Nazis erkennen leicht gemacht! Die Amadeu Antonio Stiftung fördert die Broschüre „Investigate Thor Steinar“.
Die Modemarke „Thor Steinar“ wurde 2002 gegründet, wird seit 2003 durch die Firma „Mediatex GmbH“ in Brandenburg vertrieben und ist laut dem Verfassungsschutz Brandenburg ein Erkennungsmerkmal der Rechtsextremen. Im Gegensatz zu Lonsdale oder Fred Perry, distanziert sich diese Marke nicht vom Rechtsextremismus, bekennt sich aber auch nicht öffentlich dazu. Somit bewegt sich „Thor Steinar“ in einer gefährlichen Grauzone, in der sie sich weitgehend
gesellschaftlicher und rechtlicher Sanktionen entzieht.
Die Recherchegruppe „Investigate Thor Steinar“ erstellte nun bereits in zweiter Auflage mit einer bereiten Unterstützung, u.a. von der Amadeu Antonio Stiftung, eine Broschüre, die das Ziel hat, aufzuklären und Rechtsextreme bereits an ihrer Kleidung zu erkennen.
Der Name „Thor Steinar“ lässt sich auf aller Wahrscheinlichkeit nach, einerseits auf den SS- Obergruppenführer und General der Waffen-SS Felix Steiner zurückführen. Allein durch die bewusste Bezugnahme auf einen Kriegsverbrecher bleibt kein Zweifel an welche Klientel sich die Marke richtet. Thor hingegen ist der wohl bekannteste Gott der nordisch- germanischen Mythologie. Die Verwendung nordisch- mythologischer Symbole ist in der rechten Szene verbreitet und ist ein gängiges Erkennungsmerkmal.
Woran erkennt man die Kleidung von „Thor Steinar“?
Die Marke bedient sich germanischer Runen, völkischer Symbolik, sowie zweideutigen T-Shirt-Aufdrucken, wie „Ski Heil“ oder pseudosozialdarwinistischem Wirrwarrs wie „Survival of the strongest“. Dadurch konnte sich die Marke schnell in der rechtsextremen Szene etablieren. In der Kollektion findet man neben mythisch- nordischen und nationalsozialistischen Bezügen auch Verbindungen zur Kolonialzeit, wobei u.a. eine Glorifizierung von Apartheid und gesellschaftlicher Unterdrückung zum Ausdruck gebracht wird. Die auf vielen Kleidungsstücken abgebildete „Thor Steinar“- Flagge erinnert durch die gewählten Farben und das Emblem eindeutig an die verbotene Reichskriegsflagge von 1938 – 1945. In der Broschüre „Investigate Thor Steinar“ wird eine ausführliche Analyse der Kollektion vorgenommen. Vordringlich ist dabei auf bedenkliche und mehrdeutige Zeichen, Codes und Logos aufmerksam zu machen und sie zu erkennen.
Filialen der einschlägigen Ladenkette in Leipzig, Magdeburg, Dresden und Berlin-Mitte stoßen bei Antifa-Gruppen wie Bürgerinnen und Bürgern auf Protest. In mehreren Fußballstadien der neuen Bundesländer, im Deutschen Bundestag und im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ist es gar verboten, mit Kleidung dieses Labels aufzukreuzen. Trotzdem wissen noch immer zu wenig Menschen was hinter dieser Marke steht. Durch Broschüren wie „Investigate Thor Steinar“ soll eine nötige Sensibilisierung der Gesellschaft stattfinden. Denn häufig tarnt sich die Marke durch ihr Biedermann Image und die Menschen wissen gar nicht mit wem sie sich einlassen. Beispielsweise ist es notwendig einen Hauseigentümer aufzuklären, wenn er Ladenräume an ein Geschäft vermietet, dass u.a. „Thor Steinar“ führt.
Entscheidend bleibt, dass rechtsextremes Denken und Handeln nicht ignoriert werden darf, sondern aufmerksam, hinterfragend und offensiventgegengetreten werden muss. Jeder Mensch, der eine solche Marke kauft, unterstützt wissentlich oder unwissentlich eine totalitäre, rassistische und menschenverachtende Ideologie.
Friederike Frintrop
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Er ist der umstrittenste Laden in Dortmund – und Ende Januar 2022 (erneut) Geschichte: Der bei Neonazis beliebte Klamottenladen „Tønsberg“ bzw. „Nordic Company“, der die Marke „Thor Steinar“ vertreibt, – schließt. Von Anfang an gab es zivilgesellschaftliche Proteste gegen den Laden.
Schon die Eröffnung von „Tønsberg“ wurde von Protesten begleitet
Das Mode-Label „Thor Steinar“ ist eine der beliebtesten Kleidungsmarken der rechtsextremen Szene. Denn die Macher:innen spielen nicht nur mit germanischer Mythologie und „harmloser Runenschrift“, sondern auch mit NS-Symbolik und klaren rechtsextremen Motiven.
Ob diese letztendlich (auch) der Grund für die Schließung des Ladens war oder die wirtschaftliche Lage, will das Unternehmen Mediatex mit Sitz im brandenburgischen Mittenwalde nicht beantworten. Eine Anfrage von Nordstadtblogger blieb bisher unbeantwortet.
Ende des Monats schließen gleich zwei Thor-Steinar-Geschäfte – die letzten im Westen. Neben Dortmund auch die Filiale in Berlin-Spandau, die auch „nur“ etwa zwei Jahre existierte.
„Alles hat ein Ende“ bewirbt das Unternehmen den aktuellen Ausverkauf. Kein neues Phänomen: In den vergangenen Jahren schlossen immer häufiger Geschäfte, die den Bedarf an rechten Szeneartikeln decken wollten. Damit existieren „nur“ noch die Läden „Trondheim“ in Erfurt, „Tønsberg“ in Schwerin, „Narvik“ in Magdeburg, „Oseberg“ in Halle an der Saale sowie zwei Geschäfte – „Larvik“ und „Outlet“ in Dresden.
Mediatex ist knapp 20 Jahre im rechten Mode-Geschäft
An weiteren Standorten wurden Geschäfte nach juristischen Auseinandersetzungen sowie anhaltenden Protesten wieder dicht gemacht. So schloss nach Angaben von „Endstation Rechts“ 2013 eine Filiale in Berlin-Friedrichshain nach Protesten und Farbangriffen.
2015 folgten die Geschäfte in Hannover und Rostock, 2017 im schleswig-holsteinischen Glinde. Zuletzt stellten die Filialen in Chemnitz und Neubrandenburg Anfang 2021 den Betrieb ein.
Hinter der 2002 registrierten Marke steht die Mediatex GmbH mit Sitz im brandenburgischen Mittenwalde. Nur wenig ist über die Geschäfte des Unternehmens bekannt. 2008 soll Thor Steinar nach einem Bericht von „Endstation Rechts“ allein über den hauseigenen Online-Shop rund 1,27 Millionen Euro umgesetzt haben. Mittlerweile sind die Klamotten auch in anderen europäischen Ländern erhältlich.