Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist

Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist
Bergmann aus Bolivien. Bild von "M M" via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Mining kehrt zurück nach Deutschland und ist trotz der hohen Strompreise zumindest derzeit noch profitabel. Die Folge ist, dass kaum ein Elektronik-Händler mehr geeignete Grafikkarten auf Lager hat. In anderen Ländern ist die Situation noch extremer. Es scheint, als habe die Welt nicht genügend Hardware, um die Bedürfnisse der Kryptominer zu befriedigen.

Eigentlich schien das Mining hierzulande tot zu sein. Die Stromkosten sind in Deutschland einfach zu hoch, um am weltweiten Wettbewerb um neue Kryptowährungen teilzunehmen. Wenn überhaupt, dann haben noch Leute aus Überzeugung gemined oder weil sie besonders günstig Strom beziehen.

Plötzlich jedoch scheint das Mining wieder aufzuleben. Im wichtigsten deutschsprachigen Bitcoin-Forum, dem Coinforum, wird plötzlich ständig über das Mining diskutiert, und mehr und mehr Leute fragen, mit welcher Software und welcher Grafikkarte es am besten geht und wie man ein sogenanntes „Rig“, ein Mining-System mit mehreren Grafikkarten, aufbaut.

Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist

Mining ist zurück; Deutschland schürft wieder Kryptowährungen. Wenn es so weitergeht, wird Deutschland noch China Konkurrenz als wichtigster Mining-Standort der Welt machen, scherzt Chris von Bitcoin-Live, der als langjähriger Mining-Experte weiß, wovon er redet.

Dabei wird hierzulande allerdings weniger mit den Asics nach Bitcoin gesucht, als mit den Grafikkarten nach Altcoins. Besonders beliebt sind dabei Ethereum und Monero, die beiden großen Coins, die Asic-resistent sind, so dass man hier weiterhin auch mit Grafikkarten konkurrieren kann.

Mit ein Grund für dieses unerwartete Comeback dürfte darin liegen, dass das Mining nicht mehr eine obskure Verwendung von Hardware ist, sondern mehr und mehr im Mainstream angkommt. So berichtet mittlerweile auch das PC-Magazin übers Grafikkarten Mining, die PC Games schreibt wie in diesem Bericht vom 15. Juni übers Grafikkarten-Mining, und der Computer-Versandhändler Caseking preist einige Produkte damit an, dass sie besonders gut fürs Mining geeignet sind.

Der wichtigste Grund dürfte jedoch der Anstieg der Kurse sein.

Ja, es lohnt sich. Zumindest zum Teil.

Die Profitabilität des Minings ist nicht allzu schwer zu kalkulieren. Auf der einen Seite hat man die Ausgaben fürs Rig sowie die Stromkosten. Auf der anderen Seite den Ertrag.

Chris rechnet vor, dass sich ein Mining-System für Ethereum lohnt. Ein Rig, das in der Anschaffung 800 Euro kostet, leistet 45 Megahash bei einem Stromverbrauch von 350 Watt. Bei einem Strompreis von 29 cent je Kilowattstunde kostet der Betrieb damit am Tag 2,44 Euro, spielt aber 6,35 Euro ein. Nach knapp sieben Monaten hat sich in diesem Beispiel das Rig abgezahlt. Danach macht es bis an sein Lebensende fast 4 Euro Gewinn am Tag.

Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist

Noch besser sieht diese Rechnung aus, wenn man günstiger Strom bekommt, etwa durch eine eigene Anlage oder durch Industrietarife. Allerdings muss man auch bedenken, dass die Hashrate, insbesondere von Ethereum, recht schnell ansteigt.

Da Mining ein Nullsummenspiel ist und der individuelle Ertrag sinkt, wenn mehr Menschen minen, heißt es, dass das Krypto-Mining ein Grenzkostengeschäft ist. Langfristig sind die Profite aufgrund der globalen Konkurrenz so gering, dass sich das Mining nur lohnt, wenn die Kosten für Hardware und Strom auf ein absolutes Minimum gedrückt werden. Demnach dürfte es Hobby-Mining in Deutschland, wo die Stromkosten im weltweiten Vergleich mit am höchsten sind, gar nicht geben, während die Miner an Standorte mit günstigen Strompreisen auswandern und die Rigs in Rechenzentren zusammenstapeln, wo die Wartungskosten am geringsten sind. Diese Entwicklung konnte man bereits bei Bitcoin beobachten.

Warum aber ist es derzeit anders? Warum wird, trotz der schlechten Voraussetzungen, weiterhin in Deutschland gemined? Dies führt uns zu einer verblüffenden Beobachtung.

Es gibt nicht genügend Grafikkarten auf der Welt

In der Regel passt sich die Schwierigkeit des Minings an den Preis an. Wenn eine Kryptowährung mehr wert ist, schürfen mehr Leute nach ihr, womit erst die Hashrate des Netzwerks und anschließend die Schwierigkeit des Minings steigt. Das System versetzt sich selbst in ein Gleichgewicht, das die Profitabilität des Minings automatisch begrenzt.

Derzeit scheint dieses Gleichgewicht aber gestört zu sein. Schauen wir uns etwa Ethereum an. Seit Mitte Februar ist der Preis je Ether von 18 auf maximal 360 Dollar gestiegen. Er hat sich also verzwanzigfacht.

Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist

Anstieg des Preises von Ethereum.

Die Difficulty des Minings hingegen ist lediglich von 120 auf 900 geklettert, also nur um den Faktor 7,5. Die beiden Werte variieren je nach Beobachtungszeitraum – doch es ist nicht zu übersehen, dass die Hashrate dem Preis hinterherhinkt.

Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist

Anstieg der Mining-Schwierigkeit bei Ethereum

Die verblüffende Schlussfolgerung ist: Es gibt nicht genügend Grafikkarten auf der Welt, um die Schwierigkeit des Minings an den Preis anzupassen. Dies wird durch einen Blick auf die Verfügbarkeit der beliebtesten Grafikkarten bestätigt.

Auf Bitcoin-Live gibt es eine Liste mit den fürs Mining am besten geeigneten Grafikkarten. Lange waren einige AMD Radeon Modelle, etwa die RX 580 und 480, die absoluten Top-Karten fürs Mining. Wenn man sich bei Amazon und anderen Händlern umschaut, wird man diese Karten, wenn überhaupt, nur vereinzelt finden. In der Regel ist nicht einmal ein Liefertermin bekannt. Ein wenig besser sieht es noch bei vergleichbar leistungsstarken Karten von Nvidia aus, die lange als untauglich fürs Mining galten, aber ab der GTX 1060er Reihe wieder mit den AMD Karten konkurrieren können. Es heißt, Nvidia habe die Karten extra so designt, um auch den Mining-Markt bedienen zu können.

Was passiert wenn eine Kryptowährung ausverkauft ist

Ist wie ein Yeti – jeder glaubt, dass es sie gibt, aber keiner hat sie in echt gesehen: Die AMD Radeon RX 580.

Aber die Grafikkarten sind nur ein Teil der raren Hardware, wie Chris von Bitcoin-Live erklärt: „Ganz gleich ob du eine Grafikkarte (GPU), ein passendes Netzteil, eine kleine CPU oder ein Mainboard mit 4 oder 6 PCIe Anschlüssen suchst, es ist verdammt schwer, an passende Hardware zu kommen.“ Insbesondere wer größere „Rigs“ aufbauen will, wird auf massive Beschaffungsengpässe stoßen. „Große Rigs lassen sich jedoch Aufgrund des sehr geringen Angebots an 1000 Watt Netzteilen nur noch extrem schwer realisieren.“

Computerhändler reagieren auf gesteigerte Nachfrage

Die großen Versandhändler für Computerteile haben bereits auf die gestiegene Nachfrage reagiert. Chris erzählt dass „sich pro Kunde oder Adresse oft nur 2 oder 3 Grafikkarten bestellen lassen. Die Hardwareverkäufer reagieren damit sicherlich auf die extreme Nachfrage der Miner und versuchen so ihre ’normalen‘ Kunden zu schützen.“

Manche Händler haben auch auf die große Nachfrage mit Preiserhöhungen reagiert. Zum Teil, meint Christ, deutlich. „Einige gehen dabei jedoch schon so weit, das ich ganz klar von Mondpreisen oder Wucher sprechen würde.“ Insbesondere bei passenden Netzteilen steigen die Preise rapide an.

Die Pressestelle von Notebooksbilliger.de reagiert auf diese Einschätzung von Chris: „Das Mining von Kryptowährungen beeinflusst den Markt weiterhin sehr stark. Speziell Grafikkarten, egal ob AMD oder NVIDIA, sind derzeit nur sehr schlecht bis gar nicht verfügbar. Aber auch andere Komponenten wie z.B. bestimmte Netzteile oder Gehäuse, welche sich zum Aufbau eines Minings-PCs eignen, werden spürbar knapper. Die Hersteller und Lieferanten reagieren größtenteils mit zum Teil enormen Preiserhöhungen auf diesen ‚Engpass‘.“

Dabei ist die Situation in Deutschland noch einigermaßen unter Kontrolle. In Russland scheint es deutlich dramatischer zu sein. Hier wird so viel gemined, dass es längst nicht mehr genügend Grafikkarten auf dem heimischen Markt gibt, weshalb immer mehr im Ausland lebende Russen ins plötzlich lukrativ gewordene Geschäft des Grafikkarten-Imports einsteigen. Bitcoin.com berichtet:

Es wurde berichtet, dass viele russische Miner in der Lage sind, doppelt so viel zu verdienen, wie ihnen auf dem normalen Arbeitsmarkt angeboten wird. Dies führt zu einer viel zu hohen lokalen Nachfrage nach Mining Hardware. Lokale Medien haben berichtet, dass die Anzahl der Russen, die Kryptowährungen schürft, um 500 bis 700 Prozent gestiegen ist, wodurch viele Grafikkarten-Händler nicht mehr in der Lage sind, die Nachfrage zu befriedigen. Während die Kunden hunderte von Grafikkarten auf einmal kaufen, erhöhen manche Händler die Preise um bis zu 80 Prozent.

Auch in Südafrika wird von einem Mangel an entsprechenden Grafikkarten berichtet, und selbst in den USA ist es für einen Motherboard-Journalisten so gut wie unmöglich, gute Grafikkarten zu bekommen.

Die Welt, so scheint es, hat einfach nicht genügend Grafikkarten für die Miner.

Was passiert wenn Bitcoin ausverkauft ist?

Wenn alle 21 Millionen Bitcoins geschürft werden, bekommen Nutzer keine neuen Bitcoins zur Verifizierung der Blöcke. Als Anreiz, um alle Transaktionen zu überprüfen, werden sie weiterhin Transaktionsgebühren erhalten, die von denjenigen gedeckt werden, die Zahlungen tätigen.

Was passiert wenn ein Coin auf 0 geht?

Die meisten virtuellen Währungen auf dem aktuellen Markt würden wahrscheinlich ebenfalls verschwinden, wenn der Bitcoin-Preis auf Null fällt. Experten warnen, dass nur die virtuellen Währungen mit definierten Geschäftsmodellen und einem einfachen Mainstream-Nutzen den Absturz von Bitcoin überleben würden.

Kann man bei Krypto alles verlieren?

Echte, dezentrale Kryptowährungen, die mithilfe der Blockchain-Technologie geschürft und gehandelt werden, sind nicht per se unseriös. Eine Spekulation auf Bitcoin und Co gleicht aber einem Gang ins Spielcasino (Bitcoin kaufen und schürfen). Setzen Sie nur Geld ein, das Sie nicht benötigen. Sie können alles verlieren.

Wo ist der Bitcoin in 10 Jahren?

Das wäre ein kräftiger Zuwachs im Vergleich zum aktuellen Wert von etwas über 78 Milliarden US-Dollar. Bewahrheitet sich diese Prognose, so wäre ein einzelner Bitcoin in einem Jahrzehnt rund 250.000 US-Dollar wert. Derzeit seht der Kurs bei mehr als 4.000 US-Dollar.