Wer ist größer Saturn oder Media Markt?

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Besser als Mediamarkt? So mutig ist der neue Herausforderer

Veröffentlicht am 17.08.2021 | Lesedauer: 4 Minuten

Vor allem beim Service will Coolblue die deutsche Konkurrenz überflügeln Vor allem beim Service will Coolblue die deutsche Konkurrenz überflügeln

Vor allem beim Service will Coolblue die deutsche Konkurrenz überflügeln

Quelle: Coolblue

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Coolblue, der niederländische Marktführer bei Elektrogeräten, ist auf dem Sprung in den deutschen Markt. Die erste Filiale wird bald eröffnen. Der Chef Pieter Zwart sagt, man nehme sich Stadt für Stadt vor – und zwar mit einer ganz speziellen Strategie bei Preis und Service.

Lageristen, Monteure, Manager – der Elektronikhändler Coolblue sucht per Stellenanzeigen derzeit Dutzende von Fachkräften in Deutschland. Wer bitte? Coolblue? Nie gehört? Das könnte sich bald ändern.

Der niederländische Marktführer bei Laptops, Fernsehgeräten, Waschmaschinen und anderen Elektrogeräten ist auf dem Sprung in den deutschen Markt. Während das Online-Angebot bereits geschaltet ist, wird in den nächsten Wochen in Düsseldorf auch das erste Coolblue-Geschäft auf deutschem Boden eröffnet.

Weitere sollen folgen. „Wir nehmen uns den deutschen Markt Stadt für Stadt vor“, sagte Coolblue-Gründer und -Chef Pieter Zwart WELT AM SONNTAG. Momentan stehe Nordrhein-Westfalen im Fokus, aber dabei werde es wohl nicht bleiben: „Wenn uns der Einstieg dort gut gelingt, werden wir uns weitere Regionen in Deutschland vornehmen.“

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THEMENBILD - ein Kunde mit MNS Schutzmaske in einem Baumarkt während der Corona Pandemie, aufgenommen am 14. April 2019 in Zell am See, Österreich // a Customer with MNS protection mask in a hardware store during the Corona Pandemic in Zell am See, Austria on 2020/04/14. EXPA Pictures © 2020, PhotoCredit: EXPA/ JFK - 20200421_PD2299

Zwarts Pläne sind eine Kampfansage an Marktführer Mediamarkt Saturn, aber auch an andere Branchengrößen wie Amazon, Expert oder EP Electronic Partner. Dass die Konkurrenz den Newcomer aus Holland schon länger beobachtet, zeigt etwa eine Äußerung von Notebooksbilliger.de-Gründer Arnd von Wedemeyer.

Er attestierte den Niederländern schon 2018 ein „tolles Geschäftsmodell“. In der Tat belegt die jüngste Umsatzentwicklung eine durchsetzungsstarke Strategie in dem eigentlich schon dicht besetzten Elektronikmarkt. Die erste Umsatzmilliarde schaffte die 1999 gegründete Firma im Jahr 2017, schon 2020 lag der Erlös mit knapp zwei Milliarden Euro doppelt so hoch.

Nun wird das Unternehmen erstmals außerhalb des Beneluxraums aktiv. Verlockend dürfte auf Zwart die Größe des deutschen Marktes wirken, der nach Einschätzung des Handelsverbands Technik mit gut 63 Milliarden Euro Volumen zu den größten Europas zählt. „Wir suchen in NRW intensiv nach geeigneten Standorten, typischerweise mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche in guten Innenstadtlagen“, konkretisierte Zwart die Vorhaben.

„Die Filiale im Kö-Bogen ist unsere Visitenkarte für Deutschland“

Die Düsseldorfer Filiale wird 2600 Quadratmeter groß und ist im Renommierbau Kö-Bogen angesiedelt, doch der Aufwand fällt aus dem Rahmen. Der Laden diene dem Marktneuling als eine Art Flagshipstore nach dem Motto: Der erste Eindruck zählt. „Die Filiale im Kö-Bogen ist unsere Visitenkarte für Deutschland“, sagte der Firmenchef.

Obwohl als reiner Online-Betrieb gestartet, spielen physische Geschäfte eine unverzichtbare Rolle für Coolblue. Das Unternehmen versucht, die Konkurrenz in erster Linie durch ausgefeilten Vor-Ort-Service für die oft beratungsintensiven und schwer zu installierenden Produkte zu schlagen. Zwart spricht von „Produkt-Kundenreisen“, die von eigenen Experten „in einem wissenschaftlichen Prozess“ ausgelotet würden, in den kontinuierliche Messungen und Verbesserungen einflössen.

Coolblue-CEO Pieter Zwart hat am deutschen Markt einiges vor. Das macht die Zeiten für Mediamarkt und Saturn nicht einfacher

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Quelle: Coolblue

Bei Hausgeräten etwa stünden Kunden häufig unter Zeitdruck. „Eine Waschmaschine wird meist erst neu gekauft, wenn die alte defekt ist. Das Problem muss also sofort gelöst werden – das ist ein fundamentaler Aspekt bei diesem Produkt“, erklärte Zwart. Liefertempo, Aufbau und Anschluss bestimmten die Kundenzufriedenheit. Bei anderen Geräten sei der unmittelbare Produkteindruck in der Filiale entscheidend.

Wer einen Fernseher kaufe, wolle die Bildqualität verschiedener Geräte vergleichen. Bei einem Bluetooth-Kopfhörer wiederum spiele der Sitz eine Rolle – alles Erfahrungen, die online nicht zu vermitteln seien. Preisführerschaft sei dagegen nicht oberstes Gebot bei der Firma: „Wir beteiligen uns sicher an Verkaufsaktionen wie dem Black Friday. Aber jede Woche eine Rabattschlacht auszurufen ist nicht typisch für Coolblue“, sagte Zwart.

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Mediamarkt ist dagegen mit dem Preisargument („Geiz ist geil“) groß geworden. Erst in den vergangenen Jahren setzte das Management des Mutterkonzerns Ceconomy unter dem Druck des wachsenden Online-Wettbewerbs auch auf Service, tut sich jedoch bis heute schwer mit der Doppelherausforderung der Anpassung an den E-Commerce und dem Aufbau von Dienstleistungsangeboten. Die Corona-Krise hat das Unternehmen zudem schwer getroffen. Dazu kamen hohe interne Reibungsverluste.

Mit gut 20 Milliarden Euro Umsatz zehnmal so groß wie der niederländische Herausforderer, haben Mediamarkt und die Schwesterfirma Saturn weiterhin zu kämpfen. Ein Dutzend Filialen soll schließen, konzernweit wurden 3500 Stellen gestrichen. Im Ende Juni abgelaufenen dritten Geschäftsquartal stieg der bereinigte operative Verlust (Ebit) trotz höherer Umsätze auf 93 Millionen Euro, nach minus 45 Millionen im Vorjahreszeitraum. „Mein erster Eindruck ist: Das Unternehmen ist grundsätzlich auf dem richtigen Weg, aber es gibt sehr viel zu tun“, sagte der seit Anfang August amtierende neue Vorstandschef Karsten Wildberger.

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Angreifern wie Coolblue erleichtert die Schwäche des Riesen den Markteinstieg, zumal Amazon keinerlei Neigung zu einem kostenintensiven Elektronikfilialnetz erkennen lässt. Zwart zeigt sich jedenfalls selbstbewusst: „Deutsche Kunden haben eher geringere Erwartungen an den Service von Handelsunternehmen. Schon deshalb sehen wir gute Chancen, diese Erwartungen zu übertreffen.“ Zu den Umsätzen in Deutschland wollte er sich nicht äußern – die Größenordnungen hierzulande sind noch sehr überschaubar. So beschäftigt das Unternehmen in Deutschland derzeit rund 150 Mitarbeiter, in Holland und Belgien sind es rund 6000.

Der heute 44-jährige Zwart hatte Coolblue kurz vor der Jahrtausendwende zusammen mit zwei Freunden gegründet. 2016 stieg der Großinvestor HAL Investments ein, zwei Jahre später kaufte Zwart die beiden Mitgründer aus der Firma heraus. Seither besitzt er eine knappe Mehrheit. Niederländische Medien schätzen sein Vermögen auf knapp 400 Millionen Euro.

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