Wenn töchter ihre mütter hassen

Das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern ist oft innig, allerdings auch konfliktanfällig. Besonders in der Pubertät wird es für Mütter und Töchter gleichermaßen anstrengend. Mütter finden ihre Töchter dann nervig, Töchter ihre Mütter peinlich. Warum das so ist, verraten wir Ihnen hier. 

Wenn töchter ihre mütter hassen

Expertenrat von 

Felicitas Römer, Paar- und Familientherapeutin

Mutter und Kind: Eine ganz besondere Bindung

Die Mutter ist für alle Kinder die erste und auch oft die wichtigste Bezugsperson. Schon im Mutterleib entsteht eine enge Bindung, die auch eine Weile nach der Geburt noch symbiotisch ist. Da das Baby nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, ist diese Symbiose überlebensnotwendig, also existenziell. Mit der Zeit entwickelt sich das Kind aus dieser Symbiose heraus. Das heißt, die Mutter muss bereit sein, den natürlichen Autonomiebestrebungen des Kindes nachzugeben und ihm altersangemessene Erfahrungen außerhalb der Mutter-Kind-Symbiose zu ermöglichen, etwa indem das Kind krabbelnd seine Umwelt erforscht und sich anderen Personen zuwendet.

Warum es in der Pubertät schwerer ist, sich von der Mutter abzulösen!

Das alles haben Sie natürlich schon längst hinter sich. Doch was die Entwicklung von Jungen und Mädchen in der Pubertät angeht, gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während Jungen sich ab einem bestimmten Zeitpunkt den Vater als männliches Vorbild nehmen und anfangen, sich mit ihm zu identifizieren, bleibt für Mädchen die Mutter nicht nur (meistens) die wichtigste Bezugsperson, sondern sie wird zusätzlich noch das weibliche Identifikationsobjekt, also das Rollenvorbild des Mädchens. Das bedeutet, dass Mädchen sozusagen doppelt an ihre Mütter gebunden sind. Das ist auch der Grund, warum die Konflikte zwischen Müttern und Töchtern in der Pubertät oft besonders heftig ausfallen: Die Tochter muss sich in gleich zweierlei Hinsicht abgrenzen und ablösen.

  1. Sie muss sich von Ihnen als engste Bezugsperson „Mutter“ lösen, mehr Eigenverantwortung übernehmen und sich anderen Menschen gegenüber stärker öffnen (Freundinnen, erster Freund etc.).
  2. Sie muss die rollenspezifische Identifikation mit Ihnen langsam auflösen, um eine eigene Vorstellung vom Frau sein entwickeln zu können.

„Mama, du bist peinlich!“ Warum pubertierende Töchter ihre Mütter manchmal „blöd“ finden müssen!

Um in ihrer Entwicklung voranzukommen, müssen sich Teenager von ihren Eltern innerlich (und manchmal auch äußerlich) distanzieren. Wer als Jugendlicher zu dicht an den Eltern „klebt“, kann schwerlich einen eigenen Weg finden. Eine gute und bewährte Methode, sich von jemandem abzugrenzen und sich von ihm innerlich zu distanzieren, ist, ihn „doof“ oder auf andere Weise unmöglich zu finden.

Jugendliche erleben ihre Eltern beispielsweise oft als „peinlich“. Auch das ist eine Möglichkeit, sich von jemandem abzugrenzen und zu signalisieren: „Ich bin anders!“ (Zum Trost: Peinlich findet man immer nur jemanden, dem man emotional nahe steht und den man mag. Für Fremde schämt man sich in der Regel nicht!).

Seien Sie also nicht persönlich gekränkt, wenn Ihre Tochter Sie peinlich oder „doof“ findet. Ihr Kind hat Sie immer noch genauso lieb wie früher! Es braucht aber diese Form der Distanzierung, um zu mehr Autonomie zu gelangen.

  • Wichtig im Mutter-Tochter-Verhältnis: Auch wenn Sie nun verstehen, warum Ihre Tochter sie manchmal ablehnen muss, heißt das natürlich nicht, dass Sie sich alles gefallen lassen sollten. Wenn Ihr Kind Sie beleidigt oder beschimpft, sollten Sie klare Grenzen setzen: „Ich möchte nicht, dass du in dieser Weise mit mir sprichst!“

Was Sie in der Pubertät Ihrer Tochter als Mutter akzeptieren müssen!

Manche Veränderungen sind für Mütter schwer zu akzeptieren, weil sie meinen, jetzt nicht mehr so wichtig zu sein, und unter diesem Gefühl leiden. Doch das stimmt nur zum Teil: Als Mutter werden Sie im Leben Ihrer Tochter immer eine besondere Rolle spielen. Besonders dankbar wird sie Ihnen aber sein, wenn Sie sie auch wirklich loslassen und ihr eine echte Chance geben, sich von Ihnen zu lösen. Dazu gehört unbedingt, dass Sie die Veränderung Ihrer Tochter akzeptieren und dass Sie bestimmte, auch unangenehme Tatsachen einfach aushalten:

  1. Sie müssen Ihrer Tochter die Freiheit zugestehen, Sie „doof“ zu finden und sich von Ihnen deutlich abzugrenzen, frei nach dem Motto: „Seht her! Ich bin ganz anders als meine Mutter!“
  2. Sie müssen akzeptieren, dass sich Ihre Tochter phasenweise von Ihnen abwendet und sich Ihnen nicht mehr so häufig anvertraut.
  3. Sie müssen ertragen, dass Ihre Tochter nun zu voller Blüte heranreift, also eine jugendliche Schönheit wird. (Das ist für Mütter einerseits oft Grund für Stolz und Freude, konfrontiert sie aber auch auf unangenehme Weise häufig mit dem eigenen Älterwerden.)
  4. Sie müssen akzeptieren, dass andere Personen jetzt wichtiger werden als Sie, etwa Freundinnen, die Clique oder der erste Freund. Das alles kann traurig machen. Das ist nicht schlimm! Im Gegenteil: Je ehrlicher Sie mit diesen Gefühlen umgehen, desto besser ist das: für Sie, aber auch für Ihre Tochter!

Vom niedlichen Mädchen zum kratzbürstigen Teenager:Auch für Ihr Mutter-Tochter-Verhältnis nicht leicht!

Viele Mütter reagieren irritiert, wenn sich ihr bislang so friedliches und niedliches Mädchen in einen kratzbürstigen Teenager verwandelt. Konnten Sie Ihre Tochter bislang vielleicht noch in hübsche Kleider packen, so fängt Ihr Teenager womöglich jetzt an, sich in schwarze Punkklamotten zu werfen, sich schrill zu schminken oder die Haare zu färben. Viele Mädchen, die in die Pubertät kommen, verändern ihr Verhalten plötzlich, geben auf einmal heftige Widerworte, werden giftig oder „zickig“, stellen alles bisher Selbstverständliche in Frage oder schalten einfach auf stur. Je harmonischer das Mutter-Tochter-Verhältnis bisher war, desto heftiger können die nun auftretenden Konflikte sein. Das liegt daran, dass das Mädchen besonders viele Kräfte mobilisieren muss, um sich zu distanzieren und sich seine „Freiheit“ zu erkämpfen.

Auch wenn diese Verhaltensveränderungen überraschend und manchmal auch verwirrend sind: Das alles sind Anzeichen einer ganz natürlichen Entwicklung. Mädchen fangen etwa mit neun oder zehn Jahren an, nicht mehr alles selbstverständlich richtig zu finden, was die Eltern ihnen sagen. Und das ist gut so. Denn sie müssen sich ja ausprobieren, sich sukzessive eine ganz eigene Meinung über das Leben und die Welt bilden. Da hilft nur eins: selbst möglichst entspannt zu bleiben. Es ist normal, dass die Töchter irgendwann aus der Rolle des „süßen Mädchens“ herauswachsen, auch wenn das manchmal schmerzhaft ist. Das Beste, was Sie nun tun können, ist: zu akzeptieren, dass Ihre Tochter nun langsam eine junge Frau wird, und sie in diesem Prozess möglichst gut zu unterstützen!

Übrigens: Nicht alle Mädchen werden in der Pubertät aufsässig, „schwierig“ oder launisch. Manche kommen relativ entspannt durch diese aufwühlende Lebensphase. Das hat viel mit dem Temperament, dem Charakter, der jeweiligen Geschwisterposition, der Beziehung zu den Eltern etc. zu tun. Das eine ist nicht besser als das andere! Kinder pubertieren unterschiedlich, manche eben stürmischer, manche ruhiger.

  • Mein Tipp: Vergleichen Sie Mutter-Tochter-Erlebnisse!
    Lassen Sie Ihre Tochter die Sätze vervollständigen. Allerdings erst nachdem Sie selbst diese Fragen beantwortet haben. Vergleichen sie dann die Ergebnisse miteinander: Was haben Sie anders eingeschätzt, wo haben Sie richtig gelegen? Das kann sehr spannend sein! Je mehr Übereinstimmung sich hier finden lässt, umso besser kennen Sie Ihre Tochter. Und diese Übung bietet auf jeden Fall die Möglichkeit, Ihre Tochter noch besser zu kennenzulernen!

Test 1: Wie gut ist die Beziehung zu Ihrer Tochter?

Mithilfe dieser Checkliste können Sie herausfinden, was Ihrer Meinung nach Ihre Tochter über Sie denkt. Es geht ganz einfach: Versuchen Sie sich in Ihre Tochter hinein zuversetzen und vervollständigen Sie folgende Satzanfänge. Beachten Sie bitte: Es geht hierbei um die Perspektive Ihrer Tochter, nicht um Ihre eigene Meinung!

Was tun wenn Mutter und Tochter sich nicht mehr verstehen?

So gelingt die Mutter-Tochter-Beziehung: 3 Tipps.
Tipp 1: Keine Vorwürfe machen. Anzuerkennen, dass man wie die eigene Mutter ist, heißt nicht, auch zu leben wie die Mutter. ... .
Tipp 2: Nicht die unerfüllten Wünsche in Töchter projizieren. Auch Mütter müssen über ihren Schatten springen. ... .
Tipp 3: Nicht erklären, wie leben geht..

Was tun wenn Tochter sich abwendet?

Wenn du sehr darunter leidest oder sich auch nach längerer Zeit keine Besserung einstellst, solltest du dir professionelle Unterstützung suchen, zum Beispiel von einem Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin. Er oder sie kann dir helfen, mit deiner Situation besser umzugehen.

Warum haben Tochter mit ihrer Mutter so Probleme?

Gefühlskälte: Die Mutter kann keine Nähe und Wärme geben, sie kuschelt und tröstet nicht. In eigenen Liebesbeziehungen ist die Tochter später meist unsicher und klammert oft. Rechthaberei: Die Mutter verbessert und kritisiert ihre Tochter ständig. Häufig fühlen sich Töchter solcher Mütter ihr Leben lang wertlos.

Warum lehnt Kind Mutter ab?

Das steckt hinter der Papa-Phase So ist es typisch, dass Kinder sich nach diesem innigen Start in der Autonomiephase von der Mutter abwenden und in die Papa-Phase gelangen. Sie entdecken sich selbst, erweitern den Radius weg von Mama. Auch bei älteren Kindern kann die Papa-Phase immer wieder mal auftreten.