Im Namen des Anderen. Paul Celan - Emmanuel Levinas: Zu einer Poetik der GastfreundschaftWas sind Sie doch für ein ganzer Mensch! 1 (Franz Wurm an Paul Über einem der in der Sammlung Die Niemandsrose aufgenommenen Gedichte stehen drei Worte in kyrillischer Schrift; eine Übersetzung ist nicht angegeben . Die französische Aus 2 gabe hingegen kennt diesen Satz -er stammt von der russischen Dichterin Marina Zwetajewa -in der Übertragung Paul Celans: "Tous les poètes sont juifs." Das erweiternde ‚Alle', welches diesem Satz sein unerbittlich-Universelles verleiht, wurde von Celan (so mutmaßt man) nicht aus Versehen dem russischen Text zugefügt. Vielmehr liegt es nahe, dass dies aus Absicht geschah . Im Jahre 1996 bietet Jacques Derrida in Paris sein Seminar Von der Gastfreundschaft an. Behandelt werden Auszüge aus der klassischen Tragödie, der Rolle des athenischen Fremden wegen die Apologie des Sokrates und wohl auch das Werk Paul Celans , doch diese Sitzun 5 gen haben bis jetzt noch keinen Eingang in die Edition des Kollegs gefunden. Ein im Nachwort aus den unbekannten... Paul Celan [paʊl ˈtselan][1] (geboren am 23. November
1920 in Czernowitz; gestorben vermutlich am 20. April 1970 in Paris) war ein deutschsprachiger
Lyriker rumänischer, später französischer Staatsangehörigkeit. Er hieß ursprünglich Paul Antschel, später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm Celan entstand. Paul
Celan gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist geprägt von der Reflexion über die Sprache und ihre Fähigkeit zu Bewahrung und Verständigung sowie von der Verarbeitung von Grenzerfahrungen, insbesondere der Erfahrung des Holocaust (zum Beispiel in dem berühmten Gedicht
Todesfuge). Sein Werk weist eine Entwicklung auf, in der sich anfangs auch relativ traditionelle Gedichtformen finden, deren Spätphase hingegen gekennzeichnet ist von einer „atemlosen Stille des Verstummens im kryptisch gewordenen Wort“.[2] Celan-Die Gedichte Als hätte Zu dieser AusgabeSeit der Veröffentlichung der Kommentierten Gesamtausgabe der Gedichte von Paul Celan 2003 sind wichtige Nachlaßausgaben und Briefwechsel erschienen, die für ein derartiges Projekt von allergrößter Bedeutung sind: Innerhalb der Bonner Historisch-kritischen Ausgabe wurden die Frühwerk- und Nachlaßbände vorgelegt, außerdem erschienen die Prosa aus dem Nachlaß und die Bestandsaufnahme von Celans Philosophischer Bibliothek sowie seine Briefwechsel mit Rudolf Hirsch, Ilana Shmueli, Peter Szondi, Ingeborg Bachmann, Klaus und Nani Demus, Gustav Chomed, Edith und Jacob Silbermann, Rolf Schroers, Paul Schallück, Heinrich Böll, Gisela Dischner und René Char, darüber hinaus nicht wenige Briefpublikationen in Zeitschriften und Zeitungen, darunter zwei nachträglich aufgefundene Briefe an Ingeborg Bachmann, und die wichtigen Erinnerungen von Brigitta Eisenreich mit einigen darin wiedergegebenen Briefen. Die neue, zahlreichen Herausgebern zu dankende Forschungslage hat Konsequenzen sowohl für den Textbestand und damit den Gesamtaufbau des Bandes als auch für den Kommentar. Vor diesem Hintergrund ist eine Fortschreibung der alten Ausgabe unter Beibehaltung von deren Struktur nicht sinnvoll; das hier Vorgelegte ist daher tatsächlich eine Neue kommentierte Gesamtausgabe. Textbestand Struktur des Textteils Wie in der
Nachlaßediton von 1997 wird bei dem parallel zum Pariser Werk entstandenen Nachlaß verfahren: Die von Celan aus den Gedichtbänden ausgeschiedenen Gedichte werden als eigene Gruppe behandelt, gegebenenfalls gefolgt von nicht abgeschlossenen Zyklusprojekten und schließlich den im jeweiligen Zeitraum entstandenen verstreuten Nachlaßgedichten; hier finden die Neuzugänge ihren Platz. Dem Nachlaß aus dem Zeitraum Lichtzwang folgt Schneepart mit den daraus ausgeschiedenen und anschließend
den in diesem Zeitraum entstandenen verstreuten Gedichten. Die Gedichtsammlung Nach Schneepart und die Letzten Gedichtzyklen – diese weichen in Textbestand und Anordnung entsprechend Celans Vorstellungen von der Nachlaßpublikation Zeitgehöft geringfügig ab – bilden mit den von 1968 bis 1970 entstandenen Einzelgedichten den Schluß. Textgestalt Kommentar Überlegungen zu Celans Poetik der Daten führten zu einer neuen
Struktur der Basisinformationen für die Einzelkommentare: Vorrang erhält die Erörterung der mit Ort und Zeit zusammenhängenden Umstände, des Hier und Jetzt. Die im „Meridian“ mehrfach betonte Entscheidung für den „Akut“ und das Postulat des Dichters in der Rede, jedem Gedicht bleibe sein Datum eingeschrieben,4 sind ernst zu nehmen. „Der Jetztpunkt“, markiert Celan bei Husserl am Rand, „hat für das Bewußtsein wieder einen
Zeithof, der sich in einer Kontinuität von Erinnerungsauffassungen vollzieht“5 – die Spannung zwischen dem im „Meridian“ für das Schreiben jedes einzelnen als entscheidend bezeichneten „Neigungswinkels seines Daseins“6 und dem dort postulierten je eigenen Datum des Gedichtes könnte kaum präziser
gefaßt sein. Die Kommentare im eigentlichen Sinn sind gegenüber der Ausgabe von 2003 erheblich umgestaltet. Im Bereich des Frühwerks ist der Stellenkommentar bewußt sehr knapp gehalten; der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischen Briefen und den Bezügen zu den Werkteilen, die in der Pariser Zeit entstanden
sind. Wenn etwa die Blume Augentrost außer in „Todtnauberg“ nur ein weiteres Mal erscheint, im frühen Gedicht „Herbst“, wird darauf hingewiesen, die Blume selbst aber weder hier noch dort beschrieben. Ähnliches gilt für den Seidelbast, der in zwei Gedichten aus der Arbeitslagerzeit erscheint, aber nur in einem einzigen aus der Pariser Zeit, dem Nachlaßgedicht „Mit dem Seidelbast, wieder, nach“. Für das Verständnis von Celans Gedichten können Standort, Blütenfarbe oder Pflanzentyp von Blumen wie
Augentrost oder Seidelbast durchaus wichtig sein; solche Bestimmungen lassen sich aber, soweit nicht bekannt, ohne weiteres entsprechenden Nachschlagewerken entnehmen. Dem Kommentar kommt dagegen die Aufgabe zu, die besonderen Bezüge zu Leben und Werk des Autors beizutragen – freilich auch die aus Briefen oder Lektürespuren deutlich werdende Bedeutung bestimmter Blumen. Verflochten Manche Lektüren gehen in mehrere Gedichte eines überschaubaren Entstehungszeitraumes ein, etwa die Lektüre der Auswahl aus Jean-Henri Fabres Werk im Jahr 1967 oder der zweibändigen Werkauswahl von Walter Benjamin im Frühjahr 1968. Darauf zusammenfassend hinzuweisen hilft einerseits,
Zusammenhänge zwischen Gedichten wahrzunehmen, andererseits kann dadurch die Wiederholung von Angaben vermieden werden. Verschiedene Verzeichnisse tragen zur Vereinheitlichung und Verknappung des Kommentars bei: eine Liste mit Kurztiteln und Siglen,
die Bibliographie der in Gedichte eingegangenen Lektüren und ein Verzeichnis von mehrfach präsenten Entstehungsorten mit Hinweisen auf den oder die betreffenden Erstkommentar(e). In die Bibliographie eingearbeitet sind Hinweise darauf, ob sich das entsprechende Werk in Celans Nachlaßbibliothek oder in der Bibliothek der École normale supérieure befindet; Daten für den Erhalt des Buchs und für die Lektüre(n) sind, soweit vorhanden, ergänzt. Die bibliographischen Einträge sind
jeweils stark vereinfacht und vereinheitlicht; im Kommentar selbst werden nur Autor, gegebenenfalls Kurztitel, Band und Seite des zitierten Werkes angegeben. Nachweise für Artikel aus der Tages- und Wochenpresse erscheinen dagegen ausschließlich im Kommentar selbst. Dank Barbara Wiedemann, Februar 2017, Nachwort Lesenwar für Paul Celan immer auch Erlebnis: Seine vielfältigen Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und polititsche Ereignisse. Als 2003 erstmals eine kommentierte Gesamtausgabe von Celans Gedichten erschien, stand die Erschließung solcher Quellen noch am Anfang. Ausgaben der bedeutendsten Briefwechsel liegen inzwischen
vor, die kritischen Werkausgaben sind vollendet, und die Erforschung von Celans Nachlaßbibliothek mit seinen Lesespuren, Anstreichungen und Notaten ist weit vorangeschritten. Suhrkamp Verlag, Klappentext, 2018 InhaltPaul Celans
vielfältige Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und politische Ereignisse. Als 2003 erstmals eine kommentierte Gesamtausgabe seiner Gedichte erschien, stand die Erschließung solcher Quellen noch am Anfang. Im Zuge der Publikation der bedeutendsten Briefwechsel und der kritischen Werkausgaben sowie der Erforschung von Celans Nachlassbibliothek mit seinen Lesespuren, Anstreichungen und Notaten konnten gegenüber
der Ausgabe von 2003 nicht nur knapp 60 Gedichte ergänzt und alle Texte einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Der Kommentar ist ebenfalls neu gestaltet und erheblich erweitert, gerade auch durch intensive Recherchen im Bereich von Celans Presselektüren. Suhrkamp Verlag, Ankündigung Strahlenwind, Büßerschnee– Gibt es so viel Neues überhaupt noch zu sagen? Der Dichter Paul Celan erscheint in einer Neuen kommentierten Gesamtausgabe. – Und jetzt noch mal ein Buch mit mehr als 1.200 Seiten, eng bedruckt, nur mit Kommentaren zu einzelnen Stellen in den Gedichten Paul Celans! Es ist ein Phänomen, wie viel in den letzten beiden Jahrzehnten aus dem
Nachlass dieses Schriftstellers herausgegeben worden ist. Er ist der am häufigsten interpretierte und der am umfassendsten edierte Lyriker des 20. Jahrhunderts. Das Motiv für dieses lang anhaltende Interesse liegt bestimmt darin, dass Celan mit seiner frühen „Todesfuge“ das berühmteste Gedicht deutscher Sprache im 20. Jahrhundert geschrieben hat. Vielerorts hat man ihn mit diesem Gedicht gleichgesetzt und ihn zum Lyriker des deutschen Massenmords an den Juden gemacht, ihn als Opfer,
Heiligen und Märtyrer gleichermaßen stilisiert – was ihm selbst keineswegs behagte. Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung, 26.7.2018UnschätzbarPaul Celan. Unschätzbar sein Verdienst für die Nachkriegsliteratur! Ich habe durch einen alten Gefährten, Gerd Forster, einen nicht von Celan beantworteten Brief aus dessen Nachlass aus Paris erhalten. Er hat ihn mir über das Deutsche Literatur Archiv Marbach zu kommen gelassen. Der Brief stammte aus der Zeit in der Celan die Rede zum „Meridian“, die Büchnerpreisrede geschrieben hat. Unklar ist, ob Celan geantwortet hat! Auf jeden Fall, sein Buch Der Sand aus den Urnen, die Beschreibung vom Wolkenwagen und vom Bittersüß waren die letzten Zeilen die ich verinnerlichte, bevor ich im Drogenrausch in die Psychiatrie kam… Ich wollte ähnlich wie Hesse nichts anderes als Schriftsteller werden! Celan hat mich sehr tief beeindruckt, seine fast ätherdurchtränkten, schwergelben Bilder, die einen ähnlich an die eines Trakls, eines Georges, erinnern; für mich das Triumvirat der deutschen expressiven, symbolistischen und impressionistischen Gedichte! Nicht nur der Meister der Schlangen, der Tod ist ein Meister aus Deutschland – seine Übertragungen zählen auch zu den wichtigsten unserer Zeit. Er wurde 1920 geboren. Wenn er sich nicht das Leben genommen hätte, hätte er sicher den Nobelpreis bekommen. Er war zu genial und starb 1970, ohne zu wissen wie beeindruckt jeder Nachwuchsdichter heute noch von seinen Gedichten ist! Für mich nicht auf einer Skala von 0–5 Sternen messbar… Uwe Kraus, amazon.de, 25.9.2018So lese, und mein Aug wird offen bleibenZunächst begegnet uns auf der Umschlagabbildung ein Faksimile von Celans Gedicht „Abzählreime“, ich erwähne dies, weil es programmatisch für diese Ausgabe ist: Das Gedicht respektive die Dichtung steht im Vordergrund. Auf den ersten 550 Seiten sind Celans Gedichte abgedruckt. Sie sind unterteilt in: I Von Paul Celan zu Lebzeiten publizierte Gedichte Dort enthalten sind die Gedichtbände (Die Namen machen es vielleicht eindrücklicher): Der Sand aus den Urnen, Mohn und Gedächtnis, Von Schwelle zu Schwelle, Sprachgitter, Die Niemandsrose, Atemwende, Fadensonnen, Lichtzwang, Schneepart, Zeitgehöft. Zusätzlich sind enthalten: Verstreute Publikationen, Celans Frühwerk, nicht aufgenommene Gedichte, Gedichte in Zeiträumen (z.B. Zeitraum „Lichtzwang“, Zeitraum „Schneepart“), Späte Gedichtsammlung, Späte verstreute Gedichte, Schwer zu datierende Gedichte Kommentar ab Seite 561 Bibliographie – Celans Bibliothek ausgebreitet, Bücher teilweise mit Lesedaten und Hinweisen als Inspirationsquelle für Gedichte sind aufgelistet: z.B. Duras, Marguerite: Le Vice-consul, [Paris] 1966 (BPC: ursprünglich eingelegter Entwurf zu „Zerr dir“ verschollen). Nun bis Seite 987 „Der Einzelkommentar“: z.B. (ausgewählt aufgrund der Kürze) Seite 646 Sprachgitter „Mit Brief und Uhr“ Entstehung: Anfang 1956 (Genf) – 3.11.1958; das letzte Datum bezieht sich auf den Titel. Celan hatte vom 1.1. bis zum 30.4.1956 einen Zeitvertrag als Übersetzer am Internationalen Arbeitsamt in Genf. Auf den letzten Seiten des Buches findet sich ein Verzeichnis der Gedichte in alphabetischer Form und ein ausführliches Inhaltsverzeichnis. Wer sich ein wenig für Lyrik interessiert, kommt an Paul Celan und seinen Gedichten nicht vorbei. Die „Kommentierte Gesamtausgabe“ empfehle ich mit größtem Vergnügen und abschließend mit Celans „Schlaflied“ SCHLAFLIED Über die Ferne der finsteren Fluren Wie soll er,
Süße, dich betten und wiegen, Nun, wenn nur Wimpern die Stunden begrenzen, Leviathan, amazon.de, 27.9.2006 |