Die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern ist im Vorjahr etwas kleiner geworden. Ohne bessere Vereinbarkeit von Job und Familie bleibt sie aber bestehen
Bis gestern mussten Frauen das Arbeitsjahr 2020 verlängern, um auf das gleiche Einkommen wie Männer zu kommen. Diesen Punkt markiert der Equal Pay Day, der laut Berechnung des Frauennetzwerks Business and Professional Women (BPW) auf Sonntag den 21. Februar fiel. Demnach verdienen Frauen durchschnittlich um 14,3 Prozent weniger als Männer. Umgerechnet sind das 52 Arbeitstage. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Equal Pay Day vier Tage nach vorne gerückt. "Ein kleiner, aber wichtiger Schritt am Weg zu mehr Einkommensgerechtigkeit", schreibt das Netzwerk auf seiner Website. Willkommen bei DER STANDARDSie entscheiden darüber, wie Sie unsere Inhalte nutzen wollen. Ihr Gerät erlaubt uns derzeit leider nicht, die entsprechenden Optionen anzuzeigen. Bitte deaktivieren Sie sämtliche Hard- und Software-Komponenten, die in der Lage sind Teile unserer Website zu blockieren. Z.B. Browser-AddOns wie Adblocker oder auch netzwerktechnische Filter. Sie haben ein PUR-Abo? Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer. Der Equal Pay Day kennzeichnet den Tag, ab dem Frauen unentgeltlich arbeiten: Das heißt, dass Männer bis zu diesem Tag genauso viel verdienen wie Frauen im ganzen Jahr. Dieser fällt 2020 für Österreich auf den 22. Oktober. Ein wesentlicher Grund dafür, dass Frauen weniger verdienen ist, dass sie deutlich mehr unbezahlte Arbeit leisten. Erwerbstätige Frauen arbeiten im Schnitt 27 Stunden in der Woche unbezahlt im Haushalt, in der Kinderbetreuung und in der Pflege. Bei Männern sind es nur rund halb so viele Stunden. Das hat zur Folge, dass Frauen nicht nur weniger Freizeit oder Zeit für sich haben. Die Mehrbelastung hat gesundheitliche Auswirkungen, hat negative Folgen für Beruf, Karrierechancen und soziale Absicherung. Deswegen wird in Form von Straßenaktionen in Zusammenarbeit mit den ÖGB-Frauen, dem Städtebund und der Stadt Wien MA57 auf dieses Thema aufmerksam gemacht.
Viel hat sich in den letzten Jahrzehnten getan bei der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Frauen haben bei der Erwerbstätigkeit gegenüber den Männern dramatisch aufgeholt und sie bei den formalen Bildungsabschlüssen bereits überholt. Trotzdem verdienen Frauen noch immer um mehr als ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. Das finden viele Frauen und Männer nicht fair. 900 Euro brutto entgehen Frauen jeden Monat900 Euro brutto entgehen den Frauen und ihren Familien im Schnitt jeden Monat durch den Einkommensunterschied. Über das ganze Jahr hinweg fehlen damit in der Einkommenskasse 12.500 Euro. Rechnet man den Unterschied auf ein durchschnittliches weibliches Erwerbsleben von 34,5 Jahren hoch, beträgt der Verlust stattliche 435.000 Euro. Es geht also um die Größenordnung eines Einfamilienhauses. Man könnte also zurecht von einer haushohen Ungerechtigkeit sprechen. Faktoren am ArbeitsplatzDie Gründe für den Einkommensunterschied sind vielfältig. Einige davon haben viel mit fehlender Fairness zu tun, etwa, wenn Männer und Frauen für gleiche oder gleichwertige Arbeit unterschiedlich bezahlt werden; oder wenn Männer bessere Chancen auf einen beruflichen Aufstieg haben – auch dann, wenn sie nicht besser qualifiziert sind. Manches beginnt schon bei der Ausbildung: Nur ein Drittel aller Lehrstellen sind mit jungen Frauen besetzt. Mädchen wie Burschen, die sich für einen für ihr Geschlecht untypischen Beruf entscheiden, haben es oft extrem schwer, eine entsprechende Lehrstelle zu finden. Frauen in Führungspositionen sind leider noch immer selten. Oft bestimmt in der Praxis das Geschlecht und nicht die Qualifikation über den Aufstieg: Obwohl Frauen 47 Prozent der Erwerbstätigen stellen und höhere Bildungsabschlüsse als Männer vorweisen können, erreicht ihr Anteil unter den Vorständen der börsennotierten Unternehmen lediglich 7 Prozent. Wissen und Können, körperliche und psychische Belastungen, Verantwortung – viele Faktoren machen den Wert von Arbeit aus. Leider schlägt sich das nicht immer im gleichen Ausmaß auf die Bezahlung nieder. Berufsfelder, die viel mit Menschen zu tun haben wie Kinderbetreuung oder Pflege werden oft schlechter bezahlt als Berufe, in denen viel mit Maschinen gearbeitet wird – obwohl die Anforderungen in beiden Bereichen schwierig sind. Dazu kommt ein Mangel an Transparenz: Viele wissen nicht, was der Kollege oder die Kollegin mit einem ähnlichen oder gleichen Job verdient. Deswegen werden Unterschiede beim Lohn manchmal nur durch Zufall sichtbar, oft aber gar nicht. Diese Unterschiede entstehen oft nicht aus böser Absicht – häufig sind sie das Ergebnis von vielen Einzelentscheidungen. Eine systematische Zusammenschau zwischen Anforderungen der einzelnen Tätigkeiten und Entlohnung fehlt jedoch in vielen Betrieben. Das Gleichbehandlungsrecht verbietet jedoch, Unterschiede beim Entgelt oder sonstigen Bedingungen am Arbeitsplatz nur aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, des Alters, der Weltanschauung/Religion oder der sexuellen Orientierung zu machen. Faktoren außerhalb der ArbeitAndere Gründe liegen in anderen Bereichen: Die unbezahlte Haus-, Betreuungs- und Versorgungsarbeit ist nach wie vor recht ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Derzeit liegt die Hauptlast bei den Frauen, die fast doppelt so viel unbezahlte Arbeit leisten wie Männer, nämlich 4:53 Stunden im Vergleich zu 2:41 Stunden. Sie haben damit insgesamt eine Gesamtarbeitszeit von 65 Stunden in der Woche (bezahlt und unbezahlt) – und damit um 2 Stunden mehr als Männer. Noch immer unterbrechen vor allem Frauen die Erwerbstätigkeit, wenn ein Kind kommt. Danach arbeiten sie häufig nur in Teilzeit – oft, weil ausreichende Kinderbetreuung und -bildung sowie schulische Nachmittagsbetreuung noch immer fehlen. Im Gegensatz dazu arbeiten Männer, die Väter geworden sind, hingegen oft mehr Stunden als davor. Allerdings sind Männer wie Frauen damit oft nicht sehr glücklich. Die gewünschten Arbeitszeiten schauen nämlich anders aus: Vor allem Männer in Vollzeit wollen durchschnittlich um 1 Stunde und 48 Minuten pro Woche kürzer, während (überwiegend weibliche) Teilzeitarbeitskräfte um 2 Stunden und 42 Minuten länger arbeiten. Das fordert die AKMaßnahmenEs gibt viele Gründe für die Einkommensunterschiede, deswegen braucht es auch vielfältige Maßnahmen um diese zu beseitigen:
Die AK setzt sich für eine solche umfassende und vielfältige Strategie ein. Denn Gerechtigkeit muss sein! Hintergründe zum Einkommensunterschied
Alles was Recht ist: Gesetzliche Regelungen zum „Equal Pay“
Wo erfahre ich, ob ich fair bezahlt werde?
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