Biologie des Bibers<< Vorheriges Kapitel Gesamt-Inhaltsverzeichnis Nächstes Kapitel >> Show
InhaltsverzeichnisErnährung Nahrungszusammensetzung Gehölze Kräuter & Gräser Jahreszeitl. Änderungen in der Nahrungszusammensetzung Das Anlegen von Nahrungsflößen als Wintervorrat Einfluss von Pflanzeninhaltsstoffen auf die Ernährung Benötigte Nahrungsmenge Stammdurchmesser der genutzten Gehölze Entfernung vom Ufer bei der Nahrungssuche Das Fällen eines Baumes Nahrungszusammensetzung [Zum Inhaltsverzeichnis]
Die Anzahl der vom Bibern verzehrten Pflanzenarten ist sehr stark vom Angebot abhängig und kann regional mehr oder weniger deutlich variieren (die oben schon erwähnten Rhône-Biber ernähren sich beispielsweise fast ausschließlich von Gräsern). Ebenso können individuelle Vorlieben und Abneigungen einzelner Tiere bzw. Familien die Nahrungszusammensetzung stark beeinflussen (Djoshkin & Safonow 1972; Krojerová-Prokesová et al. 2010). Da die Jungtiere ihre Eltern bei der Nahrungsaufnahme beobachten und von den Eltern auch Nahrung zugetragen bekommen, lernen die jungen Biber, was essbar ist und was nicht. Durch diese Form des sozialen Lernens können sich im Hinblick auf die bevorzugt gefressenen Pflanzenarten regelrechte Ernährungs-Traditionen bei einzelnen Familien herausbilden. Diese Traditionsbildung betrifft in erster Linie die Gehölznahrung, da Biber bei der Auswahl ihrer Nahrungsgehölze eher konservativ sind. Eine Tradierung bevorzugt gefressener Kräuter oder Gräser ist dagegen seltener zu beobachten (bzw. auch wesentlich schwieriger nachzuweisen), da die Tiere bei der Auswahl dieser Nahrung nach Ansicht mancher Autoren wesentlich flexibler sind (Kitchener 2001). Die große Anzahl verschiedener Nahrungspflanzen weisen den Biber also als einen Nahrungsgeneralisten aus, wobei dies allerdings nicht bedeutet, dass alle bisher bekannten Nahrungspflanzen mit der gleichen Häufigkeit gefressen werden. Unabhängig von den bereits erwähnten individuellen Vorlieben einzelner Tiere gibt es generell einige Pflanzenarten, die von allen Bibern bevorzugt gewählt werden. Gehölze Kräuter & Gräser An aquatischen Gräsern und Kräutern wird Schilf - Phragmites australis, Breitblättriger und Schmalblättriger Rohrkolben - Typha latifolia und T. angustifolia, See- und Teichrose - Nymphea alba und Nuphar lutea (hier vor allen Dingen die Rhizome und Blattstängel), Ästiger Igelkolben - Sparganium erectum, Wasserfenchel - Oenanthe aquatica, Fieberklee - Menyanthes trifoliata,
Froschlöffel - Alisma plantago-aquatica, sowie verschiedene Seggen-Arten - Carex sp. verzehrt. Die Biber im Emsland fressen an terrestrischen Kräutern und Gräsern unter anderem Gemeinen Beifuß - Artemisia vulgaris, Zweizahn - Bidens sp., Weidenröschen - Epilobium sp., Rainfarn - Tanacetum vulgare, Rohrglanzgras - Phalaris arundinacea und an aquatischen Pflanzen Kalmus - Acorus calamus, Sumpfschwertlilie, Teichrose, Schilf, Wasserpfeffer - Polygonum hydropiper, Wassersumpfkresse - Rorippa amphibia sowie Echtes Pfeilkraut - Sagittaria sagittifolia (Klenner-Fringes 2001). Nach Ansicht einiger Autoren spielen Süßgräser bei der Ernährung des Bibers nur eine untergeordnete Rolle (Krojerová-Prokesová et al. 2010). Andere Autoren dagegen geben beispielsweise Rohrglanzgras (Ganzhorn & Harthun 2000; Heidecke 1977; Kitchener 2001) oder auch Sumpfreitgras - Calamagrostis canescens als beliebte Futterpflanzen des Bibers an (Kitchener 2001). Neben den hier aufgezählten Pflanzenarten werden noch viele weitere Arten vom Biber gefressen - auch solche, die als giftig gelten wie z.B. Maiglöckchen - Convallaria majalis oder Gefleckter Schierling - Conium maculatum. Von diesen Pflanzen fressen die Tiere dann in der Regel allerdings nur geringe Mengen auf einmal (Djoshkin & Safonow 1972). Jahreszeitliche Änderungen in der Nahrungszusammensetzung [Zum Seitenanfang]Je nach Jahreszeit unterscheidet sich die Nahrungszusammensetzung des Bibers recht deutlich. So werden im Frühjahr und Sommer hauptsächlich terrestrische und aquatische Kräuter und Gräser und nur geringe Mengen an Gehölznahrung (v.a. Rinde) verzehrt (Jenkins & Busher 1979). Für Nordamerikanische Biber (C. canadensis) wurde im Sommer ein Verhältnis von verholzter zu unverholzter Nahrungsbestandteile von etwa 1 : 15 ermittelt. Im Herbst und Winter werden dagegen hauptsächlich die Rinde und jungen Zweige der oben erwähnten Gehölze gefressen. Als zusätzliche Nahrungsquellen werden im Winter aber auch häufig die Rhizome von Seerosen, Teichrosen oder Sumpfschwertlilien ausgegraben (z.T. wird der Gewässergrund systematisch nach diesen Pflanzen durchsucht). Wenn nicht allzu starker Frost herrscht, werden auch fleischig verdickte Wurzeln von Landpflanzen ausgegraben und verzehrt (nach eigenen Beobachtungen werden von den Bibern im Emsland beispielsweise gerne die Wurzeln des Wiesenkerbels gefressen). Bei Nordamerikanischen Bibern beträgt der Anteil von verholzter zu unverholzter Nahrung im Winter etwa 4 : 1 (Müller-Schwarze 2011; Zahner et al. 2005). Dieser Unterschied macht sich auch in der Zeit bemerkbar, die die Biber zu den verschiedenen Jahreszeiten für die Nahrungsaufnahme von verholzten und krautigen Pflanzen aufwenden. So wird im Sommer mehr als 90% des Zeitbudgets für die Nahrungsaufnahme für den Verzehr von nicht-verholzten, krautigen Pflanzen aufgewendet, während die Tiere im Winter zwischen 60 und 90% der Nahrungsaufnahmezeit mit dem Verzehr von Rinde beschäftigt sind (Müller-Schwarze 2011). Diese für den Nordamerikanischen Biber ermittelten Verhältnisse dürften auch auf den Eurasischen Biber zutreffen.
Eine Ausnahme stellen in dieser Beziehung die Rhône-Biber (die Unterart Castor fiber galliae) in Frankreich dar, die auch Gewässer besiedeln, an deren Ufern jeglicher Gehölzaufwuchs fehlt. Die Tiere ernähren sich dort ausschießlich von Gräsern und Kräutern und werden deshalb mitunter auch als "Grasbiber" bezeichnet. Ähnliches ist auch von den mongolischen Bibern (der Unterart Castor fiber birulai) bekannt, die sich mit dem schmalen Gehölzstreifen entlang der Flüsse in den mongolischen Trockengebieten begnügen und auch hier z.T. gezwungen sind, sich zu einem großen Teil von krautigen Pflanzen zu ernähren (Djoshkin & Safonow 1972). Das Anlegen von Nahrungsflößen als Wintervorrat [Zum Seitenanfang]
Einfluss von Pflanzeninhaltsstoffen auf die Ernährung [Zum Seitenanfang]
Benötigte Nahrungsmenge [Zum Seitenanfang] Da der Verzehr von Gehölzen durch den Biber sehr auffällig ist und selbst das Fällen einiger weniger großer Bäume kaum zu übersehen ist, stellt sich häufig die Frage, wie viel Nahrung ein Biber pro Tag benötigt (wohl aus der Angst heraus, dass die Biber sämtliche Bäume entlang eines Fließgewässers oder eines Sees fällen könnten). Stammdurchmesser der genutzten Gehölze [Zum Seitenanfang]Biber in Bayern nutzen zu etwa 65% Stämme mit einem Brusthöhendurchmesser von weniger als 5 cm (Zahner et al. 2005). Bei Untersuchungen an der Elbe wurde festgestellt, dass bei 90% der vom Biber gefällten Stämme der Stammdurchmesser weniger als 10 cm (BHD) betrug, wobei Stämme mit einem Durchmesser von weniger als 5 cm einen sehr großen Anteil ausmachten (Recker 1997). In Norwegen machten Stämme mit einem Durchmesser von weniger als 5 cm sogar bis zu 95% aller von Bibern gefällten Bäume aus (Haarberg & Rosell 2006).
Wie bereits erwähnt, fällen Biber nur selten größere Bäume. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie dies nicht von Zeit zu Zeit doch einmal tun. Dabei schrecken sie auch vor sehr großen Bäumen nicht zurück. Für Norwegen beispielsweise liegen Berichte über das Fällen einer Pappel mit 68 cm, einer Birke mit 58 cm und einer Eiche mit 38 cm Stammdurchmesser vor und für Schweden wurde das Fällen von bis zu 100 cm dicken Birken beobachtet. Im Voronezh-Gebiet in Russland wurden
ebenfalls Weiden und Pappeln mit mehr als 100 cm Stammdurchmesser vom Biber gefällt. Weiterhin wurde in der Ukraine in der Vergangenheit eine Eiche mit 90 cm Durchmesser genutzt (Kitchener 2001). Die bevorzugte Nutzung von Gehölzen mit geringem Stammdurchmesser erklärt sich daraus, dass größere Bäume (von Ausnahmen abgesehen) für Biber eher uninteressant sind, da die Tiere bei solchen Bäumen relativ viel Zeit und Energie für das Fällen aufwenden müssen, die Nahrungsausbeute von solchen Bäumen aber in keinem Verhältnis zum Zeit- und Energieaufwand steht (Nolet et al. 1994; Zahner et al. 2005). Manche Autoren vermuten auch, dass in Gebieten, in denen Biber größerer Bäume fällen, das Nahrungsangebot für den Biber unzureichend ist (Gehölze mit geringem Stamm- bzw. Astdurchmesser sind nicht in ausreichender Menge vorhanden). In solchen Gebieten soll dann auch die Siedlungsdichte der Tiere geringer sein, da zur ausreichenden Nahrungsversorgung einer Familie entsprechend große Reviere benötigt werden (Recker 1997). Entfernung vom Ufer bei der Nahrungssuche [Zum Seitenanfang] Biber sind sogenannte "central place foragers", das heißt, dass die Tiere die Nahrungssuche von einem zentralen Platz in ihrem Revier aus beginnen (meistens dem Bau) und die gefundene Nahrung zu einem großen Teil zu diesem zentralen Platz transportieren und dann dort
verzehren. Von den Bibern wird allerdings nicht alle Nahrung zum Bau transportiert; vielmehr haben die Tiere mehrere, über das Revier verteilte Fraßplätze, die sich aber in der Regel im Uferbereich des Gewässers befinden (die Tiere sitzen beim Fressen halb im Wasser), da das Wasser das Fluchtmedium für die Tiere darstellt (Haarberg & Rosell 2006; Kitchener 2001; Krojerová-Prokesová et al. 2010; Müller-Schwarze 2011;
Zahner et al. 2005). Auf Grund der Tatsache, dass sich an Land befindende Biber durch Landraubtiere stark gefährdet sind und bei Gefahr bevorzugt zum Wasser hin flüchten, entfernen sich die Tiere bei der Nahrungssuche nicht beliebig weit von dem nächstgelegenen Gewässer.
Das Fällen eines Baumes [Zum Seitenanfang]
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[Zum Seitenanfang] << Vorheriges Kapitel Gesamt-Inhaltsverzeichnis Nächstes Kapitel >> Wie lange braucht ein Biber?Biber bleiben ein ganzes Leben lang mit demselben Partner zusammen. Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit 3 Jahren, die Männchen dagegen schon mit 18 Monaten. Biber paaren sich zwischen Januar und März Bauch an Bauch schwimmend im Wasser. Nach 105 bis 107 Tagen kommen zwischen Mai und Juni 1-4 Junge zur Welt.
Wie lange braucht man um einen Baum zu fällen?Wie lange dauert die Bearbeitung durch uns? 4 bis 8 Wochen, in Ausnahmefällen länger.
Kann ein Biber auf Bäume klettern?Um auch an die zarten Rinden und Knospen der oberen Äste zu gelangen, fällen Biber die Bäume. Biber sind hervorragende Schwimmer, können aber nicht klettern, um an ihre Nahrung in den Baumkronen zu gelangen.
Wie fällt der Biber Bäume?BÄUME FÄLLEN
Der Stammdurchmesser kann dabei 30-40 cm betragen. Er fällt Bäume aus unterschiedlichen Gründen: um an die nahrhaften, saftigen Knospen in der Baumkrone zu gelangen, um Dämme zu bauen oder um eine Biberburg zu errichten. Biber können nicht gut klettern, daher kommen sie den Bäumen auf diese Weise näher.
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