Wer ist die stärkste militärmacht

Militärs der Welt

Welche Streitkraft ist die mächtigste? Niemand auf der Welt hat mehr Einfluss auf Krieg und Frieden als die permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrats. Wie groß aber muss die Angst des Westens sein, von Russland oder gar China überflügelt zu werden? Eine Analyse.

Mit Zahlen lässt sich wunderbar spielen. Wer nur einen flüchtigen Blick auf Statistiken wirft und China wir Russland erst einmal generell misstraut dürfte beunruhigt sein, angesichts der gerade erst wieder vom Londoner Institut für Strategische Studien (IISS) veröffentlichten militärpolitischen Kennzahlen. Das weltweit renommierte Institut attestiert eine ungebrochene, hohe Rüstungsausgaben in den beiden Ländern, während die Staaten des Westens mit Ausnahme Amerikas weniger Geld für ihr Militär ausgeben. Zahlreiche von ihnen unterschreiten gar die von der Nato festgesetzte Quote von zwei Prozent. Was aber bedeutet das: Ist der Westen dabei, militärisch von Russland und China überflügelt zu werden?

Die Aktivierungsgrade der Einwohner sind in den wichtigsten Armeen der Welt (und zum Vergleich Deutschlands) sehr unterschiedlich. Die Wichtigkeit wird in diesem Fall der Einfachheit halber anhand ihrer Rolle als permanente Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen definiert. Über den höchsten Aktivierungsgrad pro Einwohner verfügt Russland mit einem Soldaten auf 183 Einwohner, gefolgt von den Vereinigten Staaten, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Deutschland. China indes, dass mit knapp 2,5 Millionen Menschen über die größte Streitkraft der Welt verfügt, weist gerade pro 589 Einwohner einen Soldaten auf. Ein wichtiger Hinweis für Rekrutierungspotentiale unter der Zivilbevölkerung. Aber nicht mehr.

Deutlich aussagekräftiger ist da eine Zusammenschau der Armeestärke sowie der Hauptwaffensysteme der Streitkräfte. Aus ihr lässt sich erkennen, dass die Vereinigten Staaten und Russland nach wie vor über die strategisch überlegenen Streitkräfte der Welt verfügen, da die Schlagkraft ihrer Atomsprengköpfe nach wie vor in der Lage dazu wäre, jeden Feind zu vernichten. Dass es sich dabei um eine eher theoretische Möglichkeit handelt, die bei einem großflächigen Einsatz de facto die eigene Existenz aufs Spiel setzen würde, ändert daran nichts. Mit China und in geringerem Maße auch Frankreich und Großbritannien verfügen zudem drei weitere der hier aufgeführten Staaten über atomare militärische Fähigkeiten. Unter der Ebene atomarer Abschreckung lassen sich indes unterschiedliche Trends ausmachen. Während China, Amerika und Russland die Zahl ihrer Truppen in den vergangenen Jahren auf einem relativ konstanten Niveau gehalten haben, schrumpfen die aufgeführten Streitkräfte Europas deutlich. Federführendes Ziel aller Streitkräfte war dabei offenkundig, Kosten zu sparen beziehungsweise frei werdendes Geld in die Modernisierung der Streitkräfte zu reinvestieren. Am dramatischsten zeigt sich das im Bereich der Heereskräfte, wo Russland binnen von fünf Jahren seine Kampfpanzer rigoros zusammenstrich. Ein Trend, den auch die Vereinigten Staaten und Deutschland in geringerer Intensität mitgingen. Ein gegenläufiger Trend ist bei China im Bereich der Kampfflugzeuge zu erkennen. Dort hat Peking mittlerweile sogar die Vereinigten Staaten und Russland überholt.

Text: Lorenz Hemicker; F.A.Z.-Multimedia: Bernd Helfert