Wann stellen wir die uhren um

In der Nacht auf Sonntag werden die Uhren umgestellt. Eigentlich sollte bereits 2021 der letzte Wechsel erfolgen. Warum hat sich noch nichts getan?

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Eigentlich hätten wir schon im März 2021 das letzte Mal die Uhr umstellen sollen. Schließlich hatten sich bei einer nicht repräsentativen Online-Umfrage der Europäischen Kommission im Jahr 2018 immerhin 84 Prozent der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen.

Wann stellen wir die uhren um

Johanna Schwanitz

Volontärin

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Nach der Umfrage legte die EU-Kommission einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Zeitumstellung vor. Demnach könnten die Mitgliedstaaten der EU ihre Normalzeit frei wählen, müssten diese aber ganzjährig beibehalten. Sie begründete ihren Vorschlag unter anderem damit, dass die Umstellung der Uhren bei den Bürgern für Verwirrung sorge und die Zahl der Verkehrsunfälle erhöhe.

Nach Angaben einer aktuellen Erhebung der Kranken­kasse DAK-Gesundheit litten 32 Prozent der Befragten nach der Zeitumstellung schon einmal unter psychischen und gesundheitlichen Problemen – laut der Krankenkasse ist das der höchste Stand in den vergangenen zehn Jahren.

Uhrumstellung spart keine Energie

Als weiteren Grund für ein Ende der Zeitumstellung führte die Kommission an, dass es nicht zu den erhofften Energie­einsparungen komme. Eingeführt worden war die Sommerzeit 1980 als Reaktion auf die Ölkrise. Ziel war es, das Tageslicht besser nutzen zu können.

Nach Angaben des Umweltbundesamts wird durch die Umstellung der Uhr im Sommer zwar weniger häufig das Licht eingeschaltet. Im Frühjahr und im Herbst werde aber in den Morgenstunden mehr geheizt. Die beiden Effekte heben sich demnach gegenseitig auf. „Die Zeitumstellung spart im Saldo daher keine Energie“, heißt es dazu auf der Internetseite des Umweltbundesamts.

Das Europäische Parlament stimmte dem Vorschlag der Kommission zu und sprach sich dafür aus, das ursprünglich für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021 zu verschieben. Doch auch im Oktober 2022 sollen die Uhren nun wieder um eine Stunde zurückgestellt werden, am kommenden Sonntag. Von Sommerzeit auf Normalzeit. Woran liegt das?

Das Problem ist die zentraleuropäische Zeitzone

Das Problem beginnt schon bei der großen zentraleuropäischen Zeitzone. Eine Einigung auf eine bestimmte Zeit, egal ob Sommer- oder normale mitteleuropäische Zeit, könnte vor allem in den Ländern ganz im Osten oder ganz im Westen zu Schwierigkeiten führen. Bei einer dauerhaften Sommerzeit würden die Staaten im Westen im Winter erst sehr spät Sonnenlicht bekommen, während die Staaten im Osten bei dauerhafter Winterzeit dagegen schon sehr früh kein Tageslicht mehr ­hätten. Die Zeitumstellung zweimal im Jahr mindert diese Extreme.

In einem Artikel in der F.A.Z. hieß es am Mittwoch, dass es nach der Umstellung auf die Winterzeit gefühlt abends früher dunkel und morgens später hell werde. Das liegt aber nicht an der Umstellung, sondern an der Position von Sonne und Erde zueinander.

Nun sollten die 27 Mitgliedstaaten der EU also entscheiden, ob sie dauerhaft Sommer- oder Normalzeit beibehalten wollen. Sie sollten wählen können, welche Zeitzone sie in ihrem Land anwenden wollen. Wie es von der Kommission hieß, sollte mit dem Vorschlag sichergestellt werden, dass alle Änderungen in koordinierter Weise zwischen benachbarten Ländern vorgenommen werden, um das „reibungslose Funktionieren des Binnenmarktes zu gewährleisten und eine Fragmentierung zu vermeiden“.

Doch die Mitgliedstaaten zogen nicht mit, die Pläne liegen auf Eis. Und eine Entscheidung ist nach Angaben eines EU-Beamten nicht in Sicht. Viele Mitgliedstaaten seien der Ansicht, dass eine von der Kommission erstellte Folgenabschätzung erforderlich sei, bevor sie sich eine Meinung zur richtigen Zeit bilden könnten, teilte ein EU-Beamter mit.

Einigung ist nicht in Sicht

Die EU-Kommission aber hält das nicht für nötig. Die Begründung ihres Vorschlags biete eine ausreichende Grundlage für gesetzgeberische Maßnahmen in Bezug auf die saisonale Zeitumstellung. Die Mitgliedstaaten seien außerdem am besten selbst in der Lage zu entscheiden, welche Standardzeit sich für das Land ­eigne und welche Auswirkungen sie habe. Es scheint, als schöben die Mitgliedstaaten und die Kommission sich gegenseitig die Verantwortung in der Zeitfrage zu.

Kommt es bei der Wahl ob Sommer- oder Normalzeit nicht zu einer Einigung, besteht die Gefahr eines Flickenteppichs aus mehreren Zeitzonen. Das könnte nach Angaben der Europäischen Kommission zu einer Zersplitterung des ­Binnenmarkts führen, was unbedingt vermieden werden soll, es könnte etwa zu größeren Problemen bei Grenzpendlern und bei Fahrplänen kommen. Eine Einigung in Sachen Zeitumstellung ist also noch nicht in Sicht.

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Nach Angaben der EU wurde der Vorschlag der Kommission zuletzt im Dezember 2019 im Rat erörtert und sei nicht Teil des Arbeitsprogramms des derzeitigen tschechischen Ratsvorsitzes. Ob Schweden, das danach den Vorsitz haben wird, sich des Themas annehmen werde, sei erst in den kommenden Wochen klar. Dann soll das neue Arbeitsprogramm vorgestellt werden.

In einer früheren Fassung des Artikels stand, dass 84 Prozent der Europäer sich für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen haben. Das ist nicht korrekt, es waren 84 Prozent der Teilnehmer, die in dieser nicht repräsentativen Studie für die Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt haben.

Wann stellt man die Uhr vor?

Zweimal im Jahr werden die Uhren umgestellt: einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Am 27. März 2022 wurde die Uhr um 2 Uhr nachts auf 3 Uhr vorgestellt, damit begann die Sommerzeit. Am 30. Oktober 2022 wird die Uhr um 3 Uhr nachts auf 2 Uhr zurückgestellt, dann beginnt die Winterzeit.

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Warum stellen wir Zeit um?

Ziel war es, das Tageslicht besser nutzen zu können. Nach Angaben des Umweltbundesamts wird durch die Umstellung der Uhr im Sommer zwar weniger häufig das Licht eingeschaltet. Im Frühjahr und im Herbst werde aber in den Morgenstunden mehr geheizt. Die beiden Effekte heben sich demnach gegenseitig auf.