Kann man ein 2. mal an corona erkranken

Die vom amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases zur Verfügung gestellte Elektronenmikroskopaufnahme zeigt das Coronavirus SARS-CoV-2. Foto: N/aid-Rml/National Institute of Allergy and Infectious Diseases/dpa

Geimpft, geboostert, angesteckt – und Corona ist ein für alle Male überstanden? Leider nein! Auch nach einer Vierfach-Impfung und/oder einer Infektion kann man sich wieder mit Covid-19 anstecken. Wir erklären, warum dies so ist und wie oft man Corona bekommen kann.

  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  

    Link kopiert

Die Betriebe spüren die steigenden Corona-Zahlen beim Krankenstand. Bislang scheinen die Ausfälle noch nicht übermäßig hoch zu sein, doch vereinzelt führt er bereits zu Problemen. Hat die zunehmende Zahl an Infizierten auch damit zu tun, dass man sich mehrfach mit dem Virus anstecken kann? Hierzu wichtige Fragen und Antworten:

Woran liegt es, dass man sich mehr als einmal mit Covid-19 infiziert?

Eine Reinfektion hängt dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin zufolge sehr stark von individuellen Faktoren ab – wie zum Beispiel Alter, Vorerkrankungen, Immunstatus und bereits erfolgte Covid-Impfungen.

Grundsätzlich gilt: Eine erneute Infektion mit einer anderen Coronavirus-Variante ist jederzeit und für jeden möglich.

Inwiefern spielt das Alter bei Reinfektionen eine Rolle?

Der Antikörperspiegel nimmt insbesondere bei älteren und immungeschwächten Menschen schneller ab als bei jüngeren und gesunden Menschen. Das gilt auch für mehrfach Geimpfte.

Entscheidend ist, wie die vorherige Infektion verlief. Je milder die Symptome waren, desto weniger wurde das Immunsystem wohl stimuliert und desto weniger Antikörper bilden sich, die eine erneute Infektion verhindern können.

Schützt eine Infektion vor einer erneuten Ansteckung?

Ja, zumindest eine gewisse Zeit – und das sogar recht gut. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, sagt: „Im Vergleich zu einer Impfung immerhin noch zu etwa 80 Prozent und das für einen ordentlichen Zeitraum von etwa neun bis zehn Monate.“

Aber: „Genauso wie die Impfstoffe, die ja auf dem ursprünglichen Virus basieren, nicht so gut gegen Omikron schützen, schützt jetzt auch eine Infektion mit einer früheren Variante nicht so gut gegen Omikron.

Warum kann man sich wieder anstecken?

Das hängt mit den verschiedenen Varianten zusammen, die das zu Mutationen neigende Corona-Virus entwickelt. Beim Kontakt mit dem Subtyp Omikron fällt die Schutzwirkung durch frühere Infektionen mit Varianten wie Alpha, Beta oder Delta deutlich ab.

Laut Watzl schützt eine frühere Infektion nur noch zu 20 bis maximal 40 Prozent vor einer Infektion mit den Omikron-Varianten BA.1, BA2, BA.4 und BA.5. Das heißt im Klartext: Die Wahrscheinlichkeit, sich mehrmals zu infizieren, ist durch Omikron deutlich gestiegen.

Was ist der Grund für Reinfektionen?

Das liegt an der Struktur der Omikron-Variante. Durchbruchsinfektionen mit Omikron schärfen das Immunsystem deutlich weniger als Delta-Infektionen. Omikron trickst die Immunabwehr quasi aus und umgeht den Schutz des Körpers gegen Eindringlinge.

Das bedeutet: Eine Infektion mit Omikron bietet einen geringeren Schutz gegen eine erneute Infektion mit anderen Virusvarianten. Zudem kann man sich mehrfach mit jeweils einer anderen Omikron-Untervarianten anstecken.

Wie oft kann man sich mit Corona anstecken?

Darüber gibt es bisher keine verlässlichen wissenschaftlichen und statistischen Zahlen. Allerdings weiß man aus breit angelegten Studien aus Großbritannien, Dänemark und Österreich, das Mehrfach-Infektionen relativ häufig vorkommen.

Nach Aussage der Epidemiologin Juliet Pulliam vom südafrikanischen Forschungszentrums DSI-NRF kann man sich ein zweites, drittes oder viertes Mal infizieren – und sogar noch öfter. „Das Virus wird sich ständig weiterentwickeln. Und es wird wahrscheinlich viele Menschen geben, die sich im Laufe ihres Lebens immer wieder neu infizieren.“

Ab wann können sich Infizierte wieder anstecken?

Experten sind der Ansicht, eine überstandene Covid-19-Erkrankung rund drei Monate vor einer Reinfektion recht gut schützt. Das gilt aber nur dann, wenn das Virus nicht wesentlich mutiert.

Bei neuen Varianten wie Omikron können die Intervalle zwischen den Reinfektionen deutlich kürzer sein – im Extremfall nur wenige Wochen.

Kann man sich nur mit einer anderen Variante erneut anstecken?

Nein. Wenn das Immungedächtnis nachlässt, kann man sich auch mit der gleichen Variante erneut anstecken.

Stand: 14.02.2022 10:33 Uhr

Die hochansteckende Omikron-Variante sorgt zurzeit dafür, dass sich Zehntausende Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infizieren. Viele gehen davon aus, dass die Ansteckung sie vor eine Reinfektion schützt. Stimmt das?

Die Annahme, dass die Omikron-Genesenen längere Zeit vor Corona-Reinfektionen geschützt sind, stimmt nicht. Eine aktuelle Pre-Print-Studie aus den USA zeigt: Je milder der Krankheitsverlauf, desto geringer der erworbene Immunschutz. Und: In einer aktuellen Studie aus Österreich fanden Forschende heraus, dass Ungeimpfte - im Vergleich zu Geimpften und zuvor Genesenen - nach einer überstandenen Omikron-Infektion nur gegen die Omikron-Variante und auch nur in einem geringen Ausmaß neutralisierende Antikörper bilden. Das heißt, das Risiko einer Reinfektion, auch mit einer anderen Coronavirus-Variante, ist erhöht.

Mehrmalige Corona-Infektion für Omikron-Genesene möglich

Dass Omikron BA.1 und BA.2 eher milde Verläufe verursacht, also nicht so krank macht wie die anderen Corona-Viren, liegt unter anderem an den Mutationen der neuen Varianten. Diese verändern den Krankheitsverlauf: Die Viren infizieren in der Regel nur die oberen Atemwege - oft ohne Symptome. Sie können der Immunantwort des Körpers besser entkommen. Das führt nicht nur dazu, dass das Immunsystem im oberen Atemwegsbereich nicht so stark reagiert und somit auch weniger Antikörper bildet, sondern dass das Hauptimmunsystem auf die Eindringlinge ebenfalls kaum reagiert und wenig Abwehrmaßnahmen einleitet. Deshalb ist es laut Experten und Expertinnen möglich, sich mehrmals mit dem Virus zu infizieren - auch wenn die Abstände dazwischen immer größer werden.

Langfristige Immunität nur bei geimpften Omikron-Genesenen

Warum haben Geimpfte aber überhaupt so häufig Durchbruchsinfektionen bei Omikron? Der Impfstoff wurde zur Bekämpfung der "Ur-Variante" des Corona-Virus entwickelt - für diese Variante hat unser Körper nach einer Impfung einen Immunschutz gebildet. Doch das Virus hat sich mit der Zeit verändert, die Omikron-Variante ist weiter vom Ursprungsvirus entfernt als die Delta-Variante.

Wichtig ist aber, dass die Impfung trotzdem in den meisten Fällen vor schweren Verläufen schützt. Und wenn geimpfte Menschen sich jetzt mit Omikron infizieren, entsteht vermutlich eine langfristige Immunität - auch gegen zukünftige Varianten. Das gilt aber nur für Geimpfte. Bei Ungeimpften, vor allem älteren, kann nicht von einem milden Verlauf ausgegangen werden - besonders nicht dann, wenn eine starke Viruslast vorliegt und die Viren nicht nur in den oberen Atemwegen bleiben, sondern auch in die Lunge vordringen.

Weg aus der Pandemie: Corona-Impfung statt Infektion

Eine große Hoffnung, das Ende der Pandemie zu erreichen, ist die Herdenimmunität: Wenn erst einmal ausreichend viele Menschen vollständig geimpft und/oder genesen sind, ist das Virus besiegt. Aber das wird wohl nicht der Fall sein, sagt Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie: Es gebe immer noch zu viele Ungeimpfte und die erworbene Immunität durch eine Omikron-Infektion halte nicht lange an. Menschen können und werden sich also reinfizieren, aber nicht nur mit Omikron, vermutlich auch mit anderen Varianten wie Delta, die noch kursieren. Eine Herdenimmunität könne so nicht solide aufgebaut werden.

Corona-Impfungen sind also laut Expertinnen und Experten der beste und schnellste Weg aus der Pandemie. "Die ideale Immunisierung ist, dass man eine vollständige Impfimmunisierung hat - mit drei Dosen - und auf dem Boden dieser Immunisierung sich dann erstmalig und auch zweit- und drittmalig infiziert mit dem wirklichen Virus", sagt Virologe Christian Drosten im NDR Info Podcast Coronavirus-Update. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass das Virus bis zum Herbst mit Impfungen und den bekannten Schutzmaßnahmen (Abstand halten, Maske tragen, Lüften, Hygiene) ein gutes Stück zurückgedrängt werden kann.

Experten zum Thema

Dieses Thema im Programm:

Visite | 15.02.2022 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Coronavirus

Kann man ein 2. mal an corona erkranken

Mehr Gesundheitsthemen

Kann man ein 2. mal an corona erkranken

Kann man ein 2. mal an corona erkranken

15 Min

Kann man ein 2. mal an corona erkranken

7 Min

Kann man ein 2. mal an corona erkranken

Wie lange positiv nach Genesung?

PCR-Tests können auch nach der Erkrankung noch einige Wochen positiv ausfallen, auch wenn Sie dann nicht mehr ansteckend sind.

Wie lange hat man Antikörper nach Covid?

Wie lange hält die Corona Immunität an? Aktuell ist noch unklar, ob und wie lange Genesene nach einer Erkrankung mit dem Corona-Virus SARS-Cov-2 immun sind. Nach wie vor fehlen Langzeitergebnisse, um konkrete und gesicherte Aussagen darüber zu treffen, wie man einen ausreichenden Effekt hat.

Wie lange ist man ansteckend Omikron?

Das Ansteckungsrisiko ist in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer. Bei milder bis moderater Erkrankung geht die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Beginn der Krankheitszeichen deutlich zurück.

Wie lange kann man in der Regel nach einer Covid 19 Infektion noch ansteckend sein?

Bei milder bis moderater Erkrankung ist die Möglichkeit einer Ansteckung anderer nach mehr als zehn Tagen seit Beginn der Krankheitszeichen erheblich reduziert. Bei schweren Erkrankungen und bei Vorliegen einer Immunschwäche können die Betroffenen auch noch deutlich länger ansteckend sein.