Kann man sich wirklich die Augen verderben?

Die Warnung dürfte fast jeder aus seiner Kindheit kennen: Setz Dich nicht zu nah vor den Fernseher, das ruiniert die Augen! Tatsache oder Trugschluss? Was meinen Sie?

Von Lea Wolz

Macht abends essen dick? Ist es schädlich, den Deckel des Joghurtbechers abzulecken? Gibt es süßes Blut? stern.de nimmt in loser Reihenfolge Alltagsmythen unter die Lupe. Zuerst lassen wir Sie, die Leser, darüber abstimmen. Auf der nächsten Seite finden Sie die Auflösung des Mythen-Checks.

27.02.2015

Lesen Sie auf der nächsten Seite, ob es tatsächlich schlecht für die Augen ist, wenn man zu nah am Fernseher sitzt.

"Sitz nicht zu nah am Fernseher, das ist schlecht für die Augen", diesen Satz dürften viele als Kind schon einmal gehört haben. Doch was ist dran an der angeblichen Gefahr? Und schädigt zu viel Fernsehen wirklich die Sehkraft?

Augenarzt Christian Ohrloff, ehemaliger Direktor der Uni-Augenklinik Frankfurt am Main und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Augenheilkunde, gibt Entwarnung: "Wer zu nah am Fernseher sitzt, ruiniert nicht seine Augen. Allerdings kann sich dadurch ein bereits bestehender Sehfehler bemerkbar machen." So könne eine bereits vorhandene Kurzsichtigkeit bei Kindern etwa der Grund sein, dass sie näher an den Fernseher rücken.

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Dasselbe ist bei Vielsehern der Fall. Auch hier können sich bestehende Sehschwächen auswirken, wenn jemand zu lange fernsieht. Die Augen müssen sich dann anstrengen und ermüden schneller. Wird der Sehfehler beim Arzt entdeckt, wird er schnell dem Fernsehkonsum zugeschrieben - auch wenn er schon zuvor vorhanden war. So erhält der Mythos Nahrung. "Aber das Fernsehen macht die Augen nicht kaputt, Sehnerv und Sinneszellen werden dadurch nicht nachhaltig geschädigt", sagt Augenexperte Ohrloff.

Gegen müde Augen hilft Abwechslung

Woher kommt dann aber der Mythos? "Als die ersten Fernseher aufkamen, wurde bereits vor den Strahlen gewarnt", sagt der Frankfurter Augenarzt. Ähnlich sei zu beobachten gewesen, als sich die ersten Computer verbreiteten. "Auch hier wurde alarmiert, dass die Augen durch die Strahlung Schaden nehmen."

Obgleich das nicht der Fall sei, sind die Ansprüche ans Sehen tatsächlich gestiegen, sagt Ohrloff: "Wer lange am Computer arbeitet oder fernsieht, schaut aus einem konstanten Abstand immer auf denselben Bereich." Das strengt die Augen an, die Muskulatur wird einseitig belastet. Der starre Blick führt auch dazu, dass die Liedschläge seltener sind als üblich. Blinzelt man zu wenig und ist die Raumluft durch die Klimaanlage oder die Heizung noch trocken, werden die Augen schnell rot und brennen.

Gegen müde Augen empfiehlt Augenarzt Ohrloff vor allem Abwechslung: "Wer am Computer arbeitet, sollte alles zwanzig Minuten mal in die Ferne sehen." Wer kann, darf auch gerne den Raum verlassen. Denn ein Blick in die Natur entspannt, Tageslicht ist zudem eine Wohltat für unsere Augen. Gegen trockene Heizungsluft hilft Stoßlüften, reicht das nicht, kann man einen Luftbefeuchter installieren oder die Augen mit zusätzlicher, künstlicher Tränenflüssigkeit versorgen. Ganz wichtig auch: "Der Bildschirm muss richtig aufgestellt sein", sagt Ohrloff. Heißt: "Vom Monitor darf durch ungünstige Beleuchtung kein Licht reflektiert werden und die Augen blenden."

Fazit:

Zu nah am Fernseher zu sitzen, ruiniert also nicht die Augen. Nicht ganz so eindeutig ist ein anderer Zusammenhang: "Es gibt Hinweise darauf, dass nahes Lesen in jungen Jahren die Kurzsichtigkeit fördert", sagt Ohrloff. Das legen etwa große epidemiologische Studien in China nahe. Mit einem besseren Zugang zu Schulen nimmt dort die Zahl der kurzsichtigen Kinder seit Jahren zu.

Welcher Mechanismus dahinter steckt, ist nicht ganz klar. Einer Theorie zufolge beeinflusst der intensive Anpassungsvorgang an das Nahsehen das Wachstum des Augapfels. Dieser wird länger, der Brennpunkt der Linse gerät so vor statt auf die Netzhaut. Alles, was man in der Ferne sieht, wird unscharf. Doch Augenarzt Ohrloff warnt vor übertriebener Sorge: "Gelegentliches nahes Lesen ist kein Drama. Erst wenn ein Kind sich immer zu nah über das Blatt beugt, sollten Eltern einschreiten."

Lesen im Dunkeln, dauerhaftes Fernsehen und lustiges Schielen – all das ist angeblich schlecht für die Augen. So wird es von einer Generation an die nächste weitergegeben. Doch was davon ist Mythos und was schadet den Augen wirklich?

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Jennifer Gruhne - Brille24 Optik-Team Jennifer Gruhne - Brille24 Optik-Team

Von unserem Optik-Team geprüft:

Co-Autor: Jennifer Gruhne

Augenoptikermeisterin und Qualified Person

Jennifer ist Augenoptikermeisterin und bei Brille24 für die Qualitätssicherung zuständig. Sie ist im Bereich der Augenoptik breit aufgestellt und hat sowohl bei Brillen als auch bei Kontaktlinsen eine starke Expertise.

Wie verdirbt man sich die Augen?

Bis heute liegen keinerlei Beweise für eine langfristige Schädigung der Augen vor. Fest steht aber: Wer bei wenig Licht liest, muss sich deutlich mehr anstrengen, um alles entziffern zu können. Die Augen ermüden schneller - das Lesen wird mühsam. Rote Augen und Kopfschmerzen können die Folgen sein.

Wie schnell werden Augen schlecht?

Meistens verändert sich die Kurzsichtigkeit nach dem 20. Lebensjahr aber kaum noch. Mit steigendem Alter können die Augen generell schlechter akkommodieren. Die Fähigkeit der Linsen, sich optimal auf Fern- und Nahsicht einzustellen, lässt schon etwa ab dem Alter von 25 Jahren nach.

Können sich Augen erholen?

Zu einer Verbesserung der Sehkraft trägt ein gesunder Lebensstil bei. Es ist wichtig, dass du nachts ausreichend schläfst und deinen Augen Zeit gibst, um zu regenerieren. Auch mit einer ausgewogenen Ernährung kannst du viel zu einer guten Sehkraft beisteuern.

Was passiert wenn man trotz Sehschwäche keine Brille trägt?

Keine Brille zu tragen ist nicht schädlich, aber anstrengend Lassen Sie die Sehhilfe nun weg, bedeutet das mehr Anstrengung für die Augen, denn diese versuchen, ein möglichst konstantes scharfes Sehen zu erreichen. Die erste Konsequenz, die sich aus dem Weglassen der Brille ergibt, ist die Verminderung der Sehschärfe.