Nachts wenn der teufel kam mario adorf

Krimi | BR Deutschland 1957 | 105 Minuten

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    Regie: Robert Siodmak

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    Der auf höhere Anweisung vertuschte Fall eines geistesschwachen Massenmörders im "Dritten Reich" verwickelt den zuständigen Kommissar in Schwierigkeiten mit der SS. Straff inszenierter und in den Hauptrollen überzeugend gespielter deutscher Kriminalfilm mit politischem Hintergrund. Trotz einiger Überzeichnungen sehenswert. - Sehenswert.

    Filmdaten

    OriginaltitelFormatSWProduktionslandBR DeutschlandProduktionsjahr1957Regie Robert Siodmak Produzenten Robert Siodmak Buch Werner Jörg Lüddecke Vorlage Will Berthold Kamera Georg Krause Musik Siegfried Franz Schnitt Walter Boos KinoverleihGloriaBlu-ray-VerleihFilmjuwelen (FF, dts-HDMA Mono dt.)DVD-VerleihKinowelt
    Arthaus & Filmjuwelen (FF, Mono dt.)Erstaufführung19.9.1957
    17.8.1970 ZDF
    19.5.2003 DVD
    29.9.2017 DVD & BD (Filmjuwelen)Notiz24/93 4/96 15/96 24/96 Darsteller 6.: Monika JohnDarsteller Mario Adorf (Bruno Lüdke) · Annemarie Düringer (Helga Hornung) · Werner Peters (Willi Keun) · Claus Holm (Kommissar Axel Kersten) · Hannes Messemer (SS-Gruppenführer Rossdorf) · Peter Carsten (Mollwitz) · Carl Lange (Major Wollenberg) · Monika John (Lucy Hansen) · Christiane Nielsen (Blondine) · Lukas Ammann (Willi Keuns Pflichtverteidiger) · Willmut Borell (SS-Sturmführer Heinrich) · Helmut Brasch (SS-Truppführer Scharf) · Ernst Fritz Fürbringer (Landgerichtsdirektor Dr. Schleffien) · Käthe Itter (Portiersfrau) · Margarete Jahnen (Frau Weinberger) · Walter Janssen (Kriminalrat Dr. Böhm) · Georg Lehn (Kriminalassistent Brühl) Länge105 MinutenKinostart-Fskab 16; fPädagogische Empfehlung- Sehenswert.BewertungSehenswertFd-Nummer6203FBWbwGenreKrimi | Literaturverfilmung

    Nachts wenn der teufel kam mario adorf

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    Heimkino

    Die Extras der Edition von "Filmjuwelen" umfassen u.a. die Featurette "Armer Bruno: Mario Adorf über 'Nachts, wenn der Teufel kam'" (14 Min.) sowie ein 18-seitiges Booklet zum Film von Filmjournalist Roland Mörchen.

    Verleih DVDKinowelt/Arthaus & Filmjuwelen (FF, Mono dt.)Verleih Blu-rayFilmjuwelen (FF, dts-HDMA Mono dt.)DVD kaufen
    Nachts wenn der teufel kam mario adorf

    Ein deutscher Krimiklassiker der 1950er, mit Mario Adorf als Frauenmörder im kriegsgebeutelten Hamburg

    Eine Filmkritik von

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    Kritik

    Mehrmals kam es vor, dass deutsche Regisseure, die vor dem nationalsozialistischen Regime in den Dreißigern flohen, nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in ihre Heimat reisten und dort den ein oder anderen Film drehten. Billy Wilder kam für Eins, Zwei, Drei, nachdem seine Pläne, das deutsche Publikum mit den Gräueln zu konfrontieren, nicht aufgingen. Fritz Lang kam für einen weiteren Vertreter seiner Mabuse-Reihe (dem enttäuschenden Die 1000 Augen des Dr. Mabuse). Robert Siodmak, dessen erste Regie-Arbeit der legendäre Menschen am Sonntag war, kam nach Deutschland zurück und drehte unter anderem Nachts, wenn der Teufel kam. Der Film wurde in der Bundesrepublik und in den Landen umher von Preisen überhäuft, wurde gar für den Oscar nominiert und wurde zu einem Erfolg bei Kritik und Publikum.

    In der ersten Szene, ganz zu Beginn des Films, durchstreift ein Suchtrupp das Gelände. Durch eine Kamerafahrt wird deutlich, was das Subjekt der Begierde ist; ein junger Mario Adorf, der den angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke spielt, versteckt sich in einem Moor. Das schwarze Nass um ihn herum blubbert. Der Morast müsste ihn eigentlich ins sichere Verderben ziehen, hier aber wägt sich Lüdke gar in Sicherheit. Er scheint sich gar nicht einmal sonderlich unwohl zu fühlen, er versteckt sich beinahe wie ein Kind. Beim Versteckspielen geht es schließlich auch um Leben und Tod. Es ist der Kriegssommer 1944, die NSDAP, das ganze Geschehen, ist bereits ein riesiger Affenzirkus, der sich selbst ins Grabe der tragischen Lächerlichkeit trägt.

    „Ist dieses deutsche Beef-Steak sehr groß? Also könnte man es auch als Großdeutsch bezeichnen?“

    Das kleine Hakenkreuzchen auf der Bühne kann sich gar nicht im Zaum halten, sein Interesse ist immer woanders. Er ist nervös, schließlich stehen Mädchen in knappen Höschen vor ihm. Er ist ein kleiner Schwächling, der es aber wohl nicht wirklich böse meint. Bereits hier zeigt Regisseur Siodmak, dass er mit einem überraschenden und eventuell gar einzigartigen Gespür für Humor an die Zeitgeschichte herantritt. Dabei fällt auf, dass er es ab und an genießt, das Dritte Reich auseinanderzunehmen. Und dabei trifft er auch die Zwischentöne überraschend konsequent. Die Nazis sind zwar durchgehend Schwerenöter, Witzfiguren, verirrte Radikale, Sadisten oder Säufer. Aber gefährlicher als die Menschen ist ihre Ideologie. Bei allem Spaß, den Siodmak haben kann, ist die ernste und bittere Moral des Films viel wichtiger. Ein System von Verbrechern bedingt Verbrechen.

    Wichtigste Nebenfigur ist Bruno Lüdke, der von Mario Adorf gespielt wird und diesem zu seinem Durchbruch verhilf. Lüdke, der entweder einer der großen Massenmörder der deutschen Geschichte ist - oder eben nicht. Adorf spielt den Herren kindlich, zurückgeblieben. Er zeigt gerne die Kraft seiner Finger, scheint sich aber nicht sonderlich konzentrieren zu können. Er ist seltsam grobmotorisch. Seine Bewegungen haben etwas von einem Kind, das mit seinen übergroßen Gliedmaßen nicht zurechtkommt. Er ist zwar ruhig, naiv und gelassen, hat aber dennoch fast schon systematische Anleihen zum Bösen. Kein loderndes Feuer des Hasses, bloß berechnende, stille Brutalität. Und dennoch kann man Lüdke, der irgendwann an den Folgen der Menschenversuche starb, nicht einwandfrei verteufeln. Er wird nämlich zum Opfer des Regimes; seine Geschichte deutlich überhöht und vertuscht. Ein Mensch, der als Schuldiger herhalten musste und dies überraschend dankbar übernommen hat.

    „Wenn der Kerl wenigstens Jude wäre oder Ausländer oder sowas…“

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