Welche Schmerzmittel greifen die Nieren nicht an?

Bei Risikopatienten kann der unbedachte, dauerhafte Einsatz von freiverkäuflichen Schmerzmitteln die Nieren schädigen. Wer ist Risikopatient und welche Alternativen gibt es? 

Die klassischen freiverkäuflichen Schmerz- und Fiebermittel stammen aus der Medikamentengruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika, kurz NSAR. Dazu zählen beispielsweise die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac. NSAR hemmen die Prostaglandine (PG), Gewebshormone, die an der Regulation der Nierenfunktion beteiligt sind. Unbedacht und über einen längeren Zeitraum eingenommen, können sie deshalb die Niere schädigen. Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden aufweisen, sollten deshalb bei der Anwendung rezeptfreier Schmerzmittel zurückhaltend sein.

Wer zählt zur Risikogruppe?

Besonders gefährdet für NSAR-bedingte Nierenschäden sind Menschen mit bestehender Nierenerkrankung oder einer Nierenfunktionseinschränkung. Letztere liegt gelegentlich unerkannt bei älteren Menschen vor, da die Nierenleistung mit dem Alter ganz natürlich abnimmt. Auch Menschen mit Multimedikation oder chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypertonie oder Herzinsuffizienz tragen ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden durch NSAR. Desweiteren macht ein Flüssigkeitsmangel die Nieren anfälliger. Er tritt beispielsweise bei Fieber, Durchfall oder heißem Wetter auf.

Alternativen zur Schmerztablette

Um Nierenschäden vorzubeugen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) bei der Anwendung rezeptfreier Schmerzmittel:

  • Alternativen prüfen! Ist die regelmäßige NSAR-Einnahme wirklich notwendig oder können andere Schmerztherapien in Frage kommen, zum Beispiel andere Substanzen, Akupunktur oder physiotherapeutische Maßnahmen?
  • Gels und Cremes statt Tabletten! Bei lokaler Anwendung auf der Haut liegt die Wirkstoffkonzentration im Blut 50- bis 100-fach niedriger als bei Tabletteneinnahme. Die Präparate können trotzdem genauso gut wirksam sein. 
  • Viel trinken! Nieren- und herzgesunde Menschen sollten mindestens 1,5 Liter pro Tag trinken. Dadurch konzentrieren sich die Analgetika weniger in den Nieren. Menschen mit Niereninsuffizienz oder Herzinsuffizienz sollten sich die Trinkmenge individuell vom Nephrologen festlegen lassen.

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Eine unsachgemäße Anwendung von Schmerzmitteln geht langfristig an die Nieren – vor allem, wenn bereits eine Nierenschwäche besteht. Was es bei Ibuprofen, ASS & Co zu beachten gilt.

Nierenschwäche bleibt oft lange unerkannt

Eine chronische Nierenschwäche verläuft häufig still und leise – bis sich im fortgeschrittenen Stadium Einbußen im Leistungsvermögen sowie übermäßige Wassereinlagerungen (Ödeme) zeigen. Viele Betroffene überfordern ihre Nieren daher, ohne es zu wissen: zum Beispiel durch zu hohe Dosierung von Medikamenten. Da die Nieren mit dem Abbau nicht mehr hinterherkommen, steigt der Wirkstoffspiegel im Körper an, wodurch die Nebenwirkungen der Medikamente zunehmen können.

Schmerzmittel möglichst niedrig dosieren

Zu den potenziell nierenschädigenden Medikamenten gehören auch rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen, ASS, Diclofenac und Naproxen. Je schlechter die Nierenfunktion, desto geringer sind sie zu dosieren. Die Tablettenstärke sowie Häufigkeit und Dauer der Einnahme sollten vorher mit einem Apotheker, bei einer bekannten Nierenschwäche am besten auch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Hierbei können zudem Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten ausgeschlossen werden.

Keine Entwarnung für Nierengesunde

Auch für rundum gesunde Menschen gilt: Eine zu hohe Dosierung über einen längeren Zeitraum schadet den Nieren. Halten Schmerzen länger als drei Tage an, sollte die Ursache abgeklärt werden, anstatt die Selbstmedikation fortzuführen.

Weitere Informationen zu Ibuprofen, Diclofenac & Co: Schmerzmittel im Vergleich

Quelle: Landesapothekerkammer Hessen

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Leonard Olberts | zuletzt geändert am 30.11.2017 um 18:20 Uhr

Damit Schmerztabletten wirken, müssen sie in der richtigen Dosierung eingenommen werden. Doch wenn die Niere nicht richtig arbeitet, muss diese häufig angepasst werden.

„Als Faustregel gilt: Je schlechter die Nierenfunktion, desto geringer die Dosis“, sagt Apothekerin Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Der Grund dafür ist einfach: Die Niere funktioniert wie ein »Klärwerk«. Sie produziert Harn und scheidet mit diesem Arzneistoffe aus. Bei einer Nierenschwäche arbeitet dieses Filtersystem nicht mehr richtig. Dies kann dazu führen, dass Medikamente und deren Abbauprodukte nicht mehr ausgeschieden werden und der Wirkstoffspiegel im Körper ansteigt. "In der Folge kann es dann beispielsweise zu stärkeren Nebenwirkungen kommen", erklärt Funke.

Patienten mit einer reduzierten Nierenfunktion lassen sich daher vor der Einnahme von rezeptfreien Schmerz- und Erkältungsmitteln am besten in der Apotheke vor Ort zur richtigen Dosierung beraten. Das gilt auch für Kombipräparate, die Ibuprofen, ASS, Diclofenac und Naproxen enthalten. Eventuell muss auch ganz von diesen abgeraten und eine verträglichere Alternative gefunden werden.

Grundsätzlich gilt: Eine unkritische Selbstmedikation mit ASS, Ibuprofen & Co. in hohen Dosen über einen längeren Zeitraum kann auch die Nieren von gesunden Menschen schädigen. Halten Schmerzen länger als drei Tage an, sollte die Ursache abgeklärt werden, ehe unbedacht zu Schmerzmitteln gegriffen wird. Außerdem gilt es, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen: am besten zwischen 1,5 und 2 Litern am Tag.

Funke weist darauf hin, dass eine Nierenschwäche auch lange unbemerkt bleiben kann. Oft zeigen sich Schäden erst, wenn die Leistung der Niere bereits unter 60 Prozent gesunken ist. Das kann sich durch Wassereinlagerungen in den Beinen äußern oder durch einen gestörten Mineralienhaushalt. Auch eine geringere Belastbarkeit und Müdigkeit können Warnhinweise sein. Ob die Niere gut funktioniert, kann der Arzt durch eine Kreatinin-Bestimmung feststellen oder durch einen Test, der den Eiweißgehalt im Urin misst.

NK

Welches Schmerzmittel gut für Niere?

Rezeptfrei in Apotheken verfügbar sind Schmerzmittel mit den Inhaltsstoffen Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen und Paracetamol. Die Einzel- und Tageshöchstdosen sind je nach Wirkstoff unterschiedlich. Generell gilt: Wer weitestgehend auf Schmerzmittel verzichtet, tut seinen Nieren etwas Gutes.

Welche Schmerzmittel sind am wenigsten schädlich?

Ibuprofen gilt als gut verträglich. Allerdings kann es auch hier, wie bei den anderen NSAR-Mitteln, zu Nebenwirkungen wie Magenschleimhautentzündungen, Blutungen, Magengeschwüren oder Nierenschäden kommen.

Welche Medikamente sind gut für die Nieren?

SGLT-2 Hemmer, von denen zwei Medikamente in Deutschland auf dem Markt sind und bei Nierenschwäche besonders empfohlen werden. Diese Empfehlung gilt sogar für Nierenschwäche ohne Diabetes! Der Funktionsverlust der Nieren wird mit diesen Medikamenten massiv abgebremst.

Ist Diclofenac schädlich für die Nieren?

Schäden an Nieren, Herz und Magen möglich Diclofenac hemmt in den Körperzellen bestimmte Enzyme, die für Schmerzen und Entzündungen verantwortlich sind, aber auch unsere Organe schützen. Werden sie ausgeschaltet, können Nieren, Magen oder Herz Schaden nehmen.