Show Ende Oktober hatte es im Norden Moldawiens 15 Grad minus. Ein Schreck für die Apfelbauern, die ihre Ernte nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.
Eine Feldarbeiter
Manche hier im Dorf Unguri waren so verzweifelt, dass sie ihre Apfelbäume herausrissen. Aber der Grund dafür war nicht nur der Frost: Zwei Drittel der Apfelernte wird nach Russland verkauft, die Region ist gewissermaßen der Apfelgarten Russlands. Und damit gibt es nun ein Problem: Jewenij Topeiu, zum Beispiel, könnte eigentlich zufrieden sein: Er hat einen Kredit aufgenommen und ein modernes Lagerhaus gebaut und konnte dadurch seine Äpfel retten. Aber jetzt: Das Lager quillt über, denn die Russen nehmen keine Äpfel mehr. Im Juni letzten Jahres unterschrieb Moldawien das Assoziierungsabkommen mit der EU, und Russland stoppte daraufhin die Einfuhr von Obst aus Moldawien. Wohin jetzt mit den Lieblingssorten der russischen Kunden? Eugeniu Topeiu ging es zu schnell mit dem Assoziierungsabkommen:
Eugeniu Topeiu, Apfelbauer, Unguri
Eugeniu Topeiu Viele Apfelbauern fühlen sich von der Regierung in Chişinău im Stich gelassen. Im Parlament regiert eine Koalition aus drei proeuropäischen Parteien. Man träumt vom Beitritt zur Europäischen Union. Aber viele wissen auch, dass es für die ehemalige Sowjetrepublik nicht leicht ist, sich ganz von Russland zu lösen. Zwischen Ost und West bewegen sich Moldawiens Politiker auf Glatteis. Für seine Enkel sieht dieser ehemalige Ingenieur dennoch nur einen Weg:
Valentin
Vico
Reporter
Vico
Alexandru Wer in Moldawien prorussische Stimmen hören will, fährt nach Transnistrien oder nach Gagausien, ein autonomes Gebiet. Und was in Nordmoldawien die Äpfel sind, ist bei den Gagausen der Wein. Auch davon gingen zwei Drittel nach Russland, und das bereitet Weinhändler Fiodor Vlath große Sorgen, denn auch seine Produkte fallen unter das Embargo.
Fiodor Vlath Seit ein paar Monaten hat Moskau es für ein paar ausgewählte gagausische Winzer gelockert. Aber Fiodor gehört nicht zu den Glücklichen.
Fiodor Vlath, Weinhändler, Gagausien Die meisten hier geben den Pro-Europäern die Schuld dafür. Die 160.000 türkischstämmigen Gagausen lassen den Lenin vor der Regierung stehen. Gesprochen wird russisch oder gagausisch, rumänisch dagegen kaum. Und trotz türkischer Wurzeln sind die Gagausen christlich orthodox, bilden einen prorussischen Staat innerhalb der Republik Moldau.
Eine Frau
Eine andere Frau Moldawien zerrissen zwischen Russland und der EU. Schauen wir nochmal zu den Apfelbauern im Norden der Republik Moldau. Im winzigen Dorf Bratusenii soll heute eine hochmoderne Apfelsortieranlage in Betrieb gehen. Landwirtschaftsfunktionäre aus dem ganzen Land kommen eigens zur Einweihung hierher. Die neue Anlage ist ein Schritt in Richtung Europäische Union. Mit ihr lassen sich die Äpfel entsprechend europäischer Qualitätsnormen sortieren, eine Voraussetzung für den europäischen Markt. Der Vorsitzende des Obstbauernverbands sieht im russischen Embargo sogar eine Chance:
Iurie Fala, Direktor der moldawischen Fruchtproduzenten und Fruchtexporteure Ein Problem: Die Apfelsorten sind auf den russischen Geschmack optimiert und im Westen oft unbekannt. Das ist ein Verkaufshindernis. EU-Standardsorten müssten erst mühsam gepflanzt werden. Auch der Trick, sie über den Dnjestr auf die ukrainische Seite zu bringen, dort umzuetikettieren und als ukrainische Äpfel nach Russland zu bringen, funktioniert seit Anfang des Jahres nicht mehr.
Eugeniu Topeiu, Apfelbauer, Unguri
Aber irgendwie geht dann doch was. Morgen soll ein LKW kommen und 20 Tonnen Äpfel nach Kasachstan mitnehmen. Eugeniu Topeiu hat schnell Leute zum Sortieren angeheuert. Ihm blutet das Herz, dass er die Äpfel nicht auf den europäischen Markt bringen kann.
Eugeniu Topeiu, Apfelbauer, Unguri Wohin mit all den 200 Tonnen Äpfeln? Bis spät nachts grübelt Eugeniu. Vielleicht nach Weißrussland und dann weiter mit falschen Papieren über die russische Grenze? Aber das wäre illegal. Wo sagt Apfel die Zukunft?In Tschechien wird ein Apfel halbiert und anhand des Kerngehäuses die Zukunft vorausgesagt. Bilden die Kerne ein Kreuz, droht Unheil im neuen Jahr – sind sie allerdings in Sternform, steht ein glückliches Jahr bevor.
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