Wer früher stirbt ist länger tot Regisseur?

Schon der Titel des neuesten Films von Marcus H. Rosenmüller birgt eine Erkenntnis in sich, die vermutlich jedem einleuchtet, denn wer früher stirbt, ist schließlich auch länger tot - ganz logisch eigentlich. Weisheiten dieser Art muss auch der 11-jährige Sebastian Schneider (Markus Krojer), der mit seinem Vater Lorenz (Fritz Karl) und seinem älteren Bruder Franz (Franz Xaver Brückner) in einem kleinen Dorf in Bayern lebt, immer wieder über sich ergehen lassen.

Sebastian erfährt im Streit mit dem Bruder, dass die gemeinsame Mutter bei seiner Geburt gestorben ist und glaubt nun, dies sei seine Schuld. Als Franz ihm dann auch noch prophezeit, dass er wegen all seiner Sünden sicherlich einmal im Fegefeuer landen wird, ist es vorbei mit der Leichtigkeit seines Daseins. Sebastian beschließt, dass er einfach nicht sterben darf und um das zu erreichen, sind ihm alle Mittel recht.

Bei seinem Bestreben nach Unsterblichkeit stehen ihm viele Dorfbewohner mit Rat und Tat zur Seite. Vor allem die Herren vom Stammtisch im väterlichen Gasthaus bringen ihre Lebenserfahrungen und Tipps immer wieder gerne ein. Für den 11-Jährigen unverständliche Ratschläge führen zu allerlei erheiternden Missverständnissen und der gewünschte Erfolg bleibt leider aus. Erst die Idee, Musik zu machen, mit der Gitarre der verstorbenen Mutter, scheint für den Jungen der richtige Weg zu sein, um unsterblich zu werden.

Die Musik von Gerd Baumann ist es auch, die von Beginn an das Tempo im Film vorgibt und die das Komische oft noch zusätzlich unterstreicht. Regisseur Rosenmüller mischt in "Wer früher stirbt ist länger tot" die unterschiedlichsten Genres. Skurril anmutender Realismus wechselt sich ab mit Fiktion und Surrealem in Sebastians ereignisreichen Traumsequenzen vom Fegefeuer. Markus Krojer verzaubert das Publikum nicht nur durch sein Äußeres und den bayrischen Dialekt, er überzeugt auch in seiner schauspielerischen Leistung. Selbst wenn Sebastians kindliche Naivität an manchen Stellen ein wenig übertrieben wirkt, so bestärkt das den Charme des Films nur noch zusätzlich.

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Der Witwer Lorenz Schneider (Fritz Karl), der Wirt der Gaststätte Kandler in dem oberbayrischen Dorf Germringen, erzieht seine Söhne Franz (Franz Xaver Brückner) und Sebastian (Markus Krojer) allein. Einen Führerschein hat er zur Zeit nicht, weil ihn die Polizei mit 2,3 Promille Alkohol im Blut erwischte.

Ein Bierlieferant der Gaststätte Kandler fährt den elfjährigen Sebastian an, ohne es zu merken. Der Lausbub fällt vom Fahrrad, steht unverletzt wieder auf und stellt gleich darauf fest, dass sich sein Fahrrad unter dem Lastwagen verklemmt hat, der inzwischen vor der Wirtschaft steht. Um es hervorziehen zu können, will er den LKW ein Stück nach vorn rollen lassen – und kracht dabei in die Hasenställe seines fast erwachsenen Bruders Franz.

Zornig über den Tod seiner Hasen, hält Franz seinem kleinen Bruder vor, er richte nur Unheil an und klärt ihn darüber auf, dass die Mutter Sophie (Stefanie von Poser) nicht – wie Sebastian bisher glaubte – bei einem Unfall ums Leben kam, sondern bei seiner Geburt starb. Er habe die Mutter auf dem Gewissen, redet Franz ihm ein, und müsse wegen seiner Untaten nach seinem Tod durchs Fegefeuer.

Während Sebastian an diesem Abend ins Bett geht, hört er, wie die Stammtischbrüder in einem Nebenraum der Gaststätte ein Bauerntheaterstück über eine Hexenverbrennung proben. Dialoge vermengen sich mit Schuldgefühlen und katholischem Volksglauben zu einem Albtraum, in dem Sebastian vor dem Jüngsten Gericht steht. Schweißgebadet wacht er auf.

Am nächsten Tag legt Sebastian Strom an einen der toten Hasen. Vielleicht kann er die toten Tiere wieder lebendig machen. Aber der Hase explodiert.

Von seiner Schulfreundin Evi Kramer (Pia Lautenbacher) erfährt Sebastian, dass Katzen sieben Leben haben. Hoffnungsvoll zieht er daraufhin einen verschnürten Sack aus der Regentonne, aber als sich in dem Sack nichts bewegt, murmelt er: „Scheiße!“ Und beim Abendessen mit dem Vater und dem Bruder meint er: „Der Beppi hat wohl schon sechs Leben gehabt.“

Die Stammtischbrüder (Johann Schuler, Sepp Schauer, Heinz Josef Braun, Tim Seyfi) in der Gaststätte Kandler versuchen, Sebastian zu trösten und erklären ihm, seine Mutter lebe in ihm weiter; durch Fortpflanzung werde man gewissermaßen unsterblich. Sebastian überlegt, dass er nicht ins Fegefeuer muss, wenn er unsterblich wird und fragt die Männer, wie man sich fortpflanzt. Verlegen drucksen die Stammtischbrüder herum, bis einer von ihnen behauptet, dazu müsse er eine Frau ins Ohrläppchen beißen und fragen, ob sie mit ihm vögeln wolle. Das probiert Sebastian am nächsten Tag in der Schule mit der hübschen jungen Lehrerin Veronika Dorstreiter (Jule Ronstedt) aus – mit dem Erfolg, dass sie seinen Vater anruft, weil sie sich Sorgen über den Schüler macht.

Bei einem Schulausflug zur Rundfunkstation auf dem Wendelstein erfährt Sebastian von dem mit Veronika verheirateten Moderator Alfred Dorstreiter (Jürgen Tonkel), dass Musiker wie John Ferdinand Woodstock und Jimi Hendrix unsterblich sind. Sobald er wieder zu Hause ist, holt er die Gitarre seiner Mutter hervor und fängt zu üben an. Aber der Vater reißt ihm das Instrument aus der Hand. Sebastian läuft fort, fährt in die nächste Stadt und geht in ein Geschäft für Musikinstrumente. Die Gitarre, die er sich aussucht, ist für ihn unerschwinglich, und anschreiben lässt der Verkäufer (Maximilian Brückner) auch nicht; also raubt Sebastian sie. Die Besatzung eines Streifenwagens (Anuschka Herbst, Emanuel Socher-Jukic) bringt den Dieb wieder nach Hause.

Kurz darauf hört Sebastian, wie sich die Stammtischbrüder bei einer weiteren Theaterprobe über seinen Vater unterhalten und der Meinung sind, er sei mit Sebastians Erziehung überfordert und es fehle ihm eine Frau. Das bringt den Jungen auf den Gedanken, sein Sündenkonto mit einer guten Tat etwas auszugleichen: Er nimmt sich vor, seinen Vater mit Evis Mutter (Saskia Vester) zu verkuppeln. Er bringt ihr im Namen seines Vaters einen Blumenstrauß, und um ihr zu demonstrieren, wie gut er erzogen ist, lobt er ihren Kuchen und hilft ihr in der Küche. Dann schlüpft er unbemerkt in das Zimmer, in dem Evis seit einen Schlaganfall gelähmte Urgroßmutter (Edeltraud Schubert) liegt und bittet die Greisin, von der er annimmt, dass sie bald sterben wird, im Himmel nach seiner Mutter zu suchen. Zum Zeichen, dass es ihr gut geht, soll sie bei ihm zu Hause das Telefon dreimal klingeln lassen. Um der gelähmten alten Frau etwas Gutes zu tun, schiebt Sebastian sie ins Freie. Dabei denkt er nicht an den Abhang vor der Terrasse. Unaufhaltsam rollt das Krankenbett über die Wiese hinunter. Evis Urgroßmutter glaubt, plötzlich wieder jung zu sein und hinter ihrem späteren Ehemann auf dem Motorrad zu sitzen (Madlen Dahlick, Henri Schladt). Der Arzt (Alexander Liegl) wundert sich denn auch, woher die unverletzt gebliebene Greisin so eine gesunde Gesichtsfarbe bekommen hat.

Nachdem Sebastian zu der Auffassung gekommen ist, dass Frau Kramer nicht die richtige Frau für seinen Vater sei, will er es mit der Lehrerin versuchen. Evi, die in Sebastian verliebt ist, überredet ihn, es mit einem Liebeszauber zu versuchen. Während die Zeremonie bei Sebastian offenbar nicht funktioniert, wirkt sie auf Veronika Dorstreiter und Lorenz Schneider mitten in der Elternsprechstunde, und die beiden verabreden sich am Danninger Weiher.

Dorthin wollen in dieser Vollmondnacht auch Sebastian, Evi und ihr Mitschüler Toni (Klaus Steinbacher), denn dort sollen sich bei Vollmond die Leichen der im Mittelalter getöteten Hexen aus dem Wasser erheben.

Während Veronika Dorstreiter und Lorenz Schneider miteinander turteln, werden die Kinder von einer weiteren Person erschreckt, von Alfred Dorstreiter, der seiner Frau eifersüchtig nachspioniert.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Jetzt braucht Sebastian nur noch ein Hindernis zu beseitigen, damit Veronika Dorstreiter und sein Vater ein Paar werden können: Er muss den Ehemann der Lehrerin töten. Mit einer Pistole, die er von Toni bekommen hat, steigt er auf den Wendelstein hinauf. Als er das Studio betritt, hat Alfred Dorstreiter sich gerade aus Verzweiflung über die Untreue seiner Frau aufgehängt, aber er röchelt und zappelt noch. Sebastian schießt und trifft den Strick. Während der Gerettete am Boden liegt und um Luft ringt, ruft Sebastian den Notarzt an. Dann trinkt er das neben dem Telefon stehende Glas Wasser aus – ohne zu ahnen, dass der lebensmüde Moderator darin eine Überdosis Schlafmittel aufgelöst hatte.

Im Krankenhaus kommt Sebastian wieder zu sich.

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Um sich von seinem Namensvetter Marcus O. Rosenmüller (Die Mandantin) zu unterscheiden, fügte Marcus Rosenmüller (* 1973) seinem Namen ein H hinzu, das für seine Heimatstadt Hausham steht.

Mit seinem Debütfilm „Wer früher stirbt, ist länger tot“ inszenierte Marcus H. Rosenmüller eine bayrische Komödie, die den katholischen Volksglauben aufs Korn nimmt. Im Drehbuch ist es ihm und Christian Lerch gelungen, mit vielen unverbrauchten Klamauk-Einfällen aus einem originellen Plot eine tragikomische, unterhaltsame Handlung zu entwickeln. Der schräge Titel scheint allerdings nicht von ihnen zu sein: „Wer früher stirbt, ist länger tot“, soll es bereits in einem Song von Wolfgang Ambros über den Wiener Volkssänger Augustin aus dem Jahr 1980 heißen.

Bemerkenswert ist die Farbregie: Sebastian trägt anfangs ein hellblaues, weiß eingesäumtes T-Shirt; von Missetat zu Missetat wird die Farbe seiner T-Shirts jedoch dunkler. Und nachts ist der Saum seiner T-Shirts fast schwarz.

Wenn Alfred Dorstreiter im Radio Platten auflegt, hören wir übrigens nicht wirklich Musikkonserven, sondern es handelt sich um Teile der Filmmusik von Gerd Baumann, der die kleine Rolle des fiktiven Gitarristen John Ferdinand Woodstock selbst spielt.

Auch Marcus H. Rosenmüller ist in „Wer früher stirbt, ist länger tot“ zu sehen, und zwar auf dem Hochzeitsfoto von Frau Kramer.

Konstantin Wecker hat eine winzige Rolle als Zugreisender übernommen.

Die im Kandlerhof spielenden Szenen wurden in einer Gaststätte in Oberbiberg gedreht, und die Friedhofs-Aufnahmen entstanden gleich in der Nähe davon. Die Schule befindet sich in Brannenburg, und beim „Danninger Weiher“ handelt es sich um den Hackensee bei Kleinhartpenning südwestlich von Holzkirchen.

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