Ab wann Baby ins eigene Zimmer Erfahrungen

Wir haben unsere Leserinnen befragt. Wie schläft Ihr Baby? Was machen Sie, damit es einschläft? Lesen Sie hier die Ergebnisse der großen Schlaf-Umfrage des Diplom-Kinderpsychologen Stephan Valentin. Und seine Tipps, was Sie tun können, damit Ihr Baby gut schläft.

Schlaf in deutschen Kinderzimmern

In Deutschland, genauso wie in Afrika oder Asien, wird der Moment des Schlafengehens des Babys zu Erziehungszwecken genutzt. Das Baby soll durch bestimmte abendliche Maßnahmen zu einem ausgeglichenen und harmonischen Menschen erzogen werden.
"Ausgeglichen" und "harmonisch" bedeutet in Japan, dass das Kind sich dem Mitmenschen öffnet und in der Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen sein späteres Leben bestreitet. In Deutschland soll das Kind nach den Zielen unserer westlichen Kultur erzogen werden. "Selbstständigkeit", "Konkurrenzfähigkeit", "Unhabhängigkeit vom Mitmenschen" sind die Ziele unserer Erziehung.
Deutsche Eltern versuchen ihrem Kind die innere Kraft zu geben, die es später brauchen wird, um den psychologischen und sozialen Druck auszuhalten zu können. Druck, der schon ab dem Kindergarten auf Kinder ausgeübt wird und sich dann in der Schule und am Arbeitsplatz um einiges steigert. In unserer westlichen Kultur siegt der Stärkere. Vielleicht wird Sie das an die Theorie von Darwin erinnern. "Die natürliche Auslese". Die Angst, ein Kind großzuziehen, dass diesen Druck nicht aushält, ist spürbar. Jede Abhängigkeit vom Mitmenschen scheint oft bei uns als Hindernis für ein späteres erfolgreiches Leben angesehen zu werden.

Diese Haltung ist auch zum Teil aus den USA nach Deutschland importiert worden. Es handelt sich dort oft um eine einzelne Person, die es im Leben geschafft hat. Der amerikanische Traum ist meistens ein sehr einsamer.

Diese Sorgen beeinflussen auch die Art und Weise wie deutsche Babys zu Bett gebracht werden.

1. Wo schläft das Baby bei uns in Deutschland?

Wie wir es erwartet haben, schlafen viele Babys in ihrem eigenen Zimmer. 69% sind es in unserer Studie. 31% der Babys schlafen im Zimmer der Eltern. Davon 16% im Bett der Eltern und 15% im eigenen Bettchen.

Das "Co-Sleeping" (Baby schläft im Bett der Eltern) wird nur selten in Deutschland praktiziert. Und die Eltern, die ihr Kind mit zu sich ins Bett nehmen, haben uns erzählt, wie sehr sie unter dem Einfluss und dem Druck von seiten ihrer Verwandten oder Freunden leiden. "Du wirst dein Kind verziehen", "das wird ein Mama-Kind", "du weißt nicht, was du deinem Kind antust". Kein Wunder, dass sich diese Mütter unverstanden und sogar schuldig fühlen. Durch diesen äußeren Druck auf ihre Psyche befinden sich die Co-Sleeping-Eltern im Konflikt mit ihren eigenen Vorstellungen und denen der Gesellschaft. Das "Co-Sleeping" scheint nicht so ganz in die "Gebote" der deutschen Säuglingspflege zu passen. Einige Ärzte haben sogar den Eltern unserer Studie davon strengstens abgeraten. Im eigenen Bett zu schlafen ist ein Zeichen für Selbstständigkeit und somit ein Schritt hin zum Erwachsensein.

Wir können den Eltern versichern, dass das Co-Sleeping sich nicht negativ auf den Charakter des Kindes auswirkt. In Indien oder Japan, wo das Co-Sleeping zur Schlafkultur gehört, haben wir bis jetzt noch keine Generationen von verwöhnten Kindern finden können. Unsere Kultur hat nur die Tradition des Co-Sleeping aus den Augen verloren. Auch die Mutter wird entlastet. Falls das Baby in der Nacht gestillt werden muss, braucht sie nicht erst aufzustehen, um ihm die Brust zu geben.

Nun wollen wir mit dieser Aussage nicht zum Massen-Co-Sleeping aufrufen. Damit das Co-Sleeping nämlich funktionniert ist eine Voraussetzung notwendig: Eltern und Baby müssen es wollen! Aber vielleicht sollten wir etwas toleranter miteinander umgehen und die Gewohnheiten in anderen Familien respektieren. Diese Schlaf-Lösung sollte den Eltern und ihrem Baby überlassen werden. Wir denken jedoch, dass das Baby in seinen ersten Lebensmonaten besser im Zimmer der Eltern aufgehoben ist. Im Bett der Eltern oder in seinem eigenen. Durch die Nähe zum Kind werden wahrscheinlich auch die Eltern beruhigter schlafen.

Das Co-Sleeping ist natürlich eine Lösung je nach Alter des Kindes. Wir denken, dass nach dem 12. Monat und spätestens ab dem 3. Jahr, das Kind allein schlafen sollte. Damit schließen wir uns den Erkenntnissen der Psychoanalyse an. Das Kind sollte mit zunehmendem Alter kein Zeuge der Sexualität der Eltern sein.

2. Das Schlafritual

Das Schlafritual scheint in Deutschland in fast allen Kinderzimmern stattzufinden. 91% der Eltern unserer Studie finden, dass dieses Ritual wichtig für das Kind ist. Alle sind der Meinung, dass es dem Kind Sicherheit durch seine Regelmäßigkeit gibt. "Durch dieses Ritual weiß mein Sohn, dass er jetzt schlafen muss. Das Ritual beruhigt ihn, weil er weiß was jetzt kommt", sagt ein Vater. Für manche Eltern ist es aber auch ein Weg, um Ärger zur Schlafenszeit zu vermeiden. "Meine Tochter weiß, dass jetzt nicht mehr gespielt wird", erklärt eine Mutter. "Sie weiß, was sie jetzt tun muss und es gibt kein Heulen."

Manche Antworten haben uns sehr betroffen gemacht. Besonders auf die Frage, wie die Eltern unserer Studie selbst früher ins Bett gebracht wurden: "Meine Eltern haben mich schreien und heulen lassen", "ausziehen, waschen, ins Bett und Licht aus", "ich habe keine Erinnerungen daran, wie man mich ins Bett gebracht hat. Zumindest keine positiven". Aussagen, die einen gewissen Schmerz und auch Einsamkeit offenbaren. Und vielleicht auch Sehnsucht nach Geborgenheit in der eigenen Kindheit. Dieselben Eltern bringen ihre eigenen Kinder liebevoll ins Bett. Aber es gab auch schöne Erinnerungen: "Meine Mutter hat sich neben mich gelegt und wir haben gekuschelt", "mit meiner großen Schwester und meiner Mutter haben wir abends immer gesungen. Mama las uns eine Geschichte vor. Manchmal war's auch der Opa." Aber ein Großteil der Eltern sind in ihrer Kindheit allein und ohne Geschichte eingeschlafen.

Das Schlafritual scheint heute also mehr zu verbreitet zu sein, als früher. Nur 13% der Eltern haben den Tipp, ein Schlafritual zu praktizieren, von den Großeltern erhalten. Im allgemeinen sind die "menschlichen" Ratgeber nicht stark vertreten: Tipp von Freunden:18%; vom Arzt: 10%, "die Hebamme: 5%". Besonders großen Einfluss haben Zeitschriften: 46%. Die große Mehrheit der Eltern (67%) hatten selbst die Idee. Ein Zeichen dafür, dass das Schlafritual nicht unbedingt von Generation zu Generation überliefert wird, sondern relativ neu ist.

Je nach Alter des Kindes, entwickelt sich auch das Schlafritual. Kleine Babys sagen den Kuscheltieren gute Nacht, man singt ein Wiegenlied. Nach und nach kommt dann eine gute-Nacht-Geschichte hinzu. In Deutschland ist oftmals das Abendgebet ein fester Bestandteil des Rituals. "Das Gebet ist für die Seele. Das Wiegenlied für die Ohren und das Schlummertuch für die Nase", sagt eine Mutter.

In Deutschland beruht das Schlafritual meistens auf einer gewissen Distanz zwischen den Eltern und dem Baby. Der Kontakt zum Kind wird vorwiegend über die Stimme der Mutter erreicht (reden, singen etc.). Wir nennen diesen Kontakt "distal" (von :Distanz). Erst wenn das Kind nicht einschlafen will, wird die "distale" Gestik, durch die "proximale" (von: Nähe) Gestik ersetzt. "Ich singe und wiege mein Baby, wenn es nicht schlafen will", "ich streichle mein Baby". Erst Einschlafschwierigkeiten begünstigen also die körperliche Nähe zwischen Mutter und Kind, wenn es Zeit ist zu schlafen. Ein Elternpaar drückt es dennoch sehr gut aus, "die Nähe stellt einen harmonischeren Übergang zum Einschlafen dar". Aber diese körperliche Nähe scheint bei vielen Eltern im "Ersten-Hilfe-Koffer" verstaut zu sein, der nur in Notsituationen aufgemacht wird. Dabei ist es gerade die körperliche Nähe, die dem Kind, besonders im ersten Jahr, den Eindruck von Sicherheit vermittelt. Nur 26% der Eltern wiegen ihr Kind während des Schlafrituals. 43% nehmen es immerhin in den Arm. Im Gegensatz zu 52% der Eltern, die mit ihrem Kind reden. Natürlich ist reden wichtig. Aber warum nicht das Kind wiegen und dabei mit ihm reden?

3. Bleiben deutsche Eltern bei Ihrem Kind, bis es eingeschlafen ist?

Das In-den-Schlafbegleiten des Kindes scheint nicht die Aufgabe der Eltern in Deutschland zu sein. 80% der Eltern bleiben nicht bei ihrem Kind bis es eingeschlafen ist. Manche Eltern sind besorgt, dass das Kind sonst niemals allein einschlafen wird. "Später im Leben muss mein Sohn ja auch allein einschlafen" oder "sonst will meine Tochter immer, dass jemand bei ihr bleibt". Manche Eltern finden, dass es die Eltern entlastet, wenn das Kind allein einschläft und es gäbe weniger Konflikte in der Familie.

Allein einzuschlafen scheint für viele Eltern auch noch mehr zu bedeuten: "man muss lernen sich allein zurecht zu finden", "wir wollen einen Menschen erziehen, der mit sich allein zurecht kommt", "später kann sich mein Kind dann leichter von Menschen oder Dingen trennen". Wieder finden wir das Ziel der Selbstständigkeit. Nicht bei seinem Kind zu bleiben, könnte sich auf den Charakter des Kindes auswirken.

Die 20% der Eltern, die bei ihrem Kind bleiben, möchten ihrem Kind auch etwas auf den Lebensweg mitgeben. Hier steht vor allem das Vertrauen im Vordergrund: "Unsere Gegenwart gibt meinem Sohn Vertrauen und Sicherheit", "später weiß sie, dass wir immer für sie da sein werden", "damit Kinder ihr Urvertrauen behalten".

Aber auch das Verständnis, dass alles seine Zeit haben sollte, haben wir in Ihren Antworten gefunden: "unser Sohn wird alleine einschlafen, wenn er dazu bereit ist", "ich glaube es ist wichtig, dass ein Baby die Erfahrung macht, dass man auf seine Bedürfnisse eingeht".

Obwohl 80% der Eltern nicht bei ihrem Kind bleiben, bis es eingeschlafen ist, beantworten 54% der Eltern, die Frage "Ist es schwierig für ein Kind einzuschlafen?" mit JA.

4. Der Schlafgegenstand

80% der Kinder unserer Studie schlafen mit einem Schlafgegenstand ein. Sei es der Schnuller, der Teddy oder ein Tuch. Das ist enorm, wenn man es mit Kindern im Süden von Indien vergleicht oder in manchen afrikanischen Ländern. Dort schläft kein Kind mit einem Schlafgegenstand ein. Ein Grund scheint die Gegenwart der Mutter zu sein. Sie allein genügt dem Kind.

10% der deutschen Babys schlafen an der Brust der Mutter ein. 5% lutschen ihren Daumen, 2% hören eine Spieluhr. 3% schlafen ohne etwas ein (auch ohne Mutter).

Unter den Gegenständen ist der Schnuller mit 49% am häufigsten vertreten. 28% der Kinder lieben ihren Teddy und 10% ein Schmusekissen.

Der Schlafgegenstand soll das Kind der Eltern statt in den Schlaf begleiten und ihm in der Nacht "Halt" geben, wie es eine Mutter ausdrückt. Falls das Kind in der Nacht aufwacht, tröstet es sich mit seinem Teddy und ruft nicht unbedingt sofort nach den Eltern. Die Fähigkeit sich selbst zu beruhigen wird von den Eltern angestrebt. Und wieder treffen wir auf den Glauben, dass ein Kind, das sich selbst beruhigt, später selbstständig wird.

Viele Eltern antworten, dass sie es nicht ertragen, wenn ihr Kind in der Nacht weint. Aber bestimmte Bücher schreiben ihnen vor, das Kind weinen zu lassen. Ein Arzt hätte einer Mutter geraten, "dann lassen sie ihre Tochter halt schreien", ohne dabei wirklich auf das Leiden der Mutter und ihr Kind einzugehen. Wieder wird die Angst sichtbar, dass Eltern ein von ihnen abhängiges Kind erziehen werden und dabei möchten sie ihrem Kind helfen.

Viele Mütter wollen nicht, dass "das Kind auf ihrer Nase herumtanzt". Sie möchten, dass ihr Kind früh selbstständig wird, damit sie ihre eigene Freiheit wiedergewinnen. Eine Freiheit, für die die Frau im letzten Jahrhundert kämpfen musste. Und die sie nicht so schnell wieder opfern möchten. Mutter werden, bedeutet für manche Frauen einen harten Rückschlag. Besonders, weil die Väter so gut wie gar nicht von ihrem Vaterschaftsurlaub Gebrauch machen und teilweise aus dem gemeinsamen Schalfzimmer ausziehen, wenn das Baby nachts weint. Vielleicht würde sich so manches Schlafproblem lösen, wenn die Gesellschaft, besonders die Arbeitswelt, auf die Bedürfnisse der Mutter eingehen würde. Denn auf der Mutter lastet eine doppelte Last: sich nachts um das Baby zu kümmern und morgens fit am Arbeitsplatz zu erscheinen.

5. Schlafstörungen

Die Ergebnisse unserer Studie ergeben, dass die Schlafstörungen in dem Bereich liegen, den wir von anderen Ländern kennen. 17% der Kinder unserer Studie leiden an Einschlafschwierigkeiten. 26% leiden an Schlafstörungen (sie wachen mindestens 3x in der Nacht und 3x in der Woche auf).

Keines der Kinder hat jemals Schlaftabletten oder andere Medikamente genommen. Wir möchten darauf hinweisen, dass Schlafmittel Kindern nur vorübergehend und auch nur auf kurze Zeit (höchstens eine Woche) verabreicht werden sollten. Und auch nur in Notsituationen. Meistens erscheinen die Schlafstörungen nach Absetzen des Medikaments.

Von Wiegenliedern und Spieluhren

1. Das Wiegenlied - eine deutsche Tradition

Im Gegenteil zu anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Schweden, sind in Deutschland die Wiegenlieder nicht vom "Aussterben" bedroht. 79% der deutschen Eltern singen abends ihrem Kind ein Wiegenlied vor, das sie meistens aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Die eigene Mutter, der Vater, die Großmutter oder eine Tante sangen dieselben Lieder, wenn es Zeit war, zu Bett zu gehen. Wahrscheinlich ist diese Tradition bei uns noch so lebendig, weil sie von Generation zu Generation überliefert wird. Eine junge Mutter aus München erzählte folgendes: "Ich singe jeden Abend meiner 2-jährigen Tochter ein Wiegenlied vor und dabei halte ich ihre Hand. Vor kurzem sah ich, wie meine Tochter ihre Puppe ins Bett gebracht hat. Sie nahm die Hand der Puppe und sang ihr unser Wiegenlied vor". Dieses Beispiel zeigt, wie das Kind schon im frühesten Alter ihre Mutter nachahmt. Diese Erfahrungen prägen sich bei uns ein und werden wieder hervorgeholt, wenn man selbst Mutter oder Vater geworden ist. Und wir fühlen uns im Gesang des Wiegenliedes sicher. Während wir unserem Kind vorsingen, werden wir in unsere eigene Kindheit zurückgeschickt und erinnern uns an unsere Gefühle. Wir können uns also in unser Kind hineinversetzen. Wir fühlen, was es in diesem Moment fühlen könnte.

2. Ein Moment der Liebe

Alle Eltern unserer Studie lieben es zu singen. Diese Liebe zur Musik ist kein modernes Phänomen. Musizieren gehört seit Jahrhunderten zur deutschen Kultur. Doch im Fall der Wiegenlieder findet diese Liebe zur Musik auch im Verhalten des Babys seinen Ursprung. "Meine Tochter lächelt mich dann so süß an", sagt eine Mutter. Viele Eltern erzählen uns, wie ruhig ihr Kind wird, wenn sie ihm etwas vorsingen. Es schaut die Mutter aufmerksam an, lächelt und will manchmal sogar "mitsingen". Das heißt, es gibt Töne von sich, als wolle es den mütterlichen Gesang begleiten. Während des Gesangs hält die Mutter meistens ihr Kind in ihren Armen. Es drückt sich an die Mutter und sucht den Kontakt mit ihrem Körper.

Wiegenlieder rufen einen Moment der Harmonie zwischen Mutter und Kind hervor. Durch das Verhalten des Kindes sieht die Mutter oder der Vater, dass das Baby diesen Moment genießt. Dieser positive Moment gibt den Eltern auch Vertrauen und Sicherheit, dass sie ihrem Kind etwas Gutes tun und dass sie selbst gute Eltern sind. Wir denken, dass es sich um einen Austausch von Liebe zwischen Eltern und ihrem Baby handelt. Durch den Gesang nähern sich die Eltern dem Kind. Eine Mutter hat es mit sehr schönen Worten ausgedrückt, "wenn ich singe, dann umarme ich mein Kind mit meiner Stimme".

Dadurch, dass sich das Baby durch den Gesang des Wiegenliedes beruhigt, ist es vor allem abends vor dem Zu-Bett-gehen geeignet. Für viele Eltern ist das Wiegenlied ein Zeichen, dass das Kind nun schlafen muss. Im Wiegenlied können Eltern und Baby aber auch die Trennung voneinander durch den Schlaf verarbeiten. Nicht nur das Baby wird ruhig. Auch die Eltern werden beruhigt und können diese Ruhe an ihr Baby weitergeben. Ängste und Sorgen könne im Gesang verarbeitet werden. Deswegen ist das Wiegenlied so wichtig.

3. Die Spieluhr

Sehr wenige Kinder schlafen beim Zuhören des Wiegenliedes wirklich ein. Genau dann wird die Spieluhr aufgezogen. In Frankreich hat die Spieluhr die Wiegenlieder sehr verdrängt. In Deutschland wird sie als Weiterführung des Wiegenliedes genutzt. "Ich kann ja nicht stundenlang singen", sagt eine Mutter. Aber unsere Eltern wissen sehr wohl, dass eine Spieluhr niemals den Gesang der Mutter ersetzen kann. Sie wird als "unpersönlich" und "nicht menschlich" eingestuft. Gleichzeitig ist es eine bequeme Lösung. Anstatt das Kind im stillen Zimmer allein zu lassen, wird die Spieluhr aufgezogen. Möglicherweise denken viele Eltern, dass sich dann ihr Kind nicht so allein fühlt. Für 53% aller Babys ist die Spieluhr Teil des abendlichen Schlafrituals.

4. Was wollen Eltern ihrem Kind durch ein Wiegenlied vermitteln?

Fast alle Eltern unserer Studie möchten ihrem Baby die Liebe zur Musik vermitteln. "Ich hoffe, dass dann meine Tochter später mit mir singt", sagt eine Mutter. Zudem möchten Eltern, dass ihr Kind sprachliche Fortschritte macht. Das Wiegenlied wird demnach auch als "Fortbildungsmittel" genutzt.

Auch "Geborgenheit", "Liebe" und "Wärme" sollen an das Kind weitergegeben werden, aber auch "dass mein Kind weiß, dass ich es für es da bin und dass ich mich um es kümmere", wie es uns eine Mutter erklärt. Der Gesang beinhaltet also auch die Nähe der Eltern. Das Baby fühlt sich geborgen, in Sicherheit und vor allem geliebt.

Das Wiegenlied hat also mehrere Funktionen für unsere Eltern. Es ist ein Austausch von Liebe, verhilft dem Kind zu sprachlichen Fortschritten und zur Musikalität und es ist eine Möglichkeit, die Trennung vorzubereiten. Durch den Kontakt mit dem Körper der Mutter und ihrer Stimme vermittelt die Mutter ihrem Kind die nötige Sicherheit und Ruhe, damit es sich beruhigt. Eine wichtige Voraussetzung für einen ruhigen Schlaf.

Zum Abschluss

Abschließend möchten wir den Eltern, die diesen Artikel lesen werden, Mut machen, sich etwas auf mehr die innere Stimme zu verlassen. Vertrauen Sie sich und Ihrer Intuition.

Wirklich selbstständig wird ein Kind erst werden, wenn es vorher positive Erfahrungen von Sicherheit und Liebe gemacht hat. Gerade das erste Lebensjahr eines Kindes ist unserer Meinung nach eine der wichtigsten Phasen in der Entwicklung eines Kindes. Vergessen Sie die Sätze "langes Schreien stärkt die Lunge und die Stimme". Wir hätten sonst mehr Pavarottis als es uns lieb wäre. In den ersten Monaten ist es wichtig, dass sich das Kind wie in einem Zustand der "Allmächtigkeit" befindet. Seine Bedürfnisse sollten so schnell wie möglich befriedigt werden. Denn so kann es die Erfahrung machen, dass Mama da ist und immer kommen wird. Und dann werden Sie allmählich beobachten, wie sich ihr Baby etwas gedulden und abwarten kann. Zum Beispiel wird es bei Hungergefühlen nicht gleich losschreien, sondern den Daumen lutschen. Das Kind lernt auf Grund positiver Erfahrungen sich selbst zu beruhigen.

Beobachten Sie Ihr Kind auf dem Spielplatz. Es wird immer nach Ihnen Ausschau halten, um sich zu vergewissern, dass Sie ihm zuschauen. Erst dann kann es ruhig weiterspielen, denn das bedeutet, dass es sich sicher fühlt. Mit der Zeit braucht das Kind nicht mehr diesen Blickkontakt. Dann sind es vielleicht die Eltern, die sich fragen, wo das Kind bloß wieder steckt.

Auch beim Schlafen sollte das Baby zuerst die positive Erfahrung gemacht haben, dass jemand da ist, wenn es in "Not" ist. Ansonsten wird es vielleicht auch aufhören zu schreien, aber nicht, weil es friedlich eingeschlafen ist, sondern weil es aufgegeben hat zu hoffen. Es gibt kein "zu viel" an Liebe, vor allem im ersten Lebensjahr. Gerade Babys, die man nicht weinen lassen hat, werden besonders selbstständig.

Positive Erfahrungen von Sicherheit und Liebe können viel bewirken. Sie ermöglichen dem Kind, sich in Sicherheit von seinen Eltern zu entfernen. Wichtig ist vor allem, dass Sie nicht vergessen, dass Ihr Baby im ersten Lebensjahr noch sehr klein ist. Alles sollte seine Zeit haben.

Wir wissen wie viel Geduld man als Eltern haben muss und wie viel Kraft es kostet. Und vielleicht haben Sie das Gefühl, dass man das zu oft vergisst. Leider werden viele Eltern mit ihren Problemen allein gelassen. Besonders wenn es um Schlafstörungen geht. Stephan Valentin arbeitet zur Zeit gemeinsam mit Eva Herman an einem Buch über Schlafstörungen bei Kindern. Darin wird auch besonders auf die Eltern eingegangen. Wir hoffen, dass Ihnen diese Studie und auch das kommende Buch weiterhelfen werden.

Danksagung

Wir möchten uns ausdrücklich bei allen Eltern bedanken, die bei unserer Schlaf-Studie mitgemacht haben. Mehrere Hundert haben mitgemacht. Wir wissen, dass es sehr viel Arbeit gewesen ist, alle Fragen zu beantworten. Danke, dass Sie sich für uns diese Zeit genommen haben. Vielen Dank auch für die netten Emails und Briefe. Auch das hat uns immer wieder in unserer Forschungsarbeit motiviert.

Großen Dank an die Online-Redaktion von "Eltern". Insbesondere an Margarete Arlamowski, die von Anfang an mit Begeisterung bei dieser Schlaf-Studie mitgewirkt hat. Ohne das Magazin "Eltern" und das Online-Stellen unseres Fragebogen wären wir bestimmt nicht mit unserer Studie so schnell vorangekommen. Es war eine tolle Zusammenarbeit.

Autor: Stephan Valentin

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Wann sollte ein Baby in seinem eigenen Zimmer schlafen?

Im zweiten Lebensjahr können Sie behutsam versuchen, das Kinderzimmer für kurze Zeit zu verlassen, sodass Ihr Kind lernt, auch mal einige Minuten alleine dort zu spielen. Aus entwicklungspsychologischer Sicht eignet sich das Alter zwischen drei und vier Jahren am besten für den Umzug ins eigene Zimmer.

Wie lange bleibt das Baby im Elternschlafzimmer?

Die American Academy of Pediatrics (AAP) rät Eltern dazu, bis zu einem Jahr mit ihren Babys im selben Zimmer zu schlafen. Sechs Monate sollte das Neugeborene der AAP zufolge mindestens mit den Eltern im gleichen Raum schlummern.

Kann man sein Baby von Anfang an im eigenen Zimmer schlafen lassen?

Einige Eltern lassen ihr Baby von Anfang an im eigenen Zimmer schlafen, während andere das Kleine für einige Monate oder sogar Jahre im Elternschlafzimmer nächtigen lassen. Ein eindeutiges „Richtig“ und „Falsch“ gibt es in diesem Fall auch nicht.