Show Was ist unter Richtgeschwindigkeit zu verstehen? Bei der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h handelt es sich um eine Empfehlung des Gesetzgebers für Autobahnen und autobahnähnliche Straßen, auf denen keine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit vorgesehen ist. Für welche Kraftfahrzeuge gilt auf Autobahnen die Richtgeschwindigkeit? Empfohlen wird diese für alle Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 3,5 t. Für schwerere Fahrzeuge schreibt die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) Tempolimits vor, weshalb die die Richtgeschwindigkeit nicht für Lkw oder Busse gilt. Was bedeutet die überschrittene Richtgeschwindigkeit bei einem Unfall? Bei einem Unfall kann die Missachtung der Richtgeschwindigkeit haftungsrechtliche Konsequenzen haben. Welche Kriterien dabei eine Rolle spielen, lesen Sie hier. Freie Fahrt auf der Autobahn?Inhalt
Die deutsche Autobahn erfreut sich international großer Bekanntheit, gilt sie doch als Straße ohne Tempolimit, auf welcher lediglich eine Richtgeschwindigkeit empfohlen wird. Das es sich dabei eher um einen übertriebenen Mythos als um die Realität handelt, weiß jeder, der die Autobahn nutzt. Denn die Streckenabschnitte ohne eine Geschwindigkeitsbeschränkung sind zum einen relativ rar und zum anderen gilt es auch dort die gesetzlichen Vorgaben zu beachten.
Tempo 130 – Als Richtgeschwindigkeit lediglich eine Empfehlung?Wie schnell Kraftfahrzeuge in Deutschland je nach Ortslage und Fahrzeugtyp unterwegs sein dürfen, ergibt sich vor allem aus § 3 StVO. Allerdings gelten die dort aufgeführten allgemein zulässigen Höchstgeschwindigkeiten für Kfz mit einer zulässigen Gesamtmasse von bis zu 3,5 t ausdrücklich nicht für Autobahnen und autobahnähnliche Straßen. Demnach gibt es dort für die entsprechenden Fahrzeuge kein Tempolimit. Es gibt aber noch einen weiteren Gesetzestext, der sich mit dem Tempo auf der Autobahn befasst. So heißt es in der Autobahn-Richtgeschwindigkeitsverordnung unter § 1 wie folgt:
Doch was hat es nun mit dieser Richtgeschwindigkeit für die deutsche Autobahn sowie ähnliche Straßen auf sich? Wie aus dem Auszug bereits hervorgeht, handelt es sich hierbei um eine Empfehlung des Gesetzgebers. Autofahrer sind also nicht dazu verpflichtet, sich an diese Vorgabe zu halten. Übrigens! Nicht nur auf der Autobahn gilt die Richtgeschwindigkeit. Verfügen Landstraße, Bundesstraße oder Kraftfahrstraße über einen autobahnähnlichen Aufbau, kann auch dort das Tempolimit für Pkw entfallen. Einschränkungen bei der RichtgeschwindigkeitAuch wenn der Gesetzgeber kein allgemeines Tempolimit vorsieht, gilt die Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn für Pkw nicht immer. So beschränken unter anderen Verkehrszeichen die Geschwindigkeit auf bestimmten Streckenabschnitten. Darüber hinaus können ein nicht vorhandenes Tempolimit bzw. die Richtgeschwindigkeit auch durch andere Vorschriften und Regeln beeinflusst werden. So heißt es unter § 3 Abs. 1 StVO:
Zudem spielt bei einer nebel-, schneefall- oder regenbedingten Sichtweite von weniger als 50 m gemäß § 3 Abs. 1 Satz 3 StVO die Richtgeschwindigkeit keine Rolle mehr, denn in diesem Fall gilt unabhängig von Ortslage und Fahrzeugtyp eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von maximal 50 km/h. Um den Schilderwald in Deutschland etwas zu lichten, wurden im Zuge der Verordnung zur Neufassung der Straßenverkehrs-Ordnung 2013 einige unnötige Verkehrszeichen gestrichen. Darunter auch das Schild für die Richtgeschwindigkeit, schließlich ergeben sich aus der Autobahn-Richtgeschwindigkeitsverordnung alle wichtigen Vorgaben. Allerdings können Sie mancherorts noch immer die quadratischen, blauen Verkehrszeichen zur Richtgeschwindigkeit (VZ 380) vorfinden, denn für bereits aufgestellte Schilder gilt eine Übergangsfrist bis zum 31. Oktober 2022. Darüber hinaus wird die Richtgeschwindigkeit auf dem VZ 393 ausgeschildert. Hierbei handelt es sich um Informationstafeln an Grenzübergängen, die ausländischen Autofahrer auf die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten innerorts und außerorts hinweisen. Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen missachtet: Drohen Sanktionen?Überschreiten Sie mit einem Pkw die Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn in Deutschland, stellt dies, solange keine anderweitigen Beschränkungen gelten, keine Ordnungswidrigkeit dar. Eine Sanktion für einen Tempoverstoß gemäß Bußgeldkatalog müssen Sie daher nicht befürchten. Dies gilt allerdings nur solange, wie die Geschwindigkeit auch den vorherrschenden Umständen entspricht. Bei schlechter Sicht, Glätte oder Nässe kann nämlich auch die Richtgeschwindigkeit außerorts nicht mehr angemessen. Welche Sanktionen Ihnen in diesem Fall drohen können, verrät die nachfolgende Bußgeldtabelle:
Sie fahren mit Richtgeschwindigkeit oder schneller auf der Autobahn und sind in einen Unfall verwickelt? Ob Sie in diesem Fall mit Konsequenzen rechnen müssen, hängt grundsätzlich von den individuellen Umständen ab. Hätte der Unfall durch die Einhaltung der Richtgeschwindigkeit vermieden werden können, müssen Autofahrer gemäß einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs von 17. März 1992 (Az.: VI ZR 62/9) mit einer Mitschuld rechnen. So entschied zum Beispiel das OLG Hamm in seinem Urteil vom 25. November 2010 (Az.: I-6 U71/10), dass bei einer Überschreitung der Richtgeschwindigkeit (160 km/h statt 130 km/h) eine Mithaftung von 20 Prozent angemessen ist. Quellen und weiterführende Links
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