Was passiert wenn Kinder Waschmittel essen?

Die nächste "Challenge" schwappt gerade aus den USA zu uns: Bei der Tide Pod Challenge stecken sich junge Menschen Waschkapseln der Marke Tide in den Mund und zerbeißen sie. Die Aktion wird natürlich gefilmt und anschließend online veröffentlicht.

Waschkapseln sind keine Süßigkeiten. Im Ernst.

Das sowas passiert, ist nicht neu. Der Hersteller Procter & Gamble (P&G) stand 2012 schon mal vor diesem Problem.

Allerdings waren die Tide Pods damals gerade erst neu auf dem Markt erschienen und bei den Vorfällen ging es um kleine Kinder, die die bunten Waschkapseln für Süßigkeiten hielten.

P&G hat daraufhin die Verpackung seiner Tide Pods mit einer doppelten Kindersicherung und einem Warnhinweis ausgestattet.

Warum stecken sich jetzt Teenager das lebensgefährliche Zeug in den Mund?

Für die Klicks!

David Taylor, der Vorstandsvorsitzende von P&G, gibt den sozialen Netzwerken die Schuld dafür. Seiner Meinung nach können selbst die strengsten Standards, Etiketten und Warnungen vorsätzlichen Missbrauch nicht verhindern, der durch schlechtes Urteilsvermögen und den Wunsch nach Popularität angeheizt wird.

Eigentlich fing der Hype um die Tide Pods schon an, bevor es die Challenge in die Medien schaffte - mit einem unlustigen Satire-Artikel auf The Onion und diversen Memes.

Die haben jedoch nie dazu aufgefordert, die Pods als Mahlzeit zu missbrauchen. Im Gegenteil. Die Meme-Community machte sich darüber lustig, dass es überhaupt nötig ist, vor dem Verzehr der Pods zu warnen.

Wie sich der Running Gag zum Snack für Zwischendurch entwickeln konnte, weiß allerdings keiner so genau.

Bitte, bitte lass den Scheiß.

Seit Jahresbeginn wurden in den USA nach Angaben des Verbands der Giftnotrufzentralen mindestens 86 "absichtliche Einnahmen" von Waschmittel bei Jugendlichen festgestellt.

Die Einnahme von Waschmittel kann Übelkeit, Bewusstlosigkeit oder Atemnot auslösen und tödlich enden.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIKer am Nachmittag | 24.01.18 | 14:50 Uhr

Vergiftungen sind typische Notfälle im Kleinkindalter. Es gibt eine Vielzahl von Stoffen, die beim Menschen Vergiftungserscheinungen auslösen können. Solche Stoffe sind in allen Haushalten vorhanden und nicht immer sicher verwahrt. Gerade wenn Kinder etwa ab dem zweiten Lebensjahr auf Entdeckungstour durch Küche, Zimmer und Garten gehen, können sie Gefahren noch nicht einschätzen. Kinder vergiften sich aus Neugier und Unwissenheit. Hier ist die Verantwortung der Eltern gefordert, sie müssen das Kind frühzeitig auf mögliche Gefährdungen altersgerecht hinweisen.

Gefahrenquellen

Vergiftungsgefahren lauern für Kinder – besonders im Alter zwischen 2 und 4 Jahren – überall. Hier einige Beispiele:

Gefahren in Küche und Bad

  • Geschirrspülmittel
  • Waschpulver
  • Wäschebleichmittel
  • Desinfektionsmittel
  • Möbelpolitur
  • Rohrreiniger
  • Fleckentferner
  • Herd- und Metallreiniger
  • Medikamente, besonders Schlaf- und Beruhigungsmittel, Salben, Zäpfchen
  • Shampoo
  • Haarfestiger
  • Haarfärbemittel, Haarbleichmittel
  • Haarspray
  • Deospray
  • Nagellack und -entferner
  • Hautpflegemittel
  • Parfüm
  • Haarentferner

Gefahren in Wohnräumen

  • Alkoholische Getränke
  • Zigaretten
  • Feuerzeugbenzin
  • Lampenöl

Gefahren in Keller, Garage und anderen Lagerräumen

  • Farben
  • Farbverdünner
  • Farbentferner
  • Pinselreiniger
  • Motoröl
  • Benzin
  • Petroleum
  • Terpentin
  • Klebstoffe
  • Unkrautvernichtungsmittel
  • Schädlingsbekämpfungsmittel
  • Kohlenmonoxid durch laufende Motoren oder defekte Heizungen

Gefährliche Pflanzen und Pflanzenteile

  • Goldregen
  • Tollkirsche
  • Fingerhut
  • Eisenhut
  • Seidelbast
  • Maiglöckchen
  • Liguster
  • Eibe
  • Arnika
  • Oleander
  • Dieffenbachia
  • Lupine
  • Narzisse
  • Wiesen-Bärenklau
  • Weihnachtsstern
  • Herbstzeitlose
  • Christusdorn

Symptome

Allgemeine Vergiftungserscheinungen können auftreten als:

  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Erregungszustände, Halluzinationen, Verwirrtheitszustände
  • Beschleunigung oder Verlangsamung des Pulses
  • Blässe, gerötete Haut, Hitzegefühl
  • Schock
  • Bewusstseinstrübung bis Bewusstlosigkeit
  • Atemnot bis Atemstillstand oder Herz-Kreislaufstillstand

Auswirkungen

Neben akuten Vergiftungserscheinungen wie Bewusstlosigkeit, Schock, Herz-Kreislauf-Stillstand und Atemstillstand können auch Spätschäden auftreten. Hier sind vor allem Hirnschäden oder Nervenschäden, Leber- und Nierenschäden zu nennen.
Bei Vergiftungen durch Gas-Unfälle ist auch immer an eine Explosionsgefahr zu denken (Gefährdung der Retter)!

Sofortmaßnahmen

Ruhe bewahren – keine Panik!
Handeln Sie überlegt, nicht übereilt!
Rufen Sie zuerst den Notarzt und holen Sie dann Rat bei einer Giftnotrufzentrale ein.

Welche Fragen stellt die Giftnotrufzentrale?

  • Wer ist betroffen? Kind, Erwachsener?
  • Was wurde eingenommen? Genaue Bezeichnung des Mittels (was steht auf der Packung), Firma, Name der Pflanze.
  • Wie viel wurde eingenommen? Wie viel Stück waren in der Packung? Wie viel ist noch vorhanden? Wie viel kann das Kind maximal eingenommen haben? Wie war es verpackt?
  • Wie wurde es eingenommen? Geschluckt? Eingeatmet? Auf die Haut? Ins Auge?
  • Wann wurde es eingenommen? Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung?
  • Wie alt ist das Kind?
  • Wie viel wiegt das Kind (ungefähr)?
  • Wie geht es dem Kind? Husten? Erbrechen?Muskelzuckungen? Rauschzustand? Benommenheit? Schmerzen?
  • Name und Telefonnummer? Für den Rückruf.

Führen Sie dann allgemeine Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Vergiftungen durch:

Hilfe beim Erbrechen

Das heißt, helfen, dass der Patient Erbrochenes nicht einatmet. Keinesfalls Erbrechen herbeiführen!
Hilfe beim liegenden Patienten: Den Kopf zur Seite wenden, mit der freien Hand ein Gefäß unter den Mund halten. Hilfe beim sitzenden Patienten: Den Kopf nach vorne beugen und dabei die Stirn mit einer Hand halten, mit der freien Hand ein Gefäß dicht unter den Mund halten.

Wiederholte Kontrolle von Bewusstsein, Atmung und Puls

Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
Bei Atemstillstand: Beatmen
Bei Herzkreislaufstillstand: Herzdruckmassage

Die folgenden Erstmaßnahmen sind abhängig vom Gift und sollen nur nach Anweisung der Giftnotrufzentrale durchgeführt werden! Mögliche Maßnahmen sind:

Giftaufnahme über den Mund

Verdünnen der Gifte durch Trinken von Wasser, Saft oder Tee
Bei schaumbildenden Substanzen Gabe eines flüssigen Entschäumungsmittel (Simethicon) nach Anweisung
Binden der Giftsubstanz durch Aktivkohle

Giftaufnahme über die Haut

Vergifteten völlig entkleiden
Alle befallenen Hautstellen mit reichlich Wasser waschen
Möglichst Handschuhe tragen

Giftaufnahme über die Atemwege

Patienten an die frische Luft bringen, Fenster und Türen öffnen
Achtung: Gefahr der Selbstvergiftung ist besonders groß! Die eigene Sicherheit geht der Notwendigkeit zur Hilfeleistung immer vor! Ein vor Mund und Nase gehaltenes Taschentuch hilft nicht!
Explosionsgefahr bedenken!

Vorsorge

  • Vermitteln Sie Kindern frühzeitig die Gefahren in Wohnung und Garten.
  • Halten Sie Ihren Vorrat an giftigen Substanzen möglichst gering! Kaufen Sie nur wirklich Nötiges und entsorgen sie nicht mehr Benötigtes über den Sondermüll! Suchen Sie nach ungiftigen Alternativen!
  • Bewahren Sie gefährliche Substanzen außerhalb der Reichweite von Kindern auf! Werfen Sie solche Substanzen auch nicht in den Abfalleimer!
  • Bewahren Sie Medikamente immer in einer verschlossenen Hausapotheke auf! Denken Sie an offen herumliegende Medikamente bei Erkrankungsfällen in der Familie!
  • Bewahren Sie Giftsubstanzen nie neben Lebensmitteln auf!
  • Füllen Sie Giftsubstanzen nie in Getränkeflaschen oder andere Lebensmittelbehälter!
  • Lassen Sie Einkaufs- und Handtaschen nicht unbeaufsichtigt stehen (Zigaretten, Medikamente, Haushaltschemikalien, Parfüm)!
  • Lassen Sie Ihr Kind nicht unbeaufsichtigt, wenn Sie Giftstoffe wie z.B. Farben oder Terpentin verarbeiten!
  • Besuchen Sie auch einen Erste-Hilfe-Kurs bzw. frischen Ihre Kenntnisse regelmäßig auf!
  • Halten Sie für alle Fälle die Rufnummern von der Rettungsleitstelle und dem Giftnotruf am Telefon bereit!

Wie lange dauert es bis man eine Vergiftung merkt?

Normalerweise treten die Symptome einer Vergiftung schon kurz nach dem Kontakt mit dem Giftstoff auf. Bei manchen Substanzen kann aber auch einige Zeit vergehen, bis sich erste Beschwerden zeigen (etwa weil erst ein Stoffwechselprodukt der betreffenden Substanz im Körper Vergiftungserscheinungen auslöst).

Wie erkennt man eine Vergiftung beim Kind?

Vergiftungen sind typische Notfälle im Kleinkindalter..
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall..
Bauchschmerzen..
Kopfschmerzen, Schwindel..
Erregungszustände, Halluzinationen, Verwirrtheitszustände..
Beschleunigung oder Verlangsamung des Pulses..
Blässe, gerötete Haut, Hitzegefühl..
Schock..
Bewusstseinstrübung bis Bewusstlosigkeit..