Ausgelernt trotzdem gleicher gehalt bei minijobs

Jörg Leine schreibt bei Finanztip über Steuern. Einfach, verständlich und nützlich für alle Steuersparer und die, die es noch werden wollen. Zuvor machte er das acht Jahre für den Blog unserer Steuersoftware-Empfehlung Smartsteuer. Seine journalistische Laufbahn begann Jörg bei BILD und arbeitete danach für Computerbild im News-Ressort. Und wenn es bei ihm mal nicht um Steuern geht, dann oft um seinen Fußballverein Union Berlin.

hört man nicht selten Aussagen wie: „Kündigungsfrist, wieso, ich bin doch nur auf 450-Euro-Basis beschäftigt?!“ oder „Ich muss nächste Woche mehr arbeiten, weil ich diese Woche krank war …“

Häufig scheinen in der Wahrnehmung der Beschäftigten alle Arbeits- oder Angestelltenverhältnisse, die sich nicht als regulärer Vollzeitjob qualifizieren lassen, mehr oder weniger rechtlos gestellt und auf den „Goodwill“ des Arbeitgebers angewiesen.

Gleichstellung von teil- und vollzeitbeschäftigen Arbeitnehmern

Zunächst ist festzuhalten, dass Teilzeitkräfte oder auch die sogenannten geringfügig Beschäftigten den in Vollzeit tätigen Arbeitnehmern gesetzlich gleichgestellt sind. Unter einem teilzeitbeschäftigten Arbeitnehmer versteht man einen Arbeitnehmer, dessen regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer ist als die eines Vollzeitbeschäftigten, § 2 I 1 Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG). Dieses Gesetz verlangt weiterhin, dass Teilzeitbeschäftigte ohne sachliche Gründe nicht schlechter behandelt werden dürfen als vergleichbare Vollzeitbeschäftigte, sog. Diskriminierungsverbot (§ 4 I 1 TzBfG). Auch sogenannten Minijobbern stehen damit im Arbeitsverhältnis alle Rechte zu, die ein in Vollzeit Tätiger genießt. Das Sozialgesetzbuch verwendet im Übrigen nicht den Begriff „Minijob“, sondern spricht von geringfügiger Beschäftigung.

Diese wird dadurch definiert, dass das Arbeitsentgelt regelmäßig 450,- € im Monat nicht übersteigt (§ 8 I Nr. 1 SGB IV).

Schriftlicher Arbeitsvertrag

Ausgelernt trotzdem gleicher gehalt bei minijobs

Ausgelernt trotzdem gleicher gehalt bei minijobs

Nicht wenige Minijobber scheinen ohne Unterzeichnung eines schriftlichen Arbeitsvertrags -quasi „per Handschlag“ – eingestellt worden zu sein. Da jedoch viele juristische Laien der Meinung sind, Verträge gälten nur etwas, wenn sie schriftlich geschlossen würden, erscheint dieses Vorgehen unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten problematisch. Es ist keineswegs so, dass Arbeitgeber durch Vorenthaltung eines schriftlichen Vertrages die rechtlichen Vorgaben für Beschäftigungsverhältnisse umgehen könnten. Verträge kommen durch eine rechtsgeschäftliche Einigung zustande, sie bedürfen nur in bestimmten Fällen der Schriftform. Mündliche Vertrage sind daher genauso gültig wie schriftlich geschlossene; ein rechtswirksames Arbeitsverhältnis kann also auch durch mündlichen Vertragsschluss begründet werden. Allerdings ist der Arbeitgeber gemäß § 2 Nachweisgesetz dazu verpflichtet, spätestens innerhalb eines Monats nach Abschluss des Arbeitsvertrages die wesentlichen Vertragsbedingungen (z.B. Höhe des Lohnes oder Kündigungsfristen) schriftlich zu fixieren und dem Arbeitnehmer auszuhändigen.

Vergütungsanspruch

Die oben bereits angesprochene Gleichstellung von Teil- und Vollzeitbeschäftigten ist insbesondere in Bezug auf die Höhe des Lohnes interessant. Hier gilt der Grundsatz:

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Ein Minijobber hat somit Anspruch auf denselben Lohn wie eine in derselben Firma beschäftigte Vollzeitkraft, natürlich anteilig auf seine Stunden heruntergerechnet. Der Arbeitgeber kann davon nur abweichen, wenn sachliche Gründe vorliegen (z.B. Erschwerniszulagen ab 6-stündiger täglicher Arbeitszeit für Vollzeitbeschäftigte). Selbst das Argument, das Minijobber-Gehalt würde ja ohne Abzüge ausbezahlt, vermag den Anspruch auf gleichen (Brutto-) Stundenlohn nicht zu schmälern.

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Auch Minijobber haben im Krankheitsfall einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung gem. § 3 III Entgeltfortzahlungsgesetz, sofern das Arbeitsverhältnis bereits vier Wochen am Stück bestanden hat. Bei Vorlage eines ärztlichen Attests (der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) darf nicht verlangt werden, dass die entfallene Arbeitszeit nachgearbeitet wird. Einschränkend ist jedoch zu beachten, dass dieser Anspruch nur für die Dauer von 42 Tagen Bestand hat; danach braucht der Arbeitgeber nichts mehr für den erkrankten Minijobber zu bezahlen.

Auch im Rahmen der Regelungen des Mutterschutzgesetzes sind Arbeitgeber verpflichtet, der Minijobberin während der Zeit von Beschäftigungsverboten sowie der Zeit der Mutterschutzfristen nach dem Mutterschutzgesetz Entgelt fortzuzahlen.

Kleiner und mittlere Betriebe können bei der Bundesknappschaft eine Erstattung beantragen. Der Arbeitgeber zahlt dafür jeden Monat eine Umlage (U1).

Urlaubsanspruch, Urlaubs- und Weihnachtsgeld

Genau wie der Vergütungsanspruch ergibt sich auch der Urlaubsanspruch aus einer anteiligen Umrechnung entsprechend der Teilzeittätigkeit gegenüber einer Vollzeittätigkeit. Auf jeden Fall hat jeder Minijobber das Recht auf den gesetzlichen Mindesturlaub von 24 Werktagen gem. § 3 Bundesurlaubsgesetz, wenn der Minijobber 6-Tage die Woche arbeitet. Das Gesetz bezeichnet dies als „bezahlten Erholungsurlaub“, d.h., dass der Minijobber den Lohn in dieser Zeit ohne Arbeitsleistung weiterbezieht. Ebenso besteht der Anspruch auf ein anteiliges Urlaubs-, sowie ein anteiliges Weihnachtsgeld, falls diese Zahlungen im Betrieb üblich oder aber tarifvertraglich geregelt sind.

Kündigungsfristen

Für Minijobber gelten grds. die gleichen Kündigungsfristen wie für Vollzeitbeschäftigte. Gemäß § 622 I BGB kann mit einer Frist von vier Wochen zum 15. oder zum Ende eines Kalendermonats gekündigt werden. Um diese Frist zu unterschreiten, kann zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein Auflösungsvertrag vereinbart werden. Hier muß allerdings die Gefahr von Ausschlußfristen beachtet werden. Praktisch wichtig ist schließlich noch der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, welcher sich aus § 630 BGB ergibt.

Wird 450 Euro Job auf Gehalt angerechnet?

Ein Minijob ist steuerfrei; weitere Minijobs werden steuerlich mit dem Entgelt aus dem Hauptberuf verrechnet. Es ist jedoch nicht möglich, eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit und gleichzeitig einen Minijob beim selben Arbeitgeber auszuführen.

Kann ein Minijobber der erst zur Monatsmitte anfängt trotzdem 450 Euro verdienen?

Bei der Betrachtung der Bezüge eines Minijobbers wird zeitraumbezogen vorgegangen. Wenn sich zwei Minijobs zeitlich nicht überschneiden, ist es in dem Monat, in dem der Beschäftigte den Arbeitgeber wechselt, problemlos möglich, für beide Beschäftigungen jeweils bis zu 450 Euro auszubezahlen.

Was bedeutet 520 Euro Job?

Bei einem regelmäßigen Verdienst über der Geringfügigkeitsgrenze von 520 Euro handelt es sich nicht mehr um einen Minijob. Liegt der Verdienst zwischen 520 Euro und 1.600 Euro (ab 2023 gilt die Grenze 2.000 Euro) handelt es sich um einen sogenannten Midijob.

Wann kommt 520 Euro Job?

Die Verdienstgrenze für Minijobs ist am 1. Oktober 2022 von 450 auf 520 Euro im Monat gestiegen. Dies ist gleichzeitig geschehen mit der Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro. Beide Vorhaben hatte die Ampel-Regierung schon in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt.