Ist es schlimm wenn man einen kirschkern verschluckt

Ist das Verschlucken von Kirschkernen gesund oder gefährlich?

Betrachtet man die Argumente, muss man feststellen, dass die meisten Punkte der Kategorie "Ansichtssache" zuzuordnen sind. Auf der anderen Seite werden Gesundheitsfragen diskutiert und hier fällt auf, dass die Gegner des Kirschkern-Schluckens mit weitaus größerer Vehemenz gesundheitliche Argumente anführen als die Befürworter.

Das einzige Argument, das für die gesundheitsfördernde Wirkung des Kirschkern-Schluckens spricht, ist der Reinigungseffekt. Meine Großmutter hat das immer gesagt: "Tut sie nur schön schlucken, das putzt den Darm durch!" Wissenschaftliche Untersuchungen dazu sind mir nicht bekannt und ich mag das einmal bezweifeln. Ein Kirschkern ist doch keine Bürste und ein Darm kein Rohr, das durchgeputzt gehört!

Auf der anderen Seite stehen die Gegner des Kirschkern-Schluckens mit gar fürchterlichen Aussichten: Kirschkerne würden Blinddarmentzündungen hervorrufen und da sie Blausäure enthalten, könne man sich schlicht vergiften. Gehen wir diesen Argumenten auf den Grund.

Verursachen Kirschkerne eine Blinddarmentzündung?

Kirschkerne, so wird oft gesagt, können im Blinddarm stecken bleiben und dort die gefürchtete Blinddarmentzündung hervor- rufen. Das führt unweigerlich zu einer Operation. Was ist da dran? Eigentlich fast nichts: Bei einer Blinddarmentzündung entzündet sich nämlich nicht der Blinddarm an sich, sondern der Wurmfortsatz (lateinisch: Appendix) des Blinddarms. Theoretisch kann das auch einmal durch Fremdkörper geschehen, der Wurmfortsatz ist jedoch meistens nur wenige Millimeter dick. Ein Kirschkern passt da gar nicht hinein.

Australische Forscher untersuchten über 2000 Krankengeschichten von Kindern, die wegen einer akuten Blinddarmentzündung operiert worden waren. Ein Kirschstein im Wurmfortsatz wurde nur in einem von 1409 Fällen gefunden.

Kann man durch das Schlucken von Kirschkernen eine Blausäure-Vergiftung bekommen?

Kirschkerne enthalten Amygdalin, das im Körper zu Blausäure umgewandelt wird. Blausäure ist giftig: Ein bis zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht wirken tödlich. Allerdings hat der menschliche Organismus ein wirksames Entgiftungssystem für Blausäure, sonst könnte man keine Bittermandeln, keine Haferflocken, Erbsen oder Tomaten essen. Auch diese Nahrungsmittel enthalten Blausäure. 

Spuren von Blausäure kommen in fast allen Lebensmitteln vor und auch in Kirschkernen findet sich nur wenig Blausäure, beziehungsweise Amygdalin. Die Menge ist jedoch stark von der Kirsch-Sorte abhängig: User Pontius hat bei wer-weiss-was-de ausgerechnet, dass ein 80 kg schwerer Mann 1824 Schattenmorellen-Kirschkerne essen müsste, um sich tödlich zu vergiften. Allerdings müsste der gute Mann die Kirschkerne voher knacken oder sie zerbeißen, denn Kirschkerne werden bekanntlich nicht verdaut und dann wird auch die Blausäure nicht freigesetzt. Welches Gebiss hält das aus?

Darf man die Kerne jetzt also einfach runterschucken?

Tatsächlich scheint das Kirschkern-Schlucken oder Spucken mehr auf Geschmacksfragen oder auf Tradition und Familienüberlieferung zu beruhen, denn eine echte Gefahr zu sein. Expertenmeinungen verbannen die zwei Hauptgefahren − Blinddarmentzündung und Blausäurevergiftung − ins Reich der Mythen und Märchen. Als bekennende Kirschkern-Schluckerin kann ich bestätigen, dass es mir wirklich nie geschadet hätte. Wer Bauchschmerzen bekommt, wird es ohnehin bleiben lassen. Warum sollte man etwas tun, was Schmerzen hervorruft?

Dass es normalerweise harmlos ist, wenn man ein paar Kirschkerne verschuckt, gilt für gesunde Leute. Während das Internet voll mit Hilferufen der Art "Ich habe einen Kirschkern verschluckt, werde ich sterben?" ist, gibt es nur wenige Diskussionen über die Folgen verschluckter Kirschkerne bei Leuten, die vorbestehende Probleme im Magen-Darm-Trakt haben. Kirschkerne sind unverdaulich und ich kann mir vorstellen, dass es sehr schnell problematisch wird, wenn es irgendwo im Verdauungstrakt Engstellen gibt. Vielleicht noch nicht bei einem Kern, aber was passiert, wenn fünf Kerne gleichzeitig die Engstelle passieren wollen? Das stelle ich mir jetzt sehr unangenehm vor und auch gefährlich. 

Verengungen können durch Narben nach Operationen oder Entzündungen entstehen, auch mit einem Magenband würde ich keine Kirschkerne schlucken und nach einer frischen Operation ohnehin nicht. Was mir auch gefährlicher als die Blinddarment- zündung erscheint: Viele Leute haben Ausbuchtungen, sogenannte Divertikel, im Dickdarm und auch diese können sich entzünden. Diese Divertikel können durchaus so groß werden, dass ein Kirschkern hineinpasst. Auch, wenn es zu diesen Themen erstaunlich wenige wissenschaftliche Erkenntnisse gibt: Im Zweifelsfall würde ich frei nach Hausverstand einfach keine Kirschkerne schlucken.

Ob Sie die Kerne mitessen oder ausspucken: Allen wünsche ich jedenfalls viel Freude mit den köstlichen Früchten und guten Appetit!

Mitessen oder ausspucken? Stimmen Sie ab!

Was passiert wenn man Kerne schluckt?

Wird ein größerer Kern verschluckt, etwa ein Pfirsichkern, kann er in der Engstelle hängen bleiben und schlimmstenfalls einen Darmverschluss verursachen. Dann sollte man sofort zu einem Arzt gehen. Meist werden aber selbst größere Kerne ausgeschieden.

Was tun wenn Kirschkern verschluckt?

Gefährlich wäre es nur, wenn der Kirschkern statt in die Speiseröhre in die Luftröhre gelangt. Ist dies der Fall, wird der Fremdkörper in aller Regel durch einen starken Hustenreiz wieder herausbefördert. Ein Schlag auf den Rücken kann dabei unterstützen.

Wie lange dauert es bis ein Kirschkern keimt?

Wichtig zu wissen: Für die Keimung brauchen die Kerne konstante Kälte und Feuchtigkeit für einen Zeitraum von mindestens drei Monaten.

Sind Kirschkerne gefährlich für den Blinddarm?

Kirschen: giftiges Innere, doch keine Gefahr für den Blinddarm. Früher glaubte man, dass verschluckte Kerne sich im Blinddarm verfangen und eine Entzündung auslösen würden. Diese Gefahr besteht aber nicht, dafür sind die Kerne schlichtweg zu groß.