Ich bin der Geist, der stets verneint bedeutung

Ich bin der Geist, der stets verneint bedeutung

Wenn wir das Böse als Kontrapunkt zum Guten sehen, als seine polare Ergänzung, so liegt darin zwar eine Wahrheit, doch zugleich greift dieses Bild zu kurz. Beide trennt nicht nur die innere Ausrichtung und handlungsbezogene Orientierung, sondern ein elementarer Wesensbestandteil. Denn im Gegensatz zum Guten, Lebensdienlichen, dem Sein und Werden Zugewandten, vermag das Böse aus sich selbst heraus nichts von Bestand zu schaffen. Es lebt davon, sich gegen etwas Bestehendes zu wenden. Sein Antrieb ist die Destruktion, die Spaltung, die Schädigung, die Vernichtung.

Im ersten Teil seines Faust lässt Johann Wolfgang von Goethe Mephistopheles im Studierzimmer zu Faust sagen:

Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.

Aus der bloßen Verneinung kann nichts ins Werden treten. Sie bedarf  des Gewordenen, des bereits Existierenden. Sie benötigt einen Bezugspunkt in dem, was ist. So können wir das Böse als etwas Abgeleitetes, Relatives sehen. Es ist rein reaktiv und somit niemals autonom. Nur das Gute kann aus sich selbst heraus in Schöpfung führen. Stellen wir uns vor, das Böse, das grundsätzlich Verneinende, würde die Welt beherrschen. Wie in Michael Endes Unendlicher Geschichte würde sie sich stückweise auflösen, in Negativität versinken, bzw. der Vernichtung zugeführt werden. Schlussendlich könnte sich das Böse nur noch gegen sich selbst richten.

Demgegenüber läge in nur einem Gedanken der Liebe, in einer Zuwendung, einer dem Leben dienenden Kreation, der Same für das Entstehen einer neuen Welt. Mephistopheles bezeichnet sich selbst als verneinenden Geist. Das weist auf die Bedeutung der geistigen Energie hin und damit auf die heilende und erschaffende Kraft, die in der bewussten Zuwendung zum Guten, in der positiven Lebensauffassung und der Pflege einer entsprechenden Lebenskraft liegt. Der Gestaltungswille dient dabei auch als Gegengift für eine Trägheit im Bewusstsein, die dem verneinenden Geist überhaupt erst die Spielräume öffnet, sich in uns auszubreiten bzw. sein Wirken passiv hinzunehmen.

Wenn wir diese Überlegungen akzeptieren, dann kann das Reden ein Ende haben, welches das Gute und das Böse auf einer Ebene sieht, so wie hell und dunkel, schwarz und weiß. Gewiss, „Teuflisches“ und „Satanisches“ existieren. Wir erleben das jeden Tag. Und doch ist es immer nur eine Folge, kann niemals zum Ursprungsimpuls, zum Werdeimpuls, zur Schöpfungskraft werden. Das mag dann wohl gemeint sein, wenn es heißt, dass der „Teufel“ zwar ein Widersacher des „Göttlichen“ sei, doch im Letzten auf ihn angewiesen, ihm untergeordnet.

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Ich bin der Geist, der stets verneint bedeutung

“Ich bin der Geist der stets verneint!Unde das mit Recht; denn alles was entstehtist werth daß es zu Grunde geht;Drum besser wär's daß nichts entstünde.So ist denn alles was ihr Sünde,Zerstörung, kurz das Böse nennt,Mein eigentliches Element.”

Johann Wolfgang von Goethe, Faust, First Part

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Ich bin der Geist, der stets verneint bedeutung

Ich bin der Geist, der stets verneint bedeutung

19) ... Ich bin der Geist, der stets verneint ...


MEPHISTOPHELES: MEPHISTOPHELES
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
I am the Spirit that denies!
And rightly too; for all that doth begin
Should rightly to destruction run;
'Twere better then that nothing were begun.
Thus everything that you call Sin,
Destruction - in a word, as Evil represent-
That is my own, real element.
 

It seems that these verses fascinate many people, because this is the shortest expression of the absolute nihilism. Everthing that exists is worth to run to destruction and therefore it would be better, that nothing would exist. In these and in the verses that follow, Mephistopheles is less a clever, but malicious man (even realistic, if you want, because his analysis are more often than not very precise) is a representative of a principle.

MEPHISTOPHELES: MEPHISTOPHELES
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es,
so viel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt.
But I'm part of the Part which at the first was all,
Part of the Darkness that gave birth to Light,
The haughty Light that now with Mother Night
Disputes her ancient rank and space withal,
And yet 'twill not succeed, since,
strive as strive it may,
Fettered to bodies will Light stay.
 

What does he want to say with this? He has a very special way of interpretation of the genesis like it is described in the Bible.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser Und Gott sprach:
Es werde Licht! Und es ward Licht.
In the beginning God created heaven and earth. And the earth was without form and void; and darkness was upon the face of the deep. And the spirit of God moved upon the face of the waters. And God said: Let there be light! And there was light.
Ich bin der Geist, der stets verneint bedeutung
 

If we look a little bit closes, we'll see that in the beginning there was darkness and light was born out of darkness. In another way said, darkness is the mother of light. Light fights agains the darkness and always there is the risk that it gets lost in the darkness. The light is always something created by God. Mephistopheles sees himself as a representative of that, what reigned before that. Light is dependent of bodies, it is born of bodies and is created for them. In the beginning there was nothing and to this nothing Mephistopheles wants to reduce everything. This is his battle. We see once again the complexity of the two characters. Faust and Mephistopheles are both representatives of different principles, but on the other hand also complex human beings.


Was ist das Ziel von Mephisto?

Sein eigentliches Ziel, die Zerstörung bzw. Verneinung der gesamten Schöpfung, kann er aber nie erreichen, da er im Grunde von Gott (als Sinnbild der Gesamtheit) gelenkt wird. Und obwohl Mephisto sich seiner Rolle voll und ganz bewusst ist, geht er seiner Arbeit immer mit ganzer Kraft nach.

Was ist die Moral von Faust?

Nach Ansicht des Goethe-Forschers Michael Jaeger lässt sich Faust als Parabel lesen. Als Parabel auf die globalisierte und beschleunigte Welt, in der die Umwelt ausgebeutet wird, die Menschen ihr ganzes Glück im Konsum suchen, immer schneller unzufrieden sind und unaufhörlich auf die Zukunft spekulieren.

Was beinhaltet der Teufelspakt genau?

Ein Teufelspakt oder Teufelsbündnis ist ein Handelsbündnis zwischen dem Teufel und einem Menschen. Dabei wird dem Teufel eine menschliche Seele gegen Reichtum, Macht, Talent, magische Kräfte oder ähnliche Gaben versprochen. Ein derartiger Pakt ist Gegenstand vieler volkstümlicher Sagen und Legenden.

Was antwortet Gott auf mephistos Frage was wettet ihr?

Daraufhin schlägt Mephisto dem Herrn eine Wette (um Fausts Seele?!) vor: „Was wettet ihr? den sollt ihr noch verlieren! “ (V. 311) Der Herr willigt ein, versäumt es jedoch nicht, seinen Gesprächspartner explizit darauf hinzuweisen, dass seine Bemühungen, „diesen Geist von seinem Urquell ab[zuziehen]“ (V.