Ist e-shisha ohne nikotin schädlicher als zigaretten

Wenn Forscher die Studien-Lage zu einem Thema sichten und ihr Recherche-Ergebnis veröffentlichen, spricht man von einer Meta-Studie. Genau das hat nun ein Ärzteteam um Professor Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz getan. Sie verglichen erstmals, welche Folgen das Rauchen von Zigaretten, E-Zigaretten und Shishas auf den Körper hat und wie der Konsum das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, erhöht. Die Studie wurde am 26. Juni 2020 im Fachmagazin European Heart Journal veröffentlicht.

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Wie wirken Zigaretten, E-Zigaretten und Wasserpfeifen auf den Körper?

Um herauszufinden, welchen Einfluss die drei Rauch-Arten auf den Körper haben, untersuchten die Mediziner, wie diese auf Zellen in den Blutgefäßen (Endothel) wirkten, welche Chemikalien beim Rauchen frei wurden und welche Krankheiten durch den Konsum auftraten.

Das Ergebnis, basierend auf der aktuellen Studienlage: Verglichen mit Nichtrauchern erhöhen Zigaretten das Risiko, eine Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zu bekommen, wahrscheinlich um 704 Prozent, bei Wasserpfeifen/Shishas sehr wahrscheinlich um 218 Prozent und bei E-Zigaretten wahrscheinlich um 194 Prozent. Zigaretten und Wasserpfeifen erhöhen zudem das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken - erstere sehr wahrscheinlich um 1.210 Prozent und letztere um 122 Prozent. Bei E-Zigaretten reichte die Studienlage nicht aus, um belastbare Aussagen zu treffen.

Das Medizinerteam wertete auch aus, ob und wie stark die drei Rauch-Arten Arterien versteifen ließen. Das ist ein deutliches Alarmzeichen, Herzprobleme oder einen Schlaganfall zu entwickeln. Bei Zigarettenrauchern im Vergleich zu Nichtrauchern stieg das Risiko bei mittlerer Wahrscheinlichkeit um 10 Prozent, bei Shishas um 9 Prozent und bei E-Zigaretten um 7 Prozent.

Welche Chemikalien beim Rauchen frei werden

Der Rauch von E-Zigaretten enthält Formaldehyd und Acrolein (Acrylaldehyd) sowie Spuren von sogenannten Übergangsmetallen (Nickel, Kobalt, Chrom, Blei) und flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die alle dafür bekannt sind, die Zellen zu schädigen. Im Rauch von Zigaretten und Wasserpfeifen steckt dagegen eine deutlich komplexere Mischung aus gesundheitsschädlichen Chemikalien und anderen Substanzen. Im Fall der Shishas sind das feste Feinstaubpartikel, die beim Verbrennen des Tabaks durch Kohle entstehen. Die Substanz ist in geringeren Dosen auch in Zigaretten zu finden. Nikotin ist in allen drei Rauch-Produkten - Zigarette, E-Zigarette und Shisha - enthalten und gilt als süchtig machend.

Rauch-Art und Risikoeinschätzung für Covid-19

Die Mainzer Mediziner schließen sich der Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an und bestätigen, dass das Rauchen von Zigaretten und Wasserpfeifen die Symptome einer Covid-19-Erkrankung verschärfen kann. "Darin eingeschlossen sind: auf eine Intensivstation zu kommen, künstlich beatmet werden zu müssen und ernsthafte Gesundheitsschäden davonzutragen."

Fazit

Auf den ersten Blick wirken Zigaretten und Wasserpfeifen damit gefährlicher als E-Zigaretten. Doch auch E-Zigaretten-Raucher können sich nicht in Sicherheit wiegen. Die WHO warnt, dass es zunehmend Hinweise darauf gibt, dass auch E-Zigaretten für Nebenwirkungen in Lunge, Herz und Blutgefäßen sorgen sowie das Risiko erhöhen, schwer an Covid-19 zu erkranken.

Professor Münzel und sein Team kritisieren zudem, dass Deutschland das einzige Land in der EU ist, in dem noch auf Plakatwänden im öffentlichen Raum Werbung fürs Rauchen gemacht werden darf. Sucht-Experten weisen schon seit Jahrzehnten darauf hin, dass Werbung einen verstärkenden Einfluss auf den Genuss von Suchtmitteln hat.

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Ist e-shisha ohne nikotin schädlicher als zigaretten

Sieht aus wie Rauch. E-Ziga­retten geben aber Dampf statt Rauch ab. © Getty Images / Martina Paraninfi

Die einen preisen das Dampfen als harmlose Alternative zum Rauchen. Die anderen warnen vor unbe­kannten Gesund­heits­gefahren der E-Ziga­retten. Fakt ist: E-Ziga­retten sind zwar weniger schädlich als klassische Ziga­retten. Harmlos aber sind sie nicht: Ihr Dampf erzeugt viele Stoffe, die die Gesundheit angreifen. In den USA führten illegale, „gepanschte“ Produkte schon zu Todes­fällen. Die Stiftung Warentest fasst die aktuelle Studien­lage zusammen.

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Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Dampf­wolken statt Tabakqualm – die E-Zigarette hat sich als Alternative zur klassischen Zigarette etabliert. In Deutsch­land “dampfen“ derzeit etwa 2,45 Millionen Menschen regel­mäßig, wie der Konsum von E-Ziga­retten auch bezeichnet wird.

Nach dem Hoch kam das böse Erwachen

Anfangs hatten Dampf-Produkte hier­zulande kräftige Umsatz­zuwächse. 2019 ging der Umsatz erst­mals seit sechs Jahren zurück auf 480 Millionen Euro, teilte der Verband des E-Zigarettenhandels mit. Grund sei eine schwere Form der Lungen­erkrankung, die in den USA durch "gepanschte" E-Zigaretten hervorgerufen wurde. Sie habe der Branche geschadet, die Zahl der Nutzer sei darum rück­läufig.

Das sagt die Wissenschaft

Über eine kurze Anwendungs­dauer betrachtet ist Dampfen nach derzeitigem Forschungs­stand weniger gesund­heits­schädlich als Rauchen. Über Lang­zeit­folgen ist aber fast noch nichts bekannt. Bei Nutzern treten beispiels­weise typische Atemwegs­erkrankungen auf wie Asthma, chro­nische Bronchitis oder COPD – zwar seltener als bei Rauchern, aber häufiger als bei Nicht-Nutzern. Am häufigsten treten diese Erkrankungen auf, wenn jemand sowohl E-Ziga­retten als auch normale Ziga­retten konsumiert.

Längst nicht alle Risiken des Dampfens sind ausreichend erforscht. So stehen Geschmacks­stoffe – hier­von gibt es eine unüber­sicht­lich große Zahl – im Verdacht, bei Inhalation Entzündungen der Atemwege auslösen zu können. Ebenso ist nicht auszuschließen, dass sich durch E-Ziga­retten-Konsum leichter Blut­gerinnsel bilden oder dass das E-Ziga­retten-Aerosol entzündungs­fördernd wirkt und zu höherem oxidativen Stress führt. Auch könnten Fein­staub, Metalle und Aromen Herz-Kreis­lauf-Probleme verursachen.

So funk­tioniert eine E-Zigarette

Ist e-shisha ohne nikotin schädlicher als zigaretten

© Stiftung Warentest

E-Ziga­retten sind in diversen Ausführungen erhältlich. Manche erinnern an normale Ziga­retten, andere hingegen nicht. Sie ähneln dann etwa Kugel­schreibern, Asth­masprays, sogar Lippen­stiften oder USB-Sticks. Und es gibt Abwand­lungen wie E-Shishas, E-Pfeifen und E-Zigarren. Ihr Prinzip ist ähnlich: In aller Regel verdampft ein akku-betriebenes Heizelement eine Flüssig­keit mit oder ohne Nikotin, Liquid genannt. Nutzer ziehen den Dampf über ein Mund­stück ein (siehe Grafik). Gleich­zeitig ist bei vielen Modellen ein Schalter zu drücken, der den Verdampfungs­prozess akti­viert. Auffällig groß und breit sind E-Ziga­retten der Kategorie „Sub-Ohm“. Die Geräte besitzen einen größeren Akku, sind leistungs­fähiger und stoßen mehr Dampf aus.

Hunderte von Modellen und Aromen zur Auswahl

Ist e-shisha ohne nikotin schädlicher als zigaretten

Zerlegt. E-Ziga­retten lassen sich auseinander­schrauben. © Stiftung Warentest

Im Jahr 2003 wurde in China die erste kommerzielle elektrische Zigarette entwickelt. Sie erhielt schnell Konkurrenz. Verkauft werden E-Ziga­retten über das Internet, aber auch in Geschäften vor Ort, etwa in Supermärkten und Kiosken, an Tank­stellen sowie in spezialisierten Shops. Die Fülle an Modellen ist enorm, ebenso wie die der Liquids. Diese Flüssig­keit besteht aus den Verdampfungs­mitteln Propylenglycol und Glycerin. Nikotin wird optional zuge­mischt, ebenso Duft- und Aroma­stoffe.

Von Apfel über Käsekuchen bis Zitrone

Neben klassischem Tabak­geschmack gibt es eine Vielzahl an Aromen – von Apfel über Cognac und Käsekuchen bis zu Zitrone. Laut einer repräsentativen Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung sind 90 Prozent vormalige Raucher, die zur E-Zigarette greifen. Über­wiegend sind es Männer. Sie versuchen, umzu­steigen oder konventionelle Tabak­produkte zu reduzieren, weil sie E-Ziga­retten für weniger schädlich halten. Etwa zwei von drei konsumieren E-Ziga­retten und zusätzlich normale Ziga­retten. Oder sie sehen die E-Zigarette als Brücke zur Entwöhnung.

Rechts­grund­lage in Deutsch­land

E-Ziga­retten und Nach­füll­behälter (Liquids), die Nikotin enthalten, sind in Europa streng reguliert. In Deutsch­land unterliegen E-Ziga­retten mit Nikotin seit 2016 dem Tabak­erzeug­nisgesetz und der Tabak­erzeug­nisver­ordnung. Bestand­teile der Liquids müssen den Behörden mitgeteilt werden, Name und die Anschrift des in der EU ansässigen Herstel­lers oder Importeurs müssen im Beipack­zettel vermerkt sein.

Damit die Produkte sicher sind, gelten zahlreiche Regeln. Unter anderem darf der Nikotin­gehalt der Lösungen 20 mg pro ml nicht über­schreiten. Das Nikotin muss gleich­mäßig abge­geben werden, Inhalts­stoffe müssen eine hohe Reinheit aufweisen. Bestimmte Zusatz­stoffe sind verboten – zum Beispiel Vitamine, Carnitin, Koffein, Taurin, Aromen wie Diacetyl, Cumarin, Bittermandel, Poleyminze sowie Stoffe, die den Dampf färben. Für Liquids und Kartuschen dürfen maximale Füll­mengen nicht über­schritten werden.

Jugend­liche unter 18 Jahren dürfen in Deutsch­land seit 2016 aufgrund einer Änderung des Jugend­schutz­gesetzes weder E-Ziga­retten erwerben, noch sie in der Öffent­lich­keit verwenden. Ein Werbe­verbot für E-Ziga­retten ist erst ab 2024 geplant.

Dampfen schadet der Gesundheit

Rauchen ist erwiesenermaßen schädlich für die Gesundheit. Das enthaltene Nikotin macht süchtig. Die große Mehr­heit der Krank­heits- und Todes­fälle bei Rauchern gehen auf das Konto giftiger und krebs­er­regender Begleit­stoffe im Qualm. Für das Verdampfen der Liquids sind bei E-Ziga­retten viel geringere Temperaturen erforderlich als zum Verbrennen von Tabak beim herkömm­lichen Rauchen.

Auch Verdampfen erzeugt krebs­er­regende Stoffe

Doch auch beim Verdampfen entstehen eine Reihe bedenk­licher Inhalts­stoffe, die tief in die Lunge gelangen können. So entsteht beim Erhitzen der Liquids ein Aerosol, das aus feinen und ultra­feinen Flüssig­keits­partikeln besteht. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum kann es zahlreiche, schädliche Substanzen enthalten wie:

  • krebs­erzeugendes Form­aldehyd und Chrom
  • krebs­erzeugendes Nickel (bei Inhalation)
  • giftiges, möglicher­weise krebs­erzeugendes Blei
  • möglicher­weise krebs­erzeugendes Acetaldehyd
  • reizendes, giftiges Acrolein
  • reaktive Sauer­stoff­bindungen

Höhere Belastung als durch Tabak­rauch möglich

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Auftanken. Ein Nutzer füllt neue Flüssig­keit in den Liquidspeicher seiner E-Zigarette. © Your Photo Today

Welche Schad­stoffe sich in welcher Menge bilden, hängt von Leistung und Art der E-Zigarette ab, dem verwendetem Liquid und dem Nutzer­verhalten. In der Regel liegen die Schad­stoffe im Aerosol meist in deutlich geringeren Mengen als in Tabak­rauch vor, einzelne Substanzen können unter bestimmten Bedingungen aber ähnlich hohe Konzentrationen wie im Tabak­rauch erreichen, darunter Form­aldehyd, Blei und Chrom. Bei Nickel kann die Konzentration sogar höher ausfallen.

Geräte laufen heiß

Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung ergab, dass Form­aldehyd, Acrolein und Acetaldehyd dann verstärkt entstehen, wenn etwa zwei Drittel des Flüssigdepots aufgebraucht ist. Die Geräte laufen dann zu heiß. Bei der „direct dripping“-Methode soll die Belastung sogar höher sein als bei herkömm­lichen Ziga­retten. Dabei werden zirka vier bis sechs Tropfen des Liquids durch die Öffnung des Mund­stücks direkt auf das Heizelement getropft und vernebelt.

Dampfen plus Rauchen scheint problematisch zu sein

Beein­flusst das Dampfen die Lungenfunk­tion? Dazu gibt es bisher nur Kurz­zeit-Unter­suchungen. Sie ergaben: Bei Anwendern sind kurz­fristige negative Auswirkungen auf die Lungenfunk­tion und eine milde entzündliche Reaktion der Atemwege zu beob­achten. Ein Beob­achtungs­zeitraum von fünf bis acht Jahren zeigte: Bei E-Ziga­retten-Nutzern treten Atemwegs­erkrankungen wie COPD, chro­nische Bronchitis, Emphysem und Asthma zwar seltener auf als bei Rauchern, aber häufiger als bei Nicht-Dampfern.

Tipp: Laut einer aktuellen Studie des Center for Tobacco Control Research and Education in den USA treten bei der Kombination aus Dampfen und Rauchen Atemwegs­erkrankungen am häufigsten auf. Damit gibt es erste Hinweise, dass ein doppelter Gebrauch problematisch sein kann, insbesondere, wenn dadurch das ursprüng­liche Rauch­niveau über­schritten wird.

Lungen­erkrankungen und Todes­fälle durch „E-Joints“

In den USA haben Dampf-Produkte im Herbst 2019 viele Menschen lungenkrank gemacht, die meisten davon waren junge Nutzer. Die Krankheit bekam den Namen EVALI (e-cigarette, or vaping, product use associated lung injury). Bis Februar 2020 wurden 2 800 Personen im Kranken­haus behandelt und 68 sind verstorben. Die meisten Betroffenen hatten Dampf-Produkte mit Cannabisöl konsumiert. Mehr als Drei­viertel hatte diese über informelle Quellen bezogen, etwa über Freunde, Dealer oder das Internet.

Fataler Zusatz: Vitamin E in nikotinfreien Liquids

Der Verband eZiga­retten­handel spricht von „gepanschten, illegalen E-Joints“. Mögliche Ursache von EVALI ist laut der amerikanischen Behörde Centers for Disease Control and Prevention Vitamin-E-Acetat, eine ölige Flüssig­keit. Sie war in nikotinfreien Liquids enthalten und wurde in der Lungenflüssig­keit der Patienten nachgewiesen. Oral aufgenommen ist Vitamin-E-Acetat ein harmloser Inhalts­stoff von Multi­vitamin­tabletten. Beim Dampfen diente der Zusatz wohl dazu, die Cannabisöl-Lösung zu stre­cken – mit fatalen Folgen. Wird Vitamin-E-Acetat verdampft, scheint es eine toxische Reaktion der Lunge auszulösen, bei der die Lunge ihre respiratorische Fähig­keit verliert. In Deutsch­land sind keine Sterbefälle bekannt.

Ölige Flüssig­keiten nicht inhalieren!

Verzichten Sie darauf, Liquids selbst zusammen­zustellen. Inhalieren Sie keine öligen Flüssig­keiten und verzichten Sie auch auf Aroma­stoffe: Manche können einge­atmet akut schwere Atemwegs­erkrankungen auslösen. Auch lang­fristige Gesund­heits­schäden sind nicht auszuschließen. Meiden Sie unseriöse Bezugs­wege für Liquids. Nikotinhaltige Liquids aus der EU sind noch am sichersten, da sie dem Tabak­erzeug­nisgesetz unterliegen.

Einstiegs­droge E-Zigarette

Ist e-shisha ohne nikotin schädlicher als zigaretten

Verlockend. Oft sind E-Shishas bunt und damit attraktiv für junge Leute. © Your Photo Today

Weiterer besorgnis­erregender Trend: Kinder und Jugend­liche werden zunehmend Zielgruppe von E-Ziga­retten und können dadurch in eine Nikotinsucht geraten. Speziell auf Jugend­liche ausgerichtete Werbe­kampagnen haben in den USA zu einer starken Zunahme des Konsums geführt. So soll wohl das schrumpfende Geschäft mit herkömm­lichen Ziga­retten ausgeglichen werden.

Dampfer werden zu Rauchern

Aktuellen interna­tionalen Beob­achtungen zufolge beginnen junge Leute, die E-Ziga­retten nutzen, drei- bis viermal häufiger mit dem Rauchen als Nicht-Nutzer. Allerdings ist unklar, ob es sich hierbei um den Anteil handelt, der auch ohne E-Zigarette mit dem Rauchen begonnen hätte. Eine von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geförderte Beob­achtungs­studie bei Jugend­lichen der Klasse 10 zeigte: Junge Menschen, die zu Beob­achtungs­beginn Nicht­raucher waren, experimentierten später häufiger mit konventionellen Ziga­retten, wenn sie zuvor E-Ziga­retten konsumiert haben.

Geringere Hemm­schwelle

Produktneuheiten mit modernem Design sprechen Jugend­liche an, etwa die schlanken, unauffäl­ligen Juul Pod Mods, die in Geschmacks­richtungen wie „fruit medley“, „mango“, „cool mint“ erhältlich sind. Sie könnten ein erhöhtes Sucht­potenzial bergen, da bei ihnen hohe Nikotindosen einfach inhaliert werden können – sie haben nicht den anfäng­lich abschre­ckenden Geschmack wie Ziga­retten.

Keine E-Zigarette: Tabaker­hitzer Iqos

2016 kam der erste Tabaker­hitzer auf den deutschen Markt: ein Gerät namens Iqos des Tabak­konzerns Philip Morris. Anders als E-Ziga­retten erhitzt es echten Tabak, verbrennt ihn aber nicht. Seit April 2020 bietet Konkurrent British American Tobacco mit glo einen weiteren Tabaker­hitzer an.

Schad­stoff­arme Alternative zum Rauchen?

Laut Werbung will Iqos ebenfalls Risiken des herkömm­lichen Rauchens minimieren. Der Hersteller bewirbt es als schad­stoff­arme Alternative zum Rauchen. Laut über­wiegend anbieter­finanzierten Studien entstehen in der Folge weit weniger schädliche Stoffe als durch herkömm­liche Ziga­retten.

BfR warnt vor möglichen Gesund­heits­gefahren

Doch auch hier seien Gesund­heits­gefahren nicht auszuschließen, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Stellung­nahme. Bisherige Unter­suchungen reichten nicht aus, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Iqos einzuschätzen. Mehr zum Thema in unserer Meldung Iqos Tabakerhitzer: Nicht ohne gesundheitliche Risiken.

Taugt die E-Zigarette als Ausstiegs­hilfe für Raucher?

Ob E-Ziga­retten – wie von Rauchern erwartet – lang­fristig ein wirk­sames Hilfs­mittel gegen Nikotinsucht sind, ist nicht erwiesen. Offiziell zugelassen als Raucher-Entwöhnungs­mittel sind sie nicht. Doch es liegt nahe, dass Menschen auch auf die E-Zigarette hoffen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören wollen (Nichtraucher werden). Einige Studien haben sich dieser Frage gewidmet.

E-Zigarette senkt Ziga­retten­konsum

Eine neue kana­dische Studie (Effect of e-Cigarettes Plus Counseling vs Counseling Alone on Smoking Cessation) zeigt, dass die E-Zigarette den konventionellen Ziga­retten­konsum zumindest reduzieren und vor allem in der Anfangs­zeit deutlich senken kann. Rund 400 Personen nahmen über sechs Monate daran teil – alles lang­jährige Raucher, die ihr Laster aufgeben wollten. Sie wurden nach dem Zufalls­prinzip drei Gruppen zugeteilt: Sie bekamen

  1. eine nikotinhaltige E-Zigarette oder
  2. eine nikotinfreie E-Zigarette oder
  3. gar keine E-Zigarette, wurden also nur beraten.

Nach drei Monaten mussten die Verdampfer abge­geben werden.

Welche Gruppe kam am ehesten von der Zigarette los? Nach drei Monaten hatte das rund jeder Fünfte in Gruppe 1 erreicht, etwas weniger waren es in Gruppe 2 – aber nur weniger als jeder Zehnte in Gruppe 3, der Beratungs­gruppe, schaffte es, mit dem Rauchen aufzuhören. Nach sechs Monaten waren die Unterschiede zwischen den Gruppen statistisch nicht mehr zu unterscheiden, sie hatten sich einander angenähert.

Immerhin: Sowohl nach drei als auch nach sechs Monaten konnten mehr Teilnehmer der Gruppen 1 und 2, die Verdampfer genutzt hatten, zumindest die Zahl ihrer täglich gerauchten Ziga­retten deutlich reduzieren. Die Vergleichs­gruppe war weniger erfolg­reich. Zudem scheint – unabhängig von der Linderung von Entzugs­symptomen – ein nikotinfreier Verdampfer auch einen gewissen Ersatz bieten zu können.

Nikotin­ersatz­therapie doppelt erfolg­reich

Viele Raucher, die auf E-Ziga­retten umsteigen, kommen zwar vom Glimm­stängel los. Sie geraten dafür aber in eine Abhängig­keit von E-Ziga­retten. Das untermauert eine Studie aus Groß­britannien (E-Cigarettes Versus Nicotine-Replacement Therapy). Die rund 900 Teilnehmer wurden in zwei Gruppen geteilt: Eine versuchte mittels E-Ziga­retten das Rauchen zu beenden, die andere über eine konventionelle Nikotin­ersatz­therapie.

Nach einem Jahr waren 18 Prozent der Teilnehmer in der E-Ziga­retten-Gruppe rauch­abstinent, und nur rund 10 Prozent in der Gruppe mit Nikotin­ersatz­therapie. Allerdings schafften es in der Gruppe der E-Ziga­retten-Nutzer nur 4 von 100 Menschen, komplett abstinent von Nikotin zu werden. Bei den Personen mit Nikotin­ersatz­therapie erreichten das 8 von 100 Personen – doppelt so viele. Legt man die Sucht­freiheit als Maßstab zugrunde, schneidet also die erprobte Nikotin­ersatz­therapie besser ab.

Tipp: Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen, sind Raucher­entwöhnungs­kurse, Nikotin­ersatz­präparate oder rezept­pflichtige Medikamente besser als der Griff zur E-Zigarette. Ausführ­lich behandeln wir die genannten Methoden in unserem Special Mit dem Rauchen aufhören. Unsere Daten­bank Medikamente im Test informiert über geeignete Nikotinersatzpräparate. E-Ziga­retten können allerdings für schwere Raucher, die schon alles vergebens ausprobiert haben, eine Option sein.

Fazit: Am besten nichts (b)rauchen

Abschließend bewerten lassen sich E-Ziga­retten anhand der vorliegenden Studien noch nicht, es fehlen aussagekräftige Lang­zeit­studien. Wie schädlich sie lang­fristig sind, ist also weiterhin unklar, längst sind nicht alle Risiken erforscht. Wer gar nichts braucht – weder Kippe noch E-Kippe – lebt am gesündesten.

Dieses Special ist erst­mals am 27. Februar 2015 auf test.de erschienen. Wir haben es seitdem mehr­fach aktualisiert, zuletzt am 25. Januar 2021.

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Wie schädlich ist die E

Das gilt auch für nikotinfreie Liquids. Das häufig verwendete Verneblungsmittel Propylenglykol kann bei empfindlichen Menschen die Augen reizen und Atembeschwerden auslösen. Die langfristigen Folgen sind dabei noch nicht ausreichend untersucht. Einige der in Liquids verwendeten Aromen können Allergien auslösen.

Was ist schlimmer Zigaretten oder E Shisha ohne Nikotin?

Unter Hitze bilden sie aber Aldehyde wie Formaldehyd und Acrolein, die in höherer Konzentration giftig sind. Somit sind auch E-Zigaretten ohne Nikotin nicht ungefährlich. In Hinblick auf oxidativen Stress, Entzündungen und Endothelfunktion könnten sie sogar schädlicher sein als E-Zigaretten mit Nikotin.

Wie schädlich sind Shishas ohne Nikotin?

Tabakfreie Wasserpfeifen sind weniger gefährlich. Ohne Tabak kommen Dampfsteine, Kräutermischungen und spezielle Gele aus. Lass' dich davon beim Shisha-Rauchen aber nicht blenden: Wo Kohle oder andere Stoffe verbrannt werden, steigt die Krebsgefahr, bei der Wasserpfeife genauso wie beim herkömmlichen Rauchen.