Inhaltlich geprüft von Hebamme Nadine Beermann. Show
Jedes Kind ist anders. Dennoch lassen sich zwischen den einzelnen Entwicklungsschritten gewisse Parallelen ziehen. Auch darüber, wann Kinder ihre ersten Wörter sprechen, existieren unzählige Statistiken. In welchem Alter Kinder normalerweise mit dem Sprechen beginnen und wie du dein Kind fördern kannst, wenn es nicht spricht, verraten wir dir in diesem Artikel! Ella ist zwei Jahre alt. Bei der U7 erhält Ellas Mutter eine Liste. Sie soll ankreuzen, welche Wörter Ella schon sagen kann. Keks, Ball, Blume – alle diese Wörter kamen Ella noch nie über die Lippen. Bei der Frage danach, ob Ella bereits Zweiwortsätze bildet (etwa „Mama Ball“), kreuzt Ellas Mama „Nein“ an. Der Kinderarzt sieht sich den Zettel kurz an und stellt die Diagnose „Late Talker“. Als „Late Talker“ bezeichnen Mediziner Kinder ab zwei Jahren, die weniger als 50 Wörter aktiv benutzen und keine Zweiwortsätze bilden. Sie gelten als sprachliche Spätentwickler. <span style="align:center;font-size:18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player> Wann Kinder mit dem Sprechen beginnenLaut Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte e.V. sprechen Kinder im Alter zwischen 9 und 18 Monaten ihre ersten Wörter. Im Alter von 17 bis 25 Monaten nimmt der Wortschatz erheblich zu – oft sprunghaft, manchmal graduell. In dieser Zeit beginnen Kinder in der Regel damit, erste Zweiwortsätze zu bilden. Mit diesen Zweiwortsätzen beginnt gleichzeitig der Aufbau einer Grammatik. Mit 30 bis 36 Monaten sind Kinder statistisch betrachtet in der Lage, vollständige Satzgefüge zu verwenden. Die Meilensteine der Sprachentwicklung in der Übersicht(nach Grimm & Doil 2006) Das Tempo des Spracherwerbs unterscheidet sich jedoch von Kind zu Kind stark. Ein später Sprechbeginn ist somit kein sicherer Indikator einer Sprachentwicklungsstörung. Dennoch sollte ein später Sprechbeginn beobachtet werden. Schließlich ist die Sprache von großer Bedeutung für die kindliche Entwicklung und den späteren schulischen Erfolg. Anzeichen für eine möglicherweise verzögerte SprachentwicklungEllas Eltern trifft die Diagnose „Late Talker“ wie ein Schlag. Sie hielten Ellas sprachliche Entwicklung für normal. Es ist für Eltern generell schwer zu beurteilen, ob ihr Kind altersgerecht spricht. Dabei werden mögliche Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung zuweilen früh sichtbar.
Wichtig:Nicht jede Auffälligkeit zeugt direkt von einer sprachlichen Entwicklungsstörung. Manche Fehler sind beim Sprechen lernen normal – vor allem in der Aussprache. Zu den häufigsten Fehlern gehören:
Gründe, weshalb Kinder spät mit dem Sprechen beginnenWenn im Untersuchungsheft deines kleinen Schatzes ebenfalls die Diagnose „Late Talker“ prangt, musst du dir noch keine Sorgen machen. Die kindliche Entwicklung läuft nicht nach Schema F ab. Darüber hinaus belegen Studien, dass auch Kinder, die verzögert mit dem Sprechen beginnen, daraus keine Nachteile zu erwarten haben. Laut Statistik erfüllt sogar fast jedes fünfte Kind sprachlich nicht das, was medizinisch als Standard erachtet wird. Hierfür gibt es verschiedene Gründe:
Ein verzögerter Sprechbeginn ist nicht zwingend ein Indikator für eine Sprachentwicklungsstörung!Rund 50% der Kinder, die sprachliche Spätentwickler sind, haben statistisch betrachtet bis zu ihrem dritten Geburtstag den Anschluss geschafft. Bei den anderen Kindern muss der Ursache jedoch auf den Grund gegangen werden. Sonst könnte sich aus dem verzögerten Sprechbeginn tatsächlich eine Spracherwerbsstörung entwickeln. Diagnostik und BehandlungsmöglichkeitenEntwickelt sich ein Kind in sprachlicher Hinsicht langsamer als gleichaltrige Kinder, sollte spätestens mit drei Jahren abgeklärt werden, woher die Verzögerung kommt. Die Abklärung sollte in drei Phasen erfolgen:
Zunächst sollte immer sichergestellt werden, dass keine Beeinträchtigung des Hörvermögens vorliegt. Die BehandlungsmöglichkeitenLogopädie bildet die Hauptsäule bei der Therapie von Sprachentwicklungsstörungen. In regelmäßig stattfindenden Sitzungen erhalten die Kinder individuell angepasste Übungsaufgaben. Sind begleitende Probleme vorhanden, werden bei einer Sprachentwicklungsstörung zusätzlich folgende Therapien eingesetzt:
Heidelberger Elterntraining (HET)Das Heidelberger Elterntraining verfolgt einen anderen Ansatz. Beim HET arbeitet der Logopäde nicht mit dem Kind, sondern mit den Eltern. Die Eltern lernen, wie sie durch ihr Verhalten die sprachliche Entwicklung ihres Kindes fördern können. Sie lernen, nicht zu viel und nicht zu wenig zu sprechen, zuzuhören, Wörter oft zu wiederholen und feinfühlig auf die sprachlichen Äußerungen ihres Kindes einzugehen. Tipps, um das Sprechen zu fördernWenn dein Kind sprachlich nicht ganz so weit ist wie seine Altersgenossen, kannst du seine Sprechlust fördern. Hier ein paar Tipps! Oberstes Gebot: Sei geduldig!Wann hast du zuletzt eine neue Sprache gelernt? Erinnerst du dich, wie fremd sie klang? Dein Kind steht vor einer ähnlichen Herausforderung. Es muss die für ihn neue Sprache entdecken und entschlüsseln. Wo fängt ein Wort an, wo hört es auf? Wie werden Sätze zusammengesetzt? Wie wird betont? Das geht nicht von heute auf morgen. Dieser Prozess braucht Zeit. Gib deinem Kind die Zeit. Ungeduld führt zu Frust. Bei dir und bei deinem Kind. Und Frust ist ein schlechter Lehrmeister. Ermutige dein Kind!Neben Geduld ist Ermutigung wichtig. Auch wenn du nicht alles verstehst, lass dein Kind ausreden und verbessere es nicht sofort. Weise es nicht mit dem Holzhammer auf seine Fehler hin. Kinder, die häufig unterbrochen werden, neigen dazu, nur noch wenig zu sprechen. Gehe bedacht und feinfühlig vor, indem du seinen Satz in deiner Antwort noch einmal richtig wiederholst. Korrigiere dein Kind also passiv. Das ermutigt dein Kind zu sprechen. Schließlich werden seine Fehler nicht verurteilt. Interagiere mit deinem Kind!Interaktion ist wichtig für die Entwicklung – insbesondere für die Sprachentwicklung. Kinder brauchen die Interaktion mit Erwachsenen. Sie brauchen den optischen Reiz. Wende dich deinem Kind zu, wenn du mit ihm redest. Deine Lippenbewegungen zu beobachten, hilft ihm nicht nur beim Verstehen, sondern auch beim Sprechen lernen. Außerdem lernen Kinder durch Wiederholen der immer gleichen Wörter die Zusammenhänge zwischen dem, was sie sehen, und dem, was sie hören. Es ist wichtig, alle Sinne anzuregen. Ahme dein Kind nach – und lasse dich nachahmen!Kleine Kinder lernen durch Nachahmen. Logopäden zufolge regt Nachahmung die erneute Nachahmung an. Du solltest also Bewegungen, Geräusche oder Lautmalereien deines Kindes aufgreifen und um ein bis zwei Wörter ergänzen. Dann wird dein Kind im Idealfall wiederum versuchen, dich nachzuahmen. Baue kleine Sprachinseln in den Tag ein!Um deinen Schatz in der Sprachentwicklung zu fördern, solltest du kleine „Sprachinseln“ in den Tag einbauen. Als Beispiel: Decke den Tisch nicht schweigend, sondern benenne klar, dass du nun die Teller auf den Tisch stellst, die Servietten faltest, Gabel und Messer bereitlegst et cetera. Hört dein Kind im Rahmen dieser Rituale dieselben Wörter immer wieder, bleiben sie irgendwann hängen. Sorge für Spaß!Der Spaß sollte beim Sprechen lernen im Vordergrund stehen. Eine gute Möglichkeit, die sprachliche Entwicklung mit Spaß zu fördern, sind Gesellschaftsspiele, die dein Kind zum Sprechen animieren. Ab drei bis vier Jahren eignen sich beispielsweise Spiele wie „Papperlapapp“ oder „Activity Kindergarten“.
Weitere Möglichkeiten, um mit Spaß das Sprechen zu fördern:
Übrigens: Babysprache klingt süß und kann in den ersten Wochen sinnvoll sein. Besser ist es aber, immer in ganzen Sätzen mit deinem Kind zu sprechen. So förderst du seine sprachliche Entwicklung! FazitBei Kindern sind Unterschiede in der Entwicklung normal. Das gilt auch bei der Sprachentwicklung. Ein verzögerter Sprechbeginn ist zunächst kein Grund zur Beunruhigung. Oft haben Kinder bis zu ihrem dritten Geburtstag den Anschluss geschafft. Ist dies nicht der Fall, sollte der Ursache jedoch auf den Grund gegangen werden – bevor sich aus dem verzögerten Sprechbeginn tatsächlich eine Spracherwerbsstörung entwickelt. QuellenQuellen
Wann sollte ein Kind spätestens sprechen können?Das erste Wort können Eltern deshalb in einem relativ großen Zeitfenster erwarten. Bereits mit sieben Monaten oder dann doch erst mit 18 Monaten wird der Zeitpunkt aus entwicklungspsychologischer Sicht dafür festgelegt. Bis zum zweiten Lebensjahr umfasst der Wortschatz deines Kindes etwa 200 Wörter.
Warum spricht mein Kind mit 3 Jahren noch nicht?Wenn Dein dreijähriges oder älteres Kind nicht spricht, solltest Du umgehend handeln, es ärztlich untersuchen und entsprechend behandeln lassen. Denn spätestens in diesem Alter deutet das Schweigen Deines Kindes auf eine Störung der Entwicklung hin.
Wann spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung?Unter einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) versteht man die zeitliche Abweichung des Spracherwerbs um mindestens 6 Monate bei einem Kleinkind bis zum Alter von 36 Monaten. Ab einem Alter von > 36 Monaten spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung.
Wie viel muss ein Kind mit 2 Jahren sprechen?Wortschatz mit 2 Jahren
Mit 24 Monaten sollten Kinder mindestens 50 Wörter sprechen! Als Meilenstein zum 2. Geburtstag gilt also: 50 Wörter zu sprechen und 2 Wörter miteinander kombinieren zu können.)
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