Wie viele Flüchtlinge hat Deutschland 2022?

Zypern unter erhöhtem Druck durch Migration übers Mittelmeer

Auffällig ist, dass sich die Flüchtlingszahlen entlang der östlichen Mittelmeerroute im Vergleich zu 2021 verdoppelt haben. Auch das geht aus dem Bericht über Asyl und Migration hervor. Zypern, wo etwa 60 Prozent der Geflüchteten anlanden, steht nach Aussage der EU-Kommission aus diesem Grund unter erhöhtem Druck. Dort seien bis Juli mehr als doppelt so viele Menschen angekommen wie im Vorjahreszeitraum.

Die Zahl der Ankommenden in Griechenland ist indes noch immer niedriger als vor der Pandemie. Startpunkt für die östliche Mittelmeerroute soll laut EU-Kommission vor allem die Türkei sein. Es sind hauptsächlich syrische, nigerianische und türkische Staatsangehörige, die diese Route nutzen.

Syrische Flüchtlinge verlassen Türkei Richtung EU

Dass die Zahl der Geflüchteten sowohl auf der Mittelmeer- als auch der Balkanroute so deutlich gestiegen ist, könnte unter anderem an der aktuellen Situation syrischer Flüchtlinge in der Türkei liegen. Dort habe bereits der Vorwahlkampf für die Parlaments- und Präsidentenwahlen 2023 begonnen, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Und der sei geprägt von harter Rhetorik gegen die Geflüchteten und Plänen diese nach Syrien abzuschieben – freiwillig oder unfreiwillig.

Dass sich syrische Geflüchtete in der Türkei verstärkt rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sehen, zeigen auch Recherchen des "Guardian". In einer Telegram-Gruppe hatten sich demnach zwischenzeitlich 76.000 Mitglieder – Syrer und Syrerinnen – organisiert, die planten, die Türkei gemeinsam Richtung EU zu verlassen.

Ein Konvoi, der sich schließlich am 21. September in Richtung der türkisch-griechischen Grenzstadt Edirne auf den Weg gemacht habe, sei dort jedoch von unbekannten Zivilisten angegriffen worden. Daraufhin habe man die Aktion vorläufig abgebrochen, berichtete die Website Infomigrant. Alle Inhalte der Telegram-Gruppe wurden gelöscht.

Pressemitteilung Nr. N036 vom 20. Juni 2022

  • 2,3 Millionen Menschen sind aus Gründen von Flucht und Vertreibung seit 1950 nach Deutschland zugewandert
  • Knapp eine Million noch lebende Vertriebene des Zweiten Weltkrieges

WIESBADEN – Der Krieg in der Ukraine hat auch die Erfahrungen von Geflüchteten während und nach früheren Fluchtbewegungen in den Fokus gerückt. Bereits vor Ausbruch des Krieges haben in Deutschland im Jahr 2021 mindestens 3,3 Millionen Menschen gelebt, die aus Gründen von Flucht, Vertreibung oder auf der Suche nach internationalem Schutz auf das heutige Gebiet Deutschlands zugewandert sind. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Weltflüchtlingstages sowie des Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni auf Basis von Daten des Mikrozensus 2021 mitteilt, sind seit 1950 2,3 Millionen Menschen aus Gründen von Flucht und Vertreibung zugewandert. Bei weiteren 962 000 Menschen handelt es sich um Vertriebene des Zweiten Weltkrieges. Für 2022 liegen noch keine Daten vor, die Zahl dürfte aufgrund des Krieges in Ukraine und der damit einhergehenden Fluchtzuwanderung deutlich höher liegen.

1,2 Millionen Personen zwischen 2014 und 2021 nach Deutschland geflohen

Von den 2,3 Millionen Menschen, die nach 1950 aus Gründen von Flucht und Vertreibung nach Deutschland kamen, ist allein gut die Hälfte (1,2 Millionen Menschen) in den Jahren 2014 bis 2021 nach Deutschland zugewandert. Weitere 487 000 Personen sind zwischen 1990 und 2000 nach Deutschland geflohen, unter anderem aufgrund der Kriege auf dem Gebiet des früheren Jugoslawiens. Die geflüchteten Zugewanderten sind durchschnittlich 40 Jahre alt, 41 % sind Frauen und 59 % Männer.

Von den 2,3 Millionen Zugewanderten mit Migrationshintergrund, die hauptsächlich aus Gründen von Flucht und Vertreibung nach Deutschland gekommen sind, wurde knapp jede dritte Person (29 % beziehungsweise 670 000 Menschen) in Syrien geboren. Weitere 221 000 Menschen stammen aus Afghanistan und 191 000 aus dem Irak. Danach folgen Polen (141 000), der Iran (115 000) und die Türkei (102 000) als wichtigste Herkunftsstaaten. 38 000 aus der Ukraine stammende Personen gaben 2021 an, aus Gründen von Flucht und Asylsuche nach Deutschland zugewandert zu sein.

Vertriebene des Zweiten Weltkrieges heute durchschnittlich 82 Jahre alt

Vertriebene des Zweiten Weltkrieges sind Personen, die in ehemaligen deutschen Gebieten als deutsche Staatsangehörige geboren und vor 1950 auf das heutige Staatsgebiet Deutschlands zugewandert sind. Sie haben ihre Heimat im Zusammenhang mit den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges infolge Vertreibung, Flucht und Ausweisung verlassen müssen. Die in Deutschland lebenden 962 000 Vertriebenen des Zweiten Weltkrieges sind durchschnittlich 82 Jahre alt, 58 % sind Frauen und 42 % Männer.

Mehr als die Hälfte aller Vertriebenen des Zweiten Weltkrieges leben in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen (17 %), Bayern (14 %), Niedersachsen (13 %) und Baden-Württemberg (12 %).

Methodische Hinweise:

Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an den Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet.

Die Frage nach dem Hauptgrund der Zuwanderung wird subjektiv von den Befragten beantwortet und hängt nicht zwingend mit einem offiziellen Aufenthaltstitel zusammen. Dadurch können sich Abweichungen zur Statistik der Schutzsuchenden auf Basis des Ausländerzentralregisters ergeben. Da nur das Hauptmotiv der Zuwanderung im Mikrozensus erfragt wird, können manche Geflüchteten ggf. auch andere Motive (z.B. Familienzusammenführung) als Grund ihrer Zuwanderung angeben.

Die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine kann mit den Mikrozensusdaten des Berichtsjahres 2021 nicht abgebildet werden.

Dargestellt ist die Bevölkerung in Privathaushalten am Hauptwohnsitz.

Der Mikrozensus ist die einzige derzeit verfügbare amtliche Datenquelle zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Die Basis der hier gemachten Angaben bildet der vom Statistischen Bundesamt entwickelte Begriff des Migrationshintergrunds „im weiteren Sinn“, der alle verfügbaren Informationen zur Bestimmung des Migrationshintergrundes einer Person berücksichtigt. Demnach hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Weitere Definitionen zu den hier verwendeten Begriffen bietet ein Glossar im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.

Hinweise zur Mikrozensus-Erhebung ab Berichtsjahr 2020:

Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar. Damit zwischen dem Ende des Erhebungsjahres und der Ergebnisbereitstellung möglichst wenig Zeit vergeht, werden ab dem Jahr 2020 zunächst Erstergebnisse und mit einigem zeitlichen Abstand Endergebnisse veröffentlicht. Bei den in dieser Pressemitteilung veröffentlichten Zahlen handelt es sich um Erstergebnisse des Berichtsjahres 2021.

Ausführliche Informationen zu den Änderungen sowie den Auswirkungen der Neugestaltung und der Corona-Krise auf den Mikrozensus sind auf einer eigens eingerichteten Sonderseite verfügbar.

Weitere Informationen:

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen wirken sich auf viele Bereiche in Gesellschaft und Wirtschaft aus. Auf einer Sonderseite haben wir Daten und Informationen dazu für Sie zusammengestellt.

Wie viele Migranten gibt es in Deutschland 2022?

Halbjahr 2022 gab es eine Nettozuwanderung von rund 750 000 Ukrainerinnen und Ukrainern nach Deutschland. Insgesamt lag die Nettozuwanderung nach vorläufigen Ergebnissen bei rund 1,0 Millionen Personen.

Wie viele Flüchtlinge in Deutschland aktuell?

Das Statistische Bundesamt hat deshalb eine Sonderauswertung der AZR-Daten veröffentlicht. Demnach lebten zum Stichtag 31.12.2021 etwa 1,94 Millionen Schutzsuchende in Deutschland.

Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland?

Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland Zwischen Ende Februar und dem 13. Dezember 2022 wurden dem Bundesinnenministerium zufolge 1.036.135 Geflüchtete aus der Ukraine im Ausländerzentralregister (AZR) registriert. Was weiß man über die Flüchtlinge aus der Ukraine?

Wie viele Asylanträge wurden 2022 gestellt?

Entschieden hat das Bundesamt im laufenden Jahr über 89.422 Asylverfahren. Im Zeitraum Januar bis Mai 2022 haben insgesamt 81.784 Personen einen Asylantrag in Deutschland gestellt (71.122 Erst- und 10.662 Folgeanträge).