Wer folgt dem FC Liverpool ins Champions-League-Finale nach Paris? So lautete die Überschrift über Teil zwei des Gigantenduells zwischen Real Madrid und Manchester City. Real-Trainer Carlo Ancelotti musste den verletzten David Alaba, der Eckpfeiler in der königlichen Abwehr, durch Nacho Fernández ersetzten.
Auf Seiten der Skyblues meldeten sich die beiden Außenverteidiger Kyle Walker und Joao Cancelo rechtzeitig fit. Oleksandr Zinchenko nahm zunächst auf der Bank Platz, John Stones schaffte es verletzungsbedingt nicht in den Kader der Engländer.
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Vom Anpfiff weg zeigte sich ein konträres Bild als noch im Hinspiel. Vor heimischer Kulisse legte Real eine völlig andere Attitüde an den Tag und schnürte die Skyblues fast ausschließlich in deren Hälfte ein. Nicht einmal fünf Minuten waren gespielt, da setzte Karim Benzema nach einer Halbraumflanke von Dani Carvajal per Kopf drüber (5.) - eigentlich seine Paradedisziplin. In der 12. Spielminute war es wieder der Franzose, dessen Direktabnahme nahe des Elfmeterpunktes auf dem Oberrang landete (12.).
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UPDATE 01/01/2023 UM 10:54 UHR
Die Mannen aus Manchester ließen sich gegen den Ball ins Mittelfeldpressing fallen, was Pep Guardiola an der Seitenlinie sichtlich missfiel. Die beste Chance für die Himmelblauen hatte Bernardo Silva, als er nach einem Steckpass von Kevin De Bruyne aus spitzem Winkel Real-Schlussmann Thibaut Courtois nicht überwinden konnte (20.).
Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff hätte Vinícius Junior aus kurzer Distanz das 1:0 für die Madrilenen erzielen müssen.
So kam es in der 73. Spielminute, wie es im Fußball meist kommt: Nach einer Verlagerung des eingewechselten Ilkay Gündogan legte Silva den Ball quer zu Riyad Mahrez, der den Ball aus 16 Metern ins kurze Eck hämmerte (73.).
Bei den Wettanbietern dürften einige Einsätze auf einen Finaleinzug Citys eingegangen sein, doch in den Schlussminuten überschlugen sich die Ereignisse: Erst schob Rodrygo nach Kopfballablage von Benzema zum 1:1-Anschluss über die Linie (90.), nur 88 Sekunden später köpfte der Brasilianer eine Halbfeldflanke Carvajals unter die Latte (90.+1).
Die Verlängerung für Real war erreicht, die Guardiola-Schützlinge wirkten konsterniert. Getragen von den Emotionen auf den Rängen drängten die Königlichen auf die Entscheidung, die in der fünften Minute der Verlängerung fiel: Benzema war für Rúben Dias im Strafraum nur noch mit einem Foul zu stoppen. Den fälligen Strafstoß verwandelte die Tormaschine trocken ins linke Eck – sein 15. Tor im laufenden Wettbewerb und insgesamt 30. in K.o.-Spielen.
Fernandinho vergab noch die Riesenchance zum 2:3-Anschluss - ins Elfmeterschießen konnte sich City nicht mehr retten.
Damit steht der 13-malige Gewinner des Henkelpotts seit 2018 erstmals wieder im Finale - damals hatte Real Madrid den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp 3:1 besiegt.
Die beiden Finalisten waren auch in der vergangen Saison im Viertelfinale aufeinandergetroffen, erneut setzte sich Real gegen die Reds durch (0:0, 3:1).
Am 28. Mai 2022 kommt es in Paris zur Wiederauflage. Kroos kann dann zum fünften Mal in seiner Karriere die Königsklasse gewinnen. City-Starcoach Guardiola muss dagegen auch in seinem sechsten Jahr bei City auf seinen ersten Champions-League-Triumph warten.
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Die Stimmen:
Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid): "Es ist die glorreiche Geschichte des Klubs, die uns auch in aussichtslosen Situationen weiter an einen Erfolg glauben lassen. Vom Kopf her waren wir mehr in der Verlängerung als der Gegner. Ich habe nie an einem Weiterkommen gezweifelt."
Pep Guardiola (Trainer Manchester City): "Wir waren sehr, sehr nahe dran. In den letzten zehn Minuten haben wir es versäumt, weiter anzugreifen. Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt, was normal ist: Die Spieler stehen vor solchen Partien besonders unter Druck. Fußball ist nicht vorhersehbar, manchmal musst du das akzeptieren."
Toni Kroos (Real Madrid): "Wir sind schon ungefähr 26 Mal ausgeschieden in dieser Champions-League-Saison. Aber wir glauben immer dran. Das war gegen Paris so, gegen Chelsea und jetzt wieder. Dieses Stadion ist einfach magisch."
David Alaba (Real Madrid): "Glauben kann man das nicht, aber wundern tut es mich auch nicht. Wir haben schon öfter gezeigt, dass wir zurückkommen können. Wir haben diese besondere Mentalität in der Mannschaft. Das sind pure Emotionen, pure Erleichterung. Wahnsinn! Mir fehlen etwas die Worte. Heute gibt's ein Bier."
Thibaut Courtois (Real Madrid): "Dieses Team, dieser Klub ist zu allem im Stande. Wir haben bis zum Schluss an unsere Chance geglaubt. Mendy und ich haben unser Team im Spiel gehalten. Nach dem 2:1 war City tot. Wir haben es geschafft. Unglaublich."
Casemiro (Real Madrid): "Unglaublich. Es gibt kein besseres Gefühl, keine Worte dafür, wie schwierig es war, ins Finale zu kommen. Wir müssen den Moment genießen. Die schwierigste Aufgabe liegt aber noch vor uns."
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Insgesamt hat Benzema jetzt genauso viele Champions-League-Tore wie Robert Lewandowski (86).
Das fiel auf: Ancelotti wechselt den Sieg ein
In der 89. Minute sah alles nach dem zweiten Finaleinzug der Citizens in Folge aus - dann stach Rodrygo und das gleich doppelt. Den Brasilianer hatte Real-Coach Carlo Ancelotti in der 68. Minute für Toni Kroos eingewechselt - ein mutiger Schachzug, der sich auszahlte. Ancelotti, oft als Liebhaber der alten Garde verschrien, hatte vor der Wende auch Luka Modric und Casemiro vom Platz genommen und dafür mit Eduardo Camavinga und Marco Asensio weitere Aktivposten gebracht (75.). Gerade Camavinga brachte mit seinen 19 Jahren nochmal ordentlich Schwung.
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Die Statistik: 5
Carlo Ancelotti steht als Trainer zum fünften Mal im Finale der Champions League - Rekord vor Jürgen Klopp, Marcello Lippi und Sir Alex Ferguson (je 4).
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