Wann ist es sinnvoll einen Verbrennungsmotor ab?

Verbrenner-Verbot (Benzin-/Dieselautos) EU-Kompromiss für das Verbrenner-Aus

Wann ist es sinnvoll einen Verbrennungsmotor ab?
Verbrenner-Verbot (Benzin-/Dieselautos)

Ab 2035 sollen in Europa nur noch Elektroautos zugelassen werden. 2026 wird die Entscheidung noch einmal überprüft.

Foto: Imago
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Verbrenner-Verbot (Benzin-/Dieselautos)

Die Mehrheit der Deutschen lehnt einer Umfrage aus März 2021 zufolge ein Verbrenner-Verbot für neue Benzin- und Dieselautos ab. 

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Inhalt
  1. EU-Einigung auf das Ende für Benzin- und Dieselautos
  2. Das bedeutet das Verbrenner-Verbot für Bestandsfahrzeuge
  3. So stehen Deutsche & Politik dazu
  4. So stehen Umweltverbände & der VDA das Ende von Benzin- & Dieselautos
  5. ZEV-Allianz: Verbrenner-Verbot in Deutschland absehbar
  6. Geplante Verbote von Benzin- und Dieselautos im Ausland (Tabelle)

Nach erbittertem Ringen hat sich die EU darauf geeinigt, dass neue Autos ab 2035 emissionsfrei sein müssen. Der Kompromiss zwischen Europaparlament und EU-Staaten ist ein wichtiges Element der Klimapolitik. Ob 2035 das Ende für Benzin- und Dieselautos droht und was das Verbrenner-Verbot für Bestandsfahrzeuge bedeutet, klären wir hier! Zuletzt aktualisiert am 28.10.2022.

 

EU-Einigung auf das Ende für Benzin- und Dieselautos

Die EU einigte sich darauf, dass die sogenannten Flottengrenzwerte für Autos bis 2035 auf null sinken sollen. Diese geben Autoherstellern vor, wie viel CO2 ihre produzierten Fahrzeuge im Betrieb ausstoßen dürfen. Neue Benzin- und Dieselautos, die Klimagase ausstoßen, dürfen also ab 2035 nicht mehr verkauft werden. 2026 soll die Entscheidung aber erneut überprüft werden können. Zudem ist im Kompromiss eine Bitte an die EU-Kommission festgehalten, zu überprüfen, ob der Einsatz von sogenannten E-Fuels für Autos künftig infrage kommen könnte. Ein absolut eindeutiges Verbrenner-Verbot ist es demzufolge nicht, schließlich könnte die Europäische Kommission den Weiterbetrieb des Verbrennungsmotors auch nach 2035 mit alternativen Kraftstoffen ermöglichen. Zwar muss der Ministerrat beziehungsweise das Parlament noch formell zustimmen, in der Regel finden aber Kompromisse wie dieser eine Mehrheit. Von einem Fahrverbot für Bestandsfahrzeuge ist nicht auszugehen. Realistischer ist, dass durch ein Verkaufsverbot klassische Benzin- und Dieselautos automatisch immer seltener werden. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Diese Konsequenzen hätte das Verbot für Verbrennungsmotoren (Video):

 

Das bedeutet das Verbrenner-Verbot für Bestandsfahrzeuge

Verboten würde mit dieser Entscheidung nur der Verkauf von Neuwagen. Konkret werden in dem Gesetzesvorhaben die sogenannten Flottengrenzwerte geregelt. Das sind Vorgaben für die Hersteller, wie viel CO2 ihre produzierten Autos und Transporter im Betrieb ausstoßen dürfen. Dieser Wert soll bis 2035 auf null gesenkt werden. Wird ein Auto mit Benzin oder Diesel betrieben, stößt es CO2 aus. Für Bestandsfahrzeuge gilt das Verbot also nicht.

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So stehen Deutsche & Politik dazu

  • Die Mehrheit der Deutschen lehnt einer Umfrage aus März 2021 zufolge ein Verbrenner-Verbot für neue Benzin- und Dieselautos ab. Auf die Frage: "Ab wann sollten Ihrer Meinung nach keine Autos mit Verbrennungsmotoren in Deutschland mehr verkauft werden?", sagten 55 Prozent der Befragten: "Kein zeitliches Limit." Das Meinungsforschungsinstitut Civey hatte im Auftrag des Berliner "Tagesspiegels" am 15. und 16. März 2021 insgesamt 2502 Bürger:innen repräsentativ befragt. Die Grünen wollen ab 2030 "nur noch abgasfreie Neuwagen zulassen". Laut der Umfrage stimmen lediglich 22 Prozent der befragten Bürger:innen dieser Forderung zu. Selbst unter den Grünen-Anhänger:innen befürworten nur 55 Prozent ein solches Zulassungsverbot von Benzinern und Dieselautos.

  • Nach der EU-Einigung auf das sogenannte Verbrenner-Aus hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßt, dass der von seiner Partei geforderte Einsatz von sogenannten E-Fuels beim Betanken von Autos nicht vom Tisch ist. "Das ist enorm wichtig, um unsere Klimaziele zu erreichen. Wir müssen dafür auf alle verfügbaren klimafreundlichen Technologien zurückgreifen", sagte Wissing. E-Fuels seien "die einzig überzeugende Antwort auf die Frage, wie die Bestandsflotte in Europa klimafreundlich werden kann". E-Fuels sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe, bei deren Produktion Treibhausgase gebunden werden. Nutzt man die Kraftstoffe in einem Motor, läuft dieser quasi klimafreundlich, weil das ausgestoßene CO2 aus der Atmosphäre stammt. Kritiker:innen merken aber unter anderem an, dass synthetische Kraftstoffe in anderen Sektoren wie Schiff- oder Luftfahrt deutlich dringender gebraucht werden als im Straßenverkehr.

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So stehen Umweltverbände & der VDA das Ende von Benzin- & Dieselautos

  • Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert die EU-Entscheidung, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen verkauft werden dürfen. "Es ist fahrlässig, Ziele für die Zeit nach 2030 festzulegen, ohne entsprechende Anpassungen aufgrund aktueller Entwicklungen vornehmen zu können", kommentiert VDA-Präsidentin Hildegard Müller das Verbrenner-Verbot. Als Beispiele nannte sie den Ausbau der Ladeinfrastruktur, drohende Rohstoffabhängigkeiten und ob ausreichend erneuerbare Energien erzeugt werden. "Die EU muss jetzt umgehend bei den Rahmenbedingungen in die Offensive gehen", betonte Müller. Die EU müsse jetzt schnellstmöglich Energiepartnerschaften und Rohstoffabkommen abschließen, um eine entsprechende Versorgung für die Zukunft sicherzustellen. Zudem sprach sich die VDA-Präsidentin dafür aus, dass die Bestandsflotte von Verbrennern klimaneutral betrieben werden können müsse. Dafür bräuchte man auch synthetische Kraftstoffe.

  • Der Umweltschutzverband BUND forderte für die Umsetzung des Kompromisses klare Vorgaben aus Brüssel. "Im nächsten Schritt braucht es jetzt dringend Effizienzvorgaben für E-Autos, was den Verbrauch im Betrieb, aber auch Energie- und Ressourcenbedarf bei der Produktion angeht", sagte der Leiter Verkehrspolitik beim BUND, Jens Hilgenberg. Die Entscheidung aus Brüssel sei richtig und wichtig. "Aus klimapolitischer Sicht kommt das Aus für Neuwagen mit Verbrennungsmotor aber mindestens fünf Jahre zu spät."​

  • Mehrere Umweltverbände haben im März 2021 in einem gemeinsamen Brief die deutschen Autobauer aufgefordert, bis spätestens 2030 keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zu verkaufen. Hersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW müssten ihre Produktion stattdessen auf "effiziente und verbrauchsarme Elektrofahrzeuge ausrichten", heißt es in dem Brief, den unter anderen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Germanwatch und die Deutsche Umwelthilfe unterschrieben haben. Für Hybrid-Fahrzeuge gelte die Forderung nach einem Verkaufsstopp gleichermaßen, wie die Unterzeichner erklärten. "Die angekündigten SUV-Modelle sind ein klimapolitischer Irrweg", schreiben die Verbände, die auch synthetischen Kraftstoffen und Kraftstoffen aus Biomasse im Straßenverkehr eine Absage erteilen. Die EU-Kommission will Ende 2021 neue und ehrgeizigere Schadstoff-Grenzwerte für Autos und Vans vorschlagen. Sie sollen 2025 in Kraft treten. Die Automobilbranche befürchtet dadurch ein vorzeitiges Ende des klassischen Verbrennungsmotors – also genau das, was Umweltverbände nun mit Nachdruck fordern.

  • Während in Europa immer mehr Staaten ein Verbrenner-Verbot forcieren wollen, beschäftigt sich eine Studie im Auftrag von Greenpeace mit der Zukunft der Benzin- und Dieselautos. Laut ihrer Erkenntnis müsste deren Verkauf bis spätestens 2028 gestoppt werden, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreichen zu können. Noch einmal zwölf Jahre später, also im Jahr 2040, müssten alle Verbrenner von Europas Straßen verbannt werden. Die Studie der Forschungsinstitute Climact und NewClimate will herausgefunden haben, dass die Treibhausemissionen in beinahe allen Wirtschaftssektoren innerhalb der vergangenen Jahre zurückgegangen sind. Die Emissionen des Verkehrs aber nicht – sie liegen aktuell 28 Prozent höher als noch im Jahr 1990. Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan bezeichnet ihn deshalb als "Schmuddelecke im Klimaschutz". Neben der Verbote von Benzin- und Dieselautos müsse laut der Studie auch dafür gesorgt werden, dass in der EU bis 2040 die Anzahl der Autos um 47 Prozent sinkt. Um Mobilität weiterhin gewährleisten zu können, müssten also Radwege und das Schienennetz ausgebaut werden.

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ZEV-Allianz: Verbrenner-Verbot in Deutschland absehbar

Tatsächlich existiert mit dem Beitritt Deutschlands zur ZEV-Allianz (zero-emission vehicle) auf der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris schon ein konkreter Zeitplan für ein Verbot von Verbrennungsmotoren beziehungsweise Benzin- und Dieselautos. Der Zusammenschluss setzt sich nämlich zum Ziel, spätestens im Jahr 2050 alle Fortbewegungsmittel, die nicht emissionsfrei fahren, von den Straßen zu verbannen – ein Verbrenner-Verbot scheint in Zukunft also unumgänglich. Zu der Vereinigung gehören neben Deutschland bereits andere Länder, Regionen und Bundesstaaten: Großbritannien, Niederlande, Norwegen, acht US-Bundesstaaten (u. a. Kalifornien) sowie die kanadische Provinz Quebec wollen das Verbot für Verbrennungsmotoren forcieren. Ziel der Anstrengungen ist es, den weltweiten Schadstoffausstoß um bis zu 40 Prozent zu senken und dabei zu helfen, den Klimawandel zu unterbinden. Außerdem wird die Ersparnis durch das Verbrenner-Verbot jährlich auf eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen geschätzt.

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Geplante Verbote von Benzin- und Dieselautos im Ausland (Tabelle)

LandJahr
Dänemark 2030
Großbritannien 2035
Frankreich 2040
Indien 2030
Irland 2030
Island 2030
Israel 2030
Kanada 2040
Niederlande 2030
Norwegen 2025
Schottland 2032
Schweden 2030
Slowenien 2030
Taiwan 2035

Großbritannien (Schottland)

Großbritannien will den Verkauf von Diesel- und Benziner-Lastwagen spätestens von 2040 an verbieten. Die Maßnahme ist Teil eines Regierungsvorhabens, um die Emissionen im Verkehr deutlich zu senken. Ziel ist, bis 2050 Netto-Null zu erreichen. Dafür soll von 2035 an der Verkauf von Fahrzeugen mit einem Gewicht von 3,5 bis 26 Tonnen und spätestens von 2040 an der Verkauf von schwereren Lastwagen verboten werden, wie das Verkehrsministerium in London Mitte Juli 2021 mitteilte. Bereits im November 2020 hatte Premierminister Boris Johnson für 2030 ein Verkaufsverbot klassischer Diesel- und Benzinautos angekündigt. Dekarbonisierung sei nicht allein ein technokratischer Prozess, sagte Verkehrsminister Grant Shapps. Es gehe vielmehr darum, zu Lebensqualität und einer modernen Wirtschaft beizutragen. Die schottische Regierung verfolgt ähnliche Pläne: Hier sollen bis 2032 keine neuen Benzin- und Dieselautos mehr auf den Straßen unterwegs sein. Gleichzeitig verpflichtete sich die Regierung dazu, die Ladeinfrastruktur für Elektroautos auszubauen und bereits 2045 klimaneutral zu sein.

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Irland

Auch wenn es nach den Plänen der irischen Regierung geht, könnte ein Verbrenner-Verbot 2030 in Kraft treten und der Verkauf von Dieseln und Benziner verboten werden. In einem weiteren Schritt könnten ab 2045 sogar alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ihre Zulassung verlieren. Im Gegenzug ist geplant, zunehmend in die Ladeinfrastruktur zu investieren. Bis 2025 soll an jedem neu errichteten Gebäude mit über zehn Stellplätzen mindestens eine Ladestation zur Verfügung stehen. Die Pläne der Regierung sind Teil eines umfassenden Klimaschutzplans, der dabei helfen soll, die Klimaziele zu erreichen und die hohen Treibhausgasemissionen des Landes zu reduzieren. 

Dänemark & Norwegen

Dänemark will ein Verbot von Benzin und Dieselautos: Bis 2030 soll der Verkauf von reinen Verbrennern auslaufen, sagte der frühere Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen im Oktober 2018 vor dem dänischen Parlament. Stattdessen sollen die Dän:innen auf Hybrid-, Elektro- oder sonstige emissionsarme Fahrzeuge setzen. Bis 2035, so die Vision des ehemaligen Ministerpräsidenten, solle jeder Neuwagen in Dänemark elektrisch oder in anderer Weise emissionsfrei betrieben werden. Genauere Angaben zum Verbot von Verbrennungsmotoren blieb Rasmussen schuldig. In Norwegen soll bereits ab dem Jahr 2025 ein Verbot von Benzin- und Dieselautos und somit ein generelles Verbrenner-Verbot kommen. In dem skandinavischen Land sind bereits heute 50 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge Elektroautos.

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Schweden

Auch in Schweden sollen ab dem Jahr 2030 keine Benzin- und Dieselautos mehr verkauft werden. Damit sprach sich Ministerpräsident Stefan Löfven für ein generelles Verbot von Verbrennungsmotoren aus. Mit diesem Schritt möchte Schweden die Ziele des Pariser Weltklimaabkommens vorantrieben. Mit dem Aus für Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen soll zugleich das Lade- und Tanknetz für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben ausgebaut werden. 

USA

Der US-Bundesstaat Kalifornien verbietet ab 2035 Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor. Wie Gouverneur Gavin Newsom mitteilt, betrifft das Verbot für Verbrennungsmotoren sowohl Autos als auch Lastwagen. Gebrauchte Benziner oder Diesel-Fahrzeuge dürften dem Dekret zufolge aber weiterhin fahren und weiterverkauft werden.
Mit dpa

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