Wie viele Sprachen spricht Annalena Baerbock

Mathematische Regeln vergessen, französisch verlernt? Egal. Aber ab einem gewissen beruflichen Status erwarten alle, man spreche fließend Englisch.

Wie viele Sprachen spricht Annalena Baerbock

Baerbock kann über die Kritik an ihrem deutschen Akzent im Englischen lachen Foto: Kay Nietfeld/dpa

Es ist jetzt über einen Monat her, dass sich die Öffentlichkeit über Annalena Baerbocks Englisch lustig gemacht hat. Mittlerweile haben es alle schon vergessen – ich nicht. Immer, wenn sich Menschen über das Englisch von Po­li­ti­ke­r*in­nen oder anderen Personen der Öffentlichkeit, die offenkundig ein gutes englisches Vokabular und eben nur einen deutschen Akzent haben, lustig machen, verunsichert mich das. Baerbock hat in London studiert, ihr kann das egal sein, weshalb sie mit Humor kontern konnte.

Ich hatte acht Jahre lang Englisch in der Schule und das ist jetzt auch schon 13 Jahre her. Natürlich schaue ich ab und an Serien auf Englisch, aber sprechen tue ich es nicht, mit wem auch? Ich bin nicht wie Gen Z mit englischsprachigen YouTuber*innen, Instagram-Kanälen und TikToks auf Englisch aufgewachsen. Bücher lese ich hauptsächlich auf Deutsch, damit ich sie auch meiner Mutter borgen kann.

Meine Eltern haben in Jugoslawien Russisch in der Schule gelernt, sie können also wirklich gar kein Englisch. Klar, kann ich es dagegen schon, natürlich verstehe ich alles und kann auch alles, was ich will, ausdrücken, aber es klingt nicht besonders intellektuell. Um dagegen etwas zu machen, könnte ich Fortgeschrittenen-Sprachkurse besuchen, aber ich bin ehrlich gesagt gerade genug damit beschäftigt, meine Muttersprache Bosnisch nicht zu verlernen, wann soll ich da noch mein Englisch perfektionieren?

Auslandssemester waren nicht drin

Ich habe nie ein Auslandssemester absolviert, wie bei vielen Ar­bei­te­r*in­nen­kin­dern war das auch bei mir einfach nicht drin. Heute werde ich als Journalistin ab und an auf internationale Kongresse eingeladen – Vorträge auf Englisch halten? Eine Horrorvorstellung für mich. Es ist, als würden alle erwarten, dass man ab einem gewissen beruflichen Status fließend Englisch spricht und die Unsicherheiten seiner früheren sozialen Herkunft überwindet. Woher aber diese Erwartungen?

Ich habe Deutsch studiert, ich arbeite in Österreich. Dass ich nach sechs Jahren Französisch in der Schule kaum mehr was kann, schockt niemanden. Wenn ich von meinen kaum vorhandenen Mathekenntnissen erzähle, nicken alle wissend – aber Englisch? Muss man in den Kreisen, in denen ich mich beruflich bewege, fließend beherrschen, sonst stimmt irgendwas nicht, und wenn du Pech hast, macht man sich am Ende auch noch im Internet lustig über dein Englisch.

Nein, ich werde an dieser Stelle nicht sagen, wie ungerecht es ist, dass von Native Speakern niemand erwartet, dass sie Deutsch oder Bosnisch nur ansatzweise so sprechen, wie wir alle Englisch. Das tut nichts zur Sache, außerdem ist Englisch tatsächlich sehr einfach, zumindest die Basics. Eine Sprache auf akademischem Niveau zu beherrschen ist aber in jeder Sprache schwer. Ich bin froh, dass ich mittlerweile auf Deutsch akademische Diskurse führen kann, der Weg dahin war mühselig – und jetzt dasselbe noch auf Englisch? Uff.

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Die Dichterin Ilse Aichinger hatte einmal beschlossen, bestimmte Worte nicht mehr zu gebrauchen. Ihr Spiel mit den guten und schlechten Wörtern führte dazu, dass sie, zum Beispiel, den Satz „Den Untergang vor sich her schleifen“ stehen ließ, obwohl man, wie sie anmerkt, weder Untergänge noch sonst etwas vor sich her schleifen kann.

Eine Dichterin darf so mit den Worten umgehen, aber Annalena Baerbock ist keine Dichterin, sondern eine Politikerin, die Kanzlerin werden will. Medial geglückt waren ihre Auftritte bisher nicht besonders, sei es wegen des nicht korrekten Lebenslaufs oder wegen vergessener Nebeneinkünfte. „Mist“. Darüber hat sie sich „tierisch geärgert“. Aber: Das hat sie nicht „auf dem Schirm gehabt“, wie sie entschuldigend sagte.

Es ist erstaunlich, dass jemand, der so gerne über die Bedeutung der Digitalisierung spricht, etwas „nicht auf dem Schirm hat“. Doch nun ist Annalena Baerbock Buchautorin geworden. Auch in ihrem Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ ist häufig die Rede davon, dass sie etwas nicht „auf dem Schirm“ hatte.

Ob das alle bei den Grünen gelesen haben?

Der berühmte Satz „Wir schaffen das“ war ein starker Satz einer starken Frau, aber das mit dem „Schirm“ könnte in die Hose gehen. Will man eine Kanzlerin, die beim Klimagipfel sagt: Ach, sorry, das hatte ich nicht auf dem Schirm!? Nein, das möchte man nicht!

Dabei will Frau Baerbock so viel Gutes und Richtiges, wie man in ihrem Buch lesen kann, das aber, trotz persönlicher und familiärer Einsprengsel, eigentlich nur das in Blei gegossene Wahlprogramm der Grünen ist. Also nicht unbedingt eine Lektüre für das Schwimmbad oder den Waldsee. Vielleicht aber abends auf dem Balkon, denn im Buch funkeln so viele Gender-Sterne, dass man auf weitere Beleuchtung verzichten kann.

Da war Robert Habeck in seinem 2018 erschienenen Buch „Wer wir sein könnten“ zurückhaltender. Er schrieb: „Wir Grüne zum Beispiel benutzen in unseren offiziellen Texten wie selbstverständlich den GenderStar, um sichtbar zu machen, dass alle Menschen in der Sprache ihren Platz haben.“ Sein Buch ist sternelos, ein gutes Buch übrigens über die Bedeutung der Sprache in der Politik. Ein Buch ohne „GenderStar“: Wer weiß, ob das alle bei den Grünen gelesen haben.

Zurück zu den wahren Dichtern, der wahren Dichterin Ilse Aichinger. In ihrer Erzählung „Wo ich wohne“ berichtet sie, dass sie plötzlich vom vierten Stock in den dritten Stock umgezogen worden war. Sie fand das nicht so schlimm, weil ihr das Erreichen des vierten Stocks ab und zu den Atem genommen hatte. Doch am nächsten Tag wohnte sie plötzlich im zweiten und am übernächsten im ersten Stock, dann folgte das Parterre und dann ging es ab in den Keller. Das fand sie auch noch nicht so schlimm, weil es letztlich einfacher war mit dem Kohlenschleppen. Doch nun fragt sie sich etwas besorgt: „Wie es sein soll, wenn ich im Kanal wohnen werde. Denn ich mache mich langsam damit vertraut.“ Man muss nicht immer alles glauben, was die Dichter schreiben, aber lesen sollte man sie.

Welche Sprachen spricht Habeck?

Robert Habeck ist in einer christlichen Familie aufgewachsen, gehört aber selbst keiner Kirche an. Er bezeichnet sich als „säkularen Christen“. Er spricht fließend Dänisch.

Was hat baerbock gelernt?

2005 war sie zusätzlich als Trainee des British Institute of International and Comparative Law (BIICL) tätig. Anschließend war sie von 2008 bis 2009 Referentin für Außen- und Sicherheitspolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

Was ist der Beruf von Daniel holefleisch?

KommunikationsberaterDaniel Holefleisch / Berufnull

Wann ist Daniel holefleisch geboren?

1973 (Alter 49 Jahre)Daniel Holefleisch / Geburtsdatumnull