Agrobusiness gleich forstwirtschaft

Ihre Innovationskraft zeigen Agrar-Start-ups auch bei der Entwicklung von selbstfahrenden Maschinen, Robotern und Drohnen. Im Visier haben sie außerdem die Optimierung von Abläufen wie beispielweise der digitalen Temperaturüberwachung von frischen Lebensmitteln während Transport und Lagerung. Spannend sind nicht zuletzt ganz neue Produktionssysteme wie Container Farms, Vertical Plant Factories oder Vertical Indoor Farms.

Könnte besser sein: Förderung und Finanzierung für Agrar-Start-ups


Wie alle innovativen Start-ups kämpfen auch Agrar-Start-ups mit langen Entwicklungszeiten, einer geeigneten und ausreichenden Finanzierung und mit den Widrigkeiten des Markteintritts: zumal dann, wenn sie aus der Forschung kommen. Dabei bringt jede Branche ihre eigenen Herausforderungen mit. In der Agrarbranche macht zum Beispiel einigen Gründern das entweder oder bei der Agrar- und Wirtschaftsförderung zu schaffen. Dazu gehört zum Beispiel Simon Scheffler von KleePura, eine Ausgründung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden: „Da wir bisher Dienstleister beauftragt haben, die Flächen der Landwirte nach unseren Vorstellungen zu bebauen, galten wir als Urproduktionsbetrieb und mussten auf die weniger attraktive Agrarförderung zurückgreifen. Obwohl wir uns vom Selbstverständnis her gar nicht als Agrarbetrieb sehen. Durch die Umstellung des Produktionsmanagements stehen uns nun auch andere Förderprogramme zur Verfügung.“ Die Gewinner des sächsischen Umweltpreises des Jahres 2017 stellen den ersten bio-zertifizierten Dünger aus selbst angebautem Klee her. Er wird in Zusammenarbeit mit Bio-Landwirten in Brandenburg und Sachsen angebaut und zu Pellets weiterverarbeitet.

Agrobusiness gleich forstwirtschaft

Traktor auf Feld

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Dass es in Sachen Förderung und Finanzierung noch Nachholbedarf gibt, sieht auch Dr. Julia Rosendahl, Sprecherin der Fachgruppe AgTech beim Bundesverband Deutsche Startups. „Wir wünschen uns Förderprogramme, die den langen Entwicklungszeiten der Agrarinnovationen angepasst sind. Idealerweise sollten darüber auch etwaige Versicherungskosten abgedeckt werden. Damit würde sich die Bereitschaft der Landwirte erhöhen, mit Start-ups zu Testzwecken zusammenzuarbeiten. Die Richtlinien sind allerdings nach wie vor sehr spezifisch und eng formuliert. Da gibt es durchaus Start-ups, die thematisch hineinpassen würden, aber dennoch keine Chance haben. Insofern wünschen wir uns da mehr Offenheit sowie längere Förderzeiträume.“ Einen Bedarf sieht die Tierärztin, die zusammen mit ihren Kolleginnen einen Futtermittelzusatz für Milchkühe entwickelt hat, auch an speziell auf die Agrarbranche ausgerichteten Wagniskapitalfonds. Das bestehende Angebot reiche bei weitem noch nicht aus. Erste Erfahrungen mit Investoren hat Jacob P. Bussmann bereits gemacht. Zusammen mit Jan Ritter hat er mit Unterstützung der Universität Oldenburg eine organische Saatgutbehandlung entwickelt, die u.a. vor Saatgutkrankheiten schützt und die Pflanzen widerstandsfähiger macht. Mit ihrem Unternehmen SeedForward sind sie in diesem Jahr an den Start gegangen. „Wir sind im Gespräch mit Business Angels und strategischen Investoren und können sagen, dass die Resonanz vor allen Dingen von Seiten der Impact-Investoren, die sich auf Umweltthemen spezialisiert haben, sehr gut ist.“

Notwendig: landwirtschaftliche Testflächen


Neben dem Bedarf an geeigneten Finanzierungsinstrumenten ist auch der Zugang zu landwirtschaftlichen Testflächen für viele Agrar-Start-ups ein wichtiges Thema. „Viele Gründerinnen und Gründer sind auf landwirtschaftliche Betriebe angewiesen, die sowohl ihre Flächen sowie Ställe bzw. ihre Tiere zur Verfügung stellen, um zum Beispiel neuartiges Saatgut, Dünger, Futtermittel oder auch innovative Robotik-Systeme zu testen“, so Dr. Julia Rosendahl. Letztlich hängt die Bereitschaft der Landwirte, Flächen zu Testzwecken zur Verfügung zu stellen natürlich von dem jeweiligen Produkt ab. Entsprechend unterschiedlich sind die Erfahrungen, die Gründerinnen und Gründer machen. Jan Ritter und Jacob P. Bussmann von SeedForward haben bei Landwirten und Saatgutfirmen zum Beispiel eine sehr große Offenheit erlebt: „Wir haben in relativ kurzer Zeit ein sehr großes Netzwerk aufgebaut. Viele Landwirte und Inhaber von Saatgutunternehmen sind direkt auf uns zugekommen und haben uns angeboten, unser Produkt auf ihren Flächen zu testen.“ Dabei kommt den Preisträgern des Start Green Award 2017 der besondere Umstand zugute, dass der Agrarsektor gerade im Umbruch ist. Die neue Düngemittelverordnung soll u.a. dafür sorgen, dass Gewässer besser geschützt werden, so dass für viele chemische Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln die Genehmigungen auslaufen. Landwirte sind daher händeringend auf der Suche nach Alternativen. Ähnliche Erfahrungen haben auch André Dülks und Johan Labs gemacht. Die beiden Gründer haben eine Unkrauthackmaschine entwickelt und sind im vergangenen Jahr mit ihrem Unternehmen, der Dulks GmbH, an den Markt gegangen. „Für viele Herbizide, die bisher in der Wachstumsphase von Gemüsepflanzen eingesetzt wurden, gibt es heute keine Zulassung mehr. Das bedeutet, Unkraut muss nicht selten per Hand gejätet werden, was natürlich sehr kosten- und zeitaufwändig ist. Die Landwirte waren daher sehr offen für unsere Idee, so dass wir unseren Prototypen bereits während der EXIST-Phase auf Bauernhöfen getestet haben.“ Etwas anders ist es dagegen Simon Scheffler von KleePura ergangen: „Sicher gibt es Landwirte, die gegenüber Innovationen sehr aufgeschlossen sind, aber die meisten erleben wir eher als zurückhaltend. In dem diesjährigen heißen Sommer wollten wir zum Beispiel auf Flächen in regenreicheren Bundesländern ausweichen. Der Zeitaufwand dafür, um die Landwirte vor Ort zu überzeugen, war beträchtlich.“

Kommt? Ökosysteme für Agrar-Start-ups


Um den erforderlichen Testzugang zu landwirtschaftlichen Betrieben zu erleichtern, fordert die Fachgruppe AgTech beim Bundesverband Deutsche Startups daher Gründerzentren für Agrar-Start-ups im ländlichen Raum. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Professor Ludwig Theuvsen und Jan-Philipp Huchtemann jedenfalls kommen in ihrem Beitrag „Agricultural Entrepreneurship: Status quo von Startups im deutschen Agribusiness“2) zu dem Ergebnis, dass sich die agrarorientierte Start-up Szene langsam zu einem landwirtschaftlichen Start-up Ökosystem in Deutschland entwickelt: durch die Vernetzung mit etablierten Unternehmen und Verbänden der Agrar- und Ernährungswirtschaft, Forschungseinrichtungen und Hochschulen sowie entsprechender politischer Rahmenbedingungen Ein Beispiel, das in diese Richtung weist, ist das Projekt Food des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie (EIT), das die Technische Universität München auf dem Campus in Freising angesiedelt hat. Das Projekt vereint Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten, die innerhalb von sieben Jahren rund 350 Start-ups entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agribusiness fördern sollen. Auch die internationale Grüne Woche in Berlin hat das Thema Start-ups entdeckt und bietet im nächsten Jahr innovativen Unternehmen aus der Lebensmittelwirtschaft eine exklusive Bühne.

Agrobusiness gleich forstwirtschaft

Mann-mit-3D-Brille-auf-dem-Feld

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Mehr politische Unterstützung wünscht sich Dr. Julia Rosendahl von der Fachgruppe AgTech beim Bundesverband Deutsche Startups dabei auch bei der Implementierung innovativer Verfahren und Produkte in industrielle Herstellungsverfahren. „Vor allem wenn es um innovative Lösungen geht, die einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft leisten können. So sollte es zum Beispiel möglich sein, dass auch kleine Start-ups, die nicht über einen Overhead wie ein Agrarkonzern verfügen, Zulassungen für neue Produkte oder Verfahren beantragen können.“

Was gehört zum Agrobusiness?

Das Agribusiness umfasst rund um die Landwirtschaft die gesamte Wertschöpfungskette. Daher wird das Agribusiness auch Agrar- und Ernährungswirtschaft genannt. Es setzt sich aus der Landwirtschaft und dem ihr vor- bzw. nachgelagerten Bereich zusammen.

Was versteht man unter dem Begriff Agrobusiness?

Agrobusiness, Agribusiness, Begriff, der einen über den traditionellen Agrarsektor hinausgehenden, übergreifenden Produktionskomplex bezeichnet. Agrobusiness umfasst demnach alle Wirtschaftsbereiche im Zusammenhang mit der Landwirtschaft.

Wie funktioniert Agrobusiness?

Agrobusiness umfasst ein komplexes Produktionssystem mit landwirtschaftlichen Produkten im Fokus. Die gesamte Wertschöpfungskette reicht von der Beschaffung über die Produktion bis zur Verarbeitung und Vermarktung. Das schließt alle vom Rohstofflieferanten bis zum Endverbraucher ein.

Warum wird die Landwirtschaft der USA auch als Agrobusiness bezeichnet?

Agrobusiness ist die Industrialisierung der Landwirtschaft Seit geraumer Zeit ist in den USA eine verstärkte Verschmelzung von industriellen und landwirtschaftlichen Produktionsbereichen zu verzeichnen. Die daraus entstandene agrarindustrielle Produktionsform ist inzwischen unter dem Namen Agrobusiness bekannt.