Wie zeigt sich die Verwirrtheit im Alter?

Viele Senioren leben ein aktives, selbstbestimmtes Leben, ohne dass sie vom körperlichen Zustand her großartig Hilfe benötigen. Doch manchmal sind im Alter Verwirrtheitszustände und eine Desorientierung erkennbar, was die Selbstbestimmtheit dann doch erheblich erschwert. Angehörige oder pflegende Betreuungspersonen können die Ursachen meist nicht richtig einordnen. Was sich hinter der Verwirrtheit genau verbirgt, was die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten sind, wird nachfolgend erläutert.

Was sind Verwirrtheitszustände und wie äußern sie sich?

Als Verwirrtheit wird der Zustand einer räumlichen und zeitlichen Desorientierung bzw. eine Bewusstseinsstörung beschrieben. Hierbei kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, beispielsweise:

  • Wahrnehmungsstörungen
  • verwirrtes Denken
  • beeinträchtigte Orientierung
  • Konzentrations- und Merkprobleme
  • unverständliches, sprunghaftes und zusammenhangloses Sprechen
  • Leistungsabfall
  • eingeschränkte Reaktionsfähigkeit

Nicht selten gehen diese Symptome mit einer inneren Unruhe einher. Auch Halluzinationen sind möglich. Betroffene können niedergeschlagen und schläfrig, aber auch wütend und aggressiv werden.

Was sind die Ursachen für Verwirrtheitszustände und wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Der Prozess der Verwirrtheit kann langsam auftreten und zunehmen, sich aber auch plötzlich von heute auf morgen bemerkbar machen. Verwirrtheitszustände treten vor allem bei älteren und kranken Personen auf. Sie können körperliche oder psychische Ursachen haben.

Mögliche körperliche Erkrankungen, die eine Verwirrtheit begünstigen

Bei einem akuten Auftreten der Verwirrtheitszustände sollte die Ursache von einem Arzt abgeklärt werden und eine Behandlung erfolgen. Bei einem Schlaganfall beispielsweise wird das Gehirn nicht mehr genügend durchblutet und mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Der Grund können auch fortschreitende Gefäßverschlüsse wegen einer Arteriosklerose sein. Auch diese Erkrankung begünstigt Verworrenheit und Desorientierung. Andere Erkrankungen wie eine Gehirnerschütterung, Hirnhautentzündung (Meningitis), Epilepsie, ein Hirntumor, chronische Leber- oder Nierenbeschwerden, Herzrhythmusstörungen oder nicht gut eingestellte Zuckererkrankung können ebenso Verwirrtheitszustände verursachen. Bei einer Demenzerkrankung wiederum, beispielsweise Alzheimer, werden Betroffene im Laufe der Zeit immer verwirrter.

Psychische Auslöser kommen ebenso als Ursache infrage

Konnten körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, kann eine psychische Erkrankung der Auslöser der Verwirrtheitszustände sein, beispielsweise eine Psychose, Schizophrenie, Manie oder ein schwerwiegendes psychisches Trauma, das vielleicht durch den Verlust eines geliebten Menschen ausgelöst wurde.

Flüssigkeitsmangel kann Verwirrung auslösen

Ebenso eine häufige Ursache für Verwirrtheitszustände ist ein Flüssigkeitsmangel bzw. in der Folge eine Austrocknung, denn viele ältere Menschen trinken zu wenig. Aufgrund des Wassermangels im Gehirn kann es zur Unruhe, Verwirrtheit und Desorientierung kommen. Dies lässt sich durch eine gesteigerte Flüssigkeitszufuhr oder bei einem ausgeprägten Mangel durch Infusionen beheben. Senioren oder pflegende Angehörige sollten die genannten Symptome genau beobachten, um die richtigen Schritte einzuleiten. Akute Verwirrtheitszustände können sich völlig zurückbilden, wenn die Grunderkrankung oder sonstige Ursachen erfolgreich behandelt werden. Bei psychischen Beschwerden muss oftmals eine Psychotherapie eingeleitet werden. Daneben gibt es Medikamente, die bei Verwirrtheit verschrieben werden können.

Zusammenfassung

Die Ursachen für Verwirrtheitszustände können sehr unterschiedlich sein. Das häufigste Risiko ist mit zunehmendem Alter die Demenz. Doch auch weitere genannte physische oder psychische Erkrankungen oder ein Flüssigkeitsmangel können sie auslösen. Angehörige kennen die Persönlichkeit, den Charakter und die Verhaltensweisen ihres Pflegebedürftigen am besten, sodass sie in der Lage sind, Abweichungen schnell zu bemerken und entsprechend zu reagieren bzw. dafür sorgen, dass, falls erforderlich, eine passende Behandlung erfolgt. Schnelle angemessene medizinische Hilfe kann dabei helfen, Folgeschäden zu verhindern.

Oft sind Patienten im Kranken­haus betroffen

Plötzlich lässt das Gedächt­nis einen Menschen im Stich. Er weiß nicht mehr, welcher Tag ist, wo er sich befindet. Delir heißt das Fach­wort für derartige Bewusst­seins­störungen. Oft sind Patienten im Kranken­haus betroffen – und dann vor allem ältere Menschen.

Krise durch Klinik­aufenthalt – OP oder Schmerzen

Etwa jeder Dritte über 70 Jahren erleidet laut Schät­zungen in der Klinik ein Delir. Auslöser können Operationen oder starke Schmerzen sein, aber auch Infektionen, Flüssig­keits­mangel, Reaktionen auf Medikamente. Nicht selten verursachen Angst oder Stress ein Delir – im Alter genügt oft eine räumliche Veränderung. Möglich ist ein Delir natürlich nicht nur in der Klinik, sondern auch anderswo.

Delir von Demenz unterscheiden

Problematisch ist, dass Ärzte und Angehörige das Delir oft nicht erkennen oder mit Demenz verwechseln. Während sich Demenz eher lang­sam anbahnt, verändert das Delir binnen Stunden das Denken und die Konzentration. Einige Betroffene bekommen Halluzinationen, reagieren über­aktiv oder apathisch. Ein unbe­handeltes Delir kann ernste Folgen haben, gerade in der Klinik.

Delir schnell behandeln

„Es gefährdet nach­haltig den Behand­lungs­erfolg und führt sogar zu einer erhöhten Sterb­lich­keit“, sagt Dr. Jan Menzenbach, Ober­arzt am Universitäts­klinikum Bonn. Er forscht zu Delir nach operativen Eingriffen. Ärzte sollten lernen, es früh­zeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen. Die Behand­lung setzt oft an der Ursache an. Das kann zum Beispiel bedeuten, ein Antibiotikum gegen eine Infektion zu verordnen oder eine Elektrolytlösung bei Dehydrierung. Auch pflegerische Unterstüt­zung ist wichtig, damit Betroffene wieder Orientierung finden und schnell auf die Beine kommen.

Tipp: Angehörige können Menschen mit Delir helfen, indem sie oft und regel­mäßig zu Besuch kommen. Lesebrille oder Hörgerät oder vertraute Dinge fördern, sich wieder zurecht­zufinden.

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Wie äußert sich Verwirrtheit?

Verwirrtheit äußert sich ferner durch Unruhe, erhöhte Irritierbarkeit, Weitschweifigkeit und Sprunghaftigkeit. Die Sprache ist unverständlich oder zusammenhanglos, die Dialogfähigkeit eingeschränkt bis aufgehoben. Als Begleitsymptom können Schlafstörungen auftreten.

Was tun bei Verwirrtheit im Alter?

„Bei der Behandlung eines Delirs können Medikamente wie Antipsychotika oder Beruhigungsmittel eingesetzt werden, wenn dies sinnvoll ist. Bei der nichtpharmakologischen Behandlung spielen die Schaffung einer ruhigen, patientengerechten Umgebung und die Einbeziehung der Angehörigen eine wichtige Rolle.

Warum sind alte Menschen oft verwirrt?

Häufige Ursachen sind bei älteren Menschen Infektionen, Herzrhythmusstörungen oder Störungen der Durchblutung des Gehirns. Daneben können aber auch Nebenwirkungen von Medikamenten, Überdosierung sowie Wechselwirkungen oder auch das Absetzen von Arzneimitteln eine Rolle spielen.

Was ist der Unterschied zwischen Verwirrtheit und Demenz?

Delir und Demenz sind unterschiedliche Störungen, die jedoch manchmal nur schwer voneinander unterschieden werden können. Bei beiden ist die Kognition gestört; jedoch hilft Folgendes diese zu unterscheiden: Delir betrifft hauptsächlich die Aufmerksamkeit. Demenz betrifft vor allem das Gedächtnis.