Was wird in einen kleinen Blutbild getestet?

30.07.2019

Körperwissen

Dein Blut verrät alles über dich! Es transportiert Sauerstoff und Nährstoffe durch den gesamten Körper. Zudem steuert es lebenswichtige Prozesse und ist Träger zahlreicher Informationen. Von den großen Arterien bis hin zu haarfeinen Äderchen kommt dein Blut überall hin. Dadurch ist es stets bestens informiert über alles, was in deinem Körper passiert. Mithilfe eines großen oder kleinen Blutbilds kann dein Arzt diese Infos lesen und so wichtige Erkenntnisse für eine Diagnose gewinnen.

Was genau ist ein Blutbild?

Dein Blut besteht zu etwa 55 Prozent aus einer Flüssigkeit, die wir Blutplasma nennen. Die übrigen 45 Prozent sind die Blutzellen. Das sind feste Bestandteile wie etwa die roten und weißen Blutkörperchen. Mithilfe einer Zentrifuge werden bei einer Blutuntersuchung Blutplasma und Blutzellen voneinander getrennt und können so im Detail untersucht werden. Aus dem Blutplasma werden die sogenannten Serumwerte bestimmt. Diese geben unter anderem Aufschluss über Mineralstoffe, Vitamine oder Fette in deinem Blut. Von einem Blutbild ist in der Regel dann die Rede, wenn nur die Blutzellen untersucht werden, also die anderen 45 Prozent.

Das kleine Blutbild – das Blut spricht über sich selbst

Das kleine Blutbild sagt viel darüber aus, wie sich das Blut in deinem Körper zusammensetzt. Hier geht es in erster Linie um die Erythrozyten. Das sind die roten Blutkörperchen, die 95 Prozent deiner Blutzellen ausmachen. Sie transportieren Sauerstoff von der Lunge in deinen gesamten Körper. Den verbrauchten Sauerstoff bringen sie in Form von Kohlendioxid zurück zur Lunge, wo du ihn ausatmest. Auch die Konzentration von Hämoglobin, dem Blutfarbstoff, wird beim kleinen Blutbild gemessen. Das kleine Blutbild kann zum Beispiel Hinweise auf Infektionen oder Entzündungen geben.

Das große Blutbild – die weißen Blutkörperchen unter der Lupe

Ein großes Blutbild wird meist dann angefertigt, wenn das kleine Blutbild auffällig war oder ein konkreter Verdacht auf eine Erkrankung besteht. Beim großen Blutbild kommen noch weitere Werte hinzu, die das kleine Blutbild nicht miterfasst. Diese werden auch Differenzialblutbild genannt, weil hier die Leukozyten differenzierter betrachtet werden. Das sind die weißen Blutkörperchen. Sie sind wesentlicher Teil deines Immunsystems und schützen Blut und Gewebe vor Bakterien und Viren. Mithilfe des großen Blutbilds kann ein Arzt einen Verdacht bestätigen und zum Beispiel Rheuma oder eine Allergie genau diagnostizieren.

Werte wie Cholesterin, Mineralstoffe, Vitamine oder Hormone gehören zum großen Blutbild in der Regel nicht dazu. Sie sind Bestandteil einer umfangreicheren Untersuchung des Blut-Serums, das aus dem Blutplasma gewonnen wird. Diese kann der Arzt ebenfalls anfordern.

Wie umfangreich das große Blutbild ist, hängt von der speziellen Fragestellung deines Arztes ab.

Blutwerte auswerten – eine Sache für Profis

Blutwerte, die im Vergleich zu deinem Normalwert zu hoch oder zu niedrig liegen, können ein Hinweis für Fehlfunktionen im Körper sein. Doch nicht hinter jedem abweichenden Wert steckt immer auch gleich ein Problem. Denn auch die Blutwerte sind lediglich Teil eines größeren Ganzen. Für eine Diagnose bringt der Arzt die verschiedenen Werte miteinander in Verbindung und bezieht auch deine Symptome und Erkenntnisse aus eurem Vorgespräch mit ein. Erst dann kann er eine vollständige Diagnose stellen. Die Auswertung verlangt Kenntnis, daher sollte immer ein Arzt deine Werte beurteilen.

Kosten eines Blutbilds – was zahlt die Kasse?

Ordnet dein Arzt im Rahmen einer Untersuchung oder eines begründeten Verdachts ein Blutbild an, trägt die Kosten hierfür deine Krankenkasse. Hast du jedoch keinerlei Beschwerden, ist eine Blutuntersuchung aus medizinischer Sicht nicht notwendig und du trägst die Kosten dafür selbst. Versicherte können ab 18 bis 34 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle 3 Jahre einen kostenlosen Gesundheitscheck beim Arzt wahrnehmen. Neben einer Anamnese und einer ganzkörperlichen Untersuchung gehört hier auch eine Blutuntersuchung dazu.

Mit dem AOK-Gesundheitskonto können Versicherte den Check-up schon mit 18 Jahren alle 3 Jahre in Anspruch nehmen.

Gute Gesundheit wünscht dir deine AOK Hessen.

Inhalt

  • 1 Kleines Blutbild
  • 2 Großes Blutbild
  • 3 Beratungsmaterialien/ Downloads

Unser Blut besteht zu etwa 45 Prozent aus verschiedenen Zellen und zu ca. 55 Prozent aus Blutplasma. Beim Blutbild werden nur die Zellen untersucht. Häufig fallen im Rahmen ärztlicher Untersuchungen die Begriffe kleines und großes Blutbild, die wir hier näher erläutern wollen.

Das kleine Blutbild gehört zum Routinelabor und wird oft standardmäßig bestimmt. Es enthält Aussagen über die Menge und das Verhältnis verschiedener Blutzellen wie der roten Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten) sowie zu Menge, Volumen und Anteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Aus ernährungsmedizinischer Sicht ist das kleine Blutbild vor allem für die Charakterisierung von Nährstoffmangel bedingten Blutveränderungen interessant. So lassen sich hieraus erste Hinweise auf eine Eisenmangelanämie, eine perniziöse Anämie infolge eines Vitamin B12-Mangels oder eine Folsäuremangel-Anämie ablesen. Es wird bei Verdacht auf Infektionen, Entzündungen, Tumoren, Anämien, Gerinnungsstörungen oder seltene Blutkrankheiten sowie zur Verlaufskontrolle vieler Krankheiten angefertigt.

Folgende Parameter werden mitunter bestimmt.

Erythrozyten (rote Blutzellen)

Das Blutbild gibt Auskunft über die Erythrozyten und Retikulozyten (RDW-Wert), einer Vorstufe der Erythrozyten. Im Blut wird das Volumen der roten Blutzellen gemessen, das durchschnittlich etwa 4-6 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter umfasst und vom Körper relativ lange stabil gehalten wird. Ist die Anzahl der roten Blutkörperchen zu niedrig, kann dies auf eine Blutarmut (Anämie) deuten. Eine Anämie entsteht bei einem Mangel an Eisen, an Vitamin B12 oder an Folsäure sowie bei einer Niereninsuffizienz. Kurzfristig reagiert der Körper bei einem Eisenmangel mit einer erhöhten Bildung von Erythrozyten, um einen ausreichenden Sauerstofftransport zu gewährleisten. Erst bei einer andauernden Unterversorgung mit dem Mineralstoff entwickelt sich eine Anämie. Dann sind meist auch MCV und MCH vermindert (Ausnahme: Niereninsuffizienz). Liegt die Ursache jedoch in einem akuten Blutverlust, sind Hämatokrit und Hämoglobin bei gleichbleibendem MCV und MCH vermindert. Ist der Erythrozytenwert erhöht, so weist dies auf einen Sauerstoffmangel des Körpers hin, der sich auf Lungen- und Herzkrankheiten beziehen kann.

Leukozyten (weiße Blutzellen)

Die weißen Blutzellen sind für die Funktion des Immunsystems unerlässlich. Eine erhöhte Leukozytenanzahl kann auf durch Bakterien oder Parasiten hervorgerufene Infektionen sowie Bluterkrankungen hinweisen. Auch bei Rauchern kann eine leichte Leukozytose (10.000 bis 12.000/μL) auftreten, die meist auf chronisch-entzündliche Prozesse in der Bronchialschleimhaut zurückzuführen ist. In einigen Fällen sind auch Allergien, Vergiftungen oder eine Leukämie die Ursache für eine zu hohe Leukozytenanzahl. Eine verminderte Anzahl an Leukozyten deutet auf eine Immunschwäche, eine Schädigung der Blutbildung oder einen viralen Infekt und tritt häufig infolge einer Chemotherapie auf.

Hämatokrit

Der Hämatokrit-Wert zeigt das Verhältnis zwischen flüssigen und festen Bestandteilen, im Wesentlichen der roten Blutzellen (Erythrozyten), im Blut an. Ist dieser Wert sehr hoch, ist das Blut sehr dickflüssig und kann nur langsam durch den Körper fließen. Dadurch bilden sich schneller Blutgerinnsel, was sich in einem erhöhten Risiko für Embolien (teilweise oder vollständiger plötzlicher Verschluss eines Blutgefäßes) äußert. Ursache kann ein altersbedingtes Nachlassen der Trinkmenge, ein vermehrter Flüssigkeitsverlust oder eine Vermehrung der Erythrozyten sein.

Hämoglobin

Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin hat die Aufgabe, Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut zu binden. Es handelt sich dabei um einen eisenhaltigen Komplex in den Erythrozyten, wodurch der Anteil des Hämoglobins im Körper immer auch mit der Zahl an Erythrozyten korreliert. Bei Männern liegt der Wert aufgrund des Hormons Testosteron, das die Blutbildung anregt, deutlich höher. Ist der Hämoglobin-Wert im Blut zu hoch, so kann dies womöglich auf einen Gehirntumor oder auf einen Schlaganfall zurückzuführen sein. Ist der Hämoglobin-Wert hingegen zu niedrig, ist das womöglich ein Hinweis auf eine Anämie, wie zum Beispiel eine Eisenmangelanämie, eine Nierenerkrankung oder eine Magen-Darm-Erkrankung.

MCV (“mean cell volume”)

Die Bezeichnung MCV steht für das mittlere zelluläre Volumen. Dieser Wert gibt Aufschluss über die durchschnittliche Größe der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), deren Bildung im Knochenmark erfolgt. Erythrozyten übernehmen den Transport des Sauerstoffs im Körper. Der MCV-Wert ist neben dem MCH, MCHC und RDW zur Diagnose einer Anämie infolge eines Mangels an Eisen erforderlich. Allerdings gibt der MCV-Wert noch keinen genauen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung. Erst mit weiteren Blutwerten sind eine genaue Diagnose und damit Therapie möglich. Niedrige Werte können auf einen Mangel an Eisen, Vitamin B6 oder einen Tumor, eine Infektion oder eine Blutung hinweisen. Erhöhte Werte können auf einen Mangel an Folsäure, Alkoholmissbrauch oder die Einnahme bestimmter Medikamente zurückzuführen sein.

MCH („mean corpuscular hemoglobin“)

MCH steht für den mittleren korpuskulären Gehalt an Hämoglobin. Es handelt sich dabei um den Quotienten aus Hämoglobin und der Erythrozytenanzahl. Niedrige Werte können einen Hinweis auf eine hypochrome, mikrozytäre Anämie (z. B. Eisenmangel) geben. Hohe Werte hingegen deuten auf einen Mangel an Vitamin B12, Vitamin B1 oder Folsäure.

MCHC („mean corpuscular hemoglobin concentration“)

MCHC steht für die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration aller Erythrozyten. Im Zusammenspiel mit MCV und MCH lassen sich mögliche Anämien diagnostizieren und differenzieren. Der Wert wird aus Hämoglobin/Hämatokrit berechnet. Niedrige Werte können auf einen Eisenmangel oder eine Thalassämie. Hohe Werte können hingegen auf eine Kugelzellenanämie (Sphärozytose) deuten.

Großes Blutbild

MCHC steht für die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration aller Erythrozyten. Im Zusammenspiel mit MCV und MCH lassen sich mögliche Anämien diagnostizieren und differenzieren. Der Wert wird aus Hämoglobin/Hämatokrit berechnet. Niedrige Werte können auf einen Eisenmangel oder eine Thalassämie. Hohe Werte können hingegen auf eine Sphärozytose (Kugelzellenanämie) deuten.

Granulozyten

Granulozyten gehören zur Gruppe der weißen Blutkörperchen und wandern mit dem Blut in die Gewebe, in denen sich Entzündungen bilden oder bereits vorhanden sind. Granulozyten lassen sich in 3 Fraktionen unterteilen, die jeweils unterschiedliche Aufgaben in der Immunabwehr übernehmen.

Erhöhte Werte können auf Infektionen, Entzündungen, bestimmte Krebsarten/ metastasierenden Krebs, Medikamente (Kortison, Antibabypille), Störungen des Hormonhaushalts, extremen Stress, eine akute Herzkrankheit, Verbrennungen oder Vergiftungen sowie Autoimmunkrankheiten zurückzuführen sein.

Niedrige Werte hingegen können mit bestimmten Bluterkrankungen, einer Überfunktion oder Vergrößerung der Milz, der Einnahme von kortisonhaltigen Medikamenten, einer Blutvergiftung, Krebserkrankungen oder metastasierenden Krebserkrankungen sowie schweren Vergiftungen mit Schädigung des Knochenmarks.

Neutrophile Granulozyten: Niedrige Werte der neutrophilen Granulozyten können für Erkrankungen wie Infektionen, Tumore oder Mangelzustände (z. B. Vitamin B12) sprechen. Hohe Werte sind typisch für chronische Entzündungen, Vergiftungen oder schwere Verbrennungen. Der Normalwert der neutrophilen Granulozyten liegt zwischen 3.000 und 5.800 pro µl Blut.

Eosinophile Granulozyten: Die eosinophilen Granulozyten sind häufig bei Schock, Krämpfen, Koliken sowie bei körperlicher Überbelastung und übermäßigem Stress sehr niedrig. Als weitere Ursachen kommen schwere Infektionen, Morbus Cushing sowie die längere Einnahme von Kortison in Betracht. Sind die Werte dagegen erhöht, kommen allergische Erkrankungen wie Asthma oder Heuschnupfen als Ursache in Betracht. Eosinophile bekämpfen insbesondere Würmer und Parasiten, indem diese verschluckt und durch eigene enthaltene Enzyme anschließend bekämpft werden. Der Normalwert der eosinophilen Granulozyten beträgt ca. 50-250 pro µl Blut.

Basophile Granulozyten:Sind die Werte der basophilen Granulozyten niedrig, kann dies auf heftige Infektionskrankheiten bzw. Entzündungsprozesse deuten. Erhöhte Werte zeigen sich hingegen bei Allergien oder auch Leukämie. Basophile enthalten im Inneren verschiedene Botenstoffe, die nach Freisetzung allergische Reaktionen auslösen. Der Normalwert der basophilen Granulozyten beträgt ungefähr 15- 50 pro µl Blut.

Monozyten

Monozyten entwickeln sich zu Makrophagen, sogenannten Fresszellen und nehmen als solche Erreger auf und aktivieren weitere Zellen zur Abwehr. Die Fresszellen enthalten in ihrem Inneren zudem Enzyme, um die aufgenommenen Erreger aufzulösen. Hohe Werte treten häufig beim Abheilen akuter Infekte oder Autoimmunerkrankungen auf. Zu niedrige Werte treten nur selten auf. Der Normalwert der Monozyten liegt etwa bei 285-500 pro µl Blut.

Lymphozyten

Die Anzahl der Lymphozyten gibt Auskunft darüber, ob Infektionen vorliegen. Lymphozyten lassen sich in B- und T-Lymphozyten unterscheiden und besitzen viele Funktionen in der Abwehr von Krankheitserregern. So entwickeln sich B-Zellen zu sogenannten Plasmazellen weiter und bilden spezifische Antikörper gegen Erreger. Die T-Lymphozyten indes regulieren die Immunantwort auf Erreger, fördern die Entwicklung der B-Lymphozyten und bekämpfen entartete Zellen. Ist die Zahl der Lymphozyten zu hoch (Lymphozytose), kann dies ein Hinweis auf einen Infekt, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder im Extremfall der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL). Niedrige Werte deuten auf enormen Stress, Erkrankungen des lymphatischen Systems oder die langfristige Einnahme von Kortison. Der Normalwert der Lymphozyten liegt bei etwa 1.500-3.000 pro µl Blut.

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