Was passiert nach 1 Jahr rauchfrei?

Lukas hört auf

Tag 365: Ein Jahr, eine Sucht, ein Ziel

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Ich will die meistgestellte Frage gleich zu Beginn beantworten. Nein, ich habe keine Zigarette angerührt, seit ich vor einem Jahr das Rauchen aufgegeben habe. Kein Rückfall, nicht einmal fast. Langweilig, ich weiß. Etwas mehr Dramatik wäre für eine solche Geschichte die notwendige Würze, weshalb ich diesen Blog auch eigentlich im April beendet habe. Ein kurzes Update darf zum Jubiläum aber doch sein. Vor allem, um eine weitere Frage zu beantworten: „Siehst du dich schon als Nichtraucher?“ Die Antwort ist Nein.

Dieses erste rauchfreie Jahr hat mir eine Wahrheit schmerzlich vor Augen geführt. Ich werde wohl nie das gleiche Verhältnis zu Zigaretten haben wie jemand, der nie geraucht hat. Ich bin vielleicht nie ernsthaft in Versuchung geraten, mir wieder eine Tschigg anzuzünden. Aber würde ich behaupten, dass ich nie daran gedacht hätte, würde ich lügen wie gedruckt. Ich ertappe mich immer wieder bei dem Gedanken „Eine Zigarette wäre jetzt schon echt gut.“ Eine absolut irrsinnige Denkweise, denkt man an die gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Aber eine Denkweise, welche die meisten Süchtigen nachvollziehen können. Der Körper hat seine Abhängigkeit schon längst überwunden, doch das Gehirn arbeitet immer noch in alten Bahnen. Ich bin kein Nichtraucher, sondern „nur“ ein Raucher, der nicht mehr raucht. Ob sich das jemals ändern wird, weiß ich nicht.

Ohne klares Ziel geht es nicht

Allerdings ist mir inzwischen auch klar geworden, warum ich das Aufhören weitgehend ohne Probleme geschafft habe. Ich hatte den Willen dazu, habe mir ein Ziel gesetzt. Ich wollte unbedingt von den Zigaretten loskommen. Anders als bei einem früheren Versuch, bei dem ich nur eine Grippe unter dem Motto „dann lass ich’s halt“ nutzen wollte. Keine Überraschung, dass ich damals kläglich scheiterte. Es ist dieses klare Ziel, das über die schwachen Momente hinweghilft und das einen guten Grund bietet, um nicht nachzugeben. Und doch ist der Weg zur Rauchfreiheit für jeden anders. Eines bleibt aber für alle gleich: Es braucht die Unterstützung der Umwelt, der Familie, der Freunde. Und Kaugummi. Viel Kaugummi.

Tag 57: Beim Bier durchatmen

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Ich sage dies als langjähriger Raucher, der schon vor dem Aufhören so gedacht hat: Österreich findet nach langer Zeit den Weg in die zivilisierte Welt. In die Welt, in der Lokale rauchfrei sind. Trotz einer lachhaften Verzögerung bis 2018 handelt es sich ohne Zweifel um einen der wichtigsten Schritte, den die heimische Gesundheitspolitik jemals gewagt hat. Die Gefahren des Passivrauchens sind schon längst bekannt, getan wurde bisher wenig. Auch, weil die lautesten Vertreter beider Seiten die am wenigsten kompromissbereiten sind.

Man kann nicht immer woanders sein

„Nichtraucher müssen eben in andere Lokale gehen“, war bisher der Weisheit letzter Schluss, zumindest für die Vertreter der bisherigen österreichischen Lösung. Das soziale Gefüge aber teilt sich nicht in Raucher und Nichtraucher. Was, wenn eine Veranstaltung in einem Raucherlokal stattfindet? Ein Konzert, eine Party? Muss man Gesundheitsbelastungen in Kauf nehmen, um am sozialen Leben teilhaben zu können? Die Antwort muss in einer aufgeklärten Gesellschaft Nein lauten.

„Bevormundung durch den Staat“ nennen viele die Regelung. Und das ist sie auch. Genauso wie Gurt-Zwang, Knautschzonen und Airbags im Auto oder die Helmpflicht am Motorrad. Der Staat hat sich eben auch um die Sicherheit und Gesundheit seiner Bürger zu kümmern. Und die gesundheitliche Gefährdung eines Gesellschaftsteils durch einen anderen muss letztlich die Ordnungshüter auf den Plan rufen.

Rechte haben ein Ende

Nichtraucher wollen sich in Lokalen aufhalten können, in denen die Luft nicht verraucht ist. Das ist nicht nur verständlich, sondern auch berechtigt. Raucher wollen sich in Lokalen aufhalten können, in denen sie ihrer Sucht frönen können. Das ist ebenso verständlich, aber nicht mehr vertretbar. Persönliche Freiheiten haben in unserer Gesellschaft seit jeher nur so weit gewirkt, wie sie keine anderen Menschen verletzten. Und die Verletzung ist hier nicht nur rechtlich, sondern auch körperlich. Es war also ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis der Trend des Rauchverbots in der Gastronomie auch auf Österreich übergreift.

Genauso haben Raucher aber auch das Recht, weiter zu rauchen. Nur eben nicht dort, wo sie die Gesundheit von Nichtrauchern gefährden. Rauchen ist nicht verboten, und dank der Steuereinnahmen, die der Staat daraus lukriert, wird es das auch nicht so schnell werden. Letztlich ist es hier die Eigenverantwortung, die schlagend wird. Will eine Person die immer höheren Preise bezahlen und ihre eigene Gesundheit gefährden, ist das ihr gutes Recht. Insgesamt aber finden sich Raucher heute als deutliche Minderheit wieder. Ihr Anteil wird außerdem weiter schrumpfen. Und zumindest aus gesundheitspolitischer Sicht ist das auch gut so.

Dieser Blog endet hier

Dies war der vorerst letzte Eintrag von „Lukas hört auf“. Jubiläums-Resümees werden noch Platz finden, kleinere Updates gibt es in Zukunft nur noch auf svettare.blogspot.com. Fragen, Anmerkungen oder Kritik bitte an oder auf Twitter an @svettare.

Tag 44: Niemand ist besonders

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Dieser Blog wäre sehr viel spannender, wenn mir das Aufhören schwerer fallen würde. Nicht nur mir ist das bewusst. Würde mich dieses Projekt in den Grundfesten meiner Existenz erschüttern, mich an meiner geistigen Gesundheit zweifeln lassen; der Unterhaltungswert wäre bestimmt enorm. Also Grund genug, sich ein paar Fast-Rückfälle aus den Fingern zu saugen? Wohl eher nicht.

Einstellung ist alles

Es geht mir in diesen Einträgen nicht darum, die Erfahrungen jedes einzelnen Rauchers aufzuarbeiten. Das ist mir nicht möglich. Ich kann nur für mich selbst sprechen bzw. das wiedergeben, was mir andere erzählen. Als ich diesen Blog begann, wusste ich auch noch nicht, wie es mir ergehen würde. Und es wird sich bestimmt nicht jeder darin wiederfinden. Zumindest eine Tatsache aber kann sich jeder Raucher zu Herzen nehmen, der ans Aufhören denkt: Es geht um die Einstellung, mit der man an das Unterfangen herangeht.

Die wenigsten Raucher suchen nach Gründen, warum sie sofort aufhören sollten. Die meisten überlegen lieber, warum es jetzt gerade eben nicht geht oder warum es für sie selbst viel schwieriger wäre als für andere. Schließlich seien sie in einer besonderen Situation oder hätten völlig andere Rauchgewohnheiten. Aber es gibt immer Menschen, die ähnliche Gewohnheiten haben. Und es gibt aus dieser Gruppe etliche, die bereits ohne große Probleme aufgehört haben. Seien es Gelegenheits- oder Kettenraucher, Einzel- oder Gesellschaftsraucher: Niemand ist in dieser Hinsicht besonders.

Wieder einmal das süchtige Gehirn

Wie ich bereits öfter in diesem Blog angesprochen habe, ist es das Verhalten eines Süchtigen, das uns aufhält. Das Gehirn ist eine stete Nikotin-Zufuhr gewöhnt und will sie nicht missen. Und darum lügt es uns an. Erzählt uns, dass wir es ohnehin nicht schaffen werden, dem Tabak abzuschwören. Dass der letzte Versuch ja so furchtbar schwierig war, also auch der nächste zum Scheitern verdammt sein muss. Dass man sich am Erfolg anderer kein Beispiel nehmen kann, denn „bei mir ist das schließlich alles ganz anders“.

Wer sich mit dem Effekt von Nikotin beschäftigt hat, weiß: Nichts davon ist wahr. Es KANN einfach sein. Es muss nicht, aber es kann. Und nur, weil ein Versuch bereits gescheitert ist, heißt das nicht, dass der nächste nicht einfacher sein könnte. Einen Versuch ist es immer wert, ganz unabhängig von der eigenen „besonderen Situation“. Und auch das süchtige Gehirn wird den Dunst schon bald durchblicken.

Tag 36: 90 Minuten Dauerzittern

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Habe ich in diesem Blog bisher geschrieben, Standardsituationen und Gewohnheit seien meine größten Schwierigkeiten beim Aufhören? Lassen Sie mich diese Aussage zurücknehmen. Ausnahmesituationen sind es, in denen ich offenbar die größten Schwierigkeiten habe. In einer solchen habe ich mich am Samstag wiedergefunden. An einer Autobahn im schönen Bayern.

Hallo, Pannenstreifen

Auf dem Weg von Salzburg in Richtung Innsbruck. Großes deutsches Eck, Höhe Traunstein. Das Gaspedal meines Autos will mir plötzlich nicht mehr gehorchen. Beschleunigen ist nicht mehr möglich, ich werde immer langsamer. 100, 80, 60 km/h. Auf einer Autobahn ohne Geschwindigkeitsbeschränkung nicht ganz ungefährlich. Also, es nützt nichts, Warnblinkanlage eingeschaltet und bei der nächsten Möglichkeit auf den Pannenstreifen.

Ich werfe mir meine formschöne Warnweste über und öffne die Motorhaube. Mit meinem völlig ungeschulten Blick stelle ich schnell fest: Ich habe keine Ahnung, ob hier irgendetwas anders aussieht als normal. Nur, dieser Rauch. Ich bin mir dann doch recht sicher, dass der normalerweise nicht aus dem Motorraum steigt. Flammen sehe ich aber keine, der Rauch wird auch weniger. Also Puls wieder runter.

Warten an der Hochgeschwindigkeitsstrecke

Nach einem kurzen Telefonat mit dem Automobilclub des Vertrauens wird mir meine Situation bewusst. Der ADAC wird mich in frühestens 60 bis 90 Minuten abholen. Eine bis eineinhalb Stunden an einer Autobahn, auf der die Autos mit einer subjektiv wahrgenommenen Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 300 Stundenkilometern an mir vorbei zischen. Stress pur, in Verbindung mit Warten. Und richtig, ich habe keine Zigaretten für meine strapazierten Nerven. Und das ist auch gut so. Denn hätte ich welche griffbereit gehabt, der Rückfall wäre so gut wie sicher gewesen. Schließlich haben meine Finger seit Tag Drei nicht mehr so stark gezittert.

Letztlich ging die Episode gut aus. Ich habe weder mich noch jemand anders verletzt. Mal abgesehen von dem Betrag, der den Kostenvoranschlag für die Reparatur ziert und mir fast einen Herzinfarkt beschert. Geraucht habe ich jedenfalls auch nicht. Und die Lektion daraus sowie meine Empfehlung für alle Aufhörer ist klar: Behaltet keine „Notfall-Zigaretten“. Wenn ihr sie habt, werdet ihr sie irgendwann rauchen.

Tag 32: Einer von vielen Gipfeln

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„1 Monat: Abnahme des Bronchialasthma-Staus und Rückgang des Hustens. Die Stimme wird klarer und die Atmung verbessert sich. Das Infektionsrisiko sinkt.“ Mit diesen Worten hat mich meine Nichtraucher-App am heutigen Morgen begrüßt. Meine zweite App (derzeit habe ich drei Stück in aktiver Verwendung) hat mir bereits gestern einen zweiten Meilenstein bescheinigt: „Annapurna I: 600 Zigaretten nicht geraucht“. Als altem Bergsteigerkind entgeht mir die Anspielung auf einen der höchsten Berge der Erde (8.091 Meter) nicht. Die Nachricht ist also klar: Sei stolz auf das Erreichte. Ordentlich stolz.

Warum nicht schon früher?

Und kein Zweifel, stolz bin ich. Und trotzdem fühlt sich der ganze Vorgang irgendwie seltsam an. Ich hätte mir mehr Tage wie den dritten erwartet, an dem ich fast gescheitert bin. Irgendwie hatte ich mir immer vorgestellt, ich würde wie einst Ewan McGregor in Trainspotting zitternd und schwitzend im Bett liegen und durch die Entzugserscheinungen tote Kleinkinder an der Decke sehen. Gut, die Erwartungen waren etwas dramatisch. Und trotzdem. Ich hatte mit mehr Widerstand meines Körpers gerechnet. So stellt sich mir die unangenehme Frage: Wenn das Ganze doch gar nicht so schlimm ist, wie ich immer befürchtet hatte, warum habe ich dann nicht schon früher aufgehört? Einige Gründe habe ich ja in diesem Blog schon angeführt. Im Nachhinein wirken diese aber immer noch lachhafter.

Der einzige ernsthafte Widerstand kommt noch von meinem Gehirn. Das erhofft sich immer noch in allen möglichen und unmöglichen Situationen eine Zigarette. Nach dem Essen, zum Kaffee, zum Feierabendbier. Für die meisten Menschen ist es die Gesellschaft anderer, in denen sie am meisten Versuchung spüren. Ich bin da völlig anders. Ich fühle mich stärker unter Druck, wenn ich alleine bin. Oft habe ich früher einfach aus Langeweile geraucht, oder weil es eben schon wieder eine Stunde her war, seit ich meinen letzten Zug gemacht hatte. Ich musste mich vor niemandem für die Menge rechtfertigen außer vor mir selbst. Und mir selbst war es egal. Genau diese fehlende Selbstkontrolle ist es, die mir nun Schwierigkeiten macht.

Das Gehirn soll jemand verstehen

Immer wieder sagt mir mein Gehirn: „Rauch doch eine Zigarette, es wird ohnehin niemand herausfinden.“ Aber plötzlich wieder wie ein Teenager heimlich zu rauchen, wäre für mich fast noch schlimmer, als öffentlich am Rauchen zu scheitern. Also sind es plötzlich wieder die Erwartungshaltungen an mich selbst, die mir helfen. Die Wege des Gehirns sind unergründlich.

Wie ich im Rahmen dieses Blogs aber schon mehrmals betont habe: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Schließlich ist dies nicht mein erster Versuch, das Rauchen aufzugeben. Vor mehreren Jahren habe ich es bereits einmal geschafft, mehrere Monate nicht zu rauchen. Und dann, nach fast einem halben Jahr, kam der Rückfall, für den ich mich noch heute selbst ohrfeigen könnte. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ich habe meinen Annapurna bezwungen. Ein Monat, 600 Zigaretten. Der Mount Everest aber wartet noch am Horizont.

Tag 25: Hunde, wollt ihr ewig leben?

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„Furchbar, wenn Leute so vernünftig werden.“ So oder so ähnlich war die Reaktion der meisten meiner rauchenden Freunde auf die Nachricht, dass ich aufgehört habe. Im Scherz natürlich. Und doch nicht ganz. Denn Raucher haben in ihrer Tabak-Karriere eines ganz besonders verinnerlicht: Zynismus.

"Den Krebs füttern"

Raucher sind nicht dumm, auch wenn der Vorwurf oft erhoben wird. Praktisch allen von ihnen ist bewusst, dass sie ihre eigene Gesundheit schädigen. Viele wollen aufhören, schaffen es aber einfach nicht. Andere reden sich ein, dass es ihnen egal ist. Oder sehen ihr Rauchen als Lebensstil, den sie mit voller Überzeugung beibehalten wollen. Den Humor haben sie alle gemein.

„Ich gehe mal schnell meinen Krebs füttern“, pflegte ein ehemaliger Arbeitskollege vor Jahren zu mir zu sagen, wenn er sich eine Zigarette gönnte. „Zu viel frische Luft, da muss man was dagegen tun“, kommentierte ein Freund seinen Griff zur Schachtel. Ähnliche Beispiele gibt es wie Sand am Meer. „Mal eine rauchen, meine Lunge ist ja schon fast wieder rosa.“ Frei nach dem deutschen Filmklassiker: „Hunde, wollt ihr ewig leben?“ Oder, wie mir eine Kollegin nicht müde wird zu erklären: „Ich will nicht so alt werden wie meine Großeltern, also muss ich mein Leben verkürzen.“

Was ist eigentlich der Witz?

Als Raucher lacht man über solche Scherze. Ich habe selbst unzählige davon zum Besten gegeben. Schwarz auf weiß betrachtet wirken sie allerdings kaum noch humorvoll. Sie wirken eher traurig und wie das, was sie wirklich sind: Ein Mechanismus zur Bewältigung der eigenen Unsicherheit. Denn wie soll der Nikotin-Süchtige weiter rauchen, wenn er es nicht für sich selbst rechtfertigen kann, und sei es auf noch so zynische Weise? Das süchtige Gehirn schlägt dem Menschen wieder einmal ein Schnippchen und macht aus der Verletzung des eigenen Körpers einen Scherz. Einen Scherz, den nur andere Raucher wirklich lustig finden können. Bis man schließlich feststellt, dass der Witz eigentlich ein ganz anderer ist. Furchtbar, wenn Leute so vernünftig werden.

Tag 22: Das Problem mit dem Nachdenken

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Eine schreibfaule Woche später sind es insgesamt drei Wochen. 21 Tage, an denen ich keinen Tabak angefasst habe. Und in denen ich sogar schon einzelne Freunde dazu bewegen konnte, ebenfalls aufzuhören. Gerechnet hätte ich mit so einem Effekt niemals. Aber wenn es auch nur eine der besagten Personen schafft, hat sich das Projekt Nichtraucher-Blog bereits ausgezahlt. Ihr wisst, wer ihr seid. Dranbleiben!

Ideen, wo seid ihr?

Selbst finde ich mich am heutigen Tag in einer schwierigen Situation wieder. Denn ich kämpfe mit dem Alptraum eines jeden schreibenden Menschen: Schreibblockade. Der Cursor blinkt auf dem virtuellen Stück Papier auf meinem Bildschirm vor sich hin, als würde er sich über mich lustig machen. Ansonsten ist das Blatt leer. Weiß. Fast blendend. Und so sehr ich mir das Hirn zermartere, mir will nichts einfallen. Obwohl, das ist eigentlich nicht richtig. Mir fallen Millionen von Dingen ein. Einzelne von ihnen haben sogar mit dem Thema zu tun und klingen in meinem Kopf auch recht gut. Wenn ich die Worte dann aber vor mir auf dem Bildschirm sehe, kommt mir nur ein Gedanke: Was für ein Blödsinn. Weg damit!

Aber warum erkläre ich das jetzt eigentlich? Weil es mein großes Problem mit den alltäglichen Gewohnheitszigaretten illustriert. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mit solchen Schwierigkeiten kämpfe. Aber bisher hatte ich immer einen Lösungsansatz: Eine Zigarette rauchen gehen, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Diese Option fällt jetzt flach. Ich sitze also an meinem Computer und versuche, einen Blog über das Nichtrauchen zu schreiben, was nicht funktioniert, weil mir nichts einfallen will. Und ich kann mir keine Nachdenk-Zigarette gönnen, weil ich aufgehört habe und einen Blog darüber schreibe, was wiederum nicht funktioniert... und so weiter.

Chuck ist eine Lösung

Perfekte Lösung gibt es für diesen Teufelskreis keine. Abwarten, Tee trinken und sich anderweitig ablenken sind die einzigen Optionen. Am heutigen Tag etwa mit Geburtstagskind Chuck Norris. Denn Chuck Norris muss nicht mit dem Rauchen aufhören. Zigaretten werden süchtig nach ihm. Oder so ähnlich.

Tag 14: Was ist ein Nichtraucher?

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Zwei Wochen. Nach dem heutigen Tag sind es tatsächlich zwei Wochen, seit ich meine letzte Zigarette angefasst habe. Was das in Zahlen bedeutet, erklärt mir meine App. Mehr als 250 Zigaretten nicht geraucht. Über 50 Euro gespart. Knapp 24 Stunden nicht mit Rauchen verschwendet. Und trotzdem finde ich mich nach wie vor in einer Kategorie wieder, mit der ich nicht zufrieden bin. Ich bin kein Nichtraucher. Ich bin immer noch ein Raucher, der aufgehört hat.

Wo genau der Unterschied ist, kann ich selbst nicht erklären. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich mich noch nicht sicher genug fühle, um mich als Nichtraucher zu bezeichnen. Als Nichtraucher einen Rückfall zu erleiden, wäre auch deutlich peinlicher, als es für einen Raucher wäre. Obwohl ich inzwischen viel seltener an das Rauchen denke, verschwunden ist die Lust auf einen Zug noch lange nicht. Die körperliche Abhängigkeit habe ich zwar schon lange überwunden, nun spielt sich aber alles im Kopf ab. Und mein Gehirn hat offenbar noch nicht ganz verstanden, dass ich jetzt nicht mehr rauche. Das Fleisch ist willig, doch der Geist ist schwach.

Nur einer, der nicht raucht?

Wer weiß, ein anderer Mensch würde sich in meiner Situation vielleicht längst als Nichtraucher bezeichnen. Wieder ein anderer hätte es gar nicht so lange durchgehalten. Und dazwischen eben ich. Sollte ich einfach nach der Definition des Duden gehen? Nichtraucher: einer, der nicht raucht.

Das trifft auf mich zu, ohne Zweifel. Ich rauche nicht. Ich habe geraucht. Und trotzdem hat mir eine Person, die noch nie in ihrem Leben geraucht hat, etwas essentielles voraus: Sie hat keinerlei Grund, Lust auf eine Zigarette zu haben. Ich schon. Zumindest sagt das mein Gehirn. Zum Glück habe ich aber meine Hände unter Kontrolle. Nach Zigaretten lasse ich sie einfach nicht greifen. Da kann sich mein Hirn anstellen, wie es will. Bis es sich endlich als Nichtraucherhirn identifiziert.

Tag 11: Was in einem Raucher vorgeht

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Nikotin ist ein widersprüchliches Suchtgift. Es macht sehr schnell abhängig, die Entzugserscheinungen sind aber vergleichsweise gering. Und doch sind sie stark genug, um uns an der Leine bzw. an der Zigarette zu halten. Denn viele der Gründe, die Raucher für ihr Rauchen angeben, sind einfach nur die Rationalisierungen von Süchtigen. Auch ich habe diese jahrelang von mir gegeben. „Es schmeckt mir einfach. Es entspannt mich. Es hilft mir bei der Konzentration.“ Und, nachdem ich lange Zeit darüber nachgedacht habe, bin ich zu einer Schlussfolgerung gekommen: All das ist nicht wahr. Es sind Lügen, die ich mir selbst erzählt habe, um mich besser zu fühlen.

Stress entsteht durch Entzugserscheinungen

Die größte dieser Lügen war in meinem eigenen Leben immer jene über die Entspannung. Nachdem ich mich etwas schlau gemacht habe, weiß ich nun auch, was ich hier eigentlich fühlte. Der Entspannungseffekt ist nichts anderes als die Entzugserscheinungen, die durch das Rauchen einer Zigarette besänftigt werden. Und da die Erscheinungen, wie schon erwähnt, sehr gering sind, werden sie von uns auch nicht als solche wahrgenommen. Der Raucher merkt nur, dass er gerne eine Zigarette hätte. Und der Stress, den er mit dem wunderbaren Rauch loswerden will? Dieser entsteht nur, weil dem Körper Nikotin fehlt.

Jeder Raucher sollte sich das auf der Zunge zergehen lassen. Der Stress und die Konzentrationsschwächen wird man mit dem Rauchen nicht los. Sie entstehen erst durch das Rauchen. Natürlich gibt es auch andere Ursachen dafür, Raucher machen sich ihr Leben aber nicht leichter. Mir ist das erst klargeworden, nachdem ich bereits aufgehört hatte. Hätte ich mir das schon vorher bewusstgemacht, die ersten Tage wären wohl um einiges einfacher gewesen.

Spiegeltrinker und Pegelraucher

Um eventuellen Vorwürfen gleich entgegenzusteuern: Ja, ich vereinfache hier. Mehr Informationen bekommt man etwa im Buch „Endlich Nichtraucher“ von Allen Carr oder in den Videos der Allen-Carr-Kliniken. Die Grundlage aber ist klar. Das Verlangen, das ein Raucher nach einer Zigarette verspürt, ist nicht einfach „Lust auf eine Tschick“. Es ist das Verhalten eines Süchtigen, der gegen seine Entzugserscheinungen vorgeht. Wie ein Alkoholiker einen gewissen Alkoholspiegel im Blut braucht, benötigt ein Raucher einen Nikotinpegel. Und da sich Nikotin sehr schnell abbaut, verheizt der Durchschnittsraucher knapp eine Schachtel am Tag.

Durch die widersprüchliche Natur des Nikotins hat es ein Raucher aber um einiges leichter mit dem Aufhören als ein Alkoholiker. Es gibt absolut nichts zu befürchten, wenn man sich gegen das Rauchen entscheidet. Es ist nicht einmal so, dass das Rauchen mehr Nachteile als Vorteile hat. Die Tatsache ist: Das Rauchen hat keine Vorteile. Keinen einzigen. Es gibt also auch keinen Grund, es zu vermissen. Egal, was einem das Gehirn eines Süchtigen vorgaukeln will.

Tag 9: Die Freude einer Preiserhöhung

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Selten bringt mich die Nachricht, dass etwas teurer wird, zum Lächeln. Heute ist eine Ausnahme. Meine Ex-Zigarettenmarke erhöht den Preis ab kommender Woche nämlich um 20 Cent. Und es kann mir einfach egal sein. Bei jeder Preiserhöhung musste ich mich bisher ärgern (und zur Beruhigung gleich ein paar Zigaretten rauchen). Jetzt aber ist die einzige Auswirkung, dass ich mir noch mehr Geld spare.

Und trotzdem, nach knapp über einer Woche ohne Tabak würde ein Teil von mir gerne fast fünf Euro in einen Automaten werfen. Jedes Mal ist es wieder eine bewusste Entscheidung, an der Trafik vorbei zu gehen. Oder mich an der Bushaltestelle weit weg von mir unbekannten Rauchern zu stellen, von denen ich schnorren könnte.

Demoralisierend motivierend

Auch eine Arbeitskollegin kämpft mit ihrer Disziplin, sie ist mir aber bereits zwei Wochen voraus. Und hat fast einen Rückfall erlitten. Sie denkt nun über eine Akkupunktur-Behandlung nach. Anscheinend ist die Erfolgsquote über fünf Jahre bei immerhin 40 Prozent. Das ist zwar vergleichsweise hoch, aber immer noch demoralisierend niedrig. Mehr als die Hälfte schafft es selbst mit Akkupunktur nicht, langfristig aufzuhören. Im Moment ist das für mich noch nicht ganz nachvollziehbar. Es ist hart, ja. Manchmal möchte ich schreien. Trotzdem sehe ich im Moment noch kein Szenario, in dem ich am Aufhören scheitern könnte.

Meine Kollegin aber hat sich schlau gemacht. Die meisten Rückfälle passieren laut ihr nach vier Wochen, nach drei Monaten oder nach sechs Monaten. Alle diese Meilensteine habe ich noch weit vor mir. Aber ich bleibe optimistisch. Ich halte mir auch vor Augen, was diese Zeiträume für meinen Geldbeutel bedeuten. Nach sechs Monaten hätte ich schon fast 800 Euro gespart. Zumindest, wenn ich mit dem neuen Preis meiner Zigarettenmarke rechne. Und vorausgesetzt, die Steuern auf Kaugummis werden nicht erhöht.

Tag 7: With a little help from my friends

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Ich war am Wochenende betrunken. Das schreibe ich jetzt nicht, weil ich irgendwie besonders stolz darauf bin. Es ist wichtig, weil genau dies die Situation ist, vor der ich mich am meisten gefürchtet habe. Ein Bier in der Hand war für mich schon immer unmittelbar mit dem Rauchen verbunden. Nach dem ersten Schluck ließ auch der erste Zug nicht lange auf sich warten. Und je später die Stunde, desto höher auch das Rauchaufkommen.

Also sitze ich am Samstagabend da, in gemütlicher Unterländer Runde, und starre auf mein Bier. Meine Freunde gehen immer wieder kurz nach draußen und rauchen. Aber offenbar haben ihre Austritte System, denn zumindest einer von ihnen leistet mir immer Gesellschaft. Dadurch fühle ich mich zwar etwas wie ein kleines Kind, das die Aufsicht von Erwachsenen braucht, um sich nicht selbst zu verletzen. Ich weiß es aber auch zu schätzen. Vor allem, weil es mir wieder eine Erkenntnis über mich selbst verschafft.

Nur Willensstarke schaffen es alleine

Ich brauche meine Freunde für dieses Unterfangen. Andere Menschen haben vielleicht kein Problem damit, die Raucherentwöhnung komplett dank des eigenen Willens durchzuziehen. Ich aber weiß: Alleine würde ich das wohl nicht schaffen. Nicht zuletzt deshalb habe ich Wert darauf gelegt, meine Familie, Freunde und Kollegen von meinem Vorhaben wissen zu lassen. Nicht zuletzt deshalb schreibe ich auch diesen Blog.

Ich brauche die Leute, die mich unterstützen. Ich brauche die Leute, die aus Rücksicht in meiner Gegenwart weniger rauchen. Ich brauche die Leute, die mir sagen: „Mach keine Ausnahmen, so klein sie auch sein mögen!“ Und am wichtigsten: Ich brauche die Leute, auf die ich mich verlassen kann, wenn ich selbst unzuverlässig werde. Die mir Zigaretten verweigern und freigiebige Menschen zurechtweisen, die mir welche anbieten möchten. Wenn ich eben betrunken bin und meine Tabak-Gelüste nicht mehr unter Kontrolle habe. Ihr wisst, wer ihr seid. Meine erste Feuertaufe habe ich nur dank euch überstanden. Viele werden noch folgen. Aber auch diese werden gemeistert. Wie Joe Cocker sagte: „With a little help from my friends.“

Tag 4: Frischer Atem trotz Teer im Mund

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Noch nie in meinem Leben hatte ich so langanhaltend frischen Atem. Das mag an den gezählten 37 Kaugummis liegen, mit denen ich in den vergangenen drei Tagen meine Kaumuskeln trainiert habe. Der Mund braucht schließlich Beschäftigung. Ich rieche aber außerdem aus dem Mund nicht mehr wie ein jahrelang nicht gelüftetes Raucherlokal. Die Zunge ist weniger belegt, die Lunge beginnt sich langsam zu säubern.

Heilung kann ekelhaft sein

Und dieser Prozess ist so erfreulich wie erschreckend. Jahrelang habe ich die feinen Härchen in meiner Lunge mit Teer verklebt. Nun beginnen sie, sich wieder aufzurichten. Leider müssen aber die Rückstände, die sich dadurch lösen, einen Weg aus dem Körper finden.

Am frühen Morgen beginne ich stark zu husten. Und spüre danach etwas im Mund. Kein gutes Zeichen. Ich spucke das Material in ein Taschentuch. Und sehe im schneeweißen Papier die braun-schwarzen Flecken. Richtig, ich habe soeben einen Teil des Drecks hochgehustet, mit dem ich meine Lunge jahrelang von innen zugekleistert habe. Selten habe ich etwas so ekelhaftes erlebt. Und doch fasziniert es mich, wie sich der Körper auch nach dieser jahrelangen Misshandlung regeneriert.

Optimismus stellt sich ein

Nach glücklicherweise besserem Schlaf verspüre ich am heutigen Morgen auch erstmals keine wirkliche Lust auf eine Zigarette. Ich denke natürlich daran und ertappe mich immer wieder bei der Vorstellung, wie gut sich ein Glimmstängel zwischen den Fingern anfühlen würde. Ernsthaft gefährdet, zum Tabak zu greifen, bin ich aber nicht. Trotzdem will ich den Tag nicht vor dem Abend loben. Ich bin schon mehrmals davor gewarnt worden, mich vor den Gelüsten in Sicherheit zu wiegen.

Und doch ist es schwer, an diesem Tag nicht optimistischer als je zuvor zu sein. Nach dem furchtbaren dritten Tag fühle ich mich heute fast wie ein neuer Mensch, euphorisch und energisch. Das Kohlenmonoxid im Körper ist längst abgebaut, Muskeln und Gehirn werden wieder stärker mit Sauerstoff versorgt. Das sagt zumindest meine App, die mir erklärt, wann ich welche Meilensteine erreicht habe. Apps dieser Art gibt es übrigens zuhauf und jede von ihnen ist besser als keine. Und obwohl ich das anfangs nicht geglaubt hätte, der zusätzliche Sauerstoff ist spürbar. An einem einzigen Tag bekomme ich also die besten Gründe präsentiert, nicht aufzugeben. Nicht nur geht es mir besser, mein Körper führt mir auch vor Augen, was ich ihm zehn Jahre lang angetan habe. Mehr pure Motivation kann es kaum geben.

Tag 3: Es wird schlimmer, bevor es besser wird

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„Es wird schlimmer, bevor es besser wird!“: Eine der treffendsten Weisheiten der Welt kann ich jetzt leider auch auf das Nichtrauchen anwenden. Tag 2 war deutlich härter als Tag 1, Tag 3 stellt sich aber als ultimativer Test der Willensstärke heraus. Bereits beim Aufstehen ist mir klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Und dass ich bereits kurz vor 3 Uhr morgens schlaflos im Bett liege, zählt hier nur nebenbei.

Instinkt gegen Handschuh

Ich ringe mich zu einem Sehr-Früh-Stück durch. Schmecken will das Müsli aber kaum. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu meiner Terrasse. Zu den vielen köstlichen Stängeln, die ich mir dort draußen in die Lunge geheizt habe. Meine Hand öffnet instinktiv die Schublade, in der ich bisher meine Vorräte aufbewahrt hatte. Sie ist zum Glück leer, ich atme durch. Noch mal gut gegangen.

Der Weg in die Arbeit gegen 5.30 Uhr beruhigt mich wieder. Die Sehnsucht nach dem Nikotin macht sich zwar wieder bemerkbar, ich habe aber eine Geheimwaffe bei mir: meinen rechten Handschuh. Vom intensiven Gebrauch an der Zigarettenhand hat er über die Wintermonate einen deutlichen Duft aufgenommen. „Eau de kalter Aschenbecher“. Er macht mir wieder einmal deutlich, was ich jetzt hinter mir lasse.

Für ein Leiden entscheiden

Im Büro wächst die Anspannung. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Immer wieder ertappe ich mich bei einem tiefen Atemzug. Ja, ich habe soeben fantasiert, wie ich den blauen Dunst inhaliere. Auf den Nikotin-Kaugummi will ich nicht mehr ausweichen. Er hilft zwar. Nur schlägt er mir extrem auf den Magen, Bauchschmerzen und Übelkeit stellen sich schnell ein. Lieber leide ich an nervösen Zuckungen in den Beinen, die jedem Heavy-Metal-Schlagzeuger zur Ehre reichen würden. Auch, wenn sich die Nachbarin beschwert, weil der Schreibtisch wackelt wie bei einem Erdbeben der Stärke 7. Würde sich mein Mageninhalt auf dem Schreibtisch verteilen, sie würde sich wohl lauter empören.

So trügerisch einfach der erste Tag war, so schwierig ist dieser dritte. Und das ist auch gut so. Klingt komisch, ist aber so. Stellen Sie sich vor, es wäre einfach. Was würde mich davon abhalten, wieder mit dem Rauchen anzufangen? Begründet mit dem einfachen Satz: „Ich kann ja jederzeit wieder aufhören, ist doch kein Problem.“ Aber so weiß ich, was mich erwarten würde. Und, wie mir eine liebe Kollegin bestätigt, die selbst seit zwei Wochen rauchfrei ist: Es wird besser. Aber eben erst, nachdem es schlimmer geworden ist.

Tag 1: Aller Anfang ist... leicht?

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Als ich kurz nach sieben Uhr aufwache, geistert ein Gedanke durch mein noch nicht ganz funktionsfähiges Gehirn: „Welcher Teufel hat mich da geritten?“ Ja, ich war gestern Abend wachgelegen, konnte nicht einschlafen. Und wie es eben so ist, kamen mir allerlei Gedanken. Unter anderem solche an die eigene Gesundheit. Und neben dem Übergewicht ist es das Rauchen, das mich hier am stärksten beeinträchtigt. Und so, wie ich mir in schlaflosen Nächsten schon vorgenommen hatte, täglich ins Fitnesscenter zu gehen oder mich gesünder zu ernähren, fasste ich auch gestern einen Beschluss: Schluss mit dem Rauchen!

Um es elegant zu formulieren: Meine bisherigen Spätnachts-Vorsätze waren mäßig erfolgreich. Gut, ich gehe hin und wieder trainieren und esse auch weniger Süßigkeiten. Aber von meinen hehren Zielen bin ich noch weit entfernt. Und trotzdem fühlt sich heute irgendetwas anders an. Zumindest, nachdem ich knapp fünfmal innerhalb einer Stunde der Versuchung widerstanden habe, das Ganze doch auf „morgen“ zu verschieben.

Die erste Versuchung wartet nicht

Kurz nach 8 Uhr verlasse ich meine ohnehin rauchfreie Wohnung. 25 Minuten Fußweg in die Arbeit. Bisher hieß das immer: Kopfhörer rein und mindestens zwei Zigaretten rauchen. Instinktiv geht auch heute mein erster Griff nach der Haustüre an meine Umhängetasche. An die Tasche, in der normalerweise meine Zigaretten liegen. Ich zügle mich, und verstaue sicherheitshalber auch die beiden Feuerzeuge, die ich immer in meiner Hosentasche herumtrage.

Ich marschiere bis zum Supermarkt meines Vertrauens. Ein Weg, der mich auch an meinem Haus- und Hof-Trafikanten vorbeiführt. Ich gehe etwas schneller an der Tabak-Auslage vorbei und atme durch. Zum normalen Frühstückskauf kommt im Supermarkt eine Familienpackung Kaugummi dazu. Der Mund muss schließlich eine Beschäftigung haben. Aber sicherheitshalber folgt auch noch ein Abstecher in die nächste Apotheke. „Nikotin-Kaugummi, bitte.“ „Wie viel haben Sie denn geraucht?“, fragt der Apotheker. Ich erfreue mich kurz an der Vergangenheitsform, antworte dann „knapp eine Packung am Tag“. Mein pharmazeutischer Freund und Helfer empfiehlt mir die Variante mit weniger Wirkstoff, ich bezahle. „Man sollte allerdings nicht zusätzlich zu den Kaugummis rauchen“, erklärt er mir noch. Innerlich bedanke ich mich für das enorme Vertrauen, er rettet meinen Morgen aber noch mit einem einfachen „Gute Entscheidung!“

Der Druck der Mitmenschen hilft

Im Büro angekommen, liegen die ersten Herausforderungen vor mir. Zunächst muss möglichst vielen Kollegen mitgeteilt werden, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Ich brauche diesen Druck, dass Leute Erwartungen an mich haben. Darum werden auch meine Eltern schnellstmöglich informiert. Als nächstes müssen die über den Tag verteilten Rauchpausen irgendwie kompensiert werden. Kaffee mit (Nichtraucher-)Kollegen eignet sich da hervorragend. Mein Glück: Kaffee war für mich nie besonders stark mit Zigaretten verbunden. Anders sieht es da mit Alkohol aus. Dem muss ich mich glücklicherweise nicht gleich am ersten Tag stellen.

Der Nikotin-Kaugummi schmeckt ekelhaft, tut aber seine Wirkung. Der seltsam pfeffrige Beigeschmack des Nikotins im Pfefferminz lässt mich an den guten alten Obelix denken. So in etwa muss das berühmte Wildschwein in Pfefferminzsauce geschmeckt haben. „Das arme Pfefferminz“ also. Das Verlangen kann ich so zwar gut stillen, aber ich stelle mir selbst die Frage: Brauche ich die Dinger eigentlich? Zumindest für den Notfall behalte ich sie mal in der Hinterhand.

Ein Tag vorbei, noch viele vor mir

Alles in allem erwies sich der erste Tag als viel einfacher, als ich anfangs befürchtet hatte. Ob dies auch weiterhin so bleibt, bezweifle ich aber noch. Vor allem hat mir Tag 1 eines vor Augen geführt: Ein sehr großer Teil meiner Sucht ist Gewohnheit. Ich rauche, wenn ich in die Arbeit gehe. Ich rauche, wenn ich im Büro eine Pause einlege. Ich rauche, wenn ich beim Schreiben eines Artikels nicht mehr weiter weiß. Ich rauche, wenn ich auf einen Bus warte. Und ich rauche, wenn ich Alkohol trinke. Die große Herausforderung sind also, um kurzzeitig in den Fußballer-Jargon abzudriften, die Standard-Situationen. Und wie auch Sportler wissen: Um in solchen Situationen besser zu werden, braucht es Übung. Denn nur mit der Zeit entstehen neue Gewohnheiten.

Einführung: Warum ich das tue

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Es war keine große Offenbarung. Keine Schuppen, die mir von den Augen fielen und mich dazu brachten, keine Zigarette mehr anrühren zu wollen. Es gibt auch keinen Grund, warum ausgerechnet heute der Tag sein soll, an dem ich nach zehn Jahren dem Tabak abschwöre. Es hat sich eben so ergeben. Viele, viele kleine Gründe haben sich angesammelt. Aufzählen kann ich hier nur ein paar davon.

Da ist natürlich erst einmal die Gesundheit. Spätestens, seit ein enges Familienmitglied vor einem Jahr an Krebs erkrankt ist, mache ich mir über das Risiko Gedanken. Gut, die Person hatte nicht Lungenkrebs und ist inzwischen auch wieder krebsfrei. Angst hat sich aber trotzdem eingestellt. Ich habe keine Ahnung von genetischer Veranlagung, riskieren will ich aber nichts mehr.

Zweiter Grund: das Geld. Ich habe zuletzt knapp eine Schachtel Zigaretten pro Tag geraucht. Das war Durchschnitt. Manchmal auch mehr, manchmal weniger. 4,20 Euro kostet eine Schachtel meiner bevorzugten Marke. Pro Monat ergibt das eine Summe von mehr als 120 Euro. In Worten: Einhundertzwanzig! Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, wie viel Geld ich für meine Sucht ausgab. 120 Euro sind aber eindeutig zu viel.

Grund Nummer Drei: der Geruch. Ein Raucher hat einen Vorteil, den seine Umwelt nicht genießt: Er riecht sich selbst nicht. Mit der Zeit war auch ich den Rauch, der sich in der Kleidung und den Haaren festsetzt, schlicht gewöhnt. Die Nase verziehen nur noch andere Menschen. Und die sind meistens zu höflich, um etwas zu sagen. Anders sind hier Kinder. Meine fünfjährige Nichte hat kein Problem damit, mir ins Gesicht zu sagen: „Du stinkst!“

Letztlich eine Motivation

Und damit sind wir dort angekommen, woher ich den letztendlichen Ansporn für diesen Schritt nehme: Kinder. Ich habe selbst keinen Nachwuchs, bin aber stolzer Onkel von fünf Nichten und zwei Neffen. Und für diese will ich auch da sein. Bewusst gemacht hat mir das meine zehnjährige Nichte und Patentochter. Vor einiger Zeit kam sie zu mir, als ich mit einer brennenden Zigarette vor der Haustüre stand. „Wann hörst du mit dem Rauchen auf?“, fragte sie mich. Und ich hatte keine Antwort auf die Frage, hatte mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. „Weiß nicht“, sagte ich. „Bitte bald“, sagte sie. „Weil ich will nicht, dass du früh stirbst.“

Und da ist er also, der wichtigste aller Gründe. Ich habe vor, noch länger auf dieser Welt mein Unwesen zu treiben. Ich will meinen Nichten und Neffen als Onkel und vielleicht irgendwann meinen eigenen Kindern als Vater für möglichst lange Zeit erhalten bleiben. Und um meine Chancen zu erhöhen, muss ich etwas dafür tun. Neben anderen Dingen ist es das Rauchen, das weg muss. Und dieser Blog soll nicht nur dazu dienen, meine Erfahrungen zu schildern und vielleicht sogar ein bisschen zu unterhalten. Nein, er soll auch für mich eine zusätzliche Motivation sein. Ich will das durchziehen. Ich werde das durchziehen. Und heute fange ich damit an.

Wie lange dauert es bis sich der Körper vom Rauchen erholt hat?

Die Atemwege erholen sich Wenn das Rauchen noch keine dauerhaften Schäden angerichtet hat, erholt sich die Lunge innerhalb von ein bis zwei Jahren. Wie schnell es im Einzelfall geht, hängt davon ab, wie lange und intensiv jemand geraucht hat und wie stark die Lunge geschädigt wurde.

Wie lange dauert es bis der Teer aus der Lunge ist?

Drei Monate nach der letzten Zigarette Nach zwei bis drei Monaten hat sich die Lunge etwas erholt. Das bemerkt man an einem längeren Atem (im wörtlichen Sinn), etwa beim Sport. Den sollten Sie jetzt übrigens unbedingt in den Alltag integrieren!

Wann werden die meisten Raucher rückfällig?

Rückfall Statistik: Wie viele Raucher werden rückfällig? Etwa 3 - 5% der Raucher, die ohne Hilfsmittel aufgehört haben, bleiben es auch langfristig. Der Rest wird innerhalb eines Jahres früher oder später rückfällig.

Wann pendelt sich der Stoffwechsel nach Rauchstopp wieder ein?

Nach ungefähr zwei Wochen bis drei Monaten stabilisiert sich Ihr Kreislauf. Große Veränderungen zeigen sich auch in der Lunge: In den ersten Monaten nach dem Rauchstopp reinigt sie sich, die Verschleimung der Atemwege nimmt ab.