Wenn es im schwimmbad nach chlor riecht

In meinem Reisegepäck befinden sich eine Auswahl verschiedener Tees und ein Tauchsieder. Teewasser gibt’s an jedem Urlaubsort. Allerdings nicht immer aus dem Hahn. Leitungswasser ist mancherorts so chlorhaltig, dass nicht einmal das Bergamotte-Aroma eines Earl Grey den Geschmack überdeckt.

In Schwimmbädern macht sich Chlor manchmal schon durch den Geruch bemerkbar. Es wird dem Wasser zugefügt, weil es schon in für den Menschen unbedenklichen Mengen Keime abtötet.

Das Darmbakterium Escherichia Coli reagiert empfindlich auf Chlor, desgleichen Pseudomonas aeruginosa, der Klassiker für Mittelohrentzündungen, der sogar im Schampoo überlebt. Parasiten wie Giardien oder Cryptosporidien kapseln sich jedoch ein. Sie sind gegen Chlor ziemlich resistent und müssen über Filtersysteme aus dem Wasser gefischt werden.

Chlor ist reaktionsfreudig. Es wird dem Badewasser in Form von Chlorkalk, Bleichlauge oder Chlorgas beigemischt und über die Strömung im Becken verteilt. Im Wasser bildet sich daraus eine oxidierende Säure, die desinfizierend wirkt. Sie greift die Zellwand der Mikroorganismen an.

Da Chlor auch unserer Gesundheit schaden kann, setzt man es in geringer Konzentration ein. Je kleiner die Zahl der Badegäste und je besser die Filteranlagen, in denen das Wasser gereinigt wird, umso weniger braucht man davon. Wasserfilter bestehen oft aus einem Bett körniger Materialien wie Koks oder Aktivkohle.

Auf ihrer großen Oberfläche halten sie Öle und Schmutzteilchen fest. Im unteren Teil der Anlage filtert beispielsweise Sand weitere Partikel aus dem Wasser heraus, und das besonders gut, wenn sie zuvor mit Flockungsmitteln verklumpt wurden.

„Pro Badegast sollten regelmäßig 30 Liter Frischwasser bereitgestellt werden“, sagt Andreas Nahrstedt, Verfahrensingenieur beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung in Mülheim an der Ruhr. Leider scheren sich etliche Besucher nicht um die Hygiene. Verschwitzt und eingeölt springen sie ins Becken, ohne vorher zu duschen, andere pinkeln sogar ins Wasser, die Chemie nimmt ihren Lauf:

„Harnstoff und andere Verunreinigungen werden im Schwimmbecken zu Chloraminen und Trihalogenmethanen umgewandelt.“ Die Chloramine sind es, die den bisweilen starken Chlorgeruch in überfüllten Bädern ausmachen. „Sie können Augen und Schleimhäute reizen.“ Ihr Gehalt wird ständig kontrolliert, das Wasser entsprechend oft umgewälzt und gereinigt.

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Chlor dient im Schwimmbad zur Desinfektion. Eigentlich ist der Stoff geruchlos. Wenn es trotzdem riecht, ist etwas faul – denn der typische Geruch entsteht, wenn sich Chlor im Wasser mit einem anderen Stoff mischt.

Wenn es im schwimmbad nach chlor riecht

Chlor im Becken

Frankfurt/Berlin Wenn es im Schwimmbad stark nach Chlor riecht, ist es dann dort besonders sauber? Klare Antwort: Nein – im Gegenteil. Die Chemikalie, die im Badewasser Keime abtötet, ist nämlich eigentlich geruchlos. Erst zusammen mit einer anderen Substanz entsteht das typische Odeur.

„Wenn es stark nach Chlor riecht, heißt das, dass viel Harnstoff ins Wasser eingetragen wurde“, sagt Alexander Kämpfe, Fachgebietsleiter für Schwimm- und Badebeckenwasser beim Umweltbundesamt (UBA). Aus dem geruchlosen „freien“ Chlor und dem ebenfalls geruchlosen Harnstoff wird „gebundenes“ Chlor: zum Beispiel Trichloramin, das sehr stark riecht. Je mehr Harnstoff, desto mehr Trichloramin, desto mehr Schwimmbadgeruch.

Zehn Fakten, die Sie über Wasser wissen sollten

Chlor dient dazu, Krankheitserreger abzutöten. Standard sind zwischen 0,3 und 0,6 Milligramm pro Liter Wasser. Die richtige Dosis sei abhängig von einer ganzen Reihe von Faktoren, erklärt Jörg Rosbach von den Frankfurter Bäder-Betrieben. Wie ist die Wasserqualität? Wie viele Schwimmer sind im Wasser? Wie leistungsfähig ist die Aufbereitungsanlage? Scheint die Sonne? Denn Chlor baut sich unter UV-Strahlung leichter ab.

Ein großer Teil des Harnstoffs im Badewasser stammt vom Urin: von Pipi machenden Kleinkindern, inkontinenten Älteren oder Schwimmern, die zu faul sind, zur Toilette zu gehen. Ein paar Tropfen verliere auch jede gesunde Blase, erklärt Rosbach. Weiterer Harnstoff kommt von der Körperoberfläche: Er ist ein Hautbestandteil und wird beim Schwimmen ausgewaschen.

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Wenn es im schwimmbad nach chlor riecht

Chlor-Desinfektion im Schwimmbad

Standard sind zwischen 0,3 und 0,6 Milligramm Chlor pro Liter Wasser.

(Foto: dpa)

„Einmal ins Becken pinkeln trägt etwa sechs Gramm Harnstoff ins Becken ein“, erklärt Kämpfe. „Das entspricht der Menge von fast 40 Badenden, die den Harnstoff nur über die Haut eintragen.“ Das Umweltbundesamt hat es ausgerechnet: Pro Badegast gelangen durchschnittlich 0,16 Gramm Harnstoff ins Wasser.

Wie reduziert man die Belastung? Die wichtigste Regel – außer zur Toilette zu gehen – lautet: vor dem Schwimmen duschen. „Gründliches Duschen entfernt 75 bis 97 Prozent des Harnstoffs“, so das Umweltbundesamt in einem Infoblatt für Schwimmbäder. Auch bei den Frankfurter Bäder-Betrieben weiß man das natürlich, aber zwingen will man niemanden. „Das sind ja BadeGÄSTE“, betont Rosbach, bei 14 Frankfurter Bädern zuständig für Technik und Bau.

Warum riecht es im Hallenbad nach Chlor?

Doch Chlor allein riecht anders – im Wasser verdünnt ist es sogar fast geruchlos. Was so riecht, ist eine Verbindung, die erst entsteht, wenn Chlor mit Harnstoff reagiert: Trichloramin. Harnstoff stammt von unserer Haut und gelangt umso mehr ins Wasser, wenn wir uns vor dem Schwimmen nicht duschen.

Wann riecht es im Schwimmbad nach Chlor?

Freies Chlor riecht kaum. Der typische Geruch entsteht erst, wenn Chlor sich mit einem anderen - ebenfalls geruchlosen - Stoff verbindet: Harnstoff. Erst aus Chlor plus Harnstoff wird die Verbindung mit dem beißenden Geruch. Ein Teil des Harnstoffs stammt von Badenden, die ins Wasser pinkeln.

Wie merkt man zu viel Chlor im Pool?

Es kommt auch nicht selten vor, dass der Pool durch das zu viel an Chlor einen unangenehmen Geruch entwickelt. Doch prekärer sind die gesundheitlichen Schäden, die mit einer zu starken Dosierung einhergehen. So kann es zu starken Reizungen der Augen und Schleimhäute sowie zu extremem Juckreiz auf der Haut kommen.

Wie schädlich ist das Chlor im Schwimmbad?

Dank der hohen Hygienestandards sollte das Baden weitestgehend unbedenklich sein. Es gibt jedoch inzwischen Daten, die darauf hindeuten, dass Nebenprodukte von Chlor gesundheitsschädlich oder sogar krebserregend sein können und die Atemwege reizen. Letzteres kann das Risiko für Allergien oder Asthma erhöhen.