Windstille, wenn das W; r wie 
Blei daliegt, nützt natürlich der beste Köder nichts. 
Das ist dann die richtige Zeit, In einem schattigen 
Wirtsgarten Brotzeit zu machen. 

Theoretisch dürfte nunmehr alles gesagt sein; nur 
die Praxis kann aus dem Strebsamen einen ähn- 
lich erfolgreichen Fischer machen, wie Ich einer 
bin. Noch etwas ist zu erwähnen: Das Angeln 
wirkt sehr beruhigend. Die einzige Ausnahme von 
dieser Regel wäre Insofern denkbar, als durch 
einen unglücklichen Zufall einmal ein wirklich 
großer Fisch an die Angel gehen könnte. Das 
wäre aufregend. Der Fall kommt aber so gut wie 
nie vor, die Nerven werden also geschont. Ner- 
vös werden erfahrungsgemäß nur diejenigen, die 
beim Angeln zusehen. Sie möchten womöglich 
schon nach &—8 Stunden einen Anbiß erleben. 
Man soll sie nicht weiter beachten und ihnen ins- 
besondere auf lalenhafte Fragen knapp und ab- 
weisend antworten. Es sind unvernünftige Leute, 
die nicht wissen, daß der Angler, ähnlich wie der 
Astronom, nach Lichtjahren rechnet, 





Die Drahtzieher -— ! manovratori 


(0. Gulbransson) 


S 


N 


Y 

7 
T; 

9 
% 








“Ehi la, Maiski, che fa ora dunque il tuo Churchill?,, 


Ze 
ZAUR % rZ Gar AviarAancton yı 


| 





„Hör zu, Litwinow, er sagt: ä zweite Front is’ erst möglich, wenn ä gewaltige 
Sowjetoffensive die letzten Deutschen von der Küste abgezogen hat!“ 


"Ascolta, Litwinow, egli dice: un secondo fronte & possibile solo quando la.potente offensiva sovietica ayrä tratto via dalla costa gli ultimi Tedeschi!,, 


563 


Das Erkennungszeichen 


(E. Thöny) 








„Raten Sie mal, Genosse Stalin, wer da ist?“ — „Wenn einer 
mit leeren Händen kommt, kann es nur Churchill sein!“ 


Il segno di riconoscimento: “Indovinate un po’, compagno Sta'in: Chi & qui?,, 
“Se & un tale che viene a mani vuote, non pud essere che Churchill!,, 


564 





Sondermeldung in USA. 


(Erich Schilling) 








„Achtung! Achtung! Der Feind hat bei Versenkung eines unserer Kriegsschiffe zwei Torpedos verloren!“ 


Notizia particolare negli USA.: 'Attenzione! Attenzione! II nemico, nell' affondare una nostra nave da guerra, ha perduto due sllurll,, 


Merkwürdiger Unterricht 


Erzählt von Hans Bethge 


Ein gelziger Mann, der In dem türkischen Städtchen 
Ilidja wohnte, erfuhr, daß es in Kastamuni einen 
Geizhals gäbe, der vom Geiz in geradezu unge- 
heuerlicher Weise besessen wäre, so daß man 
noch viel von ihm lernen könnte. Der Mann aus 
Ilidja machte sich auf, wanderte nach Kastamuni 
und teilte selnem Gesinnungsgenossen mit, warum 
er gekommen sei. 

„Ich danke dir für deinen Besuch“, sagte der 
Mann, „wenn es dir recht ist, gehen wir gleich 
zusammen auf den Markt, um Einkäufe für uns zu 
machen.“ 


Sie kamen an die Marktstände und wendeten sich 
zuerst an den Bäcker. 

„Hast du gutes Brot?” 

„Ein wunderbares Brot”, entgegnete der Bäcker, 
„seht es euch an, es ist zart und fein wie Butter.” 
Der Mann aus Kastamuni nickte und sagte leise 
zu seinem Besuch: 

„Wie der Vergleich zeigt, ist Butter besser als 
Brot, wir wollen daher lieber zum Butterhändler 
gehen.” 

Sie fanden Ihn schnell und fragten Ihn, ob er 
gute Butter habe. 


565 


„Die allerfeinste“, antwortete der Mann, „Ihr dürft 
versichert sein, daß sie frisch und rein Ist wie das 
herrlichste Olivenöl.“ 

„Du siehst“, meinte der Geizhals, „daß Olivenöl 
besser Ist als Butter, wir wollen also den Olver- 
käufer aufsuchen.“ 

Gesagt, getan, Man fragte den Diverkäufer, ob 
er gutes Olivenöl fellzubieten habe. 

Der lächelte und sprach: 

„Keiner hat besseres als ich. Seht es euch an —, 
es ist klar und rein wie Wasser.” 

„Da hörst du’s“, sagte der Geizhals aus Kasta- 
muni, „Wasser ist das allerfeinste und allerbeste, 
was es überhaupt gibt; ich besitze zu Haus gott- 
lob ein ganzes Faß davon, — und ich will dich 
verschwenderisch damit bewirten!” 


Auf dem Rennplatz en 


ne EN] 
' 


wArez FEUERT 








„Schau, dieser Rappe war mein Tip, Franziska!“ — „So? Ich dachte, dein Typ sei blond?!“ 


All’ ippodromo: 'Guarda, Francesca, questo morello era il mio tipo!,, — *Ah si? Ed io pensavo che il tuo tipo fosse ... il biondo?!,, 


566 


DAS GELBE JÄCKCHEN 


Pinetta ging auf den Maitre d’hötel zu und fragte 
mit gesplelter Gleichgültigkeit, die Hände in ihre 
wollene Golfjacke steckend: 

„Neue Gäste?” 

Der vielgeplagte Maltre antwortete eilfertig, doch 
nicht minder gleichgültig: 

„Jawohl. 

„Viele?" 

„Zwei. Zwei Zimmer Im zweiten Stock.” 
„Welche Art?" 

„Wie meinen Sie das: Art...?“ 

„Welche Art von Leuten? Mit andern Worten; was 
sind sie?” 

„Keine Ahnung. Das werden wir Ja sehen. Sie 
kommen um sechs mit dem Schnellzug.” 
„Werden sie mit dem Hotelautobus abgeholt?" 
„Aber natürlich,” 

„Dank für Ihre Auskunft, Maltre ...” 

Der jedoch drehte sich nicht einmal um, ver- 
schwand In dem samtenen Kästchen des Fahr- 
stuhls und brummte vor sich hin: „Kleinlich, neu- 
gierig...“ Und nach blitzschneller Überlegung: 
„Doch sympathisch.” Und der Fahrstuhl setzte sich 
zitternd in Bewegung. 

Pinetta blieb reglos in der Halle stehen. Zwei 
neue Gäste? Zwei Herren? Durchaus möglich. Ob 
sie tanzen können, Billard spielen, und berg- 
steigen?... Zwei Damen? Gott verhütel Er- 
barmen! Wir sind bereits ihrer fünfundzwanzig. 
Und nur fünf Herren im ganzen Hotel. Davon sind 
drei verheiratet und zwei junge Bürschchen, fad 
und läppisch, aber wenigstens ausgezeichnete 
Tänzer, einzig darum erträglich. — Ein Herr und 
eine Dame? Geduld... 

Sie wollte in den Garten, zögerte Jedoch auf der 
Schwelle einen Augenblick, um nachzusehen, 
welche Zelt es sel. Da ging sie lieber zurück Ins 
Hotel, zur Bar. Sie wußte, um diese Zeit versam- 
melten sich in diesem alkoholischen Kubus- alle 
Gäste zum Aperitif. 

„Glovanni, wissen Sie schon, daß Gäste kommen?” 
Der Barmann riß die Augen auf. 

„Gäste? Herren?“ 

„Vielleicht. Jedenfalls Gäste. Zwei Personen: 
zwei Zimmer im Zweiten. Sie kommen um sechs 
mit dem Schnellzug. Arrangieren Sie ihnen zu 
Ehren einen Bombenempfang." 

„Einen was?" 

„Einen Bomben-, einen ganz außergewöhnlichen, 
fabelhaften, Primaempfang! Giovanni, ein Barmann 
muß doch auf Draht sein...“ 

„Gnädiges Fräulein, ich spreche vier Sprachen...” 
„Ja, aber Sie verstehen sie nicht! Heute keinen 
Vermout. Zu Ehren der neuonkommenden Gäs 
geben Sie mir mal eines Ihrer fantastischen Ge- 
mische mit viel Eis, viel Zucker und viel Ango- 
stura. Sie werden es nicht für möglich halten, 
Giovanni, aber mir klopft direkt vor Aufregung 
das Herz. Seit acht Wochen, bedenken Sie, leben 
wir hier zu siebenundzwanzig, Ammen und Säug- 
linge eingerechnet. Wenn nicht irgend etwas 
Neues geschieht, wird es noch dahin kommen, 
daß wir uns aus Verzweiflung alle gegenseitig 
hassen. Haben Sie es nicht furchtbar satt, immer 
dieselben Leute zu sehen?” 

Giovanni zuckte die Achseln. 

„Satt? Meinen Sie? Trotzdem: mir würden zwel 
neue Gesichter auch Vergnügen machen." 
„Wetten, Giovanni, daß ein Herr und eine Dame 
kommt? Um zwanzig Lirel” 

— — „Guten Morgen, Fräulein Pinettal” 

Pinetta wandte sich mit einem Ruck um: der 
„Maler von Wald und eigner Frau“; seit nunmehr 
acht Wochen malte er den Wald Baum für Baum 
und seine Frau Haar für Haar ab. 

„Guten Morgen, Meister! Heute müssen Sie auch 
statt eines Vermouts ein Selbst-Gebrautes von 
Giovanni nehmen. Warum, sag ich Ihnen später.” 
„Weil das doppelt soviel kostet?" 





VON GIGI VIVIANI 


„Aber nein! Ich kann es nicht eher sagen, bis es 
nicht um zwölf ist.” 

„Immer zarte Geheimnisse ... Los, Fräulein Pinetta, 
Sie sterben doch sonst an Herzdrücken ...” 

„Es kommen zwei Neue!” 

„Aus Mailand?“ 

„Woher wissen Sie das?" 


Der Schüchterne - Il timido 


567 





„Weil heute nur noch der Mailänder Schnellzug 
kommt. — Wollen wir’s melner Frau erzählen? Sie 
kommt da gerade...” 

Punkt zwölf wußten es alle, daß zwei neue Gäste 
ankämen. Alle, mit Ausnahme derHerren, wünsch- 
ten, daß es zwei Herren seien, zwei jener Herren, 
die man sich in der Sommerfrische erträumt und 


(0. Herrmann) 


„Ist der Lippenstift eigentlich kußecht, Lydia?‘ 
„Bei dir hält er bestimmt, Hans-Otto!“* 


“Lidia, Il rossetlo resiste davvero al bacio?,, — "Al tuo, sl, di cerio, mio bel Giannil,, 


denen man nie begegnet, 
Herren, 

Unruhiger Nachmittag. Niemand am Billard, nie- 
mand im Lesesaal. Um fünf: sorgfältige Toilette; 
das während des Aufenthaltes noch nicht ge- 
tragene Kleid, etwas Rot auf den Lippen. In den 
Klubsesseln der Halle das Höchstmaß von grazi- 
öser Haltung. Und plötzlich ausgebrochene Lese- 
wut. Die höchstens vier Wochen alten Zeitschrif- 
ten sind sämtliche vergriffen. In einer Ecke stehen 
rauchend die verheirateten Herren und die Jungen 
Bürschchen. Die Männer im Smoking, um nicht von 
den diesbezüglichen Damen abzustechen. Der 
Mäiltre sieht es mit Vergnügen und plustert sich 
auf: die Neuen sollen gleich spüren, daß sie sich 
in einem Hotel ersten Ranges befinden. 

Sechs: langsam schlägt die Standuhr des Hotels. 
Einige Seufzer und das Geräusch zweier Uhren, 
die aufgezogen werden 

Sechs ein Viertel: in der Ferne das Rumoren eines 
Motors. Der Autobus braust wie ein Schnellzug 
heran, 

Der Portier ellt an die Rampe, indes in der Halle 
jeder die definitive Haltung, natürlich eine mög- 
lichst gleichgültige, annimmt. 

Aus dem Autobus steigt zuerst ein junger Mann; 
groß, Reisemantel von tadellosem Schnitt, Sport- 
mütze. Er wendet sich um und hilft einer Jungen 
Dame beim Aussteigen, die ebenso groß Ist und 
gleich ihm einen Reisemantel trägt, auf dem Kopf 
ein Filzhütchen, Täschchen unterm Arm. Zwei große 
und drei kleine Koffer. Zuletzt wird aus dem Autc- 
bus ein prächtiges Golfjäckchen aus gelber Wolle 
zu Tage gefördert, Es zieht natürlich die Blicke 
sämtlicher Damen auf sich. Handarbeit? Natürlich! 
„Mann und Frau?” 
„Mir scheint nicht... 
Interessantl” 

Der Maitre grüßt. Der Junge Mann nimmt die 
Mütze ab. Kastanienbraunes Haar, gelockt, üppig. 
Der schöne Kopf eines großen, leichtinnigen 
Knaben. 


kurz, zwei reizende 





Ein Problem. Gott, wie 


„Ich habe zwei Zimmer bestellt...” 

„Jawohl, sie stehen zu ıhıer Verfügung. Zweiter 
Stock. Eins mit Bad, das andere mit Altan.“ 
„Gut, meine Schwester nimmt das mit Bad. Lassen 
Sie das Gepäck hinauftragen.” 

Alle drei durchqueren die Halle, verschwinden im 
Lift, 

Einer der jungen Leute tritt zu Pinetta. 

„Also Bruder und Schwester!” 

„Nein, ich glaube nicht an Märchen. Mir können 
sie das nicht vormachen. — Wie denken Sie dar- 
über, Meister?” 

„Ich habe nur zwei schöne Menschen gesehen...” 
Pinetta wendet sich zur Gruppe der Mütter. Aber 
dort redet man von Strickjäckchen und schwierl- 
gen Strickmustern. 

Sieben Uhr: in einer halben Stunde wird zu Abend 
gegessen. Ob sie herunterkommen? Ob sie nett 
sind? Pinetta überlegt, wie man wohlmöglich die 
Erste sein könnte, mit dem jungen Mann einen 
schlichten Gruß zu tauschen, oder wenigstens mit 
der jungen Dame, 


Vergänglichkeit 


Vor Jahren fagte man allgemein, 

Ich könnte Beethoven ähnlich fein, 

vor allem mein Haarwuchs erinnere ftark 
an jenen, der Beethovens Schädel barg. 


Schon lang allerdings int das nicht mehr wahr, - 
und heute vergleichen alle mein Haar 

trot reichftem Gebrauche von Nachwuchs=Tinktur 
mit feiner Mondfchein=Sonate nur. 


Walter Bemmer 


Bruder und Schwester kommen die Treppe herab. 
Mit einem Ruck erhebt sich Pinetta und geht fast 
laufend auf das Paar zu, das sich überrascht um- 
sieht. Pineita bleibt einen Schritt von der jungen 
Dame entfernt stehen. Beide betrachten sich, 
lächeln. Das Eis ist gebrochen. 

„Herzlich willkommen! Wenn Sie wüßten, wie wir 
Sie erwartet haben!” 

„Uns?l" 

„Jawohl... denken Sie sich, wir sind hier seit acht 
Wochen immer dieselben... Wir hielten es ein- 
fach nicht mehr aus., 

„Ist es hier so langweilig?“ 

„Zum Auswachsen! Aber nun ist es überstanden. 
Ihretwegen sind wir heute alle im besten Staat. 
Sogar der Maler ist Im Smoking. Nach den ersten 
Tagen, als man etwas vertraut geworden war, hat 
nämlich jeder die Artigkeiten und die Toiletten 
abgelegt. Wozu auch? Unter uns, wo man sich 
nun kennt? Von heute an ist fürs Abendessen 
große Tollette vorgeschrieben. Wir sind Ihnen für 
mindestens vier Wochen zu Dank verpflichtet.” 
Die Schwester lächelt, dankt, Sie sieht am Arm 
ihres Bruders wie eine Junge Frau auf der Hoch- 
zeitsreise aus. 

Eine Woche später war Pinetta verliebt, sinnlos 
verliebt in Renzo Marchi. Er tanzte himmlisch, 
dieser Bruder, und hatte noch am selben Abend, 
als er gekommen war, ausnahmslos sämtliche 
Damen erobert; Clara, die Schwester hingegen, 
hatte die Zurückhaltung der Damen und das Miß- 
trauen, dem sie bei den Männern begegnete, über- 
wunden, Die Männer lieben solche heiteren Wesen, 
die still vorbeiwehen, mit leisem Lächeln, frei von 
Launen, frei von Hochmut, 

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„ob sie Bruder und Schwester sind oder nicht, das 
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Trotzdem ließ der Maler seine Frau keinen Augen- 




























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blick allein, eingedenk der alten Weisheit: Ver- 
trauen ist gut, Mißtrauen ist besser, 

Eines Tages sagte Pinetta, mit Renzo und Clara 
Billard spielend: 

„Wenn morgen schönes Wetter ist, machen wir 
einen Ausflug in den Wald. Einverstanden? Gleich 
nach Tisch, einen hübschen Ausflug.” 

„Clara, wie denkst du darüber?” 

„Das ist ein herrlicher Einfalll Kein Mittagsschläf- 
chen! Etwas Bewegung ist gesünder als das ewige 
Faulenzen.” 

„Abgemacht! Ich sorge für nette Gesellschaft. 
Mütter und kleine Kinder bleiben zu Hause. Ab- 
gemacht?” 

„Abgemacht!” stimmte Renzo zu. 

Und anderen Tags, nach Tisch, brach die Gesell- 
schaft auf, ziemlich geräuschvoll. Lachen und 
Schwatzen, dann Stille. Und in die Stille trat un- 
vermutet der Maler, mit Malkasten, Palette und 
Pinseln. 

„Der Herr schließt sich nicht den andern an?” 
fragte überrascht der Maitre, 

„Nein, Ich werde von meiner Frau vertreten. Es 
soll eine kleine Skizze fertig werden. Und dann 
will ich etwas auskundschaften, was mich beson- 
ders interessiert.” 

Der Maitre fragte nicht, um was es sich handelt, 
und da ging der Maler, wobei er sich eine Pfeife 
ansteckte. 

Von zwei bis fünf blieb die Halle einsam, dann 
kam ein Kindermädchen herunter, dann eine Mama, 
und um sechs begannen die Zurückgebliebenen 
sich um die Verspätung der Ausflügler zu sorgen. 
„Es wird doch nichts passiert sein?” 

Und siehe da, urplötzlich platzte der Maler herein 
wie eine Bombe. Er strahlte. Den Farbenkasten 
umgehängt, eine noch frische, ganz verwischte 
Skizze unter dem Arm, winkte er mit der Hand, um 
zu verstehen zu geben, daß Atemnot ihn am 
Sprechen hinderte, daß er aber, sobald es ihm 


Abschied - L’addio 


008. Oberbarger) 





möglich sel, 
zählen werde. 
„Ist etwas passiert?” 

Verneinendes Schütteln. 

„Kommen Sie zu sich, Meister, schöpfen Sie Atem, 
ruhen Sie sich aus... Kehren sie zurück, die 
Andern?” 

„Ja, ich bin ihnen nur ein paar Schritte voraus. Ich 
bin gerannt, um vor ihnen einzutreffen... Ich habs 
heraus, gnädige Frau, ich habs heraus... Es steht 
vollkommen außer Zweifel, so wahr ich hier stehe, 
so wahr Sie mich hören, so wahr meine Frau meine 
Frau Ist...” 

„Aber was denn, Meister, was denn?” 

„Daß es ein Liebespaar ist... Hat sich was: Bru- 
der und Schwester. Ein Liebespaarl Ich hab sie 
im Walde gesehen, ganz allein im dichten Ge- 
büsch... Und ihr Benehmen war vollkommen ein- 
deutig... vollkommen eindeutig... Die waren von 
der sonniggelben Golfjacke bestrahlt, die einen 
gelben Fleck Im Gras bildete. Ein Liebespaar... 
Ach, hätte ich sie doch malen können!” 


staunenerregende Neuigkeiten er- 


„Meister!“ 

„Ach, entschuldigen Sie, gnädige Frau, ich weiß 
nicht, was ich rede, Aber Ich schwöre, daß ich es 
mit eigenen Augen gesehen habe. Man wird sich 
also Zurückhaltung auferlegen müssen. Es Ist not- 
wendig, daß unsere Frauen und Töchter jedweden 
freundschaftlichen Verkehr mit ihnen abbrechen. 
Die Lauterkeit der freundschaftlich-familiären Be- 
ziehungen unter uns wird durch ihre Anwesenhelt 
beschmutzt, entehrt... Was meine Frau betrifft, 
so verlange ich von Ihr, daß sie mit dem Fräulein 
keinen Gruß, kein Wort mehr wechselt, geschweige 
denn mit dem jungen Mann.” 

„Und meiner Pinetta gefallen sie so gut... Ha, 
es ist genug! Sie haben uns einmal betrogen. In 
Zukunft wird ihnen das nicht mehr gelingen!” 
Die Entrüstung ist nicht zu überbieten. Der Maitre 
wird gerufen und mit Vorwürfen überhäuft. Man 
nimmt derartige Paare einfach nicht in ein Hotel 
auf, wo anständige Familien wohnen! Der Maltre 
entschuldigt sich, er wußte es nicht, konnte es 
nicht ahnen.. Das Gerede nimmt kein Ende und 










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der Maitre muß das Versprechen abgeben, daß 
er für die Entfernung der Dame mit dem gelben 
Jäckchen und des jungen Mannes, der so himm- 
lisch tanzen kann, Sorge tragen wird. Aber er ist 
verschnupft. Außerst verschnupft. Die beiden 
Jungen Leute sind die besten Gäste des Hotels. 
Sie sind mit allem zufrieden und begleichen die 
Rechnung, ohne nachzuprüfen. 

Da kommt der Maler zurück, der durch die Glas- 
tür gespäht hat. 

„Sie sind dal Es genügt, ihnen ins Gesicht zu 
sehen, um es zu erkennen..." 

Als Erster tritt Renzo Marchi ein. Heiter, ruhig, 
lustig. Er schmettert sein sieggewohntes „Guten 
Abend“, das in eisige Stille fällt. Erstaunt sieht 
sich der junge Mann um, ohne sich diese Neuig- 
keit erklären zu können, und fluchtartig, einen 
Stuhl hinter sich umstoßend, läuft er zur Treppe 
und entschwindet nach oben. 

„Haben Sie 's gemerkt? Der Schuldige verrät sich 
sofort. Nun werden wir die Schwester sehen...“ 
Es kam Pinetta, es kamen die jungen Burschen, 
die verheirateten Männer, die Damen... 

Die Schwester war nicht zu sehen, — aber siehe 
da, etwas Gelbes leuchtet auf der Schwelle, und 
die Frau des Malers tritt ein, ganz rosig und heiter, 
ganz von den sonnigen Reflexen der gelben Golf- 
Jacke überstrahlt. 

Der Meister und Pinettas Mama starren sich an. 
Ihre Gesichter drücken derartiges Entsetzen aus, 
daß alle Heimkehrenden sich anblicken und auf 
eine Erklärung warten. Nur die schöne Frau In 
dem gelben Jäckchen lächelt still. Sie wendet sich 
zu ihrem Manne: 

„Nein, welch wundervoller Tag, Liebsterl Unver- 
geßlich schön...“ 

„Aber wo Ist denn Fräulein Clara?“ fragt der Maler 
mit einem leisen Zittern in der Stimme. 

Darauf die Frau In seliger Unschuld: 


„Sie war gar nicht mit. Sie fühlte sich nicht wohl 
und zog es vor, zu Hause zu bleiben. Ist sie noch 
nicht heruntergekommen? Also da muß ich ihr das 
Jäckchen hinaufbringen. Ich habe es mir geliehen, 
bevor wir aufbrachen, weil meines zu leicht ist, 
und im Walde ist es kühl...” 

Plötzlich jedoch merkt sie, daß ihre belanglosen 
Worte eine lächerliche Tragik schaffen, über die 
sie sich keine Erklärung geben kann und der sie 
nicht zu entgehen vermag. 

In einer Ecke zerpflückt Pinetta einen Eichenzweig 
und zergrübelt sich das Gehirn, um zu verstehen, 
was hier anhebt. Sie dreht sich nach Renzo um, 
der eben herabkommt, die Schwester am Arm, 
die zwar noch blaß, aber munter und fast wieder 
gesund Ist. 

„Geht es Ihnen besser, Fräulein Clara?” 

„Es geht ihr besser“, antwortet Renzo erfreut. „Ich 
bin so erschrocken, als ich eintrat, Ich glaubte 
mindestens, sie in den letzten Zügen zu finden. 
Ihre Mama und der Meister machten so entsetzte 
Gesichter, daß sie nicht einmal meinen Guten- 
Abend erwiderten.” 

„Sie kamen so unverhofft‘, rechtfertigte sich Pi- 
nettas Mama. „Das war alles Und um den 
Schrecken wieder gut zu machen, lade ich Sie und 
Ihre Schwester ein, mit uns zu Abend zu essen... 
Wenn Sie es nicht annehmen, werde ich Ihnen 
ernstlich böse.” 

„Das dürfen Sie keinesfalls, nicht wahr, Clara?” 
Der Maler und seine Frau jedoch sind verschwun- 
den. Als das Gong ertönt, kommen sie vorsichtig 
herunter; ein Gepäckträger folgt mit den Koffern. 
Der Autobus bringt sie zum Bahnhof; für den 
Schnellzug nach Mailand um eine Stunde zu früh. 
In der Halle aber liegt auf einem Stuhl einsam, 
verlassen das verräterische gelbe Jäckchen. 





(Berechtigte Übersetzung von Thea Weide.) 


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10. Nückel), 








Ich liebte ein Mädchen 

Wir liebten uns heiß und zärtlich 

Bis gestern, 

Seit gestern ist es aus. 

Meine Freunde fragten Eva: 

„Warum ist Schluß mit Johannes?" 

Die Geliebte seufzte gekränkt; 

„Denkt euch, Johannes hat die Rose, die ich auf 
unserem ersten Ausflug für ihn pflückte, die ich 
für ihn trocknete und preßte, vorgestern aufge- 
rauchtl” 9.H.R. 


* 


Graf Bobby war auch einmal verheiratet. Eines 
Tages fuhr die Frau Gräfin allein ins Bad. Vor deı 
Abreise erklärte sie Graf Bobby den Haushalt. 
Sie zeigte ihm vor allem die Behandlung des 
Gasherdes. Als sie nach vier Wochen wiederkam — 
„Bist du mit allem gut zurechtgekommen, Bobby?" 
Graf Bobby nickte: 


„Weißt, das Schönste war das Feuer im Gasherd! 


Das ist die ganze Zeit, wo du weg warst, nicht 
einmal ausgegangen!” I.H.R 
























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Was die Zeit ist, wissen wir nicht, obwohl Philo- 
sophie und Wissenschaft sich in ausgedehntem 
Maße dieses Begriffes bedienen. Für den ge- 
wöhnlichen Menschen ist die Zelt genau genom- 
men nur ein Nichts, das er melstens nicht hat. 
Nun kann es unmöglich ein Übel sein, ein Nichts 
nicht zu haben. Trotzdem fühlt sich jeder Mensch 
sehr unglücklich und will bedauert sein, wenn er 
sagt: „Ich habe keine Zeit.” Aber das ist nicht 
wahr. Er hat genau so viel oder so wenig Zeit wie 
Jeder andere, er hat bloß zu wenig freie Zeit. 
Aber auch die sogenannte frele Zeit hat an sich 
keinen Wert. Ein Europäer erklärte einmal einem 
Chinesen ausführlich die Rationalisierung seines 
Betriebes und hob voll Stolz hervor, wie viel Zeit 
man dadurch erspare. „Gut“, sagte der Chinese, 
„aber was machst du mit der ersparten Zeit?” 

In der Tat, davon hängt alles ab, ob man diese 
Zeit braucht oder nicht, ob man nicht, wenn man 
sie hat, gezwungen Ist, sie totzuschlagen. Wenn 
dies der Fall ist, hat es keinen Sinn, mit großen 
Opfern Zelt zu ersparen. Tiere haben keine Zeit, 
deshalb haben sie so viel Zeit, und es ist be- 
wunderungswürdig, mit welch erhabener Gleich- 
gültigkeit sie die Zeit verschwenden. Bei Men- 
schen kommt das selten vor, meist nur bei Kin- 
dern, Narren und Philosophen, drei Menschen- 
sorten, die viel mehr Gemeinsames haben, 
als man gewöhnlich annimmt. 
Es gibt aber auch, Menschen, 
welche unberührt von der Tyrannei 
des Zeltbegrlifes ihre goldene 
Mittelstraße weitergehen. Ein sol- 
cher war, oder richtiger gesagt Ist 
der Altpensionist Leopold Simm- 
ler. Man darf Ihn als einen der rei- 
zendsten Menschen unserer Zeit 
bezeichnen. Denn schon von seiner 
frühesten Jugend an reizte er seine 
Mitmenschen zur Wut. Und zwar 
durch seine unermeßliche Ruhe in 
allen Lebenslagen. Sein Wahlspruch 
war: „Ich hab’ Zeitl“ Schon in der 
Schule ärgerte er dadurch seine 
Mitschüler, Wenn diese früh, nur 
halb gewaschen und noch das 
Frühstück kauend, an ihm vorüber- 
rannten und schrien: „Renn, Poldi, 
es wird gleich läutenl”, da be- 
schleunigte er nicht im mindesten 
den Schritt, sondern sagte nur: 
„Ich hab’ Zeit,” Und das Ärger- 
liche daran war, daß er wirklich 
noch zurecht kam, keine Sekunde 
zu früh, aber auch keine zu spät. 
Bei Schularbeiten schrieb er lang- 
sam und bedächtig seine Sätze 
nieder, während die anderen 
keuchten und schwitzten, um fertig 
zu werden, 

Oft wurde er wirklich fertig. Wenn 
nicht, schrieb er In den letzten fünf 
Minuten den Rest vom, nächsten 
Vorzugsschüler in aller Gemüts- 
ruhe ab. Manchen war es unerträg- 
lich, zu sehen, daß Simmler nicht 
auch schwitzte, und sie versäumten 
viel kostbare Zeit damit, daß sie 
Ihn beobachteten und ihm Angst 
einzuJagen versuchten. Diese wa- 
ren dann seine Feinde und standen 
bei den Raufereien immer auf der 
Gegenselte, Wenn nach einer Kei- 
lerei oder irgend einem Streich der 
Lehrer am Horizont erschien und 
alles davonrannte, blieb Simmler 
bei seinem langsamen Schritt. und 
sagte; „Ich hab’ Zeit.” Diese Ruhe 
wurde meist als Zeichen eines gu- 
ten Gewissens angesehen und 
Simmler entging der Strafe, auch 
wenn er begründeten Anspruch auf 
eine solche gehabt hätte. So hatte 
er durch seinen sozusagen zeit- 
losen Charakter manche Vorteile. 
Allerdings auch Nachteile. Aber 
auch das konnte Ihm nichts anhaben, 
da er den Zeitverlust nicht als ein 





VON BRUNO WOLFGANG 


Übel empfand. Irgendwie wurde er doch mit der 
Schule fertig und wurde dann Beamter. Es war noch 
die gute alte Zeit, da ein Vorstand ruhig fünfbissechs 
Stunden scharfen Nachdenkens der Frage widmen 
konnte, ob hier „deshalb“ oder „deswegen” zu 
schreiben sei. Wenn er zu keinem endgültigen 
Entschlusse kommen konnte, schrieb er auf den 
Akt: „Der Abteilung 26 zum Korreferate” oder „Der 
Abteilung 34 zur Abgabe der Wohlmeinung”. Das 
nannte man einen „Schieber”. Der Akt ging hin- 
über. Dort saß wieder ein Vorstand. Dieser gab 
den Akt dem Sekretär, dieser dem Konzipisten, 
dieser dem Praktikanten. Dieser erledigte ihn 
nach einer angemessenen Zeit, etwa unter Ver- 
wendung des Wortes „deshalb”. Dann ging der 
Akt wieder zum Konzipisten, der nach einer noch 
angemesseneren Zeit statt „deshalb“ „deswegen” 
setzte und den Akt an den Sekretär weitergab. 
Dieser ersetzte nach mehreren Tagen oder Wo- 
chen das „deswegen“ durch „im Grunde dessen” 
und leitete den Akt an den Vorstand zurück. Wenn 
dieser nun fünf bis sechs Stunden scharfen Nach- 
denkens der Frage gewidmet hatte, ob nicht 
vielmehr „In Erwägung aller diesfälligen Um- 
stände” zu schreiben sei, schrieb er gewöhnlich 
auf den Akt: „Abteilung 47 zum gefälligen Kor- 
teferate”, worauf dieser als Schieber in diese Ab- 
teilung wanderte, Dort saß wieder ein Vorstand 


Das ungleiche Paar 





La coppia ineguale 


572 


usw. So kam es vor, daß ein Akt mehrere Men- 
schenalter brauchte und eigentlich niemals fertig 
wurde wie eine gotische Kathedrale. 

Es ‚wäre nun anzunehmen gewesen, daß sich 
Simmler gerade dieser Umwelt vortrefflich ein- 
gefügt und seinen besonderen Zeitbegriff durch 
den der Dienstzeit erweitert hätte, die wieder 
eine besondere Art von Zeit Ist. Aber merkwür- 
digerweise war gerade das Gegenteil der Fall. 
Der Fehler war seine Redensart „Ich hab’ Zeit”. 
Denn wenn man hier auch Zeit in Hülle und Fülle 
hatte, durfte man es beileibe nicht sagen. Es war 
vielmehr stillschweigend vorgeschrieben, stets 
überbürdet zu scheinen und keine Zeit zu haben. 
Manche verstanden dies so vortrefflich, daß sie 
schließlich selbst daran glaubten. Die Autosugge- 
stion war so stark, daß einige sogar ernstlich er- 
krankten und starben, 

Unter diesen Umständen mußte Simmler mit sel- 
nem ruhigen „Ich hab’ Zeit‘ wie ein Fremdkörper 
wirken, störend wie einTannenzapfen im Ameisen- 
ha.fen. Die Kollegen betrachteten Ihn voll In- 
grimm und gaben ihm den Beinamen „Der Zeit- 
haber”, Sein Vorstand aber haßte ihn geradezu. 
Dern Simmler brachte Ihn um das größte Vergni 
gen seines Dienstes. Der Vorstand war von Natur 
aus ein guimütiger Mensch, aber er hatte die 
Eigenheit, seinen Jeweils Jüngsten Beamten gerne 
ein bißchen zu quälen. Das war ihm 
so zum Bedürfnis geworden, daß 
er ohne dieses nicht leben konnte. 
Er bediente sich hierbei einer be- 
sonders raffinierten Tortur, die 
harmlos aussieht, aber in der Tat 
zu den ärgsten Qualen zählt, wie 
auch ein chinesischer Meister sie 
nicht besser erfinden könnte, Es ist 
dies die Qual des Gespräches. 
Die Beamten pflegten sich damals 
ungemein auf den Schluß der Büro- 
stunden zu freuen: die Jüngeren, 
weil sie nun hinaus ins Leben ent- 
eilen durften, der Vorstand, weil 
nun für Ihn noch ein Stündchen 
Kurzweil kam. Nämlich, genau eine 
Minute vor Büroschluß läutete er 
dem Praktikanten, und wenn die- 
ser herbeigestürzt kam, in derHoff- 
nung, gleich wieder entlassen zu 
werden und fortgehen zu können, 
setzte sich der Vorstand bequem 
zurecht, zündete sich eine Pfeife 
an, breite! Inen Akt gemächlich 
vor sich aus und begann nun lang- 
sam und bedächtig zu sprechen. 
Zunächst stellte er fest, daßkeines- 
falls „deshalb stehen bleiben 
könne, und analysierte nun alle an- 
deren Möglichkeiten, Der Vorgän- 
ger Simmlers war für diesen Zweck 
ein ausgezeichnetes Objekt ge- 
wesen. Ihm war die Zeit kostbar 
und nach fünf Minuten begann er 
schon an der Unterlippe zu nagen. 
Der Vorstand bemerkte das genau 
und nun spielte er auf dem Prak- 
tikanten wie auf einer Ziehharmo- 
nika, Er klappte den Akt zu. Da 
strahlte deutlich sichtbar die freu- 
dige Hoffnung Im Auge des Opfers 
auf. Der Vorstand lächelte und be- 
gann ein Gespräch über Kranken: 
versicherung, breit und behaglich. 
Sofort verdüsterte sich das Antlitz 
des Praktikanten und ein leiden- 
der Zug trat Immer deutlicher her- 
vor. Da sagte der Vorstand: „Na 
also, Schluß damit,” Freudige Hoff- 
nung. Nun aber klappte er den Akt 
wieder auf. Verzweiflung. Dieses 
Spiel wiederholte sich mit wech- 
selnden Gesprächsthemen etwa 
zwanzigmal. Wenn der Praktikant 
blaß wurde und leise zu schwan- 
ken begann, hilflos, einer Ohn- 
macht nahe (denn furchtbar ist die 
Macht des Gespräches), dann ent- 
ließ er Ihn In Gnaden und rauchte 





(Hanna Nagel) 








Tarnung 


(X. Helligenstaedt) 








„Du solltest dir mal die Haare im Nacken zusammennehmen, Elsbeth!“ 
„Aber wenn die Kinnpartie so rauskommt, sieht doch jeder gleich, wie energisch ich bin!“ 


Mascheramento: “Elisabetta, dovresti pure una volta racconciarti I capelli dietro la nuca!,, 
“Ma se Il mento vien troppo fuorl, allora ognuno vede tosto quanto lo sia energica!,, 


573 


zurückgelehnt in tiefer Befriedigung seine Pfeife 
zu Ende. 

So war es bei dem früheren Praktikanten ge- 
wesen. Bei Simmler aber war es anders. Als ihn 
der Vorstand das erstemal herbeiläutete, fragte er 
ihn der Form halber: „Haben Sie Zeit?” — „Ich 
hab Zeit“, erwiderte Simmler mit der ihm eigenen 
Ruhe. Der Vorstand begann zu reden. Langsam 
zog er die Schrauben an und beobachtete sein 
Opfer. Aber zu seinem Befremden konnte er nicht 
die geringste Wirkung feststellen. Die ausführ- 
lichen Erwägungen ob es „deshalb” oder „daher” 
zu heißen habe, glitten von ihm ab. Das Thema 
Krankenversicherung, mit dem der Vorstand schwä- 
chere Praktikanten oft schon nach einer halben 
Stunde an den Rand der Verzweiflung gebracht 
hatte, versagte bei Simmler vollständig. Dieser 
gab nur ungefähr alle fünf Minuten eine Art Kon- 
trollsignal von sich: „Mhm“ oder „Hmh“, daß der 
Vorstand selbst nervös wurde. „Haben Sie nichts 
vor?" fragte er. „Nein, ich hab Zelt”, erwiderte 
Simmler mit unerschütterlicher Ruhe. Der Vorstand 
fühlte, daß er selbst den festen Grund zu ver- 
!ieren begann, und griff zu seinem stärksten Fol- 
terwerkzeug, der Philosophie, Wie der mensch- 
liche Geist die Welt beherrsche, wie die Welt 
entstanden sel, wie die Krankenversicherung 
entstanden sei, wie überhaupt alles Übrige ent- 
standen sel. Schon im Altertum galt es als eine 
der ärgsten Qualen, einen Menschen, der ein- 
schlafen will, daran zu hindern. Aber Simmler 
war nicht knock out zu reden. Schließlich wurde der 
Vorstand heiser und ging wütend ohne Gruß davon. 
Von nun an war er der Todfeind Simmlers. Er 
setzte ei durch, daß Simmler bei der Beförderung 
übergangen wurde. Er selbst teilte es ihm mit und 
erwartete den Zusammenbruch des Feindes, Aber 
Simmler sagte bloß: „Ich hab Zeit.“ — „So lange 
ich lebe, werden Sie nicht Vorstand werden”, 
zischte der Vorgesetzte. Wie fast Immer bei Strei- 
tigkeiten hatten beide Recht. Simmler wurde nicht 
Vorstand, aber er hatte Zelt zu warten, bis der 
Vorständ in Pension ging. Dann wurde er doch 
Vorstand und diente ein paar Jahrzehnte, bis er 
selbst reif zur Pension war. Nun war er derjenige, 
der seine Hintermönner zur Verzweiflung brachte, 
weil er nicht daran dachte, in Pension zu gehen, 
sondern immer sagte: „Ich hab Zeit.” 

Schließlich wurde er doch Penslonist und legte als 
solcher noch einige Jahrzehnte zurück, obwohl er 
Altpensionist war, dessen Pension nach irgend- 
welchen uralten Vorschriften auf das kärglichste 
bemessen wurde, Überdies schrumpfte sie mit der 
Zeit noch weiter ein, so daß Ihm schließlich nicht 
einmal mehr Abzüge gemacht werden konnten, 
weil dies nur noch im Wege der Atomzertrümme- 
tung möglich gewesen wäre. Er war nun schon ein 
tüstiger Neunziger und sieben rüstige Sechzige- 
tinnen stritten sich um die Ehre, einmal Witwe 
Simmler zu heißen. Aber sein bewährter Wahl- 
spruch ließ ihn auch diesen Ansturm lächelnd 
überstehn. 

Eines Abends klopfte ein älterer Herr mit schwar- 
zer Kappe an, und als Herr Simmler öffnete, sagte 
der Herr: „Na also, kommen $’ mit.” — „Wieso? 
fragte Simmler. „Hat mich wer angezeigt?" — 
„Das nicht“, sagte der Fremde, „aber ich bin der 
Gangerl, und es wäre wohl schon Zeit, daß ich 
Sie holen komm.“ — „Ich hab noch Zeit“, er- 
widerte Herr Simmler, „übrigens legitimieren Sie 
sich”, Der Fremde öffnete mit seinen knochigen Fin- 
gern umständlich Rock und Weste und enthüllte die 
kahlen Rippen seines Skelettes. Simmler schü 
telte den Kopf. „So schaun wir heutzutage alle 
aus. Wahrscheinlich sind Sie auch ein Altpenslo- 
nist‘“ Da hob der andere höflich die Käppe samt 
der Hirnschale ab, unter der es gähnend leer war. 
„Das ist zwar auch noch kein Beweis’, meinte 
Herr Simmler, „aber-ich will es Ihnen glauben, 
daß Sie der Gangerl sind.” — „Also gehn wir?" — 
„Nein, ich hab Zeit,” — „Aber warum wollen Sie 
nicht mitgehn? Haben Sie noch immer nicht genug 
von diesem Leben?“ — „Genug hab ich schon 
lang. Aber ich will noch so zwanzig bis dreißig 
Jahre leben, wegen der Pension, Wenn sie mir 
schon so wenig zahlen, so sollen sie wenigstens 
lang zahlen. Und wenn ich hundertfünfzig Jahre 
alt werden muß.” 

Das leuchtete dem Gangerl ein und er empfahl 
sich, Die Hausmeisterin hielt es nicht aus und 
fragte ihn im Vorübergehn, ob es der arme Herr 
Simmler nun überstanden habe. „Nein, der hat 
Zelt“, erwiderte der Gangerl und verschwand. 
Herr Simmler aber lebt heute noch. 















Intwortl. Schrif 
alle Buchhandlung« 
gültig ab 15. Okt. 





0. Hogenbarth) 





„Guck mal, die Dompteuse hat nur 'n ganz kleines Flitterkostümchen an!“ 


„Nee, sowas — und dabei soll man doch Löwen nicht reizen!" 


"Guarda un po", la domatrice non ha indosso che un costumino di lustrinil,. 
"Ah giä! E dire poi che non si devono stuzzicare I leonil,, 


KARL DREHT AM RAD DER ZEIT 


VON J0S. A, MICHNEWITSCH 


Ich treffe Karl ab und zu In einer sehr bekannten 
Konditorei des Berliner Westens. Manchmal bringt 
er Lie mit, Lie Ist weizenblond, gertenschlank und 
sportlich auf der Höhe, Karl nennt Lie seine ewige 
Liebe. Letzthin kam Karl allein. 

„Ich habe mit Lie Schluß gemacht“, erklärte er 
brüsk. 

„Schluß gemacht — mit deiner ewigen Liebe ...?" 
Karl nickte düster. „Das Lied ist ausgesungen, alle 
Strophen ...” Er zerschnitt mit der Kuchengabel ein 
nicht vorhandenes Tischtuch — — — „aus... 
Schluß ...! — — Morgen treffe ich sie zum 
ersten Male.” Ich machte ein dummes Gesicht. 
Er lächelte mitleidig. „Das verstehst du nicht, ich 
will es dir erklären. 

Ist es dir nicht aufgefallen, daß wir einen Vi 
schleiß an Menschen treiben? Man sollte M 
schen nur an die Verbraucher und auf Punkte ab- 
geben, dann würden wir lernen, sparsamer damit 
umzugehen. Wir leben eben zu schnell, nehmen, 
ganz besonders in der Liebe, das Tempo viel zu 
hitzig und verbrauchen uns gegenseitig zu rasch. 
Soll man deshalb wegwerfen, was noch gut und 
brauchbar ist? Nein. Ich habe mich daher ent- 
schlossen, die Sache mit Lie nochmal von vorn 
anzufangen. Es Ist eine Frage der Suggestion. Lie 
ist einverstanden. Morgen treffe ich sie zum ersten 
Male. Im Rosengarten, wie im vorigen Jahr. Sie 
wird das fliederfarbene Kleid anziehen, das sle 
damals trug. Sie stand am Goldfischteich und 
fütterte —” 

„Die Goldfische”, half ich aus, als Karl zögerte. 
„Die Spatzen”, vollendete er den Satz und sah 
mich vorwurfsvoll an, „Wie kannst du behaupten, 
daß Lie die Goldfische fütterte? — Sie fütterte 
die Spatzen, das ist wichtig — — — jede Einzel- 
heit muß stimmen, Die Rosen werden duften wie 
vor einem Jahr, als ich Lie ansprach. Sie sagte 
damals — ‚alter Alfel’ — zu mir.” 

Karl starrte träumerisch ins Weite. „So fing un- 
sere Liebe an. — — — Morgen wird das genau 














so sein. Lie wird am Goldfischteich stehen —" 
„Sie wird die Spatzen füttern und alter Affe zu dir 
sagen...” 

Er nickte selig. Ein paar Tage später erwischte ich 
ihn auf der Straße. Er war in Eile. „Ich habe Blu- 
men besorgt, sie kommt heute zum ersten Male.” 
Ich wünschte ihm Glück. 


„Danke, dankel” quittierte er hastig und fogte 
wie ein Wirbelwind um die Ecke. Ich sah ihm mit 
Neid nach. 

Als. Ich Karl wieder traf, war seine Stirn um- 
düstert. „Ich kann die Gäule nicht auftreiben”, 
bekannte er, als ich nach dem Grund seines Kum- 
mers forschte. „‚Cäsar’ und ‚Kleopatra® — der 
Tattersall hat sie verkauft, Ich muß sie finden, es 
sind die Pferde auf denen wir im vorigen Jahr 
Unseren ersten Ausritt machten.” 

Drei Tage später war er eitel Wonne. „Ich habe 
sie alle beide, ‚Cäsar und ‚Kleopatra‘, aber es 
war schwer. Sie sind schon etwas ramponiert, 
‚Cäsar' frondet bei einem Lumpenhändler, und 
‚Kloopatra’ quält sich vor einem Gemüsekarren ab. 
Aber was schadet das schon? Ich habe mir die 
beiden für ‚einen Tag ausgeliehen. Morgen wer- 
den wir durch den Tiergarten reiten, Lie und ich, 
auf ‚Cäsar und ‚Kleopatra‘ — wie im vorigen 
Jahr — — —“ 

Das nächste Wiedersehen war mit Spannung ge- 
laden, Karl gab sich heroisch. „Ich muß morgen 
in den ‚Blauen Kakadu‘, um Spiesecke eine her- 
unterzuhauen. Es ist eine historische Ohrfeige, 
Spiesecke war mein Rivale, das weißt du ja. Die 
Ohrfeige, die Ich Ihm damals gab, entschied die 
Sache zu meinen Gunsten. Lie hat alles gedeich- 
selt, der blöde Kerl ist darauf reingefallen. Er 
wird da sein, mit Lie, und ich — ich werde ihm 
eine runterhauen.” 

Ich kann Spiesecke nicht leiden, Ich ermunterte 
Karl; „Hau“ Ihm doch morgen zwei herunter.” Er 
winkte unwillig ab. 

„Ausgeschlossen! Er bekommt eine Ohrfelge, nicht 
mehr — es muß genau so sein wie im vorigen 
Jahr.” 

Drei Tage später traf ich Karl bei unserem ge- 
meinsamen Zahnarzt. Er hatte eine geschwollene 
Backe und sah auch sonst ziemlich mitgenommen 
aus. Es hatte geklappt, aber andersrum; — Spies- 
ecke hatte Karl drei Vorderzähne ausgeschlagen, 
„Mensch“, sagte ich zu ihm, „wie ist das möglich, 
wenn Ich an die Ohrfeige denke, die du Spies- 
ecke damals heruntergehauen hast ,,.I” 

Karl knirschte mit dem Rest seiner Zähne. 

„Lie ist schuld, sie hal gewußt, diese falsche 
Schlange — — — Spiesecke, dieser elende Lump, 
hat in der Zwischenzeit — — — boxen gelernt.” 








Münch, 
wöchentlich 
RM. 1.20. — Anzeigenpr 
Postscheckkonto München 59; 







Zurück aus Moskau über Dieppe 


(Karl Arnold) 











„Der erfolgreiche Rückzug geschah diesmal nicht auf meinen Befehl!“ 
Ritorno da Mosca via Dieppe: 'La ben riuscita ritirata questa volta non avvenne per ordine mio!,, 


575 


Wenn wir uns nur recht bemühn, 
kommt der Stein ins Rollen. 
Darum ist die Welt noch grün, 
daß wir hoffen sollen! 


SPÄTSOMMER 


Grün, so weit das Auge schweift, 
bis zum See hinunter, 

wo am Stock die Traube reift, 
Riesling und Burgunder. 


576 


(Rudolf Sieck) 





Und gewittert’s überm Land, 
ist's doch bald verflogen. 
Sieh, als Friedensunterpfand 
glänzt ein Regenbogen! 


DR. OWLGLASS 


IIUENEN, 7. 9EPI. ITRL 
47. Jahrgang / Nummer 37 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Rekrutierung in USA. 


(E. Thöny) 





„Umfang 160 — er nimmt zuviel Schiffsraum ein!“ 


Reclutamento negli USA.: “Circonferenza 160 — egli occupa troppo tonnellaggio !,, 


Der Verdacht - Ilsospetto 


(R. Krlesch) 





2 „Lachen $’ net so laut, Frau Hierlinger, d’ Leut denken immer glei’, ma’ hätt’ an Witz erzählt!" 


Non ridete sl forte,'sora Hierlinger! La gente pensa tosto che si sia raccontota una qualche faceziat,, 


Die Sekretärin ist verreist 


Ich weiß nicht, wie Ihr Fräulein Müller heißt. Am 
Namen liegt es nicht, wenn sie nur Ihre Sekretärin 
ist, Vielleicht sind Sie ein Mann mit vielen Sekre- 
törinnen, aber auch das macht nichts, eine ist 
Immer prima inter pares: Ihr Fräulein Müller, Sie 
können sich auf sie verlassen, natürlich, sie ist ja 
Ihre Sekretärin, sie ist Ihr zweites Ich, oder auch 
Ihr erstes Du. Sie waltet und schaltet in Ihrem 
Büro, namentlich am Telefon, Das sind alles Ge- 
meinplätze, aber lassen Sie mal Ihr Fräulein Müller 
verreisen. Sie lassen Ihre Sekretärin nicht gern 
verreisen, ich weiß es, aber einmal muß sie ver- 
reisen, einmal muß sie in Urlaub gehen. Am Ileb- 
sten wäre es Ihnen, Sie könnten gleichzeitig mit 


Um Mariä Geburt 


Wo kommen alle die Vögel hin? 
Wo fterben flet 
Wie fterben fier 


Ich weiß ja: um Marlä Geburt, 
da ziehen fie furt. 

‚Aber wohin fie immer fliehn 

- flieg’, Vogel, fieg't -, 
überall, 

über Berg und Tal, 

überall ziehen fie in den Krieg. 


Der tobt rundum und brennt und raucht. 
Es gibt kein Land, das die Vögel braucht, 
die Muchenfchnapper und Samenbrocter, 
die Scharen kleiner Furchenhocker, 

die morgens in den Büfchen lärmen 

und abends durch die Bläue fchwärmen. 


Ach Gott, wer hat fie denn noch gern? 





‚Ja, wenn eo Gänfe und Enten wär'n! 
Ratatöshr 


ihr verreisen, Ich meine selbstverständlich nicht 
mit Ihr zusammen, das gibts auch, namentlich im 
Film; nein, das meine ich nicht. In diesem Falle 
müßten Sie den Laden überhaupt zumachen. Also 
einer von euch muß bleiben. Besser wärs, sie 
bliebe, dann herrschte Ordnung, aber sie hat An- 
spruch auf Urlaub, Also in Gottesnamen, sie Ist 
verreist, 

Ich will nicht von den wichtigen Dingen reden, 
die alle nicht klappen, die merken die andern, 
nein, ich spreche von den kleineren Dingen, die 
merken Sie selbst. 

Da kommt einer, den Sie noch nie gesehen haben, 
In Ihr Büro und fragt, wo das Buch sei, wo hinein 
die Nummern eingetragen werden, Sie haben noch 
nie gehört, daß es Nummern gibt, und infolge- 
dessen wissen Sie auch nicht, daß solche Irgend- 
wo eingetragen werden. In jedem besseren Büro 
gibt es Bücher, in die irgendwelche Nummern 
eingetragen werden. Das wäre mal ein schönes 
Büro, das keine Nummern hätte, die einzutragen 
sind. 

Man kann Sie totschlagen, Sie wissen nichts von 
solchem Buch. Ich weiß es auch nicht. Man müßte 
oben Fräulein Müller fragen. 

Da wollen Sie einen Brief schreiben, einen Brief, 
den Sie nur Ihrem Gott oder Ihrer Sekretärin an- 
vertrauen können. Praktisch kommt zur Ausführung 
dieses Planes von den beiden aber nur Ihre 
Sekretärin in Betracht. Da sie verreist ist, unter- 
nehmen Sie das kühne Wagnis, den Brief selbst 
zu schreiben, auf Fräulein Müllers Maschine. Eine 
tadellose Maschine, Sie wissen es. 

Wie stellt man das Farbband um? Zum Donner- 
wetter, ich frage, wie stellt man das Farbband 
um? Kein Mensch welß es. Fräulein Müller hat 
das Geheimnis ihres Farbbandes in ein besseres 
Alpental mitgenommen. Dort hegt sie es, und 
während sie dem Büro entgegenbräunt, lächelt 
sie, denn sie weiß, ihre Maschine kann nur sie 
selbst bändigen. Keine fremde Hand wird die 
Tasten entweihen. 


578 


Der Brief zerschellt am nichtumgestellten Farb- 
band. 

Markieren Sie ruhig noch eine Zeitlang den Chef 
Im Büro, tun Sie so, als ob Sie alle Hände voll zu 
tun hätten, als ob der Karren liefe. Die anderen 
merkens nicht so schnell, und ein gut eingefah- 
tenes Büro kann einen gehörigen Puff vortragen. 
Graben Sie sich In die unerledigte Post ein 
Schützenloch und verteidigen Sie die Stellung, bis 
Fräulein Müller zum Entsatz kommt, Nach spätestens 
vierzehn Tagen ist sie wieder da und bringt den 
Saustall, den Sie angerichtet haben, In Ordnung. 
Schließlich ist jeder Chef zu ersetzen. 


Foitzick 


Sommerlicher Wald 


Der Wald an der Straße ift blind. 

Die vielen Augen aus Laub, 

die hellen, grünen, gefchmwind 

im Sonnenlicht blinkenden, find 

erlofchen unter dem Staub, 

Ferne Geiitter gehn um. 

Wagen= und Stimmenselumm. 

Wind. 

Die Ohren des Waldes find taub 

und hören es nicht. 

Doch nicht blind nur, nicht taub nur: der Wald 
An auch ftumm. 

Kein Aft knarrt. Kein Quell bricht 

aus feinem Grund. 

Keinen Laut fpricht 

fein Mund. 

Dicht an den Graben gerückt, 

krumm, 

zerlumpt und geflicht und zerdrücht 

hocht der arme Teufel von Wald in der Gegend 
herum, 

daß er jedem nur leidtun kann, der ihn erblickt. 

K. M. Schiller 


Berühmte Liebespaare 


Il. 
Sokrates und Xanthippe (Karl Amold) 


























“ 


LuN= 


ER 





Eine antike Anekdote berichtet: Eine der zahlreichen Auseinandersetzungen, die Xanthippe mit ihrem nichtstuerisch in der 
Stadt herumbummelnden Ehemann hatte, endete damit, daß sie ihm nach anderem Hausrat auch den benutzten Nachttopf 
nachwarf. Worauf der Philosoph bemerkte: „Ich habe mir gleich gedacht, daß es nach dem Donnern regnen wird!" 


Celebri coppie d’innamorati (11): Socrate e Santippe. Un ontico aneddolo riporla: Uno dei numercsi allerchi ch’ebbe Santippe 
col suo fonnullone di marito che andava a zonzo per la cillä, terminava in modo ch'essa gli geltava dielro, fra allri utennili cosareccl, 
anche I'adoperalo vaso da nolte. Al che II filosofo osservava: “Me l’immaginavo losto, che dopo il Iuano snrebbe venuta Io pioggial,, 


579 


(Erich Schilling) 


Dieppe usw. 


„Verflucht, wieviel Blut soll ich noch vergießen, bis der Schlund gefüllt ist?!“ 


Dieppe eccetera: “Maledizione! Quanto sangue devo ancor versare dentro, finche le fauci sieno piene?!,, 


580 





Drang zur Kunst 


(C. Sturtzkopf) 





„Wat jeschlossen? Und dafür steh’ ich drei Stunden einjeklemmt 
In der Bahn und freu mir wie 'n Kind uff 'n Barock?!" 


Impulso d’arte: “Come mai, chiuso? E per questo me ne sto tre ore tutta 
pigiata in treno, lieta come una bambina al pensiero del barocco?!,, 


DIE AUSKUNFT 


VON ERIK STOCKMARR 


„An einem Sommerabend komme ich zum Bahnhof 
in Karlskrona, in Südschweden, und soll dort um- 
steigen, um nach Malmö weiterzufahren. Da ich 
den Fahrplan nicht kenne, klopfe ich an das 
Fenster, wo man Billetts kauft. Nach einigen Minu- 
ten steckt ein kleiner Mann den Kopf heraus, 
„Verzeihung“, sage ich, „wollen Sie mir bitte 
sagen, wann der Zug heute abend nach Malmö 
fährı?“ 

„Der Zug?“ fragt er. 
„Ja, der Zug.” 


„Sie wollen wissen, wann der Zug fährt?" — „Ja,“ 
„Heute abend?” 

„Ja, heute abend. Nach Malmö über Alvesta.” 
„Über Alvesta, jawohll Hm, einen Augenblick, 
mein Herr, dann werde ich nachsehen.” 2 
Der kleine Mann setzt seine Brille auf die Nasen- 
spitze, blöttert in einem dicken Fahrplan und führt 
den Zeigefinger die Zahlenkolonnen abwärts. 
Ich kaufe beim Zeitungsklosk ein Blatt und setze 
mich auf eine Bank, denn ich weiß, daß es eine 
Zeitlang dauern wird, bevor ich Antwort bekomme. 


581 


Nachdem ich ein paar Artikel und eine Kurzge- 
schichte gelesen habe, wendet der Mann sich 
wieder an mich: „Hm“, sagt er, „ja, wenn $ie von 
Malmö um 9 Uhr abfahren, dann sind Sie um 11 Uhr 
in Alvesta,” 

„Aber, ich fahre ja nicht von Malmö, ich fahre 
nach Malmö.” 

„Ach so, Sie fahren nach Malmö.“ — „Ja.” 
„Nicht von Malmö?” — „Nein.” 

„Und Sie fahren hier von Karlskrona?” — „Ja, hier 
von Karlskrona." 

‚Nach Malmö.” — „Ja.“ 

;o. Das Ist natürlich eine andere Sache.” 

Ja", sage Ich, „das Ist gerade das Umgekehrte.” 
„Tja, hm. Ja, also... ja, hm... nach Malmö geht 
ein Zug hier von Karlskrona um 11 Uhr 15.” 

„11 Uhr 15", wiederhole ich und sehe nach der 
Uhr. — „Jawohl” 

„Dann bin ich also gegen 2 Uhr nachts In Malmö." 
„Nein, so lange dauert es nicht”, sagt er. „Am 
Vormittag sind Sie In Malmö." 

„Wieso am Vormittag? Der Zug geht doch heute 
abend um 11 Uhr 15, und das kann doch nicht 
bis...” 

„Heute abend? Nein, der 11 Uhr 15-Zug fährt am 
Vormittag.” 

„Am Vormittag? Aber Mensch, ich sagte doch, 
daß ich heute abend abreisen muß.” 

„Ach sol Sie reisen heute abend. Ja, das ist 
natürlich elne andere Sache. — „Das kann man 
sagen, ja.” 

Pause. Der kleine Mann guckt mich eine Zeitlang 
Interessiert an, sagt aber nichts. 

„Aber zum Teufel nochmal”, rufe ich, „wann fährt 
denn der Zug?” 

'ann der Zug fährt?” — „)a.” 

„Welcher Zug?” 

„Zum Donnerwetter, der Abendzug nach Malmö." 
„Der Abendzug nach Malmö?” — „Ja. Ja, ja, jal" 
lach Malmö fährt am Abend kein Zug.“ 

„Was sagen Sie? Kein Abendzug nach Malmöl 
Unmöglicht” 

‚8, das heißt, Über Alvesta fährt natürlich ein Zug 
nach Malmö, der fährt aber ein bißchen langsam, 
und ich schla, nen deswegen vor, daß Sie über 
Karlshamn reiseı 
„Aber mein lieber Engel, Sie sagten doch gerade, 
daß es überhaupt keinen Abendzug nach Malmö 
gäbe.“ 

„So. Das habe ich gesagt?” — „Ja." 

„Hm. Tja, Doch, es fährt ein Zug nach Malmö über 
Karlshamn, punkt 8 Uhr.” 

„Aber jetzt ist es Ja 8 Uhr 5.” 

„8 Uhr 5, Ja das stimmt, Der Zug ist eben abge- 
dampft.” 

„Aber Menschenskind, hier stehen Sie und 
schwatzen, während der Zug ganz einfach abfährt. 
Den hätte ich Ja schon längst erreichen könne 
„Sie wollten doch über Alvesta fahren, sagten Sie, 
nicht wahr?" 

„8, falls ein Zug Über Alvesta fährt. Wenn Ich 
nur heute abend in Malmö bin, Ist es mir ganz 
egal, ob ich auch Über den Mond fahre. Ich muß 
heute abend in Malmö sein.“ 

„So. Hm. Ja, also um 10 Uhr fährt eln Zug nach 
Alvesta, punkt 10 Uhr.” 

Freudestrahlend fiel ich dem Mann um den Hals 
und küßte seine dicke Nase: „Endlichl" rief ich. 
„Das hätten Sie mir doch gleich sagen können, 
danach habe Ich ja eine halbe Stunde gefragt.” 
„Sor“ 

„Ja. Na, Gott sei Dank! Also punkt 10 Uhr fahre 
ich von hier nach Malmö, nicht wahr?" 

„Nein, nicht nach Malmö, Der 10 Uhr-Zug fährt 
nur nach Alveste. Dann müssen Sie dort über- 
nachten und morgen früh weiter reisen. Übrigens 
geht der 10 Uhr-Zug nur am Sonntag, und heute 
ist doch Monta« 
„Vielen Dank“, sagte Ich, „vielen, vielen Dank,” 
„Bitte sehr”, sagte er Überaus freundlich und zu- 
frieden. 

„Und wann werden Sie dann nach Malmö fahren?" 
„Mein lieber Engel“, sagte Ich, „Ich werde nach 
Malmö schwimmen. Unter dem Wasser! 
Auf Wiedersehen!” 






























Steigerung 


(R. Kriesch) 





„Du, er kennt mich schon; gestern schaute er durch den Vorhang, heute macht er sich schon in der Auslage 
zu schaffen und morgen...“ — „...mach Sachen — der wird doch nicht durch die Scheibe springen?“ 


Crescendo: ‘Sai, egli giä mi conosce;; leri mi guardava attraverso la tenda, oggi si sta giä affaccendando 
nella vetrina e domani ...., — “ ... che racconti mai! Non salterä mica fuori attraverso Il vetro!?,, 


582 


Bitte, recht freundlich! - Prego, un bel viso sorridente! 


(0. Gulbransson) 

















„Das ist ja... Achtung, der Photograph!...* “Ah si, questa &...... Altenzione, il folografo! .. u. 





ee] 














1... eine schöne Freundschaft ...* *, „una bella amicizia! .... ,. 





Ak Avrarnanfsonr Wi 











1... Sie.Lump, Sie Gauner!“ “, .  mascalzone, ciurmatore!,, 


583 


TEEEFONOSORFHISCEIES 


rer... 

Julius (hebt den Hörer ab) 
„Ach, meine verehrte gnä 
„Das ist ganz besond...“ — „.....” 
„Darf ich mal eben meine Fr...“ — i 
„Wir haben auch schon ge...” — u... 




















N er 





„Auf Wiedersehen, gnä. 
(Sie hat schon abgehängt.) 


„Dorette, ich hatte soeben eine Unterhaltung mit 
Frau Ratschenberg” (Dorettes Lächeln war ein 
Scheidungsgrund), „sie bittet uns zum Tee, mit 
ihrem armen Hörigen, ihren Angehörigen und 
ihren Zuhörenden zum — nun habe ich wahr- 
haftig das Datum vergessen.” 

Aber däs läßt sich mit drei vergeblichen (besetzt) 
und einem geglückten Gespräch ("/: Stunde) fest- 
stellen. Wieviel Zeit kostete zu Goethes Zeit 
eine Tee-Einladung? 

Da schrieb der Geheimrat ein Billett, oder Chri- 
stiane tat es, daß sie sich freuen würden, Herrn 
Sowieso am usw, (Das Billett Ist natürlich publi- 
ziert und kommentiert von Professor Trocken- 
schwung im Goethearchiv, Bd. 310, S. 1589, wo 
auch scharfsinnig bewiesen ist, daß Goethe am 
Tage vor dem der Einladung nicht konnte, well 
er bei der Herzogin-Mutter gebeten war, und am 
übernächsten, dem denk- 
würdigen 24. September, 
nicht, weil er nicht ° 
wollte; die Magenver- 
stimmung verlegt Rie- 
mann also offenbar zu 
Unrecht auf den denk- 
würdigen 25, September, 
sie begann und endete 
bereits am 24) Also 
Goethe schrieb, siegelte, 
klingelte — das Mäd- 
chen lief, der Diener 
kam, Geheimrat rief: er 
soll auf Antwort warten. 
Heute telefoniert man. 
Das heißt, man verab- 
redet, Über die Verab- 
redung noch einmal zu 
telefonieren. Beim zwel- 
tenmal setzt man tele- 
fonisch den Termin fest, 
stößt ihn beim dritten 
Anruf wieder um — kurz, 
es Ist alles zeitraubend 
einfach geworden. 
Fortschritt derZivilisation 
bedeutet: Durch Über- 
windung von Schwierig- 
keiten neue Schwierig- 
keiten zu schaffen (Ker- 
zenbeleuchtung hat kei- 
nen Kurzschluß), durch 
Befriedigung von Be- 
dürfnissen neue Bedürf- 
nisse zu wecken (Ein- 
spänner brauchen keinen 
Kompressor), das Leben 
durch Vereinfachung zu 
komplizieren (wer nicht 
telefoniert, bekommt 
auch z. B. nie eine fal- 
sche Verbindung) und 


VON SCHLEHDORN 


Zeitgewinn mit Zeit und Nerven in Klammern zum 
Quadrat bezahlen zu lassen, 

Dafür als tiefschürfendes Beispiel die Untergrund- 
bahn, Also: Einige sind hinausgezogen. Schließ- 
lich baut man die U-Bahn bis Urwaldlust. Dann 
ziehen alle hinaus, vor allem die Büros ziehen in 
die Villen. Man wohnt im Vorort und fährt zum 
Büro in die City — oder umgekehrt. Jedenfalls 
wohnt man woanders. Und spart mit der U-Bahn 
genau die Zeit, die man dabei verbraucht. Da- 
für kostet der Bau von 3 km U-Bahn soviel wie 
der Bau einer neuen Stadt. Aber die hätte dann 
keine U-Bahn... 


UB 
Frau Regierungsrat Müller rief bei der Nummer 
an, die auf dem Kalender Ihres Mannes für Diens- 
tag, den heutigen, 5 Uhr nachmittags, aufgezeich- 
netstand. Daneben „Stich. Denn er war Sammler, 
„Ja—a?” flötete es zurück. „Wer möchte mich 
sprechen?” 
Man hörte geradezu, daß sie im Kimono saß und 
sah den separierten Finger am Hörer. 
Frau Müller schluckte: „Wer ist da?“ 
„Hier Schnucki Bonboni. Ja—a? Bittöh?” — 
„Ist meln Mann... aber nein.” 
„Ich kenne Ihren Gatten nicht. Ich habe Ihn Jeden- 
falls seit Wochen nicht gesehen. Übrigens war 
es rein platonisch. Oder wollen Sie mir Vorwürfe 
machen?” (Man hörte, daß sie zu einer Zeit- 
schrift griff): „Wollen Sie den Kampf mit mir wa- 
gen? Weib gegen Weib? Nun denn. Ich werde 
mir das Glück meines Lebens kampflos nimmer- 
mehr entwinden lassen. Nimmermehrl Fortset- 
zung... ach nı fertigt" 








584 


„Was sprechen Sie da?“ erstarrte Frau Müller. 
„Außerdem“, fiel Schnucki in ihren Five o’clock- 
Ton zurück, „ich weiß gar nicht, mit wem ich das 
werte Vergnügen habe. Wer sind Sie denn eigent- 
lich?” 
„Hier spricht Frau Regierungsrat Müller.” — Ähn- 
lich fern wird es klingen, wenn einst die Mars- 
menschen zur Erde telefonieren. 
„Herr Müller... Natürlich... Ich erinnere mich 
des Namens. (Schnucki Bonboni hieß ja eigent- 
lich auch so, bevor sie den nom du pre 
mit dem nom de guerre vertauschte.) Ach Ja, 
Müller...” 
Am anderen Ende der Leitung wollte eine Welt 
zerbrechen, aber die liebe Stimme leimte sie 
wieder. 
„Wie sagten Sie doch gleich... Regierungsrat? 
Mir hat er gesagt: bei der Bank. Das ist nicht 
so fein, aber viel besser fundiert. Außerdem heißt 
meiner Max.” 
„Meiner Kurt“, atmete Frau Eva Müller auf und 
dankte der Schlange, die sie fast aus dem Para- 
dies vertrieben, mit bewegten Worten. 
„Bitte, bitte, gar keine Ursache”, sagte die. 
„Aber die Nummer, liebes Fräulein..." 
„Bonboni, Schnucki Bonboni, vom Kabarett Groß- 
Paradies, kennen Sie das Paradios?” 
„Aber die Nummerl Ist 123411 nicht Ramsch & 
Co.? Mein Mann sammelt nämlich Stiche.” 
„Natürlich, gnödige Frau, Ich bin doch der Ne- 
benanschluß. Das wissen unsere Tellnehmer oft 
‚gar nicht. Aber was wissen die Teilnehmer schon? 
Man sieht Ja nichts durchs Telefon, Aber das ist 
vielleicht besser. Sonst, — also, ich bin nur ein 
Nebenanschluß” ... „Aber bitte. Keine Ursache. 
Beehren Sie unser Eta- 
blissoment bald wieder. 
Bye, bye.” 





Warum fand Regierungs- 
rat Müller, als er heim- 
kam, eine Frau vor, die 
erst versöhnt werden 
mußte, versöhnt mit 
dem Nebenanschluß von 
Ramsch & Co.? 
„Falsch“, sagte Frau 
Dorette, als Ihr Julius 
dieBegebenheit erzählte, 
„Frau Müller hat ihn viel- 
mehr zum Dank, daß 
er mit dem Nebenan- 
schluß nichts zu tun 
hat, besonders süß und 
mit Kavlarbrötchen zum 
Abendbrot empfangen. 
Oder sie Ist gar hin- 
gegangen und hat ihm 
selbst noch einen Stich 
besorgt, denn er ist 
Sammler.’ 

Männer sind schlechte 
Psychologen. Mag die 
Mehrhelt der Leserinnen 
entscheiden, 


(0. Herrmann) 


I. 
Regierungsrat Julius rief 
bei sich selbst an, — 
Besetzt. — Er wieder- 
holte das. — Seltsamer- 
weise immer besetzt. 
Wie soll man sich dann 
einmal offen mit sich 
aussprechen? 

Man trifft sich doch so 
selten allein. 











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gießen, ohne zu überlegen. 
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nen fast immer mit warmem 
Wasser beseitigt werden. 
Wo aber arge Verschmut- 
zungen - insbesonderefett- 
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der kostbaren Stoffe ent- 
fernt werden sollen, wo ein 
Kleidungsstück gefährdet 


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manchmal wieder jum Borihein, Beller ald man weik, 
if oft für den Straufheitsfall geiorat. 
Rum aber künftig erit die annebrodienen Badungen aul- 
braud)en, bevor eine neue nefault wird! 
Denn heute möflen Peilmiiich teRlos verwertet werben, 


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(9 Nückel) 





Mein Sohn, fünfjährig, hat einstweilen noch die 
Eigenschaft, seine Meinungen und Eindrücke mit 
erstaunlichoer und schonungsloser Geradheit zu 
äußern. 

Ich ergehe mich mit ihm auf einer Alpenwiese, 


wo über dem blumenbunten Grase am Rande des 
Tannenwaldes ein Heer von Faltern schwirrt. Der 
Anblick erweckt in ihm den Wunsch nach ento- 
mologischer Aufklärung: 

„Pappi, wo kommen denn die Schmetterlinge her?” 
Raupen des Pfauenauges, die einen Brennessel- 
busch bevölkern, geben die Möglichkeit zum An- 
schauungsunterricht: „Ja, siehst du, wenn so eine 
Raupe dick und alt und faul geworden ist, dann 
verpuppt sie sich, und dann kommt nach einer 
Weile ein schöner junger Schmetterling haraus.” 
„Ach so,“ Er verarbeitet die Mitteilung eine Welle 
und gelangt dann zu einer Schlußfolgerung, die er 
in die Form eines für mich immerhin unerwarteten 
persönlichen Vorschlages kleldet: 
„Verpupp du dir doch auch mall” 


* 


Karl Lerbs 


Meier fragt Geier: 
„Würden Sie einen anonymen Brief, in dem man 


Ihre Frau der Untreue beschuldigt, beachten?” 
Antwortet Geier empört: 

„Keine Spur —, nicht einmal öffnen würde ich 
einen solchen Brief!” F.H 


* 


Das zwanzigjähtige Töchterlein von Frau Liebig, 
Frau Schummers Nachbarin, ist Telefonistin im 
Fernsprechamt. Eines Tages wird sie krank; der 
Arzt ist ziemlich ratlos. 

Frau Schummer, der sie die Weisheit wahrlich 
nicht löffelweise eingegeben haben, trifft Frau 
Liebig im Treppenhaus. 

„Nun, wie geht's dem Fräulein Tochter? Was hat 
sie? Und woher hat sie’'s denn?” 

„Ach Gott”, seufzt Frau Liebig, „'s ist eine An- 
steckung, aber woher nur?...” 

„Na, das kann man sich ja denken! Wenn man 
bedenkt, was da alles für Leute in die Leitung 
sprechenl....” PR 








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dann sollte man den Genuß 
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nun mal gut gekühlt am besten. Und da 
sie auch angebrochen unbeschränkt halt: 













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586 


En toren Gemelopf gehört nicht in den Müll, 


smdern. mih dem Deckel zurück zu Ihrem 
Oländter, ie Aammelk 








DER NÄCHSTE WEG 


An einer Straßenkreuzung in München-Sendling 
hält ein Autofahrer vor einem Schutzmann an 
und fragt diesen nach dem Wege zum Haupt- 
bahnhof. Der Schutzmann gibt Auskunft: „Hier 
die Lindwurmstraße hinunter bis Goetheplatz, 
dann fahren Sie links durch die Goethestraße 
bis Hauptbahnhof.” In der Nähe steht der be- 
häbige Privatier Büchler. Während der Autofah- 
rer dem Schutzmann dankt und langsam anfährt, 
muß Büchler doch auch was für den Fiamden 
tun und legt mit gewichligem Wink also los: 
„Sie Herr Nachbar, passen $’ auf! Zum Haupt- 
bahnhof wollen S’?” (Der Schutzmann geht lang- 
sam weiter.) Und Büchler erläutert dem wieder 
anhaltenden Fahrer: „Sie, da können $’ aa da 
glei durch die Lipowskystraße fahrn, die macht 
da vorn a Kurvn, nacha fahrn S’ gradaus, rechts 





san Baam, nacha kommt-a Bruckn, secnts schng 
$' nacha die Wiesn und links die Ausstellung, Sie 
fahrn aba gradaus auf d' Bavarla zua, net rechts 
übern Berg abi, sondern hinter der Bavaria rum, 
d,e sehng 5’ schon von weilsın, Nacha kommt 
links die Schießstätt, is a Gartenwirtschaft, nacha 
komma S’ an die Trambahn und am Bavariakeller 
und am Hackerkeller vorbei und übers Hacker- 
bergl abi. Da könnan $’ ja nochamal fragn, da 
ham S’ nimma weit zum Hauptbahnhof... Oder, 
halt! Sie könnan jetzt da aa glei gradaus durch 
die Pfeuferstraße fahrn, nacha kommt a Eisen- 
bahnbruckn, nacha fahrn S’ gradaus durch die 
Ganghoferstraße zur Kazmairstraße, naa, halt, net 
bis zur Kazmairstraße, bei der Heimeranstraße 
biagn S‘ rechts ein, dös is nächata, dann bei der 
Ligsalzstraße wieder links einblagn und an deı 
Eck bei dem Kolonialwareng’schäft wieder rechts, 


wleder in die Kazmairstraße und ’naus zum Ba- 
variakeller. Da gehts nacha weiter wia i scho 
g'sagt hab. Hamm $’ mi Jatzta, — net?“ Der Auto- 
fahrer dankt, fährt langsam an, blickt sich etwas 
hilflos um un sieht noch Jen Schutzmann, den 
er dann nochmal fragt und der wie vorher kurz, 
aber etwas „verwundert“ Auskunft gibt, Büchler 
sieht von weitem ein wenig giftig auf den Schutz- 
mann und brummt: „Freilii Du warst as nacha 
bessa wissn wia I, wo I scho fuchzg Jahr da bin.” 
Pr I.N. 
Zwei Giesinger Schulbuben geraten auf der 
Straße aneinander und tauschen einige ortsüb- 
liche Freundlichkeiten aus. 
„Geh, sei nur grad du stad’’, sagt schließlich der 
eine, „die hab’n s’ ja mit Kokosnußmilch aufzogen, 
weil s’ net gwußt hab’n, werst a Mensch oder a 


nacha komma S’ wisawi von der Eckwirtschaft Affl“ 


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587 






KTION FILM PHOTO 


(K. Heiligenstaedt) 


Modell wider Willen 





„Das habe ich nun von Arturs Aquarellierwut: er hat 'nen Akt in 
seiner Landschaft und ich kann vor Sonnenbrand nicht sitzen!“ 


Modello contro voglia: ‘Ecco cosa ho dalla mania dell'acquarellare di Arturo: 
egli ha un nudo nel suo paesaggio ed io non posso sedermi in causa dell'insolazione!,, 


588 


Noch im Kostüm 


(Wilhelm Schulz) 


„Du bist von der ‚Generalprobe‘ schon zurück, Jimmy? Eigentlich habe ich dich erst zum 
Abendessen erwartet!“ — „Ja, darling, es ist schneller gegangen, als wir dachten!“ 


Ancora in costume: “Sei giä di ritorno, Jimmy, dalla ‘Prova Generale, ? In realtä non ti aspettavo prima di cena!,, 
“Eh sl, darling; la & andata piö presto di quanto pensassimo!,, 


589 





BIERSVVEISIENEITSTREITEZITERSSICHIEUSS 


Kajetan wartete unter der Normaluhr. 

Uber ihm sprang der Zeiger von Minute zu Mi- 
nute, wie ein Kanarlenvogel, von Stange zu 
Stange. Luise kam nicht. 

„Jetzt zähle Ich noch bis zwanzig, Wenn sie bis 
dahin...” 

Er schritt Über dem Asphalt geometrische Figuren 
aus: Quadrate, Ellipsen, gleichschenklige Drei- 
ecke... 

„.. neunzehn, zwanzigl” 

Dann schloß er mit sich einen Schicksalsvertrag: 
„Wenn die dritte Trambahn wieder vollbesetzt 
ist, dann geh ich!“ Sie kam und war überfüllt. 
Dann wartete er nur mehr eine volle Stunde und 
kehrte In sein hübsch möbliertes Zimmer zurück. 
„Wenn ich nicht komme, dann ist etwas pas- 
siert..." hatte Luise ihm gestern in Herz und 
Hand versprochen. Und sie hatte nicht gelogen. 
‚Auf dem Weg zur Normaluhr lernte sie einen an- 
dern kennen. Dieser Verkehrsunfall der Liebe 
ward Kajetan zum Blitz, der den Donner herbei- 
rlef. Aus Trotz verheiratete er sich mit der häß- 
lichen Olga. Sie aber wiederum nahm ihm, weil 
er gut zu Ihren alten Möbeln paßte. Drei Tago 
nach der Hochzeit wagte er es erst, sie verstoh- 
len von der Seite zu betrachten. „Mit diesem 
Gesicht soll Ich nun, Wang‘ an Wange, bis ans 
selige Ende... ?" 

Sie schaukelte durch die Achtzimmerwohnung 
wie eine schlecht benützte Dampferlinie. Es war 
nicht auszudenken — aber Kajetan dachte es aus. 
Olga versteckte Ihr Haushaltungsgeld in den Rit- 
zen'der Clubsessel und unter den Teppichen aus 
Smyrna. 

Da gelobten sie sich gegenseitig, an Liebesstatt, 
die reine Wahrheit: „Und wir sagen einander von 
jetzt ab auch Jeden verborgensten Gedanken!” 
Von da an war jedes Wort auf Eis gelegt. 
Kajetan warf noch einen letzten Blick in Olgas 
wässerlge Augen, packle seinen Handkoffer und 
verließ Frau und Mobillar. 

Schriftsötze und juristische Telefongespräche 
schleden alsbald, was nie vereint war. Kajetans 
ehemalige Hausfrau empfing ihn freudigst mit 
einer Mieteerhöhung. Auf die verstaubte Wasch- 
tischplatte schrieb er mit dem Zeigefinger: „In- 
eipit vita noval” 

Zur Erholung fuhr er jeden Tag einmal mit der 
Ringlinie um die Stadt. Nach so viel durchstan- 
dener Zweisamkeit verlangten seine Nerven nach 
Trambahn. Schlag zwölf stieg er mittags an der 
gleichen Haltestelle ein. Und es traf sich, daß 
um diese Zeit jedesmal eine junge Dame neben 
Ihm Platz'nahm. Sie schlug einen Roman auf. Daß 
sie erst In den Anfangskapiteln steckte, das be- 
wies das Verhältnis der dünnen linken zur dicken 
rechten Seitenzahl. Kajetan nelgte den Kopf zur 
Seite — und las heimlich mit... . 

w..und In einer Waldeslichtung nahe des Schlos- 
ses trafen sie sich. Ihre beiden Busen wogten. 
Denn derselbe barg ein furchtbares Geheimnis...” 
— — Dann legte die Junge Dame ihr Trambahn- 
billett zwischen die Selten, klappte das Buch zu 
und stieg aus. Stets traf er auf die lesende 
Dame. Ihr Roman wurde sein Roman. 

Kajetan freute sich mit jedem Tag mehr auf die 
Fortsetzung. Er gewöhnte sich rasch an ihr Tempo 
des Lesens und so waren sie jedesmals gleich- 
zeitig am Ende einer Seite zum Umblättern an- 
gelangt. 

Die Spannung wuchs. Auf Seite 409 lag der Re- 
volver bereits entsichert in der Nachtkästchen- 
schublade, Der Alabasterleib der Ria zitterte „und 
nervös spielten ihre Zehen mit dem Eisbärenfell, 
das zusammen mit dem Grafen ihr zu Füßen 
lag...“ 

So schloß das vorletzte Kapitel. Kajotan vibrierte 
in Vorfreude auf den Schluß. Wie jeden Tag stieg 
er in die Tram, wieder saß die Dame neben ihm. 





VON ERNST HOFERICHTER 


Aber — der Roman steckte zugeklappt unter 
Ihrem linken Arm, Wahrscheinlich hatte sie im 
Büro das Ende ihm vorweggelesen. Ungeduldig 
schlug Kajetan ein Bein übers andere und sah 
dazu dem Mädchen gespannt in die Achselhöhle. 
Dieses Ende, diesen Knall aus dem Revolver mußte 
er haben...| So bescheiden war er dem leben 
gegenüber geworden, daß.., 

„Gnädigste gestatten, daß ich mir erlaube...” 
„Dankel Ich danke...i” 

gestatten, daß Ich mir erlaube — Ihr Buch.. 
„Ich möchte nicht belästigt werden! Ihre unzüch- 
tigen Blicke verrieten mir längst...” 

m.,aber — es Ist ja nur wegen des Buches, 
das...” 

„Diese faulen Ankurbelungen kenne Ich...“ Und 
beinahe wäre sie noch aus dem fahrenden Wa- 
gen gesprungen. 

Kajetan saß wieder ohne Ende da, Blitzartig fühlte 
er, wie ein hinterhältiges Schicksal ihm auch noch 
die kleinsten Freuden verdarb, Nun war ihm auch 
das Trambahnfahren, die Literatur leicht broschiert 
und solid gebunden, alle Schlußkapitel und des 
Weibes Anmut — versaut. 

Er rettete sich als letzte Zuflucht in die Formel 
„Schicksal Ist gleich Charakter” und lenkte seine 
Schritte der Herrschaftsvilla Onkel Philipps zu. 
Der besaß neben zwei Zentner Lebendgewicht 
mehrere erste Hypotheken und eine solide Welt- 
anschauung nebst angewandter Psychologie. On- 
kel Philipp hatte sich als Firmpate bereits mehr- 
fach durch die Schenkung einer Logariihmen- 
tabelle, eines Fieberthermometers und einer 
Mundharmonika erkenntlich -gezeigt. 

Und Kajetan fühlte sich deshalb von diesem On- 
kel allzumenschlich angezogen, 

„Leber Onkel, ich komme zu Dir wegen...” 
„Aber leider bin ich zur Zeit finanzlell selbst... 
„Ich brauche nur beireff rein Seelischem Deine..." 
„Bitte, so nimm doch Platz...!“ 

„Onkel, ich bin der geborene Pechvogeli Hast 
Du keine passende Psychologie dagegen?" 
„Ila...| Pechvogel weist auf seelische Kom- 
plexe hin, Du mußt Dich dringend in die Behand- 
lung eines Psychotherapeuten begeben! Du wirst 
sehen, wie durch richtige Psychologie alle Dinge 
zum besten gedeihen ...!" 











DIE GRILLE 


Am fchmalen Tifch auf der Bank 

im gepflafterten Gang, 

fchmeigend faßen wir, 

nah der Weinlaubwand - 

‚oben ftand 

freundlich gewohnt 

der volle Mond -, 

alo ein fchmarzes Tier 

auf den Steinen kroch, 

eine Grille, die eilig ihr Loch 

zu erreichen ftrebte. 

Zärtlich belebte 

fih mein Blick, der fich zu ihr neigte. 

Hutfam zeigte 

noch meine Hand auf das haftende 

Welen, da fchon der laftende 

Fuß des Wirts das Kleine 

blindlings zertrat: 

er brachte Die angelaufene Flafche 

gefüllt mit kühlem Weine, 

und eo gefchah die rafche 

ungewollt tödliche Tat. 

Aber mein Herz umhrallte 

Irampfhaft der ungeftalte 

Vormurf, Fluch und Gebot: 

Gott, warum tieder zu Ipät! 
Richard von Schaukal 


„Psycho—ther—peut...!“ sprach Kajetan tonlos 
nach. 

„Und an Echolalie leidet er auch noch!” dachte 
Onkel Philipp zum Abschied, 

Des anderen Tages saß Kajetan bereits im Warte- 
zimmer von „Ignaz Vierlinger — Institut für Le- 
benshilfe”, Der Psychotherapeut schaute tief In 
Kajetans Seele und fing, wie aus einem Aquarium, 
riesige Trümmer von psychischen Knäueln hervor. 
Nach der sechsten Sitzung hatte Kajetan keine 
Komplexe mehr. Und jetzt erst merkte er, was 
ihm fehlte. Komplexe waren das einzige, was or 
noch an Inventar besaß. Seine Soele glich Jetzt 
einem Zimmer, aus dem der Gerichtsvollzieher 
soeben alles weggepfändet hatte. Er fühlte weder 
Trieb noch Gegentrieb, Dahin war der prickelnde 
Genuß von Zwang und Hemmung, Er spürte nicht 
mehr den seligen Drang, immer wieder nach dem 
Gashahn zu sehen, ob er auch wirklich abge- 
dreht sel. Vorbei war es in Ihm mit süßen Trau- 
rigkeiten und berauschenden Selbsttäuschungen. 
Jäh genommen waren ihm die Minderwertigkeits- 
gefühle, die das Erdreich waren für erträumte 
‚Größe. 

Kajetan fühlte nicht mehr Lust, nicht mehr Leid. 
Er war nur voll — von Leere. So angefüllt von 
Nichts suchte er wieder den Onkel Philipp auf. 
„Kajetan, Du hast's erreicht! Jetzt bist Du Jenseits 
von Plus und Minus!“ 

„Onkel, ich möchte mein Unglück wlederl’ 
„Hier hast Du einstweilen drei Mark! Mehr kann 
ich leider..." 

‚Grußlos rannte Kajetan an Onkels Gartenzwergen 
vorüber und davon, Ja, er empfand sogar Sehn- 
sucht nach der Normaluhr, der nicht erschienenen 
Luise, nach der häßlichen Olga, nach dem Tram- 
bahnroman ohne Ende, nach seinen seelischen 
Komplexen...! 

Dazu verspürte er in der Tasche plötzlich die drei 
Mark, die ihm der Onkel in die Hand gedrückt 
hatte. 

„Bleibt mir noch übrig, mit diesem Gelde ein 
Inserat aufzugeben: ‚Pech gesuchtl’“ Und schon 
kritzelte er auf seinen abgelegten Papierkragen: 
„Mann in den besten Jahren sucht Lebensinhalt, 
gleichgültig ob in Glück oder Unglück! Zuschril- 
ten erbeten unter: Pechvogel...” 

Mit diesem Fetzen lief er an den Schalter der 
Inserätenannahme. „Das Ist Ja schon beinahe Hu- 
morl” lachte ihm das Schalterfräulein ins Gesicht. 
„Galgenhumorl” lachte er zurück, Und ein Ge- 
lächter rief das andere an und schlug einen 
Steg, eine Brücke von der Fülle in Kajetans Leere. 
Aus diesem Lachen ballte sich allmählich ein 
Wort, zwei, drei — — _ 

Hinter Kajetan standen die Wartenden schon Reihe. 
„Machen Sie gefälllgst Ihre Liebesgeschichten 
nach Schalterschluß ab...!” drohte ein Baß. 
dann abends acht Uhr an der Normaluhr?” 
lachte Kajetan gerade noch aus jenen Tiefen sei- 
nes Gemütes hervor, wo die Komplexe lagen. 
„Ein schlechter Witz...! Galgenhumor! Die denkt 
gar nicht daran...!” sprach er zu sich selbst auf 
dem Weg zur Uhr. „Und ich warte diesmal nur 
solange, bis es acht Uhr schlägt..." 

Aber da stand sie schon unter dem Zifferblatt. 
Und die Geschichte des Pechvogels Kajetan ver- 
lief jetzt wiederum nach ewigem Wandel. Jeg- 
liches Erleben aber hatte Inzwischen die Vorzei- 
chen geändert. Erst mußte die tiefste Tiefe ge- 
graben sein, damit die höchste Höhe Ereignis 
wurde, Und daß ein geborener Pechvogel nur ein 
verhindertes Sonntagskind Ist, das war in Kaje- 
tans Erdenleben — der Weisheit letzter Schluß. 
Und sein Wahlspruch wurde: „Zu bedauern ist 
der Unglückliche, zu beneiden — der Trostlosel” 
Diesen Satz hing er, auf eine Holzbrandtafel ge- 
schrieben, als erstes Mobiliar in die zukünftige 
Dreizimmerwohnung ... 
















Verantworti. Schrif 
alle Buchhandlung: 


2 ger 
gulNıg ab 15. Okt” 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nut zulückgesandt, 


p 
Nachdruck 


1 1296). Brlofansc 
Der Simplicissimus 
‚ont Im Monat RM. 
stboten. —Po 










;olnt wöchentlich einmal. Bestellungen nehmen 
— Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 
‚sckkonto München 5920, Erfüllungsorl München. 





Schreckliches Erlebnis eines Leghuhns 2 Terribile auventura d’una gallina covaticcia u 














Die Henne, die ein Ei grad legt, Sie brütet dumpf dahin. Ihr graut. 
Wird durch ein Schreckbild jäh erregt. Sie ahnt wohl, daß sie sich „verschaut“. 











Verdächtig rumpelt's in dem Ei: Die Henne fällt in Brütekrampf: 
Kommt wohl das Rechte raus dabei? Es schwillt ihr Leib, es quillt der Dampf. 


\ı! I 


ul 


6 





Die Schale bricht: Heraus, o Greul! Den Freitod sucht mit Ungestüm 
Ein Basilisk fährt mit Geheul, : Die Mutter von dem Ungetüm. 


591 


Der müde Morgen 


(M. Dudovich) 





— — - enden ng Zn 





„Das Meer ist heute ungeheuer ruhig!“ — „Na, es wird sich halt auch ausgetobt haben!“ 


Un mattino stanco: “Oggi Il mare & straordinariamente calmo!,, — “Evvia, si sard sfogato anch'esso!,, 


592 


München, 16. Sept. 1942 . 
47. Jahrgang / Nummer 38 30 Pfennig 


SimPLICiSSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Der unersättliche Moloch 


(Wilhelm Schulz) 








„Diese Kanadier und Amerikaner sollten doch nur Vorspeise sein; zur Hauptmahlzeit wünsche ich mir Engländer!“ 


L’insaziabile Moloch: “Questi Canadesi e Americani non doyrebbero essere che l’antipasto; ma pel pranzo io mi desidero gl'Inglesi!,, 








(Fr. Bllok) 


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In IN 
IN je! ERS, 





Der Mann vor dem Schalter 


Es gibt eine ganze Literatur über den Mann 
hinter dem Schalter, wenn ar plötzlich die Klappe 
zumacht und die Welt In zwei Teile teilt, eine 
kleine, aber mächtige Welt dahinter und eine 
‚große, ohnmächtige Welt davor, Lassen wir den 
Mann hinterm Schalter ruhen oder vielmehr 
arbeiten, widmen wir uns mal dem Mann vor 
dem Schalter, 

Dieser Mann steht natürlich vor uns in der 
Schlange, die langsam, langsam zum Schalter 
kriecht. Er hat einen breiten Rücken; wie breit 
dieser Rücken ist, werden wir erst später ganz 
genau sehen. Er hat auch einen nervösen Rücken, 
dem man es anmerkt, wie ungeduldig er ist. Der 
Mann vor dem Schalter ist dem Platzen nahe, 
wenn es vorne mal nicht in gewünschter Weise 
vorwärts geht. Der gewaltige Mann verkörpert 
jenen Teil der Schlange, wo sie gerade das ver- 
schluckte Kaninchen hat, um es zu verdauen. ‚Er 
Ist sein richtiger Knoten oder Knorpel In der 
Schlange. Biswellen holt er tief Atem, und dann 
schwillt er auf. Man fühlt, es heißt: Zum Donner- 
wetter, geht's denn nicht weiter! Aber er spricht 
es nicht aus. Dagegen spricht er aus: Anschlie- 
ßen! Das heißt, es soll keine Lücke entstehen. 
Lücken vor sich machen ihn noch nervöser. Wenn 
der gestrenge Mann „Anschlleßen!” ruft, geht es 
wie ein Zucken durch die Schlange und selbst 
die Leute hinter ihm, die ihm vollkommen gleich- 
gültig sind, werden ordentliche und gehorsame 
Schlangenmitglieder. 

Die Schlange rückt vor und mit Ihr der Mann mit 
dem breiten Rücken. Jetzt steht er dicht vor der 
Pforte des Paradieses, vor der Schalteröffnung. 
Wenn er nur nicht explodiertl Er explodiert 


nicht, er ist dran. Wie durch einen Zauber ist 
seine Nervosität verschwunden, er ist die Ruhe 
selbst, er zeigt keine Hast. Er lebt sich gut am 
Schalter ein. Er neigt seinen Oberkörper nach 
vorne, ja er stützt die Ellbogen auf den Schalter- 
tisch, Wenn einer die Arme auf die Schalterplatte 


Sonnenuntergang 


Der Abend kam, die Sonne Tank. 
Ein Herre faß auf einer Bank, 
befah den altvertrauten Fall 

und fühlte fich fo klein im All. 


Ein zweiter Herre trat herbei 
und fragte, ob’s geftattet fel, 
nahm Plat und fchwieg In fich hineln 
und fand fich gleichfalls, ach, fo klein. 


Als dann der Ball verfunken mar, 
fah in die Augen fich das Paar, 
morauf fich ein Gefpräch entipann, 


das kosmifch-ideal begann. N 


Vom Weltall kam man bald aufs Hier, 
tie fchmwer das fei, und dann aufs Bier. 
Und fieh, fchon ftritten fich Die zwei, 
ob hell ob dunkel beffer fei. 


Verftändigung gibt cs da nicht. 

Man fchied mit rotem Angeficht. 

- Wir woll'in fie gleichwohl benedei'n: 

ier ftreitet, fühlt fich nicht mehr klein. 
Ratatöehr 


594 


stützt, laßt alle Hoffnung fahren, ihr dahinten, 
Jetzt wird es lange dauern, Der Mann fühlt sich 
am Schalter wie zu Hause. Ein Strom von Behagen 
und viel Zeit quillt in das Schalterloch hinein. Er 
selbst quillt mit, sein Oberkörper schiebt sich in 
die Offnung. Er wirkt wie ein Büchsenschinken. 
Der Schalter Ist verschwunden vor lauter Mann 
und Rücken. 

Er hat eine Liste hervorgezogen, ein Papier, das 
gestempelt wird, eine Sache, die nicht im Hand- 
umdrehen erledigt werden kann, Wir hinter Ihm 
fühlen es. Er spricht in Ruhe mit dem Mann hin- 
teım Schalter. Der Schaltermann nimmt das Papier 
und geht damit nach hinten. Wenn ein Schalter- 
mann mit einem Papier nach hinten geht, dann 
welß die Schlange: jetzt wird's dauern. 

Auch der große, ehemals nervöse Mann vor dem 
Schalter weiß es: Er zieht den Oberkörper, den 
Büchsenschinken, aus der Öffnung und richtet 
sich auf. Er wendet sich um und übersieht mit 
Seelenruhe den wartenden Schlangenschwanz. 
Mitleid Ist nicht In ihm. Sein Gesicht sagt; Tja, 
bei mir dauert’s halt etwas länger, da kann man 
nichts machen; vor dem Schalter sind alle gleich. 
Vielleicht trommelt er mit dem Finger auf dem 
Schalterbrett, nicht aus Nervosität, sondern aus 
überlegener Behaglichkeit. Schließlich wird auch 
er abgefertigt. Er läßt sich Zeit mit dem Zusam- 
menpacken von Papieren und Scheinen und 
Geld. Er sieht aus, als täte es ihm leid, diesen 
Lieblingsplatz zu verlassen. Ja, solche Leute sind 
nur am Schlangenschwanz nervös, sind sie erst 
Kopf geworden, nehmen sie Rache an den un- 
schuldigen hinteren Gliedern durch überlegene 
Ruhe, durch hundsgemeine Ruhe, Foitzick 


Beim Abschied RER 












GP. 


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„Es ist doch zum Verrücktwerden, wie spät diese Bimmelbahn heute kommt! — „Schau an, wenn der Zug jetzt 
pünktlich gekommen wäre, hätte ich nie bemerkt, daß Sie auch so etwas wie Temperament haben, Herr Griesbeck!“ 


Nel congedarsi: "C'& da impazzire con questo Ireno lumaca che oggi farda sl tanto!,, — ""Guardate un po’, signor Musone; 
se adesso Il treno fosse giunto puntuale, io non mi sarel mal accorta che anche Voi possedete un po’del cosidetto femperamentol,. 


595 


Krieg bei der Columbia Broad Casting Com 


te. Thöny) 


„Die vorgeschrittene Zeit zwingt uns leider, die vollständige Vernichtung unserer Gegner zu 
unterbrechen. Wir werden sie in einer unserer nächsten Vorträge nachholen. Good night!“ 
Guerra presso la Columbia Broad Casting Comp.: "Purtroppo l'ora tarda ci costringe ad interrompere il completo 
annientamento dei nostri avversarl. Lo riprenderemo in una delle nostre prossime conferenze. Good night!,, 


596 





Zehn Minuten Verspätung 


Von Aage v, Hovmand 


Der Abend war dunkel und trübe, als der Weichen- 
steller Petersen um 23 Uhr im Signalturm zum 
Dienst eintraf, 

In dem Augenblick, als er die Treppe hinaufgehen 
wollte, fuhr er zusammen. Er hatte etwas gehört 
— in der Luft —, einen heiseren Schrei, wie von 
einem Vogel. 

Woher kannte er nur diesen Ton? Ach ja, Jetzt 
wußte er es: an dem Abend vor zwei Jahren, als 
seine Frau starb, hatte er ihn gehört. Eine unheim- 
liche Warnung, die er nicht vergessen. Und nun 
hatte er sie wieder vernommen. Was bedeutete 
es? Würde etwas geschehen? Eine böse Ahnung 
beschlich ihn. Seine Knie bebten, als er die Treppe 
hinanstieg, 

Dann nahm er sich zusammen und trat in den 
Signalturm ein, Er sollte den Weichensteller Han- 
sen ablösen. Besser, sich nichts anmerken zu 
lassen. Der würde nur lachen und sagen, Petersen 
sei wohl abergläubisch, 

„Guten Abend, Hansen! Was Neues?” Petersen 
holte die Thermosflasche mit dem Nachtkaffee 
aus der Tasche und stellte sie auf den Tisch, Dann 
zog er sich den Mantel aus und hängte ihn an 
einen Riegel. 

Hansen seinerseits zog den Mantel an und spuckte 
den Priem welt von sich. 

„Die haben erzählt, daß Sivertsen rausgekommen 
ist," 

Dem Weichensteller Petersen versetzte die Nach- 
richt einen Stoß. Sivertsen! Der sein Kollege ge- 
wesen Der Unterschlagungen gemacht hatte, 
die Petersen hatte melden müssen. Der ein Jahr 
Gefängnis bekommen und Petersen mit Rache 
gedroht hatte. 

„Sivertsen?” Petersen zwang sich zur Ruhe. „a, 
um diese Zeit mußte es Ja seln! Sonst noch etwas 
zu beachten, Hansen?” 

„Acht Wagenladungen von der Zie- 
geleil Auf dem Ladegleis war kein 
Platz, Sie stehen auf Gleis 2. Für mor- 
gen früh, Gleis 2 hat also keine 
Durchfahrtl” 

„Gut“ 

Hansen war gegangen, Weichenstel- 
ler Petersen war allein. Er setzte sich 
an den Tisch und begann, eine Pfeife 
zu stopfen. Jetzt nur ruhigl Dumme 
Ängstel Er zündete die Pfeife an und 
begann, das Amtsblatt durchzusehen. 
23.27 Uhr würde der Schnellzug 95 
durchfahren. Ungefähr um 23.20 Uhr 
würde von der nächsten Station 
Signal gegeben werden. Bis dahin 
war Ruhe. 

Er hob den Kopf von’ der Zeitung 
und sah auf die Uhr — und starrte 
in eine Revolvermündung. Er fühlte, 
wie sich Ihm die Kopfhaut zusammen- 
zog und ein kalter Schauder den 
Rücken herunterjagte. Sivertsen war 
es, der Ihn mit elnem Paar von Wahn- 
sinn glänzenden Augen anstarrie. 
„Habe ich dich Jetzt endlich In den 
Fingern?” fauchte er. „Die Hände 
auf den Rücken!” 

wie ihm die Zunge 
am Gaumen klebte, Er war sich dar- 
über klar, daß der geringste Wider- 
stand verhängnisvoll werden konnte. 
Er fühlte, wie Ihm die Hände an die 
Stuhllehne gebunden wurden, wäh- 
rend der tolle Mensch den Revolver 
auf seinen Nacken richtete. Dann 
wurde das Seil ein paarmal um sei- 
nen Leib geschlungen und seine 
Beine schließlich an den Stuhl ge- 
bunden. 

Er wollte etwas sagen, aber seine 
Stimme war wle gelähmt. Vor den 
Augen lag es wie ein Nebel. Plötz- 
lich hörte er — gleichsam aus wel- 
ter Ferne — Sivertsens Stimme: 
„Siehe dal Jetzt hab’ ich dich! Bin- 
nen kurzem wirst du... und auch die 
Gesellschaft, die mich einsperrte, 
meine Rache zu kosten bekommen... 
Ich will euch schon zeigen...” 














Ein kurzes Anschlagen der Glocke. 

Das Telefon. Sivertsen nahm den Hörer ab. „Ja- 
wohl, erhalten! Petersen!“ quittierte er, 

„Die Meldung für Zug 95. Sieh! Siehl Ihr habt 
noch Immer die dreckige Gewohnhelt, Wagen auf 
Gleis 2 zu setzen.” Sivertsen ging zum Zenträl- 
apparat. Sein Gesicht hatte sich zu einem bös- 
artigen Lächeln verzogen. Er stellte auf Gleis 2 
um — gab das Durchfahrtsignal, 

„Was tust du da?” schrie Petersen voll Entsetzen. 
„Die Wagen ...!” 

„al Eben die Wagen!” fauchte Sivertsen. „Was 
meinst du, was geschieht, wenn ein Schnellzug mit 
100 Kilometer Geschwindigkeit in acht Wagen 
hineinsaust, die schwer mit Steinen beladen sind, 
was? Das wirst du binnen kurzem erfahren. Und 
was meinst du, was mit dem Mann geschieht, der 
dafür die Verantwortung hat? Du wirst vielleicht 
den Staatsanwalt davon zu überzeugen suchen, 
daß du unschuldig bist? Er wird dir nicht glauben. 
Die Leine? Ich werde mit einem Messer kommen 
und sie in dem Augenblick entfernen, wo die 
Katastrophe eingetreten ist. Du bist ‚allein, Hast 
keine Beweise.” 

Ein teuflisches Grinsen spielte über Sivertsens Ge- 
sicht. Er zündete sich eine Zigarette an. 

„Ich gehe jetzt hinunter, um nachzusehen, ob die 
Wagen gehörig gebremst sind. Dann hat es eine 
bessere Wirkungl” 

Petersen war leichenfahl. Stumm saß er und mit 
starren Augen. 

„Was glotzt du so?“ fragte Sivertsen höhnisch. 
„Willst du auch eine haben? Um die Nerven zu 
beruhigen? Was?” 

Voll böser Schadenfreude steckte er ihm eine 
Zigarette in den Mund und zündete sie an. Peter- 
sen zog ganz automatisch, ohne einen Gedanken 
damit zu verbinden. „Ist die Marke für den Herrn 





Hch. Kloy) 

















tein genug, was? Zieht er vielleicht eine mit Gold- 
mundstück vor...?” 

Sivertsen war verschwunden, Mit fieberhafter Hast 
paflte Petersen an der Zigarette, so, als erwarte 
er, daß sie dazu beitragen könnte, Ordnung in das 
Gewirr von Gedanken zu bringen, die durch sein 
Hirn jagten. Um Hilfe zu rufen? Ganz unnütz. Es 
war niemand in der Nähe. Und wenn jemand ver- 
suchen würde, die Treppe zu ersteigen, so würde 
er sicher von dem Wahnsinnigen erschossen wer- 
den. Denn wahnsinnig war Sivertsen. Schon vor 
einem Jahr — im Gerichtssaal — hatte der Wahn- 
sinn In seinem Blick gelauert. 

Petersen fühlte kalten Schweiß auf seinem Gesicht 
ausbrechen. Hätte er mich dann wenigstens er- 
schossen, dachte er, aber dies hier, das ist zehn- 
mal fürchterlicher! 

Anderthalb Meter von ihm entfernt war der Hand- 
grift zum Signal. Ein einziger Griff konnte den 
Schnellzug retten! Aber er konnte nicht eine Hand 
rühren, Und er wußte: 200 Meter vorn strahlten 
zwei grüne Laternen und meldeten „Freie Durch- 
fahrt”, Und 500 Meter weiter zerriß ein Blinklicht 
in kleinen regelmäßigen Zwischenräumen das 
Dunkel! Und auch das war grün und sagte: Friede 
und keine Gefahr! Und weiter draußen in der 
Nacht ... vor kurzem sieben... jetzt sechs... jetzt 
fünf... oder vielleicht nur vier Kilometer entfernt 
— kamen zwei weiße Laternen, die größer und 
größer wurden! Und hinter den Laternen waren 
Menschen... Menschen, die da saßen und von 
gleichgültigenDingen redeten...dienichtahnten... 
Petersen hatte das Gefühl, als habe er hier eine 
Ewigkeit gesessen. Er sah auf die Uhr: 23,241 
23,20 hatte Siverisen die Meldung entgegenge- 
nommen. 23.27 würde der Zug da sein. Petersen 
folgte dem Sekundenzeiger mit den Blicken. 
Dann sank er wieder zusammen, den Kopf auf die 
Brust fallen lassend. Er versuchte sich vorzubeugen. 
Noch etwas weiter! Die Leine schnürte ihm die 
Handgelenke hinten auf dem Rücken zusammen. 
Jetzt konnte er die Leine — mit der Zigarette — 
an den Knien ungefähr erreichen! Er zog, so stark 
erkonnte, nach vorn und fühlte den Schmerz an den 
Handgelenken. Dann hob er die 
Hacken vom Fußboden hoch — die 
Leine umschnürte seine Schienbeine 
— und hob die Knie ein wenig. 

Und Jetzt — Jetzt konnte er heran- 
reichen. Die Zigarette war halb zu 
Ende geraucht und fast ausgegan- 
gen. Er zog heftig, und die Glut 
wurde stärker. Er drückte sie unten 
gegen das Seil. Er zog mit aller Kraft 
der Verzweiflung, Jetzt spürte er In 
der Nase einen schwachen Geruch 
— von verbranntem Seil. Kein Duft 
hätte ihm herrlicher erscheinen kön- 
nen. Er hörte das Ticken der Uhrund 
leises, ganz leises Knacken, wenn 
die Windungen der Leine zerrissen. 
Aber, er hörte auch etwas anderes 
— ferner, aberdennoch deutlich: den 
Pfift einer Lokomotive. 

Mit aller Kraft rlß er die Knie In die 
Höhe, und jetzt, jetzt zerriß die 
Leinel Er richtete sich auf und konnte 
mit fieberhafter Elle die Hände frei- 
machen. Schwach blinkend sah er 
draußen die Lampen der Lokomo- 
tive, Die Beine freizumachen, ließ 
er sich nicht Zeit. Den Stuhl nach- 
schleifend, warf er sich über den 
Apparat — und änderte das Signal. 
Die Maschine passierte es im selben 
‚Augenblick und merkte nichts. Blitz- 
schnell griff er nach dem anderen 
Handgriff und wechselte das Duich- 
fahrısgleis auf Eins, Fünf Sekunden 
spöter toste der Schnellzug vorbei. 
Ein heller Streifen von einer Reihe 
erleuchteter Fenster zeigte seinen 
Weg durch die Nacht. 

Petersen sah auf die Uhr, 23.37. Zenn 
Minuten Verspätung. 

Dann sank er auf seinem Stuhl zu- 
‚sammen, 





In einem Abteil des Schnellzigs 
gähnten zwei Handelsreisende, Der 
eine sah auf seine Uhr. 
„Wieviel?“ 

„Zehn Minuten über die Zei 
„Verfluchte Verspätunger: 








Woronesch 






N 





° 
a 
N 


— nut {Font Bichl Im Felde) 






Werdnejn 
PraPFES 


EINE NETTE KINOBEKANNTSCHAFT 


„Wo hast du dir nur das schöne Mädchen gefischt, 
mit dem ich dich gestern gesehen habe?” fragte 
Tonio seinen Freund Riccardo. = 

„Ja, ein schönes Mädchen!” sagte lächelnd Ric- 
cardo, „Und dabei auf originelle Weise gefunden! 
Nina ist meine nette Kinobekanntschaftl“ 
„Kinobekanntschaft?” meinte Tonio enttäuscht. 
„Was ist denn da schon Originelles dabei?” 
„Doch, lieber Freund! Ich machte es nämlich so: 
Ich kaufte mir am Nachmittag zwei Kinokarten für 
die Abendvorstellung. Ich hatte richtig vermutet; 
denn als ich abends ins Kino kam, prangte über 
der Kasse eine Tafel mit der von mir ersehnten 
beglückenden Inschrift ‚Ausverkauftl’ Da gab es 
etliche Paare und auch einzelne Mädchen, die 
enttäuschte Gesichter machten. Auf eines dieser 
Mädchen, ein hübsches, süßes Wesen, trat ich zu 
und bot ihm eine Eintrittskarte an... Das ist allesi 
So fand ich Ninal“ 

„Das muß ich auch einmal versuchen!“ sagte To- 
nio. „Eigentlich ganz einfach!” 

‚Ja, so einfach wie alle, sagen wir, Kolumbuseier!” 
Schon am selben Abend machte Tonio den Ver- 
such, Er stand mit seinen früher gekauften Kino- 
karten im Warteraum; und richtig hing über der 
Kasse die Tafel ‚Ausverkaufil”. Genau so, wie es 
Riccardo geschildert hatte, gab es enttäuschte 
Gesichter, Tonio hielt Ausschau, Aber er schien 
keinen guten Start zu haben; denn er sah kein ein- 
zelnes schönes Mädchen. Die enttäuschten Men- 
schen waren alle paarweise gekommen, schön 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


geordnet, wie es die Liebe verlangt, immer ein 
Junger Mann mit einem Mädchen. Während Tonio 
ärgerlich überlegte, was er jetzt mit seiner zwel- 
ten Kinokarte anfangen sollte, hörte er, wieneben 
ihm ein Junges Paar zu streiten begann. 

„Weil du nie rechtzeitig fertig wirstl” sagte der 
Junge Mann. „Jetzt ist die Vorstellung ausver- 
kauftl... Ich muß aber den Film sehen!” 

„Sei doch deshalb nicht so bösel Morgen gibt 
man doch den Film auch noch! Wenn du jetzt 
gleich für morgen —" 

„Nein, morgen habe ich keine Lust und wahr- 
scheinlich auch keine Zeitl' 

Als der Streit am schönsten tobte, hatte Tonio 
seinen Plan gefaßt. 

„Sie brauchen eine Kinokartel” wandte er sich an 
den Jungen Mann. „Eben wollte ich meine Karte 
zurückgeben. Ich überlasse sie Ihnen gerne!” 
Der Junge Mann sah Tonlo erfreut an. Ein Lächeln 
verklärte sein Gesicht, während sich Tonio über- 
legte, wie er, ohne Verdacht zu erregen, das 
Mädchen, sobald es allein war, ansprechen 
konnte. Er nahm eine Kinokarte aus der Tasche 
und reichte sie dem jungen Manne, Dieser be- 
zahlte und dankte nochmals. Dann wandte er sich 
an seine Begleiterin: 

„Und nächstens besorge für alle Fälle immer zwei 
Kinokarten im Vorverkauf, nicht bloß einel Du 
siehst, man bringt die Karte noch immer an, wenn 
ich einmal keine Zeit habe... Und nun komm! 
Vielleicht tauscht dein oder mein Nebenmann im 





598 


Kino die Karten, so daß wir während der Vorstel- 
lung beisammen sitzen können!” 

Er nickte Tonio noch einmal zu; dann gingen die 
beiden in den Kinosaal, Tonlo stand da, ohne 
Mädchenbekanntschaft, mit einer Kinokarte In der 
Tasche. Wütend zerknüllte er sie. Dann eilte 

fort. Beim Ausgang stieß er auf ein Mädche: 
Er rlef: PaELr 5 25 
„Sie können sich den Weg ersparen! Das Kino Ist 
ausverkauft“ 

„Brauchen Sie vielleicht eine Karte?” fragte das 
Mädchen, 

„Ja, wenn Sie neben mir sitzen!” 

Das Mädchen nickte; da kaufte Tonio die Karte. 
Nun schickte ihm das Schicksal, das zuerst so bos- 
haft gewesen war, doch ein nettes, sogar ein 
schöneres Mädchen, Sie traten in den Kinosaal 
und nahmen ihre Plätze ein. Eben als Tonio Ihr 
einige Worte zur Weiterführung der Bekanntschaft 
sagen wollte, hörte er, wie der andere Nachbar 
des Mödchens vorwurfsvoll sagte: 

„Wo warst du so lange? Ich saß da wie auf 
Nadeln!” 

„Ach, meine Schwester ist nicht gekommen! Bis 
jetzt habe ich vor dem Eingang auf sie gewartet. 
Der Herr da war so nett, mir die Karte abzu- 
nehmenI“ 

Tonios enttäuschte und wütende Miene konnte 
zum Glück nicht gesehen werden, weil es eben 
dunkel wurde. Und sein Murren ging im Getöse 
der Tonfilmouvertüre unter. 








Seine Erholung 
A suo bell'agio 


(Magon) 


„Also nu’ setz dich endlich auf deine vier bis fünf Buchstaben, Emilie!" 
„Wenn du so sprichst, gehe Ich wohl besser an den Nebentisch, Otto!“ 
„Gern mein Kind, machen wir's uns mal richtig gemütlich!" 
“Ma Sunque, Emilio, siediti alla fin fine sul tuo preteritol,., — ""Oltone, se parli cosi, preferisco pur sedermi 


al tavolo appresso!, 





— „Magari, bambina mia! Accomodiamoci una buona volta a tutto nostro bell’agio!,, 


IM „GOLDENEN SCHWERT“ 


VON MOSCA 


Klatschend fällt der kalte Regen auf das bucklige 
Pflaster und überspült es mit trüber Flut. Schweine- 
wetter! In der Gaststube vom „Goldenen Schwert“ 
aber schummert die übliche Behaglichkeit. Im 
überdachten Fayence-Kamin, dessen buntverzierte 
Kacheln gut und gern ihre dreihundert Jahre 
zählen, flackert ein munteres Feuer, nicht allein 
wegen der empfindlichen Kälte, sondern weil der 
Wirt heute seinen besonders guten Tag hat. 
Jedenfalls Ist nie ein schwererer Wein auf den Tisch 
gekommen, nie aber auch’haben die Pfeifen hitzi- 
ger geglüht, nie einen rasseren Schmack gehabt. 
„Man kann sich gar nichts Besseres wünschen“, 
meint der alte Mar& und zieht seine Füße vom ver- 
schnörkelten Kamingitter zurück, denn seine Sohlen 
fangen schon an zu brennen. Sein rundes Gesicht 
glüht wie eine rote Ampel und selbst die Spitzen 
seines weißen Backenbarts scheinen Flammen zu 
sprühen. Trotz seiner achtzig Jahre hat er noch 
muntere Träume. Am liebsten hätte er sich un- 
sichtbar gemacht und wäre in die Mägdekammer 
geschlichen. 

„Das große Los sollte man halt gewinnen!“ be- 
hauptet Cavaliere Restelli und streicht seinen aus 
der Tasche gezogenen Lotterieschein glatt. Auch 
sein und Dr. Bigionis Gesicht sind rot und ge- 
dunsen. Der einzige, dessen Farbe sich nicht vı 














ändert hat, Ist der arme Manill, der sich beschel- 
den abseits hält und geduldig in seinem Wink: 
wartet, bis man Ihn ans Kaminfeuer läßt, um seine 
durchnäßten Schuhe zu trocknen. 

„Würdest du aus der Fabrik austreten?” fragt 
Mare. 

„Heute noch!“ — Restelli ist Geschäftsführer einer 
Zahnstocherfabrik. 
„Ich“, sagt Mare, „ich würde meinen Posten nicht 
aufgeben. Man kann nie wissen. Du vielleicht?” 
Der so unerwartet ins Gespräch gerissene Manili 
macht eine Gebärde der Ratlosigkeit. 

Restelli streicht liebevoll über sein Los. „Ich würde 
mir eine Villa am Meer kaufen... oder noch 
besser ein Schloß,.. oder gar ein Er stockt. 
„Nun, was denn?” 

„Ein Schiff!“ Es klingt wie ein Trlumph. „Mit mel- 
nem eigenen Kapitän und meiner eigenen Mann- 
schaft... und meiner eigenen Flagge ... rot-blau- 
gelb... mit einem schreitenden Löwen...” 

Das Kaminfeuer züngelt und schleudert körner. 
große Funken in die eingetretene Stille. Manili 
hat immer noch nasse Füße. Er hustet, aber nie- 
mand schenkt ihm Beachtung. 

„Darf ich dann einmal auf deinem Schiff fahren?” 
wendet er sich plötzlich mutig geworden an 
Restelli. „Ich will mich ins Heck drücken und auf 























599 


die Taue setzen. Niemand soll darunter leiden.“ 
„Nein!“ sagt Restelli schroff. „Auf mein Schiff 
kommen nur vornehme Leute, Barone und Gra- 
ten...” 
Der arme Manili senkt betrübt den Kopf und be- 
trachtet seine aufgeweichten Schuhe. 

Dr. Bigioni fährt auf: „Ach was! Unsinn! Du kleiterst 
ganz einfach nachts hinauf und versteckst dich 
unter den Tauen.” 

„Ich will ihn aber nicht dort haben!” schreit Restelll. 
„Wenn er sich aber einschleicht?” stichelt Bigloni 
kampflustig. 

Die Augen Manllis glänzen in aufkeimender Hoff- 
nung. S 

„Einen Dreck wird er! Meine Matrosen passen 
schon auf, sie haben ja sonst auch nichts zu tun, 
‘Wenn sie sehen, daß einer herauf will, schneiden 
sie einfach das Seil ob und plumps! liegt er im 
Meer.“ 

Den armen Manili überfliegt ein kalter Schauder. 
Ich kann doch nicht schwimmen!” sagt er leise. 
„So lern‘ esl“ kommt es höhnisch von Restelli 
herüber. 

„O diese Reichen!” murmelt der alte Mar& und 
schüttelt mißbilligend den Kopf. „Hart wie Stein. 
Der arme Manili könnte ruhig ersaufen.” 

„Was geht das mich an?” Restelli wird brutal. 
„Er kann ja einen Schwimmgürtel anziehen.“ Er 
streckt die Beine weit von sich und räkelt sich 
auf seinem Stuhl. — „Ich stehe auf der Kommando- 
brücke und lasse mir den kühlen Seewind durch 
die Haare streichen.” Er fährt sich mit der Hand 
über den Schädel, wie wenn Ihm der Luftzug die 
Haare zerrauft hätte, 

„Protzl” denkt Dr. Bigioni neiderfüllt. 

„Und ich”, sagt der alte Mare, „Ich möchte mich 
unsichtbar machen können.“ 

Wieherndes Gelächter der anderen. 

„O,nicht nur dazu... Ich möchte Restellis Schiff 
anbohren, daß es sinkt.” 

„Wer will mein Schiff anbohren?” brüllt Restelli 
und erhebt sich drohend. 

„Ich“, sagt Mar6. „Entweder läßt du mich mit- 
fahren oder ich sabotiere es.” 

„Meine Matrosen... 
„Du vergißt wohl, daß ich unsichtbar bin, he?" 
„Meinetwegen”, lenkt Restelli ein, „du kannst 
mitkommen.” 

„Und ich etwa nicht? will Dr. Bigioni wissen, 
„Ich habe doch schon gesagt, daß ich nur vor 
nehme Leute um mich dulde.” 

„Aber doch Generale?” 

‚enerale?" Restelli empfindet einen dumpfen 














Argwohn. „Ich denke wohl 
„Gut. Ich werde verwegene Burschen um mich 
scharen ..." 
„Banditen!” 

„Sachte, Freundchen! Aus dreißig, vierzig ent- 
schlossenen Männern wird rasch eine Armee und 
Ich... Ich bin ihr Kommandant.” 

Restelli wird nachdenklich. Dann lacht er laut. 
„Wer macht dich denn dazu?” 

eine Soldaten natürlich. Unter Trommelwirbel 
und Fanfaren rufen sie mich zu ihrem Anführer 
aus.” 

Der arme Manili spitzt die Ohren. Er richtet sich 
auf und erhebt die Hand: „Ich trete als Freiwilliger 
ein.” 

„Nein“, sagt Blgloni, „Ich brauche stramme, schnei- 
dige Leute.“ 

Manlli steigen die Tränen In die Augen. „Wer sagt 
dir, daß ich nicht auch schneidig bin? Stell’ mich 
doch auf die Probel” 

Das Gesicht des Doktors verfinstert sich. „Ich kann 
dich höchstens als Gemeinen nehmer Wie 
kommst. du überhaupt dazu, mich zu duzen’ 
„Verzeihen Sie”, stammelt Manili demütig. 
"Wer also in meine Armee eintreten will, beeile 
sich. Wir marschieren. Ich sitze schon zu Pferd..." 
„Der Gaul”, sagt phlegmatisch der alte Mar6, 
teigt und wirft dich ab. Du verreckst.” 

„Keine Spurl Mein Gaul steigt nicht,“ 

„Doch“, widerspricht Mare, „er steigt. Ich weiß es.“ 
„Aber ich sterbe nicht, der Boden Ist weich.” 
„Hart ist er und steinig.” 

„Ich bin nur leicht verletzt.“ 

„Herr General‘, sagt der arme Manili salutierend, 
„der Boden ist hart und steinig, aber ich fange Sie 
in meinen Armen auf,” „Dankel” 

„Nur meine Pflicht.“ 

„Ich steige wieder zu Pferd, durchreite an der 
Spitze meiner Leute einen Fluß und marschiere 
auf Lissabon zu...” 

„In Lissabon aber“, sagt plötzlich Restelli, „liege 























ich mit meinem Schiff vor Anker. Ich muß dich 
schon bitten, eine andere Stadt anzugreifen.“ 
„Bedaure”, beharrt Bigioni kühl, „Ich will Lissabon 
haben und ich greife es an.” 

„Gut“, sagt Restelli gelassen. Er beugt sich über 
Mar& und flüstert ihm einige Worte ins Ohr. 
„Wieviel?“ fragt Mare. 

„Zwei Millionen.” 

„Gemacht.” 

Restelli lächelt. „Lieber Bigioni, ich habe mich 
soeben mit Mar& verbündet. Er kann mit dir 
machen, was er will.” 

„Verrat!“ Bigioni sagt es mit Bitterkeit. 

Mare schneidet eine Grimasse. „Wer mich bezahlt, 
der hat mich. Restelli gibt mir zwei Millionen.” 
„Und ich viert" 

„Fünfl" 

„Halt! Wer gibt fünf Millionen? In der Lotterie 
kannst du nur sechs Millionen gewinnen, vier hat 
dich das Schiff gekostet und zwei hast du Mar& 
gegeben. Du bist pleite. 

Restelli erhebt sich und geht nachdenklich auf 
und ab. „Ich weiche der Übermacht, Massen- 
mörder!" 
„Lumpi” 

Mar& greift ein. 
einen Admiral?“ 
Es folgt ein langes Schweigen. Dann sagt Bigioni 
gemessen: „Restelli, wenn du dein Schiff retten 
willst, entferne dich aus dem Hafen, ich bombar- 
diere die Stadt. Ich gebe dir eine Minute Zeit.” 
„Ich habe den Hafen verlassen”, sagt Restelli 
heiser. Er Ist totenbleich. 

„Feuerl” kommandiert Bigioni. „Die erste Mauer 


„Wie? Ein General beschimpft 


Der Unentichloffene 
Von Eugen Roth 


Ein Menfch ift ernftlich zu beklagen, 
Der nie die Kraft hat, nein zu fagen, 
Obmohl er’s mweiß, bei fich ganz ftill: 
Er will nicht, was man von ihm mill! 
Nur, daß er Auffchub noch erreicht, 
Sagt er, er wolle feh’n, vielleicht ... 
Gemahnt, nach zmeifelsbitteren Wochen, 
Daß er’'s doch halb und halb verfprochen, 
Verfpricht er’s, ftatt es abzufchütteln, 
Aus lauter Feigheit zu zwei Dritteln, 
Um endlich, ausmweglos geftellt, 

Als ein zur Unzeit tapfrer Held 

In Wut und Grobheit fich zu fteigern 
Und das Verfprochene zu verweigern. 
Der Menfch gilt bald bei jedermann 
Als hinterliftiger Grobian - 

Und ift im Grund doch nur zu weich, 
Um nein zu fagen - aber gleich! 


bricht zusammen. Die Bewohner verteidigen sich 
verbissen, aber meine Soldaten vollbringen Wun- 
der der Tapferkeit. Ich bin überall, wo das Ge- 
tümmel am größten Ist. Die Belagerten versuchen 
einen Ausfall. Er wird zurückgeschlagen.... Ich 
galoppiere mit geschwungenem Säbel an die 
Spitze meiner Leute...” 
„Aber einer der Besatzung”, unterbricht ihn Mare, 
„zielt von der Mauer aus mit einem riesigen 
Pflasterstein nach dir...” 
„Vorsicht, Herr Generall‘ ruft der arme Manili. 
„Aus dem Weg!” herrscht ihn Bigioni an. 
„Der Belagerte”, fährt Mar& gleichmütig fort, „reckt 
die Arme und läßt den Stein aufdich herunterfallen.” 
„Du krepierst!” frohlockt Restelli, 
„Hilfel”“ ruft Bigioni, 
„Gerettetl“ schreit der arme Manili und wirft sich 
mit solcher Wucht auf Dr. Bigioni, daß er ihn vom 
Stuhl reißt und gegen die Kaminwand schleudert. 
Da löst sich aus der Überdachung eine große 
Kachel und fällt Manili auf den kahlen Kopf. Das 
Blut strömt ihm übers Gesicht. 
Sie nehmen den Schwerverletzten auf und legen 
ihn auf den Tisch. Er öffnet die Augen und erkennt 
den über ihn gebeugten Dr, Bigioni 
„Herr General”, sagt er befriedigt, „Lissabon ist 
gefallen, .. 
Der alte Mar& zittert am ganzen Körper. Restelli, 
auf einer Tischecke sitzend, weint wie ein Kind. 
Dr. Bigioni aber kniet vor dem Tisch und sagt leise, 
daß es die andern nicht hören können: 
„Manili, ich habe dich zu meinem Adjutanten ge- 
macht...” 

(Aus dem Italienischen von Helma Flessa) 





CONCHITA HEIRATET! 


„Hallo, Conchita, kommst du tanzen?” 

Fernandez spricht die Frage nicht, er singt sie, wie 
sich’s gehört, und schlägt dazu einen Akkord aus 
seiner Gitarre, nach spanischer Art mit betontem 
Holzklang. Jose, der Dritte in unserem Zufalls- 
bunde, pfeift dazu das andalusische Liebeslied, 
das anfängt: h 

„Schönste Du der Schönen, 

Du mit den Schicksalsaugen, 

Du Reine wie ein Quell,..,”, 
und dann im Kehrreim unbedingt aus Liebe ster- 
ben will. So daß man staunen muß, wieviele 
andalusische Knaben, Männer und Greise seit zwei 
Jahrhunderten diesen gesungenen Liebestod fröh- 
lich überlebt haben. 

Ich, der Fremdling, habe still zu sein, wenn der 
einheimische Verehrer spricht und singt, nach 
altem Brauch zwischen Gartentor und Balkon, aus 
dem Schatten des Magnolienbaumes und der 
Ulme, die so alt sein soll wie die, die König Phi- 
lipp In AranJuez gepflanzt, zum Kletterrosenstrauch 
hinauf, der sich ans zlerreiche Gitter krallt: „Con- 
chita, kommst du tanzen?” 

Aber Conchita kommt nicht. Wo bleibt heute der 
nickende Gruß der festbereiten Mantilla auf dem 
turmhohen Kamm? Wo das Lächeln, das die treuen 
Paladine sonst nicht warten ließ, wo die höllische 
Himmelsflamme der schwarzen Augen? „Conchital 
Conchital” 

Da rasselt eine heisere Stimme aus dem stumm 
und vornehm zurückhaltenden Haus: „Conchita 
läßt den Caballeros danken. Sie kann heute nicht 
mit ihnen tanzen gehen. Aber sie ladet Eure Herr- 
lichkeiten zum nächsten Sonntag auf ihre Hoch- 
zeitl” 

Heiliger Don Quichote, das war dein BlitzI Wir 
stehen da, dreifach erschlagen in unserer ganzen 
Männlichkeit. 

Conchita heiratet? Meine Spießgesellen, zwei 
flotte Burschen aus dem Pueblo von Santillana del 
Mar, schauen sich grimmig und gramvoll an. Con- 
chita heiratet, — und keinen von ihnen beiden! 
Ohne Auftrag erfasse ich meine Pflicht, als un- 
beteiligter Fremdling, der nie auf mehr als ein Lä- 
cheln und einen hätschelnden Fächerschlag An- 
spruch erheben durfte. Ich trete also ins ver- 
traute Haus und erbitte Audienz. Sefiora Amella, 





VON RAINER PREVOT 


die Duefia, empfängt mich mit dem herablassen- 
den Herbstgruß einstiger Schönheit und dem 
koketten Schwung Ihrer üppigen Hüfte, 

„Oh, Senior, wie wird sich Conchita freuen, wenn 
Ihr mit den zwei anderen Caballeros ihr die Ehre 
geben wollt!” 

„Schon gut, aber wie kam das so plötzlich. Warum 
und wen heiratet Conchita nun eigentlich?” 

„Oh, Sie kennen Ihn gut, Sefior. Sie haben ihn ge- 
sehen, als er zum erstenmal in mein Haus kam. 
Sie haben ihm auch zehn Pesetas geschenkt.” 
„Was, den Bettler? Den will Conchita heiraten 
„Oh, Sefior nicht mehr Bettlerl Don Joselito Ist 
‚Pescador‘, Fischerei-Großunternehmer und Besit- 
zer der Bark ‚Conchita',” 

Also der! Wie könnte ich den vergessen haben! 
war das doch eine meiner unwahrscheinlichsten 
Begegnungen gewesen in diesem Lande der 
phantastischen Überraschungen, das dies Spa- 
nien vor dreißig Jahren war. Zu seiner Vielfältig- 
keit gehörte auch die auf maurisches Erbe zu- 
rückgehende, verchristlichte „Heiligkeit"” der 
Bettler, die mit Grandezza und dem lieben Gott 
als stillen Teilhaber ihr Geschäft führten. 

‚Am Castillo der Sefiora Amella, wo ich den außer- 
ordentlichen Vorzug genoß, gegen rundlichen 
Penslonspreis dankbar wohnen zu dürfen, wobei 
der Anblick der schönen Conchita stillschwei- 
gend Inbegriffen war, klopften sie täglich in Scha- 
ten an. Die richtigen „Heiligen“ unter ihnen waren 
viel „ostentativer“ als etwa das armselige Bettler- 
völkchen ohne Himmelssendung, das In meiner 
Kindheit durch uhsere Dörfer zog. Sie nahmen 
Geld, Brot, Wein und den Maiskolben, was ihnen 
zu verweigern Sünde wäre, mit der Selbstver- 
ständlichkeit eines Opferstocks entgegen, mit 
dem Versprechen als Dank, Gott selbst werde 
dereinst die Kleinigkeit tausendfach vergelten. 
Dann zogen sie welter auf den staubigen Straßen 
Castiliens, Andalusiens, Navarras und Aragons. 
Ihr Weg war immer der gleiche, Sie hatten ihn 
meist geerbt wie ein Ahnengut oder ein zünftiges 
Gewerbe, das schließlich auch „Heilige“ zur heim- 
lichen Wohlhabenheit führen kann. 

Aber jener Eine, der einmal’ bei Sefiora Amelia 
angeklopft, war ganz anderer Art. Der war auch 
äußerlich ein „Grande“. Er kam den schattigen 





600 


Platanenweg herauf mit dem lässigen Schritt eines 
Lustwandlers, Aus meinem aussichtsweiten, luf- 
tigen Balkonwinkel unter dem bunten Sonnen- 
segel gewährte ich, daß er ein Taschentuch be- 
saß. Denn er spuckte hinein, um sich vom Straßen- 
staub sauber zu waschen und diese gründliche 
Toilette mit ein paar Kammstrichen durch das 
lackschwarze, lockige Haar wohlgefällig zu voll- 
enden. Dann trat er selbstbewußt auf das schwere 
dunkle Eichentor zu, das mit seinen geschmiede- 
ten Eisenbeschlägen unsere friedliche Burg gegen 
jede Zudringlichkeit abschließen sollte, hob den 
schweren Eisenhammer und ließ ihn mit unbe- 
scheidenem Krach zurückfallen. 

„Qulen es?” — „Wer da?‘ hörte man Bofia Amelia 
grunzen. 

„Un mendigo!l — ein Bettler!” kam es lachend zu- 
rück. 

Doch was für ein Bettler war das! Dofa Amelia 
kam zurück mit-ihrer bescheidenen Kupfermünze 
und einer Visitenkarte in der Hand, auf der Juan 
Jos& Plsado von der ehrenwerten Fischerzunft, 
„gegen Gottes Lohn eine Beteiligung am Bau 
seiner Barke anbot“. Er selbst kam hinterher die 
Stiege herauf wie ein geladener Gast — und da 
trat er mit Conchita zusammen. Zwei dunkle 
Blicke, und Ich wußte auch schon, daß es einge- 
schlagen hatte. Es fiel kein überflüssiges Wort. 
Conchita entdeckte plötzlich, daß sie von alten 
Seefahrern abstammte und die Seele Christobal 
Colons und der kühnen Conquistadoren bisher 
in Ihr geschlummert hatte. Was galt ihr da noch 
der schöne Schal mit'den roten Feuerrosen auf 
schwarzer Seide, für den sie schon seit Monaten 
sparte? Sie wollte das Meer kaufen, das blaue 
weite Meer! 

Wieviel er noch brauche für die Barca? wollte sie 
wissen. 

Oh, nicht mehr sehr viel. Wenn ihm die Seforita 
noch hundert Pesetas schenken könne, würde der 
Schiffbauer, der alte Wucherer Olivero, sicher die 
Restsumme stunden. Wie heiße denn die schöne 
Seforita?... Dann würde die funkelnagelneue 
Barca „Conchita“ schon sehr bald mit dem Segen 
der himmlischen Madre auf dem blauen Meer 
schwimmen und täglich einträgliche Fracht ein- 
bringen. Er sagte nicht: „Der schönsten Sefiorlta 












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en Be GUTENBERG Werk fürBörobedartmb;t Mainzarh 


601 


zu Füßen legen“, wie ich erwartet hatte, und wie 
andere Südländer bestimmt gesagt hätten. Der 
echte Spanier liebt zwar die verschwenderischen 
Höflichkeitsformeln, aber im echten Gefühl ist 
er zurückhaltend und stolz. 

Conchita war dies genug. Die Bark mit ihrem 

Namen war ein Versprechen, wertvoller als deı 
Schal mit den Feuerrosen.., 
Sie holte ihren Sparstrumpf und schüttete die 
blanken runden Münzen auf den Tisch. Dofia 
Amelia rang die Hände. Aber Conchita blieb 
sachlich entschlossen wie eine, die ein sicheres 
Geschäft abschließt, Ein Geschäft mit dem Him 
mel. Da aber noch zehn Pesetas fehlten und viel- 
leicht der Himmel, nicht aber der alte Wucherer 
Olivero mit sich handeln ließ, durfte ich den 
fehlenden Rest zuschießen und wurde so stiller 
Teilhaber am Himmel der anderen. Das war vor 
sechs Wochen gewesen... 


„Seither“, erzählte mir nun Sefiora Amella, „Ist 
der verflixte Joselito wiedergekommen. Er brachte 
seinen Taufpaten mit und einen Milchbruder als 
Zeugen für seine ehrliche Gesinnung. Und sie 
haben unterm Balkon das Lied der Werbung ge- 
sungen. — Ein schönes Lied, Seforl Er hat es 
selbst gedichtet.” 

Und da wußte Conchita, daß sie ein Herz ge- 
wonnen und ein gutes Geschäft gemacht hatte. 
Auch ich blieb daran beteiligt, mit der Gewißheit, 
die der Himmel bietet. Und wenn auch meine 
zwei eingeborenen Kumpane in gekränkter Männ- 
lichkeit am Sonntag, höflich aber entschieden, 
lieber zum Stierkampf als zu Conchitas Hochzeit 
mit anschließender Schiffstaufe fuhren, Ich war 
mit Freuden dabei und wußte die Ehre dankbar 
zu schätzen, zuletzt den Pfarrer und die Meßbuben 
und die Raketen für das abendliche Feuerwerk 
bezahlen zu dürfen. 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 





10. Nückel) 


Hugo ist schrecklich schüchtern. 
Drei Jahre schon ging er mit Helene. 
Nie traute er sich, das erlösende Wort zu sprechen. 


Eines Tages aber waren sie doch verlobt. 





rasen! 


Erst siegen- dam 





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u.2.Filmbild.,ferner 1) 
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DZ uScherze. alieszus. | | /(M) 





2 


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602 


Die Freundinnen bedrängten Helene: 

„Wie hast du das angestellt, Liebste?” 

„Es war nicht leicht.“ 

„Hat er sich endlich dir doch erklärt?” 

Helene schüttelte den Kopf: 

„Nein. Aber mein Vater hat ihm einfach eines Ta- 
ges bei seinem Kommen gesagt: „Herr Hugo, Ihr 
Antrag ehrt uns — wir geben Ihnen unsere Toch- 
ter!“ 3.H.R. 


* 


Ich saß in der Eisenbahn und fuhr von Rosenheim 
nach Kufstein. Plötzlich beugte sich mein Gegen- 
über zu mir und fragte mit vertraulicher Stimme: 
„Sagen $’, Herr Nachbar, was haben S’ denn für 
Ihre Schuhe da bezahlt?" 

Ich wußte nicht, was ich mit der Frage anfangen 
sollte. Verwirrt antwortete ich: 

„Ungefähr fünfundzwanzig Mark — —" 

Mein Gegenüber blickte noch einmal auf die 



























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Schuhe, schüttelte mißbilligend den Kopf und 

sagte: 

„Für das Geld hätten Sie auch neue bekommen!“ 
” I.H.R 


Am Woltgangsee heftete sich ein kleiner Schul- 
Junge an meine Fersen. Er wollte offensichtlich 
etwas von mir. Ich blieb daher stehen und fragte: 
„Was hast du denn auf dem Herzen, mein Junge?” 
Der Kleine sagte strahlend: 

„Dort drüben in der Villa wohnt Emil Jannings! 
Wenn Sie mir zehn Pfennige schenken, werfe ich 
einen kleinen Stein an das Fenster — dann schaut 
er herunter und Sie können ihn sehen!” ).H.R. 


* 


Frau Müller möchte gem ihre Tochter an den 
Mann bringen. Aber so bald einer ihre Emma 
näher kennen lernt, schlägt er sich wieder in die 
Büsche. 

Eines Tages kommt Herr Müller wütend nach Hause. 
„Weißt du”, sagt er zu seiner Frau, „was der Dok- 


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Also: Nach dem Rasieren Tarı, | Eu 12 Te wid m ah cn mare Fand 
E: I Männern. "OechiiG, 
aber mit Bedacht! | Er 


tor Reither über die Emma gesagt hat? Sie sel 

eine dumme, eingebildete Gans, das habe er 

nach den ersten zehn Minuten schon bemerkt. — 

Tja, sie ist eben ganz deine Tochter!" 

„Huch“, meint Frau Müller darauf nur, „wenn sie 

deine wäre, hätte er keine zehn Minuten dazu 

gebraucht.” H. Sch. 

* 

Ich kam zu Nützelts. Als ich eintrat, fand ich ein 

buntes Treiben vor. Der Vater Nützelt ging als 

Großmogul, die Mutter als Rautendeleln, die alte 

Großmutter als Bajadere angezogen — die Töch- 

ter trugen Elfenschleier und Wassernixengewän- 

der — die zehn Buben waren als Schornstein- 

feger, Brezeljunge, Bajazzo, Negerfürst und Schu- 

sterbub verkleidet. Erstaunt rief ich: 

„Nanu? Feiert Ihr Fasching?” 

Der Vater Nützelt brummte: 

„Quatsch, Johannes! Wir tragen nur dahelm un- 

sere Kostüme auf, um die Kleider zu schonen!” 
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Die Mayflower von heute - Mayflower/d’oggi 


(A. Paul Weber 





Das eiserne Mädchen 


Vor vielen Jahren las ich einmal eine groteske 
Geschichte: Ein junger Mann hatte sich — voreilig 
— verlobt und wollte seine Braut loswerden. Na- 
türlich auf eine anständige Weise. So überredete 
er sie denn, mit ihm auf Wohnungssuche zu gehen. 
Zehn Tage suchte er mit ihr Wohnung, täglich zehn 
Stunden, keine war ihm recht, keine gefiel ihm... 
bis ihn seine Braut stehen ließ, und dem Herrgott 
dankte, daß er Ihr rechtzeitig die Augen geöffnet 
hatte. 

Diese Geschichte fiel mir ein, als mich eines 
Tages — es sind schon zehn Jahre her — mein 
Freund Gaßner besuchte, Ein starker, gesunder, 
hübscher Mann, der seit einem Jahr mit einer zar- 
ten, kleinen Blondine — einem „Frühlingshauch” 
— verlobt war. Ich weiß nicht genau, wie die 
Sache war, fest stand nur, daß Gaßner sich von 
Lene — so hieß die junge Dame — für sein Leben 
gern getrennt hätte, daß sie aber davon nichts 
wissen wollte. Nun kam er zu mir mit der Frage: 
„Was soll Ich tun? Wie komme ich von Lene los, 
ohne daß sie unglücklich Ist?" 

„Mit einem Wort“, entgegnete Ich, „du möchtest, 
daß sie dir den Laufpaß gibt. Schön.” Nach eini- 
gem Nachdenken setzte ich"hinzu: „Lene ist klein 
und zart und dürfte, meiner Ansicht nach, weder 
für Fußausflüge bei vierzig Grad Hitze, noch für 
Bäder in übelriechenden, heißen Tümpeln schwär- 
men. Ich glaube nicht, daß sie über ein einfaches, 
hartes Deckenlager im Wald Freudentränen ver- 
gießen wird und so fort. Versuche es mit einem 
‚Ausflug, einem harten Ausflug — und wenn du 
selbst dabei einiges an Gewicht verlierst. Spare 
weder Mühe noch Schweiß, sei ununterbrochen 
entzückt, und ich glaube, du wirst zufrieden sein.” 
Gaßner dankte mir Überschwänglich und entfernte 








Von Alexander Keller 


sich, Einen Monat hörte ich nichts von ihm. Dann 
erfuhr Ich, daß er — Lene geheiratet hätte. Als er 
von der Hochzeitsreise zurückkam, traf ich ihn 
wieder. Er war sehr verlegen, aber augenschein- 
lich zufrieden. 

„Das hättest du einfacher haben können“, meinte 
ich ironisch. 

„Laß mich zuerst erzählen“, bat er, „Ich tat alles, 


Flöte in der Frühe 


Hellen Mondes Licht verzagt 
vor der Morgenröte, 

Durch die Gartenkühle klagt 
eine dunkle Flöte. 


Die umflorte Melodie 
macht die Wipfel fchauern, 
rings im Raume zeitigt fie 
grenzenlofes Trauern. 


Der die Geifterflöte blies, 

kam aus Nacht und Ferne, 

der fie fanft verhallen ließ, 
ftammt von Iremdem Sterne... 


‚Ob du lächelt oder weinft 
deine kurze Spanne: 
folgen rirft du, Seele, einft 
‘jenem Flötenmanne. 


Harry Frommelt 


604 


was du mir geraten häst: Zuerst marschierten wir 
neun Stunden bei vierzig Grad Hitze auf der stau- 
bigen Landstraße, dann badeten wir in einem Tüm- 
pel, vor dem es sogar den Fröschen grauste, über- 
nachteten in’einem Walde, in dem sich die Schna- 
ken des Landes gerade ein Stelldichein gegeben 
hatten, und erstiegen eine senkrechte Wand — 
neunhundert Meter hoch. Am vierten Abend war 
Ich fertig. Lene kauerte beim stinkenden Lager- 
feuer, sah verträumt in die lichte Nacht und flü- 
sterte; „Es Ist herrlich... so möchte ich mein gan- 
zes Leben lang mit dir umherwandern.” 

Es riß an meinen Nerven und ich empfand eine 
ungeheure Hochachtung vor Lene, aber Ich wollte 
nicht kapitulieren. So ließ Ich meinen Rennwagen 
kommen, und fuhr los, Zuerst einmal sechshundert 
Kilometer in rasendstem Tempo, daß mir Sehen 
und Hören verging, dann Über Stock und Stein 
fünfzig Kilometer, und endlich, als Lene Immer 
noch ruhig und stillvergnügt neben mir kauerte, 
Jagte ich den Wagen über einen Bahnübergang... 
Gerade kam der Schnellzug vorbei, und ich ent- 
kam seinem Kuhfänger um Haaresbreite — mir 
selbst stand das Herz still, denn es war ein Spiel 
mit dem Tod gewesen. Ich war ernüchtert und 
reuevoll ergriff Ich Lenens Hand und flüsterte: 
„Bitte, verzelh... ich weiß nicht, was mit einge- 
fallen Ist." 

Lene sah mich groß an, dann lächelte sie süß und 
entgegni „Sag nichts — es war herrlich. Und 
beim nächsten Bahnübergang machen wir das- 
selbe nochmals...” 

Ich war erschüttert, niedergedrückt und — ver- 
liebt. Und dann — heirateten wir. Konnte ich 
etwas anderes tun?” 

Nein — er konnte wirklich nichts anderes tun. 








Die Probe 


(K. Helligenstaodt) 





„Wenn's nochmal klopft, sage ich ‚Herein!‘. Dann wird sichs gleich zeigen, ob dieser 
Herr Schlüter seine Frechheit so weit treibt oder ob’s nur die Wirtin mit der Jause ist!“ 


La prova: ‘Se si picchia un'altra volta, dico *Avanti!,. Allora si vedrä tosto se questo signor Schlüter 
& lui che spinge tanto avanti la sua sfacciataggine ...o se non sia la padrona di casa colla merendal,, 


605 


DAS PORTRÄ 


„Eines Tages habe ich dann nachgegeben”, be- 
gann Thomas seine Erzählung, in der er mir sein 
Leid anvertraute, „Ich willigte also In den Wunsch 
dos jungen Malers ein, meine Frau porträtieren zu 
dürfen. Ich sah zwar nichts Besonderes in Antonias 
Gesicht, was unbedingt der Nachwelt erhalten 
werden müßte, aber man will unter seinen Freun- 
den auch nicht als altmodisch oder gar eifersüch- 
tig verschrien werden und gibt sich, wenn es auch 
oft unangenehm auf den Magen drückt, gern die 
Gesto eines großzügigen Ehemannes, Außerdem 
kannte ich den jungen Maler, er war ein ehrlicher 
Künstler, der mit seiner Arbeit rang, nicht leicht- 
fertig den Pinsel in die Ecke warf, wenn ihm ein 
flüchtiges Vergnügen zum Fenster hereinsah. Und 
‚Antonia? Nun, Sie kennen jJameine Frau, sle Ist nicht 
mehr die Jüngste, ich glaube, zweiunddreißig 
Jahre wird sie im nächsten Monat alt, also war 
das Risiko nicht allzu groß, das ich einging, als Ich 
sio jeden Tag. für ein paar Stunden dem Maler 
anvertraute. Gewiß, ich vermißte Antonla sehr 
bei den kleinen Dingen des Tages, sie hat mich 
vom ersten Tag unserer Ehe an-verwöhnt, ich habe 
mir wohl noch nie, seitdem ich verheiratet bin, 
eine Kelle‘ Suppe selbst in den Teller geschüttet, 
und die Brote sind zu zählen, die Ich mir selber 
belegt habe. Da Ist kein Schuh im Haus, den An- 
tonia nicht aufgeschnürt, bevor sie ihn mir ans 
Bott stellt, kein Hamd im Schrank, das Antonia mir 
nicht so bereit legt, daß ich nur am Morgen 
hineinzuschlüpfen brauche, Ich sagte manchmal 
lachend, sie würde mir den Kragenknopf im Win- 
ter anwärmen, vor meinen Freunden Ist es mir oft 
peinlich, wie sohr mich Antonia betreut und ver- 
wöhnt, Dabel macht es Ihr eine wirk- 
liche Freude, denn wir lieben uns 
und führen eine gute Ehe. Und ich 
habe mich mit der Zeit auch an diese 
Dinge gewöhnt, nahm sie 'als Ge- 
schenk des Himmels, und wie das 
schon so geht im Zusammenleben 
zweier Monschen, es kann immer 
nur einer verwöhnt werden, denn 
der, der mir den Stuhl bringt, hat 
den seinen schon längst an den 
Tisch gestellt, damit ich gar nicht 
erst in die Versuchung komme, Glei- 
ches mit Gleichem zu vergelten. Ich 
erwähne diese Dinge, die Sie ja aut 
Ihren Besuchen bei uns kennen, lio- 
ber Freund, weil ich seit gestern dar- 
über nachdenke und fand, daß ich 
vieles falsch gemacht habe.” 

„Hat Sie Antonia betrogen?‘ 
Ich. 

Er sah mich überrascht und unwillig 
an, 

„Schon diese Vermutung allein be- 
weist, wie wenig Sie Antonia ken- 
nen“, fuhr er fort, „auch mich kennen 
Sie weniger, als ich gleubte. Denn 
ich säße, wenn Ihre Vermutung be- 
techtigt wäre, kaum hier und po- 
saunte mein Unglück in die Welt hin- 
aus, Nein, aber eine ganz andere, 
vielleicht genau so bittere Erkennt- 
nis Ist mir gekommen, Ich sagte Ihnen 
schon, nichts fand ich an Antonias 
Gesicht, das bemerkenswert war. 
Sie war für mich eine liebe, stille, 
bescheidene Frau, die an meiner 
Seite langsam gealtert war. Manch- 
mal hätte ich mir wohl gewünscht, 
eine lebendigere, temperamentvol- 
lere Frau an meiner Seite zu haben, 
Ich vermißte die Versuchung, die 
mich hätte bei Ihrem Anblick über- 
fallen sollen, wenn ich mich so recht 





fragte 


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Tag und Druck: 
Walter Foltzick, 
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VON JO HANNS ROSLER 


ausdrücke. Nun, gestern war das Porträt fertig. 
Ich ging ohne Antonia hin, ein wenig zeitiger, als 
ich mit meiner Frau verabredet hatte, denn wir 
wollten uns In dem Atelier treffen. Als ich das 
Bild Antonias erblickte, war mein erstes Gefühl 
das einer tiefen Enttäuschung. Dies sollte Antonia 
sein? Ein völlig fremdes Gesicht sah mir aus dem 
Rahmen entgegen, wohl erkannte ich ihre Stim, 
Ihre Nase, Ihr Kinn In allen Einzelheiten wieder, 
aber es war ein so fremder Zug in dem mir sonst 
so vertrauten Gesicht, daß ich nichts zu sagen 
wußte, als ein banales ‚Sehr nett! Wirklich sehr 
nett, Junger Freundl’ 

Der Maler spürte meinen inneren Widerstand, 
‚Noch nie hat mir ein Porträt so viel Freude ge- 
macht‘, sagte er, ‚ich darf wohl trotz aller Be- 
scheidenheit, die einem Künstler ziemt, behaup- 
ten, daß die Ähnlichkeit zwischen Bild und Modell 
geradezu erschreckend ist.’ ‚Es mag möglich sein‘, 
sagte ich bedrückt. 

‚Finden Sie nicht?‘ 

‚Doch‘, antwortete Ich, ‚es mag wohl an den Augen 
des Beschauenden liegen, wie er ein Gesicht 
sieht. Ich sehe meine Frau anders, Verzeihen Siel‘ 
‚Es tut mir leid, daß ich Ihre Erwartungen in die- 
sem Porträt nicht voll’erfüllt habe.’ 

‚Verstehen Sie mich nicht falsch‘, sagte ich so- 
gleich, ‚ich könnte mir kein schöneres und voll- 
endeteres Porträt melner Frau vorstellen. Nur Ist 
auf dem Bild ein Zug ihres Gesichtes, der mir 
völlig fremd ist. Meine Frau ist — wenn ich mich 
so ausdrücken darf — stiller, älter, zurückhaltender 
als auf dem Bild — ihre Linien sind gütiger, ver- 
stehender, weicher, auch zärtlicher vielleicht, wäh- 


Umarmung - Abbraccio 





{A. Kubin) 


T 


rend sie mir auf Ihrem Bild jünger erscheint, strah- 
lender, voller Lebensfreude und Erwartung. Sie Ist 
viel schöner auf dem Bild als in Wirklichkeit, be- 
gehrenswerter möchte Ich sagen, Dabei kenne 
ich meine Frau doch gute zehn Jahre, ich 
weiß, daß ihr alle diese Empfindungen fern 
liegen und ich habe Ihr Gesicht auch nie so 
gesehen. Doch, vor zehn Jahren, als wir heirate- 
ten, Aber seitdem ist viel Wasser die Donau 
hinuntergeflossen, zehn Jahre Ehe sind ein weiter 
Weg, und ich erwartete eigentlich das Bild mei- 
ner Frau, wie sie heute aussieht, Ich will es 
Ihnen gestehen, vielleicht bedrückt es mich, daß 
Antonia nicht mehr so ist wie auf Ihrem Bild, Die 
zehn Jahre unseres Zusammenlebens haben sie 
reifer und stiller gemacht. Und wenn Ich Ihnen ein 
Kompliment über das Porträt sagen darf, so Ist es 
dies, daß Sie mit Ihrem Auge die frühere Antonia 
erfaßt haben, die es heute leider nicht mehr 
gibt! 

Ehe noch der junge Maler etwas erwidern konnte 
— er hätte vielleicht auch nicht so schnell die 
Worte als Antwort auf mein unverhülltes Bekennt- 
nis gefunden — hatte sich die Tür geöffnet und 
meine Frau war eingetreten. Sie hatte mein Dasein 
nicht bemerkt, sondern lief strahlend und be- 
schwingt und Jung auf den Maler zu, reichte Ihm 
die Hand und sagte: ‚Guten Morgen, Pieter! Gut 
geschlafen? Wie geht es Ihnen? War es gestern 
abend nett mit Ihren Freunden?’ 

Ich sah eine völlig andere Frau. Es war Antonia, 
kein Zweifel, Aber sie glich so verblüffend dem 
Bild, daß Ich erschrak. Eine Lebenslust ging von 
ihr aus, eine Lebensfreude, eine Daselnsbejahung, 
der sich keiner entziehen konnte, der 
sie sah, daß er nach Ihr verlangen 
mußte, zutiefst. Man hätte sie für ein 
Junges Mädchen halten können, eine 
Gefährtin des Jungen, Auch Ihre 
Stimme schwang heller, als ich ihren 
Klang im Ohr hatte, als sie fragte: 
‚Hat mein Mann schon angerufen?‘ 
Der junge Maler deutete auf mich, 
da entdeckte sie mich. 

‚Oh, gut, daß du schon da bist, Tho- 
mas!’ sagte sle erfreut, Und da er- 
lebte Ich In diesen wehıgen Worten, 
wie ihr Gesicht sich wieder wan- 
delte, alle strahlende Jugend von 
Ihr abfiel wie ein glitzernder Mantel, 
und der mir so vertraute, zärtliche, 
sorgende, gütige Zug wieder um 
ihren Mund spielte. Sie war wieder 
meine stille Antonia geworden, die 
Frau von zehn Ehejahren, die im Al- 
ter zu mir paßte und nichts mehr go- 
mein hatte mit dem Bild im Rahmen, 
das mein Blut in Unruhe gebracht 
hatte. Sohen Sie, llober Freund“, be- 
endete Thomas sein Geständnis, „so 
geht es uns Ehemännern allen, die 
in der Ehefrau eine Lebensgefährtin 
sehen und die Geliebte In ihr völlig 
vergessen haben, die sie doch ge- 
heiratet haben und der sie so viel 
Zärtlichkeiten einst versprachen, Wir 
betrügen uns selbst um ein großes 
Glück unseres Lebens, denn jede 
Frau wird so, wie sie der eigene 
Mann sieht. Denn nirgends paßt das 
Sprichwort besser als hier: wie es in 
den Wald hineinschallt, so schallt es 
heraus.” 

„Das sind nur Sprichwörter”, warf 
ich ein, 

Er schüttelte den Kopf. 

„Nein”, sagte er, „goldene Wahr- 
heiten.“ 







Dicke Luft 


(0. Gulbransson) 


\ j V Nr ZI SS NN 


‘ 


“ „Ich wollte ja gar nicht drüben bleiben, das Klima dort behagt mir nicht!“ 


Aria pesante: ‘lo non volevo per nulla restare di lä; quel clima non mi garba!,, 


607 





(Erich Schilling) 














„Mein lieber Winston, du.wirst das britische Reich mit deinem 
Schirm ebenso gut beschirmen wie ich mit meinem Schirm!“ 


Gli ombrellieri dell’Impero: Mio caro Winston, anche tu col tuo ombrello 
non ripareral, n& piü n& meno, |'Impero Britannico di quel che feci io col mio!,, 


608 


München, 23. Sept. 1942 = 
47, Jahrgang / Nummer 39 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


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USA.-Jugend 


(Erich Schilling) 


„Hast du gehört, Jimmy, Roosevelt hat uns eine glänzende Zukunft versprochen?“ 
„Wundervoll, dann wird er vielleicht uns mit seinem vielen Gold die Kehrichttonnen vergolden!“ 


Gioventd degli USA.: "Hai sentito, Jimmy, che Rooseyelt ci promise un brillante avvenire2,, 
"A meraviglia! Allora forse col suo molto oro egli ci indorera i barili delle spazzature!!,, 





Der Neugierige - II curioso 


























„Darf ich mal rüberkommen, Fräulein?“ 


Der Schrei nach dem Safe 


Von Walter Foitzick 


„Was, Sie haben kein Safe?!” hatte man mich 
immer wieder mit Erstaunen gefragt, Sowas läßt 
man nicht lange auf sich sitzen. Nicht, daß Sie 
glauben, Safes sind heute feil wie reife Brom- 
beeren, von denen das auch keineswegs feststeht. 
Safes liegen nicht umher wie die warmen Sem- 
meln! (Zum Donnerwetter, finde ich nun endlich 
einen passenden und zeitgemäßen Vergleich!) 
Safes sind zwar markenfrei, aber man muß doch 
gewisse Beziehungen haben, sagen wir mal, 
Beziehungen zur Hochfinanz. Also den Safe hät- 
ten wir, z 

Wo Safe Ist, da ist Keller. Unten ist es kühl, aber 
nicht kalt, es herrscht die richtige Safetemperatur, 
für Mosel- und Saarwein wie geschaffen, däucht 
mich. Ein diskreter, älterer Herr paßt da unten auf 
mein Safe auf. Er hat mir den Schlüssel Übergeben 
und-gesagt, ich soll Ihn belleibe nicht verlieren, 
denn sonst müsse mein Safe aufgeschweißt wer- 
den. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und mir 
war wie mitten in einem Kriminalroman oder wie 
bel der Reparatur von Straßenbahnschienen; Ich 
hörte schon das Sauerstoffgebläse zischen, und 
zwar auf meine Kosten wegen des in Verlust ge- 
ratenen Schlüssels, 

Ich gestehe, ich hatte mir ein Safe eigentlich 
größer vorgestellt, so eine Art Bunker, in dem 
man verhungert, wenn die Tür zufällt. In meinem 
Safe kann man nicht verhungern, er hat die Größe 
meiner Nachtkastischublade, 

Jetzt bin ich vollauf mit der Frage beschäftigt: 
Was hineintun In den Safe? Das Passendste wäre 
natürlich Gold In Barren, von dem ich mir immer 
was runterschneide, wenn ich es für den Zahnarzt 
‚oder sonstwie brauche. In die Nachtkastlschublade 
ginge allerlei hinein, aber wie ich höre, ist das 
ganze Gold jetzt in Amerika. Auch Edelsteine 
wären geeignet, Pretlosen. Hab ich momentan 
nicht. Man rät mir zu Papieren, wichtigen Doku- 
menten, darüber ließe sich reden, aber wenn Ich 
so der Papiere und Dokumente gedenke, die ich In 
letzter Zeit mit markigem Namenszug unterzeich- 
net habe, so waren es Immer mehrere von der 





gleichen Sorte, und da meine Ich, der Andere, der 
das Duplikat besitzt, wird es sicher besser auf- 
heben als Ich. Ich sage Ihnen, es Ist helllos schwer, 
das Richtige für den Safe herauszufinden, denn von 
der Lebensmittelkarte und der Raucherkarte will 
man sich doch auch ohne Not nicht trennen. Die 
Loute sind schon ungeduldig geworden und haben 
gesagt: „Na, irgend etwas müssen Sie doch haben, 
was Ihnen lieb und wert Ist!" Hätt ich schon, aber 
es geht nicht in eine Nachtkastischublade, zum 


Septemberbatallje 


Es begibt fich je und je, 

daß ich mich begnade 
fchlemmerhaft mit Quafi«Tee, 
Brot und Marmelade. 


‚Aber gleich bringt mich ein Bund 
Welpen in die Klemme, 

dringt durchs offne Fenfter und 
okkupiert die Bemme. 


Int'reffenten diefer Art 

find mir höchft zumider. 
Wagemut mit Lift gepaart 
lenkt das Spiel der Glieder. 


Uff - die Schlacht wogt hin und her. 
Schweiß bricht aus... ich triefe 
und gerate mehr und mehr 
In die Defenfive ... 

* 
Menfch, mwillt du in Seelenruh 
wie Lukullus fchmaufen, 
mach’ zuerft dein Fenfter zu 
‚gegen die von draußen! 

Ratatöshr 


610 


(Magon) 





“Posso venire di lä, signorina?,, 


Beispiel meine alten Hüte. Und was würde der 
diskrete Herr im Vorzimmer meiner Schublade 
dazu sagen? Es Ist zum Verzweifeln, mir fällt nichts 
Wertvolles ein. Das Kostbarste Ist der Schlüssel zu 
meinem Safe, der wäre die richtige Füllung. Mir 
graust nämlich so vor den Scherereien bei der 
Aufschweißung. . 


Das Gewitter 


In Lokstedt, nahe der Hansestadt Hamburg, starb 
um die Jahrhundertwende der alte Zimmermann 
und Veteran Franz Schaaf, dessen Nachkommen 
noch heute leben. Der „alte Schoop”, wie er im 
Volksmunde genannt wurde, hatte die Kriege der 
Jahre 1864, 1866 und 1870/71 mitgemacht und war 
mehrfach ausgezeichnet worden. Während der 
letzten Jahrzehnte seines Lebens trug er einen 
langen, breiten Vollbart, den er als „Unterhemd- 
ersatz benutzte, Er legte nämlich vier Fünftel des 
langen „Sauerkrauts“ auf die bloße Brust, was 
an kalten Wintertagen wohlig wärmte, Als alter 
Soldat genehmigte „Schoop“ sich gern einen. 
Einst hatte nun der alte Krieger dem Poppenbült- 
ler Schweinemarkt, wo es stets hoch herging, 
inen Besuch abgestattet und sich dort mächtig 
„einen angesäuselt”, 

Auf dem Nachhausewege überraschte den alten 
Schoop ein Gewitter mit großem Sturm, wobei 
dem Beschwipsten der Hut vom Kopfe flog. In 
der Dunkelheit sah der Alte keine Hand vor 
Augen; er wanderte umher, schwankte von Knick 
zu Knick und versuchte ein Schwefelholz nach 
dem anderen an seinen Stiefelsohlem anzureiben; 
aber der Wind pustete die Hölzchen sofort wie- 
der aus. Und der Hut — auf hamburgisch Bibi ge- 
nannt — fand sich nirgends wieder. 

Das Gewitter verzog sich schnell, und die Blitze 
hörten auf zu zucken; nur noch selten leuchteten 
fahle Flöchenblitze am Horizont auf. Da flehte der 
alte Krieger ganz Inbrünstig: 

„O Herr, lot dat noch eenmol blitzen, dormit ick 
mienen Bibi wedder finden kann, mienen scheu- 
nen (schönen) nee’n Bibil... 

Sünst... hup, hup... giwt to Huys noch eenmol 
een Dunnerwetterl” H.R. 











Am Strand von Long Island 


(Wilhelm Schulz) 





„Was fischen Sie hier?‘ — „Zur Zeit Sardinen in Tankeröl!* 


Alla spiaggia di Long Island: “Cosa pescate qul?,, — “Al presente sardine all'olio di tankerl,, 


611 


Onkel Maiski 


(€. Thöny) 





„Und nun, meine lieben boys, habe ich euch das lustige Genickschuß- 
Spiel ‚Piff-Paff-Puff‘ mitgebracht. Ihr.werdet viel Spaß daran haben!“ 


Lo zio Maiski: “Ed ora, miel cari boys, Vi ho portato il divertente gioco.del *Colpo 
alla nuca .... Piff-Paff-Puff,. Voi ci avrete un gran passatempo!,, 


612 





(0. Gulbransson) 











ucrr Autanayseon yo 


Emil Jannings als Dorfrichter Adam in dem Film „Der zerbrochene Krug“ 
Emilio Jannings nella parte di Adam, giudice di villaggio, nel film: “Brocca Infranta,, 


DIE TASCHENLAMPE 


VON SCHLEHDORN 


— und als Regierungsrat Julius die Lampe aus 
der Manteltasche nahm, flimmerte sie so 'n biB- 
chen wie beim Einschlafen. 

„Dabei war die Batterle heute früh noch frisch”, 
ärgerte er sich, 

„zeihung, Herr Regierungsrat”, sagte sie In der 
leise beleidigten Manier des subalternen guten 
Gewissens, „Ich habe den ganzen Tag gebrannt, 
treulich und nach Kräften.” 

„Oh, dann habe ich nicht abgestellt”, beschuldigte 
er sich, 

„Hätten Sie mich nicht angestellt”, fuhr die Lampe 
fort, „so hätte ich nicht gebrannt. So tat ich meine 
Pflicht an der Stelle, auf die ich gestellt, Alles 
übrige ist Sache der vorgesetzten Verwaltungs- 
stelle.” Wenn es bei Taschenlampen ein Achsel- 
zucken gäbe, hätte sie es Jetzt getan. 

„Und den ganzen Tag in die Manteltasche”, be- 
dauerte Julius die Fehlverwendung. 

„Nun ja, ich habe die dunkle Tasche hell gemacht. 
Taghell. Ich habe allen Inhalt festgestellt: eln ab- 
gefahrenes Straßenbahnbillett, eine nicht abge- 
gebene Garderobenmarke und eine schnell auf- 
geschriebene Telefonnummer (Sie müssen be- 
stimmt einmal anrufen! — Julius wußte nur nicht 


mehr, wen —). Ferner habe ich den ‚Taschen- 
dreck‘ beleuchtet: Spinnstoffteile, Tabakwaren, 
Nahrungsmittelreste, alles in bescheidenstem Um- 
fang. Und womit haben Sie sich indessen befaßt, 
Herr Regierungsrat?” 

„Ich hatte Berätungen”, sagte Julius ärgerlich, 
„über Spinnstoffe, Tabakwaren, Nahrungsmittel, 
alles in nicht erheblichem Umfang.” 

„Ich wäre auch lieber”, fuhr die Taschenlampe 
fort, „eine große Bogenlampe, über die ganze 
Straße weg, oder wenigstens ein alter Armleuch- 
ter, der bewundert wird. So tat ich, was ich konnte, 
bitte, schlicht und redlich und mit geringem 
Radius.” 

„Aber so überflüssig”, — Regierungsrat Julius 
glaubte, objektiv zu sein. 

„Was ist überflüssig? 

Alles? 

Nichts? 

Was nicht praktisch ist? Also der Luxus und die 
Rücksicht? Oder was nicht nötig ist? Also die Höf: 
lichkeit und die Kultur? 

Jugend, Julius, ist vielleicht vergeudete Kraft und 
Liebe verlorene Zeit? Und der Esprit, den Sie 
gestern auf der Herrengesellschaft verpufften wie 


613 


ein Feuerwerk, und ausgerechnet im Gespräch mit 
Regierungsrat Krause II? Ich habe wenigstens eine 
Manteltasche erleuchtet. 

Außerdem” — sie wurde ganz klein und weise — 
„sagt Kant: ‚Es ist überall nichts in der Welt, ja 
überhaupt auch außerhalb derselben, zu denken 
möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte 
gehalten werden, als allein ein guter Wille.‘ — 
Ich hatte Anerkennung erwartet. Ich gehe Jetzt in 
den Ruhestand.” 

Damit erlosch sie. 






... Eine kleine Biographie, dachte Julius, und nahm 
den Hut ab. 


Abfchied vom Alpkamm 


Den fchwarzen Alpkamm hat zum letten Mal 
- o kalte Einfamkeit! - der bleiche Raum 

- gleich lifcht er aus - als feingezachten Saum, 
mir till gezeigt, ch er fich hüllt in Traum, 

tie tief in Finfternis fich birgt mein Tal, 


Und morgen, wenn wir fcheiden, wird dle Welt, 
ganz grüne Fülle noch, durchwirkt von Braun, 
fich fonnentelig fpiegeln in den blaun 
betauten Augen, die mit Bangen fchaun, 
teil auf das alte Herz fchon Schatten fällt. 

R. dv. Schaukal 


Die andere Seite 


(R. Kılasch) 


E } 
EEE u) 


Te nu 





„Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung: die Männer haben hübschen Mädchen gegenüber nur 
Schlechtes im Sinn!“ — „Ach, Tante Emma, du mußt eine wundervolle Jugend gehabt haben!“ 


L’altra parte: ‘“Credimi, io parlo per esperienza, Gli vomini di fronte a belle ragazze non hanno 
che cattive Intenzloni!,, — “Ah, zla Emma; tu devi avere avuto una splendida glovinezzal, 


614 


PINGUIN-EIER 


Die Pinguine halten Sie für ulkige Figuren, lieber 
Herr, Sie lächeln, wenn Sie die Tiere davonwat- 
scheln sehen. Sie haben Ihren Spaß an ihnen. Viel- 
leicht muß das so sein, ich weiß es nicht genau. 
Aber ich weiß, daß Pinguine eine Eigenschaft be- 
sitzen, die nicht angenehm ist, und über die man 
kaum lächeln kann: sıe legen Eier, die nach Tran 
schmecken, nach Fischtran. Und wenn ein Mensch 
gezwungen ist, sich eine Zeitlang von Pinguin- 
Eiern, nur von Pinguin-Eiern zu ernähren, dann ist 
das eine recht Üble Sache, Sie können es glauben! 
Es soll, so wurde mir versichert, auch Pinguin-Eier 
geben, deren Fischtrangeschmack erträglich ist, 
die nur einen Hauch dieses Geschmacks auf- 
weisen, Ich habe diese Sorte nicht kennengelernt. 
Die Pinguin-Eier, die ich essen mußte, schmeckten 
ganz abscheulich nach Fischtran. Und von denen 
will Ich Ihnen etwas erzählen. 

Ramon und ich, wir befanden uns an der Küste, in 
Santa Barbara, Es waren da eine Fleischkonserven» 
fabrik, einige Fischereibetriebe und ein sogenann- 
tes Hotel, das dem Otto Pigalke aus Neukölln bei 
Berlin gehörte, Bei Otto wohnten wir. In der Kon- 
servenfabrik arbeiteten wir. Dort brachten wir 
Kühe und Ochsen in Blechdosen unter, stückweis, 
versteht sich, 

Außer Ramon und mir arbeiteten noch mehr Män- 
ner in diesem Betriebe. Das war nicht schlimm. 
Aber es befanden sich auch Mädchen dort, So 
etwas Ist oft ganz nett, zuweilen aber auch stö- 
rend, gefährlich, es führt zu Verwicklungen, Sie 
wissen das vielleicht auch, lieber Herr. 

Unter den Männern befand sich Gregorio Tacurnal, 
Er war ein Mensch ohne besondere Kennzeichen, 
nein, es war nichts Erwähnenswertes an ihm, 

Von den Mädchen hieß das eine Candida, ein 
hübscher’ Name, wie Sie zugeben müssen. Diese 
Candida war recht nett. Sie hatte große, dunkle 
‚Augen und eine sammetartige Haut. Sie bemalte 
sich die Lippen sehr kühn und zog sich die Augen- 
brauen als dünne Striche steil in die Stirn. Jawohl, 
auch an der Küste, in Santa Barbara, tun die Mäd- 
chen solche Sachen. Es soll wohl schön aussehen, 
Ich weiß es nicht genau. 

Gregorio und Candida vertrugen sich gut. Bis 
dann der Ramon und ich in Santa Barbara auf- 
tauchten und in der Konservenfabrik heimisch 
wurden, Dem Ramon gefiel Candida. Er muß ihr 
wohl auch gefallen haben. 

Und ich sagte zu Ramon: „Lass’ das! Du weißt, 
daß der Gregorio Tacurnal und die Candida — —” 
‚Aber Ramon lachte: „Ja, ich weißl Aber dein 
Gregorio ist mir herzlich gleichgültig!” 

Ich behauptete, gie Sache werde schief gehen, 
der Gregorio werde sich das nicht gefallen las- 
sen, es werde zu einem Zusammenstoß kommen, 
und alle Männer würden auf Gregorios Seite 
stehen. Denn wir waren ja die Neuen. Es ist auch 
Ihnen bekannt, lieber Herr, daß immer und überall 
gegen die Neuen zusammengehalten wird. Nur 
Frauen denken da wohl mitunter ein wenig anders. 
Candida dachte anders. Ihr war der neue Ramon 
lieber, als ihr bisheriger Freund Gregorio. Sie 
zeigte das dem Ramon, Sie zeigte es auch dem 
Gregorio. Und das war unser Pech. 

An einem Sonntagmorgen halten wir uns von Otto 
Pigalke dessen Motorboot geliehen. Das war ein 
mächtiger Kasten, ganz schwarz gestrichen, mit 
überhohen Bordwänden und mit einem Motor, 
der seine Mucken hatte. 

Mit diesem Boot fuhren wir auf eine der Inseln 
hinaus, die vor Santa Barbara im Meer lagen. 
Diese Inseln waren dicht bevölkert von Pinguinen. 
Wir wollten ein paar der Vögel fangen und sie 
dressieren. Ja, das kann man, es Ist gar nicht 
schwer. Und dann wollten wir auch Eier mit- 
bringen, die es dort auf den Inseln zu Zehn- 
tausenden gab. _ 

Die Insel, die wir ansteuerten, war ein kahler Fel- 
sen, Es wuchs da kein Strauch und kein Grashalm. 
Ihr Strand waren Steine, Steine in allen Größen 
und Formen. Das sahen wir, als wir mit unserm 
Boot gelandet waren, 

Die Pinguine standen InReihen, Scharen, Gruppen, 
Haufen beisammen, als wir anlegten. Sie waren 
neugierig und, wie es uns schien, bereits von an- 
dern Besuchern vor uns gezähmt und dressiert. 


VON KONRAD SEIFFERT 


Sie beäugten uns, liefen hin und her, kamen und 
gingen, watschelten dicht an uns vorbei und wun- 
derten sich, Wir lachten. Und Sie hätten auch ger 
lacht, lieber Herr! 
Dann stiegen wir In die Felsen, kamen uns wie 
Entdecker und Robinsone vor, pfiffen und sangen. 
Es war schön auf dieser Insel, wahrhaftig, Es ist 
immer schön, wenn man mal für einige Zeit seine 
Konservenfabrik ganz links liegen läßt, meinen 
Sie nicht auch? 
Nach einer Weile stiegen wir wieder zum Strand 
hinunter. Wir lasen dabei Pinguin-Eier auf, die wir 
in einen mitgebrachten Sack taten. Nein, sie zer- 
brachen nicht so leicht, sie hatten verhältnismäßig 
harte Schalen. Als wir in die Nähe unseres An- 
legeplatzes kamen, stellten wir fest, daß unser 
Boot, das Boot Otto Pigalkes, verschwunden war. 
Wir entdeckten es nirgends. Es schwamm auch 
nicht draußen auf dem Meere. Sie können sich 
denken, daß wir reichlich überrascht waren, Wir 
stellten Betrachtungen darüber an, wie das Boot 
hatte verschwinden können. Die glaubwürdigste 
Erklärung blieb, daß es sich losgerissen hatte von 
‚dem Felsblock, an den wir es gebunden hatten. 
Und dann begannen wir die Entfernung zu mes- 
sen zwischen unserer Insel und dem Festland. 
Aber es war nicht daran zu denken, daß wir hin- 
„Üüberschwimmen konnten. Denn es gab da eine 
starke Strömung, die uns weit in den Ozean ge- 
worfen hätte. Uns war von dieser Strömung oft 
erzählt worden. Und wir hatten sie auch bemerkt 
während der Fahrt zur Insel, 
Es half nichts: wir mußten auf dieser Insel bleiben 
und abwarten. Angst? Nein, Angst hatten wir nicht. 
Vor wem hätten wir denn Angst haben sollen? 
Aber schön ist ein erzwungener Aufenthalt auf 


Die Enttäuschte 


einer menschenleeren Insel zwischen watscheln- 
den und schreienden Pinguinen gerade nicht! 
Inzwischen wurde es Mittag. Wir bekamen Hun 
ger und dachten an Otto Pigalkes Essen, das im 
mer sehr anständig gewesen war. Zu essen hatten 
wir uns nichts mitgebracht. 

Aber zu verhungern brauchten wir nicht. Wir fan- 
den am Strand ein paar große, leere Konserven 
büchsen, die aus unserer Fabrik stammten. Wir 
fanden angespültes Holz und Gestrüpp. Wir fan 
den auch genug Regenwasser, das in den Höh. 
lungen der Felsen stand. Wir taten Pinguin-Eler 
in eine der Büchsen, machten ein Feuer an, koch- 
ten die Eier. 

Wir aßen sie. Und ich mußte zugeben, daß man 
Pinguin-Eier essen kann. Vorher hatte ich das nicht 
gewußt, Ich war mißtraulsch gewesen. Sie 
schmeckten. Gewiß: gleich beim ersten Happen 
fiel mir ihr Trangeschmack auf, Aber der war gar 
nicht so schlimm. 

‚Am Nachmittag aßen wir wieder Pinguin-Eier, am 
Abend auch. Und da merkte ich dann doch, daß 
ziemlich viel Tran in Ihnen enthalten war. Auch 
Ramon merkte es, Und er begann mächtig zu 
schimpfen. Aber das änderte unsere Lage nicht. 
Es wurde Nacht und wir machten ein verhältnis- 
mäßig großes Feuer an, damit man drüben In 
Santa Barbara aufmerksam werden sollte auf uns 
Man wurde nicht aufmerksam. Wir blieben allein, 
hofften auf den nächsten Morgen und schliefen 
mit Pinguinen In einer Höhle, Die Vögel kletterten 
über uns hinweg und lagen auf unsern Beinen, an 
unserer Seite. Das alles Ist mal ganz schön, als 
Abwechslung. Aber es darf nicht zu lange dauern. 
Ach, lieber Herr, es dauerte lange. Es dauerte 
fünf Tage und fünf Nächte. 


(©. Sturtzkopf) 





„Rein varrickt sind die hier auf dem Land ! Willst wohl auch Marken haben, du dämliche Zikke?!" 
La delusa: "Qui in paese sono proprio pazzi furiosi! Certo anche tu, stupida d’una capra, vuoi le marchetiel,, 


615 


Fünf Tage lang ernähtten wir uns von Pinguin 
Eiern Unsere Gesichter wurden grünlich, das Weiß 
unserer Augen gelb, Felsen und Meer verschwam 
men vor uns. DeıMagen hob und senkte sich ganz 
erbörmlich. Und der Fischtrangeschmack der Eier 
wurde von einer Mahlzeit zur andern unerträg: 
licher. Am sechsten Tage, endlich, holte man uns ab 
Otto Pigalke kam selber mit seinem großen, 
schwarzen Boot von Santa Barbara zu uns herüber 
Wir fuhren ihn mächtig an, das können Sie glau- 
ben! Wir wollten wissen, warum er uns so lange 
hatte warten lassen, obwohl doch in der Stadt be- 
kannt war, daß wir zuı Insel gefahren waren, und 
daß wir hier festsaßen. 

Otto erzählte uns, Gregorio Tacurnal habe das 
Boot treibend am Strand entdeckt mit gänzlich 
defektem Motor. Und dieser Motor habe erst repa- 
riert werden müssen, Fünf Tage! Das sei doch eine 
lächerliche Kleinigkeit für eine Motorreparatur! 
„Gehungert habt Ihr ja nicht”, meinte er noch, 
„Ihr habt die Eier gehabt Und wir haben Euer 
Feuer gesehen. Da wußten wir, daß Ihr Essen 
kochil“ Doch dann sah er unsere grünlichen Ge- 
sichter und das Flackern in unsern Augen. Er 
packte uns ins Boot und fuhr uns nach Santa Bar- 
bara hinüber, ohne noch viel zu erzählen. 

Mir war alles klar. Mir war klar, daß Gregorio 
Tacurnal sich Im Boot versteckt hatte, als wir 
zur Insel gefahren waren, daß er dann den Kahn 
zurückgebracht hatte nach Santa Barbara, daß er 
den Motor unbrauchbar gemacht hatte, um unsere 
schnelle Rückkehr zu verhindern. Denn außer Otto 
Pigalkes Motorboot gab es im Augenblick kein 
Fahrzeug in dem kleinen Hafen, das es wagen 
konnte, die starke Strömung zwischen Küste und 
Insel zu kreuzen 

Das alles sagte Ich Und Ramon schloß die Augen, 
Nach einer Weile fragte er den am Steuer stehen- 
den Otto: „Hast du in den letzten Tagen etwas 
von Gregorio Tacurnal bemerkt? Und von — von 
Candida?” 

Otto lachte: „Bemerkt? Bemerkt Ist gut! Gregorlo 
hat sich doch vorgestern verheiratet, Wir haben 
eine fabelhafte Hochzeit gehabt. Er ist mit seiner 
jungen Frau abgereistl" 

„Er hat sich mit Candida verheiratet!” schrie Ich. 


= 


a 


> 
Denke daran: 





Und Otto Pigalke nickte nur. Ramon machte eine 
müde Handbewegung. Für Ihn war diese Candida 
erledigt. Es ist immer gut, wenn ein Mann schnell 
über solch eine Sache hinwegkommt 

Ganz waren wir beide. der Ramon und ich, noch 
nicht über alles hinweg. uns lagen die Pinguin 
Eier schwer im Magen. Und es dauerte noch 


einige Tage, ehe wir unsere Arbeit in der Kon- 
servenfabrik wieder aufnehmen konnten, 

Da wird immer so viel erzählt und geschrieben, 
wie nahrhaft Eieı seien Ach, lieber Herr, glauben 
Sie mir: das alles ist Übertreibung und Schwindell 
Oder sollten vielleicht Pinguin-Eier eine Ausnahme 
machen? 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0 Nückel) 








(% eisen 
auf Ne eher AT 





Bödecke ist nie unterzukriegen; wenigstens tut er 
so. Auf allen Gebieten. Neulich war er, zum 
ersten Male, auf einer Jagd im Gebirge. „Was 
andere können...., wäre jelachtl” Auf grüner Halde 
nahe-am Waldesrande läuft ihm ein schöner Hase 
in die Quere. „Los! Bödecke, pack’ ihn!” rufen ihm 
seine beiden Begleiter zu. Er brennt beide Ge- 
wehrläufe auf den Hasen ab, der unversehrt im 
nahen Gebüsch verschwindet, während die Erde 
welt hinter ihm von den Schüssen nur so staubt 
Dreht sich Bödecke triumphierend nach seinen 
Kollegen um und sagt: „Junge, Junge! Haste je- 
sehen? Dem Luder ha ick Beene jemacht, wat!” 
* 
Ich erstand in Wien für unser Stadttheater ein 
paar Kisten gebrauchten Notenmaterials. In einor 
Sinfonie, neben einem Andante, völlig auf Geigen 
gestellt, dem ein Furioso mit vollem Orchester 
folgte, fand ich die Notiz eines Kapellmeisters, 
mit Bleistift an den Rand geschrieben: „Hier die 
Bläser langsam aufwecken lassen!” 7.H.R, 


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Bank sitzt, braucht man freundliche Backen. Meine 
beiden Gegenüber halten den richtigen Ton ge- 
funden. 

„Krgern $' Ihnen net, Herr Nachbar, aber Sie sitzen 
auf meinem Hut.” 

Der andere antwortete friedlich: 

„Warum soll I mi da ärgern? Ärgern möcht I mir, 
wann | auf meinem Hut sitZen möcht!” I.H.R. 
* 

Meine Schwiegereltern waren mit mir gar nicht 

einverstanden. 

Das wurde von Jahr zu Jahr unserer Ehe immer 
schlimmer, 

Der Schwiegervater sah ja noch meine Nöte. 
Aber die Mutter schimpfie den ganzen Tag 

„Zum zweiten Male würde ich dem Johannes un: 
sere Tochter nicht zur Frau geben, Vater|” 

Der Vater brummte gemütlich: 

„Ich glaube fast, Mutter, zum zweiten Male würde 
er sie auch gar nicht von uns verlangen.” I.H.R, 


* 


Die Gärten haben ihr Aussehen verändert. 
Selbst Brennesseln haben ihren wehrwirtschaft- 
lichen Wert. 

Zum Blumenförster kam ein Gartenfreund, 

Er schüttelte tadelnd den Kopf. 

„Herr Förster! Herr Försterl“ 

„Was denn?" 

„Die vielen Brennesseln im Blumenbeetl” 

Der Gärtner nickte: 

„Umgekehrt! Das ist ein Brennesselbeet! Die Blu- 
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DAS AMERIKANISCHE DUELL 


Da haben einmal in dem berühmten Künstlerdorfe 
Worpswede, das am Rande des Teufelsmoores 
bei Bremen sein wunderliches und zu Zeiten sogar 
aufregendes Wesen treibt, in einem (von ihnen 
für ihre Zwecke hergerichteten) Bauernhause ein 
Maler und ein Bildhauer friedlich mitsammen ge- 
haust und gearbeitet. Sie waren beide Einspän- 
ner, in den guten Jahren, da Erfahrung und Reife 
noch nicht zu Fertigkeit und Bequemlichkeit ge- 
worden sind; sie hatten es zu Ruf und Wohlstand 
gebracht und wußten sich dessen zu freuen, ohne 
Arbeit und Ehrgeiz darüber zu vergessen. Zu alle- 
dem hatten sie das Glück, daß eine ansehnliche 
und gescheite junge Witwe ihren Hausstand um- 
sichtig und mit heiterem Verständnis betreute, 
die Lästigkeiten des Alltags mit unmerklich glät- 
tender Kunst von ihnen fernhielt, ihre kleinen und 
großen Schrullen liebevoll pflegte und sich auch 
keineswegs weigerte, die Ihr von einer gütigen 
Natur geschenkten körperlichen Vorzüge zur För- 
derung der Malerei und der Bildhauerei einzu- 
setzen — oder, um es in der platten Umgangs- 
sprache auszudrücken: den Herren als Modell zu 
dienen. Sage einer, daß hier das Glück nicht seine 
schönsten Gaben verschwenderisch In einen Topf 
geworfen habel Die Herren sagten es nicht; aber 
es erwies sich, daß sie, auch sie, von der Art 
waren, die sich durch einen Tropfen vom Gift der 
Schlange sogleich das ganze Paradies zerstören 
läßt. 

Eines Abends nämlich hub im Wirtshaus ein Maler, 
der sich den Ruf, ein geistreicher Mann zu sein, 
durch erfindungsreiches Zungenwetzen an den 
eigensten Dingen und Empfindlichkeiten anderer 
erworben hatte, unversehens auf seine Art zu 
reden an. Es sel doch eigentlich erstaunlich, 
meinte er, daß die beiden Freunde nicht nur mit 
einer sonst bei dergleichen Leuten recht seltenen 
Verträglichkeit beieinander hausten, sondern sich 


VON KARLLERBS 


auch noch in die zarteste Gunst Ihrer schönen 
Wirtschafterin brüderlich teilten: ein Zustand, der 
von ihm In seinen Formen und Möglichkeiten be- 
haglich und sachkundig ausgemalt wurde. Den 
Beiden, die an jenem Abend ziemlich schart ge- 
trunken hatten, fuhr die Rede wie ein Blitz ins 
Hirn: und es war noch keine Minute vergangen, 


Ein glücklicher Tag 


Von Herbert Lestiboudois 


Bäuchlings lieg’ ich am Grabenrand, 
Wie damals in jungen Tagen — 
Oh, scheltet es nicht Unverstand, 
Solch kindhaftes Betragen! 


Es mag, wer will, mit Würde allein 
Stocksteif durchs Leben stelzen — 
Das Kind im Mann soll ledig sein 
Und sich im Grase mälzen! 


Den Wasserkäfern schaue ich zu 

Und spiele mit schwimmenden Zweigen —. 
Daft ich's vergnügt und eifrig tu — 
Warum sollt’ ich's verschweigen? 


Der tierische Ernst im Leben ist groß — 
Wie gut, daß ich fern von ihm liege! 

Ich strample von Hemd und Hose mich bloß 
Und krähe wie einst in der Wiege, 


da war aus Jähem Mißtrauen und furchtbarer Er- 
kenntnis auch schon die lichterlohe Wut geworden. 
Der Versuch, sie zu ersäufen, um dann zur Klar- 
heit zu gelangen, führte nur dazu, daß dis Beiden 
sich gründlich betranken. Aus zwei immerhin ge- 
setzten Männern waren nach uraltem Gesetz un- 
versehens zwei gesträubte Gockel geworden. 
Schließlich rannten sie beide hinaus, und auf dem 
Heimwege brüllten sie einander an, daß es dem 
Nachtwinde den Atem verschlug, der Mond sich 
verkroch und die Krickenten schaudernd die Köpfe 
unter Wasser tauchten. Zu Hause aber, auf der 
Wohndiele, wo zu allem Unglück auch noch deı 
Schrank mit den Schnäpsen stand, gerieten die 
Beiden in einen Zustand, der mit Notwendigkeit 
eine abenteuerliche Idee gebären mußte. Einer 
von ihnen sel zuviel auf der Welt, schrieen beide 
gleichzeitig — womit natürlich jeder den anderen 
meinte, da jeder im anderen einen heimtückischen 
Verräter sah. Ein Duell, brüllte der Maler. Ein 
amerikanisches Duell, donnerte der Bildhauer. 
Zwei Butterbrote, von denen eines vergiftet 
würde, schrie der Maler: Wer dann das vergiftete 
bekäme, wäre eben vom Schicksal zum Unter- 
gange bestimmt. Jawohl, tobte der Bildhauer — 
und zur Sicherheit noch zwei Schnäpse dazu, 
deren einer gleichfalls vergiftet werden müßte: 
Wenn es dann dem Schicksal gefalle, sie beide 
auszurotten, so würde die ebenfalls nichtswürdige 
Witwe eben mit der Schuld an zwei Todesfällen 
durchs fernere Leben wanken müssen. Mit dieser 
Vorstellung, die sie durch ihre Furchtbarkeit zu- 
gleich begeisterte und zu Tränen der Selbstbe- 
mitleidung rührte, waren sie beim Anlaß ihres 
Streites angelangt: Und beide brüllten gleichzeitig 
nach der Hausgenossin, 

Die Witwe hatte natürlich längst den Lärm gehört, 
seine Ursache begriffen und, da nach ihren Er- 
fahrungen bei Männern in diesem Zustande nichts 








werden es mehr. 









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Denn Cinzano ist durch die 

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eine Flasche erw 

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auszutrinken. Da sie auch angebrochen 
unbeschränkt haltbar ist, reicht sie eine 
ganze Weile, Aberbitte, gut gekühlt serrie« 
ren = s0 schmeckt der Cinzano am besten. 







CINZANO 


‚In unveränderter Güte 











auszurichten war, umsichtig ihre Vorbereitungen 
getroffen. Es hätte den beiden eigentlich auf- 
fallen müssen, daß sie auf die über sie herpras- 
selnden Fragen und Vorwürfe kein Wort erwiderte 
und die Schreier nur mit einem traurigen Lächeln 
betrachtete; es hätte ihnen auch eine Warnung 
sein müssen, daß Ihrer Zuhörerin plötzlich die 
kleine rote Zunge spitzig durch die roten Lippen 
fuhr. Aber sie waren über dergleichen Wahrneh- 
mungen längst hinaus in den Gefilden bacchanti- 
scher Tobsucht. Mit fliegenden Händen kramte 
der Maler aus seinem Schrank irgendwelche 
Chemikalien hervor, die als hinlänglich giftig 
gelten durften; stumm richtete die Witwe damit 
die Waffen des Duells her und vertauschte sie, 
abgewandt, an der Kredenz; mit wütender Eile 
wählten die Kampfhähne Teller und Glas, schlan- 
gen die Brote hinunter und gossen die Schnäpse 
hinterher. Danach wurde Ihnen überaus seltsam 
zumute, und sie versanken in purpurner Finsternis. 
Ob sie sich von dem Jenseits, das sie gegebenen- 
falls erwartete, eine Vorstellung gemacht hatten, 
wissen wir nicht; sollte es der Fall sein, so hatten 
sie gewiß nicht vorausgesehen, daß sie sich, von 
harten Fäusten hochgerüttelt, friedlich neben- 
einander auf dem Diwan in ihrer Halle wieder- 
finden würden, unverdientermaßen von einer 
Mittagssonne beschienen, die auf durchaus irdische 
Weise zum Fenster hereinstrahlte, Nicht weniger 
irdisch war die Gestalt, die zur Seite des Diwans 
über sie emporragte: eine große, strenge, stark- 
knochige alte Dame, deren helle scharfe Augen 
von Tatkraft und Spott leuchteten. Die Herren 
nahmen das hilflos blinzelnd in sich auf — um 
gleich danach unter der Wirkung eines Inneren 
Vorganges beide zugleich hinauszurasen. Da sie 
dasselbe Ziel hatten, ergaben sich gewisse 
Schwierigkeiten, deren Überwindung nicht leicht 
war, Danach kehrten sie, mit schmerzenden Köp- 
fen und zitternden Knieen, zurück, um ihrem Schick- 
sal ins Auge zu sehen. 

Das Schicksal streckte ihnen mit knöcherner Hand 
ein Briefblatt entgegen, das mit den netten zier- 
lichen Schriftzügen der Witwe bedeckt war. Es 
schmerze sie tief (so stand da zu lesen), daß ihre 
Tätigkeit im Hause der Herren ein so trauriges 


Bei Woronesch 


(Toni Bicht Im Felde) 





Ende nehme. Eigentlich habe sie, nach ihrer Meinung, 
nicht Vorwürfe verdient, sondern Anerkennung da- 
für, daß sie es neben ihren sonstigen vielfältigen 
Pflichten verstanden habe, ihren Freunden in aller 
Stille und Unparteilichkelt auch persönliches Glück 
zu spenden. leider müsse sie feststellen, daß 
beide dabei doch wohl nur die Täuschung des 
Anderen im Auge gehabt und bei der Probe auf 
die heiklen Erfordernisse dieses Zustandes jäm- 
merlich versagt hätten. Jedenfalls habe sie es für 
ihre Pflicht gehalten, den Herren anstatt des 
Giftes auf den Broten ein kräftiges Abführmittel 
zur Inneren Reinigung und im Schnaps ein ebenso 
kräftiges Schlafmittel zur Beruhigung darzureichen. 
Auch habe sie dafür gesorgt, daß ihre liebe Tante 
den Haushalt über die ersten Schwierigkeiten hin- 
wegsteuern würde — wobei denn Alter und 
Würde der Dame eine Wiederholung so gefähr- 


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licher Zwischenfälle gewiß ausschlössen, Es waren 
noch einige allgemeingültige Betrachtungen, die 
sich der Leser nach Gefallen ergänzen mag, sowie 
herzliche Wünsche für die Zukunft angefügt. 

Die Herren, auf dem Diwan hockend, wagten einen 
scheuen Blick in das herbe Antlitz der neuen Be- 
schließerin, als vermöchten sie darin Urteil und 
Fortgang zu lesen; und ein acherontisches Frösteln 
kroch ihnen über den schmerzenden Rücken. Graue 
Strähnen umstarrten den kantigen Kopf wie die 
Schlangenhaare der Medusa; die scharfen blauen 
Augen funkelten von Wissen und überlegenem 
Hohn; das erzene Gesicht war in jeder monumen- 
talen Falte ein Sinnbild geraffter und unbeugsamer 
Energie; und die starren grauen Borsten am mäch- 
tigen Kinn schienen ihnen wie unerbittliche Weg- 
weiser in eine ernste Zukunft der Kargheit und 
Entsagung zu deuten. 


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621 


ADAM GEHT AUFS EINWOHNERAMT 


„Maria, bring mir nöch einen Schnaps! Dann werde 
ich aufs Rathaus gehen. Heut Ist die Gelegenheit 
günstig, Maria, Bring mir noch einen Korn.” 

Die alte Besitzerin des Cafös unterbricht die Lek- 
türe der Zeitung, setzt die Brille ab, legt sie auf 
die Theke, und durchquert langsam das Lokal, um 
dem treuesten ihrer Gäste noch elnen Schnaps zu 
bringen. Sie sieht ihn teilnehmend an, schüttelt 
den Kopf und sagt: „Adam, Adam, auch du wirst 
alt!“ Dann kehrt das Schweigen In das einsame 
„Cat6 zur Taube” wieder zurück. 

Mit verschränkten Armen kauert sich Adam neben 
den Ofen und scheint in tiefen Schlaf versunken. 
Aber er schläft nicht. Wenn Adam an seine Sorgen 
denkt, hat er die Angewohnheit, die Augen zu 
schließen und wie leblos auf dem Stuhl zusammen- 
zusinken. Von Zeit zu Zeit öffnet er die Augen 
halb und betrachtet den Haufen unverkaufter Zei- 
tungen, der neben ihm liegt. Vielleicht hat .er 
Angst, daß sie ihm einer rauben will. 

Adam hat einen schweren Entschluß zu fassen. Er 
soll sich zum Rathaus begeben. Beinahe sieben 
Tage lang sagt er zur Wirtin: „Heute gehe Ich hin, 
Marla, heut ist die Gelegenheit günstig.“ Aber 
dann zieht er doch vor, sich vollkommen zu be- 
trinken und In seiner Ecke hocken zu bleiben, bis 
die Stunde kommt, wo er zum Hospiz zurück- 
kehren muß. 

Aber heute bewegt Ihn das Problem mehr als je. 
Trotz ‘der scheinbaren Ruhe. 

Vor zehn Tagen ist es geschehen. Einer (gewiß 
einer der üblichen frechen Spötter) hat an Ihn die 
unerwartete Frage gestellt: „Wie alt bist du, 
Adam?” Zuerst hatte er belästigt mit den Achseln 
gezuckt. Dann, als er antworten wollte, wurde er 
unversehens gewahr, daß er sein eigenes Alter 
vergessen hatte. 

Es war das erste Mal, daß Adam jenes Gefühl 
empfand, das die andern Scham nennen. Als die 
frechen Plagegeister gegangen waren — nicht 
ohne hinter seinem Rücken gelacht zu haben — 
bemühte sich Adam, In sein Gedächtnis jene 
Zahl zurückzurufen, die sein Alter bezeich- 
nete. Vergebens! In welchem Jahr war or 
geboren? Ihm schien, als hätte er es nie 
gewußt. 3 

Dann sagte er: „Das wird die Wirkung des 
Alkohols sein. Ich werde morgen darüber 
nachdenken, wenn Ich nüchtern bin.” Aber 
am folgenden Tage hatten seine Bemühun. 
gen denselben Erfolg. 

Zuerst legte Adam wenig Gewicht darauf, 
„Alle wissen, daß ich ein armer Dummkopf 
bin, ein gutmütiger Mensch, einer von denen, 
die nichts vorstellen. Etwas Böses tue ich 
niemandem an.” Aber dann merkte er, daß 
bei den andern der Vorfall absolut nicht ver- 
gessen wurde. Marla z. B, sah Ihn bisweilen, 
wenn sie ihm den Korn brachte, mit so selt- 
samen Augen an, als wenn sie ein anormales 
Wesen betrachtete, irgendeinen Geistes- 
gestörten. „Nein, nein, bei Gott!” — dachte 
er — „betrunken so oft Ihr wollt, aber nicht 
verrückt.” Und eines Tages setzte sich diese 
gute Frau Maria neben ihn und rlet ihm, aufs 
Einwohnermeldeamt zu gehen. Zuerst fing et 
an zu lachen, weil er glaubte, es handelte 
sich um einen Scherz. Er hatte doch nie- 
mals mit den leuten dort zu tun gehabt, 
und daher war es unmöglich, daß sie wis- 
sen sollten, wie lange er schon lebte. Aber 
dann war es Maria mit Ihrer verständigen 
Art geglückt, ihm beizubringen, was ein 
Einwohnermeldeamt ist. Er schlug vor Be- 
geisterung mit der Hand auf den Tisch und 
sagte: „Du hast recht, Maria, das muß so 
sein”, und er trank einen Schnaps auf die 
Gesundheit derer vom Einwohnermeldeamt. 
Der Gedanke, daß ordentliche Leute, d. h. 
Leute mit steifem Kragen und Brillen auf 
der Nase, auf dem Laufenden sind über 
seine Angelegenheiten, machte Ihm einen 
ungeheuren Eindruck. Ihm schien, als wäre 
er direkt einer von ihnen geworden. Und 
mehrere Tage lang wiederholte er immer 
wieder: „Marla, ich gehe dorthin!” ohne 
sich jemals dazu entschließen zu können. 








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VON BERTO PEROTTI 


Aber heute scheint die Angelegenheit ihren 
Gipfel erreicht zu haben. Schließlich handelt es 
sich um seinen Ruf. Er will nicht mehr mit diesen 
Wesen verwechselt werden, die wie die Tiere 
leben und beim Wein roh werden. Auch er weiß, 
daß er das Laster hat, viele Schnäpse zu trin- 
ken; aber seine Trunkenheit hat nichts gemein 
mit den Schweinerelen jener verworfenen 
Leute. Im Grunde genommen ist er nicht ein- 
mal fähig, einer Fliege etwas zuleide zu tun. 
Aber die Tatsache, nicht einmal das eigene Alter 
zu wissen — das muß er selbst zugeben — Ist 
eine wahre Schande. Adam erinnert sich nur sehr 
flüchtig an seine Eltern, Er weiß noch, daß sein 
Vater Schuhflicker In einer kleinen Gasse von San 
Glorgio war. An etwas aus seiner Kindheit er- 
innert er sich noch sehr gut, Zwei Frauen hatten 
sich mit ihm beschäftigt: die Mutter und die 
Tante. Letztere wohnte bel seinen Eltern, Später 
hatte ihm einer mal gesagt, daß er, Adam, nicht 
von seiner Mutter, sondern von seiner Tante ge- 
boren war. 

Ja, Ja! Das sind so Dinge anderer Zeiten! Vorüber 
— vorbeil Tatsache ist, daß er sich nicht mehr 
auf das Jahr seiner Geburt besinnen kann. Genau 
so, wie bei einer alten Ruine, genau wie bei jener 
bröckligen Mauer auf dem San-Verecondo-Platz, 
von der keiner weiß, wie lange sie besteht. 

Es ist fünf Uhr nachmittags. Man hört draußen den 
Wind heulen. Bei dieser Kälte muß es eine Qual 
sein, auf die Straße zu gehen. 

Aber Adam hat lange genug überlegt. Er scheint 
aus seiner augenscheinlichen Erstarrung aufge- 
wacht zu sein. Die Mütze, die ihm auf ein Ohr 
gerutscht Ist, setzt er sich gerade auf, zieht sich 
energisch die Hosen hoch, erhebt sich und ver- 
läßt mit langsamen Schritten das Lokal, ohne ein 
Wort zu verlieren. 

Er überquert die Via della Colomba, die auf den 
Mercatoplatz mündet, und nach zehn Minuten steht 
er vor dem mächtigen Rathaus. Oft genug ist er 


(K. Rössing) 





Lügen haben kurze Beine 
Le bugie hanno le gambe corte 





Straße 30 (Femrut 1294), Brlefanschrit 


‚@rer, München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich elnmal, Bostellungen nehmen 
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an diesen Mauern vorbeigegangen. Er weiß, daß 
drinnen der Bürgermeister mit allen Ratsherren 
sitzt, die zu befehlen haben; aber von den vielen 
verwickelten Angelegenheiten, die da drinnen 
zu erledigen sind, hat er nicht die geringste 
Ahnung. Angesichts dieses Palastes fühlt sich 
‚Adam so unendlich klein. Er hat Angst, daß man 
ihn nicht eintreten läßt und Ihn wegjagt. Endlich 
steigt er die Treppe hinauf und betritt den Vor- 
raum. Die erste Person, die er sieht, ist ein Mann 
in Uniform, der ruhig an einem Tischchen sitzt. 
Adam denkt: „Ob das der Bürgermeister Isı?" 
Und hat Angst, gesehen zu werden. Daher flüch- 
tet er In einen seitlichen Korridor und läßt sich 
vom ersten Beamten, dem er begegnet, den Ein- 
gang zum Einwohnermeldeamt bezeichnen. Er 
bleibt vor einer Tür stehen, klopft vorsichtig an 
und wartet. Jemand ruft: „Herein!” 

Adam tritt etwas verlegen ein und schaut auf 
seine zerrissenen und schmutzigen Schuhe. Ob 
man mich hinausjagt? Er merkt, daß er noch die 
Mütze auf dem Kopfe hat, Hastig reißt er sie her- 
unter und streckt sie den Anwesenden entgegen, 
als wenn er um eln Almosen bitten wollte. Und 
sagt: „Entschuldigen Sie, liebe Leutel Nehmen 
Sie es nicht übell Ich wollte Sie absolut nicht 
stören, Es Ist die Maria gewesen, die gesagt hat, 
hierherzukommen ... Maria sagt, daß... Was mich 
anbetrifft, wäre ich nie gekommen, Aber es hanı 
delt sich um etwas Besonderes..." Adam merkt, 
daß die Beamten ihn mit gewissem Mißtrauen 
betrachten. „...Ich? Wer ich bin? Adam bin ich. 
Adam, Sohn des Flickschusters Fernando.” Ein Be- 
amter wird ungeduldig und erhebt sich. Adam 
schwankt einen Augenblick und fährt dann weiner- 
lich fort: „Ich weiß, Ich weiß. Es Ist Ja wahr, daß ich 
ein paarmal eingesperrt war... aber nicht wegen 
Stehlen...“ und er schlägt mit der Faust auf die 
nur wegen Geldstrafen. Betrunken, Ja. 
Il ich nicht bestreiten, aber immer ehrlich.” 
Nachdem der Beamte einige Fragen ge- 
stellt hat, gelingt es ihm endlich, zu ver- 
stehen, worum es sich handelt. Adam möchte 
gern wissen, wann er geboren ist. Der Be- 
amte zieht einige Register zu Rate, Wäh- 
tend Adam mit der Mütze In der Hand war- 
tet, ist er mit sich selbst sehr zufrieden. 
Nun ist das Eis gebrochen, Er hält sich Jeızt 
für einen weltgewändten Mann. 

Dann kehrt der Beamte mit Zetteln in der 
Hand zurück und sagt: „Adam, Sie sind 
59 Jahre alt‘ Adam nickt mit dem Kopf 
und strahlt... „Sie sind am 10. Juli 1880 ge- 
boren.” Adam versteht nicht ganz, was diese 
Worte bedeuten. Sein Gesicht verdüstert 
sich etwas und verlegen fragt er: „Also ich 
bin im Juli geboren, wenn es sehr warm 
ist, nicht wahr?” Der Beamte bestätigt es 
lächelnd. Dann schreibt er die Daten auf 
einen Zettel. Adam weiß nun alles. Er dankt 
allen diesen Herren und geht mit trium- 
phierenden Schritten aus dem Rathaus. 
Unterwegs wiederholt er: „Adam Ist 59Jahre 
alt und Ist am 10. Juli geboren, wenn es 
heiß ist!" Als er Ins Caf& zurückkommt, sitzt 
Maria an der Theke und stopft Strümpfe. 
Sie hebt den Kopf und schaut mit forschen- 
dem Blick über die Brillenglöser auf den 
Eintretenden. Adam setzt sich in seinen Win- 
kel, und als Maria ihm den Korn bringt, 
schwenkt er den Zettel vor ihrer Nase und 
meint: „Adam, Sohn des Flickschusters Fer- 
nando, ist 59 Jahre alt. Weißt du, Maria, 
wann ich geboren bin? Im Jull, wenn es 
warm Ist.“ Maria schaut Adam über ihre 
Brille an, schüttelt den Kopf und brummt: 
„59 Jahre. Ich habe dir immer gesagt, Adam, 
daß du anfängst, alt zu werden!” 

Über diesen Ausgang ist Adam überrascht. 
Adam alt? Daran hatte er wirklich nicht ge- 
dacht. Soviel Arbeit, um sich dann sagen 
zu lassen, daß man alt Ist! Ach! Marial Marlal 
Und der alte Mann schließt die Augen und 
kauert sich neben den Ofen, während Ma- 
rla wieder weiter Strümpfe stopft. 

(Aus dem Italienischen von Charlotte Opltz.) 


























München 2 BZ, Brieffach, 


RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 


gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto beiliegt.— Nachdruck verboten. — Postschockkonio München 5920. Erfüllungsort München. 


BERÜHMTE LIEBESPAARE 
In. 
FRANGOIS VILLON UND DIE DICKE MARGOT aa 





Verhöhne, reime, tanz und spott, Vor solchem Tun nimm dich in acht, O hütet euch, ihr Spielgesellen, 

betrüge, tolle, mache lachen, bebaue Saul und Ackererde die stark am Fleisch, doch schwache Seelen, 
spiel Flöte, Fiedel und Fagott, und plag und müh dich Tag und Nacht duß euren Leib nicht auch einmal 

vollführ die allertollsten Sachen, und halte Esel, Kühe, Pferde, N am Galgen dorrt der Sonnenstrahl. 

‚gerinn in Karten, spiele Kegel in Hof und Feld, in Stall und Haus Das Lotterleben macht nicht reich, 

und rauf in nächtlichen Gezänken — magst du die Glieder dir verrenken — drum macht so rasch als möglich Schluß 
mo läßt dein Geld du in der Regel? doch gib nicht dein Erspartes aus und denkt daran, daß auch für euch 

Bei Mädchen und in Schenken. bei Mädchen und in Schenken. das Ende einmal kommen muf., 


. Frangois Villon 
Celebri coppie d’innamorati (Ill): Frangois Villon e la grassa Margot 


623 


Britannia im Engpaß 


(0. Gulbransson) 


1 


„Der Weg wird immer enger und schwieriger; dabei hätte ich zweimal Gelegenheit gehabt, umzukehren!* 


Britannia nella stretta: “I! cammino si fa sempre piü stretto e difficile; e dire che avrei avuto due volte l'occasione di tornare indietro!,, 


624 





FE WMUNENEN, OU. Sepl. 178% 
47. Jahrgang / Nummer 40 30 Pfennig 


SimPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Gleichheit in USA. 


(Karl Arnold) 





S 


Be 
IRS = Sn 














—T 























„Die wahre Gesundheit des Körpers und der Seele läßt sich nur in einer Atmosphäre der Gleichheit erreichen.“ 
(Roosevelt) 
Eguaglianza negli USA.: ‘La vera salute del corpo e dell’ anima non si raggiunge che in un’ atmosfera di eguaglianza.,, (Roosevelt) 


Das Märchen 





DE 


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DE 


DEREN 
fZ VIELE 
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(Fr. Bllek) 


„.. In dem Schloß aber wohnte eine wunderschöne Prinzessin.“ 


La favola: “... nel Castello perd dimorava una bellissima Principessa.“ 


DIE WESPEN 


Die Natur ist wirklich praktisch. Die Wespen kom- 
men gerade dann, wenn es den Zwetschgen- 
kuchen glbt. Ich meine, sie ist für die Wespen 
praktisch, denn Ich kann mir nicht vorstellen, daß 
deshalb Zwetschgenkuchen gebacken wird, well 
die Wespen soweit sind. Vielleicht haben sich 
die Wespen auch der Zwetschgenkuchenzeit an- 
gepaßt und richten ihre Fortpflanzung gerade so 
ein, daß die Jungwespen flügge sind, wenn die 
Zwetschgenkuchen blühen. 

Man hat mir gesagt, die Wespen tun einem nichts, 
wenn man ihnen nichts tut. Ja, wenn ich nur 
wüßte, ob die Wespen von dieser Abmachung 
auch orientiert sind, Und wenn schon so etwas 
bei ihnen allgemeiner Brauch ist, so könnte es 
doch Sonderlinge unter ihnen geben, die sagen: 
„Ha, solche Abmachungen sind ein Fetzen Papier, 
Ich pfeife oder tue sonst. was auf derartiges 
Brauchtum. Ich steche, wann es mir paßt. Bin Ich 


nicht eine freie Wespel?' Hols der Teufel, solche 
Individualisten konnte es doch auch unter den 
Wespen geben und wer garantiert mir, daß ich 
nicht gerade mit einem solchen Sonderling mel- 
nen Zwetschgenkuchen telle? 

Weiß ich denn, ob die Wespe überhaupt weiß, 
daß es mein Zwetschgenkuchen ist, den ich bar 
bezahlt habe? Vielleicht gibt es bei den Wespen 
eine Doktrin von der Freiheit der Zwetschgen- 
kuchen, auf Grund deren sie allen Zwetschen- 
kuchen der Erde für sich reserviert betrachten. 
Also kurz und gut, mein Naturtrieb veranlaßt mich, 
nach den Wespen zu schlagen nicht wegen des 
bißchen Kuchen, sondern weil ich denke, das In- 
sekt könnte zum Angriff vorgehen. Ich führe einen 
Präventivkrieg. Ich schlage mit dem Kaffeelöffel 
nach ihnen, aber diese Bande verstellt sich, die 
‚Wespen achten meines Hiebes nicht, sie weichen 
aus und kommen immer wieder nur zur Nahrungs- 
basis zurück. Nicht eine Spur von Ehrgefühl hat 
so ein Vieh in der Taille, Foitzick 


626 


ENTTÄUSCHUNG 


Zu einem Glafer ging ich diefer Tage, 

Ein Wech=Gefäß 

mar mein Begehr. Das fchien mir ohne Frage 
recht zeitgemäß. 


Jedoch auf dieles Mannes Regalen pennten, 
mit Staub vermifcht, n 
nur grade noch fechs oder fieben Enten 
und meiter nifcht. 


Ich fchäte Waffervögel fonft beträchtlich, 
wenn man fie brät. 

Die aber dienen einem Zweck, der nächtlich 
vonftatten geht. 


If jedes Glas geeignet für Konferven? 

Nicht allemalt 

- So fchled Ich denn mit leicht gereizten Nerven 
aus dem Lokal. Ratatöochr 


(E. Thöny) 


Schnelligkeit 


prer Te Fe m en 








„ . . und dieses ist mein Kamerad bei unserem letzten sieg- 
reichen Rückzug. Der Momentverschluß war viel zu langsam!“ 


Celeritä: "... e questo & Il mio camerata nella nostra ultima vittorlosa ritirata. L’ otturatore Istantaneo & stato troppo lento!,, 


627 


Sparsamkeit 


(K. Helligenstaedt) 





„Das viele Ausgehen kann ich mir bald nicht mehr leisten!“ — „Kommst 
du mit dem Geld nicht mehr aus?“ — „Doch, aber mit der Seife nicht!“ 


Parsimonia: Presto non potrö piü permettermi di uscire si spesso!,, — “Non ne val p!ö fucri col danaro?,, — "Eh sl, ma non col sapone!,, 


628 


Der Meister - Il Maestro 


(R. v. Hoerschelmann) 





EINE KITZLIGE GESCHICHTE 


Ich bin eine Ausnahme. Alle meine Bekannten 
haben nämlich einen Hund, während mich kein 
Hund hat. Ich trage also nichts dazu bei, die Geh- 
steige zu verunreinigen und werde in den öffent- 
lichen Parkanlagen von keinem Hund an der Leine 
geführt. Wahrscheinlich ist auch das mitleldige 
Wohlwollen, das mir meine Bekannten entgegen- 
bringen, darauf zurückzuführen, daß ich ihrer An- 
sicht nach nicht in der Lage bin, einen Hund zu 
ernähren, wohingegen sie darüber streiten dür- 
fen, wessen Hund der folgsamste und reinras- 
sigste Ist!? In einem Punkt jedoch sind sie sich 
genau so einig, wie sie Über mich einig zu sein 
scheinen: und das ist die immer wiederkehrende 
Erklärung, daß ein Hundefloh Jedes zweibeinige 
Wesen verachtet, Ich bin zwar, vielleicht deshalb, 
weil Ich unbehundet durchs Leben wandle, über 
die feinschmeckerischen Gelüste eines Hunde- 
flohes nicht so genau unterrichtet, glaube aber 
annehmen zu dürfen, daß die den Hundeflöhen 
nachgesagte Menschenverachtung eine Erfindung 
der Hundebesitzer ist, die es nicht gerne sehen, 
wenn Ihren sich kratzenden Lieblingen in weitem 
Bogen ausgewichen wird. 

Denn, so frage ich mich, warum habe ich immer 
dann so einen kühnen Springer auf mir, wenn ich 
von einem Besuch bei meinen Bekannten nach 
Hause komme? Ich kann dach nicht annehmen, 
daß er mir als Gastgeschenk mitgegeben wurde?! 
Vor einigen Tagen erst, als ich meinen Freund 
Willibald besuchte, der zwei Hündchen hat, die 





VON HANS KARL BRESLAUER 


aussehen wie schlecht selbstgestrickte Fußwär- 
mer, sprang mir Fiffi auf den Schoß, während 
Schurli schweifwedelnd meine Hosenbeine um- 
schmeichelte, 

Meinem nicht vorgebrachten Einwand, daß Hunde- 
haare einen dunklen Anzug verunzieren, hielt die 
Frau meines Freundes hellsichtig entgegen, daß 
man sie jederzeit abbürsten kann, worauf sie und 
Willibald In wohltuender, sonst bei ihnen überaus 
seltener Harmonie beteuerten, daß Übrigens ein 
Hundefloh noch niemals einen Menschen ange- 
sprungen habe. 

Da ich weiß, wie man sich als Gast benimmt, 
unterdrückte ich Jeden lautwerdenwollenden Zwei- 
fel, empfahl mich frühzeitig und ging Ins Kaffee- 
haus, wo ich in nächster Nähe einer reizenden 
Blondine ein leeres Tischchen fand. 

Die Blonde war nicht so kühl, wie ich es Schurli 
und Fiffi gegenüber gewesen bin, und schon war 
ich nahe daran, mich an ihren Tisch zu setzen, 
als mir etwas über die Nierengegend kroch. Mir 
lief ein kalter Schauer über den Rücken, und ich 
machte eine unmerkliche Bewegung, um den Krie- 
cher aufmerksam zu machen, seine Forschertätig- 
keit vorläufig einzustellen. Er tat es auch sofort. 
Diese Folgsamkeit mußte er aber mit dem Blut 
Schurlis und Fiffis eingesogen haben, denn als 
ich mich erheben wollte, um der entzückenden 
Nachbarin näherzukommen, krabbelte er bereits 
etwas tiefer herum, Eine neuerliche Bewegung 
meinerseits bewirkte ein atemloses Stillhalten 


629 


seinerseits, und ich stand auf. Das heißt, ich 
wollte aufstehen, kam jedoch nicht sehr hoch, 
denn er mußte Luft bekommen haben, und ich 
ließ mich in den Sessel zurückfallen. 

Die entzückende Blonde zeigte Ihre Perlenzähne, 
der unentwegte Krabbler tat etwas Ähnliches 
und biß zu, Harmlostuend steckte ich die Hand in 
die Hosentasche, klimperte zuerst mit dem Geld, 
griff dann weiter und drückte die Zeigefinger- 
spitze dorthin, wo Ich glaufe, am richtigen Platz 
zu sein. Er mußte sich aber erschreckt von dem 
Klimpern verzogen haben, denn plötzlich spürte 
ich Ihn zwischen Kniekehle und Stumpf, 

Damit gab ich die reizende Blonde auf, weil es 
unmöglich ist, bewundernde Blicke zu werfen und 
die ersten einleitenden Worte zu sprechen, wenn 
man irgendwo etwas krabbeln spürt, Ich gab 
auch das Kaffeehaus auf; das Gastgeschenk mei- 
nes Freundes Willibald mußte ich aber mitneh- 
men, und ging nach Hause. 

Dort ging er den Weg allen Fleisches. 

Bald darauf kam meine Frau nach Hause, 

„Du weißt ja”, sagte sie, „daß ich nicht gerne ins 
Kaffeehaus gehe, aber’gerade heute, wo ich dich 
einmal überraschen wollte, warst du nicht dort. 
Der Ober sagte mir, daß du, eine Minute ehe ich 
hinkam, gegangen wärest —" 

„Kind, ich hatte einen Floh, ich mußte nach 
Hause“, antwortete ich, und dachte zitternd dar- 
an, was sich hätte ereignen können, wenn deı 
Floh wirklich ein Misanthrop gewesen wäre, 


BEPESSTIE SEES TTEUENIDIE 


Durch eine Verschiebung der Arbeitseintellung 
hatte Herr Crusius nach dem hastig im Betrieb 
eingenommenen Mittagessen unvermutet noch 
änderthalb Stunden freie Zeit. Er war müde und 
abgespannt und rechnete sich aus, daß er, wenn 
er sich auf dem Weg hin und zurück etwas eilte, 
eine gute Stunde zu Hause zubringen konnte. Eine 
stille Stunde, dachte er sehnsüchtig und spürte 
schon Im voraus etwas von jenem Behagen, das 
nur erlaubtes Nichtstun gibt. Eine halbe Stunde 
später schloß er vorsichtig die Tür seiner Woh- 
nung auf, hing leise den Mantel an den Haken 
und wollte eben sein Zimmer betreten, als am 
andern Ende der Wohnung der Fußboden krachte, 
eine Türklinke knackte und eine Stimme fragte: 
„Werner — bist du’s?” 

„Ja“, sagte Herr Crusius unlustig, denn’ er sah 
einen Schatten am wolkenlosen Himmel seiner 
Freizeit auftauchen und hatte nur den einen 
Wunsch, jetzt ungestört zu bleiben. Überdies 
konnte es für niemanden einen Zweifel geben, 
daß er und kein anderer gekommen sei, Aber 
Frau Neuhaus, seiner um zwanzig Jahre älteren, 
verwitweten Schwester, die mit ihm zusammen- 
lebte, gefiel es häufig, so zu tun, als sel sie aufs 
tiefste von der Anwesenheit eines Menschen 
überrascht und erschrocken, als habe sie Einbre- 
cher vermutet und müsse nun erst durch die Ge- 
wißheit seines und keines anderen Hierseins be- 
tuhigt werden. Während sie noch mit dem Aus- 
spielen dieser kleinen Szene beschäftigt war, 
ging Herr Crusius rasch in sein Zimmer. 

Es war säuberlich aufgeräumt. Die Bücher, In denen 
er abends gelesen hatte, waren alle wleder ins 
Regal zurückgestellt worden, ein Blumentopf 
stand auf der einzigen freien Ecke seines Schreib- 
tisches, was ungemein dekorativ war und unge- 
mein störte — aber mit dem Vorsatz, es sich trotz 
allem wohlsein zu lassen, überwand Herr Crusius 
die leise Unlust, die ihn vor soviel fremder All- 
gewalt überkommen wollte, und streckte sich auf 
einem dazu geeigneten Polstermöbel der Länge 
nach aus. . 

Ganz fern hörte er einen Lautsprecher, aber das 
Geräusch ging Ihn so wohltuend wenig an, und 
schon senkte sich der Frieden dieser stillen 
Stunde langsam auf seine unruhigen Nerven — 
da brach es donnernd über Ihn herein. 

Frau Neuhaus, die bei seiner Ankunft in wohl- 


Im Osten - Nell 'est 








VON EFFIHORN 


verdientem Mittagsschlummer gelegen hatte, ent- 
wickelte in der Gewißheit, nunmehr ein Publikum 
zu haben, die ganze ungeheure Aktivität, die sie 
in den stilleren Stunden ihres Alleinseins in sich 
aufgespeichert hatte. Sie begann bei weit offe- 
ner Küchentür mit Töpfen um sich zu werfen, 
kehrte polternd unter Schränken, deren Füße für 
das Drunterschieben des Besens hörbar zu niedrig 
waren, zog quletschende Schubladen gewalttätig 
auf und warf sie krachend wieder zurück, galop- 
pierte den Gang hinauf und wieder hinunter und 
bewies solchermaßen, daß sie zu keiner Sekunde 
des Tages untätig war. 

Herr Crusius bestaunte wie schon so oft diese um 
sich selbst rotierende Kraft, Er dachte, so wie 
Ihm jetzt, müßte es wohl einem Stück Holz unter 
der Kreissäge zumute sein. Es fiel Ihm ein, daß 
seine Schwester, die Ihn mit tyrannischer Mutter- 
liebe großgezogen hatte und nach früher Witwen- 
schaft einfach zu Ihm gezogen war, unaufhörlich 
zu Auseinandersetzungen mit ihrer Person zwang. 
Mit unermüdlicher Geduld zog Herr Crusius seit 
zwanzig Jahren immer wieder schwache Zäun- 
chen um das kleine Beet seines privaten eigenen 
Lebens, aber mit der Energie einer Kuh, die jen- 
seits des Drahtzaunes fetteren Klee zu sehen 
meint, trampelte die rundliche kleine Schwester 
diese Zäune nieder, brach ein In die Gehege sei- 
nes armen Herzens, schaute sich triumphierend 
darin um und tat laut kund, daß man vor ihr 
nichts verbergen könne und daß es überdies In 
diesem kleinen Privatreich nichts zu sehen, nichts 
zu bewundern und nichts zu holen gebe. Muh, 
muh — dein Klee hat auch nur drei Blätter und 
du tust, als hättest du lauter vierblättrigen. 

Herr Cruslus kämpfte, wie schon oft, auch jetzt 
mit solchen Bildern, die ihn bedrängten, und hatte 
eben den Übergang zum Frieden seiner stillen 
Stunde wiedergefunden, als leise die Tür aufging. 
Es war beinah nichts davon zu hören, aber in der 
Erfahrung eines vierzigjährigen Lebens mit leise 
sich öffnenden Türen, spürte er dies Eindringen 
eines fremden Menschen in allen Fasern seines 
Körpers und fragte laut: „Was Ist denn?” 
„Möchtest du nicht etwas Warmes haben, Wer- 
ner?“ fragte Frau Neuhaus betont sanft, und Herrn 
Crusius blieb nichts anderes übrig, als sich ent- 
setzlich ins Unrecht zu setzen durch die unsanfte 
Erwiderung: „Aber nein, danke.” 


os. Oberberger) 


„Nun, es hätte ja sein können”, versetzte Frau 
Neuhaus gekränkt, obwohl sie seit Jahrzehnten 
wußte, daß es nicht so zu sein pflegte. Dann war 
es wieder ein paar Minuten still. Plötzlich aber 
war ein Wispern im Gang, ein ganz leises natür- 
lich, das sich an Poldi, den Dackel, wandte und 
ihn hörbar aufforderte, still zu sein. Poldi, der bis 
dahin lautlos auf seinem Kissen gelegen hatte, 
begann daraufhin ein zunächst unterdrücktes, 
dann immer lauter werdendes Gekläff anzustim- 
men, und es war klar, daß Frau Neuhaus es für 
angebracht gehalten hatte, Poldi durch den be- 
gelsternden Hinweis auf einen späteren Spazler- 
gang in einen Freudentaumel zu versetzen. Die- 
sen kunstvoll herbeigeführten Freudentaumel 
suchte sie nun ebenso kunstvoll zu beschwich- 
tigen durch das strenge Geflüster: „Wirst du still 
sein — wie ist ein braver Hund — wart — wart 
_ — wär — —" 

„Gütiger Himmel“, stöhnte Herr Crusius und 
drehte sich gequält der Wand zu. Da öffnete sich 
jedoch schon wieder lautlos die Tür und Frau 
Neuhaus erschlen abermals, in Haltung und Miene 
ein einziger hoheitsvoller Vorwurf, im Blick die 
laute Anklage: „Ja, ja, ich weiß, daß ich dich 
störel” Vor sich aber hielt sie als Schild gegen 
jede Zurechtweisung eine Ansichtskarte, die seit 
den frühesten Morgenstunden auf einem Tisch- 
chen im Gang gelegen und vergeblich auf Be- 
achtung gewartet hatte, Sie legte sie vor Herm 
Crusius' Nase auf den Rauchlisch, als erfülle sie 
damit eine ebenso schwierige wie heilige Pflicht, 
für die sie natürlich keinen Dank erwartete. Im 
Gegenteil, sie erwartete sichtlich einen Tadel 
und war gewillt, ihn mit demütig gesenktem Kopf 
hinzunehmen. Aber Herr Crusius setzte ihr die 
schon recht sichtbar über ihrem Scheitel schwe- 
bende Mörtyrerkrone nicht aufs willig gesenkte 
Haupt, sondern stellte die himmlischen und die 
irdischen Fronten in ihren Ausgangsstellungen 
wieder her durch ein höfliches „Dankeschön”. 
„Bitte”, sagte Frau Neuhaus voll zufriedener Güte 
und ging hinaus. 

„Schade”, dachte Herr Crusius, „sie ist Jemand 
und weiß es nur nicht, deshalb möchte sie Immer 
jemand sein.” Und jetzt machte er wirklich die 
Augen zu und begann zu träumen. Da läutete das 
Telefon draußen. Er hörte im Gang die Stimme 
seiner Schwester: „Ja — ich wußte natürlich auch 
nichts davon, Fräulein Kraus. Mir sagt er doch nie 
vorher, wann er heimkommt, Wie? Nein, das 
möchte ich nicht. Er ruht endlich ein bißchen, und 
Sie erreichen ihn dann später wieder Im Betrieb.” 
Und dann machte es „kling” und noch einmal 
„kling”, die Teilnehmer hatten abgehängt. Herr 
Crusius fühlte mit einmal eine ziellose Traurigkeit. 
Weil Ilse Kraus angerufen und Frau Neuhaus sich 
einfach zwischen ihn und sie geschaltet hatte. 
Natürlich würde Ilse ihn im Betrieb erreichen, 
aber es wäre doch so hübsch gewesen, wenn er 
jetzt mit ihr hätte sprechen können. Und dabel 
konnte seine Schwester Ilse Kraus ganz gut leiden. 
Er stand auf und ging hinaus und fragte Frau 
Neuhaus, warum sie ihn nicht ans Telefon gerufen 
hätte? Sie sah ihn groß und sehr unschuldig an 
und sagte demütig: „Aber Werner — meinst du, 
ich hätte es gewagt, dich nochmal zu stören und 
mich wieder so anschreien zu lassen?” 

„Ach so — natürlich”, sagte er lustlos. „Also dann 
auf Wiedersehen” Und In jäher Auflehnung 
knallte er die Tür zu, 

„Das Ist der Dank”, sagte Frau Neuhaus etwas 
ziellos, doch nicht unzufrieden. 

Herr Crusius fühlte, wie im Lärm der Straßen die 
Unlust wieder von ihm abfiel. Er sehnte sich nach 
seiner Arbeit, bei der es nicht Immer sinnlose 
Widerstände zu überwinden gab, und verab- 
reichte sich im Geiste eine schallende Ohrfeige 
dafür, daß er sich eingebildet hatte, ihm, ausge- 
rechnet ihm werde unversehens eine stille Stunde 
in den Schoß fallen, Und zum Glück kam ihm dar- 
über schon wieder das Lachen, in dem er auch 
der energischen Schwester ihre boshafte Dick- 
köpfigkeit verzieh und dachte: „Dabei macht sie 
doch so gute Rohrnudeln.” Und er dachte es so 
laut, daß die Vorübergehenden ihn ansahen und 
lachen mußten. 








Am Krankenbett des Dollars 


(0, Gulbransson) 

















4) 


in MN 5 ” N 
Mat Au N 


N, 








N KO... > N 
& N 


Vu 

























„Verdammt, mit Kraft hat das nichts zu tun, das scheinen mir Blähungen zu sein!“ 


Al letto del dollaro malato: ‘Maledizione! Ciö non ha nulla a fare colla forza. A me sembrano ventositäl,, 


631 


Schlammzeit - Stagione di melma 


0. Herff im Felde) 





„Los, steh auf, ich nehme Dich im Wagen mit!“* — „Geht nicht, ich reite!“* 


“Evvla, alzati! Ti prendo con me in macchina!,, — "Non va; io cavalco!,. 


DIERSAISEEZENIBEEINT 


VON HEINZ STEGUWEIT 


Sie sprachen von dem neuen Knecht, und die 
Mögde waren vorwitzig, wie er wohl aussehen 
würde. Man wußte, daß er vom Gamanderhof 
kam, der seit vorgestern, yom Blitz getroffen, in 
Rauch und Asche lag. Wohin also mit dem Per- 
sonal? Es suchte sich andere Krippen, und einen 
der Knechte erwartete man hier oben beim Gra- 
fengut, wo die Mägde so neugierig Ausschau 
hielten. 

Um Mittag kam der Mann, Barmherziger Himmel, 
ein alter, ein greiser Kumpan mühte sich den 
Berg hinauf, das Gesicht wie Leder, die Hände 
wie Schwarzbrotrinde, Die Mägde hatten was zu 
kichern, sei’'s aus Spott, sei’s aus Enttäuschung. 


Nur der Graf, der nahm den Gevatter gern in = 


Empfang: „Du heißt?" 

„Kupferling, Herr.” 

„Genauer —?" 

„Toblas Kupferling, Herr.“ 

„Wie alt?“ 

„Weit über die Siebzig.” 

„Verheiratet?“ 

„Nee. 

„Warum nicht?” 

„S’hat an Zeit gemangelt Herr, Dies zu Gnaden, 
auch Junggesellen sind ehrlich!" 

Tobias Kupferling war willkommen. Seine Habe 
bestand aus einem schäbigen Lederkofier, den 
die Hand so fest wie möglich trug, eifersüchtig 
wurde der Besitz gehütet, alles andere hatte To- 
bias Kupferling beim Brande verloren. Der Mann 
toch noch immer wie ein Rauchfang, so nach 
Qualm und Feuer; nun zog er ein bei den Gräl- 
lichen, er hieß der „neue Knecht‘ und tat jede 
Pflicht, meist sogar vieles drüber. Aber der Leder- 
koffer, der mit dem eisernen Schloß, der wurde 
bald zum Geheimnis, womöglich zur Legende, 
Man denke: Toblas Kupferling, der sonst nichts 
hatte als Wams und Hose, schleppte das Gepäck 
allenthalben mit. Beim Melken stand der Koffer 
neben der Kuh, beim Schlafen unterm Stroh, beim 
Mähen oder Lämmerhüten alleweil zwischen den 
Füßen. 

Wer den alten Kupferling darum foppte, dem 
blieb er Jede Antwort schuldig, wer aber gut und 


offen fragte, dem gab Tobias diesen Bescheid: 
„Was drinnen ist? Nur das: mein bißchen Glück.” 
Es sollte genügen. Und es genügte dennoch kaum. 
Durch Regen und Hitze, durch Schnee und Wind 
begleitete der Koffer seinen wunderlichen Troll. 
Bald schmähte niemand den Kupferling mehr, der 
nicht nur Jede Arbeit tat, der auch Jede Arbeit 
konnte, Er bestimmte, wann der Hafer vom Felde 
und die Saat Ins Kleestück kam. Er fütterte die 
Bienen, er pfropfte das Obst, er dengelte die 
Sensen, er selchte das Fleisch. Gelernt war ge- 
lernt. Aber das Rätselraten um den Koffer hielt 
an, und die Vermutungen heckten einander aus, 
bald zwei Jahre lang, Je nach Geschmack und 
Phantasle, Er besitzt ein Sparkassenbuch, meinten 
die jüngeren Knechte, Er hat einmal geliebt und 
hütet die Briefe, schworen die Mägde. Er ist 
Veteran, er wird einen Orden haben, sprach der 
Herr Graf.Und einmal, als zur Nachtzeiteintrunkener 
Roßbursch den Koffer stehlen und zerschneiden 
wollte, gab’s häßlichen Tumult: Tobias blutete am 
Kopf, die Knechte kamen zu Hilfe, tags darauf 
jagte der Graf seinen wüsten Roßburschen vom Hof, 
So recht erholt hat sich der alte Kupferling dann 
nie, er wurde noch stiller, noch sonderlicher; kurz 
vor dem achtzigsten Lebensjahr fand man ihn auf 
den Spreusäcken, selig und hinüber, der Koffer 
stak zwischen den Fäusten, und es sah aus, als 
hätten die rissigen Hände das Gepäck endlich 
öffnen, sein Geheimnis zum erstenmal enthüllen 
wollen. — Zu spät. Aber das Angesicht schlum- 
merte versöhnt, fast lächelnd, der Friede war mit 
ihm, in Jeder Furche ruhte etwas aus, und das 
Ganze schien nicht ohne inneren Glanz, Etwa so, 
als wäre der Arme nun ziemlich reich. Jedenfalls 
reich genug, daß andere ihm den Koffer unange- 
fochten aus den Händen lösen konnten, ‚um das 
Geheimnis dem Grafen zu bringen. 

Also wurde Tobias Kupferling zum Friedhof ge- 
tragen, die Sonne schien, es gab viele Blumen, 
und seltsam auch, daß sich keiner ausschloß vom 
Geleit. Wer hatte mit dem Alten je etwas Liebes 
gesprochen? Nun sagten alle, er wäre eines Lie- 
bens würdig gewesen. 

Nach dem Begräbnis rief der Graf das Gesinde 


632 


um sich, Er sprach: „Leute, der brave Tobias hatle 
keinen Erben, wir wollen gemeinsam den Koffer 
öffnen.” 

Man schauerte etwas, als der Hufschmied das 
Schloß sprengte. Wenn das der alte Tobias sehen 
würde, wenn er das erlebt hätte ——— 

Und der Graf langte in den Koffer, zog eine 
Flasche aus dem Gehäus. Eine dicke Flasche 
Schaumwein, dazu einen Brief, dessen Datum 
wohl sechzig und mehr Jahre alt war. In dem 
Brief schrieb Kupferlings erster Meister: „Du 
gehest nun auf Wanderschaft in die weite Welt 
und mein Segen begleitet Dich. Nimm Zehrgeld 
und Brot für die ersten Tage, Nimm auch diese 
Flasche, sie Ist kostbar. Die sollst Du trinken, 
wenn Du ein Weib hast und einmal wahrhaft 
glücklich bist...” 

Der Graf hatte den Brief verlesen. Die Mägde 
drückten ihre Schürzen vors Gesicht, die Knechte 
bliesen die Backen auf: Der Tobias war ein rech- 
ter Schöps gewesen. 

Man wolle Gläser holen, kleine Gläser zwar, bat 
der Graf, und weil sich keiner aufs Öffnen sol- 
cher Flaschen gut verstand, drehte er selber den 
Korken aus dem gläsernen Hals, Man hörte kel- 
nen Knall, äuch schäumte der Wein nicht mit un- 
gestümer Heiterkeit, nein, ohne perlendes Mous- 
sieren rann er In die dargereichten Gläser. Weil 
aber viele am Umtrunk teilhaben sollten, machte 
das Erbe für Jeden nur eine Fingerhutsmenge aus. 
Man kostete, man schmeckte, man schlürfte, — 
und es geschah viel Enttäuschung ringsum. Der 
Graf sprach aus, was alle dachten: „Der Schaum- 
wein hat zu lange gelegen, er Ist zu alt gewor- 
den, nun schmeckt er flach und sauer, schade 
um die Kostbarkeltl 

Leute, wie hat der alte Kupferling sein Geheim- 
nis immer genannt?" 

„Sein bißchen Glück, Herr Graf.” 

„Ach ja. Nun geht ein wenig tanzen, liebe Leute” 
Gott hab Ihn selig den armen, den saudummen 
Knecht Toblas Kupferling. 


ELSTERN 


Von Heinz Friedrich Kamecke 


Unter dem Birnbaum, dem blühenden, 
Liegen grünliche Eierschalen, mit Aschgrau 
Und Olivenbraun betropft. 

Elstern haben im Wipfel gebrütet, 

Adı, die Sonne mag wissen, 

Wo die Jungen geblieben! 





Da steht nun das Korn in der Milch, 

Und die jungen Atzeln, metalliscien Glanzes, 
Stieben schon über die Knicks, 

Brot verheiffend und Freude, 


Unter dem Birnbaum prahlen 

Gelbrote Früchte süßduftend im Gras, 

Und die Elstern durdisciwingen die kühle 
bläue, 

Rufen zur Hochzeit. 


Oben im herbstlidien Feuer des Baumes 

Sammeln sidı lärmend die Stare zu schaflenden 
Flügen; 

Aber die Scheuen unter den Vögeln 

Bleiben im Lande, 

Streichen über die niedrigen Dächer, 

Daß die Kätner erschrecken: Es gibt einen 
Toten! 





Wieder öffnet der Birnbaum die Blütenaugen. 
Auf dem Kranz aus Reisig und Dornen 
Brüten die Elstern; 

Aber icı traue midı nidıt ans Gelege, 

Harre des Spiels ohnegleidhen: 

Mit den weißßen Fahnen der Scdwwingen 
Schmwirren die Elstern von Wipfel zu Wipfel, 
Kupfern sduillernd, lebende Pfeile. 









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633 


Zwei junge Herren aus Schweden 


Von Wilhelm Hammond-Norden 


Der Wirt war höchst erstaunt. Wie war das nur 
möglich? Die beiden Jungen Herren aus Schwe- 
den, die gestern das Zimmer bei ihm gemietet 
hatten, hatten einen so ausgezeichneten Eindruck 
gemacht. Die Freude über das Glück, ein paar 
Tage in Venedig weilen zu dürfen, hatte Ihnen 
nur so aus den Augen geleuchtet. Und in der 
Nacht — — 

Sven und Age waren 19 Jahre Jung. Sie hatten 
für drei Wochen ihre skandinavische Heimat ver- 
lassen, um sich einige der schönsten Städte Ita- 
liens anzusehen, Sie verstanden kein Wort italie- 
nisch, aber das störte sie nicht, im Gegenteil, es 





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erhöhte den Reiz des Abenteuerlichen. Sie hat- 
ten auch keinen Reiseführer mitgenommen. Sie 
entdeckten sich ihre Sehenswürdigkeiten selbst, 
und wenn sie eine übersahen, so kam es Ihnen 
nicht drauf an. 

Als sie matt waren vom Schauen, gingen sie in 
eine kleine Taverne, in der es köstlichen Wein 
gab, aber sonderbarerweise keine Makkaroni. 
Darüber wunderten sie sich,. sie hatten ge- 
glaubt, daß es in Italien überall Makkaroni gäbe. 
Am Nebentisch saßen zwei schöne, junge Da- 
men. Die Schweden fragten die Damen, warum 
es hier keine Makkaroni gäbe, die Damen ant- 










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worteten lachend, daß sie nichts verstünden, und 
so ergab es sich im Handumdrehen, daß sie selb- 
viert am Tische saßen. Da die Damen einige Brok- 
ken schwedisch wußten, kam sogar eine Art 
Unterhaltung zustande. 

Als der Abend kam, fanden sie, daß es zu schade 
sel, in der rauchigen Taverne zu sitzen. Sie bra- 
chen auf, schlenderten durch die Märchenstadt 
und dann trennten sie sich, paarweise. Age ging 
mit seiner Schönen nach links, während Sven die 
Seine nach rechts entführte, 

Spät In der Nacht trafen sich die beiden jungen 
Männer in ihrem Hotel wieder. Sie waren schon 
immer begeistert von Italien gewesen, aber so 
gut wie heute Abend hatte es ihnen noch nie 
gefallen. Da sie erst 19 Jahre alt waren, darf man 
ihnen nicht übel nehmen, daß sie versuchten, das 
soeben Erlebte im Gespräch noch einmal auf- 


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leben zu lassen. Sie redeten viel und lange und 
schwärmerisch, Und dann fragte Sven: „Sag mal, 
Age, habe Ich eigentlich schwarze Augen?” 
„Nein“, sagte Age lachend, „wieso?“ 

„Meine Liebste hat mindestens zehnmal zu mir 
gesagt: du hast so schwarze Augen! Du hast so 
schwarze Augen!” 

Age erwiderte; „Du, das war ein Mißverständnis 
Sie konnte ja kaum schwedisch, Sicher wußte 
sie nicht, was ‚Füße’ auf schwedisch heißt.“ 

Wie gesagt, der Wirt war sehr erstaunt. Zwei so 
nette Junge Männer... und mitten in der Nacht 
begannen sie, sich in Ihrem Zimmer zu prügeln. 
Noch erstaunter aber war er, als er sah, wie sie 
am nächsten Morgen höchst einträchtig neben- 
einander die Treppe herunter kamen und fried- 
lich sowie mit bestem Appetit ihr Frühstück ver- 
zehrten. 


Durchlöcherte 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


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Im ud mem 
en) 


In meinem Dorf begegnete mir ein Ortsfremder. 
Er schleppte schwitzend an einem ungewohnten 
Rucksack, unter beiden Armen trug er dicke 
Pakete. Als er mich sah, fragte er: 

„Wie weit ist es noch bis zur nächsten Bahn- 
station?” 

Ich antwortete: 


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„Wenn Ihnen kein Schutzmann begegnet — zehn 

Minuten! Sonst dauert es mindestens drei Jahre, 

bis Sie abfahren können!” I.H.R 
* 


GeafM. (um 1850) war wieder einmal in Geldver- 

legenheit. Er schickte einen kostbaren alten Ring 

im Werte von fünfzigtausend Franken an seinen 

Leibjuwelier und bot ihn für dreißigtausend zum 

Kauf an, 

Nach ein paar Tagen kam das Pakeichen mit 

folgendem Begleitbrief zurück: 
„Herr Graf, der Ring ist leider für dreißigtau- 
send nicht anzubringen — ich kann nur zwan- 
zigtausend bieten. Sollten Sie einverstanden 
sein, so öffnen Sie bitte das Päckchen gar nicht 
erst, sondern lassen es an mich zurückgehen 
Ich schicke dann sofort das Geld.” 

Wütend reißt der Graf das Päckchen auf und fin- 

det neben dem Ring einen Zettel: 

„Also schön, ich gebe Ihnen auch dreißigtau- 

send.“ FF 


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fernt werden sollen, wo ein 
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EIN DÄNISCHES ERLEBNIS ZWISCHEN SEELAND UND JUTLAND 
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Man vollendet zur Zeit einen recht vergnüglichen 
und lehrreichen Kreislauf, Er begann einst damit, 
daß man auf einem Brettchen stand und sich mit 
einem Fuß vorwärts stieß, dann bekam man einen 
kleinen ‚Holländer‘, später, als'man zur Schule ging, 
brachte man’s zu einem Fahrrad, wieder später 
kaufte man sich ein Auto und als man was ge- 
worden war, sah man sich schon nach einem Pri- 
vatflugzeug um. Da erhielt man einen gehörigen 
Stups, und wurde wieder aufs Fahrrad gesetzt. 
Man hatte ganz vergessen, daß Radeln so lustig 
war. Und dann die Perspektiven, die es eröffnet! 
Die haben uns alle ganz verändert! Ein Mann, der 
einen Fahrradschlauch zu verkaufen hat, einen 
wirklichen Schlauch, der noch was hält, steht heut 
in einer Reihe mit einem Baron und einer, der 
gar zwei zum Hergeben hat — ja, der Ist minde- 
stens so viel wie ein Graf mit Fideikommiß! Der 
Vetter des Kolonialwarenhändlers, bei dem ich 
kaufe, hat einen Onkel, dessen Schwager eine Kou- 
sine hat, die einen Mann mit verkaufbarem Fahr- 
radschlauch kennt. Dieser Mann wohnt in Jütland, 
in der Nähe von Grindsted. Ich radelte innerhalb 
von beinähe vier Tagen hinüber und flickte unter- 
wegs meine alten Schläuche 32mal. Er stand ge- 
rade im Hof, als ich ankam, und hatte die Hände 
tief und nachdenklich in den Hosentaschen. 
„Mein Name Ist Peter Hansen.” 

„Soso.” 

Er wandte mir den Rücken und ging in Richtung 
Schweinestall davon. Nun Ist es ja augenblicklich 
so, daß Schweine viel mehr wert sind, als Men- 
schen, deshalb beeilte ich mich, ihn einzuholen, 
ehe er im Stall der Bevorzugten verschwunden. 
„Ich habe gehört, Sie hätten einen Radfahr- 
schlauch zu verkaufen. Ich bin von Seeland her- 
über geradelt, um mit Ihnen zu sprechen.” 
„Gestern war einer von Viborg da.” 

Damit konnte- ich allerdings nicht konkurrieren, 
ich stand noch und grübelte darüber nach, was 
auf Ihn irgendeinen Eindruck machen könne, da 
sagte 





(Hanna Nagel) 





„Aber, wenn Sie den langen Weg gefahren sind, 
was haben Sie denn dann mir anzubieten?” 
„Zwanzig Kronen.” P} 

„Gut — und was weiter?” 

Nun hatte man mir schon auf Seeland gesagt, daß 
ich was extra mitbringen sollte, so hatte Ich mich 
bemüht, mittels eines halben Liters Petroleum, 
einer kleinen Zinkplatte, zwei Meter Verlänge- 
rungslitze und einer Handvoll Nägel von einem 
Freund ein Päkchen echten Tabaks einzutauschen. 
„Wollen Sie sich eine Pfeile stopfen?” 

Er stopfte, zündete die Pfeife an und ließ den 
köstlichen, echten, blauen Rauch aus Mund und 
Nase sickern. Ich hatte das Gefühl, als ob wir 
uns näher kömen. 

„Na ja, ansehen dürfen Sie mal den Schlauch.” 
Er holte ihn. Der Schlauch war schön, wie ein 
Traum in der Mainacht. Er schien zu wachsen und 
einen Glorienschein um das Haupt des Schweine- 
besitzers zu bilden. Aber ich hielt mich zurück, 
um nicht zu viel zu sagen, 

„Ich habe ein Stück Lötzinn, ungefähr ein Pfund.” 


‚Und dann hab ich elf Eßlöffel voll echten Kaffee.” 
„Na ja, nicht übel,” 
„Zweiunddreißig wirkliche Flaschenkorke.” 
„Und weiter...” 
„Einen Rahmen Buchenholz, zwei Flaschen Koch- 
spiritus, eine Stange echter Vanille und ein paar 
Prisen Pfeffer...“ „Ja, und...” 
Ich begann nervös zu werden, es war so, als ent- 
kleide er mich Stück um Stück, Sollte ich denn 
alles verlieren, was mir Ansehen gab?. 
„Zwel Stück Waschseife, ein Kilo Weizenmehl... 
und... und ein Pfund Reis. Aber jetzt hab Ich 
wirklich nichts mehr!” 
Ohne ein Wort zu äußern, langte er abermals 
zum Tabak hinüber und stopfte sich die. Pfeife 
brechend voll. 
„Und wo sind so die Waren? Noch auf Seeland?” 
„Nein, nicht mehr. Mein Sohn ist zugleich mit mir 
aufgebrochen und hat sie in einer Kiste bei sich, 
hinten auf dem Rad. Er wartet draußen vor dem 
Hof. Geben Sie mir den Schlauch?” 
Der Schlauchbesitzer reichte mir seine Hand hin, 
Sie war gut ein Viertelquadratmeter groß. Ich 
schlug ein. Mein Sohn fuhr mit den Waren herein 
und begann abzuladen. 
„Übrigens habe ich noch einen Schlauch, falls 
Sie Interesse dran hätten.” 
„Für den Fall hab ich noch was extra mitgenom- 
men. Ein Paar- Skistiefel. Ein Paar braune Schuhe, 
einen Kammgarnanzug und vier Paar Wollsocken, 
jedes nur einmal gestopft.” 
„Gut. Einverstanden.” 
Wieder reichte er mir seine Pranke hin, Ich be- 
eilte mich, die Schläuche zu wechseln und fort- 
zukommen. Und nun beging Ich eine Dummheit. 
Auf der Heimfahrt fuhr Ich durch die Badeorte, 
um recht zu prahlen. Ich Kamell Die Leute rann- 
ten zusammen und bestaunten die zwei fast un- 
gebrauchten Schläuche. Buben rannten mir nach, 
Damen stellten sich mir in den Weg und lächel- 
ten holdselig. Ehe ich heimkam, hatte ich ein 
Angebot auf ein hinterstelltes Auto, acht Sack 
Kartoffeln, einen Photoapparat, 14 Tage Hotelauf- 
enthalt und ein Ponnygespann. 
Nun habe ich die Schläuche hergegeben. Ich 
konnte das Telephonieren und die ewigen Be- 
suche nicht mehr aushalten. Ich tauschte sie 
gegen ein Blockhaus in Svinklöv, das ich wieder- 
um gegen eine Obligation eintauschte, und da 
ich nicht wußte, ob es eine gute sei, tauschte 
ich sie wieder gegen ein halbes Pfund Kaffee, 
zwei Tafeln Schokolade und drei Päckchen Tabak. 
Radfahren kann ich allerdings nicht mehr. Aber 
nun hab ich doch wenigstens wieder etwas, was 
mich gesellschaftsfähig macht. 

(Aus dem Dänischen übertragen.) 





636 


DIE BRIEFMÄRKE 


Ein Menfch, der, wenn’s ihm fonft bellebt, 
Großzügig manche Mark ausgibt, 

Fühlt jäh die Sparfamkeit erftarken 
Dreht ichs, anftatt um Mark, um Marken: 
Sechs Pfennige koftet und nicht mehr 

Ein Kartengruß im Fernverkehr, 

Jedoch der Menfch, tief in der Nacht, 

Hat eine Marke nur zu acht 

Und meit entfernt, daran zu denken, 

Dem Vater Staat mal was zu fchenken, 
Sucht er hartnäckig zu erreichen 

Das angemeff’'ne Poftwertzeichen. 
Brieftafche, Schreibtifch, jedes Eck 
Durchftöbert er zu diefem Zivech, 

Zuletst, mit Schritten, fiebenmeilig, 

Trägt er die Karte, die nicht eilig, 
Perfönlich nachts noch an die Bahn, 
Spricht, fonft fo fchüchtern, Fremde an, 
Feftftellen muß er voll Empörung, 

Der Automat hat eine Störung! 

Jet geht er trinken einen Schoppen, 
Jedoch - fo kann das Schichfal foppen! - 
Die Sechfer er auch hier nicht kriegt: 
Nun endlich gibt er fich befiegt. 

Und reif für den Entfchluß, den harten, 
Klebt er die Achter auf die Karten. 


Eugen Roth 


MEIN FREUND JOHANNES 


Ich hatte Marlanne einst sehr gern gehabt. Sie 
erschien mir gerade und natürlich, Johannes aber 
tand sie — seltener Fall, daß wir uns einmal 
nicht einig waren — verspielt und unnatürlich 
Nun, wir hatten nicht lange Gelegenheit, uns dar- 
über zu streiten. Sie entschwand bald aus unse- 
rem Gesichtskreis. 
Eines Tages sah ich sie wieder, An allen mög- 
lichen Körperteilen mit allen unmöglichen Farben 
beschmiert, dazu In Herrenhosen. Ich berichtete 
Johannes darüber, und es dauerte auch nicht 
lange, da trafen wir sie auf einem Spaziergang 
In der gleichen Aufmachung. Sie steuerte auf uns 
los und begrüßte uns mit lauter Stimme. Dann 
wandte sie sich mir zu: 
„Na, du hast wohl das brave Mädchen von früher 
gar nicht wiedererkannt? Wie gefalle Ich dir 
denn so?" 
Während ich mir noch überlegte, was Ich antwor- 
ten könnte, ohne die Gesetze der Ritterlich- 
keit einerseits und meine Wahrheitsliebe andrer- 
seits allzusehr zu verletzen, raunte mir Johannes, 
wie mir schien etwas reichlich laut, zu: 
„Sag es nichtl Sie bringt es fertig und verklagt 
dich wegen Beleidigung.” 

* 
Martin trug sich mit dem Gedanken, eine Lebens- 
versicherung einzugehen. 
„Aber Martin, du bist doch noch so Jung und ge- 
sund, das lohnt sich für dich doch gar nicht”, 
meinte Johannes. 
„Man sieht, daß du nicht ein bißchen geschäfts- 
tüchtig bist, Johannes”, widersprach Martin. „Ge- 
rade weil ich noch so Jung bin, kann ich Ja be- 
sonders günstige Bedingungen bekommen. Ein 
paar Mark nur zahle ich monatlich, und wenn ich 
dann sterbe, werden meinen Erben ein paar Tau- 
send ausgezahlt. Und das beste Ist noch, daß sie 
es sogar dann schon bekommen, wenn ich sterbe, 
nachdem ich erst ein paar Monate eingezahlt 
habe. — Ja mein Lieber, man muß immer kauf- 
männisch denken!” 
„Wenn du das tust, so fürchte ich, daß du dich 
bald jeden Monat darüber ärgern wirst, daß du 
schon wieder nicht gestorben bist und zahlen 
mußt“, sagte Johannes. 9. Bieger 


Der Mann im Mond 


terich Schilling) 


„Die Sichel nimmt ständig ab, wie lange werde ich mich noch auf sie stützen können ?“ 


L’ vomo nella Iuna: "La luna va sempre piü decrescendo. Quanto tempo ancora mi potrö appogglare ad essa?,, 


637 





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VON SCHLEHDORN 


Zirkus ist schön! 

Schon auf Riechweite diese Atmosphäre von Pfer- 
den. Nicht Im Stall stehenden, sondern bewegten 
Pferden, — warum hat man noch kein Parfüm 
„mille chevaux” (Crachet, Paris) herausgebracht? 
Direktor Krause-Cavallini tadellos im Frack, zwei 
lange Falten neben dem goldplombengeschmück- 
ten Munde, der die Gäste, umgeben von 12 Lipiz- 
zanern, begrüßt, wäre ein Kavalier, wenn er nicht 
seine restlichen Haare zu sauber gewichst trüge, 
und wenn er nicht mit der Peltchse knallen wollte. 
Der Berberlöwe ist wüstenwild, vorher gefüttert 
und riecht enorm nach sich selbst. Er wird eben 
nie ein Salonlöwe. 

Der Clown trägt eine Tür herein, schließt umständ- 
lich auf, geht hindurch, schließt umständlich wie- 
der zu und — trägt die Tür hinaus. Wie würde es 
manchen Wissenschäftler beruhigen, wenn er die- 
ses Vorganges eingedenk wäre. 

Dann wieder Pferde: die kleinsten Liliput-Zwerg- 
Piccolo-Ponies der Welt. Als diese „noch nie da- 
gewesene Nummer” das letztemal da war, liefen 
noch acht von den kleinhufigen, dicklichen Pferd- 
chen mit Federpuscheln auf dem dummen Kopf 


Anerkennung = Riconoscimento 





u En 


um die grünsamten dekolletlerte damalige Miß, 
heutige Signorina Valerie herum und brachten zu- 
letzt durch rechizeitiges Schütteln von abgenutz- 
ten Schellengurten eine abgenutzte Opernmelo- 
die zum Erklingen. Jetzt waren es nur noch sieben, 
und ein halber Ton fehlte. Aber Naive vom Film 
und Ponies bleiben für das Publikum immer jung 
und süß. Nun Luftakrobaten: gespannte Muskeln 
und gespannte Zuschauer, und keiner will sich 
was merken lassen. Ihr Reiz liegt, wie bei ge- 
wissen Frauen, darin, daß etwas passieren könnte. 
Und es war schön, wenn es vorbei Ist, 

Und dann der Höhepunkt: Vivian, die Tochter des 
Direktors, reitet in einem Dreß, der wie angegos- 
sen sitzt, und mit einem gleichfalls angegossenen 
Lächeln, Jung, blond und allabendlich den Hengst 
„Oskar Hohe Schule. Verwachsen mit dem Pferd- 
Zentauren müssen, sie kann das. Sie braucht 
weder Gerte noch gar Sporen; von, heil, den 
Schenkeln allein läßt sich der Hengst, den Schaum 
des Widerspruchs vorm Maul und in der Kinn- 
kette, zur Plaffe, Pesade und Pirouette bestimmen 
— ein Urbild hochimposanter männlicher Skla- 
verei. 


(0. Hermann) 


„Wissen Sie noch, Frau Hierlinger, wie Ich immer die großen Blumenkörb' bei Ihnen "kauft hab?" 
„Freill, Herr Doktor, — und jetzt bringen S' der Frau Gemahlin Maroni mit — I sag’s halt: Immer 


no der alte Lebemann !* 


"Vi rlcordate ancora, Sora Hierlinger, come Io compravo sempre da Vol I grandi corbelli di fori?,. — "DI certo, signor 
Dottore ... e adeso portate alla vostra consorfe | maronl ... Eh lo dico bene io: ancor sempre Il vecchio viveur!“ 






‚ontl. Schriftte 
hhandlungen, 
Ib 15. Okt. 191 





und Druck; Knorr & Hirth Kommanditgesollschalt, München, Sondlin; 








v Sch 
: Einzelnummer, 30 Pi 
Porto beillegt 





Zum Abschluß Pantomime, Staub, Gedränge, ver- 
klingender Pferdeduft, 

Zirkus ist schö-ö-ö-n! 

In der nächsten Nacht träumte Regierungsrat Ju- 
lius, er käme In den großen Stall der Stecken- 
pferde. Denn wer hätte nicht irgendein Stecken- 
pferd? 

Die standen alle zur Nacht an der Krippe ange- 
bunden und fraßen, 

Das vom Regierungsrat v. Plessing: Briefmarken; 
aber nur europäische, andere und Ganzsachen 
wies er zurück. 

Das von Freund Theo, dem Maler: Farben, die aus 
der Tube quollen, vor allem Deckweiß und Licht- 
gelb. Es war schon ganz durchsichtig. 

Das von Frau Dorette: Spitzendeckchen, kleine 
und ganz kleine, kunstvoll um leere Räume her- 
umgearbeitet. Manche geschickte Dinerunterhal- 
tung ist auch so. 

Das von Herm v, Schulze-Schindelhausen knab- 
berte an einem frischen Stammbaum. 

Das von Kommerzienrat Brääbsch in Leipzig ver- 
schlang Tabaksdosen, wertvoll, künstlerisch und 
sehr historisch, — Im Grunde bedauerte Frau Ida 
Bräöbsch es doch, daß sie nicht die große Dose 
von Talleyrand für Häkchen und die kleine der 
Maintenon für Osen benutzen konnte; eine Dose 
mit nichts drin ist doch sinnlos. Aber Herr Gene- 
ralkonsul v. Znaim sammelte eben auch, und noch 
unbrauchbareres: dessen Steckenpferd verlangte 
Porzellan aus der Zeit der Mingdynastle; die ver- 
wandten das Meißener Drachenmuster auch schon. 
Das Steckenpferd von Herrn Marquardt fraß Mün- 
zen, — das gäbe bei geordnetem Stoffwechsel 
Aussicht, ein oft erörtertes finanztechnisches Pro- 
blem zu lösen. 

Das von Frau Dr. Krämer-Quietsch, die in brillan- 
ter Koloratur dilettierte, wieherte nur. 

Viele futterten Bridgekarten, und mehr als eine 
nahm kleine Schnäpse (denn kleine Schnäpse Ist 
noch ein Steckenpferd, bei den größeren Ge- 
mäßen beginnt das Laster), 

Am leichtesten sind die kleinen Steckenpferdchen 
mit Flügeln, die Privatpegasusse, zu ernähren: die 
futtern Seelenhach& und welke Erinnerungsblumen 
(Sentimentalltätsheu). — 

Manche Im Stall haben auch aristokratische Ge- 
stütsmarken auf der hölzernen Hinterhand aulge- 
brannt. 

Manche auf Täfelchen ihr Pedigr& über der Box. 
Etwa „Heraldik“ v. „Geltungstrieb” a. d. „Tradi- 
tion“, Oder „Boullemöbel” v. „Uberfluß” a, d. 
„Wohnungskultur“ (Boullemöbel sind übrigens 
nicht nur Könapees, wie du dachtest, Dorette), 
Oder „Famllienforschung” v. „Dienstbefehl” a. d. 
„Angst vor der jüdischen Großmutter”. Oder 
‚Bridge” v. „Dernier cri” a. d. „Langeweile' und 
so welter. — — — 

Plötzlich trat Vivian, die Tochter des Direktors — 
abgesessen wirkte sie kleiner und war weniger 
Amazone, mehr Kurfürstendamm — mit langer 
Peitsche in den Traum und in den Mittelpunkt der 
Reitbahn. Knallte, lächelte und sprach: „Alle mal 
herhören, bittel : . 

Jeder sollte sich frühzeitig ein Steckenpferd an- 
schaffen. Denn auch auf Steckenpferden lernt man 
im Alter schwerer relten. 

Es gibt Steckenpferde für jeden Geschmack und 
‚Geldbeutel. Bestes Vollblut wird mit Chips gefüt- 
tert, nicht aus Kartoffeln, wie In der Bar, sondern 
Chips aus Monte-Carlo, Als Gebrauchsstacken- 
pferd empfiehlt sich Heimatverein oder Liedertafel. 
Vergessen Sie nicht: das Steckenpferd läuft mit 
unsern Beinen. Ich reite mit Oskars Beinen; beim 
Zentauren ist die Frage bekanntlich ungeklärt. 
Arbeit läuft alleine. Aber Steckenpferde wollen 
bewegt werden. 





»Bitte, antraben, meine Herrschaften!” 


Dann löste sie sich in Lächeln und In Leder-, Veil- 
chen- und Pferdeduft auf. 
* 


Seitdem sieht Regierungsrat Julius manch einen 
seiner Bekannten immer in langen, engen Reit- 
hosen, mit Stegen, wie sie der Direktor Krause- 
Cavallini trägt, und mit eilig bemühten Beinen 
sein Steckenpferd tummeln, um die Bahn des Jah- 
reslaufs, um den toten Punkt der Langeweile her- 
um; Plessing und Kommerzienrat Bröäbsch und 
Herrn Marquardt und Herrn v. Schulze-Schindel- 
hausen. Und sich mühen und lächeln... 

Zirkus Ist schönl 


I Straße 80 (Forneuf 1296). Brlofanschrift: München 2 BZ, Brioftach. 





tollungen nehmen 
pre nach Preisliste Nr. 7 
5920. Erfüllungsort Nünchen. 





Der Helfer 


(R. Krlesch) 


T Bel) ı 





\ 


„Also dieser Knopf ist das dümmste, was ich je gesehen habe — einfach 
nicht zuzukriegen!“ — „Das sagst du nur, weil er am Schuh sitzt, Franz!“ 


II cavaliere: “Ma questo bottone & la cosa piü stupida ch’ io abbia mai visto... non c'& verso di 
chiuderlo!,, — “Franz, lo dici soltanto perch& & nella scarpal,, 


639 


(wilhelm Schulz) 





Der geeignete Mann 





Y Ba #R DE a wi ı U hi. ® 
„Ich möchte mich Ihnen als gemeinsamen Oberbefehlshaber empfehlen, meine Herren: Mein Vater war 
englischer Lord, meine Mutter Amerikanerin und außerdem hama noch gehabt ä jüdischen Hausfreund!“ 


L’uomo adatto: „Signori miel, vorrei raccomandarmi a Vol come Generalissimo. Mio padre era un Lord 
inglese, mia madre un’ americana ed oltracciö abblamo avuto anche un gludeo quale amico di casal,, 


640 


München, 7, Oktober 1942 . 
47. Jahrgang / Nummer 41 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Das Risiko 


{E. Thöny) 


ae 








„Die Zweitefrontmedizin wäre ja gut, aber ob sich das kostspielige Präparat noch lohnt?“ 


II risico: "La medicina del secondo Fronte sarebbe buona; ma che valga ancora la pena di servirsi d’ un sl costoso preparato?,, 


Schlußpfiff — 2:1! - Fischio di chiusa 2:1! 


(t. v. Horväth) 





IN EINEM WARENHAUS 


„Womit kann ich dienen?” erkundigte sich der 
Junge Verkäufer des Warenhauses und starrte die 
hübsche Dame jenseits des Pultes an. 

„Ich brauche ein Geschenk für einen achtjährigen 
Jungen”, sagte die Dame sinnend, „es soll nicht 
zu teuer sein. Es soll..." 

„Ich bin vollkommen im Bilde. Was Gnädigste 
benötigen, ist eine Kinderflöte. Es weckt In dem 
Kinde musikalische Talente, macht aber dennoch 
Freude.” 

Er wickelte das Instrument ein und wies die Dame 
an die Kassa. 

Einige Sekunden später stand sie Jedoch wieder 
vor ihm. „Ich habe mir die Sache überlegt, der 
Junge wird den ganzen Tag Lärm mit der Flöte 
machen, und seine Eltern sind sehr nervös. Sie 
müssen das Instrument zurücknehmen. Bezahlt 
habe ich es ohnehin noch nicht.” 
„Zurücknehmen kann ich leider nichts”, erwiderte 
der Verkäufer höflich, „das ist gegen unser Ge- 
schäftsprinzip. Aber ich kann es Ihnen gegen 
etwas Gleichwertiges umtauschen. Bitte sich aus- 
zusuchen! 

Wenn Ich mir einen Vorschlag erlauben darf, 
Gnädigste, dann nehmen Sie einen Fußball. Sport 
stählt den Körper des Kindes und bereitet den 
Menschen für den Lebenskampf vor.” 

Er packte den Ball ein und betrachtete seine 
Kundin nicht ohne Erleichterung, wie sie zur Kassa 
ging. Doch’knapp davor machte sie kehrt. 

„Es geht doch nicht”, sagte sie, „der Junge wird 
den ganzen Tag spielen, wird nichts lernen und 
erhitzt nach Hause kommen. Sie müssen den Ball 
zurücknehmen!” 

„Zurücknehmen nicht”, erwiderte der Jüngling, 
und sein Lächeln wirkte etwas krampfhaft, „das 
ist gegen unser Geschäftsprinzip. Aber vielleicht 
gegen etwas Gleichwertiges umtauschen!” 
Schließlich einigten sie sich auf ein Bilderbuch. 
Die Dame verstaute das Buch unterm Arm und 
entfernte sich. Knapp vor der Tür holte sie der 
Verkäufer ein. 

„Gnädigste haben vergessen, das Buch zu be- 
zahlen”, flöteie er. 

„Das Buch?‘ machte die Dame erstaunt. „Ich soll 
Ihnen das Buch bezahlen?” 

Dem Verkäufer perlte der Schweiß von der Stirne. 
„Sie haben es doch schließlich und endlich ge- 
kauftl‘ 

„Das wohl, Aber dafür habe Ich Ihnen doch den 
Fußball zurückgegeben.” 

„Zahlen Sie also bitte den Fußball.” 

„Für den Fußball habe ich Ihnen die Flöte zurück- 
gegeben.” 

„Du meine Güte, zahlen Sie eben die Flötel” 


VON LUDWIG V. POLLANDT 


„Die Flöte habe Ich ja nicht gekauft!" 
Der Verkäufer starrte sie mit offenem Munde an. 
In seinem Kopf begann sich alles zu drehen. 
„Sie sind eine unausstehliche Damel” 

Die Dame fuhr auf, wie von einer Natter ge- 
stochen. „Waas?” schrie sie. „Was haben Sie ge- 


sagt? Ich bin unausstehlich? Das werden Sie so, 
fort zurücknehmen!” 

„Zurücknehmen nicht“, röchelte der Verkäufer, 
„das Ist gegen unser Geschäftsprinzip. Aber ich 
kann es Ihnen gegen etwas Gleichwertiges um- 
tauschen.” 


BAUM DER KÄUZE 


Bäume gibt es, die den Staren 
Sammelplatz und Zuflucht sind, 
Fallen sie in schwarzen Scharen 
Abwärts durch den Abendwind. 
Ach, ich gleiche solchem Baume! 
Statt der Stare aber läßt 

Mancher Kauz aus blauem Raume 
Sich hernieder ins Geäst. 

Nichts will helfen! Immer wieder 
Schwebt ein seltsam Volk heran, 
Sträubt behaglich sein Gefieder, 
Nickt mir zu und plaudert dann: 
Einer ist, um Gold zu kochen, 
Endlich auf der rechten Spur, 
Sein Gefährte ringt seit Wochen 
Mit der Zirkel-Quadratur, 

Doch das Höchste sucht der Dritte, 
Die Arznei, die alles heilt, 
Während nach der Weltenmitte 
Fieberhaft ein Vierter peilt. 

Samt Atlantis ist versunken, 

Was das Ziel des Fünften bleibt, 
Der von trüben Träumen trunken, 
Dicke Manuskripte schreibt, 

Die er mir als Gnadengabe 
Durchzulesen nahelegt, 

Weil ich dann erst innehabe, 

Wie sich Zeit und Raum bewegt. 
Auch die Wärmekraftmaschine, 
Die sich nie erschöpfen kann, 


642 


Ewig emsig wie die Biene, 

Bietet mir ihr Schöpfer an. 

‚Andre zieh’n verscholl’nen Worten 

Mit dem Schlüssel hinterdrein 

Oder dringen durch die Pforten 

Edens kühn zu Gott hinein, 

Kämpfen um die Kraft der Kräfte, 

Wissen, was sonst keiner weiß, 

Treiben windige Geschäfte 

Mit dem Mond- und Sternenkreis, 

Fahren auf Planetenbahnen 

Durch das All und durch das Nichts, 

Kosmos-Käuze, Monomanen 

Ihres wirren Innenlichts — — 

Alle aber kommen endlich 

Wiederum zu mir geeilt. 

Nichts will helfen! Unabwendlich 

Ist dies Los mir zugeteilt. 

Baum der Käuze, steh ich staunend 

Unterm Himmel Tag für Tag, 

Und es gaukelt leise raunend 

Um mein Ohr ihr Flügelschlag. 

Soll ich ungeduldig werden, 

Zorn versprühen oder Spott? 

Über Mensch und Kauz auf Erden 

Wacht ja doch der gleiche Gott! 

„Selig sind die Sonderbaren, 

Weil sie nicht so viel wie du 

Von dem Leid der Welt erfahren“, 

Flüstert er mir lächelnd zu, 
HERBERT FRITSCHE 


Brasilien in Gefahr 


(Erich Schilling) 








„Soeben erhalte ich eine schwerwiegende Nachricht von 
den Gefahren, die uns durch die Achsenmächte drohen!“ 


I Brasile in pericolo: "In questo momento ricevo una gravissima nofizia dei pericoli che ci minacciano da parte delle Potenze dell Assel,, 


643 


Im Filmdrama 


(K. Helligenstaedt) 


„Ich hätte Hemmungen, wenn ich so vor aller Welt meine Seele entblößen müßte!“ 


Nel dramma in film: “lo mi sentirel tult" impacciata se dovessi svelare cosl I’ anima mia davanti a tuttil,, 


644 





Der unangenehme Brief - La lettera sgradita 


(Fr. Bilok) 





1... Ich habe mich nur schwer zu diesem Brief entsehließen können, aber nun fühle ich mich wie befreit... 


“...a gran fallca mi decisl di scriver questa lettera; ma ora ml sento come liberata 





DER KRAGENKNOPF 


Vor Jahren hatte ich die Ehre, anläßlich einer 
Theaterfestvorstellung vor einem erlesenen Publl- 
kum — die Mitglieder des schwedischen Königs- 
hauses an der Spitze — die Festrede zu halten. 
Zur Feler des Tages zog ich natürlich Frack und 
weiße Weste an. Meine Frau und ich bestiegen 
eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung 
dieStadtbahn, um so Ins Stadtinnere zu gelangen — 
und den Rest des Weges im Taxi zurückzulegen. 
Alles war also soweit in Ordnung. Auch meine 
Frau war in Gala, und ich selbst hatte mich gut 
auf meine Rede vorbereitet. 

Auf dem Zentralbahnhof verließen wir den Zug, 
um eln Auto zu nehmen. Zugegeben, ich war ein 
bißchen aufgeregt, wie man es bei solchen außer- 
gewöhnlichen Anlässen eben Ist, Als wir den Bahn- 
hofsplatz überquerten, überlief es mich auf ein- 
mal kalt. Ich fühlte, wie ein kleiner, kantiger Ge- 
genstand über Brust und Bauch hinabglltt. Es war 
— der vordere Kragenknopfl 

„Ach du Schreckl" rief ich meiner Frau zu, „Der 
Kragenknopf Ist mir ins Hemd gerutschtl” 

„So hole ihn doch rasch wieder hervorl Ich werde 
dir Im Auto beim Umbinden des Kragens helfen“, 
entgegnete sie, „Aber so beeile dich doch, wir 
haben bloß noch zehn Minuten Zeitl” Sie wurde 
schon nervös. 

Ich klopfte mir auf den Bauch und hüpfte von 
einem Bein aufs andere, Und dabel spürte Ich, wie 
besagter Kragenknopf mein rechtes Hosenbein 
entlangrutschte — — und sah ihn dann, als er den 
Weg ins Freie gefunden, in einem Gully von der 
Erdoberfläche verschwinden. 

Im gleichen Augenblick löste sich der ganze 
Kragen, und auch die Krawatte fiel herab. 

„Eine fatale Geschichtel” stöhnte ich. „Tücke des 


VON ERIK LUNDEGAARD 


Objektes! Was fange ich bloß an? Alle Geschäfte 
sind geschlossen! Nirgends wird ein Kragenknopf 
gegen Geld und gute Worte zu haben sein!” 
„Rasch Ins Autol” sagte meine Frau. „Dann werden 
wir schon weltersehen.” 

Wir bestiegen also in großer Hast ein Auto. Ver- 
zweifelt versuchten wir mit vereinten Kräften, den 
Kragen durch die Krawatte zusammenzuhalten, 
Was natürlich unmöglich war. 

Im Theater angekommen, wandte ich mich an den 
Maschinenmeister, einen freundlichen älteren 
Herrn. Vier Minuten bevor ich auftreten solltel Der 
Zuschauerraum war bis auf den letzten Platz ge- 
füllt. Es wimmelte von Schwarz und Weiß, Farbe 
und Pracht. Ein dumpfes Brausen drang erwar- 
tungsvoll zur Bühne herauf. 

„Ich brauche einen Kragenknopfl” rief Ich ihm zu. 
„Können Sie mir einen Kragenknopf beschaffen?“ 
Mit meiner Beherrschung war es vorbel, Ich tanzte 
förmlich hin und her. „Sagen Siel Kann man nicht 
rasch In ein Geschäft schicken? Oder anrufen? So 
sagen Sie doch etwas! Ach, Ich vergehe vor 
‚Angst und Aufregung! Die Vorstellung muß hinaus- 
geschoben werdeni Das ist die furchtbarste 
Stunde, die ich je,erlebt habel” 

Ich schwieg erschöpft. Ich wischte mir den Schweiß. 
von der Stirn. 

Der alte Maschinenmeister hatte noch kein Wort 
gesagt. Mitleidig lächelnd sah er auf mich herab. 
Doch Jetzt nahm er seinen Kragenknopf aus dem 
blauen, kragenlosen Arbeitshemd und reichte Ihn 
mir, 

„Hier, nehmen Sie einstweilen meinen! Warum 
haben Sie sich denn nicht gleich an mich ge- 
wandı?” 

Tja, daß ich daran nicht gedacht hattel 


645 


Er half mir, den Knopf einzusetzen und die Kra- 
watte zu binden, 

Eine Minute später stand Ich Im Glanz des Ram- 
penlichtes und hielt meine Rede. Der König nickte 
mir gnädig zu — und die andern hielten den Atem 
an... 

Später fragte Ich dann hinter der Bühne den Ma- 
schinenmeister, was ich Ihm nun für seine Be- 
mühungen geben dürfe. 

„Fünfundzwanzig Kronen“, erwiderte er sachlich, 
ohne eine Miene zu verziehen. 

„Was? Fünfundzwanzig Kronen für einen Kragen- 
knopf?"“ 

War das der freundliche alte Herr? Ich glotzte Ihn 
ohne Verstehen an. Ich würde mich sicher verhört 
haben. 

Er aber zog ganz erstaunt die Brauen hoch und 
schüttelte verwundert den Kopf. „Wie? Ist Ihnen 
das zu viel Geld? Ist Ihnen das der Kragenknopf 
nicht wert? Da werd’ Ich ihn mir doch lieber in die 
Börse stecken!” Er streckte mir die offene Hand 
hin, daß ich ihn nicht mißverstehen konnte. Vor- 
wurfsvoll sah er mich an und meinte: „Und Ich 
habe geglaubt, daß so ein Kragenknopf ein gutes 
und beruhigendes Gefühl für Sie sein könnte. Ist 
das etwa nicht den geringen Preis von fünfund- 
zwanzig Kronen wert?” 

Da fiel mir alles auf einmal ein. Ewig hier hinter 
der Bühne bleiben konnte ich ja wohl nicht. Ich 
mußte zurück in den Saal, Der Abend war noch 
lang. Und vielleicht — ja, vielleicht würde der 
König mich zu sich rufen — — 

Da sagte ich kein einziges Wort mehr. Da zog ich 
nur eiligsı die Brieftasche, um zu bezahlen... 








(Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 


DASETESZEANMLE NT D/EIRTTTEIERR FACE 


Teerjacken sind alte Fahrensleute, sind Männer, 
die auf den großen Tiefseeseglern alle Meere der 
Welt befahren haben, Zwei rechte Vertreter stel- 
len Käppen Kieker und Jonny Immerblau dar, die 
in der ‚Fähre VII”, ihrer Stammkneipe am Hambur- 
ger Hafen, sitzen, Wie es den Anschein hat, haben 
die beiden Teerjacken etwas Wichtiges vor, Man 
sieht es an ihren nachdenklichen Gesichtern, und 
außerdem hat Jonny Immerblaw einen Bleistift und 
Papier vor sich auf dem sandgescheuerten Tisch 
liegen. 

Ja", sagt Käppen Kieker, und dabei rührte er 
nachdenklich seinen Grog um, „Ja, Jonny, der An- 
fang ist immer das Schwerste.” 

Jonny Immerblau legt den Bleistift beiseite und 
zerkleinert das Stückchen Zucker in seinem Grog- 
glas. 

Käppen Kieker wiederholt: „Der Anfang ist Immer 
das Schwerste, Jonny.” 

Jonny grunzt: „Aber laß uns man erst mal an- 
fangen.” 

„Wie denn?” 

„Wie immer.” 

„Hast du denn schon öfter Testamente gemacht, 
Jonny?" 

„Davon spreche ich ja gar nicht. Ich meine, laß 
uns erst mal anfangen zu trinken — also Prost!” 
Beide nehmen das Grogglas in die Hand, blicken 
sich In die Augen und schlürfen, so recht mit Ge- 
nuß, den Grog zur Hälfte hinunter. Genau, wie ab- 
gepaßt, setzen sie die Gläser zu gleicher Zeit 
wieder auf den Tisch; das macht die alte Gewohn- 
heit. An die fünfundvierzig Jahre fahren und trin- 
kon sie schon gemeinsam, die beiden alten Fah- 
tensleute, Tree Freundschaft verbindet sie. Ver- 
schleden wie ihr Aussehen, ist auch ihre Veran- 
lagung: Käppen Kieker hat Gemüt, und Jonny 
Immerblau hat Witz. 

„Weißt du, Jonny, Ich gehe nun bald an die Sieb- 
zig ran. Da gehört es sich Ja wohl, daß man seinen 
letzten Willen festlegt.” 

„Natürlich, Käppen, wer unordentlich gelebt hat, 
muß für einen ordentlichen Abgang sorgen. Sag” 
mal, wann willst du denn nun sterben?” 

„Ich?" fragte Kieker überrascht, „Ich denke noch 
gar nicht ans Sterben." 

„Weshalb willst du dann dein Testament machen?” 
„Aber Jonny, einmal muß man es doch sowieso 
machen. Und dann am besten doch, solange man 
noch lebt.’ 

„Und ausgerechnet heute abend? Siebzig Jahre 
lang hast du Zeit gehabt und jetzt mit einemmal 
nicht mehr? Kleker, ich glaube, du wirst alt!" 
„Gar nicht, Jonny, gar nicht! Aber nimm mal an, Jan 
Klapperbeen käme ganz plötzlich — Jetzt, In die- 
sem Augenblickl Was dann? Ich hätte meinen 
Nachlaß nicht geordnet, ich könnte nicht ruhig ein- 
schlafen. Das kann Ich nicht mit meinem Gewlis- 
sen vereinbaren, Jonny.” 

„Nanu? Woher hast du denn nun plötzlich ein Ge- 
wissen?" 

„Das habe ich Immer gehabt, mein ganzes Leben 
lang, Jonny.” 

„Und jetzt hast du es auch noch, Käppen?” 

„Und wiel" 

„Na, Käppen, dann mal los, dann laß uns man an- 
fangen.” 

„Ja“, meint Käppen Kieker und rührt wieder nach- 
denklich seinen Grog um, „Ja, Jonny, der Anfang 
Ist immer das Schwerste.” 

Sie blicken sich wieder in die Augen, sie trinken 
wieder einen tüchtigen Schluck, und sie setzen 
wieder, genau zur gleichen Zeit, zusammen die 
Gläser auf den Tisch, Jonny Immerblau nimmt dann 


VON WALTER ROTHENBURG 


wieder den Bleistift und das Papier zur Hand. 
„Wie heißt du?“ fragt er Kieker. 

„Mach doch keinen Quatsch, Jonny, das weißt du 
doch.” 

„Ich kann doch nicht einfach schreiben: Käppen 
Kieker. Deine sämtlichen Vornamen muß ich wis- 
sen. Wie sie auf dem Geburtsschein stehen.” 
„Kudl Kieker heiße Ich.” 

„Also Karl?“ 

„Nein, Kudli Richtig Kudl! Meine Mutter und mein 
Vater konnten kein Hochdeutsch.” 

„Also gut”, sagt Jonny. „Ich, Kudl Kieker, der En- 
desunterzeichnete.” Er schreibt das nleder. „Und 
wie alt bist du, Käppen?” 

„Muß das so genau rein? Schreib’ man: rund sech- 
zig Jahre, so genau ist zu genau. Wie alt bist du 
denn, Jonny?” 

„Das geht dich nichts an; ich mache ja mein Te- 
stament nicht,” 

„Nein”, schmunzelt Köäppen Kieker, „wenn du mir 
nicht sagst, wie alt du bist, sage ich dir auch 
nicht, wie alt Ich genau bin. Schreibe man: rund 


Vor dem Hotel - Davanti all’ Hotel 












646 





sechzig Jahre,” 

„Gut“, stimmt Jonny zu, und schreibt. Dann fragt 
er welter: „Hast du Kinder?“ 

„Was geht dich das an?“ 

„Käppen, das muß Ich wissen, das muß hier rein, 
wegen dem Nachlaß. Also: Ja oder nein?” 

„Das weiß Ich nicht so genau.” 

„Was ist los? Das weißt du nicht so genau? Du 
mußt doch wissen, ob du jemals ein Kind in die 
Welt gesetzt hast; ob deine Liebe Folgen gehabt 
hat?“ 

„Wie kann ich das wissen, Jonny? Du weißt doch 
selber, wie das ist: manchmal war man nur zwei, 
drei Tage Im Hafen, Irgendwo, und ist niemals 
wieder dahin zurückgekommen.” 

„So meine ich das nicht, Käppen. Ob du gesetz- 
liche Kinder hast, muß ich wissen.” 

„Also Jonny, laß uns man erst mal einen Schluck 
nehmen.” 

Damit ist Jonny natürlich einverstanden, Sie trin- 
ken also. Dann beginnt Jonny wieder: 

„Also, wieviel gesetzliche Kinder? Und gleich 


(A. Kubin) 


' 


if; 
| 








Die Hausangestellte 


(R. Kriesch) 


„Ja, Fräulein Mirzl, Sie haben doch immer gesagt, Sie sind in einer Filmschule!“ 
„Wissen S', Herr Doktor, wir haben als Hausaufgabe ‚Treppenreinigung‘ bekommen!“ 


L’ addetta al governo di casa: ""Gia ...signorina Mariuccia, avete sempre detto che Vol siete in una scuola 
di film!, — “Sapete, signor Dottore, noi per cömpito di casa abbiamo avuto la ‘Pulizia delle scale,!,, 


647 





noch eine wichtige Frage: Warst du mit deiner 
früheren Frau getraut oder nicht?" 

Käppen Kieker kratzt sich hinterm Ohr: „Natürlich 
waren wir getrautl” 

„Zuerst mal die Kinder, Köppen, eins nach dem 
anderen...” 

„Bist du verrückt, Jonny? Eins nach dem anderen.” 
„Ich meine: Erst=die Frage wegen der Kinder, 
dann die Frage wegen der Frau. Also der Reihen- 
folge nach: Wieviel gesetzliche Kinder hast du?” 
„Wieso gerade gesetzliche Kinder?” 

„Wieviele du anerkannt hast!” 

„Keinsil” platzt Kieker heraus. 

„Gut“, grient Jonny, „Und nun die Frage wegen 
Frau Kieker: seid ihr getraut gewesen?” 

mal“ 

„Gesetzlich? 

„Nein — vor Gott!” 

„Gut — also nicht! Hast du sonst Verwandte: 
Brüder, Schwestern, Neffen, Nichten und so weiter?” 
„Nein, mit mir stirbt das Geschlecht der Kleker 
aus.” 

„Und wem willst du deinen Nachlaß vermachen?” 
„Donnerwetter nochmal, Jonny, darüber habe Ich 
noch gar nicht nachgedacht.” 

„Das können wir uns ja in Ruhe Überlegen. Also 
erst mal: Prostl” 

Wieder trinken sie, genau wie immer, im gleichen 
Takt, mit gleichem Genuß den Grog aus. Jonny 
bestellt gleich’zwei neue. 

„Hast du Freunde, Käppen, die den Nachlaß an- 
treten sollen?” 

„Nee, Jonny, Freunde habe ich nicht.” 

„Was? Du hast, keinen einzigen Freund? Denke 
doch mal scharf nach! Guck mich doch mal an“ 
„Nee, Jonny, einen richtigen Freund, was Ich so 
darunter verstehe, habe Ich nicht.” 

„Und was verstehst du unter einem richtigen 
Freund? Wie muß der beschaffen sein?” 

„Das will ich dir sagen, Jonny: Ein wahrer Freund 
ist nur, wer sein Letztes hergibt für den anderen. 
Würdest du das tun? Würdest du dein Letztes, 
zum Beispiel, für mich hergeben?” 

„Aber das versteht sich doch von selbst, Käppen!” 
„Gut — dann sollst du mich beerben.” 

„Schön, Köppen. Und was hinterläßt du mir?” 
„Alles, was Ich habe.“ 

„Und was hast du?” 

„Das weißt du Ja.” 

„Mehr also nicht?“ 

„Nein, Jonny.” 

„Dann schreibe ich also welter: ... hinterlasse 
hiermit, als meinem einzigen Erben, meinem treuen 
Freunde Jonny Immerblau, rund sechzig Jahre alt, 
meinen ewigen schönen Durst.” 

Jonny schiebt Kieker das Testament hin. Der un- 
terzeichnet es mit würdiger Miene. Und dann 
wird der feierliche Akt feierlich begossen. 
Jonny aber, wie versprochen, gibt sein Letztes 
für den Freund her: — er bezahlt die ganze Zeche. 


VERDACHTIGUNGEN 


Ein Menfch fchmatt lieb mit einem zweiten - 
Ein dritter geht vorbei von weiten. 

Der zweite, während fie den biedern 

‚Gruß jenes dritten froh ermwidern, 

Läßt in dle Unterhaltung fließen: 

»Der ift mit Vorficht zu genießenl« 

Sie trennen fich: Der zreite trifft 

Den dritten - und verfprigt fein Gift: 

»Der Herr, mit dem Ich grad gewandelt, 
Mit Vorficht, Freund, fel der behandelti« 
Der erfte, mie fich Zufall häuft, 

Dem dritten über'n Weg nun läuft, 

Der, auf den zweiten ‚angefpielt, 

Die höchfte Vorficht anempfichlt. 

So hat, in Freundlichkeit getarnt, 

Vor jedem jeder nun gewarnt. 

Die Vorficht it, zum Glück entbehrlich: 
Denn alle drei find ungefährlich! Eugen Roth 


NATURGESETZE 


VON WILHELM HAMMOND-NORDEN 


In ‚eine gottverlassene Gegend hatten sie uns 
geschickt, dem Teufel sei’s ins Ohr geflüstert! Wir 
waren ungefähr fünfzig Mann, und die Herren von 
der Bauflıma hatten vorher gesagt: „Es Ist da sehr 
einsam, Männer, und wenn ihr mal einen Men- 
schen trefft, so versteht ihr seine Sprache nicht. 
Es gibt da nichts als Arbeit und abends ein Glas 
Bier. Tanz’und Amusement und Kino und so — 
das fällt untern Tisch. Aber Geld könnt Ihr ver- 
dienen, und anständig zu essen gibt's auchl” — 
Naja, wenn es Geld zu verdienen gibt, dann fin- 
den sich Immer Männer, die in die einsamste Ein- 
samkeit gehen. 

Da lagen wir nun in dem großen Wald, und un- 
sere Aufgabe war, die dicken Eichen zu fällen, die 
der Vorarbeiter angezeichnet hatte, sie zu ent- 
asten und zu stapeln. In mancher Welse hatten sie 
Ja gut für uns gesorgt. Sie hatten schöne Baracken 
im Walde errichtet, mit doppelten Wänden, und 
eine Feldküche war auch da, die gut und reich- 
lich kochte, 

Eine kleine Stunde von unseren Baracken entfernt 
befand sich ein armseliges Dorf. Der Boden 
brachte hier nichts, das Dorf war verkommen und 
verhungert, aber niemand kümmerte sich darum. 
Natürlich hatte es sich dort bald herumgespro- 
chen, daß wir im Walde waren und eine Feld- 
küche hatten. Eines Tages standen vier zerlumpte, 
barfüßige Kinder zwischen unseren Baracken, drei 
Jungen und ein Mädchen. Jedes trug einen Topf, 
und als Mittag war, streckten sie uns die Töpfe 
hin. Unser Koch war geizig, der gab nichts her. 
Aber viele von uns waren welchherziger, manche 
hatten wohl auch selbst Kinder, und da wir mit- 
tags einen reichlichen Schlag bekamen, füllten 
sich rasch die Krüge der Kinder. Die nahmen und 
dankten freudig, und es war ein Vergnügen zu 
sehen, wie sie sich auf die nächste Baumwurzel 
setzten und reinhauten, 

Am andern Tage kamen sechs Kinder, dann wur- 
den es Immer mehr, bis zu zwanzig Mittagsgäste 
hatten wir täglich. 

Wir gaben, was wir übrig hatten, aber natürlich 
machte uns unsere harte Arbelt auch hungrig, für 
zwanzig nimmersatte Kinder hatten wir natürlich 
nichts übrig, und so kam es, daß manches Kind 
jetzt leer ausging oder sich mit wenigem be- 
‚gnügen mußte. 

Und dann kamen auch noch ein paar alte Wei 
aus dem Dorf herübergeschlurft. Sie waren z: 
lumpt wie die Kinder, aber müder und trauriger. 
Sie hatten wenig Zähne im Munde, und der Gram 
hatte ihre Gesichter in lauter Falten zemnagt. Sie 
mischten sich zwischen die Kinder und hielten uns, 
wie diese, mit zitternden Händen die Krüge hin, 
während ihre Augen, halb flehend und halb an- 
klagend, verfolgten, daß die Männer die Kinder 
durchaus bevorzugten. 

Es war nämlich so, daß wir unser Essen lieber den 
Kindern gaben. Ich unterhielt mich darüber mit 
meinem Kameraden. „Wie mag das kommen“, 
sagte ich, „daß wir fast alles den Kindern 
geben?“ — Der Kamerad war ein kluger Mensch, 
er war weit herumgekommen, hatte manches ge- 
sehen und sich über alles seine Gedanken ge- 
macht, Es war ein Jammer, daß er soviel trank, 
aber Ihn drückte die Last eines Erlebnisses. Er 
sprach zwar nie darüber, ich glaube aber, daß es 
sich um eine Frauengeschichte handelte, Ich hatte 
allerdings keine Beweise dafür, ich dachte es 
mir nur so. 

„Ja“, sagte mein Kamerad, „das hat eine ganze 
Reihe von Gründen. Sieh mal, die Kinder rühren 
uns, die Alten stoßen uns ab. Sag, was du willst, 
es ist so. Auch die Kinder sind Iumpig und schmut- 
zig, dennoch aber entströmt ihnen der Hauch der 
Lebensfreude, verstehst du, sie sind eben Kinder, 
es steckt noch was drin in ihnen. Die alten Weib- 
sen aber, die Bettelfrauen, die mag niemand, Ja, 


648 








wenn wir genug Essen Übrig hätten, soviel, daß 
alle etwas abbekommen könnten, dann wäre es 
kein Problem, dann würden die Alten auch nicht 
leer ausgehen, denn keiner von uns Ist Ja schlecht 
oder bösartig. Aber soviel ist nicht da, und so 
bevorzugen wir eben die JugendI” 

„Ist das nicht eigentlich grausam und ungerecht?” 
fragte Ich. „Wir werden doch auch einmal alt 
sein!“ 

Mein Kamerad lachte: „Wie ist es denn mit dir? 
Gibst du nicht auch lieber den Kindern?” Ich 
nickte. „Siehst du“, sagte er, „das Ist eben ein 
Naturgesetz. Alle unsere Gedanken und Kräfte 
wenden sich der Jugend zu, dem, was nach uns 
kommtl“ 

Nach einigen Tagen blieben die Alten wieder fort, 
Der lange Weg war wohl zu beschwerlich und die 
Mühe stand in keinem Verhältnis zur kargen Ernte. 
Aber statt der Alten kamen nun deren Töchter, 
junge Mädchen und Frauen, so zwischen sech- 
zehn und dreißig. Auch sie trugen nur Lumpen, 
aber sie wären doch weiblich, und für unsere 
Mönner- und Barackenwelt war es angenehm, zu 
sehen, wie schön und wie lustig und wie rund 
alles an Ihnen war, manche hatten auch hübsches 
Haar, das unterm Kopftuch hervorlugte, und alle 
lachten und hatten kräftige Zähne. Ja, und diesen 
Jungen Frauen gaben wir jetzt unser Essen, es 
ging dabel ziemlich lebhaft zu, manches Scherz- 
wort wurde gesprochen, obwohl wir uns nicht 
verstehen konnten. Aber das männliche Lachen 
und das weibliche Juchzen war sowieso unmiß- 
verständlich, ebenso wie die kleinen Kniffe und 
Klapse, die wir austeilten, und die nur matt ab- 
gewehrt wurden. 

Mein Kamerad sagte: „Siehst du, die alten Wel- 
ber waren schlau, Sie haben uns die weibliche 
Dorfjugend auf den Hals geschickti” 

„Du meinst, daß die Alten sie geschickt haben?” 
„Selbstverständlich“, sagte er, „es gibt nämlich 
nichts Schlaueres, als häßliche alte Weiber. Sieh 
doch hin: alle die Jungen Mädchen lassen sich Ihre 
Krüge füllen, aber keine setzt sich nieder, um zu 
essen. Sie tragen die Mahlzeit heim und teilen 
sie mit den Alten. Jaja, die alten Weiber. Sie 
haben gemerkt: gegen, die Kinder kommen wir 
nicht an. Da haben sie sich überlegt: was wirkt 
noch stärker auf Männer als die Kinder. Und dann 
haben sie die Jungen Mädchen geschickt. Jaja, sie 
verstehen sich auf die Naturgesetzel“ 

Er hörte auf zu essen, winkte ein Kind herbel und 
goß ihm den Rest seiner Suppe in den Topf. 
„Tja“, sagte er, „nun sind die goldenen Zeiten für 
die Kinder vorbei, Freilich, was mich betrifft, Ich 
gebe keinem Jungen Weibe was, Ich nicht. Ich 
bin diesem Naturgesetz schon lange nicht mehr 
untertan!” 

Dann erhob er sich, um seinen Eßnapf zu reinigen 
Ich hatte es Ja schon lange geahnt, daß Irgend- 
eine Frauengeschichte sein Leben umdüsterte. 




















"GEWITTRIGES 


Am Himmel Gemitter raufen \ 
Und Wolken wie Weiber laufen 
Vor bitterböfen Herrn. 


Wohl manchen Leuten wird bange 
Vor Blitien mie Meffer fo lange 
In Niederbayern fern. 


Doch hnall'n die Donner wie Geißeln, 
Die Bauern in den Bierbeifeln, 
Die lachen und bör'n es gern! 
Hermann Seyboth 





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„Gestatten? Ist dieser Platz frei?” 

„Nal Hier sitzt mein Freund Quastelmoar?” 

Ich ging. Ich wartete und wartete. Nach einer 

Stunde war der Stuhl immer noch leer. Ärgerlich 

ging ich wieder hinüber. 

„Wo bleibt denn Ihr Freund Quastelmoar?” 

„Der kimmt schon!” 

„Aber wann?” 

„Wann der Krieg gar ist! Der ist ei’gruckti” 
I.H.R 

* 

Leni“, fragte man tellnahmsvoll, „Sie blicken so 

traurig — was haben Sie denn?” 

Worauf sie sich ein paar richtige Tränen abwischte 

und zornrot erklärte: 

„Dieses Ekel von Paul! Nicht nur, daß er mir das 

Leben verpfuscht und mich um alle meine Illusio- 


nen gebracht hat, — er hat mir auch den ganzen 
schönen Abena verdorbenl' 

* 
Der Heiratsvermittler hatte seine liebe Not. 
Schon dreimal war der Bräutigam wieder abge- 
sprungen. 
Endlich aber war es überstanden. 
Die Provision war schwer verdient. 
Am Tag nach der Hochzeit kam einer Ins Büro, 
„Hundert Markl müssen Sie mir schon abgeben, 
Herr Koppell” 
„Hundert Mark? Wofür denn?” 
„Wegen der gestrigen Hochzeit.” 
„Was haben Sie denn dabei getan? Wer sind Sie 
überhaupt?” 
Der Besucher sagte: 
„Kennen $’ mich net wieder, Herr Koppel? Ich bin 
doch der Mann, der den ganzen Weg bis zum 
Standesamt neben dem Bräutigam hergegangen 
ist und ihm gut zugeredet hat.” J.H.R. 





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Homer auf dem Kutschbock 


Die Sache trug sich zwar schon vor vielen Jahren 
zu, Ist aber trotzdem buchstäblich wahr, Im Sarn- 
tal lebte ein elend verkrachter Student als Fuhr- 
knecht beim Gemeindearzt und war mit seinem 
Dienst über alle Maßen zufrieden, da der Herr 
Doktor ihn richtig zügelte, ihm nicht mehr Geld 
in die Hand gab, als der sonst sicher ganz ver- 
lotternde Hansi zu den ihm noch zuträglichen täg- 
lichen Viertelen brauchte. Was den Hansi aber am 
meisten an den Herrn fesselte, war die Möglich- 
keit, mit ihm ab und zu sich griechisch und latei- 
nisch zu unterhalten, von ihm Klassiker auszu- 
leihen, von denen er lange Stücke textgetreu 
wiedergeben konnte. Nun wollte es der Zufall, 
daß der verkrachte Philologe eines Nachmittags 
unterwegs mit seinem Fuhrwerk auf seinen Herrn 


bei einem ihm zugebilligien Viertele im Wirts- 
garten warten mußte. Zu ihm gesellten sich zwei 
der Erfrischung bedürftige Wanderer, ausgerüstet 
mit verschiedenen Requisiten, die der echte Berg- 
wanderer dem Salontiroler am ehesten übelnimmt 
und die auch dem Hansl keinen guten Eindruck 
der „Hearischen" vermittelten. Den wenig gei- 
stige Interessen verratenden unakademischen 
Philologen nicht beachtend, ergingen sie sich in 
Lobpreisungen des gehabten "Wandergenusses 
und streuten verschiedene weniger gebrauchte 
klassische Zitate zur Bekräftigung des Standes und 
der gesehenen Erhabenheit ein. Dieses schul- 
meisterliche Gehabe verdroß den verkrachten 
Studenten besonders. Noch mehr aber, daß den 
beiden anscheinend sehr gelehrten Herren sowohl 
Text- wie auch Herkunftsfehler unterlaufen waren. 
Deswegen räusperte sich der Hansl umständlich 
und meinte in einem nur in der Übersetzung ver- 


w109 





ständlichen Dialekt; „Na, liabe Hearn, so hoaßt's 
zwoamal nöt. Dös oane ischt nöt vom Virgil, sun- 
dern vom Ovid, und der andere nöt aus der 
Odyssee, sundern aus der Ilias. Und hoaßn tuats 
so!" Dann rezitierte er ihnen fehlerfrei und in be- 
lebter Wiedergabe die Textstellen und noch 
etliche Verse dazu. Da sahen sich die beiden 
Herrn denn mehr als verwundert an, so daß der 
schneller sich Erholende den genießerisch vor 
sich hinsehenden Hansi bat, ihm aus seinem Er- 
staunen über ein so gründliches philologisches 
Wissen bei einem einfachen Fuhrknecht zu helfen, 
Das könne doch nicht mit rechten Dingen zugehn. 
„Na, na, dos ischt schun so“, meinte der nun 
schalkhaft seine Pfeife putzende Hansl, „dös lear- 
nen sie ba ins In der Schul; dös koann ba ins a 


niadr (jeden)l” Schneuzte sich noch recht schaden- 
freudig-grob und setzte sich wieder hinauf auf 
Heinz Kemenäter 


seinen Kutschbock, 


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Für harten Bart 





Te Nein 





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a) 





651 


Der Schlangenmensch - L’uomo serpe 


Rz 








(0. Hermann) 


„Kraulen Se Ihren Freund mal unters Kinn, Fräulein, damit er uff die richtige Seite lächelt!" 


“Signorina, Iilillafe un po Il vostro amico sotto Il mento, affinche sorrida dalla parte glustal, 


FREUNDINNEN 


Sigrid, Beate und Hannelore waren schon in der 
Schule die Unzertrennlichen gewesen. Sie ärger- 
ten gemeinsam die Lehrerin, hatten dieselben gu- 
ten und schlechten Noten In den gleichen Fächern 
und standen auch stets inbeinahe männlicher Weise 
füreinander ein, wenn einmal etwas schief ging. 
Als sie aus der Schule entlassen wurden, be- 
schlossen die drei Freundinnen, auch weiterhin in 
enger Verbindung zu bleiben. Sie versprachen 
einander, sich durch nichts, komme was wolle, 
trennen zu lassen. Sie saßen an ihren freien Aben- 
den nebeneinander im Kino. Schwärmten für den 
gleichen Filmhelden. Hatten dieselben Jungmäd- 
chenträume. Das Wunschbild, das die eine als ihr 
mönnliches Ideal entwarf, glich aufs Haar dem der 
beiden anderen. Ja, Sigrid, Beate und Hannelore 


waren sich sogar einig darüber: es wäre das 
Schönste, wenn sie einmal ein und denselben 
Mann heiraten könnten! 

$o sehr waren die drei Freundinnen ein Herz und 
eine Seele. 

Eines Sonntags fuhren die drei Mädchen mit ihren 
Rädern ins Freie. 

Dabei lernten sie einen netten, jungen Mann 
kennen. Er hieß Am. 
Amsel war von dieser Stunde an der Gefährte der 
drei Mädchen. Gewissermaßen der vierte, gleich- 
berechtigte unter den drel Freundinnen. 

Viele schöne Stunden verlebten die vier Jungen 
Menschen in gemeinsamer Freude miteinander. 
Keine der drei Freundinnen schien Amsel zu be- 
vorzugen, keine der drei Freundinnen schien vor 
der anderen auch nur das leisteste Geheimnis zu 
haben. 

Bis eines Tages — — — 








652 


Beate kam zu Hannelore. Beate war erregt. Dem 
Weinen nahe. 

„Stell dir vorl” sagte sie zu Hannelore, „Amsel 
und Sigrid haben heute ganz allein einen Ausflug 
gemacht, Ist das nicht schrecklich? Ich bin wütend 
auf Amsel. Dieser Treulosel” 

ErwarteteBeate, daßHannelore sie trösten würde? 
Gleich ihr Amsel verurtellen würde und auch 
Sigrid, deren Treulosigkeit doch eben so groß sein 
mußte, wie die des Mannes? Jedenfalls aber hatte 
Beate mit ihren Worten verraten, daß sie ebenso 
wie Sigrid ohne Wissen der anderen mit Amsel in 
näherer Verbindung gestanden hatte. 

Und was antwortete Hannelore? 

Nein, sie entrüstete sich nicht. Sie lächelte un- 
gläubig. „Du lügsı", sagte sie zu ihrer Freundin. 
„Amsel ist nicht allein mit Sigrid weggefahren. 
Und das sagst du nur, um mich eifersüchtig zu 
machen!” Stry zu Eulenburg 





(Wilhelm Schutz) 


— 








Vor dem herbstlichen Regen 


Die weißen Möven sind landein geflogen Nun siehst du Schwarz und Weiß beisammenhocken. 
Und flattern mit den Krähen hinterm Pflug, Der braune Acker lockt, der alles eint, 

An ihren Schwingen noch das Salz der Wogen, Sie sind wie Schnee und Tod. Du stehst erschrocken 
Die Luft des Meeres noch im Atemzug. Und blickst dem Herbst ins Angesicht: Er weint. 


HEINZ FRIEDRICH KAMECKE 
653 


Die Massage - Massaggio 


DAS 


(H. Rammelt) 





RHEUMAMITTEL 


VON KURT GROOS 


Jener letzte Sommer in dem unberührten Gewirr 
der Schären wäre wohl vollkommen sorglos ver- 
flossen, hätte Petersens Tante nicht plötzlich den 
Einfall gehabt, mit Jürgensens Motorboot bei uns 
anzulegen. Gegen den Besuch der Tante war an 
und für sich ja nicht viel einzuwenden, sie führte 
sich einigermaßen manierlich auf und verschwand 
schon nach drei Tagen, 

Aber leider zeigte sich die Tante zum Schluß 
Petersen gegenüber erkenntlich, sie umarmte ihn 
beim Abschied lange und holte aus ihrer riesigen 
Handtasche eine Flasche mit einem Anti-Rheuma- 
extrakt, den sie Petersen zum Geschenk machte. 
Es war eine wertig aussehende Flasche aus grü- 
nem Glas mit einem roten Etikett, und die Schrift 
auf dem Etikett war tells bläulich, teils grünlich, 
obenauf ein Wappen wie aus Goldbronze, Noch 
auf dem Bootsteg zwang uns die Tante, die An- 
erkennungen berühmter Ärzte auf dem Etikett zu 
lesen — kein Mensch auf der ganzen Erde 


Vorlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgosollschai 


Verantwortl, Schriftlelter: Walter Foltzick, Mün« 
alla Buchhandlungen, Zoltungs 





ai 
gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen warden nur zurückg 





brauchte mehr an Rheuma zu leiden, wäre dieses 
Mittel Allgemeingut der Befallenen. Die Tante er- 
zählte, sie könne sich vor Rheuma oft tagelang 
nicht vom Fleck rühren; durch eine Einreibung mit 
dem Anti-Extrakt sel sie in der Lage, in einem 
Lehnstuhl fast mühelos die Blätter eines noch so 
dicken Buches umzuschlagen. 

Wegen dieser Flasche begann Petersen innerlich 
mit dem Schicksal zu hadern; ich merkte es ihm 
gleich an. Nach dem Abendessen versuchte er, 
mir einzureden, ich sei rheumakrank, Ich erklärte, 
diese Krankheit kaum dem Namen nach zu kennen. 
Petersen lachte höhnisch auf und melnte, schon 
mancher habe auf seine alten Tage erfahren müs- 
sen, um wieviel besser vorbeugen als heilen sei. 
Sein Geiz duldete eben nicht, daß die Flasche 
ungenutzt herumstäand. Später zeigte er mir auf 
dem Etikett den Preis von fünf Kronen; er stieß 
mich dabei in die Seite und nannte mich seinen 
alten Freund von der Schulbank her — vier lum- 





München, Sandlinger Straße 80 (Fornruf 1296). Brletanschrift 
Simplicissimus erscheint wöcht 
spreise: Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise 

nd, wenn Porto belliegt.— Nachdruck verboten. — Posischeckkonto München 5920. Erfüllungsort München. 


Pplge Kronen und der Rheuma-Extrakt sei mein. Ich 
könne lange leben und dann mit siebzig vielleicht 
noch einmal heiraten. 

Aber ich wollte den Geiz des Freundes heilen, 
seine Komplexe brechen. Ich riet ihm, die grüne 
Rheuma-Flasche mit dem roten Etikett ins Meer zu 
werfen; Petersen war beleidigt und ließ sich den 
ganzen Abend nicht mehr blicken. 

Am nächsten Morgen, es war noch vollkommen 
finster, machte Petersen das Boot um 4 Uhr los 
und ruderte zu der größten der Klippeninseln, die 
von acht Fischerfamilien bewohnt wurde. Bei dem 
hohen Seegang war es eine lange und anstren- 
gende Ruderei. Mein Freund kam spätabends voll- 
kommen gebrochen mit der Rheumaflasche zu- 
rück; die Fischerfamilien hatten kein Interesse, 
Petersen verfluchte diese Familien und beschwor 
die Heringsschwärme, die Klippen dieser Geiz- 
hälse in alle Zukunft zu meiden. 

Zwei Tage danach — zwischendurch versuchte 
mein Freund Immer wieder, mich als Käufer des 
Extraktes zu gewinnen — wasserte ein Sportflug- 
zeug in unserer Nähe. Sofort sprang Petersen in 
die hohen Gummistiefel, stapfte durch die Dü- 
nung und redete heftig auf den Piloten ein, Der 
schraubte die Rheumaflasche auf, roch daran, be- 
netzte einen Finger und leckte etwas von dem 
Extrakt. Dann schüttelte der Pilot den Kopf, gab 
Petersen die Flasche zurück, warf den Motor an 
und stieg mit seiner Maschine wieder In die Lüfte. 
Durch das Verhalten des Piloten war Petersen auf 
einen Gedanken gekommen; er fragte mich, ob 
wir die Flasche nicht gemeinsam austrinken woll- 
ten. Er meinte, Rheumamittel schmeckten genau 
wie guter alter Schnaps. Ich zeigte ihm auf dem 
roten Etikett die dickgedruckte Stelle „Achtung! 
Achtung! Nur äußerlich anwenden!“ Danach 
sprach Petersen wieder längere Zeit nicht mehr 
mit mir. Er selbst litt sehr, manchmal stand er 
nachts auf, öffnete die Verschraubung und roch 
an dem Extrakt. 

Auch bei einem Eskimo, der mit einem Boot aus 
Fischhaut bei uns anlegte, fand meln Freund kein 
Interesse. Der Eskimo kannte fast alle Rheuma- 
mittel, auch das von Petersens Tante, 

Am achten Abend nach der Abfahrt der Tante 
blieb Petersen ganz aus. Ich suchte die Insel mit 
dem Feldstecher nach ihm ab; er war ja so wun- 
derlich geworden die letzte Zeit. Endlich ent- 
deckte ich ihn vollkommen nackt auf einer kahlen 
Felskuppe, er schien sehr zu frieren; oben im 
Norden sind die Nächte empfindlich kalt. 

Well wir uns aber verzankt hatten, kümmerte ich 
mich nicht weiter um Petersen, ging früh zu Bett, 
und als ich morgens aufwachte, war er Immer 
noch nicht in der Hütte. Endlich aber kam er, er 
nahm ganz kleine, ulkige Schritte. Seine Haut 
war von der Nachtkälte bläulich angelaufen; 
alles in allem machte er einen sehr verfallenen 
Eindruck. Er wankte auf mich zu und verlangte das 
Rheumamittel, . 

Kopfschüttelnd holte ich die Flasche; Petersen 

‚Augen leuchteten trotz des körperlichen Verfalls, 
er erzählte, daß er nun den ganzen Körper voll 
Rheuma habe und die Flasche endlich verwenden 
könne, ich möge ihn mit dem Extrakt ordentlich 
von oben bis unten massieren. Während ich ihn 
knetete, schrie er dauernd „Ah, tut das gut, ah, 
wie das lindert, ah, die gute Tantel”‘ und ähnliches. 
So war er wieder der beste Kerl. 

Nach der Einreibung packte Ich den Freund in 
dicke Wolldecken, damit er ordentlich schwitze; 
er erwachte erst am Mittag des nächsten Tages. 
Ich mußte mich gleich an sein Bett setzen, er war 
blendender Laune, nur bei der leichtesten Be- 
wegung öchzte er laut auf. 

„Nun, alter Junge”, fragte mich Petersen mit glän- 
zenden Augen, „was meinst du, was Dr. Sörensen 
für eine einzige Rheumabehandlung gefordert 
hätte?” 

„Acht Kronen.” 

„Na, siehst dul Und was habe ich Jetzt gespart, 
ha?" 

„Drei Kronen, denn das Rheumamittel kostete fünf 
Kronen.” 

Petersen lachte laut auf. „Haha, du Narr! Acht 
Kronen, acht ganze saubere Kronen habe ich ge- 
spart; das Rheumamittel war ja geschenkt Siehst 
du das ein?” 

„Ja“, sagte ich. 

Von da an verlief unser Sommer wieder sorglos 
und heiter. 


München 2 BZ, Bıloftach. 


ich einmal, Bostellungen nehmen 
nach Preisliste Nr. 7 





(A. Paul Weber) 


Die Nachtwache 





La guardia notturna 


655 


Balanceakt im Eismeer 


(9. Gulbransson) 








—G 


aLar ar 





„Mit jedem neuen Geleitzug kann es Karlchen besser, 
jetzt jongliert er schon mit zwei Ölkanistern und drei Handgranaten!“ 


Esercizio d’ equilibrio nel Mare Glaciale: *“Con ogni nuovo convoglio Carletto 
fa sempre meglio; adesso gioca giä con due bidoni di petrolio e tre granate!,, 


656 


München, 14. Oktober 1942 . 
47. Jahrgang / Nummer 42 30 Pfennig 


SimPLIcCissimuS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT. MÜNCHEN 





Leiermann Litwinow 


Erich Schilling) 




















„Legen Sie sich doch endlich mal eine neue Walze zu, diese ewige 
Leier von der zweiten Front geht mir schon auf die Nerven!“ 


Litwinow, suonatore d’ organetto: '"Ma cambicte una buona volta cilindro! Ormai questa eterna cantilena del Secondo Fronte mi urta I nervil,, 


Im zoologischen Garten - Nel Giardino Zoologico 


0. Hogenbarth) 





DER RAUBER 


Ist Ihnen nicht schon mal, wenn Sie so durch den 
Wald zur Dämmerstunde oder durch den abend- 
lichen Park gegangen sind, der Gedanke gekom- 
men, daß der Mann, der dort hinten durch die 
Bäume strich, ein Räuber sein könnte? Haben Sie 
gemerkt, ich sagte „strich“ nicht „schlenderte”., 
Räuber müssen demnach eine besondere Art der 
Fortbewegung haben. Früher wars einfach, da er- 
kannte man Jeden besseren Räuber an der Auf- 
machung: wilder Federhut und Keule, wenn nicht 
gar gezückter Dolch, Sie werden nun sagen, es 
wird halt eine verdächtige Erscheinung sein. Ver- 
dächtige Erscheinung ist ein weites Feld, und die- 
ser hält für eine verdächtige Erscheinung das- 
Jenige, was der andere für einen saloppen Wan- 
deranzug ansieht. Es kann Sonderfälle geben: der 
Mann den wir da sehen, ist mit Lackschuhen, kur- 
zen Pumphosen und,steifem Hut gezlert. Aber auch 


ABSCHIED 


Der letite Laubfrofch fpricht zur letsten Rofe: 
»Madame, mir fcheint, für heuer it es gar. 
Ich Ipür’s In meiner linken Hinterfloffe; 
auch machen fich bereits die Mücken rar. 


Sie haben aktiv riechend, holde Schöne, 
ie ftets den Sinn fürs Ideal genährt. 

Ich meinerfeits, in dem Bereich der Töne, 
hab’ mich als Sänger und Prophet bewährt. 


Mich dünkt, man hat nun lang genug gefchuftet 
im Dienft der Stimmungsmache diefes Jahr... .« 
- Die Rofe feufzt: »Wohlan denn!« und verduftet. 
Der Laubfrofch orgelt hohl: „Au revoir!“ 


Ratatöskhr 


das Kostüm kann durch zwingende Umstände be- 
dingt sein und braucht nicht eindeutig auf Räuber 
schließen zu lassen. Das gleiche gilt von vorge- 
schobenem Kinn bei gesenktem Kopf und tlackern- 
dem Blick unter buschigen Augenbrauen. Mein 
Lateinprofessor sah einst so aus, und ich lege 
meine Hände dafür ins Feuer, der Mann war kein 
Räuber, sondern er hat mich sogar im Abiturium 
nicht durchfallen lassen, was von seiner Herzens- 
güte spricht. 

Ich will Ihnen auch sagen, wie ich zu diesen Über- 
legungen komme. Ich ging nämlich gestern durch 
den abendlichen Park, und da sah ich in der Ferne 
zwar keinen mutmaßlichen Räuber, sondern eine 
Dame kommen, und da kam mir der Gedanke, sie 
könnte mich für einen Räuber halten. Ich erschrecke 
Damen im Walde nicht gerne, und so versuchte ich 
mich möglichst unräuberisch zu benehmen. Aber 
wie macht man das? Legt man die Hände auf den 
Rücken? Unmöglich, jeder wird sofort auf den Ver- 
dacht kommen, man verberge doft eine Waffe. 
Steckt man die Hände in die Tasche? Das wäre 
noch schöner, damit der andere denkt, man spanne 
und entsichere gerade den Revolver. Pfeift man 
ein Liedchen? Nein, denn das würde soviel hei- 
Ben, als möchte man versuchen, ein ängstliches 
Gemüt durch Harmlosigkeit in Sicherheit einzu- 
lullen. Man darf nicht zu schnell und nicht zu 
langsam gehen. Und ‘wer gar mit den Händen in 
der Luft herumfuchtelt um zu zeigen, daß er un- 
bewallnet sei, könnte leicht den Verdacht hervor- 
rufen, er sel ein ganz klein bißchen wahnsinnig, 
und nichts fürchten einsame Damen mehr als einem 
Geistesgestörten im Park zu begegnen. Ich hätte 
nie gedacht, wie schwer es Ist, den Eindruck eines 
Nichträubers klar hervorzurufen. Als einzig wirk- 
sames Mittel, meine Unschuld zu zeigen, erschien 
mir ein Schmetterlingsnetz, mit dem ich hinter gau- 
keinden' Faltern hergejagt wäre. Vor so einem 
Mann können sich selbst ängstliche Damen nicht 
fürchten, aber wer hat gleich ein Schmetterlings- 
netz zur Hand? x Foitzick 


658 


MEIN FREUND JOHANNES 


Wir waren Zuschauer bei einem Fußballspiel, 

Der Verein unseres Vororts hatte eine starke 
Mannschaft aus der Innenstadt zu Gast, Zur Halb- 
zeit stand es bereits 6:0 für den Gegner. Fünf 
Minuten vor Schluß 9:0, und es sah ganz so aus, 
als ob die Niederlage noch zweistellig werden 
sollte, 

Martin und Ich waren recht niedergeschlagen. 
Auch Johannes machte ein ernstes Gesicht. 
„Wenn es so weltergeht, werden die unsern das 
Spiel wohl verlieren”, sagte er. 3.Bieger 


- VIER ALTE FRAUEN AUF DER BANK 


Der Rafen der Parkanlagen inmitten 

der großen Stadt wird nun von den braunen 
Männern gefchnitten. 

Die Senfen raunen. 


Es fisen vier ur=, vier uralte Frauen 
auf einer Bank in dem leifen Raufchen 
unter dem blauen 

Himmel und laufchen. 


Unbemweglich erfcheinen 

die glanzlofen Augenlichter 
der grauen runzligen kleinen 
Puppengefichter. 


Doch wenn die Senfen jäh einmal innehalten 
in ihrem Lauf, 
fehen ängftlich die vier laufchenden Alten 


auf, 
K.M. Schiller 


(R. Krlesch) 


Bändigung 





„Bei einer Tasse Tee bespricht sich doch alles viel leichter, lieber Freund!“ 
„Jawohl, und außerdem hat man alle Hände voll mit dem verflixten Ding zu tun!“ 


Freno: “Sorseggiando, caro amico, una tazza di te, si pud discorrere piö facilmente di tutto!,, 
„Giä glä; e per giunta con le mani impacciate da questa maledetta roba!,, 


659 


(Withelm Schulz) 





IM HERBST 


Tat auch der Sommer sich nicht hold 
und hat er nimmer wie er sollt’ 

viel Ereud dir zugemessen, 

jetzt macht der Herbst es wieder gut, 
daß du es kannst vergessen. 


660 


Wenn wolkenlos der Himmel blaut 

die Welt wie übergoldet schaut, 

leis summen tausend Immen, 

zieh in den stillen Tag hinein 

und laß dich fröhlich stimmen. 
WILHELM SCHULZ 


\ Mit allen Brocken unterwegs 


(F. Bloyr) 





„He, Loisl, was hast denn, warum seufzt denn gar so goftserbärmlich!"* 


„Ja mel, früher wars Umziang leichter und d’ Trambahn is aa öfters kema.“ 


In cammino con tutfo il bagagliume: “Ehi, Gigl, perche sospiri tanto da far pietä al sassi?,, — "Ohim&! Prima si bighellonava con pi agio € ... spesso veniva il tram!, 


DER.-FUECRH:S 


VON ERICH STOCKMARR 


Ich hatte mich im D-Zug nach Aarhus in einem 
einsamen Abtell behaglich zurechtgesetzt. Es 
paßte mir sehr gut, daß kein anderer Mitreisen- 
der darin war, denn ich mag nicht, wenn ich 
reise, mit zufälligen Menscherf reden, Die Leute 
reden so viel, wenn sie im Zuge sitzen und sich 
langweilen, aber was geht mich ihr Geschwätz 
an? Nach meiner Ansicht sollten die Staatsbahnen 
ein besonderes Abteil für geschwätzige Leute 
einrichten, ebenso wie man ein Hundeabtell hat, 
und dann sollte ein anderes Abteil für die ver- 
nünftigen und stillen Menschen da sein. Auf mei- 
nen vielen Reisen durch die Welt habe ich nur 
einen Menschen getroffen, den ich, wenn es sich 
um das Reden handelt, als den idealen Mitpassa- 
gier bezeichnen kann. Das war ein Isländer. Die 
Isländer reden bekanntlich nicht viel, sie besin- 
nen sich sehr lange, bevor sie den Mund öffnen, 
und sie beantworten niemals eine Frage, bevor 
sie sich nicht die Sache sehr gründlich überlegt ha- 
ben. Dieser Isländer saß gerade mir gegenüber im 
Zuge, und ich hatte lange gemerkt, daß er 
über irgendeiner Sache grübelte und sich gerne 
darüber ausgesprochen hätte, aber die rich- 
tigen Worte nicht finden konnte. Sein Nach- 
denken machte mich nervös, well ich jeden 
Augenblick erwartete, daß er den Mund öffnete, 
und doch kam kein Wort über seine Lippen. Zu- 


letzt kam Ich ihm zur Hilfe, um dieser anstrengen- 
den Stille ein Ende zu machen. 

„Schönes Wetter heute“, sagte Ich. 

Lange saß er und sah aus dem Fenster, indem er 
augenscheinlich gründlich über meine Äußerung 
nachdachte. Er sagte aber kein Wort, weil das, 
wie gesagt, für einen Isländer eine Zeit dauert, 
bis die Gedanken zur Aussprache kommen, Dann 
sagte ich auch nichts mehr. Erst drei Stunden 
später als wir in Aalborg ausstiegen, öffnete der 
Mann den Mund: 

„Sie haben recht”, sagte er, „sehr schönes 
Wetter." 

Ein Jahr später traf Ich übrigens diesen Isländer 
auf der Straße in Kopenhagen. Ich ging zu Ihm 
hin und nahm den Hut ab: 

„Ja“, sagte ich, und dann ging ich weiter. 


Aber Jetzt zurück zu meinem einsamen Abteil im 
D-Zug nach Aarhus. Lange dauerte meine Einsam- 
keit nicht. Gerade als ich eine Zigarre anzündete, 
kam ein Mann herein, der sich mir gegenüber 
setzte. Es war ein dicker, rotbackiger Bauer, der 
einen großen Sack auf dem Rücken trug. Außer- 
dem hatte er einen kleinen Korb mit sich, den er 
auf seinen Schoß stellte. Ich schloß die Augen, 
um ihm zu zeigen, daß ich müde und nicht auf- 
gelegt zum Schwatzen war. 

Nach einigen Minuten öffnete ich das eine Auge 
ein bißchen und sah, wie er den Deckel des Kor- 
bes vorsichtig öffnete, worauf er ihn schleunigst 
wieder zumachte. Als sich einige Minuten später 


661 


dieselbe Geschichte wiederholte, wurde meine 
Neugierde geweckt, man kann ja schließlich auch 
auf eine zu schwere Probe gestellt werden. 
„Entschuldigen Sie“, sagte ich, „aber was haben 
Sie denn in dem Korb?” 

Er sah mich mit einem schelmischen Blick an: 
„Bist du neugierig?” fragte er. 

‚8, ehrlich gesprochen, das bin Ich.” 

„Möchtest du gerne wissen, was Ich in dem Korb 
habe?” fragte er weiter. 

„Ja. 

„Das werde ich dir sagen. Ich habe einen Fuchs.” 
„So? Einen Fuchs?” 

„Ja. Und weißt du, wozu ich das Tier gebrauche?” 
„Nein.” 

„Ich habe den Fuchs gefangen”, sagte er, „weil 
mein Bruder blödsinnig Ist; ab und zu sieht er 
weiße Hühner, und wenn er das nächstemal welße 
Hühner sieht, dann lasse ich den Fuchs aus dem 
Korbe heraus, und dann frißt er alle die Hühner.” 
Ich sah ihn ein bißchen verwirrt an und lächelte 
unsicher: 

„Aber, mein guter Mann”, sagte ich, „wissen Sie 
denn nicht, daß der Fuchs die Hühner gar nicht 
fangen kann? Es sind Ja nicht richtige Hühner, das 
sind doch nur welche, die er sieht.” 

Er guckte mich mit einem mitleidigen Blick an, 
dann nahm er plötzlich und schnell den Deckel 
vom Korb: 

„es ist aber auch kein Fuchs darin‘, sagte er und 
lachte mir ins Gesicht, 

Und wirklich, der Korb war leer, ganz leer. Der 
Mann war nämlich auch blödsinnig, so wie sein 
Bruder. 


BUNTE SEGEL AUF BLAUEM WASSER 


Das Wasser des Sees war blau, und wie blaul 
Und darauf waren unzählige kleine Segelboote 
und große Segelbarken zu sehen, verstreut und 
sich kreuzend, unbeweglich und doch eilend; es 
war ein seltsames Gemisch von mittäglicher Rast 
und nachmittäglicher Unruhe, es war auch die 
Stunde danach, die, die zwischen Mittag und 
Nachmittag ist. Das gleiche Gesicht hatte das 
Innere des Gasthofs am Hafen. Hier saßen die 
Männer beisammen, in Gruppen und einzeln, 
lasen still oder stierten in den Raum zwischen 
den vier Wänden, auf denen sich halbgekleidete 
Damen mit Cedrofrüchten und -getränken beo- 
eircend um Herren in hellen Strohhüten, blaß- 
violetten Anzügen und weißen Schuhen mit 
schwarzer Kappe bewegten, und die Herren 
lächelten sie an und zwirbelten ihre Schnurrbart- 
spitzen dazu, es war selt Jahren und Jahren das- 
selbe Becircen und Lächeln; andere Gäste spiel- 
ten „scopa” und schlugen die Karten laut auf die 
Tische; andere noch tranken und sangen aus vol- 
ler Kehle. Und darum und darüber zog sich zäher, 
blauer Tabakdunst hin, der ab und zu von einer 
fliegenden Hand, einem Hut oder einom Kopf zer- 
teilt wurde, wie da draußen die blaue Fläche des 
Sees von ruhigen und ellenden bunten Segeln. 
Man wußte nicht, ob die Sonne schien oder nicht; 
es war ein diesiger Schleier über Ihr, der seltsam 
im Kontrast stand zu dem blauen Wasser. Es war 
eine zwiespältige Stunde, und In solcher tut die 
Natur oft eigene Dinge, nach deren Sinn und Be- 
deutung selten gefragt wird. Man begnügt sich 
dann mit dem gemischten Gefühl der Ruhe und 
Unruhe, das einen befällt, schaut empor zum Him- 
mel und geradeaus über den See, und die Borge 
dazwischen scheinen einem näherzukommen, sich 
wieder zu entfernen und aufs neue heranzurücken. 
— Ihre Farbe war unbestimmbar, so wie die der 
Olivenhaine, die einmal silbern waren, einmal 
milchiggrün, einmal wie ‚grüne Erde, matt, glän- 
zend; ständig wechselten sie ihre Farbe, Je nach- 
‚dem, wie der Wind über sie blies; und so waren 
die Berge, je nach dem Standpunkt, von dem man 
sie ansah; oder nach dem Auge — ob man es 
offen hatte, zusammendrückte oder blinzelte — 
einmal grün, dann grau, violett, braun oder aus 
einigen dieser Farben zusammengestellt. 

Diesen Himmel, diesen See und diese Berge sah 
Berto, der fünfzehnjährige Hirtenknabe, von seinem 
Sitz unter einer Trauerweide am See aus — sah es 
und verstand es nicht, obzwar er sich Gedanken 
darüber machte; so wie wir es nicht verstehen. 
Er saß da In seiner Kleidung aus kastanienfarbi- 
‚gem Barchent, weißen Gamaschen, die bis zu den 
Knien reichten, einem runden, braunen Hut; saß 
auf seinem weiten Umhang, den er als Kissen zu- 
sammengelegt hatte, und 

blickte versonnen in 
den diesigen Schleier A 

am Himmel und über 

den blauen Seo, die N 

linke Hand auf den kno- 

tigen Hirtenstock ge- 

stützt, mit der Rechten 

vielleicht unbewußt an 

dem Ring spielend, den 

er im Ohr trug; und 

seine Gedanken waren 

einmal bei diesem zwie- 

spältigen Bild vor sel- 

nem Auge, einmal bei 

Annelta, irgendeiner (\ 
träumenden und lächeln- \ 
den Jungfrau des Dorfes, 
Er sah bunte Segel auf 
blauem Wasser und 
schwarze locken und 
geschwungene, feuchte 
Lippen mit rotem, leben- 
dem Blut. 


VON PETER REIMANN 


Von fern, aus dem Dorf her, vernahm er das mo- 
notone Singen eines Leichenzugs. Der mußte sich 
dem Platz am Hafen nähern, dachte er; vielleicht 
hätte man ihn bald zwischen den Häusern und 
den Masten der Im Hafen liegenden Barken sehen 
können, denn er mußte weithin leuchten mit allen 
seinen brennenden Wachslichtern, roten, weißen 
und schwarzen Gewändern und der perlenbestick- 
ten Decke über dem Sarg. 

Wer nur wieder gestorben war? 

Der Hirtenknabe wußte es nicht, denn er wär vor 
einer Woche mit seiner Herde ausgezogen über 
die Wiesen längs des Sees, von wo aus er die 
Tiere über den Berg treiben wollte, um erst im 
Herbst zurückzukehren. Vielleicht war es die alte 
Beppa, das Bettelweib? Oder die Großmutter 
Lucrezla? Oder ein jüngerer Mensch, vielleicht 
der Apotheker oder die Evelina aus Glulios Gast- 
hof oder die Annetta? Bei diesem letzten Gedan- 
ken überlief ihn ein kalter Schauer, ja, er spürte 
plötzlich einen Knoten in der Kehle. Es war das 
erstemal seit seinem zehnten Lebensjahr — er 
hatte die Schule In der vierten Klasse verlassen, 
um an die Stelle des Vaters zu treten, der als Hirt 
auf dem Berg tödlich verunglückt war — daß er 
Sehnsucht fühlte; er wäre am liebsten in das Dorf 
zurückgelaufen, die Herde sich selbst überlassend, 
um zu fragen, wer gestorben sel. 

Das Singen wurde deutlicher, es hatte für Ihn tle- 
fere Trauer als sonst, es klang verzweifelt, als 
wolle es sich allmählich zu einem Schreien durch- 
ringen... 

Dann sah er den Trauerzug hinter den Häusern 
auftauchen, er unterschied die einzelnen Lichter, 
aber sie waren matter als sonst. Und dann strich 
er mit der Hand über die spähenden Augen; denn 
er war so verstört, daß die Lichter Ihm bunt schie- 
nen, so wie die Segel über dem See. Der ganze 
Zug war farbig, er sah grüne, gelbe, blaue Flecken 
zwischen dem gewohnten Rot, Weiß und Schwarz, 
und er strich sich wieder über die Augen, so ver- 
stört war er. Vielleicht war wirklich die Annetta 
gestorben, Gott gab es ihm ins Gefühl. Und er 
schaute weg, wieder Über den See und In das 
Diesige des Himmels, und stellte sich die arme, 
kleine Tote vor. Ganz in Weiß gekleidet lag sie 
vor seinen Augen, das Haar fiel in üppigen, 
schwarzen Locken auf die kleinen, runden Schul- 
tern und über diese weiter bis zu den jungen Brü- 
sten, unter denen Jetzt kein Leben mehr klopfte; 
die sonst lächelnden roten Lippen waren bleich 
und zu einem schmerzlichen Zug verzogen; die 
kleinen, blassen Hände waren gefaltet zu einem 
letzten Gebet... Da hielt es den Knaben nicht 
mehr; der Knoten in seiner Kehle löste sich, und 
er begann, zum erstenmal wieder seit dem Tod 





| 
Il 


662 


N 


EN 
we 


des Vaters, zu schluchzen, laut und verzweifelt, 
Seine Annetta war tot... 

Am Abend, ehe er unter der Weide einschlief, 
glaubte er, seltsame Lichter über dem Dorf zu 
sehen: vielleicht waren es die Sterne, die sich zur 
Erde senkten, Annettas Seele zu holen. 


* 


Am anderen Mittag war es dem Knaben, als 
träume er, als plötzlich Annetta vor ihm stand. Er 
schaute sie mit weit geöffneten, erschrockenen 
Augen an. Aber Annetta lächelte, nein, sie lachte 
sogar. 

„Was hast du denn?" fragte sie, „Du siehst mich 
an, als sel ich ein wildes, seltenes Tier!” 

Dann lachte sie wieder. 

Der Knabe antwortete Immer noch nicht, vielleicht 
wagte er nicht, seinen Wachtraum, seine Angst 
des Tages zuvor zu gestehen. 

„Ich habe gestern getanzt!” rief Annetta fröhlich, 
„Du, richtig getanzt! Sogar mit dem Sekretär und 
mit dem Sohn des Apothekers. Hör’ doch! Mit 
dem Herrn Sekretär und dem Gino vom Apo- 
thekerl” 

Jetzt erst kam der Hirtenknabe zu sich. 

„Getanzt hast du?” fragte er, „Getanzt? Gestern? 
— Gestern abend? — Ja, hast du denn keine Pie- 
tät mehr Im Lelb?...“ 

„Pletät?” wiederholte das Mädchen erstaunt. 
Pietät? Warum Pierät?" 

„Nun, wenn Jemand im Dorf stirbt, dann tanzt man 
doch nicht!" Der Knabe war empört von so viel 
Taktlosigkeit. 

„Wer ist denn gestorben?” fragte das Mädchen 
wieder. 

„Wer gestorben Ist? Woher weiß ich's? Du mußt 
es wissen, dul Bist Ja die ganze Zeit Im Dorf ge- 
wesenl... Wer hat denn alles mitgetanzı? Ihr 
tanzt, wenn jemand Im Dorf am selben Tag be- 
graben worden ist?! Wartet, so wird Gott das 
ganze Dorf strafen, euch und das ganze Dorf mit 
euchl. . 

Er keuchte. Und das Mädchen lachte, während er 
fortfuhr: 

„Ich glaubte schon, du seist es, die sie begruben, 
als ich den Leichenzug zwischen den Häusern und 
den Masten des Hafens auftauchen sahl Und Ich 
war so verstört — ich sah alles flimmern, In allen 
Farben, daß sich mir die Augen drehten... Und 
du lachsil” 

Annetta strich ihm sanft mit der Hand über das 
braune Haar. 

„Armer, kleiner Schatz”, sagte sie. Dann lächelte 
sie. „Einen Trauerzug habe ich Im Dorf seit dem 
Tod der alten Caterina nicht mehr gesehen, es war 
der letzte, den du auch mit sahst. Gestern...” 
Sie unterbrach sich, 
denn sie mußte wieder 
lachen, wie es Mädchen 
oft, viel zu oft grundlos 
tun. „Gestern war doch 
— — gestern hast du 
doch keinen Leichenzug 
gesehen — — das war 
doch der Karnevalszug 
— hinterher haben sie 
noch herrliches Feuer- 
werk gemacht, das sie 
aus der Stadt geholt 
hatten — — hast du es 
nicht auch gesehen? 
Gestern war doch Kar- 
nevall...” 

Die Augen des Knaben 
gingen wieder über den 
See und zum Himmel, 
an dem heute die helle 
Sonne stand. Und vor ihm 
tanzten viele,bunteSegel 
auf dem blauen Wasser, 











(Fr. Bilak) 


uaN 


Kußparade in USA. 


1: e_ a 























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„In welcher Schlacht hat er sich denn die schreckliche Verwundung geholt?“ 
„Das ist keine Verwundung, Frau Roosevelt hat ihn geküßt!“ 


La rivista del ... bacio: “In che battaglia si & preso quell' orribile ferita?,, — “Non & una ferita. La signora Roosevelt I"ha baciato!,, 


663 


DIEIRSBIFAWUFESZEITTTIEN 


VON HANS B. WAGENSEIL 


Dieses Haus hier am Marktplatz — berichtete mir ein Einheimischer — war 
einmal bemerkenswert dadurch, daß es die Niederlassung einer nicht un- 
bedeutenden spanischen Handelsfirma beherbergte, die sich mit dem Import 
von Wein und Südfrüchten befaßte. Unter den älteren Einwohnern erzählt man 
sich noch heute allerhand Schnurren von den Eigenheiten der landesfremden 
Inhaber. Doch ist der eigentliche Held meiner Geschichte ein junger Deut- 
scher, der zu jener Zeit im Auftrag eben dieser Firma nach Spanien reiste. 
Das ist Jetzt dreißig Jahre her. Er hieß Gottfried Kienzler. 

Eines schönen Nachmittags also kam der gute Kienzler In Madrid an, Er war 
noch nie in seinem Leben aus seiner bayerischen Heimat hinausgekommen; 
auch sprach er kein Wort spanisch. Weil er aber über glänzende kaufmän- 
nische Fähigkeiten verfügte und zudem verläßlich war, hatte man ihn zu 
dieser Geschäftsreise ausersehen. 

Da es noch früh am Abend war, begab sich Kienzler aus seinem Hotel in 
eines der an der Paseo de la Castellana unter den Bäumen gelegenen Kaffee- 
häuser und setzte sich dort an eines der auf die Straße gerückten Tischchen. 
Gleich nach seinem Kommen nahm am Nebentisch eine bildhübsche Spa- 
nierin Platz. Das ist ein in Spanien seltener Fall, denn dort besuchen Frauen, 
selbst heute noch, kaum je allein ein Kaffeehaus. Nicht aber genug damit, die 
Schöne begann unserem Bayern ganz unverhohlen zuzulächeln. Verführerisch 
ließ sie alle ihre Reize spielen. Aber nichts half. Der bledere Kienzler tat, als 
merke er nichts. Da zog nach einer Welle die enttäuschte Circe ein Blättchen 
blaues, Schreibpapier aus Ihrer Handtasche hervor, kritzelte etwas darauf und 
ließ das Zettelchen dann zu Boden fallen. Mit einem letzten aufmunternden, 
vielsagenden .Blick hinüber zu dem Stockfisch am Nebentisch stand sie auf. 
Und schon hatte sie — nach einem Augenaufschlag über die Schulter zurück — 
das Gewoge der auf der Straße lustwandelnden Menge verschlungen. 

Wie es immer geht im Leben, unserem guten Deutschen befiel jetzt zu spät 
die Reue. Auch mochte wohl die Neugier schuld sein. Jedenfalls beugte er 
sich heimlich von seinem Stuhl zu Boden und hob das Zettelchen auf. Da er 
os nicht lesen konnte — denn die Worte waren in spanischer Sprache ge- 
schrieben — rlef er den Kellner herbei, damit der es Ihm übersetzte, Die 
Worte lesen, vor Erstaunen maßlos weit die Augen aufreißen und den be- 
stürzten Kionzler mit ausdrucksvoll gerecktem Arm entrüstet aus dem Caf& 
weisen, war eins! 

Ins Hotel zurückgekehrt, erzählte Kienzler dem Direktor noch ganz benommen 
sein Erlebnis, wobel er Ihm das fragliche Stückchen Papier zeigte. Der Direk- 
tor las es, bekam Stlelaugen, warf dem Jungen Mann einen vor Abscheu und 
Entrüstung flammenden Blick zu, und, indem er sich weigerte, ihm eine wei- 
tere Erklärung zu geben, setzte er ihn auf die Straße hinaus, 

Verdattert und völlig verwirrt betrachtete der arme Teufel den verhängnis- 
vollen Zettel, steckte ihn dann in die verborgenste Tiefe einer seiner Taschen 
und schwor sich, Ihn nie wieder einer Menschenseele in dieser seltsamen 
Stadt zu zeigen. 

Kaum aber war er wieder hierher in seine Heimat zurückgekehrt, so klagte 
er dem Leiter seiner Firma sein Erlebnis. Dieser, ein liebenswürdiger Spanier, 
lobte schon seit vielen Jahren in unserer kleinen Stadt, war ein enger Freund 
von Klenzlers Vater ‘gewesen, und stand auch zu dem Sohn In vertraulichem 
Verhältnis. Nachdem er die Geschichte angehört hatte, versicherte der Fillal- 
leiter schmunzelnd, der Junge Mann sei wohl das Opfer der Necklust seiner 
Landsleute geworden. Geben Sie mal her, sagte er, ich will gerne das Ge- 
helmnis enträtseln. Damit griff er nach dem Zettel. Noch aber hatte er kaum 
mehr als einen Blick auf das besagte blaue Zettelchen geworfen, als er sich 
krebsrot verfärbte, seine Lippen begannen vor Entrüstung zu beben, und’in- 
dem er dem versteinerten Kienzler das Blatt um die Ohren schlug, forderte 
er ihn auf, unverzüglich das Haus zu verlassen und ihm nie wieder unter die 
Augen zu kommen. 

Niedergeschmettert, seiner Stellung beraubt, stand der Junge Mensch auf der 
Straße. Hier nun erinnerte er sich in seiner äußersten Verzweiflung seiner 
früheren Erzieherin, an der er noch immer in Dankbarkeit hing. Dieses alte 
Mädchen, wußte er, hatte viele Jahre lang bei einer Familie in Spanien ge- 
lebt. Entschlossen trug er seine Betrübnis zu ihr. Ratlos erzählte er ihr, was 
ihm durch die Schuld dieses unglückseligen Papierfetzens widerfahren war. 
Die gute Person gelobte feierlich, ihm die geheimnisvollen Worte genau zu 
übersetzen. Mit dieser Zusicherung nicht zufrieden, legte Kienzler eine Pistole 
vor sich auf den Tisch, warf einen bedeutsamen Blick darauf und sagte: „Ich 
erwarte Ihre ungeschminkte, wortgetreue Übersetzung. Anders verlasse ich 
dieses Zimmer nicht mehr lebend.” 

Die erschrockene Frau streckte erwartungsvoll die Hand aus, um den Zettel 
entgegenzunehmen.... Kienzler griff tastend in die Tasche, in welcher er das 
Papier aufzubewahren pflegte. Dann fuhr seine Hand mit immer fliegenderer 
Hast in alle anderen: Der Zettel war nicht da. Nicht hier, und nicht dort, Nir-" 
gends. Der Zettel blieb verschwunden. Kienzler fand ihn nie wieder. 








664 


(K. Rössing)) 





Auf hohem Roß Alto e fiero — Sul destriero 


NACHTLAGER' 
Von Herbert Lestiboudois (im Felde) 


Dort schlafen sie, h 
Die Leiber, überkrustet noch vom Schlamm der Gräben, 
Ins feuchte Stroh gepreßt. So sah ich nie 


. Am Boden liegen alles Leben: 


Zerquält, wie ausgelöscht nun und zerschlagen 
Nach mörderischen Nächten, grauenvollen Tagen. 


Ich sitze stumm , 

Und atme schwer... Noch kann ich im Tumult der Ratten 
Nicht Ruhe finden. Weiß auch nicht warum 

Auch jetzt noch mich die dunklen Schatten 

Des bitteren Durchlebten überkommen, 

Als wär” noch immernicht der Totentanzvonmir genommen?! ... 


Und Stund’ für Stund’ 

Des jüngst Gewesenen zieht mir vorbei... Ich sche, 

Wie sie gefallen sind — —: den zuckend’ bleichen Mund 
Des Jünglings dort, der meine Nähe 

Noch sterbend suchte, ch’ sich seine Augen schlossen —, 
Sein Antlitz jäh von rotem Feuerschein umflossen... 


So Nacht um Nacht, 

So Tag um Tag auch fieberhaft vorübereilen... 

Dort schlafen sie, die Überlebenden der letzten Schlacht, 
Und niemand weiß, wo sie in ihren wirren Träumen weilen... 
Ich sitze stumm —, das Herz allein nur rasend hämmert— — 
Schlaf ruft mich erst, als trübe schon der Morgen dämmert... 























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LIEBER SIMPLICISSIMUS 


10. Nückel) 





Kurt Götte ging in das Reisebüro zwecks Reise- 
erlaubnis. 
Er füllte einen Fragebogen aus. 


„Bin Ich. 

„Wo denn?” 

„In Neutomichel.” 

„Kabelmeister im Elektrizitätswerk?“ 
„Nein. Theaterkapellmeister im Theater.” 


* 


In der Linie 16 von Stuttgart nach Degerloch 
geht es eng her. Zu bestimmten Tageszeiten be- 
steht das Reisepublikum vorwiegend aus würdi- 
gen Damen. Stehen müssen sie wegen der Über- 
füllung sowieso, und wegen der Hitze will nie- 
mand „in das Innere des Wagens” hineintreten, 
sondern alles drängt sich auf dem Hinterperron 
zusammen. Fruchtlos verhallen die nüchtern-for- 
mularmäßigen Aufforderungen des Schaffners. Bis 
er schließlich bittet: „Jetzt lasset doch au mit 
Eich schwätze! Mit de Ochse schwätzt mer doch 


J.H.R. 


Grat Bobby ging über den Ring spazieren. 

Vor dem Hotel Imperial blieb eine dicke Dame 
vor ihm stehen, 

„Herr Graf! Herr Graf!” rief sie aufgeregt. 

„Ja, meine verehrte gnädige Fraul Wie geht’sdenn 
immer?” 

„Sie erkennen mich, Herr Graf?" 

„Warum denn net? Vor zwanzig Jahren haben wir 
doch einmal zusammen beim Sacher gespeist, net 
wahr?” 

„Daran erinnern Sie sich noch, Herr Graf?" 

„Das gehört zu meinen unauslöschlichsten Er- 
innerungen, gnädige Fraul” 

„Wirklich? 

Graf Bobby nickte: 

„Ja, den Abend werde ich nie vergessen — so 


Der Beamte nahm den Bogen. 


„Kabelmeister sind Sie?” las er. aul’ 











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666 





DER AUTOMAT 


Hoch klingt das Lied vom braven Automaten, der 
&.D. auch noch im Ruhestand vorbildlich Dienst 
am Kunden übte, 
In schöner weißer Lackierung hing er in einem 
diskreten Herrenraum, jedermann beim Betreten 
desselben sofort in die Augen fallend. Mit von 
Künstlerhand entworfenen Buchstaben stand auf 
ihm zu lesen: 
Hühnerei-Seife. 
Für 10 Pfennig. 
1 Stoff-Handtuch, 
1 Stück Seife, 
1 Toilettenpapier. 


Griff ziehen, dann loslassen 


Auch ein Versagerknopf war da, auf den man 
drücken konnte, falls der Mechanismus des Auto- 







Erst die Front 
dann die Heimat 











Ausland, 








 Friepel 





‚€ Freunde um spar: 
ir möglichst alle ve: 








Stempelkissen u.Siegellacke aller 


ist dos Beste gerode gut genug. 
Die Vorzüge des Mpteriols (Zeil: 
stofl-Floum) und peinlichste Sorg- 
folt beider Herstellung erwarben 
und erhalten der neuzeitlichen 
Comelio-Hygiene dos Vertrauen 
von Millionen Frauen im In- und 











Besıe Besie 
BuchuSchreibtinte fFüllhaltertinte) 


maten nicht funktionieren wollte. 

Diesem Automaten also stand ich beim Betreten 
des oben erwähnten diskreten Herrenraumes wie 
einer Erscheinung aus einer versunkenen Zeit ur- 
plötzlich gegenüber. Nichts verkündete, daß er 
außer Betrieb war. Mit den Automaten ist es 
nämlich zur Zeit wie mit den Attrappen bestellt, 
sie sind nur für das Auge da und haben es faust- 
dick hinter dem Druckknopf. Man zieht an ihrem 
Griff, 1&ßt los, zieht, läßt los, aber der Automat 
zieht nicht und läßt nichts los. 

Dieser aber — 


Doch gemach. 

Klopfenden Herzens warf ich ein Zehnpfennigstück 
in den Apparat. 

Und dann zog ich am Grilf, um ein Stoffhandtuch, 
ein Stück Seife und ein Toiläitenpapier ohne Be- 
zugschein zu erhalten. 

Aber es kam kein Handtuch heraus, 

Und kein Stück Seife. 

Auch kein Toilettenpapier. 

Es kam was viel Überraschenderes heraus 

Das eingeworfene Zehnpfennigstück.kam wieder 
zurück Heinz Scharpf 


MEIN FREUND JOHANNES 


Johannes las mir eine Kurzgeschichte vor, die er 
einer Zeitung zum Abdruck anbieten wollte. 

„Aber lieber Johannes, fast genau dasselbe hast 
du doch schon mal geschrieben und auch ver- 


KRONEN- 
KRAWATTEN-FABRIK 


| Grite M.Tihkeg 


BERLIN Cz 














aschenkino schr starke 
en Vergröß., m. 30 Kriegs- 
E72 u. Filmbild. ferner 


nur geg,Eime.v.1,50 


(a.Scheine) keine Nachnahmelieferg.Sor- 
timente Herren. und Da 
Eins. v.30d. 5 04.20 RM. Preisl, 
waren, 
beigefügt, sonst kein Verund A. Maas, 
Berlin SW 68, Postf. 18, gegr. 1890, Abt. S 


»Auszieh-„Plakat-Tuschen. \) 
(GE Ton Ber en‘ 


nscherze geh, 






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cherz- u. Zauberart, w. mar Auf 


Interessante Ursache 
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erzeugnis 








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‚Bruyerepfeifenfabrik VAUENNürnbg. 

















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Täglic; nachmittags und abends 
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WAG 











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Ein selbsvernöndlichei Gebot 
| Mon streicht VELVETA +0 


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Damen nich Pur „zur Not’ | 





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guten Weinen machen. Abe 
wählte gute und 
geben dem Sekt 


p 
Wagner Privat 
muß also dann besonders knapp 
sein, wenn gute Weine fehlen. = 
Dafür ist aber Wagner Privat 
immer gut = ganz gleich, ob gute 
‚oder schlechte Weinjahre sind. | 


NER PRIVAT W 
ScNWEIBSSNTECHEN 


MEDOPHARM | Stottern, Sprechangst beseitigt LANGON-LANOSBORFF. E00 
. . U ß 
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öffentlichen lassen, Fängst du jetzt etwa an, von 
dir selber abzuschreiben?” fragte ich. 

„Warum soll gerade ich alleine nicht von mir ab- 
schreiben dürfen‘, sagte Johannes. ].Bieger 


MULCUTO 
DIAMON 
schrneice 


= FÜR DEN 
STARKSTEN BART 


Gebrauchtanweiung, 
Schneide Nr. 1 für die Vorrasur 


n Nr. 2 
Schneide “:.. 


Nachrasur 
mar Die praktische Tastkerbe Nr. 3 
D.R. P. Nr. 640543 








Durch diese Erfindung It es möglich, die 
beiden Schneiden bei eingespannter 
Klinge mühelos zu unterscheiden, gleich, 
mäßig abwechselnd zu gebrauchen, und 


auf das Sparsamste auszunutzen 


aufs Brot, 








Lucas Bots gründete im Jahre 
1575 die äleia beuchende 
Uikörfobrik der Welt, das 
Stammhaus der Erven Lucas 
Dols Ar im Emmerich 
um Nheln. Heute wird eu mar nur verhältnlmäfg 













artien der Fall sein, dafı eine Flasche Dolı Ihres Wagen 
kommt, Wenn aber, dann werıien Ste feststellen, daß 
die elurlgartige Bols-Qualität unverändert aufrecht: 





nt erhalten werden konnte. Und — einmal kommt ja der 


Tag, an dem wir Ste wieder 
e je Ba ERVEN LUCAS 


A 
um um BOLS 


EMMErRICHFRN 






& 






= 
et / 


\NQ 


Schicken Sie den SIMPLICISSIMUS 
wenn Sie ihn gelesen haben an die Front! 


\ .[nems a Darflims 


| Dirollhe Hantpflie 
Kuda len. kam para vonder 













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667 











klebenwirnurobenmitwinzigenTropfn säurefr 


‚wasserfe: 





‚Alleskleber in unser Album. Dann wer 


fon sich die Bilder nichtund derKlebstoffreicht länge: 


DerAlleskleber 


" UHU-WERK BUHL-BADEN 


Tube 


vorse 







ztots Fest 
hließen! 


Französisches Straßencafe - Caffe francese sulla strada 


(9. Gaggell) 


N 





DETEKTIVROMAN 


VONSCHLEHDORN 


Kap. 23. (Schuß. — Entschluß. — Schluß.) 


Da knallte der Schußl D. h. zwei gleichzeitige 
Schüsse, 

Vier Hähne hatten geknackt. 

Und als Jack Biceps aus dem (vom Detektiefbau- 
Ingenieur eigens für diesen Roman konstrulerten) 
Kamin heraussprang — — — „Hände hoch!” rief 
er und zielte auf sämtliche Anwesenden —, da 
fand sich tatsächlich In Jeder Ecke ein Täter und 
6 (in Worten: sechs) Pistolen im Raum. 

Durch die linke Tür war Fritz Unschulze eingedrun- 
gen, mit gezückter Pistole; durch die rechte Ali 
Biedermann mit erhobenem Revolver; durch das 
Fenster der Finne Snelli Zuuvernämen, noch im An- 
schlag; und durch die Hintertür (natürlich) John 
Derwars, dessen Rohr noch rauchte. Credieterich, 
der Wucherer, jedoch saß zusammengesunken in 
seinem Sessel — leblos — auch er hatte die Hände 
hoch. 

Debettina war mit einem melodischen Aufschrei 
hinzugeeilt, ganz blaß vor Mitleid, ganz blond vor 
Schönheit, die einzige übrigens, die keine Pistole 
in der Hand trug. Denn, wohlgemerkt, auch Cre- 


dieierich hatte eine solche, offenbar gegen sich 
selbst gekehrt, ehe er die Hände hochnahm. 
Schätze”, sagte Jack Biceps trocken, „Kom- 
missar Crowse (sprich Krause) würde Sie jetzt 
sämtlich verhaften und alle Spuren verwischen. Der 
will immer schon im ersten Kapitel verhaften, ohne 
Rücksicht auf die Fortsetzungen. Unser Autor hat 
das dadurch umgangen, daß am Anfang einfach 
keiner ermordet wurde — welche Verwicklungs- 
möglichkeiten waren nun erst eröffnet 

Ich weiß alles“, fuhr Jack Biceps fort, „schon seit 
dem zweiten Kapitel, Damals wußte es nur der 
Verfasser. Und der wußte es von mir.” 


* 





Der Leser, der Credieterich von Drohbriefen und 
Debettina von Glutblicken verfolgt sah, suchte 
den Schlüssel zu dem Geheimnis, der bei allen 
Detektivromanen so einen Bart hat: 

Es ist immer der, von dem am wenigsten gesagt 
wird, daß 'er es wäre. 

Die schöne Frau ist es nicht, wenn ihr Liebhaber 
edel ist. Dieser erweist sich, wenn ein noch edle- 
ror da Ist, als Schuft und ist es dann gewesen. 


668 


Auch wer als besonders häßlich geschildert wird, 
ist es nicht. Ebensowenig der, der als erster ver- 
haftet wird, auch wenn er gesteht. Falsch ist Jedes 
Geständnis, das früher als zwanzig Seiten vor 
Schluß erfolgt, 

Ferner: Wer zur Komplettlerung eines Paares bei 
der Schlußverlobung erforderlich ist, ist es nicht 
gewesen. Kurz: 

Es ist stets der für das happy end Entbehrlichste, 
So verlangt es die Okonomie der Detektivromane. 
Denn sie sind eine wirtschaftliche Angelegenheit. 
„Es Ist unmöglich, an Detektivromanen nicht wohl- 
habend zu werden”, wenn nur der Titel wirksam ist 
und an Sentimenta-, Schwu- und Trivialitäten das 
(in Dollar gerechnet) Angemessene geboten wird. 


* 


Kehren wir in das Arbeitszimmer des Wucherers 
zurück, in dem die immer noch erhobenen Hände 
nun schon zittern und Jack Biceps die Aufklärung 
begann 

„Fritz Unschulze” — der zuckte zusammen — „legen 
Sie Ihre Kinderpistole auf den Trumeautisch. Die 
Zündplättchen auch, Damit also wollten Sie den 
Wucherer erschießen?” 

Fritz Unschulze brach zusammen: 

„Ich wollte.” 

„Aus hoffnungsloser Liebe zu Debettina, Wenn Sie 
nicht hoffnungslos llebten, wären Sie rasiert! 

All Biedermann!” — der erblaßte — „legen Sie 
Ihren Revolver auf das Vertiko. Aber vorsichtig, 
denn Sie haben den Finger an der Sicherung, und 
wenn man die herunterdrückt, kann man nachher 
schießen, Oder wollten Sie das?" 
Ali Biedermann brach zusammen: 
nungsloser” usw. 

„Snelli Zuuvernämen!” — Der Finne brach zusam- 
men. — „Legen Sie Ihre Waffe auf das Cylinder- 
büro. Sie ist ungeladen. Ich selbst habe sie ent- 
laden, gestern, als ich in der täuschenden Maske 
einer Aufwartefrau bei Ihnen war.” 

„John Derwars — Ihnen wäre es schon zuzutrauen. 
Entpuppen Sie sich!” — Der entpuppte: 

„Ja, ich bin Detektiv, bekanntlich das Einzige, was 
der große Kollege erst Im Schlußkapitel merkt. 
Sonst weiß er immer alles.” 

„Gut. Sie haben geschossen, Sie haben vorbel- 
schießen wollen, in den Trumeauspiegel. Sie haben 
noch vorbeier geschossen. In die Wand.” 

„Wer war es also, der Credieterich traf?" fragte 
Jack Biceps rhetorisch, „Ich selbst Ich schoß ihn 
mit der Scheintod-Pistole, Scheintod? Well er an- 
scheinend im Begriff war, seinem Wuchererleben 
ein Ende zu machen...” 

„Um meinetwillen“, stammelte Debettina, schlank 
vor Angst und rouge vor Reue. „Ich gestehe, Ich 
habe mit allen Vieren geflirtet. Mit Fritz trank ich 
Coca-Cola im Automaten, mit All Helles bei Sie- 
chen, mit Snelli Cocktails bei Mampe und mit John 


„Ja, aus hoff- 





" Sekt auf Betriebsunkosten. Fritz hatte seine Kinder- 


pistole bei sich, All hatte nicht entsichert usw. So 
blieb ich treu.” 
Hier erwachte Credieterich. 
„Ctedieterich”, rief sie aus, und Ihre Augen strahl- 
ten wie Straß unter der Straßenlaterne, — „ist gar 
kein Wucherer, Er war nur früher beim tschechi- 
schen Finanzamt. 
Ich verspreche dir, Geliebter, nie mehr zu lieb- 
reizen. Niemals mehr außer dem Hause. Ich bin 
dein mit all meiner blonden Schönheit und meinen 
Schulden...” 
Die Vier hatten sich still verdrückt — einer großen 
Gefahr entgangen. Auch der Meisterdetektiv vor- 
zog sich mit geräuschvoller Diskretion, Er ließ seine 
Geschäftskarte zurück und zwei glückliche Men- 
schen. 
Der Mond lugte durch die Scheiben. Es duftete 
nach erregtem Heliotrop... 
Er sank vor ihr auf die Knie, Sie vor ihm auch. 
„Geliebte, oh vergibl" flehte er. 
„Du mir auch!“ forderte sie ihn auf, 
„Was täte ich lieber”, sagte er und küßte sie auf 
Gelipp und Gelock. 
„Päng“, sagte die Pistole und fiel vom Tisch auf 
den Buchara. 
„Kltsch”, sagte der Mond und verzog sich hinter 
die Wolken. 

Ende 


Leidenschaften 


(K. Heiligenstaadt) 





„Erst war dir die Elli zu alt, mit einemmal kannst du ohne sie nicht mehr 
leben!“ — „Nur wegen der Raucherkarte, Kind, ... nur deswegen!“ 


Passioni: ‘“Dapprima la Elly era troppo vecchia per te; tutt' ad un traffo non puoi piü vivere 
senza di lei!,, — "Bambina....solo a motivo della *Carta-Fumatori,, solo per questo!,, 


669 


Aus einem Totentanz - Da 


N » 
.: 


DIE UHR 


VON DESIDER KOSZTOLANYI 


Unlängst erwachte ich mitten in der Nacht. Es 
war still im Zimmer, Doch war es nicht die ge- 
wohnte Stille. Vielmehr war meine Weckeruhr, die 
auf dem Nachttischchen zu ticken pflegte, stehen- 
geblieben. Scheinbar wurde auch die nächtliche 
Stille nur durch das Ticken der Uhr freundlich, so 
wie die Dunkelheit durch den Dämmerschein 
eines Nachtlichts. 

Im Schlaf hatte ich vernommen, daß sie aufgehört 
hatte zu gehen, und mich später davon auch 
durch Augenschein überzeugt. Eine vorüber- 
gehende Unpäßlichkeitl, dachte ich, konnte aber 
nicht wieder einschlafen. Der so nahe von mir 
stehende, in Ohnmacht gefallene Gegenstand 
versetzte mich in Erregung. Ich erhob mich. Ich 
hatte lange zu tun, bis ich die Uhr wieder In Gang 
gebracht hatte. Dann vernahm ich erneut ihr 
Ticken und schlummerte ein. Am Morgen galt 
mein erster Blick Ihr. „Guten Morgen”, grüßten 
mich die Zeiger, „haben der Herr sich aber ver- 
schlafen. Es ist bereits ein Uhrl“ 

Ich kleidete mich hastig an, wobei ich mir meiner 
Faulhelt wegen bittere Vorwürfe machte, und 
wollte bereits das Mittagessen bestellen, als ich 
bemerkte, daß die anderen Leute Im Hause noch 
nicht wach waren, und die Hausmeister auf den 
Straßen eben den Bürgersteig fegten. 

Ich befragte meine Taschenuhr: es war noch nicht 


: LES nz 


una „Danza macabra‘“ 


SIE 


ENNS 


= 


halb acht. Da trat ich vor die Weckeruhr hin und 
stellte sie der Taschenuhr gegenüber, „Ja“, wie- 
derholte sie mit gleichförmiger, nicht unangeneh- 
mer Stimme, Jedoch In frechem Ton:. „es ist be- 
reits ein Uhr. 
Ich war verblüfft. Und zum erstenmal wurde ich 
gewahr, daß Uhren lügen. Frauen verstehen sich 
vorzüglich auf dieses Geschäft, aber Uhren noch 
besser. Sie erbleichen nicht, zucken mit keiner 
Wimper, sprechen mit ehrlichem Gesicht laut aus, 
was nicht wahr ist. 

Aufmerksam begann ich die Uhr zu beobachten. 
Sle verrichtete weiter mit jenem sturen, hinter- 
listigen Pflichtgefühl, das den Uhren eigentümlich 
ist, ihre Arbeit. Ich Jedoch hatte meine Ruhe ver- 
loren. Alle zehn Minuten fuhr Ich von meinem Sitz 
auf, um sie auf die Probe zu stellen. Der Gedanke, 
doß die reine Luft meines Zimmers durch Lüge 
verpestet wurde, erfüllte mich mit Grauen. „War- 
um lügst du?“ fragte Ich sie sanft. Sie Jedoch gab 
keine Antwort. Anfänglich war ich bestrebt, sie 
auf freundschaftliche Art zur Wahrheitsliebe zu 
erziehen. Da sie selbst nicht richtig gehen konnte, 
versuchte ich mehrmals am Tag sie mit dem Fin- 
ger, gleichsam wie mit einer kleinen Krücke, auf 
den rechten Pfad zu bringen, Es schien mir, als 
gehorche sie. Sie log nicht.mehr, sondern flun- 
kerte nur noch. Kaum jedoch hatte ich den Fuß 
aus dem Haus geseizt, um später mißtrauisch 
heimzukehren und unerwartet das elektrische 
Licht anzuknipsen, so entdeckte Ich etwas Furcht- 
bares: die Weckeruhr huldigte in meiner Abwesen- 
heit hemmungslos ihrer sündigen Leidenschaft. 








(A. Paul Weber) 


„Aber sie geht ja ganz richtig" — wurde mir mit- 
tags zum Trost — „auch sie zeigt auf Punkt zwölf 
Uhr.“ Ich wußte jedoch genau, was geschehen 
war: die hinterlistige Uhr zeigte um Mittag be- 
harrlich Mitternacht an, und um Mitternacht Mit- 
tag! Daraufhin machte Ich Schluß mit meinem bis- 
herigen Verfahren und beschloß, Ihr gegenüber 
nicht mehr Gnade walten zu lassen, ehe sie nicht 
die Wahrheit gestanden hätte. Erbarmungslos 
drehte ich ihren Zeiger hinauf und hinunter, vor- 
und rückwärts. So erbarmungslos, daß sie weinte 
und jammerte, „Entweder du”, rief ich aus, „oder 
ich!” 

Meine onergische Erziehung erzielte gute Fort- 
schritte, und sicherlich hätte sie ein vorzügliches 
Ergebnis gezeitigt, wenn nicht etwas dazwischen 
gekommen wäre. Heute frühmorgens nämlich 
drang ein seltsames, röchelndes Geräusch an 
mein Ohr. Dann sank über alles tiefe Stille herab. 
Ich sprang aus dem Bett, eilte hin zur Uhr: Die 
beiden Zeiger klebten in tödlicher Reglosigkeit 
auf dem Zifferblatt. Was war jetzt zu tun? Wenn 
ein Mensch stirbt, stellt man die Uhr ab. Was 
aber tat man, wenn eine Uhr starb? Ich kannte 
die Gepflogenheit nicht, Instinktiv griff ich nach 
ihr, Sie war ganz kalt. 

Lange stand ich mit gesenktem Kopf vor ihr und 
blickte sie an. Die Ärmste hatte sehr viel Ähn- 
lichkeit mit einem Menschen. Solange sie lebte, 
log sie. Jetzt aber lebte sie nicht mehr. Und log 
auch nicht mehr, 


(Berechtigte Übertragung aus dem Ungarischen.) 





Vorlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgesollschatt, München, Sendlingor Stral 
intwortl. Anzeigenlelter: Gustay Schaorer 





Verantwortl. Schriftieiter: Walter Foltzick, München. Ve 
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 (Fornruf 1296). Brietanschrift: München 2 BZ, Brleltsch. 


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DIE LIEBESERKLÄRUNG 


VON ADOLF WALTER 


„Das mit. den Enttäuschungen im Liebesleben“, 
ergänzte der sympathische junge Mann das Ge- 
spräch, „dürfte vielfach auf unrichtiger Einschät- 
zung des Partners beruhen. Hören Sie zu, was mir 
da eines Tages passiert ist. 

Ich habe vor einem Jahr in einem Schwimmklub 
ein Junges Mädchen kennengelernt, das sogleich 
einen ungemein starken Eindruck auf mich machte. 
Wenn es nicht so abgedroschen klingen würd 
möchte Ich von Liebe auf den ersten Blick sprı 
chen. Sie war mehr als hübsch, eine gepflegte 
Schönhelt, gescheit, von llebenswürdigem Wesen, 
man konnte mit ihr über jedes Thema sprechen, 
selbstverständlich in passender, unpersönlicher Art. 
Ich wurde durch dieses Ereignis geradezu aus 
meiner Bequemlichkeit, aus meinen Gewohnhel- 
ten geworfen: sie lag mir im Sinn, bei Tag und 
mehr noch nachts, ich war richtig krank, der Zu- 
stand Ist-Ja aus vielen Schilderungen und ei 
nen Erlebnissen hinreichend bekannt. Auch sie — 
nennen wir sie Augusta — schien mich geme zu 
sehen, zu sprechen, und eines Tages nahm sie 
mich nach Hause mit. Sie wohnte bei ihren Eltern 
in einer der westlichen Villenkolonien: ein netii 
Häuschen, durchaus modern, bequem eingerich- 
tet. Wir tranken Tee, plauderten und wurden nicht 
gestört, Wahrscheinlich, dachte ich, sind die 
Eltern zu dieser Stunde auswärts, Wir verabrede- 
ten eine Zusammenkunft für den nächsten Tag um 
dieselbe Zeit, 

Ich war mehr als glücklich, Alles ging nach 
Wunsch. Ich hatte es bisher unterlassen, Erkundi- 
gungen, wenn auch noch so oberflächlicher Art, 
einzuholen. Es widerstrebte mir um so mehr, Je 
gründlicher ich mich verliebte, Übrigens zeigte 
sie selbst nicht die geringste Wißbegierde, Ge- 
naueres über melne Vermögenslage zu erfahren. 
Beruf und Anstellung hatte ich gesprächsweise 
erwähnt, Tatsachen, die Augusta keinen beson- 
deren Anreiz bieten konnten. 

Ich gestehe, daß Ich große Hoffnungen In das 
kommende Zusammensein zu zweien setzte. Ich 
hatte vor, mich gründlich auszusprechen, Ich habe 
für unentschiedene Situationen nichts übrig. 
Augusta empfing mich an diesem berühmten 
Nachmittag sehr aufgeräumt. Hatten Jene unwäg- 
baren Einflüsse, die bei Frauen eine so merk- 
würdige Rolle spielen, sie in günstige, ja, gün- 
stlgste Stimmung versetzt? 

„Sie treffen mich‘‘, sagte Augusta mit elnem wunder- 
baren Lächeln, „in denkbar bester Laune an.” Sielud 
mich ein, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nel 
men, sie bot mir Tee an, den ich einfach übersah. 
„Augusta“, sagle ich mit verhaltener Stimme, 














LIVLÄNDISCHE LIEBESWEISE 


„ich bin nicht mehr imstande, gesellschaftliche 
Phrasen zu reden, kurz, diese gemächlich einleiten- 
den Stunden durchzumachen, wie es die Sitte, das 
Herkommen oder wer immer fordert, es geht 
über meine Kräfte. Das mag für Leute gut sein, 
die mäßigen Gefallen aneinander finden, die sich 
prüfen wollen, bevor sie sich binden — mein 
Fall, vielleicht darf ich sagen: unser Fall, liegt 
anders. Vom ersten Augenblick an — ich weiß, 
es klingt sehr banal — aber Ich kann mir nicht 
helfen — habe ich mich rasend In Sie verliebt, 
Augusta, so daß Ich für meinen Verstand fürchte, 
Alles andere, Beruf, Verpflichtungen, die ganze 
übrige Welt existiert für mich nicht mehr, nur 
Sie“, ich faßte nach Ihrer Hand, „nur du, Augustal 
Und ich weiß genau, es ist diesmal das ganz 
große Gefühl, die große Liebe, die einen nur 
einmal im Leben befällt, der man sich ganz hin- 
geben soll, ohne Zögern, ohne Bedenken, nur 
dem berauschenden Gedanken ausgeliefert, die 
köstlichsten Minuten des Daseins auszukosten. 
Nie mehr kommt diese Tiefe des Rausches wie- 
der, August, du! Sollen wir das einzigartige Er- 
lebnis ungenützt lassen, es langsam zerpflücken, 
anstatt uns von dem Sturm der Gefühle mitreißen 
zu lassen? Augusta, Ich liebe dich so sehr, wie 





dich noch niemand geliebt hat, wie dich nie- 
mand mehr lieben wird, grenzenlos, unter Hingabe 
meines ganzen Seins, was du von mir verlangst, 
ist bereits erfüllt, wenn es dir paßt, verbergen 
wir unser Geheimnis sorgfältig vor den Men- 
schen, wenn du willst, schreien wir es In alle 
Zeitungen hinaus und schreiten unter Orgel- 
gebraus zum Altarl” Ich stand auf und ging um 
den Tisch herum, um von der anderen, freien 
Seite ihr zu Füßen zu fallen, ihre Knie zu um- 
schlingen, „Augusta, sprich nur ein Wort, Jenes 
Wort, das ich heiß ersehne —" 

Da stolperte ich über eine Leitungsschnur, die — 
seltsamerwelse — in den Papierkorb mündete, in 
den Papierkorb, der sehr abseils vom Schreib- 
tisch und, ohne hinzugehören, neben dem Diwan 
stand. Mechanisch griff ich darnach, auch Augusta 
faßte rasch zu, doch um den Bruchteil eines 
Augenblicks zu spät. Am Ende der Doppelschnur 
baumelte ein Mikrophon. 

„Papa“, sagte Augusta mit Ihrem entzückenden, 
offenen Lächeln, „ist Romanschriftsteller. Er hat 's 
von Jahr zu Jahr schwerer. Wie soll er wissen, wie 
heuzutage eine Liebesszene aussieht? Vor dreißig 
Jahren hat man andere Wendungen gebraucht. 
Sie verstehen?” 

„Ich verstehe”, sagte Ich. „Aber es Ist nicht ab- 
zusehen, wo Überall in unserem künftigen Heim 
Mikrophone lauern würden. Das ist nicht auszu- 
denken. Da kann ich nicht mit, verehrtes Fräulein 
Augusta, das werden Sie hoffentlich einsehen!” 








GEDANKENSTRICHE 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


Es war in der ersten Zeit meines Schriftsteller 
berufes. Ich hatte mir einen kleinen Stock von 
Zeitungen und Zeitschriften gewonnen, bei denen 
ich mitarbeitete. Besonders stolz machte es mich 
jungen Autor, als es mir gelang, auch bei der 
anspruchsvollen Zeitschrift „Die Igellerche” mit 
gelegentlichen Beiträgen unterzukommen. Der Re- 
dakteur schrieb mir nach meinen ersten Einsen- 
dungen: 

w..Hie und da kann ich Ihre kleinen Geschich- 
ten verwenden. Ich will Ihnen allerdings nicht all- 
zuviel Hoffnung machen; denn wir zählen die 
ersten Autoren zu unseren Mitarbeitern! Ich will 
Ihnen sagen, warum ich trotzdem auch Ihre Ar- 
beiten, die Arbeiten eines Unbekannten, ver- 
öffentlichen werde, An Ihren Beiträgen gefällt 
mir am meisten, daß Sie keine Gedankenstriche 
verwenden. Ich bin nämlich ein unbedingter, 
tausendpromilliger Todfeind der Gedankenstriche. 
Wenn mir ein Autor, und mag er den weithin be- 





Die junge Hirtin singt in der Heide an einem Abend im Frühherbst: 


Alt ist meiner Mutter Haus, 

Scimwarz von Ruf die Esse, 

Zum Eulenlodı tagein, lagaus 

Fliegt wie auf Raub die Nadıt heraus: 


Adı, wie sich mir die Brust ans Mieder drängt, 
Wenn icı des Gelbgelockten denk, 
Des Hirten, den ich von mir mies, 


Der mit der Herde nacı der Moosbeerheide schied! 


Bauen, käm' er, wollt ich ihm ein Haus 
Unter der Birke, bauen aus der süßen Luft, 
Das rote Ziegelduch aus meinem Herz 
ihm schichten, 
Den weißen Vollmond ihm als Kissen ridıten, 


Wollt mich, die Herde.vor der Tür, ihm geben, 
Von der Sonn’ erhitzt und der Schenke Rausdı, 


Büschel Erika, Büschel Thymian im Haar 


Wie die wilde Heid’, das Zigeunerweib am Wege! 


Bitt didı, Herrgoft, duld es nicht, 


Daß icı wie die Birke mein Gewand verlier, 


Verlassen ganz beim Rabenkrädızen, 
Beim Fuchsgekläff vorm kahlen Himmel, 


Laß nicıt sinken grauen Nebe! auf mein Haar, 


Vor der Gelbgelockte bei mir war! 
Eher soll, als daft idı wie die Birk" vergeh 
An welker Lust, 

Eher soll, mag er audı meiterziehn, 

Mir ein Kindlein hangen an der Brust! 


671 


Fritz Knöller 


kanntesten Namen haben, eine noch so gute Ar- 
beit vorlegt, weise ich sie sofort zurück, wenn 
ich auf den ersten Gedankenstrich stoße. Sie ver- 
wenden dieses gänzlich überflüssige Zeichen 
nicht, von dem viele glauben, daß es sonderlich 
imstande sei, Tiefsinnigkeiten vorzutäuschen! Nur 
so welter, lieber Freund, und Sie werden bei der 
‚Igellerche‘ Erfolge haben!” 

Gerade damals waren mir die Anfangserfolge zu 
Kopf gestiegen wie einem Feldherın das erste 
gewonnene Treffen. 

Schon sah ich in meinem Zimmer Sekretärinnen 
sitzen, die meine Arbeiten abschrieben und aus- 
schickten, während ich als Autor im Klubsessel 
saß und Zigarren rauchte, die ich erst aus Silber- 
papier auswickeln mußte. Vor mir hatte Ich eine 
wunderbare kleine Schreibmaschine stehen, eine 
Luxusschreibmaschine, auf der ich meine ersten 
Entwürfe tippte. 

In dieser Stimmung, die lächerlich sein mag, die 
aber für freudige Weiterarbeit nütz- 
lich, ja notwendig ist, was mir jader 
Schaffende bestätigen wird, in die- 
ser keineswegs bescheidenen Stim- 
mung also überraschte mich der 
Brief von der ‚Igellerche‘. Ich hatte 
eben den Entschluß gefaßt, meine 
alte wackelige Schreibmaschine, die 
ich mir vor einem Jahre als längst 
ausgedienten Ladenhüter bei einem 
Altwarenhändler billig gekauft hatte 
und auf der ich seither meine Ma- 
nuskripte schrieb, abzustoßen und 
mir auf Raten eine neue, tadellose 
Maschine zu kaufen. 

Aber der Brief der ‚Igellerche‘ ließ 
mich einen dankbaren Blick auf die 
alte Letiernkiste werfen; denn sie 
allein war es, die mir zum Wohl- 
wollen des Redakteurs der ‚Igel- 
lerche‘ verholfen hatte und zwar 
nur durch den Umstand, daß bei 
dieser alten Schreibmaschine die 
Type mit dem Gedankenstrich ge- 
brochen war. 


Ein weiser Diener 


(€. Thöny) 





„Was soll ich denn mit dem Taucheranzug?“ — „Sie wollten doch die Flotte besichtigen, Mr. Churchill!“ 
Un servo savio: “Che devo far lo con questo scafandro?,, — “Mr, Churchill, volevate pure ispezionare la flotta!,, 


672 


Pr 








AMunghen, 21:Oktober 19421 H BHNTREIF AP PEHLIAFTHERe at 1 
I gang / Nummer 43 30 Pfennig 


N 
4 


/ 
9 


PLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN LA 
1,4 















Heimkunst in USA. 











1 


OLaF Avıamanssown Wii) 




















„... und über die Betten würde ich Ihnen an Stelle der bisher üblichen Heiligenbilder 
diesen schönen Stalin empfehlen, es ist zur Zeit das Modernste!“ 


Arte casalinga negli USA.: *...e sopra I Ietti Vi raccomanderei d'appendere, invece delle usuali Immagini di Santi, questo bel ritrafto di Stalin che & quanto di plö moderne si abbia oggldlt,, 








Die gütige Natur 


: 





(R. v. Hoorschelmann) 


„Ist doch ein guter Platz. Vor fünfzig Jahren hab ich da meinen Alfred selig 
kenneng’lernt und jetzt wachsen auf derselben Stelle die schönsten Pfifferlinge!“ 


La benigna natura: “Questo & pure un bel posto! Cinquant’ anni fa conobbi qui per la prima 
volta la buon’ anima del mio Alfredo e adesso, sullo stesso posto, crescono le piü belle peperelle!,, 


Der Lokomotivführer 


Wir haben alle einmal Lokomotivführer werden 
wollen, wir haben dabei ganz bestimmt nicht an 
Altersversorgung, Gehaltsklasse und Krankenver- 
sicherung gedacht, Keine Spur! Uns lockte das 
Vor- und Rückwärtsfahren, das Bremsen, das Han- 
tieren an den Hebeln, das Herumsteigen auf der 
Lokomotive während der Fahrt (dieses besonders!), 
das Pfelfen, das Rangieren und das Sausen durch 
die Nacht. 
Ich ge es, auch heute noch führe ich gerne 
einmal auf der Lokomotive, trotz Auto! Lokomotiv- 
führer sein dünkt mir etwas Gemütliches. Kommen 
Sie mir nicht damit, daß Lokomotivführer auf die 
Dauer ebenso ist wie Kolonlalwarenhändler oder 
Schriftlelter oder Steuerobersekretär. Nein, ich 
will mit meine Illusionen nicht nehmen lassen. Um 
‚den Lokomotivführer ist ‚Gemütlichkelt, trotz 
Schnelligkeit und genauer Zeit, Es hängt Ihm noch 
ein Rest der Biedermeierstimmung an, aus der Zeit 
der ersten Lokomotive, als Herren mit Zylindern 
hinter turmhohen Schornstelnen die zauberhafte 
Maschine bedienten. Lokomotivführer sind bedäch- 
tige Männer, meist schon etwas grau an den 
Schläfen und ohne leichtfertige Schlankheit, oder, 
ich wag’s zu sagen, von behäbiger Beleibthelt. Sie 
haben sich den Wind um die Nase wehen lassen, 
tatsächlich, wie ihre Verwandten, die Steuerleute 
auf den Dampfern. 

Keine Verwechslung bitte, Ich meine die Dampf- 
lokomotlvisten und nicht die Herren, die am 
Schalterstand einer elektrischen Lokomotive ar- 
beiten. Die sInd zackiger, sie gleichen in ihren 








Laboratorlumsmänteln mehr Chefärzten in einer 
Chirurgischen Klinik. 

So stelle ich mir den Lokomotivführer vor: Mit 
beiden Armen aufgelehnt schaut er über die Tür 
seiner Maschine, so wie einer behaglich aus dem 


KURZE FREUNDSCHAFT 


Neulich von den munderfchönen Tagen 
fing ich einen ein, 

faßt* ihn zärtlichskech beim Sammethragen: 
»Sel du mein!« 


Willig blieb der Gute bei mir ftehen, 
oh, fo fonnenwarm! 

»Und nun wollen wir fpazieren gehen, 
Arm in Arm!« 


Durch den langen Nachmittag felbander 
zottelten mir bin, 

ich Diogenes, er Alerander - 

eins im Sinn, 


eins im Überfchmang der Hochgefühle, 
ftrichen wir durchs Land. 

‚Aber lansfam kam die Abendkühle, 
und er fchwand. 


Wollt’ ihn nächften Morgen wieder fuchen, 
gab mir alle Müh'... 
Nebel fchmelten um die roten Buchen ... 
Futfch perdäl 

Ratatöchr 


674 


Fenster seines Häuschens schaut, Er braucht Ja 
nicht immer die Hand am Steuer zu haben wie seln 
Kollege, der Autochauffeur, er kann mal rechts, 
mal links gucken und denken: Sieh da, drüben bei 
dem Bauern dreschen sie schon und der dort hat 
seine Fenster neu streichen lassen. Er nickt dem 
Bahnwärter zu, der mitten zwischen den Dahlien 
seines Gartens steht. Ich glaube, alle Lokomotiv- 
führer haben im Alter so einen Dahliengarten und 
züchten Gravensteiner und Kürbisse und Rosen- 
kohl, Ich möcht’s annehmen von einem, der sein 
Leben lang so umhergerast ist und Immer auf die 
Uhr schauen mußte. 

Also so schaut er aus dem Fenster seiner Loko- 
motive, und wenn dann das Zeichen zur Abfahrt 
kommt, wendet er sich schnell mal nach hinten, 
gibt dem Helzer ein Zeichen oder dreht selber 
irgendwo, aber dann ist er gleich wieder am Aus- 
guck, grüßt den Bahnvorsteher und den Mann von 
der Post und das Zeitungsfräulein und den Bahn- 
hofskellner. Manchmal bekommt er auch einen 
Zettel hinaufgereicht und da steht sicher etwas 
sehr Wichtiges drauf geschrieben, aber es Ist 
nicht so unangenehm, wie wenn der Chef in das 
Büro eines Beamten kommt oder Ihm einen Zettel 
hinlegen läßt, Der Lokomotivführer pfeift und fährt 
davon. >: 

Ach, er pfeift. Gewiß gibt es Vorschriften, wann er 
zu pfeifen hat, ober Ich glaube nicht, daß es Vor- 
schriften gibt, wann er pfeifen darf. Wenn ich so 
In einer Sommernacht oder Im stürmischen Herbst 
eine Lokomotive pfeifen höre, dann hat es noch 
Immer etwas vom Posthorn. 

Ums Pfeifen benelde Ich heute den Lokomotiv- 
führer am meisten. Foltzick 


Berühmte Liebespaare 


IV, 
Goethe an eine Unbekannte (Karl Arnold) y 





















































I am 








Dh 























Der gefaßte Geheimrat 
„Es fehlte bei unserem Theater nicht an Frauenzimmern, die schön n 


Celebri ze je d’ innamorati ER Goethe ad una ignota 


Il Consiglie are segrelo padro a ee si ebbe difetto di 

Jung und dabei von großer u Seele waren. Ich fühlte mich zı done belle, giovanı ae pl e A ei io mi senfli oppassion« 

mancher leideı a ftlich hingezogen, auch fehlte es nicht, daß man mir « n ae ua ns aa In Venre Ina en ee a 

halbem Weg entgegen kam, allein N micl “ See Nicht weiter!* dominal & dissl; "Basta fin qull, (4a Eckermann: Colloqui con Goethe) 
(Aus n: Gespräche a 


675 


Das Zweitefrontblitzgespräch 


(rich Schilling) 





„Hallo, hallo, Churchill! Wie? Sie verstehen mich nicht? Ich soll buch- 
stabieren? Verflucht, zum Buchstabieren ist es schon zu spät!“ 


676 


DER - DIE "DAS 


VON WILHELM HAMMOND-NORDEN 


Es ist den Drohnen gelungen, für einige Wochen 
die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu len- 
ken. Wenn ich eine Drohne wäre, ich hätte mich 
Ja nicht so auffällig benommen, denn schließlich 
muß die Drohne doch wissen, daß wir Menschen 
sie zum Symbol des faulen Nutznießers erniedrigt 
haben. Das heißt, es kann natürlich auch sein, 
daß die Drohne den Menschen durchschaut und 
sich sagt: „Was heißt hier eigentlich Drohne? Der 
Mensch macht's doch genau wie ich, er schleckt 
auch den Honig, der ihm nicht gehört, und Ich, 
die Drohne, zähle doch immerhin noch zum Bie- 
nenvolk, was der Mensch nicht von sich behaup- 
ten kann!” 

Gleichviel: der Drohne ist etwas aufgefallen, Sie 
wurde, obwohl sie ein durchaus maskulines Wesen 
ist, im deutschen Sprachgebrauch als Femininum 
behandelt, Sie wünschte, daß dieser Zustand ge- 
ändert würde... Da Drohnen stets den exakten 
Dienstweg einzuschlagen pflegen, richteten sie 
Ihr Gesuch zunächst an den Imkerverband, Die 
Imker prüften die Eingabe und schickten sie, un- 
ter Hinzufügung einiger befürwortender Zeilen, 
an das Sprachpflegeamt —, und dieses bestimmte: 
Die Drohne bekommt einen nı außer- 
dem entfällt das Schluß-„e’. Die Drohne ist tot. 
Es lebe der Drohn! 

Während die Drohnen diesen Erfolg in einem den 
Zeitumständen entsprechenden Rahmen feierten, 
hielten die anderen Tiere auf einer abgelegenen 
sammlung ab. Der Zufall 
em Abend zufällg an dieser 
Wiese vorbeikam, so daß Ich Augen- und Ohren- 
zeuge der bemerkenswerten Begebenhelt wurde. 
Die Tiere saßen gutausgerichtet in Sechserreihen, 
und der Löwe hatte den Vorsitz. Als ich kam, er- 
griff jetzt die Ratte das Wort, Sie sprach: „Werte 
Mittlerel Sie alle wissen, was geschehen ist. Die 
Drohnen haben sich durchgesetzt, Wie aber steht's 
mit uns Ratten? Ich will keineswegs behaupten, 
daß die Ratte, so wie die Drohn« Verzeihung, 
so wie der Drohn ausnahmslos dem männlichen 
Geschlecht angehört. Abe ie Ratte besteht zu 





















mindestens fünfzlg Prozent aus männlichen Exem- 
plaren. 


Trotzdem sagen die Menschen: die 
Selt wann bestimmt denn die Frau den Fa- 
n der 
Frauenemanzipation sind vorüber, Gott sei Dankl 
Und so fordern auch wir Ratten unser Recht, Jede 
Gans hat ihren Gänserich, jede Ziege Ihren Zie- 
genbock, jede Kuh ihren Bullen. Ich stelle hiermit 
den Antrag, daß wir männlichen Ratten künftig im 
Sprachgebrauch auch männlich behandelt werden, 
Sehen Sie, hier neben mir steht meine Junge Frau, 
das Ist die Ratte und sle soll auch die Ratte blei- 
ben. Ich aber will von nun an der Ratt sein!” 

Der Beifall brauste bei den polemisch zugespliz- 
ten Schlußworten der Ratte mächtig auf. Als er 
verklungen war, sagte der Löwe zum Schriftführer, 
zur Maus: „Nehmen Sie die Sache zu Protokoll. 
Und stellen auch Sie, gewissermaßen als Neben- 
kläger, gleich einen Antrag für sich mit aus, 
die männliche Maus wird Ja auch die Maus ge- 
nannıl" 

Hierauf meldete sich das Kaninchen zum Wort. 
„Die Sorgen meines verehrten Vorredners“, sagte 
das Kaninchen, „mögen schwerwiegender Natur 

In. Was aber sind g nen? Sehen 
Sie, sie alle, die Ratte, die Maus, die Drohne. Sie 
hatten und haben doch wenigstens überhaupt ein 
Geschlecht. Mich aber behandelt der Mensch als 
Neutrum, als geschlechtslos. Er nennt mich das 
Kaninchen!” 

„Wahrhaftig“, sagte der Löwe, „das ist ein guter 
Witz! Denn, wenn ich mich nicht irre, Ist Ihre Ge- 
schlechtstüchtigkeit bei den Menschen doch ge- 
radezu sprichwörtlich geworden!” 

Einige Schweine grunzten bei dieser Bemerkung 
unmanierlich, sie wurden vom Löwen zur Ge- 
schäftsordnung gerufen. _ 

Das Kaninchen fuhr fort: „Ich beantrage, daß Ich 
in Zukunft der Kanin genannt werde, und meine 
Gattin die Kanine, beziehungsw: ie Kaninin, 
das mag das Sprachamt entscheiden!” 

Der Löwe nahm auch diesen Antrag zu Protokoll, 
dann ergriff er In eigener Sache das Wort: „Es 
wird Ihnen allen aufgefallen sein, daß das Sprach- 
pflegeamt beim Drohn nicht nur den Artikel aus- 


























gewechselt hat, nein, es hat darüber hinaus auch 
das ‚e’ am Ende gekappt. Was schließen wir als 
denkende Tiere daraus? Daß das Schiuß-,e' eine 
das Weibliche betonende Endung sein muß, denn 
sonst hätte die Maßnahme des Sprachpflegeamtes 
ja keinen Sinn. Und so werde ich beantragen, daß 
es in Zukunft der Has, der Aff, der Löw und so 
weiter heißen solll" 

Es wurde noch mancherlel diskutiert und bean- 
tragt, und dann begann der gemütliche Teil des 
Abends: geselliges Beisammensein. In später 
Stunde brachen die Tiere auf. Ich verblieb noch 
ein Wellchen an der Stätte dieser sonderbaren 
Geschehnisse. Plötzlich erblickte ich ein einsames 
Junges Mädchen. Ich ging auf sie zu und sprach: 
„Nanu, wie kommen Sie denn hierher?” 

„Ach“, sagte das Mädchen, „ich habe mich ver- 
laufen. Und dann habe Ich hier der interessanten 
Sitzung zugehörtl” 

„Und wohin wollen Sie nun, schönes Mädchen?” 
„Jetzt will ich spornstreichs zum Sprachpflege- 
amt", sagte sie. „Was den Tieren recht ist, das 
Ist uns Mädchen billig. Wenn das Kaninchen sich 
dagegen verwahrt, als Neutrum behandelt zu wer- 
den, dann wollen wir Mädchen das auch tun, Ich 


Geburtsstunde einer großen Idee 





weiß nicht, junger Mann, ob es Ihnen schon auf- 
gefallen ist, daß wir Mädchen keineswegs Neutra 
sind, sondern durchaus weiblich!” 

„Doch“, sagte ich, „das ist mir schon aufgefallen!” 
Für diese Antwort empfing ich einen spontanen 
Kuß, und dabei fiel es mir wieder auf. — Wir 
gaben uns noch etliche Küsse, und der Mond, der 
am Himmel stand, lachte dazu. Ich fand dies 
Lachen unangebracht, aber der Mond erklärte: 
„Meine Herrschaften, bitte, denken Sie nicht, daß 
ich über Sie lache. Ich lache über die Sonne, die 
dort eben über den Horizont klettert. Die ärgert 
sich, weil sie weiblich ist, während Ich, der Ich 
doch meinen geringen Glanz von ihr geliehen 
habe, zu den männlichen Wesen zähle, Die Sonne 
will beantragen, künftig der Sonn zu heißen!” 

Da die Sonne rasch höher kam, zog sich der Mond 
zurück, und ich nahm das Mädchen beim Arm. Wir 
gingen in die Stadt, zum Sprachpflegeamt. Dort 
fanden wir die Anträge der Tiere bereits vor. Alle 
waren ordnungsgemäß auf dem Dienstwege ein- 
gegangen, das Kaninchen hatte den Kaninchen- 
züchterverein bemüht, der Löwe die Firma Hagen- 
beck und die Ratte den Bürgermeister von Ha- 
meln. Die Akten türmten sich, Das Mädchen legte 
die seine obendrauf. 

Draußen auf der Straße flog ein Drohn vorüber. 
Ich rief Ihm zu: „Na, da hast du Ja was Schönes 
öngerichteil”, und ich drohte Ihm mit dem Finger. 
Aber der Drohn kümmerte sich nicht um mein 
Drohen. 





(0. Hermann) 


N ] 


„Aber schaun $’, Herr Wurmdobler, zu was brauchen Sie a Idee? Ich zieh 
mich aus und Sie malen und nachher nennen wir das Bild ‚Frühling‘! 





Ora di parto d' una grande idea: 


‘Ma v&, signor Wurmdobler, a che abbisognate di 


un’ idea? Io mi spoglio, Vol dipingete e pol diamo al quadro Il nome di "Primavera, I, 


677 


Die Lochkugel 




















se re ai — 
ee N 
= I) 
h Re en 


W722 





„Siehgst es, jetzt hats die Hand wieder net rausbracht!* 


La palla col buco: '*Vedi . on ha piü tirato fuorl di nuovo la mano!,, 


678 


Churchill vernebelt 


(E. Tnöny} 





„Ich kann nichts mehr unterscheiden, man tappt direkt im Finstern!* 
„Sprichst du vom Nebel, John, oder von der letzten Rede Churchills?“ 


Churchill annebbiato: “Non posso piü distinguer nulla; si brancica addiritura nel bulo!,, 
“Parli, John, di nebbla o dell’ ultimo discorso di Churchill?,, 


679 


DER EHEMANN WIDER WILLEN 


Alfredo Manzini war heiterer Natur, beweglichen 
Geistes, gesund, von angenehmem Äußeren, hatte 
eine bescheidene Rente, die ihm ebenso nutzlos 
wie anständig zu leben erlaubte und genoß das 
Dasein in jenem weisen Maße, das ein langes 
Leben garantiert. Aber es genügte, im Gespräch 
auf die Ehe zu kommen, daß er verstummte und, 
wie die Chinesen sagen, das Gesicht der Wand 
zukehrte. 

Wehe dem, der sagte: „Na, Alfredo, helratest du 
nicht bald?" Oder auch nur: „Verzeihen Sie, sind 
Sie verheiratet?” 

‚Auf solche und andere ähnlich informative Fragen 
reagierte er mit einem Wutanfall und antwortete 
hanebüchen. 

Und dennoch Ist dieser Mensch zu einer Frau ge- 
kommen. Auf die merkwürdigste und komischste 
Art von der Welt, 

Als er einmal in der romantischen Stunde des 
Abendrotes spazieren ging, bemerkte er nicht 
ohne eine gewisse Angst, daß Ihn eine elegante 
Limousine auf Schritt und Tritt verfolgte. Wie alle 
zlemlich glücklichen Menschen befiel ihn eine 
ausgesprochene Furcht vor allem und Jedem, vor 
Überfall, Raub und Mord. Er kehrte um und be- 
schleunigte seine Schritte. Aber der gehelmnis- 
volle Wagen holte ihn alsbald ein. Alfredo war, 
‚offen gestanden, nahe daran, auszureißen. Da sah 
er, daß der Wagen hielt, eine elegante Dame aus- 
stieg und sich geradewegs auf ihn zu begab. 
Alfredo blieb erstaunt stehen. Den Hut In der 
Hand wandte er sich klopfenden Herzens an die 
Unbekannt 
„Verzelhung, gnädige Frau, wünschen Sie etwas 
von mir? Oder Ist es nur ein Versehen?“ 

„Nein“, antwortete die Dame aufgeregt, „ich muß 
$le unbedingt sprechen.” 

Alfredo sah sich um und erwog, ob es nicht doch 
angebracht sel, davonzulaufen. Aber dann schämte 
or sich des unedlen Triebes, und mit dem Lächeln 
einer Gipsbüste sagte er: 

„Mit wem habe ich die Ehre...?” 
„Baronin Edviga Landi-Coyvisleri... 
Manzini?” 

„Sehr richtig... Alfredo Manzini ..." 
„Hätten Sie die Güte, In meinen Wagen zu stel- 
gen? Ich will Ihnen alles erklären. Sie haben das 
Äußere eines vollendeten Kavaliers. Sie werden 
meinen Wunsch nicht abschlagen und mich an- 
hören.” 

Ohne weiteres ging sie zum Auto zurück, und 
unser Freund folgte ihr. 








Sie sind Dr. 





Idyli im Osten - Idillio nell "Est 


VON 1. M. PALMARINI 


„Also, Doktor”, begann die Frau, kaum daß sie 
saßen und der Wagen sich In Bewegung setzte, 
„Ich habe einen Onkel in Amerika. Er ist Multi- 
millionär und hat mich zur Universalerbin einge- 
setzt. Außerdem zahlt er mir eine stattliche Rente. 
Dieser Onkel ist überaus religiös. Er weiß, daß ich 
verheiratet bin, und zwar mit einem Manne, der 
Ihnen zum Verwechseln ähnlich sieht. Dieser Mann 
aber Ist ein Gauner, ein regelrechter Schuft...” 

ir. .und sieht mir ähnlich?“ fiel Alfredo betroffen ein, 
"Zum Verwechseln”, entgegnete lächelnd die Ba- 


tonin, „dieser Halunke hat mich betrogen. Ich. 


trennte mich von Ihm und ließ mich schließlich 
scheiden. Sie werden mich verstehen. Soll eine 
Frau In meinem Alter, mit dreiundzwanzig Jahren, 
getrennt von ihrem Manne leben, seinen Namen 
tragen und ihn verachten müssen?” 

„Jedoch... wenn es nicht indiskret wäre, möchte 
ich gern wissen...” 

„Was Sie damit zu tun haben? Warten Siel — 
Also, Ich bin geschieden. Nun ist aber mein On- 
kel, der meinen Mann von einer Fotografie her 
kennt, Im Begriff, nach Rom zu kommen, und wenn 
er erführe, was Gott verhüte, daß ich geschieden 
bin, entzöge er mir die Rente und enterbte mich, 
kurz — es wäre mein Ruln, Sie allein können mich 
tetten. Seit einem Monat spüre ich Ihnen nach. 
Sie müssen mir eine Gefälligkelt tun...” 

„Ja, aber wie denn?“ 

„Sie müssen ein paar Tage den Ehemann spiele 
Der arme Alfredo schnappte nach Luft. Das bloße 
Wort Ehemann ließ ihn erstarren. 

„Doktor, Sie dürfen nicht nein sagen“, flehte sie 
händeringend. „Tun Sie ein Werk der Barmherzig- 
keit! Ihr Gastspiel wird kurz sein, denn mein Onkel 
will nicht länger als acht Tage bleiben.” 

Die Frau sprach so bewegt, daß Alfredos ver- 
schlossenes Herz sich dem Mitleid öffnete, 
„Gut, Baronin, ich übernehme die Rolle. Zwar 
hasse Ich die Ehe aus Herzensgrund, doch wenn 
es sich nur um ein kurzes Gastspiel handelt..." 
„Oh, Sie sind nicht sonderlich höflich! Bin ich 
denn eine alte Vogelscheuche? Andre würde ich 
mit meinem Vorschlag glücklich machen. ant- 
wortete die Junge Frau gekränkt. 

„Nein, nein, verstehen Sie mich recht, Baronin! 
Ich würde Ihnen zuliebe einem Löwen, der über 
seinem Fraße eingeschlafen Ist, ein Barthaar aus- 
reißen oder mich an das Seil eines abgerissenen 
Luftballons hängen ... Doch Ehemann — die bloße 
Bezeichnung macht mich erschauern. — Nun sagen 
Sie mir, was Ich zu tun habe.” 














(Ton! Bichl Im Folde) 











„Ich danke Ihnen, Doktor", sagte sie und ergriff 
seine Hände. „In meinem Hause sind bereits Ihre 
Zimmer gerichte. Sie ziehen mit Ihren Sieben- 
sachen zu mir, und wir hausen zusammen wie... 
zwei gute Kameraden. Wenn der Onkel kommt, 
gehen Sie mit mir zum Bahnhof, umarmen ihn 
herzlich und tun alles, was ein liebevoller Neffe 
vermag. Natürlich heißen Sie für diese Zeit Baron 
Landi.” 

„Sagen Sie, bitte, wenn nun Ihr Mann...” 

„Seien Sie unbesorgt. Mein Mann lebt so ziemlich 
am Nordpol, Außerdem ist er wieder verheiratet.” 
„Ausgezeichnet! sagte Alfredo schließlich, 

„Also einverstanden?“ 

„Einverstanden.” 





Nunmehr begann für Alfredo ein Schlemmer- 
dasein. Er hatte nie an Geldmangel gelitten, bis- 
her jedoch nur in bescheidenem Wohlstand ge- 
lebt. Anders die Nichte des Onkels aus Amerikal 
Sie bezog die fürstliche Monatstente von zehn- 
tausend Dollar und lebte In orlentalischem Luxus 
Alfredos Appartement war der Inbegriff der Be- 
haglichkeit, phantastisch geradezu, von unbe- 
schreiblichem Komfort. Seine Wünsche waren er- 
faßt, besser noch erahnt worden, 
Alfredo sah... seine Frau zum Frühstück, zu 
Mittag und am Abend, wenn sie zusammen das 
Theater besuchten oder sich anderweit zer- 
streuten. 
In dem kleinen Speisesaal, den ein Kamin wohlig 
durchwärmte, verbrachte Alfredo köstliche Stun- 
den. Der Koch schickte wahre Meisterwerke her- 
auf, angesichts deren sich das hartnäckige Vor- 
urtell des Ehefeindes gänzlich sich in eine gefühl- 
volle Zärtlichkeit verwandelte. Mit der Zeit wurde 
die Baronin derartig liebenswürdig, geistreich, 
lustig und ausgelassen, daß Alfredo oftmals ver- 
gaß, nur der fingierte Ehemann zu sein, und sich 
Galanterien gestattete. 
„Na, nal“ rief die Baronin lachend, „Anscheinend 
wollen Sie sogar den verliebten Ehemann spie- 
len...” 
Der eheliche Verweis genügte, das Feuer unseres 
Freundes verlöschen zu lassen. 
Endlich kam der Tag, an dem der Onkel ein- 
treffen mußte. Ein langes Funktelegramm kündigte 
ihn an. 
„Endlich!“ rief auch die Baronin, als sie es Alfredo 
igte. „Der Onkel kommt. In ein paar Tagen sind 
Sie erlöst, teurer Freund,” 
Alfredo war nicht begeistert. Er hatte sich der- 
maßen an das zärtliche Beisammensein gewöhnt, 
daß die angeordnete Trennung ihm wider Er- 
warten naheging. 
Sie holten den Onkel vom Bahnhof ab. 
Der alte Italiener hatte sich übertrieben amerika- 
nisiert. Sein unzeremonlelles Wesen, sein Starrsinn, 
der keinen Widerspruch duldete, seine Banknoten 
mit Filigranzeichnungen jeglichen Kalibers, die er 
aus der Hosentasche hervorzog — das alles macht 
ihn sogleich zum Herten der Situation. 
„Was, Ihr habt immer noch keinen Stammhalter? 
Zwei Jahre lasse ich Euch noch Zeit, Wehe Euch, 
wenn dann nicht...” 
Er fand, Alfredo gliche ganz dem Bilde, das man 
Ihm geschickt. Er zeigte für ihn sofort die leb- 
hafteste Sympathie. Daher erkundigte er sich 
eines Tages: 
„Sag mal, was treibst du eigentlich den ganzen 
Tag?“ 
Alfredo wurde rot und verwirrt, 
„Ach, wissen Sie, eigentlich habe ich den rechten 
Weg noch nicht gefunden...” 
Der Onkel zog sein Scheckbuch heraus, 
„Du übernimmst eine Vertretung von mir In Italien. 
Hier sind fünfzehntausend Dollar. Ich dediziere 
sie dir, damit du ein anständiges Büro aufmachen 
kannst. Verhaltungsmaßregeln gebe ich dir noch. 
Vorläufig nimm!" 
Er gab ihm den Scheck. Alfredo nahm ihn und 
steckte ihn mechanisch ein. Den Ehefeind hatte 
beim Anblick des schicksalvollen Papiers eine ab- 
grundtiefe Feighelt übermannt. Er umarmte den 
provisorischen Onkel mit der Begeisterung eines 
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( Tehtig ainlln \ 
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\l- ee 















Edviga. „Bravo, bravo, welch sührende Familien 
szenel So was gefällt mir!” 

Am Abend, als die beiden Komödianten allein 
waren, zog Allredo melancholisch den Scheck her- 
vor und reichte ihn der Baronin 
„Nehmen Sie ihn, teure Freundin, er 
Ihnen.” 

„Was ist das? Ein Scheck, den mein Onkel Ihnen 
geschenkt hat?“ 

„Sehr richtig.” 

„Hat er ihn mir geschenkt? Was geht das mich 
on? Um die geschäftlichen Angelegenheiten mei- 
nes Mennes kümmere ich mich nicht.” 

„Dieses Abenteuer”, brauste der arme Alfredo 
auf, „wird mich noch hinter Schloß und Riegel 
bringen!” 
„Und warum?” 


gehört 


fragte ruhig die Baronin, „Sie 


haben das Vertrauen meines Onkels gewonnen. 
Sie gefallen ihm und er ernennt Sie zu seinem 
Vertreter. Ob Sie sich Meyer oder Schulze nennen, 
ist mir gleichgültig.” 


„Abet wenn ich das Vertrauen Ihres Onkels habe, 
kann ich doch nicht mit einem falschen Namen 
unterzeichnen!” 
„Das geht ganz gut: 
Ich löse ihn ein.” 
Alfredo schwieg. Er steckte sich eine Zigarre an 
und sank verzweifelt in einen Sessel, 

„Beginne ich jetzt, ein Gauner zu werden?“ fragte 
er sich. 


Sie geben den Scheck mir, 


* 


Beim 
ver- 


Der Onkel war seit drei Tagen verreist. 
Abschiednehmen hatte er geheimnisvoll 
kündigt: 

„Ich fahre weg, weil ich eine Überraschung für 
Euch vorhabe.’ a 

Alfredo war nunmehr gestrandet. Als er eines 
Morgens erwachte, fühlte er sich so frisch, so hei- 
ter und glücklich wie nie, und er mußte zugeben: 
er war in Edviga verliebt. 

Am Abend kehrte der Onkel zurück. Er war auf- 


geräumter denn je. Beim Diner platzte er los. 
„Morgen abend, punkt acht, findet der feierliche 
Einzug in unser Landhaus statt, Eine Villa in Tos- 
kana, mörchenhaft, sage ich Euch.” 

„Eine Villa in Toskanal” rief die Baronin und 
klatschte wie ein kleines Mädchen in die Hände. 
„Wie herrlich! Welch prächtige Überraschung!” 
„Das wahre Paradies! Ich bin so gern in der tos- 
kanischen Landschaft. Ich möchte alljährlich den 
Sommer bei Euch verleben.” 

Die Villa war in der Tat bewundernswert. Sie 
kamen bei Sonnenuntergang an. Als das Auto 
durch das mächtige, schmiedeeiserne Tor in eine 
breite, hundertjährige Platanenallee einfuhr und 
im Hintergrunde des Parkes die Villa sichtbar 
wurde, umarmte Edviga den Onkel stürmisch. Der 
Park lag golden im letzten Sonnenlicht. 

Sie besichtigten die ganze Villa: Säle, Zimmer und 
Kammern. Vor einer Tür mit eingelegten Bildern 
blieb der Onkel stehen. 

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682 


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Den beiden Jungen Menschen verschlug es die 
Sprache 

„Unser Schlafzimmer?" fragte die Baronin gedehnt. 
„Ja, Ihr müßt mir schon den Gefallen tun. Ich bin 
von altem Schrot und Korn. Früher schliefen Ehe- 
leute in einem Zimmer. In der Stadt mögen ge- 
trennte Appartements ganz gut sein. Aber hier 
auf dem Lande... Seht’s Euch mal anl” 

Sie traten ein Das riesige Gemach war mit kost 
baren Gobelins ausgeschlagen. Der Schimmer der 
Abenddämmerung fiel durch die hohen Fenster 
herein. In einem Alkoven stand ein breites Ehe- 
beit aus Ebenholz. 

„Na, was sagt Ihr dazu?” fragte der Onkel mit 
stolzem Blick 
„Prachtvolli” 
laßt uns bleiben, hier ist es gut sein... 
Der Ehefeind war besiegt, Er sah die Baronin 
triumphierend an 

Als sie am Abend nach der Mahlzeit allein in dem 
denkwürdigen Gemach waren und sich schwei- 


stammelte Alfredo mühsam. „Hier 


gend anblickten, vernahmen sie durch die Tür das 
Geräusch eines Schlüssels: der Onkel sperrte sie 
ein. 

„Nunmehr, Herr Doktor”, sagte die Baronin ernst 
und feierlich, „bleibt Ihnen, wenn Sie Kavalier 
sind weiter nichts übrig, als die Höhe des Fenster- 
simses abzuschätzen und zuzusehen, daß Sie auf 
etwas Weiches fallen.” — 

„Frau Baronin, ich habe zwar die Rechte studiert, 
aber mich niemals mit Akrobatik abgegeben. Sie 
baten mich, Ihnen zu Gefallen den Ehemann zu 
spielen. Ich bin darauf eingegangen. Aber in dem 
freundlichen Abkommen steht nicht, daß ich mir 
den Hals brechen muß. Das ist programmwldrig. 
Jetzt bitte ich Sie um einen Gefallen... 
„Bittel” 

„Wollen Sie meine richtiggehende Frau werden?” 
Hier endet die Geschichte von dem Ehemann 
„wider Willen”. 








(Einzig berechtigte Übersetzung von Thea Weide.) 





Backpulver 


wird 3. T. unnötig viel verbraudt, 





weil die Hausfrauen mehr nehmen 
als im Rezept vorgefärieben, Das 
ift fatjch! Es fehlt dann nur wor 
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DER AUSFLUG 


Wir hatten uns während des letzten Sommers in 
unserem Kurhotel mit einem ebenso wissenschaft- 
lichen wie gewissenhaften Herm angefreundet 
und mit ihm einige gemeinsame Ausflüge in die 
nähere Umgebung un.ernommen. 

An einem Nachmittag wollten wir einen ent- 
fernten Aussichtspunkt der Umgebung besuchen. 
Das Wetter hatte sich indes derart verschlech- 
tert, daß man allgemein wenig Neigung für 


das Unternehmen verspürte. Auch der Wirt 
riet ab, 
„Wir gehen doch!“ entgegnete der Professor 


seiner Familie gegenüber mit großer Bestimmt- 

heit. 

„Es wird uns weiter nichts übrig bleiben”, er- 

klärte uns die Tochter des Professors, „Vater läßt 

sich auf keinen Fall abbringen, er hat den Aus- 

flug bereits in sein Reisetagebuch eingetragen.” 
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nicht unbekümmert viel nehmen. Immer 
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„So, jetzt lese Ich noch eine Seite aus der Logarithmentofel vor und dann kehren wir u 


Der lustvolle Mathematiker 


Il matematico in ebriato 





"Cosl „...ora leggo ad alta voce un’ altra pagina delle tavole dei logaritmi e pol forniamo Indietrol,, 


AMSSICHHIENDIEVV’EIG:E 


VON KELVIN LINDEMANN 


Tage Vilgren hatte sich am frühen Nachmittag 
vom Geschäft freigemacht. Er war Unterdirektor 
In einer großen Kaffeefirma In Santos, Seinem 
Schwiegervater Caballero gehörte die Firma, und 
Vilgren, der Däne war, war vor fünfzehn Jahren in 
die Firma eingetreten, als er Caballeros Tochter 
Juana heiratete. R 

Tage Vilgren versuchte an all diese Jahre zu 
denken, während er am Fluß entlang heimwärts 
fuhr; aber es war, als ob die Jahre In nichts ver- 
schwanden. Er erinnerte sich nur an das letzte 
Jahr, wo es nicht gut zwischen ihm und Juana ge- 
standen hatte. 

Er hielt bei einem Blumengeschäft und kaufte 
einen Strauß dunkelroter Rosen. Sie waren für 
Juana, Er hatte beschlossen, sich mit ihr auszu- 
sprechen. Es konnte so nicht weitergehen. 

Als er aus dem Blumenladen trat, sah er sich 
selbst im Spiegel. Er war ein großer, kräftiger 
Mensch... dick, sagte Juana verächtlich, wenn 
sie schlechter Laune war. Es war richtig, er war 
mit den Jahren in die Breite gegangen. Juana war 
noch Immer so schlank wie damals, als er sie das 
erstemal sah. Sie war nur wenige Jahre Jünger 
als er, aber sie war Tänzerin an der Oper. 

Damals in Kopenhagen war sie ein blutjunges 
Ding gewesen. Sie hatte ihren Vater auf einer 
Geschäftsrelse nach Europa begleitet. Die Firma 
von Vilgrens Kaffeelmport vertrat Caballeros 
Firma in Dänemark, und es war Tages Aufgabe ge- 
wesen, dem jovialen Südamerikaner und seiner 
entzückenden Jungen Tochter Kopenhagen zu 
zeigen. Er hatte sich In Juana verliebt, und Tage 
war mit nach Brasilien gereist, wo er eine Stel- 
lung in dem Geschäft seines Schwiegervaters be- 
kam. Tage hatte sein Leben zwischen der behag- 
lichen Arbeit im Büro und dem Heim geteilt, wo 
alle möglichen fremden Menschen kamen und 
gingen, Menschen, die seiner schönen, talentvol- 
len Frau wegen kamen. 

Aber Jetzt hatte er Ihr Rosen gekauft und Jetzt 
wollte er sich mit ihr aussprechen. Als er an der 
Tür klingelte, dauerte es etwas, bis der Diener 
öffnete. „Die gnädige Frau ist im Schlafzimmer, 
aber ich glaube, sie wünscht nicht gestört zu 
werden.” 

Zu jeder anderen Zeit würde Tage auf diesen Rat 
gehört haben, aber heute kam er mit dunkelroten 
Rosen. Er wollte sich In Juanas Schlafzimmer 
schleichen und sehen, ob sie schlief oder sich 
ausruhte. 

Er ging die Treppe hinauf und öffnete vorsichtig 


die Tür zu Juanas Schlafzimmer. Sie stand mitten 
im Zimmer mit Jeanne, der französischen Kammer- 
Jungfer, und packte zwei große Koffer. Juana war 
für eine Reise gekleidet. 

„Du bist es?“ sagte sie verwundert, „was bedeu- 
tet das?” 

„Ich bin frühzeitig nach Hause gekommen.” 
„Spionlerst du mir nach?” 

Er verstand ihren Zorn nicht, aber er bekam einen 
toten Kopf und fühlte sich wie ein unartiger Junge, 
der auf frischer Tat ertappt wird. 

„Im Wohnzimmer ist ein Brief für dich“, sagte sie. 
„Von wem?" 

„Von mir. Ich habe in dem Brief alles geschrieben, 
aber nun kann Ich dir ja auch alles erzählen. Ich 
will zur Berghütte hinauf.” 

„Nanu?“ 

„J8, mit Clive zusammen, du wirst mir doch nicht 
einreden wollen, daß du nicht gemerkt hast, daß 


in der letzten Zeit etwas zwischen Clive und mir 
gewesen ist?" 
„Willst du damit sagen, daß du ihn liebst?" 
„Jedenfalls bin ich deiner überdrüssig und ich 
kann nicht einsehen, daß ich dir etwas schulde. 
Wir leben in meinem Haus und du hast eine Stel- 
lung, weil du mein Mann bist — alles was du bist, 
verdankst du mir!” 
Er sagte nichts, legte die dunkelroten Rosen auf 
ihr Bett und ging aus dem Zimmer. Eine halbe 
Stunde später hörte er einen der großen Wagen 
starten. Sie steuerte selbst und hatte Jeanne 
neben sich. 
Tage fuhr hinüber zu Michele Rivera, einem Mann 
in seınem Alter, und dem einzigen in Santos, den 
er seinen Freund nannte. Vor dem Kamin erzählte 
er, was geschehen war, 
Michele hörte ruhig zu. 
„Was willst du nun tun?” fragte er. 
„Ich weiß nicht‘, sagte Tage, „ich ging den fal- 
schen Weg, das sehe Ich jetzt.” 
„Falschen Weg? Wie meinst du das?” 
„Ja, sieh”, erklärte Tage, „damals, als ich Juana 
in Kopenhagen traf, kam ich mit einem Jungen 
dänischen Mädchen zusammen, Gerda. Wenn 
Juana nicht in mein Leben getreten wäre, hätte 
ich Gerda geheiratet. Ein ganz gewöhnliches Mäd- 
chen, das mir eine gute Frau geworden wäre. 
Wir würden Kinder zusammen gehabt und würden 
In einem kleinen Haus draußen vor der Haupt- 
städt gewohnt haben und wären auf ruhlge und 
harmlose Weise glücklich gewesen.” 
„Glaubst du nicht, daß du dich In deinem stillen 
Glück gelangweilt hättest? Vielleicht wäre ein 
Tag gekommen, wo das Abenteuer, das Juana 
repräsentiert, wieder an deine Tür geklopft hötte 
— und du würdest die Hand nach dem Abenteuer 
ausgestreckt haben, dem du abgeschworen hast.” 
Vielleicht war es die Kaminhitze, die ihn schläfrig 
machte, jedenfalls fühlte Tage eine unwldersteh- 
liche Müdigkeit, die ihn ganz und gar umfing. 
Micheles Stimme wurde schwächer und ferner, 
und zuletzt verschwand sie ganz. 
Tage erwachte einige Zeit darauf. Er rieb sich ver- 
wundert die Augen. Er sah sich um. Es war kein 
Kamin und kein Michele da. Er saß In selnem Zim- 
mer in Charlottenlund. 
Das war doch ein merkwürdiger Traum, dachte er. 
Es war alles so lebendig, und er hatte an Juana 
nicht mehr gedacht, seitdem er Gerda gehelratet 
hatte, Vielleicht kam es daher, well die schwarz- 
haarige Irene Ihn an Juana erinnerte. Diese Irene 
war auch etwas exotisch... Er durchdachte den 
Traum, und als er an die Rosen kam, erinnerten sie 
ihn an etwas. Er rief eine Nummer an. 
„Ist dort die Blumenhandlung? Hier ist Tage Vil- 
gren. Die Rosen, die ich heute nachmittag bestellt 
habe, sollen nicht zum Theater geschickt werden — 
nein, das war eln Irrtum, senden Sie sie in meine 
Wohnung, adressiert an Frau Gerda Vilgren."“ 
(Berechtigte Übersetzung aus dem Dänischen.) 








LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0 Nückel) 





Meine Frau beabsichtigte kürzlich, eine alte Kom- 
mode, die Im Wege stand, zu verkaufen. Auf eine 
Anzeige hin erschien eine alte Hökerin, die das 
Möbelstück erstand. 

Beim Fortgehen fiel der Blick der Alten auf unse- 
ren neuen Flurläufer. „Woll'n Se denn den nicht 
auch verkaufen? — Könnt’ ich gerade gebrau- 
chen!” 

Meine Frau bedauerte, nicht „dienen“ zu können, 
„Na, — denn trampeln Se man noch ’n bißchen 
drauf rum!” rief die Alte und empfahl sich, H.R. 

* 


Graf Sz., bei dem ich zu Gaste war, hatte seinen 
Wiener Anwalt zu einer dringenden Besprechung 


684 R 


auf sein Gut im einstigen Burgenlande eingela- 
den. Die beiden Herren konferierten, dann gingen 
wir zu dritt an dem herrlichen Tage ein wenig 
spazieren. 

Der Gutsherr blieb stehen und betrachtete wohl- 
gefällig die reichen Felder. 

„Mit dem Welzen hier, bin Ich Ja zufrieden, und 
Gerste und Korn da drüben stehen auch nicht 
schlecht.” 

Sinnend sah Doktor R., der Städter, auf das vom 
Winde sanft bewegte Grün. Meinte dann ver- 
sonnen: 

„Also — so sieht das aus.” 


* 


R.K. 


Tante Amalia ist wahrheitsllebend. So wahrheits- 
liebend, daß sie auch kleine Lügen, die doch zur 
Tagesordnung gehören, nicht verstehen kann. 
„Linerl“, sagt sie deshalb eines Tages zu ihrer 
Nichte, „wie kann man nur so verlogen sein? 
Jeder Mensch weiß doch, daß deine Freundin 
Klara achtundzwanzig Ist, Jeder Mensch weiß 
auch, daß ihr im gleichen Alter seid — und trotz- 
dem sagst du immer wieder, du bist erst zwan- 
zig! Schau, nimm dir doch ein Beispiel an Klara, 
die lügt nicht!” 
„Ja, die", sagt Linerl Überlegen, „die hat’s auch 
nicht notwendig! Die Ist schon eiratet!” 
H.K.B. 





Die Morgenzeitung 


(K. Heillgenstaedt) 








„Was ich mir gedacht habe: eine ganze Spalte Verlobungen und keine Sonderzuteilung von Süßigkeiten!“ 


La gazzetta del mattino: *“Quello che giä pensavo: una colonna intera di fidanzamenti e nessuna ripartizione speciale di dolciumil,, 


685 


UNFUG 


Es gibl mehrere Orte mit dem Namen Duderstadt, 
sie sind alle nicht groß. Da sie fern von hier 
liegen, ist nicht zu befürchten, daß einer ihrer 
Bürger diese Zeilen liest und sich gekränkt fühlt, 
wenn er von einem Unfug in Duderstadt liest. Er 
darf ruhig glauben, daß es nicht das seine Ist. 
Das unsere liegt in einem fruchtbaren Tal zu 
Füßen einer alten Ritterburg. Auf dem Kirchturm 
sperrt ein Bronzehahn kühn übers Land hin seinen 
Schnabel auf. Das Kirchenportal besitzt zwei 
Steinplastiiken aus dem Mittelalter, die von den 
Kunsthistorikern noch zu entdecken sind. Einst- 
wellen ärgern sich nur die Duderstädter, well hier 
Adam und Eva in paradiesischem Kostüm alle die 
begrüßen, die sonniägs darunter hindurch zur 
Messe schreiten, 

Die meisten Männer von Duderstadt gehören 
einem Stammtisch an. Da es siebzehn Gastwirt- 
schaften gibt, gibt es auch siebzehn Stammtische, 
an denen die Stadtverwaltung durchgehechelt, 
die immer schwere Zeit beklagt und der süffige 
Ortswein getrunken und gelobt wird. Das geht bis 
zehn Uhr abends in Baß und Diskant. Doch hat 
der Nachtwächter keine große Mühe, die Herren 
aus den Gasthäusern ins Bett zu schicken. Die 
Acker- und Weinwirtschaft, die bis in die Gassen 
hineinwächst, braucht ‚Frühaufstehor; und fleißig 
sind die Leute, 

Bisher hatte die Stadt noch einen Nachtwächter 
von der alten Sorte. Er trug einen langen Speer, 
Horn und Laterne, mit denen er genau so umging 
wie seinesgleichen vor hundert Jahrön, als es 
noch kein Gas, kein Radio, keine Bolschewisten 
gab. Fortschrittliche Leute haben ihn durch einen 
uniformierten Polizisten ersetzen wollen, doch 
hat der Stadtrat sich gewehrt: wenn in Berlin der 
Oberbürgermeister noch mit der goldenen Kette 
auftritt, warum soll Duderstadt minder traditions- 
treu sein? Also zog Nachtwächter Klipp mit sel- 
ner Laterne weiter durch die buckeligen Gassen, 
stampfte mit dem Speer dreimal auf das Pflaster, 
blies das Horn, weil es zehn Uhr war und jeder- 
mann ins Bett gehörte. 

Dieser Klipp hätte trotz seiner vierzig Amtsjahre 
noch eine gute Zeit ausgehalten Unter ihm war 
es nächtens immer friedlich zugegangen, was ihn 
tells stolz machte — denn er schrieb das dem 
Respekt vor seiner Person zu — teils ärgerte. 
Gern hätte er diesen Respekt einmal triumphleren 
lassen. Doch tat kein frecher Bursche, kein wider- 
spenstiger Säufer ihm den Gefallen, bis — ja, bis 
zum vorigen Jahr. Da ‚geschahen eigentümliche 
Dinge. 

Als Klipp in einem Sonntagmorgengrauen den 
letzten Rundgang tat, bemerkte er am Kirchen- 
portal eine höhnende Veränderung: die nackte 
Eva trug ein feines, rotseidenes Unterröckchen, 
und dem nackten Adam hatte man einen drohenden 
Rohrstock In die Armbeuge geklemmt. Die Figuren 
standen recht hoch, man hatte sie nur auf einer 
Leiter erreichen können. Klipp aber hatte nieman- 
den mit einer Leiter herumstreichen sehen. Er 
meldete gehörigen Orts den Vorfall; doch kam 
nichts heraus als ein Gelächter durch die ganze 
kleine Stadt hin. 

Klipp blieb auf der Hut. Seine klaren Augen späh- 
ten angespannt durch die Nächte, doch nützte das 
nichts. Als er eine Woche später in die „Krone” 
trat, den gesetzlichen Feierabend zu bieten, was 
Immer mit einem Gläschen verbunden war, knallte 
hinter ihm die Tür zu, der Schlüssel knartte von 
außen. Der Aufstand drinnen war nicht gering. 
Aber da man es des Samstags wegen mit dem 
Nachhausegehen nicht so genau nahm, suchte man 
nicht ernsthaft nach einem zweiten Schlüssel; von 
einem Hinterausgang wollte keiner etwas wissen; 
auch seien die Läden von außen versperrt, Klipp 
mochte auf seine Würde pochen, es hall nichts. 
Unter Lachen und Schwatzen wurde es Milter- 
nacht. Da knarrte draußen wieder der Schlüssel. 
Als man hinaussprang, fand man niemanden. Doch 
über dem Kirchenportal schimmerte abermals 
etwas Rotes: diesmal hatte der Adam ein rot- 
seldenes Höschen an, und die Eva trug einen Korb 
frischer Apfel am Arm. 

Das ging ein bißchen weit. Klipp setzte, was er 
konnte, Ins Werk, die Autorität zu behaupten. Es 


VON HANS FREYTAG 


blieb vergeblich, nicht nur heute. Auch in den 
folgenden Wochen, Immer Samstag nachts, bekam 
der Adam bald einen Strohhut, einen Säbel, einen 
Pinsel zugesteckt, die Eva bald eine Perücke, 
einen Relfrock oder eine langhanfige Spindel. 
Und jedesmal gab es für Klipp eine Abhaltung, 
die er nicht verleugnen konnte: einen falschen 
Feueralarm, einen scharfen Wirtshausstreit oder 
einen Schuß in entfernter Gasse, Die Stadtväter 
sahen die Vorkommnisse für das an, was sie wa- 
ren: als kindischen Unfug; sie hätten Ihn auf sich 
beruhen lassen, wenn Klipp nicht trotzig auf Un- 
tersuchung beharrt hätte. Da nichts dabei heraus- 
kam, zeigte er sich müde und gab sein Amt auf. 
Unter den Bewerbern um die Nachfolge fiel die 
Wahl auf den dreißigjährigen Sperling, einen In- 
validen des großen Krieges, den einzigen, den 
Duderstadt noch hatte. Man gab ihm den Posten 
gern, weil er ein allgemein beliebter, fröhlicher 
Bursche war. Er nahm also Laterne, Speer und 
Horn, um die Tradition von Duderstadt künftighin 
zu vertreten. Die Bürger machten ihm sein Amt 
so wenig schwer, wie vordem ihrem Klipp. Der 
neue Nachtwächter war ein wenig straffer, dos- 
halb sahen sich die Frechdachse mit ihrem Scha- 
bernack an dem ersten Menschenpaar fürs erste 
vor. Es vergingen Wochen, ohne daß das Kirchen- 
portal nächtlicherwelle verunstaltet wurde. 

Und dann geschah es doch, wieder in einer Sams- 
tagnacht. Diesmal trug die Eva einen flachsgelben 
Vollbart und der Adam eine wachstuchene Markt- 
tasche. Der Kaufmann Hollerbaum, der zum Mor- 
genzug an die Bahn laufen wollte, sah das Mirakel 
zuerst. Er alarmierte Sperling, der soeben seine 
Streife durch das Scheunenviertel machte. 

„Das müßte doch mit dem Teufel zugehen”, sagte 
Hollerbaum, „wenn du nicht herausbekommen 
könntest, wem die Markttasche gehört.” 

„Verlaß dich daraufl“ rief Sperling und eilte nach 
der Kirche. Als aber Hollerbaum am Abend zu- 
rückkehrte und In die „Krone“ kam, mußte der 
Nachtwächter gestehen, daß er die Markttasche 
nicht mehr in Adams Hand gefunden habe. 

Von da an lebten die Spässe in voller Regel- 
mäßigkeit auf, Sperling lief sich die Beine auf 
dem Pflaster wund, um hinter die Übeltäter zu 
geraten, immer war er hart auf Ihrer Spur. Einmal 
fand er hinter dem Stadthaus eine Leiter, hoch 
genug, um damit zu Adam und Eva zu gelangen. 
Als er auf die mittleren Sprossen trat, krachten 
sie vor Morschheit zusammen; das konnte die rich- 
tige Leiter nicht sein. Wieder gab es Foueralarm, 
Schlägereien, ferne Schüsse. Allmöhlich nahm die 





Poren Angaiff 


Nachts vor dem Angriff ruh' ich ganz geborgen 
Im Felsental, von Sternen überfunkelt. 


Mein Herz pocıt still, von keiner Furdıt 
umdunkelt, 


Und denkt der Liebsten bis zum kühlen Morgen. 


Sie winkt mir zu aus traumverklärten Kissen 
Und hat wie ehmals meine Hand genommen. 


Sceu fleht ihr Blid: Du muftt mir 


miederkommen! 
Idı aber läcıle: Ja, du sollst es rissen: 


Denn risse mich der Eisenhagel nieder 
Und müßt’ ich lautlos bei den Schläfern liegen, 
Idı küme dir mit allen Fahnen wieder 
In Reih und Glied, am Tage, da wir siegen! 


Sie scimeigt. Da rollen scıon die Feuerstöße 
Und hallen mwider aus zerfetzten Gründen. 
Wir springen auf. Die Gipfel rings entzünden 
Sich sonnennahe zu erhabner Gröfte.. 
Helmuth Ridıter (im Felde) 


IN DUDERSTADT 


ganze Stadt Anteil, stundenlang quirlten die Bür- 
ger durch die Straßen, Wenn sie zu hartnäckig 
waren, unterblieb der Spuk das eine oder andere 
Mal. 

Da kam der größte Hohn: Eines Sonntags morgens 
Pprangten die würdigen Menscheneltern in langen, 
faltigen Nachthemden, jedes Haupt trug eine 
weiße Zipfelmütze tief über Augen und Nasen. 
Adam hielt einen Zettel in der Hand, darauf stand: 


„Wir sind die Gemeinde von Duderstadt.” 
„Wir schlafen und wissen uns keinen Ratl” 


Jetzt wurde es selbst der Obrigkeit zu ärgerlich. 
Einmal angegriffen, zeigte sie die Zähne. Die Mit- 
glieder der Feuerwehr, ausgesuchte Leute, wur- 
den insgeheim unter Eid genommen und beauf- 
tragt, in sich ablösendem Wechsel nächtlicher- 
weile das Kirchenportal zu beobachten. Ob nun 
einer doch nicht dichtgehalten hatte, Tatsache 
war, der oder die Täter schienen von der ver- 
steckten Aufsicht Wind bekommen zu haben, 
Wieder hüteten sie sich eine Weile. Der Frieden 
kehrte ein, die Aufsicht erlahmte. Nur der Drechs- 
ler Andreas, der der Kirche schräg gegenüber 
wohnte, blieb scharf auf Wache. Er war es auch, 
der den glücklichen Griff nach dem Kragen des 
Übeltäters tat. 

Als er eines Sonntagsmorgens gegen vier, noch 
vor der Dämmerung, durch die Gardinen spähte, 
sah er einen Mann mit einer Leiter und einem 
Päckchen sich im Dunkel der Kirchenpfeiler dem 
Portal nähern. Andreas schlich sogleich die 
Treppe seines Hauses hinunter, um sprungbereit 
zu sein, wenn der tolle Bursche mitten in seinem 
Handwerk wäre, Das war nun diesmal etwas ab- 
sonderlicher Art. Der Mann hatte einen Packen 
Kerzen mitgebracht, die er zu Füßen des Paradies- 
paares in akkurater Kette aufreihte; vor die Ker- 
zen band er wieder einen Zettel, Die Lichter 
entzündete er, daß es eine liebliche Illumination 
in der Sopraporte gab. 

Er wollte dann in zwei, drei Sätzen die Leiter 
hinunter und in der Finsternis verschwinden. Da 
aber fühlte er sich gepackt und mußte seinen 
Mantel fahren lassen: es war der Nachtwächter 
Sperling! Wenn er sich auch freimachen und ent- 
weichen, ja, noch lachen konnte, so war er doch 
erkannt und ausdrücklich festgestellt. 

Das Gelaufe in Duderstadt anderntags war groß. 
Die Stadtvöter verzichteten nach dem Kirchgang 
auf den Frühschoppen. Sie erwärteten im Ge- 
meindesaal den vorgeladenen Sperling, Der 
stellte sich auch den Räten. Doch wenn sie um 
ihrer Würde willen noch so ernste Gesichter 
machten, der Sperling machte keins. Er lachte 
Ihnen dreist eins vor. Nun verlangten sie wütend 
volle Aufklärung, worauf der seines Amtes ent- 
kleidete Nachtwächter folgende Rede hielt: 

„Erst habe ich's getan, well mich die Hand kitzelte, 
der armen, nackten Eva das Frieren abzugewöh- 
nen. Dann habe ich's getan, weil mich die Wut 
des alten Klipp amüsierte und überhaupt well Ich 
sah, daß es Spaß machte, Dann habe Ich es sein 
lassen, well Ich Im Amt war, Nun ging alles 
schrecklich ehrbar zu. Keine Katze stieg nachts 
mehr über die Straße, wenn Ich meine Runde 
machte; selbst das Vieh Im Stall muhte nicht, und 
die Herren Gemeinderäte gingen artig wie Schul- 
buben nach Hause, wenn ich Feierabend gebot. 
Da stach mich der Hafer, ich konnte es nicht las- 
sen, in der Dunkelheit etwas anzustellen, was ein 
bißchen die Ruhe bewegte; Ich kann es nun ein- 
mal nicht vertragen, wenn alle Welt schläft und 
Ich allein durch die Gassen laufen muß.” 

Danach setzte der Sperling das Horn zum letzten- 
mal an seinen Mund und blies, daß sich die Räte 
die Ohren zuhlelten, so laut, daß es durch die 
geschlossenen Fenster auf dem Markt schrill zu 
hören war: „So leb denn wohl, du stilles Haus”. 
Als er fertig war, gab er Laterne, Horn und Speer 
beim Rüstmeister ab, wie man Ihm befahl. Dort 
blieb das nachtwächterliche Handwerkszeug für 
ewige Zeiten liegen. Denn nun bestellte der Stadt- 
rat von Duderstadt eine nächtliche Ortspolizei In 
Uniform, zwei Mann hoch, die beim Felerabend- 
bieten kein Gläschen trank und einen etwas bar- 
schen Ton in die Gemeinde brachte. 















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Vor der Nacht 


Wispert der Wind in den Bäumen? 
Silberne Wipfel er schwenkt. 
Kannst du das alles nicht träumen, 
was dir das Leben nicht schenkt? 


Lausche! Verhauchende Flöten. 
* Schaue! Zerfließendes Licht, 
Sterben, dich kann es nicht töten. 


Glaubel Sei lauter und schlicht! 


687 


Glanz und Geflüster ertrinken 

bläulich im Dämmern. Zurück 

bleibt nur dein Hämmern, dein Blinken! 
Herz, und ein Sehnen ins Glück. 


Tönend verhaltene Fülle, 

schimmernd verborgene Pracht, 

— freue dich! — bald aus der Hülle 

herrlich befreit sie die Nacht. 
MAXIMILIAN BRANTL 


Der Entschluß 


{R. Krlasch) 


„Soll ich jetzt nach Gastein fahren oder heiraten? Irgend etwas muß ich für meine Gesundheit tun!* 


La decisione: “Che vada adesso a Gastein o che mi sposi? Qualcosa devo pur fare per la mia salute !,, 


688 





München, 28. Oktober 1942 i 
47. Jahrgang / Nummer 44 30 Pfennig 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Das Todesurteil 


(Wilhelm Schulz) 


„Habt ihr sie liquidiert?‘“ — „Was heißt liquidiert, wir haben ihnen den Aufruf Stalins vorgelesen!“ 


La sentenza di morte: "Li avete Vol Iiquidati?,, — “Che vuol dire liquidati? Abbiamo letto loro I’ appello di Stalin!,, 





Atelierbesuch VII - visita di studio VII 


(9. Nückel) 





Der Kriegsmaler Jacques Callot 


BD.JEFEAELE 


VON WALTER FOITZICK 


Es fing mit einem Gespräch an. Erna fürchtete 
sich. Erna hatte Angst, daß sie In der Nacht 
wieder kommen würden. Ich beschwichtigte sie, 
Indem ich sie auf das hundsmiserable Wetter auf- 
merksam machte und Ihr sagte, bei solchem 
Wetter kämen sie im allgemeinen nicht. 
Erna widersprach heftig, nach ihren Erfahrungen 
sei ihnen das Wetter vollkommen gleichgültig. 
Meine Einwendungen halfen nichts. Erna glaubte 
sie schon zu hören. Ich fragte, was sie höre? 
„Na, so ein Rascheln hinter der Kommode.” Ich 
wurde erregt: „Hör mal, Kind, das geht nun doch 
zu weit, Flieger rascheln nicht hinter Kommoden.” 
Erna sah mich empört an: „Wer redet hier von 
Fliegern, Ich meine doch die Mäuse.” 

Wir hatten nämlich neuerdings Mäuse, oder eine 
Maus, ich kann die Tiere nicht voneinander unter- 
schelden. Gelegentlich kam die Maus aus der 
Richtung der Spelsekammer und wunderte sich, 
wie mit schien. Erna fürchtete Mäuse sehr. Sie 
sagte, Mäuse verfingen sich In den Haaren, denn 
sie verwechselte sie mit Fledermäusen, die das 
auch nicht tun. 

Ich versprach, eine Falle aufzustellen. Am näch- 
sten Tage fragte mich Erna, was denn der Toast- 
röster auf der Erde sollte? „Welcher Toaströster?” 
— „Na, der da hinten an der Kommodel” Ich 
hatte das Drahtgestell für eine Mausefalle go- 
halten und etwas grobgehackte Mettwurst hin- 
eingesteckt. Die Maus aber hat es für keine Falle 
gehalten und sie hat sich nicht so in den Finger 
geklemmt wie Ich. Die grobgehackte Mettwurst 
hatte sie als Stammgericht gegessen. 

Es mußte was geschehen. Ich kaufte eine Mause- 
falle. Es war eine sehr gefährliche Mausefalle, 
sie schlug heftig nach meinem Zeigefinger. Wenn 





Ich eine Maus gewesen wäre, ich hätte einen 
großen Bogen um sie gemacht, Meine Maus 
machte keinen Bogen drum herum, im Gegenteil, 
sie holte sich Nacht für Nacht von der Sonder- 
zuteilung. Sie muß daraufhin die Ernährungslage 
sehr optimistisch betrachtet haben. Das war 
eigentlich nicht unser Ziel. Endlich schlug ich mit 
der Faust auf den Tisch, nein, ich wollte keine 
grobgehackte Mettwurst mehr markenfrei ab- 
geben, wir machten uns außerdem sicher alle 
drei strafbar, Das mußte die Maus gehört haben, 
denn von diesem Tage an blieb sie fort und 
raschelte nicht mehr hinter der Kommode. Sie ist 
wahrscheinlich zu anderen Leuten gegangen, die 
Ihr Mettwurst oder Speck oder Nährmittel in der 
Falle angeboten haben. Na, ich will ja von diesen 
Menschen nichts Schlechtes sagen, aber viel- 
leicht haben sie Verwandte auf dem Lande. 


DISKUSSION 


WIR du mas bei mir erreichen, 
„bring’ mir’s'meinethalb mit fchroffen 
Worten bei und rauhen Zeichen, 
aber ehrlich, aber offen. 


Taugt es mas, dann wird's fchon zünden 
bei mir abgebrühtem Knaben. 

Leichter freilich gcht'o mit Gründen; 
denn für die bin Ich zu haben. 


Aber dieles Wortgefchalte, 
katzenpfotig erft, dann klotzig, 
voll verlog'ner Vorbehalte, 
iR mir doch zu hinterlotzig. 
Ratatöohr 


690 


II pittore di guerra Jacques Callot 


MEIN FREUND JOHANNES 


Eines Tages stand auf seinem Schreibtisch eine 
lange Reihe von Heimspardosen in Gestalt ver- 
schiedener Tiere und Früchte aus Steingut oder 
so ähnlichem Material, Osterhasen, Fische, Äpfel 
und Birnen. 
„Mein Gott, Johannes, warum denn gleich eine 
solche Auswahl? Für jeden Tag eine? Oder für 
jedes Mitglied der Familie? Oder willst du gar 
damit handeln?” fragte ich. 
„Ach nein, nichts von alledem. Es ist ja nur so, 
daß man hin und wieder auch mal etwas mehr 
Geld übrig hat“, sagte Johannes. 
„So viel, daß es nicht alles in eine Dose hinein- 
geht?” 
„Doch, doch, das würde es schon tun. Aber es 
Ist besser, man verteilt es auf mehrere, Denn es 
ist hin und wieder ja auch so, daß man gerade 
mal kein Geld hat, wenn man welches haben 
möchte. Und wenn man dann da eine Spardose 
stehen hat, von der man weiß, daß allerhand drin 
ist, dann unterliegt man schon mal der Ver- 
suchung und macht sie kaputt, um an Ihren Inhalt 
ranzukommen. Aber wegen ein paar Mark viel- 
leicht fünf solcher Tiere hinschmeißen, das über- 
legt man sich doch”, sagte Johannes. 

* 
Johannes legt viel Wert auf Korrektheit, Das 
wurde mir einst besonders klar, als ich mit ihm 
in einer langen Schlange vor dem Schalter stand, 
wo wir unsere Monatskarten lösen mußten. 
Als wir uns endlich bis zur Spitze durchgewartet 
hatten, kam Martin. Er sah’uns, schritt zielbewußt 
auf uns zu, drückte Johannes einen Geldschein in 
die Hand und raunte: 
„Nimm für mich auch eine, alter Freund, Ich hab’ 
es verdammt eilig.“ 
Johannes verlangte nur eine Karte. Die gab er 
Martin. Und dann stellte er sich wieder am Ende 
der Schlange auf, 3. Bleger 


Er ist überall 


(0. Gulbransson) 
































One Autsransser Ga 





„Ich glaube, es liegt jemand unterm Bett, Delano!“ — „Das kann nur Litwinow mit einer neuen Forderung sein!“ 


Egli & dappertutto: “Delano, credo che qualcuno giaccla sotto Il lettol,, — “Non pud esser che Litwinow con ung nuova pretesal,, 


691 


(E. Thöny) 


‚Ein armer König 





























„Georg, das ist ja deine Stimme! Hast du die Platte besprochen?“ 
„Ja, ich möchte mich auch mal reden hören!“ 


Un povero Re: ‘Giorgio, questa & pure la fua voce! Ti facesti fare il disco?,, — "Eh si; desidero anch' io di sentire una volta Il mio appello!,, 


692 


ETELKA UND DAS REH 


Am letzten Drehtag des Films „Pußtahochzeit” 
wurde Frau Etelka durch den Anblick einer bunt- 
bestickten Kostümweste eines Komparsen an die 
Einladung des Oberforstdirektors Trajanu zur Hirsch- 
Jagd in Siebenbürgen erinnert. Sie setzte sich so- 
gleich hin und schrieb mit einem violetten Schmink- 
stift auf Teintpapier den Telegrammtext: „komme 
übermorgen auf hirsch stop freue mich schon sehr 
auf brunft etelka.“ 

Der Oberforstdirektor, ein alter, aber noch sehr 
rüstiger Herr, brachte Etelka auf einem Maultier 
nach der Jagdhütte, während er, entzückt über ihr 
eigenwilliges und herrlich unlogisches Geplauder, 
nebenher schritt. Man hatte in der vergangenen 
Nacht in nächster Nähe Hirsche röhren gehört. Tra- 
Janu begab sich mit Etelka zu einer Waldecke, die 
Ihm der Revierförster als besonders geeignet be- 
zeichnet hatte, und ahmte mit der Tritonsschnecke 
den Schrei eines nach Tieren rufenden Hirsches 
nach. 

„Eigentlich unfair“, meinte Etelka, die hinter dich- 
tem Gestrüpp auf einem Baumstrunk neben Traja- 
nus saß, „Hirsch glaubt, er findet Weibchen, und 
man schießt Ihn.” 

„Pstl“ machte der alte Weidmann sehr leise und 
drückte Ihren Arm. 


VON ADOLF WALTER 


Lautes Krachen Im Holz, ein weithin hallender 
Brunftschrei, und auf höchstens zehn Gänge stand 
mit rollenden Lichtern ein mächtiger Rothirsch vor 
ihnen, 

„Jetztl' flüsterte Trajanu mundnahe an ihrem rel- 
zenden kleinen Ohr. 

„Wenn ich denke”, gab sie ohne sich zu rühren und 
ebenso leise zurück, „ein so herrliches Männchen!” 
Sie zielte, drückte ab. 

Der Zwölfender verhoffte, äugte den Bruchteil 
eines Augenblicks nach dem Gebüsch und ver- 
schwand traumschnell im Tannenbestande. 

„Wo haben Sie schießen gelernt, Etelka?“ fragte 
der galante alte Herr, kaum verärgert, eher be- 
lustigt, 

„In Praterbude, Wien, habe Ich auf Eier geschossen 
und Bonzo bekommen als Preis!" 

„Na, heute wird wohl nichts mehr zu machen sein”, 
meinte der Forstdirektor tröstend. 

Allein, Etelka hatte Glück. Auf einer nahen Wald- 
blöße entdeckten sie äsende Rehe, die nichts- 
ahnend mit dem Wind an die beiden herankamen. 
„Jetzt aber raschl‘ mahnte Trajanu. 

Ein Bock zeigie die ganze Breitseite. 

Etelka zögerte. „Unser Oberbeleuchter, er ist ein 
Buddhist, er sagt, wenn man stirbt, man kommt als 








Wildschwein wieder auf Welt oder als Aich- 
hörnchen...,” 

„Schießen Sie schon!” zischte Trajanu, nicht gerade 
höflich. — Sie drückte ab, und wie vom Blitz ge- 
fällt stürzte nicht der Bock, aber das daneben 
stehende Tier zusammen. 

Auf dem Weg zur Jagdhütte war Etelka einsilbig, 
sie schien sogar schwer bedrückt, 

„Wenn ich bedenke“, gab sie endlich dem Drän- 
gen Trajanus auf Aussprache nach, „ich habe er- 
schossen, und wer weiß es, es war vielleicht ein- 
mal meine Großmutter!” 

Trajanu suchte ihre Bedenken im Verlaufe einer 
längeren philosophischen Abhandlung zu zer- 
streuen. Etelka blieb verstimmt. 

Beim Abendessen gab es Etelka zu Ehren Rehiilet. 
Etelka, noch Immer schweigsam, kostete vorsichtig 
einen Bissen, dann noch einen, es schmeckte ihr 
anscheinend, sie ließ sich noch zweimal vorlegen. 
„Nun?” fragte der Forstdirektor, der die Wandlung 
ihrer besorgten Miene in eine beruhigte genau ver- 
folgt hatte, zartfühlend: „Ihre Bedenken sind wohl 
schon geschwunden, Etelka?“ 

„Sind schon weg”, sagte sie mit einem zauberi- 
schen Lächeln und mit vollen Backen, „ormär Rö 
war gutt.” 


AFr. Bllok) 


Spavento 


Rivalität 


(R. Krlesch) 








„Denk mal, mein neuer Freund ist Direktor!“ — „Ach wat, der Titel 
tut’s nich: der meine hat noch 35 Bohnen echten Kaffee!“ 


Rivalitä: “Pensa un po’ Il mlo nuovö amlco & Direttore!,, — “Ah che! Il titolo non vale nulla. Il mio ha ancora 35 chicchi di vero caffe!,, 


694 


DER+«SEE DER TAUSEND -TTOREE 


Am Rande der kleinen Donaustadt liegt ein stilles 
Gewässer In einer Bucht des alten, heute längst 
verlassenen Strombetts. Das Wasser ist, besonders 
im Frühling, wundervoll stahlblau, wie es zuweilen 
auch die Donau selbst ist, die diesen See unter- 
irdisch nährt. Die Bezeichnung „See“ ist allerdings 
zu hoch für dieses kleine, friedliche Wasser, des- 
sen runde Form und scheinbar unergründliche 
Tiefe an die Meeraugen der hohen Tatra erinnert. 
Kinder spähen immer von der Brücke nach der 
Kirche aus, die, wie man ihnen sagt, hier vor vie- 
len tausend Jahren versunken ist. Bei niedrigem 
Wasserstand kann man das goldene Kreuz des 
Kirchturms unter dem Wasserspiegel glimmen 
sehen. Aber der Wasserstand ist niemals niedrig 
genug. So hat noch keines das Kreuz wirklich ge- 
sehen. Nur die ganz Kleinen hören deutlich am 
Ostersonntag die Glocken im tiefen Grunde läuten. 
Dieses Gewässer hat aber noch eine andere Be- 
sonderheit. Ein Dichter, wenn er in diese Stadt 
käme, würde es vielleicht den See der tausend 
Töpfe nennen, Die Einwohner der Stadt hatten 
nämlich die Gewohnheit, ihre alten, zerbrochenen 
und an der Grundfläche durchgekochten Töpfe 
hierher zu bringen und mit weitausholendem 
Schwunge mitten in den See zu werfen. Haupt. 
sächlich wegen dieses Vergnügens war er ihnen 
lieb. Er war ein Friedhof der Töpfe, eine Ruhe- 
stälte zahlloser Gebrauchsgegenstände, die viele 
Jahre lang treu und geduldig dem Menschen ge- 
dient hatten und nun das lieblose Schicksal aller 
jener erfuhren, die ausgedient haben. Der See 
mußte wohl unermeßlich tief sein. Denn schon seit 
vielen Jahrzehnten warfen die Leute ihre Töpfe 
hinein, solche, die bei Tag, und solche, die bei 
Nacht viel Gutes geleistet hatten, und nicht nur 
Töpfe, sondern auch Pfannen, Backrohre, Ofen- 
röhren, die Ofen selbst, Kannen, Waschbecken, 
Teller, Benzintanks, Gleßkannen, Flaschen aller 
Ar, Kaffeemaschinen, Waffen, alte Schuhe, Kon- 
servenbüchsen, Werkzeuge, Maschinenbestand- 
teile, ausgebrannte Glühlampen, Bügeleisen, Fir- 
menschilder, Kohlenkübel und sogar Kinderwagen, 
aus denen — wir wollen es hoffen — die Kinder 
vorher entfernt worden waren, 

Das alles versank im See der tausend Töpfe und 
ward nicht mehr gesehn. Im Winter aber, wenn 
sich auf der Oberfläche des Wassers eine dünne 
Eisdecke bildete, war es anders. Die mit kräftigem 
Schwung geschleuderten Töpfe glitten über die 
Eistläche hin wie die gestielten Teller beim Eis- 
schießen und seizten sich 
schließlich an einer Stelle fest, 
um dort das Frühjahr zu er- 
warten. Leere Töpfe halten 
sich leichter an der Oberfläche 
wie leere Menschen. Der See 
bedeckte sich allmählich mit 
allerlei phantastischen Gebil- 
den, nach denen die Buben 
der Stadt gern mit Schnee- 
ballen oder Steinen schossen, 
die gleichfalls auf dem Eis 
liegen blieben, 

Eines Tages schritt Herr Holm 


Hebe den gläubigen Blick 
in den grauenden Morgen. 
Hüllt er ei 
für dich verborgen? _ 

— Wieviel Leid jeder trägt. — 


VON BRUNO WOLFGANG 


Größe auf geheimnisvolle Weise verbunden zu 
fühlen, Die Verwirklichung dieses Traumes schien 
sogar derzeit möglich. Es war eine Stelle in einem 
Gebirgsort frel, die Im Laufe des Jahres besetzt 
werden sollte. Aber sein Ansuchen um diese 
Stelle bedurfte der Zustimmung seines Vorstan- 
des, und dieser, als Feind jeder Veränderung, 
verhielt sich durchaus ablehnend. 

So stand er nachdenklich an das Brückengeländer 
gelehnt und blickte auf den See nieder, Der An- 
blick dieser vielen vergänglichen Dinge mahnte 
ihn an sein eigenes Leben, das hier verrosten und 
versinken sollte. Im Rucksack trug er einen Topf, 
den ihm seine Frau zur Bestattung mitgegeben 
hatte. Seufzend öffnete er den Rucksack, zog den 
rechten Handschuh ab, überzeugte sich noch durch 
einen letzten Blick, ob der Topf der richtige sei, 
dann holte er aus und warf ihn in schönem Bogen 
über das Geländer, nicht ohne das Gefühl eines 
leisen, kaum bewußten Abschiedsschmerzes. Der 
Topf rollte mit leichtem Aufklingen über die Eis- 
fläche und fand schließlich einen ehrenvollen 
Platz zwischen einer zerbrochenen Teekanne und 
einem mit Blumen bemalten Waschbecken. 
Lächelnd hob Herr Holm die Hand, und da nie- 
mand zugegen war, winkte er dem Topf noch 
einen Gruß zu. Da durchzuckte ihn maßloser Schreck. 
Er bemerkte, daß der goldene Ehering an seinem 
Finger nicht mehr da war. Kein Zweifel, er war 
ihm vom Finger geglitten und lag nun drunten auf 
der Eisfläche, Inmitten unwürdiger Umgebung und 
zum gleichen Schicksal verurteilt, Denn es gab 
keine Möglichkeit, ihn heraufzuholen. Verstört 
spähte er in die Tiefe. Ja, dort dieses kleine, 
runde, glänzende Pünktchen, das so aussah wie 
der obere Rand einer eingeftorenen Biertlasche, 
das mußte er sein, das war er. Jetzt sah er es 
-schon ganz deutlich. Doch, wie zu ihm gelangen? 
Die dünne Eisdecke konnte nicht einmal ein Kind 
tragen, geschweige denn einen erwachsenen 
Mann. Die Entfernung war viel zu groß, um den 
Ring vom Ufer aus mit Stangen zu erreichen, und 
ihn von oben zu angeln, schien gleichfalls aus- 
sichtslos. Die Eisdecke mit einem Kahn zu zer- 
trümmern und bis zur Mitte zu gelangen, wäre 
möglich gewesen, aber da wäre der Ring schon 
lange vor dem Eintreffen des Kahnes zwischen 
den berstenden Eistafeln versunken. Das ein- 
fachste wäre es freilich gewesen, zu warten, bis 
mit zunehmender Kälte die Eisdecke sich ver- 
stärke. Aber das war das Merkwürdige an diesem 


Hebe das Haupt in den Tag 


n drohend’ Geschick 


Trinke den Morgentrank 

des Lebens zur Neige. 

Preis der Gottheit und Dank, 
daß die Zukunft dir schweige. 
Wie sich die Stunde verhüllt! — 


See, daß die Eisdecke immer nur ganz dünn blieb, 
Vielleicht lag es daran, daß den versunkenen 
Dingen noch eine heimliche Wärme innewohnt, 
die sie in langem Zusammenleben mit dem Men- 
schen erworben haben. Er durfte nicht einmal Hilfe 
holen oder sich mit jemand beraten. Denn die 
Gefahr war zu groß, daß der Ring durch miß- 
lungene oder noch mehr durch gelungene nächt- 
liche Bergungsversuche Unberufener endgültig 
verschwinde. 

Düster verschloß er das Geheimnis im Busen und 
ging heim. Zunächst war das Problem zu lösen: 
„Wie sag ichs meiner Frau?” Frau Holm war un- 
gewöhnlich ordnungsliebend und sparsam, Über- 
dies in Sachen des Eherings ein wenig mißtrauisch, 
Er beschloß, ihr vorläufig nichts zu sagen und zu 
warten, bis sie selbst fragte. Dann wollte er ihr 
einfach die Wahrheit gestehen, was immer das 
Beste ist. 

Aber Frau Holm fragte nicht. Also schwieg er, 
was das Zweitbeste ist. Außerdem hatte er 
einen zweiten Ring, den er als Andenken 
an einen alten Freund aufbewahrte, angesteckt 
und den Stein nach Innen gedreht. Gegen seine 
Gewohnheit hatte er sich diese kleine List er- 
laubt, weil’ er doch hoffte, den Ring bald wieder 
zu erlangen und sich mehrere Stunden wortreicher 
Erörterungen und Belehrungen (Frau Holm redete 
gern und viel) zu ersparen. Sein Gewissen war 
dadurch zwar nicht schwer, aber doch fühlbar be- 
lastet. Auf dem ganz geraden Wege war er nicht 
mehr. Und so schritt er auch bald von der kleine- 
ren List zu einer größeren. Er begann Geld zu 
sparen, um einen neuen Ring zu kaufen. Wenn 
dieser einmal da war, hatte er keine weiteren 
Auseinandersetzungen mehr zu befürchten, 
Täglich ging er zu dem See und spähte hinunter, 
ob der Ring noch vorhanden sei, Leider warf die 
Bevölkerung nach wie vor ihre alten Töpfe auf 
das Eis. Die Stelle, wo der Ring lag, war bald 
bedeckt. Dadurch verminderte sich die Aussicht, 
ihn je wieder zu finden. Mühsam prägte er sich 
die Lagerung der Töpfe an der betreffenden Stelle 
ein und zeichnete sogar eine kleine Skizze, aber 
am nächsten Tage hatten ein paar Bratpfannen und 
Ofenrohre die Lage wieder gänzlich verändert. 
Zudem vergnügten sich die Buben mehr als je mit 
Scheibenschießen. Herr Holm fühlte ohnmächtige 
Wut in seinem Innern aufsteigen. Er hatte nicht 
die Macht, den Zustrom der Töpfe abzuwehren 
oder auch nur die Jungen vom Platze zu jagen. 
Die Wahrheit durfte er nicht 
sagen. Es war ein höchst un- 
angenehmer Zustand. Mit wil- 
den Blicken umikreiste er den 
See und hätte am liebsten Je- 
den, der ihm nahekam, erwürgt. 
Schließlich hielt'eresnichtmehr 
aus. Er ging zunächst auf die 
Buben los. Er schrie, daß es 
nicht erlaubt sei, mit Steinen 
in der Öffentlichkeit herumzu- 
werfen, daß Ordnung herr- 
schen müsse und daß er es 
ihnen schon zeigen werde. 


über die Brücke dem See zu. 
Er war ein kleiner Beamter, 
den das Schicksal ans Wasser 
verschlagen hatte, obwohl er 
seinem Wesen nach in die 
Berge gehörte. Seine Sehn- 
sucht war, Sonntags mit Berg- 
schuhen und Wanderstab auf- 
wärts zu steigen, den Duft des 
Nadelwaldes zu atmen, vor 
schroffen Felswänden ehrfürch- 
tig zu erschauern und endlich 
vom erreichten Gipfel welt 
über die Welt hinzublicken und 
sich mit Ihrer Schönheit und 


Wann unsre Stunde schlägt, 
soll uns nicht sorgen. 


Hebe den Kelch an den Mund. 
Was bedarf es der Kunde? 
Scheint auch das Leben bunt, 
Zufall die Stunde, — 

daß du dir nahe bleibst, 

wo du auch wirkst und treibst 
und dir das Schicksal munde. 


Wenn sich ein Leben erfüllt, 
stehe und schweige. 


Hebe das Haupt in den Tag, 
schon dämmert der Morgen. 
Was dir begegnen mag, 

sei dir verborgen: 


Wind, der die Blätter verweht — 


und die Stunde vergeht — 


Traum zwischen Freude und Sorgen. 


WERNER HUNDERTMARK 


695 


Allerdings zeigte er ihnen 
nichts. Die Jungen liefen da- 
von und warfen ihm aus der 
Ferne respektlose Worte und 
Schneebälle zu, 

Da er nun einmal im Kampfe 
stand, griff er auch Erwach- 
sene an und belehrte sie 
streng, daß das Wegwerfen 
der Töpfe ungehörig sei, well 
es das Stadıbild verunziere 
und weil überhaupt Ordnung 
herrschen müsse, Die erbein- 
gesessenen Bürger, die unter 
Ordnung das Althergebrachte 


verstanden und ihr Mundwerk am rechten Fleck 
hatten, versuchten — wie man dort sagte — ihm 
das Wilde abzuräumen, und er mußte manchen 
scharfen Gegenhieb einstecken. Nur die kleinen 
Leute, die zurUntertänigkeit neigten (zumal er eine 
Kappe trug, die einer Amtskappe ähnlich sah), ent- 
schuldigten sich und trugen ihre Töpfe In das Ge- 
büsch des Stadiparks, Die meisten frellich gingen 
bloß zum Schein fort und warfen ihre Töpfe spä- 
ter auf den See, wenn Herr Holm nicht da war, 
$o zog er sich von allen Seiten Feindschaft zu. 
Im Büro galt er als gefährlicher Krakeeler. Er 
hatte sogar einen Ehrenbeleldigungsprozeß aus- 
zufechten, den er verlor. Der Vorstand erteilte 
Ihm einen strengen Verweis. Und da die Unan- 
nehmlichkeiten stets mehrfach auftraten, fragte 
gerade in dieser Zeit seine Frau zum erstenmal 
nach dem Ring. 

So schien Herr Holm durch den Ring ins Unglück 
gestürzt worden zu sein, wie einst die Nibelun- 
gen, die vor Zeiten im Donautale gewesen waren 
und vielleicht auch einige alte Kettenpanzer In 
den See geworfen hatten. Aber es kam anders. 
Bekanntlich Ist die beste Verteidigung der An- 
griff, Er benützte selne bereits erworbene Tech- 
nik Im Verschleiern der Wahrheit und behauptete 
kühn, er habe ihr den Ring vor längerer Zelt zum 
Putzen gegeben. Falsche Behauptungen, mit ent- 
sprechendem Schwung vorgetragen, verfehlen 
ihre Wirkung nie. Frau Holm widersprach zunächst, 
dann aber wurde sie doch unsicher und begann 
mit der ihr elgenen Ordnungsliebe Schränke, La- 
den und Truhen zu durchstöbern. Damit war Zelt 
gewonnen. Bald zeigten sich noch realere Ge- 
winne. Herr Holm gehörte nun zu den bestgehaß- 
ten Männern der Stadt, Es ergaben sich dienst- 
liche Schwierigkeiten im Parteienverkehr. Der 
Vorstand empfand nun das lebhafte Bedürfnis, 
diesen unangenehmen Beamten loszuwerden. Dies 
geschieht erfahrungsgemäß am besten dadurch, daß 
man den Betreffenden anderen Vorständen warm 
empfiehlt. Die Stelle in dem Gebirgsorte war noch 
frei. Die Feinde Herrn Holms boten ihre besten 
Beziehungen auf, um ihm die Stelle zu verschaffen. 
Der Vorstand befürwortete sein Gesuch wärmstens 
und schrieb: „Herr Holm ist ein Mann von Ener- 
gie, Zielbewußtheit, peinlichem Ordnungssinn, 
strenger Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe. Er zeigt 
besonderes Verständnis für die Interessen des 
Gemeinwesens und weiß sich bei der Bevölke- 
rung In Respekt zu setzen. Er Ist daher für den 
höheren Posten durchaus geeignet, und ich kann 
ihn nur bestens empfehlen, wiewohl ich diesen 
vorzüglichen Beamten nur ungern entbehre.” 
Wenige Wochen später hatte Herr Holm seine Ernen- 
nung in der Tasche und begann sofort zu packen. 
Als die ersten Schneeglöckchen durch die schwin- 
dende Eisdecke stießen, stand er zum ersten Male 
wieder auf einem Gipfel und sah weit über die 
Kette der Berge hin bis zur blauen Ebene, doch 
nicht so welt, daß er auch gesehen hätte, wie 
gerade an jenem Tage did dünne Eisdecke des 
Sees der tausend Töpfe plötzlich zerging und der 
Berg des angehäuften Hausrates lautlos und fried- 
lich in die Tiefe sank. 

Und der Ring? Als Frau Holm nach der Übersied- 
lung alles gründlich ausklopfie und abstaubte, 
spürte sie in der alten Weste ihres Mannes etwas 
Hartes, das sich ins Futter verbohrt hatte, Sie 
grub mit dem Zeigefinger in einem vorhandenen 
Loch weiter und fand zu ihrem größten Erstaunen 
den Ehering. Freudestrahlend meldete sie diese 
Entdeckung Ihrem Mann, der gleichfalls höchst 
überrascht war. Er ließ sich jedoch nichts merken, 
sondern überging die Sache mit jener Würde, die 
er sich als vorzüglich empfohlener Beamter in sei- 
nem neuen Wirkungskreis bereits erworben hatte. 
Er hätte den Gipfel erreicht und eine der wert- 
vollsten Errungenschaften hierbei war seina feste 
Überzeugung von dem eigenen Verdienst. Und 
doch hatte sich" das Schicksal zur Lenkung dieses 
Lebens nur eines keinen Ringes bedient und eini- 
ger alter Töpfe, nebst einer kleinen Zutat von 
Irrtum und dem, was die Menschen Lüge nennen. 





Im Herbststurm - Nella bufera autunnale 


(F. Bloyar) 











7 














„Um Gotteswillen, mein Gesellschaftskleid!'* 


O santo cielo Il mio abto di societät,, 


DER UNWAHRSCHEINLICHE 


Eine zukünftige Kriminalskizze von Fritz Michael 


Chemiker Nr. 3 hatte einen neuen Grundstoff zur 
Herstellung unsichtbarer Strümpfe gefunden. Die 
Formel war sehr kompliziert. Das praktische Resul- 
tat ergab eine breiartige Masse, die durch eine 
Spezialweichmetaälldüse bei der Firma Johnson 
& Co. versponnen werden sollte. Dort selbst be- 
fanden sich auch in einer Kassette aus Meteor- 
eisen die Aufzeichnungen mit der Formel. 

Am 29, Februar des Jahres 2942 lag auf dem 
Leichtmetallschreibtisch im Chefzimmer Johnson 
& Co. ein Fernschreiben der Verbrecherbande 
„Wasserlinse“; „Ausliefert binnen 3 Tagen 10 Mil- 
lionen Dollar, ansonsten sprengen Fabrik mit For- 
mel um 16.17 Uhr Donnerstag.” Johnson der Ältere 
strich durch seinen graumelierten Bart und drückte 
auf einen grünlichfluoreszierenden Knopf, der sich 
am Schreibtisch befand, Er wurde direkt mit Dick 
Davis, genannt „der Unwahrscheinliche” verbun- 
den, der sich zur Zeit gerade in besonderer Mis- 
sion auf dem Mond befand, um eine Bande, 
welche die Mondkrater unsicher machte, auszu- 
heben. Zehn Minuten später stand Davis als Mars- 
mensch verkleidet vor Ihm. Das Weltraumschiff, 





696 


u 
mit dem er gekommen war, lag vor der großen 
Fabrikhalle und schaukelte sanft im Winde, wäh- 
rend aus den Raketenkammern noch ein hellblau- 
violettes Rauchwölckchen aufstieg. Die beiden 
Männer tranken einige Gläser Feuerwasser und 
hatten dann eine Besprechung, deren Inhalt ge- 
heim blieb. Selbst der Bande war es nicht gelun- 
gen, sie auf Schallplatten aufzunehmen, auch hatte 
der Bandit, der im schalldichten Schreibtisch saß, 
keine Fotostrahlenaufnahme machen können, da 
Johnson die künstliche Sonne abgestellt hatte und 
das ganze Fabrikgelände im Dunkel lag. 

Am anderen Tage war die Fabrik mit 500 Gehelm- 
polizisten im Abstand von 50 Meter umstellt, da- 
zwischen waren noch ebensoviele Roboter ver- 
teilt, die automatisch auf jeden schoßen, der sich 
Ihnen näherte. Die Arbeiter durften das Fabrik- 
gelände nicht verlassen und wurden mit Hilfe von 
Vitamintabletten ernährt. Dennoch holte Davis am 
Morgen des dritten Tages zwei Höllenmaschinen 
mit Fernzünder aus dem Leichtmetallschreibtisch 
des Chefs, sechsundzwanzig Satlt-Minen aus dem 
großen Maschinensaal und acht sogenannte Feuer- 









Qualitäts: 
Stifte & 











KRONEN- 
KRAWATTEN-FABRIK 


Fritz M.TFibkeg| 


BERLIN Ca 













Ale 
pre 


8 jeden Foto 
wihlic wat, 


damit er keinen 


Film „ver’kaipe! 


BESSAPAN 
du VergMänder tin 





aan, 













Wo darf ich 
Pfeilring 
Haut-Creme 
verwenden? 





Wo es gut tut, dahin ge- 
hört heute Pfeilring-Haut- 
Creme. Das 
ist weniger w 
Sonne oder Wind die Haut 
austrocknen, Kälte oder 
Nässe sie rissig und spröde 
machen, hilft Pfeilring- 
Haut-Creme. Man muß je- 
doch jetzt sparsam da, 
umgehen ; daher verwende: 
die Mutter sie 

zunächst 
mal für die zar- 
teHaut der klei- 


































ein- 

















Florio Marsala — ein Spitzenver 





treter der jahrtausendealten Wei 


| Beine Kur min 
machen. Bei Nervosität, Überan- 
strengung bestens bewährt. Eine 







DR.MADRUS & CO. RARDEBEUL/DRESDEN 
























Lezithin-Silber 


inkl.Nachnahme, ba! 


togen, Merseburg 8. 8, 





Wie mit einer Bicherheitattr ir unser Körper 
wegen Infektionen verschlowen, wenn ihm genügend 
Via A,C und Kalk zur Verfügung nicht. 


der Möppe der Troponwrtke, Kila-Mölleim 








dafi die ei 


ai Frischpflanzen 


® 


uch 
Ga alien Gooicher 


us 












würzig und gehaltvoll will er an | 
dächtig und in kleinen, prü- 


fenden Zügen genossen werden. 


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die Original-Irzeugnisse 














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einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein 
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697 


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nur verhältnismäßig selten der Fall s 
daß eine Flasche Bols Ihres Weges kom 
Wenn aber, dann werden Sie feststell 


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iß gebunden worden, so sind sie gegen 
Nebenwirkungen im Magen-Darm-Kanal weit- 


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und werden daher gut und 
leicht verdaut. 


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handgranaten aus verschiedenen anderen Teilen 
der Fabrik. Trotzdem flog diese genau um 16.17 
Uhr in die Luft. Davis, der sich gerade im Kessel- 
raum befand, wurde durch den 331 Meter hohen 
Schornstein gepreßt und befand sich bald in der 
frischen Luft. Der Schlag konnte ihm Jedoch nichts 
anhaben, da er seinen Anzug aus Silberligurtat 
anhatte, der gegen alles, was mit Explosion zu- 
sammenhing, schützte. Als er merkte, daß die Auf- 
wärtsbewegung aufhörte, öffnete er seinen klei- 
nen Fallschirm, den’er bei Hamford & Co, in der 
3001, Avenue gekauft hatte, Dieser Fallschirm war 
ein kleines Wunderwerk, er konnte als Zelt, Floß, 
Sauerstoftapparat, Fallschirm — um nur das Wich- 
tigste zu nennen — verwandt werden, daneben 
hatte er noch 39 andere Verwendungsmöglichkel- 
ten, Davis senkte sich langsam zur Erde. Der 
schwarze Kasten, der an ihm vorbeiflog und den 
er auffing, entpuppte sich als die Kassette mit der 






So 
Breslauer 
Brennere; 









die 


——— 

| Schicken Sie den 

Simplieissimus 
wenn Sie 

ihn gelesen haben 

an die Front! 








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Walter Behrens 
Braunfchweig 















Trösten Sie sich, 
Herr Schmitz... 
Das gibt es, daß Cinzano aus. 
verkauft ist. Das gibt es sogar 
recht häufig. Aber trösten Sie 
sich, auch Sie werden mal 
eine Flasche Cinzano erwi- 









chen. Vod/da diese auch angebrocken 
unbeschränkt haltbar ist, reicht sie — 
bei bedächtigem ‚Genuß — eine ganze 
Weile. Aber bitte, kühl servieren, so 
schmeckt Cinzano am besten. 


INZANO 


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immer 


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fragen oft an, ob fie jeht nidyt mehr 
Badpulver zum Teig nehmen follen, 


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immer. Derfaffen Sie fid} ruhig auf 


















Worbıch 





für photogrophifche 
Wertarbeit 


Strumpfformel. Sie war etwas verkohlt, aber un- 
versehrt. Und damit war das Wesentlichste ge- 
rettet. Als er sich der Erde näherte, sah er 30 Ban- 
diten der „Wasserlinse” über das Feld fliehen. Er 
beschoß und tötete 29 mit seiner Strahlenpistole, 
die etwa 9000 Schuß in der Minute verschoß und 
mit elektrischen Energien bis zum Brechen geladen 
war, Drei Minuten später landete er sicher in der 
Fabrik-Kantine, die seltsamerweise unversehrt ge- 
blieben war und in der sich alle Arbeiter befun- 
den hatten. Nur der kleine Edelpinscher von John- 
son & Co wurde vermißt. 

Der dreißigste Bandit hatte inzwischen ein klel- 
res Weltraumflugboot erreichen können und ver- 
schwand damit in einigen rosaroten Wolken. Davis 
machte sich sofort mit mehreren Weltraumspezlal- 
detektiven und enisprechenden Hunden auf die 
Spur. Sie kamen bald zum Schlupfwinkel der 
„Wasserlinse“, einer Weltrauminsel, auf der sich 

























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ist die beste Zeit zum 
Aufziehen Ihrer Junghans- 
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die ganze Bande verschanzt hatte. Sie war durch 
Energiemauern geschützt und hatte außerdem 
noch schwerste Todesstrahlenartillerie. Eine An- 
näherung war unmöglich. Es gelang Davis nur, das 
Weltraumflugboot aus größerer Entfernung in 
Brand zu stecken und den Verbrechern den Weg 
auf andere Weltenkörper zu verlegen. Damit je- 
doch gab er seinen Willen zur Vernichtung der 
Bande nicht auf. Er besorgte umgehend Diamant- 
guritbohrer und arbeitete sich von untenheran die 
Bande heran. Unter der Festung wurden Gänge 
gegraben und mit Elektronensprengstoff gefüllt. 
Dreizehn Tage später zeigte Davis, der neben 
Johnson serior auf dem Dach der neuerrichteten 
Fabrik stand, die allerdings zehn Stockwerke mehr 
hatte als dio alte, auf ein kleines graues Wölk- 
chen, welches hoch am Himmel stand und das 
Ende der „Wasserlinse” ankündigte. Etwas später 
war noch ein feiner Knall zu hören, 





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(0. Nückel) 


Direktor Adelpodinger geht mit großen Schritten 
auf und ab. 

Sein erster Zorn Ist verraucht, und schließlich 
bleibt er vor der blonden Lilly, die es so gut ver- 
steht, ein Diktat aufzunehmen, stehen 


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„Also, wissen $ie", sagt er kopfschüttelnd, „Ich 
finde es unerhört! Jawohl, unerhört finde ich es! 
Mit meinem Sohn — und sozusagen hinter meinem 
Rücken! Ja, sagen Sie nur, was ist Ihnen denn da 
eingefallen?” 

Lilly senkt das blonde Köpfchen und zuckt ratlos 
die Achseln, und Direktor Adelpodinger fährt, die 
hübsche, kleine Sünderin tut ihm irgendwie leid, 
milder und milder fort: 

„Na, na, na... Ich bin ja kein Wauwau... Aber, 
nicht wahr, ja, eine, wenn ich mich so ausdrücken 
soll, eine Verlobung hinter meinem Rücken, und 
das Ist Ja, milde gesagt, das ist denn doch... Sie 
hätten sich vorerst an mich wenden können, das 
wäre doch naheliegend gewesen! Ist Ihnen denn 
das nicht eingefallen?” 

Da schlägt Lilly die Guckäuglein auf und sagt 
ehrlich: „Herr Direktor, ich wollte es ja immer tun. 
Ichhabe es mir auch lange überlegt und habe mich 
mit allen meinen Bekannten beraten; aber dann, 


SANISEIETNG 
Mit Tastkerbe 


dann habe ich mir gedacht, daß der Altersunter- 
schied vielleicht doch zu groß sein wird!" H.K.B. 
* 
Himpel tastet sich mühsam durch das Dunkel 
heimwärts. Nicht einmal in Umrissen bietet sich 
die Welt einem heute dar. Da rennt er gegen 
etwas Weiches, das mit zierlicher Stimme auf ihn 
zufragt: „Kurti, bist du’s?” 
Das klang nicht übel, aber trotzdem: das Dunkel 
ist zu dunkel. Vorsichtig fragt daher Himpel zu- 
rück: „Lohnt es ich ‚ja‘ zu sagen?” P.M. 


* 
Mein Vetter Xandi kam einmal nach längerer Ab- 





wesenheit stark hinkend wieder an unseren 
Stammtisch. „Halloh, Xandi. Servus, Wo warst 
denn? Du hinkst 

Müde sank Xandi in einen Stuhl. — „Drunt’ in 


Kärnten. Da hab ich mir a paar Bergspitzen in die 
FÜB treten.” R.K 


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699 


Konjunktur = Congiuntura 


(A. Paul Wobe 





MIUTERERSINEBIE 


VON ERIK STOCKMARR 


Die Natur hat das Leben in verschiedene Ab- 
schnitte eingeteilt: Kindheit, Jugend und Alter. 
Es gibt doch eine Gruppe von Menschen, die 
diese Einteilung nicht anerkennen, nämlich die 
Mütter. Gewiß, sie selbst sind den Gesetzen der 
Natur unterworfen, ihre Kinder aber nicht. Für 
eine Mutter Ist es so, daß Ihr Kind niemals In die 
Jugend oder In das Alter hineingeht, es lebt ewig 
in der Kindheit — bleibt das Leben lang ein 
Kind. Wenn der Junge auch 60 oder 70 Jahre alt 
ist — und vielleicht Ministerialrat geworden ist 
ünd einen langen Vollbart bekommen hat — 
bleibt er für die Mutter stets ihr kleiner süßer 
Bubi. Sie sieht die Verwandlung von dem kleinen 
Bubi bis zum Ministerialrat nicht, für sie steht die 
Zeit still, und sie sieht das Leben lang ihr Kind 
auf ihrem Schoße sitzen — mit oder ohne Voll- 
bart. 

Merkwürdig ist das eigentlich, aber schön wie 
die Mutterliebe selbst, Merkwürdig Ist auch die 
ewige Sorge, die eine Mutter für ihr Kind zeigt, 
auch wenn es schon längst von dem mütterlichen 
Nest weggeflogen ist, Diese Sorge gilt besonders 
seiner Ernährung, um die die Mutter sich das 
Leben lang kümmert. Ihre Frage ist Immer die- 
selbe, auch wenn er ein alter Mann ist, ja selbst 
wenn er ein Lebensmittelgeschäft hat: 

„Du hast doch ordentlich gegessen, mein Junge? 


Du siehst ein bißchen dünn aus. Immer tüchtig 
essen, sonst wirst du krankl 

Wenn wir so viel essen würden, wie unsere Mut- 
ter es aus ihrem guten Herzen wünscht, müßten 
wir unsere dicken Bäuche auf einem Schubkarren 
transportieren. Und wenn wir auch so dick wie 


SONNENBLUMEN 


Ein Reif ift gefallen, 

Heut in der Nacht, 

Hat im Garten allen 
Blumen den Tod gebracht. 


Nur die Sonnenblumen tun noch ihre Pflicht, 
Das Haus mir zu fchmüchen, 

Und fchieben und rücken 

Die goldenen Teller 

Nur heller und greller 

Ins herbftliche Licht. 


Als ob fie fchwebten, 
Ohne Gemicht, 
Engelgleich glänzt ihr Geficht. 


Verglühender Endreim 
Im Sommergedicht, 
Tun fie, als lebten 


Sie emwiglich. Georg Britting 


700 


ein Nilpferd wären, würde sie sich doch über un 
bekümmern: „Du siehst ein bißchen dünn aus, 
mein Junge, du mußt viel mehr essen.” 

Es gibt wohl keine Mutter, die sich nicht weger 
der Kleidung ihres Kindes das ganze Leben lang 
Sorgen macht, Wenn sie Ihren Sohn, den Ministe 
rialrat, besucht, fragt sie Ihn immer dasselbe: 
„Bist du auch warm angezogen, mein Junge? 
Immer warm gekleidet muß man sein. Ich bringe 
dir hier ein paar schöne wollene Unterhosen, da 
mit du nicht frierst,” 

Die warmen Unterhosen hat sie für Ihr erspartes 
Geld gekauft, und Ihr Gesicht strahlt vor Freude, 
wenn sie ihrem Jungen ihr Geschenk übergibt. 
Der Ministerlalrat nimmt die wollenen Hosen und 
küßt seine Mutter, Rührend ist das, nicht wahr? 
Aber so sind die Mütter, Treu bis zum Tode und 
immer zu Opfern bereit. 

Diese ewige Mutterliebe findet man nicht nur 
unter den Menschen, sondern auch unter den Tie- 
ten, vom kleinsten Floh bis zum Elefanten. Die 
Elefantenmutter umfaßt ihre Kinder mit genau der- 
selben Liebe, und so auch die Flohmutter. Wenn 
Sie das nächste Mal ein paar Flöhe sehen, lau- 
schen Sie, bitte, dann werden Sie es erfahren 
„Sieh mal hier, Peterchen”, sagt die Flohmutter, 
„ich bringe dir ein paar wollene Unterhosen, 
dann kannst du nicht frieren, Bubil Und ein But- 
terbrot habe ich auch mitgebracht, mein Junge 
Essen mußt du, immer tüchtig essen!” 

Ja, so Ist es. Auch ein Floh bleibt sein Leben lang 
ein Kind. 


Wunschtraum 


(K. Helllgenstaodt) 





„Weißt, Miezerl, wenn man so den Brombeerblätter-Tee mit dem Kakaoschalen-Tee und dem Hagebutten-Tee 
vergleicht, sagt man sich, meiner Seel’, ein saftiges Kilo Roastbeef halbdurch ist halt immer noch das Beste!‘ 


Un bel sogno: “Sal, Mariuccia, per quanto si confronti Il t& di foglie di mora col t& di bucce di cacäo e col t& di coccole 
di rosa canina, pure, anima mia, si pensa sempre che un chilo di succosa e semicruda bistecca & ben preferibile a tutto!,, 


701 


HERBSTABEND MIT ANTONIO 


Antonio saß am Nebentisch, einsam hinter einem 
Liter Rotwein. Er machte ein komisches Gesicht, 
wir lachten darüber und fragten heuchlerisch; 
„Was soll das bedeuten, Antonio? 

Er ließ uns lange warten, ehe er antwortete. Vor- 
her seufzte er einmal und trank sein Glas leer. 
Dann sagte er gewichtig: „Unnahbarkeit.” 

Es klang gequält. Armer, armer Antonio, dachten 
wir; wir wußten schon, was es auf sich hatte mit 
dieser Antwort. Armer Antonio, dachten wir; aber 
wir fragten wieder, wir Heuchler: „Weshalb Un- 
nahbarkelt, Antonlo? Bist du plötzlich vornehm 
geworden?” 

Als ganze Erwiderung seufzte er noch einmal — 
so tlef, daß der Tisch davon erzitterte. Als er ge- 
endet mit seinem Elefantenstöhnen, rief Carlo laut: 
„Armer treuer Ehemann! Es ist keine einzige Frau 
in der ganzen Osterial Wer soll dich verführen?...” 
„Aber es könnte eine hereinkommen. So sieht sie 
sofort, daß ich unnahbar bin.” 

Er sprach sehr ernst, reckte das Kinn In die rauch- 
schwangere Luft und machte die Augen ganz 
klein. Wirklich ein komischer Anblick, der arme 
‚Antonio. 

Er war Strohwitwer, wir wußten es; die Angelica 
war zu einer alten Tante gefahren, der der Pastor 
die letzte Beichte abgenommen. Es war das erste- 
mal «In ihrem Leben, daß sie sich getrennt, und 
sie hatte ihrem gewiß nicht verführenswerten An- 
tonio einen Treuschwur abverlangt, wie es ein 
junges Mädchen tut, wenn es sich von seinem 
Bräutigam trennt. Gott, wir konnten es verstehen, 
eben weil es das erstemal war, daß sie nicht zu- 
‘sammen schlafen gingen, der arme Antonio und 
seine Angelica. — Und nun saß er da hinter 
einem Liter Rotwein — es war wohl der dritte — 
und machte ein unnahbares Gesicht!... 

Der See gluckste unter den Pfählen, die die 
Osterla Über dem Wasser hielten; es war ein 
eigenartiger Klang mit etwas Unheimlichkeit, zu- 
mal wir, wenn wir zur Tür hinausschauten, die 
Berge dazu sahen, die schwarz waren und sich 
über den Himmel hinweg zuzunicken schienen. 
Ja, fast unheimlich, daähte Ich — und die anderen 
wohl auch; aber wir brauchten nur zu Antonio 





Wunder der Dressur 


Miracolo d' addestramento 






Verantwortl, Schi 
‚ölle Buchhandlungen, Zeitung: 
güttig ab 15, Okt. 1941. — Unvı 





oltzick, Münch 
häfte und Pos! 
ingto Einsendunge: 





VON PETER REIMANN 


hinüberzublicken, da wurde uns wieder leichter. 
Zu reden wußten wir nichts untereinander, denn 
wir hatten auch schon viel Wein In die Hälse ge- 
gossen; wir waren an dem Punkt angelangt, da 
man langweilig wird und nicht weiß, ob es sich 
noch lohne, die Augen offen zu halten. Allein 
Carlo, der anscheinend mehr vertrug als wir, war 
noch auf der Höhe — aber was sollte er wohl 
allein anfangen? So saßen wir da und stierten 
uns an, blinzelten einmal In das blendende Licht, 
einmal zu Antonio hinüber, dem zu sagen uns 
nach den wenigen Worten des Anfangs nun nichts 
mehr einfiel, — einmal in das Dunkel hinter der 
offenen Tür. Sonst sogen wir an unseren schwar- 
zen Zigareiten und versuchten, kleine blaue Ringe 
zu blasen, was uns sehr selten noch gelang. 
Heiliger Himmel, es fehlte etwas; wir wußten, was 
es war, aber wir wußten nicht, woher es holen. 
Den halben Abend hatten wir die Spielkarten auf 
den Tisch gehauen, bis sie immer weniger wur- 
den, daß man nicht mehr spielen konnte; dann 
lagen sie alle unter unseren Stühlen, außer denen, 
die Carlo In seinen Hosentaschen verstaut... Jetzt 
fehlte etwas, es waren die Frauen — oder wenig- 
stens eine. Und so stierten wir dahin, der See 
gluckste unter uns, wir waren besolfen... Gott, 
wir merkten nicht einmal, daß Carlo gegangen 
war, lautlos und spurlos verschwunden; es fiel uns 
erst auf, als er wiederkam, und da war er nicht 
mehr allein, der Satanskerl. Ja, es drang uns noch 
durch den Zigaretten- und Weindunst In die Ge- 
hire, daß er eine Idee gehabt haben mußte. 
Meine Herren, er brachte eine Frau mit! 

Rassig war die, das mußten wir trotz benebelter 
Köpfe feststellen; wie ein edles Pferd. Wo er die 
nur aufdbgabelt hatte, dieser Carlo, der doch 
wiß nicht anziehend war mit seinem struppigen 
schwarzen Haar und selnem roten Gesicht! Sie 
gingen an uns vorüber, da blinzelte mir Carlo mit 
dem Auge zu; und — heiliger Himmel — die Frau 
auch! Das machte mich wieder viel nüchterner. 
Ihre Augen wirkten stärker als ein Espressol... 
Ich erinnerte mich dunkel, diesen Blick schon gin- 
mal gesehen zu haben, oder auch mehrmals; al 
wann und wo? 















(ich. Klay) 





so: Einzeinummer 30 Pf.; Abonnemer 
rto beiliegt —Nachdruck v 





Sie nahmen Platz an einem Tisch, so, daß die 
Frau Antonlo gegenüber saß. Soso, dachten wir, 
sie soll ihn verführen; dieser Carlo, ein Satanskerl 
— aber das sagte ich bereits. Wirklich, die Frau 
schaute in einemfort zu Antonio hinüber; wir be- 
obachteten es unauffällig, allein Glanpiero machte 
es zu öffentlich, er hatte mit dem Rücken zu dem 
Geschehen gesessen; nun drehte er sich um und 
setzte sich rittlings auf seinen Stuhl, das Kinn auf 
die Lehne stützend. Aber das merkte Antonio 
nicht, denn er war beim vierten Liter und machte 
sich unnahbar, so unnahbar er nur konnte. Man 
sah es schon, er strengte sich gewaltig an. Jedoch 
mit der Zeit wurde er unruhig, denn die Frau trieb 
es ziemlich welt: keinen Augenblick wandte sie 
den Blick von Ihm weg. 

So nahm er seinen Stuhl und drehte Ihn halb um, 
daß er im rechten Winkel zu der Verführerin saß, 
aber die ließ sich nicht beirren; er fühlte ihre 
feurigen Augen auf seiner Schläfe brennen. 

Nach einer Weile schien er doch nicht mehr zu 
widerstehen. Es war zu verlockend, was sich 
plötzlich In seinem weindunstgefüllten Schädel 
Platz machte; Ja, er wollte dem Carlo die Feurige 
ausspannen: zum Teufel mit der Treue! 

Und er wandte sich wieder zu ihr, lächelte sie an; 
Ja, er trank ihr sogar zu und schüttete sich dabei 
ein halbes Glas Weln in den Ärmel, Es war tolll 
Dem Glanpiero mußten wir den Mund zuhalten, 
sonst hätte er laut herausgelacht; er war wohl 
noch angegriffener als Antonio. 

Allmählich aber kamen wir so richtig wleder zur 
Besinnung, denn es war ein köstliches Schauspiel. 
Wir bestellten sogar noch einmal Wein, den uns 
die Wirtin gern gab, denn sle liebte selbst ein 
bißchen fröhliche Stimmung. Wenn auf dem Platz 
vor der Osterla getanzt wurde, war sie sogar mit 
Schwung dabel, trotz Ihres Umfangs, der keines- 
wegs zu verachten war — aber das gehört weni- 
ger hierher. 

Am Ende umarmten wir uns alle vor Vergnügen, 
als die Verführerin aufstand und sich Antonio auf 
die Knie setztel Das hatten wir nun doch nicht er- 
wartet von diesem langweiligen, weinschweren 
Herbstabend. Und Carlo, dieser Satanskerl, saß 
da und griente über das ganze rote Gesicht, und 
das struppige schwarze Haar rutschte Ihm bis über 
die Augenbrauen. 

Antonlo merkte nichts mehr von unserer Gegen- 
wart, er war viel zu beschäftigt mit der Verführe- 
rin, und die hatte wirklich einen prachtvollen 
Busen, Überirdisch geformt. Er tätschelte sie und 
stammelte unverständliche Worte, und sie kraulte 
Ihn hinter den Ohren, daß es eine Freude war zu- 
zusehen. 

Wir — wir hätten Ja schon andere Dinge mit ihr 
anzufangen gewußt an Antonlos Platz, aber so 
war es doch auch ein Spaß. Und jeder von uns 
versuchte sich eigenarligerweise einzureden, hm, 
das Welb will ihn Ja nur zum besten haben — 
mich würde sie zum Beispiel nicht nur hinter den 
Ohren kraulen, hahall 

Wir waren gespannt, wie es wohl enden würde. 
Gott, wir sollten es auch bald erleben — und nie 
haben wir selther wieder so gelacht wie an die- 
sem Abendi 

Wir hatten noch nicht einmal Jeder ein Glas ge- 
leert, da schien es den armen Antonio doch noch 
männlich zu packen. Er faßte so derb zu, daß der 
Verführerin ein kleiner Schrei entfuhr: heiliger 
Himmel, hatte die eine tiefe Stimmel Aber wir 
hatten nicht Zeit, uns darüber aufzuhalten, denn 
da fiel Ihr auch schon die Perücke vom Kopf... 
Es war ein Augenblick großer Stille zwischen uns; 
dann aber prusteten wir los, daß der Tisch kippte 
und uns die Schläfen zu bersten drohten. Das war 
doch Ernesto, der schöne Ernesto! Fabelhaft mas- 
klert, sage ich; das mußte begossen werden! 
Und während wir unser Maskenfest mitten im 
Herbst zu feiern begannen mit den zwei Frauen 
— der Wirtin und dem schönen Ernesto — unter 
uns, da stand Antonio auf und schlich sich wan- 
kend von dannen, ohne sich noch einmal umzu- 
sehen, geradewegs In die Schwärze des Abends 
hinein. 

Carlo rief ihm noch nach, er könne froh sein, am 
Ende sel er seiner Angelica doch treu geblieben! 



















‚20. — Anzeigenpreise nach Pr 
‚ckkonto München 5920. Erfüllungso: 


Postcı 


Im Hippodrom - 


Nell’ Ippodromo 


(9, Herrmann) 








„‚Kiek mal, Lotte, janz unnahbare Dame und 'n neuen Hüfthalter hat se ooch!** 


"Guarda un po’ la Carlotta, donna inaccessibilissima ... e anche con un busto nuovol,, 


HUWONST BRUST 


Von Wilhelm Hammond-Norden (Im Felde) 


Als wir in Polen lagen, gründeten wir in unserem 
Bataillon eine kleine Theatergruppe, die allerlei 
leichtwiegende und muntere Szenen einstudierte 
und aufführte. Aus nahellegenden Gründen man- 
gelte es unserem Bühnchen an Damen. Wir mach- 
ten es wie im Mittelalter, wie ließen die welb- 
lichen Rollen von Männern darstellen. Unser Ka- 
merad Hugo war für derartige Partien ganz be- 
sonders begabt, seine Spezialität waren robuste 
Schwiegermütter mit rollendem R und vortrefflich 
nachgeahmtem Sandrock-Tonfall. 

Um die Illusion ein bißchen zu vervollkommnen, 
machte sich Hugo für derartige Auftritte einen 
Busen zurecht. Der Busen bestand aus zwei 
Strümpfen, die einzeln sorgsam aufgerollt und 
durch ein Band miteinander verbunden waren. 
Das Band wurde um den Hals gelegt. Bel einer 
Vorstellung geschah das kleine Unglück, daß das 
Band — war es nun so schlecht oder spielte Hugo 
zu temperamentvoll? — zerriß. Hugos Busen be- 
gann, sich auf eine anatomisch höchst bedenk- 


liche Welse zu verlagern, und schließlich fiel ein 
Strumpf durch den Rock auf den Fußboden, wo- 
für wir Sonderbeifall ernteten. 

Nun stand Hugo in diesem Augenblick nah an 
der Rampe. Wir hatten ja keine großartigen Säle 
für unsere Aufführungen zur Verfügung, wir spiel- 
ten, wo gerade Platz war, oft in Baracken, und 
die Zuschauer saßen dichtgedrängt. Da die Bühne 
gewöhnlich nicht sehr hoch war, placlerten wir 
unser Orchester seitlich, was zwar für diejenigen, 
die für den musikalischen Einsatz der Hilfe des Diri- 
genten bedurften, eine Erschwerung bedeutete, 
aber wenn das Orchester mitten vor der Bühne 
gesessen hätte, wäre die Sicht für unsere zu- 
schauenden Kameraden schlecht gewesen. 

So war es möglich, daß ein übermütiger Gefrei- 
ter, der in der ersten Reihe (im „Orchester- 
fauteull”) saß, nur die Hand auszustrecken 
brauchte — schon hatte er von Hugos Strumpf Be- 
sitz ergriffen und hlelt Ihn wie eine Jagdtrophäe 
in die Höhe, 

Da tat Hugo einen Schritt weiter nach vorn, 
blickte gestreng durchs Lorgnon und sagte In 
tiefstem Sandrockbaß: „Junger Mann, geben Sie 
mir sofort meine Brust wiederl” 

Der Baß war so wirkungsvoll, daß der Gefreite 


703 


zurückgab, was ihm nicht gehörte, Hugo mußte 
die Rolle trotzdem ohne Brust zum glücklicher- 
weise nahen Ende führen, denn eine neue Mon- 
tage hätte zu lange gewährt. 


DAS ZAUBERWORT 


Ein Menfch fit in der Eifenbahn 

Und fchaut fein Gegenüber an, 

Ein Mädchen, das ihm, fcheinbar kühl, 
Verbietet jegliches Gefühl. 

$o fchmeigend fahren, das ift bitter - 
Da fteist ganz plöflich zu ein Dritter, 
Kennt alle beide gut und ftellt 
Gemandt fie vor, als Mann von Welt. 
‚Gleich bricht der lang geftaute Schwall, 
Sie reden wie ein Wafferfall, 

Auch, als fich jener längft entfernt, 
Durch den fie kennen fich gelernt. 

Den fremden Herrn, die fremde Dame, 
Erlöft ein Zauberwort: Der Namel 

Der Sitte Feffeln jäh zerreißen, 

Wenn beide mitten, ıwie fle heißen. 
Vertrauen faflen fie gefchwind 

Und fragen kaum noch, mie fie find. 


Eugen Roth. 


John Bull in Südafrika 


(Erich Schilling) 


„Goddam — und das ausgerechnet am Kap der guten Hoffnung!“ 


John Bull nell’ Africa del sud: “Goddam! ... E proprio al Capo di buona Speranzal,, 


704 





München, 4. Nov. 1942 
47. Jahrgang / Nummer 45 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Vom Baume des Empire 


{Erich Schlill 


„Geben Sie nur Obacht, Winston, daß kein Unbefugter in Ihren Garten kommt, ich ernte Inzwischen!“ 


Dall’ albero dell’ Empire: ""Badate un po’, Winston, che nessuno non autorizzato venga nel vostro giardino. Nel frattempo raccolgo lo!,, 





Drohung - Minaccia 





0. Hogenbarth) 


„Da werd der Herr Reichsbahnminister spitzen, bal ich ihm schreib': 
„ ‚Hier ist ein Freilein, das wo nicht weiß, auf welcher Strecke Oberhinterkindlbach liegt‘!"* 


"Come aguzzerä gli occhl Il signor Ministro delle Ferrovie, quando gli scriverö: Qul €’ & una signorina che non sa su qual tratio si trovi "Riobimbo di Dielrosopra,,, 


DER KAMPF MIT DEN MÄNTELN 


Die Sache geht so vor sich: Zwei Herren sind 
an einen Kleiderständer herangetroten, der eine 
nimmt seinen Mantel und fährt mit einem Arm in 
den Ärmel. In diesem Moment ergreift der an- 
dere ‚den Mantel, um ihm hineinzuhelfen. Kaum 
hat der die Gefahr bemerkt, versucht er eine 
Wendung von hundertachtzig Grad zu machen, 
wobei er den andern Mann herumschleudern 
muß. Aber der ist auch nicht faul, er macht Im 
größeren Radius, die Hände am Mantelkragen des 
ersten ‚angekrallt, die Wendung mit. Er muß fix 


ZUR DIATETIK DER SEELE 


Wenn ich mitunter graunze, lieber Schat, 
dann unterlaffe du das Naferümpfen. 

Von kompetenter Stelle fiel der Sat: 

der Scele Stuhlgang quasi fei das Schimpfen. 


Der Mann hat recht. So ift es In der Tat. 
Füg’ Dich darein und mach’ mir keine Szene. 
Im Gegenteil, befolg’ auch du den Rat. 
Maßgebend ift und bleibt die Hygiene. 


Den Kopf halt’ kühl und deine Füße warm 

(twir wollen diesbetreffs das Befte hoffen). 

Im Hinblick aber auf den Seelendarm 

fel (fiehe oben), wenn dir’s not tut, offen. 
Ratatöshr 


VON WALTER FOITZICK 


sein, sonst wird ihm der Mantel aus den Händen 
gerissen, Meistens aber kommt es nur so weit, daß 
er beim Anziehen wenigstens hinderlich Ist. 

Sie werden die Situation begriffen haben, denn 
es gilt bei uns nicht als ehrenvoll, sich von einem 
anderen Herrn in den Mantel helfen zu lassen. 
Warum das so ist, welß kein Mensch. Es Ist halt 
ein Brauchtum. Andemtells gilt es als selbsiver- 
ständlich, einem anderen Herrn in den Mantel zu 
helfen. Warum das so ist, weiß auch kein Mensch, 
es Ist halt auch ein Brauchtum. 

So, jetzt ist der erste glücklich in seinem Mantel 
drin, nun kommt der zweite dran. Es widerholt sich 
dasselbe wie vorher mit Rollenwechsel. Der Kampf 
ist etwas heftiger, der Versuch des Abschüttelns 
des Gegners noch eiliger. Der Helfer muß jetzt 
schon einen gehörigen Sprung machen, um an der 
Rückseite des Partners zu bleiben. Es kann vor- 
kommen, daß die beiden umelnander wirbeln, 
wie Doppelsterne um ein Gleichgewichtszentrum. 
Meistens geht der Kampf nicht wortlos vor sich, 


sondern mit durch die Spielregel festgelegten 


Redensarten, die hauptsächlich ablehnenden Dank 
enthalten und gegenseitige Versicherung, daß es 
schon so gehe und man noch über die nötigen 
Körperkräfte verfüge. 

Es wäre natürlich viel bequemer, wenn man sich 
gegenseitig in aller Ruhe in den Mantel hülfe, 
aber das darf nicht sein, wenigstens bei uns nicht, 
das verbietet ein Ehrenkodex. Dieser verlangt 
auch, daß man, wenn man schon überwältigt ist, 
und der Mantel einem hingehalten wird, möglichst 


706 


schnell in die Ärmel fährt. Blitzartig muß man in 
die Ärmel saußen, um sofort den Hieb mit Glei- 
chem zu erwidern. Ich weiß von einem, dem half 
einmal ein Höhergestellter hinein. Er stieß aber 
nicht in den Ärmel, sondern ins Ärmelfutter, und 
nun hätte ihn keine Macht der Erde zwingen kön- 
nen zu sagen: „Warten Sie mal 'nen Moment, ich 
bin wo falsch drin.” Nein, er blieb mit der Hand 
im Futter stecken und reichte zum Abschied sei- 
nem Chef den Armstummel zum Gruß hin. So 
streng sind hier die Bräuche, 


NACHTLICHE HEIMKEHR 


Die Nacht it fill und weit - 

Kein Blatt fich rest. 

Des Waldes dunkler Schatten breit 
Vor meinen Schritt fich legt. 


Ich komm’ vom Feld und möchte tief 
In diefen Schatten gehn, 

Nicht hören mehr, was fort mich rief, 
Und nichts mehr fchn. 


Die große Stille nun 
Umfange mich, 
Und meines Heimmegs müde Spur 
In allen Weiten fchließe fich. 
Herbert Leftiboudois 


Erinnerungen an den Sommer 


(K. Helligenstaodt) 





„Er hatte geschworen: ‚Auch im gemeinsamen Hotelzimmer ist mir Ihre Person heilig‘?‘* 
„So — und heißt man das nun ‚Meineid‘ oder ‚Fahrlässigen Eid‘!‘* 


Ricordanza di questa estate: „Egli aveva glurato: Anche in una stanza in comune‘d’ albergo la Vostra persona 
mi & sacral,, — “Ah cosi?! „.. E questo dunque si chiama *Giuramento falso, o ‘Giuramento involontario,?,, 


707 


Sein erster Gedanke 











en 


„Aufstehen, aufstehen!“ — „Ist denn der letzte Russe schsn gefallen?“ 


II suo primo pensiero: “Alzatevi! Alzatevil,, — "Ah! E glä caduto I’ ultimo russo2,, 


708 


(E. Thöny) 


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MELANIE AN BORD 


VON KURT GROOS 


Nach den ersten Tagen des Umeinanderherum- 
schleichens hatten wir uns an Bord des „Tut-anch- 
Amon” zu einer recht netten Gesellschaft zusam- 
mengefunden. Unser kleiner Kreis versammelte 
sich melst nachmittags auf dem Sonnendeck. 
Außer einem Herrn Schulze aus Radebeul, der in 
seinem Gepäck zwei Mumien in länglichen Ki- 
sten mit sich führte, Imponlerte mir aus unserer 
Gesellschaft vornehmlich ein Apotheker aus Kir- 
kenes, der seine Apotheke allerdings aus Irgend- 
einem Grunde hatte aufgeben müssen. 

Dieser Apotheker mit der aufgegebenen Apo- 
theke hatte eine Tochter an Bord, ein Bild von 
einer Tochter. Aber leider hielt sich diese junge 
Dame unserem Kreise fern; vielleicht war sie zu 
scheu, sich in einer Herrengesellschaft wohl zu 
fühlen, 

Eines Abends, als wir wieder auf dem Sonnen- 
deck lagen; machte mir der Apotheker eine Er- 
öffnung, die wie ein Keulenschlag, allerdings 
wie ein angenehmer, auf mich niedersauste. 
Der Apotheker drehte seinen kleinen schwarzen 
Schnurrbart, schaute angestrengt in die Wolken 
über sich, so als ob er die Möven in der Luft 
zähle, und eröffnete mir, daß seine Tochter 
kränkele, und zwar an einer sie Innerlich aufzeh- 
renden Flamme, glaube ich, sagte er. Der Apo- 
theker gebrauchte sehr feinempfundene Redewen- 
dungen in sicherer Art. Jedenfalls war der Sinn 
seiner Gespräche der, daß die blonde federnde 
Tochter sich in mich verliebt habe. — 

Ich sah die Dinge damals anders als heute, und 
ich muß sagen, daß alles, was sich nach diesem 
Gespräch nun abwickelte, mein Leben gewandelt, 
mich In eine andere Bahn getrieben hat.— 

Der Apotheker wußte seine sonst nur in der Ferne 
herumschwebende Tochter so zu beeinflussen, daß 
sie noch am gleichen Abend mit mir im Rauch- 
salon eine Anzahl Gläser Gin und zwei Flaschen 
Sekt leerte. 

Trotzdem — noch heute nach Jahren entsinne ich 
mich rückdenkend ganz deutlich dieses prickelnd 
gefahrvollen Zustandes — fühlte Ich mich nicht 
ganz wohl in meiner Haut an diesem Abend, 

Der Vater, hager, gelbhäutig und leider zu über- 
trieben elegant gekleidet, schien mir, wenn er 
uns von einem der Nebentische dezent, zu de- 
zent, herüberprostete, etwas spielerisch Lauern- 
des Im Blick zu haben. Zudem trug er an diesem 
Abend eine Krawatte mit einem Stiefmütterchen- 
muster, was nicht im mindesten zu seinem Wesen 
und zu seiner Erscheinung paßte; ein in selner 
Nailvität geradezu aufregendes und verdächtiges 
Muster, 

Vielleicht bedrückte es mich auch, daß ich diese 
Unsummen an Bargeld für einen Freund in Kopen- 
hagen nicht gleich bei Antritt der Reise dem 
Safe der Schiffsgesellschaft anvertraute, sondern 
in sträflichem Leichtsinn einfach so in der Brief- 
tasche herumschleppte. 

Ofter als angebracht, schweifte mein Blick zu dem 
Apotheker, in dessen Gesellschaft sich Jetzt der 
Mumienfreund aus Radebeul befand. Der Teufel 
mochte wissen, ob In den länglichen Kisten Über- 
haupt Mumien waren; ich jedenfalls hatte sie 
noch nicht gesehen. 

Melanie — das war ihr Name — wurde immer 
verliebter, immer zärtlicher; soviel Glück brachte 
mich fast in eine Art von Narkose, Aber, wie ich 
schon sagte, in mir war neben diesem großen 
Glück eine bange Unruhe. 

Der Augenblick, in dem Melanie mir sagte — wir 
hatten inzwischen das förmliche Sie mit dem trau- 
lichen Du vertauscht —, daß sie eine Weile fort- 
gehen wolle, um sich umzukleiden, brachte mir 
eine gewisse Erleichterung. Es beruhigte mich, 
aus dem Strudel allzu verwirrend machender Lie- 
besgefühle herausgerissen zu werden, 

Diese Atempause wollte ich nutzen, an der Bar 
einen Schluck Soda ohne Whisky zu trinken. Ge- 
rade hatte ich das Glas an die Lippen gesetzt, 
da trat, wie aus der Erde gewachsen, Zolldirektor 
Törensen aus Kopenhagen an meine Selte; bisher 
hatte ich ihn auf dem Schiff überhaupt noch nicht 
gesehen. 

„Sieh da, sieh da”, sagte dieser Baustein des 
Staates hinterhältig-leutselig, und klopfte in sei- 


ner Zollmanier auf meine Schulter, „wohl in die 
richtige Gesellschaft geraten, huhu, hahal Guter 
Bekannter von diesem Schulze mit den Mumien 
und dem Apotheker, was?” 

Ich stand unter dem Einfluß von Melanie und ich 
stand unter dem Einfluß von Alkohol, Gott aber 
stand mir nicht bel, denn ich sagte: „Mumien Ist 
gut, vielleicht hat er Diamanten, unverzollte Dia- 
manten in den Särgen!” 

Zolldirektor Törensen sah mich plötzlich ganz 
scharf an; bei diesem Ansehen verschwanden 
seine Lippen vollständig, und er kniff ein Auge 
wie eine gequollene Linse zusammen. Wohl eine 
halbe Minute hielt er den Blick so auf mich ge- 
richtet, dann machte er wortlos kehrt. Mit einem 
maßlosen Gefühl von Unsicherheit ließ er mich zu- 
rück. Als ich das Glas wieder ansetzte, stand Mela- 
nies Vater hinter mir. In seinen Augen war ein un- 
ruhiges Flackern, seine Stimme schien mir heiser 
und erregt. „Was wollte der Zolldirektor, dieser 
Schnüffler?” flüsterte er hastig. „Ich kenne Ihn 
nämlich von früher her — es Ist eine lange und 
eigenartige Geschichte...” 






Kritik an der Zeit 


Critica sull" epoca 


Ehe ich antworten konnte, kam Melanie zurück, 
bezaubernder denn je. Sie trug ein Abendkleid 
aus hellgelber Seide, Im Ausschnitt — eine bläu- 
lichrote Nelke. Ich entsinne mich dieser Nelke 
noch genau, sie fiel später In einen Sektkelch, 
Kurz vor Mitternacht stieß Melanie — auch sie 
war seltsam erregt — mich unauffällig an und bat, 
vorsichtig zu dem halb von einer Holzverscha- 
lung verdeckten Tisch unter dem äußersten lin- 
ken Bullauge des Raumes zu schauen. Mir wurde 
sehr unbehaglich zu Mute. An diesem Tisch sah 
ich wieder Zolldirektor Törensen, und neben ihm 
saß in seinem typischen großkarierten Sportanzug 
Kriminalrat Gollan; auch ihn entdeckte ich heute 
zum ersten Male auf dem Schiff. Melanies Vater 
und Mumienschulze aber waren spurlos ver- 
schwunden. — 

Die Nacht auf dem „Tut-anch-Amon” hat mein Le- 
ben in andere, neue Bahnen gelenkt; ich sagte 
es schon, Weshalb nur war Ich damals so erregt, 
so ängstlich, kombinlerte so seltsam? Ist es bei 
Verliebten immer so? 

Aber Schluß mit diesen alten Geschichten! Mor- 
gen Ist ein bedeutungsvoller Tag; Zolldirektor 
Törensen, Professor Schulze und Melanles Vater 





kommen. Keiner von diesen alten Herrschaften 
will es sich nehmen lassen, Melanie und mir per- 
sönlich zur Silberhochzeit zu gratulieren — — wie 
doch die Zeit vergeht! 


(Magon) 


a mn, 


„‚Fünfmal hab’i den Bambsen in a halben Stund’ trocken leg'n müassen!"— „Ja - ja - die heutige Jugend!" 


"Ben einque volte in mezz' ora dovetti asciugare questo bamboceio!,, — „Gid, giä! La gioventö d’ oggil,, 


709 


Beharrlichkeit en 





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REN TR 
„Merken Sie sich, mein Herr, auf der Straßenbahn schließe ich nicht Bekanntschaften!" 
„Verstehe ich — aber bitte sehr, wann steigen $’ denn aus?" 


Costanza: ‘Badate bene, signore, che nel tram io non faccio conoscenze!,, — ""Comprendo bene; ma prego, signorina, quando scendete?,, 


710 


Kommt ein Vogerl geflogen 




















„Er ist ein Geschenk Stalins, er kann sprechen, er sagt ‚Zweite Front‘! 


E volato qui un vecellino: “E un regalo di Stalin; sa parlare e dice; ‘Secondo Fronte,!,, 


711 








TI 
Bat 


Kam 


(H. V. Vierthaler f) 





TERN 
nl 
ale 


ZWÖLF ROTE ROSEN 


VON ERIK STOCKMARR 


Es klingelte an der Tür, und ein Brief fiel durch 
den Briefschlitz in den Korridor hinein. Ich öffnete 
Ihn und fand eine gedruckte Karte im Kuvert: 


Mit herzlichsten Dank für Ihre Freundlichkeit zu 
unserer Hochzeit 
Amanda und Peter Snabelhorn. 


Snabelhorn? dachte Ich, wer Ist denn das? Sna- 
belhorn?? Den Namen hatte ich nie gehört; in 
meinem Umgangskreis gibt es keine Snabelhorns. 
Ich legte den Brief weg und tröstete mich damit, 
daß eine Verwechslung wohl vorliege, obwohl mein 
Name und meine Adresse auf dem Kuvert stand. 
Ein paar Tage später klingelte es an der Tür, und 
ein kleiner, dicker Mann trat in den Korridor herein. 
„Mein Name ist Snabelhorn‘, sagte er, „Peter P, 
Snabelhorn.” Ich führte ihn ins Wohnzimmer her- 
ein, während ich mein Gedächtnis noch einmal 
durchforschte, doch ohne Resultat. Ich hatte den 
Mann niemals in meinem Leben gesehen. Na, 
Jedenfalls war es Ja sehr nett von ihm, daß er mir 
einen Besuch ablegte, um mir für meine Aufmerk- 
samkeit zu seiner Hochzelt zu danken. Plötzlich 
fiel mir ein, daß es vielleicht einer von meinen 
Freunden war, der Ihm einen Glückwunsch in 
meinem Namen gesandt hatte, um mit mir Spaß 
zu machen. Herr Snabelhorn setzte sich aufs 
Sofa und guckte mich ein bißchen skeptisch an. 
Lange saß er da und sagte kein Wort. Ich fühlte 
mich etwas ungemütlich und wußte nicht, was 
ich sagen sollte, 

„Es Ist sehr kalt heute”, sagte ich dann und lä- 
chelte verlegen, „man sollte nicht glauben, daß 
es so kalt sein kann,” 

„Ja, es Ist sehr kalt“, erwiderte er, „sehr, sehr 
kalt.” 

Pause. 

„Wie geht es Ihrer Frau?“ fragte ich welter. 

Er sah mich ein bißchen mißtrauisch an und fing 
dann an zu reden. 

„Sehen Sie, mein Herr, Amanda und ich sind seit 
vier Jahren verlobt, und wir waren glücklich wie 
die Schwalben in der Luft. Doch, im letzten Jahr 
merkte ich eine Änderung in Ihren Gefühlen zu 
mir, sie wurde plötzlich so merkwürdig träume- 
risch und zerstreut, und ich verstand, daß andere 
Fische in seinem Wasser herumschwammen.” 
„Wie meinen Sie? Fische im Wasser?” 

„Ach reden Sie doch nicht so dumm, mein Herr, 
Sie wissen ja sehr gut, was ich melne.” 

„Ich? Ich habe keine Ahnung.” 

„So? Dann werde Ich Ihnen etwas erzählen.” 
„Einen Augenblick, Herr Snabelhorn. Glauben Sie 
nicht, Sie sindan die verkehrteAdresse gekommen?” 


Er lächelte höhnisch: „Ihre Witze können Sie sich 
sparen“, sagte er und sah mir fest in die Augen. 
Sein Bart zitterte und verriet eine starke Innere 
Unruhe, Plötzlich knallte er die Faust auf den 
Tisch und zischte mir ins Gesicht: 

„Sagen Sie mir die Wahrheit, mein Herr! Die volle 
Wahrheit! Sind Sie der Geliebte meiner Frau ge- 
wesen?“ 

„Na, hören Sie mal, das ist doch unerhörtl Ich 
kenne ja Ihre Frau überhaupt nicht, und Sie übri- 
gens auch nicht.” 

„Hal" sagte er und lächelte ironisch. Dann zog er 
eine kleine Karte aus der Innentasche und hielt 
sie mir vor die Nase. Mit größtem Erstaunen 
starrte Ich die Karte an, denn es war meine Vi- 
sitenkartel Ja, es war meine Visitenkartel Und 
unter meinem Namen waren ein paar Worte ge- 
schrieben. Mit meiner Handschrift: 


Ich erwarte dich mit größter Sehnsucht, kleines 
Schneckele. Tausend Küsse Dein Erik. 


Das Ist Ja nicht gerade der beste Gruß, den man 
der Frau eines anderen senden kann. 

„Und diese Karte habe ich Ihrer Frau gesandt, 
meinen Sie?” 

Ja”, rief er wütend, „Sie haben sie gesandt, und 
außerdem haben Sie zwölf dunkelrote Rosen ge- 
schickt, An meine Fraul Zwölf dunkelrote Ro- 
sen! Was in aller Welt bilden Sie sich denn ein?” 
„Mein Herr", sagte ich und erhob mich, „Jetzt Ist 
es genug mit Ihren Beschuldigungen, solche 
Frechheiten lasse ich mir nicht bieten. Hier Ist die 
Tür, Herr Snabelhorn, und grüßen Sie Ihre Amanda.” 
„Ja, ich werde gehen”, schrie er, „aber warten 
Sie, mein lieber Herr Mormon, wir treffen uns 
später — vor Gerichtl” 

Als er weg war, saß Ich und dachte nach, wie es 
sich eigentlich mit dieser Sache verhielt. Ich wußte 
bestimmt, daß ich keiner Amanda Blumen gesandt 
hatte, In der vorigen Woche hatte ich nur an Eva, 
Grete, Hilde, Jytte, Petra, Else, Vivian und Mary 
tote Rosen geschickt. 

Am nächsten Tag kam die Aufklärung. Das Telefon 
klingelte. Es war mein Blumenhändler. Er bat viel- 
mals um Entschuldigung, er war aber plötzlich auf 
den Gedanken gekommen, daß ich ihn vor elni- 
gen Tagen gebeten hatte, zwölf rote Rosen an 
eine Dame in Valby zu senden, aber eben an die- 
sem Tag waren so viele Blumenbestellungen für 
eine Hochzeitsfeier eines gewissen Herrn Snabel- 
horns eingelaufen, daß er meine Blumen anstatt 
an die junge Dame in Valby In der Verwirrung 
an die Adresse von Herrn Snabelhorn gesandt 
habe. „Schrecklich ist das“, sagte er, „hoffentlich 


712 


haben Sie dadurch keine Unannehmlichkeiten be- 
kommen?” 

„Nein gar nicht”, erwiderte Ich, „Herr Snabelhorn 
hat mich beinahe totgeschlagen, und von der 
Jungen Dame in Valby habe ich kein Wort gehört, 
sie hat sich wohl einen netteren Kavallier ausge- 
sucht. Aber sonst ist gar nichts geschehen!” 


DAS BESTELLTE BILD 


VON HANS BETHGE 


Ein reicher Japaner, der eine Sammlung schöner 
Kunstwerke besaß, bat einen berühmten Maler 
seiner Zelt, Ihm ein Bild mit einer Schar Wild- 
gänse zu malen, die über einen rohrumsäumten 
See hinstürmen. Er zahlte dem Künstler einen Teil 
des Honorars im voraus, wie es damals Sitte war, 
und der Maler machte sich mit Eifer an die Ar- 
beit. Als ein halbes Jahr verflossen war, bat der 
Künstler um einen weiteren Vorschuß, da ihn die 
Aufgabe ganz und gar In Anspruch nehme und er 
zu nichts anderem mehr komme. Der Mäzen wll- 
ligte ein und wartete weiter. Er wartete ein gan- 
zes Jahr und wurde mißmutig. Der Künstler bat 
ihn um Geduld. Endlich aber, nachdem drei Jahre 
verstrichen waren, wurde es dem Mäzen zu bunt, 
er suchte den Künstler auf, trat in seinem Atelier 
energisch vor Ihn hin und sprach gereizt und mit 
drohender Miene: 

„Jetzt stellst du dich hin und malst.meine Wild- 
gänse, sonst...” 

Der Künstler nahm einen großen Bogen seines 
besten Reispapiers, griff nach Pinsel und Tusche, 
und nach einer halben Stunde war das herrlichste 
Bild fertig gestellt, das die fliegenden Wildgänse 
über dem rohrumsäumten See In einer nie gese- 
henen Vollendung zeigte, 

Der Mäzen staunte, 

„Deshalb also habe Ich dir ein so hohes Honorar 
gezahlt‘, meinte er, „damit du das Bild In einer 
einzigen halben Stunde herunterjagst? Und dar- 
auf hast du mich drei Jahre warten lassen?” 

Der Künstler ging schweigend an einen breiten 
Schrank, öffnete Ihn, und eine unübersehbare 
Fülle von Skizzen quoll ihm entgegen, die alle 
stürmisch fliegende Wildgänse über Wasserläufen 
zeigten. 

„Soviel Arbeit habe ich drei lange Jahre hindurch 
mit aller Hingabe leisten müssen”, sagte er ein- 
fach, „damit mir endlich dieses Bild da gelang, 
eins meiner schönsten, das nun dir gehört.” 


MULCUTO 
Bringe 
euneneue 
Lehre! 












‚sondern mih dem Deckel zumick zu Ihrem 
länder, welchen eis sammelk und zus Has 





990350 


Verletzen 
unmöglich! 














NR 


N 


STTISEEN 


SR 


Dület.Uünchener-lalsgelrünk 
Rhäftigk nährk 
Leißchwachen ultanken 


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Bezugsauellen-Nachweis durch © 
NAERA-GESELLSCHAFT 
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ich 
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Alles-Kitt 





Alles-Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide zu 


einer honigdicken Masse vermengt gibt zum Behelf ein 


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Bitte vergessen Sie 
es nicht: 


BAUER «CIE 





























Wenn Sie 


noch keine „Rosodont“-Dauerdose besitzen, legen 
Sie das „Rosodont“ -Nachfüllstück In eine Schale 
oder aul einen Teller. Und die Zahnbürste nur 
leicht anfeuchten? Vielleicht erhalten Sie schon beim 
nöchiten Kauf „Rosodont" in der nelten Dauerdose 


ACH-A"BERGMANN, WALDHEIM (SA.) 


Bergmann feste TAHNPASTA 


Cinzano im ? 
Weinkühlers 
Herr Schmitz hat vollkommen 
recht. Wenn man eine Flasche 
Cinzano erwischt — und das 
ist nicht jeden Tag der Fall, 
dann sollte man den Genuß 
eorichtigauskosten.UndCinzanoschmeckt \ 
aun mal gut gekühlt am besten. Und da 

sie auch angebrochen unbeschränkt halt- 
bar ist, reicht die Flasche — bei be 
dächtigem Genuß — eine ganze Welle. 


INZANO 


n unveränderter Güte 

























Wann darf ich 
Pfeilring 
Haut-Creme 
verwenden? 


Hilfe bei ri®- 
siger und sprö- 
der Haut, Er- 
haltung ihrer 
Geschme 





für jede Haut, die Seife 
uehlecht verträgt 
Aber nie zu wochen anwenden! 


UTelöfel vol gendge! 














Das bedeutet für Sie: 


SANATOGEN 
FORMAMINT 
KALZAN 









wenn Sie fid; genau an die zeite 
gemäßen Dr. Detfer-Rezepte 
halten. Nehmen Sie nicht unnötig 


mehr als vorgefchrieben von 


© 


RR Üedker 


Backpulver, Backin! 



















keit = das sind 
‚Gründe nach Pfeilring Haut: 
Creme zu greifen, 
Wo empfindliche Haut ge 
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Ich kann nicht Deutsch. Seit letzter Nacht habe 
ich Klarheit. In der Geisterstunde erwachte ich. 
Draußen schien Vollmond, Ein Alp hockte auf 
meiner Brust: ein Bleiklumpen mit rosa Bäckchen, 
niedlichen Leberwurstfingerchen und verwelkten 
Stummelbeinchen. Scheußlich! Ich starrte ihn an 
Er starrte mich an. Wir starrten uns an. Die Lage 
war unhalıbar. Um irgendetwas zu äußern, brab- 
belte ich: „Zwei mal zwei ist vier.” 

„Falschl" schnarrte der Alp. „So sagte man 
zwangsläufig früher. Heute sagt man zwangsläu- 
fig: zwei mal zwei ist zwangsläufig vier. Denn 
zwangsläufig ist ein Satz ohne ‚zwangsläufig‘ 
kein Satz. Ein Beispiel. Angenommen, du brauchst 
zwangsläufig einen Schnürsenkel. Was ist zwangs- 


gegen erschwertes Durchkommen der ersten Zähne. Altbewährt! 


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enden Zügen genossen werden. 


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läufig die Folge? Du kriegst zwangsläufig keinen. 
Warum? Weil Schnürsenkel zwangsläufig zur Man- 
gelware gehören. Warum? Weil zwangsläufig eine 


Verknappung der Schnürsenkel eingetreten ist. 
Warum? Weil wir uns zwangsläufig in einem 
Schnürsenkelengpaß befinden. Warum? Weil 


Schnürsenkel zwangsläufig zur Decke des zivilen 
Sektors gehören.” 

„Zur was?" 

„Und zwar ist die Schnürsenkeldecke zwangsläu- 
fig so dünn, weil sie nicht unter die vordring- 
lichen Aufgaben fällt, folglich als Mangelware 
zwangsläufig in Erscheinung tritt. Deshalb haben 
wir weitgehendst einen Schnürsenkelengpaß. 
Zwangsläufige Folge: weitgehendste Schnürsenkel- 
verknappung. Weitere Folge: demnächstige Schlie- 
Bung der Schnürsenkellücke. Und zwar zusätzlich, 
Jeder aufgeschlossene Mensch sollte diesen Fra- 
gen weitgehendst verhaftet sein. Zwangsläufig. 


Wenngleich die Schließung der Schnürsenkellücke 
nicht hundertprozentig zu den vordringlichen Auf- 
gaben zählt, so wäre dennoch zwangsläufig unter 
Beweis zu stellen, daß der Engpaß — —" 
Stundenlang schwafelte er. Wenigstens schien 
mir so. In Wirklichkeit war mein ziviler Sektor 
zwangsläufig eingeschlafen und träumte zusätz- 
lich von weitgehendster Verknappung der mir 
verhafteten Engpaßlücke. 


* 
DER ANRUF 


Otto kam heim. E’ fragte: 

„Hat jemand angerufen, Kitty?" 

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„Weı?" 

„Die Dame, die immer sagt: ‚Falsch verbunden‘, 
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wenn sie meine Stimme hört.” 












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Mein Vetter Xandi fuhr einmal mit mir von Spa- 
lato nach Ragusa, Es blies ein abscheulicher Schi- 
tokko, die Geschichte schwankte einigermaßen, 
und Xandi, mehr an den Sattel gewöhnt, fühlte 
sich nicht recht behaglich, Kam der Kapitän des 


Schiffes und Xandi nagelte ihn fest. 

„Sagen $’ einmal, bitte, Herr Kapitän, dauert's 

noch lang, bis wir nach Ragusa kommen?” 

„Zwei Stunden, Herr Rittmeister.” 

„Schad‘. Aber sagen S’ einmal, bitte, was Ist 

denn das dort drüben?" 

„Eine Nebelbank, Herr Rittmeister.” 

„Soso”, seufzte Xandi erleichtert, „na, wenigstens 

etwas.” R.K. 
* 


Chicago. Revierstube des 178. Distriktes, 

Zwei Gentleman führen einen Betrunkenen herein. 
Der Sheriff erkennt Ihn’ von weitem. 

„Hallo, Jam!” 

„Hallo, Sheriffl”" 

„Was führt dich her?" 

„Zwei Policemanl” 

„Wieder besoffen?” 


„Ja. Alle beide!” I.H.R. 


Warum soll man eigentlich den aufgebockten 
Kraftwagen als totes Kapital in der Garage stehen 
lassen? — sagt der bekannte Sachverständige Fri- 
dolin Hulkefryd. Bel uns zu Hause verwenden wir 
seine verschiedenen Bestandteile im Haushalt. 
Der Akkumulator ist geleert und wird zum Gurken- 
einlegen gebraucht; mit den Bleiplatten der Bat- 
terle pressen wir das hausgemachte Sauerkraut. 
Die Leitungen werden als Wäscheleinen verwen- 
det, die Kühlerfigur dient zum Schmuck des Bü- 
cherschrankes und der Scheibenwischer hält den 
Spiegel im Badezimmer frei vom Beschlag. Das 
Boschhorn benutze ich, wenn ich bei Verdunke- 
lung auf die Straße gehe. 

Schlimm wird es nur, so schließt Herr Hulkefryd, 
wenn erst der Tag kommt, wo es wieder Benzin 
gibt und wir auf alle diese kleinen und praktl- 
schen Annehmlichkeiten wieder verzichten müs- 
sen! V.H. 











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DIE JUNGFRAU IM WEINBERG 


Imma kam aus dem Weinberg, die Sonne ging 
unter, der Himmel glomm feurig wie das Laub an 
den herbstlichen Stöcken. Man schnitt den Ries- 
ling, man brachte die Beeren zur Kelter, und auch 
auf Immas Rücken hing eine Tragbütte. So stieg 
das Mädchen hinab Ins strömende Tal, ein wenig 
heiter, ein wenig traurig, das machte der Herbst; 
und eben hier, wo der Rhein um die Krümmen 
und Klippen schäumte, verschimmerte solch ein 
Tag nicht ohne Rührung, darin sich Mensch und 
Natur geschwisterlich teilten. 

Imma bemühte sich, die Füße tändeln zu lassen, 
es gelang nicht ganz; die Kiepe hing wohl schwer, 
jene Tragbütte meine ich, die, einem hölzernen 
Trichter ähnlich, geschleppt sein wollte, und. es 
waren die Rieslingtrauben nicht allein, die 

das Mädchen drückten. Imma wußte, wenn 

die Lese getan und alle Maische zum 

Most gediehen war, bis Ende November 
sicherlich, dann mochte das Gären be- 
ginnen. Doch heuer floß manche Sorge in 

die Fässer, und die Sorgen mehrten auch 

die Büttenlast auf dem Rücken: Weil Krieg 

war, darum hing die Kiepe härter als 

sonst; darum mochte der Fuß nicht tän- 

deln; darum schien das Feuer der Abend- 

sonne so blutig, und im glühenden Wein- 

laub stand des Jahres Abschied zu lesen. 

Eine Freude, eine recht absonderliche, 
könnte ich brauchen, dachte Imma, als sie, 

ins Tal gekommen, des Vaters Haus am 
Wingert ruhen sah. Gewiß, um den Giebel 
fieberten die Ranken, im Fachwerk pre- 
digten alte Sprüche, aus dem Schornstein 

stieg ein Säulchen Rauchs, das bald vom 

Wind zerkräuselt wurde; doch friedlich 

war nur das Bild, nicht aber die Welt, die 
tIngsum dämmerte. 

Also schritt das Mädchen zur Kelter hin, 

und der Vater stand In der Tür, ein Pfeif- 

chen rauchend, zwar ohne rechten Genuß, 

wie es schlen; denn die Lippe hing schief 

und der grüne Winzerhut saß im Nacken, 

ganz auf Krakeel, wie man’s nannte. 

Dem war so. Kaum trat der Mann aus dem 

Weg, als das Mädchen, von der Last ziem- 

lich erschöpft, vorüber wollte: Dreißig 

Bütten am Nachmittag, zu wenig für ein 
Junges Ding, murrte Vater Florian, und die 

Imma mußte sich eilen, daß er sie nicht 

zur Kelter stieß, die tropfend im Gewölbe 

wirkte, Hier hing der gärende Duft, süß 

wie ein Rausch, und die greise Küferin sprach, 
das Äuglein rollend, in Immas Ohr: Daß du’s 
weißt, dein Erwin Ist im Landl 

Darum saß des Vaters Winzerhut auf Krakeel? 
Wer Töchter hat, möchte sie bewahren, so lange 
wie möglich, da scheint jeder Schatz ein Wolf, 
jeder Freier eines Teufels Spion. Und die Imma 
war schön, man mußte sie doppelt hüten. Und 
sie sah ihren Erwin gern, man war einander hold, 
die Briefe wanderten nun jahrelang, sei’s gen 
Tromsö oder zur Krim, und der Soldat hatte je- 
weils Antwort gegeben. Heut war er wieder da- 
heim, war auf Urlaub für vierzehn gesegnete Tage, 
Imma hörte es. Indes sie aber zur Straße wollte, 
abermals am Vater vorbei, hielt der sie fest, 
etwas rupplg gar und am Ärmel ziehend: „Wo- 
hin? Ich leid’s nit. Basta.” 

Das alte lied, der ewige Kummer, die immer 
wiederkehrende Not. Wie sollte man sie nennen? 
Vielleicht Besorgnis, womöglich Eifersucht. Denn 
Väter lieben ihre Töchter. Man teilt das tiefere 
Gefühl ungern mit fremden Menschen. 

Was er wohl Bitteres gegen Erwin habe, fragte 
Imma den Vater, und der bäuerliche Herr von 
sieben Weinbergen klopfte die Pfeife am Tür- 
pfosten aus: „Der Bursch ist frech. Ihm fehlt alle 
Achtung vor die erwachsene Leut‘. So is das. 


VON HEINZ STEGUWEIT 


Guck nit von der Seite, Imma, ich sag's allweil: 
So is das.’ 

„Hat Erwin dir 'nen Schmerz getan? Ach, Vater, 
das ganze Handwerk ist rauh beim Soldaten.” 
Herr Florlan zog den Winzerhut noch fester, noch 
tiefer zum ledernen Nacken hin: „Mag sein. Aber 
zu Hause wär’ Respekt am Platz. Gerad um Mit- 
tag kommt der Schnäpser daher, knallt mir die 
Hand auf’n Hut, daß ich's Ohrensausen spür’: Kopp 
hoch, alter Bock, grient der Kerl, der Herr Soldat. 
Is das 'n Urlaubsgruß?” 

Die Imma sann in sich hinein. Und streckte den 
Rücken, der noch wund war vom Beerentragen. 
Die schöne, obgleich vom Brand der Ungeduld 
geschürte Tochter warb um ein Verzeihen für Er- 


TRUNKENER MOND 


Es schob ein roter Mond sein Rundgesicht 
behäbig über Hecken des Holunder, 

als suche er, schon trunken von Burgunder, 
ein Zechervolk, ein spätes Gasthauslicht. 


Die Augen zwinkerten uns weinfroh an; 
doch bald auf seiner Stirn, der roten, alten, 
sich grämelnd furchten breite Schattenfalten, 
daß nirgendwo ein frisches Weinchen rann. 


Und gähnend wölbte sich der große Mund. — 


Wie kann ein müder Zechermond auch wissen 


von süßer Trunkenheit aus Mädchenküssen, 
ein armer Mond, so einsam alle Stund! 


Wir wünschten ihm gar herzlich gute Ruh, 


als er verdrießlich kroch in Wolkendecken. — 


Im Dunkel schliefen Garten, Bäum’ und Hecken. 


Und selig schritten wir dem Hause zu. 


HERMANN KOSER 


win, nach dem sie verlangte: „Denk halt so, Vater: 
Da draußen, wo Krieg ist, lernen die Jungen das 
Grobsein und alles andere...” 

Der alte Florlan brauste los: „Nu hat’s mich aber: 
Ihr seid schon verschworen? Ihr redet die näm- 
lichen Sprüch? Auch der Bursch hat mir bei- 
bringen wollen, derlei Späße kämen vom Krieg, 
so lerne man's unter Soldaten!” 

Er schalt noch viel, der Vater Florian. Schalt sich 
gar Ins Husten, da schwoll der Kopf, so zornig 
rüttelte alles den sorglichen Winzer. Und die 
Imma ließ er nicht frei, vielmehr nahm er das 
Mädchen bei der Hand: „Jetzt kommst mit, ich 
weiß noch Arbeit!” 

Sie mußte folgen. Selbander ging Florian mit ihr 
den Weinberg hinauf; mühsam und Schritt um 
Schritt über die Schieferstufen, der Wind flog 
kühl, die Dunkelheit sank bis zur Finsternis. Kein 
Licht, kein Fünkchen nah oder weit, alles nur trist 
und bald gar undurchdringlich; denn die Nebel 
brauten, die Luft wob Schleier und Schwaden, 
auch häkelte sich Altweibersommer in den keu- 
chenden Mund. 

„Wohin so spät, lieber Vater?” 

Er antwortete nicht. : 

„Ist eine Stunde noch zu klimmen, lieber Vater!” 
Er schwieg um so mürrischer. Zuweilen nur mußte 


716 


er innehalten, des Herzens wegen, das quälend 
schlug; dann troff die Stirn, auch lahmten die 
Knie, Herr Florian war kein Fohlen mehr. 

Auf der Höhe, wo der Riesling quoll, soeben bis 
zur Edelfäule wunderbar vom Sonnenlicht ge- 
sotten, stand das kleine Hüttchen mit dem Gerät; 
mit Sammelbütten und Traubenscheren, mit Reb- 
spritzen und Weinbergpflügen also, wie man sie 
braucht durchs schwere Jahr. Hier oben war tags- 
über das ganze Tal zu überblicken, bis zu den 
Vogesen hin, zur Nacht indessen schien In fried- 
licher Zeit das blitzende Gefunkel von tausend 
Lichtern ringsumher wie eines Sternenhimmels 
Echo in der Tiefe. 

Heuer vorstummte der nächtliche Zauber. Weil es 
Feinde gab. Und der Nebel schob sich noch 
dicker zusammen, kaum sah man die Ruten 
und die Triebe. Vater Florian klimperte mit 
seinen Schlüsseln. Und schloß das Hütt- 
chen auf: „Hier mußt du bleiben, Immal” 
„Wozu denn, lieber Vater?” 

„Daß keiner mir nimmt, was mein ist.” 
Ein Frieren glitt über das Mädchen hin: 
„Wo soll ich nur schlafen, Vater?” 

„Legt viel Stroh herum. Und das Abend- 
brot hab’ ich Im Rock.” 

Er setzte ein Päckchen auf die Fenster- 
bank. Stellte Bretter vor die Scheiben. 
Zündete die Laterne an. Sagte ade. Ließ 
alles gut sein so, die Tochter wäre nun 
aufgehoben, dachte er, der rührende 
Bauer Florlan. 

Als er, vom Abstleg über Stock und Stein 
noch arg benommen, wieder vor die Kel- 
ter kam, sah er den Erwin mit den Küfern 
schwätzen. Mag er sich plagen, sann der 
Vater, mag er suchen und sich krümmen, 
Ich weiß das Täubchen längst im Schlag, 
kein Habicht fliegt hinein. 

Der Soldat indessen, dem niemand flüstern 
konnte, wo sein Mädchen warte, stampfte 
mit dem Fuß, das gab Funken, so ein 
Stiefel hat Ja Nägel, und der Boden im 
Kelterhaus war aus Stein. Erwin ging fort, 
zum Florian wollte er, der aber hocke am 
Weinberg, sagte man, und so kam es: 
Eben dort, wo die schieferne Treppe be- 
gann, saß der Alte auf den Stufen, sein 
Pfeifchen glomm durch die Dunkelheit, der 
Qualm war munter zu riechen. Sicher, hier 
wurde Wache gehalten, hartnäckig sogar, 
denn der väterliche Posten setzte sich 
noch breiter hin, als er die Schritte hörte: „Was 
suchst du, Bursch?” 

„Möcht' sprechen mit euch, Papa Florlan.” 

„Bin dein Papa nit.” 

„Aber Immas Vater biste, Meister Florian. Sag’ 
schon, wo ich sie finden kann. Bin doch ehrlich. 
Herrgott, und das bißchen Grobheit vom Mittag, 
war das so sauer —?” 

„Ich leid’s nit, mir hat's gelangt, und also ist's 
gut.” 

Der Erwin hub zu bitten an: „War bald zwei Jahre 
fort. Auch für euch, Mann. Wo also steckt die 
Imma?" 

Florian schwieg. Sein Pfeifchen glühte bei Jedem 
Saugen auf. Endlich murrte der alte Herr: „Bist 
mir zu dreist noch, Erwin. Und zu wild. Hast sel- 
ber gesagt, so was lerne sich draußen,” 

Der Soldat ahnte, daß wenig zu wollen war. Und 
ein Geraufe mit dem Wächter hätte alles nur 
schlimmer gemacht. Warum hockte der Winzer 
hier? Weil er die Imma getarnt hatte, Auf dem 
Rieslingberg. Na also. Das leuchtete ein, wozu 
hatte man Strategie gelernt. Ein schrulliger Feind. 
Und eine Bastion, um die es sich lohnte. 

Florian fühlte wohl, daß der Junge sich Gedanken 
machte, vielleicht gefährliche Gedanken. Man 
mußte auf der Hut ‚sein, mußte das Gitter beob- 


(Rudolf Sieck) 





HERBSTSCHWEIGEN 


VON RICHARD VON SCHAUKAL t} 


Wieder bin ich allein im dämmernden Garten gegangen. Mitten aus den verfinsterten Fichten erhoben sich rote, 


Tiefer schweiften die Krähen, der Wald war von Wolken verhangen. braune, blaßgelbe Blätterwipfel und standen wie Tote. 


Und es war in der Welt eine Stille, die traurig verharrte, 


daß mir das Herz in der Brust vor so viel Schweigen erstarrte, 


717 


Der Pedant - II pedante 


(0. Hermann) 





„Sieh’ mal, Emil, das war 'n Spatz!" — „So, und aus welchen Anzeichen schließest du das?" 


"Guardo, Emilio; & stata una passera!,, — "Ah sl? E da che lo deduci?,, 


achten und die Mauer, auch die Ruten und den 
Zaun. 

Der Erwin aber trolite sich, der Herr Soldat. Und 
da er die Gasse hinab zum Ufer strebte, wußte 
der Vater, daß nichts mehr zu gewinnen sel für 
den Eidam, den unwillkommenen. Freilich, nach- 
geben mußte man, sei’s schleichend und immer 
an den Glebeln lang. Aber der Bursch stieg auf 
die Fähre, ließ sich über den Rhein bringen, gut 
so, dort war der Freier fern genug, wenigstens 
für heute. 

Ach, der Erwin, der Herr Soldat. Nun griff er von 
der Flanke an. Denn am jenseitigen Strand stieg 
er aus, wanderte ein Stück rheinauf und maß, 
aller Dunkelheit zum Trotz, mit klugem Auge, was 
auf des Stromes schäumender Strecke gewagt 
werden könnte, Dann, als der Krieger alles Nötige 
in Einklang gebracht hatte, die eigene Kraft und 
die Abdrift des reißenden Wassers, auch die Breite 
des Rheins und die Nebelbänke von einem Ufer 
zum andern, zog er die Stiefel aus und die 
Strümpfe, desgleichen Hose und Rock, kurz: alles. 
So schnürte er die Kleider zum Bündel von eini- 
gem Gewicht. Und knüpfte sich die Last auf den 
Scheitel, band sie mit dem Hosenträger fest, der 
Knoten saß unterm Kinn, nicht zu locker und nicht 
zu klemmend. Langsam watete der Bursch ins 
Wasser, bis die Flut um Brust und Rippe spülte. 
Kalt war's dem Blut, das ungestüm hämmerte. Und 
der Landser, der inniger liebte als kaum ein an- 
derer, hub zu schwimmen an; was trieb ihn denn, 
wenn nicht die Leidenschaft, und was lieh ihm 
die Stärke, so unbändig, wenn nicht der Trotz, 
die Not, das rebelllerende Gewissen: Wer denkt 
sich aus, wie sehr der einsame Mann schon 
wieder kämpfen mußte. Auf Urlaub hatte er kom- 
men wollen, nun forderte die Heimat dennoch 
ein Schicksal von ihm. Sang nicht die Finsternis 
Ihr schwärzestes Lied? Stieß nicht der Strom ge- 
waltsam den Schwimmenden fort, der sich bitter- 
lich wehrte gegen den Untergang —? 

So schaffte es der Bursch. Oft von den Strudeln 


eingesogen, oft über Schründe und Schroffen ge- 
rissen, daß er blutete. Nochmals: Erwin schaffte 
es. Am neuen Ufer kroch er auf die Kiesel. Rieb 
sich trocken, klopfte sich warm, zog die Klamotten 
an und lachte, Lachte so herrlich, daß ein Echo 
kam von den Kanzeln am hohen Fels. Dann such- 
ten die Augen mühsam umher. Alles war wie 
einst und ehedem: Hier, Jenselts der gequader- 
ten Mauer, mußte der grüne Silvaner wachsen, 
dort der blumige Traminer, rot wie's Drachenblut 
der alten Sage. Darüber aber, im Nebel nimmer 
zu erkennen, doch im Bau der Terrassen zu ahnen, 
der goldene Riesling Vater Florlans. Wenn er wüßte. 
Erwin tästete sich die Mauer entlang, fand das 
weißgetuschte Meilenzeichen, wie der Rheinstrom 
deren viele hat. Der Soldat überlegte: Hier 
sel’s möglich, auf den Sockel zu kommen. Das 
Gesims war mit Scherben gespickt, eine Schleh- 
dornhecke säumte mannshoch den Wingert, kreuz 
und quer gesponnener Stacheldraht zürnte dem 
Schritt, auch warnte ein Schild vor Selbstschüssen 
und ähnlichem Spuk: Der Liebende fand sich hin- 
durch, und war für heute doch nur ein Abenteurer 
des Herzens. — Nun ging er, eine Nebelgasse 
nützend, den Berg hinan, sachte zwischen Reb- 
stöcken her; Ja, könnte man die Trauben in ihrer 
Farbe sehen, dürfte man schwelgend teilhaben 
mit den Augen, dachte der Kamerad und hatte 
Mühe, seinen Weg zu sichern. — Einmal freilich, 
auf halber Höhe Innehaltend, rief er doch Immas 
Namen, rief ihn wohl mit schmerzlichem Verlangen: 
Da drang ein Hauch von Licht, zwar schimmernd 
nur, über den Abhang hin, so daß der Soldat 
sein Ziel genauer wußte. Er stieg, er klomm, er 
eilte sich, die Kraft wuchs sonderbar, die Dunkel- 
heit schien kein Ärgernis mehr, noch einmal drum, 
und dies zur letzten Erlösung: Imma —I 

Sie kam. Er hörte die kurzen Schritte auf den 
Schieferstufen und dem abschüssigen Pfad, Sah 
den Schatten, lenkte sich, rascher, fühlte zwei 
Arme, spürte des Mädchens flatternden Mund. 
© Seligkeit. Niemand sah zu, nur der Nachtgesang 








summte, alle Dunkelheit wurde zur Feier, jedes 
Stück Nebel endlich zum Freund. Und tief im Ab- 
grund scholl des Rheines strömender Rausch um 
Inseln, Krümmen und Klippen. 

Die Liebenden gingen zur Weinberghütte. Hier 
glomm die sparsame Lampe hinter abgeschirm- 
ten Fenstern. Erzählen mußte der Soldat, erzählen 
mußte das Mädchen, und wollte der Traum keln 
Ende nehmen, so fern lagen die Felder der 
Schlachten, so gnädig schien die lange Frist von 
zwei verwichenen Jahren. Nun hatte man sich 
wieder, Und genoß die Fülle des Augenblicks. 
Als wäre vorher keine Not, kein Fleiß, kein Opfer 
ohne das Ziel jener Stunde gewesen, deren Ge- 
schenke man nunmehr empfing. 

„Ich wußte, daß du kommen würdest“, sagte Imma 
und schlang sich wieder um den Geliebten. 
„Ich wußte, daß du warten konntest, Auf mich, 
Imma auf mich”, lachte der Soldat. Ihn fror nicht 
mehr, wohl glühten die jungen Menschen sich an. 
Und als’sie eine Mahlzeit von Trauben aßen, rote 
und helle, süße und noch süßere, darin des Som- 
mers ganze Hochzeit sich erquickend gesammelt 
hatte, meinten die Verzückten, auch in diesen 
Beeren seien die Wonnen des Himmels und der 
Erde zu schmecken. Man müsse es nur zu kosten 
wissen. Und dürfe nichts davon vergeuden. 
Gegen Morgen, als der Dämmer schon -rötete, 
verließen die Bräutlichen ihren Schlupf. Der Ne- 
bel floh langsam zur Höhe, das Licht der Sonne 
sog ihn auf. Erwin aber Iitt nicht, daß das Möd- 
chen sich versehre auf dem bröckelnden Pfad 
und seinen hundert Treppchen: Der Bursch hob 
die Imma auf seine Arme, trug das Mädchen ins 
Tal, eine fromme Last; selig lehnte die Braut den 
Kopf an Erwins Schulter und bald an seine Wange. 
Im Dorfe nun, wo man schon wirkte und werkte, 
die Winzer neu In die Traubengärten zu schicken, 
blieben die Nachbarn stehen, das glückliche Bild 
zu bestaunen. Der Soldat hatte es so gewollt: 
Jeder sollte es sehen, alle durften es wissen, und 
die Dörfler waren nicht karg Im Herzen. Man 
lachte und winkte bis zum Lehrer und Apotheker 
hin. Sapperment, der Krieger war stark, und also 
tolgte ein singender Pilgerzug dem Pärchen, das 
Vater Florians Fachwerkhaus am Ende erreichte. 
Hier drückte der Bursch die Tür mit dem Stiefel 
auf, trug Imma hinein, setzte sie ab, schloß wie- 
der zu, war allein mit dem Schatz; hörte aber 
bald den Hausherrn, den der Aufruhr alarmiert 
hatte: „Wo kommst her, Bursch —?" 

Erwin wischte sich, atemschöpfend, mit dem Hand- 
rücken über Schläfe und Stirn: „Daß du ’s weißt, 
Vater Florian, den leichten Weg hast du versperrt, 
mir blieb der schwere nur übrig.” 

Der Alte, ungläubig noch, griff sich an den Kopf: 
„Bist etwa nit übern Rhein geschwommen?” 
„Ich hab's getan, Herr.“ 

„In der Nacht, Bursch? Im Nebel —?" 

Erwin nickte. 

„Da hätt'st ja elend versaufe könne!” 
„Vielleicht und beinah, Vater Florian.” 

Nu nee: Und die Klippen? Die Strudel? Hernach 
die hohe Mauer mit dem Schlehdorn drauf? Und 
der Stacheldraht, die Scherben, die Fußangeln? 
Das hat noch niemals gut gegangen. Bist gar be- 
sessen, Kerl —?” . 

Erwin schwieg. Was sollte er noch melden? — Der 
Soldat umarmte sein Mädchen, und die Imma 
schluchzte ins Tuch. Der Alte aber, den Winzer 
Florian meine ich, schüttelte den Kopf, dreimal, 
zehnmal, ging dann zur Treppe, blieb wieder sto- 
; und murrte vor sich hin, vom Zweifel ange- 
rührt, ob dieser Freier ein Mann Gottes oder doch 
des Teufels sei. 

Erwin spürte das. Und rief: „Hab’s wieder mal 
draußen gelernt, das alles. ’s war nur ein Kinder- 
spiel gestern, es wurd’ ja diesmal nit geschossen, 
Herr. Aber: Was geholt werden muß, das holen 
wir. Auch die Imma ist ein Stück Heimat für mich!" 
Papa Florian ging welter. Stufe um Stufe. Die höl- 
zeren Stiegen knirschten dazu. Endlich, ganz 
oben auf der Treppe, hielt der Winzer nochmals 
inne: „Was hast gestern zu mir gesagt, Bursch? 
Kopp hoch, alter Bock? Meinswegen, o je, meins- 
wegen.” 

So gab er seinen Segen. — Bald mußte Erwin 
wieder ins Feld, an die Fronten, mitten ins Feuer, 
wo es am wildesten war. Doch Florlan, der Kö- 
nig über sieben Weinberge, fleht seitdem 1ag- 
täglich den Herrgoti an, daß er den rauhen Erwin 
behüten möge; und er zittert beim Gedanken, es 
könnte dieser Sohn einmal nicht wiederkehren. 














v 


Verantworti. Schriftielter: Wi 
alte Buchhandlungen, Zeituni 





und Druck: 


Foltzick, Münch 
schäfte und Postanı 









gipreise 
nur Zurückgesand!, wenn Porto beiliegt. 





ugs Einzeinu: 





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Nachdruck verboten. — Posischeckkonto München 5920. Erlüllungs, 






m tollungen nehmen 
t Nr.7 





‚chen. 


Das vergeßliche Gespenst = Lo speitro smemorato (Fr. Bilox) 








719 


„Wenn's salzig schmeckt, ist es englisch“ 


(Wilhelm Schutz) 





„Sag mal, John, gehört es uns auch, wenn es ölig schmeckt?" 


“Se sa di sale, & inglese,,: “*Dimmi, John, appartiene a nol anche se sa di petrollo?,, 


720 


München, 11. Nov. 1942 2 
47. Jahrgang / Nummer 46 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Besuch in London 





Neonore auf dem Britenleu 


Helmsuchung - Visita mostruosa 








(A. Paul Weber) 


\ 
eh 


FR AL. 


c—: 





DERFAPEELFFÜR DEN. SCHRIFTSTELLER 


Vor einiger Zeit habe Ich einen Rucksack voll 
Apfel heimgebracht. Tja, unsereins ist auch nicht 
auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Ich bin 
erdverbunden, scholleverhaftet, apfelnah. Der 
Bauer sagte, die Äpfel müßten teils noch liegen- 
bleiben, teils seien sie für Kompott. Ich sollte sie 
nicht zu warm aufbewahren und nicht zu kalt, 
dann seien sie zum Teil für Weihnachten gerade 
recht, Das war genau das, was ich wollte, ich 
meine das mit Welhnachten, nicht das mit nicht zu 
kalt und nicht zu warm. Erst machte mir auch die- 
ses keine Sorge, denn wer macht sich gleich Sor- 
gen, wenn er Äpfel bekommen hat? 

Mit der Zeit wurde die Sache schwieriger. Wo 
ist ein Ort, der nicht zu warm und nicht zu kalt 
Ist? Erst dachten wir an den Speicher, aber Äpfel 
auf dem Speicher könnte man als Gerümpel auf- 
fassen und Gerümpel gehört In dieser Zeit nicht 
auf den Speicher. Auch an den Keller dachten 
wir nicht lange, denn im Keller herrscht bisweilen 
lebhafter Verkehr, und, wo lebhafter Verkehr 
herrscht, da soll man keine Äpfel lagern. Sie sind 
hinderlich, und, was hinderlich Ist, verschwindet 
leicht und hält sich nicht bis Weihnachten. 

Wir legten die Äpfel also auf den Kleiderschrank 
Ins ‚Schlafzimmer. Ich glaube, Apfel schlafen 
gerne kälter als ich, was für Äpfel gerade mollig 
Ist, Ist für mich zu kühl. Ich siegte über die Apfel, 
sie aber reiften infolgedessen sehr schnell, sie 
wurden überreif, um nicht von so braven Apfeln 


VON WALTER FOITZICK 


noch einen hörteren Ausdruck zu gebrauchen. 
Einige Äpfel legte ich auf den Schreibtisch in Er- 
innerung an Schiller, dem bei Äpfeln klassische 
Dramen einfielen. Mir fiel nichts Klassisches ein, 


PEINLICHER ZUSTAND 


Es gibt vertrachte Tage, 

da ift das Hirn als wie ein Sieb 
und fchmeigt auf jede Frage, 

ie dies und das fich felther fchrieb. 


Die Namen find verfchunden: 
New Deal, Mantegna, Adlerlarn, 
die noch vor knapp zwei Stunden 
Jeweils auf Anhieb greifbar war'n. 


Die Sachen zu erkennen, 

um die es geht, vermag ich fchon. 
Ich kann fie nur nicht nennen... 
Das ftört die Konverfation. 


Oft liegt's mir auf der Zunge: 
der Dings.. das Dinge... und find’t nicht heim. 
- Tja, lieber alter Junge, 

fo geht man langlam aus dem Leimt 

Doch davon abgefehen 

- erkläret mir das Rätlel bloß: 
Wie kann etwas beftehen 

an fich zwar, aber namenlos? 


722 


Ratatöckr 


aber mir flel auf, daß sie auf dem Schreibtisch 
schnell einschrumpften. Äpfel mögen für Schreib- 
tische von Dichtern gut sein, aber Schreibtische 
sind nicht das Beste für Apfel, und ich glaube 
nicht, daß es allein am Mangel von Poesie und 
Klassik liegt. 

Eine Schwierigkeit ist noch hinzugetreten, wir 
wissen nämlich nicht, welche Äpfel für Kompott 
und welche für Weihnachten sind. Wir probleren 
öfter. Ich habe das Gefühl, daß die meisten un- 
serer Äpfel für Kompott gewesen sind, wenig- 
stens die, die ich anbiß, Neulich traf ich auf 
einen, den hätte man vielleicht als Weihnachts- 
apfel ansprechen können, aber nach der Probe 
war er natürlich für Weihnachten nicht mehr ge- 
eignet. 

Ach, es Ist wirklich schwer mit Äpfeln, ganz ab- 
gesehen davon, daß die mit Druckstellen und 
Flecken weggegessen werden müssen, und da 
kann man keine Rücksicht auf Kompott oder das 
Weihnachtsfest nehmen. Wir kämpfen gegen den 
Verderb. 

Es sind jetzt noch fünf Stück übrig, wahre Pracht- 
exemplare. Wir tragen sie wie die Ameisen ihre 
Puppen immer dahin, wo wir meinen, es sel nicht 
zu kalt und nicht zu warm. Wenn die durchhalten, 
werde ich sie weiter empfehlen, ich kann sie 
dann als schreibtischfest und kleiderschrank- 
unempfindlich bezeichnen, die richtige Sorte für 
den Schriftsteller. 


(0. Gulbransson) 


Am Grabe Dillingers 











I / CD 


TA > PA 2 | 











„Schade, daß er so früh dahingegangen ist, er wäre ein idealer Commander für unser Räuberbataillon gewesen!" 


Alla tomba di Dillinger: “Peccato che se ne sia andato sl presto! Sarebbe stato un Comandante ideale pel nostro "Battaglione del Masnadierl,!,, 


723 


Churchill und die Zeit Aneer) 


„Sie geht zu schnell, ich kann mich nicht mehr auf sie verlassen! nen Sie sie nicht langsamer einstellen?" 


Churchill ed il ‘Tempo,: "Va troppo presto; non posso plü contare su esso. Non potete rallentarlo?,, 


724 





Die gezähmte Sphinx 


(fr. Bilek) 





\ 
Äımicl) 


























La sfinge domata 


725 


GEWITTERPLAUDEREI 


Budapest ist eine schöne Stadt, in der es sich gut 
plaudert; aber wenn ein Gewitter die schwarzen 
Fäuste ballt, flüchtet man auch in Budapest schnell 
unter ein schützendes Dach, etwa in ein Kaffee- 
haus, wo man weiterplaudert. Oft aber verursacht 
ein Gewitter erst die Plauderel, wie unsere Ge- 
schichte erzählt. Stefan, der nach mehrjährigem 
Wiener Aufenthalt wieder nach Budapest zurück- 
gekehrt war, wurde beim ersten Spaziergang von 
einem Gewitter überrascht. Er trat in ein Kaffee- 
haus, wo er auf seinen alten Schulfreund Niko- 
laus stieß, der gleichfalls vor dem Regen Schutz 
gesucht hatte. Beider Freude über das unerwar- 
tete Wiedersehen war groß. Um die Wette mit 
den Regentropfen sprudelte ihre Unterhaltung. 
Da die Ungarn, wenn es gewittert, auch In ihren 
Gesprächen den Aufruhr bevorzugen, kam die 
Rede bald auf die Liebe. Da man eben bei den 
Schulfreunden angelangt war, sagte Stefan: 

„Weil wir von der Liebe reden und von den 
Schulfreunden, sag, was ist denn mit dem Matthias 
los! Du weißt schon, welchen Matthias Ich meinel 
Den Csonay Matthias, den Mädchenhelden! Wenn 
Ich zurückdenke, was für ein Glück der Matthias 
schon im Gymnasium bei den Mädchen hattel Er 
war wie ein Schmetterlingsfänger, in dessen Netz 
bei jedem Versuch ein schönes Exemplar zap- 
pelte, während unsereiner mit dem Netz in der 
Natur herumfuhr und nichts anderes fing als Luftl 
Der Matthias hat noch mehr Liebschaften gehabt 
als Fünfer In seinen Schularbeitsheften! Und das 
will etwas sagen; denn in den Fünfern hielt Mat- 


Der neue Untermieter - Il nuovo coinquilino 





VON JOSEF ROBERT HARRER 


thias den Rekord in Budapest, wenn nicht in ganz 
Ungarn! Warum lachst du so spöttisch?” 

„Ach, ich erinnere mich nur“, sagte Nikolaus, „daß 
ich oft den Matthias aus meinen Heften abschrei- 
ben ließ! Dafür bekam Ich dann von ihm eln oder 
das andere Mädchen zum Flirten!” 

„Du warst doch der Primus! Wenn Matthias von 
dir abgeschrieben hat, wie konnte er dann lauter 
Fünfer bekommen?” 

„Ich machte die Fehler absichtlich in meinem 
Heft, Wenn der Matthias mit dem Abschreiben 
fertig war, besserte ich In meinem Heft die Feh- 
ler wieder aus!” 

„Aber, Nikolaus, das war nicht schön getan von 
dir! Wenn Matthlas dir sogar die Mädchen über- 
ließ, höttest du doch — —“ 

„Nur keine Gewissensbisse, Stefan! Die Mädchen, 
die mir Matthias zum Spazierengehen überließ, 
waren sozusagen auch nicht fehlerlos. Sie waren 
eher lauter Fünferl” 

„Ja, trotzdem”, seufzte Stefan, „waren es schöne, 
schöne Zeiten damals! Und der Matthias wird be- 
stimmt eine schöne Frau gefunden haben!” 

Da lachte Nikolaus. 

„Es ist doch gut, daß uns das Gewitter hier so 
zufällig zusammengeführt hat; denn so kannst du 
schon jetzt über das Pech des Liebeshelden Mat- 
thlas unterrichtet werden! Halte dich fest an den 
Sessel an, Stefan! Also, der Csonay Matthias hat 
geheirstet, und zwar die Gyufi Martal” 

„Was du nicht sagst! Das schönste Machen weit 
und breit!” 





(0. Herrmann) 


„Frechheit, nachts hier einzudringen — gehen Sie sofort hinausl"* 
„Muß ich ja dringend, aber wo Ist es?" 


"Che sfacclataggine! Entrare qul di notte! Andatevene subito!,, — "Ho urgente bisogno! Ma dov' 2, 


726 


IN BUDAPEST 


Nikolaus lächelte geringschätzig. 

„Das schönste Mädchen? Ach, das Ist wohl mehr 
als übertrieben!” 

„Aber die Marta war doch —!” 

„War einmal, irgendeinmal, jal Laß dir nur erzäh- 
len! Jeder Held der billigen Erfolge bei den Mäd- 
chen muß einmal schwer dafür bezahlen! Auch 
der Matthias hat dafür gezahlt, ach, er zahlt noch 
immer! Vor zwei Jahren waren wir alte Freunde 
einmal beisammen. Matthias wußte, daß wir alle 
der schönen Gyufi Marta den Hof machten, Als 
nun einer der Freunde im Laufe des Gespräches 
die Frage aufwarf, wer. von uns wohl der Glück- 
liche sein werde, den die schöne Marta heiratet, 
grinste Matthias mitleldig und meinte, nie- 
mänd anderer als er werde die Gyufi Marta hel- 
raten. Der ehrgeizige Jenö fuhr Ihm fast an die 
Gurgel; denn er hatte es von uns allen am mel- 
sten auf das schöne Mädchen abgesehen. ‚Ich 
wette, daß du nie die Gyufi Marta heiraten wirst, 
ich wette um 1000, um 2000, was sage ich, um 
5000 Pengö, daß du nie — —I' ‚Einverstanden!‘ 
brüllte Matthias. ‚Die Wette gilt! 5000 Pengö, daß 
ich die Gyufi Marta heiraten werdel’ Du weißt 
doch noch, wie gerne Matthias immer gewettet 
hatl“ 

„Ja“, erwiderte Stefan, „das tat erl Und er verlor 
fast keine Wette." 

„Er verlor auch diese Wette nicht, sondern der 
wütende Jenö mußte zahlen! 5000 Pengö ein ganz 
netter Betrag! Und Matthias gewann die Wette, 
obwohl er die schöne Marta doch nicht zur Frau 
bekam!” 

„Wie ist das möglich? Wie konnte er die Wette 
gewinnen, wenn ihn die Gyufi Marta nicht gehei- 
ratet hat? Darum ging doch die Wettel” 

„Ganz einfach! Da Matthias in großer Geldverle- 
genheit war und die 5000 Pengö nicht hätte zah- 
len können, mußte er eben die Wette gewinnen! 
Da die schöne Gyufi Marta von uns allen gerade 
— halte dich fest an, Stefan! —, gerade mich be- 
vorzugte, mußte Matthias, der Freund und An- 
beter der jungen Mädchen, die häßliche, alte, 
noch ledige Tante meiner süßen Marta heiraten; 
und zwar nur aus dem Grunde, weil auch sie 
Gyufi Marta hieß. So hatte er den Buchstaben 
nach die Wette gewonnen, aber —' 

„Armer Matthias”, seufzte Stefan tonlos, „da ging 
es ihm wie einem edien Rennpferd, das unerwar- 
tet vor einen Krautwagen gespannt wird! Der 
Mädchen- und Frauenheld Matthias und die dürre, 
bissige Alte!” 

Nikolaus lachte. 

„Und um ihm sein Glück so recht spüren zu las- 
sen, sage Ich Jetzt immer ‚Onkel‘ zu ihml... Wenn 
mein Onkel nur einen schiefen Blick auf ein hüb- 
sches Mädchen wirft, dann sollst du sehen, welche 
Kräfte In meiner Tante stecken!” 
Stefan schüttelte nur den Kopf. 
Antwort, 

Das Gewitter verzog sich, die Sonne lachte 
wieder über Budapest, Stefan und Nikolaus ver- 
ließen das Kaffeehaus. Als sie sich verabschlede- 
ten, sagte Nikolaus: 

„Hast du morgen abends Zeit?... Gut, dann 
komm zu uns! Ich werde auch Matthias und seine 
Frau einladen, Verzeihung, Onkel Matthias und 
Tante Marta. Und wenn es dir in unserer Familie 
gefällt, dann hast du sogar die Möglichkeit, in 
unseren Kreis enger aufgenommen zu werden!” 
Stefan sah den Freund lächelnd und fragend an. 
Nikolaus meinte: 

„Tante Marta hat nämlich noch eine Schwester! 
Die ist noch zu haben!.., Stefan, lauf doch nicht 
fort, Stefan! Du mußt sie nicht nehmen, wirklich 
nichtl... Stefan, es war ja nur ein Scherz!” 


Er gab keine 





Im abendlichen Naturalienkabinett 


(©. Nückei) 





Endlich ift nun auch der Wärter verfchrunden. 
Niemand mehr meilt in dem fchmeigenden Bau, 
Nur eine Uhr noch zerftüchelt die Stunden 
Tichenden Taktes. Durchs Dämmerungsgrau 
Naht fich die Wallfahrt der fchädlichen Käfer, 
Klettert empor an Skeletten voll Staub, 

Wecht die Gefpenfter, die Tagesverfchläfer, 
Nicht ihnen zu und begibt fich auf Raub. 
Wenige Stunden zuvor noch regierte 

Rings in den Räumen das Wilfen der Zeit, 
Jetst aber tummelt fich ftumm der maskierte 
Reigen der Leichen, vom Leibe befreit. 
Brüderlein Igelfifch, zwifchen den Schemen 
Schaukelnder Seekühe tauchft Du ins Meer, 


Läßt deine Floffen den Höhenflug nehmen 
Durch das zerftiebende FledermaussHeer, 

Hin zu den Lachmöven, die dich begrüßen, 
Bleich in das Dunkel der Borde gedrückt, 

Wo ein Geziefer mit Känguruhfüßen 

Stürmifch dahinhüpft, vor Freude verrücht - - 
Neben dir pendelt der Hals der Giraffe, 
Schlürft auf den Schränken die Glasfchalen leer, 
Schmerelos hangelt ein haariger Affe 

Droben im Spinnengewebe umber, 
Menichenfkelette, den Schädel ala Schlüffel, 
Bieten dem Mammut Gehirnmwafler an, 

Düfter befchnöffelt's der riefige Rüffel, 

Hebt fich empor und trompetet fodann. 


727 


Gellend erfchmettert der Wechruf der Stunde, 
Uferlos ftrömt die entfeffelte Macht, 

Blutfpuk der Tierheit durchflutet die Runde, 
Pan ruft die Seinen zum Abgrund der Nacht. 
Noch ift es Zeit, daß ich Ichleunigft entfliehe, 
Ich, den der Vorhang am Feniter verbarg, 
Ehe ich mit durch das Geifterland ziehe 
‚Jenfeits des Tages, der kalt war und karg. 
Räufpernd verbanne ich rafch die Lemuren, 
Bis ich bei leblofen Staubfängern bin. 

Über die Ichwarzen erftarrten Konturen 
Atmet der Abend fein Amen dahin. 


Herbert Fritfche 


ENTTÄUSCHUNG DURCH MANUELA 


Sie können sich nicht denken, lieber Herr, was 
für ein Ekel Don Felipe warl Sie haben bestimmt 
auch schon mal einen Menschen kennen gelernt, 
der Ihnen nicht gefallen hat. Aber so eiwas wie 
dieser Don Fellpe ist Ihnen sicher noch nicht über 
den Weg gelaufen. 

Wenn Sie in die Nähe solch eines Burschen 
kamen, dann haben Sie vielleicht überlegen ge- 
tächelt, oder Sie sind weitergegangen. Beides ist 
sehr gut. Beides ist sehr zu empfehlen. 

Aber wir, der Ramon und ich, wir durften nicht 
lächeln. Und wir konnten auch nicht weitergehen. 
Denn dieser Don Felipe hatte uns in der Hand. 
Wir waren verpflichtet, bei ihm auszuhalten: er 
hatte uns einen Vorschuß gegeben. 

Ja, wir hatten Geld gebraucht, wir hatten Schul- 
den bezahlen müssen. Und Sie wissen es Ja auch, 
wie das so geht: ein Loch stopft man zu, und ein 
anderes reißt man dabei auf. Ach, das ist ein 
ganz böser Zustand! Man wird nicht froh dabei. 
Nun saßen wir auf Don Felipes Hazienda und 
mußten uns ziemlich schlimme Sache gefallen 
lassen. Es machte dem Kerl Spaß, uns täglich zu 
zeigen, daß er uns in der Hand hatte. Er tat das 
auf eine Art, die auch Ihnen nicht angenehm ge- 
wesen wäre. 

Arbeiten? Nein, zu arbeiten hatten wir eigent- 
lich nicht viel. Wir lungerten — ich muß das 
sagen — wir lungerten fast den ganzen Tag her- 
um. Und das ist auch eine üble Sache, Sie kön- 
nen es glauben! 

Später gab es zu arbeiten für uns, In zwei Mona- 
ten etwa, da begann die Ernte. Und dann war 
erst daran zu denken, daß wir unsere Schulden 
bei Don Felipe los wurden, Vorerst wuchsen sie 
noch. Denn wir aßen und tranken. Und das wurde 
uns selbstverständlich in Anrechnung gebracht, 
sehr hoch sogar, ohne daß wir es verhindern 
konnten, 

Wir bissen die Zähne zusammen. So etwas macht 
jeder Mensch mal, und auch Sie sind vielleicht 
schon In solch einer Lage gewesen. Aber beißen 
Sie einmal die Zähne monatelang zusammen: Sie 
werden dann sehen, daß das ganz scheußlich Ist, 
Sie können es glauben! 

An einem Vormittag hatte uns Don Felipe bis aufs 
Blut gepeinigt, Es hatte Ihm, wie so oft, Spaß 
gemacht, uns zu zeigen, daß er ein reicher Mann 
und wir arme Kerle waren, die Schulden bei ihm 
hatten. So etwas ist größlich. So etwas bringt 
auch einen gesunden Menschen zum Rasen, 

Ich stöhnte nur. Aber Ramon raste. Er raste inner- 
lich. Er zeigte es nicht. Und das ist gefährlicher 
als ein lautes Toben. Ich kannte den Ramon gut. 
Ich wußte, daß er raste. 

Und Ich sagte zu ihm: „Dein Zustand gefällt mir 
nicht, Romon! Beiße die Zähne weiter zusammen! 
Das ist alles, was du machen kannst! Und warte 
noch ein — — —" 

„Warte noch! Warte nochl” schrie er mich an. 
„Dein Fischblut möchte ich haben! Nein, Ich 
möchte es nicht haben! Ich bin froh, daß Ich es 
nicht habel” 

„Aber was willst du denn tun? Dieser Don Felipe 
hat uns gekauft. Und bei deiner Raserei kommt 
nichts — — —" 

„Was ich tun will? Das werde ich dir Jetzt sagen: 
Schluß wird gemacht Jetzt wird aufs Ganze ge- 
gangen! Heute noch! Heute noch werde ich den 
Burschen umlegen!”" 

Ich erschrak: „Willst du Don Felipe erschießen?” 
Ramon lachte recht häßlich auf: „Erschießen! Du 
mußt nicht ganz beisammen sein! Wäre das eine 
Strafe für den Kerl? Es muß etwas anderes sein! 
Aber was nur? Ich muß erst noch dahinterkommen! 
Aber heute noch werde ich — — —" 

In diesem Augenblick ritt Dofia Manuela dicht an 
der Tranquera vorbei, an der wir lehnten. Dofia 
Manuela war die Tochter des Nachbarn Don Ral- 
mondl, Diese Manuela war nicht schön. Sie hatte 
einen Mund wie eine Reissichel und kleine Blin- 
zelaugen, Ihr Haar hing ihr wie Schnittlauch auf 
Nacken und Schultern herab. Sie hatte mächtige 
tote Hände, auch ihre Nase war rot, ich weiß 
nicht, woher das Mädchen diese Röte halte, 
Don Felipe, unser Patron, war rein toll nach dem 
Mödchen. Ach, lieber Herr, Sie wissen es ja 


VON KONRAD SEIFFERT 


auch, daß es Männer gibt, die einen abenteuer- 
lichen Geschmack haben, wenn es um Mädchen 
geht. Don Felipe hatte solchen Geschmack. 
Reich? Nein, besonders reich war diese Manuela 
nicht. Die Hazienda Don Felipes war ein Viel- 
faches von dem wert, was der Nachbar Don Ral- 
mondi besaß. Das Geld also kann es nicht ge- 
wesen sein, was den Appetit Don Felipes auf 
Manuela reizte, der davon träumte, sie zu seiner 
Frau zu machen. 

Aber davon schien Manuela nichts wissen zu 
wollen. Sie behandelte Don Felipe so scheußlich, 
wie der uns behandelte, vielleicht noch ein wenig 
scheußlicher. Und er ließ sich das gefallen. Er 
lächelte nicht darüber. Er ging nicht davon, was, 
wie ich schon sagte, in solch einem Fall sehr zu 
empfehlen ist. 

Als nun Dofia Manuela dicht an uns vorbelritt, 
zogen wir unsere Hüte, machten wir unsere Ver- 
beugung. Aber das Mädchen sah über die Ohren- 
spitzen ihres Pferdes, beachtete uns nicht und 
dachte nicht daran, unsern Gruß zu erwidern. 
Nun, das kränkte uns nicht allzu sehr. Wir kann- 
ten das schon recht gut, Es war Ja nicht das 
erstemal, daß wir so behandelt wurden. Alles, 
was mit Don Felipe zusammenhängt, sagte sich 
wohl das Mädchen, kann keinen großen Wert 
haben. Und wir hingen mit dem Burschen zusam- 
men, leider sehr stark. Es war uns alles klar. 
Ramon starrte der Reiterin nach. Sie schlug den 
Weg eln, der durch die Cafafelder führte. Es war 
das ein schmaler Weg, an dessen Seiten die Mals- 
stauden hochragten und Roß und Reiter verdaeck- 


0. Hegenbarth) 





Mit Gefühl 


Con sentimento 


728 


ten. Manuela war baldin der Cana verschwunden. 
„Sol“ machte Ramon, und sein Gesicht war wieder 
ganz friedlich, er raste nicht mehr. „Sol Jetzt weiß 
ich, was ich zu tun habel Und du wirst mir helfen, 
falls das nötig sein solltel” 

Ich hatte keine Ahnung, was er plante. Aber er 
zog mich mit, und wir beide liefen zu Don Felipe, 
der an der andern Seite des Hauses auf der 
Veranda saß bei Büchern und Rechnungen, 

„Don Felipel” riefRamon schon von weitem, „Don 
Felipel Machen Sie schnelll Dofia Manuela ist 
eben — — —" 

Der Patron sprang auf: „Was ist mit Dofia Manuela?” 
Ramon legte eine kleine Kunstpause ein, tat so, 
als verschnaufe er sich vom raschen Lauf, und 
dann sagte er: „Dofia Manuela Ist in die Cafıa 
geritten. Und sie erwartet Sie dort!” 

„Wer? Dofia Manuela? Mich?" 

Ja, sie hat es gesagt. Bitte, er Ist Zeugel” Und 
dabei wies Ramon zu mir hin. Was blieb mir übrig? 
Ich nickte und beteuerte, daß Dofia Manuela eben 
gesagt habe, sie wolle mit Don Felipe sprechen. 
In der Cana. 

Ach, lieber Herr, nun ging alles sehr schnell. Der 
Patron schrie auf, brüllte nach seinem Pferd, 
tobte, benahm sich wie ein Verrückter. Und dann 
saß er Im Sattel, Er sprengte quer Über den Hof, 
wir sahen, wie er hinten in den Cafafeldern ver- 
schwand, er ritt den gleichen Weg, den eben 
Dofia Manuela geritten war. 

Ich sah den Ramon verdutzt und örgerlich an: 
„Was soll denn dieser Blödsinn? Was willst du 
denn mit solchen Kindereien erreichen? Das Mädel 
wird den Don Fellpe wie Luft behandeln, und es 
wird sich nichts ändern, gar nichtsi Und wir 
werden den Schaden haben. Es wird uns nun 
noch schlechter en!” 

Ramon war anderer Meinung. Ramon war fast 
überzeugt davon, daß uns Don Felipe wegjagen 
würde, wenn er festgestellt hatte, daß wir ihn 
zum Narren gehabt hatten. Und wir wollten ja 
weg, ohne daß wir unsere Schulden zu bezahlen 
brauchten. Bis zur Ernte hätten wir uns schon 
anderswo ganz gut über Wasser gehalten, ohne 
uns so behandeln zu lassen wie auf der Hazienda 
Don Felipes. 

Aber es kam anders, ganz anders. Es kam so, wie 
Ramon es wirklich nicht hatte erwarten können. 
Nach otwa einer Stunde erschienen Dofia Manuela 
und Don Felipe am Rand der Cafafelder. Sie 
titten dicht nebeneinander. Wir sahen es. Natür- 
lich: wir hatten uns auf die Lauer gelegt, der 
Ramon und Ich. Wir wollten doch wissen, wie 
die Sache ausging. Als wir nun die Beiden kom- 
men sahen, erschraken wir. 

Und als sie sich, ganz in unserer Nähe, ohne uns 
zu sehen, voneinander verabschiedeten, als Don 
Felipe dem Mädel das Händchen küßte, und als 
Dofia Manuela sehr breit mit ihrem Reissichel- 
mund lächelte und ihre kleinen Augen herzhaft 
zusammenkniff, da sahen wir uns nicht sehr geist- 
reich an. 

Böser Ahnungen voll gingen wir schweigsam zur 
Hazlenda zurück, wo uns Don Felipo bereits er- 
wartete. Und nun geschah etwas, worauf auch 
Sie, lieber Herr, nicht gefaßt gewesen wären. 
Don Felipe stürmte auf uns los, schrie auf wie ein 
Sumpfhirsch in der hohen Zeit der Brunst, warf sich 
dem Ramon und mir an die Brust, nannte uns seine 
Freunde und behauptete, Schulden, nein, Schulden 
hätten wir nicht bei ihm, keinen Peso, und wir 
seien seine Freunde, und sein Haus sei das unsere. 
Wir waren etwas überrascht, Sie können es glau- 
ben! Und als sich unsere Überraschung gelegt 
hatte, wollten wir weg. Aber daran war nicht zu 
denken. Wir mußten bleiben als liebe Gäste Don 
Felipes, der dann bald seine Hochzeit feierte mit 
Dofia Manuela, der Tochter Don Raimondis. Wir 
mußten uns das mit ansehen. Ach, es war nieder- 
schmetternd für uns! 

Und Sie können nun sagen, was Sie wollen, lieber 
Herr: immer sind es die Frauen, die Ihnen die 
größten Enttäuschungen bereiten! Wir hatten uns 
so fest auf die Härte des Mädchens verlassen. 
Alles hätte doch anders kommen müssen. Und 
auch Sie hätten einen anderen Ausgang erwartet. 
Oder etwa nicht? 













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Wir klagten alle über das schlechte Wetter. So- 
gar Johannes hatte es die Stimmung verdorben. 
Nur einer war da, dessen Gesicht nach wie vor 
zufrieden strahlte, 

„Lieber Emil”, so sagten wir zu ihm, „deine Zu- 
friedenheit wirkt geradezu aufreizend. Schau dir 
doch einmal das Barometer an. Es ist schon wie- 
der gefallen?” 

„Es ist gestiegen!” widersprach Emil, 

„Wie kannst du das behaupten? Gestern stand es 
doch viel besser.” 

„Gestern! Aber am 6. Mai 1938 stand es viel 
schlechter”, lachte Emil. 

Wir staunten. 

„Ja, da stand es so schlecht, wie es überhaupt 
nur stehen konnte. Und damit verglichen, steht es 
doch heute sehr gut”, fuhr er fort. „Das halte ich 










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mir immer vor und bin dann ganz zufrieden.” 
„Keine dumme Methode”, murmelte einer von uns. 
Diese Anerkennung machte Emil Mut, „Ja, so 
mache ich das in allen Dingen”, erzählte er wei- 
ter, „Ich habe mir zum Beispiel auch meine erste 
Lohntüte aufbewahrt. Will mich heute einmal der 
Ärger über mein vermeintlich zu niedriges Gehalt 
beschleichen, so hole ich mir nur die alte Tüte 
wieder hervor. An der gemessen verdiene ich 
jetzt doch ganz gut.” 
„Allerdings“, meinte Johannes. „Wenn du so rech- 
nest, rechnest du ganz gut, gemessen an dem, 
wie du in deinem ersten Schuljahr rechnetest.” 
* 
Ich war schon eine ganze Weile verheiratet, aber 
immer noch wollte sich kein Erbe, sei er männ- 
lich, sei er weiblich, einstellen. Mir war des- 
wegen recht schwer ums Herz. So schwer, daß 
ich es eines Tages Johannes ausschüttete. 


Mitfühlend hörte er mich an, sprach mir Mut zu 

und sagte, halb im Scherz: 

„Ich will für euch um Kindersegen beten. Das 

wird sicher helfen,” 

Und es half wirklich, Drei Jahre hindurch stellte 

sich Jahr für Jahr der Klapperstorch bei uns ein, 

Als ich Johannes die Geburt unseres dritten Kin- 

des anzeigte, gratulierte er mir herzlich, Und 

dann sagte er: 

„Nun, wie ist es, soll ich Jetzt noch weiter beten?” 
* J. Bieger 


DAS KONZERT 


In Wien fand 1928 ein Ärztekonzert statt. 
Ärzte konzertierten im Musikvereinshaus. 

Man bot mir eine Karte an. 

„Danke, meine Herren“, sagte ich, „da lasse ich 


mir eher noch von den Philharmonikern meinen 
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Mein Zug vom Urlaub fuhr sechs Uhr früh. Ich 
sagte es dem Hausmeister des kleinen Hotels. Ob 
es Ihm etwas ausmache. 

„Woher denn?“ antwortete er. „Legen Sie halt 
das Trinkgeld auf den Nachttischl” IHR 


Zwischen Weihnachten und Neujahr des verflos- 
senen Jahres fuhr ich von Bergedorf nach Ham- 
burg zurück. In meinem Abteil saßen auch zwei 
Landfrauen aus den Vierlanden, die sich kannten 
und miteinander schwatzten. 

„Wat hebben Se denn Eren Mann too Wiehnach- 
ten schenkt?” fragte die eine. 

„Vennerbüxen!... Ober ick heff se hier in dütt 
Poket un bring se wedder no'n Koopmann trüch!” 
„Paßt se denn Eren Mann nich?" 

„Dat wolll ...Ober he is so behoort an. de Been, 
dat he sick worm genog feult!... Un de Punkte 


for de Uennerbüxen will he sporen! — — He will 

lever een Jumper hebben!" H.R. 
* 

Das war damals — vor Sewastopol. Irgendwo 

an einer Nachschubstraßenkreuzung steht der 


Gefreite Klebs aus Dresden und regelt den Ver- 
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Kradmelder, PKW's, schwere Stationen der Nach- 
richtenabteilungen, Kübelwagen, Feldküchen, Mu- 
nitionstransporte ... 

Dann aber kommt eine Zugmaschine mit einer 
seltsamen Last dahergekrochen, Es ist — später 
haben wir ihn alle in der Wochenschau gesehen 
— der überdimensionale Mörser Thor mit einem 
Kaliber, das gar nicht auszusprechen und gegen 
den die Dicke Berta aus dem ersten Weltkrieg 
ein blasser Waisenknabe ist, 

Gefreiter Klebs selbst bei der schwersten 
Artillerie — sperrt Mund und Nase auf, und als 
das Ungetüm an ihm vorüberächzt, ruft er In 
höchstem Erstaunen: „Mensch, was wolld ihr denn 
mid däm Ding?” 

Der Berliner, der neben dem Rohr des Riesen- 
mörsers sitzt, antwortet kurz: „Kleenkaliberschie- 
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„Niemals", erzählte der Junge Ingenieur, der meh- 
tere Jahre in Nordindien gearbeitet hatte und 
jetzt nach langem, qualvollem Hinwarten im Aus- 
tausch in die Heimat zurückgekehrt war, „niemals 
fühlt sich eln Mensch einsamer und verlorener als 
zur Nachtzeit allein im Urwald. Es ist eine aus- 
gestorbene, gespenstische Welt, die an den Ner- 
ven zerrt. Vor nicht allzu langer Zelt hatte Ich zu 
solcher Stunde und In solcher Umgebung ein Er- 
lebnis, das, wenn es auch mit’einem Lachen 
endete, schauerlich genug war, solange es währte. 
Ich marschierte allein auf einem Fußpfad zu 
meinem Lager durch den Indischen Dschungel 
zurück. Es mochte etwa Mitternacht gewesen 
sein. Der Pfad war selbst von den Eingeborenen 
selten benutzt, Keiner von ihnen hätte es gewagt, 
ihn nach Einbruch der Dunkelheit zu begehen, denn 
er führte an einer Begräbnisstätte vorbei, Un- 
glückliche Kulls wurden dort oberflächlich ver- 
scharrt und meist von Hyänen wieder ausgegraä- 
ben, kaum daß das Trauergefolge den Rücken 
gekehrt hatte. Das Land glich hier einem aus- 
gebrelteten Friedhof. Überall Särge, Hügel, be- 
deckt mit welkem Schilf, und im ausgedörrten 
Gras aneinandergereihte kleine Steinmale, bur- 
mesische Standbilder mit verzerrten Gliedmaßen, 
Löwen als Wahrzeichen der alten Gräber, Uner- 
freuliche Gerüchte über die Gegend waren im 
Umlauf. Aber zufällig war es an diesem Abend 
für mich der kürzeste Heimweg. 

Nachtschwarze Dunkelheit herrschte unter dem 
Gewölbe der Bäume, zwischen denen sich der 
fußbreite Wegstreifen hinwand. Ich stapfte durch 
diese Mitternachtsschwärze, die Gedanken nur 
bei meinem verspäteten Abendessen. Durch tin- 
tige Schatten und silberne Lichtinseln kam ich an 
eine Waldlichtung, wo die Bäume mächtiger und 
getrennter standen, so daß mehr Mondlicht zwi- 
schen ihnen durchfiel. Während Ich rasch diese 
Lichtung überquerte, machte der ‘Plad eine Ble- 
gung: ein riesiger Feigenbaum teilte mit seiner 
schwarzen Blättermasse den Weg. Ich war etwa 
30 Meter von seinem Stamm entfernt, als Ich zum 
erstenmal etwas grünlich Leuchtendes wahrnahm, 
das gegen den Stamm lehnte. Selbst auf den 
ersten Blick sah es seltsam menschenähnlich aus, 
und ich fühlte mich instinktiv von einem Schauder 
überrlaselt, Ich ging ein wenig näher heran. Dann 
blleb Ich plötzlich stehen und starrte: das Ding 
bewegte sich! Man stelle sich den weißen Sahib 
vor, mit nichts als einem zusammengerollten 
Regenschirm bewaffnet, wie er allein Im Schatteı 
huschen des Mondlichts inmitten des indischen 
Dschungels steht. Der Weg brach In dem schwar- 
zen Abgrund des Schattens ab und das seltsame 
Ding vor mir richtete sich langsam zu Lebens- 
größe auf. Gebannt machte ich ein paar Schritte 
vorwärts. Dann blieb ich wieder stehen. Man 
male sich meine Verblüffung aus, als sich das ge- 
heimnisvolle Ding langsam aufrichtete;: es war 
das deutlich erkennbare, klar umrissene Skelett 
eines schlanken, wohlproportionierten Menschen. 
Damals herrschte gerade eine der großen indi- 
schen Hungersnöte, und ich hatte in meiner 
Gegend viele tote Eingeborene gesehen. Ich war 
an armen, ausgedörrten Opfern vorbeigekommen, 
die verschmachtet am Weg’and lagen. Aber nie 
zuvor hatte Ich ein lebendes Skelett gesehen, 
und dieses hier, das Jetzt drohend und tragisch 
im Schatten des Feigenbaumes stand, ließ mir die 
Haare zu Berge stehen. 

Nein, ich träumte nicht. Es war kein Wesen 
meiner Üüberreizten Phantasie, kein Spiel des 
Mondlichts, mit dem mich der das Laubwerk über 
mir bewegende Wind äffte. Das Wesen hatte sich 
wirklich auf die Knie gerappelt und stand jetzt 
aufgerichtet da. Und wie ich nun vorsichtig 
weiterging, tat es dasselbe und setzte seine 
langen knochenweißen Füße einen vor den an- 
deren. Weitergehen hieß geradewegs dem greu- 














VON HANS B. WAGENSEIL 


lichen Ding vor mir in die Arme laufen, Es gab 
keine Menschenseele auf drei Kilometer im Um- 
kreis, und außer ein paar gespenstischen Fleder- 
mäusen, die zwischen dem Geäst umherschwirr- 
ten, oder einem gelegentlichen Leuchtkäfer, der 
seinen schimmernden Lichtschweif über die Lich- 
tung trug, regte sich nichts. Wir standen ein paar 
Minuten unentschlossen da. Dann flog eine große 
Eule aus dem Feigenbaum auf und verschwand mit 
einem Schrei, der einem das Blut gerinnen machte, 
In der Finsternis. 

Mein Abendessen wartete und der Hunger trieb 
mich an. Gespenst oder kein Gespenst — ich 
ging drauf los. Prompt tat das seltsame Wesen 
dasselbe. Jetzt konnte es keinen Irrtum mehr 
geben. Ein tadelloses, anstomisches Ske) wie 
es war, wäre es Jeder Anatomie ein willkommener 
Zuwachs gewesen. Wir standen Jetzt so dicht 
beisammen, daß Ich jede Einzelheit seines leuch- 
tenden Knochengestells studieren konnte. Als 
Krone des ganzen obenauf leuchtete der blanke 
Schädel mit den In tiefen Höhlen liegenden 
Augen, die sogar etwas Menschliches hatten. 
Ein Begrüßungswort schwebte mir auf den Lippen, 
als das befremdliche Geschöpf In den Lichtkreis 
des Mondes trat und stehen blieb. Das helle 
Licht ließ Jetzt Jede Einzelheit meines Gegenübers 
deutlicher als Je zuvor erkennen. Ich starrte es 
an, fuhr zurück, starrte wieder und plötzlich brach 
wie eine Erleuchtung die Wahrheit über mich 
herein. Es war kein aus dem Grabe auferstande- 
nes Gespenst, kein Besuch aus einer anderen 
Welt — sondern eln lebender Mensch. Ein ein- 
geborener Faklr oder Priester, der sich auf seiner 











Pilgerschaft zu einem Jahrmarkt oben in den Ber- 
gen befand und, um seine Heiligkeit eindrucks- 
voller zu gestalten, Jeden Knochen seines Körpers 
mit Phosphor auf seine Haut aufgemalt hatte, Er 
trug nur einen Lendenschurz, und im Dunkel der 
Nacht war seine dunkle Haut unsichtbar gewesen. 
Man hatte nichts unterscheiden können als diese 
grausige Nachzeichnung des menschlichen Kno- 
chengerüsts. Kein Wunder, daß ich getäuscht 
worden war. 

„Achl“ sagte ich auf Hindustanisch, als ich wieder 
‚Atem schöpfen konnte, „Das ist also des Rätsels 
Lösung. Und was willst du?” Darauf antwortete 
das Gespenst mit einem tiefen Salaam — es war 
der denkbar merkwürdigste Anblick, wie es so 
er Sahib sei die Stütze 
der Armen, die Quelle der Fülle.” Und er bat 
mich um etwas zu essen, 

„Es sieht nicht so aus, als ob da viel hinein- 
ginge”, sagte ich, mit einem Blick auf das Schat- 
tenloch unter seinem Brustkasten, da wo sein 
Bauch hätte sitzen sollen. Aber der Wanderer 
beteuerte, ich brauchte keine Sorge zu haben. 
„Gut“, sagte ich lachend, „nimm meinen Schirm 
und komm mit,“ Das Gespenst klemmte gehorsam 
meinen Schirm unter den Arm und wir marschler- 
ten selbander los. Wenig später saß der Knochen- 
mann auf den Stufen meiner Veranda, umgeben 
von einem Kreis grinsender Eingeborener. Er hielt 
eine Schale mit gekochtem Reis auf den Knien 
und schaufelte den Inhalt mit solchem Eifer Insich 
hinein, daß einem unwillkürlich der Gedanke kam, 
er wolle in möglichst kurzer Zeit das pralle Fleisch 
ersetzen, an dem es Ihm sichtlich mangelte.” 





BINTROFEERZWACKEET 


Er ist das Erste, was mir beim Betreten des Zug- 
abteils auffällt. Er macht, da ich mich setzte, einen 
Knicks, dann steht er wieder still im Gepäcknetz, 
bis wieder einer kommt und sich hinsetzt. Der 
schwankende Lackkoffer ist so aufracht hingestellt 
worden, daß er mit seinem runden Schloß wie 
durch ein Monokel auf mich herabgrinst. Es drängt 
mich, aufzustehen und ihm die friedlich schla- 
fende Lage zu geben, die ihm zukommt. Aber 
ich weiß nicht, was der Besitzer oder die Besitze- 
rin dazu sagen würde. Die dicke Dame dort in der 
Fensterecke würde mich bestimmt für einen 
Kofferräuber halten, und beim zweifelhaften Ka- 
valier ihr gegenüber Ist es die Boxernase, die 
mich hemmt. Also lasse Ich den Koffer weiter 
nicken, empfindsam wie ein Seismograph. 

Ich versuche meine Gedanken loszureißen, aber 
umsonst. Wenn einem Menschen nichts Besseres, 
Höheres einfällt, gerät er In den Bann einer 
wackeligen Kleinigkeit. Ich versuche die Zeitung 
zu lesen, die ich mir dafür eingesteckt habe, aber 
der Koffer ist stärker als der Leitartikel. Er ist die 
Realität des Augenblicks, fast schon eine Drohung. 
Der Zug setzt sich In Bewegung. Ein Erdbeben 
scheint nun den Lackierten gepackt zu haben, 
oder ein Tanzfieber. Rhyihmisch wie ein Girl folgt 
er Jedem Kolbenstoß der Maschine. 

Eine elegante junge Dame, dunkeläugig und platin- 
blond, betritt das Abtell und setzt sich auf den mit 
einem Filmmagazin belegten Platz unter dem frag- 
lichen Koffer. Dieser wird mir plötzlich sympathisch, 
sein Monokel scheint mir vertraut zuzuzwinkern: 
Du, wir könnten uns vielleicht kennenlernen... 
Warum nicht? In der Tat, das ist doch die be- 
kannte... Ja, welche „Bekannte“ ist sie nur...? 
Vielleicht kommt der Koffer meiner Neugier zu 
Hilfe; vielleicht fällt er meiner hübschen Unbe- 
kannten auf den Kopf. Dann werde Ich ihr das 
Leben oder wenigstens das Hütchen retten, mit 
dem neckischen Schleiferl drauf. 


732 

















Der Koffer wackelt weiter. Der Kavalier mit der 
Boxernase macht Stielaugen. Auch er hat den 
Koffer bemerkt, und seine schmutzige Phantasie 
malt sich sicherlich aus, was alles darin ist an 
schönen, duftigen, seidigen und heimlichen Din- 
gen. Ein widerlicher Burschel 
Die dicke Dame In der Ecke muß aus vornehmem 
Haus sein, denn sie schaut so unnahbar ‚z’'wider‘ 
drein. Den Boxer betrachtet sie mit Respekt, mich 
übersieht sie gänzlich, und mein hübsches Gegen- 
über hat ihre vollste Mißbilligung. So ist die Si- 
tuation klar. Mein Entschluß reift. Der Koffer nickt 
mir immer sympathischer zu: Paßt gut auf, gleich 
komm ichl... 
Da zieht eine schöne Landschaft am Fenster vor- 
bel und lenkt meine Aufmerksamkeit ab. Nur 
einen Augenblick, aber der hat genügt. Es tat 
einen Ruck, der Koffer Ist gefallen. Aber der 
Boxer war noch flinker. Aufschnellend wie zum 
‚Knockout‘ hat er den Fallenden aufgefangen, 
grad über dem kecken Schleifer am Hut. Mein 
hübsches Gegenüber dankt mit überflüssigem 
Uberschwang. Der Boxer zeig! sein breites Gebiß 
wie eine gute Hausmarke, Und da der Zug ge- 
tade in München einfährt, behält der freche 
Bursche ‚meinen‘ Koffer gleich in der Hand, Und 
so gehen die drei davon, „sie” tänzelnd zu sei- 
ner Rechten, und in seiner linken Boxerfaust „er“, 
— der Koffer mit dem Monokelschloß, das mir 
spöttisch zuzwinkert: Zu spätl 
Doch nein! Wie ich mich lustlos anschicke, nach- 
zufolgen, ruft die vornehme Dame hinter mir im 
unwiderstehlichen Kommandoton: „Junger Mann, 
möchten Sie nicht einer Dame helfen, ihren Koffer 
tragen?“ 
„Aber natürlich”, stammle ich schuldbewußt. 
„Bitte zum Hotel —I” 
Ich folge willenlos. Der Koffer in meiner Hand 
tänzelt nicht. Er hängt zentnerschwerl 

Rainer Prevot 


Nach dem Festmahl aeiasdn 





„Das war die letzte Flasche aus der Kiste, in der das Kaninchen groß geworden ist!" 


Dopo il banchetto: “"Questa & I’ ultima bottiglia dalla cassetta, dove crebbe il coniglio!,, 


733 


STEIGERUNG 


Wenn ich bedenke: Ist der Mensch erwachsen, 
Dann wünscht er sich ein Auto und viel Geld; 


Glück bei den Frau'n — und lauter solche Faxen, 


Wovon ein Philosoph bestimmt nichts hält! 


Wenn aber irgendwo ein Säugling brüllt, 
Dann denke ich — ganz ohne es zu wollen: 
Wie schnell ist eine Kinderhand gefüllt! 


Ob wir noch von den Kindern lernen sollen?!?? 


Als Säugling schrie Klein-Hänschen und bekam 


Die Klapper, was ihn sichtlich hoch-erfreute; 


Als Kleinkind er dann nur Bonbons noch nahm, 


Zog listig-lächelnd ab mit seiner Beute. 


Als Schulbub, schwitzend über Buch und Heften, 

Da wollte er „motorisiertes‘ haben, — 

Und schrie und zeterte aus Leibeskräften, 

Wenn seinem Wunsche nicht entsprachen diese Gaben. 


Als Gymnasiast, da schrie er dann nicht mehr, 

Da bockte er — halb Mann schon — brav und bieder; 

Heut ist er Chef von einem Angestellten-Heer, — 

Und wenn’snach seinem Kopf nicht geht, —dann schreit erwieder! 


Seit ich ihn kenne tobt und brüllt er immer; 
Vielleicht sind das die richtigen Allüren!? 

Drum sind wohl auch in jedem Direktoren-Zimmer 
Gepolsterte, — wattierte Doppeltüren??! 


J. ELFELDT 


LIEBE - KURZ VOR DER RATIONIERUNG 


In einer gemütsbewegten Stunde rechnete ich 
aus, was mich meine letzte Liebe gekostet hat, 
die kurz vor der Rationierung über mich hereln- 
gebrochen Ist. Nicht an kostsplelige Geschenke 
dachte Ich dabel, an teure Sonntagsausflüge und 
Abendessen mit fünf Gängen. Ich überschlug 
'schlicht und einfach, wie teuer ich mir selber ge- 
kommen bin. 

Die Dichter sprechen nur vom Herzen, nicht von 
der Brieftasche darüber, die doch gerade durch 
den erhöhten Herzschlag leicht In Bewegung ge- 
röt. Auch ich fühle mich da wie ein Dichter be- 
flügelt, icn fühle meine Schwingen direkt wach- 
sen und steige kerzengerade zu den blauen Höhen 
der Romantik empor. Aber ich weiß nicht, mir 
bekommt diese Höhenluft nle recht. Sie ist zu 
stark für mich, sie wirkt betäubend. Ich verliere 
immer das Gleichgewicht. 

Es gibt kaum einen Geschäftszweig, zu dessen 
Erblühen zum Beispiel jener letzte Liebesfrühling 
nicht beigetragen hätte, Mit dem 
Schneider ging es an, Zeit meines 
Lebens bekämpfte Ich die Schwäche 
der Menschen, sich zum Sklaven 
ihres Äußern zu machen. Ich wußte 
nicht, wie mir geschah und schon 
war ich in den Stofflagern sämt- 
licher Schneidermeister von Ruf zu 
Hause. „Sie ham vollkommen recht, 
wenn $’Eahna was anschaffen, Herr, 
a guater Anzug Is a Sparbüchl, das 
se verzinst.” Ja, du liebes Spar- 
büchli Es schmolz dahin, statt sich 
zu verzinsen! Wie ein Gladlator, auf 
jeder Schulter fünf Pfund Watte 
balancierend, trat ich vor meine or- 
staunten Freunde. Die Anzüge prang- 
ten zudem alle im Gegensatz zu 
früher, wo Ich mir stets in dunklen * 
Tönen gefiel, in verjüngend leuch- 
tenden Farben. In Krawatten und 
Socken begannen die Almwiesen 
des Monat Mai noch Im No- 
vember fortzublühen. Hemden und 
Hüte strahlten einen nicht mehr zu 
überbletenden Lebensoptimismus 
aus, Und Schuhe trug Ich plötzlich, 
Schuhe, in einer Farbenskala vom 
schwarzen Lack zum Blütenweiß des 
Antilopenleders. Früher ließ Ich mir 
sogar die Sockenhalter von unserer 
Zugehfrau besorgen, so zuwider 
war mir alle Einkauferei. Nunmehr 
mußte Ich mich von Jedem Schau- 
fenster losreißen. 


VON WILHELM L KRISTL 


In jenen Monaten entdeckte ich mehr als ein 
Columbus. Ich entdeckte den Spiegel. Ich ent- 
deckte im Spiegel häßliche Härchen zwischen den 
beiden Augenbrauen und rottete sie aus. Ich ent- 
deckte nikotingelbe Zähne und ellte zum Zahn- 
arzt. Ich entdeckte die Sprache der Blumen und 
steckte täglich eine andere an. Sogar auf Lyrik 
kam Ich; der Buchhändler war gerührt, endlich 
mal einen Kunden zu‘ finden, der für Poesie 
empfänglich war. Zu guter Letzt entdeckte ich noch 
die Natur. „Sie sahen früher so blaß aus”, sagten 
die Leute, „aber jetzt strotzen Sie vor Gesund- 
heit.“ Ja, ich strotzte noch, wenn meine Seele 
sich In Qualen krümmte. Denn ich lermte die 
Natur als Spenderin schmückender Sonnenbräune 
schätzen. 

Das Gewerbe meiner Stadt spiegelte den heiteren 
und schmerzlichen Zustand meines Herzens wider. 
Uber die Taxigelder, die ich verfuhr, sollte Ich 
besser schweigen. Sie studierte Chemie und war 


(Gezeichnet Im Osten von Toni Bichl) 





Der Wind scheidet die Spreu vom Weizen 


vento scevera Il grano dalla pula 


streng gehalten, Dreimal In der Woche mußte sie 
von den Vorlesungen in ein Laboratorium, das 
sich In einem andern Stadtviertel befand. Drei- 
mal in der Woche wartete ich In einem Mietauto 
an der Universität, oft eine halbe Stunde lang, 
um sie dann in ach so kurzen Minuten zur chemi- 
schen Anstalt hinüberzubringen. 
Alles verdiente an mir. War Ich selig, rauchte 
ich vor lauter Seligkeit"elne Zigarette nach der 
andern; bohrte der Zweifel in mir, ob sie mich 
denn wirklich liebte, dampfte ich aus Verzweif- 
lung wie ein Schlot, Der Apotheker mißbrauchte 
mich dazu, Kapitel für Kapitel seines nie gedruck- 
ten Manuskriptes über die nervösen Leiden des 
Großstadtmenschen zu lesen. Donn Ich wurde 
Stammkunde in Schlafmitteln. „Studieren Sie dies- 
mal das Kapitel dreiundzwanzig. Es wird auch 
Ihnen weiterhelfen.” Kapitel dreiundzwanzig 
wirkte auf mich tatsächlich stärker als das stärkste 
Schlafpulver. Auch Appetitlosigkeit stellte sich 
ein. Ich war viel zu aufgewühlt, um 
einem Schweinsbraten mit Kartoffel- 
salat oder sauren Nieren noch 
irgendwelche Reize abgewinnen zu 
können. Um mich bei Kräften zu hal- 
ten, griff Ich zum Eierkognak. „Eier, 
Herr, dees is halt immer was Kräf- 
tigs, da woaß ma, was ma hat”, 
meinte die Elerfrau jedesmal, Je- 
doch hinter meinem Rücken, da 
meinte diese Person ganz was an- 
deres, Da erging sie sich Im Hin- 
blick auf meinen Eierkonsum In 
schmählichen Verleumdungen. Das 
erzählte mir wiederum unsere Zu- 
gehfrau. 
Mein letzter Liebessturm, kurz vor 
der Ratlonlerung. Nun wird es auch 
In kriegerischen Zeiten alle Jahre 
einmal Frühling. Und ich denke da 
an meine Nachfolger. Was tun sie 
wohl, was stellen sie an? Sie kön- 
nen sich für die Ihrige weder ge- 
sundheitlich noch finanziell ruinie- 
ten — die Glücklichen. All die Fülle 
von Möglichkeiten, die mir in er- 
schreckendem Maße offenstanden, 
ist Ihnen verschlossen. Zumindest 
diesen Vorteil scheint also die 
rationierte Gegenwart mit sich zu 
bringen. Selbst wenn sie In Ihrem 
Höhenflug bereits die Stratosphäre 
erreicht haben, können sie der An- 
gebeteten höchstens ab und zuzwan- 
zig Gramm Fettmarken zu Füßen legen. 




















Vorlag und Druck: Knorr & Hirih Kommanditgesellschaft, München, Son 


Vorantworti. Schriftlolter: Walter Foltzick, München. 
alle Buchhandlungen, Zeltungsgeschäfte und Postanstalt 
gültig ab 15.Okt 1941. — Unverlangie Einsondung« 



















Nachdıuck v 





Straße 88 (Foinruf 1296). Brlofanschrift: 





Simplicissimus erscheint wöche n nehmen 
Im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpre liste Nr. 7 
Baron al Ponischechkante Milchen 520. Elüliungrart München. 





Der neue Regisseur (8. Kıench) 


ee 
j 








„‚Weeste wat, ich glaube immer, er ist 'ne Kreuzung zwischen einem Lautsprecher und 'ner Dampfturbine!" 


Il nuovo regista: “Sal cosa ... credo sempre ch’ egli sia I" Incrocio d’ un altoparlante con una turbina a voporel,, 


735 


Brechmittel 


(E. Thöny) 








„Schnell, schnell, einen Kognak. Ohm Krüger mußte sich übergeben, er hat Smuts Londoner Rede gelesen!“ 


Emetico: “Presto, presto, un cognäc! Ohm Krüger dovette recere alla lettura del discorso di Smut a Londra!,, 


736 


München, 18. November 1942 i 
47. Jahrgang / Nummer 47 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Ideenverbindung 


te, Thöny) 


— 


AH 





„Übrigens, John, hast du gesehen, wie herzlich Frau Roosevelt lachte, als sie sich von Churchill verabschiedete!?"* 


Associazione d’ idee: "Del resto, John, hai visto come rise di cuore la signora Roosevelt nel congedarsi da Churchill!?,, 


Brücke im Tierpark - 


Ponte nel Giardino Zoologico 


0. Hogenbarth) 





KUNSTGESPRÄCH 


Von Walter Foitzick 


Ich habe mich Immer sehr für die Kunst ein- 
gesetzt, und wir haben Nächte lang über Kunst 
gesprochen und dazu tells Rotwein, teils Kognak, 
teils Weißwein, teils Korn, ganz vorzüglichen alten 
Korn, getrunken, Das war sehr anregend, sowohl 
das geistige Gespräch wie auch das geistige Ge- 
trönk. Jetzt habe Ich schon längere Zeit nicht 
mehr über Kunst gesprochen, aber ich denke 
gern daran zurück. Mir Ist recht gut ein Gespräch 
bei mehreren Flaschen Diedestelder in Erinnerung. 
War das ein schönes Kunstgesprächl Und hinter- 
her haben wir noch einen sehr wichtigen Bur- 
gunder getrunken. 

Dieser Tage hatte Ich wieder ein Kunstgespräch, 
aber ich war nicht ganz in Form. Ich tat mich 
schwer, so richtig in die Kunstkerbe zu hauen. 
Mein Gesprächspartner war kein Malor oder Bild- 
hauer oder auch sonst einer vom Fach, nein, es 
war ein vollkommener Laie, und nicht mal’ ein er- 
wachsener Lale, sondern ein Kind, 

Haben Sie’ jetzt keine Sorge, daß Ich Ihnen einen 
sogenannten Kindermund erzähle, so einen, der 
anfängt: „Klein-Inge, oder Klein-Dieter oder Paterlo 
sagte neulich Nein, der Bub wollte Boleh- 
tung von mir haben und fragte mich deshalb, 
warum die Maler die Menschen meist so unnatür- 
lich malen. Sie können sich vorstellen, daß ich 
über diese Frage überrascht war, und fast hätte 
ich dem frechen Knaben eine hineingehauen, weil 
er sich anmaßte, an der Kunst Kritik zu Üben und 
sie nicht nur zu betrachten. Ich fragte aber doch, 
was er damit meinte, Da zeigte er mir eine Ab- 
bildung. Es war ein „Akt In Landschaft”. „Sieh 
dir das an, na Ist das nicht sehr unwahrschein- 
lich? Laufen die Damen etwa so nackt Im Lande 
herum? Also da magst du sagen was du willst, 
ich finde das unnatürlich. Wenn die leute zu 
sehen sind, sind sie Immer angezogen.” 

Sie erkennen daraus, der Bursche hatte nicht das ge- 
rinaste Kunstempfinden. Na, ich sagte Ihm also, daß 
der Maler eben die Absicht hatte, die Schönhelt 
des menschlichen Körpers zu zeigen, und wie das 





Rosa der Haut zu dem hellen Grün der Wiesen 
kontrastierte. Das mit dem Rosa und dem Grün 
ließ er zur Not gelten, aber was den mensch- 
lichen Körper anbetriffl, da kam ich bei ihm 
schlecht an, „Du willst mir doch nicht einteden, 
daß das schöner aussieht, wenn einer nichts an- 
hat.” Um diese Frage zu klären und von verschie- 
denen Seiten zu beleuchten, hätte Ich notwendi- 
gerweise einen oder mehrere Kognaks, wie ich 
es bei Kunstgesprächen gewohnt war, zur Hand 
haben müssen, da dieses nicht der Fall war, so 
sagte ich streng, er müsse sich allmählich daran 
gewöhnen, daß der nackte Körper im allgemeinen 
als schön gelte und daß die Maler sich mit dieser 
Behauptung durchgesetzt haben, und jetzt schon 
die meisten dieser Meinung sind. Der Bub lächelte 
darüber wie Buben lächeln, wenn Erwachsene was 
sagen, und daher befahl ich ihm, heute nachmit- 
tag die dritte Deklination in der lateinischen Gra- 
matik zu wiederholen. Ns, dem hab ich's ge- 
geben! 


EIN HERZENSWUNSCH 


Feind= und freundliche Geftalten 
fuchen Händel, fuchen Flirt. 
Wie foll man fich da verhalten, 
wenn man angelprochen wird? 


Denn auf meinem Bummelmege 
ftört, wer Itebt, und fört, wer haßt. 
Wär’ ich nur nicht gar fo träge 
und das Reden mir zur Laft! 


Hab’ mir einen äqulvoken 

Wunfch für beide abgepreßt: 

»Bleibt mir fernerhin gemogen!« 

(ras Mich zwofach deuten läßt). 
Ratatöshr 


738 


MUSIK 


Von Wilhelm Hammond-Norden 


Der Zufall hat es gefügt, daß sich in unserer Kom- 
panie fünf Berufsmusiker befinden. Unser Haupt- 
mann, der viel Interesse für Musik hat, veranlaßte, 
daß die fünf Männer zu einer kleinen Kompanie- 
kapelle zusammengeschlossen wurden. Als wir In 
Ruhe lagen, fand in unserem Gemeinschaftsraum 
an Jedem Sonntag vormittag zwischen zehn und 
elf Uhr ein Frühkonzert statt. Die Teilnahme an 
dieser Veranstaltung galt als Dienst. Fünf Minuten 
vor zehn Uhr ertönte durch unsere Korrldore der 
Befehl: „Alles raustreten zum Konzert!” 

Wer die Landser kennt, wird sich nicht wundern, 
wenn er erfährt, daß einige unserer Kameraden 
Impulsiv auf diese musikalischen Morgenfeiorn ge- 
schimpft haben. Landser sind nun einmal so. Man 
braucht sich darüber weiter keine Gedanken zu 
machen. Als die Zeit kam, da unsore Kapelle mit dem 
Urlaub an der Reihe war, schickte der Hauptmann 
die fünf Musiker gleich gemeinsam los, damit er 
sein Orchester möglichst bald wieder beieinander 
habe. Das Frühkonzert fiel nun drei Wochen lang 
aus. Statt dessen fand — denn Irgend ein Dienst 
muß ja schließlich auch am Sonntagmorgen sein — 
ein Appell statt, gewöhnlich war es Gewehrappell. 
Als die Kapelle nun zurückkehrte, da erlebte sie 
die große Überraschung, daß sie von drei be- 
sonders Unmusikalischen mit unerwarteter Herz- 
lichkeit empfangen wurde. „Gut, daß ihr wieder 
da seidi”, hieß es, und: „Übermorgen Ist Sonntag. 
Wir hoffen, daß ihr da wieder spieltl" 

Die Musiker konnten das noch nicht versprechen. 
Sie sagten, sie müßten Ja nun erst mal üben, sie 
hätten Jetzt drei Wochen lang gar nicht gespielt, 
und etwas Neues müßten sie ja schließlich auch 
bringen. Da meinte einer: „Nein, Kinder, ihr müßt 
spielen. Sonst gibt's wieder einen Gewehrappelll” 
Der zweite fügte hinzu: „Spielt irgend etwas Altes, 
wenn Ihr nichts Neues habt. Gute Musik kann man 
Ja Immer wieder hören.‘ Und der dritte sprach den 
bemerkenswerten Satz: „Uns ist nämlich während 
eurer Abwesenheit der Wert der Musik erst so 
richtig klar geworden!” 


GERHART 
zum ACHTZIGSTEN 


Hauptmann 
NE BURTAITAÄIRT 









Gernanr HAUFTHAnN 
von HANNELE 








Orap Gvıdmansson al 


(0. Gulbransson) 
A Gerhart Hauptmann nel suo ottantesimo compleanno 


739 





Naturkunde in der Löwenschule - Scienza naturale nella scuola dei leoni 


(Fr. Bllok) 

















ur», und das Ist der sogenannte ‚Herr der Schöpfung‘ !" 


*...e questo & Il cosidello signore della creazione!,, 


DIE AUGENTROPFEN 


Gina war Jung, sehr hübsch und hatte keinen all- 
täglichen Beruf. Sie wollte einmal Apothekerin 
werden, hatte Ihr Studium berelts abgeschlossen 
und praktizierte nun In einer Apotheke. In der 
St, Georgs-Apotheke in der kleinen Provinzstadt D. 
Um es vorwegzunehmen: Gina hatte es nicht 
leicht In D, Die sonst sehr rechtschaf n und 
braven Bürger dieser Stadt waren allzu sehr an 
ihren alten leutseligen Apotheker gewohnt, als 
daß ein neuer, fremder Apotheker, der zudem 
noch eine Frau, ein Junges Mädchen war, da- 
gegen hätte bestehen können. Und so wurde 
alles, was Gina den Kunden aushändigte, und 
wenn es hundertmal mit dem übergebenen Rezept 
übereinstimmte, mit großer Vorsicht, ja manchmal 
sogar nicht ohne Mißtrauen hingenommen und 
gebraucht. 

Eines Abends nun, kurz vor Ladenschluß, nach- 
dem sich der alte Apotheker bereits zu seinem 
Spaziergang aufgemacht hatte und Gina ganz 
allein in der Apotheke war, kam noch Herr Stuben- 
rauch mit einem besonders dringenden Anliegen. 
„Ich muß unbedingt heute noch meine Augen- 
tropfen haben!” begehrte er. „Ich sehe von Tag 
zu Tag schlechter!” 

„Welche Augentropfen? Wie heißen Sie?” erkun- 








VON STRY ZU EULENBURG 


digte sich Gina, die Herr Stubenrauch noch nie 
bedient hatte, 

„Der Herr Apotheker ist nicht da, und Sie allein 
wissen es natürlich nicht”, stellte Herr Stuben- 
rauch unzufrieden fest, 

Gina wollte den Anwurf keinesfalls auf sich sitzen 
lassen. Sie war bestrebt, Jeden Kunden zur voll- 
sten Zufriedenheit zu bedienen, erst recht dann, 
wenn der Apotheker nicht zugegen war. „Wenn 
Ich nur die Art der Augenschwäche des Herrn 
Stubenrauch kennen würde, dann könnte ich Ihm 
vielleicht helfen” überlegte Gina und schlug dem 
Patienten vor, sich mittels einer Leseprobe an 
einer Tabelle mit Buchstaben und Zahlen ver- 
schiedener Größe prüfen zu lassen. 

„Nichts dal lehnte Herr Stubenrauch ab. „Ich 
möchte meine Tropfen haben!” 

Da hatte Gina einen Einfall. 

Sie holte rasch eine Lelter, die sie direkt vor 
Herrn Stubenrauch an dem hohen Regal mit den 
vielen Flaschen und Fläschchen anlehnte. Dann 
stieg sie behende die Leiter empor, so hoch, daß 
ihre Beine in gerader Linie den Augen des Herrn 
Stubenrauch gegenüberstanden, 

Es ist schon gesagt, daß Gina sehr hübsch war. 
Aber es muß nun noch besonders bemerkt wer- 








741 


den, daß Ginas Beine das allerhübscheste an ihr 
waren! Beine, die das Höchstmaß an Formvoll- 
endung darstellten, die den Neid der Frauen er- 
weckten, wie Magnete Immer wieder die Blicke 
der Männer anzogen und Gina schon ungezählte 
Komplimente eingebracht hatten. 

Und mit diesen Beinen — Ginas Röckchen war 
eher kurz als lang — stand die angehende Apo- 
thekerin nun vor Herrn Stubenrauch, deutete auf 
verschiedene Flaschen und Fläschchen und fragte 
immer wiei 
„Erinnern Sie sich, Herr Stubenrauch, waren die 
Augentropfen, die Sie schon einmal holten, hier 
drinnen oder dort, in dieser Flasche oder in jener?” 
„Kommen Sie wieder herunter, Fräulein”, sagte 
Herr Stubenrauch fast gelangwellt. „Sie finden 
die richtige Flasche Ja doch nicht.” 

Und Gina stieg die Leiter wieder herunter. Trat 
lächelnd vor Herrn Stubenrauch hin, und sagte, 
nun, da sie genau wußte, wie schlecht der arme 
Mann sah, mitleidig: 

„Leber Herr Stubenrauch, ich bin überzeugt, daß 
wir kei ‚Augentropfen hier haben, die Ihnen 
noch helfen könnten, Wenn ich Ihnen einen Rat 
geben: darf; Gehen Sie zum Optiker und be- 
stellen Sie sich eine Brille.” 














DIEIRSESTIHSBIESRSEIUNTGIRIES 


Das war damals in Norwegen, hinter Steinkjer in 
dem großen Wald, als der Schütze eins, der 
Furggler Sixt, mitten im besten Schießen einhielt 
und sagte: „Oberjäger, da schmöckt wasl"” 

Der Oberjäger Schreinbichler konnte nichts sagen 
dazu; denn er war grad auf die andern drüben 
eingestellt, die an dem kleinen, dunklen See 
lagen und ihre hellen Gewehre herüberknallen 
ließen, Erst nach einer langen halben Stunde, als 
auch die dritte Gurte ausgeschossen war und von 
drüben keine Antwort mehr kam, fand er zu dem 
Gespräch zurück und sagte langsam: „Hascht 
recht, Sixt, es schmöcktl” Und dann schnuffelten 
sie beide eine Weile lang miteinander in die Ge- 
gend. Es war seltsam. „Wia dös schmöckt, hab I 
no nia was g’schmöcktl” sagte der Sixt nachdenk- 
lich, Der Oberjäger hielt die Nase scharf in den 
Wind. „Dös schmöckt nit, dös stinkt” sagte er be- 
stimmt und stand auf. 

Da weiter in der Gegend nichts mehr zu tun 
war, pirschten sie dem Geruch nach, tiefer 
hinein In den Wald, Und jetzt stand plötzlich, 
wie ein uralter Baum, ein Norweger vor 
Ihnen, Moos im eisgrauen Bart, lang und 
düster und schwieg sie an. Hinter hundert 
Gittern aber scharrten hungrig die Silber- 
füchse und stanken. Jetzt wußten sie, was 
das war. : 
Der alte Norweger, ohne ein Wort zu sagen, 
wendete sich um, trat in die Hütte, und als 
er wieder herauskam, hingen ihm die Pelze 
über die Schultern. „So wolll” rief der Ober- 
Jäger und sucht gleich den schönsten aus, 
„grad recht für mein Weibetsl” und hielt 
den Silberfuchs in das Licht, „Bis mier auf Ur- 
laub kemmen, schmöckt der längst nimme: 
meinte er, zahlte und schwang den Pelz über 
die Schulter. Da griff auch der Sixt, ein wenig 
unsicher noch, mit spitzen Fingern nach den 
Pelzen. „Mir auch so ein“, sagt er heimlich 
und probierte den ersten, den er erwischte. 
Da trat der Oberjäger, ganz erschrocken, 
etliche Schritte hinter sich: „Sixt‘‘, sagt er streng, 
„für was brauchst du an Silberfuchs?” Der Sixt, 
als hätte Ihn der andere bei was Unrechtem er- 
tappt, fuhr sogleich herum: „Ein Silberfuchs? Was 
sollt I kein Silberfuchs nit brauchen? Fehlt etwas 
bei mier, ha?” „Fehlen tuet nix”, bestätigte der 
Oberjäger sogleich und schaute wohlgefällig an 
seinem Schützen eins auf und nieder; ein richtiges 
Mannsbild, stark und fest, wie sie in Tirol in der 
besten Gegend herwachsen, jung und sauber, und 
alles da, was zu einem Mannsbild gehört, aber... 
Aber, das war es, daß der Sixt, Jung wie er war, 
noch keinen Umgang hatte mit den Weiberleuten 
und jetzt im Krieg war so was schwer zu lernen. 
„Sixt, du hascht Ja keine, die so was braucht!” 
meint der Oberjäger sanft und wollte ihm den 
Pelz wieder von der Schulter tun. Da aber bekam 
der Sixt einen brennroten Kopf. „Oberjager”, 
sagte er scharf und schaute dem andern mitten in 
die Augen, „Oberjager, einmal packt es mi ah, 
wart bloß, im nächsten Urlaub] Nachher ischt es 
‚guet, bal ma so was zur Hilf hat, auf das die Wei- 
berleut fliegen!" — 

So kam der Furggler Sixt zu seinem Silberfuchs. 
Zu tiefst im Rucksack hob er ihn auf, sorgsam 
eingemacht in das Waschsackl und trug ihn von 
Steinkjer bis über den Polarkreis und dann übers 
Nordkap bis nach Lakself, an den großen Fjord, 
dann weiter an die Liza, wo die Welt zu end ist. 
Und wenn Ihm Zeitlang wurde nach Berg, Wald, 
Wiesen und Weiberleut, nahm er seinen Silber- 
fuchs aus der Tiefe des Rucksackes heraus und 
strich über den zarten Pelz, über die feinen, wel- 
Ben Spitzen der Haare, die so fein waren, wie nur 
etwas auf der Welt fein sein kann, und hatte so 
seine Gedanken dabel. 

Oh, die Freude, wenn er, der Sixt, einmal heim- 
kommt auf Urlaub ins Dörfl hinterm Glockner, den 








VON KARL SPRINGENSCHMID 


Silberfuchs über die Achsel geworfen, nur so 
nebenbei, als tät das so zu jedem richtigen Ur- 
lauber gehören, der aus Norwegen kommt! Wie 
da die Weiberleut die Fenster aufreißen Überall, 
aus allen Häusern kommen sie und schauen; denn 
so was, das er da nur so beiläufig mit sich tragt, 
das haben sie noch nie nicht gesehen, solang die 
Welt steht. 

Weiberleut, hö aufl Der Furggler Sixt ist da mit 
seinem Silberfuchs! Wie die Sonn schimmert auf 
dem Pelz, wie die weißen Spitzen glanzen! Aber 
er, der Sixt, er geht ganz ruhig wie Immer die 
Gassen hinunter, als wenn nix wär, spürt doch 
heimlich, wie die Weiberleut schon die Finger 
dran haben, an seinem Pelz, und nimmer weg- 
kommen davon. 

Wie man Gimpeln fangt mit der Leimruten, so 
fangt er die Welberleut mit seinem Silberfuchs! 
Drei, vier, siebene hängen schon dran, achte, 
neune, er braucht grad die rechte aussuchen 


(os. Oberbergen) 





"Kartenstudium » Studio di carte 


noch. Dann hat er auch die Seine, wie die andern 
alle die Ihre haben. . 

Was ihm bisher nicht recht von derHand gangen 
ist, eine richtige, saubere Dirm zu kriegen, daß 
die Leut Im Dorf nimmer lachen über ihn, den 
einschichtigen Sixt, wie leicht geht das jetzt, wo 
er seinen Silberfuchs hatl — 

Und so geschah es einmal im Winter, daß der 
Urlauber Sixtus Furggler nach Kals kam, heim 
Ins hinterste Tirol und als er seinen Rucksack 
auspackte... 

„Sixt, was hascht denn da?” schreit die alte 
Furgglerin ganz erschrocken, nimmt den Silber- 
fuchs in beide Händ und hält ihn in die Sonn. 
„Was willst denn mit dem Zeug?“ fragt sie und 
schaut mißtrauisch auf ihren Buben, 

„Schlan, gell Mueter, schian!” 

„Sixt, I kenn di nimmer’, sagt die Mutter und 
forscht lange in seinem Gesicht und schüttelt 
den Kopf. Da lacht er bloß, der Sixt, und wirft 
das Füchsl, das silbrige, in die Luft und fangt es 
wieder und zieht los damit, hinaus ins Dörfl, — 
Ja, was hat so eine Urlaubermutter alles auszu- 
halten die langen vierzehn Tagl Ist er draußen 
vor dem Feind, hat eins die Sorg mit ihm, und 
ist er daheim, ist die Sorg nicht geringer, wo es 
so viel jungs Weiberleut gibt, aber keine, die ihr, 
der Furgglerin, so aufs erste recht wär für den 
Sixt, ihren Buben. Und überhaupt, einer wie der 
Sixt, wie leicht bleibt so einer bei der unrechten 
hängen! Und dann Ist es aus; denn so was geht 
gleich aufs Leben. Drum braucht so eine Sach 
eine gute Zeit, meint die Furgglerin, und nit 
bloß einen notigen Urlaub. 

Aber, einem Urlauber, einem Jungen, das weiß 
sie wohl, darf man nit dreinreden in sein Ge- 
schäft, auch wenn er nächtlicherweis ins Dorf 
streicht und was so dabei ist... 














742 


So wartet die Furgglerin bloß auf den Sonntag, 
ob da etwa gar schon eine im Dorf ist, die den 
Silberfuchs tragt, etwa gar die schwarze Thres 
vom Figerbauerl Der tät sie ihn nit gönnen, den 
Pelz, und erst recht nit den Sixt! Aber, Gott 
sei’s gedankt, die Thres hat ihn nit, den Pelz, und 
die Lies vom Aschauer hat ihn auch nit, und auch 
die kleine Moidi vom Bachmüller nit. Da ist der 
Furgglerin schon leichter. 
Daheim, derwell er, der Sixt, In den hellen Tag 
hineinschlaft, schaut sie heimlich in seinen Kasten. 
Ein wenig fürwitzig darf so eine geplagte Ur- 
laubermutter wohl sein. Friedsam hängt der 
Silberfuchs an seinem Nagel, unschuldig, als wüßt 
er gar nit, zu welchem Geschäft er auf der Welt 
ist. Aber über die Nacht, — bloß einen Spalt tut 
sie beim Kasten auf, die Furgglerin — oh, heiliger 
Schrecken, Ist der Fuchs wieder weg! Und hängt 
doch wieder, Gott sei Dank, am anderen Tag ruhig 
an seinem Nagel. 
‚Oh, was ist so ein Silberfuchs für ein unheim- 
liches Wesen! Einmal ist er da, einmal ist er 
weg. Es Ist kein Verlaß auf Ihn und glaubt 
man, Jetzt hockt er ruhlg daheim, schon ist 
er wieder durch und auf in der Nachti Das 
liegt Ihm wohl im Blut, daß er nit auf seinem 
Platz kann bleiben, wenn es finster wird 
draußen und wenn die Sterne am Himmel 
stehen und der Mond mit seinem falschen 
Licht. Noch nichts im Leben hat sie so ge- 
plagt, die Furgglerin, wie der verflixte Silber- 
fuchs, der unheimliche, die vierzehn Tage 
lang. 
Aber kein Wort kann sie reden mit ihm, dem 
Sixt, so arg sie auch die Sorg plagt. Sie 
drückt alles hinunter und wartet still und 
voller Geduld, wie nur eine Urlaubermutter 
warten kann. 
Und am letzten Tag, am Sonntag In aller Früh, 
da ruckt der Sixt zum Ofen hin, wo die Mut- 
ter grad das Butterfaßl treibt. 
„Mueter”, sagt er. 
Da horcht die Furgglerin auf. 
„Mueter, i hab mier denkt. 
tut einen tiefen Schnaufer. 
„es wird wohl nit die Figerbauern Thres sein“, 
denkt die Furgglerin in ihrer Angst, „oder gar die 
Aschauer Lies, die scheinheilige, oder die Bach- 
müller Moidl ...“ 
„I hab mir denkt, Mueter”, sagt der Sixt und steht 
auf. Und aufstehen muß sie, die Mutter selber, und 
dann greift er hinter sich in den Kasten und hängt 
ihr den Silberfuchs um den Hals! 
„Schian, Mueter, schlan“, Juchzt er und hebt voller 
Freud seine Mutter in die Höh mit beide Händ. 
„So schian Ischt er no nia nit g’wesen, Mueter, 
der Silberfuchsl" 
„Narr, du’, fahrt die Furgglerin auf, „hascht dir 
keine Füchsin g’funden zu dein Fuchs?” Da 
schupft der Sixt bloß die Achsel und druckt eine 
Weil hin und her. „Mueter”, sagt er schließlich, 
„dös Ischt so: die eine, die möcht bloß den Fuchs 
und nit ml, Die'andere die möcht I, aber die mag 
mi nit, mitsamt mein Fuchs, und die Dritte, die 
mag den Fuchs nit und mi ah nit. Jetzt hab I mir 
denkt, der Fuchs Ischt eigentlich grad das Rechte 
für di, Mueterl, wo du eh allweil das Reißen 
hascht im Gnackl" 
Und so geschah es, daß der Urlauber Sixtus 
Furggler an Jenem Sonntagmorgen Ins Dorf ging 
mit seiner Mutter, und die Furgglerin mußte den 
Silberfuchs tragen, schön Über die Schulter, daß 
die feinen, silberweißen Spitzen bloß so glanzen 
und die Thres der helle Neid packt und die Lies 
nebenbei, und die Moidl, 
Denn so ein Viech, wie der Silberfuchs eins ist, 
sagt der Sixt, wie er wieder zu seinen Kame- 
raden ans Eismeer kommt, hat ganz was Besonde- 
res in sich und ist allerwegs besser fürs Rheu- 
matische als fürs Verliebtsein, 


1" sagt der Sixt und 














{R. Krlasch) 


Der Liebesbrief 








„Merkwürdig, in Maschinenschrift verliert das Wort ‚Über alles geliebtes Stachelschwein!" sofort an Wärmel“ 


La lettera d’ amore: “Strano! ... nello scritto a macchina I’ espressione; ‘O sopra tutto amato Istrice!, perde tosto di calorel,, 


743 


Der historische Roman - Il romanzo storico 


(6. Gaggell) 





„Lasse ich jetzt die Kaiserin Messalina gespickte Nachtigallenzungen 
‚oder bloß panierte Goldfischflossen essen?" 


“Ch io faccia adesso manglare all’ imperatrice Messalina lingue 
di poppagallo lardellate © soltanto pinne panate di orate?,. 


HERR MIT LAUNEN 


Trittst du an einem trüben, regnerischen Morgen 
aus deinem kleinen, bill'gen Einfamilienhaus, 
trägst hinter deinen Brillengläsern graue Sorgen, 
die Welt sieht häßlich, nackt und schmutzig aus, 


dann wird der Kragen dir auf einmal eng und enger, 

und deine Frau hat die Manschetten wieder nicht gestärkt, 
die linke Hose ist zu kurz, die rechte länger, 

zum erstenmal hast du den schlechten Sitz bemerkt. 


Und überhaupt merkst du, du wirst jetzt auch schon älter, 
zum Überfluß narrt dich der Hund von nebendran, 

die Witterung wird jetzt auch immer kalt und kälter, 

das fehlte noch, jetzt fängt es schon zu wintern an. 


Beginnt der Junge heute abend noch zu weinen — _ 
das geht ja jedem auf die Nerven mit der Zeit — 
dann haust du alle Türen zu und trinkst dir einen. 

Im stillen hoffst du, daß der Junge abends schreit. — 


Nein, heute soll bloß keiner blöde mit dir spaßen! 

Du trägst den Schirm und deine Launen ehrlich durch die Welt. 

Und schreist zu Gott, er soll dir eine and’re Welt verpassen; 

doch Gott ist auch ein Herr, dem eine Laune mal gefällt. 
WILLY PFEIFFER 


744 


Wir waren wie die Kinder 


Von Peter Reimann 


Wir hatten Kaninchen, die schönsten, die man sich vorstellen kann: Angora 
in allen Farben, ob man es glaubt oder nicht. Sie liefen frei umher in einer 
An großen Schuppens, der wohl früher einmal, bevor wir das Haus be- 
zogen, als Bootsschuppen gedient, denn das Grundstück befand sich un- 
mittelbar am See. Unten, wo der Feigenbaum stand, war eine kleine Tür in 
der Mauer, die führte auf einen schmalen Steg, der ein ganzes Stück hinaus 
auf das noch seichte Wasser ging. Dort saßen wir oft und ließen die Beine 
baumeln; das war sehr schön, denn der Steg schwebte nicht höher über der 
Oberfläche als eine Unterschenkellänge, und wir konnten so die nackten 
Füße hin- und herfahren lassen wie glschtspritzende Motorboote. Oft angel- 
ten wir auch; man sah die kaum fingerdicken Fischlein sich um den Köder 
drängen In dem klaren, grünen Wasser; es sah aus, als wollten sie sich um 
eine klägliche Brotkrume balgen. 

Wir waren wie die Kinder. 

Achtzehn Katzen hatten wir, alle kohlschwarz mit einem kleinen weißen 
Stern auf der Brust; für die kauften wir täglich beim Fleischer ein, der schüt- 
telte den struppigen Kopf über uns, Aber wir kümmerten uns nicht darum; 
mochte er denken, was er wollte. Uns schien täglich die Sonne; wir liebten 
das Leben wie uns selbst. 

Aber die Hauptsache, von der ich erzählen will, waren doch die Kaninchen. 
Wir brachten es nie über das Herz, eins von Ihnen zu schlachten. Gott, sie 
waren so liebe, verständige Geschöpfe. Und oft brachten wir halbe Tage 
zu unter ihnen in dem Schuppen; sie kamen uns entgegengehopst, setzten 
sich im Kreise um uns auf, manche beschnupperten uns die Füße, Dann 
kauerten wir uns nieder, Anja und ich, angelten uns hier und da einen der 
Wollbälle und begannen, ihn zu kraulen wie ein Kätzchen. Sie verstanden 
es nicht, zu schnurren, um ihr Behagen auszudrücken, aber sie hatten eine 
andere Art, üns dies kundzutun, indem sie nämlich kleine, schnelle Atem- 
züge durch die fast geschlossenen Mäulchen taten, daß es klang wie das 
Schnaufen einer Lokomotive in welter, weiter Ferne. Und geduldig waren 
sie, daß sie sich alles gefallen ließen, auch wenn Anja sie ungeschickt 
kämmte, Ich stand daneben und redete dem armen Opfer ihrer Trimmver- 
suche beruhigend zu. 

Ich sagte es — wir waren wie die Kinder. 
Mit zwei Kaninchen hatten wir begonnen, und mit einer schwarzen Katze. 
Die Katzen wurden im Laufe der Zeit achtzehn, dann blieben sle bel dieser 
Zahl stehen, denn da war ein Schuster im oberen Dorf, der aß sie leiden- 
schaftlich gern gebraten; die Kaninchen indessen wurden so viele, daß wir 
sie allmählich nicht mehr zu zählen vermochten. 

Die Rammler waren richtige Schelme; wenn sie nicht beobachtet wurden 
von Menschenauge, wat Mord und Totschlag unter Ihnen — sobald aber 
Anja oder Ich auftauchte, verwandelten sie sich im Augenblick in friedliche 
Wollbälle, taten als wäre nichts gewesen und übersahen lässig die umher- 
schwebenden Haarbüschel, verräterische Überreste ihrer Kämpfe. Manchmal 
fanden wir sogar Blutspuren, so hart auf hart war es gegangen. 

‚Aber in unserer Unbekümmertheit kamen wir nicht auf den Gedanken, die 
Kampfwütigen zu trennen. Ach Gott, wie hätten wir auch Hasen und Häsin- 
nen unterscheiden können, ahnungslos, wie wir waren?... 

Es kamen ständig mehr winzige Wollknäuel zur Welt, bis es In dem Schup- 
pen wimmelte wie in einem Bienenhaus, Wir lagen den halben Tag auf den 
Knien und rupften Gras für das Getler; auch auf den Gedanken, eine Sense 
zu kaufen, kamen wir nicht. Und wenn wir darauf gekommen wären, wie 
hätten wir dieses Teufelsinstrument dann bedienen sollen? Am Ende be- 
reitete uns das Grasrupfen Vergnügen; wir hatten eine Art Wettbewerbs 
daraus gemacht. Wer seinen Korb schneller füllte, bekam einen langen, sehr 
zörtlichen Kuß vom Verlierer; einen „großen Kuß“, wie Anja ihn nannte. 
Einmal besuchte uns eine berühmte Bildhauerin. 

Sie habe von unseren schönen Tieren gehört, sagte sie, und sie wolle eine 
Katze und ein Kaninchen kaufen, Anja lachte hell auf, ich schüttelte ent- 
schieden den Kopf; wir sollten mit unseren Kindern Handel treiben? 

Ob sie sie wohl einmal wenigstens besehen könne? 

Ja, das ginge zu machen. 

Aber die Katzen ließen sich nicht blicken. Nur ein Paar grünfunkelnder 
Augen blinzete mir von unter einer Agave schelmisch zu. Da ist nichts zu 
machen; ich muß natürlich tun, als sehe ich nichts. 

In dem Kaninchenschuppen schlug die Künstlerin die Hände über dem Kopf 
zusammen vor Entzücken. Nein, so viel herrliche Modelle auf einmal habe 
sie nie gesehen! Ob wir nicht, da wir so viele haben, am Ende doch, ..? 
Ausnahmswelse? Sie sei nämlich Tierbildhauerin, ja. 

Hm, am Ende gaben wir ihr unseren prächtigsten Rammler gegen ein Meer- 
schweinchen. Wir waren sogar ganz zufrieden mit dem Tausch. Ob man nun 
wohl eine Kreuzung zwischen Angorakaninchen und Meerschweinchen er- 
warten könne, fragte mich Anja. Ich lachte. Nein, nein, sagte sie, 





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4 Liter lauwarmes Wasser, 3 Stunden ein- |/#3 
weichen, dann Waschgut leicht durchdrücken, |/f5 
spülen, in einem Tuch ausrollen, dann aus- 
gebreitet fast trocken werden lassen, in etwas 
feuchtem Zustand mit mäßig warmem Eisen 
von links bügeln. Kreppartige Gewebe aber 
getrocknet bügeln. 

Wichtigl Feinwäscherichtigsortieren. Helleund 
dunkle Sachen getrennt einweichen und ge- 
trennt waschen. Waschmittel sparen! In dem- 
Am Festtag selben Waschbad, in dem Helles gewaschen 


einen wurde, anschließend dunkle Sachen reinigen, 
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und gründliche Reinigung der Zähne und Zahnzwischenräume mit Zahnbürste 
und Zahnstocher ermöglichen behelfsmäßige Zahnpflege. Außerdem müssen alle 
Speisen gut gekaut und die Zähne mindestens einmal im Jahre durch den Zahn- 
arzt oder Dentisten untersucht werden. Verlangen Sie kostenlos die Schritt 
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Alles-Kät mit Alobronze oder GipsoderKreides 
einer hanigdicken Masse veruiengt gibt zum Behelf ein 
vorsögl. Didtangmittel für. defekte Kochtöpfe um, 


da Ist nichts zu grinsen; das kann eine Neu- 
heit geben — eine ganz imposante, pyramidale 
Neuheitl... 

Manchmal kam die Hexe zu uns. Wir nannten sie 
so, die alte Bettelfrau, die Karten schlagen konnte, 
Kranke besprechen und unartige Kinder zur Ver- 
nunft bringen, Sie hatte schon immer ein Kanin- 
chen gewollt, doch jedesmal hatten wir sie mit 
einigen Lire abgespeist. Als sie Jedoch das Meer- 
schweinchen sah, nutzten auch die paarLire nichts 
mehr. Aber wir mochten das Tierchen doch nicht 
hergeben. 

Nie haben wir einen erwachsenen Menschen 
in so einem Zustand gesehen, wie die Alte 
nach unserer Weigerung! Sie trampelte mit ihren 
ausgetretenen Latschen auf dem torfenen Schup- 
penboden, daß die Tiere in panischer Angst in 
die Ecken stoben, Gott, und ihre Augen kamen 


Da fing sie an, 


Und wir lachten! 


mit einemmal so weit aus den braunen Höhlen, 
daß man sie hätte mit einer letzten Umdrehung 
aus der Fassung schrauben können. Es wirkte der- 
art komisch, daß wir, die wir vielleicht beide auf 
denselben absurden Gedanken gekommen — uns 
nicht mehr zu halten vermochten vor Lachen. 
das Meerschweinchen zu be- 
sprechen, zu verfluchen; ja, ja, es werde inner- 
halb von drei Tagen tot seinl... 
Dann wankte sie aus dem Schuppen, aus dem 
Garten, und fluchte noch immer... 


Am nächsten Morgen stand Anja schon sehr früh 
auf, sie mußte doch nach dem verfluchten Meer- 
schweinchen sehen. Aber es lebte noch, 

Am zweiten Morgen erwachte ich, und da hatte 
diese komische Frau das Tierchen doch bereits 
zu uns ins Bett geholt. Mit Kennermiene stellten 


wir gemeinsam fest, daß os sich noch immer der 
besten Gesundheit erfreue, 

Am dritten Tag aber kehrte Anja mit lautem Ge- 
kreisch von ihrem morgendlichen Neuglersgang 
aus dem Schuppen zurück, 

Ist das Meerschweinchen tot? 

Nicht die Spur, Anja, es ist nur gerade dabel, 
Junge zur Welt zu bringen, 

Der Fluch war gebrochen. 

Gott, wie haben wir gejubelt! Am Nachmittag er- 
fuhren wir, daß die Ziege der Hexe samt ihren 
drei Zicklein mit aufgeblähtem Bauch das Zeit- 
liche gesegnet hatte. Da war des Allerhöchsten 
strafende Hand im Spiel! 

Beinahe hätten wir das Grasrupfen vergessen an 
diesem Tag, vor lauter „großen Küssen“, die das 
Fest feiern halfen 

Wir waren wie die Kinder... 





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Nur tropfenweise in das Zahnfleisch einreiben 


746 


immer ein Zeichen 
für photogrophifche 
Wertorbeit 





LIEBER SIMPLICISSIMUS 





Frau Mathildchen hatte es mit den Mandeln. 
Eines Tages ging sie zum Spezialarzt und ließ sich 
die Mandeln pinseln. Der Arzt verlangte dafür 
zwanzig Mark. 

Frau Mathildchen war entsetzt und rief: 


„Aber! Aber! Für zwanzig Mark kann Ich mir doch 
die ganze Küche streichen lassen!” J.H.R. 


* 


Der Intendant vom Görtnerplatztheater ist stets 
auf der Suche nach neuen Talenten und wirk- 
samen Bühnengesichtern. Kürzlich fuhr ich mit ihm 
nach Tegernsee. In Holzkirchen siieg ein großer 
dicker Mann mit einem langen weißen Vollbart 
zu uns ins Abteil. 
Der Intendant deutete versteckt auf ihn und flü- 
sterte mir zu: 
„Mit einem richtigen Auftrittscouplet müßte der 
sehr gut wirken!” I.H.R. 
* 
Uwe und Evi gingen in einen Tonfilm. 
Hand in Hand zur Kasse. Evi flüsterte: 
„Nicht ganz vorn, liebster Uwel“ 
„Ganz hinten, zärtliche Evil" 


Sie traten 





Statt Iod- el | YIKTORIA| 
Jepso! "ir 


zior dußenbichen Desinfektion | Motor 


reinigt 

Verletzungen im Haushalt, Polstermöbel 
bei Gartenarbeit, im Be- 

ruf und beim $port durch 
Schnitte, Stiche, Risse, Bisse 
u.dgl.sollman zur N 
dung von Entzündungen 
und ungen sofort " 
mit der bewährten Sapso- 
Tinktur desinfizieren, 











COKO-WERK K.G. 
Inhpeinaten und Dingen. METZ 
Infianen ab PL undTupt | 
aan un PL | 


Wo darf ich 
Pfeilring 
Haut-Creme 
verwenden? 


Wo os gut tut, dahin ge« 
hört heute Pfeilring-Haut- 
ec. Das Schöntun 
ist weniger wi Wenn 
Sonne oder Wind die Haut 
austrocknen, Kälte oder 
Nüsse sie rissig und spröde 
machen, hilft Pfeilring- 
Haut-Cremo, Man muß je- 
doch jetzt sparsam damit 
on ; daher verwendet 
Mutter sie 

hat ein. 

mal für die zar- 






















nicht verschw« 
also.oft 











KRONEN- 
KRAWATTEN-FA 











N I 















Klingen sparen, 


Sonnal verwenden | 





rite M. Tibet) 


BERLIN Ca 
SEKTKELLEREI 
CHR. ADT. 
KUPFERBERG || größer werden ‚; 
(auch Erwachsene) 9, 10, uno 4 

& co. 11cm Erol wurden gemaiden je 
-MAINZ- a 

- Fa. Linthout, Kı hüb: 
GESRUNDET e ae En a 





Uwe verlangte zwei Logenplätze. Rücksitze mög- 

lichst. — Die Kassiererin sagte: 

„Dort werden Sie aber den Film schlecht sehen!” 

„Das macht nichts“, entfuhr es Uwe. 

Evi errötete. — Evi wollte es wieder gutmachen, 

„Wir kommen nur wegen dem Ton’, sagte sie 

schnell. I.H.R 
- 

Familientag bei Kröpkes. Thema: Soll Kurt zu 

Ostern auf die Mittelschule? Oder soll er nicht? 

Alle waren dafür. Nur Tante Sofie nicht. „Nee", 

sagte sie, „bloß nich auf e hohe Schule. Uemmer- 

zu Physik und Chemie un so — da wird er tscha 

von verrückt.“ 

Der Familienrat lächelte milde. „Aber Tantel Von 

der Chemie wird niemand verrückti” 

Tante Sofie überlegte einen Augenblick, dann riet 

sie mit beschwörender Stimme: „Kinners, Kinners, 

Chemie und Wahnsinn wohnenineinemHaus!” HR. 

















baukultur Siziliens, 








vıno oı 


Ihrı 
halter: 


nur 


ve 








Fü 
Füll Münchner 


y) D nftnabterhi 


300: | 


Florio Marsala — ein Spitzenver 
treter der jahrtausendealten Wein 
Vollmundig, 
würzig und gehaltvoll will er an- 
dächtig und in kleinen, prü- 
fenden Zügen genossen werden. 


FLORIO 


MARSALA 
srcrLia|) 


LESEN Sie auch die 


‚Jlufteieete Deeffe 










Das heilende Wundpflaster 





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AHltnakerfi und Tinten 


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Teroson-Werk-Chem. Fobrik: Heidelberg 


GESCHICHTE DES VERLIEBTEN HALTEBÜGELS 


Es ist gegen Mitternacht und der Straßenbahn- 
wagen fährt blaßwangig und blauäugig, mond- 
beschienen wie ein Elfenkönig, ein Kränzlein aus 
elektrischen Funken auf dem Haupt, ins Depot. 
In der letzten Kurve stößt er noch einen schrillen 
Schrei aus, um dann wohlig aufstöhnend im Innern 
der Halle zu verschwinden. Der Fahrer nimmt die 
Kurbel ab und eine Frau kommt mit dem Besen. 
Sie fegt die BillettIn aus den Ecken, findet stirn- 
tunzelnd einen angebissenen Apfel, um dann aus 
einer liegengebliebenen Zeitung schwer atmend 
einige Sätze aus dem Leitartikel zu lesen. Kurz 
darauf verlöschen die Lampen und eine faule, 
lastende Dunkelheit wälzt sich dickhäutig auf den 
Sitzen, knurrt einmal auf, um dann durch unbe- 
kannte Schlitze und Durchschlüpfe In den Schlaf 
einzusickern. Die Fenster lassen müde die Augen- 
lider hängen, das Trittbrett ruht zusammenge- 
kauert wie ein Gnom. Die letzten Lichter ver- 
löschen, ein großes Tor wird mit fernem Donner- 
grollen zugestoßen. Dann ziehen ungestört und 
friedsam gleich den ‘Sternen draußen, dem glei- 
chen kosmischen Uhrwerk eingefügt, die Dinge 
träumend ihre Bahn. Es könnte wie zu Beginn der 
Schöpfung alles gut sein — wenn nur er nicht 
seufzte. „Wer seufzt denn hier?" Das Schild am 
Fonster hat zappelig diese Frage gestellt. Neur- 
östheniker haben solch leichten Schlaf. „Es hat 
Ja niemand geseufztl* — „Ruhel” — Jetzt Ist es 
noch deutlicher zu hören: Jemand seufzt. Auch 
die Glocke wird nun unruhig und Ist mit einem 
Schlag hellwach. „Es Ist beim Eingang linksl" — 
„Da hängt einerlll” — Hui macht die dicke blaue 
Fliege, die schon drei Tage mit dem Trambahn- 
wagen spazlerenfährt, indem sie mit akrobatischen 
Flugkünsten ausgestattet, Sturz und Kreis ver- 
bindet. Es rasselt die Kette, es modert aus Grüf- 
ten und dann sagt einer mit verwehender Grabes- 
stimme: „Ich bin esl” — Es ist der Haltebügel. — 
Er ist der Jüngste im Wagen. Vor einigen Wochen 
erst wurde er ausgewechselt, Sein helles Leder 
glänzt und funkelt. Doch geht Ihm sicherlich jene 
Lebenserfahrung ab, die mit Hängebacken, Bauch 
und Bruchband teuer genug erkauft zu werden 
pflegt. Wonn Jeder seine Gefühle, seine Empfin- 
dungen, seulzend vor Glück oder Trauer, äußern 
wollte, wo kämen wir hin! Wo bliebe, wenigstens 





VON ROLF FLUGEL 


für einige Stunden eines vierundzwanzigstündigen 
Tages die nötige Stillel Nur Backfische dürfen In 
ihr Frühstücksmarmeladebrot hineinweinen, den 
Busen heftig bewegen und Klage und Anbetung 
dergestalt vereinen, daß ruckartig ein glucksen- 
des Lachen daraus wird.” Backfische sind explo- 
sive Geschöpfe, ein Haltebügel — sagen Sie 


„selbst — hat zu schweigen, im Dienst sowohl wie 


nachher. So mußte er sich auch mit Recht von 
einem zerknüllten Fahrschein, der längere Zeit 
für ein Buch von Christian Morgenstern als Merk- 
zeichen benutzt worden war, den Ausdruck: 
„Lächerlicher Gingganz“ gefallen lassen. Nun 
könnte eigentlich wieder, wenn auch nicht ein 
schöner, so doch ein Schluß und auch in der Welt 
der Dinge und Sachen Friede sein, wenn nicht der 
Fußabdruck jener geschwätzigen Frau aus der 
Humboldtstraße gewesen wäre. ", druckst er 
aufgeregt von seinem Platz und bläst den litera- 
tischen Fahrschein mit einem einzigen Puster 
unter eine Bank, „haben Sie einen Kummer? — 
Fehlt Ihnen was oder seufzen Sie nur so? Da hat 
meine Frau einmal ein Zimmerfräulein gehabt; 
was meinen Sie, wie die geseufzt hat und nie 
eine Antwort gegeben! Dann Ist sie aus dem 
Fluß herausgezogen worden, grün und Algen im 
Haar. — Aussprechen muß sich der Mensch, 
glauben Sie’s mir!" — „Gibt es keine Ruhe mehr”, 
ärgertsich scharfzüngig das Plakat an der Scheibe. 
Der Fußabdruck aber wispert welter aus der 
Gegend seines Absatzes: „Sprechen’s Ihnen aus, 
Sie kriegen es sonst leicht auf der Brust.” — Da 
hängt nun der Haltebügel und einmal scheint es 
fast so, als würde ein kurzer trockener Husten 
seinen Körper erschüttern, als würde aus der 
asthmatischen Tiefe seines Innern eine Art ziehen- 
des Stöhnen kommen. Aber es war die Luftschutz- 
sirene und jetzt werden sie schnell alle wach. 
Auch der Kurbelansatz, der bisher träg den Kopf 
auf die Arme gestützt, im Gehäuse ruhte, der 
Vorhang, der Jetzt lebhaft zu wedeln beginnt, die 
Lampen, die kurzschlußartig aufblitzen. "Wie Löäm- 
merwölklein um die scheidende Sonne, so lagern 
sich die Dinge nun um den Seufzenden, der jetzt 
von den ersten Flakabschüssen umbellt, stöhnend 
zu fragen beginnt: „Gibt es keine Bombe für 
mich! — Gibt es keine Bombe für mich!” — „Den 





KOMODIE IN DREI KUSSEN 


Von Arthur Rimbaud . Deutich von Gerhart Haug 


Sie war fehr Ipärlich angezogen: 

Der alte Baum indeffen fah 

Sie fchelmifch und die Zweige bogen 
Sich facht ans Fenfter, nah, ganz nah! 


Sie faß im großen Stuhl und legte, 
Halb nackt, zuhauf die Hände klein, 
Voll Luft und Schauern und bewegte 
Das Füßchen zart, fo fein, fo fein! 


Ich fah ein Bündel vieler Strählchen 

Ganz leuchtend durch ihr Lächeln zittern, 
Und auf der Bruft die kleinen Mälchen 
Sich mit der Rofenhaut verzwittern ... 


Ich küßt’ fie an den feinen Knöcheln. 
Da fcholl in jähen Trillerfall 

Ein Lachen und das ward ein Lächeln 
Und war ein Klingen wie Kriftall. 


Der kleine Fuß jedoch gefchwinde 
Floh unters Hemd: »Gib endlich Ruhl« 
Die erfte Kühnheit, die ich finde, 
Straft mir ihr Lachen noch dazu. 


Was zitternd meinen Mund entzüchte, 

Küßt’ Ich, der füßen Augen Schimmer, 

Indes fie trogig rückwärts blickte 

Und rief: »Ob, das Ift noch viel fchlimmerl« 





»Mein Herr, - ein Wort - ein wenig fachte, -!« 
Auf ihre Brut warf ich die Glut 

Zulestt in einem Kuß; fie lachte 

Und lachte fchön und war mir gut! 


Sie war fehr fpärlich angezogen: 

Der alte Baum Indeffen fah 

Sie fchelmifch und die Zweige bogen 
Sich facht ans Fenfter, nah, ganz nahl 


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hat es bös”, wirft der Fußabdruck ein und rückt 
sich neuigkeltslüstern zurecht, so wie es einer 
macht, wenn im Film der Verführer in Vorberei- 
tung einer neuen Gaunerei hinter der fremden 
Schlafzimmertür nichts Negligeartiges, sondern 
die gerechte Strafe antrifft — „Dann erzählen Sie 
schon!” ruft das Plakat schnarrend, „Bei der 
Schleßerel Ist an Schlaf sowieso nicht zu denken” 
und das Kurbelgehäuse brummt aus seiner mecha- 
nischen Tiefe eine Zustimmung. Der Haltebügel 
schaukelt einmal leicht hin und her, gibt einen 
knarzenden, klagenden Ton von sich und beginnt 
von Seufzern und schließlich von Tränengüssen 
unterbrochen, seine Geschichte. 

Es handelt sich, wie schon gesagt wurde, um einen 
Jungen Haltebügel. Solche tragen Ihr Herz auf 
der Zunge und die Wehmut und das Gemüt gleich 
unter der Politur des Leders. Er war wohl auch 
etwas weich geraten und es wird verständlich, 
wenn man erfährt, daß er ursprünglich ein Damen- 
gürtel hätte werden sollen. Noch vor seiner Ent- 
stehung träumte er von der sanften Rundung und 
der milden Wärme jener Hüfte, die er einmal in 
unersöttlich heißem Liebesverlangen pressend 
und saugend umschlingen wollte. Nun hing er als 
Haltebügel, schaukelte in den Kurven Im Takt mit 
den andern, sah uninteressiert über die Köpfe der 
Fehrgäste hinweg und nahm mit einer Art körper- 
lichen Unbehagens die ersten groben Hände auf, 
die nach ihm griffen. Bis an jenem Nachmittag 
das Mädchen kam. Sein Mund war eine erblühte 
Purpurrose. Es hatte Grübchen in den Knien und 
ein schmales, weizengelbes Band im schwarzen 
Haar. Unter den schlanken Triumphbögen Ihrer 
Augenbrauen, in der flatternden Tiefe dunkler 
Augen bewegte sich ein Festzug der Lebenslust 
mit allem ebenso strotzend wie lässig gegebenen 
Prunk der Jugend hin und her. Das Wesen ver- 
band die Fülle des Barocks mit der fodernden 
Anmut der Katze. Als sie dem Schaffner Ihr Fahr- 
ziel nannte — das war wie Meisengezwitscher. 
Der Haltebügel, allen physikalischen Gesetzen 
zum Trotz, hielt am Ende der linken Bahn Im 
Pendeln ein. So verharrte or anbetend. Dann trieb 
sein Blut in harten Stößen durch das Leder. 
O Himmel, stöhnte er, wo sind deine Dome, um 
solche Glückseligkeit zu fassen. — Das Mädchen, 
in einer Kurve gegen eine dicke Frau geworfen, 
griff nach ihm. Für einige Sekunden spürte der 
Haltebügel, von schreckvoller Lust umspült, die 
Wonne Ihrer Last. Aus dem zarten Gitterwerk des 
Handschuhs strömte die Wärme auf den Glühen- 
den über. Für ihn war die Welt versunken. Er 
versuchte sich zu dehnen, um noch den feinen 
Gischt der Lockenhaare zu streifen. Schlen die 
Angebetete jetzt etwas von diesem Jugendlichen 
Ansturm eines fiebernden Herzens zu spüren? — 
Jedenfalls zog sie den Handschuh aus und gab 
Ihm mit einer schnellen, entschlossenen Bewegung 
die Hand — die nackte Hand. Der Haltebügel 
verlor das Bewußtsein. Als rotflammender Feuer- 
ball stürzte er in die vlolette Nacht der Ewigkeit. 
Als er wieder zu sich kam, war die Koiselmayer- 
straße erreicht. Das Mädchen lockerte den Griff 
und der Haltebügel bebte, es könnte In der Kol- 
selmayerstraße zu Hause sein. — Kolselmayer- 
straße, rief der Schaffner. Aber es kam anders 
und nachträglich kann man sagen: Wäre die Ge- 
lockte doch ausgestiegen! Hätte sie doch In der 
Koiselmayerstraße in einem schlichten Dachstüb- 
chen Ihr Dahelm, um sich unter dem traulichen 
Schein der Lampe Ihrer Kreuzsticharbeit hinzu- 
geben, sinnend des Geliebten gedenkend — des 
Haltebügels! — Aber auch die Welt der Dinge 
Ist rauher und voll tückischer Zufälle. Auch Halte- 
bügeln, Staublappen und Elektromotoren dröhnt 
das Gelächter der Hölle. Unter ihrem teuflischen 
Grinsen betrat Jetzt der Junge Mann den Wagen. 
Er war eigentlich mit Halsschmerzen behaftet und 











Die stille Stunde 


(K. Heiligenstadt) 


mu — 17 











„Gnä’ Frau — Detlef will seine Schularbeiten nicht machen, Marga liest heimlich unterm'Rechenbuch, das Kleine schreit 
und der Herr Doktor sagt, er kann seinen Kragenknopf nicht finden!“ — „Na, dann kann ich ja ruhig baden!“ 


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Beim Tarock - Altarocco 





„Du Slach, du dummer, warum gibscht dei Trumpf-As net hi?“ 
„Ja mei! ‚In der Beherrschung zeigt sich der Meister‘, hat dersell Landser gsagt, wia s’ ihm eröffnet habn, 


{F. Bloyor) 


daß er Vater von Zwilling’ is — und a jeder Zwilling hat außerdem noch a andere Muatter g’habt!" 


"O testa d’imbecile, perch@ non dal qui il tuo asso di briscola?,, — "Eh, Dio mio! Nel dominio di s& stessi si rivela il maestro — disse 
anche II terrltoriale — quando gll rivelarono ch’ egli era padre di gemelll e che Inoltre ognuno d' essi aveva avuto un’ altra madrel,, 


keineswegs darauf erpicht, ein Mädchen zu 
obern. Er schluckte und griff sith an den Hals, 
dachte an ein Glas mit verdünntem Wasserstoff- 
superoxyd und keineswegs an das Fräulein mit 
dem gelben Band im schwarzen Haar. Bis die 
nächste Kurve kam, die den jungen Mann herum- 
schlenkerte wie der Föhnwind ein auf der Wäsche- 
leine aufgehängtes Handtuch. Nachdem er erst 
versucht hatte, mit den Knien auszubaläncieren 
und nachdem die drehende Bewegung, komisch 
genug anzusehen, bis zum Hals hinauf gekommen 
war, fand seine Hand, noch knapp bevor nun er 
bel der Dicken auf dem Schoß zu landen drohte 
— den Haltebügel. Was schlert es in der Not, 
daß er schon besetzt war. Verzeihung, sagte der 
Junge Mann und spürte dabel schmerzlich den 
geschwollenen Hals. Dann hob sich das Gesicht 
zu ihm empor. Ein Gesichterl, das ebenso träu- 
mende Ferne wie die Gegenwart des Verlangens 
auszudrücken schien, Forderung und duldende 
Süße, Brand und Kühle. Verwirrt und beglückt 
zugleich sagte der Mann noch einmal Verzeihung, 
um dann die Fortsetzung den Augen zu über- 
lassen; denn mindestens nach dem Pfeilschuß der 
Liebe ist das Unaussprechliche schaubar. Was 
galt dagegen die stumme höfliche Politur des 
Haltebügels, der Jetzt kalten Schweiß auf seiner 
Stimm zu spüren begann. Die Enge seiner Schlin. 
— er möchte seine Gestalt verfluchen — wurde 
zur Kupplerin. Tod allen Haltebügeln, so begann 
er gegen sich selbst zu wüten. Sie treiben die 
Menschen zu Paaren. So lag jetzt Hand gegen 
Hand, so spielten jetzt nach zögerndem, tasten- 
dem Beginn die Hände miteinan: scheu die 
eine, Besitz ergreifend die andere, schließlich 
sich aufrichtend und umarmend, sich inelnander- 
schmiegend wie glatte Schlangen. Noch war kein 

















Wort gesprochen. Noch erkannte der junge Mann 
nicht klar, welch wonnige Medizin ihm das Weh 
zum Hals hinausgetrieben. Jetzt zog er mit Ihr 
hinaus wie der erste Mensch nach der Erschlie- 
Bung des Paradieses. Die Endhaltestelle lag schon 
im Grünen, es sangen ihnen die Vögel und 
die Sandkisten, trübe, graue Boten eines noch 
kaum erahnten Herbstes, huben zu Jubilieren an. 
Eine Glocke gab den Takt und dann begannen 
Gartenzwerge, dieHände um kleine Blumensträuße 
fromm gefaltet, ein Lied zu singen. Gar wunder- 
lich In Schwaden wie Weihrauch schwang der 
Choral unter den hohen Bäumen. So schritten die 
Beiden dahin und das schwellende Moos unter 
ihren Fül wurde zu flaumigen Wolken, über die 
sich die letzte der sieben Himmelsschalen wölbte, 
dieLippen wurden zu Schlagrahmtorten, bei denen 
nach jedem Bissen, wie eben im Märchen, das 
genleßerlsch Verspeiste nachzuwachsen schien. 

So weit war der Haltebügel mit seiner Geschichte 
gekommen. Es sei zugegeben, daß er manches 
mit anderen Worten erzählte, doch ändert das 
nichts an ihrem Sinn. Es muß schließlich beachtet 
werden, daß er in einer tiefen Gemütsbewegung, 
ja Erschütterung berichtete, so daß auch die 
Pausen verständlich waren, Zäsuren eines Schmer- 
zes, Tränen ins Bodenlose lautlos fielen. 

Die Dinge um ihn, zu Mitbrüdern und Mitschwe- 
stern geworden, gaben mehr als nur ihr Ohr. 
Längst war schon Entwarnung gegeben worden, 
aber noch dachte niemand an Schlaf, Jedem von 
Ihnen konnte Ähnliches passieren, Jeder Kurbel 
und jedem Messinggriff, noch dem schmutzigen 
Fahrscheinheft, das von der Reinigungsfrau über- 
sehen worden war, Auch die blaue Fliege, die 
unruhigste aller Geister in der Gemeinschaft 
dieses Behälters, war still geworden. So zog der 








Rest der Nacht dahin wie eine Prozession über 
die Ebene besinnlicher Gedanken, die schönen 
Höhen edlen Mitgefühls. Fahnen wallten an der 
Spitze, schwärze Fahnen, als gelte es einen Kon- 
dukt zu eröffnen, in dem die Leiche selbst noch 
mitmarschlert. Denn noch lebte der Haltebügel. 
Wenn er auch zum Tode entschlossen war. Als 
der Straßenbahnwagen unwillig mit den Rädern 
knirschend und keineswegs ausgeschlafen im 
näßlichen Morgengrauen in den Verkehr gesetzt 
wurde, die ersten Fahrgäste mit hochgeschlagenen 
Mantelkrägen verdrießlich hustend einstiegen, war 
er sich Über die Todesart ins Klare gekommen. 
Aufhängen, so schloß er, könnte noch am ehe- 
sten seiner düsteren Melancholie entsprechen. 

Noch muß er, wenn auch geschlossenen Auges 
und weltabgewandt, Dienst machen. In den Pau- 
sen, an den Endhaltestellen, wenn die Schaffner 
eine Semmel essen, geht er, wenn auch erfolglos, 
daran, sich das Leben zu nehmen. Aber sagen 
wir es gleich: Es wird schwer sein, sich als Auf- 


- gehängter aufzuhängen. Vielleicht entschließt er 


sich doch noch zu einer anderen Todesart, viel- 
leicht auch trösten ihn eines Tages treuere Hände. 
Zunächst schreckt er noch vor jeder weiblichen 
Berührung zurück, (Aber liegt nicht darin schon 
wieder ein Anfang?) Am liebsten sind Ihm einst- _ 
weilen die schwieligen Fäuste eines Packträgers, 
die klobigen Finger eines Bierführers, die Pratzen 
des Eisenstangenbiegers vom Zirkus. Auch wenn 
man nicht wüßte, daß es der am Eingang links Ist 
— der aufmerksame Beobachter würde ihn doch 
gleich erkennen. Während seine Berufskameraden 
In den Kurven lustig schaukeln, schwingt er ernst 
und gemessen, dann und wann von kleinen, 
immerhin schon langsam schwächer werdenden 
Seufzern unterbrochen. 





Verantwerti, Schrift 
stlo Buchhandlung un. 
gültig ab 15. Okt. 1941. — Unvo: 








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"München. — Der Sim 





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ehrift: München 2 BZ, 
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lach, 


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JENNY 


VON KURT GROOS 


Lange bis nach Mitternacht waren Toldrup und 
ich unten im Hafen gewesen, und wir hatten wohl 
an die zwel Liter von diesem Sliwowitz getrunken, 
und wir waren immer noch nicht so, wie wir es 
uns wünschten — die Sache mit Jenny hielt uns 
wach und traurig. Nun gingen wir wieder durch 
die Nebel, wir fröstelten, und manchmal blieb 
einer von uns stehen und stierte In das Wasser 
oder geradeaus; es war ein Elend in dieser Nacht 
mit uns, ein großes Elend. 

Bisher waren wir Feinde ihretwegen gewesen, 
und nun war Jenny nicht mehr, um die all unser 
tödlicher Haß aufeinander gegangen war, und da 
hatte ein rätselhaftes Schicksal uns unzertrenn- 
lich gemacht. 

Vielleicht dachten wir beide das Gleiche. Ich 
dachte, daß es gut wäre, bald wieder in See zu 
gehen, ehe uns der Satan wegen dieser Sauferei 
um Jenny noch ganz holte. 

So mancherlei überlegte ich auf diesen ungesun- 
den Spaziergängen im feuchten Nebelgebrodel 
des Hafens; aber am Ende hing doch alles mit 
Jenny zusammen. Mil Toldrup war es wohl genau 
so, er machte den gleichen Eindruck wie ich; 
vielleicht packte es Ihn noch stärker, Er hatte 
Ihretwegen Ja schon lange den Ring gekauft, ehe 
ich selbst einen zu kaufen wagte. Nun Ilefen wir 
beide mit einem goldenen Ring inderTasche herum, 
„Komml’ sagte Toldrup, und wir gingen in eine 
Wandnische mit einem kleinen grünlichen Licht 
darüber und dann sechs Stufen nach unten; das 
war Karstens Keller, der nie schloß, aber auch 
nicht für Jeden offen hielt, 

Unten kamen geich zwe' Mädchen wie zutrau- 
liche Katzen auf uns zu; sie wollten sich an Tol- 
drup hängen, aber Toldrup warf ihnen einen Blick 
zu, der wie ein Tritt war, und dann setzten wir 
uns In die äußerste und finsterste Ecke und tran- 
ken viel, viel zu viel von einem rötlichen Schnaps, 
den Karstens jetzt nur noch an Seeleute abgab, 
weil einmal ein anderer davon nicht wieder er- 
wacht war. 

Es war wie immer. Toldrup zog den zerknitterten 
Brief hervor, er glättete ihn sorgfältig und begann 
zu lesen. Dabei kannte er den Brief genau so 
auswendig wie ich. ‘Es war dieser Brief von Jen- 
nys Schwester; in Lissabon bekamen wir ihn, 
Wie schonend es Malve uns gesagt hattel „Ein 
Störkerer hat sie nun für Immer zu sich und von 
euch und von mir genommen. Nun gibt es keine 
Jenny mehr, die am Hafen auf den langen Toldrup 
und seinen Freund wartet, wenn das Schiff noch 
ganz klein und fern Ist. Es ist so traurig das alles, 
so unendlich traurig. 
Das war die schönste Stelle aus diesem schönen 
Brief, den Malve, Jennys Schwester, uns nach Lis- 
sabon geschickt hatte. Dieser trostreich gedachte 
Brief, der uns die Erde nun so düster machte, die 
schwere Erde ohne Jenny. 

„Komm!” sagte Toldrup, und wir verließen Kar- 
stens Keller gegen die dritte Morgenstunde. Wir 
wollten vor dem Dämmern in der Herberge sein; 
In unserem Zustand haßten wir das Licht. 

Wieder schlenderten wir am Wasser entlang, Die 
Nebel waren schlammiger geworden, und auf uns 
zu lief eine Gestalt, die wie ein Gespenst schien. 
Es war aber kein Gespenst, es war die Totenfrau 
Berendes; beide kannten wir sie gut. 

Die Totenfrau war baß erstaunt, uns wieder an 
Land zu sehen; sie erzählte, sie habe ganz deut- 
lich geträumt, auf unserem Schiff sei hinter Kap 
Soundso die Pest ausgebrochen, und das gänzlich 
mit Schimmel überzogene Schiff treibe mit uns 
Entseelten auf dem finsteren Meer umher. 
„Komm!” sagte Toldrup. 








Aber die Totenfrau blieb an unserer Seite; sie 
schien noch einen Schnaps mit uns trinken zu 
wollen. Sie war selten aufgeräumt und erzählte 
Geschichten, die sich im Hafenviertel seit unserer 
Ausfehrt abgespielt hatten, Geschichten von To- 
ten und Lebenden, alles Zeug, das uns nicht be- 
wegte. 

Uns bewegten nur die Gedanken an ein Mäd- 
chen, das all die Jahre am Kal gestanden und 
gewinkt und mit einem Mund, der trunken machte, 
uns zugelacht hatte, wenn das Schiff anlegte — 
dieses Mädchen, um derentwillen Toldrup und 
ich uns früher haßten und jetzt gut verstanden. 
So ein Elendi 

Wir waren im Kreise gegangen oder die Totenfrau 
hatte uns im Nebel herumgeführt, denn wir stan- 
den wieder vor Karstens Keller, vor der Wand- 
nische mit der kleinen Lampe, die nun wie ein 
dumpfschwelender, mattgrünlicher Klumpen im 
dichter gewordenen Nebel hing. 

„Komm!” sagte Toldrup und drückte unserer Be- 
gleiterin ein Geldstück in die Hand, 

„Trink dir allein einen Schnaps dafür", sagte Ich 
zu der Totenfrau, „Toldrup und ich wollen noch 
ein wenig im Hafen herumschlendern und dann 
zur Herberge gehen — trinke auch einen mit auf 
Toldrups Gesundheit und einen auf meine Ge- 
sundheit und auf eine teure Seele.” 


Die beleidigte Leberwurst 





Aber die Totenfrau ließ ‚goch nicht ab von Ihrem 
Geschwätz, sie fragte, ob wir denn schon viele 
Bekannte getroffen hätten, die meisten von unse- 
ren Freunden seien ja sehr lustig gewesen In die- 
ser Nacht, 

„Komm!” sagte Toldrup. 

„Weshalb sind welche von uns lustig gewesen?" 
erkundigte Ich mich ein wenig neugierig, während 
Toldrup an meinem Ärmel zerrte. 

„Ha”, sagte die Totenfrau, „ich komme von einer 
Hochzeit heute abend! Nein, wle komisch, daß 
man euch nicht eingeladen hat — ist das komischl” 
„Welche Hochzeit?“ fragte Ich, 

„Kinder, wißt ihr denn wirklich nichts?” staunte 
die Alte und stieß mich in die Selte. „Jenny hat 
heute abend euren Steuermann Andersen gehel- 
ratet — so eine Partiel Nur Malve ist traurig, ich 
glaube, sie hätte den Steuermann selbst gern ge- 
nommen. Ich gönne es Jenny, ich gönne allen 
Menschen nur das Gute und viel Freude, euch auch!" 
„Komm!“ sagte Toldrup mit einer ganz unheim- 
lichen Stimme und. schob die Totenfrau in Kar- 
stens Keller, als ob sie keine Dame sel. 

Nun gingen wir wieder durch die Nebel, wir 
fröstelten, und manchmal blieb einer von uns 
stehen und stierte In das Wasser oder geradeaus; 
es war ein Elend In dieser Nacht mit uns, ein 
großes Elend. 


(A. Paul Weber) 


Der gekränkte John Bull 


(Wilhelm Schulz) 





„Weißt du, Britannia, ich bin ja sehr für die anglo-amerikanische Verbrüderung, 
daß der Kerl aber seinen Kaugummi an dein Bett klebt, ist ein bißchen stark!“ 


Il mortificato John Bull: ‘Sal, Britannia, io sono certo pro fratellanza anglo-amerlcana; 
ma che quel tipacclo incolli al tuo letto la sua gomma da masticare, questo & un po’ troppo!,, 


752 








1chen, 25.Novem er1942 - —i rn Pu > Ag EN e Yo REN ne: 
; 17. Jahrgang / Nummer 48 30 Pfennig 


PLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT. MÜNCHEN 














ıJupDas BDIGENBS ZAND arhe erunnansan = 



































„Es war wirklich an der Zeit, das amerikanische Firmenschild zu ändern!“ - 


Paese riservato a Giuda: “Era tempo dayvero di cambiar I" insegna della Ditta americanat,, 


— m 











Erstaunliche Begegnung - Incontro stupefacente 


(R. v. Hoerschelmann) 





VON NEBENAN 


Schnarchen Sie? Ich habe noch niemand gehört, 
der auf diese Frage mit einem deutlichen und 
freudigen Ja geantwortet hätte, obwohl es eine 
Fählgkelt ist, die nicht alle haben. Aber manche 
können es vorzüglich, und gerade die sind es, 


WENN '’S KALTER WIRD 


Heut fpielt’ Ich gern den Flotten. 
Wie lang noch bält'st... 

© meh, die Herren Motten 
zernagten meinen Winterpelzl 


Und auch beim Wame aus Loden 
merkt’ ich's zu fpät... 

Verfluchte Herapoden, 

mit eurem Sinn für Qualitätl 


Werft’ ich die Flint" ins Koren 

ob dem Malheur? 

Blieb mir nicht unverloren 

mein wertgefchätztes Interieur? — 


Traf aus des Schichfals Köcher 
mich Pfeil um Pfeil, 

mas fcheren mich die Löcher! 
Das Unterfutter it ja heilt 


Ratatöchr 


die Ihr Licht unter den Scheffel stellen oder falsch 
Zeugnis reden wider ihren nächsten Kehlkopf. 

Zur Entschuldigung muß man sagen, daß noch 
niemand sich selbst schnarchen gehört hat, es 
sel denn, es habe ein anderer .ihn dabel auf 
einer Schallplatte aufgenommen. Wäre dieses der 
Fall, würde manch einer nicht so unbedenklich 
schlafen, wo auch immer es sel, Selbst die 
rührige Schallplattenindustrie hat noch kein Ar- 
chiv der verschiedenen Typen des Schnarchens 
auf den Markt gebracht, obwohl es doch leicht 
möglich wäre, aus der Art des Schnarchens auf 
den Charakter zu schließen. Vielleicht kommt 
einmal die Zeit, wo man, ehe man bei einer 
Firma Anstellung erhält, ein Stündchen vorschla- 
fen muß, und zwar unter Aufsicht eines Schnar- 
chologen. Nun, soweit sind wir noch nicht, es 
wird noch wild geschnarcht und ohne System. 

Da kenne ich jemanden, der ist ein stiller, zart 
besalteter Mensch, von leisem Auftreten und 
freundlichen Sitten. Aber lassen Sie sich von dem 
mal was vorschlafen! Ha, da kommt etwas her- 
aus, da prasselt's, da faucht's,. da zischt’s, da 
knattert's, da ist es wie bei manchen Theater- 
Inszenierungen, in denen die Stimmen der Unter- 
welt insonderheit der Furien dargestellt werden 
sollen. Es entsteht ein wahres Tongemälde. Ach, 
wenn das zarte Persönchen dies nur ein einziges- 
mal hörte, die würde nie mehr schlafen gehen. 
Nun will ich Ihnen auch sagen, warum ich gerade 
aufs Schnarchen komme. Vorgestern nachts schlief 
ich in einem Hotel, und nebenan, anscheinend nur 
durch einenResonanzboden getrennt, schlief auch 
jemand. Ach, es wird mir stets ein Geheimnis 
bleiben, wie einer bei so einem Krach, den er 


754 


noch dazu selbst vollführt, schlafen kann, Wäre 
ich Musikkritiker, würde ich sagen: der Reiz lag 
in der oberen Mittellage, die klanglich sehr aus- 
giebig war und sich nach oben ein wenig zu- 
spitzte. 
Ich habe mich demnach am nächsten Tag nicht 
an den Tisch der lockigen Blondine gesetzt. 
Foitzick. 


DIE SIEDLUNG ALS ALBUM 


Im Gartenftädtchen Blütenau 

fpaziere ich gern mit meiner Frau. 
Der Himmel fcheint uns mwohlgeneigt, 
weil er uns foviel Heiteres zeigt. 


Die Häuferchen in bunten Reih’n, 

die möchten teils wohl Villen fein, 
jedoch fie leiften fchom Verzicht 

und bleiben Häuschen, klein und fehlicht. 


Das eine, zierlich von Statur, 
trägt eine richtige Ponyfrifur: 
Weit in die Stirn und tief aufs Ohr, 
zwei Augenfenfter feh'n drunter vor. 


Wir nannten es kurz und entfchloffen »fic« 
nach unferer Freundin Annemarie. 

Man kann es für eine Anregung halten, 
die Architektur als Porträt zu geftalten. 


Peter Scher 


Informationen in Washington 


(Erich Schilling) 





„Meine Herren, das geht nicht, daß der eine 10 Prozent und der andere 5 Prozent 
von den neuen Versenkungen zugibt, anstatt daß beide nur 2 Prozent zugeben!“ 


Informazioni in Washington: "Signori miei, non va .. 


« che "uno ammelta 


il 10 per cento e 


l'altro il 5 per cento del nuovt affondamenti, invece che ambidue ammettano soltanto il 2 per cento!,, 


DER LEHRGANG 


Mit Staunen konnte man vor einigen Abenden auf 
Straßen und Gassen, In den Straßenbahnen und 
S-Bahn-Zügen beobachten, wie anscheinend ver- 
nünftige Menschen in kleinen Abständen gewisse 
aymnastische Bewegungen ausführten. Sie blie- 
ven plötzlich stehen, gingen ein paar Schritte 
weiter, blieben wieder stehen, machten halbe 
Kniebeugen, öffneten und schlossen die Hände 


usw. Was ging da vor sich? Hatte man es mit 
einer neuen Geheimsekte, einem mystischen 
Verein zu tun, der gewisse rituelle Bewegungen 
vornahm? 

Wir sind heute endlich imstande, des Rätsels 
Lösung zu bringen. Es waren leute, die von der 
ersten der 16, von dem bekannten Sachverstän- 
digen Fridolin Hulkefryd In der Technischen Hoch- 
schule gehaltenen Vorlesungen für neue Klein- 
gärtner über das Thema „Wie setze ich eine 


755 


Schiebkarre in Gang?" heimkehrien. Diese Men- 
schen mußten ständig die vorgeführten Bewegun- 
gen ausführen, um sie nicht zu vergessen, wäh- 
rend sie nach Hause gingen. Wie unsere Leser 
sicher schon erraten haben, handelte es sich um 
die altbekannte Vorschrift, wie man eine Schieb- 
karre in Gang setzt: „Man stelle sich mit den 
Beinen zwischen den Armen, gehe in die Knie- 
beuge, greife mit den Händen um die Arme, hebe 
die Beine vom Erdboden und beginne zu gehen.” 


(Aus dem Dänischen von John W. R. Hellmann) 


Produktionsumstellung in USA. 


Wilhelm Schulz) 





TA te a ru w ze Er er Kurt. 


„Wolltet Ihr nicht Zwillinge?“ — „Ursprünglich schon, aber wir haben uns von Quantität auf Qualität umgestellt!‘ 


Trasformazione di produzione negli USA.: "Non volevate gemelli?,,— “In origine sl; ma nol siamo passati dalla quantitä alla qualitäl,, 


756 


BÜROKRATES 


VON SCHLEHDORN 


Wie wir erfahren, erscheinen zur Zeit die „Dialoge 
des Bürokrates von Mikropolis”“ (um 100 v. Chr.), 
ediert und kommentiert von Plateau, mit vollem 
Namen ). J. Plateau, de Platitude, Professor an 
der Sorbonne. 

Auch Bürokrates zeigt auf dem Titelblatt Jene 
aufgestülpte Nase, die vermuten läßt, daß er beim 
Wandeln in den Sandalen die starkknochigen 
Zehen aufwärts zu richten pflegte. Das Gesicht 
der Wahrheit ist häufig häßlich. 


* 


Als erster liegt der endlich wiederaufgefundene 
„Dialogus de formularibus” vor, den schon Quin- 
tillus Subalternus (Anth, nonsens, IV, 37) erwähnt. 
Wir geben daraus den Anfang wieder. 

„Um die Abendzeit, als die Sonnenuhren be- 
gannen, auch die heiteren Stunden nicht mehr zu 
zählen, traf Bürokrates auf dem Areopag von 
Mikropolis den Diogenes aus der Sippe der Dio- 
geniden. Der hatte die vom Ahn ererbte Tonne 
auf Räder gesetzt, die von jenem zur Menschen- 
suche verwandte Laterne vorn rechts angebun- 
den, und wartete nur noch auf Schlußlicht, Polizei- 
nummer und Erfindung der motorischen Kraft, 
dann wäre der Wohnwagen fertig. Von der Groß- 
raumtonne des Zwergen Perkeo im Heidelberger 
Schloß ahnte er noch nichts. Er ließ vielmehr 
seine Beine baumeln, ließ den von Osten kom- 
menden Wind in den Locken auf seinen Schien- 
beinen spielen und wußte, daß sein Nichtstun 
Philosophie sel.” 

„Es ist mir bekannt, o: Diogenes”, begann Büro- 
krates das Gespräch, „es ist mir bekannt, daß 
du etwas blöde bist, Aber Just solche allein 
pflegen Weise sich zum Zwiegespräche zu er- 
kiesen. Da merkt man gleich, daß sie selbst Weise 
sind, Wenn sie dann viel fragen und den andern 
wenig zu Worte kommen lassen, haben wir die 
Sokratische Methode.” ” 
„Mir soll's recht sein”, entgegnete Ihm Diogenes. 
„Frage nur.” 

Und Bürokrates hub an zu fragen: 

„Ist Ordnung besser oder Unordnung?" 

„Sonder Zweifel die Ordnung.” 

„Warum also, o Diogenes, sollen wir keine For- 
mulare ausfüllen? Wisse: der Charakter (nebst 
den Anlagen) ist der Vordruck (nebst Anlagen) 
unseres Lebens, den haben wir durch Pflichterfül- 
lung auszufüllen.” 

„Höre weiter: Ist es besser, Arbeit zu verursachen 
oder zu ersparen?" 

„Zu ersparen sicherlich”, antwortete Diogenes mit 
Überzeugung. 

„Wohlgesprochen", erwiderte Bürokrates, „durch 
Formulare aber spart man Arbeit. Nicht Zutreffen- 
des zu durchstreichen, Rubriken genau auszu- 
füllen.” 

„Wie aber, o Bürokrates, wenn sie auf den Einzel- 
fall nicht passen?“ 

Tor", erwiderte der Weise, „Formulare passen 
immer. Nur die Verhältnisse passen nicht immer 
in die Formulare. Aber schon der weise Pro- 
krustes hat uns gezeigt, wie man die Menschen 
den Betten und die Fälle den Formularen anzu- 
passen vermöge. 

Zudem: ist das Frühere früher oder das Spätere?” 
„Außer bei Wetterprognosen, das Frühere.” 
„Hat sich das Spätere dem Früheren anzupassen 
oder dieses jenem?“ 

„Traun, Jenes diesem.” 

„Nun also, Diogenes, was war denn früher? Wenn 
du mit einem Anliegen auf die Behörde von 
Mikropolis kommst oder dorthin entboten wirst, 


ist dann das Formular schon da oder nicht?" 
„Es ist schon da”, entgegnete jener, „In vielen 
unleserlichen Abzügen.“ 

„Wenn sonach die Formulare schon vorhanden 
sind, in einer Auflage, die größer Ist als alle nur 
möglichen Fälle, so folgt daraus, beim Zeusl, ein 
Zwiefaches: einmal, daß sich die Fälle den For- 
mularen anzupassen haben — denn die Fälle 
sich vorgedruckt zu denken, verstieße fürwahr 
gegen die Tatsache des freien Willens — und 
zweitens, daß Fälle geschaffen werden müssen, 
um die Formulare nützlich zu verwenden,” 
„Oder ist es nicht an dem?” 

„Es ist an dem, o Bürokrates.” 

„Danach erweist sich”, stellte jener fest und ver- 
gaß auf eine Zeitlang das Fragen, „Formulare 
sind die hektographierte Erfahrung, die In Massen 
aufgelegte Logik, die zum Gemeingut gemachte 
Vernunft — ja, bei den olympischen Göttern, die 
höchste Errungenschaft der menschlichen Kultur.” 
„Und nun gar erst die Fragebogen“, fuhr der 
Weise begeistert fort. „Ist nicht ein jeglicher ein 
Stück Autobiographie? Und das erleichtert, Ein 
Zwang, sich auf sich selbst zu besinnen, wenig- 
stens auf seine sämtlichen Vornamen? Das ver- 
edelt. Traun, das Formular ist die zum Gemeingut 
gemachte sokratische Methode, durch Fragen die 





Der Hofnarr 


II buffone di corte 





Toren zur Weisheit zu führen. Kurz, der Schritt von 
der Bürokratie in die Philosophie... 

Wußtest du, daß .von jener zu dieser nur ein 
Schritt sel?" 

„Nein“, antwortete Diogenes, „ich dachte immer, 
von dieser zu jener...” 


* 


So geht der Dialog noch viele Seiten fort, Pro- 
fessor Plateau de Platitude bemerkt in einer Fuß- 
note dazu, Bürokrates habe noch nicht wissen 
können, daß selbst vom Weltschöpfungsbeschaf- 
fungsamt alles Erforderliche auf Formularen an- 
gefordert worden sei: Humus, Fixsterne, Kohl- 
köpfe und Charaktere. Nur bei der Nächstenliebe 
und dem Vertrauen seien die Bezugsformulare 
ausgegangen; die Wirkung sel ersichtlich. Am 
Ende der Woche habe es lauter Überarbeitete 
Erzengel gegeben, von denen denn auch einer 
fiel, 

Zum Schluß schildert der Dialog — ein aufschluß- 
teiches mikropolitanisches Zeitgemälde —, wie 
Diogenes gestorben war. 

„Da nahte”, heißt es, „Bürokrates von Mikropolis 
mit seinen Schülern und Schüleranwärtern, ver- 
hüllte im Schmerze das Haupt (jene taten es Ihm 
nach) und streute dem Diogenes das Sanftruhungs- 
ersuchen (Formblatt X b. 25387, 2 Myriaden Aufl.) 
und die ehrende Andenkenbewahrungsverpflich- 
tung der Mitbürgerschaft (Formblatt X c. 25388) 
aufs Grab. 

Und schritt heim auf sicheren Sandalen.“ 





EAU (A, Paul Weben) 


MR 


MS, 






„Sage mir, Narr, kannst du nur unanständige Witze machen?" 
„Nein, Majestät; aber sie sind die ungefährlichsten !* 


""Dimmi, pazzo, puol fare soltanto scherzi Indecentil,, — "Oh no, Maestä; ma questi sono | meno perlcolosl!,, 


757 


DER JAHRESTAG 


VON FRANCO BONDIOLI 


Es war an einem Ersten Oktober, In der Nacht 
vom Sonntag auf Montag. Ingenieur Oggioni war 
gegen neun Uhr abends müde von einer Ge- 
schäftsreise nach Hause gekommen und hatte die 
Wohnung leer gefunden. Ein Brief seiner Frau 
belehrte ihn, daß sie erst morgen gegen Mittag 
aus der Sommerfrische heimkehre, Die Dienst- 
mädchen kämen ebenfalls erst am Montag, aber 
schon in aller Frühe, von ihrem Ausgang zu- 
rück. Oggloni fühlte sich abgespannt und legte 
sich verdrossen zu Bett. Kaum war er eingeschla- 
fen, schrillte die Hausglocke, Schlaftrunken tastete 
er nach dem Lichtschalter an seinem Nachttisch, 
erhob sich und ging fast im Dunkeln und etwas 
benommen zur Haustüre, Er öffnete, Eine Männer- 
gestalt zeichnete sich von der matten Helle des 
Gartens ab. Dieser Mann fragte: 

„Ingenieur Oggloni?" 

„Jawohl — Sie wünschen?” 

„Ihre Frau ist erkrankt — schwer erkrankt.” 
„Meine Frau?“ fragte Ogglon! In dem Gefühl, nicht 
richtig verstanden zu haben. 

„Nehmen Sie sofort das Auto, das an der Straßen- 
seite wartet und fahren Sie nach Torno am Comer- 
see. Fragen Sie nichts. Ihre Frau sollte erst mor- 
gen von Premeno abreisen und gegen Mittag zu 
Hause sein. Sie Ist aber schon heute weggefah- 
ren... mit mir.” 

Ingenieur Oggioni fühlte bei diesen Worten den 
brennenden Wunsch, diesem Mann ins Gesicht zu 
schauen, 

„Treten Sie ein”, sagte er, Aber der andere rührte 
sich nicht, sondern sagte nur rasch und mit ge- 
dämpfter Stimme: . 

„Als Ihre Frau vor einer Stunde erkrankte, waren 
wir gerade In Torno eingetroffen. Im Hotel hält 
man mich für ihren Gatten. Ich habe mich unter 
Ihrem Namen im Meldezettel eingetragen. Ver- 
lieren Sie keine Zeit] Es Ist Zimmer Nr. 3 im ersten 
Stock links. Sie könnien es unmöglich verfehlen.” 
Oggioni sah den Mann, dessen Schatten sich sil- 
houettenhaft von der Toröffnung abhob, die drei 
Eingangsstufen hinuntereilen, Im Weggehen sagte 
er noch: „Boeilen Sie sich! Es könnte sonst zu 
spät sein. Ihren Hausarzt habe Ich telefonisch 
verständigt. Wahrscheinlich finden Sie ihn schon 
dort.” 

Seine Stimme verlor sich in der Ferne. Man hörte 
nur mehr die Gartentüre zuschlagen. 

Oggioni ging ins Haus zurück, schloß die Türe 
und ließ sich mechanisch von dem aus seinem 
offenen Schlafzimmer fallenden Lichtschein leiten. 
Plötzlich stand er vor seinem Bild, das ihm aus 
dem Spiegelschrank entgegenblickte. Er rleb sich 
das Kinn, frottierte mit der geschlossenen Faust 
die Wange und fuhr sich über die Augen. Er 
glaubte schwer zu tröumen, Dann trat er ans Fen- 
ster. Ein Auto mit der schwach beleuchteten 
Nummer von Como wartete an der Straßenseite, 
Es würde ihn nach Torno zu seiner kranken Frau 
bringen. „Es könnte sonst zu spät sein!” hatte der 
Mann gesagt. Vielleicht war Anna schon tot. 

Er sah sie im Geiste bleich und steif auf ihrem 
Lager. Wie war das eigentlich zugegangen? Anna 
reiste einen Tag früher von Premeno ab? Und 
nicht gleich nach Hause, sondern nach Torno? 
Mit einem Mann? Wer war dieser Mensch? Er 
fuhr mit Anna weg und als Anna erkrankte, gab 
er sich für ihren Mann aus? Er liebte sie also. 
Oder hatte ihr weisgemacht, daß er sie liebte. 
Ein Mann, der Anna zu überreden wußte mit ihm 
zu gehen und der sie dann, als sie krank wurde, 
allein ließ, um nach Mailand zu eilen und ihn, 
ihren Ehemann, zu benachrichtigen? Unwillkürlich 
fühlte er eine gewisse Bewunderung für den Un- 
bekannten. Dieser Mann hatte nicht den Kopf 
verloren, sondern kaltes Blut bewahrt und sich 
nicht verraten, Er hatte sich für Annas Gatten aus- 
gegeben und sie dadurch vor der Schande geret- 


tet. Vor solcher Geistesgegenwart schwleg sogar 
seine Empörung: 

Instinktiv fragte er sich, ob er im gleichen Falle 
mit ebensoviel Besonnenheit und Umsicht gehan- 
delt hätte. Er besah prüfend sein Spiegelbild, das 
ihm starr aus gläsernen Augen und mit verrauftem 
Haar entgegenblickte. Im offenen Kragen seines 
Pyjamas glänzte ein goldenes Kettenknöpfchen. 
Er riß sich zusammen und sagte sich, daß er 
sich beeilen müßte, Sein Platz sel da unten In 
jenem Hotelzimmer... 

Er warf hastig die Jacke seines PyJamas ab. Als er 
seinen entblößten Oberkörper im Spiegel sah, 
drängte sich ihm das Bild seiner Frau auf, die an 
jenen Mann geschmiegt, gestorben war. Und die- 
sen Burschen hatte er entkommen lassen? Statt 
Ihn festzuhalten, seine Kehle zu umklammern und 
ihm das Geständnis zu entreißen? Jetzt wußte er 
nicht einmal mehr die Worte, welche der Unbe- 
kannte gesprochen hatte. Er hätte sie sich gerne 
noch einmal vorgesagt, um daraus die Wahrheit 
zu erraten. In nervöser Überstürzung kleidete er 
sich an, er wußte selbst nicht recht, was ihn mehr 
dazu antrieb, die Wißbegierde oder das Mitgefühl 
Als ihn der Chauffeur aus dem Haus kommen sah, 
öffnete er ihm’den Wagenschlag. 

„Ich habe die Kontrolluhr abgestellt”, sagte er. 
„Wir fahren den gleichen Weg zurück, es ist der 
kürzeste.” 

Oggioni blieb stumm. Es schien Ihm, als risse ihn 
der anfahrende Wagen gewaltsam aus seinem 
Heim, aus seiner ganzen früheren Existenz, Der 
Chauffeur, der vor Ihm auf dem Führersitz saß und 
von dem er nichts als das rote Genick sah, würde 
sprechen, wenn er ihn fragte, Aber dann käme os 
ja auf, daß er jetzt nicht den gleichen Gast fuhr, 
den er vor einer Stunde nach Malland gebracht 
hatte, 

Die Straße lag vor Ihnen wie ein silbernes Band, 
die Bäume zu beiden Seiten wurden spärlicher 
und die Lichter der ihnen entgegenbrausenden 
Autos schienen Ihn höhnisch zu ohrfeigen. 

Als er in Torno ankam, las or in den Augen des 
Hoteliers etwas wie Überraschung. Aber er stürmte 
mit gesenktem Kopf die Treppe hinauf. Er be- 
merkte, daß ihm der Wirt folgte. Im stillen memo- 
tierte er: erster Stock, die dritte Türe links. Und 
als er die Klinke niederdrückte, hörte er den Wirt 








sagen: „Entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht 
gleich wiedererkannt.” 
Oggioni trat ein. Im Zimmer herrschte Halbdunkel. 
Anna lag auf dem Bett, unbeweglich. Oggioni 
blickte sich um und wandte sich dann, um zu se- 
hen, ob er die Türe geschlossen hatte. Dann trat 
er ans Bett und nahm Annas Hand in die seine. 
„Annal“ Er ließ die Hand sinken, die schwer auf 
das Bett zurückliel. 
Er setzte sich In den Lehnstuhl zu Füßen des Bet- 
tes und betrachtete seine Frau ohne eine Träne 
zu vergleßen. Ihr Gesicht schien vollkommen un- 
beteiligt, wie von allem Irdischen abgekehrt. Zwi- 
schen sie und die Dinge dieser Welt hatte sich 
eine ungeheure Entfernung geschoben, Sie war 
noch im Reisekleid, der seidene Strumpf zeigte 
am linken Knie einen klaffenden Riß. Wahrschein- 
lich war sie gestürzt. Seine Blicke wanderten wei- 
ter, Auf dem Nachttisch stand ein unberührtes 
Kognak-Glas. Die Koffer waren geschlossen und 
Oggioni sagte sich: „Noch war sie nicht seine 
Geliebtel“ Zuerst sagte er es leise, wie für sich, 
dann immer lauter, bis er vor seiner eigenen 
Stimme erschrak, Er wußte, daß er es binnen 
weniger Augenblicke hinausbrüllen würde wie ein 
Tier. Er ballte die Fäuste, knirschte mit den Zäh- 
nen und schließlich erstarben die Worte In einem 
Röcheln, 
So fand ihn der Arzt. 
„Warum haben Sie mich nicht In Ihrem Wagen 
abgeholt? Ich versprach Ihnen doch, mich sofort 
bereitzuhalten!” sagte er beim Hereinkommen. 
Dann beugte er sich über Anna. Aber rasch rich- 
tete er sich wieder auf, trat zu Oggioni und legte 
ihm tröstend die Hand auf die Schulter. 
„Fassungl” 
Oggloni antwortete nicht. 
„Es muß ganz plötzlich gekommen sein. — Hatte 
sie nicht hier einen feinen, stechenden Schmerz?“ 
Er deutete auf die Herzgegend. 
Oggioni schwieg. 
„Sie hat gar nicht gelitten.” 
Erst jetzt bemerkte Oggioni, daß der Arzt auf die 
Fragen antwortete, die er stellen wollte. — 
Sechs Jahre sind seit Annas Tod vergangen, Je- 
den ersten Oktober trifft Ingenieur Oggioni um 
acht Uhr abends Im Hotel von Torno ein. Man 
teserviert ihm stets das gleiche Zimmer Im ersten 
Stock, die dritte Türe links. Alle wissen, daß in 
diesem Zimmer an einem Ersten Oktober seine 
Frau in seinen Armen verschieden Ist. Er sagt es 
jedem, der es hören will, 
Und heute glaubt er es selber. 

Aus dem Italienischen von Helma Flessa 


DAS LETZTE GELAGE 


Späte Gäste, kommt nodı einmal her! 
Morgen stehen Saal und Garten leer, 
und die Vögel gehen auf die Reise, 
Dann sind wir gesondert und allein, 
Aber heut erglänze letzter Wein 

zu der armen, karg bemess'nen Speise, 


Freunde, wie gering sind wir an Zahl, 
viel zu einsam für ein Bacchanal, 

und wie ernst sind unsere Gesiditer! 
Lauschen wir nicht heimlicı einem Klang, 
den der Abgrund, den die Zeit verschlang? 
Und wo sind die Flöten, wo die Lichter? 


Milde sind wir geworden, alt und. grau. 
Unter uns erbebt der Erdenbau, 

über uns verfinstern sic die Zonen, 
Brüder, die ihr tief bewandert seid 

in der Wissenschaft vom Menschenleid, 
alınet ihr die Stunde der Dämonen? 


758 


Was in stygischer Beläubung mebt, 

mas, von warmem Blule trunken, lebt, 
mas da huscht in sduwanker Schaltenreihe, 
mas gestaltenlos und dodı Gestall —: 

Sei besdiworen, Freunde, sei geballt 

zum kristallnen Mal der Todesweihe, 


Jede Schönheit, die uns widerfuhr, 

Puls und Atem göttlicdier Figur, 
Strahlenpost aus Stern- und Sonnenlanden, 
ferner Wanderjahre Jugendkraft, 
höchster Rausch und tiefste Leidenschaft: 
sei noch einmal herrlidı auferstanden! 


Was die schwärmeriscdie Seele salı, — 
mar es einst, so ist ex ewig da, 

bleibt es audı dem Irdischen verboten. 
Recken wir die Kelche in das Licht, 
das aus unsrer Herzensflamme bricht, 
grüßen wir das nahe Land der Toten! 


. HARRY FROMMELT 


Fortissimo 


„Nee, nee, so oft ich diese Rhapsodie von Liszt höre, sage ich mir 
nur immer: das Letzte, was ich sein wollte, wär 'n Konzertflügel!“ 


Fortissim Dio, Dio! Ogni volta che sento questa rapsodia di Liszt, non posso 
che esclamare: Povera me, s’io fossi un pianoforte a coda da concerto!,, 


759 


(R. Kriesch) 





WILDWESTBESUCHER IM WILDWESTFILM 


Es schlug sieben Uhr. Da hatte ich über meiner 
Arbeit wieder die Zeit vergessen! Nun, mein 
Freund Hans Karl hatte bestimmt die Kinokarte 
für mich an der Kasse hinterlegt. Ich eilte aus 
dem Hause, sprang in einen Autobus und stürzte 
fünf Minuten nach viertel acht Uhr an die Kino- 
kasse, 

„Bitte, liebes Fräulein, ist eine Karte hinterlegt 
worden unter — —” 

Die Kassierin blickte verärgert von dem Roman 
auf, den sie eben seitenweise verschlang, und 
schob mir eine Karte hin. 

Die Platzanweiserin geleitete mich in den dunklen 
Saal, Eben rollte eine aufregende Szene, Schüsse 
krachten, Pferdehufe schlugen hart den Boden. 
Gerade während dieser fesselnden Szenen des 
wilden Westens zwängte ich mich an einer Reihe 
von Knien vorüber. Die Leute murrten, etliche ge- 
zischelte Worte klangen sehr nach Beleidigungen. 
Aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. 
Schließlich ärgerte ich mich auch, wenn ich im 
Kino saß und jemand zu spät kam und mir die 
Sicht auf die Leinwand verstellte, 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


Leise entschuldigte ich mich und ließ mich auf 
meinem Platz nieder. 

„Da bin Ich!” flüsterte ich. Keine Antwort! Da- 
gegen zischten einige Leute, darunter auch mein 
Hintermann. Ich gab im Geiste den Leuten recht; 
denn auch ich hätte mich als mein eigener Hinter- 
mann nicht anders benommen. Aber warum rührte 
sich Hans Karl nicht? War er von diesem Wild- 
westflIm so sehr gefesselt, daß er mein verspäte- 
tes Kommen gar nicht bemerkt hatte? 

Ich suchte mich eben in dem Film zurechtzu- 
finden, als sich eine sanfte Hand auf mein Knie 
legte. Ich zuckte zusammen; das war nicht die 
Hand meines Freundes Hans Karl! Ich blinzelte 
nach rechts, woher die Hand kam, und sah im 
Widerschein der Leinwand ein junges Mädchen. 
Es blickte gespannt auf die Leinwand; nicht nach 
rechts, nicht nach links blinzelte es. Aber ihre 
Hand ruhte auf meinem Knie, eine warme, wunder- 
bare Mädchenhand, 

Allerhand, dachte ich, diese Mädchenhand! Sie 
verwechselt mein Knie mit dem Knie eines an- 
deren! 


{F. Bloyer) 

















„Dolle Sache, wat, Wastl2!"" — „No ja, tuat’s scho! Aber wiß'n sollt ma’ halt, 
net wahr, was oan’'m mehr derbarma muaß: 's Roß oder die schö' Hosn?"* 


“Roba da pazzl, non & vero, Bastiano!, — “Evvia, non c’ & malaccio! Ma si dovrebbe 
pol sapere, nevvero, cosa si abbia a compassionare di piö: Il cavallo o I bei calzonil,, 


760 


Vielleicht saß ich nicht auf dem mir gebührenden 
Platz, vielleicht hatte die romanlesende Kassierin 
die reservierten Karten vertauscht, Mir war das 
gleich! Ich danke dem Zufall und tastete nach 
der Mädchenhand, die mein Knie bereits in helles 
Entzücken versetzt hatte. Willig gab die Hand 
nach. Und nun kam mir auch die Schulter des 
Mädchens entgegen. 

Zehn Minuten später, als der Wildwestheld auf 
der Leinwand mit der Stieftochter des unrasler- 
ten Goldgräbers eine rührende Liebesszene 
spielte und als zum Rauschen der Bäume eine 
zwar unlogische aber stimmungsgebende Jazz- 
kapelle einen mit allen duftenden Salben der 
Filmwelt geschmierten Tango erklingen ließ, hatte 
ich meinen Arm um die Hüfte des unbekannten 
Mädchens gelegt. Ach, eine von der Natur mit 
Kunst und Liebe modellierte Hüftel Ich flüsterte 
dazu: „Liebling!” 

Das Mädchen: „Kein Wort! Es ist so schön, zu 
schweigen und dabei einander nahe zu sein!” 
Auch gutl Je weniger gesprochen wurde, um so 
länger konnte ich den Zufall ausnützen. Unsere 
Köpfe waren nun so nahe, daß die Haare des 
Mädchens meiner Wange schmeichelten. Ich ge- 
stehe, daß meine Stimmung mindestens ebenso 
feurig war wie die des Wildwesthelden auf der 


"Leinwand. 


Dieser verfolgte eben drei Indianer; dabei ge- 
riet er plötzlich in einen Hinterhalt. Man sah, 
daß ein vierter Indianer hinter einem Baume 
lauerte, Er hielt eine an einer Schnur befestigte 
Pistole in der Hand. Dem Kinopublikum schlugen 
die Herzen; denn man ahnte, welche Gefahr dem 
Helden drohte. Ja, es kam wie man vermutetel 
Der Indianer schleuderte in dem Augenblick die 
Pistole nach dem Helden, als dieser an seinem 
Versteck vorbeikam und — — 

„Hans Karl, das ist doch schrecklichl” stieß das 
Mädchen neben mir hervor. Ihre Hand zuckte und 
mich überkam ein eiskalter Tusch. Sogleich folgte 
ein zweiter. Der Mann hinter mir brummte örger- 
lich: 

„Geben Sie doch endlich die Köpfe auseinander, 
damit ich Aussicht auf die Leinwand habe! Zwei 
so stumpfsinnig Verliebtel” 

Mit Entsetzen erkannte ich die Stimme. Sie ge- 
hörte Hans Karl. 

Da löste ich mich aus der Nähe des Mädchens, 
Ich eilte aus dem Kino und wartete draußen das 
Ende der Vorstellung ab. Nun kam das Publikum 
aus dem Saal; auch Hans Karl erschien, mit ihm 
ein Mädchen. Als er mich sah, rief er kopf- 
schüttelnd: 

„Dir lasse ich nochmals eine Karte zurück! Warum 
hast du wieder vergessen, daß die Vorstellung 
um sieben Uhr beginnt?” 

Ich erwiderte, ich wäre so sehr In die Arbeit an 
meiner neuen Kurzgeschichte vertieft gewesen, 
daß ich, wie er sehe, eben Jetzt erst gekommen 
sel. Hans Karl stellte mich dem Mädchen vor und 
sagte: 

„Das hier ist Erna, meine neue Sekretärin! Denk 
dir nur, Ich habe für Fräulein Erna ebenfalls eine 
Karte hinterlegt, weil sie um sieben Uhr noch 
nicht da warl Die Kuh von einer Kasslerin hat ihr 
eine Karte für den Platz vor mir, statt neben mir, 
hinterlegt. Später kam dann noch ein Frechling, 
der neben Erna Platz nahm und den sie, von dem 
Film gebannt, für mich ansah. Dieser Gauner, der 
aus dem wilden Westen stammen könnte, hat 
Ernas Irrtum weidlich ausgenütztl Aber wenn ich 
den erwischel Zu seinem Glück hat er das Kino 
vor Ende der Vorstellung verlassen!“ 

Ich machte große Augen und tat, an Erna ge- 
wendet, erstaunt: 

„Das könnte beinahe eine Kurzgeschichte sein! 
Und war er wirklich so zudringlich?” 

Entrüstet erwiderte das Mädchen: 

„Und ob! Da habe Ich Jetzt blaue Fleckel So fest 
hat er mich an sich gedrücktl" 





Gesundes Haar - gepflegte Hopfhaut?! | 


Das Geheimnis aller Haarpflege ist eine ange- 
regte Durchblutung der Kopfhaut. Tägliches Mas- 
sieren mit den Fingerspitzen und kräftiges Bür- 
sten fördert sie auf die einfachste Weise, so daß 
die Kopfhaut stets gut vorbereitet und empfäng- 
lich bleibt für das z. Z. nur beschränkt lieferbare 


Bi 





rkenhaarwasser 





KA Och ln Ko Guulke 


IKAILADIDIE IBEDILA IKAD SMLIEITILIKK 


















Einweichen und Einweichen 
ist nicht dasselbe! 
Daß es je nach Art der Wäsche zwei grund 


verschiedene Einweichmethoden gibt, ist leider 
noch nicht überall bekannt 


Weiß- und Grobwäsche: 


rasieren! An har- 
len Barlstoppeln 
zerschleihl jede 
Krawalle. .. auch 

Ihre schöne 





(- Tinte u. Äusziehtusche"\ 


Stempeikissen.Siegellackealler Art 





CK Kleb-All 


[GUTENBERB Werk fürBürobedarfmbH Mainz Aa, 








Dieqguteweil 
Klebepaste für Papier. 
Geschmeidig 

in |bis zum letzten Rest! 


Büroleime‘) 





Ten] 









DOPPELTE 
DESTILLATION 


Nach dem alten Verfahren der 
doppelten Destillation werden auch 
heute noch die weltbekannten Bols- 
Erseugnisse von der Erven Lucas 
Bols A.-G. in Emmerich 
am Rhein, deren Stammhau 
die älieste bestehende Likörfubrik 
der Welt ist, hergestellt, Heute wird er zwar nur 
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zuerst waschen, dunklere Sachen anschlies- 
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Dem einsamen Gast, Mit Staunen konnte man vor einigen Abenden auf Straßen und Gassen, In 


VONIRAINER PREVOT Im Tanz mit dem schnellen, den Straßenbahnen und $-Bahn-Zügen beobachten, wie anscheinend ver- 










































Pr nünftige Menschen in kleinen Abständen gewisse gymnastische Bewegungen 
Dem kosenden Wind, ausführten. Sie blieben plötzlich stehen, gingen ein paar Schritte weiter, 
ii - 5 erberli 3 blieben wieder stehen, machten halbe Kniebeugen, öffneten und schlos- 
Du trittst aus den Tannen, Du herbstlich blondes sen die Hände usw. Was ging da vor sich? Hatte man es mit einer neuen 
Den rauhen Mannen, Liebchen des Mondes, Geheimsekte, einem mystischen Verein zu tun, der gewisse rituelle Be- 
. nein" D . . . wegungen vornahm? 

Deinem Gesind', er licht dich umspinnt. Wir sind heute endlich imstande, des Rätsels Lösung zu bringen. Es waren 
enenküfege Leute, die von der ersten der 16, von dem bekannten Sachverständigen 
An duftenden Wegen . Fridolin Hulkefryd In der Technischen Hochschule gehaltenen Vorlesungen 
Mir tänzelnd entgegen So nenn!’ ich dich ‚Kirke‘ für neue Kleingärtner über das Thema „Wie setze ich eine Schiebkarre in 
Waldkönigskind, £ Flammende Birke Gang?” heimkehrten. Diese Menschen mußten ständig die vorgeführten 
Yind, ’ Bewegungen ausführen, um sie nicht zu vergessen, während sie nach 
k wie dii ei Weil in dein weiger Hause gingen. Wie unsere Leser sicher schon erraten haben, handelte es 
50 blank wie die hellen h Lin deinen Zweigen sich um die altbekannte Vorschrift, wie man eine Schiebkarre in Gang 
Silberforellen Die zärtlichen Geigen setzt; „Man stelle sich mit den Beinen zwischen den Armen, gehe In die 
im Moosbach ind Dneand Kniebeuge, greife mit den Händen um die Arme, hebe die Beine vom 
m.Woosbach Sind. er Sehnsucht sind. Erdboden und beginne zu gehen.” Aage Hovmand 

De Sa Wann darf ich 

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Lustspiel eine sehr nette, aber leider sehr kleine 
Rolle. Eines Abends saß Direktor Hampe von dem 
um sich Kitty 


Karlsbader Stadttheater im Parkett, 


R. wegen eines eventuellen Engagements anzu- 
sehen. Nach der Vorstellung fragte ihn die Schau- 
spielerin: 

„Wie habe ich Ihnen gefallen, Direktor?“ 

„Ich habe das Pech gehabt, daß mir das Pro- 
gramm aus der Hand fiel, als Sie auftraten”, 
bedauerte Hampe, „als ich mich gebückt und es 
aufgehoben hatte, war Ihre Rolle leider schon 
zu Ende.” I.H.R 

« 


Theateranekdoten sind selten wahr. Und so wird 
es auch nicht ganz stimmen, was mir ein heute 
berühmter Schauspieler des Wiener Burgtheaters 
von seinem ersten Auftreten erzählte. Er hatte vor 
vielen Jahren als blutjunger Anfänger einen Pa- 
gen der Königin in Maria Stuart zu spielen. Auf- 
geregt wartete er hinter der Kulisse auf sein 
Stichwort. Im nächsten Augenblick mußte er auf 
die Bühne. Da flüsterte ihm der Feuerwehrmann zu 


„Knöpfen Sie sich erst einmal richtig zu, Junger 

Hegel" 

In diesem Augenblick fiel das Stichwort. Der Page, 

noch mit den Händen aufgeregt seine Kleidung 

ordnend, stürzte auf die Bühne und stieß seinen 

Satz hervor: 

„Ich komme soeben von dei Königin!” 
* 

Der Ausflugsgasthof Sennhof bei Karlsbad suchte 

einen Aushilfskellner. Es meldete sich auch einer 

Die Wirtin zögerte 

„Werden Sie es auch leisten können? Bei uns 

geht es mittags oft recht aufregend zu.” 

Der Bewerber lachte: 

„Aufregender kann es bei Ihnen auch nicht zu- 

gehen, als wo ich zuletzt warl" 

‚Wo waren Sie denn?" 

„An der Front als Essenträger zu den vordersten 

Linien.” I.H.R. 


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Wertarbeit 


DER 


Es fteht im Bunker ein Kanonenofen, 

Der ift der Mannfchaft lieb und wert. 

Verroftet lag er fchon in einem Kofen, 
"Nun wärmt er uno und dient ala Herd. 





VON HEINZ FRIEDRICH KAMECKE 


Wenn Stürme herbftlich um die Stellung toben, 
Wenn es vor Kälte winters kracht, 

Dann fchlucht er gern Die fchiver beforgten Kloben, 
Die man ihm mundgerccht zerhacht. 


UNKEROFEN 


Kartoffeln, Drillichzeug und andre Sachen, 

Die kochen wir auf feiner Glut. 

Wir fchweigen, wenn die Buchenknafte krachen, 
Und jeder denkt: So ift es gut! 


MEIN HÜBSCH MÖBLIERTES ZIMMER 


So sehr in meinem Leben die Zimmer wechselten, 
so sind sie doch immer hübsch möbliert geblie- 
ben — und das heißt: nichts In ihnen gehörte mir. 
Juristisch gesehen ist alles Eigentum der Haus- 
frau, aber von der Plattform der Seele aus be- 
trachtet, kann ich mich mit dem Mobiliar derart 
einigen, daß es zu mir im Verhältnis kommuni- 
zierender Röhren steht. Bricht dann der efeutäto- 
wierte Henkel des Waschkruges ab, so fühle ich 
wie er den Schmerz. 

Zur Zeit wohne ich dritter Stock links mit einer 
Aussicht nach hinten. Eine Feuermauer schützt 
mich vor dem Verbrennen und den Versuchungen 
der Jahreszeiten, samt Ihrer werbenden Natur. Da- 
für ist aber das Zimmer anheimelnd mit könig- 
lichem Luxus versehen... 


Dor gehorsamste Diener 


Er besteht voll und ganz aus Gestell und dieses 
wiederum aus Holz. Sein Dienst Ist hart und scharf 
umgrenzt. Er hat fürs ganze Leben die Aufgabe 
übernommen; Stiefel auf bequemste Art von den 
Füßen zu ziehen. Man stellt müde das Bein auf 
eine Platte, läßt von oben her eine Zunge über 
die Zehen fallen, stemmt sich zurück und der 
Lackstiefel liegt elegant, wie eine Tafel Schoko- 
lade, am Boden... 

Beim Eintritt ins Zimmer fällt mein erster Blick 
auf diesen Stiefelzieher. Geduldig wartet er 
den ganzen Tag auf mich. Reich geschnitzt 
und verziert sieht er wirklich wie ein Kammer- 
diener aus. Die Herrschaft hingegen kann und 
soll einfach und gediegen einhergehen. Man 
sieht an der Pracht des Lokalen, was man 
sich am eigenen Leib leisten könnte, aber 
nicht nötig hat, 

Mein Diener hat allen Dienern noch etwas 
voraus. Auf seinem Bauch ist mit Holzbrand- 
malerei die „Flucht nach Ägypten” abgebil- 
det. Und während ich es mir von einem Fuß 
zum andern immer gemütlicher mache, erlebe 
ich das Ziehen der Ferne, die Versuchung — 
mitzufliehen. Daß diese Reise mit Familien- 
anschluß möglich wäre, erhöht ihren Reiz. 
Und daß die Fahrt ins Land der Pharaonen 
geht, macht den Lockruf unwiderstehlich. 
Ansonsten könnte dieser Diener noch dazu 
dienen, daß man ihn zu Bündelholz zerhackt 
und ins Feuer wirft. Um mich aber zu solcher 
Barbarei hinrelßen zu lassen, habe ich viel 
zu viel Geschmack und Freude an reiner 
Ästhetik — — 


Drei Sofakissen 


Mit Sorgfalt werden sie von der Hausfrau 
immer wieder so in die Ecke des Kanapees 
geschichtet, daß sie möglichst viel natürliche 
Unordnung vortäuschen sollten. In diesem 
absichtlichen Durcheinander wollen sie die 
Seele zur Entspannung einladen, steife Hal- 
tungen zur Übergabe auffordern und die 
Moral vergessen lassen, daß sie sich von 
selbst versteht. | 


Die Freundinnen 


Le amiche 


VON ERNST HOFERICHTER 


So ein Sofakissen verlockt zu Lebenslagen, die in 
ihren Spannwelten — von der Gemütlichkeit bis 
zum Dionysischen reichen. Man kann auf ihm in 
der Nase bohren oder von der Greta Garbo 
träumen — und auch beides zugeich. Hier be- 
stehen nicht die geringsten Vorschriften. Wie der 
See zum Bade, so ladet es unser Unbewußtes ein 
— seine Bestlalität trefflich zu offenbaren, Nur 
ein Viertelstündchen genügt, um aus dem Zimmer- 
mädchen in der Hand — eine Kommerzienräts- 
tochter auf dem Dache zu modeln. 
Seltsamerweise trägt keines der drei Kissen eine 
‚Aufschrift, einen Imperativ, ein Motto. Um so mehr 
wird man dadurch angeregt — von sich aus —, 
sie mit Worten zu besticken. Um dem Rosaroten 
mit den Mohnblumen nicht hörig zu werden, be- 
nenne Ich es im Geiste mit „Talipha kumi’, Das 
molligste unter den Dreien bekommt den Titel 
„Quo usque tandem?“ Und jenes, das bereits seine 
Roßhaare verliert, beschreibe ich mit „ta twam 
asi’. Und je nach meiner Stimmung suche ich mir 
die Kissen aus, um darauf meine Lippen oder 
eine Wurzelhautentzündung zu pressen. 

Fernerhin kann man In sie Tränen weinen und sie 
als Wurfgeschosse benützen. Schön sind sie auch 
zum Streicheln oder zum Zerwühlen, Erregte Frauen 
verwechseln sie mit Pralinen und beißen hinein. 
In den ersten Tagen hatte ich eines der Sofa- 


(Hanna Nagel) 





kissen im Verdacht, daßes sogar ‚Mama’sagenkann, 
wenn man es zusammendrückt, Aber darin habe 
ich es überschätzt und es blieb bei meiner bösen 
Vermutung. Statt selbst zu reden, lassen sie die 
Blumen sprechen, die darauf abgebildet sind. Und 
das sind ihrer gar viele, Ich liege darin wie in 
einem Garten. Beim letzten Waschen gingen die 
Farben der Blüten aus und flossen ineinander, 
Das sah aus, als ob sie Katarrh hätten... 

Am sinnvollsten aber wirken meine Sofakissen, 
wenn sie nur sinnlos in der Ecke liegen, wenn man 
sie nicht als Mittel zum Zweck benützt. Dann wir- 
ken sie so unberührt, als wollten sie auf einen 
Damenbesuch warten, der jeden Augenblick zur 
Türe hereinkommen könnte — aber nie kommt. 


Die Göttin des Glücks 


Wenn Ich aufwäche, sieht sie mich an. Und wenn 
ich einschlafe, drückt sie mir quasi die Augen zu. 
Sie kann das ohne viel Schererei, denn sie hängt 
als Oldruck In aufsteigender Linie über meinem 
Bett. 
In den Händen hält sie ein Füllhorn, aus dem sie 
ihre Gaben streut, Diese Geschenke sind durch 
rosarote Rosen dargestellt. Und jeder Mieter kann 
sie mit Hilfe der bekannten Blumensprache mit 
seinen Wünschen ausdeuten und füllen, Die Rose 
ganz rechts wird für mich zu einem Klavier, die 
Blüte halb links zum schmerzlosen Bohrer des 
Zahnarztes und die Jungfräuliche Knospe am 
Rande des Füllhorns zu einem Verrechnungs- 
scheck mit Worten: drei Mark. 
Das lakonische Lächeln des Götterweibes 
läßt ahnen, daß mich ihre Gaben kaum er- 
reichen. Denn so ein Lachen besitzt nur je- 
mand, der darauf gelernt hat und geschäft- 
liche Erfahrung sein eigen nennt. Und soweit 
Ihr Antlitz nicht mit Gekicher ausgefüllt ist, 
gleicht es einem Knetgummi, dem genug An- 
passungsföhigkeit gegeben ist. 
Durch den Umstand, daß diese Dame auf 
einer Wolke steht, will sie andeuten, woher 
sie kommt. Ihr Reich ist nicht von dieser Welt, 
Aber daß mich Ihre Gaben nie erreichten, 
hat auch einen äußerlichen Grund und Haken. 
An letzterem hängt sie an der Wand. Sie ist 
also auf einem vorspringenden Punkt in ihrem 
Handeln festgelegt. Viertens aber ist sie in 
ihrer Gesinnung von einem Goldrahmen be- 
grenzt. So sehr sie nun ihre Gaben groß- 
zügig von sich wirft, die Rosen des Glücks 
prallen an diesem Viereck aus Holz und Gips 
ab und schnellen wieder in ihr himmlisches 
Horn zurück. 
Eines Tages stieg Ich aufs Bett, um dem Fräu- 
lein auf Du und Du in die Augen zu schauen. 
Auf Ihrem Teint lagen seltsame kleine Kreise. 
Zuerst hielt ich die Erscheinung für getrock- 
nete Tränen, später für Sommersprossen und 
endlich für Mitesser.... 
In diesem Augenblick trat die Hausfrau Ins 
Zimmer, sah mich vor dem Bild und schrie 
erregt: „Was suchen Sie... ? Bitte... Wanzen 
hab’ Ich nicht... noch nie gehabt...” 


Das beliebte Motiv 


(K. Heiligenstaedt) 





„So, Marlene, jetzt stellst dich amal ganz leschär hin — so wies d’ meinst, daß eine bäuerliche Venus dasteht!" 


765 


EIN BUCH IN DER SATTELTASCHE 


Ich weiß, lieber Herr, daß Sie den ‚Faust‘ kennen, 
den ‚Faust’ von Goethe. Das Buch steht, vielleicht 
in Leder gebunden und mit Goldschnitt, in Ihrer 
Bibliothek. Wenn Sie ein passendes, schlagkräf- 
tiges oder dunkles Zitat brauchen, dann gehen 
Sie hin, nehmen den ‚Faust‘, schlagen nach und 
finden sicher, was Sie suchen, 

Aber — seien Sie ehrlichl — haben Sie durch 
den ‚Faust‘ schon mal einen Vorteil gehabt? Hat 
er Ihnen schon mal aus einer schwierigen Situation 
herausgeholfen? Haben Sie sich jemals verpflich- 
tet gefühlt, Ihm von Herzen dankbar zu sein? Sie 
lächeln. Und Sie behaupten, ohne den ‚Faust' sel 
unsere Kultur nicht denkbar, der ‚Faust’ sei wie 
das Leuchten des heiligen Gral, Sie sprechen da 
große Worte aus, die man Ihnen so eingetrich- 
tert hat. 

Bei mir war das anders. Mir hat der ‚Faust‘ ein- 
mal ein gestohlenes Pferd zurückgebracht. Und 
Sie werden zugeben müssen, daß so etwas auch 
recht gut ist. Besonders dann, wenn Sie ohne 
ein töchtiges Pferd nicht leben können, 

Ramon und ich, wir befanden uns auf der Hazienda 
del Huanaco. Wir führten da ein freies Leben, ein 
Leben voller Wonne. Wir hatten alles, was wir 
brauchten, ritten hinter dem Vieh her und fühlten 
uns wie Könige. Don Cristobal, der Patron, war 
ein Mann, der uns schätzte, und der im Sattel zu 
Haus war. Mit solchen Männern kommt man immer 
gut aus, wahrhaftig, Sie können es glauben! 

Ab und zu wurde ein Stück Vieh gestohlen, 
manchmal auch mehrere Stücke, zuweilen waren 
es ganze Herden, die verschwanden. Und wir 
waren dazu da, das Gestohlene wieder heran- 
zuschaffen, Hin und wieder gelang uns das. Diese 
Diebstähle und die Jagden auf Viehdiebe ge- 
hörten mit zu unserem Leben. Wir hätten ungern 
auf sie verzichtet, 

Nach Westen zu bildete eine tiefeingerissene 
Quebrada die Grenze der Hazienda. Auf der an- 
deren Seite dieser Quebrada, am Rand eines 
Waldes, wohnte die Familie Serrucho, Sie war 
eine Bande von Vieh- und Pferdedieben, jeder 
wußte es. Aber sie betrieb Ihr Handwerk mit be- 
wunderungswürdiger Geschicklichkeit. Noch nie 
war es gelungen, die Serruchos zu fassen oder 
sie zu überführen. Besonders der Alte, der An- 
tonio, war ein Meisterdieb, Und seine drei Söhne 
waren auch nicht viel weniger wert. Sie hielten 
fest zusammen. Und sie stahlen nicht nur des 
Geldes wegen, sondern sie hatten aus ihrem Ge- 
schäft elnen Sport gemacht. 

Gewiß: die Tiere tragen die Marken ihrer Herren. 
Und diese in die Haut gebrannten Kennzeichen 
sind der Polizei bekannt. Aber die Sertuchos 
stießen sich nicht daran. Sie nahmen nicht nur die 
noch nicht gemerkten Tiere. Sie nahmen alles. 
Sie gingen damit über die nahe Grenze. Einen 
Ihrer tollsten Streiche splelten sie mir. Dabei wur- 
den sie gefaßt. 

Ich ritt auf der Hazienda del Huanaco die Stute 
‚Rita. Sie war ein prächtiges Pferd, schnell, ele- 
gant, jung, sie war schon zweimal Sieger beim 
Rennen In Santa Luisa gewesen. Diese Stute also 
verschwand mit Sattel und Zaumzeug von einem 
Pfosten der Tranquera. Ich hatte sie dort an- 
gebunden und war zu den Ställen hinübergelaufen, 
um Irgend etwas Zu holen. Als ich zurückkam, war 
die ‚Rita‘ nicht mehr da. Ich suchte mit Ramon 
und mit einigen Kameraden das Gelände ab, Wir 
fanden nichts, 

Ramon sagte: „Nur die Serruchos können die 
‚Rita’ geholt haben!” Ich hielt das für nicht ganz 
unmöglich. War es der Fall, dann würde ich, so 
dachte ich mir, die ‚Rita‘ nicht mehr wiedersehen. 
‚Am gleichen Tage kam der Polizeikommissar von 
Santa Lulsa mit seinen beiden Gehilfen zur 
Hazienda. Wir erzählten ihm, daß mir mein Pferd 
gestohlen worden war, „Nur die Serruchos kön- 


VON KONRAD SEIFFERT 


nen die ‚Rita' geholt haben!” behauptete Ramon 
wieder. Und nun war auch der Patron der glei- 
chen Meinung. 

Wir ritten hinüber zu den Serruchos, zwölf aus- 
gewachsene Männer, die schon etwas kennen- 
gelernt hatten, und die nicht gewillt waren, sich 
von vier Pferdedieben an der Nase herumführen 
zu lassen, 

Eine Schar halbverhungerter Hunde kam uns vor 
dem Hause der Serruchos kläffend entgegen. In 
der Tür erschien die Frau Antonio Serruchos, Doia 
Carmen. Sie war eine kleine, breite Mestizin, fett, 
schmierig, mit vielen Falten im Gesicht und mit 
Adleraugen. Jetzt rieb sie sich verlegen die 
Hände und schien unsicher zu sein. 

Der Polizeikommissar war ein höflicher Mann. Er 
kannte die Frau Antonio Serruchos, und sie kannte 
ihn. Oh, sehr gut kannten sich die beiden! Sie 
hatten sich oft genug gesehen. Nun begrüßten 
sie sich artig, und der Kommissar fragte: „Ist Don 
Antonio zu Haus?” 

„Nein, Senior, nein, er Ist bei den Herden!" Dona 
Carmen machte eine Handbewegung zu der Sierra 
hin, deren Ausläufer hinter dem Walde hoch- 
stiegen. Aber die Herren Söhne waren da. 

Wir gingen nun alle ins Haus. Serruchos drei Söhne 
hatten uns natürlich längst gesehen und gehört, 
tie wußten genau, weshalb sie soviel Besuch be- 
kamen. Das Verhör, das der Kommissar anstellte, 
hätte er sich sparen können. Die drei Burschen 
wollten mit dem Verschwinden der ‚Rita nichts 
zu tun haben. 

Der Polizeikommissar und seine Gehilfen durch- 
stöberten alles. Wir gingen ihnen dabei ein 


Selbstbetrachtung - Autoammirazione 
0. Hogenbarth) 





„Wenn ich bloß det Jesicht hinten hätte, dann 
wär" ich von vorn 'ne tadellose Erscheinung!" 


"Oh, se avessi il viso di dietro, davanti 
sarei proprio una figura impeccabile!"* 


wenig zur Hand. Aber die ‚Rita’ wurde nicht ge- 
funden, kein Sattel, kein Zaum. Serruchos Söhne 
standen dabei, Sie lachten, feixten, stießen sich 
in die Seiten und spornten uns durch kräftige Zu- 
rufe an. Sie kannten den Rummel ganz gut, So 
etwas hatten sie schon oft genug mitgemacht. 
Dofia Carmen flatterte ängstlich hin und her. Sie 
stieß spitze Schrele aus und beschwor bei An- 
tufung aller ihr bekannten Heiligen — und sie 
kannte viele Heilige — die Unschuld ihres Man- 
nes und Ihrer Söhne. 

Nein, es wurde nichts gefunden, gar nichts. 

Wir standen wieder auf dem Hof bei unseren 
Pferden. Ramon sah durch eines der kleinen Fen- 
ster ins Haus. Er sah da auf dem Fensterbreit ein 
Buch liegen, das man vorhin nicht beachtet hatte. 
Ein Buch bei den Serruchosl Er trat näher und 
griff durch die zerschlagene Scheibe nach dem 
Buch. 

Ich sah es nun auch. „Es ist mein Buch!” schrie 
ich und riß es Ramon aus der Hand. „Dieses Buch 
hat In der rechten Satteltasche gesteckt, bei der 
Rita" 

Jetzt griff der Polizeikommissar danach: „Ein Buch 
von — wie heißt der Mann? Goethe? Deutsch, 
wie?” 

Ich nickte: „Es ist der ‚Faust’l" 

„Faust —? Ja, so etwas steht wohl auf dem Titel- 
blatt!” Und er fragte die drei Serruchos: „Ist das 
euer Buch?” 

„Nein“, sagte Pedro, der Älteste, und er lachte 
dabei verächtlich, „nein, gewiß nicht! Was sollten 
wir mit Büchern anfangen, die Sl doch nicht 
lesen!” 

Wir wollten wissen, wie der ‚Faust‘ in das Haus 
der Serruchos kam. Nun, das war einfach: sie 
hatten das Buch auf den Potreros gefunden, so 
sagten sie, jemand müsse es dort wohl verloren 
haben. Es war nichts zu machen, Sie leugneten 
alles und behaupteten, ein Buch auf dem Fenster- 
breit sei noch lange kein Beweis. 

Der Polizelkommissar wußte das selber, Er knurrte. 
Und er war überzeugt davon, daß die Serruchos 
die Pferdediebe waren, Ihm war der ‚Faust' Be- 
weis genug. Wir hatten den halben Tag noch vor 
uns. Deshalb entschloß sich der Polizeikommissar, 
der endlich einmal dicht hinter den Serruchos her 
zu sein glaubte, die Suche nach der gestohlenen 
„Rita“ nicht abzubrechen. Vier Mann blieben zur 
Bewachung der Serrucho-Söhne im Hause zurück, 
Wir andern ritten quer durch den Wald weiter, 
zur Sierra, 

Spuren? Spuren sahen wir genug. Das wollte 
nichts bedeuten. Die Serruchos besaßen ja auch 
Pferde. Aber wir hatten doch Glück. Am Rand 
des Waldes kam uns Antonio Serrucho, der Alte, 
entgegengeritten. Er beging einen Fehler: er 
machte kehrt, als er unser starkes Aufgebot sah, 
und sprengte davon, In die Berge. Er hatte 
also, das konnte jeder sehen, ein schlechtes 
Gewissen. 

Ach, lieber Herr, ich will Ihnen hier nicht eine 
Jagd auf einen Pferdedieb schildern. Sie können 
so etwas an anderer Stelle nachlesen, wenn Sie 
mal Lust dazu haben. Ich will Ihnen nur sagen, 
daß wir den Antonio Serrucho einholten, als er 
dabei war, aus einem engen Felstal mit fünf Pfer- 
den über die Grenze zu reiten, die hier nur eine 
halbe Legua entfernt lag. Es waren selbsiver- 
ständlich gestohlene Pferde, Er hatte sie dort ver- 
steckt und wollte wohl den günstigsten Zeitpunkt 
für ihren Verkauf auf der anderen Seite der 
Grenze abwarten. Wir kamen, und nun mußte er 
sich schneller entschließen, als ihm das lieb war. 
Die ‚Rita‘ befand sich unter den fünf Pferden. Und 
Sie können sich denken, daß ich sehr erfreut war. 
Auch die ‚Rita‘ freute sich, als sie mich sah. Die 
Serruchos wurden von der Polizei in Obhut ge- 
nommen. 


Verlag und Druck: Knorr & Hirth Kommanditgosellschaft, München, Sandlinger Straße 80 (Femnruf 1296). Briefanschrift: München 2 BZ, Brioffach. 


Varantwortl, Schriftfelter: Walter Foltzick, München. Varantwortl. Anzeigenieii 
alle Buchhandlungen, Zoitungsgeschäfte und Postanstalten entgegen. Bezugspreise: Einzeinummer 30 Pf.; 
gültig ab 15, Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgesandt, wenn Porto b 





t: Gustav Sch 





München. — Der Simplicissimus erscheint wöchentlich olnmal. Bostallungen nehmen 
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gi Nachdruck vorboten. = Ponlschackkonfo München 570. Erfüllungsort München, 


10. — Anzeigenpreise nach Prelsliste Nr. 7 


Der lange Hals - Il collo lungo 


(0. Herrmann) 





„Komische Bauart: die hat oben schon wieder Hunger, wenn's Futter grad unten ankommt! 


"Curiosa conformazione! Appena il pasto le arriva abbasso, ha giä di nuovo fame di sopra!,, 


Auf der Hazienda del Huanaco gab es noch so 
eine Art abschließenden Verhörs. Der Polizei- 
kommissar zog meinen ‚Faust‘ hervor, den er sich 
als Beweisstück in die Tasche gesteckt hatte, und 
fragte mich, ob ich versichern könne, daß dies 
wirklich und wahrhaftig mein Eigentum sei. Ich 
konnte das mit gutem Gewissen. 

Darauf machte dieser recht korrekte Kommmissar 
noch eine höchst überflüssige Probe. Er fragte 
mich, ob Ich vielleicht wisse, wie die beiden 
letzten Zeilen auf der letzten Seite des Buches 
lauteten. Denn, so sagte er, wenn man ein Buch 
sogar in der Satteltasche mit sich herumschleppe, 
dann müsse man eigentlich mit seinem Inhalt gut 
vertraut sein. 

Ich kannte die beiden letzten Zeilen des ‚Faust‘. 
Sehen Sie, lieber Herr: es ist doch gut, wenn 
man den ‚Faust! kennt, Sie brauchen nicht zu 
lächeln! Und ich zitierte den Chorus Mysticus: 


Das Ewig-Weibliche 
Zieht uns hinanl 


Ich sprach diesen Satz selbsiverständlich deutsch 
aus, so wie er da gedruckt stand. Der Polizei- 
kommissar bemühte sich, die Worte abzulesen, 
„Gutl“ meinte er. „Das scheint zu stimmen, Das 
genügtl” Er gab mir das Buch zurück und ver- 
schwand mit den Serruchos und mit seinen Ge- 
hilfen. 

Den ‚Faust’ in der Satteltaschel werden Sie nun 


sagen, so etwas ist ungewöhnlich! Gewiß, Sie 
haben recht. Und ich will mich auch nicht weiter 
hervortun mit meinem bißchen Bildung oder so, 
nein, deshalb erzähle ich Ihnen das hier nicht. 
Der ‚Faust' befand sich rein zufällig in der Sattel- 
tasche. Jahrelang hatte er in meinem Koffer ge- 
legen, ich hatte Ihn nicht angesehen. Aber dann 
hatte Ich doch mal ein Gelüst darauf bekommen, 
hatte ein wenig darin gelesen und das Buch in 
die Satteltasche gesteckt, wo es Schimmel an- 
setzte. Ja, so war das. 

Ramon aber, der bei der ganzen Sache nur eine 
recht mittelmäßige Rolle gespielt hatte, Ramon 
fragte mich: „Wie heißen die Worte, die du dem 
Kommissar von Santa Luisa aufgesagt hast?” Und 
ich mußte sie ihm übersetzen. Ich tat das recht 
frei, 

Ramon meinte: „Es handelt sich da also um einen 
Liebestoman. So etwas hätte ich dir gar nicht zu- 
getraut! So etwas schleppst du also in der Sattel- 
tasche mit herum! Ich muß sagen, daß du mich 
enttäuscht hast!“ 

Ich hätte den Ramon aufklären, ich hätte Ihn mit 
dem ‚Faust‘ vertraut machen können. Aber ich tat 
es nicht, Hätten Sie es getan, lieber Herr? Oder 
hätten Sie nicht auch gedacht, daß es recht Über- 
flüssig sel, den Ramon über den Inhalt und den 
Sinn etwa des Osterspazlergangs, der Walpurgis- 
nacht oder gar der Worte des Türmers Lynceus 
zu unterrichten? 


767 


Der Gedächtniskünstler 


Mein Freund Kurt ist ein netter Kerl, 

Er hat nur einen Fehler: er prahlt. Prahlt mächtig! 
Unübertrefflich. Niemand kann es Ihm abgewöhnen. 
Einmal prahlt er mit einer neuen Methode, Schuh- 
bänder zu sparen, — wieder ein anderes Mal, daß 
niemand so gut Uhren zerlegen und wieder zu- 
sammensetzen könne wie er... 

Neulich prahlt Kurt mit seinem Gedächtnis. 

„Ich merke mir einfach alles“, behauptet er. „Wenn 
ihr mir jetzt zum Beispiel das Wiener Telephon- 
buch hergebt, und ich lese mir ein, zwei, drei, ja 
vier Seiten durch, — dann kann ich gleich darauf 
sämtliche Familiennamen der Reihe nach auswendig 
heruntersagen!” — „Glaubt dir kein Mensch..." — 
„Wollen wir wetten?” — „Einverstanden, Kurt!" 
„Worum?" — „Sagen wir: um hundert Markl" — 
Wir lächeln schadenfroh. „Geht in Ordnung... 1" — 
Kurt holt sich das Telephonbuch, Er schlägt irgend- 
eine Seite auf. Dann beginnt er zu lesen. An- 
dächtig und genau. Ganze zwölf Minuten lang. 
Dann legt er das Buch weg. 

„sol“ 

„Fang’ an, Kurtl" 

Und Kurt beginnt auswendig, aus dem Gedächtnis 
heraus, aufzusagen. Andächtig und genau. Zwölf 
Minuten lang: 

„Meyer, — Meyer, — Meyer, — Meyer, — Meyer, 
— Meyer, — Meyer..." Yester 








Marianne und der Gangster 


(€. Thöny) 





„Nur nicht spröde, Madame, ich komme nur, um Sie zu schützen!" 


Marianna e il gangster: “Non fate, no, la ritrosa, madama! lo non vengo.che a proteggerVIl,, 


768 


München, 2, Dezember 1942 - . 
47. Jahrgang / Nummer 49 30 Pfennig 


SIMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Warum in die Ferne schweifen 


(Wilhelm Schulz) 





u... und dazu sind wir bis Nordafrika gefahren?! Das hätten wir an unseren Küsten auch schon haben können!" 


Perch& girovagare si lontano: “....e per questo slamo venutl fino all’ Africa settentrionale! ...L' avremmo giä potuto avere anche sulle nostre coste!,, 


In Woronesch - A Woronesch 


ee 








BLEISTIFTMARDER 


Wieviele Bleistifte es so ungefähr auf der Welt 
gibt, Ist mir nicht bekannt, Es wäre Aufgabe einer 
Statistik, festzustellen, wie lang der Bleistift sein 
müßte, dor aus allen während eines Dezenniums 
hergestellten Bleistiften entstünde. Es käme da- 
bei elner zustande, der beispielsweise von Sidney 
bis Schmargendorf reichen würde, was für einen 
zehnjährigen Bleistift schon eine respektable 
Länge Ist. Der gleiche Statistiker müßte sich aus- 
technen, wieviel man mit so einem langen Blei- 
stift schreiben könnte. Es wäre etwa möglich, mit 
dem Stift alle Listen und Fragebogen, die einem 
im Zeitraum von 86374 Jahren zugingen, auszu- 
füllen. Und das Ist ein ganz gewaltiger Gedanke, 
und es könnte einem dabei die Vorstellung von 
der Riesenhaftigkeit eines solchen Schreibgerätes 
kommen; manchen aber möchte ein Grausen da- 
bei packen, 

Ich glaube aber, die Statistik würde an der Wirk- 
lichkeit zerschellen, denn Bleistifte werden selten 
bis zum Ende abgeschrieben, wenigstens nicht 
von denen, die sie ursprünglich besaßen. 

Da greift nämlich der Bleistifimarder ein. Der 
Bleistiftmarder steckt Jeden Bleistift, dessen er 
habhaft werden kann und der ihm in die Fänge 
gerät, ein. Es mag möglich sein, den Typus des 
Einmietdiebes, des Hochstaplers, des Warenhaus- 
diebes, des Banknotenfälschers aufzustellen, der 
Bleistifimarder entzieht sich einer genaueren 
Charkterisierung und sozialen Eingliederung. Er 
gehört allen Ständen an, vom gutbezahlten Wirt. 
schaftsführer bis zum Schriftsteller. Glauben Sie 
Ja nicht, daß der Bleistiftmarder aus Bleistiftnot 
handelt, daß er einen Bleistift entwendet, weil er 
etwas Wichtiges schreiben muß und ihm auf der 
weiten Welt kein Bleistift zur Verfügung steht. 
Nein, er handelt nicht aus Schreibnot, er steckt 














den Stift mit einer Art Reflexbewegung zu sich. 
Gerade diejenigen sind es, denen Schreibgerät 
nicht mangelt, die es sich gut kaufen könnten, die 
gewohnt sind, mit Ihm umzugehen, die es — fast 
hätte ich gesagt stehlen. Doch dies wäre ein zu 
hartes Wort für eine so weiche Sache, denn der 
Bleistifimarder will sich nicht bereichern. Er hütet 








SCHWIERIGKEITEN 


Weil man aufs Durch=diesFelder=Fliten 
Im Augenblick verzichten muß, 
gewöhnt man fich ans Stubenfiten 
bei zirka 20 Celfius. 


Jetst IN eo Zeit, daran zu denken, 
daß auch der Geift vorhanden ift, 
und fich in dlefen zu verfenken, 
indem man neue Bücher lieft. 


Doch ralch verdüftern fich die Mienen, 
menn dann der Sortimenter Ipricht: 
»Zwar - viele Bücher find erfchienen, 
zu haben aber find fie nichtle 


Wie foll man feine Bildung fördern 
bei diefem kraffen Tatbeftand? 

Wie mill Probleme man erörtern, 

hat man nichts Schriftliches zur Handr 


Woran foll fich der Menfch nun halten, 
fehlt es am neugebacknen Brot? 

- Na, fchließlich gibt's ja noch die Alten. 
Zum Beifpiel Goethe geht zur Not. 


Ratatöshr 


770 


(Toni Bichi Im Feide) 





seinen Raub auch nicht, höchstens hortet 'er Ihn, 
Wie manche Flüsse das Gold, das sie aus Felsen 
herausnagen, an anderen Stellen Ihres Laufes 
wieder absetzen, so scheidet auch der Bleistift- 
marder seine entnommenen Blelstifte irgendwo 
wieder aus, sei es auf seinem eigenen Schreib- 
tisch oder auf seinem Nachikastl, oder in seinen 
Westen- und Jackentaschen, die oft ganz prall 
sind von Bleistiftstummeln anderer Leute. Es ist 
übrigens eine merkwürdige Erscheinung, daß Blel- 
stiftstummel eher dem Zugriff ausgesetzt sind, als 
neue frischgespitzte Bleistifte. Doch was ein rich- 
tiger, ausgekochter Bleistiftmarder Ist, der schau- 
dert vorkeinem Schreibgerät zurück und es macht 
ihm nichts aus, neben gewöhnlichen Bleistiften 
Schraubstifte, ja sogar Silber- und Goldstifte ein- 
zustecken. Er kennt da keinen Standesunterschied, 
er schöpft den Überhang der Bleistifte überall ab. 
Glauben Sie Ja nicht, daß es etwas hilft, wenn 
Sie am rückwärtigen Ende Ihres Bleistiftes die 
Farbe abschaben und dort Ihren Namen hin- 
schreiben. Nein, das hilft gar nichts gegen einen 
Bleistifimarder. Ich weiß das bestimmt, denn 
gestern fand ich In einer Schublade meines 
Schrelbtisches einen großen‘ Kasten voll alter 
Bleistiftstummel. Was da für Namen draufstanden! 
Die meisten hatte ich längst vergessen, es war 
nämlich schon lange her und ich halte mich für 
geheilt. Foltzick 


DIE GRABREDE 


In einem schwäbischen Ort starb hochbetagt ein 
Wirt mit dem Vornamen Jakob. Am Grab wurden 
verschiedene Reden gehalten, u. a. auch von dem 
Vorstand des Wirtsgewerbes. Der sprach: 
„Lieber Jakob, früher ischt’s halt no anders gwea, 
du hoscht no g’frogt: willscht a magers Knöchele 
‚oder willscht a fett‘s Ripple? Du hoscht no g’frogt: 
willscht no a Viertele, oder wieviel Viertele 
hoscht g’habt? Du bischt no a richtiger Ma’ gweal” 
EL 





Der erste Kuß 


(K. Helligenstaodt) 





„Wie ich zu dir kam, Inge, habe ich das nicht zu hoffen gewagt!‘ — „Na — und trotzdem bist du so wunderbar rasiert?" 


Il primo bacio: “Inge, nel venire da te non ho osato sperarlo!,, — "Ah sl! Eppure, come sel raso a meraviglial,, 


77 


Giraud in Afrika 


(€. Thöny) 











„Wie sind Sie eigentlich hierher gekommen, Herr General?“ — „Ganz einfach: ich habe meine Ehrenwörter gegeben!" 


Giraud in Africa: “In realtä, come siete venuto qul, sIgnor Generale?,, — “Nel modo plü semplice: ho dato le mie parole d’ onore!,, 


772 


DAS MONOKEL 


VON BRUNO WOLFGANG 


„Setzen Sie sich”, sagte der Arzt. 

Herr Kluck setzte sich In eine finstere Ecke des 
Ordinationszimmers auf einen Stuhl, In der gegen- 
überliegenden Ecke hing eine beleuchtete weiße 
Tafel mit Buchstaben in verschiedenen Größen. 
Der Arzt setzte Herrn Kluck eine Brille auf die 
Nase und schob zwei Gläser hinein, „Lesen“, 
sagte er, Herr Kluck las die beiden obersten 
Buchstaben mühelos, die zweite Reihe schon mit 
Vorsicht, die dritte mit Unsicherheit und die vierte 
Reihe, die das Wort Przdinewzgk bildete, las er 
schon schlecht. 

„Gut“, sagte der Arzt, „das linke Ist ganz nor- 
mal, das rechte ein wenig kurzsichtig. Ich werde 
Ihnen eine Brille aufschreiben.” 

Er schrieb auf ein Rezeptformular der Kranken- 
kasse einige Ziffern und trug etwas in ein großes 
Buch ein, Inzwischen schoß Herrn Kluck eine Idee 
durch den Kopf und er sprach sie gleich aus: 
„Ich bitte, Herr Doktor, wenn ich nur auf einem 
Auge kurzsichtig bin, genügt vielleicht ein Mo- 
nokel, da erspare ich das zweite Glas und die 
Einfassung.” 

„Können Sie auch machen”, sagte der Arzt und 
ließ den nächsten Patienten eintreten. 

Herr Kluck fuhr nun zur Krankenkasse, um sich 
vom Chefarzt eine Brillenanweisung geben zu 
lassen, Im Vorzimmer herrschte ein Gedränge wie 
bel einem Gratis-Eintopf mit Speck. Er bekam die 
Nummer 99, und auf seine Frage antwortete ihm 
ein Mann, der hier als Beschwichtigungsober- 
sekretär angestellt war, daß er mit vollster Be- 
ruhlgung zwei Stunden spazieren gehen könne. 
Herr Kluck wartete eine halbe Siunde. Er dachte: 
vielleicht geschieht doch ein Wunder, Aber es 
geschah keines. Als die Nummer 17 aufgerufen 
wurde, erkann! daß ihm der Mann gut ge- 
taten hatte, Er ging also fort und umkreiste zu- 
nächst einige Häuserblocks. Dann ging er in den 
Park und sah zu, wie ältere Frauen die Tauben 
und Spatzen fütterten. Die Vögel pickten eifrig 
und mit großem Geschrei die Krumen auf, Ein 
kleiner Spatz hatte die Haut einos Wursttalers er- 
beutet und würgte das längliche, schmale Band 
hastig hinunter. Nachdenklich betrachtete Ihn 
Herr Kluck und dachte an die vielen Dinge, die 
auch den Menschen oft zum Hals heraushängen. 
Der Spatz hatte schon fast das Ganze verschluckt, 
da kam eine schwarze Amsel herbeigehüpft, 
packte mit Ihrem gelben Schnabel einfach das 
Endchen, das noch hervorragte, zog dem armen 
Spatzen die ganze Wursthaut wieder heraus und 
verschluckte sie selbst. Betrübt saß der also Be- 
raubte auf einem Ast und piepte kläglich. 

Herr Kluck ging noch durch einige Gassen und 
betrachtete die Menschen vom Standpunkte der 
Augengläser. Sehr viele trugen Brillen, manche 
auch Zwicker und nur ganz wenige Auserwählte 
ein Monokel, Diese sahen zweifellos stolz und er- 
haben aus wie Schloßrulnen zwischen Weekend- 
häusern. Wenn sie einen durch Ihr Monokel ge- 
tingschätzig ansahen, mußte man als gewöhn- 
licher Mensch an sich halten, um nicht zu grüßen. 
„So werde ich jetzt auch aussehen”, dachte Herr 
Kluck und prüfte sein Gesicht in den Spiegeln 
der Automaten und den Auslagescheiben der 
Kaufläden. Er fand, daß sein Gesicht sich für ein 
Monokel vortrefflich eigne. 

Gerade als er In das Wartezimmer zurückkam, 
wurde die Nummer 66 aufgerufen. Es meldete 
sich niemand, Da hatte Herr Kluck abermals einen 
guten Einfall, Er zeigte seinen Neunundneunziger 
verkehrt vor und stand im nächsten Augenblick 
vor dem Thron des Chefarztes. Dieser warf einen 











Blick auf den augenärztlichen Befund und sprach: 
„Bel Ihnen genügt eine Anweisung auf ein Glas.“ 
Obwohl dies den Wünschen Herrn Klucks ent- 
sprach, regte sich nun in ihm der Krankenkassen- 
standpunkt, der dem Patienten gebietet, keines- 
falls zu wenig von der Krankenkasse zu verlan- 
gen. Deshalb erwiderte er: 

„Aber ich brauchte unbedingt eine Brille. Das 
zweite Auge ist ebenfalls schwach und kann 
jeden Augenblick auch kurzsichlig werden.” 
„Dann kommen Sie eben wieder, wenn es so welt 
ist” 

Damit war die Sache erledigt. Nummer 67 trat 
ein. Herr Kluck ging mit der Anweisung auf ein 
Monokel fort, Zunächst mußte erfioch bei einem 
Schalter eine Stampiglie einholen, was wieder 
ziemlich lange dauerte. Als er sich endlich den 
Weg zum Ausgange bahnte, hörte er hinter sich 
sagen: „Natürlich, eln Monokel muß er haben. 
Wichtigmacherei. Das nächste Mal werden sich die 








(Magon) 






leut‘ Operngucker für 
schreiben lassen!" 

Der Optiker zeigte wenig Begeisterung. Das Ge- 
schäft war nicht groß. Er wollte ihm durchaus ein 
Monokel mit schwarzem Trauerrand und Schnur 
aufnötigen. Dann riet er ihm unbedingt, ein zwei- 
tes als Reserveexemplar zu nehmen. Aber Herr 
Kluck blieb fest. Er nahm das Monokel, zahlte zu 
seinem Schrecken mehr, als er für die ganze 
Brille zu zahlen gefürchtet hatte, und verließ 
den Laden. 

In der nächsten Stadtbahnstation trat er auf eine 
Personenwaage, die oben einen Spiegel hatte, 
und tat so, als ob er sich wägen wolle. In 
Wirklichkeit aber befeuchtete er nur den Rand 
des Monokels mit der Zunge und klemmte es vor 
dem Spiegel vorsichtig ins Auge. Sofort kam ein 
weltverächterischer Zug in sein Gesicht, der Ihm 
sehr gut gefiel. Vergnügt hüpfte er von der 
Plattform der Waage herab, Er fühlte gar nicht, 
daß er das Monokel nicht mehr im Auge hatte. 
Er hörte bloß auf dem Boden ein leises „Pink“, 
als ob jemand Geld verloren hätte, Es hatte auch 
jemand Geld verloren, nämlich er selbst in Ge- 
stalt des Monokels, das auf dem Boden in tau- 


ihre Öpermlogen aul- 


Die neue Kraft 


La nuova Impiegata 


„Ein für allemal, mein Fräulein; Liebeskorrespondenz darf auf diesem Tisch nicht 
geführt werden!“ — „Nein, Herr Direktor, aber wo stellen wir einen anderen hin?“ 





Una volla per sempre, signorina: su questo tavolo non si deve fenere corrispondenza amorosa!,, 


"No, signor Diretfore; ma dove ne collochiamo un altro?,, 


773 


send Stücke zersprungen war. Eine Weile stand er 
starr und erwog die Größe des Verlustes. Vielleicht 
wär es doch besser, eine Brille anzuschaffen, 
die, vom sicheren Anker der Ohren gehalten, alle 
Stürme überdauern kann. Aber der Leu, der ein- 
mal an einem Monokel geleckt hat, verträgt keine 
gemeine Brille mehr. Er faßte einen heroischen 
Entschluß, er ging nochmals zum Optiker und sagte: 
„Bitte, geben Sie mir doch das Reserveglas.” Der 
Optiker lächelte verständnisvoll und hatte als 
erfahrener Mann das zweite Monokel schon ver- 
packt auf dem Pult vorbereitet, Herr Kluck zahlte 
abermals und ging. Diesmal aber setzte er das 
Monokel nicht auf, sondern beschloß, vorerst 
daheim zu üben. 

Er stellte sich vor den Spiegel, und nachdem er 
den Fußboden mit sämtlichen Polstern und Dek- 
ken, die er besaß, zugedeckt hatte, eröffnete er 
die Versuche. Wie mochten es wohl die Kavallere 
mit ihren knochigen Gesichtern anstellen, daß ihr 
Monokel so fest saß wie ein Gebiß? Verwende- 
ten sie einen Klebstoff oder mußten schon Ge- 
nerationen vorher das Monokel getragen haben? 
Vergeblich suchte er nach Anhaltspunkten in sel- 
nem Gesicht, Wenn er das untere Augenlid zu 


sehr herabzog, um unten einen Sockel für das 
Monokel zu bilden, verzog sich der ganze Aug- 
apfel und begann zu schielen. Bohrte man hin- 
gegen oben unter der Augenbraue, dann fand 
das Monokel unten keine Stütze. Am leichtesten 
ging es, wenn er den Kopf sehr weit zurück- 
neigte, so daß das Monokel fast horizontal lag. 
Aber diese Haltung war nur wenige Sekunden zu 
ertragen, und außerdem hätte er ein Periskop 
gebraucht, um den Weg vor seinen Füßen zu 
sehen. 

Er versuchte es mit einem Klebstoff. Dieser hielt 
zwar nicht das Monokel fest, verklebte ihm je- 
doch die Augenlider, Es gelang ihm nur dann das 
Monokel zu halten, wenn er eine entsetzliche 
Grimasse schnitt, die den linken Mundwinkel un- 
gefähr in die Mitte zwischen Nasenloch und 
Augenlid verschob, 

Er hatte es also nicht leicht. Aber Ausdauer und 
Energie überwinden alles. Durch das fortwährende 
Ein- und Ausklemmen des Monokels bildete sich 
zum Glück eine kleine Geschwulst auf der Wange, 
die dem Monokel unten als Stütze diente. Nun 
wurde sein Gesicht beim Tragen des Monokels 
immer menschlicher. Es blieb nur noch ein leich- 


SDIESBERSONBICHKEIT 


VON RALPH URBAN 


Herr Horter war am Sonntag nachmittag bei sei- 
nem älteren Kollegen Fränzl zum Familienkaffee 
eingeladen. Er kam etwas zu früh und fach- 
simpelte daher einstweilen mit Herrn Fränzl. Die 
Hausfrau machte sich noch schön, aus irgend- 
einem Zimmer klang das fröhliche Toben der 
Kinder, Nach einer Weile erschien Frau Fränzl 
und begrüßte den Gast. Gleich darauf klingelte 
es. „Nanu“, meinte die Dame des Hauses, „wer 
kann das sein?” Und ging öffnen, Von draußen 
drang ein Freudenschrei herein, dem Frau Fränzl 
hastig auf dem Fuß folgte. „Fräulein Kukuli- 
ceck Ist gekommen‘, flüsterte sie aufgeregt, „geh 
gleich zu den Kindern, Hans, damit sie fromm wie 
die Lämmer sind. Und Sie, Herr Horter, seien Sie 
doch bitte nett mit ihr —”. Frau Fränzl war schon 
wieder draußen, ihr Mann stürzte Ins Kinderzim- 
mer. Herr Horter blieb allein zurück und wunderte 
sich. Dann traten durch die eine Tür der Hausherr 
mit den beiden Kindern, durch die andere die 
Hausfrau mit Fräulein Kukuliceck. Die Junge Dame 
hatte rasierte Augenbrauen, eine aufgestellte 
Nase und weiter unten rotlackierte Fingernägel. 
„Sie bleiben doch bei uns, wir trinken gleich 
Kaffee”, säuselte Frau Fränzl. 

„Wann Kaffee gut Ist?” meinte der welbliche Gast. 
„Natürlich ist er gut“, rief der Hausherr und zwin- 
kerte seiner Frau zu. „Wir haben sogar noch etwas 
Bohnenkaffee. Mach ihn aber recht stark, Olga, 
wir zwei Kavaliere werden das gnädige Fräulein 
einstweilen schon unterhalten, haha —“ 

Frau Fränzl eilte in die Küche, die anderen setz- 
ten sich. Die Kinder verhielten sich mäuschenstill 
und starrten bewundernd auf den weiblichen Gast. 
„Lieben Sie Blumen?“ meinte Herr Fränzl mit einer 
leichten Verbeugung und zeigte auf die Tulpen 
am Tisch. 

„Spinat ist mir lieber”, meinte Fräulein Kukuliceck. 
„Wird bald Blumenkarte kommen —” 

„Hahaha —”, lachte der Hausherr und schlug sich 
auf die Schenkel, „wirklich herrlicher Witz, groß- 
artigen Humor haben Gnädigste, scharf pointiert, 
hahaha —" 

Unter ähnlichen Gesprächen verging die Zeit. 
Endlich kam die Hausfrau mit dem duftenden 
Kaffee herein. Familie Fränzl wetteiferte in dem 
Bestreben, der Jungen Dame jeden Wunsch von 
den Augen abzulesen, 

„Haben Sie Frau?” wandte sich Fräulein Kukuliceck 
Im Laufe der Konversation an Herrn Horter. 





„Nein, ich bin noch Junggeselle“, antwortete der 
lächelnd, 

„Kommen Sie oft her?” 

„Natürlichl” rief Herr Fränzi dazwischen und trat 
den Kollegen auf den Fuß. „Herr Horter ist unser 
ständiger lieber Gast. Und Jetzt wird er sicher 
noch öfter kommen, haha —” 

Es floß noch eine Welle Milch und Honig, dann 
erhob sich der Hausherr, verneigte sich und 
sprach: „Wenn sich die Damen jetzt vielleicht ins 
Herrenzimmer begeben wollen, um das Ge- 
schäftliche zu besprechen, so hole ich einstwellen 
eine Flasche Wein aus dem Keller —”, worauf 
Frau Fränzl in Begleitung des Fräuleins und einer 
Lawendelwolke nach dem Herrenzimmer abging. 
„Nanu“, meinte Herr Horter, „was ist denn das 
für eine merkwürdige Persönlichkeit?” 

„Pstl“ machte Herr Fränzl und rieb sich die Hände, 
„das Ist unsere zukünftige Hausgehilfin.” 


Inselwinter 
o 


VON GEORG SCHWARZ 


Stange, dran die Netze hangen, 
Wenn der grelle Sommer loht, 
Nun zur Winterzeit, der langen, 
Grausig wie ein Galgen droht. 


Unterm Schlamme liegt der Otter, 
Träumet Listen voller Arg, 
Schwerer Block bedrückt den Kotter, 


Leichenstein den Lebenssarg. 


Berge stehen, eine lichte 
Totenbruderschaft im Schnee, 
Kühlen Schlummer im Gesichte, 
Eisig leuchtend aus dem See. 


774 


tes, weltmännisches Nasenrümpfen und eben die- 
ses ist ja das Schöne daran. 

Nun konnte er endlich ausgehen. Er ging über 
den Hauptplatz von Hinterpetzluckau, wo er der 
erste war, der seit der Gründung der Stadt zur 
Zeit des römischen Kaisers Marc Aurel ein Mo- 
nokel trug. Das Aufsehen entsprach der Selten- 
heit des Ereignisses. 

„G’schwind, hutsch di zuwi, Puidil’ rief der Bach- 
reiter Seppl, der erste Galgenstrick des Ortes, 
dem lehmwieser-Poldi zu, der der zweite war. 
„Schau, was d’r der da im G’frieß hatl“ 

Das war kein guter Anfang. Die beiden Buben lie- 
fen fortwährend vor Herr Kluck her und schrien: 
„Jöl” Die alte Steiningerin fuhr aus ihrem Haus- 
tor, um zu sehen, was es gebe. Zuerst blieb ihr 
der Mund vor Staunen offen, so daß sich ihr ein- 
ziger gelber Zahn im Herbstwind bewegte. Dann 
schlug sie eine wahrhaft teuflische Lache auf und 
murmelte grause Verwünschungen in ihren Bart, 
Mehrere Frauen, die auf dem Platz ihre Kinder- 
wagen spazieren führten, wendeten sofort um 
und kamen von allen Seiten herbeigefahren, um 
das neue Wunder zu bestaunen. Der Wagenlenker 
des Autobus fuhr ganz langsam den Gehsteig 
entlang und wäre beinahe umgekippt,: weil alle 
Insassen auf dieselbe Seite eilten und ihre Na- 
sen an die Fensterschelben preßten. Hunde rasten 
herbei und bellten gegen die Waden Herrn 
Klucks. Eine Schar Tauben flog erschreckt davon 
und mistete auf die Köpfe der Anwesenden, die 
nun Herrn Kluck die Schuld gaben, Überall ern- 
tete er Mißtrauen, unverhohlene Feindschaft und 
bissige Worte, 

In den nächsten Tagen legte sich die Aufregung, 
jedoch. fühlte Herr Kluck deutlich einen zähen 
und gehässigen Widerstand der ganzen Bevölke- 
tung gegen sein Monokel. Manche wichen ihm 
von weltem aus. Andere grüßten absichtlich erst 
im letzten Augenblick und schwangen den Hut 
dicht vor selnem Gesicht vorüber, in der Ab- 
sicht, ihn zu einer hastigen Bewegung und dem 
Verlust des Monokels zu veranlassen. Es wurde 
überhaupt ein förmliches Gesellschaftsspiel, das 
Monokel Herrn Klucks zu Fall zu bringen. Buben 
stießen im Vorüberlaufen wie unabsichtlich an 
ihn an, Motorradfahrer gaben in seiner Nähe 
plötzlich Vollgas, der Bachreiter Seppl versuchte 
es sogar mit Niespulver. Herr Kluck hielt sich 
tapfer. Trotzdem starben innerhalb zweier Wo- 
chen drei Monokel als Opfer dieses ungleichen 
Kampfes. Die Schulkinder begannen in der Schule 
Monokel zu spielen und klammten sich Glas- 
scherben ins Auge. Hie und da wurde abends 
bei Herrn Kluck eine Fensterscheibe eingeworfen, 
seine Quartierfrau erwog die Kündigung und der 
Kaufmann wollte gegen Ende des Monats nichts 
mehr aufschreiben mit der Begründung: „Ein so 
nobler Herr, der ein Monokel tragen kann, kann 
auch zahlen.” Es gab sogar eine Ehescheidung, 
weil die Frau des Herr Pöllauer „von ihrem 
Manne verlangte, daß er die Anmaßung des Herrn 
Kluck durch das gleichzeitige Tragen von zwel 
Monokeln zunichte mache. Herr Pöllauer weigerte 
sich und die Ehe ging in die Brüche, Ferner ent- 
standen Gerüchte, daß Herr Kluck eine große 
Erbschaft gemacht habe, daß er unerhörte Steuern 
hinterziehe, daß er das unsheliche Kind eines 
heruntergekommenen Barons sei, der eben we- 
gen Spielschulden verfolgt wurde, daß er ein 
heimlicher Industriekapitän sei und vieles andere. 
Die Gemeinde erwog schon ernstlich, ihn vor- 
sichtshalber In den Gemeindekotter zu sperren. 
Doch dazu kam es nicht mehr. 

Beim siebenten Monokel brach Herr Kluck wirt- 
schaftlich und seelisch zusammen. Er kaufte sich 
nun eine bescheidene Brille und sein Gesicht 
nahm wieder den ursprünglichen harmlosen Aus- 
druck an. Es sah nicht mehr so aus, als rümpfe er 
über irgendeinen üblen Geruch die Nase, ob- 
wohl es an Gelegenheiten dazu durchaus nicht 
mangelte. Das Vertrauen kehrte wieder und das 
harmonische Bild der Landschaft blieb fortan 
ungestört. 


Amerikanische Rüstungsindustrie een) 


Ds j 7e3 











Diar Avcgran yon Fa 








„Ich rechne noch mit zwei Jahren Krieg!‘ — „Nun, so pessimistisch bin ich nicht, ich hoffe noch auf fünf Jahre!‘ 


Industria bellica americana: ‘lo calcolo con altri due anni di querral,, 
“Ebbene, lo non sono cosl pessimista: spero In altri cinque anni ancoral,, 


775 


Die Mitleser - I conlettorl 





(A, Paul Weber) 


ee LOL 2 SR 


„Aber meine Herrn, die Zeitung ist ja von vorgestern!" — „Und das sagen Sie uns erst jetzt?!" 


"Ma, signorl miel, il glornale & di avantleril,, — "E ce lo dite solo adesso?l,, 


SIE WAR EINE GANS 


VON PAUL WESTERGAARD 


A propos, Gänsebraten! 

Jawohl, sie war eine Gans. Aber eine kleine, 
nette. Auch Gänse können Ja bekanntlich unser 
Wohlgefallen erregen. Zumal, wenn sie gerupft 
und gezupft und gespickt und knusperig gebraten 
auf den Tisch des Hauses kommen! 

Doch die Gans, von der hier die Rede ist, hatte 
Federn. Viele Federn sogar. Sowohl am Hut wie 
um den Hals — es war zu jener Zeit, als die Da- 
men sich noch mit Federboas schmückten. 
Eulalla-Cäcilie hieß sie. Ein schöner Doppelname, 
nicht wahr?! Und so klangvolll 

Als ich zu ihrem Vater ging, um um ihre Hand an- 
zuhalten, saß er Im Eözimmer. Eifrig war er damit 
beschäftigt, Schmetterlinge auf Stecknadeln zu 
spießen, um seine Sammlung zu vervollständigen. 
‚ch halte Eulalla-Cäcllie für die vollendetste Frau, 
der ich je im Leben begegnet bin!“ schloß ich 
pathetisch meine Rede. 

„So-so. Meinen Sie?” erwiderte der alte Herr, 
ohne aufzublicken, „Nun gut, meinen Segen ha- 
ben Siel" — — Und dann sagte er noch etwas, 
was ich damals nicht verstand; aber es empörte 
mich sehr. 

Bald verlobte ich mich mit Eulalla-Cäcilie. Und 
schwelgte in Seligkeit — denn auch das war da- 
mals Mode — wie die Federboas. 

Zum Weihnachtsfest schenkte sie mir ein Sofa- 


kissen aus purpurroter Selde mit eigenhändig ge- 
stickter Inschrift: „Ruhe sanft” 

Ich sagte ihr, das Geschenk mache mir natürlich 
große Freude. Nur die Worte „Ruhe sanftl“ schie- 
nen mir doch eher auf einen Grabstein zu ge- 
hören als auf ein Sofakissen! 

Das aber kränkte Eulalia-Cäcilie solchermaßen, 
daß sie augenblicklich — noch unter dem Christ- 
baum — die Verlobung löste. 

Nach zwei Monaten jedoch waren wir wieder 
ausgesöhnt. Krokodilstränen weinend lag sie In 
meinen Armen und nannte mich „ein grausames 
kleines Scheusal”. Womit sie das größere Scheu- 
sal zu sein bestätigte — — denn sie war gut 
anderthalb Kopf größer als ich. 

Wir beschlossen, im Mai Hochzeit zu halten, 
Eines Tages jedoch — es war im März und wir 
gingen spazieren — bogen wir in den „Alten 
Königsweg“ ein. Da meinte Eulalla-Cäcilie, das 
sei doch ein unsinniger Name, den die Straße 
trüge. Denn erstens seien alle Häuser in ihr neu 
erbaut. Zweitens aber sei das gar kein Weg, son- 
dern eine schöne und breite Straße, Es wäre doch 
viel sinnvoller, wenn sie „Neue Königstraße” hieße. 
„Eulalia-Cäcilie”, erwiderte ich in schüchternem 
Ton, wie ich ihn ihr gegenüber stets hatte — denn 
meine und ihre Größe blieb mir Jeden Augen- 
blick bewußt — — „erlaube mir zu sagen, daß 








776 


du dich Irrst. Denn der ‚Alte Königsweg’ trägt 
seinen Namen von altersher — eine ‚Neue König- 
straße‘ aber gibt es bereits in unserer Stadt.” 
Da aber stampfte sie den armen Boden mit bei- 
den Füßen — — ach, dazu vergaß Ich noch zu sa- 
gen, daß Eulalla-Cäcilie auf großem Fuße lebte. 
Sie zog einen Flunsch und warf mir den Verlo- 
bungsring vor die Füße, 

„Nicht im Traume kann es mir einfallen, meine Zu- 
kunft einem Manne anzuverträuen, der so recht- 
haberisch ist, wie dul” fauchte sie mit funkelnden 
Augen. „Mein Herr, unsere Verlobung ist hiermit 
gelöst” 
Damit drehte sie sich elegant auf dem Absatz 
herum und rauschte davon. 

Ich ging zu ihrem Vater, Der saß Im EBzimmer. 
Eifrig war er damit beschäftigt, Schmetterlinge auf 
Stecknadeln zu spießen, um seine Sammlung zu 
vervollständigen. Ich klagte ihm mein Leid. Er 
aber hörte mich gar nicht weiter an, sondern 
winkte mit beiden Händen ab. 

„Habe ich es Ihnen nicht gleich gesagt?! Eulalia- 
Cäcilie ist eine Gans” sagte er und bohrte mit 
sichtlichem Behagen eine Stecknadel durch den 
Leib eines prachtvollen farbigen Schmetterlings. 
Diesmal aber empörte es mich nicht, was er 
sagte... 

Ich sah Eulalila-Cäcilie niemals wieder, 

Jahre später erfuhr ich, daß sie sich mit einem 
Malermeister in Vordingborg verheiratet habe und 
daß sie mit ihm in sehr glücklicher Ehe lebe. 
Was mich gar nicht weiter gewundert hat, Denn 
ist nicht Vordingborgs größte Sehenswürdigkeit 
— der Gänseturm? 


(Aus dem Dänischen von Werner Rietig) 









KW e: 


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Yf€ c Gh tt © Efeu fdhe Te 
IKAILADIDIE IRMLA IKA 





SMIEITIIK 





Wie warm sind 36 Grad? 


Wer viel am Herd und 
herumhantiert, der immer eine hohe 
Temperatur unterschätzen und verhälınis- 
mäßig heißes Wasser noch als „handwarm" 
oder „lauwarm” bezeichnen. Wer daher 
gegen Hitze unsmptindlich ist, sollte beim 
Waschen ein Thermometer zu Rate ziehen. 


im ‘Waschhaus 








Eine Waschlösung für einfarbige und nicht 
tarbemplindliche Feinwäsche soll nur hand. 
oder lauwarm sein, also unserer normalen 
Körperwärme entsprechen (36 Grad Celsius). 


%0—23 Grad nicht übersteigen. Die gleichen 
Temperaturen gelten auch für die Spülbader 
(Bereitung des Waschbades:; 1 EBlötfel Wasch- 
mittel für Feinwäsche auf 4 Liter Wasser. 
Wolle und farbemplindliche Sachen wäscht 
und spült man mit Essigzusatz), 





Bei Wolle und Seide ist noch größere Vorsicht |) 
zu beachten: die Temperaturen sollten dann | 









Florio Marsala — ein Spitzenver 
treter der jabrtauscndcalten Wein 


baukultur Siziliens, Vollmundig, 









würzig und gehaltvoll will er an- 







dichtig und in kleinen, prü- 


fenden Zügen genossen werden. 


FLORIO 










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schle hilft unnötige Strumplschäden 


vermeiden. Bei hervorstehenden Nd- 





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kann seine Leitungen durch erhöhte Kalkzufuhr. 





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Die Menge macht es nicht 
„„Rosodont'' ist aus wirksamıten Stoffen auf Grund 
Erfahrungen und eingehender wi 
icher Forschungen hergestalli underfüllts 
Aufgabe schon In kleinster Menge, -- Die feste 
Form gestattet außerdem größe Sparsamkeit, 


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der Soldaıen von 
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Wie soll ich 
Pfei ng 
Haut-Creme 
verwenden? 





Die Schönheitspflege muß 
heute zurückstehen. Jetzt 
muß man Pfeilring-Haut- 
Creme m einteilen, 
damit s n zur Hand 
ist, wenn sie am notwen- 
digsten gebraucht wird: 
Für das Jüngste, um seine 
zarte Haut zu schützen, für 
die Mutter, um die von di 
Arbeit spröde oder rissig 
gewordenen 
Hände wieder 
glatt und ge- 
schmeidig zu 
machen. 




















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Kitt mit Alubronze oder Gips oder Kreide za 
Iicken Masse vermengt gibt zum Behell ein 


tungsmittel für defekte Kochtöple uw. 


DER URLAUBER 


Von Pancıaz Reichenader 


® „Was — du bist’s — Franz — du bist’s — I kann's 
ja no gar net glaub’n, daß d' as bist!” „Jawol, I 
bin’s, Muatta, dei’ Bua Is, bi auf Urlaub da. Herr- 
gottsakrament! Is koa g’ringer Weg vo’ Rußland 
hint auf Obertundelfing! Aber jetz’ bin i da. Ja, 
Ja „Komm nur g’rad 'rei, Bua in d' Stub'n und 
lass’ di amoi oschaug’n!— Guat schaugst aus, des 
muaß i sag'n! Wia is da denn ganga?“ „Guat is 
ma ganga, des sixt ja, Muatterl!" „Jawoi, des 
siech |, und schneidi bist beiananda in deiner 
Montur. Wia der Vata selig als schwarer Reiter vo’ 
Landshut drob’n. Ja, Ja. Magst was z’essen ham, 
ha?” „Naa, hab scho’ gnua 'gessen, hab’ koan 
techten Appetit mehr, aber zua an’ Trumm G'räu- 
chertem und sechs Schmoiznudeln tat's no’ 
g’langa.” „Jawol, de macha da. — No, und jetz’ 
vazähl’ amoil” „Glei, Muatta, aber, daß i net va- 





giß, wia is denn der Woaz g’standen? Habis'n 
guat el'bracht?“ „Des glaub? i, guat is a g’standen 
und guat ham ma’n ei’bracht, Da feit sie nixI“ 
„No, und die Katoffi'n hab’ | selber g’sehg’n, hint’, 
bein Laufbachgrab’n. San guat g’raten. Hab’ a 
paar aussi g’scharrt, ham ma g’foin. Sche’ habt'’s 
es o’bautl” „Ja no, ma tuat, was ma ko, und 
mehra ko ma net.” „Freili, aber was i sag’n wolt: 
"s Stadeldach muaß nei g’schindelt wer'n, des 
g’folt ma nimma so recht. No ja, morg'n fang’ i 
o damit, hab’ ja Zeit g’'nua Und d’ Schindeln hab 
I scho g’sehg’'n” „Jawoi, de san da.” „No, und 
wia is nacha mit die Küah?‘ „Zwoa ham ma va- 
kafft, oane hat gestern kalbt. San guat belananda, 
die Küah. Vo’ die Rooß is uns oans umg’standen, 
aber dafür waxt si‘ ’s Bräundl guat aus A Hinta- 
hand sag’ a da. daß a Freud’ is. Der ziahgt amoi 
wia a Ox.” „So, so.” „Ja, ja.” „Is der Sepp no 
da?” „Na, der Is ei’zog'n, aber zwoa Franzosen 
hob’ I. No Ja, macha Ihr Sach’ scho‘, wann ma richti 
mit eshna red't.” „Ja, ko’st denn du reden mit 





eahna, Muatta?” „Freili ko’ i's, is gar net schwer, 
‘s Parlier'n. Lul, sag’ i, jetz’ spannsı as ei’, de 
Schwo und fahrst aussi zua die Pomm de teırl 
Nacha luat as.” „No, Muatta, nacha brauchst ja 
mi gar net!“ „Oh mel, Bua, freili brauch’ i di, 
und a andere braucht d'’ aa, die Theres braucht 
di.” „Ja, ja, die Theres! Muaß nacha a weng 
b’suacha, die Theres.” „Ja, tua's nur, aber daß’d 
ma vor morg'n früah wieda hoam kimmst, vo’ 
dein B’suach bei der Theres!” „Heit‘ scho’, aber 
morg’n net. Hab’ ihr vui zum vazähl’n, da kunnt's 
scho fimfe wer'n, bis i hoam kimm vo’ Stephans- 
riad hint‘.“ „Und was tuast denn nacha jetz'?” 
„Warten tua i auf die Schmoiznudeln, und nacha 
werd d’ Montur auszog'n, und wer'n die Katoffi 
no’ alle ei'bracht. Müassen ’rausl” „O mel, Bua, 
was hast denn du nacha vo’ dein Urlaub?” „Mein 
Acker hab’ i, mein Hof hab’ I, mein Boden hab’ i 
unter die Füaß’ — woaßt, was I hab’, Muatta: mei’ 
Heimat hab’ |, und des is gnual” „So, so.” „Ja, 
ja” 





















reicht 





ı > ö 
PALLIATIV-CREAM 
den Müttern für die Säuglings- 
pllege und den ürigen 
für ihre im Felde Stehender 
Darum bitter 
„PALLIATIV” 


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dle hochteine Kälezubereltung 
auo dem Allgiu wird nach wie 
‚vor mit edlem Chefterkäle here 
getellt und mis Milchzucher, 
Milchalbuminen und Milchmie 
neralien angereichert. Burtere 
zart, wie Der VELVETA If, 
ihn mein ohne 
Butter auf's Brot. Das macht 
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In den BAYER-Forschungsstälien wird unermüd- 
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dem BAYER-Kreuz werden sich neue würdig 
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von Millionen Fraven im In- und 


Ausland, & 











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Zahnpasto. Und nicht zu viel Aalıkluea 
nehmen. 1-2 cm genügt. 









2 


MD 


Aa 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0. Nückel) 





Bei der Polizei lief kürzlich folgendes nicht ge- 
rade von zarter Frauenhand stammendes Schrei- 
ben ein: 

„Erlaube miı ergebenst mitzuteilen, daß ich mich 
mit meinem Mann wieder ausgesöhnt habe. 


Möchte daher freundlichst bitten, mir das Beil 
und den Schürhaken baldigst zurückzusenden, da 
solche nirgends erhältlich und ich ohne dieselben 
keinen ehelichen Haushalt führen kann.” -pf 
E; * 

Graf Bobby ging mit seinem Dackerl gasserln. 
Es war ein besonders schöner Dackel. Da trat ein 
Herr auf die beiden zu. Es war der bekannte Tier- 
maler T. R. Er begrüßte Graf Bobby und fragte: 
„Hättens was dagegen, wann ich Ihr Hunderl ma- 
len möcht?" 

Graf Bobby antwortete verlegen: 

„Bittschön, wann ich Ihnen damit einen Gefallen 
erweis — nur mein ich halt, Jetzt ist der Dackel 
schon sechs Jahre braun gewesen — warum wol- 
lens ihn denn jetzt anders anstreichen?"” I).H.R. 


* 


Ich hatte einen neuen Film geschrieben. Der 
Dramaturg sprach mir wider Erwarten seine Aner- 
kennung aus. 


„Vor allem die Figur des Bösewichtes Ist Ihnen 
herrlich gelungen”, sagte er 

Ich nickte zufrieden. 

„Das war nicht leicht, lieber Doktor! Ich habe 
nämlich versucht, einen Menschen aus allen den 
Fehlern zusammenzusetzen, die mir meine Frau 
täglich vorwirft.” I.H.R. 


* 


Kitty kam zu Johannes. 

„Kauf mir einen Schirm, Johannesl" 

„Du hast doch einen, Kitty?“ 

‚Ja. Schon.” 

„Nun also!“ 

„Aber der Schirm ist schon so schlechil"” 

„Wie schlecht?" 

„Daß ich ihn wegweıfen muß!” 

Johannes schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. 
„Kitty! Kitty! Gleich wegwerfen! So schlecht wird 
er nun doch noch nicht sein, daß du ihn nicht 
wenigstens zu Hause noch tragen kannst!" 3.H,R. 


















Ueberlegen ob das Bild 
lohnt — jedes Für und 
Wider sorgsam wägen 
und im rechten Moment 
handeln (knipsen) — — 





Das heilende Wundpflaster 


Inallen Apotheken: u.Drogerien 


Carl Blank, Bonn am Rhein 











wie beim Schachspiel. 
So erhalten wir wirklich 
schöne Fotos und sparen 
den guten 












richtig 


erfüllt 








Gut hören, 


Dieser Wunsch wird Schwerhörigen 
durch den ärztlich anerkannten 


„Original-Akustik“ 


der sich durch klarste Sprachwiedergabe 





verstehen! 


SCHON SEIT JAHREN TONERFAHREN 
PHILIPS VALVD WERKE 


HAUPIVERWALTUND KLAUM  WiRnt ım MACHEN MAmELAG «WIEN 





Mhäfigk nährk 
Leidchwadhen ufltanken 








Cinzano im 
Weinküh 









auszeichnet. Verkaufsstellen Überall im Reich 

Prospekt S kostenlos durch 
DEUTSCHE AKUSTIK-GESELLSCHAFT 
BERLIN-REINICKENDORF-OST 


Liefortermin z.Zt. In ca. 5 bis7 Monaten 


Herr Schmitz hat vollkommen 
recht. Wenn man eine Flasche 
Cinzano erwischt — und das 
ist nicht jeden Tag der Fall, 












Ich habe mir schicken Iamenı 
‚Das Hoiterkeitspaket“, enthaltend die 
echte . tolle Ge- 
‚en, wirkungsvolle Deklamationen 
und Couplets nach ion Melodien. 
Außerdem originelle Späße und 
doten zum Nacherzählen 







aun mal gut gekühlt am besten. Und da 
sie auch angebrochen unbeschränkt halt. 
bar ist, reicht die Flasche — bei be 


dann sollte man den Genuß iin 
sorichtigeuskosun. UndCinsanoschmeckt \ 





Das Gütezeichen für 


Wunderfam 


Se 
X Ein Genuß — JA, aber eisern sparen 
M Acchter Alpenkräuter GmbH., Breslau 












higan)] dchtigem Genuß — eine ganze Weile 


CINZANO 


| Im unveränderter Güte 


e ® 
8 





Zeitvertreib. Dazu: das 


stücke wit. vielen Bilde 
u orlerne ganze „Heiterkeits- 
1033.30 einschließlich. 

3.0) 













io RM 3 
sand Gutenberg EmiiRudolph 
Dresden-Ha 379 






mer ohne Mberfllfige 
Aettpoifter, . # Hilfe von 
Ehlantfochtin _Cchlant: 
‚cmin hat in A Sahraebnt 
sent (eine Sue“ 2 
beiisfen. &a wird 
ich angewandt und iftaa 
samtfert uunfehädtich. Wto 
Sebofe 9.5.40, Yatierdofe 
DM. 8.— (Stadhnahme) 


MARGARETE LAUN 


Schönbeltspftege felt 1096 
München2, Kaufingerfle,se 























NEDA-WERK 


Eduard Palm 
München 





2 TRILYSIN-RATSCHLAGE 


La 
hygiene 


An jedem Morgen mit den Fingers 
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VON HERMANN SENDELBACH 


Nah beieinander, daß fie Wärme haben 

Und in der atmenden Gemeinfchaft find, 

Ruhn auf dem Rafen am umfchilften Graben 

Im kühlverhängten Herbfttag Lamm und Rind. 


Der Hütejunge am gemähten Hange 

Ift mit der Mundharmonika vergnügt. 

Er wirkt fich aus dem felbftgefchaffnen Klange 
Den lichten Raum, der feinem Sinn genügt. 


Die Luft durchbrauft ein weites Flügelfchlagen 
Von vielen Vögeln, die ihr Herz erkühnt, 
Die unermeffne Reife neu zu wagen, 

Bis diefeo Tal im andern Lenz ergrünt. 


Daß es im andern Lenze wieder grüne, 
Beftellt der Bauer das geleerte Feld. 

Der bunte Wald befchließt die kleine Bühne, 
Die doch bedeutet eine volle Welt. 


DER IDEENFRESSER 


VON SCHLEHDORN 


Unter den Dichtern unterscheidet man: Unsterb- 
liche, die leben in Zitaten. Solche, die nicht leben 
und nicht sterben können, die hausen in malerl- 
schen Dachkammern. Und solche, die davon leben 
können, die haben sich mit hübschen Vorortvillen 
angebaut. An der Peripherle ihres Leserkreises. 
Nahe dem Herzen der Natur. In Stullensee an der 
Wannseebahn etwa. 

So auch Dr, phil. Franz Notnagel, der als Novellist 
unter dem Namen Neithart Nothung (wie er zu 
sagen gt) „hm, doch wohl nicht so ganz ui 
bekannt“ ist. Nebenan, Nr. 5, wohnt Oberregii 
tungsrat Francke, 

Notnagel-Nothungs Herdflamme hütet Frau Hed- 
wig. Sie kocht auf ihr auch meist selbst. Und 
kocht gut. Und viel, denn das braucht Angelo. 
Angelo ist Unterprimaner, trägt die in Berlin obll- 
gaten Krachledernen, darunter blonde Stachel- 
beerbeine, und Schuhe, deren Nummer ein er- 
freuliches Wachstum verheißt. Oben Pickel und 
Stimmbruch und ein paar bemerkenswert an- 
ständige Augen, Wenn er geht, scheinen seine 
Gliedmaßen Irgendwie aneinanderzuhängen, ohne 
recht zusammenzuhängen, wie bei einem Jungen 
Jagdhund. 

Franckes Marie-Luise hingegen pflegt der Dichter 
einem Schmaltler zu vergleichen, in ihrer reh- 
äugigen siebzehnjährigen sportlichen Anmut. Und 
seit Frau Hedwig — die Claudia, Alice-Irene und 
Ingegunde seiner früheren Romane — etwas von 
der Breite gewonnen hat, die der Epik mehr an- 
steht als der Novelle, macht seine Fantasie ge- 
legentlich in allen Ehren Anleihen im Nachbar- 
haus bei Marielu. 

Dichter müßten eigentlich reisen. Woher sollen sie 
sonst Jene sündhaft eleganten Frauen nehmen, 
auf palmenumwedelten, banjoerregten Hotel- 
terrassen, — Frauen, die von Irgendwoher sind, 
mit betäubenden Parfüms, die wieder von ganz 
wo anders her sind, — Frauen, die ihre opalisie- 
tende Seele bereitwillig dem diskreten Reisen- 
den zur Veröffentlichung öffnen? Mit seinem 
Eigenheim in Stullensee blieb Neithart-Nothung 
mehr Heimatdichter. Und es fehlte ihm gelegent- 
lich, wenn er von 9—1 Uhr schöpferisch tätig war, 
an Stoff, sozusagen an Rohmaterlal für sein poe- 
tisches Veredelungsgewerbe. _ 

Aber in der gestrigen Nacht hatte ihn plötzlich 
im Dunkeln eine Idee erleuchtet: paradox, über- 
raschend, überzeugend, ganz neu. In knappster 
Form: Titel, Inhalt und Grundgedanke eines Ro- 
mans. Er schrieb es Irgendwie im Dunkeln auf und 
schlief beglückt wieder ein. 

Indessen, am nächsten Tag war die Idee ver- 
schwunden. Er suchte, kramte, fragte — weg, ein- 
fach weg, Er appellierte an sein Gedächtnis. Das 
optische versagte, es war ja dunkel gewesen. 
Das akustische versagte, es war ja nächtliche 
Stille (Angelos gesundes Schnarchen durch drei 
Wände bot keinen Anhaltspunkt). Dabei zeigte 
sich wieder: das Gedächtnis ist ein Dackel, — 
soll er etwas apportieren, stellt er sich taub und 

















lahm; aber kommt eine peinliche Erinnerung Ins 
Blickfeld, so trabt er fröhlich hin und bringt sie 
zuverlässig immer wieder an. 

„Du bist ein vergeßlicher Mann”, sagte Frau Hedwig. 
„Besser als daß ich bereits dein unvergeßlicher 
Mann wäre", brummte der Dichter. 

Und dann konzentrierte sich der schwarze Ver- 
dacht auf — Angelo. 

Als der um Mittag durch den Garten geschlenkert 
kam (eine Vier in Mathematik in der Tasche und 
einen Preis im Rudern), da begann zunächst ein 
Welterleuchten von Fragen. 

„Angelo, bist du in mein Schlafgemach gedrun- 
gen?” — „Ja, als du im Bad warst.” — „Zu wel- 
chem Zweck?” — „Ich mußte mich doch mit dei- 
nem Apparat rasieren." — „Was hast du außer 
Rasieren dort getan?" — „Ich, nichts...” — „Prüfe 
dich und bekennel’’ — „Ach so, da lag ein Keks.” 





— „Ja, und?” — „Der lag da auf dem Nacht- 
tisch.“ — „Ja, und?“ — „Der war da liegen ge- 
blieben.” — „Jo, und?” — „Den habe Ich natür- 


lich gegessen.” — 

Und nun kam das Gewitter (Nothung liebte auch 
Im Zivilleben das tönende Pathos); 
„Verworfener Knabe, entarteter Sproß, Raben- 
sohn! Auf diesem Keks stand die Idee meines 
neuen Romans, Titel, Inhalt und Grundgedanke. 
Nächtens, als mir die Erleuchtung kam, griff ich — 
um deiner Mutter den Schlaf nicht zu rauben und 
nicht der Nachwelt das Werk — im Dunkeln links 
‚auf den Nachttisch und fand einen Tintenstift und 
fand — nein, zum Niederschreiben fand ich nichts. 
Da kam mir schicksalhaft der Keks In die Hand, 
darauf schrieb ich, wie einst die Alten auf Wachs 
oder Ziegel: Titel, Inhalt und Grundgedanken. 
Und du, — Unschätzbares hast du verschlungen. 
Ein geistiges Erzeugnis deines Vaters gefressen, 


Bergwinter 


Inverno in montagna 


780 


deinen besseren Bruder also. Die Einnahmen des 
kommenden Jahres vernichtet.“ (Frau Hedwig, die 
nebenan den Donner hörte, mußte an jenen Mann 
denken, der ein Ei Ißt und damit. Generationen 
ftohgackernder Hühner,) „Du bist ein — Ideen- 
fresser“, endete die Anklage, „geh’ in dich und 
auf dein Zimmerl” 

Der große Junge wandte sich zum Gehen: „Es tut 
mir wirklich leid, Papa.” 

„Mit einem Zubiß: Titel, Inhalt und Grundgedanke”, 
stöhnte der Dichter. „Geh in dein Zimmer, o 
‚Angelol” 

„Übrigens”, kam es noch halb trotzig, halb be- 
gütigend zurück, „Frau Francke läßt sagen, sie 
käme zum Tee mit Marlelu.” 

Angelo ging. Mit ihm ging die Idee. Der Vater 
verfolgte deren Schicksal sozusagen durch den 
Sohn hindurch — und kam auf allerlei abwegige 
Gedanken der Wiederbeschaffung. Allein schon 
unter Angelos kräftigen Zähnen war die Idee 
zermalmt, zergangen, vernichtet, Da nalf weder 
ärztlicher Eingriff noch geduldiges Warten — —. 
Nachmittags erschienen die Damen Francke. Der 
Dichter saß und tankte Eindrücka. Und beobachtete 
Marielu, die sich mit Angelo unterhielt und mit 
leldenschaftlichen Gesten zu sagen schien: Oh, 
dies Wissen um die Jugend, Angelol Wie sich 
mein tlefinnerstes Selbst zum Leben drängt, wie 
ich die Jugend ergreife und hebe sie empor, 
s00... Dazwischen Angelos gleichsam doppel- 
tönige Stimme „Ach nee, — so spielt Ihr Medi- 
zinball?” 

Einen Dichter stört so etwas nicht, Für den sind 
die anderen nur Puppen, die er innerlich an- 
kleidet, mit selbstgeschneiderten Seelen. 

Hütet Euch vor dem Dichter, daß Ihr nicht In 
seine Romane geratet. Denn dann sagt Ihr nach- 
her auf Seite 49 oder 318 ziemlich pompöse 
oder Indiskrete Dinge, die Euch im Traum nicht 
eingefallen wären. Eure männlichen Gedanken 
bekommen anspruchsvolle Bärte und junge Mäd- 
chen äußern sich, wie es Frau Oberregierungsrat 
Francke bei Marle-Lulse niemals zulassen würde, 
Marielus Anwesenheit regte den Dichter wunder- 
sam an, — Ja, plötzlich fühlte er sich Vater eines 
werdenden Romans (ein biologisch höchst eigen- 
artiger Vorgang!), eines Romans, der demnächst 
in dem bekannten Verlage erscheint, 

Marielus Anwesenheit hatte noch eine andeie 
Wirkung auf den Dichter: plötzlich machte sein 
Gedächtnis „hupp“ und da war es wieder: Nacht, 
und Keks und Idee, — die Idee, die Angelo ge- 
gessen. 

„Na also”, sagte Frau Hedwig leise, die in seiner 
Seele zu lesen pflegte, wie der liebe Nächste, 
den das Schicksal in der Bahn neben uns gesetzt, 
in unserer Zeitung, — „wie war's denn?” 

„Ach“, raunte er zurück, „sehr schön. Nur, leider 
ein Zitat von Shaw... Übrigens hoffentlich hat 
der Knabe keinen Schaden genommen; Tinten- 
stift ist doch giftig.” 











(Hch. Klay) 





Zwischen Tür und Angel 


({R. Kriesch) 


„Auf eine Tasse Tee könntest du mich wirklich noch mitnehmen, Angela!“ 
„Geh — seit wann lockt denn dich Apfeltee?!" 


Fra Scilla e Cariddi: “Angela, ad una tazza di t& potrestl ancora prendermi teco!,, — *Evvia! Da quando mal tl adesca Il t& di mele?!,, 


781 





Ein Mann - Un vomo 


0. Hegenbarth) 





„Das sage Ich dir, Hede, wenn mich meine Mutter so verzogen hätte, 
wie du deine Puppe, wäre Ich heute nicht das, was ich bin!" 


"Ti dico, Edda, se mia madre avesse viziolo me come fal tu colla tua bambola, 


gg! non sarei quel che sonol,, 


DER TRAUM VOM GÄHNEN 


VON ROSE GERLACH 





„Hul Was für ein schrecklicher Traum... 
Anneliese war Im Bette hochgefahren und schüt- 
telte sich. \ 
Wahrhaftig: sie hatte geweint. Das ganze Gesicht 
war naß — und immer noch liefen die Tränen. 
Die Dunkelheit bedrückte, Schnell die Nacht- 
tischlampe angeknipst. So...! 

Annellose biinzelte in die Helligkeit hinein und 
legte die Hand auf ihr Herz. Wie das da Innen 
pochte und hämmerte...! Was war denn nur ge- 
schehen? Konnte ein bloßer Traum solch ein Angst- 
‚gefühl hinterlassen? 

Nein — das war keln gewöhnlicher Traum. Das 
war etwas ganz anderes. Wie sollte sie es nen- 
nen? Sie wußte es nicht; daß es aber etwas 
Schicksalhaftes war, das fühlte sie. 

Versonnen glitten Ihre Blicke an den Wänden des 


Zimmers ontlang. An Rudis Bild blieben sie” 


hängen, Es stellte einen Jungen Sportsmann dar, 
der im sieghaften Bewußtsein selner körperlichen 
Geschmeidigkeit und Kraft vergnügt Ins Dasein 
schaute. 

„Rudi — du guter Junge, du... Ja, Ja...” 

Jetzt wußte sie, was sie Im Traume erlebt hatte. 
Sie war — wie In vergangenen Zeiten so oft — 
zu der alten Lubitschka gelaufen, die einst In dem 
dunklen Winkel hinter dem Markt ihre Wohnung 
hatte. Das war Immer ein herrlicher Spaß gewesen 
— so gruselig schön — sie und ihre Freundinnen 
hatten es als halbwüchsige Mädel gar zu gern 
getan; denn die Lubltschka konnte Karten legen, 
aus der Hand lesen und In die Zukunft sehen. 
Außerdem hatte sie einen Spiegel Im Besitz, der 
— wie sie sagte — einem Hexenturm entstammt, 
Diesen Spiegel hatte sie stets mit einem schwarzen 
Tuch verhangen, 

Die Bitten der Mädel, mal In den Spiegel gucken 
zu dürfen, hatte die Alte stets mit schroffer 
Strenge abgelehnt. Die Hexen hätten vor Ihrem 
Richtgang den letzten Blick da hineingetan. Von 
da ab zeige der Spiegel nur noch die unerbitt- 





und Druck: Kn Hirth 
Yatantwortı ehrleiter; Weiter FoLIzIck, München 





liche Wahrheit Jedes Wesens — nicht mehr den 
Schein. 

Die alte Lubltschka lebte längst nicht mehr; Anne- 
liese aber hatte soeben im Traum neben Ihr ge- 


" sassen und in den Zauberspiegel geschaut. Und 


die Alte hatte In echter Wahrsagerinnenmanier 
mit monotoner Stimme auf sie eingeredet, 


Brief aus dem Biwak 


Einer spielt noch Ziehharmonika, 
Und ich denk" an dich, Veronika. 
Brände flammen auf am Horizont ,.. 
Morgen geht es wieder an die Front. 


Immer, menn man einmal Wadıe sdiiebt, 
Denkt man gern an jemand, den man liebt. 
Und weil ich didı halt als letzte sah, 
Denke icı an dich, Veronika 


Roter Mond hängt über meinem Zelt 
Und beleuchtet eine fremde Welt, 
Frösdıe quarren in dem fernen Ried, 
Die Harmonika singt uns ein Lied. 


Langsam wird es still, Das Lager ruht, 
Morgen geht es los. Und das ist gut. 


Denn das Warten, Du, ist nidıts für midı — 


Adı, icı glaube fast, icı liebe Dich! 


Morgen endlich, zwiscıen Tau und Tag, 
Morgen führen wir den großen Schlag. 
Einmal aber bin ıdı wieder da, 

Und dann ... Wiedersehen, Veronika! 


Olf Weddy-Poenicke (im Felde) 


Was sagte sle doch — wle war's... ? 

„Wenn das bleiche Licht des Mondes In den 
Spiegel fällt, Ist's dir vergönnt, die Wahrhelt zu 
erschauen, Der leuchtende Schein wird zur Brücke 
der Erkenntnis. Was dir darauf entgegenkommt, 
zeigt sich In seiner wahren Gestalt. An wen 
denkst du? An deine Freundinnen? Gib acht, 
dort kommen sie lachend und lärmend heran. Sie 
sind unbekleidet. An Stelle der Gewänder haben 
sie Farbe verwandt. Rosig angehaucht sind sie 
nun. Ihre Schuhe haben sie sich als Hütchen auf 
die kunstvoll gedrehten Frisuren gesetzt, die 
eigentlich nur zu Schleppkleidern passen. Ihre 
Füße stecken In zlerlichen Hüten. Das sei letzte 
Mode, sagen sie und es ginge sich herrlich darin,” 
„Weshalb aber toben sie so...?" 

„Sie betäuben sich selbst. — Ja — sle lachen, sie 
lachen — aber In diesem Lachen quellen Tränen, 
— Sieh: da stürzen sie auch schon über den Rand 
der Brücke hinweg In den Strom der Unendlichkeit.” 
Die Gauklerin schwieg. Anneliese aber hatte ge- 
dankenvoll in den Spiegel gesehn, In dem sich 
das runde Antlitz des Mondes zeigte, das höhnisch 
zu grinsen schlen. Nun aber ging ein dunkler 
Schatten drüber hin, Was war denn das? 

Es schien, als wollt’ es ein Tierkopf werden — 
wurde größer und größer... Aber die Augen, 
die Augen! Diese funkelnden, lachenden Augen, 
die kannte sie doch! Das waren doch Rudis 
Augen! — Jetzt aber konnte man's deutlich er- 
kennen: ein Wolf war es, ein Wolf, der sie mit 
begehrlichen Blicken betrachtete, den Rachen 
weit aufgesperrt und die Zähne fletschond, 

jein, nein...!” hatte Annellese angewidert und 
empört gestammelt und die Seitenlehnen ihres 
Stuhles krampfhaft gefaßt. „Was für ein haar- 
sträubender BlödsInn...t Der gutmütige Rudi... 
und eln Wolf.” 
„Vielleicht durch dich? 
alte Lubitschka, genau, w/ 
getan. 

„8j8 — er hat dich zum Fressen gern, meln Töch- 
terchen. Nur nicht den Mut verlieren.” 

Annellese saß wie erstarrt, Doch konnte sle Ihre 
Blicke nicht vom Spiegel wenden. 

Immer noch war es ein offener Schlund, der sich 
ihr unheilvoll zukehrte. Jetzt aber kein Tierrachen 
mehr, sondern ein menschlicher Mund In unheim- 
licher Größe. 

Und dieser Mund gähnte — gähnte Immerfort — 
und so bezwingend, daß Anneliese mitgähnen 
mußte. 

„Sonderbar“, sagte sie, „und immer Ist’s ein weib- 
licher Mund, der da gähnt.“ 

„Ja, erklang wieder die Stimme der Gauklerin, 
„Männer gähnen nicht so lang. Sie machen Schluß 
— kurz und kräftig — und wenden sich anderen 
Dingen zu. Frauen aber nehmen alles viel tragl- 
scher. So kommen sie selbst vom Gähnen nicht 
ohne welteres los — wle es denn auch eine ge- 
fährliche Sache damit Ist.” 

Bei diesen Worten kam Anneliese ein merkwürdi- 
ges Erinnern. Schon mehrmals war es vorgekom- 
men, daß sie beim Zusammensein mit Rudi ein 
leises Gähnen Überfiel. So groß zuerst die harm- 
lose Seligkeit Immer noch war, hatte es sich doch 
schon ereignet, daß,. sobald das rauschende 
Singen und Klingen des Blutes ein wenig ver- 
ebbte, solch ein seltsam kühles Verwundern In 
Ihr aufgetaucht war, und dann... 

Es war Anneliese peinlich, noch länger dies Gäh- 
nen mit anzusehen, dann aber schrie sie auf vor 
Entsetzen und wollte entfliehen, denn zischende 
Vipern sprangen ihr aus dem geöffneten Munde 
entgegen. Die Lubitschka aber drückte sie mit 
festem Griff auf Ihren Sitz zurück. Dazu sprach 
sie in ihrer hämischen Art: „J&jö, Schlangen, Kind- 
chen! Richtige Schlangen! 

Anneliese hatte sich vor Grauen geschüttelt, Da 
aber gewahrte sie, daß die goldene Brücke des 
Mondes Im Spiegel wieder In mildem Glanze vor 
ihr lag. 

„Gib acht! Gib acht!” wurde sie zur Aufmerksam- 
keit gemahnt. Die war ohnehin vorhanden, Was 
aber kam aus dem Hintergrunde des Spiegels 








" klcherte boshaft die 
s bei Lebzeiten 













auf sie zul Ein Untier — ein wunderliches Fabelwesen. Halb war's ein 
Ackergaul von plumpester Gestalt, mit struppigem Fell und kotbespritzten 
Hufen. Ein Kuhschwanz pendelte anstelle eines Schweifes halb verschämt 
und halb vergnüglich In der Luft herum. Auf diesem Rumpfe aber saß ein 
menschlicher Oberkörper, der einer Madonna würdig gewesen wäre. 

Was für eine Zartheit der edlen Formen, was für ein schönes, liebes Ge- 
sicht mit großen, fragenden Augen! Duftig feines Blondhaar sah unter dem 
wallenden Schleier hervor. Hatte Anneliese aber recht gesehen oder 
täuschte sie sich? Saßen an diesem reizenden Kopf nicht zwei unglaublich 
lange Eselsohren, die — um das Maß der Lächerlichkeit voll zu machen — 
oben über dem Scheitel zu einem zierlichen Schleifchen gebunden waren? 
Nein — sie Irrte sich nicht, sie erkannte sich deutlich, Als nun dies selt- 
same Geschöpf ganz nah zu Anneliese herankam und Ihr nachdenklich in 
die Augen schaute und dabei, halb wie In Gedanken, nach dem Kuh- 
schwanz griff und damit spielte, als hielte es einen Fächer in der Hand, da 
stieß es Anneliese innerlich, daß sie hart und bitter lachen mußte. 

„Dich scheinen die Eselsohren zu genieren”, krähte die Lubitschka neben 
Ihr. „Gräm’ dich nicht, mein Täubchen; die sind bei anderen oft noch länger.” 
In diesem Augenblick begann das Fabelwesen gar noch den Mund aufzu- 
tun und ein Lied zu singen — ein altes, altes, tausendfach gesungenes Lied. 
Es lag ein ergreifend sehnsüchtiger Ausdruck in Stimme und Gebärde, ob- 
gleich alles miteinander so widersinnig war, daß Anneliese sich ergriffen 
fühlte, Sie schluckte an verhaltenen Tränen, und wieder glitt ihr Blick über 
den armen, abgearbeiteten Gaul mit Kuhschwanz und Madonnenbüste — 
und alles mitelnander wirkte so sonderbar, daß sle lachte, lachte — wie 
eine Irrsinnige lachte, bis sie In lelses Wimmern verfiel. 

„Weißt du, was das ist? Weißt du...?” schrie die Lubltschka in kreischen- 
den Tönen und packte sie mit ihren Spinnenfingern bei den Schultern. 
Anneliese schüttelte sie voller Grauen ab und weinte fassungslos. 
„Weine nicht, Annell — weine nicht”, sprach jetzt eine gütig klingende 
Stimme auf sie ein. 

„Nimm alles für ein Gleichnis. Wieviel Lasten der arme Ackergaul hat 
schleppen müssen, wieviel Schmutz und Schlamm ihm oft den Weg ver- 
sperrten, weiß niemand besser als du selbst. Kein Wunder, daß etwas 
davon an ihm hängen blieb. In all dem Widersinnigen aber erkenne die 
Zwangsjacke des Schicksals und der eigenen Haut, aus der ja niemand 
heraus kann. Ach — es steckt viel mehr Lächerlichkeit In allem Geschehen, 
als es der Welt offenbar wird. Aber blick‘ auf zu dem Madonnenantlitz. 
Schmutz und Erbärmlichkeit haben seiner Reinheit nichts anhaben können, 
und darauf, Anneliese... 
Die Stimme wurde leiser. Anneliese hörte nicht mehr darauf hin. Dann aber 
war sie erwacht. — 

Ja — so war's. — Das hatte sie geträumt. 

Wars aber denn ein Traum? Nein — es war etwas anderes — ein unfaß- 
lich Wunderbares. Sie kam sich völlig verändert, wie verzaubert vor. 
Nachdenklich strich sich Annellese das Haar aus der Stirne und blickte von 
neuem auf das Bild. j 

„Rudi — guter, lieber Junge, leb wohl, leb wohl! — Mit uns beiden wird 
es nichts; ich habe Angst vor dir. 

Vor dir...? Nein, nein — vor mir — nur vor mir. Das Gähnen, weißt du — 
das Gähnen ...” 





ZWEI FRAUENKENNER 


VON HEINZ SCHARPF 


Zwei Frauenkenner saßen beisammen, ein großer und ein noch größerer. 
Der große war ein schöner Mann, der sich gern von Jedem Spiegel seine 
sieghafte Erscheinung bestätigen ließ. Der noch größere hingegen glänzte, 
vom schönen Geschlecht sämtlicher Locken beraubt, bloß im Schmuck 
seiner Glatze. 

Der große sprach, ganz groß: „Ob man mit einer Frau glücklich oder un- 
glücklich wird, das hängt einzig und allein von der Liebesbegabung des 
Mannes ab. Die Ihm von der Mutter Natur verliehenen Anlagen auf das 
Höchste zu entwickeln, lassen sich die wenigsten angelegen sein. Viel- 
mehr vermeint Jeder, sich von Haus aus auf die Liebe aus dem ff zu ver- 
stehen, auf die Liebe, die eines gründlicheren Studiums bedarf als jede 
andere Wissenschaft. Wer da glaubt, nur die höhere Mathematik verlange 
Lehrjahre, dem wird das Liebeseinmaleins zeitlebens eine unlösbare Glei- 
chung mit lauter Unbekannten bleiben. Man kann ein Napoleon auf dem 
Schlachtfeld sein und in der Liebesstrategie wie ein Pennäler manövrieren. 
Über allen Künstlern steht der Liebeskünstler, die Frau ist Wachs in seinen 
Händen, auf ihn allein kommt es an, was für ein Gebilde er daraus formt. 
Ich habe die Liebe immer als etwas Künstlerisches empfunden, die Frau 
stets als Kunstwerk betrachtet. Erst als ich mit allen Tricks der ars amandi 
vertraut war, habe ich geheiratet, um meiner Frau die Welt zu einem ein- 
zigen Liebesgarten zu verzaubern. Nur so gelang es mir, die Ernüchterung 
hintanzuhalten, die sonst der Liebe folgt wie der Schwanz dem Kometen. 
Und Sie glauben gar nicht”, schloß der große Frauenkenner, „wie verliebt 
meine Frau noch heute ist," 

Der noch größere nickte nur und fragte Interessli 
In wen?“ 





„Dart man wissen, 


783 


Die Siegerin - La vincitrice (Fr. Bllek) 























Der Sandkastenstratege 


(Erich Schilling) 

















„Nein, der Herr Präsident Ist nicht zu sprechen, er befindet sich soeben auf dem Wege nach Berlin!" 


Lo stratega del recinto di sabbia: "No; Il signor Presidente non da’ udienza; proprlo adesso si trova sulla via di Berlino!,, 


784 


München, 9. Dezember 1942 30 Pfennig 
47. Jahrgang / Nummer 50 


SimPLIcissimus 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Zukunftssorgen 


(€. Thöny) 








„Aber Eleanor, du bleibst selbstverständlich melne Lieblingsfrau, wenn Ich erst Sultan von Marokko bin!“ 


Apprensloni per l’ avvenire: "Ma, Eleonora, tu rimanl beninteso la mia favorlta, appena ch’ lo sard Sultano del Maroccol,, 


In Sicherheit - In sicurezza 


MEIN FREUND JOHANNES 


Unser Freund Jan hat eine große Segeljacht, mit 
der man sich schon ein Stückchen auf die Nord- 
see hinauswagen kann. Er hatte Martin, Johannes 
" und mich für eine Tour nach Helgoland einge- 
laden. 
Als wir aus der Elbemündung raus wären, kamen 
wir In eine recht grobe See. Das Boot tanzte 
und stämpfte heftig, und manchmal sah es ver- 
dammt so aus, als wollte es umschmeißen, Mar- 
tin, Jan und Ich kennen das. Uns konnte es nicht 
In Angst versetzen. Aber Johannes hat von der 
christlichen Seefahrt nicht allzuviel Ahnung, und 
die Angelegenheit erschien ihm deswegen wohl 
gefährlicher, als sie eigentlich war. Wir aber 
waren übermütig genug, Ihn in seinen Sorgen 
noch zu bestärken, 
„J8, Jan”, sagte Martin, „denn helpt dat ja nix, 
denn möt wi Ja woll versuupen.” 
„Schade um das schöne Boot“, fügte Ich hinzu. 
„Wenns noch in unserer alten Elbe wäre”, seufzte 
Jan. „Seewasser schmeckt so scheußlich. 
„Meint Ihr wirklich, daß wir ertrinken müssen?” 
fragte Johannes, wie es schien, wirklich ein 
wenig zaghaft. „Können wir uns denn nicht durch 
Schwimmen retten?” 
„Man merkt mal wieder, daß du nur Elbsegler 
bist“, erklärte Jan. „Da könnte man vielleicht 
schwimmen. Aber hier, in der groben See? Eine 
Weile mag es gehen. Aber wenn du erst mal den 
ersten Schluck Seewasser runter hast, kannst du 
vor Schreck nicht mehr schwimmen, so eklig 
schmeckt das. Denn läufst du voll von diesem 








widerlichen Zeugs und buddelst so langsam ab." 
Da sagte Johannes gar nichts mehr. Still ging er 
In die Kajüte, 

„Ob er nun wohl betet?“ fragte Martin. 

„Oder sein Testament macht?“ überlegte Ich, 
Aber.da kam er schon wieder herauf. In der einen 
Hand den Schöpfeimer, in der andern einen Be- 
cher. Den Eimer warf er an einem Tau über Bord 
und holte ihn gefüllt wieder hoch. Dann goß er 
von dem Seewasser in den Becher und trank 
den langsam aus. 

„Mensch, Johannes, bist du verrückt, den ollen 
Schietwasser to suupen?“ rief Jan entsetzt. 
Johannes winkte ab und trank weite, 
„Ich will mich schon langsam dran gewöhnen”, 
sagte er. 





* 


Ich war sehr glücklich. Und hatte auch alle Ur- 
sache dazu. Erst hatte meine Frau durch eine 
Unachtsamkeit beim Bedienen unseres Gasherdes 
eine kleine Explosion verschuldet, und dann war 
ich beim Obstpflücken von einem anständig ho- 
hen Baum heruntergefallen, In beiden Fällen aber 
war uns nichts Ernstliches geschehen, obwohl es 
eigentlich hätte schlimm auslaufen müssen. 
Nun war Johannes gekommen. Meine gute Stim- 
mung fiel ihm bald auf und er erkundigte sich 
mitfühlend nach dem Grunde. Ich berichtete Ihm 
von unserm Glück im Unglück. 

„Tätsächlich”, sagte er nachdenklich, „da kannst 
du wohl froh sein. Und wenn du nun mal wie- 
der in gedrückter Stimmung bist, weißt du, wie 
du wieder glücklich werden kannst.” 1. Bieger 





786 


(Fr. Bllok) 





BEDROHLICHER BESUCH 


Ein Herr, bervehrt mit einem Dolche 

- bekanntlich gibt's noch Immer folche - 
kam, feiner felber voll bewußt, 

und fette mir Ihn auf die Bruft. 


Er fprach: »Geftehen Sie nun endlich 
ganz objektiv und gegenftändlich 
imiefo, weshalb, wozu, warum 
mißbrauchen Sie das Publikum, 


Indem Sie Ihm was vorfchalmelen 
mit Ihren blöden Reimerelen? 

Das find doch bloß Allotrial 

Wo bleibt denn Zucht und Sitte date 


Sein Auge rollte zornentbronnen. 

Ich duchte mich und Iprach verlonnen: 
»Allotria? Mag fein. Jedoch 

ver wünfcht im Grund mas andres noch? 


Dazu bin ich denn gern erbötig. 

Sie haben’s fchließlich alle nötig, 

und keinem geht eo wider 'n Strich. - 
Wer nicht fo denkt, der melde fichl 


Nur bitt’ ich - che Ich’s vergefle - 

um Ihre werte Poftadreffe, 

daß ich die Gegner, Mann für Mann, 

jeweils an Sie verweilen kann.« 
Ratatöohr 


Märchenerzähler ke) 





„Nur wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, daß Sie’s nicht weitererzählen, erzähl’ Ich ’s Ihnen. 
Ich habe nämlich dem, der ’s mir erzählt hat, auch mein Ehrenwort geben müssen!" 


Narratore di favole: “Ve la racconto solo se mi date la Vostra parola d’onore che non la raccontate ad 
altr. Anch' io, sapete, dovetti dare la mia parola d"onore a chi me I'ha raccontatal,, 


787 


Im Schaufenster des Empire en) 











„Ausstellungsstück, nur zur Dekoration!" 


Nella vetrina dell’ Impero: “Pezzo di mostra, solo per decorazione!,, 


788 


ZWIEGESPRÄCH 


Plötzlich erlosch die müde Wintersonne. Bleiern 
sank der Himmel’auf die Dächer herab, Ein eisiger 
Windstoß fuhr durch die Straßen und fegte das 
letzte faule Laub an die Bordschwellen. 

Sie schlug erschauernd den Pelzkragen hoch und 
schloß den obersten Mantelknopf. 

Er prüfte die graue Wolkenwand im Westen. 
„Ich glaube, gleich gibt es den ersten Schnee”, 
sagte er. 

Unwillkürlich drängte sie sich näher an seine 
Schulter. 

Er schob seinen Arm unter den Ihren. „Kommen 
Sie rasch, Trinken Sie eine Schale Tee bei mir. 
Ich wohne hier um die zweite Ecke.” 

Sie antwortete mit einem sanften Druck des 
welchen Handschuhs. 

„So — und nun machen Sie es sich behaglich 
bei mir“, bat er. „In meiner kleinen Welt.“ Er 
tückte den Tisch mit dem Geschirr an die Couch, 
goß den dampfenden Tee ein und zog sich einen 
Sessel heran. „Trinken Sie schnell die erste Tasse, 
damit Sie warm werden. Oh, wie kalte Füße Sie 
haben.” Er wickelte eine wollene Decke um die 
erstärrten Beine, die sich willfährlich ausstreckten. 
Sie lächelte dankbar. 

„Gefällt es Ihnen bei mir — in meiner kleinen 
Welt?“ 

Ihre Augen glitten zutraulich und befangen über 
die bunten Leinen- und Lederrücken, die rings 
die Wände bis zur halben Höhe bedeckten. 

Er war ihrem Blick gefolgt. „Ja Bücher, nichts als 
Bücher”, sprach er zustimmend, „Das ist meine 
kleine Welt. Und doch ist die 
ganze, große Welt darin.” 

Sie sah ihn fragend an. 

„Sie haben recht”, erwiderte er. 
„Ist wirklich die Welt In den Bü- 
chern? Sie ist so darin, wie der 
Mensch in dem Spiegel ist, in 
den "er schaut. Bücher sind nur 
das Spiegelbild der wirklichen 
Welt. Diese ist und bleibt drau- 
Ben.” 

Ihre Augen wanderten versonnen 
zum Fenster, 

„Natürlich ist sie draußen”, sprach 
er weiter und sah gleichfalls auf 
die dämmernde Straße, „die 
große, die wirkliche Welt. Und 
doch —' 
Sie blickte ihn ausdrucksvoll an. 
„Gewiß”, wiederholte er, „die 
Welt ist draußen, die große Welt, 
Die sieben Meere und fünf Kon- 
tinente. Die Flüsse und Seen, 
Berge und Ebenen, Wälder und 
Acker, Dörfer und Städte und 
alle Länder der Erde. Ungezählte 
Pflanzen und Tiere und mehr als 
zweitausend Millionen Menschen. 
Menschen wle Sie und ich. Sie 
leben und sterben, arbeiten und 
schlafen, denken und handeln, 
lieben und leiden — und alles 
in diesem selben Augenblick, in 
dem wir beide — gewiß — 
aber—” Erspielte mit der schlan- 
ken Hand, die sich ihm fügsam 
überließ, und sah gedankenver- 
loren auf die Straße hinaus, 
„Aber —" er drückte die zarten 
Finger — „für mich gibt es in 
diesem Augenblick auf der gan- 
zen großen Welt nur eines —” 





(€. Sturtzkopt) 


VON RUDOLF REYMER 


Sie lächelte erwartungsvoll, 

„Sehen Sie nur“, rief er, „es schneitl Ist er nicht 
ein Wunder, der erste Schnee? Und so wohl- 
tuend, so beruhigend für die Nerven. Schnee — 
das Narkotikum der Natur.” 

Sie beobachteten das lautlose Spiel der.wirbeln- 
den, glitzernden Kristalle durch die Scheiben, 
während drinnen die zunehmende Dunkelheit die 
Bücherregale verhängte, den Teetisch in einen 
matten Schimmer von Silber und Porzellan hüllte 
und die schlanke Gestalt auf dem Ruhebett un- 
sichtbar werden ließ. Nur noch ihre Atemzüge 
wären hörbar. 

„Das Ist die Stunde des Schweigens“, sprach er 
leise und schwieg zehn Sekunden, um lebhaft 
fortzufahren: „Was für eine kluge Frau Sie sind! 
Es ist ein Genuß, mit Ihnen zu plaudern. Und 
wie wundervoll Sie auch zu schweigen vermögen, 
ich möchte sagen, beredt zu schweigen. Sie haben 
recht, man muß nicht nur miteinander zu reden, 
man muß auch zu schweigen verstehen. Nicht 
wahr?“ 

Sie schwieg beredt weiter. 

„Ich sehe Sie gar nicht mehr”, stellte er fest. 
„Ich werde Licht machen. Geben Sie acht, Sie 
werden überrascht sein.” Seine Hand tastete nach 
dem Fuß des Globus, der auf dem Teetisch stand. 
Im nächsten Augenblick leuchtete der gläserne 
Erdball auf und warf sein warmes Licht in den 
Weltenraum zwischen Fenster und Couch, „Ein 
origineller Einfall der Lampenindustrie“, lachte er, 
„finden Sie nicht auch? Hier haben Sie die ganze 





„Seit drei Jahren rauch ich nun meinen letzten Tabak — 


und immer noch gibt's nix zu rauchen!" 


“Da tre anni fumo il mio ultimo tabacco e ancor sempre non c*& nulla da fumare!,, 


789 


Der Vollbeschäftigte 


Il faccendone 


große Welt, über die wir so schön sprachen, nicht 
von außen einseitig angestrahlt durch die liebe 
Sonne, sondern von innen und gleichmäßig auf 
allen Seiten erhellt durch das elektrische Licht, 
Auf dieser Erde ist es gleichzeitig Tag überall 
zwischen den Polen, Und auf dieser bunten Glas- 
kugel, auf den blauen Meeren und den vielfarbi- 
gen Kontinenten, spielen sich In diesem Augen- 
blick ‘die Millionen von Menschenschicksalen ab, 
von denen wir vorhin redeten. Die Schicksale 
von zwei Milliarden liebender, leldender, hoffen- 
der, verzweifelnder, lachender, weinender Men- 
schenkinder. Und zwei von den zweitausend Mil- 
lionen sitzen hier auf diesem Punkt, der kleiner 
ist als die Spitze einer Stecknadel — Sie und ich, 
Sehen Sie hier —" 

Sie beugte sich vor. Ihre Gesichter berührten 
beinahe die leuchtende Erdoberfläche, Ihre Augen 
glitten über Meere und Länder, suchten den Punkt, 
der kleiner war als eine Nadelspitze, und trafen 
einander in einem langen Blick. 

„Wie schön Sie aussehen!” rief er bewundernd. 
„Wie golden Ihr Haar schimmert! Wie warm Ihre 
Haut leuchtet! Wie dunkel Ihre Augen glänzen! 
Ich bin Ihnen so dankbar für diese Stundel Sie 
ahnen gar nicht, was sie für mich bedeutet, Ihre 
Gesellschaft, die Unterhaltung mit Ihnen! Ich bin 
soviel allein in dieser meiner kleinen Welt, mit 
meinen Büchern, meinen Gedanken, meinen Ge- 
fühlen. Welche Wohltat, sich einmal aussprechen 
zu können mit einem feinen und klugen Menschen, 
der nicht bloß oberflächliches Zeug schwatzt, 
sondern selbständig denkt, der 
einen versteht. Wie viele solcher 
Menschen gibt es, wie wenige, 
meine ich! Und — verzeihen Sie 
— wie wenige von den Wenigen 
sind Frauen! Ich bin Ihnen so 
dankbar für diese wundervolle 
Stunde.” Er preßte zur Bestä- 
tigung seiner tiefempfundenen 
Dankbarkeit die Hand auf die 
leuchtende Erdkugel, 

Sie legte ihre Hand auf die seine, 
„Wenn ich bedenke“, fuhr er mit 
Emphase fort, „daß im Dunkel die- 
ses Raumes, des Weltraumes 
gleichsam, sich die Hände zweier 
Menschen berühren, zwei Seelen 
gleichsam —" 

Von der Straße herauf dröhnte 
eine grobe Stimme: „Licht aus 
da oben! Ver—dun—keln!” 
Erschrocken zog er die Hand 
fort und suchte den Schaltknopf 
am Fuße des Globus, 

Ihre Hand war rascher. Unter 
dem Druck des zarten Fingers 
erlosch der leuchtende Erdball, 


versanken die große und die 
kleine Welt in kosmische Fin- 
sternis, 





Ihre Hände fanden, ihre Arme um- 
schlangen sich. Sie stieß einen 
tiefen Seufzer aus. 

„Schweigen Sie bitte”, hörte sie 
ihn flüstern. 

„Sprechen Sie jetzt kein Wort 
mehr. Wenn Sie wie ich fühlten, 
was dieser Augenblick, wo die 
ganze Welt— zwei Seelen gleich- 
sam —" 

Da schloß sie Ihm den Mund 
mit den Lippen. 


GYMNASIALPROFESSOR IM RUHESTAND 


VON HERBERT FRITSCHE 


Mit feinem Haveloch aus Biedermederzeiten, 

Den fchwarzen Kalabrefer auf dem Haupt, 

Verläßt er feine Klaufe, um zum Markt zu fehreiten, 
Wo Händler werbend ihre Waren breiten, 

Vom Alltag angeftaubt. 


Er zieht das Einkaufsnet; aus feines Mantels Falten 
Und münfcht Kartoffeln für den Mittagstifch. 
Ein jeder kennt den würdevollen Alten, 


Man fchaut ihm nach: Erftaunlich hat er fich gehaltent 


Trot fünfundflebzig Lenzen jugendlich und frifch! 


Gemiß, die Gegenwart IN längft für ihn ein kunterbunter, 
Vermirrter Spuk - und er verftcht Ihr Spiel nur fchwer, 
‚Jedoch fein Blut bleibt warm, die Pulfe fchlagen munter, 


Denn niemals geht in feiner Seele unter 
Die Sonne des Homer. 


Wenn ihn beim Welterfchreiten alte Schüler grüßen, 


Die er feit Jahren immer dumpfer werden fah, 


Steigt Mitleid in fein Herz: Da wanken fie auf mandermüden Füßen 
Bergab und milfen nichts mehr von dem leifen, füßen 


Gefang der See um Ithaka. 


Er aber laufcht dem Lied, Das aus der Stille 

Des ewigen Olymp durchs Marktgermimmel naht. 
Am Berg der Götter mweilt fein macher Wille, 
Indeften feine Augen durch die goldgefaßte Brille 


Das Einkaufsnet in feiner Hand wird fchwerer 
Und näher rückt die Mittagsftunde jetst. 
Vergnügten Sinnes zählt er fich zum Kreife derer, 
Die jederzeit mit Epikur, dem meifen Lebenelehrer, 
Zu fchäten miffen, mas den Gaumen Ietjt. 


So fchlingt fich aus dem Geifterreich der Ideale 

Ein lichtes Band hinab zur Erdenmelt, 

Wo bald die Suppe dampft in mohlgeformter Schale 
Und Frau Amanda ihm beim Mittagsmahle 

Wie feit Jahrzehnten dumme Fragen ftellt. 


Er gibt Ihr Auskunft In gewohnter Weife, 

Ein wenig lächelnd, väterlich und zart, 

Verzehrt gemeften Hauptgericht und Puddinglpelfe, 
Lehnt fich zurück und fchlummert leife, 

Bedecht von feinem weißen Bart. 


Ein Vierteltündchen nur! Dann muß er fich erheben, 
Es mahnen Ihn die Bücher im Regal. 

Ihr Leben ift das einzig wahre Leben, 

Auf ihren Flügeln durch das All zu fchmweben, 
Verjüngt Ihn heut und jedesmal. 


Amanda mird Ins Kränzchen gehn zu Tee und Kuchen, 
Doch Aphrodite bleibt bei ihm zurück. 

Sie weiß, er it nicht kalt wie Greife und Eunuchen, 

Mit feiner Seele ficht fie ihn das Land der Griechen fuchen 


Nach Käfe fahnden und nach Feldfalat. 


Und fieht ihn glühn vor Glück. 


DAS VERPFÄNDETE WORT 


Manchmal verfolgt das Schicksal eine ganze Fa- 
mille mit katzenhafter Grausamkeit. Ein ähnlicher 
Gedanke mag wohl manchem gekommen sein, 
als heute Johann Ohmstedt zu Grabe getragen 
wurde. Denn durch eine Verfehlung, deren 
Schwere und Tragweite wir Kinder unseres Zeit- 
alters nicht mehr einzusehen vermögen, ver- 
ursachtoe er schon in früher Jugend den Unter- 
gang seiner Familie. Aber man muß sich an die 
damaligen Anschauungen erinnern, um die Größe 
des starren Trotzes zu verstehen, mit dem sich 
die Ohmstedts seiner Zeit vor ihren Stämmling 
stellten. Lieber wollte die Sippe den Untergang 
ertragen, als ihren Schild beschmutzt zu sehen. 

Zur damaligen Zeit war das Oberhaupt seines 
Hauses der alte Christian Ohmstedt. Er gehörte 
der angesehenen Kaufmannschaft der Stadt an 
und beschäftigte als Spitzenfabrikant auch noch 
die Frauen der umliegenden Dörfer als Heim- 
arbelterinnen. Kein Mensch ahnte, daß er sich in 
geldlichen Schwierigkeiten befand — hatte er 
doch seiner Sorge die Maske aufrechter Haltung 
vorgebunden. Aber das Schicksal schürzte den 
Knoten, indem es die Modelaune vorschob und 
den Hohlsaum erfinden ließ, so daß der Absatz 
der Fabrik unversehens stockte. Am ahnungs- 
losesten von seiner nächsten Umgebung jedoch 
waren Christians Frau und sein Sohn Johann. 
Dieser einzige Stammhalter war damals eben 
zwanzig Jahre alt geworden. Nachdem er bei 
einem Geschäftsfreund in Brüssel die Lehrjahre 
hinter sich gebracht hatte, sollte er nun ins väter- 
liche Stammhaus eintreten. Diesen Ehrentag feierte 
die Familie mit entsprechendem Aufwand. Nach- 
dem jedoch der abendliche Festschmaus und die 
Tischreden überstanden waren, suchte der Junge 
Mann seinen Freund Karl auf. Karl war der Nach- 
barssohn, Die beiden hatten gemeinsam Ihre Kind- 
heitsjahre verlebt, immer beisammengesteckt, die 
ersten Streiche ausgeheckt, Schwärmereien ge- 


VON HANS B. WAGENSEIL 


trieben und Eseleien gemacht: kurz, sie waren 
unzertrennlich. Das um so mehr, als Karl mit dem 
eigenen Vaterhaus kein Glück hatte. Sein Er- 
zeuger nämlich, ein verkrachter Rechtsanwalt, 
hatte sich nach dem frühen Tod seiner Frau dem 
Trunke und einer bösen Weltzerfallenheit er- 
geben. So kam es, daß der Sohn die schönere 
Heimat im Nachbarhaus der Ohmstedts suchte. Er 
war dort aufgenommmen worden wie der Sohn 
des Hauses. 

Nach einem ausgedehnten Nachtbummel schli- 
chen sich die beiden Jungen Leute in Johanns 
Zimmer hinauf. Wahrscheinlich wollten sie dort 
noch eine Zigarette rauchen. Aber der Teufel 
hatte Ihnen hier eine Falle gestellt: Sie fanden 
nämlich hinter der Zigarettenschachtel ein Karten- 
spiel. Nun kam alles so, wie wir alle es kennen. 
Lediglich um sich die Zeit zu vertreiben, be- 
gannen die jungen Leute ein Glücksplel zu 
machen. Ganz ohne Einsatz war das langweilig 
— also nahmen sie sich die letzten Pfennige 
gegenseitig ab. Zuerst, als alle Nickel in Karls 
Tasche gewandert waren, saßen sie eine Weile 
ernüchtert da. Dann aber fragte Johann: „Kann 
ich auf Wort weiterspielen?” 

„Tu das!” erwiderte Karl. Und die Karten wur- 
den aufs neue gemischt. Nun aber war es, als 
habe sich ein böser Geist zwischen die Karten- 
blätter eingeschlichen. Er spielte Karl alle 
Trümpfe in die Hand. „Du hast mir zuviel Glück!" 
sagte Johann endlich, nachdem er sein ganzes 
Taschengeld verloren hatte, Damit stieß er an- 
gewidert die Karten von sich und lehnte sich 
lachend in seinen Stuhl zurück. 

„Du traust dir wohl nicht mehr weiterzusplelen?” 
fragte Karl. Da aber war er bei Johann auf eine 
empfindliche Stelle gestoßen. Das Lachen auf 
sinem Gesicht verlöschte langsam; er wurde 
ernst. Eben da schlug die Standuhr auf der Kon- 
sole Mitternacht, 


790 


„Nein, im Ernst, es stört mich, auf Wort zu sple- 
len”, sagte der Junge Ohmstedt gewichtig. „Es 
macht mich unsicher.” 

„Was du nicht sagstl” Karl grinste. „Dem kann 
abgeholfen werden, Schreib doch Zettel heraus. 
Sie sollen als Bargeld gelten.” 

Schweigend riß der Junge Ohmstedt ein Blatt 
Papier von dem Notizblock ab. Auf diese Weise 
spielte er jetzt mit Schecks. Aber auch dieses 
Blatt schien nicht auszureichen. Bald sah es aus, 
als habe es auf die Tischplatte vor Karl kleine 
weiße Zettel geschneit, 

„Entweder — oderl“ Johann riß hitzig den Deckel 
einer Zigarettenschachtel ab. Darauf kritzelte er 
eine Zahl, die so hoch war wie der Betrag, um 
den sie bisher die halbe Nacht lang gespielt 
hatten. 

Jetzt gab es kein Halten mehr. Johann saß da 
wie ein gespannter Bogen. War der lösende 
Wein daran schuld oder hatte er es aufgegeben, 
die Sache ernst zu nehmen? Jedenfalls spielten 
sie alsbald um lächerlich hohe Beträge. Auf dem 
Papier, wohlgemerkt! Es lassen sich leicht drei 
Nullen auf einen Zettel malen. Die Uhr zirpte 
zwei, als Johann den ersten Tausendmarkgut- 
schein ausschrieb,. „Vergiß deine Unterschrift 
nicht!” beanstandete Karl. Johann blickte Jetzt 
zum erstenmal dem Freund in die Augen. Dann 
unterzeichnete er trotzig mit seinem Namen: Ohm- 
stedt. 

Das war Ja Blödsinn! Ihm war jetzt alles eins. 
Aber er wollte sehen, ob sich das Glück nicht 
zwingen ließ. So spielten sie bis zum Morgen- 
grauen, Erst als sie die Dienstmädchen draußen 
in der Kammer rumoren hörten, brachen sie das 
Spiel ab. Ein UÜberschlag ergab: Johann hatte 
sechzigtausend Mark in Paplerschnitzeln verloren. 
Rein zum Lachen! Karl raffte die Papiere an sich, 
ehe er aufstand. „Du hast also vierundzwanzig 
Stunden Zeit”, sagte er wie nebenhin, die Hand 


Die Abfuhr 


(R. Krlesch) 





N 6 ki 





„Na, meine Damen, Ihnen fehlt doch sicher ein netter junger Mann!“ — „Erraten! Kennen Sie einen?“ 


Ripulsa: “Eh, damine mie, VI manca certo un simpatlico glovinottol,, — “Avete Indovinato! Non ne conoscete Vol uno?,, 


791 


noch lässig in der Tasche. Er lächelte, halb be- 
lustigt, halb ernst... 

Gleich nach dem Erwachen gegen Mittag ging 
Johann zu Karl hinüber. „Du”, sagte er kopf- 
schüttelnd, „wir haben ja da gestern — oder 
muß ich sagen heute? — einen feinen Blödsinn 
gemacht. Gespielt wie die Millionärel Was wäre 
ich dir eigentlich schuldig?" 

„Du bist mir genau sechzigtausendzweihundert- 
dreiundzwanzig Mark schuldig”, sagte Karl. Zum 
Beweis begann er die Zettel auf den Tisch zu 
zählen. 

„Hör aufl Hör aufl“ Johann fiel Ihm in den Arm. 
„Hast du das Geld mitgebracht?” fragte Karl 
stlmrunzelnd zurück. 

„Jal Freilich!” lachte Johann. „In dieser Taschel” 
Damit wedelte er dem Freund mit seinem leeren 
Geldbeutel vor der Nase herum. 

Aber Karl verzog keine Miene und lachte nicht. 
„Du hast genau” — dabei zog er seine Uhr her- 
vor — „noch neunzehn Stunden Zeit: Vergiß das 
bitte nicht." 

Johann hielt auch das noch für einen Scherz. 
Aber plötzlich blieb ihm das Witzwort im Halse 
stecken. Entgeistert und bestürzt sah er seinen 
Freund an... Eine Ahnung begann ihm zu däm- 
mern... 

„Laß uns vernünftig sein, Karl“, begann er stot- 
ternd. „Du weißt ja, daB das alles Unsinn Ist, daß 
ich dir niemals sechzigtausend Mark bezahlen 
könnte! Gott sei Dank bist es Ja nur du. Du weißt 
doch, wie alles gekommen ist. Ich lade dich zu 
einem Frühschoppen ein.“ 

„Danke. Ist nicht nötig. Ich mache mir gerne das 
Vergnügen, wenn du bezahlt hast.” Es dauerte 
lange, ehe Johann begriff, daß Karl auf dem An- 
recht und seinem Schein bestand. Sie strit- 
ten erst. Dann verlegte sich der junge Ohmstedt 
aufs Bitten. Wandte sich an Karls alte Freund- 
schaft. Machte ihm Vorhaltungen. Aber alles half 


(A. Kubin) 





nichts. Karl behartte auf seiner Forderung. „Unter- 
schrift heißt: ich stehe dafür ein!” erklärte er 
ungerührt, 

Als der Vater die Geschichte hörte, wär er Über- 
zeugt, sein Sohn mache aus der Maus einen 
Elefanten. Diese Angst war recht gut. Er sollte 
sich das nur zur lehre nehmen!.,. Aber all- 
mählich wurde auch er unsicher. Irgend etwas in 
der Haltung seines Sohnes warnte und beun- 
ruhigte ihn. Sie war allzu ernst, „Ich werde selbst 
mit Karl sprechen”, entschied er endlich. Inner- 
lich war er sicher, daß'ein vernünftiges Wort, 
entsprechend vorgebracht, genügte, um die bei- 
den jungen Kavaliere auszusöhnen. 

Aber kaum stand er Karl gegenüber, so erschrak 
er. Hier stand ein Feind. Er hatte die Waffe in 
der Hand, schwarz auf weiß zu beweisen, daß 
sein Sohn nicht Wort hielt, Nicht vertrauens- 
würdig war und seinem gegebenen Wort nicht 
nachkam. Denn ein Wort, selbst sinnlos ver- 
bürgt, hatte unbedingt bindende Geltung... Der 
alte Christian gab sich einen Ruck. Und er be- 
gann vernünftig mit Karl zu sprechen. Als auch 
das nichts half, erinnerte er ihn daran, wie er 
doch stets als Sohn des Hauses gehalten worden 
sei: „Du überschätzt die Möglichkeiten, mein 
Lieber. Wenn du auf Zahlung bestehst, so kann 
Johann nicht weitermachen. Er ist ruiniert.” 

Karl hatte darauf nur eine Erwiderung: „Er schul- 
det mir sechzigtausend Markl“ Jetzt erst tat 
Christian das Schwerste: er eröffnete dem Nach- 
barssohn offen seine lage. „Dann unterschreibt 
man eben nicht!” war Karls Entgegnung. 

Gut. Der alte Ohmstedt blieb fünf Minuten still 
sitzen. Er starte auf den Fußboden, aut dem 
lengsam ein Sonnenfleck weiterkroch. Sein Ge- 
sicht war verfahlt. Endlich stand er auf. Er mußte 
sich hierzu mit beiden Händen auf die Armlehnen 
des Sossels stützen. „Weißt du auch, was du 
tust?" versuchte er es ein letztes Mal. „Du opferst 





Spießers Ritt ins Leben 


Cavalcata di borghesucel nella vita 


792 


eine Familie dem Untergang. Unser Haus muB 
verkauft werden. Ebenso die Fabrik. Du vernich- 
test deinen Freund. Er war doch dein Freund, 
oder nichı?” 

„Warl“ betonte Karl, „Und er kann es bleiben, 
wenn er bezahlt.“ 

„Ist das dein leiztes Wort?” 

„Ich wüßte nicht, was es da noch zu reden gäbe." 
Christion Ohmstedt klinkte Stumm die Türe auf. 
Hochaufgerichtet sah man ihn ins eigene Haus 
zurückkehren. Dort redete er mit seiner Frau, 
Aber was half es schon, darüber zu sprechen? 
Es mußte etwas geschehen. Und er ging noch 
einmal zu Karl hinüber. Es konnte doch einfach 
nicht sein, daß er einen so gleisnerischen Sauger 
ön seinem Tisch gefüttert hattel Der Junge Mann 
überblickte vielleicht nur den Ernst der Lage 
nicht... Aber nein, Karl wollte nur das Geld! 
Allem anderen begegnete er mit tauben Ohren. 
Also keine falsche Scham. Handeln wir geschäft- 
lich! Der alte Christian bot zuleizt Reugeld an. 
Eine Abfindung. Endlich empörte er sich: „Du 
kannsı doch nicht eine Familie von Haus und Hof 
vertreiben wollen? Blutgeld von deinem besten 
Freunde nehmen? Ich schlage dir vor, zehn-, 
zwanzig-, dreißigtausend Mark als Buße an eine 
gemeinnützige Kasse zu zahlen. Bist du damit 
einverstanden? Genügt dir das? So behalten wir 
wenigstens alle reine Manschetten.” 

„Verfügen Sie über Ihr eigenes Geld nach Gut- 
dünken — die Sechzigtausend gehören mir und 
nicht mehr Ihnen!” sagte Karl darauf verstockt. 
Das von einem Zwanzigjährigen zu einem Mann! 
Der alte Christian brach die Verhandlungen ab, 
Daheim ließ er den Sohn ins Kontor kommen. 
„Es gibt nur zwei Wege, Johann”, sagte er sach- 
lich, „Entweder du bist bereit, die tückische Be- 
schämung auf dich zu nehmen. Dann spielen wir 
nicht mit bei diesem DummenJungenstreich. Oder 
wir bezahlen. Nein. Antworte noch nicht! Wisse 
erst die Folgen. Deine Eltern müssen dies Haus 
verkaufen. Damit auch die Fabrik, Deine Zukunfts- 
aussichten weißt du... Meine Lage ist leider 
nicht so, wie du sie dir vorstellst.“ Diesen letzten 
Satz sprach der Vater leise und stockend, Er 
schob dem Sohn über den Tisch Abrechnungs- 
papiere hin. 

Johann rückte diese Papiere beiseite, ohne erst 
einen Blick darauf zu werfen: „Vater, ich habe 
mein Wort verpfändetl” sagte er nur, So viel 
banger Zweifel, eine so flehentliche Bitte sprach 
aus seinem Blick, daß der Vater wußte, schlimmer 
als wirtschaftlicher Verlust wäre es für den Sohn, 
wenn er als Vater versagte. Diese Enttäuschung 
hätte der Junge nie verwunden und sie hätte 
vielleicht sein Leben zerstört, 

Also wurde das Haus verkauft, Christian Ohm- 
stedt starb schon kurz darauf, ein Opfer seines 
Opfers. Lisa, seine Frau, war ein wenig schwach- 
sinnig geworden, weil sie die menschliche Bos- 
heit und den ganzen Vorfall nicht begreifen 
konnte. Sie verträumte ihren Lebensabend am 
Fenster sitzend oder in einem Rollstuhl. Johann 
aber, als echter Kaufmannssohn, ruhte nicht eher, 
als bis or In selnen Mannesjahren das verschleu- 
derte Haus zurückerworben hatte. Der Vorbe- 
sitzer hatte sich diese Leidenschaft zunutze ge- 
macht. Er hielt ihn hin und beutete Ihn durch 
eine unverschämte Preisforderung aus, Davon 
sprach die ganze Stadt. Dennoch zog der letzte 
Ohmstedt eines Tages ins Haus der Väter ein, 
Doch war damit seine Kraft erschöpft. Am Ziel 
angelangt, verkroch er sich zwischen den vier 
Mauern und lebte darin als Einsiedier und Sonder- 
ling. Vielleicht ging er auch manchmal hinunter 
in den Garten mit seinen alten hohen Bäumen 
und dem dunklen Steinbrunnen, und setzte sich 
auf die kleine Bank vor der Laube, um an seine 
verlorene Jugend zu denken? Wir wissen es 
nicht... 

Und Karl? Was wurde aus ihm?... Er zog sein 
Blutgeld ein, heiratete und übersiedelte In eine 
öndere Stadt. Dort wollte er in Ruhe seinen Raub 
verzehren. Gelang ihm das? Niemand weiß es! 








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SelbsV. ngparieren_ 


wir heute soviel wir können. Die Leimstelleg be- 
streichen wir mit dem wasserfesten Alleskleber nur 
um Klebstoff zu sparen. 












PALLIATIV-CREAM 








Ein Reiter ohne Pierd iv: dus Vitamin D ohne 
(eine Mioeralin. Darum soll man bei der Rache 
worbesgsng "durch Vitamin D den Kalk niemals 
Wergenen. 


‚Ana der Mappe der Tropeamerke, Kolu-Mülheine: 


















Wohlbehüter 


ist der Inhak Ihrer PER T- 
und KHASANA - Packun- 
gen, wenn sie mes gut vor- 
schlossen aufbewahrt werd 
Bleibt die Packung offen, dann 
zchre die Luft am Aroma und 
an der kostbaren Substanz. 




































‚den Müttern für die Säuglinge 





für ihre Im Felde Stehenden,; 


Darum bitter 


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Die strenge Vorschrift 


Es war an einem herrlichen Hochsommertag die- 
ses Jahres. Wir waren mit mehreren Kameraden 
draußen im Strandbad Rangsdorf. 

Wir lagen in der Sonne, badeten und sonnten 


uns abermals. 


Da bekam einer von uns eine herrliche Idee. 


Laßt uns eine kleine Kahnpartie 
begeistert und einverstanden. 


machen. Alles war 


Der Weg zu diesem Kahnverleih führte durch das 


anschließende Strandcafe. 


Ein großes Schild über dem Eingang wies darauf 
hin, daß ein Betreten im Badekostüm strengstens 


verboten sel. 

Wer läßt sich aber denn so 
Warntafel zurückhalten? Schli 
alle anständige Badehosen an, 
gegen die Etikette waren. 


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leicht von einer 
eßlich hatten wir 
die durchaus nicht 


Also nur frisch und munter versucht, die Sperre 
zu überwinden. 

Aber ach, wir hatten ja nicht mit der Aufmerksam- 
keit der strümpfestrickenden Wärterin gerechnet, 
denn schon erscholl hinter mir, der ich die Spitze 
hatte, ein lautes und empörtes: 

„Halt! Junger Mann, könn’ Se denn nich lesen, wat 
da überm Eingang steht?" 

„Aber sicher kann ich lesen, wir woll'n ja auch 
nicht ins Cafe, sondern Kahn fahren!“ 

„Kommt ja gar nich in Frage, daß Sie In die Bade- 
hose durch dem Caf& loofen! Ick bin davor ver- 
antwortlich. Zieh'n se sich man schnell ne Turn- 
hose über.“ 

„Nun machen se aber keine Witze, ob Ich nun ne 
Badehose oder ne Turnhose anhabe, das ist doch 


gleich.” 
„Dat vastehn Se nich. Dat Is garnich so gleich; 
wie Sie denken. Dat sieht 
so ganz anders aus.” 


nämlich ‚untenrum’ 


v.d.K. 


Der Mond 


Sebastian machte mit Mathildchen eine Mond- 
scheinpromenade. 

Der Mond fiel ihnen auf. 

„Erzähle mir etwas über den Mond, Sebastian!” 
a?“ 

„Du erzählst so schön, Sebastian!” 

Und Sebastian erzählte: 

„Der Mond Ist ein Weltenkörper, auf dem alles 
leben erstorben ist — auf dem Mond gibt es 
keine Liebe, keine Frauen, keine Blumen — keine 
Luft, kein Wasser —” 

Mathlldchen schaute traurig hinauf, 

„Wozu ist er dann überhaupt da, Sebastian?" 
Sebastian seufzte gewichtig: 

„Das frage ich mich schon lange! Aber wo soll 
er hin?” J.H.R. 











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manchmal twieder zum Borihein. Beller old man weiß, 
if oft für den Rranfheitefall neiorgt. 

Run aber tünftig erit bie angebrodienen Badungen auf- 
brauchen, bevor eine neue netauft wird! 

Denn Beute mäjlen GeilmitieceRtoB verwertet werben, 


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über seine Beteiligung am 
Fernstudium schrieb: 

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zu Wolz, dem Direktor. 

„Engagieren Sie mich!” — „Warum?" — „Ich bin 
schön. Ich bin Jung.” — „Zeigen Sie Ihre Beine!“ 





— „Muß das sein?” — „Sie wollen zur Revue, 
Fräulein!” 

Gaby sah das ein. Gaby zeigte das linke Bein. 
„Bitte, mein Herr!” — „Jetzt das rechte, Fräulein!” 


— „Das rechte Bein sieht genau so ausl" Gaby 

sagte es ein wenig schnippisch. 

Aber der Direktor nickte zufrieden. „Wenn Sie mir 

das versprechen können‘, sagte er, „sind Sie 

engagiert. Als Einlage: die Dame mit den zwei 

linken Beinen!” J.H.R. 
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Die Berliner Schaffner sind die hilfsbereitesten 
Schaffner der Welt. Gestern brachte mich Eva zur 
Bahn. Es war höchste Eisenbahn. Der Schaffner kam 
gelaufen. „Einsteigen! Einsteigen!” Er drängte 
mich zur Tür. Ich rief: „Moment! Ich will nur mei- 
ner Braut einen Kuß geben!” Er schob mich end- 
gültig in den Wagen:und sagte gefällig: „Lassen 
Sie man! Det werde ick für Ihnen besorgen!” ].H.R. 















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Der Unteroffizier Anton ging während seines 
Urlaubes mit einem süßen Mädchen spazieren. 
Der Spaziergang war ein wenig lang, so daß sie 
erst am nächsten Tag wieder heimkehrten. Als 
der junge Unteroffizier die beiden Hotelrech- 
nungen bezahlte, sagte er: 

„Nächstes Jahr wird nicht auf der Rechnung 
stehen: Unteroffizier Anton und Fräulein Helene 
Busch —" 

„O Tonil Bestimmt nicht?” 

„Bestimmt nicht, Lenchen!” 

„Ist das dein Ernst?” 

„Mit diesen Dingen scherze ich nicht, Lenchen!” 
Helene zwitscherte selig: „Du, Toni?“ 

Jar" 

„Wie wird es denn dann heißen?” 

Der Unteroffizier richtete sich stolz auf und sagte: 
„Feldwebel Anton und Fräulein Helene Busch!” 
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Konstantin war verliebt. So verliebt war er in 
Mizzl, die erste Direktrice des Damenmodesalons 
„Zur schönen Wienerin”, dessen Firmenschild 
Mizzi alle Ehre machte, daß er sich ein Leben 
ohne Mizzi gar nicht mehr vorstellen konnte. Ja, 
sagte er sich oft, was sind alle anderen Frauen 
gegen diesen Engel?l Und daß Ich sie einmal 
heiraten werde, das ist so gewiß, wie man für 
eine anständige Portion Schweinebraten zwei 
Fettmarken anlegen muß. 

Heute Jedoch war Konstantin, als er mit Mizzi in 
dem Gasthaus saß, wo sie täglich das gemein- 
same Mittagessen einnahmen, mit seinen Ge- 
danken anderswo, so daß Mizzi den Pudding- 
löffel auf den Teller legte und vorwurfsvoll sag! 
„Bist du aber heute zerstreut, Konstantin! Ich er- 
zähle dir, daß mein Vater verreist ist und du 
fragst mich, ob Ich nur den einen habe?” 
„Entschuldige, Mizzerl”, Konstantin haschte nach 
Ihrer Hand, „ich hab’ nämlich gerade darüber 
nachgedacht, wie ich Martin anlaufen lassen 
kann?" 

„Martin? Wer ist das?” 

„Mein Freund Eiderböck... Du kennst ihn Jal... 
Aber Ja...“ wiederholte Konstantin eindringlich, 
öls Mizzi den Kopf schüttelte, „Erinnere dich nur: 
ich hab’ ihn dir vor vierzehn Tagen vorgestellt... 
Na geh, so streng es doch an, dein hübsches 
Köpferl... Damals, als wir in den Astorla-Licht- 
spielen waren, haben wir ihn getroffen. Nachher 
hast du noch gesagt, daß er ein ganz sympathi- 
scher Mensch ist... Erinnerst du dich nicht?” 
„Sympathischer Mensch?... Astoria-Lichtspiele?...” 
„Ein auffallend hübscher Menschl” versuchte Kon- 





VON HANS KARL BRESLAUER 


stantin Mizzis Gedächtnis zu unterstützen. „Groß 
— schlank — brünett —" 

„Ich kann weder brünette noch auffallend hüb- 
sche Männer ausstehen!” unterbrach ihn Mizzi 
kühl, 

„Weil du nur mich liebst, Ich weiß es, du Gol- 
diges!... Aber es ist ja auch ganz gleichgültig, 
ob du dich erinnerst oder nicht, die Hauptsache 
ist, daß du ihn jetzt anklingelst, verführerisch 
flötest und ihn in ein weitentlegenes Kaffeehaus 
bestellst. Dort soll er dann warten.” 

„Und wozu ist das gut?” 

„So ein Aufsitzer wird für ihn sehr gesund sein!” 
„Nein“, lehnte Mizzi entschieden ab, „das mach’ 
ich nichtl‘ 

„Mizzerl, du mußt mir den Gefallen erweisen!” 
drängte Konstantin. „Martin brüstet sich bei jeder 
Gelegenheit mit seinen Eroberungen, die ihm 
kein Mensch glaubt, und immer spielt er sich auf 
den Unwiderstehlichen hinaus. Das muß bestraft 
werden. Also komm, Mizzerl, ruf ihn an. Dort Ist 
das Telefon. Ich werde dir soufflieren. Du ver- 
langst nur Herrn Eiderböck, wenn seine Haus- 
wirtin am Apparat ist.” 

„Wenn du nicht nachgibstl” sagte Mizzi sich er- 
hebend und säuselte, nachdem die Verbindung 
hergestellt war: 

„Bitte, kann ich Herrn Eiderböck sprechen?” 
„Vielleicht rufen Sie etwas später an“, antwortete» 
eine Frauenstimme und Mizzi säuselte das weiter, 
was Ihr Konstantin vorsagte: 

„Ach wie schade... Aber, bitte, richten Sie ihm 
nur aus, daß ihn die bewußte blonde Dame heute 
nach sechs Uhr im Caf& Villenkolonie erwartetl” 


796 


„Der hängt wie ein Lachs!" grinste Konstantin, 
„Mizzerl, dafür kauf ich dir, bis es wieder punkte- 
freie Sachen gibt, eln schönes Geschenk! 

Als Konstantin nach Büroschluß gemächlich nach 
Hause schlenderte und sich eben vorstellte, wie 
der Freund jetzt in der Straßenbahn hinaus- 
gondelte in die Villenkolonie, um dort zu warten 
bis „Ende nie”, kam ihm Martins Schwester ent- 
gegen. 

„Sieh da”, sagte Konstantin, „woher des Weges, 
Fräulein Irene?” 

„Ich war bei Martin!” 

„Ist er denn zu Hause?" fragte Konstantin schein- 
heilig. 

„Eben ist er weggefahren. Er hat natürlich wieder 
ein Stelldichein!” 

„Hat er es Ihnen gesagt?" 

„Ich hörte es ja, wie ihm seine Hauswirtin die 
Liebesbotschaft ausrichtete. Nach sechs wird er 
im Caf& Villenkolonie erwartet.” 

„Donnerwetter|” sagte Konstantin, „dorthin fährt 
man ja eine Ewigkeit —" 

w- und sogar noch etwas darüber!” Martins 
Schwester lachte vergnügt. „Was wollen Sie, die 
Frauen laufen ihm nach, und wenn eine hübsch 
ist, kann er nicht nein sagen, Und die ist sogar 
bildschön!” 

„Ach nein” sagte Konstantin ironisch. „Kennen 
Sie denn diese Schöne?” 

„Persönlich nicht. Er kennt sie Ja auch erst seit 
kurzer Zeit, aber er hat mir ihr Foto gezeigt.” 
„Hat er?! So ein —’ Konstantin hätte bald Auf- 
schneider gesagt, besann sich aber und setzte 
hinzu: „— so ein Don Juanl” 

„Stimmil” sagte Martins Schwester. „Aber dieser 
Schönen wegen ist keine Straßenbahnfahrt zu 
weit, Sie können mir’'s glauben. Sie ist entzük- 
kend, ist blond und heißt Mizzi — und ist erste 
Direktrice im Damenmodensalon ‚Zur schönen 
Wienerin'l” 


Der gute Eindruck 


(K. Helligenstaedt) 








„Bitte reichen Sie mir auf der Bühne den Pelz so, daß man das 
kaputte Futter nicht sieht! Ich würde mich zu Tode schämen!" 


797 


DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN RINDVIEH 


Also Ich war damals Immer noch Handwerks- 
bursch und auf dem Weg nach Andermatt; ich 
wollte eigentlich heute noch auf den Gotthard 
gehen. Der Wag ist sehr groß, das fand Ich gleich 
heraus, ganz ungewöhnlich groß, geradeaus sah 
man nach der Furka, links nach dem Gotthard 
und überall war man von Gletscherbergen ein- 
gehüllt; das wußte ich, die sieht man nämlich 
nicht so leicht, wenn man so nahe dabel Ist; Ich 
suchte sie mit den Augen und da kam so ein 
kleines Rindvieh, ein Kalb, dahergesaust, daß die 
Steine flogen und den Vögeln das Singen ver- 
gangen wäre, wenn da gerade welche herum- 
gewesen wären. Ich wunderte mich, denn die 
Schweizer Rindviecher sind sehr gut gezogen und 
absolut selbstbewußt. Sie gehn im allgemeinen 
nicht von der Straße weg, wenn Irgend etwas 
anders daherkommt, denn sie wissen sehr gut, 
daß Schweizer Milch und Schweizer Käse welt- 
berühmt sind, 

Aber das rannte wie toll und wie Im Weltrekord. 
Gleich sah Ich auch, warum: es kam ein riesiger 
Postwagen, hoch und stolz, gelb und rot lackiert, 
vorn waren drei Gäule, prächtige Welßschimmel 
und an der Deichsel zwei. Also fünfe, 

Sieht sehr gut aus, ausgezeichnet sieht das aus, 
man muß das sagen: was Aufmachung anbetrlift, 
kommt da ein selbst gutes Auto bei weitem 
nicht heran. 

Das äusgewachsene Kalb, das kleine Rindvieh 
abe? rannte schneller als die Gotthardpost und 
rannte schnurstracks auf den Fluß los, Breit war er 
nicht aber tief, Dachte Ich mir: das kann was 
Rechtes werden, das Rindvieh drauf los und 
ho-hoppla setzte es über den etwa drei Meter 
breiten Wasserlauf. „Fein“, rief ich hinüber, und 
einige in der Gotthardpost klatschten Beifall, Sie 
selber fuhr welter. 

Das Kalb blieb seltsamerwelse stehen, stock- und 
bocksteif blieb es stehen, offenbar war es so 
paff, wie wir andern, daß ihm so etwas ge- 
lungen war. Ich rief nun auch „Bravo und rannte 
näher heran; denn so einen Weltrekord von Käl- 
bersprung sieht man nicht alle Werktag; ich kam 


(Heh. Kloy) 










VON FRITZ SÄNGER 


näher und ganz an den Bach, es blieb Immer 
noch stehen, aber jetzt merkte Ich, daß da Irgend 
etwas nicht stimmte. 

Oh, Donnerwetter, es steckte bis an den Bauch, 
mit allen vier Haxen in dem feuchten Boden drin- 
nen und kam einfach nicht weiter, 

Sonst war es ein nettes, wirklich sehr sympathl- 
sches Persönchen. Ich habe Vieh gehütet und 
kenne mich aus. 

Helfen mußte man auf jeden Fall. Also zuerst mal 
über den Fluß, ich sah mich um, hier war er für 
mich zu breit, wäre Ich wirklich mit einem Sprung 
hinüber, dann steckte ich nachher neben dem 
Kalb, und an einem war es schon genug. Beim 
Umsehen sah Ich wie ein Mann daher rannte, mit 
einer kleinen Tanne auf der Schulter, und fuch- 
telte und aufgeregt war. 

‚öe — Liesl, Liesil“ rief er immer und Immer 
wieder. 

„Llesi, ums Gotts Wille, was häsch aug’macht?” 
Das Kalb war ruhlg und es sagte nur einfach — 
einfach „Muh” und sah sich nach ihm um, 

Er besann sich nicht lange, ging durch das wilde 
Bergwasser, es reichte ihm faßt bis unter die 
Arme, zum Liesi, 

2a, das war rührend, wie sie sich begrüßten, er 
streichelte es, redete ihm gut zu. 

„Wir müssen raus, Liesi, wir müssen, es geht 
doch nicht, du kannst doch hier nicht stehen 
bleiben, Ja wo denkst du hin?” 

Das Liesi bestätigte es und war sicher auch der 
Meinung, aber es ging eben einfach nicht. 

Der Mann war eln echter Schweizer Kuhhirt und 
hatte natürlich gute Familienbeziehungen zu Liesi, 
er sagte es wirklich nett zu Ihm: „Übermorgen 
gehn wir so von der Alm In den Stall. Du be- 
kommst ein feines Laublager, weißt‘ von dem 
Kastanlenbaum, und du darfst den ganzen Winter 
Im Stall bleiben, sel nur Jetzt vernünftig und 
streng dich doch an, daß du wieder raus kommst 
aus dem Dreckl“ 

Liesi strengte sich an; der Mann nahm seinen 
Tannenbaum, es war, wie Ich Inzwischen fest- 
gestellt hatte, ein Alphorn, wie es sinnige musi- 
kallsche Sennen selber herstellen aus halbge- 
wachsenen Tannenstämmen, und er blies damit 
Alarm: Es wurde rührig und In einer halben 
Stunde waren viele Leute beisammen. Sie be- 
mühten sich alle um Lies. 

Lies sagte von Zeit zu Zelt „Muh” und hatte 
eine ruhige gefaßte Miene. Man wollte ihm hel- 
fen und als es nicht anders ging, holte man erst 
eine kleine Tanne, dann zwei, drei, und Decken, 
und schob und richtete das dem Liesi unter den 
Bauch und hob es auf. Ich glaube an die zwölf 
Mann hoben, Ich half auch, es mußte gehen: 
„Hott-hott-hüst! Ho-hopp-hoppl” — Ja, endlich ging 
es wirklich, das Liesl hatte längst sanft die Augen 
geschlossen und sich einfach in sein Schicksal 
ergeben. 

Wirklich es ging, das Liesi schwebte über den 
Stangen, die wir auf den Schultern hatten, aber 
das Liesi, o Gott, das Liesi hatte seine sämtlichen 
vier Hufe in der Erde stecken lassen; sämtliche 
vier Hufe, mit denen es vorher den Weltmeister- 
sprung getan! 

Wir sahen es alle; wir stellten das Liesi auf den 
welchen Grund, es bleibt erstaunt, wie wir es 
waren, stehen, aber gehen konnte es nicht, es 
drohte wieder einzusinken; denn nun hatte es 
doch nur noch daumendicke Knochenenden an 
den Füßen unten. Nein wirklich, es waren alles 
gesetzte und erfahrene Männer, aber man war 
wirklich erstaunt, aufrichtig erstaunt war man; und 
man mußte doch dem Liesl helfen; man sprach 
vom Schlachten. 

„Eher bring ich mi selber um!” sagte der Hirte, 
Nun Ja, das wollte nun wieder niemand mit an- 
sehn und so band man denn dem liesi je die 











Simplicissimus erscheint wöchentlich ein! 
im Monat © nacl 
boten — Posischeckkonto München 5920. Erfüllungsort Mi 


Vorder- und Hinterbeine gut zusammen, nachdem 
man gute Heftpflaster darauf gemacht, schob die 
Stangen durch die Beine und dahin ging es der 
Alm entgegen, wo Liesl beheimatet war. Unter- 
wegs kamen wir bei einem Schlächter vorbel; 
wieder meinten einige — — 

„Gar nit dra zdenke“, versicherte der Hirte wle- 
der. Nun Jal 

Es war eln echt bayerischer Bader Im Ort. Der 
raslerte, zog Zähne, half bei Kalb- und andern 
Geburten, kurz, ersetzte den Tler- und Menschen- 
arzt, wenn es darauf ankam. Den holte man. 

Er besah sich den Fall, sprach mit dem Metzger, 
der hatte eben ein Kalb von ähnlicher Struktur 
und Größe geschlachtet, es war noch warm, und 
so entschied der echte Bayerische — Bader, daß 
man dem toten noch warmen Kalb die Hufe ge- 
nau so loslösen und von den Füßen ziehen sollte, 
und er wollı dann dem andern anheilen. 

Das geschah denn auch. 

Tja, gewiß hat noch niemand so etwas gesehen, 
wir wunderten uns alle, nur die beiden, die es am 
meisten anging, wunderten sich gar nicht; der 
Bader und das Kalb. 

Es wurde natürlich sehr gut, sachgemäß verbun- 
den, das Kalb auf die neuen Hufe gestellt und 
— na Ja, erstaunt war das Kalb Ja auch, aber es 
ging. Es ging wie ein Kalb sonst geht, wenn es 
eben auf die Welt gekommen Ist und man gratu- 
lierte Ihm. Man sprach lieb und gut zu Ihm, man 
gab Ihm Alpenrosen zu fressen, das weigerte es 
sich aber zu sich zu nehmen. Nein, den guten In- 
stinkt hattı also nicht verloren; mit dem Gleich- 
‚gewicht, dem körperlichen natürlich, hatte esnoch 
Mühe, aber es ging. 

Der Bader und andere gingen mit bis vor das 
Dorf, Er streichelte noch einmal Nacken und Brust 
des Patienten, lobte seine Geduld und Selbstän- 
digkeit. Das Kalb sagtı ‚Muh‘, dann verabschie- 
dete man sich gegenseitig. 

Auch Ich ging dann dem Gotthard entgegen, wahr 
ist: Ich mußte mich immer wieder wundern — na 
Ja. Es gibt eben nun einmal wunderbare Dinge 
auf dieser Erde. 

















TRAURIGER FALL 


Ein Menfch, der manches lebe Jahr 

Mit feinem Welb zufrieden war, 

Dann aber plötlich Blut gelecht hat, 

Denkt fich: »Varietas delectat -« 

Und fchürt fein letstes, fchmaches Feuer 

Zu einem milden Abenteuer. 

‚Jedoch bemerkt er mit Erbofen, 

Daß feine alten Unterhofen 

Ausfchließlich ehelichen Augen 

Zur Änflcht, vielmehr Nachficht, taugen 

Und daß gewiß auch feine Hemden 

Ein fremdes Weib noch mehr befremden, 

Daß, kurz, in Hofe, Hemd und Socken 

Er Welt und Halbmwelt nicht kann locken. 

Der Menfch, der innerlich noch fefche, 

Nimmt drum, mit Rüchficht auf dle Wäfche, 

Endgültig Abfchied von der Jugend 

Und macht aus Not fich eine Tugend. 
Eugen Roth 








RM. 1.20. — Anzeigenp 











inchen 


Die ewigen Berge = Le eterne moniagne u 
(K. Rössing) 
































799 


Amerika belohnt de Gaulle, Darlan und Giraud 


„Meine Herren, Sie sollen selbstverständlich für Ihre wertvolle Mithilfe belohnt werden. Es sind 
noch die Oberkommandos für die Latrinen, das Schmieröl und das Schuhputzen zu vergeben!" 


U’ America premia de Gaulle, Darlan e Giraud: *Signorl mel, Vol dovete beninteso essere rlcompensatl pel Vostro 
prezioso aluto. Sono ancora vacantl I Comandl Supreml per le latrine, per I’ ollo da ungere e per.la pulitura delle scarpel,, 


800 


dErich Schilling) 





München, 16. Dezember 1942 : 
47. Jahrgang / Nummer 51 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 





Handlanger in Afrika 


(Wilhelm Schulz) 








„Zum Zeichen der Besitznahme genügt eine Flagge, Ihre ist nicht mehr nötig, die Arbeit können Sie sich sparen, lieber Churchill!" 


Il manutengolo in Africa: *Quale segno di presa di possesso basta una bandiera 
sola. La Vostra non & piü necessaria, caro Churchill; potete risparmiarvene la fatica!,, 


Der wuütende Stier - I! toro ınfurıato 


Flecke auf dem Tischtuch 


Von Walter Foitzick 


Jedes Tischtuch Ist zuerst blütenweiß, man möchte 
geradezu Linnen zu ihm sagen. Duftend mag es 
auch sein, und nach altem Übereinkommen ist es 
der Stolz der Hausfrau. Je schneeigter das Linnen 
ist, desto schneller bekommt es Flecke. Man ist 
versucht, zu glauben, sehr saubere Tischtücher er- 
zeugten von innen heraus Flecke, weil sie sich 
ihrer Unschuld schämen, auf jeden Fall reizen sie 
dazu, das Blütenweiße zu zerstören. Wenn Kinder 
am Tisch sind, fällt ihnen die Aufgabe zu, die 
ersten Flecke zu machen. Das hat viele Vorteile 
für die Erwachsenen, denn der erste Fleck wird 
von der Hausfrau stark beanstandet, aber nur, 
wenn keine Gäste da sind. Sind Gäste am Tisch, 
gibt sie nur den Kindern mit den Augen Signale, 
die recht vielversprechend sind. Häufig macht der 
Gast den ersten Fleck, dann sagt die Hausfrau, es 
mache gar nichts. Das ist ein glatter Schwindel 
und die Kinder wissen es sehr wohl, und freuen 
sich, daß sie es nicht gewesen $ind. Wenn alles 
mit rechten Dingen zuginge, müßte die Hausfrau 
dem Gast eine hineinhauen oder ihm einen ge- 
hörigen Krach machen, aber sie sagt immer wieder, 
es mache gar nichts. Die Kinder sind ehrlich be- 
geistert Über das Affentheater, das die Erwachse- 
nen einander vormachen. 

Manchmal aber merkt die Hausfrau nicht, daß der 
Gast einen Fleck gemacht hat, dann schiebt der 
Gast heimlich ein Tellerchen über den Fleck oder 
legt ein Brotstückchen drauf, Nun hat er alle Auf- 


merksamkeit darauf zu richten, das Tellerchen oder 
das Brotstückchen nicht zu verschieben. Die Kinder 
beobachten es genau. 

Am leichtesten sind Rotweinflecke zu erzeugen. 
Da genügt es, eine Flasche nur in die Nähe zu 
stellen, und schon ist ein Fleck da. Rotweinflecke 
haben den Vorteil der Farbechtheit. In diesem 
Falle betrachtet die Hausfrau die Farbechtheit nicht 
als begrüßenswert. Rotweinflecke werden einge- 
salzen, man schüttet Salz darauf, das ist halt so 
ein Brauchtum, vielleicht auch Pfeffer, ich weiß es 
aber nicht genau. Hat-der Fleck größere Ausdeh- 
nung, wird nicht nur von oben gesalzen, sondern 
es wird auch ein Tuch zwischen Tischtuch und 
Tischplatte geschoben, wegen der Politur. Bei 
dieser Gelegenheit fällt noch viel auf dem Tische 
um, namentlich mehrere Gläser mit Rotwein. 

Der Gast hat dabei keine weiteren Funktionen, er 
sagt nur „Oh’' oder betont, daß er an allem schuld 
sei. Diese Feststellung ist gar'nicht nötig, aber die 
Hausfrau tut so, als ob für sie das alles die reinste 
Freude bedeute. Die Kinder lieben den Gast, der 
es fertig bringt, mit so geringen Mitteln so großa 
Wirkungen zu erzeugen, 

Für Rotwein hat sich in Mangelzeiten kein voll. 
wertiger Ersatz zur Fleckenerzeugung gefunden. 
Da kann man wieder die Weisheit der Natur be- 
wundern, die es so eingerichtet hat, daß bei Man- 
gel an Rotwein Im allgemeinen auch Mängel an 
Seife herrscht. Nur das Salz macht da eine Aus- 
nahme. 

Vollkommen abwegig ist es, falls man Salz ver- 
schüttet hat, Rotwein dräufzugießen, was bisweilen 
vorgeschlagen wurde. 


802 


(A. Kubin) 





FORTSCHRITT 


War das Dafein unfrer Väter 
überhaupt fchon lebenswert? 
Niemand hat fie durch den Ather 
mellenförmig aufgeklärt. 


Niemand zeigte Weg und Fährte, 
melche zu befolgen fel'n. 
Niemand mirkte durch Konzerte 
paufenlos auf alle ein. 


Beftenfalls aus feiner Zeitung 

holte man fich Inftruktion. 

Aber meit war's Irreleltung; 

denn - nun Ja, man kennt das fchon. 


Und auch bei der »Liedertafel« 
im Hötel des goldnen Lamms 
fang und hörte man nur Bafel; 
ditto an dem Tifch des Stammes. 


Wir jedoch find fortgefchritten. 
Jeder hat fein Funkgerät 

und ermeitert Ohr und Sitten 
untertage und abends Ipät. 


Ja Ichon bei der Auferftehung, 
mo man fonft noch dufflig war, 
wird dank einer Hebeldrehung 
alsbald alles fonnenklar. 


Ratatöchr 


Tauschgeschäft 


(€. möny) 




















„Die Arie singen Sie schon sehr schön, Herr Kammersänger. Wenn Sie jetzt 
noch ein Schnaderhüpfl dreingeben, kriegen Sie die Dose Schuhkrem! 


Affari di scambio: 'L' aria, signore, la cantate glä a meraviglia; se ora vl agglungete uno stornello, riceverete la scatola di patinal,, 


803 


Englische Flieger über der Schwelz 


(Erich Schilling) 


g Ä ; BIEBGERRB 
HI FE, | vun an nun 


m 
IR 


an 


EN ET A 





„Eine Unverschämtheit, diese Neutralitätsverletzung, Herr Bürzli. Gerade als ich im Kino war, Ist Alarm gegeben 
worden und es war ein sehr interessanter englischer Film über die furchtbaren Zustände in Deutschland!“ 


Aviatori inglesi sopra la Svizzera: “E una vera sfrontatezza, signor Burali, questa violazione di neutralitä. L' allarme fu dato 
proprio mentre io stavo in cinema, ove sl rappresentava un interessantissimo film Inglese sulla terribile situazione In Germanlal,, 


804 


-  BEFÖRDERUNG 


VON SCHLEHDORN 


Im Mittelalter pflegte man die Lebensalter in Tier- 
gestalt darzustellen: 20 Jahr ein Bock, 30 Jahr 
ein Stier, 40 Jahr ein Löwe, 50 Jahr ein Fuchs und 
so weiter oder so ähnlich. Wollte man sie dar- 
stellen, wie ein Beamter sich selber träumt, so 
hieße es: 20 Jahr ein Minister, 30 Jahr ein Staats- 
sekretär, 40 Jahr ein Ministerlaldirektor oder Re- 
gierungsprösident, 50 Jahr ein Ministerialrat, 60 
Jahr ein Oberregierungsrat — und als solcher 
geht er denn auch mit 65 in den Ruhestand, 

Ein Studienfreund von Regierungsrat Julius wollte 
damals auch die Gehälter umgekehrt staffeln. 
Später, meinte er, hat man weniger Bedürfnis 
nach kostspieligen Torhelten und nur eine Frau 
zu versorgen, Heute ist auch er im Mittelalter 
und ein hohes Tier und hat seine Ansicht korri- 
glert, bevor sie bis zum Finanzministerium durch- 
gedrungen war. — 

Als Regierungsrat Julius heute morgen die Be- 
hörde betrat, meldete Trömpelmann strahlend: 
„Herr Regierungsrat, Herr Regierungsrat Francke 
Ist Oberregierungsrat geworden, Herr Regierungs- 
rat Francke wird gerade begratuliert.” 
Neuernannte oder -dekorierte haben meistens 
etwas von frisch ausgekrochenen Hühnchen, die 
federnackt und verlegen in die grelle Sonne tre- 
ten. Auch der famose Kollege Francke, sonst 
selbstbewußt in allen Lagen, zeigte ein Gesicht, 
als ob er im Badeanzug Examen machen müßte 
und dabei noch fotografiert würde, während er 
die Glückwünsche über sich ergehen ließ. 

Es waren die üblichen drei Sorten. Erstens schlecht- 
hin kollegiale: „Na, das haben Sie doch schon 
lange gewußt” — damit nimmt einer der kaum 
erblühten Freude die Frische. (Ähnlich wie bei 
Witzen, Verhaftungen und Verlobungen ist auch 
hier das Überraschungsmoment wesentlich.) Oder: 
„Nun ja, bei Ihren Beziehungen” — damit tut ein 
anderer Salz in den Honig. Zweitens die verstan- 
desbedingten Glückwünsche: darin kommt regel- 
mäßig „möchte nicht versäumen” und „ganz außer- 
ordentlich” vor. Drittens die dem Zug des Her- 
zens folgenden (sie werden aber nicht immer über 
die Kopfstation des Verstandes geleitet): „Na, 
Herr Ober”, ruft einer sehr originell, „Kollege 
kommt gleich.” Und der alte Direktor ©. sagt mit 
einer Stimme, die vor aufmunternder Würde ganz 
tief ist: „Na, dann wäre das ja dann ja soweit so 
ganz gut sol” sieht ihn mit seinem Beerdigungs- 
blick an, räuspert sich und entschreitet. 
Regierungsrat Julius sah sich alle die korrespek- 
tiv reziproke Verlegenheit an und dachte: Viel- 
leicht ist Feierlichsein eine Krankheit, die ansteckt. 
Übrigens, ob sich wohl ein Beamter auf einer ein- 
samen Insel über seine Beförderung freuen würde, 
z. B. wenn der Leuchtturmwärter, der mit seinem 
kleinen Hund seit 20 Jahren mitten im Meer wohnt 
und alle 3 Monate Post bekommt, Leuchtober- 
turmwärler wird? Oder gar Röbinson? Keiner 
redet sie mit dem Titel an und von dem erhöh- 
ten Gehalt haben sie auch nicht viel. Außerdem 
würde Robinson bei festem Gehalt als Schul- 
beispiel der theoretischen Nationalökonomie un- 
brauchbar werden. 

Oberreglerungsrat Francke seinerseits — nachdem 
er die heute spärlichen Umläufe durchgesehen, 
die ihm Oberinspektor Kuhlke aufmerksamerweise 
schon in einer Mappe vorgelegt, auf der „Ober" 
frisch ergänzt war — begab sich zur Vorortbahn. 
Da lief Ihm der Feierkater über den Weg, der sich 
ärgert, daß die Züge verkehren wie sonst, und 
die Menschen sitzen da mit Alltagsgesichtern, 
als ob er nur ein auf der Bahn Beförderter wäre, 
wie sie, Man verlangt ja keine Festveranstaltung 
mit Tannhäuser, Lohengrin und Tannengrün an den 
Häusern. Aber so'n bißchen Feiertagsstimmung 
hätte er erwartet. Gewiß, denkt er, es gibt viele 
Oberregierungsräte, abernur einen Fritz Francke. 
Und wenn mehrere, so doch nur einen, der mein 
Ichbewußtsein in Anspruch nehmen darf. Und um 


dieses Ich herum bewegt sich nun einmal die 
intelllgible Welt. Wenigstens könnte ich, wenn 
das Ich nicht wäre, keinerlei Garantie mehr über- 
nehmen, daß die Dinge da wären. Sie wären nicht 
nur egal, sie würden fraglich. Also nimmt sich 
der Mensch mit Recht wichtig, wenigstens wenn 
er frisch befördert worden ist... 

In Stullensee stieg Oberregierungsrat Francke 
aus, Am Bahnhof grüßte Ihn Jemand: „Mojn, Herr 
Regierungsrat”. Fast hätte er sich zu erkennen 
gegeben; dann aber genoß er das kühle Glück 
des ungelüfteten Inkognito. 

„Sieh an, der Herr Oberregierungsrat“, nahte ein 
Nachbar, „das freut mich aber daß Sie endlich...” 


— „wie bitte?” — „daß Sie schon...” — „schon?” 
— „Ich meine, daß Sie gerade jetzt die hohe Aus- 
zeichnung...” — „nana“ — „nein, die beschei- 





dene Anerkennung...” — „wie?" — — „entschul- 
digen Sie, da kommt mein Zug.” 


Die Eine - L' una 








Weg war er. Und dann kam Frau Ratschenberg. 
Sie ließ sich selbst kaum zu Worte kommen: 
„Mein lieber Oberregierungsrat, wissen Sie, daß 
ich es mit als Erste erfahren habe? Können Sie 
raten von wem? Vom Milchmann. Der hatte es 
von der Gemüsefrau. Die wußte es vom Postbo- 
ten. Und der von Ihrer Hausangestellten, der 
Gertrud. Gleich nachdem Sie angerufen hatten, 
um 9 Uhr habe ich es schon gewußt, Ist das nicht 
interessant? Was sagen Sie dazu?” 

„Danke“, sagte Francke, — 

Zuletzt kam er nach Haus, Seine Frau öffnete 
selbst und sarık Ihm bewegt an die Brust. Marie- 
Luise war noch in der Schule. Flocki tobte um 
seine Beine herum wie alle Tage, eigentlich der 
einzige Unbefangene. Er aber strich seiner Frau 
über den Scheitel, in dem schon manches Haar 
die Farbe des Verdienstkreuzes 2. Klasse aufwies, 
und sprach: 

„Laß gut sein, Luise, Für dich bleibe ich der Alte,” 
Seltsam, daß alle Menschen in feierlichen Mo- 
menten eigentlich immer so was Dummes sagen, 
Die einzigen Ausnahmen sind Sie, lieber Leser, 
ich und unsere Vorgesetzten. 


(0. Horımann) 


„So sind eben die Männer: zwei Wochen verliebt, dann laufen sie mit 
einer anderen!“ — „Ja, ja, aber warum bin ich nie die andere?" 


“Gi uomini sono proprio cosl: due seflimane Innamorati e pol... vanno con 
un’ altra!,, — “"Giä, giä; ma perch& io non sono mai I" altra2,, 


805 


Der bequeme Sessel - La poltrona comoda 


























Ausgleich 


IR. Kriesch) 





„Sag’ mal, Fritz, so 'n Mann verbraucht doch wohl zwei Wochen im Jahr für das 
Rasieren?“ — „Stimmt, dafür spart er aber drei Monate am Ondulieren ein!" 


Compenso: “Dimmi un po’, Fritz: un uomo consuma certo due settimane all’ anno per farsı 
la barba?,, — ‘Certo; ma In compenso egli rIsparmla tre mes! per ondulazlonel,, 


807 


ONKEL BERNHARD 


VON BERTO PEROTTI 


Ich weiß, ich weiß! Jedem ist es in seinem le- 
ben bestimmt, Enttäuschungen zu erleiden. Darin 
sind wir uns einig, Aber es herrscht ein Unter- 
schied zwischen Enttäuschung und Enttäuschung. 
Da gibt es welche, die Euch im Augenblick ver- 
blüffen und dann in Vergessenheit geraten; aber 
es gibt auch welche, die in Euch eine Bitterkeit 
hinterlassen, eine Leere ohnegleichen. So Ist es 
auch mit dem Onkel Bernhard ergangen. Habt Ihr 
ihn nie gekannt? Nein? Er war ein Genie, zweifel- 
los; ein Mensch voller Willenskraft und Ehrgeiz. 
Er komponierte, machte Verse, hielt Konferenzen 
und gab Konzerte überall. Als ich Kind war, hörte 
Ich von ihm wie von einem Wunderwesen spre- 
chen. Bisweilen setzte sich mein Vater die Brille 
auf und fing mit lauter Stimme an, irgendeinen 
Zeitungsartikel, der vom Onkel handelte, vorzu- 
lesen, Dabei erhob er von Zeit zu Zeit den Kopf, 
schaute um sich, als wollte er sagen: „Was meint 
Ihr dazu? Was für ein Genie, nicht wahr?” Und 
so wuchs die Gestalt des großen Verwandten 
übermäßig In meiner Phantasie und übte einen 
bemerkenswerten Einfluß auf meine geistige Ent- 
wicklung aus. Ich spürte, daß zwischen meiner 
Natur und der des Onkels eine verborgene Ähn- 
lichkeit herrschen mußte. In gewissen Stunden 
der stillen Betrachtung, wenn nichts meine Ein- 
samkeit stören konnte, entwickelten sich zwischen 
mir und dem großen Abwesenden geistige Ge- 
spräche, in welchen es schien, daß jene geistige 
Ähnlichkeit, auf die Ich im geheimen so stolz 
war, besiegelt wurde. So kam es, daß ich mich 
darangab, mit beinahe sorgenvoller Ungeduld, 
das Leben, das mich zum Ruhm führen sollte, zu 
suchen. Und Ich versichere Euch, daß es mir ge- 
glückt wäre, wenn nicht diese katastrophale Be- 
gegnung mit Onkel Bernhard, von der ich im Be- 
griff bin Euch zu erzählen, dazwischen gekommen 
wäre. 

Ich hatte alles versucht. Mit der Musik hatte 
ich angefangen, war zur Malerei übergegangen, und 
schließlich hatte ich mich bei der Dichtkunst auf- 
gehalten. Da schlug Ich Wurzeln und fing an, 
meine Waffen zu schmieden. Am laufenden Band 
schrieb Ich Sonette und Oden. Die Bücher der 
väterlichen ‚Bibliothek verschlang ich, wie es 
Leopardi getan hatte; bisweilen, in Augenblicken 
der Unlust, band ich mich auf dem Stuhl fest — 
nach dem Beispiel l’Alfieris. Wenn mich jemand 
fragte, welchen Beruf ich wählen würde, wurde 
Ich über und über rot und wußte nicht, was ich 
antworten sollte. Dann fiel immer meine Schwe- 
ster Caroline, diese Klatschbase, ein und meinte: 
„Karl will Dichter werden.” Mit gesenktem Kopf 
mußte ich mich dann zurückziehen, um den Wit- 
zen und Hänseleien der Anwesenden zu entilie- 
hen. Aus dem Schatten meiner Einsamkeit wuchs 
Jedoch sofort das Bild des Onkels Bernhard, der 
mich zu ermutigen schien und zu ermahnen, bei 
meinen Versuchen auszuharren. 

Onkel Bernhard hatte dadurch, daß er In den 
größten Theatern Konzerte gab, die halbe Welt 
durchwandert. Durch seinen seltsamen Charakter 
hatte er von sich reden gemacht, bis er arm ge- 
worden war, wie Jeder große Mensch, der sich 
Achtung zu verschaffen weiß; und er hatte seine 
letzte Zuflucht im Hause seiner Schwester Camilla, 
einer Witwe mit zwei Kindern, gefunden. Von da 
ab erreichten uns keine Zeitungsartikel mehr, und 
der Vater — wenn jemand vom Onkel Bernhard 
sprach — tat sein Möglichstes, um die Unterhal- 
tung in andere Bahnen zu lenken. Oder er schüt- 
telte den Kopf und brummte: „Wie schadel Was 
für ein schlechter Charakter!” Der Einzige, der 
die eigentümliche Bewunderung für den Onkel 
unversehrt, trotz der verhängnisvollen Neigung 
des weltlichen Erfolges, aufrechterhielt, war ich. 
Sogar das Schmälern seines Prestiges erhöhte ihn 
bei mir; denn ich sah in dieser äußerlich fallen- 
den Parabel den unzweideutigen Abdruck jener 





Größe, die Ich selbst um Jeden Preis verfolgen 
wollte, Meine Begeisterung erreichte in gewissen 
Augenblicken einen solchen Grad, daß es mir 
gelang, meine Schüchternheit zu überwinden, 
und dem Onkel einige meiner poetischen Er- 
güsse zu schicken. Ich war sicher, daß er denver- 
borgenen Sinn meiner Botschaft verstehen würde. 
Sie schien ihm sagen zu wollen: „Sei ruhig! Du 
bist nicht allein! Ich bin auch noch da. Ich werde 
die Fackel hochhalten, auch nach dir.” 

Meistens erhielt ich keine Antwort auf mein 
Schreiben. Ein einziges Mal erreichte mich eine 
Karte von ihm mit dem Poststempel aus Prag. 
Aber beinahe kein Wort habe ich entziffern kön- 
nen. Voller Bewunderung stand Ich vor dieser 
rätselhaften Schrift, und mir gefiel es, tausend 
Mutmaßungen im Geiste über die geheime Be- 
deutung der kostbaren. Botschaft anzustellen. 
Außerdem vertraue ich Euch an, daß, wenn sich 
meine Schrift von jenem Tage an rasch ver- 
schlechterte, bis sie eine harte Geduldsprobe für 
meine Freunde und Verwandte wurde, man diese 
Tatsache ausschließlich auf jene Karte von Prag 
zurückführen muß, die in Ihren dunklen Worten so 
klare Zeichen der Genialität trug. 

Ich wurde zur Belohnung für ein gut bestandenes 
Examen, glaube Ich, von den Meinen eines Som- 
mers In das Haus der Tante Camilla geschickt, 
um die Ferien dort zu verbringen. Stellt Euch 
meine Erregung vorl Nach so vielen Jahren des 
Wartens war ich im Begriff, in direkte Berührung 
mit dem großen Onkel zu kommen, mit dem 
Ruhm der Familie. 

Man kann wirklich nicht sagen, daß meine erste 
Begegnung mit ihm sehr herzlich gewesen wäre. 
Als ich durch meinen Vetter Eduard in sein Zim- 
mer geführt wurde, erschrak ich beinahe durch 
eine bleiche Hand, die sich uns entgegenstreckte 
und uns zu ermahnen schien, die Stille dieses 
Raumes nicht zu stören. Eduard grinste und flü- 
sterte mir ins Ohr: „Onkel komponiert. Warten 
wir einen Augenblick!” 

Nun zog sich die bleiche Hand zurück, und ich 
sah In dem Halbdunkel des Zimmers den weißen 
Kopf des Onkels, der sich über den Schreibtisch 
beugte. Große Rührung packte mich. Der Onkel 
war außergewöhnlich mager. Seine Jacke war an 
den Ellenbogen sehr stark abgenutzt. Ich hob 
den Kopf und betrachtete die Wände. Überall 


Föhn im ‚Spätherbst 


Noch Mittag war Föhn, 
Und der Himmel war blau, 
Von künstlicher Farbe, 
Ungesund, 

Wie der geschminkte 
Mund einer Frau. 


Dann war ein Gestöhn 
In den Ästen, im 
Laub auf den Wegen. 


Dann brach die bemalte 
Maske entzwei, 

Und gab das alte 
Angesicht frei, 

Des Herbstes, 

Triefend vom Regen. 


GEORG BRITTING 


808 


waren Photographien und Erinnerungen aufgehängt. 
In guter Sicht hingen in einer Ecke einige Bild- 
nisse von hervorragenden Männern mit eigen- 
händiger Widmung. Von beinahe mystischer Er- 
regung fühlte ich mich durchdrungen, und ich 
wünschte, daß nichts käme, um diese wundervolle 
Stimmung zu stören. Dann erregte ein Bild meine 
Aufmerksamkeit und machte mich verwirrt. Es 
stellte eine vollkommen nackte Frau dar, die auf 
einem Divan ausgestreckt lag. Weiter oben ent- 
deckte ich eine Zweite mit herausforderndem 
Busen und sehr lebhaften Augen, die mich mit 
seltsamer Boshaftigkeit anzuschauen schienen. Ich 
fühlte Feuersglut in mein Gesicht steigen, packte 
Eduard beim Ärmel und wollte aus dem Zimmer 
gehen, als der Onkel sich vom Stuhl erhob und 
uns entgegen kam. Sehr eingehend schaute er 
mir ins Gesicht, betrachtete mich von Kopf bis 
Fuß, und schließlich rief er jovial aus — im 
Augenblick befriedigt von diesem Examen — und 
schlug mir dabel eine Hand auf die Schulter: „So, 
so, du bist also der Neffe Pasquale. Es lebe 
Pasqualel” 

Ich war etwas beschämt über diesen Ton und 
diese Verwechslung. Bescheiden bemerkte ich: 
„Nein! Ich bin der Neffe Karl,” 

Aber sofort stellte ich fest, eine Unklugheit be- 
gangen zu haben. In der Tat, des Onkels Ge- 
sicht verfinsterte sich, erwandte sich zum Schreib- 
tisch, um sich zu setzen, und brüllte: „Auch er 
ist genau wie die andern. Widerspruchsgeist und 
nichts anderesl” 

Als ich aus dem Zimmer ging, erklärte mir Eduard 
grinsend: „Beim Onkel muß man aufpassen, Weh 
dem, der ihm widerspricht! Für ihn heißt du nicht 
Karl, sondern Pasquale, Ich z. B. heiße Ostensio, 
und meine Schwester Marla Genoveva. Nur Mut- 
ter hat das Recht, Ihren Namen zu behalten.” 
Dann fuhr er fort: „Der Onkel haßt in den Tod 
die jungen Leute und die Mode. Daher haben wir 
stets Streit In der Familie.” 

Allmählich merkte ich, daß Eduard absolut nicht 
übertrfeben hatte. Das erstemal, als wir zusam- 
men mit dem Onkel zu Mittag aßen, erschien er 
im Eßzimmer in Unterhosen und schnaubte vor 
Hitze. Mit wütenden Augen sah er mich an, be- 
wegte die langen mageren Arme und meinte: „Ich 
kann nicht mehr. Entschuldige, wenn ich mich so 
vorstelle, aber ich kann einfach nicht mehr.” 
Dann fing er an, die Makkaroni mit Gier zu ver- 
schlingen und schien vollkommen die Anwesen- 
den vergessen zu haben, Nur später, als er etwas 
Luft geschöpft hatte, schien er sich zu beruhigen. 
Er wandte sich an mich, als wenn er mich zum 
ersten Male sähe, und meinte: „Weißt du, du 
gefällst mir besser als die andern. Du bist nicht 
einer von denen, die jeden Augenblick die Ziga- 
rette hervorziehen, Du trägst keine Hormbrille, 
keine Armbanduhr. Du gefällst mir wirklich.” 
Ich merkte, daß Eduard mich verstohlen an- 
schaute, um nicht zu lachen. Mir kam in den 
Sinn, ausgerechnet vor wenigen Tagen, meine 
Armbanduhr zum Uhrmacher getragen zu haben. 
Jedoch ich hütete mich wohl, das zu sagen, Ich 
dachte: Ist es jemals möglich, daß der Onkel 
vergessen haben soll, wer ich bin? 

In den folgenden Tagen tat ich nichts anderes, 
als über mein trauriges Schicksal nachdenken. 
So viele Jahre hatte Ich auf Jene glückliche Ge- 
legenheit gewartet, hatte so viel Hoffnung auf 
diese Begegnung gesetzt, und nun sah Ich mich 
als Opfer des größten Mißverständnisses, das 
ich mir vorstellen konnte. Mein Onkel wußte 
nichts von mir und betrachtete mich mit dem- 
selben Maß wie irgendeinen andern Jungen Men- 
schen. Vergebens waren meine poetischen Bot- 
schaften gewesen, vergebens meine Bemühungen. 
Und je mehr ich das Betragen des Onkels beob- 
ächtete, um so häufiger erschienen mir fragliche 
Punkte, die ich einfach nicht lösen konnte. Der 
erste war der mit den nackten Frauen gewesen, 
der zweite, der mit den Unterhosen. Warum ver- 
steifte sich der Onkel darauf, im Hause in Unter- 
hosen herumzulaufen, obwohl er eine Reihe fein- 
ster Schlafanzüge besaß, wie man mir sagte? Daß, 











Die ersten Zähnchen 





Dürfen nur ‚Freude hervorrufen. Zur 


Sorgsam beobachten, 
genau einstellen und im 


rechten Moment knip- 


ugung und Behebung örtlicher | 
rden beim Zahndurdhbrud | 


das altberwährte Dentinor tropfen 
So erhalten wir 


wirklich schöne Fotos 
und sparen den guten 


weife in das Zahnleifch einreiben 


Dentinox 












Trösten Sie sich, 
Herr Schmitz 
Das gibt es, daß 
verkauft ist, Das gibt es sogar 
recht häufig. Aber trüsten Sie 








nzano aus- 


sich, auch Sie werden mal 







eine Flasche Cinzano erwi- 
schen. Und da diese such angebro: 












unbeschränkt haltbar ist, reic 
bei bedächtigem Genuß — eine ganze 
Weile, Aber bitte, kühl servieren, so 
schmeckt Cinzano am besten. 


INZANO 


(In unveränderter 6 





































selten zu haben, 
Trink ihn drum selten 
und mit Verstand, 


eh G % 
GÜNTHER WAGNER 'GEGR.1838 


machen Gesicht und Auftreten 
sympathischer, Nach dem mod. 
„A-O-BE"-Verfahren 
können Sie ohne remde Hilfe 
diese Korrektur in tönt Minuten 
vollkommen unauffällig an sich 
selbst vornehmen 
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Trink ihn. zur Stärkung 


A-0-BE, Essen 104, Schlleßt. 327 





vor allem erlaben, 
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Die Vorzüge des Materials (Ze 
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und erhalten der neuzeitlichen 
Comelia-Hygiene dos Vertrauen 
von Millionen Froven im In- und 
Ausland, nn 


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} Mit Messer und Rasier- 
„ j} a n | BER a 
‚Dis: Ir an John Mund! zu Leibe gehen? - Besser 
ud Wed“) aan nicht! Schneiden tut weh, 
abynantj.spak cu wivklich,ume2@| und Blutvergiftung Ist olt 


besitvon. Denn einst wird kommen die Folge. Nehmen Sie die 


5 schmerzlos wirkenden 













Die Markefür 


det se3: : : ir, 
Deinhard Me 77 ee 
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—@c Hd 
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IKKAILADIDIE IR DIA IKKAD SIVIHIEITILIKK 


u ET 





809 


um ein großer Mann zu sein, es nötig wäre eine 
unleserliche Schrift zu haben, daß es auch nötig 
wäre, das eigene Leben In Armut zu beenden, 
damit stimmte ich vollkommen überein; aber daß 
man außerdem den lieben langen Tag in Unter- 
hosen herumlaufen mußte, das blieb für mich ein 
heikles und unlösbares Problem. Aber die Ange- 
legenheit mit den Unterhosen würde vielleicht 
nicht vollkommen meinen Glauben an den Onkel 
und an mich selbst aufs Spiel gesetzt haben, 
wenn nicht viele andere Tatsachen mich auf die 
Dauer überzeugt hätten, daß zwischen mir und 
dem Onkel Bernhard wirklich absolut nichts Ge- 
meinsames bestand. Gegen Ende der Ferien kam 
mir unversehens ein Gedanke, der einen Licht- 
schein in meinen Geist zu werfen schien. Viel- 


leicht — dachte ich — weiß mein Onkel garnichts 
von meinem poetischen Schaffen. Vielleicht hat 
ihm eine boshafte Hand meine Verse unterschla- 


gen, und er ist vollkommen im Dunkel über 
meine Fähigkeiten.. Ich wurde von diesem Ge- 
danken so. durchdrungen, daß ich darüber sogar 
die berühmte Karte mit der unleserlichen Schrift 
vergaß. Und so, ausgerechnet während des leiz- 
ten Mittagessens, das ich im Hause meiner Tante 
Camilla verzehrte, entschloß ich mich, jede 
Schüchternheit zu überwinden und einige meiner 
Verse vorzulesen, Ich bemerkte aber sofort, daß 
dies keinen der Anwesenden überraschte. Eduard 
grinste wie gewöhnlich und tunkte weiter das 
Brot in die Tomatensoße. Tante Camilla lauschte 
mit ihrer üblichen salbungsvollen Andacht, wäh- 
tend Onkel Bernhard mit wollüstigem Geräusch 
die Makkaroni schlürfte, Biswellen hob er den 
Kopf, um mich zu betrachten. Ja, das war das, 
was mich am meisten aus der Fassung brachte. 
Onkel Bernhard, der große Onkel Bernhard, der 
in den Zeitungen der Welt hatte von sich reden 












gehören, vo 





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2 Füllhalter: das Zeichen des 


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Mischung geben deniSektdicfeine 
Vollendungim Geschmack.Grade 
ein Spitzeneızcugnis wie Wagner 
Pi muß also dann besonders 
knapp sein, wenn gute Weine fch- 
len Dafür ist aber Wagner Privat 
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anz gleich. ob gute 
oder schlechte Weinjahre sind, 








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achränkt hefrbar mt, nach mehr el Früher 
unseren Ratschlag, Seralaing und hau 
dan auhragen Nach de Menge, de Cise 
aenchedet 









Wann darf ich 


Haut-Cremo 
verwenden? 


sollen, dorthin geh 
ring-Haut-Creme. - Für d 
Schönheit wird später wie- 
der gesorgt - heute zuerst 
für das Kind, 

beitende I 


gemacht, schlürfte weiter geräuschvoll die Mak- 
karoni, beschmutzte das Tischtuch, während ich, 
der große Neffe, meine Sonette und Oden vorlas. 
Die einzige Kundgebung seines Interesses war, 
daß er hin und wieder die Augen hob und mich 
ernst anschaute, aber nicht ins Gesicht, wie Ich 
es gern gewollt hätte, sondern auf meine Schul- 
tern, Er fixierte meine Schultern mit Augen, aus 
denen ein großer Kummer zu sprechen schien. 
Einige Tage später, als Ich schon wieder zu Hause 
war, erhielt mein Vater ein kurzes Briefchen von 
Onkel Bernhard. Mit großer Mühe und nicht ohne 
viele Verwünschungen gelang es ihm schließlich, 
es zu entziffern. Unter anderem war geschrieben: 
„Ich gratuliere Dir! Du hast wirklich einen sym- 
pathischen Sohn. Er ist nicht so wie die andern 
Jungen Leute. Aber er hat einen großen Fehler: 
er trägt wattierte Schultern.” 

(Aus dem Itallenischen von Ch. Opitz) 















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10. Nucket) 





Es war wieder einmal so weit! Wieder machte 
Kitty den Speisezettel. Und wieder seufzte sie: 
„Eine Gans wenn man einmal hätte!” 

„Ja, eine Gans” 

„Du hast doch Beziehungen, Johannesi” 

„Was habe ich?" 








PALLIATIV-CREAM 


‚den Müttern für die Säuglinge 










Wunderfam 
e 8 
& 


Kossack u. Ältere 


„Beziehungen! Laß doch einmal deine Beziehun- 
gen spielen!” 

„Moment! Was für Beziehungen hätte ich denn?” 
Kitiy hob den kleinen süßen Finger. 

„Aber Johannes! Entsinnst du dich nicht mehr? 
Du hast doch vorigen Sommer Im Bad von einem 
Herrn versehentlich die Badehose eingepackt und 
mitgenommen, der einen Freund besitzt, dessen 
Onkel einmal mit einem Mann im Zug zusammen 
gefahren ist, der eine Fahrkarte nach Nieder- 
bayern hattel" IHR. 

* 

Nein, wenn unsere Hilde auch erst siebzehn 
Jahre alt war, rotbäckig und immer freundlich 
lächelnd Ihren Dienst erfüllte, ein frischer Anblick 
für Herz und Gemüt, aber so ging das schließlich 
doch nicht weiter. Denn gutes Benehmen ist nun 
einmal das B nach dem A der Arbeit bei Jedem 
Hausmödchen. Und unser neues Hausmädchen 
hatte eben so gar nichts an sich, was in einem 
gepflegten Haushalt zum guten Ton gehört 


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Abends, wenn ihre Arbeit getan, verschwand sie 
in ihr Bett, ohne uns zu verständigen, Wir baten 
sie daher, uns künftig wenigstens vorher Gule- 
nacht zu sagen. 

Am nächsten Abend hatten wir Gäste. Punkt neun 
Uhr erschien Hilde, riß ohne anzuklopfen die 
Tür auf und schrie, als wolle sie sich über Berge 
verständigen: „Gute Nacht mitsammen!” 

Wir baten sie am nächsten Morgen, es ein wenig 
leiser zu sagen. Es genüge, wenn sie es mir oder 
meiner Frau sage, Ob sie es verstanden habe, 
wie wir es meinen. Hilde sagte gelehilg, sie 
habe es verstanden. Und an diesem Abend — 
der. Dramaturg Dr, Laurence saß mit seiner Frau 
das erste Mal bei uns, sowie die überaus kor- 
tekte Frau Gustl Kermmayer — erschien Hilde 
während des Abendessens, schritt verschämt 
auf den Zehenspitzen bis zu mir, dem Hausherrn, 
beugte sich über mein Ohr und flüsterte deutlich, 
daß es alle hörten: „Ich gehe jetzt ins Bett vor- 
aus, Herr Rösler!” I. HR. 












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RÄDER MÜSSEN ROLLEN FÜR DEN SIEG 


Der Kegelklub „Erholung“ war ein eingetragener 
Verein. Er pflegte neben dem Kegelsport Ge- 
selligkeit und Erholung. Die Mitglieder waren 
kleine Geschäftsleute und Angestellte in ge- 
hobener Stellung. Früher nannte man das kurz und 
bündig: „besserer, bürgerlicher Mittelstand.” 

Das geistig führende Haupt war ein Herr Wels- 
kopf — nicht mit scharfem „8”, sondern mit 
Ringel-„s“. Ein weiser Kopf, er bezeichnete sich 
selbst als Angehörigen der intellektuellen Kaste. 
Als Kegelscheiber rangierte er allerdings nur bei 
den schwächeren Scheibern, manchmal auch 
Patzer genannt. Heuer ist es ihm endlich ge- 
lungen, seine Kegelbrüder soweit zu bringen, daß 
eine Italienrelse gemacht werden sollte. Aus- 
schlaggebend war, daß auch der Bäckermeister 
Deiglmeier, der sonst Immer gegen weite Reisen 
stimmte, dafür war. Deiglmeler wollte einmal 
nach Rom, nicht wegen dem Papst, nein, er 
wollte die römischen Weckerl einmal an Ort und 
Stelle studieren. Im März schon war die Reise 
Ins kleinste festgelegt. Im April wurde beschlos- 
sen, die Frauen nicht mitzunehmen, im Mai aber 
wurde dieser Passus fallen gelassen und im Juni 
stellte es sich heraus, daß es vollkommen aus- 
geschlossen sei, ein Visum zu erhalten, 

Pa brachte der Herr Weiskopf einen neuen Vor- 
schlag. Ein Kollege von ihm habe begelstert von 
seinem Aufenthalt In Riesihufing erzählt. Dieser 
Ort liege einundeinehalbe Stunde von der näch- 
sten Bahnstation entfernt, dadurch kenne der 
große Fremdenstrom diesen idyllischen Ort nicht. 
Es gebe nur einen Gasthof „Zur Post” dort, der 
sehr sauber und ordentlich geführt werde, Die 
Verpflegung sei wie im Frieden, 

Einmütig tief der Kegelklub: „Auf nach Riesl- 
hufingl” Der Herr Weiskopf gab noch vorsichts- 
halber ein Telegramm mit Rückantwort auf: „Kann 
ein Kegelklub, bestehend aus 14 Köpfen, am 17. 7. 
unterkommen?” Die Antwort lautete schlicht und 
einfach: „Jal” Der Herr Weiskopf wurde ob seiner 
Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. 

Der Tag der Abreise, der 17. 7., wurde für den 
Kegelklub ein schwarzer Tag. Der Zug, mit dem 
sie fahren wollten, fiel aus. Der nächste Zug ging 
zwelundeinehalbe Stunde später. Sie warteten 
gleich am Bahnhof, Gerade über ihnen hing ein 
Plakat: „Unterlaßt unnötiges Reisen! So oft ein 
Blick auf dieses Plakat fiel, senkten sich schuld- 
bewußt die erholungsbedürftigen Kegleraugen. 
Endlich, endlich kam der Zug. Die Leute standen 
in den Gängen und auf den Plattformen. Die 
Kegler verteilten sich auf die verschiedenen Platt- 
formen und Trittbreiter. 

Bei der ersten Umstelgestation versuchte der 
Vorstand sein Fähnlein zu sammeln, er rief: „Kegel- 
klub ‚Erholung‘ hieherl” Er rief es nur einmal, 
sofort hagelte es von seiten der Reisenden böse 
Worte, „Ihre Reise scheint nicht kriegswichtig zu 
sein!” „Unglaublichl” „Zum Kegeln fahr'n diel” 
„Fangt sie’s z’samm und schickt’s zur Erntearbeitl 
Schaut’s es an, was die für Sumser aufhab’'n!” 
Hier hatte der Kegelklub die ersten Verluste. 
4 Mann, darunter den Bäckermelster Deiglmeier, 
was sehr bedauerlich war, denn er hatte weißes 
Mehl und Hartwürste dabei, Er stieg aus Versehen 
In einen Zug, der gegen Osten fuhr. Hinter Krakau 
merkte er es erst. 

Die Reise war fürchterlich. Bei der zweiten Um- 
steigstation hatten sie wieder 3 Verluste. Der 
Herr Weiskopf wollte die schon sehr tief ge- 
sunkene Stimmung heben und rief: „Getrennt 
marschieren — vereint schlagen!” Aber es lachte 
niemand mehr. Das Gros, bestehend aus 7 Köpfen, 
stieg dann unglückseligerweise in den Schnellzug, 
statt in den Personenzug, der hielt da nicht, wo 
sie hätten aussteigen sollen. Statt einundeine- 
halbe Stunde hatten sie dreiundeinehalbe Stunde 
zu gehen. Es wurde schon dunkel und fing zu 


VON WEISS FERDL 


tieseln an. Je näher sie an Riesihufing kamen, 
umsomehr rieselte es. 

Um 0 Uhr dreißig kamen sie in dem mustergültig 
verdunkelten Riesihufing an. Es war nicht leicht, 
die „Post” zu finden, und noch schwerer, jemand 
wach zu kriegen. Endlich öffnete sich im ersten 
Stock ein Fenster und zwischen dem Herrn Wels- 
kopf und der resoluten Posthalterin entspann sich 
folgender Dialog: 

„Entschuldigen Sie, daß wir so spät kommen, wir 
sind falsch ausgestiegen!” 

„Was wollt’s denn?” Es klang sehr verwundert. 
„Wir sind der Kegelklub ‚Erholung‘!” 

„Was, in der Fruah um oans wollt's ihr kegeln? 
Da hört sich doch alles aufl” 

„Nein, ich hab doch telegraphiert, ob wir bei 
Ihnen unterkommen können!” 

„Bei milir???" 

„Ja und Sie waren so liebenswürdig und haben 
mit Ja’ geantwortet.” 

„li? Wia kam denn i dazua, i hab ja gar koan 
Platzi” 

„Aber Frau Posthalter, Sie haben mir doch ein 
Unterkommen für 14 Köpfe zugesichert” Er 
schwenkte verzweilelt das Telegramm, das In der 
Finsternis niemand sehen konnte. 


„Redens koan Schmarrn”, polterte die Posthal- 
terin, „Sie hab'n telegraphiert, ob Sie runter- 
kommen könna, zum Kegelscheib'n hab i gmoant. 
Was tat denn i mit an Haufa Leutl” 

„Wir sind jetzt nur sieben..." 

„Mir wars gnua! Bleibts dahoam, spinnate Bagasch 
und tuts dö Leut, die an ganzen T39 schwar 
arbatn, net aus’'m Bett Jag’n. Mei Ruahl” 

Das Fenster wurde wütend zugeschlagen. 

Da stand nun der Kegelklub „Erholung“ In stock- 
finsterer Nacht in Riesihufing und es rieselte 
weiter. Zuerst unheilvolle Stille. Dann eine rauhe 
Mönnerstimme: „Der Weiskopf is a Schafkopfl” 
Eine zweite Stimme setzte noch bissig hinzu: „So- 
gar ein intellektueller!” 

Das war das Ende des Kegelklubs „Erholung.“ 
Der Herr Weiskopf erklärte seinen Austritt, Das 
geistige Haupt wurde von dem Dunkel der Nacht 
verschluckt. Der Rest am Boden vernichtet. 
Bäckermeister Deiglmeier kam nach acht Tagen 
halb verhungert, aber ohne Auszeichnung — nur mit 
einigen Wanzenstichen — von der Ostiront zurück. 
In der Kegelbahn klebte allen zur Mahnung das 
Plakat: „Räder müssen rollen für den Sieg!" Dar- 
unter mit Rotstift: „Kegelklub Erholung” und „Herr 
‚gib ihm die ewige Ruhl” 


SCHULKAMERADEN 


VON HANS FREYTAG 


Auf meinem Schreibtisch lag eine gedruckte Ein- 
ladung mit der Anrede „Lieber Freund“. Diese 
persönliche Anrede in gedruckter Form irritierte 
mich, beinahe hätte sie mich bestimmt, der Ein- 
ladung nicht Folge zu leisten. Aber es war wohl 
ein bißchen viel verlangt, daß Josef Wackernagel 
an alle dreißig ehemaligen Schulkameraden per- 
sönlich hätte schreiben sollen, 

Wackernagels Gestalt stieg schemenhaft aus der 
Erinnerung empor, Seit der Maturakneipe vor 
fünfundzwanzig Jahren hatte ich ihn nicht mehr 


Der erste Schnee 


Der Schnee mit Saus und Braus, 
Wann fängt er an zu rasen? 
Das wissen nur die Nasen, 

Die riechen ihn voraus. 


In Wolken gut versteckt, 
In himmelweiter Ferne, 

Da sehn ihn nur die Sterne, 
Die keine Kälte schreckt. 


Die Augen sehn ihn nicht, 

Bis er sie plötzlich blendet, 

So fall'n die Flocken dicht. 

Und wenn er sich verschwendet, 

Dann strahlt sein Eisgesicht, 

Eh’ er im Dreck verendet. 
HERMANN SEYBOTH 


812 


“ Jetzt 


gesehen, aber er war der einzige Mitschüler, den 
ich nicht ganz aus den Augen verloren hatte: er 
war Arzt geworden wie ich auch, dann und wann 
las Ich seine Fachaufsätze In der „Medizinischen 
Wochenschrift‘, allerdings über Nervenkrankhei- 
ten, während ich in Chirurgie spezialisiert war. 
Die Einladung machte mich auch sonst nach- 
denken. Da hat man neun Jahre, lang täglich mit 
dreißig Burschen in einem Klassenzimmer zu- 
sammengesessen; dein Leben war mein Leben, Mit 
einem Tag war alle Gemeinschaft zerschnitten, die 
Wege waren auseinandergelaufen. Es gelang mir 
kaum noch, mich bestimmter Namen zu erinnern; 
andere Menschen und die Liebe hatten sich da- 
zwischengeschoben. 

Sogar dieser kuriose Fritz, ...ja, wie hieß er 
weiter? Ich konnte es beim besten Willen nicht 
mehr zusammenreimen; Fritz, der mir In allen Din- 
gen ein Bein gestellt hatte, aus unklarer Antipathie 
mein Jugendfeind gewesen war bis zum letzten 
Gymnasiumstag, war unter den Wichtigkeiten des 
Lebens verschollen. 

erwachte ein beinahe wissenschaftliches 
Interesse, zu sehen, was aus den dreißig Burschen 
geworden war. 

Zu jenem Tage, anfangs September, fuhr ich mit 
‚dem kleinen Wagen, den ich meiner Praxis wegen 
hielt, nach der entfernteren großen Stadt am See, 
wo die Heimat meiner Jugend gewesen war. Das 
Treffen sollte am anderen Seeulfer, in S., stattfin- 
den. Es war schon reichlich spät. Ich stellte den 
Wagen in einer Garage unter und erreichte knapp 
das Siebenuhrschiff. Es war schwach besetzt, die 
Fahrgäste, müde vom Tag und der Arbeit, mach- 
ten keinen redseligen Eindruck. Ich setzte mich 
auf eine Bank des oberen Decks, halb der Stadt 
mit dem spitzen Domturm zugewandt, halb dem 
jenseitigen Ufer, das in gewaltiger Schroffe den 
südlichen Himmel verdeckte. 

Das Schiff fuhr ab, die Steuerwelle quirlte, ein 
leichter Wind fuhr mir durchs Haar. Ein paar Ru- 
derboote mit eingezogenen Riemen ließen das 
Schiff passieren. Ich hatte die Hand über die 
Reling gelegt und fühlte mich glücklich und 


Der vielsagende Brief 


X. Helligonstaedt) 





„Sowas würde er mir nie wieder schreiben, wenn er sähe, wie Ich stundenlang drüber dumpf brüten muß!“ 


La lettera che dice molto: ‘Egli non mi scriverebbe plü tall cose, se vedesse quante ore devo covarci malinconicamente sopral,, 


813 


dankbar, das vertraute Bild der Knabenzeit wie- 
der zu empfangen. Vielleicht würde dies das 
Schönste des ganzen Treffens sein. Auf der Bank 
schrögüber saß ein rundliches Männchen. Es hatte 
den Hut abgenommen, obwohl sein Schädel nicht 
die leiseste Welle Haar zeigte. Die Falten längs 
der Nase waren In dicke rosige Polster gebettet. 
Merkwürdigerweise zuckten in rhyihmischen Ab- 
ständen die Nasenflügel, wovon der silbergefaßte 
Zwicker sich schief legte und abstürzte, freilich 
Im Sturz jedesmal aufgehalten durch eine schwarze 
Seidenschnur, eine Akrobatik, die indessen der 
Mann gewohnt zu sein schlen. Uber die Kugel 
seines Bauches spannte sich eine geflochtene 
Silberkette. Wenn die Hände nicht gerade den 
stürzenden Klemmer aufzufangen hatten, griffen 
sie nach der Uhr, die rechte zog an der Kette, 
die linke fing das flache Werk Im Handteller 
auf, Das Nasenzucken, den Klemmerabsturz, den 
Doppelgriff nach der Uhr: das kannte ich, Zwar 
konnte ich mich nicht erinnern, wo ich es erlebt 
hatte, aber es war mir regelrecht vertraut. 
Einmal beugte er sich vor und tippte mit 
dem Finger geradeaus. „Dort llegt es”, sagte er. 
„Wenn mans genau weiß, kann mans in der Dun- 
kelheit erkennen!“ Ich folgte dem Fingerzeig, 
wußte aber nicht, was er meinte. „Sehen Sie, da 
drüben bin ich geboren, da habe ich im Garten 
am See gespielt, Einmal bin Ich über die Rampe 
Ins Wasser gefallen, beinahe wäre ich ertrunken.“ 
Seln Gesicht strahlte, wie wenn das Ertrinken ein 
Vergnügen wäre. „Aber man war so viele Unge- 
zogenheiten an mir gewöhnt, daß man mich nur 
mit Nichtachtung strafte, und mir den Milchreis 
verwelgerte,den ich gerne aß.” 
Komisch, diese Kugel sich als 
einen wilden Knaben vorzu- 
stellen! 

„Kellner”, rief er. „Eine Flasche 
Wein! Sie halten doch mit? 
Wir haben noch eine halbe 
Stunde nach $.“ Mir war so- 
fort klar, daß es einer aus 
meiner Klasse sein mußte. 
Neugierig forschte ich In sei- 
nen Zügen, welcher von den 
dreißig es sein konnte, Aber 
das leben hatte ihn umge- 
formt, keine Spur: Kindheit 
prägte sich mehr aus. Es reizte 
mich, noch ein bißchen Ver- 
steck zu spielen. Später würde 
sich schon alles klären. 

Der Wein kam. Das Männchen 
schenkte mit der sicheren 
Flaschenhaltung des geübten 
Trihkers ein. „Sie fahren auch 
nach S.?" fragte er. 

„Gewiß, ich habe dort eine... 
Konsultation vor.” 

„Ah, Sie sind Arzt. Habe Ich 
auch mal werden wollen. Das 
ging dann nicht, Gleich nach- 
dem ich das Abitur gemacht 
hatte, vor fünfundzwanzig 
Jahren, starb mein Vater. Ich 
hatte schon als Gymnasiast 
mehr verbraucht als andere 
während des Studiums. Ich 
wurde Kaufmann. Seide. Eine 
gute Branche, die ihren Mann 
nährt, d. h. die Frauen nähren 
darin den Mann... hahahahal” 
Es machte ihm sichtlich Spaß, 
seinen Witz anzubringen. 

Ich zerbrach mir immerfort 
den Kopf, wer er wohl wäre. 
Ich fühlte vor: 

„Nun, wollen Sie Ihre Ge- 
schäfte in der alten Heimat 
ausdehnen?” 

„Keine Spur. Heute mache ich 
Ferien, Treffe mich mit alten 
Schulkameraden." 


— 


"Pensa un 
altral, — "Ah sit. 


„Haben Sie die ganze Zeit über keinen Kontakt 
mehr gehabi?” 

„Mit zweien, dreien schon, Einer ist Schulmeister 
geworden, einer Pfarrer, einer Arzt, der Wacker- 
nagel, der mich auch eingeladen hat... Aber 
sonst, nein. Nun, Sie können sich vorstellen, man 
wird sich auf die Schultern schlagen: altes Haus, 
jünger sind wir auch nicht geworden! Zu mir 
werden sie sagen, ich hätte zuviel Speck ange- 
setzt. Man sollte garnicht meinen, daß man von 
Seide fett werden kann. Hahahal Aber auf einen 
freue ich mich, wie man sich nur aus Bosheit 
freuen kann: auf den Angerer. Auch Arzt, glaube 
ich, Der Angerer war mein Jugendfeind. Immer 
saß er einen Platz über mir, immer hatte er eine 
bessere Note, wie oft bekam ich das zu Hause 
zu hören, Immer trug er einen schöneren Anzug. 
Und Im Turnen, wo Ich damals gar nicht schlecht 
war, hat er mir beim Schlußlauf mit zehn Zenti- 
metern den Rang abgelaufen.” 

So, hatte ich das? Der Unterlegene vergißt seine 
NiederlageschwereralsderÜiberlegeneseinenSieg. 
„Ja, der Angerer war mein Jugendfeind!” — „Das 
ist doch jetzt vergeben und vergessen”, prüfte Ich. 
— „Vergessen? Nur deshalb komme ich hierher. 
Die Meinung will Ich Ihm endlich einmal sagen! Er 
ist der Albdruck meiner Träume gewesen. Immer 
wenn mir ein Geschäft mißlingt, habe ich das Ge- 
fühl, der Angerer steckt dahinter.” 

Ich hob mein Glas, „Zum Wohl auf den Angerer!” 
sagte ich lachend. 

Da machte er ordentlich ein böses Gesicht, „Sie 
meinen, weil ich rund und zufrieden aussehe, bin 
ich ein Sanguiniker, der alles leicht nimmt? Ich 





„Denk’ dir, mein Peter, der Hallodri, hat noch eine andere!" 
„So — und welcher von deinen Petern Ist es denn?" 





. E quale dei tuol Pielri & mall,, 


quel mio birbaccione di Pietro ne ha pure anche un’ 


schleppe ihn in meinem Herzen mit, er hängt an 
meinem Arm, er sitzt auf meinem Buckel. Nein, 
lieber Freund, ich will sehen, ob er noch immer 
so unverschämt Überlegen ist. Ich hoffe, er Ist 
ein Hungerleider unter kleinen Bauern geworden. 


Dann werde ich ihn mit meiner Tüchtigkeit 
ärgern.” 

„Aber was soll das nach fünfundzwanzig Jahren?” 
fragte Ich. 


„Können Sie das nicht verstehen?” 

Seine Züge nahmen einen grämlichen Ausdruck 
an. Ja, Jetzt fing Ich an zu begreifen. Ich sah den 
Schmerz eines Menschen, der mit vollen Segeln 
ausgesteuert, dann irgendwo steckengeblieben 
war, wenigstens mit seinen geheimsten Wünschen, 
und irrenderweise eine Erklärung außerhalb sei- 
ner selbst suchte. So war er darauf verfallen, 
einen Schulkameraden, der ihm einmal den Rang 
abgelaufen hatte, verantwortlich zu machen. Der 
Ärger seiner Knabenjahre hatte sich verfilzt und 
war zur Last seiner Manneszeit geworden. Wir 
tragen alle irgendeinen Groll in uns, ein Miß- 
geschick, das wir für das kommende Ungemach 
beschuldigen. So war ich, der Angerer, das Miß- 
geschick für den rundgewordenen Fritz... Fritz, 
mein Gott, wie hieß er doch? 

Jetzt war ich es, der ihn zum Trinken nötigte. 
Mit der zweiten Flasche gelang es mir auch, Ihn 
in eine freundliche, ja selige Stimmung hineinzu- 
manövrieren. Als das Schiffchen in S. anlegte, 
war es schon dunkel geworden. Fritz war nicht 
mehr ganz fest auf den Beinen. Ich griff ihm 
kameradschaftlich unter die Arme. So schritten wir 
über den Laufsteg. In „Haupts Wirtschaft” schim- 
merten bunte Laternen, fröh- 
liches Männerlachen scholl uns 
entgegen, Ich geleitete Fritz 
bis an die Treppe. 

„Und was werden Sie nun 
tun?“ fragte ich, „wenn Sie 
auf den Angerer stoßen?” 
Er straffte sich, so gut er noch 
konnte. „Ganz groß werde ich 
sein, ganz überlegen. Abfallen 
werde ich ihn lassen... Es 
war sehr nett von Ihnen, mir 
Gesellschaft zu leisten. Wenn 
Ihre Konsultation Sie nicht auf- 
hält, können wir ja mit dem 
Nachtschiff zusammen zurück- 
fahren, Her Ich heiße übri- 
gens Pulve: 
„Richtig“, fuhr es mir heraus. 
„Die ganze Zeit über habe ich 
deinen Namen gesucht, Fritz, 
nicht wahr, Fritz Pulver” 

Er starrte mich mit weinsell- 
gen Augen an. „Und wer... 
bist... du?" 

Ich nahm abermals fest seinen 
Arm und stieg mit ihm die 
Treppe hinauf. „Walter An- 
gerer heiße ich.” 

Da riß er sich los. „So, und die 
ganze Zeit hast du mich durch- 
schaut und dir überlegt, wie 
du mich übertrumpfen kannsı? 
Du, Ich hasse dich!" 

) Eine Runde fremder Herren um 
den Tisch stand auf. Das „Ich 
hasse dich!" war so laut ge- 
rufen worden, daß eine Zäsur 
entstand. Ein Mann mit einem 
Vollbart trat auf uns zu, das 
mußte Wackernagel sein. 

„Ihr braucht euch gär nicht 
erst vorzustellen“, sagte er 
lachend, „das könnt nur ihr 
beiden Jugendfeinde sein. 
Hallo, alte Knaben, wir sind 
komplett! Hier sind Pulver 
und Angerer. Marsch, in die 
Kanne, und kein bitteres Wort 
mehr den ganzen Abend über!” 


(Hanna Nagel) 








Verlag und Druck. Knorr & Hirth Kommanditgesollschaft, München, Sandlinger Straße 80 (Fernrut 1298). Brletanschrift: München 2 BZ, Brieffach. 
Verantwortl, Schriftlolter; Walter Foltzick, München. Verantwortl. Anzeigenleiter: Gustav Scheerer, München. — Der Simplieissimus erscheint wöchentlich einmal. Bestellungen nahmen 
alle Buchhandlungen, Zeilungsgeschäfte und Postanstalten entgegen Bezugspreise: Einzeinummer 50 Pf.; Abonnement im Monat RM. 1.20. — Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 7 
glg ab 15,041 10a — Unverlangte Einsendungen werden nur zutückgesandt, wenn Pntto beiliegt — Nachdruck verboten. — Postscheckkonto München 5920 Erüllunasnrt Miinchen 





Immer der Reihe nach 









































"... 50, jetzt darf der Darlan ein bißchen springen!" 


Sempre a turno: "... ecco, adesso pud saltare un pochino anche il Darlan!,, 


815 





Die Freiheitsstatue an Frankreich ein 





„Allons enfants — in meine Arme!" 


La statua della Libertä alla Francia: “Allons enfants ... nelle mie braccia!,, 


816 


München, 23. Dezember 1942 i 
(7. Jahrgang / Nummer 52 30 Pfennig 


SiMPLICISSIMUS 


VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT. MÜNCHEN 





Der Urlauber 


(E. Tnöny) 





Tau 


} 
3 














Daß du nur da bift! Nun ift fchöne Zeit. Daß du am Leben bift, ich faß es nicht. Wir wollen ftumm uns an den Händen halten, 
Nun follt du ruhen, fchauen, tief geborgen. Das Glück ift noch zu groß. Nun komm herein. Wie fteigt das Glück nun hold aus herbem Weh, 
Nun kann ich endlich wieder für dich forgen Ich will dir, was du willft, will alles fein Nun fteht die Zeit fo ftill wie Wald im Schnee, 
Wie einft - es ft fchon eine Ewigkeit. Wie einft: Dein Herz, dein Stolz, dein Weihnachtslicht. Und gläubig fühlen wir die guten Mächte walten. 


J.M. Webner 





Der Krampus mit seinem Sohn 


Poldi und der Herr 


Von Walter Foltzick 


Merken Sie sich bitte die beiden. Poldi.ist der 
eine und Hermann Ist der andere, Poldi heißt nur 
Poldi, während Hermann noch einen Nachnamen 
hat, denn er Ist ein Herr, er isı sogar Poldis Herr, 
der ein Hund ist. Erwarten Sie nicht, daß ich von 
Poldi urkomische Hundegeschichten erzähle, denn 
Ich bin nicht sein Herr, eher könnte ich schon von 
Hermann urkomische Menschengeschichten er- 
zählen, wenn ich Poldi wäre. Aber Poldi erzählt 
nicht, Poldi frißt nur, und in den Pausen schläft 
er. Das tun alle Hunde, und Poldi ist ein vollkom- 
men normaler, gänzlich unorigineller Hund. Er ist 
sogar ein älterer Hund. Wenn er ein Mann wäre, 
würde man ihn als guten Fünfziger bezeichnen. 
Von einem Herrn Mitte Fünfzig sagt man im all- 
gemeinen nicht, daß er drollig Ist, aber den Poldi 
finden die Fräuleins Im Laden und die Besitzerin 
des Ladens immer drollig, Deshalb geben sie ihm 
eine Schelbe Wurst, ohne Marken, bitte sehr. 
Poldi legt den Kopf auf die Selte und schaut treu- 
herzig, wie es die Menschen nennen, ganz be- 
scheiden und ganz gewohnheitsmäßig. Dann gibt's 
Wurst, und alle sagen: „So ein lleb‘s Tlerl“ 
Wenn der Hermann den Kopf schief hält und 
dazu treuherzig schaut, bekommt er keine Wurst 
ohne Marken. Er hat es schon oft versucht, aber 
hinterdrein hat. das Fräulein immer gesagt: 
„Bitte die Fleischmarken, mein Herr“, und da- 
bei Ist der Hermann noch nicht einmal ein guter 
Fünfziger. 

In dringenden Fällen erhebt sich Poldi sogar auf 
die Hinterbeine und macht die Voderpfoten krumm. 
Auf den Hinterbeinen steht Hermann schon sowie- 
so, und das findet niemand drollig, und selbst, 





(R. v. Hoerschelmann) 


wenn er seine Vorderbeine krumm machte, würde 
niemand sagen: „Nein, so ein lleb's Menscherl,” 
Es köme vielleicht für ihn in Frage, sich wie ein 
Hunderl zu benehmen und auf allen vieren in den 
Laden zu laufen, aber das tut kein gepflegter 
Herr in gutbürgerlicher Stellung. Es Ist auch noch 


HEILIGE NACHT 


Du quält dich und grämf dich 
und meißt nicht, mo aus, 

und ängftigft und fchämft dich... 
So komm doch heraus! 


Heraus in den Schimmer, 

der von oben her bricht. 

Wie lang fahft du nimmer 
der Nacht Ins Geficht! 


Die ruht fo voll Schweigen 
im göttlichen Net. 

Und der himmlifche Reigen 
tanzt nach eignem Gefeh. 


Haft du deines erft "funden, 
auf dich felber den Reim, 
dann kannft du gefunden 
und findet auch heim. 


Hoch oben der Wagen 
fährt fill feine Bahn 
ohne Zagen.und Fragen, 
hinab und hinan. 


Dr. Omlglaß 
818 


sehr zweifelhaft, ob er dann eine Schelbe Wurst 
zugeworfen bekäme 

Hermann hat schon auf jede Welse versucht, drol- 
lig zu sein, zum Beispiel im Zigarettenladen, Aber 
eher bekommt Poldi vom Zigarettenfräulein ein 
Stückerl Wurst als Hermann ein Stückerl Zigarette, 
wenn er den Kopf auch noch so sehr auf die 
Seite legt. Dabei ist er auch nicht wählerlsch, und 
raucht alles, ebenso wie Poldi sich nicht nach 
der Wurstsorte erkundigt. 

Natürlich muß Poldi in der Eile auch einmal ein 
Stück Einwickelpapier mitfressen. Macht nichts, 
das sind halt so Spesen, wenn man etwas außer 
der Reihe bekommt, Auch Hermann würde im 
Notfall ein Stückerl Papler mitfressen, Ja, er hat 
schon ganz andere Sachen heruntergeschluckt, 
zum Beispiel neulich, als es ihm gelang, zwei 
Flaschen Burgunder zu kaufen. 

Hermann hat viel von Poldi gelernt, nicht so 
sehr auf dem Gebiet des Lieb- und Treuherzig- 
schauens, als in der Bescheidenheit und in der 
Selbsterkenntnis, daß man als gewöhnlicher Kunde 
nur ein ganz kleiner Pinscher ist. 


* 
MEIN FREUND JOHANNES 


Bel der Lage seiner Wohnung weit draußen vor 
der Stadt kann Johannes sich ein Schaf halten, 
Um Wolle zu gewinnen. 

Als die Zeit der Schur da war, ließ er einen Fach- 
mann kommen, der sie schnell und gründlich er- 
ledigte. 

Da stand nun das Schaf, nackt und offenbar 
fröstelnd. Mitleidig schaute Johannes es an. 
„Johanna“, sagte er, „mach schnell eine Decke 
aus seiner Wolle, damit wir es warm einhüllen 
können." .).Bleger 





Der Sprecher Eden 


Bu Rz 


„Aber, Anthony, was ist denn dir passiert?‘‘ — „Heute wurden wieder soviele 
Anfragen im Unterhaus gestellt, da mußte ich mich so oft drehen und wenden! 


II dicitore Eden: “Ma, Anthony, che t" & mal toccato?,, 
“Oggl m hanno fatto di nuovo tante Interpellanze che ho dovuto sl spesso girarmi e rigIrarmi!,, 


819 


(Erich Schilling) 


Märchen (ribeim Seat 





„Rotkäppchen, woher hast du denn den herrlichen Rotwein?“ — „Aber, lieber Wolf, sowas fragt man doch nicht! 


Fiaba: “Cuffietta Rossa, da dove mal hal avuto quel rarlssimo vIno rossol,, — “Ma. caro lupo, questo non & domanda da farel,. 


820 


PROFESSOR WACKERLS WEIHNACHTEN 


Auf die letzte Unterrichtsstunde vor den Welh- 
nachtsferlen traf Mathematik. 

Im Schulzimmer roch es schon nach Orangen- 
schalen, Zimisternen und Vanilleplätzchen. Am 
Armel des Pedells hing ein veritrter silberner 
Lamettafaden. In der Pause sprachen wir voraus- 
ahnend von den Geschenken. Müller Karl, der 
neben mir saß, wünschte sich ein Dutzend Rea- 
genzgläser, gepulverten Schwefel und Lackmus- 
papier. Rudi Huber hoffte auf eine Elektrisier- 
maschine und der Siegel Josef rechnete mit einer 
Scheintodpistole, 

Otto Vordermaier, der schlechteste Schüler, schien 
am reichsten beschenkt zu werden. Sein Wunsch- 
zettel war ohne Ende, Vordermaler war es auch, 
der heute einen geschmückten Tannenbaum 
brachte. Er stellte ihn auf den Katheder und er- 
hoffte, daß der Kerzenschein ein mildes Licht In 
Professor Kajetan Wackerls Brust werfen könnte. 
Vordermaler zog das Anzünden der Lichter so In 
die Länge, daß Wackerl noch den Urheber der 
fröhlichen Überraschung erschauen sollte. 

Wir alle erwarteten von dem Lichterstrahl, daß 
die mathematische Stunde wenigstens weihnacht- 
lich gefärbt würde. Und Jetzt wurden Wackerls 
Schritte auf dem Gange hörbar, Die Tür ging auf 
— und der Gewaltige über „Ausgezeichnet” und 
„Ungenügend“ betrat die Helle des Saales. 
Geblendet vom Unerwarte stutzte er für den 
Bruchteil einer Sekunde. Dann erklang wle alle 
Tage sein Wort: „Sö-ätzen Sie sich!” 

Die Lichter spiegelten sich in den Gläsern seiner 
Brille, Vom Nickelrand eingefaßt, sahen sie wie 
stark verkleinerte Weihnachtsstuben aus. 

Er öffnete den Mund. Der Vollbart wellte über 
die nicht vorhandene Krawatte an der Phantı 
weste herab und als Delta an der Nabel- 
gegend. Jetzt wäre der Augenblick gekommen, 
daß er sagen könnte: 

„Und es waren Hirten auf dem Felde...” Oder: 
„Ich verkünde euch eine große Freude...!” 
Professor Kajetan Wackerl sah über den Tannen- 
baum hinweg, als wollte er seine Botschaft aus 
astronomischen Fernen holen — und sprach: 

m .„Ich re| 'e vom letztenmal... also: s8 Ist 
gleich Wurzel aus, Klammer auf, einhalb s4, Klam- 
mer geschlossen, hoch zwei plus, Klammer auf —" 
„Herr Professor! Ein Zweig brennt an...|” 
„Nehmen Sie das Ding hinweg ... | Unterlassen Sie 
Jeden Unfug... 1” 

„Weil Weihnachten I " erklang es von den hin- 
teren Bänken — „...dlie letzte Stunde vor — —I” 
r Klammer geschlos- 























Der Zweig war inzwischen abgebrannt und es duf- 
tete, als ob der erste Engel der Heiligen Nacht 
schon auf dem Fensterbrett säße. 

Wackerl indes schrieb Formel um Formel an die 
Tafel, sprach von der Diagonale des Quadrats über 
dem Radlus, konstrulerte die regulären Polygone, 
drehte sich dazwischen um und sagte zu sich 
selbst: „... also — verstanden?” 

Wachstropfen fielen auf das Katheder. „...Ich be- 
komme Karl May komplett", flüsterte es In der 
letzten Bank. 

„Man kann Violinkösten auch als Rodelschlitten 
benützen“, schrieb mir mein Nachbar auf die Lo- 
garithmentafel, Mein Vordermann trommelte auf 
den Rechenschieber „Stille Nacht, heilige Nacht...” 
Die Luft Im Klassenzimmer knisterte aus Vorfreude. 
Jeder sah die Türe zu selnem Gabenzimmer an- 
gelehnt. Ein Schimmer kam ahnend jetzt schon 
durch das Schlüsselloch. Professor Wackerl schrieb 
und rechnete... Der Rücken seiner Lüsterjacke 
glänzte, Zuweilen konnte man durch Ihre Abge- 
tragenhelt hindurch die Bronchien pfeifen hören. 
Sonst verriet er weder Erdennähe noch himmli- 
sches Wohlgefallen, 

Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Wackerl auch 





VON ERNST HOFERICHTER 


ein privates Leben führen’ würde. Noch keiner der 
Klasse hat ihn lächeln sehen. Nur, alsersicheinmal 
schneuzte, wurde er uns menschlich nöhergerückt. 
„Wie wird Professor Kajetan Wacker! seine Weih- 
nacht feiern... ?' dachte ich so vor mich hin. Wird 
er sich selbst den Baum schmücken? In rotbackige 
Apfel ein Zündholz stecken und sie Ins Gezweige 
hängen? Wird er sich bücken und unters Sofa krie- 
chen, wenn eine vergoldete Nuß zu Boden fällt? 
Daß Wackerl ein Weihnachtslied mitsingt, das ist 
unvorstellbar, Oder, daß er eine Kerze anzündet 
oder ausbläst? Unsinn, Humbug...| Es ist nicht 
auszudenken, daß er eine Flasche entkorkt. Er zieht 
ja nur Quadratwurzeln.... | 

Eine Kindereisenbahn wird nie durch seine Beine 
hindurchfahren. Nie wird er spaßhalber auf eine 
Puppe drücken, die „Mama“ sagen kann, War 





(A. Pichel) 





eigentlich Wackerl je selbst ein Kind? „Nie!“ ruft 
es in mir. Der Vollbarı deckt alle Jugendbilder des 
Professors zu. Er muß schon als Sechzigjähriger auf 
die Welt gekommen sein. Mit der Nickelbrille, 
Röllchenmanschfetten und pfeifenden Bronchien. 
Ist dieser Mensch überhaupt ein Mensch? Oder 
nur Professor für Mathematik? Eine fleischgewor- 
dene Zahl, ein Logarlthmus oder Klammer auf und 
Klammer zu...? — — 

Jetzt sind die Kerzen am Kathederbäumchen her- 
abgebrannt. Die Dochte glimmen, Die Lichter ster- 
ben und hauchen ihre kleinen Stearinseolen aus, 
Es qualmt über das ganze Podium hin. Wir warten 
darauf, daß wenigstens der Rauch Wackerls Kehle 
durch ein Räuspern berühren könnte. Er ist gegen 
alle Weihnacht gefeit. Unsichtbar scheint eine 
Mauer um seine Seele errichtet. Die Miasmen der 


Der Liebling - La prediletta 





„Schrecklich, wie ’s Tierle schaut — wenn man es ihm nur 
sagen könnte, daß es bloß wegen Weihnachten sein muß!" 


“E orribile! Come guarda questa bestiuola! Se si potesse dirle che Io si deve fare solo a causa del Natalel, 


821 


Feierlichkeit erreichen keinen nährenden Boden. 
m».Radius x ist gleich Wurzel aus r Quadrat 
plus...“ waren seine letzten Worte vor dem Feste. 
Dann schritt er der Türe zu wie einer, dem es als 
größtes Wunder auf Erden gilt, daß es kein Wun- 
der gibt. 

Öle Ferien begannen. Aber die Frage „Wie feiert 
Professor Wackerl seinen Weihnachtsabend?” ließ 
mir keine Ruhe, 

Die Antwort aus meinem Innern —er könnte viel- - 
leicht eine Schachaufgabe lösen oder zu einem 
Kreuzworträtsel eine viersilbige Giftschlange su- 
chen und dazu eine Dreimarkzigarre mit goldener 
Bauchbinde rauchen — befriedigte mich nicht. 

In meinem Zweifel suchte ich den Müller auf, der 
sich den Schwefel und das Lackmuspapier 
wünschte. Zusammen gingen wir zum Huber mit 
der Elektrisiermaschine. 

Und zu dritt warteten wir am Nachmittag des Hel- 
ligen Abend vor dem Haus des Professor Wackerls. 
„Das gibt ein Mordsgaudium! Eine Hetz! Eine Vie- 
chereil” tuschelte der Huber, 

„Jetzt Interessiert's auch mich gewaltig!” feixte 
Müller. 

Eine gute Stunde mit kalten Füßen ging vorüber — 
und das Dienstmädchen des Professors erschien an 
der Gartentüre, 

Nach einigem Gekicher wurde sie gesprächig. 


DAS HUHN 


VON ELL 


Wir besaßen ein Huhn, Es war weiß von Gefieder 
und sanft von Gemüt, Es hatte Ähnlichkeit mit 
einem sittsamen Fräulein aus der Biedermeier- 
zeit; man hätte ihm ein Medaillon an einem 
schwarzen Samtband um den Hals hängen mögen. 
Da es außerdem Ottos verstorbener Tante glich, 
nannten wir es Franziska. 

Nun werden Sie fragen, warum wir es bei einem 
Huhn bewenden ließen. Wir sind vorsichtige 
Menschen. Das Huhn Franziska stellte einen zag- 
haften Versuch dar, uns unauffällig unter die 
Selbstversorger zu begeben. Otto nimmt es mit 
den Vorschriften sehr genau. Bei mehreren Hüh- 
nern hätte er auf sofortiger Abmeldung der Eier- 
karte bestanden. Bei einem Huhn war er bereit, 
ein Auge zuzudrücken, zumindest solange es seine 
Daseinsberechtigung noch nicht unter Beweis 
gestellt hatte. 

Wir bauten Franziska ein lauschiges Gehege Im 
Garten und ließen es ihr an nichts fehlen. Aber 
das Fräulein aus der Biedermeierzeit besaß nicht 
nur ein sanftes Gemüt, sondern auch eine zarte 
Seele. ‚Während der ersten Zeit verschmähte es 
Speise und Trank überhaupt und verbrachte seine 
Tage aufgeplustert im Schatten eines Flieder- 
buschs, Wir fürchteten schon, es habe den Pips 
oder die Mauser oder sonst eine Hühnerkrankheit. 
Später ertappten wir es dabel, wie es in angst- 
voller Hast die Mahlzeiten verschlang, sobald es 
sich unbeobachtet glaubte. Otto fand, es habe 
etwas von einer habgierigen alten Jungfer, aber 
Ich wollte die alte Jungfer im Hinblick darauf, 
daß Franziska mir als junges Leghuhn verkauft 
worden war, nicht gelten lassen. Nachdem jedoch 
acht Wochen verflossen waren, ohne daß Fran- 
ziska das kleinste Ei gelegt hätte, erkundigte ich 
mich bei Bekannten, die es wissen mußten, ob es 
vielleicht mit der Jahreszeit zusammenhänge. Aber 
nein, Im Gegenteil, versicherten meine Bekann- 
ten mit einem aufreizend satten Lächeln, die 
Jahreszeit sei denkbar günstig, und ihre Hühner 
legten fleißig. Das Wort fleißig verdroß mich be- 
sonders. Ich sagte Otto nichts von meinem Be- 
such bei den Bekannten. Statt dessen erklärte 





„Nun, Fräulein, freuen Sie sich auch auf Weih- 
nachten?” 

„Und wiel Bei uns ist's Ja immer so feierlich..." 
„Ja, das interessiert uns! So, also feierlich... ?" 
„Ja... der Herr Professor macht persönlich den 
Weihnachtsengel.” 

„Wa—as?“ 

„Alle Jahre kommt er im Nachthemd mit aufge- 
nähten Sternen ins Gabenzimmer. Zwei Flügel aus 
Papiermach& hat er auf dem Buckel — und dazu 
singt er: ‚Eia popeia... Laßt uns das Kindlein wie- 
gen, das Herz zum Kripplein liegen...‘ Und ich 
muß ihn als Erzengel Gabriel begrüßen. 
w+..als Erz...engel... Ga...bri... el?" — — 
Wir drei standen lange, wie nicht verkaufte Christ- 
bäume, am gleichen Fleck. Und beantworten nur 
mehr jede Frage mit einer Frage. „...als Erz... 
engel?” — — „..Gä...briel...?"” 

In dieser Nacht ist mir alle Mathematik zu Schwin- 
del geworden. Was sind da noch Sinus und Cosi- 
nus, Integral und Differenzial...? Wer löst mir die 
Gleichung mit den zwei bekannten Unbekannten: 
Professor der Mathematik gleich Weihnachtsengel 
Gabriel...? Oder Ist Kajetan Wackerl eine unlös- 
bare Aufgabe — wie die Quadratur des Kreises? 
So fragte ich in die Heilige Nacht hinein und die 
Sterne hatten als Antwort nur ein göttliches Blin- 
zein... 





FRANZISKA 


WENDT 


ich Ihm, Hühner hätten einen ausgeprägten Ge- 
meinschaftssinn; wir müßten versuchen, Franzis- 
kas Legfreudigkeit anzuregen, Indem wir ihr Ge- 
fährtinnen zugesellten. Aber Otto fing natürlich 
gleich wieder von der Eierkarte an, die dann ab- 
gemeldet werden müsse, und das wollte ich nach 
den Erfahrungen mit Franziska weniger denn je 
riskieren. Wir stritten ein wenig hin und her, Otto 
sagte, das Äußerste, wozu er sich verstehen 
könne, sei die Anschaffung eines Hahns. Wer 
könne wissen, ob Franziska nicht unter der Ihr 
aufgezwungenen Jungfräulichkeit leide? Er ver- 
wies dabei auf seine gleichnamige Tante, von der 
es sogar geheißen habe, sie sei an der Tugend 
gestorben. Das halte er zwar für ein Greuel- 
märchen, immerhin sei es eine unbestreitbare 
Tatsache, daß die liebe belebend auf Mensch 
und Tier wirke. Hier mischte sich unsere Haus- 
gehilfin Resi ein und schlug vor, Franziska am 


In der Heimat 


Liegst weich im alten Bett, so lind 
hegt dich das Flaumenmeer; 
mondkühler, tiefer Schlummer rinnt 


aus allen Brunnen her. 


Du ruhst in warmer Leibeshut 

und lösest Glied um Glied 

und spürst es kaum in deinem Blut, 

wie leicht die Seele flieht ... . 
GEORG SCHWARZ 


822 


nächsten Sonntag als Suppenhuhn zu servieren, 
da sie sonst doch zu nichts tauge, ‚Otto war so- 
gleich Feuer und Flamme, aber ich protestierte 
empört gegen ein solches Maß von Gefühllosig- 
keit. Man kann ein fremdes Huhn skrupellos und 
mit Genuß verzehren, ein der Hausgemeinschaft 
eingegliedertes Huhn jedoch, ein Huhn, das Ottos 
Tante glich und eine zarte Seele hatte — niemalsl 
Es kam dahin, daß ich unsere Freunde beim Be- 
treten des Gartens bat, recht leise zu sein, um 
die zarte Seele nicht zu erschrecken. „Sieh an, 
sieh an”, sagten unsere Freunde, während sie 
sich an Franziska vorüberschlichen, „legt sie denn 
wenigstens fleißig?“ Schon wieder fleißig! Ich 
warf Otto einen beschwörenden Blick zu und ant- 
wortete leichthin: „Es geht.” Warum wir denn 
nicht mehr Hühner hielten, lautete unabwendbar 
die nächste Frage. Diesmal enthob mich Otto der 
Antwort und behauptete boshaft und doppel- 
sinnig, Franziska genüge uns vollkommen. „Ja, Ja, 
die Selbstversorgerl” sagten unsere Freunde und 
klopften uns mit heuchlerischem Wohlwollen auf 
die Schulter. 

Eines Tages hatte Otto es satt. Er habe keine 
Lust, sich noch länger von Franziska zum Narren 
halten zu lassen, sagte er und stellte mir ein Ulti- 
matum: wenn sie bis zu einem bestimmten Tage 
kein El gelegt habe, werde sie geschlachtet. Auf 
die Frage, wer das Amt des Henkers übernehmen 
solle, da weder Resi noch ich dafür in Frage 
kämen, von Otto selbst ganz zu schweigen, er- 
klärte er mit finsterer Entschiedenheit, das werde 
sich zu gegebener Zelt schon finden. 

Es fand sich wirklich, wenn auch nicht zu gegebe- 
ner Zeit. Noch bevor das Ultimatum abgelaufen 
war, entdeckte der Hund des Nachbarn eine 
schadhafte Stelle in unserem Zaun, und wenige 
Minuten später hatte unser Traum vom Selbstver- 
sorgerium ein jähes und schreckliches Ende ge- 
funden, Was half es, daß wir uns in einem er- 
bitterten Streit gegenseitig der Achtlosigkeit in 
Bezug auf die schadhafte Stelle im Zaun und da- 
mit der Schuld an Franziskas Hinscheiden bezich- 
tigten! Es blieb uns nichts mehr übrig, als unter 
Hintanstellung unserer Gefühle das Beste daraus 
zu machen, und das war ein Ragout, das Resi 
pietätvoll mit einem Kranz aus Reis umgab. Wir 
hatten den Reis als eiserne Ration für besondere 
Gelegenheiten aufgespart; er rundete sich weiß 
und lieblich um Franziskas Gebeine. Als wir die 
Verewigte Jedoch in Angriff nahmen, stellte es 
sich heraus, daß sie unseren Zähnen dieselbe 
Unzugänglichkeit entgegensetzte wie zuvor unse- 
ren Wünschen. 

„Sagtest du nicht, sie sel ein Junges Leghuhn 
gewesen?” erkundigte sich Otto, während er an 
einem Bein herumsäbelte. 

Ich würgte schweigend an einem Bruststück. Nie- 
mals hätte Ich es für möglich gehalten, daß ein 
weiblicher Busen von so lederner Beschaffenheit 
sein könne. 

„Da hast du dich schön hereinlegen lassen!” fuhr 
Otto unerbittlich fort. Der Schweiß stand ihm auf 
der Stirn. „Junges Leghuhnl“ rief er höhnisch. 
„Daß ich nicht lachel Ein zähes altes Mistvieh 
war siel” 

„Sei still" sagte Ich. „Man soll Verstorbenen 
nichts Böses nachsagen, Außerdem ist heute 
Dienstag.” 

„Wieso?“ fragte Otto, aus dem Konzept gebracht, 
„Fleischloser Tag!” sagte ich. 

Otto gab einen unartikulierten Laut von sich. 
Franziskas Bein war seinem Messer entschlüpft 
und hatte einen Sprung in die Mitte des Tisches 
getan. Er holte es zurück und begann ingrimmig, 
es mit den Zähnen zu bearbeiten. „Wenn du das 
Fleisch nennst —” sagt er erbittert. 

Ich spülte mein Bruststück mit einem Schluck 
Wasser hinunter, „Man muß für alles dankbar 
sein”, sagte ich mit Würde, 

„Amen!“ sagte Otto und griff zum Zahnstocher. 


Die Überraschung (R. Knesch) 


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„Mit diesem Parfüm werden Sie Ihrer Frau eine riesige Weihnachtsfreude machen !" 
„Glaube ich weniger, wenn sie wüßte, wer 's bekommt!‘ 








La sorpresa: “Con questo profumo farete un’ Immensa glola di Natale alla 
Vostra signoral,. — “Non lo credo ... qualora sapesse chi lo ricevel,, 


823 


WEIHNACHTSABEND - DRAUSSEN... 


Nun laß die Kerze Flamme werden — 
Tief unter Tag in dieser Erden 

Brenn auf, du weißes Licht! 
Vielleicht, wenn wir mit leisen Händen 
Die Stunden dieses Abends wenden, 
Daß dann die Flamme spricht — —? 


Wir, die wir uns hier eingegraben 

Wie Füchse in die Erde haben, 

Weitab von Glanz und Glück — 

Wir wollen nichts! Nur heimlich lauschen 
Und einmal noch die Seele tauschen 

Vom Heut ins Einst zurück .. . 


Einst brannten uns viel goldne Lichter, 
Und heiß auch glühten die Gesichter — 
Wir waren Knaben noch! 

Und alles war ein Schenken, Geben — — 
Heut aber fristen wir das Leben 

In einem Grabenloch. 


Und weißt du noch —? An Bleisoldaten 
Berauschte sich das Herz zu Taten, 
Flog in die Welt hinaus... 

Des Abenteuers bunte Ferne — 

Wie lockte sie! — Heut ziehen Sterne 
Die Sehnsucht still nach Haus. 


Die Nacht steigt in die Gräben nieder, 
Und diese Nacht hat keine Lieder, 

Allein der Tod geht um — 

Granaten heulen, bersten, krachen, 

Das Vorfeld gähnt, ein dunkler Rachen — 
Wir kauern, grau und stumm. 


Brenn auf, brenn nieder bis zur Neige, 
Du goldnes Licht im grünen Zweige, 
Daß alle Sehnsucht ruht — ! 

Noch tiefer mag die Nacht sich senken — 
Wir haben nichts mehr zu verschenken, 
Als unser kaltes Blut. 


HERBERT LESTIBOUDOIS 


DER KONSEQUENTE FERDINAND 


Mein Freund Ferdinand Ist nicht nur ein tüchtiger 
Romanschriftsteller, sondern auch ein gründlicher 
Verehrer der Frauen. Obwohl sich die zwei 
schönen Begriffe, Roman und Frau, gut miteinander 
vertragen, hat Ferdinand den strengen, man kann 
sagen, drakonischen Grundsatz: Alles zu seiner 
Zeit, aber ganz! Wenn darum Ferdinand einen 
neuen Roman zu schreiben begonnen hat, dann 
sitzt er von früh bis spät über seiner Arbeit, 
dann gibt es nichts für ihn auf der Welt, keine 
Post, kein Telefon, kein Rasieren, und schon gar 
keine Frauen, 7 

Gestern traf. Ich Ferdinand. Was die Schreiberel 
mache, fragte ich, 

„Morgen fange ich einen spannenden Kriminal- 
roman .anl“ erwiderte Ferdinand, „Ich freue mich 
schon auf die Arbeitl” 

„Da wird man dich ja drel, vier Wochen über- 
haupt nicht zu Gesicht bekommen!” 

„Diesmal weniger als drei Wochen!” meinte Fer- 
dinand lachend, „Denn der Roman Ist so span- 
nend, besser gesagt, er verspricht, so spannend 
zu werden, daß ich schneller als sonst arbelten 
werde! Schon zu Beginn kracht ein Schuß! Der 
Sänger Eduardo, der eben die Oper betritt, um 
den Cavaradossi zu singen, stürzt getroffen zu- 
sammen und —" 

„Ausgezeichneti Ich bin schon neugierig!” 

„Ich auch!” sagte Ferdinand. „Denn ehrlich ge- 
standen, mehr weiß ich auch noch nicht von der 
Handlung!" 

Heute Nachmittag traute ich meinen Augen nicht, 
als ich Ferdinand begegnete, so als hätte er nicht 
erst eine neue Arbeit begonnen. 

„Ferdinand, was Ist geschehen? Du sitzt nicht 
daheim über deinem neuen Roman?" 

Ferdinand schmunzelte verlegen: 

„Ja, weißt du, die Geschichte ist die, daß ich mit 
dem Roman so gut wie fertig bin!" 

„Fertig? Das wäre der Weltrekord aller Rekordel 
Ein Roman in knapp einem halben Tage ge- 
schrieben!” 

„Das heißt“, redete Ferdinand herum, „es ist un- 
gefähr so, als wäre Kolumbus der technische 
Fehler unterlaufen, mit seinem Schiffe unterzu- 
gehen, bevor er noch Amerika entdeckt hatte. 


VON JOSEF ROBERT HARRER 


Dieser Fall hätte die ganze Weltgeschichte ge- 
ändert; andere Namen, andere Zahlen müßten 
genannt werden und —" 

„Was hat dein Kriminalroman mit der Entdeckung 
Amerikas zu tun?’ fragte ich, indem ich an der 
Gesundheit der paar Sinne Ferdinands zweifelte. 
„Es Ist ein Vergleich! Überall, wo ein technischer 
Fehler vorkommt, entwickelt sich alles anders 


Die Vielbeschäftigten 


0. Hogenbarth) 





„Glückliches ‚Neues‘, Gnädigste — bin sehr 
in Eile!" — „Ich auch — ‚Fröhliche Ostern !*** 





Gli affacendati: "Felice ‘Nuovo, signora! Ho 
molta fretta!,, — "Anch "io. *Buona Pasqua!, „ 


824 


oder gar nicht! So auch bei meinem Roman! Da 
einer Hauptperson meines Romänes im entschel- 
denden Augenblick ein sehr wichtiges, wie sage 
ich, Unternehmen fehlgeschlagen hat, ist der 
ganze weitere Roman hinfällig geworden.” 
„Du redest so umständlich, Ferdinandi Welcher 
Fehler ist einer Hauptperson unterlaufen?“ 
„Stell dir vor”, erklärte Ferdinand mit ernster 
Wichtigkeit, „Ich war eben bei der Stelle ange- 
kommen, da der Sänger Eduardo die Oper be- 
treten will, um dort den Cavaradossi zu singen!” 
‚Ja, Ja“, unterbrach ich ihn, „das weiß ich! In 
diesem Augenblick kracht ein Schuß und Eduardo 
stürzt getroffen zusammen. Das gibt nun genug 
Verwicklungen. Die Oper kann nicht aufgeführt 
werden; die Leute vor dem Gebäude sind auf- 
geregt, man sucht nach dem Täter, Polizeiautos 
sausen heran! Ferdinand, das schreibt sich doch 
von selbstl" 
„Ja, das schriebe sich von selbst! Aber der Mann, 
der auf Eduardo schoß, hat leider danebenge- 
schossen! ....” 
„Und warum hat der Mann Eduardo nicht getrof- 
ten? Das hängt ja nur von dir, dem Verfasser 
ab, daß Eduardo auch wirklich getroffen wird!” 
„Ganz recht, mein Freund!” sagte Ferdinand. 
„Aber als ich eben bei der Stelle angekommen 
war, da Eduardo die Oper betrat, blickte ich zu- 
fällig auf und sah, daß die neue Mieterin im 
Hause gegenüber am Fenster stand und herüber- 
lächelte. Wir kamen ins Gespräch, Rosa willigte 
ein, daß wir uns im Cal& an der Ecke trafen, und 
ich —" 
„Welche Inkonsequenz, mein Freund! Wenn du 
arbeitest, schaust du doch keine Frauen anlı 
Frauen gibt es für dich doch erst dann wieder, 
wenn der Roman abgeschlossen ist!" 
„Stimmt! Und weil ich nie inkonsequent bin, habe 
ich den Roman abgeschlossen, ehe ich zum Ren- 
dezvous ging. Ich habe eben Eduardo nicht an- 
schießen lassen, der Roman ist also für mich 
fertigl... Aber nun entschuldige mich, Freund, 
ich muß mich beeilen, um zum Rendezvous nicht 
zu spät zu kommen!” 

Und lachend eilte er davon, der konsequente 
Ferdinand. 


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Weihnachtsfahrt nach 


„Willst du Weihnachten mit uns auf der Vogelwarte 
in Helgoland feiern?” schrieben mir die Freunde, 
„Ich kommel” telegrafierte ich zurück und brauste 
— am vierundzwanzigsten Dezember neunzehn- 
hundertachtunddreißig — von Bremen aus mit 
dem Wagen nach Cuxhaven, um den Dampfer 
nach Helgoland noch zu erreichen. Aber — natür- 
lich! — grade jetzt mußte der Vergaser Sperenz- 
chen machen, vor Dorum gab es noch einen radi- 
kalen Platifuß, und als ich vor der Alten Liebe 
vorfuhr, machte die Cobra Buhhh-Buhhh, und 
schon fuhr sie dahin. 

Zwei Stunden später war ich an Bord des See- 
schleppers Max, der — welch ein Glück! — irgend- 
eine wichtige Boje so schnell wie möglich nach 
Helgoland zu bringen hatte. Die Besatzung 
knirschte vor Wut mit den Zähnen, Ich aber seg- 
nete die eilige Boje, begab mich ins Kartenhaus, 
der Maschinentelegraf machte Kleng-bem-Kleng- 
kleng-kleng, und wir fuhren los. 


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Helgoland / von Hans Riebau 


Schon in Höhe der Kugelbake fing der Sturm an 
zu pfeifen Die Stags und Wanten brummten wie 
Klaviersalten. Hin und wieder ging ein Vibrieren 
durch das Schiff, als wenn ein Motor angeworfen 
würde: Die Schraube drehte sich frei in der Luft. 
„Junge, Junge“, sagte der Steuermann und warf 
einen Blick auf die jagenden Wolken, „dat kümmt 
noch beter!” 
„Wieso?” fragte ich 
schlimmer werden?” 
Der Steuermann lachte. „Da frag'n Se man den 
Käpt'n! De is mol mit Windstärke zweiundzwanzig- 
einhalb über den Atlantik gesallt, und da konnt’ 
er natürlich keine Segel mehr bergen, und wenn 
da nicht zufällig schon der Panamakanal gewesen 
wär in Amerika, wo er denn mit siebzig Knoten 
tein und dann wieder raus in den Pazifik ge- 
schoss’n wär‘, dann wär ja woll reineweg was 
passiert, Jawolll” 

Ich warf dem Steuermann einen finsteren Blick zu. 


„Kann es überhaupt noch 


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Erst die Front 
dann die Heimat 


$eemannsgarn bei Windstärke 11 ist nichts für 
Landratten, und außerdem fing es im Magen an 
zu rumoren. 

Trotzdem kletterte ich wenig später die Treppe 
zur Kommandobrücke hinauf. Dort oben war es 
noch schlimmer. Die Bewegungen des Dampfers 
wirkten auf der Brücke „am langen Hebel“, und 
Kapitän Wilms und ich flogen wie In einer Schau- 
kel durch die Gischtwolken. 

„Halloh”, rief ich, „wie sieht's denn aus?” 

Der Kapitän wandte den Kopf und sah mich mit 
seltsam starren Augen an. Ein Schreck durchfuhr 
mich. So — das fühlte ich — so darf das Gesicht 
eines Kapitäns nicht aussehen. 

Ich hielt mich am Kompaßhäuschen fest, beugte 





mich weit hinüber und rief Ihm ins Ohr: „Ist es 
so schlimm?” 

Kapitän Wilms nickte und rief zurück: „Wind- 
stärke 11” und dann hörte ich — das Sturm- 


heulen setzte für eine Sekunde aus — wie seine 
Lippen murmelten: „Ohgottohgottohgottl” 
Ich biß die Zähne aufeinander, Meine Eingeweide 





3. yunakans Rat 


I 


en! 


Drehen Sie die Krone 
langsam und zügig durch, 
wenn Sie Ihre Junghans- 
Taschen-oder Armbanduhr 
| aufziehen 


50 allein wird die Verrahnung des 
Aufzugmechaniamus geschont. Das 
languame Aulziehen verhütet auch 
‚das Überdrehen, Biechen und Aus- 
bangen derZugfeder, erhöht alaodie 
Lebenadauer Ihrer Uhr. 

















Wer 2 
Sunghans 
schont und pflegt 
hatsienoch länger 





















bleibt ungetrübt, wenn er ni 
weigert "Füllen Sie ihn deshalb ständig mi 6 


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RENNEREI 


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treter der jahrtausendealten Wein 
baukultur Siziliens. Vollmundig, 
würzig und gehaltvoll will er an- 
dächtig und in kleinen, prü: 


fenden Zügen genossen werden 


FLORIO 


MARSALA 








& 
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(rems s.Donfims 


Diirollmdete Hantpflap 


I 

| 

|, 

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Schicken Sie den Simplicissimus, 
wenn Sie ihn gelesen haben, an die Front 





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sondern. mih dem Deckel zurück zu Öhrem 





bäumten sich. Die Beine glitten aus und schlugen 
gegen den Maschinentelegrafen, Irgendwo hielten 
sich meine Hände fest. „Also aus”, dachte ich, 
„ganz aus! Wenn der Kapitän es schon sagt...” 
Wie Ich die nächste halbe Stunde verbrachte, ich 
weiß es nicht. Dann aber hörte ich, daß der Wind 
nicht mehr heulte. Das Rollen und Stampfen ließ 
nach und der Druck auf den Magen auch. 
„Nanu?” sagte Ich, „Du lebst noch?” 

Eine weitere Viertelstunde verging. Die Sonne 
kroch aus den Wolken. Ein seliges Gefühl durch- 
strömte mich. Dann aber sah ich den Kapitän an. 
Er stand noch immer, die Hände an der Reling 
verkrampft, den Blick starr geradeaus gerichtet, 
„Käpt'n“, rief ich, „was sagen Sie nun?” 

Wilms wandte langsam den Kopf. „Alles in 
M...ors”, murmelte er, und seine Stimme zitterte, 
„Windstärke elf — nix mehr zu hoffen und nix 
mehr zu retten, mein Herr,” 

„Was Ist nicht mehr zu retten?” schrie Ich. 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


10 Nückalı 





Als der bremische Bürgermeister Georg Gröning, 
der in den schicksalhaften Jahrzehnten vor und 
nach der Jahrhundertwende und besonders wäh- 
tend der napoleonischen Zeit in vielen staats- 
möännischen Fehden tapfer und erfolgreich für 
seine Vaterstadt gekämpft hatte, eines Tages das 
Stammhaus seiner Familie am Neustadisdeich be- 


worden sei: Er war der Lenker der Stadtgeschicke 
und hatte Verpflichtungen; er besaß neun Kinder 
und sah sie heranwachsen, Nun war es damals 
nach strenger und unabänderlicher Sitte so ge- 
ordnet, daß das Familienoberhaupt mit unum- 
schränkter Gewalt und Verantwortung Enischlüsse 
faßte und durchführte. Sein Wille und Wort waren 
Gesetz, und es gab nichts darüber oder gar da- 
wider zu reden. Bürgermeister Gröning beschloß, 
dem alten Hause einen Anbau zu geben und 
erteilte die dafür erforderlichen Aufträge. 
Heinrich, sein zweitältester Sohn un3 späterer 
Nachfolger in Amt und Würde, damals immerhin 
schon dreißig Jahre alt, vernahm davon und er- 
mannte sich zu der mit geziemender Ehrfurcht 
gestellten Frage: „Ich höre, Herr Vater, Sie wollen 
bauen?“ Georg Gröning, der Patrizier, richtete sich 
zur vollen Höhe seiner gebleterischen Erscheinung 
auf und versetzte mit kühler Freundlichkeit: 

„Es ist an dem. Aber wenn Ich beschlossen habe, 


„Die Glaskugeln!“ rief Käpt'n Wilms zurück, „die 
ich inner Kajüte an’ Tannenbaum getüddelt habl” 


trachtete und maß, fand er, daß es zu eng ge- 


zu bauen — inwiefern, mein Sohn Heinrich, be- 





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MÄNNER AM RIO COTAGAITA 


Es regnete. Der Rio Cotagalta war über seine 
Ufer getreten. Die Laguna Cajeros hatte sich 
schnell in einen Riesensee verwandelt. Alle Grä- 
ben waren voll Wasser. Der einzige Weg, der von 
San Juan nach Pequeno führte, war zu einem 
heimtückischen Schlammstreifen geworden. 

Wir waren am Rio Cotagaita damit beschäftigt, 
einen Kanal zu graben, der das überflüssige Was- 
ser des Flusses und der Laguna zur Regenzeit 
weiterleiten sollte zum Rio Salado und von dort 
zum Meer. Nun lungerten wir in den Baracken 
herum. Wir murrten und fluchten. Denn der Regen 
war zu früh gekommen. Er brachte uns um un- 
seren Verdienst, 

‚Auch die Stimmung des Administrators Tetas war 
nicht die beste. Er und der Capataz Sandoväl 
hatten es übernommen, den Kanal bis zum Beginn 
der Regenzeit fertigzustellen. Es war nichts dar- 
“aus geworden. 

Weder wir, noch Sandoväl, noch Tetas waren 
schuld daran. Schuld war allein die zu früh ge- 
kommene Regenzeit, wahrhaftig, Sie können es 
glauben, lieber Herr! 

Es Ist nicht gut, wenn mehr als zwei Dutzend 


VON KONRAD SEIFFERT 


Männer dicht ‚beleinanderhocken und nichts zu 
tun haben, weil es draußen regnet, ohne Unterlaß 
regnet, So etwas Ist gefährlich. So etwas kann zu 
Zwischenfällen und zu Verwicklungen führen. Es 
war am Rio Cotagaita nicht anders als sonstwo: 
es gab einen Zwischenfall und eine Verwicklung. 
‚Am Abend des Tages, an dem der Regen zum 
Wolkenbruch wurde, kam aus Pequeno ein Reiter 
mit den Lohngeldern zum Rio Cotagalta. Und an 
diesem Abend fing die Geschichte an. Wir spiel- 
ten selbstverständlich um das Geld, das Tetas 
uns ausgezahlt hatte, Der Ramon und ich, wir ver- 
loren, wie immer. 

Kurz nach dem Boten mit den Lohngeldern trafen 
noch zwei Reiter bei uns ein. Sie baten darum, 
über Nacht bleiben zu dürfen. Der eine dieser 
Reiter war eine Dame. 

Die Tatsache, daß sich eine Dame In seiner Nähe 
befand, der er Schutz und Unterkunft gewähren 
sollte, regte den Administrator Tetas mächtig auf. 
Er machte eine Verbeugung nach der andern vor 
dieser Dame, die Sefiorita Bianca del Rincön hieß, 
lief hin und her und 'hätte sie am liebsten vor 
uns versteckt. Es war fast, als ahnte er das Un- 


828 


heil, das kommen mußte. Aber er konnte die 
Seforita nicht vor uns verstecken, nein; vor uns 
nicht 

Wir sahen sie. Wir waren entzückt und unter- 
brachen das Spielen. Sie stand mitten unter uns, 
schlank, Jung, mit sanftgeschwungenem Mund, 
mit großen dunklen Augen, mit weizenblondem 
Haar. Und dieses Haar war wohl schuld an der 
ganzen Sache, 

Ach, lieber Herr, wenn Sie Jahrelang immer nur 
Frauen mit schwarzem Haar gesehen haben, und 
‚wenn dann plötzlich, während es draußen in Bä- 
chen vom Himmel gießt, ein Mädchen zu Ihnen 
kommt, das phantastisch gelbes, blondes, gol- 
denes Haar hat, dann sind Sie doch etwas über- 
rascht. Und es gab Männer unter uns am Rio 
Cotagaita, die hatten überhaupt noch keine Frau 
mit blondem Haar gesehen. 

Wir waren überrascht, das können Sie glauben. 
Wir waren so überrascht, daß wir kaum zu spre- 
chen wagten. Sie werden sagen: So etwas ist 
albern! Das können Sie leicht behaupten! Sie 
waren ja noch nicht am Rio Cotagalta. Graben 
Sie da mal monatelang einen Kanal, und dann 


M itgefü hl (K. Hoiligenstaedt) 





„Wenn ich mir so vorstelle, Theo, daß ich nicht mit dir verheiratet wäre!" 
„Ja, ja, und denke dir nur, daß es Tausende gibt, die es nicht sind!“ 


Sentimento condiviso: “Teo, se m’ Immaginassl ora di non essere sposata con 
tel... — “Giä, glä; e pensa un po’ che se ne Irovano migliala che non lo sonol,. 


829 


kommen die Moskitos In grauen Scharen, und 
schlafen können Sie nicht, weil die Nacht heiß 
und schwül und kleberig ist, und die Chicharas, 
die großen Grillen, toben und schreien gellend, 
und am Tage stehen Sie bis zu den Knien in einer 
braunen Brühe, die dampft und stinkt, und — 
weshalb soll ich mich aufregen! 

Also: die Sefiorita stand mitten unter uns Im Koch- 
haus, in dem wir um unser Geld spielten. Ihr Be- 
gleiter stand neben ihr. Aber den sahen wir kaum 
an. Der war uns gleichgültig. Die Dame dagegen 
betrachteten wir mit Andacht und Ausdauer. 
Ramon bot Ihr einen der Stühle an, die wir uns 
gebaut hatten, wedelte mit seinem Hut darüber 
hin und sagte, unser Haus sei das ihre, und wir 
alle würden versuchen, ihr den Aufenthalt in un- 
serer Mitte so angenehm wie möglich zu machen, 
Die Seforlta lacht laut, wiegte sich in den Hüf- 
ten, setzte sich dann und meinte: „Die Herren 
sind beim Spiell Hoffentlich störe ich da nichtl” 
Worauf Ramon behauptete, er werde jeden nie- 
derschießen, der es wagen sollte, von einer Stö- 
rung zu sprechen, auch seinen besten Freund 
werde er nicht schonen. Dabei sah er mich dro- 
hend an. Denn ich war Ja seln bester Freund. 
Aber ich dachte gar nicht daran, von einer Stö- 
rung zu sprechen. Ich fand die welzenblonde 
Dame auch recht nett. 

Sie spielte mit uns. Um unser Geld, Ihr Begleiter 
spielte mit. Die Sefiorita gewann. Sie steckte 
sich das Geld in die Taschen ihrer Reithose und 
ihrer Jacke. Sie lächelte dabei. Sie lächelte uns 
der Reihe nach an. Und jeder lächelte zurück. 
Jeder freute sich darüber, daß er sein Geld an 
die Dame mit dem gelben Haar verlieren durfte. 
Ramon vor allem konnte seine Pesos gar nicht 
schnell genug los werden. Nur der Administrator 
Tetas war nicht dabel, 

Während wir alle andächtig am großen Tisch 
saßen und der Dame mit verzückten Gesichtern 
unser Geld hinschoben, trat Tetas In den Raum. 
Nur ich bemerkte sein Kommen, weil ich wohl 
der einzige war, der das blonde Haar der Dame 
doch nicht für ein allzu großes Wunder hielt. Denn 
ich hatte, ehe Ich zum Rio Cotagaita kam, blonde 
Damen in meiner Nähe gehabt, wahrhaftig, Sie 
können es glauben! 

Tetas kam also, trat an den Tisch, s.ellte sich 
dicht hinter die Dame, sah zu. Und als ein neues 
Spiel begann, hieb er mit ziemlicher Wucht den 


Schrecklicher Gedanke 


Hätte Goethe dich gekannt, 
wäre er vielleicht mit Staunen 
hinter dir einhergerannt — 

doch wer kennt Olympierlaunen? 


Bist du auch so schön wie klar 
und von köstlichem Gemüte, 
lief er doch vielleicht Gefahr, 
daß er nie für dich erglühte. 


Und so hätte er dich nicht 
mit den lieblichsten Gestalten 
in Erzählung und Gedicht 
für die Zukunft festgehalten. 


Großer Gott — wo wärst du dann! 

Einfach weg und unterschlagen! 

Oh, wie gut bin ich daran, 

denn jetzt kann ich dir es sagen. 
PETER SCHER 


techten Arm der Dame hoch, Ihre Karten flogen 
auf den Tisch. Dabei geschah es, daß dem Ärmel 
ihres Jackets zwei Karten entglitten, Es waren 
zwei Asse. Sie gehörten nicht zu denen, welche 
die Dame in der Hand gehalten hatte. 

„Sie splelt falsch!“ schrie nun Tetas. „Die Polizei 
Ist hinter ihr her! Der Kommissar von San Juan 
hat angerufen! Sandoväll Laßt sie fesseln!” Und 
dabel hielt er die Dame am Kragen fest. Er hatte ein 
dunkelrotes Gesicht, und seine Augen flackerten. 
Wir waren recht‘überrascht. Einige wollten sich 
auf Tetas stürzen und ihn niederschlagen. Ramon 
zum Beispiel war ganz wild. Aber es gab auch 
ein paar Besonnene. Zu ihnen gehörte ich, Ja- 
wohl. Und wir standen Tetas bei, verhinderten 
einen Tumult, schrien, es sel erwiesen, daß die 
Sefiorlta gemogelt habe, Jeder könne das sehen. 
Aber sie wollten es zuerst durchaus nicht sehen. 
Doch dann beruhigten sie sich etwas, verdroschen 
den Begleiter der Dame, den sie für den Haupt- 
schuldigen hielten, obwohl er nur ein paar Pesos 
gewonnen hatte, banden Ihn krumm zusammen, 
legten ihn auf den Fußboden, 

Die Sefiorita Bianca del Rincön war blaß gewor- 
den. Sie sagte nichts. Sie ließ es zu, daß wir ihr 
unser Geld wieder abnahmen, daß wir Ihr die 
Taschen ausräumten, daß Ihr Sandoväl die Hände 
auf dem Rücken zusammenband. Ach ja, er war 
Capataz. Solch eine Stellung verdirbt zuwellen 
den besten Charakter. Sandoväl tat eben alles, 
was sein Vorgesetzter, der Administrator Tetas, 
ihm befahl, 

Es wurde ruhlger Im Raum. Tetas lief umher wie 
der Libertador Simon Bolivar nach seinen Siegen. 
Und der Ramon sagte: „Nun Ist es eigentlich ge- 
nug. Die Seforita hat uns unser Geld wieder- 


. gegeben. Niemand hat einen Schaden. Wir wer- 


den ihr die Hände wieder losbinden. Wir werden 
Musik machen und tanzen!” 

Davon aber wollte Tetas nichts wissen: „Sie ist 
eine Verbrecherin, eine von der Polizei gesuchte 
Verbrecherin! Sie bleibt gebunden! Und morgen 
früh wird sie vom Polizeikommissar von San Juan 
abgeholt!” 

Ach, lieber Herr, Tetas konnte reden, soviel er 
wollte. Es half ihm nichts. Der Sefiorita wurden 
die Fesseln abgenommen. Es wurde Musik ge- 
macht. Es wurde getanzt. Jeder tanzte mit der 
Dame. Auch ich. Sie tanzte entzückend. Ich da- 
gegen kam mir vor wie ein Tapir, der eben seine 
Hauptmahlzeit hinter sich hat. 

Tetas tobte. Er drohte, er werde uns alle der 
Polizel Überantworten, denn wir seien Komplizen 
dieser Verbrecherin. Er beschwor uns. Er bat und 
bettelte. Es war zwecklos. Auch Sandoväl war wie 
behext. Er gehorchte Jetzt, Jetzt endlich, dem 
‚Administrator nicht mehr und tanzte mit der wei- 
zenblonden Seforits, die auch Ihm zulächelte, 
obwohl er Ihr vorhin die Hände gebunden hatte. 
Da wir über genügend trinkbare Flüssigkeiten ver- 
fügten, wurde dies die netteste Nacht, die Ich 
am Rio Cotagalta verlebte. Es stiegen prächtige 
Gesänge, und das flirrende Haar der Seforita 
flatterte wild und verwirrend um die Köpfe der 
Männer. 3 

Ramon bekam es fertig, gegen Mitternacht vor- 
zuschlagen, nun wieder mit der Sefiorita zu spie- 
len. Um unser Geld. Aber er drang mit diesem 
Vorschlag doch nicht durch. Und wir blieben Im 
Besitz unseres Geldes. Dafür aber ging der Tanz, 
der Sang, das Trinken weiter. 

Tetas, der ab und zu vergeblich versucht hatte, 
seinen Capataz Sandoväl aus dem Gewühl her- 
auszuziehen, stellte sich an der Tür des Koch- 
hauses auf. Er zog seinen Revolver. Ramon johlte 
laut, als er das sah. Sonst aber machte diese 
energische Geste des Administrators weiter kel- 
nen Eindruck. 

Es ging schon stark auf den Morgen, da holte ich 
mir den Ramon In eine Ecke. Und ich fragte ihn: 
„Wie lange noch, meinst du, soll der Zauber 
weitergehen?” 

Ramon gab mir einen Stoß vor die Brust. Er 
lachte dabei: „Gefällt dir das Mädel? Wie? Die 


behalten wir hier! Die lassen wir nicht mehr los! 
Jetzt erst beginnt das Leben für uns am Rio Co- 
tagaital Solange es regnet, wird getanztl Hoffent- 
lich regnet es recht langel” Und da wirbelte er 
davon. Im nächsten Augenblick lag die Sefiorita 
in seinen Armen. Ramon war eben ein fabelhaf- 
ter Bursche. 

Etwa eine Stunde später war der Polizeikommis- 
sar da mit vier Schwerbewaffneten. Tetas schrie 
auf vor Freude, Ach, er war immer ein ganz schä- 
biger Spielverderberl Nun ging alles sehr schnell. 
Ramon versuchte zwar, elnen Aufstand gegen die 
Staatsgewalt zu organisieren, aber ich drückte 
ihm brüsk mein Knle In den Bauch und hielt 
ihn fest. 

Er schrie, die Seforita sel das schönste Mädchen 
von Punta Arenas an bis hinauf zum Rio Pilco- 
mayo. Und er lasse sich gern von ihr die Taschen 
ausräumen. Alle stimmen ihm zu. Die Seforlta 
aber sah nicht hin zu Ramon. Sie sah den Polizei- 
kommissar an, dessen Gesicht der Haut ähnelte, 
die sich auf sauer gewordener Milch gebildet 
hat. Und sie erkannte, daß sie jetzt verloren war. 
Das war sie wirklich. Man legte Ihr Handfesseln 
an und führte sie mit ihrem Begleiter aus dem 
Raum, Niemand sagte ein Wort dazu, Sie waren 
alle etwas ernüchtert. Der Capataz Sandoväl ließ 
es sich nicht nehmen, die Fesseln des hübschen 
Mödchens auf ihre Festigkeit hin zu prüfen. Ach, 
lieber Herr, man muß solche Menschen verach- 
ten, die beim Auftauchen irgendeiner bewaflne- 
ten Macht alle ihre Männlichkeit vergessen! 
Draußen wurde es Tag. Es regnete nicht mehr. 
Die Sonne kam aus den Wolken. Wir nahmen die 
Arbeit an unserm Kanal wieder auf. Und ich sagte 
zu Ramon: „Froh bist du nun doch, daß du we- 
nigstens dein Geld behalten hast, wie?’ 

Er meinte: „Es war eine schöne Nacht. Und es 
könnte nichts schaden, wenn wir bald wieder 
solch einen Besuch bekämen. Die Dame dürfte 
wieder eine Falschspielerin sein. Das Geld? Ach, 
das Geld! Heute abend werden wir splelen. Und 
wir, du und ich, wie werden verlieren. Ist es nicht 
besser, du verlierst dein Geld an solch ein Mö- 
del, und nicht an einen Capataz Sandoväl?” 
Was, lieber Herr, hätten Sie geantwortet? Ich 
sagte nichts. Ich stieß den Spaten In die stin- 
kende Brüre an meinen Füßen und hob elne Erd- 
scholle hoch, die sich schmatzend aus dem 
Schlamm löste, 


MEIN FREUND JOHANNES 


Es wurde die Frage aufgeworfen, über welches 
Rüstzeug ein Schriftsteller verfügen können müßte. 
Nachdem Geist, Phantasie, Verantwortungsbe- 
wußtsein und ähnliche Dinge vorgeschlagen wor- 
den waren, bemühte sich einer, witzig zu er- 
scheinen, und sagte: „Nicht zu vergessen: ein 
Bleistift!” 

Da meldete sich Johannes. 

„Für Leute dieser Einstellung möchte Ich Radier- 
gummi und Papierkorb für noch wichtiger halten‘, 
sagte er. 

* 


Es war ein schwüler Sommertag. Wir saßen matt und 
öbgespannt bei Johannes In seiner Gartenlaube. 
„Grauenhaft, diese ständige Müdigkeit’, knurrte 
Martin. „Zu nichts hat man Lust, zu nichts kann 
man sich aufraffen.” 

Ich war erstaunt, zu hören, daß Johannes ihm bei- 
pflichtete. 

„Du hast recht, Martin. Man müßte mal wieder 
etwas An- oder Aufregendes erleben.” 

Da wurde es auf einmal reichlich hell um uns, 
dann ertönte ein wahnwitziger Knall und wir 
wurden mit erheblicher Wucht auf den Boden 
geworfen. Der Blitz hatte In einen Baum unmittel- 
bar neben der Laube eingeschlagen. 

„Na, so hatte Ich es ja nun auch wieder nicht 
gemeint“, sagte Johannes vorwurfsvoll, während 
er sich mühsam erhob, ]. Bieger 



















alle Buchhandlungen, Zeitungsgeschätte und Postan: 
gültig ab 15. Okt. 1941. — Unverlangte Einsendungen w: 





Verantworti, Anzeige: 
entgegen. B 
lon nur zurückge: 









uf 1296). Briofansc 


Simplieissimus oı 
N Im Monat! RM, 








ft: München 2 BZ, Brieffach 


Drachenkampf - Lotta di draghl 


(0, Nückel) 





831 


Roosevelts Morgengymnastik 


(0, Gulbransson) 





Der Präsident trainiert für seine zukünftige Rolle als Atlas 


Ginnastica mattutina di Roosevelt: Il Presidente si allena per la sua futura parte di Atlante. 


832 


München, 30. Dezember 1942 5 
47. Jahrgang / Nummer 53 30 Pfennig 


S = = = = 
VERLAG KNORR & HIRTH KOMMANDITGESELLSCHAFT, MÜNCHEN 


Churchill am Neujahrs 


„Bist du noch der Britenlöwe, oder .... schon der große amerikanische Kater?‘ 





Die Raubtiernummer 


= I! numero delle bestie ferocl 


(0 Megenbarth) 





DIE HÜTTE 
VON WALTER FOITZICK 


Ich habe eine Hütte. Ich muß es genauer sagen: 
Ich soll eine Hütte haben. Noch genauer: Es heißt, 
wir haben eine Hütte. Eins steht fest, Julius und 
ich haben eine gepachtet. Unsere Hütte steht Im 
Gebirge. Die Alpen-sind ziemlich groß, da steht 
sie drin, recht weit drin. 
Die Lage ist geradezu wundervoll, Inmitten eines 
Fichtenwaldes, eines lichten Fichtenwaldes, müs- 
sen Sie wissen. Vom Fenster aus kann man gerade 
die Sonne aufgehen sehen, wenn sie über die 
Berge kommt, traumhaft! Ziemlich hoch liegt sie, 
knappe drei Stunden von der Bahnstation ent- 
fernt und tingsherum sind nichts als Berge, lau- 
ter Gipfel, wie es üblich ist im Gebirge. Na, hät- 
ten Sie so eine Hütte nicht auch gepachtet, eine 
seltene Gelegenheit? Ich habe also zugegriffen 
im vorigen Winter, mit beiden Händen hab Ich 
zugegriffen, und Julius mit den seinen. Sie gehört 
uns gemeinsam. Julius hat die Kassenverwaltung, 
er zieht bei mir die Pacht ein. Daran kann Ich 
alle Monate sofort erkennen, daß ich eine Hütte 
habe. 
Als das Frühjahr kam, sagte Julius eines Tages: 
„Morgen schau Ich mal nach der Hütte.” Ich fand 
die Idee ausgezeichnet, man fährt nur vier Stun- 
den mit der Bahn und geht dann die drei knap- 
pen Stündchen. Für Julius eine Kleinigkeit, er fährt 
und läuft sowas noch nach dem Abendbrot. So 
furchtbar steil soll der Aufstieg gar nicht sein. 
Julius kam zurück und erzählte mir alles, das mit 
dem lichten Fichtenwald — parkartig, sagte er — 
und das mit dem Sonnenaufgang, und das mit 
dem Wasser. Ach so, das mit dem Wasser hab 
ich noch gar nicht gesagt, aber es macht nichts. 
« Wasser Ist nämlich nicht in der Nähe, aber ein 
kräftiger Mann kann es mit einer Butte leicht aus 





einer Entfernung von dreiviertel Stunden holen. 
Dafür gibt es eine Sennerin, so anderthalb Stun- 
den weit, eine prächtige Sennerin, wissen Sie, 
so eine mit Vollmilch, vermutlich. 

„Na, und wie siehts in der Hütte aus?” fragte ich 
Julius. Das konnte mir Jullus nicht sagen, denn 
der Schlüssel war Im ganzen Tal nicht aufzutrei- 
ben. Das machte aber auch nichts, denn es lag 
jetzt im Frühjahr noch sehr viel Schnee da oben, 
und unter dem Schnee lag die Hütte irgendwo, 
da hätte man vom Fenster aus den Sonnenauf- 
gang doch nicht sehen können. Das leuchtete mir 
ohne weiteres ein. 

Für drei Personen sollen übrigensLager da unterm 
Schnee sein, für zwei in der Kammer und für einen 


in der Küche. Recht komfortabel, nicht wahr? 
Im Sommer ist Julius dann nochmals oben ge- 
wesen. Er hat einen neuen Schlüssel machen las- 
sen, er hat eine Flasche Beaujolals mit hinaufge- 
nommen und eine Säge und ein Beil und viele 
Eisenteile und kein Petroleum, und er wird im 
nächsten Jahr eine Zisterne anlegen, die aus 
einer neuzuschaffenden Dachrinne gespeist wird. 
Julius ist ein unternehmender Mann, so einer, wie 
man Ihn in der Wildnis braucht, wenn man ein 
Land urbar machen will. Der macht schließlich 
die Hütte eines Tages noch urbar, der Burschel 
Gar nicht ausgeschlossen, daß ich mich doch mal 
einer Expedition dahinauf anschließe, vielleicht 
kann er drei Flaschen Beaujolais auftreiben, 


EIN TRAUM 


Ich ftieg die feuchte Kellertreppe abwärts. 


Durch eine Türe, die fich drehte, ließ 

ein alter Mann gleichgültigen Gefichts 
mich in den meiten, fchattengrauen Raum, 
der hochgemwölbt und voller Menfchen war. 


Sie Randen alle Mill. Nichts rührte fich. 
Nur fernher, aus der Tiefe des Gemölbes, 
hört’ ich ein Raufchen wie von einem Brunnen. 


Sie ftanden, grau gemwandet, alle da, 
die Schultern hager und die Arme laß, 
in fich verfunken, müden Angefichte, 
fo müde, daß fie keine Bliche taufchten. 


834 


Und doch war mir, ala ob fie alle laufchten. 
Auf was? Vielleicht auf jenen fernen Brunnen? 
Vielleicht auf einen leifen Innern Ruß 
Vielleicht auf etivas, das da kommen folltet 


So ftanden fie und warteten und fchwiegen. 


Es wurde dunkler... Immer dunkler ward'o. 
Die grauen Menfchen floffen ineinander 
zu einer dichten, grauen Nebelmwand. 


Aber der Brunnen fand, 

der ferne, ferne Brunnen fand ein Wort, 

ein Menfchenmwort, ein armes, warmes: - Bald! 
Dr. Omliglaß 


(9. Gulbransson) 


OLAF AULBnANYsSon ar 


„Du hast heute im Schlaf gesprochen, Delano!* 
„Um Gotteswillen! Ich werde doch nicht einen Verlust bekanntgegeben haben?" 


Sogno pauroso: ‘“Stanotte, Delano, parlavi nel sonno!,, — “Per amor del cielo, non ayrd mica notificato una perdita?l,, 


835 





Arbeitslos (&. neny) 





„Weißt du, Johnny, nach dem Beveridgeplan bekommen alle, die keine Arbeit 
haben, eine Unterstützung!‘ — „So, und wieviel bekommst du dann, Daddy? 


Disoccupato: ''Sai, Jchany, secondo il piano di Beveridge tutti coloro che non hanno lavoro, 
ricevono una sovvenzione!,, — “Ah cosi! E allora quanto ricevi tu, Daddy?,, 


836 


SCHACHSPIEL IN DER NEUJAHRSNACHT 


Zwei Männer brüteten über einer Schachpartie. 
Sie saßen in tiefen, bequemen Lehnsesseln vor 
dem Kamin, in dem ein glimmendes Schelt wie 
ein kleines, rötlich leuchtendes Männchen hockte, 
und sogen an dicken Zigarren. Draußen heulte 
ein unheimlicher Wind, es klang wie das Winseln 
und Kreischen der Hexen; und das alte, trockene 
Gebälk des Zimmers knisterte von Zeit zu Zeit, 
aber die Spieler saßen unbeweglich und stierten 
auf das Brett. 

ihre sparsame Bewegung war das Aufglimmen 
der Zigarren hier und da, einmal seufzte einer ein 
wenig, als der andere unendlich langsam die 
Finger über eine Figur schob, ohne sie zu be- 
rühren; eine Weile schwebte die Hand da unbe- 
weglich über dem Spielfeld, dann aber ging sie 
unverrichteten Zuges wieder auf ihren Platz zu- 
rück, auf ein Knie des Mannes, und der glutene 
Kobold schaute ihr nach auf ihrem Weg, ohne 
den Kopf zu Bewegen, nur mit den Augen. 

Es war eine vollkommene Unbeweglichkeit trotz 
allem, so wie die Schönheit einer Frau durch 
kleine, überfließende Häßlichkeiten, zum Beispiel 
durch eine zu kleine Nase, noch gesteigert wer- 
den kann, so paradox es nur klingen mag. 
Draußen heulte der Wind... 

Da barst unmittelbar vor dem Hause die uralte 
Akazie — mitten entzwei; vielleicht hatte sie das 
Gewicht des klagend im Geäst sitzenden Hexen- 
volks nicht ausgehalten. (Denn es waren so viel 
— die Nacht war außergewöhnlich, es war die 
Sterbensnacht des alten Jahres, und mit ihm muß- 
ten die Hexen sterben.) 

Es gab einen Fall und einen Aufschrei — den 
letzten. Das Haus erbebte. 

Dann ward es still, sehr still plötzlich, und die 
Unbeweglichkeit der zwei Männer war keinen 
Augenblick unterbrochen worden. 

Die Stille dauerte eine Zeitlang, das Männchen 
im Kamin war In sich zusammengefallen — eine 
Unwesentlichkelt In dem Vorangegangenen. 

Es war das alte Jahr. 

Es war tot... 

Eine blecherne Uhr ließ sich hören, teng, teng, 
teng... 

Zwölfmal. 

Und eine Tür wurde leise geöffnet, eine bleiche 
Nase streckte sich in das Zimmer und zog sich 
wieder zurück. Dann wisperte es im Korridor, es 
war die Hebamme, die sich mit der Kinderfrau 
unterhielt, 

Die Geburtsstunde des neuen Jahres! 

Es stand eine kleine Alabasterstatue auf einer 
Holzsäule in der Nähe der Tür: eine Tanzende. 
Der lief ein leiser Schauer über den Rücken; aber 
die Schachspieler vernahmen nichts von den Vor- 
gängen. 

Auf dem Brett standen noch viele Figuren Die 
zwei Bauernreihen waren Ineinandergeschoben 
und bildeten gegenseitig feste Mauern, hinter 
denen die Türme standen und die Damen, bereit, 
sich in die Breschen zu stürzen, die beiderseits 
die Läufer zu schlagen sich anschickten. Die Kö- 
nige standen geborgen, und doch bebten sie 
leise; wie rasch kann in der Schlacht der kleinste 
Fehler zum Untergang führen! 

Sie brüteten. 

Und der Wind heulte aufs neue, dann ging er 
über In ein Singen, er sang das Lied des neuen 
Jahres; es waren tausend Orgelpfeifen, die mit 
den kleinsten, hellsten begannen und anschwol- 
len und sich vermehrten bis zu den tiefsten; er 
zog alle Register, bis ein unbekannter Pauken- 
schläger drei unsagbar dröhnende Schläge da- 


VON PETER REIMANN 


zwischengab wie das Platzen der drei Höllen- 
kessell 

Der ganze Himmel zuckte zusammen in einem 
fahlen Blitz, dann prasselte mit unheimlicher 
Wucht der Regen hernieder auf das Dach und 
gegen die Fenster des Hauses 

Es war dies alles in wenigen Sekunden geschehen. 
Und nicht länger dauerte es, daß der Regen die 
Ziegel vom Dache herunterwusch. Klick — klack, 
fielen sie! 

Dann zischte es im Kamin eine Zeitlang, da war 
das Feuer gelöscht, Und unter dem Rost war 
eine kleine Pfütze. 

Es tropfte, es tropfte... 

Aber in den Männern war — Gott glaub'si — 
noch immer Schweigen, und Schweigen um sie, 
und Unbeweglichkeit. Bis in die dritte Stunde. 
Dann endlich regte sich etwas an einem von 


Die Nebenbeschäftigung 


ihnen, fast unwahrnehmbar war die Regung, so 
wie im alten Jahre noch schwebte langsam, flie- 
ßend seine Hand über eine Figur, ein Läufer war 
es, Der schlug einen Bauern, die Bresche war 
offen. Es war ohne Laut gegangen. 

Und die Lippen des Mannes formten wie von 
ungefähr: „Schach...” 

Sein gelber Schnurrbart erzitterte ein wenig. 
Den anderen aber durchfuhr es wie ein Blitz, der 
ihn in den Leib getroffen! Ein Schauer, ein Stich.., 
Dann lächelte er mühsam: 

„Gott — haben Sie mich erschreckt!...” 

Teng, teng, teng, sagte die Uhr. 

„Prosit Neujahr!“ 

„Prosit Neujahrl“ 

Da merkten sie, daß sie nichts zu trinken hatten. 
„Ja, wir haben die Bowle doch ganz vergessen!” 
Und sie lachten und begannen zu frieren. — 


(0. Hermann) 





„Sag mal, Evi, weißt du keine geistvollere Beschäftigung für mich?“ 


„Denk doch was Gigantisches dabei!‘ 


“Dimmi, Eva: Non sapresti un’ occupazione piü geniale per me?,, 


“Pensa un po’ a qualcosa di gigantesco!,, 


837 


DER STURZ DER KÖNIGIN 


Das Wassermädchen Inge vom „Haus Schubert” 
pflegte während des Dienstes stets mit einer hin- 
‚gebenden und seinen siebzehn Jahren angemesse- 
nen Bewunderung auf die Zahlkellnerin Annie zu 
blicken, die mit ihren riesigen blauen Augen und 
dem weißen Spitzenkrönchen im schöngelockten 
blonden Haar durchaus einer buntgemalten Mör- 
chenkönigin aus dem Bilderbuch glich. Märchen- 
königinnen brauchen nicht klug zu sein, es ge- 
nügt, daß sie wunderbar schön sind. Und da 
Postkarte und Film die Vorstellung von Schönheit 
ziemlich gleichmäßig über alle Wassermädchen 
verteilt haben, so machte Inge In ihrem Herzen 
einen Platz frei für einen Kö- 
nigsthron, auf den sie, heim- 
lich und mit Eifer, die nichts- 
ahnende Zahlkellnerin Annie 
setzte. Diese Annie, groß und 
schlank und durch die feler- 
liche Langsamkelt Ihrer Be- 
wegungen mehr das Ent- 
zücken schönheits- als das 
bierdurstiger Gäste, verwal- 


Nebel kommt in nassem Dunst, 


VON EFFI HORN 


sammelte Süße einer Vierfruchtmarmelade, der 
die Zahlkellnerin Annie nur den schwachen Wider- 
stand einer naschhaften Fliege entgegenzusetzen 
vermochte, Auch Inge ging auf den süßen Leim, 
fand Herrn Driese hinreißend und hätte ihn wohl 
auch der schönen Annie für würdig befunden, wenn 
sie nicht schon zuviel eigene Träume um Herrn 
Driese gesponnen gehabt hätte. So oft es ging, 
kam sie mit ihrem Tablett an seinem Tisch vor- 
bel, fragte Ihn mit nicht schwindendem Eifer nach 
seinen Wünschen und empfand eine apfelsinerne 
Bitternis ob der geringen Aussichten ihres Mühens. 
„Endlich ein Mann, endlich der Mann” — bro- 


IM NEBEL 


VON HERMANN SEYBOTH 


Mit dem schwarzen Krähenpack 


eigen war, seiner Bestimmung zu. Inge knickste 
hinter ihr her und murmelte ziellos: „Danke, Fräu- 
lein Annie.“ Herr Driese aber, der alles gesehen 
hatte, nickte ihr gönnerhaft zu und sagte, Rom sei 
auch nicht an einem Tage gebaut worden und 
ein gutes Zwetschgenmus koche drei Tage und 
sie werde es schon auch noch lernen, das Ser- 
vieren, meine er. 
Aber der Thron in Inges Herzen wackelte, rutschte, 
senkte sich und warf wie ein bockendes Pferd 
zunächst einmal die Zahlkellnerin Annie ab und 
gab sie der Rache preis. Zwischen dem Einschen- 
ken von Achteln Rotem und Vierteln Weißem, 
zwischen dem Zischen von 
Sodawasser und dem stillen 
Kreiselspiel lustlosen Bier- 
schaums helratete das Wasser- 
» mädchen Inge einen reichen 
Hotelbesitzer und engagierte 
die Zahlkellnerin Annie, nur 
um sie dann vor allen Leuten 
— voraus vor Herrn Driese — 
zu blamieren. Noch wußte sie 








tete die Speisekarte, nahm 
Bestellungen auf, gab sie mit 
nachdrücklicher Zeltlosigkeit 
an den Kellner Fritz und die 
Kellnerin Poldi weiter, beauf- 
tragte das Wassermädchen 
Inge mit dem Heranbringen 
von Getränken und kam dann 
nach angemessener Wartezeit 
erst wieder, wenn die Gäste 
mehrmals ihren Wunsch nach 
Zahlen kundgetan hatten. Sie 
wies Plätze an, nahm Vorbe- 
stellungen auf und schwebte 
In temperamentloser Langsam- 
keit in Großaufnanme über 
den Tischen. e 

Inge fand die Große sehr 
schön, verglich ihre eigene 
Struppigkeit mit diesem aus- 
geglichenen blonden Wellen- 
schlag, verdammte die eigene 
Spitzbubennase angesichts der 
Tatsache, daß es solch ein 
Profil gab, und schöpfte allein 
aus der anerkannt schönen 
Form Ihrer eigenen, wohlge- 


Ihm gehört der Erde Gunst, 
Willig sie ihn trägt. 

Herrlich strömt sein weißer Hauch, 
Der den schönen Frauen auch 
An die Wangen schlägt, 


Stumm befühlt er ihren Arm, 
Greift sie an die Brüste warm, 
Gibt den kalten Kuß. 

Schöne Frauen mögen’s nicht, 
Sie verbergen ihr Gesicht, 
Gehen voll Verdruß. 


Jungen Mädchen wohlgebaut, 
Schenkt er eine Gänsehaut, 
Schickt sie so nach Haus. 
Kommt ihm eine in die Quer, 
Die zur Liebe taugt nicht mehr, 
Weicht er ängstlich aus. 


Treibt er seinen Schabernack, 
Bis es nichts mehr sieht. 

Alle sind ihm untertan, 
Darum liegt ihm nichts daran, 
Ob ein Vogel flieht. 


Doch die alten Weiden hohl 

Und die feuchten Erlen wohl 
Lieben seine Art. 

Schwankend tanzt er auf dem Sumpf, 
Halst den dicken Weidenstumpf, 
Der so grün behaart. 


Plötzlich wird er müd und klein, 
Schläft in einem Flußbett ein 
Und entschwindet ganz. 

Übern Himmel weiß und blau, 
Schöner noch als eine Frau, 
Kommt der Sonnenglanz. 


nicht, ob dies durch beißende 
Ironie oder durch lächelnde 
Großmut geschehen werde, 
doch einige feingedrechselte 
Sätze standen schon fest, 
Sätze, die ins Schwarze trafen 
und die Zahlkellnerin vernich- 
teten. — Bis aber die Jahre 
vergingen, die zu solcher 
Überlegenheit und zugleich 
zu solchem Gipfel des Hotel- 
gewerbes führten, beschloß 
Inge, durch rasende Arbeit 
die Aufmerksamkeit der Gäste 
von Annie weg und auf sich 
zu lenken. 

Leider aber lenkte sie zunächst 
nur die Aufmerksamkeit der 
„gnödigen Frau” auf sich, der 
Besitzerin, die ausgerechnetan 
diesem Tage vom Hotelbüro 
in den Speisesaal kam und 
die Erziehung des Wasser- 
mädchens Inge In die Hand 
nahm. „Wo haben Sie denn 
das gelernt — doch net bei 
mir?” fragte sie ein um das 
andere Mal — und 


schwungenen und zierlichen 
Beine einen kleinen Trost. 
Denn die der Zahlkellnerin waren dünn, so über- 
dünn und hölzern sogar, daß die Schuljugend des 
Bades Ihr bei zufälligen Begegnungen die Frage 
„vorzulegen pflegte, ob das Fräulein etwa seine 
‚Waden jenem Spatzen ausgerissen habe, den man 
dort um die Ecke noch jammern höre? Das solch 
trecher Frage allein zukommende „Nein!“ ersetzte 
Annie dann durch königliche Haltung, während sich 
Inge für sie In den Kampf stürzte und die meist 
erfolglose Jagd nach den darüber äußerst be- 
geisterten Knaben aufnahm. 
Annie nahm diese Zuneigung des Wassermäd- 
chens ohne großes Nachdenken, ja, wohl ohne 
wirkliche Bewußtheit als etwas Selbstverständ- 
liches hin, Sie merkte darum auch nicht, daß diese 
leidenschaftliche Anhönglichkeit der Jüngeren Ihr 
auch auf durchaus unerwünschten Pfaden folgte, 
wie etwa auf dem, der nach Annies Wunsch zum 
Herzen des Marmeladehändlers Driese führen 
sollte. Herr Driese, ein neuer Sommergast des 
„Hauses Schubert”, entfernte sich in seinem Äuße- 
ren wie in seinen Gesprächen nie weit von seiner 
Branche: sein Haar besaß die zarte Farbe köst- 
lichen Quittengelees, seine Augen blitzten wie 
Schwarzkirschen vor dem Entkernen, sein kleiner 
Mund stand an Rundung und Röte einer Himbeere 
nicht nach und seinen Worten entquoll die ge- 


delte es In Ihrem Herzen, und Liebe und Eifer- 
sucht schäumten bedrohlich um den dort errichte- 
ten Märchenthron der Zahlkellnerin Annie. Bis 
schließlich die aus dem Gebrodel immer wieder 
schimmernd aufsteigende Seifenblase des er- 
träumten Glücks mit kühlem Knall zerplatzte. Das 
war, als Inge im Vorbeigehen hörte, wie Herr 
Driese der Zahlkellnerin zuflüsterte: „Ein getreues 
Herze wie deins, is’ mir doch mehr wert als tau- 
send Kübel Marmelade — besonders, wenn se’ 
nur In Pappkübeln is’l" 

Dazu lachte Anniemitihren Plakatzähnchen, schaute 
mitihren großenVergißmeinnichtaugen erstaunt und 
bewundernd den Mann an, dem solche Erkennt- 
nisse entströmten, und nickte Ihm vielsagend und 
versprechend zu. Inge aber vergaß vor Erbitterung 
alles, was sie in halbjähriger Lehrzeit gelernt 
hatte: sie vergaß, ihr Tablett anmutig in Schulter- 
höhe zu tragen, sie ließ esvielmehrlustlos sinken, 
nahm das einzige Glas, das daraufstand, formlos 
in die Hand und schlich mit hängendem Kopf dem 
Tisch zu, an den sie es zu bringen hatte. Annie 
jedoch war aufmerksam genug, das unmögliche 
Benehmen zu bemerken. 

„Inge“, zischte sie halblaut und entsetzt, nahm 
der Widerstandslosen das Tablett aus der Hand 
und trug es mit der vorbildlichen Eleganz, die ihr 





838 


Inge 
rannte und dampfte und konnte 
am Abend dieses harten Tages Schweißtropfen 
und Tränen nicht mehr unterscheiden; denn beide 
rollten mit lauer salziger Bitterkelt In die Mund- 
winkel. 
Der nächste Tag aber schien alles wieder gutzu- 
machen; denn Inge sollte dem Gast auf Zimmer 
114 auf dessen eigenen Wunsch den Nachmittags- 
kaffee bringen. Nein, nicht die Poldi und nicht 
die Annie, einfach die kleine Inge solle das tun, 
hatte Herr Driese zum Zimmermädchen gesagt. 
Darauf wusch sich Inge mehrmals die Hände, 
puderte sich die Nase, zupfte sich das Spitzen- 
höäubchen zurecht, band sich die Schürze neu und 
stieg dann In guter Haltung zum ersten Stock 
hinauf. Vielleicht, dachte sie, als sie im Treppen- 
spiegel ihre feinen schlanken Beine die Stufen 
hinaufsteigen sah, vielleicht hat er doch gemerkt, 
daß die Annie Spatzenwadeln hat? Und mit inne- 
rer Zufriedenheit klopfte sie an, ohne zu wissen, 
daß hinter dieser schlichten weißlackierten Tür 
ein Abgrund lauerte. Nein, nicht einer der Moral 
— ein schlimmerer, so schien es ihr im ersten 
Augenblick: ein Abgrund schwärzester Enttäu- 
schung, in den mit lautem Gepolter Jäh Liebe und 
Eifersucht, Glück und Rache, Hoffnung und Zu- 
kunft plumpsten. Herr Driese saß auf einer Couch 
und nah bei ihm ein Junges Mädchen, das ihn 


Der Geduldige dk. Krlsch) 


„Bin gleich fertig, nur noch 'n ganz klein bißchen ——!" — „Sehr wohl, 
mein Fräulein, aber in zwei Stunden wird das Lokal geschlossen!" 


I paziente: “Sono pronta sublto; ancora un pochettino....1., — “Benissimo, signorina; ma In due ore ı risiorante & chlusol,, 


839 





strahlend anlächelte und dem er soeben ver- 
sicherte, daß ein treues Herz viele tausend 
Kübel Marmelade aufwöge. Ja, er tat ein übriges 
und fügte diesmal hinzu, auch wenn es feinste 
Blechkübel wären. 

Mit rotem Kopf stellte Inge den Kaffee auf den 
Tisch, fragte, ob sie noch ein Gedeck bringen 
solle, und sagte „Bitte schön“, als das Mädchen 
erklärte, sie tränken aus einer Tasse.. „Ein ge- 
treues Herz ist mehr als tausend Tassen“, murmelte 
Inge gelehrig und fand an diesem sinnlosen Satz 
den rettenden Strick, an dem sie aus dem dunk- 
len Abgrund ihres Kummers kletterte. So brauchte 
sie vor der Tür nur noch einen Augenblick zu 
überlegen, ob sie weinen oder lachen sollte, um 
sich für das Lachen zu entscheiden. Ihre Liebe 
starb jäh, wie ihr Appetit auf Marmelade — leben- 
dig aber blieb zu ihrem eigenen Erstaunen der 
Zorn auf die Zahlkellnerin Annie, 

Inge machte Annie den Vorwurf, daß sie Herrn 
Driese überhaupt erst In ihr, Inges, Leben ge- 
schoben habe, und dann in ihrer, Annies, Dumm- 
heit nicht erkannt habe, daß hier ein mit Zucker 
winkender Fuchs einfach darauf wartete, daß ihm 
die bisher zu sauren Trauben von selber in den 
Rachen fielen. Inge aber verschwor sich, daß sie, 
anders als Annie, für diesen Fuchs als saure 
Traube weiterhin zu hoch hängen wollte, und 
wenn sie darüber eine eingetrocknete Rosine 
werden sollte. Vielleicht hätte sie sich innerlich 
nie mehr mit der Zahlkellnerin versöhnt, wenn 
dieser nicht bald darauf das Mißgeschick im 
Garten zugestoßen wäre, das ein witziger Gast 
als den Sturz der Königin bezeichnete. 

Der Garten war an jenem Tage vollbesetzt mit 
Kurgästen, die den schönen Blick auf die Berge 
zusammen mit Kaffee und Kuchen genießen woll- 
ten. Den schönsten Platz aber hatte sich Herr 
Driese ausgesucht, einen Tisch, der auf einem 
über drei Stufen zu erreichenden Terräßlein stand 
und zu Sonne und Bergesblick noch den Vorzug 
besonderer Ungestörtheit besaß. Da hinauf schritt 
die Zahlkellnerin Annie, die der kleinen Inge das 
Tablett aus den ungewandten Händen genommen 
hatte, um den bevorzugten Gast‘ selbst zu be- 
dienen. Sie schritt im Glahz eines neuen dunkel- 
blauen Seidenkleides, im Glanze eines frischge- 
stärkten Zierschürzchens und eines Krönchens aus 
wundervoll gezackter Spitze. Sie spürte die be- 
wundernden Blicke, die ihr folgten, und setzte 
die Füße noch feierlicher — bis sie vor lauter 
Feierlichkeit bei der zweiten Stufe zum Terräßlein 
danebentrat, stolperte, hinfiel und am Boden lag 
als ein Gewirr von blauer Seide, weißer Stärke, 
schwarzer Blumenerde, braunem Malzkaffee, 
blauer Milch und roter Erdbeertorte, Sekunden 
nur lag sie so, dann war sie wieder auf den 
Beinen, den dünnen unsicheren Spatzenbeinen, 
taffte das Geschirr zusammen, hielt sich den Arm, 
den der heiße Kaffee ein wenig verbrannt hatte, 
zog sich das verrutschte Spitzengebilde aus den 
verschobenen Locken und enttloh unter den mit- 
leidigen Blicken und Worten der Gäste. Nur Herr 
Driese sagte nichts. Er hatte den Vorfall fein über- 
sehen und fand erst Worte, als nach zwanzig 
Minuten die verschämte und ihres sonntäglichen 
Glanzes beraubte Annie wieder auftauchte und 
frischen Kaffee brachte, 

Aber wenn die Zahlkellnerin, auf Grund ihrer bis- 
herigen Kenntnis von Herrn Driese und einer dar- 
aus herrührenden Verabredung für den Abend, 
auf zartfühlende Worte des Bedauerns gerechnet 
haben sollte, so bereitete ihr Herr Driese eine 
ebenso unerwartete wie grausame Enttäuschung: 
„Hochmut kommt vor dem Fall”, sagte nämlich 
Herr Driese, „ich aber laß mir von Ihnen nicht in 
die Marmelade spucken!” Und er drehte sich der 
Sonne zu, sehr zufrieden; denn nun sah er freie 
Bahn für das andere getreue Herz, mit dem er 
den Abend — der Zahlkellnerin Annie einzigen 
fieien Abend — zu verbringen gedachte, 
„Wieso?" fragte Annie verstört und gegen diesen 
unerwarteten Angriff völlig wehrlos. Aber Herr 
Driese war im besten Zug, die Vergangenheit im 
Interesse einer größeren Zukunft wegzuräumen 


und sagte nur: „Sie hab’n wohl gemeint, $ie 
könnt'n mit mir spiel'n und mit dem Kellner Fritz 
über mich lach'n wie heute Mittag?” 

„Ich?” konnte die Zahlkellnerin nur noch heraus- 
bringen, dann drehte sie sich um und ging mit 
ihren langsamen Schritten Ins Haus. Dort stand 
das Wassermädchen Inge, das alles gehört hatte, 
und schaute ihr entgegen, nicht eben verweint 
und traurig, sondern mit einer Zufriedenheit, die 
man ruhig strahlend nennen konnte. Aber da sah 
es, wie die großen törichten Märchenaugen der 
Zahlkellnerin sich langsam mit Wasser füllten, daß 
sie ausschauten wie blasse, welke Vergißmein- 
nicht, die man zum Aufblühen in eine Wasch- 
schüssel gelegt hat und die dabei untergesunken 
sind. „Trau keinem Mann, Inge”, sagte dazu die 
Märchenkönigin und schnupfie auf, „sie sind alle 
schlecht.” 

„Das weiß ich schon”, sagte Inge überlegen, als 
sei das eine längst bekannte Selbstverständlich- 
keit, „Und dem Driese hätt‘ ich nie getraut, Fräu- 
lein Annie, ich nicht.‘ 

Da sank die Zahlkellnerin Annie, die gestürzte 


Königin des „Hauses Schubert‘, ganz langsam in 
den roten Plüsch einer leeren Fensterbank und 
sagte: „Getraut? Getraut habe ich ihm auch nicht. 
Mir. tut es Ja auch nur leid um den Kübel Marme- 
lade, den er mir versprochen hat, Orangen mit 
Zitronen gemischt, hat er gesagt, das soll was 
Wunderbares sein. Aber was weiß man — viel- 
leicht gibt's die Mischung gar nicht? Und über- 
haupt ist mir ein getreues Herz lieber als tausend 
Kübel Marmelade, jawohl, viel lieber,” 

„In Papp- oder in Blechkübeln?” dachte das Was- 
sermädchen Inge und räumte die letzten Reste 
eines Königinnenthrons in einen unbeachteten 
Winkel Ihres Herzens. Es brauchte ihn nicht mehr. 
Es gab auch voll Mitleid den Plan auf, dies 
törichte Geschöpf jemals aus Gründen der Rache 
in seinen späteren Hotelgroßbetrieb zu nehmen. 
Nein, nie. Höchstens, weil so etwas Dummes einem 
leid tun konnte, konnte man die Annie anstellen. 
Und Inge nahm auf neue und eigene Art ihr 
Wassertablett, ging hinaus in den Gatten, schritt 
sicher das Treppchen hoch und setzte ziemlich 
hart Herrn Driese ein Glas Wasser unter die Nase. 


EIN HARTNÄCKIGER FALL 


VON KNUT OVING 


Jeden von uns hat wohl schon einmal eine Grippe 
befallen. Und doch soll es Menschen geben, die 
sich ihr hartnäckig und mit Erfolg wldersetzen 
können! Die sie noch nie am eigenen Leibe 
spüren mußten! 

Der bloße Gedanke an diese Krankheit erfüllt 
diese halsstarrigen Naturen schon mit Spott und 
Hohn. Äußert man aber nur ein einziges Wort, so 
gilt man in ihren Augen als pimperlich und ver- 
weichlicht. Und auf eine ganz bestimmte Art 
rümpfen sie die Nase und ziehen die Mundwinkel 
hoch. 2 

Dieser Tage nun hatte ich das zweifelhafte Ver- 
gnügen, daß ein solches Individuum mich mit sei- 
nem Besuch beehrte. 

Wir unterhielten uns. Ich schwatzte munter darauf 
los, ich sagte dies und das. Und alles nur, daß 
er nicht wieder auf sein Steckenpferd bei dieser 
Jahreszeit kommen sollte. Doch alles war zwecklos. 
„Du bist so blaßl“ sagte er unvermittelt, „Sei ehr- 
lich, dich friert! Jetzt bildest du dir sicher ein, 
du bekommst eine Grippe! Oder glaubst am Ende 
gar, du hast sie schon?” 

„Mir geht es gutl” sagte ich ärgerlich. Denn jetzt 


‚ hatte ich wahrhaftig kein Wort gesagt und er war 


doch eingeschnappt. „Aber dein eigenes Aus- 
sehen sollte einmal zur Debatte stehen! Du siehst 
heute so erhitzt und fiebrig aus!” 

„Ich habe vorhin zu nah am Ofen gesessen.” 
„So. Und warum? Well dich fror!” 

„Nun ja. Ist das etwa ein Wunder, da es heute 
so verteufelt kalt draußen ist? Aber bilde dir 
nichts ein! Ich habe ebenso wenig die Grippe 
wie jener ausgestopfte Papagei dort an der WandI" 
Ein Vergleich, der mich überzeugte, dsB auch der 
ausgestopfte Vogel da oben die Grippe haben 
müsse. 

Doch es ist ebenso zwecklos, mit einem Über- 
gesunden wie mit einem eingebildeten Kranken 
zu diskutieren. Ich wechselte darum das Thema 
wieder und bot ihm, um ihn abzulenken, eine 
Tasse Kaffee an. Er nahm sie dankend an. Und 
trank sie so heiß, wie sie eben hinunter wollte. 
Wir plauderten weiter. Er sah mir immer flebriger 
aus. Nach einer Weile konnte ich mich nicht ent- 
halten zu fragen: „Nun, wie fühlst du dich jetzt?” 
„Gut!“ schnaufte er. „Was willst du übrigens da- 
mit sagen?“ Er erhob sich und rückte näher an 
den Kamin. „Ist doch was Feines, solch ein Feuer- 
chen!” 

„Ja, aber setze dich nicht zu dicht heran”, er- 
mahnte ich. „Du erhitzt dich sonst noch mehr.” 
Er tat, als verstünde er nicht und blieb sitzen, die 





840 


Nasenspitze den Flammen zugekehrt. Dennoch 
hustete er plötzlich auf. Ein wahrer Keuchhusten- 
anfall schüttelte ihn. 

Danach begann er, wohl um sich auch innerlich 
zu erwärmen, vom Sommer und seinen Freuden 
zu schwärmen. Doch inmitten dieser Schwärme- 
teien schüttelte er sich vor Kälte und eine Gänse- 
haut überlief ihn. 

Das konnte ich nicht länger mehr mitansehen. „Du 
solltest jetzt nach Hause gehen und dich zu Bett 
legen! Denn du hast die Grippel” 

Er aber lächelte bloß, richtete sich krampfhaft 
auf und sagte; „Nein, mein Lieber. Wie gesagt, 
das mit der Grippe Ist so eine Mode-Einbildung. — 
Im Höchstfalle bin ich ein klein wenig erkältet.” 
Er schüttelte sich und rückte noch näher ans Feuer. 
„Auch eine Erkältung kann Gefahren in sich ber- 
gen — etwa eine Lungenentzündung”, schaltete 
ich vorsichtig ein. „Wie gesagt, ich an deiner 
Stelle würde nach Hause gehen und mich zu Bett 
legen.” 

Er schüttelte hartnäckig den Kopf. Doch hielt er 
plötzlich damit inne, begann mit den Augen zu 
zucken und legte die Hand auf die Stirn. Gleich 
darauf erhob er sich und erklärte, nun nach 
Hause gehen zu müssen. 

„Ja — j8“, sagte ich, „ich kenne das, Schwindel 
und Kopfwehl” 

„Ach was!" sagte er — dabei aber hütete er 
sich, den Kopf wieder so heftig zu bewegen. 
„Ich fühle mich frischer denn je,” ‚Dann reichte 
er mir seine feuchte Hand. „Tu mir den Gefallen, 
besuche mich morgen abend, 
„Wird mir ein Vergnügen sein”, dankte ich. „So- 
fern du gesund bist und nicht die Grippe hast" 
„Ich habe die Grippe nicht”, versicherte er noch 
einmal mit heiserer Stimme, „sel unbesorgtl” Dann 
ging er und stieg mit unsicheren Schritten die 
Treppe hinab... 

Am nächsten Morgen schon rief er mich an. 
„Komm‘ bitte nicht heute abend, Denn ich liege 
zu Bett und habe —“ seine Stimme verriet einen 
leichten Triumph — „die Masern!” 
Donnerwetter, da hatte er also doch mal wieder 
recht gehabt! 

Was mich aber anbelangt, so muß ich schon 
sagen, daß ich mich seitdem auch nicht be- 
sonders auf der Höhe fühle. Sollte etwa auch 
ich in meinem biblischen Alter noch einmal in 
die Kindheit zurückversetzt sein — und die Masern 
bekommen? 





(Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 


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inkühler £ 
Hert Schmitz hat vollkommen 
recht, Wenn man eine Flasche 
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dann sollte ınan den Ge 
























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A-0-BE. Essan 105, Schlledf. 327 


zano schmeckt 
Und da 
eschränkt halt, 
bar ist, reicht die Flasche — bei be 
jächtigem Genuß — eine ganze Weile 














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München 


Gesundes Haar - gepflegte Hopfhaut? 


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sieren mit den Fingerspitzen und kräftiges Bür- 
sten fördert sie auf die einfachste Weise, so daß 
die Kopfhaut stets gut vorbereitet und empfäng- 
lich bleibt für das z. Z. nur beschränkt lieferbare 


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Heute soll gelten: Wenig und selten 
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Wertarbeit Birkenhaarwasser 





841 


MUSIK 1 von erık vunpecaAro 


Nicht lange ist es her, da saß ich 
Restaurant beim Mittagessen. 
starke Kapelle spielte. 

Ich setzte mich in eine Nische und hörte zu, Mit 
viel Gefühl und ein wenig schmachtend erklang 
die Todesarie aus Tosca. Und doch schien mir in 
dem zarten Spiel eine verhaltene Erregtheit zu 
liegen, die der Komponist wohl nicht in seine 
Musik hineingelegt hatte. Das ließ sogar mich, 
der ich nicht besonders musikalisch bin, auf- 
horchen. Meine Aufmerksamkeit wandte sich nun 
den Musikern zu. Der lange dürre Geiger mit der 
gelockten Künstlermähne blickte düster wie eine 
Gewitterwolke. Um seine Mundwinkel zuckte es 
dämonisch. Auch der kleine dicke Cellist sah 
nicht sehr friedlich aus — mit Würgegriff um- 
klammerte er den Hals seines Insırumentes, um 
ihm, den Bogen wie ein Schlachtemesser führend, 
brummende Töne zu entlocken. Der Klavierspieler 


in einem 
Eine drei Mann 


kehrte mir den Rücken zu. Doch sah ich, wie 
seine Schulterpaitie mit der Wucht eines Boxers 
arbeitete, der vor dem Sandsack steht. 

Die Arie war zu Ende, Die Musiker ließen ihre 
Instrumente und sprachen in gedämpftem Ton 
erregt aufeinander ein. Offenbar stritten sie. 
„Kruzitürken!” hörte ich da plötzlich den Klavier- 
spieler zischen. „Mit mir könnt ihr das nicht 
machen! Mit mir nicht!" 

Da hob der Geiger den Bogen — und wieder 
waren die streitenden Elemente zu neuem Spiel 
vereint. Grieg, „Aases Tod”. Düsterer denn je 
klang es und Solveigs zartes Wiegenlied über- 
tönte selbst das Tellergerassel, 

Kaum war jedoch der letzte Ton verklungen, 
saßen die drei wieder zusammen, 

„Unsinn!“ hörte ich den Geiger fauchen. „So- 
lange Ich was zu sagen habe — —" 

„Dann sag doch was!” höhnte der Cellist. 

So ging es weiter. Mit verhaltener Stimme, daß 
es das Publikum nicht hören sollte, wurden die 
wütendsten und gröbsten Beleidigungen ausge- 
















Wer die Ratschläge seines Arzıes in den Wind schlä 
seine Medikamente wegwirf, handelt ebensn sinnlos. 


3 Trllon 


ton — ein Gebot der Stundel 








Mit Tropon-Präparaten hauı 








so 


Florio Marsala — ein Spitzenver 
treter der jahrtausendealten Wein 
baukultur Sizilien. Vollmundig, 
würzig und gehaltvoll will er an- 
dächtig und in kleinen, prü- 


fenden Zügen genossen werden. 


FLORIO 


MARSALA 


vino oı sıcırLıa 








Überzeugen Sie ich von der Wirkung + Packg. RM 1,15 In Apoih. 
Falls nicht erhälıloder wegen Brüschüre schreibe man an Hersteller 
fompelhel 23 Rumayplan 46. 





“ 


6.m.b.H. in Löri 
erzeug! nach wie vor 


WYBERT - 


ch 









ib 


TABLETTEN 


tauscht. Bis sie plötzlich wieder zu den Instru- 
menten griffen. Die Zuhörer hörten ein heiteres 
Konzeristück, 

Mir aber fiel unwillkürlich die Anekdote über 
jenen kleinen Jungen ein, der, als er zum ersten 
Male ein größeres Orchester zusammenspielen 
sah, erstaunt seinen Vater fragte: Spielen die 
vielen Männer alle das gleiche Stück? — — 

Mein Mittagessen hatte ich verzehrt, der Kaffee 
kam. Stück um Stück spielte die Kapelle herunter. 
Aber ich fühlte: über dem Podium lag welter die 
Gewitterstimmung. 

Da nahm ich die Visitenkarte des Generaldirektors 
X, die Ich kürzlich von ihm erhielt. „Nun bitie 
etwas von Richard Wagner“, schrieb ich darauf. 
Durch den Ober ließ ich meinen Wunschzettel dem 
Kapellmeister überbringen. 

Dann aber beeilte ich mich, meine Zeche zu be- 
zahlen. Und griff nach Hut und Stock und strebte 
zum Ausgang. 

Hinter mir erklang die Ouvertüre zum „Fliegenden 
Holländer”. In dumpfen Tönen blökte das Cello, 











Die ersten Zähnchen 


dürfen nur (Freude ber ufen. Zur 





Vorbeugung und Behebung örtlicher 
Belhiwerden beim Zahndurdhbruch 
das altbewährte Dentinor tropfen 
weile im das Zahnfleifch einreiben 


Dentinox 































Darmmassage 


In Apotheken, 


Im Krieg ist Sparen 
[»} Pflicht — 
Auch bei „Sonnal” 
vergiß es nicht! 









RW RC hm 





„ bewährte 


3 


MH 


IKKAULADIIDIE IIRDILA IKKAD SIIHETTILIKK. 


2 paßt sich Ihr Föllhalter der eigenwilligsien Handıchrifl an) 
J ‚denn sie Ist besonders dünnflüssig und dobei larbstark, | 


. Füllhalter-Tinde 









aa 
AUSUUO 


Wie eine zarte innere 


wirken die mikroskopisch 
feinen Bestandteilchen von 
‚Adolf Justs Luvos-Heilerde. 
Dadurch werden Magen, und 
Darm angeregt, der Verdau- 
ungsapparat säubert sich und 
arbeitet wieder mühelos, um 
die Speisen gründlich aus- 
zuwerten und in wertvolle 
Aufbaustoffe umzuwandeln. 


Adolf Justs Luvos-Hellerde 


Drogerien und Reformbäusernt 


Lebensfreude 
a 
Lebensenergie 


Jedermann kann seine kör- 
Perliche Kraft, Energie u. 
elstigen Fählgkelten ent- 


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wild polterte das Klavior, in überschäumender 
Leidenschaft quiekte die Violine... 

Da ging ich mit stolz erhobenem Haupt — — ich 
hatte eine gute Tat getan., 

(Aus dem Schwedischen von Werner Rietig) 


LEBENSSTANDARD 


Es Isı uns bereits aus früheren Enthüllungen be- 
kannt, daß Fiedjen Stumpe seinem Wohnbezirk, 
der Sankt-Stephani-Gemeinde, durch seine völlige 
Unempfindlichkeit gegenüber dem Eigentums- 
begriff Schande machte. Als er wieder einmal, 
heiter und offensichtlich unbelehrbar, wegen 
einer ungebilligten und ohne Erstattung des 
Gegenwerles vorgenommenen Besitzverschiebung 
vor Gericht erscheinen mußte, ri® dem Richter 
hörbar die Geduld: „Menschenskind”, donnerte er, 
„können Sie denn nicht leben, ohne zu stehlen?” 
„Och doch, Herr Richter”, versetzte Fiedjen 
Stumpe mit gewinnendem Lächeln, „das könnt 
ich dscha am Enne wohl; aber nich so, wie ich 
gern möchte.” Kt 





















Auf alle kleinen Wunden gehört sofort ein 
Wundpflaster, dann heilen sie meist von selbst. 
Mit Bißwunden und Verletzungen, die durch 
Gartenerde oder Pferdedung verunreinigt 
sind, geht man nach Anlegung eines 
Troumaplast-Notverbandes besser zum Arzt! 


LIEBER SIMPLICISSIMUS 


(0. Nückel) 






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In 


Im Herbst 1912 erschien das mehrbändige wissen- 
schaftliche Werk eines bekannten Universitäts- 
Professors. Seine Kollegen entdeckten, daß einige 
Stellen darin aus anderen Büchern abgeschrieben 
waren und erstätteten Anzeige beim Kultus- 
ministerium. 

Nach langem Drängen erklärte sich endlich der 


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für den Fall zuständige Ministerialdirektor A., ein 
gemütlicher Herr, zu einer Aussprache bereit. 
Geduldig ließ er die Anklagen der empörten 
Professoren über sich ergehen, dann erhob er 
sich lächelnd und sprach: 

„Seien wir doch versöhnlich, meine Herren — 
Weihnachten steht vor der Tür. Ich schlage 
Ihnen vor, Sie schenken dem Herrn Professor zum 
Fest eine Anzahl Gänsefüßchen, und alles ist 
in Ordnung!” REF. 


* 


Grat Bobby ist bei Baron Weitstein zum Abend- 
essen eingeladen. 

Beim Abschied meint die Hausfrau: 

„Graf Bobby, wollen Sie nicht einmal zu einem 
Jour kommen? Sie werden da viele schöne und 
interessante Frauen antreffen!” 

Verbeugt sich Bobby und erwidert: 

„Geme, aber ich werde nicht wegen der schö- 
nen, interessanten Frauen kommen, sondern we- 
gen Ihnen!” FH. 























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843 










(Fr. Bilak) 


Haben Sie 


Mir schmeckt das erste und das letzte Glas Weln 
am besten. Was dazwischen liegt, das trinke ich 
nur deshalb, weil ich beim Ober keinen Lı 
bericht abgeben wlll, Derzeit ist aber das erste 
Glas Wein nur selten zu haben, und wenn man 
doch ab und zu eines erobert, dann ist es zu- 
meist auch das letzte. 

Wein oder,Nichtweln, das ist heute die Frage 
aller jener, die unklugerweise nicht auf Stamm- 
gast studiert haben und so wie Ich, als ausge- 
stoßene Weinlose nur noch eine dunkle Erinne- 
tung haben an Gumpoldkirchner, Rüdesheimer 
oder Luttenberger-Spezial. 

„Jetzt“, sagte ich unlängst zu meinem Freund 
Schrack, „jetzt ein Glas Wein und alles wäre In 
Butter!” 

„Butter”, meinte er nachdenklich, „Butter kann ich 
dir leider keine verschaffen, aber Wein in rauhen 
Mengen!” 

Ich sah ihn mißtrauisch an, 

„Du willst wissen, wo Wein Ist?" 

„Poetisch kannst du nachher werden!” sagte mein 
Freund Schrack. „Komm nur mit, ich weiß ein 
kleines Gasthaus, dort bekommt jeder Wein, wenn 
er sich legitimiert!” 

„Du hast leicht von Legitimation reden!" sagte 
ich neiderfüllt. „Aber woher soll ich in dieser 
weinknappen Zeit eine rote Nase hernehmen?” 
„Man hat nichts weiter zu un als sich hinzu- 
setzen, ein Glas Bier zu trinken, und dem Ober 
etwas in die Hand zu drücken.” 

„Was?“ e 

„Ein Trinkvorausgeld, du Idiot! Das ist die Legi- 
timation. Dann bleibt man sitzen, zwinkert ab und 
zu, wenn der Ober vorbeikommt, verständnis- 


Das ganz hohe C - 11 dö acuto 


schon einmal gezwinkert 


Von Hans Karl Breslauer 


Innig mit den Augen, und so um halb ‚neun her- 
um, wenn der Wirt mit dem Weinausschenken be- 
ginnt, bekommt man auch einen. Jetzt Ist es halb 
sechs, da heißt es dazuschauen und sichanstellen... 
Na — mach schon! Losl" 

Ich ließ mich verleiten und wir verlängerten die 
in der Mehrzahl aus älteren Damen bestehende 
Schlange. Auf meine verwunderte Bemerkung, daß 
früher einmal, als Wein noch greifbar war, die 
älteren Damen kaum einen Wein getrunken hätten, 
flüsterte mir mein Freund ins Ohr, daß es ledig- 
lich der Kaffeemangel sei, der sie dem Wein in 
die Arme getrieben hätte. Also, ich finde es 
‚empörend, daß es jeder Kaffeeschwester erlaubt 
ist, uns Männer zu schädigen. Wir kaufen Ihnen, 
trotz der vorhandenen Fettlücke, auch nicht die 
Gesichtscreme vor den Runzeln weg. 

Kurz vor halb sieben gab der Wirt das Start- 
zeichen, dem einige Knöpfe meines Überrockes 
zum Opfer fielen, und wir fanden in einem Winkel 
des Lokales ein Plätzchen. Ich bestellte ein Glas 
Bier, drückte dem Ober etwas in die Hand, was 
er schweigend einsteckte, und fing beim dritten 
Glas Bier zu zwinkern an. 

„Bitte sehr”, bedauerte der Ober, „Bier ist leider 
aus, Vielleicht ein Glas Apfelsafı? 

Als Gegner warmer Getränke freute ich mich 
über das ausgegangene Bier und mein Freund 
bestellte zwei Apfelsäfte. 

Schade um die guten Äpfel. 

Um acht Uhr trank ich ein Glas Preblauer, dann 
ging ich zu Salters über, denn man kann doch 
nicht strohtrocken einem Wirt den Platz versitzen, 
und stellte etwas später, da ich nur beim Wein 
für ältere Jahrgänge bin, mein von einer Dame 





844 


erwidertes Zwinkern ein und stieß dafür Kohlen- 
säure auf, was den Ober veranlaßte, mich wie 
einen Stammgast zu behandeln und mir Speise- 
soda zu bringen. 

Als noch etwas später mein Freund Schrack einen 
diskreten Zwinkerer versuchte, brachte der Ober 
eine Flasche Orangeade. Darnach zu urtellen hat 
mein Photohändler, der unlängst kein Fixiernatron 
auf Lager hatte, mit seiner Behauptung, daß an 
Chemikalien Mangel herrsche, bestimmt unrecht. 
Um halb neun riskierte ich — die Dame war ge- 
rade mit einer Auffrischung ihrer Fassade be- 
schöftigt und mein Magen glich einem Fossel- 
ballon mit Darmverschlingung — einen vorzwei- 
felten Zwinkerer, worauf der Ober mit zwei Gläs- 
chen angerutscht kam, die Jonathan Swift sicher- 
lich inspiriert hätten, den guten Gulliver nicht 
nach Liliput, sondern nach Liliputchen reisen zu 
lassen, und sagte freundlich: 

„So, meine Herren, für jeden ein Achterli” 

Das gab mir den Rest. Ich versuchte, das Achterl 
zu trinken, aber es vertrug sich nicht mit dem 
vielen Wasser, das ich schon in mir hatte, Gleich- 
artige Pole stoßen sich leider ab. 

Als ich aus dem Lokal wankte, sah mein getrüb- 
ter Blick vor etlichen Gästen eine Flasche Wein 
stehen. 

3a, so ein Fleischer oder Selcher zwinkert eben 
viel besser und hat auch einen stärkeren Hände- 
druck als ich. 

Na, mir soll noch einmal jemand sagen, daß er 
weiß, wo man etwas bekommt, wenn man etwas 
in die Hände drückt; dem drücke ich auch etwas, 
aber nicht in die Hand... Ohne zu zwinkern, 
bittel 


In zwölfter Stunde 


„Was ich Ihnen vorhin sagte, von großer Liebe und so weiter, ist gold- 
richtig, das mit dem schwarzen Tee zu Hause war Angabe... .!" 


All’ ultimo momento: "Quello che poc' anzi Vi dicevo, Il grande amore, 
eccetera, & ayrea veritä. Quanto al t& nero in casa, non era che un'informazione!,, 


845 


(K. Helligenstaodt) 





Die traurige Geschichte meines Freundes Rombön 


In dem kleinen Städtchen, In dem ich seit einigen 
Jahren lebe, besitze ich einen Freund, den alten 
Oberst Rombön, dessen Gesellschaft ich schon des- 
halb besonders schätze, weil er der gleiche Fadian 
ist wie ich. Eines Tages erzählte er mir seine Ge- 
schichte, Sie ist so kurlos, daß ich, sie nicht für 
mich behalten möchte. Sie werden zwar sagen, 
sie ist unfein, aber schließlich haben sich unsere 
Klassiker auch manches erlaubt, was nicht unter 
‚allen Gesichtspunkten salonfählg genannt werden 
kann. Nun, Sie werden ja sehen. Ich beschränke 
mich auf die schlichte Wiedergabe der Erzählung 
meines Freundes. Mir zerriß sie fast das Herz. 
„Meine Gattin hieß Lucila. Ich betete sie an und 
das Leben an Ihrer Seite machte mich zum Glück- 
lichsten der Sterblichen. Wir waren etwa fünf 
Jahre vermählt und noch hatte nicht der leiseste 
Schatten unser Glück getrübt. Luclla zählte zwar 
bedeutend weniger Jahre als Ich, doch war ich 
deshalb noch lange nicht, was man einen alten 
Esel nennt. Lucila genoß meln unbegrenztes Ver- 
trauen und Ich war rastlos bemüht, ihr das Da- 
sein so rosig wie möglich zu gestalten. 

Am Tage des Verhängnisses hatte mich der kürz- 
lich beförderte Major Lopez mit einigen Kame- 
raden zu einer kleinen Feier in selne Wohnung 
eingeladen. Wir waren sehr vergnügt und tran- 
ken, es war sehr helß, so viel Bler, als der Mensch 





Von Wenceslao Fernändez Flörez 


in sich aufzunehmen vermag, ohne mit lautem 
Knall zu platzen. Als Ich die Treppe hinunterging, 
merkte Ich, daß ich mich der ungeheuren Flüssig- 





keitsmenge In Irgendeiner Welse entledigen 
mußt. gehe es, wie es wolle. 
„Schön“, sagte ich mir, „bel der nächstbesten 


Gelegenhelt...” 
Und froh lenkte ich meine Schritte zu jener Zu- 
fluchtsstätte, die Ich in der Nähe wußte, als mir 
die Generalln Gutierrez In die Hände lief, 

„Ich bin entzücktl” sagte sie. „Wie geht es Ihnen?” 
Da sich In meiner bescheidenen Existenz nicht 
das geringste ereignet hatte, beeilte ich mich, 
Ihr das ergebenst zu versichern. Aber die Ge- 
neralin Gutierrez Ist eine der gesprächigsten Da- 
men der ganzen iberischen Halbinsel und so hielt 
sie mich mit Ihrem Redestrom eine volle Viertel- 
stunde fest. Dann fragte sie; 

„Wohin wollten Sie eigentlich?” 

Gerade das konnte ich aber der Gemahlin mei- 
nes Generals nicht sagen. Mich mühsam beherr- 
schend, stotterte ich: 





„Ausge: sagte die Kommandeuse, „be- 
gleiten Sie mich doch ein Stückchen!” 

„Mit tausend Freuden.” 

Ich schritt resigniert an Ihrer Seite, Diese furcht- 
bare Frau hatte aber die hassenswerte Gewohn- 





Die verschwenderische Frau 


Von Heinz Scharpf 


Ein Ehemann betrat die Agentur der Hölle, 
„Womit kann Ich Ihnen dienen?” fragte der Teu- 
fel zuvorkommend, 

„Ich wünsche meine Seele zu verkaufen”, ont- 
wortete der Ehemann. 

„Sehr erfreut, Und was wünschen Sie dafür ein- 
zutauschen? Liebe? Ruhm? Ein langes Leben?” 
Geld", seufzte der Ehemann, 

„Gemacht”, nickte der Teufel, setzte einen Kauf- 
vertrag auf und ließ den Ehemann mit seinem 
Herzblut unterschreiben. Dann drückte er auf 
einen Knopf, worauf eine kleine, feurige Teufelin 
erschien, kokatt knixte und dem Kunden eine 
schwarze Geldtasche überreichte, in der sich ein 
Hundertmarkschein befand. 

‚Nur ein Hundertmarkschein?” fragte der Mann 
enttäuscht, „ist das alles?” . 

„Alles“, grinste der Teufel und scharrte mit dem 
Pferdefuß, „aber es Ist Satansgeld, mein Herr, es 
wird Ihnen nie ausgehen, So oft Sie den Hundert- 
markschein aus der Tasche nehmen, wird ein 
anderer an seiner Stelle erscheinen, von der ge. 
heimen höllischen Staatsdruckerei prompt ge- 
liefert.” 

Der Ehemann steckte die Tasche ein und empfahl 
sich. 

„Auf Wiedersehen“, rief ihm der Teufal nach und 
rieb sich diabolisch die Hönde ob des gemach- 
ten Geschäftes. 

Aber gemach. 

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, der Mann 
mit der verkauften Seele war von der höllischen 
Agentur aufs beste bedient worden. Die kleine 
schwarze Tasche erwies sich als unerschöpflich. 
Er mochte ausgeben, soviel er wollte, der Hun- 
derimarkschein erneuerte sich Im Handumdrehen. 
Heissa, nun konnte der Ehemann alles kaufen, 
















uchhandlungen, Z 





Postar er 


ol tungsgs 
gültig ab 15, Okt. 1941. — Unvarlangte Einsendungen werden 


tgegen 
nur zurückg 


was nötig war, und jetzt merkte er erst, was 
alles gefehlt hatte. 

Nachts legte er die Tasche unter das Kopfkissen, 
um gleich nach dem Erwachen nach ihr zu grei- 
fen. Und Jeden Morgen war sie da. Mit dem Rufe: 
Morgenstunde hat Gold im Mundel sprang er aus 
dem Bett und vergnügt in den Tag hinein. 

Bald Jedoch fragte ihn seine Frau: „Liebster” — 
Liebster hatte sie schon lang nicht mehr zu ihm 
gesagt — „Liebster, woher hast du plötzlich das 
viele Geld?“ Und da er mit der Sprache nicht 
herausrücken wollte, drang sie mit allen weib- 
lichen Verführungskünsten In Ihn, bis er Ihr alles 
gestand, 

Sofort riß sie die Börse an sich und besorgte die 
weiteren Einkäufe selbst, Den ganzen Tag war 
sie unterwegs, von einem Warenhaus zum andern 
laufend. Aber je mehr Geschäfte sie aufsuchte, 
um so mehr sah sie der Dinge, die sie unbedingt 
noch haben mußte. Kleider, Hüte, Schuhe, Wäsche, 
Schmuck häufte sie zu Bergen, trotzdem bekam 
sie nicht genug. Sie kaufte, kaufte und kaufte. 
Nachts legte sie die Tasche unter das Kopfkissen, 
um gleich nach dem Erwachen nach ihr zu grei- 
fen. Mit dem Rufe: Was du heute kannst be- 
sorgen, das verschiebe nicht auf morgen! sprang 
sie aus dem Bett und machte sich einkaufs- 
bereit. 

Doch eines Tages war die Tasche weg. Uber 
Nacht verschwunden. 

Die Frau schrie auf, daß der Mann erschreckt 
emporfuhr. 

„Die Tasche...“, raufte sie sich die Haare. 

Der Mann griff bestürzt unter das Kissen. Da 
taschelte etwas. Da lag statt der Tasche der Kauf- 
vertrag des Teufels, in vier Teile zerrissen. Die 
Hölle war von dem Geschäft zurückgetreten. 












Gustav Sch 












pr 
ıdt, wenn Porto beille, 


heit, alle vier Schritte stehenzubleiben, um den 
Sinn Ihrer Rede zu unterstreichen. Ich antwortete 
mechanisch und blickte ängstlich nach rechts und 
links, ob mir nicht von Irgendwoher die Rettung 
winkte. Die Dame an meiner Selte bemerkte 
meine Unruhe. 
„Sie sind bedrückt...?” 
„— Ich? Keineswegs. — Überglücklich.” 
Ich litt Folterqualen. Doch nicht genug. Die Ge- 
neralin betrat ein Geschäft und bat mich zu war- 
ten. Stehend war meine Pein noch viel viel größer. 
So ging ich denn In kurzen, hastigen Schritten 
vor dem Laden auf und ab, fest entschlossen zu 
fliehen... Aber da war sie schon wieder. 
Unter der Türe Ihres Hauses hlelt sie mich eine 
weitere Viertelstunde fest. Ich redete sinnloses 
Zeug, denn mich quälte beständig der Gedanke: 
Jetzt,,. jetzt... Entsetzlich! Vor der Generalinli 
Da hörte Ich sie sagen: 
„Kommen Sie doch ein bißchen mit heraufl Mein 
Mann ist zu Hause. 
„Heißen Dank, gnädige Frau. Empfehlen Sie mich, 
bitte...” 
„Machen Sie uns doch die Freude..." 
„Ohl" stieß ich hervor und trat nun ohne Jede 
Scheu von einem Bein auf das andere, um meine 
Pein zu mildern. 
„Nur zwei Minuten!” 
„Unmöglichl” schrie Ich und entfernte mich zap- 
pelnd. 
Wohin nun? Ich wußte mir keinen Rat. Der Gene- 
tal wohnte In einer so belebten Straße, daß ein 
Offizier In Uniform nicht Im entferntesten daran 
denken konnte, sich In formloser Welse zu helfen. 
Ich fand mich mit dem Gedanken ab, daß mir 
wohl nichts anderes übrig bliebe, als eines herol- 
schen Todes zu sterben. Mir war, als bewegte 
sich das konsumierte Bier in zehnfacher Menge 
wie ein stürmisches Meer in meinem Innern. 
Meine Nieren liefen auf höchsten Touren... 
Zu meiner Wohnung war nicht mehr welt, 
„Nach Hausel“ beschloß Ich, 
In Schweiß gebadet langte ich an. 
„Aftl Lift” brüllte Ich. 
Der Aufzug funktionierte nicht. In gewaltigen 
Sätzen stürzte Ich die drel Treppen hinauf. Hastig 
testete Ich nach dem Schlüssel... die Hände 
zitterten... Ich brauchte fast eine Minute, bis 
Ich die Türe öffnen konnte... Und ohne mich da- 
mit aufzuhalten, sie hinter mir zuzuwerfen, stürmte 
ich wie ein Tornado In die Diele, 
Als ich an einem der offenen Zimmer vorüber- 
kam, sah ich, was ich in meinem ganzen Leben 
nicht vergessen werde: Lucila in den Armen dos 
Rittmi Aristides Manzano, 
Mir war, als bekäme ich einen Stoß vor die Brust, 
Ich blieb einen Augenblick stehen... aber... Sie 
begreifen... ich mußte ja... Ich streckte also 
nur den Kopf hinein und sagte geschwind: 
„Ich werde euch töten... Ich komme sofort...” 
Und Ilef davon. Es ging nicht anders. Nach etwa 
fünf Minuten stürmte ich in das Zimmer der bei- 
den Schuldigen. Niemandl Ich durchstöberte die 
ganze Wohnung, Leer! Die beiden Elenden hatten 
die Zeit benützt, zu fliehen. 
Oberst Rombön hielt inne. Dann sagte er: 
„Werden Sie mir glauben, wenn Ich Ihnen sage, 
daß niemand die Erklärung meines Verhaltens 
gelten lassen wollte? Man sagte mir, ich hätte 
vor allem meine Ehre wahren müssen. Das war 
mir aber doch nicht möglich, einfach nicht mög- 
lich Ich mußte meinen Abschied nehmen... 
Meine Laufbahn war vernichtet.” — 
Ich schwieg ergriffen angesichts dieses Unglücks. 
(Aus dem Spanischen von Helma Flessa) 














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„Diese verfluchte Protektionswirtschaft! Was nützen mir meine vielen Vorstrafen? 
Nun ist Elliot Roosevelt unser Kommandeur geworden und nicht ich!‘ 


Brigata internazionale: "Maledetto questo Intrigo protezionista! A che servono le mie 
molte condanne scontate? Invece di me, ora & divenuto nostro Comandante Elliot Roosevelt!'*