Wann wenn nicht wir rezension

Wer wenn nicht wir: Bewegender Blick auf die Vorgeschichte des deutschen Terrorismus und eine bedingungslose Liebe vom Regisseur von "Black Box BRD".

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Wer wenn nicht wir

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  • Kinostart: 10.03.2011
  • Dauer: 125 Min
  • Genre: Drama
  • FSK: ab 12
  • Produktionsland: Deutschland
  • Filmverleih: Senator

Handlung und Hintergrund

Deutschland in den frühen Sechzigern: Bernward Vesper, Sohn des NS-Schriftstellers Will Vespers, lernt während des Studiums in Tübingen die Pfarrerstochter Gudrun Ensslin kennen: Beginn einer schmerzhaften und leidenschaftlichen Liebesgeschichte. Sie gründen einen gemeinsamen Verlag, gehen nach Berlin. Gudrun verlässt für den radikalen Andreas Baader Mann und Kind, driftet in die Terrorismusszene, während Vesper sich auf Drogentrips verliert.

Deutschland in den frühen Sechzigern: Bernward Vesper, Sohn des NS-Schriftstellers Will Vespers, lernt während des Studiums in Tübingen die Pfarrerstochter Gudrun Ensslin kennen: Beginn einer schmerzhaften und leidenschaftlichen Liebesgeschichte. Sie gründen einen gemeinsamen Verlag, gehen nach Berlin. Gudrun verlässt für den radikalen Andreas Baader Mann und Kind, driftet in die Terrorismusszene, während Vesper sich auf Drogentrips verliert.

Bernward Vesper, Sohn eines NS-Autors, verliebt sich Ende der 1960er in die Pfarrerstochter Gudrun Ensslin. Andres Veiels bewegender Blick auf die Vorgeschichte des deutschen Terrorismus, mit August Diehl und Lena Lauzemis.

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Die RAF-Filme, die allein ab 2000 erschienen sind, k�nnten wider�spr�ch�li�cher nicht sein. Die Stille nach dem Schuss (2000), Die innere Sicher�heit (2000) oder Baader (2002) zeigen grund�s�tz�liche Perspek�ti�v�un�ter�schiede und Para�dig�men�wechsel, aber auch, dass der nationale Thera�pie�be�darf zu diesem deutschen Trauma eminent ist. Und hatten einige geglaubt, dass mit dem von Bernd Eichinger produ�zierten Der Baader Meinhof Komplex (2008) der Patient Deutsch�land geheilt entlassen werden k�nnte, so zeigt Andres Veiels Wer wenn nicht wir, dass der Patient m�gli�cher�weise nie kuriert werden kann.

Anders als seine Vorg�nger begibt sich Veiel nicht in die akute Phase des Terrors oder sein schmerz�volles Ausklingen, sondern setzt an seinen Wurzeln an. Zurecht, denn bieten schon die Jahre des Terrors und ihr Aftermath Ingre�di�enzen einer grie�chi�schen Trag�die, so gilt das erst recht f�r den Anfang. Angelehnt an Gerd Koenens gro�es, dichtes, essay�is�ti�sches Werk �Vesper, Ensslin, Baader: Urszenen des deutschen Terro�rismus� und etliche Zeit�zeu�gen�be�fra�gungen versucht Veiel, den k�rper�lich-psycho�na�ly�ti�schen Subtext der Revolte in filmische Bilder zu fassen. Bekannt ist, dass bei dieser Umsetzung erheb�li�ches Material wegfallen musste, so dass aus einem stoff�li�chen Drei- bis F�nf-Stunden-Amalgam ein Zwei-Stunden-Film destil�liert wurde. Veiel betont in etlichen Gespr�chen, dass der Film gerade an diesen Auslas�sungen gewinne, und h�rt man ihm nach einer der im Vorfeld insze�nierten Premiere-Vorf�h�rungen zu, gewinnt der Film verbl�f�fen�der�weise mit jeder weiteren Aussage und Erkl�rung des Regis�seurs an Dichte, Eloquenz und Gr��e. Diese Kleist�sche �allm�h�liche Verfer�ti�gung des Gedankens beim Reden� gelingt derartig eindrucks�voll, dass es Kraft und M�he kostet, sich an die eigene Rezeption w�hrend des Films zu erinnern. Und, vor allem, ihr zu trauen, ist sie doch von einem ganz anderen Grund�ge�f�hl getragen: dem der Entt�u�schung.

Dabei sind es nicht einmal die Beset�zungen, �ber die immer gestritten werden kann und darf. So kann man sich beispiels�weise fragen, warum Baader im Film, inter�pre�tiert von Alexander Fehling, sich zuerst tuntig-d�mlich und dann toll�dreist geb�rden muss, obwohl doch die Tonb�nder aus dem Stamm�heim�pro�zess, die 2007 per Zufall gefunden wurden, ein weitaus komple�xeres Pers�n�lich�keits�profil vermuten lassen.
Nein, es ist viel mehr die Entt�u�schung, die sich nach der ersten halben Stunde zunehmend zu verdichten beginnt. Bis dahin werden die politisch und sexuell frigiden Adenau�er�jahre eindrucks�voll und fast liebevoll seziert. W�hrend sie noch dabei sind, sich aus dem Korsett dieser Jahre zu befreien, werden Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) und Bernward Vesper (August Diehl) auf voll�kommen unter�schied�liche Weise von ihren V�tern instru�men�ta�li�siert. Sie m�ssen sich also gleich �doppelt� befreien und beladen sich glei�cher�ma�en mit Schuld. Nach dieser erhel�lenden Erkenntnis geht es dann g�nzlich eindruckslos weiter.

Denn anders als in seinen faszi�nie�renden Doku�men�ta�tionen (Black Box BRD, Der Kick), verf�llt Veiel in Wer wenn nicht wir in zum Teil uner�tr�g�lich mono�k�au�sale Erkl�rungs�muster. Gudruns Unter�wer�fungs�ten�denzen werden �ber Vater�kon�flikt und Sexfan�ta�sien frei nach Oswald Kolle kr�ftig illu�mi�niert, mit Vespers Abkehr vom NS-Dich�ter�vater und seiner Hinwen�dung zum lite�ra�ri�schen Vatermord wird es nicht besser. Aber gut, es ist inzwi�schen 1967, der Summer of Love erhitzt sich immer mehr, und wenn schon kein Sex, so fallen Vesper immerhin ein paar Drogen in die H�nde und fast zeit�gleich Ensslin in die von Baader. Trotz aller K�rzungen und Auslas�sungen l�sst sich der Film hier, bei der Verwand�lung von Gudruns K�rper(-lichkeit) viel Zeit, viel mehr als f�r die Entwick�lung der Bezie�hungen zwischen den Prot�ago�nisten selbst. Diese werden selten befrie�di�gend erkl�rt und k�nnen oft nur dann verstanden werden, hat man Koenens Buch gelesen.

Als ob Veiel seinem psycho�lo�gi�schen Substrat selbst nicht ganz trauen w�rde, werden die Entwick�lungs�schritte des Trios von musi�ka�lisch unter�maltem Doku�men�ta�ti�ons�ma�te�rial begleitet, das erg�nzend die poli�ti�sche Moti�va�tion f�r den bevor�ste�henden Terror aufbe�reitet. Aber bis auf eine Ausnahme sind auch hier die Sequenzen �hnlich stereotyp ausge�sucht wie die bezie�hungs�psy�cho�lo�gi�schen Erkl�rungs�muster zum terro�ris�ti�schen Handeln. Und sie sind so kurz und knapp einge�streut, dass auch hier die Auslas�sung eher das Gegenteil bewirkt – nicht Tiefe, sondern Ober�fl�che, nicht Tragik, sondern Banalit�t, nicht Spannung, sondern immer wieder auch Lange�weile.

Letztlich scheitert Veiel an dem Versuch, das Unm�g�liche m�glich zu machen und Geschichte in ihrer ganzen Komple�xit�t zu hinter�fragen und zu erz�hlen. Er ignoriert gerade ihre Viel�schich�tig�keit bzw. versucht, sich ihr mit Leer�stellen zu entziehen – und bean�sprucht dennoch Allge�mein�g�l�tig�keit. Ein Dilemma �brigens, dem sich schon der antike Histo�riker Herodot ausge�setzt sah: �St�ndig Material sammelnd f�r seine Arbeiten, Zeit�zeugen, Barden und Priester befragend, bemerkt er, dass jeder etwas anderes erinnert – anders und unter�schied�lich. Mehr noch, viele Jahr�hun�derte vor uns entdeckt er eine wichtige, verr�te�ri�sche, alles verkom�pli�zie�rende Eigenart des mensch�li�chen Wesens: Menschen erinnern, was sie erinnern wollen, nicht, was wirklich passiert ist.� (Aus Ryszard Kapu�scinski, �Meine Reisen mit Herodot: Repor�tagen aus aller Welt�)