Unterschied der strand roman zum film

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Doreen Matthei (*1984)

Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte
(Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm")
Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte

- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)

- seit 2015: Blog 'Testkammer' online

448 Seiten / ab – Jahren / Goldmann / 12,90 €

Goldmann Verlag

Buchkritik: Der Roman „Der Strand“ (OT: „The Beach“) des britischen Autors Alex Garland ist nicht nur die Vorlage des bekannten Danny Boyles Film „The Beach“ (2000) mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle, sondern vor allem ein packendes, spannendes Buch, was sich weit mehr als der Film auch mit moralischen Fragen auseinandersetzt. 

Richard ist ein junger Engländer, der sich wie viele andere Rucksack-Touristen nach Thailand aufgemacht hat, um das wahre Leben kennenzulernen. Doch auch er strandet einfach nur in einer schäbigen Herberge und erlebt kaum etwas Unverbrauchtes und Neues. Als ihm eines Nachts Duffy, ein Schotte, begegnet, soll sich sein Leben für immer verändern, denn dieser gibt ihm eine Karte, welche zu einem geheimen Strand führen soll. Zusammen mit dem französischen Paar Etiénne und Françoise macht er sich auf den Weg dorthin, um so das vermeintliche Paradies zu finden, doch viele Tücken liegen vor ihnen. 

Der britische Autor und Filmemacher Alex Garland (*1970), machte sich nach drei Romanen vor allem als Drehbuchautor u.a. für die Danny-Boyle-Filme „28 Days Later“ (2002) und „Sunshine“ (2007) einen Namen. Danach setzte er aber auch erfolgreich eigene Filme wie „Ex Machina“ (2015), „Auslöschung“ (2018) und den bald in den Kinos erscheinenden „Men“ (2022) um. In seinem Debütroman „Der Strand“ entwirft er auf 448 Seiten (übersetzt von Rainer Schmidt) zunächst eine spannende Geschichte über Aussteiger:innen, die sich nach der Abgeschiedenheit und vor allem einem richtigen Abenteuer sehnen. So beginnt das Buch klassisch wie ein Abenteuerroman mitsamt einer Karte, welche zum Ziel führen soll. Dabei geht Garland nicht rasch vor, lässt seine Figuren atmen und bildet so die Charaktere viel weiter aus, als die bekannte Verfilmung, und erschafft dadurch einen Kosmos, den man im Film nur erahnen kann. Denn hier geht es vor allem um die menschlichen Abgründe, die bis in die letzte Konsequenz hinein erzählt werden. Das verschärft die Situationen immer mehr, bis es zu einem überraschenden Finale kommt. Auch spielt er mit moralischen Fragen und überlässt es den Leser:innen selbst, wie weit sie Richard auf seinem Weg begleiten wollen. Durch und durch ist Alex Garland ein sowohl spannender als auch mit den richtigen Fragen gespickter Debütroman gelungen, der aufgrund seiner guten Lesbarkeit schnell abgeschlossen ist. Unabhängig von der Verfilmung evoziert der Roman so auch Bilder im Kopf und ist eine absolute Empfehlung wert.

Fazit: „Der Strand“ ist der erste Roman des Autors und Filmemachers Alex Garland, der sich ab 2004 ausschließlich dem FIlmgeschäft verschrieb. Sein Erstling ist ein packendes Buch, das eine Abenteuergeschichte erzählt, sich aber auch mit zwischenmenschlichen Dynamiken und Moralfragen beschäftigt. Dabei bleibt die Spannung stets weit oben, die Figuren werden wunderbar eingefangen und die Geschichte konsequent zu Ende erzählt.

Bewertung: 5/5

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel über den Roman „Der Strand
  • Götz Nitsche, ‚Buchtipp: Alex Garland, “Der Strand”‘, goetznitsche.de, 2016

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Seit ein mysteriöses ‘Ereignis’ vor mehr als dreißig Jahren das Gebiet erschütterte, ist Area X von einer unsichtbaren Grenze umgeben. Niemand weiß genau, was dahinter geschieht, aber es gibt Gerüchte von einer sich verändernden und die Reste der menschlichen Zivilisation überwuchernden Natur, die ebenso makellos wie bedrohlich ist. Zuständig für das Gebiet ist eine geheime Regierungsorganisation, die sich ‘Southern Reach’ nennt und den Auftrag hat, herauszufinden, was hinter der Grenze geschieht. Dies ist der Bericht der zwölften Expedition. [© Text und Cover: Kunstmann Verlag]

Das war ja mal nichts mit dem Kinobesuch. Netflix hat den Film einfach weggekauft, außerhalb der USA und von China ist er nur über den Streamingdienst zu sehen. Ich hätte den Streifen sehr gern auf der großen Leinwand gesehen, so gab es den Filmgenuss eben zuhause. Klein ist mein Fernseher nicht gerade, und 5.1-Sound kommt auch aus den Boxen. Fehlt nur noch das Popcornknabbern der Sitznachbarn für das echte Kinofeeling.

Ich war schon sehr gespannt wie der Regisseur Alex Garland die Romanvorlage von Jeff VanderMeer umgesetzt hat. Das Buch konnte mich nämlich mit seiner mystischen und geheimnisvollen Atmosphäre sehr fesseln. Es ist ein spannendes Abenteuer, gemeinsam mit der Biologin und ihrem Team „Area X” zu erforschen. Mich hat es da voll reingezogen in das bedrohliche und verstörende aber auch faszinierende und sehr abgefahrene Biotop. Können die Teilnehmerinnen der Expedition herausfinden, was dort passiert ist? Kann ein Mensch überhaupt begreifen, was da vor sich geht? Außer Antworten auf diese elementaren Fragen sucht die Biologin auch Spuren ihres Mannes. Der war nämlich mit der vorherigen Expedition in dem Gebiet unterwegs, und sie will herausfinden, was mit ihm dort passiert ist.

Bei einer Filmumsetzung wird ja gerne die Formulierung „Basiert auf dem Roman von …” verwendet. Das passt hier sehr gut, denn die Unterschiede vom Film zum Buch sind zahlreich. Das betrifft nicht nur kleinere Dinge wie dass die Gruppe im Film aus fünf statt nur vier Frauen besteht oder dass sie dort auch ihre Namen benutzen (um zu verhindern, dass sie untereinander eine Beziehung aufbauen, wurde das im Buch untersagt). Es sind auch entscheidende Fakten: während der Leser beispielsweise rätselt, was die Ursache dieser Abnormalitäten ist, wird das im Film ziemlich früh verraten. Auch das Schicksal des Mannes der Biologin ist dort ein anderes. Und nicht zuletzt ist das Ende nicht dasselbe. Das erklärt sich aber sicherlich damit, dass die Romanvorlage der erste Teil einer Trilogie ist. Der Film soll im Gegensatz zum ersten Buch natürlich nicht offen enden.

Wer also eine Eins-zu-eins-Verfilmung erwartet, wird enttäuscht sein. Ist der Film deswegen schlecht? Ich finde nicht. Die mystisch-faszinierende und bedrohliche Atmosphäre wird gut wiedergegeben und wurde visuell ansprechend umgesetzt. Auch die starke Frauencrew hat mich überzeugen können. Wie der menschliche Verstand auf die Probe gestellt wird, wird von den Darstellerinnen um Natalie Portman mitreißend gespielt. Im Vorfeld hieß es, der Film sei zu anspruchsvoll für das Mainstream-Publikum. Auch wenn manches etwas abstrakt daherkommt, wird doch genug erklärt. Ich hatte jedenfalls keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen. Im Gegenteil: für mich hätte Alex Garland mehr Mut beweisen und mehr Unerklärliches einarbeiten und damit mehr verstören können. Ein Meisterwerk ist der Streifen für mich daher nicht, sehenswert ist er aber schon.

© 2018, Marcus Kufner

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